Bruderschaft

 

[1938]

 

Teil II

 

[Das Überirdische]

 

Band 1 (§§ 1 - 432)

 

 

       Freund, kann man sich über das Überirdische unterhalten, wenn die energetische Grundlage des Daseins nicht erkannt wird? Viele verstehen überhaupt nicht, was mit diesen Worten gesagt wird; andere nehmen an, dass sie die Bedeutung der Grundenergie kennen, aber über diese nicht wirklich nachdenken können. Ihr aber wisst, dass es notwendig ist, den Gedanken an die Idee der Energie zu üben, bis das Gefühl von ihr genauso real wird, wie das Gefühl über jeden beliebigen irdischen Gegenstand. Wir sprechen über Gefühl, denn Wissen allein kann sich nicht dem Verständnis der Energie nähern.

       Wenn der Mensch zulässt, dass es im Grunde genommen nur eine einzige Energie gibt, wird das für den Fortschritt noch nicht ausreichend sein. Man muss lernen, sich alle unzähligen Qualitäten dieser Energie vorzustellen.

       Die gewohnte Begrenztheit des Denkens versucht, die Eigenschaften der Energie zu begrenzen, und verhindert auf diese Weise die Weite des Verstehens. Erhabenes Denken erlaubt es, die schädliche Begrenzung zu vermeiden. Es ist allerdings nicht leicht für den Menschen, das herrliche Niveau hohen Denkens inmitten des alltäglichen Elends zu errichten. Nur wenige sind vorbereitet zu verstehen, dass genau diese Schwierigkeiten dem erhabenen Denken helfen sollen.

       Nur Zweckmäßigkeit wird dem Nachdenken über die Qualitäten der Grundenergie helfen, diese Qualitäten können widersprüchlich erscheinen. So kann der Blinde ihm unbekannte Erscheinungen nicht erfassen; jeder aber, der über das Überirdische nachdenken möchte, muss es verstehen, die zahlreichen Eigenschaften der Grundenergie zu erfassen.

       Jene haben Recht, welche sich das Überirdische als etwas unvergleichlich Höheres vorstellen. „Wie unten, so auch oben“ – möge dieser alte Ausspruch wegweisend zur Erkenntnis der Überirdischen Kräfte sein.

 

 

 

Bruderschaft

 

Teil II

 

Das Innere Leben

 

       1. Urusvati* kennt den Turm Tschung. Urusvati weiß, wie sehr der Turm äußerlich einem natürlichen Felsen gleicht. Es ist nicht schwer, den Zugang zum Turm zu unterbinden. Ein kleiner Erdrutsch kann das Bauwerk unten verdecken. Ein kleiner Damm kann den Strom in einen See verwandeln. So kann man unverzüglich die ganze Gegend verwandeln, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Die Leute könnten lächeln und annehmen, dass ausgesandte Expeditionen früher oder später in alle Schluchten vordringen werden. Doch vergessen wir nicht, dass bis zur Verwandlung der Gegend die Kraft des Gedankens jede Karawane hinwegführen wird. Ebenso werden chemische Einwirkungen Neugierigen den Zugang verwehren – so schützen Wir die Bruderschaft.

       Die vollkommensten Flugzeuge können Unseren Ort nicht ermitteln. Die in den umliegenden Höhlen lebenden Einsiedler stellen unermüdliche Wächter dar. Wanderer können erzählen, wie bisweilen ein Sadhu*, den sie trafen, ihnen beharrlich zu einem bestimmten Weg riet und sie vor den Gefahren einer anderen Richtung warnte. Der Sadhu selbst ist nicht weitergegangen, doch es war ihm geboten worden, den Wanderern nicht die Richtung zu weisen. Die Sadhus wissen von der Geschützten Stätte und verstehen das Geheimnis zu wahren. Sie selbst sind mitunter fast Räuber, doch vor dem heiligen Geheimnis sind sie zuverlässige Wächter. So darf man die Annahme nicht herabsetzen, dass eine Unverletzliche Wohnstätte existieren kann.

       Urusvati erinnerte sich an die Konturen der Zugänge zu Uns und auch des Lichts aus dem Turm. Sie hat Mitarbeiter gesehen, die nützliche Pflanzen sammelten. Vieler Einzelheiten erinnerte sich Unsere Schwester. Solche Marksteine sind unvergesslich, sie verleihen Mut auf allen Wegen. Auch Unsere tiefgelegenen Archive hat Unsere Schwester gesehen. Man muss die gesammelten Materialien des Wissens sehen, um zu verstehen, wie sich die Arbeit der Gemeinschaft gestaltet. Man muss den Gesang hören, um das Leben Unseres Aschrams zu verstehen.

       So werden Wir von Unserem Leben und Unseren Arbeiten sprechen.

 

       2. Urusvati hat viele Unserer Apparate gesehen. Dem Aussehen nach unterscheiden sie sich wenig von bestehenden gleichartigen, doch ihr Gebrauch unterscheidet sich, denn es wird ihnen psychische Energie* hinzugefügt. Bereits seit langem ist bekannt, dass gewisse Apparate nur im Beisein eines bestimmten Menschen funktionieren können. Jetzt gibt es viele solcher Leute, die ganze komplizierte Apparate durch sich selbst ersetzen können. Auf diese Weise wird die Menschheit mit der Kraft vertraut, die ihr innewohnt.

       Bei Uns jedoch ist bereits vor langer Zeit das Prinzip angenommen worden, dass jeder Apparat verstärkt werden kann, nämlich durch den Menschen. Man kann eine Verwandlung des gesamten Lebens erreichen, allein durch die Zulassung der Erkenntnis der uranfänglichen Energie. Über Zeitalter hinweg haben Wir Uns mit dem Gedanken vertraut gemacht, dass die Konzentration der Energie auf jedes beliebige Gebiet gerichtet werden kann. Die Energie vereinigt, wie ein Blitz, bei ihrer Entladung die angesammelten Kräfte. Auf dasselbe Prinzip sind die als magisch bezeichneten Erscheinungen gegründet. In Wirklichkeit führt eine solche Bezeichnung nur in die Irre. Man kann jede beliebige elektrische Maschine einen magischen Apparat nennen. Ihr selbst habt, als ihr Levitation und Bewegung von Gegenständen durchgeführt habt, dies nicht durch Magie getan, sondern nur, indem ihr eurer Energie keinen Widerstand entgegengesetzt habt. Ihr habt die aufgenommene, offenbarte Energie in Tätigkeit versetzt, und sie hat sich mit der kosmischen Energie vereinigt.

       Man kann Unsere Spiegel nicht als magisch bezeichnen. Sie fördern nur die Arbeit Unserer Energie. Vieles kann zur Verstärkung der Wirksamkeit der Energie verwendet werden. Starke Magnete können kaum als magisch bezeichnet werden, doch ihre Wirkung ist bemerkenswert. Der feinstoffliche Körper und alle ihn betreffenden Experimente werden der Wissenschaft angehören, jedoch keineswegs der Magie. So muss man den Aberglauben beseitigen, der mit dem unverstandenen Terminus Magie verbunden ist.

       Der Mensch fürchtet sich beständig vor allem Geheimnisvollen, wobei er vergessen hat, dass sich der Schlüssel zum Sesam[1] in ihm selbst befindet. Man muss sich von allen störenden Umständen befreien, die für jeden Menschen individuell sind. Unser Fortschritt hängt vom freien Willen ab, der auf das Gute gerichtet ist. Die Kraft des Guten zwingt sogar Maschinen, nicht für sich, sondern für die Menschheit zu arbeiten. Derart wirken Unsere Apparate unter Unserer Beteiligung.

       Die Menschen mögen lachen, doch Ideen regieren die Welt. Diese Worte sind im Statut der Bruderschaft eingetragen.

 

       3. Urusvati hat einen Teil Unserer Archive gesehen. Kunstdenkmäler sind nach Epochen gesammelt. Doch diese Sammlungen sind kein Museum nach herkömmlichem Verständnis. Diese Gegenstände dienen als Reservoir aufgespeicherter Auren. Die schöpferischen Ausstrahlungen der früheren Besitzer bleiben weit länger auf den Gegenständen erhalten, als angenommen wird. Wenn es gelingt, eine Reihe von Gegenständen zu sammeln, die in derselben Zeit und mit demselben Streben hergestellt wurden, kann man tatsächlich die Ausstrahlungen einer Epoche erhalten. Auf diese Weise kann man den wahren Sinn bestimmter Epochen studieren. Für die Psychologie ist eine solche Möglichkeit außerordentlich wichtig. Außerdem befinden sich unter den Brüdern auch ehemalige Besitzer mancher Gegenstände. Manchmal wird ein Gegenstand zur Erfüllung eines bestimmten Auftrages in die Welt gesandt. Zudem wird ein Gegenstand mit der Eigenschaft eines Magneten an einem bestimmten Ort vergraben.

       Mögen die Unwissenden nicht über die Archive der Bruderschaft spotten. Möge der Egoismus der Unwissenheit sich Unsere Archive ruhig als Schätze von Geizhälsen vorstellen. In Wahrheit erweist sich jedes Objekt als ein notwendiger Apparat. Die Objekte können wichtigen Beobachtungen dienen. Es ist wertvoll, das Verhältnis der alten Auren zu den gegenwärtigen Ausstrahlungen zu beobachten. Es ergibt sich bisweilen geradezu ein Kampf der Objekte oder eine wechselseitige Freundschaft.

       Wir beobachten nicht nur mittels des geistigen Sehvermögens, sondern überprüfen auch mittels Unserer Apparate. Viele Experimente mit alten Gegenständen werden von Uns durchgeführt. Es handelt sich hierbei nicht um die sogenannte Psychometrie[2], sondern um die Wissenschaft der Ausstrahlungen. Ebenso wie ihr die Nützlichkeit von Früchten und Pflanzen beobachten könnt, vergleichen Wir die Sprache der Dinge gemäß ihren Ausstrahlungen. So kann man beobachten, dass nur ein geringer Teil heiliger Gegenstände schöne Ausstrahlungen besitzt. Allzu oft werden sie aus Eigennutz hergestellt und fallen in noch habsüchtigere Hände.

       Ebenso aufschlussreich ist die Sammlung von Erfindungen. Die psychische Energie, welche die Erfindung schafft, drückt ihr ihren Stempel auf. Solche inneren Beschaffenheiten begleiten schwer oder wohltuend die Entdeckungen. Mögen die Hände der Erfinder rein sein!

       Wir beobachten die Erfinder aufmerksam. Wir freuen Uns, doch noch öfter sorgen Wir Uns. So ist Unser Turm offen für alles Neue. Es ist besonders erfreulich, wenn ein ausgesandter Gedanke von einem würdigen Schaffenden aufgenommen wird.

 

       4. Urusvati weiß, wie schwierig die Gedankenübertragung auf Entfernung ist. Viele Umstände können sie beeinflussen. Der menschliche Organismus ist wie ein siedender Kessel und der Raum wie ein leuchtender Diskuswerfer. Man muss sich nicht nur selbst beherrschen, sondern auch die chemischen Einwirkungen in Betracht ziehen, die in ihrem Zusammenstoßen auch einen starken Willen unterbinden können.

       Wir erhalten oft Vorwürfe: Warum werden die Gedankensendungen bisweilen eingestellt? Unsere Freunde legen sich keine Rechenschaft darüber ab, dass Wir während solcher Unterbrechungen nicht Uns, sondern sie schonen. Man muss die räumliche Spannung spüren können und die Freunde schützen, die sich unter irdischen Bedingungen befinden.

       Man sollte nicht denken, dass die Beachtung äußerer Formen bereits vollständige Ergebnisse bringt. Das Wichtigste verbleibt in der Tiefe des Bewusstseins. Ein unreiner Diener kann keine reine Tätigkeit ausführen. Ein noch so bestätigtes Ritual befreit den Diener nicht von einer unreinen Denkweise. So irren viele, wenn sie annehmen, dass äußere Rituale auch innere Abscheulichkeit verdecken könnten.

       Der Gedanke des Lehrers muss viele Hindernisse im Raum überwinden. Ich bestätige, dass jede Tat mit der Denkweise des Lehrers in Einklang stehen muss: Eine solche Hilfe wird wahre Zusammenarbeit sein.

       Wir besitzen auch Apparate, die Gedankenübertragung auf Entfernung unterstützen. Die Menschen würden staunen, wenn sie sähen, dass einige Apparate ihnen bekannt sind, aber eine vollkommen andere Anwendung haben.

       Die Anwendung der psychischen Energie verwandelt die einfachsten Motoren.

 

       5. Urusvati hat Uns sowohl im grobstofflichen als auch im feinstofflichen Körper gesehen. Nur wer solche Empfindungen erlebt hat, kann die mit ihnen verbundene Spannung beurteilen. Nicht selten geben Wir nur das Gesicht oder die Hände zu erkennen, um keine Erschütterungen zu verursachen. So kann man sich der Schreibenden Hand erinnern, doch auch eine solche Erscheinung war bereits spürbar. Schwingungen können nicht verborgen werden. Umso mehr muss man allerhöchste Vorsicht walten lassen.

       Nicht ohne Grund sprechen Wir ständig von Vorsicht. Die Menschen verstehen die Bedeutung dieser Eigenschaft überhaupt nicht. Wie viele verderbliche Krankheiten entstehen durch unzureichende gegenseitige Vorsicht. Doch umso mehr ist sie dort erforderlich, wo der Unterschied der Schwingungen gewaltig ist. Es sind Scharfsicht und gegenseitige Rücksicht erforderlich, um keinen Schaden zu verursachen.

       Bei Unseren irdischen Reisen haben Wir öfters Aufträge durch eine dritte Person übergeben lassen, die das Wesen des Auftrages nicht kannte und nur formal handelte.

      Die Offenbarung Unseres Schildes wird ebenfalls von verschiedenen Vorsichtsmaßnahmen begleitet. Die Bedeutung einer solchen Fürsorge wird schwer verstanden. Die Menschen können nicht alle Gründe erfassen, die Uns zwingen, sehr vorsichtig zu sein. Aus Unwissenheit wollen die Menschen die stärksten Offenbarungen erhalten, ohne an die Folgen zu denken.

       Ebenso wenig wollen die Menschen den Unterschied zwischen der Stärke der Schwingung eines gewöhnlichen feinstofflichen Körpers und Unserer Schwingung verstehen. Nicht selten haben die Menschen Materialisationen gesehen, ohne besondere Erschütterungen zu erfahren, doch Unsere Schwingungen sind von einer anderen Spannung. Alles ist relativ, und gegenüber Rhythmus und Schwingungen muss man eine ernsthafte Haltung einnehmen.

       Heute habt ihr über die von Pflanzen empfundene Angst gesprochen. Wenn schon in Pflanzen eine derart entwickelte Schwingung vorhanden ist, muss sie im Menschen unermesslich stärker sein.

      Vergessen wir nicht, dass Unsere Schwingung von diejenigen, die sie erfahren haben, niemals vergessen wird. In ihr ist Freude, doch auch eine solche Anspannung, dass nicht jedes Herz sie aushalten kann.

 

       6. Urusvati kann die von Uns gesandten heilsamen Schwingungen bezeugen. Diese Rhythmen sind vielfältig. Nicht alle können sie erkennen. Der eine vermutet ein Erdbeben, der andere argwöhnt ein Fieberschaudern, ein weiterer schreibt sie seiner eigenen Unruhe zu, und vor allem denkt man, dass einem etwas einfach nur so schien. Nichtsdestoweniger ist auf verschiedenen Kontinenten des öfteren Unsere heilsame Fürsorge spürbar. Die Menschen erhalten Unterstützung und spüren eine unerwartete Genesung, verstehen jedoch nicht, woher diese Hilfe kam. Wir sprechen nicht über Dankbarkeit, Wir bedürfen ihrer nicht. Doch eine bewusste Annahme der Hilfe steigert die nützlichen Wirkungen. Jede Verneinung und jeder Spott paralysieren sogar starke Schwingungen. Wir eilen zu Hilfe. Wir eilen, Gutes beizutragen, doch empfängt man Uns oft?

       Unwissende behaupten, dass Wir Revolutionen und Aufruhr einleiten würden. Doch oftmals haben Wir versucht, gerade Mord und Zerstörung vorzubeugen und abzuwenden. Bruder Rakoczi selbst zeigte ein höchstes Maß an Menschenliebe und wurde von denen abgelehnt, um die Er besorgt war. Es sind Aufzeichnungen verblieben, die bereits allgemein bekannt sind, doch gewisse Lügner nennen Ihn den Vater der französischen Revolution.

       Ebenso wenig verstehen die Menschen Unseren Aufruf an Königin Viktoria, doch die Geschichte selbst hat gezeigt, wie Recht Wir hatten. Unsere Warnung wurde abgelehnt. Es ist jedoch Unsere Pflicht, die Völker zu warnen. Auch Unsere Warnung an Moskau wurde nicht verstanden. Die Menschen werden sich nicht so bald besinnen und die Tatsachen vergleichen. Man kann viele historische Fakten aus dem Leben verschiedener Länder anführen. Man kann an Napoleon, an das Erscheinen eines Ratgebers bei der Annahme der amerikanischen Verfassung, an die Offenbarung in Schweden und an die Weisung an Spanien erinnern.

       Mögen die Menschen sich erinnern, dass bereits vor zehn Jahren auf die Zerstörung Spaniens hingewiesen wurde. Es wurde ein Zeichen der Rettung gegeben, doch wie gewöhnlich wurde es nicht angenommen. Wir eilen überallhin zu Hilfe. Wir freuen Uns, wenn sie angenommen wird. Wir sorgen Uns zu sehen, welches Schicksal die Völker vorziehen.

 

       7. Urusvati kennt Unsere Stimmen, sowohl ertönend als auch still. Man kann sich über einen solchen Unterschied bei der Übertragung wundern. Doch es gibt viele Ursachen jenseits der irdischen Bedingungen.

       Oft raten Wir dazu, Einigkeit zu bewahren. Eine solche Weisung ist keine moralische Belehrung. Uneinigkeit ist dem widerwärtigsten Missklang ähnlich. Nichts verletzt den Raum so sehr wie Dissonanz. Doch wenn die Menschen von boshafter Uneinigkeit erfüllt sind, ergeben sich sofort zerstörerische Verwüstungen im Raum. Solche Menschen schaden nicht nur sich selbst, sondern schaffen auch ein räumliches Karma*, in das sie viele ihnen Ähnliche mit hineinziehen. Es ist entsetzlich, mit einem solchen neugeschaffenen Chaos zu kämpfen.

       Menschen, die Uneinigkeit hereintragen, werden Urheber des Chaos genannt. Schwerwiegend sind die Auswirkungen solcher boshaften Lästerer. Wir sind gezwungen, ständig mit ihnen zu kämpfen. Man darf sich nicht wundern, dass ein solcher Kampf gewöhnlich härter ist als der Zusammenstoß mit manchen räumlichen Strömen. Überall, wo man dem freien Willen des Menschen begegnen muss, findet ein besonderer Energieaufwand statt. Die Macht des freien Willens ist groß, sie gleicht den mächtigsten Energien. Die Menschen können in ihrer Bosheit die Zerstörung von Schichten der Astralwelt erreichen. Wie viele Anstrengungen erfahrener Weber sind erforderlich, um diese Wunden des Raumes zu heilen!

       Wir müssen gegen die Uneinigkeit kämpfen. Nicht durch Odengesang mit Harfen, sondern durch Arbeit und Kampf. Nicht viele werden zur Bruderschaft streben, wenn sie von Arbeit im Schweiße des Angesichts hören.

 

       8. Urusvati hat Tropfen Unseres Schweißes gesehen. Urusvati weiß, welch ein schmerzhafter Zustand durch räumliche Spannung entsteht. Doch anders ist Arbeit auf weite Entfernungen nicht möglich. Jede Zusammenarbeit hilft. Nicht ohne Grund sprechen Wir von Zusammenarbeit. Es handelt sich dabei nicht nur um eine moralische Vorschrift, im Gegenteil, ein solcher Rat ist eine weitere Voraussetzung für den Erfolg der Arbeit.

       Wenn sich die Menschen nur bewusst würden, an welcher sichtbaren und unsichtbaren Zusammenarbeit sie teilnehmen können! Wenn die Menschen nur begriffen, wie sehr sie ihre Kräfte durch eine Zusammenarbeit mit der Bruderschaft vermehren könnten. Wenn sie doch nur über Zusammenarbeit nachdächten, die in jedem Augenblick offenbart werden kann. Die Menschen nähern sich nicht nur der Bruderschaft nicht in Gedanken an, sie halten Gedanken an die Bruderschaft sogar für lächerlich.

       Jeder kann seine Kraft in jedem Augenblick aufbieten; man muss sich nur vorstellen, dass auf den Höhen ständig an der Hilfe für die Menschheit gearbeitet wird. Ein einziger solcher Gedanke bewirkt bereits einen Zustrom von Energie. Er treibt das Bewusstsein zum Dienst an der Menschheit. Er gibt ein, dass Liebe zur Menschheit möglich ist. Unter irdischen Bedingungen ist es oft schwer, sich die Möglichkeit einer solchen Liebe vorzustellen.

      Doch möge der Gedanke an die Existenz der Bruderschaft helfen, das Herz zu öffnen. Dann wird sich Zusammenarbeit nicht als Pflicht, sondern als Freude erweisen. Und sowohl Schweißtropfen als auch heilige Schmerzen werden die Krönung der Erkenntnis sein. Lasst uns diese Worte nicht als etwas Abstraktes nehmen, denn eine solche Verneinung verschließt das beste Gefäß: das Herz. Jeder Tropfen Schweiß von der Arbeit und jeder Schmerz um die Menschheit leben im Herzen.

       Ruhm dem Herzen, das aufgenommen hat!

 

       9. Urusvati war in Unseren Laboratorien. Urusvati hat eine der Formeln der Atomenergie gesehen. Das äußere Gedächtnis vermochte sie nicht zu bewahren, doch der innere Speicher hat sie aufgenommen. „Atomistische Atome!“ rief Unser Bruder bei der Spaltung des Atoms aus. Wie die Ähren bis zur Frist der Ernte reifen, so müssen auch diese Errungenschaften bis zur Stunde der Übergabe gehütet werden. Es ist ebenso schwer zu entdecken, wie bis zur Frist zu bewahren. Unbesonnenheit möchte das Wissen verstreuen wie Hagel auf die Felder. Der Unbesonnenheit ist es gleichgültig, welche Ungeheuer aus ungezügelten Leidenschaften erwachsen können. Die Frist zu verstehen, wird bereits eine Stufe zur Bruderschaft sein.

       Die nordischen Tundren und die Wüste Gobi bewahren Schätze, doch darf man sich mit ihrer Übergabe beeilen? Nur ein hohes Niveau des Bewusstseins eines Volkes kann über solche Kostbarkeiten verfügen. Wenn man die Spirale der Evolution kennt, darf man Diamanten nicht unter Wagenräder werfen. Sogar einer erprobten Geduld fällt es manchmal schwer, das Herannahen einer erfolgreichen Karawane zu erwarten. „Vielleicht ist die Zeit schon gekommen?“, so schlägt das Herz. Doch die Erfahrung des Verstandes flüstert: „Es ist noch zu früh.“ Der Wettstreit des Herzens mit dem Verstand bietet den erschütterndsten Anblick. Glücklich, wer das Gebot des Herzens deutet.

       Viele Formeln sind vorbereitet. Die Strahlen aus dem Turm Tschung leuchten, wenn das Bewusstsein der Wissenschaftler mit den Fristen übereinstimmt. Doch in ihrer Naivität verstehen die Menschen die Harmonie der Fristen nicht. Sie möchten überall ihre Unordentlichkeit und ihre Verantwortungslosigkeit aufdrängen. Es bedeutet ihnen wenig, wenn etwas sich nicht vollzieht, wenn sogar ein großer Gedanke sich zerschlägt! Zudem fordern sie, dass alles sich nach ihren eigenen Maßstäben vollzieht. Sie bezeichnen Erfolg als Unglück und freuen sich über Unheil. Das Kleine erscheint ihnen groß, das Große aber nichtig.

       Die exakten Erkenntnisse aus Unseren Laboratorien werden nicht angenommen, da die Formeln in ungewöhnlichen Bezeichnungen ausgedrückt werden. Doch weshalb sollten Wir uralte Bezeichnungen entstellen, auch wenn sie jetzt vergessen sind? Wenn einige Formeln aus Atlantis* übriggeblieben sind, dürfen sie unmöglich durch heutige wissenschaftliche Begriffe begrenzt werden. Die zusammenfassende und die zergliedernde Wissenschaft haben sich voneinander getrennt. Umso schwerer ist es, die Harmonie zu finden, die in der Bruderschaft wachsen kann.

 

       10. Urusvati kennt Unsere Sprache. Doch Wir müssen auch die Mundarten aller Völker kennen. Ständig kommen Zweifel auf, in welcher Sprache man Gedanken senden sollte, um die beste Übermittlung zu erreichen. Jeder sendet in seiner eigenen Sprache. Nämlich in der Sprache, in der er denkt. Es wäre ein Fehler, Gedanken in einer fremden Mundart zu senden, in der Annahme, dies sei bequemer für die Person, welcher der Gedanke gesandt wird. Eine solche fremdartige Wiedergabe schwächt nur die Kraft der Sendung. Wenn die Menschen sich dazu zwingen, in einer fremden Sprache zu denken, werden sie die inneren Bilder hervorrufen, die mit dem Volk jener Mundart verbunden sind. Dadurch stören sie die Klarheit ihres eigenen Denkens. Ich rate dazu, Gedanken nicht nur in seiner Muttersprache zu senden, sondern dies auch in der einfachsten und gewohntesten Umgebung zu tun. Vertraute Gegenstände werden weniger als alles andere die Aufmerksamkeit erschweren. Selbst die Ausstrahlungen solcher Dinge werden keine Gereiztheit hervorrufen.

       Wir führen die Gedankenübertragung in einem fast leeren Zimmer durch. Die Wände sind in blauer oder grüner Farbe gestrichen, wobei das letztere für viele Individuen besonders günstig ist. Ebenso geben Wir einem passenden Sessel den Vorzug, damit die Wirbelsäule sich in aufrechter Haltung befinde. Der Sessel soll den Körper nicht in der einen oder anderen Weise stören. Ebenso wenig darf das Licht die Augen reizen. Besser ist es, eine Lichtquelle hinter sich zu haben. Gewaltsame Anspannung darf es nicht geben, sondern nur völlige Sammlung. Manchmal kann man eine Darstellung derjenigen Person vor sich stehen haben, zu der die Sendungen gehen. Doch es ist besser, ein solches Bild gedanklich vor sich zu haben. Ruhe und die Harmonie von Musik begleiten nicht selten die Gedankensendung.

       Erinnert euch dieser Bedingungen, wenn ihr euch Uns bei Gedankensendungen vorstellt.

 

       11. Urusvati hegt den großen Wunsch, den Menschen mehr Kenntnisse zu vermitteln, doch das Gefühlswissen zeigt die Grenze der Möglichkeiten auf. Das Erkennen dieser Grenze ist für viele ein Stolperstein. Großes Unglück ist gerade aus der Nichtbeachtung dieser Grenze entstanden. Es ist unmöglich, mit irdischen Worten zu bestimmen, wo sich die angemessene* Grenzlinie verbirgt. Ein erweitertes Bewusstsein kann eingeben, wo der Schaden beginnt.

      Ihr wisst selbst, wie oft Menschen eine Antwort fordern, die sie gar nicht aufnehmen können. Sie sagen: „Sagt es uns schnell, und wir entscheiden, was wir annehmen und was wir ablehnen.“ Sie möchten gern Stäbchenziehen spielen und sich nur die Kleinigkeiten herausgreifen, die ihnen angenehm sind. Doch es interessiert sie nicht, ob etwa der gesamte Aufbau zusammenbricht. Sogar Kinder wissen, dass man das Ganze nicht zerstören darf. Doch die Erwachsenen bewerfen einander mit Bomben und wundern sich sehr, wenn die eigene Bombe sie verstümmelt. Sie lieben es, Unseren Vergleich vom Bumerang zu wiederholen, sehen aber nicht die Folgen ihrer eigenen Schläge.

       Die Menschen lieben es, Uns zu bezichtigen, vieles zu verneinen. Sie versteigen sich zu einer solchen Lüge und Lästerung zu sagen, Wir lehnten Christus ab. Kann man eine solche Lästerung glauben? Nichtsdestoweniger sind viele Diener der Finsternis bereit, auch eine solche Verleumdung zu säen, nur um Uneinigkeit zu verursachen. Jeder aber, der den Aufbau und die Zusammensetzung der Bruderschaft kennt, ist über die Unwissenheit einer solchen Verleumdung entsetzt. Gewöhnlich ist Verleumdung Unwissenheit, doch selbst erwachsene Menschen verschmähen es nicht, eine offenkundige Lüge zu wiederholen.

      Man kann viele Verleumdungen der Bruderschaft anführen. Man kann darauf hinweisen, dass die Brüder für finstere Kräfte gehalten wurden. Man kann aufzählen, wie die entsetzlichsten Katastrophen der Bruderschaft zugeschrieben wurden. Wir wurden der Bedrohung und der Gewalt beschuldigt. Besonders beharrlich damit waren jene, die Unser Wort nicht hören wollen. Schämt euch, Ungläubige! Schämt euch, Unwissende! Schämt euch, ihr Überträger von Uneinigkeit!

       Mögen sie sich wenn auch selten fragen: „Irre ich mich nicht?“ Doch die Unwissenden können sich nicht irren, da sie in ihren Fehlern leben und ihnen daher schon nicht mehr verfallen können. Gegenwärtig möge diese Seite der Bruderschaft sich denen ins Gedächtnis einprägen, die im Herzen entflammt sind. Jeder kann doch wenigstens ein Körnchen der Wahrheit feststellen.

 

       12. Urusvati kann von dem besonderen Gefühl erzählen, das bei Flügen im feinstofflichen Körper zu den fernen Welten auftritt. Es ist schwer, mit irdischen Worten von den feinsten Empfindungen jenseits der Grenzen der irdischen Sphäre zu sprechen. Doch man muss solche Flüge kennenlernen, damit das Bewusstsein die überirdischen Empfindungen aufnehmen kann. Bei den Brüdern ereignen sich solche fernen Flüge oft. Die Menschen streben gleichfalls nach den höheren Sphären, doch leider lassen sie die Tätigkeit des feinstofflichen Körpers noch nicht vollständig zu. Im allgemeinen gelingen viele Experimente, doch nur unter schwierigsten Umständen.

       Es wird so viel von den Strahlen gesprochen, die einen Menschen unsichtbar machen. Eine kommende Stufe wird die Erfindung eines kleinen Apparates sein, den man ständig bei sich haben kann und der den Träger unsichtbar macht. Doch danach verbleibt noch Unsere Stufe der Unsichtbarkeit, wenn Wir bestimmte Strahlen aus dem Raum heranziehen, die für die Unsichtbarkeit nötig sind. Etwas Ähnliches ist es, wenn einzelne Teile des Körpers dematerialisiert werden. Vor kurzem habt ihr davon gehört.

      So muss man für viele Erscheinungen einen beweglichen feinstofflichen Körper besitzen. Flüge in die fernen Welten erfordern unbedingt Beweglichkeit des feinstofflichen Körpers, der durch seine Anspannung Feurigkeit erreicht. Nur über viele Verkörperungen hinweg und durch unaufhörliches Streben wird eine solche Möglichkeit erlangt. Man kann diese Beweglichkeit nicht gewaltsam erwerben.

       Unsere Schwestern machen bei solchen Flügen besonders gute Fortschritte. Die Synthese des weiblichen Wesens unterstützt die Flüge. Vergessen wir nicht, dass solche Flüge mitunter lange andauern, aber in der Bruderschaft versteht man, den zurückgelassenen Körper zu schützen.

       Lethargie ist oft nichts anderes als ein weiter Flug, doch man weiß mit solchen Naturen nicht richtig umzugehen. Ihre „Krankheit“ hätte man im Altertum für heilig gehalten und die dabei erlebten Empfindungen in Erfahrung gebracht. Wir besitzen viele Aufzeichnungen über solche Erfahrungen. Eifrig verzeichnen Wir jedes Gefühl, weil es in der Unbegrenztheit unzählige Beobachtungen gibt. Es bleibt noch zu bemerken, dass Radiowellen und ein Übermaß an Elektrizität häufig die Beobachtungen stören.

 

       13. Urusvati kann die Namen von Mitgliedern der Bruderschaft nennen; doch sie wird es nicht tun, da sie abwägen wird, ob eine solche Bekanntgabe angemessen wäre. Bereits sieben Namen sind in aller Munde, doch wo ist der Nutzen dessen? Notwendig sind Taten, keine Namen. Wenn Wir daher Seiten des persönlichen Lebens der Brüder streifen, werden Wir von Taten sprechen, jedoch keine Namen nennen. Die Menschen streiten nicht über Taten, sondern vor allem über Namen. Die Offenbarung eines Namens bewirkte, dass Unser Bruder bei einem irdischen Aufenthalt gezwungen war, sich scheinbar begraben zu lassen, um Seine Handlungsfreiheit zu bewahren. Wir mussten ständig die Namen ändern, um keine Neugier zu erregen. Wir mussten Uns eilends verbergen, damit die Sache des Guten keinen Schaden erleide. Eine der ersten Bedingungen der Bruderschaft ist es, das Wesen der Tat über alles zu stellen.

       Es gibt zwei Arten des Denkens. Der eine Gedanke erwächst aus dem Gefühl, anders gesagt, aus dem Herzen, und der andere aus dem Kopf in der Nachbarschaft des Verstandes. Selbstaufopferung erwächst aus dem Herzen. Auf diesen Gedanken ist die Bruderschaft gegründet. So lebt auch Unsere Zusammenarbeit aus dem Herzen.

       Wenn Wir von Einigkeit sprechen, setzen Wir voraus, dass das Herz lebendig ist. Die widerwärtigste Erscheinung ist vorgetäuschte Einigkeit. Viele haben davon geträumt, sich der Bruderschaft zu nähern, doch gerade durch Heuchelei wurden sie abtrünnig. Heuchelei kann in Unsere Wohnstätte nicht eintreten. Es ist unmöglich, auf heuchlerische Weise am Großen Dienst teilzunehmen.

       Die Menschen verstehen nicht, wie man sich mit gegenseitigem Gedankenlesen begnügen kann, doch bei Uns ist ein solcher Zustand völlig natürlich und dient nur der Vereinfachung der Beziehungen. So ersetzt ein Gedanke oft einen ganzen Wortwechsel. Sogar im gewöhnlichen Alltag verstehen Menschen, die schon lange miteinander leben, die Gedanken ihrer Gefährten. Doch bei gewissen Übungen kann man ohne jeglichen Apparat die Gedanken von Mitarbeitern verstehen. Wir sprechen allein über dasjenige, was bei Uns üblich ist und in die Tat umgesetzt wird.

       Mögen die zu Uns Strebenden die Arbeit verstehen, die sich auf dem Boden des Empfindens des Herzens entwickelt.

 

       14. Urusvati, vermagst du auch nur eine Schwester der Bruderschaft, auch nur einen Bruder zu nennen, die im irdischen Leben nicht Marter und Verfolgung ausgesetzt waren? Wahrhaftig, man kann keine nennen. Jede Heldentat ist mit Verfolgungen verbunden. Der Zweikampf mit der Finsternis ist unvermeidlich, und die Wellen des Chaos müssen über dem mutigen Kämpfer zusammenschlagen. Doch auch solche Prüfsteine zeugen nur von der Unbesiegbarkeit des Geistes. Sie wurden verbrannt, gekreuzigt, enthauptet, erwürgt, durch Raubtiere getötet, in die Sklaverei verkauft, vergiftet oder in Kerker gesperrt – mit einem Wort, sie erlitten alle Qualen, um ihre Stärke zu erproben.

       Man darf nicht meinen, dass die Erweiterung des Bewusstseins ohne Kämpfe erreicht wird. Jeder, der gemeinsam mit Uns dienen will, weiß, dass er dem Druck der Finsternis standhalten muss. Mit Worten sind alle dazu bereit, doch der Tat wünscht jeder oder fast jeder nach Möglichkeit zu entgehen. Er wird nicht darüber nachgedacht haben, dass jede solche Abweichung nur eine Verlängerung des Pfades bedeutet.

       Irdische Güter sind offensichtlich, doch unsichtbar in Wolken sind die Überirdischen Welten. Jede Erfahrung der Annäherung an die Feinstoffliche Welt kann die Vorstellung von der Unbegrenztheit erleichtern. Sogar gewöhnliche Menschen sind in Träumen gleichzeitig in verschiedenen Teilen der Erde sichtbar. Es liegt nichts Unmögliches darin, dass der feinstoffliche Körper gleichzeitig an weit voneinander entfernten Orten in Erscheinung treten kann. Das Studium der menschlichen Eigenschaften weist die Richtung und erweitert das Bewusstsein. Die Menschen werden auf natürliche Weise an Unser Ufer stoßen. Boote wie früher werden nicht notwendig sein. Möge Santana* sie zu den neuen Pfaden führen, die an jenem Ufer auf sie warten.

       Es gibt viele, die warten; mögen sie vor allem von den Schwierigkeiten des Pfades hören. Mögen sie sich den Kampf mit der Finsternis klar vor Augen halten. Mögen sie nicht davon träumen, ihm auszuweichen. Der Pfad zur Freude kann nicht leicht sein.

       Freude wird herrschen. Wir sprechen von der Freude, doch jetzt lasst uns in der ganzen Rüstung des Geistes auftreten.

 

       15. Urusvati geriet in großes Erstaunen, als sie Unsere Anspannung bei Sendungen von Ideen auf weite Entfernungen sah. Wahrhaftig, Wir sind erfüllt von Elektrizität, um die uranfängliche Kraft zu vermehren. Wir verwenden auch eigentümliche elektrische Apparate, um eine besondere Atmosphäre zu schaffen, die Gedankensendungen unterstützt. Ihr bemerkt, dass in der Nähe von Elektrizitätswerken gesteigerte psychische Wahrnehmungen möglich sind. Eine Übersättigung der Atmosphäre mit Elektrizität kann jedoch feurige Krankheiten hervorrufen. Überall ist die rechte Harmonie notwendig.

       Beachtet, dass Ich von Anspannung bei der Sendung von Ideen gesprochen habe. Der an einen bestimmten Ort an eine bestimmte Person gesandte Gedanke erfordert nicht eine solche Anspannung wie eine räumliche Sendung. Sie trifft auf viele entschiedene Gegenwirkungen. Im Umkreis solcher Sendungen brodelt eine wahre Schlacht, und daher ist eine Rüstung aus elektrischen Wirbeln erforderlich.

       Man darf nicht vergessen, dass solche Wirbel verfeinerte Seelen in ihre Bahn ziehen, und diese können eine starke Erschöpfung erfahren, da ihre Energie sich magnetisch dem allgemeinen Strom anschließt. Wenn ihr eine unerklärliche Anspannung und Erschöpfung der Kräfte spürt, überlegt, ob ihr nicht an räumlichen Sendungen teilnehmt.

       Sogar in der Zeit der größten weltweiten Verwirrung senden Wir Gedanken, die dem Wunsch der Mehrheit der Menschheit widersprechen. Die Menschen können nicht verstehen, dass Wahnsinn nicht durch Wahnsinn geheilt werden kann. Sie streben danach, die Zerstörung zu wiederholen, die schon mehrmals die Erde heimgesucht hat. Nach Möglichkeit erhalten Wir das Gleichgewicht, doch die Summe des freien Willens ist imstande, die segensreichen Weisungen zu überwinden.

       Urusvati wird nicht vergessen, wie Wir Uns in Anspannung verwandeln. Möge die Menschheit nach Heilung verlangen, denn ohne ihr Einverständnis kann man sie nicht gesund machen.

 

       16. Urusvati kennt drei Unserer Zustände in der Bruderschaft. Jeder von ihnen hat seine Eigenheiten. Den grobstofflichen Zustand darf man nicht als irdisch bezeichnen. Er ist derart verfeinert, dass man ihn kaum für gewöhnlich halten kann. Der feinstoffliche Zustand hat sich so sehr der irdischen Atmosphäre assimiliert, dass er sich wesentlich von den üblichen Hüllen der Feinstofflichen Welt unterscheidet. Schließlich erweist sich der dritte Zustand, der sich zwischen dem grobstofflichen und dem feinstofflichen befindet, bereits als ein noch nie dagewesenes Phänomen.

       Auf diese Weise sind alle drei Zustände dermaßen ungewöhnlich, dass sie eine vollkommen außergewöhnliche Atmosphäre schaffen, die für irdische Lungen und Herzen nicht leicht ist. Die Menschen müssen sich an sie gewöhnen, sonst bekommen sie im besten Fall Herzklopfen. Dies ist keine Magie, sondern die natürliche Spannung der Atmosphäre Unserer Wohnstätte.

       Jedes irdische Haus hat seine eigene Atmosphäre. Es ist begreiflich, dass die Atmosphäre umso gesättigter ist, je mehr Arbeit geleistet wird. In der Bruderschaft, wo jeder die größte Anspannung bekundet, wo es so viele mächtige Apparate gibt und wo so viele verschiedene Experimente gleichzeitig stattfinden, muss eine gesättigte Atmosphäre herrschen. Vergessen wir auch die Magazine mit chemischen Substanzen und die Heilpflanzen nicht. Die Emanationen, die von ihnen ausgehen, sind äußerst stark. Den Aromen kann man ausweichen, den Emanationen aber nicht.

       Wenn es möglich ist, räumliche Ideen zu senden, so muss am Ort ihrer Absendung auch große Harmonie herrschen.

       Ein Lama spricht vom Aufenthaltsort großer Rischis*. Jeder beschreibt Schambhala* auf seine Weise. Die Erzählung über die Schätze ist richtig, da es verschiedene Schätze gibt. Die Legende von den über die ganze Welt verstreuten Kriegern entbehrt nicht der Grundlage. Es gibt viele Tore und Spiegel. Die Legende von der Ausgabe von Passierscheinen für Schambhala durch den Taschi Lama[3] ist symbolisch. Das Auftreten gleichartiger Symbole in verschiedenen Teilen der Welt zeigt bereits, wie sehr die Wahrheit sich verbreitet hat. Sogar das alte Mexiko wusste vom Heiligen Berg, wo auserwählte Menschen wohnen. Es ist nicht verwunderlich, dass alle Völker Asiens eine Erinnerung an die Heiligen Berge bewahren. Die Beschreibung des Ortes entspricht annähernd der Wirklichkeit, doch der Ungerufene wird ihn nicht erreichen.

       Die Mehrheit der Menschen strebt danach, Uns zu finden. Es ist richtig, solche Reisenden zurückzuhalten. Vor allem ist es notwendig, Uns nicht geographisch, sondern im Geist zu finden.

      Ihr wisst, was man von Uns erwartet. Nicht genug, dass man es erwartet, man fordert es sogar. Dabei zerreißen Klagen die letzten Fäden. Die Menschen kommen nicht auf den Gedanken, dass ihre Klagen die ohnedies gesättigte Atmosphäre weiter anspannen. Natürlich schreiben sie Uns nach ihrem eigenen Ermessen sogar Fehler zu. Wir könnten weder reden noch schreiben.

      Die Menschen verstehen die Unangemessenheit ihres Benehmens nicht. Haltet dies nicht für Unzufriedenheit. Wir können nur bedauern, wenn Wir sehen, dass die Energie keinem Nutzen zugeführt wird. Statt zu klagen ist es besser, miteinander zu reden. Ein herzliches Gespräch geht besser als alles andere in die Harmonie Unserer Gemeinschaft ein. Wenn Hilfe erwiesen werden kann, wird sie nicht auf sich warten lassen; darin besteht die Schönheit des geistigen Schaffens.

       Klar erkennbar arbeiten Wir an der Hilfe für die Leidenden, doch man darf die Tore nicht mit Fäusten niederreißen. Es ist gesagt: „Das Reich Gottes wird im Sturm genommen“ – aber im Geist. So möge man an die Bruderschaft denken. Möge man nicht vergessen, wo die wahren Tore sind.

 

       17. Urusvati hat nicht vergessen, dass Wir in Unseren Archiven Modelle von Städten und anderen historischen Stätten besitzen. Offensichtlich müssen solche Modelle auch eine innere Bedeutung haben. Sie dienen als eine Art von Teraphimen* zur Herstellung einer Verbindung von Stätten des Altertums mit neuen Aufgaben. Dort nämlich werden Gedenkgegenstände verwahrt, die von Zeit zu Zeit als Magnete für geplante Taten in die Welt gesandt werden.

       Es hat eine große Bedeutung, wenn Unsere Boten die vorgeschriebenen Orte nacheinander aufsuchen. Manchmal legen sie bestimmte Gegenstände aus, doch andere Orte passieren sie nur und festigen auf diese Weise die Aura des Ortes. Die Menschen schenken solchen Pilgerfahrten keine Aufmerksamkeit, doch das Auge des Historikers könnte feststellen, dass solche Reisen periodisch stattfinden. Mit der Zeit kann man sich davon überzeugen, dass alle diese geweihten Orte sich in der Geschichte der Völker als besonders wichtig erwiesen haben.

       Niemand kann bezweifeln, dass es außer den Bewohnern des Bollwerks der Bruderschaft auf der Erde noch weitere Personen gibt, die Unseren Auftrag tragen. Man kann durch die Jahrhunderte hindurch verfolgen, wie in verschiedenen Ländern Personen auftraten, die viel Ähnlichkeit bei ihren Aufgaben und den Methoden der Ausführung besaßen. Gewöhnlich verhalten sich die Menschen ihnen gegenüber misstrauisch und feindselig, da sie etwas spüren, was in Worten nicht ausgedrückt werden kann.

       So kann man in Unseren Archiven sehen, dass auf Landkarten bestimmte Grenzen eingetragen sind, die den heutigen nicht entsprechen. Wie Funken sind die ausgelegten Magnete bezeichnet. Man muss nur manchmal einige Jahre warten, um sich von der Bedeutung solcher Auslegungen zu überzeugen.

 

       18. Urusvati nimmt im feinstofflichen Körper ständig an Unserer Hilfe für die Menschheit teil. Unsere Mitarbeiter erweisen mit ihren Flügen im feinstofflichen Körper den Menschen so viel Nutzen, dass keine Annalen es zu fassen vermögen.

      Man muss daran denken: Wir zeigen Uns selten auf sogenannten spiritistischen Séancen. Wir halten solche Versammlungen aufgrund der disharmonischen Auren der Anwesenden für schädlich. Fast keiner dieser Zirkel wurde den Auren entsprechend zusammengesetzt. Man kann sich vorstellen, welche Wesen sich bei einer nicht zusammenpassenden Stimmung zeigen und materialisieren können! Man hat bereits die Aufmerksamkeit auf die Unsinnigkeit der erhaltenen Antworten gerichtet, doch ein solcher offensichtlicher Umstand beweist nur, mit welchen Wesen diese unvernünftigen Kreise zu tun haben.

       Unsere Offenbarungen und Unsere Hilfe sind vollkommen andere. Wir retten Menschen, die dessen würdig sind, in der Minute der Gefahr. Mit leichten Berührungen lenken Wir die Aufmerksamkeit der Suchenden. Wir verhüten eine Entscheidung, die nicht nützlich wäre. Wir helfen, Gutes zu schaffen und arbeiten daran mit. Man muss verstehen, dass Unsere Arbeit dem Wissen geweiht ist. Wir helfen jedem nützlichen Arbeiter. Wir sind nicht durch konventionelle Unterschiede der Rassen und Klassen eingeengt. Wir beobachten angestrengt, wo ein Strahl selbstloser Heldentat aufblitzt. Unser Tempel ist ein Tempel des Wissens. Wir tragen alles Höchste in ihn hinein und bewahren dort sorgfältig die Bestätigungen der Zukunft.

       Verliert das unmittelbare Gespräch mit Uns nicht. Möge es die höchste Äußerung eures Wesens werden. Lasst nicht zu, dass ein solches Gespräch zur formalen Ableistung einer Pflicht wird. Niemals wird Zwang eine feste Stufe sein. Selbst die Arbeit im feinstofflichen Körper soll eine natürliche Äußerung des freien Willens sein. Versucht nicht, jemanden zu einer solchen Arbeit zu zwingen. Möge der Wunsch danach im Bewusstsein entstehen. Es ist schwer zu beurteilen, wie der Wunsch nach Arbeit für die Menschheit entstehen kann. Jeder kann seinen eigenen Weg finden. Wir helfen auf einem solchen Weg.

 

       19. Urusvati ist Indien und Tibet für den Schutz der Bruderschaft dankbar. Wahrhaftig, man kann dankbar sein, wenn der Begriff der Bruderschaft so behutsam geschützt wird. Gewöhnlich werden noch nicht einmal Gespräche über die Bruderschaft unterstützt. Die Namen werden nicht ausgesprochen, und man wird eher die Bruderschaft verleugnen, als sie zu verraten. Selbst die Überlieferungen über die Bruderschaft werden zusammen mit den heiligen Schriften verwahrt. Die westliche Neugierde wird vom Osten nicht verstanden. Lasst uns prüfen, weswegen der Westen danach trachtet, von der Bruderschaft zu erfahren.

       Will der Westen etwa die Bruderschaft im Leben nachahmen? Entschließt sich der Westen etwa, die Testamente der Bruderschaft zu hüten? Will der Westen etwa seine Erkenntnis vertiefen? Einstweilen ist er nur neugierig und sucht nur nach einem Anlass zur Verurteilung. Auf dem Weg der Verurteilung werden Wir keine Hilfe leisten.

       Stellen wir uns eine Militärexpedition vor, welche die Bruderschaft entdeckt. Sogar ohne Vorstellungsvermögen zu besitzen, kann man sich ausmalen, wohin eine solche Entdeckung führen wird! Man kann sich die Verfluchungen und Exkommunikationen vorstellen, die dann erfolgen. Die Kreuzigung währt bis zum heutigen Tag! So wird man im Westen auch niemals das Wesen Unserer Hierarchie verstehen. Der Begriff Obrigkeit führt nicht zur Hierarchie. Wir haben das Testament festgesetzt: Macht als Opfer. Wer von den Führern der Gegenwart reicht an ein solches Testament heran?

       Auch den Zustand des Ostens kennen Wir ausgezeichnet, doch angesichts dieser seiner Lage muss man umso mehr seine Verehrung Unserer Wohnstätte hervorheben.

       Lasst uns nicht vergessen, dass viele Aschrams in den Himalaja übersiedeln mussten, da die Atmosphäre der anderen Orte unerträglich geworden war. Auch der letzte ägyptische Aschram war gezwungen, in den Himalaja überzusiedeln, da jedermann die Ereignisse in Ägypten selbst und den angrenzenden Gebieten offensichtlich wurden. Rechtzeitig zum Harmagedon* mussten alle Aschrams um Unsere Wohnstätte im Himalaja versammelt werden.

      Man muss verstehen, dass Wir zur Zeit Unsere Wohnstätte nicht verlassen, sondern weit entfernte Orte nur im feinstofflichen Körper aufsuchen. So wird die Aufzeichnung über das Innere Leben Unserer Wohnstätte vervollständigt.

 

       20. Urusvati unterscheidet feinfühlig fördernde und hindernde Ströme. Man kann sich vorstellen, welchen Einfluss die Massen ausüben, wenn sie von ein und derselben Stimmung ergriffen sind. Eines Tages wird man Experimente unter Beteiligung der Massen durchführen. Die Ergebnisse werden zeigen, auf welch weite Entfernung die Energie der Massen wirkt. Auch in Unserer Wohnstätte macht sich der Zustand weit entfernter Massen deutlich bemerkbar. Nicht ohne Grund sprechen Wir wiederholt von der Notwendigkeit einer vom Guten bestimmten Einigkeit. Selbst rein physiologische Experimente zeitigen verschiedene Ergebnisse. In Bezug auf die menschlichen Einwirkungen muss man verstehen, dass empfindliche Apparate ihre Schwingungen sogar bei der Annäherung eines einzigen Menschen ändern. Das bedeutet, dass die verwirrte, rasende Aura der Massen die wertvollsten Experimente stören kann. Daher rührt Unser Blutschweiß.

       Wir müssen nicht nur die Psychologie weit entfernter Massen regeln, sondern auch Unsere wissenschaftlichen Forschungen schützen. Archimedes[4] schützte seine Formeln gegen sichtbare Barbaren, doch um wieviel schwerer ist es, wissenschaftliche Schätze vor unsichtbaren, wutentbrannten Zerstörern zu behüten. Doch nicht nur zerstörerische Feinde bedrohen, sondern auch wohlwollende Menschen schaffen des öfteren zersetzende Bedingungen. Dann sind Wir bereit zu bitten, Unsere Formeln nicht zu verletzen. Es gibt viele Methoden einer solchen Verletzung, doch ihre Wurzel ist der Zweifel in all seinen Abarten.

       Stellt euch Unsere Wohnstätte vor, wo jeder Laut bereits die Harmonie der Schwingungen durchdringt. Wir haben Unsere Laboratorien hinreichend isoliert, die psychische Energie aber kann nicht abgeriegelt werden. Unsere Mitarbeiter, die nächsten wie die entfernten, sollten sich klar machen, durch welche Verfassung sie Uns helfen können. Der Große Dienst wird immer ein gemeinschaftlicher Dienst sein. Jeder, der sich Uns auch nur einmal genähert hat, hat bereits die Verantwortung übernommen, Unsere Arbeiten nicht zu behindern.

       In Unseren Türmen gibt es viele Stockwerke. Ständig finden viele Forschungen statt. Wer wäre denn so leichtfertig zu wagen, die angesammelten Energien in Unordnung zu bringen? Der Rückschlag kann entsetzlich sein, und niemand vermag ihn abzuwenden, wenn die grundlegenden Energien in Tätigkeit versetzt werden. Daher warnen Wir so besorgt davor, unliebsame Erschütterungen hervorzurufen.

 

       21. Urusvati bewahrt eine Erleuchtung aus der Kindheit, dass irgendwo der Lehrer des Lichts lebt. Nur die Erinnerung an die Wirklichkeit kann im kindlichen Bewusstsein eine solche deutliche Vorstellung hervorrufen. Wir freuen Uns zu sehen, dass Unsere Mitarbeiter von ihren ersten bewussten Stunden an bereits eine Vorstellung dessen in sich tragen, was sie früher gesehen haben. Ein verwirrter Geist hat auch verwirrte Vorstellungen, doch ein von vielen Errungenschaften erleuchteter Geist bewahrt eine klare Erinnerung.

       Das durch niemanden ermutigte kleine Mädchen wird aus seinem eigenen Bewusstsein heraus zu der ihm bestimmten Heldentat hingelenkt. Selbst deutliche Belehrungen können nicht oft in der neuen Hülle bewahrt werden. Doch wenn ein Wanderer sich in Unserem Auftrag auf den Weg macht und wenn er auch früher schon mit der Bruderschaft in Berührung gekommen ist, erfährt er bereits vom Kindesalter an Erleuchtung. Er sieht die Banner des Lichts. Wir nähern Uns ihm in verschiedener Gestalt, er vernimmt silberhelle Klänge, und sein silberner Faden ist zu Uns aufgespannt.

       Die Wanderin des Lichts schreitet unermüdlich voran, trotz der schlechten Verhältnisse der Kindheit. Nachdem sie sich innerlich gestärkt hat, wird ihr schließlich eine Vision zuteil, die sie zur Heldentat geleitet. Wir freuen Uns, wenn eine solche Heldentat nicht mit Worten, sondern mit flammendem Herzen angenommen wird. Ein solches Entflammen kündigt sowohl Erleuchtung als auch heilige Schmerzen an. Doch nur in der Annahme des Leides wird auch der Keim weiser Freude gebildet. Zu ihr kann man nicht ohne Leid gelangen. Doch allein in Unserer Nähe wird auch die Freude geboren.

       Urusvati ist freiwillig in die Welt gegangen. Schon bei früheren Berührungen mit der Bruderschaft wurde das Wort über das Feuer beschlossen, das in den Tagen des Harmagedon erschallen sollte. Es ist keine leichte Zeit! Es ist kein leichtes Wort, und die Bestätigung der Bruderschaft ist nicht leicht, wenn alle Kräfte der Finsternis zu Felde ziehen. Doch Wir heißen willkommen und freuen Uns, dass die Heldentat sich erhebt.

       Glaubt nicht, Unser inneres Leben sei selbstzufrieden, im Gegenteil, das Antlitz des Menschen wird von der Menschheit geschmiedet. Jeder silberne Faden erklingt wie eine Saite der Unbegrenztheit.

 

       22. Urusvati kann die äußerst hohe Bedeutung des Herzens bestätigen. Nach dem Wirken aller übrigen Zentren tritt die Bedeutung des Herzens hervor. Sogar Kundalini* erweist sich im Vergleich mit dem Herzen als irdisch. Die Bedeutung des Herzens wird nicht verstanden. Man hält es für den Mittelpunkt des Lebens, doch eine solche Definition ist unzureichend. Das Herz ist die Brücke zwischen den Welten. Dort, wo die Berührung der drei Welten besonders offen zutage tritt, wird die Bedeutung des Herzens tief empfunden.

       In Unserer Wohnstätte besteht die Verehrung des Herzens. Bei Uns kommen Persönlichkeiten zusammen, die durch viele Jahrhunderte getrennt sind; es scheint, dass ihre Psychologie sehr unterschiedlich sein müsste, verändern sich doch in einem Abstand von drei Generationen die Denkmethoden völlig, doch bei Unserer Zusammenarbeit lässt sich das nicht beobachten. Eine der Hauptursachen dafür ist das erweiterte Bewusstsein, doch auch das allein ist noch zu wenig; die Mitwirkung des Herzzentrums ist erforderlich. Nur das Herz vermag die durch viele Jahrhunderte getrennten Bewusstseine zu vereinen. Das Herz ist als Grundlage für alle feinsten Tätigkeiten erforderlich.

       Wenn die Gedankenübertragung auf Entfernung von den Menschen angenommen worden ist, wird man die Bedingungen erklären müssen, die solche feinstofflichen Tätigkeiten leiten. Man wird sagen, es sei Harmonie notwendig, doch das legt noch nicht genau fest, welches Zentrum beteiligt ist. Das Herz ist auch bei der Gedankenübertragung auf Entfernung die wesentliche treibende Kraft.

       Stimmt eure Herzen, wenn ihr Gedanken sendet, denkt aber daran, dass einem angespannten Herzen ein feuriger Brand droht. Nur wer einen solchen, mit Worten nicht auszudrückenden Brand erlitten hat, kann von dessen unsagbarer Gefahr wissen. Diese Qual besteht in den größten heiligen Schmerzen. Sie entstehen aus der Unausgeglichenheit der Welten. Daraus entstehen auch verschiedene Herzerkrankungen. Der Mensch will nicht um seinen Mittelpunkt besorgt sein, der in allen Welten sein feuriges Korn bewahrt.

       Ihr habt gehört, dass man das innere Feuer gewaltsam zum Durchbruch nach außen hervorrufen kann. Eine solche Operation ist vollkommen möglich, doch sehr gefährlich, denn ein solches Feuer kann mit dem räumlichen Feuer in Berührung kommen und verderbliche Wirkungen schaffen.

       Die Bedeutung des Herzens ist umso erhabener, als es in Zukunft viele Apparate unnötig machen wird. Tatsächlich wird es in der neuen Epoche Menschen geben, welche die kompliziertesten Apparate durch sich selbst ersetzen werden. Jetzt erfindet man noch Roboter, doch nach dem Fieber des mechanistischen Denkens wird man seine Aufmerksamkeit wieder den Kräften des Menschen zuwenden.

       In Unserer Wohnstätte sind die Forschungen daraufhin ausgerichtet, den Menschen vom Joch der Maschinen zu befreien. Bei diesem Prozess ist es notwendig, das Herz zu erziehen. Man muss verstehen, der Stimme des Herzens Gehör zu schenken. Diejenigen, die Uns des Egoismus bezichtigen, mögen sich der namenlosen Werke erinnern.

 

       23. Urusvati hat oftmals Unsere Heilbehandlung durch Schwingungen erfahren.[5] Es beginnt die Zeit, in der die Medizin verwandelt werden wird, und zusammen mit physischen Medikamenten wird man Schwingungen und Suggestion* anwenden. Auf diese Weise werden die bekannten, außerordentlich hohen Dosen von Medikamenten verringert werden, da nur ein kleiner physischer Impuls erforderlich sein wird; die übrige Gesundung wird von Schwingungen und Suggestion abhängen.

      Die Homöopathie hat bis zu einem gewissen Grad den Verlauf der Medizin der Zukunft vorausgesehen. Natürlich können gegenwärtig nur diejenigen Homöopathen erfolgreich sein, die über ein hohes Maß an psychischer Energie verfügen. Es mag sein, dass sie nicht einmal wissen, worin der Erfolg ihrer Behandlung besteht, doch allmählich hören sie von der Harmonie der inneren und äußeren Einwirkungen, dann wird ein neues Heilverfahren beginnen. Jetzt, unter den von Unwissenheit bestimmten Bedingungen, entschließen sich die Ärzte nicht, wenigstens sich selbst einzugestehen, dass in hohem Maße ihre psychische Energie wirkt. Sie sind bereit, den Erfolg den schwächsten Medikamenten zuzuschreiben, und vergessen dabei ihren eigenen mächtigen Einfluss.

       Nur wenige richten ihre Aufmerksamkeit auf die Schwingungen, die bestimmt bei gewissen Schmerzen beginnen zu wirken beginnen. Gleichfalls bemerken sie nicht, dass nach Abklingen der Schmerzen auch die Schwingungen verstummen, die gerade erst die Bettstelle erbeben ließen. Bei Uns ist besonders die Heilung durch Schwingungen entwickelt, die auf weite Entfernungen hin wirken kann, wenn der Kranke diese feinstofflichen Einwirkungen aufnimmt. Die freiwillige Aufnahme ist unerlässlich, andernfalls brechen sich die Ströme und es folgt Unheil.

       Wir müssen auch in Unserer Wohnstätte des öfteren Schwingungen anwenden, besonders, wenn es für den feinstofflich-grobstofflichen Zwischenzustand[6] notwendig ist. Nicht zufällig sind Wir so um diesen feinstofflich-grobstofflichen Zustand besorgt. Dieses seit langem vom Schicksal bestimmte Problem erfordert ein besonders fürsorgliches Verhalten.

 

       24. Urusvati versteht die Wechselbeziehung zwischen Schlafen und Wachen. Für die einen ist der Schlaf der Gegensatz zum Wachen, doch für Uns ist der Schlaf die Fortsetzung der Arbeit in einem anderen Zustand. Es ist unmöglich, den Schlaf auf andere Weise richtig zu verstehen. Man darf auf keinen Fall die Lebensnotwendigkeit des Schlafes verneinen. Bestimmte Bedingungen können die Dauer des Schlafes verkürzen, aber nicht seine Notwendigkeit ausschließen. Auf den Höhen kann man sich mit vier Stunden Schlaf begnügen, doch dies ist erst ab einer bestimmten Höhe möglich.

       Glaubt nicht, wenn jemand versichert, er benötige keinen Schlaf. Ausgenommen die schreckliche Krankheit der Schlaflosigkeit fassen die Menschen den Schlaf als Teil des Daseins auf. Jeder Schlafzustand nähert den Menschen der Feinstofflichen Welt an. Es kann verschiedene Grade der Bewusstheit während des Schlafes geben, doch diese Klarheit des Bewusstseins muss man entwickeln. Der Mensch muss sich immer wieder sagen, dass, wenn er in den Schlaf sinkt, er sich zur Arbeit begibt. Wenn sein freier Wille sich dieses Axiom aneignet, wird es ihm umso leichter werden, seine Kräfte in der Feinstofflichen Welt anzuwenden. Mögen die Menschen nicht befürchten, dass auf diese Weise die Erholung verloren ginge. Sie bleibt in vollem Maß erhalten, denn in der Feinstofflichen Welt werden auch feinstoffliche Qualitäten angewendet, die nicht ermüden.

       Weitaus schlimmer ist es, wenn ein Mensch von irdischen Leidenschaften ergriffen in Schlaf fällt, ohne auch nur an irgendwelche Höheren Welten zu denken. Dann irrt dieser Mensch, statt mit lichtvoller Arbeit und Erkenntnis befasst zu sein, in dunklen Schichten umher, und man kann sich vorstellen, welche Begegnungen ihn dann ermüden werden! Möge das Einschlafen zu einem bewussten Übergang in die Höhere Welt werden. Der freie Wille wird einen wie Flügel emportragen. So spreche Ich über den Schlaf, um zu zeigen, dass auch Uns in Unserer Wohnstätte Schlaf eigener Art nicht fremd ist, der eine Übertragung des Bewusstseins in die Höheren Welten darstellt.

       Urusvati versteht es richtig, dass Wir die Äußerung des freien Willens nicht behindern, in ihr liegt Stärke.

 

       25. Urusvati hat vielen erklärt, warum man Uns die Weltregierung nennt. Wahrhaftig, jeder Mensch spürt in unterschiedlichem Maß, dass sich irgendwo der Mittelpunkt des Wissens befindet. Dort, wo das Wissen ist, ist auch die Macht. Nicht ohne Grund träumen die einen von Uns, während andere Uns hassen und Unsere Wohnstätte vernichten möchten.

       Bei Weltereignissen können Beobachter etwas feststellen, das oberhalb der menschlichen Logik steht. Oftmals haben sogar Ergebene Uns Verzögerung und Indifferenz vorgeworfen, doch diese eiligen Ankläger haben selbst nur einen Sektor der Ereignisse gesehen. Sie konnten die Ursachen und Wirkungen nicht erkennen. Sie konnten die Nebenumstände nicht vergleichen. Sie konnten nicht vorhersehen, wann gerade der entscheidende Schlag geführt werden musste. Wer ist imstande, den Großen Plan und die zu ihm führenden Stufen zu erkennen?

       Ihrem teilweisen Verständnis gemäß setzen die Menschen ihre eigenen Maßnahmen durch, doch Unsere Schüler unterbinden nie gewaltsam eine Entscheidung des Lehrers. Sie verstehen, wie ihr eigener freier Wille mit Unserer Entscheidung in Einklang zu bringen ist. Man muss ein großes Gleichgewicht besitzen, um das Vernünftige Unserer Führung anzuerkennen und nicht seinen eigenen freien Willen zu verstümmeln. Wir sind sehr um ein solches Gleichgewicht besorgt. Die besten Volksführer besaßen ein solches Gleichgewicht, und umso leichter war es, ihnen Unsere Entscheidung zu übermitteln.

       Der „Grüne Lorbeer“[7], von dem ihr oft gesprochen habt, vermochte Führerschaft mit Feinfühligkeit gegenüber den Ratschlägen der Bruderschaft zu vereinen. Die Weisungen von Saint Germain* nahm er in vollem Vertrauen auf, und darin bestand sein Erfolg. Vielleicht ist Saint Germain auch gekommen, um einen künftigen Führer vorzubereiten.

       Auf der ganzen Erde lassen sich die Marksteine Unserer Führung feststellen. Einige hohe Persönlichkeiten haben sie angenommen, doch bedauernswerte Parodien von Monarchen verwarfen Unsere Ratschläge und führten ihre Länder dadurch ins Elend. Doch auch solche Zustände wenden Wir zum Guten. Der Gedanke von der Tactica adversa* ist euch bekannt.

       Man kann daran erinnern, dass vor dem großen Krieg[8] ein bestimmter überheblicher Monarch Unsere Warnung erhalten hatte, doch er zog es vor, den Thron einzubüßen und missachtete Unsere Weisung[9]. Ebenso hörte ein anderes Staatsoberhaupt Unseren Gesandten nicht an und zog es vor, sein Land in Unruhen zu stürzen[10].

       Man darf nicht sagen, dass in alten Zeiten Weisungen häufiger gegeben worden seien; auch heute gibt es ihrer viele, doch wie ehedem ist das menschliche Ohr taub.

       Wir stehen auf der Wacht für die Welt.

 

       26. Urusvati hat Freunde oft vor Angriffen der finsteren Kräfte gewarnt. Solche Warnungen sind überall notwendig. Man sollte nicht denken, dass die Finsteren ihre Zerstörungen einstellen werden. Verwesung ist ihre Nahrung. Mord ist ihr Handwerk. Anschläge auf Geist und Körper sind ihre Freude. Man darf nicht annehmen, sie würden nicht versuchen, auch hinter die bestverteidigten Grenzen zu dringen. Sie ziehen es eher vor, zugrunde zu gehen, als von ihrer zersetzenden Arbeit zu lassen.

       Manche Leichtgläubige meinen, mechanisches Rezitieren der Höchsten Namen schütze sie bereits vor finsteren Angriffen. Doch nicht Mechanik, sondern das reine Feuer des Herzens allein vermag einen sicheren Schild zu schaffen.

       Die Winkelzüge der Finsteren sind verschiedenartig. Neben gröbsten Anschlägen kann es die raffiniertesten Berührungen geben, die auf die schwächste Stelle einwirken. Das Hineintragen von Zweifel ist das Lieblingsverfahren der Finsteren bei ihrer Annäherung. Der Zweifelnde ist bereits wehrlos. Man sollte meinen, ein solches Axiom sei ausreichend bekannt, doch wie viele sind gerade an diesem Gift zugrunde gegangen!

       Ich meine, dass insbesondere viele Gegner der Wahrheit von solchen Einflüsterern hervorgebracht werden. Die offenkundigen Wahnsinnigen sind nicht so gefährlich wie die kleinen Hinterlistigen. Neue Arten von Giften werden erfunden, warum also nicht mit neuen Arten von Hinterlist auftreten? An eine solche Überlegung über die finsteren Angriffe solltet ihr euch erinnern, wenn ihr euch das Innere Leben der Bruderschaft vorstellt. Wir sind ständig auf der Wacht. Es vergeht keine Stunde, in der man nicht irgendwo die ausgeklügeltsten Angriffe der Finsteren verhindern muss.

       Glaubt nicht, dass sie nur Unsere Nachfolger angreifen. Sie versuchen überall, jeden guten Aufbau zu zerstören. Nach dem Gesetz der Schwingungen erfassen sie ausgezeichnet, wo der ihnen verhassten Keim des Guten ist. Man braucht ihnen keine Allwissenheit zuschreiben, doch sie wittern, wo ihre Antipoden sind. Unsere Arbeit wird durch den Verlust von Energie für die Unterbindung der Vorhaben der Finsteren belastet. Sie wissen zwar, dass sie letzten Endes nicht mit Uns kämpfen können, träumen aber davon, die in den Raum gesandte Energie aufzusaugen. Wenn Wir daher auf Einigkeit und Vertrauen hinweisen, rufen Wir dadurch zum schnellstmöglichen Sieg auf.

       Viele Zeichen fliegen zu Uns. Niemand stellt sich vor, wieviel Zwietracht in der Welt herrscht! Die Menschen haben vergessen, dass jedes Land aus vielen Herzen besteht. Ihr Schmerz ist Unser Schmerz.

 

       27. Urusvati hat die Legende über den Aufbau eines Tempels durch Djins* gehört. Jede Sage enthält einen Teil Wahrheit. Ebenso wahr sind historische Angaben über alle Arten von Verrat, die den Aufbau begleiten. Es wird gesagt, dass Verrat der Schatten des Aufbaus ist. Der Schatten zeigt die Höhe des Bauwerkes an. Wir wurden durch alle Arten von Verrat geprüft. Man hat Uns durch alle Arten von Hinterlist versucht. Es wird gesagt: Um die Liebe zur Menschheit zu erhöhen, muss man ihre Abgründe durchschreiten. Wer aber wird genügend Geduld in sich finden, um in sämtliche Abgründe zu blicken und dabei den Glauben an den Aufstieg der Menschheit nicht zu verlieren? Unsere Wohnstätte offenbart sich als ein Bollwerk solcher Geduld. Und wer bei Uns war, von Uns gehört hat und in seinem Herzen Unsere Berührung trägt, besitzt bereits die Rüstung der Geduld. Wir schätzen diese Eigenschaft, sie gehört zur Unbegrenztheit.

