Bruderschaft

 

[1938]

 

Teil II

 

[Das Überirdische]

 

Band 2 (§§ 433 - 955)

 

 

       433. Urusvati* weiß, dass selbst Große Tatmenschen bei jeder Verkörperung unterschiedliche Eigenschaften offenbaren. Wenn man eine ganze Reihe von Verkörperungen betrachtet, kann man sich von der Perlenkette der Aufspeicherungen überzeugen. Dabei ist besonders lehrreich, zu erkennen, wie unterschiedlich die Reihenfolgen sind. Man darf nicht annehmen, dass die Eigenschaften sich irdischem Verständnis gemäß aufspeichern und jede Verkörperung eine Fortsetzung der vorangegangenen ist – das Gesetz der Evolution ist in seinen Entwürfen sehr viel ausgedehnter. Von den überirdischen Höhen ist besser zu sehen, wie der Geist sich vervollkommnen muss. Es besteht kein Widerspruch darin, dass ein Geist neue Facetten der überirdischen Ordnung gemäß erhält.

       Doch nicht nur bei den Verkörperungen ergeben sich verschiedene Aufspeicherungen, sogar während eines einzigen irdischen Lebens kann man einen Wechsel der Bestrebungen und Wünsche beobachten. Dies kann aufgrund von Involution erfolgen, dann fällt der Mensch in Primitivität und Stumpfsinn.

      Nun jedoch spreche Ich nicht von solchen finsteren Erscheinungen, sondern möchte im Gegenteil hervorheben, wieviel ein Mensch im Verlauf eines einzigen irdischen Lebens anzusammeln vermag. Man kann unbegrenzt lernen. Der Impuls des wachsenden Bewusstseins wird eingeben, auf welch vielfältige Weise man suchen kann. Und bei einem solchen Suchen helfen Wir.

       Wir lenken die Aufmerksamkeit auf ein neues Buch. Wir inspirieren nützliche Wendungen von Gesprächen. Wir senden Gedanken über neue Entdeckungen. Wir verhüten unmerklich schädliche Irrtümer. Es bereitet Freude, Hilfe unbemerkt zu erweisen.

      Wir schätzen es, wenn die Kämpfer mutig die Schläge der Finsternis abwehren. Mögen die Menschen sich hin und wieder daran erinnern, wie sie in der Feinstofflichen Welt belehrt wurden. Wie sich ihnen lichte Wesen näherten und das Wachstum des Bewusstseins diesen Lehrern erlaubte, heranzutreten. Genau dasselbe geschieht auch im irdischen Leben.

       Der Denker vertraute manchmal seinen Schülern an, dass er zwei Leben in sich spüre: Ein lichtes und ein anderes, dunkles, doch dass das lichte sich als Führer in die Höheren Welten erweist. Das lichte Leben sei immer wach: „Ruft es, und es wird antworten!“

 

       434. Urusvati kennt den herrschenden Irrtum, dass die Kräfte des Bösen auf dem irdischen Plan mächtiger in Erscheinung treten würden als die guten Kräfte. Dieser Irrtum beruht auf einer Beobachtung nur vom irdischen Standpunkt aus. In der Tat rauben die finsteren Kräfte das Ektoplasma* und stimmen nicht mit dem Gesetz des Weltalls überein.

       Die Menschen sagen nicht selten, die finsteren Gebilde würden klarer in Erscheinung treten als die verschwommenen Gestaltungen der lichten Wesen. Doch auch diese Beurteilung ist nur vom irdischen Plan aus richtig. Die Kraft liegt nicht in der äußerlichen Deutlichkeit, sondern in der Macht der Energie, die jedoch unsichtbar ist. Dennoch sind die irdischen Beobachtungen nicht bedeutungslos.

       Die Bewohner der niederen Schichten leben tatsächlich von den irdischen Ausstrahlungen. Sie werden zur Erde hingezogen und versuchen, ihr Tun fortzusetzen, anders gesagt, Böses zu schaffen. Man braucht ihnen das Böse nicht erst beizubringen, denn sie haben es auf der Erde gelernt und setzen es intuitiv fort, weil das Gute ihnen fade zu sein scheint. Man braucht nicht zu erwarten, dass für eine böse Tat irgendwelche Hierophanten[1] des Bösen erforderlich seien. Auf der Erde ist selbst der kleinste düstere Bewohner in der Lage, genügend Böses zu vollbringen, und ihm nähern sich feinstoffliche Wesenheiten, die das ganze Ergötzen an bösem Tun kennen.

       Wenden wir uns jedoch den Lichten Kräften zu. Wir haben bereits gesagt, wie behutsam Sie die uranfängliche Energie gebrauchen und wie Sie das Gesetz des Weltalls beachten. Sie wissen, dass jede ungesetzliche Verschwendung von Energie sich auf das gesamte Weltengebäude auswirkt. Sie arbeiten für die Erhaltung des Gleichgewichts.

      Kann man diese erhabene Arbeit mit den nichtigen Angriffen des Bösen vergleichen?! Wer kann behaupten, der Planet könne auch ohne die Energie des Lichts bestehen? Wer entschließt sich, den trüben Schein böser Wesen mit dem Leuchten der höheren Sphären zu vergleichen? Vergessen wir jedoch nicht, dass die Menschen solcher Ermahnungen bedürfen.

       Der Denker rief mitunter aus: „Bürger, euer Auge ist nicht nach gewöhnlicher Art konstruiert, es ist bösem Tun zugewandt, und eure Ohren sind gespannt, etwas Böses zu hören!“

 

       435. Urusvati weiß, dass die Entzündung der Schleimhäute im Begriff ist, zu einer Geißel der Menschheit zu werden. Die vergiftete Atmosphäre greift die Gewebe an. Es ist unvorstellbar, wie vielfältig die Anzeichen dieser Krankheit des Jahrhunderts sind!

      Die Menschen versuchen, die festgestellten Symptome früheren Krankheitsarten zuzuschreiben, ohne die ganze Besonderheit dieser Epidemie zu verstehen. Oftmals tritt sie mit scheinbar harmlosen Anzeichen in Erscheinung, ohne dass die Hände des Arztes Ursache und Entwicklung der Krankheit bestimmen könnten. Daher ist es von Nutzen, dass die Ärzte den menschlichen Organismus mit allen wissenschaftlichen Methoden erforschen.

       Niemand vermag zu sagen, wann die Entzündung in eine Schädigung des Gewebes mit all ihren verschiedenartigen Folgen übergeht. Es kann sein, dass die Entzündung nachlässt und verschwindet, doch auch diesen Prozess muss man verfolgen. Man kann auf sehr einfache, nicht zersetzende Speisen verweisen, doch die Ernährung muss so gestaltet sein, dass der Organismus daraus genügend Lebenskraft erhält.

       Das Erscheinungsbild der Krankheit selbst kann äußerst verschiedenartig sein, andere Organe können direkte oder indirekte Schmerzen verursachen. Die Entzündung der Schleimhäute ist mit dem Nervensystem verbunden und kann daher reflektorische Schmerzen verursachen.

      Deshalb ist die allseitige Erforschung des gesamten Organismus so notwendig. Nicht selten kann man bemerken, dass eine bösartige Verletzung durch Schmerzen in einem entgegengesetzten Teil des Körpers erkennbar wird. Überhaupt üben die Schleimhäute bei den verschiedensten Funktionen des gesamten Organismus eine Mittlerfunktion aus, und sie nehmen als erste die Sättigung der umgebenden Atmosphäre auf. Also muss man, selbst wenn kein gefährlicher Prozess stattfindet, dennoch Aufmerksamkeit und Behutsamkeit walten lassen.

       Vergessen wir nicht, dass diese Epidemie schon vor langer Zeit vorausgesehen wurde. Wenn Wir von Harmagedon* sprachen, hatten Wir keineswegs nur Krieg im Blick, sondern sämtliche unheilvollen Folgen der Verwirrung der Menschheit. Man darf nicht in Verzagtheit verfallen, denn in einem solchen niedergeschlagenen Zustand öffnet sich der Mensch allerlei Giftigem. Es ist jedoch weise zu wissen, dass Epidemien mit Harmagedon einhergehen.

      Man darf sich nicht nur auf die bekannten Krankheitsformen begrenzen, sondern muss bereit sein für äußerst komplizierte und ungewöhnliche Symptome. Mögen die Ärzte, selbst wenn nur teilweise, die neue Krankheit anerkennen, die überall zutage getreten ist.

       Der Denker sprach: „Wird sich etwa ein derart dünkelhafter Mensch finden, der annimmt, bereits alle Erscheinungen der Natur erforscht zu haben?“

 

       436. Urusvati weiß, dass Heilungen mittels Schwingungen überaus individuell verlaufen. Bei der Vielzahl der existierenden Schwingungen ist es unmöglich, ihren Einsatz zu verordnen; notwendig ist der Weg des Experimentes auf der Grundlage dreier Hilfsmittel: Das eine ist Hellsehen, das zweite das Lebenspendel und das dritte die Führung des Patienten unter Hypnose. Nur mit diesen Hilfsmitteln ist es möglich, die erforderlichen Schwingungen herauszufinden. Die Therapie selbst kann mittels eines elektrischen Apparates durchgeführt werden; möglich ist jedoch auch, Schwingungen durch Bestreichen mit den Händen zu erzeugen.

       Ich verwende einen besonderen Apparat, den Urusvati gesehen hat, für den jedoch besondere, den Ärzten unzugängliche Bedingungen erforderlich sind. Daraus darf man aber nicht schließen, dass die Anwendung von Schwingungen unmöglich sei. Unter allen Bedingungen sind bei dem Arzt nur besondere Auffassungsgabe und Beweglichkeit gefordert. Er kann bemerken, wann es notwendig ist, einen wechselnden Strom anzuwenden, und dann muss er rasch das Ergänzende finden. Er muss auch verstehen, wann ein kühlender und wann ein sehr heißer Strom anzuwenden ist. Man darf in der Auswahl der Ströme nicht fehlgehen, anderenfalls werden unerwünschte Folgen eintreten.

       Ebenfalls muss man im Blick haben, dass es bei der Epidemie, von der wir sprachen, sehr schnell auftretende Symptome geben kann; man muss in der Lage sein, sie zu beobachten. Auch darf man bei unzureichender Erfahrung keine starken Schwingungen anwenden. Jede neue Anwendung muss man unbedingt an kleinen, ungefährlichen Erkrankungen erproben. Auch muss man erproben, welche der drei vorgenannten Hilfsmittel wir anwenden. Sie werden doch individuell angewendet und aufgenommen.

       Urusvati hat Unsere Schwingungen oftmals verspürt. Sie weiß, wie vielfältig sie sind, und auch die Zeitdauer ihrer Anwendung ist verschieden. Sie können sehr angenehm, manchmal aber auch schwer erträglich sein. Bei vollem Vertrauen können sie verstärkt werden.

       Der Denker sprach: „Vertrauen ist die sicherste Waffe. Wo aber befindet sich die Grenze des Vertrauens? Der Mensch weiß, dass Vertrauen grenzenlos ist.“

 

       437. Urusvati weiß, dass manche Unserer im voraus gegebenen Hinweise sich in wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Bereichen bereits verwirklichen. In weitem Maß erreicht Unser Gedanke die Wissenschaftler. Sie legen sich jedoch keine Rechenschaft darüber ab, weshalb sie gerade in der angegebenen Richtung zu forschen beginnen. Man darf sie nicht damit verdrießen, dass Gedanken eingeflößt werden können. Sie erkennen nicht, dass Ideen vom einen zum anderen übergehen.

      Man darf einem Menschen nichts aufdrängen, wenn er annimmt, er selbst sei der Anfang und die Vollendung. Selbst wenn ihr bemerkt, dass jemand offen eure Ideen benutzt, widersprecht ihm nicht; möge alles Nützliche auf allen Feldern wachsen.

       Nur eines kann man bedauern, nämlich wenn vereinzelte Ideen nur Splitter eines vorherbestimmten Ganzen ergeben. Doch auch in diesem Fall sagen Wir: Möge jedes Korn wachsen, das für die Menschheit von Nutzen ist. Mögen auch alle Freunde sich an die Aussaat von Ideen gewöhnen, ohne miteinander in Wettstreit zu treten und sich gegenseitig zu verletzen. Man muss sich über jede Ernte freuen.

       Wir wissen zur Genüge, dass die Ideen nicht uns gehören, sondern dass wir nur Überbringer dieser räumlichen Gaben sind. Es ist nicht möglich, sich zu erinnern, wer die Grundlage eines Gedankens gelegt hat. Selbst auf den irdischen Wegen ist eine solche Suche unmöglich. Was aber soll man dann erst über die höheren Welten sagen, die Unversiegbare Quelle der Gedanken!

       Gleichfalls können wir lernen, uns zu freuen, wenn wir erkennen, dass wir uns in einer Kette der Zusammenarbeit befinden. Es wird dort keine Niedergeschlagenheit geben, wo man die unzertrennliche Verbindung mit dem Allerhöchsten erkennt. Die Menschen können nämlich diese Verbindung aufrechterhalten und den Schauer des Guten aufnehmen.

       Mögen die Freunde sich gemeinsam mit Uns darüber freuen, dass irgendwo schon ein Zweig der Erkenntnis gedeiht. Selbst wenn der Gärtner dieses Zweiges uns nicht vertraut erscheint, wollen wir auch in ihm seine allerbeste Seite finden. So werden wir nichts fortstoßen, was ein Keim der Evolution sein kann.

       Genau das gleiche sagte der Denker: „Selbst wenn der größte Verneiner ein Wort der Wahrheit sagt, werden wir auch ihm zuhören.“

 

       438. Urusvati weiß, dass jede Unserer Weisungen einen Zugang eröffnet. Es gibt aber keine Weisung, deren Ausführung keine Arbeit erforderte. Es gibt viele Lügengeschichten über Unseren unerhörten Luxus, doch wenig wird über Arbeit gesprochen. Wenn wir uns die angespannteste menschliche Arbeit vorstellen und diese in Unbegrenztheit erweitern, werden wir die Qualität aller überirdischen Arbeit verstehen.

       Es ist der Menschheit anzuraten, die Anspannung der Arbeit zu verdreifachen. Gerade in den Tagen des Harmagedon ist ein solcher Rat äußerst lebensnotwendig. Jeder kann bei seiner Arbeit bleiben, doch möge er sie vermehren. Allein ein solches Bemühen um Anspannung und Qualität der Arbeit kann bis zu einem gewissen Grad die Verwirrung der Menschheit ausgleichen. Wer in sich die Kraft findet, sogar inmitten der Wirrnis zu arbeiten, stellt in seinem Umkreis bereits Gleichgewicht her. Dieses ist besonders unerlässlich, wenn ganze Völker dem Wahnsinn verfallen.

       Mögen die Menschen nicht über weltweite Arbeiten selbst in Zeiten des Kampfes spotten. Wir mühen Uns nicht für heute und nicht für die Erde, sondern für den harten Kampf. Glaubt jedoch nicht, dass solche Maximen bereits von allen verinnerlicht worden wären. Man kann sich davon überzeugen, wie irrig die verständlichsten Weisungen ausgelegt werden. Man muss die lebenswichtigsten Mittel anwenden, welche die Lage erleichtern können.

       Man wird fragen: „Was sollen wir tun?“ Antwortet: „Arbeiten wie niemals zuvor. Möge jeder sein bestes tun, selbst wenn es nur die alltäglichste Arbeit ist.“

       Man wird fragen: „Wäre es nicht besser, sich gedanklich zu konzentrieren?“ Doch dieser herrliche Zustand kann infolge räumlicher Ströme und Wirbel gestört werden. Überdies ist das Volk nicht in der Lage zu denken und schwankt wie Schilfrohr im Wirbelwind. Bei solchen Wirbelwinden muss man sich jedoch fest an etwas Dauerhaftes klammern, und dieses Dauerhafte wird im Bewusstsein des Volkes die Arbeit sein. Ein Lehrer muss seine Zöglinge zur Arbeit erziehen und die beste Qualität loben. Zu einer solchen Vervollkommnung wird auch Wachstum des Denkens hinzukommen.

       Der Denker liebte es, auf Wasserträgerinnen hinzuweisen. Er sprach: „Sie wissen nicht, wessen Durst sie stillen werden.“

 

       439. Urusvati weiß, wie oft es nötig ist, selbst die klarsten Unserer Weisungen zu erklären. So wurde gefragt: Darf ein Schüler die Energie des Lehrers verschlingen? Jemand fand hierin bereits einen Widerspruch zu der Weisung über das Gespräch mit dem Lehrer. Kann man aber nicht verstehen, dass das Verschlingen von Energie mit einem Gespräch nichts gemein hat? Das Gespräch schließt keine Bitte in sich ein, es erweitert nur das Bewusstsein; jede Erweiterung ist aber schon ein Anwachsen der Energie.

       Ein Gespräch verschlingt nicht nur die Energie des Lehrers nicht, sondern fördert im Gegenteil eine Stärkung der Aura, die für den Schüler segensreich ist. Doch manche können nicht verstehen, dass ein Schüler den Lehrer nicht mit Bitten belasten darf. Der Schüler weiß hinreichend, dass alles, was möglich ist, auch geschehen wird. Er versteht, in welcher Anspannung der Lehrer sich befindet, wenn Er unermüdlich Seine Energie sendet.

       Jemand nimmt an, dass ein Gespräch allein in Bitten bestehe. Vielleicht haben einzelne angenommene Gebete die Völker daran gewöhnt, von der Gottheit nur irdisches Wohl zu fordern. Dieser Irrtum erstreckt sich auch auf die gesamte Schülerschaft. Die Menschen hören auf, nach Erleuchtung zu streben, und halten den Verkehr mit dem Höchsten nur um der Vermehrung ihrer irdischen Güter willen ab.

      So muss man erklären, dass die Lehre des Lebens keine Widersprüche enthalten kann. Mögen die, die nicht verstehen, fragen und sich davon überzeugen, dass die Lehre das Leben in allen seinen Bereichen kennt. Möge man sich daran erinnern, dass der ergebene Schüler mit dem Lehrer in einem einzigen Energiestrom verkehrt.

       Der Denker wies darauf hin, wie sehr die Menschen ihre Kräfte vermehren könnten, wenn sie sich in einen einzigen Energiestrom vertieften.

 

       440. Urusvati kennt die Selbstrechtfertigung der Menschen, nach der sie wegen der irdischen Angelegenheiten keine Zeit für den Höheren Verkehr finden können. Vergleichen wir jedoch die wichtigsten irdischen Angelegenheiten mit den Funken der geringsten Erleuchtung. Betrachten wir sie aus einer Entfernung von mehreren Jahrzehnten, und wir werden finden, dass die irdischen Angelegenheiten verwischt und im Nebel versunken sind, während die Erleuchtung deutlich geblieben und sogar klar zu einer herrlichen Verwirklichung herangewachsen ist. Ein solcher Vergleich zwischen den irdischen Angelegenheiten und einer Erleuchtung kann anzeigen, wo die wahren Werte liegen.

       Wir wollen uns nicht bezaubern lassen und denken, die Menschen würden diese Werte leicht verstehen, obwohl jeder Mensch in seinem Herzen einen herrlichen Augenblick des Höheren Verkehrs bewahrt. Doch wie sehr wird sich dieses Gefühl verstärken, wenn er Freunde hat, denen er sein höheres Gefühl anvertrauen kann. Daraus kann gleichsam ein Megaphon werden, und inmitten der allgemeinen Bestrebungen wird die umgebende Atmosphäre gereinigt. So werden die Menschen verstehen, welche Angelegenheiten die besten sind. Mögen sie auch das Gleichgewicht zwischen irdischer Arbeit und den Blitzen der Erleuchtung finden.

       Es besteht kein Widerspruch zwischen den Weisungen über angespannte Arbeit und augenblickliche Erleuchtung. Jeder, der die blitzartige Erleuchtung kennt, versteht, dass sie zeitlos ist und nicht auf verstandesmäßigem Wege, sondern durch das Gefühl erlangt wird, das bei würdevoller Arbeit von hoher Qualität erblüht. Die einfache Wahrheit, dass Arbeit Gebet ist, ist den Menschen nicht immer zugänglich; deshalb kann man eine gute Tat vollbringen, indem man diese Wahrheit immer wieder bekräftigt.

       Möge ein Lehrer mehrere Handwerke beherrschen, um inmitten geistiger Übungen auch zur höchsten Qualität der Meisterschaft inspirieren zu können.

       Der Denker beharrte darauf, dass die Schüler sich irgendein Handwerk auswählten und es verstanden, darin Vervollkommnung zu finden.

 

       441. Urusvati weiß, wie notwendig es ist, jedes Unverständnis zu unterbinden. Wir haben an Pranayama* erinnert, gleichzeitig aber auch auf die natürlichen Wege des Aufstiegs hingewiesen. Liegt darin nicht ein Widerspruch? Erklären wir also: Wir lehnen Pranayama nicht ab und weisen sogar auf seine Nützlichkeit hin. In manchen Fällen wird Pranayama wie eine Medizin für den Organismus wirken.

       Wir raten jedoch immer zu einer leichten Form vom Pranayama. Für Uns ist die Atmung ein wichtiger Prozess, doch in allem wird ein natürliches Pranayama die allerbeste Lösung sein. Die Menschen sollten sich nicht nur zu bestimmten Zeiten der Reinigung des Atems widmen. Ihrer bedürfen sie im Lauf des Tages mehrfach. Daher ist es heilsam, vor der Aussprache bedeutsamer Worte einige Male frisches Prana* einzuatmen. Ein solches natürliches Pranayama entspricht der heutigen Lage der Dinge.

       Man kann sagen, dass Redner sich dieser Methode oft bedienen. Doch sie handeln selten bewusst; indessen verwandelt gerade Bewusstheit jeden Atemzug. Auf diese Weise wird der Widersprechende verstehen, dass Wir eine bestimmte Eigenschaft des Pranayama ausdrücklich bestätigen, quälende Anwendungsarten aus alter Zeit aber überprüft werden müssen.

       Desgleichen müssen auch die Ansichten über das Kastenwesen erneuert werden. Irgendwann im fernen Altertum wurden solche Beschränkungen weise vorgesehen, doch die Evolution hat inzwischen viele Umläufe vollzogen, und heute wird es weise sein, die Lebensbedingungen neu zu bewerten. Möge vorurteilsvolles Denken kein Hindernis sein.

       Der Denker lehrte, dass auf der Erde kein Zustand von Sklaverei herrschen dürfe, anderenfalls wäre die Natur des Menschen nicht göttlich.

 

       442. Urusvati weiß, dass jedes Ereignis sich als Glied einer langen Kette von Ursachen und Wirkungen erweist. Gewöhnlich wird unter dem Begriff Ereignis etwas vom irdischen Standpunkt aus Wichtiges verstanden, doch jede Alltagserscheinung unterliegt genau demselben Gesetz. Wer vermag zu entscheiden, wo sich die Entstehung großer Ereignisse vollzieht?

       Ein erweitertes Bewusstsein hilft, rückblickend die Quellen von Ereignissen festzustellen. Ein solches Gefühlswissen muss man erwerben, um den Weg der Ereignisse nicht mittels Vorurteilen, sondern mit einem raschen Gefühl zu erfassen. Es ist nicht möglich, dass die Menschen lange über die Entstehung jeder Daseinserscheinung nachdenken, doch den Lebensweg muss man erkennen. Nur eine solche Erkenntnis der Quellen verleiht auch eine natürliche Vorausschau.

       Solche Glieder einer bereits geschmiedeten Kette muss man vorherzusehen lernen. Ich spreche nicht von Hellsicht, die nur wenigen zugänglich ist, sondern habe eine natürliche Vorausschau im Blick, die sich auf nahe wie ferne Ursachen gründet. Möge man jedoch nicht denken, dass diese natürliche Vorausschau leicht zu erlangen ist. Klar leuchtet das erweiterte Bewusstsein, und diese Leuchte erlaubt es, zurück- wie vorauszuschauen. Der durchschrittene Weg ist bereits durch viele Merkmale bekannt, der zukünftige jedoch kann völlig unbekannte Umrisse aufweisen, und wie soll der Wanderer sich in ihnen zurechtfinden?

       Wir haben nicht nur einmal von dem natürlichen Gefühlswissen gesprochen; möge der Verkehr mit Uns einen solchen natürliche Fortschritt unterstützen. In einer solchen Bewegung möge auch verstanden werden, dass manche Alltagserscheinungen weitaus bedeutsamer als sogenannte Weltereignisse sind.

       Der Denker wies darauf hin, dass jeder Mensch ein Antreiber der bemerkenswertesten Ereignisse ist, doch solche Momente selten erkennt.

 

       443. Urusvati kennt nicht nur kosmische Freude, sondern auch kosmische Trauer und kosmische Unruhe. Der Kosmos lebt, und die Bekundungen seines Lebens werden sich auch in irdischen Gefühlen widerspiegeln. Man kann persönliche Erlebnisse empfinden, man kann durch irdische Erschütterungen beunruhigt werden, doch darüber hinaus sind kosmischen Empfindungen unvermeidlich. Sie stehen nicht in Bezug zum menschlichen Leben, mögen weder Erdbeben noch die übrigen Nöte des Planeten ankündigen und wirken sich dennoch auf ein feinfühliges Herz aus.

       Gewöhnlich verstehen die Menschen nicht, dass ihre uranfängliche Energie unbegrenzt ist. Mit irdischen Worten sind überirdische Erlebnisse nicht wiederzugeben, doch sie besitzen alle Eigenschaften des menschlichen Mikrokosmos. Das bedeutet, man kann auch vom Makrokosmos sagen, dass er sich freut oder traurig ist. Es ist kein Fehler, den kosmischen Gedanken als etwas Fühlendes zu verstehen. Und ein feinfühliges irdisches Herz schwingt gemeinsam mit der großen Ebbe und Flut der kosmischen Energie.

       Unzweifelhaft ist diese Energie nur eine einzige, doch ihre Erscheinungen sind derart verschiedenartig, dass der menschliche Verstand versucht, jeder ihrer Eigenschaften eine besondere Bezeichnung zu geben. Man kann sich vorstellen, wieviel Irrtümer aus solchen eigenmächtigen Auftrennungen der einen Energie entstehen.

       Es ist völlig richtig, dass einzelne Eigenschaften der Energie zufällig in Erscheinung treten. Natürlich ist diese Zufälligkeit relativ, denn im Kosmos kann es keinen Zufall geben. So kann man nicht selten den Atem des Kosmos fühlen. Die Menschen haben seit alters her den Rhythmus des Atems gesucht und dabei versucht, sich dem Großen Atem zu nähern.

       Ein Lehrer muss darlegen, dass es dreierlei Gefühle geben kann: persönliche, planetare und kosmische.

       Der Denker sah in allem Einheit und Dreiheit.

 

       444. Urusvati weiß, dass die uranfängliche Energie umso stärker in Erscheinung tritt, je bewusster sie aufgenommen wird. Dieser Umstand war die Grundlage dafür, sie als Lebensenergie oder göttliche Energie zu bezeichnen. Der Mensch kann mittels der uranfänglichen Energie handeln, wenn sie für ihn unbestreitbar ist. Die Menschen können diese Kraft fühlen, wenn sie sie lieben.

      Ein mitfühlender Arzt wird einem Kranken die von ihm am meisten begehrte Speise verordnen; genau das Gleiche geschieht, wenn für den Erfolg eines Experiments die am meisten bevorzugte Materie festgelegt wird. Selbst der einfachste Mensch fühlt in seinem Inneren, was ihm besonders nahesteht. Es lassen sich bemerkenswerte Experimente durchführen, in denen die für einen Organismus geeigneten Substanzen verglichen werden. Man kann sich davon überzeugen, dass der Mensch selbst erfühlt, was für ihn am nützlichsten ist, doch muss man alles Fremde entfernen, anderenfalls werden Trinker behaupten, dass ihnen nur Wein nützlich sei.

       Zur Erkenntnis der Neigungen eines Menschen muss man sich manchmal der Hypnose bedienen. Der Mensch wird nicht nur von für ihn nützlichen Lebensmitteln sprechen, sondern auch Mineralien, Metalle und Pflanzen nennen, derer er am meisten bedarf. Dabei tritt eine verblüffende, unwiederholbare Individualität zutage. Es wird sichtbar, dass der Mensch die unterschiedlichsten Dinge nennt, die sich auf den ersten Blick gegenseitig auszuschließen scheinen, doch bei feinsten chemischen Untersuchungen wird man sehen können, dass sich gewisse Verbindungen als nützlich erweisen.

       Überhaupt muss man das grundlegende Prinzip der Individualität erkennen, besonders in der gegenwärtigen Zeit. Die Menschen sind bestrebt, alles gleichzumachen und zu verallgemeinern, doch die Natur zeigt in jeder Erscheinung Individualität. Wenn man die Freigebigkeit dieses Grundprinzips versteht, kann man leicht über den natürlichen Fortschritt nachdenken. Man sollte in allem den Wert der Individualität anerkennen.

       Alle, die sich gegen die Bedingtheit der menschlichen Aufteilungen auflehnen, sollten gleichzeitig auch das Gesetz der Individualität anerkennen. Es gibt keine Erscheinung auf der Erde, die nicht eine prägnante Individualität aufweist. Wir haben vom Ektoplasma gesprochen, das jedem Menschen eigen ist, doch jedes Auftreten von Ektoplasma wird individueller Natur sein. Dasselbe lässt sich auch von der Absonderung des feinstofflichen Körpers sagen. Alle existierenden, gewaltsamen Verfahren werden eher hinderlich sein, da gewöhnlich keine Vorschrift die Individualität beachtet. Umso mehr schätzen Wir es, wenn der Mensch auf individuelle Weise an einen Gegenstand herantritt.

       Der Denker sprach: „Jeder Mensch hat seinen eigenen, unvergleichlichen Weg.“

 

       445. Urusvati kennt die Unbegrenztheit aller gedanklichen Manifestationen, dazu zählt auch der freie Wille. Die Menschen können den freien Willen sogar kosmischen Erscheinungen entgegensetzen. Es darf nicht erstaunen, wenn sogar ein Gesetz durch Anstrengungen des freien Willens ins Wanken gebracht wird, daher rührt die Vielzahl karmischen Unglücks. Die Menschen rufen stärkste Erschütterungen hervor, statt dem kosmischen Weg zu folgen. Man darf nicht annehmen, dass die Hartnäckigkeit des freien Willens die Harmonie des Kosmos nicht berühren würde. Sie verletzt nicht nur, sondern ertönt verstärkt in allen Sphären.

       Die Weisen des Altertums versuchten, den Menschen mit Erzählungen über Helden ins Gewissen zu reden, die mit fernen Welten zu sprechen vermochten, doch von den Erzählungen sind nur Märchen geblieben. Auch zur heutigen Zeit, die als das energetische Zeitalter bezeichnet wird, messen die Menschen der Macht des Gedankens wie früher keine Bedeutung bei. Es ist erfreulich, wenn man an den Universitäten beginnt, an der Gedankenübertragung zu arbeiten, doch leider laufen diese Forschungen auf einige mechanische Verfahren hinaus; diese können der Menschheit aber keine Aufklärung über die Bedeutung des Gedankens als einer äußerst feinstofflichen Energie vermitteln.

       Die Erkenntnis des Gedankens muss auch zur Disziplin des freien Willens führen. Man muss verstehen, dass die ganzen planetarischen Ereignisse von der Raserei des ungezügelten freien Willens abhängen. Jetzt durchlebt die Erde das Harmagedon, doch auch in dieser Katastrophe ist der freie Wille von Bedeutung. Nichtirdische Kräfte können ohne langandauernde Mitwirkung der Menschheit eine solche Katastrophe nicht herbeiführen.

       Ich bitte, der Epidemie des psychischen Wahnsinns Aufmerksamkeit zu schenken. Man darf das Geschehen nicht einzelnen Personen zuschreiben, sondern muss erkennen, dass es die Völker sind, welche die weltweiten Erschütterungen fördern. Man sollte nicht annehmen, dass die Ereignisse von selbst entstehen und wieder vergingen. Vielleicht geht heute die vor etwa zweitausend Jahren ausgestreute Saat auf – so sorgfältig bewahrt der Raum die Manifestation des Gedankens auf.

       Der Denker wies darauf hin, dass die Menschen ihre Umstände verstehen könnten, wenn sie in die uralten Archive schauen würden.

 

       446. Urusvati weiß, dass der freie Wille sogar in der Feinstofflichen Welt in Erscheinung tritt. Nur in den höheren Sphären befindet er sich in Harmonie mit den höheren Formen der psychischen Energie – so ergibt sich wahre Zusammenarbeit. In den niederen und mittleren Sphären hingegen ist häufig ein Zweikampf wahrnehmbar; die dort Lebenden wollen die Zweckmäßigkeit der Daseinsgesetze nicht anerkennen.

      Besonders beklagenswert anzusehen ist, wie solche Bewohner einer Verkörperung zu entgehen versuchen. Sie wissen genau, dass sie bei ihrer karmischen Last in der Feinstofflichen Welt keine weiteren Fortschritte machen können; dennoch ziehen sie sogar eine gewisse Verwirrung vor, nur um keinen neuen Erdenweg auf sich nehmen zu müssen.

       Wir nennen ihren Zustand Verwirrung, er könnte aber auch als Qual bezeichnet werden. Niemand quält sie, doch selbst in den niederen Schichten ist die Unmöglichkeit weiteren Fortschritts spürbar. Ein solcher Widerstand des freien Willens beweist, dass während des irdischen Weges das Bewusstseins nicht erweitert wurde und keine Neigung bestand, den Kosmos zu verstehen. Überdies gab es natürlich keine Liebe zur Hierarchie. Diesen Umstand muss man gut verstehen. Die Menschen sprechen viel von Liebe und Ergebenheit, ohne ihnen aber Ausdruck zu verleihen.

       Die Menschen sprechen oft vom Lehrer, wenden jedoch keine Mühe auf, um eine feste Verbindung zu knüpfen. Wir sagen nicht, dass die Menschen dem Lehrer zur Last fallen sollen. Im Gegenteil raten Wir zu weitgehend selbständiger Tätigkeit, doch muss im Inneren des Herzens die Ampel[2] der Liebe glimmen. Erst dann wird sich auch das antwortende Feuer entzünden. Erklärt es, wie ihr wollt, und sei es als elektrischen Strom, doch der Strom wahrer Liebe wird eine feste Leitung sein. Auch echtes Vertrauen erwächst nur aus Liebe.

       Der Denker glaubte fest daran, dass die Liebe eine göttliche Gabe sei.

 

       447. Urusvati weiß, dass für den Höheren Verkehr Ruhe notwendig ist. Für einige Erscheinungen ist es erforderlich, Wasser in starke Bewegung zu versetzen, doch wenn jemand die Tiefe eines Brunnens erforschen will, muss die Wasseroberfläche ruhig und das Wasser selbst sauber sein.

       Oft verstehen die Menschen nicht, welche Art von Ruhe inmitten der Wirren der Welt möglich sein soll. Doch Wir haben die Ruhe des Bewusstseins im Sinn, die, wenn man sie erst erreicht hat, nicht mehr gestört werden kann. Der Mensch kann durch die äußeren Zentren in Unruhe versetzt werden, er kann sich in Worten empören, doch sein Bewusstsein bleibt klar.

      Es ist nicht leicht, diesen Zustand zu erlangen, und er wird sich nicht durch mechanische Methoden einstellen. Die äußere Flamme kann man mit Rhythmen unterdrücken, doch Unerschütterlichkeit des Bewusstseins erwächst aus der Verbindung mit dem Höchsten.

       Man muss jeden Funken des Bewusstseins hüten, um ihn herum toben Wirbel der Raserei. Es treten solche Verführer auf, wie die Menschen sie sich gar nicht vorstellen können. Sie ertragen keine Klarheit des Bewusstseins. Für sie ist jedes erweiterte Bewusstsein ein Hindernis auf ihrem dunklen Weg. Soll man jedoch bedauern, dass ein erweitertes Bewusstsein zur Zielscheibe für finsteren Wesen wird? Im Gegenteil, man kann sich nur darüber freuen, dass die Wesen der Dunkelheit über ein klares Bewusstsein stolpern.

       Wer einmal die Ruhe eines erweiterten Bewusstseins erfahren hat, kann sich die kosmischen Stürme vorstellen, die aber das Weltengebäude nicht zu zerstören vermögen. Mögen diese Worte an Unsere Ruhe erinnern, die auf langer Erfahrung gründet; dabei ist auch Zusammenarbeit von entscheidender Bedeutung. Sie stärkt jeden Fortschritt.

       Hört ihr: Ich spreche von Zusammenarbeit! Jede Verletzung der Zusammenarbeit dient der Finsternis. Hört ihr: Jeder Dienst an der Finsternis bedeutet Zerstörung! So denkt an Unsere Türme, wo der Herd der Zusammenarbeit brennt.

       Der Denker sprach: „Jeder Mensch ist von Zusammenarbeit umgeben.“

 

       448. Urusvati weiß, dass der Turm Tschung ein Mittelpunkt der drei Welten ist. Eine solche Einheit ist möglich, weil sich einige Lehrer im irdischen Körper befinden, das feinstoffliche Wesen jedoch abtrennen können; andere halten sich im feinstofflichen Körper auf, können sich aber leicht der grobstofflichen Welt nähern.

      Man kann verstehen, wie notwendig es ist, die Harmonie der Schwingungen zu beachten, damit eine solche Einheit zustande kommen kann. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie notwendig es ist, die gesamte umgebende Atmosphäre zu bewahren, damit nichts Fremdes die Verwirrung der Ströme verstärken kann.

       Die Menschen streben danach, Unsere Türme zu finden, sie verstehen aber nicht, dass ihr Eindringen eine Katastrophe auslösen kann. Man muss unter den gewöhnlichen irdischen Bedingungen Einheit bewahren, um Unserer Einheit wenigstens annähernd nahezukommen. Mögen die Menschen sich in dem Wissen freuen, dass irgendwo eine Art Leiter der Welten existiert. Schon dieses Bewusstsein wird eine Brücke zum Fortschritt sein.

       Ein unfähiger Prediger könnte dazu raten, die höhere Einheit außer acht zu lassen. Eine solche Botschaft wird aber für die irdische Ebene nicht nützlich sein. Jede Begrenzung ist wie eine verschlossene Tür und wie der Entzug frischer Luft. Sogar im dürftigsten Alltagsleben träumen die Menschen von einer Erweiterung ihrer Möglichkeiten, doch können sie leben, ohne die Augen zu den Sternen erhoben und ohne ein einziges Mal über die Unbegrenztheit nachgedacht zu haben?

      Mag der unfähige Prediger die Vorzüge höherer Errungenschaften für sich allein in Anspruch nehmen; es wird jedoch der Tag kommen, da man ihn fragen wird, mit welchem Recht er seine Nächsten des Traumes vom Allerschönsten beraubt hat.

      Wenn die Menschen schon von den Feinstofflichen Welten wissen, werden sie unausweichlich über höhere Grenzen nachdenken. Niemand kann die Menschen dessen berauben, was sie bereits vorausfühlen. Es ist nicht klug zu versuchen, die Tür zu schließen, wenn der Schlüssel zu ihr sich schon in den Händen des Gastes befindet.

       Der Denker wies darauf hin, dass der Mensch die göttliche Welt erkennen muss.

 

       449. Urusvati kennt einige Apparate, die Wir zur Konzentration auszusendender Ströme verwenden. Überhaupt kann man Apparate überall anwenden, wo sie helfen können, die psychische Energie* zu bewahren. Man kann auch ohne Unterstützung vorgehen, doch sollte überall das Prinzip der Wirtschaftlichkeit beachtet werden. Überdies gibt es derart angespannte Momente, in denen es unerlässlich ist, sehr rasch einen anderen Energiestrom entgegenzustellen. Die Menschen spüren mitunter solche Anspannungen, können aber nur selten erkennen, woher die Hauptwellen kommen.

       Wir weisen immer wieder auf Einigkeit als Grundlage der Zusammenarbeit hin, doch manchmal könnt ihr bemerken, dass Wir besonders auf Einigkeit bestehen, wofür es viele Gründe gibt. So kann es sein, dass Uneinigkeit droht; doch kein geringerer Grund liegt darin, dass eine bewusst vereinte Energie erforderlich ist. Wenn eine Spinne angreift, ist Aufmerksamkeit nötig. Ein schlauer Skorpion erfordert vereinigte Anstrengungen.

       Oft verlieren die Menschen das Gleichgewicht, wenn sie von einer Gefahr hören. Indem sie eine einzige Gefahr fürchten, rufen sie selbst zehn andere hervor. Mit einiger Erfahrung werden sie jedoch verstehen, dass Gefahr vor allem Gleichgewicht erfordert.

      Wenn man Wanderer vor Gefahren warnt, verhalten sich nur wenige vernünftig. Ein ängstlicher Wanderer wird alle möglichen Gefahren aufzählen und sich selbst noch nie dagewesene Schwierigkeiten suggerieren. Ein echter Kämpfer jedoch sammelt all seine Kräfte, um alle möglichen Hindernisse zu überwinden. Er weiß, dass Gefahr von unten, von oben und von allen Seiten kommen kann, doch das ängstigt ihn nicht. Im Gegenteil, die Anspannung aller Kräfte erfüllt ihn mit Freude.

       Ein erhabenes Gefühl ist die Freude der Bereitschaft! Dieses strahlende Gefühl ist unbegrenzt, erleuchtet die ganze Aura und vermehrt die körperlichen Kräfte. Stark ist die Mutter, die ihr Kind rettet. Ebenso stark ist derjenige, der bereit ist, alle Hindernisse zu überwinden. Zu einer solchen vollen Bereitschaft ist die Vereinigung bestimmter Energien erforderlich. Auch über solche außerordentlichen Vereinigungen sprechen Wir, doch die Menschen lieben Hinweise auf außergewöhnliche Gefahren nicht. Möge das Gefühl voller Bereitschaft von den ersten Jahren an anerzogen werden; es wird den Sieg über die Selbstsucht bedeuten.

       Der Denker unternahm lange Reisen mit Seinen Schülern. Er fragte sie, ob sie die beste Waffe mitgenommen hätten. Unschlüssig, was Er meine, fragten sie: „Welche Waffe?“ Er aber antwortete: „Die für eine Reise geeignetste: volle Bereitschaft.“

 

       450. Urusvati weiß, dass alte Sprichwörter oft als wissenschaftliche Aussagen gegeben wurden. Erst mit der Zeit verloren sie die innere Bedeutung und wurden als äußerliche, kurze Formeln wiederholt. So heißt es zum Beispiel: „Der Schlaf ist dem Tod ähnlich“, und niemand denkt daran, dass sich darin eine große Wahrheit verbirgt. Der sogenannte Tod führt den Menschen nämlich in die Feinstoffliche Welt, doch auch jeder Schlaf stellt eine Berührung mit ihr dar.

       Man kann viele Stadien eines solchen Zustandes nennen, doch in jedem von ihnen schließt der Mensch sich an die Feinstoffliche Welt an. Einige senden ihren feinstofflichen Körper auf weite Reisen, während andere die Bereiche der Feinstofflichen Welt nur leicht berühren.

      Die Ärzte bemerken richtig, dass Schlaf Erholung bedeutet. Der Schüler sollte wissen, dass jeder Anschluss an die Feinstoffliche Welt schon Erholung für den physischen Körper darstellt. Auf diese Weise haben die Ärzte Recht, wenn sie die äußere Bedeutung des Schlafes bestimmen. Doch dieser äußere erklärt nicht den inneren, weitaus wichtigeren Sinn. Mögen die Menschen sich merken, dass jeder Schlaf sie an die Feinstoffliche Welt anschließt, jene Welt, an die sie nicht glauben wollen.

       Offenkundige physische Manifestationen werden für Gaunerstücke von Medien gehalten, doch wollen Wir jetzt nicht auf Phänomene verweisen, sondern auf einen natürlichen, jedem Menschen vertrauten Zustand. Wenn die Menschen den Gedanken von der Bestimmung des Schlafes annehmen, werden sie viele Einzelheiten bemerken.

       In ihren Überlegungen über die Bedeutung des Schlafes verfallen manche solchen Irrtümern, dass sie annehmen, Schlaf könne unnötig sein. Bei einigen Krankheiten schwindet der Schlaf, doch ist ein solcher Zustand qualvoll und schädlich. Richtig ist, dass der Schlaf auf den Höhen bedeutend verkürzt, aber nicht ganz aufgegeben wird.

       Die Menschen sollten verstehen, dass bei Besuchen in der Feinstofflichen Welt Begegnungen mit den feinstofflichen Körpern von noch lebenden Personen stattfinden können. Oft denken die Menschen, geträumt zu haben, doch in Wirklichkeit trafen sie mit den feinstofflichen Körpern Lebender zusammen. Dabei kann man feststellen, dass diese Begegnungen bereits unter dem Zeichen eines Verständnisses für die Bedingungen in der Feinstofflichen Welt vor sich gehen.

      So können höchst unbeherrschte Menschen sich dort in einem Meinungsaustausch als vernünftig und äußerst angenehm erweisen. Im irdischen Leben werden sie niemals zugestehen, ein solches weitgefasstes Urteilsvermögen zu besitzen. Sie bewahren bestenfalls kleine Splitter der Begegnungen in ihrem Gedächtnis, nehmen jedoch in ihrem Wesen ein neues Verständnis der Dinge mit. Solche aus der Feinstofflichen Welt mitgenommenen Lektionen bringen in verschiedenen Lebenssituationen großen Nutzen.

       Solche Erwerbungen könnten jedoch bedeutend verstärkt werden, wenn die Menschen sich beim Schlafengehen bewusst machen würden, dass sie die große Feinstoffliche Welt berühren werden. Mögen die Menschen wenigstens äußerlich diesen alltäglichen Anschluss erkennen, dann würde die Feinstoffliche Welt sich zu nähern beginnen.

      Nicht selten wundert sich ein Mensch, im Schlaf Lebende wie Verstorbene gesehen zu haben, doch liegt darin nichts Verblüffendes, denn der feinstoffliche Körper kann, unabhängig von Zeit und Raum, auf die andere Ebene vordringen. So raten Wir, den Schlaf in eine auserlesene Reise in höhere Gebiete zu verwandeln, wobei man jedoch seiner feinstofflichen Energie keinen Zwang antun darf. Der Mensch bewahrt die in der Feinstofflichen Welt angetroffenen Erscheinungen nur selten im Gedächtnis. Auch wenn der beschriebene Zustand auf natürliche Weise verläuft, denkt trotzdem daran, dass ihr während des Schlafes die Feinstoffliche Welt berührt.

       Der Denker sprach: „Es ist uns gegeben, in jeder Nacht herrliche Wege zu gehen.“

 

       451. Urusvati weiß, dass die Menschen verschiedene mechanische Maßnahmen zur Bewahrung des Gedächtnisses ergreifen. Sie haben dazu eine besondere Wissenschaft erfunden: die Mnemonik[3]. Sie haben das Gedächtnis in viele verschiedene Arten eingeteilt und schlagen vor, viel auswendig zu lernen, um die Stärke der Gehirnmuskeln zu entwickeln. Doch sie vergessen das Wichtigste, das das Bewusstsein des Menschen verwandelt:

      Sie vergessen, dass die unablässige Erinnerung an das Allerliebste sich als das sicherste Mittel erweist. Es besteht keine Notwendigkeit, dass unbedeutende Fakten das Bewusstsein belasten; vor allem nötig ist, das Allerwichtigste im Gedächtnis zu bewahren, das der Mensch sich als führenden Begriff erwählt hat.

       Wenn der Mensch lernt, beständig an sein Endziel zu denken, wird er auch die beste Art von Gedächtnis erlangen, das Wir synthetisch nennen. Eine solche Konzentration verfeinert und schärft auch die Nervenzentren.

       Dieser Rat scheint sehr einfach zu sein, man braucht sich also nur zu konzentrieren; man muss allerdings vor allem imstande sein auszuwählen, auf wen oder was man sich konzentrieren will.

      Man kann Unsere Schwester nennen, die unerschütterlich das Gedenken an das Allerliebste in sich trägt; das bedeutet, dass eine solche Errungenschaft auch inmitten der irdischen Wirren möglich ist. Mögen die Menschen daran denken, dass ein sicherer Anker das Schiff selbst im Sturm zu retten vermag. Niemand zwingt zu solcher Konzentration, die menschliche Natur selbst lenkt zu dem zuverlässigsten Mittel.

       Der Denker dachte unablässig an die von Ihm erwählte Muse[4]. Er verbarg es nicht, dass Er in Tagen der Erschütterung dank Jener feststand, die Ihm Stütze war.

 

       452. Urusvati weiß, dass jeder Herantretende viele Bewohner der Feinstofflichen Welt mit sich führt; dies ist keine Besessenheit*, sondern nur der Gleichklang der Auren. Natürlich drängen Bewohner der Feinstofflichen Welt sich ohnehin schon um uns herum, doch jedes Herantreten eines anderen zieht auch sein ganzes Gefolge mit heran. Es ist nicht wünschenswert, dass diese neuen Gäste beginnen, sich mit den gewöhnlichen Bewohnern zu streiten; vielmehr ist es besonders segensreich, wenn alles in einen übereinstimmenden Chor zusammenfließt. Jede solche Verstärkung zieht sogleich auch hohe Besucher an.

       Wir wollen das Gesagte nicht als ein neues Märchen auffassen, sondern lieber Unser wissenschaftliches Verständnis auf diese unbezweifelbaren Fakten anwenden. Möge der Beweis vom Gegenteil her erfolgen: Es wird doch niemand beweisen können, dass alle Angaben über die Feinstoffliche Welt unmöglich seien. Möge man neue Beweise suchen, bevor man all das im Verlauf von Jahrtausenden angesammelte Wissen umstürzt.

       Wir erwarten keinen blinden Glauben und nehmen daher die Herausforderung beliebiger Verneiner bereitwillig an, doch bitten Wir sie, wissenschaftlich vorzugehen. Ohne wissenschaftliche Beweise unbegründet zu verneinen ist unmöglich. Mögen die Verneiner lernen, solche Tatsachen beizubringen, welche die Unmöglichkeit Unserer Informationen über die Feinstoffliche Welt aufzeigen. Möge dieser Disput jedoch nicht an den Streit über die Bewohnbarkeit der fernen Welten erinnern.

       Es ist nicht überzeugend, wenn die Widersprechenden sagen, dass nach ihrer Meinung allein die Erde bewohnt sei. Niemand wird sich mit derart platten Behauptungen begnügen. Im Gegenteil kann jeder, der die Bewohntheit oder Erfülltheit des Raumes annimmt, zur Unterstützung physikalische Gesetze anführen. Es erfordert nicht viel Arbeit, die Anwesenheit von Mikroorganismen zu beweisen, und von ihnen lässt sich ein Faden zum Makrokosmos ziehen.

      Glaubt nicht, ein solcher Vergleich sei primitiv; überlegt zuvor, wie viele Menschen noch nie durch ein Mikroskop oder Teleskop geblickt haben. Lasst uns dies nicht armen Landbewohnern vorwerfen, berücksichtigen wir lieber die Auserwählten der Völker. Man kann sich nur wundern, wieviel Unwissenheit sich in den städtischen Türmen und auf den Märkten findet. Diese Menschenansammlungen sind als Pflanzstätten der Unwissenheit zu bezeichnen. Man soll lieber ein Gespräch mit einem Landbewohner führen und an dem verderblichen, unwissenden Urteil der Städter vorübergehen. So mögen die Verneiner wissenschaftliche Beweise sammeln.

       Der Denker schlug den Mitbürgern vor, für jede Entscheidung eine wissenschaftliche Grundlage zu finden.

 

       453. Urusvati weiß, dass die Menschen ständig ganzheitliche, unteilbare Begriffe aufspalten; eine solche Gewaltanwendung zeugt von Unwissenheit. Der Begriff der Evolution wird in einen materialistischen und einen idealistischen Teil zerlegt; doch darf man den erhabenen Begriff der Evolution derart entstellen und ihn so seiner Anwendbarkeit auf das Leben berauben?

       Hört ihr Unser Bedauern, wenn die Einheit verletzt wird? Mag sich ein Arzt den Menschen auch nur aus Muskeln oder nur aus Nerven bestehend vorstellen – existieren kann ein solcher Organismus nicht. Kann man sich also die Evolution nur als materialistisch oder nur als idealistisch vorstellen? Weder das eine noch das andere wäre lebensfähig. Allein die volle Evolution sämtlicher Begriffe vermag das Leben zu verwandeln.

      Wir nennen das nicht Synthese, denn Synthese setzt die Verbindung einiger Teile voraus; im Fall der Evolution gibt es aber keine mechanische Verbindung – Muskeln und Nerven der Evolution stellen einen einzigen Organismus dar. Es ist widernatürlich sich vorzustellen, ein Organismus könne um einen seiner bewegenden Teile beraubt leben.

      Daher kann man in der Geschichte der Menschheit verfolgen, dass sogar die Blütezeiten von Staaten und Völkern nicht von langer Dauer waren. Solange die Harmonie aller Grundlagen der Evolution nicht gefunden wird, wird die Menschheit hinken.

       Lasst uns auch prüfen, ob die Begriffe des Materialismus und des Idealismus richtig verstanden werden. Wir finden, dass beide falsch ausgelegt werden. Wenn die Menschen wissen, dass Materie auch Geist und jeder Zustand beider nur die Offenbarung ein und derselben uranfänglichen Energie ist, so wird jeder Versuch einer Aufspaltung dieser Einheit nur eine Verstümmelung sein. In den Händen Unwissender erscheint die Materie als ein bedingter Begriff. Auf dieselbe Weise ist auch der Begriff des Idealismus in den Händen von Toren ein nichtssagendes Banner.

       Möge die große Evolution nicht geschmälert werden; möge man alle Wissenschaften herbeirufen, um zu begründeten Urteilen zu gelangen. Nur bei Anwendung wissenschaftlicher Methoden werden die Menschen die Bedeutung der Evolution anerkennen.

       Der Denker sprach: „Bürger, warum habt ihr ein Bein hochgebunden? Für einen langen Weg taugt ihr so nicht.“

 

       454. Urusvati weiß, dass jede menschliche Handlung zum Bösen gewendet werden kann. Wenn die Ärzte des Altertums eine Heilung ausführten, fügten sie hinzu: „Möge dieses Gute nicht in Böses verkehrt werden.“ So lassen sich viele Beispiele dafür anführen, wie aus besten Absichten Elend entstand. So kann ein Bauer, dem befohlen wurde, nur an seine Bewaffnung zu denken, nicht hinreichend an seinen Acker und die Aussaat denken.

      Der Lehrer muss erläutern, dass auch das Gute viele Stufen hat. Ein Mensch strebt nicht zum Guten, wenn er mit seinem Handeln Böses erzeugen kann. Was aber tun, um auch vergleichsweise geringfügig Böses zu vermeiden? Erneut kommen wir zum Gefühlswissen.

       Wir wissen, dass die Finsteren das beste Vorhaben bis zu einem gewissen Grad entstellen können. Wir sind darüber nicht betrübt, dass irgendwo das von uns vollbrachte Gute entstellt wird. Wir wägen ab, wann das Gute die beste Ernte einbringen wird, und weinen nicht, wenn es irgendwo entstellt wird. Nur in der Angemessenheit* kann man die Rechtfertigung für eine Handlung finden.

       Vergessen wir nicht, dass die Finsternis selbst das hellste Feuer zu verdecken vermag, doch geht die Sonne nur deshalb unter, um wieder aufzugehen. So vermittelt jede kosmische Erscheinung einen Begriff von der menschlichen Arbeit. Man darf nicht meinen, dass das Ende naht, denn es gibt kein Ende; Freude erwächst aus der Unbegrenztheit.

       Der Denker tröstete die Schüler damit, dass Freude unbegrenzt ist.

 

       455. Urusvati weiß, wie viele Missverständnisse um den Begriff „augenblickliche Erleuchtung“ herum entstanden sind. Die Menschen bilden sich oft ein, bereits erleuchtet worden zu sein, wenn sie eine vorübergehende Begeisterung empfunden haben. Man kann sich auch eine augenblickliche Erleuchtung vorstellen, doch wird sie auf langwierige innere Arbeit gegründet sein. Diese Arbeit kann als Erbe der Vergangenheit sogar unbewusst sein, und dennoch geht sie vor sich und ermöglicht erst die Erleuchtung.

       Unter Erleuchtung ist kein zufälliges Aufflammen zu verstehen, sondern eine ganze Stufe des Bewusstseins. Die Menschen verstehen oft nicht, dass eine solche Stufe unerwartet eintreten kann, gleichsam als Folge eines zufälligen Ereignisses. In der Tat kann ein äußeres Ereignis den Anstoß zur Öffnung des „Lotus“[5] geben, die Blüte selbst jedoch ruhte bereits in der Tiefe des Bewusstseins.

      Der „Lotus“ wird durch viel Arbeit aufgezogen, doch oftmals bemerken die Menschen nicht, wie sie den herrlichen Garten bestellen. Erst nach einer eifrigen Aussaat kann die Erleuchtung aufblitzen. Ohne Ursachen wird es auch keine Wirkungen geben.

       Desgleichen wird oft nicht verstanden, was Feierlichkeit ist. Man mag denken, dass ein solcher erhabener Zustand zufällig eintritt. Nein, er gestaltet sich als Folge langen Nachdenkens; wenn er jedoch erstarkt, erweist der Mensch sich als auf einer festen Stufe stehend. Wir schätzen nicht das ephemere[6] Aufflammen, sondern das unverlöschliche Brennen.

       Der Denker lehrte, dass jedem Menschen eine Öllampe verliehen ist.

 

       456. Urusvati weiß, dass die psychische Energie den Zug der Vögel lenkt, ebenso wie sie zu menschlichen Vereinigungen beiträgt; man muss aber an die Erziehung des Willens erinnern, die das beste Hilfsmittel für Erleuchtung ist. Wie eine wegweisende Fackel lodert die Erleuchtung auf und beleuchtet den Weg, doch wie soll man den Willen erziehen? Vielleicht mittels Konzentration oder Pranayama? Jedes Mittel wird seinen Nutzen haben, doch der stärkste Wille wird in den Lehrstunden des Lebens geformt.

       Man darf nicht irgendwelche außergewöhnlichen Ereignisse erwarten, um den Willen zu üben. Möge er an den gewöhnlichsten Alltagserscheinungen wachsen. So erstarkt ein völlig unerschütterlicher Wille. Es ist schlecht, wenn ein Mensch sich die Eigenschaft des Willens einredet, er muss innerlich durch einen psychischen Impuls aufgespeichert werden. Bei jeder Arbeit üben wir uns in der Stärkung des Willens. Bei jeder Begegnung offenbaren die Menschen das Niveau ihres Willens.

       Das Denken des Menschen fließt dem Befehl des Willens gemäß, und dieses Gefühl soll Tore eröffnen, aber keine Sklaverei sein. Die echte Erziehung des Willens beginnt mit dem ersten Erwachen des Bewusstseins. Schon von jungen Jahren an spürt der Mensch den Vorzug eines disziplinierten Willens. Nicht alle sind in der Lage, einen ungezügelten Willen leicht zu bezwingen. Das Chaos wird nur durch die Erkenntnis besiegt, dass diese grobe Materie verwandelt werden muss. Viele Verkörperungen muss man jedoch durchschreiten, um selbständig die Notwendigkeit der Überwindung des Chaos zu verstehen.

       Solange dem Menschen die Erfahrung fehlt, möge er den Rat über den Willen anhören. Er wird verstehen, wie der Wille gestärkt oder gezügelt werden muss. Er wird verstehen, dass der Wille ihm hilft, den Nächsten nicht zu kränken. Der Wille wird eingeben, wann man Hilfe erweisen kann. Über den Kanal des Willens wird auch Unsere Führung eilen. Der Wille ist wie ein Reiniger, wenn er auf das Gute gerichtet ist.

       Der Denker zeigte des öfteren auf vorüberziehende Vögel und sprach: „Welch herrliche Kraft führt diese Wanderer!“

 

       457. Urusvati weiß, dass die Stimme des Bewusstseins mitunter die kleine Stimme genannt wird. Diese Bezeichnung entspricht jedoch nicht ihrem Wesen. Ebenso nennt man sie die unhörbare Stimme, was auch nicht richtig ist. Man nennt sie auch die Stimme der Tiefe, eine solche Definition ist schon näherliegend. Warum jedoch das einfachste vermeiden, nämlich „die Stimme des Bewusstseins“? So kann man leichter verstehen, dass ein solcher Befehl des Bewusstseins sowohl eine Erleuchtung als auch eine Zusammenarbeit mit der Überirdischen Welt darstellt.

       Man sollte wissen, dass das Bewusstsein nicht von außen unterdrückt, sondern von allen Energien des Raumes genährt wird. Unsere Führung kann kein Zwang sein, sie kann aber die besten Kräfte des Bewusstseins nähren. Wer die Bedeutung der Zusammenarbeit versteht, kann erkennen, wie man ohne Zwang helfen kann.

       Was tut der Mensch, wenn die Stimme seines Bewusstseins zu erklingen beginnt? Gewöhnlich müht er sich mit allen Kräften, sie zu ersticken. Man kann bestätigen, dass die Menschen die Stimme des Bewusstseins als etwas überaus Beunruhigendes vertreiben. Kann der Mensch jedoch erfolgreich voranschreiten, solange er seine Gabe nicht erkennt?

       Oftmals fürchtet man das sogenannte Gewissen. Es ist üblich zu denken, es spreche nur nach schlechten Taten. Welch ein Irrtum! Das Gewissen oder Bewusstsein ruft zum Guten auf. Doch der Mensch ist, während er ein Verbrechen begeht, nervlich sehr angespannt und kann so auf der Hut sein, dass die Stimme des Bewusstseins für ihn erklingt.

      Man darf nicht meinen, Zusammenarbeit bestünde in gegenseitiger Verurteilung. Könnten die Menschen die Warnungen hören, würden sie viele Gefahren vermeiden. Die Stimme des Bewusstseins ist weder klein noch unhörbar noch stolz über ihre Unabhängigkeit. Wahre Zusammenarbeit achtet nicht darauf, woher der Erfolg kommt, feinfühlig und dankbar nimmt sie die Gabe des Guten an.

       Der Denker nahm diese Gaben als Nahrung für den Geist entgegen.

 

       458. Urusvati weiß, wie unbeständig und falsch die Menschen die neuesten Erfindungen nutzen. So sind viele neue Filme in Gebrauch gekommen, die für Aufnahmen feinstofflicher Wesenheiten überaus geeignet sind, doch kaum jemand versucht, solche neuen Möglichkeiten anzuwenden. Mitunter kann sehen, dass die Ergebnisse alter Aufnahmen sogar besser waren. Seinerzeit wandte man unzweifelhaft mehr Anstrengungen und Geduld auf als heute. Überdies verfielen die Forscher nicht so schnell der Enttäuschung.

       Es ist nicht möglich, für alle feinstofflichen Experimente alle kosmischen Bedingungen vorauszusehen. Man kann aber darauf hinweisen, dass der Chemismus starker Sonnenstrahlen ungünstig ist; ebensowenig förderlich sind Orkane und Bodenschwankungen. Stille und gleichmäßiges Licht sind besonders hilfreich, desgleichen können die Harmonie der Anwesenden und Klänge von Musik unterstützen, doch alle diese Bedingungen sind primitiv.

      Überdies gibt es unzweifelhaft viele feinstoffliche Einflüsse, nützliche wie entgegenwirkende. Man sollte wissen, dass unter den feinstofflichen Wesen keine einheitlichen Ansichten herrschen. Sie können über die Nützlichkeit bestimmter Manifestationen uneins sein und Gegenwirkungen veranlassen. Ebenso kann es feindliche Versuche geben, eine Mitteilung zu unterbinden, doch Geduld und Streben überwinden dies.

       Wir wollen auch nicht vergessen, dass die Teilnahme von Frauen den feinstofflichen Versuchen besonderen Erfolg verleiht. Man kann feststellen, dass das Gleiche auch bei Filmaufnahmen geschieht. Wenn eine Frau körperlich oder feinstofflich teilnimmt, gelingen die Aufnahmen gut.

      Wir haben bereits über die Teilnahme von Frauen an allen wissenschaftlichen Experimenten gesprochen. Die Alchimisten des Altertums verstanden den vollen Wert der weiblichen Mitarbeit, den heutzutage jedoch viele Wissenschaftler in Abrede stellen. So tritt indirekte weibliche Mitarbeit an die Stelle der direkten, und dennoch zieht das Wesen der Dinge selbst die Frau hinzu, und sie legt Hand an die neuen Entdeckungen.

       Es ist daher unerlässlich, die Lage der Frau zu verändern. Neben Gleichgewicht und Gleichberechtigung muss man auch die Feinheit der weiblichen Natur verstehen. Es wäre bedauerlich, die Frau an der Stelle von Soldaten oder bei einer Arbeit sehen zu müssen, die grobe Kraft erfordert. Wenn wir uns von der Anwesenheit kostbarer feinstofflicher Energie überzeugen, müssen wir sie um der Zweckmäßigkeit willen auch anzuwenden verstehen. So gelangen wir erneut zur wahren Zusammenarbeit.

       Wir müssen für jede Fähigkeit den ihr gebührenden Platz finden. Die Epoche der Mutter der Welt* bedeutet keine Rückkehr zum Zeitalter der Amazonen. Es steht eine weitaus größere, erhabenere und feinere Aufgabe bevor. Man kann beobachten, dass Maschinen in den Händen von Frauen weniger ermüden und Pflanzen langsamer welken.

      Natürlich spreche Ich nicht von allen Frauen, sondern von denen, die Ausdruck der feinsten Energie sind. Sämtliche derartigen Fähigkeiten sind dem Zeitalter der Mutter der Welt angemessen. Der Bereich der ärztlichen Tätigkeit wird zu solchen Fähigkeiten in Beziehung stehen.

       Noch eine weitere Eigenschaft ist der Frau eigen: Sie ist die Trägerin des höchsten Grades der Hingabe. Die höchsten Wahrheiten treten dank der Frau ins Leben. Die Wirklichkeit selbst bestätigt diese Aussage. Die Frau kann dabei helfen, dass die Entdeckungen in rechter Weise Anwendung finden.

       Der Denker wandte sich Seiner Muse zu und wollte damit Seiner Verehrung der feinsten Kräfte Ausdruck verleihen.

 

       459. Urusvati weiß, wie sehr die Menschen es vorziehen, zu den fernen Welten zu streben, statt sich um die Situation auf der Erde zu kümmern. Die Ursache ist klar: Die fernen Welten sind für die Erdbewohnern ohne Verantwortung, die Verpflichtungen für das grobstoffliche Leben aber werfen viele Sorgen auf. Niemand oder fast niemand möchte verstehen, dass die Realität der fernen Welten sich nur demjenigen eröffnet, der die irdischen Bedingungen überwindet.

       Ohne Erkenntnis der irdischen Bestimmung ist es unmöglich, in überirdische Räume vorzustoßen. Nur durch irdische Vervollkommnung erweisen wir uns als gute Wanderer in die fernen Welten. Wenn wir also vom Überirdischen sprechen, müssen wir vor allem mit unserem irdischen Zustand einverstanden sein. Wiederum betone Ich, dass diejenigen, die nicht fähig sind, über das Irdische nachzudenken, nicht in rechter Weise zum Überirdischen streben können.

       Glaubt nicht, dass selbst die Leser der gesandten Testamente diese auch im Leben anzuwenden in der Lage sind. Doch lasst uns deswegen nicht betrübt sein; jeder, der viele irdische Wege durchschritten hat, weiß, wie sich seine Erfahrung angesammelt hat. Er, der sich vieles zu eigen gemacht hat, wird sich Irrenden gegenüber barmherzig verhalten.

       Man darf nicht vergessen, dass wir uns bei jedem irdischen Inerscheinungtreten in Bezug auf bestimmte Fähigkeiten vervollkommnen, während viele andere Aufspeicherungen gewissermaßen im Zustand der Vergessenheit bleiben. Daher wundern sich die Menschen nicht selten, wenn sie sehen, dass jemand sich in bestimmter Hinsicht erfolgreich entwickelt und in anderer schläft. Nur in der Feinstofflichen Welt flammen auch die früheren Aufspeicherungen auf, allerdings die Fehler ebenfalls.

       So sagte der Denker oftmals, um jemanden zu rechtfertigen: „Wissen wir, was in seinem Busen ruht?“

 

       460. Urusvati weiß, dass die Überfüllung des Raumes gefährliche Folgen zeitigen kann. Fassen wir diese Ermahnung rein wissenschaftlich auf. Man sollte wissen, dass sogar die Überschneidung von Radiowellen räumliche Verwirrung schafft. Noch größere Unruhe entsteht jedoch aus unmittelbaren menschlichen Ausrufen.

       Psychiater sollten ihre Aufmerksamkeit auf psychische Epidemien lenken. Es muss erforscht werden, bei welchen psychischen Massenerscheinungen entsprechende Wirkungen auftreten. Man darf die Entstehung psychischer Epidemien nicht nur der Besessenheit zuschreiben. Doch kann natürlich ein räumlich vergifteter Organismus leicht auch Besessenheit aufnehmen.

       Achtet auf das Wort „vergiftet“, es bringt das Wesen der Epidemie besonders gut zum Ausdruck. Die Ärzte müssen verstehen, wie der Chemismus zustande kommt, der sich auf den Zustand des Organismus auswirkt. Dabei ist besonders wichtig zu studieren, welche Massenbewegungen diese Erkrankung am meisten begünstigen.

       Man kann erkennen, dass nicht selten größte Explosionen weniger gefährlich sind als sogenannte Gärungen. Vergessen wir nicht, dass es Zeiten geben kann, die schlimmer sind als Krieg. Wenn Wir daran erinnern, haben Wir die Vergiftung des Raumes im Blick. Bei jeder Gärung werden Gase gebildet, doch menschliche Verwirrung kann ein sehr starkes Gift erzeugen, und niemand denkt daran, dass die Menschen selbst die Zerstörung erzeugen.

       Die Zeit, als man von einer abstrakten Psychologie sprach, ist vorüber; jetzt hat man begriffen, dass sie das realste Laboratorium ist, in dem Gifte hergestellt werden. Es könnten darin jedoch ebenso gut auch wohltuende Heilmittel geschaffen werden. Man muss nur das Denken für etwas Gutes verwenden.

       Der Denker drängte die Bürger: Macht euch zu guten Menschen, dann wird das Buttern[7] des Lebens zu einem Allheilmittel.

 

       461. Urusvati weiß, dass die Qualität einer Tat von der Begeisterung des Handelnden abhängt. Jetzt muss man darüber nachdenken, ob eine wissenschaftliche Definition der Eigenschaft der Begeisterung gefunden worden ist. Wir sprechen nicht von Wunsch, Anstrengung oder Eingebung, sondern möchten den Sinn der Begeisterung bestätigen.

       Wir wissen, dass sie sich in der Aura widerspiegelt und diese entflammt, doch die Wissenschaftler können noch nicht verstehen, welche Nervenzentren bei Ausbrüchen von Begeisterung am meisten tätig sind. Diese erhabene Anspannung kann bei jeder Arbeit aufkommen. Die Alten nannten diesen Zustand „Göttlichen Gruß“, er allein kann jeder Arbeit das Leuchten der Vervollkommnung verleihen.

       Man könnte sagen, dass ein solches Streben nach Vervollkommnung nur für höheres Schaffen auf allen Gebieten charakteristisch sei, was jedoch eine relative Definition ist. Wir bestätigen, dass jede Arbeit von einer Begeisterung getragen werden sollte, die zur Vervollkommnung führt. Meister jedes beliebigen Handwerkes wissen, dass sogar die alltägliche Arbeit auf beständige Vervollkommnung hin ausgerichtet sein kann. Sprecht mit den besten Handwerksmeistern, und sie werden euch bestätigen, dass die Qualität der Arbeit kontinuierlich erhöht werden kann. Genau dasselbe sagen Wir auch von Unseren Arbeiten: Nehmt Uns die Begeisterung, und alle Arbeitsrhythmen werden gestört.

       Urusvati weiß, wie eine solche Störung des Rhythmus zum Ausdruck kommt. Es ist gar nicht erforderlich, dass irgendwelche finsteren Kräfte sich einmischen; es genügt, dass der Strahl eines Gesprächspartners sich als disharmonisch erweist, und der Rhythmus wird gestört. Es ist nicht leicht, den Rhythmus wieder aufzubauen, dafür man muss eine besondere Tätigkeit bestimmter Zentren hervorrufen. Doch eine solche eilige Einwirkung kann auch physische Folgen haben.

      So gelangen wir erneut zu der Feststellung, dass die Zeit gekommen ist, um die Tätigkeit der Nervenzentren zu studieren. Die Reflexologie[8] hat den Anstoß zu weiterer Forschung gegeben, doch ohne ein Verständnis der psychischen Energie werden die notwendigen Schlussfolgerungen nicht gezogen werden können.

       Der Denker riet, jegliche Störungen von Rhythmen wahrzunehmen und im Gedächtnis zu bewahren, welche körperlichen Symptome sie hervorrufen.

 

       462. Urusvati weiß, wie schmerzhaft sich disharmonische Ströme auswirken. Auch mit der selbständigen Wiederherstellung des Gleichgewichts sind viele schmerzhafte Empfindungen verbunden. Man kann daran erinnern, wie Unser Bruder K.[9] litt, als Er die Einwirkung boshafter und unwissender Sendungen verspürte. Er hätte diese Einflüsse in geringerem Maße empfunden, wenn die räumlichen Ströme zu der Zeit nicht ebenfalls schwer gewesen wären.

       Wir haben bereits über die Epidemie der Entzündung der Schleimhäute gesprochen; auch diese Erscheinung muss der Einwirkung von Strömen zugeschrieben werden, die allerdings durch die irdische Verwirrung verstärkt werden. Wir sprechen dieses Wort aus, um auf die Hauptursache hinzuweisen.

       Es ist nicht leicht, das Gleichgewicht wiederherzustellen, wenn von allen Seiten verderbliche Schauer gesandt werden. Die Heilung erfordert vor allem Ruhe, die jedoch mitunter nicht erreichbar ist. Unser Bruder litt langanhaltend, weil selbst unter den günstigsten Bedingungen die Ruhe nicht unverzüglich wiederhergestellt werden konnte.

       Wir kennen diese Anstürme irdischer Wirrnis. Jeder von Uns hat irgendwann einmal solche Anspannungen erfahren. Sogar gewöhnliche Ströme erweisen sich unter solchen Bedingungen als übermäßig, und Wir halten solche Schwingungen, die Schaden bringen können, sogar nach Möglichkeit zurück.

      Man darf sich nicht wundern, dass es in einer solchen Zeit keine gesättigten Offenbarungen geben kann. Der Organismus muss geschont werden. Wir können den Rat geben: Ermüdet euch nicht, und wenn ihr eine Anwandlung von Schläfrigkeit verspürt, erlegt euch keinen Zwang auf.

       Ein heftiger Zusammenprall von Strömen muss sich auf feinfühlige Organismen auswirken. Früher ging man in die Wüste, um der irdischen Wirrnis zu entgehen, doch jetzt haben die Menschen sogar den Luftraum erobert, und die Ströme spannen sich an. Wenn Wir daher von Überfüllung des Raumes sprechen, haben Wir nichts Abstraktes im Blick, sondern die irdische Realität.

       Der Denker sprach von der unsichtbaren Schlacht.

 

       463. Urusvati weiß, wie trübe das Leben ohne Lehrer ist. Die Menschen fassen dies in eigentümlicher Weise auf. Verneiner bemühen sich sehr, den Lehrer zu bestätigen. Jeder Verneiner wird für seine eigenen Anhänger zu einem Lehrer und bestätigt somit diesen Begriff, Und sogar die Gegner des Lehrertums schaffen denselben Begriff. Lasst uns nicht darauf bestehen, dass alle Menschen identisch denken, doch möge jeder auf seine Weise zu denselben Lebensgrundlagen gelangen.

       Auch wisst ihr, dass das Leben ohne einen Helden wie tot ist. Fragt alle Bewohner der Erde: Hat es je eine Zeit gegeben, wo sie nicht das anziehende Bild eines Helden vor Augen hatten? Jedes Schulkind wird anerkennen, dass es von Kindheit an in seinem Herzen einen Auserwählten liebevoll gehegt hat. Leuchtende Taten haben die besten Impulse hervorgebracht. Sie werden auch eingestehen, dass niemand sie die Verehrung des Helden lehrte, sondern diese Eigenschaft von allein in ihnen wuchs.

       Die Grundlagen des Daseins bilden sich nämlich selbständig, sie treten aus der Schatzkammer des „Kelches“ zum Vorschein. Lange lebten sie im Inneren als Lehrstunden aus der Feinstofflichen Welt. Nicht selten vermögen die Menschen diese Vermächtnisse gar nicht in Worte zu fassen, dennoch sind sie lebendig und verwandeln zur bestimmten Stunde das Leben.

       Werdet nicht müde, immer wieder von dem Lehrer und dem Helden zu sprechen, beide Begriffe sind ihrem Wesen nach ein und dasselbe. Sie führen zum Erfolg. Sie helfen, die Schwere des Lebens durchzustehen. Sie sind eine Quelle des Mutes.

       Der Denker sprach: „Der Lehrer ist der beste Hoplit[10]. Seine Rüstung rostet nicht und nutzt sich nicht ab. Ein ganzes Heer kann die Flucht ergreifen, doch der Lehrer wird nicht weichen; wir wollen Ihm den Kranz des Helden verleihen!“

 

       464. Urusvati weiß, dass räumliche Ströme die Erde in unterschiedlichen Rhythmen erreichen, so schaffen kosmische Schwingungen besondere Muster. Man darf daher nicht denken, die überirdischen Chemismen näherten sich gleich einer ungeheuren Wolke, welche die Erde wie in Nebel einhüllt. Eher ließen sich die Rhythmen der Chemismen mit Mustern im Sand vergleichen, die durch die Schwingungen von Tönen entstehen. Dadurch wird auch erklärt, weshalb die Menschen die Chemismen nicht gleichmäßig strömend wahrnehmen, sondern intervallartig; durch diesen Umstand wird die Erforschung der räumlichen Chemismen erschwert.

       Natürlich können die Wellen irdischer Gase gute Beispiele abgeben. Oftmals leiden Menschen durch Gase, während andere in der Nähe keinen Schaden verspüren. Überdies wird jede räumliche Welle in Abhängigkeit vom Zustand der Nervenzentren verschieden aufgenommen. Beispielsweise können angespannte Zentren solche Wellen geradezu anziehen, denn die Anspannung erzeugt doch einen Magneten eigener Art.

       Wenn Wir von der Notwendigkeit der Ruhe sprechen, bestehen Wir auf Zweckmäßigkeit. Stellen wir uns vor, welche verdoppelten Chemismen ein Mensch anzieht, dessen Gleichgewicht gestört ist, und wie er zu einem Zentrum unsichtbaren Zusammenstöße wird. Bis zu einem gewissen Grad können Wir natürlich mit Unseren Schwingungen zu Hilfe kommen, doch darf nicht vergessen werden, dass hereinbrechende Chemismen sehr stark sein können und mächtige Einwirkungen erfordern. Für den Menschen wird es nicht leicht sein, zu einem Objekt zu werden, um das herum eine Schlacht von Wirbeln tobt.

      Daher raten Wir oft dazu, nicht übermäßig betrübt zu sein. Den Menschen mag es erscheinen, als habe sich etwas nicht Wiedergutzumachendes vollzogen, doch in Wirklichkeit handelte es sich nur um eine vorüberziehende dunkle Wolke. So ist jede Unserer Weisungen ein medizinischer Rat.

       Der Denker sprach: „Womit nur sollen wir unseren Unsichtbaren Ärzten danken?“

 

       465. Urusvati weiß, dass wahre Hingabe im Herzen geboren wird, nicht im Verstand. Überdies darf dieses herzliche Bestreben nicht als etwas Abstraktes aufgefasst werden, sondern als Realität. Wie aber kann man dem Bewusstsein einprägen, dass Hingabe an das Gute die Grundlage des Lebens darstellt? Der Mensch muss erkennen, dass das Gute nicht nur für die Welt, sondern auch für ihn persönlich nützlich ist.

       Mögen die Menschen sich verschiedener Abweichungen vom Guten erinnern und die Gründe suchen. Sie werden dabei vor allem entdecken, dass die Abweichler nicht an eine ununterbrochene Fortdauer des Lebens glauben. Sie hoffen, dass ihre finsteren Taten zusammen mit ihnen sterben. Sie fürchten den Tod sehr, und in ihrer Angst suchen sie das irdische Leben zu verlängern.

      Doch wenn sie in die Feinstoffliche Welt blickten, würden sie den Nutzen des Guten schätzen lernen. Sie sagen: „Wozu diese Gespenster einer Feinstofflichen Welt? Wir bezahlen lieber die Wissenschaftler, damit sie unser Leben hier verlängern, wo wir uns in Feiern und Ausschweifungen stürzen können.“

       Die Erscheinung finsterer Abweichler beunruhigt diejenigen, die dem Guten zugeneigt sind. Immer wieder kann man hören, dass die Menschen nicht wissen, wie man mit solchen Abweichlern verfahren soll.

      Lasst uns aber betrachten, was der Mensch aus der Feinstofflichen Welt mitbringt. Er bringt ein dreifaches Erbe mit: Allem voran ein karmisches, sein eigenes Erbe; dann den Atavismus[11] der Vorfahren; und schließlich das in der Feinstofflichen Welt Angeeignete. Solche Aneignungen können sowohl lichter als auch finsterer Art sein. Man kann betrachten, wie ein Mensch sein Dasein gestaltet hat, doch wenn alle drei genannten Umstände finsterer Natur sind, wird auch eine Einwirkung vergeblich sein. Ebenso muss man die Ursachen erforschen, und es wird sichtbar werden, wie die Abweichler aus sich selbst kosmischen Unrat gemacht haben.

       Der Denker sprach: „Möge Zeus seine Blitze sammeln, um die Erde vom Unrat zu reinigen.“

 

       466. Urusvati weiß, wie oft selbst die einfachsten Unserer Weisungen entstellt werden. So haben Wir von der Notwendigkeit gesprochen, die Rüstung unserer Freunde behutsam zu prüfen und im Fall der Not fürsorglich zu helfen. Man sollte meinen, dass es sich um einen ganz einfachen Rat handelt, doch die Menschen leiten daraus eine Verurteilung des Nächsten ab. Wo sich aber der Wurm der Verurteilung eingenistet hat, darf man keine Ernte erwarten.

       Jetzt wollen wir den Unterschied zwischen Verurteilung und einem gerechten Urteil untersuchen. Jeder wird verstehen, dass es solche Verbrechen geben kann, die ein strenges Urteil unausweichlich machen; doch unter der alltäglichen Verurteilung ist ein oberflächlicher und schädlicher Begriff zu verstehen.

       Nicht selten versuchen die Menschen, mit der Verurteilung einen anderen zu zwingen, ihren Wünschen gemäß zu handeln. Sie wollen nicht verstehen, dass jeder Vogel sein eigenes Lied hat. Man kann den Vogel töten, ihn jedoch nicht zwingen, ihm fremde Klänge hervorzubringen.

       Es ist sehr betrüblich, sehen zu müssen, wie Menschen jemandem einen fremden Willen aufzwingen; doch noch trauriger ist es, wenn solche Übergriffe sich im Umkreis einer Lehre des Guten ereignen. Als Wir von einer fürsorglichen Haltung gegenüber der Rüstung der Nächsten sprachen, hatten Wir gerade eine äußerst sanfte Berührung im Sinn, aber keine geschwätzige Verurteilung. Es ist an der Zeit zu lernen, dass man die Atmosphäre nicht mit undurchdachten Verurteilungen verseuchen darf. Nah bei diesen liegt auch die Verleumdung. Jeder widernatürliche Zwang ist auch ein Hindernis für den Verkehr mit Uns.

       Wir sprachen von überirdischen Gefühlen und wissen, wie fein und geeignet für ferne Übertragungen sie sind. Darf man in einer solchen Feinstofflichen Wohnstatt Grobheit zulassen?! Möge auf der Freundlichkeit des Herzens gegenseitige Hilfe aufgebaut werden. Wenn die Menschen die Kraft der Freundlichkeit des Herzens verstehen, werden sie noch einen weiteren Weg zu Uns erkennen.

       Der Denker vermochte Freundlichkeit von Bosheit zu unterscheiden.

 

       467. Urusvati weiß, dass sich der freie Wille in den Höheren Sphären in Zusammenarbeit mit dem kosmischen Gedanken wandelt. Die Menschen verstehen diesen Prozess nur sehr schwer. Einige glauben, der freie Wille werde unterdrückt, andere nehmen an, er werde absorbiert. Die Auffassungen sind vielfältig, doch überaus selten kann man von einem Verständnis der Harmonie hören, in der die Macht des Denkens sich konsolidiert. Es kann dort weder Versklavung noch Zwang geben, sondern nur erfolgreiches Voranschreiten in Unbegrenztheit.

       Ebenso wenig erfassen die Menschen, dass der freie Wille auch in der Feinstofflichen Welt existiert. Sie möchten nicht anerkennen, dass die Feinstoffliche Welt wie die grobstoffliche ist, nur in einer anderen Dimension. Wer sich bereits im irdischen Leben Disziplin angeeignet und eine Vorstellung von Harmonie hat, vermag diese Errungenschaften in der Feinstofflichen Welt gleich nach dem Übergang anzuwenden. Ein solches Verständnis wird als „gesegnete Flügel“ bezeichnet, da es ein rasches Voranschreiten erlaubt.

       Doch nicht oft versehen die Menschen sich im irdischen Leben mit solchen Flügeln; gewöhnlich gehen sie mit einem ungezügelten Willen und unbefriedigten Wünschen hinüber. Die Menschen sammeln sich im irdischen Leben nicht, um über ihren weiteren Weg nachzudenken. Sie geben sich mit fremden Formeln zufrieden, die im Laufe der Zeit versteinern.

      Weder in der Familie noch an der Schule wird über das zukünftige Leben gesprochen, im Gegenteil, ein solches Gespräch würde als unzulässig erscheinen. Die Familienmitglieder halten es nicht für möglich, über den Übergang in die Feinstoffliche Welt zu sprechen, und an den Schulen würde ein solches Thema zur Entlassung des Lehrers führen. So ziehen die Menschen es infolge von Unwissenheit und Scheinheiligkeit vor, in Finsternis zu verbleiben.

       Es gibt nicht viele, die es verstehen, über die hohe Bestimmung des Menschen zu sprechen. Schon von den ersten irdischen Lebenstagen an muss der Mensch unter dem Druck des Daseins seine feinstofflichen Schimmer vergessen.

       Man kann sich leicht vorstellen, wie das Leben sich verwandeln würde, wenn es ein rechtes Verständnis der Aufgabe des Daseins gäbe. Man kann sich vorstellen, wie viele scheinbar unlösbare Probleme leicht zu lösen sein werden, wenn die Menschen verstehen, wonach sie streben müssen.

       Der Denker wies darauf hin, wie lange die Menschheit in Finsternis umherirren werde, statt den Sinn des Daseins zu erkennen.

 

       468. Urusvati weiß, dass man beim Studium der großen Lehren nicht nur ihren Inhalt im Blick haben muss, sondern auch die Sprache, in der sie gegeben wurden. Eine Lehre wird nicht ohne Grund in einer bestimmten Sprache gegeben. Man kann alle Lehren seit dem Altertum verfolgen und erkennen, dass die verwendete Sprache zeigt, welchem Volk es obliegt, die Stufe des Aufstiegs zu offenbaren.

       Mitunter wird angenommen, dass eine Lehre in derjenigen Sprache gegeben wird, die dem Empfänger am nächsten ist, doch eine solche Erklärung ist unzureichend. Man muss die Ursachen in ihrer ganzen Fülle betrachten. Nichts geschieht zufällig. Der Empfänger der Lehre ist nicht zufällig und die Sprache ist der Notwendigkeit entsprechend gewählt.

       Man kann sehen, dass die Lehren in verschiedenen Sprachen gegeben wurden, und diese Bedingung entsprach immer wichtigen Umständen, die auch weltweite Bedeutung hatten. So ist die Sprache, in der die jeweilige Lehre gegeben wird, ein Geschenk eigener Art an ein bestimmtes Volk. Denkt nicht, dass die Lehre dadurch ihre weltweite Bedeutung verlöre. Jede Wahrheit ist allgemeinmenschlich, doch hat jede Periode ihre Aufgabe und jedes Volk seine Verpflichtung.

       Es erfordert nicht wenig Zeit, den Kristall des Wesens eines Volkes zu formen. Bei Bevölkerungsreichtum ist es schwer zu erkennen, wo sich die wahre Natur des Volkes zeigt. Dem unerfahrenen Beobachter können sich oberflächliche Züge zeigen und das eigentliche Wesen überdecken. Daher raten Wir so sehr, Geduld und Beobachtungsgabe zu lernen, um nicht später leichtfertige Urteile bereuen zu müssen.

       Die Menschen haben sich daran gewöhnt, leichtfertig zu urteilen; sie hoffen, dass es nie zu spät ist, einen Entschluss zu ändern. Die Änderung einer Entscheidung ist jedoch dem Verrat sehr ähnlich, anders gesagt, einer Eigenschaft, die Uns besonders zuwider ist. Es darf dort keine Leichtfertigkeit herrschen, wo die Psychologie eines ganzen Volkes und die Bedeutung einer ganzen Epoche zu beurteilen ist.

       Man könnte einwenden: Es ist nicht leicht, bei strömenden Wellen auf den Grund eines Flusses zu blicken. Doch dafür werden die Lehren gegeben, welche die unterschiedlichsten Seiten des Daseins berühren; sie sind keine zufällige Sammlung von Redewendungen, sondern ein Mosaik des gesamten Lebens. Möge der Wanderer wählen, auf welchen Steinen der Fluss zu überqueren ist.

       Der Denker sprach: „Es gibt im Fluss viele Furten. Muse, hilf, sie zu finden!“

 

       469. Urusvati weiß, dass eine Vorstellung durch Eindrücke der Wirklichkeit entsteht. Wenn ein Mensch Beobachtungsgabe und Beweglichkeit in sich entwickelt, sammelt er in seinem „Kelch“ Lebensschätze an, die seine zukünftige Existenz verwandeln werden.

       Vergessen wir jedoch nicht, dass man unter Vorstellung auch noch andere Erscheinungen verstehen kann. Der Mensch kann auch die Wirklichkeit der Feinstofflichen Welt abbilden, die in einem bestimmten Moment vor ihm ersteht. Dies halten die Menschen jedoch überhaupt nicht für möglich. Sie vergessen die endlose Vielfalt der Feinstofflichen Welt. Diese Welt beeinflusst den Menschen ständig, und beeindruckbare Organismen vermögen, ihrer Entwicklung entsprechend, vieles wahrzunehmen, was in den überirdischen Sphären geschaffen wurde.

       Die Menschen sollten allerdings solche Wahrnehmungen nicht allein ihrer eigenen Fähigkeit zuschreiben, denn es kann dabei unsichtbare Helfer geben. Auf diese Weise kann die Vorstellung ein überaus vielschichtiges Zusammentreffen vieler Bedingungen sein.

      Ihr wisst bereits, wie wichtig die Entwicklung der Vorstellungskraft im irdischen Leben ist. Viele verstehen gar nicht, was Vorstellung ist. Sie geben zu, dass in ihnen keinerlei Bilder auftauchen. Sie sagen, dass nur Künstler Phantasie besäßen, anständige Bürger jedoch sich solcher Leichtfertigkeiten zu enthalten hätten.

       Sie verstehen nicht, dass Vorstellung ein zum Schönen geöffnetes Fenster ist, welches das Leben vervollkommnet. Wenn endlich die Wissenschaft die Menschheit zu einem gesunden Urteil führt, kann man auch das Wissen auf eine neue Grundlage stellen.

       Jede Erscheinung unterliegt der wissenschaftlichen Erforschung, doch wenn selbst der Wissenschaftler ohne Vorstellungsvermögen ist, wie wird er dann wissenschaftliche Apparate nutzen können?

       Wir stellen fest, dass das gesamte Alltagsleben aus einer Reihe höchst bemerkenswerter wissenschaftlicher Fakten besteht, doch man muss sie auch erkennen. Es ist gut, dass man die Einwirkung von Mikroorganismen verstanden hat, doch die psychischen Erscheinungen wurden vergessen, die in machtvoller Weise rettend oder zerstörend sein können. Man muss diesen Aspekt des Lebens auf wissenschaftlicher Grundlage verstehen. Unsere Türme gründen allein auf der Erkenntnis der Natur.

       Der Denker wusste, dass Evolution möglich ist, wenn Erkenntnis Allgemeingut wird und die Festung einer klaren Vorstellung auf wissenschaftlicher Grundlage errichtet wird.

 

       470. Urusvati kennt die wissenschaftliche Bedeutung sogenannter Talismane[12]. Wir sprachen bereits über die Magnetisierung von Gegenständen, die unter gün-stigen Bedingungen lange wirksam sein kann. Für einige ist dennoch die Frage des Schicksals von Talismanen unklar geblieben, die in unwürdige Hände fallen. Der Talisman in unwürdiger Hand verliert seine Kraft, so wie ein Magnet seine Macht unter ungünstigen Bedingungen verliert.

       Viele Menschen wurden wegen Talismanen gefoltert und verbrannt, doch heute hat die Wissenschaft die Magnetisierung von Gegenständen festgestellt. Die Menschen möchten wissen, welches Magnetisierungsverfahren das beste ist.

      Diese Einwirkung ist individuell: Jemand führt mit Bestreichungen des Gegenstandes aus, ein anderer legt ihn nachts unter das Kopfkissen, einer trägt ihn an seinem Herzen, ein anderer berührt ihn nur und ein weiterer sieht ihn nur an. Eine Magnetisierung kann auch auf Entfernung erfolgen, doch muss man dazu den Gegenstand kennen, um ihn sich deutlich vorstellen zu können.

       Ebenso notwendig ist es, dass der Gegenstand in ein und derselben Umgebung verbleibt und ihn niemand mit bloßer Hand berührt. Material, das nicht elektrisch leitend ist, wird zu diesem Zweck nützlich sein. Grenzt das nicht schon an Zauberei? Nein, solche Hinweise stellen nur die einfachste wissenschaftliche Prophylaxe[13] dar. Für solche Experimente reicht die Geduld selten aus, doch die Übertragung von Energie ist eines der mächtigsten Anzeichen. Bei solchen Versuchen kann man beurteilen, wie phänomenal die Beherrschung von Energie ist.

       Grundsätzlich betrachtet ist diese Gabe gar nicht phänomenal, es hängt aber vieles von den umgebenden Bedingungen ab. Leider sind die Menschen überhaupt nicht in der Lage, mit den umgebenden Bedingungen fertigzuwerden. Von hundert Familien können sich höchstens fünf einer harmonischen Situation rühmen. Bei den häuslichen Reibungen geht viel Energie verloren! Die Vervollkommnung des häuslichen Lebens muss Zweckmäßigkeit lehren.

       Jeder Mensch, der über einen Vorrat an psychischer Energie verfügt, muss sorgsam behütet werden, doch die Menschheit denkt noch nicht einmal darüber nach. Wenn Rutengänger[14] so sehr geschätzt werden, müssen auch alle Besitzer einer besonderen psychischen Energie geschützt werden. Jede Pflanze besitzt irgendeine heilsame Eigenschaft, deren Anwendung jedoch gefunden werden muss. Dasselbe kann man von jeder individuellen Energie sagen,

       Pflanzenmixturen können überaus komplexe Wirkungen entfalten. Was ist dann von der Mixtur menschlicher Energien zu sagen, werden ihre Kombinationen etwa auch erforscht? Für eine Eheschließung verlangt man ein medizinisches Attest; die Zeit wird kommen, dass dafür auch psychische Energie gefordert werden wird, und dadurch wird das Problem der Disharmonie gelöst.

       Der Denker sprach: „Weshalb hängen die Menschen sich einen Mühlstein um den Hals, wenn es doch besser wäre, sich um Flügel zu bemühen?“

 

       471. Urusvati kennt die Stufen der Zusammenarbeit. Die Menschen ziehen die niederen Stufen vor, denn dort gibt es weniger Verantwortung; Eifer braucht nur in relativem Maß gezeigt zu werden und man muss sich nicht anstrengen, um die Findigkeit anzuspannen.

       Die höheren Stufen aber sind den Menschen beschwerlich. Dort muss man selbständig auftreten. Man muss in der Lage sein, ein einziges Wort des Führers zu erkennen. Man muss den Mut finden, viele Pfeile auf seinem Schild zu empfangen – so gilt: Je höher, desto schwerer.

      Überdies kann der Mensch nicht wissen, wie und wo seine psychische Energie wirkt. Nicht selten mag es den Anschein haben, als sei nichts erreicht worden, indessen vollzieht sich dank seiner psychischen Energie bereits vieles.

       Der Mensch kann seinen gesamten Gesichtskreis nicht überblicken; er kann nicht alle Ströme der psychischen Energie finden, die in Vereinigung mit der Energie des Lehrers segensreich wirken. Möge der hingebungsvolle Mitarbeiter seine psychische Energie dem Führer zur Verfügung stellen.

      Man sollte über die Wege des Führers nicht nachsinnen. Solche Wege können überaus komplex sein. Man kann unmöglich zur Zeit der Schlacht damit beginnen, Überlegungen über die Gedanken des Führers anzustellen; man kann nur seine ganze Bestrebung anspannen, um das Beste zu tun. So muss man auf den höheren Stufen der Zusammenarbeit lernen, dass die Energie in viel weiterem Maße genutzt werden kann, als man denken könnte.

       Bei Uns gibt es das Beispiel eines großen Heerführers, der einen Sieg errungen hatte, es aber nicht erkennen konnte. Ihm schien es, als seien seine Streitkräfte geschlagen, doch aus der Entfernung konnte er nicht sehen, dass der Feind vernichtet war.

       Der Denker sprach: „Hört zu, hört aufmerksam zu! Könnt ihr wissen, wo eure Kraft wirkt? Der vom Schicksal bestimmte Sieg kann bereits stattgefunden haben, doch euer Auge vermag es nicht zu erfassen.“

 

       472. Urusvati weiß, dass der Mensch die Grenze zwischen dem persönlichen und dem allgemeinen Wohl mitunter nicht erkennen kann. Der Verstand flüstert, dass das persönliche dem Gemeinwohl entgegengesetzt sei, doch das Herz sagt etwas anderes. Bei Disharmonie kann es einen Widerspruch zwischen dem persönlichen und dem Gemeinwohl geben, doch kann man sich einen Punkt vorstellen, an dem das allgemeine zum persönlichen Wohl wird. Eine solche Harmonie erfordert auch den Zusammenklang aller umgebenden Bedingungen.

       Jemand wird sagen, ein solcher Zustand sei im irdischen Leben unerreichbar. Kann man jedoch ermessen, was möglich ist und was nicht? Eine solche willkürliche Trennung entspricht nur dem kurzen, vorüberfließenden Augenblick, ist aber nicht für die Zukunft brauchbar. Im Verlauf eines einzigen menschlichen Lebens lässt sich beobachten, wie heftig die Daseinsbedingungen sich ändern, was soll man da von Jahrhunderten sagen?

       Natürlich werden diejenigen, welche die Widerrede lieben, finden, dass in vielerlei Hinsicht der menschliche Charakter sich wenig ändere; Beobachter mit mehr Wissbegier werden jedoch erkennen, wie die Psychologie des Menschen sich verändert, und in einer solchen Beweglichkeit ist die Gewähr künftiger Erfolge verborgen. Irgendwann werden die Menschen zu der Schlussfolgerung gelangen, dass das Wohl eines ist und nicht in persönliches und allgemeines Wohl getrennt werden kann.

       Viel Unverständnis ruft auch die sogenannte Zementierung des Raumes* hervor. Die Menschen stellen sich vor, dass persönliche Gedanken Selbstsucht seien. Können jedoch gute Gedanken in einem finsteren Ausbruch von Selbstsucht enthalten sein? Gewiss, wenn ein Mensch um etwas für die Menschheit Verderbenbringendes betet, wäre ein solches Gebet nur eine Verschmutzung des Raumes. Doch jeder gute Gedanke dient sowohl dem persönlichen als auch dem allgemeinen Wohl. Mit solchen Gedanken muss man den Raum zementieren.

       Der Denker sprach: „Möge jeder einen Gedanken finden, der sowohl für ihn selbst als auch für die Menschheit nützlich ist, denn dann wird sein „Ich“ dem Herzen der Menschheit gleich.“

 

       473. Urusvati weiß, dass die Dauer des Aufenthalts in der Feinstofflichen Welt von vielen Gründen abhängt. Unter den karmischen Bedingungen muss man zwei Umstände beachten: Gewöhnlich sagt man, dass karmische Fristen nicht verändert werden, doch tatsächlich befindet sich alles in Bewegung und unter den Rädern des Lebens kann es verschiedene Umstände geben. Einer von ihnen ist die eifrige Teilnahme an Erkenntnisarbeit. Es kann Experimente geben, die man unmöglich unterbrechen darf, und in einem solchen Fall muss man das Gesetz des größeren Nutzens anwenden. Auch kann ein derart starker Wunsch herrschen, den Erdbewohnern zu helfen, dass ein solches Bestreben die Aufenthaltsdauer verlängert.

       Wie ihr seht, wird in beiden Fällen Selbstlosigkeit geschätzt. Es ist nicht leicht, den Erdbewohnern zu helfen, da sie solche Hilfe fürchten. Sie sind fähig, bei der ersten Erscheinung in Ohnmacht zu fallen. Auch Experimente in der Feinstofflichen Welt erfordern große Disziplin, und einige Zustände sind nicht leicht.

       Mitunter kann man sich davon überzeugen, dass einige Bewohner lange in der Feinstofflichen Welt verbleiben. Man darf sie nicht verdächtigen, dass sie sich dem Dienst entzögen. Sie arbeiten dort in einer solchen Weise, wie es auf der Erde nicht möglich wäre. Das Gesetz lebt und beurteilt gerecht die wahren Absichten. So streben einige so rasch wie möglich zur erneuten Verkörperung, was eine wertvolle Heldentat darstellt, doch hat auch bestrebte Arbeit in der Feinstofflichen Welt ihre Gründe.

       Man kann sich vorstellen, wie notwendig manche Tatmenschen in der Feinstofflichen Welt sind. Überdies dürfen einige von ihnen ihre Erkenntnisse nicht vorzeitig zur Erde bringen, können das Wissen aber mit gutem Nutzen in der Feinstofflichen Welt anwenden. Sie können mithelfen, dass die feinstofflichen Sphären nicht mit Hässlichkeiten überladen werden. Auf der Erde werden die Fähigkeiten eines Menschen nur selten gerecht beurteilt, doch in der Feinstofflichen Welt ist ein solches Urteil immer zweckentsprechend.

       Der Denker wusste, dass wahre Begabungen immer geschätzt werden, wenn nicht auf der Erde, so doch in der Überirdischen Welt.

 

       474. Urusvati weiß, dass ein langes irdisches Leben als solches keine besondere Bedeutung hat. Doch kann es, außer Atavismus, drei Gründe geben, die das Leben auf der Erde verlängern können: Erstens, wenn ein Mensch eine bestimmte Arbeit beenden möchte, die von Nutzen für die Allgemeinheit ist; zweitens, wenn ein Mensch danach strebt, jemandem oder einer Sache zu helfen; drittens, was nicht weniger bedeutsam ist, wenn ein Mensch Ereignisse bezeugen kann, die bisher unrichtig beleuchtet wurden. Doch bei allen drei Gründe ist bewusstes, unwiderstehliches Streben erforderlich.

       In diesem Fall dürfen keine zersetzenden Umstände beteiligt sein, an deren erster Stelle die Angst steht. Es kann kein eifriges Streben geben, wenn es von Angst verwässert wird. Man kann auf chemischem Wege verfolgen, wie sehr Angst Leben vernichtet. Natürlich zersetzen auch Bosheit, Neid und alle übrigen finsteren Gewohnheiten die Energie; daher kann ein Mensch nicht allein mit Worten beteuern, dass er voller Selbstlosigkeit sei. Man kann sich Selbstlosigkeit nicht einreden, wenn sie nicht in der Tiefe des „Kelches“ angelegt ist. Die Menschen versichern, dass sie nichts fürchten, zittern jedoch beim ersten Anlass.

       Möge an den Schulen Tapferkeit erprobt werden. Man kann sich ein ganzes Schulfach vorstellen, bei dem die Schüler beantworten müssen, wie sie bei verschiedenen Gefahren vorgehen würden. Man darf nicht fordern, dass die Kinder sogleich Findigkeit offenbaren, doch kann man sie durch ständigen Unterricht in Lebenserkenntnis zu mutigen Entscheidungen führen. Ein solcher Wettkampf in Findigkeit ist eine gute Übung für das Gehirn. Später werden die Schüler verstehen, wie die besten Tatmenschen zum höchsten Streben gelangt sind.

       Der Denker forderte, dass Seine Schüler sich wenigstens an einem Tag der Woche dem Marathon der Findigkeit widmeten. Er wusste, dass diese Rüstung im Leben oft gebraucht wird.

 

       475. Urusvati weiß, dass mitunter sogar größte Tatmenschen in Geistesschwäche endeten. Dafür kann man historische Beispiele anführen. Die Menschen können überhaupt nicht verstehen, dass ein großer Geist sich irgendwie verflüchtigen kann. Die Ärzte schreiben eine solche Erscheinung gewissen Krankheiten oder einer übermäßigen Erschöpfung unter dem Druck ungewöhnlicher Arbeit zu, doch wie immer vergisst man dabei den Hauptgrund.

       Ein Tatmensch, der sich besonders verausgabt, ist ungeheuren Angriffen ausgesetzt. Man sollte nicht denken, dass solche zahllosen bösen Pfeile keinen Schaden anrichten. Sie fügen nicht nur psychische Verwundungen zu, sondern rufen unerträgliche Schwingungen hervor, indem sie die Aura durchschneiden. Bei Verteidigungsschlägen vollzieht sich eine heftige Schlacht, doch ihr Zentrum bleibt (…)[15] wie in einem Wirbelsturm.

       Wir raten bei solchen Angriffen, nach Möglichkeit den Wohnort zu wechseln. Es mag unwahrscheinlich erscheinen, doch feindliche Sendungen können den neuen Ort nicht so bald erobern. So hätte auch bei den historischen Beispielen vieles anders werden können, wenn die Tatmenschen ihren Aufenthaltsort rasch gewechselt hätten.

      Es ist jedoch nicht leicht, den Ort zu wechseln und die Schlacht für das Gemeinwohl zu verlassen. Niemand erweckt gern den Anschein, zurückzuweichen und dem Feind einen Triumph zu verschaffen. Und von den Umgebenden wird niemand die Weisheit der Entscheidung verstehen, sondern alle werden den Betreffenden der Feigheit bezichtigen. So wurde Apollonius von Tyana* nicht nur einmal des Verrates und der Unbeständigkeit beschuldigt, als er die Notwendigkeit verspürte, in fernen Ländern neue Kräfte zu sammeln.

       Der Denker sprach: „Perikles[16], der große Vater des Volkes, wurde mit vergifteten Pfeilen beschossen. Er hatte sich nicht mit einem Schild bedeckt, obwohl der Schild ein unerlässlicher Teil der Rüstung ist.“

 

       476. Urusvati weiß, dass man nur mit einer klaren Vorstellung vom zukünftigen Leben die irdische Existenz verklären kann. Einige fürchten die Zukunft und schwächen sich dadurch selbst; andere verstehen die Feinstoffliche Welt nur gedanklich und schaffen dadurch falsche Bilder; dritte schließlich benehmen sich wie wahrhaftige Leichname und denken an nichts anderes als an die Marktpreise. Doch niemand versteht, dass sogar ein Alter von Jahrhunderten nur einen Augenblick in der Unbegrenztheit darstellt.

       Das Denken über die Zukunft erfolgt auf dreierlei Art: Die erste ist, dass ein Mensch seine Gedanken in Worte zu fassen vermag; die zweite Denkweise ist äußerlich schon nicht mehr auszudrücken, sondern gleicht den Wellen des Ozeans. Der Mensch wird von solchen Fluten erschüttert, und ihm scheint es, als ob er ein von den Wellen fortgetragenes Bild vergesse. Die dritte Denkweise schließlich ist die tiefgründigste, weder in Worten noch in Bildern auszudrücken, und nur die psychische Energie und das Sonnengeflecht erinnern an das, was sich vollzogen hat.

       So möge der Mensch sich die Zukunft auf dreierlei Weise vorstellen. Eine solche Vorstellung ist wie das Auswerfen eines Ankers: Das Schiff wird an einem sicheren Anker herangezogen. Auf die gleiche Weise richtet ein kluger Denker sich auf das gewünschte Ziel aus. Der Weise weiß, worin er sich zum größten Nutzen ausdrücken kann. Nur ein Dummkopf kann von vergänglichem Flitter träumen. Sogar jene, die in der Vergangenheit hohe Stellungen einnahmen, werden sich nicht von Äußerlichkeiten hinreißen lassen, sondern an die Größe der Arbeit denken.

       Man muss lernen, so an die Zukunft zu denken, als ob man sich vorbereitet, unverzüglich auf eine ferne Reise zu gehen, und gleichzeitig muss man verstehen, zur Gänze den irdischen Aufgaben zu entsprechen; dies wird ein zweckmäßiges Gleichgewicht sein.

       Viele Male haben Wir an die Zweckmäßigkeit erinnert, und man muss sich daran gewöhnen, dass diese Eigenschaft in allen Lebensbereichen erforderlich ist. Wir mahnen sie erneut an, da Wir wissen, wie falsch sie von den Menschen verstanden wird. Sie nehmen an, Zweckmäßigkeit müsse nur in gewissen besonderen Fällen angewendet werden. Es muss jedoch nicht nur einmal wiederholt werden, dass jede Daseinserscheinung die Wirkung vieler Ursachen ist.

       Die Unterscheidung in geringe und große Taten ist illusorisch. Ihre Bewertung erweist sich nicht jetzt, doch der Weise erinnert sich an die Meilensteine seines Weges und wendet sie zweckentsprechend auf das zukünftige Leben an. Er weiß, dass das Gute unerschöpflich, das Böse aber endlich ist.

      Ihr habt bemerkt, dass Wir mitunter eine böse Erscheinung nicht durchbohren; dafür gibt es zwei Gründe: Erstens muss man manchmal die Tactica adversa* anwenden, und zweitens ist das Böse ohnehin endlich. Die Übeltäter können sich nicht unendlich vom Bösen nähren; und man kann sich vorstellen, welchen abstoßenden Anblick Missetäter bieten, die sich selbst verschlingen; Ich spreche hier von irdischen Handlungen.

       Der Denker bewegte die Schüler dazu, sich auf das Gute zu gründen. Er sprach: „Das Gute ist unerschöpflich, das Böse dagegen begrenzt.“

 

       477. Urusvati weiß, dass der Begriff der Lehrerschaft in den Menschen von frühen Jahren an entwickelt werden muss. Jeder Mensch ist in der Lage, irgendjemanden irgendetwas zu lehren, und er sollte auch fähig sein, dies zu tun. Wir heißen es gut, wenn Schulkinder ihre jüngeren Mitschüler unterrichten.

       Es ist nicht leicht, die beste Unterrichtsmethode auszuwählen; sie wird individueller Natur sein, und der Lehrer sollte spüren, wie man am besten an das Bewusstsein eines Schülers herantritt. Ohne Übungen wird man unmöglich eine überzeugende Vermittlung von Tatsachen erreichen. Nur Unwissende meinen, es sei ausreichend, Informationen einfach vorzulesen, um sie den Schülern einzuflößen.

       Man kann nur erstaunt sein, dass die eigentliche Kunst des Lehrens keine Aufmerksamkeit erweckt. Doch jeder kann sich erinnern, wie unterschiedlich die Unterrichtsinhalte im Verlauf der Schulzeit aufgenommen wurden. Dies hängt nicht allein von den Fähigkeiten des Schülers ab, sondern hauptsächlich von der Überzeugungskraft des Lehrers.

       So möge die Lehrtätigkeit inmitten breitester Schichten Anwendung finden. Möge der Lehrer selbst dafür Sorge tragen, dass seine Würde auf einer hohen Stufe steht. Gedanken über die Großen Lehrer entwickeln sich leichter, wenn der Begriff der Lehrerschaft ganz klar erfasst wird.

       Lehrerschaft muss frei von Eigennutz sein. Der Lehrer vermittelt das von ihm angesammelte Wissen, ohne es jedoch als sein eigenes auszugeben. Er sollte das Geschenk des Wissens aufnehmen, um es mit derselben Bereitschaft den folgenden Generationen zu übergeben.

      Die Arbeit eines Lehrers muss nicht nur materiell entlohnt werden, sondern auch durch allgemeine Hochschätzung. Die Lehrerschaft stellt eine der höchsten Rangstufen im Staat dar. Nicht der Lehrer, sondern das Lehren eröffnet dem Volk immer die höchste Kultur. So möge nicht persönlicher Vorteil, sondern der Dienst am Gemeinwohl zur Lehrtätigkeit führen.

       Ein solches Verständnis des Dienstes tritt nicht plötzlich ein, sondern muss anerzogen werden. Möge sich daher schon jedes Schulkind als Lehrer im Verhältnis zu Jüngeren empfinden. Mögen von älteren Schülern geleitet Unterrichtsstunden eingerichtet werden, damit jeder seine Erkenntnisse vermitteln kann.

       Einen solchen Dienst darf man nicht als langweilige Last ansehen; möge im Gegenteil jeder lernen, freudig weiterzugeben, denn nur aus einem solchen Geben erwächst wahre Freude.

       Der Denker lehrte: „Jeder vermag seinem Nächsten zu dienen; jeder vermag abzugeben, selbst wenn er keinen einzigen Gegenstand besitzt. Wie ruhmreich ist die Gabe, die nicht erschöpft werden kann!“

 

       478. Urusvati weiß, dass der Mensch fähig sein sollte, nicht nur aufwärtszuschauen, sondern auch in seine eigenen Tiefen zu blicken. Das zweite ist nicht leichter als das erste. In der Tiefe des „Kelches“ ruht eine alte Giftschlange, die durch jede falsche Bewegung geweckt werden kann: Sie füllt einen mit Bösem, raubt die Kräfte und überdeckt gute Absichten. Mit großer Anstrengung kann der Mensch sich von dem alten Gefährten befreien.

       Er kann in beharrlichem Bemühen die eine Eigenschaft entwickeln, die den Winkelzügen der Giftschlange widerstehen kann. Bei Herzensreinheit spürt der Mensch das Maß, nach dessen Überschreiten die Herrschaft der Giftschlange eintritt. Indem er diese Grenze spürt, schiebt der Mensch eine geplante Tat zunächst auf, und dann treten weitere Zeichen ein. Die Hauptsache ist, sich zweifelhafter Handlungen zu enthalten. Diese Grenze kann der Mensch wahrnehmen und so vermeiden, die Giftschlange zu wecken. Es ist besser, in seinen Handlungen wählerisch zu sein, als später eine Tat zu bereuen.

       Wir haben von zweifelhaften Handlungen gesprochen; man muss sich dieser Definition gegenüber sehr vorsichtig verhalten. Ein nachlässiger Mensch sieht aufgrund seiner Faulheit die Mehrzahl der Taten als zweifelhaft an. Er lauscht nicht der Stimme des Herzens, sondern versteckt sich hinter Heuchelei, um sich nicht anstrengen zu müssen.

      Jeder kennt solche Heuchler, die große Worte aussprechen, hinter denen sich jedoch Faulheit und Selbstsucht verbergen. Man kann sich die ganze Tiefe der Hinterlist nicht vorstellen, die unter den Windungen der Giftschlange lebt. Zu wahrer Arbeit taugen solche Heuchler nicht. Über sie wurde vor langem gesagt, dass es sich nicht lohnt, erhabene Worte auszusprechen, wenn die Wahrheit nicht im Herzen lebt.

       Ein altes Märchen erzählt von einer Giftschlange, die sich von menschlichem Blut ernährt: Ein Symbol, das auf die erwachte Giftschlange hinweist, die sich wahrhaftig vom menschlichen Blut nährt. Lasst uns nicht vergessen, dass alte Symbole eine wissenschaftliche Grundlage haben; so vernichten blutsaugende Giftschlange ihre Opfer.

       Eine andere Erzählung spricht von einem versteinerten Drachen, der durch ein kleines Steinchen erwachte, das ein törichter Mensch auf ihn warf. Wahrlich, vom kleinsten Steinchen kann die Giftschlange erwachen.

       Der Denker sprach: „Schreitet vorsichtig voran, es kann sein, dass wir inmitten schlafender Schlangen wandeln.“

 

       479. Urusvati weiß, dass sogar die kleinste Handlung mit vielen umgebenden Bedingungen verknüpft ist; dasselbe liegt auch großen Taten zugrunde. Die Menschen verstehen kaum, dass eine psychische Einwirkung von vielen Bedingungen abhängt. Besonders bei ärztlichen Einwirkungen wollen sie dies nicht anerkennen.

       Die Menschen vernachlässigen die Krankheiten. Nicht genug dessen umgeben sie die Kranken mit den widerwärtigsten Einflüssen und fordern dann unverzügliche Heilung. Doch für solche heilenden Einwirkungen müssen entsprechende Bedingungen geschaffen werden. Ein sogenanntes Wunder kann unter feindseligen Bedingungen nicht hervorgebracht werden. Die Menschen sind bereit, den Arzt mit Drohungen und voller Übelwollen herbeizurufen.

       Sie machen sich keine Vorstellung davon, dass sogar eine mächtige Energie verdorben und unterbunden werden kann. Nicht selten rufen sie den Arzt und flüstern hinter seinem Rücken Worte des Misstrauens. Mögen die Wissenschaftler erforschen, wieviel Prozent Heilungen bei Vertrauen zum Arzt erreicht werden und wie viele Verschlimmerungen der Krankheiten bei einer misstrauischen Einstellung eintreten.

       Wir haben nicht nur einmal wiederholt, dass jede Tat von Wohlwollen begleitet werden muss. Selbst die gewohnte häusliche Arbeit wird wohltuende Folgen haben, wenn sie mit guten Gedanken ausgeführt wird. Viele gute Handlungen sind durch Gereiztheit und ungute Gedanken zunichte gemacht worden.

       Der Denker bewegte die Schüler besonders dazu, ihre guten Absichten nicht verderben zu lassen.

 

       480. Urusvati weiß, wie sehr Wir jedes Aufkommen von Bösem bedauern. Man wird sagen: Warum sich bekümmern, ist es nicht besser, die Ausbreitung des Bösen zu unterbinden? So sprechen die Unvernünftigen, die sich nicht vorstellen, wie vorsichtig man dem Bösen Einhalt gebieten muss. Nur ein Arzt, der viele Krankheiten aufmerksam studiert hat, weiß, wie notwendig es ist, verschiedene Bedingungen in Betracht zu ziehen, nicht allein im Organismus selbst, sondern auch in der Umgebung.

       Man kann das Böse auch mit einigen Formen von Krebs vergleichen. Der Arzt versteht, dass der Krebs einiger Organe unheilbar ist. Der Arzt weiß auch, dass man für eine Operation den allerbesten Moment auswählen und den Organismus auf eine solche Erschütterung vorbereiten muss. Genau das gleiche, doch in höherem Grad, wird bei einem psychischen Kampf sichtbar. Die Menschen selbst machen sich nicht bewusst, dass in ihnen ein böses Ungeheuer entstanden ist; im Gegenteil versucht jeder Infizierte, sein Leiden zu verheimlichen.

       Kann man jedoch in das Wesen eines Menschen eingreifen, wenn er sich auf jede Weise einer solchen Hilfe widersetzt? Richtig wird gesagt: „Untersucht jede Sache genau.“ Sind aber viele zu einer solchen Untersuchung bereit? Die Menschen lieben es nicht nur nicht, über das nachzudenken, was in ihrem Inneren vorgeht, sondern begegnen auch jedem Versuch feindselig, ihr Denken auf ihr inneres Wesen zu lenken. Die Lehren sagen, dass für den Fortschritt guter Wille notwendig ist. So ist auch die Zustimmung des Leidenden selbst nötig, um das Böse ausmerzen zu können.

       Deshalb bedauern Wir die Bildung eines bösen Ungeheuers, denn Wir sehen vorher, welch komplizierte Schlacht bevorsteht. Es ist unmöglich, mit einem einzigen Schlag des Schwertes alle Köpfe der Hydra[17] abzuschlagen. Es wurde gesagt, dass jeder ihrer Blutstropfen neue Sprösslinge hervorbringt, was bedeutet: Man muss Maßnahmen solcher Art ergreifen, dass das Ungeheuer des Hungertodes stirbt. Man muss seine Ernährung unterbinden, und es wird verschwinden, indem es sich in eine Prise Asche verwandelt. Eine solche Vernichtung erfordert jedoch Zeit und günstige Bedingungen. Die Menschen können zu solchen Bedingungen leicht beitragen.

       Der Denker sprach: „Alle sind wir Ärzte, jeder vermag irgendeine Heilung zu vollbringen.“

 

       481. Urusvati weiß, dass das Weltengebäude einen Monolithen[18] darstellt, der durch die uranfängliche Energie zusammengeschweißt wird. Ein Philosoph des Altertums stellte die Behauptung auf, dass die Himmelsfeste gesättigter sei als die Erdfeste. Man mag dieser Definition nicht völlig zustimmen, obwohl sie der Wahrheit nahekommt.

       Die Menschen sind selbst in einem gewöhnlichen Gespräch nicht in der Lage, die Welten gänzlich voneinander abzugrenzen. Wenn sie über die Feinstoffliche Welt sprechen, führen sie Beispiele aus der irdischen Welt an. Wenn sie jedoch die grobstoffliche Welt zu erhöhen suchen, vergleichen sie diese mit der Feinstofflichen Welt. Es ist wahrhaftig nicht möglich, eine Grenze zwischen den drei Welten zu ziehen. Man muss diese Grundlage in der menschlichen Vorstellung festigen. Niemand vermag sich auf die grobstoffliche Welt zu begrenzen, noch nicht einmal die Verneiner sind in der Lage, Empfindungen aus sich zu verbannen, die nicht von dieser Welt sind.

       Die Menschen denken sich viele Ausdrücke unrichtig aus. Sie sprechen von einer Jenseitigen Welt und spalten damit den Monolithen der Einheit. Doch kann man sich überhaupt etwas Jenseitiges vorstellen? Auf diese Weise werden wir zu Charon zurückkehren, der [die Toten] zum anderen Ufer des Styx[19] übersetzte. In einer primitiven Denkweise ersannen die Menschen Symbole des Übergangs in eine andere Welt; Symbole sind jedoch schädlich, weil sie sich durch ihren Farbenreichtum dem Bewusstsein so fest einprägen, dass sie nicht leicht entfernt und durch etwas ersetzt werden können, das der Wahrheit näher kommt.

       Wie ihr bereits bemerkt habt, vermeiden Wir Symbole, doch existieren ganze Schulen, die auf Symbolik gegründet sind. Man kann sich davon überzeugen, dass die alten Symbole nicht mehr in der Lage sind, der Entwicklung des Weltverständnisses zu entsprechen. Alles lebt, alles ist in Bewegung, und die uranfängliche Energie selbst offenbart früher nicht erkennbare Eigenschaften. Die Menschen sollten ihr Bewusstsein nicht mit abgenutzten Vorstellungen fesseln.

       Der Denker sprach: „Wollen wir wirklich in den Vorstellungen unserer Großväter sprechen?“

 

       482. Urusvati weiß, dass ein falsch verstandener Symbolismus der Vorstellung über Uns nicht wenig geschadet hat. Die symbolischen Strahlen, die Unsere Tätigkeit gleichsam begrenzten, haben die Idee der Einheit bereits zerschlagen. Jeder mag sein bevorzugtes Arbeitsgebiet haben, doch kann man unmöglich sagen, Er handele nur auf einem einzigen Strahl.

       Überdies sind selbst die Benennungen dieser Strahlen vollkommen willkürlich. Ihr wisst, auf welchem Wege diese Bezeichnungen entstanden sind. Ihr wisst auch, wie sie in die Literatur eingedrungen sind und viele verwirrt haben. Es ist nicht möglich, solche Entstellungen zu unterbinden, doch werden sie sich mit der Zeit abnutzen und einer besseren Definition Platz machen.

       Die Strahlen existieren, doch jeder von ihnen ist mit psychischer Energie ausgerüstet und kann daher in seinen Möglichkeiten gar nicht begrenzt werden. Anderenfalls könnte man zu einem solchen Unsinn gelangen, dass es zwar gestattet sei, einen Menschen zu retten, man dabei aber nur den linken, nicht den rechten Arm ergreifen dürfe. Man kann sich bis zu solchen Erdichtungen versteigen, dass sich statt einer Erweiterung eine Verringerung der Möglichkeiten ergibt.

       Die Menschen sind mitunter fähig, ihr Bewusstsein um eines Zieles willen, das ihnen gut erscheint, in ein undurchdringliches Labyrinth hinein zu treiben. Mögen diese Zerteiler aber darüber nachdenken, ob sie damit Nutzen oder Schaden stiften. Schmälerungen und begrenzende Erdichtungen sind nicht nützlich. Die genauesten Lehren litten unter vielerlei Auslegungen, welche die Wahrheit spalteten. Wir wünschen, dass Unsere Arbeit in ihrer Ganzheit und Einheit verstanden wird. Allein dabei wird die Zusammenarbeit vorstellbar, die der Bruderschaft zugrunde liegt.

       Der Denker wies darauf hin, dass die Wahrheit nicht leichtfertig in Teile zerlegt werden darf. Er sprach: „Eine Idee zu spalten ist das gleiche, wie einen lebendigen Organismus zu zerlegen.“

 

       483. Urusvati weiß, dass jede Verkündung der Wahrheit ihre Feinde haben muss. Das Chaos kämpft mit dem Offenbarten. Über diesen Kampf darf man nicht betrübt sein. Er ist nicht nur natürlich, sondern auch nützlich. Stellen wir uns vor, dass eine Verkündung keine Feinde hat: Sie wird dermaßen unbedeutend sein, dass sie niemanden zu überzeugen vermag. Feinde stellen Prüfsteine dar und bestimmen selbst durch ihre Wut die Bedeutung der Verkündung.

       Gerade durch Feinde erwächst viel neue Energie. Ein bedeutender Regent sagte: „Heute bin ich viel stärker geworden, denn es offenbarte sich mir ein wütender Feind.“ Man muss Feinde als Stufen des Aufstiegs ansehen. Jedem von Uns erwuchsen solche Gedanken im Verlauf langer Leben.

       Wo sind die Beschreibungen der Bruderschaft? Vor allem in den Beschreibungen Unserer Erlebnisse. Wir teilen Unsere Sorgen, denn durch diese Arbeiten schöpfen Wir Kraft für den zukünftigen Aufbau. Das Wesentliche liegt nicht in Zeremonien, sondern in Arbeit. Es wäre erniedrigend, riefen Wir nicht auch zur Arbeit auf, die Unser ganzes Dasein erfüllt. Das Leben der Bruderschaft ist überirdisches Leben, denn es ist auf das Denken gegründet. Was könnte denn überirdischer sein als der Gedanke?

       Die Menschen könnten ihr grobstoffliches Leben überirdisch gestalten, sie bräuchten nur den Gedanken zur Grundlage ihrer Existenz zu machen. Die Lehre kann auch als Verkündung des Gedankens bezeichnet werden. Groß ist der Festtag eines Menschen, der sich an das Denken gewöhnt hat.

      Und Uns ist es leicht, dort zu antworten, wo der Gedanke arbeitet. Man darf nicht meinen, die Antwort käme gewohnter Form. Wie oft erfolgt die Antwort in der Entwicklung des Denkens selbst: Ein Buch wird wie von selbst aufgeschlagen und Saiten erklingen. Die Zeichen werden umso verschiedenartiger sein, je weiter das Feld des Denkens ist.

       Der Denker sprach: „Wo ist denn jene Finsternis, in die das Licht des Gedankens nicht eindringen könnte? Die Blumen des Denkens sind schöner als alle irdischen Blumen.“

 

       484. Urusvati weiß, dass einige Länder über einen Niedergang der Geburtenrate beunruhigt sind. Dabei ist besonders bezeichnend, dass die Lebensbedingungen in diesen Ländern sogar besser sind als in anderen, wo die Geburtenrate sich erhöht. Diese Erscheinung hat viele irdische Ursachen, doch die Menschen können ihre Aufmerksamkeit nicht auf das Hauptsächliche lenken: Niemand mag sich vorstellen, dass die Bewohner der Feinstofflichen Welt sich in gewissen Ländern gar nicht verkörpern wollen. Natürlich können verstärkte karmische Umstände herrschen, die dazu zwingen, in einem bestimmten Volk aufzutreten, doch neben solchen Bedingungen kann auch der freie Wille wirksam sein.

       Die Bewohner der Feinstofflichen Welt wissen nicht viel mehr als die Erdbewohner, doch in gewisser Hinsicht können sie die Zukunft erkennen und sich deswegen auf die besten Bedingungen einstellen. Kaum jemand wird eine schwelende Brandstätte betreten wollen. Wozu sollte ein Mensch fremdes Karma* mittragen, wenn er sich zu verstärkter Tätigkeit anschicken kann? Er kann sich einem starken Volk anschließen und so an großen Entscheidungen teilhaben. Er spürt, wo es Wachstum und wo Niedergang gibt.

       Keine Aufgabe kann allein nach irdischen Erwägungen gelöst werden. Wenn die Menschen bereits über das Überirdische nachgedacht hätten, würden sie die Lösung der schwierigsten Probleme finden. Doch trotz großer wissenschaftlicher Errungenschaften sind die Menschen in der Erkenntnis der überirdischen Aufgaben weit zurückgeblieben. Es ist unmöglich, die Situation des Menschengeschlechts zu erörtern, wenn man in den irdischen Grenzen verbleibt. Man darf sich nicht phantastischen Träumen hingeben, es ist vielmehr an der Zeit, über die Vergangenheit und die Zukunft nachzudenken.

      Niemand hat eine ernsthafte Einstellung zu dem wichtigsten Umstand: Die Bewohner der Feinstofflichen Welt wollen nicht an überlebte Orte kommen, und niemand zwingt sie, sich ein überaus schlechtes Los zu wählen, wenn ihr Karma es nicht erfordert. Es ist unvorstellbar, dass die Menschen nicht damit beginnen, Beobachtungen des gesamten Daseins anzustellen. Sie könnten der künftigen Generation überaus notwendige Aufzeichnungen hinterlassen.

       Der Denker sprach: „Wir denken nicht für uns, sondern für die unbekannten Erben.“

 

       485. Urusvati weiß, dass es den Menschen besonders schwerfällt, die Begriffe des freien Willens und der Führung miteinander zu vereinen. Die einen schreien von der Beseitigung des Führers, die anderen gegen den freien Willen, doch das Leben selbst zeigt, dass nur Gleichgewicht Fortschritt hervorbringt.

       Inmitten des gewöhnlichen Lebens kann man sehen, wie harmonisch beide Begriffe miteinander leben können. Der Lehrer stellt eine Aufgabe und fügt hinzu: „Wende dein Können an, um sie möglichst gut zu lösen.“ Diese einfache Erklärung zeigt die vollständige Lösung, wie friedlich die beiden Begriffe gedeihen können. Die Führung entwickelt nur den freien Willen, und diesem wird im Laufe seiner Entwicklung die Zweckmäßigkeit der Führung bewusst. Dieser Frage muss sich jeder immer wieder zuwenden.

       Die Menschen haben sich gewissermaßen in zwei unversöhnliche Lager geteilt: Die Freunde des freien Willens bezeichnen die Anhänger eines Lehrers als rückschrittlich, und die einer Führung Folgenden nennen die Freunde des freien Willens Zerstörer. Solcherart ist das Missverständnis, das die Menschen nur der besten Möglichkeiten beraubt. Man muss Umstände suchen, die es erlauben, die Extreme mit einem gemeinsamen Dach zu überspannen. Es ist leicht, sich das Leben in der Unbegrenztheit vorzustellen, unter diesem Dach vereinen sich viele Begriffe miteinander. Man wird Maßstäbe finden, welche die Nichtigkeit eigenwilliger Aufteilungen zeigen.

       Es ist nötig, dass der echte Lehrer den freien Willen anspornt und der vernünftige Schüler, gerade indem er seinen freien Willen anspannt, die Bedeutung des Lehrers schätzt.

      Ihr könnt bemerken, wie oft Wir zur Gegenüberstellung von Lehrerschaft und freiem Willen zurückkehren. Die Menschen bedürfen jedoch in besonderem Maße des Ausgleichs dieser untrennbaren Begriffe. Eine bessere Zukunft hängt von der Harmonie der Gegensätze ab. Wer aber diese rettende Bedingung nicht verstehen will, wird viel Leid auf sich nehmen müssen.

      Der Lehrer kann den Starrsinn des Schülers nicht verwandeln, wenn dieser keine Anstrengungen des guten Willens aufwendet. Doch ein guter Wille ist auch ein freier Wille.

       Der Denker wies darauf hin, dass das Gute, die Freiheit und die Schönheit unter einem gemeinsamen Dach leben.

 

       486. Urusvati weiß, dass eine willkürliche Benennung die Richtung eines Gedankens stört und verzerrt. So habt ihr von einem „elektrischen Architekten“[20] gelesen, den ein Wissenschaftler im Menschen gefunden haben will. Der Begriff des Architekten wurde in einigen philosophischen Schulen verwendet und hat seine Bedeutung, doch darf man in diesem Zusammenhang unmöglich von Elektrizität sprechen. Die Menschen haben sich eines einzigen Aspektes der uranfänglichen Energie bemächtigt und benutzen dieses Wort rücksichtslos als endgültige Definition.

       Wenn die Wissenschaftler nichts von der uranfänglichen Energie wissen, könnten sie von einer bestimmten, besonderen Energie sprechen; man darf aber die erhabene Grundlage nicht mit dem Wort Elektrizität eingrenzen. Es unerträglich, dass der Wissenschaftler seine Aufmerksamkeit nicht auf die besondere Eigenschaft der festgestellten Energie gerichtet hat. Es ist allzu primitiv, diese Erscheinung auf elektrische Eigenschaften zurückzuführen. Die Beobachtung selbst ist lobenswert, doch die Bezeichnung führt zu neuen Irrtümern.

       Man kann sich vorstellen, dass ängstliche Forscher sich hinter gewohnten materiellen Begriffen zu verbergen suchen. Sie möchten sich damit vor unwissenden Beschuldigungen schützen, ziehen aber gerade dadurch die Verurteilung künftiger Generationen auf sich. Mögen sie abwägen, was mehr Achtung gebietet: Den Spott Unwissender über sich ergehen zu lassen oder sich den Verurteilungen künftiger Generationen auszusetzen.

       Vergessen wir nicht, dass ähnliche Erscheinungen auf allen Lebensgebieten vorkommen. Die Menschen suchen vereinigende Begriffe herabzusetzen und sie durch ausgedachte Wörter zu ersetzen, die keine Bedeutung haben. Man muss diesen Prozess aufmerksam verfolgen; ihm liegt Feigheit zugrunde.

       Wie lange will der Mensch fortfahren, den einheitlichen Körper des Weltgebäudes in Splitter zu zerschlagen? Natürlich kann man auch einzelne Grashalme untersuchen, darf aber nicht vergessen, welchem großen Organismus sie angehören. Man darf nicht vereinzelte Erscheinungen untersuchen und dabei außer acht lassen, dass sie nur Glieder einer einzigen Kette sind. Wer der Synthese entbehrt, möge das Leben des Weltgebäudes gar nicht erst berühren.

       Der Denker lehrte die Schönheit der Einheit, aus der Ströme von Energie fließen.

 

       487. Urusvati weiß, dass die Erziehung des Denkens Schritt für Schritt erfolgen muss. Jeder kann sich den entsetzlichen Zustand vorstellen, wenn ein Mensch mit bösen Absichten Gedankenkraft erlangt. Daher muss ethische Bildung der Lehre über das Denken vorangehen. Man darf sich keinesfalls auf äußere Verfahren zur Erkenntnis der Kraft des Gedankens beschränken, anderenfalls werden wir böse Zauberer schaffen.

       Vor langer Zeit trafen die Lehren Vorsorge, dass ein böser Mensch nicht zu Yogaübungen nicht zugelassen wurde. Als sich später die Sitten vergröberten, traten Menschen auf, die sich einige äußere Methoden angeeignet hatten, ohne sich vorher um eine Reinigung ihres Bewusstseins bemüht zu haben. Natürlich bedarf auch die Reinigung des Bewusstseins einer Konzentration der Gedanken, doch verläuft ein solches Denken innerlich und ohne äußere Voraussetzungen.

       Die Menschen verstehen nur wenig, dass man eine saubere Angelegenheit nicht mit schmutzigen Händen übernehmen darf. Man sollte meinen, dass eine solche Bedingung für jeden verständlich ist, doch wird sie im Leben nur selten angewendet. Die Menschen überlegen gar nicht, ob ihre Hände schmutzig sind, und können deshalb äußerst schädliche Chemismen schaffen. Sie verstecken sich hinter laut tönenden Bezeichnungen, verbergen jedoch in ihrem Inneren niedere Absichten. Wieviel Missbrauch wird getrieben! Äußerst besonnene Maßnahmen sind erforderlich, damit Machtmöglichkeiten nicht in die Hände von Verbrechern fallen.

      Denkt darüber nach, wie sehr auch Unsere Mühen verdunkelt werden, wenn sich Menschen einmischen, die sich einige Yogamethoden mit schlechten Beweggründen angeeignet haben.

       Der Denker verfügte: „Lasst uns zuerst das Gute verstehen und senden wir es dann gedanklich in die Welt.“

 

       488. Urusvati weiß, dass besondere Vorgehensweisen erforderlich sind, um das Konzept des Guten einzuführen. Für viele Konzepte könnte man ganze Schulfächer einrichten, doch wenn man Gespräche über das Gute ankündigt, versuchen die Schüler, ihnen auszuweichen. Man muss das Gute unbemerkt lehren, indem man es in alle Themen einfließen lässt.

       Es könnte gesagt werden, dass das Konzept des Guten gar nicht existiere, dass etwas für den einen gut, für einen anderen aber böse sei. So sprechen jene, die oberflächlich urteilen und es nicht verstehen, in die Tiefe der Dinge zu blicken. Unzweifelhaft kann jeder seine Zeichen auf der Oberfläche setzen, er wird dabei aber nicht die Tiefe berühren. Im übrigen ist das Konzept des Guten seinem Wesen nach unwandelbar. Das Herz aber zeigt auf, wo das Wesen des Guten liegt.

       Man kann sehen, wie sogar ein verbrecherischer Wille sich plötzlich auflöst, wenn er unerwartet das Wesen des Guten erblickt. Die Menschen bezeichnen eine solche Verwandlung als Wunder, doch liegt überhaupt kein Wunder darin, dass ein Mensch die Saiten einer Vina[21] streift und von ihrem Klang bezaubert ist.