       Die Menschen müssen in sich eine Vorstellung von der Unbegrenztheit finden, sonst werden auch Unsere Türme unzugänglich bleiben. Der Mensch muss sich in der Zeit von Leid und Elend Uns zuwenden. Ohne es selbst zu wissen, erfährt der Mensch Unsere Fürsorge, wenn sein Herz nicht versteinert ist. Sogar sehr Unerfahrene werden zum Aufbau zugelassen, wenn sie eine löwenartige Verfassung bewahren und die Hierarchie anerkennen. Mögen diese Arbeiter überzeugt sein, dass von ihrem Arbeitstisch aus ein unsichtbarer Faden zu Uns gespannt ist. Mögen solche Mitarbeiter ihre Kraft aus dem Bewusstsein der Existenz der Bruderschaft schöpfen.

      Unsichtbar helfen Wir ihnen. Wir finden die für sie notwendigen Bücher. Wir vereinen ihre Gedanken in der Hoffnung auf die fernen Welten. Wir festigen ihr Vertrauen. Wir finden für sie ein liebendes Herz. Mögen nur alle Schlangen und Skorpione vertrieben werden. So macht ihr euch mit einer wichtigen Seite Unseres Lebens bekannt.

       Ihr könnt euch vorstellen, wie Wir uns über jeden arbeitsamen Menschen freuen, den wir finden, der des Vertrauens würdig ist. Solche bestrebten Geister fürchten sich nicht, sich in Prüfungen zu befinden. Nur Hinterlistige fürchten, dass ein Lichtstrahl in die gewundenen Tiefen ihres Inneren eindringen könnte. Geöffnete Herzen bilden einen herrlichen Halsschmuck für die Höheren Welten.

       Ein Lehrer sagt sich nicht von seinen Pflichten los. Sein ganzer Tag ist von Pflichterfüllung erfüllt. Wem diese Worte schrecklich erscheinen, möge nicht an die Bruderschaft denken.

 

       28. Urusvati war von Unseren Blumen entzückt. Wir haben in der Tat eine Vervollkommnung mancher Arten erreicht. Bedeutsam war dabei vor allem die psychische Energie, welche die Entwicklung der Pflanzen fördert. Mit ihr zusammen gießen Wir mit sodahaltigem Wasser und wirken auf diese Weise sowohl von der äußeren als auch von der inneren Seite. Mittels der psychischen Energie kann man in weitem Maß Einfluss nehmen. Doch es ist notwendig, dies systematisch zu tun und dabei nicht zu vergessen, dass viel Zeit und Geduld erforderlich sind. Im allgemeinen verderben die Menschen viele erfolgreich begonnene Experimente durch Mangel an Geduld. Bei Uns sind zudem die Ausstrahlungen harmonisiert, und daher kann jeder den anderen mit einem gleichwirkenden Willen ersetzen.

       Die Menschen können nicht verstehen, wie sehr solche Forschungen für sie selbst nützlich sind. Die psychische Energie bedarf des Austausches. Wenn man sie Menschen zusendet, kann dies Erschöpfung hervorrufen, doch die Berührung mit der Pflanzenwelt wird keinen Rückschlag verursachen. Auch möge man nicht vergessen, dass Wir eine äußerst enge Zusammenarbeit mit der Feinstofflichen Welt pflegen, und dieses Reservoir kann die Energie leicht erneuern.

       Vielen fällt es schwer, sich vorzustellen, wie Wesen der drei Zustandsebenen zusammenarbeiten können, doch in Wirklichkeit ist das nicht kompliziert. Feinstoffliche Mitarbeiter sind oft sichtbar, denn dafür ist noch nicht einmal Ektoplasma* erforderlich; es werden vielmehr gewisse chemische Zusammensetzungen angewendet, die auf eine Verdichtung der Materie hinwirken. Sogar während des letzten Krieges[11] hat man viele Visionen bemerkt, doch ohne zu erkennen, dass die Ursache in gewissen chemischen Mithelfern liegt. Oft kann etwas, das für die grobstoffliche Welt zersetzend ist, für die Feinstoffliche Welt in gegenteiliger Weise dienlich sein, so verschieden sind die Bedingungen.

       Urusvati war erstaunt, dass auf Unseren Höhen Blumen tiefgelegener Gebiete existieren können. Man darf nicht meinen, eine solche Akklimatisation könne rasch vonstattengehen. Urusvati hat ihren tibetischen Bekannten im Blumenbeet gesehen. Wir halten auch im Inneren der Räume viele Pflanzen. Für viele Versuche ist die lebendige Substanz lebender Pflanzen notwendig. So raten Wir dazu, sich des öfteren mit Pflanzen zu unterhalten. Solche Ströme sind der Feinstofflichen Welt sehr nahe. Ich bestätige, dass Wir Unsere Kraft allem Existierenden zusenden. Auf diese Weise entsteht jene organische Einigkeit, auf der Wir so oft beharren.

 

       29. Urusvati schätzt Unsere Hilfe. Wer etwas schätzt, geht auch behutsam damit um. Jede wahre Zusammenarbeit erfordert vor allem Behutsamkeit. Man darf mit der Hierarchischen Zusammenarbeit nicht nach seiner zufälligen Stimmung verfahren. Aus Hochachtung muss man der Stimme eines Älteren Bruders aufmerksames Gehör schenken. Sogar jene, die sich aus Unwissenheit Unsere Bruderschaft nicht vorstellen können, können dennoch die Existenz überirdischer Stimmen begreifen.

      Wer sich Unsere Bruderschaft vorstellen kann, sollte sich gegenüber Unserer Wohnstätte entsprechend verhalten; er sollte verstehen, dass jedes leichtsinnige Schwanken den Gedankenfluss des Lehrers stören muss. Jedes unwürdige Wort entstellt irgendetwas. Jeder zerrissene Faden dreht sich zu einer Schlinge. Dies ist nicht als Einschüchterung gemeint, sondern als Wunsch nach besseren Errungenschaften.

       Es ist richtig, sich der uralten Weisheit Indiens zu erinnern, in der die Pflicht gerade der Bestimmung des Menschen entsprach. In seiner tiefsten Wurzel ist das Konzept der Pflicht ein und dasselbe, und es wirkt entsprechend in seinen Verästelungen. Uns ist der Begriff des Lehrers heilig. Jeder von Uns hat einen Lehrer, und auf dieser Leiter gibt es unzählige Sprossen. Auch an der Spitze eines Planeten zu stehen, bedeutet keine Vollendung. Es kann keine Vollendung geben, und darin liegt Freude.

      Wenn man die unsagbaren Namen der höchsten Herrscher nennen wollte, würde dies großen Schaden nach sich ziehen. Ein solcher Verrat könnte doch gewaltige Wirkungen haben. Es könnte sichtbare und unsichtbare Ausbrüche geben, umso mehr muss man sich eine behutsame Einstellung gegenüber der Hierarchie angewöhnen.

       Es hat eine Zeit gegeben, in der man es verstand, sich dem Begriff des Höchsten gegenüber besser zu verhalten, doch heute wird der Große Dienst nicht verstanden. Es scheint, dass sich die Feinstoffliche Welt annähert und dass Wir viel zu viel erwähnt werden, doch der finstere Abgrund wird nicht kleiner. Sogar der Begriff des Lehrers selbst steht in Zweifel. Nicht nur einmal habt ihr gehört, dass Menschen, die genug über Uns wissen, unanständig über die Bruderschaft gesprochen haben; in solchen Äußerungen ist Zerstörung enthalten.

       Man will Uns die Art und Weise der Hilfe vorschreiben, doch ein solcher Zwang bewirkt eine Brechung der Ströme. Ein sparsamer Hausherr bedauert jede Verschwendung. Große Freude wäre bereits eingetreten, wenn diejenigen, die von der Hierarchie wissen, ihre Öllampen freiwillig dargebracht hätten.

       Freiwilligkeit ist Unsere antreibende Kraft.

 

       30. Urusvati ist mit vielen Lichterscheinungen vertraut. Solche Wetterleuchten werden als geistige Scharfsicht bezeichnet. Für sich allein bedeuten die Lichterscheinungen nichts Besonderes, doch sie sind wie Banner auf dem Weg zu Uns. Ein schwaches Nordlicht wird von den Menschen nicht bemerkt; ebenso ist auch ein erstes Aufflammen des Geistes vielen nicht offensichtlich.

       Man kann verfolgen, wie aus kleinen Lichtpunkten Flammen auflodern, die bis zu einem regenbogenartigen Leuchten anwachsen. So kann auch um Menschen herum eine herrliche Aura aufflammen. Diese Lichterscheinungen sind in Unserer Wohnstätte besonders gut erkennbar. Seit alten Zeiten wird dieses Licht gesammelt und kann auf Wunsch hell erstrahlen. In Legenden werden Menschen erwähnt, die in der Lage sind, ein blendendes Licht um sich herum hervorzurufen; so kann man sich auf Wunsch mit der feurigen Kraft umgeben.

       Die Menschen müssen sich an die Möglichkeit solcher Erscheinungen gewöhnen. Schon jetzt können manche Leute Auren unterscheiden, doch andere reiben sich die Augen und denken, dass mit ihrem Sehvermögen etwas nicht in Ordnung sei. Oft erweckt ein Leuchten mitten am Tag den Eindruck von Verschwommenheit, so verschiedenartig sind die Wahrnehmungen des Leuchtens. Bei Uns ist diese Eigenschaft so weit verstärkt, dass man bei seinem eigenen Licht lesen kann.

       Man muss sich vorstellen, wie das Konzept der Finsternis allmählich schwindet, da alles Umgebende erfüllt ist von Feuern, Strahlen, Lichtsäulen und Myriaden von leuchtenden Punkten. Eine solche Umgebung ist bei geöffneten und bei geschlossenen Augen gleich wahrnehmbar. Die Finsternis schwindet nämlich. Nur in den niederen Schichten der Feinstofflichen Welt herrscht ein Zustand des Halbdunkels, denn deren Bewohner verstehen es nicht, an das Licht zu denken. Sogar eine solche Erscheinung hängt vom Denken ab. Denken schafft Licht. Der Denker sendet nämlich den Befehl aus: Es werde Licht! So werden Wahrheiten gelehrt, doch die Menschen halten sie für Märchen.

       Nur im Geist und in der Erfahrung kann man die höchst natürlichen Gesetze erfassen. Es ist nicht leicht, die Widerstände der Umgebung zu überwinden. Unsere Wohnstätte ist so stark, weil es in ihr keine Zersetzung gibt. Der Wille Aller fließt zu einem einzigen mächtigen Strom zusammen. Der Dynamo der Einigkeit vermehrt alle Energien. Nicht Magie, sondern der geläuterte Wille sendet den Befehl in die Welt hinaus: Es werde Licht!

       Man muss Unsere Wohnstätte als einen Triumph der Einigkeit betrachten.

 

       31. Urusvati versteht die Ursache der Langlebigkeit Unserer Gestalten richtig. Die Verbindung mit der Feinstofflichen Welt verleiht eine besondere Qualität, die zur Feinstofflichen Welt gehört. So verändert sich die Gestalt nicht, es sei denn auf ausdrücklichen Wunsch. Der Gedanke schafft Formen in der Feinstofflichen Welt. Man kann aus den Tiefen der Zeitalter beliebige Formen hervorrufen und sie verdichten, wenn genügend Vorstellungskraft vorhanden ist. Doch gibt es neben den Bedingungen der Feinstofflichen Welt in Unserer Wohnstätte noch die Erscheinung der Einigkeit. Eine solche Bedingung kann in allen Einzelheiten des Daseins hilfreich sein. Sie schafft eine heilsame Atmosphäre und schmiedet ein dauerhaftes Bewusstsein.

       Ihr habt gehört, dass Unsere Brüder durch Berührungen mit der irdischen Disharmonie erkrankten. Nicht nur einmal haben Sie unter der lang andauernden Uneinigkeit unter den Menschen gelitten. Daher suchen Wir selten Städte auf. Diese Auftritte sind mit außergewöhnlichen Umständen verbunden und dauern nicht lange an. Dabei verweilen Wir in ein und derselben Stadt nur äußerst kurze Zeit. Es lassen sich in der Natur Orte finden, an denen die Ströme der Zersetzung nicht allzu stark sind. Sowohl in Frankreich als auch in England gibt es in der Nähe von Städten gelegene Wälder, die genügend Ozon enthalten, das für Uns unentbehrlich ist. Man darf sich nicht wundern, dass sogar Unsere aufgespeicherte Energie Ozon benötigt. Man soll nicht denken, dass Wir nicht stark genug wären, um die Fluida der Massen auszuhalten. In Wahrheit können Wir die Energie bis zu einer gewaltigen Anspannung konzentrieren, doch in allem bedarf es der Angemessenheit und Behutsamkeit.

       Ihr habt gelesen, wie belastend die Auren mancher Semindare[12] für Unseren Bruder waren. Natürlich hätte Er sie mit einer einzigen Entladung von Energie zurückschlagen können, doch eine solche Tötung war nicht Teil des Auftrags Unseres Bruders. So ist es eben in vielen Fällen notwendig, sich angemessen zu verhalten und den Strahl auf den höchstmöglichen Nutzen zu richten. Eine solche Angemessenheit bestimmt die Vorschriften der Bruderschaft. Den Ansturm der Finsternis zurückzuhalten, jene zu schützen, die ihre eigenen Kräfte nutzen und alle möglichen Verhältnisse zum Heil anzuwenden, dies ist die Erfüllung Unserer Satzung.

 

       32. Urusvati hat die Existenz eines bestimmten Stoffes vorausgeahnt, der das Gleichgewicht und die Langlebigkeit des Organismus bewahrt. Ich werde die vollständige Zusammensetzung dieses Stoffes nicht nennen, da er für den grobstofflichen Zustand zerstörerisch sein kann. Starke Radioaktivität entspricht dem feinstofflichen Zustand, kann aber den grobstofflichen Körper zersetzen. Unter irdischen Bedingungen kann sogar Baldrian zu stark sein; daher muss man verstehen, die Wechselbeziehungen verschiedener Stoffe zu unterscheiden.

      Zum Beispiel wurde bei dem bekannten Experiment Meines Freundes ein äußerst starkes Gift angewandt, das für jeden Menschen tödlich gewesen wäre. Da der Körper Meines Freundes jedoch dem feinstofflichen Zustand bereits nahe war, war die Wirkung eines Giftes nützlich. Man könnte viele Beispiele nennen, bei denen die Wirkung eines Giftes nicht zum Tod führte. Man kann den Grund dafür in einem besonderen Zustand des Organismus suchen.

       Bei Menschen ist oft ein besonderer physiologischer Zustand zu bemerken, wenn sie, ohne es zu wissen, die Feinstoffliche Welt berühren. Besonders bemerkenswert ist, dass solche Menschen von den verschiedenen Welten oft gar nichts wissen. Irgendwo in der Tiefe des Bewusstseins ist eine Möglichkeit verborgen, die aber nicht in Worte gefasst werden kann. So wenden Wir oft die Tactica adversa an, um das menschliche Bewusstsein zu wecken. Dabei ist es notwendig, das Geschehen bis zum Absurden zu führen, anders können die Schlafenden nicht erwachen. Bei weltweiten Ereignissen ist dieselbe Taktik unerlässlich. Es ist unmöglich, die Lage der Dinge in ihrem natürlichen Fluss aufzuzeigen.

       Ihr habt oft bedauert, dass die große Prägnanz des menschlichen Charakters früherer Epochen verlorengegangen ist. Man muss anerkennen, dass dies der Wahrheit entspricht. Wir sehen, wie sehr die psychische Energie nach und nach verkümmert. Sie wird nicht zur Tätigkeit aufgerufen und schläft ein, wobei sie ihre Feurigkeit einbüßt. Es gibt keine Reibung, die das Feuer hervorruft. Dadurch bleibt Unsere Wohnstätte fernliegend, und jede Erwähnung von ihr klingt abstrakt. Wir bedauern das nicht. Ich bestätige, dass gerade die Schlacht die Kraft der Bruderschaft zeigt. Groß ist die Schlacht in den Tagen des Harmagedon!

       Wir legen das Ohr an die Erde, und dort wächst die Anspannung.

 

       33. Urusvati freut sich, wenn sie bei jemandem eine Erweiterung des Bewusstseins bemerkt. Man kann sich wahrhaftig freuen, wenn der ganzen Welt ein solches Geschenk dargebracht wird. Man darf die Erweiterung des Bewusstseins nicht als eine persönliche Bereicherung ansehen, in jeder solcher Läuterung ist auch das Allgemeinwohl mit inbegriffen. Die Welt begrüßt jedes Aufblitzen von Erweiterung des Bewusstseins: Das ist ein wahrer Festtag!

       In einigen Mysterien wurde die Erweiterung des Bewusstseins mit dem Erwachen des Frühlings gleichgesetzt. Niemand vermag den gesamten Wachstumsprozess von Gräsern zu verfolgen, doch jedes Herz erfreut sich der Frühlingsblumen. Ebenso unmöglich ist es, die Einzelheiten der Erweiterung des Bewusstseins wahrzunehmen, die Verwandlung des Menschen ist jedoch offensichtlich. Der Verwandelte selbst weiß gar nicht, wann seine Erneuerung begonnen hat. Er kann nicht sagen, auf welche Weise sein neues Bewusstsein gewachsen ist. Nicht selten wird ein Mensch die unbedeutendsten Vorfälle nennen und außergewöhnliche Begebenheiten übersehen, die auf ihn eingewirkt haben.

       Nicht zufällig sind die drei- und siebenjährigen Fristen genannt worden; allein über solche Perioden hinweg kann man eine Veränderung des Bewusstseins bemerken. Doch Wir und die Uns Nahestehenden, die einen Auftrag erfüllen, können auch kürzere Fristen des Wachstums des Bewusstseins feststellen. Ein Gärtner kennt sein Blumenbeet selbst am besten, und so verfolgen auch Wir aufmerksam jede Aufspeicherung von Bewusstsein bei denen, die Uns nahe stehen. Es gibt viele Gründe für eine solche Beobachtung.

       Man kann bestätigen, dass jede gute Annäherung an Uns im Verlauf mehrerer Jahrhunderte nicht folgenlos bleiben wird. Wir verstehen es, dankbar zu sein – diese Eigenschaft wird in Unserer Wohnstätte als unerlässlich angesehen. Jede Bestätigung der Bruderschaft bringt ihre gute Ernte ein. Jede Unterstützung Unserer Arbeit wird geschätzt. Keine wohlmeinende Erwähnung der Bruderschaft wird vergessen. In Unseren Aschrams werden Aufzeichnungen solcher guten Taten verwahrt. Wir lieben es, jedes Lächeln des Guten zu vermerken. Und Unsere Schüler verstehen es ebenso, sich eines liebevollen Wortes über die Bruderschaft zu erfreuen. Niemand kann diese lichtvolle Freude gewaltsam lehren. Niemand kann Dankbarkeit anordnen. Nur ein erweitertes Bewusstsein zeigt an, wann man des Guten noch mehr tun kann.

       Die Menschen sprechen gar nicht gern über das Bewusstsein. Denn jede Verbesserung ist ihnen lästig. Sind es viele, die nach der Schule die Suche nach Erkenntnis fortsetzen? Man muss das gesamte Leben verwandeln, damit Erkenntnis zu einem beständigen Bedürfnis wird. Wir freuen Uns über jedes Erwachen des Bewusstseins und bezeichnen als Zeichen des Erfolges den Wunsch, über die Bruderschaft nachzudenken; selbst wenn es nur darüber wäre, wie man sich der Bruderschaft zuwenden und ihr anschließen kann.

 

       34. Urusvati ist bestrebt, jede Stunde nützlich zu verwenden; ein solcher Entschluss bildet sich in Unserer Wohnstätte heraus, in der man die Stunden nicht zählt. Kann man angesichts der Länge des Lebens nach Stunden streben? Bei Uns gibt es keine irdischen Stunden, da die Arbeit sich nicht nach künstlichen Maßeinheiten aufteilen lässt. Außerdem ergehen von allen Enden der Erde her so viele Anrufe und Hilfsgesuche an Uns, dass die Tätigkeiten unmöglich nach Stunden eingeteilt werden können. Wir müssen das Bewusstsein in einer solchen Anspannung halten, dass Wir jede Sekunde bereit sind, den Willen an den Bestimmungsort zu senden.

       Zweifellos wird man Uns beschuldigen, Hilfe an Unwürdige oder in unzureichendem Ausmaß zu senden. Die Menschen urteilen nach alltäglichen Maßstäben und können nicht auf Ursachen und Wirkungen schauen. Ich spreche nicht nur von der Angespanntheit der Arbeit, sondern auch von der Scharfsicht, die es ermöglicht, augenblicklich abzuwägen und zu entscheiden, wann welche Handlung die nützlichste ist. Jede Bitte um Hilfe trägt die Ausstrahlung der Vergangenheit und den Wohlgeruch der Zukunft mit sich. Man muss solche Harmonien in seinem Bewusstsein vereinen und den Sinn der Disharmonie verstehen. Man darf nicht jemanden unterstützen, der zum Bösen bereit ist, muss aber dort Hilfe leisten, wo ein Mensch leidet. Oft sind Gegensätze unvereinbar, und nur die Kenntnis der Vergangenheit hilft, das Gleichgewicht zu finden.

      Gleichzeitig wird keine Bitte an Uns zurückgewiesen. Bringt der Mensch doch in der Minute des Ersuchens bereits sein Bekenntnis zum Ausdruck, und eine solche Realität lebt schon im Raum. Wir werden an der Stimme des Bittenden nicht vorübergehen. Wir werden kein Flehen abweisen, doch Wir werden alle heilsamen Dinge sammeln, um in zweckmäßiger Weise zu helfen. In diesem Konzept ist eine besondere Scharfsicht enthalten.

       Wir sind immerfort tätig und müssen in eigener Verantwortung entscheiden, wo die Hilfe notwendiger und dringender ist. Unsere Schwester hat sich in weit zurückliegender Zeit die Fähigkeit angeeignet, jederzeit zu der Arbeit zu streben, die am nützlichsten ist. Eine solche Eigenschaft kann nicht schnell erworben werden. Man muss sie in verschiedenen Umständen bestätigen, damit sie zu einer Quelle der Freude wird. Diese Quelle vermittelt Befreiung von Gereiztheit. Der Gedanke an Arbeit in Unbegrenztheit verleiht auch ein Streben ohne Folgen[13]. Es wird keinen Gedanken über die Vergangenheit geben, und im Flug nach vorn werden die Folgen des Gewesenen beseitigt. So verleiht der interplanetare Wirbel Lebensmut und stört die Freude des erweiterten Bewusstseins nicht.

 

       35. Urusvati erinnert sich vieler Wechsel ihres langen Lebens. Diese Erinnerungen belasten das Bewusstsein nicht, sondern bereichern es nur. Eine rechte Einstellung zu früheren Leben ist sehr selten. Gewöhnlich begeistern sie nicht für die Zukunft, sondern ketten an die Überreste der Vergangenheit. Daher kann man den Menschen nur selten eine Kenntnis ihrer vergangenen Leben ermöglichen. Vieles wird vom gegenwärtigen Bewusstsein nicht aufgenommen. Die Menschen können überhaupt nicht verstehen, warum sich berühmte und arbeitsreiche Inkarnationen abwechseln. Das Trugbild eines Königs oder einer Königin hindert zu erkennen, welche Vervollkommnungen noch nötig sind. Die irdische Denkweise begreift nicht, wie sehr eine Verkörperung voller Arbeit das Bewusstsein über alle Machthaber der Welt erhöhen kann. Umso wertvoller ist es, wenn schon im irdischen Zustand ein Verständnis für den Aufstieg des Geistes reift.

       Viele, die von irgendeiner eigenen berühmten Verkörperung erfahren haben, verfallen in Stolz. Noch schlimmer ist es, wenn Menschen sich aus unechten Chroniken nie dagewesene Charakterzüge herauslesen, sie nachzuahmen beginnen und damit nur ihren Pfad verdunkeln. Jeder alte Geist hat irgendwann auch einmal berühmte Verkörperungen durchlebt. Auf diese Weise entsteht die Fähigkeit, die Massen zu führen, doch unter vielen Eigenschaften wird eine solche Fähigkeit nicht die erste sein.

      Die Verfolgten lernen mehr als die Verfolger. Alle Gebiete mühsamer Arbeit sind voller Entdeckungen. Prüfsteine sind an allen Wegkreuzungen verstreut. Ich erinnere daran, weil auch Wir über alle Prüfsteine hinweggeschritten sind. Wir haben den Schmerz vergessen und Leiden sind in Freude verwandelt worden. Selbst Unsere Peiniger kämpfen irgendwo und steigen durch Arbeit auf. Unsere Wohnstätte könnte nicht existieren, wenn Wir es Uns einfallen ließen, Unseren Peinigern zu drohen. Der Verlauf des Karmagesetzes ist unabänderlich.

       Wir erinnern Uns Unserer Inkarnationen. Wir müssen Uns ihrer nicht Unseretwegen erinnern, sondern um aller Begegnungen willen, die Wir beschlossen haben, nicht zu vergessen. Das Erscheinen eines Wanderers auf den irdischen Pfaden bringt sogar verschiedenartige Menschen einander näher. Das Erwarten der Fristen, die Freude der Begegnung, die Trauer des Abschieds – kein menschliches Gefühl geht verloren. Wer gemeinsam sich gefreut oder getrauert hat, wird das über lange Zeitalter hinweg nicht vergessen.

       Urusvati erinnert sich vieler Begegnungen. Das Gefühl, das durch sie erzeugt wird, bleibt über Jahrtausende hinweg lebendig. Eine solche Erinnerung an ein Gefühl kann eine Erweiterung des Bewusstseins schaffen. Die Feuer des Gefühls entflammen in voller Unverletzlichkeit. Irdische Worte bringen sie nicht zum Ausdruck, das Herz jedoch schlägt ebenso wie Jahrtausende zuvor. Auch heute wird, genauso wie damals in der Wüste, der Regenbogen über Christus leuchten. Auch die Freude über Hellas lebt. So geht auch der nordische Glaubenskämpfer[14] nahe vorbei. Ebenso gibt es viele Begegnungen sowohl in der Feinstofflichen Welt als auch in dem Land, in dem Wir jetzt gerade sprechen.

       Inmitten des inneren Lebens der Bruderschaft darf man dieses lebendige Gefühl nicht vergessen. Die Wohnstätte des Wissens kann ohne Gefühl nicht leben. Ein Gedanke des Wissens wird auch ein Gedanke des höchsten Gefühls sein. Ohne dieses wird es weder Märtyrer noch Glaubenskämpfer noch Sieger geben.

       Wir besitzen sowohl künstlerische Darstellungen als auch Teraphime, die einer Verstärkung der Hilfe dienlich sind.

 

       36. Urusvati versteht die Bedeutung der Ruhe, die für das Handeln unentbehrlich ist. Es gibt viele Erklärungen für diese Eigenschaft. Die einen nehmen an, dass es ohne Willensanstrengung keine Ruhe geben könne. Andere sehen Ruhe als einen angeborenen Charakterzug an, und dritte sagen: Ein schiefer Anfang wird auch ein krummes Ende ergeben. Das Offenbaren von Ruhe sei von der Arbeitsmethode abhängig. Alle diese Bemerkungen enthalten einen Teil Wahrheit. Oft vergisst man jedoch gerade das Grundlegendste, nämlich die Erfahrung. Auch ein junger, unerfahrener Seemann gerät in Aufregung, wenn er ein Schiff betritt, doch nach zehn Seefahrten überrascht er die Umgebung durch seine Ruhe.

       Unsere Taten sind voller Ruhe. Wie erfahrene Seefahrer kennen Wir die unzähligen Stürme und die Mittel für den Kampf mit ihnen. Das Chaos und die Finsternis zu überwinden ist die gewöhnlichste Unserer Offenbarungen. Keine unverhoffte Schlacht, sondern Tätigkeit ist der Inhalt eines jeden Tages.

       Zu Recht nehmt ihr an, dass durch die Verlängerung einer Linie eine andere verkürzt wird[15]; ein solches Vorgehen muss jedoch mit bewusster Ruhe verbunden sein. Sie wird nicht unempfindlich von Narkotika, sondern muss im Gegenteil die vernünftige und erfahrene Anwendung zweckdienlicher Kräfte sein. Über Ruhe ist vieles gesagt worden, und nicht selten wird sie beschrieben, als sei sie ein erstarrter Eisblock. Was für ein Irrtum!

       Ebenso wird auch der Begriff des Nirwana* verleumdet. Die Ruhe der Handlung ist die höchste Anspannung, das Leuchten des Blitzes und das schützende Schwert. Ruhe ist weder Schlaf noch ein Grab, denn aus ihr wird die schöpferische Idee geboren. So möge man daran denken, dass Unsere Wohnstätte voller Ruhe ist. Die Offenbarung einer solchen Anspannung ist unsichtbar, denn der Mensch versteht eine solche Anspannung nicht. Unzählige Erfahrungen zeigen, dass man lächeln, arbeiten und Energie aufspeichern kann – nämlich in solcher Ruhe.

 

       37. Urusvati trägt Furchtlosigkeit in ihrem Herzen. Wir können bestätigen, dass diese Eigenschaft durch Vertrauen und lange Erfahrung aufgespeichert wird. Upasika[16] hat ein Beispiel völliger Furchtlosigkeit im Leben gegeben. Unter allen Umständen war sie mutig, und Furcht schlich sich bei ihr nicht ein. Ein sehr weit zurückliegendes Leben Upasikas war voller Möglichkeiten für Angst. Es ist traurig zu sehen, wie verschiedene Verfolgungen zustande kamen, ihr Name wurde verleumdet, Mittel waren nicht vorhanden und von überall her drohten Ankläger. Wahrhaftig, ein Prüfstein der Furchtlosigkeit! Solche Beispiele können aus mehreren Jahrhunderten aufgezeigt werden. Jeder von Uns hatte nicht nur einmal Gelegenheit, Furchtlosigkeit zu zeigen.

       Man sollte nicht denken, dass Wir im irdischen Leben vor allen Angriffen der Finsternis geschützt seien. Wer einen irdischen Auftrag ausführt, befindet sich auch unter irdischen Bedingungen. Gewöhnlich denken die Menschen, dass Wir Uns immerwährend in Gefahrlosigkeit befänden, und machen Uns so zu Wesen, die es gar nicht gibt. Wir können verhältnismäßig viel überwinden, doch die Schlacht ist eine echte Schlacht. Wir bleiben Sieger, denn die Hierarchie des Lichts kann von der Finsternis nicht überwältigt werden.

       Wenn eine Unserer Schwestern ausruft: „Entsetzlich!“, so zeigt sie keine Furcht, sondern weiß nur die Anspannung zu schätzen.

       Wir sind Wanderer in den fernen Welten; dort kann man viele Lehrstunden in Furchtlosigkeit nehmen. Die fremden Bedingungen der Planeten und die ungewohnte Atmosphäre können das Herz des Besuchers beeinflussen. Unsere Schwester Urusvati kennt die Empfindung bei fernen Flügen. Sie kennt das besonders schwere Gefühl bei der Rückkehr des feinstofflichen Körpers, es können doch immer Komplikationen auftreten. Und viel Mut ist bei einem solchen Experiment erforderlich. Man muss sich bei Uns die Skizzen ferner Flüge ansehen, um den Grad der Kühnheit zu erkennen.

       Bei den irdischen Menschen ist das Streben zu Flügen erwacht. Einige erinnern sich ihrer kühnen Träume, andere fliegen wie Vögel fort, doch gerade das Streben nach oben drückt diesem Jahrhundert seinen Stempel auf. Schon vor langem wurden eiserne Vögel angekündigt[17], und eine solche Feststellung bestätigt die Neue Epoche.

 

       38. Urusvati hütet den Gedanken von der Mutter der Welt*. Die Frauenbewegung hat eine besondere Bedeutung für die allernächste Zukunft. Man darf diese Bewegung nicht als Behauptung einer Vorrangstellung ansehen, sondern als Herstellung von Gerechtigkeit. Vieles ist über Angemessenheit und Gleichgewicht gesagt worden; gerade für die Erkenntnis dieses Prinzips muss man das volle Recht der Frau stärken. Man sollte nicht denken, dass diese Maßnahme nur zum Nutzen der Frau ist; sie wird zum weltweiten Gleichgewicht beitragen und ist dadurch für die Harmonie der Evolution unabdingbar.

       Wir arbeiten daran, Maßnahmen zur Herstellung des Gleichgewichts einzuführen, doch bei dieser Arbeit treten besonders viele Widerstände hervor. In verschiedenen Völkern sind Züge ein und desselben überlebten Atavismus[18] vermengt. Daher darf man nicht nach Nationalitäten urteilen und muss sich unverzüglich in das Spinngewebe der verwickelten persönlichen Verhältnisse vertiefen. Leider hilft selbst die Frau nicht immer in dieser Situation. Umso mehr schätzen Wir die Arbeit Unserer Schwestern. Sie vernachlässigen die ihrem Herzen so teuren fernen Flüge, besuchen eifrig Familien am Herd und führen unermüdlich Gespräche, die bisweilen überaus belastend und traurig sind.

       Möge Unsere Schwester sich ins Gedächtnis zurückrufen, wie oft sie im feinstofflichen Körper mit unbekannten Frauen gesprochen hat. Wie oft war sie Zeugin von Streit und Unverständnis, doch die Tat der Aufklärung zögert nicht. Ganze große Völker streben nach Wissen. Mit dem Wissen wird auch das volle Recht eintreten.

      Wir können ein Diagramm der Frauenbewegung aufzeigen, und das Resultat ist überaus tröstlich. Man darf nicht routinemäßig denken. Die Welt ist jetzt aus dem gewöhnlichen Rahmen herausgetreten. Das Schiff hat den Kurs verloren, doch dafür beschleunigt ein Wirbelwind die Bewegung.

       Wir sind am Steuer, aber auch die anderen Seefahrer müssen mithelfen. Der Schrecken des Harmagedon kann durch einen Erfolg abgelöst werden. Man muss allerdings das Harmagedon erkennen und den Sinn der Hierarchie verstehen. Die Rolle der Frau in der Weltwirtschaft wird gestärkt, nie zuvor wurden so viele Frauen zu hohen Ämtern herangezogen. Unsere Ratschläge dringen auf weiten Gebieten durch.

 

       39. Urusvati hat Mitleid mit den Menschen, welche die Bruderschaft ablehnen. Wir bedauern jeden, der sich selbst des Wissens um das Bollwerk der Erde beraubt. Wenn ein Mensch das unerschütterliche Bewusstsein in seinem Herzen bewahrt, dass irgendwo Arbeit zum Wohl der Menschheit geleistet wird, schließt er sich dadurch bereits an dieses rettende Denken an. Mag dies zunächst ein Traum sein, mag es nur manchmal aufblitzen wie das Strahlen eines Wetterleuchtens, so zeugt doch jedes Wetterleuchten bereits von einer im Inneren verborgenen Energie. Der Mensch darf sich nicht gegen die Verwirklichung der Wahrheit erheben.

       Jeder, der das Wort „Bruder“ ausspricht, errichtet schon eine Brücke in die Zukunft.

       Die Menschen sollten sich vor Augen halten, dass jede Anerkennung ebenso wie jede Schmähung der Bruderschaft bis zu Uns vordringt. Wie die Welle eines Stromes über die ganze Erde fliegt, so erreicht auch der Klang des Wortes „Bruderschaft“ Unsere Wohnstätte. Vergesst nicht, dass das Wort „Bruderschaft“ von Uns gehört wird; es zieht wie ein Magnet alles mit ihm Zusammenklingende zu sich heran.

      Umso mehr kann man die Schmäher der Bruderschaft bedauern. Sie wollen nicht begreifen, an welche Macht sie rühren. In ihrem bösen Unglauben sagen sie: „Die Bruderschaft existiert nicht.“ Wenn man ihnen aber vorschlägt, ihre Behauptung zu beweisen, werden sie wiederholen, dass sie die Bruderschaft nicht gesehen hätten. Sie haben jedoch sehr vieles auf diesem Planeten nicht gesehen; bedeutet das etwa, dass all dies nicht existiert? Die Schmäher können das Nichtvorhandensein der Bruderschaft nicht beweisen, deshalb sind sie so gereizt bei jeder Erwähnung Unserer Wohnstätte.

       Es wäre sehr wünschenswert, die Schmäher tiefgehender zu befragen und sie nicht in ihrem Anfall von Lästerung zu belassen. Der Wahrheit entsprechend ist gesagt worden: „Man hat sich nicht nur für böse Worte, sondern auch für nicht ausgesprochene gute Worte zu verantworten.“ Viele Aussprüche aus ferner Zeit unterweisen die Menschheit mittels einfachster Wahrheiten, doch sie sind auch für die heutige Zeit neu. So lasst uns sehr behutsam mit dem Begriff der Bruderschaft umgehen. Lasst uns nicht vergessen, dass feinfühlige Apparate jedes Wort über die Bruderschaft verzeichnen.

       Lasst uns nicht zu denen zählen, die absichtlich oder unabsichtlich Verrat begehen. Es ist eine besondere Krankheit der Lästerung, wenn ein Verzweifelnder die Höchsten Kräfte durch Schmähungen zu einer Antwort aufzurufen sucht. Doch dies ist eine Krankheit. Man darf ihr nicht die unwissenden und bösartigen Schmäher hinzurechnen. Sie verzweifeln nicht, sondern ergötzen sich an der Zerstörung der besten Träume der Menschheit. Sie können von der Bruderschaft keine Zeichen erhalten. Keine schönen Gedanken steigern ihre Kreativität, daher bedauern Wir alle, welche die Bruderschaft ablehnen.

 

       40. Urusvati nimmt in ihrem Herzen alles wahr, was in der Welt vor sich geht. Alle Handlungen lassen sich in herzliche und herzlose einteilen. Eine solche Einteilung muss man besonders jetzt der Menschheit in Erinnerung bringen. Herzliche Wahrnehmungen können sich vereinigen, ungeachtet vieler Unterschiede. Herzlosigkeit jedoch bedeutet eine Vereinigung von finsteren Kräften. Unter ihnen wird man keine Mitarbeiter der Bruderschaft finden. Erinnert man sich all der Wege Unserer Mitbrüder, so wird man nicht eine einzige herzlose Handlung finden. Die Erscheinung des flammenden Herzens führte Sie auf den Scheiterhaufen, ans Kreuz und zu allen Martern, die von boshaften Unwissenden ersonnen wurden.

       Wir haben Uns nicht vom Leben entfernt. Wenn Wir Uns zeigten, unterschieden Wir Uns nicht von den übrigen Einwohnern. Ihr selbst könnt bezeugen, dass D. K.[19] sich nicht von den Lamas unterschied, als Er zu einer Begegnung mit euch erschien. Urusvati hat das Ungewöhnliche sofort gespürt, doch die äußere Erscheinung hätte ebenso dem Klostervorsteher zugeschrieben werden können.

      So zeigen auch alle Mitbrüder und Mitarbeiter äußerlich ein gewöhnliches irdisches Aussehen. Doch bei aller Herkömmlichkeit des Aussehens schimmert die Herzlichkeit aus jedem Blick und jedem Lächeln hindurch. Mag kann diese Eigenschaft der Herzlichkeit auch mit einem anderen, mehr wissenschaftlichen Namen bezeichnen, doch Wir möchten einen mehr menschlichen Blick auf Unsere Wohnstätte herstellen.

       In Büchern kann man einige unserer Titel finden, die sehr feierlich sind. Man kann von Manus und Bodhisattvas* lesen, doch vergessen wir nicht, dass einige Völker solcher Titel bedürfen. Wir sind Diener des Lichts und verehren die Hierarchie. Der erste Ruf wird der nach Vervollkommnung sein, doch nicht nach wohlanständigen Titeln. Das Wort „wohlanständige Titel“ darf nicht im irdischen Sinne verstanden werden, wo die Menschen alle Arten von Rängen und Auszeichnungen so sehr lieben. Wir dienen der unbegrenzten Hierarchie. Wir fassen Führerschaft nicht als Auszeichnung auf, sondern als unanfechtbare Notwendigkeit. Eine solche Verantwortlichkeit möge allen menschlichen Gemeinschaften zugrunde gelegt werden.

       Wir messen Titeln keine Bedeutung bei, da Wir im Wechsel der Leben eine Vielzahl von Titeln in den verschiedensten Sprachen getragen haben. Viele Namen sind vollständig aus dem Gedächtnis der Menschheit ausgelöscht worden. Wer vermag die prachtvollen Gebieter von Atlantis zu nennen? Nur in den Sümpfen von Tsaidam[20] kann man bisweilen eine Luftspiegelung glänzender, ehemaliger Städte sehen. Urusvati erinnert sich dieser Bauten und des Großen Stieres[21].

      Ruft euch ins Gedächtnis, dass Wir bei Unseren Inkarnationen die Erinnerung an die bedeutendsten Ereignisse bewahrt und sie in den Archiven der Bruderschaft festgehalten haben. Wer sich eine Vorstellung von Unserem inneren Leben bilden will, möge nicht müßig sein und sich mit den vielen Einzelheiten vertraut machen, aus denen das Statut Unserer Wohnstätte besteht.

 

       41. Urusvati kann feindlichen Strömen widerstehen. Diese Fähigkeit tritt nicht ohne Grund und ohne Aufspeicherungen klar hervor. Vor allem muss man die Überirdische Welt kennen, ohne sich von der Erde zu entfernen. Die Ströme können auf verschiedenste Art in Erscheinung treten. Es kann psychische Einflüsse oder ungewöhnliche Erkrankungen geben, und schließlich können alltägliche Komplikationen auftreten, die eine weise Entscheidung erfordern. So muss man Unterscheidung in allen Bereichen lernen.

       Man muss verstehen, wie räumliche Ströme die Psychologie ganzer Völker beeinflussen. Wie Ströme neue Arten von Krankheiten hervorrufen und wie höchst betrübliche Lebenserscheinungen auch die Folge feindlicher Ströme sein werden. Beim Unterscheiden der Ströme darf man nicht scheinheilig, abergläubisch oder feige werden.

      Jedes Schwanken liefert den Menschen schon der Gewalt des Wirbels des Chaos aus. Wir begrüßen besonders ein Gleichgewicht, das im irdischen Leben durch vielfältige Erfahrung erworben wurde. In dieser fortschreitenden Bewegung wird einen selbst Karma nicht einholen. Ein Denken, das die Wechselbeziehung der Welten begriffen hat, schöpft aus ihnen bereits seine Macht.

       Jeder Mitarbeiter der Bruderschaft tritt in enge Berührung mit der Feinstofflichen Welt. Wir verfügen in dieser Welt über ganze Festungen. Ihr kennt bereits deren Namen und habt schon von einem wundersamen Baum[22] sowie von aus Gedanken geschaffenen Bauwerken gehört. Man muss besonders klar diese Verhältnisse erkennen, wenn man sich nach Dokyud* begeben will. Der Gedanke, der nicht durch Zweifel behindert wird, führt zu Unseren Überirdischen Wohnstätten. Die Wohnstätte im Himalaja steht in ständigem Verkehr[23] mit den Wohnstätten in der Feinstofflichen Welt, und die irdische Schlacht dröhnt und donnert auch in der Feinstofflichen Welt. Die Menschen wollen diese Wechselbeziehung nicht verstehen, daher scheint Harmagedon ihnen nur ein irdischer Konflikt der Völker zu sein. Das hauptsächliche Gebiet des Harmagedon bleibt unverstanden. Wie aber kann man an etwas teilnehmen, wenn nur ein kleiner Teil dessen bekannt ist, was vor sich geht?

       Wir bekräftigen, dass die Schlacht in der Feinstofflichen Welt bei weitem heftiger tobt als auf der Erde. Tatsächlich hallt ein Großteil der räumlichen Schlacht auch auf der Erde wider. Oft versucht die Erde[24], die Menschen vor der drohenden Gefahr zu warnen, doch vergeblich. Einer Unserer Brüder sagte: „Lasst Uns nochmals zu den Menschen sprechen; doch es ist schwer, zu Tauben zu sprechen“. So wird die Warnung ein Wort der Gerechtigkeit und des Mitleids sein.

       Ihr habt des öfteren eine unverständliche Schläfrigkeit bemerkt. Sie zeugt von einer Teilnahme der Energie an irdischen, weit entfernten Erfordernissen, oder von einer Zusammenarbeit mit Kräften der Feinstofflichen Welt. Man muss die Belange des Organismus aufmerksam verfolgen. Man darf nicht an Zufall denken, wenn sich etwas Bedeutungsvolles vollzieht. So kann man aus Unwissenheit sogar Unsere Rufe unbeachtet lassen. Große Freude herrscht jedoch, wenn nicht nur die Bruderschaft, sondern auch die Verbindung mit der Feinstofflichen Welt erkannt wird.

 

       42. Urusvati hat in schöner Weise Musikalität in sich ausgebildet. Diese Eigenschaft erweist sich als Folge von viel Arbeit im Leben. Gemäß dem Vermächtnis Platons[25] darf Musikalität nicht nur im engeren Sinne der Musik aufgefasst werden, sondern als Teilhabe an allen harmonischen Künsten. In Musik, Gesang, Poesie, Malerei, Bildhauerei, Baukunst, Sprechkunst und schließlich in allen Erscheinungen des Klanges wird Musikalität zum Ausdruck gebracht.

       Nach der Offenbarung von Hellas’ vollzog sich der Dienst an allen Musen[26]. Die Tragödie, Tänze und alle rhythmischen Bewegungen dienten der Harmonie des Kosmos. Viel spricht man von Schönheit, doch wenig versteht man die Bedeutung der Harmonie. Schönheit ist ein erhebender Begriff. Jede Darbringung an die Schönheit wird bereits ein Opfer für das Gleichgewicht des Kosmos sein. Jeder, der Musikalität zum Ausdruck bringt, opfert nicht für sich selbst, nicht für andere und nicht für die Menschheit, sondern für den Kosmos.

       Die Vollkommenheit des Gedankens ist ein Ausdruck schöner Musikalität. Der höchste Rhythmus wird auch die beste Prophylaxe sein. Ebenso wird er eine reine Brücke zu den Höheren Welten sein. So verwirklichen Wir in Unserer Gemeinschaft die Schönheit.

       Urusvati hat bemerkt, dass die Sphärenmusik aus rhythmischer Harmonie besteht. Gerade diese Eigenschaft bringt der Menschheit Inspiration. Die Menschen denken gewöhnlich nicht über solche Quellen der Inspiration nach, doch wenn sie es täten, würden sie Unsere Arbeit sehr erleichtern.

       Ihr wisst auch von besonderen Musikinstrumenten, die es bei Uns gibt. Urusvati hat sie gehört. Die verfeinerte Tonleiter und den Rhythmus der Schwester O. kann man als höchsten Wohlklang anerkennen. Nicht nur einmal hat ein solcher Gesang der Befriedung der Welt gedient. Sogar die Diener der Finsternis weichen vor der Harmonie des Gesangs zurück. Man muss alle Kräfte erkennen, die zur Entfaltung von Musikalität führen.

       Ein Gefühl des Herzens wird nicht durch Worte, sondern durch deren Klang verspürt. In Harmonie gibt es keine Gereiztheit. Schadenfreude kann dort nicht existieren, wo der Geist sich erhebt. Nicht zufällig wurden im Altertum epische Vermächtnisse gesungen, nicht allein zur mechanischen Einprägung, sondern auch zur Inspiration. So sind Rhythmus und Harmonie auch der Grund dafür, dass Wir nicht ermüden.

       Musikalität muss man von den ersten Lebenstagen an zur Entfaltung bringen.

 

       43. Urusvati war in allen Leben zu den Höhen bestrebt – „Bergvogel“, so sprachen die Ärzte –, doch nicht aus Krankheitsgründen, sondern aufgrund der inneren Suche nach den Herrlichen Bergen. In diesen Flügen kommt eine ungewöhnliche Hingabe zur Bruderschaft zum Ausdruck. Jeder Berg erinnerte auch an Unsere Höhen. Jede Heldentat zeugt bereits von den Wegen zu Uns.

       Selbst die Luft der Berge ist nicht nur wohltuend für manche Herzen, sondern erinnert auch an die Höhen oberhalb zehntausend Fuß – so treffen geistige und körperliche Bedürfnisse in der Höhe zusammen. Die Elemente Feuer und Luft reinigen den Raum nicht nur physisch, sondern auch innerlich. Wissende Herzen streben in die Höhe, denn das Wissen spricht zu ihnen von der heilsamen Sphäre. Überdies wird doch jeder, der die Bruderschaft liebgewonnen hat, von überall her zu Uns streben.

       Wir streben gleichfalls zu Sphären, in denen Wir schon gewesen sind. Wir teilen Unseren Geist in viele Teile. Wir senden Unsere Pfeile über Boten und Stellvertreter. Es gibt auch Stellvertreter, denen Wir sogar in fernen Welten leitende Aufgaben anvertrauen. Eine solche Stellvertretung ist mit irdischen Worten schwer zu erklären. Der Mensch ist nicht imstande, alle Eigenschaften des Geistes zu erfassen. Sogar auf der Erde kennt man Besitzergreifung, und gewöhnlich in schlechtem Sinne. Man weiß auch von Doppelgängern, fasst dies jedoch wie Besessenheit* auf. Die Geschichte weiß aber von Menschen, die in allen Existenzen unzertrennlich miteinander verbunden waren. Lasst uns diese Eigenheit in die Unbegrenztheit erweitern, dann wird vieles möglich werden.

       Vergessen wir nicht, wie verschiedenartig die Verhältnisse der Feinstofflichen Welt und des Lebens in den fernen Welten sind. Vom irdischen Standpunkt aus ist das Leben auf manchen Planeten schwerlich als Leben zu bezeichnen, doch der Gedanke pflanzt sich in Keimen fort, und eine solche Grundlage nennen Wir Leben.

      Unter den ersten Anpflanzungen erheben sich die strahlenden Säulen eines Führers. Er kann Unser Mitbruder und Stellvertreter sein. Wenn Wir nämlich in die nächste Sphäre hinüberwechseln wollen, kann der Stellvertreter als Vorläufer[27] auftreten. So existieren sowohl in den fernen Welten als auch auf der Erde Unsere Boten, Vorläufer und Stellvertreter. Es lässt sich ein ganzes Netz von Beziehungen wahrnehmen, und irdische Mitarbeiter können spüren, dass in den fernen Welten ihre Mitbrüder arbeiten!

       Heiliges Wort Bruderschaft! Möge es beim Anblick und beim Gedanken an die Gebirgshöhen leben. Wir verehren die Hierarchie im unbegrenzten Raum.

       Mögen auch alle irdischen Wanderer lernen, dass Wir sie auf allen Wegen zu Uns erwarten.

 

       44. Urusvati trägt Feurigkeit in sich. Worin besteht diese kostbare Eigenschaft? Eine gewisse Feurigkeit ist in jedem Menschen vorhanden, doch es gibt besonders feurige Naturen, die mühelos mit den fernen Welten verkehren können. Die Menschen verstehen unter Feurigkeit gewöhnlich die Neigung zu Zorn, Gereiztheit und Jähzorn. Doch diese Eigenschaften erweisen sich als rein irdisch. In solchen Äußerungsformen darf man wahre Feurigkeit nicht suchen. Hingegen ist sie am Verkehr mit der Unsichtbaren Welt und an der Mitwirkung an Unseren Aufträgen erkennbar.

       Dabei darf man Feurigkeit nicht mit Mediumismus in Verbindung bringen. Im Gegenteil, bei einer feurigen Natur sind die Schleimhäute trocken und es wird kein Ektoplasma abgesondert. Einzigartig steht das Besondere der Feurigkeit da. Feurige Menschen empfinden keine Angst und fürchten die Erscheinungen der Feinstofflichen Welt nicht.

       Üblicherweise fürchten die Menschen jede solche Erscheinung, und darin besteht ihre Entfremdung von der Feinstofflichen Welt. Doch ohne eine solche natürliche Verbindung kann es keine Verklärung des Lebens geben. Wir beeilen uns, den Menschen mit allen Mitteln Furchtlosigkeit einzugeben. Wir versuchen, ihnen den Schaden der Furcht und die Sinnlosigkeit des Schreckens einzuflüstern.

      Seit alters her jedoch haben sich die Menschen daran gewöhnt, den sogenannten Tod zu fürchten. Man schüchterte die Menschen mit der Hölle ein und verschwieg gleichzeitig die Bedeutung der Vervollkommnung. Es ist unmöglich, vom Menschen Kühnheit zu verlangen, wenn er nicht weiß, warum er auf der Erde ist und wohin er sich als Befreiter wenden soll. Wir beauftragen Unsere Mitarbeiter, den Menschen so oft wie möglich die erhabene Ewigkeit und die ununterbrochene Fortdauer des Lebens zu wiederholen.

       Wir verlassen die Erde freiwillig nicht. Wir haben das irdische Leben bewusst angenommen. Wir könnten weit weg sein, haben es jedoch vorgezogen, bei den Leidenden zu bleiben. Unsere Wacht wäre nicht standhaft, wenn Wir der Furcht verfallen könnten. Doch als Ärzte wissen Wir, welche Verheerungen Angst im menschlichen Organismus hervorruft. Die irdischen Ärzte sollten die besonderen, von Furcht verursachten Krankheiten feststellen. Mögen sie einige Zeit in Unserer Anspannung verweilen und darüber nachdenken, wie überaus schädlich Furcht ist.

       Glaubt nicht, dass Feurigkeit von allein herbeigeflogen käme; man muss sie in vielen Leben entwickeln.

 

       45. Urusvati hat die irdischen Irrtümer von Gefahrlosigkeit und Wohlversorgtheit überwunden. Weder das eine noch das andere existiert unter irdischen Bedingungen. Doch ein solches finsteres Trugbild hat die Mehrheit der Menschen verführt. Sie haben sich eingebildet, solche Türme zu errichten, in denen es möglich ist, sich in völliger Gefahrlosigkeit zu verbergen. Sie haben davon geträumt, solche Schätze ansammeln zu können, durch die sie sicher versorgt sind, und dabei vergessen, dass man allein außerhalb der irdischen Bedingungen zu solchen Festungen gelangen kann.

      Man könnte denken: Wollen Wir etwa die Menschheit in Verzweiflung stürzen? Man muss sich vorstellen, dass Unverwundbarkeit allein jenseits der Grenzen aller Gefahren verwirklicht wird. Erst wenn wir die Nutzlosigkeit irdischer Schätze erkannt haben, werden wir in den Besitz von nicht abnehmendem Reichtum gelangen.

      Fassen wir diese Weisungen nicht als abstrakte Moralpredigten auf. Nur vom wissenschaftlichen Standpunkt aus betrachtet kann man sich davon überzeugen, dass das Erkennen des irdischen Wesens der Menschheit Freiheit des Gewissens und Vervollkommnung ermöglicht.

       Glaubt nicht, dass die Menschheit nach Millionen von Jahren ihrer Existenz die Grundlagen des Daseins erkannt hätte – ganz und gar nicht. Vielleicht kann es gerade jetzt, da die Regale unter der Vielzahl von Büchern zusammenbrechen, geschehen, dass Habgier und Trugbilder die Menschheit in besonderer Weise überwältigen. Wir sind darum besorgt, dass die Menschen das Trügerische der irdischen Verhältnisse erkennen.

       Keiner der Lehrer hat der Menschheit Selbstsucht und Habgiert übergeben. Diese Vipern sind nicht vom Licht geboren worden. Es existieren schwarze Bruderschaften, in denen Lehren über alle schändlichen Eigenschaften der Zerstörung, des Zerfalls und der Uneinigkeit verbreitet werden.

       Man muss sich in die Vorstellung hineindenken, welch eine ununterbrochene Schlacht Wir gegen die finsteren Kräfte führen. Die Menschen denken nicht daran, dass sie von erfahrenen Zerstörern umgeben sind. Niemand wiederholt beharrlich, dass man sich an das Bollwerk des Guten wenden muss. Wir erhielten Kunde, dass sich eine Verschwörung gegen den Aufbau bildet; Wir eilen, sie zu verhindern, doch ihr wisst selbst, wieweit man Uns zuhört. Das bedeutet, dass wiederum die Tactica adversa angewendet werden muss.

       Wir freuen Uns über jedes Verstehen der Wahrheit.

 

       46. Urusvati hat sich die Macht gleichmäßigen Leuchtens angeeignet. Vor langem haben Wir von der Untauglichkeit flackernder Lampen gesprochen. Ein solches Flackern rührt entweder von Mangel an Öl oder von einem fehlerhaften Zustand der Lampe her. Bei einer Verbesserung der Lampe wird sich allmählich ein gleichmäßiges Leuchten ergeben, und alle werden für das gleichmäßige Licht dankbar sein. Ebenso ist es bei der menschlichen Vervollkommnung; nach Abstürzen und Aufschwüngen wird sich ein mächtiger Glanz einstellen, und dann nimmt die Hilfe für die Menschheit zu. Wir begrüßen die Stufe gleichmäßigen Leuchtens, denn auf ihr können Wir zusammenarbeiten.

      Man kann sich Unsere Wohnstätte unmöglich von Dissonanz erfüllt vorstellen. Sogar die Masse ist stark, wenn sie sich in einer mächtigen Konsonanz vereinigt. So muss man bei der Zusammenarbeit das Denken disziplinieren.

      Bei Gedankensendungen gibt es viele Missverständnisse. Die Menschen geraten in Erstaunen, selbst wenn sie Gedankenschaffen für möglich halten, weil sie keine sofortigen Folgen sehen. Sie vergessen jedoch, dass die Folgen unsichtbar an unerwarteten Orten eintreten können. Sie verlieren aus dem Blick, dass die Gedankenenergie über den besten Kanal wirkt. Solche unerwarteten Folgen ergeben sich ständig.

      Ihre Ursache ist undiszipliniertes Denken. Die Menschen meinen, nur einen einzigen Gedanken ausgesandt zu haben, doch in Wirklichkeit haben sie es zuwege gebracht, Hunderte von höchst unerwarteten Sendungen zu verstreuen, und deren Ergebnis wird ebenso unvermutet sein. Viel Schädliches erwächst aus den Gedankenflöhen, die unverhofft Menschen anspringen und beißen. Wenig Aufmerksamkeit wird auf die Kanäle der Verbreitung von Gedanken gerichtet.

       Wir erachten die Erhaltung des reinen Denkens für überaus wichtig. Sie ist bei gleichmäßigem Leuchten möglich. Ein Gedanke wird gesendet bei Fähigkeit zu vollständiger Konzentration. Es gibt besondere Apparate, die helfen, das Denken zu konzentrieren. Sie sind bei Sendungen auf weite Entfernungen nützlich. Seid nicht erstaunt, dass solche Apparate sich als Verbindung verschiedener Legierungen erweisen. Die Legierung galt seit alten Zeiten als eine besondere Wissenschaft und wurde „Chor der Metalle“ genannt.

 

       47. Urusvati wahrt Angemessenheit. Aus dieser Eigenschaft erwachsen sowohl Verehrung der Hierarchie als auch Erkenntnis der Menschen. Wir wahren Angemessenheit. Ein altes Sprichwort lautet: „Die Last eines Elefanten erdrückt einen Esel.“ Es gibt viele Beispiele dafür, dass Egoismus die Erkenntnis der Angemessenheit verhindert. Doch ohne Vergleichen kann es auch keine Gerechtigkeit geben. Wir waren nicht nur einmal betrübt zu sehen, wie werdende Denker den Faden des Verkehrs durch Eigendünkel zerrissen haben. Doch jeder sollte sich daran erinnern, dass auch hohe Tatmenschen das Unterscheiden und die Angemessenheit gelernt haben.

       Jeder Lehrer war in Seinen vergangenen Leben der Notwendigkeit ausgesetzt zu entscheiden, ob Er sich in die fernen Welten zurückziehen oder auf der leidgeprüften Erde bleiben wollte. Es ist keine geringe Angemessenheit für eine solche Entscheidung erforderlich, und jeder bestätigte seine Wahl, das Leid der Unglücklichen zu teilen. Wir gestatten Uns Flüge nur, um Erkenntnis zu gewinnen. Nur in seltenen Fällen erlauben Wir längere Aufenthalte auf anderen Planeten. Doch auch solche Aufenthalte sind keine Loslösung, sondern im Gegenteil wie ein Garn, das mehrere Fäden vereinigt. So ist die Bruderschaft unzerstörbar, weil sie auf Angemessenheit und Hingabe gegründet ist.

       Die Menschen können Uns nachahmen, da jeder die Grundlagen der Bruderschaft im Leben zu bekunden vermag. Nur finstere Verneiner beharren auf der völligen Unanwendbarkeit des Bruderschaftsprinzips auf der Erde. In Büchern habt ihr über Erbauer von Planeten und Führer von Völkern gelesen. Jeder sollte sich freuen, dass in seiner Zeit, hier auf der Erde Lehrer existieren, zu denen der Weg nicht verwehrt ist. Jeder sollte eine Quelle der Begeisterung darin finden, dass er in Verkehr mit einem Führer treten kann.

       Doch erinnern wir uns nochmals der Angemessenheit. Ohne sie kann man sich die verzerrteste Vorstellung von der Bruderschaft und der Wechselbeziehung zwischen Lehrer und Schüler bilden. Gewöhnlich lieben die Menschen es nicht, als Schüler bezeichnet zu werden, doch Wir bleiben auch für Uns selbst bei dieser ehrenvollen Bezeichnung. Jeder Lehrer muss auch ein Schüler bleiben, darin liegt hohe Angemessenheit.

       Ihr seid zu Recht entrüstet, wenn man sich in unzulässigen Worten über den Lehrer äußert. So etwas bedeutet, dass auch das Denken weit entfernt von Angemessenheit ist. Wundert euch nicht, dass Wir dieses Wort so oft wiederholen, doch ein solcher Begriff wird von den Menschen besonders oft entstellt. Wir bestätigen Angemessenheit als eine der Grundlagen Unseres Inneren Lebens.

 

       48. Urusvati steht in ständigem Verkehr mit Uns. Es ist nicht leicht, die Ströme angespannter Energien zu empfangen, während man im physischen Körper und im irdischen Dasein verbleibt. Wir erachten eine solche Kongruenz als besondere Errungenschaft. Man muss imstande sein, sich den Eigenheiten der feinstofflichen Energien anzupassen.

      Bei Träumen können sich die Menschen davon überzeugen, dass für inhaltsreichste Traumgeschehnisse keine Zeit erforderlich ist. Augenblicklich lassen sich die kompliziertesten Handlungen verstehen und lange Gespräche führen. Solche Eigenheiten feinster Wahrnehmungen sind auch für den Verkehr mit Uns charakteristisch.

       Der Mensch versteht komplizierte Sendungen, sogar ohne zu wissen, in welcher Sprache sie gegeben wurden. Der Gedanke erreicht die entsprechenden Zentren und offenbart das Wesen des Gespräches. Auf diese Weise kommuniziert man auch im feinstofflichen Körper. Doch auch zu einer solchen Wahrnehmung muss man sich erziehen. Man kann dies nicht ohne Erweiterung des Bewusstseins verstehen. Viele Fragen müssen ohne irdische Begrenzungen verstanden werden. Oft haben die Menschen nur ein einziges Detail bemerkt und es dann zu einem unabänderlichen Gesetz erhoben.

       Die Zentren des Menschen werden überaus relativ begriffen. Die Bezeichnungen selbst wechselten in den verschiedenen Sprachen im Lauf der Jahrtausende. Einige mögen den „Kelch“ als „himmlische Achse“ bezeichnen, doch dadurch ändert sich seine Bestimmung nicht. Andere sprechen von der Einwirkung der Mutter der Welt, doch Shakti[28] beinhaltet seinem Wesen nach bereits die große Bedeutung der uranfänglichen Energie.

      Zudem vergisst man die kollektive Tätigkeit der Zentren, die überaus individuell ist. Natürlich, ebenso individuell ist auch die Transmutation[29] der Zentren im feinstofflichen und im feurigen Körper. Sie bewahren ihr Wesen in allen Körpern, doch ihre Entwicklung hängt davon ab, wie man das irdische Dasein durchschreitet.

       Die Muskeln sind scheinbar genügend studiert worden, doch ihre Funktion hängt vom Charakter des Menschen ab. Jedes Glied des Körpers wirkt individuell. Die Art des Gehens hängt vom psychischen Zustand ab, und dadurch werden auch die Muskeln in einem Zusammenspiel eigener Art arbeiten.

       Die Relativität eines Urteils äußert sich besonders prägnant im Urteil über die feinstofflichen Energien. Es ist unmöglich, eine bestimmte Anzahl von Blütenblättern des „Lotus“[30] festzusetzen. Zudem wird sich jedes Blatt vom anderen unterscheiden. Lasst uns die Vielgestaltigkeit des Weltenaufbaus nicht begrenzen. Die unerwartetsten Wachstumsschritte des Gewebes und Verzweigungen der Nerven verleihen dem Organismus einen unverhofften Reichtum. Jede Beobachtung ist wertvoll, doch seien wir mit Verallgemeinerungen sehr vorsichtig.

       Wir haben vieles erfolgreich erforscht, doch gerade die Erkenntnis hat Uns Vorsicht im Ausdruck gelehrt. Dagegen beeilt sich jeder Neophyt[31], das ihm zu Ohren Gekommene hinauszuschreien, ohne sich um die Folgen zu kümmern; doch mit der Erkenntnis stellt sich auch Angemessenheit ein.

       Wir sind darum besorgt, wie das Verstehen des Weltengebäudes besser und leichter fassbar zu vermitteln wäre. Vor allem muss man sich von den veralteten Zergliederungen lösen.

 

       49. Urusvati hat Unsere Sammler von Arzneikräutern beobachtet. Einige von ihnen wissen, dass sie mit einem bestimmten, wichtigen Ziel arbeiten, doch die Mehrheit sammelt ohne jedes Verständnis. Sie liefern die gesammelten Pflanzen am vereinbarten Ort ab. Jemand holt sie ab und bezahlt sie. Manchmal sind es chinesische Kaufleute, aber auch das offene Auftreten eines Sarten[32] oder Hindus beunruhigt die kleinen Arbeiter nicht im geringsten.

       Es ist unmöglich, die hohe Bedeutung von Arzneipflanzen mit kurzen Worten auch nur anzudeuten. Unweigerlich würde sich ein Gerücht verbreiten und die Gefahr einer Invasion entstehen. Wenn es auch nicht schwer ist, sich vor Expeditionen zu schützen, so ist es weitaus schwerer, die Aufmerksamkeit der ortsansässigen Leute nicht auf sich zu ziehen. Sie bewahren viele Überlieferungen und sind bereit, sie auf die Wirklichkeit anzuwenden. Ihre Vorstellungskraft ist dermaßen entwickelt, ihr Hör- und Sehvermögen derart scharf, dass sie vieles bemerken können, was für andere unsichtbar ist. Sie kennen das Leben in den Bergen und können dort Spuren finden, wo andere gar nicht daran denken, zu suchen.

       Doch die ortsansässigen Leute verstehen auch die Bedeutung der Geschützten Stätte – so entsteht eine Schutzmauer. Sie ist unerlässlich, da für Unsere Apparate Verkehr mit den Städten nötig ist. Mitunter erwerben seltsame Käufer gewisse Dinge, deren Zweck ihnen selbst unbekannt ist. Solche Käufe gehen über Nepal. Ich erzähle dieses, da keine Gefahr besteht, dass auch diese Wege gefunden werden. Viele Märchen ranken sich um Unsere Wohnstätte.

       Man darf nicht annehmen, dass viele Jahrhunderte die Menschen nicht gelehrt hätten, auf Unseren Rat zu hören. Man vergesse nicht, dass Wir zu verschiedenen Zeiten in den Ländern des Westens aufgetreten sind. Wir hatten sogar, neben den östlichen Aschrams, auch Unsere Zufluchtstätten in westlichen Städten: In Lyon, in Nürnberg, in der Umgebung von London und St. Petersburg sowie in Italien. So mussten Wir neben den östlichen und ägyptischen Aschrams auch über Bollwerke in einigen großen Städten verfügen. Man darf nicht vergessen, dass der Kampf mit den Kräften der Finsternis die Notwendigkeit vieler Vorkehrungen hervorrief.

       So kann man eine nicht geringe Anzahl von Aufgaben verfolgen, die der Menschheit zu verschiedenen Zeiten übermittelt wurden. Die Homöopathie ist den Menschen als Mittel übergeben worden, um sie von der Gefahr ungeheuer hoher Giftdosen zu befreien.

      Vor langem gab es den Traum von einer Weltsprache. Nur auf diese Weise kann man die Reinheit aller Sprachen bewahren. Jeder möge die eigene und die Weltsprache kennen, so kann man die beste Form für den menschlichen Verkehr finden. Die Menschen verstehen nicht, dass eine Verstümmelung der Sprache ein Verbrechen ist, da viele ihrer Klangwurzeln eine tiefe Bedeutung haben. So bahnen Wir den Weg.

 

       50. Urusvati hat gefragt, wie die finanziellen Mittel Unserer Gemeinschaft zustande kommen. Vergessen wir nicht, dass viele Flüsse überaus goldhaltig sind und sowohl Silber als auch Saphire in den Bergen nicht selten vorkommen. Man möge ebenso wenig vergessen, dass Wir viele verborgene Schätze kennen. Erinnert ihr euch, wie die Pfund Sterling in London angeflogen kamen? Oft ist Unterstützung für Menschen erforderlich. So wird das Irdische mit dem Überirdischen verbunden. Desgleichen ist es nötig, ständig mit der Feinstofflichen Welt zusammenzuarbeiten. Man muss die ganze Verschiedenartigkeit der feinstofflichen Schichten verstehen, um zu erkennen, wie komplex die Arbeit in Unserer Wohnstätte ist.

       Vor allem muss man auf der Erde helfen, doch dieselbe Hilfe ist auch in der Feinstofflichen Welt nötig. Eine Angstepidemie eigener Art erschüttert die Feinstoffliche Welt. Außer den Schlachten sind dort wirkliche Krankheiten im Entstehen begriffen. Die Menschen auf der Erde haben sich besonders daran gewöhnt, jegliche Ansteckung zu fürchten. Sie bringen diese Befürchtungen mit in die Feinstoffliche Welt. Dort wird der Gedanke der Angst tätig. Wollen die Menschen tatsächlich nicht anerkennen, dass sie alle ihre irdischen Vorurteile mit in die Feinstoffliche Welt hinübertragen? Wenn es auf der Erde schon nicht leicht ist, sich von aller Art verderblicher Auswüchse zu befreien, so ist dies in der Feinstofflichen Welt umso schwerer. Dort kristallisieren sich alle irdischen Aufspeicherungen. Ich meine, dass sich die Lage des Planeten um vieles verbessern würde, wenn die in die Feinstoffliche Welt hinübergetragene Last von besserer Qualität wäre. Ein Gedanke, nur ein einziger Gedanke kann bereits eine Vielzahl von Mikroben vernichten.

       Man stelle sich vor, wie viele Gegenwirkungen jeden treffen, der nützliche Gedanken aussendet. Urusvati hat heute viele Unserer höchst angespannten Ströme erfahren. Ein solcher Wechsel der Ströme zeigt, welche Findigkeit bekundet werden muss. Es ringt doch jeder Strom mit einem Widerstand. So erfordern die unaufschiebbaren Entscheidungen auch eine Abwehr von überaus gerissenen Zerstörern.

       Urusvati hat Uns während der ganzen Nacht geholfen und sogar Zeit gefunden, in der Heimat zu verweilen.

 

       51. Urusvati hat sich immer beeilt, ihren Aufenthalt in der Feinstofflichen Welt abzukürzen. Ein solches Bestreben zeigt Hingabe an die unmittelbare Arbeit unter den Leidenden. Wenn die auf der Erde lebenden Menschen sich nach ihrer Herzlichkeit oder Herzlosigkeit einteilen lassen, so existiert desgleichen eine Einteilung in solche, die danach streben, lange in der Feinstofflichen Welt zu verweilen, und solche, die zur Vervollkommnung durch Inkarnation eilen.

       Wir fühlen mit den Eilenden, ganz ungeachtet der Paradoxität von Eile in der Unbegrenztheit. Wir heißen jede Vervollkommnung gut, da in ihr das Allgemeinwohl angelegt ist. Wir haben Uns dem Großen Dienst geweiht und rufen alle zu ihm auf, die um die unbekannten Leidenden Sorge tragen können.