      Jeder Mensch berührt unerwartet verschiedene Chemismen. Die einen betäuben, andere aber erleuchten ihn. So darf man nicht behaupten, dem Menschen sei etwas nicht erreichbar. Man kann sagen, dass er im gegebenen Moment ein bestimmtes Wissen nicht zu erfassen vermag, doch schon im nächsten Augenblick kann ein Chemismus des Guten zur Erkenntnis verhelfen.

       Feinfühlige Menschen wissen, wie schnell Chemismen wechseln. Man kann nicht sagen, chemische Wellen dauerten einen ganzen Tag lang an. Selbst innerhalb kurzer Zeiträume kann man spürbare Wechsel wahrnehmen, nicht nur psychische, sondern sogar auch physiologische.

      So spürt der Mensch nicht selten rasche Wechsel von Hitze und Kälte. Er kann einen Wechsel von Gerüchen bemerken und auch vorübergehende Schmerzen. Er kann eine Verzögerung oder eine Offenbarung des Denkens wahrnehmen. Er kann Schwankungen seiner Wahrnehmungsfähigkeit feststellen. Chemische Wellen werden von vielen Erscheinungen von Freude oder Schwermut begleitet. Der Lehrer muss in der Lage sein, die Studierenden auf eine bewusste Wahrnehmung der vielen Erscheinungen im Laboratorium des Lebens vorzubereiten.

       Der Denker lehrte: „Wir müssen ständig die Gegenwart der Göttlichen Kraft um uns herum spüren. Mitunter bindet sie uns, nicht selten verleiht sie aber auch Flügel. Die Erhabenheit der Welt umhüllt uns mit herrlichen Decken.“

 

       489. Urusvati weiß, welche unabhängige und tiefgründige Arbeit im menschlichen Bewusstsein vonstattengeht. Ich will dies anhand einer alten Parabel erklären:

      Es lebte ein hochgeachteter Lehrer, der nicht allein nützliche Wissenschaften lehrte, sondern auch seinen Schülern auf vielerlei Weise half. Zu seinen Vorzügen zählte auch äußerste Scharfsicht. Die Schüler waren davon überzeugt, dass er ihnen immer zu Hilfe kommen werde, sogar ohne ihr Bitten.

       Eines Tages sagte der Lehrer zu dem am nächsten stehenden Schüler: „Lass uns hören, was dein inneres Wesen spricht.“ Und dann fügte er lächelnd hinzu: „Es spricht: ‚Hilf!‘“ Der Schüler geriet in Verlegenheit und begann zu versichern, er habe dem Lehrer niemals mit Bitten Verdruss bereiten wollen. Der Lehrer beruhigte ihn und erklärte: „Mein Freund, ich bin überzeugt, dass weder dein Herz noch dein Gehirn um Hilfe gebeten haben. Sie wissen, dass meine Hilfe rechtzeitig kommen wird; doch die Tiefe des Bewusstseins richtet die Stimme an den Lehrer in dem einen Ruf: Hilf!“

       „Lass Dich durch diesen Schrei Deines Wesens nicht verwirren, in ihm ist eine Verbindung eigener Art zur Hierarchie enthalten. Du hast doch nicht um Reichtum oder um Ehren gebeten. Dein inneres Wesen sagt mit dem Wort ‚Hilfe‘: ‚Belehre mich!‘ Du hast keine Bedingungen gestellt, sondern wolltest nur sagen: ‚Tue es so, wie es am besten ist‘. Du bist bereits überzeugt, dass alles zum Guten bereitet wird. Auch wenn du einmal den Weg zum Guten nicht sofort erkennst, bist du dennoch überzeugt, dass die besten Maßnahmen ergriffen worden sind.“

       „Du hast vom dreifältigen Denken gehört. Ihm entsprechen das Gehirn, das Herz und das Bewusstsein. Das Gehirn ist vernünftig, das Herz feinfühlig und das Bewusstsein weise. Das Bewusstsein spricht: `Hilf, lehre mich'. Auch mein Bewusstsein sagt genau dasselbe, und mein Führer spricht genau dieselben Worte; sie stellen keine Belastung dar. Die Hand streckt sich nach oben und weiß, dass bei einem gefährlichen Aufstieg die helfende Hand entgegengestreckt werden wird. Es ist nicht unsere Sache zu beurteilen, wo der gefährlichste Aufstieg ist.“

       Dies ist die Parabel, und der Denker kannte sie. Er fügte hinzu: „Es liegt eine besondere Schönheit darin, dass unser Bewusstsein ein Hort der Weisheit ist.“

 

       490. Urusvati kennt den Fehler der zeitgenössischen Philosophen, die den Menschen vom Universum loslösen. Ihr Mensch erscheint zwar als denkendes Wesen, doch ohne Vergangenheit und Zukunft, und damit hat er keine Verbindung mit dem Weltall. Ein solches Denken ist nicht in der Lage, eine Zukunftsprognose anzustellen, weshalb die zeitgenössische Philosophie so weit vom Leben abgelöst ist.

       Man darf sich den Menschen nicht so vorstellen, als befände er sich in einer Wüste, wo er den Weg nicht kennt. Der Mensch versteht, dass ihm ähnliche Geschöpfe existieren, von denen er nicht weiß, woher sie kommen und wohin sie verschwinden. Ist es etwa möglich, das Denken an eine begrenzte Existenz zu gewöhnen? Eine solche Vorstellung wird vor allem langweilig sein.

       Es ist notwendig, eine solche Lehre zu überprüfen, die sich als schädlicher als der begrenzte Materialismus erweist; aus diesem kann sich noch ein Fortschritt entwickeln, doch der abstrakte Mensch vermag nicht den Weg der Evolution zu betreten. Es ist nicht erstaunlich, dass viele zeitgenössische Philosophen abseits des Lebens stehen, doch sollten die Denker sich vor allem den Problemen des Daseins zuwenden, in denen der Mensch einen entsprechenden Platz einnimmt.

      Es ist nicht nützlich, Teile eines gesunden Organismus abzuschneiden. Man sollte sich über jedes auf die Einheit des Weltalls gerichtete Denken freuen. Man kann bedauern, dass die Wissenschaftler der angewandten Wissenschaften keine Verbindung zu den Denkern zu knüpfen vermögen. Erneut sehen Wir tote Abgrenzungen und die Fehler des Hasses.

       Es wird gesagt: Bei der gegenwärtigen Entwicklung der Wissenschaften ist es unmöglich, ein Mensch von enzyklopädischem Wissen zu sein. Es spricht aber niemand von Allwissen, doch Hochschätzung des Wissens ist möglich, so können die Menschen sich von Verneinungen befreien. In jedem Gegenstand befindet sich etwas, das Beachtung verdient. Ein wahrer Denker vermag diesen Funken der Wahrheit zu erkennen. Ein Denker wird sich auch allen Etappen des Fortschritts gegenüber gerecht verhalten.

       Gewöhnlich wenden die Menschen sich vor allem den Endphasen von Entdeckungen zu und verwerfen achtlos alle vorangegangenen Aufspeicherungen, worin sich die größte Ungerechtigkeit zeigt. Unter den Vorbereitungsprozessen gibt es unzweifelhaft viele noch nicht abgeschlossene Entdeckungen; verfolgt man deren Denkwege, kann man große Schätze finden. Die Menschen ziehen es jedoch vor, sich allem Vorbereitenden gegenüber hochmütig zu verhalten; auf diese Weise gehen viele bereits ertastete Errungenschaften verloren. Auch in solchen Fällen ist jene Hochschätzung anzuwenden, von der Wir gesprochen haben.

       Meine Worte dürfen nicht nur auf mechanische Entdeckungen bezogen werden, sondern müssen ebenso auf die Geisteswissenschaften angewendet werden. Die Hauptsache ist, das Denken von Vorurteilen zu befreien, die sehr verschiedenfarbig sind.

       Der Denker sprach: „Seht nur diesen wichtigtuerischen Freidenker, wie er rasch auf die andere Straßenseite geht, nur um nicht inmitten von Arbeitern gesehen zu werden. Gerade erst hat er eine Rede über die Liebe zum Volk gehalten.“

 

       491. Urusvati weiß, dass man ohne überirdisches Empfinden das Leben nicht verwandeln kann. Ohne Vorstellungsvermögen kann keine Arbeit auf eine höhere Stufe geführt werden. Achtet auf das treffende Wort „Vorstellungsvermögen“. Es ist keine Erdichtung und kein hinterlistiger Winkelzug, sondern das Auffinden höherer Bilder, die Realisierung hoher Begriffe. Vorstellungsvermögen ist immer real und wahr. Man kann sich nicht vorstellen, wo diese Wahrheit wohnt, doch sie existiert.

       Glaubt nicht, dass echte Vorstellungskraft im Bösen möglich wäre, erforderlich ist gutes Bestreben. Alles Böse schafft verzerrte Formen. Ein Kaleidoskop erfordert harmonische Bewegungen, und so bedarf die Betrachtung höherer Bilder eines offenen Herzens. Jede Verdunkelung führt zu entstellten Vorstellungen. So sind wiederum die physischen Gesetze mit den psychischen Grundlagen verbunden.

       Selbst die höchsten Errungenschaften müssen hier (…) begonnen werden, oftmals inmitten größter Not. Nicht selten sinnen Reiche darüber nach, warum Opfer ihnen so leicht gemacht werden. Sie nehmen an, dass ein Opfer nur geldlicher Art sein könne, vergessen jedoch, dass ihnen ein herrlicher Auftrag anvertraut ist: Geld mit hohen Aufgaben zu verbinden; doch dafür bedarf es des Vorstellungsvermögens. Gibt es viele, die danach streben, diese Eigenschaft in sich zu steigern?

       Der Denker lehrte: „Jedem Menschen ist es gegeben, in die Göttlichen Paläste zu blicken, doch möge man das Auge daran gewöhnen, den strahlenden Glanz des Himmels zu schauen und das gesamte Leben des Raumes zu erkennen; wem der Himmel leer erscheint, der hat ein leeres Herz.“

 

       492. Urusvati weiß, dass Hingabe nur von Wert ist, wenn sie in vollem Maß erwiesen wird; und zwar in einem solchen Maß, dass der Mensch sie nicht noch stärker bezeigen könnte. Dann wird ein mächtiger, wohltätiger Chemismus geschaffen, der über weite Entfernungen hinweg heilsam ist. Jede Halbheit in der Hingabe jedoch muss in den Bereich der Hinterlist verwiesen werden.

       Der Mensch belügt sich selbst und andere, auf diese Weise schafft er todbringende Gifte. Er sollte sagen: „Ich gebe mich hin, auch wenn es mir nicht von Vorteil ist.“ Doch um welche Missgestalt von Hingabe wird es sich handeln, wenn die Menschen ausrufen: „Wir wollen uns hingeben, es wird uns großen Vorteil einbringen!“ Niemand zweifelt daran, dass jede eigennützige Hingabe eine ganz andere Bezeichnung verdient.

       Unsere Bruderschaft ist auf gegenseitige Hingabe gegründet. Wir wissen, dass es keine Umstände geben kann, welche die Hingabe zu erschüttern vermögen. Man könnte sagen, dass eine solche Hingabe durch langwährende Zusammenarbeit erreicht wird. Das ist richtig, doch in vielem arbeiten die Menschen zusammen, ohne dass die Hingabe erstarken würde. So muss man Hingabe von den kleinsten Dingen an erproben; sie zeigt auf, wie behutsam man miteinander umgehen muss, ohne Komplikationen zu schaffen.

       Hingabe ist keine Knechtung, sondern das Lächeln des Verstehens und des Mitgefühls. Denkt über dieses herrliche Wort nach, es drückt eine Harmonie aus, die auf dem Zusammenklang von Gefühlen gründet. Jeder Mensch träumt von Mitgefühl, doch oft fordert er dies nur für sich selbst und vergisst, dass gerade dieser Begriff Gegenseitigkeit voraussetzt. In diesem Missverständnis verbirgt sich viel Unglück.

       Der Denker sprach: „Der Mensch fordert Mitgefühl, doch wo ist sein erwiderndes Gefühl? Er hält sich selbst für die unglücklichste Person auf Erden, hat er aber das Unglück der anderen gemessen?“

 

       493. Urusvati weiß, dass die Menschen das Gefühl der Einsamkeit besonders fürchten. Sie ist keine Angst, sondern eine besondere bedrückende Empfindung. Sie ist völlig natürlich für einen Menschen, der nichts von der Feinstofflichen Welt und der ununterbrochenen Fortdauer des Lebens weiß. Doch mitunter tritt genau dasselbe Gefühl auch bei denjenigen auf, welche die Grundlagen des Daseins kennen. Die Ursachen einer solchen unüberwindlichen Empfindung sollen aufgezeigt werden.

       Man kann annehmen, dass unliebsame Wesenheiten Einfluss nehmen oder Vorahnungen einen solchen erdrückenden Zustand hervorrufen können; doch außer solchen unzweifelhaft möglichen Ursachen können auch kosmische Einwirkungen auftreten. Der Chemismus schwerer Ströme kann den Menschen einhüllen und gleichsam einen Zustand der Isolierung schaffen, in dem der Mensch Einsamkeit empfindet.

      Jedem aber ist ein Allheilmittel gegeben. Er kann jede beliebige Einwirkung zerstreuen, indem er sich gedanklich an seine Freunde wendet. Der Mensch hat nicht nur auf der Erde Freunde, er kann auch aus der Feinstofflichen Welt viele wahre Mitarbeiter herbeirufen.

       Überdies kann er Uns kennen, und eine solche Hinwendung wird nicht vergebens sein. Sie kann eine Antwort in unerwarteter Form hervorrufen, doch der bedrückende Chemismus wird sich zerstreuen.

      Viele wissenschaftliche Entdeckungen stehen bevor, gleichwohl wird die Erkenntnis der Grundlagen des Daseins die Grundbedingung sein. So habt ihr bemerkt, dass die Gedankenübertragung auf Entfernung im wissenschaftlichen Bereich wenig vorankommt, weil es nicht genügend überirdische Gefühle und Anerkennung der Daseinsgrundlagen gibt.

       Der Denker bedauerte Menschen, die nicht nur das Leben, sondern auch den Gedanken verkürzen.

 

       494. Urusvati weiß, dass die Menschen zur Zeit einer Gefahr die rettendsten Ratschläge vergessen. Selbst eine eingebildete Gefahr beraubt die Menschen des zweckentsprechenden Denkens. Bei verschiedenen Völkern gibt es äußerst lehrreiche Erzählungen, in denen ein Hausherr seine Nächsten lehrt, wie sie sich im Brandfalle zu verhalten haben; doch wenn der Brand eintritt, handeln alle entgegengesetzt.

       An den Schulen Spartas gewöhnte man die Schüler an alle möglichen Gefahren, um Findigkeit zu entwickeln. Auch heute wäre es notwendig, so vorzugehen, da die Gefahren um ein Vielfaches zugenommen haben.

      Besonders befremdlich ist es, Menschen zu sehen, die Gefahren erfinden, die gar nicht existieren. Hierbei sind sie gar nicht um die weltweiten Gefahren bekümmert, sie zittern viel mehr um ihr eigenes Dasein. Niemand kann ihnen vermitteln, dass die weltweiten Nöte ihren häuslichen Herd hinwegfegen werden. Sie werden niemals zustimmen, dass die Gefahren für den Planeten weitaus größer sind als die für ihr Haus.

       Selbst eine Erörterung der weltweiten Gefahren wird nicht gern gesehen. Dafür sollen irgendwelche Amtspriester zuständig sein. Wenn jedoch die Epoche eintritt, in der die allumfassende Zweckmäßigkeit verstanden wird, werden die Menschen Ratschläge sammeln können, wie den äußerst komplizierten Missgeschicken zu begegnen ist.

      Möge man an den Schulen auf mögliche Gefahren vorbereiten, dieses Wissen darf das Menschengeschlecht aber nicht der Lebensfreude berauben. Jedes durchschrittene Leben kann davon erzählen, dass gerade in Gefahr Freude entstehen kann.

       Der Denker wusste, dass Freude in allen Gefahren geboren wird.

 

       495. Urusvati weiß, dass die Abgabe von psychischer Energie und ihre Erschütterung ihrem Wesen nach verschieden, in ihren Merkmalen jedoch ähnlich sind. Die Menschen verstehen nicht, dass die Entzündung der Schleimhäute mit einer Abgabe von psychischer Energie verbunden ist. Eine solche verstärkte Abgabe erfolgt auch bei einer Steigerung der Denktätigkeit.

       Drüsen und Körpergewebe werden ganz individuell in Mitleidenschaft gezogen. Sendungen von Energie auf Entfernung rufen auch eine Anspannung der Drüsen hervor, besonders dann, wenn die kosmischen Ströme ungünstig sind. Eine Erschütterung der psychischen Energie jedoch kann auch ohne Anspannung der Denkenergie vonstattengehen. Ethische Erschütterungen, Kummer sowie unerwartete Schläge oder Erfolge können die Energie unterbrechen.

       Wenn die Weltereignisse bedrohlich sind, können ganze Epidemien auftreten, die man jedoch unterschiedlich benennen wird; man wird sie Herzerkrankungen, Erkältungen oder Magenkrankheiten zuschreiben, ohne die wahre Ursache beim Namen zu nennen. Man stellt eine Zunahme von Nervenerkrankungen fest, doch berührt letztlich jede Krankheit das Nervensystem.

      Die Behandlung sollte sowohl körperlich als auch geistig erfolgen. Notwendig ist ein ruhiges Streben nach erhabenen Dingen. Man muss sich in ruhiger Weise den Ausspruch Salomons[22] wiederholen: „Auch das wird vorübergehen.“ Wenn diese Autosuggestion unzureichend ist, kann man auch eine Suggestion* von außen durchführen.

       Nützliche Medikamente kennt ihr bereits: Nux vomica[23], Arsenicum[24], Ferrum[25] und, natürlich, den alten Freund Baldrian. Bei Kräfteverfall: Moschus*. Warme Bäder sind immer nützlich. Das übrige hängt von der örtlichen Erkrankung ab. So kann man in den verschiedenen Phasen psychischer Anspannung helfend eingreifen.

       Die Menschen sollten nicht annehmen, eine solche Epidemie verdiene keine Aufmerksamkeit; im Gegenteil kann sich alles, was mit den Nervenzentren verbunden ist, schnell ausbreiten. Unkenntnis der Ursachen wird immer zu schlechten Folgen führen. Wenn man dann auch noch alle möglichen Selbstvergiftungen hinzufügt, ergibt sich ein trauriges Bild.

       Man wird sagen: „Ihr jagt uns schon wieder Schrecken ein!“ Doch dann ist jeder ärztliche Rat eine Einschüchterung. Wenn Wir eine Gefahr heraufziehen sehen, müssen Wir auch davor warnen.

       Jemand wird über das Streben erhabenen Dingen spotten; für ihn ist die Musik wie sämtliche Kunst nur Müßiggang. Er kennt das Wort „Ekstase“ nicht; für ihn ist sie ein schädliches Vorurteil.

       Der Denker kannte solche Spötter. Er sprach: „Der Staat muss unverbesserliche Unwissende vertreiben. Mögen sie sich irgendeine Insel suchen. Das Meer allerdings wird einen solchen Hort der Dummheit verschlingen. Die Gesetze der Natur kann man nur bis zu einem bestimmten Grad verletzen.“

 

       496. Urusvati weiß, dass jeder, der falsch handelt, sich vor allem damit rechtfertigt, dass man ihn nicht verstanden habe. Je mehr ihr die menschlichen Beweggründe kennt, desto mehr wird man euch des Unverständnisses beschuldigen. Man kann bemerken, wie sehr die Menschen versuchen, ihre eigene Schuld anderen zuzuschieben. Wir wollen jedoch nicht alle Arten menschlicher Verstellung vermerken, sonst entstünde kein Buch, sondern eine ganze Bibliothek.

       Es ist verwunderlich, dass die Menschen erst dann nach Hilfe suchen, wenn es bereits keine Rettung mehr gibt. Man könnte vielleicht meinen, sie handelten so aus Schüchternheit oder Zaghaftigkeit, doch hat dies leider einen anderen Grund: Die Menschen haben kein Vertrauen, sie denken noch nicht einmal über jenen Mittelpunkt nach, von dem Hilfe kommen kann. Erst wenn die Not sie an der Kehle packt, sind sie bereit, sich an die vergessenen Türme zu erinnern. Nicht nur Ungebildete handeln derart unüberlegt, selbst sehr belesene Menschen verfahren mit erhabenen Dingen in unwürdiger Weise.

       Die Psyche der Menschen wird unverständlich, wenn sie nicht in der Lage sind zu unterscheiden, wo das Nützliche und wo das Schädliche liegt. Vergessen wir nicht: Sie sind mitunter in einem solchen Maß von ungeordneten Wünschen aller Art erfüllt, dass sie noch nicht einmal unterscheiden können, wo ihre Tat ist und wo ihr Wunsch.

       Der Denker wies die Schüler immer wieder an, die Truhe ihrer Wünsche in Ordnung zu halten.

 

       497. Urusvati weiß, dass die führende innere Stimme sich nicht immer in wörtlichen Formeln äußert. Oft verbleibt sie im Bereich des Impulses. Auf diese Weise erweist sich das führende Prinzip als eine Stimmgabel, die einen übereinstimmenden Klang hervorruft.[26] Besonders bemerkenswert ist jedoch, dass solche Zusammenklänge in den verschiedensten Bereichen in Erscheinung treten. Die Stimmgabel ruft auf und begeistert, doch die örtlichen Bedingungen und vorausgegangene Überlegungen schaffen die Formel der Tat.

       Der Mensch ist es nicht gewohnt, der tief verborgenen Stimme zu lauschen. Er nennt sie Stimme der Stille und verschließt sie in der Tiefe des Bewusstseins. Kann er aber so all die Vorzüge eines solchen Impulses nutzen?

       Ein kleiner Junge war traurig, dass er sein Spiegelbild im Brunnen nicht sehen konnte, weil sein Bruder Steine hineinwarf. Davon können viele erzählen, weil ihre Nächsten beständig ihr Bewusstsein verdunkeln. In der Tat ist für alle Beobachtungen und Schlussfolgerungen Ruhe des Bewusstseins erforderlich, anderenfalls wird das Bild verzerrt. Eine solche Ruhe bedeutet jedoch keinen Verzicht auf Tätigkeit; man kann im Gegenteil an allen besten Lebensbereichen teilnehmen, während gleichzeitig die Oberfläche des Bewusstseins ruhig bleibt. So geschieht es, wenn der Mensch seinen zukünftigen Weg kennt.

       Der Denker sprach: „Stellen wir uns ein Mühlrad vor. Es empfängt die Wasserkraft von oben und arbeitet für die Herstellung menschlicher Nahrung. Es weiß nicht, wer sich mit dieser Nahrung sättigen wird. Es weiß nicht, wer das Korn zum Mahlen brachte. Es weiß nichts von all den Bestandteilen des Wassers, doch um es herum fließt viel Energie. Die Lehre darf die Augen nicht vor der Unermüdlichkeit der Arbeit verschließen, denn die segensreiche Welle fließt ununterbrochen.“

 

       498. Urusvati weiß, dass die Menschen besonders zu allem Verbotenen streben.

      Eine Erzählung spricht von einem gewissen Regenten, der eine Aufklärung bringende, nützliche Maßnahme ins Leben einzuführen gedachte, doch überall auf Widerstand stieß. Eines Tages wandte er sich an einen weisen Ratgeber, der ihn daraufhin fragte: „Hast du versucht, deinen Vorschlag mit allen möglichen Maßnahmen zu verwirklichen?“ Nachdem er eine bestätigende Antwort erhalten hatte, sprach der Ratgeber: „Dann ist es notwendig, ein Gesetz zu erlassen, das gerade deine Maßnahmen verbietet. Du wirst sehen, wie die Menschen zu dem Verbotenen streben, und wenn das Gesetz streng ist, wird der Wunsch, es zu übertreten, umso stärker in Erscheinung treten.“

       Glaubt nicht, dass dieses alte Gleichnis heute keine Bedeutung hätte. Man kann aufzeigen, wie ganze Bewegungen allein dank Verboten erstarkt sind und sich gereinigt haben. Auf der ganzen Welt kann man sehen, dass eine Art Tactica adversa sich als der beste Weg erweist. Man kann sich wundern, weshalb die Menschheit ein verworrenes Labyrinth durchschreiten muss, wenn es doch viel einfachere Wege gibt. Doch die Spirale der Evolution ist kompliziert. Sie erfordert sogar zeitweiligen Niedergang, um dann eine desto höher führende Wendung zu nehmen.

       Uns sind diese irdischen Eigenheiten bekannt und Wir nehmen sie als unausweichlich hin. So müssen auch überirdische Gedanken die komplizierten menschlichen Wege gehen. Man muss viel Geduld besitzen, um zu beobachten, wie die Wanderer bergan klettern, anstatt den kürzesten Weg zu nehmen.

      Dabei muss man wissen, dass man unmöglich in der Mitte des Stromes ein Hindernis aufstellen kann. Man darf nur leicht berühren, doch so behutsam, dass der Gehende es nicht bemerkt, damit er nicht aufschrickt und stolpert. Selbst die am besten gemeinte Berührung muss in voller Behutsamkeit erfolgen. Dies muss man im irdischen Leben mitten in der alltäglichen Arbeit lernen.

       Der Denker sprach: „Wir müssen es erfühlen, wo wir Hilfe erweisen können; je unmerklicher dies geschieht, desto vollkommener wird sie sein.“

 

       499. Urusvati kennt die hohe Bedeutung der Tatbereitschaft. Wir haben von Hingabe, Zweckmäßigkeit und Aufnahmevermögen gesprochen, doch für all diese Bekundungen ist wahre Bereitschaft erforderlich. Man muss diese Eigenschaft im Gedächtnis behalten, da sie schwer zu erreichen ist.

       Die Menschen bilden sich ein, zur Tat bereit zu sein, doch in letzter Stunde werden sie von unterschiedlichsten Zweifeln und Selbstmitleid überwältigt. Indessen erfordert gerade Bereitschaft ein Anwachsen der Energie. Ein laufender Mensch fällt vor einem Sprung nicht in Kraftlosigkeit, sondern nimmt im Gegenteil einen Anlauf, um die größtmögliche Energie zu sammeln. Dieses Beispiel lasst uns auf jede Tat anwenden.

       Mögen die Menschen anhand historischer Beispiele lernen, wie viele strahlendste Taten durch Zweifel zunichte gemacht wurden, die in letzter Stunde auftraten. Vergessen wir nicht, dass die niederen Kräfte des Menschen jegliche Tätigkeit hassen, desto mehr wird eine nützliche Tat immer den Schlägen der finsteren Kräfte ausgesetzt sein. Sie wählen den letzten Moment, um Tapferkeit zu stoppen.

       Der Lehrer muss nachdrücklich darauf hinweisen, dass Tapferkeit in Harmonie mit Bereitschaft wachsen muss. Man kann sich eine tote Tapferkeit vorstellen, die niemals bereit ist und dafür Rechtfertigung in den unwürdigsten Lebensumständen findet.

       So behaltet im Gedächtnis, dass die besten Kräfte mit euch sein werden, wenn ihr Bereitschaft in vollem Maß bekundet.

       Der Denker sprach: „Lasst uns Tag und Nacht bereit sein, dann schwindet auch die Finsternis.“

 

       500. Urusvati kennt den unstillbaren Tatendurst. Dieses Bestreben kann man unmöglich durch künstliche Maßnahmen eingeben. Es muss sich in der Tiefe des Bewusstseins als Folge vieler Leben bilden. Man muss solche Errungenschaften besonders hüten. Das erwähnte Tun ist nicht nur für den Handelnden selbst nützlich, sondern schafft auch eine Atmosphäre, die andere zu gesunder Arbeit anregt.

       Zu Ehren der Arbeit sind majestätische Hymnen und erhebende Traktate verfasst worden. Das alles ist richtig und geschieht für das Wohl. Stellt euch einen Arbeiter vor, der auf Lebenszeit an eine unveränderliche Werkbank gefesselt ist. Man hört, dass im Altertum Ruderer an Schiffe angekettet waren und Sklaven Räder an Ketten hinter sich her schleppten. Heute sind Ketten unangebracht, doch an ihrer Stelle hat man viel festere Fesseln erfunden.

       Die Hymnen der Arbeit können anders klingen, wenn sie jeden Tag an ein und derselben Werkbank gesungen werden. Viele solcher Arbeiter sind sogar des Fortschritts beraubt. In derselben Eintönigkeit verläuft auch die Erholungszeit, wenn sie nicht gerade in dem Grauen der Trunkenheit zum Ausdruck kommt.

      Es ist leicht gesagt, dass die Menschen sich nicht betäuben sollen, man muss ihnen auch höherführende Wege aufzeigen. Sie werden sich die ununterbrochene Fortdauer des Lebens aneignen und die überirdischen Chemismen erkennen. Sie werden von der Gedankenkraft und den besten Vorstellungen erfahren; doch müssen sie noch etwas erhalten, was sie lehrt, die Qualität der Arbeit zu erhöhen: Jedem Menschen muss ein Handwerk gegeben werden. In der Handarbeit erkennt der Mensch die ewige Vervollkommnung.

       In jeder Lage kann der Mensch irgendein Handwerk ausüben. Durch dieses Handwerk bewahrt der Mensch sich Jugendlichkeit des Denkens. Es verwandelt das Haus in einen Herd der Schönheit. Wieviel Unabhängigkeit schafft ein freies Handwerk! Die Menschen lieben Beispiele; in verschiedenen Jahrhunderten kann man die Entwicklung eines freien Handwerks beobachten. Dabei werden auch die Hymnen der Arbeit klangvoller gesungen und es entstehen viele nützliche Verbesserungen.

       Wir haben davon gesprochen, dass der Rhythmus der Arbeit ein Yoga eigener Art ist. Bei jedem Yoga sind Bestrebung und Begeisterung notwendig. Diese Blumen wachsen im Garten des Handwerks. Indem er das Handwerk liebgewinnt, lernt der Mensch auch jede andere Arbeit lieben, und desto näher wird er auch Uns sein.

       Der Denker lehrte, dass jene Arbeit zur Vervollkommnung führt, die Schönheit in sich birgt.

 

       501. Urusvati weiß, wie oft die Menschen sich beklagen, dass Vervollkommnung allerlei Arten von Unglück über sie hereinbrechen lässt – ein ungeheurer Irrtum. Man kann sicher sein, dass ein Mensch, der sich tatsächlich vervollkommnet, niemals einen solchen Unsinn sagen wird. Er weiß, dass bei einer Verfeinerung des Fühlens vieles wahrnehmbarer wird, und überdies wird er sich nicht wundern, dass ihm anvertraut ist, an der Schlacht um das Wohl der Welt teilzunehmen.

       Kann diese Schlacht etwa als Unglück bezeichnet werden? Nur ein Feigling kann meinen, tödliche Verwesung sei besser als lebenschaffende Bewegung. Oft aber kann man Dienern der Furcht begegnen, die ein tödliches Dahinsiechen vorziehen. Sie sammeln Beispiele aus dem Leben von Glaubenskämpfern, die ihrer Auslegung nach ein einfaches Leben geführt haben, ohne sich mit Klügelei wichtigzutun. Doch sie vergessen, dass das Denken solcher Einsiedler mitunter kosmische Macht besaß.

       Wer kann denn die Kraft des Gedankens ermessen? Wer kann nachprüfen, ob die kraftlosen Worte, die diesen Denkern zugeschrieben werden, glaubwürdig sind? Nach nur einem Jahrhundert haben die Leute die Aussprüche hervorragender Menschen völlig entstellt, was soll man da erst von Jahrtausenden sagen? Dabei ist es schwer festzustellen, wer mehr entstellt hat: die Freunde oder die Feinde. Nicht selten haben sogenannte Freunde aus persönlichen Beweggründen den grundlegenden Sinn verzerrt. Vergessen wir nicht, dass auch die Abschreiber ihren Teil beigetragen haben. Ihr wisst selbst, wie groß die Zahl der Druckfehler ist! Und so war es in allen Jahrhunderten.

       Der Denker sprach: „Ich möchte wissen, in welcher Form meine Schriften weiterleben werden.“

 

       502. Urusvati weiß, dass der Begriff des Fassungsvermögens klar festgelegt werden muss. Viele meinen, Fassungsvermögen sei das Hinnehmen entgegengesetzter Argumente. Indessen bedeutet Fassungsvermögen das Verstehen der Beweggründe. Man kann mitfühlend die Gründe verstehen, die einen Gesprächspartner leiten, doch es wäre unzulässig, sogleich seine eigenen, lange durchdachten Überzeugungen aufzugeben.

       Fassungsvermögen hat Ähnlichkeit mit Mitleid. Man kann sehen, wie Gegenspieler in Irrtümer verfallen und gegen ihren eigenen Nutzen handeln. Doch wie behutsam muss man vorgehen, um sie zu überzeugen! Überdies muss man sich des alten Sprichwortes erinnern: „Über Geschmack soll man nicht streiten.“ Man kann die karmischen Ursachen eines solchen Geschmacks erkennen. Man kann die Spuren des Atavismus sehen, doch es ist unmöglich, die Aufschichtungen von Neigungen schnell auszumerzen.

       Denkt nicht, dass Wir auf klar hervortretende Gewohnheiten hinweisen, welche die Menschen beherrschen. Im vorliegenden Fall spreche Ich von Geschmack, der weit tiefer liegt als Gewohnheiten. Ebenso schwer ist es, den Geschmack eines Menschen in Frage zu stellen, der sich von dem seiner Umgebenden unterscheidet, jedoch in sich nichts Abstoßendes enthält. Man kann auf die Disharmonie hinweisen, doch nicht jedes Ohr ist fähig, diese wahrzunehmen.

       Der Denker lehrte: „Versteht es, das Herz so sehr zu erweitern, dass es fremden Schmerz zu fassen vermag, dann werdet ihr auch ein tröstendes Wort finden.“

 

       503. Urusvati weiß, dass Wohnungen, die der psychischen Energie des Menschen beraubt sind, rasch verfallen. Wir haben bereits darüber gesprochen, wie verschieden Maschinen in Abhängigkeit von den sie bedienenden Hände arbeiten.

      Jetzt kann man auf ein ganz leicht durchzuführendes Experiment hinweisen: Stellt euch drei gleich gebaute Häuser vor. Dann bleibt das eine leer stehen, das zweite wird von disharmonischen Menschen bezogen und das dritte dient einer harmonischen Familie als Wohnung. Es ist aufschlussreich zu beobachten, wie verschieden das Baumaterial auf die unterschiedlichen Bedingungen reagiert.

      So kann man auch bei Staaten bemerken, wie unterschiedlich die Energien der Regierenden wirken. Man darf dies nicht allein auf Experimente in Fabriken beziehen. Der Erfolg eines ganzen Staates hängt von der Qualität der psychischen Energie seines Führers ab.

       Es sind weniger Bildung und Erfahrung als vielmehr die aufgespeicherte Energie, welche die schwersten Umstände überwinden kann. Oft verstehen die Menschen nicht, wie jemand ohne Übereinstimmung mit den herrschenden Bräuchen erfolgreich regieren kann. Möge man aber den Arzt fragen, ob die psychische Energie dieser Person nicht eine besondere Qualität in sich trägt. Der Arzt muss natürlich eine Vorstellung von der psychischen Energie haben, um auf ihre Besonderheit hinweisen zu können.

       Für Experimente mit psychischer Energie sind keinerlei ungewöhnliche Bedingungen erforderlich. Die uranfängliche Energie fließt überall, und sie sollte in allen Lebenserscheinungen beobachtet werden. Man kann sagen: Je einfacher die Art der Beobachtung ist, desto wertvoller wird das Experiment sein.

      Nützlich ist es jedoch, eine besondere Eigenschaft dieser Energie festzustellen. Ihr wisst bereits, dass die Abgabe von psychischer Energie sich auf die Drüsen auswirkt. Wir beobachten eine sehr scharf ausgeprägte Reaktion der Drüsen, wenn die Energie zu verschiedenen Völkern in verschiedene Länder gesandt wird. Eine solche Erscheinung wird durch die Unterschiede der Psychologie der Völker erklärt. Die Energie kann nicht überall in harmonischer Weise aufgenommen werden, und es erfolgen sogar Gegenschläge. Gerade diese aber tragen zu einer Entzündung der Drüsen bei.

       Seid in der Lage zu verstehen, dass sogar nicht besonders feindliche Menschen ein so eigentümliches Bewusstsein haben können, dass eine Energiesendung nicht aufgenommen werden kann. Daher erachten Wir Energiesendungen als ein großes Opfer. Die Menschheit wird allerdings nicht so bald verstehen, von welcher Art Opfer Wir sprechen.

       Der Denker lehrte: „Denkt nicht, euer Gedanke wäre überall ein erwünschter Gast. Euer bester Gedanke wird euch viel Kummer einbringen. Gleich einem Bettler wird er auf den Türschwellen verharren müssen, Verletzungen erfahren und bei seiner Rückkehr euer Herz verwunden. Seid darüber nicht betrübt, denn das ist unausweichlich.

 

       504. Urusvati weiß, dass die Hierarchie sogar Geringes in Kostbares verwandelt. Es scheint, dass ein solcher Hinweis vor allem geistige Kostbarkeiten im Blick hat, doch die Menschen streben derart zu materiellen Gütern, dass sie auch in einem solchen geistigen Hinweis noch etwas Physisches suchen.

       Überhaupt wäre es aufschlussreich zu sehen, ob viele Anhänger der Hierarchie verbleiben, wenn Wir sagen, dass die Hierarchie sich nur um geistige Kostbarkeiten kümmert. Man kann beobachten, wie die Menschen bestrebt sind, jede Andeutung zu erkennen, die, ihrer Meinung nach, das irdische Wohlergehen berührt. Lasst uns diese Menschen nicht allzu sehr anklagen, da die Mehrheit von ihnen Not leidet. Doch begegnen einem auch sehr wohlhabende Menschen, die zur Hierarchie streben, um ihre irdischen Güter zu vermehren. Sie können nicht verstehen, dass zwar auch irdische Güter auf dem Pfad empfangen werden, jedoch dann nicht, wenn man ihretwegen strebt.

       Lenkt eure Aufmerksamkeit auf jene Menschen, die sich wegen irdischer Güter nähern; sie sind das klarste Beispiel dafür, wie sehr eine geistige Lehre entstellt werden kann. Indessen vermag bereits der geringste Kontakt mit der Hierarchie viele Lebensprobleme zu lösen. Man darf aber höhere Erkenntnis nicht für ein Linsengericht[27] verkaufen.

       Oftmals waren Wir darüber bekümmert, dass dem Streben die Suche nach irdischen Gütern zugrunde lag; gerade dann gehen sie verloren. Allein bei Erkenntnis von Opferbereitschaft kann der Schatz der Welt gefunden werden. Solche Beispiele sind notwendig, denn die Menschen gehen dem Einfachsten oft aus dem Weg.

       Der Denker bat seine Schüler, wenigstens für einige Tage nicht an irdische Güter zu denken. So könne sich klares Denken bilden.

 

       505. Urusvati weiß, dass Wir irdische Erfolge mitunter betrauern. Über sogenannte irdische Not kann man sich dagegen freuen. Irdischer Erfolg oder Misserfolg erlangen aus Sicht der überirdischen Existenz eine völlig andere Bedeutung. In der Feinstofflichen Welt vergisst man irdisches Unglück, doch klar erinnert man sich der Folgen solcher Erschütterungen.

       Ein verfeinerter Geist wünscht sich auf der Erde Kämpfe und Fortschritte. Für ihn sind jegliche Erschütterungen und Schmerzen nur Impulse für Errungenschaften. Die verfeinerte Natur sucht kein Wohlergehen, weil sie nach Vervollkommnung strebt.

       Es ist falsch zu meinen, dass auf der Erde Leiden geboten sei: Vervollkommnung ist geboten, doch disharmonische Bedingungen können verschiedene Schmerzen verursachen. Wie aus einer zu engen Höhle kämpft der Mensch sich zum fernen Licht durch. Wie viele Schrammen und Wunden fügen ihm die scharfen Felsen zu! Welche glitschigen Aufstiege stehen bevor, und es gibt nichts, woran er sich klammern kann, wenn in ihm keine Vorstellung von der Hierarchie lebt. Wo Gefahr droht, eilen Wir zu Hilfe. Nicht selten droht sie gerade bei irdischen Erfolgen.

       Der Maßstab für Erfolg und Misserfolg ist eigenartig. Die irdische Umgebung ist allzu nah und hindert, die Folgen zu bedenken. Ohne überirdische Betrachtung ist es unmöglich, über irdisches Gleichgewicht zu urteilen. Ihr wisst, wie vielfältig Unsere Hilfe zu sein pflegt. Manchmal halten die Menschen sie für ein Unglück, weil sie die Folgen noch nicht verstehen können. So ist es auch jetzt: Viele vermögen nicht zu fassen, was vor sich geht, doch um das Kostbarste zu retten, muss man gewisse Gründe preisgeben.

       Später wird man nicht mehr wissen, warum diese Worte gesprochen wurden, und sogar den Begriff des Harmagedon wieder vergessen. Doch ihr wisst, in welch einer angespannten Stunde Wir sprechen. Allein der überirdische Maßstab vermag Gleichgewicht zu verleihen.

       Als der Denker sah, dass die Mitbürger sich zum Krieg rüsteten, sprach Er: „Freunde, denkt nur an die Heimat!“

 

       506. Urusvati möge wissen, dass die Menschheit auf wissenschaftlicher Grundlage erfolgreich sein wird, doch muss gerade dieses Axiom auch verstanden werden. Die Wissenschaftler haben das Recht, sich für Kulturträger zu halten, doch unterscheiden wir viele Arten von Wissenschaftlern, unter denen sich nur wenige finden, welche die Bedeutung des zukünftigen Wissens anerkennen.

       Wir wollen die Wissenschaft nicht in eine materialistische und eine idealistische, in eine überirdische und eine irdische einteilen; möge nur die hauptsächliche Grundlage des Fortschritts offenbart werden: Die psychische Energie muss auf den verschiedensten Lebensgebieten Anwendung finden. Erkenntnis wird nicht vorwärtsgerichtet sein, wenn sie nicht von der uranfänglichen Kraft beflügelt ist.

      So kann man fleißige Wissenschaftler sehen, die bedeutsames Material sammeln, ohne es jedoch zu einer herrlichen Entdeckung zusammenfügen zu können. Auf der anderen Seite kann man Wissenschaftler finden, die sogar mit geringen Mitteln Erfolg haben und nützliche Neuerungen hervorbringen. Sie sind fähig, die psychische Energie anzuwenden, ob bewusst oder unbewusst, jedenfalls lehnen sie sich nicht gegen sie auf.

       Stellt eine Liste hervorragender Wissenschaftler zusammen, die bereits mit feinstofflichen Energien arbeiten, und ihr werdet sehen, dass es in verschiedenen Ländern eine Bewegung gibt, die jedoch ohne Einigkeit ist. Die Wissenschaftler nähern sich dem Verständnis der psychischen Energie jeweils auf ihre eigene Weise. Man muss sich wundern, wie sie versuchen, ihr verschiedene Bezeichnungen zu geben; gerade so, als ob irgendeine Kraft sie zwingen würde, von der einfachsten Lösung abzuweichen.

      Stellt euch indessen vor, wie sehr die voneinander getrennt verlaufenden Versuche sich gegenseitig verstärken könnten. Das würde auch lehren, die Forschungen der Mitbrüder zu achten. Von einer solchen Achtung ist allerdings nichts zu sehen.

       Ein mutiger Beobachter wird unweigerlich die feinfühligsten Mitarbeiter um sich sammeln. Man darf ihn nicht einer ungenügenden Spezialisierung beschuldigen, denn die psychische Energie erfordert weitgefasste Beobachtungen.

      Man muss Informationen aus alten Zeiten sammeln. Solche Aufzeichnungen dürfen nicht als Erdichtungen bezeichnet werden. Das unvoreingenommene Auge wird im Gegenteil viele wissenschaftliche Hinweise finden.

      Es versteht, dass für ganze Epochen das Überirdische und das Irdische keine Gegensätze waren. Die psychische Energie wird nur dann anziehend sein, wenn sie als Verbindung aller Welten verstanden wird. Die Wissenschaft der Zukunft wird sich als Quelle der erhabensten Lösungen erweisen.

       Der Denker lehrte seine Anhänger, dass Wissenschaft schön sein muss und dann unbegrenzt sein wird.

 

       507. Urusvati weiß, dass der Begriff der Intuition Fehldeutungen ausgesetzt ist. Sogar jene, die sie anerkennen, verhalten sich ihr gegenüber nicht behutsam. Man stellt sich vor, dass irgendetwas gewisse Menschen in Begeisterung versetzt, ohne dass von deren Seite eine Teilnahme erforderlich wäre. Etwas fällt vom Himmel und macht die Menschen scharfsichtig. Niemand überlegt, welche Aufspeicherungen bei diesen Menschen vorhanden sein und welche Anspannungen sie erfahren müssen.

       Man muss für euch nicht wiederholen, welche feinsten zwischenräumlichen Verbindungen bestehen, doch müsst ihr oft Menschen mahnen, der Intuition gegenüber behutsam zu sein. Niemand stellt sich vor, wie gering die Zahl jener ist, bei denen diese Eigenschaft bereits entwickelt ist. Dabei kann sie nur teilweise auf bestimmte Bereiche hin ausgerichtet werden:

      Wenn jemand nur in Bezug auf seine Verwandten Vorahnungen hegen, physische Erscheinungen vorhersagen oder etwas Beliebiges über sich selbst erkennen kann, bedeutet dies noch nicht, dass ein solcher Mensch auch mit anderen Ereignissen zu schwingen vermag. Daher darf man von den Menschen nur das erwarten, was sie in einem bestimmten Moment zu geben vermögen.

       Es ist ein großer Fehler, Menschen zu etwas zu zwingen, was sie in einem gegebenen Moment nicht erfühlen können. Das Meer feinster Schwingungen ist unerschöpflich, es kann von einem einzigen Menschen nicht erfasst werden. Man muss wissen, dass Intuition auch ein Verstehen des Zustandes der Nahestehenden erfordert. Nur bei gegenseitiger Behutsamkeit wird die innere Stimme gereinigt.

       Man kann die innere Stimme so weit verstärken, dass sie nicht mehr verstummt, doch bei der Unordnung der irdischen Schwingungen raten Wir nicht dazu, die grobstofflichen Bedingungen in einem solchen Maße zu überwinden. Stellt euch einen Menschen in der irdischen Wirklichkeit vor, der ununterbrochen seiner inneren Stimme lauscht: Er wird einem Radiohörer gleichen, der all seine Arbeit liegengelassen hat, nur um auf von außen Kommendes zu hören; ohne Schlaf und Nahrung wird er sterben.

       So möge die innere Stimme erklingen, wenn sie von einer gleichklingenden Schwingung berührt wird. Auf diese Weise wird der Mensch den irdischen Pfad nicht verlassen, gleichwohl aber an die Höchste Welt angeschlossen sein, und das Gleichgewicht wird nicht gestört.

       Die Lehrer aller Zeiten lehrten, dass der irdische Weg unter irdischen Bedingungen verlaufen muss. Man kann nur zeitweilig von den irdischen Aufgaben abgehen, um dann um so nutzbringender der Menschheit zu Hilfe zu eilen.

       Mögen die Menschen lernen, alle ihnen anvertrauten Schätze zu hüten, unter ihnen vor allem die psychische Energie. Man darf nicht denken, weil sie uranfänglich sei, bedürfe sie keines Schutzes. Jede kosmische Substanz erfordert Harmonie, die auch die Ökonomie des Weltalls ist.

       Der Denker bestätigte: „Bewahrt Harmonie, denn man kann sie wie ein äußerst feines Gefäß zerschlagen.“

 

       508. Urusvati weiß, dass Wir Tatmenschen ausbilden, die unbeugsam, willensstark und arbeitsam sind. Es lassen sich jedoch aus der großen Menge nicht oft Menschen finden, die schon zur Aufnahme bereit sind. Man muss ganze Generationen abwarten, bis die Zahl neuer Mitarbeiter zunimmt. Sie sind durch die verschiedensten irdischen Bedingungen voneinander getrennt. Oftmals erkennen sie einander nicht, und ihre Kräfte können sich nicht vereinen. Überdies sind sie schon von klein auf Gegenstand von Verfolgung und Spott. Sie gleichen den sie Umgebenden nicht, und ihre Fähigkeiten erzeugen Neid.

       Man darf sich nicht wundern, dass ihr Leben nicht leicht ist. Sie sind wie Vögel in einem Käfig, und selbst wenn der Käfig golden ist, wird er dennoch ein Kerker sein. Doch mögen diese Kühnen nicht in Verzweiflung fallen. Wir nehmen jeden ihrer Schritte wahr und wenden viele Gefahren von ihnen ab. Möge jedoch jeder, der den Impuls des Dienstes in sich spürt, behutsam voranschreiten. Beim Großen Dienst muss jede Unbesonnenheit ausgeschlossen sein.

       Ich sage den Tatmenschen: Tragt keine Verwirrung in euch; selbst wenn ihr unsicher seid, fallt nicht in Verwirrung, sondern vergleicht die euch vorgesetzten Erwägungen streng mit der Wahrheit. Denkt daran, dass Verwirrung ein Wurm der Zersetzung ist. Wir haben viel über den Zweifel gesprochen, doch versteht es auch die Schwingungen der Verwirrung zu erkennen.

       Für Kurzsichtige liegen Furcht, Zweifel und Verwirrung in demselben Korb, doch Weitsichtige müssen die verschiedenen Schwingungen dieser Eigenschaften unterscheiden. Einige meinen, Verwirrung sei eine Form der Bescheidenheit, doch haben beide nichts miteinander gemein. Verwirrung stellt eine Trübung der Gefühle dar; doch gerade Tatmenschen müssen klare und aufmerksame Gefühle haben. Nur bei einer solchen Wachsamkeit wird der Tatmensch eine Giftschlange bemerken.

       Mögen sich in jedem beliebigen Land Tatmenschen entwickeln, die im vollen Sinn des Wortes tätig sind. So wünschen Wir, dass das Überirdische im vollen Maße mit den irdischen Arbeiten verbunden wird.

       Der Denker wurde nicht müde, darauf hinzuweisen, dass ein Tatmensch ein Diener der höheren Gesetze sein muss.

 

       509. Urusvati weiß, dass jedes Korn Wahrheit wohlwollend aufgenommen werden muss. Es ist gleichgültig, woher die Wahrheit kommt. Sie kann in einer beliebigen Sprache ausgedrückt werden. Sie kann in die Gewänder eines jeden Jahrhunderts gekleidet sein. Sie kann in den unterschiedlichen Umständen verkündet werden.

      Es gibt weder eine alte noch eine neue Wahrheit. Wer kann sich dafür verbürgen, dass eine bestimmte Wahrheit nicht bereits auf einem verschwundenen Kontinent verkündet wurde? Die einen Verkünder zeichneten sich durch eine hohe Gelehrsamkeit aus, andere waren sogar Analphabeten und dennoch Säer der Wahrheit.

       Weshalb erinnern Wir an all dies? Es treten Menschen auf, die sich der Wahrheit bemächtigen und versichern, allein über sie könne die Wahrheit offenbart werden. Es ist jedoch an der Zeit, daran zu erinnern, dass der Weg der Wahrheit breit ist. Ihr Hauptwidersacher ist die Unduldsamkeit. Glauben jene Usurpatoren etwa, dass ihr Gebäude feststeht? Je mehr Duldsamkeit und Wohlwollen herrschen, desto fester ist die Grundlage. Jeder Schritt der Wahrheit ist auf das Gemeinwohl gerichtet, und dieses wird auch der Maßstab sein.

       Man wird fragen: „Wo ist denn die Liebe, die Stütze der Welt?“ Kann aber das Gemeinwohl etwa ohne Liebe existieren? Überhaupt möge weniger Verurteilung, sondern mehr Aufmerksamkeit herrschen. Lasst uns sehen, in welchen Gewändern die Wahrheit in verschiedenen Jahrhunderten in Erscheinung trat. Einmal nackt, doch dann auch in prunkvollem Gewand. Leider wird die nackte Wahrheit nicht immer angenommen. Wir sagen dies, damit die Tatmenschen die Wahrheit in weitem Maß verstehen.

      Wohlwollen muss man erziehen, damit es seine Aufrichtigkeit bewahrt. Bei der irdischen Verwirrung ist es schwer, echtes Wohlwollen zu finden, doch ohne es kann man noch nicht einmal eine einfache Belehrung aufnehmen. Daher ist das Gesagte nichts Abstraktes, sondern eine höchst lebenswichtige Realität.

       Der Denker lehrte: „Der Erfolgreiche zeichnet sich durch Wohlwollen aus.“

 

       510. Urusvati weiß: Je komplizierter die Umstände sind, desto mehr ist Ruhe notwendig. Nehmt dies nicht als eine Moralpredigt, sondern als einen ärztlichen Rat. Man kann sich gar nicht vorstellen, in welchem Maß komplizierte Ströme den Organismus schädigen können, daher sind Autosuggestion und Ruhe so nützlich.

       Mit Gereiztheit vergiften die Menschen sich selbst und ihre ganze Umgebung; dies ist bekannt, und Imperil* wird bereits in vielen Büchern erwähnt, gleichwohl schenken die Menschen dem keine Beachtung. Überdies versichern sie im Zustand der Gereiztheit, völlig ruhig zu sein. Seien wir ehrlich uns selbst gegenüber. Vergessen wir auch nicht, dass ein Augenblick des Schweigens eine Welle der Verwirrung zu beruhigen vermag.

       Mögen die Ärzte die Menschen untersuchen, während sie sich in Verwirrung und Gereiztheit befinden. Sie werden die Wurzeln ihrer künftigen Krankheiten finden. Die Beobachter werden erstaunt sein, wie bei Trübung der Harmonie Keime aller möglicher Erkrankungen in Erscheinung treten. In Ruhe bleiben sie verborgen und können nicht erkannt werden, doch bei finsteren Einwirkungen treten sie zutage.

      Früher riet der Arzt dem Kranken vor einer Untersuchung, zur Ruhe zu kommen, doch heute wird der Arzt einen solchen Zustand nicht aufschlussreich finden. Es ist natürlich nicht leicht, einen Kranken im Zustand der Verwirrung zu untersuchen. Dazu ist volle Beobachtungsfähigkeit erforderlich, und es wird lehrreich sein zu sehen, wie allerlei finstere Kräfte benachbarte, bereits beschädigte Organe erregen.

       So vermehren sich in allem Existierenden die negativen Eigenschaften, wenn etwas sie hervorruft. An etwas Böses zu denken, wird bereits Schaden verursachen.

       Der Denker bat: „Seid eure eigenen Ärzte. Das Heilwasser des Guten wird ein ausgezeichnetes Mittel sein.“

 

       511. Urusvati kennt die vielen Eigenschaften der psychischen Energie. Ihr Wesen bleibt unverändert, doch um dieses Korn herum können überaus verschiedenartige Eigenschaften gelagert sein. So wäre die Einwirkung der Zusammensetzung des Blutes zu nennen. Zur Zeit widmet man den rassischen Unterschieden viel Aufmerksamkeit. Diese Unterschiede lassen sich jedoch nicht nur bei der Zusammensetzung des Blutes feststellen, sondern auch bei den Eigenheiten der psychischen Energie.

       Die Menschen können die Wirkung des Denkens einiger Völker stärker spüren, während sie in anderen Fällen kalt bleiben. Neben Atavismus und karmischen Ursachen kann man die Grundlage dafür auch in der Zusammensetzung des Blutes suchen, die auf die psychische Energie einwirkt. Man kann unmöglich aufzählen, wie viele Verbindungen zwischen den Menschen bestehen. Es müsste das Menschengeschlecht beschämen, dass es seine Verbindungen und Eigenschaften nicht studiert. Die Psychologie muss sich mit allen Wissenschaftsgebieten befassen, die das künftige irdische Leben zu erhellen vermögen.

       Der Gedanke findet unter den anerkannten Wissenschaften noch keinen Platz, doch die Psychologie kann zu einem einzigartigen Bollwerk der Erforschung des Gedankens, anders gesagt, der psychischen Energie werden. Jetzt ist es besonders notwendig, diese Fragen auf einen wissenschaftlichen Grund zu stellen. Dafür jedoch ist die Zusammenarbeit einer ganzen Reihe von Wissenschaftlern erforderlich, die über verschiedene Laboratorien verfügen.

       Ist es nicht beschämend, dass sich die Wissenschaften bis auf den heutigen Tag in verschiedene Lager aufteilen, die keine Verbindung miteinander haben? So ergibt es sich, dass die einen Wissenschaften als glaubwürdig erachtet werden, während andere unter Zweifel stehen. Natürlich beruht ein solcher Zweifel auf Unwissenheit und Vorurteil.

       Man kann sich nicht vorstellen, wie stark Vorurteile sind! Dies muss man von den Palästen bis zu den Hütten unablässig wiederholen, und wahrscheinlich gibt es die stärksten Vorurteile in den Palästen. So muss man immer wieder von der Bestimmung der Wissenschaft sprechen.

       Der Denker lehrte: „Versteht es, der Wissenschaft die Tür zu öffnen. Es wäre beschämend, wenn sie in Lumpen in der Kälte bleiben müsste. Hört ihr, wie das Wissen anklopft?!“

 

       512. Urusvati weiß, dass überirdische Explosionen alle irdischen übertreffen. Niemand hört sie mit dem irdischen Ohr, doch kann nur ein geöffnetes Verständnis die ganze Anspannung spüren, die von ihnen erzeugt wird.

       Viele nehmen an, dass Personen, die irdische Macht besitzen, die überirdische Schlacht in besonderem Maße spüren müssten, doch das pflegt in Wirklichkeit nicht so zu sein. Irdische Machthaber sind gewöhnlich weit von einem Anschluss an die überirdische Welt entfernt; es gibt aber andere Gesandte, welche die Bürde dieser Welt tragen. In viel höherem Maße können sie als irdische Häupter bezeichnet werden, denn sie ertragen eine hohe überirdische Anziehung.

       Die Menschen wissen nicht, auf welchen Säulen und treibenden Kräften das Gleichgewicht ruht. Doch die Zerstörer wissen, woher die psychische Energie kommt. Ihre Geschosse fliegen um die Auserwählten herum. Die Menschen schenken solchen Über-Schlachten keine Aufmerksamkeit. Noch existieren keine Apparate, die wie ein Seismograph[28] überirdische Anspannungen feststellen könnten.

       Man kann sich vorstellen, welche psychischen Wirbelstürme die Grenzen der Feste[29] überschreiten und sich mit höheren Energien vereinigen. Eine solche besondere Zeit weist auch besondere Zeichen auf. Doch die Menschen bleiben weiter in den irdischen Maßstäben und gleichen sich den Heuschrecken an. Der Lehrer rät, als irdischen Schild Ruhe zu bewahren.

       Der Denker sprach: „Sie schützen uns auf allen Wegen, und der offenbarte Schild steigt von Oben herab. Mögen wir auch einen Schild gegen irdische Pfeile besitzen.“

 

       513. Urusvati weiß, dass Wir Furcht und Argwohn nicht gutheißen und diese Eigenschaften der Unwissenheit zuschreiben. Zur gleichen Zeit bestehen Wir auf Wachsamkeit und Vorsicht, diese Eigenschaften gehören zu Erleuchtung. Für unkluge Menschen ist es nicht leicht, die Grenze zwischen den verschiedenen Gefühlen zu finden. Argwohn nennen sie Vorsicht und Wachsamkeit halten sie für Angst; auf diese Weise werden die besten Eigenschaften zu schändlichen herabgesetzt. Doch der Vernünftige versteht, wo auf Einsicht gegründete Vorsicht unerlässlich ist.

       Wenn die Welt in Wirrnis erschaudert, wird der Unvorsichtige ein Dummkopf sein. Der Vernünftige wägt alle Ursachen ab und erkennt die Entstehung von Schäden. Er tut dies nicht aus Furcht, sondern aus mutiger Entschlossenheit. Er belässt die Giftschlange nicht auf der Schwelle, denn die Entstehung von Bösem zeitigt giftige Früchte. Er sagt nicht: „Es lohnt sich nicht, seine Aufmerksamkeit auf einen kleinen Skorpion zu richten“, denn aus einem kleinen erwächst ein tödlicher Biss. Der Vernünftige versteht besonders gut, dass es solche kosmischen Anspannungen geben kann, dass die ganze Aufmerksamkeit auf die Lage des Planeten gelenkt werden muss.

       Ihr habt bemerkt, dass die gewohnte Beschäftigung mitunter von höheren Sorgen verdrängt wird; solche Sorgen sind meist nicht in Worte zu fassen, doch das Bewusstsein spürt, wie angespannt der Raum ist. Es kann zu Erkrankungen kommen, denn der Organismus nimmt Ströme von starker Anspannung auf. In solchen Stunden darf man nicht sagen: „Schenkt dem keine Beachtung“, im Gegenteil muss jede Wachsamkeit begrüßt, jegliche Furcht aber missbilligt werden.

       Wir sprechen vom Irdischen und vom Überirdischen, denn es fällt uns, die Wir ständig auf der Wacht stehen, nicht schwer sagen, dass Wir Unsere Wachsamkeit noch verstärken. Glücklicherweise ist diese Eigenschaft unerschöpflich. Auch ihr zögert nicht zu wiederholen, dass in einer Stunde höchster Anspannung auch höchste Wachsamkeit gezeigt werden muss. Nicht Furcht nötigt euch zu einer solchen Bestätigung, sondern der Wunsch, bestmöglich zu dienen. Aus einem solchen Wunsch entstehen Helden. Wir haben von den Eigenschaften eines Helden gesprochen, zum Glück kann ein Held auf jedem beliebigen Platz im Leben stehen.

       Der Denker sprach zu Seinen Schülern: „Fühlt euch als Helden und erspürt, welche Heldentat ihr heute vollbringen könnt.“

 

       514. Urusvati weiß, dass die psychische Energie genau erforscht werden wird. Zur Zeit nehmen die Menschen nur primitive Formen ihrer Gegenwart wahr, doch die nahe Zukunft wird zeigen, dass alle wissenschaftlichen Errungenschaften mit der psychischen Energie verbunden sind. Dabei wird man zwei Aspekte unterscheiden: einen willkürlichen und einen unwillkürlichen; der letztere wird die besondere kosmische Bedeutung der uranfänglichen Energie offenbaren.

       Die Menschen verstehen bereits die Bedeutung des Gedankens und versuchen, ihn anzuwenden. Auch Willenssendungen werden schon zu einem Axiom. Weitaus geheimnisvoller aber bleibt die Frage der unwillkürlichen Offenbarung der Energie. Bis heute erkennen die Menschen in keiner Weise an, dass das Ausströmen der Energie räumliche Bedeutung haben kann. Man kann jedoch beobachten, dass manche Tatmenschen Kraft ausstrahlen, ohne es selbst zu wissen, und eine solche Macht wird sich über weite Entfernungen hinweg ergießen.

       Warum wissen diese Tatmenschen nicht, wenn sie zu einer vielleicht großen Sache beitragen? Sie arbeiten mit dem Willen des Kosmos zusammen. Sie können eine solche Zusammenarbeit nicht vermeiden, so wie eine gleichgestimmte Saite auf eine große Macht erklingt. Solche Tatmenschen verstärken die planetaren Ströme, und es muss natürlich erforscht werden, ob sie dies als Retter oder Zerstörer der Menschheit tun.

       Ohne Mühe lassen sich die verblüffendsten Erscheinungen beobachten, die im Umkreis mancher Tatmenschen auftreten; die Menschen verstehen es aber noch nicht, an solche Erscheinungen heranzugehen, sie haben noch nicht einmal Bezeichnungen für die verschiedenen Wahrnehmungen. Mögen sie ihre Aufmerksamkeit auf die Berührung des Irdischen mit dem Überirdischen lenken. Mögen sie aufmerksam beobachten, wie es sich für freie Wissenschaftler gehört.

       Der Denker lehrte: „Wir wollen nicht vergessen, dass jeder von uns höhere Erscheinungen zu sehen vermag, doch möge er sie vor allem in seinem Geist zulassen.“

 

       515. Urusvati weiß, dass Evolution freiwillig sein muss. In den Kreis der Evolution darf keinerlei Zwang eintreten. Die Menschen wollen nicht wissen, dass sich dieser Grundsatz auf alle Arten von Evolution bezieht. Jede, selbst die kleinste Evolution ist mit der großen kosmischen Evolution verbunden.

       Mögen die Urheber von Kriegen darüber nachdenken, in welchen Abgrund sie den Planeten stürzen. Selbst wenn ein Krieg nur einige Länder erfasst, bringt er dem ganzen Planeten Zersetzung. Niemand denkt darüber nach, dass Krieg eine Krankheit des Planeten darstellt. Man kann verfolgen, welche Vervollkommnungen des Lebens durch frühere Kriege unterbunden wurden. Doch wo sich eine gesunde und erfolgreiche Entwicklung vollziehen kann, sind Krämpfe nicht erforderlich.

       Die Empfindung von Schmerz erfüllt den Raum. Explosionen erschüttern die Laboratorien, in denen für die Gesundung der Völker gearbeitet wird. Mögen die Menschen darüber nachdenken: Zerstören sie nicht etwas Unwiederbringliches, vielleicht in Jahrhunderten von den Großen Weisen Aufgebautes? Es ist leicht, zu zerstören, doch man pflegt nicht in kosmischem Ausmaß zu denken. Es ist an der Zeit, darzustellen, welcher Schaden in der Feinstofflichen Welt entsteht. Zeigt vertieftes Verstehen der Verbindung der beiden Welten.

       Wir haben gesagt, dass Evolution freiwillig sein muss, versteht dies in jeglicher Hinsicht. Evolution muss nicht nur frei von Zwang, sondern auch ganz von gutem Willen erfüllt sein. Manche meinen, Evolution werde nur von höheren Kräften geschaffen und menschliche Teilnahme sei zwecklos. Dieser Irrtum zeitigt eine Fülle verderblicher Folgen. Die Menschen müssen Mitarbeiter der Evolution sein.

       Die Menschen müssen den guten Willen anspannen, um auch ihre angesammelten Kräfte dem Strom der höheren Energien hinzuzufügen. Der Mensch kann gegenüber der Vervollkommnung des Lebens nicht teilnahmslos sein. Als Hüter der Vervollkommnung muss er auf der Wacht stehen.

       Man muss verstehen, dass Verdammungen und Verurteilungen eine schlechte Waffe sind. Man kann sehen, wie sich das Karma der Völker gestaltet. Jene, die viele Verdammungen ausgesprochen haben, sammeln eine schwere, dunkle Wolke über sich.

      Evolution ist die Verwirklichung des Guten. Möge jeder Mensch darüber nachdenken, was er für das Allerbeste hält. Mag er anfangs auch noch fehlgehen und Exzesse der Selbstsucht für das Gute halten, doch wenn er seine Betrachtung vertieft, wird er schließlich in sich die Funken des Gemeinwohls finden.

       Wir wollen keine komplizierten Bezeichnungen und Betrachtungen fordern, die Evolution ist harmonisch und einfach in der Schönheit ihrer Zweckmäßigkeit. So lasst uns für das Gemeinwohl arbeiten, in dem Wissen, dass jeder aufrichtige Wunsch des Guten bereits ein wirklicher Beitrag ist, und lasst uns dabei Wohlwollen lernen.

       Der Denker sprach: „Wenn wir sämtliche bitteren Kräuter sammeln, wird auch unsere Suppe sehr bitter schmecken.“

 

       516. Urusvati weiß, dass jegliche Achtlosigkeit höheren Erscheinungen gegenüber unzulässig ist. Man sollte meinen, dass dieser Hinweis völlig klar ist, doch ruft er Fehldeutungen hervor. Die Menschen streiten darüber, was eine höhere Erscheinung ist. Sie möchten beweisen, dass solche Erscheinungen derart selten sind, dass man ihnen im irdischen Leben unmöglich begegnen kann. Auf diese Weise befreien sich die Schlauköpfe von der Suche nach höheren Erscheinungen inmitten des menschlichen Daseins.

       Doch die Weisen wissen, dass höhere Erscheinungen gerade inmitten der irdischen Existenz auftreten können. Sie verstehen, dass sich jeder Mensch in einem Augenblick von Begeisterung schon in einem überirdischen Zustand befindet. Er vermag nämlich solche Empfindungen zu verspüren, die an etwas Höherem teilhaben. Ein jeder solcher Zustand stellt eine überirdische Wahrnehmung dar. Er macht den Menschen hellsichtig und hellhörig, nur muss er diese natürlichen Eigenschaften auch erkennen.

       Einige Denker nehmen an, dass ein ständiges Teilhaftigwerden von höheren Erscheinungen höher stehe als eine einzelne besondere Erschütterung. Es wäre zu wünschen, dass die Menschen lernen, ihren Organismus für einen beständigen Verkehr zu verfeinern. Doch auch eine einzige starke Erscheinung würde ihnen zeigen, wie unbegrenzt die Höhere Macht sein kann.

       Das Gefühl gespannter Aufmerksamkeit verfeinert den Organismus, doch muss man auch die Anspannung erfahren, die vor den feurigen Toren entsteht; erst dann wird der Mensch mutig. Weisheit ist mutig, denn sie ist auf Erfahrung gegründet. Niemand vermag für sich selbst zu bürgen, solange er nicht vor die Feurigen Kräfte gestellt wird. So muss man für die Möglichkeit höherer Erscheinungen offen sein und solche Offenbarungen lieben lernen. Jede Achtlosigkeit wird bereits ein Zurückweichen in die Finsternis sein.

       Der Denker schlug vor, seinen Mut bei jeder gewöhnlichen Erscheinung zu erproben. Er sprach: „Wer es versteht, tapfer die häuslichen Sorgen zu lösen, wird auch vor dem vernichtendsten Angriff nicht erschrecken.“

 

       517. Urusvati weiß, dass Ruhe ein relativer Begriff ist. Wir weisen auf die Unerlässlichkeit hin, Ruhe zu bewahren, wissen jedoch, dass dies selbst bei gutem Willen nur bis zu einem bestimmten Grad erreicht werden kann. Doch wenn ein Mensch sich die Notwendigkeit der Ruhe immer wieder vor Augen hält, erlangt er sie jedenfalls in einem gewissen Maß.

       Wir wollen den Menschen nicht vorwerfen, dass sie die gesundheitliche Bedeutung der Ruhe nicht begreifen. Unter Ruhe verstehen sie mitunter völlige Untätigkeit und Gedankenlosigkeit, doch muss Ruhe als Harmonie des Denkens erkannt werden. Einsiedler könnten gefragt werden, wie sie Gleichgewicht erreichen. Sie werden erklären, dass der Gedanke an die Zweckmäßigkeit des Weltalls der beste Weg zur Ruhe ist.

       Die Menschen können feststellen, in welch weitem Maße sich zurückliegende Sorgen nach einigen Jahren als nichtig erweisen – so erkennen wir einen Prüfstein. Dabei erweist sich, dass viele prachtvolle Ereignisse ihre ganze Bedeutung verloren haben, kleine Wendungen jedoch Bedeutung erlangen können. Sie werden im Gedächtnis der Menschheit bewahrt, denn das Bewusstsein hat seine eigenen, tiefgründigen Maßstäbe.

       Ein Arzt bestätigte, dass er in einigen Fällen düsterer Verzweiflung eine entgegengesetzte Taktik angewendet hat. Wenn der Kranke beteuerte, dass alle gegen ihn seien, fügte der Arzt hinzu: „Vergessen Sie nicht die Möglichkeit von Erdbeben; bei einer solchen Katastrophe werden sämtliche menschlichen Winkelzüge nichtig.“

      So muss man auch über die Ruhe Betrachtungen anstellen. Es kann sowohl ewige Ruhe als auch ewige Unruhe geben. Unmöglich ist es jedoch, bei ständiger Unruhe voranzuschreiten, und Begeisterung kann nicht zu dem herabsteigen, der von ihr ergriffen ist.

       Der Denker sprach: „Ein unruhiger Mensch gleicht einem Sack voller Nussschalen.“

 

       518. Urusvati kennt die innere Bedeutung irdischer Erfolge und Misserfolge. Über kurze Fristen hinweg kann man aufschlussreiche karmische Erscheinungen beobachten. Man kann sehen, wie mitunter eine einzige kleine Handlung den Kelch zum Überlaufen brachte. Man kann sehen, wie ein Misserfolg sich als das beste Tor zum Sieg erwies. Man kann sehen, wie verlogene Pracht sich in Armut verwandelte.

       Man kann alle möglichen lebendigen Erscheinungen beobachten, und nur das Studium der Vergangenheit kann eine gewisse Aufklärung über die Ursachen geben. Doch wer die meisten Ursachen kennt, vermag auch über höhere Gerechtigkeit zu urteilen. Oftmals bezeichnen die Menschen als Unglück, was nur eine unausweichliche, schon vor langer Zeit erzeugte Wirkung ist.

       Eine Erscheinung auf der Erde stellt eine Offenbarung nicht nur irdischer, sondern auch überirdischer Ursachen dar. Vergessen wir nicht, dass die von den Menschen durch ihre Taten geschaffenen Verflechtungen in der Feinstofflichen Welt fortdauern. Natürlich könnte vieles in der Feinstofflichen Welt abgeschlossen werden, doch erfolgt eine solche Lösung nicht oft.

      Die Bewohner der Feinstofflichen Welt sind imstande, den gesamten Aufenthalt damit zu vergeuden, dass sie sich mit den auf Erden geschaffenen Wirkungen beschäftigen. Ihnen fehlt die Entschlusskraft, den vergangenen Irrtümern ein Ende zu setzen und eilig ihr Bewusstsein zu erneuern. Indessen gewährt die Feinstoffliche Welt viele Möglichkeiten zu einer solchen Erneuerung. Man kann die erhabensten Unterweisungen erhalten, doch werden diese überirdischer Natur sein. Mögen die Menschen lernen, die überirdischen Belehrungen im irdischen Leben anzuwenden.

       Der Denker verfügte: „Mögen die Menschen das Leben aus der Überirdischen Quelle bereichern.“

 

       519. Urusvati weiß, dass das Irdische und das Überirdische als eine untrennbare Wirklichkeit verstanden werden müssen. Die Menschen behindern ein solches Verständnis sehr. Die einen setzen das Irdische herab, andere schmähen das Überirdische.

       Wir senden einen Gedanken über die Harmonie dieser Prinzipien, doch ist es schwer zu erklären, dass Weitsicht und Kurzsicht Eigenschaften darstellen und man nicht einer von beiden den Vorzug geben kann. Der Weitsichtige verliert nahegelegene Gegenstände aus dem Blick, während der Kurzsichtige nicht die Schönheit der Ferne zu erkennen vermag. Man muss aber anerkennen, dass beide Eigenschaften ihren Vorzug besitzen. Ebenso wenig wollen wir das Irdische zum Ruhme des Überirdischen herabsetzen. Die Ganzheit des Weltalls stellt Schönheit dar, und der Mensch muss die ganze Schöpfung lieben lernen, nur dann vermag er seine Bestimmung zu erfüllen.

       Oftmals brüsten Yogis sich mit ihren Errungenschaften, vergessen aber, dass ein in Harmonie tätiger Arbeiter nicht geringer ist als sie.

      Es muss auch noch von dem Streben nach einem langen Leben gesprochen werden. Wenn es nicht durch eine besondere Aufgabe hervorgerufen wird, kann es sogar im Widerspruch zum Gesetz der Natur stehen. Alle natürlichen Erscheinungen müssen in Harmonie verlaufen, und der Mensch muss den Bedingungen der Welt aufmerksam Gehör schenken; so wird er verstehen, was ein natürlicher Yoga ist, nämlich eine wahre Verbindung mit dem Höchsten.

       Wir haben hinreichend über die drei Welten gesprochen, die klar erkannt werden müssen. Es ist keine Evolution zu erwarten, wenn die Grundlagen des Daseins nicht anerkannt werden. Es kann dann Krämpfe, es kann Zerstörungen geben, bei denen Elemente der Evolution vernichtet werden; so lasst uns auf das Stöhnen des Raumes hören.

       Der Denker sprach: „Lauscht aufmerksam, ob euer Ohr nicht das Stöhnen des Raumes auffasst!“

 

       520. Urusvati weiß, wie ungestüm die irdischen Ereignisse sich bisweilen bilden, sogar außerhalb menschlicher Erwägungen. Man sollte darüber nachdenken: Kann es ein, dass solche Prozesse sich allein auf der Erde vollziehen? Sie bezeugen, dass etwas Überirdisches in Erscheinung tritt.

       Wahrlich, man kann sich von dem Vorhandensein einer überirdischen Tätigkeit überzeugen, wenn man das Geschehen auf der Erde beobachtet. Doch die Menschen neigen dazu, die Ereignisse für zufällige Verkettungen von Elementen zu halten. Sie möchten die Gegenwart einer Überirdischen Vernunft nicht zulassen, obwohl bereits die Weisheit des Altertums die Erhabene Vernunft – den Nous[30] – kannte.

      Ein solches Denken erlaubte, die irdischen Ereignisse in ein Gleichgewicht zu bringen; heute jedoch ist die Philosophie, ungeachtet der Erfolge der Wissenschaft, in bedeutendem Maß zurückgeblieben; auf diese Weise hat sie viel Elend erzeugt und die Menschen können keine vernünftige Lösung finden.

       Man kann daran erinnern, dass ein gewisser Regent sich vor einer Entscheidung in die Einsamkeit zurückzog, um wenigstens für einen Tag ohne den Druck der alltäglichen Plagen zu sein. Man kann das Denken auf eine spruchreife Frage konzentrieren, doch besser noch entlässt man es in die Überirdische Welt; es wird durch die Macht der Überirdischer Kraft gestärkt zurückkehren.

       Möge der Mensch lernen, sich an die Überirdische Welt zu wenden. Die irdischen Ereignisse beweisen jedoch, dass die Menschen den Verkehr mit der Quelle der Macht nicht wünschen. Das große Maß an Unglück stürzt die Massen in Verzweiflung, doch selbst im Elend sind die Menschen nicht gewillt, Hilfe anzunehmen.

       Der Denker wies oft darauf hin: „Gebt euch nicht der Verzweiflung hin, so lehnt ihr nur die Höhere Hilfe ab.“

 

       521. Urusvati weiß, wie verfeinert überirdische Energien sind. Selbst mächtige Ströme können durch irdische Einwirkungen unterbrochen werden. Es fällt den Menschen schwer, solche Vorgänge wahrzunehmen, doch ihr selbst habt erfahren, wie irdische Bewegungen heilende Ströme unterbinden können.

       Von Uns gesandte Gedanken können leicht durch verschiedenen menschlichen Lärm unterbrochen werden. Von fern kommende Sendungen werden leicht durch irdische Überlegungen verdrängt. Das alles bedeutet, dass im Erdkreis alle Anziehungen nach dem irdischen Gesetz wirken. Man muss verstehen, dass für die Aufnahme Unserer Wellen der Organismus verfeinert werden muss, vor allem durch gedankliche Verfeinerung.

      Vor langem wurde von der Erweiterung des Bewusstseins gesprochen, doch auch dieser Begriff wird falsch ausgelegt. Nicht selten wird angenommen, eine Erweiterung des Bewusstseins bestehe darin, alles zuzulassen, doch dann würde sich das Bewusstsein in einen Gasthof verwandeln! Echte Erweiterung des Bewusstseins vermehrt die Aufnahmefähigkeit und die Erkenntnis. Nur das Denken kann diese Läuterung unterstützen, und für den Verkehr mit Uns muss man fähig sein, zu denken.

       Wer nicht fähig ist, zu denken, gerät in einen Wald von Widersprüchen, statt einen allgemeinen Sinn zu finden. Nur durch große Unermüdlichkeit kann man die Grenzen irdischer Anziehungen durchbrechen. Allein der freie Wille kann zu einem weiten Verständnis der überirdischen Besonderheiten hinführen.

       Vor kurzem haben Wir von der Untrennbarkeit des Irdischen und des Überirdischen gesprochen; erscheint es jetzt als Widerspruch, wenn Wir von überirdischen Besonderheiten sprechen? Es ist jedoch kein Widerspruch, wenn es sich auf dem Gipfel anders atmen lässt als am Fuß des Berges. Einige fürchten die Luft der Höhen, so wie einige Gedanken an das Überirdische fürchten. Diese Furcht kann so groß sein, dass sie das Gehirn paralysiert.

       Ihr kennt Menschen, die nicht an das Überirdische denken können. Die Psychiater sollten solche einseitigen Individuen studieren; bei ihnen arbeiten gewisse Gehirnzentren nicht. Für die Entwicklung der Vorstellungskraft ist lange Erfahrung unter dem Wechsel verschiedener Zustände notwendig. Eine rechte Entwicklung der Vorstellungskraft bewahrt vor Angst.

       Die Weltweisen werden euch das Gegenteil sagen; ihrer Meinung nach ist Phantasie Illusion und sollte gemäß dem Gesetz des Verstandes ausgetrieben werden. Doch richtiger ist es, nicht nach dem Gesetz des Verstandes zu leben, sondern nach dem Gesetz der Vernunft. Der Nous des Altertums erlaubt es, die Überirdische Welt anzuerkennen.

       Der Denker ehrte die Vernunft als einen Weg zum Überirdischen.

 

       522. Urusvati kennt die Freude über die Universelle Gerechtigkeit. Die Bezeichnungen für dieses Gesetz bei den Völkern sind vielfältig. Jedes Volk nannte es auf seine Weise: Karma, Moira, Fatum, Kismet, so verstanden die Menschen das Schicksal. Die einen spürten es freudig, andere schwermütig, doch niemand verneinte die Existenz eines Gesetzes, das im gesamten Kosmos in Erscheinung tritt. Die Vernunft dieses Antreibers weist darauf hin, wie wohlgestaltet das Weltengebäude ist.

       Einzelne Religionen versuchten, den tiefen Sinn der Kosmischen Gerechtigkeit zu beseitigen, fielen dadurch jedoch selbst in bitterste Verirrung. Man kann beobachten wie jene, die sich gegen die Wahrheit erhoben, ihre Bedeutung verloren; gleichzeitig aber sieht man, dass diejenigen erfolgreich waren, welche die Offenbarung des kosmischen Gesetzes verehrten.

       Betrachten wir die Geschichte der Völker und einzelner Tatmenschen und überzeugen wir uns davon, dass die Universelle Gerechtigkeit schön ist. Wir wollen nicht auf Hinweise auf Rache eingehen, denn einen solchen Zwang kennt dieses Gesetzes nicht. Im Gegenteil, Zweckmäßigkeit entspringt aus Karma und glänzt auf der Waage des Gleichgewichts. Erneut nehmen wir die Binde von den Augen der Themis[31] ab. Gerechtigkeit muss klarsehend und weitblickend sein.

       Wir wollen die kosmischen Ereignisse nicht fürchten, sondern würdig als Wirkung eines erhabenen Gesetzes annehmen. Bei aufmerksamer Einstellung können wir uns davon überzeugen, dass Wirkungen ihre Ursachen haben.

       Der Denker überzeugte die Mitbürger, aufmerksam zu beobachten, um imstande zu sein, die Ursachen des gegenwärtigen Geschehens zu finden.

 

       523. Urusvati weiß, wie hoch Wir geistigen Fortschritt schätzen. Er muss sowohl die Absage an Selbstsucht als auch die Kenntnis der irdischen Bedingungen einschließen. Ein Mensch, der allem Irdischen entsagt, kann kein rechter Richter sein, und wer sich in irdische Begierden versenkt, kann sich nicht zu einer Schau des Gerechten erheben.

       Selten jedoch ist eine Vereinigung dieser beiden Bedingungen zu finden. Die Menschen nehmen an, dass sie einander widersprechen. Sie bemerken nicht, in welch weitem Maß geistiger Fortschritt gerade im Leben erreicht werden kann.

       Die Klöster wurden zur Unterstützung schwacher Geister gegründet, doch die Starken verstanden es, auch aus dem Kloster heraus ihre Lehre weit zu verbreiten. Sie konnten niemals lange in der Wüste verbleiben; wenn sie ihr geistiges Gefäß angefüllt hatten, verspürten sie das Bedürfnis, zu den Menschen zurückzukehren. So überbrachten sie nicht nur geistige Hilfe, sondern erwarben auch selbst Kenntnis des Lebens. Diese letztere Bedingung wird gemeinhin nicht verstanden, da die Menschen nichts vom Gleichgewicht wissen.

       Als Beispiel lässt sich Unsere Bruderschaft anführen. Ohne das Verstehen der irdischen Bedingungen könnte sie nicht existieren. Wer die irdischen Bedingungen ablehnt, beraubt sich selbst der Barmherzigkeit und des Mitleids. Ohne diese Eigenschaften ist geistiger Fortschritt aber nicht möglich. Die Lehre von einer erneuerten Welt kann nicht inmitten von Hartherzigkeit leben. Die Geisteswissenschaften können sich dort nicht entwickeln, wo das Herz schweigt.

       Der Denker empfahl seinen Schülern, den menschlichen Blick verstehen zu lernen.

 

       524. Urusvati weiß, dass eine ungeordnete Menschenmenge besonders gefährliche Ausstrahlungen erzeugt. Eine von einem einzigen Streben ergriffene Menge verursacht geringeren Schaden als die Offenbarung von Unordnung. Sobald die Wissenschaftler in der Lage sind, die menschliche Aura auf wissenschaftliche Weise zu erforschen, werden sie sich davon überzeugen, welche todbringenden Chemismen bei ungeordneten Strömen erzeugt werden.

       Man sollte nicht denken, eine allgemeine Übereinstimmung einer Menschenmenge sei leicht möglich. Jede Menge besteht aus unterschiedlichen Antrieben. Neue giftige Chemismen werden gerade infolge vereinzelter Bestrebungen erzeugt. Auf diesen Umstand sollten die Wissenschaftler ihre Aufmerksamkeit richten.

       Niemals zuvor kamen solche Menschenmassen zusammen wie heutzutage. Die Geschichte kennt solche gigantischen Städte nicht, wie es sie jetzt gibt. Rom erreichte in der Periode des Niedergangs zehn Millionen Einwohner, doch trug diese Zusammenrottung nur zu seinem Zerfall bei, so wie es auch heute ist. Es gibt zahlenmäßige Höchstgrenzen, nach deren Überschreitung der Leviathan[32] zu verfaulen beginnt.

       Es wurden viele Hinweise gegeben, damit die Menschen sich außerhalb der Städte ansiedeln, doch alle Ratschläge wurden missachtet und die Menschen vergiften sich in ihren Babylons selbst. Man kann bereits sehen, wie die Ereignisse den vor langem aufgezeigten Verlauf nehmen. Es ist unmöglich, einen logischen Prozess anzuhalten, er ist in Gang gekommen und muss wachsen.

      Die Frage ist nur, wer das Segensreiche dieser Umwandlung zu sehen vermag und wer darin den Untergang eines neuen Atlantis* erblickt. Freude über eine Verwandlung kann die besten Formen des Gemeinschaftslebens schaffen, doch gibt es viele, die zu einer solcher Freude bereit sind?

       Der Denker wies darauf hin, dass die Menschen die höchsten Freuden nicht kennen.

 

       525. Urusvati weiß, dass der Mensch die Gesundheit in dreierlei Hinsicht wahren muss: Erstens, seine eigene Gesundheit, dann die Gesundheit des Planeten, und schließlich die Gesundheit des Überirdischen. Das letztere ist keine Übertreibung, denn die Erdbewohner müssen sich darüber Rechenschaft ablegen, dass sie sich nicht in die Harmonie der Überirdischen Welt einmischen dürfen. Auch die Gesundheit des Planeten hängt von der weisen Nutzung seiner Kräfte ab. Die kleinen menschlichen Organismen stellen mächtige Batterien dar und beherrschen wirklich die nächstgelegenen irdischen Schichten. Und seine eigene Gesundheit muss der Mensch nicht nur um seiner selbst, sondern auch um seiner Nächsten willen hüten. Allein das erfolgreiche Verstehen der drei Aspekte der Gesundheit kann wahren Fortschritt hervorbringen.

       Wenn Ich von Gesundheit spreche, habe Ich natürlich nicht nur die körperliche, sondern auch die geistige Gesundheit im Blick. Anhand der Geschichte der Menschheit kann man sich davon überzeugen, dass die Evolution sich glänzend vollzog, wenn beide Bedingungen in Harmonie waren. Man kann sehen, dass sich in Hellas die Gesundheit der Athleten mit der Weisheit der Philosophen vereinte, und der Staat entwickelte sich erfolgreich.

       Doch lassen sich Länder nennen, in denen Sport zu einem Kult geworden ist und die Bedeutung des Geistes unterdrückt hat. Man kann sich davon überzeugen, wozu ein solches Ungleichgewicht führt, doch auch die Gesundheit des Geistes ist weder Scheinheiligkeit noch Heuchelei. Wir müssen darauf hinweisen, wie sehr erhabenes Wissen und aufrichtiger Dienst am Gemeinwohl die Pfeiler der Gesundheit des Geistes bilden.

       Man darf nicht empfehlen, das Leben zu verlassen, denn die natürlichste Form der Gesundheit des Geistes wird in der Esse des Lebens geschmiedet. Auch die körperliche Gesundheit muss vernünftig verstanden werden: Man muss den Schatz des Lebens hüten, doch er darf einen nicht von Selbstaufopferung abbringen. Es ist unmöglich, Gleichgewicht unter den alltäglichen Gegensätzlichkeiten zu finden, doch der gesunde Geist wird seine weise Lösung ausdrücken.

       Der Mensch vermag einen gefährlichen Strom zu durchqueren, um einen Nächsten zu retten, ohne sich dabei ein tödliches Fieber zuzuziehen, wenn er von den Flügeln des Geistes getragen wird. Der Mensch kann zu einem Wächter des Planeten werden, wenn Geist und Körper sich im Gleichgewicht befinden. Der Mensch kann nur dann reine Gedanken in die Überirdischen Welten senden, wenn er von einem gesunden Geist geleitet wird.

       Der Denker fragte: „Meint ihr nicht, dass wir allen Musen mit unserem Denken helfen können?“

 

       526. Urusvati weiß, wie oft bei Gedankensendungen nur vereinzelte Wörter ankommen. Dafür gibt es einige Gründe, vor allem, dass nicht alle Wörter mit der gleichen Kraft gesendet wurden. Überdies können kreuzende Ströme auftreten, welche die Mitteilung unterbrechen und sogar fremde Mitteilungen herantragen können. Solche Ströme können die Ursache für Schlaflosigkeit sein.

       Wenn die Menschen begreifen könnten, welche Stürme in ihrer Umgebung toben, wären sie bei allen ihren Taten von Vorsicht erfüllt. Sie gestehen jedoch noch nicht einmal zu, dass von ihnen gehörte Worte auch räumliche Bedeutung haben können. Solch Erschütterungen lassen sich besonders zu Zeiten irdischer Kriege bemerken. Dies allein sollte daran erinnern, in welchem Maß irdische und überirdische Zusammenstöße miteinander verbunden sind.

      Man muss sich dem inneren Gehör gegenüber sehr behutsam verhalten. Es können Anspannungen auftreten, welche die Ärzte irdischen Ursachen zuschreiben würden, doch sie vergessen, dass die überirdischen Ursachen hundertfach überwiegen. Die Menschen nehmen an, der blaue Himmel sei leer, die Wissenschaft weiß aber bereits von der Anfüllung des Raumes. Ist dieses Axiom denn so schwer zu verstehen?

       Ihr habt Rufe des Entsetzens gehört, mitunter aber auch Ausrufe von Freude. Schreckensschreie werden häufiger herangetragen, denn die Menschen lassen die stärkste Energie in diese Ausdrücke fließen, eine schwächere jedoch in solche der Freude. Jetzt, da ein unerhörtes Maß an Gräueln die Erde verfinstert, kann man Ausstrahlungen der Kräfte der Verzweiflung beobachten.

      Die Wissenschaftler können zu folgender Schlussfolgerung gelangen: Wenn ein Schrei des Entsetzens so weit in den Raum eindringt, bedeutet dies, dass er von einer mächtigen Energie gesandt wurde und höchst wahrnehmbare Strahlen ausstrahlt. Es ist richtig zu denken, dass jedes menschliche Wort seine Aura besitzt und den Raum auf weite Entfernung hin durchbohrt.

       Desgleichen kann man an Tagen der Unordnung unvernünftige Menschen sehen, die ihr Leben fortsetzen, als sei nichts geschehen. Man darf sich über eine solche Unvernunft nicht wundern, denn sie ist, als ob ein Mensch bei einer Feuersbrunst zu tanzen beginnt. Es ist aber auch nicht vernünftig, in Verzweiflung zu fallen, und Wir raten zur Ruhe; diese Ruhe ist jedoch voller Bewusstheit des Geschehens. Der Weise versteht, welche Taten zur Zeit weltweiter Erschütterung angebracht sind.

       Ihr könnt bemerken, dass Wir an Tagen besonderer Anspannung das Wort „Harmagedon“ nicht aussprechen – die Papageien haben sich seiner bemächtigt. In allen Tonlagen plappern sie bedeutsame Worte und tanzen gleichzeitig auf einem Vulkan.

       Wir rufen: „Feuer, Feuer!“, doch nur wenige verstehen, um welches Feuer es geht und welche Anspannung in der Welt herrscht.

       Der Denker lehrte: „Auch wenn jeder Augenblick die Zerstörung eines Himmelskörpers mit sich bringt, kann es solche Anspannungen geben, dass nur ein harmonischer Chor eine Katastrophe zu verhindern vermag.“

 

       527. Urusvati weiß, dass Nirwana* eine äußerst hohe harmonische Anspannung von Energie darstellt. Paranirwana stellt eine noch höhere Anspannung dar. Die Menschen nehmen an, das Nirwana sei ihnen unerreichbar, und für Samadhi* sei eine langandauernde, körperliche und geistige Übung erforderlich. Vergessen wir jedoch nicht, dass der menschliche Organismus ein vollkommener Mikrokosmos ist, in dem alle möglichen Erscheinungen bis in die Unbegrenztheit enthalten sind.

       Jeder Mensch kann Empfindungen von Nirwana und Samadhi andeutungsweise wahrnehmen. Solche Andeutungen gehen jedoch so schnell vorüber, dass das irdische Bewusstsein sie nicht festzuhalten vermag. Dem Menschen mag es scheinen, als ob er grundlos das Bewusstsein verliere, von einem unerklärlichen Feuer entflammt werde oder ihm das Körpergewicht schwinde.

      Es gibt viele Erscheinungen, die nur von einem erweiterten Bewusstsein bemerkt werden, und allein besonders Auserwählte können erkennen, was vor sich geht. Unter den vielen wissenschaftlichen Errungenschaften wurde bisher die Bestätigung nicht ausgesprochen, dass jeder Mensch höherer Empfindungen teilhaftig werden kann, dafür jedoch den Geist rein erhalten muss.

       Wer aber vermag geistige Reinigung zu erreichen? Man wird sagen: „Dazu muss man ein Denker wie Anaxagoras[33], Platon[34] oder Pythagoras[35] sein.“ Doch außer durch Denker ist die Welt auch von Führern wie Perikles oder Akbar* bewegt worden. Sie hinterließen die Erinnerung an blühende Epochen. Neben Seelengröße und Barmherzigkeit verwirklichten sie auch Standhaftigkeit, indem sie den Weg zur Rettung des Volkes wählten. Jeder kennt den Schuhmacher [Jakob] Boehme* und den Chemiker [Thomas] Vaughan[36]. Es wurden in allen Jahrhunderten viele Beispiele offenbart, damit die Menschen verstehen, dass geistige Reinigung unter jeglichen Umständen erreichbar ist.

       Auch heute gibt es auf der Erde Mitarbeiter der Evolution. Es mag sein, dass die Menschen sie nicht unterscheiden, denn die Menge hat mit den Händen schwer erarbeitete Errungenschaften noch nie erkannt. Auf der Erde sind sowohl die Hände als auch die Füße Mitarbeiter des Geistes. Die Träger der Evolution unterscheiden sich nicht durch königliche Kleidung; also kennt man sie nicht, und nur die Ergebnisse der Geschichte reinigen ihren Weg. Mögen die Menschen sich darüber freuen, dass auf der Erde immer Auserwählte wandeln, um so hoffnungsfreudiger wird der Glaube an den Aufbau der Neuen Welt sein.

       Selbst als der Denker der Sklaverei überantwortet wurde, sagte Er: „Welch herrlicher Beweis für die Mannigfaltigkeit der menschlichen Wege!“

 

       528. Urusvati weiß, dass man aus einer Vielzahl von Blumen sowohl eine schöne als auch eine hässliche Girlande flechten kann, was ganz von der Zusammenstellung abhängt. So lehren Wir auch, mit jedem seinem Bewusstsein gemäß zu sprechen. Wir wollen nicht den Gesprächspartner herabsetzen, sondern sehen nur viele irdische Besonderheiten voraus. Sogar die Sprachen sind unterschiedlich, umso mehr unterscheidet sich die Erkenntnis.

       In jedem Depot kann man einen äußerst wertvollen Gegenstand finden. Für einen solchen Fund muss man viele Dinge untersuchen. Vielleicht muss man sich staubig und schmutzig machen und Beleidigungen und Lästerungen anhören, doch nach all diesem kann man kostbares Wissen finden.

       Um dem Bewusstsein entsprechend zu sprechen, muss man vor allem dem Gesprächspartner zuhören, seine Ausstrahlungen wahrnehmen und seine Absicht verstehen. Vergessen wir nicht, dass die Menschen sich in zahllose Besonderheiten aufteilen und die rettende Synthese schon nicht mehr in Betracht ziehen. Die Menschen träumen mitunter von einer physischen Weltsprache, vergessen jedoch, dass man vorher über gegenseitiges geistiges Verstehen nachdenken muss.

       Unter den Menschen hat sich eine besondere Art von Predigern herausgebildet, welche die Denkweise ihrer Zuhörer nicht berücksichtigen. Aus einer solchen Überheblichkeit erwächst nicht wiedergutzumachender Schaden. Diese ärmlichen Prediger verstehen die Bedürfnisse der Zuhörer nicht und befehlen zu glauben; wobei sie vergessen, dass Glaube eine Folge von Wissen ist. Doch ihnen selbst fehlt nicht nur ein solches Wissen, sondern sie haben auch keinen Magnetismus. Ich spreche nicht nur von Predigern, sondern auch von Schullehrern.

      Eine einfache Weisung über ein Gespräch gemäß dem Bewusstsein des Zuhörers ruft viele Missdeutungen hervor. Es ist bedauerlich, doch man muss sagen, dass die Menschen nicht selten ihrem eigenen Bewusstsein entsprechend zu reden beginnen, was vor allem durch die Unfähigkeit zuzuhören geschieht.

       Freunde! Lernt zuzuhören, desto leichter werdet ihr den Gesprächspartner erreichen. Natürlich ist es für ein erweitertes Bewusstsein leicht, die Eigenheiten eines Gesprächspartners zu verstehen, doch ist eine solche Stufe des Voraussehens selten anzutreffen, und deshalb wendet die gewöhnlichen menschlichen Maßnahmen an. Gegenseitige Achtung wohnt in der Nachbarschaft des Mitleids.

       Der Denker lehrte, Blumengirlanden zu flechten: „Wer eine schöne Zusammenstellung von Blumen gefunden hat, wird auch eine nützliche Zusammenstellung von Menschen finden.“

 

       529. Urusvati weiß, wie groß die Freude ist, in der Zukunft leben zu können, ein solches Leben kann evolutionär genannt werden. Dabei muss man lernen, die Vergangenheit nicht zu schmälern und zu verstehen, dass die Gegenwart nicht existiert: Entweder etwas war oder es wird sein.

       Es ist nicht leicht, sich in die Zukunft als eine Realität zu versetzen. Die Menschen sind nicht in der Lage, an die Zukunft zu denken, denn sie fürchten sie. Sie haben Angst, dass die Zukunft ohne sie eintreten könnte. Sie wollen nicht über die ununterbrochene Fortdauer des Lebens nachdenken und verstehen nicht, wie sie mit der Feinstofflichen Welt zusammenarbeiten können.

      Auf diese Weise trennen sie sich selbst von der Zukunft ab; sie wollen die Vergangenheit nicht erkennen und beharren auf einer Gegenwart, die nicht existiert. So bleibt ihnen gar nichts und es entsteht die gefährlichste Situation. Dabei könnten die Menschen so leicht an der Zukunft teilnehmen, besonders heute, da die Biologie große Fortschritte gemacht hat.

       Wir freuen Uns besonders, wenn Wir die Fähigkeit bemerken, sich in die Zukunft zu versetzen. Ein solches Bestreben gleicht dem Auswerfen eines Ankers, der es erlaubt, sich dem rettenden Ufer zu nähern. Das Fundament der Bruderschaft ruht auf dem Streben in die Zukunft. Die Ereignisse müssen planmäßig eintreten. Man muss die Architektur des Weltengebäudes verstehen, um sich mit der Unbegrenztheit vertraut zu machen.

      Es ist unmöglich, in Unbegrenztheit zu verfallen, und die grenzenlose Zukunft erlaubt auch, eine nützliche Arbeit zu finden. Versucht, euch ein irdisches Leben ohne Vergangenheit und Zukunft vorzustellen: Was für ein langweiliges Leben ergäbe sich, wie auf einer kleinen Insel inmitten des Ozeans. Natürlich bleibt den Menschen noch der Blick nach oben, wenn sie denn so weitsichtig wären.

       Der Denker bedauerte jene, die sich nicht über die Zukunft freuen können und nicht in der Lage sind, emporzuschauen.

 

       530. Urusvati weiß von dem Auftreten neuer Krankheiten. Ihre Grundlage ist eine Entzündung der Drüsen, sie sind überaus verschiedenartig. Die Drüsen sondern Sekrete in größerer oder geringerer Menge ab. Die Drüsen selbst können sich vergrößern oder bis zum Absterben schrumpfen.

       Die Menschen könnten einander lehrreiche Einzelheiten mitteilen, tun dies aber nicht und fördern damit die Entwicklung einer Epidemie. Man kann feststellen, dass Puls und Temperatur sehr stark schwanken; auch können Schmerzen in den Nervenzentren auftreten. Eine derartige Krankheit hängt nicht von den betroffenen Menschen selbst ab, es wirken räumliche Chemismen auf sie ein, woraus sich ein Teufelskreis ergibt.

       Die Menschen verstärken mit ihren Gedanken die Wirkungen der räumlichen Chemismen, doch der Chemismus trifft wie ein Bumerang denjenigen, der ihn geschaffen hat; so entsteht eine gefährliche Epidemie. Die Ärzte suchen sie mit alten Namen zu benennen und bemerken die neuen Symptome nicht. Natürlich wirkt der Chemismus auf die schwachen Organe ein, daher ergeben sich verschiedenartige Symptome.

       Man kann sagen, dass die Menschheit sich selbst vergiftet, und die feineren Organismen können am meisten leiden. So treten bei überaus gefährlichen Entwicklungen neue Krankheiten in Erscheinung. Leider hat die Geschichte diese Übereinstimmungen nicht festgestellt.

       Bei Uns werden aufschlussreiche Tabellen zusammengestellt, die zeigen, dass die Menschheit sich selbst geißelt.

       Der Denker unterhielt sich immer wieder mit Ärzten und fragte sie, ob sie die Wellen der Epidemien bemerken können.

 

       53l. Urusvati weiß, dass Wir die neue Epidemie „gelbe Krankheit“ nennen, denn sie ruft eine gallenfarbige Pigmentierung nicht allein der Ausscheidungen, sondern auch auf allen Schleimhäuten hervor. Diese Krankheit darf sich nicht verbreiten. So muss man eine ruhige Verfassung wahren, doch dieser Begriff bedarf der Erklärung.

       Man darf eine schlechte Verfassung nicht nur einer Magenverstimmung oder einer Erkältung zuschreiben. Mögen die Menschen verstehen, dass man die Ursache in den Nervenzentren suchen muss, die von verschiedenen räumlichen Chemismen Impulse erhalten. Es wird eine Zeit kommen, da die Ärzte in der Lage sein werden zu unterscheiden, welches der Zentren betroffen ist, doch bis jetzt stellen sie lediglich Behauptungen über angeblich schlechte Nerven auf und kurieren sie mit Narkotika.

       Es ist bereits an der Zeit, zur Erkenntnis der Bedeutung des Nervensystems zu kommen. Es ist ein Mittler zum Überirdischen Bereich. Es geht nicht darum, dass ein Mensch schlechte Nerven hat, sondern darum, welche Chemismen es gibt und auf welche Zentren sie einwirken. So erhält die Wissenschaft für künftige Wissenschaftler die höchsten Gebiete. Man kann feststellen, dass die psychische Energie des Raumes erforscht werden kann und dass das irdische Leben sich unter den Augen einer einzigen Generation vervollkommnen kann.

       Der Denker lehrte: „Nicht nur ein Wassertropfen enthält eine ganze Welt, sondern jedes Luftteilchen ist bereits ein ganzer Mikrokosmos.“

 

       532. Urusvati weiß, dass Wir in allem zu einem der Wirklichkeit entsprechenden, wissenschaftlichen Denken raten. Selbst die höchste Inspiration muss durch wissenschaftliche Beobachtung gefestigt werden. Man darf nicht meinen, eine solche Herangehensweise setze irgendetwas herab. Man darf nicht vergessen, dass viele herrliche Ideen durch ein aus der Luft gegriffenes Verständnis zerfallen. Ein solcher unbegründeter Glaube muss durch das Licht der Erkenntnis ersetzt werden.

       Selbst in den besten Religionen bemühten deren Diener sich, auch Wissenschaftler zu werden, um dadurch umso leichter eine Grundlage für ihre Überzeugungen zu finden. Vergessen wir jedoch nicht, dass Erkenntnis frei von Vorurteilen sein muss. Es gibt nicht wenige Wissenschaftler, die aus sich Scheinheilige gemacht und damit nur die herrliche Freiheit der Wissenschaft untergraben haben. Das Überirdische sollte weite Möglichkeiten zu wissenschaftlichen Beobachtungen bieten. Ihr seht selbst, wie gebunden das heutige menschliche Denken ist.

       Man kann sich davon überzeugen, dass sogar im Altertum hervorragende Geister sich nicht fürchteten, über den lebendigen Raum nachzudenken. Mitunter bevölkerten sie ihn unter dem Druck der Menge in etwas eigentümlicher Weise, gleichwohl war der Flug ihrer Gedanken weit.

      Wir sind sowohl den materiellen als auch den ideellen Erkenntnisweg gegangen, um zu der Schlussfolgerung zu gelangen, dass beide Formen des Denkens in ihrem höchsten Ausdruck zur Einheit führen. Man darf nicht unterstellen, Wir wollten Unsere eigene Überzeugung aufzwingen. Wir wollen nur die Ketten fortnehmen, die den Schritt der Menschheit erschweren.

       Der Denker lehrte: „Lasst die Fesseln hinter der Schwelle, denn sie stören beim Gespräch über die Freiheit des Denkens.“

 

       533. Urusvati weiß, dass unter Beachtung bestimmter Bedingungen eine Blutübertragung mitunter zulässig ist. Das ist ein physischer Vorgang, doch kann es auch eine psychische wechselseitige Übertragung von psychischer Energie geben. Die Ärzte werden noch nicht so bald zu einer wissenschaftlich durchgeführten Übertragung von psychischer Energie gelangen, doch vollzieht sie sich auch ganz von allein bei der Berührung von Ausstrahlungen.

       Die Übertragung von psychischer Energie wird in Zukunft zu einem ganz gewöhnlichen Studiengegenstand werden. Man kann die Harmonie der Menschheit durch eine Verteilung der uranfänglichen Energie unterstützen. Wenn man ohne Schaden eine beachtliche Menge Blut abgeben kann, ist es auch möglich, einen Vorrat an psychischer Energie zu teilen. Beim Blut müssen rassische Voraussetzungen und der physische Zustand der Organismen berücksichtigt werden, doch für den Austausch von psychischer Energie bedarf es noch feinerer Bedingungen. Es ist unerlässlich, dass der Energiekoeffizient harmonisch ist, und diese Bedingung kann man auf wissenschaftlichem Weg erreichen. So werden beispielsweise beim Ausatmen gewisse Substanzen der Energie abgesondert, die man auf einem Metallspiegel auffangen kann.

       Man muss gerechterweise anerkennen, dass bei den Alten der Brauch herrschte, den Zustand der Energie anhand der Spuren zu beobachten, die beim Ausatmen auf einer Metallplatte hinterlassen werden. Die Legierung, von der Wir bereits sprachen, wurde im Altertum besonders geschätzt, doch unsere heutigen Wissenschaftler widmen den antiken Lehren keine Aufmerksamkeit.

      So haben sie auch die jüngst erfolgte Annäherung des Mars nicht von der psychischen Seite untersucht. Die Menschen sprachen wiederholt vom Nahen eines Krieges, dachten jedoch nicht daran, den Zustand des menschlichen Gehirns zu beobachten, der vom Chemismus des Mars vergiftet wurde.

       Man muss bedauern, dass die Menschen die Angaben der Natur nicht nutzen. Seit langem wissen sie von Sonnen- und Mondfinsternis, führen aber keine psychologischen Beobachtungen durch.

       Der Denker lehrte: „Versäumt keinen Augenblick, in dem die Natur ihre Offenbarungen gibt.“

 

       534. Urusvati weiß, dass Vampirismus im Gegensatz zu einer rechten, harmonischen wechselseitigen Übertragung von Energie steht. Man darf nicht vergessen, dass Vampirismus weit verbreitet und die Wissenschaft nicht imstande ist, ihn zu bekämpfen. Es ist unmöglich, dort mechanische Maßnahmen anzuwenden, wo der Begriff der uranfänglichen Energie herabgesetzt wird.

       Unkundige Menschen verstehen überhaupt nicht, wo die Grenze zwischen Vampirismus und einer wohltätigen Übertragung von Energie liegt. Sie urteilen nach sich selbst und nehmen an, jede wechselseitige Übertragung sei bereits ein egoistischer Akt; sie können sich jedoch nicht vorstellen, dass es in manchen Fällen unerlässlich ist, eine besondere Energie zu offenbaren. Ein solches Opfer wird durchaus nicht für einen selbst, sondern für das Gemeinwohl erbracht.

       Man darf sich nicht wundern, dass eine verfeinerte Energie ihre unersetzlichen Eigenschaften besitzt. Das Inerscheinungtreten der uranfänglichen Energie ist ebenso vielfältig wie alle kosmischen Erscheinungen. Für unvorbereitete Augen erscheint die gesamte Natur einförmig zu sein, doch das Denken hilft, die unzählbaren Gaben des Weltalls zu unterscheiden. Lasst uns nicht mit jenen streiten, die ein wissenschaftliches Herangehen an kosmische Erscheinungen nicht anerkennen.

       Es ist erstaunlich, dass der Mensch gewöhnlich der Erkenntnis der für ihn nützlichsten Daseinsgesetze widerspricht. In diesen Kämpfen kann man die ewige Schlacht des Chaos mit dem Offenbarten bemerken; ihr solltet daher nicht betrübt sein, wenn die einfachsten Grundlagen von den Menschen so schwer aufgenommen werden.

       Der Denker redete Streitsüchtigen mitunter ins Gewissen und wies darauf hin, dass das Einfachste besonders schwer anzunehmen ist.

 

       535. Urusvati weiß, dass die Absonderung von psychischer Energie wie ein leichter Dunst oder sogar ein Lichtschimmer sichtbar sein kann. Man darf jedoch nicht vergessen, dass ein unerfahrenes Auge diese Erscheinungen nicht zu bemerken vermag. In der Regel können die Menschen nicht erklären, weshalb viele psychische Erscheinungen in unerwarteten Situationen sichtbar sind, sich indessen bei angespannter Erwartung nicht zeigen. Doch mögen die Menschen im Sinn behalten, wie viele äußere Energien sie umgeben und auf sie einwirken.

       Wir können Uns an viele Fälle erinnern, da die Menschen die offenkundigsten Zeichen nicht anerkannten und sie auf die egoistischste Weise zu erklären suchten. Der Grund für solche Irrtümer liegt darin, dass die Menschen nicht an äußere Einwirkungen denken, und wenn sie es doch tun, dann nur im Sinne einer Gewaltanwendung. Zusammenarbeit ist bei einer solchen Denkweise völlig ausgeschlossen.

       Jede gute Zusammenarbeit ist wertvoll, doch besonders kostbar ist psychische Zusammenarbeit. Bis zum heutigen Tag hat man der tiefen Bedeutung einer solchen Zusammenarbeit keine Beachtung geschenkt. In gewissen philosophischen Versammlungen war es üblich, sich in tiefe Konzentration zu versenken, doch dieser Brauch lief auf ein bedingtes, abstraktes Denken hinaus, woraus sich keine gedankliche Zusammenarbeit ergab.

       Viele Redner können indessen bezeugen, dass ihre Rede mitunter besonders überzeugend und klar war, gerade so, als ob irgendeine mächtige Energie auf sie einwirkte. Natürlich kann es überirdische Einflüsse, doch außerdem auch gedankliche Einwirkungen von Mitarbeitern und Zuhörern geben.

       Redner können auch bestätigen, dass bisweilen ganze Unterbrechungen ihres Gedankenflusses eintraten, ihnen die Worte entfielen und eine bereits einstudierte Rede sich verflüchtigte; auch das war die Einwirkung des ungeordneten Denkens der Menge war. Wir haben jedoch keine Kunde davon, dass Wissenschaftler solche Einwirkungen untersucht hätten. Wenn schon der Einfluss des Denkens nicht erforscht wird, muss man sich dann wundern, dass überirdische Einwirkungen nicht anerkannt werden?

       Der Denker lehrte: „Lasst uns nicht vergessen, dass wir unsichtbare Freunde und Feinde haben.“

 

       536. Urusvati weiß, dass jede menschliche Berührung bereits einen magnetischen Vorgang darstellt. Einige Menschen haben aufgrund dessen auf den Händedruck verzichtet, doch tritt nun eine Zeit heran, da die Wissenschaft die gesunden Bedingungen von Einreibungen erläutern sollte. Bis zum heutigen Tag lenkte man die Aufmerksamkeit auf mechanische Massagen, und die Medizin verordnete Arzneien zur Einreibung. Die Menschen schreiben solchen Einwirkungen eine große Bedeutung zu, und sie haben auch die tiefe Bedeutung solcher Einreibungen der Haut unter allen Heilmaßnahmen richtig verstanden, das Wichtigste aber wurde übersehen: Niemand hat sich darum gekümmert, wer denn die Einreibung durchführt. Indessen ist diese Bedingung weitaus bedeutsamer als die Einreibung selbst.

       Man muss verstehen, dass die psychische Energie nur bei einer harmonischen Verbindung heilsam wirken kann. Bemerkt, dass bei gleichartigen Erkrankungen Einreibungen überaus verschieden wirken. In vielen Fällen wirkt eine leichte Berührung mit der Hand eines harmonischen Menschen als beste Arznei. Offensichtlich ist jedoch auch, dass sich selbst bei bester mechanischer Massage ein unzweifelhafter Schaden einstellen kann. Nicht nur die Ärzte, sondern auch die Pflegepersonen müssen in Bezug auf die Qualität ihrer psychischen Energie geprüft werden. Es ist nicht nur Vertrauen zum Arzt notwendig, sondern auch seine heilsame Energie.

       Die Anwendung solcher Voruntersuchungen wird es ermöglichen, die Volksgesundheit zu heben. Dabei darf man nicht unterstellen, eine unharmonische sei eine schlechte Energie. Sie kann nur der Energie des Patienten nicht entsprechen, der Schaden jedoch wird nicht gering sein.

       Der Denker bestand darauf, dass die Menschen lernen, die Bedeutung der Harmonie zu verstehen, anderenfalls würden Hunde sich in einer besseren Lage befinden.

 

       537. Urusvati weiß, wie verschiedenartig die Eigenschaften der psychischen Energie sind. Sie lassen sich durch Erforschung von Ausstrahlungen und Schwingungen studieren. Eine solche Erforschung kann jedoch erst in Zukunft bei Vervollkommnung der Apparate durchgeführt werden.

      Es gibt aber noch ein weiteres Verfahren, das angewandt werden kann. Wir sprachen bereits über die Magnetisierung von Wasser. Ihr habt selbst beobachtet, in welchem Maße Wasser die Eigenschaften der psychischen Energie des Menschen annimmt und welch kurze Zeit dafür nur erforderlich ist.

       Man kann beobachten, wie individuell Wasser die Einwirkung der Energie aufzeigt, wenn man es in der Nähe des Kopfes aufstellt. Gleichfalls kann man feststellen, welche mineralischen Zusätze die Beobachtungen am meisten unterstützen. Eisenhaltige Wässer sind gut geeignet, schwefelhaltige dagegen versprechen keinen Erfolg.

       Im Altertum wurden solche Versuche oft durchgeführt. Mitunter brachte man auf der Wasseroberfläche einige Tropfen eines Baumöls auf, in der Annahme, dass es die Konzentration von Strömen fördere. Man achtete auch auf die Gefäße und zog kupferne vor, aber keine aus Ton. Die Gefäßwände mussten poliert sein, und ein solches Gefäß wurde nicht im häuslichen Alltag verwendet, man hielt es mit einem kupfernen Deckel geschlossen. Solche Gegenstände zeigten, wie wohlüberlegt die Alten vorgingen.

       Sie werden sicherlich auch noch andere Verfahren angewandt haben, um unterschiedliche Zustände der Energie zu bemerken. Überdies bezeichneten die Alten ihre Beobachtungen als Wahrsagen, wodurch diese in den Augen von Skeptikern ihre wissenschaftliche Bedeutung verloren. Ein denkender Geist ist immer wieder offen, um der Menschheit zu zeigen, wie unerschütterlich die Grundlagen sind. Man kann darüber lächeln, wie sehr die Menschen sich mit bedingten Bezeichnungen zufriedengeben; das Wesen bleibt jedoch unverändert, und unter den Bräuchen des Altertums lassen sich wissenschaftliche Errungenschaften finden.

       Der Denker lehrte: „Glaubt nicht, eure Ahnen seien Dummköpfe gewesen. Ihr habt viele ihrer Errungenschaften vergessen.“

 

       538. Urusvati kennt die Übertragung von Gefühlen auf Entfernung. Eine solche Erfahrung bestätigt umso mehr das Vorhandensein der Energie, die den gesamten Raum sättigt. Vergessen wir nicht, dass Teraphime* auf einer solchen Übertragung beruhen. Man muss nicht unbedingt ein bestimmtes Bild besitzen, wenn die Energie durch einen Willensbefehl gesandt wird. Jeglicher Teraphim stellt nur ein Hilfsmittel für die Übertragung dar, doch ein starker Wille bedarf solcher Hilfsmittel nicht.

      Man muss daran erinnern, dass die Übertragung von Gefühlen im Leben ebenso oft vonstattengeht wie Gedankenübertragung, doch achten die Menschen nicht darauf. Die Übertragung von Gefühlen kann bewusst und absichtlich, aber auch unbewusst erfolgen; die unbewussten Übertragungen sind häufiger als die bewussten, und viele schmerzhafte Empfindungen und Stimmungen sind Folgen solcher Übertragungen.

       Es ist bereits vorhersehbar, dass die Menschheit der Zukunft das gewaltige Gebiet des Gedankens ordnen wird. Selbst der Gesetzgeber muss in Betracht ziehen, wie sehr das Leben von starken Energien durchdrungen wird. Man sollte nicht denken, dass man diese Sphäre irgendwie vermeiden kann, sie ist viel materieller als die körperliche Hülle.

       Die Lehre des Lebens muss vor allem darauf hinweisen, wo sich der Mittelpunkt des menschlichen Daseins befindet. Man darf nicht in dem Irrtum verbleiben, nur einige Hexenmeister und Zauberer beherrschten die Kräfte der Natur. Jeder Mensch befindet sich in Berührung mit der Macht der Energie, will aber diesen Vorzug nicht erkennen. Man könnte eine Reihe von Büchern über Fragen des Geheimwissens verfassen, doch wären diese so lange nutzlos, wie der Mensch noch nicht von dem Gedanken an seine Möglichkeiten erleuchtet ist.

       Alle Ratschläge, selbst die dringendsten, werden die Menschen wie eine interessante Geschichte gelangweilt lesen. Sie denken nicht darüber nach, dass das Geschriebene ihnen zur unverzüglichen Anwendung übergeben worden ist.

       Der Denker trieb die Mitbürger an, die unsichtbare, doch fühlbare Welt zu erkennen.

 

       539. Urusvati kennt die vielen Warnungen und Unterweisungen, die der Menschheit gesandt worden sind. Vergleicht den Sinn der Lehren des Pythagoras mit den Briefen des Priesterkönigs Johann[37], mit den Taten Saint Germains* und den Mahatma-Briefen, und ihr werdet überall die Sorge um die Gesundung der Menschheit finden.

       Mögen die Unterweisungen auch in verschiedenen Sprachen gegeben worden sein und Züge der zeitgenössischen Epoche tragen, so ist es doch aufschlussreich, die Grundlagen dieser Botschaften zu verfolgen. Die Menschen halten solche Schriften mitunter für gefälscht; springt es aber nicht ins Auge, dass ein einziger Gedanke über verschiedene Jahrhunderte hinweg gelebt hat? Viele Botschaften werden bestimmten Personen zugeschrieben, doch in noch größerer Zahl existieren anonyme Schriften. Man kann sehen, wie sie sich in verschiedenen Ländern verbreiteten und ihre Anhänger hatten. Man muss diese umfangreiche Literatur studieren, denn sie wurde noch nicht gesammelt und ihrem inneren Sinn gemäß verglichen.

       Oftmals beklagen sich die Menschen, keine Führung zu haben; nehmt doch aber nur die Handschriften und Druckwerke aus den Regalen der Bibliotheken, um euch davon zu überzeugen, welche Vielzahl unbekannter Autoren an der Evolution der Menschheit gearbeitet hat. Vergessen wir nicht, dass einige dieser Tatmenschen mehrere Pseudonyme verwandten. Daher darf man die Arbeiten nicht nach Autoren sammeln, sondern nach ihrem inneren Wert.

       Wir legen keinen Wert auf Unsere Namen, denn im Verlauf eines langen Lebens wechseln die Namen allzu oft. Wir schätzen den Sinngehalt der Arbeit, messen jedoch der Frage keine Bedeutung bei, ob der Name im ersten oder im zehnten Regal zu finden ist. Vergessen wir auch nicht, wie viele Handschriften von den Händen unverhohlener Neider vernichtet wurden.

       Der Denker sprach: „Können wir davon überzeugt sein, dass unsere Schriften unter unseren Namen bewahrt werden? Lasst uns darüber gar nicht nachdenken, denn ein solches Denken ist nur Zeitverschwendung.“

 

       540. Urusvati weiß, wie viele nützliche Aufzeichnungen man außerhalb der staatlichen Bibliotheken in Familienarchiven finden kann. Es ist ein großer Irrtum zu meinen, staatliche Bibliotheken könnten sämtliches in Handschriften hinterlassene Material erschöpfend aufführen. Ein ebensolcher Irrtum ist es anzunehmen, die ungeheure Menge gedruckter Bücher decke die wichtigsten Lebensfragen ab. Im Gegenteil lässt sich bestätigen, dass die wichtigsten Aufzeichnungen unveröffentlicht blieben oder in privaten Kellern verderben.

       Erschreckend ist der Gedanke, dass eine Vielzahl unersetzlicher menschlicher Errungenschaften zugrunde geht. Man muss damit beginnen, die Privatarchive zu bewahren, auch wenn dies nicht einfach sein wird.

       Man darf nicht voraussetzen, dass die Archive bekannter Leute immer besonders interessant seien, äußerst bemerkenswerte Aufzeichnungen können sich auch bei unbekannten Bürgern befinden. Sie können von sehr aufschlussreichen Erscheinungen zeugen; sie können Bestätigungen alter Generationen vernehmen lassen, die von den Nachkommen nicht wieder aufgegriffen wurden. Niemandem kam es in den Sinn, solche Aufzeichnungen zu drucken.

       Viele Chroniken sind auch in Klöstern und verschiedenen Kongregationen verschwunden. Eine sehr große Zahl ist bereits verdorben, doch vieles liegt noch im Staub vergraben. Die Menschen sollten nicht sagen, sie hätten über verschiedene Fragen keine Kenntnis, sondern erkennen, wieviel sorgsam Aufgezeichnetes in dunklen Verliesen ruht. Möge jeder aufmerken, wenn er von Aufzeichnungen erfährt, die jemand verwahrt. Viele strahlende Gedanken wurden aus Bescheidenheit oder Trägheit begraben. So finden sich auch in Bibliotheken Bündel von noch nicht untersuchten Handschriften.

       Der Denker förderte den Wunsch Seiner Schüler, Familienaufzeichnungen zu bewahren.

 

       541. Urusvati weiß, mit welcher Mühe die Auswertung von Familienarchiven verbunden ist. Höchst bedeutsames Wissen kann nachlässig und die bekanntesten Namen können verfremdet, in Form von Initialen oder als Decknamen erwähnt sein. Schließlich kann die gesamte Darstellung in einem verfremdeten Stil verfasst sein. Das letztere ist nicht selten aus Furcht vor Verfolgung geschehen; deshalb enthalten manche Archive, auch solche, die als erforscht gelten, in Wirklichkeit vieles Unbemerkte.

       Solche Archive, wie die von Choiseul[38], Goethe[39] und Stroganow[40] enthalten viele nützliche Informationen. Solche Tatsachen sind besonders aufschlussreich für das Innere Leben Unserer Bruderschaft. Man muss der Gräfin d‘Adhémar[41] für das Hinterlassen von Aufzeichnungen dankbar sein, ohne die viele Seiten der Tätigkeit Saint Germains nicht bekannt geworden wären.

      Jemand wird sich dennoch erstaunt zeigen, wozu denn die Aufzeichnungen der Gräfin d‘Adhémar nötig seien, wenn Wir doch alles viel vollständiger erklären könnten. Doch die Menschen schätzen Aussagen ihrer Zeitgenossen, und solche Aufzeichnungen stellen in den Augen der Menschheit einen viel zuverlässigeren Beweis dar als Unsere anonymen Mitteilungen.

       Desgleichen muss man auch arabische und iranische Aufzeichnungen studieren, in denen sich Zeugnisse Reisender finden lassen; so kann man verstehen, weshalb Wir so oft von Zusammenarbeit sprechen. Eine Erzählung, die in verschiedenen Jahrhunderten von historischen Persönlichkeiten wiederholt wird, stellt ein überaus reales Zeugnis dar.

       Es ist erstaunlich, wie Informationen über die Bruderschaft in unerwartete Länder vordrangen. Man kann sie in Irland, Norwegen und Spanien finden, wohin Seefahrer aus dem Osten sie trugen. Mögen die Forscher sich nicht ihre eigenen Wege abschneiden. Funde können sich ganz unerwartet einstellen.

       Der Denker lehrte, nicht zu verzweifeln: „Suchende, ihr könnt die Grenze der Entdeckungen nicht kennen.“

 

       542. Urusvati weiß, dass die Hauptgrundlage Unseres Inneren Lebens die Übung des Denkens ist. Es irrt sich, wer annimmt, ab einem bestimmten Niveau könne das Denken nicht mehr entwickelt werden. Das Denken muss von Beginn an erzogen und fortan ständig weiterentwickelt werden. Des Mitleids wert sind jene, die meinen, das Leben läge in irgendwelchen untätigen Prozessionen; Arbeit ist in allem, so auch in dem Streben des Denkens.

       Wir bedauern jene, die der Auffassung sind, für sie sei Denken nicht erforderlich. Ein überaus großer Teil der Menschheit denkt überhaupt nicht. Die ungeordneten Fetzen verwirrter Geister dürfen nicht für Denken gehalten werden. Sie entstehen aus dem Chaos und schmelzen ebenso schnell wie Schneeflocken bei Tauwetter. Viele empfinden eine dem Denken gewidmete Existenz als außerordentlich langweilig.

       Ihr möchtet von Unserem Inneren Leben erfahren. Selbst wenn Ströme die mannigfaltigsten irdischen Ereignisse herantragen, finden Wir dennoch auch inmitten solcher Wirren Zeit, um nachzudenken. Gedankenformen zu schaffen, bedarf keiner langen Zeit, und ihre Klarheit wird durch beständige Übung erreicht. Für solche Übungen der Vervollkommnung braucht es keine bestimmte Verfassung. Wenn das Wesen dem Gemeinwohl zustrebt, wird auch jede Phase des Denkens in diese Richtung eingestimmt.

       Das Streben kann streng, freudig, beständig bedauernd oder mitleidig sein, dies wird gleichsam der Schlüssel des Denkens sein; die Klarheit der Gedankenform aber hängt von dem Vorrat an psychischer Energie ab.

       Einige nehmen an, bei Uns müsse man sich um diesen Vorrat keine Sorgen machen; Dummköpfe verstehen nicht, dass die Harmonie der Energie wohl gehütet werden muss. Der eine kann den Vorrat an psychischer Energie etwas langsamer wiederherstellen, der andere kann dies schneller erreichen, und einem weiteren genügt es, die Augen zu schließen und tief durchzuatmen, um einen erlittenen Verlust wieder auszugleichen. Auch Wir müssen Unseren Vorrat wieder auffüllen, dies zu leugnen wäre unwissenschaftlich.

       Mitunter erhaltet ihr keine rasche Antwort; in dieser Stunde können besonders dringende Ereignisse vonstattengehen, vielleicht aber auch ein Anfüllen des Vorrats an psychischer Energie. Lasst uns über alles auf menschliche Weise nachdenken, und wir werden nicht fehlgehen. Der Mikrokosmos versteht den Zustand des Makrokosmos. Auch über Unser Inneres Leben denkt auf menschliche Weise. Bewahrt bei allen Überlegungen die Schönheit der Gedankenform und versteht es, die Form der Arbeit für das Gemeinwohl zu lieben.

       Der Denker sprach: „Wenn wir mit allen Kräften lieben könnten, wären wir erfolgreich.“

 

       543. Urusvati weiß, dass ein Zustand voller Wachsamkeit ebenfalls eine der Grundlagen Unseres Inneren Lebens ist. Glaubt nicht, eine solche Wache sei etwas Übernatürliches. Menschen zeichnen sich nicht selten durch eine besondere Empfindsamkeit aus. Sie haben einen feinfühligen, wachsamen Schlaf und nehmen Beben der Luft wahr. Dies geht ohne jede lange Vorbereitung vonstatten; die psychische Energie arbeitet selbständig, wenn sie nicht von äußeren Bedingungen belastet ist. Doch wenn die Energie schon bei einer ihr gegenüber unbewussten Einstellung arbeitet, wie sehr offenbart sie sich erst bei bewusster und bestrebter Arbeit an ihr. Fügt noch die lange Dauer Unserer Existenz hinzu, und ihr könnt euch vorstellen, wie viele Eigenschaften sich verbessern.

       Die Menschen behaupten, ständige angespannte Wache müsse etwas Unerträgliches sein, doch diese Befürchtung ist unbegründet. Ein beliebiger Tatmensch, der diese Fähigkeit besitzt, hält eine solche Mühe nicht für unerträglich. Er ist dermaßen an sie gewöhnt, dass er ohne sie nicht leben kann.

       Ebenso kann uns auch eine hohe, in vernünftiger Weise entwickelte Feinfühligkeit nicht belasten. Sie wird ganz natürlich, besonders wenn auch der Schlaf sehr kurz wird. Besser wäre es, einen solchen Schlaf als Ausruhen zu bezeichnen.

       Wir lassen den feinstofflichen Körper nicht immer ziehen, um die Bewusstheit nicht einzubüßen. Wenn Wir in die Feinstoffliche Welt hinauszugehen wünschen, übernimmt ein Freund die Wache; dabei passt Er auch auf den Körper auf, um keine unerwünschten Ströme zuzulassen. So seht ihr, dass die Wache bei Vorhandensein bestimmter Apparate eine unabdingbare Bedingung Unseres Inneren Lebens ist.

       Der Denker lehrte: „Möge jeder versuchen, Feinfühligkeit in sich zu entwickeln, so kann er hundertfach erfolgreicher sein.“

 

       544. Urusvati weiß, dass einige Aspekte Unseres Inneren Lebens einer Fehldeutung ausgesetzt sind. So sagt man, Wir erwiesen jenen einen Vorzug, die Uns in vergangenen Leben begegnet sind. Aus Unwissenheit halten die Menschen dies für ungerecht, doch sie selbst bevorzugen als Mitarbeiter jene, von denen sie überzeugt sein können.

       Sie wünschen, dass nur erprobte Mitarbeiter sie umgeben. Niemand wird eine solche Auswahl als ungerecht bezeichnen – dies ist ein menschlicher Aspekt. Vergessen wir überdies die Harmonie nicht, die für Mitarbeit unerlässlich ist. Es ist nicht wenig Zeit erforderlich, um die Nervenzentren zu harmonisieren. Wir benötigen übereinstimmende Bestrebungen, um die Energie nach Möglichkeit nicht zwecklos zu verausgaben. Wer aber vermag besser zur gemeinsamen Arbeit beizutragen als eine Persönlichkeit, die irgendwann einmal bereits an ihr teilgenommen hat? Es ist klar, dass Wir bevollmächtigte Tatmenschen aus jenen auswählen, die bereits für das Gemeinwohl gearbeitet haben.

       Wir helfen jenen, die einen besonderen Auftrag haben. Dies ist vollkommen gerecht, da sich um solche Gesandte herum eine Vielzahl schwerer Ströme verdichtet. Viele möchten von diesen Tatmenschen verschont bleiben, und wenn sie es könnten, würden sie auch Uns vernichten. Man darf jedoch nicht sagen, Wir würden Uns nur auf diese alten Freunde beschränken: Die Eingänge zur Zusammenarbeit sind geöffnet, doch nur erprobte Tatmenschen können verstehen, was Vertrauen bedeutet, absolutes Vertrauen bis zum Schluss, ungeachtet der Umstände. Solche Bedingungen der Zusammenarbeit werden weder aufgezwungen noch befohlen, sondern durch Erfahrung erkannt. Desgleichen zeigt auch nur Erfahrung auf, worin Unsere Hilfe besteht. Kurzsichtige erkennen sie nicht, da sie nach sich selbst, ihrem eigenen Horizont gemäß urteilen.

       Der Denker bestätigte: „Die höhere Hilfe ist so herrlich, dass nur ein hoher Geist ihre Schönheit versteht.“

 

       545. Urusvati weiß, dass manche einem derartigen Irrtum verfallen, Uns sogar der Selbstsucht zu verdächtigen. Ein solcher Irrtum beruht darauf, dass Wir, nach den Worten der Ankläger, nur dort helfen würden, wo es für Uns von Vorteil sei. Überdies erwiesen Wir solchen Menschen keine Hilfe, die sie zu erhalten wünschten; und schließlich würden Wir nicht in derjenigen Weise helfen, wie die Menschen es sich vorstellen. Derartige Beschuldigungen werden nicht selten laut ausgesprochen, noch öfter aber gedanklich zum Ausdruck gebracht.

       Die Menschen wollen nicht begreifen, dass Hilfe nur auf der Grundlage der kosmischen und karmischen Gesetze möglich ist. Ebenso wenig wollen die Menschen anerkennen, dass eine harmonische Vereinigung ein bedeutendes Maß an Zeit sowie beiderseitiges Bestreben erfordert. Die Menschen schreien nach Hilfe, ohne sich die Mühe zu geben, ihr den Weg zu bereiten. Bei Krankheiten wendet man sich gewöhnlich erst dann an Uns, wenn der Organismus bereits in nicht wiedergutzumachender Weise geschädigt ist.

       Man muss alle diese heimlichen und öffentlichen Beschuldigungen gegen Uns grausame Faulpelze hören, die keinen Teil Ihrer unerschöpflichen Energie abgeben wollten. So flüstern auch Menschen, die von Uns wissen; sie haben von Zweckmäßigkeit und Angemessenheit gehört, doch sind diese Begriffe für sie abstrakt geblieben. Mitunter verursachen jene, die nichts von Uns wissen, weniger Schaden als diejenigen, die in unverantwortlicher Weise den Raum verseuchen.

       Die Lehre zeigt ausreichend auf, wie besonnen die Energie verteilt werden muss. Sie darf nicht so verwendet werden, dass es einer Vielzahl von Verhältnissen schadet. So hat Unser Inneres Leben viele Aspekte, die bei besonnener menschlicher Mitarbeit verbessert werden können.

       Der Denker bat Seine Schüler, zweckentsprechend vorzugehen: „Lernt es, den Pfeil in die Mitte des Zieles zu schießen.“

 

       546. Urusvati weiß, dass das Innere Leben von Tatmenschen auf viele Disziplinen gegründet ist. Selbsttätigkeit, Tapferkeit, Zweckmäßigkeit, Unermüdlichkeit, Barmherzigkeit, Verehrung der Hierarchie und viele andere Disziplinen werden mit Fleiß und bewusst entwickelt. Man kann sich kein vernünftiges Leben vorstellen, wenn es nicht vor ungeordneten Erscheinungen bewahrt wird.

       Tatmenschen wissen, dass sie jede Disziplin freiwillig angenommen haben, und sie bedauern keine ihnen auferlegte Arbeit. Sie verstehen, dass selbständige Tätigkeit bis zum äußersten Grad entwickelt werden muss. Bevor er sich an den Führer wendet, wird sich jeder Tatmensch fragen, ob er nicht noch etwas selbständig vollbringen kann.

       So können auch alle übrigen Disziplinen in beliebigen Lebensbedingungen entwickelt werden. Die Menschen können dies nicht verstehen, denn sie stellen sich Tatmenschen als herrschaftlich und reich vor und begreifen nicht, dass Wir sämtliche Schwierigkeiten des Lebens durchschreiten und in ihnen erstarken. Nur wenige sind einverstanden, die Fülle des irdischen Aufenthalts zu erfahren, denn in vielerlei Hinsicht überwiegen die durch menschliche Unwissenheit hervorgerufenen Kümmernisse. Tatmenschen aber wissen, dass jede Disziplin für die Fortentwicklung unerlässlich ist. Es ist besser, die volle Bürde auf sich zu nehmen, als auf demselben Weg hin und her zu laufen.

      In der Lehre ist die Aufgabe der Tatmenschen klar aufgezeigt worden, und jeder kann entscheiden, welche Disziplin ihm unerlässlich ist. Unser Inneres Leben ist voll strenger Disziplin.

       Der Denker bestand darauf, dass die Schüler die Disziplin liebgewannen, ohne die man sich nicht in seinem Handeln stärken kann.

 

       547. Urusvati weiß, dass alles in der Welt einzigartig ist. Das Gesetz ist ein und dasselbe, doch seine Einwirkungen auf die Materie rufen unzählbare Konstellationen hervor. Die Menschheit teilt sich in zwei bestimmte Typen ein: Die einen fühlen diesen einzigartigen Reichtum des Kosmos, für die anderen ist alles unbeweglich, gleichförmig und besitzt weder Bedeutung noch Schönheit. Unter den Menschen der letzteren Art werdet ihr die Egoisten finden, die sich selbst höher als alle großen Erscheinungen der Natur stellen.

       Doch gewisse Apparate, wie auch Wir sie verwenden, zeigen die unaussprechliche Mannigfaltigkeit der Energie und der Substanz der Materie auf. Das Lebenspendel gehört zu diesen Apparaten. Es kann verwendet werden, um die Eigenschaften der psychischen Energie aufzuzeigen, für die Erforschung des Erdbodens und für Gedankenübertragung. Bei dem letzteren Versuch kann man sehen, dass der Gedanke schlagartig auf die psychische Energie einwirkt und mit großer Schnelligkeit arbeitet. Einige nehmen an, das Pendel bringe ihre eigenen Gedanken zum Ausdruck, was davon kommen kann, dass gesandte Gedanken sich bereits im Bewusstsein widerspiegeln; in jedem Fall aber zeigt eine solche Übertragung, wie ein Gedanke sich in physische Energie umwandelt und bedeutsame, vielfältige Messwerte ergibt.

       Manche Apparate erfordern die Übertragung jedes Buchstaben und bedürfen der Teilnahme mehrerer Personen, womit sie einem physikalischen Telegraphen ähneln. Doch Wir sprechen nun von gedanklicher Übertragung, so kann man sich ein Urteil über den Prozess der Formung des Denkens bilden. Die Erscheinung der Vielfalt kann man anhand der Messwerte der psychischen Energie erkennen. Nur ein feinfühliges Auge kann die Messwerte höchst individueller Eigenschaften voneinander unterscheiden.

       Der Denker wies bereits in Seinen Aufzeichnungen auf die unzählbaren Besonderheiten der menschlichen Seelen hin.

 

       548. Urusvati weiß, dass Grausamkeit, Grobheit, Heuchelei und Lüge den Fortschritt der Menschheit behindern. Die Wissenschaft, stolz auf ihre Errungenschaften und Erfolge, verhilft nicht dazu, Menschlichkeit zu finden. Die Kunst erhebt das Bewusstsein nicht; das bedeutet: mit der Welt steht es schlecht.

       Die Gesellschaftswissenschaften weisen auf die Grundlagen des Fortschrittes hin, und nirgends sind Lobpreisungen der vier genannten Laster zu finden. In allen Hinweisen wird ein und derselbe Aufstieg des menschlichen Bewusstseins hervorgehoben. Die extremsten Lehren preisen die Lüge nicht. Doch weder Wissenschaft noch Kunst noch Religion haben die Untugenden ausgemerzt, die den Menschen fesseln.

       Man muss daran erinnern, dass sowohl Wissenschaft als auch Kunst und Religion die primitivsten Erscheinungen sogar gefördert haben. Selbst gewisse philosophische Gesellschaften erörtern höhere Dinge und geben sich unmittelbar danach den schändlichsten Lastern hin. Man muss die Wurzel der gesellschaftlichen Krankheit anschauen. Nur eine Gesundung des inneren Lebens wird dazu verhelfen, auch die gesellschaftlichen Erscheinungen auf eine höhere Stufe zu heben.

      So ist, neben wissenschaftlicher Erkenntnis und der kurzen von der Kunst vermittelten Begeisterung, Mut notwendig, um das innere Leben zu verbessern. Mut entwickelt auch Geduld. Ein Mensch, der seiner Natur nach geduldig ist, wird mutig und ausdauernd sein.

       Wir müssen dem Chaos das Beste entgegenstellen, was in uns lebt. Nur durch eine solche selbständige Tätigkeit vermag man unaufhörlich aufzusteigen. Die Menschen fürchten das Wort „Sittlichkeit“, sprechen aber gern von Sitten, geradezu als ob diese beiden Begriffe nicht ein und dieselbe Wurzel hätten. Der Charakter ändert sich aber nicht ohne die Einwirkung des gesamten inneren Lebens.

       Der Denker lehrte: „Die Sitten der Völker gestalten die Geschichte der Menschheit. Mögen diese Feuer hell leuchten!“

 

       549. Urusvati kennt die Sympathien und Antipathien, die in menschlichen Beziehungen aufkommen. Oft können die Menschen nicht einmal die Ursache solcher wachsender Gefühle erkennen. Über karmische und physische Ursachen hinaus muss es auch noch etwas geben, das eine Grenze zwischen den Menschen errichtet. Diese Grenze existiert, und nichts anderes als die psychische Energie stellt die Ursache dar.

       Man kann feststellen, dass Menschen mit wenig psychischer Energie jene zu hassen beginnen, die sie in höherem Maße besitzen. Die Menschen kennen dieses Gesetz nicht und suchen die Ursachen des Hasses in allen möglichen Bedingungen. Auch Neid beruht in den meisten Fällen darauf, dass anderen ihre psychische Energie geneidet wird.

       Man kann unterschiedliche Menschentypen beobachten. Neben Rassen- und Klassenunterschieden muss man noch ein universelles Phänomen erkennen. Der Unterschied in den Eigenschaften der psychischen Energie liegt wie ein Schwert zwischen den Menschen. Die Menschen erkennen die Ursache nicht an, die in ihnen Hass und Neid entstehen lässt. Sie könnten die Ursache auch gar nicht erklären, denn dieser Menschentyp weiß gewöhnlich überhaupt nichts von der psychischen Energie. Für sie ist diese Energie ein leerer, abstrakter Begriff. Doch ist auf sie in besonderem Maß die Bezeichnung „bettelarm“ anwendbar.

       Jeder Neider, Verleumder und Hasser ist vor allem eines: bettelarm. Er hat sich selbst höherer Aufspeicherungen beraubt. Auch in der Vergangenheit hat er sich nicht darum bemüht, die Grundlagen des Daseins zu erkennen. Mit Schmerzen beobachten Wir, wie solche Bettelarmen sowohl sich selbst als auch anderen Schaden zufügen. Und es ist unmöglich, ihnen Erleichterung zu verschaffen, da ihnen jeder Gebende bereits verhasst ist.

       Der Denker kannte solche unversöhnlichen Neider. Er sagte von ihnen: „Seht, wie die Last des Hasses ihren Rücken gekrümmt hat.“

 

       550. Urusvati weiß, dass Besitzergreifer vor allem einen großen Vorrat an psychischer Energie nicht ertragen. Sie prallen wie Pfeile von diesem festen Schild ab. Umso stärker wird ihre Bosheit sein, und Besessene handeln dann im Hass sogar gegen ihren eigenen Nutzen. Man kann oft beobachten, wie Besessene allem gesunden Menschenverstand zuwider handeln, nur um Böses auszuspeien.

       Man muss verstehen, wie viele solcher Übeltaten es gibt, die vollbracht werden, um den unsichtbaren Übeltäter zu befriedigen. Die Menschen nennen sie Dämonen, doch einfacher ist es, sie als Abschaum zu bezeichnen. Man darf nicht meinen, für Besessenheit bedürfe es irgendwelcher mächtiger Dämonen. Jeder irdische Verbrecher wird unweigerlich danach streben, ein Besitzergreifer zu werden, um dadurch seinen nicht überwundenen Hass zu nähren.

       Man muss anerkennen, dass nicht allein Kleinmütige, sondern auch alle, die sich dem Zweifel hingeben, leicht zur Beute von Besitzergreifern werden. Bei einer solchen Erkrankung weiß der Mensch selbst nicht, was er tut, und Außenstehende sind über die rasche Veränderung der Persönlichkeit erstaunt. Es wird jedoch eine Zeit kommen, da wissenschaftliche Apparate die Spaltung der Persönlichkeit solcher gefährlicher Kranken aufzeigen werden. Viele historische Ereignisse haben sich unter dem Einfluss von Besessenheit abgespielt – vergessen wir das nicht.

       Der Denker sprach: „Manchmal scheint es, als würden anstelle der Archonten[42] irgendwelche Gespenster reden, die bluthaltige Nahrung lieben.“

 

       551. Urusvati weiß, dass einige radikale Tatmenschen in rückschrittlicher Weise leben. Das bedeutet, dass sie keine Tatmenschen, sondern vorübergehende Schädlinge sind. Das persönliche Vorbild ist gefordert, wie in der Verbreitung der Höheren Wahrheit, so auch in jeder beliebigen Alltagssituation.

       Wir können die Begriffe Geduld, Tapferkeit oder Barmherzigkeit aussprechen, wenn wir selbst die Kühnheit besitzen, diese Eigenschaften zu bekunden.

      Wir können in der Vergangenheit nachforschen, ob wir Helden oder Dulder gewesen sein könnten. Erst dann können wir diese Grundlagen des irdischen Daseins bestätigen. Doch darf man sich bei den Nachforschungen in der Vergangenheit nicht allein auf irgendwelche großen, für das ganze Volk vollbrachten Taten beschränken. Man kann herrliche Beweise auch inmitten des Alltagslebens finden; an jedem Tag können wir das innere Chaos überwinden und das wilde Tier zähmen. Man muss jede herausragende Tat schätzen. Nicht nur eine Heldentat für das Volk, sondern auch eine äußerlich unmerkliche Errungenschaft kann dazu dienen, eine höhere Stufe zu ersteigen.

       Ich habe bereits davon gesprochen, dass es schwer ist zu beurteilen, wo die Grenze zwischen großen und kleinen Taten liegt. Wahrlich, eine sogenannte kleine Tat kann die hervorragendsten Samenkörner legen. Wir wissen, wovon Wir sprechen. Die Menschen nennen solche Fortentwicklungen Prüfungen, doch ist es nicht besser, sie als Vervollkommnungen zu bezeichnen? Warum über Prüfungen jammern, wenn man über Vervollkommnung und Erfolg jubeln kann!

       Der Denker bewegte Seine Schüler dazu, an jedem Tag jedenfalls in einer Angelegenheit erfolgreich zu sein.

 

       552. Urusvati weiß, dass der Keim einer Krankheit von größerer Bedeutung ist als die Folgen. Wir warnen vor dem Keim, da es später schon nicht mehr möglich ist zu helfen; der Keim jedoch lässt sich durch gedankliche Heilmaßnahmen sehr gut beeinflussen; Ich spreche hier von psychischen und von körperlichen Erkrankungen. Besonders nützlich ist es, wenn mehrere Gedanken in derselben Richtung vereinigt sind. Nicht selten vermutet der Erkrankte noch nicht einmal die Möglichkeit einer Erkrankung. Nützlich ist, wenn sein Bewusstsein offen ist und er sich den wohltätigen Sendungen nicht widersetzt. Daher ist es so notwendig, auf räumliche Sendungen zu hören.

       Man darf nicht der Scheinheiligkeit verfallen und sich etwas vorstellen, was nicht existiert, doch möge das Bewusstsein gleichwohl auf der Wacht stehen. Es ist traurig, zu beobachten, wie die Menschen sich der Möglichkeit einer Hilfe erst dann erinnern, wenn sie bereits nutzlos ist. Es gibt viele Beispiele, da Menschen hätten geheilt werden können, ihr Bewusstsein sich jedoch widersetzte und die helfende Hand zurückstieß.

       Bisweilen unterstützen die Menschen unbewusst nützliche Einflussnahmen, selbst wenn sie mit den Gesetzen der psychischen Energie wenig vertraut sind. Wir freuen Uns, wenn ein Mensch auf den richtigen Weg gelangt, selbst wenn dies unbewusst geschieht. Solchen unbewusst vorgehenden Menschen gegenüber muss man sich sehr behutsam verhalten; man kann sie leicht dazu bringen, sich abzuwenden, doch eine sanfte freundschaftliche Berührung kann ihre versiegelte Schatzkammer öffnen. Dazu bedarf es nicht nur der Geduld, sondern auch einer großen Nachsicht. Diese Eigenschaft ist in allem hilfreich, auch bei gedanklicher Heilung. Ein guter Arzt weiß, wie man sich um einen Kranken kümmern und ihm helfen muss.

       Der Denker brachte die Ärzte dazu, zu verstehen, dass ihr Herz und ihr Wille die besten Arzneien darstellen.

 

       553. Urusvati weiß, dass die Eigenschaft der Nachsicht falsch ausgelegt wird; man versteht sie entweder als Hochmut oder als Gewährenlassen. So wie diese beiden Begriffe etwas Schändliches darstellen, wird auch der Begriff der Nachsicht nicht in einer guten Bedeutung verwendet. Wir aber verwenden ihn, um eine der Eigenschaften der Menschlichkeit zu bezeichnen. Im Gemeinschaftsleben erweist sie sich als gegenseitig. Das gesamte irdische Leben besteht aus einer Aufeinanderfolge von Nachsicht und Mitleid. Die Menschen bekunden diese wohltätigen Eigenschaften mitunter bewusst, doch öfter erweisen sie Nachsicht aus Gutmütigkeit, ohne ihrem Lächeln eine besondere Bedeutung beizumessen.

       Im Alltag weiß irgendjemand immer mehr als andere, doch aus Menschlichkeit wird er sich damit nicht wichtigtun und den anderen ihre Unwissenheit vorwerfen. Er wird im Gegenteil alle Mühe aufwenden, um sein Wissen auf menschlichem Wege einzubringen. Bereits vor langem haben Wir gesagt, dass Gespräche dem Bewusstsein des anderen entsprechend erfolgen müssen; solche Gespräche kann man als menschlich bezeichnen.

       Man fragt Uns nach Unserem inneren Leben: Es ist menschlich und auf große Geduld gegründet. Unterstellt Uns keinen Hochmut, wenn Ich von großer Geduld spreche. Sie muss groß, erprobt und auf Menschenliebe gegründet sein.

       Es ist nicht möglich, Geduld im Alltagsleben leicht zu erreichen. Die Angefülltheit des Raumes unterstützt die Aneignung von Geduld nicht. Viele Ströme behindern die Menschen, die von ihnen noch nicht einmal eine Vorstellung haben. Wir wissen, wie schwer das irdische Leben ist. Es irrt sich, wer das Leben aus Unwissenheit für leicht hält. Doch dieser Übergangszustand ist weise eingerichtet, um die Klinge des Geistes wahrhaft zu stählen! Das Geisteskorn ist unwandelbar, doch es ist in ein Gewand gehüllt, das der Mensch selbst webt. Das Weben dieses Gewandes ist nicht leicht.

      Wenn man dies weiß, kann man Samenkörner der Menschlichkeit aussäen. Man darf sie nicht mit einem bestimmten Vorsatz ausstreuen, denn dieser Garten wird um der höheren Schönheit willen geschaffen.

      So zählen Wir die Grundlagen Unseres Inneren Lebens auf. Wenn in jemandem der Wunsch und die Festigkeit lebt, sie anzuwenden, möge er es tun.

      Je angespannter die Stunde, desto größer ist der Verdienst der vollbrachten Tat. Wir verheimlichen die Komplexität der Lebensgrundlagen nicht, und in diesem gegenseitigen Vertrauen erstarkt die Menschlichkeit.

       Der Denker verstand, wie viele Hindernisse auf dem Weg des Menschen liegen. Wenn ein Zusammenstoß erfolgte, flüsterte Er: „Umgehe diesen Stein!“

 

       554. Urusvati weiß, dass der Mensch ein Behältnis alles Existierenden darstellt. Von den Keimen sämtlicher Krankheiten bis zu den höchsten transzendentalen Möglichkeiten vermag er alles in sich hervorzurufen. Durch eigene Zulassung kann er jede beliebige Krankheit hervorrufen, doch er kann sich auch auf natürliche Weise an die Höchsten Kräfte anschließen. Der Mensch muss nur seine Untrennbarkeit vom Weltall verstehen. Unglück tritt ein, wenn die Menschen ihre Möglichkeiten vergessen. Sie tun dies jedoch allzu oft, weshalb auch die Zahl der Nöte allzu groß ist.

       Keine Spezialwissenschaft kann die Erkenntnis der Bestimmung des Menschen ersetzen. Das Bindeglied der Welten ist der Mensch. Diese seine Bestimmung darf er nicht vergessen. Sein Los auf allen Gebieten der Arbeit ist groß. Er darf den ihm verliehenen Gaben nicht ausweichen, anderenfalls wird er zu einer Quelle von Elend. Besonders in den Tagen des Harmagedon sollte der Mensch über das Wesen seines hiesigen Aufenthaltes nachdenken. Er darf sich nicht von den vorbestimmten Möglichkeiten ausschließen.

       Keine äußere Religion wird den Menschen retten, wenn er sich durch äußere Bedingtheiten selber eingrenzt. Das Auftreten kosmischer Phänomene darf nicht vergessen werden. Mögen die Wissenschaftler hinter die Grenze des Zufalls blicken. Möge jemand die Verbindung zwischen den Stimmungen der Menschen und physischen Phänomenen aufzeigen. Möge die Wissenschaft sich eine Auffassung von feinstofflichen Konstellationen und Wechselbeziehungen bilden. Wir werden es nicht erzwingen, sondern bringen nur den Wunsch zum Ausdruck, dass die Wissenschaft das Wesen des Menschen in weiterem Maß erhellen möge.

       Der Denker wusste, dass die Zeit kommen wird, da die Wissenschaft über die irdische Existenz hinaus blicken wird.

 

       555. Urusvati weiß, dass die meisten Menschen zur Gedankenübertragung auf Entfernung vollkommen unfähig sind. Sie stellen sich noch nicht einmal vor, was gedankliche Konzentration bedeutet, und ihre Gedanken gleichen Schmetterlingen um ein Feuer herum. Sie wollen sich nicht vorstellen, dass ein Denken, das durch die alltäglichen kleinen Gedanken zerschlagen wird, sich als Kakophonie[43] erweist.

      Sie wären äußerst empört, wenn ein Telegraphist in eine Mitteilung seine eigenen Worte einfügen würde. Sie wären entrüstet, wenn jemand mitten im Spiel eines Virtuosen die Saiten berühren würde. Aus der Sicht der Zuhörer wäre dies unzulässig. Wenn aber Gedanken durch irgendjemandes unsinnige Ausrufe unterbrochen werden, wird dies nicht verurteilt, denn man versteht noch nicht einmal die Bedeutung des Gedankens überhaupt. Man muss aber anerkennen, dass der Gedanke das grundlegende Wesen des Daseins darstellt.

       Man wird sagen, für Gedankenkonzentration seien irgendwelche besonderen Schulen notwendig. Keineswegs. Jeder Mensch vermag sich in der Gedankenkonzentration zu üben, indem er mit den einfachsten Gegenständen beginnt. Wenn man sich selbst dazu veranlasst, klar zu denken, wenn auch nur eine Viertelstunde am Tag, wird dies bereits gute Folgen zeitigen.

       Vergessen wir überdies nicht, dass jeder Gedanke von irgendjemandem gehört wird. Ist es nicht beschämend, zottiges Denken in den Raum gelangen zu lassen? Wir sind sehr betrübt, wenn Uns anstelle klarer Gedanken irgendwelche groben Fetzen erreichen. Sogar dann, wenn jemand Uns anruft, geraten irgendwelche Bruchstücke selbst in den Namen. Man muss den Empfänger schonen und versuchen, kurz, klar und ohne überflüssige Beifügungen zu senden. Ihr selbst entscheidet, was für euch das Wichtigste ist, und werdet die geeignetste Ausdrucksweise finden.

       Der Denker lehrte: „Wenn ihr das Erhabenste kurz ausdrücken könnt, so tut es.“

 

       556. Urusvati weiß, dass den Atlantiern die Luftfahrt bekannt war. Ist es nicht seltsam, dass diese Errungenschaft nach dem Untergang von Atlantis verschwand? Es hätten doch einige übriggebliebene Atlantier vom Geheimnis des Fliegens wissen können. Doch stattdessen blitzten in den Chroniken nur kurze Aufzeichnungen über Luftschiffe auf, und später wurden diese Enthüllungen für lange Zeit vergessen. Die geringe Kenntnis über Salomon und sein fliegendes Schiff blieb im Bereich der Märchen, ebenso wie auch das Märchen vom fliegenden Teppich. Die Menschheit hat bereits mehrmals von Flügeln geträumt, doch die Suche danach dauerte Jahrtausende.

       Warum sollte die Menschheit eines solchen Vorzuges für lange Zeit beraubt sein? Doch nicht nur eine einzige Errungenschaft wurde vergessen, als ob sie uns entrissen worden wäre. Es konnte nicht anders sein, da die Menschen ihre grundlegende Bestimmung vergessen haben.

       Man darf sich nicht wundern, dass auch heute viele Entdeckungen sich verzögern. So kann man erfahren, dass notwendige Aufzeichnungen verschwinden und schon bereite Enthüllungen hinausgeschoben werden.

       Die Menschen sind bereit, verschiedenen Märchen Glauben zu schenken, bemerken jedoch die Wirklichkeit nicht. Der Fortschritt hat seine Höhen und Tiefen. Es ist an der Zeit, die Aufmerksamkeit auf die Wellen der menschlichen Errungenschaften zu lenken. Richtig sagt man, dass die Geschichte nur fragmentarische Informationen überliefert hat, doch auch diese kurzen Andeutungen helfen einem tiefschürfenden Forscher.

       Dem Denker war das Alter der Erde und des Menschen bekannt. Er bestätigte, dass der Planet viele Katastrophen durchlebt hat. Und Er war es auch, der von Atlantis schrieb, was die Menschen jedoch lange für ein Märchen hielten. Die beste Wirklichkeit ist für die Unwissenden – ein Märchen.

 

       557.[44] Urusvati weiß, dass der feinstoffliche Körper durch gute Taten genährt wird. Viele fassen dies als ein Paradoxon oder eine Absurdität auf. Für sie existiert der feinstoffliche Körper nicht und ist der Begriff der guten Taten überaus relativ. In Wirklichkeit jedoch erstarkt der feinstoffliche Körper durch alles Hohe, und deshalb sind gute Gedanken und Taten so nützlich.

       Auch die Kunst trägt Augenblicke höchster Freude herbei, eine solche Kost ist für den feinstofflichen Körper äußerst nahrhaft. Wenn alte Redewendungen von Ernährung durch Luft sprachen, hatten sie die Einwirkung guter Konstellationen auf den feinstofflichen Körper im Sinn.

       Einige meinen, der feinstoffliche Körper sei unzerstörbar und irdische Einwirkungen könnten ihm keinen Schaden zufügen, doch diese Auffassung hat keine Grundlage. Der feinstoffliche Körper ist trotz allem ein stofflicher Körper. Er kann erkranken, erstarken oder sich sogar zersetzen. Er hat sein eigenes Leben, und manchmal befindet er sich noch nicht einmal in Übereinstimmung mit dem grobstofflichen Körper. Inmitten verschiedener Einwirkungen kann gerade der feinstoffliche Körper früher reagieren als der grobstoffliche.

       Wir sprachen von sogenannten lebenden Leichnamen. Sie sind im feinstofflichen Körper bereits gestorben, während der grobstoffliche noch lebt. In solchen Fällen befindet sich die psychische Energie in einem unnormalen Zustand. Sie tritt mit dem feinstofflichen Körper nahezu aus, doch wenn die physische Arbeit des Herzens weitergeht, bleibt auch die Energie mit der sich zersetzenden Hülle verbunden.

       Man muss verstehen, dass solche Organismen nicht fortschreitend schaffen können und auf einer schiefen Ebene hinabgleiten. Wir nennen solche Organismen leere Hüllen. Man darf sie jedoch nicht mit Besessenheit verwechseln, die bei Schwächung des feinstofflichen Körpers eintreten kann, der sich wahrlich durch hohe Taten nährt.

       Der Denker beharrte darauf, dass der Mensch sein Herz durch Musik erneuern müsse. Die Musik wurde als die alle Musen umfassende Sphäre verstanden.

 

       558. Urusvati weiß, wie vielfarbig der Agni Yoga ist. Ein aufmerksames Auge kann viele Farbabstufungen der Flamme unterscheiden. Die umgebenden Bedingungen beeinflussen die Farbe der Flamme. Ebenso trat zu verschiedenen Zeiten eine besondere Notwendigkeit für einen Yoga auf. Man kann die Erhabenheit des Raja Yoga sehen, das Strahlen des Bhakti Yoga feststellen und die Anspannung des Gnana Yoga erkennen, doch lässt sich auch die überragende Notwendigkeit des leuchtenden Karma Yoga finden. Arbeit ist in den Tagen der Wirrnis der Menschheit unabdingbar. So werden wir inmitten der verschiedenen Farben des Agni Yoga den Stamm des Karma Yoga finden; auf dieser Grundlage wird die Menschheit Rechtfertigung finden.

       Lasst uns nicht erstaunt sein, dass dem strengen Karma Yoga nicht immer der Vorzug gegeben wurde. Mitunter hat man ihn unter dem Eindruck der Größe und des Lächelns anderer Errungenschaften gleichsam vergessen. Wir wissen, dass der Karma Yoga solche ungestümen Errungenschaften wie der Bhakti Yoga nicht zu geben vermag, doch wird Arbeit der Rettungsanker des Planeten sein.

      Möge auch der Purpur des Raja Yoga erhaben und das himmelblaue Strahlen des Bhakti Yoga herrlich sein, nicht weniger herrlich sind die dunkelblaue und die violette Farbe des Karma Yoga. Er hat gewissermaßen etwas von dem Purpur empfangen und ebenso das himmelblaue Strahlen verkörpert. Arbeit ist sowohl erhaben als auch voller Liebe. So lasst uns in der Flamme des Yoga, der Agni Yoga genannt wird, die Farben der Arbeit erblicken.

       Es ist notwendig, dass der Mensch die Schönheit des Blühens der Arbeit tiefgreifend erkennt. Möge er die Arbeit nicht als etwas ansehen, das ihm das tägliche Brot sichert, sondern als die Rettung des Planeten. Bewusste Arbeit schafft nämlich eine heilsame Emanation, welche die vergifteten niederen Schichten der Atmosphäre bekämpfen kann.

       Wir beobachten die Arbeitenden. Unter ihnen treten wahre Karma Yogis in Erscheinung, doch können sie sich oftmals nicht so bezeichnen, da sie dieses Wort noch nie gehört haben. Unser Freund Iwan Hunderttausender[45] kennt dieses Wort nicht, doch er kennt die Arbeit.

       Der Denker lehrte: „Keine Geschichtsschreibung vermag die wahren Arbeiter aufzuzählen, ihr Verzeichnis wird jenseits der Wolken geführt.“

 

       559. Urusvati weiß, dass jeder Yoga eine tiefgreifende Disziplin erfordert. Das muss man sich merken, denn einige meinen, verschiedene Yogaformen bedürften keiner tiefgreifenden Disziplin; sie meinen, es gäbe leichte und schwere Yogaformen, und träumen von der allerleichtesten. Die innere Disziplin aller Yogaformen ist jedoch ein und dieselbe.

       Die Anspannung der uranfänglichen Energie muss mächtig sein. Sie bildet Immunität, die bei geöffneten Zentren so sehr notwendig ist. Irgendjemand bezeichnete den Yogi einmal als einen Menschen mit abgezogener Haut; ein grober Vergleich, der jedoch nicht der Wahrheit entbehrt. In der Tat, wenn der Yogi sich keine Immunität erarbeiten würde, ertrüge er die Berührungen mit räumlichen Strömen nicht. Urusvati weiß, dass einige Ströme schmerzhafte, kratzende und sogar stechende Empfindungen verursachen. Man kann sich vorstellen, was ohne die Bildung von Immunität geschähe!

       Nun wird jemand lachen, wenn Wir sagen, dass der Hauptfaktor beim Erwerb von Immunität gutes Denken ist. Wer die Kraft guter Gedanken nicht anerkennt, kann kein Yogi werden; sie sind der beste Pförtner beim Eintritt in die Feinstoffliche Welt.

       Wie viele Menschen halten sich selbst für Yogis, sind aber voller Bosheit! Die Menschen nehmen an, dass eine plötzliche Erleuchtung durch ihre Kraft sie über alle Hindernisse hinwegführe. Erleuchtung kann plötzlich eintreten, doch ist dafür eine große innere Anspannung erforderlich. Einen solchen Zustand muss man ansammeln. Nicht das Kreuzen der Beine, sondern die Konzentration guten Denkens bringt rasche Hilfe. Die freiwillige, täglich geübte Disziplin des Denkens zeitigt die besten Folgen.

       Wir kehren wiederholt zum Begriff der Freiwilligkeit zurück. Sie ist die erste Bedingung der Disziplin. Die geringste Vorstellung von Zwang vernichtet alle Errungenschaften. Nicht nur zwingt ein Lehrer nicht, auch der Mensch soll sich nicht selbst zwingen. Disziplin des Guten ist Freude, die sich selbst erzeugt. Welch unzerstörbare Immunität wird durch Freude geschaffen! Und die Ruhe eines Yogi rührt nicht von zurückgezogener Aufregungslosigkeit her, sondern von innerer flammender Freude: Dies ist der Weg der Disziplin. Man wird sagen: Wie einfach! Doch wissen sie nicht, dass Freude eine besondere Weisheit ist.

       Der Denker lehrte: „Wer Freude gelernt hat, hat den Weg der Weisheit betreten.“

 

       560. Urusvati weiß, dass die psychische Energie sogar auf geringfügige atmosphärische Erscheinungen reagiert; darüber hinaus ist diese Energie höchst individuell. Ihre Eigenschaften zu erkennen ist umso schwerer, als es noch nicht einmal eine Nomenklatur zur Bezeichnung ihrer Erscheinungen gibt. Es lässt sich verfolgen, dass die psychische Energie auf alles antwortet, was einen Tatmenschen berührt.

       Man kann die unzusammenhängendsten, chaotischsten Wörter vernehmen, die sinnlos erscheinen mögen, doch wird jedes von ihnen mit einer direkten oder indirekten Beziehung ausgesprochen. Der Tatmensch selbst vermag seinen Apparat nicht zu verschließen, um gleichzeitig herantretende ferne Rufe zu unterbinden, doch fühlt er, wenn etwas eine besondere Bedeutung besitzt.

      Nicht selten ist es schwierig zu bestimmen, wann das Gehörte eine besonders starke Bedeutung besitzt, doch die Mitteilungen werden im Speicher des Bewusstseins zusammengesetzt. Mit der Zeit tauchen sie aus der Tiefe des Bewusstseins auf und bestätigen das Geschehen.

       So beobachten Wir all die unzähligen Eigenschaften der psychischen Energie. Es ist unmöglich, sie einem einfachen Gesetz zu unterwerfen, doch liegt in der Mannigfaltigkeit der Erscheinungen dieser Energie ein besonderer Zauber. Die Freigebigkeit des Kosmos kommt in allen einzigartigen Erscheinungen zum Ausdruck, die der menschliche Verstand niemals erfassen wird. Dies hindert jedoch nicht daran, die Energie zu erforschen. Sie ist wie ein nie endendes Buch der Natur. Daher rufen Wir die gesamte Menschheit zur kollektiven Erforschung der uranfänglichen Energie auf.

       Der Denker sah bereits voraus, dass der Mensch die Natur überwinden kann, wenn er versteht, durch welches Tor man in diesen Kampf hinausgehen muss.

 

       561. Urusvati weiß, dass der Führer den freien Willen des Schülers nicht zwingen kann, die Führung jedoch gleichzeitig fortgesetzt werden muss. Diese Aufgabe ist selbst für einen erfahrenen Führer schwierig. Man kann sehen, dass ebensolche Schwierigkeiten sich in jedem Alltagsleben finden.

       Keine ausgeklügelte Methode, wohl aber das Klopfen des Herzens kann die Konsonanz finden, die wiederum den Weg zur Vervollkommnung des freien Willens findet. Er kann erzogen werden, doch welche zarten Berührungen sind erforderlich, um ihn nicht zu reizen. Der Lehrer muss wissen, dass der Wille den kostbarsten offenbarten Sieg darstellt. Nur der Wille schmiedet die Annäherung an den Weg der Evolution. Man darf diese Blume nicht zertreten, die im Verlauf vieler Existenzen erblüht. Möge eine äußerst verfeinerte Fürsorge bei der Aufklärung des Willens, ja gerade des Willens bezeigt werden.

       Ich bestätige, dass nicht allein Bildung, sondern auch Aufklärung notwendig ist, wenn die Führung einen solchen empfindlichen Apparat wie den Willen berührt, der mit der psychischen Energie verbunden ist. Er ist gleichsam die Offenbarung des Vorwärtsstrebens. Er schwingt unaufhörlich und muss sich entwickeln. Verlust des Willens bedeutet Zersetzung. Ohne Willen kann man unmöglich den Wellen des Chaos entgegentreten.

       Der Denker half den Schülern, den Willen an den alltäglichsten Dingen anzuspannen. Er sprach: „Ein Bogen darf nicht ohne Benutzung bleiben, da er sonst austrocknen und brechen wird.“

 

       562. Urusvati weiß, dass in den Chroniken mystischer Bruderschaften der Antike von vielen Hindernissen erzählt wird, die den Eingeweihten auf ihrem Weg begegneten. Aus diesen Aufzeichnungen kann man ersehen, dass die Bruderschaften ein umfangreiches Wissen über die Gesetze des Daseins besaßen. Die Lehrer solcher Bruderschaften warnten die Eintretenden vor der Unausweichlichkeit finsterer Angriffe. Ängste durften die Brüder nicht verwirren, sie wussten im Gegenteil, dass in dem Maß des Aufstiegs auch die Angriffe stärker werden.

       Viele Ratschläge wurden gegeben, wie Verwirrung und Zweifel zu vermeiden sind. Es existierte sogar eine feierliche Hymne, die in Zeiten besonderer Bedrückung zu singen war. Freude musste zum Ausdruck gebracht werden, wenn Ungerechtigkeit über die Brüder hereinbrach. Es wurde auch darauf hingewiesen, welches Mitgefühl die Bedrängten umgeben und dass man sie wie Empfänger von Ehrenzeichen begrüßen müsse.

       Auf eine weitere Bedingung wurde jedoch nicht hingewiesen: Gerade über Reichtum und Geld äußern sich die Chroniken überhaupt nicht. Die Ursache ist einfach: Jeder in die Gemeinschaft Eintretende verzichtete auf persönliches Eigentum. Wenn er Geld besaß, legte er dies offen und wurde zum Hüter dieses gemeinschaftlichen Besitzes ernannt. Eine solche, auf vollstes Vertrauen gegründete Vereinigung konnte nur bei hohem Denken bestehen.

       Man darf sich nicht wundern, dass solche Gemeinschaften leben konnten. Vom heutigen Standpunkt aus müssten sie als unsinnig escheinen, doch in den alten Zeiten, als die Menschen keine eisernen Flügel hatten, verfügten sie mitunter über Flügel des Lichts. Die Menschen erkennen nicht an, dass ihre Ahnen Aufschwünge des Denkens haben konnten, die sie zu herrlicher Selbstverleugnung führten. Doch hat die Erde auch solche Bewohner gehabt, und sie waren in der Lage, an das Allgemeinwohl zu denken.

       Der Denker schlug den Mitbürgern vor: „Wenn ihr die Heldentat vergessen habt, lasst uns auf den Friedhof gehen. Mögen die Sarkophage eurer Ahnen euch an die Kühnheit gemahnen, in der das Leben für das Vaterland hingegeben wurde. Die Nekropolis[46] erweist sich mitunter als lebendiger als die Akropolis[47].“

 

       563. Urusvati weiß, dass nur ein geringer Teil der Menschheit annimmt, dass es nach dem Abtreten von der Erde gar nichts mehr gibt. Mit diesen Menschen sollte man nicht über die Feinstoffliche Welt sprechen. Sie würden die Erinnerung nicht ertragen. Ihr Bewusstsein kann die Wirklichkeit der Feinstofflichen Welt nicht aufnehmen und festhalten. Es ist nicht möglich, ihnen mit Worten die ununterbrochene Fortdauer des Lebens nahezubringen. Allein aufgrund persönlicher Erfahrung werden sie schrittweise das Wesen der Dinge erkennen und lernen, ihr Bewusstsein zu vertiefen.

       Solche Verneiner kann man unter jenen Menschen finden, die man praktische Realisten nennt. Natürlich werden auch diese beiden Begriffe in falscher Weise verwendet. Sie sollten auf die Wirklichkeit bezogen werden, doch unbegründete Verneinung ist Unwissenheit.

      Ebenso vorsichtig muss man an die Mehrheit der Menschen herantreten, die die überirdische Existenz auf ihre eigene Weise deutet. Sie stellen sich die Feinstoffliche Welt abhängig von den Traditionen ihrer Religionen unterschiedlich vor. Und die Feinstoffliche Welt ist derart mannigfaltig, dass jede Vorstellung von ihr eine gewisse Grundlage hat. Daher darf man die Menschen nicht von ihrer Auffassung abzubringen versuchen und ihnen sagen, ihre Vorstellung finde in der Wirklichkeit keinen Platz. Beim Gedankenschaffen können sich die ungewöhnlichsten Kreationen ergeben. Das Wesen der Feinstofflichen Welt erscheint, als ob es von einem Spinngewebe menschlicher Vorstellung bedeckt sei.

       Mögen auch die Bewohner der Feinstofflichen Welt die Schönheit des Aufstiegs durch Erfahrung lieben lernen. Man kann die Menschen nicht zwingen, die Schönheit zu erkennen, wenn ihr Auge die Wirklichkeit noch nicht zu verstehen vermag. Worum man sich jedoch bemühen muss, ist, dass die Menschen die ununterbrochene Fortdauer des Lebens verstehen, diese Wahrheit als unabänderlich annehmen und den Weg des Aufstiegs lieben lernen. Lasst uns nicht darüber streiten, wie man sich dieser Erkenntnis am besten Weise nähert; möge man jedoch im Gedächtnis behalten, dass jeder Wanderer sich der Wahrheit nähert, wenn er es wünscht. So mögen die Menschen dies wollen, und nichts Irdisches wird diesen Wunsch behindern können.

       Der Denker sprach: „Der Wille zum Guten wird den Sieg bringen. Der Steinmetz und der Architekt, beide errichten sie den Tempel.“

 

       564. Urusvati weiß, dass religiöser Streit besonders heftig ist. Man darf sich nicht in einen Streit über Religionen einmischen. Man muss Gutes schaffen, und die Menschen mögen einander nicht im Namen des Barmherzigen Gottes abschlachten.

       Eine Lehre ist gut, wenn sie sich in würdigen Händen befindet. Dies lässt sich auf alle menschlichen Einrichtungen anwenden. Es wurde vor langem festgestellt, dass die Lebensform von der Ehrenhaftigkeit der Regenten abhängt. Man muss seine ganze Toleranz aufwenden, um sich nicht in benachbarte Religionen einzumischen.

       Man kann das Bekanntmachen mit allen Religionen vorsichtig in die Bildung einführen, doch muss dieser Gegenstand weise unterrichtet werden. Wir haben von dem Schaden gesprochen, der durch Zwang entsteht. Erinnert euch, dass Zwang eine Vergiftung des Bewusstseins darstellt. Ein jeder ist frei, seine Grundsätze zum Ausdruck zu bringen. Möge er dies aus sich selbst heraus und für sich selbst tun, um nicht in den Verdacht zu geraten, jemand anderen verführen zu wollen.

       Es ist schwer, anzuerkennen und nicht zu zwingen. Nur ein verfeinertes Bewusstsein wird eingeben, wo sich die herrliche Grenze befindet, innerhalb derer das Streben zum freien Dienst liegt. Die Menschen fürchten dieses Wort, denn es enthält eine Verpflichtung. Tapfer muss man alles annehmen, was mit der Pflicht verbunden ist, für das Gemeinwohl tätig zu werden.

       Der Denker lehrte: „Hört ihr den Lärm auf dem Platz? Erneut stürzt man die alten Götter, um den Olymp mit neuen zu bevölkern.“

 

       565. Urusvati weiß, dass Liebe zur Menschheit Liebe zum Heimatland nicht ausschließt. Man kann dem Irrtum begegnen, ein einzelnes Volk gehe in der Menschheit auf. Einige bilden sich ein, eine solche Deutung sei Zeichen eines weitgefassten Denkens. Wir haben hinreichend oft von der Menschheit als ganzer gesprochen und die Aufmerksamkeit auf sie gelenkt; so ist es umso angebrachter, jetzt über den Begriff des Vaterlandes zu sprechen.

       Nicht ohne Grund wird ein Mensch in einem bestimmten Land geboren und gehört einem bestimmten Volk an. Karmische Bedingungen lenken den Menschen an einen bestimmten Ort. Vor der Verkörperung erkennt der Mensch die Ursachen seiner Bestimmung und stimmt ihr zu. Jede Verkörperung erfolgt freiwillig. Es kann eine Abneigung gegen die Rückkehr zur Erde bestehen, doch wird diese schließlich unausweichlich und geschieht im letzten Moment freiwillig.

       Die Berührung mit verschiedenen Völkern schafft eine besondere Nähe oder Entfremdung, doch gewichtige Gründe lenken den Ankömmling zu einem bestimmten Volk. Wenn man dies alles weiß, kann man die Anziehung eines Menschen zu seinem Vaterland verstehen. Beim Dienst an der Menschheit wird unzweifelhaft ein großer Teil dem Heimatland zukommen.

       Man darf nicht denken, die besondere Liebe zur Heimat sei ein beschränktes und unvollkommenes Gefühl. Man kann die Unvollkommenheit der Angelegenheiten in der Heimat erkennen, dennoch wird die ihr zugewandte Bestrebung nicht nachlassen. Karma führt den Menschen nicht allein an einen bestimmten Ort, sondern auch zu einer bestimmten Aufgabe, die einem bestimmten Volk dient.

       Die Menschen lehnen nicht selten ihr Heimatland aufgrund verschiedener nebensächlicher Umstände ab. Sie kennen das Wesen der Dinge nicht und erfüllen auch ihre karmische Aufgabe nicht. Nicht selten geben sie ein altes zynisches Sprichwort von sich: „Wo es mir gut geht, dort ist meine Heimat.“ In diesem Zynismus liegt ein großer Irrtum. Wahrlich, derjenige vermag der Menschheit besser zu helfen, der dies wegen seines Vaterlandes tut.

      In Verwirrung geht die menschliche Würde verloren. Unter dem Trugbild eines allgemeinen Verständnisses verlieren die Menschen jegliches Verständnis. Dies bedeutet, man muss sich den Grundlagen, wirklich den wissenschaftlichen Grundlagen zuwenden. Die Erkenntnis der Karmagesetze wird lehren, die Bestimmungen des Menschen zu erkennen.

       Daraus folgt nicht, dass ein heimatverbundener Mensch gebunden oder unglücklich wäre. Flügel können ihn über die ganze Welt tragen. Er wird die ganze Menschheit lieben, aber auch wissen, was dem Heimatland dient.

       In der Lehre des Lebens muss in klarer Weise von der Bestimmung des Menschen gesprochen werden. Auf dem Weg liegen eine Menge Hindernisse und Wirren. Kaum jemand wird als Reaktionär gelten wollen. Im Wunsch nach Zusammenfassung ist der Mensch bereit, sich um die Bevölkerung des gesamten Planeten zu kümmern und dabei die Erfordernisse seines eigenen Heimatlandes zu vergessen. Möge der Mensch daran erinnert werden, wo seine besten Kräfte angewendet werden müssen.

       Der Denker strebte danach, ein wahres Verständnis des Vaterlandes zu entwickeln. Er sprach: „Bürger, dient der Heimat und wisset, dass ihr hierher gekommen seid, um eine große Pflicht zu erfüllen.“

 

       566. Urusvati weiß, dass jeder von Uns zum Überirdischen strebte, dabei aber das Irdische nicht vernachlässigt hat. Ist es möglich, die Erde zu vernachlässigen, die doch die Menschheit ernährt und auf der sich Heldentaten der Vervollkommnung vollziehen? Der Mensch versteht die Kostbarkeit der Erde, legt sie jedoch oftmals falsch aus.

       Ihr konntet feststellen, dass jeder von Uns für das Irdische gearbeitet hat; sogar jene, die ein Klosterleben bevorzugten, haben sich nicht zu einem Einsiedlerleben verurteilt. Sie setzten den Aufbau fort und trugen ihre Arbeit zum Nutzen der Menschheit bei. Sie waren nicht mit Gold behangen, sondern verkehrten mit den weltlichen Menschen und hinterließen ein Andenken als Friedensstifter und Erbauer.

       Wir verurteilen die Einsiedler nicht, die mit der Kraft ihres Denkens große Hilfe erwiesen haben. Lasst uns sehen, wie diese Glaubenskämpfer es verstanden, die psychischen Kräfte zu beherrschen. Sie reinigten ihr geistiges Wesen in einer solchen Weise, dass sie die Menschheit überholten. Doch Unsere Arbeit besteht in unmittelbarer Hilfe für die Menschen.

       Unser Inneres Leben ist mit einem Wort zu definieren: „Wir helfen“. Diese Arbeit ist sehr mühsam, denn die Menschen weisen wirkliche Hilfe auf jede erdenkliche Weise ab. Sie bitten um Hilfe, doch wenn sie sich zu gestalten beginnt, unterstützen die Menschen sie nicht nur nicht, sondern wehren sich nahezu gegen sie.

       Nicht nur einmal haben Wir die Menschen davor gewarnt, die Hilfe zu behindern. Doch sie urteilen nach sich selbst, und jedes weitergefasste Verstehen schreckt sie bereits. So erfahren Wir selten Zusammenarbeit; diese ist aber kostbar, denn die Erde erfordert das äußerste Streben mit menschlichen Händen und Füßen. So zwingt das Überirdische dazu, an das Irdische zu denken.

       Als großer Philosoph forderte der Denker, dass die Schüler tätige Bürger werden sollten.

 

       567. Urusvati kennt Magnetstürme, die auf das Selbstgefühl von Menschen und Tieren sowie auf alles Existierende einwirken. Doch über solche Einwirkungen hinaus befindet der Mensch sich unter dem Einfluss psychischer Stürme. Man muss anerkennen, dass solche psychischen Stürme neben den räumlichen Strömen existieren. Diese Ströme können überaus schwer sein, und ihre Einwirkung wird durch die psychischen Stürme noch verstärkt.

       Magnetstürme vollziehen sich ohne menschliche Teilnahme, doch psychische Stürme entstehen gerade aufgrund menschlichen Wahnsinns. Während gewaltiger Kriege und Erschütterungen lässt sich beobachten, wie sehr nicht nur Krankheiten, sondern auch psychisches Ungleichgewicht zunehmen.

       Es erstaunt Uns, dass die Ärzte gerade in Kriegszeiten keine Beobachtungen vornehmen. Sie sagen, in solchen Zeiten sei vorrangig die chirurgische Arbeit gefordert, verlieren aber aus dem Blick, dass auch psychiatrische Ärzte notwendig sind. Sie beachten die ungewöhnlichen Umstände nicht, die sich niemals zuvor derart verdichtet haben, wie es jetzt geschieht.

       Fasst das Gesagte nicht als eine Philosophie des Harmagedon auf; die vorhandenen Zusammenstöße sind aber so angespannt, dass eine heilsame Einwirkung erforderlich ist. Lasst uns nicht verzagen, denn auch solche weltweiten Schrecken tragen zur Reinigung bei. Dennoch sollten wir wissen, dass das innere Leben angespannt ist.

       Der Denker sah voraus, dass mit dem zahlenmäßigen Anwachsen der Menschheit die sichtbaren wie die unsichtbaren Gefahren zunehmen würden.

 

       568. Urusvati weiß, dass ein unentwickeltes Vorstellungsvermögen der Vervollkommnung überaus schadet. Unter Vorstellung verstehen die Menschen etwas Unwahres, doch in Wirklichkeit dient ein richtig entwickeltes Vorstellungsvermögen der Erweiterung des Bewusstseins. Es fördert die Aufnahmefähigkeit und Beweglichkeit des Denkens.

       Wenn den Menschen irgendeine Mitteilung zu Ohren kommt, unterschieben sie gewöhnlich ihr eigenes, egoistisches Verständnis. Sie erfassen weniger den Sinn, sondern ersetzen ihn durch ihre eigenen illusionären Auslegungen. Doch bei einem unvollkommenen Vorstellungsvermögen werden auch die Auslegungen begrenzt sein.

       Die Menschen meinen, Vorstellung sei ein gewisser Zustand, der sie von der Wirklichkeit wegführt; indessen erlaubt ein entwickeltes Vorstellungsvermögen, die Wirklichkeit in umfassender Weise zu erkennen. Vergessen wir nicht, dass Vorstellungsvermögen die Aufspeicherung von Erfahrungen vergangener Leben ist. Bei einem auf Erfahrung gegründeten Studium kann es keine Trugbilder geben.

       Ein umfassend gebildeter Mensch sollte auch über eine weite Vorstellung verfügen. Für ihn verringert sich das Unmögliche, und es tut sich ihm ein weites Blickfeld alles Möglichen auf. Zu Unrecht nennt man mit Vorstellungsvermögen begabte Menschen Träumer. Der Traum eines erleuchteten Geistes ist eine reale Vorausschau.

      Über die Bedeutung der Vorstellung muss man zu einer klaren Übereinkunft gelangen. Dies ist im Jahrhundert der Umgestaltung der Welt und der Neueinschätzung der Werte besonders notwendig. Man muss die bedingte Bedeutung vieler Begriffe überprüfen, sonst werden die Menschen zwischen Trugbildern umherirren. Möge wahres Wissen die Menschen zum Überirdischen hinziehen. Bei der Überprüfung des Daseins muss man mutig sein.

       Der Denker lehrte: „Vielleicht sind unsere Augen durch Staub getrübt, lasst uns unser Haus von ihm reinigen.“

 

       569. Urusvati kennt die Freude der Bewunderung von hervorragender Qualität. Man kann die Erhabenheit der Natur bewundern; man kann eine selbstlose Heldentat bewundern; man kann die hohe Qualität von Erzeugnissen bewundern; man kann die gute Konstruktion von Maschinen bewundern; man alles bewundern, in dem sich höhere Qualität offenbart. Ein solches Entzücken ist eine der am wenigsten egoistischen Empfindungen.

       Den Menschen ist die herrliche Gabe verliehen, nicht nur zu schaffen, sondern auch Qualität zu bewundern. Der Reiche wie der Arme, der Herrscher wie der Bettler können sich in gleicher Weise entzücken, und diese Freude bildet eine Art heilsamer Kuppel über die vielgeplagte Erde.

       Die Menschen entsetzen sich zu Recht über die Menge an Abscheulichkeiten, welche die Erde vergiften. Sie fragen, womit man diese Geschwüre der Menschheit bedecken kann. Eines der sichersten Mittel ist Freude. Sie ist das beste Gegengift, sowohl physisch als auch psychisch. Glücklicherweise ist niemand der Fähigkeit zur Freude beraubt.

       Hell leuchtet die Freude über hohe Qualität. Nicht Selbstsucht, sondern das Allgemeinwohl wird in dem Augenblick geboren, in dem Freude entsteht. Wir leben durch diese Freude. Die Natur und schöpferische Tätigkeit verleihen eine unerschöpfliche Freude, anderenfalls würde die entsetzliche Schlacht alles mit Finsternis überziehen. Man fragt nach Unserem Inneren Leben: Es besteht nicht nur aus Arbeit, sondern auch aus Freude.

       Der Denker kannte die heilsame Eigenschaft der Freude. Er lehrte: „Selbst der letzte Sklave ist nicht der Freude über das Weltall beraubt.“

 

       570. Urusvati weiß, dass verzögertes Karma verzehnfacht wirkt. Der Mensch muss verstehen, wie sehr er selbst die karmischen Folgen fördern kann. Er muss erkennen, wie wenig nützlich es ist, sich gedanklich in die Vergangenheit zu versenken. Besser, viel besser ist es, an zukünftige Taten zu denken. Mögen sie vollkommen sein, und möge dazu der stärkste Wunsch aufgebracht werden. Unter Gedanken über eine bessere Zukunft wird ein bedeutender Teil von Karma überwunden.

       Die sogenannte Reue wird jedoch falsch ausgelegt. Sie wird als eine Art Trauer über das Vergangene verstanden, doch auf diese Weise beraubt sich der Mensch des Fortschritts. Ist es nicht besser, Unvollkommenheit durch etwas Vollkommeneres zu ersetzen? Oft müsst ihr den Menschen zureden, an die Zukunft zu denken.

      Möge das Schiff in den Bestimmungshafen streben und nicht auf der Suche nach verlorener Ladung auf dem Ozean umherirren. Sie liegt bereits tief auf dem Meeresgrund, und das Schiff kann mit nutzloser Suche nur die Frist versäumen. Besser ist es, das Schiff verliert einen Teil seiner Ladung, als dass es zu spät den Hafen erreicht, wo es eine neue Bestimmung erfährt.

       Man kann viele Beispiele aus dem Leben anführen, in denen Streben in die Zukunft die besten Früchte zeitigte. Dieses Streben ist sowohl auf der Erde als auch in der Feinstofflichen Welt nützlich. Wenn wir über das Überirdische nachdenken, möge gleichzeitig auch das Streben in die Zukunft in uns erwachen. So werden wir uns dem großen Karmagesetz gegenüber richtig verhalten.

       Der Denker sorgte sich darum, dass Seine Schüler das sogenannte Schicksal richtig beurteilten. Er sprach: „Moira[48] wird euch nicht ergreifen, wenn ihr schnell seid und ihr zuvorkommt.“

 

       571. Urusvati kennt den Unterschied zwischen Heldentat und wohlüberlegter Vernunft. Eine Heldentat kann herrlich, erhaben, feierlich, weise und überraschend sein, doch niemand wird sie als das Ergebnis wohlüberlegter Vernunft definieren.

       Wenn Jeanne d'Arc[49] sich an die Ältesten ihres Dorfes gewandt und von Heldentat gesprochen hätte, hätten diese sie für unvernünftig oder gar unüberlegt gehalten. Wahrlich, Heldentat ist unüberlegt, denn sie wird nicht aufgrund von Überlegung, sondern aufgrund von Gefühlswissen vollbracht.

       Es gibt eine Menge Menschen, für die Heldentat überhaupt nicht existiert. Höhere Moral endet für sie bei wohlüberlegter Vernunft. Für sie ist die gesamte Weltanschauung durch wohlüberlegte Vernunft begrenzt. Ihretwegen sind sie fähig, einem Nächsten Hilfe zu verweigern, dem Vaterland zu schaden, die Menschheit zu verraten und bei all ihren Verbrechen bereit, das tote Wort zu wiederholen: wohlüberlegte Vernunft.

       Doch legt Unser Verhältnis zur wohlüberlegten Vernunft nicht falsch aus. Dieses Wort besteht aus guten Begriffen: Das Wohl ist immer gut und weise Vernunft ist nützlich. Doch die Alltagsinterpreten bringen es zuwege, für gute Begriffe eine nahezu schändliche Anwendung zu finden. Wenn sie könnten, würden sie das Wort Heldentat vernichten, derart ist es ihrer Psychologie zuwider.

       Hier ist ein weiterer Aspekt Unseres Inneren Lebens. Wir können bestätigen, dass jeder von Uns an Heldentaten beteiligt war, von denen einige durch die Geschichte bewahrt, eine größere Zahl jedoch nicht vermerkt wurden. Der Tatmensch selbst sollte sein Gedächtnis nicht mit den Versuchen beschweren, die gut waren. Das Wort „wohlüberlegte Vernunft“ verwenden Wir jedoch nicht. Wir können zu Vorsicht und Umsicht mahnen, je tiefgründiger aber eine Tat ihrer Bedeutung nach ist, desto mehr freuen Wir Uns. Wir vermerken jede Heldentat. Sie schafft ein Glied in der Kette der Evolution.

       Ein Lehrer muss den Unterschied zwischen vielen Begriffen lehren, sonst werden die Schüler sie sinnlos wiederholen wie es gewisse Vögel tun. Die Verschmutzung der menschlichen Rede ist ein gesellschaftliches Verbrechen.

       Der Denker sprach: „Überlasst die wohlüberlegte Vernunft den Händlern, lernt ihr die Taten der Helden lieben.“

 

       572. Urusvati weiß und hat gehört, „dass Ajita[50] das Panzerhemd angezogen hat“. Ziemt es einem Friedensstifter, eine Kriegsrüstung anzulegen? Wir haben hinreichend über das Heil des Friedens gesprochen. Wir haben den Schutz der menschlichen Werke bekräftigt. Wir haben auf die Schrecken des Brudermordes hingewiesen, doch sprachen Wir auch über die Würde des Vaterlandes.

      So ordnete der ergebenste Friedensstifter an, alle Maßnahmen zur Erhaltung des Friedens zu ergreifen. Gleichwohl entsandte er ein Heer, um die Landesgrenzen seines Volkes zu verteidigen.

      Vor den Menschen steht noch immer eine ungelöste Aufgabe: Wie kann ein Friedensstifter ein Heer in den Kampf senden? Diese Aufgabe fällt dem Menschen schwer, wenn er die falschen Werte zugrunde legt. Der Mensch muss die Rettung und Verteidigung des Vaterlandes anerkennen, auf Unterjochung aber verzichten. Möge der Mensch in seinem Herzen abwägen, wo Verteidigung und wo Unterjochung ist.

       Nun müssen wir noch über den Panzer sprechen. Wir besitzen keine Panzer aus Stahl, da ein Panzer aus psychischer Energie weitaus sicherer ist. Man kann sich mit einem undurchdringlichen unsichtbaren Panzer umgeben. Manchmal haben Menschen die Unverwundbarkeit einiger Helden bemerkt. Ein starker Wille muss sich aufraffen, um den Körper außer Gefahr zu bringen.

       Der Denker lehrte die Jungen: „Mitunter ist die sicherste Rüstung eine unsichtbare. Lernt es, euch selbst zu befehlen, einen solchen Panzer zu offenbaren; er wird sich jedoch nur bilden, wenn ihr für das Allgemeinwohl kämpft.“

 

       573. Urusvati weiß, dass Feinfühligkeit anerzogen werden muss. Wenn Wir von einem feinen Ohr sprechen, nehmen einige an, es handele sich um das physische Gehör. Ebenso meinen andere, Feinfühligkeit sei eine natürliche Eigenschaft, weshalb es zwecklos sei zu versuchen, sie zu entwickeln. Natürlich ist Feinfühligkeit eine angeborene Eigenschaft, doch hängt sie von der Reinheit des Bewusstseins ab. Selbst in den günstigsten Fällen muss man sie entwickeln oder, besser gesagt, aus der Tiefe des Bewusstseins hervorrufen.

       Vor allem muss der Wunsch bestehen, Feinfühligkeit hervorzurufen. Man muss sich psychische Wachsamkeit aneignen. Glauben wir nicht, dies sei leicht. Ein jeder findet in sich ganz individuelle Hindernisse: Den einen hindert Trägheit, den anderen Misstrauen, einen dritten das Durcheinander des Lebens. Jeden hindert irgendetwas, doch Willenskraft überwindet alles.

       Man darf auch nicht in Vorurteil verfallen, sonst fühlt der Mensch etwas, was nicht sein kann. In ehrlicher Weise muss man das psychische Gehör vertiefen und Empfindungen der Wahrheit entsprechend vermerken. So können Erdbeben und andere kosmische Perturbationen[51] eine ausgezeichnete Schulung der Feinfühligkeit ermöglichen.

       Desgleichen stellt auch die Wahrnehmung fremder Auren ein weites Beobachtungsfeld dar. Inmitten der alltäglichsten Lebensumstände kann man dieselben Möglichkeiten für das Schärfen der Feinfühligkeit finden wie in den höchsten Laboratorien. Möge der Mensch alle Möglichkeiten anwenden, denn jeder befindet sich unter kosmischem Einfluss.

       Der Denker lehrte: „Die überirdischen Welten senden uns feinste Gefühlsempfindungen; lernen wir, sie aufzunehmen.“

 

       574. Urusvati weiß, dass die Verbreitung falscher Informationen eine besonders schädliche Form der Unwissenheit darstellt. Wie aber soll man mit Schulbüchern verfahren, die derart viele Irrtümer enthalten? Die Geistes- und die Naturwissenschaften sind in Bewegung und streben zu neuen, erprobten Errungenschaften. Ist es da gerecht, dass die junge Generation nicht die besten Errungenschaften erhält, sondern veraltete, armselige Irrtümer? Durch solche falschen Informationen wird viel Verwirrung in die jungen Bewusstseine getragen.

       Wenn Lehrbücher nicht rechtzeitig berichtigt wurden, muss der Lehrer die Schüler mündlich vor den Fehlern der Vergangenheit warnen. Ist es nicht beschämend, dass die Irrtümer beibehalten und junge Bewusstseine damit belastet werden? So verhält es sich auch mit den Erkenntnissen über das Überirdische.

       Lasst uns nicht in Verwirrung geraten, wenn alte Texte nicht verstanden oder unrichtig übersetzt wurden. Einige Sprachen besitzen viele konventionelle Termini[52]. Für das heutige Verständnis haben sie eine der Wahrheit nicht entsprechende Bedeutung, doch werden die Wissenschaftler sich nach und nach in diesem Labyrinth zurechtfinden, und die Jungen müssen als erste die richtigen Kenntnisse erhalten.

       Die Wissenschaftler müssen die Grundlagen der Wahrheit bestätigen, selbst wenn sie bisherige Theorien umstoßen. Weise wird es sein, wenn die Geisteswissenschaften richtige Übersetzungen der alten Texte erhalten. Es ist erstaunlich, dass die Menschen viel über verschiedene Berichtigungen sprechen, tatsächlich aber die Lehrbücher voller Irrtümer belassen. Ihr wisst, dass es für überirdische Erkenntnisse einer besonderen Ehrlichkeit bedarf.

       Der Denker sprach: „Wenn die Menschen das Irdische ehrlich bestätigen müssen, um wieviel aufrichtiger muss man sich dann dem Überirdischen zuwenden.“

 

       575. Urusvati weiß, dass in der Überirdischen Welt Zeit im irdischen Sinne nicht existiert. Es gibt Fristen, die auf unausweichliche Wirkungen gegründet sind. Unter den zuverlässigsten Fällen von Erleuchtung ist kein Hinweis auf irdische Zeit zu finden. Ihr wisst bereits, dass überirdische Fristen durch irgendwelche benachbarten Nebenumstände charakterisiert werden. Dieser Hinweis zeigt nur, dass die Überirdischen Welten den Lauf der Ereignisse voraussehen, ohne auf die sogenannte Zeit einzugehen. Ein feinfühliges Bewusstsein kann sich die Fakten der Nebenumstände merken und anhand dieser auch das übrige erkennen.

       Der Mensch kann auch in seinem irdischen Leben erkennen, dass Zeit nicht existiert. So kennt er keine Zeit, wenn er etwas sehr Wichtigem zustrebt. In der Überirdischen Welt herrscht jedoch gerade eine solche Anspannung vor. Wir können Uns in Arbeit vertiefen und dabei die Zeit vergessen.

      Nicht ohne Grund ist gesagt worden, dass bestrebte, konzentrierte Arbeit zu einem langen Leben verhilft. Sie lässt Harmonie entstehen. Sie verhilft zu Erleuchtung über überirdische Erkenntnis. Sie erkennt die Ereignisse in ihrer logischen und chemischen Bedeutung. Man muss immer im Gedächtnis haben, dass zu jeder Erscheinung ein Chemismus beiträgt.

       Dies ist ein weiterer Aspekt Unseres Inneren Lebens. Wir sind bestrebt, mit der Überirdischen Welt in Harmonie zu stehen. Auf Zeit als solche legen Wir keinen Wert. Allein das Wesen der Ereignisse, ihr Verlauf und ihre Koordinierung sind von Bedeutung. In zugänglicher Form teilen Wir die Bedeutung der Ereignisse mit. Man muss in allem das Wesen erfühlen, darin verbirgt sich auch die Fähigkeit zur Ruhe, von der Wir bereits gesprochen haben.

       Der Denker lehrte: „Strebt dem Wesen der Dinge zu, in ihm wird die Gerechtigkeit des Weltalls offenbar.“

 

       576. Urusvati weiß, dass der Zustand der Erleuchtung von den Ägyptern als „heiliger Schlaf“ und den Griechen als „göttliche Heimsuchung“ bezeichnet wurde; auch die Babylonier kannten die „Berührung durch einen Unsichtbaren Außerirdischen“. Jedes Volk wollte auf seine Weise die Besonderheit, ja Außerordentlichkeit der Erleuchtung hervorheben, bei der ein irdischer Mensch die überirdischen Bereiche berührt.

       Die Menschen ältester Zeiten kannten diesen Zustand besser als die heutigen. Sie lebten in der Natur und waren nicht durch todbringende Fluida vergiftet. Dies ist jedoch hinreichend bekannt, Ich möchte über etwas anderes sprechen:

      Unsere Zeitgenossen schätzen zu Recht die Hypnose und beginnen, sie bei der Heilung und in anderen Bereichen mit Nutzen anzuwenden. Doch für Suggestion ist die Mitwirkung einer anderen Person erforderlich; auch wenn es sich um eine sehr hochstehende Persönlichkeit handelt, wird sie dennoch gewisse individuelle Eigenheiten mit einbringen.

       In Zukunft muss man zur unmittelbaren Erleuchtung zurückkehren. Sogar das Delphische Orakel musste besondere Dämpfe einatmen; das war notwendig, weil die Ankömmlinge seine uranfängliche Energie außerordentlich belasteten. Die Evolution hat jedoch vorgesehen, dass die Menschen Erleuchtung allein durch ein reines Bewusstsein erlangen können. Eine solche Bestrebung des Denkens ermöglicht Erleuchtung in ihrer natürlichen Bedeutung.

       Dies ist ein weiterer Hinweis auf Unser Inneres Leben. Nach vielen Lebenserfahrungen wenden Wir Uns der natürlichsten Anwendung Unserer Energien zu. Die Synthese ist nicht einfach, doch sie führt zur natürlichsten Lösung.

       Der Denker lehrte: „Möge jeder versuchen, die einfachste Lösung in sich selbst zu finden. Die Freunde werden nicht helfen können, wenn der Mensch aus eigener Kraft vor die Überirdische Erhabenheit hintreten muss.“

 

       577. Urusvati weiß, dass die besondere Schönheit des Weltalls in der Einmaligkeit der Erscheinungen und der Individualität der Ereignisse liegt. Sogar ein einfacher Hirte vermag die Besonderheiten seiner Herde zu unterscheiden, doch Städter verlieren die Fähigkeit zur Individualisierung sehr leicht. Im gesamten Leben werden Massenrezepte angewendet, die die Begeisterung für die Freigebigkeit der Natur trüben.

       Auch Uns fragt man nach solchen Rezepten, ohne verstehen zu wollen, wie verschieden alle Erscheinungen sind. Man kann die allgemeine Richtung aufzeigen, die weiteren Einzelheiten aber sind individuell.

      Die Menschen möchten Kenntnis von Unseren Apparaten erhalten, doch wären sie sehr überrascht zu erfahren, dass viele von ihnen aus miteinander sympathisierenden Metallplatten bestehen. Viele Platten bestehen aus einem reinen Metall, andere jedoch aus verschiedenen Legierungen. Es gibt auch mineralische Platten und sogar einige aus gewissen Baumarten. Sowohl für die Sendung als auch für den Empfang existiert eine ganze Reihe von Anwendungsverfahren. Alle Naturreiche können die besten Leiter sein, doch ihre Anwendung ist überaus individuell.[53]

       Unsere Hilfsmittel werden nicht in Eile ausgewählt, sondern in langwährenden Versuchen. Man kann sagen, dass Wir genügend Zeit hatten, um die Eigenschaften der Natur zu studieren. In verschiedenen Jahrhunderten, unter verschiedenen Klima- und sonstigen Bedingungen sind diese Erkenntnisse gesammelt worden. Allem voran erstarkte der Wunsch nach Wissen, dann bildete sich die Überzeugung, dass Beobachtungen unter den verschiedensten Bedingungen durchgeführt werden müssen. Ein gestählter Wille ermöglichte es, Wissen aus der Überirdischen Welt herüberzutragen. Es wuchs das Bewusstsein, dass Zeit in der Unbegrenztheit ohne Bedeutung ist. Die zahlreichen Misserfolge ließen keine Zweifel aufkommen. Eine entwickelte Beobachtungsfähigkeit beschleunigte die Wahrnehmung, und auf solchem Weg der Erfahrung erkannten Wir auch Freunde und Feinde.

       Glaubt nicht, dass die Experimente und Beobachtungen leicht seien. Wenn eines von hundert gelingt, ist das ein Erfolg. Wir beklagen Misserfolge nicht, weil jeder von ihnen Uns mehr gelehrt hat als ein Erfolg. Man kann es nur bedauern, wenn jemand etwas noch am selben Tag zu beherrschen sucht. Zeit zu verlieren ist nicht notwendig, doch aufgewendete Zeit zu bedauern, ist auch nicht richtig. Sich selbst zu beobachten ist notwendig, man darf sich aber nicht zum Zentrum des Weltalls machen. Man kann immer und in allem einen Erfolg finden, nur in diesem Bemühen erstarkt der Wille.

       Ihr versteht, dass man nicht allen vorschreiben darf, in einem eisernen Bett zu schlafen oder eine Lithiumplatte zur Hand zu haben. Rosen und Äpfel sind Gaben der Natur, die nicht für alle, aber für einige Menschen nützlich sind. Achtet auf die Anzeichen der Wirkungen.

      Ihr kennt verschiedene Idiosynkrasien[54]; die gröbsten von ihnen verblüffen durch ihre Offensichtlichkeit, doch das gesamte Dasein ist voll von Idiosynkrasien. Man muss fühlen können, was auf welche Weise einwirkt. Die Vernünftigkeit solcher Beobachtungen wird ein würdiges Praktizieren von Yoga sein.

       Der Denker lehrte: „Man sagt, einige Himmelsbewohner seien allmächtig. Nun denn, sammeln wir unsere Kräfte! Vielleicht wird auch für uns ein Platz im Himmel bereitet sein. Doch diese Leiter ist lang!“

 

       578. Urusvati weiß, dass der Gedanke an die Ewigkeit keine düstere Mahnung an den Tod ist. Eine Biene fliegt in ein Wohnhaus, und der Mensch versucht, sie wieder in die Freiheit zu entlassen. So sagt man: in die Freiheit entlassen, möge sie in die Freiheit fliegen. Geht nicht dasselbe auch beim Menschen vor sich? Hier befindet er sich in Unfreiheit, dort aber in Freiheit, was bedeutet, dass die Freude dort ist. Doch der Gedanke an die Ewigkeit verleiht auch Freude im Hier und Jetzt. Wer über die Bedeutung des Lebens als einem Flug über die irdischen Hindernisse hinweg nachdenkt, vermag sich zu freuen.

       Unwissende nehmen an, erhabenes Denken sei ein Symbol für Traurigkeit und Langeweile, doch ein Mensch, der der Erkenntnis teilhaftig wird, ist voller Lebensfreude. Selbst wenn er sich seiner Fehler in der Vergangenheit erinnert, wird er sich freuen, denn er versteht, dass die Erkenntnis der Fehler bereits der rechte Weg zur Überwindung der Irrtümer ist.

       Jemand wundert sich: Kann man in schwierigen Zeiten über Freude sprechen? Doch Freude ist die Flügel für das Überfliegen des Abgrunds. Gelangt ein Mensch an eine undurchquerbare Strömung, kann er nicht zurückkehren, sondern muss über sie hinwegfliegen, um eine gefährliche Grenze hinter sich zu lassen. Es ist ein Glück, dass der Mensch die Flügel der Freude immer bei sich hat. Die Schönheit des Weltenaufbaus hilft, aus der Tiefe des Bewusstseins alle Funken der Freude hervorzurufen. Dies ist eine weitere Seite Unseres Inneren Lebens.

       Der Denker verwies auf die Sterne wie auf Funken der Freude.

 

       579. Urusvati weiß, dass es dem Menschen besonders schwerfällt, mit seinem eigenen Denken zurechtzukommen. Durch Willensanstrengung kann er einen äußeren Gedanken zurückdrängen, doch das bedeutet noch nicht, dass es ihm gelungen wäre, sein Bewusstsein von der Wurzel jenes Gedankens zu befreien; es vollzieht sich ein tiefgründiger psychischer Prozess. Man kann meinen, das Denken habe sich bereits verändert, doch die kleinste äußere Erinnerung zeigt, dass die Schlange in der Tiefe lebt und bereit ist, zu erwachen.

       Das beste Beispiel bieten die Meeresströmungen. Was hat die Oberflächenströmung mit der in der Tiefe gemein, wo sich ein Ungeheuer regt, das sich niemals an der Oberfläche zeigt? Genau dasselbe geschieht auch im menschlichen Denken. Da spricht man von der Willenskraft, die das Denken beherrschen könne. Doch Wir fragen: Von welchem Denken ist die Rede? Der Mensch kann bestätigen, dass er sich von einem bestimmten Gedanken befreit hat, wenn er überzeugt ist, ihn mit der Wurzel ausgemerzt zu haben. Es ist jedoch nicht leicht, über die Tiefe des Bewusstseins eine Bestätigung abzugeben.

       Man kann beobachten, welch flüchtige Umstände einen Gedanken hervorrufen. Ton, Farbe oder eine zufällige Situation vermögen eine deutliche Wiederbelebung eines längst vertriebenen Gedankens zu bewirken. Der Mensch weiß, dass es nicht nützlich ist, zu vergangenen Irrtümern zurückzukehren, und dennoch irrt er um die überflüssige Asche herum.

       Der Mensch muss lernen, viele Schichten des Denkens zu unterscheiden. Er darf nicht leichtfertig anhand einer oberflächlichen Denkschicht urteilen, die einem wütenden Orkan ausgesetzt ist. Möge der Mensch sich an vielen Erscheinungen erproben. Nicht selten scheint es ihm, dass er an etwas Bestimmtes nicht mehr denkt, doch in Wirklichkeit ist er gerade in diesen Gedanken tief versunken. Eine Lehre über das Denken muss dessen verschiedene Arten aufzeigen.

       Der Denker bestand darauf, dass Seine Schüler sich in den verschiedenen Denkschichten erprobten: „Ein unsichtbarer Drache vermag sich eines Menschen zu bemächtigen.“

 

       580. Urusvati weiß, dass viele die Existenz Unserer Bruderschaft niemals zugestehen werden. Wenn sie Uns begegneten, würden sie sich skeptisch verhalten. Skeptizismus kennt keine Grenzen. Auf der einen Seite berührt er die Unwissenheit, auf der anderen die Lüge. Ein Skeptiker kann keinen Abgrund überqueren. Doch gibt es auch andere, die Unsere Existenz im feinstofflichen Körper für möglich halten.

       Man sollte diese Überzeugung nicht bekämpfen; die Hauptsache ist, dass die Existenz von Ideen zugestanden wird. Man darf nicht auf einer bestimmten Form beharren, es sind Uns doch auch Mitarbeiter aus der Feinstofflichen Welt nahe. Solcherart befinden sich jene, die jedenfalls einen Teil des Ganzen zugestehen, schon im Bereich der Wahrheit. Man muss man das Teilchen Wahrheit geduldig zulassen, ihm kann man auch das Übrige hinzufügen.

       Am schlimmsten sind Buchstabengelehrte, die entweder alles ihrem Verständnis gemäß fordern oder gar nichts anerkennen. Besonders in der Sphäre der feinstofflichen Energien muss man jede Möglichkeit anzunehmen bereit sein. Nicht selten sind Wir über Prediger bekümmert, die mehr von der Wahrheit abwenden als zu ihr hinziehen.

      Man muss seine ganze Beobachtungsfähigkeit anspannen, um zu erkennen, auf welcher Stufe der Aufnahmefähigkeit sich ein Gesprächspartner befindet. Dabei wollen wir nicht vergessen, dass ein besonders wütender Verneiner sich augenblicklich in einen Anhänger verwandeln kann. Eine solche angespannte Verneinung wird manchmal als das Aufbrechen eines Geschwürs bezeichnet. Doch wenn ihr jemandem begegnet, der Unsere Existenz leugnet, rate Ich, nicht zu beharren: Mögen die Früchte reifen.

       Der Denker sprach: „Man darf das menschliche Bewusstsein unmöglich zwingen. Wer nicht aufnehmen will, möge erst heranwachsen.“

 

       581. Urusvati weiß, dass Unsere Freunde nicht einigen sogenannten Okkultisten ähneln. Diese Menschen bezeichnen sich als Geheimwissende, behalten jedoch viele Eigenschaften bei, die allein Unwissenden gemäß sind. Sie sind bösartig, übelwollend, grob, neidisch und höchst unduldsam. In Büchern des Geheimwissens werden solche schändlichen Eigenschaften jedoch nicht zugelassen.

       Man muss sich wundern, dass die Menschen gute Bücher lesen und sich dennoch nicht von ihren niederen Gewohnheiten zu trennen vermögen. Die Lehre des Guten setzt jedoch voraus, dass der Leser das Gelehrte jedenfalls in einem geringen Maße anwendet. Im Leben ist es aber oft umgekehrt: Ein Leser kann Tränen des Entzückens vergießen und unmittelbar danach etwas Schändliches vollbringen. Hinzu kommt, dass die sogenannten Geheimwissenden es lieben, mit dieser Bezeichnung zu prahlen.

       Lenkt eure Aufmerksamkeit auf die wirklichen Freunde der Vervollkommnung. Sie werden niemandem ihre Überzeugung aufzwingen. Sie meiden Einweihungstitel. Sie wissen sehr gut, wann es nützlich ist, selbst über die bemerkenswertesten Begegnungen zu schweigen; zudem sind sie gut und bereit, Hilfe zu leisten.

      So ist es die erste Aufgabe echten Geheimwissens, den Menschen zum Guten zu führen. In einem solchen Zustand wird er auch wie ein Magnet Gutes anziehen. Ebenso gebietet das Geheimwissen Ruhe. In solcher Harmonie kann der Mensch feinstoffliche Schwingungen auffangen, die sein Bewusstsein reinigen.

       Unsere Freunde sind nicht hochmütig und wichtigtuerisch, denn ihr Ideal ist Einfachheit. Wir schätzen jedes hohe Bestreben; es führt nicht nur mit Uns zusammen, sondern lässt auch den Planeten gesunden.

      Wir sind betrübt über verlogenes Geheimwissen. Selbst dieses Wort liegt Uns fern, denn jede Wissenschaft ist bereits Geheimwissen. Gestern sind wir in ein bestimmtes Geheimnis noch nicht eingedrungen, doch heute haben wir es erreicht. Das ist der natürlichste Evolutionsprozess und nichts, dessen man sich brüsten sollte.

       Der Denker sprach: „Haltet euch nicht für Denker und nennt euch auch nicht so, denn jeder Mensch soll denken.“

 

       582. Urusvati weiß, dass das menschliche Denken oft um eine vorherbestimmte Entdeckung herumirrt und nicht versteht, wie dieser Kreis aufzubrechen ist. Die Menschen studieren Radiowellen, ohne sich vorzustellen, dass dieselbe Methode auf Gedankenwellen anwendbar ist. Die Wissenschaftler kennen Magnetstürme, ohne aber dieselben Überlegungen auf psychische Stürme anzuwenden. Die Menschen studieren das Nervensystem, denken jedoch nicht an feinstoffliche Energien. Mitunter liegt das Gefundene genau am Tor zum Vorherbestimmten, doch der letzte Hebel bleibt unangewendet. Wer sich nicht der Erweiterung des Bewusstseins annähern will, wird sich lange in einem Kreis ohne Ausweg drehen.

       Wir lieben ein gewisses Volk, da es weniger als andere in einem engbegrenzten Kreis eingeschlossen ist. Urusvati versteht es richtig, dass die Suche nach Gerechtigkeit und das Bestreben zu dienen einem Volk Beweglichkeit verleiht. Ein solches Volk nähert sich bereits dem Fortschritt. Mag man es auch wegen vieler Unvollkommenheiten verurteilen, so sind doch in solchen Unvollkommenheiten Möglichkeiten enthalten. Es gibt nichts Schlimmeres als einen vollkommen runden Ball, der in einem geschlossenen Kreis läuft.

       Ein Volk lernt durch Unglück. In der Geschichte der Menschheit hat es in ruhigen Perioden keine Erfolge gegeben. Jedes Siegervolk besitzt auch Beweglichkeit. Das Denken eines solchen Volkes ist offen für neue, mutige Entdeckungen. Die Härte des Alltags lenkt das Volk in die Zukunft. Es ist eine Freude, dort zu helfen, wo auch inmitten von Elend das Streben zum Dienen wächst.

       Der Denker sorgte sich um die Bewegung des Volkes: „Möge man in Bewegung lernen, so wird auch der Rhythmus leichter zu finden sein.“

 

       583. Urusvati weiß, dass ein potentieller Verräter sich besonders entrüstet, wenn man in seiner Gegenwart von Verrat spricht. Ein herangereifter Verräter ist sehr ärgerlich, wenn man von der Vereitlung des Verbrechens spricht. Doch in den Lehren aller Völker sind erschütternde Beispiele von Verrat aufgeführt. Dies ist nicht geschehen, um zu drohen, sondern um bemerkenswerte Zeugnisse für Unwissenheit zu geben.

       Ein weiser Menschenfreund sagte zu Seinem Verräter: „Was du im Schilde führst, das tue gleich!“[55] Vom Gesichtspunkt der Überirdischen Welt ist dieser Spruch sehr weise; das Geschwür ist bereits reif, mögen die Folgen zutage treten.

       Wir wollen auch an ein allgemein bekanntes Beispiel aus dem Leben Indiens erinnern. Es hatte den Anschein, als verehrten die Schüler Ramakrishnas[56] ihren Lehrer, doch das hielt sie nicht davon ab, ihn insgeheim in hässlicher Absicht zu beobachten. Ramakrishna gab sich ganz dem Dienst hin. Er litt unter der übermäßigen Abgabe von psychischer Energie. Aufgrund dieser Selbstaufopferung ging er vorzeitig.[57] Das gleiche geschah mit seinem Schüler Vivekananda. Ramakrishna war von Natur aus ein Yogi. Er war ein Tatmensch des höchsten Wohls. Man darf nicht sagen, dass er kein vollkommener Yogi gewesen sei.

       Andererseits wisst ihr, dass es Sadhus* gibt, die des Morgens Pranayama ausüben, am Abend aber einen Menschen töten. Ihr Bewusstsein setzt die Verfahren, die dem Guten dienen sollten, nur herab.

       So wollen wir uns vor dem Guten verneigen, sowohl vor dem großen als auch vor dem kleinen. Lasst uns nicht wie Geldverleiher abwägen, sondern uns freuen, wenn wir dem Guten und Wohlwollen begegnen. Gerade diese sind in Tagen der Anspannung notwendig. Die Lehre droht nicht, sondern warnt aus Fürsorge. Mögen jene, die zu keinem Dienst bereit sind, sich wenigstens böser Worte enthalten.

       Der Denker bat die Mitbürger: „Wenn jemand nicht zur Verteidigung des Vaterlandes ausziehen kann, möge er sich nicht mit bösen Worten belasten.“

 

       584. Urusvati weiß, wie schwer es ist, mit jenen umzugehen, die versichern, das Unsichtbare existiere für sie überhaupt nicht. Sie glauben dasselbe wie ihre Vorväter, die vor der Zeit von Mikroskop und Teleskop lebten; keinerlei Analogie kann sie überzeugen. Sie bezeichnen sich selbst als Realisten, Materialisten und Skeptiker, alle übrigen nennen sie Idealisten und verurteilen sie wegen ihrer Vorurteile.

       Tatsächlich verhält es sich umgekehrt: Diese Realisten sind echte Idealisten, denn sie glauben an eine Idee, die sie sich selbst ausgedacht haben. Indessen erweisen sich jene, die sie als Idealisten bezeichnen, als die wahren Realisten. Sie wollen lernen, und ihr Wissen beruht auf Beobachtungen. Sie lassen weder Aberglauben noch Vorurteile zu, denn sie wissen von der Unerschöpflichkeit der Erscheinungen der Natur. Sie verbürgen sich nur für zuverlässige Zeugnisse. Man kann sie als Materialisten bezeichnen, weil sie die Eigenschaften der Materie bestätigen.

       Darf man sich denn im Namen von Beschränktheit und Unwissenheit als Materialist bezeichnen? Ihr kommt nicht umhin, euch überall davon zu überzeugen, wie groß die Zahl unwissender und durch ihre Unwissenheit streitsüchtiger Menschen ist.

      Tröstet euch nicht damit, dass einige ehrenhafte und wissensdurstige Beobachter mit den Wissenschaften des höheren Realismus beschäftigt sind; ihre Zahl ist gering und gleich den frühen Christen sind sie genötigt, sich in Katakomben zu verbergen. Solche Forscher sind achtenswert, doch schaden ihnen in besonderem Maße die verlogenen Buchstabengelehrten. Es schaden auch jene, die nicht begreifen können, warum ihnen gewisse Vorstellungen nicht zugänglich sind. Sie sind fähig, alles Existierende, außer sich selbst, zu verurteilen.

       Der Denker wies auf einen Hund und sprach: „Er sieht vieles, was uns nicht sichtbar ist, doch sollte der Mensch nicht schlechter sein als ein Hund.“

 

       585. Urusvati weiß, dass Verletzung der Disziplin die besten Vorhaben verdirbt. Glaubt nicht, ein solcher Wurm sei leicht erkennbar, selbst die besten Mitarbeiter fallen oft in einen solchen ungeordneten Zustand.

       Über Disziplin zu sprechen ist unmöglich. In vielen Fällen sind die Menschen bei der geringsten Andeutung auf ihr zerstörerisches Verhalten tief gekränkt. Leichter ist es, über Unordnung zu sprechen, denn die Menschen messen diesem Begriff nicht seine wahre Bedeutung bei. Verletzung der Disziplin ist jedoch Disharmonie, anders gesagt, äußerst schädliche Unordnung.

       Die Menschen können die nützlichsten Bücher lesen, doch irgendein äußerer Umstand kann eine überaus disharmonische Kakophonie auslösen. Menschliche Vereinigungen befinden sich in Gefahr, durch unbedachte Offenbarungen von Unordnung zu scheitern.

      Selten geben die Menschen zu, dass sie selbst an einer solchen Schädlingstätigkeit schuld sind. Ihnen scheint es, dass sie für das Wohl wirken, doch tatsächlich verhindern sie die Ausführung der besten, tiefgründigen Aufträge. Die Menschen nehmen ständig an, Disziplin sei ihr ureigenstes Anliegen, doch welche Disziplin ist es denn, wenn sie einen nützlichen Aufbau zerstören?

       Harmonie ist nicht augenblicklich herzustellen; man muss alle Bemühungen hüten, die auf den Dienst an der Harmonie gerichtet sind. Harmonie gleicht einem scheuen Vogel, den man schwer wieder herbeilocken kann (…). Auch muss man darüber nachdenken, wie sehr Disharmonie den Führern schadet; daran wird oft überhaupt nicht gedacht.

       Der Denker warnte: „Tragt keinen Schaden herbei, weder gedanklich noch durch Taten, denn es ist leicht, ein kostbares Gefäß zu zerschlagen. Haltet euch oft die Notwendigkeit wahrer Harmonie vor Augen.“

 

       586. Urusvati weiß, dass es leichter ist, den Drachen auf der Schwelle zu sehen, als ein Rudel von Chamäleons und Würmern. Wer aber sagt, welche Erscheinung gefährlicher ist? Kleine Chamäleons kommen mit einer Vielzahl von Verdächtigungen und hinterlistigen Andeutungen herangekrochen. Seht wie sie flüstern: „Wir kennen das Wesen des Agni Yoga nicht, vielleicht bietet er es nur leere Worte und Verführung zum Irrtum? Wäre es nicht besser, das Wesen in einem ganz bestimmten Wort auszudrücken, das wir dann abwägen und verurteilen könnten?“ – Möge es so sein:

       Agni Yoga ist Dienst am Guten. Versteht diese Begriffsbestimmung in ihrer vollen Bedeutung. Lernt es, dem Guten zu dienen. Lernt die Hingabe an den Großen Dienst kennen. Findet flammende Kräfte, die euch helfen, Tapferkeit auf allen schweren Wegen zu offenbaren. Versteht, weshalb diese Wege schwer sind. Versteht es, die Feuer eurer Natur in natürlicher Weise anzunehmen. Versteht all die großen Erscheinungen des Weltalls. Ermüdet nicht durch die tägliche Arbeit, die wie ein großes Pranayama ist. Helft allen Suchenden auf allen Wegen.

       Erkennt die Erhabenheit des Gedankens, der in der Unbegrenztheit lebt. Bewahrt euch und andere vor Angst. Vertieft eure Erkenntnis, denn Unwissenheit ist ein schweres Vergehen. Lächelt den Jungen zu, denn für sie baut ihr Brücken und Wege. Verordnet euch selbst die schwerste Arbeit und gebt allen ein Beispiel. So enthüllt ihr die ganze Bedeutung des Dienstes am Guten. Fürchtet die Einflüsterungen der Chamäleons nicht, sie sind verschiedenfarbig und werden euer Schatten sein. Möge dieser Schatten lang sein. So konzentriert euch auf die natürlichen Errungenschaften.

       Der Denker lehrte: „Allein das Natürliche wird eine strahlende Zukunft schaffen.“

 

       587. Urusvati weiß, wie schadenbringend eine ungeordnete Tätigkeit der psychischen Energie ist. Es ist bekannt, dass die Gedankenenergie im Raume lebt und niemand die Grenze ihrer Ausbreitung kennt. Doch die Mehrzahl der irdischen Gedanken ist schwach und energielos, weshalb sie sich im Raum leichter auflösen als konzentrierte Gedanken.

       Nun stellt euch vor, dass die Menschheit in ihrem gegenwärtigen Zustand die Möglichkeit prägnanten Denkens erhielte, das im Raum leben kann. Es ist unmöglich vorstellbar, welch gefährliche und zerstörerische Verwirrung der Energie sich ergäbe! Die Menschheit muss sich reinigen und für die gute Qualität ihres Denkens bürgen, dann kann man die Fristen der Evolution näher heranrücken.

       Oft hört ihr Klagen über ein Misslingen von Gedankenübertragungen, doch diese Klagen sind eine Beschwerde über das gerechte Prinzip des Räumlichen Gleichgewichts. Wer sich darüber beklagt, möge die Qualität seiner Gedanken überprüfen. Es werden sich sicherlich solche von schlechter Qualität finden.

      Lasst uns auch nicht vergessen, dass der Mensch verschiedene Schichten des Denkens besitzt. Er wird nichts dagegen haben, wenn einige seiner Gedanken Gemeingut werden, doch viele Absichten wünscht er geheim zu halten. Bei Ungeordnetheit des Denkens wird der Raum mit höchst unzulässigen Gedanken gesättigt. So muss der Mensch sich um Reinheit seines Denkens bemühen, das wird eine Tat zum Wohl der Menschheit sein.

       Der Denker bat darum, dass der Mensch, einatmend wie ausatmend, rein bleibe.

 

       588. Urusvati kennt den tiefen Sinn des alten Sprichwortes: „Sucht die Unsichtbaren Freunde“. Das Erscheinen von Freunden aus der Höheren Welt wird eine feste Bürgschaft sein. Mitunter kennt ihr Sie, doch meistens sind sie anonym, und nur die Freude des Bewusstseins zeigt Ihre Nähe an. Versucht nicht, Ihre Namen zu erfahren. Seit langem haben Sie irdischer Beinamen entsagt. Wie die Zeit für Sie nicht existiert, so haben auch irdische Auszeichnungen für diese Großen Geister ihre Bedeutung verloren.

       Möge die Zahl solcher Beschützer groß sein. Sie schätzen jedes lichte Bestreben, und nichts wird Ihre Gunst ablenken, wenn Sie davon überzeugt sind, dass eine Heldentat vollbracht wird. Sie helfen dort, wo das Vertrauen fest ist. Möge der Segen der Unsichtbaren Freunde mit euch sein.

       Ein Wanderer erhält eine Weisung und erwartet die angekündigten Zeichen, doch der Weg ist lang, und die Zeichen gleichen nicht den vorausgesagten. Ist es möglich, dass ein Irrtum vorliegt? Befindet der Wanderer sich etwa nicht auf dem richtigen Weg? Schon ist Zweifel eingedrungen, der die Kräfte raubt und den Mut abtötet. Doch dann blitzte das vorangekündigte Zeichen auf, und der Wanderer ist erstaunt: „Ist die Frist etwa bereits angebrochen?“ Schade, dass der Mut gelitten hat.

       Doch wollen Wir nicht allein von Überirdischen Freunden sprechen. Auch auf der Erde gibt es Unsichtbare Freunde. Man muss Ihnen einen Gruß senden. Sie pflegen tätiger zu sein als manche bekannten Freunde. Versteht es, diesen irdischen Mitarbeitern ein Lächeln zu senden.

       Der Denker sprach: „Nicht nur sichtbare Freunde helfen, sondern mehr noch die Unsichtbaren. Sorgen wir uns nicht um eine Begegnung mit Ihnen auf der Erde, doch senden wir Ihnen den Gruß unseres Herzens.“

 

       589. Urusvati weiß, dass die Evolution Zeiten extremer Anspannung durchlaufen kann. Es existiert die irrtümliche Annahme, dass Evolution unwandelbar sei und ihr Gesetz in absoluter Weise wirke. Doch wir wissen, dass alles in individueller Weise lebt und sich bewegt. Das bedeutet, dass eine besondere Koordinierung und Disziplin herrschen müssen, damit die Harmonie nicht verletzt wird.

       Es gibt eine Logik der Evolution; diese höhere Logik setzt das Gesetz in Bewegung, wenn die Harmonie klar hervortritt und im Fundament des Lebens angelegt ist. Besonders schwer sind die Jahre weltweiter Umgestaltung. Die Menschen müssen in klarem Verständnis den Weg der Vervollkommnung erkennen, wofür die Körnchen der Wahrheit die Menge des Volkes erreichen müssen.

       Man kann sich leicht vorstellen, wie viele Samenkörner bei einem solchen Aussaatprozess verlorengehen; und nicht nur verlorengehen, sondern auch entstellt werden. Zusammenstöße sind dort unausweichlich, wo die Wahrheit falsch ausgelegt wird. Die Völker erheben sich gegen alles Menschliche, und gleichzeitig wagen sie nicht, das Überirdische zu erfassen. Die Folgen eines solchen Widerspruchs laufen auf sinnlosen Brudermord hinaus. Man darf nicht denken, die Evolution erfordere solche grausamen Erscheinungen. Man muss weinen, wenn man sieht, wie die Menschheit sich selbst ein entsetzliches Jammertal erwählt.

       Wir sind erstaunt, wenn die Menschen ungeachtet vieler Errungenschaften die niedrigsten Lösungen vorziehen. Solche Verwirrungen treten am Vortag großer kosmischer Fristen in Erscheinung. Wenn ihr diese Lage kennt, könnt ihr das Geschehen in vernünftiger Weise betrachten.

       Der Denker lehrte: „Neben den uns bekannten Gesetzen existieren auch solche, die der menschliche Verstand nicht zu erfassen vermag.“

 

       590. Urusvati weiß, dass nur durch die Erfahrung früherer Existenzen jene Eigenschaft aufgespeichert wird, die man Kultiviertheit nennt. Ein wahres Verstehen von Zusammenarbeit, Entflammtheit des Denkens, erhabene Tätigkeit, Verfeinerung der Aufnahmefähigkeit und Liebe zur Schönheit sind Eigenschaften, von denen jede sich nur durch beharrliches Streben bilden kann. Die Menschen können nicht glauben, dass augenblickliche Erleuchtung unverzüglich die höhere Natur des Menschen schaffen kann. Erleuchtung vermag eine Schatzkammer zu öffnen, doch wenn sie leer ist, wird es auch keine Folgen geben.

       Ihr wisst, dass die Menschen sehr einig sind, wenn vor ihnen keine verantwortungsvolle Arbeit zu sehen ist, doch wenn aufgezeigte Fristen sich nähern, findet sich auch Anlass zur Zwietracht. Man kann sich wundern, dass die Menschen zwar nützliche Bücher lesen, aber in Finsternis versinken, wenn sich eine Möglichkeit bietet, das Gelesene anzuwenden. Wahrlich, nichts Erhabenes berührt sie. Die Menschen haben hinreichend von Harmagedon gehört, doch wenn es eintritt, halten sie es für ein zufälliges Unglück, das man hätte vermeiden können.

       Mögen Unwissende so urteilen, doch warum fallen auch vernünftige Menschen so leicht in Verwirrung? Sie legen sich keine Rechenschaft darüber ab, wieviel Schaden sie sich selbst und ihrer Umgebung damit zufügen.

       Sind die Menschen denn tatsächlich so furchtsam, dass schon das Gespenst einer ernsten Stunde sie in Feiglinge verwandelt und sie auf ihrer Flucht alles von ihnen Geschaffene umstürzen? Wahrlich, schon inmitten süßen Wohlergehens trägt der Mensch eine Maske, in Gefahr aber setzt er eine abscheuliche Grimasse auf. Doch, liebe Menschen, ihr lebt in ständiger Gefahr von oben wie von unten. In jeder Stunde kann euer Wohlergehen zusammenstürzen.

       Der Denker sprach: „Die Menschen teilen sich in zwei Arten. In der einen herrscht das Göttliche Prinzip vor, doch die andere ist im Irdischen versunken. Wir wissen nicht, wie man später das Göttliche Prinzip nennen wird, doch diese Einteilung der Menschheit wird immer bestehen bleiben.“

 

       591. Urusvati weiß, dass die Erkenntnis der Wechselbeziehungen zur Erkenntnis des Überirdischen führt. Vor nicht langer Zeit irrten die Menschen zwischen blindem Glauben und blinder Verneinung hin und her. Diese Verwirrung ist aus ebenfalls blinder Angst vor dem Unbekannten entstanden. Kinder fürchten sich mitunter, etwas Bestimmtes anzublicken, und verschließen lieber ihre Augen mit den Händen, nur um die Wirklichkeit nicht zu sehen. Genauso versichern auch Erwachsene, dass man jenseits einer vermuteten Grenze nichts mehr wissen könne. Doch gibt es etwa ein Verbot von Wissen?

       Nehmen wir an, dass ein Wilder sich irgendwelche der Wahrheit nicht entsprechende Götter vorstellt, der heutige Mensch dagegen versucht, alles Existierende grundsätzlich zu leugnen. Es fragt sich, wer von beiden mehr Recht hat. Eines ist jedoch klar: In beiden Fällen regiert die Angst. Der Wilde meißelt ein furchterregendes Idol heraus und ängstigt sich vor dessen Grausamkeit; doch der Verneiner ist von derselben Angst ergriffen, ohne dies anzuerkennen. Erinnern wir uns einer alten Erzählung:

       In einem lauten, von vielen Menschen bewohnten Haus herrschte ständig Streit. Eines Tages kam ein Einsiedler, brachte zwei völlig ähnliche Schatullen und stellte sie behutsam in einen Winkel. Er sagte: „Die eine enthält ein Heilmittel, doch die andere ist mit einem äußerst tödlichen Gift gefüllt. Verwahrt sie, bis ich wiederkomme, doch denkt daran, dass der geringste Lärm die entsetzlichste Zerstörung verursachen kann.“ Der Einsiedler ging fort, und im Hause begann friedvolle Stille zu herrschen. Ich frage euch: Welche Schatulle hat diese Verwandlung bewirkt? Aufgrund eurer Kenntnis der gewöhnlichen menschlichen Natur könnt ihr die Antwort geben. Genau dieselben Ängste gibt es auch in der gegenwärtigen Zeit.

       Das Ende der Erzählung besteht darin, dass ein kleiner Junge in Abwesenheit der Erwachsenen die Schatullen öffnete und sich beide als leer erwiesen. Doch ebenfalls aus Furcht bekannte der Junge seine Entdeckung nicht. Zieht daraus nicht die falsche Schlussfolgerung, der Junge könnte die Hauptsache nicht bemerkt haben. So möge die Wissenschaft frei von Furcht sogar das Unsichtbare untersuchen.

       Der Denker sprach: „Ich weiß nicht, wie man später eine göttliche Wissenschaft nennen wird, doch es wird sie geben. Das Überirdische wird sichtbar und das irdische Leben dadurch überirdisch werden.“

 

       592. Urusvati weiß, dass der finsterste Aberglaube derjenige der Verneiner ist. Sie lehnen natürliche Erkenntnis ab. Sie tun der Wissenschaft Zwang an, indem sie sie eigenmächtig begrenzen. Sie handeln ohne Beweise, denn ihre verlogenen Überzeugungen entbehren jeder Grundlage. Sie bezeichnen sich als Wissenschaftler, vergessen dabei jedoch das Prinzip der Wissenschaft. Sie bezeichnen alle anderen als Fanatiker, versinken aber gerade selbst in Fanatismus. Sie beharren auf der Unbewohntheit der Welten, können ihre Schlussfolgerungen jedoch nicht beweisen. Unter dem Einfluss von Aberglauben schreitet die Wissenschaft auf einem lügnerischen Weg.

       Die Abergläubischen wollen nicht bemerken, dass wahre Wissenschaftler das Bewusstsein voranbringen. Die energetischen Grundlagen sind ihnen verhasst, denn nur auf diesem Laboratoriums-Weg werden die Menschen sich einem Verständnis des Überirdischen annähern. Die Abergläubischen fürchten besonders solche unbestreitbaren Beweise. Für sie soll der Raum leer sein, nur damit sie ihre pauschalen Verneinungen darin ausspeien können.

       Die Entdeckung der psychischen Energie ist für sie unzulässig. Gedankenenergie ist für sie ein leeres Wort. In ihrem Starrsinn merken sie nicht, dass sie zu bösen Rückschrittlern werden. Wahnsinnige, könnt ihr denn die Menschen daran hindern, in unbegrenzter Freiheit zu denken?

       Nur in einer Hinsicht kann man den Abergläubischen dankbar sein, nämlich dass sie den Amboss bilden, auf dem der flammende Hammer die Klinge der Wahrheit schmiedet. Die Abergläubischen sind empört über den Vergleich mit dem Amboss; sie möchten der Hammer sein, doch ein solcher Hammer schmiedet Evolution, die auf freie Erkenntnis gegründet ist.

       Aberglaube ist die allergrößte Schande der Menschheit. Abergläubische sind überdies auch immer hochmütig; diese Eigenschaft nistet immer bei Unwissenden.

       Wir sprechen vom Überirdischen, denn die Menschheit bedarf seiner Erkenntnis. Wir möchten, dass das Überirdische auf wissenschaftlichem Wege erkannt wird, dem Weg der Beobachtung und Erforschung. Für eine solche Errungenschaften muss der Mensch das Bewusstsein vertiefen und das Denken heben. Dem freien Denken sind die Abergläubischen nicht gefährlich, doch wollen wir ihre bösen Versuche auch nicht unterschätzen. Über die freie Erkenntnis sagen sie: „Dein Leben ist mein Tod.“

       Der Denker sprach: „Wer kann denn das Denken begrenzen? Er wäre nicht nur unwissend, sondern auch wahnsinnig.“

 

       593. Urusvati kennt noch weitere Feinde der Evolution, nämlich die gleichgültigen Zweibeiner. Wenn Wir die Abergläubischen mit einem Amboss verglichen haben, womit dann die Gleichgültigen? Vielleicht am besten mit Leichnamen? Ein Philosoph lehrte, dass Gleichgültigkeit der Seelenlosigkeit gleichkommt. Er hatte recht, denn das Bewusstsein der Gleichgültigen steht derart niedrig, dass es der Evolution nicht zu dienen vermag.

       Leider ist die Zahl der Gleichgültigen groß. Sie tragen nicht nur zum Untergang des Planeten bei, sondern stellen auch für die Feinstoffliche Welt die schwerste Belastung dar. Sie gehen ohne vergeistigte Wünsche hinüber und wissen nicht, wie sie sich den Bedingungen der Feinstofflichen Welt anpassen sollen. Sie bedürfen einer besonderen Fürsorge, doch die beste Führung bricht sich an ihrer stumpfsinnigen Gedankenlosigkeit.

      Sie bringen die engen Grenzen des irdischen Daseins mit sich, das aber die erhabene Sphäre der Feinstoffliche Welt keinesfalls belasten darf. Sie hegen keine Bestrebungen und haben keine Vorstellung von der Bedeutung der Kraft des Gedankens. Sie bringen ihr irdisches Dahinvegetieren mit in die herrliche Wohnstätte. Sie sind nicht in der Lage, aus ihre mächtigen Aufgaben Nutzen zu ziehen.

       Es ist kaum vorstellbar, welch ein hässliches Schauspiel diese Zweibeiner bieten! Nicht einmal für eine Gewandung vermögen sie zu sorgen. Sie fühlen sich zu keinen Führern hingezogen und irren im Nebel der Dunkelheit umher. Auf der Erde stellen sie das Hauptübel dar. Wir nennen sie Herde des Elends. Wie es in verwesenden Leichnamen von Würmern wimmelt, so tragen diese Zweibeiner Keime weltweiten Elends in sich.

       Der Denker kannte sie und litt gerade unter ihnen besonders. Er sprach: „Es ist schwer, sich unter verwesenden Leichnamen aufzuhalten.“

 

       594. Urusvati kennt die tiefe Bedeutung des Schweigens. Es wurde bemerkt, dass gewisse große Feldherren, Regenten und Führer sich nach einem wichtigen Befehl in Schweigen vertieften. Die Menschen schrieben dieses Schweigen einer Ermüdung oder Niedergeschlagenheit zu, doch tatsächlich vollzog sich ein wichtiger psychologischer Prozess: Der Regent begleitete seinen Befehl gedanklich bei dessen Ausführung.

       Man muss verstehen, dass ein gedanklicher Befehl durch eine Konzentration des Willens verstärkt und auch der vernünftigste Befehl durch Unterbinden der Energie geschwächt werden kann. Es lassen sich historische Beispiele anführen, da Entscheidungen durch nichtige Umstände zunichtegemacht wurden.

       Weises Schweigen wird seit alters her von verschiedenen Völkern geschätzt. Die wichtigsten Taten erfolgten in Schweigen, nicht unter dem ungezügelten Geschrei der Massen. Wir haben bereits darüber gesprochen, wie schwer Harmonie zu erreichen ist; sie verliert ihre Macht durch unordentliche Ströme, die durch einen undisziplinierten Willen hervorgerufen werden. Zur Zeit krankt die Welt an dieser Epidemie, die entsetzlicher als Krieg ist – so bilden sich Zeiten, die schlimmer sind als Krieg.

       Die Menschen erkennen dies nicht an, denn sie bemerken die Abgründe von Heuchelei und Lüge nicht. Von psychischen Erscheinungen wollen sie nichts wissen. Sie bekämpfen alle wahrhaft friedlichen Ideen. So kann man sich großer Gelübde des Schweigens erinnern.

       Tatmenschen sollten spüren, wann ihr Denken an das Gute Früchte tragen kann. Nur ein erweitertes Bewusstsein vermag die Stunde der wahren Frist einzugeben. Unsichtbare Freunde versuchen nicht selten, einen nützlichen Gedanken zu senden, doch bei dem Geschrei der Massen ist diese Leitung nicht erreichbar.

       Der Denker sprach oft: „Wer ruft mich? Die Sprache eines Freundes ist jedoch nicht immer zu verstehen. Wer stört?“

 

       595. Urusvati weiß, dass Schadenfreude eine schlechte Eigenschaft ist. Man kann traurig oder entrüstet sein, doch Schadenfreude ist unter der Würde des Menschen. Überdies überträgt Schadenfreude einen Teil des Karma desjenigen, dem die Schadenfreude gilt, und bürdet es uns selbst auf – das muss man sich merken. Die Grenze zwischen Schadenfreude und Verleumdung ist doch sehr fein. Jeder, der Schadenfreude hegt, wird dereinst in dasselbe Verhältnis geraten. Die Menschen können sich irren, Verbrechen begehen und Verurteilung verdienen, aber keine Schadenfreude.

       Die Analyse von Qualitäten und Eigenschaften führt zum Yoga. Betrachtungen über gute und schlechte Eigenschaften werden eine Annäherung an den Zugang, den Fortschritt sein. Wir weisen oft auf würdige Eigenschaften hin, denn so geben Wir Andeutungen über Unser Inneres Leben.

       Man sollte nicht denken, ab einem bestimmten Grad geistiger Entwicklung müsse man sich nicht mehr um eine Verbesserung seiner Eigenschaften bemühen. Jede Stufe erfordert die Anpassung aller Eigenschaften. Man muss sich unermüdlich überprüfen. Zu einer solchen Selbstprüfung muss man Liebe entwickeln. Seine Rüstung zu kontrollieren, ist ein Zeichen der Bereitschaft zum Kampf.

      Auf das Symbol der Schlacht wurde in den ältesten Lehren immer wieder hingewiesen. Inmitten der Schlacht werden Worte der Weisheit ausgesprochen. Vergessen wir nicht, dass die Einheit von Weisheit und Mut eine starke Gewähr des Erfolges ist.

       Inmitten unserer Lebenserfahrungen erkennen wir, weshalb Kampf und Bestrebung wie der Strom des Lebens weitergehen.

       Der Denker lehrte: „Blickt auf die Wellen des Stromes, ihr Muster ist vielschichtig, doch sie streben voran. Nichts hält sie auf. So möge auch die menschliche Seele eilen.“

 

       596. Urusvati weiß, dass jeder menschliche Umgang Wirkungen für alle Beteiligten zeitigt. Man muss dies allen Menschen wiederholt sagen, denn die Mehrheit versteht überhaupt nicht, wovon die Rede ist; selbst Gebildete meinen, es werde irgendeine wichtige Tat vorgeschlagen, der gewohnte Alltag aber sei von dem Gesagten nicht berührt. Man muss unterstreichen, dass Wir von jeder Handlung sprechen, unabhängig von ihrem Ausmaß.

       Man könnte fragen: „Kann der häusliche Alltag etwa eine tiefe Bedeutung haben?“ Gerade er! Unaufhörlich wird von Unglücklichen gesprochen, die unschuldig leiden, doch betrachten wir die Wurzeln ihrer Lebensweise, werden wir dort eine Vielzahl von Ursachen finden, die das Unglück hervorgerufen haben. Es kann direkte und indirekte Ursachen geben. Ein Mensch kann zwar durch die Schuld eines anderen leiden, doch irgendeine Verbindung der Wirkungen muss es geben.

       Erzeugt die einfache familiäre Lebensweise etwa nicht eine Vielzahl von Wirkungen? Die Familie ist vergessen und dient oftmals als ärgste Brutstätte von Feindschaft. Können solche Ausgeburten spurlos bleiben? Überdies sind sie gewöhnlich an einen bestimmten Ort gebunden und verstärken so die Vermehrung dieser verderblichen Bakterien. Solche menschlichen Brutstätten stellen gefährliche Feinde des menschlichen Glücks dar.

      Wir wollen auch die Einrichtungen nicht vergessen, in denen viele Menschen zusammenkommen und wo Menschenhass nistet. So sollten die Menschen sich ihrer Pflicht erinnern und den Raum nicht verseuchen. Wir besitzen Apparate, welche die Verseuchung des Raumes anzeigen.

       Die Regierenden rufen zur Lösung der Weltprobleme auf, doch die Zwistigkeiten sind gar nicht durch erfolglose Anordnungen begründet, sondern durch die alltägliche Lebensweise der Völker.

       Der Denker sprach: „Nicht die Archonten erklären einen Krieg, sondern jeder Bürger verbirgt ihn in seinem eigenen Haus.“

 

       597. Urusvati weiß, wie unaufhörlich die Arbeit in den Tiefen des Bewusstseins vor sich geht und wie selten die Menschen diese bemerken. Ein feinfühliger Mensch erfasst diese inneren Rufe, die ihm bei bestimmten Ereignissen helfen. Wissenschaftler suchen dies als Intuition oder Unterbewusstsein zu bezeichnen. Sie fürchten sich, diesen Prozess als Arbeit des Bewusstseins zu benennen. Wenn man geheimnisvolle Grenzen zwischen Überbewusstsein und Unterbewusstsein zieht, wo bleibt da das Bewusstsein? Dem Herzen gleich arbeitet das Bewusstsein Tag und Nacht, doch das Herz ist ein irdisches Geschick, während das Bewusstsein ein Organ der drei Welten ist. Die Aufspeicherungen des Bewusstseins folgen einem in alle Hüllen nach.

       Wir nennen das Bewusstsein unterirdisches Feuer. Es gibt viele Analogien zwischen diesen Phänomenen. Feuer ist für das Gleichgewicht des Planeten unerlässlich, doch kann dasselbe Feuer neben wohltuenden Erscheinungen auch zerstörende hervorrufen.

       Lässt sich das gleiche nicht auch vom Bewusstsein sagen? Es bewegt den Menschen zur Vervollkommnung, doch kann es in einem ungeordneten Zustand Explosionen verursachen. Ein umnebelter Mensch ist zu beliebigen Verbrechen bereit; er verliert das Gleichgewicht und die feurige Natur des Bewusstseins erzeugt Explosionen.

       Nach seinen durch Unausgeglichenheit ausgelösten Vergehen versucht der Mensch vergebens, die vernichteten Bewusstseinsteilchen wieder zu sammeln; doch manchmal muss man beginnen, neue Aufspeicherungen anzuhäufen. Als welch schwarze Last legen sich in der Feinstofflichen Welt die Schlacken eines verbrannten Bewusstseins auf den Menschen! Man könnte wie ein Dichter solche belasteten Wanderer beschreiben, die mühsam einen Berg zu erklimmen versuchen. Jeder denkt: „Warum habe ich mir nur diese Last aufgebürdet?“ Man bräuchte aber nur der Stimme des Bewusstseins zu lauschen, und die Last würde leicht werden. Überdies könnten auch Wir dann leichter helfen.

      Uns bereitet es große Freude, jedem in seinem Bereich zu helfen. Doch oft fliegt die beste Sendung unangenommen zurück. Wir haben große Archive mit nicht angenommenen Sendungen, ähnlich wie sich auf der Post nicht angekommene Briefe häufen. Einige Unserer Korrespondenten könnten allerdings umsichtiger sein. Wozu sich in Zweifel und Gereiztheit hüllen? Wenn Wir vom Überirdischen sprechen, muss man eigentlich aufmerksam zuhören und jedes Wort auffangen.

       Unser Inneres Leben ist voller psychologischer Momente, wenn jedes feinfühlige Verhalten Uns gegenüber Unsere Dankbarkeit hervorruft. Urusvati hat nicht nur einmal diese Worte der Dankbarkeit gehört. Wenn Wir zu noch größerer Ruhe aufrufen, bedeutet dies, dass Wir Anspannung voraussehen und man die Tage behutsam durchleben muss. Niemandem fällt es schwer, aus dem Gleichgewicht zu geraten, doch was für eine Lösung wird das sein? Man muss nicht nur den Verstand anspannen, sondern auch der Stimme des Bewusstseins aufmerksam Gehör schenken.

       Der Denker sprach: „Mein armer Verstand, wohin wirst du gehen ohne den herrlichen Führer, ohne die Seele?“

 

       598. Urusvati weiß, weshalb einige Unserer Mitteilungen vor der Frist nicht einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht werden dürfen. Die Menschen erkennen nur die Wirkungen an, wollen aber über die Ursachen nicht nachdenken. Sie geraten sogar noch in Zorn, wenn man ihnen die zugrundeliegenden Ursachen aufzeigt. Sie geben nicht zu, dass die mitgeteilte Ursache gerade diese bestimmte Wirkung hervorbringen kann.

       Sie sagen: „Was haben die Ereignisse, unter denen wir leiden, mit Ursachen zu tun, die doch dem gegenwärtigen Geschehen in keiner Weise ähnlich sind?“ So sprechen jene, denen es nicht gelungen ist, ihr Vorstellungsvermögen zu entwickeln, und die daher ihre Aufnahmefähigkeit nicht erweitert haben. Solche Menschen können die wahren Ursachen falsch deuten und, indem sie in Gereiztheit verfallen, nur Böses erzeugen.

       Man muss alle Beweggründe vermeiden, die das Böse verstärken können, das ohnehin schon in den menschlichen Siedlungen wuchert. So müssen viele Voraussagen behutsam in solchen Grenzen gehalten werden, wo sie weder Misstrauen noch Schmähung hervorrufen.

      Das gleiche gilt für Unterweisungen, die aus einer unbekannten Quelle kommen. Anfangs können solche Worte scheinbar wohltätig wirken, doch später können sie zerstörerisch werden. Ein standfester Mensch kann alle Erscheinungen erforschen, doch wenn er schwankt, kann Schaden entstehen. Erneut gelangen wir zur Gegenüberstellung von Ursache und Wirkung.

       So ist es nicht leicht zu lernen, dass eine scheinbar kleine Ursache die Quelle von großen Katastrophen sein kann. Daher muss man in der Lage sein, sich vorzustellen, wie ein kleines Bächlein sich in einen stürmischen Strom verwandelt.

       Der Denker sprach: „Mögen die olympischen Götter mich lehren, den Ursprung der Ereignisse zu finden.“

 

       599. Urusvati weiß von Abtrünnigen. Jede Lehre hat ihre Abtrünnigen gehabt. Es ist aufschlussreich zu beobachten, aus welch niedrigen Beweggründen sich wütende Abtrünnigkeit gebildet hat. Die Geschichte gibt dafür genügend Beispiele, doch hat es in Wirklichkeit weitaus mehr solcher für die Menschheit erniedrigenden Erscheinungen gegeben.

       Wir erinnern an ein solches schändliches Tun allein aus dem Wunsch heraus, ihm gegenüber die richtige Haltung herzustellen. So mancher ist überaus bekümmert, wenn er von Abtrünnigen hört, doch darf man ihnen keine allzu große Bedeutung beimessen. Sie erweisen sich als eine eigene Art von Resonatoren, und ihre Energie verleiht der Bewegung eine besondere Anspannung. Viele können ihre Energie nicht ohne Antithese anspannen. Es ist dasselbe erforderlich, auf das Wir hingewiesen haben, als wir über den Amboss sprachen.

       Es ist erstaunlich, dass es nicht nur Verneiner, sondern auch noch Abtrünnige gibt, wobei die letzteren noch stärker als die Verneiner sind. Man muss aber den komplizierten Prozess der Abtrünnigkeit verfolgen, um zu verstehen, wie große Ideen in niedrigen Bewusstseinen umgeformt werden.

      Das Beste, was ein solcher Abtrünniger tun kann, ist, sein Vorhaben zu beschleunigen. Das Schicksal des Abtrünnigen ist nicht beneidenswert. Die Geschichte bestätigt dies. Die übrigen sollten jedoch keine Zeit damit vergeuden, den Abtrünnigen umzustimmen, denn ein Geschwür muss mit einer Krisis enden; darum lasst uns eine solche Erscheinung in Ruhe betrachten.

       Der Denker kannte die Abtrünnigen unter Seinen Schülern. Er selbst schlug ihnen vor, möglichst bald zu gehen.

 

       600. Urusvati kennt die Eigenschaften derjenigen, die an der Erkenntnis der Überirdischen Welt teilnehmen. Sie sind fest von der Realität dieser Welt überzeugt. Sie wissen, dass sie unaufhörlich lernen müssen. Ihnen ist bewusst, dass jede menschliche Handlung entsprechende Bewohner der Überirdischen Welt herbeiruft.

       Manche verstehen gar nicht, wie tief sich diese Eigenschaften in der menschlichen Natur einprägen müssen. Die Menschen sind bereit, von der Realität der unsichtbaren Welten zu plappern, bemühen sich jedoch noch nicht einmal, sich die Erhabenheit der Unbegrenztheit vorzustellen und über sie nachzudenken. Keineswegs möchten sie ständig lernen, und der ehrenvolle Titel „Schüler“ erscheint ihnen als schmachvoll. Sie nehmen auch nicht die Wahrheit an, dass jede ihrer Überlegungen eine Vielzahl unsichtbarer Wesenheiten herbeiruft, die manchmal förderlich sind, öfter jedoch Schaden bringen.

       Ebenso wenig erkennen die Menschen wissenschaftliche Analogien an; der Hinweis, dass der Raum von Mikroorganismen ganz erfüllt ist, sagt ihnen gar nichts. Sie ziehen auch keine Schlüsse daraus, dass die Wissenschaft täglich irgendeine neue Entdeckung beiträgt. Diese Entdeckungen sind nicht zur Verneinung gedacht, sondern zur Anwendung und Verwirklichung. Menschen, die die Wirklichkeit nicht anerkennen, berauben sich selbst der erhabensten Freude.

       Der Denker sprach: „Wo ist die Schule, welche die Menschen Freude lehrt?“

 

       601. Urusvati kennt Unsere ständige Fürsorge um jede Art von Selbstverleugnung. Der Strom dieser Fürsorge umfasst auch benachbarte Erscheinungen. Dieser Umstand wird selten in Betracht gezogen. Mit Verwunderung stellt man fest, dass einige, Uns gar nicht nahestehende Erscheinungen unter Unserem Schutz stehen. Seht jedoch genau hin und erkennt, dass sich nicht weit davon entfernt selbstverleugnende Tatmenschen befinden.

       Wahrlich, die Eigenschaft der Selbstverleugnung ist auch für die Feinstoffliche Welt nützlich; sie wird im irdischen Leben entwickelt, doch Früchte trägt sie in der Überirdischen Welt. Durch diese Heldentat lernen die irdischen Tatmenschen, sich nicht an ihre Werke zu binden. Man muss anerkennen, dass die Bindung an die eigenen Werke in der Feinstofflichen Welt eine starke Belastung ist. Ein Wesen, das in seine Werke verschiedener Jahrhunderte versunken ist, verliert die Fähigkeit zu neuer Konzentration, die für feinfühlige Erkenntnisse so notwendig ist.

       Wenn sich ein Bewohner der Feinstofflichen Welt an die Weltsicht seiner vergangenen Existenzen fesselt, hindert er sich daran, ein neues Weltverständnis zu erlangen. In der Ekstase der Selbstverleugnung lösen die Menschen sich leichter von den Banden des Fleisches. Wir schätzen solche Aufschwünge des Geistes hoch.

       Achtet ebenso auf die Kämpfer gegen Ungerechtigkeit; in der Feinstofflichen Welt werden sie eine Fülle neuer Möglichkeiten haben. Heuchler sagen, Ungerechtigkeit sei ein relativer Begriff. Entgegnet ihnen, dass Ungerechtigkeit in jedem einzelnen Fall eine unverkennbare Erscheinung ist und dass ein feinfühliges Herz die Grenze der Ungerechtigkeit ausgezeichnet wahrnimmt.

       Der Kampf gegen Ungerechtigkeit ist eine reine Erscheinung, frei von Selbstsucht. Und ihr, Unsere Freunde, helft den Kämpfern gegen Ungerechtigkeit; dabei handelt ihr gemeinsam mit Uns, und jede harmonisierte Tat bedeutet doch bereits die Entstehung von Macht.

       Das heute Gesagte ist eine Seite Unseres Inneren Lebens. Die Fürsorge um selbstverleugnende Tatmenschen und die Hilfe für Streiter gegen Ungerechtigkeit erweist sich als Unsere Lieblingsbeschäftigung. Diese beiden Arten von Tatmenschen sind besonderen Angriffen der Finsternis ausgesetzt. Viele von ihnen ertragen diesen Kampf nicht, da sie Gewohnheiten haben, die sie schwächen.

       Mitunter bitten Wir um den höchsten Grad des Vertrauens, der eine rettende Ruhe schafft. Ein Kämpfer sollte ruhig sein, denn er kennt die Makellosigkeit seiner Ziele. Er kennt die böswilligen Absichten der Finsteren und weiß, dass die der Kampf unausweichlich ist. Doch möge er auch wissen, dass starke Freunde bei ihm sind. Möge er dies in ganzer Unerschütterlichkeit wissen. Jedes Schwanken seinerseits fügt dem Freund Schmerz zu. Denkt über diesen Schmerz nach und erinnert euch der Schweißtropfen.

       Der Denker sprach: „Lernt es, euer Denken mit den Überirdischen Welten zu vereinigen.“

 

       602. Urusvati weiß, dass Erholung aus Wechsel der Arbeit besteht. Doch lasst uns inmitten der verschiedenen Arbeiten jene gedankliche Arbeit nicht vergessen, welche die Vorstellungskraft entwickelt. Wir selbst sind ständiger gedanklicher Übung nicht enthoben. Ein oberflächlicher Beobachter könnte manchmal denken, Wir befänden uns im Schlaf, wenn Wir mitten in der Arbeit die Augen schließen und das Denken im Reich der Phantasie wandern lassen. Dieser Augenblick hat große Bedeutung, denn die vorgestellten Formen werden Realität werden. Wir vermögen nicht zu entscheiden, wann diese Realisierung eintreten wird, doch sie wird sein und der Menschheit helfen.

       Glaubt nicht, dass diese gedankliche Arbeit nur besonderen Wesen obliege. Jeder kann seine Vorstellungskraft entwickeln, doch auch hierbei muss man eine wichtige Bedingung beachten. Es ist gut, wenn ein Mensch schöne Vorstellungen hegt; wenn er jedoch Hässlichkeit erzeugt, wird unermesslicher Schaden entstehen. Daher muss man in schöner Weise denken. Die Natur vermittelt uns dazu ausgezeichnete Bilder; wenn aber jemand nicht imstande ist, die Natur zu betrachten, möge er sich in Kunstwerke vertiefen, in denen Künstler eine Synthese ihrer Beobachtungen zum Ausdruck gebracht haben.

       Versteht es auch, euch auf die besten Werke zu konzentrieren, da ihr anderenfalls auf Hässliches, ja sogar Synthetisches stoßen werdet!

       Wir bemühen Uns, den Künstlern zu helfen. Nicht selten geraten sie unter den Einfluss von unsichtbaren Spöttern, die sich über jede Hässlichkeit freuen. Studiert die Kunst verschiedener Epochen. Mögen die Menschen verstehen, wie sehr das künstlerische Schaffen in Blütezeiten auf Synthese beruhte.

       Der Denker zeigte Begeisterung angesichts von genialen Skulpturen und sprach: „Im irdischen Leben haben wir solche vollkommenen Formen nicht angetroffen, doch hat der Bildhauer sie sie sich vorgestellt und für die Zukunft verkörpert.“

 

       603. Urusvati weiß, dass der wichtigste Erfolg der Medizin in einer rechten Prophylaxe besteht. Es ist erstaunlich, dass man bei der Prophylaxe bis heute nur die physische Seite im Blick gehabt und die psychische vollkommen ignoriert hat. Doch wissen alle, dass gerade diese Seite wesentliche Bedeutung für den Erhalt der Gesundheit hat. Bekannt sind Erb-, Infektions- und Berufskrankheiten; in all diesen Fällen ist psychische Einwirkung unerlässlich, welche die Entwicklung einer Krankheit verhindern kann.

       Nur rechtzeitige Hilfe mittels Suggestion kann den Keim einer Krankheit in seiner Entwicklung aufhalten oder sogar paralysieren. Lasst uns nicht hoffen, die Menschen könnten dafür Autosuggestion anwenden. Nur außergewöhnliche Organismen sind in der Lage, selbst die ersten Andeutungen einer Erkrankung zu spüren und mit ihrem Willen deren Entwicklung zu verhindern. Für die Mehrheit der Menschen ist eine von außen kommende Suggestion unerlässlich, doch nur in wissenschaftlicher Weise und unter staatlicher Aufsicht darf eine solche Einimpfung von Gesundheit vorgenommen werden.

       Es müssen besondere Institute geschaffen werden, in denen ein ganzes Heer von Ärzten in der Wissenschaft der Suggestion ausgebildet wird. Dabei muss man streng auf die moralische Seite achten, denn anderenfalls kann Suggestion zu einem Verbrechen ausarten. Doch werden so oder anders solche Einrichtungen Wirklichkeit werden. Die Menschen werden verstehen, dass selbst die besten sanitären Verhältnisse das Problem der Heilung noch nicht lösen werden. Die Hauptepidemie droht von der psychischen Seite.

       Ihr wisst, wie sehr die Kriminalität ansteigt. Man kann sie unmöglich mit Pülverchen und Spritzen überwinden, nötig sind wissenschaftlich fundierte Einwirkungen des Willens. Selbst einige Geißeln der Menschheit wie Krebs bedürfen einer rechtzeitigen psychischen Prophylaxe.

       Der Denker lehrte: „Verehrt Hygieia[58], Sie kann euch lehren, wie man die Gesundheit des Volkes verbessern kann.“

 

       604. Urusvati kennt Unsere Freude, wenn Wir einem würdigen Tatmenschen helfen und einen guten Rat geben können. Doch müssen zwei Erschwernisse genannt werden, die oft auftreten.

      Die erste liegt darin, dass die Menschen jeden Rat gern auf ihre eigene Weise verdrehen. Achtet darauf, dass auch der einfachste Rat dem Verständnis des Empfängers gemäß ausgelegt werden kann. Es wurde zwar gesagt, man solle dem Bewusstsein des anderen gemäß sprechen, doch ist dies nicht leicht. Das Bewusstsein stellt sich mitunter als ein einziges Konglomerat dar, und ein Teil des Ratschlages entspricht dem Verständnis des Empfängers, der andere jedoch wird nicht angewandt – daher muss man die Folgen eines Ratschlages überwachen. Die Menschen sind individuell. Wahrlich, sie folgen keinem Gesetz, selbst dem klarsten nicht.

       So wollen die Menschen nicht anerkennen, dass der Gedanke und das Wort einen mächtigen Sender darstellen; darin besteht die zweite Erschwernis. Einige nehmen zwar an, dass das Wort, als ein Ton, schon eine gewisse räumliche Ausbreitung erfahren kann, doch die Energie des Tons des Gedankens wird nicht zugegeben. Kann man einen Menschen davon überzeugen, dass jeder von ihm hervorgebrachte Ton Zuhörer hat und der Gedanke als feinstoffliche Erscheinung in viel weiterem Umkreis aufgefangen wird als ein Wort? Wem sollte dies denn wichtig sein, wenn die Existenz der unsichtbaren Welten kaum angenommen wird!

      Man muss darauf hinweisen, dass gewisse Gedanken verborgen werden können, doch für einen solchen Erfolg muss man den feinstofflichen Zustand verstehen. Denkt daran, wie viele Ratschläge verzerrt oder vorzeitig ausgeplaudert werden können.

       Der Denker sprach: „Der Hirte Theokles versicherte, er sei bis auf die Höhe des Olymp[59] vorgedrungen und habe dort nichts gefunden. Vielleicht nahm er an, eine zum Gelage gedeckte Tafel vorzufinden, an der man ihm berauschenden Nektar und eine besonders große Scheibe Ambrosia[60] reichen würde.“

 

       605. Urusvati weiß, dass Wir alles gutheißen, was im Menschen das Gefühl von echtem Rhythmus erweckt. Das Gefühl für Rhythmus ist angeboren, aber die Unordnung des Chaos unterdrückt es. Wenn die Menschen rhythmisch handeln, sind sie größtenteils noch weit davon entfernt, die große Bedeutung des Rhythmus zu verstehen. Mitunter wünscht ein Tatmensch seiner Entscheidung etwas Rhythmisches vorauszusenden; sein Instinkt gibt ihm dies richtig ein, und im Rhythmus sucht der Tatmensch Harmonie. Selbst ein schwacher Versuch zeitigt wohltuende Wirkungen.

       Wir haben die sehr einfachen Rhythmen Mahawan* und Chotawan* gegeben, doch kann man auch zu höchst komplizierten Rhythmen gelangen. Erinnern wir uns der ältesten Rhythmen des Sanskrit, Griechenlands und Roms, in denen wohldurchdachte Klänge zu finden sind. Im Altertum wusste man bereits von der Notwendigkeit, den Verkehr mit dem Kosmos zu suchen.

       In bestimmten Perioden irdischer Anspannung muss man intensiv über den Rhythmus nachdenken. Entsetzensschreie stürzen die Menschen in den Abgrund des Chaos. Glaubt nicht, Wir billigten Gelage in Zeiten der Pest. Wenn ein Hindu die Bhagavad Gita singt, handelt er weise, und diese Harmonie wirkt heilsam. Rhythmus stellt Flügel und eine Zementierung des Raumes* dar.

       Die Menschen suchen den Verkehr mit Uns, doch der erste Schlüssel dazu wird die Erkenntnis des inneren Rhythmus sein. Mit tauben Ohren kann man die beste Musik und den schönsten Gesang hören, ohne dass etwas im Herzen widerhallt. Ein feinfühliges Herz jedoch erbebt im Rhythmus der Harmonie. Der Mensch wird dadurch besser, mutiger und stärker, er macht sich zu einem würdigen Mitarbeiter des Irdischen wie des Überirdischen, und er erkennt die Freude.

       Erinnern wir uns daran, dass die Erde unter einer ungewöhnlichen Anspannung leidet. Kann man sich zur Zeit des Harmagedon dem Chaos anschließen? Denkt an diese Mahnung bei kleinen wie bei großen Taten. Der Mensch lernt Betrachtung nicht bei Wohlergehen, sondern im Kampf.

      Ist er aber ein Kämpfer, wenn er gleich in der ersten schweren Stunde den führenden Stern verliert? Wodurch unterscheidet er sich dann von dem letzten Gedankenlosen? Ein solcher Mensch denkt nicht über die Stunde der Entscheidung nach, und die erschreckendsten Erscheinungen sind für ihn purer Zufall. Doch der vernünftig Denkende schließt sich dann den kosmischen Rhythmen an und nimmt in dieser Rüstung tapfer den Kampf auf – dann ist er mit Uns.

       Der Denker sprach: „Musen, herrliche Musen, mit eurem harmonischen Chor verleiht ihr dem Menschen den rettenden Rhythmus.“

 

       606. Urusvati weiß, dass Wir oft über Kampf sprechen. Tatsächlich ist Kampf, als Überwindung des Chaos, immer herrlich. Für den Fortschritt gibt es keinen anderen Weg, doch auch dieser einfache Begriff erfährt die unterschiedlichsten Verdrehungen: Die Scheinheiligen erheben sich gegen ihn, indem sie ihre auf Tatenlosigkeit und Gedankenlosigkeit gegründete Welt preisen. Die Heuchler sagen, ihr Gezänk und ihre Raufereien seien auch Kampf. Schließlich stellen die Hinterlistigen die absurdesten Vergleiche an, um ihre eigenen bösen Vorhaben zu rechtfertigen.

       Tatsächlich muss man zum Verständnis des großen Kampfes angemessen urteilen können. Möge der Mensch all seine Messgeräte nehmen, um zu berechnen, wo das Kleine und wo das Große ist. Man muss in der Lage sein, das Kleine mit dem Großen zu verbinden. Möge eine einzelne Biene versuchen, ohne ihr Volk weiterzuexistieren.

      Ist es denn nicht aufschlussreich zu beobachten, wie kleine Quecksilberkügelchen einander anziehen und ein Ganzes bilden? Ähnlich verhält es sich mit verstreutem Sand, der sich unter der Einwirkung von Rhythmus in bestimmte Muster legt. Die Natur gibt Beispiele von Anziehung, und in diesen Aufspeicherungen drückt sich der Kampf gegen das Chaos aus. Auf die gleiche Weise muss man die weltweiten Ereignisse ansehen, anders kann man die großen Perioden der Geschichte nicht erkennen.

       Viele wertvolle Begriffe werden entstellt. Die Menschen verstehen die große Bedeutung der Liebe nicht, dieses universellen Magneten. Sie urteilen von sich selbst aus und unterschieben ihre egoistischen Deutungen. Sie begreifen Liebe als Zwang, womit sie jedoch nur die Flügel der herrlichen Liebe abhauen.

       Der Denker verwies auf die geflügelte Siegesgöttin und sprach: „Haltet eure Augen offen und rein, sonst werdet ihr nicht erkennen, wo das Licht ist.“

 

       607. Urusvati weiß, wie schwer die Menschen die sogenannte innere Tapferkeit verstehen. Es ist nicht leicht zu erklären, dass äußere Tapferkeit trügerisch sein kann. Ein Mensch kann sich als tapfer zeigen, dabei jedoch innerlich zittern. Man kann eine Vielzahl von Beispielen anführen, in denen gerade das Fehlen der inneren Tapferkeit zum Untergang führte. Doch verwechselt diese Eigenschaft nicht mit vielen ähnlichen.

      Die Menschen werden sagen: „Ihr sprecht wahrscheinlich von Ruhe“. Nicht ganz, denn Tapferkeit ist nur ein Aspekt der Ruhe. Auch Gleichgewicht ist nur ein Nachbar der Tapferkeit. Es ist schwer zu sagen, wie man innere Tapferkeit, als ständige Bereitschaft zu kühnem Denken und Handeln auffassen kann.

       Ein Mensch kann Freude empfinden, wenn nichts ihn hindert, eine schöne Tat zu vollbringen. Gewöhnlich stören viele Überlegungen schon beim Nachdenken über eine Heldentat. Möge der Mensch gedanklich Heldentaten vollbringen; aus ihnen bildet sich eine strahlende Aura. Wenn dieses Licht sich festigt, kann der Mensch seine Träume auch in die Tat umsetzen.

       Es wird nicht ohne Grund gesagt, dass jeder Traum irgendwann Wirklichkeit wird. Doch muss man einen großen Vorrat solcher kühner Vorhaben besitzen. Innere Tapferkeit verleiht die Möglichkeit, kühn zu streben, und dies sollte man nicht nur für die Überirdische Welt, sondern auch für die Erde lernen. Versteht es, dass alles für die Überirdische Welt Nützliche auch für die Erde nützlich ist.

      So muss man in Ruhe über die größten Heldentaten nachdenken. Vielleicht erinnert ihr euch dabei auch an etwas aus vergangenen Leben. Jeder hat eine Heldentat entweder bereits vollbracht oder von ihr geträumt. Eine Heldentat kann man unter jeglichen irdischen Umständen vollbringen.

       Der Denker sprach: „Ein Krieger ist nicht nur derjenige, der einen Helm trägt.“

 

       608. Urusvati weiß, dass ein großer Meister der Musik geboren werden müsste, der der Menschheit den Widerklang der Symphonien der Sphären vermittelt. Es kommt eine Zeit, da die Menschen der Symphonien des Raumes besonders bedürfen und die Harmonie der Klänge ein echtes Allheilmittel darstellt. Es kamen bereits mehrmals Botschafter des Klanges, doch gelang es ihnen nur in geringem Maße, das von ihnen in den feinstofflichen Sphären Gehörte festzuhalten.

       In Meinem Land erschien ein starkes Talent, das den Wert der Harmonie kannte, doch nahm er sich nicht in acht und ging, ohne die besten Errungenschaften übergeben zu haben. Wahrlich, Menschen, die eine gute Botschaft in sich bergen, müssen sich schützen. Sie befinden sich unter dem Druck zweier Arten von Anziehungskräften. Oftmals können sie Gefahren und dem Einfluss von einzelnen Personen ausgesetzt sein.