       Gerade auf der Vorstellung über die Unbekannten gründet sich Unser Bollwerk. Eine solche unzählbare Menge von Unbekannten, die der Fürsorge bedürfen, gibt es sowohl auf der Erde als auch in der Feinstofflichen Welt. Möge man Unsere Wohnstätte als Großen Dienst bezeichnen.

       Wir alle sind zur rechten Zeit auf die Erde geeilt und haben die allerschwierigsten Aufgaben gewählt. Solche Umstände bewirkten eine Stählung und lehrten, Verfolgungen zu verachten. Die Bestätigung der Wahrheit wird immer von der Lüge verfolgt werden. Niemand sollte annehmen, dass solche Verfolgungen nur irgendwelchen außergewöhnlichen Menschen beschieden seien. Jeder Prophet der Wahrheit muss den Ansturm der Lüge erfahren. Solche Berührungen mit dem Chaos sind unausweichlich.

       Ihr habt bemerkt, wie Völker Schambhala in den Norden verlegt haben. Schließlich besteht bei den Samojeden und Kamtschadalen[33] die Überlieferung von einem wunderbaren Land jenseits von Mitternacht. Die Gründe für eine solche Verlegung sind unterschiedlich. Der eine will den Ort Unserer Wohnstätte verbergen. Ein anderer hat die Verantwortung bei der Berührung mit etwas Schwierigem von sich fortgeschoben. Ein weiterer hat seinen Nachbarn eines besonderen Wohlergehens verdächtigt. Doch im Wesentlichen ergibt sich, dass alle Völker von dem Geschützten Land wissen und sich selbst für unwürdig halten, dieses in ihren eigenen Grenzen zu haben.

       Wir besitzen eine umfangreiche Sammlung von Literatur zu diesem Thema. Es ist unmöglich aufzuzählen, wie viele legendäre Helden mit Unserer Wohnstätte verbunden sind. Ihr wisst von Ghesar Khan[34]und von Johannes Presbyter[35]. Möge jeder die Grenze zwischen Wahrheit und Volksphantasie verstehen. Unsere Wohnstätte kann nicht über lange Zeitalter hinweg bestehen, ohne ihre Ausstrahlungen dem Volksgedächtnis eingeprägt zu haben. Ebenso muss man sich daran erinnern, dass man Uns in der Feinstofflichen Welt besser kennt als auf der Erde. Von dorther kommen die undeutlichen Erinnerungen, auf die sich die Eile derjenigen gründet, die die Bedeutung des Großen Dienstes verstanden haben.

 

       52. Urusvati hat es vermocht, wirklichkeitsgerechte Beziehungen zur Feinstofflichen Welt zu bewahren. Ich werde erläutern, weshalb wir sie als wirklichkeitsgerecht bezeichnen. Üblicherweise verneinen die Menschen die Existenz der Feinstofflichen Welt gänzlich, und mit einer solchen Lüge lästern sie bereits. Andere treten, obwohl sie die Feinstoffliche Welt anerkennen, unter Vorurteilen an sie heran. Eine solche hässliche Einstellung unterscheidet sich bisweilen wenig von Lästerung. Es ist nicht schwer zu verstehen, wie schädlich sich eine solche Einstellung im kosmischen Sinne auswirkt. Beide Irrtümer vergiften die Atmosphäre und stoßen dasjenige zurück, was in Zusammenarbeit mit dem irdischen Dasein stehen sollte.

       Man kann unmöglich die Annäherung der Feinstofflichen Welt erwarten, wenn sie von der Erde aus verneint, verdammt und gefürchtet wird. Eine wirklichkeitsgerechte Einstellung nimmt die Feinstoffliche Welt ruhig, ehrlich und wohlwollend an. Der Magnet des Wohlwollens wirkt in allen Welten. Wie kann man denn das verneinen, was ebenso wie wir selbst existiert!

       Man muss nicht nur die Unsterblichkeit des Geistes anerkennen, sondern auch lernen, an alle Erscheinungen der Unbegrenztheit heranzugehen. Die Feinstoffliche Welt kann sich in klarer Weise nähern, wenn man sie nicht vertreibt.

      Es gibt zwei Arten von Mut. So kann man die Verwegensten, im irdischen Sinne Tapferen antreffen, die bei der Erwähnung von Gespenstern erzittern. Doch wahrer Mut fürchtet keinerlei Gespenster. Sie können sich in der entsetzlichsten Art und Weise zeigen, doch ein erfahrener Beobachter weiß, dass sie dort keinen Schaden anrichten können, wo Mut lebt.

       In vielen Inkarnationen erarbeitet man sich eine wirklichkeitsgerechte Einstellung zu allen astralen Erscheinungen. Man könnte fragen, ob verschiedene feinstoffliche Wesenheiten sich Unserer Wohnstätte nähern. Natürlich können sie sich nähern, jedoch keinen Einfluss ausüben. Jeder irdische Ort ist von feinstofflichen Wesenheiten erfüllt. Die Frage ist nur, inwieweit sie in das irdische Leben eingreifen.

       Der Lehrer muss vor allem die Zusammenarbeit zwischen den Welten erklären. Man kann die Bewohner der Erde unmöglich in dem Irrtum über ihre Isoliertheit belassen. Man muss, bevor es zu spät ist, das Wissen über die enge Zusammenarbeit der Welten vermitteln. Wir werden nicht auf Bezeichnungen beharren, die verschiedenen Bewohnern der Feinstofflichen Welt verliehen worden sind. In verschiedenen Lehren sind den Überirdischen Boten feierliche oder einschüchternde Namen gegeben worden.

       Wir kämpfen nicht mit Namen und vergeuden keine Energie damit, die vielen Schichten der Feinstofflichen Welt zu erwähnen. Diese ganze Vielfalt mag für die menschliche Phantasie notwendig sein, wenn sie sich nur entwickelten würde. So begrüßen Wir eine wirklichkeitsgerechte Einstellung zur Feinstofflichen Welt. Ihr Abglanz ist in der ganzen Welt zu finden. Unsere Wohnstätte wird für all diejenigen näher sein, die es vermochten, eine der Wirklichkeit entsprechende Einstellung zu den Erscheinungen der Feinstofflichen Welt zu finden.

 

       53. Urusvati ist sich der Bedeutung der Volkskunst tief bewusst. Wir richten das Denken auf Unsere bevorzugte Kooperative und auf die Volkskunst. Es ist an der Zeit zu verstehen, dass Volkskunst eine begeisterte Bestätigung der Würde ist. Neben allen Arbeiten finden Wir die Zeit, um vielfältiges künstlerisches Schaffen zu inspirieren. Nicht nur die Künstler, die sich der Kunst gewidmet haben, sondern das gesamte Volk muss seine Gedanken dem künstlerischen Schaffen zuwenden. Möge der Alltag durch die Hände der Familie künstlerisch gestaltet werden. Möge die freie Zeit mit künstlerischem Tun erfüllt werden und möge das Volk singen. In Chören ist die erhabene Kraft der Harmonie enthalten.

       Die Schulen müssen unbedingt in allen Künsten unterrichten. Man darf dies nicht gewaltsam einführen, ist doch jeder Anfänger bereits fähig, die Schönheit der Offenbarung der Kunst zu spüren. Es ist ein Fehler, wenn nur eine bestimmte Klasse von Künstlern sich daran macht, künstlerisch tätig zu sein, und ihre Früchte mechanisch vervielfältigt werden. Eine solche Mechanisierung hilft dem Volk nicht. Jeder sollte versuchen, dem künstlerischen Schaffen zu dienen. Möge das Volk den Sport des künstlerischen Schaffens lieben lernen, denn der Marathon des künstlerischen Schaffens ist unvergleichlich bedeutender als der Marathon der Läufer.

       Man wird fragen, wie Wir Unsere Wohnstätte verschönern. Wahrhaftig, Wir verschönern sie. Jeder von Uns war einmal ein Künstler. Man kann aus dem „Kelch“ der Aufspeicherung einen beliebigen Vorrat künstlerischen Schaffens in sich hervorrufen und ihn in den verschiedenen Gebieten der Kunst ausdrücken. Wenn die Menschen lernten, ihre vergangenen Leben in vernünftiger Weise zu erkennen, könnten sie jeden Nutzen aus der früheren Erfahrung ziehen. Doch die Menschen sind nicht imstande, einen vernünftigen Gebrauch von ihren Errungenschaften zu machen. Eine solche einfache Wahrheit erfordert einen qualvollen Prozess der Aneignung.

       So ist es unmöglich zu beschreiben, wie man mittels des Gedankens künstlerisch schaffen kann. Die Menschen denken nicht, dass Saiten unter den Strömen des Denkens erklingen können. Sie glauben nicht, dass kalte Farben sich unter dem Druck des Denkens zu harmonischen Gestaltungen sammeln können. Indessen wissen die Menschen, welche Zeichnungen der Rhythmus im Sand schafft. Die Menschen betrachten mit Freude Frostblumen. Die Menschen wundern sich nicht, wenn Saiten unter fernen Rhythmen erklingen. Doch das Denken bringt die stärksten Rhythmen hervor, und in solchen Schwingungen kann man künstlerisch schaffen.

       Haltet Uns nicht für Magier und Zauberer, wenn ihr von Spiegeln hört; dieselbe Konzentration des Denkens fixiert die Bilder. So muss man vor allem das Denken ausbilden.

 

       54. Urusvati hat sich die Eigenschaft Augenblicklichkeit angeeignet. Diese Eigenschaft wird leichthin ausgesprochen, doch selten im Leben angewendet. Es ist leicht auszurufen: „Der Gedanken ist augenblicklich!“, schwer jedoch, sich eine solche Augenblicklichkeit anzueignen. Im Wirbel der Ereignisse senden Wir manchmal nur ein einziges Wort, aus dem man den ganzen Sinn feststellen muss. Für die Mehrheit blitzt ein solches Wort ohne Folgen auf, doch ein erweitertes Bewusstsein erfasst scharfsichtig jedes Zeichen.

      Es gibt viele Gründe für eine solche Kürze. Manchmal ist ein Wirbel dermaßen angespannt, dass jeder Laut bereits das Mögliche überschreitet. Mitunter wollen derart viele Ohren diese Sendungen auffangen, dass es unzulässig ist, die ungebetenen Zuhörer zu informieren. In einer ruhigen Stunde ist es möglich, eine gesonderte, unerreichbare Leitung zu errichten. Während einer wirbelartigen Schlacht jedoch können sogar die besten Ströme gestört werden, und ihre übermäßige Spannung kann für den Empfänger verderblich sein.

       Gemeinsam mit der Fähigkeit zur Augenblicklichkeit hat Urusvati sich auch den Sinn für Echtheit angeeignet. Unsere Stimmen sind an ihrem Timbre[36] erkennbar. Eine Uns nahestehende Person täuscht sich nicht in Unseren Stimmen. Doch außer der klanglichen Wahrnehmung existiert noch der Sinn für Echtheit. Eine solche Empfindung trügt niemals. Ein Kind spürt unfehlbar die Schritte von Mutter und Vater. Um wieviel tiefer fühlt dann das Herz die Sendung des Lehrers!

       Unwissende sagen, dass es Irrtümer geben, dass jemand die Stimme des Lehrers nachahmen könne. Ein erweitertes Bewusstsein kann nicht irren, da das Gefühl keine Fehler macht. Im Wirbel der Anspannung kann es ein Beben geben, doch dann kann man noch einmal fragen. Besonders erschwerend ist, dass die Menschen sich die räumlichen Schlachten nicht vorstellen. Doch im irdischen Zustand ist es schwer, sich eine Schlacht inmitten der Unbegrenztheit vorzustellen.

       Sogar die Stimme der Stille wird falsch verstanden. Ungeachtet dessen prägt sie sich dem Bewusstsein ein oder, genauer gesagt, erklingt im Bewusstsein. Jeder aufgenommene Gedanke widerhallt schwingend. Ebenso beginnt der Empfänger des öfteren, einen Gedanken zu wiederholen. Dieser Prozess hat einen bestimmten Namen: Einprägen des Gedankens. Ihr wisst, wie notwendig es ist, das Empfangene mehrmals zu wiederholen, damit es nicht verfliegt. Die geringste äußere Erschütterung vernichtet das Empfangene. Dies ereignet sich sogar bei einem erweiterten Bewusstsein.

       Die Verwunderung darüber, dass die Bewohner der Feinstofflichen Welt nicht über die räumliche Schlacht sprechen, ist vollkommen berechtigt. Die Höheren schonen die Erde. Die Niederen wissen nichts von der Schlacht. Ebenso ist es auf der Erde: Obwohl einige Kriege stattfinden, wissen doch manche Bewohner nichts von ihnen oder belegen sie mit anderen Bezeichnungen. Auch in der Feinstofflichen Welt gibt es Verwirrungen und Zerstörungen, doch die niederen Massen begreifen ihre Ursachen nicht. Die niederen Schichten sind zahlreicher als die höheren. Zudem erreichen die Verwirrungen nicht die „Gesegneten Gefilde“, von denen ihr wisst. Daher bleiben die Glaubenskämpfer nicht dort, sondern streben zur Tätigkeit im Großen Dienst.

      Wahrlich, im Himmel ist es wie auf der Erde.

 

       55. Urusvati versteht es, Freude zu bringen. Eine solche Fähigkeit ist in der Disziplin des Willens enthalten. Nicht durch Dinge, sondern aus Überzeugung heraus erwächst das Bewusstsein der Freude. Es kann keinen Zustand geben, der sich nicht in Freude wandeln ließe. Wenn Wir wiederholt von Freude sprechen, rufen Wir sie herbei als eine erhabene Realität. Man kann sich Unsere Wohnstätte nicht ohne Freude vorstellen. Die angespanntesten Kämpfe sind mit Freude gesättigt; ohne sie wird es keine Tätigkeit geben. Doch wenn man sich über die Bedeutung und den Wert der Freude Klarheit verschafft hat, wird dies die Lösung einer bedeutenden physiologische Grundlage sein.

       Unwissende verbinden die Empfindung von Freude mit einer gesunden Verdauung oder mit Erfolg im Leben. Freude lebt jedoch jenseits von Gesundheit und Erfolg. Sie kann selbst inmitten von Krankheit und unter Beschimpfungen bestehen. Ein solches Gefühl wird nicht nur während vieler Lebenswechsel entwickelt, sondern auch bei einem weisen Aufenthalt in der Feinstofflichen Welt.

       Die Menschen überlasten sich mit Dingen, die nicht nur auf der Erde, sondern auch in der Feinstofflichen Welt unnötig sind. Jedes unnötige Ding wird bereits eine schwere Last sein. Doch ebenso unerträglich ist ein unvernünftiges Schaffen in der Feinstofflichen Welt. Man kann dort so viel Unheil anrichten, dass man hiervon in allen Leben verfolgt wird. Freude kann sich unmöglich entwickeln, wenn man viele schmutzige Schwänze hinter sich herschleppt. Freude gibt es über die Zukunft, doch sie kann nicht in der Vergangenheit leben.

       Man muss verstehen, dass Wir Freude als etwas Schöpferisches und Begeisterndes zu erläutern suchen. Freude wird ein zuverlässiger Magnet sein. Wir wollen, dass die Menschen verstehen, wo ihr Allheilmittel liegt. In Freude können sie ein besseres Höheres Gespräch führen. In Freude werden sie unerschütterliche Mitarbeiter finden. Sie wünschen, dass es der Welt in Freude gut ergeht.

       Wir können bestätigen, dass Niedergeschlagenheit die Schwelle Unserer Wohnstätte nicht überschreiten wird, denn dort lebt Freude. Mögen die Menschen sich daran erinnern, dass niemand sie ihrer Freude berauben kann. Sogar ein Apparat arbeitet besser, wenn wir ihn freudig benutzen. Entschieden alles kann berichtigt und verbessert werden, und nichts kann den Pfad der Vervollkommnung versperren.

       Für Uns ist es ein Festtag, wenn Wir sehen, dass Unsere Mitarbeiter den Schild der Freude erkannt haben.

 

       56. Urusvati versteht die Bedeutung ärztlicher Vorsicht. Wir bleiben stets Ärzte im wahrsten Sinn. Wir müssen mit ärztlicher Zielsetzung an die Menschen herantreten. Wir begegnen unentwegt Kranken und müssen vor allem für Gleichgewicht sorgen. Die Menschen suchen Uns besonders dann, wenn ihr Elend bereits begonnen hat. Man muss nicht nur Maßnahmen zur Erhellung des Bewusstseins ergreifen, sondern auch die Krankheiten heilen.

       Die Menschen verstehen nicht, dass Wir mit ihnen wie mit gefährlichen Kranken umgehen müssen. Wenn Wir euch zu Vorsicht raten, bedeutet dies nicht, dass Wir euch für unvorsichtig halten. Im Gegenteil, Wir lenken nur die Aufmerksamkeit darauf, dass sich jemand in einer nie dagewesenen Anspannung befindet und besondere Vorsicht erforderlich ist. Wenn ihr euch in der Stellung eines Arztes fühlt, werdet ihr dem Ziel viel näherkommen.

       Besonders heutzutage sind die Menschen angespannt und bedürfen einer weisen Einflussnahme. Oft wird man genötigt sein, ihnen in Einzelheiten beizupflichten, um das Wichtigste zu bewahren. Man wird Mut zusprechen müssen, um von Angst zu befreien. So sollte ein Lehrer des Lebens sich die gesamte Methode eines weisen Arztes zu eigen machen.

      Nicht selten kann einer Erkrankung mit einem einfachen Wort der Ermutigung Einhalt geboten werden. Lasst uns nicht analysieren, wo und wann die Krankheit begonnen hat. Vor allem verurteilt ein Arzt nicht, sondern sieht den besten Weg voraus, um die Zersetzung zu unterbinden. In jeder Krankheit kommt Zersetzung zum Ausdruck. So muss man auch bei menschlichen Irrtümern Heilmittel anwenden.

       Vor kurzem habt ihr von einer Besessenheit gehört; ein fast hoffnungsloser Fall, da die Kranke es leid geworden war zu kämpfen und zu einem Opfer des Besitzergreifers wurde. Durch den persönlichen Magneten kann man die Entwicklung des Entsetzlichen zum Stillstand bringen, auf schriftlichem Weg jedoch ist es bereits unmöglich, Einfluss auszuüben.

      Desgleichen begünstigen auch die Umgebenden eine Verstärkung der Krankheit. Gewöhnlich muss man solche Besessenen vor allem an einen neuen Ort bringen und die gesamte Umgebung erneuern. Die Menschen verstehen nicht, wie sehr die Umgebung die Entwicklung mancher Krankheiten fördert. So muss man sich daran gewöhnen, die Stellung eines Arztes einzunehmen. Unser inneres Leben ist voller ärztlicher Tätigkeit.

 

       57. Urusvati sagt mit Uns gemeinsam: Versteht es, gut zu sein. In diesem einen Wort ist eine ganze Weltanschauung enthalten. Man kann keinen ähnlichen Begriff anzuführen, der so entstellt wurde. Von tatenloser Scheinheiligkeit bis zu unverhüllter Grausamkeit findet alles seinen Platz unter der Maske des Guten. Man muss es wahrhaft verstehen, auf eine Art gut zu sein, die nicht nur für uns selbst, sondern auch für andere nützlich ist.

       Wir senden Gedanken über das Gute, über die Arbeit und über die Tat. Es kann nichts Gutes ohne die Tat geben. Das Gute wird nicht herrschen, wo es keine Arbeit gibt. Das Gute wird nicht herrschen, wenn man sich dem Bösen nicht widersetzt. Das Gute wird nicht herrschen, wenn wir nicht die Verantwortung übernehmen, das Böse zu unterscheiden.

      Erkennen wir die Verwesung und versäumen wir nicht, Licht zu bringen. Schön ist die Redewendung, dass durch Beitragen von Licht die Finsternis zerstreut wird. Doch man muss Licht beitragen, und eine solche Tat wird bereits voller Selbstaufopferung sein. Licht erleuchtet auch furchterregende Ungeheuer; natürlich werden sie sich auflösen, doch es wird Augenblicke geben, in denen sie sich mit dem abscheulichsten Gesicht zeigen. Solche Augenblicke muss jeder Lichtträger durchmachen. Er darf seine Schritte nicht verlangsamen und muss dem Ungeheuer kühn ins Gesicht sehen. Es wird jedoch kein vollständiges Lossagen von der Furcht sein, wenn der Lichtträger die Augen in der Hoffnung abwendet, dass das Licht das Ungeheuer auflöst. Nicht nur das Licht, sondern auch die uranfängliche Energie wird den Schlag versetzen, der die Finsternis vernichtet.

       Ihr habt bereits gehört, dass Wir den Pfeil erst im letzten Moment senden. Dies muss man verstehen und wissen, wo sich die letzte Grenzlinie befindet. Für alle Entscheidungen muss man die Verantwortung auf sich nehmen. Die Menschen weichen ihr mit aller Kraft aus, und genau dadurch sind solche Kämpfer unzuverlässig. Wir erproben jeden Mitarbeiter, doch wenige sind es, die eine solche Aufgabe freudig annehmen. Man weicht aus und versucht, sich zu verstecken, wenn die Stunde der Offenbarung kommt. Möge sich erweisen, wer gut und wer böse ist. Möge sich erweisen, wer zur Tat bereit ist und wer das träge Halbdunkel vorzieht, von dem es nicht weit bis zur Finsternis ist.

       Unsere Wohnstätte ist überaus friedliebend, doch bereit zum Kampf für das Gute. Wir haben Kenntnis davon, wann die finsteren Verräter neue Angriffe beginnen werden. Doch für jedes Zurückwerfen muss man die beste Stunde auswählen.

      Erneut kommen wir zu den karmischen Gesetzen. Jede Handlung hängt von etwas Vergangenem ab, und die Wirkung wird inmitten nebensächlicher Umstände ihren Verlauf nehmen. Es ist unerlässlich, diese zu erkennen und seine Taten demgemäß aufzubauen. Ich spreche davon, weil viele annehmen, Wir könnten das Karmagesetz missachten.

       Es bedarf vieler Bedingungen, um die Wirkungen zu vermehren oder zu verringern. So stehen Wir unablässig auf der Wacht, damit das Gute keinen Schaden erleidet.

 

       58. Urusvati lehnt sich gegen jegliche Quälerei auf. Dies geschieht nicht infolge von Nervenschwäche, sondern aus der angeborenen Erkenntnis heraus, dass im Namen der Menschenwürde Quälerei nicht zugelassen werden darf.

       Es gibt viele Arten von Quälerei in Bezug auf Menschen und Tiere. Man muss daran denken, dass das Karma der Peiniger überaus schwer ist. Die Einführung gesetzlich legitimierter Quälereien kann nicht sämtliche vollbrachten Ungerechtigkeiten rechtfertigen! Man muss das wilde Bewusstsein erhellen, damit die Zweibeiner begreifen, was man tun darf und was nicht. Ein erfahrener Arzt erkundigt sich vor allem nach dem Befinden des Kranken. Diese Stimmung ist wichtiger als Medikamente. Doch welches Befinden kann denn auf der Erde herrschen, wo niemand vor den verschiedensten Quälereien geschützt ist?

       Das Befinden kann die kompliziertesten Fragen des Staates entscheiden. Es muss jedoch die Unverletzlichkeit der Persönlichkeit gewahrt werden. Doch wird die Würde etwa gewahrt? Trösten wir uns nicht mit der Unparteilichkeit der Gerichte, denn sie wird von gröbster Willkür mit Füßen getreten.

      Es ist leicht, über Sadismus zu sprechen, doch entsetzlich zu sehen, dass dieser unvorstellbare Wahnsinn nicht unterbunden wird. Man könnte meinen, dass jene grundlegende Eigenschaft des Menschen, über die Wir sprechen, nicht verstanden wird. Es gibt so viele sowohl kleinere als auch entsetzliche Quäler auf der ganzen Welt! Das bewusste Peinigen des Nächsten unterscheidet sich nicht von den wildesten Epochen. Man kann sich an die Massen in den römischen Zirkusarenen erinnern, doch können sich die heutigen Massen etwa eines würdigen Verhaltens rühmen? Hat denn die Veränderung der Kleidung das Bewusstsein beeinflusst? Man muss an diesen Zustand erinnern, um zu wissen, womit Wir in Unserer Wohnstätte zu kämpfen genötigt sind.

       Es existiert eine Gesellschaft zum Schutz der Tiere, doch keine zum Schutz des Menschen. Mögen die Hartherzigen nicht wagen, sich als barmherzig auszugeben. Es ist schwer, Hartherzigkeit von Grund auf zu ändern. Wir unternehmen gewaltige Anstrengungen, indem Wir stärkste Gedanken aufbieten, doch sie dringen oft nicht in die versteinerten Herzen ein.

       Man kann die Macht des Sonnenaufgangs spüren und das Sonnenprana aufspeichern, es erfordert jedoch eine unermessliche Geduld, um mit der Quälerei zu kämpfen. Fortwährend stehen vor Uns Beispiele raffiniertester Quälerei, gerade als ob die Menschen sich verabredet hätten, das Karma des Planeten zu erschweren. So sind nicht nur Krieg und Unruhen, sondern auch die Schule und die Familie von niederträchtigen Quälereien erfüllt. Man muss verstehen, wieviel Qual und Wehklagen Unsere Wohnstätte erreichen. Man muss allen helfen.

 

       59. Urusvati erkennt mit Hilfe des Gefühlswissens übermenschliche Handlungen. Betrachten wir die Arten der menschlichen Handlungen. Es kann Handlungen des freien Willens geben, sodann karmische Handlungen und schließlich Handlungen unter dem Einfluss von Besessenheit. Doch außer diesen kann es noch eine besondere Art von Handlungen geben, die nicht unter die aufgezeigten Arten fällt. Wir nennen sie übermenschlich.

      Auserwählte Menschen führen Unsere Aufträge aus. Sie bieten ihre besten Fähigkeiten auf, und dennoch kommen solche Handlungen nicht aus dem freien Willen und noch weniger aus Besessenheit. Ebenso wenig kann man sie als karmisch bezeichnen, weil in ihnen altes Karma erledigt oder neues angelegt werden kann. Angesichts all dieser Vergleiche kann man zu der Schlussfolgerung gelangen, dass solche Handlungen ein besonderer Ausdruck von Kräften sind, die Oben gesandt wurden. Solche Handlungen wurden im Altertum als heilig bezeichnet, da man in ihnen etwas nicht Irdisches verspürte.

       Das Erkennen solcher Taten kann im Gefühlswissen enthalten sein. Es ist schwierig, sie menschlichen Gesetzen gemäß einzuteilen, doch ein erweitertes Bewusstsein kann ihre Gegenwart spüren. Auch hassen die höheren Ränge der feindlichen Kräfte in besonderer Weise die Träger solcher Aufträge. Die Finsteren können deren Aufgaben nicht erkennen; sie können auch das Ausmaß solcher Aufträge nicht bestimmen, umso mehr geraten sie in Wut.

       Es lassen sich aus der Geschichte viele Beispiele von Personen anführen, die mit Unseren Aufträgen betraut waren. Solche Aufgaben sind von vielfältiger Art. Manchmal übergeben Wir nur eine einzelne Tat zur Ausführung, doch zuweilen zieht der Auftrag sich über den Verlauf eines ganzen Lebens hin. Wir übernehmen Bürgschaften für die Auserwählten. Jedes Mitglied der Gemeinschaft schlägt eine vielfach beobachtete Person vor und nimmt sie unter seine Obhut. Dafür benötigen Wir langandauernde Erprobungen, die sich über mehrere Leben hinziehen.

       Man muss davon überzeugt sein können, dass das Wesen des Auftrags ausgeführt werden wird. Wir berücksichtigen nicht die Einzelheiten, da örtliche Bedingungen neue Erscheinungen bringen können. Auch bestehen Wir auch nicht auf untergeordneten Fristen, da Uns das Wesen der Offenbarung wichtig ist. Wo Erfolg und wo Misserfolg eingetreten ist, können nur Wir entscheiden. Die Ansichten über Ursachen und Folgen bringen viele Komplikationen. So oft richten Wir Unsere Aufmerksamkeit in die Zukunft, um unzeitige Schlussfolgerungen zu verhindern.

       Es könnte gefragt werden, warum Wir nicht bereits früher den Begriff der übermenschlichen Handlungen in den Vordergrund gerückt haben. Man darf jedoch nicht ausführlich über solche Aufträge sprechen, da anderenfalls die Mehrheit der Menschen in Dünkel verfallen und ihre eigenmächtigen Handlungen mit irgendwelchen Aufträgen verschleiern würde. Viele verstehen die Einteilung in die vier Arten von Handlungen überhaupt nicht, doch wenn das Gefühlswissen einem diese Grenzen nicht eingibt, wird kein Verstand sie bestimmen.

       Einige haben „Die Geschichte von dem Stückchen Brot“ gern gelesen, doch für andere war sie eine überaus langweilige Erzählung. So wird vielen auch eine Betrachtung über menschliche Handlungen langweilig erscheinen. Doch lasst Uns an die Bürgschaften denken, die mit den übermenschlichen Taten verbunden sind. Mögen die Menschen Uns helfen, ihnen zu helfen.

 

       60. Urusvati kann bestätigen, wie leer ein Leben ohne Verkehr mit Uns für denjenigen ist, der sich der Bruderschaft angeschlossen hat. Oft muss man die Unterstützung spüren können und eine Entscheidung mit den Grundlagen vergleichen, die durch lange Erfahrung erprobt wurden. Die Lehre selbst wird lebendig, wenn sie mit der bestehenden Quelle verbunden ist.

      Kalt und dunkel ist es, wenn man einsam zwischen den feindlichen Lagern einherschreitet. Natürlich vertreibt auch die Feinstoffliche Welt die Einsamkeit, doch unermesslich ermutigend ist es, Unsere Wohnstätte zu erkennen. Nicht dort in der Unbegrenztheit, sondern hier ist das Bollwerk offenbart. Doch sogar diejenigen, die den genauen Ort der Wohnstätte nicht kennen, können sich in ihre Richtung wenden. Das Streben des Denkens wird diese Richtung weisen.

       Wenn ein Künstler Unsere Wohnstätte auch nur annähernd darstellen würde, könnte eine solche Vorstellung jemand anderem als Teraphim dienen. Der beste Teraphim ist jedoch das menschliche Herz. Von Herz zu Herz entwickelt sich ein mächtiger Magnet. Eine solche Anziehung ist sogar physisch stark. Die Hinziehung zu Unserem Herzen kann so stark sein, dass es unmöglich wird, sie zurückzuhalten. Sie wird „Feuriger Streitwagen“ genannt. Solche feurigen Empfindungen erfordern eine große Harmonie, andernfalls verwandeln sie sich in einen chaotischen Wirbel.

       Wer Uns kennt ist davon überzeugt, dass er nicht abgewiesen wird. Seine Gedanken sind bekannt, und groß ist die Erleichterung, wenn es nichts zu verbergen gibt. Er weiß, dass jeder gute Gedanke die Verbindung mit Uns festigt. Und ohne in Worte gefasste Äußerungen, nur mit einem tiefen Erbeben des Herzens erreicht Uns die gute Sendung. Aus Unerfahrenheit kann es noch unnötige Appelle geben, doch Harmonie und Hingabe stellen eine wahre Zusammenarbeit her. Wir freuen Uns, wenn die Stufe wahrer Zusammenarbeit erreicht wird, dann wird bereits das geringste Zeichen verstanden. Eine weise Kürze der Äußerungen wird geschätzt, und man kann sagen: Unsere Freude ist eure Freude.

       Solange die Menschen von Magie, Hexenkunst und Zauberei träumen, sind sie nicht die Unsrigen. Für die Hohe Wohnstätte ist nur das Herz notwendig. Wenn es ein leidendes Herz ist, wird es ein zuverlässiges Herz werden. Das schöne Herz muss auf Erden leiden. Ein Fisch kann nicht ohne Wasser leben; ein Adler kann sich ohne Freiheit nicht freuen. Wir möchten Unseren Freunden Einfachheit eingeben, denn die Kompliziertheit des Lebens ist bereits in Schaden ausgeartet. Es ist notwendig, über gewisse Enthüllungen Schweigen zu bewahren. Bei Uns liegen viele Formeln bereit, doch ist es noch zu früh, die Wissenschaftler mit ihnen zu inspirieren. Allzu nah beieinander liegen eine gute Bestimmung und eine schadenbringende Anwendung.

       Mögen die Menschen, die Uns kennengelernt haben, versuchen, dieses Wissen auszulöschen. Sogar die verräterischen Abtrünnigen empfangen unheilbare Wunden. Wir werden nicht über die Folgen sprechen, denn jemand könnte dies als Drohung ansehen. Jeder Weber grämt sich über einen zerrissenen Faden und freut sich über festes Garn – so ist es auch im menschlichen Geist.

 

       61. Urusvati wird sich nicht entziehen und sich nicht fürchten, in der Zeit der Schlacht mit Uns zu sein. Viele erschrecken allein schon bei der Erwähnung einer Schlacht. Andere geraten angesichts der langen Dauer des Kampfes in Verwirrung. Dritte schließlich verfallen in endgültiges Entsetzen, wenn sie erfahren, dass die Schlacht ohne Ende ist. Die Menschen lieben es, bei Unbegrenztheit Endlichkeit zu haben.

       Man könnte lächeln, wenn man das Entsetzen der Menschen sieht, die sich für Kenner des Okkultismus halten. Leicht fällt es ihnen, Traktate zu schreiben, doch erblassen sie beim Wort über die Schlacht. Sehr weit von Tätigkeit entfernt sind viele, die so wichtigtuerisch und aufgeblasen von ihrer eigenen Einweihung sprechen. Wie soll man sie dazu aufrufen, den Kampf für das Gute liebzugewinnen! Es gibt keine Worte, die einen Feigling in einen Tapferen verwandeln könnten. Nur die Gefahr kann den Anstoß dazu geben, zur Tat zu streben. Gerade der Feigling muss sich der Gefahr stellen. Die Menschen flehen oft darum, sie vor Gefahr zu bewahren, doch für ihr Wachstum ist Gefahr unerlässlich.

       Ebenso kann die Endlosigkeit der Schlacht einige unwissende Menschen verwirren. Es ist unmöglich, zu Unvorbereiteten von der Unbegrenztheit der Schlacht zu sprechen. Mögen sie lieber bei dem Begriff von Sieg bleiben, den sie fassen können. Bei einem solchen Verständnis von Sieg schwebt über ihnen natürlich auch das Trugbild der Niederlage. Bei einer Schlacht in Unbegrenztheit kennen Wir keine Niederlage.

       Wir werden die finsteren Hierophanten[37] nicht herabsetzen, denn sie sind keine geringen Gegner. Ihre Mittel sind raffiniert und sie kennen die Unbegrenztheit. Doch Wir wissen etwas, das jenseits ihres Wissens liegt. Sie verstehen, dass etwas für sie Unzugängliches existiert. Gewaltig ist ihre Wut über diese Begrenzung, doch so ist das Gesetz. Es ist erstaunlich zu verfolgen, mit welch niederträchtigen Methoden sie die Menschen anziehen! Das bedeutet, dass man sich auf unwandelbare Werte stützen muss, nicht auf ephemere[38] irdische Vorstellungen.

       Man könnte Uns fragen, ob Wir während der Schlacht in Erschöpfung geraten. Ein solcher Ausdruck ist unanwendbar; es wäre zutreffender, nach dem Grad der Anspannung zu fragen – sie ist groß. Wenn Schwester Urusvati das Fallen Unserer Schweißtropfen gehört hat, kann man sich die Anspannung aller Energien vorstellen. Wenn die Haare in einem elektrischen Wirbel zu Berge stehen, kann man sich Unsere Anspannung vorstellen! Wir verbergen nicht, dass die Schlacht Momente allerhöchster Anspannung mit sich bringt.

      Wenn sich jemand fürchtet, möge er sich dem Kampf für das Gute nicht nähern. Wenn jemand menschliches Urteil fürchtet, möge er nicht über die Ethik nachdenken. Wenn jemand um sein irdisches Leben zittert, möge er dahingehen, um in der Finsternis vollkommen zu verfaulen. Man kann bemerken, dass ein Feigling schneller als ein Tapferer zugrunde geht. Man kann sich davon überzeugen, dass der, der den Tod fürchtet, ihn herbeiruft.

      So kann man an allen Erscheinungen sehen, dass es nützlich ist, ein Bewusstsein für das Gute zu entwickeln. Wir wollen nicht länger bei den Epidemien der Furcht verweilen, denn wenn Wir über die Bruderschaft sprechen, kann Furcht keinen Platz haben.

 

       62. Urusvati zeigt sich im feinstofflichen Körper gewöhnlich mit einem hellenischen violetten Gewand bekleidet. Lasst uns den Grund dafür betrachten. Die Farbe des Gewandes entspricht gewöhnlich der Farbe der Aura, doch das Gewand selbst wird einer besonders vertrauten Epoche entlehnt. So bleibt auch in der Feinstofflichen Welt die Schönheit der Beschaffenheit der Kleidung unbestreitbar deutlich bewahrt. So ziehen wir auch in der Welt der Gedanken gewöhnlich unsere früheren Kleider an. Menschen, die keine Erinnerung an die Vergangenheit bewahren, geraten in der Feinstofflichen Welt oft in Schwierigkeiten. Sie erinnern sich an einzelne Bekleidungsteile verschiedener Epochen, und daraus ergibt sich die vielfältigste Vermischung. Sie spüren die Notwendigkeit, sich unverzüglich ein Gewand zu schaffen, doch ihre undisziplinierte Vorstellungskraft zeigt ihnen nur irgendwelche Bekleidungsfetzen. Wenn sie in der Umgebung verschiedene Gewänder sehen, beginnen die Neuangekommenen, eilig gedanklich umherzuirren, und jeder Gedankenstoß trägt ihnen einen unerwarteten Gegenstand herbei.

       Genau das gleiche geschieht mit gedanklichen Bauwerken, und letzten Endes muss man alle diese hässlichen Auftürmungen[39] vernichten. Nicht ohne Grund raten Wir dazu, im Leben das Denken anzuspannen und das Gefühl der Harmonie zu verstehen. Entschieden jede geistige Aufspeicherung wird in der Feinstofflichen Welt von Nutzen sein. Wir lieben einfache Gewänder, die nicht bei der Arbeit stören. Es ist besser, wenn jeder im Leben die für ihn geeignetste Bekleidung festlegt, sie wird ihm in der Feinstofflichen Welt nützlich sein. Es ist sehr bedauerlich, wenn man auch dort eine ungeeignete irdische Kleidung trägt. Gewiss, der Führer klärt über Hässlichkeit und Ungeeignetheit auf, doch einige sind derart stumpfsinnig, dass sie nicht einmal den Sinn der Ratschläge verstehen. Es kommt hinzu, dass solche Bewohner nur mit Worten kommunizieren möchten und keinen gedanklichen Verkehr durchzuführen verstehen.

       Die niederen Schichten der Feinstofflichen Welt offenbaren viel Hässlichkeit. Es ist unabdingbar, die Erde von ihr zu reinigen. Wenn Ich also von der Kraft der Schönheit spreche, habe Ich nicht nur die Erde im Sinn, sondern auch die Feinstoffliche Welt. Wir leben zur Hälfte in der Feinstofflichen Welt. Viele Unserer Nächsten befinden sich im feinstofflichen Körper. Man kann sich vorstellen, welche Vielfalt das innere Leben Unserer Wohnstätte aufweist, wo das irdische Äußere mit den Überirdischen Welten in Berührung kommt – hell sind das Aufflammen des Feuers und die Strahlen!

 

       63. Urusvati ist fähig, den Wert alles Existierenden anzuerkennen. Jede Erscheinung ist bereits die Folge von Gedankenarbeit. Selbst wenn die Erscheinung in Involution verfiele, bliebe dennoch irgendwo in ihr ein Funke der höchsten Energie verborgen. Gewöhnlich lieben es die Menschen, eine Sache gänzlich zu verwerfen, wenn auch nur ein einziger Teil ihrem Verständnis nicht entspricht. So verfährt ein unkluger oder unerfahrener Hausherr, doch die Erkenntnis wird ihn jede schöpferische Kraft schätzen lehren, befände sie sich auch in der unpassendsten Hülle. Sogar Djins können einen Tempel erbauen. Sie verstehen zwar das Wesen des Bauwerkes nicht, doch die ihnen innewohnende Kraft kann einen ausgezeichneten Maurer abgeben.

       In jeder Legende ist ein Teil Wahrheit enthalten. Man erzählt von dem unterirdischen Volk Agartha* – ein solches Volk gibt es nicht. Die Grundlage dieser Sage hat sich jedoch im Umkreis Unserer Wohnstätte gebildet. Die unterirdischen Gänge existieren nicht in jenem Ausmaß, wie in der Legende angegeben, doch Wir verfügen trotzdem über genügend ausgedehnte unterirdische Gänge. In anderen Sagen wird von Weißwasser und dem Himmlischen Jerusalem erzählt – beide Sagen haben eine Beziehung zu Unserer Wohnstätte.

      Es wäre unvernünftig, alle Sagen abzulehnen, ohne sich in ihren Sinn zu vertiefen. Jede von ihnen bewahrt einen äußerst genauen Hinweis, der oftmals bewusst verschleiert worden ist. Nicht selten schützen Wir selbst den Sinn einer Legende, da andernfalls die Erkenntnisfähigkeit der ortsansässigen Leute vieles enthüllen könnte. Ebenso ist es manchmal erforderlich, in strenger Weise zu verhindern, dass bestimmte Grenzen überschritten werden. So muss man in allem eine genaue Einschätzung der Lage vornehmen.

      Wir werden nicht jede Lage präzise feststellen, denn die Mitarbeiter müssen verstehen, wie sehr alles von den dringlichsten Entschlüssen erfüllt ist. Mögen sie sich vor Augen halten, welch große Anzahl von Berichten in Unserer Wohnstätte zusammenströmt! Jeder erfordert eine unverzügliche Entscheidung. Dabei dürfen Wir die irdischen Beteiligten nicht erschrecken und müssen überall den anwendbaren Funken Energie finden. Vergessen wir nicht, dass viele nützliche Helfer wiederholte Erinnerungen benötigen und eine Belehrung nicht auf den ersten Rat hin aufnehmen. Dies entwickelt die Geduld sehr. Gereiztheit ist doch nichts anderes als Willensschwäche. Eine nebelhafte Denkweise liebt Wiederholung, doch die Ereignisse drängen.

       Wir legen das höchste Maß von Behutsamkeit an, um nicht zuzulassen, dass die Mitarbeiter sich unnötiger Gefahr aussetzen. Man kann sich jedoch vorstellen, wie schwer es manchmal ist, einen Menschen zu schützen. Er selbst stürzt dem Schlag entgegen und entrüstet sich dann über die Führende Hand. Dermaßen gesättigt ist Unsere Atmosphäre. Allein die Zusammenarbeit mit der Feinstofflichen Welt gestattet es Uns, die Möglichkeiten zu erweitern.

 

       64. Urusvati achtet die Fristen. Seid nicht erstaunt, dass Wir zum Gegenstand der Fristen zurückkehren. Er ist für Unser Inneres Leben allzu wichtig. Man könnte den Menschen viele Fristen mitteilen, doch die Mehrheit könnte sie nicht zu ihrem Nutzen aufnehmen.

      Insbesondere ist die Selbstsucht ein Hindernis, die den Menschen dazu veranlasst, alle Mitteilungen auf sich selbst zu beziehen. Man kann den Tag eines bedeutenden Ereignisses aufzeigen, doch der Mensch wacht auf seiner gewohnten Schlafstatt auf und fragt gereizt: „Wo ist es denn nun, das besondere Ereignis?“ Gewöhnlich geben die Menschen nicht zu, dass Ereignisse sich nicht nach ihrem Plan vollziehen.

      Gereiztheit und Unverständnis sind nur hinderliche Grundlagen, und Uns sind solche Splitter nicht nützlich, da ihre Beseitigung Energie verschlingt. Wenn die Menschen doch nur die Energie schonen würden, die gerade ihrem Nutzen dient.  

       Ebenso ist es schädlich, neidisch zu sein, wenn man von dem Fortschritt eines anderen hört. Man kann erfahren, dass jemand Unsere Wohnstätte nur wegen eines einzigen Dienstes erreicht hat, den er einem Unserer Brüder erwiesen hat[40]. Jeder wird denken, dass er ebenfalls bereit sei, einen Dienst zu erweisen, doch hat er vergessen, dass ein solcher Dienst nur die letzte Perle in einer ganzen Kette von Selbstaufopferung war. Auch geben die Menschen nur schwer zu, dass ein Mensch von scheinbar gewöhnlichem Äußeren in seinem Herzen viele Aufspeicherungen bergen kann. Über viele Leben hinweg leuchten die Feuer des Hohen Dienstes hell, und wer könnte denn über den Fortschritt des Herzens urteilen?

       Die Menschen lieben es ganz und gar nicht, dass sich in ihrer Nähe etwas Besonderes zeigt. So wird vieles verworfen, was für Unsere Arbeit von Nutzen sein könnte.

       Auch Wir haben mit den gewöhnlichsten Antlitzen auftreten müssen. Wir mussten sogar konventionelle Titel tragen, um auf diese Weise leichter in überaus abgeschlossene und verirrte Kreise eindringen zu können.

       Wir sind ständig darum bemüht, dass sich jede Einflussnahme fristgemäß vollzieht. Wenn Unsere Widersacher die Welt in Verwirrung und sogar in Krieg hineinziehen, müssen Wir Vorsorge dafür treffen, dass die Wirkungen der Ereignisse sich für den Fortschritt der Völker als nützlich erweisen. Daher nennt man Uns die Weltregierung. Die Menschen fürchten solche Bezeichnungen, beten jedoch selbst gern zum Höchsten Begriff und sind bereit, Seine Hand zu ergreifen. Wenn wir uns den Höchsten Begriff und einen lebendigen Glauben an Ihn vorstellen, warum kann man sich dann nicht auch eine Weltregierung vorstellen? So kann man auch dem Höchsten Begriff der Hierarchie Verehrung erweisen.

       Die Fristen sind angegeben; mögen die Menschen sie mit voller Behutsamkeit annehmen.

 

       65. Urusvati hat nicht nur einmal fremde Schmerzen auf sich genommen. Eine solche Eigenschaft wird zu einem Teil des Großen Dienstes. Anfangs ist sie überaus schwer, doch später wird eine solche Übernahme und Selbstaufopferung gleichsam zur zweiten Natur. Die Ärzte sollten nicht nur die Übertragung von Empfindungsfähigkeit, sondern auch die Übergabe ganzer Krankheiten mit allen Symptomen erforschen. Dabei können solche Symptome sehr kompliziert sein. Kann sich doch die Krankheit aus verschiedenen Quellen gleichzeitig verstärken. Zudem kann die Übernahme eines Schmerzes sich noch durch eine persönliche Veranlagung verstärken. Zunächst bleibt die Übernahme von Krankheiten auf Nahestehende beschränkt, doch später weitet sich eine solche Selbstaufopferung auf sehr weite Entfernungen hin aus.

       Man wundere sich nicht, dass Unsere umfangreichen Beziehungen auch vielfältige Schmerzen mit sich bringen, der Mensch jedoch gewöhnt sich an jeden beliebigen Zustand. Wenn Wir daher zur Vorsicht raten, sehen Wir auch die Möglichkeit einer Ausweitung der Schmerzen voraus. Indessen bedürfte die Menschheit normalerweise keiner Schmerzen. Ein solcher naturwidriger Zustand ist die Widerspiegelung eines fehlgerichteten Lebens.

       Mitunter möchte man die Menschen bitten: Belastet Unsere Arbeit nicht mit solchen Sendungen. Fallt Unseren Mitarbeitern nicht zur Last, indem ihr ihnen sowohl physische als auch geistige Schmerzen aufbürdet. Die Mehrheit der Menschen ruft bei Krankheit laut um Hilfe, während sie sich tags zuvor die Komplikationen selbst geschaffen hat. Man kann die Ärzte nur bitten, sich in die Ursachen der Erkrankungen zu vertiefen, um sie gleich von Anfang an zu unterbinden. Viele Krankheiten sind nicht nur physisch, sondern auch geistig ansteckend. Man kann sehen, dass die letztere Ansteckung häufiger als die erstere ist, und gerade dadurch verstärkt sich die Übergabe eines Schmerzes.

       Man kann von besonderen Schmerzen bei bemerkenswerten Persönlichkeiten lesen; es handelt sich dabei nicht nur um sogenannte heilige Schmerzen, sondern auch um eine Übernahme fremden Leidens auf sich selbst. In Bezug auf Unsere Wohnstätte lässt sich sagen, dass es dort keine Krankheiten gibt, Leid jedoch zur Genüge. Dies ist bei der Fürsorge für die Menschheit unvermeidlich.

 

       66. Urusvati hat richtig bemerkt, dass bei der Mehrheit der zu Uns Strebenden das Interesse nachlässt, wenn sie von Unseren Arbeiten erfahren. Doch Wir locken niemanden an. Ein zuverlässiger Mitarbeiter wird nur derjenige sein, der auf karmische Weise an den Großen Dienst herangeführt wird. Man kann Liebe zur Arbeit nicht erzwingen. Jeder Zwang auf diesem Gebiet erzeugt nur Widerwillen. Der Anklopfende sollte angehört werden, doch wird es nicht weise sein, Marktbummler zu sammeln. Jeder hat beobachten können, dass Freunde sich auf besonderen Wegen nähern. Weder geburtsrechtliche noch rassische Begriffe haben hier eine Bedeutung.

       Besonders muss man verstehen, dass Wir keine Quantität erwarten – und Wir selbst sind auch nicht zahlreich. Doch eine solche enge Zusammenarbeit ist besonders und kostbar. Kann doch jenseits irdischer Zusammenarbeit die Teilnahme der Feinstofflichen Welt herbeigerufen werden. Für gewisse Einflussnahmen sind solche Mitarbeiter sehr nützlich.

      Sie haben nichts mit jenen Hüllen gemein, die auf spiritistischen Séancen erscheinen und die Kräfte der Teilnehmer aussaugen. Mit solchen Hüllen kann man unmöglich irgendetwas Nützliches aufbauen. Gewiss bietet bisweilen ein harmonischer Zusammenklang der Anwesenden die Möglichkeit, dass auch ein höherentwickelter Geist herantritt, doch eine solche Harmonie ist sehr selten und erfordert große Gewöhnung aneinander.

      Unsere Zusammenarbeit mit den höheren Sphären der Feinstofflichen Welt hat eine andere Aufgabe. Flammarion[41] ist Uns nützlich, und Marconi[42] wird es sein, denn sie können die Kräfte der Feinstofflichen Welt in besonnener Weise nutzen; und sie konnten auf der Erde arbeiten und verstanden den Dienst. Die Bewohner der höchsten Sphären können sich leicht materialisieren, ebenso wie Erdbewohner höchster Auslese leicht die Feinstoffliche Welt aufsuchen können.

       Urusvati hat erneut vom Kummer der Schwester O. gehört. Man darf wahrhaftig nicht in Entsetzen geraten, wenn der irdische Zerfall nie dagewesene Ausmaße erreicht. Solche Prozesse am Ende des Kali Yuga* können nicht durch einen Erlass aus der Welt geschafft werden. Sie müssen überwunden werden, und der durch ihre Wirbel an die Oberfläche gebrachte Schmutz muss sich einem Umarbeitungsprozess unterziehen. Es ist nicht leicht, wenn so viel Schmutz unschädlich gemacht werden muss. Möge die Spreu vom Weizen getrennt werden! Wir bestätigen, dass die Sorge um jedes Korn groß ist.

       Das Auftreten untauglicher Elemente ist zur Endzeit eines Yuga sehr weitreichend. Das wütendste Harmagedon ist wie eine Reinigung vom Schmutz. Der Fürst der Erde sieht es jedoch anders; er schätzt den Schmutz und hofft, ihn zu vermehren. Es gibt Hausherren, die ihr Haus nicht gern reinigen, und so enden die Aufspeicherungen oft in einer Feuersbrunst.

       Wer also die Arbeit fürchtet, möge Unsere Existenz vergessen.

 

       67. Urusvati weiß genau, dass man Unsere Freunde nicht nach irdischen Maßstäben erkennen kann. Die Verstreuung Unserer Mitarbeiter lässt sich nicht mit dem irdischen Verständnis verbinden. Sie können sich in den unterschiedlichsten, ja sogar einander entgegengesetzten Lagern befinden. In Kämpfen können sie auf beiden Seiten auftreten. Es ist unmöglich, dem irdischen Bewusstsein den Grund für solche Widersprüche zu erklären, doch Unsere Wohnstätte handelt nicht nach irdischen Gesetzen.

      Ein erweitertes Bewusstsein vermag zu begreifen, dass es Verbindungen jenseits unserer grobstofflichen Gesetzmäßigkeiten gibt. Ist es denn so schwer vorstellbar, dass Unsere Freunde sich in verschiedenen Teilen der Welt befinden und in der örtlichen Mundart dem menschlichen Wahnsinn Einhalt gebieten können? Ohne einander kennen zu müssen, sind sie dennoch für ein und dasselbe Allgemeinwohl tätig.

       Oftmals haben Unsere Freunde darum gebeten, ihnen ein gemeinsames Zeichen zu geben, an dem sie einander erkennen können. Doch solche Versuche sind unschön geendet. Sie haben vor allem verschiedene Verräter gefördert. So haben Wir aufgehört, an äußere Unterscheidungsmerkmale zu denken, und nur im engsten Kreis gestatten Wir das Zeichen Unserer Wohnstätte. So ist es unmöglich, selbst in dieser einen Beziehung irdische Bedingungen zuzulassen. Das Herz kann auch jenseits irdischer Begrenzungen etwas erspüren. Der Gedanke an Uns kann ganz in der Tiefe des Herzens brennen.

       Unser Mitarbeiter wird sich selbst nicht als eingeweiht bezeichnen und sich keiner Ausnahmestellung brüsten. Unsere Maßstäbe liegen jenseits aller irdischen Grade. Selbst wenn Unsere Freunde genötigt sein sollten, irdische Auszeichnungen anzunehmen, kennen sie deren Wert.

       Einmal erschien Unser Bruder bei einer Regierungsstelle, bedeckt mit Auszeichnungen, und sein Freund sagte lächelnd: „Schwer sind die irdischen Auszeichnungen!“ Unser Bruder aber erwiderte: „Dem Schlüsselmeister sind die Schlüssel auch nicht leicht.“ So muss man irdische Auszeichnungen annehmen.

       Sollte es etwa unmöglich sein, dass Wir höchste weltliche Stellungen einnehmen?! Wir lassen dies jedoch nur manchmal als ein besonderes Opfer zu. Man muss die überirdischen Möglichkeiten in weitem Maße verstehen. Bei Uns ist man sehr betrübt, wenn es notwendig wird, einen Bruder oder eine Schwester auf eine irdische Reise gehen zu lassen. Wer versteht ein solches Opfer? Wer ist bemüht, sich, gegenüber einer ungewöhnlichen Erscheinung behutsam zu verhalten? Gleicht eine solche Reise nicht dem Tragen eines Kreuzes? Den Menschen wurden herrliche Symbole gegeben, doch selten dringt jemand in ihre Bedeutung ein.

 

       68. Urusvati verspürt sogar weit entfernte Erdbeben und atmosphärischen Druck. Unwissende werden sagen: Wozu solche krankhaften Wahrnehmungen, wenn sie die Erdbeben doch nicht verhindern können? Diese Bemerkungen gleichen vielen anderen Aufständen gegen das Wissen, wenn an bestimmten wissenschaftlichen Entdeckungen Zweifel geäußert werden. Wer kann behaupten, dass Erkenntnisse über die Schwingungen des Planeten nicht zum Wissen beitragen?

      Leider werden feinfühlige Organismen nicht erforscht, und dadurch geht die Möglichkeit zu wissenschaftlichen Beobachtungen verloren. Ein Jahrhundert später werden die Menschen gern über versäumte Erscheinungen klagen, doch vor deren Angesicht verschließen sie sich durch Zweifel. Feinstoffliche Wahrnehmungen gehen indessen mit einem erweiterten Bewusstsein und der Wissenschaft von den Schwingungen einher. Beide Themen sind voll tiefer Bedeutung und liegen der Umgestaltung des Lebens zugrunde.

       Ebenso lassen sich beim Verkehr mit Uns viele Besonderheiten beobachten. Bisweilen erfolgt Unsere Antwort unverzüglich, so schnell, dass es kaum gelingt, die Frage zu beenden. Doch es kommt auch vor, dass eine Antwort für eine längere Zeit zurückgehalten wird. Dies kann man mit dem Zustand der Atmosphäre oder Unserer Beschäftigung erklären. Es kann eine Vielzahl von Bedingungen geben, und man muss sie beobachten.

      So wollen wir auch nicht vergessen, dass eine Verzögerung der Antwort nicht selten von der Bemühung abhängt, die Nachricht vor unbefugten Zuhörern zu schützen. Ein solcher Umstand ist bedeutungsvoll, da man eine Gedankensendung abfangen kann. Daher raten Wir, sowohl mit Worten als auch mit Gedanken äußerst vorsichtig umzugehen.

      Man kann eine ganze Wissenschaft begründen, die sich mit dem Studium der Verbreitung der Energie von Worten und Gedanken befasst. In Abhängigkeit von diesen menschlichen Erzeugnissen besteht auch ein Einfluss auf die Pflanzenwelt und andere planetare Verhältnisse. Bei Uns werden Experimente mit Schwingungen durchgeführt, und Unser Bruder V.[43] ist ganz mit ihnen beschäftigt. Viele Wissenschaftler sollten ihm für seine Hilfe danken.

       Bei Uns herrscht Freude, wenn eine solche Saat gute Keime hervorbringt.

 

       69. Urusvati weiß von Uns Nahestehenden, die in die fernen Welten abgereist sind. Unwissende könnten diese Reisen in übelwollender Weise auslegen, nur wenige können solche Flüge als besondere Missionen verstehen. Es ist nicht leicht, sich vorzustellen, dass zwischen den Welten ein gedanklicher Verkehr stattfinden kann.

      Es fällt den Menschen nicht leicht, sich von dem irdischen Bollwerk zu lösen und anzuerkennen, dass sich alles Wesentliche nicht auf der Erde, sondern dort befindet, wo die von den Menschen sogenannte Leere ist. Man muss sich von Grund auf verwandeln, um zu verstehen, dass irdische Schönheit nur deshalb als schön erscheint, weil die Menschen die überirdische Schönheit nicht kennen. Vieles wird auf der Erde in verzerrter Weise verstanden. Die Menschen sind bereit sich vorzustellen, dass zwischen den Welten eine ebensolche Feindschaft besteht wie auf der Erde.

       Die Menschen geben nicht zu, dass das Haupt der Bruderschaft in eine ferne Welt abreisen kann. Ebenso wenig verstehen sie, weshalb manche hingebungsvollen und gebildeten irdischen Tatmenschen ihre Mitbrüder verlassen können. Nur die irdischen Begrenzungen erlauben es nicht, eine Gemeinschaft auf mehrere Welten zu erweitern. Ebenso ist es nicht leicht sich vorzustellen, dass die Bewohner in neuen Körpern in unterschiedlichen Umgebungen das Korn eines klaren irdischen Bewusstseins bewahren können. Die uranfängliche Energie ist indessen überall dieselbe; eine solche Verbindung ist dauerhafter als alle existierenden Substanzen.

       Nicht nur über die fernen Welten herrscht bei den Menschen Unverständnis, sondern auch auf der Erde wird vieles falsch verstanden. Ihr wisst zum Beispiel, dass der Panchen Rinpoche[44] Pässe für Schambhala ausgibt. Es scheint, als hätte eine solche Tradition keinen Sinn, doch nicht für Schambhala wird der Pass ausgegeben, sondern über Schambhala. Seit alten Zeiten existierte eine Art Erinnerung an Schambhala, die denjenigen Menschen gegeben wurde, welche die Fähigkeit hatten, in diese Richtung zu denken. Später wurde der Sinn entstellt, und man kam zu irgendwelchen unsinnigen Pässen.

      Ebenso verstehen viele zu Recht nicht, weshalb unwissende Lamas als Beschützer Unserer Bruderschaft gelten können. Doch zum einen sind hier außergewöhnliche Lamas gemeint, und zum anderen wird Schambhala von ihnen trotz allem als ein heiliger Schatz gehütet.

 

       70. Urusvati ist zu Recht entrüstet über die Unwahrheiten, die man über Uns schreibt. Wenn man tatsächlich alle erfundenen Geschichten über Uns in einem Buch zusammenstellen wollte, erhielte man eine noch nie dagewesene Sammlung von Lügen. Symbolische Ausdrücke, durch die Jahrhunderte entstanden, haben sich zu wirklichkeitsfremden Auftürmungen über irgendwelche Schätze verwandelt, auf denen die Herrscher von Schambhala thronen. Unter den ausgeschmückten Erzählungen aus Tibet ist schwer festzustellen, wie die entsetzlichsten Übertreibungen angewachsen sind, doch dort wollte das Volk beschönigend den Ort des Weltmittelpunktes hinstellen.

      Die Kämpfer von Schambhala sind unüberwindlich und unzählbar. Der Führer vernichtet alles Böse und errichtet die Herrschaft des Guten – so denkt der Osten und bewahrt im Herzen die Sage über den Sieg des Lichts. Jede Ausschmückung zum Ruhm des Lichts ist verzeihlich, doch der Westen denkt entgegengesetzt. Er möchte alles aufdecken und die Hülle so lange herunterziehen, bis er zu nichts anderem als einer verunstalteten Herabsetzung gelangt.

       Richtet eure Aufmerksamkeit darauf, wie man im Westen über die Weiße Bruderschaft spricht. Die Mitglieder der Bruderschaft sitzen im Restaurant, denken sich Erschütterungen der ökonomischen Grundlagen aus, schneiden auf, irren sich, führen andere in die Irre, sind nicht in der Lage, Menschen richtig auszuwählen, ziehen in Aufstände und Kriege herein, denken über Verschwörungen nach, stürzen Dynastien, mischen sich unentwegt in das ruhige Leben der Familien ein, fügen der Kirche Schaden zu und verstehen es nicht, die alten Überlieferungen zu wahren – mit einem Wort, man kann alle möglichen unverzeihlichen Verbrechen aufzählen, und das Finsterste davon wird Uns zugeschrieben. Dabei wollen wir nicht vergessen, dass alle diese Beschuldigungen von Leuten vorgebracht werden, die sich mit ganz aufgeblasenen Worten über die Weiße Bruderschaft äußern.

       So kann man hören, dass Bruder R.[45] in den Karpaten lebt, doch das wäre ebenso richtig, wie dass Ich in London wohne. Bruder R. ist unzweifelhaft in den Karpaten gewesen, ebenso wie Ich mich in London aufgehalten habe, doch man darf die Menschen nicht irrezuführen, indem man Uns einen solchen ständigen Wohnsitz zuschreibt. Ebenso wenig darf man denken, Bruder K.[46] lebe in Deutschland, auch wenn einige seinen Wohnsitz gern auf die Gegend um Nürnberg begrenzen möchten. Es lassen sich viele Beispiele anführen, wie die Menschen willkürlich über Uns verfügen und sich dabei selbst im besten Fall als eingeweiht und im schlechtesten als Mahachohans[47] bezeichnen.

       Unwissende füllen Bücher mit Mitteilungen über die Verbreitung unseres Einflusses, doch geben sie Unsere Anweisungen wider, als seien es persönliche Wünsche. So kann man sich vorstellen, wie sehr Unser Leben durch solche Hirngespinste verkompliziert wird. Um Uns dann vollends zu diskreditieren, werden irgendwelche Portraits in Umlauf gesetzt und Versammlungen veranstaltet, auf denen die verräterischsten Persönlichkeiten sich nicht schämen, Fremden etwas von unglaubhaften Visionen vorzuflüstern.

       Natürlich existieren besondere Vereinigungen, die auf jede Art von Zerstörungen ausgerichtet sind. Von ihnen sprechen Wir nicht, ihre Herkunft ist völlig klar. Wir möchten die Aufmerksamkeit auf das Verhalten jener lenken, die ständig von der Weißen Bruderschaft sprechen und sie gleichzeitig beschimpfen.

 

       71. Urusvati bemerkt die Veränderung der Ströme bei Gesprächen mit Uns. Man muss erläutern, dass eine solche Erscheinung nicht auf Unserem Einfluss beruht, sondern auf räumlichen Strömen, die durch den Kontakt mit Unseren Strömen in Schwingung versetzt werden. Dies muss man bemerken, da man anderenfalls Unserem Strom eine Qualität zuschreiben könnte, die ihm gar nicht eigen ist. Der Lehrer ist immer darum besorgt, dass der Verkehr mit Ihm nicht belastend ist.

       Das Auftreten störender Ströme kann von der Stimmung der Anwesenden abhängen. Überhaupt sollte man jede aufkommende Stimmung beobachten. Oft legen sich nicht einmal die Teilnehmer Rechenschaft darüber ab, in welchem Zustand sie sich befinden. Wir haben Menschen beobachten müssen, die ganz offen ihre Stimmung bestritten haben. Aus vielerlei Gründen können die Menschen sich nicht auf ihren Zustand konzentrieren. Sie befinden sich derart unter dem Einfluss der äußeren Maja*, dass es ihnen scheint, als sagten sie die Wahrheit[48], während sie sich im Gegenteil selbst belügen.

       Unsere Wohnstätte vertieft vor allem das Bewusstsein, um jegliche Einwirkung von Maja zu vertreiben. Eine solche Erkenntnis ist nicht leicht zu erlangen, doch dafür befreit sie von den Ansammlungen falscher Empfindungen. Die Arbeitsfähigkeit wächst, wenn man sich von der Last der Zweifel befreit, die durch störende Ströme hervorgerufen werden.

      Jede Brechung von Strömen führt zu einer Art elektrischen Entladung. Nur ein verfeinertes Bewusstsein unterscheidet solche Entladungen von Krankheitsempfindungen. Wie oft kann man eine plötzliche Temperaturerhöhung, Schüttelfrost, stechende Schmerzen und Muskelkontraktionen beobachten. So können Entladungen gebrochener Ströme wirken, doch wer solche Erscheinungen kennt, wird nicht den Beginn irgendeiner Erkrankung vermuten.

 

       72. Urusvati kennt Unsere Zusammenkünfte zur Konzentration des Willens. Der Wille eines jeden von Uns ist genügend diszipliniert; es treten jedoch Erscheinungen auf, die eine gemeinsame Konzentration erfordern, und dann raten Wir allen Nächsten zur Ruhe. Wir wissen, dass ein solcher Rat schwer zu befolgen ist, doch ist Ruhe mitunter besonders notwendig. Jede Verwirrung in den Auren der Nächsten schadet dem gemeinsamen Zustand der Konzentration.

       Man wird sagen: Welche Ruhe kann es geben, wenn die Welt erschaudert? Gerade wenn die Welt sich in einer besonderen Anspannung befindet, ist eine ungewöhnliche Ruhe erforderlich. Die Probleme lassen sich dann schon nicht mehr mit den gewöhnlichen Mitteln lösen. So ist es notwendig, aus tief verborgenen Reserven die gesamte uranfängliche Energie hervorzurufen. Man muss die völlige Unverletzlichkeit hervorrufen, auf der Ruhe gründet. Es gibt jedoch viel irdische Ungeduld; sie bohrt sich Pfeilen gleich in die Konzentration. Beginnt, diese Pfeile zu entfernen, und ihr werdet eure Aufmerksamkeit vom Wichtigsten ablenken. In der entscheidenden Zeit wird es das Wichtigste sein, sich Unserer Konzentration anzuschließen.

       Mitunter sagen wir: Seid zu Uns mit aller Kraft bestrebt. Für Unwissende wird ein solcher Ruf unsinnig sein, doch die Wissenden verstehen, wieviel Dringlichkeit in ihm liegt. Es ist nicht leicht, sich auf einen einzigen Gegenstand zu konzentrieren. Über viele Jahre hinweg arbeiten die Menschen daran, diese Eigenschaft in sich zu entwickeln, doch in einer Stunde höchster Anspannung kann eine kleine Fliege das Streben stören. Wir haben alle einmal solche Übungen durchschritten. Ihr Erfolg hängt nicht von besonderen Fähigkeiten ab, sondern vom angespannten Wünschen.

      Jeder möge versuchen, zu seinem Lehrer zu streben, doch so zu streben, dass er dabei alles ihn Umgebende vergisst. Tag oder Nacht, warm oder kalt, schnell oder langsam zu vergessen – das alles liegt in der Macht des Menschen. Und eine solche Bestrebung ist Uns entschieden nützlich, denn sie schafft Ströme im Raum, die zusammen mit Unseren Strömen streben. Stellt euch vor, welch mächtige Entladungen erzeugt werden, wenn man solche Gedanken in mehreren Ländern aussendet.

       Wir sagen den Menschen: bittet nicht, Wir wissen, was ihr benötigt; denn die Menschen verstehen es nicht, sich auf das Wichtigste zu konzentrieren, und solche Bitten sind nur hinderlich. So tun Wir alles, was möglich ist, und die Menschen mögen Uns nur ihren guten Willen senden. Wir beklagen Uns nicht über jene, die sich in der Auswahl ihrer Wünsche verlieren, sondern raten nur zu einer einfachen Methode, um aus dem irdischen Labyrinth herauszukommen, und die besteht im Streben des Herzens zu Uns.

      Möge es eine schweigende Bestrebung sein. Möge das Herz das Zeichen geben. Wir haben alle solche Bestrebungen durchschritten und können sagen: Je stärker sie sind, desto besser. Eine solche Bestrebung bildet eine Verdickung des Blutes, und eine solche Eigenschaft kann wohltuend sein kann, wenn sie auf Ruhe gegründet ist. Wenn aber eine solche Ruhe nicht gefunden wird, muss man sie durch den Willen aufbauen.

       Jeder Mensch kann zugeben, dass sich die Ereignisse seines Lebens nicht so gestaltet haben, wie er es vermutet hatte. Oft kann man Spuren Höchster Einwirkung finden. Wenn man diese Einwirkungen mit selbständiger Tätigkeit verbindet, wird man Harmonie erreichen.

       Der Mensch fragt: Seid Ihr immer bei uns? Wir können es immer sein, wenn ihr es nur wünscht. Wir erzählen euch von vielen Zügen Unseres inneren Lebens. Wir selbst haben alle Hindernisse durchschritten, und wenn Wir uns zum Schlafen legten, wussten Wir nicht, ob Wir am nächsten Morgen erwachen würden. Jeder von Uns hat es gelernt, unerschütterlich den Pfad des Lehrers zu gehen.

       An den schwersten Tagen spricht der Lehrer: Haltet euch für glücklicher als viele andere. Seien wir dankbar!

 

       73. Urusvati versteht es, die Hüllen der Maja zu erkennen. Wenn Wir von Hüllen sprechen, bedeutet dies, dass es etwas Verhülltes gibt. Dieses Verborgene ist die uranfängliche Energie. Weise ist derjenige, der in den verschiedenen Schöpfungen erkennen kann, wo die ewige, unzerstörbare Grundlage lebt. Ohne ein solches Erkennen wird sich alles als Maja erweisen, als Trugbild ohne Grundlage.

      Es ist unmöglich, nur unter Trugbildern zu leben. Gerade die Grundlage des ewigen Lebens erfordert die Erkenntnis, wo sich jenes Dauerhafte befindet, an das sich ein müder Wanderer anlehnen kann. Unvermeidlich wird der Mensch zu der Suche nach der ewigen Grundlage kommen. Der Gedanke an seine Unzerstörbarkeit kann den Menschen zur Tat inspirieren. Ein solches Streben zur Tat ist ein Zeichen von Gesundheit.