      Glaubt nicht, dass Wände über ihnen einstürzen müssten; nein, es können kleine Bemühungen entstehen, aus denen sich eine Vergiftung bildet. Diese Botschafter dürfen sich nicht verausgaben, indem sie im Leben verschwenderisch sind. Mögen sie verstehen, dass ihre Botschaft eine bedeutende ist und sie einen Kelch tragen, der unverschüttet zu den anderen gelangen muss.

      So verfolgen Wir aufmerksam solche Botschafter nicht nur auf der Erde, sondern auch in der Überirdischen Welt, wo sie die Symphonien der Sphären erlernen. Ein wenig bringen sie dann mit zur Erde, doch auch dies wird dem Fortschritt der Menschheit dienen.

       Urusvati hat die Sphärenmusik gehört; sie weiß, dass deren hauptsächliche Macht in der Harmonie und im Rhythmus liegt. Auf der Erde gibt es noch keine Instrumente, um die ganze Erhabenheit der Rufe des Raumes auszudrücken. Dies ist nun eine weitere Seite Unseres Inneren Lebens: Ohne Klänge würden Wir Uns langweilen, und Wir wundern Uns, dass einige Menschen ohne Musik auskommen.

       Der Denker lehrte: „Das Schöne hören und das Schöne betrachten bedeutet, besser zu werden.“

 

       609. Urusvati weiß, auf wie wunderbar und augenblicklich sich das Bewusstsein eines denkenden Menschen beim Übergang in die Überirdische Welt verwandelt. Klar tritt eine Vergrößerung der Bedeutung der einen Lebensereignisse und eine Verringerung der anderer hervor. Die wichtigsten Alltagserrungenschaften erweisen sich als nichtig, doch alles, was Selbstverleugnung und Dienst an der Menschheit enthält, erreicht strahlende Ausmaße.

       Freude lebte gerade in solchen Ausbrüchen, doch die vergänglichen irdischen Auszeichnungen verwandeln sich in Kehricht. Durch solche Aufschwünge des Gedankens erreicht der Mensch äußerste Grenzen, denen er vorher gar keine Bedeutung beigemessen hat. Doch gewöhnlich hat er kostbare Errungenschaften vergessen und ist in den Lärm des Marktes versunken. Haltet dies nicht für eine moralische Belehrung. Wir wollen nur an die Wirklichkeit erinnern, die auf den verschiedenen Stufen des Aufstieges Wandlungen unterworfen ist.

       Einige kehren nicht mehr zu prunkvollen Verkörperungen zurück, sondern stellen sich ihr irdisches Dasein lieber sehr bescheiden und schwer vor. Die stärksten Bestrebungen kamen in viel Arbeit und Mühen zum Ausdruck; so vollzieht sich eine Umbewertung der irdischen Aufenthalte.

      Auch ihr könnt bemerken, dass man sich mitunter an ganz kurze Begegnungen erinnert, in denen eine Schließung der Ströme erfolgen kann. Solche Funken können bedeutsam sein, und man erinnert sich ihrer mit Dankbarkeit. Wer kann denn behaupten, diese Begegnungen seien zufällig gewesen? Vielleicht war es ein alter Freund, der gekommen ist!

       Der Denker sprach: „Da ruft ihr 'Platon, Platon', doch vielleicht ist sein Name ein ganz anderer.“

 

       610. Urusvati kennt Unseren Erlass: „Seid gerecht!“ Aber von welcher Gerechtigkeit sprechen Wir? Die Menschen bringen es zuwege, viele „Gerechtigkeiten“ zu erfinden. Sie kennen eine persönliche Gerechtigkeit, eine Familien-, Sippen-, Stammes- und Rassengerechtigkeit. Sie verstecken sich hinter einer dienstlichen, schulischen und beruflichen Gerechtigkeit. Man kann alle Gerechtigkeiten der Leute gar nicht aufzählen! Vergessen hat man jedoch die menschliche Gerechtigkeit. Die Menschen urteilen aufgrund einer Vielzahl von Gesichtspunkten, doch der hauptsächliche – die weltumfassende Gerechtigkeit – wird nirgends eingenommen.

       Wir haben bereits von ungerechten Richtern als einer Schande der Menschheit gesprochen; man darf aber nicht allein von den Richtern, sondern muss von allen Zweibeinern sprechen, die in Lüge versunken sind. Jeder Mensch spricht jeden Tag Urteile aus. Er nimmt die Verantwortung auf sich, einen Pfeil der Lüge in den Raum zu schießen, denn gewöhnlich urteilt er bedingt und oft unwissend. Überdies ist der Mensch von Voreingenommenheit erfüllt und empfindet sogar Schadenfreude, wenn er Gift aussendet.

       Es gibt viele physische Gifte, doch noch mehr psychische. Kinder werden von den frühesten Jahren an vergiftet. Sie spüren die Böswilligkeit der Erwachsenen, und ihr Organismus wird bereits für die schlimmsten Krankheiten geöffnet.

      Man sollte nicht nur Maschinen und Roboter erfinden, sondern auch eine allmenschliche Gerechtigkeit. Wenn dies nicht geschieht, wohin wird der Mensch in der Überirdischen Welt gehen und was für eine Art Gespräch wird er mit Uns abhalten können? Wir werden aufgrund von Menschlichkeit urteilen, doch der Gesprächspartner wird sich auf seine engen Überzeugungen beschränken und annehmen, er spreche über Gerechtigkeit.

       An menschliche Gerechtigkeit muss man sich gewöhnen. Man muss sich selbst prüfen, ob sich nicht ein voreingenommenes Urteil eingeschlichen hat. Und man muss sich im Alltagsleben prüfen. Glaubt nicht, Gerechtigkeit habe etwas mit irgendwelchen staatlichen Einrichtungen zu tun: jeder ist ein Richter.

       Der Denker sprach: „Lernt Gerechtigkeit, denn an jedem Tag sprecht ihr Urteile aus.“

 

       611. Urusvati weiß, wie aufmerksam man auf augenblicklich aufkommende Gedanken und Gefühlen achten muss. Es ist nicht möglich, die Ursachen ihrer Entstehung zu verfolgen. Weder die Vergangenheit noch Zufälliges helfen zu erkennen, wie diese Einwirkungen sich gebildet haben; solche Gedanken sind jedoch überaus bedeutsam und auf das Allgemeinwohl gerichtet.

       Wir sollten uns natürlich in einem harmonischen Zustand befinden, um solche unerwarteten Boten zu empfangen. Möge jeder Mensch darüber nachdenken, wie er dem Gemeinwohl dienen kann. Jeder Erdbewohner sät und erntet nicht allein für sich, sondern auch für andere, ihm Unbekannte. Möge er darüber nachdenken, dass das von ihm aufgezogene Korn irgendjemandem Gutes bringt. Jeder solche Gedanke trägt zu allgemeinmenschlichem gegenseitigem Verständnis bei. Jede Arbeit bringt jemand anderem Hilfe, besonders wenn sie von guten Gedanken begleitet wird.

       Ein jeder kann an die ganze Menschheit denken. Viele bedingte Hindernisse werden durch diese guten Ströme ausgelöscht. Wir horchen auf gedankliche Sendungen. Wir freuen Uns, wenn Wir den Gedanken des Gemeinwohls vernehmen. Wir sind traurig, wenn Wir spüren, dass der gesandte Gedanke von Voreingenommenheit gefärbt ist. Man muss versuchen, solche abscheulichen Motive auszumerzen. Wie Schlangen winden sie sich um das Herz und ersticken es.

       Habt ihr nicht einmal bemerkt, wie eine plötzliche Atemnot auftrat? Kam vielleicht von irgendwoher ein erstickender Gedanke angeflogen? Lasst uns alle Zeichen sammeln, die zum Gemeinwohl und zu den Unbekannten Freunden führen.

       Der Denker lehrte: „Wir bauen dem Unbekannten Gott Opferaltäre; wollen wir nicht unsere Arbeiten den Unbekannten Freunden weihen?“

 

       612. Urusvati weiß, dass der Gesichtspunkt die Weltanschauung verändert. Nicht nur äußere Einwirkungen setzen Anschauungen in Bewegung, sondern auch viele Chemismen des menschlichen Organismus nehmen auf seelische Vorgänge Einfluss. Ein Anhalten des Atems oder seine Beschleunigung bringen Substanzen von großer Kraft hervor; durch sie entstehen psychische Stimmungen, der Blutdruck wird verändert, die Gehirntätigkeit verlangsamt oder beschleunigt, und sämtliche Gefühle empfangen abnorme Impulse; ein und dieselbe Sache kann sich freudig oder düster darstellen.

      Nicht nur die Atmung, sondern auch die Umgebungstemperatur wirkt auf den Zustand der psychischen Energie ein. Alles vibriert und bewegt sich, deshalb muss der Mensch bewusst das Gleichgewicht bewahren.

       Man muss das Volk mit den Grundlagen des psychischen Lebens bekannt machen. Wer dazu ein leicht verständliches Wort findet, wird eine große Tat vollbringen. Es ist die Zeit gekommen, da das Volk aufgeklärt werden muss. Dies kann man nur auf wissenschaftliche Weise tun, ohne Verurteilung und Verneinung. Lasst uns auf dem Feld des heutigen Tages ein neues Korn auslegen, dessen Ernte erprobt ist.

       Wir wollen nicht streiten, denn in einer wahren Wissenschaft werden nur unbestreitbare Erkenntnisse angeboten. Wenn jemand Realist sein möchte, möge er gewissenhaft Erkenntnis sammeln. Es ist ein schlechter Realist, der sich eine schwarze Brille aufsetzt und die Ohren zustopft. Was für eine Wirklichkeit wird er denn so erkennen? Sogar Offensichtliches wird für ihn verzerrt sein.

       Mögen die Wissenschaftler Bücher für das Volk vorbereiten und auf wissenschaftliche Weise über das Irdische und das Überirdische sprechen. Möge in den Laboratorien die Einheit des wissenschaftlichen Prinzips gezeigt werden. Wenn ein Tropfen flüssigen Goldes einen ganzen Kosmos darstellt, wie viele für jedermann zugängliche Experimente können dann angeboten werden!

       Das Jahrhundert des Volkes muss von wahrer Aufklärung gekennzeichnet sein. Dieses wird Großer Dienst sein, und jeder kann daran teilnehmen. Bei ungestümer Bewegung muss man weitgreifende Maßnahmen anwenden. Es gibt weder Altes noch Neues, sondern nur den ewigen Erkenntnisprozess.

      Man kann alte Überlieferungen studieren und sie hochschätzen, doch die Evolution ist mit solchen Schritten vorangekommen, dass man sie ins Gleichgewicht bringen muss. Die Evolutionskurve ermöglicht nie dagewesene Sprünge, von Steinzeitverhältnissen bis zu höchsten Erkenntnissen. Groß ist die Zeit und groß die Verantwortung! Wir wollen Gegensätze nicht fürchten. Kampf ist das Los des Fortschritts.

       Der Denker bat Seine Schüler, Kampf nicht zu fürchten: „Man muss verstehen, gedanklich zu fliegen.“

 

       613. Urusvati weiß, wie genau man Unsere Ratschläge anwenden muss. Ein Seefahrer, der alle Schiffstaue zwar aufzählen, aber nicht benutzen kann, wird beim ersten Sturm untergehen. Viele lesen Unsere Weisungen, wenden sie aber nicht im Leben an – daraus ergibt sich nur geringer Nutzen.

      Heuchler rechtfertigen sich damit, dass ihnen die Überirdische Welt nicht gezeigt worden sei. Sie sehen jedoch den ganzen Sternhimmel und ahnen bereits, dass es überall Leben eigener Art gibt. Schließlich arbeiten in vielen Ländern Gesellschaften für psychische Forschungen und versuchen, sich dem Überirdischen auf wissenschaftliche Weise zu nähern. Selten nur lässt sich beobachten, dass ein Mensch im Leben keine Berührung mit überirdischen Erscheinungen hatte.

       Die Wissenschaft hat bereits viele Analogien aufgestellt, die zur Erkenntnis der Feinstofflichen Welt beitragen. Man muss bekräftigen, dass wissenschaftliche Schlussfolgerungen den Errungenschaften der psychischen Forschungen nicht widersprechen. Man kann sehen, dass in nächster Zukunft die Wissenschaft der Menschheit eine vollständige Verbindung mit der realen Überirdischen Welt eröffnen wird. Viele Erdichtungen werden durch ein streng wissenschaftliches Herangehen zerstreut werden.

       Man kann sich davon überzeugen, dass schon jetzt eine vernünftige Überprüfung der alten Überlieferungen vorgenommen wird. Man erkennt, dass viele Agraphen[61] wichtiger sind als einige akzeptierte Texte. Wir erschüttern nicht, sondern stellen eine richtige Anschauung her. Man muss jede nachgewiesene Behauptung schätzen. Leichenhafte Enge des Denkens ist ein Zustand, den man nur als Tod bezeichnen kann. Wir senden Arbeiter der Wahrheit aus, die unermüdlich von den künftigen Schritten der Evolution künden.

       Der Denker lehrte: „Verehrt jene, die euch auf den richtigen Weg führen. Erst in der Zukunft werden diese Errungenschaften geschätzt werden, doch schon jetzt können wir spüren, wo der herrliche Weg liegt.“

 

       614. Urusvati weiß, wie beharrlich man das menschliche Denken befreien muss. Man darf sich nicht damit zufriedengeben, dass der Gedanke schon von seiner Natur her frei ist. Der Denkprozess ist vielmehr durch viele Vorurteile gebunden. Man verbrennt heute keine Hexen mehr, doch viele wissenschaftliche Bereiche hält man nahezu für Zauberei.

       Jeder kann eine Vielzahl von Menschen nennen, die sich für kultiviert halten, aber nicht imstande sind, ganze wissenschaftliche Errungenschaften anzuerkennen. Es können Bücher herausgegeben werden, neue Lehrstühle an Universitäten eingerichtet und glaubwürdig bestätigte Experimente durchgeführt werden, gewisse angesehene Repräsentanten des öffentlichen Lebens bleiben dennoch in ihren veralteten Vorurteilen stecken. Sie schämen sich nicht, sich Zyniker und leidenschaftliche Skeptiker zu nennen, wo es doch einfacher wäre, sich als Dummkopf zu bezeichnen. Es ist nicht schlimm, wenn irgendein Dummkopf die Wirklichkeit verneint, doch viele von ihnen nehmen Regierungspositionen ein und behindern den Aufklärungsprozess.

       Es ist unmöglich aufzuzählen, mit welchen Ketten das Volksdenken gebunden ist! Wundert euch nicht, dass sein psychisches Niveau sich wenig von dem des Mittelalters unterscheidet. Damals trachteten Unwissende Leonardo da Vinci[62] nach dem Leben, doch auch heute lässt sich gleiches beobachten. Ein Lehrer, der von der Disziplin des Denkens spricht, wird sich davon überzeugen, dass es noch unmöglich es ist, von den einfachsten Wahrheiten zu reden. Regierende und das höhere Lehrpersonal bringen es fertig, den Mund eines solchen Wagehalses zu schließen, der über die Freiheit des Denkens nachdenkt.

       Der Denker sprach: „An jedem von uns klirren schwere Ketten.“

 

       615. Urusvati weiß, wie behutsam man die Last auswählen muss, die der Überirdischen Welt angemessen ist. Ich will euch einige Zeilen aus dem Traktat „Über die große Grenze“ eines griechischen Philosophen vorlesen:

      „Stellt euch ein Schiff vor, das einen Sturm durchmacht. Der Steuermann gibt Befehl, sofort die Rettungsboote zu besteigen. Die Menschen zeigen Entsetzen, weil sie gehindert sind, ihre Wertsachen mit sich zu nehmen. Sie haben vorher nicht darüber nachgedacht, was das Bedeutsamste von ihrer Habe ist. Sie quälen sich und ergreifen die unnötigsten Dinge. Viele kommen um, weil sie nicht entscheiden können, was ihnen am nötigsten ist.

       Doch einer der Reisenden nimmt unverzüglich ein kleines Kästchen unter seinen Mantel, und es gelingt ihm, sich zu retten. Seit langem schon hatte er über das Wichtigste nachgedacht, denn er bereitete sich auf die Große Grenze vor. Die Lehre vom Überirdischen überzeugt aber jeden davon, dass man in der Lage sein muss, die Grenze mit einer würdigen Last zu überschreiten. Es ist zu spät, daran zu denken, wenn man das letzte Schiff bereits betreten hat.“

       Ich führe diese Zeilen an, um noch einmal daran zu erinnern, dass Denker seit alten Zeiten die Menschen dazu bewegten, das Dasein zu erkennen. Sie wussten, dass das herrliche ewige Leben voller Grenzen ist, die man würdig überschreiten muss. Diese Grenzen sind so zahlreich, dass man für immer lernen muss, sie zu überqueren. Doch Wir sehen, dass sogar Menschen, welche die Bücher lesen, sich diese nicht zu Herzen nehmen. Urteilt selbst: Kann man sich selbst für wissend halten und zum Schaden von Mitarbeitern verleumden? Ich sehe nicht, dass diese dünkelhaften Menschen die Grenze erkannt haben.

       Der Denker sprach: „Glücklicherweise brauchen wir für die wichtigste Last keine Träger.“

 

       616. Urusvati weiß, dass sich psychische Wechselbeziehungen weitaus leichter zwischen Menschen einstellen, die sich bereits in vergangenen Leben begegnet sind. Dies beweist die Stabilität der Energie und die Dauerhaftigkeit des einmal hergestellten Rhythmus. Doch die Menschen erkennen solche Begegnungen selten und geben vor allem nicht zu, dass ganze Gruppen von Verkörperten sich erneut an einem Ort zusammenfinden können. Dies ist jedoch völlig natürlich: Die einen streben danach, an einen vertrauten Ort zurückzukehren, andere werden von einem Magneten eigener Art dorthin gezogen.

       Ureinwohner erkennen einander oft, denn sie wissen von der Rückkehr zur Erde. Sie sagen: „Ich gehe fort, um mich zu erholen und dann wieder zurückzukehren.“ Natürlich wollen sie auf eine ihnen bekannte Erde zurückkehren. Doch auch bei entwickelten Bewusstseinen ist der Drang vorhanden, eine noch nicht beendete Arbeit fortzusetzen; daher begegnen sich oft frühere Mitarbeiter und Feinde. Der Magnet der Feindschaft ist sehr stark. Nur wenige verstehen, dass der Weg der Feindschaft nicht nützlich ist.

       Erklärte Feinde streben danach, schneller auf die Erde zurückzukehren, um ihre düsteren Vorhaben zu Ende zu bringen. Die überirdischen Führer erfahren mit solchen gehässigen Menschen große Erschwernisse. In anderer Hinsicht sind sie Überzeugungsversuchen zugänglich, doch Rache ist ihr wunder Punkt. Sie sind mit ihren Absichten sehr zudringlich und verstehen es, ihre früheren Gegner zu finden. Sie streben sogar danach, sich in derselben Familie zu verkörpern, um ihr Opfer leichter zu erreichen.

       Der früher hergestellte Rhythmus unterstützt die feindlichen Bemühungen. So beobachten Wir den Rhythmus der Freundschaft und der Feindschaft. Wir suchen die besten Worte, um vor den feindlichen Bemühungen dahingehend zu warnen, dass man sich nicht in deren Karma einmischt. Nur selten jedoch beachten die Menschen freundschaftliche Ratschläge.

       Der Denker sprach: „Ein und dieselbe Posaune verkündet Niederlage wie Sieg.“

 

       617. Urusvati weiß, dass die gewöhnlichste Erwägung den herrlichsten und feinsten Gedanken für immer vertreiben kann. Man wird sagen: „Kann das möglich sein? Und wie grob muss eine Kraft sein, die einen überirdischen Gedanken vertreibt?“ Darin liegt nur eine anschauliche Gegenüberstellung von Grobstofflichem und Überirdischem.

       Man kann erstaunt sein, wenn ein überirdischer Gast vor einer groben Berührung davonfliegt. Doch die Menschen schätzen überirdische Briefe wenig. Sie stellen sich nicht vor, wieviel Mühe die Überirdischen Freunde aufwenden müssen, um einen Gedanken durch die grobstofflichen Hüllen durchzustoßen. Die Überirdischen Freunde haben die besten atmosphärischen Bedingungen ausgesucht, damit nichts ihre Sendung störe. Sie haben auf die Stunde gewartet, in der die Irdischen frei von Gereiztheit ihr psychisches Ohr öffnen können. Anscheinend waren alle Bedingungen vorausbedacht und bewältigt, doch dann geht ein Marktschreier vorbei, und der feinste Gedanke wird vertrieben.

       Der Mensch wischt ihn beiseite wie eine aufdringliche Fliege. Er beklagt sich, dass irgendeine fantastische Geschichte sich in seinen Kopf eingeschlichen habe. Er denkt nicht darüber nach, dass ein Überirdischer Freund versucht hat, ihn vor Unglück zu bewahren. Er gesteht nicht zu, dass sich jemand darum bemüht, für ihn eine komplizierte Lebensaufgabe zu lösen. Ein im Alltagsleben befangener Geist kann keine Vorstellung über eine Zusammenarbeit jenseits der irdischen Grenzen bekunden.

       Es ist für die Überirdischen Freunde schwer, Briefe zur Erde zu senden, besonders wenn sie dringend sind. Zudem eilen böse Spötter, eine gute Botschaft zu verhindern. Sie versuchen, ihr zuvorzukommen, und der Mensch ist unglücklicherweise oft geneigt, die hinterlistige Stimme anzuhören. Das Bewusstsein eines Menschen ist selten derart erweitert und hochstehend, dass es die Qualität der Sendung unterscheiden könnte. Der Mensch ist in Alltagssorgen befangen und die Stimme der Stille bleibt ungehört. So ist es für die Überirdischen Freunde und Uns schwer, wenn es ein taubes Ohr gibt und Marktgeschwätz vorgezogen wird.

       Der Denker bat seine Schüler: „Seid Tag und Nacht auf der Wacht. Ihr kennt den Moment nicht, in dem eine überirdische Botschaft herbeifliegt. Werdet ihr sie etwa zurückweisen?“

 

       618. Urusvati weiß, dass jemand, der auf einem Turm steht, mehr sieht als derjenige, der im Keller sitzt. Muss man diese Binsenwahrheit wiederholen? Wenn Ich jedoch davon spreche, heißt dies, dass dafür eine Notwendigkeit besteht. Die Menschen unterscheiden nicht zwischen Turm und Keller. Trotz aller Offensichtlichkeit schenken sie der Stimme vom Turm keine Beachtung.

       In Tagen größter Anspannung denken die Menschen genauso wie zu gewöhnlichen Zeiten, doch stellt eine solche Denkweise eine verbrecherische Nachlässigkeit dar. Kommt es ihnen denn nicht in den Sinn, dass jedes Ereignis von einer ihm würdigen Denkweise begleitet werden muss?

       Menschen, die aus einem brennenden Haus laufen, kümmern sich nicht darum, wenn jemand sie zu einem vor ihnen liegenden, weitaus bedeutenderen Ziel drängt. Selten stellen sie sich die wahre Lage der Dinge vor, und daher klingen ihre Stimmen, als kämen sie aus einem dunklen Keller. Sie tanzen sogar in ihrem Keller, streiten sich und sind gereizt, so als ob es dafür die passende Zeit wäre.

       Die Menschen haben die erstaunliche Angewohnheit, alles durch ihre eigene Brille zu sehen, dabei sprechen sie so viel von objektivem Urteilen. Es ist Zeit, die Zivilisation um die Fähigkeit zu erweitern, die Ereignisse richtig einzuschätzen. Eine vernünftige Beurteilung hätte viele düstere Ereignisse abwenden können. Die Menschen haben von Harmagedon gehört, rechnen aber nicht mit seiner Wirklichkeit. Man muss entschieden die Binsenwahrheiten wiederholen, weil selbst die einfachsten Wahrheiten abgelehnt werden, und das mit welchem Eigendünkel! Genauso muss man wiederholt über Vertrauen sprechen, das vom Turm aus sichtbar ist!

       Der Denker sprach: „Selbst wenn ich auf das Dach meines Hauses steige, wird Pallas Athene von der Akropolis[63] aus noch unvergleichlich viel mehr sehen.“

 

       619. Urusvati weiß, wie herrlich die Ausstrahlung des Gefühls des Vertrauens ist. Aus den Felsen des Vertrauens setzt sich der Berg der Treue zusammen, der das Weltall verschönert. In dem Begriff „Treue“ vereinigen sich die besten Lebensgrundlagen: Liebe, Schönheit, Hingabe, Mut und Weisheit. Treue ist die Folge vieler vernünftig durchschrittener Existenzen. Antipoden der Treue sind Treulosigkeit und Verrat, anders gesagt, die größte Schande der Menschheit. Wenn Treue einen solchen Gegenspieler hat, ist sie wahrlich der Gipfel des Berges. Unter einem Antipoden muss man sich einen Verfolger vorstellen.

       Treue muss als ein großer Schatz gewertet werden. Die kosmische Gerechtigkeit belohnt Treue freigebig. Die Belohnung erfolgt zur gegebenen Zeit. Nur wenige können diese fristgemäße Belohnung verstehen. Um die Frist zu verstehen, muss man eine hohe Stufe des Vertrauens offenbaren. Für eine solche Stufe des Vertrauens werden Wir dankbar sein.

      Gegenseitige Dankbarkeit ist der Schlüssel zur Harmonie. Diese einfache Bestätigung erscheint vielen als unsinnig. In solchen Herzen leben weder Dankbarkeit noch Treue. Urusvati kennt die Kraft dieser Eigenschaften. Selbst bei großen Arbeiten erleuchten sie den Lebensweg. Es muss ein wildes Herz sein, das Vertrauen und Dankbarkeit nicht kennt.

       Die Schlauen auf dem Marktplatz grinsen und zählen auf, wie oft sie das Vertrauen eines anderen betrogen haben. Sie haben damit ihren Geldbeutel gefüllt und sich selbst einen schweren Buckel auferlegt. Es ist besser, dass ein Mensch betrogen wird, als dass er selbst der Betrüger ist. Die Eigenschaft des Vertrauens bewirkt viele Erfolge. Doch möge diese gesegnete Eigenschaft nicht auf irgendwelche ungewöhnlichen Zufälle warten, um sich zu offenbaren. Das alltägliche Leben gewährt die besten Möglichkeiten, um diese hervorragende Eigenschaft zu bekunden. So wird eine feste Verbindung mit Uns geschmiedet. In einem Moment kann man von der herrlichen purpurnen Ausstrahlung des Vertrauens erglänzen. Welch mächtiges Sperrnetz* entsteht!

      Nicht selten haben Wir von Freunden gesprochen, doch muss man dabei die wahren Freunde im Sinn haben. Es kann leichtfertige und unbesonnene Freunde geben, das eine wie das andere entsteht durch einen Mangel an Treue. Wenn wir etwas sehr schätzen, hüten wir es auch. So mögen der Fels des Vertrauens und der Berg der Treue unerschütterlich stehen.

       Der Denker sprach: „Ich gehe auf den Markt, wird mich dort jemand betrügen? Der Betrüger weiß nicht, dass er mir einen Passierschein zum besten Ufer des Styx[64] ausstellt.“

 

       620. Urusvati weiß, dass man zu allem Überirdischen eine natürliche Einstellung haben muss. Hört gut zu: Solange das Überirdische für euch etwas Verbotenes oder Außergewöhnliches darstellt, wird sich euer Bewusstsein nicht erweitern. Man kann bereits feststellen, dass einige, die sich dem Überirdischen zuwenden, das Gleichgewicht verlieren. Für sie schließen irdische Erwägungen jeglichen Verkehr mit dem Überirdischen aus.

       Man wird fragen: Wie soll man sich denn dem Überirdischen zuwenden, ohne dass die irdische Hülle dabei Schaden erleidet? Wird die Vermischung irdischer Emanationen mit feinstofflichen Energien für den gewöhnlichen Menschen nicht zerstörerisch wirken?

       Eine solche Beurteilung ist falsch. Das Irdische und das Überirdische sind durch feinste Bande miteinander verflochten. Man kann sich unmöglich vorstellen, dass diese Verbindungen gestört werden, eine solche Erschütterung würde den Untergang der Erde bedeuten. Man darf sich aber nicht einbilden, dass die Erkenntnis des Überirdischen nur außergewöhnlichen Organismen eigen sei. Jeder, der über das Überirdische nachzudenken beginnt, wird unweigerlich durch das Bewusstsein dieses herrlichen Aspektes des Lebens erleuchtet werden.

       Fragt jene, für die das Überirdische etwas Normales geworden ist. Sie werden sagen, dass sie bereits von klein auf über den herrlichen Himmel nachgedacht haben, über die Sterne und einen Unbekannten Lehrer, der irgendwo lebt. Solche Gedanken sind diesen Kindern zur Erde gebracht worden, denn in ihren Familien erhielten sie keine solchen Impulse; so begann der große Prozess der Harmonisierung der beiden Welten.

       Manche lösen sich ab dem siebten Lebensjahr von den Keimen der Bewusstseinserweiterung und versinken ab dem zweiten Siebenerzyklus in ihre niedere Natur. Doch andere vermögen den Verkehr mit dem Überirdischen zu bewahren, und dann nehmen die feinstofflichen Zeichen zu. Wo sich ein natürlicher Verkehr ausgebildet hatte, gab es keine gewaltsamen Übungen. Nur ein solcher natürlicher Verkehr wird der Evolution entsprechen.

       Der Denker sprach, als Er zu einem herrlichen Stern aufblickte: „Wenn unsere Wünsche in Erfüllung gehen, werde ich mich eines Tages auf jener herrlichen Welt wiederfinden können.“

 

       621. Urusvati weiß, dass einige Bewohner der Feinstofflichen Welt bewusst schwierige Verkörperungen auswählen. Ich spreche von jenen, deren Karma auch eine leichtere Existenz erlauben würde, doch ein verfeinertes Bewusstsein sagt ihnen, dass ein schwieriges Leben mehr wert ist als viele leichte. Überdies nehmen diese selbstlosen Wanderer gern einen Auftrag an, vor dem Kleinmütige sich eiligst drücken.

       Ihr habt an Narada[65], genannt der Streitsüchtige erinnert. Er hatte die nicht leichte Aufgabe, mit Hilfe von Streit ein vernünftiges Urteil hervorzurufen; auf diese Weise wurden viele schlummernde Bewusstseine aufgeweckt. Ebenfalls haben nicht wenige Geistesstarke die Aufgabe übernommen, die Menschen von veralteten Überbleibseln zu befreien. Man kann sich vorstellen, wie schwer das Leben solcher Reiniger war! Sie ertrugen wütende Angriffe, und erst die ferne Zukunft wird ihnen eine gerechte Wertschätzung zuteilwerden lassen. Doch viele solche Arbeiter haben ihren Namen nicht hinterlassen; in der Geschichte ist nur auf einige Bewegungen hingewiesen worden, die eine Erneuerung des Denkens gefördert haben.

       Man darf nun nicht meinen, es habe nur wenige solche Kämpfer gegeben. In verschiedenen Epochen erschienen Geistesstarke, die mit ihrem Leben vom rechten Weg des Fortschritts zeugten. Mögen die Freunde über solche Arbeiter nachdenken, die umso wertvoller sind, als sie ein nahezu sorgenfreies Leben hätten wählen können, sich aber für mühevolle Arbeit entschieden haben. Mögen diese Arbeiten Stufen eines lichten Aufstieges bilden.

       Der Denker legte den Schülern nahe, ein schwieriges Leben zu wählen: „Allein in mühevoller Arbeit werdet ihr erfolgreich voranschreiten.“

 

       622. Urusvati weiß, dass hohe, verfeinerte Einfachheit ein guter Weg zum Überirdischen ist. Einfachheit bedeutet Erkenntnis und erfolgreiches Voranschreiten. Luxus bedeutet Fäulnis und Zersetzung. Die Geschichte gibt dafür Beispiele in verschiedenen Epochen. Unermüdlich Schaffende sind einfach in ihrem Alltagsleben, doch nichtsdestoweniger beeinflussen sie die gesamte Umgebung.

       Jeder Tatmensch verbreitet ungewollt die Ausstrahlung seiner Bestrebungen, doch muss man lernen, ein weises Maß seiner Bedürfnisse zu finden. Fanatismus jeglicher Art ist nicht die richtige Lösung. Man darf niemanden mit Gewalt von der Notwendigkeit der Einfachheit im Leben zu überzeugen suchen. Sie muss zusammen mit dem Gefühl der Harmonie niedergehen.

       Man muss gut verstehen, dass es auch nicht nützlich ist, mit seiner Einfachheit zu prahlen. Sie muss sich ganz natürlich ergeben. Wir erinnern oft an die Natürlichkeit der Errungenschaften. Sie verleiht wahre Ruhe ohne Neid und ohne Nachahmung unsinniger Gewohnheiten.

      Mögen gewisse Völker annehmen, Luxus sei ihre Bestimmung, besser gesagt ihr Schandmal. Ein Leben voller Fäulnis kann nicht lange währen. Nicht selten konnte nur eine Generation das Einatmen einer solchen vergifteten Luft überleben. So wurden nicht Luxus, sondern Bestattungs-Katafalke[66] verwirklicht!

       Der Denker sprach: „Wenn das Gewand zerrissen und verschmutzt ist, ist das Einfachheit? Wenn die Worte grob und beschimpfend sind, ist das Einfachheit? Wenn ein Gedanke Böses und Hinterlist verbirgt, ist das Einfachheit?“

 

       623. Urusvati weiß, wie oft die Menschen nicht in der Lage sind, verwandte Begriffe miteinander zu verbinden. So erscheinen Beweglichkeit und Unerschütterlichkeit dem Erdbewohner als widersprüchlich. Sie halten Beweglichkeit für Schwanken und Unerschütterlichkeit für Erstarrung; daraus entsteht eine Art schwankender Baum, der einen Vorbeigehenden bedroht und dabei unerträglich knarrt. Die Gegenüberstellung von Beweglichkeit bei Unerschütterlichkeit oder Unerschütterlichkeit bei Beweglichkeit geht den Menschen nicht ein.

       Der Mensch muss sich in Beweglichkeit, in Bereitschaft zur Heldentat befinden, doch muss er sich auf den Stab der Unerschütterlichkeit stützen. Nur bei einer solchen Verbindung wird der Wanderer erfolgreich voranschreiten. Man darf nicht meinen, das Überirdische sei von unirdischen Gesetzen bestimmt; auch dort ist ein Stab erforderlich, und auch dort wird der Drang zur Heldentat empfunden. Nicht wenige überirdische Bewohner träumen von herrlichen Flügen und bedauern die Last, die sie behindert. Wahrlich, eine solche Last wird nicht nur durch himmelschreiende Verbrechen, sondern auch durch jede Art von Verwirrung und Schwanken angehäuft.

       Verwechselt Schwanken nicht mit Suchen, das eine fortschreitende Bewegung in sich birgt; eine solche Beweglichkeit nennen Wir edel. Und Unerschütterlichkeit bei der Erkenntnis der Grundlagen bezeichnen Wir als segensreich.

       Der Denker lehrte die Erkenntnis verwandter Begriffe. Er sprach: „Wir selbst sind es, die den erhabenen Leib des Daseins zerspalten.“

 

       624. Urusvati weiß, dass wütendste Verneinung neben begeisterter Anerkennung wohnt. Stellen wir uns einen Kreis in der Art des geschlossenen Ringes einer Schlange vor und nehmen wir an, der Kopf sei das Zeichen höchster Anerkennung. Wir sehen dann, wie die Anerkennung sich verringert und schließlich in Gleichgültigkeit übergeht, welche die Schwelle zur Verneinung bildet. Diese nimmt am Schwanz der Schlange zu und wird heftig und wütend; derart wütend, dass man den Verdacht hegen könnte, in ihr verberge sich Anerkennung. Es gibt viele Beispiele, da sich wütendste Verfolger in ergebenste Anhänger verwandelt haben.

       Man muss sich daher besonders vor Gleichgültigkeit, dem Urvater der Verneinung, hüten. Danach führt der schändliche Weg zu den niederträchtigsten Formen der Verneinung; doch in der Tiefe des Bewusstseins beginnt schon der Sturm, und die Polarität schafft eine Anspannung, in der bereits die Wahrheit erklingt. Das Chaos kämpft und zeigt sich stürmisch, doch die angespannte psychische Energie überwindet die Finsternis und es kann zu einer herrlichen Apotheose[67] kommen.

       Deshalb beobachtet, in welchem Stadium sich die Verneinung befindet. Möge sie auf dem Weg der Verfluchung voraneilen. In frühen Stadien wird sie noch nicht die Energie für eine Erleuchtung finden. Doch möge der Ausbruch eintreten, dann wird das Strahlen des Lichts eine Annäherung an die Wahrheit hervorrufen. Ein solches lebendiges Beispiel ist heute oft zu beobachten, denn die Erdbewohner haben sich anscheinend unversöhnlich entzweit und nur noch ein Ausbruch wird eine Verschiebung* bewirken.

       Der Denker sprach: „Leonidas verfolgt und beschimpft mich so sehr, dass ich allmählich denke, in ihm entstünde Freundschaft. Doch nein, ich irre mich, er ist noch nicht wütend genug.“

 

       625. Urusvati weiß, wie falsch das Chaos und der Kampf mit ihm verstanden werden. Der Begriff des Chaos wurde im fernen Altertum erkannt. Die klassischen Denker definierten das Chaos als grobe Materie, die sich nicht überwinden lässt. Später entstand die symbolische Darstellung des offenbarten Punktes im Kreis des Unoffenbarten. Die Definition und die Zeichnung sind richtig, und dennoch rufen sie Irrtümer hervor. Man könnte aus ihnen schließen, das Unoffenbarte oder Chaos und das Offenbarte seien völlig voneinander getrennt. So denken viele und beruhigen sich damit, dass sie ja außerhalb des Chaos lebten.[68]

       Tatsächlich ist aber jeder den Wirkungen des Chaos ausgesetzt, das wie eine Art Chemismus ins menschliche Herz eindringt. Man darf nicht sagen, dass nur niedere Organismen solche Einwirkungen erfahren. Alle befinden sich unter dem Druck dieses unsichtbaren Feindes. Der Unterschied besteht nur darin, dass niedere Organismen solche Einwirkungen leicht anziehen, ein hochstehendes Bewusstsein dagegen sich den unerbetenen Einflüssen widersetzt.

       Wir haben davon gesprochen, dass Grausamkeit, Grobheit und Unwissenheit Brutstätten des Chaos sind. Im Umkreis solcher Herde entstehen gefährliche Epidemien. Ihr könnt beobachten, wie sich in Kriegszeiten das Selbstbewusstsein der Menschen verändert. Die Tore geistiger Festigkeit sind geöffnet, und die Wellen des Chaos strömen ungehindert ein und vergiften den Organismus. Das Denken verändert sich, die Logik entschwindet und die Ehrenhaftigkeit verfällt. Einzelne Heldentaten versinken in den Wellen des Chaos. Die Menschheit hat einen verderbenbringenden Verbündeten herbeigerufen.

       Es ist bedauerlich, dass die Menschen nach Millionen von Jahren immer noch nicht verstehen, welche Gefahren sie aus dem Raum hervorrufen können! Doch selbst in den Tagen des Harmagedon kann man mit nützlicher Selbstvervollkommnung beginnen. Wenn die Energie nicht ausreicht, Boshaftigkeit, Grausamkeit und Grobheit zu vertreiben, kann man sie dennoch zügeln. Jeder kann an diesem Werk mitarbeiten. Die Anspannung ist sehr groß und es ist an der Zeit, die Leichtfertigkeit hinter sich zu lassen, denn sie stellt verhängnisvolle Unwissenheit dar.

       Der Denker lehrte: „Jeder kann seiner Unwissenheit den Krieg erklären. Ein solcher Krieg ist ehrenvoll, er ist die Gewähr des Erfolges und eine Verteidigung des Vaterlandes.“

 

       626. Urusvati weiß, dass einige Menschen zu behaupten suchen, Wir existierten überhaupt nicht. Solche Menschen sind von einer derartigen Wut erfüllt, dass man den Verdacht hegen könnte, sie wollten sich selbst davon überzeugen. Keinerlei Argumente wirken auf sie. Personen, die Uns begegnet sind, bezeichnen sie als Lügner und behaupten, sie hätten unter Hypnose gestanden.

       Die wissenschaftlichen Analogien des drahtlosen Telegraphen und der Television überzeugen die Verneiner nicht. Die Menschen glauben, was sie wollen. Keinerlei Fakten überzeugen sie. Sie erklären, sie seien bereit zu glauben, wenn sie sich persönlich vergewissern könnten, doch wenn die Bestätigung eintritt, sagen sie, es sei nur Schein. Dafür lassen sich Beispiele anführen.

      Ich bestätige, dass solche Verneiner Kräften dienen, von denen sie gar keine Vorstellung haben. Weshalb behaupten sie, was sie nicht wissen? Mögen sie doch beweisen, dass Unsere Existenz unmöglich ist.

       Kann denn ein gewissenhafter Forscher behaupten, in seinem Bereich sei alles entdeckt und erklärt? Nur ein dummer, konventioneller Geist wagt zu behaupten, ihm sei alles bekannt. Jede neue Entdeckung ist nur ein weiterer Zugang zum Unbekannten. Noch vor kurzem kannte man nur das Nordlicht, nun aber bemerkt man bereits das Himalayalicht. Doch niemand kann die Ursache dieses Lichtes aufzeigen. Man könnte von Energieanspannung oder von elektrischen Erscheinungen reden, doch diese Annahmen sind höchst undeutlich.

       Warum herrscht denn irgendwo jenseits des Mount Everest eine ungewöhnliche Energieanspannung? Warum ist eine solche Erscheinung mit verschiedenen Einwirkungen verbunden? Es können viele Fragen aufkommen, doch das Wesentliche bleibt bis heute ungeklärt. Möge jemand darüber nachdenken. Möge ebenfalls jemand Informationen über verschiedene seltsame Begegnungen sammeln; in der Literatur finden sich nicht wenige Erinnerungen daran.

       Der Denker sprach: „Viele unbekannte Feuer leuchten den Wanderern.“

 

       627. Urusvati weiß, dass der Mensch die feinstofflichen Energien nicht nur anerkennen, sondern auch mit ihnen zusammenwirken muss. Muss der Mensch etwa irgendein Gigant sein, um an eine solche Zusammenarbeit denken zu können? In einer gut konstruierten Maschine ist jedes Teilchen unersetzlich. Möge der Mensch des öfteren sich selbst als ein Teilchen des Weltalls vorstellen. Er ist wahrhaftig imstande, seine Energie dem großen Weltaufbau hinzufügen.

       Der Gedanke des Menschen ist die beste Energie, er kann sie unerschöpflich in das Gewölbe des Universums ausströmen. Wie eine Lichtsäule kann der Gedanke sich emporschwingen und sich an den großen Energetischen Apparat anschließen. Es ist die Pflicht des Menschen, seinen Besitz zu teilen, doch der beste Besitz ist seine Gedankenenergie. Diese Energie kann nämlich, wenn sie bewusst strebt, als eine wahre yogische Verbindung mit der Höheren Welt dienen. Oft haben Wir über die Bedeutung der Bewusstheit gesprochen, sie allein schafft Leben. Selbst Prana muss bewusst eingeatmet werden.

       Der Denker sprach: „Jeder von uns, der in den Schlaf geht, möge einen schönen Gedanken, einen Gruß an die Kräfte der Natur aussenden.“

 

       628. Urusvati weiß, dass ein Tatmensch einem fürsorglichen Gärtner gleichen sollte. Es ist nicht leicht, die schönsten und nützlichsten Pflanzen zu schützen, doch ebenso muss man verstehen, wie nützlich auch einige einfache Blumen sind. Unwissende könnten sie zertreten und für Unkraut halten. So muss man auch im gesamten Leben besonders die Bedeutung der kleinen, unscheinbaren Arbeiter erkennen, aus denen starke Mitarbeiter werden können. Man darf nicht über ihr geringes Wissen bekümmert sein, denn dafür sind sie in der Lage, Durchschnittswissen beiseitezulassen und zum Höchsten zu streben.

       Wir und die Uns Nahestehenden haben das Streben zum Kleinen, Einfachen und von Hinterlist nicht Berührten sehr entwickelt. Mag ihr Denken einen zunächst durch seine Primitivität betrüben, doch dafür fällt man nicht in einen Sumpf von Sophisterei[69]. So vermag auch Unser Volk vom Kleinen zum Hohen überzuspringen, ohne aber sich dieses Hohen zu brüsten. Selbst seine Glaubenskämpfer konnten nicht hochmütig werden. Sie verstanden, dass sogar die größte irdische Arbeit nur die Schwelle zum überirdischen Dasein ist.

       Sie kannten das Feuer und die leuchtende Flamme, doch ließen diese Zeichen sie nicht überheblich werden. Eine solche Einfachheit war weder Erniedrigung noch Demütigung, sondern das Leben des Herzens, das Leben der Selbstverleugnung. Sie erwarteten keine besondere Anerkennung, denn sie waren wahre Arbeiter. Sie verstanden zu reden und zu schweigen.

       Der Denker sprach: „Lasst uns schweigen und die Gedankenblitze löschen. Möge aus dem tiefen Inneren das Wichtigste, das Verborgenste aufsteigen.“

 

       629. Urusvati weiß, wie entschieden die Stimme aus den Tiefen unseres Bewusstseins erklingt. Klar ist, dass sich im Menschen zwei Arten psychischer Arbeit vollziehen. Die eine ist den grobstofflichen, irdischen Bedingungen unterworfen, während die andere sich bereits auf die Feinstoffliche Welt bezieht. Man kann sich davon überzeugen, dass das Ergebnis dieser zweiten Arbeit höher und grundlegender ist als das der ersteren.

       Nicht selten kommt aus den Tiefen des Bewusstseins eine Stimme auf, die eine irdische Entscheidung widerruft. Es ist sehr aufschlussreich, diese Zweikämpfe zu beobachten, die sich im Menschen selbst abspielen. „Erkenne dich selbst“ sagten die Philosophen, und sie hatten recht. Nur wer die Stimme aus den Tiefen des Bewusstseins anzuerkennen vermag, kann sich als auf dem Weg der Erkenntnis befindlich erachten. Es ist erstaunlich, wie durchdacht und unerschütterlich das Bewusstsein in seinen Tiefen tätig ist.

       Man könnte fragen: Wozu gibt es diese beiden einander oftmals entgegengesetzten Arten psychischer Arbeit überhaupt? Doch Wir antworten: Sie bestätigen nur den Unterschied zwischen den irdischen und den überirdischen Bedingungen. Natürlich ist das feinstoffliche Bewusstsein auch gerechter und weitsichtiger als das von Verwirrung und Angst bestimmte irdische.

       Glücklich ist, wer gelernt hat, der Stimme aus der Tiefe des Bewusstseins Gehör zu schenken. Er wird neue Mittel für den irdischen Kampf finden. Er wird mit guten und gerechten Augen um sich blicken. Er wird die richtige Bestimmung vieler Eigenschaften finden und Mut schöpfen. Mag man diese Stimme als Unterbewusstsein, klein oder groß bezeichnen, ist das nicht alles dasselbe?! Wesentlich jedoch ist, dass im Menschen eine große psychische Arbeit vor sich geht.

       Der Denker sprach: „Hört die ermutigende und warnende Stimme. Dieser Richter und Freund ist immer bei euch.“

 

       630. Urusvati weiß, wie unterschiedlich Unsere Antworten ankommen. Manchmal ist eine Frage noch nicht beendet, doch die Antwort ist bereits da. Ebenso geschieht es, dass eine Antwort erst nach einigen Tagen eintrifft, was nur die Lebendigkeit des Prozesses beweist. In den Fällen, in denen die Antwort die Frage überholt, erweist sich, dass auch die Frage selbst wegen des gesandten Gedankens aufgetaucht war.

       Stellt euch eine Vielzahl von Ursachen vor und denkt darüber nach, weshalb eine Antwort verzögert werden könnte. Es kann nicht nur eine Unentschiedenheit der gegebenen Umstände, sondern auch von außen kommende Ursachen geben, die eine Verzögerung bewirken, doch bei allem kann man die Lebendigkeit solcher Übertragungen beobachten.

       Nicht selten möchten die Menschen von solchen Umständen erfahren, die besondere Aufmerksamkeit erfordern, doch eilige Angelegenheiten erlauben keine sofortige Änderung des Stromes (…). So wie ihr im Leben nicht selten sagt: „Wartet eine Weile“, so ist es im gesamten Dasein.

      Doch die Menschen sind Egoisten, wenn sie etwas nötig haben, und ziehen noch nicht einmal die kosmischen Bedingungen in Betracht. Man muss sich an Entsprechung gewöhnen und die Ausmaße Unserer Tätigkeit verstehen. Wir können Uns in eiliger Tätigkeit befinden, dann ist es unmöglich, den Strom zu unterbrechen. Jeder unterbrochene Strom gleicht einem zerbrochenen Pfeil.

       Der Denker lehrte die Notwendigkeit, fremde Arbeit zu achten. Er sprach: „Wie kann man den Fluss des Denkens kennen? Weise wird es sein abzuwarten, bis der Freund das angespannte Denken beendet hat.“

 

       631. Urusvati weiß, dass viele den Begriff Rhythmus einschränken. Ihrer Meinung nach kommt Rhythmus in Musik, Gesang, Tanz und Dichtung zum Ausdruck, doch sie vergessen den hauptsächlichen Rhythmus, der sich im gesamten Universum ergießt und das ganze Leben durchdringt. Angesichts dieses uranfänglichen Rhythmus erweisen sich unsere irdischen Erscheinungen als dürftig. Für eine ungeordnete Lebensweise ist bereits jede rhythmische Handlung heilsam, doch ist dies nur die Schwelle zum erhabenen Rhythmus des Weltalls.

       Mögen die Menschen darüber nachdenken, weshalb die einen Handlungen überzeugend sind, andere indessen die Saiten des Herzens nicht berühren. Wir antworten: Der innere Rhythmus wirkt überzeugend und bereitet die Anwesenden für eine Aufnahme des Gesagten und Getanen vor. Die Umgebenden folgen auf dem Fuße, wissen aber selbst nicht warum.

       Die Tätigkeit der großen Spirale ist eine der Ausdrucksformen des großen Rhythmus. Ein Leser Unserer Gespräche rief aus: „So wird das Wissen des Lebens fest eingeschraubt!“ Er hat diesen Vergleich richtig gezogen. Wenn man das System der Gespräche analysiert, findet man eine Spirale – sie ist der beste Zugang zu den Gesetzen des Lebens.

      Man kann keine Bestimmung abschließend definieren; ihre Erklärung ergibt sich nicht allein aus dem Gesagten, sondern auch aus dem Bewusstseinszustand des Gesprächspartners. Doch das Bewusstsein verändert sich, und es ist nützlich, ein neues Urteil zu vermitteln, damit die Empfangenden sich erneuern. So lässt sich der Rhythmus des Weltalls im gesamten Leben feststellen.

       Der Denker verstand es, das Bewusstsein des Rhythmus zu wecken: „Nicht in Tänzen, sondern im Pochen des Herzens haben wir das beste Beispiel des universellen Rhythmus.“

 

       632. Urusvati kennt den Unterschied zwischen den wirklichen und den augenscheinlichen Fristen. Das Beispiel des Arztes ist besonders aufschlussreich:

      Ein erfahrener Arzt versteht, dass eine Krankheit nicht vor ihrem Ausbruch entstanden ist, sondern früher. Er wird nach den eigentlichen Ursachen forschen und das gesamte Leben des Kranken erneuern.

      So verhält es sich auch mit der Frage der Fristen. Die Menschen zählen die Frist von da ab, wo das Ereignis für sie offensichtlich wurde. Doch es ist nicht der Beginn des Ereignisses, wenn selbst der Kurzsichtige sieht, was vor sich geht. Man kann davon überzeugt sein, dass die Entstehung des Ereignisses früher erfolgte. Weise ist es, gerade die Entstehung von Ereignissen zu erkennen, nur dann ist man in der Lage, ihre Entwicklung und Lösung zu beobachten.

       Die Entstehung der Ereignisse zu erforschen ist nicht nur um der Wahrheit willen nützlich, sondern auch, um sein Denken zu prüfen. Man muss sich von jeglicher Voreingenommenheit lösen können. Möge das Denken ruhig und frei sein, wie Wasser in einem sauberen Brunnen, bei dem man den ganzen Grund klar sehen kann. Ein solches ruhiges Denken ist allerdings nicht leicht zu erwerben. Der Mensch möchte seine eigene vorgefasste Lösung unterschieben oder doch wenigstens den Weg zum Urteil bestimmen.

       Genauso wichtig ist aber, karmische Wirkungen zu bemerken; dafür muss man die Geschichte der Völker kennen; allein durch solche dokumentarischen Vergleiche kann man zu einer gerechten Entscheidung gelangen. Man muss in der Lage sein, zu einem echten Wissenschaftler zu werden, dem eine wahre Schlussfolgerung wertvoll ist, auch wenn sie nicht seiner Auffassung entspricht. Man muss lernen, persönliche Ansichten um der Wahrheit willen aufzugeben.

       Darauf wies der Denker hin, als er sprach: „Nicht meine zerbrechliche Meinung, sondern der Marmor der Jahrhunderte bestätigt unsere Schlussfolgerungen.“

 

       633. Urusvati weiß, dass jede aus der Überirdischen Welt kommende Aufgabe unter den irdischen Bedingungen einen gewissen Schaden erleidet. Darüber darf man nicht bekümmert sein, denn der Unterschied zwischen den feinstofflichen und den irdischen Bedingungen ist erstaunlich; man möge sich vielmehr an Unsere Weisung erinnern: „Weiter als das Weite“. So mahnen Wir an die ursprünglichen Aufgaben, die in der Feinstofflichen Welt übertragen wurden.

       Jeder Bewohner der Feinstofflichen Welt erhält einen Auftrag, der seinen Fähigkeiten entspricht. Es werden nicht nur große Aufträge erteilt, sondern auch solche, die im Bereich des Alltagslebens erfüllt werden müssen, wo man auch einen bestimmten Nutzen beitragen kann. Doch nur wenige bewahren noch eine Erinnerung an solche Aufgaben, die auch das Karma erleichtern sollten.

       Oft bedauern die Menschen, dass sie etwas nicht ausführen können, und wissen selbst nicht, weshalb ihr Herz schmerzt. Sie versuchen, sich an etwas zu erinnern, doch im grobstofflichen Zustand flattert ein feinstofflicher Gedanke umher wie ein aufgeschreckter Vogel. Die Menschen können den richtigen Weg nicht fortsetzen, solange sie sich nicht der Überirdischen Welt zuwenden.

       Man sollte auch den im Volk aufgekommenen Erleuchtungen Aufmerksamkeit schenken. Sie können aus der tiefsten Quelle kommen. Ihr tut recht, wenn ihr Prophezeiungen aus dem Volk aufmerksam wahrnehmt. Man kann sich davon überzeugen, dass solche Hinweise innerhalb einer gewissen Frist in das Gerede des breiten Volkes eingehen werden.

      Man kann darüber staunen, weshalb die unterschiedlichsten Stimmen beginnen, ein und dasselbe zu bestätigen. Dabei werden überzeugende Fristen genannt. Es lässt sich hinzufügen, dass das Gesagte ebenso wahr ist wie die Angabe, dass unter dem Felsen des Ghum[70] eine Prophezeiung liegt. Man muss die Verbindungen des Irdischen mit dem Überirdischen genau beobachten.

       Der Denker sprach: „Seid imstande, die Stimme des Volkes zu verstehen, in ihr erklingt eine Überirdische Weisung.“

 

       634. Urusvati weiß, wo die Wahrheit liegt, eine solche Synthese ist ein ganzes Buch wert. In der Tat ist es nicht leicht, seine ganze irdische Hülle abzuwerfen und zu erkennen, wo die Wahrheit ist, die den Ereignissen zugrunde liegt; eine solche Prognose ist auch für die Überirdische Welt von Nutzen.

       Es ist ein Glück, wenn ein Mensch von seiner Aufgabe für das Gemeinwohl so sehr erfüllt ist, dass er in der Überirdischen Welt seine lichte Arbeit unverzüglich fortsetzen kann. Wundert euch nicht darüber, dass solche harmonische Weiterführung der Arbeit nicht leicht ist, denn in ihr vereinigen sich irdische und überirdische Bedingungen. Man braucht einen festen Willen, der keine Hindernisse kennt. Man braucht einen solchen Mut, dass noch nicht einmal im Schlaf Erholung erforderlich ist.

       Der Mensch kann alle Hindernisse überwinden, wenn ihm das Ziel der Reise klar ist. Es wird die Reise noch nicht einmal wahrnehmen, wenn er in der Ferne bereits das Licht sieht. Er wird die Schritte zu diesem Licht nicht zählen, denn es leuchtet bereits im Herzen des Arbeiters. So werden wir die Verbindung zum Überirdischen finden, möge sie den Menschen zur Freude führen. Möge der Mensch sich befehlen, so unbeugsam zu gehen, dass er bei seinem Flug neue Bedingungen gar nicht spürt.

       Das Märchen des Lebens ist groß, und jeder ist imstande, über die Strahlen der Himmelskörper nachzudenken, welche die Erde nach Millionen von Jahren erreichen. Beflügelt eine solche Berührung mit der Ewigkeit den Menschen etwa nicht? Schafft er sich denn keine Erneuerung des Denkens? Er kann die Wirklichkeit lieben lernen und in sich das Bewusstsein finden, welches ihm ermöglicht, das Überirdische wahrzunehmen, als wäre es hier. Die Lehre kann eine solche Wahrnehmung nicht vermitteln, solange der Mensch die Überirdische Welt nicht annehmen will.

       Der Denker sprach: „Lernen wir zu erkennen, wo die Wahrheit liegt. Sie existiert, auch wenn sie von vielen Hüllen bedeckt ist.“

 

       635. Urusvati weiß, dass Hass den schlimmsten Wahnsinn erzeugt. Glücklicherweise ist voll ausgebildeter Hass nicht oft anzutreffen. Bei Hass wachsen die Kräfte, und es offenbaren sich hinterlistige unsichtbare Gefährten. Ein solcher Wahnsinn kann überaus gefährlich werden, das Karma des Hasses aber ist entsetzlich. Solche Wahnsinnigen bleiben auch in der Überirdischen Welt wütende Hasser. Ein solches Karma kann höllisch genannt werden, dabei sind die Gedanken nur auf die Befriedigung des Bösen ausgerichtet.

       Der Mut eines Führers stumpft an der Bosheit solcher Wahnsinnigen ab. So ist es unmöglich, sie zur Vervollkommnung zurückzubringen. Doch die Erfolglosen handeln falsch und verlieren rasch ihre früheren Aufspeicherungen. Ein Hassender kann nicht im Evolutionsprozess bleiben. Und ihr könnt euch selbst vorstellen, dass der Weg eines aus der Evolution Ausgestoßenen entsetzlich genannt werden kann. Mögen die Menschen recht bald verstehen, dass Hass ein schlechter Führer ist.

       Hass ist unversöhnlich. Anhand dieser Eigenschaft kann man ihn von anderen Erscheinungen unterscheiden. Mitunter verwechselt man ihn mit Strenge. Die Menschen sprechen von wütenden Taten großer Verwandler, doch geschahen diese Taten in Wirklichkeit aus Strenge und waren von Hass weit entfernt. Wir wollen nicht über die Gründe dieser Strenge urteilen. Man kann sich den Abgrund von Unwissenheit und Feindseligkeit vorstellen, auf den jeder Verwandler des Lebens traf! Man kann sich nur wundern, dass ein großer Tatmensch nicht selbst in Hass verfällt, doch dies ist für große Tatmenschen nicht charakteristisch.

       Am Kriterium des Hasses lässt sich das Niveau eines Tatmenschen erkennen. Nur ein wertloser, dünkelhafter Mensch, der alles ihm Unbekannte verachtet, wird zum Opfer eines Strudels von Hass. Er wird aber nicht in einem einzigen Augenblick zu einem Hasser. Statt Tropfen heilsamen Arbeitsschweißes hat er viele Tropfen Imperil aufgehäuft. Ein strenger Verwandler grämt sich insgeheim über jede wütende Handlung, doch der Hassende frohlockt über jeder seiner Grausamkeiten.

       Evolution setzt voraus, dass Hass als eine Schande der Menschheit angesehen wird; dann werden viele Hindernisse verschwinden, die durch Unwissenheit errichtet wurden. Hass ist eine besondere Art von Unwissenheit. Ein aufgeklärter Mensch weiß, dass Hass seinen Fortschritt behindert.

       Glaubt nicht, ein Hassender sei ein Gigant des Bösen, es gibt auch kleine Hasser; doch auch sie tragen das Karma des Hasses, und dabei sind irdische Waagen unbrauchbar. Und weiß denn ein solcher Hassender, was er behindert und was er zu zerstören träumt? Viele Hassende wissen nicht, was sie hervorbringen wollen. Sie sind wie erbärmliche Steinchen in einem Strom, über die eine mächtige Strömung hinwegrast. Doch auch Steine können ein Hindernis bilden.

       Der Denker sprach: „Ich bitte das Schicksal, die Menschen vor dem Wahnsinn des Hasses zu bewahren.“

 

       636. Urusvati weiß, dass eine Vielzahl von Menschen mit falschem Denken in die Feinstoffliche Welt hinübergeht. Die einen gehen in Angst und Schrecken hinüber, andere in Bosheit und Gereiztheit, dritte in Gebundenheit an irdische Dinge und vierte bilden sich ein, jenseits der körperlichen Hülle sei nichts mehr.

       Viele nicht nützliche Gedanken fügen der feinstofflichen Existenz Schaden zu. Unter den nicht nützlichen Aufgaben gibt es auch solche, die dem Wesen nach gut, aber unanwendbar sind. So versprechen einige, sich im feinstofflichen Körper zu offenbaren; mit einem solchen Versprechen binden sie sich und enttäuschen diejenigen, denen sie das Versprechen gegeben haben.

      Der Mensch muss die Schwelle frei und zur Vervollkommnung bestrebt überschreiten. Vielleicht muss er zur Erfüllung seiner Aufgaben im feinstofflichen Körper erscheinen, möge eine solche Zulassung jedoch im Rahmen der übrigen Erfahrungen und Erkenntnisse natürlich vor sich gehen.

       Zudem kann der Mensch nicht im voraus wissen, wem er wann erscheinen kann. Es mag beispielsweise sein, dass die Schwingungen einer ins Auge gefassten Person sich nicht geändert, die einer anderen jedoch zugenommen haben; solche Veränderungen lassen sich nur von der Feinstofflichen Welt aus feststellen, und es wäre nicht weise, die Realität vorwegzunehmen. Möge alles natürlich und ohne Voreingenommenheit verlaufen.

      In voller Bereitschaft sein heißt nicht, sich durch vorgefasste Absichten zu binden. Es ist sehr gut möglich, dass jemand im feinstofflichen Körper erscheint, und so Menschen Nutzen bringt, doch wird dies kein furchterregendes Gespenst, sondern ein lichter Bote sein. Auf eine solche Erfahrung muss man sich vorbereiten und den Führer anerkennen.

       Der Denker sprach: „Wir benötigen keine schrecklichen Gespenster, doch möge ein lichter Bote anklopfen.“

 

       637. Urusvati weiß, dass der menschliche Organismus auf alles Umgebende weitaus mehr reagiert, als man gemeinhin denkt. Bis heute nehmen die Menschen an, dass sie in einer Art Leere leben, in der es keine Leitungen gibt. Selbst die Entdeckung der Radioübertragungen hat zu keiner neuen Weltanschauung geführt. Doch jetzt möchte Ich an einen überaus wesentlichen Umstand erinnern, nämlich die Übernahme eines fremden Schmerzes auf Entfernung.

       Ihr wisst bereits, dass Schmerzen unter Suggestion auf Anwesende übertragen werden können. Doch auch ohne Suggestion ist ein starker Wille in der Lage, Schmerzen anderer über allergrößte Entfernungen hinweg auf sich zu nehmen. Nicht selten denkt ein Mensch aus Gutherzigkeit, das Leiden eines anderen erleichtern zu wollen, und übernimmt die Krankheit selbst. Eine solche Übernahme von Krankheit kann keine physische Ansteckung sein, sondern ist ein psychischer Vorgang mit allen körperlichen Folgen.

       Es lässt sich eine Reihe von Beispielen solcher psychischen Übertragungen nennen. Sie beweisen, wie feinfühlig der menschliche Organismus ist und wie selten man solche feinen Erscheinungen beobachtet. Die Wissenschaft hilft den meisten Menschen wenig, denn selbst im besten Fall bleibt sie im engbegrenzten Kreis der Wissenschaftler. Es ist unerlässlich, die Schlussfolgerungen der Wissenschaft den breiten Massen zu übergeben. Lasst uns keine Popularisierung fürchten, denn viele neue Entdeckungen müssen Besitztum des Volkes werden.

       Der Denker sprach: „Ich sehe nicht, warum die Landbevölkerung weniger wissen sollte als die Städter.“

 

       638. Urusvati weiß, dass lebendige Erkenntnis immer erweiternd, nicht aber begrenzend ist. An diesem Merkmal kann man wahre Wissenschaft erkennen. Die Menschen möchten in allem die Materie sehen, und sie sind auch nicht weit von der Wahrheit entfernt, wenn sie die ganze Vielfalt der Eigenschaften der Materie einräumen. Das Wort „Materie“ selbst ist gut und mit dem erhabenen Begriff der Mutter verwandt. Jetzt, im Zeitalter der Mutter der Welt, muss man gegenüber allem, was an diese herrliche Grundlage gemahnt, besonders aufmerksam sein. Überdies muss man verstehen, dass der Begriff der Materie die unterschiedlichen Eigenschaften dieses gebärenden Stoffes in sich fasst.

      Es heißt, dass Materie kristallisierter Geist ist, doch man kann es auch umgekehrt sagen, denn alles, von den feinsten Energien angefangen, ist Materie. Wenn jemand sich gegen das energetische Prinzip auflehnt, ist dies ein ärmliches Urteil, denn damit verneint er gleichzeitig auch die Materie. Was bleibt einem solchen Unwissenden dann noch?

      Es ist an der Zeit, der Bezeichnung ihre wirkliche Bedeutung zurückzugeben. Wer sich als Materialist versteht, sollte die Materie in all ihren Arten verehren. Es ist unstatthaft, sich als Materialist zu bezeichnen und das Wesen der Materie zu leugnen.

       Wie herrlich ist es indessen, die Materie zu studieren und dem Evolutionsprozess gegenüberzustellen; nur ein solcher Weg ist wissenschaftlich. Doch muss man sagen, dass auch diese Definition Entstellungen ausgesetzt ist. Ein positiv ausgerichtetes Studium wird niemals etwas Begrenztes sein. Im Gegenteil, es muss ein Symbol ständiger Erkenntnisgewinnung sein.

      So denkt über die Bedeutung vieler Begriffe nach, und es wird euch klar werden, wie sehr Wir wünschen, dass man an alles von der wissenschaftlichen Seite herangeht. Für Uns widerspricht eine solche Grundlage der Freiheit des Forschers nicht, sondern sie weist nur auf die herrliche Materie hin, welche die Mutter selbst ist.

       Der Denker sprach: „Lernen wir, die Mutter zu verehren, dann werden wir auch das Wesen der Natur verstehen.“

 

       639. Urusvati weiß, dass man bei einem Besuch und beim Übergang in die Überirdische Welt in sich die freudigsten Erinnerungen wachrufen muss. Wir haben oft von dieser Brücke der Freude gesprochen, doch die Menschen hören selbst den besten Ratschlägen kaum zu. Einige sagen: „Unser Leben war düster und freudlos.“ Doch sie vergessen, dass jeder Mensch Augenblicke der Freude erlebt hat. Gerade diese muss man aus dem Archiv des „Kelches“ hervorrufen.

       Man darf nicht glauben, dass irgendwelche Siegesposaunen oder allgemeine Anerkennung durch das Volk erforderlich seien, reine Freude kommt auch im bedrängtesten Arbeitsleben zum Vorschein. Jeder vollbringt selbstverleugnende Handlungen. Man muss fähig sein, alles Beste zu sammeln. Der Mensch weiß selbst, ob er der Menschheit würdig war. Man muss solche Augenblicke vorbereiten, sie sind ein kostbares Gepäck, und dann kann die Brücke der Freude von einer Vielzahl heller Feuer erstrahlen. Jeder kann verstehen, dass ein solcher Hinweis auf das Beste im Leben auch das Leichteste sein wird.

       Man darf sein Denken nicht an düstere und schwere Erinnerungen fesseln, sonst werden sie einem das Leben wie Blutegel aussaugen. Die Misserfolge muss man vergessen, denn sie kommen im Leben jedes Tatmenschen vor. Weshalb einen unnötigen Schwanz von Schicksalsschlägen hinter sich herschleppen? Mögen sie nur karmische Zahlungen sein. Doch Freude ist die Gewähr des künftigen Erfolges. Der Führer kann dort besser helfen, wo die Funken der Freude erglühen. Dieser Seite Unseres Inneren Lebens kann jedem nahestehen.

       Der Denker sprach: „Man muss verstehen, alle Funken der Freude zu sammeln, dann kann man auch ohne das Boot des Charon auskommen.“

 

       640. Urusvati weiß, dass viele Unsere wiederholten Weisungen über Ruhe nicht verstehen. Ihr Irrtum geht so weit zu denken, Wir wiesen auf Untätigkeit hin. Wir sprechen jedoch niemals über Untätigkeit, und der Hinweis auf Ruhe hat die innere Ruhe im Sinn. Leider ist sie nur schwer zu erreichen. Mitunter nimmt ein Mensch an, er sei ruhig, doch in seinem Inneren rumort ein wahrer Vulkan. Ein solcher Zustand des Nervensystems kann eine extreme Erschöpfung hervorbringen.

       Ist es denn ein Widerspruch, wenn Wir von Scharfsicht und Wachsamkeit sprechen und gleichzeitig auf irgendeiner inneren Ruhe bestehen? In diesen Begriffen liegt jedoch kein Widerspruch, sondern voller Zusammenklang. Die Wacht wird erfolgreich sein, wenn sie mit Ruhe verbunden ist.

      So muss der Mensch verstehen, dass die Mehrzahl der Umstände, die seine Unruhe hervorbringen, bereits in die Vergangenheit entschwunden ist. Wir aber schlagen vor, in die Zukunft zu streben; bei einem solchen Streben wird der Mensch in feinen Zusammenklängen schwingen und braucht sich nicht zu beunruhigen.

       Nur von den Türmen aus kann man weit sehen und verstehen, wie wertvoll die Zukunft ist. Man kann von einer Notwendigkeit der Gegenwart lesen, und es existieren ganze Theorien darüber, dass man nur in der Gegenwart leben solle. Mögen diese Philosophen aber begreifen, dass die Gegenwart gar nicht existiert. Diese Mahnung muss immer wieder wiederholt werden, sonst werden die Menschen es nicht lieben, in der Zukunft zu leben.

       Der Denker sprach: „Wir können uns der Vergangenheit erinnern und uns auf die Zukunft vorbereiten, doch die Gegenwart ist unfassbar und unbegreiflich.“

 

       641. Urusvati weiß, wie unvorsichtig und geringschätzig die Menschen sich allem gegenüber verhalten, was die Überirdische Welt berührt. Ich spreche noch nicht einmal von den feinsten Berührungen, doch schon bei Materialisationen stellen sie so dumme Fragen, dass man sich wundert, wie gebildete Menschen keine vernünftigere Herangehensweise finden! Die Menschen versammeln sich scheinbar wegen einer ernsten Angelegenheit, doch in der Art ihres Herangehens kann man entweder Misstrauen oder unpassenden Spott sehen.

       Ihr wisst zur Genüge, wie vorsichtig Wir uns gegenüber sogenannten spiritistischen Sitzungen verhalten. Die Menschen verstehen nicht, dass sich außerhalb dieses Verkehrs im gesamten Leben eine Vielzahl von Berührungen mit dem Überirdischen vollzieht. In solchen Berührungen ist nichts Widernatürliches oder Erzwungenes. So kann jeder einen Verkehr mit einem weiten Bereich bemerken, der seine gesamte Weltsicht verwandeln kann.

       Ganz und gar nicht heißen Wir jene Psychopathen gut, die sich von ihren irdischen Verpflichtungen lösen und nur Verwirrung um sich herum verbreiten. Sie sprechen von höheren Harmonien und vergessen gleichzeitig, dass Harmonie zwischen der irdischen und der überirdischen Welt herrschen muss. Wenn die Psychopathen die irdischen Aufgaben für unter ihrer Würde erachten, erweisen sie sich nur als unwissend. Sie sind zur Erfüllung einer bestimmten Aufgabe auf die Erde gekommen. Sie sollten ihre Aufgabe lieben lernen. Während der Hingabe an eine irdische Arbeit können sie auch die Berührungen des Überirdischen wahrnehmen. Eine solche Verbindung wird auch ein natürliches Band zwischen den Welten sein.

       Nach komplizierten Überlegungen muss man wieder zum Einfachsten zurückkehren. Der Mensch kann die Evolution nicht machen. Er muss sich an sie anschließen. Er muss sich mit ihr harmonisieren. Erneut gelangen wir zum Rhythmus der Arbeit und verstehen, dass alle Traumtänzer das Leben nur belasten. In einer Zeit der angespannten Umgestaltung der Welt ist es besonders unzulässig, sich als Traumtänzer oder Scheinheiliger zu erweisen.

       Ihr mögt fragen: Ist in der Unbegrenztheit wirklich derart viel angespannte Arbeit nötig? Ist die Unbegrenztheit mit der Arbeit eines einzelnen Menschen vergleichbar? Zum Erstaunen vieler sage Ich: Sie ist vergleichbar. Ein Mensch ist ein lebendiges Teilchen der Menschheit, welche die stärkste Energie des Planeten darstellt. Der Herrscher des Planeten darf kein Traumtänzer sein, denn auf ihm lastet eine ungeheure Verantwortung. Und er kann vor ihr nirgendwohin entfliehen, es bleibt ihm nur, die Überirdische Welt zum Freund zu haben.

       Der Denker sprach: „Jeder hat eine Vielzahl von Freunden, doch sollte er sie lieben lernen. Es kann keine Freundschaft ohne Liebe geben.“

 

       642. Urusvati weiß, dass einige den Unterschied zwischen der Feinstofflichen und der Überirdischen Welt nicht verstehen. Ihnen scheint es, dass beide Begriffe in den Gesprächen abwechselnd gebraucht würden, nur um Wiederholungen zu vermeiden. Doch muss daran erinnert werden, dass die Feinstoffliche Welt ein bestimmter und eingrenzender Begriff ist, während im Begriff des Überirdischen nicht nur verschiedene Sphären, sondern auch die Gedankenenergie enthalten ist, derer sich sogar die Erdbewohner bedienen. So muss man unterstreichen, dass die Überirdische Welt vor allem eine Welt des Denkens ist; sie herrscht sowohl in der Feurigen als auch in der grobstofflichen Welt.

       Man muss verstehen, dass Wir die Charakteristik Unseres Lebens nicht zufällig mit der Überirdischen Welt verbinden. Mögen die Menschen sich an das Bewusstsein gewöhnen, dass die genaueste Definition des Inneren Lebens der Bruderschaft auf der Grundlage des Gedankenflusses erfolgt.

      So ist auch in jedem Leben der Gedanke der Prüfstein. Es wurde gesagt, dass der Mensch sich selbst erkennt, wenn er den Fluss seiner Gedanken verfolgt. Dieser Fluss ist vielfältig, verläuft ohne Unterbrechungen und ist selten harmonisch. Es ist nicht leicht, seine eigenen Gedankengänge zu verfolgen!

       Eine richtige Lebensbeschreibung muss weniger die äußeren Handlungen eines Tatmenschen vermerken, als vielmehr den Strom seines Denkens, nur so kann man das Wesen eines Menschen erforschen. Oftmals sehen Wir den betrüblichen Irrtum, dass sogar erfahrene Tatmenschen annehmen, sie hätten nur gedacht und seien daher für diese unsichtbaren Überlegungen nicht verantwortlich, die doch ihren Taten zugrunde liegen.

      Sie irren sich, wenn sie meinen, ein Gedanke bleibe ohne Wirkungen. Es ist schwer vorherzusehen, wann solche Wirkungen in Erscheinung treten werden, und es kann sein, dass dies gar nicht in der grobstofflichen Hülle geschieht. Eine Vielzahl karmischer Bedingungen kann auf eine Beschleunigung oder Verlangsamung von Fristen hinwirken, doch bedeutsam ist das Gesetz, dass jeder Gedanke eine Wirkung hat. Solche Prozesse beziehen sich gerechterweise auf die Überirdische Welt. Sie sind auf die psychische Energie, das heißt auf die uranfängliche Kraft gegründet, die alles Existierende erfüllt.

       Der Denker wies darauf hin: „Retten wir uns durch unsere Gedanken. Sie stellen sowohl unsere Segel als auch unseren Anker dar.“

 

       643. Urusvati kennt das geöffnete und das verschlossene Gedächtnis. Viele klagen: Warum muss es ein verschlossenes Gedächtnis geben? Doch sie stellen sich nicht das ganze Entsetzen vor, das entstünde, wenn die Menschen sich immer an ihre früheren Existenzen erinnern würde. Wahrlich, es ergäbe sich ein ganzer Chor von Dissonanzen, und bei einem solchen Chor wäre ein Vorankommen unmöglich. Weise ist das Gesetz, das alles aussondert, was der Vervollkommnung nicht dienlich ist.

       Unerfahrene Menschen bilden sich ein, sie könnten bei Kenntnis alles Vergangenen bessere Fortschritte machen, doch tatsächlich sind nur sehr wenige in der Lage, ihre früheren Beobachtungen nützlich anzuwenden. Überdies haben sie diese keineswegs verloren, sondern bewahren in ihrem Kelch lebendige Aufspeicherungen; und nicht selten gemahnt die Stimme der Stille an die Notwendigkeit, eine alte Erfahrung hervorzurufen und zu nutzen. So kann man das Gesetz über das verborgene Gedächtnis nur segnen.

       Hört zu, kann sich heute, im Zeitalter der Mechanisierung, ein Mensch in die Psychologie längst vergangener Zeiten vertiefen? Eine solche Teilnahme würde nur den Weg verstellen. Man kann die Kulturen des Altertums studieren, man kann die Lösung früherer Probleme in gerechter Weise schätzen, doch man darf sich nicht in die Haut der Urahnen zurückversetzen! Ein solches Eintauchen ist auch keineswegs notwendig. Jetzt haben wir ein Zeitalter erstaunlicher Entdeckungen, und der Mensch sollte sich nicht an die Vergangenheit, sondern an die Zukunft anpassen, um die psychische Energie vernünftig anzuwenden.

       Der Denker sagte voraus: „Es wird eine Zeit kommen, da die Menschen nicht nur fliegen, sondern auch zu den fernen Welten streben werden.“

 

       644. Urusvati weiß, wie wenig die Menschen die Erweiterung des Bewusstseins schätzen. Sie sind wie kleine Kinder, die für ein Stück Süßigkeit bereit sind, eine Lektion auswendig zu lernen, doch ohne Süßigkeiten sich noch nicht einmal das Wesentlichste aneignen mögen. Das gleiche lässt sich auch unter Erwachsenen beobachten: Für die Seligkeit des Paradieses sind sie bereit, irgendetwas durchzulesen, doch ohne Entgelt werden solche Tagelöhner sich nicht vervollkommnen. Für sie ist es ein unzureichender Trost, dass sie ein neues Bewusstsein erhalten. Sie sagen: „Was nutzt uns irgendein unbekanntes Bewusstsein; es wäre besser, der Tageslohn würde erhöht“. Auf diese Weise findet sich der Führer in der Lage eines Wohltäters, der Armenhäuser bauen lässt.

       Man kann sich gar nicht vorstellen, dass nur eine äußerst geringe Zahl Menschen sich der Vervollkommnung nicht für Lohn, sondern um der Erweiterung des Bewusstseins willen hingibt. Bemühe sich jeder, sich zu erinnern, ob ihm im Leben viele wahre Arbeiter der Erkenntnis begegnet sind. Doch dafür wird er viele finden, welche die Lehre des Lebens gelesen und dabei ihre eigenen Bedingungen für eine Entlohnung gestellt haben. Der eine erwartete das Bestechungsgeld nach drei, ein anderer nach sieben und ein dritter nach zehn Jahren.

       Es ist lehrreich, diese geheimen Abmachungen zu betrachten, die vom Führer erfüllt werden sollen. Hier hat der Mensch den Lohn selbst nach seinem Geschmack bestimmt, ohne die wahre Lage zu beachten. Seine Irrtümer und Vergehen zieht er nicht in Betracht, doch dafür steht der Führer unter dem ständigen Verdacht, den Lohn vielleicht zurückhalten zu wollen. Und was sei denn von der Aussage über die Überirdische Welt zu halten, wenn noch nicht einmal der irdische Lohn erhöht werde? Man kann an viele ähnliche irdische, geheime Überlegungen erinnern.

       Der Denker sprach: „Der Schild ist außen ganz blank geputzt, doch was verdeckt er?“

 

       645. Urusvati weiß, dass viele entrüstet sind, wenn Wir von ständigen Prüfungen sprechen. Das alte Sprichwort, dass die ganze Welt sich in Prüfung befindet, wird als Metapher aufgefasst, die unanwendbar ist. Prüfungen werden als leidige Bestrafung angesehen. Mögen die Menschen das Wort „Prüfung“ durch „Prüfstein“ ersetzen. Jeder weiß, wie notwendig ein solcher Stein bei vielen Experimenten ist.

       Eigentlich sollte es den Menschen leichtfallen, Vergleiche aus dem wissenschaftlichen Leben heranzuziehen und sie auf ihre eigenen psychischen Erlebnisse anzuwenden. Doch bei der ersten ungewohnten Erscheinung geraten die Menschen in Streit, ohne zu überlegen, dass sich eine nützliche Übung der angesammelten Kräfte vollzieht. So sagt man, einige Lehrer würden schwierige Situationen zulassen, damit der Mensch seine Findigkeit erproben und den besten Ausweg finden kann. Wir richten alle Aufmerksamkeit auf die menschlichen Erlebnisse, nur an ihnen kann man erkennen, wie vernünftig Erkenntnis angewendet wird.

       Ich denke, dass die Evolution von einer kleinen Minderheit vorangebracht wird. Wundert euch nicht, dass das gleiche Verhältnis auch zwischen dem Offenbarten und dem Chaos besteht. Nichtsdestoweniger schreitet die kosmische Evolution beständig voran. So muss man auch bei der Menschheit sehen, dass nur eine Minderheit bereit ist, die Umgestaltung des Lebens anzunehmen, doch diese Umgestaltung schreitet trotzdem voran. So kann man sagen, dass nur wenige bereit sind, dem Weg der Evolution zu folgen, doch ihr klares Bewusstsein gibt genügend Energie.

       Der Denker sprach: „Mögen nur wenige bleiben, denn Quantität ist unwesentlich.“

 

       646. Urusvati weiß, dass man Untrennbares nicht trennen darf. Dies muss man wiederholen, wenn vom Irdischen und vom Überirdischen die Rede ist. Aufgrund welchen unverständlichen Starrsinns trennen die Menschen zwei Begriffe voneinander, die ihrem Wesen nach verbunden sind? Ist denn irgendeine Handlung vorstellbar, die im benachbarten Bereich keinen Reflex hervorruft? Alles ist eins und untrennbar. Selbst die kleinste psychische Tat erzeugt eine physische Wirkung. Ebenso spiegelt sich jede physische Tat unausweichlich im psychischen Zustand wider.

       All das scheint einfach und logisch zu sein, es stößt nichts um, doch der gegenwärtige Zustand der Menschheit lässt diese grundlegende Wahrheit nicht zu. Man kann auch über eine kleine Schwelle stolpern. Als eine solche winzig kleine Schwelle erweist sich dieser Widerspruch, der ungeachtet wissenschaftlicher Beweise gezüchtet wird. Doch lässt sich erahnen, welchen finsteren Kräften eine solche Uneinigkeit nötig ist. Sie behindert die Verwandlung des Lebens. Die Menschen sind nicht abgeneigt, Erörterungen über ein neues Leben zu führen, doch die meisten solcher Erörterungen erfolgen ohne Übernahme von Verantwortung.

       Wenn die Menschen aus dem Theater, der Kirche oder wissenschaftlichen Versammlungen kommen, versenken sie sich sofort wieder in den Staub des Alltagslebens. Gerade erst haben sie Tränen des Entzückens vergossen und sich im Geist emporgeschwungen, um all dies gleich danach wieder zu vergessen.

      Einer Unserer Mitarbeiter führte ein lehrreiches Experiment durch. Er stellte sich nach einer sehr hochstehenden Vorstellung am Theaterausgang auf, ebenso an einem Kirchenausgang und nach dem Vortrag eines bekannten Wissenschaftlers. Ihr werdet erstaunt sein, dass von hundert Menschen nur acht von ihren Eindrücken erschüttert herauskamen. Die übrigen offenbarten bereits an den Türen ihr gewohntes Alltagsverhalten, und die erhabenste Tragödie glitt an ihren steinernen Herzen ab.

       Genau das gleiche kann man bei Gesprächen über das Überirdische beobachten, doch wie Wir sagten: Die Evolution wird von einer kleinen Minderheit vorangebracht. Bei all dem bleibt jedoch die bemerkenswerte Beobachtung übrig, dass die Überirdische Welt für die Menschen anscheinend gar nicht existiert. Sie wollen all die Erscheinungen nicht bemerken, die wie ein Regenbogen über dem Strudel des Alltagslebens strahlen. Wozu ein solcher Widerstand, wenn Wissbegier zu den unermesslichen überirdischen Bereichen führen könnte!

       Der Denker bat Seine Schüler: „Wenn ihr doch nur zum Sternenhimmel aufschauen würdet! Nur Schweine sind nicht imstande, den Kopf zu erheben.“

 

       647. Urusvati weiß, wie leicht es ist, nützliche Maßnahmen im Alltagsleben zu ergreifen. Es ist richtig, vor dem Schlafengehen Ruhe zu pflegen, doch die Menschen geben gerade zu dieser Zeit Streit und Zweifel Raum. Sie stellen sich nicht vor, dass sie damit sowohl ihrer Gesundheit als auch ihrem Auftritt in der Feinstofflichen Welt schaden. Jeder gelangt in die Sphäre, die seinem psychischen Zustand entspricht. Überdies kann ein Mensch, der in Streit und Gereiztheit einschläft, die wohltuende Wirkung des Schlafes nicht erfahren.

       Nicht ohne Grund wird schwangeren Frauen empfohlen, an Schönes zu denken und sich mit schönen Dinge zu umgeben; das gleiche muss man auch denen raten, die sich in den Schlaf begeben. Es ist nicht schwer, während der letzten Minuten die Gedanken auf etwas Erhabenes zu richten. Glaubt nicht, dies sei Heuchelei. Der Mensch sollte fähig sein, sein Denken zu lenken; selbst wenn er mit Missgeschick belastet ist, kann er sich einige Minuten der Erholung gönnen und einem schönen Traum zustreben.

      Das gleiche gilt auch für Gespräche bei Mahlzeiten. Erfahrene Menschen wissen, wie schädlich es ist, bei unangenehmen Unterhaltungen Speise zu sich zu nehmen. Jeder Arzt wird dies bestätigen. So kann man in allem eine psychische Prophylaxe durchführen; sie wird nützlicher sein als viele Vitamine.

       Es ist weise, die Freunde zu bitten, nicht in Verzweiflung zu geraten, denn in einem solchen Zustand öffnen sie allem möglichen Unheil die Türen. Es gibt besondere Krankheitsformen, die durch Kummer und Verzweiflung entstehen. Diese Krankheiten zu heilen ist schwierig, denn die angegriffenen Nerven bieten kein klar bestimmbares Bild und physische Arzneien können die Lage nur verschlimmern.

       Der Denker sprach: „Möge Aeskulap[71] nicht zürnen, wenn wir vor ihm die Musen rufen.“

 

       648. Urusvati weiß, dass die wissenschaftliche Forschung der nächsten Zukunft sich den Drüsen und ihrer Tätigkeit widmen sollte. Die Menschen haben zwar noch nicht einmal genügend Kenntnisse über die Tätigkeit des Herzens und der Nervenzentren, doch besteht die dringende Notwendigkeit, das Leben der Drüsen zu studieren. Noch vor kurzem brachte man ihnen dermaßen wenig Aufmerksamkeit entgegen, dass man sie eiligst entfernte, ohne sich zu fragen, weshalb denn der gesamte Organismus mit einem ganzen System von Drüsen versehen ist.

       Heute zeigt man bereits eine gewisse Vorsicht bei der Entfernung von Drüsen, doch ihre lebenswichtige Aufgabe ist nicht deutlich. Indessen haben die Drüsen eine überaus tiefe Bedeutung bei der Verbindung mit der Feinstofflichen Welt. Sämtliche Absonderungen der Drüsen können den Verkehr mit der Feinstofflichen Welt unterstützen. Wesen der Feinstofflichen Welt nutzen die Drüsenabsonderungen nicht nur für Materialisationen, sondern ernähren sich auch von Drüsensubstanzen. So werden die Wissenschaftler bei der Erforschung der Tätigkeit der Drüsen auf die Verbindung mit der Feinstofflichen Welt stoßen.

       Es ist nicht leicht, die Drüsenabsonderungen zu beobachten, denn sie sind vielfältig und unterliegen nicht den irdischen Maßstäben. Doch selbst die schwersten Aufgaben müssen gelöst werden. Man muss nicht nur Physiologen und Biologen, sondern auch Ärzte hinzuziehen. Solche Beobachtungen sollten nicht nur in Krankenhäusern, sondern auch an Gesunden durchgeführt werden, die eine feinfühlige Natur besitzen.

      Man darf die Experimente, die den Verlauf einer bestimmten Krankheit verfolgen, nicht begrenzen. Solche Erscheinungen zeigen sich im ganzen Leben, und nur ein tiefgründiger Wissenschaftler vermag diese eigenartigen Erscheinungen zu schätzen. Darum streben Wir oft nach Erscheinungen mitten im Alltag. Wir sagen: „Wartet nicht auf irgendeine erstaunliche Offenbarung, sondern beobachtet aufmerksam den Alltag, der voller sogenannter Wunder ist.“

       Der Denker lehrte die Schüler, die Alltagserscheinungen zu beobachten. Er sagte: „Wir sind von den verblüffendsten Wundern umgeben, doch wollen wir sie nicht bemerken.“

 

       649. Urusvati weiß, wie falsch und schädlich das Urteil über eine vollständige Trennung der drei grundlegenden Welten ist. Es gibt viele Leitern und Brücken zwischen allen Sphären. Im grobstofflichen Zustand birgt der Mensch das Korn der Feurigen Welt und den feinstofflichen Körper in sich, den er oft spüren kann. Ist denn das eine Unteilbare vorstellbar, wenn wir unüberwindbare Hindernisse annehmen?

       Jede Verfeinerung der Gefühle und jede Erweiterung des Bewusstseins eröffnet eine neue Möglichkeit des Verkehrs. Das Weltall ist nicht schuld, wenn die Menschen nicht bemerken wollen, wie die Tür zum nächsten Gemach sich öffnet. Nicht nur in einer Minute höherer Ekstase, sondern auch mitten im Alltagsleben erfährt der Mensch feinstoffliche Berührungen. Doch anstatt sie lieben zu lernen, verscheucht er sie wie eine zudringliche Fliege.

       Auch die Feinstoffliche Welt berührt mit ihren (…) Schichten die Feurige Welt. Und im irdischen Zustand empfangen die Menschen mitunter einen feurigen Pfeil. Nicht ohne Grund steht jedem Menschen ein feuriges Korn zu. Dank seiner Anwesenheit töten die feurigen Pfeile nicht, sondern rufen eine angespannte Schwingung hervor.

       Man muss sich diese Wahrheiten aneignen, denn die meisten Menschen lassen sie nicht zu. Indessen wurde bereits in den anerkannten Glaubensrichtungen mit Nachdruck auf die grundlegenden Welten hingewiesen, und es wurden Möglichkeiten des Verkehrs mit ihnen angedeutet. Die Religionen sprechen über dasselbe, doch die Menschen verstehen dies als etwas Abstraktes und gestehen nicht zu, dass auch die Wissenschaft in ihrer Sprache über genau dies sprechen könnte. Dies ist die große Tragödie der Menschheit!

       Der Denker sprach: „Oh Mensch! Bist du so übermäßig begabt, dass du leicht deinen Besitz verschmähen kannst?“

 

       650. Urusvati weiß, dass eine aufrichtige Wohltat dem Karmagesetz nicht widerspricht. Es existiert eine fanatische Auffassung, nach der man einem Nächsten nicht helfen dürfe, um sich nicht in sein Karma einzumischen – welch ein schädlicher Irrtum. Die Fanatiker wollen sich nicht vorstellen, dass auch jeder, der hilft, im Rahmen von Karma handelt. Der Mensch sollte jede Hilfe leisten und dabei gar nicht an Karma denken.

       Hilfe beinhaltet kostbare Emanationen, doch muss die Wohltat natürlich aufrichtig sein, darin ist jeder sein eigener Richter. Wir schätzen Hilfe, wenn sie aus einem instinktiven Antrieb heraus geleistet wird. Der Mensch sollte gar nicht darüber nachdenken, warum er jemandem helfen kann. Viele lassen einen Wanderer in Not nicht im Stich, ohne zu überlegen, welch schöne Tat sie damit vollbringen. Und diese Einstellung ist richtig, denn Eigennutz macht sämtliche guten Wirkungen zunichte.

       Wenn Hilfe erwiesen wird, ist auch rechtzeitige Ermutigung von Bedeutung. Sie ist wertvoller als viele andere Arten von Hilfe. Wer ermutigt, übergibt einen Teil seiner Energie, und eine solche Abgabe aus dem besten Besitztum ist kostbar.

      Mögen alle, die über das Überirdische nachdenken wollen, vor allem die Freude des Helfens kennenlernen. Eine solche Freude ist herrlich, und sie kommt ganz gewiss nicht nur einigen Reichen zu. Ein Rat vermag einen Notleidenden zu erheben, und jeder kann von seinem Wissen abgeben. Bei einer solchen wohltätigen Anspannung gewinnt der Helfende neue Kraft und Findigkeit. Möge herzliche Hilfe gesegnet sein!

       Der Denker lehrte: „Lernt zu helfen, diese Wissenschaft ist gesegnet.“

 

       651. Urusvati weiß, dass die Betrachtung über das Überirdische von den bösesten Giftschlangen befreit, nämlich von Niedergeschlagenheit und Gekränktheit. Vor langem wurde bereits gesagt, wie hässlich der Garten der Gekränktheit ist. Finster ist der Keller der Niedergeschlagenheit, doch die Menschen lassen sich derart oft in dieses Verließ fallen, um Disteln zu pflanzen, dass man an das heilsamste Gegengift erinnern muss: erhabenes Denken an das Überirdische.

      Man darf die Flamme erhabenen Denkens nicht einmal für eine Stunde in sich löschen. Der größte Weise verliert seine Waffe, wenn er das Denken an die zukünftigen Häuser unterbricht. Er wird unbewaffnet sein, und vom Grund des „Kelches“ wird der Bodensatz aufsteigen.

       Man wird fragen: Stört das Denken an das Überirdische nicht die irdische Tätigkeit? Nein, möge dieses Denken den Menschen selbst in der Stunde angespanntester Tätigkeit begleiten. Bereits vor langem wurde gesagt, dass das Bildnis des Lehrers sich für immer einprägen sollte; so wird auch das tiefe Nachdenken über das Überirdische kein Hindernis, sondern eine lebendige Brücke zu künftiger Errungenschaft sein.

       Herrlich ist es, wenn jemand hohes Denken ständig in sich zu bewahren vermag. Möge dies keine bloße Überlegung sein, sondern gerade eine Betrachtung ohne Übertragung in irdische Worte. Ihr versteht, was Ich sagen will. Vor zwanzig Jahren war die Erkenntnis der Begriffe wohl noch nicht klar, doch der Grundstein war klar herausgearbeitet, und jetzt treten die Grundlagen des Weltverständnisses bereits verhältnismäßig deutlich hervor.

       Der Denker wies auf die Ähnlichkeit zwischen Gedankenarbeit und Bildhauerei hin.

 

       652. Urusvati weiß, dass Wir, Bildhauern gleich, die Grundlagen der Erweiterung des Bewusstseins herausmeißeln. Urusvati weiß auch, dass ein bedeutender Aufwand an Zeit erforderlich ist, um sich diese Grundlagen anzueignen. Man darf nicht nur hin und wieder einzelne Wörter aufschnappen. Man muss das gesamte Wachstum der Weisungen in seinem Bewusstsein bewahren.

       Ein unerfahrener Anhänger nimmt an, dass ein vereinzeltes Auflodern von Aufmerksamkeit bereits genügt. Ein ungeduldiger Anhänger ist bekümmert, wenn er von dem planmäßigen Anwachsen der Erkenntnis hört. Ein Selbstsüchtiger versteht nicht, wozu ein Führer notwendig sein soll. Ein Rhetoriker weiß nicht, mit welchen Worten man die Erweiterung des Bewusstseins zum Ausdruck bringen kann. Doch ihr habt sogar Weisungen über einen Verlauf von zwanzig Jahren hinweg erhalten. Ihr könnt die Aufnahmefähigkeit eures Bewusstseins damals und heute vergleichen.

       Bewusstsein ist nicht durch Worte definierbar; es führt die Gefühle, die ebenfalls nicht auszudrücken sind. Wenn Ich von Feierlichkeit spreche, werden jene dies nicht verstehen, die sie nicht empfinden können. Doch möge jeder Gedenktag von freudiger Feierlichkeit begleitet werden. Je schwerer ein Tag ist, desto feierlicher muss man ihn auffassen.

       Seit Unserem ersten Aufruf sind bereits viele Jahre vergangen, aber Zeichen wurden schon vor mehr als einem halben Jahrhundert gegeben – ist es nicht so, Urusvati? Und längst vergangene Zeichen standen wie ein Banner des Sieges da. Wenn man zu rasch vorangeht, hält das Herz nicht stand; die Erweiterung des Bewusstseins setzt aber vor allem voraus, dass das Herz nicht zerstört wird. Ein feinfühliges Herz muss beschützt werden. Es schlägt nicht für sich selbst, sondern für das Allgemeinwohl. Dieses Wort muss am Gedenktag[72] ausgesprochen werden.

       Ihr erinnert euch, welche Andeutungen vor zwanzig Jahren gegeben wurden. Jeder Begriff wurde vom Standpunkt der Feierlichkeit aus untersucht und erklärt. Wir scheuten Uns nicht, darauf hinzuweisen, dass selbst die höchsten Begriffe erforscht werden können. Wir haben darauf hingewiesen, dass für die Erweiterung des Bewusstseins auch die Wissenschaft notwendig ist. Wir haben Züge der Psychologie Unserer Bruderschaft hervorgehoben. Die Überirdischen Welten, Unsere Bruderschaft und die Erweiterung des Bewusstseins sind die Grundlagen der offenbarten Gespräche. Ein Buch über die Erweiterung des Bewusstseins wird auch ein Buch über das Überirdische und die Bruderschaft sein. Man kann unmöglich aufzeigen, wo die Grenze des Unteilbaren liegt.

       Mögen alle Freunde verstehen, wie sehr man den kostbaren Stein hüten muss. Mögen sie einen Bergkristall zum Gedenken an den Tag der Feierlichkeit auf ihren Arbeitstisch stellen. So lasst uns das Gedenken an die besten Daten bewahren.

       Der Denker sprach: „Lasst uns den Gedenktag mit einem weißen Stein feierlich begehen.“

 

       653. Urusvati weiß, dass viele veraltete Worte nicht mehr verwendet werden sollten. Sie haben nicht nur ihren ursprünglichen Sinn verloren, sondern führen auch die Menschen zu Irrtümern.

      Eines dieser Worte, das man unterlassen sollte, ist „Okkultismus“. Schon seine Geschichte zeigt, wie formelhaft er im Mittelalter aufkam. Besonders jetzt aber klingt er sinnlos. Die Wissenschaft erobert Schritt für Schritt neue Bereiche, und das Wort „Geheimwissens“ klingt bereits wie eine Provokation. Die Erkenntnis schreitet eilig voran und die Scheiterhaufen der Inquisition gehören bereits der Vergangenheit an.

       Zudem sind die sogenannten Okkultisten meistens lächerlich. Sie bilden sich irgendwelche geheimen Entdeckungen ein, doch bei dem ersten unverständlichen Geschehnis laufen sie ängstlich davon. Mögen echte, aufrichtige Forscher den Platz der hochnäsigen Okkultisten einnehmen. Möge auch der Bereich der feinstofflichen Energien von den Wissenschaftlern erforscht werden. Wenn man in den Mauern der Universitäten bereits beginnt, den feinstofflichen Energien Aufmerksamkeit zu schenken, sind keine Beinamen erforderlich, die nur Verwirrung stiften.

       Ebenso veraltet ist die Bezeichnung „Metaphysik“. Die gesamte Natur von den niedersten bis zu den höchsten Erscheinungen gehört dem Bereich der Physik an. Man darf unmöglich dort Gegensätze und Trennungen einführen, wo es nur eine einzige, unteilbare Grundlage gibt. Auch die Metaphysik hat sich während der Zeit der geheimen Alchimie ausgebildet. Damals waren die Forscher leider gezwungen, sich vor den Angriffen von Unwissenheit und Scheinheiligkeit zu verbergen. Heute besteht aber keine Notwendigkeit mehr, die Wissenschaft in den Keller zu verbannen.

       Der Denker sprach: „Arzt, eile dorthin, wo die Gesundheit in Gefahr ist. Warte nicht erst auf den Ruf, sondern eile schon selbst hin. Auch du, Erbauer von Brücken, baue sie dort, wo das Volk ihrer besonders bedarf.“

 

       654. Urusvati weiß, dass einige nicht verstehen, warum in einer neuen Lehre bereits seit langem Bekanntes zu finden ist. Das Neue besteht vor allem aus neuen Konstellationen von Elementen, unter denen auch bekannte sein werden. Man kann sich nur darüber freuen, wenn die Menschen eine ethische Grundlage finden, die bereits Fundament ihres Lebens war. Handelte es sich jedoch um echte Grundlagen oder nur um Geplapper? Wenn letzteres zutrifft, muss man diese Trugbilder in Wirklichkeit verwandeln. Nur dann kann man die neuen Konstellationen verstehen.

       Jeder hat die Sterne gesehen, doch hat er sie auch mit dem Konzept der Unbegrenztheit in Verbindung gebracht? Oft finden Wir, dass die Anschauung des Sternenhimmels sich heute nur wenig von den Vorstellungen der Alten unterscheidet. So werden auch sämtliche großen Chemismen ohne wirkliche Betrachtung über das Überirdische nicht ihre volle Bedeutung erhalten. Auch die Bedeutung des Gedankens wird ohne Verständnis der feinstofflichen Energien nicht erkannt werden. Natürlich, das Wort „Gedanke“ existiert seit langem, doch muss man über sein Wesen nachdenken.

       Man kann die wahre Bedeutung des Neuen nur verstehen, wenn man frühere Inhalte mit dem Neuerworbenen vergleicht. Wer wird darauf beharren, dass seine früheren Vorstellungen weiter gewesen seien als die neuen? Es ist nicht leicht, frühere Vorstellungen mit dem neuen Bewusstsein in Einklang zu bringen. Gewöhnlich vergisst der Mensch sein früheres Niveau; es scheint ihm, dass er bereits vieles wusste, was er tatsächlich noch gar nicht begriffen hatte. Es ist nützlich, über das neue Bewusstsein nachzudenken. Wir sagten, dass es mitunter lehrreich ist, einen längst vergessenen Ort zu besuchen, um zu spüren, wie wenig die alte Vorstellung den neuen Anschauungen entspricht.

       Der Denker sprach: „Torhüter, öffne schnell! Torhüter, ich kenne Dich nicht, doch ich weiß, weshalb dieses Tor geöffnet werden muss.“

 

       655. Urusvati weiß, dass über den Begriff „Vorstellung“ viel Unverständnis besteht. So sagt man: „Wenn Vorstellung für den Fortschritt so notwendig ist, wie verhält es sich dann mit bösen und hässlichen Vorstellungen?“ Man muss verstehen, dass ein solches Unverständnis seinen Sinn hat und man die Arten von Vorstellungen klar voneinander unterscheiden muss.

       Es ist nicht leicht, gegen eine böse Vorstellung zu kämpfen, denn sie ist oft sehr heftig. Helfen kann man nur, indem man eine solche Person zum Schönen hinlenkt. Nur auf diese Weise kann man eine böse Vorstellung überwinden, doch dies ist nicht leicht und erfordert viel Zeit.

      Eine böse Vorstellung entsteht durch die Kraft des Atavismus. Ihr wisst, dass Atavismus, ebenso wie Gewohnheiten, fest wurzelt. Der Mensch befindet sich unter dem Druck des Kollektivs und kann sich oft selbst nicht in irgendwelchen verworrenen geistigen Strömungen zurechtfinden. Ein solcher Mensch kann sich der Betrachtung über das Überirdische nicht nähern, denn man kann sich diesem Bereich nicht in Bosheit nähern.

       Wir haben viele Beobachtungen an starken Persönlichkeiten durchgeführt, die von einer bösen Vorstellung ergriffen waren. Sie verursachen viel Schaden, und oft ist ihre Vorstellung stärker als die von guten Menschen. Die Heilung solcher Personen ähnelt der Heilung von Alkoholikern, auch hier ist es schwer, Suggestion anzuwenden. Doch die Annäherung an das Schöne lässt das Eis des Bösen schmelzen. Mögen die Schöpfer des Schönen sich erinnern, welche Bedeutung ihr Schaffen hat. Ich denke, dass das Schöne ein Schild gegen das Böse ist.

       Der Denker sprach: „Möge ein jeder sich mit einem sicheren Schild versehen. Er wird ihn von den Musen empfangen.“

 

       656. Urusvati weiß, wie verschiedenartig die nächtliche psychische Tätigkeit ist. Grob gesagt wird sie mit Träumen bezeichnet, doch sie beinhaltet mehrere Lebensumstände. Es kann Reflexe geben, die von der Vorstellung bekundet werden; Erinnerungen, die aus der Tiefe des Bewusstseins aufsteigen; Einwirkungen aus der Feinstofflichen Welt; Eindrücke von Aufenthalten in den feinstofflichen Sphären; und schließlich kann es eine ferne Botschaft geben, die in Bildern ausgedrückt wird. Es kann viele Verbindungen überirdischer Bedingungen geben, weshalb das Leben im Schlaf wissenschaftlich erforscht werden muss.

       Es ist unmöglich, die ungewöhnlichen Möglichkeiten nicht zu nutzen, die sich bei Beobachtung des Traumes eröffnen. Einige Menschen behaupten, gar nicht zu träumen. Das ist falsch, denn sie erinnern sich des Geträumten nur nicht. Man muss die gesamte Menschheit in zwei Arten einteilen: Die einen können sich ihrer nächtlichen Tätigkeit erinnern, die anderen erinnern sich nicht nur nicht, sondern beharren sogar hartnäckig darauf, dass eine Tätigkeit im Traum überhaupt nicht möglich sei.

       Eine besondere Situation nehmen die sogenannten Mondsüchtigen ein. Sie bekunden ihre nächtlichen Tätigkeiten auf physische Weise, erinnern sich jedoch des Vorgefallenen überhaupt nicht. Sie haben eine ungesunde Natur, und Beobachtungen an ihnen lassen keine Schlussfolgerungen zu. Solche anomalen Tätigkeiten finden sozusagen zwischen den Welten statt und können nur vom Standpunkt der physischen Koordination von Interesse sein. Beobachtungen jedoch, die an Gesunden während des Schlafes durchgeführt werden, können zu unerlässlichen Schlussfolgerungen führen.

       Beim Studium der Überirdischen Welt lasst uns vor allem nicht die Erscheinungen des Schlafes vergessen. Die Wissenschaft sollte sich diesem Zustand gegenüber sehr aufmerksam verhalten, der der Feinstofflichen Welt am nächsten steht.

       Der Denker sprach: „Wir dürfen über Träume nicht in grober Weise sprechen. Ein feinstofflicher Zustand erfordert auch feinfühligste Aufmerksamkeit.“

 

       657. Urusvati weiß, wie sorgfältig die sogenannten elektromagnetischen Erscheinungen studiert werden müssen. Erst kürzlich sausten solche Stürme vorüber, doch wieder wurden keine Beobachtungen durchgeführt. Indessen ist es notwendig, nicht nur die atmosphärischen Erscheinungen zu beobachten, sondern auch ihre Einwirkungen auf den menschlichen Organismus.

       Selbstverständlich werden auch das Tier- und das Pflanzenreich lehrreiche Hinweise liefern. Überdies werden alle Gegner der energetischen Prinzipien wieder einmal beschämt werden. Es ist zu wenig, wenn man beschreibt, die Übertragungen von Radio, Telefon und Telegraph seien gestört worden: Das ist noch keine Beobachtung, sondern nur eine Feststellung grober Folgen.

       Mögen Ärzte, die in großen Krankenhäuser Beobachtungen anstellen, erzählen, welche verschiedene Anomalien der Mensch während solcher atmosphärischen Stürme zeigte. Sie verliefen lange genug, so dass man nicht leugnen kann, dass für Beobachtungen genügend Zeit gewesen wäre. Man hätte wenigstens Puls und Temperatur beobachten können. Man hätte feststellen können, wie der Organismus bei solchen ungewöhnlichen Bedingungen vibrierte. Es ist unzureichend, Veränderungen der Sonnenflecken zu bemerken. Und wer kann behaupten, dass nur diese Ausbrüche die Ursache der kosmischen Stürme waren? Vielleicht wirkte irgendeine Energie ein.

       Möge man die Quelle der kosmischen Energien nicht in irdischen Kräften suchen, der Mensch kann aber ihre Einwirkungen auf die gesamte Umgebung studieren. Solche Beobachtungen stellen bereits ein Erforschen des Überirdischen dar.

       Der Denker bat die Menschen schon vor langer Zeit, alle Naturerscheinungen zu beobachten: „Nicht nur besondere Wissenschaftler, sondern das gesamte Volk kann zu einem glaubwürdigen Beobachter werden.“

 

       658. Urusvati weiß, welche Gefahren entstehen, wenn Fragmente von Wissen in unzuverlässige Hände gelangen. Ich spreche von unzuverlässigen Händen, denn Unwissenheit ist nicht so schädlich wie Verrat.

       Man muss verstehen, welche Vorbereitung unerlässlich ist, um Erkenntnis in ein geordnetes System zu fassen. Manche Führer ließen die Vorbereitungszeit absichtlich lange dauern. Sie sagten: „Wenn ein Bewusstsein noch nicht bereit ist, möge man die Vorbereitung anstrengend gestalten, dann wird ein unreifes Bewusstsein davongehen.“

       Es ist richtig, wenn Wissen mit allen Maßnahmen geschützt wird. Auch wenn ein explosiver Stoff aufbewahrt wird, ergreifen die Menschen doch die allerbesten Schutzmaßnahmen. Dies tun sie nicht etwa, um ein Geheimnis zu wahren, sondern um eine Verwüstung zu vermeiden. So erweist sich auch Wissen in den Händen von Schädlingen als ein hochexplosiver Stoff.

       Wir achten immer auf das richtige Anwachsen des Wissens und raten dazu, ungeordnetes, chaotisches Denken zu vermeiden. Wenn jemand enttäuscht ist und geht, braucht man dem keine Aufmerksamkeit zu schenken; er ist noch nicht bereit, und es ist unmöglich, ihm einen richtigen Gedankengang gewaltsam einzubläuen. Doch selbst kleine Samenkörner des Wissens gehen nicht verloren, sondern werden eines Tages ihre Wirkung zeigen.

       Der Denker sprach, als man ihn nach etwas fragte, das noch nicht erkannt werden konnte: „Ein Jüngling bat einen Weisen, ihn die Staatsführung zu lehren. Der Weise sagte daraufhin: ’Gern, doch zunächst ernenne ich dich zum Regenten deines Herzens. Sobald du dieses Reich beherrschst, komm wieder zu mir’“.  

 

       659. Urusvati weiß, dass das Maß der Arbeit für das Gemeinwohl das Kriterium für die Beurteilung eines Tatmenschen ist. Um diese Wahrheit näher zu beschreiben, erinnern Wir an eine einfache Erzählung aus dem alten Indien:

       Am Rande eines Dorfes ließ sich ein unbekannter Mensch nieder. Der Fremde bemerkte, dass die Bauern schädliches Wasser aus einem trüben Kanal nutzten. So begann er, einen Brunnen zu graben. Der Ort war gut gewählt und eine unterirdische Quelle füllte das Wasserbecken. Böse Nachbarn aber flüsterten, statt Anerkennung zu zollen: „Der Fremde hat sich nicht für uns so abgearbeitet. Für sich hat er diese Quelle eröffnet!“

       Der Fremde sagte: „Wenn ihr so denkt, werde ich für mich selbst Wasser von weither holen.“ Da dachten sich die Nachbarn eine neue Verleumdung aus, nämlich dass das Wasser des Brunnens vergiftet oder verzaubert sei, um das ganze Dorf zu töten. Da verließ der Fremde diesen bösen Ort für immer.

       Die Leute mieden das Wasserbecken, doch das Vieh trank das herausfließende Wasser und begann, fett zu werden. Nach längerer Zeit trank ein von Durst geplagtes, krankes Mädchen aus dem Wasserbecken und genas rasch. Da vergaß die herangewachsene Generation die Lügengeschichten und entdeckte die Heilkraft der Quelle. Der verleumdete Fremde wurde zu einem Heiligen ernannt und um seine Person begannen sich Legenden zu ranken. Doch um sich von einem Vergifter in einen Heiligen zu verwandeln, brauchte es eine ganze Generation. Man kann sehen, wie das Volksgewissen über die Mühen für das Gemeinwohl urteilt.

       Der Denker kannte eine ähnliche Erzählung aus dem Leben Griechenlands, doch dort war statt von einem Brunnen vom Pflanzen eines Baumes die Rede. Jede Nation kennt ungerechte Richter und wahre Anerkennung durch das Volk.

 

       660. Urusvati weiß, dass Beobachtungsfähigkeit sich unter ständiger Bestrebung, Scharfsicht und Bereitschaft ausbildet. Als Wir von unaufhörlicher Wacht sprachen, nahmen einige an, die Rede sei von irgendetwas Ungewöhnlichem unter besonderen Umständen. Sie vermochten es nicht zu fassen, dass Beobachtungsfähigkeit eine überaus gewöhnliche Eigenschaft ist; zumindest sollte sie es sein. Der einfachste Aufbau erfordert hohe Beobachtungsfähigkeit. Man darf nicht denken, eine solche Eigenschaft bedürfe irgendeiner höheren Eingebung.

       Die Menschen lieben es, für jeden beliebigen Fehler eine Rechtfertigung zu finden. Sie sagen: „Heute bin ich zerstreut“, ohne jedoch über die Bedeutung eines solchen bedauernswerten Zustandes nachzudenken. Zerstreut zu sein bedeutet, äußerst zerstörerische Einflüsse in sich zuzulassen. Man kann unmöglich über das Überirdische nachdenken, wenn das Denken zerstreut ist. Einen zerstreuten Führer erwartet eine Niederlage. So ist Mut niemals zerstreut. Man spricht von der Klinge des Mutes, doch mit einer Handvoll Sand ist Mut nicht zu vergleichen.

       Beobachtungsfähigkeit muss man erlernen. Ohne Beobachtungsvermögen kann man sich keinerlei Wissen aneignen. Einem Zerstreuten können Wir kein Zeichen geben. So muss man gerade bei Gesprächen über das Überirdische die grundlegende Eigenschaft der Beobachtungsfähigkeit stärken. Man kann Menschen begegnen, die versichern, infolge von Ermüdung die Beobachtungsfähigkeit verloren zu haben.

       Der Denker sagte dazu: „Ein Vogel verlernt auch im Käfig das Fliegen nicht.“

 

       661. Urusvati weiß, dass eine Gedankenübertragung am besten von Menschen aufgenommen wird, mit denen bereits eine Grundschwingung hergestellt wurde. Sendungen werden auch von der Masse aufgenommen, wo die Schwingungen überhaupt nicht organisiert sind. Am schwersten ist es jedoch, in Verkehr mit einer kleinen Gruppe zu treten, die zwar durch ein gemeinsames Werk verbunden ist, in der aber keine Harmonie herrscht.

       Solche Gruppen können die Aufnahme vollkommen paralysieren. Dabei bilden sie sich ein, sie seien zu gemeinsamer Tätigkeit fest verbunden. Doch in Wirklichkeit erweisen sich solche Leute nicht selten als Heuchler. Diese Eigenschaft kann bei ihnen absichtlich, bewusst oder unbewusst vorhanden sein. Besonders schwierig ist es, wenn irgendeine einmütige Tätigkeit vermutet wird, stattdessen dagegen unsichtbare Pfeile gegenseitig die Herzen durchbohren.

       Kann man also vollen Erfolg erwarten, wenn die wichtigsten Tatmenschen sich über gegenseitige Vernichtung freuen? Man kann ihnen unmöglich beweisen, dass sie damit nur ihre eigene Vernichtung heraufbeschwören. Beispiele dafür lassen sich aus der Geschichte aller Völker und aus allen Jahrhunderten anführen; doch auch heute kann man, ungeachtet vieler Bücher der Lehre, denselben Mangel an Harmonie beobachten. Ein solcher ungeordneter Zustand ruft Wirkungen hervor, von denen die Teilnehmer nichts ahnen.

       Ein Mensch ist imstande, mit einer einzigen Handbewegung eine verderbliche Feuersbrunst auszulösen. Vielleicht wird er danach seine Unvorsichtigkeit bereuen, doch was nützt ein solches Bedauern dann noch? Es ist an der Zeit, sich von der veralteten Hinterlist zu lösen, die da flüstert: „Erst sündigen, dann bereuen“.[73]

       Der Denker sagte zu den Bürgern, die das Andenken des Perikles schmähten: „Missgestaltete Zwerge, ihr müsst Perikles in der Dunkelheit gesehen haben, wenn ihr ihn euch als eine ebensolche Missgeburt vorstellt, wie ihr selbst es seid!“

 

       662. Urusvati weiß, dass Biologie und Ethik untrennbar sind. Früher hat man dieses gefühlt, dann wieder vergessen, und nun beginnt man, sich wieder daran zu erinnern. Wir haben vom Gefühlswissen gesprochen; in diesem Begriff sind sowohl Biologie als auch Ethik enthalten. Biologie darf keine trockene Wissenschaft sein, sie schließt auch das Verstehen des psychischen Lebens mit ein. Gerade dieses muss erforscht werden, nur dann kann man über die Fülle der Lebensbedingungen sprechen.

       Einige Wissenschaftszweige erfordern eine Begrenzung, andere dagegen sind unbegrenzt, und darin liegt ihre Anziehungskraft. Der primitivste Materialist kann die wissenschaftliche Bedeutung der Biologie nicht leugnen, und auf diese Weise nimmt er an weitgefassten Erkenntnisaufgaben teil. Es ist unmöglich, Teile der Biologie herauszulösen, jeder ihrer Aspekte ist fest mit den nächstfolgenden verknüpft. Für unvoreingenommene Wissenschaftler besteht ein besonderer Reiz darin, dass dieser Bereich unbegrenzt ist. Wie viel Nebenfächer dienen der Wissenschaft vom Leben!

       Einer Unserer Freunde bezeichnete sich als Biologe, sagte aber, dass er gleichzeitig auch Psychologe bleibe. Eine solche richtige Definition ist allerdings selten anzutreffen. Der Biologe versucht, sich vom Leben abwenden und sich in seinem Laboratorium einzuschließen. Kann aber wahre Biologie ohne weitgefasste Beobachtungen im Leben existieren? Wir möchten allen Freunden sagen, dass sie sich nicht scheuen mögen, sich als Biologen zu bezeichnen. Die Menschen bedürfen allgemein anerkannter Bezeichnungen.

       Irgendjemand wird meinen, man sollte denjenigen, der über das Überirdische nachdenkt, besser als Astronomen bezeichnen, doch ist diese Überlegung unzutreffend. Bis zum heutigen Tag verneinen gewisse Astronomen die Bewohnbarkeit der Planeten, und auf diesem Wege sind Wir nicht bei ihnen. Doch die Biologie berührt leicht den Bereich der Ethik und es ergibt sich eine natürliche Zusammenarbeit. Deswegen haben Wir schon in den allerersten Gesprächen geraten, beobachten zu lernen. Freie Beobachtung führt zu wissenschaftlicher Erkenntnis.

       Viele meinen, der Begriff des Gefühlswissens setze den Wert des Wissens irgendwie herab, was wiederum ein Irrtum ist. Die besten Wissenschaftler erkennen das Element der Intuition an, und so treffen wir uns.

      Wir rüsten Unsere Freunde gleichsam für eine weite Reise aus. Sie können dabei allen möglichen Einwänden begegnen und müssen eine Antwort darauf bereithalten. Auf der einen Seite zerren Abergläubische sie auf den Scheiterhaufen, auf der anderen fordern Dienstgelehrten ein Diplom. Man braucht Standfestigkeit, die sich durch Wissen bildet. Hilfreich ist auch das Bewusstsein, dass es ferne Mitarbeiter gibt. Der Beobachter des Lebens ist nicht allein.

       Der Denker begriff die Bewohntheit der Planeten. Er sprach: „Ich möchte nicht dem Wahnsinn verfallen, mir einzubilden, nur die Erde sei bewohnt.“

 

       663. Urusvati weiß, wie nutzlos eine Auseinandersetzung mit voreingenommenen Gegnern ist. Man muss verstehen, wo die Grenze der nützlichen Verbreitung der Wahrheit liegt. Man darf unmöglich dort beharrlich sein, wo ein versteinertes Herz nichts aufzunehmen wünscht.

       Es ist schwer zu fühlen, wo die Aufnahmefähigkeit endet. Wiederum kann nur das Gefühlswissen zuflüstern: „Geh fort, hier kann es kein Verstehen geben.“ Man muss die richtige Erkenntnis hüten, dass es besser ist, zu wenig als zu viel zu sagen[74]. Einige werden darauf bestehen, dass das ihnen übergebene Wissen weitergegeben werden müsse. Damit haben sie recht, doch ihnen bleibt die Verantwortung zu entscheiden, an wen. Der Lehrer darf das Bewusstsein des Schülers nicht vorzeitig belasten.

       Möge alles zweckmäßig gestaltet werden. Dafür macht die Kinder bereits von frühem Alter an mit der Erhabenheit des Weltalls bekannt. Mögen den Kleinen Mikroskop und Teleskop gezeigt werden. Noch besser ist es, sie ins Observatorium zu führen; ein solches Schauspiel wird sich für immer einprägen und eine besondere Ausrichtung des Denkens hervorbringen.

      Man sollte nicht befürchten, die Kinder verstünden das Gezeigte nicht. Sie werden nicht nur etwas vor langen Zeiten Gesehenes wiedererkennen, sondern auch Freude erfahren. Auch darf man nicht fürchten, dass die Kleinen von dem Schauspiel erschüttert würden. Im Gegenteil, was ihre Weltanschauung erschüttern kann, ist das Schauspiel familiärer Streitigkeiten.

       Auch muss man das Konzept des Volkslehrers derart erheben, dass er eine der ersten Tatmenschen des Landes ist. Wir sind sehr betrübt, wenn Wir die Erniedrigung des Lehrers sehen müssen. Mögen in allen Ländern die Lehrer wahre Erzieher des Volkes sein. Sie sollten so viel geben, dass das Volk ihnen ein Leben voller Errungenschaften ermöglichen muss. Kann aber ein erniedrigter und in bedrängten Verhältnissen lebender Mensch vom Überirdischen sprechen, auf die Schönheit des Himmels weisen und das Bewusstsein seiner kleinen Zuhörer erweitern?

       Überdies sollte die Bekanntschaft mit dem Teleskop bereits vor dem Schulalter beginnen. Man darf den Kleinen die erhabensten Beobachtungen nicht vorenthalten. Natürlich, wenn wir den Zustand vieler ländlicher Gebiete sehen, ist der Rat bezüglich des Teleskops noch Utopie. Doch muss man gleichwohl damit beginnen, um des Gemeinwohls willen.

       Der Denker sprach: „Bald wird das menschliche Auge nicht mehr genügen, um das bereits Vorbestimmte sehen zu können.“

 

       664. Urusvati weiß, dass Heldentum vielgestaltig ist. Man sagt, die Umstände machten den Helden, doch ist es besser zu sagen: Die Umstände erwecken den Helden. Viele verstehen diese Erscheinung überhaupt nicht, doch dafür kennen andere das ihnen vom Schicksal Bestimmte und tragen ihre Aufgabe von frühen Jahren an in sich. Einige spüren, dass sie etwas vollbringen müssen, doch das Bewusstsein brachte noch keine klare Weisung. Gerade für solche geborenen Helden werden die Umstände der Schlüssel sein. Diese lassen tiefliegende Saiten erklingen und tragen die Ausführung der Heldentat herbei.

      Die heutigen Menschen sprechen nicht gern von Helden und Heldentaten. Wenn die Geschichte von Heldentaten erzählt, zucken sie mit den Schultern und sagen: „Uns ist es nicht gegeben, eine Heldentat zu vollbringen.“ Darf man aber derart seine Unwissenheit bekunden?!

       Jede Epoche räumt dem Heldentum einen Platz ein, vom Familienleben bis zu den weltweiten Angelegenheiten. Man muss über das Alltagsleben hinausgehen und auf die Belange des Gemeinwohls blicken können. Es tritt eine Vielzahl bedeutsamster Möglichkeiten auf, mögen die Menschen sich nur nicht vor dem Wort Heldentat schämen.

      Man könnte die lehrreiche, vergleichende Beobachtung anstellen, in welchem Volk das Wort Heldentum öfter verwendet wird. Bitten wir die Kleinen, Helden zu nennen, sie werden nicht in Verlegenheit geraten. Möge es ihnen gelingen, auch in Zukunft ebenso deutlich ihre Lieblingshelden anzugeben.

       In Indien gab es ein Spiel, bei dem jeder den allergrößten Helden nennen musste. Ein kleiner Junge nannte Krischna[75]. Man begann, ihm Vorwürfe zu machen und sagte: „Krischna ist ein Gott“. Doch der Junge bestand darauf, dass Krischna vor allem ein Held sei, da er zum Nutzen des Volkes gearbeitet habe; er wies auch darauf hin, dass Krischna die Sprache der Tiere gekannt habe. Darauf sagte man ihm: „Er hat mit wilden Tieren gespielt und sie verzaubert“. Der Junge beharrte: „Das bedeutet, dass Krischna auch die Sprache der Tiere verstanden hat“.

       Der Denker behielt ständig den Mythos von Orpheus[76] im Sinn und erinnerte daran, dass Orpheus ein Mensch war.

 

       665. Urusvati weiß, dass es besondere Gründe gibt, wenn Wir an Krischna, Orpheus, Zarathustra* und andere Lehrer der Menschheit erinnern. Die Lehrer gaben ihre Unterweisungen verschieden je nach der Sprache und den Bräuchen, doch das Wesen des Gelehrten blieb unverändert.

       Die Arbeit einer vergleichenden Gegenüberstellung dieser Lehren wurde bisher nicht durchgeführt. Man spricht von vergleichenden Religionswissenschaften, doch heute haben Wir eine Beurteilung der von den Lehrern gegebenen Grundlagen im Sinn.

      Wenn ein fleißiger Wissenschaftler alle Besonderheiten der Völker und Jahrhunderte auswählt, wird er an ihrem Grund Vermächtnisse solcher Art finden, als ob sie von einer einzigen Persönlichkeit gegeben worden wären. Man kann mehrere Individualitäten unterscheiden, die nacheinander ihre Aufgabe erfüllt und zur ständigen Vervollkommnung der Menschheit beigetragen haben.

       In verschiedenen Jahrhunderten sprachen Lehrer, die einander nicht kannten, ähnliche Worte aus, ähnlich nicht nur in ihrem inneren Sinn, sondern auch dem Temperament nach. Selbst ein Unwissender kann auf den Gedanken kommen, ein einziger Mensch habe diese Vermächtnisse gegeben. Die Wissenden werden natürlich ihre Schlussfolgerungen ziehen.

       Nützlich wird eine Arbeit sein, die das Allgemeinmenschliche dieser Vermächtnisse aufzeigt. Eine solche Arbeit wird schwierig sein, denn man muss allgemein anerkannte Quellen verwenden, sonst würde man ihr keinen Glauben schenken. Es wird nicht gelingen, die äußerst wertvollen Agraphen anzuführen, denn ihnen glaubt man nicht. Doch sogar allgemein anerkannte historische Fakten werden es erlauben, lehrreiche Vergleiche zu ziehen. Man muss die Wahrheit mit anerkannten Argumenten beweisen.

       Ungeachtet dessen, dass viele Materialien vernichtet sind, wird man genügend Aufzeichnungen finden können. Man muss die Aufzeichnungen der Schüler von Apollonius von Tyana* und Pythagoras verwenden. Man kann aus einer ganzen Erzählung einige Worte herausfiltern, doch diese Fragmente werden das Wesen der Lehre hinreichend beschreiben. Es wird sich erweisen, dass die Lehrer, die verschiedenen Religionen angehörten, etwas Einheitliches bestätigt haben. Origenes* sprach mit Worten aus vielen Jahrhunderten, die er nie gehört haben konnte, doch bei eifrigem Studium ergibt sich das Bild eines individuellen Weges. Solche Forschungen wären nützlich.

       Der Denker sprach: „Wenn ich die Erzählungen von Fremden höre, scheint es mir mitunter, als spreche ein einziger Mensch. Ich sehe unterschiedliche Kleidung und höre verschiedene Sprachen, doch das Herz erkennt einen einzigen Menschen.“

 

       666. Urusvati kennt den Weg der Vorbestimmung. Die Technik der Prognose kann mit einem Boot verglichen werden, das eine reißende Strömung von steinigen Stromschnellen durchfahren muss. Das Boot muss in eine bestimmte Richtung fahren und die Last an ihren Bestimmungsort bringen, doch das Flussbett mit den Stromschnellen verändert sich ständig und die gefährlichen Steine wechseln ihren Ort. Der Steuermann muss während der Fahrt die am wenigsten gefährliche Strömung erfühlen.

       Die Uferbewohner freuen sich und denken, das Boot strebe fröhlich seinem Bestimmungsort entgegen. Sie sagen: „Der Steuermann kennt den Weg“. Sie sehen aber nicht, wie viele Gefahren bereits mit einer einzigen Ruderbewegung umgangen werden. Der Steuermann darf in keine stille Seitenbucht einbiegen, da er von dort nicht mehr in die Strömung zurückfinden würde. Vieles muss geopfert werden, nur um nicht die richtige Richtung zu verlieren. Wasserspritzer vermischen sich mit Schweißtropfen, doch für die Zuschauer ist dieser Kampf nicht mehr als eine fröhliche Jagd.

       So verhält es sich auch mit Vorbestimmungen. Nur wenige verstehen die ganze Schwingung der Anspannung. Jeder möchte seine Gewohnheit zur Vorschrift machen und die Anlegestelle auf seine eigene Weise festsetzen. Wenn er die Gefahren nicht sieht, heißt es für ihn, dass sie nicht existieren. Er strickt sich seine eingebildeten Umstände zurecht und versteht nicht, welche Gefahren er damit heraufbeschwört.

      So versuchen die Zuschauer auch oft, den Steuermann zu verwirren. Doch je gefährlicher der Ort des Geschehens ist, desto behutsamer müssen sich die Zuschauer verhalten. Wahrlich, nur sehr wenige vermögen Prognosen in vernünftiger Weise und ohne Selbstsucht zu verstehen.

       Man kann von der Vielzahl Lichtstrahlen lesen, die von jedem Organismus abgegeben werden, und so ist es auch. Das ist nicht neu, doch jede solcher Überlegungen sollte auch auf gewisse Schlussfolgerungen stoßen. Die Wege von Gedankensendungen sind aufgrund unzähliger fremder Ausstrahlungen sehr gewunden. Auch die Schwingungen des Verkehrs sind angespannt.

       Urusvati hat die Dringlichkeit richtig bemerkt, zu bereits aufgezeigten Themen zurückzukehren. Es handelt sich jedoch nicht um eine Wiederholung, sondern es vollzieht sich eine Erweiterung des Gedankens.

      Man kann sehen, wie innerhalb kürzester Zeiträume eine neue Prognose erfolgt. Es darf nicht erstaunen, dass die Vorbestimmungen bei aller scheinbaren Verschiedenartigkeit doch innerlich verbunden sind. Gerade jetzt kann man bei den weltweiten Ereignissen eine äußerliche Verschiedenartigkeit und eine innere Verbindung bemerken. Man muss verstehen, dass das Boot durch eine gefährliche reißende Strömung hindurchjagt; seine Bestimmung ist unerschütterlich, doch viele Klippen müssen umfahren werden. Dies wird keine Abweichung vom Weg, sondern vernünftige Zweckmäßigkeit sein.

       Wir sagen dies nicht in Untätigkeit, sondern inmitten angespannter Bestrebung: Dies ist eine weitere Seite Unseres Inneren Lebens.

       Der Denker sprach: „Ich kann mir einen Steuermann in einem stürmischen Strom gut vorstellen. Die Sonne strahlt, es herrscht völlige Stille, doch in seinem Herzen spüre ich den Sturm.“

 

       667. Urusvati weiß, dass die Großen Lehrer der Menschheit grausamen Verfolgungen ausgesetzt waren. Diese Wahrheit ist den Menschen dermaßen bekannt, dass sie sich ihrer nicht erinnern wollen. Gleichzeitig sind sie jedoch bereit, jeden Träger des Guten ebenso zu behandeln. Überdies ertragen sie es nicht, daran erinnert zu werden, dass die von ihnen Verfolgten eben diese Verfolgung in Freude aufnahmen, geradezu als sei sie eine Bestätigung ihrer Heldentat.

       Man kann auch auf einen Großen Tatmenschen hinweisen, den Wir den Unvergleichlichen Sänger[77] nennen. Diese Bezeichnung kommt Ihm zu, denn Er wies als erster auf die Macht des Tones hin. Natürlich wurde dies von den Menschen später falsch ausgelegt. Man muss darauf hinweisen, dass Er die Bedeutung der Einheit verstand. Er erklärte jede Zwietracht als Folge von Unwissenheit. Seine Arbeit am Konzept der Einheit hinderte Ihn jedoch nicht, die Rüstung anzulegen, wenn Gefahr für die Menschheit aufkam.

       Viele verstehen nicht, warum der genannte Sänger sich auch als Krieger erweisen konnte. So tragen die Menschen überall Begrenzungen hinein. Doch der Mensch ist ein vollkommener Mikrokosmos; er trägt auch Blitze in sich, wenn sie für eine Entladung des Raumes notwendig sind. Man darf sich nicht verkleinern, wenn das Leben eine aktive Heldentat erfordert. So lässt sich verfolgen, wie große Tatmenschen die unterschiedlichsten Eigenschaften in sich aufzunehmen vermochten. Leider haben die Menschen die Beweggründe der Helden nicht bemerkt; auf diese Weise erschienen ihre Taten oftmals als einseitig und riefen sogar Verurteilung hervor.

       Der Denker sprach: „Ich war kein Krieger, doch wenn die Posaune ruft, werde ich in mir auch die Kraft finden, der Welt zu helfen.“

 

       668. Urusvati weiß, dass eine gedankliche Schöpfung unzerstörbar ist. Sie hängt von vielen Bedingungen ab, verwirklicht sich aber auch in der grobstofflichen Welt. Wir erinnern daran, denn manche sind in Verwirrung geraten, weil sie wissen, dass sich in Unseren Archiven viele nicht realisierte Vorschläge befinden. In dem Gesagten liegt kein Widerspruch. Wenn eine Aufgabe heute nicht verwirklicht wurde, heißt das nicht, dass sie nicht morgen ausgeführt werden kann, und das sogar in viel besserer Weise.

       So sind die Menschen nach wie vor nicht in der Lage, Gegensätze zu erfassen. Man kann auf viele Beispiele verweisen, da die Menschen sich selbst begrenzt haben, der Gedanke jedoch schon eine grobstoffliche Wirkung erzeugt hatte. Erneut berühren wir die Frage des Vertrauens; es ist wie Zement, das einen feinstofflichen Aufbau mit seiner grobstofflichen Verkörperung vereint.

       Man muss die ethischen Grundlagen als überaus praktische Lösungen ansehen. Weisheit ist nichts Märchenhaftes; sie entsteht vor allem durch Vertrauen, das vor Schwanken bewahrt. So entsteht auch Zweckmäßigkeit aus der Anwendung höchster Maßstäbe; nur so kann man Gegensätze begreifen. Nicht ohne Grund erkannte Buddha Seine Schüler gerade an dieser Gabe der Aufnahmefähigkeit.

       Der Denker lehrte: „Es ist unmöglich, den Pfad nur in einer einzigen Richtung zu gehen, man muss auch nach Hause zurückkehren können.“

 

       669. Urusvati weiß, dass der Gedanke schafft und zerstört; gleichzeitig sprechen Wir von der Unzerstörbarkeit des Gedankens. Darin liegt keinerlei Widerspruch. Zerstörung ist keine Vernichtung. Die von der Gedankenenergie geschaffene Substanz kann nicht vernichtet werden. Auch ein Baumeister kann sein Baumaterial nicht vernichten. Er kann die Hülle zerstören. Er kann den Zustand des Materials verändern, aber nicht vernichten. Dieser Grundsatz erlegt dem Denkenden eine besondere Verantwortung auf.

       Wahrhaftig, unter den feinstofflichen Bauten gibt es nicht wenige hässliche, und sie müssen umgewandelt werden. Wieviel Energie aber ist erforderlich, um aus unvollkommenen Materialien etwas Schönes herzubringen! So sind Unsere Beobachtungen sehr bedauerlich, wenn Wir sehen, wie unüberlegt und geschmacklos die kostbarste Energie vergeudet wird. Dabei kann man sehen, dass ein energischer und rationaler Geist viel Hässliches schaffen kann. Ihr wisst, dass der Verstand auch im irdischen Leben ein schlechter Ratgeber sein kann.

       Es ist erstaunlich, wie sehr manche Denker vom Gefühl für das Schöne entfernt waren. Auf anderen Gebieten zeigten sie Logik des Denkens, doch im Bereich des Schönen blieb ihr Auge vollkommen geschlossen. Eine solche Missbildung lässt sich nicht selten antreffen, und solche Krüppel zeichnen sich durch großen Dünkel aus.