       Man könnte fragen, unter welchen Bedingungen es für Uns leichter ist, den Menschen zu helfen. Natürlich bei Tätigkeit. Wir können den um Hilfe Bittenden sagen: „Seid tätig, denn in einem solchen Zustand ist es für Uns leichter, zu helfen.“ Sogar eine wenig erfolgreiche Tätigkeit ist besser als Untätigkeit. Wir können Unsere Energie derjenigen Energie hinzufügen, die von euch gezeigt wird. Man darf sich nicht darüber wundern, dass eine gleichartige Substanz sich leicht mit einer ähnlichen vereint. Wenn Wir daher Unsere Energie anwenden wollen, suchen Wir danach, wo Wir sie auf eine nützlichere Weise hinzufügen können. Nicht um den Menschen aufzuwecken, senden Wir Energie, sondern zur Verstärkung bereits angespannter Kräfte. Ein Mensch, der geschlafen hat und plötzlich aufgeweckt wird, kann die törichtesten Handlungen begehen. Man darf die Schlafenden nicht unerwartet in Unruhe versetzen, doch wenn ein Mensch sich in bewusst wachem Zustand befindet, können Wir ihm helfen.

       So wird man euch auch jetzt noch fragen: „Was tun?“ Antwortet: „Handeln, denn in dieser Bewegung wird auch Unsere Hilfe kommen.“ So bitten Wir und Unsere Brüder: „Seid tätig! Entwicklung ist notwendig, die Verfeinerung der uranfänglichen Energie ist notwendig, sonst werden die Hüllen der Maja alle Zugänge fest verschließen.“

       Wir raten oft zu Tätigkeit. Wenn ihr den Freunden schreibt, ratet ihnen, tätig zu sein. Jetzt sind die Kräfte der Natur angespannt. Wer davonläuft, stürzt, doch wer widersteht, findet neue Kraft. Wir helfen dem Kühnen, und in Unserer Wohnstätte ist man tätig. Eine neue Anspannung wird nicht Erschöpfung bedeuten, sondern Erneuerung.

 

       74. Urusvati ist zu Recht über noch bestehende Relikte betrübt. Die ewig lebendige Weisheit ist eine Sache, doch eine andere der verschlissene Plunder, der den Fortschritt erschwert. Auf allen Lebensgebieten kann man schädliche Relikte wahrnehmen. Sie nisten unter dem Purpur[49], unter der Toga und unter verschiedenen Ornaten. Sie sind dermaßen von dem ursprünglichen Sinn abgewichen, dass man sich noch nicht einmal vorstellen kann, auf welche Weise unsinnige Konventionen einstmals erhabene Symbole zum Ausdruck bringen konnten. Diese höchst befremdlichen Zeremonien hatten im fernen Altertum eine besondere Bedeutung, die gewöhnlich ganz verlorengegangen ist.

      Staatsoberhäupter vereinigten dereinst auch höchste geistliche Ämter auf sich. Später standen sie an der Spitze von Vereinigungen, die ein höheres Ziel verfolgten. Mit der Zeit ging diese Mission verloren, und die Staatsoberhäupter waren nur noch Diener unbedeutender und schädlicher Institutionen. Solche Beispiele lassen sich aus vielen Gebieten anführen.

      Besonders betrüblich jedoch ist, dass einige Fragmente von Zeremonien übriggeblieben sind, die ihre innere Bedeutung bewahrt haben. In den Händen Unwissender bringen solche Fragmente aber nur Schaden hervor. So sorgen Wir entweder für eine Reinigung oder eine Beseitigung solcher Fragmente von Zeremonien, die nur das Bewusstsein trüben.

       Man sagt über Uns, dass Wir Gegner von Zeremonien seien. Das ist unwahr, da einige Zeremonien hohe Schwingungen hervorrufen und die Gefühle läutern können. Wir haben viel über Rhythmus gesprochen, und keiner von Uns wird Rhythmen missbilligen, die zu Harmonie führen. Ihr habt gerade einen schönen Gesang gehört, er kann herrliche Tore öffnen. Unterscheidet daher äußerst umsichtig, wo es unsinnige Relikte und wo es eine Stufe der Schönheit gibt.

       Der Lehrer muss in Erinnerung rufen, dass Rhythmus einen Einfluss auf das gesamte Nervensystem ausüben kann. Umso gefährlicher sind die Fragmente alter Zeremonien, die sich bis in unsere Zeit hinein erhalten haben und nur das Bewusstsein verwirren. Worte, die in verschiedenen geistlichen Diensten verwendet wurden, sind einst in die Beschwörungen von finsteren Geistern eingegangen, doch heute werden sie ohne Sinn und sogar in fehlerhafter Skandierung[50] ausgesprochen. Solche lautlichen Umstellungen können jedoch eine andere Bedeutung haben; daher muss man die alten Quellen studieren und anhand ihrer den Staub des Veralteten entfernen. Wir sprechen nicht von Zerstörung, sondern von einer Läuterung des Denkens.

       Bei Uns herrscht große Traurigkeit, wenn Schwingungen gestört werden und sich statt eines Aufbaus Zerstörung ergibt.

 

       75. Urusvati versteht den Schaden der Rachsucht. Ein solches Konzept kann sich nur unter irdischen Beschränkungen entwickeln. Stellt euch Unser Leben mit seinem Wissen über frühere Existenzen vor, dann wird ein solches Konzept wie Rachsucht vollkommen unmöglich sein. In jedem Leben gibt es viele Anlässe zu Rachsucht. Wenn man sie aber über viele Leben aufsummiert, ergibt sich eine lange schwarze Schleppe, und mit einem solchen Anhängsel wird man nicht weit kommen.

       Achtet darauf, wie sehr jene Menschen sich schaden, die sich selbst auf eine einzige irdische Existenz begrenzen! In den verschiedensten Bereichen errichten sich die Menschen Schranken. Wenn Wir die Menschen in die Zukunft lenken, begreifen sie überhaupt nicht, wie man an eine solche Denkweise herangehen soll. Der eine meint, er sei für immer an einen einzigen Ort gebunden; ein anderer redet sich ein, dass er bei einer einzigen Arbeit bleiben solle; ein dritter ist überzeugt, dass er eine Umstellung nicht ertragen könne; ein vierter meint, dass er an der erstbesten Krankheit zugrunde gehen müsse:

      So denkt sich ein jeder seine Fesseln aus, ohne zu wissen, dass er bereits in den vergangenen Leben alle Arten der Existenz erfahren hat. Ein solches bedingtes Leben auf Erden bei völliger Unwissenheit über die Vergangenheit gibt keine Möglichkeit, an die Zukunft zu denken.

       Die Menschen verlassen die Erde, ohne daran zu denken, dass sie dorthin zurückkehren müssen. Wenn sie sich jedoch wenigstens teilweise der Vergangenheit erinnern und lernen würden, an die Zukunft zu denken, würden sie sich vor vielen Irrtümern bewahren.

       Nicht die Furcht vor der Hölle, sondern der Wunsch nach Vervollkommnung führt die Menschen zu einer Verbesserung des Lebens.

       Wir leben in der Zukunft, Wir kennen die Vergangenheit, Wir fürchten die Unbegrenztheit nicht und erwarten jeden Fortschritt. Die Zukunft ersteht vor uns als eine erhabene Wirklichkeit. Nur eine feine, verschlossene Tür trennt uns von der Zukunft, die sich bereits durch jeden unserer Atemzüge formt.

      Wenn das Bewusstsein in die Zukunft übertragen wurde, kann man dann noch rachsüchtig sein? Man darf nicht einmal Zeit für ein solches Eintauchen (…)[51] finden. Die Menschen sollten von dem unabänderlichen Gesetz wissen und sich nicht mit ihrem menschlichen Bewusstsein in das Karmagesetz einmischen. So lernen wir fliegen, nicht nur im feinstofflichen Körper, sondern auch im Bewusstsein. Verstehen wir, dass jeder Augenblick bereits Vergangenheit ist, doch Uns ist die Zukunft gegeben. So raten Wir jedem, der Unsere Wohnstätte liebt.

 

       76. Urusvati versteht das ihr Anvertraute zu bewahren. Es ist nicht leicht, das Gleichgewicht zwischen Bewahrung und Verbreitung zu finden. Anfänger eilen, alles Erfahrene zu enthüllen, ohne über die Folgen nachzudenken. Viel Elend ist durch solche unüberlegten Enthüllungen entstanden, doch die Erfahrung schmiedet die Maße der Vernunft. Nur mit der Zeit lassen sich die wahren Wege der Verbreitung finden.

      Der Weg ist schwer, wenn man verstehen muss, wieviel der Gesprächspartner überhaupt fassen kann. Wir schätzen es, wenn das Allheilmittel im rechten Maß verabreicht wird, nicht mehr und nicht weniger. Man kann an Fälle erinnern, als nach langwährenden Gesprächen eine Frage gestellt wurde, die das völlige Nichtverstehen des Zuhörers bewies. Ebenso aber kann großer Schaden die Folge sein. Gleichzeitig raten Wir, dass die Bücher der Lehre auf die Straßenkreuzung gelegt werden mögen, auf dass sie selbst ihr Schicksal finden. So verweisen wir auf die besonderen Wege der Verbreitung.

       Es können solche Wanderer vorüberziehen, denen das Buch nicht gegeben wurde, deren Herz jedoch ebenso für die Wahrheit brennt. Die äußere Erscheinung steht einem richtigen Urteil oft im Wege. Der eine ist allzu gut gekleidet, der andere zu zerlumpt – viele nichtige Überlegungen behindern nützliche Begegnungen.

       Unter den umherziehenden Sadhus kann es widerwärtige Individuen geben, doch es finden sich auch bedeutende und wissende. Ein weiser Beobachter wird dem Zufälligen keine Bedeutung beimessen. So muss man in allem das Wesen verstehen. Man kann Uns nahestehende Personen treffen, ohne sie zu erkennen.

      Oft bedauern Wir, dass eine nützliche Sendung nicht erkannt wird. Das Gesetz des freien Willens erlaubt jedoch nicht, zu insistieren. So weist auch die Verbreitung der Lehre ihre besonderen Wege auf. Im Altertum sagte man: Eile mit Weile – ein solches behutsames Gleichgewicht wird auch mit der Sendung der Bücher der Lehre verbunden sein. Über Jahrhunderte hinweg kann man sehen, wie die von Uns gegebene Lehre verbreitet werden sollte.

       Den Volksmassen beginnen die Schuppen von den Augen zu fallen.

 

       77. Urusvati weiß, dass jede mechanische Erscheinung einen kleinen Teil der Unsichtbaren Welt eröffnet. Ihr habt von Filmen gesprochen, die etwas für die Augen Unsichtbares aufnehmen, während sie manchmal Teile des physischen Körpers nicht aufnehmen; letzteres ist durchaus möglich. Ausstrahlungen lassen sich manchmal mit den gewöhnlichsten Filmen aufnehmen. Starke Ausstrahlungen der uranfänglichen Energie können einen Menschen ganz oder teilweise verhüllen.

      Natürlich könnten Skeptiker fragen: „Warum gelingen solche phänomenalen Aufnahmen vergleichsweise selten?“ Dafür gibt es viele Gründe, vor allem die Abhängigkeit von der uranfänglichen Energie und letztendlich mangelnde Aufmerksamkeit bezüglich der Filme. Es gibt eine große Anzahl sogenannter verdorbener Filme. Niemand unterzieht sich der Mühe, diese misslungenen Aufnahmen genau anzusehen.

       Wenn man sich mit photographischen Experimenten beschäftigen will, erwartet man unverzügliche Resultate. Sofortige Folgen kann es indessen nur in Ausnahmefällen geben, wenn die Menschen sich bewusst oder unbewusst vorbereitet haben – ohne Ursache geschieht gar nichts.

       Bei Uns werden viele Experimente mit Filmen durchgeführt. Man kann richtigerweise sagen, dass die neuesten Filme für die Experimente geeignet sind. Erfinder helfen bei den Fragen betreffend die Unsichtbare Welt. Außer den mit Apparaten gemachten Aufnahmen lassen sich auch Aufzeichnungen erlangen, indem man einen Film in der Hand hält oder ihn nachts unter das Kopfkissen legt.

       Mit allen Mitteln sollte man die Fakten über die Unsichtbare Welt durchdrücken. Im Erfassen dieser Wahrheit liegt der Erfolg der Evolution, und danach wird auch die Erkenntnis der feinstofflichen Energien folgen. Wenn Wir von der Sichtbarkeit vieler Erscheinungen sprechen, halten die Menschen dies dennoch für ein Märchen. Solche Menschen kann man unmöglich in Unsere Wohnstätte führen. Vor allem werden sie sich nämlich zu Tode erschrecken. Alle feinstofflichen Merkmale werden ihnen als nie dagewesen und unzugänglich erscheinen.

       Unsere Apparate sind Telegraphenempfängern ähnlich, jedoch für feinere Schwingungen. Bei einer solchen Anspannung ist eine Verdichtung von Prana* erforderlich. Das tiefe Einatmen Unserer Ozonatoren könnten für das Atmen lebender Wesen gehalten werden. Unsere Beleuchtung kann hell brennen, etwa in der Art von Neonröhren. Solche mechanischen Einrichtungen können durch die Erkenntnis der Unsichtbaren Welt verstärkt werden.

 

       78. Urusvati hat Explosionen schwarzer Geschosse gesehen. Was bedeutet das? Muss man diesen Anblick als etwas Symbolisches oder als eine Erscheinung echter Geschosse verstehen? Bedauerlicherweise muss man die Existenz solcher unheilvoller Geschosse auch in der Feinstofflichen Welt anerkennen. Durch sie breitet sich ein giftiges Gas aus, welches das braune, die Erde vergiftende Gas noch verstärkt.

       Die finsteren Kräfte wenden äußerst zerstörerische Mittel an, um die irdische Atmosphäre zu durchdringen und tödliche Gefahr zu senden. Sie ziehen aber die Gesetze des Universums nicht in Betracht und hoffen, über das Erzeugen von Verwirrung ihren Sieg zu erringen. Sie sind nicht nur gefährliche, sondern auch törichte Gegner, weil sie das Gleichgewicht des Planeten nicht schonen. Wer die furchtbaren Explosionen schwarzer Geschosse gesehen hat, kann verstehen, welche Gegenwirkung notwendig ist, um die schädlichen Folgen zu beseitigen.

       Urusvati weiß, wie sehr sich solche Schlachten auch auf die Gesundheit auswirken. Außer giftigen Ausdünstungen entsteht eine Art elektrischer Entladung, die erschüttert wie ein Erdbeben. Es ergeben sich Symptome genau wie bei den stärksten Erschütterungen. Viele Menschen spüren sie, verstehen jedoch ihre Ursache nicht. Bei starken Menschen treten höchst unerwartete Schmerzen auf, doch da sie sich rasch wieder legen, denkt man nicht weiter darüber nach. Der Organismus indessen wird zerrüttet und zeigt viele Erkrankungen. So toben die finsteren Kräfte über die Menschheit hinweg.

       Ihr könnt euch vorstellen, wieviel Energie aufgewendet wird, um solche Versuche der Finsternis zu vereiteln! Wir haben gesagt, dass Wir auf der Wacht stehen, doch nicht zur Beobachtung, sondern um der Schlacht willen. Die Menschen können mithelfen, doch es fällt ihnen gar nicht ein, dass jeder sein Denken und seine Kraft für das Allgemeinwohl einsetzen kann.

       Wer die schwarzen Geschosse gesehen und das räumliche Stöhnen vernommen hat, wird seine Pflicht gegenüber der Menschheit nicht mehr vergessen.

 

       79. Urusvati hat die schwerste Erscheinung berührt: Die Empfindung absoluter Finsternis. Sie ist furchtbar, da die Verdichtung von Traurigkeit einer Erstickung gleicht. Woher kommt eine solche schädliche Finsternis? Ist sie vielleicht nicht mehr als eine geistige Vorausschau, die, wie das Gefühlswissen, den Organismus in die Empfindung von irgendetwas Künftigem versenkt? In Wirklichkeit ist sie viel gefährlicher; sie stellt gleichsam die Fluida der Zersetzung des Planeten dar.[52]

      Umso verständlicher ist die unaussprechliche Wehmut der Erdbewohner, wenn sie mit ihr in Berührung kommen. Ein Unterschied besteht nur darin, dass viele solche Berührungen unbewusst empfinden. Wenige jedoch haben die vernichtendste Finsternis gesehen. Natürlich müssen diese sie besonders schwer fühlen. Es kann sehr schmerzhafte Empfindungen geben, sogar ein Aufflammen von Zentren, wenn man in der irdischen Hülle genötigt ist, in Berührung mit der absoluten Finsternis zu kommen.

       Wir kennen diese Berührung. Es ist unmöglich, dass sie keinen Einfluss auf die psychische Energie hat. Umso notwendiger ist ein Vorrat an Prana, um den Ansturm der giftigen Stoffe abzuwenden. Die Berührung mit der Finsternis gleicht einer Berührung mit einem verwesenden Leichnam. Wenn ein besonderer Druck der Finsternis zu erwarten ist, verstärken Wir besonders die Lebenskräfte. Personen, die unter Unserer Aufsicht stehen, erhalten einen besonderen Vorrat an Kräften, um dem Ansturm der Finsternis standzuhalten.

       Für viele wird die Erzählung über die Finsternis ein Lügenmärchen sein, doch sogar Skeptiker kennen tödliche Gase, die aus dem Erdboden entweichen. Wenn wir diese Erwägung erweitern, kommen wir zum höchsten Grad, der absoluten Finsternis. Wir haben sie Urusvati gezeigt, damit sie als lebende Zeugin bestätigen kann, dass sie das Gefühl tödlicher Wehmut bei der Berührung mit diesem Feind des Planeten gesehen und empfunden hat. Genau das gleiche Gefühl ist bei Wesen vorhanden, die von einer Riesenschlange überfallen werden.

       Man darf nicht meinen, dass die Finsternis nur einzelne Personen berührt, sie entfaltet eine breite Wirkung: Von einer schlechten Stimmung bis zu einer gefährlichen Krankheit gibt es überall Spuren giftiger Einwirkungen. Wenn von oben schwarze Geschosse herabfallen und von unten Finsternis aufsteigt, ist die Lage der Menschheit, so scheint es, hoffnungslos; doch die Weisen sagen: „Denkt nicht an die gegenwärtige Lage, denkt lieber über Vorwärtsschreiten nach.“

 

       80. Urusvati hat die Hymnen der Natur vernommen; so nennen Wir die Harmonien, die bei der Überwältigung der Finsternis entstehen. Sie sind beinahe das gleiche wie die Sphärenmusik, gehören aber mehr der Erde an als den höheren Räumen. Die Menschen verwerfen jede Andeutung über die höhere Harmonie. Ertönt sie dennoch, gestehen die Menschen sich eher ein Klingen in den Ohren ein.

       Viele, die sich selbst für Okkultisten halten, verschließen sich fest vor natürlichen Wahrnehmungen. Die Mehrzahl der Bücher führt sie in die Irre, indem sie ihnen irgendwelche Formeln vorschreibt, die irgendwann einmal für ganz andere Zwecke aufgestellt wurden. Oft ziehen Wir es vor, neue Menschen zu treffen, die nicht mit unanwendbaren Formeln vollgestopft sind. So hören gewöhnlich jene die Sphärenmusik oder die Hymnen der Natur, die ein in Liebe angespanntes Herz haben. Wer Formeln über das Herz, über Liebe oder über Mitleid verlangt, öffnet sein Ohr für die höheren Harmonien nicht.

       Glaubt nicht, dass wir die Bücher und die Arbeit derjenigen verwerfen, die den Weltenaufbau erkannt haben – ganz und gar nicht. Wir bedauern nur, dass solche Erkenntnisse ungeschickt im Leben angewendet werden. Unsere Anhänger ähneln nicht denen, die sich der Unterhaltungskunst widmen.

      Wer sich Unserer Wohnstätte anschließen will, möge öfter mit Hilfe des Herzens Zwiesprache halten und Uns über das Herz jedenfalls wortlose Rufe zusenden. Manchmal werden solche Rufe als gedankenlos bezeichnet, da sie sich bereits ohne Gedanken über das Gefühl ausgedrückt haben. Die Grenze zwischen Denken und Fühlen ist sehr gewunden, und dennoch versteht ihr solche Grenzen, die wie die Facetten eines einzigen Edelsteins sind. Nur das Licht vermag solche Facetten darzustellen, und das Licht des Herzens wird auch eine solche Offenbarung eines Edelsteins sein.

       Man könnte annehmen, dies alles sei sehr kompliziert, tatsächlich jedoch lässt es sich in vier Worte kleiden: „Ich liebe Dich, Herrscher!“ Das ist auch die Leitung zu Uns. Eine solche Leitung ist bei weitem stärker als die Bitte: „Hilf mir, Herrscher!“. Wir wissen selbst, wann geholfen werden kann, doch leicht fliegt die Hilfe auf den Schwingen der Liebe. Sie entgeht den widrigsten Hindernissen.

       Lasst uns einander lieben.

 

       81. Urusvati hat Recht, wenn sie Liebe zur Bewegung verwirklicht. Ohne Liebe kann man die Notwendigkeit der Bewegung nicht verstehen. Man kann Unterweisungen über das Gesetz der Weltenbewegung hören; man kann verstehen, dass die geringste Unterbrechung der Bewegung den gesamten Weltenaufbau stören würde, aber ohne Liebe ist es unmöglich, das Prinzip der Bewegung im eigenen Leben anzuwenden. Eine solche Bewegung ist kein Gedränge auf dem Markt und keine Hast auf öffentlichem Platz, sondern der Nerv des schöpferischen Lebens, der das Bewusstsein zur Vervollkommnung vorantreibt.

       Ein Müßiggänger versteht nicht, von welcher Bewegung Wir sprechen, denn er verlegt sich auf Untätigkeit und zieht es vor, dass die kosmische Bewegung ihn wie ein lebloses Sandkörnchen rollt. Es ist wahr, wir alle sind noch kleiner als Sandkörnchen angesichts der Unbegrenztheit, doch jede Bewegung unseres Bewusstseins ist bereits eine große Zusammenarbeit. Es ist nicht leicht, den Menschen Liebe zur Bewegung einzuflößen, doch mögen sie verstehen, dass Wir in Unserer Arbeit die Bewegung des Weltalls offenbaren.

       Urusvati hat Recht, wenn sie auf Einigkeit besteht. Wir nennen Einigkeit eine heilkräftige Tinktur; sie offenbart sich als Harmonie der Bewegung, doch man kann Einigkeit nicht befehlen. Durch keinerlei Zwang kann man schöpferische Einigkeit herstellen. Die Menschen blicken auf den Rat zur Einigkeit wie auf Ketten. Sie ziehen es vor, die zerstörerischen Kräfte der Elemente hervorzurufen; sie ziehen es vor, eher erdrückt zu werden, als eine Anstrengung für Zusammenarbeit zu unternehmen. Wir werden nicht müde, von Einigkeit zu sprechen und die Unvernünftigen zu bemitleiden, die sich ihre eigene Zerstörung vorbereiten. Ist es etwa nicht klar gesagt worden? Lernt die Menschheit etwa nur durch bittere Folgen?

       So soll von Uns der Rat zu Bewegung und Einigkeit ergehen.

       Unsere Gemeinschaft ruht auf diesen Prinzipien.

 

       82. Urusvati weiß, wie unerwartet bedeutende Erscheinungen eintreten. Hier hat sie gerade eine Schicht der Feinstofflichen Welt gesehen; nicht im feinstofflichen, sondern im physischen Körper, mit geöffneten Augen und in völligem Wachzustand. Sie hat gesehen, wie angefüllt die Feinstoffliche Welt ist; zugleich konnte sie sich über die Massen wundern, die ohne Arbeit umherirren.

      Natürlich wurde jene Schicht der Feinstofflichen Welt gezeigt, die Uns großen Kummer bereitet. In ihr wurden zeitgenössische Kleider gezeigt, die auch die irdische Denkweise verstärken. Die Leute, kleine Stadtbewohner, drängen sich ebenso zusammen wie auf dem Platz einer heutigen Stadt. Es betrübt Uns sehr, dass diese Menge am wenigsten der Evolution zugänglich ist.

       Es lässt sich weiterhin beobachten, dass ihre Denkweise dermaßen egozentrisch ist, dass sie nicht über die Grenzen ihres eigenen Kreises hinaus streben. So entsteht ein Gedränge, doch keine Bewegung; sie stecken sich gegenseitig an und verstehen es nicht, nach oben zu blicken, ganz so wie auf der Erde. Doch die Beobachterin kann sagen, wie erstaunlich angefüllt diese Schichten sind.

       Man darf nicht oft eine Beobachtung der Feinstofflichen Welt mit geöffneten Augen zulassen. Ein solches Experiment kann eine Anspannung des Organismus hervorrufen und ist schädlich für das Sehvermögen. Doch zum Gedenken an den Feiertag des Sergius* wollten Wir eine klare Vision zeigen. Nur im Schlaf und im feinstofflichen Körper kann man leicht die Feinstoffliche Welt berühren. Mögen sich aber auch im irdischen Körper die unsichtbaren Bilder einprägen.

       Wir sehen die Feinstoffliche Welt mit geöffneten Augen. Es ist nicht leicht, eine solche Erleuchtung zu erlangen. Wir beherrschen mehrere Arten der Erleuchtung, doch diejenige mit geöffneten Augen ist die schwierigste. Urusvati kann mit offenen Augen jene Visionen der Feinstofflichen Welt sehen, die gleichsam wünschen, zugänglich zu werden; heute jedoch sprechen Wir vom Versenken des Blickes in die Feinstoffliche Welt, ohne an ihr teilzunehmen, einfach so, als ob man auf eine Straße der Feinstofflichen Welt geriete. Jenes offensichtliche Leben muss man sich bisweilen ins Gedächtnis zurückrufen, um dann umso stärker über diese Schichten hinaus zu streben.

 

       83. Urusvati versteht die Einheitlichkeit der Gesetze in allen Welten. Gewöhnlich hegt man die Vorstellung, die Gesetze der physischen Welt seien im geistigen Sinne nicht anwendbar. Doch jedes Lebensbeispiel erinnert daran, dass das Wesen eines Gesetzes unwandelbar ist. So legt ein Mensch, der einen Gipfel besteigt, vorher jede Last ab, da sie ihm dort unerträglich wird.

      Ist es nicht genauso in der geistigen Welt? Ein Mensch, der von großer Höhe hinunterstürzt, nimmt beim Fall an Geschwindigkeit zu. Ist es nicht genauso in der geistigen Welt? Es ist unmöglich, einen Fall aus großer Höhe aufzuhalten. Sogar die weichste Unterlage wird für den Fallenden tödlich sein. Ist es nicht genauso in der geistigen Welt? So kann man alle Grundlagen der Welten miteinander vergleichen und zu der Gewissheit von der Einheit der Gesetze gelangen. Mit einem solchen Maßstab muss man an die Feinstoffliche Welt herantreten.

       Einzelne Reaktionen[53] werden weniger sichtbar sein als in der grobstofflichen Welt, doch stattdessen werden einige andere stärker hervortreten. In den niederen Schichten nimmt jede Lüsternheit noch zu, doch dafür verstärken sich in den höheren Sphären die besten Eigenschaften. Das Gefühl der Pflicht wächst, und das äußert sich in besonderer Weise bei der Wiederverkörperung:

      Ein hoher Geist widersetzt sich dem natürlichen Daseinswechsel nicht. Er freut sich sogar über die Möglichkeit, einen neuen Aspekt seines Lebens zu vervollkommnen. Er hilft sogar mit, schwere Aufgaben zu finden, um an ihnen das erneuerte Bewusstsein zu erproben. Jeder hohe Geist strebt auf einen schweren Weg, doch der Schwache bewahrt seine feige Faulheit.

       Zu Uns kommt man nur auf schweren Wegen. Man kann nicht einen einzigen Bruder, nicht eine einzige Schwester nennen, die keine schweren Wege durchschritten hätten. Jeder hätte seinen Weg erleichtern können, tat es aber aufgrund der Dringlichkeit des Aufstiegs nicht. Man kann sich die Atmosphäre vorstellen, die durch solche Anstrengungen komprimiert wird!

       Niemand, der nicht daran gewöhnt ist, kann solche Schwingungen ertragen. Doch außer der Kraft der Schwingungen erstrahlt auch klar die Einheitlichkeit der Anspannung. Wahrhaftig, sie offenbart sich in einer einzigen Richtung. Es herrscht völlige Einmütigkeit, und die Vielfarbigkeit der Ausstrahlungen bildet einen herrlichen Regenbogen – derart erfüllt ist die Atmosphäre Unserer Wohnstätte.

 

       84. Urusvati weiß, wie sehr der Mensch ununterbrochen von der uranfänglichen Energie geführt wird. Von großen Heldentaten bis zu gewöhnlichen Alltagserscheinungen befinden die Menschen sich unter der Einwirkung der uranfänglichen Energie.

      Sie hat derart viele Bezeichnungen erhalten, dass sie in den Augen der Menschheit ihre Einheit verloren hat. Es ist an der Zeit, wieder zu ihrer grundlegenden Bedeutung zurückzukehren; daher ist es besser, nicht einen der früheren Begriffe zu verwenden, sondern sich auf den einfachsten und ausdrucksvollsten zu konzentrieren, den der uranfänglichen Energie. Das Wichtigste ist, dass die Menschen sich dazu erziehen, ihre Gegenwart zu spüren; dann wird auch Zusammenarbeit mit ihr offenbart werden.

       Man sollte sich nicht wundern, wenn Wir von Zusammenarbeit mit einer Energie sprechen, die in uns selbst liegt. Wie kann man mit sich selbst zusammenarbeiten? Vergessen wir jedoch nicht, dass die uranfängliche Energie in allem Existierenden ausgegossen ist und dass unser Funke dieser Energie mit den höheren Strömen ein und derselben Macht zusammenarbeiten muss. So werden wir die Höhere Führung, von der so viel gesprochen wird, besser verstehen.

      In der Tat, es gibt ebenso Beschützer wie Verführer. Jeder Inkarnierte hat sowohl Freunde als auch Feinde um sich herum. Die vergangenen Leben sammeln um den Menschen herum unweigerlich viele Sorgen und Hass an. Wenn ein Mensch Hilfe herbeiruft, spürt er, dass sich um ihn herum etwas Reales befinden muss. Und, in der Tat, er irrt sich nicht. Doch wenn er auch noch die Gegenwart der uranfänglichen Energie erkennen würde, wäre sein Anruf noch wirksamer.

       Wir möchten jede Art von guter Zusammenarbeit herstellen. Wir wären hoch erfreut zu sehen, dass die Menschen sich ihrem zuverlässigsten Führer zuwenden. Die uranfängliche Energie zeigt dem Menschen nämlich das Maß des Erlaubten an. Er vernimmt die Stimme des Gewissens, doch die Energie gibt den Anstoß zu dieser Stimme. Jeder Impuls ist eine Folge der Energie.

      Doch wir können solche Folgen entwickeln, indem wir sie anerkennen. Eine solche Anerkennung ist wie das Hervorrufen von Kräften. Unter den Zeremonien der alten Mysterien kann man die Beschwörung von Kräften finden. Das darf man nicht nur als eine Abschirmung gegenüber finsteren Kräften verstehen, sondern gerade als einen Aufruf derjenigen Kräfte, die in der Tiefe des Organismus verborgen sind. So kann jeder seine Kräfte vervollkommnen, indem er sie anerkennt.

 

       85. Urusvati fühlt den Magnetismus der Dinge. Eine solche Fähigkeit ergibt sich durch die Synthese vieler feinstofflicher Empfindungen. Lasst uns nicht von einer Darstellung der Geschichte jedes einzelnen Gegenstandes sprechen, da allzu viele Aufschichtungen Hinweise aus verschiedenen Zeiten mit einbringen könnten. Außerdem wäre es nicht dienlich, wenn die Menschen bei jeder Berührung eines Gegenstandes gleich einen ganzen Bericht von dessen Leben geben würden. Es ist wichtig, das Wesen der Dinge erfassen und deren Harmonie spüren zu können; besonders wichtig ist dies für das tägliche Leben, um ungünstigen Dingen ausweichen zu können.

       Viele Gegenstände erfahren im Lauf ihrer Existenz ungünstige Nachbarschaften, die auf sie einwirken. Sogar Gegenstände aus neuester Produktion bewahren die Ausstrahlungen ihres Herstellers. Es ist unmöglich, sich in solche Einzelheiten der Dinge zu vertiefen, doch die uranfängliche Energie sollte rechtzeitig über das Wesen der Dinge, die sie umgeben, informieren. Man sollte keine Gegenstände in seiner Nähe belassen, die eine bedrückende Empfindung verursachen.

       Der Magnetismus der Dinge zeigt sich auch bei Ringen, die ihr Aussehen verändern. Ich erinnere an einen Ring, dessen Farbe sich in Abhängigkeit von den Ereignissen änderte. Der Magnetismus des Wassers ist euch bekannt, doch der Magnetismus einiger Metalle zeigt sich schwerer.

      So hatten Wir einen Ring Urusvatis zu Uns genommen, um ihn zu magnetisieren. Lasst uns solche Gegenstände nicht als verzaubert bezeichnen, sie sind nur mit der uranfänglichen Energie der Person in Harmonie gebracht worden, die sie trägt. Nicht der Ring hat die Ereignisse angezeigt, sondern die uranfängliche Energie seines Besitzers. Reines Silber schwingt mit der uranfänglichen Energie. Der Ring Urusvatis wurde jeweils rot, schwarz oder gelb, in Abhängigkeit von den vor sich gehenden Ereignissen. Wir führen ein solches Experiment durch, da Wir in besonderer Weise die Ausstrahlungen der uranfänglichen Energie untersuchen.

      Verbindungen mit der Feinstofflichen Welt helfen sehr. Die drei grundlegenden Welten werden bisweilen mit den drei Meeresströmungen verglichen. Ein erfahrener Seefahrer schenkt dem zur Oberfläche geschwemmten Schaum keine Beachtung. Er fürchtet keine mittleren Wogen und sieht einen Sturm anhand der Tiefenströmung voraus.

      So wollen wir uns nicht vor dem Schaum des Grobstofflichen ängstigen. Wenden wir unsere Aufmerksamkeit den feinstofflichen Erscheinungen zu und verstehen wir das Wesen anhand der feurigen Zeichen. Die uranfängliche Energie ist doch feurige Substanz.

      Wir sind tatsächlich Brüder und Schwestern durch das Feuer. Wenn ihr daher an Uns denkt, umgebt Unsere Antlitze mit Feuer. Und Wir werden euch am feurigen Korn erkennen.

 

       86. Urusvati kennt die Bedeutung großer Anspannung. Wir sagen: Wendet euch Uns zu. Man muss jedoch darüber nachdenken, wie man sich Uns zuwenden soll. Man kann sagen: Mit ganzem Denken und ganzem Herzen. Es ist leicht, das zu sagen, doch schwer, es zu tun.

      Sich mit ganzem Herzen zuzuwenden bedeutet, liebzugewinnen. Dort, wo wahre Liebe herrscht, ist kein Platz für Zweifel. Sogar wenn etwas unklar ist, wird der Liebende nicht verurteilen. Dort, wo Verurteilung aufkommen konnte, herrschte keine vollständige Liebe.

       In Tagen großer Erschütterungen kann es keine halbherzigen Gefühle geben. Man muss sich derart zusammenschließen, dass es nicht den kleinsten Riss gibt. Die feindlichen Kräfte nisten in solchen Rissen. Gift zersetzt zerrissene Hüllen. Unsere Waffe liegt in vollkommener Liebe. Mögen alle Unsere Freunde diese sichere Rüstung anlegen. Man darf sich nicht damit trösten, dass ein kleiner Splitter nicht gefährlich sei; schon der kleinste kann unheilvolle Geschwüre verursachen. In Unserem angespannten Leben sind Risse mangelnden Vertrauens sehr empfindlich spürbar.

       Und besonders oft raten Wir dazu, die Gesundheit zu wahren. Lassen Wir es etwa zu, dass Unsere Mitarbeiter unbedacht sind? Überhaupt nicht, Wir sehen die Angriffe der Finsteren voraus. Sie bemühen sich besonders eifrig, das Leben der hellen Arbeiter zu verkürzen. Sie nutzen jede Schwächung des Organismus aus, um die schwache Stelle zu treffen.

      Man darf den Gedanken nicht zulassen, dass Unsere Hilfe erschüttert werden könnte. Jeder unsichere Schritt kann den Fuß verrenken. Wir können beschützen, wenn die Menschen selbst Uns die Möglichkeit dazu geben. Nicht selten durchtrennt ein unwürdiger Gedanke den Faden. Oft senden die Menschen sehr schädliche Gedanken aus, selbst ohne es zu bemerken. Doch in Stunden großer Erschütterungen muss man es verstehen, sich mit ganzem Herzen dem Lehrer anzuschließen, ja sogar zum Lehrer zu gehen, wissend, dass Er keinen Augenblick versäumen wird zu helfen.

      Glaube ist unanfechtbares Wissen. Erachtet das Bezeigen von Vertrauen als Mittel zum Erfolg. Gewöhnlich entsteht Misstrauen aus einer unzureichenden Vorstellung von Unseren Arbeiten. Man muss jede Lage den weltweiten Verhältnissen gegenüberstellen. Ebenso muss man anerkennen, wie viele menschliche Fehler die Hilfe verkomplizieren. Die Menschen vernichten die besten Möglichkeiten.

      Wir weisen auf die Unabdingbarkeit der Einigkeit hin, doch noch nicht einmal drei Menschen können diese Bitte erfüllen. Wenn sie doch wenigstens im Angesicht der Gefahr zur Einigkeit eilen würden, wenn schon nicht mit dem Herzen, so doch zumindest mit dem Verstand! So muss man in Tagen großer Erschütterungen denken.

 

       87. Urusvati weiß, wie eifrig Wir Uns mit Astrochemie befassen. Die interplanetaren chemischen Einwirkungen stellen die Wissenschaft der Zukunft dar. Gleich unter welcher Bezeichnung wird diesem Gegenstand an den Lehrinstituten große Aufmerksamkeit gewidmet werden. Es wäre richtig, ein solches Fach „Psychochemie“ zu nennen, da nicht nur Himmelskörper, sondern alles Existierende starke Chemismen ausstrahlen. Es ist bereits an der Zeit, die Aufmerksamkeit auf solche Wechselwirkungen zu richten, nicht nur unter dem Gesichtspunkt des sogenannten Magnetismus, sondern gerade unter dem der chemischen Reaktionen.

       Jeder Händedruck erzeugt bereits einen gewissen Chemismus. Es werden nicht nur physische Infektionen übertragen, sondern auch psychochemische Substanzen erzeugt. Die Menschen verneinen nicht nur solche Einwirkungen, sondern geben noch nicht einmal zu, dass alle interplanetaren Räume von starken chemischen Strahlungen erfüllt sind. Man spricht viel von der Spektralanalyse, doch die damit zusammenhängenden Schlussfolgerungen bleiben in den Grenzen der Abstraktion. Indessen üben sie einen überaus bedeutenden Einfluss auf das irdische Leben aus. Würde man wenigstens teilweise anerkennen, dass alle Körper Ausstrahlungen aufweisen, wäre der nächste Schritt das Anerkennen des Chemismus solcher Ausstrahlungen. Vom Kleinen kann man zum Großen gelangen, und so auch zu den interplanetaren Einwirkungen.

       Wir befassen Uns in größtem Eifer mit dieser Psychochemie. Die Feinstoffliche Welt unterstützt solche Forschungen, denn sie ist voll von feinstofflichstem Chemismus. Eine solche Eigenschaft unterstützt den fernen Verkehr, und es ergibt sich eine Art feinfühliger Unterscheidung.

      Jeder Mensch kann mit solchen Versuchen beginnen und dabei verfolgen, warum er Anziehung oder Abstoßung bei verschiedenen Gegenständen empfindet. Geduldiges Beobachten wird dazu verhelfen, ein ganzes System solcher Erscheinungen zu entdecken. Später wird man auch in Chemielaboratorien mit entsprechenden Experimenten beginnen. Unterdessen wird man verstehen können, weshalb sogar reine Zusammensetzungen eine Art von unterschiedlichen Eigenschaften aufweisen können. Sie saugen nämlich psychochemische Einflüsse auf. So lasst uns mit allem Existierenden umsichtig sein, ohne aber an Effizienz zu verlieren.

 

       88. Urusvati ist empört, wenn sie von dem Krieg hört, über den auch Schwester O.[54] sich so entsetzt, und Wir alle sind betrübt über die Bekundungen der menschlichen Rohheit. Die roheste Äußerung des freien Willens ist der Krieg. Die Menschen wollen nicht darüber nachdenken, welche Ströme sie hervorrufen und welche Bedeutung dieser Massenmord hat! Die alten Testamente haben zu Recht darauf hingewiesen, dass derjenige, der das Schwert erhebt, durch das Schwert umkommen wird[55].

       Das Karma des Angreifers ist von dem des Verteidigers verschieden. Man kann zeigen, wie sehr alle Angreifer sich den schwersten Folgen aussetzen, und in der Feinstofflichen Welt ist ihre Situation nicht leicht. Die Menschen trösten sich gewöhnlich damit, dass große Sieger das Karma im Verlauf eines irdischen Lebens nicht zu spüren bekommen. Karma tritt jedoch nicht sofort hervor. Es nähert sich auf besonderen Wegen. Und schließlich: Setzt sich das Leben etwa nicht ohne Unterbrechung fort? Die Weisen verstehen ihre irdischen Leben als eine einzige Perlenkette.

       Nun lasst uns die Angreifer daran erinnern, dass sie ihr Karma nicht allein durch Mord erschweren, sondern auch durch die Verunreinigung der Atmosphäre, die bei jedem Krieg stattfindet. Eine solche Vergiftung der Erde und der Sphären bleibt lange Zeit bestehen.

       Ihr, die ihr gewaltsam in das Land eures Nachbarn einfallt – hat euch etwa niemand jemals gesagt, welche Folgen euer Brudermord hervorrufen wird?

       Unsere Wohnstätte ist Zeuge vieler Kriege gewesen. Wir können sagen, wie sehr dieses Übel in völlig unerwarteten Formen anwächst. Die Menschen wissen, dass Schüsse Regen hervorrufen, werden aber giftige Gase nicht die entsetzlich-sten Erscheinungen auslösen? So kann man sich vorstellen, wie betrübt Wir darüber sind, diese roheste Erscheinung des freien Willens sehen zu müssen. Dieser Wille wurde jedoch als höchste Gabe verliehen.

 

       89. Urusvati versteht die Bedeutung des Schweigens. Doch welcher Art sollte dieses Schweigen sein? Die Menschen sind der Auffassung, dass das Nichtaussprechen eines Lautes bereits Schweigen sei. Doch um wahre Macht zu entfalten, muss das Schweigen das gesamte Wesen ergreifen und erfüllen, dann wird sich ein Verkehr mit der höheren Welt einstellen und ein Anwachsen der Energie erfolgen. Wir kennen diese Stunden des Zustroms von Energie. Man kann bestätigen, dass ein solches Schweigen höchste Anspannung darstellt.

       Man muss sich diese Fähigkeit anerziehen, jeder erlangt sie allmählich. Man kann in verschiedenen Leben verfolgen, wie die Erkenntnis dieser Energie angesammelt wird. Der Mensch kann aus jedem beliebigen Zustand heraus damit beginnen, seine Möglichkeiten zu vertiefen. Je eher er an eine Vermehrung seiner Erkenntnisse herangeht, desto besser.

       Wenn in Unserem Turm Schweigen herrscht, bedeutet das, dass eine besondere Anspannung besteht. Der Verkehr mit der höheren Welt stellt ein Schöpfen neuer Kräfte dar. Sowohl Wir als auch alles Existierende bedürfen einer solchen Ansammlung. Es wäre falsch anzunehmen, dass Wir keiner Erneuerung der Energie bedürften.

      Ich zeige Uns von der menschlichen Seite, um so das Band mit der Menschheit stärker zu festigen. Wir wünschen keineswegs, Uns als über den Wolken schwebende Wesen darzustellen, im Gegenteil, Wir möchten den Menschen nahestehende Arbeiter sein. So möge sich Nähe bilden, die eine Schwelle zur Zusammenarbeit sein kann, die besonders notwendig ist.

 

       90. Urusvati hat erfahren, dass eine Brechung des Sehvermögens dazu beitragen kann, frühere Verkörperungen zu sehen. Man könnte meinen, die Fähigkeit zu einer solchen Konzentration des Sehvermögens sei jedem Menschen eigen, doch zwei Bedingungen machen dies zu einer Ausnahmeerfahrung im irdischen Körper: Erforderlich ist eine besondere, natürliche Anspannung der psychischen Energie, und ebenso unerlässlich ist eine außerordentliche Anspannung der Sehnerven. Wie sich in einem Kaleidoskop aus einzelnen Teilchen ganze Bilder gestalten, so formen sich aus der Tiefe der Ausstrahlungen Bilder des Vergangenen.

       Ich bestätige, dass dieses Experiment im irdischen Körper schwer durchzuführen ist. Wir lassen es nur selten zu, da es das Sehvermögen beeinträchtigt. So kann man im irdischen Körper viel Bemerkenswertes sehen, doch die Lebensbedingungen erlauben es oft nicht, diese natürlichen Möglichkeiten anzuwenden. Sogar bei Uns müssen jene, die sich im physischen Körper aufhalten, vorsichtig solche Anspannungen berücksichtigen. Die Menschen werden wahrscheinlich nicht verstehen, weshalb sogar in Unserer Wohnstätte die irdischen Gesetze Anwendung finden müssen. Für die Menschen ist entweder alles möglich oder alles unmöglich. Sie wollen nicht verstehen, dass die Gesetze des Weltalls geachtet werden müssen.

       Viele Male haben die Menschen sich erst an Uns erinnert, als eine Tat bereits vollbracht war, oder sie machten Uns Vorwürfe, wenn etwas noch gar nicht vollendet war. Wir möchten nach Möglichkeit eine größere Anzahl von Bedingungen schaffen, die einen natürlichen Verkehr mit Uns unterstützen. Früher sprachen Wir nicht darüber, wie leicht man mit Uns verkehren kann, doch heute halten Wir es für notwendig, die Menschen daran zu erinnern, dass Wir bereit sind, dort zu helfen, wo die Bedingungen für einen solchen Verkehr gegeben sind. In den vorausgegangenen Büchern sind viele Bedingungen für eine Harmonisierung des menschlichen Bewusstseins aufgezeigt worden. Jene, die sich die Lehre aufmerksam aneignen, können den Weg des Verkehrs mit Uns leicht verstehen.

       Wir sind keine Wahrsager, Wir sind keine Rächer und Wir sind keine Bedrücker, sondern Wir sind Weber von Flügeln, Wir sind Schmiede von Panzern und Wir sind Führer des Denkens. Man muss jedoch verstehen, dass eine vielschichtige Energie einer behutsamen Handhabung bedarf. Durch ganz falsch angewendete Berührungen kann man großes Unheil verursachen. Wir haben an das Beispiel erinnert, wie leicht man frühere Verkörperungen sehen kann, doch darunter kann das Sehvermögen leiden. Ebenso muss auch beim Verkehr mit Uns die Macht des Herzens angewandt werden, aber kein Zwang, sondern eine ganz natürliche Bestrebung, die dem ganzen Leben zugrunde liegen muss.

 

       91. Urusvati kennt das Maß der Bestrebung. Dieses Maß muss man im Bewusstsein verwirklichen. Es ist unmöglich, es mittels des Verstandes zu befehlen. Nur mit den Augen des Herzens kann man erkennen, ob nicht irgendeine Möglichkeit bleibt, die Bestrebung noch mehr zu steigern. Man kann sich über jede Bestrebung freuen, die in vollem Maß erfolgt. Ein solches volles Maß erzeugt Sphärenmusik. Eine besondere Harmonisierung entsteht, wenn alle Saiten des Herzens erklingen. Versteht solche Vergleiche nicht als Symbole; schon vor langem haben Wir von den Augen des Herzens gesprochen. Der Mensch sieht nämlich mit ihnen und hört mit den Ohren des Herzens. Wie könnten wir ohne diese Organe existieren!?

       In Unserer Wohnstätte verwenden Wir besondere Apparate, welche die Tätigkeit des Herzens erweitern. Wir würden Uns freuen, könnten Wir sie zu breiter Verwendung übergeben, doch menschliche Hände würden damit nur Herzschmerz schaffen. Man darf derartige Apparate nicht ohne entsprechende Gedanken anwenden, sonst überlasten sie nur das Herz. Zudem müssen die umgebenden Verhältnisse beachtet werden.

      Ihr wisst, wie leicht es ist, sich mit Uns in Verbindung zu setzen, wenn die Feuer des Herzens entflammt sind und der Geist in Begeisterung jubelt. Daher sagen Wir: Hütet euch vor Gereiztheit und Furcht. Diese kleinen Auftürmungen entfernen euch nicht nur von Uns, sondern belasten Uns zudem. Sucht im Naheliegenden, sucht im Kleinen, sucht im Alltäglichen. Wir sprechen von den Pfaden, die in die fernen Welten führen sollen. Das Kleine ist für solche Vorbereitungen untauglich.

       Man kann Beispiele des Anschlusses an die Bruderschaft nennen. In den verschiedenen Jahrhunderten kann man ein hohes Maß an Begeisterung sehen. Wenn die Bruderschaft den Auftrag sendet, ein großes Opfer zu bringen, kann das ohne Begeisterung eintreten? Das Maß der Bestrebung wird von der Begeisterung geschaffen. Wir fördern ein solches erhabenes Fortschreiten. Mögen nicht Lumpen und Staub den herrlichen Pfad beschmutzen. Lasst uns nicht über die Einzelheiten des Pfades in Zweifel geraten. Sogar reißende Ströme kann man auf einem Regenbogen des Lichts überschreiten. Doch der Regenbogen kommt nach dem Sturm. So wollen wir uns den höchsten Grad der Bestrebung einprägen.

       Keine menschliche Verwirrung, keine Lästerung wird den Pfad des herrlichen Opfers beschmutzen.

 

       92. Urusvati weiß, dass Zusammenarbeit mit Uns Großer Dienst und Verehrung der Hierarchie ist. So viel Zersplitterung hat die Welt erfüllt, dass man mit allen Mitteln eine Vereinigung der Begriffe finden muss. Wir werden mit vielen Namen in verschiedenen Sprachen benannt. Auch Unsere Arbeit wird von den Menschen unterschiedlich aufgefasst. Man darf unmöglich eine noch weitergehende Aufteilung zulassen. Nicht eine einzige Lehre ist geblieben, die nicht durch Falschauslegung gespalten worden wäre. Sogar die Lehre, die vor weniger als einem Jahrhundert gegeben wurde, ist bereits in viele sich gegenseitig bekämpfende Gruppen zerfallen.[56] Daher ist es notwendig, die Begriffe zu vereinigen.

       Der uranfänglichen Energie sind viele Namen gegeben worden. Es ist unmöglich, sich nicht darüber zu wundern, wie die Menschen über ein und dasselbe streiten. So schlagen Wir vor, alle zufälligen Bezeichnungen zu vergessen und sich der uranfänglichen Energie zuzuwenden. Eine solche Zusammenfassung sollte die Wissenschaft nicht kränken, denn sie versteht, dass sich unter verschiedenen Aspekten die eine grundlegende Energie verbirgt. Genau das gleiche wollen wir auf Unsere Namen beziehen. Möge nur der Begriff „Bruderschaft“ übrigbleiben, und es wird nicht mehr nötig sein, sich den vielsprachigen Bezeichnungen zuzuwenden.

       In jeder Periode gibt es Jahrhunderte der Zersplitterung und darauf eine Epoche der Vereinigung. So muss man sich auf das Folgende vorbereiten. Diese Weisung sollte nicht als Rat zur Übung im Sammeln von Begriffen aufgefasst werden, sondern als dringende Hilfe für die Zusammenführung der geteilten Menschheit; dabei werden auch die Richtung des Großen Dienstes und die Annahme der Hierarchie verständlich werden. Dies wird von den Menschen nur unklar verstanden.

       Mit Recht gebt ihr das Buch über die Hierarchie sehr wählerisch heraus. Viele ertragen das Konzept der freien Annahme einer solchen Hierarchie nicht. Man darf nichts erzwingen, wenn das Bewusstsein verdunkelt ist, nur der freie Wille wird irgendwann auf den Weg zur Großen Einheit führen. Auf diese Weise kann man sehen, worauf Unser inneres Leben gerichtet ist. Denkt über die Einheit von allem nach, gerade an Tagen entsetzlicher Uneinigkeit.

 

       93. Urusvati hat seit langem erahnt, wer der Gründer der Bruderschaft ist. Man kann eine lange Reihe von Leben und von Aufenthalten in der Feinstofflichen Welt verfolgen, doch bei all ihrer Verschiedenartigkeit muss man immer eine einzige grundlegende Aufgabe des Daseins feststellen. Desgleichen kann man sehen, wie irdische Tempel und Festungen eingestürzt sind, während die Ideen, die sie geschaffen haben, nicht vergehen. Sie nähren nicht nur ganze Geschlechter, sondern erblühen sogar nach Jahrhunderten herrlich in einem neuen Verständnis. Wir messen Schwankungen des Bodens keine Bedeutung bei, wohl wissend, dass das Wesen unerschütterlich ist.

       Man kann eine Reihe von Inkarnationen miteinander vergleichen und sich über die Verschiedenartigkeit ihrer äußeren Form wundern: Herrscher, duldender geistiger Lehrer, Held, Einsiedler, Führer von Völkern, weiser Regent, Mönch, Philosoph und schließlich, in der Feinstofflichen Welt, Arzt und Heiler irdischer Völker. Es wäre zu langwierig, alle vergangenen Leben aufzuzählen, doch immer waltete derselbe Dienst und dieselbe Verfolgung.

      Beim Dienst in der Feinstofflichen Welt herrschte mehr Ruhe, da man sich dort in einem bestimmten Kreis bewegen konnte, in dem die Energie nicht ziellos verschlungen wurde. Auf der Erde indessen ist der Dienst bedrückend, weil weniger eine aktive als eine verteidigende Energie erforderlich ist. Man muss sich im Verlauf der Jahrhunderte daran gewöhnen, die Energie nur dort auszugeben, wo sie nützlich sein kann. Erinnert euch jedoch daran, dass jede auf das Wohl hin ausgesandte Energie Wirkung zeigt.

       Wir haben die Ruinen ehemals heiliger Stätten aufsuchen müssen, die Wir selbst einst errichtet hatten; es gibt ihrer viele in Ägypten, in Griechenland und auf der ganzen Erde. Doch Wir wissen, dass die Mauern ihren Dienst erfüllt haben und jetzt nicht mehr gebraucht werden. Ungeachtet dessen gilt: Das Wesen bleibt und verliert seine Frische nicht – so sprechen Wir, die Wir viel erfahren und gesehen haben. Die Menschen begreifen oft das Verhältnis von Vergangenheit und Zukunft nicht. Unsere Wohnstätte bewahrt so viele Beispiele des Großen Dienstes, dass man bezeugen kann, wie lebendig alle erbrachten Opfer sind.

       Inmitten Unserer Arbeiten vergessen Wir alle jene nicht, die ein herrliches Opfer dargebracht haben.

 

       94. Urusvati weiß genau, dass es am schwersten ist, die Ströme des freien menschlichen Willens in Übereinstimmung zu bringen. Es hat noch keine Kataklysmen[57] gegeben, welche die Aufmerksamkeit der Menschheit auf das Wesen dessen gelenkt hätten, was sie geschaffen haben. Erinnern wir uns daran, dass zu Zeiten vergangener großer Kataklysmen die Überlebenden sich keine Mühe gegeben haben, über die Ursachen des Geschehens nachzudenken. Sie hielten sich für unschuldige Opfer irgendeines grausamen Schicksals. Sie verbesserten ihr Bewusstsein nicht, und anstelle einer Läuterung begannen sie in ihrem wahnsinnigen Willen neue Schlachten.

       Die Ströme des Willens prallen heftig aufeinander, und eine undisziplinierte Denkweise erfüllt den Raum mit den zerstörerischsten Explosionen. Wahrscheinlich werden die Unwissenden erneut sagen, dass Wir drohen und einschüchtern. Doch mögen sie sich den Gesetzestafeln der Geschichte zuwenden. Mögen sie die Katastrophen der Menschheit studieren. Nicht vom Himmel sind diese Katastrophen ausgegangen, sondern von den menschlichen Herden. Die Menschen verfolgen ausgerechnet ihre Retter, was man mit einem Musikanten vergleichen kann, der alle Saiten noch kurz vor dem Auftritt zerreißt.

       Es ist nicht zu vermeiden, dass Wir der Grausamkeit bezichtigt werden, wenn Wir an die natürlichen Wirkungen von Unwissenheit und Wahnsinn erinnern. Es fehlen die irdischen Worte, um die Menschen nachdrücklich genug davor zu warnen, sich ins Verderben zu stürzen, den ganzen Planeten zugrunde zu richten und den Raum zu verschmutzen. Eine über Jahrhunderte hinweg angesammelte Geduld ist erforderlich, um der Menschheit Rettung zu bringen, wohl wissend, wie sehr sie abgelehnt und gekreuzigt werden wird. An jedem Tag und zu jeder Stunde beschimpft man Uns irgendwo und weist die helfende Hand zurück.

       Man kann sich vorstellen, welche Ströme eines wahnsinnigen Willens jegliche auf das Wohl gerichtete Bewegung überschwemmen! Warum über ferne Hierophanten des Bösen nachdenken, wenn die Menschen, während sie angeblich das Böse bekämpfen, es selbst bis zum Äußersten vermehren; so ist die Lage der Erde. Die undankbaren Söhne der Erde eilen, eine Katastrophe herbeizuführen, und jede Warnung wird als Beleidigung aufgefasst. So hat die Welt die Wahrheit über Golgatha[58] aufgezeichnet.

       So muss man auch diese Seite Unseres Inneren Lebens kennen. Nehmt sie zur Kenntnis und arbeitet, indem ihr Verständnis für die Wirklichkeit offenbart.

 

       95. Urusvati kennt die irdische Stickigkeit. So bezeichnen Wir einen Zustand der Atmosphäre, wenn bei Anspannung des unterirdischen Feuers und menschlichem Wahnsinn schwere räumliche Ströme eine unerträgliche Depression schaffen. Wir kennen solche Perioden. Die Menschen versuchen, eine solche Lage mit Sonnenflecken oder dem Vorüberziehen von Kometen zu erklären, doch derartige äußere Bedingungen können nicht so viel unerträglichen Druck schaffen. Selbst das unterirdische Feuer ist nicht imstande, ohne Mitwirkung des Menschen den ganzen Planeten so weitgehend einzukesseln.

       Die Menschen spüren Depression, ein nervlicher Wahnsinn bemächtigt sich ihrer, doch sie können nicht sagen, worin die Ursache liegt. Viele verweisen auf Massenepidemien oder auf neue Krankheitsformen, erkennen jedoch nicht ihr eigenes Verhalten als den Hauptgrund an. Auf diese Weise entwickelt sich die irdische Stickigkeit. Feinfühlige Herzen durchleben sie in besonders schwerer Weise. Sogar physische Stickigkeit und Depression des Herzens werden verspürt. Man kann zu einer besonderen Behutsamkeit im Umgang mit dem Herzen raten.

      Eines lässt sich zum Trost sagen: Ein solcher Druck kann nicht lange anhalten. Er kann sich unter einem Zustrom von Prana auflösen oder Kataklysmen nach sich ziehen. Doch mitunter ist sogar ein Kataklysma besser als tödliche Stickigkeit.

       Wir kennen diese Stickigkeit.

 

       96. Urusvati kennt die Bedeutung der Synthese. Eine Verneinung dieser Grundlage zerstört oft die nützlichsten Taten. Das Verstehen des Sinns Unserer Wohnstätte leidet unter willkürlicher Abgrenzung. Die einen halten Uns für Einsiedler am Kailas, andere sehen Uns als Wesenheiten der Feinstofflichen Welt an – solche Unterteilungen zerstören die Synthese Unseres Daseins.

       Die Menschen wollen die logischsten Argumente nicht annehmen, die ihre Annahmen erweitern sollen, doch auf diese Weise wird gerade der Sinn Unserer Existenz untergraben. Wenn Unser Zentrum als Verbindung zwischen den Welten fungiert, müssen in ihm die Bedingungen sowohl der physischen als auch der Feinstofflichen Welt zum Ausdruck kommen. Eine solche einfache Überlegung kann jedoch nur derjenige begreifen, der die Erhabenheit der Synthese versteht.

       Man kann die ganze Menschheit entsprechend der Anerkennung der Synthese einteilen. Es finden sich viele, die den Nutzen der Synthese heftig verneinen, doch sie kennen die Geschichte der Menschheit nicht. Gab es etwa keine Epochen blühender Entwicklung und zeitweiliger Erkenntnis der Synthese? So hat sich jede Zusammenarbeit der Zentren als eine Erweiterung der Erkenntnis erwiesen.

       Glaubt nicht, dass begrenzte Spezialisierung über den Ruhm einer Epoche entscheiden kann. Nur eine wohlwollende, zusammenfassende Synthese wird den Anstoß zu einer neuen Fortentwicklung des Bewusstseins geben.

       So wollen wir nicht vergessen, dass Beschränkung einem Verstehen Unserer Bruderschaft im Wege stehen kann.

 

       97. Urusvati kennt das Gleichgewicht zwischen Harmonie und Evolution. Unwissenheit stellt diese verwandten Begriffe oft in einen Gegensatz zueinander. Wahrhaftig, kann Evolution unharmonisch sein? Kann es Harmonie ohne Evolution geben? Die Menschen jedoch möchten Harmonie als etwas Unbewegliches und Tatenloses sehen. Die Menschen wünschen, dass Harmonie ihre Verantwortungslosigkeit verschleiern möge. Wenn die Welt erbebt, ziehen die Menschen es vor, in süßem Vergessen dazusitzen und einen solchen tödlichen Zustand mit dem erhabenen Wort „Harmonie“ zu bezeichnen.

       Die starken Akkorde der Harmonie sind jedoch überaus angespannt, und indem sie anwachsen, nähern sie sich der Evolution. Ebenso liegt das Wohl der Evolution in ihrer stetigen Steigerung der Bewegung. Herrlich ist das Bewusstsein, dass die Welt in schneller Bewegung ununterbrochen evolviert. In einem statischen Zustand kann es keine Evolution geben. Doch die Menschen blicken nicht in die Zukunft und sinnen insgeheim über einen nicht existierenden Zustand der Unbeweglichkeit nach. Die Evolution ist herrlich, da sie in ihrer Spirale in ewigem Aufstieg voranschreitet. Noch nicht einmal die Krämpfe des Chaos werden den Aufstieg der Spirale anhalten.

       Nicht immer können die Menschen im irdischen Zustand das nützliche Wachstum wahrnehmen. Jedes Wachstum erfolgt unter Qualen, bei Blitz und Wirbelwind. Nur ein vollkommenes Bewusstsein kann im Sturm das Aufblitzen der Wahrheit erkennen. Und jeder aufsteigende Denker muss seine Erkenntnis der Wahrheit im irdischen Leben in die Tat umsetzen. Ohne eigene Anwendung im Leben kann ein Mensch nicht als Denker bezeichnet werden. Der Gedanke ist Leben, und das Leben wird durch den Gedanken bewegt.

      So versteht ihr die beiden Grundlagen Unseres Daseins. Wir leben in Harmonie für die Evolution. Wir müssen evolvieren, da wir uns anderenfalls in Mumien verwandeln.

       Man muss die Bewegung der Evolution liebgewinnen; in ihr ist Ewigkeit begriffen.

       98. Urusvati lebt den Auftrag: Heldentat und Mut! Beide Begriffe sollten über die Bestätigung von Beispielen von Helden anerzogen werden. Man muss an Helden erinnern, die übermenschliche Aufgaben bewältigt haben. Dabei muss man die ganze Kompliziertheit der sie umgebenden Verhältnisse verstehen. Die Geschichtschroniken berichten nicht davon, wie sehr sie aus Nah und Fern bedroht waren. Die Menschen nehmen an, dass heldenhafte Handlungen plötzlich und ohne lange Vorbereitung aufkommen können, doch in Wirklichkeit sehen wir, dass viele Gedanken Gestalt annehmen müssen, ehe sich der Entschluss zu einer selbstaufopfernden Tat bildet.

       Die kühnsten Helden könnten von Visionen aus der Kindheit, von Träumen und von rufenden und befehlenden Stimmen erzählen. Von frühester Kindheit an formten sich Gedanken, auf welche die Antwort erst sehr viel später kam. Der Held konnte berichten, wie sehr eine bestimmte Kraft seinen Handlungen die Richtung gegeben hat. Der Held konnte unerwartete Worte aussprechen, deren Bedeutung er erst mit der Zeit verstand. So erfüllt Unser Einfluss viele Tatmenschen und stärkt ihren Mut. Man sollte dankbar sein für Unsere beständige Sorge um die Formung von Helden.

       Unsere Wohnstätte ist ein Zentrum kühnster Entscheidungen. Dabei muss man große Geduld bekunden, um den freien Willen mit dem Konzept der Aufgabe in Übereinstimmung zu bringen. So könnte man Uns wegen Unserer Geduld als Prüfsteine bezeichnen.

       Man sollte nicht denken, dass alle potentiellen Helden das vom Schicksal bestimmte Ziel erreichen, denn nicht selten widersetzt sich der freie Wille einer Entscheidung. Doch wenn die Menschen verstehen, wie sehr Wir bemüht sind, ihre erfolgreiche Entwicklung zu unterstützen, werden sie darüber nachdenken, wie nützlich es ist, mit Uns zusammenzuarbeiten. Heldentat und Mut werden dann als die höchste Freude entflammen.

 

       99. Urusvati sagt mit Uns gemeinsam: „Das gegenwärtige Jahrhundert ist das Jahrhundert des Gedankens.“ In der Tat, erst im gegenwärtigen Jahrhundert begann man zu verstehen, dass der Gedanke Energie ist. Kein Denker vergangener Zeiten enthüllte den Sinn des Gedankens als Beweger der Welt. Zur Anerkennung der Mechanik des Gedankens waren erst das Wissen über Mechanik allgemein und viele andere Entdeckungen erforderlich.

       Es ist richtig, dass Platon die Kraft des Gedankens kannte, doch er bestätigte nur die Macht der Ideen. Doch bis zur festgelegten Frist durfte man den Massen das Wissen über die Mechanik des Gedankens nicht übergeben. Erst jetzt beginnen einige Forscher zu verstehen, wie viele Eigenschaften des Gedankens man erkennen kann. Für solche einfachen Beobachtungen waren viele Jahrhunderte erforderlich, und nun erst kann man darauf hinweisen, dass der Gedanke ein mechanischer Beweger ist.

       Doch um wieviel schneller könnte das Wissen über den Gedanken weit in das Bewusstsein der Massen eindringen, wenn die Menschen Unsere Existenz verstehen könnten! Die mächtigsten Gedankenströme fliegen aus Unserer Wohnstätte. Man kann die Gedankenübertragung auf Entfernung aus einer Starken Quelle leicht verstehen.

      Indessen richten die Menschen, die sich mit Gedankenübertragung befassen, ihre Aufmerksamkeit wenig auf ihren eigenen geistigen Zustand. Erneut kann man an die alte Wahrheit von der Notwendigkeit erinnern, vor einem Experiment die Hände zu reinigen. Es ist anzuraten, dass Beobachter vor Experimenten ihre Aufmerksamkeit auf ihren eigenen harmonischen Zustand richten. Bei fehlender Übereinstimmung des eigenen Zustandes mit dem Vorhaben kann man unmöglich eine gute Entwicklung des Experiments erwarten. Auf eine solche Weise kann man nur das erste Stadium einer Übertragung erreichen, doch wünschenswert wäre es, mit der Entwicklung der Gedankenübertragung auf weite Entfernung rascher voranzukommen.

       Man sollte natürlich jenen Wissenschaftlern dankbar sein, die Vorurteile überwinden und die Menschen veranlassen, über ihr Vermögen nachzudenken. Wir senden ununterbrochen Gedanken, auf dass sie wie Pfeile das Bewusstsein der Menschheit erwecken. Mögen die Menschen spüren, wie viele Boten bei ihnen anklopfen.

 

       100. Urusvati erinnert sich, dass bereits vor zehn Jahren auf die Ereignisse in Spanien im voraus hingewiesen und auch die Jahre anderer großer Ereignisse genannt wurden. Man könnte fragen: Warum konnten die einen Ereignisse lange im voraus vorhergesagt werden, während andere, noch größere unerwähnt blieben? Eine solche Frage hat vom irdischen Standpunkt aus unzweifelhaft ihre Berechtigung. Doch man müsste auch mit einer Frage entgegnen:

      Warum können die einen Ereignisse für wichtiger als andere gehalten werden? Vergessen wir nicht, dass außer den irdischen auch noch überirdische Maßstäbe existieren. Ereignisse können das menschliche Urteil erschüttern und gleichzeitig keinerlei Spuren auf den Tafeln der Geschichte hinterlassen. Andererseits können Ereignisse eintreten, die nur von lokaler Bedeutung zu sein scheinen, in Wirklichkeit jedoch einen Wendepunkt des Weltgeschehens darstellen. Solche Konflikte zwischen irdischen und überirdischen Urteilen können eine Verwirrung der Geister verursachen.

       Uns sind nicht wenige Beschuldigungen zu Ohren gekommen, dass Wir absichtlich die wichtigsten Ereignisse verheimlicht und nur auf zweitrangige hingewiesen hätten. Darauf sagen Wir: Kleingläubige, woher habt ihr eure Gewichte, um die Weltereignisse zuverlässig abwägen zu können? Könnt ihr etwa ein Urteil über die Wechselbeziehungen der Völker auf euch nehmen, welche die Wirkungen ihres Karma erfüllen? Sogar über einzelne Personen sollte man vorsichtig urteilen.

       Oft erweist sich ein Führer der Anerkennung nicht wert, die er zu Lebzeiten erreicht hatte. Erst die Folgeerscheinungen können zeigen, welche Ernte die Saat des Führers eingebracht hat. Sehen kann man nur den heutigen Tag, doch den künftigen Tag muss man spüren. So erweisen sich die Weltereignisse als ein Mosaik, das man nur von den Bergen aus überschauen kann.

       Inmitten von Sturm und Verwirrung vollendet sich das Karma und erfüllen sich die Fristen. Ein Land, das gestern noch ein Riese war, kann morgen ein Zwerg sein. Die Menschen mögen sich über ein solches Schicksal wundern, doch Wir sehen die Kette der Ursachen.

       Man muss lernen, das Große vom Kleinen zu unterscheiden.

 

       101. Urusvati versteht die Bedeutung von lebenden Leichnamen. Üblicherweise ruft diese Erscheinung viel Unverständnis hervor. Die Menschen sehen, dass Personen, die als lebende Leichname bezeichnet werden, weiterhin auf der Erde wandeln, und so entstehen Zweifel an der Richtigkeit des gegebenen Hinweises. Doch warum sollte man einen Begriff nur durch äußere, physische Erscheinungen begrenzen? Unser Apparat weist auf Tod hin, und ein solcher Hinweis ist um vieles wichtiger als der physische Augenschein.

       Selbst in höchsten Ämtern können Wir einige lebende Leichname benennen; jeder von ihnen trägt auch eine physische Krankheit in sich, doch diese ist nur eine Nebenursache. Die Hauptsache besteht darin, dass der feinstoffliche Körper dabei ist, auszutreten, und niemals wieder in den physischen eintreten wird.

      Solche Puppen können nicht mehr selbständig schaffen. Sie befinden sich am Gängelband von anderen, ohne es selbst zu bemerken. Sie sind fest mit der Erde verbunden und denken mit Grauen an den Tod. Sie spüren, dass sie dem irdischen Leben nicht mehr vollständig angehören.

      Gewöhnlich handelt es sich um sogenannte Materialisten, denn sie fürchten selbst die Andeutung einer Fortsetzung des Lebens im feinstofflichen Körper. Vielleicht fürchten sie auch, einen Blick auf ihre eigenen Taten zu werfen. Jedenfalls kann man solche lebenden Leichname erkennen und als leere Hüllen verstehen.