      Gewöhnlich ist es mit ihnen in diesem irdischen Leben bereits hoffnungslos, doch in der Feinstofflichen Welt erweisen sie sich als echte Schädlinge. Im irdischen Leben kann man mit ihnen unmöglich über das Überirdische sprechen, und in der Feinstofflichen Welt werden sie die Schönheit des Kosmos nicht sehen können.

       Der Denker sprach: „Mensch, du schleppst eine lange Kette untauglicher Gedanken hinter dir her. Willst du in der Überirdischen Welt etwa von denselben abscheulichen Begleitern umgeben sein?“

 

       670. Urusvati weiß, wie sehr die Menschen ihrer Natur nach zum Ungewöhnlichen hingezogen werden und gleichzeitig alles fürchten, was an das Ungewöhnliche erinnert. Man muss diese menschliche Eigenheit im Blick haben und darf nur sehr vorsichtig von Phänomenen sprechen. Dabei ist es am besten zu sagen, man habe etwas von Zeugen erfahren, sich selbst aber nicht zu erwähnen; sonst werden die Menschen in Furcht geraten, auch wenn sie es nicht gleich zeigen.

       Als Beispiel kann man den Unvergleichlichen, Vollkommenen Sänger anführen. Er besaß viele phänomenale Fähigkeiten, verstand es aber, nicht über sie zu sprechen, so dass es den Anschein hatte, als vollziehe das Phänomen sich in Seinem Umkreis ohne Seine Teilnahme. Er brachte mächtigste Klangeinwirkungen zum Vorschein, ohne zu verstehen zu geben, dass gerade Er die Ursache für die geschaffenen Stimmungen war.

       Seine Unterweisungen wurden so gegeben, als ob sie aus dem Altertum kämen. Er besaß hinreichend Geduld, um den Menschen nicht zu erlauben, an Seine Macht auch nur zu denken. Doch als einige Neider Ihn verdächtigten, die Quelle der phänomenalen Fähigkeiten zu sein, setzten sie eine Verfolgung in Gang, die zu Seiner Ermordung führte. So kann man sehen, wie die Menschen nichts Ungewöhnliches verzeihen, es selbst aber besitzen möchten. Man muss die Feinfühligkeit aufbringen, sogar das Wort „Überirdisch“ nur im geeigneten Moment auszusprechen.

       Der Denker sprach: „Gebt acht, dass das Überirdische sich nicht in Unterirdisches verkehrt.“

 

       671. Urusvati weiß, dass Kosmographie[78] als eines der anziehendsten Fächer an allen Schulen eingeführt werden sollte. Gerade sie sollte alle Bereiche des Weltwissens miteinschließen. Wenn die Menschen das Bewusstsein des Volkes umwandeln wollen, müssen sie es mit den Grundlagen des Weltenaufbaus vertraut machen und dies in wissenschaftlicher und anziehender Weise tun.

       Mögen diese Bekanntmachungen in Form von Gesprächen erfolgen, ohne Prüfungen, welche die Liebe zum Fach stören könnten. Wenn das Bewusstsein eines Schülers Bruchstücke früherer Erinnerungen bewahrt, wird er die Liebe zur Erkenntnis der Grundlagen leicht in sich entfachen.

      Wahrlich, Kosmographie muss in anziehender Weise unterrichtet werden. Dabei müssen fortwährend die neuen wissenschaftlichen Entdeckungen miteinbezogen werden. Mögen auch die Lehrbücher so zusammengestellt werden, dass neue Erkenntnisse leicht eingefügt werden können.

       In einer Übersicht über den Kosmos werden viele Fächer zu einer Synthese zusammenkommen. Astronomie, Astrochemie, Astrologie und Volksglauben werden alle ihren Platz in einer wissenschaftlichen Erklärung finden. Wahrscheinlich wird die ältere Generation ein solches Fach für undurchführbar erachten, doch Wir haben die Jungen im Blick. So geht das Überirdische in ein feinfühliges Bewusstsein ein.

       Der Denker erinnerte daran, dass einzelne Wissenschaften dereinst wahrhaft zusammenarbeiten würden.

 

       672. Urusvati weiß, wie beharrlich Unsere Gedankensendungen sind. Ein Unkundiger könnte sich wundern, weshalb Wir mitunter das Gesagte nahezu wiederholen, doch ein erfahrener Empfänger versteht, dass eine solche Vertiefung ihre Ursache in einer Verwirklichung von Energie im Raume hat. Man muss verstehen, dass es im Umkreis Unserer Mitteilungen viele Gründe gibt. In ihrem Egoismus nehmen die Menschen an, alles werde nur für sie, für einzelne Personen gemacht, und vergessen dabei das Gemeinwohl.

       Auch kann man beobachten, wie verschieden Unsere Mitteilungen im Rhythmus und im Klang sind. Manchmal gleiten sie in Gedankenschnelle, manchmal aber sind sie äußerst artikuliert und so beharrlich, dass sie eine starke Schwingungsreaktion hervorrufen.

       So kann man auch beim Aussprechen eines Mantrams bemerken, dass entweder der Rhythmus überwiegt, in dem die einzelnen Wörter untergehen, oder eine laute Aussprache jedes einzelnen Wortes erforderlich ist. So wisst ihr, dass ein um Hilfe rufender Mensch sich bemüht, jede Silbe einzeln auszusprechen. Überdies kommen Unsere Mitteilungen entweder überaus schnell oder langsam herbei. Unsere komplizierte Arbeit erfordert viele Methoden.

       Der Denker sprach: „Glaubt nicht, etwas sei nur für euch bestimmt; es kann viele Wege geben, um höhere Gedanken zu vermitteln.“

 

       673. Urusvati weiß, dass bei jedem großen Ereignis außer vielen kosmischen Einwirkungen vier Schichten des menschlichen Denkens teilnehmen. Die erste Schicht besteht aus den Personen, die unmittelbar an der Schlacht teilnehmen, denn jedes Ereignis ist eine Schlacht. Jene Kräfte der Feinstofflichen Welt, die nicht weniger als die Verkörperten kämpfen, bilden die zweite Schicht. Die dritte Schicht besteht aus Teilnehmern, die nicht körperlich, sondern im Geist kämpfen. Die vierte Schicht besteht aus den Führern, ob sie sichtbar oder unsichtbar sind.

       Die ersten beiden Schichten wurden von Uns bereits mehrfach erwähnt, doch über die dritte Schicht muss gesprochen werden, weil die Teilnehmer dort immer zahlreicher werden. Die Menschen nehmen bewusst und unbewusst an den komplexesten Ereignissen teil. Man kann sehen, dass die Gedanken dieser vielen Menschen eine mächtige Kraft bilden, die durch ihre Ungeordnetheit gefährlich ist.

       Unverantwortlich, unbewusst, jedem beliebigen Einfluss unterworfen, zu jeglichem Verrat bereit und von Bosheit erfüllt – so füllen die Leute den Raum fortwährend mit den Flocken ihres zottigen Denkens an. Es macht ihnen nichts aus, jeden Tag ein anderes Geschrei anzustimmen, und sie erweisen sich als Quellen psychischer Epidemien.

       Damit nicht genug, schaden sie den Gedankensendungen der bewussten Mitarbeiter des Guten. Sie vergiften oftmals die Atmosphäre, und es erfordert viel Energie, um solche finsteren Sendungen unschädlich zu machen. Sie verstehen den ganzen von ihnen angerichteten Schaden nicht und wollen gar nicht wissen, welche Hindernisse sie auf dem Weg der Evolution schaffen.

       Man könnte fragen: Was ist hieran neu, böswillige Unwissenheit ist doch seit langem als äußerst verderblich anerkannt? Doch gerade jetzt, zur Zeit des Harmagedon, nehmen die Legionen der Schädlinge zu. Sie vernichten nützliche Arbeiten von Helfern des Heils in einem derartigen Maß, dass vor einem solchen Wahnsinn besonders gewarnt werden muss. Eine solche Störung von Schwingungen ist unangebracht. Die träge Volksmasse lässt sich auch leicht von Lügen beeinflussen.

       Der Denker wies ständig darauf hin, dass Unwissenheit ein höchst wirksames Prinzip und deshalb gefährlich ist.

 

       674. Urusvati weiß, dass das Fehlen von Angemessenheit psychische Blindheit genannt wird. Die Menschen wollen mitunter eine verheerende Feuersbrunst nicht bemerken, nur um ihre gewohnte Suppe zu Ende essen zu können, geraten aber gleichzeitig über eine durchs Fenster hereinfliegende Fliege in Entsetzen. Es ist notwendig, mit allen Mitteln die verloren gegangene Scharfsicht zu entwickeln, sonst wird der Mensch in eine eigentümliche Primitivität verfallen.

       Ist es nicht befremdlich, dass die Menschen ihre grundlegenden Eigenschaften nicht entwickeln und sich sogar bemühen, über die psychische Seite des Lebens gar nicht nachzudenken? Umso schwerer ist es, das menschliche Denken zum Überirdischen zu lenken. Es ist unmöglich, Stadtbewohnern ein weitgefasstes Verständnis der überirdischen Bereiche zu vermitteln. Sie meinen, sie hätten sich die wissenschaftlichen Begriffe bereits angeeignet, verstehen es aber nicht, geistige Erkenntnisse in die Wissenschaft mit einzubeziehen.

       Glaubt nicht, dass Wir viele Mitarbeiter sehen, die in der Lage sind, das Überirdische ins Leben umzusetzen. Gerade erhaltet ihr einen Brief, in dem Unsere Weisungen als nicht konkret bezeichnet werden. In solchen unüberlegten Ansichten liegt eine wahre Tragödie. Haben die Personen, die von der Abstraktheit Unserer Lehre schreiben, denn gar nicht darüber nachgedacht, wo die Grenze zwischen Realität und Abstraktheit verläuft?

       Wir weisen darauf hin, dass Realitätssinn gerade jetzt dringend notwendig ist, denn die Welt durchläuft eine gefährliche Stufe der Umgestaltung. In einer solchen Zeit, wenn jede Stunde eine realistische Entscheidung erfordert, wäre es unzulässig, sich in Abstraktheiten zu verlieren. Die psychisch Blinden sind aber nicht in der Lage, zu unterscheiden, wo unaufschiebbare, arbeitsreiche Realität und wo schädliche Abstraktheit ist. Sie selbst füllen das Leben mit Abstraktheiten an und erkennen nicht, wie sie zu Schädlingen werden. Urusvati erinnert sich, wie eine herausgeputzte Menge noch zum Schauspiel eilte, als das Gebäude bereits einstürzte.

       Der Denker lehrte: „Erkennt die Wirklichkeit und befreit euch dadurch von den Ketten der Sklaverei.“

 

       675. Urusvati weiß, dass einige darauf bestehen, die körperliche Teilnahme an einem Kampf sei kraftvoller und schwieriger als ein psychischer Kampf. Ein solcher Irrtum entsteht aus einem völligen Nichtverstehen des psychischen Lebens. Es ist noch nicht einmal möglich, körperliche und psychische Anspannung zu vergleichen, umso bedeutsamer in jeder Hinsicht ist die letztere.

       Feinstoffliche Energien sind stärker als alle muskulären, doch die Menschen können auch dieses Axiom infolge ihrer falschen Lebensführung nicht annehmen. Man muss es oft wiederholen, dass eine körperliche Verletzung mit den Leiden der feinstofflichen Hüllen nicht zu vergleichen ist. Die größten körperlichen Gefahren können nicht mit psychischen Gefahren verglichen werden. Und die bedrohlichsten körperlichen Umgestaltungen sind nichts im Vergleich mit den psychischen Wechseln zwischen den Welten.

       Auch jetzt, da die Menschheit im Kampf für die Umgestaltung der Welt angespannt ist, muss man der psychischen Seite des Lebens Aufmerksamkeit schenken. Es gibt jedoch viele Hindernisse auf dem Weg einer solchen natürlichen Evolution. Die Menschen werden sich mit aller Kraft widersetzen, damit keine nützlichen Erkenntnisse in ihr ärmliches Bewusstsein eindringen. Es wird eigenartige Aufstände gegen die Erweiterung des Bewusstseins geben. Dabei werden die unwürdigsten Maßnahmen ergriffen, um eine Verbreitung des unabdingbaren Wissens zu unterbinden.

       Es ist lehrreich, den Geisteszustand solcher Aufständischer zu beobachten. Sie ersinnen verschiedene Argumente, um über die psychische Energie zu spotten und sie herabzusetzen.

       Freunde, jeder von euch kann Beispiele aus seinen Beobachtungen anführen, als er Widerstand gegen etwas Offensichtliches begegnen musste.

       Der Denker lehrte: „Fürchtet Unwissende nicht, eilt aber auf dem Weg zur Erkenntnis schneller voran.“

 

       676. Urusvati weiß, dass jede bedeutende Enthüllung, jede Prophezeiung nur von einer Minderheit, einer ganz kleinen Minderheit aufgenommen und im Leben ausgeführt wird. Die Mehrheit begegnet dem Wesen der besten Prophezeiungen mit Hass. Nicht nur Widerstand, sondern geradezu wütender Hass kriecht den nützlichsten Enthüllungen hinterher.

      Manche meinen, man müsse die Ursache dafür in Neid suchen, doch liegt sie tatsächlich viel tiefer. Die Ursache ist der Kampf des Chaos gegen alles Schöpferischen. Man kann die Nützlichkeit von Prophezeiungen sogar daran erkennen, wieviel Hass gegen sie ausgespien wird. Nicht nur böser Spott, sondern verderblichster Hass verfolgt alles, was der Erneuerung des Lebens dient. Bemerkt, wie nahe solche Hasser dem Verrat stehen. Sie sind zu den raffiniertesten Taten bereit, um einer Sache zu schaden, die ihnen selbst gar keinen Schaden zugefügt hat.

       Die Hasser teilen sich in zwei Arten ein. Die einen dienen jeder nützlichen Prophezeiung als Megaphon. Es wurde richtig bemerkt, dass starke Menschen sich mitunter mit der ausgeprägten Bestimmung verkörpern, einer ganzen Bewegung als Megaphon zu dienen. Man muss verstehen, dass das Karma bei einer solchen festgelegten Bestimmung nicht belastet wird. Doch muss daran erinnert werden, dass die zweite Art der Hassenden sehr schädlich ist, denn sie versuchen, den Wegen des Fortschritts der Menschheit einen falschen Sinn zu unterschieben.

       Nicht nur einmal sind euch solche Schädlinge begegnet. Man darf sie unmöglich damit rechtfertigen, dass sie besessen seien. Sonst fände jeder willensschwache Mensch seine Rechtfertigung. Wir nehmen uns vor solchen Menschen, die verderblicher Besessenheit verfallen sind, sehr in acht.

       Man muss daran erinnern, dass der Überirdische Bereich die Wut solcher Hasser besonders weckt. Sie wollen lieber in ihrem alten Plunder verbleiben, bemühen sich jedoch, die Maske der Vernunft aufzusetzen. Viele Wege wurden durch solche Heuchler versperrt. Möge die Wissenschaft in weiter gefasster Weise zu grenzenloser Erkenntnis führen.

       Der Denker kämpfte bereits mit solchen Hassern. Er warnte die Schüler, keine philosophischen Abhandlungen unverschlossen liegenzulassen: „Vergesst nicht, dass sich unter sogenannten Verwandten Hassende befinden können.“

 

       677. Urusvati weiß, dass sogar ein kleines Unwohlsein eines Führers einen entscheidenden Einfluss auf wichtige Ereignisse haben kann. Die Historiker nennen dies Zufall, doch in Wirklichkeit lassen sich viele Ursachen erkennen. Außer den verschiedenen menschlichen Einflüssen können besondere kosmische Bedingungen herrschen und, über allem, das unerbittliche Rad des Gesetzes.

       Man sollte nicht denken, dass ein besonders bedeutendes Ereignis ebenso große Einwirkungen erfordere; man kann sehen, wie das Schicksal der Völker von kleinen Umständen abhing. Solche Beobachtungen sind überaus lehrreich, denn sie zeigen die Wechselbeziehung zwischen den Dingen nicht entsprechend ihrem physischen Ausmaß, sondern gemäß der Wechselbeziehung der feinsten Energien. Es ist besonders bedeutsam zu erkennen, wie die großen Ereignisse des Harmagedon im Gleichgewicht mit den unwägbaren karmischen Bedingungen stehen.

       Man kann sehen, wie Karma diejenigen einholt, die Ungerechtigkeiten begangen haben. Dabei kann man erkennen, wie gewunden die Wege des vollkommenen Gesetzes sind. Gewöhnlich erkennen die Menschen solche feinstofflichen Entsprechungen nicht an. Ihnen erscheint sogar die gerechteste Entscheidung als unverständlich, derart sind die überirdischen Bedingungen von den irdischen verschieden. Man muss jedoch die überaus komplizierten Auftürmungen[79] berücksichtigen, aus denen sowohl die irdischen als auch die überirdischen Wechselbeziehungen bestehen. Eine solche Erkenntnis kann durch persönliche Vertiefung des Denkens erlangt werden. Niemand vermag das zu erzählen, in das man mit Hilfe des Gefühlswissens eindringen muss.

       Der Denker lehrte Seine Schüler, das Wesen der Ereignisse zu erkennen. Gewöhnlich ähnelt ihr Äußeres wenig ihrer inneren Bedeutung.

 

       678. Urusvati weiß, dass eine Prognose und ihre Verwirklichung von vielen Umständen umgeben sind. Möge ein schwacher Mensch keine Prognosen berühren. Er wird aus seinem bedingten Verständnis heraus über sie urteilen und auf diese Weise den Fluss wichtiger Ereignisse nur erschweren. Jeder kann nach seinem Niveau etwas erschweren. Dabei kann sich auch ein schwacher Denker in bestimmter Hinsicht als Fanatiker erweisen und alles Existierende mit seiner Voreingenommenheit überziehen. So erfolgt die Prognose gewöhnlich vorzeitig, und es ist gefährlich, sie mit einer erdachten Frist einzuengen.

       Ebenso muss man verstehen, dass eine Voraussage vor ihrer irdischen Verwirklichung bereits den Raum psychologisiert und daher, wenn auch unsichtbar, schon bei vielen weltweiten Ereignissen mitwirkt. Es ist lehrreich zu beobachten, wie Unsere Prognosen sich verwirklichen.

       Der Denker sprach: „Glaubt nicht, dass etwas erst existiere, wenn ihr es mit irdischen Augen seht; vielleicht wurde es schon früher im Raum geboren.“

 

       679. Urusvati weiß, dass das Überirdische von jedem beliebigen Gesichtspunkt aus studiert werden kann, wenn die Erkenntnis nicht von Vorurteilen bestimmt ist und nicht eingegrenzt wird. So kann sich jedes Gebiet der Wissenschaft seinen Zugang zum Überirdischen eröffnen. Die Astronomie wird eine Wandlung hin zur Erkenntnis der Bewohntheit der Welten vollziehen. Die Physik wird der Astrophysik einen Platz einräumen. Die Chemie wird die Astrochemie nicht vergessen. Das Überirdische wird die Philosophie und die Psychologie verschönern. Man kann sehen, wie die Physiologie eine Verbindung des menschlichen Organismus mit dem Kosmos feststellen wird. Die Geschichte wird sich bemühen, wertvolle Hinweise in den alten Schriften zu finden.

       Es lässt sich erahnen, dass Radioübertragung und Television neue Prognosen über das Überirdische ermöglichen werden. Auf diesem Weg werden sogar die sogenannten positiven Wissenschaften der Erweiterung des Bewusstseins dienen.

       Man muss nicht irgendwelche ungewöhnlichen Epochenwechsel erwarten, wenn jeder unbeschränkte Geist sein Verständnis bereits jetzt vertiefen kann. Dabei werden auch verleumdete Wissenschaften, wie Astrologie, Alchimie und das übrige Wissen über die feinstofflichen Energien, wieder aus der Asche aufsteigen. Die Menschheit kann das Leben erneuern, ohne frühere Errungenschaften zu verwerfen. Möge nur jeder anstelle des Wortes „es ist unmöglich“ das Wort „es ist möglich“ sagen. Nur durch eine solche Selbstöffnung werden die Menschen an das Studium der lebenswichtigsten Bereiche herangehen können. Selbst die Geologie erinnert an Aufschichtungen, die sich unter dem Einfluss überirdischer Ursachen vollzogen haben.

       Der Denker wies auf die Erde und sprach: „Auch du, Erde, gemahne uns an die Überirdische Erhabenheit.“

 

       680. Urusvati weiß, dass die Stufe der Bereitschaft der beste Maßstab für den Erfolg ist. Von welcher Bereitschaft sprechen Wir? Man kann ein örtlich geltendes Gesetz kennen und bereit sein, ihm zu gehorchen, doch wird die Wirkung einer solchen Bereitschaft geringfügig sein. Man muss wahre Bereitschaft erlangen. Wenn Wissen und Gefühlswissen in Einklang stehen, wird der Mensch durch viele Sendungen erstarken, die er behutsam und bewusst aufnimmt.

       Die Menschen werden oft durch Zwang zu einer bestimmten Arbeit hingezogen, die ihnen als Verpflichtung auferlegt wird, doch ein solcher Zwang führt nicht zum Guten. Der Mensch war noch nicht bereit, die Bedeutung der ihm auferlegten Arbeit zu erfassen. Es ist an der Zeit, dass die Menschheit versteht, worin wahre Bereitschaft besteht; bei ihr werden die Menschen zu Helden. Ein solch hoher Zustand wird eintreten, wenn der Mensch auf natürliche Weise die Schönheit angespannter Bereitschaft anerkennt.

       Der Denker sprach: „Wer die Speise nicht zum Munde führt, wird auch nicht satt werden.“

 

       681. Urusvati weiß, dass Schweigen ein Zeichen von Anspannung ist. Vor langem wurde gesagt, Stille sei lauter als Gewitter und Wirbelsturm. Aber haben viele diese kosmische Wechselbeziehung verstanden? Gewöhnlich verstehen die Menschen Schweigen als den Unwillen, etwas Wichtiges zu sagen.

       Die Menschen verstehen alles gemäß ihrer Selbstsucht; sie möchten etwas erfahren, was möglichst alltäglich ist, und ziehen die Überlegungen des Gesprächspartners in Betracht. Sie vergessen jedoch, dass große Anspannungen in der Welt herrschen können, besonders im Überirdischen Bereich. In einer solchen Zeit sollte sich jeder vernünftige Beobachter in feierlichem Schweigen beugen, doch die Unvernunft versucht, aus dem Erhabenen etwas Eigennütziges und Alltägliches zu machen. Daher ist es oftmals schwierig, vom Überirdischen zu sprechen, wenn jemand das Gespräch ins Persönliche zu wenden sucht. Wer über das Überirdische nachdenkt, möge es seinen persönlichen Bedürfnissen gegenüberstellen und verstehen, dass das Große auch dem Kleinen hilft.

       Der Denker forderte, dass die Schüler von der Bedeutung des Schweigens durchdrungen sein sollten.

 

       682. Urusvati weiß, weshalb Wir oft an Ruhe erinnern. Über sie muss dasselbe wie über Nirwana gesagt werden. Für die Nichtigen bedeutet Ruhe Gedankenlosigkeit, Willenlosigkeit und Gleichgültigkeit, doch für die Starken ist sie höchste Anspannung; in ihr kommen Erweiterung des Bewusstseins, Weisheit und Tapferkeit zum Ausdruck. Auf diese Weise ist Ruhe die Offenbarung eines großen Potentials. Darauf muss man sich bewusst vorbereiten und verstehen, dass Sendungen psychischer Energie unumgänglich sein werden.

       Urusvati versteht es richtig, dass angesichts der Weltereignisse eine allgemeine Abgabe von psychischer Energie erforderlich ist. Je verfeinerter ein Organismus ist, in umso stärkerem Maß gibt er diese Energie ab; deshalb kann man eine unverstandene Müdigkeit bemerken, welche die Mehrheit der Menschen ergreift. Es entsteht eine Epidemie eigener Art, die von der Wissenschaft noch nicht verstanden wird. Erst später werden die Menschen begreifen können, wo ihre Energie erforderlich war und welcher Magnet sie angezogen hat.

       Zur Zeit lassen sich ähnliche Erscheinungen beobachten, in denen die Verbindung des Überirdischen mit dem Irdischen klar zum Ausdruck kommt. Versteht es, echte Ruhe zu bewahren.

       Der Denker sprach: „Ich weiß nicht, wohin meine Kraft fliegt. Sagen wir, sie möge dorthin eilen, wo es am würdigsten ist.“

 

       683. Urusvati weiß, dass ein in Unruhe geratener Mensch die gesunden Schwingungen verliert und in zerstörerische verfällt. Er leidet nicht nur selbst Qualen, sondern wird auch zu einem Infektionsherd. Solche Verbreiter von Epidemien müssen unter medizinischer Beobachtung stehen, doch müssen die Ärzte natürlich vorher die Ursache solcher Erkrankungen erkennen. Sie dürfen den Organismus des Kranken nicht mit Narkotika vergiften, denn sie können das Bewusstsein nur vorübergehend abstumpfen, ohne dass die Ursache behoben wird. Im Gegenteil, wenn die Narkotika ihre Kraft verlieren, nehmen Erregung und Unruhe wieder zu. Sie akkumulieren sich geradezu, um dann mit doppelter Kraft über den ungeschützten Organismus herzufallen.

       Man kann beobachten, dass nur psychische Einwirkung das beste Heilmittel ist. Man kann die Kraft aus weiter Entfernung auf den Kranken richten, doch nur dann, wenn er sich nicht widersetzt. Viele Manien entwickeln sich aus einer ständigen Unruhe. Von der Feinstofflichen Welt aus kann man beobachten und staunen, welche nichtigen Anlässen die Menschen aus dem Gleichgewicht bringen.

       Die Zeit selbst zeigt, dass das Gespenst gar nicht so fürchterlich war und die Menschen die unruhige Stunde ausgezeichnet überstanden haben. Der Hauptschaden besteht jedoch darin, dass der in Unruhe Geratene nicht über das Überirdische nachzudenken vermag.

       Der Denker sagte einem erkrankten Nachbarn: „Freund, hat es sich denn gelohnt, wegen einer Schiffsladung von Waren eine Krankheit heraufzubeschwören?“

 

       684. Urusvati weiß, dass jeder von Uns irgendwann einmal seine psychische Energie den grobstofflichen Bedingungen der Erde angepasst hat. Ein solches schwieriges Sichvertrautmachen ist nicht schnell durchführbar. Auch muss man daran erinnern, dass solche Prozesse mit irdischen Mitteln vollbracht werden müssen.

       Glaubt nicht, dass irgendeine Magie oder Zauberkunst bei diesem ersten Sichvertrautmachen helfen könnte. Wir mussten vor allem Beobachtungsvermögen entwickeln, um die Berührung der kosmischen Kräfte zu bemerken; es vollzog sich genau dasselbe, was Wir auch euch allen raten.

       Man darf sich nicht darüber beklagen, dass überirdische Offenbarungen selten seien – es gibt viele, doch muss man ihre Einwirkung spüren. Dabei darf man nicht in Übertreibung verfallen. Ihr wisst, dass manche neu Herantretenden bereit sind, jede flüchtige Berührung als etwas Gigantisches zu erklären. So darf man nicht erwarten, dass der Prozess der Verfeinerung des Bewusstseins beschleunigt werden kann; der Mikrokosmos bedarf planmäßiger Aufspeicherungen, sonst wird er dem Makrokosmos nicht ähnlich werden.

       Die Haupterrungenschaft besteht jedoch darin, dass jede Aufspeicherung unauslöschlich ist und nichts die Qualität der psychischen Energie zerstört. Das bedeutet, dass es nützlich ist, eine solche Kraft aufzuspeichern. Und jeder kann sich jederzeit die gute Aufgabe stellen, die Qualität der psychischen Energie zu steigern; dies wird eine Arbeit zur Erkenntnis des Überirdischen sein.

       Beginnt die Beobachtungen mit dem Einfachsten, mit dem Kleinsten. In jeder beliebigen Umgebung kann man kosmische Zeichen wahrnehmen. Wenn es meteorologische und seismographische Beobachtungen gibt, sind ebenso kosmische Beobachtungen möglich, so nennen Wir die überirdischen Beobachtungen.

       Jeder kann ein Tagebuch anfangen mit Aufzeichnungen über Vorgefühle, über Wahrnehmungen in Verbindung mit Ereignissen und über alle ungewöhnlichen Erscheinungen. Mit der Zeit wird man viele Fehler bemerken können. Sie sind unvermeidlich, denn die Kooperation von Strömen ist schwer zu erfassen. Seid über Unsere Warnungen nicht betrübt, Wir selbst haben solche Beobachtungen unter schwierigen Bedingungen gesammelt.

      Eines aber ist reizvoll, nämlich, dass es bei kosmischen Beobachtungen keine Reichen, keine Armen, keine Berühmten und keine Einfachen gibt. Allen Menschen ist der Weg zu uneingeschränkter Erkenntnis eröffnet. Selbst die Erkenntnis eigener Fehler führt zu neuem Begreifen. Wie herrlich ist es, Schritt für Schritt anhand von Erfahrungen nachzuprüfen, welcher seelische Zustand die beste Offenbarung ermöglicht hat.

       Das Vorgefühl ist eine Stufe des Gefühlswissens, doch möge physische Unmäßigkeit das feine Gefühlswissen nicht verdrängen. So denkt daran, dass jeder durch den unbeugsamen Wunsch voranschreiten muss, sein Gefühlswissen zu verfeinern. Wünscht und strebt!

       Der Denker sprach: „Aus meinem kleinen Fenster kann ich die Erhabenheit der Gestirne schauen.“

 

       685. Urusvati weiß, dass die heutige Wissenschaft vor einem Jahrhundert begründet wurde. Jede solche Neubildung ist mit der Hinterlassenschaft vieler älterer Erkenntnisse und mit einer Aufteilung in viele verschiedene Wege verbunden, wodurch eine schädliche Begrenzung eingeführt wird. Auch heute ist die Menschheit auf eine neue Stufe gelangt, auf der alte Wahrheiten wieder auferstehen und die Unabdingbarkeit einer Synthese zu spüren ist.

       Was aber ruft solche Merkmale der Erneuerung hervor? Man darf nicht glauben, dass die Schulbildung zufriedenstellend sei. Ebenso kann man sich nicht damit trösten, dass unabänderliche Fristen eintreten und kosmische Ströme in neuer Weise auf die Menschheit einwirken werden. Man muss auch andere Ursachen suchen, die eine Wandlung des Denkens unterstützen. Unter diesen Ursachen befinden sich die Heranziehung der ungewöhnlichen Kräfte der Elektrizität sowie die verstärkte Produktion chemischer Stoffe. Auf diese Weise können rein physische Ursachen das Denken beeinflussen. Genau diese Ursachen bewirken auch Entzündungen der Drüsen.

       Der Mensch bemerkt nicht, wie er sich selbst auf seinen beschränkten utilitaristischen[80] Wegen einer Verfeinerung des Bewusstseins annähert. Natürlich werden wir nicht glauben, dass solche utilitaristischen Verhältnisse bereits eine neue Epoche schaffen können, doch wenn Djins* Tempel erbauen können, wird auch die durch chemische Produktion erzeugte Anspannung die Menschheit zu verbessertem Suchen drängen. So können selbst die Tage des Harmagedon Samenkörner fortschrittlicher Erscheinungen beitragen.

       Der Denker sah bereits vor langem voraus, wie die Menschheit stöhnen würde, und dass sich aus dem Stöhnen Siegesrufe bilden würden.

 

       686. Urusvati weiß, dass es aus Anlass Unserer Hinweise auf kosmische Beobachtungen skeptische Bemerkungen geben wird. Man wird sagen: „Welche Bedeutung können nichtige menschliche Versuche im Angesicht der Unbegrenztheit haben? Doch keine größere als der Versuch eines Schmetterlings, zum Mond zu fliegen.“ Solche Vergleiche darf man jedoch nicht anführen, denn die psychische Energie des Menschen ist mächtig.

       Nicht alle Diamanten wurden durch große Wissenschaftler gefunden. Erinnern wir uns, welche großartigen Entdeckungen von ganz einfachen Menschen gemacht wurden. Lasst uns nicht auf die Ursachen schauen – denn ohne Ursache geschieht nichts –, sondern nur daran denken, dass selbst Kinder sich als ausgezeichnete Beobachter und Entdecker erwiesen haben. Und wenn kosmische Fristen nahen, werden sich auch viele originelle Denkweisen entwickeln.

       Dabei muss man sich vor Personen vorsehen, die sich als erleuchtet bezeichnen. Kein Philosoph hat je einen solchen Eigendünkel zugelassen. Keiner Unserer Mitarbeiter wird sich hochmütig seines Wissens rühmen. Jeder von Uns verfügt über eine gewisse Erfahrung, ist sich jedoch bewusst, dass seine Erkenntnisse im Vergleich zu anderen relativ sind. Allein auf eine solche Weise kann man Kraft für den Fortschritt schöpfen. Räumliches Forschen kann nicht enttäuschen, denn jeder Augenblick kann die Freude einer Entdeckung hervorbringen. Möge man die Folgen solcher Entdeckungen nicht voreilig abwägen, der Entdecker und der Interpretierende werden sich auf überirdischen Wegen treffen.

       Der Denker verstand die Schönheit solcher überirdischer Begegnungen. Sie erfolgen nicht zufällig, und ihre Ursachen sind herrlich.

 

       687. Urusvati weiß, dass Avidya[81]-Nichtwissen leicht in Wissen umgewandelt werden kann, wenn wenigstens eine geringe Neigung zur Erkenntnis besteht. Pflanzer von Wissen werden Lichtträger genannt. Diese Bezeichnung ist keineswegs symbolisch, sondern definiert die Wirklichkeit. Wahrlich, wenn der Wunsch besteht, sein Wissen zu übergeben, wächst und verschönert sich die Ausstrahlung. Man kann eine solche Ausstrahlung als ähnlich der einer heldenhaften Aura definieren. Bei jeder Übergabe von Wissen vollzieht sich eine gewisse Heldentat. Und wenn das Wissen mit ebensolchem Eifer aufgenommen wird, wird ein wechselseitiges Feuer von herrlichem Licht entzündet. So kann man sehen, dass Unsere Definitionen stets auf der Wirklichkeit gründen.

       Wenn wir jedoch davon sprechen, dass Unwissenheit Finsternis ist, ist dies leider eine traurige Wirklichkeit. Ein Mensch, der sich mit Unwissenheit und Verneinung beschmutzt, löscht seine Ausstrahlungen. Er öffnet sich den gefährlichsten Krankheiten, denn sein Sperrnetz ist geschwächt. Solche Lichtauslöscher sind unheilbar, und nur eine neue Erfahrung in der Feinstofflichen Welt kann ihnen den weiteren Weg ein wenig öffnen. Früher oder später werden solche Menschen verstehen, dass ihr Verhalten dem Leben nicht förderlich war.

       Stellt bei Gesprächen mit Freunden die genaue Bedeutung der verwendeten Begriffe fest. Unterschiedliches Verstehen führt zu Zwietracht. Viele philosophische Systeme zerfielen gerade infolge ungenauen Verstehens. So verstehen viele den Unterschied zwischen Nichtwissen und Unwissenheit[82] nicht. Sie meinen, beide Begriffe seien synonym, woraus sich bedauerliches Unverständnis ergeben kann.

       Es muss daran erinnert werden, dass man besonders bei Erörterungen über das Überirdische in schädliche Verständnislosigkeit geraten kann. Der eine kann darüber aus kirchlicher Sicht urteilen, der andere aus astronomischer, und der wahre, weite Begriff wird nicht berührt.

       Der Denker bemerkte nach mehreren Disputen: „Es ist traurig, wenn die Menschen mit ein und denselben Worten über Gegensätzliches sprechen.“

 

       688. Urusvati weiß, dass jeder menschliche Organismus auf seine Weise auf kosmische Erschütterungen reagiert. Ein feinfühligerer Organismus erklingt noch stärker. Man darf nicht versuchen, einer solchen Reaktion auszuweichen, dies wäre unnatürlich, doch ist es erforderlich, seine Kräfte solchen Anspannungen anzupassen.

       Zur Zeit durchschreitet die Menschheit ungewöhnliche Prüfungen. Man kann feststellen, dass die übergroße Mehrheit nicht bereit ist, die Bedeutung der Ereignisse zu erfassen. Die einen stecken nach Straußenart den Kopf in den Sand; andere vergiften sich selbst mit Hass und schaffen damit neues, schweres Karma; dritte wiederholen längst überholte Beschwörungsformeln. Man könnte eine lange Liste befremdlicher und unangemessener Verhaltensweisen der Menschheit aufstellen, doch über die wahre Bedeutung der Ereignisse wird nicht nachgedacht. Jene wahren Wege, die der Menschheit helfen würden, werden wieder einmal vergessen.

       Viele finden Unsere Gespräche über das Überirdische fehl am Platz, indessen kann nur das rechte Verstehen des Überirdischen eine Lösung der Verwirrung bringen. Im Sturm muss man eine Vorstellung vom ersehnten Hafen haben.

       Eine allgemeine starke Bestrebung wird auch die unabdingbare Zuversicht verleihen. Nur allgemeine Bestrebung reicht jedoch nicht, jeder einzelne muss sich eine bewusste Einheit vorstellen. Ihr wisst, dass jenes Heer stark ist, in dem jeder Krieger sich einen bewussten, heftigen Ausbruch vorstellt.

       Wir haben viel über Einigkeit gesprochen, und alles darüber Gesagte bleibt in Kraft. Denkt jedoch darüber nach, aus welchen Elementen sich nützliche Einigkeit zusammensetzen muss. Eine erzwungene, mechanische Einigkeit bringt keine Früchte, weshalb Wir nicht selten raten: Mögen unnütze Elemente abfallen. Ein infiziertes Glied muss entfernt werden. Gangräne[83] können sowohl körperlicher als auch psychischer Art sein. Man kann dort viele Erkrankungen feststellen, wo keine Vorbeugungsmaßnahmen ergriffen wurden.

       Die festgesetzte, gefahrvolle Stunde ist eingetreten. Man kann sehen, wie falsch die Prognosen derjenigen sind, die in selbstsüchtiger Weise denken.

       Der Denker sprach: „Wir meinen, es vollziehe sich etwas Wichtiges, wenn tausend Bürger auf einem öffentlichen Platz lärmen, doch was wird erst geschehen, wenn Millionen in Verwirrung geraten!“

 

       689. Urusvati weiß, wie oft man die grundlegendsten Wahrheiten wiederholen muss, damit sie in das menschliche Bewusstsein eingehen. Hellsichtigkeit und Hellhörigkeit bilden sich nicht auf irdische Weise, doch fordern die Menschen irgendwelche, auf ihrem Alltagsleben gründende Vorschriften. Eines kann man sagen: Nehmt aufmerksam und scharfsinnig jedes Aufblitzen feinstofflicher Empfindungen wahr.

       Man kann solche Erscheinungen nicht erwarten, muss aber für ihre Aufnahme offen sein. Menschliche, irdische, gezwungene Erwartung kann höhere Annäherungen nur erschweren. Es ist hinreichend bekannt, dass die klarsten Erscheinungen unerwartet eintreten und nur gestört werden, wenn die Stimme des Verstandes erklingt. Man darf die feinstoffliche Natur nicht zwingen, sollte aber jede ihrer Äußerungen begrüßen.

       Lasst uns nicht abwägen, welche Erscheinung gerade die allerwichtigste ist; mitunter sind scheinbar kleine Erleuchtungen von größerer Bedeutung als erschütternde. Versteht es, Erscheinungen zu spüren. Welche erklingt tiefer im Herzen? Die Wahrheit liegt im Herzen, das Wissen liegt im Herzen, die Erleuchtung liegt im Herzen. Es wurde darauf hingewiesen, dass der Yoga der Liebe der kürzeste Weg ist, doch kann man ihn auch ganz richtig den Yoga des Herzens nennen.

       Sämtliches Erkennen des Überirdischen bildet sich im Herzen. Der Gedanke wird im Herzen geboren und dem Gehirn nur übertragen. Möge jeder, der sich dem Überirdischen zuwenden möchte, die Macht des Herzens herbeirufen, es allein erklingt auf die Unbegrenztheit.

       Der Denker lehrte: „Jeder Lehrer muss ein Schüler des Herzens sein. Ohne das Herz werden unsere sämtlichen Bestrebungen in Zerstörung enden. Wehe den Herzlosen!“

 

       690. Urusvati weiß, wie unterschiedlich Unser Aufenthaltsort gedeutet wird. Die einen halten ihn für ein gewöhnliches Kloster, andere bezeichnen ihn als Hexenhaus; die einen behaupten königliche Pracht, andere vermuten strenges Asketentum; die einen verneinen Unsere Existenz vollkommen, andere nehmen an, Unsere Ashrams gebe es überall.

       Man kann viele Beispiele verschiedener Meinungen anführen, erwähnt werden muss jedoch eine bestimmte Ansicht, die nicht ohne Bedeutung ist: Sie spricht davon, dass Wir nicht in einem physischen Körper lebten; im Himalaja gebe es einen bestimmten Ort, erfüllt von Emanationen vieler Mineralien, wo ein ständiger Wirbel überirdischer Energien herrsche, der besondere Verbindungen mit der Überirdischen Welt ermögliche. So spricht man Uns zwar den physischen Körper ab, bestätigt aber dafür einen überirdischen Wirbel, der eine Verbindung besonderer Chemismen ermöglicht. Möge man jedenfalls auf diese Weise an die Verbindung mit dem Überirdischen erinnern.

       Besteht nicht auf der ganzen Formel, wenn ein auch nur teilweise nützliches Verständnis eingebracht wird. Mögen sich so die Wege des Wissens verbinden. Erinnert euch, dass Wir auch nur teilweises Wissen nicht verurteilen, wenn es das Wichtigste nicht verneint.

       Lacht nicht darüber, wenn jemand Uns aus Unwissenheit Attribute wie königliche Pracht und Luxus zuschreibt, die Uns fremd sind. Gewöhnlich reden so einfache Menschen, für die Luxus den Gipfel der Errungenschaft darstellt. Sie möchten Unser Dasein auf ihre Weise ausschmücken und wissen nicht, dass es Besseres als königliche Pracht geben kann. Sie schmücken Heiligenbilder mit kostbaren Steinen und meinen, damit richtig zu handeln. Sie nehmen an, überirdische Chemismen müssten der Verschönerung von Luxus dienen.

       Der Denker sprach: „Mensch, wenn du in einem Gewässer eine klare Widerspiegelung sehen willst, warte ein wenig, bis die Oberfläche sich beruhigt hat. Ruhe ist das Gewand der Weisheit.“

 

       691. Urusvati weiß, dass selbst bei klarstem Denken irgendwelche unerwarteten Gedanken eindringen können. Bei angespanntem Denken können sie nicht aus der Tiefe des Bewusstseins kommen. Tatsächlich sind solche Erscheinungen der beste Beweis für räumliche Sendungen. Glaubt nicht, dass ein solches Eindringen eine Unvollkommenheit des Denkens anzeige. Die Botschaften können eilig und erhaben, aber auch ganz alltäglich sein; letzteres beweist einen Gleichklang der Schwingungen.

       Jeder erfahrene Beobachter weiß, dass es ähnliche Schwingungen sowohl bei großen, weitgefassten als auch bei einfachen, alltäglichen Gedanken geben kann. Wenn also räumliche Gedanken eindringen, muss man ihnen aufmerksam zuhören. Es mag sein, dass jemand um Hilfe bittet oder ein nützlicher Rat gesandt wird; so kann sich neue, überirdische Zusammenarbeit bilden. Große Wirkungen beginnen mit kleinen Funken.

      Feinste Zusammenarbeit wird nicht durch Nötigung, sondern durch Freude gewoben. Worin würde sich Unserer Arbeit ohne freiwillige Zusammenarbeit verwandeln? Ein alleinstehender Tatmensch kann nicht in allen Welten erfolgreich voranschreiten. Es ist schön, wenn ein Freund ungerufen zu Hilfe herbeieilt und eine dringende Arbeit weiterführt. Urusvati erinnert sich, dass Schwester Yusna[84] ärztliche Hilfe erwies. Niemand hatte sie gebeten oder genötigt, doch wahre Zusammenarbeit ist hundertäugig und hundertarmig.

       Wer über das Überirdische nachdenken kann, wird auch die Bedeutung der feinsten Zusammenarbeit verstehen. Wozu hat man ganze Jahrzehnte über Zusammenarbeit gesprochen, wenn der erste nichterfasste Umstand die zerbrechliche Schönheit der Zusammenarbeit zerstört? Wozu die Hülle von Worten lesen, wenn das erste Unverständnis einen in Zweifel stürzt? Man muss erfühlen, wie sehr gerade die Kostbarkeit der Erkenntnis des Überirdischen zu vernünftiger Zusammenarbeit verpflichtet.

       Wir sind bereit zu wiederholen, denn Wir sättigen den Raum, doch mögen Abtrünnige darüber nachdenken, ob ihr Tun zweckmäßig ist.

       Als ihn ein Schüler verließ, fragte der Denker die übrigen, ob sie sich nicht zu dem Fortgehenden gesellen wollten: „Möge die Spreu vom Weizen getrennt werden[85].“

 

       692. Urusvati weiß, dass einige in ihrer Vorstellung Uns Allmacht zuschreiben, doch die, die mehr nachdenken, verstehen, dass jede Macht eine relative Erscheinung ist. Niemand wird irgendeine Macht geltend machen, wenn er weiß, welche Vielzahl von Bedingungen dafür in Betracht gezogen werden müssen. Jeder versteht, dass eine Einwirkung vorbereitet werden und jeder ihrer Aspekte Wohlwollen offenbaren muss.

       Man sollte nicht denken, dass kosmische Ströme kein bedeutendes Hindernis darstellen; man muss unter ihnen die angemessenen auswählen. Nicht ohne Grund werden sie auch als Harfe des Raumes bezeichnet. In alten Zeiten sagte ein Dichter: „Ihr könnt meine Saiten verstimmen, nicht aber auf mir spielen.“ So sind die Menschen imstande, jede beliebige Harmonie zunichtezumachen, doch sie wollen nicht darüber nachdenken, wie viel Mühe aufgewendet werden muss, um eine große Harfe zu stimmen.

       Ebenso wenig können die Menschen es richtig verstehen, wenn Ich von Unserer relativen Macht spreche. Ihrer Natur gemäß halten sie dies für ein Anzeichen von Schwäche und Kraftlosigkeit. So muss man fähig sein, in vielem das Goldene Gleichgewicht zu wahren, nur dann werden die Menschen nicht enttäuscht sein.

       Der Denker sprach: „Selbst der Stärkste ist angesichts der Unbegrenztheit begrenzt.“

 

       693. Urusvati weiß, dass Unsere Gerechtigkeit von vielen nicht anerkannt wird. Die Offenbarung der sicheren Wirkungen wird nicht in Betracht gezogen. Nur einige wenige werden sich erinnern, wie genau Unsere Weisungen waren. Doch es ist nicht leicht, die Lehre des Guten voranzubringen, wenn sie nicht im Leben angewandt wird. Wer kann denn die ganze Bedeutung des Überirdischen verstehen, wenn er sogar die gewöhnlichsten Weisungen ablehnt?

      Man sollte meinen, es sei nicht schwer, einen nützlichen Rat zur rechten Zeit anzuwenden, doch anscheinend hindert etwas daran, sich seiner zu erinnern. Vielleicht ist dieses Etwas böser Wille, doch gewöhnlich ist der Grund viel nichtiger, und man kann ihn mit Disziplinlosigkeit bezeichnen. Die Menschen lieben es jedoch gar nicht, wenn man ihnen solche Eigenschaften zuschreibt. Sie versichern, auf ständiger Wacht zu stehen; daher fordert nichts, was sie aufgrund ihres Bewusstseins überhaupt nicht verstehen können.

       Besonders schädlich ist ein Mensch, der viel gelesen, sich aber nichts zu eigen gemacht hat. Oft ist es besser, mit Unwissenden, aber Wohlwollenden zu tun zu haben. Mögen gewisse Leser sich nicht ärgern, wenn Wir ihre schwächste, durch Disziplinlosigkeit entstandene Stelle hervorheben. Das Überirdische erfordert eine klare Bestrebung, doch Disziplinlosigkeit ermöglicht keinen Flug.

       Der Lehrer weist darauf hin, dass man in den Tagen des Harmagedon höchste Wachsamkeit in sich finden muss. Ihr lest in den vorhergehenden Büchern viele dringende Weisungen, doch haben viele sie beachtet?

       Der Denker sprach: „Fegt mit dem Unrat nicht auch die Perlen hinaus.“

 

       694. Urusvati weiß, wie behutsam man sich den Besitzlosen gegenüber verhalten muss. Die Mehrheit der Bevölkerung ist arm, doch nur bei ihnen vollzieht sich eine Erneuerung der irdischen Kräfte; deshalb ist es besonders unwürdig, die Armen zu verachten und als niedrig anzusehen. Jeder kann anhand der Geschichte der Menschheit nachprüfen, wie unbeständig sogenannter Reichtum ist.

       Überdies muss man sich merken, dass es unter den Armen Menschen gibt, die freiwillig den Auftrag übernommen haben, mitten im Volk zu leben und dessen Schicksal zu teilen. Äußerlich unterscheiden sich solche Abgesandten nicht von der Masse. Man muss nahe an sie herankommen, um ihren inneren Reichtum zu spüren. Der Überirdischen Welt gegenüber werden solche Menschen sehr empfänglich sein. Vielleicht müssen sie als Vermittler lebensnotwendigen Wissens unter den Unglücklichsten leben? Ein wichtigtuerischer Reicher tritt nicht unter das Dach eines Armen, und wenn er es tut, findet er keine gemeinsame Sprache.

       Wir lenken Unsere Freunde beständig zu den Armen, denn dort liegt die Quelle der Zukunft. Ein gewisses Volk hat schon das Gemeinschaftseigentum verstanden und beginnt, in die Zukunft zu streben – darin liegt Macht. In den Gesprächen über das Überirdische wollen wir uns in lebendiger Menschlichkeit festigen, sie ist eine Stufe zur Erkenntnis.

       Der Denker sprach: „Für die Armen die Zukunft, für die Reichen die Vergangenheit.“

 

       695. Urusvati weiß, dass die Berührung mit feinstofflichen Energien in vielerlei Hinsicht einer Berührung mit Radium ähnelt. Man kann sehen, dass Radium nur bei behutsamem Umgang keine zerstörerischen Wirkungen zeitigt. Ebenso können feinstoffliche Energien heilsam oder zerstörerisch wirken. Sie sättigen die gesamte Atmosphäre, doch sind die Menschen nicht immer fähig, Gesundung aus ihnen zu schöpfen. So sind Wir genötigt, darauf hinzuweisen, dass die Menschen sie nicht in würdiger Weise handhaben wollen.

       Unwissende schlagen vor, gar nicht mit gefährlichen Energien umzugehen, doch wie sollte dies möglich sein, wenn der Mensch von chemischen und anderen mächtigen Einwirkungen umgeben ist? Es bleibt nur zu lernen, die überirdischen Sendungen aufzunehmen. Jeder kennt bereits den Wert reiner Luft und trifft in seinem Alltag entsprechende Maßnahmen. Genauso muss man darüber nachdenken, genau welche verfeinerten Zustände des Organismus auf solchen Energien ansprechen.

       Wir haben hinreichend über Imperil gesprochen, und jeder sollte verstehen, welche zerstörerischen Kräfte er in sich selbst birgt. Das Herz kann keine feinstofflichen Energien aufnehmen, wenn es von zerstörerischen Pfeilen verletzt wird. Ebenso kann der Mensch sich die überirdischen Gaben aneignen, wenn in ihm bereits ein Krankheitskeim nistet; deshalb haben Wir viel von rechtzeitiger Prophylaxe gesprochen. Wahrlich, jeder kann bei entsprechendem Wohlwollen überirdische Energien in sich aufnehmen.

       Der Denker sprach: „Ein Arzt kann sich kein besseres Allheilmittel ausdenken als Wohlwollen.“

 

       696. Urusvati weiß, dass auch Wir eine angespannte Harmonie wahren, wenn Wir mit besonders starken Energieströmen in Berührung kommen. Außer dem inneren Streben lassen Wir Uns in einer bestimmten Sitzordnung nieder. Unser Kreis ist äußerst harmonisiert, und Wir wechseln die gewohnten Plätze nicht. Jeder hat vor sich auf einem kleinen Tisch einen Apparat zur Kondensation des Stromes stehen. Dieser kann auch als Megaphon dienen, wenn die atmosphärischen Bedingungen ungünstig sind.

       Wir achten ebenfalls darauf, dass Unsere Mitarbeiter keine Sendungen einbringen, wenn Wir mächtigen Energien zustreben. Die Bedingungen müssen sehr genau beachtet werden, denn jede Störung kann zerstörerisch wirken. Dies darf man nicht als Zeichen Unserer Schwäche ansehen, sondern als Merkmal einer besonderen Macht des Stromes. Daher sprechen Wir wiederholt von der Bedeutung der Harmonie, die über einen langen Zeitraum hinweg geschaffen werden muss, jedoch augenblicklich zerstört werden kann.

       Viele werden an dem Gesagten zweifeln, weil sie selbst die Harmonie gestört, anscheinend aber keine Wirkungen gespürt haben. Das ist ähnlich wie bei der Tat eines Verbrechers, der glaubt, ihre Folge werde an ihm vorübergehen, aber vergisst, dass jede Ursache ihre Wirkung hat, wobei das Gesetz dieser Wirkungen nicht dem irdischen Verständnis unterliegt.

       So können auch innere Schwankungen schwer zu erkennen sein. Wir können bestätigen, dass der Verkehr unter Uns keine Risse erzeugt, da Wir ihn mit selbstloser Arbeit verbunden haben.

      Man darf Unsere harmonischen Besprechungen auch nicht für eine Art von Zauberei halten. Wir versammeln Uns wegen unaufschiebbarer Taten für das Gemeinwohl.

       Der Denker sprach: „Sogar ein Vergehen wird vergeben, wenn es um des Gemeinwohles willen begangen wurde.“

 

       697. Urusvati weiß, wie schädlich die willkürliche Begrenzung von Begriffen ist. Da sprechen die Menschen von Menschlichkeit und nehmen an, sie sei nur Barmherzigkeit und Mitleid; doch Menschlichkeit ist die Bekundung aller Qualitäten eines würdigen Mikrokosmos.

       Der Mensch kann nicht ohne eine Vorstellung von der Überirdischen Welt leben, sei sie auch von ganz eigener Art. Hierzu kann man an das östliche Gleichnis von einem Menschen erinnern, der die Überirdische Welt nicht anerkannte:

       Ein gewisser hochnäsiger Dummkopf behauptete, sein Leben stehe allein zur Erde in Beziehung. Ein Rischi* sagte zu ihm: „Kannst du behaupten, dass dir außer der Erde nichts Überirdisches notwendig sei?“ Der Dummkopf bestand hartnäckig darauf, worauf der Rischi riet, eine Probe durchzuführten: „Lege dein Gesicht dicht auf den Boden und sage mir dann, wie lange dir allein die Erde genügt.“ Der Dummkopf fuhr wütend auf: „Willst du mich ersticken?“ Doch der Rischi lächelte: „Es ist offenkundig, dass du ohne das Überirdische nicht einmal kurze Zeit leben kannst.“ So wurde in kurzen Worten die Gegenwart der Überirdischen Welt bestätigt.

       Überdies erinnern die Erzählungen des Ostens an die Lebensnotwendigkeit des Schlafes. Noch nicht einmal der machtvollste Regent kann ohne Schlaf auskommen.

       Menschlichkeit muss auch erkennen, wenn sich etwas Bedeutsames vollzieht. Gewöhnlich erkennen die Menschen eine wichtige, entscheidende Stunde nicht. Sie schreiben willkürlich Wirkungen einer Ursache zu, die sie ganz vergessen. Es ist daher unmöglich, von Fristen zu sprechen, denn die Menschen verstehen die Entstehung der Ereignisse nicht.

       Selbst nachdenkliche Menschen lassen mitunter nicht nützliche Begrenzungen von Begriffen zu. Sie sagen: „Meine psychische Energie“, doch gerade die uranfängliche Energie kann sich niemand aneignen. Sie schwingt und verändert sich ständig im ganzen Kosmos. Wenn sie verbraucht ist, füllt sie sich nicht von innen, sondern von außen wieder auf.“

       Das Geisteskorn ist mit strahlender psychischer Energie umkleidet. Dieses Gewand kann ärmlich oder herrlich sein, doch gehört sie am wenigsten dem Menschen. Er ist in freigebiger Weise mit ihr begabt, denn der Mikrokosmos ist ein Kondensator von psychischer Energie. Doch man darf eine Gabe nicht sein Eigentum nennen, die zur Erkenntnis des Überirdischen zugesandt wurde.

       Ebenso falsch verstehen die Menschen den hohen Begriff der Gerechtigkeit. Meist erkennen sie Gerechtigkeit als einen bedingten Richterspruch, doch ist der Mensch zu sicherer Erkenntnis aufgerufen und muss sein Herz der Wahrheit zuwenden. Die Überirdische Welt kann das Bewusstsein erweitern. Wie ein Stab unterirdische Gewässer und Mineralien anzeigen kann[86], so kann das Zepter des Geistes die Wahrheit anzeigen.

       Viele Eigenschaften müssen nicht in bedingten Begrenzungen, sondern ihrem Wesen nach verstanden werden. Selten verstehen die Menschen den einfachen Ausdruck „ihrem Wesen nach“. Um ihn zu erfassen, muss man einen bedeutenden Anteil an Synthese haben, und dafür wiederum muss man vor allem die Bedeutung der Überirdischen Welt anerkennen.

       Der Denker lehrte Seine Schüler, die Einwirkungen des Überirdischen auf alle Lebenserscheinungen zu erkennen. Gerade das Überirdische ist nicht nur eine Sphäre, sondern auch ein Zustand des Bewusstseins.

 

       698. Urusvati weiß, dass Unser Buch ebenso unerschöpflich ist wie Meine Fürsorge für euch. Doch keine Fürsorge kann Früchte tragen, wenn sie nicht auf Zusammenarbeit trifft. Wie wunderbar wächst Zusammenarbeit bei ungeteilter Bestrebung! Ein Zusammentreffen von Energien erzeugt einen fruchtbringenden Funken. Diese Funken sind wie Meilensteine des Erfolges; jede Arbeit gründet auf solchen Feuern. Erneut bestätigen Wir die Bedeutung der Arbeit.

       Besonders bedauerlich ist es, wenn Menschen von vergeblich vergeudeter Arbeit sprechen, denn keine Arbeit geht verloren und jede erbringt ihre Ernte. Bestimmt jedoch die Frist einer solchen Ernte nicht im voraus, denn um eine Ernte zu erbringen, muss das Korn einige Zeit in der Erde liegen.

       Möge Erkenntnisarbeit hoch geschätzt werden, denn jede Erkenntnis fördert die Erweiterung des Bewusstseins. Es ist ein Fehler zu meinen, nur geistige, philosophische Arbeit zeitige ein Wachstum des Bewusstseins. Merkt euch, dass jede Erkenntnisarbeit eine Bewegung darstellt, und mit dieser erweitert sich das Bewusstsein.

       Der Kosmos entfaltet sich, so auch das Bewusstsein des Mikrokosmos. Wahrlich, man kann sagen: „Auf jedem beliebigen Weg zum Überirdischen werde Ich dir begegnen.“ Es lässt sich nicht voraussehen, wer von den sich Nähernden andere bei der Suche überholt. Wir werden für jeden ein Wort der Ermutigung finden; wenn er es abweist, umso schlimmer für ihn.

       Heuchler und Hinterlistige nehmen immer mehr zu, denn sie haben keine Vorstellung vom Überirdischen. Sie verstehen nicht, dass sie in ihrer Lüge vor allem sich selbst betrügen. Man muss sich der Physiologie zuwenden, um die sogenannte Tugend auf eine wissenschaftliche Grundlage zu stellen. Man darf das Volk nicht im Abstrakten halten. Eine Epoche tritt ein, da selbst die höchsten Begriffe wissenschaftlich begründet werden müssen.

       Man sollte nicht befürchten, dass geisteswissenschaftliche Begriffe durch eine Berührung mit allen anderen Wissenschaftsbereichen leiden würden; man kann im Gegenteil nur eine breite Erweiterung des Bewusstseins voraussehen. Man muss es begrüßen, wenn Wissenschaftler die Grundlagen der Ethik vom Standpunkt der Physiologie und der übrigen Wissenschaften erforschen, welche die Funktion des Mikrokosmos enthüllen. So wird der Mensch endlich über die wahren Grundlagen des Staates nachdenken.

       Vergessen wir nicht, dass schon im fernen Altertum Stimmen ertönten, die dazu aufriefen, das Leben nach Gemeinschaftsprinzipien zu ordnen. Natürlich erhob sich die Unwissenheit gegen jeden Versuch einer Erneuerung des Bewusstseins.

       Ihr könnt feststellen, dass die Völker zu einer bedeutenden Umgestaltung der Welt gelangen. Sie benennen viele Dinge mit neuen Worten, doch deren Wesen ist unverändert geblieben. So schreitet die Umgestaltung der Welt eilig voran. Sie hätte sich unblutig vollziehen können, doch hat das Bewusstsein die Menschlichkeit noch nicht aufgenommen.

       Der Denker sprach: „Da ein Volk aus Gemeinschaftswesen besteht, muss es über den Aufbau eines guten Staates nachdenken.“

      Wahrlich, man kann jetzt daran erinnern, wie der Denker von einem Staat träumte, der auf den besten Prinzipien gründet.

 

       699. Urusvati weiß, wie notwendig es ist, dem Volk Kenntnisse über die Errungenschaften der Wissenschaft, der Kunst und der gesamten Kultur zu vermitteln. Die Regierungen sollten an alle Ortschaften wenig umfangreiche Publikationen senden, in denen auch Helden und Führer des Volkes, Volksheilkunde sowie Beobachtungen und Erzählungen des Volkes hervorgehoben werden. Ein solcher „Freund des Volkes“ sollte monatlich erscheinen und wird allen Generationen Freude bringen.

       Wir haben oftmals auf die Freude an der Arbeit hingewiesen, doch muss sie noch durch einen gesunden Wettbewerb verstärkt werden. Gerade ein solcher „Freund des Volkes“ wird berichten, wo und wie die Findigkeit des Volkes arbeitet. Bis in die entlegensten Regionen eines Landes verstreute Autodidakten werden so eine lebendige Verbindung mit Genossen desselben Handwerks finden. Jeder Handwerker wird verstehen, dass er ein Meister seines Faches werden und sich unbegrenzt vervollkommnen kann. Ihr wisst, wie oft Autodidakten nützliche Verbesserungen beigetragen haben.

       Bei Standhaftigkeit und Freude können sich unzählige Formen der Zusammenarbeit bilden. Die Standfestigkeit muss aber auf ein weises Gleichgewicht gegründet sein. Dieses wird in Erscheinung treten, wenn die irdische Arbeit durch klare Erkenntnis des Überirdischen einen Aufschwung erfährt. So schlagen Wir vor, die irdischen Forschungen mit der Erkenntnis des Überirdischen zu verbinden. Zur Zeit stehen diese Bereiche sich noch konträr gegenüber, doch sie müssen in freundschaftlicher Zusammenarbeit miteinander verbunden werden.

      Der Begriff der Zusammenarbeit wird sehr oft entstellt. Die Menschen bilden sich ein, bereits Zusammenarbeitende seien, wenn sie sich unter einem Dach befinden oder körperlich an ein und derselben Arbeit teilnehmen, doch die Hauptbedingung, nämlich die Harmonie der psychischen Energie, verlieren sie aus dem Blick. Außerdem eröffnet gesunde Zusammenarbeit jedem Beteiligten die Möglichkeit des Fortschrittes und der Vervollkommnung.

       Ihr werdet Bedenken gegen den „Freund des Volkes“ begegnen. Die einen werden sagen, dass eine zusammenfassende Publikation nicht wissenschaftlich sei; andere werden darauf hinweisen, dass das Volk keine wissenschaftlichen Ausdrücke versteht. Doch viele werden sagen, dass solche Einwände überholt seien. Synthese ist immer nützlich. Die höchsten wissenschaftlichen Überlegungen können leicht verständlich mitgeteilt werden. Überhaupt sollte man für Wissenschaftler, die es verstehen, sich in leicht verständlicher Sprache auszudrücken, Belohnungen aussetzen.

       Der Denker sprach: „Mitbürger, seid Sammler, doch keine Eigentümer.“ Niemand verstand diesen Rat, und man hielt ihn für widersprüchlich.

 

       700. Urusvati weiß, dass jeder Aufruf zur Erneuerung des Lebens die Hinwendung zur Frau und zur jungen Generation miteinschließen muss. Einige nehmen an, diese Bewegungen stünden bereits fest gegründet und entwickelten sich erfolgreich, doch in Wirklichkeit befinden sich die Lage der Frau und die Erziehung der jungen Generation in einem unbefriedigenden Zustand.

      Nur eine kleine Zahl von Frauen wendet die Gleichberechtigung auf sich selbst an, und an den meisten Schulen werden die Grundlagen eines gesunden Lebens nicht unterrichtet. Die Evolution kann jedoch nicht erfolgreich verlaufen, wenn zwei ihrer Grundlagen keine Anwendung finden. Man darf nicht glauben, die Evolution verlaufe unter beliebigen Bedingungen; sie wird verzögert und kostbare Energie verfließt vergeblich.

       Die Welt erschaudert bereits vor den Schrecken des Harmagedon, doch wird das Leben noch abnormer. Die Menschen nehmen an, sie arbeiteten für irgendwelche höheren Ideen, doch ihr Tun zeigt das Gegenteil. Man kann im Leben dieselben Wunden finden, welche die Menschheit bereits vor Tausenden von Jahren belastet haben. Dies darf keinesfalls mit unerträglichen Daseinsbedingungen gerechtfertigt werden, wenn die Menschen keine Anstrengungen machen, in den Alltag eines jeden wenigstens eine teilweise Vervollkommnung einzubringen. Kleine Gruppen mögen ihre nützlichen Errungenschaften aufzählen, doch jetzt haben Wir nicht die Ausnahmen, sondern die Masse der Menschheit im Sinn. Indessen sind gerade die Massen die Antreiber der Evolution.

       Der Denker sprach: „Weise Männer, eure Mühen werden vergeblich sein, wenn die Frau euch nicht die Hand entgegenstreckt und ihr gemeinsam ein Geschlecht von Helden aufzieht.“

 

       701. Urusvati weiß, wie leichtfertig die Menschen Bereitschaft auslegen. Man könnte meinen, es existiere eine Vielzahl von Helden, bereit zu selbstloser Heldentat.

      Tatsächlich jedoch kann die Bereitschaft flammend oder kühl sein. Menschen mit kühler Bereitschaft betrügen nicht nur ihre Umgebung, sondern auch sich selbst. Sie merken nicht, welche Lüge sie ständig aussprechen und dabei ihre eigene Situation nur verschlimmern. Wahrlich, besser ist der Zustand desjenigen, der seine mangelnde Bereitschaft bekennt, denn er kann sich wenigstens vervollkommnen. Der Hinterlistige und der Prahler dagegen verschließen sich den Weg des Fortschritts selbst. So müssen Wir an die Eigenschaft der Bereitschaft erinnern, nur sie verleiht den Mut zur Überwindung.

       Viele sprechen von ihrer Bereitschaft, mit Uns zusammenzuarbeiten, doch bei der kleinsten Schwierigkeit fallen sie ängstlich ab. Einer der Hauptgründe dafür liegt darin, dass sie den Sinn des Lebens nicht verstehen. Sie denken nicht über die Überirdische Unbegrenztheit nach, sondern sind an ein irdisches Trugbild gekettet. Wie ein Pferd, das in einem Verschlag gehalten wird, seine Schnelligkeit verliert, büßt der im Irdischen Gefangenen die Fähigkeit zu echtem Voranschreiten ein.

      Wenn Ich von Bereitschaft spreche, erinnere Ich gleichzeitig auch an Voranschreiten. Man muss zur Heldentat bereit sein. Man muss lernen, über eine Heldentat nachzudenken, bevor man sie auf der Erde ausführt. Man muss sie bereits gedanklich vollenden und dabei die Heldentat mit einer solchen Unerschütterlichkeit durchdenken, dass ihre Ausführung im Leben unvermeidlich wird. Nur so wird die lebendige Zusammenarbeit geschaffen, über die schon so viele Worte gesagt worden sind.

       Der Denker sprach: „Meint ihr nicht, dass kühle Bereitschaft einem Tropfen Nektar gleicht, der in einem ganzen Meer aufgelöst wird?“

 

       702. Urusvati weiß, wie sehr die Menschheit von den Trugbildern der Widersprüche gequält wird. Der Mensch selbst hat diese Trugbilder entwickelt und vertieft. Sogar der grundlegende Begriff der uranfänglichen Energie ist von gar nicht zu vereinbarenden Überlegungen umgeben.

      Hier sagen Wir, die Energie sei unerschöpflich, und schicken gleichzeitig voraus, dass in jeder Hinsicht behutsam mit ihr umzugehen ist, doch der Mensch schreit bereits von Widerspruch. Jeder fürsorgliche Hausherr aber weiß, dass alles Wertvolle gehütet werden muss.

      Hier sprechen Wir von der Beharrlichkeit der Energie, doch die Menschen klagen über ihre Veränderlichkeit; ihr Wesen liegt aber nicht in einer Veränderlichkeit, sondern in ihrer Mannigfaltigkeit.

      Genauso versuchen die Menschen, irdische Fristen und Eigenschaften anwenden, und vergessen, dass das Leben der Feinstofflichen Welt nicht nach dem irdischen Kalender verläuft.

       Nicht ohne Grund wurde im Altertum gefordert, dass man Widersprüche assimilieren müsse. Ein Schüler, der in Widersprüchen steckenblieb, wurde lange Zeit an dieser Schwelle zurückgehalten. Er konnte nicht nur nicht über das Überirdische nachdenken, sondern verlor sogar seinen irdischen Weg. Er konnte eine Lösung finden, wenn er die Bedeutung der Zweckmäßigkeit verstand, doch wenn er sich verirrte, ging ihm sogar der Sinn für die Zweckmäßigkeit verloren.

       Der Denker sprach: „Wenn alles Gelesene uns an die Zweckmäßigkeit gemahnen könnte, würden wir den Drachen der Widersprüche überwältigen.“

 

       703. Urusvati weiß, dass zum Nachdenken über das Überirdische Feierlichkeit notwendig ist, doch diese entflammt nur aus Vorstellungen über das Überirdische. Schmähende werden sagen: „Schon wieder ein Widerspruch!“; sie verstehen jedoch nicht, dass bei feuriger Bestrebung vieles nahezu gleichzeitig in Erscheinung tritt und sogar die Lichtgeschwindigkeit übertrifft. Wahrlich, Entflammtheit ist ein Schatzkästchen sämtlicher Möglichkeiten.

       Ebenso wenig möchten die Menschen verstehen, dass sich etwas in der Feinstofflichen Welt vollziehen kann, bevor es im Irdischen Verwirklichung findet. Urusvati weiß, dass eine solche Divergenz zwischen der feinstofflichen und der grobstofflichen Welt ziemlich bedeutend sein kann. Sie kann natürlich sein, wenn eine irdische Handlung der fernen Zukunft gebildet wird, doch kann es auch fremde Umstände geben, die sich einmischen und die Reihenfolge der Ereignisse ändern. Das brausende Meer ist das beste Beispiel für die komplexen Rhythmen der verschiedenen Welten.

       Die Menschen sind nicht in der Lage, eine Vorstellung von der Feinstofflichen Welt ins Leben einzuführen, und genau damit behindern sie die Evolution. Es ist schwierig, einem irdischen Bewusstsein zu zeigen, wie sehr die Feinstoffliche Welt die Ereignisse der grobstofflichen Welt verursacht. Ganze Jahrzehnte können zwischen einem Ereignis in der Feinstofflichen und demselben in der grobstofflichen Welt liegen, und dennoch hat sich das Ereignis bereits vollzogen und ist unabänderlich geworden.

       Man mag sich wundern, warum manche Ereignisse wie Leuchttürme sind, die viele Folgeereignisse bestimmen. Vergessen wir jedoch nicht, dass die Komplexität der Auftürmungen der Ereignisse überaus groß ist. Sie ist einer einfachen Vorstellung nicht zugänglich, und wer will entscheiden, welches Ereignis das bedeutsamste ist? Wo sind die Ursachen und wo die Wirkungen? Man muss sich im Nachdenken über das Überirdische üben.

       Der Denker sprach: „Das Auge hat nichts gesehen, das Ohr nichts gehört, doch das Herz weiß, dass sich etwas ereignet hat.“

 

       704. Urusvati weiß, dass Inspiration und Begeisterung, von den Menschen auch Enthusiasmus genannt, bewusst aufrechterhalten werden müssen; doch auch Geduld und Aufnahmevermögen, die ganze große Duldsamkeit werden bewusst geschaffen. Es ist falsch anzunehmen, die Gaben der Vervollkommnung kämen von außen; der flammende Herd lebt in der Tiefe des Bewusstseins. Der Mensch muss ihn erkennen, liebevoll hüten und seine Kräfte herbeirufen, dann kann auch von außen Hilfe hinzukommen.

       Selbst ein einfacher Mechaniker versteht die Grundlagen der Anwendung von Energie, umso mehr muss ein Denker lernen, seine Qualitäten anzuwenden. So sprechen Wir vom Überirdischen, das von den Eigenschaften der menschlichen Natur ausgeht. Daher wendet in Gesprächen über die Vervollkommnung des Lebens die alltäglichsten Vergleiche an. Das Volk kann der beste Zuhörer sein, wenn man in einfachen Worten zu ihm spricht. Das einfache Wort ist eine hohe Gabe.

       Der Denker sprach: „Findet das einfachste Wort über das Große; die Liebe tritt nur durch das Tor der Einfachheit ein.“

 

       705. Urusvati weiß, wie behutsam man die psychische Energie verausgaben muss. Sogar sehr erfahrene Tatmenschen waren einer übermäßigen und in gewissem Sinne verbrecherischen Abgabe schuldig. Man darf sich nicht wundern, dass die unerschöpfliche psychische Energie ein sehr behutsames Verhalten erfordert. Man muss verstehen, dass die Unerschöpflichkeit der räumlichen Energie mit den Energien des Menschen in Übereinstimmung gebracht werden muss. Sie kann verbraucht werden, und dann ist es nicht so bald möglich, sie wieder mit der Höchsten Leitung zu vereinen.

      So muss man bei jedem Prozess an Angemessenheit und Zweckmäßigkeit erinnern. Gewöhnlich suchen die Menschen diese Begriffe als abstrakt zu bezeichnen, wobei sie vergessen, dass es im Weltall nichts Abstraktes geben kann. Mögen die Menschen daran denken, dass sie nicht nur in ständiger Gefahr leben, sondern auch ihre Teilnahme am Überirdischen nichts Abstraktes ist. Solcher einfacher Mahnungen bedarf es nicht nur auf den ersten Stufen, sondern ständig.

       Der Denker riet, sich nicht als vor Gefahren geschützt anzusehen, denn jeder, der dem Willen des Lehrers etwas aufbürdet, höre bereits auf, ein wahrer Mitarbeiter zu sein. „Schönheit lebt in bewusster Zusammenarbeit.“

 

       706. Urusvati geht zu Recht davon aus, dass Wissen die Schwelle zur Arbeit ist. Qualität der Arbeit wird durch Wissen entwickelt. Ohne Wissen ist eine hohe Qualität nicht möglich. Jede Arbeit setzt vorheriges Wissen voraus. Ein solches Wissen kommt nicht nur von außen, sondern erwacht auch von innen heraus.

       Im Menschen ist viel Wissen vorhanden, das eine erwacht leicht, das andere erfordert bereits schwierige Konzentration, um in Bewusstsein umgesetzt zu werden. Scharfsichtige Konzentration muss an sämtlichen Lebenserscheinungen entwickelt werden, weshalb man sich nur zeitweise vom irdischen Leben entfernen darf.

       Geist ist eine bestimmte Eigenschaft der Materie, daher wiederholen Wir: Entfernt euch nicht vom irdischen Leben, auch in ihm kann man geistige Freuden finden, und Freude ist für überirdische Empfindungen notwendig. Besonders muss man sich um die Arbeitenden kümmern, damit ein rechter Arbeitsrhythmus in ihnen Freude des Herzens erzeugt. Der kleinste Arbeiter kann ein großes Gefäß der Freude sein, wenn er überirdische Schwingungen berührt.

      Beklagt euch nicht, wenn einfache Begriffe wiederholt werden müssen, viele Herzen warten auf ein einfaches Wort. Sie möchten sich an einem herzlichen Feuer erwärmen – so werden sie sich zum Überirdischen emporschwingen.

       Der Denker lehrte: „Beobachtet den Lauf der Gestirne. Alles Irdische strebt zum Überirdischen.“

 

       707. Urusvati erhebt sich zu Recht gegen Vorurteile und Begrenzungen des Wissens. Die Menschen lieben es besonders, von der Freiheit der Wissenschaft zu reden, bemühen sich aber gleichzeitig, wissenschaftliche Zusammenarbeit zu unterbinden. Man muss unbedingt an die Bedeutung der Synthese erinnern, denn die Menschen wollen die ganze hohe Bedeutung dieses Begriffes überhaupt nicht verstehen.

       An den Schulen muss immer wieder davon gesprochen werden, wie sehr alle Wissenschaftsbereiche miteinander verbunden sind. Man muss vor Vorurteilen warnen, denn selbst Wissenschaftler leiden an dieser widerwärtigen Krankheit.

       Man darf nicht vergessen, dass Vorurteile das gefährlichste Hindernis für das Verstehen des Überirdischen sind. Doch es tritt die Stunde ein und ist bereits eingetreten, da die Erkenntnis des Überirdischen eine überaus reale Wissenschaft sein wird, Harmagedon lenkt die Menschen dorthin.

       Die Menschen sind nicht so dumm, dass sie über die zahlreichen erstaunlichen Erscheinungen nicht nachdächten, die das heutige Leben erfüllen. Nicht zufällig vollzieht sich eine Verbindung der psychischen und der physischen Bedingungen; noch nie gab es eine solche Wirrnis in der Natur. Wahrlich, der Mensch ist der König der Natur, denn er vermag Erschütterungen zu erzeugen und sein Gedanke ist ein feuriger Pfeil. Daher beobachtet die Wirkungen des menschlichen Denkens! Erinnert euch, dass ein Gebet über Zerstörung mit wahrem Wissen nichts zu tun hat.

       Der Denker sprach: „Das Symbol des Wissens ist die Unbegrenztheit.“

 

       708. Urusvati kennt den Wert der freiwilligen Heldentat. Jede Lehre ist ein Geleitwort, aber kein Zwang. Man muss sich merken, dass bereits der geringste Zwang für die Evolution nicht nützlich ist.

       Man könnte fragen: „Welche Beziehung hat der Begriff der freiwilligen Heldentat zum Überirdischen?“ Ohne sie gibt es doch keinen Fortschritt. Man muss sich ein Verständnis des Überirdischen als eine nützliche Realität aneignen. Es ist zu wenig, das Überirdische nur zuzulassen, es aber nicht in das Leben eines jeden Tages einzuführen. So muss man dafür Sorge tragen, dass die junge Generation schon von frühen Jahren an beginnt, über das Überirdische nachzudenken.

       Mögen diese Gedanken beim Anblick eines Telluriums[87] oder auf der Grundlage der Philosophie gedeihen. Es gibt viele Wege zu den Überirdischen Höhen. Doch inmitten der Arbeit und der Schwierigkeiten muss unverrückbar der Leuchtturm der Höheren Welt stehen.

       Es ist nicht leicht zu erwarten, dass die vom Harmagedon gepackten Menschen verstehen, wie dringlich es ist, über das Überirdische nachzudenken, doch kann jeder in seinem Rahmen nützliches Wissen aussäen. Möge es vielgestaltig sein. Möge jedes Volk das Wissen mit seiner Lieblingsfärbung ausschmücken. Schließlich möge man sich an Aufnahmefähigkeit und Geduld erinnern. Möge man nichts verscheuchen, sondern sich liebevoll an das gemeinsame Schicksal der Menschheit erinnern. Nur dieses Schicksal hilft, sich auf die Menschlichkeit des Fortschritts zu besinnen.

       Der Denker lehrte: „Ich habe meinen Weg freiwillig gewählt, und nichts wird mich von der Erkenntnis des Überirdischen ablenken.“

 

       709. Urusvati kennt die segensreiche Beständigkeit. Das Herz schlägt beständig. Jede Stockung ist bereits eine unnatürliche, krankhafte Erscheinung. So ist auch eine Unterbrechung des Strebens zum Überirdischen ein unnatürlicher Zustand. Man wird sagen: „Aber die meisten Menschen denken doch überhaupt nicht an das Überirdische!“ Darauf lässt sich antworten, dass der psychische Zustand der meisten Menschen auch nicht natürlich ist.

       Desgleichen muss man lebendige von toter Ruhe unterscheiden. Nicht selten wandelt sich eine sogenannte Bestrebung in tote Gewohnheit, eine solche Beständigkeit ist nicht segensreich. Jeder vernünftige Aufbau bedarf der Zweckmäßigkeit. Nur bei einer solchen lebendigen Aufnahme kann man sich festigen und voranschreiten. Erneut muss man daran erinnern, wie viele scheinbare Widersprüche miteinander in Einklang gebracht werden müssen.

       Wir haben bereits mehrfach davon gesprochen, dass die Erkenntnis des Überirdischen in jedem menschlichen Zustand gesteigert werden kann. Nicht nur ruhige Betrachtung, sondern auch heftige Schlachten können die notwendigen Anstöße zum Voranschreiten geben; so werden wir über die äußeren Bedingungen nicht urteilen, die Menschen müssen sich aber segensreiche Beständigkeit aneignen.

      Man muss diesen Ausdruck so einfach wie möglich verstehen. Segen ist der Empfang überirdischer Energie. Sie wird jedem zuteilwerden, der sich ihr zuzuwenden wünscht. Dabei entwickelt sich auch Angemessenheit, die es erlaubt zu unterscheiden, wo das Wichtigste und Unaufschiebbare liegt.

       Der Denker riet: „Nehmt den Befehl des Herzens an, doch erinnert euch vor allem, wo das Herz sich befindet und wovon es lebt.“

 

       710. Urusvati weiß die verschiedenen Schichten des Denkens zu unterscheiden. Gewöhnlich wird angenommen, die äußere Schicht des Denkens sei die vollkommenste, weil sie sich leichter in Worten ausdrücken lässt, doch das ist unrichtig. Weitaus bedeutsamer ist die tiefe Schicht des Denkens, die in Gefühlen zum Ausdruck kommt. Sie beherrscht den Menschen in viel stärkerem Maße; aus ihr fließen die Handlungen, die auf das Karma einwirken. Ein feinfühliges, hochstehendes Bewusstsein versteht es, dem tiefliegenden Denken zuzuhören; es bedarf keiner wörtlichen Aussprüche und weiß, dass in der Esse der Stille der Aufstieg geschmiedet wird.

       Konzentration ist der Begleiter wahren Verstehens. Geduldig und zartfühlend wird dieser stetige Gefährte herbeigerufen. Äußere, zufällige Ströme können das Auftauchen des tiefliegenden Denkens unterbinden. Ihr habt festgestellt, dass das Denken der Massen überaus primitiv ist; nicht deshalb, weil sie aus Dummköpfen besteht, sondern weil zufällige äußere, sich kreuzende Ströme und unterschiedliche Rhythmen höhere Ausdrucksformen abtöten.

       Die Masse wird sich über das Überirdische nicht äußern. Die besten Gefühle werden unter einer Auftürmung von Worten begraben. Selten, sehr selten ist das Denken der Masse effektiv. In der Geschichte der Menschheit gibt es nahezu keinen Hinweis auf Entdeckungen durch die Masse. Die Masse schreit ja oder nein, äußert jedoch keine höheren Begriffe. Seid daher nicht betrübt, wenn die Masse nichts vom Überirdischen hören will. Einzelne Gedanken fließen zu besonderen Strömen zusammen, und ihr mächtiger Chemismus löst Felsen auf.

       Der Denker sprach: „Lehre mich, der Stimme der Stille zu lauschen.“

 

       711. Urusvati kennt die Kraft des Glaubens, doch noch kraftvoller ist das Gefühlswissen. Im Glauben ist eine Annahme enthalten, doch Gefühlswissen stellt eine bedingungslose Bestätigung dar. Es ist unzureichend, nur anzunehmen, selbst wenn dies in vollem Vertrauen geschieht. Man muss mit einem Befehl bestätigen, nur so kann man den Weg zum Überirdischen finden.

      Lasst uns nicht glauben, jeder Gedanke über das Überirdische sei fruchtbringend. Viele Eintagsfliegen schwirren herum und hinterlassen im existierenden Weltall keine Spuren. Wird man nicht gedanklich umherirren, solange das Bewusstsein keine Bestätigung gab, wo und wie Hinweise über das Überirdische Leben zu suchen sind?

      Wir haben viel über die Realität der Überirdischen Welt gesprochen, doch der Mensch liebt es, das Überirdische vom Irdischen abzugrenzen; darin liegt ein großer Schaden, denn vor allem muss die eine Energie verstanden werden, die in allem lebt.

       Möge an den Schulen erklärt werden, wie sehr der Mensch in drei Welten lebt. Wie leicht verstehen Kinder die Beweglichkeit des Menschen. Und wie wird die Schönheit der Welt zunehmen, wenn man den Menschen zum Herd des Fortschritts zulässt! Es ist bereits viel über die Anfüllung des Raumes gesprochen worden. Jeder Physiker und jeder Chemiker kann, wenn auch auf primitive Weise, diese Gesetze bestätigen. Möge er nur von Materie sprechen, ganz gleich, von welcher Schicht er ausgeht; die Unbegrenztheit wird zwingen, das Urteil zu erweitern.

       Der Denker lehnte nichts ab, wenn es einen Keim der Erweiterung des Denkens enthielt.

 

       712. Urusvati kennt die natürliche Anwendung der psychischen Energie. Kosmische Erscheinungen sind rhythmisch, ebenso auch alle psychokosmischen. Man kann unmöglich heute ein Zwerg und morgen schon ein Riese sein. Viele Anspannungen gehen voraus, bevor sich eine natürliche Evolution vollzieht. Oftmals haben Menschen eine bedeutende Höherentwicklung erreicht und sind dann, statt die Vervollkommnung beständig weiterzuführen, in die alltägliche Routine verfallen. Man muss jedoch den Wert schrittweiser Vervollkommnung verstehen, die wahre Errungenschaft hervorbringt.

       Selbst kluge Forscher halten nicht immer eine ununterbrochene Fortdauer der Experimente ein. Sie fürchten, die Kürze des Lebens werde es ihnen nicht erlauben, das Begonnene zu vollenden. Wenn sie jedoch die ununterbrochene Fortdauer des Lebens und die Wahrung des Bewusstseins annehmen würden, verhielten sie sich gegenüber ihren eigenen Aufgaben anders.

       Man muss daran denken, dass Ewigkeit nicht kurz oder lang sein kann, sie erfordert andere Bezeichnungen. Sie bedarf einer überirdischen Sprache. Nur mit dem Gefühlswissen kann man den Begriff der Ewigkeit schweigend zum Ausdruck bringen. Der Mensch muss auf einem unendlichen Weg gehen, ohne über die Kürze der irdischen Existenzen nachzudenken. Er kann diese Existenzen einander annähern. Er kann die irdischen Leben in einen Kranz geistiger Siege verwandeln. Umso mehr schätzen Wir es, wenn hier auf der Erde die psychische Energie auf natürliche Weise, jeden Tag und unermüdlich angewandt werden kann – so schreitet Schwester Urusvati voran.

       Der Denker riet: „Sammelt alle Kräfte, bevor ihr den höheren Pfad betretet. Es darf keine Abweichungen geben, wenn der Mensch zum Überirdischen strebt.“

 

       713. Urusvati weiß, dass nur wenige imstande sind, Erfahrungen aus früheren Existenzen zu erkennen. Nicht selten beklagen sich die Menschen: Warum erhalten wir so wenig Informationen über frühere Leben? Aber wenn sie solche finden, werden sie entweder traurig oder verfallen in Eigendünkel.

      Selten ist das Bewusstsein eines Menschen so entwickelt, dass er das Lehrreiche der Lebenswechsel richtig beurteilen kann. Selten erkennt er eine nützliche Aufwärtsentwicklung. Selten versteht er seine Fehler und die von ihnen erzeugten Wirkungen. Gewöhnlich gibt es Klagen über das Karmagesetz, da der Mensch in irdischen Ausmaßen darüber denkt. Doch das Karmagesetz ist von kosmischer Tragweite.

       Ein einzelnes irdisches Leben ist in der Unbegrenztheit weniger als ein Senfkorn, doch wir müssen uns dem Überirdischen so zuwenden, dass wir an ihm teilnehmen. Es ist kein Eigendünkel, sich für einen Bürger des Universums zu halten, nur mit einer solchen Auffassung kann man das Maß der Verantwortung erkennen, die mit der Teilnahme am großen Aufbau verbunden ist.

      Es fällt vielen schwer, sich selbst in der Eigenschaft eines Mitarbeiters vorzustellen, der am großen Aufbau teilnimmt. Die Menschen haben den Flug ihres Denkens durch verschiedene bedingte Eingrenzungen unterbunden. Statt einer Befreiung des Denkens hat sich ein finsterer Kerker eingestellt.

       Bedauerlicherweise haben Millionen Jahre irdischer Existenz nicht dafür ausgereicht, dass der Mensch sein Denken befreite. Die Kunst des Denkens wird abgelehnt, und an den Schulen wird nirgends darauf hingewiesen. Wie aber soll man das Überirdische erkennen, wenn es überall Hindernisse und Verbote gibt? Man muss die Erkenntnis befreien, damit die Neue Welt geschaffen werden kann.

       Haltet den Gedanken über die Neue Welt nicht für etwas, das nicht zu verwirklichen ist; man sollte sich aber als Teilnehmer an ihr empfinden. Es wird kein leerer Traum sein, zu einem erneuerten Leben zu streben, wenn das beste Schaffen der Völker in einem unbezähmbaren Fortschreiten zusammenfließt.

       Der Denker sprach: „Lehrer, lehre mich die Erfahrungen früherer Existenzen zu verstehen und anzuwenden.“

 

       714. Urusvati weiß, dass Intoleranz die Schwester der Unwissenheit ist. Weite Toleranz lässt Möglichkeiten zu, und daraus entsteht Wagemut. Eifrigste Bestrebung erfordert neben Gefühlswissen auch, dass man in vernünftiger Weise Möglichkeiten zulässt. Es ist unmöglich, die Überirdische Welt ohne diese beiden Grundlagen anzunehmen. Das Gefühlswissen kann dem Herzen etwas einflüstern, doch auch das Gehirn muss die Möglichkeit der Überirdischen Welt annehmen.

      Nicht nur einmal wurde gesagt, dass der Mensch ein Mitarbeiter der Schöpfung ist. Genauso ist es. Jeder Gedanke prägt eine gedankliche Gestalt; eine solche Schöpfung ist unzerstörbar, und es ist an der Zeit, die Verantwortung für sie zu erkennen.

       Viele leichtfertige und schädliche Bauten überlasten den Raum. Gewöhnlich glauben die Menschen nicht, dass ihre schwachen Gedanken im Raum Spuren hinterlassen können. Doch man muss sie daran erinnern, dass selbst ein vorübergehendes Gefühl bereits eine nicht fortzuwischende Hieroglyphe aufzeichnet.

       Nur ein volles Verständnis des Sinns des Denkens kann lichten Wagemut hervorbringen. Glaubt nicht, dieses Wort habe etwas mit Dreistigkeit gemein; in ihr ist Grobheit enthalten, doch höherer Wagemut ist immer gütig. Er eröffnet den Weg zu herrlichem Gedankenschaffen.

      Man muss jeden schönen Gedanken hüten. Möge er sich im Raum entfalten. Er wird ein wahres Geschenk für den Aufbau des Weltengebäudes sein. Doch mögen die Menschen beginnen, in natürlicher Weise über die Überirdische Welt nachzudenken und ihre Berührungen im Alltagsleben wahrzunehmen.

      Wir sprechen vom Alltagsleben als einer ständigen Verbindung, dann wird die Überirdische Welt ihren Platz einnehmen. Wer dieses Verständnis einbüßt, wird zu einer Quelle von Trübsal.

       Der Denker sprach: „Erkenntnis des Überirdischen kommt nicht nur von außen, sie wird in unserem Inneren geboren. Möge das Zeichen des Wagemutes im Herzen brennen.“

 

       715. Urusvati weiß, dass selbst eine geringe Zufügung eines Fremdstoffes eine chemische Verbindung verändert. Gift kann sich in eine heilsame Substanz verwandeln und umgekehrt. Dieses sehr einfache Beispiel muss man den Menschen vorführen, die nicht zugeben, dass die Teilnahme oder Abwesenheit eines einzigen Menschen sich auf große Ereignisse auswirken kann.

       Die Unwissenden sagen: „Kann denn ein einziger Tatmensch den Verlauf der Verhältnisse beeinflussen?“ Sie wollen nicht erkennen, dass Wir weniger die physische Anwesenheit eines Menschen als vielmehr seine psychische Einwirkung im Sinn haben. Es lassen sich viele Beispiele dafür anführen, dass eine einzige Person zu äußerst nützlichen Entscheidungen beitrug. Ebenso kann man darauf verweisen, dass ganze Länder ihre Wohltäter vertrieben und damit einen überaus schweren Weg gewählt haben.

       Es ist kein Märchen, dass die Aura bestimmter Menschen von erschütternder Bedeutung ist. Sie kann die giftigste Verbindung in ein Allheilmittel verwandeln, doch die Unwissenden lassen eine solche wissenschaftliche Überlegung nicht zu. Sie ziehen es vor, den bittersten Kelch zu leeren, nur um keine vernünftige Überlegung zuzulassen. Wegen solcher Unwissenheit gibt es viel Unglück in der Welt!

      Kann sich die Überirdische Welt solchen Unwissenden offenbaren, die ihr eigenes Verderben vorziehen, nur um das Denken der Menschheit nicht zu befreien?

      Regenten haben viele der besten Aufschwünge des Denkens erstickt. Man darf die Evolution nicht derart quälen! Die Überirdische Welt klopft beim Bewusstsein an, doch muss die Unwissenheit groß sein, um sich einer natürlichen Erkenntnis derart zu widersetzen.

       Der Denker sprach: „Die Unterdrücker der Freiheit des Denkens bereiten sich einen entsetzlichen Weg.“

 

       716. Urusvati weiß, wie gut man selbst im fernen Altertum die Bedeutung der menschlichen Ausstrahlungen verstand. Oftmals heilte man durch Auflegen der Hände oder umgab einen Kranken mit gesunden Organismen. Doch mit der Zeit haben die Menschen diese heilsamen Eigenschaften nicht nur nicht in sich weiterentwickelt, sondern sie sogar vergessen.

       Als der Mesmerismus an solche Einwirkungen erinnerte, hielt man ihn für etwas vollkommen Neues und Ungewöhnliches. Ich spreche davon, um daran zu erinnern, wie oft die Menschheit ihre Errungenschaften vergessen hat.

      Es scheint nur so, als schreite die Wissenschaft unaufhörlich voran, tatsächlich aber verlief die Erkenntnis mit Sprüngen und Stockungen. Die Menschen sollten sich aber nicht mit einem solchen Brauch trösten. Dereinst werden sie sich viele vergessene Errungenschaften wieder vorstellen können.

       Es wäre nützlich, ein Buch über vergessene Wege zu schreiben. Es wird nicht nur übernatürliche Erscheinungen berühren. Es wird auch auf eine natürliche Geschichte verweisen, von der viele Seiten bekannt waren, dann aber vergessen wurden. Man muss die breiten Massen an ihre vergessenen Errungenschaften erinnern. Dabei wird es nicht wenige Hindernisse geben, denn die Begriffe wurden in verschiedenen Sprachen unterschiedlich ausgedrückt. Man muss viele Sprachen und die Psychologien der Völker kennen, um die Verbindung der Erkenntnisse zu verfolgen, die durch die Jahrhunderte getrennt sind.

       Bei solchen Nachforschungen muss man seine Aufmerksamkeit auf die überirdischen Fakten richten, die in den Archiven der Volksweisheit reichlich verstreut sind. Man darf nicht alle früheren Errungenschaften ablehnen. Es ist unvernünftig zu sagen: „Lasst uns von heute ab beginnen“, wenn gestern bereits Schätze gesammelt wurden.

       Die Überirdische Welt ist in Überlieferungen vielfach wiedergegeben worden, und in welchen herrlichen Beschreibungen! So kann man vorwärtsschreiten, ohne Schmutz auf Vergangenes zu werfen.

       Der Denker sprach: „Hütet euch vor den Wegen der Unwissenheit, denn sie sind schmutzig.“

 

       717. Urusvati weiß, was wahre Zusammenarbeit ist. Ich habe bereits davon gesprochen, dass jeder Mensch in jedem beliebigen Zustand unvermeidlich mit der Überirdischen Welt zusammenarbeitet. Doch eine solche unbewusste Zusammenarbeit kann als tierisch bezeichnet werden, während Wir bewusste menschliche Zusammenarbeit erwarten.

       Man kann sagen, dass eine solche Zusammenarbeit auf natürliche Weise bei der Erkenntnis der Überirdischen Welt entsteht. Diese Erkenntnis vollzieht sich schrittweise, wenn das Denken an einer Betrachtung über etwas teilnimmt, das außerhalb unserer selbst existiert – so beginnt das Feuer der Erkenntnis zu erglühen.

       Der Denker sprach: „Lehrer, erlaube mir, Dein Helfer zu werden.“

 

       718. Urusvati weiß, wie untrennbar Biologie und Ethik sind. In alten Zeiten stellten die Religionen starke Bindeglieder dar, die den Menschen zur Höheren Welt führten, doch später bauten sich in ihrem Umkreis Verbrechen, Aberglaube und Heuchelei ihr Nest.

      Die Menschen begannen daraufhin, einen anderen, vernunftbegründeten Zugang zur Überirdischen Welt zu suchen. Erkenntnis und Wissenschaft zeigten Möglichkeiten der Annäherung an die Höhere Welt auf, doch die Denker verstanden auch, dass Wissenschaft ohne ethisches Fundament tot bleiben würde. Wir müssen daher beständig daran gemahnen, dass die Wissenschaft ohne die Erkenntnis einer lebendigen Ethik nicht voranschreiten kann.

       Bereits von den ersten Schuljahren an müssen die Grundlagen der Biologie unterrichtet und aufgezeigt werden, wie sie zum Leben erwachen kann. Vor einer Vertiefung in wissenschaftliche Formeln müssen feste, lebendige Grundlagen vermittelt werden, nur dann lässt sich auch ein lebendiger Weg zu lebendigen Erfolgen finden.

       Wir lehnen nichts Nützliches ab. Die Fundamente wurden wiederholt gegeben, aber nicht fest angeeignet. Lasst uns daher die Erkenntnis begrüßen, doch ergänzen wir sie mit einem Verständnis der Ethik. Macht euch das Verständnis zu eigen, dass ein unethischer Wissenschaftler kein Mitarbeiter der Evolution ist. Eifrige Denker sind ethische Menschen.

      Der Denker sprach: „Lehrer, weise mir den Weg der Schönheit des Geistes.“

 

       719. Urusvati weiß, dass der Mensch im irdischen Zustand die Qualität seiner Handlungen nicht einzuschätzen vermag. Nicht selten werden die scheinbar besten Taten durch Eigennutz getrübt und die selbstaufopferndsten im Staub des Alltags vergessen.

       Ich bestätige, dass die Beweggründe der Handlungen in der Tiefe des Bewusstseins liegen. Selbst hochstehende Geister können die Ursachen ihrer Handlungen nicht erkennen. Natürlich ist eine solche Erkenntnis im feinstofflichen Körper erleichtert, doch auch das ist relativ.

       Man darf nicht glauben, das Fehlen einer wahren Einschätzung sei ein Unglück. Wozu sich in eine rationale Bewertung versenken, wenn es dem Menschen gegeben ist, Gutes zu schaffen? Jede gute Handlung wird einen Nutzen bringen. Je mehr Gutes wir tun, umso mehr nützliche Aufspeicherungen gibt es. Man darf dem Verstand nicht in einem Bereich Zutritt gestatten, in dem das Herz herrschen muss. Der Verstand könnte in eigennütziger Weise dort etwas rechtfertigen, wo das Herz bereits Unrecht erspürt.

       Die psychische Energie lebt vor allem im Herzen. Eine Wissenschaft, welche die Grundlagen der psychischen Energie nicht versteht, kann nicht erfolgreich sein. Die Neue Welt, von der der beste Teil der Menschheit träumt, kann sich nur auf der Grundlage eines richtigen Verständnisses der psychischen Energie bilden. Der Mensch kann in Freundschaft mit ihr leben oder in Feindschaft, doch eine solche Zersetzung ist unzulässig.

       Ihr könnt hinterlistige Vorschläge hören, die sagen: „Wäre es nicht besser, alle Überlegungen über die psychische Energie den Wissenschaftlern zu überlassen? Wenn die Wissenschaft sich zu dieser Energie äußert, wird auch der gewöhnliche Mensch über sie reden können.“ Doch die hinterlistigen Schädlinge wissen ausgezeichnet, dass die psychische Energie Gemeingut ist.

       Die Menschheit muss die verschiedenen Offenbarungen der psychischen Energie unterscheiden; die Beobachtungen dürfen unmöglich auf eine kleinere Gruppe von Wissenschaftlern beschränkt bleiben. Überdies können unter ihnen eigensüchtige Personen mit voreingenommenen Urteilen sein.

      Die Entwicklung der Menschheit steht auf einer Stufe, die entschieden alle zur Zusammenarbeit aufrufen muss, denn vernünftige Zusammenarbeit und Erkenntnis der psychischen Energie sind die Grundlage des Daseins, anderenfalls wird die Menschheit sich ins Chaos stürzen. Keine äußeren Errungenschaften werden vor gegenseitiger Zerstörung bewahren.

       Es ist nicht vorstellbar, wie Harmagedon ohne ein Verständnis der Daseinsgrundlagen beendet werden soll! Ich spreche so, damit die Menschen wissen, wie sehr das Überirdische die Lösung der irdischen Ereignisse darstellt. Glaubt nicht, das Überirdische könnte in Ruhe verweilen, wenn die irdische Verwirrung alles zersetzt.

      Doch Urusvati weiß, wie sehr wahre Erziehung die Gefahr der Verwilderung abwenden kann. Nach allen Erfindungen wenden die Menschen sich der Verwilderung zu! Haltet dies nicht für eine Übertreibung. Leider drohen die Krämpfe des Harmagedon mit unzähligem Elend.

       So sprach der Denker: „Es wird die Stunde eintreten, da die Menschen über Unbegrenztheit in allem nachdenken müssen.“

 

       720. Urusvati weiß, dass Beobachtungsvermögen eine der wertvollsten menschlichen Eigenschaften ist. Wir nennen sie Scharfsicht, denn jeder, der sehen kann, sollte sie besitzen. Doch in Wirklichkeit stellt sich das Gegenteil heraus. Die Menschen hüllen sich in den Nebel von Aberglauben und Vorurteilen, woraus eine Art Über-Maja entsteht. Beobachtungsfähigkeit muss jedoch anerzogen werden. Nicht ohne Grund bestehen Wir oft auf der Notwendigkeit wahrer Erziehung.

      Ihr könnt bemerken, dass Wir von gewissen Eigenschaften wiederholt sprechen, was bedeutet, dass gerade diese Seiten des Lebens von einer umherirrenden Menschheit vergessen worden sind. Nach wie vor herrscht Unwissenheit. Stimmen der Aufklärung sind vereinzelt und werden verfolgt. Auch wenn die Verfolgungen sich ein wenig von denen der finsteren Jahrhunderte unterscheiden, existieren sie doch in all ihrer Unmenschlichkeit.

       Brüsten wir uns nicht mit unserer Kultur, denn sie hat abnorme Grenzen erreicht. Was für eine Kultur kann denn erfolgreich voranschreiten, wenn die Jugend noch nicht einmal die Kunst des Denkens gelehrt wird! Selbst gelesene Bücher helfen nicht, wenn der Inhalt nicht gründlich durchdacht wird. Daher ist es so unerlässlich, die Scharfsicht zu schärfen, damit die Weltereignisse ihren besonderen Sinn erhalten.

       Die Menschen suchen sich damit zu rechtfertigen, dass das Universum ins Chaos gestürzt und menschliches Denken machtlos sei. Doch auf das Denken ist eine solche Definition nicht anwendbar. Der Gedanke ist nämlich in allem machtvoll. Ein sehr bestrebtes Bewusstsein ist bereits räumlich erfolgreich, und sogar die Keime der Gedanken sind schon mächtig. Beobachtungsvermögen hilft zu erkennen, dass der Gedanke nicht allein die Muskeln bewegt, sondern auch die komplexesten Einwirkungen im Leben bewirkt. Inmitten des Alltagslebens kann man die wunderbarsten Erscheinungen beobachten.

       Der Denker sprach: „Ich möchte die Erscheinungen der Unbegrenztheit beobachten.“

 

       721. Urusvati weiß und hat selbst erfahren, wie sehr die Unsichtbare und Unhörbare Welt sichtbar und hörbar werden kann. Dabei ist bedeutsam, dass wirkliche Errungenschaft auf natürlichem Weg erreicht wird. Die ältesten Völker kannten bereits einige gewaltsame Methoden, um den Weg zum Unsichtbaren zu eröffnen, doch sind alle unnatürlichen Annäherungen wertlos.

       Man kann sehen, dass im Weltall alles zweckmäßig eingerichtet und mit ganz natürlichen Mitteln erreichbar ist, daher ist die Errungenschaft Urusvatis so wertvoll. Natürlich können solche Stufen nicht sofort erreicht werden. Man muss Schwingungen assimilieren, die nur durch die Arbeit vieler Jahre aufgenommen werden können – besser gesagt: nicht vieler Jahre, sondern vieler Jahrhunderte. Umso mehr muss man solche Errungenschaften hüten. Sie haben nicht das persönliche Wohl zum Ziel, sondern die erfolgreiche Entwicklung der Völker.

       Natürliche Errungenschaften muss man besonders hüten, denn die Wissenschaft stellt oft keine Hilfe, sondern eine Erschwernis dar. Mittelmäßige Wissenschaftler neigen zu Vorurteilen und nehmen an, dass sie den Aberglauben austreiben, während sie in Wirklichkeit neue schädliche Hindernisse säen. Sucht in allem die natürlichen Wege.

       Der Denker sprach: „Lehrer, öffne mir den einfachsten und direktesten Weg.“

 

       722. Urusvati kennt die Bedeutung des Rhythmus des beständigen Verkehrs mit der Höheren Welt. Der Rhythmus höherer Energien wird durch langjährige Arbeit erreicht. Man darf nicht denken, Erleuchtung könne diesen Rhythmus festigen. Zunächst ist ein Verkehr mit Worten erforderlich, dann verwandeln sie sich in schweigende Bestrebungen, und schließlich fließen diese in einen Rhythmus zusammen, der beständig im Herzen erklingt, beim Wachen und im Schlaf.

      Eine grundlegende Eigenschaft verstärkt die Schwingung, Wir nennen sie ekstatische Liebe; in ihr sind höchste Hingabe, unauslöschliches Vertrauen und unerschöpfliche Macht enthalten. Eine solche Stufe des Aufstieges ist sehr hochstehend, doch nirgends gibt es Vollendung.

       Man kann es als die höchste Erfahrung bezeichnen, wenn die schöpferische Stufe sich im irdischen Leben vollzieht, ohne vom Alltag abzuweichen. Natürlich ist es schwer, die Öllampe inmitten grober Schwingungen, Unwissenheit und Bosheit zu tragen, doch umso herausragender ist die Errungenschaft.

      Nicht in einer Abweichung vom Leben, sondern in ständiger Bestrebung zur Höheren Welt vollzieht sich jene Aufnahme, welche die Menschen Synthese nennen. Wie selten lassen sich im Leben Arbeiter finden, die sich dem Dienst an der Höheren Welt weihen!

       Mitunter sprechen die Menschen vom Gemeinwohl, doch dieses ist nur möglich, wenn die Höhere Welt angenommen wird. Nur so wird das Ziel der Vervollkommnung ein weises sein und alles menschliche Suchen zusammenführen können. Man kann den Weg verschiedener Wanderer annehmen und verstehen: Sie versuchen, auf demselben Pfad zu gehen, und unterscheiden sich nur in ihren Worten.

       Der Denker sprach zu Seinen Schülern: „Nehmt auf, versteht und liebt.“

 

       723. Urusvati weiß, wie schwer die Menschen die Teilbarkeit des Geistes* verstehen. Sie nehmen an, dieser Begriff widerspreche der Wissenschaft, verlieren aber aus dem Blick, dass die neuesten Entdeckungen dieses Gesetz der psychischen Energie nur bestätigen.

       Eine gewöhnliche Radio- oder Fernsehübertragung kann wissenschaftlich verständlich machen, wie eine Übertragung von Energie in viele Richtungen verläuft. Natürlich sind zu einer erfolgreichen Ausführung Apparate notwendig, sowohl Sende- als auch Empfangsgeräte. Der Mensch selbst jedoch erweist sich als ein vollkommener Apparat für die Übertragung von Energien. So muss man verstehen, dass nicht nur die natürlichen Eigenschaften des Menschen, sondern auch sein freier Wille an jedem psychischen Experiment teilnehmen.

       Oft wird ein Gedanke richtig gesendet, doch der Empfänger stößt ihn zurück. Es kann auch umgekehrt der Empfänger feinfühlig, die Sendung jedoch verworren sein. Den Menschen scheint es oftmals, als hörten sie etwas, sie können sich jedoch nicht auf die Schwingung einstimmen, so dass sich nur ein Wirrwarr ergibt.

       Man darf nicht glauben, Übertragungen von Gedanken und Bildern seien nur auf den Höhen möglich; jedes beliebige Experiment mit psychischer Energie kann überall durchgeführt werden. Natürlich ist die Besiedelung der Städte für die Klarheit einer Übertragung nicht günstig. Gleichwohl muss man sich dazu erziehen, die psychische Energie unabhängig von physischen Bedingungen arbeiten zu lassen.

       Urusvati kann bestätigen, dass anfangs jeder fremde Ton bereits Schmerz verursacht hat, doch dann, bei Festigung der Schwingungen, konnte das Experiment unter beliebigen Bedingungen verlaufen. Eine solche Aufmerksamkeit und Scharfsicht ergeben sich sehr schwer und erfordern erhebliche Zeit, doch verdient die psychische Welt besondere Aufmerksamkeit.

       Der Denker sprach: „Lasst uns nicht zu den Zeiten zurückkehren, als Donner für Zorn der Götter gehalten wurde.“

 

       724. Urusvati weiß, wie oft die Menschen mit falschen Ausdrücken grundlegenden Begriffen schaden. Da sprechen sie von übermenschlichen Anstrengungen, im irdischen Leben ist aber alles menschlich. Man kann von würdiger oder erhabener Anstrengung sprechen, doch wird sie dennoch eine menschliche sein. Durch solche unwissenden Ausdrucksweisen setzen die Menschen sich selbst herab.

       Es kommt jedoch die Zeit, da alle Schätze, über die der Mensch verfügt, verstanden werden müssen. Man muss jene wahre Wissenschaft heranziehen, die imstande ist, sich mit der uranfänglichen Energie zu befassen. Die Menschen wissen vom Gold, das die Meere sättigt[88], doch die Energie des Raumes wollen sie nicht anerkennen. Wir nennen sie psychische Energie, doch kann man auch andere Bezeichnungen finden. Vielleicht habt ihr vom Segen gehört? Er existiert und ist nichts anderes als psychische Energie.

       Man kann ihre Namen in verschiedenen Sprachen des Ostens finden, doch ist ihr Verständnis sehr verzerrt. Wir beharren und rufen die Wissenschaftler auf, das energetische Prinzip anzuerkennen; um diese Grundlage herum werden auch alle übrigen Lehren einen Platz finden.

       Wir verneinen nicht und Wir zerstören nicht, sondern bauen im Einklang mit der Psychologie der Menschheit auf. Jede Epoche hat ihre eigenen Bedingungen, die man nicht verneinen darf. Oft hüllt sich das Erhabene gleichsam in Nebel und zerstörerische Massen strömen herbei, doch auch solche Zeichen muss man genau betrachten, denn auch in ihnen ist die künftige Stufe enthalten. Man muss die Evolution in all ihren Aspekten lieben lernen. Bewegung ist die Grundlage des Lebens.

       Der Denker wiederholte: „Wanderer, eile ans Ziel und übernachte nicht in einem eisigen Strom.“

 

       725. Urusvati weiß, wie sehr die Menschen sogar die einfachsten Begriffe entstellen. Sie verstehen Ruhe als leblose Untätigkeit, doch ist gerade Ruhe angespannte psychische Tätigkeit, einem klaren Gewässer gleich, an dessen Grund heilsame Quellen ihr Nass zum Wohl der Menschheit herbeitragen. So muss man Ruhe als vertiefte, erhabene Arbeit verstehen.

       Der Lehrer prüft den Schüler vor allem darauf hin, ob er in einer Stunde besonderer Anspannung Ruhe bewahrt. Es ist verblüffend, wie selten die Menschen diese Prüfung bestehen. Die Ursache liegt darin, dass sie die Höhere Welt und die psychische Energie nicht anerkennen. Sie nehmen an, die groben physischen Bedingungen seien trotz allem bedeutsamer.

      Man kann solche Unwissenheit bedauern, da sie eine Vielzahl bester Möglichkeiten fortgetragen hat. Ihr selbst habt oft gesehen, dass sogar gebildete Menschen den wissenschaftlichen Grundlagen keine Aufmerksamkeit schenken wollten. Ihre Wissenschaft schleppt wie ein träges Pferd mit verbundenen Augen seinen Karren hinter sich her.

       Wir werden nicht müde, immer wieder von Wegen ohne Vorurteile zu sprechen. Man könnte fragen: Was ist daran neu? Möge man überlegen, wie viele neue Wege vor der Menschheit stehen. Mögen sich alle zu Teilnehmern an der neuen Evolution machen. Nicht einige besonders Auserwählte, sondern gerade alle, die sich als Mensch bezeichnen. Mögen sie an die gemeinsame Arbeit gehen, welche eine Höhere Welt eröffnet.

       Lasst uns keine wichtigtuerischen Worte von uns geben. Möge die Arbeit ehrlicher Erkenntnissuche die Arbeit des Alltags sein. Auch an einer solchen Arbeit sollten alle teilnehmen. Vergessen wir nicht, dass jeder Mensch ein Träger von psychischer Energie ist und wenigstens einige ihrer Offenbarungen beobachten kann. So wird der Mensch sich einem neuen Glück nähern und verstehen, was Gemeinwohl bedeutet.

       Der Denker wies darauf hin, dass derjenige, der die Ruhe zu bewahren vermag, bereits in einen heilsamen Brunnen geblickt hat.

 

       726. Urusvati weiß, dass die Macht der Gefühle die psychische Energie in Bewegung setzt. Besonders stark ist Liebe, doch fast ebenso stark ist Hass.

      Man wird fragen: Bedeutet das, dass man in Hass leben kann? Man kann, doch ist dies nicht vorteilhaft. Hass erzeugt nicht nur Imperil und verkürzt das Leben durch Krankheiten; am wichtigsten ist aber die entsetzliche Bedeutung des Hasses in der Feinstofflichen Welt. Ihr wisst bereits, dass alle Gefühle und auch deren Wirkungen sich in der Feinstofflichen Welt verstärken.

      Stellen wir uns nun vor, wie schwer es dem Hassenden fallen wird, sich von der verderblichen Sucht loszureißen. Er gerät nicht nur in den Umkreis des Bösen, sondern sein ganzes Wesen wird vom Gift des Bösen erfüllt. Er leidet, weil er selbst diese Qual hervorgerufen hat.

      Daher sagen Wir: Es ist vorteilhaft, im Guten und in der Liebe zu leben. Ein solcher Zustand verstärkt sich in der Feinstofflichen Welt und wird zu einer Quelle des Glücks.

       Vieles wird einem Menschen zugänglich, der das Gute verstanden hat. Er vermag die Schwingungen der Höheren Welten zu spüren, er kann die Sphärenmusik hören und er steigt auf den Stufen der Harmonie der Schönheit empor. So haben diejenigen Philosophen recht, die bestätigen, dass Schönheit das Gute ist und das Gute schön.

       Natürlich halten viele solche Formeln für abstrakt und unanwendbar im irdischen Leben. Doch müssen diese Verneiner noch viele Male die Bedingungen der Feinstofflichen Welt erfahren, um in ihrem Bewusstsein die Wahrheit zu festigen. Man kann diejenigen bedauern, die sich einbilden, weil sie Lesen und Schreiben gelernt haben hätten sie bereits die Lehre des Lebens erfasst.

       Lasst uns Unkenntnis nicht verurteilen, streng jedoch Unwissenheit[89]. Man muss verstehen, wo die Grenze zwischen Unkenntnis und Unwissenheit liegt. Das eine ist heilbar, während das andere oftmals schon nicht mehr zu bessern ist. Unwissenheit ist immer dünkelhaft und wichtigtuerisch. So lässt sich an alltäglichen Zeichen das Wesen eines Menschen wahrnehmen.

       Der Denker sprach: „Unkenntnis ist verzeihlich, doch Unwissenheit taugt nicht für Zusammenarbeit.“

 

       727. Urusvati kennt das einheitliche Prinzip des Fortschreitens der Erkenntnis. Viele lieben es, dass sich alles auf wissenschaftlicher Grundlage vollzieht. Geben wir ihnen die Möglichkeit zu wissenschaftlicher Forschung. Die Wissenschaft hat sich bereits in eine Vielzahl von Zweigen aufgeteilt, von denen einige durch solche scheinbaren Widersprüche getrennt sind, dass Einigkeit nicht gefunden werden kann. Mögen die Wissenschaftler jedoch den psychischen Zustand der verschiedenen Forscher im Moment höchster geistiger Anspannung beobachten. Dabei kann man eine verblüffende Ähnlichkeit in der Anspannung der schöpferischen Zentren finden. Der Philosoph und der Physiker, der Geograph und der Psychologe sind gleich in der Stunde glücklicher Entdeckungen.

       Beginnt die Beobachtung mit dieser Stunde, und ihr werdet zu der Schlussfolgerung gelangen, dass die Wissenschaft der Erkenntnissuche ein einheitlicher Baum ist, dessen Zweige nur aus einer einheitlichen Wurzel herauswachsen können. So lassen sich lehrreiche Beobachtungen anstellen, und ein solcher Weg wird zur Erkenntnis der Überirdischen Welt führen.

       Wundern wir uns nicht darüber, dass viele Gedanken gleichzeitig an verschiedenen Stellen der Erde auftauchen; diese Wissenschaftler kennen einander nicht, sie gehen auf verschiedenen Wegen und denken in den Grenzen des Charakters ihres Volkes, nichtsdestoweniger zieht etwas Einheitliches sie zum Wohl der Menschheit hin. Wie viele herrliche Beobachtungen lassen sich durchführen, wenn das Bewusstsein erweitert und frei von Verneinung ist, die der Unwissenheit angehört! Lasst uns also lernen zu erfassen, und schauen wir mit freiem Blick empor.

       Der Denker bestätigte, dass die Menschen des Altertums bereits vieles wussten, was in den nachfolgenden Jahrhunderten vergessen wurde.

 

       728. Urusvati weiß, dass die Psychologie in eine reale Wissenschaft verwandelt werden sollte. Sie muss noch realer werden als die Physiologie; man muss sie aber von den untersten Schulklassen an unterrichten und entsprechend bis zu den höchsten Bildungseinrichtungen weiterführen.

       Sämtliche Bildungsbereiche sollten die psychologischen Grundlagen miteinbeziehen. Man könnte eine solche Wissenschaft auch anders benennen, doch möge die bereits gebräuchliche Bezeichnung bestehen bleiben. Wir vermeiden Brüche, wenn man ein nützliches Ziel mit den gewohnten Ausdrucksformen erreichen kann.

      Die Psychologie muss die verborgenen Kräfte des Menschen studieren. Sie muss sich nicht nur der Philosophien des Altertums bedienen, sondern auch auf freiem, wissenschaftlichem Weg voranschreiten. Selbst ein vergleichendes Studium der Religionen wird ein Bereich der Psychologie sein, denn die Grundlage aller Religionen ist die Erkenntnis der Überirdischen Welt.

       Lasst uns nicht stolz an den Errungenschaften des Altertums vorübergehen, denn unter verschiedenen Bezeichnungen verbergen sich ein und dieselben, auf Erfahrung fußenden Schlussfolgerungen der Vernunft. Man muss nämlich freie wissenschaftliche Methoden anwenden, denn das Leben in all seinen Erscheinungen eröffnet die Wege zur Erkenntnis der Unsichtbaren Welt.

      Viele Energien fließen zusammen oder strömen aus der einheitlichen uranfänglichen Energie. Lehrreich sind Beobachtungen über die weitverzweigten Kräfte, die in jedem Lebewesen individuell sind. Man muss diese gabenreiche Individualität schätzen, gerade sie wird den Wissenschaftlern helfen, scheinbar Nichtübereinstimmendes einander anzunähern.

       Der Denker sprach: „Man kann aus den unterschiedlichsten Stimmen einen klangvollen Chor schaffen. Die Menschen haben den Willen, doch nur wenige verstehen es, ihn vernünftig anzuwenden.“

 

       729. Urusvati weiß, dass Wille zur Tat schreitende, geschärfte psychische Energie ist. Im Altertum war das Symbol des Willens der Pfeil. Heute spricht man viel von der Entwicklung des Willens und schlägt künstliche Methoden vor, um ihn zu stärken, doch sollte er durch eifrige Tätigkeit entwickelt werden.

       Wenn ihr sogenannten willenlosen Menschen begegnet, seid überzeugt, dass sie vor allem Faulpelze sind; in einer solchen Lage verbleiben sie in einem halbbewussten Zustand und versuchen nicht, sich zu selbständiger Tätigkeit aufzurufen. Solche Menschen gibt es viele, und sie werden nicht so bald verstehen, dass schöpferische Arbeit ihren Pfeil der Errungenschaft schärft. Man muss festhalten, dass Willenlosigkeit von Angst, Niedergeschlagenheit, Undankbarkeit und anderen entsetzlichen Erscheinungen der Unwissenheit begleitet ist.

       Wenn wir über die Überirdische Welt nachdenken, müssen wir unseren ganzen Willen sammeln, um tapfer alle niederen Schichten zu überwinden, welche die Menschen an ein Dasein der Unwissenheit festnageln. Lasst uns diejenigen nicht bedauern, die sich selbst der Möglichkeit des erfolgreichen Voranschreitens beraubt haben. Aus Mitleid zeigen Wir solchen Menschen zwar, wie viel sie verlieren, doch seid überzeugt, dass Unsere Ratschläge ihr Bewusstsein nicht erreichen.

       Nur ein arbeitsames Leben wird sie lehren, die Qualität produktiven Schaffens zu schätzen, und auf einem solchen Weg des Kampfes legen sie die Rüstung des Willens an! Inmitten des Alltagslebens lassen sich schöne Übungen des Willens finden; mögen solche natürlichen Wege gesegnet sein.

       Der Denker mahnte Seine Schüler, nur keine Niedergeschlagenheit zuzulassen.

 

       730. Urusvati weiß, dass Aufmerksamkeit eine der ersten Bedingungen für erfolgreiche psychische Beobachtungen ist. Die Menschen sprechen oft von Bestrebung, Scharfsicht und Wachsamkeit, ohne sich die einfachste Beobachtungsfähigkeit angeeignet zu haben. Für sie nimmt die Formel „in Gefahr leben“ eine absurde Bedeutung an. Gewiss, ein erweitertes Bewusstsein führt auch zu natürlicher Aufmerksamkeit, doch gibt es nicht viele solcher Bewusstseine.

       Glücklicherweise kann Aufmerksamkeit anerzogen werden, doch dafür muss sowohl in der Familie als auch an der Schule die Entwicklung der Aufmerksamkeit eingeführt werden. Man muss die Aufmerksamkeit der Schüler nicht nur auf irgendwelche besonderen Erscheinungen lenken, sondern auch auf die kleinsten Züge des Alltagslebens. Die psychische Welt offenbart sich vor allem im Alltagsleben.

      Die wertvollsten Besonderheiten eines Geistes lassen sich sogar im grauen Alltag beobachten. Lasst uns als Helden nicht nur diejenigen ansehen, die zum Wohl der Menschheit streben, sondern erkennen wir aufmerksam auch diejenigen, die inmitten des Alltagslebens arbeiten. Eine solche Aufmerksamkeit ermöglicht viele Beobachtungen, darunter auch über die natürliche Offenbarung der psychischen Energie.

       Wenn wir von der Feinstofflichen Welt sprechen, müssen wir auch die feinsten Energien zulassen. Solche Energien muss man mitten im Leben beobachten. Man darf nicht denken, dass sich irgendwo wundersame Kräfte offenbarten; sie sind bereit, sich in jedem Menschen zu zeigen, man muss sie nur aufmerksam erkennen.

       Zu dieser Aufmerksamkeit im Alltagsleben raten Wir allen, die über die Überirdische Welt nachdenken wollen. Glaubt nicht, eine solche Übung sei leicht, die Menschen ertragen die dafür notwendige Beständigkeit nicht. Sie sind bereit, mitunter in Träumen zu fernen Welten zu fliegen, doch jagen sie durch solche Träume nur vorübergehend im Raum herum. Wir raten daher, die herrliche Gabe der Beobachtung mitten im Alltagsleben zu erlernen. Möge sie sich vom Kindesalter an entwickeln.

       Der Denker sprach: „Schaut auch unter eure Füße, damit ihr nicht stolpert.“

 

       731. Urusvati weiß, dass die Menschen nicht nur die Realität der psychischen Welt anerkennen, sondern auch ihre Einwirkung auf das irdische Leben wahrnehmen müssen. Viele sprechen wiederholt von der Existenz eines gewissen Etwas, geben jedoch in ihrem Alltagsleben die Anwesenheit der mächtigen psychischen Energie nicht zu. Indessen ist die Zeit gekommen, da der Mensch seinen Stimmungen, seiner Begeisterung, seiner Besorgnis und gewissen Schmerzen sein Ohr leihen sollte.

       Ein Fortschreiten des Menschen ist ohne bewussten Anschluss an die psychische Welt nicht vorstellbar. Dabei muss man sich merken, dass Wir mehrfach vor Psychismus* und Mediumismus gewarnt haben. Mögen die Menschen verstehen, dass solche ungesunden, künstlichen Abweichungen keine gesunde Erweiterung des Bewusstseins darstellen. Wir wiederholen, wie sehr der Mensch sein Denken erheben muss, dann wird er auch auf dem Weg zur Überirdischen Welt vorankommen.

       Wir wollen nicht irgendwelche konventionellen Rituale vorschreiben, notwendig ist vor allem, die Individualität des Menschen zu wahren. Ein reiner und hochstehender Wille wird auf seinem eigenen Weg zu einem einheitlichen Bewusstsein führen und helfen, Augen und Ohren für die Wahrnehmung einer weltumfassenden Anwendung zu reinigen; nur durch eine solche Aufnahme schreitet der Mensch auf dem Weg wahrer Erkenntnis. Lasst uns die Wissenschaftler bitten, feinfühlig zu sein und nicht jede Beobachtung abzuweisen, die zu weiteren Forschungen führen könnte. Allein gegenseitige Achtung erlaubt es, vieles zur Verwirklichung zu bringen.

       Mögen die Völker lernen, über das Gemeinwohl nachzudenken, denn Eigennutz erweist sich als das schwerste Hindernis für den Fortschritt. Die schrecklichen Prüfungen, die der Menschheit zuteilwerden, beschleunigen das Herannahen des neuen, weltweiten Aufbaus.

       Der Denker sprach: „Lehrer, lehre mich, mit welchen Worten ich die Menschen zum Dringlichsten aufrufen soll.“

 

       732. Urusvati weiß, dass eine Erleuchtung durch Liebe und Freude stärker ist als eine durch Leid entstandene; dennoch wird ständig darauf hingewiesen, dass gerade Leid den Menschen reinigt.

       Wie kann es nur geschehen, dass der Mensch die stärkste Erleuchtung nicht zu nutzen vermag? Die Antwort ist einfach: Leid wird vom Menschen in der grobstofflichen Welt ausgesät und dringt noch teilweise in die Feinstoffliche Welt ein. Reine Liebe und Freude aber leben in der Feurigen Welt und werden vom Menschen selten verstanden. Doch im Lauf der weiteren Evolution werden die Menschen erkennen, wo ihr Schatz liegt, und sich diesem lichten Allheilmittel zuwenden.

      Unter den neuen Errungenschaften der Wissenschaft wird auch auf die mächtigen Gefühlsregungen der Liebe und der Freude hingewiesen werden. Möge sich die Menschheit Schritt für Schritt diesen lichten Antreibern annähern und verstehen, dass jeder Gedanke an Freude bereits ein heilsamer Beginn ist.

      Selbst inmitten von Unglück kann man Offenbarungen von Liebe und Mitleid finden. Mögen diese Meilensteine dem müden Wanderer helfen. Mögen die Wissenschaftler aufzeigen, wie sehr der Rhythmus der Freude zu einem Zufluss von psychischer Energie führt. Möge die Wissenschaft erklären, wie heilkräftig die Macht der Freude ist.

       Unwissende werden sagen, ein solcher Rat sei nicht lebensnah, da die Menschheit bereits an ihrem Leid zugrunde gehe. Nur Unwissenheit kann vorschlagen, sich lieber in Finsternis zu versenken, als sich auf die Suche nach dem Licht zu machen. Nur Unwissenheit kann sagen, der Mensch werde niemals lernen, die Gedankenenergie zu gebrauchen.

       Man muss leidenschaftlich zu einer Erneuerung des Lebens streben. Ein jeder kann über Heldentum, Freude und hochstehende Liebe nachdenken. Ein jeder kann über das herrliche Überirdische Leben nachdenken. Ein jeder kann die Macht der heilsamen Medizin erwerben und diese Emanationen in seiner gesamten Umgebung verbreiten.

       Der Denker sprach: „Kummer ist vorübergehend, Freude ist unvergänglich. Liebt das Licht und liebt das Schöne.“ So lenkte der Denker Seine Schüler zur einfachsten Lösung hin.

 

       733. Urusvati weiß, dass ein Pfeil bei sicherem Flug zu einem einzigen Ziel strebt. Vergleicht den Pfeil mit dem menschlichen Gedanken: Eine zitternde Hand vermag dem Pfeil keine klare Richtung zu geben, ebenso wird ein schwankender Gedanke sein Ziel nicht erreichen.

       Vermeidet besonders Zwiespältigkeit des Denkens; oft merken die Menschen nicht, dass in ihrem Inneren viele Gedanken gleichzeitig toben. Sie schwirren umher wie ein Schwarm von Insekten, und es ist nicht möglich zu unterscheiden, welcher von ihnen der bedeutsamste ist. Dieser Umstand ist überaus wichtig, und zukünftige empfindliche Apparate werden anzeigen können, wie schädlich eine solche Verwirrung des Denkens ist. Es wäre besser, gar nicht zu denken, als eine Verwirrung in sich entstehen zu lassen, die dem Wahnsinn gleicht.

       Man könnte fragen: Welche Maßnahmen können Abhilfe schaffen? Lasst uns jedoch nicht in der Ferne unter gewaltsamen Maßnahmen suchen; möge lieber jeder sich selbst beobachten, um auf natürliche Weise sein Denken zu reinigen. Der Mensch ist fähig, eine Verwirrung seines Denkens zu bemerken, und dann möge er sich darüber Rechenschaft ablegen, welcher Gedanke für ihn notwendig ist.

       Es ist nicht leicht, die kleinen Würmer am Grund des Bewusstseins aufzuspüren. Sie können jeden beliebigen schönen Gedanken verunstalten. Doch wenn der Mensch sich die Mühe macht, den ganzen Schaden zwiespältigen Denkens zu verstehen, kann er beginnen, nach und nach die nicht notwendigen Antriebe zu vertreiben.

       Für das Nachdenken über die Überirdische Welt ist Klarheit des Denkens besonders notwendig. Man darf chemische Präparate nicht mit schmutzigen Händen berühren, ebenso wenig darf man die hohen Chemismen der Überirdischen Welt beschmutzen. Mögen die Menschen reiner über die hohen Welten nachdenken.

       Der Denker riet, so über das Überirdische nachzudenken, als ob man persönlich an ihm teilnehme.

 

       734. Urusvati weiß, dass blitzschnelle Spiralen von Klängen die Erde einhüllen; daraus entsteht eine Hülle, die segensreich oder schadenbringend sein kann. Der Mensch vermag mit seinem freien Willen Heilung oder Verderben zu schaffen. Er kann nicht sagen, er leide schuldlos. Er selbst hat irgendwann das Gift in das kosmische Gewebe hineingetragen.

       Man hat bereits damit begonnen, die kosmischen Klänge zu erforschen, und hat verstanden, dass jedes menschliche Wort eine unzerstörbare Gesetzestafel darstellt. Es bricht nun die Zeit an, da der menschliche Gedanke erforscht werden muss. Er ist schneller als das Licht. Er bildet eine mächtige Hülle um die Erde, doch ist das Denken oft auf das Wohl gerichtet?

       Die Menschen sind bereits in der Lage, die Qualität des Denkens abzubilden, doch ist sein Inhalt bisher nicht erfassbar. Es naht die Stunde, da empfindliche Apparate den genauen Inhalt von Gedanken darstellen können. Menschen, die an das Gemeinwohl denken, werden sich über ein solches Forschungsergebnis freuen; doch alle, die in Hass, Bosheit, Lüge und Neid leben, werden eine solche Entdeckung auf jede erdenkliche Weise zu verhindern suchen. Ein Wissenschaftler, der sich zu einer solchen Entdeckung entschlossen hat, wird von der heutigen Menschheit schwerlich als Freund bezeichnet werden.

       Das Gebot, dass man nicht in Hass leben dürfe, ist einfach, doch die heutigen Führer schreien sogar von einer Notwendigkeit des Hasses. Sie wissen nichts von der Macht des Gedankens und des Karma. Wer denkt, man könne das Böse mit Bösem vernichten, irrt. Noch nicht einmal ein solcher Schrecken wie Krieg kann durch Hass beendet werden. Viele edle Gedanken werden die Menschheit retten. Kriegshelden werden nicht durch Hass geschaffen, sondern durch den flammenden Willen zum Guten.

       Der Denker sprach: „Ein entflammter Krieger kennt keine Hindernisse.“

 

       735. Urusvati weiß, dass Heldentum Ausdruck von Selbstaufopferung und flammendem Enthusiasmus ist. Während der Mensch eine Heldentat vollbringt, erhöht er seine Schwingungen, befreit sich sogar von physischen Empfindungen und erfüllt sich mit feuriger Erleuchtung.

       Ein Unwissender könnte fragen: Warum spricht man bei Gesprächen über das Überirdische von Heldentum? Er versteht nicht, dass Bestrebung zum Überirdischen bereits eine Heldentat ist. Er weiß nicht, dass jeder Gedanke an das Überirdische bereits die Schwingungen erhöht und das Bewusstsein mit flammender Heldentat erfüllt.

       Wenn der Gedanke schwach ist, wird auch die Wirkung nichtig sein, doch ein klarer, starker Gedanke schafft mächtige Wirkungen. Man muss es immer wieder bestätigen, dass ein Gedanke an das Überirdische heilsame Schwingungen schafft. Man muss die Bedeutung erhabenen Denkens oft wiederholen. Doch bald werden die Ärzte bei psychischem Ungleichgewicht dazu raten, sich in Gedanken an das Überirdische anzuschließen.

      Mögen die ersten Versuche auch noch primitiv sein und die Menschen die Wichtigkeit eines solchen Verkehrs noch nicht gänzlich erfassen, so wird doch schon das kleinste Quäntchen dieses Allheilmittels bereits nützliche Wirkungen zeitigen. Der Gedanke an das Überirdische ist ein Allheilmittel.

       Es ist keine Übertreibung, dass die Menschen einen Talisman in sich tragen, doch muss man vor allem die mit dem Gedanken an das Überirdische verbundene Begeisterung erfühlen. Ein Mensch ohne Wanderstab schleppt sich stolpernd dahin, doch von Oben kann ein fester Stab verliehen werden; man muss ihn nur annehmen und den Aufstieg mit frohem Mut fortsetzen.

       Der Denker bat Seine Schüler, das Bergsteigen lieben zu lernen, denn es hilft, zum Himmel aufzuschauen.

 

       736. Urusvati weiß, dass der Mensch sich der Überirdischen Welt weniger verstandesmäßig als durch Liebe nähert. Die magnetische Kraft des Gefühls der Liebe ist groß, doch leider schätzt die Wissenschaft die Bedeutung eines solchen Magneten nicht. Ein liebender Mensch spricht auf das kosmische Gesetz der Anziehung an, so erhält er auf die eine oder andere Weise die diesem Gesetz eigenen Charakteristika.

      Der Mensch schärft seine Erleuchtung und kann sich mit Kühnheit erfüllen, welche die Ausführung einer Heldentat unterstützt. Ebenfalls wird sichtbar, dass sich auch seine Gesundheit bessert, wenn er sein Gefühl zu hochstehendem Denken anspannt.

       Es ist ein Irrtum zu meinen, von sogenannter Hysterie befallene Menschen könnten sich der Überirdischen Welt besonders leicht anschließen. Sie können sich dem Mediumismus nähern, doch Wir wünschen eine andere, gesunde und zweckmäßige Annäherung. Ein vollkommener Weg zur Überirdischen Welt ist die Liebe.

       Ohne Liebe kann man sich unmöglich feiner Erkenntnis widmen. Mit Lesen allein ist keine Annäherung erreichbar; notwendig ist eine Anspannung des Willens, doch kann ein solcher Wille nur aus Liebe entstehen.

      Desgleichen raten Wir dazu, sich nicht vom irdischen Leben zu entfremden, da es dem Menschen als Schlachtfeld gegeben ist. Nur im Leben kann man sich prüfen, und alle diese Prüfungen werden schön sein, wenn die Kuppel der Liebe zur Überirdischen Welt über ihnen steht.

       Mögen die Kinder von klein auf an die Erkenntnis der Überirdischen Welt gewöhnt werden. Mögen Träume von höheren Erscheinungen im Denken des Kindes aufkeimen. Ein ganz irdischer Arbeiter kann einen verborgenen Schatz in sich bergen und solche Stunden der Erhebung lieben.

       Der Denker riet seinen Schülern, Träume über die Höhere Welt lieb zu gewinnen, in einer solchen Stunde erneuert sich das Bewusstsein.

 

       737. Urusvati weiß, dass in einer Zeit weltweiter Erschütterungen sowohl Erkenntnis als auch Verneinung in besonderer Weise in Erscheinung treten. Jede hochstehende Erkenntnis begegnet Verneinung nicht nur von primitiver Unwissenheit, sondern auch vom Aberglauben her, der auf Vorurteilen beruht. Die Wissenschaft wird von beiden Seiten bedrängt. Man spricht zu Unrecht von der Freiheit der Wissenschaft, sie beschränkt sich auf mechanische Erkenntnis. Alles, was die Überirdische Welt berührt, wird jedoch nicht weniger bedrängt als im Mittelalter.

       Vergessen wir nicht, dass nur sehr starke Geister frei denken können, mittelmäßiges Denken jedoch durch die Emanationen der Verneinung eingeengt wird. Diesen Umstand muss man bei Gesprächen über die Lage der Wissenschaft im Blick haben. Heute aber muss man mit allen Kräften die Notwendigkeit bestätigen, die Wissenschaft zu befreien.

       Die besten Denker haben genug erlitten; Unwissende bedachten sie zur Genüge mit Pfiffen und Verfluchungen; es hat genug Spott für alles gegeben, was den Wilden unerreichbar ist. Möge die Neue Ära sich durch eine wirkliche Befreiung der Wissenschaft auszeichnen.

      Glaubt nicht, dies sei eine Binsenweisheit, es ist im Gegenteil ein Klageruf in der Wüste. Die Menschen glauben nicht, dass eine Zeit weltweiter Erschütterungen von besonderen Schwingungen erfüllt ist.

       Die Menschen sprechen über alle Arten von Vitaminen, vergessen aber, dass der ethische Zustand weitaus wichtiger als die Einnahme von Medikamenten ist, die sich bei ungesunden ethischen Bedingungen in Gifte wandeln.

      Es fällt Uns schwer, sehen zu müssen, wie einsame Denker unter unwissenden Barbaren zu leiden haben. Sie haben sich eingeschlossen, um sich die Freiheit des Denkens zu bewahren, doch könnten sie der Menschheit eine mächtige Hilfe erweisen, gerade jetzt, da die Erde erzittert. Mögen sie die Kraft finden, diese besondere Zeit zu überstehen, in der das Kali Yuga* sich bereits dem Ende zuneigt.

       Der Denker riet seinen Schülern, die Freiheit des Wissens zu bestätigen, die Freiheit des Denkens zur Rettung der Welt.

 

       738. Urusvati kennt den Wert des Gleichgewichts. Es ist bekannt, dass der Mensch mit aller Kraft zur Überirdischen Welt streben soll. Er sollte dieses Bewusstsein so sehr verinnerlichen, dass er sich in jeder Stunde gleichsam als Teilnehmer am Leben in der Überirdischen Welt empfindet. Gleichzeitig soll er jedoch auch das irdische Leben schätzen, sich an der Qualität der Arbeit erfreuen und das irdische Leben weiterführen, denn darin wird er neue Möglichkeiten der Vervollkommnung finden.

       Man wird fragen: „Wie aber kann man denn solche Gegensätze miteinander vereinen?“ Wahrlich, dies ist möglich, denn der Mensch ist in der Lage, sein Bewusstsein zu vervollkommnen. Aus verschiedenen Jahrhunderten lassen sich viele Beispiele dafür anführen. Dabei muss man eine besonders bedeutsame Erscheinung hervorheben:

      Die Menschen, die solche Gegensätze in sich vereint haben, gehörten nicht dem sogenannten geistlichen Stand an. Niemand konnte ahnen, dass solche Arbeiter eine Aneignung der Überirdischen Welt in sich trugen. Sie arbeiteten gewissenhaft. Sie liebten die Arbeit in ihrer höheren Qualität, doch ihre leidenschaftliche Erkenntnis der Überirdischen Welt hüteten sie wie einen verborgenen Schatz.

       Man muss verstehen, dass solche Tatmenschen für die Vervollkommnung der Erde besonders nützlich waren. Sie verheimlichten die Existenz der Überirdischen Welt nicht, spürten aber auch, wo eine solche Verkündigung angenommen werden konnte. Sie verstärkten ihren Magnetismus und zogen so auf natürliche Weise die Herzen von Schülern an.

       Es sind aber nicht nur die angesprochenen Gegensätze, die Unerfahrene erstaunen. Man könnte eine Vielzahl von Gegenüberstellungen nennen, die ihnen befremdlich erscheinen würden. So soll der Mensch nicht in Leidenschaft verfallen, aber auch nicht leidenschaftslos sein. In allem kann man das Goldene Gleichgewicht erkennen, von dem im fernen Altertum gesprochen wurde.

       Der Denker sprach: „Der Mensch hat zwei Arme, einen für die Arbeit und einen, der dem Herzen nahe ist. Wenn ein Arm kürzer ist als der andere, nennen die Menschen das eine Missbildung; so ist es auch bei den himmlischen und bei den irdischen Dingen.“

 

       739. Urusvati weiß, dass sogar Worte von größter Bedeutung zwecklos sind, wenn sie nicht von einer Sendung psychischer Energie begleitet werden; solche toten Worte überladen den Raum. Die Menschen müssen verstehen, wie notwendig die von der psychischen Energie verliehene Kraft ist. Zu diesem Zweck ist im Verlauf vieler Jahrhunderte nicht ohne Grund viel von der Notwendigkeit des Glaubens gesprochen worden.

       Fester Glaube verleiht einer Rede Überzeugungskraft, doch muss man auch die Bedeutung dieser Gewissheit verstehen, weshalb Wir noch das Konzept des Befehls hinzufügen. Natürlich darf man diesen nicht als grobe Hartnäckigkeit verstehen, mit der man die Gesprächsteilnehmer nur gegen sich aufbringen würde. Wir haben den inneren Befehl im Blick. Er verleiht den Worten Unabänderlichkeit. Leider werden allzu oft auch böse Vorhaben von einem starken Willen begleitet und richten großen Schaden an. Das bedeutet, dass man lernen muss, den Befehl des Guten zu beherrschen.

       Die Menschen sind nicht oft in der Lage, ihren Willen für das Gute anzuspannen. Niemand hat ihnen in der Kindheit gesagt, welch mächtige Waffe sie in sich haben können und wie viele Überirdische Helfer ihr guter Befehl herbeizieht.

      Nur außergewöhnliche Bewusstseine verstehen die Bedeutung des Befehls. Sie lassen ihren Willen nicht zum Bösen abweichen. Solche Beispiele kann man aus verschiedenen Jahrhunderten anführen, Wir nennen sie Fackeln der Menschheit. Sie handelten bewusst in Übereinstimmung mit der Überirdischen Welt und vermehrten damit ihre psychische Energie.

       Der Denker sprach: „Lernt den guten Befehl auszuführen. Er vermehrt die Kräfte.“

 

       740. Urusvati weiß, dass jede atmosphärische Erscheinung auf den Menschen einwirkt. Man sollte meinen, eine solche Bedingung würde weiten wissenschaftlichen Errungenschaften den Weg öffnen; das Schlimme ist jedoch, dass die heutige Wissenschaft vor allem danach strebt, die Erscheinungen zu klassifizieren; dabei vergisst sie, dass die Wirkungen auf den Menschen individueller Art sind. Daher sind die Wissenschaftler nicht imstande, ihre begrenzten Beobachtungen in ein System zu fassen.

       Die Wissenschaftler sollten sich von den herkömmlichen Begrenzungen lossagen, dann werden sie neue, unüberschaubare Wege betreten. Dazu muss man erkennen, dass jeder Mensch ein Mikrokosmos im vollen Sinne dieses Wortes ist. Es ist auch nicht schwer zu begreifen, dass jeder Mikrokosmos individuell und einzigartig ist.

       Der Chemismus jedes Mikrokosmos ist ein besonderer, ebenso wie jedes kleinste Teilchen des Makrokosmos individuell ist. Eine solche Bedingung widerspricht dem Wesen der Weltgesetze nicht. Sie erfassen alle möglichen Bedingungen und finden in der einzigartigen Individualität alles Existierenden nur den Schmelztiegel neuer Verbindungen von Energien. Die Energien können sich nicht ohne individuelle Zusammenstöße erneuern. Auf eine solche Weise kann man erfühlen, dass die vor langem aufgezeigte Einheit ein Konglomerat aus einer Vielzahl von Individualitäten ist.

       Weise Regenten verstanden seit langem, dass die Individualität der Persönlichkeit sorgsam geschützt werden muss. Ein erfahrener Schullehrer fühlt, wie man die Individualität der Schüler zu schützen ist. Nur Unwissenheit kann annehmen, man könne alles nach demselben Maß zuschneiden. Solche Unwissenden handeln den kosmischen Gesetzen zuwider. Sie dürfen sich nicht Wissenschaftler nennen, denn jeder wahre Forscher muss über die Fähigkeit verfügen, in weitem Maßstab Möglichkeiten zuzulassen.

      Wir müssen immer wieder über solche elementaren Grundlagen sprechen, denn der größte Teil der Menschheit ist von toten Termini betört und will die Augen vor den einfachsten Erscheinungen der Natur nicht öffnen. Man sollte meinen, die Individualität alles Existierenden sollte die Menschen erfreuen, denn gerade diese Bedingung gibt jedem Menschen einen besonderen Platz im Weltall. Gerade dieser Vorzug kann neue Errungenschaften eröffnen. Ein solcher unermesslicher Reichtum der Konstellationen wird die Wissenschaft der Zukunft zu Entdeckungen führen, die jetzt noch als märchenhaft erscheinen.

       Die Menschen sprechen oft über die Ähnlichkeit von Charakteren, die für Zusammenarbeit unerlässlich sei; man sollte aber nicht von Ähnlichkeit sprechen, sondern von Harmonie. Allein die Harmonie von Energien kann nützlich sein; Harmonie ist aber keine Wiederholung, sie ergibt einen Akkord; möge er kraftvoll und klangvoll sein. Eine Symphonie aus monotonen Oktaven ist nicht vorstellbar. Mögen die Menschen die Polyphonie[90] lieben lernen; je reicher sie ist, desto mehr wird sie die menschlichen Herzen berühren und zur Tat aufrufen. So lasst uns für die Mannigfaltigkeit der Wahrnehmungen offen sein. Möge die Natur nicht arm genannt werden.

       Der Denker sprach: „Die Natur ist unerschöpflich.“

 

       741. Urusvati weiß, wie notwendig es ist, in freudiger Bereitschaft leben zu können. Über Bereitschaft haben Wir schon mehrmals gesprochen, doch man muss die Freude der Bereitschaft hervorheben; anderenfalls würde Bereitschaft sich nicht selten in etwas Verzagtes, Düsteres verkehren, wozu man verdammt ist. Mit solchen Eigenschaften ist Bereitschaft schädlich für den Übergang in den feinstofflichen Zustand. Man darf nicht meinen, Wir würden hier nur vom moralischen Aspekt sprechen; ganz im Gegenteil: Wir haben den wissenschaftlichen Aspekt im Sinn.

       Man muss darüber nachdenken, vor allem die besten Schwingungen zu bewahren. Freude verleiht solche Schwingungen ebenso wie hochstehende Bestrebung. Doch die Menschen verstehen ein hochstehendes Gefühl oft falsch, das Gefühl der Freude ist ihnen zugänglicher. Mögen sie an gute Begegnungen denken. Mögen sie die freudigsten Vorstellungen auswählen. Mögen die Menschen in der Stille der Betrachtung die besten Erinnerungen finden.

       Auf jede Erscheinung der kosmischen Ordnung muss man sich lange, aber auch geduldig vorbereiten. Wir raten immer dazu, sich zu konzentrieren und die Kraft zu finden, die höchsten Entdeckungen geheim zu halten. Es ist leicht, Perlen auszustreuen, aber anstrengend, sie zu sammeln. Wer allzu leicht etwas ausplaudert, zerbricht das Schloss vor dem geheimen Archiv.

      Ständiges Gleichgewicht ist der Schmuck eines Weisen. Er sammelt solche Samenkörner inmitten der Alltagsarbeit. Eine solche Arbeit sät im Bewusstsein Freude und Trost gegenüber Kränkungen und Ungerechtigkeiten. Eine Heldentat wird vor allem in freudiger Bereitschaft verwirklicht.

       Der Denker rief fortwährend zur Erkenntnis der Freude als höchstem Heilmittel auf.

 

       742. Urusvati kennt den Wert einer reinen Vorstellung, bei ihr leben auch Begeisterung, Entzücken und die übrigen Helfer des Aufstiegs. Man muss jedoch die Reinheit der Vorstellung besonders betonen, sonst meinen Verbrecher, ihre Vorstellung sei von Wert.

       Unwissende nehmen an, Vorstellung bilde sich von selbst und erfordere keine Erziehung – das ist ein großer Irrtum, denn alle Eigenschaften bedürfen der Erziehung. Man muss die Vorstellung anhand der besten Beispiele selbstloser Helden erziehen.

      Die Natur selbst gibt herrliche Beispiele verschiedener Errungenschaften, weshalb die sogenannten Naturwissenschaften sorgfältig unterrichtet werden müssen. Man muss die besten Seiten der Menschheit aufzeigen. Mögen die Kinder verstehen, dass hohe Wege offen vor ihnen liegen, und bei einer solchen Vervollkommnung werden sie auch Fragen über die Überirdische Welt stellen.

       Die Menschen unterbinden oft ihre Möglichkeiten. Sie begrenzen ihr Denken. Zum Beispiel nehmen sie an, Gedanken und Worte würden im Raum verschwinden – das ist ein Irrtum, denn alles verwandelt sich, doch nichts verschwindet. Für die Entwicklung der Vorstellung muss man diese Allgegenwärtigkeit anerkennen.

       Der Mensch hat einen Weg gefunden, um Tonübertragungen über weite Entfernungen hinweg zu empfangen, ist aber dem Irrtum erlegen, der Ton bleibe in engen Grenzen. Es ist aber unmöglich, die Verbreitung von Tönen willkürlich zu begrenzen.

      Der Mensch bildet sich ein, er habe die Grenze des kosmischen Gesetzes bereits erfasst, doch sogar der Flug in die Stratosphäre wird erst ein kindlicher Versuch sein. Nur die Vorstellung vermag den Menschen vor voreiligen Schlussfolgerungen zu bewahren. Es ist nicht möglich, ohne eine entwickelte Vorstellung über die Überirdische Welt nachzudenken. Man muss verstehen, dass die Wissenschaft frei und uneingegrenzt sein muss.

       Der Denker sprach: „Die Menschen träumen von Flügeln, doch die schnellsten Flügel sind in ihnen selbst.“

 

       743. Urusvati weiß, dass die mächtigste Pflanze aus einem kleinen Samenkorn wächst. In einem winzigen Samenkorn sind die Grundlagen leuchtender Farben, starker Aromen und reichhaltiger, sowohl heilsamer als auch giftiger Stoffe enthalten. Dabei ist die Lebenskraft des Samenkorns von so langer Dauer! Gleichgültig nehmen die Menschen solche wunderbaren Gaben der Natur entgegen, ohne zu überlegen, dass in allen Bereichen des Lebens dieselbe Kraft wirkt.

       Die Menschen denken nicht darüber nach, dass jedes Korn psychischer Energie dieselbe Fähigkeit zu wunderbaren Verwandlungen besitzt. Natürlich sind nicht alle Menschen so leichtsinnig. Es gibt auch viele eifrige Beobachter, doch sie sind in viele Stufen einzuteilen. Nicht selten können sie keimhafte Erscheinungen nicht von bedeutenden Errungenschaften unterscheiden. Einen Augenblicksfunken nehmen sie für eine abschließende Errungenschaft und vergessen dabei, dass der Weg vom Funken bis zum feurigen Lotus weit ist.

       Wahres Gleichgewicht, Goldener Weg genannt, erlaubt es, die verschiedenen Stufen der Errungenschaft zu unterscheiden. Mögen die Menschen sich über jeden feurigen Funken freuen, aber verstehen, wie lang der Weg der Errungenschaft ist. Bei verständiger Vervollkommnung wird der Mensch auch über die Überirdische Welt mit gesundem Menschenverstand nachdenken. Wir tragen gerade für eine verständige Vervollkommnung Sorge; sie ergibt sich durch beständige und vernünftige Betrachtung.

       Der Denker rief zur Überirdischen Welt auf, indem er die wunderbaren Erscheinungen der Natur vorstellte.

 

       744. Urusvati weiß, dass der Mensch sich vor Gleichgültigkeit hüten muss. Sie ist der Verfall der Schwingungen, sie ist der Tod des Aufstieges, sie ist der Weg zum Stumpfsinn. Man wird sagen: „Aber Gleichgültigkeit soll doch von Wünschen befreien.“ Das ist ein Irrtum, denn niemand hat gegen den Wunsch heldenhafter Selbstaufopferung gesprochen. Solche Wünsche müssen als Wagemut verstanden werden. Sie sind wie Meilensteine des Aufstiegs. Bekundet Freude, wenn ihr Versuche des Wagemutes seht. Sie beweisen, dass ein solcher Mensch niemals in Gleichgültigkeit verfallen wird.

      Anfänge von Wagemut lassen sich inmitten des Alltagslebens bemerken, ein solches Aufblitzen ist sehr wertvoll. Es ist sogar wertvoller als jener Wagemut, der durch Erschütterungen und Nöte hervorgerufen wird.

       Man sagt:“ Not schafft Helden“, doch steht es noch höher, wenn das Heldentum eigenwüchsig entsteht, wenn ein erweitertes Bewusstsein die Schönheit der Heldentat erkennt.

      Möge Heldentat von jungen Jahren an vollbracht werden. Mögen die Kinder spüren, dass sie schon selbständig etwas Schönes schaffen können. In jedem Alltag kann man Aufschwünge kindlichen Denkens beobachten. Niemand hat die Kinder dies gelehrt, niemand hat ihnen ein Beispiel gegeben, doch das Bewusstsein gab ihnen ein, dass sie etwas Ungewöhnliches und für jemand anderen Nützliches vollbringen können und müssen.

       Der Denker sprach: „Ersetzt Gleichgültigkeit durch Seelengröße.“

 

       745. Urusvati weiß, dass die Psychologie als Wissenschaft ebenso real wie die Biologie sein und Wissen über die Überirdische Welt offenbaren muss. Es war ein großer Fehler, die Psychologie als etwas Abstraktes darzustellen. Sie ist eine Fortsetzung der Physiologie; so muss man sämtliche Stadien der Natur erkennen.

       Weshalb haben die Wissenschaftler die Psychologie als etwas Abstraktes hingestellt? Der Grund ist einfach: Sie kannten die Überirdische Welt nicht. Für sie war die Überirdische Welt ein Märchen unwissender Bauern. Indessen erhebt sich die große Frage, wer sich in diesem Fall als der Unwissende erweist.

      Können wir die Psychologie erörtern, wenn wir nichts von den Eigenschaften der psychischen Energie wissen? Ebenso notwendig ist es, die volle Realität der Überirdischen Welt in sich aufzunehmen. Man muss fähig sein, vereinzelte Angaben geduldig zu sammeln und sich ihnen gegenüber unvoreingenommen zu verhalten. Wir raten, die Wissenschaft nicht mit neuen Termini zu überfrachten, sondern ihre Evolution fortzusetzen. Verkomplizierung führt zu unnötigen Teilungen. Wir raten immer, zur Synthese zu streben.

       Der Denker wies auf Menschen des Altertums hin, die mit einigen ihrer Beobachtungen die folgenden Jahrhunderte beschreiben konnten.

 

       746. Urusvati weiß, dass ein guter Arzt vor Verordnung einer Therapie den Patienten sorgfältig sowohl von der körperlichen als auch von der psychischen Seite her untersucht. Der Arzt versteht, dass sein psychischer Zustand ein Freund oder ein Feind sein kann.

       Jeder Arzt sollte auch Psychiater im besten Sinne dieses Wortes sein. So kennt er die gewöhnliche Erfahrung, dass ein und dasselbe Medikament völlig verschiedene Wirkungen zeitigt, wenn es bei verschiedenen psychischen Zuständen verabreicht wird. Lasst uns dieses Beispiel auf alle Fälle des Lebens anwenden, besonders dann, wenn es um die Überirdische Welt geht.

       Selbst die kleinste psychische Unpässlichkeit kann einen zuverlässigen Mitarbeiter in einen Schädling verwandeln. Man muss den Zustand des Gesprächspartners fürsorglich verstehen, um seine Lage nicht noch zu verschlimmern. Es ist besser zu schweigen, als einen schädlichen Streit anzufangen.

       Man erkennt besonders erfahrene Psychologen, wenn es ihnen gelingt, ohne Kränkung Streit zu vermeiden und keine unnötige Zwietracht hineinzutragen. Manchmal braucht man nur einen Tag oder gar nur eine Stunde abzuwarten, bis sich die Verfassung des Mitarbeiters geändert und ein hilfsbereiter Zustand eingetreten ist. Es ist wertvoll, eine solche Schwingung aufzufangen und in überzeugender Weise Kenntnisse von der Überirdischen Welt zu übermitteln.

       Der Denker sprach: „Lernt zu vereinen, statt zu trennen.“

 

       747. Urusvati weiß, dass ein von Synthese geprägtes Gedächtnis eine Folge großer Aufspeicherungen ist. Zunächst häuft der Tatmensch eine Menge Wissen an, dann erweitert sich das Bewusstsein und diese Informationen gruppieren sich zur Erkenntnis ganzheitlicher Erscheinungen. Schließlich fallen viele trockene Blätter ab und es verbleibt der Kristall des Verständnisses der Vervollkommnung der Menschheit.

       Der Prozess einer solchen Umgestaltung des Gedächtnisses kann manchmal wie ein Verlust desselben erscheinen, was jedoch nicht den Tatsachen entspricht, denn viele Kenntnisse wandeln sich zu neuem Verstehen. Einem im Bewusstsein nicht gefestigten Menschen muss man aufzeigen, wie viel schneller die Synthese zu einer weisen Zusammenfassung führen kann.

      Bei den bedeutsamsten Entdeckungen lässt sich beobachten, wie sehr der Geist des Forschenden sich zu einer synthetischen Zusammenfassung wandelt. Solche Stunden werden zu Recht Inspiration genannt, dabei fallen Auftürmungen von Informationen weg und der Pfeil strebt dem Ziel zu.

      Eine solche Synthese tritt besonders beim Nachdenken über das Überirdische hervor, darum lasst uns jederzeit bereit sein, mit dem Denken zum Wesentlichen zu fliegen, welches das Ziel der irdischen Existenz ist. Lernen wir verstehen, dass über allen Wissenschaften die Erkenntnis des Überirdischen steht.

       Der Denker sprach: „Lernt es, alles von euch zu werfen, was die Erkenntnis des Überirdischen behindert.“

 

       748. Urusvati weiß, dass das Schaffen des Guten die Pflicht des Menschen ist. Eine solche gute Tat ist vielfältig. Man kann die Mittel der Einwirkung weise und dem Bewusstsein entsprechend anwenden. Man muss das in sich selbst versunkene Bewusstsein des Gesprächspartners verstehen, doch jeder ist nach seinen Kräften fähig, nützliches Wissen durchzugeben.

       Vergessen wir nicht, was die nächstliegende Not der Menschheit ist: Nicht physische Armut, sondern geistige Unwissenheit. Es wächst die Überzeugung, nach dem irdischen Ende existiere nichts mehr. Leider verbreitet sich dieser schädliche Irrtum zunehmend. Die Religionen helfen wenig, denn sie sprechen von unverständlichen Überlieferungen. Auch die Wissenschaft ist nur eine schwache Hilfe. Sie beeilt sich nicht aufzuzeigen, dass unanfechtbare wissenschaftliche Forschungsergebnisse die Überirdische Welt bestätigen.

       Die Wissenschaft weist nicht darauf hin, dass ein Mensch, der davon überzeugt ist, dass es nach dem irdischen Ende kein Dasein gibt, sich in der Feinstofflichen Welt in einer äußerst bedauernswerten Lage befindet. Sein Zustand ist schlimmer als der eines Anhängers der primitivsten Religionen. Er hat sein Bewusstsein selbst zur Verneinung erzogen, weshalb er sich beständig in einem unverständlichen und erschreckenden Trugbild befindet.

       Der Gedanke ist sehr starr, sowohl in der Bestätigung als auch in der Verneinung. Man kann sich vorstellen, wie bloßgestellt ein Verneiner ist, wenn er in seiner gewohnten Denk- und Lebensweise die Überirdische Welt betritt. So wird jede Erklärung des Wesens der Überirdischen Welt eine wahrhaft gute Tat sein.

       Helft den Unwissenden, wo ihr könnt.

       Der Denker forderte, dass die Schüler stets die Überirdische Welt bestätigten.

 

       749. Urusvati weiß, wie oft man physische Erscheinungen mit psychischen vergleichen kann. Ein Flieger fürchtet Abgründe in der Luft; es gibt aber auch psychische Abgründe. Wenig erfahrene Prüflinge fürchten sich sehr vor ihnen, denn sie nehmen an, die Ursache des Geschehens befinde sich in ihnen selbst. Sie denken, ihre Fähigkeiten ließen nach oder verschwänden ganz, doch die Erfahrung zeigt, dass eine kosmische Ursache vorliegt.

       Ich will einen noch einfacheren Vergleich anführen: Seht auf euer Abbild in ruhigem Wasser und bewegt darauf dessen Oberfläche: Das Spiegelbild verschwindet, zeigt sich dann in verzerrter Form, und erst nach einiger Zeit wird es wieder klar.

      Genauso wirkt psychischer Aufruhr: Das menschliche Antlitz verliert sich und verkehrt sich für lange in eine abscheuliche Maske. Kann man sich mit einem solchen verunstalteten Aussehen der Überirdischen Welt zuwenden? Sie wird sich verunstaltet widerspiegeln. Es bedarf längerer Zeit, bis die geistige Oberfläche wieder ihr wahres Spiegelbild zeigt. So erinnert euch anhand einfachster Beispiele, welche Bedingungen zum besten Verstehen der Überirdischen Welt beitragen.

       Es ist im irdischen Leben nicht immer möglich, die besten Möglichkeiten zu bekommen, doch dann darf man die feinstofflichen Bereiche nicht berühren. Der Aufruhr wird sich legen, und dann kann man sich den erhabenen Begriffen leicht zuwenden. Anderenfalls kann sich eine Lästerung ergeben, doch ihr wisst, wie schädlich diese ist. Auf einem solchem Weg der Selbstbeobachtung kann man sich darauf besinnen, wie abstoßend ein verzerrtes Spiegelbild ist.

       Der Denker riet:“ Bewegt die Wasseroberfläche und studiert, was mit eurem Antlitz geschieht.“

 

       750. Urusvati kennt den Wert eines feierlichen, freudigen Zustands. Die einen bezeichnen eine solche Verfassung als Leuchte der Überirdischen Welt, andere als Tor zur Feinstofflichen Welt. Freudig muss man in das geliebte Vaterland eingehen. Jeder kann die Bedingungen seines Übergangs verbessern. Der Mensch wird durch den Magneten der Schwingungen angezogen, was bedeutet, dass es nützlich ist, die eigenen Schwingungen zu heben. Der weitaus leichteste Weg ist, sich mit feierlicher Freude zu erfüllen.

       Man darf jedoch nicht denken, eine solche Verfassung sei leicht erreichbar. Sie ist keine ausgelassene Lustigkeit. Die meisten Menschen unterscheiden Freude nicht von irdischer Lustigkeit, doch der Unterschied ist groß. Man muss sich vorbereiten, um feierliche Freude feststellen zu können. Wir stellen vor allem eine feierliche Verfassung her. Man kann in einem solchen glücklichen Zustand leben, dass aller irdischer Kummer eine besondere Bedeutung gewinnt.

      Natürlich sprechen Wir nicht von künstlicher Feierlichkeit. Manche erwecken den Anschein, als würden sie Feierlichkeit kennen, tatsächlich jedoch betrügen sie sich nur selbst.

      Mögen die Menschen anstreben, über die Überirdische Welt in einer feierlichen Stimmung nachzudenken. Mögen die schönsten Bilder sie begleiten. Mögen die höchsten Harmonien helfen, die Schwingungen zu heben.

       Der Denker gebot: „Schöne Bilder und harmonische Klänge werden Überirdische Leuchten sein.“

 

       751. Urusvati weiß, dass Furchtlosigkeit stärker als jegliche Art von Beschwörung ist. Ihr wisst jedoch auch, dass ein Sprung den Wert eines kostbaren Steines herabsetzt; so verliert auch Furchtlosigkeit ihre Kraft, wenn sie nicht vollständig ist. Man darf sich nicht damit zufriedengeben, dass der Mensch halbe Furchtlosigkeit besitzen kann. Er wird vor Furcht nicht sicher sein, und wie will er es dann wagen, in die Unbegrenztheit zu blicken? Möge der Mensch Furchtlosigkeit lernen, anderenfalls wird die Überirdische Welt ihn ängstigen.

       Es ist nicht leicht, Furchtlosigkeit zu erlernen, wenn in früheren Leben keine Kühnheit aufgespeichert wurde. Jedes Hindernis der Vergangenheit hat bereits gelehrt, wie man es überwinden kann. Der in der Vergangenheit bekundete Sieg hilft, einer neuen Überwindung näherzukommen.

       Möge der Mensch doch verstehen, dass niemand ihn seines Lebens berauben kann. Es ist falsch zu meinen, Leben gebe es nur auf der Erde. Tapferkeit erstarkt durch das Bewusstsein, dass das Leben unzerstörbar ist. Eine solche Überzeugung ist der Weg zur Furchtlosigkeit.

      Ebenso muss man sich klarmachen, dass nur volles Verstehen von Wert ist. Ein kleiner Beschwörer weiß bereits, dass sein Wort mit vollem Glauben ausgesprochen werden muss, sonst verliert selbst die mächtigste Formel ihre Bedeutung. So möge der Mensch danach streben, sich völlige Furchtlosigkeit anzueignen, wenn er in die Überirdische Welt schauen will. Furchtlosigkeit hebt die Schwingungen.

       Der Denker sprach: „Mitunter scheint es mir, als sei ich furchtlos, doch werde ich vor erschreckender Gefahr auch bestehen? Ich werde mir befehlen, standzuhalten!“

 

       752. Urusvati weiß, dass Geduld die Mutter der Toleranz ist. Intoleranz ist ein Gezücht der Unwissenheit. Nichts unterbindet Errungenschaften so sehr wie Intoleranz. Von klein an muss man zu Toleranz erzogen werden. Neben ihr wohnt Mitleid. Toleranz verwirklicht den besten Weg.

      Man darf Streitsüchtige nicht ablehnen, wenn ihre Worte einen Teil Wahrheit enthalten. Möge dieses kleine Teilchen eine Brücke zur Vereinigung sein. Doch es erfordert Geduld, um einen solchen Teil der Wahrheit zu erkennen.

      Bei einem Besuch in der Feinstofflichen Welt kann man sehen, wie sehr gerade Toleranz es gestattet, die besten Schwingungen zu finden. Das Bewusstsein muss eingeben, wo es wahre Gleichgesinnte gibt. Dem Äußeren und der Ausdrucksweise nach können sie vollkommen verschieden, doch ihre Schwingungen werden ähnlich sein. Allein wahre Toleranz ermöglicht auch Freundlichkeit ihnen gegenüber.

       Möge die Lehre über die Überirdische Welt alle Eigenschaften aufzeigen, die für Errungenschaft notwendig sind. Nicht nur die ethische Grundlage, sondern auch gegenseitiger Nutzen ist beim Nachdenken über die Überirdische Existenz notwendig.

       Der Denker lehrte die Schüler, vor allem herrliche Toleranz an den Tag zu legen.

 

       753. Urusvati weiß, warum die uranfängliche Energie zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Namen erhielt. Das ist völlig natürlich, denn die Benennung der Energie muss dem Niveau des Bewusstseins entsprechen. Überdies ruft das Zusammenwirken der Energie mit verschiedenen Nervenzentren eine Vorstellung über etwas Besonderes hervor.

       Die Offenbarung des Gedankens beruht auf der uranfänglichen Energie. Ein Mensch in geistiger Anspannung zieht die räumliche Energie herbei und vermag mit ihrer Hilfe in besonderer Weise erfolgreich zu sein. Die Menschen können gewöhnlich nicht verstehen, weshalb sie nicht in der Lage sind, von der Energie Gebrauch zu machen, die doch anscheinend jeden unterstützt. Sie haben ihr Denken nicht entwickelt und können ihren Magneten nicht verstärken, wodurch sie sich selbst der Hilfe von oben berauben.

       Die Wissenschaft spricht bereits wiederholt von einer Art räumlicher Kraft, kann aber nicht erklären, wie sehr das Laboratorium des Menschen der räumlichen Ströme bedarf. Der Mensch kann sich der Überirdischen Welt nicht nähern, wenn ihm die Erkenntnis der räumlichen Energie fremd ist.

       Bemerkt, dass Wir jetzt die uranfängliche Energie als räumliche Energie bezeichnen, damit die Wissenschaftler nichts Religiöses argwöhnen. Wir möchten niemanden erbittern, möge jeder auf seinem Weg voranschreiten, doch wenn er denkt, wird er zur Erkenntnis der Macht der uranfänglichen Energie gelangen.

      Möge der Mensch durch die Anerkennung der Reflexe seine Aufmerksamkeit gegenüber Phänomenen in seiner Umgebung verdoppeln; später wird er darauf kommen, dass ein Phänomen eine ganz natürliche, gewöhnliche Offenbarung der Macht der Energie ist.

       Der Denker verwies auf den Magneten des Herzens. Er wusste, welches Zentrum der beste Empfänger für die uranfängliche Energie ist.

 

       754. Urusvati weiß, wie schmerzlich sich gewisse Laute bei einer Gedankenübertragung auswirken können. Dabei lässt sich feststellen, dass mitunter großer Lärm leichter vertragen wird als kleine, schrille Ausrufe. Man sollte meinen, solche Erscheinungen bedürften der Erforschung, doch wie und wo findet man einen Arzt, der in der Lage ist, die sich vollziehende Transmutation[91] des Organismus zu erkennen? Der Arzt muss für das Verständnis solcher Erscheinungen offen sein, doch viele Ärzte unterbinden allein schon durch ihre Anwesenheit jede Offenbarung der psychischen Energie.

       Man muss sich bewusst sein, dass es viele solcher toten Verneiner gibt, besonders unter den sogenannten Wissenschaftlern. Statt die Gefühle zu verfeinern, töten sie sie in nicht wiedergutzumachender Weise. Wie könnten sie bei Prozessen der Gedankenübertragungen anwesend sein?! Wie könnten sie den Zustand des Organismus erforschen, der ferne Ströme empfängt? Dennoch werden sich solche verfeinerten, bejahenden Beobachter finden lassen, die nicht nur nicht stören, sondern die Erscheinung sogar verstärken.

       Möge das Denken des Menschen zu psychischen Beobachtungen streben. Bei solchen Forschungen werden die Menschen sich unwillkürlich einander annähern und können nützlich zusammenarbeiten. Mögen sie gedanklich in die Überirdische Welt reisen. Wenn die ersten Reisen noch primitiv sind, darf das nicht bekümmern. Hilfe wird eintreffen, wenn das Bestreben nur aufrichtig ist.

       Der Denker sprach: „Wann nur werden Ärzte auftreten, die den Menschen kennen?“

 

       755. Urusvati weiß, dass der geistig Fortschreitende zu unterscheiden vermag, worin das Wichtigste und Unaufschiebbarste besteht. Man darf nicht denken, der Verstand könne bei einer solchen Unterscheidung behilflich sein. Im Gegenteil kann der Verstand in einen Abgrund von Fehldeutungen führen. Nur die psychische Energie, die in Verkehr mit der Höheren Welt tritt, kann das Urteil auf den Weg der Wahrheit lenken.

       Das Wichtigste wird, obwohl es absolut ist, dennoch für jeden Menschen individuell sein. Man muss nur verstehen, wie sehr die Individualität sich aus einer Vielzahl von Bedingungen zusammensetzt, die sich im Verlauf verschiedener Jahrhunderte aus den unterschiedlichsten Ursachen entwickelt haben. Dennoch kann der geistig Fortschreitende die Funken des Absoluten unterscheiden.

       Es ist nicht leicht, inmitten des irdischen Daseins das Wichtigste anzuerkennen, zu dem man ungeachtet aller Hindernisse hinstreben muss. Wir haben bereits darauf hingewiesen, dass Hindernisse, anders gesagt, Bewegungen des Wassers, helfen, die hauptsächliche rettende Strömung wahrzunehmen. Nur geistige Anspannung vermittelt das Verstehen, wie sehr man immer und überall die Führende Macht spüren kann. Nur der Gedanke an die Überirdische Welt hilft, das Teilchen des Absoluten zu erkennen, das dem Menschen zugänglich ist.

       Der Denker schlug vor, dass ein jeder sich die Aufgabe stellt zu verstehen, wie das Höchste sich inmitten der irdischen Stürme offenbart.

 

       756. Urusvati weiß, wie tiefgreifend der Mensch erkennen muss, dass er sich in ewiger Bewegung und ständiger Verwandlung befindet. Diese beiden Bedingungen können wissenschaftlich bewiesen werden, dennoch ziehen die Menschen sie nicht in Betracht. Besonders die zweite Bedingung, die Verwandlung, bereitet Schwierigkeiten. Die Menschen können zustimmen, dass sich eine Veränderung in Verbindung mit dem Alter und dem Gesundheitszustand vollzieht, sie gestehen aber nicht zu, dass sie sich in jeder Stunde verwandeln.

       Natürlich sind besonders empfindliche Apparate in der Lage, die Veränderung der menschlichen Schwingungen und des ganzen Nervensystems anzuzeigen; solche Apparate werden aber noch nicht verwendet, und erst vor kurzem ist die Wissenschaft der Erforschung der Nerven und Drüsen entstanden. Auf diese Weise wird das Wichtigste für die Erkenntnis der Überirdischen Welt vernachlässigt.

       Ebenso vernachlässigt man das Studium des Gedankens. Doch bleiben nicht nur solche Grundfunktionen des Menschen unberücksichtigt, es wird noch nicht einmal die den Menschen umgebende Atmosphäre studiert. Man hat die Zusammensetzung der Luft entdeckt, übersieht aber, wie die Atmosphäre vibriert und welche mächtige chemische Tätigkeit auf alles einwirkt was lebt. Kann man jedoch über Verwandlung sprechen, wenn es den Menschen leichter fällt, sich ihre Erstarrung vorzustellen?

       Auf den Wegen zur Verwandlung erinnert euch an das Testament des Denkers: „Versteht es, die Geduld aufzubringen, dem Schmerz eines anderen zuzuhören. Findet das Wohlwollen, die Freude eines anderen zu entfachen. Ihr kennt die Quelle dieser Leiden nicht. Ihr kennt die Ursachen nicht, die Freude entstehen lassen; versteht es dennoch, den Nächsten zu entflammen und zu beflügeln.“

 

       757. Urusvati weiß, dass die Erkenntnis der Überirdischen Welt in naher Zukunft zunehmen wird. Die Wissenschaft wird dazu beitragen, doch überdies wird sich auch das Volksbewusstsein gegenüber den Erscheinungen jedes Tages aufmerksamer verhalten. Man muss das Volk ermutigen, dass Aufmerksamkeit gegenüber psychischen Erscheinungen kein Aberglaube ist. Es ist bereits hinreichend aufgezeigt worden, dass Aberglaube und Vorurteil Folgen von Unwissenheit sind. Nun aber muss gesagt werden, dass Unaufmerksamkeit gegenüber feinstofflichen Erscheinungen genau solche Unwissenheit ist.

       Man muss das Bestreben stärken, die umgebenden feinstofflichen Erscheinungen zu beobachten. Man muss Auge und Ohr schärfen, um im Alltag die Verschmelzung mit der Feinstofflichen Welt zu erkennen. Es muss erklärt werden, wie nahe die Feinstoffliche Welt jedem Lebewesen steht.

      Man muss daran erinnern, dass solche Beobachtungen für die Wissenschaft nützlich sind. Man darf es nicht belächeln, wenn unerfahrene Beobachter zu falschen Schlussfolgerungen gelangen. Jede Beobachtung kann einen Funken Wahrheit in sich bergen, und die Wissenschaftler können diese Funken erkennen.

       Möge Wohlwollen die Grundlage psychischer Forschungen sein, anderenfalls werden die Menschen sich in Schweigen verschließen und viel Wertvolles wird verlorengehen. Die Erscheinungen der Feinstofflichen Welt können wie das feinste Spinngewebe sein: Man kann es zerreißen, doch wird man noch lange die Anwesenheit von etwas außerordentlich Feinem spüren. Erinnert euch, dass die Feinstoffliche Welt sich in feinsten Berührungen offenbart, und so sollte sich auch die Wissenschaft den feinsten Ausdrucksformen anpassen.

       Möge man sich der Worte des Denkers erinnern: „Das Feinste kann nur mit großer Aufmerksamkeit wahrgenommen werden.“

 

       758. Urusvati weiß, weshalb Wir oft an den Wert der Arbeit erinnern. Arbeit erzeugt Rhythmus. Bei der Arbeit schließt man sich an überirdische Schwingungen, weshalb eine hohe Arbeitsqualität so bedeutsam ist. Dabei hebt jeder gute Arbeiter seine Schwingungen und nähert sich dem Aufstieg.

       Man darf nicht besondere Arbeitsbereiche hervorheben, denn man kann bei jeder Arbeit hohe Anspannungen erreichen. Arbeit sollte rhythmisch sein und daher täglich ausgeführt werden. Für die Arbeit darf man nicht irgendwelche besonderen Inspirationen erwarten. Das Gebet der Arbeit kann in jeder Stunde auftauchen, und in ihm erreicht der Mensch eine neue Vervollkommnung.

      Lasst uns Maschinenarbeit nicht ablehnen, wenngleich in angespannten Händen wahre Handwerkskunst zum Ausdruck kommt. Wer nimmt es auf sich, zwischen Handwerk und schöpferischer Arbeit eine Grenze zu ziehen? Wahrlich, ein bewusster Arbeiter ist in seinem Bereich immer auch ein Schöpfer. Glücklicherweise kann man jeden Bereich vervollkommnen. Dabei schließt der Mensch sich unwillkürlich an höhere Schwingungen und die Überirdischen Welt an. Ein jeder Augenblick eines solchen Anschlusses kann eine nützliche Entdeckung herbeiführen, wobei wohlwollende Zusammenarbeit unterstützend wirkt.

       Die Vervollkommnung der Arbeit ist die nächstliegende Aufgabe. Nicht ferne Jahrhunderte, sondern künftige Jahre werden den Sieg der Arbeit zeigen, und zugleich wird die segensreiche Schwingung der Neuen Epoche nahen. Vergessen wir nicht, dass man an der Grenze zur lichten Epoche verstehen muss, die Arbeit zu verehren.

       Der Denker sprach: „Man kann die Arbeit ehren, doch muss man auch ihre hohe Bestimmung verstehen.“

 

       759. Urusvati kennt den Wert des schweigenden Anschlusses an die Überirdische Welt. Jede wörtliche und gedankliche Hinwendung enthält eine Bitte, einen Wunsch oder irgendein menschliches Gefühl, doch das Wesen der Überirdischen Welt ist unbeschreiblich und nicht in Worten auszudrücken. Der Anschluss an ein hohes Wesen sollte ebenso wortlos erfolgen.

       Möge das Denken des Menschen für einen Augenblick verstummen; möge seine Sicht sich verschleiern; möge sein Gehör schwächer werden – dann trägt ein Seufzer den Menschen in höhere Überirdische Welten. Er bittet nicht, fordert nicht und lobt nicht, sondern schließt sich nur an das Große Dasein an. Jeder vermag einen Augenblick solchen Emporschwingens zu finden. Jeder kann die Gesundung durch die Berührung der Höheren Welten wahrnehmen.

       Es bedarf keiner besonderen Beschwörungen, der Geist strebt in seine Heimat, angezogen von dem Großen Magneten. Gebt dem Geist nur Freiheit, bindet ihn nicht durch menschliche Beschränkungen. Er wird sich selbst emporschwingen und jubelnd zurückkehren; so schließt der Mensch sich an die Überirdische Welt an.

      Ein solcher Anschluss vollzieht sich weitaus häufiger, als man annehmen könnte. Die Menschen erkennen nicht, wie sich die Erneuerung vollzieht, und schreiben sie irgendwelchen irdischen Bedingungen zu, doch groß ist der Wert des schweigenden Anschlusses an die Überirdische Welt! Mögen die Menschen diese Tore nicht vergessen.

       Der Denker riet den Schülern: “Versteht es, die Größe der Gedanken nicht durch irdische Nichtigkeit herabzusetzen.“

 

       760. Urusvati weiß, wie heilsam Zusammenarbeit ist. Viele verstehen, dass Zusammenarbeit die Produktivität vermehrt und die Qualität erhöht, doch nun möchte Ich auf eine weitere wertvolle Eigenschaft der Zusammenarbeit hinweisen. Nehmen wir einen Chor von Soldaten oder Arbeitern: Wahrscheinlich werden sich in einer solchen Vereinigung nicht wenige finden, die von Unglück verdüstert sind, doch die gemeinschaftliche Einheit überdeckt ihre persönlichen Missgeschicke. Ein solches gemeinsames Streben hilft, dem persönlichen Leiden zu entkommen.

      Man darf nicht meinen, die gemeinsame Arbeit führe zu einer Abstumpfung der persönlichen Gefühle; im Gegenteil, sie kann die Bestrebung auf eine höhere Stufe führen, allerdings nur bei hoher Qualität der Arbeit. So kann gemeinsame Arbeit den Menschen helfen.

       Ebenso muss man verstehen, dass auch die Annäherung an die Überirdische Welt nach dem Gruppenprinzip verstärkt werden kann. Die verschiedenen persönlichen Verstehensweisen können einen harmonischen Chor zu bilden. Ein kollektiver Wunsch kann eine solche eifrige Bestrebung unterstützen.

       Mögen, wo immer möglich, kleine Gruppen gebildet werden, in denen man zu Überirdischer Erkenntnis strebt. Solche Freundeskreise können einander große Hilfe erweisen. Man stärkt sich gegenseitig gegenüber dem Spott der Massen und hilft sich, Aufmerksamkeit gegenüber Erscheinungen der Überirdischen Welt zu erlangen. Mögen solche Gruppen klein sein, denn die Schwingungen der einzelnen Teilnehmer dürfen die Harmonie nicht stören. Niemand kann das Streben zum Wesentlichen des Daseins zwangsweise befehlen, doch die Verbindung der Schwingungen schafft einen mächtigen Aufstieg.

       Der Denker rief Seine Schüler zu gemeinsamer Arbeit auf: „Möge schöne Arbeit unsere Wunden heilen.“

 

       761. Urusvati weiß, dass die Wissenschaft das Vorhandensein des Giftes im menschlichen Organismus festgestellt hat, das durch Zorn und Gereiztheit hervorgebracht wird. Ebenso erkennt die Wissenschaft das Gift, das durch Furcht und Zweifel entsteht. Zweifel ist eine Abart der Furcht und zersetzt den Organismus.

       Man muss sich merken, dass der Zweifelnde nicht nur sich selbst, sondern auch den wohlwollenden Kräften schadet. Schon die Ausstrahlung eines solchen Menschen verhindert die Aufnahme der ihm gesandten Energie. Er kann die Feinstoffliche Welt nicht berühren. Er kann die Realität feinstofflicher Einwirkungen nicht wahrnehmen. Er befindet sich gewissermaßen in ständiger Verneinung und zerstört seine eigene Schöpfung.

       Man muss tödlichen Zweifel von feinfühliger Erkenntnissuche unterscheiden. Der Mensch soll vernünftig über das Geschehen nachdenken, dafür ist ihm das Gefühlswissen gegeben. Es bewahrt ihn vor Fehlern. Es kann entwickelt werden und rettet vor der Giftschlange des Zweifels.

       Ein vom Gift des Zweifels erfüllter Mensch kann auf feinstoffliche Energien nicht reagieren. Ein verseuchtes Wesen kann sich nicht zu Flügen in höchste überirdische Bereiche emporschwingen. Körperliche Gesundheit rettet den Menschen nicht, er bedarf der Gesundheit des Geistes.

       Der Denker sprach: „Ein Zweifelnder gleicht einem furchtsamen Krieger, der aus dem Kampf fortläuft.“

 

       762. Urusvati weiß, dass die Wissenschaft bald den schädlichen Chemismus feststellen wird, der durch Niedergeschlagenheit und Neid erzeugt wird. Man kann beobachten, dass solche Anwandlungen mit einer teilweisen Lähmung gewisser Nervenzentren einhergehen. Selbstverständlich wird die Färbung der Ausstrahlungen anschaulich aufzeigen, wie sehr die Energie des Organismus abnimmt. Kann man unter solchen Bedingungen Überirdische Zeichen empfangen?

       Überhaupt ist es unerlässlich, die verschiedenen Stimmungen des Menschen zu untersuchen. Man kann ein Verzeichnis derjenigen positiven und negativen Eigenschaften anlegen, welche die Schwimmer im Strom des Lebens bestürmen. Dabei kann man beobachten, dass es neben tief eingewurzelten auch sozusagen halbherzige Eigenschaften gibt; sie gleichen einem verdorbenen chemischen Experiment; Reaktionen können nicht zustande kommen und feinstoffliche Energien nicht zur Anwendung gelangen.

      Werdet nicht müde, den Anfängern zu wiederholen, dass die Bedingungen der Feinstofflichen Welt von den irdischen vollkommen verschieden sind. Diese ganz einfache Überlegung ist der heutigen Menschheit völlig fremd. Sie zieht es vor, zu verneinen, anstatt über ihre Stimmungen und deren Folgen nachzudenken.

       Es wäre nützlich, öfter in wissenschaftlichen Vergleichen zu denken. Man sollte nicht annehmen, wissenschaftliche Termini könnten ein zur Feinstofflichen Welt bestrebtes Herz austrocknen. Das Überirdische Laboratorium ist dem gesamten Weltenaufbau nahe.

       Der Denker sprach: „Wer in Niedergeschlagenheit verfällt und von Neid ergriffen ist, gleicht einem Leichnam.“

 

       763. Urusvati weiß, dass Freude ein seltener Vogel ist. Wenn er ans Fenster klopft, versteht es, ihn hereinzulassen. Selbst die geringste, alltägliche Freude verklärt bereits die Ausstrahlungen des Menschen. Man kann sich vorstellen, wie sehr das Wesen des Menschen bei Freude über die Höhere Welt leuchtet.

       Man kann wohltuende Chemismen finden, die durch Freude erzeugt werden. Krankheiten können durch Freude geheilt werden. Es ist an der Zeit, dass die Wissenschaft beginnt, den Wert der Freude zu erforschen. Nicht selten wird von grundloser Freude gesprochen, doch diese Bestimmung ist falsch. Nichts kann grundlos sein. Die Fähigkeit, ein ferne Ursache zu erspüren, kennzeichnet bereits ein hohes, verfeinertes Bewusstsein.

       Für Flüge des Gedankens kann es keine Grenze geben, und so vermögen auch die Flügel der Freude aus der Überirdischen Welt herbeizustreben. Umso aufmerksamer muss man auf die Freude hören, die im Herzen aufkommt. Doch einigen Menschen muss man erklären, dass Wir die reine Freude im Blick haben, die Freude über das Gute und die Freude über schöpferisches Tun; anderenfalls werden alle, die sich in Schadenfreude ergehen, laut lachen und sich einbilden, ihre Ausstrahlungen würden sich aufhellen.

       Schadenfreude erzeugt ein starkes Gift und stürzt den Menschen in Finsternis. Denkt nicht, Ich würde über abstrakte Grundlagen sprechen, Ich wiederhole nur die Gesetze der Biologie.

       Der Denker sprach zu denen, die nach Glück suchten: „Freude ist Glück.“

 

       764. Urusvati weiß, wie sorgsam man jede positive Offenbarung hüten muss. Hier sprechen wir über die Eigenschaften der Freude: „Mensch, verfinstere die Freude deines Nächsten nicht; es mag sein, dass sie dir fremd und bedeutungslos erscheint, doch lässt sie den Raum gesunden, und es ist nicht an dir, über die Quellen einer solchen Freude zu urteilen. Mensch, setze etwas Nützliches nicht mit deinem Spott und deinen Beleidigungen herab.“

       „Mensch, erinnere dich, dass du zum Hüter des Raumes bestellt bist. Du kannst ihn gesunden lassen oder beschmutzen. Du kannst der Überirdischen Welt nicht zustreben, wenn du tödliche Gifte erzeugst. Mit jedem Atemzug sendest du dem Raum Gesundung oder Zerstörung.“

       Warum denkt der Mensch so selten über die große Verantwortung nach, die mit seinem Dasein verbunden ist? Bei seinem Herabsteigen auf die Erde dachte er an etwas Vollkommenes; warum träumen die Menschen dann im irdischen Leben so selten von Heldentat?

       Überlieferungen aus alten Zeiten erscheinen ihm als Märchen, die nicht verwirklichbar sind, und grabesähnliche Verwesung bedrückt das Denken des Menschen; indessen bildet jeder schöne Gedanke gleichsam einen Nerv des Raumes.

       Die Menschen träumen nur selten von der zukünftigen Existenz, um so beharrlicher muss man immer wieder von der Realität der Überirdischen Welt sprechen. Möge ein Lehrer die Möglichkeit finden, bei jedem Gesprächsgegenstand an die Erhabenheit der Unbegrenztheit zu erinnern. Mögen die Kinder sich öfter in Träumen dorthin emporschwingen, wo es ihnen gut ergehen wird.

       Der Denker bat: „Vermeidet Streit und schlechte Erinnerungen, denn sie sind schädlich.“

 

       765. Urusvati weiß, wie viele Einzelbereiche in der Astrobiologie enthalten sein werden. Ganze Institute werden dem Studium dieser Forschungsgebiete gewidmet sein, die für die Menschheit von höchster Wichtigkeit sind. Mögen solche Einrichtungen eng sowohl an physischen als auch an psychischen Aufgaben arbeiten.

       Gemeinsam mit der Astrobiologie muss auch die Psychobiologie des Menschen entwickelt werden. Nur bei einer solchen Zusammenarbeit lässt sich die Wechselbeziehung zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos erkennen. Leider wird das Studium der Psychobiologie zumeist in entstellter Weise durchgeführt. Die Gesellschaft für Psychische Forschungen[92] beschäftigt sich mit Phänomenen, während sie doch die normalen Lebenserscheinungen studieren sollte.

       Die Menschen müssen sich die Realität der Überirdischen Welt nicht als etwas Übernatürliches zu eigen machen, sondern als Grundlage des irdischen Lebens. Nur wenn die Realität der Überirdischen Welt anerkannt wird, kann die Evolution voranschreiten. Man muss umso mehr zu dieser Erkenntnis streben, als die heutigen Lebensbedingungen von vergiftenden Einflüssen gereinigt werden müssen, die von der Menschheit selbst hervorgerufen wurden.

       Vor den Augen aller vollziehen sich Vergiftung und Zersetzung. Die Menschen bringen das Gift selbst ins Leben ein und fördern damit die Zersetzung ihrer eigenen Nachkommenschaft. Vor langem schon wurde über den Schaden der Blutsvermischung gesprochen, doch geht diese zur Zeit nicht in weitem Ausmaß vor sich? Es ist wahr, dass sie hilft, Leben zu retten, doch die inneren Wirkungen lösen nicht wiedergutzumachenden Schaden aus. Das vermischte Blut stimmt selten mit dem individuellen Blut des Menschen überein.

       Die Menschen lieben es, über den Verfall ganzer Völker zu sprechen, doch ein solcher Prozess vollzieht sich über viele Jahre hinweg. Aus diesem Grund muss die Psychobiologie beachtet werden.

       Der Denker sprach: „Es ist eine Freude zu erkennen, dass wir in ständiger Zusammenarbeit mit der Überirdischen Welt stehen.“

 

       766. Urusvati weiß, wie viele überholte Begriffe durch zweckmäßigere ersetzt werden müssen. Man darf nicht meinen, solche Begriffe hätten sich in weit entfernten Jahrhunderten überlebt. Einige von ihnen sind noch nicht einmal hundert Jahre alt, können ihrer Bestimmung aber schon nicht mehr dienen.

      Das Wort „Spiritismus“ zum Beispiel ist nicht alt, hat jedoch seinen Nutzen bereits verloren. Es hat sich als beschränkt und banal erwiesen. Wissen ist mit weitgefassten überirdischen Bereichen befasst. Es darf sich nicht auf spiritistische Séancen beschränken, die doch nur wenig Wissen vermitteln, während psychische Forschungen den Boden für neue Erkenntnisse bereiten.

       Ebenfalls muss man absurde wissenschaftliche Aufstockungen vermeiden, die den einheitlichen Körper der Wissenschaft nur zerstückeln. Da wird von Parapsychologie gesprochen, doch wozu soll eine solche Aufstockung dienen, wenn der weite Bereich der Psychologie auch all solche Dachgeschosse mit umfasst? Auch die Metaphysik kann nur so lange existieren, wie die Physik nicht hinreichend verstanden wird.

      Es lassen sich viele Beispiele dafür anführen, dass der Körper der Wissenschaft ohne jegliche Notwendigkeit aufgeteilt wurde. Gleichzeitig spricht man viel von Synthese, von der großen einheitlichen Energie, doch bleiben solche Worte nur leerer Schall.

       Die Menschen ziehen es vor, sich in kleinen Aufstockungen abzuschotten, anstatt bei den großen Aufgaben zusammenzuarbeiten. So ergeben sich ausgeklügelte, lange Bezeichnungen, die zu nichts dienlich sind. Natürlich beinhaltet jede Wissenschaft viele Teilbereiche, doch müssen sie Zweige des einheitlichen Baumes sein.

       Die Menschheit durchlebt jetzt eine schreckliche Stunde, und die Zeit der wahren Synthese ist gekommen. Ohne bewusste Zusammenarbeit wird man das in Stücke gerissene Wesen des Menschen nicht wieder zusammenfügen können. Es ist unmöglich, ohne gegenseitiges Vertrauen Mitarbeiter zu finden, doch dieses Vertrauen erwächst aus Gefühlswissen.

       Der Denker gebot Seinen Schülern, über den Ursprung des Gefühlswissens nachzudenken.

 

       767. Urusvati weiß, dass ein Arzt, der einen Menschen nicht im gesunden Zustand beobachtet hat, im Fall einer Krankheit nicht hinlänglich kämpfen kann. Man muss die individuellen Besonderheiten des Organismus beobachten, um einer Krankheit Widerstand leisten zu können. Desgleichen müssen auch die psychischen Erscheinungen in ihrer ganzen Individualität verstanden werden. So muss man sowohl im Mikrokosmos als auch im Makrokosmos die Bedeutung der Individualität begreifen. Mögen die Menschen auch nicht verstehen, dass der Makrokosmos individuell geartet sein kann, so weiß doch jeder erfahrene Beobachter bereits, wie vorsichtig man sich gegenüber Verallgemeinerungen verhalten muss. Das Leben berechnet seine Freigebigkeit nicht.

       Man wird fragen: „Welcher Yoga führt auf dem kürzesten Wege zur Erkenntnis?“ Ihr wisst, dass der Agni Yoga eine feurige Synthese ist, doch viele haben sich noch nicht mit feuriger Erkenntnis vertraut gemacht. Sie wollen einen Hinweis auf eine der früher aufgezeigten Yogaarten erhalten, und darum nenne Ich Karma Yoga: Schöpfung, bewusste Arbeit und Streben nach höchster Qualität führt auf dem kürzesten Weg zum Höchsten. Der Karma Yoga erfordert aber Zeit, während man Agni Yoga den blitzschnellen Yoga nennen kann. Denkt darüber nach, wie herrlich der Weg des Blitzes ist, doch vergesst nicht, wie schwer blitzschnelle Anspannung ist.

       Der Denker sprach: „Möge das Schwerste das Schönste sein.“

 

       768. Urusvati weiß, wie die Menschen ihren Unwillen zu rechtfertigen versuchen, über das Überirdische nachzudenken. Vor allem werden sie beginnen, von Zeitmangel zu reden, von den täglichen Sorgen und den Mühen, die ihre Kräfte übersteigen: „Wir haben keine Zeit“, so werden sie sagen. Aber bedarf es denn für einen blitzschnellen Gedanken langer Zeit?

       Selbst die unvollkommenste Zuwendung zum Überirdischen ist bereits ein Segen. Wenn das Sehvermögen des Menschen ermüdet, schließt er für einen Moment seine Augen und erfährt Erleichterung; so lässt auch ein kurzer Gedanke an das Überirdische den Organismus gesunden.

       Es wurde bereits aufgezeigt, dass eine wesentliche Erkenntnis der Überirdischen Welt erfordert, dass man ihre Existenz anerkennt; bei einer solchen Erkenntnis darf es keinen Zweifel geben. Ich bestätige, dass zweifelndes Denken den Menschen der Überirdischen Welt nicht näherzubringen vermag. Man kann sehen, wie vielbelesene Menschen vom Verständnis des Überirdischen Lebens weit entfernt bleiben. Gleichzeitig dringen einige nur mit Hilfe des Gefühlswissens in große Höhen vor und empfangen wohltuende Hilfe.

       Wahrlich, Herz und Gefühl erinnern an den kürzesten Weg, doch leider wird dieses Axiom nur selten erkannt, ohne das jedoch Begreifen und Zusammenarbeit mit der Überirdischen Welt nicht möglich sind. Wir sprechen nicht nur vom Glauben an die Überirdische Welt, sondern gerade von der Zusammenarbeit mit ihr. Selbst die größten Alltagssorgen berauben den Menschen nicht des Augenblicks, in dem er sich gedanklich emporschwingen kann. Es bedarf keiner Worte, wenn das Herz hoch emporfliegt. Möge der Mensch nicht versuchen, seine Faulheit und Unwissenheit zu rechtfertigen!

       Der Denker sprach: „Sagen wir den Betrübten: Der Flug ins Überirdische wird euch Erleichterung verschaffen.“

 

       769. Urusvati weiß, mit welchem Gefühl man sich der Überirdischen Welt nähern muss. Furcht ist ein schlechter Führer; der Verstand führt nicht zu den Höhen, man muss die Überirdische Welt liebgewinnen.

       Mögen die Skeptiker sich nicht wundern, dass Wir anstelle komplizierter wissenschaftlicher Formeln von dem allgemein-menschlichen Gefühl der Liebe als dem besten Führer sprechen. Doch bei jedem beliebigen Forschungsgegenstand wird der beste Erfolg erzielt, wenn der Forscher diesen Gegenstand liebt. Nur die Liebe schafft die höchste Anziehung. Ihr kennt die Bedeutung der Anziehung zur Genüge; ein solcher Magnet ist im menschlichen Herzen angelegt, und er strebt zum großen Magneten der Überirdischen Welt.

       Man muss verstehen, dass Wir kein vereinzeltes, rasch verlöschendes Aufflammen von Liebe im Blick haben; solche Truggebilde haben keine Bedeutung. Notwendig ist dauerhafte Liebe, eine Hingabe, die auch allen Lebensprüfungen unverlöschlich brennt. Eine solche Liebe führt zur Heimat des Herzens, wo, wie im geliebten Vaterland, alles bekannt, alles teuer und alles herrlich ist. Eine solche Liebe wird nicht durch irdische Sorgen unterbunden; sie stärkt im Gegenteil den Geist, um selbst die größten Schwierigkeiten zu bewältigen.

      Die Anziehung hilft, überaus wirksame Hilfe aus der Überirdischen Welt zu erhalten. Ein solcher Verkehr wird wahre Zusammenarbeit sein. So sollte auch der weltweite Aufbau erfolgen, doch die Menschen erkennen allzu selten das kosmische Gesetz der Anziehung und seine Grundlage: die Liebe. Selbst die unvollkommenste Liebe schließt bereits ein Teilchen des Heils in sich. Auf diese Weise gelangt der Mensch, nach allen möglichen Auftürmungen des Verstandes, zu dem ganz natürlichen Gefühl, durch das alle Naturreiche leben.

       Der Denker gebot: „Liebe ist das feurigste Gefühl. Bewahrt eine leidenschaftliche Liebe zur Überirdischen Welt.“

 

       770. Urusvati weiß, dass manche Menschen bei Erscheinungen der Überirdischen Welt ein Entsetzen nicht überwinden können. Eine solche Einwirkung lässt sich nicht anders als mit disharmonischen Schwingungen erklären. Natürlich ist bei Erscheinungen höherer Ordnung ein Erbeben unvermeidlich, das ist aber kein Entsetzen.

       Zu einem späteren Zeitpunkt wird man die Schwingungen bis zu einem gewissen Grad durch Elektrizität harmonisieren können, doch heute ist eine solche Angleichung noch nicht möglich. Ebenso kann man mittels Suggestion helfen, doch ein solcher psychischer Zwang kann schädlich sein. Man muss Suggestion sehr behutsam anwenden, wenn es um Überirdische Macht geht. Man kann dabei eine derartige Spaltung der psychischen Energie herbeiführen, dass sie sich als tödlich erweisen kann.

       Wir haben bereits davon gesprochen, dass es unerlässlich ist, die Überirdische Welt liebzugewinnen, um sich ihr auf diese Weise anzunähern. Ein Mensch wird nicht vor etwas in Entsetzen geraten, das er aus tiefem Herzen liebt. Man kann bestätigen, dass Menschen, die vor Erscheinungen der Überirdischen Welt in Entsetzen geraten, diese nicht lieben. Sie können die Überirdische Welt anerkennen, sie können ihre Realität mit dem Verstand begreifen, doch der Verstand wird ihnen nicht helfen, wenn sie vor dem Antlitz der Überirdischen Welt stehen. Nur die Liebe wird ihnen helfen, ihre Schwingungen anzunähern und jede Offenbarung der Überirdischen Welt zu begrüßen.

       Warum zum Aberglauben vergangener Epochen zurückkehren, als man den Himmel aus Furcht vor dem Donner verehrte? Wir wollen uns nicht wie die Wilden verhalten, sondern die Überirdische Welt in wissenschaftlicher Weise erfassen. Mögen die Menschen aus Liebe wünschen, sich der Überirdischen Welt zu nähern. Mögen sie die Zeichen der Überirdischen Welt gewissenhaft und freiwillig aufnehmen, dafür haben sie den freien Willen.

       Der Denker riet, sich vor Gereiztheit und Niedergeschlagenheit zu hüten, denn diese behindern die Erkenntnis der Überirdischen Welt.

 

       771. Urusvati weiß, wie oft die Menschen richtige Definitionen äußern, ohne ihre wahre Bedeutung zu verstehen. So sagen sie gern: „Der Mensch ist verwirrt“. Sie rufen sogar einen Arzt, der beginnt, den Kranken mit Narkotika zu töten. Der Arzt spricht von kranken Nerven, bedenkt aber nicht, dass die Tätigkeit der Nerven der Reflex einer Verwirrung des Bewusstseins ist, anders gesagt, einer Verwirrung der psychischen Energie.

       Die Menschen denken nicht darüber nach, dass ein verwirrter Mensch einem verstimmten Saiteninstrument gleicht. In einem solchen Zustand ist er für schöpferische Arbeit ungeeignet, so wie ein verstimmtes Instrument zum Musizieren unbrauchbar ist. Man muss den Saiten erst wieder Zusammenklang verleihen, und das muss jemand mit musikalischem Wissen tun.

       Auch der freie Wille sollte das Bewusstsein stärken und den Gleichklang des Nervensystems verwirklichen. Vergessen wir dabei nicht, dass ein verwirrter Mensch sich der Überirdischen Welt nicht zu nähern vermag. Er wird sogar allen Umgebenden schaden, denn seine Ausstrahlungen sind vergiftet.

       Man muss daran erinnern, dass die Menschen gewöhnlich wegen Nichtigkeiten in Verwirrung geraten, über die es sich nicht nachzudenken lohnt. Allzu oft überladen die Menschen ihr Bewusstsein mit solchen Nichtigkeiten. Bei ernsten Prüfungen jedoch pflegen sie derart niedergeschlagen zu sein, dass ihre Nerven erstarren und sie keinen vernünftigen Ausweg finden können.

      Zur Zeit gibt es viele Erschütterungen, und die Menschen müssen besonders über die Stärkung ihres Bewusstseins nachdenken. In einer Zeit weltweiter Erschütterungen ist die Überirdische Welt sehr nahe, doch müssen die Menschen ihr Bewusstsein gesund machen, wozu ihnen der freie Wille verliehen ist. Mögen sie sich den Befehl geben, nicht in Verwirrung zu geraten, denn der Menschheit droht eine ganze Epidemie heftiger Verwirrungen.

       Der Denker riet: „Haltet die Saiten des Herzens in Harmonie.“

 

       772. Urusvati weiß, dass sich gegenwärtig ein schwieriger Aufstieg der Völker vollzieht. Jedes erhebt sich auf seine Weise: Das eine durch Krieg, das andere durch Not, ein drittes durch Arbeit, ein viertes durch Wissen, ein fünftes durch Heldentat; jedes trägt sein eigenes Karma. Es kann leicht sein, doch es gibt auch sehr schweres Volkskarma.

       Bestätigt, dass bei einer solchen Bewegung der Völker eine Rückkehr zur Vergangenheit nicht möglich ist. Jeder, der die Unabänderlichkeit der Evolution erkennt, erleichtert damit bereits sein Los. Jeder, der das Gesetz der Arbeit im Namen der Menschheit versteht, hilft sich bereits selbst bei seinem Aufstieg. Jeder, der fähig ist, solche entscheidenden Wege der Menschheit liebzugewinnen, hilft sich selbst. So verwandelt sich eine große Verantwortung in eine leichte Bürde.

       Man wird fragen: „Weshalb wird diese Epoche als Zeitalter der Mutter der Welt bezeichnet?“ Wahrlich, so sollte sie genannt werden. Die Frau bringt große Hilfe ein, indem sie nicht nur Aufklärung in die Welt trägt, sondern auch Gleichgewicht herstellt. Inmitten der Wirrnis ist der Magnet des Gleichgewichts gestört, und der freie Wille ist nötig, um die auseinanderfallenden Teile wieder zu vereinigen. Maitreya* verfügt: Mitleid bedarf der Zusammenarbeit. Wer sich zu Ehren der großen Epoche opfert, wird eine reiche Ernte einbringen.

       Der Denker sprach: „Lernt, für die ganze Menschheit zu arbeiten.“

 

       773. Urusvati weiß, wie behutsam man sich gegenüber jedem Fortschritt der Wissenschaft verhalten muss. Es ist an der Zeit, den unwissenden Irrtum hinter sich zu lassen, der die Wissenschaften in utilitaristische und abstrakte einteilt; die ganze Wissenschaft bezieht sich auf das Leben.

       Ein Wissenschaftler kann bei breit angelegten Forschungen nicht vorhersehen, welchen Wissenschaftsgebieten er sich wird nähern müssen. Er versteht, dass bei aller unglaublichen Aufteilung der Wissenschaften dennoch ein einigendes Prinzip zwischen ihnen bestehen bleibt. Man muss daher alle wissenschaftlichen Kurse mit einer philosophischen Begründung beginnen, so kann man die Grundlage für die Einheit des Wissens legen.

       Es ist nicht möglich aufzuzeigen, welcher Wissenschaftsbereich von geringerer Bedeutung ist. Bei den gegenwärtigen Forschungen kann jede Wissenschaft neue Horizonte eröffnen. Man kann daran erinnern, wie sich die Astronomie nach trockenen Aufzählungen in eine Wissenschaft über das Weltall wandelte. Dasselbe geschieht auch mit vielen anderen Wissenschaften, die ihre wahren Aufgaben finden.

       Auch sollte man die Volksbewegungen nicht vergessen. Sie bedürfen wissenschaftlicher Darstellungen in zugänglicher, aber streng begründeter Form. Es gibt keine Volksbibliothek. Sie darf nicht bloß volkstümlich und zufällig sein.

      Notwendig ist, dass der Staat eine breite Herausgabe kurzer Bücher mit einer wissenschaftlichen Übersicht über sämtliche Wissensbereiche auf sich nimmt. Diese Bücher sollten so aufgebaut sein, dass die neuesten Errungenschaften leicht einzufügen sind. Notwendig ist auch eine gute Darstellungsweise, damit die Schönheit der Sprache der Anziehung dienst. Vergessen wir jedoch nicht, dass Psychologie und Biologie an erster Stelle stehen sollten. Die Überirdische Welt muss schön dargestellt werden.

       Der Denker sprach: „Sieger wird derjenige sein, der über das Höchste das einfachste Wort findet.“

 

       774. Urusvati weiß, wie vielfältig die Wege des Menschen zur Überirdischen Welt sind. Man muss an diese Mannigfaltigkeit erinnern, um den jungen Menschen bei ihrer Suche nach der Höheren Welt zu helfen. Das Wichtigste ist, sie vor einer beschränkten Weltanschauung zu bewahren.

      Man muss von den ersten Schuljahren an damit beginnen, in zugänglicher Form die Grundlagen eines weitgefassten Denkens zu legen. Dazu muss man die jungen Menschen an Beweglichkeit gewöhnen, denn persönliche Begegnungen mit verschiedenen Weltanschauungen sind mit nichts zu vergleichen.

       Man muss verstehen, dass die Überirdische Welt für die meisten Menschen etwas vollkommen Unvergleichliches darstellt. Die Menschen geraten in ein Leben hinein, das von unabänderlichen Gesetzen bestimmt wird, die von denen des gewohnten irdischen Lebens völlig verschieden sind, und nur Flexibilität des Verstandes wird dem Ankömmling helfen, sich in den neuen Bedingungen unverzüglich zurechtzufinden.

       Möge die Schule mit den Bedingungen der verschiedenen Existenzformen vertraut machen. Möge die Schule lehren, einen weitangelegten Weg auf der Grundlage der weisen Vermächtnisse der großen Denker zu suchen. Mögen Geist und Schöpfung die Möglichkeiten eröffnen, die jedem zugänglich sind. Man soll darum besorgt sein, dass jedes Kind spürt, dass die Möglichkeiten in ihm selbst liegen.

      Abgesehen von Fällen der Vererbung kann man sich immer häufiger davon überzeugen, wie sehr sich an der Menschheit das Geschwür der Ausweglosigkeit zeigt. Der Mensch fällt in einen finsteren Kerker, den er sich selbst bereitet hat. Möge jeder solchen Gefangenen helfen, indem er sie auf einen naheliegenden und freudvollen Weg hinweist.

       Der Denker riet, vor allem den Irrtum der Ausweglosigkeit zu vertreiben und daran zu denken, dass er ein Feind der Menschheit ist.

 

       775. Urusvati weiß, dass der Dienst an der Menschheit in den geistigen Gemeinschaften des Altertums als hohe und schwierige Prüfung erachtet wurde. Der Prüfling gab seine Tätigkeit nicht auf, weihte deren Sinn aber nicht sich selbst, nicht seiner Stadt und nicht seinem Volk, sondern der gesamten, ihm unbekannten Menschheit. Auf diese Weise erweiterte sich der Umfang der Tätigkeit und es ergab sich ein Nutzen für die gesamte Menschheit.

       Es war seinerzeit nicht leicht, sich die Ausmaße der Menschheit vorzustellen, umso mehr mussten die gedanklichen Sendungen erweitert werden. Wir sprechen darüber, weil der Mensch sich gegenüber der Überirdischen Welt heute in derselben Lage befindet. Man kann dazu raten, sich nicht von der irdischen Tätigkeit zu entfernen, dabei jedoch das Denken an die Überirdische Welt zu bewahren. Schritt für Schritt wird die Arbeit der Überirdischen Welt geweiht. Diese verliert den Anschein des Abstrakten und geht ins Leben ein. Es muss daran erinnert werden, dass jede irdische Arbeit der Überirdischen Welt geweiht werden kann. Die Größe der Höheren Welt verleiht jeder menschlichen Tätigkeit eine hohe Qualität.

      Eine hohe Qualität kann das menschliche Bewusstsein nur heben und dadurch näher an die Überirdische Welt heranführen. Nicht nur wird das Bewusstsein den Sinn der Höheren Welten bestätigen, sondern auch das innere, unaussprechliche Gefühl wird helfen, sich mit einem einzigen Seufzer dem Höchsten zu nähern. Eine solche Verbesserung der Qualität jeglicher Tätigkeit bildet eine unsichtbare Brücke zu herrlicher Errungenschaft.

       Möge der Verstand das schöpferische Gefühl nicht trüben. Es ist ein wahrer Dienst an der Menschheit und der Überirdischen Welt. Besonders jetzt, da der Mensch in Wirrnis verfällt, muss man mit dem Hinweis Mut zusprechen, dass es jedem beschieden ist, sich den Höheren Welten zu nähern. Jede Arbeit ist dabei ein zuverlässiger Weg. Nur indem man hohe Qualität liebgewinnt, kann man auf dem Wege des Aufstiegs erfolgreich voranschreiten.

       Der Denker sprach zu seinen Schülern: „Möge jeder von euch die Qualität der Arbeit beherrschen. Möge jeder im Namen der Überirdischen Welt arbeiten.“

 

       776. Urusvati weiß, dass man die Erkenntnis der Überirdischen Welt mit allen Mitteln in das Alltagsleben einbringen muss. Die Menschen beklagen sich häufig über störende Umstände, doch sind solche Klagen gewöhnlich unbegründet.

       Da sprechen die Menschen von grausamen Erschütterungen, erwähnen aber die hauptsächlichen Feinde ihres Fortschritts nicht. Sie vergessen, dass eine Erschütterung einem Ausbruch gleichkommt. Das irdische Leben ist doch oft von kleinlichen Streitigkeiten gesättigt. Ein Ausbruch kann wertvolle Tiefen eröffnen, während die kleinlichen Zänkereien nichts anderes sind als eine rauchende Ofenklappe. Man kann unmöglich aufsteigen, wenn jeder Tag von Giften erfüllt ist. Mögen die Menschen daher nicht über erschütternde Ausbrüche wehklagen, sondern darüber nachdenken, wie sie sich von den kleinen Giftschlangen befreien können.

       So fallen die Menschen nicht selten in Verzweiflung, weil sie denken, ihre Arbeit werde nicht benötigt; sie vergessen dabei jedoch, dass die durch ihre Arbeit erzeugte Energie einen kosmischen Wert darstellt. Der Mensch kann nicht wissen, wo und wie seine Energie in Erscheinung treten und wann sie Gutes beitragen wird. Vielleicht empfindet der Tätige dieses Gute selbst, oder er trägt es zum Wohl der Nächsten bei. Möge die Arbeit nur von ihrem Wesen her gut sein, dann wird nicht Verzweiflung, sondern Freude das Los des Tätigen sein. Es lassen sich viele Beispiele dafür anführen, dass Menschen sich selbst der Freude beraubt haben, denn der Wert des Gefühls der Freude wird noch nicht oft erkannt.

       Der Denker sprach: „Fürchtet keine Ausbrüche, doch hütet euch vor kleinlichen Streitereien, in ihnen erklingt Unwissenheit.“

 

       777. Urusvati weiß, dass die Kriminalität überall ansteigt. Äußerlich ist sie verschiedenartig, doch ihr schädliches Wesen ist ein und dasselbe. So ergibt sich eine unerwartete Erscheinung: Einige primitive Volksstämme erweisen sich als ethisch höherstehend als aufgeklärte Zivilisationen.

      Man könnte ein lehrreiches Buch über den Verfall der Menschheit schreiben. Nichts unterstützt die Bewegung für Verbesserungen. Besonders abstoßend ist es, wenn ein notorischer Verbrecher über Moral predigt und dabei herkömmliche Rituale ausführt. Vor langem schon wurde gesagt, dass sich selbst die höchste Zeremonie in den Händen eines Verbrechers in Lästerung verkehrt.

       Ebenso wenig Hilfe bringt eine begrenzte, von Vorurteilen geprägte Wissenschaft. Doch gerade von der Wissenschaft sollte man eine Reinigung des Bewusstseins erwarten. Ethik und Biologie sind bis heute unverstandene Paradoxe[93] geblieben. Es ist unmöglich, dass die Menschheit noch nicht einmal inmitten der Nöte und des Grauens des Harmagedon lernt, über ihren verstaubten Herd hinaus zu blicken!

      Der Mensch wendet die wunderbaren Erfindungen, die das heutige Leben erfüllen, nicht an. Man sollte meinen, dass solche Apparate wie das Radio zum Nachdenken über die Gedankenübertragung veranlassen, doch tatsächlich dient diese Entdeckung vor allem dem Betrug.

       Wo liegt die Lösung? Erneut müssen wir uns der Überirdische Welt zuwenden. Man muss sie in ihrer vollen Wirklichkeit annehmen, nur so kann man einen unmoralischen Menschen warnen. Doch wie viel muss in dieser Richtung vollbracht werden! Die Wissenschaft muss helfen; die Wissenschaft muss frei sein; die Wissenschaft muss in die Tiefen des Bewusstseins vordringen. Die zivilisierten Menschen müssen darüber nachdenken, warum primitive Volksstämme sich als moralischer erweisen.

       Der Denker mahnte die Menschen, über die Dächer ihrer Häuser hinaus zu blicken.

 

       778. Urusvati weiß, dass der freie Wille kostbar ist, wenn er frei ist. Einen kläglichen Anblick bietet der Wahnsinnige, der sich einbildet, frei zu sein, in Wirklichkeit jedoch von allen möglichen Ketten belastet ist. Kann man einen Willen frei nennen, der blind und taub ist und in einem Sumpf von Vorurteilen kriecht?

       Man wird fragen: „Wie soll man denn leben, wenn jeder Mensch bei jedem Schritt der Unwissenheit in ihren verbrecherischsten Erscheinungen begegnet?“ Gewiss, die Menschheit hat sich schwere Ketten geschmiedet. Von der Wiege an hört der Mensch Lügengeschichten, die mit der Wirklichkeit nichts gemein haben. Märchen enthalten oftmals mehr Weisheit als die alltäglichen Klügeleien hochgestellter Persönlichkeiten. Es ist richtig, dass der Mensch unausbleiblich widerwärtigen Ungeheuern begegnen wird, doch der freie Wille befreit ihn von Angst und führt über solche Hindernisse hinweg.

       Psychische Freiheit ist der Zugang zur Überirdischen Welt. Man kann das gesamte irdische Leben verklären, indem man freien Willen bekundet. Ein freier Mensch wird nicht mit Unwissenden streiten, sondern ihnen, ohne dass sie es merken, Barmherzigkeit erweisen, doch eine solche großzügige Gabe ist auf dem Weg zur Überirdischen Welt hilfreich. Jeder schreitet auf diesem Weg voran, und der freie Wille wird dabei ein weiser Führer sein. Sorgt euch nur darum, dass der Wille auch wirklich frei ist.

       Der Denker warnte: „Verwandelt die lichte Gabe des freien Willens nicht in Wahnsinn.“

 

       779. Urusvati weiß, dass es eine schwierige Kunst ist, ein Gespräch dem Bewusstsein entsprechend zu führen. Weder Wissen noch Gefühlswissen, sondern das Gefühl der Herzlichkeit hilft zu verstehen, von welcher Art das Bewusstsein des Gesprächspartners ist.

       Apollonius von Tyana hat man den Vorwurf gemacht, er führe seine Unterweisungen in widersprüchlicher Weise, was nicht richtig ist. Der Lehrer widersprach niemals den Grundlagen, stimmte jedoch zum bestmöglichen Verständnis den Inhalt seiner Unterweisungen auf das Bewusstsein des Gesprächspartners ab. Der Lehrer bevorzugte Gespräche unter vier Augen, um die verständlichsten Worte zu finden. Er sagte, dass eine für eine Vielzahl von Zuhörern gehaltene Rede nicht überzeugend sei, da die einander widersprechenden Bewusstseine sich gegenseitig vernichten würden.

       Eine solches System verwendeten auch andere Philosophen Griechenlands. Platon zog es vor, nur einen einzigen Schüler zum Spaziergang zu rufen, und solche Gespräche waren besonders bedeutsam. Er vermittelte Wissen über die Überirdische Welt besonders behutsam. Er wusste, dass eine dem Bewusstsein nicht entsprechende Mitteilung schädlich und der Schaden irreparabel sein kann.

       Er studierte das Bewusstsein der Schüler an den unerwartetsten Gegenständen. Jeder hat ein individuelles Bewusstsein, und nur ein liebendes Herz kann erfühlen, was in die Tiefen des Bewusstseins eingegangen ist und angeeignet wurde.

       Besonders heutzutage muss man das Überirdische vorsichtig berühren. Das Bewusstsein der Menschen befindet sich in einer derartigen Verwirrung, dass es zu böswilligen Auslegungen kommen kann.

       „Ein Bildhauer konzentriert seine ganze Aufmerksamkeit auf ein kostbares Stück Stein. So hütet auch der Bildhauer des Bewusstseins den kostbaren Aufstieg des Gesprächspartners.“ – so sprach der Denker.

 

       780. Urusvati weiß, dass Einwirkungen der Überirdischen Welt außerhalb der irdischen Logik vonstattengehen. Man sollte meinen, diese Wahrheit sei hinreichend bekannt, doch suchen sogar seriöse Forscher solche Beziehungen mit irdischen Gesetzen zu bestimmen; daraus entsteht der absurde Zustand, dass die Forschung nicht vertieft werden kann.

       Die Einwirkungen der Überirdischen Welt lassen sich in drei wesentliche Gruppen einteilen: Die erste ist eine von einer Person beabsichtigte Einwirkung auf einen bestimmten Tatmenschen. Die zweite ist eine Einwirkung auf eine ganze Gruppe. Die dritte besteht aus Überirdischen Berührungen, die über die ganze Menschheit ausgegossen werden.

      Solche Berührungen wurden als höherer Hauch bezeichnet. Ein Philosoph, der solche Einwirkungen charakterisieren wollte, nannte sie psychischen Sauerstoff. Der Mensch kann nicht ohne Sauerstoff existieren; ebenso wenig kann er die Einwirkungen der Überirdischen Welt vermeiden.

       Die Menschen irren sich, wenn sie annehmen, Verbindungen mit der Überirdischen Welt vollzögen sich nur über besonders empfindsame Organismen. Natürlich verlaufen über solche Menschen die Verbindungen sehr anschaulich, doch in Wirklichkeit ist die gesamte Menschheit von den ständigen Berührungen durch überirdische Bewohner nicht ausgenommen.

       Es ist an der Zeit anzuerkennen, dass die Welten untrennbar sind. So wird das Leben noch reicher und schöner werden. Man muss nur daran denken, dass die Gesetze der Feinstofflichen Welt auch feiner Natur sind. Auf diese Weise wird man verstehen können, dass die Verbindungen mit der Überirdischen Welt weder zufällig noch unwichtig sind, wie dies vom irdischen Standpunkt aus scheinen könnte.

       Man muss ebenfalls verstehen, dass Überirdische Berührungen oft empfunden werden können, wenn nur die Sittlichkeit des Tatmenschen hochstehend ist.

       Der Denker wies darauf hin, dass die Verbindungen zwischen den Welten unlösbar sind.

 

       781. Urusvati weiß, wie scharf man eine gute Einwirkung der Überirdischen Welt von schädlicher Besitzergreifung unterscheiden muss. Eine gute Einwirkung knechtet den freien Willen nicht. Sie verstärkt nur die Möglichkeiten, welche die Menschen individuell erhalten haben. Eine solche Einwirkung wird immer fürsorglich und behutsam gegenüber dem physischen Zustand des Organismus sein, doch Besitzergreifung endet immer mit etwas, das für den physischen wie für den feinstofflichen Körper schädlich und zerstörerisch ist.

       Man nimmt allgemein an, Besitzergreifung überwältige vor allem schwache Organismen, doch der Hauptgrund liegt in der Unsittlichkeit der Besessenen. Man kann zweifelsfrei bestätigen, dass jede Besitzergreifung in erster Linie über den Kanal der Unsittlichkeit eindringt. Mag diese offen, verborgen oder keimhaft vorhanden sein, sie ist der Grund dafür, dass Besessenheit möglich ist.

       Man nimmt weiter an, Heilung von Besessenheit könne durch die Einwirkung einer starken Suggestion erfolgen, man muss jedoch auch eine Verbesserung der Sittlichkeit hinzufügen. Suggestion kann einen Besitzergreifer für eine gewisse Zeit vertreiben, doch wenn man die Sittlichkeit hebt, wird dem Besitzergreifer der Zugang versperrt. Biologisch begründete Sittlichkeit ist die feste Grundlage für erfolgreiche Vervollkommnung. So kehren wir, worüber wir auch sprechen, immer zur Biologie zurück.

       Die Erfolge der Wissenschaft können das Niveau der Menschheit heben, wobei man das Bewusstsein nicht durch Vorurteile fesseln darf. Vielmehr muss die Wissenschaft bei der Erforschung der Gesetze der Natur frei sein. Mögen sich die Wissenschaftler als wahre Aufklärer erweisen.

       Der Denker sprach: „Ein Wissenschaftler ist Licht.“

 

       782. Urusvati weiß, dass die Menschen besonders schwer die Möglichkeit des Harmagedon in der Überirdischen Welt anerkennen. Sogar solche, die vom Überirdischen Leben wissen, können sich nicht mit dem Gedanken abfinden, dass in der Feinstofflichen Welt Kriege stattfinden können.

       Indessen sagt schon die einfachste Logik, wie unausweichlich die Schlacht in der Überirdischen Welt ist. Menschen, die vorzeitig von der Erde hinweggetragen wurden und voll nahezu gleichartiger Gedanken sind, sammeln sich in einer bestimmten Sphäre und setzen dort unausweichlich ihre irdische Tätigkeit fort. Dabei verliert die Grausamkeit, obwohl sie sich verfeinert, nicht ihre Anspannung. Aus solchen himmlischen Schlachten entstehen viele Wirkungen, sowohl für die Erde als auch für die Überirdische Welt.

       Es ist nicht leicht, solche Zusammenstöße zu beenden. Bosheit zieht die Kämpfenden in niedere Schichten, und ihr wisst, dass es nicht schwer ist, in solche Schichten hinabzusteigen, aber nicht leicht, von dort wieder aufzusteigen. Sogar sehr Hochstehende Wesen tragen schmerzhafte Folgen davon, wenn sie um barmherziger Ziele willen in die niederen Schichten hinabsteigen. So sollten die Menschen verstehen, wie leicht es ist abzusteigen und wie schwer aufzusteigen. Die niederen Schichten ersticken jene, die aus Bereichen mit höherer Schwingung dorthin absteigen.

       Mögen alle, die Bosheit in sich bergen, verstehen, dass diese sich als Gift auf dem Weg zum Überirdischen erweist und ein boshaftes Herz nicht schnell gereinigt werden kann. Daher möge jeder auf der Erde um sein künftiges Leben Sorge tragen.

       Der Denker sprach: „Lebt so, dass ihr die Überirdische Welt nicht belastet.“

 

       783. Urusvati weiß, dass der Mensch sich erhebt, indem er sich an das Schöne anschließt, auf das Schöne blickt, dem Schönen zuhört und auf den Wegen des Schönen denkt. Glaubt nicht, dass die Menschheit diese alte Wahrheit hinreichend erkannt hätte. Leider sind die Menschen gerade jetzt weiter von ihr entfernt als in vielen vorausgegangenen Jahrhunderten.

       Die Erscheinung des Schönen wird in vielen Bereichen oftmals nicht nur als unnötig, sondern sogar als unzeitgemäß erachtet. Indessen nehmen die Weltweisen an, dass sie die Umgestaltung der Welt in Angriff nehmen. Fragt sie, wie sie die neue Welt ohne Sorge um das Schöne offenbaren wollen.

       In all diesen wilden Klügeleien über die Umgestaltung der Welt hat das Schöne keinen Platz. Doch welche Arbeit hat man im Sinn, wenn sie nicht schön ist? Welches Wissen kann leben, wenn es nicht das Schöne in sich birgt? Welche Gerechtigkeit kann geboren werden, wenn sie schöner Erleuchtungen beraubt ist?

       Dabei sprechen die Menschen von den Grenzen und dem Gehalt des Schönen. Sie verstehen nicht, dass jedes Quäntchen Schönheit den Menschen bereits zum Mitarbeiter der Höheren Kräfte macht.

       Kann man ohne schöne Flügel zur Überirdischen Welt streben? Kann ein wirklicher Schöpfer sich ohne die schönen Erkenntnisse glänzender Flüge entwickeln? So wird verständlich, dass Evolution unmöglich ist, wenn man sich nicht an das Schöne anschließt.

       Der Denker zeigte auf: „Lebt mit dem Traum vom Schönen, dann werdet ihr ihr Freude und Liebe empfangen.“

 

       784. Urusvati weiß, wie wertvoll Hingabe an den Lehrer ist. Doch wieviel Uneinigkeit herrscht um diese einfache Wahrheit! Da beginnen Menschen, über Hingabe zu sprechen, die aufgrund ihrer Natur gar nicht verstehen, was Hingabe ist. Andere beharren darauf, dass Hingabe nur den freien Willen einengt. Dritte schließlich verneinen die Notwendigkeit eines Lehrers.

       Man kann viele Beispiele dafür anführen, wie Menschen sich selbst schaden, indem sie die Harmonie mit dem Höheren stören. Nur wenige können verstehen, wie segensreich die Verbindung mit dem Höheren ist; nur auf diesem Weg wird der Verkehr mit der Überirdischen Welt erleichtert. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie eine irdische Möglichkeit zerstört wird, wenn der höhere Pfad nicht verwirklicht wird!

       Glaubt nicht, der Lehrer könne Seine Vorhaben zur Ausführung bringen, wenn der Mensch sich ihm widersetzt. Glaubt nicht, es sei leicht, ein zerrissenes Gewebe wieder zu flicken; mitunter erfordert eine solche Reparatur mehr Zeit als die Herstellung eines neuen Gewebes.

       Nicht selten klagen die Menschen über den Lehrer, ohne die Gründe für sein Handeln zu verstehen. Sie nehmen an, ihre irdischen Entscheidungen kämen dem Ziel viel näher, doch sie stellen sich die vielen Bedingungen des irdischen Daseins nicht vor. So verstehen nur sehr wenige den Wert der Lehrerschaft. Vielleicht wird eine solche Hingabe ihnen helfen, ihrerseits der Lehrerschaft würdig zu werden.

       Der Denker bestätigte: „Lernt es, der Lehrerschaft würdig zu sein.“

 

       785. Urusvati kennt die große Bedeutung unermüdlicher Wachsamkeit. Wir haben oft an Wachsamkeit erinnert, doch messen die Menschen dieser rettenden Eigenschaft nur geringe Bedeutung bei. Wahrlich, für die einen bedeutet Wachestehen Ketten, doch für die anderen Flügel.

       Narren sagen: „Wenn Gefahr kommt, werden wir auch auf der Wacht stehen.“ Werden sie jedoch die Gefahr erkennen können, wenn ihr Geist seine Sehfähigkeit nicht entwickelt hat? Im Bewusstsein sind viele Eigenschaften eingelagert, doch man muss in der Lage sein, sie aus den Tiefen der Schatzkammer herauszuziehen.

       Es werden Dummköpfe auftreten, die sich nicht schämen, die Notwendigkeit der Wachsamkeit zu verneinen. Ihrer Meinung nach ist es nicht Sache des Menschen, sich mit Wachestehen zu beschäftigen und sich durch Anspannung der Konzentration zu erschöpfen. Außer ihnen gibt es auch noch solche Zweibeiner, die überhaupt nicht verstehen, was Wachsamkeit ist. Es ist daher notwendig, wiederholt von Scharfsicht, Anspannung und Wachsamkeit zu sprechen.

       Über all diese Eigenschaften haben Wir in den verschiedenen Büchern gesprochen, doch die Kompliziertheit des Harmagedon zwingt dazu, erneut auf die rettende Selbstverteidigung hinzuweisen, die für den Menschen so notwendig ist. Er hofft, in Verkehr mit der Überirdischen Welt zu treten, doch dafür muss er scharfsichtig sein.

      Ein Blinder wird die Schönheit der Höheren Welt nicht schauen, doch Scharfsicht bedarf der Erziehung. Sie kann sich nicht augenblicklich bilden. Die Ausbildung von Scharfsicht entsteht aus dem Wunsch, alles Höhere und Schöne zu schützen. Aus einer solchen Bestrebung erwächst auch Wachsamkeit, und sie wird unermüdlich sein, weil sie zur Schönheit führt.

       Der Denker sprach: „Merkt euch: ‚immer bereit!‘“

 

       786. Urusvati weiß, dass die Menschen ganz zu Unrecht darüber klagen, dass überirdische Erscheinungen unerwartet auftreten. Sie sagen: „Wir haben mit der ganzen Kraft unseres Wunsches gewartet, doch nichts offenbarte sich. Als alle Kraft versiegt war, kam die Erscheinung.“ Diesen unerfahrenen Forschern muss man sagen: „Ihr habt auf feinstoffliche Erscheinung mit irdischen Wünschen gewartet. Versteht ihr denn nicht, dass das Irdische und das Überirdische nicht in denselben Dimensionen bestehen können?“

       Man muss in sich Feinheit der Gefühle entwickeln, um durch das irdische Getöse hindurch Überirdische Erscheinungen vernehmen zu können. Man muss es verstehen, mit geschlossenen Augen das Überirdische Licht zu schauen. So nähern sich die Erscheinungen der Feinstofflichen Welt, und ihr werdet nicht von unerwartetem Auftreten sprechen, denn ihr werdet mit dem Herzen ihr Nahen spüren.

       Natürlich werdet ihr oftmals den genauen Gehalt der Erscheinungen nicht sogleich erkennen können, doch werdet ihr in jedem Fall ihr Nahen erkennen. Dabei könnt ihr nicht selten schon einige Zeit vorher entsprechende Schwingungen verspüren. Unerfahrene Menschen bezeichnen solche Empfindungen sogar als etwas Ungesundes, weil ihre Schwingungen so ganz anders sind. Ein feinfühliger Beobachter jedoch vermag sich den herannahenden überirdischen Schwingungen unverzüglich anzupassen und antwortet auf sie; so entwickelt sich wahre Zusammenarbeit.

       Dabei muss man daran erinnern, dass die Menschen immer von überirdischen Einflüssen umgeben sind, diese jedoch nicht erkennen können. Man muss daher von jungen Jahren an den Verkehr mit der Überirdischen Welt anspannen und dies freudig wie eine schöne Arbeit tun.

       Der Denker lehrte: „Seid scharfsichtig, damit ihr zu jeder beliebigen Zeit die Überirdischen Zeichen schauen könnt.“

 

       787. Urusvati weiß, dass man angeborene, anders gesagt, in vergangenen Leben bereits entwickelte menschlichen Eigenschaften von denjenigen unterscheiden muss, die im jetzigen Leben anerzogen wurden. Sehen wir uns einige davon an.

      Lenken wir dabei unsere Aufmerksamkeit vor allem auf die angeborene Eigenschaft der Dankbarkeit. Sie bildet sich nicht leicht und bedarf vieler Prüfungen, irdischer wie überirdischer. Wenn wir jedoch einem Menschen begegnen, der die Eigenschaft der Dankbarkeit besitzt, können wir überzeugt sein, dass wir in ihm auch viele weitere positive Eigenschaften finden werden. Ein solcher Tatmensch ist für alles Gute dankbar, ob es nun ihm oder dem Gemeinwohl zuteilwird.

       Es ist notwendig, dass diese gute Eigenschaft ohne irgendwelche fremden Einwirkungen im Bewusstsein wiedererweckt wird. Eine Sache ist es, wenn ein kleines Kind nach Aufforderung der Erwachsenen für etwas dankt, doch besser ist es, wenn in seinem Bewusstsein der helle Stern der Dankbarkeit aufleuchtet. Eine solche Dankbarkeit bringt nicht nur dem Empfangenden, sondern auch dem Gebenden Nutzen.

       So lasst uns scharfsinnig alle Eigenschaften unterscheiden, die eine Brücke zur Überirdischen Welt errichten. Leuchtende Dankbarkeit für alles Gute, sowohl für das Kleine als auch für das Große, wird nicht verlöschen und nimmt am Weben der geistigen Flügel teil.

       Der Denker sprach: „Freuen wir uns, wenn wir die Eigenschaft der Dankbarkeit bemerken!“

 

       788. Urusvati kennt Wert der angeborenen Eigenschaften der Aufnahmefähigkeit und der Toleranz. Man muss sie besonders erwähnen, da die Menschen im Leben überhaupt nicht über sie nachdenken. Mitunter beklagt sich ein Mensch über Intoleranz und bezeichnet sie sogar als Zeichen von Primitivität, doch möchte er gleichzeitig nicht darüber nachdenken, wie Toleranz zu entwickeln ist.

       Der Mensch will nicht genau betrachten, auf welchen Grundlagen sich Toleranz und Aufnahmevermögen entwickeln können, doch sind beide Eigenschaften dem Mitleid nahe. Sie lehren einen, aufmerksam in das Bewusstsein des Nächsten zu blicken und zu verstehen, welche Ursachen seine Irrtümer erzeugt haben.

       Man muss das Volk lehren und seine Sittlichkeit erwecken, doch ist eine solche Aufgabe ohne individuelle Beobachtungsfähigkeit nicht möglich. Jeder irrt sich auf seine Weise, was seine tiefliegenden Gründe haben kann. Man darf über die Masse nicht anhand ihrer Schreie und ihres Stöhnens urteilen. Jeder hat seinen eigenen Schmerz, der eine individuelle Behandlung erfordert.

       Die Menschen dürfen Aufnahmefähigkeit und Toleranz nicht vergessen, denn solche Brücken werden in der Überirdische Welt gebraucht. Die Offenbarung der Überirdischen Welt ist bei jeder menschlichen Tätigkeit notwendig. Wir sprechen nicht von einer abstrakten Sittlichkeit, sondern über den wirklichen Aufbau des Lebens. Man muss die Erscheinung der Überirdischen Welt auf jede Tat anwenden, nur so kann man Mitarbeiter der Überirdischen Welt werden und sich für das Leben vorbereiten.

       Der Denker sprach: „Versteht Toleranz, sie wird euch große Geduld lehren.“

 

       789. Urusvati weiß, wie behutsam man die hohe, angeborene Eigenschaft der Inspiration bewahren muss. Wir haben bereits an sie erinnert, doch muss dieser Verbindung zur Überirdischen Welt besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Schon das Wort „Inspiration“ weist auf etwas Äußeres und Führendes hin. Man darf nicht denken, eine solche Verbindung könne augenblicklich entstehen; sie erfordert vielmehr viele Prüfungen in verschiedenen Leben.

       Man muss daran erinnern, dass die Menschen diese Eigenschaft zu Unrecht auf die Bereiche der Wissenschaft und der Kunst beschränken. Der Mensch kann in jedem Arbeitsbereich schöpferisch tätig sein. Die Offenbarung von hoher Qualität bei jeder Arbeit ist bereits Inspiration. So kann man jede vollkommene Arbeit als wahrhafte Schöpfung begrüßen.

       Gerade heute, in den Tagen des Aufstiegs des Volkes, muss man an die naheliegendste Verbindung mit den höheren Energien erinnern. Eifrige Vervollkommnung wird das Volk zum Verständnis der Inspiration führen. Der Hinweis auf höhere Energien ist keine Scheinheiligkeit. Das Volk kennt bereits die Anfüllung des Raumes und die Unbegrenztheit, auf diese Weise wird auch die Eigenschaft der Inspiration ein wissenschaftlicher Begriff sein.

       Es wird erzählt, wie ein gewisser Handwerksmeister, nachdem er sein Werk fertiggestellt hatte, die Augen schloss und in völligem Schweigen verharrte. Schließlich fragten seine Schüler ihn, ob er sich nach der Arbeit erhole oder über ein neues Werk nachdenke. Der Meister antwortete: „Weder das eine noch das andere, denn bei diesem Schweigen denke ich gar nicht. Nennt das aber nicht Gedankenlosigkeit, sondern besser etwas, das über das Denken hinausgeht. Ich muss eine neue Sichtweise gewinnen, um mein Werk auf eine neue Art und Weise zu betrachten.“

       Möget auch ihr lernen, euch zu erneuern, um die Qualität eurer Arbeit tiefgründiger zu beurteilen. Möge ein Flügel des Raumes euch berühren und euch eine neue Sichtweise und eine neue Heldentat zutragen.

       Der Denker gebot: „Wer sich räumlich zu erneuern vermag, kann jung bleiben.“

 

       790. Urusvati weiß, worin das Glück des Menschen besteht. Wenn sein Leben und seine Arbeit im Einklang mit der weltweiten Evolution stehen, braucht der Mensch nicht auf irgendetwas zu verzichten. Er ändert seinen Weg nicht, er vervollkommnet sich bloß und findet neue Kräfte, um das Chaos zu überwinden.

       Jemand sagt: „Es heißt doch, seid gesegnet Hindernisse, warum soll dann ein glücklicher Mensch Schwierigkeiten aus dem Weg gehen?“ Vergessen wir nicht, dass derjenige, der im Einklang mit der Evolution voranschreitet, auf viele Hindernisse trifft, ihnen gegenüber aber eine andere Einstellung hat. Er verfällt nicht in Niedergeschlagenheit, sondern besiegt freudig die Wellen des Chaos. Lasst uns nicht glauben, der Weg des Glückes sei leicht; er ist mitunter schwerer als zielloses Dahinvegetieren.

      Für einen Mitarbeiter der Evolution gibt es jedoch keinen Kräfteverfall, denn die weltweite Energie gießt Gesundung über ihn aus. Er erweist sich, in der Ausdrucksweise der alten Schriften, als Gesalbter, denn die Überirdische Welt sendet einem Mitarbeiter der Evolution wahrlich die weltweite Energie zu Hilfe.

       Alle sieben Jahre kann der Mensch seine Tätigkeit überprüfen, indem er sie mit den Weltereignissen vergleicht. Man kann sich freuen, wenn der Weg sich als wahr und direkt erweist.

      Großer Neid begleitet einen solchen glücklichen Wanderer. Die finsteren Heuchler und Scheinheiligen verzeihen keine Erfolge, doch ein guter Tatmensch versteht, dass die Intrigen der Unwissenheit unvermeidlich sind. Er weiß, dass die Unwissenheit nicht den Weg der Evolution verfolgt. Doch ein Unwissender spürt gleichwohl in seinem Bewusstsein, wie krumm und untauglich sein Weg ist.

       Der Denker lehrte, dass die Menschen in der Lage sein müssen, ihren Weg zu überprüfen.

 

       791. Urusvati weiß, dass Fanatismus ein überaus gefährlicher psychischer Zustand ist. Ein Fanatiker beraubt sich selbst der Bewegung. Er kann sich nicht vervollkommnen und nicht erfolgreich voranschreiten. Der Fanatiker ist ein lebender Leichnam. Fanatismus kann zu einer Seuche werden, denn schwache Menschen fürchten jede Fortentwicklung; ihr beschränktes Dasein beruht auf toten Buchstaben.

       Leider bildet sich Fanatismus im Umkreis jeder Lehre, und er gestattet keine Vertiefung der Grundlagen. Wir wollen die großen Lehren nicht aufzählen, die unter primitivem Fanatismus gelitten haben. Die Geschichte liefert genug solcher düsteren Beispiele.

       Man könnte fragen: Wie soll man Fanatismus bekämpfen? Man muss verstehen, dass jeder Streit mit Fanatikern deren Starrköpfigkeit nur noch verstärkt. Glauben solche Unwissenden doch, dass gerade sie die Bewahrer der reinen Lehre sind. Ein Fanatiker antwortet auf jede Frage des Gesprächspartners mit wütender Leidenschaft. Er wächst noch in seinem Starrsinn. Er behauptet, die Lehre könne sich nicht entwickeln; anders gesagt, erkennt der Fanatiker die Lebendigkeit des Erkenntnisprozesses nicht an. Doch in der Ewigkeit kann es keinen Stillstand geben; alles ist in Bewegung, und in diesem Bestreben vervollkommnet es sich.

       So wollen wir uns merken, dass es unmöglich ist, mit Leichnamen zu streiten. Möge die Zersetzung sich in eine neue Existenz verwandeln. In kurzen Worten: Streitet nicht mit Fanatikern, umgeht die Zersetzung und eilt hin zu siegreicher Erkenntnis.

       Der Zunahme von Fanatikern kann durch kosmische Erscheinungen eine Grenze gesetzt werden. Sie können einen solchen Schlag erhalten, dass sie erschüttert werden. Es ist einerlei, ob eine solche Erschütterung auf der Erde oder in der Überirdischen Welt erfolgt, in jedem Fall aber ist Fanatismus für die Überirdische Welt ungeeignet.

       Der Denker sprach: „Fanatiker, wie wirst du die Grenze zum Überirdischen überschreiten?“

 

       792. Urusvati weiß, wie verderblich der Wurm der Unzufriedenheit ist; durch sie kommen Verwelken, Vertrocknen und Tod. Narren werden fragen: „Wie kann man Unzufriedenheit verurteilen, wenn geboten wird, sich mit nichts zufrieden zu geben?“ Antwortet: „Seid ihr etwa unfähig, zwischen Unzufriedenheit und dem Wunsch nach Vervollkommnung zu unterscheiden? Aus dem Streben nach Vervollkommnung erwächst Freude und aus jämmerlicher Unzufriedenheit Kummer.“

       Viele sind im Wirbel sinnloser Unzufriedenheit zugrunde gegangen. Sie haben sich ihren Weg abgeschnitten, sowohl den irdischen als auch den überirdischen.

       Ein Tatmensch freut sich darüber, dass er Mensch ist. Dieses Menschsein lehrt ihn, dass er sich in beliebigen Umständen der großen Bewegung anzuschließen vermag. Er handelt gedanklich und ist bereits dadurch in der Lage, auf dem Weg voranzuschreiten.

      Der Weg der Selbstlosigkeit gibt Unzufriedenheit keinen Raum. Jedes lichte sich nicht zufrieden geben stellt bereits einen gewissen Sieg dar. Möge ein jeder sich bewusst sein, dass der Überirdische Weg kein Weg der Unzufriedenheit sein kann. Dornen werden sich in Rosen verwandeln, wenn der Wanderer die herrliche Weite lieben gelernt hat.

      Niemand kann verbieten, zur Überirdischen Welt zu streben und zu spüren, wie schön sie für alle ist, die sich ihr zuwenden können. Möge innige Freude den Menschen begleiten, der die Bewegung des Erfolges gefunden hat.

       Der Denker wies darauf hin, dass dem glücklichen Sucher Freude geboten ist, doch der Mensch muss heiter die Suche liebgewinnen.

 

       793. Urusvati weiß, dass gewisse Toren über Wiederholungen klagen, die sie in der Lehre festgestellt haben. Diese Klagen sind falsch. Sie beweisen nur, dass solche Leser leichtfertig sind. Sie geben sich keine Mühe, alle scheinbaren Wiederholungen miteinander zu vergleichen. Nur bei einem genauen Vergleich könnten sie sich davon überzeugen, dass es sich nicht um Wiederholungen, sondern um Vertiefungen handelt. Überdies darf man nicht vergessen, dass die Menschen wiederholter Anweisungen bedürfen. Doch selbst in einem solchen Fall muss man vertiefen, nicht aber die Worte wiederholen.

       Wir fürchten keine Wiederholungen, denn die Spirale des Aufstiegs verläuft unvermeidlich über frühere Bestätigungen. Natürlich verwandelt sich ein Gedanke bei jedem Umlauf der Spirale, und mit dem Wachstum des Gedankens wird auch die Form eine andere werden. Leidenschaftliche Verneiner finden immer einen Einwand; dieser hat jedoch keine Bedeutung, weil er immer ein persönliches Trugbild ist, während die Lehre die Menschheit im Blick hat.

       Bestätigt, dass man von der Überirdischen Welt vielfach und wiederholt sprechen muss. Die Zugänge zur Überirdischen Welt sind der Mehrheit der Zweibeiner ganz verborgen. Man muss sie an die Ausweglosigkeit ihrer Zukunft gemahnen. Allein auf strengen Befehl hin können die Menschen voranschreiten, die nicht zu denken vermögen.

       Der Denker bekräftigte, dass man sich nicht scheuen darf, immer wieder von den Überirdischen Wegen zu sprechen.

 

       794. Urusvati weiß, dass eine unbegrenzte Teilbarkeit der Anziehung zur grundlegenden Einheit nicht widerspricht. Die Wissenschaft bestätigt dies, doch besonders klar kann man sich davon im Bereich der psychischen Energie überzeugen.

       Mögen die Menschen die Teilbarkeit im Leben nicht fürchten. Oft unterstützt gerade sie die Offenbarung der Einheit. Die Menschen geben nicht zu, dass finstere Kräfte unbewusst zur Einheit verhelfen können. Doch ein solcher Gegensatz vermag einen besonders mächtigen Funken zu erzeugen. Es ist gleich, ob der Hammer, der den Funken herausschlägt, ein finsterer oder ein lichter ist; je stärker der Schlag, desto mächtiger und heilsamer ist der Funke.

       Besonders in den Tagen des Harmagedon lässt sich beobachten, wie die Teilbarkeit wächst, doch ebenso offenbart sich auch die Einheit. Die Welt strebt zur Einheit in der Zusammenarbeit. Die Welt begreift, wie unvermeidlich neues, gegenseitiges Verstehen näherkommt. Die Welt fegt eifrig verfaulte Wurzeln hinweg. So muss jede Lehre den Schritten der Neuen Welt Gehör schenken. Möge in allem Scharfsicht offenbart werden, dann werden die Menschen verstehen, was inmitten der Schlachten und Leiden herangereift ist.

       Der Denker sprach: „Erkennt die Hülle der Großen Einheit.“

 

       795. Urusvati weiß, dass die Hauptursache von Uneinigkeit in der Individualität der Bewusstseine liegt. Es gibt keine identischen Sandkörnchen und keine gleichen Bewusstseine. Dieser Reichtum der Natur hätte zu einer Beschleunigung der Evolution führen können, indessen ist aus ihm nicht wenig Böses entstanden. Man muss daran erinnern, dass dieses Böse verderblich ist, nicht nur im irdischen Leben, sondern auch in der Überirdischen Welt.

       Indessen kann jeder Mensch zur Verringerung des Bösen beitragen. Dafür sollte er sich der Individualität der Bewusstseine ganz klar erinnern. Er darf das Bewusstsein des Nächsten nicht zwingen. Er kann Freundschaft und Zusammenarbeit einbringen, muss dabei aber die Unterschiede der Bewusstseine zulassen. Aus einem solchen Verständnis erwächst Mitleid. Ein weiser Mensch zeigt dem Nächsten sein Mitleid nicht, damit dieser das Gute nicht für ein Almosen hält.

       Eine Vielzahl kleiner Charakterzüge kann verderbliche Uneinigkeit ausgleichen. Man darf jedoch Uneinigkeit nicht mit einem vernünftigen Meinungsaustausch verwechseln. Wer die bessere Saat ausbringt, wird auch eine reichere Ernte einfahren.

      Wir kümmern Uns nicht nur um das irdische Leben, sondern mehr noch um die Überirdische Existenz. Die Menschen sollten endlich anerkennen, dass jeder von ihnen zur Überirdischen Welt strebt und dafür den geeignetsten Weg pflastert.

       Der Denker riet: „Helft dem Nächsten, sich der Überirdischen Welt auf bessere und schönere Weise zuzuwenden.“

 

       796. Urusvati weiß, dass ein erweitertes Bewusstsein die Bewusstseine in seiner Umgebung harmonisiert und sogar die Atmosphäre beeinflusst; es entsteht ein Magnet eigener Art, der die Umgebung anzieht und verwandelt. Ein solcher Zustand ist nicht nur für die Erde, sondern auch für die Überirdische Welt wichtig. Natürlich wird eine Erweiterung des Bewusstseins nicht leicht erreicht.

      Überdies verwechseln viele Menschen Bewusstseinserweiterung mit mechanischer Wissensaneignung. Sie erkennen die Einwirkung psychischer Kräfte überhaupt nicht an; für sie ist die Wissenschaft alles, was der Menschheit bestimmt ist. Sie können nicht verstehen, dass Wissenschaft ohne psychische Energie tot ist. Wie aber kann der komplizierte Prozess der Erweiterung des Bewusstseins einsetzen, wenn die Menschen sich schon der geringsten Möglichkeit zu höherer Erkenntnis verschließen?

       Der Mensch muss sich sagen: „Ich will mein Bewusstsein erweitern.“ Nur der freie Wille kann einen wirksamen Magneten schaffen. „Ich will und ich kann“, so öffnet der Mensch das erste Tor zur Verwandlung der Welt. Der leidenschaftliche Wunsch muss sich mit Geduld verbinden, denn viele Prozesse erfordern Zeit. Eine solche Aufgabe kann nur ein Tatmensch lösen, der sich dem Dienst an der Menschheit geweiht hat.

       Der Denker bestätigte: „Versteht zu wünschen, macht euch zu Bürgern der Überirdischen Welt.“

 

       797. Urusvati kennt die ununterbrochene Fortdauer des Lebens. Jemand wird fragen: „Wozu wird immer wieder über ein solches allgemein bekanntes Gesetz gesprochen?“ Es geht jedoch darum, dass dieses Gesetz vergessen wurde und von der Mehrheit der Erdbewohner abgelehnt wird. Sie versteigen sich bis zu solcher Absurdität, das Verlassen der Erde für den Abbruch ihrer Existenz zu halten. Andere bringen es sogar fertig, den Schlaf als eine Unterbrechung des Bewusstseins anzusehen. Eine übergroße Mehrheit jedoch ist überhaupt nicht imstande, über den Strom des Lebens nachzudenken, weshalb es unerlässlich ist, an die ununterbrochene Fortdauer des Lebens zu erinnern. Man kann von verschiedenen Arten des Lebens sprechen, doch der Kern des Lebens ist nicht zu unterbrechen.

       Es ist unmöglich, vom Gesetz der Ethik zu sprechen, wenn Ursache und Wirkung nicht als ununterbrochener Faden dargestellt werden. Die Menschen können sich nicht vervollkommnen, wenn sie die Verantwortung für ihren freien Willen nicht klar erkennen. Besonders heutzutage, wo Harmagedon wütet, ist es unerlässlich, den Menschen nicht nur im irdischen, sondern auch im Überirdischen Leben zu helfen.

       Erkennt, wie leichtfertig die Menschen sich ihrer überirdischen Existenz gegenüber verhalten. Sie nehmen immer noch an, das irdische sei das eigentliche Leben, wobei sie vergessen, dass es nur ein kurzer Aufenthalt auf einem ununterbrochen fortlaufenden Weg ist.

      Mögen die Menschen, wenn auch nur in primitiver Denkweise, sich die Frage stellen: „Lohnt es sich denn zu leben, wenn weiter nichts existiert?“ Zur selben Zeit sprechen die Menschen von ununterbrochener Bewegung, doch eine solche ununterbrochene Fortdauer bringt sie nicht auf den Gedanken an die ununterbrochene Fortdauer ihrer eigenen Existenz. Dies muss man wiederholen, dringend und beharrlich wiederholen, sonst wird die Neue Welt sich als gebrechlich und baufällig erweisen.

       Der Denker warnte: „Erbauer des Neuen, verfallt nicht in altersschwaches Denken!“

 

       798. Urusvati kennt die tiefe Bedeutung der alten Schweigegelübde. Wissenschaftlich gesehen kann man verstehen, dass die Menschen auf diesem Wege versucht haben, eine Konzentration ihres Denkens zu erreichen. Überdies bereiteten sie sich gleichsam auf den überirdischen Zustand vor. Natürlich muss man anerkennen, dass jedes Bestreben zur Vertiefung des Denkens nützlich ist, doch lasst uns nicht vergessen, dass es bei der Entwicklung des Bewusstseins nicht nötig ist, Zwang auf die Natur auszuüben.

       Der Mensch vermag sein Denken zu üben, ohne Zwang gegen sich selbst anzuwenden. Dem Menschen ist die Sprache gegeben, warum also sollte er sich des Umgangs mit seinen Mitmenschen berauben? Auf gedanklichem Wege kann er sich nur in begrenzter Weise ausdrücken, möge er doch mit allen seinen Fähigkeiten zum Schönen streben. Der Mensch kann auf eine Hand verzichten, um die Fähigkeiten der anderen zu vermehren, doch wird eine solche erzwungene Beschränkung vernünftig sein? Ein gesundes Denken bedarf des Gleichgewichts aller Organe.

       Hegen wir Hochachtung vor den Schweigern des Altertums, denn sie handelten im Wunsch nach Vervollkommnung, doch die Evolution erfordert eine viel umfassendere Anwendung der Kräfte des Menschen. Möge er alle seine Möglichkeiten wirksam anwenden. Möge er in uneingeschränktem Erkenntnisstreben leben. Eine solche vernünftige, kühne Erkenntnissuche wird eine wahre Freude an der Arbeit verleihen.

       Wissen ist das unveräußerliche Recht des Menschen. Freiheit des Erkenntnisstrebens bedeutet Teilhabe an der Evolution. Jeder, der die Freiheit des Strebens nach Erkenntnis behindert, ist ein Feind der Evolution. Man muss verstehen, wie notwendig der Schatz der Erkenntnissuche für die Überirdische Welt ist. Wie ein unverlöschliches Licht führt sie die Wanderer auf den überirdischen Wegen.

       Der Denker bestätigte: „Möge jede irdische Überwindung ein noch besserer Zugang zur Überirdischen Welt werden.“

 

       799. Urusvati weiß, dass Überwindung Erfolg ist. Je reiner der Beweggrund, desto höher ist die Errungenschaft – dieses kurze Geleitwort gilt sowohl für die Erde als auch für die Überirdische Welt. Leider wollen die Menschen nicht erkennen, dass Leben Kampf ist. Sie fürchten sich sogar, über den unbegrenzten Kampf nachzudenken. Sie verstehen nicht, dass sich alle Welten in Prüfung befinden. Sie lesen eine solche Bestätigung und versinken in Angst.

       An jedem Morgen erfüllt sich der Mensch statt mit Freude mit Furcht vor der Zukunft. Mit derselben Angst geht er in die Überirdische Welt über; ein solcher Zustand verhindert die Vervollkommnung. Der Mensch muss jedoch auch in der Überirdischen Welt einen kühnen Kampf führen, ohne diesen wird er den Weg zu den Höheren Wesenheiten nicht finden.

       Auf der Suche nach Vervollkommnung trifft man auf viele Hindernisse, und ihre Überwindung wird bereits wahre Vervollkommnung sein. Nur im Kampf werden die Kräfte erneuert. Gerade die psychische Energie verstärkt sich auf diesem klaren Weg. Es ist falsch zu meinen, die psychische Energie sei ein unveränderlicher Schatz; sie befindet sich in ständigem An- oder Absteigen. Nur der kühne Sucher kann ein betrübliches Absteigen vermeiden. An dieses Geleitwort muss man besonders zu einer Zeit erinnern, da Harmagedon sich verstärkt.

       Der Denker sprach: „Überwindet und steigt auf!“

 

       800. Urusvati weiß, dass Gleichgültigkeit einem fauligen Brunnen gleicht, in dem sich nicht einmal die Sterne widerspiegeln können. Wanderer hüten sich, bei ihm Rast zu machen. Man kann viele weitere Beispiele anführen, die auf die tödliche Gleichgültigkeit passen. Sie ist für den Menschen nicht nur im irdischen Leben verderblich, sondern mehr noch in der Überirdischen Welt. Ein solcher Mensch kann sich nicht vervollkommnen und versinkt unwillkürlich in Unwissenheit.

       Verwechselt Gleichgültigkeit nicht mit Ruhe. Ruhe ist ein lichtes Morgenrot, Gleichgültigkeit jedoch stockfinstere Dunkelheit. Ruhe ist ein Lächeln der Freude, Gleichgültigkeit dagegen ein schiefes Grinsen. Die Menschen suchen ihre Unwissenheit nicht selten hinter einer Maske von Gleichgültigkeit zu verbergen, doch ist ein solcher Genosse sehr gefährlich und ansteckender als die tödlichste Krankheit.

       Für einen erleuchteten Geist existiert der Tod nicht, doch Gleichgültigkeit ist ein Anzeichen des Todes. Ein solcher Mensch kann in der Überirdischen Welt in einen langen Schlaf fallen. Weder erwacht sein Herz zu lichten Flügen, noch kann irgendetwas den schlafenden Klotz erwecken. So verkörpert sich sein Karma, und nichts als ein qualvoller Kampf steht demjenigen bevor, der seinen Weg verloren hat.

       Möge der Mensch die Gleichgültigkeit vertreiben. Möge er erkennen, worin seine Bestimmung besteht. Möge der Wanderer scharfsichtig und tätig in die Unbegrenztheit streben.

       Der Denker sprach: „Selbst Tiere sind nicht gleichgültig.“

 

       801. Urusvati weiß, dass seit uralten Zeiten alle Hohen Lehrer vor dem Schaden leichtfertiger Verurteilung gewarnt haben. Dennoch sind die meisten Menschen von dieser Untugend betroffen. Sie unterscheiden nicht zwischen begründeten, gerechten Urteilen und geschwätziger Verurteilung. Die Menschen verstehen nicht, welchen nicht wiedergutzumachenden Schaden sie damit nicht nur dem Nächsten, sondern auch sich selbst zufügen.

       Der Mensch ist bereit anzuerkennen, dass Verleumdung verbrecherisch ist, denkt aber nicht darüber nach, dass auch er selbst verleumden kann, ohne sich darüber Rechenschaft abzulegen, welchen kosmischen Schaden er damit anrichtet. Wir sprechen nicht nur von irdischem, sondern auch von überirdischem Schaden.

      Ihr könnt euch vorstellen, wie die Untugend leichtfertiger Verurteilung in der Überirdischen Welt wirkt, wenn eine solche Giftschlange das Denken eines Menschen inmitten der überirdischen Bewohner beherrscht! Sie leben durch das Denken und sind gedanklichen Entladungen gegenüber besonders empfindlich. Der Verleumder auf der Erde verbreitet den Schaden unter einer bestimmten Anzahl von Menschen, doch der überirdische Verleumder schädigt eine unzählbare Menge.

       Man darf nicht glauben, dass die Saat der Verleumdung leicht ausgemerzt werden kann. Bedauerlicherweise sind solche Gifte sehr langlebig und hinterlassen unauslöschliche Spuren im Kosmos. Mögen die Menschen daher verstehen, welche Verantwortung für ihr Urteil auf ihnen lastet. Jede gute Lehre muss eine Warnung vor diesem unauslöschlichen Schaden beinhalten.

       Der Denker warnte davor, den Weg mit leichtfertiger Verurteilung zu beschmutzen.

 

       802. Urusvati weiß, dass jemand den Einwand erheben wird: „Warum wird in einer neuen Lehre an eine alte, unheilbare Untugend der Menschheit erinnert? Über Verleumdung sind viele gute Worte gesagt worden, die vor ihrem Schaden warnen; dennoch nimmt diese Untugend nicht nur nicht ab, sondern entwickelt sich in starkem Maße. Es ist unmöglich, nur mit Worten auf die Menschheit einzuwirken.“

       Antwortet: „Für ein Geleitwort ist es unerlässlich, sich die ganze Last des Reisenden anzusehen. Selbst an alltäglichste Gegenstände muss man erinnern, wenn sie auf dem Weg erforderlich sind. Aus diesem Grund muss auf eine derart verderbliche Untugend, wie es die Verleumdung ist, mit besonderem Nachdruck hingewiesen werden.“

       Doch lasst uns sehen, was der Hauptgrund für diese Untugend ist. Es geht darum, dass sie bisher nur in Bezug auf das irdische Leben missbilligt worden ist, indessen hat sie für die Überirdische Welt eine besondere Bedeutung. Die Menschen vernachlässigen aber das Studium der Überirdischen Welt. Leichtfertig nehmen sie an, die Überirdische Welt trete hier auf der Erde nicht in Erscheinung. Indessen weiß jeder aufmerksame Forscher, wie viele Zeichen feinstofflicher Existenz im Leben eines jeden Tages ausgestreut sind.

      Ebenso wenig wollen die Unwissenden sich das Überirdische Leben als vom Gedanken bewegt vorstellen. Wie aber wird ein Verleumder leben können, wenn seine Gedanken bekannt sind? Überdies wird seine Ausstrahlung über weite Entfernung hinweg vom Wesen eines Verleumders künden. So kümmern Wir uns nicht allein um das irdische, sondern auch um das überirdische Leben.

       Der Denker sprach: „Hütet euch auf dem weiten Weg vor ungeeigneter Last.“

 

       803. Urusvati weiß, dass die Denker des Altertums das irdische Leben einen Zweikampf mit dem Chaos nannten. Der einsame, kühne Krieger legte eine schwere Rüstung an und ging auf die Suche nach dem Drachen des Chaos. Der Krieger wusste, dass der Drache ihm auf allen Wegen auflauerte, doch das Antlitz des Drachen änderte sich und der Krieger musste so findig sein, es zu erkennen. Natürlich verfiel der Krieger nicht selten in Trägheit und irrte umher, ohne die ihm vom Schicksal bestimmte Heldentat zu vollbringen.

       Man wird fragen: „Warum musste der Krieger die Überirdische Festung verlassen? Konnte er den Feind nicht von den Wällen aus niederschlagen? Besaß er etwa weder Speer noch Pfeil? Wahrscheinlich nisteten doch um die Festung herum ebenfalls Drachen?“ Es geht jedoch darum, dass der Krieger die verborgensten Ungeheuer finden muss. Sie verstecken sich in weit entfernten Schluchten. Je schwerer das Unterfangen, desto lichter ist die Heldentat und desto siegreicher kehrt der Krieger in seine Festung zurück.

       Möge der Mensch sich genau merken, dass seine Festung nicht auf der Erde ist. Ebenso muss man daran denken, dass alle irdischen Arbeiten um der Rückkehr in die Überirdische Festung willen vollbracht werden.

      Möge der Arbeiter auch verstehen, dass die Qualität seiner Arbeit hoch sein muss. Nur durch ihre Qualität ist jede Arbeit gesegnet. So können verschiedene Arbeiter sich begegnen und einander anhand der hohen Qualität ihrer irdischen Arbeit erkennen.

       Der Denker sprach: „Lernt es, über eine hohe Qualität des Daseins nachzudenken.“

 

       804. Urusvati weiß, dass Gedanken in der Überirdischen Welt Worte sind; der Gedanke ist Kommunikation, Schöpfung und Fortbewegung. Die Menschennehmen an, man solle an eine Überirdische Welt überhaupt nicht denken. Das irdische Leben bleibt dann die einzige Aufgabe der Existenz. Auf diese Weise verfällt der Mensch einem verhängnisvollen Irrtum.

       Man kann unmöglich nur an das irdische Leben denken, ebenso wenig jedoch ausschließlich zur Überirdischen Welt streben. In allem muss Zweckmäßigkeit eingehalten werden, nur so lernt der Mensch, im irdischen Leben zu schaffen und Zeit für Bestrebungen zur Überirdischen Welt zu finden. Wir leben für die Zukunft, doch liegt diese nur in der Überirdischen Welt. Die irdischen Leben stellen im Vergleich mit den überirdischen Existenzen den geringsten Teil dar.

       Stellt euch einen Menschen vor, der in die Überirdische Welt eintritt und nur die Verständigung über das gesprochene Wort kennt; er wird sich in einer bedauernswerten Lage befinden. Die Gedankenübertragung wird er sich nicht so bald aneignen. Zuerst wird er, wie ein Stummer, für sich stillschweigend Worte wiederholen, doch wenn sie nicht von feinfühligen Gedanken begleitet sind, werden sie keine Verständigung bringen. Nur schrittweise wird der Wanderer verstehen, wie er einen Gedanken ohne Worte ausdrücken kann, und so wird er auch lernen, die Gedankensendungen der neuen Gefährten aufzunehmen. Der Lehrer wird sich ebenfalls gedanklich an ihn wenden.

       Doch weshalb erst in der Feinstofflichen Welt damit beginnen, die Kunst des Denkens zu erlernen, wenn man sich schon im irdischen Leben auf diesen Fortschritt vorbereiten kann? Jedem ist es möglich, unter beliebigen Bedingungen bei sich selbst Versuche mit gedanklichen Gesprächen durchzuführen, und vielleicht wird eine Antwort kommen.

       Der Denker sprach: „Denkt daran, dass Worte Gedanken sind.“

 

       805. Urusvati kennt augenblickliche Erleuchtung. Sie verwirklicht sich in höherer Inspiration und Sehkraft. Man muss daran erinnern, dass ein solcher psychischer Zustand überaus selten ist, denn dafür bedarf es vieler irdischer und überirdischer Bedingungen. Man kann von einer solchen Erleuchtung träumen, sie aber nicht erzwingen.

       Wenn die überirdischen Bedingungen mit den entsprechenden irdischen Stimmungen zusammenfallen, kann der wunderbare „Lotus“ der Erleuchtung unerwartet erblühen. Der Mensch kann diesen Augenblick nicht kennen, doch oftmals flammt die Erleuchtung nicht nur unerwartet, sondern sogar zu scheinbar unpassender Gelegenheit auf, wenigstens nach irdischer Auffassung. Mag die Erleuchtung auch ein seltener Gast sein, so ist es doch nicht verboten, ihren Besuch zu erwarten.

       Man kann mit kurzen psychischen Vertiefungen beginnen. Man darf nicht denken, solche Konzentrationen seien nicht nützlich; gerade auf diesem unermüdlich beschrittenen Wege lassen sich viele Entdeckungen machen. Törichte Menschen klagen nicht selten darüber, dass ihre Arbeiten nutzlos vergingen, doch wo ist die Waage, die psychischen Aufspeicherungen wägen kann? Es ist leichter, mit bloßem Auge Gras wachsen zu sehen als den Prozess psychischer Aufspeicherungen zu beobachten.

       Man muss die Anfänger daran erinnern, dass keine ihrer Bemühungen um Konzentration ohne Nutzen bleiben wird. So kann man sich auf die Überirdische Welt vorbereiten, wo Erleuchtungen oft vorkommen, wenn der Mensch bereits daran gewöhnt ist, an sie zu denken. So ist jeder fähig, unter beliebigen Umständen fleißig die Meilensteine der Zukunft zu sammeln.

       Der Denker sprach: „Wozu mit Gewalt die Blätter des „Lotus“ herausreißen? Möge er zur bestimmten Stunde in Fülle erblühen!“

 

       806. Urusvati kennt das feurige Gleichgewicht. Es ist viel über Angemessenheit und Gleichgewicht gesagt worden, doch diese Begriffe bleiben unangewendet, weil man ihre Hauptgrundlage nicht erkannt hat. Selbst erfahrene Forscher verfallen der Gleichgültigkeit, anstatt nach Gleichgewicht zu streben. Alle wissen, dass die Natur des Daseins eine feurige ist, doch wie ist diese Eigenschaft im irdischen Leben anzuwenden? Wahrlich, man kann das feurige Gleichgewicht erreichen, indem man gleichzeitig im irdischen und im überirdischen Dasein lebt.

       Man darf nur nicht meinen, die Vertiefung in die Überirdische Welt löse bereits die Aufgabe des Gleichgewichts. Man muss aktiv alle Kräfte im irdischen Dasein einsetzen, doch dabei verstehen, dass ein solches Bemühen für den Überirdischen Erfolg notwendig ist. Man sollte meinen, dies aufzunehmen sei nicht schwierig, doch wird es selten erreicht; entweder verfällt der Mensch in Abstraktheit oder er versinkt in eine gewöhnliche Lebensweise.

       Man darf nicht meinen, Gleichgewicht sei leicht erreichbar. Es muss von Kindheit an erzogen werden, und dafür sind allgemein zugängliche Bücher über die Überirdische Welt notwendig. Mögen aus verschiedenen Religionen Tatsachen aus dem überirdischen Leben gesammelt werden. Solchen Beispielen mögen Fälle aus dem heutigen Leben hinzugefügt werden, nur so kann man die alten Überlieferungen mit dem heutigen Leben verbinden.

       Es ist ein weit verbreiteter Fehler, wenn Unwissende behaupten, im heutigen Leben gäbe es keine psychischen Erscheinungen. Man kann bestätigen, dass solche Erscheinungen sogar besonders oft stattfinden, grobe Unwissenheit sie aber nicht bemerkt. Selbst das Wort „Gleichgewicht“ stellt schon eine Aufnahme dar.

       Der Denker bestätigte: „Unsere Natur ist feurig. Mögen wir fähig sein, das heilige Feuer in uns zu entzünden.“

 

       807. Urusvati weiß, was große Geduld ist. Man nimmt an diese Festung des menschlichen Erfolges beruhe auf Wissen. Doch über das Wissen hinaus ist noch eine besondere Eigenschaft erforderlich, Duldsamkeit genannt. Daher lässt sich sagen, dass Geduld Duldsamkeit ist. Diese wertvolle Eigenschaft muss erzogen werden.

       Die Verwirklichung von Duldsamkeit ist besonders für die Überirdische Welt notwendig, ohne diese Eigenschaft schafft der Mensch sich eine bedauernswerte Existenz. Er stößt alle, denen er begegnet, von sich, denn in jedem findet er irgendeinen Zug, der ihm nicht angenehm ist. Aufgrund dieser kleinen Züge sieht der Mensch die wertvollsten Aufspeicherungen nicht.

      Man muss daher in Kindern schon in den frühesten Jahren weitgehende Duldsamkeit entwickeln. Man muss sie lehren, die wertvollste Eigenschaft eines Menschen zu erkennen und sich ihretwegen nicht in seine unangenehmen Fehler zu vertiefen. Dies umso mehr, als viele scheinbare Unzulänglichkeiten nur zur gegenwärtigen Zeit so erscheinen. Bald erneuert sich das Bewusstsein, und der Mensch wird sich seiner bornierten Unduldsamkeit schämen.

       Über den Schaden der Unduldsamkeit können nützliche Bücher geschrieben werden. Viele historische Beispiele könnten angeführt werden, wie Führer eine äußerst nützliche Entdeckung nicht wahrzunehmen vermochten. Möge der Historiker aufzeigen, wie solche bornierten Führer sich zum Gespött zukünftiger Generationen gemacht haben. Die Fähigkeit, etwas zuzulassen, ist bereits der Weg zu großer Geduld.

       Der Denker riet Seinen Schülern, Duldsamkeit als Mittel zur Erweiterung des Bewusstseins zu beweisen.

 

       808. Urusvati kennt die Lebenskraft des Gedankens. Schneller als das Licht eilt der Gedanke dahin. Er wird durch das räumliche Feuer gereinigt und zeigt schließlich sein Wesen. Ein guter, ein schöner Gedanke erweist sich in der feurigen Esse als noch schöner. Ein böser, ein schädlicher Gedanke tritt in verstärkter Bosheit hervor. Diese unterschiedlichen Magneten jagen im Raum umher und wirken auf die umgebende Atmosphäre ein.