      Ich weiß, dass solche Puppen überaus gereizt reagieren, würde man sie beim Namen nennen. Wir werden dies nicht tun, da ihr auch so wisst, von wem Ich spreche. Ebenso wisst ihr, wen Wir als leeren Ort bezeichnen.

       Lasst uns nicht nach irdischen Maßstäben urteilen, schauen wir lieber in die Zukunft. Viele Handlungen kann man als Wahnsinn bezeichnen, doch bei der Kompliziertheit der Beziehungen können sowohl Djins als auch Wahnsinnige nicht unverzüglich vernichtet werden. Wir befinden uns in den Wogen der Weltereignisse, und es ist unmöglich, Knoten zu zerschlagen, wenn dadurch eine Katastrophe ausgelöst werden kann. Die Menschen schlagen Uns nicht selten vor, bestimmte Verhältnisse zu beenden, ohne aber zu ahnen, dass die Enden solcher Fäden sich für sie in ein Fangnetz verwandeln können.

       Wir haben viele Sorgen, Ich wiederhole dies, da die Menschen Uns für rotwangige Prediger halten, die mit Harfen auf Wolken sitzen.

       Möge die Beschreibung Unserer Sorgen und Arbeiten erhalten bleiben.

 

       102. Urusvati fühlt die Wechselbeziehung der Welten. Ihre Grenzen sind indessen gewöhnlich nicht erkennbar. Die Welten teilen sich in viele Zustände auf und gehen sogar ineinander über. Nur das Gefühlswissen vermag die Grenzen solcher Unterteilungen zu verstehen; noch schwieriger jedoch ist es, die Evolution der Welten zu erkennen. Wenn alles durch Bewegung lebt, kann der Zustand der Welten nicht bewegungslos sein.

       Wir haben bereits über den verdichteten Astralkörper* gesprochen, andererseits begreift die physische Welt die Energie des Gedankens und verändert auf diese Weise erheblich das Wesen des physischen Körpers. Das heißt, zwischen der Feinstofflichen und der physischen Welt entstehen fast vor den Augen der Menschheit neue Daseinszustände. Auf diese Weise beginnen sich auch zwischen der Feinstofflichen und der Feurigen Welt neue Daseinsformen zu bilden. Diese Bindeglieder schaffen eine Zugkraft nach oben. Niemand kann daran zweifeln, dass in Unbegrenztheit ein solches grenzenloses Anwachsen möglich ist.

       Wenn wir uns den größten Glaubenskämpfer auf der Erde vorstellen, wird Er natürlich in der Feinstofflichen Welt erst recht eine einzigartige Macht darstellen. Die Berührung mit dem gereinigten Feuer des Raumes wird Ihn in die Feurige Welt ziehen. Und es gibt keinerlei Grenzen, die den Aufstieg eines von Zweifeln freien Geistes behindern könnten.

       Zweifel ist wie ein Riss in einem Luftballon. In Unbegrenztheit befindet sich alles in Bewegung. Ich sage dies deshalb, um daran zu erinnern, dass die natürliche Bestimmung des Menschen nach oben gerichtet ist. Aber Zweifel sind nichts anderes als durchlöcherte Taschen, in ihnen kann man keine Diamanten aufbewahren.

       Kehren wir zu Unserer Wohnstätte zurück. In ihr gibt es keinen Zweifel. Die Zugkraft nach oben ist gewaltig. Es erfordert nicht geringe Anstrengungen, um die Verbindung mit der Erde nicht zu verlieren. Die irdischen Ketten wurden freiwillig und bewusst angelegt.

      Die Opferbereitschaft erwächst aus Liebe; und die Erfahrung früherer Leben hat die Liebe zu den Leidenden entstehen lassen. Die Erfahrung entzündet entweder die Liebe oder verschärft den Hass. Doch wer wird der erste sein, der am Pfahl des Hasses brennt? Wird das nicht gerade der Hassende selbst sein?

       Liebe muss weise und tatkräftig sein. Bei einem solchen Verständnis kann man aber leicht stolpern oder in Scheinheiligkeit verfallen. Allein Arbeit zum Nutzen der Welt wird Gleichgewicht verleihen. Arbeit wird sowohl Freude als auch das Verstehen der Unbegrenztheit vermitteln. Sie führt zur Erkenntnis der Bewegung der Welten.

       Man wird fragen: Worin besteht das beste Pranayama*? Wie lässt sich der beste Rhythmus herausbilden? Wie wird der Wurm der Verzagtheit besiegt? Durch Arbeit. Allein bei der Arbeit bildet sich der Zauber der Vervollkommnung. Bei der Arbeit wird auch die Feurige Taufe* erfolgen.

 

       103. Urusvati kennt die Stunde der Dringlichkeit. Es ist nicht leicht, Dringlichkeit mit Harmonie, Mäßigung mit Unaufhaltsamkeit zu verbinden. Es lassen sich viele scheinbare Gegensätze nennen, doch das Leben findet für alles einen Platz. Wir müssen nur die Tat als höchste Grundlage verwirklichen, dann wird das Gefühlswissen den Rhythmus der Arbeit anzeigen. Die Welt jagt unaufhaltsam voran, und das Tempo der Arbeit muss mit diesem Rennen in die Unbegrenztheit Schritt halten.

       Wir haben bereits von der Zugkraft nach oben gesprochen, doch es kann auch einen ewigen Fall in den Abgrund geben. Nur Arbeit kann jene Qualität liefern, die als Rettungsring dienen wird. Man muss die Qualität des gesamten Lebens lieben. Der geringste Verlust an Qualität drückt alle vorwärtsschreitenden Bewegungen nieder. So bedauert ihr zu Recht jene Völker, welche die hohe Qualität des gesamten Lebens vergessen haben. Lasst uns jedoch nicht verzweifeln, wenn das Potential des Herzens groß ist. Die Stunde der Dringlichkeit hilft, denn sie spannt alle Kräfte des Menschen an.

       Glaubt nicht, dass Unsere Wohnstätte nicht auf die Stunde der Dringlichkeit achtete. Eine solche Dringlichkeit zeigt sich nicht nur in einer einzigen Beziehung. Sie geht in ganze Gruppen ein und kann anhand der gemeinsamen Spannung bestimmt werden. So kann man auch jetzt sehen, wie sehr das Wesen der Ereignisse voraneilt. Die Menschen versuchen, diese Dringlichkeit nicht zu bemerken, doch solche Versuche ähneln dem Taumeln von Blinden.

       Zeigen wir Verständnis für die Stunde der Dringlichkeit.

 

       104. Urusvati wahrt selbst in der Stunde der Gefahr Feierlichkeit. Nur wenige verstehen die Kraft eines solchen Schildes. Inmitten tobender Ströme steht unerschütterlich der Fels unverbrüchlicher Feierlichkeit. Man kann jede den Menschen umgebende Macht wissenschaftlich erforschen. Der Mensch selbst kann jede beliebige Kraft in sich hervorrufen und sich aus ihr einen undurchdringlichen Panzer schmieden. Ebenso muss man verstehen, dass Feierlichkeit die beste Brücke zu Uns ist. Unsere Hilfe fliegt schnell über den Kanal der Feierlichkeit, überaus langsam jedoch auf dem Weg der Furcht und der Niedergeschlagenheit.

       Man möge wissen, dass Wir in der Stunde der Gefahr hellblaue Strahlen der Hilfe senden. So hatten Pandits[59] ein Erdbeben vorausgesagt, doch vollzog es sich dann nur in geringem Ausmaß. Jemand wird von einem Fehler der Pandits sprechen, doch er weiß nichts von den Maßnahmen, die Wir ergriffen haben. So suchen die Menschen oft die Ereignisse irgendwo weit entfernt, während sie sich hinter ihrem Rücken vollziehen. Doch der weiße Schwan der Feierlichkeit fliegt auf direktem Wege.

       Lasst uns nicht vergessen, dass jede Hilfe angenommen werden muss. Wenn Wir auf Einigkeit als Mittel zum Erfolg hinweisen, ist ein solcher Rat rein wissenschaftlich. Für Uns ist eine bestimmte Spannung der Energie notwendig, die nur bei Einigkeit der Beteiligten aufrechtzuerhalten ist. Jede Bresche zerreißt das wertvolle Gewebe. Wer nimmt es auf sich, zu beurteilen, ob es leicht ist, das zerrissene Gewebe wiederherzustellen? Die Menschen wollen über solche einfachen Fragen nicht nachdenken und sind bereit, ihr eigenes Wohlergehen der Gefahr auszusetzen. Wer entscheidet denn, welche Nichtbeachtung eines Ratschlages sich als unheilvoll erweisen kann?

       Wir lenken des öfteren die Aufmerksamkeit der Menschen auf Uns, um auf diese Weise leichter einen Kontakt herzustellen. Doch der freie Wille ermöglicht es ihnen nicht, der Stimme der Bruderschaft Gehör zu schenken.

 

       105. Urusvati spürt, wie weit die irdische Saat bei wahrer Zusammenarbeit reichen kann! Niemand weiß, wie weit ein menschlicher Gedanke in unversehrtem Zustand übertragen werden kann. Niemand kann gänzlich erfassen, welcher Auftrag ihm aus der Feinstofflichen Welt anvertraut worden ist. Jedem aber ist ein Körnchen des Guten verliehen worden, damit er um dieses herum seine irdische Erfahrung formt. Die Menschen denken jedoch nicht über diese Teilchen des Guten nach, denn sie wollen keine Vorstellung von jenen Höheren Welten hegen, denen die wunderbaren Wellen des Guten entspringen.

       Wenn die Menschen sich dieser ihnen anvertrauter Körnchen des Guten erinnern würden, würden viele Erscheinungen des Bösen von allein vernichtet werden. Wir senden den Menschen Gedanken über das ihnen in Auftrag gegebene Gute, doch solche Sendungen werden oftmals nicht nur nicht angenommen, sondern sogar unter Aufbegehren abgelehnt. Ein solches Aufbegehren erwächst aus dem Unwillen, sich der Welten zu erinnern, wo das irdische Leben bloß ein kleines Staubkörnchen ist.

       Die Menschen lieben es nicht, sich vorzustellen, dass ihre prunkvollen irdischen Auftürmungen vor dem gedanklichen Schaffen in den Höheren Welten verblassen. Aus einem solchen irdischen Egoismus erwächst auch die Ablehnung der Zusammenarbeit. Indessen ist die Erkenntnis weiter Bereiche ohne Zusammenarbeit bereits nicht mehr möglich. Es ist unerlässlich, die Höheren Welten zu erkennen. Es ist unerlässlich, damit zu beginnen, über sie nachzudenken.

      Bei einem solchen Denken wird man sich auch wieder an die in Auftrag gegebenen Körnchen des Guten erinnern. In der Stunde vor Sonnenaufgang wird man sich daran erinnern, dass man den Auftrag erhalten hat, einen feinstofflichen und herrlichen Aufbau auf die Erde zu bringen. Es wird doch jedem, der sich auf eine Verkörperung vorbereitet, seinen Fähigkeiten entsprechend ein Auftrag zur Verwirklichung des Guten mitgegeben. Im Wirbelwind des freien Willens kann der Mensch diesen kostbaren Auftrag zurückweisen, doch irgendwann wird er zurückkehren, um die verstreuten Samenkörner wieder aufzulesen.

       Unter Unseren Arbeiten ist jene besonders schwierig, die Menschen an ihre Bestimmung zu erinnern. Die Menschen bezeichnen Uns sogar als Unsichtbare Regierung, möchten jedoch nicht einmal den einfachsten Rat befolgen. Wie viele Ratschläge werden verworfen und der Verspottung ausgesetzt. So handeln jene, die Uns als Heilige und Weise verehren.

 

       106. Urusvati weiß, dass unter den feinstofflichen Wahrnehmungen eine der schwierigsten das Hellhören ist. Zu viele Bedingungen mischen sich in ein solches Hören ein. Es ist sehr aufschlussreich, dass starke Stimmen oder Gedanken durch einen einzigen Laut gefärbt werden können. Der Gedanke vermag zu erklingen. Dieser Umstand wird von den Menschen nicht begriffen. Ebenso schwer fällt es ihnen zu lernen, dass dasjenige Wort erklingen wird, auf das gedanklich die Betonung gesetzt wurde.

       In einer Zeit schwerer Ströme wird auch eine Gedankensendung unangenehmen und unerwarteten Einflüssen ausgesetzt sein. Gerade jetzt führen wir Unser Gespräch unter äußerst schwierigen Bedingungen. Im Altertum hat man bereits bemerkt, dass belastende kosmische Perioden sehr lange andauern können. Heute jedoch werden, ungeachtet der Erfolge der Wissenschaft, solche kosmischen Bedingungen nicht anerkannt, und es bleiben nur noch Streitgespräche über die Einflüsse der Sonnenflecken und verschämte Andeutungen über die Einwirkungen des Mondes. Letzteres wird dem Bereich der Zauberei zugerechnet. Und nur wenige Wissenschaftler wagen es, an den Einfluss des Mondes auf den irdischen Alltag zu erinnern. Ängstlich rufen sie sich die vergessene Lehre des Ostens ins Gedächtnis zurück, in der bereits auf die Bedeutung des Mondes hingewiesen wurde.

       In den Puranas[60] kann man viele wissenschaftliche Hinweise finden. Urusvati hat schon vor einigen Jahren von Uns über die Bedeutung des Jahres zweiundvierzig[61] gehört. Heute findet diese Frist ein breites Interesse. Das Ende des Kali Yuga muss man bemerken, denn mit ihm sind viele kosmische Ereignisse verbunden. Aus mehreren Gründen ist diese Frist verschleiert worden, und nur wenige haben erraten, dass die gigantischen Zahlen als Symbole hinterlassen wurden. Auch die Hinweise über Vischnu, den Avatar Krischna[62], sind symbolisch. Ihr versteht sehr gut, um welchen Begriff sich diese Hinweise drehen.

      Schon heute kann jeder eine ungewöhnliche Auftürmung von Ereignissen bemerken. Ein solches Harmagedon ist vor langer Zeit vorhergesagt worden. Die Besonderheiten des Endes des Kali Yuga wurden in den Puranas beschrieben, doch sogar scharfsichtige Geister haben ihre Aufmerksamkeit nicht auf diese klaren Hinweise gerichtet.

       Die Ungewöhnlichkeit der Ereignisse beunruhigt die Menschheit wenig. Übrigens ist die Verwirrung der Geister vor langer Zeit vorhergesagt worden. Die Bekanntgabe einer solchen wichtigen Frist trägt auch in Unsere Wohnstätte einen besonders verstärkten Rhythmus hinein.

       Die Menschen klagen: „Damit kann ich nichts anfangen.“ Doch eine solche Stimmung resultiert aus dem Wechsel des Rhythmus. Das innere Bewusstsein hat das Zukünftige schon aufgenommen, die mechanische Routine hängt aber noch an den Formen des Kali Yuga. Bei einer solchen Spaltung des Bewusstseins der Menschen verstärkt sich bei Uns der Rhythmus der Arbeit. Über der Erde hängen alle möglichen Erschütterungen. Karma arbeitet verstärkt. Man muss sich daran erinnern, dass Karma-Dev[63] nicht auch nur eine Stunde verliert. So spannt diese Macht sich vor dem Wechsel des Yuga an. Dessen wollen wir uns bewusst und ganz von Mut erfüllt sein.

 

       107. Urusvati weiß, dass die meisten Krankheiten durch Suggestion entstehen. Es wird viel über Autosuggestion gesprochen, doch weniger Aufmerksamkeit widmet man der Suggestion auf Entfernung. Mittels des Gedankens kann man auf Entfernung heilen, doch ebenso kann man Krankheiten auf Entfernung hervorrufen. Ein solcher Umstand wird zukünftig erforscht werden, doch jetzt geben nur wenige zu, dass es möglich ist, eine Krankheit mittels eines Gedankens aus der Ferne zu verursachen. Hierbei ist besonders bemerkenswert, dass der Gedanke direkt oder indirekt sein kann, doch die Pfeile dringen in die Zellen ein, die anfällig für eine Erkrankung sind.

      Der sogenannte böse Blick hat eine uralte Begründung. Ein solcher Gedanke war vielleicht nicht darauf ausgerichtet, eine bestimmtes Krankheitsgefühl hervorzurufen, doch die Energie des Bösen trifft den Organismus an seiner schwächsten Stelle oder beraubt ihn seines Selbstschutzes.

       Es ist lehrreich zu beobachten, dass ein Gedanke nicht nur äußere Krankheitssymptome schaffen, sondern auch schlafende Krankheitskeime veranlassen kann, zu erwachen und das Werk der Zerstörung zu beginnen. Ist das etwa kein Beweis der Gedankenenergie? Eine Unzahl solcher Gedankensendungen irrt auf der Erde umher.

       Die Ärzte nehmen an, dass Infektionen allein auf mechanischem Weg übertragen werden, vergessen jedoch die hauptsächliche treibende Kraft solcher Infektionen. So sollte die Wissenschaft des Gedankens als überaus vielseitig aufgefasst werden. Radiowellen können sich gegenseitig stören, und Gedankensendungen können unerwartete Verwirrungen hervorrufen. Die Menschen bemerken sie nicht, doch dadurch ist noch nicht erwiesen, dass solche Erscheinungen nicht existieren. Es existiert vieles, was noch nicht bemerkt wird.

       Jetzt könnt ihr euch vorstellen, wie kompliziert Unsere Arbeit ist, wenn Wir nicht nur die Verstärkung von Gedankensendungen fördern, sondern auch vielen bösen Verbreitern von Seuchen Einhalt gebieten müssen. Wir können beobachten, wie sehr die Menschen selbst gefährliche irdische Krankheiten erzeugen. Im wahrsten Sinne des Wortes verhexen sie sich gegenseitig. Solche Einwirkungen wurden ehemals der Zauberei zugeschrieben, doch von solchen Hexenmeistern des Gedankens gibt es mehr, als man denkt.

       Gerade jetzt entwickeln sich einige ungewöhnliche Krankheiten. Die Menschen bemerken sie nur mit Mühe und wollen nicht über ihre Ursache nachdenken. Man könnte sagen, dass aus Sicht des Spießbürgers nichts Neues geschieht. Man darf jedoch nicht vergessen, dass gerade jetzt viele kondensierte Energien in das Alltagsleben eingehen, und dadurch erhält das menschliche Denken neue Impulse.

       Viel Neues sollte der Mensch erfassen, gerade über sich selbst.

 

       108. Urusvati hat einen Höheren Strahl gesehen, der von einer Vielzahl von Augen erfüllt war. Auch eine solche Evolution muss man sehen. Man muss sich ihrer Realität vergewissern. Ein besonderer Strahl ist erforderlich, um solche räumlichen Formen sichtbar werden zu lassen, die Wir als Prototypen der Schöpfung bezeichnen. Die Spuren großen Gedankenschaffens sind in den Schichten des Akascha* fixiert. Man kann sich davon überzeugen, wie sehr der Raum von allen Arten der Schöpfung der Großen Baumeister erfüllt ist. Im Strom mächtiger Gedanken wird eine Vielzahl von Formen geboren.

       Betrachten wir diese Werkstatt der Augen. Sie sind sowohl im Ausmaß als auch im Ausdruck vielgestaltig. Manche sind flink und glänzend, andere sind halb geschlossen, wieder andere erinnern an östliche Blicke, weitere hingegen streben wie nördliche. Man kann sehen, wie der Gedanke unaufhaltsam aus den Schätzen des Akascha heraus schafft und die Bedürfnisse der Welten sättigt.

       Jetzt gerade blitzt ein Fischschwarm in seiner ganzen Vielgestaltigkeit in dem Höheren Strahl auf. Ein Gedanke muss ungewöhnlich deutlich sein, um solche harmonischen Formen zu schaffen. Jede nebelhafte Vorstellung schafft monströse Formen. Es ist sehr wichtig, wenigstens einmal einen Blick in die Schatzkammer des Akascha zu werfen. Eine solcher Anblick kann jedoch der irdischen Sehfähigkeit schaden, und so gehen Wir mit Unseren Mitarbeitern behutsam um.

      Doch bei den Aufzeichnungen über Unser inneres Leben möchten Wir aufführen, dass Unsere Schwester auch im irdischen Körper solche Schätze des Gedankenschaffens gesehen hat. Man darf solche Beobachtungen nicht oft wiederholen. Die Menschen verseuchen die niederen irdischen Schichten in einem solchen Ausmaß, dass viele Experimente für den Organismus gefährlich werden. So kann Unser hellblauer Höherer Strahl viele äußerst feinstoffliche Erscheinungen sichtbar werden lassen, doch kann er nur selten offenbart werden.

       Urusvati hat gesehen, wie dieser Höhere Strahl sich in einem Zweikampf mit Ausbrüchen von Feuer befand. Doch nur im äußersten Fall kann man einen solchen starken Höheren Strahl weltweit anwenden.

       Erinnern wir uns auch daran, dass ihr Unsere Abbilder auf einer polierten Holztafel gesehen habt. Dies geschah auf derselben Grundlage wie bei der Television, doch ihr habt dies bereits vor siebzehn Jahren gesehen. Man muss solche Erscheinungen notieren, denn später wird man sie mit nachfolgenden wissenschaftlichen Entdeckungen vergleichen können. Es wird vieles in die Welt geworfen, lange bevor es erkannt wird.

 

       109. Urusvati weiß, wie behutsam man sich gegenüber der psychischen Energie verhalten muss. Wie kann denn der Mensch sein Verhältnis gegenüber der uranfänglichen, alles durchdringenden Energie ermessen? Wird er sich nicht stolz als Hüter dieser unermesslichen, unbegrenzten Kraft emporheben? Nichtsdestoweniger wacht der Mensch über die uranfängliche Kraft. Es sind ihm Kriterien anvertraut, und er weiß genau, wann er dem von oben verliehenen Segen Gewalt antut.

       Jemand hat den Missbrauch der uranfänglichen Energie mit den Kräften des Alkohols verglichen, der in kleinen Dosen bei Krankheiten wohltuend und bei Missbrauch zerstörerisch ist. So kann auch die psychische Energie segensreich, aber auch zerstörerisch sein. Nur ein erweitertes Bewusstsein versteht, in welchem Maß man aus der Quelle der Energie schöpfen kann, ohne die Harmonie zu stören. Die Menschen meinen, die herrliche Energie unbegrenzt nutzen zu können, doch sie vergessen die Gesetze des Aufbaus, die Möglichkeiten gewähren, gleichzeitig aber auch Grenzen setzen.

       Der Gesegnete[64] selbst gebot den Mittelweg, auf dem man wahre Behutsamkeit gegenüber der uranfänglichen Energie offenbart. Unsere Wohnstätte lebt nach dem Gesetz des Mittelweges. Jeder, der an Unsere Wohnstätte zu denken wünscht, muss sich fragen, ob er die Schönheit des Mittelweges versteht. Niemals werden Zerstörung und Hässlichkeit in den Bereich des Mittelweges eingehen. Das Fundament ruht auf dem Besten und auf den Besten für das Beste. So führt der Mittelweg die Besten auf dem besten Arbeitsfeld. Gerade Arbeit wird die Grenzen der Harmonie nicht überschreiten und sich so der Grundlage der Feinstofflichen Welt nähern.

       Urusvati hat die Massen in der Feinstofflichen Welt gesehen. Nicht in diesen Schichten wohnen Jene, von denen Wir sprechen. Man muss aber die verschiedenen Schichten kennen. Man muss verstehen, wovon die Erde umgeben ist, so kann man rascher begreifen, weshalb Wir in einem ständigen Kampf stehen.

 

       110. Urusvati weiß, dass derjenige, der schon im irdischen Leben zur Erkenntnis der Zeichen der drei Welten strebt, sich der Fülle des Daseins nähert. Wo aber soll man die Funken der Feurigen Welt suchen? Können sie etwa im irdischen Staub verstreut sein? Die Funken der Feurigen Welt finden sich gerade in jeder irdischen Erscheinung. Umso mehr muss man alles Umgebende klar erkennen.

       Man muss lernen, sich verfrühter Schlussfolgerungen zu enthalten, die einen schädlichen Einfluss ausüben können. Man muss den Schaden unsinniger Verurteilungen verstehen; anderenfalls kann man einem vor dem Ertrinken geretteten Menschen ähneln, der zuallererst beginnt, sich über seine verdorbene Kleidung zu beschweren. Oft haben wir Menschen gerettet und erhielten nur Klagen über dabei beschädigte Kleider. Nicht selten ist ein Leben um den Preis des kleinen Fingers gerettet worden, über den es jedoch mehr Gerede gab, als über das ganze Leben.

       Vergessen wir die Zeichen nicht, die von fern aus der Feurigen Welt kommen, doch vernachlässigen wir die Hilfe nicht und erinnern wir beharrlich daran, dass alle Kostbarkeiten der drei Welten zu hüten sind.

       Urusvati hat das in einigen Schichten der Feinstofflichen Welt herrschende Bewusstsein richtig verspürt. Hoffnungslose Traurigkeit bedrückt sie nämlich, und die Ursache liegt allein in dem Unvermögen, zu denken und Vorstellungen zu entwickeln. Niemand lehrt die Fähigkeit, in allen Disziplinen des Wissens zu denken. Niemand sorgt sich um die Entwicklung der Vorstellungskraft, doch ohne diese Flügel ist es unmöglich, sich in höhere Schichten zu erheben. Man muss sich indessen davon überzeugen, wie schön der Aufstieg dorthin ist, wo das Denken in einem geläuterten Zustand herrscht. Dort wird der Gedanke zum Gefühl, und das irdische Herz kann diese schöpferische Glückseligkeit empfinden.

       Lasst uns keinen Augenblick versäumen, um auch schon im irdischen Leben die Fülle des Daseins zu verspüren. Man kann einen solchen Zustand als Begeisterung oder Vergeistigung bezeichnen, doch die Bedeutung eines solchen Zustandes verklärt das ganze Leben.

       Sucht daher jedes kleinste Zeichen im Herzen und bewahrt im Gedächtnis, dass die Freunde auf den fernen Bergen sich um euch sorgen und für euch arbeiten.

 

       111. Urusvati weiß, wie vielgestaltig der Große Dienst ist. Gewöhnlich wird er gar nicht verstanden, doch sofern man ihn für möglich hält, stellt man ihn sich als eine Art klösterlicher Einförmigkeit vor. Indessen muss der Große Dienst auf alle irdischen Erfordernisse eingehen, und dafür muss der Dienende die Lebensbedingungen kennen. Er darf den Unwissenden nicht kränken, muss den Verzweifelnden behutsam überzeugen und verschiedene Arbeitsgebiete verstehen, um dort anspornen zu können. So muss der Dienst überall Nutzen bringen, und der Diener des Guten wird auch ein bedeutsames Wort finden, um in eine lichte Zukunft zu weisen.

       Lasst uns nicht denken, eine solche Zukunft sei lediglich Maja. Besonders jetzt, an der Schwelle des Wechsels des Yuga, müssen wir alle verstehen, dass die lichtvollste Zukunft möglich ist und dass nur das vom Menschen verursachte Böse den raschen Beginn der lichtvollen Epoche verhindern kann.

      Man wird fragen: Wie kann man die Gefahr der Existenzbedrohung des gesamten Planeten mit der Möglichkeit einer lichtvollen Epoche vereinbaren? Den Menschen ist die volle Möglichkeit gegeben, in eine glückliche Epoche großer Entdeckungen einzutreten. Doch wenn der freie Wille sie von einer Fortentwicklung fernhält, können sie eine Katastrophe beliebigen Ausmaßes schaffen. So können die Menschen sich nicht beklagen, dass ihnen ihr herrliches Los nicht aufgezeigt worden sei. Nur böser Wille kann die Völker zu einem planetaren Kataklysma treiben. Es ist unmöglich, die freie Wahl zu ermessen, die von zahllosen Möglichkeiten erfüllt ist, doch die Menschen sinnen am allerwenigsten darüber nach, wie man die verliehene Freiheit anwenden kann.

       Wir beobachten erstaunliche Kontraste der Denkweise. Wissenschaftler schicken sich an, die Zukunft aufzubauen, und bemerken die Keulen der Wilden über ihnen nicht. So sendet Unsere Wohnstätte unaufhörlich Warnungen aus, doch die Menschen wischen sie beiseite und wollen die Gefahr nicht bemerken. Möge irgendjemand ruhig die Unvernünftigen retten, wenn er nur nicht ihre illusorischen Aufbauten stört.

      Jetzt ist eine schwere Zeit, da die Menschen die Zerstörungen und Kriege nicht bemerken, die in der Feinstofflichen Welt Verwirrungen verursachen.

 

       112. Urusvati weiß, wie fest der Schild des Bewusstseins der Rechtschaffenheit ist. Unerlässlich sind nicht allein Vertrauen und Glaube, sondern ebenso ein unerschütterliches Bewusstsein der Rechtschaffenheit.

       Woraus konnten Glaubenskämpfer und Märtyrer ihre Unerschütterlichkeit schöpfen? Gerade aus dem Bewusstsein ihrer Rechtschaffenheit. Sie konnten beliebige Beschimpfungen erleiden, und ihr Geist jubelte nur. So ruht auch das Leben in Unserer Wohnstätte auf der Grundlage der Rechtschaffenheit aller Arbeiten.

       Man sollte nicht denken, Wir seien so weit von der Erde entfernt, dass Uns keine irdische Verwirrung erreichen kann. Doch jeder irdische Sturm stößt an die Festung der Rechtschaffenheit. Zum Großen Dienst gehört die unüberwindliche Festigkeit des Bewusstseins der Rechtschaffenheit. Die Menschen verlieren den Boden unter ihren Füßen nämlich dadurch, dass sie das Bewusstsein der Rechtschaffenheit verlieren. Man kann sich unmöglich bewegen, ohne festen Boden unter sich zu spüren. Der Geist aber muss sich auf eine nicht geringere Festigkeit des Bewusstseins stützen.

       Menschen, die viele Gefahren durchschritten haben, können bezeugen, dass nur das volle Bewusstsein der Rechtschaffenheit sie über den Abgrund geführt hat. Möge jeder sich solcher Momente der Gefahr erinnern und sich vergegenwärtigen, was gerade ihn gerettet hat.

      Wir sind natürlich jederzeit bereit, eine helfende Hand auszustrecken, doch für eine solche Handreichung ist volles Vertrauen erforderlich. Es wird jedoch nur dort erblühen, wo das Bewusstsein der Rechtschaffenheit vorhanden ist. Wir bestehen auf diesem Bewusstsein, da dann auch die Zusammenarbeit leichter wird. Die ausgesandte Energie erreicht das Ziel, und es entstehen keine krankmachenden Erschütterungen.

      Mögen die Menschen sich des festen Schildes der Rechtschaffenheit erinnern.

 

       113. Urusvati hat bei ihren Flügen in die fernen Welten die Besonderheiten dieses Daseinszustands gespürt. Es könnte seltsam erscheinen, dass auf der Grundlage der Einheit der Welten derart viele Unterschiede existieren, und dies sogar bei Erscheinungen, die rein äußerlich an irdische erinnern. Ebenso überraschend ist ihre innere Besonderheit.

      Die Farben erinnern bisweilen fast an irdische Farbtöne, doch ihr Wesen ist vollkommen andersartig. Die Gewässer sind in ihrer Tiefe und Durchsichtigkeit nicht mit den Meeren auf der Erde zu vergleichen. Selbst die Atmosphäre ist gleichsam regenbogenfarbig. Doch diese Regenbogenfarbigkeit gleicht nicht dem irdischen Regenbogen. Die Fische fliegen, doch ihre Farben sind einzigartig gegenüber den irdischen. Das Gefieder der Vögel ist in seinen Farben dem der prachtvollsten Vögel der Erde ganz unähnlich. Die Bewohner erinnern an irdische, beeindrucken jedoch gleichzeitig durch ihr äußerst feinstoffliches Gewebe. Alle Klänge erinnern fast an den schönsten irdischen Gesang, doch die Bedeutung der Stimmen ist eine andere. Solche Unterschiede erstaunen das irdische Bewusstsein. Man muss sich an die weite Mannigfaltigkeit erst gewöhnen.

       Wohl dem, der schon im grobstofflichen Körper bereit ist, die Vielfalt der Welten wahrzunehmen. Glaubt nicht, eine solche Wahrnehmung sei leicht. Man muss viele Erfahrungen gesammelt haben, um die Wirklichkeit annehmen zu können. In dem Begriff „annehmen“ ist der Sinn der Evolution enthalten.

       Man kann gelehrten, scheinbar gebildeten Menschen begegnen, welche die Möglichkeit der Existenz verschiedenartiger Welten nicht annehmen können. Aus diesem Grund gestehen sie auch die Existenz der Feinstofflichen Welt nicht zu, doch feinstoffliche Wahrnehmungen gestatten keinen Zwang.

       Wer die Vorstellung von der Feinstofflichen Welt von sich weist, bereitet sich selbst für den dortigen Aufenthalt eine armselige Hütte. Man muss in sich die Fähigkeit entwickeln, in weitem Umfang anzunehmen, ohne sie kann man nicht im feinstofflichen Körper fliegen. Ein zaghafter feinstofflicher Körper wird beim Austreten aus dem physischen ziellos umherschweifen und mit Schrecken um sich blicken. Es ist nicht leicht, frei in die Feinstoffliche Welt einzutreten, um furchtlos zu beobachten und zu lernen. Die Massen in der Feinstofflichen Welt sind ebenso voller Besonderheiten wie das Leben in den fernen Welten. Die leuchtende Materie ähnelt den irdischen Hüllen nicht. So muss man inmitten unzähliger Verschiedenartigkeiten das Verstehen der Einheit offenbaren.

       Unsere Wohnstätte kann als Beispiel der Vielfalt in der Einheit dienen.

 

       114. Urusvati kennt außer den sogenannten heiligen Schmerzen auch noch weitere schmerzhafte Empfindungen, deren Herkunft unbekannt ist. Man muss ihre Ursache im Verkehr mit der Feinstofflichen Welt suchen. Der grobstoffliche Körper kann Stöße erhalten und schmerzhafte Einwirkungen spüren. In gleicher Weise kann auch der feinstoffliche Körper der Einwirkung verschiedener Kräfte ausgesetzt sein und sie in der Folge seinem grobstofflichen Körper übertragen. Ein beträchtlicher Teil nervlicher Empfindungen kann auf Reflexe der Feinstofflichen Welt zurückzuführen sein.

       Man darf nicht meinen, man würde beim Durchgehen der verschiedenen Schichten der Feinstofflichen Welt keine schmerzhaften Empfindungen verspüren; sie sind wie Stichwunden, die sich als Schmerzen in den Nervenzentren auswirken.

       Dort hat Urusvati falsche Lehrer und deren Anhänger gesehen. Auch solche Begegnungen können in der Feinstofflichen Welt stattfinden, man muss ihre Wirklichkeit kennen, so unangenehm sie auch sind. Solche Erscheinungen lehren Vorsicht und vermitteln die Erkenntnis der verschiedenen Typen des Daseins. Nur wer durch Erfahrung klug geworden ist, beeilt sich nicht mit Schlussfolgerungen, sondern vermerkt im „Kelch“ der Aufspeicherungen eine neue Erscheinung.

       Wir haben seinerzeit bei Experimenten mit dem grobstofflichen und dem feinstofflichen Körper viel gelernt. Wir haben beobachtet, im „Kelch“ der Aufspeicherungen die einzelnen Erscheinungen zusammengefügt und Uns dabei über ihre Verschiedenartigkeit gewundert. Gerade von dieser Methode sprechen Wir zu den Mitarbeitern. Besonders schädlich ist es, Gesetze zu verkünden, wenn man gerade erst Einsicht in den millionsten Teil der Erscheinungen genommen hat, die diese Gesetze begründen. Glaubt nicht, dass Ich aus Bescheidenheit spreche, Ich tue es nur aus der Erkenntnis der Größe des Weltalls.

 

       115. Urusvati erinnert sich, wie sich durch eine einzige Berührung ihrer Hand die Stimmung eines Menschen geändert hat. Man kann bemerken, dass auch Wir, wenn Wir Gedankensendungen durchführen, diese dadurch begleiten, dass Wir die linke Hand heben. Tatsächlich kann man bisweilen auch einen eher niederen Magnetismus hinzufügen, der sich an den Fingerspitzen befindet. Man muss aber grobe Magnetisierung von der Verstärkung einer Gedankensendung unterscheiden.

       Bei Uns kann man oft sehen, wie die einen Sendungen im Stehen mit erhobener Hand erfolgen, andere hingegen eine ruhige Position in einem Sessel erfordern. Dabei werden die Hände entweder vor der Brust gekreuzt oder auf die Knie gelegt, um ein Abfließen des Magnetismus zu sperren. Solche unterschiedlichen Haltungen des Körpers zeigen, wie sehr die psychische Energie sich mit den übrigen Körperfunktionen verbindet. Heute gewinnen solche Hinweise eine besondere Bedeutung, da man beginnt, Gedankensendungen zu erforschen, ohne aber die Begleitumstände zu beobachten. Im Osten richtet man die Aufmerksamkeit nicht nur auf die physische Haltung, sondern auch auf die vielen umgebenden Bedingungen.

       In alten Aufzeichnungen finden sich viele symbolische Ausdrücke, deren Sinn jedoch heute verlorengegangen ist. Vielleicht hatte der uralte Brauch der mündlichen Überlieferung einen tiefen Sinn. Die Lehre wurde einer vertrauenswürdigen Person übermittelt und bedurfte keiner symbolischen Verschlüsselungen.

      Indessen können konventionelle (…) Aufzeichnungen verhängnisvolle Irrtümer schaffen. Dunkle Wolken der Unwissenheit können Bruchteile des Übermittelten verbergen. Eine vorsätzliche, böse Behauptung ist imstande, sogar das Offensichtlichste zu verzerren. Man kann sich vorstellen, welche Anstrengungen erforderlich sind, um das Denken auf den Weg der vernünftigen Beseitigung aller schändlichen Entstellungen zu lenken.

      Man kann sehen, dass viele nicht verstehen, wie sehr sie ihre Kräfte in dem Wunsch vergeuden, die Stimmung von Nahestehenden zu verderben. Eines Tages wird ein Anschlag auf die Stimmung verurteilt werden. Die Beschädigung eines Musikinstrumentes wird verurteilt, doch um wieviel mehr sollte die Stimmung des Menschen geschützt werden. Man kann eine zerschlagene Stimmung nicht wiederherstellen.

 

       116. Urusvati kennt die Beziehung zwischen Schlacht und Aufbau. Vom irdischen Gesichtspunkt aus scheinen Schlacht und Aufbau Gegensätze zu sein. Doch Wir sagen: Aufbau bedeutet Zerstreuung der Finsternis. Das bedeutet: Anstelle eines Gegensatzes ergibt sich eine Verbindung. Oft beschuldigt man Uns, dass Wir mit der Schlacht Schrecken einflößten und Unsere Schlacht fast ohne Ende sei.

       Die Menschen behaupten, Aufbau sei friedvoll, die Schlacht hingegen mörderisch. Ist aber ein Aufbau ohne Gestaltung der Elemente und ohne tapfere Überwindung von Hindernissen vorstellbar? So ist auch Unsere Schlacht eine Überwindung des Chaos. Wenn es keine solche Verteidigung gibt, werden die Wogen des Chaos alle Errungenschaften überschwemmen. Man muss fest übereinstimmen in der Erkenntnis der Schlacht und des Aufbaus als wirksame Prinzipien des Daseins.

       Wenn Wir also von Bewegung sprechen, haben Wir gerade diese Überwindung der Finsternis im Blick. Wir sprechen von der Unerlässlichkeit, die Schlacht nicht als ein brudermörderisches Gemetzel, sondern als eine herrliche Verteidigung der gesamten offenbarten Welt lieben zu lernen. Es ist unmöglich, in scheinbarer Ruhe zu verharren, wenn das Chaos tobt. Man kann an einen alten Sinnspruch erinnern, nach dem zum Verständnis der Welt einige Erdbeben durchlebt werden müssen. Allein an den Grenzen des Daseins kann man auch den Flug in die Unbegrenztheit spüren.

       Viele werden das Gesagte nicht verstehen; für sie ist die Schlacht ein Gegensatz zum Aufbau. Es ist unmöglich, gegenüber der Masse von der unbegrenzten Schlacht zu sprechen. Nur einige wahre Forscher werden feststellen, wie sehr ihre kühnen Experimente einer Schlacht ähneln. Alte Darstellungen Lichtvoller Geister haben diese unweigerlich mit einer Bewaffnung ausgestattet. Doch auch jeder Wissenschaftler tritt an seine Untersuchungen in der Rüstung des Wissens heran.

       Wir besitzen physische und geistige Rüstungen. Unseren Nachfolgern raten Wir, sich eine Rüstung zuzulegen, die sie vor den Schlägen des Chaos schützt. Wir wollen Unsere Worte über die Rüstung nicht als ein Symbol nehmen; verstehen wir sie im Gegenteil als eine Verteidigung, die von unserem Bewusstsein geschaffen wird. Man kann die Festung stärken, wenn die Brücke zum Turm Tschung fest ist.

 

       117. Urusvati kennt den Begriff des Sieges. Wenn Wir den Aufbau unter dem Schutz des Kampfes beginnen, verstehen Wir die Verwirklichung des Sieges. Möge die Saite des Sieges erklingen. Mögen die Zeichen des Fortschritts wahrgenommen werden, denn in Unbegrenztheit kann es keine Niederlage geben. Nehmt auch Unseren Ruf als lebenswichtigen Rat an.

       Urusvati hat sich richtig an die Leitung zur Bruderschaft erinnert. Allein entlang dieser Leitung kann man eine Vorstellung von der Verschiedenartigkeit der Nebenumstände gewinnen. Unsere Bruderschaft stellt ein Laboratorium sämtlicher Lebensbereiche dar. Auf der ganzen Erde setzt sich eine Lehre durch, die neue Erkenntnisse über die feinstofflichen Energien einführt. So erfolgen auch Unsere Siege unter feinstofflichen Bedingungen.

       Bisweilen ist eine Reihe von Jahren erforderlich, um auch mit irdischen Augen die Umrisse des richtigen Weges zu erkennen. Man wird bemerken, wie sorgsam die Umstände vorgesehen wurden, und einige schätzen das Maß der Enthüllung. So lernt von Unserer Geduld. Möge die unerschütterliche Bestrebung der Bruderschaft als Beispiel bei allem Tun dienen.

       Unser Inneres Leben enthält eine feinstoffliche Widerspiegelung der irdischen Wege in all ihrer Mannigfaltigkeit; deshalb raten Wir zu einem schnellen und beweglichen Geist. Die Alten sprachen von der Wahrscheinlichkeit alles Unwahrscheinlichen, so lehrte man die Erweiterung des Bewusstseins. Sie haben mehrfach das Märchen vom unbeweglichen Feldherrn wiederholt, der von einem Hügel aus die Niederlage eines Teiles seines Heeres sah, sich aber nicht umzuwenden vermochte, um dessen eigentlichen Sieg zu sehen.

 

       118. Urusvati weiß, dass den Völkern vieles über die Bruderschaft und die Feinstoffliche Welt überbracht worden ist. Wir besitzen Aufzeichnungen über sämtliche Mitteilungen. Vergleicht man alle Aussagen miteinander, kommen viele Fakten zutage, die in ihrer Gesamtheit ein aufschlussreiches Bild der Feinstofflichen Welt vermitteln. Diese Nachrichten wurden absichtlich verstreut. Man kann sie im Gedächtnis verschiedener Völker finden.

       Bei Uns waren niemals Gewalt und Zwang oder komplizierte Darstellungen gestattet. Das menschliche Bewusstsein muss gleich einer Biene von überall her Kenntnisse sammeln, um frei und freiwillig seine Weltsicht aus ihnen zu bilden. Nur eine solche mühevolle Ernte wird die Selbstvervollkommnung voranbringen.

       Viele erwarten ein ganzes System der Weltanschauung. Solche Menschen möchten wie Blinde geführt werden, doch Unsere alte Methode besagt: „Erkenne dich selbst!“ Wir sind bereit, freigebig Funken des Weltmosaiks auszuteilen, doch sein Bild muss sich der Mensch selbst fertigen.

       Die Menschen beklagen, dass sie keine Nachrichten über die Feinstoffliche Welt finden, dabei sind viele ausgestreut worden, man muss nur seine Aufmerksamkeit den Bücherregalen zuwenden. Man sollte nicht annehmen, dass sämtliche historischen Legenden zur Täuschung erdacht wurden. Jeder von Uns ist im Verlaufe zahlreicher Leben auch selbst im feinstofflichen Körper aufgetreten und hat viele Erscheinungen gesehen.

       Sollte es etwa möglich sein, wenn Ich in der Eigenschaft eines Arztes aus der Feinstofflichen Welt heraus aufgetreten bin, dass diese heilsamen Auftritte nur zum Zwecke eines Betruges ausgeführt wurden? Wir können auf viele Bände mit Aufzeichnungen von Erscheinungen verweisen, die von irdischen Menschen bezeugt wurden. Man sollte die verschiedenen Beobachtungen veröffentlichen, damit die unerwartetsten Zeugen über alles Ungewöhnliche erzählen können, das sie erfahren haben.

       Es kann nicht sein, dass alle Menschen, die so unterschiedlich in ihrem Glauben sind, lügen. Auch über die Bruderschaft sind viele Nachrichten ausgesandt worden, möge der Wanderer sie nur sammeln. Auch heute sind Unsere Worte nur für wenige, doch sie wurden ausgesprochen und aufgeschrieben.

 

       119. Urusvati spürt richtig die Verwirrung der Ströme. Wir sind angespannt, um das Gleichgewicht zu erhalten. Während solcher Verwirrungen muss man den Apparat der psychischen Energie besonders schonen. Es kann sich ein gewisses Abschweifen des Organismus oder eine belastende innere Überfüllung bemerkbar machen. Ich rate, in solchen Stunden weniger zu essen, was jedoch nur ein relativer Rat ist. Die psychische Energie kann in ihren Bewegungen einem stürmischen Meer gleichen.

       Bei einer Störung des Gleichgewichts erfährt die Energie übermäßige Zu- und Abflüsse. Sie kann zur Hilfe eines anderen abfließen, doch eine große Frage ist, wie sie aufgenommen wird, denn es können Rückschläge erfolgen, die äußerst schädlich sind. Bei Zuflüssen der Energie ist von Bedeutung, woher diese Wellen anrollen. Mitunter können sie von so belastender Beschaffenheit sein, dass sie eine gefährliche Beklemmung im Bereich des „Kelches“ hervorrufen. Eine besondere Anspannung ergibt sich, wenn räumliche Ströme durch den freien Willen verstärkt werden. Solche Anstürme können eine Art Knäuel verdichteter Energie bilden. Ein fremder Impuls kann eine zweischneidige Wirkung haben.

       Wir kommen nicht umhin, solche Stürme wahrzunehmen, die das über Jahrhunderte geflochtene Gewebe grob zerreißen. Lasst uns die Gefahr, die durch den freien Willen der Menschheit erhöht wird, nicht unterschätzen. Er ist die höchste Gabe, kann den Menschen aber auch in große Gefahren hineinziehen. Es ist unmöglich, die Menschen zu überzeugen, einander nicht zu schaden, doch man kann fortfahren, für das Gleichgewicht zu kämpfen.

       Wir befinden Uns nicht nur im Turm, doch Urusvati hat schon manchmal Unsere angespannten Ausrufe und eiligen Weisungen gehört. So stellt euch vor, welche Anspannung um Unseren Turm herum besteht, wenn die Wogen der Energie im Raum tosen!

 

       120. Urusvati kennt die Bedeutung des Momentes zwischen Schlafen und Wachen. Dieser Augenblick wird Diamant des Bewusstseins genannt. Im Verlauf dieses Übergangszustandes des Bewusstseins gehört der Mensch gleichermaßen der grobstofflichen und der feinstofflichen Welt an. Wenn die Menschen sich dieser Erleuchtung gegenüber bewusst verhalten würden, würde das die Erforschung der psychischen Energie bedeutend erleichtern.

       Für die Erkenntnis dieses heiligen Momentes ist keine geheime Einweihung erforderlich. Jedem ist die Möglichkeit gegeben, beider Welten teilhaftig zu sein, wenn nur nicht ein unglückseliger freier Wille den Menschen zu einer tödlichen Verneinung treiben würde. Wir lieben das Wort „Tod“ und alles, was von ihm abgeleitet wird, nicht. Doch alle unwissenden Verneiner können als tot bezeichnet werden.

       Es wird richtig bemerkt, dass für die Erkenntnis des diamantenen Augenblicks eine besondere Schwingung erforderlich ist. Doch auch eine solche Schwingung wird durch reines Streben erzeugt. Für ein solches Streben bedarf es aber der bewussten Erkenntnis. Es ist keine Magie und keine Zauberei, den herrlichen Augenblick zu spüren. Wenn der Mensch Eindrücke aus der feinstofflichen in die grobstoffliche Welt hinüberträgt, ist er fähig, auch die Feurigen Tore zu erahnen.

       Wir verstärken und vertiefen diese diamantenen Augenblicke durch ein klares Verständnis ihrer Bedeutung. Sie sind doch so kurz, dass keine Anspannung der Kräfte erforderlich ist. Es kann langandauernden Verkehr mit der Feinstofflichen Welt geben, doch die Beherrschung beider Welten ist kurz. Wir sprechen jetzt nicht von Unserer Leitung und weltweiter Kommunikation. Meine Worte kommen nicht aus der Feinstofflichen Welt, vielmehr handelt es sich um eine Übertragung auf Entfernung. Jetzt sprechen Wir über den Besuch der Feinstofflichen Welt, wenn der feinstoffliche Körper in den grobstofflichen zurückkehrt. Unsere Gespräche gehören dem Bereich der Gedankenübertragung auf Entfernung an, doch jenen zwischenweltlichen Augenblick gibt es bei jedem Menschen, man muss ihn nur erkennen.

       Wenn Urusvati sieht, was in Unserem Turm vor sich geht, handelt es sich um eine besondere Art der sogenannten Television, und die Gespräche entsprechen einer telegraphischen Direktverbindung. Diese Hohe Leitung kann nicht jedem eröffnet werden. Es kann nicht jedem der Verkehr mit Uns eröffnen werden.

      Jetzt aber sprechen Wir von etwas anderem, nämlich von dem diamantenen Augenblick, der zwischen Schlaf und Wachen bei der Rückkehr des feinstofflichen Körpers in den grobstofflichen bemerkt werden kann. Jede Erinnerung an die Feinstoffliche Welt wird für die Evolution der Menschheit sehr nützlich sein. Sogar das Gemahnen an die niederen Schichten wird eine angebrachte Warnung sein. Das Denken der Menschheit bewegt sich in Richtung der Erkenntnis der Welten. Selbst das wütendste Harmagedon kann diese vom Schicksal bestimmte Erkenntnis nicht hindern.

       Einige Menschen suchen alle Welten als materiell zu bezeichnen, und letztendlich ist die Geistmaterie überall dieselbe. Sogar der Turm Tschung besteht aus Materie. Wir wollen uns aber nicht mit Nomenklatur[65] belasten. Die Zeichen der drei Welten werden offenbar, und der Erdenmensch vermag sogar die Funken der Feurigen Welt zu sehen.

 

       121. Urusvati weiß, wie beharrlich Wir der Menschheit die ihr vorbestimmten Entdeckungen eingeben – erinnern wir uns an die Luftschifffahrt. Nach den Flugschiffen der Atlantier schien eine solche Eroberung der Luft für lange Zeit unterbrochen zu sein, doch der Gedanke an Flüge durfte nicht verschwinden. So kamen viele Legenden über Luftschiffe, eiserne Vögel und fliegende Teppiche auf. Salomon[66] nutzte bereits einen Flugapparat. Schließlich legte Unser geliebter Leonardo[67] die Grundlage für die wissenschaftliche Luftschifffahrt. So kann man in verschiedenen Wissensbereichen feststellen, wie sich Ideen durch Anstöße von außen von poetischen Legenden zu wissenschaftlichen Berechnungen entwickelten.

       Man kann an die Mythen von Ikarus[68] oder Simon Magus[69] zurückdenken. Solche Hinweise können auch an Flüge in die Feinstoffliche Welt erinnern. So wird der Mensch dereinst die Fähigkeit zur Levitation wieder in sich hervorrufen, doch dafür muss er vor allem die psychische Energie erkennen. Ähnliche Vorhersagen lassen sich auch auf verschiedenen anderen Gebieten verfolgen. Wir versäumen nicht, die Menschen an diese Möglichkeiten zu erinnern, die an ihre Tür klopfen und die Evolution beschleunigen können.

       Vergessen wir nicht, dass die heutigen Berechnungen sehr unvollkommen sind, denn in ihnen wurden einige Faktoren vergessen. Bis auf den heutigen Tag stellt man die uranfängliche Energie und viele Ströme stärkster chemischer Verbindungen nicht in Rechnung. Die Wissenschaftler beachten Unseren Ratschlägen selten. Man kann sehen, dass viele Entdeckungen scheinbar als Folge irgendwelcher Zufälle erfolgten – doch gab es dabei nicht ein Flüstern aus dem Turm Tschung?

       Oft sind Wir gezwungen, einen Hinweis nicht einem Spezialisten, sondern einem aufnahmefähigeren Schaffenden aus einem anderen Arbeitsgebiet zu geben. Die Ehefrauen und Schwestern von Erfindern können erzählen, wie sie diese nicht selten durch Gefühlswissen zu einer vom Schicksal bestimmten Entdeckung gelenkt haben.

       Unermüdlich werden Wir immer wieder von den dringlichsten Bedürfnissen der Menschheit sprechen.

 

       122. Urusvati erinnert sich, wie beharrlich Wir für die Erhaltung des Schönen sorgen. Bereits in Voraussicht des Harmagedon haben Wir damit begonnen, Ratschläge über die besten Verfahren zum Schutz der Weltschätze zu verbreiten. Wir wissen, dass die finsteren Kräfte alle Anstrengungen unternehmen, um die Verwirklichung dieses dringenden Erlasses zu verhindern. Die Finsteren verstehen nur zu gut, welch mächtige Emanationen Kunstgegenständen ausstrahlen. Inmitten finsterer Anstürme können solche Emanationen die beste Waffe sein.

       Die Kräfte der Finsternis streben danach, Kunstgegenstände entweder zu vernichten oder zumindest die Aufmerksamkeit der Menschheit von ihnen abzulenken. Man muss daran erinnern, dass ein zurückgewiesenes, der Aufmerksamkeit beraubtes Kunstwerk seine segensreiche Energie nicht ausstrahlen kann. Zwischen einem kühlen Betrachter oder Hörer und einem verschlossenen Werk wird es keine lebendige Verbindung geben. Die Umsetzung des Denkens in ein schöpferisches Werk hat einen sehr tiefen Sinn, anders gesagt: sie erweist sich als ein anziehender Magnet und Sammler von Energie. So lebt jedes Kunstwerk und unterstützt den Austausch und die Ansammlung von Energie.

       Inmitten des Harmagedon könnt ihr euch davon überzeugen, welch starke Wirkung Kunstwerke ausüben. Die ganze Epoche ist von jener Unruhe um die kostbaren Werke geprägt. Unsere Archive sind voll von vielen Gegenständen, welche die Menschen für verloren halten. Vielleicht werden einige von ihnen schließlich den Völkern zurückgegeben werden, die sie nicht zu schützen vermochten.

       Wir haben viele Kunstwerke gerettet. Wir sahen, wie die Finsteren sich darauf verlegten, solche heilsamen Bedingungen zu erschweren. Aus den höchsten Sphären wissen Wir jedoch, wann man der Menschheit helfen muss. In der Feinstofflichen Welt ist diese Vorausbestimmung schon seit langem bekannt. Wir verhehlen die Notwendigkeit eiliger Maßnahmen nicht, da im Laufe des Harmagedon die Absicht besteht, alle Energien der Menschheit zu zersetzen. Dies erhoffen sich die Finsteren, doch Wir wissen, was ihnen entgegenzusetzen ist. So bemerkt, in welche Richtung Unsere Sorge geht.

 

       123. Urusvati bemerkt, wie sehr kosmische Ströme nicht nur auf die Weltereignisse, sondern auch auf das Leben einzelner Menschen einwirken. Man kann besondere Erkrankungen und ganze Epidemien sehen, die nicht mit den gewöhnlichen Ursachen erklärbar sind. Man kann sehen, dass die Menschen anfällig werden für Erkältungen und unerwartete Nervenschmerzen. Schon die Behandlung solcher besonderer Beeinträchtigungen des Organismus erfordert ungewöhnliche Maßnahmen.

      Man kann bestätigen, dass sich auch die psychische Energie während solcher Perioden in einem ungewöhnlichen Zustand befindet. Das Sperrnetz* wallt auf, lodert auf und kann dann äußere Einflüsse durchlassen. Wir warnen die Menschen rechtzeitig, damit sie sich an solchen Tagen besonders vorsehen. Wir wollen nicht sagen, dass sich dann die Gefahr verstärkt, die Anfälligkeit jedoch wird spürbar. Vergessen wir aber nicht, dass die finsteren Kräfte solche Stunden gern ausnutzen. Man muss nicht nur die äußere Gesundheit, sondern auch das nervliche Gleichgewicht schonen.

       Überhaupt sollte man sich in besonnener Weise gegenüber der Existenz der finsteren Kräfte verhalten. Sie zu leugnen ist Unwissenheit, doch genauso wird es schädlich sein, bei ihrer Erwähnung in Angst zu geraten.

       Urusvati hat ihre von abscheulich bis schön reichenden Gesichter gesehen. Sie verstehen es, sich mit einem strahlenden Glanz zu umgeben und verschiedene Vorteile in Aussicht zu stellen.

       Man wird fragen: Können die Hierophanten des Bösen sich Unseren Türmen nähern? Natürlich können sie es, obwohl diese Annäherung für sie schmerzhaft ist. Ihre Wut reißt sie weit fort. Wir sind bisweilen genötigt, Uns starker Entladungen zu bedienen, um ungebetene Besucher zurückzuschlagen. Mit solchen Entladungen schlagen Wir die Finsteren, die sich Unseren Brüdern nähern.

       Man kann an besondere Ströme erinnern, die ihr nachts gespürt habt. Sie können gleichermaßen heilsam und beschützend sein. Das Streben zu Uns kann solche Ströme verstärken. Fremde Einflüsse können Risse im Sperrnetz verursachen, doch Unsere Ströme eilen zu Hilfe.

 

       124. Urusvati hat Unser Schutzgewebe gesehen. Wir verbreiten unsichtbare Ströme dieses lichttragenden Gewebes. Es verhindert finstere Angriffe. Es beschützt Dokyud, wo sich Unsere Mitarbeiter vor der Übernahme einer neuen Arbeit erholen.

       Man muss verstehen, dass Unsere Strahlen und Ströme besonders wohltuend sind, wenn sie bewusst aufgenommen werden. Man kann sagen, dass der Nutzen Unserer Einwirkungen sich hundertfach verstärkt, wenn sie im Herzen aufgenommen werden.

       Die Menschen klagen und schmachten, weil sie die Realität Unserer Sendungen nicht anerkennen. Ständig kann man von Leiden und Einsamkeit hören, doch keine Unserer Botschaften wird angenommen und erweckt allenfalls ein unflätiges Urteil. Sogar Unsere offenkundigsten Erscheinungen werden vergessen und auf alltägliche Weise erklärt. Doch jede Bestrebung zu Uns erzeugt bereits Keime des Guten, man muss es nur Uns überlassen, die besten Wege auszuwählen.

       Urusvati bemerkt sogar kurze Offenbarungen des Schutzgewebes, doch viele richten ihre Aufmerksamkeit noch nicht einmal auf länger auftretende Zeichen. Wie soll man solchen Menschen Einzelheiten Unseres Inneren Lebens anvertrauen! Statt Erkenntnis werden sie nur Vorwände zu neuen Verneinungen finden.

      So müssen Wir und alle wahren Mitarbeiter klar unterscheiden, was man mit Nutzen sagen kann. Man wird nicht zur Lehre aufrufen, denn das ungeöffnete Herz vermag nicht zu erkennen, worin der Nutzen besteht und wo die Schönheit liegt. Ein klares Verstehen der Lehre erfordert ein offenes Herz. Möge man sich öfter an Uns wenden und den Gedanken an Unsere Wohnstätte lieben lernen.

 

       125. Urusvati weiß, wie Wir das Gefühl der Feierlichkeit schätzen. Feierlichkeit verleiht nämlich dem Streben nach oben Festigkeit. Dieses Gefühl erblüht besonders an den Gedenktagen der Großen Helden.

       Besonders bedeutsam ist, dass die Menschheit Unsere Brüder unter verschiedenen Namen verehrt. Man kann ganze Bücher über die Verehrung Unserer Bruderschaft zusammenstellen. Die Menschen nehmen an, dass ihr Held nichts mit Uns gemein hätte. Aber waren denn die höchst verehrten, man kann sagen vergötterten Giganten der Menschheit nicht die Begründer Unserer Bruderschaft?

       Vergessen wir nicht, dass Sie unter einem besonderen Strahl auf der Erde erschienen, weswegen Ihre Geburt sich mit manchen Legenden verband. Wir werden diesen Sagen nicht widersprechen, sie erhöhen die Feierlichkeit und verhelfen dazu, die Großen Charaktere anzunehmen. Wir korrigieren auch nicht die herkömmlich festgelegten Termine der Feiertage. Von Unserer Seite senden Wir gute Gedanken zu den Feiertagen der Menschheit. Man darf die Feierlichkeit nicht stören, wenn man weiß, welche Heldentat mit den Gedenktagen verbunden ist.

       Die Menschen kennen nicht einen Bruchteil der Bedeutung der Heldentaten der Großen Lehrer. Sie haben aus den herrlichsten Opfertaten etwas Alltägliches und Eigennütziges gemacht. Doch selbst bei dieser Herabsetzung bewahren die Menschen noch einen kleinen Teil Feierlichkeit. Helfen wir in aller Geduld dabei mit, wenigstens einen Keim des herrlichen Gefühls der Feierlichkeit zu bewahren. Es führt zu den fernen Welten. Es verklärt das Leben und schafft Helden. So wollen wir Gedenktage mit irgendeiner ungewöhnlichen Heldentat begleiten.

       Dienst offenbart sich in Heldentat, und er ist in jedem Zustand der Menschheit möglich. Die Offenbarung einer Heldentat ist Unsere Freude. Wir zeigen den Weg, doch gehen muss man ihn mit menschlichen Füßen – so lautet das vom Großen Retter gegebene Gesetz.

       Eine offenbarte Heldentat wird in Unseren Archiven verzeichnet. Unwissende suchen die Wirklichkeit in ein Trugbild zu verwandeln, doch glücklicherweise bewahren Wir die Beweise der Heldentaten. So lasst uns einer ungewöhnlichen Heldentat einen großen Tag weihen.

 

       126. Urusvati ermutigt die Mitarbeiter mit Recht, aus den Büchern der Lehre das herauszuschreiben, was die uranfängliche Energie betrifft. Man muss die Teile des Mosaiks zu einem ganzen Buch zusammenstellen. Dabei lasst uns nicht vergessen, dass einige Personen flüstern, dass die Bücher der Lehre immer wieder über ein und dasselbe sprechen.

      Unwissende, welche die Bücher unaufmerksam lesen, sehen nicht, dass bei jeder Annäherung an einen Gegenstand eine neue Einzelheit eingeführt wird. Man muss die Auszüge fortlaufend machen, nur dann wird man die Wendungen der Spirale der Mitteilungen bemerken. Möge man die Anziehungskraft der Aneinanderreihung von Ratschlägen und Hinweisen finden, bei einer solchen sorgfältigen Arbeit kann man Unsere Methoden beobachten.

       Wir weisen vor allem auf Möglichkeiten hin, ohne jedoch in das Karma einzugreifen. Welcher Art aber wird das Ehrgefühl eines Forschers sein, der Unsere Worte wiederholt, ohne sie auf seine Arbeit anzuwenden?! Das Bewusstsein bereichert sich nur beim Prozess des Denkens. Mechanische Wiederholung führt nicht zu einer neuen Synthese. Man beobachte, wie Wir das Denken führen, ohne die selbständige Tätigkeit zu verletzen. Wir weisen den Weg, doch jede Wendung des Pfades muss selbst erkannt werden.

       Unser Inneres Leben ist durch bestimmte Methoden bedingt, die auf unabänderlichen Gesetzen gründen. Unsere Wohnstätte kann nur durch die Erfüllung der Gesetze der Evolution existieren. Ihr habt bemerkt, dass Wissenschaftler in völlig unerwarteter Weise bestätigt haben, was die Lehre vorausgesagt hatte. Zusätzlich zur Verbreitung der Lehre kann man darauf hinweisen, dass Wissenschaftler oft scheinbar zufällige Impulse erhalten. Unsere Gedankensendungen fliegen durch die ganze Welt. Wir geizen nicht mit der Aussaat in den Raum. Der Raum ist voll verschiedener Ideen. Irgendjemand hat diesen Zustand als „Verdauung der Unbegrenztheit“ bezeichnet.

       Besonders muss man sorgfältige Arbeit lieben lernen, denn nur dabei kann man sich mit den Methoden der Bruderschaft vertraut machen.

 

       127. Urusvati erinnert sich, wie bei der ersten Begegnung mit Uns die übrigen Passanten sich gleichsam zerstreuten. Die Annahme, dass dies eine Folge Unseres Gedankenbefehls war, ist richtig. Nun aber sagen Wir, dass wegen des nie dagewesenen Drucks keine einzige Mitteilung gegeben werden kann. Man kann diese beiden Beispiele einander gegenüberstellen, um die Einwirkung des Harmagedon zu verstehen.

       So könnte man fragen: Können sich denn im Verlauf von zwei Jahrzehnten so starke kosmische Anspannungen entwickeln? Solche Fragen beweisen nur, wie wenig die Bedeutung des Harmagedon verstanden wird. Jeder, der von dem nahen Ende des Kali Yuga weiß, sollte anerkennen, dass ein solches Ereignis nicht ohne weltweite Erschütterungen vonstattengehen kann. Die Kräfte, die im Dunklen Zeitalter besondere Macht innehaben, werden um ihr Bestehen kämpfen. Sie ziehen eine allgemeine Katastrophe ihrem Rückzug vor.

       Wir müssen Unsere Kräfte der Lage des Planeten anpassen. Bei einer derartigen Anspannung kann schon der kleinste übermäßige Machtaufwand das Gleichgewicht verletzen.

       Die Menschen wollen gewöhnlich Angemessenheit und Zweckmäßigkeit nicht verstehen. Sie meinen, Unsere Macht könne jeden beliebigen Widerstand brechen, ohne das kosmische Gleichgewicht zu berücksichtigen. Diese einfache Überlegung wiederholen Wir den Menschen immer wieder, da anderenfalls selbst die Belesenen unter ihnen in Verzweiflung verfallen würden. Sie rufen aus: Wenn vor zehn Jahren etwas möglich war, warum findet es heute keinen Platz mehr? Dies bedeutet, dass sie die kosmische Bewegung nicht verstehen. Nicht ohne Grund rufen Wir zu Mut und Geduld auf.

       Wir senden Mitteilungen über die Frist des Endes des Kali Yuga, und die Mehrheit der Menschen horcht auf. In den Puranas sind viele sichtbare Einzelheiten solcher weltweiter Ereignisse benannt, doch auf die wesentlichen Bedingungen konnte in den alten Aufzeichnungen nicht hingewiesen werden. Unerwähnt blieben die Anspannung der räumlichen Ströme und die Suche der besten Menschen im Bereich der uranfänglichen Energie. Diese beiden Bedingungen offenbaren sich jetzt besonders klar. Umso klarer wird daher die Bedeutung des nahenden Endes des Kali Yuga.

 

       128. Urusvati ist mehrmals von allzu gefährlichen Flügen abgehalten worden. Der Lehrer muss vor zu gewagten Erforschungen schützen. Die höheren Sphären sind glühend heiß wie die Sonne und die niederen Schichten für ein hohes Bewusstsein belastend, doch man kann unmöglich alle Schichten bis hin zur Verbrennung des feinstofflichen Körpers durchfliegen. Die Trennung der Schichten der Feinstofflichen Welt wird gerade durch das Bewusstsein gekennzeichnet. Der Übergang zu einer höheren Schicht muss allmählich erfolgen. Zur Wahrung des Gleichgewichtes sind einem Führer gegeben, die ähnlich wie Ärzte lehren, wie der Übergang in vernünftiger Weise vollzogen werden kann. Jegliche Störung des Gleichgewichts in der Feinstofflichen Welt erzeugt eine Erschütterung.

       So wahren auch Wir das Gleichgewicht in Unserer Wohnstätte. Dies ist besonders notwendig an der Grenze zwischen der grobstofflichen und der feinstofflichen Welt, die bei Uns so klar zum Ausdruck kommt.

       Es fällt den Menschen nicht leicht zu verstehen, wie sehr sie in der Feinstofflichen Welt ein Wissen benötigen, das sie sich auf der Erde aneignen müssen. Und nicht nur Wissen, sondern auch Empfänglichkeit und Fassungsvermögen. Sobald die Menschen sich diese beiden Eigenschaften abverlangen, werden sie gerade dadurch offen für Wahrnehmung. Diese Offenheit führt zu den Feurigen Toren.

       Eine solche Stufe der Schülerschaft ist nicht schwer für jene, welche die Existenz der Bruderschaft erkannt und angenommen haben. In der schwersten Minute schützt und warnt der Führer, doch er tut dies erst im allerletzten Moment.

       Urusvati erinnert sich an einen schweren Aufstieg an glatter Wand im Schnee. Die Hand des Lehrers streckte sich entgegen, um zu unterstützen. Urusvati zweifelte nicht und überwand die Schwierigkeit.

       Anhand dieses Beispiels kann man die Mitarbeiter daran erinnern, wie schwer der Aufstieg vor sich geht. Man muss darüber nachdenken, wie sehr sich auch andere Mitbrüder abgemüht haben.

       Es kann keinen Aufstieg ohne Mühe geben.

 

       129. Urusvati möchte Flüge zu fernen Welten mit Flügen in höhere Sphären der Feinstofflichen Welt bis hin zu dem feurigen Bereich miteinander vergleichen. Grundsätzlich gehen beide Flüge im feinstofflichen Körper vonstatten, jedoch auf verschiedenen Ebenen. Gefahren kann es bei beiden Flügen geben. Bei der Annäherung an ferne Welten kann eine Veränderung des Drucks wahrgenommen werden. Lasst uns außerdem nicht vergessen, was Schwester I. widerfahren ist. Ein solches Ereignis drohte den Verbindungsfadens zu zerreißen.[70] Noch größere Gefahren können bei einem eigenmächtigen Flug in die feurigen Sphären auftreten. Der feinstoffliche Körper kann verbrennen, wenn er nicht schon durch eine langsame Annäherung vorbereitet ist.

       Man darf nicht vergessen, dass der feinstoffliche Körper auch in einem hochentwickelten Zustand dennoch ein materieller Körper und daher, wenn auch höheren, so doch materiellen Gesetzen unterworfen ist.

       Feurige Erscheinungen sind in der irdischen Welt selten, da sie bis zu einem gewissen Grad Löcher in die irdischen Schichten brennen. Sie wirken nicht nur auf menschliche Herzen ein, sondern verwandeln auch alle Sphären, mit denen sie in Berührung kommen. Eine solche augenblickliche Verwandlung kann jedoch eine Erschütterung hervorrufen. Sie wird außergewöhnlich sein, und bei keinem grobstofflichen Wesen wäre mehr Gleichgewicht anzutreffen. Anders gesagt, das feurige Schwert würde seine grobstoffliche Scheide durchbrennen.

       Wir können nur selten mit der Feurigen Welt in Berührung treten. Gewöhnlich erfolgt der Verkehr über die entsprechenden Sphären der Feinstofflichen Welt; auf diese Weise wird überall das Gesetz der Zweckmäßigkeit beachtet. Bei einer Erweiterung des Bewusstseins wird man dieses Gesetz umso bewusster anwenden. Die grobstoffliche Welt umgibt Unsere Wohnstätte, und Wir tragen die Verantwortung dafür, das Gleichgewicht nicht zu verletzen.