       Für wem aber ist ein guter Gedanke wohltätig? Auf wen wirkt ein böser Gedanke? Vor allem auf den Erzeuger selbst. Nicht nur im irdischen Leben, sondern besonders in der Überirdischen Welt fallen die Schläge schädlicher Gedanken schwer auf den feinstofflichen Körper. Wie schwere Gewichte behindern böse Gedanken den Fortschritt, und nicht selten erkennt der Erzeuger selbst seine Ausgeburten nicht.

      Leichtfertig, wie er ist, hat er seine giftigen Sendungen vergessen, sie aber haben ihn nicht vergessen. Sie werden zu ihm hingezogen und finden ihn überall in den überirdischen Räumen. Ebenso fliegen die guten Boten herbei und weben strahlende Flügel für einen herrlichen Aufschwung.

       Solche Prozesse lassen sich wissenschaftlich erklären, denn die Gedankenenergie unterliegt der wissenschaftlichen Erforschung. Man muss sich einen Vorrat guter Gedanken anlegen, nur sie ermöglichen einen leichten Aufstieg auf die Höhen.

      Glaubt nicht, das Böse könne leicht ausgemerzt werden; ein solches feuriges Brandmal ist für lange Zeit untilgbar. So denkt an eure Helfer und Schädiger in der Überirdischen Welt.

       Der Denker sprach: „Welt, erkranke nicht durch Hass!“

 

       809. Urusvati kennt die Heilkraft des Mitleids. Gewöhnlich nehmen die Menschen an, diese Eigenschaft könne nur Höheren Wesen zukommen. Indessen kommen sie in ihrem Alltagsleben oft mit Mitleid in Berührung.

       Wahrlich, Barmherzigkeit, Friedfertigkeit, Mitgefühl, Nachsicht und alle Bekundungen von Behutsamkeit gegenüber den Mitmenschen sind in unterschiedlichem Maße Erscheinungen von Mitleid. Die Liebe selbst ist dem Mitleid nah. Und ist Zusammenarbeit nicht ein Nachbar des Mitleides? Alle diese guten Eigenschaften sind voller Heilkraft.

       Mit guter Absicht ausgesandte psychische Energie offenbart eine heilkräftige Einwirkung. Möge die Wissenschaft aufzeigen, wie heilsam gute Absichten für das Nervensystem sind. Doch vergessen wir nicht, dass derjenige, der Mitleid bekundet, von dem Bumerang der ausgesandten Energie ebenfalls eine nützliche Einwirkung erhält.

       Überdies muss man im Blick haben, dass solche wechselseitigen Einwirkungen besonders in der Überirdischen Welt in Erscheinung treten. Die Bewohner der Feinstofflichen Welt bedürfen keiner Versicherungen durch Worte, das Gefühl allein erreicht den Leidenden schneller als das Licht.

      Und es gibt in der Überirdischen Welt nicht wenige Unglückliche, die der Ermutigung bedürfen. Solche umherirrenden Bewohner wollten während ihres irdischen Zustandes nichts von einer zukünftigen Existenz hören. Sie irren nackt umher und wissen nicht, wie sie sich bedecken sollen.

      Man kann viele Beispiele überirdischen Unglücks anführen, das durch Unwissenheit erzeugt wurde. Welch ein weites Tätigkeitsfeld eröffnet sich da jedem, der die Bedingungen des überirdischen Lebens kennt! Und der Ermutigende selbst erhält durch seine guten Gefühle verdoppelte Kraft.

       Der Denker sprach: „Lasst uns eine gute Ernte einbringen.“

 

       810. Urusvati kennt die Freude am Erfolg. Diese Freude ist lichtvoll, doch noch lichtvoller ist geistige Freude. Die Menschen haben für geistige Freude keine genaue Bezeichnung, doch am nächsten kommt, sie feurige Freude zu nennen. Bei der Einwirkung von geistiger Freude spüren wir die Feurigkeit der gesamten Natur, und ein solches Verständnis erhebt uns leichter als alles andere in die Überirdische Welt.

       Wahrlich, dort kann man verstehen, wie segensreich feurige Freude ist. Sie erweitert gleichsam das Bewusstsein, und die besten Aufspeicherungen sammeln sich bei dem feurigen Magneten. Das Wesen des Menschen erneuert sich, und der sogenannte alte Mensch verbrennt. Man muss verstehen, wie unerlässlich eine solche Erneuerung nicht nur für die Überirdische Welt, sondern auch für das irdische Leben ist. Dabei ist es möglich, Begeisterung unter den alltäglichsten Umständen zu erreichen.

       Man könnte Urusvati fragen, wie sie dies erfahren hat. Wie die Welle dieser Freude den Geist erfüllt und den Verkehr mit den Höheren Welten eröffnet hat. Urusvati kann bestätigen, wie sehr Niedergeschlagenheit und Gereiztheit dafür untauglich sind. Es ist nicht leicht, sich inmitten irdischer Unruhen vor solchen bedauerlichen Gefährten zu schützen, doch Begeisterung des Geistes verbrennt das Körperliche.

       Man darf feurige Anspannung unmöglich mit Zorn oder Gereiztheit vergleichen. Vor feuriger Begeisterung fallen alle Hindernisse. Jeder kann sich an das Licht anschließen, doch dafür muss man sich vor allem Licht wünschen.

       Der Denker wandte sich immer wieder an die Schüler mit den Worten: „Lasst uns freudig sein, lasst uns lichtvoll sein!“

 

       811. Urusvati kennt den „feurigen Lotus“*. In alten Handschriften kann man den Vergleich des Menschen mit einem blühenden Garten finden; ein solcher Vergleich hat eine wissenschaftliche Grundlage. In der Tat, wenn die Zentren des Menschen Licht ausstrahlen, gleichen sie verschiedenen, wunderschönen Blumen. Allein das Herz stellt ein ganzes Blumenbeet dar, denn viele Zentren leuchten in den unterschiedlichsten Farben. Man darf jedoch nicht denken, eine solche Festtagsbeleuchtung sei oft möglich.

       Im allgemeinen berücksichtigt man bei seinen Überlegungen nur einige Hauptzentren; indessen ist es nicht gerechtfertigt, sie als die bedeutsamsten zu bezeichnen. Außer ihnen kann der Mensch mit noch vielen anderen, nicht weniger wichtigen Zentren erstrahlen. Die Ausstrahlung des Menschen besteht aus einer Zusammensetzung verschiedener Lichter, die eine vielschichtige Gesamttönung ergeben.

       Ebenso wenig darf man denken, es sei nicht gut, wenn nicht gleich der ganze Garten erstrahlt. Einzelne Herzzentren entflammen nur beim Verkehr mit der Überirdischen Welt; solche Zentren werden als Wanderer in die Überirdische Welt bezeichnet. Auch darf man nicht meinen, die Gehirnzentren könnten alle gleichzeitig erstrahlen. Im Gegenteil, das normale Denken ist auf besondere Zentrengruppen beschränkt, und es wäre nicht nützlich, wenn die Zentren allzu rasch entflammen würden. Nur bei hoher Ekstase kann man ein harmonisches Leuchten aller Zentren bemerken, doch kann eine solche Anspannung nicht oft eintreten, anderenfalls würde der Körper verbrennen.

       Der Denker sprach: „Schätzt den Menschen als einen göttlichen Garten.“

 

       812. Urusvati kennt die Feurigkeit alles Existierenden. Die Wissenschaft wird bei der Erforschung des Nervensystems unweigerlich auf die Ausstrahlungen des Menschen stoßen; sie wird das alles durchdringende, feurige Prinzip bestätigen.

       Es wird viel über die Aura gesprochen, doch versteht man ihre Ursachen und Wirkungen überhaupt nicht. Die Wissenschaft wird noch nicht so bald verstehen, weshalb die Ausstrahlungen mitunter als Banner des Menschen bezeichnet wurden.

      Zum Verständnis einer solchen Definition muss man auch die Bedingungen der Überirdischen Welt kennen. Der Mensch trägt sein Banner, wenn er in der Überirdischen Welt lebt, er kann sein Licht nicht verbergen. So ist es nicht erstaunlich, dass er sich als ein mächtiger Magnet oder als Gegenstand der Abscheu erweisen kann. Gerade das irdische Leben kann unauslöschliche Folgen (…) schaffen.

      Umso eher sollten die Menschen über die Qualität ihrer Ausstrahlungen nachdenken. Jedes Schaffen von Gutem verbessert bereits die Ausstrahlung. Die Menschen können sich selbst helfen, indem sie ihrem Nächsten helfen.

       Urusvati weiß auch, dass ein zeitgemäßer Yoga – die Verbindung mit dem Höchsten – mitten im Alltagsleben verwirklicht werden muss. Nicht Abkehr vom Leben, sondern seine Umgestaltung wurde geboten. Die feurige Existenz ist der Magnet des Herzens. Das Herz kann nämlich den Zugang zu den Höheren Welten eröffnen.

      Es bedarf keiner besonderer Quälereien. Liebe, Arbeit und Schönheit sind allen zugänglich, und das in jedem beliebigen Zustand. Man muss das Leben auf diesen Grundlagen verwirklichen. Den Kindern muss man erklären, wie sehr sie Schmied ihres eigenen Glückes sind. Möge Erziehung der Bildung vorangehen. Die feinstofflichen Energien stellen eine wunderbare Harfe mit vielen Saiten dar.

       Der Denker sprach: „Feuriges Banner, beleuchte den Höhenweg!“

 

       813. Urusvati kennt die Schönheit der Überirdischen Welt. Man wird sagen: „Wie aber, wenn einige Schichten der Überirdischen Welt durch die Unwissenheit ihrer Bewohner verunstaltet sind? Kein Neuankömmling wird solche finsteren Schichten durchdringen und über sie hinaus gelangen können!“ Antwortet: „Jeder, der von Vergehen gegen die Ethik unbelastet ist, ist in der Lage, durch die finsteren Schichten hindurchzufliegen und die Sphäre der Harmonie zu erreichen.“

       Die Menschen bergen mächtige Flügel in sich, Wille genannt, doch darf man nicht meinen, dass dieser sich von allein bilden könne – man muss ihn aufziehen wie eine kostbare Blume. Und der Mensch weiß nicht, wann der „feurige Lotus“ erblühen wird. Manchmal ist der gewöhnlichste Alltagszustand kein Hindernis für sein wunderbares Erblühen; so kann der Mensch sich auf den wichtigsten Flug vorbereiten. Er kann die finsteren Schichten durchfliegen, fast ohne die Hässlichkeiten der Unwissenheit wahrzunehmen. Der Mensch kann dorthin aufsteigen, wohin ihn sein führender Magnet zieht.

       Bei den Einweihungen des Altertums musste der Schüler einen Raum durchschreiten, der mit den entsetzlichsten Darstellungen angefüllt war. Der Schüler musste mit geöffneten Augen hindurchgehen, doch hing es von ihm selbst ab, die umgebenden Schrecken nicht zu bemerken. Eine solche Prüfung des Willens ging dem Eintritt in das Prunkgemach der Schönheit voraus. Eine ähnliche Prüfung erfolgt beim Eintritt in die Überirdische Welt. Möge der Wanderer seinen Willen sammeln und es verstehen, sein Denken für die letzte Vollendung anzuspannen.

       Der Denker sprach: „Versteht es, über alle Hindernisse hinwegzufliegen.“

 

       814. Urusvati kennt die Teilbarkeit der psychischen Energie. Ein einziges Feuer kann, ohne zu verlöschen, eine Vielzahl von Öllämpchen entzünden, und auch Sendungen von psychischer Energie können viele Herzen berühren.

      Dabei muss man eine bemerkenswerte Erscheinung verstehen, die selten beachtet wird: Die Sendungen gelangen in ihrem Wesen unverändert ans Ziel, doch ihre Einzelheiten und Ausdrucksformen können sich in Abhängigkeit von der Individualität des Empfängers ändern. Daher rühren mitunter die Missverständnisse über scheinbare Widersprüche. Ein Forscher könnte jedoch eine ganze Reihe psychischer Sendungen miteinander vergleichen und sich davon überzeugen, dass ihr Wesen unzerstörbar ist, obwohl ihre Ausdrucksformen sich ändern.

      Eine solche Erscheinung beweist die feurige Natur der psychischen Energie. Sie ruft im Bewusstsein des Empfängers die ihm am nächsten stehenden Ausdrucksformen hervor – so wird die vernünftige, feurige Grundlage der uranfänglichen Energie bestätigt.

       Bei psychischen Sendungen muss man im Blick haben, dass sie ganz unerwartete Wesen berühren können, erwünschte wie unerwünschte. Diese Überlegung veranlasst zur Vorsicht. Deshalb weiß ein erfahrener Tatmensch, wie er sein Denken zu zügeln hat, wenn es sich für irgendetwas als schädlich erweisen könnte.

       Die Erscheinung des psychischen Austausches ist sowohl in der irdischen als auch in der Überirdischen Welt weit entwickelt. Die Menschen denken jedoch oftmals derart schwach, dass sich statt einer klaren Sendung nur giftige Trübheit ergibt.

       Der Denker sprach: „Lasst uns einen klaren und reinen Gedanken aussenden. Er wird auf seinem Weg keinen Schaden anrichten.“

 

       815. Urusvati kennt das alte Vermächtnis vom erleichterten Karma. Der Mensch häuft im Laufe vieler irdischer Reisen eine schwere Last von Ursachen an, die unausweichliche Wirkungen erzeugen. Man darf nicht annehmen, die Last des Karma bilde sich nur aus abscheulichen Verbrechen. Sie wächst Schritt für Schritt aus Handlungen der Trägheit, der Nachlässigkeit, der Grobheit, der Undankbarkeit und vieler Aspekte der Unwissenheit an, doch für all dies muss man bezahlen, ein solches Bezahlen ist unausweichlich.

       Das Vermächtnis spricht aber vom erleichterten Karma – was bedeutet das? Ein freier, guter Wille vermag die Strenge des Karma zu erweichen. Doch dafür muss der Mensch bereits im irdischen Leben anerkennen, dass er eine lange Schleppe nicht ausgelebter Verfehlungen hinter sich her schleift. Mit der Kraft einer solchen klaren Erkenntnis kann der Mensch Missgeschick geduldig ertragen und mit seinem Willen sogar vermindern; so bildet sich ein erleichtertes Karma.

       Dort, wo ein Unwissender ein strenges Entgelt zahlen muss, hilft ein erweitertes Bewusstsein, eine erleichterte Bezahlung zu leisten. Auf diese Weise hilft der Mensch dadurch, dass er sein Bewusstsein erweitert, sich selbst und erleichtert seinen Weg.

       Das Vermächtnis über das erleichterte Karma bezieht sich sowohl auf das irdische als auch auf das Überirdische Leben. In der Feinstofflichen Welt kann der Mensch verstehen, wofür er bezahlt, und darüber staunen, dass eifrige Taten nicht seinem Verständnis gemäß geschätzt werden. Eine kleine Tat wird mitunter als kostbarer bewertet. So möge das Herz dem Menschen zur Erkenntnis verhelfen.

       Der Denker sprach: „Unser Glück liegt darin, dass uns die Möglichkeit gegeben ist, den Lohn für unsere Arbeit selbst festzusetzen.“

 

       816. Urusvati kennt die Macht des tiefen Atemholens[94]. Wir haben bereits auf den Nutzen richtigen Atmens hingewiesen. Dieser Gegenstand wird viel erforscht, doch in dem Buch „Das Überirdische“ muss man auf einen bedeutsamen Umstand hinweisen: Tatmenschen verschiedener Bereiche unterbrechen, wenn sie Ermüdung verspüren, ihre Arbeit oder ihre Rede mit einem tiefen Atemholen und empfangen gleichsam einen Zustrom neuer Kraft. In der Mehrzahl der Fälle handeln sie intuitiv, ohne sich Rechenschaft über den Prozess zu geben, der vor sich geht. Man kann sich vorstellen, wie sehr ein solcher Prozess sich verstärken würde, wenn man ihn als bewusste Handlung vollzöge.

       Daher muss man sich merken, dass ein solches erneuerndes Atemholen als überirdisch bezeichnet wird, denn bei ihm ruft der Arbeiter die Höheren Kräfte herbei. Möge der Arbeiter verstehen, dass man sich, um die Wirkungen zu verbessern, bewusst an die Überirdische Welt wenden und das innere Band mit dem Reservoir alles Existierenden bestätigen muss.

       Gleichfalls wurde bemerkt, dass einige Tatmenschen beim Atemholen die Augen schließen. Ein solches intuitives Verhalten ist richtig, denn es führt zu höchster Konzentration, und Wir haben bereits davon gesprochen, dass eine Erleuchtung augenblicklich erfolgen kann. Auf diese Weise ergibt sich gewissermaßen ein kurzes Pranayama, mit dem Unterschied, dass es vor aller Augen vor sich geht und durch die Anwesenden keinerlei Einschränkungen erleidet.

       Es wurde auch festgestellt, dass ein überirdisches tiefes Atemholen in der Regel nur ein einmal stattfindet und ohne Wiederholung bleibt. Ein solcher Umstand ist von Bedeutung, da man die Macht der Energie mit nur einem einzigen Atemzug herbeirufen kann. Bei Wiederholung kann Atemnot eintreten, die der Arbeit schadet.

       Der Denker riet: „Denkt an die Macht des überirdischen tiefen Atemholens.“

 

       817. Urusvati kennt die Macht des feurigen Auges. Möge man eine solche Bekundung von Energie als Magnetismus, Hypnotismus, Mesmerismus oder nach alter Anschauung als Verzauberung oder heiligen Schlaf bezeichnen, so wird sie im Grunde eine feurige Offenbarung der uranfänglichen Energie sein, die jedem Wesen in unterschiedlichem Maße verliehen ist.

       Doch weshalb können die einen diese Energie mit Leichtigkeit anwenden, während andere versichern, ihrer vollkommen beraubt zu sein? Mit einer solchen Behauptung schläfern die letzteren selbst ihr heiliges Geschenk ein. Sie nehmen an, das Auge sei ihnen nur zum Sehen gegeben, vergessen jedoch, dass jeder Blick eine Sendung von Energie darstellt. Überdies wollen sie nichts davon wissen, dass die feurige Macht nur bei voller Erkenntnis ihrer Realität auflodert.

       Die Menschen suchen die höhere Verbindung, indem sie beständig ein Mantram sprechen, zunächst mit Worten, später in Gedanken. Doch sie vergessen die mächtigste Verbindung über das Feuer des Herzens; nur eine solche Erleuchtung bedarf keiner Worte und Gedanken. Sie lebt im feurigen Herzen, und nichts vermag dieses heilige Band zu zerreißen.

       Diese Realität ist die Grundlage der Wahrheit, und der Mensch ist befähigt, jene unbeschreibliche Macht aus eigener Kraft zu entfalten. Für ihn wird jeder Blick eine Sendung und eine Offenbarung guten Willens sein. Mögen solche natürlichen Erkenntnisprozesse auch Zeit erfordern, doch jede psychische Errungenschaft wird sowohl in der irdischen als auch in der Überirdischen Welt ein unveräußerlicher Besitz sein.

       Ein verfeinertes Bewusstsein erweitert sich von selbst, und der Mensch erkennt, dass man sowohl mit offenen als auch mit geschlossenen Augen sehen kann. Feurige Sendungen haben keine Grenzen. Natürlich kann der Mensch den Blick bewusst verstärken oder abschwächen, je nach den gewünschten Wirkungen. So birgt jeder Mensch einen feurigen Schatz in sich. Man kann nur hoffen, dass die Wissenschaft sich mit der Erforschung der psychischen Energie befassen wird.

       Der Denker sprach: „Weder Worte noch Gedanken, sondern das Herz erleuchtet den Weg des Wanderers.“

 

       818. Urusvati kennt die Macht der Geduld. Viele wertvolle menschliche Eigenschaften verlieren ihren grundlegenden Sinn, weil ihnen die Erkenntnis der Überirdischen Welt fehlt. Stellt euch einen Zweibeiner vor, der in einer Anwandlung von Unwissenheit die erhabene Überirdische Realität verneint. Was wird seine Geduld sein, und weswegen? Was wird seine Hingabe sein, und für wen oder was? Was wird seine Angemessenheit sein, und womit? Was wird seine Duldsamkeit sein, und weswegen? Was wird seine Freude sein, und worüber? Was wird seine Feinfühligkeit sein, und wofür? Wie wird seine Erkenntnisfähigkeit sein, im Vergleich womit? Was wird seine Selbstvervollkommnung sein, wenn sein Horizont versperrt ist? So kann man die besten Eigenschaften aufzählen, und sie werden durch die irdischen Begrenzungen herabgesetzt.

       Die Menschen träumen vom Verkehr mit fernen Planeten, vergessen aber, dass ihnen die Möglichkeit gegeben ist, mit der Überirdischen Welt zu verkehren. Jeder vermag seine Fähigkeit zur Erkenntnis der Überirdischen Welt zu vertiefen. Jeder kann, ohne sich von der irdischen Arbeit zu entfernen, mit der Überirdischem Schöpfung in Verbindung treten.

       Wir müssen den Wissenschaftlern mit Nachdruck raten, sich der Erforschung der Überirdischen Welt zuzuwenden. Ein Forscher vermag den psychischen Verkehr mit den Überirdischen Sphären in verschiedenen Graden aufzufassen.

       Vielleicht wäre es richtiger, die Wesen der Überirdischen Sphären nicht als Geister, sondern gerade als Bewohner zu bezeichnen. Eine solche materieller Wissenschaft wird sich leichter mit dem Studium der Überirdischen Sphären anfreunden. Die Ergebnisse solcher Studien sind besonders jetzt dringend erforderlich, da Harmagedon in alle Sphären eindringt und es überall ungewöhnliche Erscheinungen gibt.

       Der Denker bestätigte: „Wenn der Felsen fest ist, ist der Turm beständig.“

 

       819. Urusvati kennt die Macht des Herzens. Schon im fernen Altertum erkannten die Menschen nicht nur die körperliche, sondern auch die geistige Macht des Herzens. Die stärksten Gebete schwangen sich aus dem Herzen empor, doch in den darauffolgenden Jahrhunderten wurde die geistige Bedeutung des Herzens herabgesetzt und es wurde auf die Stellung eines physischen Organs reduziert.

       Bald wurde die Aufmerksamkeit der Menschen vom Gehirn angezogen, und so wurde das Herz als Hilfsorgan angesehen. Die Menschen haben vergessen, dass das Herz der Säer ist und das Gehirn der Pflüger und Schnitter. Niemand wird von einem nicht besäten Feld eine Ernte erwarten. So wird auch das Herz keine überirdischen Samenkörner hervorbringen, wenn das Bewusstsein das Verständnis der Überirdischen Welt verloren hat. Man muss verstehen, dass die höchste Macht nicht in Erscheinung treten wird, wenn der Mensch sie nicht bewusst herbeiruft.

       Die Bedeutung des Herzens muss in nächster Zukunft wachsen. Nicht nur das Studium des Gehirns, sondern auch die Erkenntnis sämtlicher Eigenschaften der Herztätigkeit muss ausgeweitet werden. Wir begrenzen die Erforschung des Herzens nicht nur auf den Aspekt der psychischen Energie. Möge die Wissenschaft auf vielfältigen Wegen zu einem weiten Verständnis gelangen. Gewiss, die ganze Gehirntätigkeit, das gesamte Nervensystem und sämtliche Drüsenabsonderungen werden als Kanäle einer Quelle erkannt werden – des Herzens.

       Nichts darf herabgesetzt werden, doch möge der Mensch verstehen, wo der Mittelpunkt seines Daseins liegt. Lassen wir die wissenschaftlichen Errungenschaften der verschiedenen Völker, der alten wie der heutigen, nicht außer acht. Man darf alte Erkenntnisse nicht einfach geringschätzen, denn man kann in ihnen Schimmer der Wahrheit finden.

       Der Denker sprach: „Das Herz ist ein Weiser. Das Herz ist ein Wahrsager. Das Herz ist ein überirdischer Bote.“

 

       820. Urusvati kennt die Macht des Gleichgewichts. In verschiedenen Epochen gaben die Menschen dem Gleichgewicht die Bezeichnungen: Mittlerer Weg, Goldener Weg, Waage der Weisheit, Großer Rhythmus oder Überirdischer Atem. Gleichzeitig versicherten die Unwissenden, Gleichgewicht sei nichts anderes als Gleichgültigkeit.

      Im übrigen entging noch nicht einmal der Begriff Nirwana verschiedenen Fehldeutungen. Die Menschen sind nicht in der Lage zu verstehen, dass Nirwana die höchste harmonische Anspannung darstellt. Die Fehldeutung des Gleichgewichts erleidet das gleiche Schicksal. Indessen bedarf die Welt gerade jetzt der Waage der Weisheit.

       Man muss anerkennen, dass wütender Hass das Schiff der Menschheit zum Kentern bringen kann. Ein weiser Steuermann ist nicht nur in der irdischen, sondern auch in der Überirdischen Welt vonnöten. Woher aber soll das Verstehen des Gleichgewichts kommen, wenn in den Schulen die Wissenschaft des Denkens nicht gelehrt wird? Die Kinder müssen fähig sein zu unterscheiden, wo Gleichgewicht und dessen Schwester, Gerechtigkeit, erforderlich sind.

       Die Menschen nehmen fälschlicherweise an, Gerechtigkeit sei ein relativer Begriff; jeder habe seine eigene Gerechtigkeit und sein eigenes Gutes. Ein solcher Irrtum kann nicht wiedergutzumachenden Schaden verursachen. Gerechtigkeit und das Gute scheinen unbestimmte Begriffe zu sein, doch man muss in das Wesen des Bewusstseins hineinschauen, um die unzerstörbaren Grundlagen des Daseins zu erspüren.

       In die Tiefe des Herzens kann man nur bei wahrem Gleichgewicht blicken. Dies ist keine sogenannte Ruhe, denn Gleichgewicht ist Erleuchtung und Anspannung sämtlicher Energien. So lasst uns das Gleichgewicht, als feste Brücke zur Überirdischen Welt, nicht vergessen.

       Der Denker riet: „Webt euch Flügel des Gleichgewichts, dann werdet ihr nicht in den Abgrund fallen.“

 

       821. Urusvati kennt die Macht des Beobachtungsvermögens. Wir haben die große Bedeutung der Erweiterung des Bewusstseins viele Male bestätigt. Manche nehmen an, diese hohe Eigenschaft sei etwas Unerreichbares und Übernatürliches, doch irren sie sich. Die Erweiterung des Bewusstseins ist eine natürliche Eigenschaft, ebenso wie alles im irdischen und im überirdischen Leben.

       Man muss viele einfache Errungenschaften verstehen, um zu erkennen, was zur Vertiefung des Bewusstseins beiträgt. Sehen wir uns noch einmal unsere bescheidenen Helfer an, unter ihnen ist die gewichtige Errungenschaft der Erziehung der Beobachtungsfähigkeit. Gerade die Schärfe der Beobachtung muss erzogen und entwickelt werden.

       Nur wenige bringen Beobachtungsvermögen aus der Überirdischen Welt mit. Gewöhnlich müssen ihre Keime an den alltäglichsten Gegenständen beharrlich entwickelt werden. Es geht nicht an, dass nur der Lehrer an der Schule Beobachtungsfähigkeit entfaltet. Man selbst muss den Wert dieser Eigenschaft verstehen, die einem den irdischen wie den überirdischen Weg eröffnet.

       Ein kleines Kind kann verstehen, dass ein Mensch, der nicht beobachtet, einem Blinden und Tauben gleicht. Er vermag höhere Erscheinungen nicht wahrzunehmen. Er versinkt in einen Teufelskreis von Vorurteilen. Er kann seinen Fortschritt nicht beschleunigen und verbleibt wie ein fauliges Gewässer. Wie kann ein solcher Lehrer Eindrücke der Überirdischen Welt unterscheiden? Kann er die wunderbaren Erscheinungen der irdischen Natur schauen? Nur eifrige Erziehung der Beobachtungsfähigkeit kann selbst das gewöhnlichste Alltagsleben verwandeln.

       „Helft den Blinden, sehend zu werden“, so riet der Denker.

 

       822. Urusvati kennt die Macht der Wachsamkeit. Euch ist die tiefe Bedeutung der Beobachtungsfähigkeit bekannt. Wie aber kann sich Beobachtungsvermögen ohne Wachsamkeit und ohne beständige Anspannung bilden? Diese Eigenschaften treten nicht augenblicklich ein, man muss sie erziehen, und je bewusster man sie ausbildet, desto rascher wird die unermüdliche Wacht verwirklicht. Dabei muss man daran denken, dass sich keine Eigenschaft erzwingen lässt. Man muss aus freiem Entschluss lieben lernen, die Stufen des Aufstiegs zu erklimmen, nur eine Aneignung aus Liebe führt zu den geöffneten Toren.

       Mögen die Forscher sich merken, dass jede ihrer Arbeiten auch für die Überirdische Welt notwendig ist. Wie sehr ist ein Wanderer in den weiten Gefilden der Überirdischen Welt zu bedauern, der der Beobachtungsfähigkeit beraubt und nicht in der Lage ist, Wachsamkeit anzuwenden! Die besten Begegnungen gehen an ihm vorüber.

      Man muss wissen, dass in der Überirdischen Welt niemand den Wanderer nötigen wird. Er muss spüren, wo es Schwingungen gibt, die mit den seinen übereinstimmen. Er wird sich nicht inmitten ungleichartiger Rhythmen verlieren, sondern aufmerksam denen zustreben, die ihm am nächsten stehen. So bilden sich aus einfachen irdischen Erkenntnissen überirdische Schätze.

       Wir sind sehr darum besorgt, dass die Menschen sich nicht von ihren irdischen Bestimmungen lösen, sondern in jedem irdischen Detail einen höheren Schatz erkennen.

       Der Denker sprach: „In einem Tautropfen spiegelt sich das gesamte Weltall wider.“

 

       823. Urusvati kennt die Macht der Freude. Jede Freude am Guten, selbst die alltäglichste, hebt die Schwingungen. So kann man verfolgen, als wieviel stärker sich ein freudvoller Mensch erweist.

       Besonders machtvoll ist Freude, die auf die Erkenntnis der Überirdischen Welt gegründet ist. Man muss verstehen, dass eine solche Erkenntnis nicht bedeutet, dass der Mensch ständig in Worten an die Überirdische Welt denken muss. Unerlässlich ist, dass sich sein Bewusstsein in einem solchen Maße an das überirdische Bewusstsein annähert, dass ein eifriges Herz gar nicht anders leben kann.

       Für unerfahrene Menschen wird der Zwang, den sie auf ihr eigenes Bewusstsein ausüben, zum Hindernis, denn man darf das Bewusstsein keinesfalls zwangsweise dazu bringen, sich dem Überirdischen zu nähern. Nur schrittweise kann man dem Bewusstsein den Anschluss an das Gesetz der Feinstofflichen Welt einprägen.

       Möge ein Lehrer es verstehen, seinen Schülern von den ersten Jahren an Wissen über die Macht der feinstofflichen Energien zu vermitteln. Möge er auf beliebigem Wege beginnen, die jungen Menschen an ihnen teilnehmen zu lassen. Wem die Astronomie oder die Kosmographie näherstehen, möge damit beginnen, sie zu studieren. Alle Wissenschaften können einen zum Allerhöchsten lenken. Nur ein verwirrtes Denken kann die Erkenntnis beschränken. Lernt daher zu denken. Erkennt die Freude des Denkens. Versteht es, in jeder beliebigen Lebenssituation zum Ozean der Freude zu streben.

       Der Denker wies darauf hin, dass Freude in ihrer Kraft der Liebe gleicht.

 

       824. Urusvati kennt die Macht der Stille. Es wird gesagt: „Stille ist stärker als Donner. Stille ist lauter als Posaunenschall. Stille ist eine Brücke zum Überirdischen.“ Von welcher Stille aber ist die Rede?

       Für Anfänger ist äußere Stille erforderlich; jeder Laut, selbst der geringste, kann sie erschüttern und Schmerz verursachen. Dem Wissenden jedoch ist innere Stille notwendig; sein Ohr ist der Überirdischen Welt geöffnet. Er befindet sich in unstörbarer Stille, doch eine solche Errungenschaft kann nicht augenblicklich eintreten.

       Das geistige Ohr muss sich unabhängig von den irdischen Bedingungen öffnen. Wer darin erprobt ist, verfügt über eine Leitung zum Überirdischen, die er jederzeit nutzen kann. Nichts kann ihn hindern, sich an den Höheren Rhythmus anzuschließen.

       Unwissende verstehen nicht, wo die Grenze zwischen äußerer und innerer Stille liegt. Auch die hohe Eigenschaft der Ruhe legen sie falsch aus. Für sie grenzt Ruhe an Teilnahmslosigkeit und Sorglosigkeit. Wahre Ruhe wird jedoch aus den Tiefen der inneren Stille geschöpft. Sie lebt durch Vertrauen, das auf Wissen gegründet ist. Nichts kann diese Festung innerer Stille zerstören und nichts die Ruhe erschüttern.

      So lassen sich Zweifel für immer vermeiden, denn diese zitternde Giftschlange wird durch erhabene Ruhe zerdrückt. Nichts kann den Wanderer besser für die Überirdische Welt rüsten als Ruhe. Nur durch sie wird er bei allen überirdischen Begegnungen Wohlwollen finden.

       Der Denker sprach: „Sende mir die Flügel der Stille.“

 

       825. Urusvati kennt die Macht des Sieges. Möge es ein guter Sieg sein, dabei entflammen die Feuer des Herzens in Schönheit. Je geringer die Selbstsucht, desto heller leuchten die Feuer.

       Man wird sagen: „Es ist nicht jedem beschieden, einen Sieg zu erringen.“ Doch, Freunde, gerade jeder einzelne vermag ruhmreichen Sieg zu erringen. Siege werden nicht allein auf Schlachtfeldern erkämpft. Jeder ist in der Lage, seine Gewohnheiten zu überwinden und dadurch die Feuer des Herzens zu entzünden. Die Überwindung von Gewohnheiten wurde im Altertum als Öffnung der Überirdischen Tore bezeichnet. Wahrhaftig, irdische Gewohnheiten können besonders auf überirdischen Wegen Schaden verursachen. Selbst harmlose Gewohnheiten können einen Kult von Sklaverei schaffen.

       Ein freier Mensch wird nicht durch Gewohnheiten gefesselt. Er ist in der Lage, sich beliebigen Bedingungen anzupassen und bedauert den gestrigen Tag nicht, denn hat er die Hindernisse in Freiheit überwunden. Der Mensch hat selbst Auftürmungen kleiner Gewohnheiten geschaffen und merkt nicht, dass er gerade von diesen nichtigsten Gewohnheiten und Vorurteilen unterjocht wird.

      Kann er in solchen Ketten in die Überirdische Welt eilen? Kann er frei und freundschaftlich neue Gefährten treffen, wenn er vom Abfall des gestrigen Tages verschlungen ist? Man muss erkennen, dass die meisten kleinen Gewohnheiten den Unrat des Lebens darstellen. Der Sieger wird nicht vom gestrigen Alltag träumen. Frei strebt er zu neuem Schaffen.

       Der Denker sprach: „Komm herbei, Sieg, und befreie uns von den Ketten der Sklaverei.“

 

       826. Urusvati kennt die Macht der Dankbarkeit. Wir haben bereits auf die große Bedeutung des Gefühls der Dankbarkeit hingewiesen, doch die Menschheit erkennt den Sinn dieser Antriebskraft nicht, weswegen Wir erneut vom Nutzen der Dankbarkeit sprechen.

       Man muss verstehen, dass die wesentliche Wirkung der Dankbarkeit nicht so sehr den Empfangenden als denjenigen trifft, der sie erweist. Herrliche Feuer des Herzens werden entzündet, wenn das Gefühl der Dankbarkeit aufkommt. Diese Feuer leuchten nicht nur im irdischen Leben, sondern auch in der Überirdischen Welt. Daher ruft die Erkenntnis der Dankbarkeit die besten Schwingungen hervor.

       Man kann die Menschheit in Lebende und Tote einteilen, und wer des Gefühls der Dankbarkeit beraubt ist, erweist sich bereits als lebendig begraben. So muss man vom Kindesalter an den Nutzen einer Dankbarkeit lehren, die nicht nur mit Worten erwiesen, sondern auch im Herzen gefühlt wird; so werden mächtige Feuer entzündet.

       Die Offenbarung von Licht ist in der Überirdischen Welt unerlässlich, und der Strahl der Dankbarkeit erleuchtet gemeinsam mit dem Strahl der Liebe den Weg. Wahrlich, Dankbarkeit steht der Liebe nah, und in diesem segensreichen Augenblick entsteht Zusammenarbeit.

      Der Mensch hat viele Gründe, Dankbarkeit zu erweisen. Und der Feiertag des Geistes erstrahlt in dem Gefühl reiner Erhebung.

       Der Denker sprach: „Lehrer, lehre mich Dankbarkeit gegenüber dem Nahen und dem Fernen, dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren.“

 

       827. Urusvati kennt die Macht der Schöpfung. Wir wollen nicht erneut vom Wert physischer Schöpfung sprechen, er ist im Lauf der Evolution zur Genüge bestätigt worden. Unzureichend jedoch verstehen die Menschen die psychische Schöpfung.

       Die Menschen werden sagen: „Uns ist es nicht gegeben, Schöpfer zu werden“, doch zur gleichen Zeit sind sie, ohne es zu bemerken, in herrlicher Weise psychisch schöpferisch tätig. Eine solche Schöpfung ist für den Fortschritt in der Überirdischen Welt unerlässlich. Deshalb bestätigen Wir die Kunst des Träumens. Sie fördert das erfolgreiche Voranschreiten in den höheren Bereichen.

       Der Traum darf aber nicht schädlich sein und nicht der Selbstsucht dienen. Er darf weder Hässlichkeit noch Grausamkeit fördern.

       Möge der Traum schön sein. Möge er der Menschheit eine bessere Zukunft erbauen. Möge er Formen des Heldentums schaffen. Möge er in die höchsten Überirdischen Bereiche vordringen. Möge er zur Erkenntnis der Höheren Wesen beitragen. Nur durch solche Eigenschaften wird der Traum Früchte bringen. Er wird nicht nur das Bewusstsein des Schöpfers verwirklichen, sondern auch wertvolle Schwingungen zum allgemeinen Nutzen erzeugen.

       So kann sich jeder Denkende an die große, weltweite Schöpfung anschließen. Selbst ein kleiner Mitarbeiter kann eine Regenbogen-Brücke zur Überirdischen Welt bauen.

       Der Denker bestätigte: „Schafft im Herzen und erfüllt die Welt mit schönen Harmonien.“

 

       828. Urusvati kennt die Macht des Wohlwollens. Dies ist ein altes, unverstandenes und falsch ausgelegtes Vermächtnis. Die Menschen sagen: „Wo ist denn das Wohlwollen, wenn der Mensch dem Menschen Feind ist?“

       Man darf nicht vergessen, wie oft Wir das angriffslüsterne Böse verurteilt und zur Verteidigung des Guten aufgerufen haben. Es muss aber der freie Wille eingeben, wo Verteidigung und wo Angriff ist. Menschen, welche die Verteidigung erkannt haben, werden verstehen, wo sie dem Wohlwollen widerspricht.

       Vor allem sollte ein Mensch der gesamten Menschheit gegenüber wohlwollend sein. Er versteht, dass Schädlinge betrübliche Ausnahmen sein mögen, das Wesen der Menschheit jedoch gut ist.

      Nur bei einem solchen Bewusstsein kann man sich auf die Überirdische Welt vorbereiten. Nirgends stehen derart viele Begegnungen bevor wie in der Überirdischen Welt, und die Rüstung des Wohlwollens wird die zuverlässigste sein. Auf diese Erscheinung muss man sich jedoch sowohl im Herzen als auch mit dem Verstand vorbereiten.

       Bald wird man die Gedanken des Wohl- und des Übelwollens fotografieren. Der Arzt wird dann seine wissenschaftlichen, medizinischen Schlussfolgerungen äußern und aufzeigen, was für den menschlichen Organismus nützlicher ist.

       Mögen die Menschen auf dem Wege wahrer Wissenschaft denken. Wenn das Herz noch nicht einzugeben vermag, wo die Wahrheit liegt, werden wissenschaftliche Schlussfolgerungen der Menschheit helfen, sich den Überirdischen Wegen anzunähern. Das, was unweigerlich kommen wird, muss mit allen Feuern beleuchtet werden.

       Der Denker sprach: „Lehrer, lehre mich Wohlwollen.“

 

       829. Urusvati kennt die Macht des Sieges über die Vergangenheit. Die Menschen verehren den Historiker als einen Erforscher der Wahrheit, nicht aber als Sklaven vorgefasster Ideen. Indessen erschweren viele dieser Sklaven die Evolution. Selbst im Alltagsleben erweist die Vergangenheit sich als grausamer Tyrann.

       Die Sklaven der Vergangenheit vermögen nicht über die Zukunft nachzudenken und unterbinden dadurch ihren Fortschritt. Solche Tragödien vollziehen sich nicht nur im irdischen Leben, besonders entsetzlich sind sie in der Überirdischen Welt. Dort empfangen die Sklaven der Vergangenheit die Last aller vergangenen Existenzen.

      Sie tragen schwer an dieser Last, denn sie sind nicht fähig, sich in der Kompliziertheit der Vergangenheit zurechtzufinden. Niemand hat sie gelehrt, die Vergangenheit in Ruhe anzunehmen und sie auf die Zukunft anzuwenden. Sie wissen nicht, dass sie bei einer vernünftigen Einstellung gegenüber der Vergangenheit sogar ihr Karma erleichtern können.

       Doch die Erdbewohner können noch nicht einmal mit der alltäglichen Vergangenheit richtig umgehen. Selbst die geringste Vergangenheit verwandelt sich in eine grausame Bedrückung. Sie tötet jedes Streben in die Zukunft ab.

      Jeder Fehler sollte eine neue Erkenntnis, aber kein Hindernis sein. Man kann jedes fehlerhafte Stolpern für die Zukunft verwenden. Es gibt im Leben viele Fehler, die sich jedoch in ungetrübtes Wohl zu wandeln vermögen, wenn sie nicht den Wagemut schwächen.

       Lasst uns nur nicht stöhnen und das Schicksal anklagen, das doch eine logische Folge der menschlichen Taten ist. Möge an den Schulen, in den Unterrichtsstunden über Psychologie, von der Bedeutung der Vergangenheit gesprochen werden.

       Der Denker sprach: „Möge der Sieg über die Vergangenheit die Tore zur Zukunft öffnen.“

 

       830. Urusvati kennt die Macht des Sieges über die Furcht. Was aber ist Furcht, dieser finstere Versklaver der Menschheit? Ein Wissenschaftler wird sagen: „Furcht ist ein Krampf der Schwingungen, der durch eine disharmonische Annäherung entsteht“. Ein Denker wird daran erinnern, dass Furcht Unwissenheit ist. Es lassen sich viele Definitionen von Furcht anführen. Sie unterstreichen, dass Furcht den Menschen seines Willens beraubt und ihn dadurch schutzlos macht. Die wichtigste Definition ist jedoch, dass der Mensch Furcht auf sich herabbeschwört, weil er die Realität der Überirdischen Welt nicht erkannt hat.

       Kann ein Mensch, der das Überirdische Gesetz kennt, sich dem Schrecken unterwerfen? Ein solcher kühner Forscher weiß, dass das menschliche Wesen unzerstörbar ist und dass auch der stärkste Krampf der Schwingungen durch den Willen überwunden werden kann. Doch auch eine solche Anspannung muss anerzogen werden. Niemand wird vor Furcht geschützt sein, wenn er nicht den Willen hat, sie zu überwinden.

       Möge der Mensch immer daran denken, dass disharmonische Verbindungen ihn schwächen können und er sich bewusst mit dem Schild des Willens bedecken muss. Wir haben bereits von der Erziehung des Willens gesprochen. Man darf nicht denken, Disharmonie könne allein durch gewöhnliche Ruhe überwunden werden. Ein Schlag impliziert eine Gegenwirkung. Möge das Böse zu dem zurückkehren, der es ausgesandt hat. Wir benötigen kein Schwert, wenn wir den feindlichen Pfeil mit der Kraft des Willens zurückschlagen können.

       „Wahrlich, der siegreiche Überwinder muss auf unermüdlicher Wacht stehen“, so gebot der Denker.

 

       831. Urusvati kennt die Macht des Sieges über die Selbstsucht. Die Leute werden sagen: „Ein solcher Kampf übersteigt die Kräfte der menschlichen Natur, wir wissen noch nicht einmal, wie wir an eine solche Schlacht herangehen sollen.“ Doch jeder Eingang hat sein „Sesam öffne dich“.

       Haltet euch nicht für einen außergewöhnlichen Helden, wenn ihr mit dem Angriff gegen das Ungeheuer der Selbstsucht beginnt. Nehmt vor allem den Kampf mit eurem eigenen „Ich“ auf und versucht, es durch das Wort „wir“ zu ersetzen. Man kann verstehen, dass ein solcher Austausch nicht schwer ist, besonders, wenn ihr wisst, dass keine eurer Taten von euch allein vollbracht werden kann. Bei jeder Arbeit ist ein Kollektiv aus irdischen und überirdischen Mitarbeitern tätig. Niemand kann behaupten, dass er ohne eifrige Mitarbeiter handelt. Nur Dummköpfe und Unwissende bemerken nicht, wie ihre Offenbarungen zustande kommen.

       Die Wissenschaft bestätigt, wie machtvoll überirdische Ströme sind. Die Wissenschaft kann bereits Gedankensendungen erfassen. Im Namen der Wissenschaft ist es angebracht, das „Ich“ durch das machtvolle „Wir“ zu ersetzen. Der schaffende Mensch, der annimmt, sein Schaffen sei selbst vollbracht, irrt sich. Möge er an die sichtbaren und unsichtbaren Mitarbeiter denken. Seine Arbeit wird nicht herabgesetzt, wenn sie sich als Errungenschaft einer Gemeinschaft erweist.

      So lässt sich auch der Begriff des persönlichen Eigentums leicht in einen kollektiven verwandeln. Der Mensch wird der Bewahrer der irdischen Schätze sein und unbelastet von einer schweren Bürde in die Überirdische Welt eintreten.

       Der Denker sprach: „Mensch, du kannst den Kampf mit der Selbstsucht in jeder beliebigen Stunde deiner Existenz beginnen.“

 

       832. Urusvati kennt die Macht des Sieges über die Sklaverei. Ich spreche nicht von der Sklavenhaltung, von einer Sklaverei, die als Schande der Menschheit längst ausgemerzt sein müsste, sondern weise auf die innere Sklaverei hin.

       Der Mensch trägt die Neigung zu abscheulichster Sklaverei in sich. Er ist voller kleiner Gewohnheiten. Glaubt nicht, diese Gewohnheiten seien nur für das irdische Leben verderblich, weitaus schädlicher sind sie in der Überirdischen Welt.

       Ein solcher Wanderer erweist sich in der Überirdischen Welt als plump und unbeweglich. Er hat sich selbst der feinsten Wahrnehmungen beraubt. Er vermag auf die besten Rufe nicht zu antworten. Er kann keine feinen Rhythmen wahrnehmen, denn wie ein Sklave ist er ihnen gegenüber taub. Der Lehrer kann nicht mit einem Sklaven kommunizieren.

       Man muss jedoch verstehen, dass Freiheit höchste Disziplin ist, weshalb man unmöglich jene als frei bezeichnen kann, die nur Unordnung und Verwirrung bekunden. Man muss solche Scheinfreien bedauern, die wertvolle Schwingungen nur stören. Sie verstehen nicht, wie lang andauernd der Schaden ist, den sie dem Raum zufügen. So lasst uns abwägen, welche Gewohnheiten unseren freien Willen unterdrücken. Verstehen wir, dass wir uns zu Baumeistern oder Zerstörern machen können. Zeigt Verständnis für die wahre Freiheit.

       Der Denker gebot: „Seid keine Sklaven, sondern offenbart herrliche Freiheit.“

 

       833. Urusvati kennt die Macht des Sieges über die Sorglosigkeit. Sorglosigkeit verursacht großen Schaden. Die Menschen versuchen, sich hinter allgemeinen Begriffen zu verstecken, nur um die ihnen so teure Sorglosigkeit bewahren zu können.

       Die Menschen sind bereit, diese mit dem Glauben zu vergleichen. Hinterlistig sagen sie: „Wenn wir Glauben haben, wird sich das Übrige fügen.“ Auf diesem Wege meinen die Menschen, sich ihre faule Sorglosigkeit zu schaffen. Sie werden bekümmert sein, wenn man ihnen sagt, dass Besorgtheit und ständige Bestrebung geboten wurden.

       Wie soll man diesen Leuten erzählen, dass die Überirdische Welt von unerschütterlichem Streben erfüllt ist? Wie soll man genügend Beispiele dafür anführen, worin sich Sorglosigkeit in der Überirdischen Welt verwandelt? Es ließe sich das Beispiel von Trunksüchtigen beibringen, die ihren Weg verloren haben; ein solches sinnloses Umherschweifen wird ein genauer Vergleich sein.

       Man könnte fragen: Wie kann man die zeitweise Gedankenlosigkeit billigen und verstehen, die von Uns zugelassen wird? Diese stellt jedoch eine Erneuerung der Kräfte dar, keinesfalls Sorglosigkeit. Die Menschen verstehen nicht, dass die Erneuerung der Energie eine unerlässliche Bedingung der psychischen Weiterentwicklung darstellt.

      Auch in einem Augenblick der Gedankenlosigkeit verliert der Mensch die Verbindung mit dem Führer jedoch nicht, und sein Bewusstsein schläft nicht ein, sondern schärft sich sogar und ist bereit für neue Wahrnehmungen. Viele Energien können sich entweder als eine undurchdringliche Wand oder als gesegnete Flügel erweisen. Mögen die höheren Energien den Menschen offen für ihre Wahrnehmung vorfinden.

       Der Denker riet: „Habt unter euren Freunden keine sorglosen Menschen.“

 

       834. Urusvati kennt die Macht des Sieges über die Finsternis. Was ist daran neu? Vor langem wurde davon gesprochen, wie notwendig Aufklärung ist. Seit langem sind die menschlichen Ausstrahlungen bekannt. Schon vor langem wurde die Bedeutung der Erweiterung des Bewusstseins verstanden, doch wurde bisher nicht erwähnt, dass der Mensch seine Ausstrahlungen durch die Kraft seines Willens verstärken kann. Natürlich darf man Anfängern von dieser Besonderheit nichts sagen, sonst werden sie beginnen, den Willen anzuspannen, ohne ihr Bewusstsein erweitert zu haben.

       Man darf die ständige Aufklärung durch Erkenntnis nicht vergessen, die als Siegesfackel bezeichnet wird; nur dann ist der Mensch in der Lage, mit einem Willensbefehl sein Licht zu verstärken. Ein solcher Zustand wird ihm in der Überirdischen Welt hilfreich sein, wo er sich als wahrer Lichtträger erweisen wird. Indem er die Ampel der Erweiterung des Bewusstseins offenbart, hilft er sich und seiner Umgebung. Um der Verstärkung der heiligen Ampel willen muss man sich immer wieder daran erinnern, dass der Mensch mit seiner Arbeit ein unauslöschliches Licht entzünden kann.

       Möge der Wanderer in der Überirdischen Welt allen Dank senden, die ihm geholfen haben, die rettende Fackel zu entzünden. Es ist jedoch nicht leicht, die Finsternis der Unwissenheit zu besiegen. Lasst uns nicht müde werden, immer wieder vom Schaden der Unwissenheit zu sprechen. Der Mensch sollte nicht denken, das Ungeheuer der Unwissenheit sei bereits besiegt. Es gibt für den Pflüger auf dem Feld des Wissens viel Arbeit. Der Zustand der Erde ist jammervoll wegen der Krankheiten der Menschheit.

       Der Denker rief dazu auf: „Lichtträger, vermehrt euer Licht!“

 

       835. Urusvati kennt die Gabe des Gleichgewichts. In ihrer Unwissenheit versucht die Menschheit mit allen Mitteln, diese wertvolle Gabe zu stören. Unter vielen Schädlingen wollen wir zwei hässliche Zwerge nicht vergessen: Niedergeschlagenheit und Gereiztheit.

       Wie aber kann man sie als Zwerge bezeichnen, wenn sie so schädlich sind? Die Ursache ist einfach, denn jeder, selbst ein schwacher Mensch, vermag sie zu überwinden, wenn er nur will. Wahrlich, geringfügig sind die Ursachen für Gereiztheit und Niedergeschlagenheit. Jeder sollte sich schämen, wenn er sich erinnert, wie er Willensschwäche bei sich zugelassen hat.

       Auch wird er auf dem Weg in die Überirdische Welt die Last bedauern, die er sich selbst auferlegt hat. Beim Übergang in die Höheren Sphären kann man die Last nicht mehr abwerfen. Besonders bedrücken können geringfügige Aufspeicherungen, die man auf der Erde als nichtig angesehen hat. Wie ein Nebel werden sie das verdüsterte Bewusstsein einhüllen. Nur mit Mühe wird der Mensch dann verstehen, wie unvernünftig es war, das kostbare Gleichgewicht zu stören.

       Dummköpfe meinen, Gleichgewicht sei etwas Kaltes und Totes. Sie können die angespannten Schwingungen und die Rhythmen der Aufstiegsbewegung nicht verstehen. Doch solange sie auf der Erde den Schaden der Verdüsterung ihrer Einsicht nicht erkennen, werden sie in den Überirdischen Bereichen umherirren. Daher lasst uns bei jeder Gelegenheit an den Schaden von Gereiztheit und Niedergeschlagenheit erinnern.

       Der Denker sprach: „Wer in Gereiztheit und Niedergeschlagenheit verfällt, kann nicht über die Unbegrenztheit nachdenken.“

 

       836. Urusvati kennt die Gabe des Scharfsinns. Nicht selten verwechseln die Menschen diese Begabung mit Zweckmäßigkeit. Sie fragen: „Welcher Unterschied besteht zwischen diesen einander nahestehenden Begriffen?“ Zweckmäßigkeit kann unter irdischen Bedingungen anerzogen werden, Scharfsinn hingegen wird in vielen Leben aufgespeichert und in der Überirdischen Welt vertieft; er ist in verschiedenen Fällen hilfreich.

       Der Mensch kann Erscheinungen von ihrer äußeren Seite richtig erkennen. Er spürt, wo ein falscher Weg verläuft. Er kann zwar den Grund für diese Unrichtigkeit nicht angeben, doch das Herz weiß, dass etwas vermieden werden sollte. Gewöhnlich nennen die Menschen ein solches Durchschauen Intuition, womit sie recht haben, doch sollten sie das Bestehen einer solchen Intuition auch im Bewusstsein zulassen.

       Man darf über einen solchen Instinkt nicht spotten. Ein Mensch kann ganz ungebildet sein und dennoch die Gabe des Scharfsinns in sich tragen. Gewöhnlich hält man Scharfsinn für etwas, das in die Zukunft strebt, doch arbeitet er im ganzen Leben. Er ist eine Hilfe für die gegenwärtige Zeit, und so lasst uns die Aufspeicherungen schätzen, die in vielen irdischen Leben und bei der Arbeit in der Überirdischen Welt gesammelt wurden. Vergessen wir nicht, dass auch dort gearbeitet werden muss. Gedankenschaffen ist keineswegs so leicht, wie die Unwissenden annehmen.

       Der Denker bestätigte: „Bekundet Scharfsinn im gesamten Leben.“

 

       837. Urusvati kennt die Gabe der Teilung der Aufmerksamkeit. Eine beharrliche Anspannung des Willens kann die Aufmerksamkeit gleichzeitig auf verschiedene Gegenstände richten. Glaubt nicht, eine solche Gabe sei nur einigen Genies eigen. Jeder Mensch ist in der Lage, im Laufe verschiedener Existenzen in sich die Fähigkeit zu entwickeln, die Umgebung sehr scharf wahrzunehmen und auf verschiedene Fragen zu antworten. Man kann gleichzeitig mehreren Personen schreiben. Man kann Gedanken an alle Enden der Welt senden. Deshalb wird diese Eigenschaft als Schwelle zur Teilbarkeit des Geistes bezeichnet.

       Unerlässlich ist es jedoch, die Bekundung der Aufmerksamkeit bereits in der Schule zu entwickeln. Sie ist für die Überirdische Welt notwendig, sonst gerät der Wanderer in eine Vielfalt neuer Eindrücke und verliert dadurch die Möglichkeit, sie sich anzueignen. Ohne Aufmerksamkeit in sich entwickelt zu haben, versinkt der Mensch in den Wellen unbekannter Schwingungen und geht im Chaos unter.

       Man sollte nicht denken, dass jeder neue Bewohner der Überirdischen Welt unverzüglich einen Führer erhält. Zuerst muss er die Möglichkeit der gedanklichen Führung in sich finden. Gewiss, die Gedankensprache ist für alle dieselbe, doch ein Mensch, der nicht danach gestrebt hat nachzudenken, kann kein Verständnis dieser Hilfe erlangen. Daher sagen Wir: Versäumt während der irdischen Tage nicht, über die Überirdische Welt nachzudenken. Nur wachsame Aufmerksamkeit kann viele Erscheinungen enthüllen, die Unwissende nicht bemerken.

       Der Denker riet dazu, an jedem Tag über das künftige Leben nachzudenken und die Aufmerksamkeit auf die fernen Welten zu richten.

 

       838. Urusvati kennt die Gabe der lebendigen Schöpfung. Der Mensch schafft unaufhörlich. Bewusst oder unbewusst, in äußerer Aktivität oder in Gedanken, im Wachzustand oder im Schlaf setzt er sein Schaffen fort, und darin erfüllt sich seine Bestimmung.

       Es ist dem Menschen unmöglich, nicht zu schaffen, denn nur in diesem Zustand kommt er mit höheren Energien in Berührung. Natürlich werden wir das Schaffen eines großen Denkers nicht mit demjenigen eines Wilden vergleichen – sie sind unvergleichbar, und dennoch berührt die grundlegende Energie beide.

       Bei seinem Schaffen steigt der Mensch ständig auf oder ab. Man kann sich einen Apparat, einen Psychographen vorstellen, der die geringste Bewegung des menschlichen Tuns verzeichnet, es wird sich eine höchst komplizierte Linie zeigen. Nach Ausbrüchen von Heldentum können sich beschämende Niedergeschlagenheit, nichtige Angst oder Gereiztheit einstellen, und der Apparat wird einen Abfall anzeigen, der sich jedoch in der Begeisterung von Liebe und Freude wieder zu erheben vermag.

       Man kann sich den heutigen Menschen unmöglich in beständigem Aufstieg begriffen vorstellen. Grundsätzlich ist ein solcher beständiger, ununterbrochener Aufstieg jedoch möglich, nicht nur bei einzelnen Personen, sondern auch bei ganzen Gruppen und selbst bei der gesamten Menschheit. Eine solche Erweiterung und Vereinigung des Bewusstseins ist einstweilen noch ein Traum, doch ist jeder Traum bereits ein Befehl an sich selbst, und die Hohen Kräfte werden dem kühnen Helden zu Hilfe eilen.

       In der Überirdischen Welt geschieht etwas Ähnliches, doch der irdische Mensch muss sich seiner Verantwortung für den weltweiten Aufbau bewusst sein. Für den Anfang wollen wir uns daher merken, dass der Mensch unaufhörlich schafft.

       Der Denker sprach: „Wer kann eine Grenze des menschlichen Schaffens aufzeigen? Die Unbegrenztheit selbst ist der Maßstab.“

 

       839. Urusvati kennt die Gabe der Arbeit. Die Menschheit beginnt, die Arbeit als höchsten Wert zu verstehen. Die Arbeit wird als höchster Maßstab angesehen, und dennoch nehmen viele an, sie sei ein Fluch. Woher aber rührt dieses ungerechtfertigte Urteil? Aus dem Nichtverstehen der Überirdischen Welt.

       Die Menschen wollen von den Grundlagen des Überirdischen Lebens nichts wissen. Sie verstehen nicht, dass Arbeit eine Befreiung von Selbstsucht darstellt, anders gesagt, von der schädlichsten Eigenschaft, welche die Errungenschaft des überirdischen Schaffens stört. Arbeit von hoher Qualität gestattet es dem Menschen, sich über die niederträchtige Selbstsucht zu erheben. In einer Stunde wahrer Begeisterung denkt der Schaffende nicht an sich selbst. Ein Arbeiter, der nach bester Qualität strebt, wird kein irdischer Sklave der Selbstsucht sein. Daher stellt die Gabe der Arbeit eine Befreiung von Selbstsucht dar.

       Man kann die Selbstsucht auch auf gedanklichem Wege vertreiben, doch gibt es viele, die derart erhaben zu denken vermögen? Die Arbeit kommt ihnen zu Hilfe und bewahrt sie vor dem unvollkommenen alltäglichen Dasein. Die Menschen nutzen die Arbeit nur wenig als Schutz vor dem Versinken in den Strudel der Banalität.

       Die Suche nach besserer Qualität stellt bereits ein Streben in eine bessere Zukunft dar. Nicht ohne Grund wurde der Menschheit der Yoga der Arbeit als naheliegendster Weg zur Errungenschaft vorgeschlagen. Lasst uns nicht darüber schweigen, wie notwendig Arbeit von klein auf ist. Mögen Familie und Schule die künftigen Arbeiter und Schöpfer schaffen.

       Der Denker sprach: „Betend lasst uns die Gabe der Arbeit annehmen.“

 

       840. Urusvati kennt die Gabe des Mutes. Ein verwegener Draufgänger kann angesichts widriger Schwingungen in Furcht verfallen, ein mutiger Held jedoch ist furchtlos. Mut zu zeigen ist nicht nur eine irdische Errungenschaft. Mut wird in der Überirdischen Welt erarbeitet.

       Ein Wanderer, der den Pfad des Mutes beschreiten möchte, erhält Höhere Hilfe. Es werden ihm viele Schrecken gezeigt, doch er weiß, dass sein Wesen unzerstörbar ist und auch das Erschreckendste seinen Rhythmus nicht stören wird. Mit dieser festen Rüstung tritt der Held ins irdische Leben. Er kann bestätigen, eine große Gabe empfangen zu haben.

       Ich höre, dass ein Griesgram flüstert: „Was ist denn daran neu? Weiß der Mensch etwa nicht von den Vorzügen des Mutes?“ Er weiß es gerade nicht, und auch unser Griesgram versucht nicht, diese wertvolle Eigenschaft in sich zu entwickeln. Es ist unzweifelhaft, dass man in jeder Lebenslage beharrlich die Eigenschaft des Mutes selbst entwickeln und sich in einer solchen Anspannung vergessener Aufspeicherungen erinnern kann.

      Bekundeter Mut ist immer schön, und auch dies weiß unser Griesgram nicht, weil er gar nicht zum Schönen strebt. Für ihn ist Heldentat ein leeres Wort. Er versteht nicht, weshalb ein Held keinem banalen Dasein huldigen kann. Der Griesgram weiß den wahren Nutzen des Mutes nicht einzuschätzen, doch selbst bei seinen Geschäften wäre ihm ein Quäntchen Mut nützlich. Der Griesgram aber zieht es vor, im Staub der Ängstlichkeit dahinzuvegetieren, als durch Heldentat zu entflammen. Dabei kann Heldentat doch in den bescheidensten Lebensverhältnissen bekundet werden! Der Mensch versteht nicht, dass Mut der kürzeste Weg ist.

       Der Denker gebot, voller Mut in die Überirdische Welt zu gehen.

 

       841. Urusvati kennt die Gabe der Erkenntnis. Man wird fragen: „Ist Erkenntnis etwa eine Gabe? Ist sie denn nicht eine Errungenschaft unseres freien Willens?“ Für einen engen Materialismus ist sie das auch. Ein verfeinertes, hochstehendes Denken jedoch versteht, dass Erkenntnis der Überirdischen Zusammenarbeit bedarf.

       Jeder Denker kann feststellen, dass über die Aneignung von Fakten hinaus eine Emporhebung des Wissens beginnt, und dies ist bereits eine hohe Gabe. Der Mensch vermag die Wahrnehmungsfähigkeit nicht nur mit Hilfe seines irdischen Verstandes zu verfeinern. Der wahre Wissenschaftler erkennt an, dass seine Erkenntnis gleichsam höhere Fäden hat, und auf diese Weise ergibt sich eine unerwartete Erweiterung des Angeeigneten.

       Ein solcher Vorgang kann unbewusst sein, wenn die Höheren Führer es als unerlässlich erachten, auf das Gemeinwohl Einfluss zu nehmen. Die Wirkungen könnten jedoch weitaus bedeutender ausfallen, wenn der Wissenschaftler die Höhere Führung bewusst zulassen würde; dann könnte die Überirdische Welt sich in ihrer ganzen Erhabenheit offenbaren.

      Das menschliche Herz hat das Gefühl einer Erweiterung, gleichsam als Aufnahme von etwas Großem. Solche Minuten können zu einer Erleuchtung führen, doch muss der Mensch fähig sein, einen solchen Strom von Segen aufzunehmen. Es sind keinerlei Zwangsmaßnahmen erforderlich, man muss nur das Herz öffnen und den Hohen Lehrer herbeirufen.

       Der Denker sprach: „Lehrer, erleuchte meine Erkenntnis!“

 

       842. Urusvati kennt das Wesen der überirdischen Maßstäbe. Forscher der Überirdischen Wissenschaft sind oft erstaunt, weshalb die irdischen nicht mit den überirdischen Fristen zusammenfallen. Dieser Umstand versetzt Kleinmütige mitunter in Zweifel. Erst bei tiefgründiger Erforschung der Bedingungen in der Überirdischen Welt wird der Mensch verstehen, dass überirdische Maßstäbe nicht gänzlich mit irdischen zusammenfallen können.

       Sogar auf der Erde denkt und fühlt ein Mensch, der auf einem Berggipfel steht, anders als jemand, der sich tief unten im Tal befindet. Umso verschiedener von den irdischen sind die überirdischen Maßstäbe; dort gelten die Grundlagen ihrem Wesen nach, und eine Weisung steht in Verbindung mit den Ereignissen. Daher vermag nur ein forschender Beobachter die innere Verbindung vieler Ereignisse zu erkennen, die den hauptsächlichen Hinweis gleichsam begleiten.

       Nicht selten erscheinen solche begleitenden Ereignisse als vollkommen unbedeutend und nebensächlich, und nur ein aufmerksames, scharfes Auge erkennt die charakteristische Verbindung. Ein solcher unvoreingenommener Wissenschaftler wird sagen: „Wahrhaftig, die Überirdische Welt ist der irdischen nahe, doch müssen deren höhere Maßstäbe sorgfältig beobachtet werden.“ So kann man verstehen, dass die überirdische Sprache nicht die enge Sprache der Erde sein kann.

       Das Herz wird stets als Mittelpunkt des menschlichen Wesens bezeichnet. Nur das Herz kann den leichten Berührungen der Überirdischen Welt lauschen und sie verstehen, daran muss man denken.

       Der Denker sprach.: „Lehrer, lehre mich, das Überirdische Flüstern zu verstehen.“

 

       843. Urusvati kennt das Wesen der Freude. Im alten Indien gab es eine Gemeinschaft von Ärzten, die sich „Schöpfer der Freude“ nannten. Sie behaupteten, für eine erfolgreiche Heilung müsse der Kranke mit Freude umgeben werden. Sie erkannten die Heilkraft des Gefühls der Freude, das die besten Schwingungen, irdische wie überirdische, herbeizieht; auf diese Weise wurde das Befinden des Kranken gehoben und die Genesung verlief erfolgreich.

       Die Ärzte anderer Schulen spotteten über die Schöpfer der Freude. Die Unwissenden gaben nicht zu, dass die Qualität von Schwingungen die körperliche Heilung fördern kann. Die Unwissenden konnten sich keine räumliche Macht vorstellen, die durch psychische Einwirkungen herbeigezogen wird. Eine solche Einwirkung sollte kein Befehl, sondern ein Festtag des Geistes sein. Man sollte anerkennen, dass eine freudige Erzählung des Arztes bereits das Vertrauen des Kranken weckt.

       Nicht nur die mechanische Arznei, sondern auch eine die Behandlung begleitende, höchst feine Magnetisierung bewirkt die Mitarbeit der besten Kräfte des Kranken. Doch nicht nur bei Kranken, sondern auch bei der ganzen Schöpfung des Lebens vergesst die Heilkraft der Freude nicht. Werdet so findig, dass ihr Freude selbst an schweren Tagen herbeirufen könnt. Findet die Kraft, Freude zu schaffen, denn im Raum gibt es viele Möglichkeiten, das Feuer der Freude zu entzünden. Wahrlich, Freude ist der beste Führer auf den überirdischen Pfaden.

       Der Denker sprach: „Lehrer, lass mich an der Überirdischen Freude teilhaben.“

 

       844. Urusvati kennt das Wesen der Arbeit. Wir bestätigen Arbeit als einen Wert von Weltbedeutung. Wir bezeichnen Arbeit als Quelle eines heilkräftigen Rhythmus. Wir wiederholen, dass Arbeit dem Arbeitenden wahre Freude verleiht. Wir haben die Arbeit als Grundlage der Familie und des Staates vorgeschlagen, doch nun ist es erforderlich, eine weitere höchst bedeutsame Eigenschaft der Arbeit aufzuzeigen: Sie gibt nicht nur dem Arbeitenden selbst, sondern auch anderen Freude.

       Unzweifelhaft vermittelt jede Arbeit irgendjemandem Freude. Vielleicht ist diese Freude klein, vielleicht ist sie riesengroß. Die Erscheinung universeller Freude ist ebenfalls eine Folge von Arbeit.

       Vergessen wir nicht, dass eine solche Freude in der Überirdischen Welt unvergänglich ist. Sie schafft Dankbarkeit. Eine solche Vereinigung der Schwingungen hilft dem Wanderer auf seiner überirdischen Reise. Dabei muss man die Aufmerksamkeit besonders darauf richten, dass eine solche Dankbarkeit unpersönlich ist und dass dieses reinste Gefühl den Arbeitenden sowohl auf der Erde als auch in der Überirdischen Welt begleitet. Er kennt jene nicht, die ihm dankbar sind. Umso wertvoller ist auf der Leiter des Aufstiegs eine unpersönliche, selbstheilende Vorstellung.

       Zusammenarbeit ist wertvoll, wenn sie durch Hingabe verstärkt wird. So lasst uns Arbeit als eine Erscheinung gemeinsamer Freude verstehen.

       Der Denker gebot Arbeit als überirdische Freude.

 

       845. Urusvati kennt das Wesen der Freundlichkeit. Die lichten Ausstrahlungen von Freundlichkeit sind sowohl auf der Erde als auch in der Überirdischen Welt ein guter Führer. Besonders in der Überirdischen Welt ist aufrichtige Freundlichkeit notwendig. Die Gedankenenergie und die offenkundigen Ausstrahlungen schließen die Möglichkeit schwerer Irrtümer aus. Natürlich schafft Freundlichkeit auch im irdischen Leben neue Möglichkeiten. Wenn man selbst einem Feind einen freundlichen Blick zusendet, ist dies kein Zeichen von Schwäche, sondern im Gegenteil von Vorrang.

       So ist es notwendig, das Volk zur Erkenntnis des Nutzens der Freundlichkeit zu erziehen. Mag der ganze Wert dieser Eigenschaft auch nicht sogleich verstanden werden, so wird sich doch eine unzweifelhafte Hebung des Bewusstseins einstellen. Bei einer solchen Erziehung muss erneut auf den Schaden von Hass und Rache hingewiesen werden. Besonders jetzt ist eine solche Erinnerung notwendig, da Bosheit und gegenseitiger Hass die Erde mit einer verderblichen Hülle umgeben.

       Glaubt nicht, solche Mahnungen seien abstrakte Moralpredigten. Der Planet ist krank, und die Menschen fördern seine Zerstörung. Daher lasst uns Krumen der Freundlichkeit sammeln und den Raum mit Sendungen von Freundlichkeit erfüllen. Wir wissen nicht, zu wem diese guten Rufe gelangen, doch sie werden einen Nutzen für die gesamte Menschheit erbringen.

       Der Denker riet: „Sendet gute Rufe aus. Sie werden ihre Bestimmung erreichen.“

 

       846. Urusvati kennt das Wesen des Vergessens. Weise sagen: „Nichts verschwindet, alles hat eine Ursache.“ Wenn etwas in die Tiefe des Bewusstseins versank, bedeutet dies, dass es dafür einen Grund gibt. Forschen wir nach, und wir werden finden, dass das Vergessen wohltuend war.

       Die Menschen sind erstaunt, warum lang Vergessenes unerwartet aus dem Bewusstsein auftaucht. Doch auch dafür gibt es einen Grund. Vielleicht haben unerwartete Schwingungen eine schlafende Erscheinung[95] geweckt, oder der Mensch musste etwas vor langer Zeit Durchlebtes erkennen, oder die Überirdischen Führer erkannten die Notwendigkeit, ihn an seine Verantwortung zu erinnern.

       Natürlich haben Wir nicht schändliche Vergesslichkeit im Blick, die aus Liederlichkeit erwächst. Wir sehen solche Liederlichkeit als eine gefährliche Untugend an. Die Kinder müssen vor der Möglichkeit bewahrt werden, in Liederlichkeit zu verfallen.

      Die Menschen verweisen oft auf ihre Vergesslichkeit, ohne zu wissen, welcher Untugend sie sich damit beschuldigen. Vergessen ist ein Naturgesetz, es sammelt Schätze im Bewusstsein und bewahrt sie behutsam bis zur vorbestimmten Stunde.

       Wahrlich, es ist dem Menschen nicht möglich, sich aller Einzelheiten der Vergangenheit zu erinnern, erst in der Überirdischen Welt werden sie zu Rettern oder Anklägern. Es ist nicht möglich, jede kleine Einzelheit zu verurteilen oder anzuerkennen. Der Tatmensch strebt voran, für ihn ist Vergessen nur ein Bewahren von Schätzen. Er weiß, dass die Stunde kommen wird, da der Blitz der Erleuchtung aufleuchten wird.

       Wir schätzen es, wenn ein Tatmensch es versteht, angesammelten Besitz zu nutzen. Wir sind bereit, dabei zu helfen, die notwendigen Schwingungen aus der Schatzkammer hervorzurufen.

       Der Denker sprach: „Auch das Vergessen nehme ich als ein Geschenk an.“

 

       847. Urusvati kennt das Wesen der Nachsichtigkeit. Möge jede eurer Bekundungen von Nachsicht zugleich euer Aufstieg sein.

       Ein Dummkopf verprügelt einen entkräfteten Esel, wodurch er nur Schaden anrichtet. Ein kluger Hausherr dagegen gewährt dem Esel Erholung, füttert ihn und erzielt dadurch Nutzen. Ebenso ist es mit Unwissenden, man darf sie nicht mit Zorn überschütten, da eine Beschimpfung keinen Nutzen bringt. Nützlich wird es dagegen sein, nachsichtig zu sein und überzeugende Worte zu finden. Es ist nicht leicht, sich auf das Niveau der Unwissenheit einzustellen, doch ein Denker versteht, dass man durch eine niedrige Tür gebeugt gehen muss.

       Es ist viel über Mitleid gesprochen worden, doch beinhaltet jedes Mitleid bereits Nachsicht. Wahrlich, ruhmreicher Aufstieg wird durch feinfühlige Nachsicht geschaffen. In der Überirdischen Welt führt die Befähigung zur Barmherzigkeit zu einem raschen Aufstieg. Der Wanderer lernt, den Stimmen des Schmerzes Gehör zu schenken und sich mit Gedanken an Heilung zu erfüllen; solche Gedanken tragen wie Flügel empor.

       Der Mensch muss beständig Gelegenheiten suchen, um Nachsicht zu üben. Auch an den Schulen muss man darüber sprechen, wie nützlich Nachsicht ist. Man muss aufzeigen, dass Verurteilung ein tödliches Prinzip ist. Man kann sie leicht vermeiden, wenn man daran denkt, dass Zerstörung kein Aufbau ist. Überlassen wir Zerstörung der Weisheit des Kosmos, wir aber wollen aufbauen.

       Der Denker sprach: „Lehrer, zeige mir, wie ich durch Nachsicht aufsteigen kann.“

 

       848. Urusvati kennt das Wesen der Inspiration. In verschiedenen Sprachen bezeichnet dieses Wort deutlich einen Einfluss von außen. Die Menschen lieben das Wort Inspiration nicht nur, sondern missbrauchen es sogar, doch nur sehr selten denken sie über seinen Ursprung nach.

       Selbst die wenigen, die den Ursprung des Wortes Inspiration verstehen, sind in ihrer Meinung geteilt. Die einen gehen von einer persönlichen Einwirkung aus, während andere annehmen, dass eine bestimmte Energie wirkt. Lasst uns darüber nicht streiten, denn bei jeder persönlichen Einwirkung wirkt Energie. Doch für den Menschen ist es an der Zeit, die wahre Bedeutung der von ihm ausgesprochenen Wörter zu erkennen.

       Kann der Mensch aber die Bedeutung der Inspiration ohne Verständnis der Überirdischen Welt beurteilen? Er wird eine Mitarbeit der Höheren Kräfte nicht anerkennen können, wenn er sie schon grundsätzlich verneint.

       Das Wort Inspiration begegnet einem besonders häufig bei Künstlern und Wissenschaftlern. Der Grund dafür ist verständlich: Solche Tatmenschen können Einwirkungen aus den Überirdischen Sphären öfter als andere erfahren. Diese Erscheinung könnte verstärkt werden, wenn die Menschen sie bewusst annehmen würden, doch leider wird die Überirdische Welt nicht anerkannt.

       Kann man ihre baldige Anerkennung erwarten, wenn die Menschen von Hass und Zerstörungswut verzehrt sind? Noch ist die Inspiration jedoch aus dem Wörterbuch nicht verbannt worden. Man kann darauf warten, dass sich Lehrer finden, welche die große Bedeutung der Inspiration bereits an der Grundschule erklären. Mögen die Kleinen von Überirdischer Zusammenarbeit hören. Eine solche höhere Einwirkung wird die menschliche Schöpfung nicht verstümmeln, sondern sie wie mit herrlichen Flügeln berühren!

       Der Denker sprach: „Lehrer, inspiriere mich zu bester Schöpfung!“

 

       849. Urusvati kennt das Wesen der Begeisterung. Der herrliche Begriff der Begeisterung weist auf einen Verkehr mit der Höheren Welt mit Hilfe der Kräfte des Geistes hin. Wer Geist und Seele verneint, sollte das Wort Begeisterung nicht verwenden, und dennoch wird es mit Vorliebe im Mund geführt, ohne dass man seine Bedeutung versteht.

      Die Verneiner bedienen sich der Gedanken und Wörter, mit denen der überirdische Raum angefüllt ist, lassen aber gleichzeitig die Existenz des unsichtbaren Lebens und unsichtbarer Einwirkungen nicht zu. Es ist daher nicht erstaunlich, dass es notwendig wird, von Begriffen zu sprechen, die der Welt des Altertums bekannt waren, heute aber völlig entstellt wurden.

       Die Menschen der alten Welt schufen viele Wörter von großer Bedeutung. Sie wussten bereits, warum diese Wörter der Menschheit nötig waren, doch die Jahrhunderte fegten die Bedeutung der hohen Begriffe hinweg. Das menschliche Denken wandte sich dem gewöhnlichen Alltag und einer scheinbaren Entwicklung des Lebens zu. Die Unwissenheit kroch von unerwarteter Seite hervor. Statt den Gesichtskreis zu erweitern, engte die Wissenschaft ihn bis zu unwissender Verneinung ein. Man sollte meinen, dass Wissenschaftler forschen, sich aber nicht mit Verneinung beschäftigen sollten.

      Es sollte Begeisterung in das Bewusstsein des Wissenschaftlers herabsteigen, und er sollte die ganze Bedeutung dieses Begriffes schätzen. Stattdessen hat er die Führung durch Überirdische Kräfte herabgewürdigt und sich dadurch selbst geschwächt.

       Es ist hinreichend über die bewusste Schöpfung gesprochen worden, bei welcher der Mensch hellsichtig und hellhörig wird. Doch für eine solche Errungenschaft muss der Mensch vor allem erkennen, welche Macht er offenbart und welche Zusammenarbeit bereit ist, ihm zu helfen. Dann wird er das Recht haben, Begeisterung zu bekunden.

       Der Denker riet, selbst im gewöhnlichen Alltagsleben die Begeisterung nicht zu vergessen.

 

       850. Urusvati kennt das Wesen der Herzensgüte. Ein herrlicher Begriff, der es nicht verdient, von Unwissenden herabgesetzt zu werden. Für letztere steht ein herzensguter Mensch einem Geistesschwachen nahe, und ein Gutmütiger verdiene kein Vertrauen. Was kann indessen erhebender sein als Bestrebung zum Wohl, zum Guten? Nur ein weiser Mensch kann all seine Kraft dem Wohl zulenken. In der Überirdischen Welt bedauert er ein solches Streben nicht, denn der Magnet des Guten führt ihm die besten Weggefährten zu.

       Auf der Erde träumen die Menschen von Zusammenarbeit, doch in der Überirdischen Welt ist diese noch viel spürbarer. Sie stärkt den Geist und vermehrt die psychische Energie. Auf der Erde versuchen die Menschen, mit verschiedenen Yogamethoden das Bewusstsein zu heben und sich der Höheren Welt zu nähern. Die Überirdische Welt erfordert eine noch größere Anspannung, um Fortschritt zu erzielen. Dort bewegt sich der Wanderer ständig, ohne Unterbrechung, vor oder zurück, wie ein in einen Strudel geworfener Stein. Der Anker des Wohls wird sehr sicher sein, doch dafür muss der Mensch sich wahrhafte Herzensgüte aneignen. Sie hilft, Gereiztheit, heftigen Zorn und Boshaftigkeit zu vermeiden.

       Mögen die Menschen nicht denken, dass Wir über unnötige Themen sprechen. Die Welt ist dermaßen von Hass ergriffen, dass der Rettungsring des Wohls unerlässlich ist. Möge der Mensch nach den vielen herabgewürdigten und vergessenen Begriffen suchen. Möge er lernen, sie in ihrer wahren Bedeutung anzuwenden. Im Staub der Jahrhunderte kann viel Gutes gefunden werden.

       Der Denker bestätigte: „Lege die Rüstung der Herzensgüte an und werde unbesiegbar.“

 

       851. Urusvati kennt das Wesen des Segens. Uranfängliche Energie, Segen, psychische Energie, feurige Energie, Prana – es hat in den verschiedenen Jahrhunderten viele Bezeichnungen gegeben, doch der Sinn ist derselbe. Lebensspender, Lenker der schöpferischen Kraft, Erwecker zur Erkenntnis, so könnten die Menschen diesen Segen verstehen. Doch sie sind von einem Verständnis der Grundlagen des Weltenaufbaus weit entfernt. Sie fragen: „Wenn die uranfängliche Energie den Raum erfüllt, warum wirkt sie dann nicht in gleicher Weise auf die gesamte Menschheit ein?“

       Die Fragesteller wissen gar nicht, dass es keine zwei gleichen Menschen gibt; sie wissen nicht, dass man die Energie anerkennen, herbeirufen und aufnehmen muss. Der Unwissende gleicht einem Kranken, der die sofortige Wirkung eines Medikamentes fordert. Schon nach der ersten Einnahme ist er bereit, sie in Frage zu stellen. Genauso handelt derjenige, der die uranfängliche Energie nicht anerkennt.

      Ebenso wenig versteht der Unwissende, dass man fähig sein muss, die Energie herbeizurufen. Man muss einen reinen Willen anspannen, damit der feurige Magnet entflammt. Dieser Magnet kann nicht zum Leben erstehen, ohne den Wille zu üben.

       Ebenso schwer fällt es dem Menschen, den Segen im irdischen Alltag anzunehmen. Wie ein gefangener Paradiesvogel schlägt er an den Käfig und verliert dabei die besten Federn. Wer den Segen angenommen hat, muss diesen wunderbaren Vogel in Freiheit halten. Wie aber soll man ihn so dressieren, dass er sich nicht als bedauernswerter Gefangener erweist? Die Menschen haben verschiedene Methoden ersonnen, um ihren Lebensalltag an die Erhabenheit der herrlichen Energie anzupassen, doch an die direkte Bedeutung des Wortes „Segen“ haben sie nur wenig gedacht.

       Der Denker freute sich, wenn er die Gegenwart von Segen verspürte. Er sprach: „Ein feuriger Vogel hat mich berührt, der Bote der Überirdischen Welt.“

 

       852. Urusvati kennt das Wesen des Glaubens. Man spricht von blindem Glauben, doch Wir bekräftigen einen sehenden Glauben. Glaube ist Wissen, doch auch das Wissen teilt sich in Wissen des Verstandes und Wissen des Herzens. Es fällt den Menschen nicht leicht zu unterscheiden, wo die Grenze zwischen beiden Wissensarten liegt, doch sollten sie verstehen, dass Herzenswissen sehr schwer zu erlangen ist, wenn man keine überirdischen Aufspeicherungen angesammelt hat.

       Wahrlich, in der Überirdischen Welt kann man unmöglich voranschreiten, wenn der feurige Magnet des Herzens nicht entflammt ist. Man muss sich klar machen, wie sehr man die Entwicklung dieses Magneten in der Überirdischen Welt vollenden kann, denn er soll im irdischen Leben erstrahlen.

      Die Menschen haben viele Methoden erdacht, um diesen Magneten auf künstliche Weise zu entzünden. Andere nahmen an, nur geistige Entwicklung fördere seine Entwicklung – diese waren dem Ziel näher. Körperbewegungen können keine Geistigkeit schaffen. Allein gedankliche Übung führt zu erhabenem Herzwissen. Wie aber soll man den Menschen erklären, dass jeder Tag und jede Stunde für diese überirdische Errungenschaft wichtig sind? Der Verstand stört das Herz und trägt kostbare Erleuchtungen hinweg.

       Der Denker bemerkte kurz: „Ich weiß, ich glaube.“

 

       853. Urusvati kennt das Wesen des Strebens. Oftmals unterscheiden die Menschen nicht zwischen dem geistigen Streben des Herzens und einer verstandesmäßigen, körperlichen Anspannung. Aus diesem betrüblichen Unverständnis entstehen üble Folgen. Man kann mit der Stirn an kalte Steine schlagen, doch die schöpferische Energie wird nicht herabsteigen.

       Man wird fragen: „Wie soll man die Erkenntnis der Energie lernen?“ Um einen Strom höherer Anspannung aufnehmen zu können, muss man vor allem das Bewusstsein durch erhabenes Denken verfeinern; so wird sich das Bewusstsein erweitern und das Feuer des Herzens entzündet sich. Ein solcher segensreicher Zustand vermag sich unerwartet einzustellen.

       Nicht nur einmal haben Wir daran erinnert, dass die Maßstäbe der Überirdischen Welt nicht den irdischen gleichen. Nur wenn er diesen Unterschied verstanden hat, kann der Mensch mit der Überirdischen Welt vertraut werden. Es bedarf nicht irgendwelcher konventioneller Übungen, nur das Denken kann den Menschen erheben. Nur bei bestrebtem Denken kann der Mensch die Gegenwart des inneren Feuers spüren.

      In alten Lehren lassen sich Hinweise auf einen kostbaren Talisman finden, der sich im Herzen befindet. Wahrhaftig, man kann das Feuer des Herzens, das von überirdischer Energie entfacht wurde, mit einem Talisman vergleichen.

       Mögen die Menschen nicht denken, man müsse sich in eine Einsiedelei zurückziehen, um eine normale Entwicklung des Bewusstseins zu erreichen. Auch im irdischen Alltag ist herrliches Streben zu finden, und eine solche Heldentat ist sogar noch wundervoller. Man muss das Streben jedoch schärfen wie den Pfeil eines mächtigen Bogenschützen.

       Mögen die Lehrer an den Schulen von der Macht erhabenen Strebens sprechen. Mögen sie einen Moment des Schweigens einführen, in dem die Kleinen ihr Denken zum Herrlichsten lenken können. Solche Augenblicke können Funken des Herzensfeuers hervorrufen.

       Der Denker riet, sich schweigend zu versammeln und die Gedanken auf die Menschheit zu richten.

 

       854. Urusvati kennt das Wesen des Zulassens. Die Menschheit zerfällt in solche, die zulassen, und solche, die verneinen. Die ersteren bergen das Samenkorn der Neuen Welt in sich, die zweiten schaffen kosmischen Unrat. Wenn jemand zwischen beiden Lagern eine Grenze ziehen wollte, wäre er verblüfft über ihren gewundenen Verlauf.

       Besonders erstaunlich ist, dass sich unter den Verneinern große Tatmenschen und Wissenschaftler befinden. Es kommt ihnen nicht in den Sinn, dass ihr Schaffen sich ausweiten könnte, wenn sie sich von dem finsteren, selbst verhängten Verbot befreien würden. Erst in der Überirdischen Welt werden sie verstehen, wie sehr sie selbst ihren eigenen Fortschritt gestört haben.

       Im irdischen Leben sind solche Verneiner allerdings hoffnungslos. Nur eine starke Erschütterung kann ihnen eine Erweiterung des Horizonts zurückgeben. Daher muss besonderes Augenmerk auf die Kinder gelegt werden, deren Bewusstsein noch nicht verdorben ist.

       Manche meinen, Wir gäben ethische Unterweisungen, sie vergessen jedoch, dass Wir die Grundlage des Feurigen Yoga vermitteln. Bei seiner natürlichen Entwicklung ist eine ethische Grundlage des Lebens unerlässlich. Nur ein reines Herz wird bei einer feurigen Verbindung mit Höheren Kräften nicht veraschen.

      Man darf nicht vergessen, dass die Menschen der beständigen Ermahnungen bedürfen; sie können die Lehren nur in unterschiedlichen Zuständen und verschiedenen Ausdrucksformen aufnehmen. Wahrhaftig, der Lehrer muss scharfsichtig und findig sein.

       Der Denker riet: „Sieh dir deine Schlösser genau an. Bist du in der Lage, sie zu öffnen?“

 

       855. Urusvati kennt das Wesen der Freundlichkeit. Ein Yogi ist von Natur aus freundlich. Sorgsam erforscht er jede Erscheinung, und wenn er ein Teilchen des Guten findet, wird er davon ausgehend sein Urteil fällen. Wenn der Yogi jedoch kosmischen Unrat wahrnimmt, wird er ihn hinwegfegen, da er weiß, dass ein solcher Verfall nur durch Feuer umgewandelt werden kann. Der Yogi versteht, dass man eine Erscheinung unmöglich anhand ihres vorübergehenden Zustandes bewerten darf, daher betrachtet er ein Geschehen in seinen verschiedenen Offenbarungen, bevor er über das Wesen urteilt.

       Versteht, dass dies die Grundlage der Freundlichkeit ist. Es ist besser, zur Seite des Guten hin zu irren, als unüberlegt zu verurteilen. Das Herz des Yogi trügt jedoch nicht, und kosmischer Unrat ist für feinfühlige Schwingungen unfehlbar zu erkennen.

       Überirdische Schwingungen können den Verfall des Wesens eines Menschen unfehlbar feststellen. Mit der Zeit wird man solche feinstofflichen Schwingungen auch im irdischen Dasein anwenden können. Allerdings ist eine baldige Anwendung solcher verfeinerter Apparate nicht zu erwarten. Man kann sehen, in welchem groben Zustand die Menschheit sich befindet, weshalb es unmöglich ist, den Schuppenpanzer der Unwissenheit zu durchdringen. Nichtsdestoweniger vollzieht sich Evolution.

       Der Denker bestätigte: „Bewahrt euch Freundlichkeit als eine Fackel in der Finsternis.“

 

       856. Urusvati kennt das Wesen des Strebens. Jede Arbeit erfordert Konzentration, durch sie wird die Qualität der Arbeit erhöht, doch nennen Wir dies eine äußere Konzentration. Wir möchten an das innere Streben erinnern. Ein solches Streben sollte jedem Menschen eigen sein, doch tatsächlich begegnet es einem nur selten.

       Der Mensch muss sich die Überirdische Welt zu eigen machen und ein volles Verstehen der Höheren Helfer bekunden. Wie aber soll er seine Schätze erkennen, wenn niemand zu ihm von ihnen spricht? Von klein auf wird der Mensch der Überirdischen Welt entfremdet, man verbietet ihm sogar, über etwas „Übernatürliches“ nachzudenken. So ist er wie ein Blinder, der durch einen Wald läuft, bis seine Stirn an einen Baum stößt.

       Es erfordert eine große Erschütterung, damit der Mensch von einem inneren Licht erleuchtet wird; erst dann wird er zu suchen beginnen und Höhere Hilfe empfangen können. Wahrhaftig, der Suchende wird bemerken, dass sein Streben die Qualität seiner Errungenschaften erhöht. Natürlich wird sich in einem solchen Fall scheinbar zufällig etwas finden oder jemand getroffen werden.

       Möge der Mensch sich nur recht bald von der absurden Vorstellung befreien, die Erscheinungen des Lebens seien zufällig. Eine Ursache liegt allem zugrunde, und weise muss man nach ihr suchen.

      Streben vermehrt wie eine magnetische Kraft die Macht des Menschen. Inneres Streben stört seine Arbeit keinesfalls, sondern verwirklicht wie ein ununterbrochener Pulsschlag den Aufstieg. Möge der Mensch über die unaufhörliche Tätigkeit des Herzens nachdenken und sie als Aufruf zu ebenso unaufhörlichem Streben verstehen.

       Der Denker sprach: „Ein magnetischer Pfeil kennt seine Richtung.“

 

       857. Urusvati kennt das Wesen der Erholung. Wir haben bereits davon gesprochen, dass Erholung im Wechsel der Arbeit liegt, doch muss man auch noch andere nützliche Formen der Erholung im Blick haben. Solche sind: Verkehr mit der Überirdischen Welt, Bereicherung der Erkenntnis, Betrachtung der Größe der Natur und menschliche Schöpfung. Die einen bezeichnen eine solche Erholung als Erweiterung des Bewusstseins, andere als Befreiung von Egoismus und dritte als Sieg des Geistes – sie alle haben recht. Begeisterung durch erhabene Wahrnehmungen vermag das Leben zu verklären, wenn der Mensch fähig ist, solche heilkräftigen Schwingungen in sich zu bewahren.

       Leider sind die Menschen überaus selten in der Lage, solche wahren Werte zu nutzen. Gewöhnlich hindert wütende Bosheit sie daran, das Allerschönste zu bemerken. Anstatt der bestimmten Erholung versinkt der Mensch in Gereiztheit und schadet damit nicht nur sich selbst, sondern auch der gesamten Umgebung.

       An den Schulen muss erklärt werden, worin eine Erholung besteht, die Gesundheit des Geistes und des Körpers erzeugt. Mögen die jungen Erbauer des Lebens das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Erholung finden. Mögen sie Zeit finden, um über die Überirdische Welt nachzudenken. Vielleicht werden sie mit Hohn und Spott beginnen, doch dann wird einfache Logik sie dazu veranlassen, tiefer nachzudenken.

      Vielleicht wird ihr Denken zu Beginn von der Astronomie, der Chemie oder einem beliebigen Zweig der Physik ausgehen und dabei auf etwas ihnen Unbekanntes stoßen. Besonders jetzt, da die Menschen über Energien nachzudenken beginnen, kann man erwarten, dass wissbegierige Geister die Weite der Möglichkeiten verstehen, die das Dasein verwandeln. Doch sind die Menschen von der Freiheit des Denkens noch weit entfernt. Möge Denken die unterdrückten Sklaven befreien.

       Der Denker sprach: „Arbeit ist der Befreier, der Gedanke jedoch der Führer auf dem Weg.“

 

       858. Urusvati kennt das Wesen der Treue. Adamant* – so nannte man in alten Zeiten die Eigenschaft der Treue. Treue, Standhaftigkeit und Unbeugsamkeit sind ein Bollwerk gegen Zweifel, Schwanken und Verrat. Die Ausstrahlung der Treue stellt eine wunderschöne Erscheinung dar. Ja, ja, ja – es ist an der Zeit, dass die Menschen die klaren Abdrücke ihrer Ausstrahlungen erkennen.

       Kaum dass die ersten Experimente zur Erforschung der Ausstrahlungen durchgeführt worden waren, haben diese anfänglichen Entdeckungen auch schon wissensdurstige Geister angezogen. Nun, da alle Apparate verfeinert und verbessert worden sind, sollten die Wissenschaftler unverzüglich zu weiteren Versuchen schreiten. Die Erforschung der Ausstrahlungen ist überaus bedeutend. Die Neue Ära erfordert eine Bestätigung der feinstofflichen Energien.

       Auch die Medizin wird sich weiterentwickeln, wenn die Menschen verstehen, wie wohltuend positive Eigenschaften und wie schädlich die Ausstrahlungen der Bosheit sind. Es ist eine Tatsache, dass die Ausstrahlung sich nicht verflüchtigt, sondern den umgebenden Raum sättigt. Die Menschen suchen die Ursache von Epidemien, doch mögen sie diese in ihrer eigenen Umgebung finden.

      Überdies hat die Qualität der Ausstrahlungen in der Überirdischen Welt eine große Bedeutung. Der feinstoffliche Körper kommt dort mit der ihm gewohnten Ausstrahlung an. Er kann ein schöpferischer Magnet sein, sich aber auch als abstoßendes Ungeheuer erweisen.

      Es ist nicht leicht, sich von solchen abscheulichen Aufspeicherungen zu befreien. Es ist daher vernünftig, ein rettendes Licht um sich herum zu haben. Dafür jedoch ist es vor allem notwendig, die Überirdische Welt zu erkennen und ihr in ganzer Treue zuzustreben.

       Der Denker riet: „Denkt daran, dass Treue ein fester Schild ist.“

 

       859. Urusvati kennt das Wesen des Unsagbaren. Die Teilbarkeit alles Existierenden ist unbegrenzt, doch kann man in jedem einzelnen Teil etwas überaus Kleines, Unsagbares finden. Die alten Denker der Alchimie nannten dieses Etwas: „Schatz der Mutter“, „Auge des Jupiter“ oder „Feste des Sieges“. Inzwischen ist die Wissenschaft zu der Erkenntnis gelangt, dass dieses grundlegende Teilchen erforscht werden kann.

       Man fragt: „Wie konnten die Alchimisten bei der Unvollkommenheit ihrer Apparate das feinste Teilchen des Seins erkennen?“ Natürlich nur auf dem Weg der psychischen Erkenntnis. Wir wiederholen dieses alte Beispiel, um daran zu erinnern, dass selbst die vollkommensten Apparate die Teilnahme der psychischen Energie erfordern. Möge die Wissenschaft versuchen, schwierige Probleme zu lösen, doch ist es an der Zeit, die Bedeutung der psychischen Energie anzuerkennen. Oftmals prahlen die Menschen sogar mit ihrem Unglauben und werfen dabei unterschiedslos viele unvergleichbare Begriffe zusammen.

       Der Denker sagte zu denen, die ihren Unglauben herausschrien: „Glauben müsst ihr nicht, aber wissen solltet ihr.“

 

       860. Urusvati kennt das Wesen der Erweiterung des Bewusstseins. Um diesen Begriff herum bestehen viel Zweifel und Unverständnis. Unerfahrene Forscher nehmen an, eine solche Erweiterung komme von außen und der glückliche Empfänger nähme bloß ein hohes Geschenk mit Dankbarkeit an. Solche Forscher vergessen das Gesetz des freien Willens. Sie werden bekümmert sein zu erfahren, dass die Erweiterung des Bewusstseins nicht von außen, sondern von innen kommt.

       Nur der feurige Magnet des Herzens, durch hohes Denken und Streben entflammt, zieht höhere Energien an. Die Macht der höheren Energien verwandelt das Bewusstsein und macht es für die Erkenntnis der Gesetze des Daseins empfänglich. Die Menschen schätzen den Magneten des Herzens nicht und setzen damit ihre eigene Bedeutung herab.

      Man darf unmöglich annehmen, die Höheren Kräfte würden den freien Willen zwingen. Im Gegenteil liegt die Schönheit darin, dass der Mensch der Urheber seines eigenen Aufstieges ist; Zusammenarbeit tritt jedoch in Abhängigkeit von der Kraft und der Reinheit seines Denkens ein. So bereitet der Mensch sich seine Situation in der Überirdischen Welt selbst.

       Der Lehrer erscheint entsprechend dem Denkniveau des Wanderers. Es wurde gesagt: „Wie soll man einen Ertrinkenden retten, wenn die Hülle seiner Kleidung es nicht erlaubt, seinen Körper festzuhalten?“ Besonders wichtig ist die Erweiterung des Bewusstseins, die in die Zukunft gerichtet ist. Ein Mensch mit erweitertem Bewusstsein versteht die Vergangenheit als Übergang in die Zukunft.

       Der Denker sprach: „Strebt in die Zukunft, sie ruft euch!“

 

       861. Urusvati kennt das Wesen der Liebe zur Zukunft. Vor langem wurde gesagt: Das Leben ist ein ununterbrochener Strom. Man kann auch sagen: Das Leben ist ein Flug in die Zukunft. Die einen fürchten die Zukunft, andere finden sich traurig mit ihrer Unausweichlichkeit ab, und nur sehr wenige lieben die Zukunft. Solche Menschen können zu Recht als beflügelt bezeichnet werden. Sie spüren, wie unsichtbare Flügel sie über die Erde hinaustragen. Sie vermögen große Wahrheiten zu entdecken und lebendige Wissenschaftler zu sein. Sie spüren, dass keine ihrer Entdeckungen verlorengehen wird.

       Sie begegnen jedem Tag als einer neuen Möglichkeit. Sie lieben den Sieg, und können sich der Unwissenheit widersetzen.

       Woher kommt bei diesen Tatmenschen die Bereitschaft zu ununterbrochener Arbeit? Die Liebe ist eine mächtige Antriebskraft. Die Liebe ist ein Magnet und der Ursprung des Erfolges. Die Liebe zur Zukunft ist die mächtigste Antriebskraft und bewahrt den Tatmenschen vor schläfriger Faulheit. Die Liebe ermöglicht das Verstehen der Überirdischen Welt.

       Die Menschen sprechen oft von Begegnungen mit Nahestehenden in der Überirdischen Welt. Zwar lieben sie die Zukunft nicht als einen feurigen Sieg, doch es ist gut, dass sie um ihrer Nächsten willen von der Überirdische Welt träumen.

      Wie herrlich aber kann der Überirdische Weg eines Tatmenschen sein, der in die Zukunft strebt! Er wird keine Stunde verlieren, um nach der Lösung der Probleme zu suchen, die ihn im irdischen Leben beschäftigt haben, und er wird Höhere Führer finden.

       Der Denker sprach zu den Kindern: „Liebt die Zukunft, und euch werden Flügel wachsen.“

 

       862. Urusvati kennt das Wesen der Liebe zur Natur. Ein Agni Yogi liebt die Natur, in ihren kleinsten und größten Offenbarungen erblickt er die Schönheit. Er spürt die Erhabenheit, die den Raum sättigt. Der Yogi erkennt, dass die Natur für ihn das Fenster zu den fernen Welten und der Zugang zur Überirdischen Welt ist.

       Es ist unerlässlich, den Menschen wiederholt von der Bedeutung der Natur zu sprechen, denn viele verstehen es überhaupt nicht, sie zu beobachten, und sehen ihre Bedeutung im Leben nicht. So muss man in Kindern die Neigung zur Natur und besonders zum Himmel beobachten.

       Man kann zwei gegensätzliche Menschentypen beobachten, und jeder Lehrer sollte jenen Kindern helfen, in denen das Feuer brennt, das zu den fernen Welten führt. Solche Fähigkeiten weisen auf wertvolle Aufspeicherungen aus früheren Leben hin. Von solchen Kindern darf man Arbeit für das Gemeinwohl erwarten; dieser Begriff entflammt durch die Begeisterung angesichts der Erhabenheit des Weltalls.

      Oftmals jedoch missachten die Erwachsenen die wertvollsten Charakterzüge der Kleinen. Urusvati erinnert sich, wie ihre schöne Vision verlacht wurde. So erscheinen viele bemerkenswerte Offenbarungen von höheren Energien den Unwissenden als leere Hirngespinste. Es ist seit langem an der Zeit, dass wahre Wissenschaftler den Kleinen, deren Augen und Ohren geöffnet sind, zu Hilfe kommen.

       Der Denker sprach: „Liebt die Natur, sie wird euch lehren, aufzusteigen.“

 

       863. Urusvati kennt das Wesen der Aneignung. Ich habe bereits auf Aufnahmefähigkeit, Duldsamkeit und Verstehen hingewiesen, doch diese Eigenschaften sollten durch die Fähigkeit zur Aneignung gekrönt werden. Synthese kann sich nur bei Aneignung entwickeln.

      Was aber ist Aneignung? Bei einer Erweiterung des Bewusstseins muss sich auch eine Aneignung des Erkannten einstellen. Es wird gleichsam zum eigenen und unveräußerlichen. Mit einem solchen Vorrat wird der Wanderer die Überirdische Welt lichtstrahlend betreten. Lichtstrahlend deshalb, weil sich sein inneres Licht verstärkt.

       Ebenso wird ein gut bevorrateter Wanderer in der Mehrzahl der Fälle ein klares Bewusstsein bewahren und daher keine Erholung durch Schlaf benötigen. Gewiss können Fälle von Krankheit eintreten, bei denen Erholung notwendig ist, doch auch in einer solchen Situation wird der Schatz der Aneignung die Frist der Untätigkeit verkürzen.

      Der lichtvolle Tatmensch strebt in die Zukunft, und auf allen Wegen denkt er an schöpferische Arbeit. Der Magnet seines Herzens wird die Anziehung zum Kosmischen Magneten finden und das Herz auf das Gedankenschaffen richten.

       „Herrlich ist die Errungenschaft des Gedankenschaffens“, so gebot der Denker.

 

       864. Urusvati kennt das Wesen des Mitleids. Maitreya, der Herrscher des Mitleids, hat dieses allgemeinmenschliche Gefühl der Zukunft eingeprägt. Die Verwirrung der Welt ist groß!

       Viele Ärzte sind erforderlich, um die Menschheit zu heilen. Zugleich mit körperlichen nehmen psychische Epidemien zu. Mitleid kann die Ärzte für den dringenden Kampf rüsten.

       Im Umkreis von Mitleid gibt es einige verwandte Gefühle, doch unter ihnen ist nur Mitleid frei von Egoismus. Selbst Bedauern kann hochmütig sein; selbst Barmherzigkeit kann nicht ganz frei von Selbstsucht sein, doch Mitleid geht zum Kranken und nimmt die ganze Schwere des Schmerzes auf sich. Es erforscht die Ursache des Schmerzes und verabreicht psychische Energie, um die beschädigte psychische Verfassung wieder gesund zu machen.

       Natürlich muss man die psychischen Seuchen in ihrer weiten Bedeutung verstehen. Die Menschen geraten in Verwirrung und machen sich in diesem Zustand hilflos. Vieler guter Kräfte bedarf es, um zu unterstützen, ohne zu kränken, und Hoffnung in den einfachsten und verständlichsten Worten auszudrücken. Der Kranke ist ein Egoist, und man darf ihm nicht zu verstehen geben, man habe seine Untugend erkannt.

      Wahrlich, Mitleid ist das sanfteste, verständnisvollste Gefühl. Vergessen wir nicht, wie hilfreich ein feines Gefühl in der Überirdischen Welt ist. Es offenbart den Magneten des Herzens, und mit dieser Macht ist der Mensch unbesiegbar.

       Der Denker bestätigte: „Mitleid ist die Krone der Zukunft.“

 

       865. Urusvati kennt das Wesen der augenblicklichen Erleuchtung. Vor langem wurde gesagt: „In einem einzigen Seufzer versetzen wir uns in die Überirdische Welt.“ Ein einfacher Rat, doch um ihn herum haben sich viele Missverständnisse angehäuft.

       Nach einer schweren Mahlzeit seufzen die Menschen, ohne sich jedoch irgendwohin zu versetzen. Ebenso seufzen sie bei alltäglichen Missgeschicken, ohne sich aber in die Überirdische Welt zu versetzen. Der Mensch seufzt im Zorn und in Gereiztheit, verwurzelt sich aber nur noch tiefer im Irdischen.

       Nur sehr wenige verstehen, dass Erleuchtung viele Bedingungen erfordert. Nötig ist vor allem Stille des Herzens, doch ist diese Ruhe nicht leicht erreichbar. Ebenso schwer zu verstehen ist, dass der Chemismus der Erleuchtung überaus kompliziert ist, die Verbindung mit dem Höchsten wird von außen und von innen hergestellt.

       Der Mensch ist nicht fähig, mit dem Verstand zu erkennen, wann und warum eine solche gute Verbindung zustande kommt. Der Verstand ist ein schlechter Ratgeber! Statt Hilfe zu leisten, kann er zu Irrtum führen. Allein das Herz vermag die heilige Stille zu erfühlen, und in einer solchen Bestrebung entsteht wahres Gefühlswissen.

       Bei erfahrenen Menschen kann eine solche hohe Empfindung das ganze Leben erfüllen, ohne von Arbeit und schöpferischer Tätigkeit abzulenken. Höchste Qualität erfüllt die Arbeit eines solchen erleuchteten Tatmenschen. Herrliche Erleuchtung steigt zum Herzen herab, und der Mensch verwandelt das Leben in eine ununterbrochene Heldentat.

       Der Denker bekräftigte: „Haltet den Eingang rein, damit der Bote eintreten kann.“

 

       866. Urusvati kennt das Wesen des Schadens böswilligen Redens. Es ist seit langem an der Zeit, der Trennung von Ethik und Biologie ein Ende zu setzen. Es ist seit langem an der Zeit, die uranfängliche Energie zu erkennen. Es ist seit langem an der Zeit, die Bedeutung der Emanationen und Schwingungen zu verstehen. Doch trotz ihrer Offensichtlichkeit versucht die Menschheit, die einfachsten Gesetze der Natur zu verneinen.

       Der Mensch hat viele Male von dem schädlichen Chemismus gehört, den böse Gedanken und böswillige Reden verursachen, und dennoch ist die Welt mit bösen Gedanken angefüllt. Niemand will erkennen, dass eine solche böse Kraft Epidemien von Entartung und anderes Elend erzeugen kann.

       Es ist an der Zeit, die Wirklichkeit mit dem Auge eines wahren Wissenschaftlers anzusehen. Es ist an der Zeit, an den Schulen von dem verderblichen Schaden böswilligen Redens zu sprechen; doch die Welt ist an Lehrern verarmt, und es ist niemand da, der die Kleinen vor böswilligem Reden und seinen Folgen warnt. Auch zu Hause hören sie viele böse Schimpfworte. Doch der Lehrer muss vom medizinischen Gesichtspunkt aus auf den nicht wiedergutzumachenden Schaden böser Gedanken hinweisen.

       Nicht nur Trunksucht und Narkotika zerstören den Organismus, doch böse Gedanken eröffnen nicht weniger allen möglichen Infektionen einen Zugang. Ein böser Mensch wird durch all die verderblichen Einflüsse entwaffnet. Nicht die Überirdische Welt umgibt ihn, sondern Finsternis. Es ist an der Zeit zu verstehen, dass das Böse eine zersetzende Kraft darstellt, denn im Bösen wird keine gesunde Nachkommenschaft geboren.

       Der Denker ging auf den Marktplatz und warnte: „Eilt, euch von den Ketten bösen Gedanken zu befreien.“ Die Dummköpfe lachten über ihn.

 

       867. Urusvati kennt das Wesen der Autosuggestion. Viele verhalten sich gegenüber diesem Konzept geringschätzig und sogar verächtlich, doch eine richtig geübte Autosuggestion ist auf den irdischen und den überirdischen Wegen eine sichere Stütze.

       Der Mensch muss verstehen, dass ein Selbstbefehl zum Guten und zum Gemeinwohl Überirdische Hilfe herbeiruft. Sieg wird eintreten, wenn der Mensch sich selbst befahl zu siegen. Durch einen solchen selbstbefohlenen Sieg wird der Weg verkürzt. Gleichfalls muss man wissen, dass der Mensch mit dem wohltätigen Befehl eine Schwingung schafft, die ihn mit den Höheren Kräften vereint. Doch auch solche einfachen Überlegungen müssen dem Bewusstsein fast gewaltsam eingeprägt werden.

       Der Mensch hat von der besten Gabe, dem freien Willen, nur eine verschwommene Vorstellung. Er weiß nicht, welche Verantwortung ihm dieses Vorrecht auferlegt. Wie soll er über den freien Willen verfügen, wenn er die Macht des Selbstbefehls nicht versteht? Vor langem wurde gesagt, dass der Mensch vor allem sich selbst besiegen muss, doch was für ein Sieg wird das sein, wenn er es nicht versteht, sich mit dem Willen zum Guten zu erfüllen?

      Lasst uns daher daran denken, dass Autosuggestion ein wissenschaftlicher Begriff ist. Jeder vermag in jedem beliebigen Zustand Autosuggestion in sich zu entwickeln, und die Bewohner der Überirdischen Welt werden jubeln, wenn sie eine solche Möglichkeit der Zusammenarbeit erblicken.

       Der Denker sprach: „Freund, zünde deine Öllampe an. Auf das Licht hin werden die erwünschten Gäste herankommen.“

 

       868. Urusvati kennt das Wesen des Psycholebens. Selbst Unwissende und stumpfsinnige Dickköpfe können die Existenz der psychischen Welt nicht leugnen, versuchen sie jedoch unter absurden Bezeichnungen zu verbergen. Natürlich darf man nicht erwarten, dass solche Zweibeiner die große Bedeutung des Psycholebens erkennen können. Selbst entwickeltere Menschen sind nicht in der Lage, das Psycholeben in seiner ganzen Bedeutung anzuwenden.

       Man muss die Menschheit mit allem Nachdruck daran erinnern, dass die Evolution die Tätigkeit des Psycholebens verstärkt. Und die Menschen müssen lernen, die Schwingungen solcher höherer Energien wahrzunehmen.

       Der Mensch weiß, dass die psychische Energie ihn vor Krankheit, Zweifel und Niedergeschlagenheit bewahrt. Neben der Abwehr dieser mächtigen Feinde kann die psychische Energie jedoch die gesamte Existenz verwandeln. Auch führt sie den Menschen in die Überirdische Welt. Wenn sich das Bewusstsein erneuert, ist es möglich, den Einfluss der psychischen Energie auf alle Einzelheiten des Lebens zu erkennen, doch dazu muss man diese grundlegende Erscheinung achten.

       Der Mensch befasst sich allzu sehr mit den mechanischen Aspekten des Lebens und beraubt sich der Augenblicke der Erleuchtung. Er könnte zwar eine Minute finden, um sich gedanklich auf eine höhere Tonart umzustellen, doch dazu müsste er die Bedeutung des Psycholebens verstehen.

      Erneut schlagen Wir den Schullehrern vor, auf die Schönheit des Psycholebens hinzuweisen. Sind es aber viele Lehrer, die seine Bedeutung erkennen können? Möge die Menschheit den Lehrern die Existenzbedingungen erleichtern, damit sie ihr das Wesen des Psycholebens erklären können. Heute befindet die Welt sich in derartiger Verwirrung, dass es unerlässlich ist, immer wieder vom Prinzip des Psycholebens zu sprechen.

       Der Denker bestätigte: „Die psychische Welt klopft an die Tür. Eilt, sie zu öffnen.“

 

       869. Urusvati kennt das Wesen des Denkens. Ihr habt bereits von der Kunst des Denkens, von der Erweiterung des Bewusstseins und dem gedanklichen Befehl gehört, doch nun muss man die grundlegende Eigenschaft des Gedankens erkennen. Das Denken ist ein Verschärfer der psychischen Energie. Es verstärkt sie und lenkt sie in den Raum. Je stärker eine solche Gedankensendung ist, desto mächtiger wird auch ihre Begegnung mit dem Strom der uranfänglichen Energie sein.

       Auf diese Weise wird der Mensch zu einem ständigen Leiter der mächtigsten Energie. Dabei kann man den Ausbruch der Energie mit physikalischen Strömen vergleichen; je kürzer die Sendung ist, desto stärker wird der Ausbruch sein. Wir raten daher, in aller Kürze zu denken, um eine ganze Reihe wiederholter Ausbrüche zu schaffen. Eine solche Wiederholung ist besonders mächtig, doch muss man die Kürze der Äußerung lernen. Manche Menschen können in langen Zeitperioden denken, doch am Ende kommt nur ein stehendes Gewässer statt eines reißenden Stromes heraus.

       Man muss daran erinnern, dass Gedankenenergie feurige Energie ist, weshalb der Vergleich mit einem Ausbruch durchaus angebracht ist. Ebenfalls muss man wissen, dass selbst die gewöhnlichsten Gedankensendungen kurz sein sollten. Jedem ist Suggestion bekannt, und für Erfolg muss man in der Lage sein, einen möglichst kurzen Befehl zu senden.

       Beim Verkehr mit der Überirdischen Welt ist die Kürze und Klarheit des Gedankens ein guter Leiter. Wenn ihr den besten Weg sucht, dürft ihr nicht mit zusammenhangslosem Gemurmel beginnen. Schon Kinder sollten die Bedeutung von Kürze und Klarheit in Worten und Gedanken verstehen.

       Der Denker bestätigte: „Mögen die Ausbrüche der Gedanken in einen großen Strom von Wirbeln münden.“

 

       870. Urusvati kennt das Wesen einer weiten Anschauung. Ein Yogi verfügt über unbegrenzte Anschauungen. Ein Mensch, der sich in einen Keller von Verneinungen einschließt, kann kein Yogi sein. Es wird gesagt, die Natur des Yogi bilde sich Schritt für Schritt im Verlauf vieler Verkörperungen aus, doch deswegen darf man nicht annehmen, der Mensch müsse nicht bei jeder Verkörperung nach Möglichkeiten des Aufstiegs suchen.

       Jeder Tatmensch sollte verstehen, dass er in der Überirdischen Welt auf eine solche Vielzahl neuer Bedingungen treffen wird, dass ihm nur die Weite seiner Anschauungen helfen kann, alles Umgebende zu überblicken. Selbst bei Gegen-sätzen wird er die Ursache ihres Entstehens erkennen und, statt zu verneinen, seine Aufspeicherungen bereichern.

       Für den Yogi ist die Begegnung mit Gegensätzen nur eine Aufgabe, um einen großen Sieg zu erringen. Selten jedoch stimmt der Mensch zu, dass Gegensätze für ihn ein echter Segen sein können. Möge die Jugend zu verstehen beginnen, dass unbegrenzte Anschauungen die besten Flügel darstellen.

       Man kann viele Beispiele dafür anführen, dass unterschiedlichste Tatmenschen dank der Weite ihrer Anschauungen Siege errangen. Selbst wenn sie auf scheinbar unlösbare Aufgaben trafen, bahnten sie sich mit einer weiten Zulassung den Weg. So kann man bestätigen, dass die Weite der Anschauungen der Schild des Yogi ist.

       Der Denker gebot: „Freunde, versteht es, weiter als das Weite zu denken.“

 

       871. Urusvati kennt das Wesen der ununterbrochenen Fortdauer. Die meisten Menschen fürchten diese natürliche Eigenschaft. Sie denken sich viele Mutmaßungen aus, um die gewünschten Unterbrechungen des Daseins zu finden. Die einen nehmen an, dass schon der Schlaf eine solche Unterbrechung sei, vergessen aber, dass er eine Erneuerung des Rhythmus und eine Berührung mit Höheren Kräften ist. Andere gehen sogar noch weiter in der Hoffnung, dass der sogenannte Tod das Leben beende. Sie wollen nicht verstehen, dass das Verlassen des irdischen Zustandes lediglich einige Veränderungen des menschlichen Wesens mit sich bringt.

       Die Offenbarung der ununterbrochenen Fortdauer ist ein Ausdruck der Schönheit des Weltenaufbaus. Man kann sie als Anspannung verstehen. Man kann sich in ein neues Gewand kleiden, doch das Geisteskorn lebt ununterbrochen fort. Es lebt nicht nur, sondern spricht auf den kosmischen Magneten an.

       Befindet die Menschheit sich etwa noch in einem derart niedrigen Zustand, dass sie das herrlichste Gesetz des Aufstieges nicht erkennt? Wir können nicht hoffen, dass der Mensch das Gesetz des Weltaufbaus aufnehmen wird. Möge er der harmonischen Stimme der Natur lauschen. Möge er wenigstens das Überirdische Leben zugestehen, so werden Wir einen Berührungspunkt finden und sein Bewusstsein zur Gesundung führen können.

       Der Denker sprach: „Erkennt die ununterbrochene Fortdauer an, sie wird euch zu den Toren der Ewigkeit führen.“

 

       872. Urusvati kennt das Wesen von Einwirkungen. Der Mensch erfährt beständig die Folgen vieler Einwirkungen. Von astrochemischen Strahlen und kosmischen Strömen bis zu den Strömen menschlicher Gedanken vermag alles das Bewusstsein zu erheben oder niederzudrücken.

       Man wird fragen: „Wie kann der freie Wille tätig werden, wenn der Mensch durch solche unterschiedlichen Einwirkungen versklavt wird?“ Auf diese Frage werdet ihr oft antworten müssen: „Der freie Wille entscheidet über die Hauptrichtung der menschlichen Tätigkeit. Wenn der Wille sie zum Schaffen von Guten, zum Gemeinwohl lenkt, kann der Mensch einen so starken Magneten entwickeln, dass die mächtigsten Einwirkungen ihm zu Helfern werden.“

       Wahrlich, das Herz, das Selbstlosigkeit erkannt hat, vermag einen herrlichen Blumengarten von Einwirkungen um sich herum zu sammeln. Auf diese Weise verbindet sich erneut die Chemie mit der Ethik.

       Besonders heutzutage lässt sich eine Vergiftung durch ein Übermaß an Elektrizität und den Druck sogenannter Radiowellen beobachten. Man kann viele Beispiele dafür anführen, dass wissenschaftliche Entdeckungen sich für die Menschheit nicht nur als physisches, sondern auch als psychisches Gift erweisen.

      Es ist an der Zeit, über die Überirdische Welt und die Bedeutung der psychischen Energie nachzudenken. Werden wir nicht müde, immer wieder von diesen Grundlagen des Daseins zu sprechen. Der Mensch hat sie vergessen oder bis zur Schädlichkeit entstellt. In solchen Fragen, die oftmals das Schicksal des Planeten entscheiden, darf man keinen Leichtsinn zeigen.

       Der Denker sprach: „Lasst uns gute Einwirkungen als treue Gefährten herbeirufen.“

 

       873. Urusvati kennt das Wesen der Erneuerung. Kaum jemand vermag sich an der Erneuerung des Bewusstseins zu erfreuen. Die meisten Menschen fürchten bereits die kleinste Andeutung von Erneuerung. Die Umgebenden tragen dazu bei, jeden Lichtschimmer von Erneuerung zu verdüstern.

       Versucht, einem Menschen zu erklären, sein Bewusstsein sei baufällig und bedürfe der Erneuerung. Ihr werdet damit die Feindseligkeit des Gesprächspartners nur noch verstärken. Es macht gar nichts, dass er selbst wiederholt von der Bewegung alles Existierenden und von der ständigen Entwicklung der Grundlagen spricht, er wird dennoch über das Wort „Erneuerung“ erschrecken, geradezu als ob es ihm den Boden unter den Füßen wegzöge. Auf diese Weise stellt sich die Erneuerung gleichsam als der Prüfstein dar, an dem man erkennen kann, ob ein Mensch fähig ist, sich zu vervollkommnen.

       Ebenso erforschen lässt sich damit, ob das Bewusstsein für die Überirdische Welt geöffnet ist. Ein zum Verständnis der Überirdischen Welt fähiger Mensch wird ein Freund von Erneuerung sein. Eine Reinigung der Grundlagen ist bei jeder Weltanschauung notwendig. Man darf nicht annehmen, etwas sei unbeweglich, denn alles ist in Bewegung und entwickelt sich. Nur mit dieser Überzeugung kann man freudig in die Überirdische Welt eintreten. Nur so kann man voranschreiten und das Bewusstsein erneuern.

       Der Denker sprach: „Stellen wir uns vor, wie erfolgreich die Welten sich entwickeln würden, wenn der Mensch die Freude der Erneuerung zuließe.“

 

       874. Urusvati kennt das Wesen der Bereitschaft. Ein Yogi entflammt in Bereitschaft für das Schaffen des Guten. Unter allen Lebensbedingungen muss man bereit sein, Gutes zu schaffen. Wenn man keine körperliche Heldentat vollbringen kann, so ist eine gedankliche Heldentat immer möglich.

       Sicher wird man euch fragen: „Welche Bedeutung kann eine gedankliche Heldentat haben?“ Antwortet: „In der Überirdischen Welt sind alle Heldentaten gedanklicher Natur, und somit haben gedankliche Heldentaten auch im irdischen Leben ihre Bedeutung. Die volle Bereitschaft zur Heldentat wird doch in Gedanken geboren, und so ist sie bereit, bei der geringsten Möglichkeit in Erscheinung zu treten.“

       Daher schätzen Wir einen Menschen hoch, der zur Heldentat bereit ist. Man kann bestätigen, dass ein solches flammendes Bewusstsein dem rettenden Feuer eines Leuchtturmes gleicht. Man kann sich vorstellen, wie weit ein solches Feuer der Bereitschaft leuchtet! Es besitzt heilende Eigenschaften und hilft verirrten Wanderern in weitreichender Weise. So wollen wir uns sicher merken, dass die Bereitschaft zur Heldentat bereits ein Teil dieser selbst ist.

      Kann Heldentat sich denn ohne gedankliche Bereitschaft vollziehen? Für den Sieg muss man sich eine sichere Rüstung schaffen, und so möge die hochherzige Bereitschaft zur Heldentat Tag und Nacht brennen.

       Der Denker riet: „Seid bereit zur Heldentat!“

 

       875. Urusvati kennt das Wesen der Selbstverteidigung. Es wurde gesagt: „Seid wie eine Insel der Verteidigung und steigt dazu auf einen hohen Felsen. Mögen überirdische Wirbel euch umwehen und den Staub des Weges hinwegfegen.“

       Wenn der Staub des Zweifels verfliegt, werdet ihr die Kraft spüren, allen Feinden zu widerstehen, und dann werdet ihr nicht einsam sein. Ein überirdischer Hauch wird euch stärken und Unser Schild euch bedecken. Doch die machtvollste Hilfe wird erst in dem Moment höchster Selbstverteidigung herabkommen. So nennen Wir Selbstverteidigung einen Ruf! Man muss nicht appellieren und insistieren, denn Wir sind nicht taub, und die Anspannung der Selbstverteidigung ist bereits der beste Ruf.

      Es ist unerlässlich, wiederholt von der Bedeutung der Selbstverteidigung zu sprechen. Die Menschen haben vergessen, dass die Macht des Atoms in ihnen selbst enthalten ist. Möge sie sich gegen jegliches Böse entzünden. Sie wird sich beim Auffinden des Bösen nicht irren, denn sie ist nicht für jemanden persönlich, sondern für das Gemeinwohl tätig.

       Der Denker bestätigte: „Möge die Selbstverteidigung bis zur äußersten Grenze angespannt werden.“

 

       876. Urusvati kennt das Wesen der Selbstbestätigung. Einige verstehen den Unterschied zwischen Eigendünkel und Selbstbestätigung nicht und sind erstaunt, in den Reden der großen Lehrer Anzeichen von Selbstbestätigung zu bemerken. Solche Menschen gestehen nicht zu, dass Eigendünkel von niedriger Selbstsucht herrührt, Selbstbestätigung dagegen von Selbstlosigkeit erfüllt ist.

       Wahrhaftig, die großen Lehrer ließen Selbstbestätigung zur Bestätigung der Wahrheit zu, die von Ihnen in die Welt getragen wurde. Eine solche selbstlose Bestätigung kann man als Heldentat bezeichnen. Sie beweist, dass der Lehrer die ganze Verantwortung auf sich nahm, und so konnte Er sogar das „Ich“ anstelle des üblichen „Wir“ verwenden. So kann man auch in der Überirdischen Welt eine solche Selbstbestätigung sehen, wenn sie schwache Bewusstseine zu kräftigen vermag.

       Ein unbeirrbarer Befehl gleicht einem rettenden Pfeil. Der Mensch bedarf besonders des unaufschiebbaren Befehls. Allein der freie Wille kann eingeben, wann die Stunde der Selbstbestätigung eingetreten ist, dann bestätigt der Lehrer die Wahrheit mit dem Siegel des Befehls. So mögen die Menschen verstehen, wo die Grenze des ihnen gesandten Segens liegt.

       Der Denker gebot feierlich: „Wenn du einen dir anvertrauten Schatz trägst, trage ihn mit ganzer Selbstbestätigung.“

 

       877. Urusvati kennt das Wesen der Selbsterkenntnis. Die alte Wahrheit „Erkenne dich selbst!“ wurde durch schwache, träge Geister entstellt. Sie eilten, sie als etwas Übermenschliches und Unerreichbares zu erklären, während eine solche Selbsterforschung immer und unter allen Bedingungen möglich ist.

       Prüft euch selbst und erkennt, was tief in eurem Bewusstsein liegt. Wenn Niedergeschlagenheit und Gekränktheit lange in euch leben und das Herz betrüben, müsst ihr solche Schädlinge bewusst austreiben. Ihr werdet wissen, dass sie die Ursache vieler Erkrankungen sind und den geistigen Fortschritt unterbinden. Wenn ihr diese einfache Erklärung versteht, wird die Vernunft euch eingeben, dass es nicht nützlich ist, sich giftigen Einwirkungen zu unterwerfen.

      Auf demselben Weg befragt euch auch über andere schändliche Schädlinge und ruft den freien Willen herbei, die irdischen und überirdischen Feinde auszutreiben. Wenn ihr jedoch spürt, dass euch eine selbstaufopfernde Heldentat naheliegt, werdet ihr verstehen, dass diese Tore euch zu lichtvollen Siegen führen. So prüft eure Eigenschaften, und das Herz wird euch nicht täuschen.

       Der Denker sprach: „Möge Selbsterkenntnis dein Festtag sein!“

 

       878. Urusvati kennt das Wesen der Selbstverurteilung. Für die einen ist sie wie ein Mühlstein am Hals, für andere ein Zugang zu neuem Fortschritt. Lasst uns nicht die Sklaven nachahmen, die unter der Last des Mühlsteines gebeugt sind. Sie erschweren sich nur ihren Weg in die Überirdische Welt.

       Man darf sich nicht allzu viel nach hinten umwenden, denn so kann man auf einen steinigen Pfad stoßen. Nur nach vorn, unermüdlich nach vorn! Möge jeder Fehler zu der Errungenschaft eines neuen Sieges werden.

       Lasst uns den hohen Begriff der Demut nicht verzerren. Sie sollte herrschen vor der Erhabenheit der kosmischen Gesetze, vor der Erkenntnis der Höheren Welt und vor der Inspiration des schöpferischen Feuers; lasst uns aber auf der Leiter der Errungenschaften kühn emporsteigen. Nichts kann geistigen Wagemut unterbinden. Möge auch die Wissenschaft bestätigen, wie unerlässlich die Schwingungen eines aufsteigenden Geistes sind. Möge das Bewusstsein aus seinem tiefsten Inneren heraus dem Menschen eingeben, dass ihm der Weg des Sieges geboten ist.

       Der Denker sprach: „Geht nicht den langen Weg der Belastungen, sondern versorgt euch mit der Öllampe der Hoffnung.“

 

       879. Urusvati kennt das Wesen des Selbstschutzes. So nennen Wir den Rhythmus, der ein vibrierendes Sperrnetz schafft. Man möge nicht denken, dieses Netz könne von außen kommen. Es muss durch den Menschen selbst geschaffen werden. Der freie Wille muss den Menschen zu der Erkenntnis führen, wie unerlässlich Schutz ist.

       Der Schütze muss den Pfeil selbst abschießen, doch die Länge seines Fluges kann verdreifacht werden, wenn die Überirdische Verbindung stark ist. Wir haben bereits darauf hingewiesen, dass die höhere Hilfe einem freiwilligen Entschluss hinzugefügt werden kann; nur so bildet sich Zusammenarbeit, und in der Überirdischen Welt herrscht dasselbe Gesetz. Umso stärker muss der Wunsch sein, ein klares Bewusstsein von Zusammenarbeit zu bewahren, und die Hilfe wird nicht auf sich warten lassen.

       So muss man unter allen Lebensbedingungen Selbstschutz lernen, denn er ist die Verteidigung gegen feindliche Angriffe. Unser Schild wird in Bereitschaft stehen, alle Pfeile des Feindes aufzufangen. Es ist keine Übertreibung, an die Schlacht zu gemahnen. Möge sie die Schwelle zum Sieg sein.

       Der Denker sprach: „Ich vergesse den Selbstschutz nicht, er bekräftigt meine Bereitschaft zum Kampf.“

 

       880. Urusvati kennt das Wesen der Selbstbeherrschung. Denkt über diesen Begriff nach. Er bezeichnet eine harmonische Zusammenarbeit der psychischen Zentren. Ihr wisst, wie schädlich Unordnung ist, umso verderblicher ist sie im psychischen Bereich. Es ist an der Zeit, dass der Mensch das Bestehen der Macht der psychischen Energie klar erkennt, die in ihm angelegt ist.

       Oft wird von psychischer Energie gesprochen, doch selten erkennt man ihre Gegenwart. Ebenso selten wird verstanden, wie notwendig die psychische Energie in der Überirdischen Welt ist. Der Weg zur Erkenntnis ist kein Besitz des Menschen, er muss selbst seinen psychischen Zentren befehlen, ihre Tätigkeit zu schärfen. Mögen die Folgen eines solchen Befehls auch nicht sofort zutage treten, so weisen doch die Schläge des freien Willens wie ein Puls auf das Leben des Herzens hin. So wird in ununterbrochenem Pulsieren die Harmonie der Zentren geschaffen.

       Der Denker sprach: „Freunde, arme Freunde, beherrscht eure Schätze!“

 

       881. Urusvati kennt das Wesen des selbständigen Strebens. Die gesamte Menschheit teilt sich in Strebende und ziellose Herumtreiber. Warum nennen Wir diese Eigenschaft „selbständiges Streben“? Weil sie nicht von außen hervorgerufen werden kann. Sie muss im Menschen selbst geboren werden. Gewöhnlich wird sie in der Überirdischen Welt geboren, und diese Samen treiben bei einer Verkörperung Sprösslinge aus.

       Natürlich kann man beobachten, dass sich Bestrebung ebenso zum Guten wie zum Bösen wenden kann. Der Mensch ist leider meistens zum Bösen hin ausgerichtet, anders gesagt, zur Unwissenheit. Es muss von klein auf daran erinnert werden, dass Unwissenheit das Böse darstellt. Diese alte Wahrheit ist bis heute nicht angenommen worden.

       Der Unterricht an den Schulen vermittelt keine klare Vorstellung von ständigem Erkenntnisstreben. Nur selten versteht es ein Lehrer, Freude der Erkenntnis zu entfachen. Begrenzte Informationen, die nicht mit einem einzigen schöpferischen Gedanken verbunden sind, stärken das Streben nicht.

       Man kann jede Bekundung schöpferischen Tuns als Magie bezeichnen. Ich bestätige, dass wahres Streben bereits Schöpfung darstellt. Jede Lebensbedingung eröffnet die Möglichkeit zu schöpferischem Handeln. Wie herrlich ist die Fackel der Schöpfung für den Wanderer in der Unbegrenztheit!

       Der Denker bestätigte: „Ich sammle Samenkörner der Bestrebung, um einen herrlichen Garten zu schaffen.“

 

       882. Urusvati kennt das Wesen der Selbstüberzeugung. Vor langem wurde gesagt: „Besiege dich selbst“, doch ebenso richtig ist es zu sagen: „Überzeuge dich selbst“. Ein Sieg bringt nicht selten die Möglichkeit eines Rückschlages oder des Eigenlobes mit sich, Selbstüberzeugung jedoch offenbart den Weg der Evolution.

       Nur wenige verstehen, wie hilfreich ein selbstüberzeugtes Bewusstsein in der Überirdischen Welt ist. Möge jeder auf seine Weise die Bedeutung der Selbstüberzeugung annehmen. Sie schließt in keiner Weise Höhere Führung aus, im Gegenteil sollte der Mensch sich freiwillig von der nahen Gegenwart der Großen Lehrer durchdringen lassen. Man darf den Menschen unmöglich zwingen, den Lehrer anzunehmen, der freie Wille darf nicht verletzt werden.

       Nur wenige stellen sich ihre Existenz in der Überirdischen Welt vor. Auch jene, die von der Überirdischen Welt gelesen haben, übertragen nur selten das Gelesene auf sich selbst. Sie sind noch nicht einmal fähig, von einem zukünftigen Leben zu träumen. Sie haben nie in ihrer Vorstellung gesehen, sich einen würdigen Aufenthalt jenseits der irdischen Grenzen zu wünschen. Indessen könnten sich solche Träume, wenn sie stark wahrgenommen werden, in der Überirdischen Welt in Wirklichkeit verwandeln. Es ist der Gedanke, der dort schafft; möge er bereits im irdischen Leben die Festung der künftigen Heldentat erbauen.

       Wenn Schüler den Denker in Eile etwas fragen wollten, Er aber mit Lektüre oder gedanklichem Gespräch beschäftigt war, sprach Er zu ihnen: „Ich rüste mich.“

 

       883. Urusvati kennt das Wesen der Selbstquälerei. Ein Agni Yoga ist vor allem zur Feurigen Welt bestrebt und warnt daher vor jeglicher Qual und jeglicher Quälerei. Die Harmonisierung der feurigen Zentren ist schmerzhaft und erfordert ein vorsichtiges Herangehen. Besonders wenn der Yoga sich inmitten irdischer Bedingungen vollzieht, wird jede Quälerei unerträglich.

       Wir haben hinreichend aufgezeigt, dass Quälerei ein Zeichen von Wildheit ist, und die Menschen sollten sich dieser finsteren Bekundung schämen. Es ist an der Zeit zu erkennen, dass jeder verfeinerte Organismus durch wildes Verhalten gequält wird. Der Agni Yoga ist auf die Zähmung der niedrig Wildheit ausgerichtet. Die Menschheit kann sich nicht der Überwindung der Wildheit brüsten, denn man kann sich vom Gegenteil überzeugen.

       Die letzte Periode des Kali Yuga kann blutig sein. Man kann sich vorstellen, wie sehr die Emanationen des Blutes sich verdichten. Sowohl die irdische als auch die Überirdische Welt bedürfen der Verfeinerung und Höherentwicklung der menschlichen Zentren. Lasst uns jenen Helden dankbar sein, die den Ruf zu selbstloser Heldentat überbringen.