       Unser Bruder V.[71] hat nicht vergessen, dass er mitten in einer Stadt eine Explosion zuließ. Man darf jedoch nicht gestatten, dass sich ein Unglück ereignet. So muss man auch bei Flügen die Zweckmäßigkeit beachten. Es ist nicht von Nutzen, zu verbrennen, bevor die Feurigen Tore sich öffnen. Wir sind für jegliches Karma verantwortlich, das wir berühren.

       Möge das Streben zu den Höchsten Sphären ein herrlicher Aufstieg sein.

 

       130. Urusvati weiß, welche Gefahren auch Uns umgeben. Unwissende Menschen nehmen an, Wir könnten in der gesamten Unbegrenztheit keinerlei Gefahren erleben! Natürlich sind Wir in Bezug auf die irdischen Bedingungen durch Unser Wissen hinreichend geschützt. Doch alles ist relativ, und wenn der Gedanke in die Unbegrenztheit strebt, gelten ganz andere Maßstäbe.

      Man muss unter allen Bedingungen ein heldenhaftes Gefühl bewahren. Allein mit diesem Maßstab kann man auch den Fortschritt in die Zukunft verstehen. Wir teilen Helden in unbewusste und entschiedene ein. Jene, die wissen, wofür sie arbeiten und leiden, werden bereits entschiedene Helden sein. Sie fürchten keine Gefahren, auch wenn sie deren wahre Ausmaße kennen. Inmitten räumlicher Ströme, inmitten bösen Willens, inmitten des Grauens leben die tapferen Helden, mühen sich und schaffen. Die Helden wissen, dass ihr irdisches Leben in jedem Augenblick abbrechen kann, doch dieses Wissen vermindert ihre Anspannung nicht. Sie wissen, dass sie ihre Heldentat unter beliebigen Umständen fortsetzen werden. Nichts hindert ihren Willen, sich in allen Sphären zu behaupten.

       Der Unterschied zwischen unbewussten und entschiedenen Helden ist groß. Die ersteren können hell entflammen, doch dann auch wieder zurückweichen; bewusste Helden jedoch werden nicht zurückweichen, sondern ihren Weg fortsetzen, wobei sie alle über Jahrhunderte angesammelten räumlichen Erkenntnisse in sich tragen. Sie können Wissen in Gefühl umwandeln und ihr Herz damit füllen. Dort, wo das Herz bis zum Rand gefüllt ist, vollzieht sich der Flug in die Zukunft. Das strenge Wissen um die Gefahren verleiht dem Helden nur Freude.

       Ich sage das, um auf die feste Grundlage Unseres Inneren Lebens hinzuweisen. Beispiele von Heldentum kann man in früheren Leben Unserer Brüder sehen. Wird Unser Leben denn für euch keine zwar schwere, aber herrliche Rüstung sein?

 

       131. Urusvati versteht die Schönheit der Zusammenarbeit mit der Feinstofflichen Welt. Wenn sich jemand einen solchen Verkehr als wie mit einer Totenwelt vorstellt, zeigt er damit nur sein Unwissen. Wir arbeiten beständig mit dieser lebendigen Welt. Wir werden besonders dadurch gestärkt, dass die Eigenschaften Unserer Mitbrüder aus der Feinstofflichen Welt eine besondere Erweiterung des Bewusstseins ermöglichen.

      Wer sich im grobstofflichen Zustand befindet, ist in der Lage, die eine Seite der Erscheinungen zu erkennen, doch die Klarheit Unserer Wissenschaft ergibt sich durch die Aufnahme des Wissens der Feinstofflichen Welt. Man darf sich nicht durch den Horizont einer rein physischen Sichtweise begrenzen. Es kommt die Zeit, da die Menschen ihr Leben durch natürliche Mittel zu bereichern vermögen, doch dafür muss man zugeben, dass überall Leben vorhanden ist.

       Man könnte fragen: Verursacht die Zusammenarbeit mit nicht verkörperten und Wesen im verdichteten Astralkörper keine Schwierigkeiten? Nicht im geringsten. Die Zusammenarbeit erfolgt auf der Ebene des vereinten Bewusstseins. Solche Arbeiter gleichen sich annähernd in ihrem Denken, und eine solche Vereinigung bildet eine wahre Gemeinschaft.

       Es ist richtig, dass eine Gemeinschaft von Völkern die Krone der Errungenschaft bildet, doch das erfordert ein vereintes und verfeinertes Bewusstsein. Zahlreiche Bedingungen müssen vorher erfüllt sein, um die Vereinigung der Bewusstseine und Zusammenarbeit zu erreichen. Nur in den höheren Schichten der Feinstofflichen Welt beginnt man zu verstehen, worin die erfolgversprechende Kraft besteht, doch erneut zur Erde zurückgekehrt, vergessen die Menschen den Wert der Gegenseitigkeit. Desgleichen vergessen sie Unsere Existenz, obwohl sie doch dieses Wissen in der Feinstofflichen Welt hatten. Sie haben Unsere Mitbrüder getroffen und die Bedeutung Dokyuds verstanden.

       Indessen rücken die Fristen näher: Entweder verstehen die Menschen, was ihnen bestimmt ist, oder sie ziehen eine Katastrophe vor.

 

       132. Urusvati erinnert sich an ihren Besuch in Dokyud. Es ist natürlich eine große Freude, zur Heldentat strebende Kinder zu sehen. Genauso bemerkenswert ist die Beobachtung, wie wenig sich jene der grobstofflichen Welt wieder nähern können, die noch nicht alle Aufspeicherungen aus der grobstofflichen Welt umgearbeitet haben. Diese Annäherung ruft eine Anspannung des feinstofflichen Körpers hervor. Dieser Prozess äußert sich auch in einer Absonderung eigentümlichen Schweißes, mit dem allerdings auch Lebenskraft entweicht. So muss der Führer darauf achten, dass der innere Zustand dem Impuls zum Dienst entspricht.

       Vor nicht langer Zeit hat Urusvati einen Ort besucht, wo solche Menschen versammelt sind, welche die Erde hochbetagt verlassen haben. Man kann bestätigen, dass es leicht ist, mit Kindern und Hochbetagten zu arbeiten, die in der irdischen Hülle ihre Aufgabe erfüllt haben. Am schwersten ist es mit Menschen mittleren Alters. In ihnen befinden sich viele unausgedrückte Auftürmungen, viel Unzufriedenheit, Unwillen, die Hierarchie anzuerkennen, verworrene Wünsche und Feindseligkeit gegenüber allem Existierenden.

       Bei denen, die ein langes Leben verbracht haben, kann man eine Wesensstruktur finden, die hilft, die Hierarchie zu erkennen. Wesen aus den Höchsten Sphären werden in der Feinstofflichen Welt nicht immer wahrgenommen. Obwohl ihr Erscheinen deutlicher ist als in der irdischen Welt, finden sich auch in der Feinstofflichen Welt Verneiner. Die Unwissenden werden im Verlauf ihres irdischen Lebens derart unbeweglich, dass sie ihre Verneinung auch in die mittleren Schichten der Feinstofflichen Welt mit hinübertragen. Diesen Umstand muss man im Gedächtnis behalten, um für die Lehrerschaft in der Feinstofflichen Welt vorbereitet zu sein.

       Urusvati hat jene gesehen, die zu den Lehrern eilen. Jetzt wollen Wir daran erinnern, dass Unsere Mitbrüder verschiedene Schichten der Feinstofflichen Welt aufgesucht haben. Auch für Uns war es in den niederen Schichten nicht leicht. Bruder K.[72] erkrankte, als er einen irdischen Auftrag erfüllte, doch die niederen (…) Schichten sind nicht weniger schwer zu ertragen. Urusvati kennt diese Last und Erstickung.

      Es ist besser, alle Schwierigkeiten des Heldentums zu kennen, als sich nur Hymnen in den Wolken vorzustellen. Wir betonen besonders die schwere Seite. Zum einen, um die Wahrheit nicht zu verbergen; zum anderen versteht ein Mensch, wenn er die Freude der Heldentat erfährt, dass selbst die größten Schwierigkeiten im Vergleich mit der Erhabenheit der Erleuchtung nichtig sind.

      Sogar ein kleiner Junge, den Urusvati gesehen hat, strebte zur Heldentat. Ein solcher Arbeiter wird auf allen Gebieten Freude finden.

 

       133. Urusvati weiß, wie schwer es manchmal ist, Versammlungen verkörperter Menschen aufzusuchen, sogar ein Besuch in der Feinstofflichen Welt ist leichter. Doch auch Wir alle erkennen an, dass für eine Einwirkung auf den irdischen Plan mehr Energie erforderlich ist als bei Verkehr mit der Feinstofflichen Welt. Dort, wo die Gedankenenergie in Bedingungen gestellt wird, in denen sie unmittelbar wirken kann, ist es leichter, sich mit ihr zu verbinden. Doch unter irdischen Bedingungen ist das Denken derart verworren, dass eine Sendung eine verstärkte Anspannung erfordert.

       Urusvati weiß auch, dass die Anwesenheit auf irdischen Versammlungen für den unsichtbaren Teilnehmer sehr ermüdend ist. Eine solche Anwesenheit kommt oft vor, und die Menschen können den unsichtbaren Gesprächspartner spüren. Nicht selten fühlen sie, dass jemand sie etwas fragt oder ihnen antwortet. Die Erscheinung ist derart klar, dass die Menschen bei ihrem Nachbarn zurückfragen und annehmen, von ihm etwas physisch Hörbares vernommen zu haben. Man kann historische Episoden anführen, bei denen Staatsmänner klare Stimmen und Warnungen gehört haben. Leider haben die meisten von ihnen dieser Hilfe keine Beachtung geschenkt.

       Nicht nur einmal haben Wir Napoleon gewarnt, und er hat solche Stimmen bestätigt, trotzdem jedoch seinen Irrweg fortgesetzt. Seit alters her halten Wir es für Unsere Pflicht, jene Schaffenden zu warnen, welche die Evolution in eine ungünstige Verwicklung hineinziehen können.

       Urusvati hat vor kurzem einige militärische Versammlungen besucht; die Teilnehmer spürten, dass sie ihre Befürchtungen äußern mussten, doch niemand ahnte, wem gegenüber er sich bekannte. Auf diesem Wege reift nicht selten eine Entscheidung heran, welche anderenfalls unausgesprochen geblieben wäre. Eine solche Einflussnahme nennen Wir „unhörbare Überzeugung“.

 

       134. Urusvati besitzt Wissen über Teraphime. Man könnte fragen: Widerspricht der Sinn eines Teraphims nicht der Macht des Gedankens? Wenn die stärkste Erscheinung der Gedanke ist, wozu dann ein Gegenstand, auf dem Gedanken konzentriert werden? Man kann bestätigen, dass für starke Gedankensendungen Teraphime nicht notwendig sind, doch sie können Kraft der Sendung sparen. So sollte jede Energie vernünftig verausgabt werden. Ein Gegenstand, auf dem Energie angesammelt wird, ist bereits ein Multiplikator von Energie. Solche Gegenstände bewahren die Aufschichtungen von Gedanken und können nach und nach verstärkt werden. Seit alters her hat man Teraphime für etwas Heiliges gehalten, doch heute ist dies auch ein wissenschaftlicher Begriff geworden.

       Wir haben zahlreiche Teraphime, welche die Sendung von Hilfe an Unsere Nächsten erleichtern. Man muss verstehen, dass solche Gedankenaufschichtungen heilkräftig sein können. Sie helfen auch bei Sendungen von Schwingungen. Alle nützlichen Maßnahmen müssen in Betracht gezogen werden.

       Als ein bedeutsamer Teraphim der Bruderschaft erweist sich ein Stein aus den fernen Welten[73]. Es ist schon viel über diesen Stein geschrieben worden. Ein Teil von ihm macht seinen Weg als Bote durch die ganze Welt und taucht in den Händen Auserwählter auf. Die Menschen haben den Stein „Gral“ genannt und ihm noch viele andere Namen gegeben. Überlieferungen aus allen Jahrhunderten bewahren Teilchen des Wissens von der Bedeutung des Steines, doch die hauptsächliche Bedeutung ist nicht erwähnt.

      Der Stein beinhaltet einen gewissen Stoff, der die Bewahrung von Schwingungen aus den fernen Welten ermöglicht. So dient auch ein Teilchen des Steines der Vereinigung mit der Bruderschaft. Auf diese Weise ergibt sich wiederum eine wissenschaftliche, chemische Grundlage für einen Umstand, der in die Geschichte der Menschheit eingegangen ist. Wir betonen besonders diese Wissenschaftlichkeit, da Unwissende bereit sind, alles Existierende in das Dunkel der Vorurteile zu stürzen. Urusvati kennt diesen Stein Unserer Wohnstätte. Wir bewahren ihn in einer besonderen Räumlichkeit auf, um so die Erhaltung der Schwingungen zu fördern.

       Man muss bemerken, dass Meteore keiner Erforschung in Bezug auf Schwingungen unterzogen werden. Einige von ihnen enthalten Teile bemerkenswerter Metalle. Sie sind nur klein, trotzdem können sie beobachtet werden. Es darf nur der Verstand des Forschers nicht durch alte Methoden begrenzt sein.

       Man könnte nach den Umständen des Auffindens des Steines fragen. Der Ort seines Auftretens lag nämlich dort, wo Schambhala gegründet wurde, womit er die chemische Bedeutung der Wohnstätte verstärkte. Man kann viele Erscheinungen beschreiben, die um diese Sendung aus den fernen Welten herum eingetreten sind. Ihr wisst bereits von einigen Hütern von Teilchen des Steines. Auch könnt ihr bestätigen, auf welche Weise der Stein eintrifft. Ihr könnt darüber staunen, wie unterschiedlich die Länder und Helden sind, die mit dem Stein verbunden sind. Durch diese Sage gestärkt und begeistert vollbrachten sie viele Heldentaten.

       Wütende Widersacher der Bruderschaft haben ebenfalls von dem Stein gehört, und diese Saga ist ihnen besonders verhasst. Sie kennen das Wesen seiner Erscheinung nicht und toben in Furcht.

       Mögen zuverlässige Personen das Wort über den Stein bewahren.

 

       135. Urusvati weiß, dass der Gedanke an das Schöne zum Lehrer führt. Selbst in Stunden höchster Verwirrung schaffen Gedanken an das Schöne die beste Brücke zur Bruderschaft. Wie zu einer heilsamen Medizin kann man nämlich dazu raten, es zu verstehen, das Denken auf etwas Schönes zu richten. Die Menschen begreifen nicht, welch mächtiges Mittel ihnen gegeben ist. Sie ziehen es vor, zu klagen, sich zu entrüsten und zu weinen, ohne zu verstehen, dass solche Wege nur die besten Leitungen behindern.

       Zum besseren Verständnis lässt sich das Beispiel von Upasika anführen. Auch in den schwersten Minuten war sie zu Uns bestrebt. Eine solche Willenskraft schuf eine mächtige Schwingung. Nichts und niemand konnte sie dazu veranlassen, auch nur indirekt den Lehrer zu verurteilen. Selbst offenes Unglück konnte sie nicht dazu führen, die Bruderschaft zu vergessen. Sogar bei einem Schiffsuntergang bewahrte sie fest den Gedanken an die Bruderschaft, und eine solche Entschlossenheit verstärkte die heilige Schwingung.

       Auch Urusvati weiß, dass ein Gespräch oder ein Gedanke an Uns die heilige Schwingung näherbringt. So kennen auch Wir die Macht erhabenen Denkens. Wir versammeln Uns, um gemeinsam über das Schönste nachzudenken. Dabei geben Wir uns nicht ein einziges Bild vor, sondern jeder wählt das Schönste, das ihm nahe ist. So ergibt sich eine Symphonie, die der Sphärenmusik nahekommt. Diese Akkorde klingen wie Siegesposaunen; sie enthalten eine derart große Harmonie, dass schon sie zu hören das Herz zur Freude erhebt.

       Inmitten der schwersten Konflikte erinnert euch des Schönen. Wie ein Allheilmittel kann das Schöne das Herz des Arbeiters stärken. Haltet euch vor Augen, dass Ich nicht nur euch dazu rate, sondern dass auch in Unserer Wohnstätte eine solche Sendung des Heils angewendet wird. Jeder hat seine Gefahren und Sorgen, doch ist es eine Freude zu wissen, dass der Schutzschild ein gemeinsamer ist.

 

       136. Urusvati kennt die Teilnahme an irdischen Schlachten im feinstofflichen Körper. Es könnte erstaunlich scheinen, dass eine scharfe Waffe[74] den feinstofflichen Körper nicht verletzt. Dabei wird sie doch gegen alles Existierende verwendet. Der Grund liegt darin, dass eine scharfe Waffe bewusst und unter Mitwirkung des freien Willens angewendet wird, während es in einer Schlacht nicht möglich ist, eine bewusste Handlung gegen einen unsichtbaren feinstofflichen Körper ausführen. Hieran kann man sehen, wie wesentlich es ist, dass eine Tat bewusst erfolgt.

       Auf alten Bildern kann man des öfteren räumliche Helfer in Schlachten sehen. Urusvati kann bezeugen, wie schnell und unverwundbar sie zwischen den Kämpfenden hindurchflog. Ihr könnt euch vorstellen, wie oft Wir an menschlichen Konflikten teilnehmen. Wenn Wir auch durch menschliche Waffen unverwundbar sind, so kann es doch räumliche Geschosse geben, die von den Hierophanten der Finsternis gelenkt werden.

      Solche unsichtbaren Schlachten sind kein Märchen. Eine Sache ist es, einen Strahl von Unserem Turm aus zu senden, doch eine ganz andere ist ein Flug zu einem Zweikampf im Raum. Die Menschen glauben nicht an solche Zweikämpfe. Doch auch im irdischen Zustand kann man fliegen, und Flüge im feinstofflichen Körper sind bereits hinreichend bezeugt.

       Sowohl in irdischen als auch in feinstofflichen Schlachten hat die Fähigkeit, zu Uns zu streben, entscheidende Bedeutung. Man kann nur endlos wiederholen, dass das Streben zu Uns einen festen Schild darstellt. Die Hilfe kann unermesslich verstärkt werden, wenn weder Unzufriedenheit noch Klagen noch Niedergeschlagenheit oder Misstrauen herrschen. Ihr Menschen, gebt den Unsichtbaren Helfern Gelegenheit, euch die helfende Hand zu reichen! Wie viele ließen ihre lichten Flügel ob des menschlichen Misstrauens hängen!

       Wenn Bewusstheit sogar eine spitze Waffe verstärkt, zieht lichtes Bestreben Hilfe an. Dies alles sind keine Moralpredigten, sondern wissenschaftliche Hinweise. Ein selbstloser Flug stellt bereits eine Tat des Glaubens und des Gefühlswissens dar. Urusvati strebt freiwillig in die Schlacht. Sie rät dazu, Kräfte für den Sieg zu sammeln. Man kann des öfteren an Schlachten teilnehmen. So schätzen Wir jedes Streben, dem Licht zu helfen.

       Scheinheilige werden heuchlerisch sagen: „Ist es denn an uns Kleinen, dem großen Licht zu helfen?“ Doch schon vor langer Zeit wurde gesagt: „Möge jeder Atemzug ein Lob des Herrn sein“.

       In einem Wort des Guten wird auch die helfende Tat geboren.

 

       137. Urusvati erinnert sich, mit welch einem freundlichen Schein ein Hierophant des Bösen auftreten kann. Gleichfalls kann man daran erinnern, dass die finsteren Wesen ständig versuchen, die von Uns gesandten Strahlen zu berühren, ähnlich wie es beim Abfangen von telegraphischen Mitteilungen geschieht. So lassen sich viele Versuche der Finsteren beschreiben.

       Auch darf man den Glanz der Ausstrahlungen nicht vergessen, mit denen sie sich zu umgeben verstehen. Für einen Anfänger als Beobachter kann die Tatsache eines solchen Leuchtens verwirrend sein, doch wenn man das Strahlen der Energie kennt, kann es keinen Zweifel mehr geben, umso weniger, als viele der Finsteren die Kraft des Strahlens nicht erreichen können. Außerdem können ihre Ausstrahlungen nicht jene Schwingung vermitteln, die den menschlichen Körper erbeben lassen kann.

       Wir haben schon eine Reihe von Orten genannt, an denen sich die Finsteren versammeln. Wir werden sie nicht von neuem aufzählen, da das nur wenigen helfen würde. Wenn Wir Baltimore oder New York nennen würden, wäre dies nicht die vollständige Adresse. Selbst die Nennung der Straße oder die Beschreibung des Hauses würden nicht dazu verhelfen, das finstere Nest zu finden. Es lässt sich erraten, dass sogar deren Versammlungshaus ein ganz alltägliches Aussehen hat; keine Darstellungen Satans, sondern kirchliche Gegenstände werden dort in Fülle vorhanden sein. Nur wer mit dem Herzen erkennt, spürt, wo sich die verschlagenen Wesen aufhalten.

      Vergessen wir nicht ihre Gewandtheit und ihren Eifer, denn viele der besten Tatmenschen stehen ihnen in der Eigenschaft des Eifers nach. So ertragen die Finsteren Schmerz und zerstören (…) Leben, nur um an der Zersetzung teilnehmen zu können.

       Viele Unserer Energien müssen für den Widerstand gegen die finsteren Winkelzüge aufgewendet werden. Bei Uns gilt es als ein besonderer Sieg, wenn ein Hierophant des Bösen zurückweichen muss.

 

       138. Urusvati weiß, dass Wir niemals die Vergangenheit bedauern. Kostbar ist das Streben in die Zukunft. Eine besondere Energie wird angezogen, wenn der Gedanke in der Zukunft lebt. Die glänzendste Vergangenheit ist nicht mit den Möglichkeiten der Zukunft vergleichbar. Die Wissenschaft bestätigt, wie heilkräftig der Gedanke an die Zukunft und wieviel Gift in der Klage über die Vergangenheit verborgen ist.

       Wir schlagen vor, die Vergangenheit zu kennen, doch unser Herz muss vom Streben in die Zukunft erfüllt sein. Möge sich durch solches Denken die Fähigkeit entwickeln, die besten Möglichkeiten der Menschheit zu erkennen.

       Glaubt nicht, dass der Verzicht auf das sich Versenken in die Vergangenheit leicht sei. Man muss viel Wissen erwerben, um die Spirale der Evolution zu erkennen, die unablässig vorwärtsstrebt.

      Die Menschen richten ihre Aufmerksamkeit gewöhnlich auf den gestrigen Tag und denken nicht daran, dass jeder Morgen neues Wissen bringt. Unter jeder Art menschlicher Verhältnisse ist der kommende Tag bereits voller neuer Aufspeicherungen. Die Nacht bringt den Verkehr mit der Feinstofflichen Welt und eine Erneuerung der Energie. Auch wenn die Menschen sich nicht an ihre nächtlichen Erwerbungen erinnern, spüren sie doch am Morgen einen Zustrom von Kräften. Wissenschaftler erklären dies auf beschränkte, materielle Weise, doch erfahrenere Beobachter erkennen andere Ursachen.

       Ich spreche jetzt von dem Vorrang jener, die es verstehen, jeden Morgen als den Beginn einer neuen Erfahrung zu begrüßen. Gerade die Hymne des Pythagoras[75] bei Sonnenaufgang war ein Gruß an den Beginn neuer Erkenntnis. Bei einem solchen Höhenflug des Denkens kann es kein Bedauern der Vergangenheit geben.

       Der Gedanke an die Freiheit der Kräfte des Geistes kann schöpferische Freude bringen. Wir bedauern die Vergangenheit nicht.

 

       139. Urusvati weiß, dass viele entscheidende Augenblicke in Schweigen verlaufen. Wahrhaftig, zuerst der Wirbelwind, dann Donner und Blitz, doch die Grundlage ist Schweigen. Wenn Ich euch vorschlage, euch in Schweigen zu vereinen, so vollzieht sich in dem Augenblick irgendwo etwas Bedeutsames. Eine solche Konzentration in Schweigen sammelt eine besondere Energie, die in ihrem Potential sogar mächtiger ist als donnernde Worte. Wenige erkennen das Schweigen als Teil der Tat. Bisweilen versinkt Unsere gesamte Wohnstätte in tiefes Schweigen, und das bedeutet, dass etwas Besonderes vor sich geht.

       Oftmals haben die Menschen gefühlt, dass es ihnen vor einer bestrebten Tat notwendig war, eine Zeitlang in Schweigen zu verharren. So bewahrt der erfahrene Redner einen Moment des Schweigens und füllt sich mit einem tiefen Atemzug, bevor er das entscheidende Wort spricht. Einige verstehen die Bedeutung eines solchen Schöpfens von Prana, doch andere tun dies vollkommen unbewusst.

      Die Stärkung der Macht des psychischen Fundamentes wächst aus dem Bewusstsein. Wir freuen Uns, wenn Wir erfahren, dass ein großes Ereignis bewusst gestaltet wurde. So ist ein Strom des Strebens imstande, den Äckern der Menschheit Nutzen zu bringen.

       Es könnte sein, dass sich gerade jetzt ein Ereignis von großer Bedeutung vollzieht, doch die Menschen verstehen das Wesen dessen nicht, was vorgeht. Erst später werden die Chronisten bemerken, wie folgerichtig die Ereignisse sich vollzogen haben.

 

       140. Urusvati weiß, dass viele meinen, Unsere Aufträge gingen über ihre Kräfte. Natürlich legen diese Menschen einen durchschnittlichen Lebensmaßstab an. Sie zögern, ein unerschütterliches Streben in sich zu entfalten. Zudem begrenzen sie sich durch ein gespenstisches Trugbild der Gegenwart.

      Indessen ist die sogenannte Gegenwart nur die Zeitspanne zwischen dem gesehenen Blitz und dem gehörten Donner. Der Blitz ist schon vorbei und der Donner kommt unvermeidlich, was also könnte der relative Zeitraum zwischen den verbundenen Erscheinungen bedeuten? So verwirrt die Gegenwart die Menschen nur, da sie bloß ein Trugbild darstellt.

       Wenn die Menschen die Bedeutung dessen verstehen, was sich bereits vollzogen hat, werden sie auch die unabänderlichen Folgen einschätzen – eine solche Zukunft ist eine Realität.

       Wir geben keine unausführbaren Aufträge. Wir wissen, wie sehr die Kräfte des Menschen einer realen Zukunft dienen können. Wir warten nur darauf, bis der Bote ganz vom höchsten Grad der Bestrebung erfüllt ist. Bei einer solchen Anspannung wird unser Magnet tätig und bildet einen festen Panzer. Für einen weiten Weg taugt furchtsames Schwanken jedoch nicht. Jeder kann in seinem Herzen selbst erkennen, ob in ihm der höchste Grad des Strebens handelt oder ob er sich nur in quälender Angst dahinschleppt.

       Möge der Mensch sich daran erinnern, wie viele Gefahren er vermied, als er mit ganzem Herzen vorwärtsstrebte. Wie viele verschlossene Tore erwiesen sich nur als ein leichter Vorhang; so kann man die Realität der Zukunft anerkennen, wenn Beharrlichkeit zu ihr führt. Mögen die Menschen sich erinnern, wieviel ihnen mit Unserer Hilfe gelang und wie sie diese als Berührung einer Führenden Hand spürten. Manche schüttelten sie ab wie eine lästige Fliege, es gab aber auch solche, die sie in Dankbarkeit annahmen.

      Stark ist der Mensch, der von Dankbarkeit erfüllt ist! Vieles kann man solchen Flügeln hinzugeben. Solche Menschen fürchten Unsere Aufträge nicht. Sie wissen, wie sehr belastet Wir selbst sind und Uns dennoch freuen, in den Herrlichen Garten zu gehen.

 

       141. Urusvati kennt das Maß der Entschlossenheit, das zur Erfüllung Unserer Aufträge notwendig ist. Nicht bereite Personen bedauern die vielen Dinge, die sie aufgeben müssen. Einige beklagen sich, dass sie sich körperlich aus dem Bereich Unserer Türme entfernen müssen, doch sie vergessen, dass die geistige Verbindung unverletzt bleibt und die Entfernung keinerlei Bedeutung hat.

       Derjenige aber, der das erforderliche Maß der Entschlossenheit kennt, wird nichts Vergangenes beklagen, wenn ihm der Weg in die Zukunft gewiesen ist. Nicht nur Bereitschaft, sondern vor allem Entschlossenheit ist erforderlich. Ihr versteht den Unterschied zwischen diesen beiden Wörtern. Wir lehren, Entschlossenheit zu entwickeln, damit keinerlei irdische Umstände ihr Maß beeinflussen können. Nicht selten hat ein nichtiger irdischer Gegenstand nicht nur auf das Schicksal eines einzelnen Menschen, sondern auch auf das eines ganzen Volkes eingewirkt. Es ist beschämend, wenn ein von Menschenhand geschaffener Gegenstand den Weg zur Heldentat versperren kann.

       Wir lehren die Menschen, das Zeitliche zu überwinden, das die erhabene Unbegrenztheit verdeckt. So verweisen Wir auf die überirdischen Sphären, um den Denkhorizont zu erweitern. Wenn die Menschen sich daran gewöhnt haben, an die Höheren Welten zu denken, können sie nicht länger den Vorrang des Irdischen behaupten. Bei einer solchen Denkweise werden die Menschen leichter Entschlossenheit, die Offenbarung von Heldentat und die Erfüllung Unserer Aufträge in sich finden. Sie werden nicht länger über irdische Schwierigkeiten nachsinnen, da sich viele Aufgaben allein mit einem höheren Maß an Begeisterung lösen lassen.

      Man muss von Unserer Hilfe derart überzeugt sein, dass der Magnet des Vertrauens die unüberwindbarste Energie herbeizieht. Unser Inneres Leben ist von dem Streben erfüllt, zu helfen.

 

       142. Urusvati weiß, wie aufmerksam man sich gegenüber Unseren Hinweisen verhalten muss. Die Menschen sind geneigt, sogar kosmische Gegebenheiten auf sich selbst zu beziehen. Natürlich erweist sich eine verfeinerte Aufmerksamkeit als Folge großer Hingabe. Aus Liebe und Hingabe erwächst die Fähigkeit, den Worten des Lehrers Gehör zu schenken. Mit den Jahren kann man sich davon überzeugen, wie rechtzeitig alle Unsere Hinweise gegeben wurden. Oft nennen Wir zur Erinnerung nur ein Land, eine Stadt oder einen Namen, doch wenn man diese Angaben miteinander vergleicht, kann man eine ganze Kette von Ereignissen erhalten.

      Harmagedon hat im Jahr 31 begonnen, und nun wird auf das Jahr 42[76] hingewiesen, in dem die nächste Stufe weltweiter Entscheidungen eintreten wird. Das Jahr 42 haben Wir schon genannt, was umso bemerkenswerter ist, als man genau dieses Jahr schon in den Massen hört. Um jeden Hinweis herum entwickelt sich ein ganzes Epos von Ereignissen von weltweiter Bedeutung.

       Erinnern wir uns, mit welch kurzen Worten über China gesprochen wurde, und zwar nicht nur über das Schicksal eines einzelnen Volkes, sondern über Ereignisse, die viele Länder betreffen. Nur ein feinhöriges Ohr kann die schnell bezeichneten Namen erfassen. Bisweilen verändern Wir einen Namen ein wenig, um Mithören zu vermeiden. Wenn dann aber dieser Name im Leben auftaucht, wird das Gefühlswissen sofort die Aufmerksamkeit auf ihn lenken. Die Technik der Vorhersehung wird in Zukunft eine bedeutende Wissenschaft darstellen, doch kann sie erst gegeben werden, wenn das menschliche Denken gesundet.

       Zu Recht bedauert ihr die Vernachlässigung der Geisteswissenschaften; nur eine besonnene Zusammenarbeit aller Wissenschaften verleiht das Verständnis von der Einheit des Wissens.

      Jeder Fanatismus dagegen ist Zersetzung. Man muss verstehen, dass Fanatismus Unwissenheit ist. Er beruht auf Verneinung und Verurteilung. So kann man sehen, womit Wir kämpfen müssen. Die Menschen aber sparen in der Beziehung zu Uns nicht mit Verurteilungen. Nicht nur Fanatiker, sondern sogar Denker versuchen, Unsere Belehrungen zu berichtigen. Erinnern wir uns jenes Schriftstellers, der vorschlug, Unsere Aufträge zu begrenzen, ohne sich überhaupt die Mühe gemacht zu haben, Unseren Rat ganz durchzulesen.

      Man kann viele nennen, die versuchten, die Tätigkeit der Bruderschaft zu behindern. In der Folge haben einige der ungerechten Verurteiler bereut, doch der angerichtete Schaden muss überwunden werden. Solche zu überwindenden Geschwüre bilden das schwerste irdische Los. Die gegenwärtigen schweren Tage sind nichts anderes als das Überwinden unzähliger Aufspeicherungen.

      Lasst uns aufmerksam auf das Stöhnen der Erde hören.

 

       143. Urusvati kennt viele physische Einwirkungen auf die psychische Energie. Wir haben auf die räumlichen Ströme hingewiesen, die den gesamten Organismus des Menschen beeinflussen. Doch außer dieser Erscheinung kann man sehen, wie sehr jede physische Energie die Anspannung aller Zentren erhöht. So unterstützt beispielsweise eine starke Elektrisierung die erste Stufe der Gedankenübertragung auf Entfernung. In Amerika kann man sich hiervon überzeugen, doch die Experimentatoren denken nicht daran, welche Energie ihre Versuche fördert. Bei zunehmender Entwicklung spürt die psychische Energie solche umgebenden Umstände nicht, doch am Anfang der Experimente ist diese Einwirkung durchaus wahrnehmbar. Jede Anspannung entwickelt bereits unsere Kraft.

       Ein Wissenschaftler erklärte, er könne besonders angespannt denken, wenn er vor einem Kaminfeuer sitze. Ein anderer fand, dass kochendes Wasser ihn beeinflusse. Ein dritter konnte berichten, dass die erfolgreichsten Lösungen während eines Gewitters kamen. Man kann viele Zeugnisse dafür anführen, wie sehr sogar die alltäglichste Anspannung eine Kräftigung des Denkens bewirkt.

      Bleibt nur zu beobachten, was genau die Energie unterstützt oder niederdrückt. Wir haben gerade diese Beobachtungsgabe entwickelt. Man kann sie auf alle Lebenserscheinungen anwenden. Die Kraft des Gedankens, die durch natürliche Bedingungen vermehrt wird, wirkt auf weiteste Entfernungen.

       Wir haben schon davon gesprochen, dass die Erscheinung des Bumerangs diejenigen zurückschlägt, die sich gegen die Bruderschaft auflehnen. Unwissende werden darauf bestehen, Wir seien rachsüchtig, doch es geht allein um sogenannte Entladungen von Energie. Wer eine geladene Leydener Flasche[77] berührt, erhält einen Funken, doch wäre er töricht, von Rache oder Bosheit der Flasche zu sprechen. Man muss sich einfach den Lebenserscheinungen gegenüber aufmerksam verhalten und zugeben, dass in den fernen Welten und sogar auf der Erde etwas Unsichtbares existieren kann.

 

       144. Urusvati kann ein ganzes Schema von Behandlungen mit Schwingungen auf Entfernung erkennen. Diese Behandlungsweise wird mit der Zeit in den medizinischen Alltag eingehen, doch heute erregt sie nur den Zorn der Ärzte. Wir schenken Einwirkungen durch Schwingungen besondere Aufmerksamkeit, die sehr viel häufiger angewendet werden, als es die Menschen annehmen. Dabei muss man daran erinnern, dass die Folgen solcher Einwirkungen viel stärker sind, wenn sie bewusst aufgenommen werden.

       Indessen ruft, von wenigen Ausnahmen abgesehen, diese von Uns geübte Behandlungsweise keine sichtbare Aufmerksamkeit hervor. Die Menschen sind bereit, die Schwingungen mit den unsinnigsten Vermutungen zu erklären. Sie stellen jedes kleine Symptom von Unpässlichkeit fest, starke Empfindungen von Schwingungen vernachlässigen sie dagegen. Manches Mal erzittern sie unter den Strömen der Strahlen, doch erforschen sie gleich die Ursache. Überhaupt lehnen sie die Möglichkeit der Übertragung von Schwingungen auf Entfernung ab. Noch nicht einmal der drahtlose Telegraph veranlasst die Menschen, sich Parallelen auf vielen anderen Gebieten vorzustellen.

       Urusvati kann bezeugen, wie oft Schwingungseinwirkungen auf verschiedene Zentren erzeugt werden und wie schnell Schmerzen aufhören. Es ist nicht vorstellbar, dass diese verschiedenartigen Schwingungen nur im Patienten selbst entstehen, es ist auch eine äußere Einwirkung notwendig.

       Wir bestätigen, dass unter den menschlichen Erfindungen auch solche Behandlungen mittels Schwingungen sein werden. Eine Vielzahl von Leiden, wie auch Neuralgien und psychische Erkrankungen, werden dadurch heilbar sein. Krebs in seinen ersten Stadien überwinden Wir mittels solcher Schwingungen, Steine können aufgelöst und die Drüsen wieder zu ihrer normalen Tätigkeit hingeführt werden. Auch einige Hauterkrankungen werden leicht geheilt.

       Man könnte fragen: Steigert eine bewusste Aufnahme den Erfolg der Behandlung? Sehr sogar, um mehr als die Hälfte, denn die bewusste Aufnahme versetzt die gesamte psychische Energie des Organismus in Tätigkeit, und dieser Verbündete ist immer unerlässlich.

 

       145. Urusvati weiß, dass oftmals unbekannte Namen, Ortsbezeichnungen und fremdsprachliche Wörter aus den Tiefen des Bewusstseins auftauchen. Die Wissenschaftler nennen dies das Unterbewusstsein, doch sie vergessen, dass sich räumliche Mitteilungen im „Kelch“ der Menschen ablagern und in das Gehirn übergehen, wenn sie durch einen Impuls von neuem auftauchen.

       Worin besteht jener Impuls? Oftmals ist es ein Strahl von Uns, der die Oberfläche des „Kelches“ entflammt und dadurch entsprechendes, verborgenes Wissen hervorruft. Darum muss man sehr aufmerksam auf ein solches Aufblitzen von Wissen achten. Es ist ähnlich wie Hellhören, doch Wir senden den Strahl, der es aus den Tiefen des Bewusstseins hervorruft. Im Leben eines jeden Tages muss man erkennen, wie rechtzeitig solche Benachrichtigungen gesandt werden.

       Die Menschen behaupten, selten höhere Weisungen zu erhalten. Diese heftige Äußerung ist ungerecht. Wir geben viel, aufgenommen wird aber nur wenig. Daher muss man die Menschen daran erinnern, dass sie das Auftauchen unerwarteter Wörter in ihrem Bewusstsein besser verfolgen müssen. Man darf solche Botschaften nicht vertreiben, sondern muss sie sorgfältig in seiner Umgebung anwenden. Viele der nützlichsten Gaben blitzen auf wie geflügelte Schmetterlinge, doch die Menschen wischen sie nur beiseite.

       Wir werden nicht müde, nützliche Mitteilungen auszustreuen, doch Wir raten, sich ihnen gegenüber aufmerksam zu verhalten. In der Feinstofflichen Welt werden solche Mitteilungen nützlich sein. Dort ist es besonders wichtig, zu verstehen, räumliche Gedanken aufzufangen.

 

       146. Urusvati besitzt Aufzeichnungen über einige Tage des Großen Wanderers[78]. Sie hat Sein Antlitz in ihrem Gedächtnis bewahrt. Der Große Wanderer wählte die ungestüme Heldentat in einer erstaunlichen Vollendung. In ihrer Verehrung schätzen die Menschen nur unzureichend, dass Er sich dem Volk zuwandte und die Grundlage für die Hochschätzung der Frau legte.

      In sämtlichen alten Apokryphen[79] sind einzelne Seiner Wesenszüge zu finden, die von echten Verehrern festgehalten wurden. Es wäre ein Fehler, die sogenannten Apokryphen zu verwerfen. Wer kann denn behaupten, dass sie falsch seien? Sie mögen lückenhaft und zu unterschiedlichen Zeiten verfasst sein, doch beruhen sie alle auf Überlieferung unter Freunden. Diese Qualität wird ebenfalls wenig gewürdigt.

      Es scheint, als müssten Feinde verleumden, doch das herrliche Antlitz des Großen Wanderers blieb leuchtend. Alle Irrtümer der Nachfolger konnten den Großen Wanderer nicht antasten. So können wir uns dem höchsten Antlitz nähern, und niemandem ist es verwehrt, Ihn in würdiger Weise nachzuahmen.

       Man muss hervorheben, dass Er den wesentlichen Teil Seiner Lehre im feinstofflichen Körper gegeben hat, und diese Vollendung entsprach gänzlich der strahlenden Wahrheit, die er verkündete.

      Weise übergab Er dem Volk das einfache Wort von den Lebensgrundlagen. Nur einer kleinen Zahl jedoch konnten Unterweisungen über die Feinstoffliche Welt anvertraut werden, denn die Lehre wurde, wie üblich, mündlich übergeben. Auch in den Apokryphen fanden die letzten Belehrungen keinen Niederschlag, da sie sich auf die Gedankenkräfte bezogen und vom Volke nicht verstanden werden konnten. Ein Lehrer weiß, was durch Unverstand in Schaden verwandelt werden kann.

       Das Auftreten im feinstofflichen Körper bildete den abschließenden Teil der Heldentat. Ohne jede Ruhepause wurde die Lehre fortgesetzt. An kleinen Andeutungen kann man sehen, dass sogar die wahren Schüler angesichts einer solch mächtigen Erscheinung erbebten. In einer der Apokryphen wird an welche erinnert, die tot oder bewusstlos umfielen; sowohl das eine als auch das andere war möglich. Doch die hauptsächliche Offenbarung hatte eine erstaunliche Folge: Die Lehre blieb und keine Entstellung vermochte sie zu verdunkeln.

       Es ist unschädlich, dass die Menschen um dieses herrliche Antlitz herum ihre plumpen Beigaben aufgetürmt haben. Die existierenden Darstellungen kommen dem Großen Wanderer selbst nicht nahe. Man wird fragen: Warum wird Sein Bild nicht richtiggestellt? Doch fast alle Darstellungen weisen keine Ähnlichkeit auf. Es gibt auch einen Grund dafür: Die der Wirklichkeit am nächsten kommenden Darstellungen wurden nicht weit verbreitet. Die Menschen bevorzugen in der Regel das Bild, das von ihnen selbst geschaffen wurde.

      Ebenso wenig haben die Menschen auch die Lebensverhältnisse des Großen Wanderers erkannt. Sie glaubten nicht, dass Er hart arbeitete und mehr als ein Handwerk beherrschte. In Seinem Land kann man von Seiner Hand gefertigte Töpferwaren finden. Diese stellen heilsame Talismane[80] dar. Aber wer weiß von diesen guten Zeichen? Entlang des Weges des Großen Wanderers gibt es viele gute Zeichen.

 

       147. Urusvati erinnert sich an die auffallenden Züge des Großen Wanderers: die Augen, die Stirn und die leuchtenden, dunkelblonden Haare. Diese Züge waren unter der ortsansässigen Bevölkerung derart ungewöhnlich, dass sie unsinniges Geschwätz hervorriefen. Man muss aber daran denken, dass die Menschen versuchen, alles Auffallende bis zur Unsinnigkeit zu entstellen.

       Wenig weiß die Geschichte über die Mutter des Großen Wanderers, die nicht minder groß war als der Sohn. Die Mutter war von hoher Herkunft und verband in sich Feinheit und Erhabenheit des Geistes. Sie nahm den besten Weg, um das Kind in Sicherheit zu bringen[81]. Sie legte im Sohn die ersten höheren Gedanken an und war immer die Stütze seiner Heldentat. Sie sprach mehrere Sprachen und erleichterte dem Sohn damit den Weg. Sie behinderte Seine weiten Wanderungen nicht nur nicht, sondern trug alles Notwendige zusammen, um sie zu erleichtern. In der Kindheit sang Sie Ihm ein Wiegenlied, in dem sie die ganze wunderbare Zukunft voraussah.

      Sie richtete Seine Aufmerksamkeit auf das Volk und wusste, dass es die Schätze der Lehre bewahren konnte. Sie verstand die Erhabenheit Seiner Vollendung und ermutigte sogar die Männer, die in Kleinmut und Verleugnung verfallen waren. Sie war bereit, die gleiche Heldentat zu durchleben, und der Sohn vertraute Ihr Seinen Entschluss an, der durch die Testamente der Lehrer bestärkt wurde.

      Gerade die Mutter kannte das Geheimnis der Wanderungen. Man muss nicht die örtlichen Lebensgewohnheiten kennen, um die Grundlage des Lebens der Großen Mutter zu verstehen. Denn nicht Gewohnheiten, sondern die Verwirklichung der Zukunft führte den Willen der Mutter. Wahrhaftig, es ist wenig über Sie bekannt, doch wenn Ich vom Großen Wanderer spreche, ist es vor allem notwendig, von Jener zu erzählen, die Ihn, nach außen hin unsichtbar, zu den Höhen führte.

 

       148. Urusvati wird nicht vergessen, über die Sphärenmusik zu schreiben, die sie heute gehört hat. In ihr kamen die Grundlage des Künftigen, Erhabenheit und Wehmut zum Ausdruck. Der Aufbau ist groß, doch tief ist auch die Wehmut, dass sich Erfolg unter Verausgabung des Kostbarsten einstellt.

       Es soll nicht vergessen werden, dass Wir bereit sind, Teile Unserer Aura abzureißen, um die Finsternis zu vernichten. Wir sind zum Opfer bereit, doch die Wehmut gründet darin, dass Wir sehen, wieviel Kraft beim Widerstand gegen die Finsternis vergeudet werden muss. Möge jene Symphonie als Symbol erklingen.

 

       149. Urusvati erinnert sich an den Großen Wanderer. In der arabischen Wüste war er einsam, doch fand Er im Zelt eines Scheichs Freunde und Helfer. Oft aber blieb Er allein. Man sollte nicht glauben, dass Seine Wanderschaft immer in reichen Karawanen verlief. Vergessen wir auch nicht, dass jeder, der sich in eine irdische Hülle gekleidet hat, den Bedingungen der grobstofflichen Welt unterworfen ist. Dieser Umstand entschwindet dem Blick gewöhnlich, und man nimmt an, dass Unsere Brüder sich unter irgendwelchen unnatürlichen Bedingungen befänden, wenn Sie in die Welt gehen. Das Natürliche ist ein Zustand, der von Gesetzen beschränkt wird. Jeder von Uns weiß das und wählt bewusst Seinen Weg.

       Es ist nicht unmöglich, dass der Wanderer auf seinem Weg auch Finstere antrifft. Glaubt nicht, dass das, was über die Begegnung des Großen Wanderers mit dem Fürsten der Finsternis gesagt wurde[82], Erfindung oder Symbol sei. Urusvati kann bestätigen, dass sie nicht nur einmal verschiedene finstere Wesen bis hin zu dem Hierophanten des Bösen gesehen hat.

      Worin könnte der Unterschied zwischen solchen Angriffen und dem gewöhnlichen Druck der Finsternis bestehen? Der Unterschied ist groß, doch Unsere Brüder fürchten solche Angriffe nicht und können daher auch keinen Schaden dabei nehmen. So sah der Große Wanderer nicht selten entsetzliche Antlitze, ohne aber in Furcht zu geraten.

       Viele verstehen nicht, weshalb es einem solchen hohen Geist nicht erspart blieb, unvollkommene, finstere Wesen sehen zu müssen. Doch die Kraft des Magneten zieht auch die Finsteren an. Sie träumen davon, auf irgendeine Weise doch noch Verwirrung und Schaden stiften zu können. Schon der geringste Zweifel verhindert, dass man auf dem Wasser oder durch das Feuer gehen oder sich in die Luft erheben kann. Ich erinnere daran, weil der Große Wanderer erfolgreich auf dem Wasser zu gehen wie auch sich in die Luft zu erheben vermochte. Die Hauptbedingung bestand darin, dass es in Ihm keinerlei Zweifel gab. Er schritt unerschütterlich voran, denn Er war im Herzen zur Heldentat entschlossen.

      Die Heldentat war zwar schon vorherbestimmt, doch musste Er sie mit ganzem Herzen, ohne Zweifel und ohne Bedauern annehmen. Ein solches unbeugsames Streben wurde von niemandem in Seiner Umgebung, außer von Seiner Mutter unterstützt. Doch Ihre Führung entschädigte den Großen Wanderer für alle schweren Leiden. Man muss sich diese Züge des Großen Wanderers merken, um von der Größe Seiner Heldentat durchdrungen zu werden.

 

       150. Urusvati weiß, dass der Große Wanderer das menschliche Bewusstsein zum Allerhöchsten lenkte. Er verstand, dass die Menschen noch nicht entsprechend dem Mittelweg zu denken vermochten. Selbst wenn ein Mensch also versuchte, das Unsagbare auszusprechen, ermöglichte Er ihm lieber, sich dem Allerhöchsten zuzuwenden, als das Denken zu senken. Man muss verstehen, dass der Große Wanderer das Volk lehrte, im Herzen zu beten, auf dem Berg, auf dem Gipfel der Begeisterung.

       Es ist unmöglich, die ganze Tiefe der Predigten des Großen Wanderers zu erfassen, denn Er gab in den einfachsten Worten Belehrungen über alles im Leben Wesentliche. Gerade in der Einfachheit lag der Wert Seiner Heldentat. Diese Einfachheit war nicht des Volkes wegen erdacht worden, sondern die Schönheit lag darin, dass das Allerhöchste in den allereinfachsten Worten ausgedrückt wurde. Man muss unaufhörlich das Komplizierte zum Einfachen hin wandeln. Allein in Einfachheit kommt das Gute zum Ausdruck – so war das Werk des Großen Wanderers.

       Auch in der Feinstofflichen Welt ist Sein Glanz groß; Er liebt es, in die niederen Schichten hinabzusteigen, damit das Prana Seiner Aura die finsteren Sphären reinigt. Glaubt nicht, dass Ihm, gerade Ihm ein solcher Abstieg leichtfiele. Umso mehr können Seine heilsamen Berührungen der Geschwüre des Leidens als Beispiel dienen.

       Bei Uns ist es üblich, die niederen Sphären der Feinstofflichen Welt aufzusuchen. Die Offenbarung des Herzens vermag viele zu erretten.

 

       151. Urusvati weiß, dass jeder Große Lehrer mit dem Heilen und der Kunst vertraut ist. Auch der Große Wanderer zeichnete sich besonders durch diese Fähigkeiten aus. Nur in einigen Apokryphen kann man lückenhafte Hinweise auf Seine Ratschläge für Heilungen finden. Man darf jedoch nicht denken, dass einige aufgezählte Wunder bereits Seine ganze Wirksamkeit erschöpfend beschrieben. Es wurde eine Vielzahl Heilungen vollbracht.

      Sie teilen sich in zwei Arten: Entweder kamen Menschen mit dem Wunsch nach Heilung zu Ihm oder Er berührte selbst dort, wo Er den Keim einer Krankheit sah. Nicht selten wusste ein Mensch gar nicht, warum der Vorübergehende ihn anrührte. Solche Taten stellten die wahre Freigebigkeit des Großen Geistes dar, der gleich einem unermüdlichen Sämann Körner des Guten ausstreute.

       Genauso selten kann man in den Apokryphen Worte über die Schönheit finden, dennoch sind sie ausgesprochen worden. Der Lehrer lenkte die Aufmerksamkeit auf die Schönheit der Blumen und das Strahlen der Sonne. Auch regte der Lehrer zum Chorgesang an, da er ein äußerst wirksames Mittel zur Erzeugung harmonischer Schwingungen ist. Der Lehrer bestand aber nicht auf diesem zusätzlichen Aspekt der Musik und des Gesangs. Er rief nur zur Freude und zur Begeisterung auf.

       Unter den Schülern und Nachfolgern gab es viel Kummer und alltägliche Not. Der Lehrer half vor allem durch Erhebung des Geistes. Erst wenn das Gleichgewicht wieder hergestellt war, begann Er, die Lage zu erörtern. Dabei verurteilte Er nie Vergangenes, sondern strebte in die Zukunft. Der Lehrer sah die Zukunft klar, enthüllte sie jedoch nur dem Bewusstsein der Schüler gemäß. Der Lehrer fand ein strenges Wort dort, wo das Bewusstsein tot war: So vollendete der Heiler und Schöpfer Seinen Weg.

 

       152. Urusvati hat sowohl die erhabene Sphärenmusik als auch das Knirschen des Chaos gehört. Aus dieser Wirrnis und diesem Wehklagen gestalten die Großen Lehrer eine harmonische Symphonie. Nur wer beide Extreme gehört hat, ist fähig, den Zeitraum dieser Evolution zu beurteilen. Nur Unwissende nehmen an, dass die himmlischen Harfen gleich auf den ersten Wunsch hin erklingen. Doch vom Abgrund des Chaos bis zur Harmonie des Himmels ist es ein schwerer Weg. Daher werden die Großen Lehrer auch große Arbeiter sein.

       Die Menschen möchten die Lehrer in ihren eigenen Kleidern sehen. Wenn ein Lehrer sich nur in irgendeiner Hinsicht von ihrer eigenwilligen Vorstellung unterscheidet, kommen nicht geringe Zweifel auf. Der Fordernde glaubt nicht, dass sein Anspruch auf Unwissenheit gründet, und kann sich nicht vorstellen, dass das von ihm erdachte Antlitz banal sein könnte. In der Mehrzahl der Fälle sind die Darstellungen der Großen Lehrer geschmacklos. Die Menschen wünschen, dass ein Lehrer sich auch äußerlich von den Anwesenden unterscheidet. In einem solchen Fall hätten die Anwesenden den Großen Wanderer nicht erkannt.

       Er lehnte es nicht ab, Festversammlungen zu besuchen, und unterhielt sich dort über alltägliche Notwendigkeiten. Nur wenige bemerkten, wie viele weise Ratschläge mit einem Lächeln und einer Ermutigung gegeben wurden. Und Sein Lächeln war wundervoll. Diese Herzlichkeit wurde sogar von Seinen Schülern nicht immer geschätzt. Es geschah, dass sie den Lehrer verurteilten, wenn Er, ihrer Meinung nach, einem unbedeutenden Menschen allzu große Aufmerksamkeit zuteilwerden ließ. Indessen öffneten sich unter einem solchen Lächeln herrliche Gefäße.

      Ebenso gab es Verurteilungen wegen Seiner Gespräche mit Frauen, doch ist Seine Lehre gerade von Frauen bewahrt worden. Desgleichen verurteilte man die Anwesenheit sogenannter Heiden, wobei man vergaß, dass der Lehrer zu den Menschen und nicht einer einzelnen Sekte wegen gekommen war.

      Ich erinnere an solche Verurteilungen, weil sie das Antlitz des Großen Wanderers noch menschlicher gestaltet haben. Wäre Er nicht in dieser Weise mit dem Leben in Berührung gekommen und hätte Er dabei nicht gelitten, hätte Seine Heldentat ihre Größe verloren. Niemand kam auf den Gedanken, welche Leiden Ihm die Berührungen mit den verschiedenen ungeordneten Ausstrahlungen verursachten.

       Der Gedanke von der Heldentat verließ den Großen Wanderer niemals. Verurteilungen, die Ihm zu Ohren kamen, bestärkten Ihn nur in der Ausführung der Heldentat. Derart verfolgte der Große Lehrer Seinen ungestümen Weg. Wir erinnern gern an solche Beispiele.

 

       153. Urusvati weiß aus den Apokryphen, dass die Menschen aus dem Großen Wanderer einen Volkshelden machen wollten. Solche Wünsche kamen nicht selten infolge des Verhaltens der Großen Lehrer zum Ausdruck, was jedoch ein bedauerliches Missverständnis war. Natürlich ist ein Großer Lehrer auch ein Held und Führer, doch viele Bewusstseine können die wahre Bedeutung dieser Begriffe nicht erfassen, und so werden Dornenkronen geflochten.

       Urusvati hat die Stimme des Großen Wanderers vernommen, doch konnte sie einem Führer von Massen gehören? Gerade die Massen führten mit ihrem Geschrei den Großen Wanderer in besonderes Leid hinein. Die Massen, ein und dieselben Massen schrien von Seinem Königtum und eilten dann zu Seiner Hinrichtung. So förderten sie auf ihre eigene Weise die Erfüllung der Prophezeiungen.

       Man kann sich unmöglich vorstellen, welches Karma sich auf diese Menge von Wahnsinnigen gelegt hat! Mögen heute viele der Ereignisse gedenken, die auf die Schultern vieler Generationen gelegt worden sind. Dies ist keine Bestrafung, sondern die Folge eines wahnsinnig gewordenen freien Willens. Wenn Ich dringend dazu rate, sich unvernünftiger Worte und Gedanken zu enthalten, bitte Ich damit auch, über die Zukunft nachzudenken.

       Der Lehrer hätte den Weg der Heldentat auch ohne das Gebrüll der Menge gehen können, doch selbst die von Ihm Geheilten erfüllten den Raum mit Drohungen und Verfluchungen. Solche Offenbarungen des freien Willens kann man mit vielen Namen belegen, und dennoch bleibt es der freie Wille. Es ist richtig, den freien Willen als die höchste Gabe anzusehen, doch wie vernünftig muss man diesen kostbaren Schatz nutzen!

      Wir bewahren in Unseren Verstecken viele Gegenstände, die mit dem Leben des Großen Wanderers verbunden sind. Man kann darüber erstaunt sein, in welchem Maße sich Seine Ausstrahlungen über den Verlauf vieler Jahrhunderte hinweg erhalten haben. Dieses Merkmal ist der zuverlässigste Anzeiger für das Ausmaß der uranfänglichen Energie. Eine solche Aufschichtung erfolgt nicht nur, wenn die Hand oder der Atem bewusst Kraft aussenden, sondern auch, wenn jede unwillkürliche Berührung eine unauslöschliche Energie aufschichtet.

       So gedenkt der ungewöhnlichen uranfänglichen Macht des Großen Wanderers.

 

       154. Urusvati weiß, dass die Großen Lehrer mit Tieren sprechen können. Das Beispiel des Großen Wanderers ist auch in dieser Hinsicht erstaunlich. Man muss jedoch einen solchen Verkehr mit dem Tierreich vernünftig verstehen. Die Menschen können Tierlaute nicht verwenden und sie dennoch verstehen. Die psychische Energie kann unmittelbar mit derselben Energie im Tier Verbindung aufnehmen und Verstehen erreichen.

       Vor allem ist das Fehlen von Furcht und Zorn auf beiden Seiten unerlässlich. Ebenso notwendig ist es, von aufrichtigem Wohlwollen erfüllt zu sein, man darf dabei aber nicht lügen. Viele Feiglinge sind von ihrem Mut überzeugt und die Bösesten verstellen sich als gut, doch dann gibt es keinen Weg. Die natürlichste Verbindung zwischen den Welten ist verlorengegangen, da die Lebewesen das gegenseitige Vertrauen eingebüßt haben. Heute spricht man wie von einer seltenen Erscheinung, wenn zwei Tiere verschiedener Gattung zusammenleben können. Auch die Menschen nähern sich den Tieren nur mit Zweifeln. Woher also soll da gegenseitiges Verstehen erwachsen?

       Hätte man jedoch sehen können, wie der Große Lehrer mit Tieren und Vögeln sprach, so hätte man sich von der Existenz einer lebendigen Verbindung zwischen den Welten überzeugen können. Er konnte einen Vogel zu sich auf die Hand rufen und ihn in eine bestimmte Richtung senden. Er konnte ein beliebiges Tier beruhigen, nicht durch einen Zuruf, sondern durch Einflößen von Ruhe. In alten Überlieferungen wird davon gesprochen, dass kranke Tiere zum Lehrer kamen, um geheilt zu werden. Man kann viele solcher Beispiele anführen, und der Lehrer besaß das Recht, die Tiere als Seine kleinen Brüder zu bezeichnen. Doch in diesem freien Umgang existierten weder gezwungene Absichtlichkeit noch Sklaverei, sondern Zusammenarbeit.

 

       155. Urusvati weiß, wie lange Tiere sich an die Ausstrahlungen ihres Herrn erinnern. Wenn man dies im Alltag beobachten kann, um wieviel mächtiger wird sich dann die Ausstrahlung eines Großen Lehrers aufschichten! Dabei kann man feststellen, dass die Lehrer einerseits Magnete auslegen, andererseits jedoch Ihre persönlichen Sachen vernichten, um mit Vorbedacht hergestellte Ausstrahlungen nicht in den Händen Unwissender zurückzulassen.

       In der Geschichte kann man sehen, wie Gegenstände, die den Lehrern gehört hatten, in alle Winde zerstreut wurden. So blieben beispielsweise Gemälde von Saint Germain unter verschiedenen Namen in vier Ländern zurück: in Frankreich, England, Deutschland und den Niederlanden. Einige verblieben in der Familie van Loo[83], doch die Mehrzahl wurde durch den Urheber vernichtet.

       Das gleiche Schicksal ereilte die Gegenstände, die sich in der Umgebung des Großen Wanderers befunden hatten. Ich spreche von den Gegenständen in Seiner Umgebung, da Er sie nicht für Sein eigen hielt. Ein solcher Verzicht auf Eigentum kam ganz natürlich zum Ausdruck, denn Er schritt ungestüm voran.

       Es kam nicht wenig Verwunderung unter den Schülern auf, als Er mit ihnen zusammen den Lebensunterhalt durch Arbeit beschaffen wollte. Gerade dieser Grundsatz wurde auch von anderen Unserer Brüder angewandt. Einer von ihnen, ein früherer Herrscher, liebte es, zu Beginn des Mahles zu sagen: „Offenbar habe ich mir mein Brot durch Arbeit verdient“. Einige der eifrigsten Schüler fielen gerade wegen einer solchen ständigen Arbeit ab. Ihr kennt ein solches Beispiel auch aus dem Norden.

       Man muss daher die Verteilung der Magneten, die der Große Wanderer zurückgelassen hat, gut verstehen. Es sind ihrer nicht viele, doch die Orte, wo sie sich befinden, sind bemerkenswert. Er beauftragte Schüler, solche Magnete in weit entfernte Länder zu tragen. Man muss sich ins Gedächtnis rufen, wie weit Seine Boten vorgedrungen sind. Die Menschen kannten sie nicht, spürten aber dennoch die Bedeutung dieser Abgesandten und hassten sie, wie sie über alles ihnen Unverständliche in Wut geraten.

 

       156. Urusvati weiß, dass der Große Wanderer die Menschen Seiner Umgebung nur mit Seinem Blick zum Allerhöchsten lenkte. Der Lehrer sagte: „Brüder, ihr findet entschieden für alles bemerkenswert viel Zeit, doch für das Allerhöchste erübrigt ihr nur kurze Augenblicke. Wenn ihr dem Allerhöchsten nur so viel Zeit widmen würdet, wie ihr für Mahlzeiten vergeudet, wäret ihr bereits Lehrer.“ So lehrte Er in lebendiger Weise den Nutzen der Hinwendung zum Allerhöchsten.

       Auch sagte Er: „Wenn ihr euch von ganzem Herzen hinwendet, werdet ihr gleichsam ein starkes Band fühlen, das euch mit dem Großen Herzen verbindet.“

       Ebenso sagte Er: „Stört einen anderen nicht, wenn ihr seht, dass er im Gebet versunken ist. Man kann einen Menschen verletzen, man kann ihm durch unvernünftige Einmischung das Herz zerreißen.“

       Auch sagte Er: „Versteht es, Sauberkeit zu offenbaren und spült nach jeder Mahlzeit den Mund. Berauscht euch nicht, denn im Wahnsinn ist ein Mensch schlimmer als das letzte Tier.“

       Ebenso sagte Er: „Esst kein Fleisch, wenn die Möglichkeit besteht, es zu vermeiden.“

       So kann man in den Apokryphen viele Andeutungen über alle Aspekte des Lebens finden. Außer den bereits gefundenen Apokryphen kann man auch noch weitere entdecken. Wir werden über die Zeiten, in denen die Aufzeichnungen niedergeschrieben wurden, nicht urteilen, denn sie sind nicht nur einmal umgeschrieben und übersetzt worden.

       Wir wollen außerdem nicht vergessen, dass die festgelegten Schriften zufällig aus den vielen Vorhandenen ausgewählt wurden. So muss man sich aufmerksam gegenüber allem verhalten, was uns aus den vergangenen Jahrhunderten überliefert wurde. Man darf auch nicht vergessen, dass in den ältesten Zeiten die Apokryphen nicht aufgeschrieben wurden und sie zu Zeiten gehörten, die von den Ereignissen nicht allzu weit entfernt waren. So wollen wir uns nicht ablehnend verhalten, denn auch heute noch finden sich Fragmente alter Schriften.

 

       157. Urusvati hat das Gefühl des Loslösens von der Erde erfahren. Dieses Gefühl wie auch die magnetische Anziehung (…) können nur diejenigen kennen, die es erfahren haben. Sie können verstehen, wie sehr ein Lehrer einer starken Anziehungskraft ausgesetzt sein kann. Er besitzt das Recht, sich von der Erde zu lösen, tut es aber nicht. Er erfährt dabei aber eine schwere Wehmut. Der Grad dieser Wehmut ist nicht mit Worten auszudrücken. Nur die Macht des Bewusstseins kann aus solchen niederdrückenden Anwandlungen herausführen.

       Auch muss man die Fähigkeit des Lehrers zur Teilung des Geistes* hervorheben. Wer diese Eigenschaft kennt, versteht, wie sich in solchen Augenblicken eine vollständige Entrückung bemerkbar macht. Gewöhnlich sind solche Augenblicke nur sehr kurz, doch bei Entwicklung der Teilbarkeit des Geistes* können sie überaus tief sein. Man kann sich vorstellen, welche Augenblicke der Entrückung der Große Wanderer erfahren hat! Dies ist kein Verlust des Bewusstseins, sondern vielmehr eine teilweise Entrückung, wenn die psychische Energie auf weite Entfernungen hin arbeitet.

       Die Offenbarung des Antlitzes des Großen Wanderers war an vielen Orten gleichzeitig bemerkbar. Die Menschen sahen Ihn völlig klar in der Wirklichkeit und im Traum.

       Für das Herz gibt es bei Teilung des Geistes viel Arbeit. Man kann sich vorstellen, wie gefährlich es ist, die Ruhe während solcher Entrückungen zu stören. Dieser Zustand ist fast mit einem Austritt des feinstofflichen Körpers zu vergleichen. Doch die Menschen rechnen nicht mit einer solchen Anspannung, und nicht selten entsteht dadurch Schaden.

 

       158. Urusvati weiß, was heilige Schmerzen sind. Die heutigen Ärzte bezeichnen diese Schmerzen als Neuralgie, Rheumatismus, Nervenkrampf und Entzündung der Nervenkanäle. Viele Definitionen werden ausgegeben, doch sogar ein irdischer Arzt wird etwas Außergewöhnliches entdecken. Wir definieren diese Erscheinung als das Pochen der psychischen Energie in Unbegrenztheit. Man kann bemerken, dass solche Schmerzen ohne sichtbaren Grund beginnen und ohne Folgen auch wieder verstummen. Sie sind von verschiedener Art, und es ist nicht vorhersehbar, welches Zentrum zu schmerzen beginnen wird.

       Jetzt kann man sich vorstellen, in welchem Maß die Großen Lehrer derartigen Anspannungen ausgesetzt sind! Es kann nicht anders sein, wenn die uranfängliche Energie an neue Sphären klopft. Sie strebt danach, dort aufzuatmen, wo die Schwingungen ihr entsprechen. Der freie Wille des Lehrers jedoch bindet diese Erscheinung zum Wohl der Menschheit an die Erde.

       Man muss verstehen, dass die Heilung solcher Schmerzen nur durch Schwingungen erfolgen kann. Wir senden Ströme, die nicht selten einen sehr starken Grad erreichen. Das Auftreten solcher Schmerzen hat den Großen Wanderer sehr gepeinigt. In solchen Stunden entfernte Er sich in die Wüste, um dort leichter die Schwingungen aufnehmen zu können. Niemand vermutete, dass der Große Wanderer solche Schmerzen erfahren könnte. Die Menschen nahmen an, der Lehrer müsse von allen irdischen Erscheinungen ausgenommen sein. Der Große Wanderer selbst verbarg nicht, wie sehr Er der Zusammenarbeit mit den Menschen bedurfte. Beständig wiederholte Er, dass entsprechend dem Vertrauen gegeben wird. So lehrte Er die Bedeutung der uranfänglichen Energie.

       Allein bei völligem Bewusstwerden der Energie kann man sie zur Tätigkeit rufen. Und nur bei gutem Willen wird sie dienlich sein. So kann man im Leben des Großen Wanderers die menschlichsten und die wissenschaftlichsten Verwirklichungen sehen.

 

       159. Urusvati ist in der Lage, die Züge des Großen Wanderers einem Künstler zu beschreiben, der die Gabe besitzt, menschliche Antlitze darzustellen. Wenigstens in allgemeinen Zügen kann man eine solche Darstellung festhalten. Erinnern wir uns nochmals Seiner Züge: hellblondes Haar, ziemlich lang und an den Enden etwas dunkler, leicht gewellt mit kleinen Windungen, doch die Locken sind deutlich. Die Stirn ist hell, weit und ohne Falten. Die Augenbrauen etwas dunkler als das Kopfhaar, doch nicht stark ausgeprägt; die Augen sind blau und an den Winkeln gehobenen, die Wimpern verleihen ihnen Tiefe. Die Wangenknochen leicht betont, die Nase nicht groß und einigermaßen weich, der Mund ist nicht groß, doch die Lippen gut gefüllt. Der Oberlippenbart ist nicht stark und lässt den Mund frei. Auch der Bart ist nicht lang und am Kinn leicht geteilt. Diese Züge erweckten Liebe zum Lehrer. Doch war es weniger deren Schönheit als deren Ausdruck, der den Lehrer in Erinnerung bleiben ließ.

       So sollte auch jeder, der sich zum Lehrer hinwendet, von Liebe erfüllt sein. Verehrung und Hochachtung können ohne Liebe nicht wirklich sein. Manche meinen, dass Liebe die Verehrung herabsetzen könne. Diese irrige Auffassung beruht auf einem Unverständnis des höchsten Gefühls. Nur der ist ein Schüler, der seinen Lehrer liebt. Jede Hinwendung hat als Grundlage entweder Liebe oder Furcht, doch Furcht ist dort nicht angebracht, wo man zum Licht strebt.

       Urusvati erinnert sich daran, wie sie eine Seefahrt auf einem Lotusblatt unternahm. Bei aller Zerbrechlichkeit eines solchen Bootes fühlte sie keinerlei Angst. Dies ist ein Symbol der Furchtlosigkeit beim Streben zum Lehrer. Nur die Liebe kann eine solche Furchtlosigkeit schaffen. Es ist äußerst notwendig, eine solche flammende Liebe in sich zu entwickeln. Sogar die Gesundheit wird bei diesem höchsten Gefühl gestärkt. Man kann unmöglich ohne das Band der Liebe all den Anstürmen des Chaos widerstehen.

       In der Erinnerung an das Antlitz des Lehrers kann man von Liebe durchdrungen werden. Dabei muss man daran erinnern, dass es gegenüber der Bruderschaft der Großen Lehrer keine ausschließliche Liebe geben darf. Der Schüler wird seinen persönlichen Lehrer haben, doch wird er sich auch den anderen Lehrern gegenüber liebevoll verhalten. Gerade der erwählte Lehrer wird ihm am nächsten sein, doch im Wissen um die Heldentaten der anderen Lehrer wird das Gefühl der Liebe innig sein.

 

       160. Urusvati weiß, dass der Große Wanderer die Gewohnheit hatte, verschiedene Zeichen in den Sand zu zeichnen, um sie dann wieder zu verwischen. Die Schüler fragten, warum der Lehrer diese Zeichen nicht auf etwas Beständigeres schreibe. Darauf zeichnete der Lehrer mehrere Zeichen in der Luft und sprach: „Dies hier ist das beständigste je offenbarte Statut. Nichts wird diese Zeichnungen auslöschen.“ So erläuterte der Lehrer die Kraft des Gedankens.

       Einige behaupteten, dass die räumlichen Zeichen wie Blitze leuchteten. Der Lehrer verneinte die Möglichkeit eines solchen Leuchtens nicht und sprach: „Es wird eine Zeit kommen, in der die Menschen erkennen werden, wie sie ihre Zeichnungen über weite Entfernungen hinweg übertragen können.“ Die Schüler konnten nicht verstehen, worüber zu ihnen gesprochen wurde.

       Desgleichen sagte der Lehrer: „Hütet euch vor schlechten Gedanken. Sie wenden sich auf euch zurück und lagern sich wie abscheulicher Aussatz auf euren Schultern ab. Gute Gedanken aber fahren in die Höhe und erheben euch. Man muss wissen, wie sehr der Mensch sowohl heilsames Licht als auch tödliche Finsternis in sich trägt.“

       Weiter sagte Er: „Wir trennen uns hier, können uns aber im Lichtgewand wiedertreffen. Kümmern wir uns nicht um den Markt, wenn uns doch im Reich des Lichts Gewänder nach Wunsch übergeben werden. Lasst uns nicht traurig über die Erde sein, wenn uns die besten Freunde freudig erwarten.“

       Weiter sagte Er: „Lasst uns jenes nicht bedauern, was sich schnell abnutzt, wenn doch schon ein dauerhaftes Kleid für uns bereitliegt.“

       Weiter sagte Er: „Ihr habt euch daran gewöhnt, den Tod zu fürchten, weil man euch nichts vom Übergang in eine bessere Welt erzählt hat.“

       Weiter sagte Er: „Man muss verstehen, dass gute Freunde auch dort zusammenarbeiten werden.“

       So lehrte der Große Wanderer beständig die Ewigkeit und die Kraft des Gedankens. Doch diese Testamente wurden nur von wenigen verstanden. Es ist unvorstellbar, wie gering die Zahl derer war, welche die Worte des Lehrers im Gedächtnis behielten! Dabei verstand Er es, kurz und einfach zu sprechen.

       Wir schätzen besonders die Fähigkeit, in kurzen Worten zu sprechen. Im Raum meißeln solche Hieroglyphen sehr deutliche Zeichen ein.

 

       161. Urusvati weiß, dass der Große Wanderer oft durch die Kräfte der Finsternis gestört wurde. Selbst in den Heiligen Schriften ist eine solche Bedrängung erwähnt. Man könnte fragen, auf welche Weise Ereignisse in den Heiligen Schriften niedergelegt werden konnten, die ohne Zeugen stattfanden. Der Große Wanderer muss also selbst davon berichtet haben – und so war es auch. Der Lehrer verheimlichte die Kämpfe nicht, die um Ihn herum stattfanden. Anhand des eigenen Beispiels bereitete Er die Schüler auf die ständige Schlacht vor. Er sprach: „Jeder Mensch befindet sich unausgesetzt in drei Schlachten. Er kann sich in völliger Ruhe wähnen, doch tatsächlich nimmt er an drei Schlachten gleichzeitig teil.

       Die erste ist diejenige zwischen dem freien Willen und Karma. Nichts kann den Menschen von der Teilnahme an den Zusammenstößen dieser beiden Prinzipien befreien.

       Die zweite Schlacht tobt im Umkreis des Menschen zwischen entkörperten Wesen des Guten und des Bösen. So wird der Mensch eine Beute der einen oder der anderen. Man kann sich unmöglich die Wut der Finsteren vorstellen, die sich des Menschen zu bemächtigen suchen.

       Die dritte Schlacht lärmt in Unendlichkeit im Raum zwischen den feinstofflichen Energien und den Wogen des Chaos. Die menschliche Vorstellungskraft kann solche Schlachten in der Unbegrenztheit nicht fassen. Zwar begreift der menschliche Verstand irdische Zusammenstöße, doch beim Blick in den blauen Himmel vermag er sich nicht vorzustellen, dass dort mächtige Kräfte und Wirbelwinde toben. Erst wenn er die irdischen Gefühle beherrscht, ist der Mensch fähig, über die unsichtbaren Welten nachzudenken. Man muss sich an solche Gedanken gewöhnen. Nur sie lassen den Menschen zu einem bewussten Teilnehmer an den unbegrenzten Kräften werden.“

       Denkt über euer beständiges Hintreten[84] vor das Antlitz der Unbegrenztheit nach. Die erhabensten Worte können das Allerhöchste nicht zum Ausdruck bringen. Und nur während kurzer Momente kann das Herz in der Begeisterung der Erkenntnis erzittern. Versteht es, solche Augenblicke im Gedächtnis zu bewahren, denn sie sind der Schlüssel zur Zukunft.

       Es ist unmöglich, die Fülle all der unzähligen Welten aufzunehmen, doch der Lehrer führt einen dorthin. Versteht es, Ihn mit Vertrauen zu verehren, denn ohne diese Brücke gibt es kein Durchkommen.

 

       162. Urusvati weiß, dass der Große Wanderer Umgang nicht nur mit Armen, sondern auch mit Reichen pflegte. Man kann sehen, dass Er nicht alle Reichen anwies, ihr Vermögen zu verteilen. Lag darin nicht ein Widerspruch? Keineswegs. Der Lehrer wies dort zum Verzicht auf Reichtum an, wo Er ein falsches Verhältnis zu den irdischen Schätzen sah.

       Er sprach zu einem Menschen von der Notwendigkeit, sich vom Reichtum zu befreien, wenn Er sah, dass die Schätze sich als Mühlstein am Hals eines im Geist Schwachen erwiesen. So sollte man auch die Einstellung des Lehrers zu irdischen Schätzen verstehen. Er lehnte sie nicht ab, da man etwas, was es auf der Erde gibt, nicht als nichtexistent ansehen darf. Doch ist es notwendig, eine vernünftige Einstellung zu allem Existierenden zu finden.

       Der Lehrer wünschte keineswegs, alle in ein und derselben Armut zu sehen. Der Lehrer gab im Gegenteil Ratschläge, wie man selbst bei geringem Einkommen reine Freude ohne Neid gegenüber dem Nachbarn empfinden könne.

       Der Lehrer konnte unter Armen und Reichen leben, und überall war Er gleichermaßen gut und von dem Wunsch zu helfen erfüllt. Manchmal bedurften sogar die Reichen noch mehr der Hilfe.

       Ebenso strebte der Lehrer danach zu helfen, wenn er Ungerechtigkeit sah. Der Lehrer vermochte es, Unterdrückte in Helden zu verwandeln. Der Lehrer verstand, dass jede Seiner Wohltaten verurteilt werden würde. Er sorgte sich selbst nicht um Anerkennung, vergaß in Seinen Ratschlägen jedoch nicht, auf die große Kraft der Dankbarkeit hinzuweisen. So wollen wir uns des wunderbaren Lebens erinnern, das so viele Herzen genährt hat.

 

       163. Urusvati weiß, dass die besten Lehren und die erstaunlichsten Heilungen des Großen Wanderers nicht festgehalten worden sind. Neben den Ansprachen an das Volk und die Schüler führte Er viele Gespräche unter vier Augen. Wer hätte solche bemerkenswerten Lehren aufschreiben können?

       Über den Wechsel der Leben sprach der Lehrer zum Volke nicht, da diese Wahrheit in Seinem Land nicht verstanden worden wäre. Selbst unter den Schülern machten sich nur wenige die Wiederverkörperung ganz zu eigen. Die Wiederverkörperung war bei einigen Sekten bekannt und wurde, ebenso wie heute, von vielen abgelehnt. Genau wie heute rief der Wechsel der Leben erbitterten Streit hervor.

       Der Lehrer sprach über strittige Themen lieber unter vier Augen, da Er sich dann dem jeweiligen Bewusstseinsniveau anpassen konnte. Es gab viele solcher Einzelgespräche. Manchmal betrafen sie elementare Themen, doch fanden auch Unterredungen mit überaus gebildeten Philosophen statt. Die einen kamen ängstlich zu nächtlicher Stunde, andere jedoch näherten sich entschlossen bei Tage. Er zeigte allen gegenüber große Geduld.

      Man kann sich vorstellen, wie ausgefüllt Seine Zeit im Verlauf dieses kurzen Lebens der Heldentat war. Die Schüler fragten sich oft erstaunt, wann Er Zeit zum Schlafen fand.

       Auch viele bemerkenswerte Heilungen gingen unmerklich vor sich. Die Menschen bemerkten Heilungen von Wahnsinn, Lähmungen, Blindheit und Taubheit. Solche Heilungen verblüfften die Menge aufgrund ihrer Offensichtlichkeit. Die Menge war in der Tat erschüttert, wenn Stumme zu sprechen begannen und Aussätzige rein wurden. Doch waren vom wissenschaftlichen Gesichtspunkt andere Wundertaten noch bemerkenswerter. Der Lehrer gebot inneren, zerstörerischen Prozessen durch die Kraft Seines Willens Einhalt. Die Menge und sogar Nahestehende konnten eine solche mächtige Einwirkung nicht wertschätzen. Sie zwang nicht nur abgestorbene Muskeln, sich zu bewegen, sondern konnte auch zerstörtes Gewebe wieder beleben. Es offenbarte sich eine solche Kraft des Gedankens, von welcher der Mensch nur träumen kann.

       Diese Einwirkung lässt sich schon nicht mehr als Suggestion bezeichnen. Sie sollte eher als Sieg über das Fleisch bezeichnet werden. Auch heute, da die Menschen begonnen haben, die Gedankenkraft zu erforschen, sollten sie sich der damaligen bemerkenswerten Siege des Gedankens erinnern. Möge Angemessenheit das Fundament sein, dann wird die Energie auf kürzestem Wege herbeistreben.

 

       164. Urusvati weiß, welche kosmischen Bedingungen den Übergang des Großen Wanderers in die Feinstoffliche Welt begleitet haben. Außer den bemerkten Erschütterungen gab es auch noch viele andere Erscheinungen. Ist es erstaunlich, dass ein irdisches Ereignis mit einem kosmischen verbunden ist? Überhaupt nicht, die Menschen sollten im Gegenteil bemerken, dass alle Ereignisse miteinander verbunden sind. Es ist unerlässlich, endlich die Einheit des Kosmos anzuerkennen.

      Viele Erscheinungen begleiten jede Stufe der Evolution. Die Menschen jedoch erweisen sich an solchen feierlichen Tagen als besonders starrsinnig. Sie erinnern an Reisende, die an ihrem Bestimmungsort angelangt sind und sich weigern, aus dem Wagen zu steigen.

      Genau das gleiche geschah während der Vollendung der Heldentat des Großen Wanderers; die Menschen wollten nicht aus ihren Reisewagen steigen, sie wollten die erstaunliche Erscheinung vor ihren Augen nicht sehen. Es geschah ein nie dagewesenes Unrecht, und niemand eilte, die Umgebung auf das entsetzliche Geschehen aufmerksam zu machen.

      Der Große Lehrer selbst besaß die Weisheit des Perikles[85], um von der Menge keine Gerechtigkeit zu erwarten. Er, der so viel gegeben hatte, spürte, dass die Angemessenheit verletzt war. Er warnte die Menschen nur davor, ihr Karma zu überlasten. So wusste der Lehrer, dass Sein Weg unvermeidlich war, und setzte daher Seine Lehrtätigkeit aus der Feinstofflichen Welt fort. Doch gerade diese Lehren wurden nirgends niedergeschrieben. So offenbarte sich ein weiteres Beispiel von Unrecht.

       In den Aufzeichnungen sind nur ganz kurze Andeutungen der Besuche des Lehrers aus der Feinstofflichen Welt zu finden. Noch nicht einmal die ergebenen Schüler fanden eine Möglichkeit, darauf hinzuweisen, dass die größten Eröffnungen vom Lehrer erst im Feinstofflichen Körper gegeben wurden. Ein solcher Hinweis wäre indessen außerordentlich wichtig für die ganze Welt gewesen. Der Lehrer bestand nicht darauf, denn Er sah, dass der Raum Seine Testamente besser hüten würde.

       So warnen wir auch jetzt vor kosmischen Spannungen, doch nur wenige hören zu. Wir weisen auf ungewöhnliche Erscheinungen hin, doch die Menschen halten sie für zufällig. So vollzieht sich ein Beispiel mangelnder Angemessenheit.

 

       165. Urusvati weiß, wie viele unterschiedliche Eigenschaften für die Vervollkommnung erforderlich sind. Manchmal ist diese Sammlung von Eigenschaften dem menschlichen Verstand schwer fassbar. Nehmen wir beispielsweise die Unbändigkeit des Josua[86], der ein zügelloses Volk führen musste. Er durfte sich nicht von schönen Aufgaben hinreißen lassen, sondern musste seinen Willen auf die Führerschaft konzentrieren, die nicht nur für ihn, sondern auch für das ganze Volk mit unaufhörlichen Gefahren verbunden war.

       Man kann sich einen Hirten vorstellen, der seine Herde durch ein Dickicht führen muss. Wie viele Zweige muss er abschlagen, um seinen Pfad fortsetzen zu können! Wie viele Steine muss er aus dem Weg räumen! Der Hirte hat die Aufgabe, seine Herde durch das Dunkel zu führen, doch viele wilde Tiere drohen und die Axt des Hirten ist nicht überflüssig – so ist der Weg des Führers. Er sammelt Kühnheit, Entschlossenheit, Streben und Selbstaufopferung an.

       Nun lasst uns den Weg eines anderen Geistesführers und Schöpfers betrachten, nach dessen Namen eine ganze Epoche der höchsten Errungenschaften benannt worden ist. Die Epoche des Perikles wurde eine der verfeinertsten Erscheinungen. Wissenschaft und Schöpfertum lagen dem Streben des Volkes zugrunde. Perikles kannte sowohl den Aufstieg als auch die Schläge des Schicksals. Um ihn sammelten sich die besten Geister. Diese Philosophen hinterließen der Menschheit eine ganze Epoche des Denkens. Unter den Freunden des Perikles kann man auch den Großen Wanderer nennen, der den unvergesslichen Zauber einer Epoche des Wissens und der Schönheit in sich aufnahm. Solche Grundlagen bestätigen auch die Selbstaufopferung und lenken zur Heldentat.

       Man kann bemerken, wie die besten Geister miteinander verbunden werden, um sich dann auf dem Feld der Arbeit zu treffen. Äußerst aufmerksam muss man die Aufspeicherung der verschiedenen Fähigkeiten betrachten, in dieser Aufeinanderfolge kann man die Züge der Weltarchitektur finden.

 

       166. Urusvati weiß, wie dürftig die Zeugnisse der Geschichte über die bedeutendsten Tatmenschen sind. Doch noch etwas anderes als nur menschliche Ungerechtigkeit trägt zu dieser Dürftigkeit der Nachrichten bei. Denkt ihr nicht, dass die großen Tatmenschen selbst solche Eintragungen in Papyrusrollen vermieden?

      Wahrhaftig, die Großen Lehrer wünschten keine Lebensbeschreibungen und vernichteten mitunter sogar Chroniken, die Sie betrafen. Man kann sehen, dass die Grundlagen Ihrer Lehren geblieben sind, die Lebensweise jedoch nicht festgehalten wurde. Auch heute geben Wir den Charakter der Lehre, brauchen aber nicht die kleinen Züge mit einzubringen, die alltäglich gedeutet werden würden.

       Wenden wir uns dem großen Philosophen Anaxagoras[87] zu. Die Grundlagen Seiner Lehre, die über viele Jahrhunderte hinweg etwas Neues darstellten, sind bekannt. Auch heute kann die Lehre von der Unzerstörbarkeit der Materie als grundlegendem Stoff nicht als veraltet angesehen werden. Ebenso könnte Seine Vorstellung von der Höchsten Vernunft auch von den modernsten Wissenschaftlern vorgebracht werden.

      Man kann sehen, wie wenig die Lebensbeschreibung des Philosophen Seinen Charakter als Mensch wiedergegeben hat. Indessen war Er ein bedeutender Repräsentant seiner Epoche. Er nahm die Verfeinerung des griechischen Denkens in sich auf. Er schätzte die Kunst, und oftmals half Er Perikles durch Seine Ratschläge. Auf diese Weise war Er der innere Hebel vieler Maßnahmen. Er besaß genügend Würde, um andere zu schützen und die Verbannung einem Verlust der Ehre vorzuziehen.

       Ich bestätige, dass man eine glänzende Würdigung Seines Schaffens geben könnte, doch Er wünschte nicht, dass vorübergehende Ereignisse festgehalten wurden. Schon damals fühlte Er im Inneren des Herzens Seine zukünftige Heldentat voraus. Viele Große Lehrer verbanden die Lehre mit Ihrem zukünftigen Weg. So kann man eine ganze Perlenkette kostbarer Leben erkennen. Man darf sich dabei nicht wundern, dass einige ihrer Glieder mehr ins Dunkel getaucht sind; solche Schwellen führten nur zu einer verstärkten inneren Aufspeicherung.

 

       167. Urusvati weiß, dass Verfolger den Großen Lehrern hinterherziehen wie Staub einem Reiter. Es ist überaus lehrreich, nicht nur die Anhänger eines Lehrers zu beobachten, sondern auch Seine Verfolger. Dabei lassen sich Wesen erkennen, die im Verlauf mehrerer Leben hartnäckig bemüht waren, dem Guten zu schaden, das durch eine Lehre überbracht wurde.

       Man wird fragen: Können die Verfolger des Guten in den Schichten der Feinstofflichen Welt sich denn nicht von der Vergeblichkeit ihrer düsteren Bemühungen überzeugen? Doch ihre Führer schlafen nicht. Man muss die uralten Überlieferungen über Dämonen verstehen, die mit ihren Flügeln das Licht vor den Schülern verbargen. Wahrhaftig, auch in den niedersten Schichten der Feinstofflichen Welt kann eine solche Verdeckung des Lichts erfolgen. Sie vollzieht sich ebenso auf der Erde. Die Verfolger der Lehre des Guten eilen nicht nur, bewusst zu schaden, sondern werden auch ungewollt zum starken Magneten der Lehre hingezogen und toben daher umso wütender.

       Beispiele solchen Wahnsinns lassen sich in verschiedenen Epochen beobachten. Vernünftige Menschen haben solche Verfolger des öfteren gefragt, was sie denn veranlasse, so grimmig und unnachgiebig die ihnen verhasste Lehre zu schmähen. Die Antwort war fast immer die gleiche. Sie bekräftigten, in ihrer Schmähung nicht aufhören zu können. Und ein solches Streben zeugt bereits von Besessenheit.

       Es ist üblich, Verräter als Judasse zu bezeichnen, als Symbol eines der wütendsten Verräter. Man muss betrachten, ob Judas nicht schon in vorhergegangenen Leben genau derselbe düstere Ausführer des Bösen war. Man muss darauf achten, wie in den besten Epochen Griechenlands die Giftschlangen des Verrats hervorgekrochen waren. Man könnte ihre Namen nennen, doch ist es nicht nützlich, Worte auszusprechen, die nur Verrat kennzeichnen. Man muss nur nachdrücklich klarstellen, dass jede große Lehre Verräter hat, hinter denen die Flügel der Dämonen aufragen.

       Urusvati hat vor kurzem gesehen, wie ein finsterer Hierophant sich zu nähern versuchte, doch Unsere feurigen Pfeile schlugen ihn zurück, und seine Hand empfing den Stempel eines Blitzes.

 

       168. Urusvati weiß, dass jede gute Handlung ein Teilchen des Chaos verwandelt, weshalb jedes gute Werk von Uns ein Verbrennen des Chaos genannt wird. Diese Metapher hat eine reale Grundlage. Im Ausbruch zum Guten, zum Licht, werden die besten Feuer entzündet, und diese offenbaren das Chaos in einem neuen, gereinigten Aspekt.

       Die Menschen denken bisweilen, dass Zusammenarbeit mit der Bruderschaft die Wut der Finsternis auf sie stürzt – was eine unrichtige Vermutung ist. Weitaus genauer muss man sagen, dass alles geschaffene Gute die Wut der Finsteren anzieht.

       Es werden sich wahrscheinlich Kleinmütige einfinden, die sagen: Wegen unseres Wohlergehens werden wir nichts Gutes schaffen. Groß ist die Zahl solcher Menschen, die sich vom Guten abgewandt haben. Sie haben ihr Herz vom Guten weggerissen. Sie haben ihre Feuer gelöscht und sind in Dämmerung versunken. Doch die Phantome der Dämmerung sind höchst widerwärtig. Wer das Gute fürchtet, versinkt im Chaos.

       Der Große Wanderer lehrte, das Gute zu lieben. Seine Lehre ist vielfach entstellt worden. Noch nicht einmal die einfachsten Worte der Lehre wurden bewahrt, und die Menschen verstanden es, die Wahrheit für ihre Handelsgeschäfte zu verdrehen. Die Vertreibung der Händler aus dem Tempel bleibt ein warnendes Symbol, doch muss der Tempel im Geist bestehen. Das heißt, das Krämertum muss im Geist ausgetrieben werden. Niemand wird den Tausch der Lebensgüter verbieten wollen, doch mögen die Händler ihr Geschäft im Licht der Feuer des Herzens verfolgen. So können die wichtigsten Lebensgrundlagen vom Glanz des Guten erhellt werden.

       Ich höre böses Gelächter. Das Chaos erzittert und hofft, dass seine Diener nicht zurückweichen. So zieht der Gedanke an das Gute auch den Krampf des Bösen herbei. Fürchten wir auch die entsetzlichste Grimasse des Bösen nicht, sondern vergrößern wir nur unseren Vorrat des Guten.

 

       169. Urusvati weiß, dass sowohl die Verbrenner als auch die Schöpfer des Chaos hier auf der Erde leben. Die Vernichtung des Chaos findet hier statt, und nicht in den überirdischen Sphären. Die Anhäufung des Chaos erfolgt ebenfalls hier. Es sind nicht Dämonen, sondern die Menschen, die sich bemühen, das Chaos zu vermehren und bis zur absoluten Finsternis zu führen. Urusvati hat das Gefühl dieser absoluten Finsternis verspürt. Die dabei auftretende Schwermut ist mit nichts zu vergleichen.

       Ein besonderer Fehler der Menschen besteht darin, dass sie glauben, das Offenbarte sei dem Chaos unzugänglich. Ein Fehler liegt auch in der Darstellung der Sphäre in einem Kreis[88], da eine solche symbolische Form die Menschen glauben macht, das Chaos könne nicht in die offenbarte Welt eindringen. Die Ströme des Chaos streben danach, das Gleichgewicht zu stören, so wie die Strahlen des Lichts es wiederherstellen.

      Die Finsternis versucht wie giftige Ströme das Streben des Gedankens zu behindern. Man muss diesen Hinweis sehr realistisch verstehen. Der Strom des Gedankens kann tatsächlich erschwert werden, und dann muss man die Energie verzehnfachen. Doch eine solche zusätzliche Anwendung übermäßiger Kraft bedrückt das Herz.

       Gerade der Große Wanderer lehrte die Notwendigkeit des Gleichgewichts. Man könnte fragen, ob Er auf die Kosmogonie hingewiesen habe. Er bestätigte nur die Existenz einer Vielzahl von Welten und lenkte das Denken auf das Allerhöchste. Eine solche Bestätigung war notwendig für das Volk, denn in der Folgezeit sahen die Menschen die kleine Erde als einzige Wohnstätte der Menschheit an. Auch heute versuchen viele noch, das Denken allein auf die Erde zu begrenzen. So rief der Lehrer zur Erkenntnis des großen Weltengebäudes auf.

       Die Erscheinung von Wesen der Feinstofflichen Welt bestätigte der Lehrer nicht nur einmal, besonders in Seinen letzten Gesprächen.

 

       170. Urusvati weiß, dass in Bezug auf Fragen der Kosmogonie und der Religion besondere Zweckentsprechung offenbart werden muss. Man sollte das Wort des Großen Wanderers schätzen, dass Er gekommen sei, um das frühere Gesetz zu erfüllen.

      Viele kamen mit der Frage zu Ihm, ob die Erde flach sei. Er antwortete: „Für euch ist sie eine Scheibe.“ So antwortete Er in allem dem Bewusstsein entsprechend. Man möge die Einfachheit und Feinheit Seiner Antworten studieren. Man muss im Gedächtnis behalten, dass es nach dem Vermächtnis der Bruderschaft vor allem notwendig ist, dem Bewusstsein entsprechend zu sprechen. Nur in den Gedanken konnte der Lehrer die Ketten der Vorurteile zerschlagen, doch Seine Worte entsprachen dem Bewusstsein Seiner Zuhörer.

       Unter Seinen Testamenten gab es überaus tiefgründige, doch die Zuhörer nahmen sie ihrem Niveau entsprechend auf. Das Los des Lehrers war in allen Jahrhunderten das gleiche; Er musste mit dem Niveau der Schüler Geduld und Mitleid haben. Unzählige Male musste Er dieselben Fragen berühren und durfte den Fragenden nicht verärgern, indem Er ihn daran erinnerte, dass die gestellte Frage schon vor Langem beantwortet worden war. Man möge sich das Niveau der Fragesteller vorstellen, dann kann man über die unerschöpfliche Geduld des Lehrers nur erstaunt sein.

       Es ist notwendig, viele Existenzen zu durchleben, um eine solche Geduld anzusammeln und zu verstehen, worin die Hilfe für die Menschheit besteht. So erwächst auch die Liebe zur Menschheit, nicht zu einzelnen Menschen, sondern zur gesamten Menschheit, die doch den freien Willen besitzt. Man kann sich angesichts des Missbrauchs dieser höchsten Gabe vielfach quälen, doch desto mehr reift der Entschluss, den Irrenden zu helfen. So kann man sich das innere Leben des Lehrers vorstellen.

       Man muss die Freude an der Heldentat verstehen, die im Herzen desjenigen lebt, der zur Rettung der Menschheit gesandt wurde. Wir scheuen nicht davor zurück, diesen Dienst als Rettung der Menschheit zu bezeichnen.

 

       171. Urusvati weiß, dass die Menschen sich mit ihrem freien Willen ihre Existenz in der Feinstofflichen Welt schaffen. Wenn der Wille rein und tapfer ist, wenn die uranfängliche Energie keinen niederen Beweggründen unterworfen ist, kann der Übergang in die Feinstoffliche Welt leicht sein und man vermag die höheren Sphären zu erreichen.

      Wahrlich, der Mensch schafft sich sein Schicksal, so sprach auch der Große Wanderer. Er bestätigte, dass sich auf dem Weg in die höheren Sphären eine Vielzahl von Händen ausstrecken, um den Flug zu verhindern, doch der Wille und die uranfängliche Energie erlauben es nicht, den Strebenden aufzuhalten.

       Einen reinen Willen kann sich der Mensch unter allen Umständen anerziehen. Die psychische Energie kann bei allen Ereignissen bewahrt werden. Dem Menschen, ob klein oder groß, ist gleichermaßen der freie Wille verliehen. Jeder Mensch ist mit dieser höchsten Gabe ausgestattet, was heißt: Er hat es selbst in der Hand, sie anzunehmen oder den anvertrauten Schatz wie ein Sklave zu vergeuden. Jeder besitzt ausreichend psychische Energie, um den Flug in die Feinstoffliche Welt unerschrocken auszuführen. Vor allem aber muss man die Angst vor dem Unbekannten überwinden; anders gesagt, man muss versuchen, wenigstens teilweise die Feinstoffliche Welt zu erkennen.

       Jeder kann Informationen über die unsichtbare Welt finden. Sogar nicht übermäßig Bestrebte werden Hinweise auf die Existenz der Feinstofflichen Welt finden, wenn sie nur den freien Willen in diese Richtung schärfen. Doch die Menschen erschrecken bei dem Gedanken, dass ihr Heim sich nicht auf der Erde befindet, sondern irgendwo im Raum.

       Ein Lehrer muss das Denken der Schüler in Richtung der fernen Welten entwickeln.

 

       172. Urusvati weiß, wie tief sich Worte in ein Kinderherz einprägen. Besonders bis zum siebenten Lebensjahr ist es möglich, die Erinnerung an die Feinstoffliche Welt hervorzurufen. Kinder spüren, dass sie diese besondere Art des Lebens erfahren haben. Es ist nützlich, Kinder zu fragen, ob sie sich nicht an etwas Besonderes erinnern. Solche Berührungen werden Öffnung der Erinnerung genannt. Auch wenn die Erinnerung an die Vergangenheit mit den Jahren wieder abklingt, werden dennoch Funken einer herrlichen Existenz verbleiben.

       Der Große Wanderer liebte es, die Erinnerung zu öffnen. Er ließ die Kinder zu sich kommen und befragte sie nicht nur, sondern berührte sie auch mit der Hand, um die Klarheit der Erinnerung zu verstärken. Er liebte die Kinder nicht nur, sondern sah in ihnen den Fortschritt der Menschheit. Er tat recht, sich den Kindern zuzuwenden, als wären sie Erwachsene, denn in dem Moment, da die ferne Vergangenheit oder die Feinstoffliche Welt in der Erinnerung aufkommen, wird der Geist erwachsen.

      Niemals werden Kinder jemanden vergessen, der sich ihnen als Gleichgestellter näherte. Eine solche Erinnerung werden sie das ganze Leben über bewahren. Vielleicht haben die Kinder den Lehrer sogar besser im Gedächtnis bewahrt als die von Ihm Geheilten. So muss man sich vor Augen halten, dass die Kleinen diejenigen sind, die das Leben fortsetzen werden, und jeder sollte ihnen seine Erfahrungen mitteilen.

      Noch weiser wird es sein, die Erinnerung an die Feinstoffliche Welt zu wecken. Ein zutiefst geistiges Leben wird sich dort gestalten, wo die Funken der Existenz der Feinstofflichen Welt aufleuchten, und der Verkehr mit der unsichtbaren Welt wird leichter.

       Die Erscheinung des Lehrers im feinstofflichen Körper festigte die Schüler in der Erkenntnis der Realität der Unsichtbaren Welt. Nicht alle konnten die Existenz dieser Welt erfassen, doch das Fenster wurde jedenfalls einen Spaltbreit geöffnet.

 

       173. Urusvati weiß, dass die Menschen nicht aktiv warten können. Der Große Wanderer lehrte, frei von Gedanken zu warten, damit die Erwartung das ganze Wesen erfülle. Bei Anwendung eines solchen Maßes wird die Erwartung nicht von Gedanken eingegrenzt. Der Mensch weiß allzu gut, was er will, wonach er strebt und womit sein Bewusstsein verbunden ist. Aus dieser Quelle schöpfte der Große Wanderer Seine Unüberwindlichkeit.

       Nicht mittels des Verstandes, sondern durch das Herz wusste Er, wie schwer es ist, den Menschen ein neues Bewusstsein zu geben. Innerhalb der Grenzen des Verstandes lässt sich vieles leicht erkennen, doch das Herz lehrt, wie sehr die Menschen sich an ein veraltetes Bewusstsein klammern.

      Es wurde gesagt, dass man dem Bewusstsein entsprechend geben muss. Wie soll man aber vorgehen, wenn anstatt eines Bewusstseins ein schwankendes, zottiges Knäuel von lauter Tand zutage tritt? Der Lehrer musste ständig Binsenweisheiten wiederholen, darin lag Seine größte Tragödie während aller Jahrhunderte. Nur ein in vielen Leben gestähltes Bewusstsein überschreitet alle Schlaglöcher der menschlichen Pfade.

       Die Aufgabe eines Lehrers ist schwer, und umso schwerer, als die Hierarchie von den meisten falsch verstanden wird. Das alles wusste der Große Wanderer und eilte zur Vollendung Seiner Heldentat. Eine Heldentat vollendete sich im Verlauf eines Jahrhunderts, eine andere in wenigen Jahren. Auf welcher Waage wollte man solche Dienste wiegen?

       Die Gaben der Wahrheit sind mit irdischen Maßen nicht zu wiegen. Doch die Freude ist groß, dass solche Gaben vorkamen. Sie lehren die Menschheit das Streben zu einer Erneuerung des Bewusstseins in allen Jahrhunderten.

 

       174. Urusvati weiß, wie falsch symbolische Redewendungen ausgelegt werden. Man kann daran erinnern, dass die historischen Worte von dem Schlag auf die linke und die rechte Wange[89] zu vielen Irrtümern geführt haben. Tatsächlich wird das Gesagte sinnlos, wenn man es körperlich auffasst. Doch dieses Vermächtnis wurde mit einem geistigen Sinn gegeben. Bei innerem Gleichgewicht können die Versuche des Bösen nämlich keinen Schaden anrichten.[90] Der Große Wanderer selbst besaß menschliche Würde und wusste aus den Lehren Indiens, dass niemand den menschlichen Geist erschüttern kann.

       Wir erkennen es als eine besondere Errungenschaft an, wenn ein Mensch in Erfolg und Misserfolg unbeirrbar das erwählte Ziel verfolgt. Doch dafür ist es notwendig, ein Ziel zu erwählen und zu verstehen, dass es abseits davon keinen Fortschritt geben kann. Aus einer solchen Überzeugung bildet sich die Heldentat. Einige Heldentaten werden von jedem Menschen gefordert. Schon der Begriff „Heldentat“ sollte begrüßt werden, nicht jedoch in Schrecken versetzen.

       Der Große Wanderer lehrte über die Beschaffenheit der Heldentat: „Jeder, der die Qualität seiner Arbeit verbessert, vollbringt bereits eine Heldentat. Selbst wenn er dabei nur für sich arbeitet, kommt er nicht umhin, auch anderen damit Nutzen zu bringen. Arbeit an sich besitzt schon die Eigenschaft, dass durch sie irgendjemand einen Nutzen erfährt. Nicht nur auf der Erde erfreut man sich der Qualität der Arbeit, sondern auch in der Feinstofflichen Welt richtet man besondere Aufmerksamkeit auf die herrliche Arbeit.“

       Weiter sagte Er: „Nach der Art des Sonnenaufgangs beurteilt ihr den ganzen Tag. Ihr bemerkt, wenn der Morgen bewölkt oder klar, wenn die Sonne rot oder verschleiert ist. Ebenso kann man im Leben schon vom Kindesalter an die Entwicklung des menschlichen Wesens vorhersehen. Man kann beobachten, dass in ihm alles angelegt ist, was später zutage tritt. Wer von Kindheit an gerne arbeitet, wird auch ein Arbeiter bleiben.“

       Eine arbeitsame oder eine untätige Natur ist in den vorhergegangenen Leben angelegt worden. Viele befinden sich in der Feinstofflichen Welt, ohne die Freude an der Arbeit zu lernen. Ich bestätige, dass die Qualität der Arbeit auch den weiteren Aufstieg gestaltet. Es ist falsch zu glauben, dass nur Könige aufsteigen, Bauern aber absteigen. Qualität der Arbeit kann unter allen Umständen erreicht werden.

       Ebenso lehrte der Große Wanderer die Überlegenheit des Wissens über die Unwissenheit. Wissen ist die Folge großer Arbeit. Das Volk kann keinen Erfolg haben, wenn es nicht zur Erkenntnis eilt. Doch nur wenige sind in der Lage, dem Volk zu Erkenntnis zu verhelfen, und diesen Persönlichkeiten erweisen Wir Verehrung. Jeder von ihnen hat nicht nur das bereits Geschriebene durchgelesen, sondern auch schon Tropfen seiner eigenen Erkenntnis hinzugefügt. Diese Tropfen sind eine Gabe der Unbegrenztheit.

 

       175. Urusvati weiß, dass Aufklärung bringende Arbeit dem Spott und der Lästerung ausgesetzt ist. Ihr wisst dies sehr gut, doch Ich spreche erneut davon, da der Große Wanderer ständig gefragt wurde, aus welchem Grund gerade die besten Taten von den Menschen abgewiesen werden.

       Er bereitete die Schüler darauf vor, diesen Spott tapfer hinzunehmen. Er sprach: „Die Finsternis kämpft mit dem Licht; sie versucht, ihr Besitztum zu wahren. Wir geraten vor der Finsternis in Entsetzen, doch sie hasst uns. Ist es etwa möglich, das Licht mit der Finsternis auszusöhnen? Kann man denn der Finsternis dienen, wenn man sich als Lichtträger ansieht?“ So zeigte der Lehrer auf, dass man nicht diesen beiden Prinzipien gleichzeitig dienen kann. Er musste die Schüler darauf hinweisen, dass es jedem von ihnen obliege, den Dienst am Licht durch persönliche Heldentat zu verkörpern.

       Ein solcher Dienst kann nicht verstanden werden, wenn nicht auch die Zweckmäßigkeit erkannt wird. Doch dieser Begriff kann aufgenommen werden, wenn der Geist seine Bestimmung kennt. Tapferkeit und Weisheit erwachsen aus dem einen Begriff des Heils.

       Der Mensch trägt den Maßstab für das Wesen seiner Taten in sich selbst. Es ist unmöglich vorherzusagen, wie und wann die entscheidende Stunde heraufkommt, doch in unserem Herzen wissen wir, wann sich die Frist erfüllt. Nur Weisheit und Tapferkeit verhelfen dazu, die ganze Verantwortung für den Nutzen der ganzen Menschheit zu verstehen.

       Der Große Wanderer bewies, wie zweckentsprechend Er zur Heldentat schritt.

 

       176. Urusvati weiß, wie unerwartet sich das Mosaik des Lebens zusammenfügt, doch diese Unverhofftheit gibt es nur auf der irdischen Ebene. Oft spricht oder schreibt ein Mensch in einer bestimmten Absicht, von den Höheren Kräften wird er jedoch zu einem ganz anderen Ziel hin gelenkt. Der Mensch denkt, er würde in der von ihm gewünschten Richtung Erfolg haben, doch in Wirklichkeit gelingt ihm ein viel größerer Erfolg auf einem für ihn unerwarteten Gebiet. Er schreibt einer bestimmten Person, doch die Folgen ergeben sich von unverhoffter Seite.

       Nicht selten berücksichtigen Wir vielfältige Folgen einer einzigen Handlung. Zählten Wir alle Folgen auf, der Mensch könnte in Verwirrung geraten. Er würde versuchen, sich eingrenzen, und dadurch seine psychische Energie schwächen. Nur durch Erweiterung des Bewusstseins kann man einen weiten Horizont erlangen.

       Der Große Wanderer lehrte die Erweiterung des Bewusstseins. Wiederholt sagte Er: „Öffnet eure Augen und Ohren.“ Natürlich riet Er nicht nur Seiner Unterweisungen wegen, die Ohren zu öffnen, sondern wies darauf hin, welch ein vertieftes Verstehen man sich bei Erweiterung des Bewusstseins aneignen kann. Man kann ein Seil jedoch nicht durch ein Nadelöhr fädeln. Eine große Botschaft passt nicht in ein kleines Ohr.

       Man kann sich vorstellen, wie viele Seiner Unterweisungen nicht in die Ohren der Zuhörer eingingen! Vieles blieb nur lückenhaft im Gedächtnis. Der Zusammenhang ging verloren und damit auch der grundlegende Sinn. Ich sage nicht, dass der Sinn verkehrt wurde, die Schönheit des Wortes aber wurde ausgelöscht. So erfuhren die Gedanken vieler Großer Lehrer eine Entstellung.

       Auf den Gesetzestafeln des Raumes sind die Gedanken der Lehrer besser verwahrt worden. Wie segensreicher Tau senken sie sich hernieder auf jene, die sie aufnehmen können. In diesem Wissen haben die Lehrer sich nicht von den irdischen Entstellungen betrüben lassen. Das, was bestimmt ist, wird kommen, und das offene Herz wird es aufnehmen.

       Das menschliche Denken wächst ebenso im Raum. Jeder heldenhafte, selbstaufopfernde Gedanke ist bereits der Samen einer zukünftigen Welt. Nicht nur die Großen Lehrer, sondern jeder Denker im Kosmos kann ein Erbauer des Guten sein.

       Die Menschen wollen sich nicht in das Denken über die fernen Welten vertiefen. Indessen würden gerade solche Gedanken das Bewusstsein in bester Weise reinigen. Auf den räumlichen Pfaden gibt es weder Neid noch Feindseligkeit noch Grobheit.

       Der Große Lehrer richtete oftmals den Blick der Schüler auf die Sterne: „Es gibt viele Häuser und überall ist Leben.“ Er wünschte, dass die Schüler die Unbegrenztheit lieben lernten.

       Alle Unsere Schwestern und Brüder lieben die Zwiesprache mit den fernen Welten. Wenn Schwester Urusvati ihre Augen auf einen strahlenden Planeten richtet, erinnert sie sich ihres Fluges und erfreut sich der fernen Welten.

 

       177. Urusvati weiß, dass Phänomene nicht immer zustande kommen können. Außer kosmischen Ursachen und Einbrüchen verneinender Kräfte aus der Feinstofflichen Welt kann es auch Einwirkungen des sogenannten Unglaubens geben. Es ist schwer, eine Grenze zwischen Unglauben und Zweifel zu ziehen, denn diese beiden Giftschlangen stammen aus demselben Nest.

       Der Große Wanderer lehrte oft, dass entsprechend dem Glauben gegeben wird. Vergessen wir nicht, dass Christus manche Wunder wegen Unglaubens nicht vollbringen konnte, worauf man einige Hinweise finden kann. Heute würden Wissenschaftler das Wort „Unglauben“ durch „Ablehnung der Autorität“ ersetzen. Es ist gleichgültig, welche Ausdrücke verwendet werden, der Sinn ist derselbe. Die Unterbrechung des Energiestroms stört selbst die mächtigsten Sendungen.

       Diese physische Erscheinung lässt sich beobachten, angefangen bei den alltäglichsten Situationen. Wenn Wir vor Zweifel warnen, sprechen Wir von einem physischen Gesetz. Die Menschen können die stärkste Hilfe zurückweisen, da ihr freier Wille die günstigsten Umstände vernichten kann. Ein Mensch gerät in Zorn und stößt die Hand zurück, die ihn vor dem Fall bewahren will. Der Lehrer muss vor dem Schaden des Zweifels warnen.

       Man kann daran erinnern, dass Schüler an der Kraft des Lehrers zweifelten und unverzüglich einen Schlag erhielten, der dann Schicksal genannt wurde. Doch eine solche Definition ist nicht richtig. Welches Schicksal liegt denn darin, wenn der Mensch die heilsame Verbindung zerreißt!

       Es muss wahrhaft geschätzt werden, dass der Große Wanderer so offen die Grundlage des Glaubens als lebendige Ursache des Fortschritts bestätigte. Der Lehrer war von großem Wissen erfüllt und übergab es in einfachen Worten.

 

       178. Urusvati weiß, dass Verfolger sich manchmal in Mitarbeiter verwandeln. Man kann auf Beispiele verweisen, in denen gerade Verfolger zu Säulen der von ihnen verfolgten Lehre wurden.[91] Ein Lehrer beobachtet immer forschend Seine Verfolger. Ihre Kraft kann sich als so wesentlich erweisen, dass es nur eines einzigen Funkens bedarf, um das Feuer des Heils zu entfachen.

       Gewöhnlich entwickelt sich Zorn aus Unwissenheit. Der Große Wanderer sagte: „Wenn Hunde von ihrer Kette gelöst werden, stürzen sie sich auf den ersten, dem sie begegnen.“

      Der Lehrer merkte mehr als einmal an, welcher Nutzen aus der Bekehrung einiger Zweifler entstehen kann, doch ein anderes sei das Verhalten gegenüber Verrätern. Der Lehrer sprach: „Wenn ein Mensch schon als Hüter von Schätzen zugelassen wurde und sie dann stiehlt, kann ihm kein Vertrauen mehr geschenkt werden. Er hat sich dann selbst ein schweres Schicksal bereitet, das ihn manchmal schnell ereilt, doch besonders schwer ist es, wenn das, was bestimmt ist, auf sich warten lässt.“

       So bestimmte der Lehrer das Maß des Verrates. Er wusste von dem bevorstehenden Verrat und tröstete die Schüler, die den Verräter bereits verdächtigten. Das Wesen der Entwicklung des Zorns kann nicht unterbunden werden, der Strom muss sich ergießen. Doch schwer ist das Karma des Verräters! Es ist das schwerste unter den irdischen Verbrechen.

 

       179. Urusvati weiß, dass die Menschen den Abgang aus den irdischen Sphären in ferne Welten verurteilen. Sie bezeichnen ihn als Abtrünnigkeit oder sogar als Feigheit, da sie annehmen, dass alle mit der Erde zugrunde gehen müssten. Bei solchen Verurteilungen vergessen sie, dass es selbstaufopfernde Helden geben kann, die das kosmische Gleichgewicht herstellen. Sie erweisen sich damit auch als Retter der Menschheit, indem sie den überirdischen Weg verwirklichen.

       Wir nennen jenen ein Strebendes Licht, der eine Arbeit in einer fernen Welt unter ungewöhnlichen Bedingungen übernommen hat. Eine solche durchaus nicht leichte Aufgabe kann man als Heldentat bezeichnen. Nicht zufällig, sondern aufgrund langer und tiefgehender Überlegung entschied der Denker[92], Erkenntnis von einem neuen Planeten zur Erde zu bringen. Man darf Ihn nicht einen Abtrünnigen nennen, im Gegenteil, Er wusste, dass Ideen die Welt lenken und der Gedanke keine Grenzen kennt; auf diese Weise kam ein neuer Verkehr zustande.

       Neu an einem solchen Abgang in eine ferne Welt ist natürlich nicht der Umstand des Abgangs selbst, sondern neu sind die bewusste Beziehung und die Übernahme einer derart verantwortungsvollen Aufgabe. Die ferne Welt kann für den Lehrer nicht leicht sein, schon aufgrund der dortigen physischen Bedingungen, besonders bei Bewahrung der Zusammenarbeit mit der Bruderschaft.

       Die irdischen Strahlen können unter den gegebenen Umständen nicht leicht sein. Der Planet ist krank und das Gleichgewicht gestört. Bei gewöhnlichem irdischem Verkehr können alle möglichen Umstände Einfluss nehmen, doch noch viel unterschiedlicher ist die Atmosphäre einer fernen Welt.

       Der Lehrer hatte bereits lange über die fernen Welten nachgedacht. Er ließ sich in die Sklaverei geben, um so den irdischen Weg schneller beenden zu können. Er erfuhr das volle Maß der irdischen Anspannungen, und es gelang ihm, während Seines letzten irdischen Lebens umfangreiche Erfahrungen sammeln. Man kann bemerkenswerte Zeitgenossen nennen, mit denen Er verkehrte und gemeinsam das Denken stählte.

 

       180. Urusvati weiß, wie sehr die Menschen selbst höchste Offenbarungen herabzusetzen und zu begrenzen versuchen. Der Denker sprach: „Von den Himmeln aus wird eine heilsame Hülle über die Erde ausgebreitet, doch anstatt sich zu ihr zu erheben, wenden die Menschen alle Anstrengung auf, sie herunterzuziehen. Sie kommen nicht auf den Gedanken, dass im irdischen Schmutz selbst das Heilsamste seine Kraft verliert.“

       Einst kam ein Freund zum Denker und erzählte Ihm einen Traum. „Stell dir vor, ich träumte, dass ein Bekannter alle Dinge in meinem Hause umstellte. Es ist nur seltsam, dass dieser Mensch weit entfernt lebt.“ Der Denker antwortete: „Es mag sein, dass er gedanklich in dein Haus eindrang. Die Kraft des Gedankens nämlich vermag Gegenstände zu bewegen.“

       Ebenso fragte man den Denker, warum sich auf den Bergen so rasch Wolken bilden. Er sprach: „Außer den Kräften der Natur können dabei auch menschliche Gedanken eine Wirkung ausüben.“ So lehrte Er bei jeder Gelegenheit die Kraft des Gedankens. Viele konnten die jedem Menschen eigene Macht nicht verstehen, dennoch wurde das menschliche Denken bereichert.

       Als man den Denker fragte, warum Er in Seinen Schriften nichts von der Kraft des Gedankens erwähne, antwortete Er: „Es wird eine Zeit kommen, da die Menschheit zur Anerkennung auch dieser Wahrheit bereit sein wird, doch jede vorzeitige Übergabe würde nur zu einem Hindernis. Mögen die Menschen auf jeder Stufe der Leiter emporsteigen.“

 

       181. Urusvati weiß, wie wenig die Menschen den Vorteil der Zusammenarbeit anerkennen wollen. Der Denker lenkte die Menschen auf vielfältige Weise zu diesem rettenden Konzept hin. Er sprach: „Der Mensch ist ein Gemeinschaftswesen. Er kann nicht ohne Verkehr mit Gleichartigen leben. Er muss die allerwürdigste Form der Existenz anerkennen. Durch tierische Gewohnheiten wird er sich nicht vervollkommnen. Jeder Gedanke und jedes Wort sind bereits gemeinschaftliche Erscheinungen.“

       „Unflätige Reden und Schmähungen verseuchen die Atmosphäre und sind dem göttlichen Prinzip zuwider. Man kann den Körper der Sklaverei überantworten, doch nicht den Geist. Die Liebe zur Menschheit ist eine Folge der Entwicklung des Herzens und wird durch Denken erreicht. Weisheit kann nicht auf der Grundlage von Gedankenlosigkeit wachsen.“

       „Die Folgen von Zwietracht gleichen jenen einer schlimmen Krankheit und kommen erst allmählich zum Vorschein. Dummköpfe meinen, den Folgen entgangen zu sein, wenn sie am nächsten Tag vom Schlaf erwachen. Wer die Zusammenarbeit verletzt, sollte als ein Schädling am Gemeingut verurteilt werden; die Verbannung sei sein Los.“

       Ebenso lehrte Er: „Wenn ein Wanderer des Nachts an eure Tür klopft, so befragt ihr ihn und gebt ihm dann wahrscheinlich ein Nachtlager. Warum aber stoßt ihr in so harter Weise die Gedanken fort, die bei euch anklopfen? Ein Gast aus einem fernen Land wird immer willkommen geheißen, doch ein weiser Gedanke aus den fernen Welten wird vertrieben. Auf dem Markt sucht ihr nach Neuigkeiten, doch die Gesandten des Lichts lasst ihr auf der Schwelle warten.“

       „Mitbürger, ihr seid nicht gerecht. Für verfaulte Nahrung bezahlt ihr mit Gold, doch für die Nahrung der Seele ist es euch schon um ein Kupferstück leid. Jede Ungerechtigkeit ist bereits eine Zerstörung des Raumes.“

       „Mitbürger, wenn ihr aufhört, euch voreinander zu schämen, wendet euch vom gestirnten Himmel ab, denn er blickt vorwurfsvoll auf euch.“

       So waren die fernen Welten, der Gedanke und die Zusammenarbeit die bevorzugten Unterweisungen des Denkers.

 

       182. Urusvati weiß, wie schwer die Menschen sich Gefühlswissen aneignen. Das rührt von der Trennung des Gefühls vom Gedanken her; kann es aber ein Gefühl geben, das nicht auf der Grundlage des Gedankens ruht? Die Menschen vermischen den Prozess des Denkens mit der Blitzartigkeit des Gedankens. So lehrte der Denker.

       Er erkannte die Teilnahme des Gedankens am gesamten Weltaufbau an, doch diese einfache Bestätigung traf auf erbitterten Widerspruch. Als ob sie sich abgesprochen hätten, erkannten die Menschen die Kraft des Gedankens nicht an. Der Lehrer erlitt viel, gerade wegen der Lehre über den Gedanken.

       „Der Gedanke ist ein Blitz“, so sprach der Lehrer. „Ihr kennt seinen Entstehungsort nicht. Ihr könnt ihn nicht in Worte umsetzen. Der Gedanke schlägt im Bewusstsein ein, doch ohne Nachdenken kann er unoffenbart bleiben. Wie ein Samenkorn in einem Grab kann er ruhen, ohne zu wachsen. Es kann ein Jahrhundert dauern, bis der Same eines Gedankens aufkeimt. Solche vertrockneten Gedanken können dem Führer Verdruss bereiten, der rettende Zeichen in den Raum sendet.

       „Auf der Akademie muss vor allem die Kunst des Denkens studiert werden. Es ist notwendig, sich zu ständigem Denken zu erziehen und sich der Gedankenlosigkeit zu schämen. Merkt euch, dass Gedankenlosigkeit Chaos bedeutet. Es ist dem Menschen unmöglich, nicht zu denken, es besteht jedoch ein großer Unterschied zwischen diszipliniertem, harmonischem Denken und schwankender Gedankenlosigkeit. Ein solcher niedriger Zustand wirkt sich nicht nur auf den Menschen selbst aus, sondern auch auf den Raum. Darf der Mensch etwa den gesamten Raum verseuchen? Wird tatsächlich die Zeit kommen, in der die Menschen die Macht des Gedankens erkennen? Vielleicht werden wir uns schon in den fernen Welten befinden, wenn die Menschen den Gedanken als eine besondere Wissenschaft studieren.“

       So lehrte der Denker und verstand, wie lange der Mensch noch von den Wellen des Chaos verschluckt bleiben würde.

 

       183. Urusvati weiß, dass die Großen Lehrer in allen Jahrhunderten die Kraft des Gedankens, die fernen Welten, die ununterbrochene Fortdauer des Lebens und die Feinstoffliche Welt bestätigt haben. In Indien, Ägypten, China, dem Iran, Palästina und schließlich in Europa wurden fast die gleichen Worte ausgesprochen. Auch jetzt müssen Wir dieselben Wahrheiten wiederholen. Vor fünf Jahrtausenden wurde fast dasselbe bestätigt und endete ebenso wie heute im Märtyrertum.

       Die Menschen nehmen an, in vielem Erfolg gehabt zu haben, und verweisen stolz auf mechanische Errungenschaften, doch in der Erkenntnis der Grundlagen sind sie wenig vorangeschritten. Versucht, die ganze Welt darüber zu befragen, und ihr werdet einen schmachvollen Anblick finden. Nur eine Minderheit zeigt Bestrebung zu den genannten Grundlagen. Aber auch diese Minderheit wird nur zaghaft über die Feinstoffliche Welt flüstern. Wenn man die Geschichte der Erkenntnis der Grundlagen niederschreiben wollte, würde sie in deutlicher Weise die Unbeweglichkeit des Bewusstseins beschreiben.

       Glaubt nicht, dass es viele sind, die Betrachtungen über die fernen Welten anstellen oder über die ununterbrochene Fortdauer des Lebens nachdenken. Gerade jene Fragen, deren Beantwortung zur Verbesserung des Lebens beitragen würden, bleiben vernachlässigt. Die beschleunigte Entwicklung mechanischer Entdeckungen führt nicht zu einer Konzentration des Gedankens, obwohl die Menschen gerade etwas Neues erfahren wollen. Wie werden sie dieses jedoch aufnehmen, wenn die ursprünglichsten Grundlagen keinen Platz in ihrem Bewusstsein gefunden haben? Bei Unterweisungen über diese Grundlagen darf man nicht nur höflich zuhören, sondern muss sie als Wirklichkeit annehmen.

       In genau den gleichen Worten sprach auch der Denker, doch das liegt schon mehr als 2000 Jahre zurück. Erklingt der Menschheit darin nicht ein großer Vorwurf? In den Methoden des Brudermordes hat der Mensch sich vervollkommnet, doch die Fähigkeit, über die Grundlagen nachzudenken, hat er verloren. Auch diese Worte wiederholte der Denker vor mehr als zweitausend Jahren.

       Wenn der Denker sich seinerzeit vor der Wut und der Grausamkeit der Menschen entsetzte, was soll man denn heute sagen! Die dem Moloch[93] dargebrachten blutigen Opfer erscheinen im Vergleich mit dem heutigen Töten als Barmherzigkeit. Auch dies sagte der Denker bereits. Wie oft noch sollen Wir diese Worte bekräftigen! Können die Menschen über die Grundlagen nachdenken, während ihr Verstand von der Begierde erfüllt ist, Nachbarn zu töten? Auch dies sagte der Denker, und wegen dieser Worte wurde er verfolgt und der Sklaverei übergeben. Auch heute zieht ihr wegen dieser Worte große Verfolgung auf euch.

       Vergleicht die Worte, die durch Jahrtausende getrennt sind, und denkt über die Leblosigkeit des Bewusstseins nach.

 

       184. Urusvati weiß, wie schwer es bisweilen ist, Gedanken über weite Entfernungen hinweg zu übertragen. Vor allem ist es nicht leicht, die zwischen Sphären gelegenen Schichten zu überwinden. Selbst einem sehr klaren Gedanken kann es unmöglich sein, zur nächsten Sphäre durchzudringen; er kann an der Oberfläche bleiben.

      Sogar an dem kleinen Beispiel einer einzelnen menschlichen Aura kann man beobachten, wie ein Gedanke die Schranke der Ausstrahlungen nicht durchdringen kann. Ein solcher Umstand wird von den Erforschern des Gedankens nicht beachtet. Sie nehmen an, dass eine Sendung von den Kräften des Absenders abhängt, vergessen aber die ebenso wichtige Beschaffenheit der Ausstrahlungen des Empfängers. Dabei muss man bedenken, dass die Eigenart der Ausstrahlungen überaus individuell ist.

       Man darf sich dabei nicht nur auf die Ausmaße der Aura gründen, sondern muss auch ihren Inhalt erkennen. Mit dem Puls des Menschen ist es genauso. Es ist nicht nur seine Geschwindigkeit, sondern auch seine Qualität zu beobachten.

      Man kann sich daher die ganze Anspannung der Sendungen des Denkers vorstellen. Außer allen gewöhnlichen Bedingungen befinden sie sich auch in Gefahr, abgefangen zu werden. Jede Gedankensendung zieht eine Vielzahl von Wesen an. Sie versuchen, diese Teilchen lebendiger Energie zu verschlingen. Sie verstehen manchmal den Sinn der Sendung nicht, versuchen aber, sich an den Energieteilchen zu sättigen.

       Wir bemühen Uns sehr, dass die fernen Sendungen des Denkers unversehrt ankommen. Vom Denker selbst ist dabei nicht wenig Selbstaufopferung gefordert, um mit einem klaren Gedanken alle Sphären zu durchdringen. Er handelt im Namen des Wohls der Menschheit, auch wenn er weiß, dass diese nicht dankbar ist, denn sie begegnet den besten Bemühungen mit Schmähung.

 

       185. Urusvati weiß, wie vielfältig ärztliche Tätigkeit ist. Sie wird als Kunst bezeichnet, da nur die innere Vereinigung des Willens von Arzt und Krankem beste Ergebnisse zeitigt. Niemand vermag mit Worten des Verstandes zu sagen, wo und wann der Arzt Erfolg haben wird.

       „Der Künstler überzeugt den Betrachter, und ebenso wirkt der Arzt auf den Kranken ein, und das, weil Arzt und Künstler ihre Macht aus ein und derselben Quelle schöpfen“, so sprach der Denker.

       Gesagt wurde auch, dass der Mensch Erfolg hat, wenn er sich mit dem Höheren Willen vereinigt. Doch wo ist die Grenze dieser Kraft? Die Menschen nehmen an, die Kraft des Lehrers sei begrenzt, doch jeder Lehrer hat wiederum seinen Lehrer, und der Höhere Wille ist die Harmonie einer Vielzahl von Bewusstseinen. Wenn Wir sagen: „Gebt Uns die Möglichkeit, die Zukunft zu erbauen“, wünschen Wir, dass auch euer Wille sich mit dem Unsrigen harmonisiert. Man kann sich vorstellen, wie sehr dem höheren Aufbau geschadet werden kann, wenn der irdische Wille versucht, die Grundlagen zu zerstören!

       „Ein gut errichtetes Gewölbe ist eine starke Vollendung. Es kann Jahrtausende halten, man braucht jedoch nur einen Stein aus einer Säule zu entfernen, und das herrliche Gewölbe stürzt zusammen.“ So sprach der Denker.

       Der Lehrer vermag eine bessere Zukunft zu erschaffen, doch der Schüler muss sie erkennen und annehmen. Es ist nicht leicht zu erkennen, worin die Fortentwicklung besteht. Manchmal steigt sie im Schweigen und in der Stille herab, doch manchmal kann auch das Wehklagen der Massen Zeichen einer Fortbewegung der Menschheit sein. Wird jemand sich auf die schweigende Form beschränken oder unter den Einfluss des Aufschreies der Massen geraten wollen? Niemand kann behaupten, dass der Höhere Wille selbst sich auf eine Erscheinungsform beschränke.

       „Der Erbauer eines Tempels kann sich nicht nur auf einen einzigen Stein beschränken, er wird die besten aus der ganzen Natur auswählen. Und dann ist er ein wahrer Künstler.“ So sprach der Denker.

       „Wir können uns das große Weltall nicht vorstellen, und daher verstehen wir es nicht, die besten uns gesandten Gaben zu erkennen. Wir vermögen es nicht, unser Bewusstsein mit dem Höheren Willen zu vereinigen. Jeder von uns hat viele Zerstörungen im Raum erzeugt, doch der Höhere Wille ist bereit, beim Aufbau einer neuen Zukunft zu helfen.“ So sprach der Denker.

 

       186. Urusvati weiß, dass die Menschheit sich ihre Krankheiten selbst geschaffen und noch vermehrt hat. Der Denker sagte dazu: „Die Natur fordert solche Leiden nicht, zu denen die Menschen sich selbst verdammt haben. Noch nicht einmal Geburten müssten schmerzhaft zu sein, und einige Frauen beweisen das. Viele Generationen haben sich bemüht, alle möglichen Krankheiten ins Leben einzuführen. Es ist nicht leicht, sich vorzustellen, wie viele Generationen es erfordert, alle Seuchen zu überwinden. Nicht nur die Ärzte, sondern alle Menschen sollten übereinkommen, alle Krankheiten auszurotten.

       Es ist töricht anzunehmen, die Götter würden Krankheiten als eine Art Bestrafung senden. Man darf nicht meinen, die Höheren Kräfte würden Schuldige wie Unschuldige dem Leid aussetzen. Offensichtlich ist jedoch, dass die Menschen selbst durch Maßlosigkeit und Verkommenheit die ansteckenden Krankheiten erzeugt haben.“

       Ebenso sprach der Denker: „Manchmal sehen die Menschen auf Steinen, Baumblättern und Gräsern verschiedene Gesichter. Steine können solche Ebenbilder des Menschen nicht darstellen, was bedeutet, dass sie im Bewusstsein des Betrachters entstanden sind. Doch auch die Vorstellungskraft benötigt eine Grundlage für diese Gesichter. Und so ist es:

      Unsichtbare Wesen umgeben die Menschen, und das Bewusstsein nimmt sie wahr, ohne dass das Sehvermögen sie in irdische Wirklichkeit übertragen könnte. So versuchen die Menschen, in der sie umgebenden Natur die Gesichter zu finden, die ihrem Bewusstsein eingeprägt sind. Viele unsichtbare Gesichter umgeben den Menschen, sowohl schöne als auch entsetzliche. Er nennt sie Gespenster, doch für sie ist er selbst auch ein solches Gespenst. Es wird eine Zeit kommen, da die Menschen anfangen werden, mit der unsichtbaren Welt zu verkehren.“ So bereitete der Denker Seine Gesprächspartner auf die Wahrnehmung der Feinstofflichen Welt vor.

       Er sprach ebenfalls: „Verurteilt die Hinübergegangenen nicht, denn was werdet ihr ihnen bei einer Begegnung sagen? Wer weiß, vielleicht werdet ihr ihnen wiederbegegnen und erneut nebeneinander leben müssen? Bereitet euch lieber Freude.“

 

       187. Urusvati weiß, warum man über die in die Feinstoffliche Welt Hinübergegangenen nicht schlecht reden darf. Der Denker warnte die Menschen oft davor. Diese Wahrheit ist weder in Rom noch in Griechenland entstanden, denn schon in viel älterer Zeit verstand man die Wechselbeziehung zwischen den Welten. Aus vielen Gründen erfordert die Feinstofflichen Welt ein überaus behutsames Verhalten:

      In ihr ist alles durch den Gedanken lebendig, und darum kann der irdische Gedanke feinstoffliche Wesenheiten übermäßig in Unruhe versetzen, wobei jene ihrerseits wieder mit unguten Gedanken antworten könnten. Besonders in den niedrigen und mittleren Schichten herrscht Rachsucht, die man nicht hervorrufen sollte.

       Zum zweiten kann man der Vervollkommnung solcher Wesen schaden. Vielleicht überwinden sie gerade ihr Unrecht, so dass es unbarmherzig wäre, noch Hundegebell hinterherzuschicken.

      Drittens ist die Frage, ob die Menschen über die Beweggründe vieler Taten überhaupt urteilen können. Mit ungerechten Verurteilungen erschweren die Menschen nur ihr eigenes Karma.

      Viertens urteilen die Menschen über etwas, das sie gar nicht kennen, und berauben sich dadurch nur der Freude. Jeder Verlust von Freude stellt ein großes Unglück dar.

      Der Denker übernahm die Lehre von der Behutsamkeit gegenüber der Feinstofflichen Welt von Anaxagoras. Wenn wir das feinstoffliche Gewebe zerstören, zerreißen wir auch unser eigenes Gewand.

       Der Weise steigt in die tiefste Finsternis hinab, um von dort die ihrer Erlösung Harrenden herauszuführen. Er verurteilt die Leidenden nicht, sondern führt sie dorthin, wo das rosige Licht der Morgendämmerung aufschimmert. Wer weiß, ob der Weise nicht auch seine eigenen früheren Feinde herausführt? Inmitten der Finsternis wird er alle die, die auf einen Ausweg warten, nicht näher ansehen. Er ist nur darum besorgt, den Bedürftigen zu helfen. Später, im Licht, wird der Weise nur lächeln, wenn er bemerkt, wen er herausgeführt hat; diese werden sich schämen und die Verurteilung wird vergehen.

       Urusvati hat viele aus der Finsternis herausgeführt, sowohl Nahstehende als auch Entfernte, Freunde wie Feinde. Der Sinn ist, zum Licht zu gehen. Die Finsternis verhüllt die Sicht, doch der von außen Herankommende kann Schimmer des Lichts unterscheiden, und dort werden auch die besten Heimstätten sein.

      Merken wir uns diese Worte. Sowohl der Denker als auch Anaxagoras haben sie oft wiederholt. Beide wurden verfolgt und verurteilt. Das Innere Leben der Bruderschaft wird verstanden, wenn wir uns die Einzelheiten des Lebens der Helden aneignen.

 

       188. Urusvati weiß, dass die Dauer des menschlichen Lebens in einem bedeutenden Maß von dem Wunsch zu leben abhängt. Der Denker sagte: „Das Leben dauert so lange, wie der Mensch auf der Erde bleiben will.“

      Sogar gefährliche Krankheiten können durch den Wunsch des Menschen geheilt werden. Ob wir Gesandte, Verfolgte oder aus den höheren Sphären Verbannte sind, wir müssen die Gabe des Lebens hüten. Wir dürfen den silbernen Faden der Verbindung mit den Führern nicht eigenmächtig zerreißen.

       Es irren sich jene, die annehmen, sie würden nach einem eigenmächtigen Abbruch des Lebens dorthin zurückkehren, von wo sie gesandt wurden. Es ist nicht klug zu vergessen, dass der Wirbelwind des Raumes sie weit davonträgt wie ein Blatt im Herbst.

      Der Wunsch zu leben sollte jedoch bewusst bekundet werden. Der Mensch sollte wissen, wonach er strebt und welche gute Tat er zu vollbringen eilt. Möge der Mensch nicht vergessen, dass er auf der Erde einen Auftrag hat und ihn erfüllen muss.

       Ebenso sprach der Denker: „Lernt es, die Musen zu verehren, die euch helfen, Helden zu werden. Die Musen führen euch zur Heldentat, begleiten euch in der Schlacht und bei der Arbeit und begrüßen euch mit dem Siegeskranz. Die Musen verzeichnen eure Heldentaten und Opfer. Die Musen machen eure Leiden schön. Die Musen werden euch in Gärten finden, die von Bäumen des Wissens geschmückt sind. Die Musen werden diejenigen nicht im Stich lassen, die sie ehren. Also versteht es, den Musen zu dienen, den Torhüterinnen des Schönen.“

      So lenkte der Denker das menschliche Bewusstsein zur Wahrheit.

 

       189. Urusvati hat eine ausgeprägte Heuchelei beobachten können. Der Denker sagte einst: „Mitbürger, sagt mir ganz schnell, wo ihr solche lächelnden Masken gekauft habt! Man muss es den Komödienschauspielern sagen, damit sie sich mit solchen geschickt ausgeführten Masken versorgen können. Glaubt nicht, Bürger, dass niemand hinter eure Maske der Wohltätigkeit blicken könnte. Ebenso brauchen wir nicht zu glauben, dass die Stadtväter der Heuchelei schuldig wären. Man muss ja annehmen, dass es die Sorge um das Wohl des Volkes ist, die so viele Falten auf eure Stirn geprägt hat. Die Masken habt ihr sicherlich nur zur Belustigung des Volkes aufgesetzt.“

       „Seht euch aber vor, dass sich nicht ein Wagemutiger findet, der hinter eure Grimassen blickt, denn dann wird eure Heuchelei zusammenbrechen.“ So warnte der Denker Seine Mitbürger, und diese hassten Ihn deswegen.

       Auch sagte Er: „Lohnt es sich, die majestätische Akropolis zu erbauen, um sie dann als Denkmal der Kraftlosigkeit stehen zu lassen?“ Der Lehrer sah voraus, dass bald der Verfall einsetzen würde, beschleunigt durch Heuchelei und Hinterlist.

       Weiter sprach der Denker zu den Schülern: „Im Hause der Heuchelei wird Verrat geboren. Die Geschichte beschreibt den Verrat als das niedrigste Verbrechen. Ich spreche nicht für euch, da ihr genug über Heldentum und menschliche Verbrechen wisst, ich spreche für den Raum. Möge er laut aufschreien und den Menschen ihren drohenden Untergang vor Augen halten. Dereinst werde ich in fernen Welten sein und nicht aufhören, auch von dorther zur Rettung der Menschheit aufzurufen.“

       „Man muss das Verbrechertum als die entsetzlichste Seuche erkennen. Die Menschen können über Elend infolge Krankheiten reden, ohne zu erkennen, dass durch Verbrechertum unheilvolle Zerstörung sowohl der Seele als auch des Körpers entsteht. Versäumt keine Zeit, um die Freunde vor der Gefahr des Verrates zu warnen.“

 

       190. Urusvati weiß, wie wenig die Menschen die Verbindung zwischen Ursache und Wirkung verstehen. Der Denker erzählte:

      „Ein Mensch war ganz von dem Wunsch erfüllt, Gold zu suchen, und dafür schien ihm ein bestimmter Ort am Fuße eines Felsen geeignet. Eifrig begann er, im Boden zu graben. Ein Wanderer sprach zu ihm: ‚Gib acht, dass dich der Felsen nicht erdrückt.’ Doch der Glanz des Goldes offenbarte seine ganze Anziehungskraft. So ging es weiter, bis der Felsen herabzustürzen drohte. Vor dem Sturz des Felsen kam der Wanderer wieder vorbei und rief: ‚Rette dich in die Höhle!’ So entging jener Mensch dem Tod, doch er warf dem Schicksal vor, dass es ihm das Gold nicht gerettet hatte.“

       „So richten die Menschen ihre Aufmerksamkeit nicht auf die von ihnen selbst vorbereiteten Gefahren. Jener Mensch dankte dem rettenden Wanderer noch nicht einmal, sondern klagte ihn im Gegenteil an, zu spät gewarnt zu haben. Gewöhnlich wird Gold erwähnt als Grundlage von Erzählungen solcher Art, doch auch im wirklichen Leben ist es eine Ursache von Irrtümern.“

      So sprach der Denker, und die Schüler fragten: „Werden die Menschen jemals lernen, die Ursachen zu unterscheiden?“ Doch der Denker erinnerte daran, dass irdische Jahrtausende nur ein Augenblick im Weltall sind.

       Wir denken beständig daran, wie der Denker das menschliche mit dem kosmischen Bewusstsein vereinigte.