       Als der Denker über die Grundlagen des irdischen Lebens befragt wurde, antwortete Er: „Mensch, sei menschlicher!“

 

       884. Urusvati kennt das Wesen der Selbstvernichtung. Gewisse Zweibeiner, die sich auf die körperlich-irdische Welt begrenzen, nehmen an, Selbstvernichtung sei eine körperliche Tötung. Sie können sich eine andere, schlimmere Form der Tötung gar nicht vorstellen: die psychische. Nur wenige haben verstanden, dass Selbstvernichtung vor allem in psychischer Tötung besteht.

      In der Tat, die Menschheit ist in einer überaus gefährlichen Lage. Die Leute töten den Geist und berauben sich dadurch der psychischen Energie. Es ist nahezu unvorstellbar, wie krank die Menschheit ist, und diese Epidemie breitet sich über den gesamten Planeten aus. Die bevölkerungsreichsten Gegenden sind der Epidemie der Selbstvernichtung besonders ausgesetzt. Die Menschheit denkt nicht darüber nach, in welcher Weise diese in der Überirdischen Welt hervortreten wird.

       Die Religionen haben die Bedeutung der Ethik nicht begründen können; jetzt sind sie unfähig, eine Verbindung zur Wissenschaft zu finden. Die Große Einheit ist durch eine erbärmliche Teilung ersetzt worden, doch ist jede Zersplitterung ein Zeichen von Kraftlosigkeit. Wohin soll sich die umherirrende Menschheit wenden? Sie bedarf vor allem des Arztes und des Lehrers. Diese können sie vor der Gefahr warnen, die in der Tat groß ist!

       Der Denker sprach mit Bedauern: „Der Anblick der umherstreichenden Selbstvernichter ist entsetzlich.“

 

       885. Urusvati kennt das Wesen der Selbstheilung. „Freund, befiehl dir selbst, gesund zu sein“, so beendeten die Weisen Griechenlands mitunter ihre Briefe. Bereits im fernen Altertum wusste man, dass jeder Mensch über alle ärztlichen Mittel, richtige Ernährung, Magnetismus und Prana hinaus einen inneren Heiler besitzt. Man muss nur wissen, wie man ihn hervorruft.

       Diese Selbstheilung muss von Kindheit an entwickelt werden. Der Mensch darf nicht, wenn er schon erkrankt ist, sofort ein Wunder erwarten, doch die notwendige Gesundung kann sich vollziehen, wenn er seine geistige Lyra wieder gestimmt hat.

       Vertraut darauf, dass der innere Arzt auf der Wacht steht. Unser Bewusstsein wird ihn hervorrufen, wenn unser Geist gelernt hat, die Macht anzuerkennen, die dem Menschen verliehen ist. Doch muss man dabei auch die Harmonie mit der Überirdischen Welt verstehen. Wahrlich, diese Saiten zwischen der irdischen und der Überirdischen Welt erklingen als ein aufrufender, klarer Befehl. Wer die Überirdische Welt erkannt hat, kann zum Wohl der Menschheit einen Befehl aussprechen. Man sollte nicht glauben, Wir würden von irgendwelchen Giganten des Geistes sprechen; jedem ist sein Maß der Errungenschaft und der Gesundungskraft gegeben.

       Der Denker sprach: „Versteht es, den Heiler zu eurem Freund zu machen.“

 

       886. Urusvati kennt das Wesen der Selbstbelebung. Liebt das Leben in seiner ganzen Unendlichkeit, in seiner ganzen Unbegrenztheit. Die schlimmste Krankheit ist Lebensmüdigkeit, denn bei ihr erwachen die schlafenden Feinde des Menschen. Er stirbt an vielen Krankheiten, und diese Selbstvernichtung gleicht einem Selbstmord. Ihre Folgen zeigen sich in der Überirdischen Welt. Der Mensch beraubt sich der selbständigen Tätigkeit. Er irrt sinnlos umher und verliert die Fähigkeit, sich zu vervollkommnen. Und ein solches geistiges Gebrechen ist schwer zu überwinden.

       Der Mensch kann sich nicht vorstellen, dass seine irdische Niedergeschlagenheit, Ängste, Selbstmitleid und boshafter Zorn großes Elend bewirken können! Er denkt, dass alle heftigen Ausbrüche der Unwissenheit spurlos vergehen. Doch jede Wirkung hat ihre Ursache, und der freie Wille kann den Herumtreiber schützen, er muss aber an die ununterbrochene Fortdauer des Lebens denken.

       Sind es viele, die sich diese grundlegende Wahrheit angeeignet haben? Leider denkt nur eine sehr kleine Minderheit an die Überirdische Welt, und so verstehen sie es nicht, das irdische Leben zu lieben und zu hüten.

      Agni Yoga und Karma Yoga bestehen nachdrücklich auf der Bekundung von Arbeit im irdischen Leben. Wie oft ist wiederholt worden: „Liebt die Arbeit, und werdet so Mitarbeiter der höheren Energie.“

       Der Denker sprach: „Freunde, liebt das irdische wie das überirdische Leben. Fürchtet die Feurige Welt nicht.“

 

       887. Urusvati kennt das Wesen der Selbsterhaltung. Sogar eine enge, materialistische Wissenschaft lässt die Erörterung des Selbsterhaltungsinstinktes zu. Beobachtungen an Tieren können überzeugende Beispiele geben. Der Spürsinn der Hunde erlaubt Beobachtungen über die Nähe einer Unsichtbaren Welt. Der Mensch jedoch hat diese Fähigkeit leider verloren. Besonders die Überbevölkerung der Städte zerfrisst die wertvollsten Seiten des menschlichen Bewusstseins. Überdies fördert eine Wissenschaft, welche die geistige Welt verneint, die Abstumpfung der Menschheit.

       Die Leute sind bereit, über die Überirdische Welt zu spotten, und es ist unmöglich, ihnen zu erzählen, wie nützlich ihnen der Instinkt der Selbsterhaltung auf den räumlichen Wegen wäre. Nur wenige spüren, wie wichtig es ist, den Selbsterhaltungsinstinkt nicht nur für irdische, körperliche Erscheinungen zu entwickeln, sondern besonders zur Hebung der psychischen Feinfühligkeit. Jede Erscheinung muss aufmerksam studiert werden, doch dafür muss sie im Bewusstsein zugelassen werden, sonst könnte der Hund den Menschen überholen.

       Wundern wir uns nicht, wenn die junge Generation sich in einer schlimmeren Situation als die vorhergehenden befinden könnte. Sie wird der Technokratie unterworfen sein, und niemand wird ihr von der Kunst des Denkens erzählen. Es ist unerlässlich, die besten Instinkte zu entwickeln. Unter ihnen wird auch eine heilsame Selbsterhaltung erstehen.

       Der Denker legte bisweilen seine Hand auf das Haupt eines Schülers mit den Worten: „Schläft deine Wachsamkeit auch nicht?“

 

       888. Urusvati kennt das Wesen der weltweiten Selbstbetäubung. Denkt darüber nach, denkt dringend darüber nach! Die Menschheit war niemals derart vergiftet wie in der gegenwärtigen Zeit. Die Leute wollen nicht verstehen, dass sämtliche alkoholischen Getränke, Rauchen und alle möglichen Gifte die menschliche Natur zersetzen. Sie wollen nicht erkennen, dass sie in dieser Vergiftung keine gesunden Nachkommen zeugen können.

      Die Menschen erkennen nicht an, dass sie mit ihrem vergifteten Atem den Raum verseuchen. Sie wollen nicht verstehen, dass sie sich in einem solchen Zustand des Wahnsinns eine entsetzliche Existenz in der Überirdischen Welt bereiten.

       Wie können die Unwissenden diese Wahrheit anerkennen, wenn sie die Überirdische Welt überhaupt verneinen? Man darf sich nicht damit trösten, dass einige Institutionen existieren, die sich der Gesundung der Menschheit widmen. Diese Vorhaben sind wie kleine Inseln im unüberschaubaren Ozean!

       Viele Male haben Wir von der Vergiftung des Planeten gesprochen, doch ist dieser Ruf ein Schrei in der Wüste geblieben. Die Menschen sind damit beschäftigt, neue schädliche Substanzen zu erfinden. Sie sind von Bosheit erfüllt und vergessen die Giftigkeit der Ausstrahlungen des Bösen. Die betäubte Menschheit denkt nicht nur nicht über andere nach, sogar der Instinkt der Selbsterhaltung verstummt. Glaubt nicht, dass Unsere Warnungen übertrieben seien.

       Der Denker sprach: „Freunde, sprecht immer wieder von der Gesundung des Lebens.“

 

       889. Urusvati kennt das Wesen der Selbstverfinsterung. Mit Bedauern wenden Wir Uns den Willensschwachen zu. Sie hatten in der Überirdischen Welt bereits viele Aufspeicherungen gesammelt und hätten sie im Alltag anwenden können, doch das mühevolle irdische Leben zertrat die besten Blumen der Überirdischen Welt. In solcher Not zerbrach der Wille und verfiel in schändliche Feigheit.

       Diese ängstlich Umherirrenden schämen sich jeder Mahnung an ihre früheren Aufspeicherungen; sie werden zu schädlichen Verneinern, vielleicht schädlicher als Unwissende. Jeder Beobachter kann solche Nervenkranken im Leben antreffen können, gerade der innere Zwist führt zum Zerfall.

      Wenn ihr solchen Seelenkranken begegnet, verhaltet euch ihnen gegenüber mitfühlend. Gewiss sind sie an ihrem Zerfall selbst schuld, doch oft hat das Familienleben ihren schwachen Willen erdrückt. Versteht sie als Kranke. Versucht nicht, sie streng zu verurteilen, denn auf diese Weise werdet ihr sie nur verbittern. Mögen sie von neuem den schweren Weg der Erkenntnissuche gehen. Mögen sie sich in der Überirdischen Welt mit einem Vorrat an festem Willen versehen.

       Der Denker sprach: „Hütet euch vor Verfinsterung, denn Finsternis ist ansteckend.“

 

       890. Urusvati kennt das Wesen der Selbstbefreiung; man kann nicht zwangsweise befreien. Ein Arzt kann dem Kranken einige seiner Gewohnheiten verbieten, doch sobald die Gefahr vorüber ist, wird der Mensch wieder zu seinen alten Bräuchen zurückkehren.

       Furcht, Gereiztheit, Lüge, Neid, Verleumdung und alle übrigen Feinde des Menschen müssen ausgemerzt werden, doch ohne den freien Willen kann man sie unmöglich umwandeln. Mitunter sagt man, Laster müssten ausgelebt werden, doch die Menschen suchen diesen Übergangszustand auszudehnen und damit geradezu eine Rechtfertigung für ihre Saumseligkeit zu finden. Es ist daher besser, den Begriff des Auslebens durch den Befehl zur Selbstbefreiung zu ersetzen. Wahrlich, ein fester Wille kann wie ein Schwert schlechte Gewohnheiten abschlagen.

       Besonders leicht wird sich jemand von diesen Schädlingen befreien, der die Überirdische Welt erkannt hat. Nur bei Erkenntnis der ununterbrochenen Fortdauer des Lebens vermag der Mensch alle unnützen Gedanken streng zu vertreiben. Angesichts seiner unausweichlichen Zukunft wird er seinen Willen zu unverzüglicher Selbstbefreiung anspannen.

       Beim Übergang in die Überirdische Welt wird der Mensch die Befreiung von einer düsteren Last schätzen, die seinen Flug behindert hätte. In der Tat, warum sich mit kleinen Sprüngen abquälen, wenn man doch herrlich emporfliegen kann? Weshalb zurückbleiben, wenn man erfolgreich voranschreiten kann?

       Der Denker riet: „Lernt das herrliche Gefühl der Selbstbefreiung lieben!“

 

       891. Urusvati kennt das Wesen der Selbstbefriedung. Ein Yogi ist friedliebend. Ein Yogi vermeidet Streit und beugt ihm nach Kräften vor. Ein Yogi weiß, wie heilsam friedvolle Ausstrahlungen sind. Ein Yogi hat erkannt, dass solche Ausstrahlungen ihm in der Überirdischen Welt einen freudigen Empfang bereiten werden.

       Wie aber ist der Yogi zu einer solchen Schlussfolgerung gelangt? Er hat Angemessenheit und Zweckmäßigkeit erkannt. Er hat verstanden, dass Bosheit die Brücke zum Fortschritt zerstört. Der Yogi hat die Gereiztheit gebändigt, die mit der Menschenwürde unvereinbar ist. Der Yogi hat leidenschaftliches Streben bekundet, um Frieden zu schaffen. Selbst das geringste Schaffen von Frieden ist eine herrliche Errungenschaft. Sie ist besonders wertvoll zu einer Zeit, da die Menschheit in Hass zugrunde geht.

      Wenn ein Wort über das Gute als unpassend angesehen wird, schätzt der Yogi den Gedanken, der viele Willensschwache und Unterdrückte schützt. Der Yogi weiß vielleicht nicht, wem seine lichten Gedanken zu Hilfe kommen, doch er wird nicht müde, sie wie ein reinigendes Opfer in den Raum zu senden: „Möge es der Welt gut ergehen!“

       Der Denker sprach zu einem jungen Menschen, der ein Yogi zu werden wünschte: „Werde zuerst ein Friedenstifter!“

 

       892. Urusvati kennt das Wesen der Selbstvergessenheit. Gewöhnlich fürchten die Menschen solche Begriffe wie Selbstvergessen und Selbstentsagung. Sie verbinden sie mit Bettelarmut und Lumpen. Indessen wissen die, die arbeiten und schaffen, dass sie bei Erreichen einer hohen Qualität die Selbstsucht vergaßen; es vollzog sich ein natürlicher Verzicht auf Selbstsucht, und der Mensch entsagte seiner Persönlichkeit[96]. So wird verständlich, dass der Mensch in der Überirdischen Welt sich selbst vergisst und sich zu herrlichen Errungenschaften aufschwingt. Eine solche Stufe des Aufstieges wird ohne Zwang bewältigt.

       Möge der Mensch schon bei seiner irdischen Arbeit diese Flügel spüren; aus diesem Grund bestätigen Wir so oft Schöpfung als den besten Aufstieg. Nicht oft verstehen die Menschen die ganze Schönheit der Selbstentsagung. Sie ziehen ihr die Selbstsucht ihres irdischen Alltagslebens vor.

      Sie wissen nicht, wie leicht man einen Abfallhaufen in den Ursprung eines herrlichen Gartens verwandeln kann. Sie irren sich, wenn sie annehmen, dies sei nichts für sie. Jeder kann zu einem kühnen Eroberer kostbarer Bereiche des Denkens werden.

       Der Denker sprach: „Denke nur nach, und du würdest bereits die Flügel der Selbstvergessenheit erwerben.“

 

       893. Urusvati kennt das Wesen der Selbsttötung. Einem Yogi sind sämtliche Formen des Selbstmordes fremd. Der Yogi hat den ganzen Schaden der vorzeitigen Beendigung eines Lebens erkannt. Der Yogi versteht, wie sehr er mit einem Selbstmord nicht nur sich selbst, sondern auch seiner gesamten Umgebung schaden kann. Jede Anwendung von Gewalt gegen das Leben stellt eine Störung der Harmonie dar, und schwer ist die Bezahlung für einen Eingriff in den Rhythmus des kosmischen Aufbaus.

       Man kann bemerken, wie der Wahnsinn der Menschheit zunimmt, die von Blutdurst gepackt ist. Unzulässig sind jedoch nicht nur physischer Mord, sondern ebenso die dem Nächsten gesandten psychischen Pfeile. Ansteckend ist gleichfalls Niedergeschlagenheit, die das lebendige Prana abtötet. Man kann sich vorstellen, wie viele Selbstmorde, direkte wie indirekte, stattfinden!

       Die irdische Wissenschaft aber schweigt über diese Vergiftung des Lebens. Über wissenschaftliche Wege der Gesundung werden keine Bücher geschrieben. Es werden keine Versuche über die chemische Zusammensetzung der Tränen der Freude, des Kummers und des Zorns durchgeführt. Ebenso wenig werden die Ausstrahlungen und Emanationen des Körpers erforscht. Solche Forschungen wären indessen bereits mit irdischen Apparaten durchaus möglich. Die Menschheit will jedoch über die Überirdische Welt und die Bedeutung der Selbsttötung nicht nachdenken.

       Der Denker sprach: „Lernt es, euch davor zu hüten, euch Nahe- und Fernstehenden Schaden zuzufügen.“

 

       894. Urusvati kennt das Wesen der Selbsterneuerung. Der Mensch sollte erkennen, dass er sich in jedem beliebigen Zustand erneuern kann. Wer die Überirdische Welt nicht kennt, kann leicht in Verzweiflung fallen und sich einbilden, dass ihm nichts bleibt und ein heftiges Ende droht.

       Man kann sich den traurigen Zustand eines solchen Menschen beim Eintritt in die Überirdische Welt vorstellen. Er hatte diese Welt verleugnet. Er war von ihrer Nichtexistenz überzeugt und findet sich nun, seiner Überzeugung zum Trotz, unter ungewohnten Bedingungen wieder, wo ihm ein schwerer und schmerzhafter Zustand bevorsteht.

       Doch auch in einer solchen schweren Lage vermag der Mensch sich selbst wieder zu neuem Leben zu erwecken, wofür er allerdings einen starken Willen entwickeln muss. Möge jeder, der die Überirdische Welt erkannt hat, erzählen, wie leicht es ihm fällt, in das Zimmer nebenan hinüberzugehen.

      Möge er erzählen, wie sehr es von ihm selbst abhängt, Licht in dieses neue Haus zu bringen. Wozu in Finsternis umherirren oder fremdes Licht nutzen, wenn man sein eigenes Licht haben und damit sogar anderen helfen kann? Ein solcher Wunsch zu helfen ist jedoch eine Kunst, die durch Bemühungen im irdischen Leben erworben wird.

      So kann der Mensch sich mit der Waffe des Lichts rüsten. So kann eine ununterbrochene Selbsterweckung zu neuem Leben entstehen; dieses Gefühl ist eines der höchsten.

       Der Denker sprach: „Freunde! Ihr könnt die Selbsterweckung zu neuem Leben auch Selbstermutigung nennen!“

 

       895. Urusvati kennt das Wesen der Selbstprüfung. Alle Welten befinden sich in Prüfung. Wer diese Wahrheit erkannt hat, versteht, dass auch das kleinste Teilchen des Weltalls sich in unaufhörlicher Prüfung befindet.

       Ein vernünftiger Tatmensch unterscheidet von außen und von innen kommende Prüfungen. Er stellt sich selbst Aufgaben und fürchtet auch keine guten Aufgaben, selbst wenn sie schwer sind. Mehr als einmal setzt er sein Leben aufs Spiel, wenn dies zum Wohl der Menschheit erforderlich ist.

       Seit alters her sind die Erzählungen vom Spiel der Mutter der Welt[97] bekannt. Auch ein kühner Prüfling gelangt bis zu einem bedeutsamen Spiel. Bei schweren Aufgaben ist es nur auf dem Weg der Selbstentsagung möglich, Gefahren nicht zu fürchten; sie zerfallen unter dem Schwert des Helden.

      Wahrhaftig, ein Prüfling kann als Held bezeichnet werden. Er bereitet sich einen ruhmreichen Eintritt in die Überirdische Welt. Unverzüglich strebt er zu neuen Forschungen. Der feinstoffliche Körper gibt ihm neue Möglichkeiten, und kühn nutzt er sie zur Vervollkommnung.

       Lasst uns nicht vergessen, dass viele überirdische Wanderer in Ängstlichkeit verfallen und sich dadurch der besten Errungenschaften berauben.

       Der Denker sprach: „Freund, prüfe dich auf jeder Stufe des Aufstiegs.“

 

       896. Urusvati kennt das Wesen der Selbsteinschläferung. Wir haben auf viele Eigenschaften der selbständigen Tätigkeit hingewiesen, welche die Entwicklung des Yogitums fördern. Ebenso muss man aber auch an hindernde Eigenschaften erinnern, unter denen oft diejenige der Selbsteinschläferung anzutreffen ist. Sie verursacht nicht nur im irdischen Leben Schaden, sondern auch in der Überirdischen Welt.

      Vor langem schon wurde vom Adlerauge eines Yogi gesprochen. Diese feurige, unermüdliche Eigenschaft erarbeitet der Yogi sich durch lange Betrachtung. Der Yogi strebt nach Beweglichkeit und Klarheit des Denkens. Der Yogi hat erkannt, dass er wach sein muss, um Erfolg zu haben. Diese Wachheit besteht auch während der Schlafenszeit. Sie ist wie eine Schwelle zur Überirdischen Welt.

       Der Yogi vermag in vollem Bewusstsein in den feinstofflichen Zustand überzugehen. Schläfrigkeit darf nicht herrschen, ein solches halbbewusstes Dahinvegetieren bringt den Menschen auf dem Wege der Verwandlung nicht voran. Es gibt jedoch viele schlummernde Vagabunden. Sie verunreinigen den Raum, und in der Überirdischen Welt schaden sie auch nur ihrer Umgebung.

       Der Yogi weiß, dass Vervollkommnung nicht allein für ihn, sondern auch für das Gemeinwohl notwendig ist. Wie soll man den Menschen nur erklären, dass sie für den Erfolg der Evolution leben? Wie soll man den Raum vor Verschmutzung bewahren?

       Der Denker sprach: „Freund, denke an das Adlerauge!“

 

       897. Urusvati kennt das Wesen der Selbstabstumpfung. Einen Schlafenden kann man wecken, ein Stumpfsinniger jedoch ist nahezu hoffnungslos. Die Abstumpfung kriecht in das Denken des Menschen wie ein gefährlicher Wurm. Der Mensch versinkt in seinem Alltag und lebt nicht, sondern vegetiert dahin. Er ist derart unglücklich, dass er sein Elend noch nicht einmal bemerkt. Er verliert die Schärfe des Denkens und vermag nicht mehr nach erneuernden Wegen zu suchen. Er verliert das höhere Streben.

       Das hauptsächliche Unglück erwartet ihn jedoch in der Überirdischen Welt. Er kann in die neuen Bedingungen nicht eindringen. Er kann sich nicht vervollkommnen, weil seine mitgebrachte Lebensweise nicht der Umgebung entspricht. Der Stumpfsinnige quält sich, und es ist schwer, ihm Hilfe zu leisten, weil er schon während des irdischen Lebens nicht in der Lage war, Überirdische Kräfte anzuziehen.

      Die Erscheinung des Stumpfsinnes kann man als eine der gefährlichsten Krankheiten bezeichnen, und gerade deshalb als Krankheit, weil das Gehirn entartet und die Wahrnehmungsfähigkeit einbüßt.

       Der Denker bestätigte: „Krieger, mit einem abgestumpften Speer wirst du nicht siegen.“

 

       898. Urusvati kennt das Wesen der Selbstvergötterung. Die Menschen stellen sich einen Yogi gewöhnlich als ein fremdartiges Wesen vor, das in Höhlen lebt, auf dem Kopf steht, nur zu sich selbst bestrebt ist und sich selbst vergöttert. Nur selten stellen die Menschen sich einen Yogi als einen Arbeiter vor, der zum Wohl der Menschheit strebt.

       Der Yogi liebt die Arbeit und bringt sich selbstaufopfernd zur Verbesserung des Lebens der Menschen dar. Der Yogi kann höchste irdische Ämter einnehmen, aber auch in bescheidenster Situation leben. Immer und überall jedoch wird er zu höherer Erkenntnis streben.

       Wenn sich jemand als Yogi bezeichnet, so glaubt ihm nicht. Ein echter Yogi wird sich niemals zu einem Yogi erheben und sich nicht selbst vergöttern. Selbst wenn ein Yogi um des Gemeinwohls willen seine eigene Person bestätigen muss, wird er dies niemals unter dem Vorzeichen der Selbstsucht, sondern für den Fortschritt des Volkes tun.

       Ein Yogi liebt die Arbeit leidenschaftlich. Er liebt die Vervollkommnung. Er wird nicht müde zu arbeiten, denn er weiß, wofür er seinen irdischen Weg geht. Dem Yogi ist die Überirdische Welt geöffnet. Er kennt keine Unterbrechung des Lebens. In seinem Bewusstsein schreitet er in verschiedenen Körpern voran und eilt zu höherer Erkenntnis.

       Lasst uns keine Yogaart vergessen, doch mit der Zeit werden wir den Yoga der Arbeit verwirklichen. Karma-Yoga vereinigt sich mit Gnana- und Bhakti-Yoga. Ohne Wissen und Liebe kann man nicht arbeiten. So trägt der Yogi Lebenserfahrung bei und ist bereit, sie der Menschheit zu übergeben.

       Der Denker sprach: „Freund, gewinne die Arbeit lieb. Sie wird dir Flügel schmieden.“

 

       899. Urusvati kennt das Wesen der Eigenwilligkeit. Manche verstehen den Unterschied zwischen Eigenwilligkeit und freiem Willen nicht, obwohl ein klarer Unterschied besteht. Der freie Wille handelt gemäß dem Gesetz des kosmischen Rhythmus. Er ist ein Prinzip des Guten, während Eigenwille ein Feind der Harmonie ist. Ein Mensch, der sich der Eigenwilligkeit hingibt, kann unvorstellbares Elend anrichten.

       Unwissenheit ist die Mutter der Eigenwilligkeit, in diesem Elend weiß der Mensch nichts von der Überirdischen Welt. Er hofft, überall eigenmächtiger Schöpfer seiner eigenen Ordnung sein zu können. Wenn man jedoch die überirdischen Gesetze kennt, kann man sich von der Unrichtigkeit eines eigenwilligen Weges überzeugen. Der Mensch kann die kosmische Gerechtigkeit nicht aufheben. Wer das versucht, gleicht einem Schwimmer, der in die Tiefe des Ozeans taucht: Er wird keine Perle finden, wenn es ihm an Anpassungsfähigkeit mangelt. Eigenwilligkeit ist ein schlechter Ratgeber, der Verderben nach sich zieht.

       Möge der Lehrer den Kindern den Unterschied zwischen siegreichem freiem Willen und verderblicher Eigenwilligkeit erklären. Mögen die Kinder verstehen, wie herrlich der Weg des freien Willens ist, wenn der Mensch dem Weltgesetz gemäß ein Erbauer der Zukunft ist.

       Der Denker warnte vor dem Wahnsinn der Eigenwilligkeit.

 

       900. Urusvati kennt das Wesen des Selbstzweifels. Wenn Eigendünkel und Eigenwilligkeit für einen Yogi verderblich sind, so ist Selbstzweifel ebenfalls schädlich. Die Menschen verstehen die Grenze zwischen Eigendünkel und Selbstzweifel nicht, doch sind psychische Grenzen oft undeutlich. Nur Harmonie kann anzeigen, wie unterschiedlich viele Begriffe sind.

       Gewiss lehrt auch die Erkenntnis der Überirdischen Welt, den Schaden des Misstrauens gegen sich selbst zu erkennen. Stellen wir uns einen an Selbstzweifel erkrankten Menschen in der Feinstofflichen Welt vor: Er wird unglücklich sein, weil er ihre Realität nicht wahrzunehmen vermag. Da er sich selbst nicht vertraut, erscheint ihm auch die überirdische Realität als eine Halluzination.

       Wie aber soll man in der irdischen Welt lernen, die nicht-relative Realität anzuerkennen? Von Kindheit an hören die Menschen, dass alles relativ sei, und diese Beurteilung hindert sie, über die Grenze des irdischen, groben Körpers hinauszublicken. Ein Yogi jedoch lernt, seinem „Dritten Auge“ zu vertrauen. Es öffnet sich nach und nach durch den Befehl des Willens.

       Möge der Yogi auch die Überirdische Welt anerkennen, die vor ihm unabänderlich und unbestreitbar erscheint. Ohne Eigendünkel wird er das Gesehene bestätigen, und niemand wird diese Realität erschüttern können. So wird der Yogi die Überirdische Welt bewusst als erwünschter und erwarteter Gast betreten.

       Mögen die Schulen einfache Worte über die Überirdische Welt finden, wo es für jeden, der erfolgreich voranzuschreiten wünscht, herrlich sein kann.

       Der Denker sprach: „Lernt es, gleichzeitig in der irdischen und in der Überirdischen Welt zu leben.

 

       901. Urusvati kennt das Wesen der Selbstverbitterung. Ein Verbitterter kann kein Yogi sein. Über den Schaden des Giftes, das von Zorn erzeugt wird, ist hinreichend gesprochen worden, doch ständige Ablagerungen von Verbitterung sind nicht weniger schädlich. Sie entsteht oft aus Unwissenheit. Sie beginnt mit der kleinsten Unzufriedenheit, und so wächst ein Knäuel ständiger Verbitterung heran. Die besten Kräfte werden vergiftet, und der leere Ort wird von Unkraut überwuchert statt ein schöner Garten zu werden.

       Für die Überirdische Welt ist Verbitterung verderblich. Die Emanationen der Erbitterung stoßen die beste Hilfe zurück. Der an Verbitterung Erkrankte wird zu solchen Schichten hingezogen, die er leicht hätte meiden können. Dabei spreche Ich noch nicht einmal von der Verseuchung des Raumes und dem Schaden, welcher der Umgebung zugefügt wird.

       Man muss anerkennen, dass die Ausstrahlungen der Erbitterung sehr stark sind und weithin vordringen. Dies betrifft sowohl die irdische als auch die Überirdische Welt. Heftiger Zorn ist wie ein schwarzer Blitz, Selbstverbitterung jedoch wie eine vergiftete Speise.

       Der Denker sprach: „Wenn jemand erbittert ist, sprecht nicht mit ihm.“

 

       902. Urusvati kennt das Wesen der Selbstunterjochung. Die Menschen lieben es, über die Befreiung von Sklaverei zu reden. Sie sorgen sich dabei um jemand anderen, vergessen aber ihre eigene Befreiung.

       Worin besteht denn die Sklaverei jedes Tages, jeder Stunde? Der Mensch hat sich durch kleine Gewohnheiten gebunden. Er ist von einem Spinngewebe starker Vorurteile umgarnt. Wie kann ein angeketteter Gefangener für die Freiheit der Menschheit kämpfen?

       Kann ein Yogi sich den kleinen Ungeheuern des Alltags beugen? Kann ein Wanderer der Überirdischen Welt unter der Last kleiner, stacheliger Gewohnheiten frei dahinschreiten? Der Mensch fürchtet sich dermaßen, auch nur das kleinste Teilchen seines Alltagslebens zu verändern, dass er erst recht nicht weiß, wie er an eine Erneuerung des Lebens herangehen soll. Es ist unmöglich, Freiheit zu verwirklichen, wenn Sklaverei herrscht.

       Der Denker warnte: „Bevor du über die Freiheit anderer nachdenkst, befreie dich selbst!“

 

       903. Urusvati kennt das Wesen der Selbstquälerei. Alle Lehren verurteilen jegliche Quälerei, jegliche Peinigung. Nur unwissende Fanatiker lassen Quälerei zur vermeintlichen Besserung des Lebens zu. Indessen haben unzählige Generationen bewiesen, dass Tortur die Menschheit in Abstumpfung, nicht aber zur Vervollkommnung geführt hat.

       Höhere Yogis haben keine Quälerei zugelassen, denn sie wussten hinreichend über die Überirdische Welt Bescheid und verstanden, welch düsteres Karma der Peiniger sich selbst webt. Sie standen mit der Feinstofflichen Welt in Verbindung und wurden einer wissenschaftlichen, geistigen Vollkommenheit teilhaftig. So sollte der Mensch sich merken, dass jede Art von Quälerei als heftige Grausamkeit ihn knechtet statt beflügelt.

       Eine solche Wahrheit sollte den Menschen bekannt sein, doch zeigt die irdische Wirklichkeit das Gegenteil. Deshalb muss man immer wieder über den Schaden jeglicher Quälerei sprechen, sei sie körperlicher oder psychischer Art. Es ist an der Zeit, die Überirdische Welt und ihre Gesetze anzuerkennen.

       Ein Vermächtnis des Denkers lautete: „Finster ist, wer Quälerei, lichtvoll, wer wohltuende Freude bringt.“

 

       904. Urusvati kennt das Wesen der Selbstentkräftung. Geboten sind Harmonie und Gleichgewicht, doch ein entkräfteter Mensch vermag sie nicht zu nutzen. Viele sind durch ein Übermaß an Arbeit zugrunde gegangen, viele jedoch auch an Faulheit oder Absterben des Gehirns; beide Extreme grenzen an Selbstmord. Die Menschen gehen an Unkenntnis der Überirdischen Bedingungen zugrunde.

       Bei der Beurteilung der menschlichen Eigenschaften ist es unerlässlich, das Überirdische Leben in Betracht zu ziehen. Die Menschen fallen in verschiedene Extreme und erkennen die oft erwähnte Harmonie nicht. Man kann sie nicht verstehen, wenn man von Rhythmus und Schwingungen nichts weiß.

      Unwissende nehmen am, solche Eigenschaften seien allein hohen Yogis eigen, doch der mittlere Weg der Harmonie ist der gesamten Menschheit gelehrt worden. Die Unwissenden haben diese Grundlage verurteilt, indem sie sie als Mittelmäßigkeit bezeichnet haben. Indessen ist die Überirdische Welt auf Harmonie gegründet, und jeder Ankommende hat an ihr als einem heilsamen Prinzip teil. Wenn der Mensch die Grundlagen der Überirdischen Welt besser erkennen würde, könnte er sie im irdischen Dasein anwenden.

      Möge die Schulen Verständnis für Harmonie bekunden. Die Offenbarung von Gleichgewicht kann das gesamte Leben gesunden lassen.

       Der Denker bestätigte: „Mensch, erkenne die Macht des Gleichgewichts!“

 

       905. Urusvati kennt das Wesen der Selbsterniedrigung. Unter den vielen schlechten Eigenschaften, welche die Würde des Menschen herabsetzen, muss man die Undankbarkeit hervorheben. Ein von Selbstsucht ergriffener Dummkopf schreit: „Was ich nicht sehe, existiert nicht. Was ich nicht weiß, das gibt es auch nicht!“ Solche Zweibeiner vermögen die Überirdische Welt nicht zu erkennen. Sie verstehen nicht, woher die lebensnotwendige Hilfe kommen und wohin man innigste Dankbarkeit richten kann.

       Der heftige Widerwille, über die Höheren Welten nachzudenken, führt den Menschen in Abstumpfung, und so ist er noch nicht einmal im irdischen Dasein für das ihn umgebende Wohl dankbar.

       Er erkennt nicht an, dass oftmals eine kleine Gabe große Wirkungen zeitigt. Wenn ein Erzieher seine Schüler lehrt, auch für die kleinste Gabe zu danken, wirkt er für das Wohl. So müssen wir uns erneut der Überirdischen Welt zuwenden.

       Der Denker bestätigte: „Ein Yogi ist nicht undankbar.“

 

       906. Urusvati kennt das Wesen der Selbsterniedrigung. Grobheit erniedrigt den Menschen. Grobheit ist die Finsternis der Unwissenheit. Grobheit ist einem Yogi fremd. Der Yogi verfeinert sein Denken und lebt dadurch in zwei Welten.

       Man wird sagen: „Unweigerlich wird eine Vielzahl grober Erscheinungen auch in die Überirdische Welt hinübergetragen.“ Solche Sphären werden jedoch von Wanderern, die aufsteigen, nicht aufgesucht. Nur Hohe Lehrer besuchen aus Barmherzigkeit auch die Bewohner der groben Sphären. Selbst der Höchste Geist leidet jedoch, wenn er eine Atmosphäre grober Schwingungen berührt.

       Man kann sich gar nicht vorstellen, wie sehr die Erde von Grobheit verseucht ist! Die Menschen sind geradezu von einer ansteckenden Epidemie umgeben. Nur ein starker Wille vermag diese Schicht der Verseuchung zu durchdringen, ohne der Einwirkung der Epidemie zu unterliegen.

      Das Bewusstsein kann den Menschen schützen, es muss aber klar sein. Es ist nicht leicht, den indirekten Einwirkungen niederer Schwingungen auszuweichen, doch ein Willensbefehl vermag einen Schild zu schaffen, und dann kann die Überirdische Hilfe den Wanderer leicht erreichen.

       Der Denker warnte: „Merzt Grobheit mit allen Kräften aus.“

 

       907. Urusvati kennt das Wesen der Selbsterniedrigung. Grausamkeit erniedrigt den Menschen. Grausamkeit schmiedet ein grausames Karma. Ein Yogi wird nicht grausam sein, da er mit der Überirdischen Welt in Berührung steht.

      Er weiß, in welch finsteren Schichten grausame Menschen wohnen. Er weiß, wie schwer es diesen Bewohnern fällt, sich zu erheben. Er weiß, dass Grausamkeit im irdischen Leben keinen Nutzen bringt. Er offenbart die höchste Anspannung des Guten, um die menschliche Grausamkeit mit Barmherzigkeit zu überdecken.

       Der Yogi weiß, dass ein großer Teil der Grausamkeit aus Unwissenheit entsteht. Ein Unwissender aber versteht seinen eigenen Nutzen nicht. Man muss ihn umerziehen, doch eine solche Erziehung dauert lange.

       Der Unwissende versteht nicht, dass es nicht nur körperliche, sondern auch psychische Grausamkeit geben kann. Die letztere kann besonders widerwärtig sein. Wie aber werdet ihr von psychischer Grausamkeit sprechen, wenn die Zweibeiner den Geist überhaupt nicht anerkennen? Ein solcher Kampf gegen Grausamkeit ist eine wahre Heldentat.

       Der Denker mahnte: „Grausamkeit schafft ein grausames Karma.“

 

       908. Urusvati kennt das Wesen der Selbsterniedrigung. Rache erniedrigt den Menschen. Ein Yogi übt keine Rache, denn er weiß, dass Rache wie ein Bumerang wirkt. Gleichfalls weiß der Yogi, dass Verbrecher in der Überirdischen Welt in finstere Sphären herabsinken, wo ihre Schwingungen es ihnen nicht erlauben, sich zu erheben, und der Weg zum Aufstieg lang ist.

       Ihr wisst jedoch, dass der Yogi nicht ungeschützt ist. Sein Gedanke ist schärfer als ein Schwert und treffsicherer als ein Pfeil. Einen solchen Pfeil sendet der Yogi jedoch nur, wenn er sich davon überzeugt hat, dass nicht nur er einer Schädlingstätigkeit ausgesetzt ist, sondern diese auch die Menschheit bedroht.

       Man darf nicht meinen, der Yogi übe Vergeltung; besser ist es, ihn mit einem fürsorglichen Gärtner zu vergleichen, der Unkraut beseitigt. Gewiss, der Yogi sendet einen Pfeil oftmals in eine unerwartete Richtung, und die Menschen verstehen nicht, warum so unerwartet Not in Erscheinung tritt.

       Ich spreche erneut vom Pfeil des Yogi, denn die Menschen sind manchmal geneigt, sich einen Yogi als lebensfremd und vom Gemeinwohl weit entfernt vorzustellen. Möge an den Schulen anhand von Beispielen aus der Vergangenheit aufgezeigt werden, dass Rache unangebracht ist.

       Der Denker sprach: „Gebt aufmerksam acht, wie erniedrigend Rache ist.“

 

       909. Urusvati kennt das Wesen der Selbsterniedrigung. Schwanken des Denkens und der Gefühle trägt heftige Hässlichkeit herbei. Versteht dieses Wort in seinem wahren Sinn. Hässlichkeit bedeutet Verlust der Klarheit und Absinken in das Chaos des Abschaums. Unwissende fürchten die Freiheit des Denkens, doch zusammenhangloses Schwanken ist keine Freiheit.

       Ein Yogi kennt die Grenzenlosigkeit des Denkens. Er ist erfüllt von Streben für das Wohl der Menschheit. Er ist erfüllt von Streben im Strom des Fortschritts. Er hat sich einen klaren Weg erwählt, und es schickt sich nicht für ihn, sich durch Schwanken zu erniedrigen.

      Er erkennt die Gesetze der Überirdischen Welt an und wünscht einen kurzen Weg zu wählen, denn nur bei einer solchen Anspannung wird er die Schönheit berühren. Er weiß, dass Schönheit der Leitstern ist, man kann ihn aber nur erkennen, wenn man das Überirdische Leben versteht. Auch dort gibt es viele Schwankende, doch lang und gewunden ist ihr Weg!

       Der Denker bemerkte freundlich: „Schwankt nicht, sonst wird euch schwindelig.“

 

       910. Urusvati kennt das Wesen der Selbsterniedrigung. Einem Yogi sind Selbsttäuschung und Eigenliebe fremd. Einem beflügelten Boten gleich strebt der Yogi in die Zukunft. Wie ein fürsorglicher Arzt sieht er die Entstehung psychischer Leiden voraus und eilt, sie auf gedanklichem Weg abzuwenden. Woher rührt ein solches unbezähmbares Streben in die Zukunft? Natürlich von der Erkenntnis der Überirdischen Welt.

       Der Yogi weiß, dass die Dauer des irdischen Lebens nur einen kleinen Teil der Überirdischen Existenz darstellt. Der Yogi hat erkannt, wie nahe und einfach der Übergang in die Überirdische Welt ist; er wird um der Zukunft willen vollbracht und lehrt die Menschen, die Unbegrenztheit zu erkennen.

       Gewöhnlich fürchten die Menschen den Begriff der Unendlichkeit. Sie ziehen es vor, sich durch das niedrigste Alltagsleben ein düsteres Dasein im feinstofflichen Körper zu bereiten. So lehnen sie die Kraft des Gedankens ab und verlieren damit ihre mächtigste Waffe. Sie streben zur Selbsttäuschung und vergessen, dass die Wahrheit die Zierde eines Denkers ist.

       Der Denker sprach zu seinen Schülern: „Seid nicht bekümmert, wenn ein von euch gesandter Gedanke seine Bestimmung nicht erreicht. Vielleicht wird er, an einen anderen Ort gezogen, dort Nutzen bringen; gute Gedanken sind überall notwendig.“

 

       911. Urusvati kennt das Wesen der Selbsterniedrigung. Selbstherrlichkeit erniedrigt den Menschen. Selbstherrlichkeit ist ein Zeichen von Begrenztheit. Ein Mensch, der sich Selbstherrlichkeit einbildet, steht bereits vor dem Fall. Ein Yogi hütet sich vor Selbstherrlichkeit. Er nennt sich selbst einen Diener des Guten. Er schöpft dieses Bewusstsein aus dem Verständnis der Überirdischen Welt.

       Der Yogi verehrt die Hierarchie. Er weiß, dass über ihm viele Hierarchen stehen. Doch den meisten Menschen bedeutet das Verstehen der Hierarchie eine schier unüberwindliche Stufe. Sie lieben eine solche Unterordnung nicht. Sie sind selbstherrlich und denken in ihrer Selbstsucht nicht an die Unbegrenztheit.

      Sie wollen die herrliche Unbegrenztheit nicht liebgewinnen, und so können sie auch die Hierarchie nicht lieben. Sie wissen nicht, dass man ohne Liebe den Weg der Errungenschaften leicht verlieren kann. Wer die Hierarchie fürchtet, fürchtet auch die Überirdische Welt, Angst aber ist ein schlechter Führer.

       Keine eingebildete Selbstherrlichkeit kann vor Angst bewahren. Wahrhaftig, Selbstherrlichkeit ist die ewige Krankheit des Schreckens. Doch der Yogi, als Diener des Guten, der den Lehrer erkannt hat, zeigt sich stärker als ein selbstherrlicher Tyrann.

       Der Denker sprach: „Freunde, vor euch liegen die wunderbaren Stufen des Aufstiegs.“

 

       912. Urusvati kennt das Wesen der Selbsterniedrigung. Ein Yogi verfällt der Selbsttäuschung nicht. Neulinge werden fragen: „Wo ist die Grenze, wo die Grundlage und wo die richtige Lösung? Was hilft denn dem Yogi, die wahre Wirklichkeit zu finden und nicht in Trugbildern der Einbildung zu versinken?“

      Ihr wisst bereits, was die Wissenschaft als Intuition bezeichnet. Die Wissenschaft widmet ihr große Aufmerksamkeit und leugnet nicht, dass der Mensch in der Lage ist, in einer gewissen nervlichen Erregung die richtige Lösung zu finden.

       Stellen wir uns nun einen Yogi vor, der seine nervliche Feinfühligkeit vertieft und sein Bewusstsein bis zur Überirdischen Welt erhoben hat. Er wird keine verstandesmäßigen Einbildungen hegen, sondern der Stimme des Herzens lauschen, denn diese Antenne empfängt die Wellen unmittelbarer Mitteilungen. Die Festung eines Yogi liegt nicht im Gehirn, sondern im Herzen.

       Die Wissenschaft weiß die Bedeutung des Herzens noch nicht zu schätzen. Im Altertum wurde nicht nur einmal auf die Macht des Herzens hingewiesen, doch der Verstand zog zur Vorrangstellung des Gehirns hin und erschwerte damit die nächstliegenden Bestrebungen. Noch vor nicht allzu langer Zeit hielt man das Herz für eine nahezu magische Erscheinung, und die Vertreter einer beschränkten Wissenschaft wichen ihm aus, um nicht als Träumer zu gelten. Aus den verbannten wertvollen Begriffen könnte man ein ganzes Wörterbuch zusammenstellen. Wir wünschen den Wissenschaftlern, dass sie freier werden mögen.

       Der Denker sprach: „Was kann kälter sein als ein zugefrorener Herd? Was kann lebloser sein als ein verstummtes Herz?“

 

       913. Urusvati kennt das Wesen der Selbsterniedrigung. Viele erniedrigende Eigenschaften verfinstern die Menschheit. Um jede von ihnen herum nistet eine ganze Rotte großer und kleiner Verwandter. Man kann beobachten, wie solche Wesen untereinander verbunden sind und eine ganze Kette bilden. Eine solche geschmiedete Kette kann sogar einem Menschen Schwierigkeiten bereiten, der nicht einmal schwachen Willens ist.

       Das starke Zunehmen der Finsternis zwingt dazu, sich mit der Photographie von Ausstrahlungen zu beeilen. Dabei lassen sich interessante Erscheinungen beobachten. Mitunter kann man bemerken, dass ein schlechter Gedanke durch einen äußeren Einfluss abgeschwächt wird, doch auch ein guter Gedanke kann durch etwas verdunkelt werden. Solche Erscheinungen bestätigen nur die Einwirkungen der Überirdischen Welt.

       Die Lektion einer solchen Einwirkung kann nicht nur von Ethikern, sondern auch von Biologen bestätigt werden. Wir bestehen besonders auf wissenschaftlicher Erforschung. Über viele Jahre hinweg haben Wir wiederholt, dass die Wissenschaft sich dem wahren Weg der Erkenntnis der inneren Kräfte des Menschen nähert, tatsächlich jedoch ist in dieser Richtung wenig geschehen. Selbst die Überirdische Welt erscheint immer noch als eine Vogelscheuche des Aberglaubens, insofern verhalten Wir uns wie ein Specht.

       Der Denker riet Seinen Schülern, sich selbst zu beobachten. So könne man zu höherer Wahrnehmung gelangen.

 

       914. Urusvati kennt den Höhenpfad. Es werden Neulinge kommen und sagen: „Zeigt uns den Weg, wir sind bereit.“ Antwortet: „So sei es, versuchen wir es: Verstehe es, deine Beobachtungsfähigkeit zu entwickeln. Sei in der Lage, das Gelesene zu begreifen. Sei fähig, grenzenlos in die Zukunft zu streben.“

       Die Neulinge werden lächeln: „Nur das? Der Anfang ist leicht. Beobachtungsvermögen haben wir seit Kindheitsjahren, wie unsere Erzieher sagten. Die Schule vermerkte unsere Fähigkeit, die Lektionen zu behalten. Und schließlich, wer träumt denn nicht von der Zukunft?“

       Dann muss man die sich selbst Rühmenden korrigieren: „Wer hat denn eure Beobachtungsfähigkeit gelobt, wenn ihr nicht fähig seid, eure Aufmerksamkeit auf die vielen, euch umgebenden Erscheinungen zu richten? Könnt ihr wirklich das Gelesene verstehen? Könnt ihr über den Buchstaben hinaus den Sinn begreifen? Auch wisst ihr überhaupt nicht, wie man in die Zukunft streben soll, denn die Hälfte eures Bewusstseins ist in der Vergangenheit steckengeblieben. So ist der Anfang des Weges nicht leicht. Überdies fürchtet ihr euch sogar davor, über die Überirdische Welt nachzudenken. Was für eine Zukunft wird es denn sein, wenn ihr nicht zur Hohen Welt strebt?“

       Der Denker sprach: „Bei Unwissenheit erscheint sogar das Schwere leicht.“

 

       915. Urusvati kennt den Höhenpfad. Die Liebe ist der Schlüssel zu seinem Zugang. Die Liebe ist die Macht der Überwindung. Die Liebe ist die heilsame, unversiegbare Quelle. Es wurde gesagt: Erhaben ist der Yoga der Liebe. Manche halten den Weg der Liebe für den leichtesten, doch für andere ist gerade er am schwersten. Ein Herz, in dem Bosheit und Grausamkeit leben, vermag nicht zu lieben.

       Die Menschen bemerken noch nicht einmal, dass ihr Keller voller Bosheit ist. Sie können ihre niederen Gefühle nicht überwinden. Sie können heuchlerisch Worte über den Sieg der Liebe anhören, doch ihr Wesen ist finster und in die Überirdische Welt werden sie ohne Licht eintreten.

       Man kann die höheren Schwingungen der Liebe nicht lehren, wenn ihre Keime nicht im Herzen angelegt sind. Hell flammt das Feuer der Liebe auf. Möge es zum Höhenweg führen.

       Der Denker lehrte Seine Schüler, Liebe und Bosheit an den Augen zu erkennen: „Schon vor langem wurde gesagt, dass die Augen offene Wunden sind. Dem Zeugnis dieser Leitungen des Herzens kann man vertrauen.“

 

       916. Urusvati verwirklicht den Höhenpfad. Über das Höchste darf man unmöglich auf dem Marktplatz schreien. Überall jedoch ist es nützlich, wegweisende Meilensteine aufzuzeigen: Einmal auf wissenschaftliche Weise, einmal in erzählerischer Form, einmal auf strenge und einmal auf schöne Weise, für jeden seinem Bewusstsein entsprechend, für jeden seinem Verständnisvermögen entsprechend.

       So wirft man einem Yogi nicht selten vor, über ein und dieselbe Wahrheit in verschiedener Weise zu sprechen. Die Unwissenden können jedoch nicht verstehen, dass ein Yogi über verschiedene Aspekte und zu verschiedenen Menschen spricht.

      Man muss die Duldsamkeit des Yogi hochschätzen, wenn er Samenkörner des Guten ausstreut, ohne an eine Ernte zu denken. Karma selbst bestimmt eine solche Ernte voraus. Nichts aber geht im Raume verloren. Ein Samenkorn, das unter irdischen Bedingungen nicht aufgeht, wird seine Triebe in der Überirdischen Welt hervorbringen. Umso notwendiger ist es, die lebendige Realität der Überirdischen Welt zu begreifen.

       Es ist zwar schwer, sich einen Nutzen des Guten für einen leeren Raum vorzustellen, wer aber die dichte Bevölkerung der Unbegrenztheit kennt, kann leicht die Notwendigkeit guter Gedanken erkennen. Schneller als in das Haus des Nachbarn dringt der Gedanke in den unermesslichen Raum vor und findet durch den Magneten der Anziehung seine Anwendung; Man muss nur den Höhenpfad lieben.

       Der Denker sprach: „Ein fürsorglicher Arzt ist in der Lage, den Keimen einer Krankheit vorzubeugen.“

 

       917. Urusvati hat sich den Höhenrhythmus angeeignet. Ein Yogi weiß, wie schwierig es ist, die Zentren zu harmonisieren, wenn um ihn herum das Chaos tobt. Es ist eine große Selbstvertiefung erforderlich, um die Schwingungen der Höhenklänge zu erkennen. Dabei können selbst Wohlwollende Sorgen bereiten.

       Man kann zwei Extreme bemerken: Auf der einen Seite steht ein Mensch, der begonnen hat, Überirdische Botschaften zu erhalten, sie jedoch als leere Erscheinungen erachtet und ihnen keine Bedeutung beimisst, anstatt ihnen Aufmerksamkeit zu schenken und sie zu erforschen. Auf der anderen Seite steht ein Leichtgläubiger, der jedes psychische Aufflammen für eine Errungenschaft und eine Einweihung hält.

       Solche extremen Denker kann man unmöglich zusammenbringen. Man darf zu ihnen nicht in derselben Sprache und mit denselben Worten reden. Man muss mit jedem gesondert über seine Irrtümer sprechen und dabei darauf vorbereitet sein, dass beide gekränkt sind und statt eines Nutzens Schaden entsteht. Besser sind vorsichtige Andeutungen, möge das Leben selbst den Irrenden Einhalt gebieten. Jeder von ihnen hat wenigstens einen schwachen Begriff von der Überirdischen Welt. Mit der Zeit werden solche Erkenntnisse immer klarer, und einmal kommt Tag, da man von Herz zu Herz miteinander sprechen kann.

       Der Denker sprach: „Freund, was nützt dir Vervollkommnung, wenn du nicht spürst, was das Gemeinwohl ist?“

 

       918. Urusvati versteht die tätige Stille. So nennen Wir den kurzen Augenblick des Schweigens, den ein Yogi dem Beginn einer Arbeit oder einer Rede vorausschickt. Die Anwesenden sagen: „Er konzentriert sich“, doch die Wissenden verstehen, dass der Yogi der Überirdischen Welt ein Zeichen gab und damit Zusammenarbeit und Führung erbat. Für eine solche Übertragung des Bewusstseins bedarf es keiner Worte.

       Der Yogi vermag seine Energie nach oben und nach unten zu lenken. Nicht immer weiß er, wer helfen wird, denn seine Arbeit kann verschiedene Bereiche berühren. Wenn die Arbeit auf das Gemeinwohl gerichtet ist, wird ein erfahrener Führer hinzutreten. An den Ausstrahlungen des Yogi kann man ablesen, wie sich die Einwirkung der Hohen Lehrer auswirkt. Man kann überzeugt sein, dass ein Augenblick angespannten Schweigens augenblicklich Hohe Hilfe herbeizurufen vermag. Das Schweigen wird von einem tiefen Seufzer begleitet.

       Der Denker erinnerte daran: „In einem einzigen Seufzer übertragen wir uns in den Raum.“

 

       919. Urusvati lebt in flammender Erleuchtung. Die Natur eines Yogi ist feurig. Er hat sie durch ständige Vertiefung und Erhebung des Denkens entzündet. Die Menschen kommen im Leben ständig mit aufblitzenden höheren Energien in Berührung, doch sie bemerken sie nicht, und die Möglichkeit erlischt. Niemand hat ihnen gesagt, dass der angeborene Talisman[98] entzündet werden muss, anderenfalls bleibt er im Speicher liegen, ohne in Erscheinung zu treten.

       Auch hat ihnen niemand gesagt, dass ein Blitz der Überirdischen Welt nur dann zu beleben vermag, wenn die Funken des Bewusstseins bereits einen Magneten gebildet haben. Im Weltall hat Gegenseitigkeit entscheidende Bedeutung. Auch hat niemand diejenigen, die den Yogapfad betreten, vorher gewarnt, dass feurige Einwirkungen keineswegs immer angenehm sind.

       Das irdische und das Überirdische Feuer sind sich ähnlich, und ein zu feuriger Heldentat schreitender Mensch kann verstehen, wodurch er für den vorübergehenden Schmerz entschädigt wird. Der Mensch weiß, dass er eine Zusammenarbeit mit Höheren Kräften eingeht, und eine solche Erkenntnis höherer Heldentat erhebt ihn über das Chaos. Dann kann der Mensch als Sieger bezeichnet werden.

       Der Denker lächelte: „Ich brenne und brenne, aber ich verbrenne nicht.“

 

       920. Urusvati hat sich den Yoga des Denkens zu eigen gemacht. So nennen Wir den Agni Yoga bisweilen um zu betonen, dass der Gedanke seine Grundlage ist. Der Gedanke ist feurig. Der Gedanke ist unbegrenzt. Niemand kann die Grenze der Ausbreitung des Gedankens bestimmen.

       Man kann feststellen, dass der Gedanke schneller als Licht ist, doch ist es unmöglich, eine klare Grenze seiner Ausbreitung zu finden. So wird verständlich, dass der Gedanke das beste Bindeglied zu den Überirdischen Welten ist. So möge das Denken des Menschen der Erleuchtung durch das räumliche Feuer würdig werden.

       Es ist die größte Schande, wenn ein Wanderer in der Überirdischen Welt sich seiner früheren Gedanken schämen muss. Die Charta der Gedanken ist unauslöschlich, und sie blitzt vor den Augen des Neuankömmlings auf.

      Der Yoga des Denkens ist einem Yoga vorzuziehen, der körperliche Quälereien fordert. Ein kurzes Pranayama, leichte Nahrung und gedankliches Streben gewähren freien Eintritt in die Überirdische Welt. Wie man sich an ständiges Pranayama gewöhnen kann, so auch an den ständigen Verkehr mit der Überirdischen Welt. Das irdische Leben wird den Aufstieg nicht behindern.

       Der Denker wiederholte: „Der Gedanke ist ein Blitz.“

 

       921. Urusvati ist sich der Verklärung des Lebens bewusst geworden. Ohne Verklärung des Geistes ist das Leben finster. Düster ist das Dahinvegetieren der zweibeinigen Verneiner, die nicht wissen, welchen kosmischen Schaden sie der Evolution zufügen! Man sollte nicht glauben, die Evolution könne nicht verzögert werden. Sie kann verunstaltet werden, und erneut müssen starke Energien verausgabt werden. Das Karma der Verneiner kann nicht aufgehalten werden, vielmehr muss der von ihnen angerichtete kosmische Schaden wiedergutgemacht werden. Warum das Leben verunstalten, wenn man es herrlich verklären kann?

       Ein jeder vermag durch die Kraft des Denkens eine Verbindung mit der Überirdischen Welt zu schaffen. Aus dem Inneren heraus wird ein neuer Sinn der irdischen Existenz hergestellt. Weshalb sollte der Mensch Anstöße von außen erwarten? Er muss in seinem eigenen Bewusstsein unbändiges Streben zur Überirdischen Welt entwickeln. Er sollte solche Gedanken lieben lernen und den Augenblick finden, um diesen silbernen Faden höherer Erkenntnis zu ergreifen. Möge solche Erkenntnis bei den kleinsten Körnchen beginnen. Jede solcher Aufspeicherungen ist bereits unzerstörbar. Sie können zu der Erkenntnis führen, wie eine lichte Verklärung des gesamten Lebens zu vollbringen ist.

       „Herrlich ist eine solche Verklärung des Lebens“, so sprach der Denker.

 

       922. Urusvati überwindet ferne Ströme. Wir sagen: „sie überwindet“, um auf die Schwierigkeit einer solchen Errungenschaft hinzuweisen. Es ist falsch zu meinen, dass es bei erhabenem Denken leichter sei, Ströme und Schwingungen aufzunehmen. Bei erhabenem Denken nähern sich auch schwierige, neue Aufgaben, deshalb ist die Leiter der Errungenschaften in Unbegrenztheit nicht leicht zu erklimmen.

       Leider bewegt sich die Wissenschaft allzu langsam voran, die bedeutsamsten Bereiche werden nicht berührt. Astrochemie wird als Phantasterei abgetan. Erst kürzlich wurde die Aufmerksamkeit von Beobachtern auf die Sonnenflecken gelenkt. Die kühnsten Wissenschaftler haben gerade begonnen, einen Einfluss solcher Ausbrüche auf die psychische Seite der Menschen zuzugestehen.

       Gewiss, solche Ausbrüche sind offensichtliche Erscheinungen, doch es wirkt eine Vielzahl von Ausstrahlungen ferner Welten beständig auf den Menschen ein. Man kann feststellen, dass Menschen sich nicht selten ohne erkennbaren Grund unwohl fühlen oder gar erkranken. Die irdischen Ärzte schreiben solche Erscheinungen natürlich gewöhnlichen, körperlichen Krankheiten zu. Sie denken dabei nicht an die Überirdischen Welten. Sie studieren die Schwingungen nicht. Sie haben nichts von prismatischem Sehen gehört. Niemand hat ihnen von der Macht der psychischen Energie erzählt.

       Die verirrtesten Ärzte sind die Psychiater. Sie berühren Bereiche, die ihnen völlig unbekannt sind. Der von ihnen verursachte Schaden ist unsagbar groß! Zur Zeit kann man eine Zunahme psychischer Erkrankungen bemerken. Man muss die Wirklichkeit studieren, die die Erde umgibt. So darf man nicht das sogenannte braune Gas übersehen, das den Zutritt der besten Schwingungen verhindert. Wahrhaftig, diese Hindernisse müssen überwunden werden.

       Der Denker sprach: „In Überwindung liegt Freude.“

 

       923. Urusvati hat das räumliche Feuer gespürt. Das Aufblitzen des feurigen Elementes wurde bereits im fernen Altertum bemerkt. In allen Mythologien gibt es einen Gott des Feuers. Es war von zweifacher Natur: tötend und heilsam.

       Bis zum heutigen Tag streiten die Menschen um die Natur des Feuers. Sie können nicht verstehen, warum ein brennendes Element manchmal so wohltuend sein kann. Sie haben keinen Begriff vom Weltmagneten, der in allem Existierenden ruht.

       Wenn die psychische Energie des Menschen erhaben und machtvoll ist, wird sie die Zusammenarbeit mit dem räumlichen Feuer finden. Nicht Schaden, sondern Nutzen ergibt sich aus dieser Wechselbeziehung. Wenn die Menschen überdies von der Überirdischen Welt wüssten, könnten sie sich mit eigenen Augen davon überzeugen, dass alles auf dem feurigen Element gründet.

       Urusvati kann bestätigen, wie oft das Höhere Feuer im Leben in Erscheinung tritt, und dass es keine Schmerzen verursacht. Doch dafür muss man sich ihm auf natürliche Weise annähern und sowohl die kleinsten als auch große Erscheinungen zulassen. Sie werden unerwartet eintreten, weil sie den Gesetzen der Feinstofflichen Welt gemäß aufblitzen.

       Der Denker sprach: „Im Feuer liegt Inspiration.“

 

       924. Urusvati kennt den Klang der Stille. In der Stille gehen große Erscheinungen vonstatten. Gleichzeitig, so wurde gesagt, kann die Stille lauter als Donner sein. Man muss lebendige Stille, die voller überirdischer Harmonien ist, von Totenstille unterscheiden, die eintritt, wenn die Leitung zu den Höheren Welten unterbrochen ist.

       Man muss verstehen, dass Pulsieren des Blutes und Schwingungen des Gehirns nichts mit Überirdischen Klängen gemein haben. Die Menschen verstehen nicht, dass Ohrengeräusche keine Errungenschaft bedeuten. Entweder verneinen sie alles oder schreiben alles sich selbst als eine höhere Errungenschaft zu. Die Klänge der Stille jedoch erklingen als mächtige Akkorde, die alles Existierende erfüllen. In solchen Harmonien lebt Freude.

      Man muss auf die elementaren Klänge hören. Mitunter erfüllen sie den Raum wie eine klingende Saite; manchmal ähneln sie einem vielstimmigen Chor; bisweilen gleichen sie einer erhabenen Symphonie, doch dann wiederum kann man den Gesang einer einzigen Stimme vernehmen. So lässt sich die Sphärenmusik wahrnehmen. In jedem Augenblick erklingt der Raum in einem besonderen Rhythmus.

       Der Denker verstummte mitunter mitten im Gespräch, horchte und fügte dann hinzu: „Wie herrlich klingt die Überirdische Welt!“

 

       925. Urusvati schätzt den vielfarbigen Diamanten. So nennen Wir die verschiedenartigen Zugänge zu wahrer Erkenntnis. Der oberflächliche Leser nimmt an, Wir würden nicht selten ein und dasselbe wiederholen, doch in einem solchen Urteil offenbart er nur seine eigene Unaufmerksamkeit. Er hat sich nicht die Mühe gemacht, die zu verschiedenen Zeiten gegebenen Weisungen über denselben Gegenstand miteinander zu vergleichen.

       Man kann sich vergewissern, dass es sich nicht um Wiederholungen, sondern um Zugänge zu verschiedenen Facetten des Diamanten handelt. Überdies wird der erfahrene Beobachter finden, dass die Erinnerungen den kosmischen und den psychischen Bedingungen entsprachen. Der Lehrer weiß, wie behutsam man das Bewusstsein eines Schülers berühren muss. Ein und dieselbe Wahrheit kann in veränderten Darstellungen leichter im Gedächtnis haften bleiben und einen neuen Weg zur Errungenschaft öffnen.

       So scheut euch nicht, gut verständliche Worte zu suchen, und denkt an das unbeständige Bewusstsein der Zuhörer. Nicht selten wird ein komplizierter Begriff leichter aufgenommen, während das Einfachste unverständlich erscheint. Dann muss man eine andere Stunde wählen und an eine andere Tür klopfen. Es ist leicht zu verstehen, dass die Tür des Herzens am einfachsten zugänglich ist, doch vermag diese Tür nur derjenige zu ertasten, dessen Herz selbst klingt.

       Der Denker richtete die Aufmerksamkeit der Schüler auf die Überirdische Welt. Er bestätigte, dass der feinstoffliche Körper herrliche Lichtbrechungen des Diamanten finden kann.

 

       926. Urusvati versteht es, den Adamant der Treue mit Beweglichkeit des Denkens in Übereinstimmung zu bringen. „Allzeit bereit!“ so spricht die Eile. „Ich werde keinen Verrat üben!“ bekräftigt die Treue. Für viele scheinen solche Begriffe wie Beweglichkeit und Treue Gegensätze zu sein. Fanatiker der Treue lassen keine Beweglichkeit des Denkens zu, für sie kommt sie bereits Verrat gleich. Doch diejenigen, die der Beweglichkeit zugetan sind glauben, dass ein unbewegliches Idol nicht in die Zukunft führen kann.

       Ein Yogi aber versteht den Wert des Adamants und der Beweglichkeit. Gleichgewicht hilft dem Yogi, klar und scharf nach vorn zu blicken. Er kennt die Überirdische Welt gut und weiß, wie unerlässlich dort Beweglichkeit des Denkens ist. Der Adamant der Treue jedoch bewahrt ihm den vorbestimmten Platz. Nur die Vereinigung der Gegensätze kann die erhabene Natur des Yogi beweisen.

       Die Menschen fürchten oft gerade jene Begriffe, über die sie verfügen sollten. Wie oft unterbindet schädlicher Streit Errungenschaften! Die Menschen sollten endlich die große Einheit verstehen! Doch selbst in der Überirdischen Welt setzen sie ihre unwissende Uneinigkeit fort. Viele Sorgen belasten die Lehrer, wenn Sie die von Zwietracht Erfüllten und die Unmöglichkeit sehen, die Törichten zur Vernunft zu bringen. Natürlich könnte man Suggestion anwenden, da der Wille der Durchschnittsmenschen nicht stark ist, doch eine solche Einwirkung wäre Zwang. Allein freiwillige Erkenntnis der Wahrheit ist zulässig.

       Der Denker sprach: „Bewahrt den Adamant auf allen Wegen.“

 

       927. Urusvati strebt nach der Wissenschaft des Lebens. Man wird fragen: „Das heißt, hier wird Biologie studiert?“ Doch leider kann die derzeitige Biologie nicht als Wissenschaft des Lebens bezeichnet werden. Es ist unmöglich, sich ein Studium des Lebens ohne das psychische, geistige Leben vorzustellen, ohne die Überirdische Welt mit allen ihren Einwirkungen auf das irdische Leben. Man kann daher die heutige Biologie nur als ein Kapitel des Buches des Lebens bezeichnen.

       Nur wenige denken über die Zusammensetzung einiger Wissenschaften nach. Unmöglich kann man Astronomie ohne Chemie und Astrochemie, ohne Physik und Astrophysik studieren. Wir haben bereits darauf hingewiesen, dass man die Erhabenheit der Überirdischen Welt nicht verstümmeln darf, doch nur wenige haben Unsere Warnungen beachtet.

       Die Menschen fordern etwas Neues, haben sich aber die Grundbedingungen des Lebens überhaupt noch nicht angeeignet. Auch über diese Leichtfertigkeit haben Wir nicht nur einmal gesprochen, es fragen sich aber nur wenige: Kennen wir die vor langer Zeit gegebenen Hinweise? Haben wir gelernt, unsere Aufmerksamkeit auf die Erscheinungen in unserer Umgebung zu lenken?

      Nach wie vor ist Luft für sie eine himmelblaue Leere. Nach wie vor sind sie taub und blind, und sogar Gedanken über die Überirdische Welt verwandeln sich in Schreckgespenster. Der Mensch ist nicht fähig, vertrauensvoll seinem Herzen zu glauben. Einem solchen Beobachter helfen die Ärzte nicht, denn sie kennen die Biologie in ihrem gesamten Ausmaß nicht.

       Der Denker verwies Seine Schüler auf den unergründlich weiten Himmel und lehrte sie, die Unbegrenztheit lieb zu gewinnen.

 

       928. Urusvati hat die Tore des Yoga selbst geöffnet; von früher Kindheit an wurden ihr Visionen und Träume eingeprägt. Gewöhnlich schenken Kinder solchen Erscheinungen keine Beachtung oder beginnen, sie zu fürchten, und unterbrechen damit die Verbindung mit der Überirdischen Welt. Doch eine yogische Natur sammelt alle aufgenommenen psychischen Sendungen im Bewusstsein.

       Aus Unwissenheit suchen die Menschen der Umgebung oftmals, den Weg des natürlichen Yoga ins Lächerliche zu ziehen und zu erschweren. Wir wissen, wie viele Prüfungen ein feinfühliger Organismus durchzustehen hat. Ein solcher Kampf kann jedoch auch besonders wertvoll sein: Eine Waffe wird im Gefecht geschärft, sonst rostet sie.

       Nicht selten klagen die Menschen, dass ihnen die Verbindungen mit der Überirdischen Welt fehlen, doch lenken sie selbst ihre Aufmerksamkeit nur selten auf bedeutsame Erscheinungen. Indessen flammen die Überirdischen Zeichen gerade im irdischen Dasein hell auf. Sie ziehen die Aufmerksamkeit feinfühliger Augen stark auf sich, doch der Mensch reibt sich lieber die Augen, als etwas Ungewöhnliches wahrzunehmen. Die Leute verstehen es besser, zu vertreiben als anzuziehen.

       Wir weisen besonders auf den Feurigen Yoga hin, da er sich leicht auf natürliche Weise entwickeln lässt. Man muss allerdings die ursprüngliche, feurige Natur alles Existierenden anerkennen. Nur wenn man die ursprüngliche Energie lieben lernt, kann man sie zur Zusammenarbeit herbeirufen.

       Der Denker lehrte, den Yoga lieb zu gewinnen: „Er bereichert die irdische Wanderschaft.“

 

       929. Urusvati überwindet das atavistische Erbe. Die Menschheit sollte die Grundlagen der Vererbung studieren. Wenn die Wissenschaft sich von Aberglauben und Begrenzungen befreit, wird sie auch an eine Erforschung der Prinzipien der Vererbung herangehen können.

       Um den Menschen sammeln sich viele Auftürmungen an. Das Erbe persönlicher Verkörperungen, der Familie, des Volkes und der Überirdischen Welt sowie viele Aufschichtungen aus zufälligen Begegnungen ergeben ein Gepräge und verändern die psychische Natur.

       In ihrem Denken begrenzte Wissenschaftler können die Vererbung auf natürliche Weise nur im Rahmen der Familie beobachten, anders gesagt, in dürftigsten Grenzen. Nur selten können sie Familienmerkmale feststellen, die über mehrere Generationen hinweg auftreten. Feinere Beobachtungen können die Wissenschaftler nicht durchführen, da sie die Wiedergeburt und die Überirdische Welt verneinen.

       Es ist nicht möglich, den Menschen zu beobachten, wenn man ihn in diese Grenzen der Unwissenheit stellt, doch muss man hoffen, dass die Wissenschaft sich befreien und zu wahren Erkenntnissen gelangen wird.

       Jeder Yogi versteht, dass es ihm gelingen kann, die Last des Atavismus abzuschütteln, nur indem er seine yogische Natur erhebt. Der Yogi weiß, dass die zeitgenössische Wissenschaft über seine Errungenschaften spotten wird, doch die Realität des wirklichen Lebens hilft ihm bei seinem Aufstieg. Der Yogi ist mehr Realist als die dummen Verneiner.

       Der Denker mahnte: „Befreit die Wissenschaft; beeilt euch, ihr die Ketten abzunehmen.“

 

       930. Urusvati fürchtet keine Gefahren. Ein Yogi weiß, dass Erdbewohner in ständiger Gefahr leben. Wenn die Gefahr ständig vorhanden ist, braucht man sie auch nicht zu fürchten.

       Die Menschen klagen über ihre Schutzlosigkeit. Sie meinen, die Überirdische Welt stehe in keiner Verbindung mit der irdischen. „Ein Hund besitzt Spürsinn und Vorahnung, doch die Menschen haben solche Eigenschaften für immer verloren“, solche Klagen sind aber nicht berechtigt. Die Menschen fühlen und sehen bei weitem mehr voraus, als sie annehmen. Leider wird ihre Aufmerksamkeit jedoch zu den Alltagsbedürfnissen hin abgelenkt und Beobachtungen von feinstofflichen Erscheinungen entgehen ihnen.

       Wenn die Menschen auf irgendeinen unverstandenen Befehl hin richtig handeln, glauben sie, ihr Verstand habe die richtige Lösung gefunden. Ebenso naiv verhalten sie sich dem Vorgefühl gegenüber, sie beziehen es eher auf eine Magenerkrankung als auf die Feinstoffliche Welt. Solche Blinden kann man unmöglich dazu bringen, zu Erkenntnis zu kommen. Sie fordern eine derartige Kraft des Lichts, dass sogar Blinde ihre Umgebung sehen und verstehen können. Weshalb aber solche Wunder erwarten, wenn das ganze Leben voller feinstofflicher Erscheinungen ist?!

       Der Denker lächelte: „Wollt ihr etwa jeden Boten fürchten?“

 

       931. Urusvati versteht es, Anvertrautes zu bewahren. Eine solche Bewahrung ruft zwei extreme Deutungen hervor: Die einen nehmen an, etwas Heiliges könne nur besonders erprobten Personen übergeben werden; andere denken, das Überirdische Gesetz, das Gesetz der Natur werde die beste Verbreitungsweise finden. Doch wie immer sind Extreme unvollkommen und die Wahrheit liegt in der Mitte.

       In der Tat darf man die nützliche Lehre nicht nur einer kleinen Gruppe von Menschen zum Gebrauch überlassen. Ebenso unmöglich ist es, die Lehre auf eine Straßenkreuzung wegzuwerfen, wo sie von bösen Wesenheiten aufgelesen werden kann. Das bedeutet: Man muss dem Bewusstsein entsprechend geben. Nur wenige aber können ein fremdes Bewusstsein abwägen oder Freunde und Mitarbeiter finden.

      Wir nennen es eine richtige Bewahrung von Anvertrautem, wenn das Herz eingibt, was im gegebenen Fall nützlich sein kann. Eine solche Verfeinerung bildet sich nur durch lange Erfahrung, und besonders wertvoll ist es, wenn sie im Leben Ausdruck findet. Natürlich formt sich eine solche lebendige Äußerung nicht ohne Erkenntnis der Überirdischen Welt. Mögen die Menschen häufiger über einen schönen Ausdruck der Überirdischen Gesetze nachdenken.

       „Wenn wir über etwas Schönes nachdenken, ziehen wir auch schöne Maße an“, so sprach der Denker.

 

       932. Urusvati hat die Überirdische Welt seit jeher zu sich herangezogen. Durch welche Anziehungskraft wird eine solche Annäherung erreicht? Bitten und Befehle helfen nicht, ebenso wenig Tränen und Lobpreisungen, wenn das Herz verschlossen ist. Ein alter Psalm ruft weise aus: „Offen ist mein Herz“ – wer dieses sagte, kannte den Hauptmagneten.

       So stellt das offene Herz den Sieg über die irdischen Begrenzungen dar. Dazu werden manche sagen: „Es ist schon zu spät, unser Herz von Grund auf zu verwandeln.“ Mit einer solchen Bemerkung beweisen sie ihre ganze Unwissenheit. Sie verstehen nicht, dass das Wort „zu spät“ aus ihrem Wörterbuch gestrichen werden muss. Wenn das Leben grenzenlos ist und ununterbrochen fortdauert, wird es niemals zu spät sein, für welche Errungenschaft auch immer.

       Oft können die Menschen sich nicht vorstellen, dass sich der Erkenntnisgewinn in der Überirdischen Welt fortsetzt. Nur unwissendsten Menschen suchen einer Unterrichtung in Ethik auszuweichen. Man kann solche Faulenzer bedauern, doch rechtfertigen darf man sie nicht. Mögen sie anerkennen, womit sie ihr Bewusstsein beschmutzen. Nur ein grober Wilder weigert sich, über seine Zukunft nachzudenken.

       Der Denker sprach: „Beeilt euch, euer Herz zu öffnen.“

 

       933. Urusvati hat die Überfüllung des Raumes beobachtet. In bestimmten irdischen Perioden kann man besondere Massenansammlungen von Menschen beobachten. Niemand sammelt sie, niemand führt sie, sie bilden sich gleichsam wie von selbst, und eine solche Ansammlung kann Katastrophen verursachen. Wir bezeichnen diese Erscheinung als „Vermassung“.

       Sie lässt sich auch in der Tierwelt beobachten, das gleiche vollzieht sich aber ebenso in der Feinstofflichen Welt. Genau dieselben Massen irren dort umher und stören die Harmonie. Die Anfänge eines solchen Umherirrens sind schwer zurückzuverfolgen. Natürlich liegt die Ursache in planetaren Strömen oder, genauer gesagt, in der Zusammensetzung solcher Ausstrahlungen. Die Wissenschaftler der Erde könnten solche psychoplanetaren Erscheinungen beobachten, doch kaum jemand schenkt psychischen Erscheinungen Aufmerksamkeit.

       Einige Beobachter versicherten, dass Planeten erkranken und ihre Ausstrahlungen giftig werden können. Natürlich hat die Wissenschaft solche Forscher als wahnsinnig bezeichnet, und fast wäre sogar Flammarion[99] in diese Kategorie geraten. Indessen sind die Beobachtungen über die Verbindung zwischen den Welten und dem Leben der Menschheit offensichtlich. Die Wissenschaftler gestehen jedoch keine Anfüllung des Raumes zu und schon gar keine Überfüllung.

       Beobachtungen von Sonnenflecken sollten als höchst primitive Erkenntnisse angesehen werden. Eine Welt unzählbarer Gestirne ermöglicht auch unzählbare Beobachtungen. Und die Zusammensetzungen der astrochemischen Ströme erklären die Gezeiten des Ozeans des Lebens.

       Der Denker bat, einfach nur frei zu denken: „Die Freiheit des Denkens ist der Weg zum Erfolg.“

 

       934. Urusvati hat die kosmische Dimension des Menschen anerkannt. Die Menschen sprechen oft von Makrokosmos und Mikrokosmos, berauben diese jedoch gleichzeitig ihrer wichtigsten Grundlagen. Sie lassen die uranfängliche Energie, die Überirdische Welt und sämtliche Grundlagen des Geistes nicht zu. Doch was für ein Makrokosmos ergäbe sich ohne diese wichtigsten Grundlagen? Er würde sich als eine armselige Ruine erweisen, und der Mikrokosmos wäre eine jämmerliche Missgeburt.

       Einige scharfsinnige Wissenschaftler spüren, dass selbst bei den glänzendsten Entdeckungen etwas fehlt. Innerlich verstehen sie, dass die von ihnen entdeckten Gesetze nur einen Ausschnitt darstellen und noch ganz andere Dimensionen annehmen können. Doch von Kindheit an hat niemand ihnen vom Gesetz des Geistes erzählt. Sie haben keinen Mut zu grenzenloser Erkenntnis in sich gefunden. Es ließen sich Beispiele dafür anführen, wie ernsthafte Forscher ihre weitgefassten Beobachtungen verbargen. Sie fürchteten, über die Grenzen ihrer beschränkten Wissenschaft hinauszugehen. Insgeheim lasen sie die Werke der großen Denker, bekannten sich aber niemals zu ihren eigenen, neuen Wegen.

       Doch stellen wir uns vor, die gesamte Menschheit würde sich von Verneinern in unbeschränkte Beobachter verwandeln: Welcher Fortschritt der Wissenschaft ergäbe sich! Man kann verstehen, dass das Märchen „Von der Stadt des Lichts“ Wahrheit würde.

       Der Denker sprach: „Es wird ein neuer Wissenschaftler kommen, kühn und unbegrenzt.“

 

       935. Urusvati hat die Verwandlung des Menschen durch die besten Schwingungen anerkannt. Man wird fragen: „Von welchem Menschen und welchen Schwingungen sprecht ihr?“ Erklärt es, denn sonst entsteht nur Geschwätz. Ihr wisst zur Genüge, dass man niemanden mit Gewalt verwandeln darf und kann. Der Mensch muss den Wunsch zur Verwandlung freiwillig zum Ausdruck bringen. Zumindest muss er Bereitschaft zur Aufnahme (…) bekunden.

       Jetzt muss man auch die Eigenschaft der Schwingungen verstehen. Bis heute ist das Urteil über sie noch ziemlich primitiv. So nimmt man an, blaue Farbe beruhige, rote dagegen reize auf; doch es gibt viele Nuancen des Blauen wie des Roten. Unter denen des Roten finden sich rubinfarbene, die sehr heilkräftig und voll höherer Schwingungen sind. Unter denen des Blauen kann es auch tötende geben, die niederdrückende Schwingungen mit sich bringen. Man sagt: „Grüne Farbe ist gut, gelbe jedoch grob.“ Eine solche Definition ist primitiv. Man kann Grüntöne mit aufreizenden Schwingungen und gelbe finden, die beruhigend wirken.

       Man muss auch an den Klang erinnern, der ganz individuell zu wirken vermag. Gewiss, die Wissenschaft wird in Zukunft viele Versuche für die besten Einwirkungen finden. Dabei werden Menschen, die mit der Überirdischen Welt vertraut sind, sich der ganzen Mannigfaltigkeit der Ausstrahlungen erinnern, die sich gleichwohl entsprechend den Schwingungen einteilen lassen. Das gleiche ließe sich auch auf der Erde erreichen, wenn die Beobachtungsfähigkeit der Wissenschaftler sich verfeinert. Doch welche Liebe zu diesem Forschungsgegenstand muss bekundet werden, um derartige Schwingungen erforschen zu können!

       Der Denker bekräftigte bisweilen: „Lernt, wenigstens irgendetwas lieb zu gewinnen, damit ihr nicht ohne die Fackel der Liebe bleibt!“

 

       936. Urusvati fühlt und sieht voraus. Auf der ganzen Welt werden diese beiden Worte in allen Sprachen wiederholt, doch nur wenige verstehen ihre Bedeutung. Auf der einen Seite verhindern abergläubische Traumdeuter, auf der anderen ebenso abergläubische Verneiner eine vernünftige Erkenntnis. Nur eine sehr kleine Zahl Scharfsichtiger ist bereit, die Kräfte des Menschen zu erforschen. Manche versteigen sich zu solcher Absurdität, dass sie den Spürsinn der Tiere beneiden. Sie verstehen nicht, dass der Mensch einen höheren Spürsinn besitzt, den er allerdings gewöhnlich nicht anerkennen will. Wenn im Bewusstsein etwas aufblitzt, was sich in der Folge bewahrheitet, wird ein solches Gefühlswissen als zufällig bezeichnet.

       Gewiss, solange die Bücher über Psychologie die psychische Energie und das Leben der Überirdischen Welt nicht erwähnen, werden die Menschen die Quellen der Erkenntnis schwerlich finden. Ihr sagt, dass Überirdische Führer mitunter helfen können, nützliche Bücher zu finden; Urusvati kann dies bestätigen. Doch für eine solche Zusammenarbeit muss man das Herz öffnen und Überirdische Schwingungen aufnehmen. Gerade ein solcher Zustand ist selten anzutreffen.

       Der Denker sprach: „Lernt, die Wissenschaft des Vorgefühls und der Vorausschau zu lieben.“

 

       937. Urusvati ehrt den Karma Yoga. Alle Yogaformen sind miteinander verwandt. Agni Yoga und Karma Yoga kann man als Schwestern betrachten. Der Agni Yoga führt lichtstrahlend zur Höchsten Wohnstatt. Karma Yoga schafft das heilige Feuer der Arbeit. Selten verehren die Menschen große Taten, die ein besseres Karma gestalten.

       Die Menschen denken nicht über die Qualität ihrer Arbeit nach. Sie sind nicht in der Lage, die Freude der Schöpfung zu erkennen. Sie erscheint ihnen wie Ketten. Sie sind nicht fähig, die tägliche Arbeit lieb zu gewinnen, und sehen die Möglichkeit des geistigen Aufstieges inmitten ihres alltäglichen Handelns nicht.

       Niemand hat ihnen erzählt, welche Flügel durch große Taten gewoben werden! Doch wie soll man von einem Menschen erwarten, dass er Karma versteht, wenn er nichts von der Überirdischen Welt weiß und niemals zuvor über sie nachgedacht hat? Wozu soll er streben, wenn er das Ziel gar nicht kennt? Für ihn ist Agni Yoga ein leerer Traum. Doch nicht einmal zu träumen versteht er. Er fürchtet das Feuer und begreift die Schönheit dieses Elementes nicht. Ohne Schönheit kann er jedoch die Feurige Welt nicht lieben lernen.

       Wie könnt ihr einem solchen Menschen die große Tat erklären, die ihn lehrt, wie er feurige Schwingungen aufnehmen kann? Möge ein solcher nachlässiger Arbeiter wenigstens manchmal die begeisternde Qualität der Arbeit spüren. So kann er das herrliche Samenkorn des Agni in sein Herz pflanzen.

       Der Denker beklagte die unzulängliche Qualität der Taten.

 

       938. Urusvati denkt richtig über die Verbindung der Elemente. In der Vorstellung der Menschen teilt sich gewöhnlich alles Existierende in Schädliches und Gutes, doch sie vergessen, dass aus giftigen Verbindungen eine heilkräftige Substanz, aus nützlichen hingegen eine schädliche Verbindung entstehen kann. Genau dasselbe vollzieht sich auch beim Menschen: Man kann sehen, wie eine giftige Natur nützliche Verbindungen schaffen kann, so wie gutmütige Menschen sich der schädlichsten Gesellschaft zuwenden können.

      Besonders klar treten die Verbindungen in der Überirdischen Welt hervor. Unerfahrene Beobachter können sehr erstaunt sein, wenn sie feststellen, dass irdische Feinde sich einander völlig friedlich nähern und sich sogar gemeinsam vervollkommnen können. Der Grund ist einfach: Auf der Erde konnten sie einander infolge der umgebenden Schwingungen nicht verstehen, die Feinstoffliche Welt jedoch veränderte die Schwingungen und klare Feinde können nun miteinander in Berührung kommen. So können geschliffene Steine bei einer Erschütterung überaus enge Berührungspunkte finden.[100]

       Über solche Wandlungen sind in verschiedenen Lehren Andeutungen zu finden. Eigentlich vollzieht sich gar keine Wandlung, vielmehr verwandelt sich der Mensch wegen der Verbindungen der Elemente. Alles war bereits in ihm vorhanden, und die geringste Berührung mit höheren Energien rief eine schlafende Eigenschaft hervor.

       Der Denker beruhigte die Gekränkten: „Selbst einen Schaden werden wir in Nutzen verwandeln.“

 

       939. Urusvati unterscheidet wahrhaft Bestrebte von hinterlistigen Heuchlern. Oftmals bekommt man die Forderung nach etwas Neuem zu hören. Zuerst mag man sich über eine solche eine Forderung freuen, doch dann erweist sich, dass solche leidenschaftlichen Forderungen gerade von Leuten kommen, welche die Grundlagen gar nicht kennen.

       Sie sind nicht zum Studium bestrebt und meinen, man könne eigenwillig zu etwas Neuem überspringen. Sie verstehen die Aufeinanderfolge der Erkenntnisschritte nicht. Glaubt nicht, eine solche Unwissenheit trete nur im irdischen Leben in Erscheinung, genau dasselbe geschieht auch in der Überirdischen Welt. Einige dortige Bewohner nehmen an, man könne mehrere Stufen überspringen und etwas unerhört Neues erlernen. Sie legen sich noch nicht einmal Rechenschaft darüber ab, wohin solche Sprünge sie führen können.

       Die Folgen sind betrüblich. Es kommt nichts Nützliches heraus, es ergibt sich im Gegenteil eine Verlangsamung, die in karmischer Hinsicht schädlich ist. In trauriger Weise tritt zutage, wie sehr solche Bewohner der Überirdischen Welt dem Studium der Grundlagen ausweichen. Selbst wenn sie einmal flüchtig in die Schriften geblickt haben, erkannten sie den Sinn der Lehre nicht.

       Viele kleine Hinterlistige verstehen es, sich als eingeweiht darzustellen, nur um etwas Neues, dem Nachbarn Unbekanntes zu erfahren. Sie sind unfähig, das Studium lieben zu lernen!

       Der Denker warnte oft: „Was wollt ihr mit etwas Neuem, wenn ihr die Grundlagen nicht kennt? Die Blätter sind nur dann frisch grün, wenn die Wurzeln kräftig sind.“

 

       940. Urusvati schätzt Klarheit des Denkens. Ja, ja, ja, reines, klares, machtvolles Denken kann räumliches Denken genannt werden. Ein Pfeil sollte nicht stumpf sein; er sollte nicht allzu lang sein. Ebenso sollte ein Gedankenbefehl scharf und kurz sein.

       Über die Qualität des Denkens muss man im Hinblick auf die Erde wie auch auf die Überirdische Welt nachdenken. Ihr wisst, dass man sich dort auf gedankliche Weise verständigt, weshalb die Fähigkeit zu denken besonders notwendig ist. Stellt euch einen Bewohner dieser Welt vor, der sich daran gewöhnt hat, verworren und langatmig zu denken. Er wird bei der Kommunikation mit seiner Umgebung große Schwierigkeiten haben. Überdies wird er den Blitz einer kurzen Sendung gar nicht wahrnehmen können. Weiterhin wird er gerade das noch lernen müssen, was er im irdischen Leben nicht erreichen konnte.

       Es ist traurig, solche Stammelnden sehen zu müssen, sie verirren sich in einem Labyrinth finsterer, schwacher Gedanken. Ihre Ausstrahlungen sind schwach und erleuchten ihren Weg nicht. Man kann sagen, dass sie in der Feinstofflichen Welt eine nutzlose Last darstellen, anstatt lichtstrahlende Mitarbeiter zu sein. Sie werden es bedauern, im Laufe ihrer irdischen Existenz keine Zeit gefunden zu haben, sich mit gedanklichem Fortschritt zu beschäftigen.

       Der Denker sprach: „In einer Reisetruhe kann man viele Schätze unterbringen.“

 

       941. Urusvati liebt die Klänge der Überirdischen Welt. Die überirdischen Akkorde sind heilsam und begeisternd, doch wird ihre Harmonie nicht selten durch den Lärm von Schlachten, Wehklagen und das Gebrüll rasender Massen gestört. Es ist viel Energie erforderlich, um dieses irdische Stöhnen in harmonische Klänge zu verwandeln.

       Man sollte meinen, die Menschen wüssten, wie sehr irdische Laute und Lärm den Raum anfüllen und sogar überfüllen. Warum nur denken die Menschen nicht über die Qualität ihrer Sendungen nach?

       Es ist an der Zeit, dass die Wissenschaftler das Wesen der Atmosphäre erforschen. Wenn ein Mensch auf psychischem Weg das stärkste Gift zu schaffen vermag, werden auch seine Ausstrahlungen giftig sein. Wir haben nicht nur einmal über die Krankheit des Planeten gesprochen, doch der umgebende Raum wird ebenfalls verseucht. Man darf nicht hoffen, Prana werde die vergiftete räumliche Atmosphäre gesunden lassen. Ist es nicht besser, dass der Mensch sich bemüht, nicht die gesamte Umwelt zu verseuchen?

       Der Mensch trägt in seiner Eigenschaft als Mikrokosmos eine große Verantwortung, und es ist für ihn an der Zeit zu erkennen, dass die Überfüllung des Raumes mit schädlichen Giften der Evolution nicht entspricht. Man darf nicht denken, dass irgendjemand irgendwo den Wahnsinn der Zweibeiner schon korrigieren werde. Sie selber müssen in ihrem Alltagsleben einen nützlichen Zustand schaffen. Selbst im armseligsten Dasein kann man für den allgemein-menschlichen Fortschritt arbeiten.

       Der Denker warnte: „Verseucht die Atmosphäre nicht.“

 

       942. Urusvati duldet keine Lüge. Nur ein sehr kleiner Teil der Menschheit kämpft gegen die Lüge. Die einen bekämpfen sie aus ethischen Gründen, andere verstehen bereits ihren kosmischen Schaden. In der Tat, wenn Gedanke und Wort im Raume leben und über unermessliche Entfernungen hinweg ihre Schwingungen ausstrahlen, wie viele finstere, lügnerische Erdichtungen offenbaren sich dann und vergiften den Planeten!

       Die Überirdische Welt leidet ebenfalls unter den menschlichen Erdichtungen. Doch auch die Lügner selbst werden ihren giftigen Sendungen wiederbegegnen. Sie werden verstehen, wie unheilbar sie den Raum verseucht haben.

       Man muss an den Schulen über den kosmischen Schaden der Lüge sprechen. Doch nicht allein ethische Unterweisungen können sich dem Bewusstsein tief einprägen, auch der wissenschaftliche Hinweis auf den nicht wiedergutzumachenden Schaden wird das Denken der jungen Menschen verändern.

       Der Denker gab ein Geleitwort: „Grüßt die leidenschaftlichen Kämpfer gegen die Lüge!“

 

       943. Bei ihrer Suche nach der Wahrheit strebt Urusvati nach den einfachsten Lösungen. Harmonie liegt in Einfachheit. Komplizierte Auftürmungen ergeben keine Harmonie, der Planet wird jedoch von harmonischen Verbindungen genährt. Besonders dann, wenn die Menschheit von einer Zusammenarbeit mit der Überirdischen Welt weit entfernt ist, dürft ihr nicht erstaunt sein, dass es nötig ist, täglich über die lebendigen Verbindungen mit der Feinstofflichen Welt zu sprechen.

       Es ist unmöglich, die Erde von ihrer Vergiftung zu befreien, wenn keine räumliche Harmonie gefunden wird. So kann man Harmonie nicht als etwas Abstraktes herbeirufen, sondern nur als eine irdische Ordnung. Man kann beobachten, wie große Wissenschaftler mit kompliziertem Denken begannen und dann zum einfachsten übergingen. Sie waren wahre Forscher und suchten unwillkürlich nach der einfachen, erhabenen, aufbauenden Harmonie gesucht.

       Ihr wisst bereits, dass Disharmonie zerstörerisch ist, Harmonie jedoch aufbauend. Die Höhere Wissenschaft wird zur Heilenden Quelle führen. Wir haben auf die Bedeutung der Musik sowohl auf der Erde als auch in der Überirdischen Welt hingewiesen. Mögen die jungen Menschen die erhabenen Harmonien erkennen, sie sind sowohl für die Erde als auch für die Feinstoffliche Welt nötig.

       Der Denker sprach: „Ja, ja, ja, es gibt einen blinden und einen sehenden Glauben. Werdet sehend!“

 

       944. Urusvati studiert die Überirdische Welt frei von Selbstsucht. Viele wenden sich der Überirdischen Welt aus persönlichen Motiven zu. Die einen suchen die Begegnung mit hinübergegangenen Nächsten, andere möchten Vorteil und Erfolg haben, und dritte erinnern sich der Überirdischen Welt nur in Gefahr und Not. Solche beschränkten Hinwendungen stellen kein Studium dar, sondern erweisen sich nur als Aufblitzen von Egoismus.

       Wenn sie das Erwünschte nicht erhalten, wenden sich solche Menschen wieder ab oder werden gar zu Verneinern. Sie können sich nicht vorstellen, dass man durch eine enge Tür nur einen kleinen Teil der Natur sehen kann. Wenn ihr solchen Menschen aber von der Notwendigkeit eines umfassenden Studiums erzählt, werden sie sich dennoch nicht dazu entschließen können, sich herrlicher Erkenntnissuche zu widmen. Sie verstehen nicht, dass die unermessliche Überirdische Welt eine vertiefte Konzentration erfordert.

       In ihrem Anfall von Selbstsucht vergessen die Menschen nicht nur ihren Wunsch. Sie sind sogar bereit, ihren Nächsten zu schaden, wenn diese ihr Voranschreiten stören. Ebenso wenig können diese Sucher persönlichen Vorteils sich vorstellen, dass sie im Begriff sind, mit Gewalt in die Überirdische Welt einzufallen. Sie wollen noch nicht einmal abwarten, bis sich die erforderlichen Bedingungen gebildet haben. Sie beobachten nicht, studieren nicht und verpassen die allerschönsten Erscheinungen. Ohne Studium, ohne Streben kann man aber keinen Einblick in die Überirdische Welt gewinnen.

       Der Denker wies darauf hin: „Studiert die Überirdische Welt auf wissenschaftliche Weise, begeistert und unermüdlich, nicht für euch, sondern für die Menschheit.“

 

       945. Urusvati weiß, dass die Erscheinungen der Überirdischen Welt einzigartig sind. Der freigebige Reichtum des unermesslichen Gebietes der Überirdischen Welt sollte die verschiedenen Aspekte des Daseins aufzeigen, doch gerade diese Eigenschaft hält durchschnittliche Wissenschaftler davon ab, die Erforschung der Überirdischen Welt als Wissenschaft anzuerkennen.

       Wir bestehen bereits seit langem auf einer wissenschaftlichen Grundlage, doch möchten die Wissenschaftler eine exakte Wissenschaft haben. Sie vergessen, dass eine solche Exaktheit völlig relativ ist und von vielen Gründen abhängt. Die Wissenschaftler ziehen es vor, langsam auf ausgetretenen Pfaden weiterzugehen und fürchten sich, in den Bereich des Unbekannten hineinzuschauen.

       Wir erkennen wissenschaftliche Konsequenz an, können den Wissenschaftlern aber nicht gestatten, sich als Feiglinge zu erweisen. Sie fürchten sich vor den unbekannten Erscheinungen der Kräfte des Weltalls. Sie wollen nicht verstehen, dass gerade die Einzigartigkeit der Erscheinungen eigentlich anziehend für sie sein sollte.

       Das Verstehen der Einzigartigkeit kann dazu zwingen, über viele störende irdische Bedingungen nachzudenken. Ein echter Forscher wird sagen: „Ich werde die feinsten Erscheinungen beobachten. Unter den verschiedenen Bedingungen werden sich sicherlich auch verbindende Fäden finden und mich in die Neue Welt führen.“ Doch nicht alle werden so sprechen, und die Überirdische Welt wird weiterhin ein Märchen bleiben.

       Der Denker mahnte, die Unbegrenztheit nicht zu fürchten.

 

       946. Urusvati hat sich den ununterbrochen fortdauernden überirdischen Strom angeeignet. Selbst ein erhabener, verfeinerter Organismus nimmt eine solche Übertragung nicht leicht auf. Denken wir nur daran, unter welchen Schmerzen Sendungen aus der Feinstofflichen Welt ankommen! Die irdische Rüstung widersetzt sich dem Herantreten der Überirdischen Stimme mit allen Kräften. Jeder irdische Laut dröhnt und erschüttert wie ein Megaphon. Das Herz erschreckt vor dem geringsten Rascheln.

       Heilige Schmerzen haben keine andere Ursache als die mangelnde Übereinstimmung von irdischen und überirdischen Schwingungen. Sogar eine natürliche Annäherung der Überirdischen Welt erscheint dann wie ein unerträglicher Einbruch, doch ein starker Wille überwindet die ersten Stufen. Schließlich flauen die heiligen Schmerzen ab, ein Rascheln, sogar ein Schrei erschüttern nicht mehr, und die Zusammenarbeit mit der Überirdischen Welt wird ganz normal. Bei einer solchen Errungenschaft kann sich der Forscher davon überzeugen, dass der überirdische Strom ununterbrochen arbeitet, der Mensch selbst aber die wertvollen Botschaften zurückweist.

       Es werden viele Rechtfertigungen erfunden, um auf eine Zufälligkeit der Erscheinungen und einen krankhaften Zustand hinzuweisen. Wahrlich, nur ein kühner, freier Wille befreit den Menschen vom Aberglauben und sagt ihm: „Kleinmütiger, höre aufmerksamer hin!“

       Der Denker mahnte oftmals: „Hört einander zu!“

 

       947. Urusvati weiß, warum ein Yogi nicht an seinem Äußeren zu unterscheiden ist. Die Menschen lieben es, den Begriff des Yogi durch viele symbolische Besonderheiten auszuschmücken. Doch sie vergessen, was Yoga ist. Wenn Yoga Verbindung mit dem Höchsten ist, muss dieser Vorzug jedem Menschen zukommen. Auf diese Weise ist der Zustand des Yogi ein ganz natürlicher, die Menschen selbst aber weichen von ihrer grundlegenden Bestimmung ab. Sie haben sich von ihrem besseren Geschick losgesagt, und die Abtrünnigen werden höchstwahrscheinlich den Stempel ihres unnatürlichen Zustandes tragen.

      Man könnte viele Beispiele dafür anführen, dass ein Yogi inmitten der Masse völlig unbemerkt blieb. Er wollte nicht bemerkt werden. Er brachte allgemeinmenschlichen Nutzen und bedurfte nicht des Chitons[101] eines Eingeweihten. So lasst uns nicht vergessen hervorzuheben, dass die Öllampe des Yogi in seinem Herzen brennt. Nicht selten löscht der Yogi sogar bewusst seine Ausstrahlungen, um nicht bemerkt zu werden.

       Der Denker erinnerte daran, dass ein Yogi, ein Bote des Lichts, unbemerkt vorbeigeht.

 

       948. Urusvati sagt: „Ein Yogi bringt Freude; ein Yogi bringt Gesundheit.“ Wir bekräftigen dies, denn die Emanationen eines Yogi können heilsam sein und Freude vermitteln. Er überbringt gerade diese Geschenke. Er hat eine Verbindung mit der Überirdischen Welt und vermag kostbare Kräfte von dort zu schöpfen.

       Er erzwingt keine Harmonie, doch sein Herz ist von überirdischen Harmonien erfüllt. Wenn man aus der Überirdischen Schatzkammer entnimmt, kann man sich freuen. Man vermag Krankheiten überwinden, wenn Prana als Allheilmittel dient und den Menschen gesunden lässt. Es bedarf keiner besonderer Beschwörungen, es genügt, in die Aura eines reinen Geistes einzutauchen.

       Man sollte nichts Schlechtes über die Überirdische Welt sagen. Möge der Eingang weit geöffnet sein und Vertrauen an der Schwelle stehen. Der Mensch ist nicht imstande, sich das kurze Gebot zu merken: „Zweifle nicht!“

       „Der Wurm des Zweifels tötet Freude ab, vermehrt Krankheit und euer Gesicht wird nicht leuchten“, so suchte der Denker die Zweifelnden zu überzeugen.

 

       949. Urusvati kann den Yogi einen Opfernden nennen. Was aber kann jemand opfern, der irdischen Reichtümern entsagt hat? Der Schatz des Yogi ist jedoch bei ihm geblieben: Arbeit, Denken, Wille und die ganze große Energie. Aus diesen Quellen kann man beständig schöpfen und einen Verlust aus dem Überirdischen Prana wieder auffüllen.

       Der Yogi dient als lebendige Verbindung mit der Überirdischen Welt, doch diese ehrenvolle Zusammenarbeit ist nicht leicht. Schwere irdische Aufschichtungen verursachen Schmerzen und können im Übermaß erschöpfen. Doch der Yogi ist ein wahrer Opfernder und weiß, dass das Gemeinwohl nicht leicht zu erreichen ist.

      Überdies lässt der Yogi als vernünftiger Hausherr keine übermäßige Erschöpfung zu. Er versteht, dass man Extreme vermeiden muss. Er atmet unverzüglich Prana ein und gewährt seinem Organismus Erholung. Eine solche Erholung wird nicht lange andauern, da die Überirdische Welt den Energieverlust rasch wieder ausgleicht.

       Der Denker sprach: „Wir geben ab, um zu empfangen. Wir opfern und bereichern uns dadurch.“

 

       950. Urusvati kann den Yogi einen Säer nennen. Unermüdlich fährt er fort, Gutes zu säen – nicht für sich selbst, sondern für die Menschheit.

      Woher aber wird dieser Vorrat des Guten geschöpft? Er kann nicht allein dem Irdischen entwachsen. Er wird aus der Überirdischen Welt gesandt. Ein Yogi sollte allerdings ständig bereit sein, solche kostbaren Sendungen aufzunehmen.

       Tag und Nacht sind voller Verkehr mit der Überirdischen Welt. Er erhält nicht nur allgemeine Ratschläge, sondern auch viele Hinweise auf alltägliche Ereignisse. So kann man sich davon überzeugen, wie nah die Überirdische Welt der irdischen ist.

      Nur ein Yogi kann aber die Fristen erkennen und die Sprache der Überirdischen Welt verstehen. Die Sendungen können lückenhaft sein, da jeder Augenblick von solchen eiligen Sendungen erfüllt ist. Daher sollten die Menschen dem yogischen Dienst mit besonderer Hochachtung gegenüberstehen. Wahrlich, der Zustand des Yogi ist nicht nur ein erhabener, sondern auch Dienst am Gemeinwohl.

       Der Denker bestätigte: „Sät unaufhörlich Gutes.“

 

       951. Urusvati kann den Yogi einen Friedenstifter nennen. Um des Gemeinwohles willen strahlt er Befriedung aus. Ein Yogi unterbindet Streitigkeiten. Ein Yogi wird nicht müde, vom Guten zu sprechen. Man muss viel Geduld besitzen, um die menschlichen Zusammenstöße zu überwinden.

      Woher aber nimmt man eine solche unbesiegbare Geduld? Sie erwächst aus dem Bewusstsein der Überirdischen Welt. Der Yogi weiß, wie sehr jeder irdische Streit und jeder Hass in der Überirdische Welt widerhallt. Im Bereich der feinstofflichen Energien wachsen sie noch an. Der Mensch darf sich nicht erlauben, die Überirdische Welt zu verschmutzen. Der Yogi aber heilt nicht nur den umgebenden Raum, er kann auch dort treffen, wo die Seuche schon nicht mehr heilbar ist.

       Der Gedanke des Yogi ist wie ein Pfeil, und er wendet viel Verständnis auf, um Verantwortung für die Reinigung des Raumes zu übernehmen. Die Menschen werden eine solche Selbstaufopferung des Yogi wohl niemals verstehen. Er aber schreitet mit frohem Mut auf das lichte Ziel zu.

       Der Denker sprach: „Alt ist das Gebot über Frieden auf der ganzen Welt. Die verschiedenen Religionen haben sich diesen Befehl zu eigen gemacht. Haltet ihn nicht für undurchführbar!“

 

       952. Urusvati kann den Yogi einen Erbauer nennen. Viel erhabener Aufbau wurde durch den gedanklichen Befehl eines Yogi geschaffen. Viele Baumeister wurden durch den Gedanken eines Yogi inspiriert. Mitunter wurden solche Sendungen aus weiten Entfernungen empfangen, doch hat es auch persönliche Begegnungen mit Yogis gegeben, die jedoch niemals ihr Wesen offenlegten.

       Glaubt ihm nicht, wenn jemand sich als eingeweiht bezeichnet. Ein Yogi wird sein heiliges Wissen nicht kundtun. So werden die Erbauer-Yogis sich nicht als Baumeister bezeichnen, sondern sagen, jemand habe ihnen einen nützlichen Rat gegeben.

       Wahrlich, vor dem Antlitz der Erde ragen die wegweisenden Meilensteine der Menschheit in die Höhe. Die Vernunft gibt ein, dass im Fundament vieler Bauten ein besonderer Gedanke angelegt wurde. Ein unzerstörbarer Magnet zieht die Aufmerksamkeit eines tiefsinnigen Menschen an und reinigt sie. Vor langem schon haben Wir von gesetzten Magneten gesprochen. Man kann verfolgen, wie unsichtbare Wege ein schützendes Netz auf der Erde gebildet haben.

       So sprach der Denker: „Werdet Erbauer!“

 

       953. Urusvati kann den Yogi weitsichtig nennen. Durch den grauen Schleier des irdischen Alltags erkennt er die Umrisse des Künftigen. Man wird fragen: „Warum bezeichnen Wir einen Yogi als weitsichtig, nicht jedoch als hellsichtig?“ Doch Wir möchten einen Yogi menschlich sehen.

       Wir brauchen keine Fakire, die auf dem Kopf stehen. Wir brauchen keine Zauberer mit der Aureole[102] der Hellseherei, die Krumen von Hellseherei für Geld verkaufen. Wir wünschen, dass ein wahrer Yogi ein guter Säer und ein Diener des Gemeinwohls ist. Diese dringliche Bitte muss man sich merken, denn die Menschen vergessen die einfachsten, lebenswichtigsten Ratschläge.

       Woher schöpft der Yogi einen solchen Weitblick? Wieder aus jener Höchsten Quelle und aus der Überirdischen Welt. Dort kann man, wie von einem Berggipfel aus, die unausweichlichen Bewegungen der Menschheit sehen. Dort schärft der Yogi sein psychisches Sehvermögen. Lasst uns diese Eigenschaft nicht für übernatürlich halten. Sie könnte im Gegenteil jedem Menschen zukommen, doch die Leute sind von den Höheren Sphären zu weit entfernt.

       Der Denker bekräftigte: „Findet den einfachsten Weg zur Höheren Welt und gewinnt ihn lieb.“

 

       954. Urusvati kann den Yogi aufmerksam nennen. Wahrlich, ein Yogi schenkt jedem herzlichen Ruf Gehör. Ein Yogi antwortet nicht auf unaufrichtige Neugier. Ein Yogi weist böse Verstellung zurück. Man muss verstehen, dass die Schwingungen eines Yogi so erhaben sind, dass er die Ausstrahlungen der Menschen augenblicklich zu spüren vermag.

       Der Yogi handelt nicht allein aufgrund von Weisungen aus der Überirdischen Welt, denn es ist ihm auch der freie Wille gegeben. Seine Schwingungen sind derart verfeinert, dass er sich in ständigem Zusammenklang mit der Feinstofflichen Welt befindet.

      Der Yogi vermag seine Gefühle mitunter in Worten zum Ausdruck zu bringen, nicht selten aber kann er die auf ihn ausgeübten Einwirkungen nur blitzartig erfühlen. Doch auch diese Wahrnehmungen eines Yogi sind unfehlbar. Nur durch Übung seines Denkens erreicht ein Yogi die feinen Schwingungen.

       Man kann den Gedanken feurig nennen, denn er ist die Grundlage. Denken ist Feuer. Ebenso muss man verstehen, dass Aufmerksamkeit von Kindheit an entwickelt werden muss. Selbst wenn sie angeboren ist, muss man ihr die Türen öffnen. Mag die Natur eines Yogi sich schon abzeichnen, so muss man dennoch den Helden im Leben für die Heldentat ausrüsten.

       Der Denker gebot: „Ohne Aufmerksamkeit kann man die Gesetze des Weltenaufbaus nicht studieren.“

 

       955. Urusvati kann den Yogi dankbar nennen. In der Überirdischen Welt ist Dankbarkeit immer eine kostbare Eigenschaft. Durch seine Verbindung mit der Feinstofflichen Welt versteht ein Yogi die Bedeutung der Dankbarkeit. Es wurde bereits gesagt, dass Dankbarkeit auch für den Dankenden selbst wertvoll ist. Bei jeder Erscheinung des Guten leuchtet das Herzensfeuer hell auf und erfüllt die Ausstrahlung mit Heilsamkeit.

       Die Menschen weigern sich jedoch hartnäckig, die Bedeutung einer solchen Dankbarkeit zu verstehen. Niemand hat den Kindern von der inneren Bedeutung von Sendungen des Guten erzählt. Sie können nur aus eigener Kraft den Nutzen von Dankbarkeit verstehen. Mitunter nötigt man sie, sinnlose Dankbarkeit zu wiederholen, doch den inneren Sinn zeigt man ihnen nicht auf.

       Welche Bedeutung kann denn eine sinnlose Wiederholung unverstandener Worte haben? Es genügt daran zu erinnern, dass sogenannte Gebete, die sinnlos ausgesprochen werden, keinerlei Bedeutung haben können. Die Menschen haben keine Brücke zur Überirdische Welt und irren in einer Wüste umher, unfähig, in den Herrlichen Garten überzugehen.

       Der Denker bekräftigte: „Seid imstande, Dankbarkeit zu verstehen, sie errichtet eine Wohnstätte des Guten.“

 

 

 

 

 

 

 

WEITERE  TEXTSTELLEN

 

Die deutsche Übersetzung folgt der von Helena Roerich besorgten Pariser bzw. Rigaer russischen Erstausgabe, siehe den Artikel „Quellen“. Änderungen oder Ergänzungen, die in der neuen, kritischen Ausgabe des Rigaer Verlages „Uguns“, in der englischen Ausgabe oder in den Büchern des Spirale-Verlages enthalten sind, werden im Folgenden mitgeteilt.

 

Sie sind im Text mit (…) gekennzeichnet. Wenn es in einem Paragraphen mehrere ergänzende Textstellen gibt, sind diese ihrer Reihenfolge nach nummeriert: (1), (2) usw.

 

So bleibt der ursprünglich gedruckte Originaltext erhalten, bis eine allgemein anerkannte kritische Ausgabe vorliegt. Die Änderungen und Ergänzungen, die seriös erscheinen, sind trotzdem dem deutschen Leser zugänglich. Eine vollständige Erfassung aller Abweichungen in den anderen Ausgaben steht noch aus.

 

 

475.

ruhig (englischer Text)

 

491.

auf der Erde (englischer Text)

 

585.

, wenn er einmal entflogen ist (englischer Text)

 

630.

Unserer Gedanken (englischer Text)

 

649.

höheren (englischer Text)

 

812.

in der Überirdischen Welt (englischer Text)

 

935.

der Schwingungen (englischer Text)

 

 

 

 

ANMERKUNGEN

 

*: Mit einem Stern sind erläuterungsbedürftige Namen und Begriffe gekennzeichnet, die häufiger in der Lehre vorkommen und daher in einem besonderen Glossar erklärt werden.

 



[1] Hierophant: Hoher Priester  

[2] Ampel: Öllampe, die in Russland traditionellerweise vor Heiligenbildern aufgehängt wird

[3] Mnemonik (auch Mnemotechnik): Gedächtniskunst, Verfahren zur Erleichterung des Sicheinprägens schwieriger Gedächtnisstoffe, z. B. durch „Eselsbrücken‘“

[4] Muse: In der griechischen Mythologie Schutzgöttin der Künste und des geistigen Lebens, z. B. Thalia für die komische Dichtung, Klio für die Geschichtsschreibung oder Urania für die Sternenkunde

[5] Lotus: Hier wohl im Sinne eines Zentrums (Chakra) gemeint

[6] ephemer: vorübergehend, kurzfristig

[7] Buttern: Gemeint ist wohl die Gestaltung des alltäglichen Lebens; siehe zum Buttern AUM 193, AY 537, 557 und 582, FW I, 646, Herz 284 und Hier 241  

[8] Reflexologie: Wissenschaft von den Reflexen

[9] Bruder K.: Mahatma Kuthumi

[10] Hoplit: schwer bewaffneter Soldat des altgriechischen Heeres 

[11] Atavismus: (von lateinisch „atavus“ „Urahn“): überholtes Handeln und Denken vergangener Generationen

[12] Talisman: Kleiner Gegenstand, dem zauberkräftige, Glück bringende Eigenschaften zugeschrieben werden 

[13] Prophylaxe: Vorbeugung

[14] Rutengänger: Mensch, der mit Hilfe einer Wünschelrute unterirdische Erze, Wasser oder Metalle aufspürt

[15] (…): weitere Textstellen finden sich am Ende nach § 955

[16] Perikles (ca. 490 – 429 v Chr): führender Staatsmann während der Blütezeit Athens

[17] Hydra: Vielköpfiges Fabelwesen der griechischen Mythologie. Wenn man ihm einen Kopf abschlägt, wachsen zwei neue nach. Die Hydra zu erlegen war eine der 12 Arbeiten des Herakles. Er brannte die enthaupteten Hälse mit einer Fackel aus, so dass keine neuen Köpfe nachwachsen konnten

[18] Monolith: Kunstwerk, z. B. Säule, Obelisk oder Kolossalstatue, das aus einem einzigen Steinblock gefertigt ist anders

[19] Charon, Styx: Charon ist in der griechischen Mythologie der Fährmann, der die Toten über den Fluss Styx setzt und ins Totenreich des Hades bringt

[20] elektrischer Architekt: Laut Helena Roerich, Brief von 19.08.1939, geht es um die Forschungen des amerikanischen Professors Harold S. Burr (1889-1973), der nachwies, dass Salamander über ein elektrisches Feld verfügen, und die These vertrat, dass dies auf alle Lebewesen zutreffe

[21] Vina: Saiteninstrument

[22] Salomon: Weiser König Israels, Sohn Davids, Erbauer des Tempels in Jerusalem

[23] Nux vomica: ein aus Brechnusssamen gefertigtes homöopathisches Heilmittel

[24] Arsenicum: Gemeint ist wohl Arsenicum album (Weißes Arsenik), ein homöopathisches Heilmittel

[25] Ferrum: Gemeint ist wohl Ferrum metallicum, ein homöopathisches Heilmittel

[26] Die Schwingung einer Stimmgabel bringt eine Saite (zum Beispiel einer Gitarre) zum Erklingen, die auf dieselbe Frequenz gestimmt ist

[27] Linsengericht: Nach 1. Mos 25, 33, 34 verkaufte Esau sein Erstgeburtsrecht für ein Linsengericht an Jakob

[28] Seismograph: Gerät zur Messung von Erdbeben

[29] Feste: Das russische Wort твердь meint eine feste Grundlage oder Stütze für den Menschen. Es kommt in der Lehre auch mit Zusätzen als „Erdfeste“ oder „Himmelsfeste“ vor

[30] Nous: Begriff der antiken griechischen Philosophie, meist mit „Geist“, „Verstand“, „Vernunft“ übersetzt

[31] Themis: In der griechischen Mythologie die Göttin der Gerechtigkeit, die herkömmlicherweise mit verbundenen Augen dargestellt wird, um ihre Unparteilichkeit („ohne Ansehen der Person“) zu symbolisieren

[32] Leviathan: Im Alten Testament ein gewaltiges Ungeheuer, gegen das kein Mensch etwas vermag (Hiob 40,25 – 41 26); auch Sinnbild für Chaos, Sündenhaftigkeit und die gottfernen Weltmächte. In dem klassischen, gleichnamigen Werk von Thomas Hobbes steht der Begriff für den allmächtigen Staat

[33] Anaxagoras (ca. 499-428 v. Chr.): griechischer Philosoph (Vorsokratiker), Lehrer und Berater des Perikles. Mehrfach in der Lehre erwähnt, siehe Br II, 166, 187, 196, 222, 268 und 527

[34] Platon (ca. 428-347 v. Chr.): bedeutender griechischer Philosoph, Schüler des Sokrates, Verfasser zahlreicher Dialoge, Gründer der Akademie in Athen. Wird in den Schriften des Agni Yoga vielfach erwähnt (siehe www.lebendige-ethik-schule.de/lehreindex.htm unter „Personen“). Im Buch Bruderschaft II (Das Überirdische) erscheint er als der „Denker“. Laut Helena Roerich war er vor dem Mahatma M. das Oberhaupt der Bruderschaft (Tagebücher Sinaida Fosdick 27.10.1928)

[35] Pythagoras (ca. 570 - 510 v.Chr.): griechischer Philosoph, Mathematiker (Satz des Pythagoras) und Naturwissenschaftler, Gründer der Schule der Pythagoräer

[36] Thomas Vaughan (Pseudonym Eugenius Philalethes, 1621-1666): englischer Naturwissenschaftler, Philosoph, Alchemist und Schriftsteller

[37] Priesterkönig Johann: Mythischer Regent des Mittelalters, der ein großes christliches Reich in Ostasien beherrscht haben soll, siehe dazu Helena Roerich I/3, 74; Brief vom 25.03.1935. HR II/1, 166; Brief vom 30.03.1936: Im zwölften und dreizehnten Jahrhundert wusste die westliche Kirche vom Vorhandensein einer geheimen Geistigen Wohnstätte und Bruderschaft im Herzen Asiens, welcher der bekannte Priester Johann, wie dieser Große Geist sich selbst nannte, vorstand. Dieser Priester Johann sandte von Zeit zu Zeit an die Päpste und andere Kirchenoberhäupter Mahn- und Warnbriefe. Aus der Geschichte ist bekannt, dass einer der Päpste eine Gesandtschaft zu Priester Johann nach Zentralasien entsandte. Man kann sich gut vorstellen, zu welchem Zweck. Nach allerlei Missgeschick und Zwischenfällen kehrte diese Gesandtschaft heim, ohne die Große Wohnstätte gefunden zu haben. Jedoch Priester Johann fuhr fort mit seinen Mahnbriefen.

[38] Choiseul: Gemeint sind wahrscheinlich die Memoiren von César Herzog von Choiseul (1598-1675), französischer Heerführer und Staatsmann, Freund Mazarins

[39] Goethe, Johan Wolfgang von 1749-1832): großer deutscher Schriftsteller

[40] Stroganow: Die Stroganows waren eine der bedeutendsten Familien Russlands, reich geworden durch die Kolonialisierung Sibiriens. Hier ist vermutlich das Familienarchiv der Stroganows gemeint

[41] d‘Adhémar: Gräfin Gabrielle Pauline d’Adhémar (1735-1822), Hofdame der französischen Königin Marie Antoinette; veröffentlichte Memoiren über ihre Zeit am Königshof, in denen sie auch über die vergeblichen Versuche des Gesandten der Bruderschaft St. Germain berichtet, das Königspaar vor der herannahenden Französischen Revolution zu warnen. Siehe dazu Helena Roerich I/3, 73; Brief vom 25.03.1935: Die Veröffentlichung des Tagebuches der Gräfin d’Adhemar, einer Hofdame der unglückseligen Marie Antoinette, brachte ans Licht, dass die Königin viele Warnungen erhielt. Die Warnungen wurden entweder durch Briefe oder durch persönliches Zusammentreffen mit der Gräfin vermittelt. Die Botschaften wiesen immer wieder auf die Gefahr hin, die dem Land, der königlichen Familie und vielen Freunden drohte. Alle diese Warnungen kamen von dem Grafen Saint Germain, einem Abgesandten der Bruderschaft aus dem Himalaya. Aber alle auf Rettung bedachten Warnungen und Ratschläge wurden als Schmähung und Betrug angesehen. Saint Germain wurde verfolgt, und öfter als einmal drohte ihm die Bastille. Die tragischen Folgen dieser Zurückweisung sind wohlbekannt.

[42] Archon, Plural Archonten: Hohes politisches Amt in den Stadtstaaten des klassischen Griechenlands

[43] Kakophonie: unangenehmer Missklang

[44] Helena Roerich (Brief vom 11.02.1947) erläutert diesen Paragraphen wie folgt: Natürlich wird der feinstoffliche Körper immer vor dem physischen auf verschiedene Einflüsse reagieren. Im feinstofflichen Körper ist doch unser wahres Wesen konzentriert, das dem physischen Körper ein Zeichen gibt. Woher kommen das ganze Gefühlswissen, alle Vorahnungen? Woher kommen all unsere schmerzhaften Empfindungen und Reaktionen auf Einwirkungen verschiedener Ströme und sich ändernder atmosphärischer Bedingungen, einige Zeit bevor wir solche Veränderungen entdecken?

Ein entwickelter und verfeinerter feinstofflicher Körper kann an der Arbeit auf der geistigen Ebene teilnehmen, während sein physischer Besitzer in Ruhe oder mit einer anderen Arbeit auf dem physischen Plan beschäftigt ist. Nur wenn eine solche Abwesenheit länger dauert als gewöhnlich, empfinden wir Schwierigkeiten, uns zu konzentrieren und sozusagen nur ein Teilbewusstsein zu haben.

Selten, sehr selten ziehen irgendeine Landschaft oder Gesichter von Menschen durch das Bewusstsein, oder man spürt das charakteristische Aroma eines vertrauten Geländes. Es ist gefährlich, diese bewusste Arbeit des feinstofflichen Körpers in das physische Bewusstsein zu bringen, besonders wenn eine Person sich unter Menschen, inmitten gemischter und oft disharmonischer Schwingungen befindet. Man kann nämlich nur Schimmer solcher Aktivitäten erfassen. Natürlich ist bei einem grob-materiellen Lebens des Organismus und bei all den Unmäßigkeiten, die damit verbunden sind, keine feinstoffliche, geistige Arbeit möglich.

Und der feinstoffliche Körper eines solchen Menschen ist nicht nur unbeweglich, sondern stellt eine halbamorphe, graue Masse dar. Und das Bewusstsein eines solchen feinstofflichen Körpers unterscheidet sich, wenn es sich vom physischen Körper trennt (nach dem Tode), nicht viel vom Bewusstsein eines Tieres. Doch ein Mensch, der im Bösen und im Denken feinstofflich und beweglich ist, kann auf der feinstofflichen Ebene beweglich sein, er wird in seiner Tätigkeit aber auf die niederen Sphären beschränkt sein, die in der Dämmerung böswilliger Emanation untergehen.

Es gibt keinen gerechteren Zustand als den, den wir für uns selbst in der Überirdischen Welt vorbereiten, denn die Wirkung des Gesetzes der Affinität zwischen Elementen und Chemismen ist dort unabänderlich.

[45] Iwan Hunderttausender: Gemeint ist der (russische) Durchschnittsmensch, die große Menge; siehe HR I/2, 241; Brief vom 12.12.1934: Es wurde schon vor langem gesagt, dass nicht die engstirnigen Gotteslästerer das neue Land aufbauen werden, sondern der gesunde Verstand von Hunderttausenden. Genauso ist es: „Iwan Hunderttausender wird sein Land retten”. Es ist jetzt nämlich an Iwan. Wahrlich, Iwan Hunderttausender wird die Möglichkeit gegeben, sein Potential zu offenbaren.

[46] Nekropolis (griechisch): Totenstadt, Begräbnisstätte

[47] Akropolis: Oberstadt, Burgberg, hier die berühmte Akropolis von Athen

[48] Moira: altgriechisches Wort für Schicksal. Die Moiren sind die Schicksalsgöttinnen der griechischen Mythologie

[49] Jeanne d'Arc (Johanna von Orléans, 1412 – 1431): Französische Nationalheldin und Heilige; führte im Hundertjährigen Krieg die Franzosen bei Orléans zum Sieg über die Engländer und Karl VII zur Königskrönung in Reims; von den Engländern auf dem Scheiterhaufen verbrannt

[50] Ajitas sind in der hinduistischen Mythologie Gottheiten einer bestimmten Stufe, die in jedem Manwantara* inkarnieren. Ajita ist auch einer der Namen des zukünftigen Maitreya, der hier angesprochen wird: Ajita ist der Name des Boddhisattva Maitreya und bedeutet „unbesiegbar“. (Helena Roerich, Brief vom 11.02.1947)  

[51] Perturbation (lateinisch): Verwirrung, Unordnung, Sturm, Umwälzung

[52] Termini: Begriffe, Bezeichnungen, z. B. Terminus Technicus: Fachbegriff, Fachausdruck

[53] Helena Roerich (Brief vom 11.02.1947) erläutert diesen Paragraphen wie folgt: Jeder Mensch gehört zu einem bestimmten Naturelement und trägt bestimmte Elemente und Metalle in sich. Daher wird jeder Mensch nach dem Gesetz der Affinität angezogen und sympathisch auf alle Elemente reagieren, die der Zusammensetzung seines Organismus entsprechen. So sendet der Große Herrscher einen heilenden Strahl und leitet ihn gemäß dem Zustand des beobachteten Organismus durch Metall- oder Mineralplatten dieser oder jener Zusammensetzung.

Doch natürlich ist ein solches feinstoffliches Wissen unseren Ärzten noch nicht zugänglich. Aufnahmen der Ausstrahlungen (der Aura) und die Verwendung eines eigenartigen Spektroskops könnten viele Geheimnisse des menschlichen Wesens enthüllen. Wir müssen uns mit dieser Entdeckung beeilen. Sie könnte bereits in menschlichen Händen sein, aber die dunklen Kräfte versuchen mit allen Mitteln, die Aufmerksamkeit der Wissenschaftler von einer solchen Offenlegung des inneren Wesens und der Ausstellung eines nicht von Menschenhand geschaffenen Passes abzulenken.

[54] Idiosynkrasie: Überempfindlichkeit

[55] So die Worte Jesu an Judas: „Was du tust, das tue bald!“ (Joh 13, 27)

[56] Ramakrishna: (eigentlich Gadadhar Chatterji, 1836 – 1886): Indischer Heiliger, Gottsucher, Begründer einer religiösen Bewegung. Sein Schüler Vivekananda trug seine Lehre in die Welt, insbesondere in den Westen

[57] Siehe hierzu Helena Roerich: Auch Bhagavan Ramakrishna, ein zeitgenössischer geistiger Lehrer Indiens, war während seiner Lehrtätigkeit ständig von Menschen umgeben, die oft von bösartigen Krankheiten befallen waren, und er verausgabte sich weit über seine Kräfte. Folglich erkrankte er an einem Kehlkopfleiden - eine Art Krebs -, das seinen Tod verursachte. Es ist wichtig, zu erwähnen, dass seine Krankheit in manchen schwachen Gemütern Verwirrung auslöste und sie den Grad seines geistigen Formats anzweifelten. Der Unwissende glaubt, dass ein hoher Geist unbeachtet der Umstände von Krankheit verschont bleibt. (HR II/1, 140; Brief vom 22.02.1936)

[58] Hygieia: In der griechischen Mythologie Tochter des Aeskulap, Göttin der Gesundheit, Schutzpatronin der Apotheker

[59] Olymp: Höchster Berg Griechenlands, nach der griechischen Mythologie der Sitz der Götter

[60] Ambrosia: in der griechischen Mythologie Nahrung der Götter

[61] Agraphen: Einzelworte Jesu, die außerhalb der Evangelien überliefert sind

[62] Leonardo da Vinci1452-1519): italienischer Maler, Bildhauer, Architekt, Erfinder, Naturphilosoph und Universalgelehrter

[63] Pallas Athene auf der Akropolis: Im Parthenon-Tempel auf der Akropolis von Athen stand eine über 11 m große Kolossalstatue der Göttin der Weisheit Pallas Athene (Athena Parthenos), geschaffen von dem großen Bildhauer Phidias

[64] Styx: In der griechischen Mythologie der Fluss, der das Reich der Lebenden vom Totenreich trennt. Gemeint ist also: Weil betrogen werden ein besseres Karma schafft als betrügen, gelangt der Betrogene in eine höhere Sphäre der Jenseitigen Welt

[65] Narada: Legendärer altindischer hinduistischer Weiser, Wanderprediger und Heiliger, wird u. a. in der Mahabharata und den Puranas erwähnt, Hauptwerk „Narada Bhaktri Sutras“

[66] Katafalk: schwarz verhängtes Gerüst, auf dem bei Trauerfeierlichkeiten der Sarg steht

[67] Apotheose: Erhebung eines Menschen (z.B. der römischen Kaiser) zu einem Gott; auch allgemein für Verherrlichung

[68] Siehe hierzu auch Br II, 169 sowie das Vorwort zur „Geheimlehre“ von H. Blavatsky: Ein archaisches Manuskript – eine Sammlung von Palmblättern, durch ein besonderes unbekanntes Verfahren für Wasser, Feuer und Luft undurchdringlich gemacht – befindet sich vor dem Auge der Schreiberin. Auf der ersten Seite ist eine fleckenlose weiße Scheibe, auf einem stumpfen, schwarzen Grunde. Auf der folgenden Seite dieselbe Scheibe, aber mit einem Punkt in der Mitte. Die erste, so weiß der Schüler, bedeutet den Kosmos in der Ewigkeit, vor dem Wiedererwachen der noch schlummernden Energie, der Emanation des Wortes in späteren Systemen. Der Punkt in der vorher fleckenlosen Scheibe, dem Raume und der Ewigkeit in Pralaya*, bezeichnet das Herandämmern der Differentiation. Er ist der Punkt in dem Weltenei, dessen Keim zum Universum, zum All, zum schrankenlosen, periodischen Kosmos werden wird – ein Keim, der periodisch und abwechselnd latent und aktiv ist. Der eine Kreis ist göttliche Einheit, aus der alles hervorgeht, in die alles zurückkehrt.

[69] Sophisterei: Abwertende Bezeichnung für eine wortklauberische, spitzfindige Scheinwissenschaft

[70] Ghum: bedeutendes buddhistisches Kloster in Darjeeling, Indien

[71] Aeskulap, auch Asklepios: In der griechischen Mythologie der Begründer und Gott der Heilkunst

[72] Gedenktag: Gemeint ist der 24. März, der sogenannte „Meistertag“, der traditionelle Gedenktag für den Mahatma M. (so mit Hinweis auf diese Stelle der Brief von Helena Roerich vom 06.04.1940, Briefe Band VII Nr. 22). Am Gedenktag, dem 24. März, begann das Buch, und heute setzt ihr dieselbe Ziffer unter den Schluss des ersten Bandes. In jedem Jahr sollt ihr euch an diesem Tag in Meinem Namen versammeln. Das wird Mein Tag sein, der24. März, ein Tag großer Ereignisse. Möge dieser Tag Mir geweiht sein. An diesem einen Tag versammelt euch zum Ausruhen in Schweigen. Und vereint für längere Zeit eure Gedanken auf Mich und Meine Brüder. Ich gebe euch Obdach, Ich gebe euch Kraft, Ich gebe euch den wunderschönen Pfad. Ich habe gesprochen. (Helena Roerich, Tagebücher, 24.03.1923) Weitere Zitate zum Gedenktag in der Broschüre „Gedenktag 24. März Heft 2“, siehe www.lebendige-ethik-schule.de/24.3.dt2.pdf

[73] Freie Übersetzung, um den Sinn wiederzugeben. Ein russisches Sprichwort sagt: „Es gibt keine Reue, wenn man nicht zuerst gesündigt hat.“ Der kritisierte Zynismus liegt darin, mit der Berechnung zu sündigen, sich später durch Reue zu entlasten

[74] Wörtlich übersetzt lautet die Stelle: „dass es besser ist, nicht zu Ende zu erzählen, als noch einmal zu erzählen.“

[75] Krischna: hinduistischer Gott

[76] Orpheus: Sänger und Dichter der griechischen Mythologie. Stieg hinab in die Unterwelt und bewegte durch seinen Gesang den Gott Hades dazu, ihm seine tote Frau Eurydike wiederzugeben. Weil er sich jedoch beim Aufstieg in die Oberwelt verbotenerweise nach ihr umdrehte, musste sie ins Totenreich zurück

[77] Unvergleichlicher Sänger: Krischna

[78] Kosmographie: bis ins 17. Jahrhundert übliche Bezeichnung für Geographie; hier wohl gemeint als „Geographie“ des gesamten Kosmos   

[79] Auftürmung ist ein Ausdruck der Lehre für negative Aufspeicherungen oder Ansammlungen, siehe zum Beispiel AUM 598: Auftürmungen sind nichts anderes als Abfallhaufen. Irgendwann wird man sie wegräumen müssen.  

[80] Utilitarismus: Lehre der Ethik, der Sozialphilosophie, des Rechts und der Wirtschaft, nach der eine Handlung nicht nach Motiv, Gesinnung oder moralischen Berechtigung, sondern allein nach ihrer Nützlichkeit für die Mehrheit der Menschen bewertet wird

[81] Avidya (sanskrit): Nichtwissen, Unwissenheit, Gegensatz zu Vidya: Wissen

[82] Nichtwissen und Unwissenheit: Die russischen Wörter неведение und невежество bedeuten beide Unwissenheit, beim letzteren im Sinne von Ignoranz, Ungebildetheit, Kulturlosigkeit, Unhöflichkeit, Flegelhaftigkeit, Grobheit; siehe zu dem Unterschied auch unten § 726 

[83] Gangrän (Brand): Absterben des Gewebes infolge unzureichender Blutzufuhr

[84] Schwester Yusna: Mitarbeiterin der Bruderschaft, die bei den Experimenten mit Helena Roerich und besonders am Schutz von deren Herz mitwirkte, siehe Helena Roerich „Das Feurige Experiment“ (abgedruckt auf Englisch in Helena Roerich „At the Threshold of the New World“), Einträge vom 05. und 06.05.1924

[85] Zitat aus der Bibel, siehe Mt 3, 12

[86] Gemeint ist eine Wünschelrute

[87] Tellurium: Mechanischer Apparat, der die Bewegungen der Himmelskörper darstellt. Daher übersetzt der englische Text sinngemäß: „Mögen diese Gedanken bei der Betrachtung des Laufs der Gestirne oder …“

[88] Gold, das die Meere sättigt: gemeint ist wohl Salz, so der englische Text

[89] Unkenntnis und Unwissenheit: Siehe zu dem Unterschied auch oben § 687 und die dortige Anmerkung

[90] Polyphonie: Vielstimmigkeit oder Mehrstimmigkeit

[91] Transmutation (lateinisch): Umwandlung 

[92] Gesellschaft für Psychische Forschungen (Society for Psychic Research, abgekürzt SPR): 1882 in London gegründete Gesellschaft zur Erforschung parapsychologischer Phänomene

[93] Paradox: scheinbarer Widerspruch: Ethik und Biologie scheinen im Gegensatz zueinander zu stehen

[94] tiefes Atemholen: An anderen Stellen der Lehre wird das russische Wort вздох mit „Seufzer“ übersetzt

[95] Im englischen Text steht statt „Erscheinung“ „Erinnerung“

[96] Im Agni Yoga wir die vergängliche Persönlichkeit der Ewigen Individualität gegenübergestellt

[97] Spiel der Mutter der Welt: siehe FW I, 663

[98] Talisman: Möglicherweise ist hier die psychische Energie des Menschen gemeint, so der englische Text

[99] Flammarion Nicolas Camille (1842-1925): Französischer Wissenschaftler, Astronom, Arzt, Theosoph und Autor populärwissenschaftlicher Schriften. Präsident der Society for Psychical Research (SPR), beschäftigte sich auch mit Spiritismus und Parapsychologie

[100] Nach dem englischen Text ist gemeint: Wenn geschliffene Steine in einem Gefäß geschüttelt werden, können sie die beste Lage zueinander finden

[101] Chiton: Tunikaartiges Gewand im antiken Griechenland

[102] Aureole: Strahlenkranz, Heiligenschein, Nimbus

 

Stand 2024