       Der Denker sprach: „Drei Menschen vollbrachten jeder eine Heldentat: der erste in vollem Wissen und Bewusstsein, der zweite im Rausch und der dritte zufällig und ohne Wissen darum. Wer soll den Ehrenkranz erhalten?“ Die Schüler wiesen auf den ersten. Der Denker bemerkte: „Wahrlich, dieser soll die Anerkennung erfahren, denn nüchtern und im Wissen um die Gefahr hat er echten Mut bewiesen. Im Rausch vollzogene Handlungen sind unbrauchbar, und man darf nicht als Heldentat ansehen, was zufällig und in Unwissenheit ausgeführt wurde; solche Heldentaten vollbringen auch wilde Tiere.“

       „O Wissen, wann wirst du nur zur Menschheit kommen! Hört die Schreie auf dem Marktplatz, wo sie den einen verjagen und den anderen bekränzen, die Menge dabei aber nicht verstehen kann, was sie tut. Wahrhaftig, man muss die Schulen vermehren und den Sinn des Lebens lehren.

      Der Lehrer darf kein Sykophant[94], sondern muss ein Träger der Wahrheit sein. Und das Volk muss verstehen, den Lehrer zu schützen, wenn Er der Verfolgung durch Tyrannen ausgesetzt ist. Der Lehrer soll dem Reichtum entsagen, doch die Mitbürger müssen ihm ein Leben, ganz der Erkenntnis gewidmet, ermöglichen. Glaubt nicht, dass die Bedeutung des Lehrers sich schon so bald festigen wird. Jahrtausende werden noch vergehen, ohne dass der Lehrer anerkannt wird.“

      So sprach der Denker. Diese Worte passen in jedes Jahrhundert.

 

       191. Urusvati weiß, dass Erschütterungen der Erde entweder düstere oder herrliche Erscheinungen vorausgehen; die Natur ist dann besonders anziehend, so als ob sie ihr letztes Lächeln ausstrahlt. Der Denker bezeichnete dieses Phänomen als Zauber der Natur. Er sprach: „Zur Zeit ist die gesamte Umgebung so schön, gerade als ob unser Herz Trost suchen würde. Düsternis und Wirbelwind sind mitunter ein kleines Zeichen des Zukünftigen und ängstigen den Menschen, doch die Natur bereitet uns in ihrem schönsten Gewand Trost. Der gute Zauber der Natur gleicht einem Balsam, das nützlichen für den Wanderer ist.

       Ich fürchte das Gewitter nicht, erzittere aber vor der Schönheit des Weltalls. Sehe ich sie vielleicht zum letzten Mal? Muss man etwa den Schauder vor der Erhabenheit des Weltalls überwinden? Doch wie anders werden wir die fernen Welten betrachten? Zu nächtlicher Stunde streben wir in den Raum, und bei der Rückkehr wird die irdische Hülle eng sein. Wir wollen uns jedoch vom Zauber der Natur auch nicht täuschen lassen, er ist nur ein Tropfen im Ozean der Unbegrenztheit. Wenn wir bedrückt sind, mögen wir an die Unbegrenztheit denken“

       Der Denker sprach auch über den Wechsel der Leben: „Er existiert nicht nur, sondern ist auch von unterschiedlicher Art. Neben einer vollen Verkörperung gibt es auch eine teilweise. Ein starker Geist kann einen Teil seiner Energie abgeben. Man kann das als Sendung des Strahls oder als Sendung von Energie bezeichnen. Eine solche Verstärkung der Macht führt zu einer Erweiterung des Bewusstseins. Sie drückt nicht nieder, sondern vertieft das Gefühlswissen. Man kann in gewissen Tatmenschen eine Art natürlicher Scharfsichtigkeit erkennen. Sie können diese selbst in vergangenen Leben aufgespeichert haben, doch sie kann auch als Segen gesandt worden sein.

       Wenn wir uns über die fernen Welten unterhalten, sollten wir auch ferne Einwirkungen annehmen. Ein starker Geist, der sich in fernen Welten aufhält, kann den Wunsch hegen, seinen schöpferischen Nutzen zu vermehren und aus diesem Grund einen Teil seiner Kraft zur Stärkung eines wagemutigen Strebens senden. Früher beteten die Mütter um die Herabsendung einer Seele, die mit doppelter Kraft ausgestattet ist. Überlieferungen weisen auf die Existenz von Völkern hin, die von der Kraft des Geistes und der Feinstofflichen Welt gewusst haben.“

 

       192. Urusvati weiß von der Legende über die Erfüllung von Wünschen. Der Denker sagte dazu: „Die Menschen unterscheiden wenig, ob ein Wunsch von innen oder von außen kommt. Sie nehmen an, alle Wünsche entstünden in ihrem Inneren. Sie freuen sich, wenn ihre Wünsche sich erfüllen, vergessen aber, dass sie auch ganz von Wünschen erfüllt sein können, die sie von außen erhalten haben. Die Erfüllung eines solchen Wunsches hat sich bereits im Raum vollzogen, und die Menschen klingen nur mit dem bereits im voraus entschiedenen Ereignis zusammen. Sie glauben, der Wunsch sei in ihrem Inneren geboren, er ist jedoch wie ein Befehl von außen erklungen.“

       Überlieferungen sprechen vom Baum der Wunscherfüllungen, zugrunde liegen aber medizinisch wirksame Blätter, deren Aufguss die Menschen empfänglicher für die Annahme höherer Befehle macht.

       Die Schüler fragten: „Wie soll man vorgehen, wenn ein Mensch einen nützlichen Rat nicht beachtet?“ Der Denker riet: „Dann schweigt. Es gibt kein größeres Hindernis als Verneinung. Wenn ein Mensch an Verneinung erkrankt ist, lasst ihn allein, da er anderenfalls in Raserei verfällt. Man darf keinem Teil des Verstandes Gewalt antun. Überlasst es der Zeit. Es mag sein, dass sie den durch Verneinung infizierten Teil völlig erneuert.“

       Die Schüler fragten: „Wie soll man sich verhalten, wenn niemand die Wahrheit wissen will?“ Der Denker bemerkte dazu: „Dafür sind euch Beine gegeben. Die Verneiner werden euch verfolgen, und ihr erhaltet damit die Möglichkeit, das Wort der Wahrheit an anderen Orten zu verkünden. Dank der Verfolger wird die Wahrheit an vielen Orten ausgesprochen.“

 

       193. Urusvati weiß, wie unbrauchbar der Garten der Kränkungen ist. Der Denker sagte zu den Schülern: „Wer vermag sich eurem gerechten Weg zu widersetzen? Nur der Böse und der Unwissende, von ihnen könnt ihr aber gar nicht gekränkt werden. Gekränktheit schwächt nur eure Kräfte. Gekränktheit zerfrisst den Willen und lässt das Leben zu einem Kümmernis werden. Wenn ihr das Böse ausrottet, handelt ihr nicht infolge von Kränkung, sondern um der Wiederherstellung des Guten willen.

      Ihr könnt auch deshalb nicht von Unwissenden beleidigt werden, weil man ihre Verurteilungen nicht als Wahrheit anerkennen darf. Man kann ihre Unwissenheit bedauern, darf sie aber nicht als Mitsuchende ansehen. Weise ist es, ihnen überhaupt nicht zu antworten. So möge an den Schulen gelehrt werden, dass ein Mensch, der den rechten Weg geht, nicht gekränkt werden kann. Nur der Unkluge vergiftet sich mit Gekränktheit.“

       Die Schüler fragten auch: „Wohin werden wir nach dem Tod sein?“ Der Denker antwortete: „Wir werden nicht weit von hier sein, und ein jeder kann schon während des Lebens den Ort seines zukünftigen Aufenthaltes besuchen. Im Schlaf besucht jeder nicht nur einmal die ihm beschiedenen Sphären. Niemand möge denken, ihm sei der Verkehr mit der Überirdischen Welt verwehrt. Man darf sich nur nicht allen Erscheinungen des Tages wie der Nacht gegenüber unvernünftig verhalten.“

       „Nicht selten sagen die Menschen, dass der Schlaf dem Tod ähnlich sei, doch sie vergessen seinen wahren Sinn. Der Schlaf gleicht nicht dem Tod, sondern dem Aufenthalt in der Überirdischen Welt. Einige werden auch dort ohne jede Wahrnehmung schlafen, ohne zu lernen und ohne sich zu vervollkommnen. Doch andere, die sich an das Denken gewöhnt haben, können auch dort unverzüglich mit der Fortsetzung des Aufstiegs beginnen.“ So sprach der Denker.

       Ich zitiere Seine Worte, die den Meinigen, früher gesagten, ähneln. Beim Studium des Inneren Lebens der Bruderschaft muss man auch vergleichen, wie in verschiedenen Jahrhunderten ähnliche Lehren ausgesprochen wurden.

 

       194. Urusvati hat die Zufriedenheit unter den Bewohnern des äußersten Nordens beobachtet. Möge den Lappländern und den Bewohnern Kamtschatkas eine Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse zuteilwerden.

       Der Denker sprach zu den Schülern: „Unser Hauptfehler besteht darin, dass wir die Bedeutung der Völker willkürlich einteilen. Wir studieren den Glauben und die Bräuche der Fremden nicht und urteilen nach ihrem für uns sonderbaren Äußeren. Kennen wir aber die Herkunft der Völker?“

       „Wir beschränken uns auf einige Scherzworte und urteilen mit ihnen über ganze Reiche. Wir selbst sind nicht groß, wenn wir derart leichtfertig urteilen. Diese Eigenschaft ziemt Wahnsinnigen. Mögen sie sich mit ihrer Unwissenheit begnügen.“

       „Mögen die Richter und Führer eines Volkes viele Reisen unternehmen, bevor sie die Verantwortung auf sich nehmen, über ihre Mitbürger urteilen. Mögen die Richter danach suchen, ob es viele gibt, die in Freude leben, und welche Quellen ihre Zufriedenheit hat. Wahrlich, möge man mich einen Feind des Volkes nennen, ich werde nicht aufhören zu bekräftigen, dass Richter wissend und ehrlich sein müssen. Man kann das Niveau eines ganzen Volkes an seinen Richtern erkennen. Wo die Richter käuflich sind, ist auch die Seele des Volkes bestechlich. Man darf dort nicht leben, wo das Denken gefesselt ist. Vielleicht werden sich die Räuber auf der Landstraße als ehrlicher erweisen als doppelzüngige Richter.“

       „Tröstet euch nicht damit, dass die Spelunken der Schande hell erleuchtet sind. Möge der Sehende genau prüfen, was dort vor sich geht. Sucht die Freude, doch wundert euch nicht, wenn ihr sie in Hütten findet.“

       „Hört gut zu! Die Menschen werden bis zu einem solchen Abgrund gelangen, dass sie den Besten kreuzigen werden.“

 

       195. Urusvati weiß, dass ein untätiges, schläfriges irdisches Leben den Fortschritt in der Feinstofflichen Welt behindert. Die Nervenzentren, die ihre Prototypen im feinstofflichen Organismus haben, können sich ohne Tätigkeit nicht schärfen.

       Der Denker sprach: „Können wir einem Feldherrn vertrauen, der nie im Gefecht gewesen ist? Können wir die Qualität eines Schiffes beurteilen, das nie ins Wasser gelassen wurde? Wahrlich, mögen die Anspannung der Kräfte und die Arbeit gesegnet sein, sie lehren ein höheres Verständnis. Man kann sich nicht fortbewegen, ohne die Muskeln in Bewegung zu versetzen. Man kann nicht emporsteigen, ohne das Bewusstsein zu schärfen. Nur bei der Arbeit lernen wir jenes Erbeben kennen, das uns lehrt, den Höheren Führern zu begegnen.“

       „Wenn ich Ihnen begegne, werde ich dann die Kraft finden zu fragen, ob alle Aufgaben erfüllt worden sind? Sie werden sagen, wo wir erfolgreich waren und wo wir zurückgeblieben sind. Während der irdischen Existenz erkennen wir die Anweisungen der Führer selten. Nur wie ein schwacher Lufthauch gelangen die donnernden Befehle und Warnungen zu uns. Wir erbeben vor der hohen Anwesenheit, doch Ihre Worte werden nur selten in unsere Rede umgesetzt.“

       Auch sagte der Denker: „Im menschlichen Organismus sind Rhythmus und Harmonie angelegt, doch wir müssen sie wecken, weshalb die Musik ein wichtiger Teil der Bildung ist. Ohne Rhythmus und Harmonie sind wir nicht in der Lage, in die Höheren Welten einzutreten. Das Weltall lebt durch Bewegung, die durch Rhythmus hervorgerufen wird. Doch die Menschen verstehen nicht, dass das Pochen des Herzens ein Symbol der Weltenbewegung ist.“

      So lenkte der Denker Aufmerksamkeit gegenüber den Höheren Welten.

 

       196. Urusvati weiß, dass Hasser versuchen, selbst das Unvernichtbare zu zerstören. Es ergab sich eines Tages, dass Ausrufer im Namen der Ältesten der Stadt den Athenern bekanntgaben, es sei unter Androhung der Verbannung untersagt, die Namen des Perikles, des Anaxagoras, der Aspasia[95], des Phidias[96] und ihrer Freunde auszusprechen. Der durch die Ältesten angestiftete Pöbel forderte die Zerstörung des Olympischen Zeus[97] und schrie, diese Skulptur erinnere an den verhassten Phidias.

      Wenn die Namen der Angeklagten in Handschriften auftauchten, beeilten eingeschüchterte Bürger sich, diese zu verbrennen, auch wenn es sich um wertvolle Werke handelte. Vorsichtige vermieden es, an den Häusern der bezeichneten Personen vorüberzugehen. Schmeichler eilten, Epigramme zu verfassen, in denen sie mit kränkenden Symbolen das Scheitern des Perikles darstellten. Anaxagoras wurde als Esel dargestellt, der auf dem Marktplatz schreit. Und ihr wisst auch vom Tode des Sokrates[98].

       Der Denker sprach: „Wir kennen die Namen des Perikles, des Anaxagoras, der Aspasia und des Phidias, doch wir kennen nicht die Richter, die sie verurteilt haben. Wir erinnern uns der Skulpturen des Phidias, wissen aber nicht, wer sich an ihnen vergangen hat. Wir denken vielleicht, diese Schmach der Menschheit habe sich zum letzten Male vollzogen, doch ein solches Denken ist nur ein Wunschtraum.“

       „Der Mensch ist ein Gemeinschaftstier, die menschliche Herde ist jedoch nicht in der Lage, friedlich zu weiden und die Hörner nur zur Verteidigung zu benutzen. Auch Ochsen können oftmals als Beispiel dienen. Möge der Gedanke den Menschen zur Unbegrenztheit lenken.“

       Ebenso sagte der Denker: „Die Führer bemühen sich um die Erhaltung des Schönen. Phidias ist in den Kerker geworfen worden, und damit hat die Menschheit sich selbst in die Finsternis gestoßen. Die Menschen werden sich über ihr grausames Schicksal wundern, doch haben sie es sich denn nicht selbst verdient?“

       „Ihr Ältesten, die ihr die Wahrheit verfolgt, eure Namen werden fortgewischt werden, doch eure Bürde wird sich in eine schwere Last verwandeln. Heute haben wir einen Aussätzigen getroffen; er erinnert sich nicht, welche Wahrheit er mit Füßen getreten hat.“ So warnte der Denker. Und jeder von Uns hat zu Seiner Zeit, in Seiner Sprache dieselben Worte gesprochen.

      Die Menschen wollen das nicht hören, über das sie bereits vorher entschieden hatten, es nicht auszuführen. In einer Stunde grausamen, brudermörderischen Gemetzels erinnern die Menschen an Christus, und so ist die Lästerung nur noch schmählicher. Falsche Zeugen schwören immer wieder bei den heiligsten Gegenständen. Die Menschen scheuen sich nicht, einen falschen Schwur auszusprechen und über den Glauben ihres Nachbarn zu spotten. Sie finden Zeit für Lästerung und Schmähung, vermögen es aber nicht, selbst zu arbeiten! Manchmal denken sie über Gemeinschaft nach, können aber noch nicht einmal in ihrem Alltag zur gemeinsamen Sache beitragen.

       Urusvati weiß, wie unmöglich es ist, das Unvernichtbare zu zerstören.

 

       197. Urusvati weiß, dass über viele echte Wohltaten gar nicht gesprochen wird. Ein Mensch stürzt sich ins Meer, um seinen Nächsten zu retten, und das ist eine große Selbstaufopferung. Es ist jedoch keine geringere Selbstaufopferung, das Unglück zu verhindern. Viel Arbeit wird für die Abwehr von Unglück aufgewendet. Viele Feuer wurden gelöscht, doch nicht weniger verhindert. Niemand erkennt, wie die Rettung vonstattenging, da er die drohende Gefahr noch nicht einmal vermutet hatte. Er wird niemals darüber nachdenken, wem er seine Rettung verdankt.

       Der Denker sprach: „Lasst uns unseren unsichtbaren Rettern danken. Woher wissen wir denn, dass wir es nicht gerade jetzt nötig haben, vor irgendetwas gerettet zu werden? Wissen wir etwa, was uns bedroht? Wir halten den Tag für ruhig, ohne uns aber umzublicken und die Giftschlange zu sehen. Doch sie ist bereits zurückgekrochen, weil jemand sie verscheucht hat. Sagen wir unseren unsichtbaren Rettern Dank.“

       „Niemand kann behaupten, der Raum um uns herum sei leer; im Gegenteil, wir spüren mit unserem Herzen die Anwesenheit unsichtbarer Wesen. Wer ruft uns, wer umfängt uns mit einem Lufthauch, wer erfüllt uns mit Freude oder Traurigkeit, wer sendet uns einen Entschluss? Der Törichte wird sagen: Das tue ich alles selbst. Unvernunft macht den Menschen dünkelhaft. Weiser wäre es zu sagen: Ich selbst wende alle meine Kräfte auf, nehme jedoch dankbar jede unsichtbare Hilfe an.“

       „Es wird die Zeit kommen, da der Mensch in Athen ein Wort spricht und unverzüglich die Antwort aus Korinth erhält. Die Menschen werden den Raum erobern und seine Angefülltheit anerkennen.“

 

       198. Urusvati weiß, dass der Vorwärtsstrebende besonders starken Gegenwind erfährt. Die Menschen fürchten es, sich dem Wirbelwind entgegenzustellen. Sie ziehen es vor, am Ende der Schlange zu bleiben, nur um den Ausbrüchen des Wirbelwindes nicht ausgesetzt zu sein. Nur wenige wollen um einer Beschleunigung ihres Fortschritts willen auch den Schlägen von Regen und Hagel standhalten.

       Der Denker sprach: „Seien wir mit schwankenden Menschen überaus vorsichtig; mitunter muss man ihnen zugestehen, bei ihren Irrtümern zu verbleiben. Viele verstehen die Vergänglichkeit des irdischen Besitzes nicht, und es ist nicht möglich, ihnen den Sinn des Daseins einzuprägen. Mögen sie in ihren Irrtümern verharren.

      Wenn sie mehrmals den grobstofflichen Körper angenommen haben, werden sie sich schrittweise vom Zauber der Dinge befreien. Sie werden lernen, sich an unbedingter Schöpfung[99] zu erfreuen. Man darf die Menschen nicht zu etwas zwingen, das sie nicht wahrnehmen und aufnehmen können. Man muss zu ihnen von der Wahrheit sprechen, darf jedoch nicht zu ihrer Anerkennung zwingen. Zwang erzeugt einen Aufstand. Dabei kann es solche widernatürlichen Zerstörungen geben, dass anstatt eines Fortschrittes ein Rückschritt einsetzt.“

       „Jeder Schullehrer kann beobachten, wie vorsichtig man mit Schülern in den Übergangsjahren umgehen muss. Der Lehrer sollte es verstehen, so vom Leben zu erzählen, dass jeder glaubt, selbst zu dem Ergebnis gekommen zu sein. Der Lehrer wird ein wahrer Gärtner sein. Er versteht, welcher Wind die reifen Samenkörner nutzbringend davontragen kann.“

 

       199. Urusvati weiß, wie unvollständig die Lehren der Lehrer den Verlauf der Geschichte überdauern. Nicht selten werden anstatt der wesentlichen Aussagen nebensächliche oder zweitrangige angegeben. Neid und Nachlässigkeit berauben die Menschheit vieler Errungenschaften.

       Der Denker sprach: „Wenn ihr eine seltene Handschrift finden wollt, sucht sie nicht nur in den Bibliotheken, sondern geht noch besser auf den Markt und achtet auf das Einschlagpapier. Wir haben nicht selten herrlichste Fragmente von Handschriften gefunden, die als Einschlagpapier für Gemüse dienten. Ich erinnere mich, dass einmal ein bestimmter Dichter einem Schriftsteller riet, keine giftigen Farben für seine Schriftstücke zu verwenden, da anderenfalls jemand vergiftet werden könnte, wenn ein Händler darin Beeren einwickelt. Glaubt nicht, dass eure Aufzeichnungen unbeschadet die Generationen überdauern werden.“

       Ebenso sagte der Denker: „Aeskulap[100] untersagte seinen Zuhörern nicht, die unterschiedlichsten Mittel anzuwenden. Er riet, sich daran zu erinnern, dass in der Natur alles heilsam ist. Jede Krankheit hat ihr Heilmittel. Ärzte müssen auch Naturforscher sein. Mögen sie, nach dem Beispiel der Hygieia[101], die Gesundheit der Menschen hüten.“

       Wenn ein Mensch erkrankt, heißt dies, dass er keinen Arzt zum Freund hatte. Möge der Arzt kein Totengräber, sondern ein Menschenfreund sein.

 

       200. Urusvati weiß, dass man in ältesten Zeiten bereits von den fernen Welten Kenntnis hatte. Es ist nichts Erstaunliches daran, dass gewisse Menschen wahres Wissen besaßen. Die Mehrheit allerdings glaubte, dass die Erde auf dem Rücken einer Kuh, einer Schildkröte oder irgendwelcher Ungeheuer gelegen sei. Auch heute kann man neben großen Erkenntnissen solchen unsinnigen Aberglauben finden.

      Man könnte fragen: Auf welche Weise hat man in jenen ältesten Zeiten dieses Wissen erlangt? Wie konnten einzelne Menschen in verschiedenen Völkern wahre Erkenntnisse erhalten, wo es doch anscheinend kein Schrifttum oder Wege der Kommunikation gab? Für einen beschränkten Geist ist die Antwort auf eine solche Frage schwer zu finden, doch wer von Hellsichtigkeit und Flügen des feinstofflichen Körpers weiß, wird die Lösung dieses Problems leicht finden.

       Es ist nicht verwunderlich, dass die Alten ein Geheimnis besser zu hüten vermochten, als man es heute tut. Sie glaubten, dass man heilige Träume Unwissenden nicht preisgeben darf – so blieben die besten Erfahrungen in einem geschlossenen Kreis. Verwunderlich ist freilich, in welchem Maße Extreme in der Menschheit nebeneinander existieren können. Übrigens unterscheiden sich die Menschen auch heute in ihrem Bewusstsein nur wenig.

       Der Denker sprach: „Jeder Mensch birgt in sich die Möglichkeit, in unmittelbaren Verkehr mit den Höheren Welten zu treten. Aus dieser Quelle wird auch das Wesen unseres Bewusstseins gebildet. Wir können äußere Fakten in das Wesen des Tiefenbewusstseins umsetzen. Wer einen beständigen Verkehr mit den Höheren Welten pflegt, kann auch den Aufbau der Zukunft ergründen. Wenn er sich des höheren Verkehrs enthält, macht der Mensch sich selbst zum Tier.“

       „Den Menschen sind herrliche Symbole gezeigt worden, doch sie hielten sie für Aberglauben. Wir sehen Darstellungen von Wesen mit Flügeln und halten sie für Erdichtungen – fliegt aber nicht jeder von uns? Unabhängig davon, ob die Flüge im lichten oder im dunklen Körper erfolgen, gehen sie doch bewusst oder unbewusst vor sich. Ein großes Geschenk der Götter an uns ist der Schlaf, er öffnet den Zugang zur Überirdischen Welt. Schlaflosigkeit galt als Strafe, da sie den Menschen des natürlichen Verkehrs beraubte. Freunde, wir sollten den Göttern dankbar sein, die es uns erlauben, mit Ihnen in Verkehr zu treten.“

       „Gewöhnlich bewahrt der Mensch die bei Flügen gesehenen Bilder nur schwach, doch in der Tiefe des Bewusstseins bewahren wir kostbare Schätze auf. Ich rühme mich nicht, mit Worten das Beobachtete wiedergeben zu können. Wie aber eine Mutter das erste Pochen des kindlichen Lebens in sich fühlt, so sind auch wir in der Lage, die aufgespeicherten Beobachtungen zu spüren.“

       „Freunde, wir fliegen und nehmen das Leuchten der fernen Welten leicht auf. Aus Unwissenheit mag jemand überzeugt sein, dass sie nicht existieren, sondern ein Trugbild seien; wir jedoch, die wir uns ihnen genähert haben, kennen ihr Wesen.“

       „Freunde, wiederholt das Gesagte nicht auf dem Marktplatz, sonst werden die Menschen mich für wahnsinnig halten. Die Zeit wird kommen, in der diese Worte verstanden werden. Sogar die gewöhnlichsten Fragen darf man nicht vorzeitig stellen. Unwissende werden leicht zu Tigern, und es ist nicht nötig, solche wilden Tiere hervorzubringen.“

       „Freunde, ich möchte euch nur noch erzählen, wie sich mir eine ferne Welt im Gedächtnis eingeprägt hat. Die Entfernung zu ihr ist gewaltig, doch erreichen wir sie im Flug augenblicklich. Es war zwar nicht möglich, den neuen Boden zu betreten, der uns sogar im lichten Körper fremd ist. Aber es waren die Umrisse von Meeren zu sehen, man konnte sich an herrlichen Farben erfreuen, und sogar Vögel und Fische waren schon sichtbar. Die Menschen dort sind nicht wie wir, und, wunderlich zu sagen: sie fliegen. Ihre Sprache ist nicht vernehmbar, wahrscheinlich, weil die Sphären klingen. Ich erinnere mich des saphirblauen Wassers, der smaragdfarbenen Wiesen und der smaragdähnlichen Berge.

      Der Mensch scheint nicht in der Lage zu sein, einen solchen reinen Boden zu betreten. Selbst die Luft ist uns zunächst unerträglich, doch wenn wir uns an sie gewöhnt haben, leiden wir bei der Rückkehr in unseren Körper, es ist erdrückend wie in zu enger Kleidung. So ist jede Erfahrung angenehm und schwierig zugleich.“

 

       201. Urusvati weiß, dass es einen Grund gibt, wenn Wir über Einheit sprechen. Wir haben bereits das Beispiel von dem Pferd angeführt, das eine ganze Karawane aufgehalten hat. Wir haben an den Sinn des gegenseitigen Zusammenhaltes der Steine eines Gewölbes erinnert, und jetzt weisen Wir noch auf Worte des Denkers hin:

      Er ging einmal mit den Schülern an einer zyklopischen Mauer vorbei, als die Schüler fragten: Was ist Einheit? Der Denker wies auf das mächtige Mauerwerk und sagte: „Seht, wie diese Steine einander halten. Wir können nicht sagen, wer unter ihnen der wichtigste ist. Sie sind durch nichts verbunden, haben aber doch schon vielen Erdbeben standgehalten. Was sie hält, ist allein ihre Einheit und das natürliche Zusammenpassen ihrer Oberflächen. Die Menschen haben sich ausgedacht, Steine mit Lehm und verschiedenen künstlichen Materialien zu verbinden, doch eine solche Konstruktion wird bei Erdbeben oft zerstört.“

       „Wenn die Menschen annehmen, ihre Beziehungen durch künstliche Maßnahmen verstärken zu können, sind sie nicht vor Zerfall geschützt. Besser und fester werden die Beziehungen, wenn die menschlichen Herzen unmittelbar miteinander in Berührung kommen. Bei einer solchen Konstruktion braucht man keinerlei Schmiermittel, selbst wenn es aus Gold gemacht wäre. Hütet euch besonders vor dem goldenen Schmiermittel.“

       „Ich bestätige, dass selbst die eifrigsten Menschen die Wechselbeziehung der Materialien nicht in Einklang bringen können; nur die Herzen der Menschen sind fähig, zusammen eine unzerstörbare Mauer zu errichten.“

       Ebenso sagte der Denker: „Der Mensch kann nicht fliegen, solange er keine zuverlässigen Flügel gefunden hat. Das Symbol des Dädalus[102] wird eine ewige Mahnung sein, doch wir werden uns noch oft über die fernen Welten unterhalten. Wenn wir über sie nachdenken, werden wir auch den Weg zu den Flügeln finden.“

       „Möge jeder erzählen, wie er sich die fernen Welten vorstellt. Jeder wird Recht haben, wenn er sein Vorstellungsvermögen anspannt, denn alles, entschieden alles existiert. Unsere Vorstellungskraft vermag immer nur ein kleines Teilchen der Wahrheit zu erfinden.“

       „Wegen der Begrenztheit des Vorstellungsvermögens sollte unter euch jedoch keine Betrübnis entstehen. Inmitten der Unbegrenztheit wird alles begrenzt sein. Gewöhnen wir uns an das Streben inmitten der Unbegrenztheit.“

 

       202. Urusvati weiß, wie undeutlich die Menschen das Wesentliche vom Nichtigen unterscheiden. Nicht genug dessen spüren die Menschen die Annäherung des Wesentlichen voraus und versuchen, anstatt diesem Fundamentalen entgegenzugehen, es mit erfundenen Nichtigkeiten zu verdrängen. Man kann beobachten, dass die Menschen das Nichtige schätzen und es als Mittel hüten, um der Annäherung des Wichtigsten auszuweichen.

      Sie erkennen nicht an, dass im Wesentlichen auch das Schöne enthalten ist. Die Menschen bevorzugen nichtigen Trödel, nur um sich vor dem Glanz des Schönen zu retten. Man muss sehr aufmerksam unterscheiden, welche Arten von Nichtigkeiten den Menschen besonders nahe sind. Nur wenn man diese Insekten kennt, kann man lernen, sie auszumerzen.

       Beim Herantreten des Wesentlichen kann man eine besondere Stille bemerken, doch gerade dann beginnen die Possenreißer, mit ihren Glöckchen zu klingeln und ihre Schellen zu schlagen. Man kann bemerken, dass die Massen vor großen Verschiebungen* in Raserei und Wut verfallen – sie spüren sie bereits voraus.

       Der Denker sprach: „Lasst uns nicht den Unrat von der Straße auflesen, um uns damit die Augen zu verschließen. Man muss sich wundern, dass die Menschen es lieben, sich selbst Staub in die Augen zu reiben, um nachher eilig den Arzt aufzusuchen. Glaubt aber nicht, dass sie zulassen werden, allen Unrat wegzuräumen, denn sie sind mit ihm schon verwachsen.“

       „Jeder Held, der mit reinen Augen blicken kann, ist schon eine Gefahr für die im Unrat lebenden Bürger. Erinnert ihr euch, wie man mit Perikles verfuhr? Möge man an den Schulen beim Studium des Lebens der Helden auch die Beziehungen der Menschen zu ihnen kennenlernen – so entsteht eine Chronik der Menschheit.“

       „Wir wollen nicht erraten, wie schnell die Menschen damit aufhören könnten, die großen Tatmenschen zu fürchten. Mögen sich nur Arbeiter finden, die allmählich den Unrat aus den Augen des Volkes entfernen.“

       „Das Herz leidet unerträglich, wenn das Blut verstaubt.“

 

       203. Urusvati weiß, dass gewisse Menschen darauf beharren, das Leben auf der Erde müsse auch irdisch sein. Was aber verstehen sie unter einer irdischen Existenz? Sie sind bereit, sich aller überirdischen Begriffe zu berauben. Durch die Herabsetzung aller höheren Begriffe möchten sie das Leben niederträchtig und vulgär gestalten. Sie vergessen, dass es nichts Irdisches geben kann, was nicht auch dem Kosmos angehört. Jeder Stein ist bereits ein Teil des Weltalls.

       Die Menschen sind keine Schweine, die nicht imstande sind, in den Himmel zu blicken. Jeder lebt durch höhere Emanationen, nicht durch den irdischen Abschaum. Indessen haben über Jahrtausende hinweg viele verbissen zu einer gewöhnlichen irdischen Existenz aufgerufen.

      Nicht nur die Atheisten, sondern auch die Theisten[103] fanden sich mit ihrer Verneinung der Feinstofflichen und der höheren Welt in ein und demselben Lager wieder. Man kann sich nicht vorstellen, warum solche Feinde allein in der Verneinung der Lebensprinzipien übereinstimmen. Außer Unwissenheit hat dabei auch Angst mitgewirkt. Die Menschen entschlossen sich, nicht auf das Schönste zu blicken. Es ist verwunderlich, dass Wissen nicht dazu verhalf, sich dem fein-physischen Bereich anzunähern. Die Theisten haben es ihren Gottheiten nicht erlaubt, ihnen zu helfen sich den höheren Welten anzunähern.

       So sprach der Denker: „Lasst uns das Leben nicht herabsetzen, da keiner von uns nur auf der Erde lebt. Uns ist das Dasein in drei Welten verliehen, und wir müssen uns jeder Welt als würdig erweisen. Wir möchten uns an die Erde binden, die aber in Trümmer gehen kann, und vergessen dabei, welch unvergängliches Dasein uns gegeben ist!“

       „Lasst uns nicht blind sein! Wie die Form nur durch den Tastsinn erfasst werden kann, ist uns die Erkenntnis durch die Gesamtheit aller gefühlsmäßigen Wahrnehmungen anvertraut. Kennen wir sie aber alle? Die Überirdische Welt hat auch ihre eigenen Ausdrucksformen. Wir sind reich durch die uns zuteil gewordenen Schätze.“

 

       204. Urusvati weiß von unsichtbaren und offensichtlichen Schädlingen. Jeder Erforscher der Gedankenübertragung auf Entfernung sollte alle begleitenden feindlichen Bedingungen bemerken. Ihr wisst aber, dass Gedanken von räumlichen Wesen abgefangen werden können. Bekannt ist auch, dass einige Menschen Gedanken hören können, doch jeder Forscher muss seine Aufmerksamkeit auf die besonderen Verhältnisse der Anwesenden richten.

       Man kann beobachten, dass Eintracht unter den Anwesenden die Übertragung unterstützt und vor dem Abfangen schützt. Wenn überdies nahe Personen, die sich in einem Nebenzimmer befinden, in harmonischer Verfassung sind, wahren sie damit bereits die Unversehrtheit der Übertragung.

      Verwirrte oder gereizte Menschen erweisen sich als Mitarbeiter der bösen Abfänger. Die Aura eines gereizten Menschen erweist sich als der beste Zerstückeler des Flusses der Ströme. Solche Schädlinge mögen ihre Beteiligung am Abfangen leugnen, doch ihrem Wesen nach bleiben sie Helfershelfer des Bösen. Irgendwann in der Feinstofflichen Welt werden sie ihre Unbeherrschtheit bedauern.

       Die Menschen wollen nichts davon wissen, dass hinter jeder ihrer leichtfertigen Handlungen unsichtbare Wesen lauern. Der Gedanke befindet sich in groben Händen. Nur wenige verstehen, dass der Gedanke von den besten Bedingungen umgeben sein muss.

      Unvernünftige nehmen an, das werde Denken durch Narkotika verstärkt. Diese Gedankenkrämpfe können keine Evolution bewirken. Jede Emanation von Narkotika zieht bereits die gefährlichsten Wesen an. Sie reißen Fragmente der Gedanken an sich und flechten aus ihnen ein überaus schädliches Gewebe.

      Man kann sich bisweilen ins Gedächtnis rufen, wie nützliche Gedanken entstellt wurden. Sucht die Ursache in den Umständen der Umgebung, und ihr werdet sicherlich Anlässe finden.

       Der Denker sprach: „Unser armseliger Gedanke, du hast keinen Schutz. Kaum gelingt es dir, emporzufliegen, als böse Krallen dich auch schon in Stücke reißen. Wie eine in die Menge geworfene Handvoll Gold verschwindet, kann auch der Gedanke im Raum abgefangen werden. Gut ist es, wenn der Gedanke bis zu einem erleuchteten Geist gelangt, doch unter den Entgegenkommenden können sich auch Räuber zeigen. Wenn schon für den Körper Sauberkeit notwendig ist, so muss um das Denken herum noch viel größere Reinheit herrschen.“

 

       205. Urusvati weiß, dass das Überirdische nicht allein im astronomischen Sinn verstanden werden darf; die ganze Vielfalt der höheren Begriffe geht in das Studium des Lebens ein. Weichen wir den fernen Welten nicht aus, sondern betrachten wir den Zustand zwischen den Welten. Das irdische Leben ist auf unumgehbaren Gesetzen aufgebaut, und die Menschen sollten endlich die Bedeutung der Feinstofflichen Welt verstehen.

       Es wurde richtig darauf hingewiesen, dass die Menschen sich mit unterschiedlich festgelegten Aufgaben verkörpern. Getriebene und unterjochte Völker kehren auf die Erde zurück, um an ihre mit Füßen getretenen Rechte zu erinnern. Nicht viele Menschen erreichen die Fähigkeit vollen Vergebens und reiner Vervollkommnung. Viele verbleiben in den Gefilden der Rache und der Abrechnung. Viele Besiegte und Beleidigte kehren an den Ort zurück, wo sie Gewalt erduldet haben. Ihre Rache wird entsetzlich und vielfältig sein. Sie bringen Unruhe und erschweren den Weg des Landes. Niemand wird diese Rächer erkennen, da sie in die dienenden Schichten eines Volkes einzugehen bestrebt sind.

       Wenn die Menschen die Folgen der Gewalt verstehen würden, könnten sie beim Aufbau ihres Landes helfen. Wer aber will verstehen, dass in Hass vergossenes Blut der Reinigung bedarf? So haben Wir oftmals an die Notwendigkeit der Vervollkommnung und des Verstehens der Feinstofflichen Welt erinnert. Jeder von Uns hat die Menschen zur Erkenntnis aufgerufen.

       Der Denker sprach: „Wir selbst lassen die Furien[104] los. Es sind nicht die Götter, die eilen, sich an den Menschen zu rächen, vielmehr schaffen die Menschen selbst solche entsetzlichen Ungeheuer. Wir haben vergessen, dass wir uns unseren Weg selbst bereitet haben. Wie soll man nur Worte finden, die einfach genug sind, dass die Menge sie aufnimmt!

      Wir müssen die Ursache des schrecklichen Haders und der Unversöhnlichkeit verstehen. Doch wenn wir uns die Existenz unter den Schatten[105] vergegenwärtigen, können wir uns davon überzeugen, dass dort das zukünftige Leben vorbereitet wird. Seien wir vorsichtig!“

 

       206. Urusvati weiß, dass die Fristen des Aufenthaltes in der Feinstofflichen Welt höchst unterschiedlich sind. Sie können, je nach den Umständen, zwischen einigen Monaten und Jahrtausenden liegen. Es ist schwierig, alle Gründe dafür aufzuzählen, doch der wesentliche liegt im freien Willen. Man könnte fragen: Welche Aufenthaltsdauer in der Feinstofflichen Welt ist die wohltätigste? Die kürzeste oder die längste, und diese beiden Extreme können gleichwertig sein.

      Auch könnte man fragen: Ist es möglich, nicht zur Erde zurückzukehren, wenn der freie Wille dies wünscht? Wahrhaftig, alles ist möglich. Man muss den Aufenthalt in der Feinstofflichen Welt nur nützlicher als auf der Erde gestalten.  

       Wir sprachen schon davon, dass einige mächtige Wesen einen Teil ihres Strahls auf die Erde senden und damit einen einzelnen Tatmenschen gleichsam erleuchten. Ein solches Geschenk kann eine irdische Verkörperung ersetzen.

      Zudem gibt es noch die Erscheinungsformen der Teilbarkeit des Geistes. Solche Sendungen können mehrere Menschen mit einem hohen Geist erfüllen, und eine derartige Unterstützung der Evolution kann den Nutzen einer persönlichen Verkörperung noch übertreffen.

      Daher liegt es am Menschen, sein Schicksal selbst zu gestalten. Er kann sein Denken zu beliebigen Grenzen hin entwickeln. Er kann freigebig sein bis hin zur Selbstaufopferung. Doch je mehr er gibt, desto mehr empfängt er, und sein Denken wächst in diesem Kreislauf an. Möge diese Wahrheit an den Schulen wiederholt werden.

       Weiter könnte man fragen: Kann der freie Wille einen in ferne Sphären führen? Natürlich kann er das, wenn eine solche Selbstentsagung aufrichtig ist. Ihr wisst bereits von einigen Hohen Wesen, die auf andere Planeten gegangen sind. Man kann über eine solche Heldentat erstaunt sein, denn sie verstärkt die Gedankenverbindung und erweitert die Grenzen des Denkens. Nicht nur einmal wies der Denker darauf hin, dass Er dereinst in eine andere Welt gehen und von dort eine neue Verbindung herstellen werde. Er erforderte jedoch nicht wenige Jahrhunderte, um diese Aufgabe zu erfüllen. Es gibt aber nichts Unausführbares, nur muss unser Wille darauf hin gerichtet werden.

 

       207. Urusvati weiß, wie viele Menschen die Energie des Gedankens nicht anerkennen. Zudem behaupten einige, die Ausbreitung des Gedankens sei äußerst begrenzt. Sie suchen zu beweisen, dass mechanische Radiowellen gewisse Schichten der Atmosphäre nicht durchdringen. Die Beobachtung ist richtig, doch ist sie nicht auf den unmittelbar gesandten menschlichen Gedanken übertragbar. Dieser beinhaltet eine besondere Energie, die nicht mit derjenigen mechanischer Übertragungen verglichen werden kann. Die Saiten des Raumes sind dem Gedanken unterworfen, und es existiert kein Hindernis für einen konzentrierten menschlichen Gedanken. Wenn Wir von der Gedankenübertragung über sehr weite Entfernungen sprechen, haben Wir gerade den unmittelbar gesandten Gedanken im Blick.

       Der Denker sprach: „Lernt zu denken. Beginnt mit den einfachsten Überlegungen. Beginnt am besten, über die schönsten Gegenstände zu träumen. Lernt zu träumen, indem ihr die geschaffenen Bilder deutlich erlebt. Nur Träume entwickeln die Vorstellungskraft. Wohin können wir denn ohne Vorstellungskraft gehen? Wie sollen wir die herrlichsten Beobachtungen ohne Vorstellungskraft ins Leben umsetzen? Können wir im irdischen Leben die Funken des überirdischen Glanzes bewahren, wenn wir uns nicht daran gewöhnt haben, die Bilder zu verkörpern? Wahrlich, das Streben zum Höchsten unterstützt die Vorstellungskraft.“

       „Nichts bleibt ohne Bewegung. Und die Vorstellungskraft muss wachsen, da sie anderenfalls erlischt, und wer weiß, wann es gelingt, sie wieder zu entfachen? Ein Philosoph muss starke Vorstellungskraft besitzen. Ebenso wenig kann ein Künstler ohne Vorstellungskraft schaffen. Die Fähigkeit zum Träumen entwickelt sich in den Kindheitstagen, helft den Keimen des Denkens, sich zu entfalten.“

       So sprach der Denker und bat Seine Schüler, Träumer zu sein. So werden Bilder des Staates und des Allgemeinwohls geboren – dies lebt in Träumen.

 

       208. Urusvati weiß, wie jäh und unerwartet Visionen auftreten. Besonders beeindruckend können Visionen von lebenden Menschen sein, die einem unbekannt sind. Es gibt mehrere Gründe für solche Visionen. Es kann sein, dass jene Menschen doch nicht so unbekannt sind und man sich schon in der Feinstofflichen Welt begegnet ist. Ebenso möglich ist, dass eine auf beiden Seiten identische Schwingung auch eine beiderseitige Vision hervorruft.

       Wenn die Menschen alle ihre Visionen aufzeichnen und sie vertrauenswürdigen Personen erzählen würden, könnte vieles offenbart werden. Gerade solche Beobachtungen aber erfolgen meist vergeblich, und das menschliche Bewusstsein verliert die Möglichkeit zu vertiefter Anschauung.

      Zum Beispiel spielte irgendwo eine Frau auf einem Flügel und rief damit Schwingungen hervor, die im Bewusstsein Urusvatis erklangen – so entstand die Vision einer unbekannten Person. Solche Konsonanzen haben Bedeutung für das feurige Gewebe. Menschen berühren einander in Einklang, und schon vollzieht sich eine gewisse Zusammenarbeit.

       Die Augenblicklichkeit vieler Visionen findet ihre Erklärung in einem Gesetz der Feinstofflichen Welt: Es existiert dort keine Zeit im irdischen Sinne. Die Flüchtigkeit der Visionen ist nur scheinbar, denn der Mensch sieht sie unter den Bedingungen der grobstofflichen Welt, und feinstoffliche Bilder fließen für ihn schnell vorbei. Wenn wir uns aber unter den Bedingungen der Feinstofflichen Welt befinden, erstaunt uns eine solche Augenblicklichkeit nicht mehr. So gelangen wir in die Sphäre der Gedanken, und das feinstoffliche Dasein wird uns natürlich. Die Feinstoffliche Welt vermehrt unsere Erfahrungen, und von dort aus verstehen wir auch die irdische Schnelligkeit.

       Der Denker lenkte die Aufmerksamkeit auf den Unterschied der Wahrnehmungen der grobstofflichen und der feinstofflichen Welt. Er sprach: „Um uns herum jagen unsichtbare Wesen, und nur ein leichtes Wehen zeigt uns ihre Anwesenheit an. Manchmal sind sie wie eine blaue Wolke, die uns umgibt. Nur selten vermögen wir diese Gäste aus einer anderen Welt zu erkennen. Rufen wir ihnen doch zu: ‚Seid gegrüßt, liebe Freunde! Wir öffnen euch unser Herz, und ihr sendet uns Hilfe aus euren herrlichen Räumen.’“

 

       209. Urusvati weiß, dass die uranfängliche Energie sich auf künstliche und auf natürliche Weise offenbart. Jeder versteht, dass die natürliche Tätigkeit der künstlichen überlegen ist. Doch gerade über die künstliche Tätigkeit ist weitaus mehr geschrieben worden als über die natürliche. Es lässt sich nicht leugnen, dass die künstliche Offenbarung seit den ältesten Zeiten eingehend erforscht worden ist. Doch jetzt, an der Grenze zweier Epochen, ist es Zeit, sich der natürlichen Methode der Offenbarung der uranfänglichen Energie zuzuwenden.

       Der Mensch der alten Zeiten war viel gröber, und für die Berührung mit feinstofflichen Energien waren mechanische Rhythmen und Rituale erforderlich. Heute aber, da das Nervensystem sich bedeutend verfeinert hat, muss man daran erinnern, dass Wille und Gedanke natürliche Attribute des Menschen sind und daher auch in natürlicher Weise gebraucht werden müssen.

       Es ist nicht weise, den Gedanken mit Narkotika anzuregen, da sich solche primitiven Verfahren auf zukünftige Generationen auswirken. Man kann sagen, dass die zwangsweise Erregung in ihrem Schaden einer äußerst schweren Erkrankung vergleichbar ist. Der Unterschied besteht allein darin, dass die Krankheit schneller zur Wirkung gelangen kann, die Narkotika sich dafür aber über viele Generationen hinweg auswirken. Der Mensch denkt wenig an die Zukunft und möchte an ihr nicht teilhaben.

       Der Denker sprach: „Wir wissen nicht, für wen wir die Festung bauen, doch wenn wir erraten, dass wir es für uns selbst tun, würden wir wahrscheinlich die Steine besser schleifen. Man soll sich nicht freuen, wenn das irdische Leben zu Ende geht. Niemand weiß, wo wir von neuem werden arbeiten müssen. Mögen die Ältesten darüber nachdenken, wo sie ihre Rechnung bezahlen werden.“

 

       210. Urusvati weiß, dass sich bei der Entstehung der neuen Rasse Wechsel in allen Bereichen der Natur vollziehen. Gewöhnlich bemerken die Menschen diese Wechsel nicht, doch wenn jemand etwas Ungewöhnliches erblickt, schämt er sich, von seiner Beobachtung zu erzählen.

      Noch nicht einmal klare Anzeichen neuer Krankheitsformen veranlassen zu vertiefter Forschung. Alle umgebenden Umstände müssen jedoch genau betrachtet werden. In der Tierwelt kann man viel Ungewöhnliches antreffen, desgleichen liefert die Pflanzenwelt viele Bestätigungen. Die Krankheiten der Tiere und Pflanzen erinnern an ungewöhnliche Epidemien unter den Menschen. Die Menschen haben sich allmählich gegen die bekannten Geißeln gewappnet, heute aber sind nicht mehr Pest und Cholera und noch nicht einmal Krebs und Meningitis[106] zu fürchten, sondern die Entstehung neuer Formen der sogenannten Neuralgie[107], die zu einer ganzen Epidemie werden kann.

      Man kann diese Krankheiten als Leiden der psychischen Energie bezeichnen, bei denen auch Infektionen auftreten können. Die Ärzte aber werden ihre Aufmerksamkeit noch lange nicht den neuen Erkrankungsformen zuwenden. Man kann sie als feuriges Fieber bezeichnen, doch es geht nicht um die Benennung, viel wichtiger ist, die Ursache zu verstehen.

       Beruhigen wir uns nicht damit, dass der Wechsel der Rassen unausweichlich viel Verwirrung mit sich bringt. Jeder, der über die psychische Energie nachdenkt, wird begreifen, dass man in Reinheit mit ihr umgehen muss. Man kann verstehen, dass eine verunreinigte Energie entsetzliche räumliche Erscheinungen hervorruft.

       So bestätigte der Denker: „Lasst uns nicht vergessen, dass alles sich in Bewegung befindet. Niemand hat das Recht, den kosmischen Strom zu verschmutzen, denn er vermehrt die Leiden vieler und vor allem seine eigenen. Das Entsetzen aber hindert die Menschen, die fernen Welten zu schauen.“

 

       211. Urusvati weiß, wie schwer es ist, Harmonie der Bewusstseine zu erreichen. Wir sprechen nicht davon, die Bewusstseine gleich zu machen, denn angesichts des Reichtums des Universums gibt es keine Gleichheit. Doch auch bei aller Einzigartigkeit ist gleichwohl die Harmonie aller Teile erforderlich. Umso schwerer vorstellbar ist es, auf welch komplizierten Wegen man eine Angleichung der Bewusstseine fördern kann. Der eine Mensch steigt schon zum Gipfel hinauf, während der andere noch nicht einmal am Fuße des Berges angelangt ist; in ihrer Denkweise bestehen keine Gemeinsamkeiten. Wenn ihr ihnen identische Kenntnisse vermittelt, so werden sie dem einen nicht ausreichend sein, den anderen aber in seinem Denken überfordern und ihn bis zur Gefahr des Verrates verwirren.

       Der Lehrer muss vielfach ausprobieren, was genau ohne Schaden aufgenommen werden kann. Es ist besser, etwas nicht zu Ende auszusprechen, als jemanden zu überfordern und ihn damit bis zum Verrat zu treiben. Das Wesen der Weisheit besteht darin, alle verschiedenartigen, für einen harmonischen Zustand brauchbaren Teile zu erkennen. So kann man sehen, dass der Lehrer sich einmal beeilt, ein andermal aber zurückhält. Man muss verstehen, dass der Lehrer in dieser Zeit den gesamten Entwicklungsprozess der Wanderer beobachtet und ihre Schritte angleicht.

       Man darf nicht vergessen, dass vieles geschaffen wird, was der Mensch von seinem Weg aus nicht erkennen kann. Ebenso sollte man nicht erstaunt sein, wenn der Lehrer Meilensteine auf weite Entfernung bezeichnet, die vom irdischen Plan aus manchmal als unbedeutend erscheinen, aber Symbole von großer Bedeutung sein können. Auch darf man sich nicht wundern, warum solche Meilensteine über große Zeiträume hinweg gesetzt wurden. Vergessen wir nicht, dass in der Feinstofflichen Welt die Frage der Zeit nicht existiert und Zeichen ihrer wahren Bedeutung gemäß, nicht jedoch auf irdische Weise aufflammen können.

       Der Denker sprach: „Wer kann die im Raum existierenden Maße erkennen? Wir können aufmerksam beobachten, dürfen aber keine für Zwerge geltenden Maßstäbe auf Riesen anwenden.“

 

       212. Urusvati weiß, dass die von der Natur bekundeten Zeichen außerordentlich verschiedenartig sind. Oftmals nehmen die Menschen nur die düsteren Vorzeichen wahr und verfallen allmählich dem Aberglauben. Das forschende Auge jedoch achtet auch auf besondere Ernteerträge und versteht, dass es bei Unordnung der Ströme Extreme geben kann, sowohl gute als auch schlechte.

       Weise Menschen freuen sich mitunter durchaus nicht über einen unerwarteten wirtschaftlichen Erfolg. Sie verstehen, dass ein besonderer Druck der Ströme, der für ihren Garten günstig ist, sich auf ferne Länder katastrophal auswirken kann. So ist es mit allem.

       Schon im Altertum wussten die Weisen, dass besondere Zeichen, günstige wie ungünstige, auf entsetzliche Folgen hinweisen können. Man kann sich nicht vorstellen, welche Katastrophen sich im Raum vollziehen und uns erst nach einem Jahrhundert erreichen. Man kann das, was bereits geschehen ist, nicht mehr abwenden, doch kann man die Kräfte des Geistes anspannen, um das anzunehmen, was sich nähert. Wenn Wir von der Unerlässlichkeit der Harmonie sprechen, sehen Wir ferne Verschiebungen, welche die Menschen noch nicht wahrnehmen können.

       Der Denker erinnerte oftmals an die Möglichkeit kosmischer Katastrophen. Die Menschen verlachten Ihn. Können sie aber behaupten, dass es im fernen Raum keine Katastrophe gibt, welche die Erde nach Jahrtausenden erreichen wird? Doch deren Vorboten können schon herankommen und das menschliche Bewusstsein verwirren.

       Ein Lehrer muss wiederholt über die Koordinierung der Welten sprechen.

 

       213. Urusvati weiß, dass die uranfängliche Energie alles Existierende erfüllt. Warum nur muss man die Menschen so oft an diese Wahrheit erinnern? Die uranfängliche Energie wird von ihnen besonders wenig verstanden. Sie sprechen über viele Energien, wagen es jedoch nicht anzuerkennen, dass die grundlegende Energie nur eine ist.

       Heute muss man verstehen, dass die Gedankenenergie eine der höchsten Offenbarungen der uranfänglichen Energie ist. Man darf den Gedanken nicht von der grundlegenden Energie des Weltalls trennen. Der Gedanke dient nämlich als ewiger Antreiber der grundlegenden Energie. Der Gedanke erzeugt Ströme, die als Erwecker und Erneuerer des Weltalls auftreten. Wenn Ich davon spreche, dass denkende Wesen am Weltenaufbau teilhaben, muss man dies wörtlich und nicht allegorisch verstehen. Das erlegt dem Menschen eine umso größere Verantwortung für die Qualität seines Denkens auf. Genug ist schon über die Qualität des Denkens gesagt worden: Ein guter, starker Gedanke erzeugt herrliche Ströme, ein schlechter aber überschüttet die Erde mit todbringenden Schlacken.

       Der Lehrer muss die Schüler zu fortgesetztem Denken über das Schöne anleiten. Jeder Erkennende vermag den Raum zu bereichern. Lasst uns nicht meinen, der Boden benötige nur mechanischen Dünger.

      Man muss Versuche mit der Einwirkung von Gedanken durchführen. Es ist wahr, dass solche Versuche langwierig sind, doch Wir lenken die Aufmerksamkeit nicht selten gerade auf diejenigen Forschungen, die viel Zeit erfordern. Mit eiligen Schlussfolgerungen kann man keine sicheren Ergebnisse erzielen. Mögen ganze aufeinanderfolgende Versuchsreihen aufgestellt werden, dann wird sich bestätigen, dass eine feinstoffliche Energie auch einer feinfühligen Erforschung bedarf. Man darf nämlich auf Riesen keine für Zwerge geltenden Maßstäbe anwenden.

       Auch darüber sprach der Denker. Ständig mahnte Er, dass höhere Gegenstände in einer gehobenen Verfassung studiert werden müssen. Lasst uns zweckmäßig vorgehen.

 

       214. Urusvati weiß, wie wenig das Konzept des Rhythmus von der Menschheit erkannt wird. Die alte Lehre vom Rhythmus ist verlorengegangen. Das neue Verständnis hat zu gröbsten Formen des Tanzes und der Musik herabgeführt. Wissenschaftler sprechen vom Schwingungsrhythmus, doch diese Schlussfolgerungen gehen über die Grenzen der Laboratorien nicht hinaus. Rhythmus muss jedoch im gesamten Leben zum Ausdruck gebracht werden, in aller Arbeit, in sämtlichem Schaffen. Nur erfahrene Arbeiter verstehen, wie produktiv rhythmische Arbeit ist.

       Wahrhaftig, ein Karma-Yogi ist ein Arbeiter; ohne jegliche erzwungene Anspannung kennt er die Freude des Rhythmus. Der Karma-Yogi arbeitet nicht, weil ihn jemand dazu zwingt, er kann ohne Arbeit gar nicht leben. Dieser Yoga ist sehr mit Rhythmus verbunden.

      Leider ist im Alltagsleben eine solche Zusammenarbeit, die aus eigener Initiative erfolgt und unerschöpflich ist, nur selten anzutreffen. Nur ein klar zum Ausdruck gebrachter Rhythmus vereinigt sich mit gleichen harmonischen Schwingungen in allen anderen Ländern der Erde, woraus eine gegenseitige Hilfe ganz eigener Art erwächst. Trotz ihrer Unsichtbarkeit wird diese Hilfe wahre Harmonie sein.

       Überdies erhält jeder Arbeiter Hilfe aus der Feinstofflichen Welt. Die Menschen werden überaus erfolgreich sein, wenn sie diese unsichtbare Zusammenarbeit verstehen. Spötter werden sagen: „Bekommen etwa auch Zimmerleute, Schnitter und Maurer Hilfe aus der Feinstofflichen Welt?“ Der Spott ist unangebracht, jede willkommene Arbeit erfährt nämlich Hilfe. Die Menschen sollten über den unerschöpflichen Vorrat an Energie in der Feinstofflichen Welt nachdenken.

       Ich spreche noch von einer weiteren, wenig verstandenen Wahrheit. Die Menschen grämen sich, wenn ihre Ideen von anderen aufgegriffen und genutzt werden. Im Grunde sollte jedoch jede Verbreitung nützlicher Ideen Freude bereiten. Doch zu einer solchen Freude ist die Mehrheit noch nicht herangewachsen.

       Der Denker sprach: „Ideen sind leichtbeschwingt. Es ist eine Freude, einen Vogel aus seinem Käfig freizulassen. Möge es ebenso zu einer Freude werden, rettende Ideen freizulassen. Der Gedanke muss den Raum sättigen, anderenfalls würden die Menschen ohne Möglichkeit des Fortschritts bleiben. Befreien wir die Ideen von allen Fangnetzen und Ketten. Warten wir nicht auf den Gefängniswärter, sondern verhelfen wir selbst zu ihrer Befreiung.“

 

       215. Urusvati kennt die Bedeutung feinstofflicher Grenzen. Fürwahr, solche mit Worten nicht auszudrückende Grenzen werden selten verstanden. Wie soll man erklären, dass etwas erlaubt, um Haaresbreite daneben aber etwas anderes bereits unzulässig ist? Nur ein erweitertes Bewusstsein versteht, wo der Unterschied zwischen Aufbau und Zerstörung liegt. Viele alte Kulte vereinten sowohl den Aufbau als auch die Zerstörung in einem einzigen Symbol[108] und wiesen damit auf die Nähe dieser Begriffe hin, über die der irdische Verstand so grob urteilt.

       Ebenso schwer mit Worten auszudrücken ist, inwieweit man auf fremdes Karma Einfluss nehmen kann. Man kann das Beispiel eines Lehrers anführen, der seinem Schüler in einer Zeit der Prüfung helfen möchte. Der Lehrer kann mit aller Kraft seines Geistes wünschen, auf den Schüler einzuwirken, doch dessen verwirrter Geist bemerkt all die gegebenen Zeichen und ermutigenden Blicke nicht. Der Lehrer darf den Schüler nicht mit einem Ausruf von einem Fehler abhalten. Bei allem Wunsch, dass die Prüfung günstig enden möge, muss der Lehrer schweigen oder versuchen, den Schüler mit sehr allgemeinen Ratschlägen auf den richtigen Weg zu führen.

       Geschieht nicht genau das gleiche bei der Beobachtung von bereits geschaffenem Karma? Eine Vielzahl von Umständen muss berücksichtigt werden, bevor auch nur der kleinste Eingriff in fremdes Karma erfolgt. Dabei kann man viele Nachbarn treffen. Es ist nicht unbegründet, eine solche Grenze als feinstofflich zu bezeichnen. Doch viele Menschen werden darüber lachen, wenn sie hören, dass das Gute und das Böse nebeneinander wohnen.

       Der Denker wies oft auf diesen Umstand hin. Er führte auch das Beispiel von Schulprüfungen an. Die Menschen hörten aber nicht gern von Prüfungen. Das betrifft übrigens alle Zeiten.

 

       216. Urusvati hat Explosionen in der Feinstofflichen Welt gehört. Erscheint es manchem nicht befremdlich, dass es in der Feinstofflichen Welt Explosionen gibt und sie gehört werden können? Doch alles, was die Feinstoffliche Welt betrifft, muss auch feinstofflichen Maßstäben gemäß aufgefasst werden. Explosionen kann es in allen Sphären geben. Sie können nicht mit dem physischen Gehör gehört werden, doch rufen sie besondere Erschütterungen des Herzens hervor und vermitteln bei Vorhandensein von Hellhörigkeit den präzisen Eindruck von Explosionen. Man muss sich daher daran gewöhnen, dass die feinstofflichen Welten beständig auf ein feinsinniges Gehör einwirken.

       Gewöhnlich sind die Menschen nicht in der Lage, feinstofflichen Erscheinungen ihr Ohr zu leihen: Entweder leugnen sie überhaupt alles Überirdische oder sie verfallen in Hysterie oder sie verlieren ihre Zuverlässigkeit. In der Literatur verschiedener Völker finden sich sehr bedeutsame Hinweise. Zum Beispiel, dass Schambhala im äußersten Norden liege, wo das Nordlicht gleichsam auf den Sitz Schambhalas hinweise. Vergessen wir aber nicht, dass es genau dieselben elektrischen Spannungen auch im Himalaja gibt. Auf diese Weise erfährt ein weiteres Geheimnis seine Erklärung.

       Der Denker wies darauf hin, wie vieles nicht gegeben werden darf, da sonst große Verwirrung entstünde. Folgen wir Seinem weisen Rat und finden wir die Maßstäbe, die dem Bewusstsein der Völker entsprechen.

       Wenn Wir noch einfachere Worte hätten, würden Wir sie anwenden. Es ist nämlich große Einfachheit notwendig.

 

       217. Urusvati hat gehört, dass die Vergiftung der Atmosphäre zunimmt. Man muss besondere Aufmerksamkeit auf solche Perioden richten, deren Folgen sich auf die verschiedensten Aspekte des Lebens auswirken können. Nicht nur Epidemien können auftreten, jeder kann auch Erschwernisse in Bezug auf seine schwachen Stellen spüren. Eine solche Anspannung äußert sich nicht nur in körperlichen Erkrankungen, sondern mehr noch in gesellschaftlichen Erschütterungen.

      Oft schon haben Wir warnend auf die Wahrung der Einheit hingewiesen, denn eine solche Übereinstimmung ist die beste Prophylaxe. Man muss großes Gleichgewicht offenbaren. Würde es auf der ganzen Welt hergestellt, könnten auch die gefährlichsten Stunden ohne Schaden vorübergehen.

       Die Menschen wollen sich keine Rechenschaft darüber ablegen, dass sie eine überaus verantwortungsvolle Stellung einnehmen. Es hängt vom freien Willen ab, sich im Gleichgewicht zu halten. Eine Ansteckung überwältigt den Menschen nicht nur wegen seiner Anfälligkeit für eine bestimmten Krankheit, sondern auch durch den Verlust des Gleichgewichts. Ein Wanderer, der sich nicht im Gleichgewicht befindet, wird einen gefährlichen Pfad nicht bewältigen können. Er wird Angst ausgesetzt sein und seinen Weg nur bei großer Unbesonnenheit fortsetzen. Der Mensch vernichtet sich selbst und infiziert die Umgebenden.

       Wahrlich, Ich sage: Die Vergiftung der Atmosphäre nimmt zu, seid besonders auf der Hut, Wir kennen solche Perioden und haben sie nicht nur einmal während irdischer Leben durchgemacht. Doch es ist besser, sie zu kennen und alle Kraft für die Erhaltung des Gleichgewichts zusammenzunehmen. So überstehen und durchschreiten Wir jede Erschütterung.

       Auch der Denker ertrug solche Anspannungen. Er sprach: „Drohende dunkle Wolken haben den Himmel bedeckt. Lasst uns im Haus bleiben und die Ruhe nicht stören. Auch der schrecklichste Sturm kann nicht unendlich andauern.“

 

       218. Urusvati kennt den Magnetismus von Namen. Jeder Laut entspricht einem bestimmten kosmischen Strahl. Doch wenn ein Name aus astrologisch begründeten Zeichen besteht, kann eine solche Verbindung eine mächtige Wirkung haben.

      Ihr habt bemerkt, dass Wir bisweilen das Aussprechen Unserer Namen nicht untersagt, später jedoch geraten haben, sie nicht einmal gedanklich zu berühren. Der Grund dafür liegt darin, dass es Perioden geben kann, in denen Lautverbindungen keinen übermäßigen Magnetismus erzeugen. Es kann jedoch auch solche Zeiten geben, in denen ein Name im Raum wie ein Hammerschlag erklingt, und dann darf man zur Wahrung des Gleichgewichts keine Namen nennen. Das gleiche lässt sich bei Personen- und sogar bei Ortsnamen bemerken.

       Insbesondere muss man daran erinnern, dass im Altertum die Namen auf astrologischer Grundlage gegeben wurden. Bei vielen Völkern wurden noch andere Namen gegeben, um den astrologischen Namen nicht aussprechen zu müssen. Es ist besser, einen solchen Namen auch in günstigen Zeiten nicht auszusprechen, um durch das Gesagte nicht einen deutlichen Blitz hervorzurufen.

      Überhaupt verwechseln die Menschen Magnetismus mit Suggestion. Sie verstehen nicht, dass Suggestion sich persönlicher Kräfte bedient, Magnetismus aber eine kosmische Erscheinung darstellt.

       Der Denker erinnerte oft an die Bedeutung solcher Energien. Er sprach: „Kaum dass ein Mensch ausruft 'Ich bin unglücklich!', vermehrt er augenblicklich seine Not. Doch wenn er sagt 'Ich bin glücklich!', öffnet er schon die Tore zum Glück.“

       „Glaubt nicht, der Mensch befehle sich selbst, glücklich oder unglücklich zu sein. Das Phänomen ist viel tiefgründiger, und der Mensch kommt mit mächtigen Kräften in Berührung. Er hat kaum seiner Stimmung Ausdruck verliehen, als diese sich schon im Raum verankert – so rufen wir Höheren Kräfte zu uns heran. Lasst uns nicht undankbar und auch nicht unklug sein.“

      Der Denker unterwies die Schüler beständig darin, nicht ein einziges Wort unbedacht entschlüpfen zu lassen.

 

       219. Urusvati weiß, dass die allerfeinsten Konstellationen unwiederholbar sind. Der Denker bemerkte einmal, dass die Zuhörer im Gespräch über die Unwiederholbarkeit schlecht zuhörten. Er nahm einen großen bronzenen Spiegel und bedeckte ihn mit einer gleichmäßigen Schicht Sand. Dann schlug Er in verschiedenen Rhythmen gegen den Rand des Spiegels, so dass der Sand unterschiedliche Muster bildete. Später forderte der Denker die Schüler auf, die gleichen Rhythmen zu wiederholen und die gleichen Muster zu erreichen. Natürlich vermochte niemand, das zu tun.

       Der Denker sprach: „Worte überzeugen nicht immer, doch das einfachste Beispiel zeigt, wie freigebig die Natur ist. In der Pracht der Natur kann es keine Wiederholbarkeit geben. Das Gesetz ist einheitlich, seine Ausdrücke dagegen unzählbar. Die Muster konntet ihr aus tausenderlei Gründen nicht wiederholen, vor allem jedoch deshalb nicht, weil die kosmischen Bedingungen sich bereits geändert haben. Solche allerfeinsten Konstellationen sollten euch erfreuen, da sie euch auch die Unbegrenztheit eurer eigenen Möglichkeiten zeigen. Alles ist in Bewegung, und nichts wiederholt sich. Diese Formel muss man im gesamten Leben anwenden.“

       „Ich habe euch hiermit einen Rat gegeben, doch er wird nur gut sein, wenn er unverzüglich angewendet wird. Es wird kaum zur rechten Zeit sein, wenn man eine Medizin erst ein Jahr nach ihrer Verordnung einnimmt. In geheimen Archiven kann man eine Vielzahl unangewendeter Ratschläge finden. Man sagt dem Bogenschützen: 'Schnell, lass den Vogel nicht entkommen!' Doch die Hand zögerte, der Pfeil durchschnitt vergeblich den Raum und brachte vielleicht Tod dort, wo es nicht beabsichtigt war.“

       „Wenn der Mensch sich das Gesetz der Unwiederholbarkeit aneignen würde, würde er eifrig zur Vervollkommnung voranschreiten. Doch der tote Verstand flüstert: 'Kein Tag unterscheidet sich vom vorhergegangenen'. Ständig könnt ihr solche Klagen hören, dabei ist jeder Augenblick verschieden. Auch euer Bewusstsein wird niemals in einen früheren Zustand zurückkehren; selbst wenn ihr einen Rückschritt des Bewusstseins zulasst, wird es nicht auf dem vorherigen Weg zurückgehen.

      Unbegrenztheit herrscht im Makrokosmos und im Mikrokosmos. Es ist sogar unmöglich, ein Lied zu wiederholen, da die Bedingungen jedes Mal andere sind. Versucht, in eine Stadt zurückzukehren, in der ihr viele Jahre nicht wart – alles wird anders erscheinen. Auch euer Bewusstsein wird niemals zu früheren Vorstellungen zurückkehren. So mancher beklagt sich über die Unwiederholbarkeit, doch der wahre Mensch wird bei Wahrnehmung der Bewegung jubeln.“

      So machte der Denker Mut. So kann man die klare Anwendung dieser Grund-sätze in der Bruderschaft sehen. Ich führe die Worte des Denkers an, da ihr wisst, wie Er für die Bruderschaft gearbeitet hat.

       Wenn jemand sagt: „Ich möchte dem Großen Wanderer nur zuhören“, begrenzt er sich selbst. Wir schätzen es, wenn ihr den Großen Wanderer von ganzem Herzen liebt, doch das Herz kann unerschöpflich sein. Ist es denn möglich, die Impulse des Herzens zu unterdrücken, wenn ihr von Arbeiten zum Wohl der Menschheit hört?

       Vollständige Hingabe und vollständige Heldentat erfüllen den Geist mit unüberwindlicher Selbstaufopferung. Die Flügel der Selbstaufopferung tragen zur Bruderschaft.

 

       220. Urusvati weiß, wie oft Wir uns an die die Feinstoffliche Welt anschließen. Für ein vollständiges Bewusstsein ist es unerlässlich, verschiedene Sphären zu berühren. Es gibt viele Missverständnisse beim Verständnis der Feinstofflichen Welt. Besonders schwer aufgenommen wird die Unwiederholbarkeit, die in der irdischen wie in der feinstofflichen Welt gleichermaßen herrscht.

       Es existieren viele Beschreibungen der Feinstofflichen Welt, doch alle gehen nur auf die eine Schicht ein, mit welcher der Beobachter in Kontakt gekommen ist. So spricht der eine über die niederen Zustände fast wie von gespensterhaften Ungeheuern. Ein anderer berichtet von schlafenden Schatten, ein dritter behauptet die völlige Ähnlichkeit mit der irdischen Welt und ein vierter erzählt von leuchtenden Körpern – so beschreibt jeder, was ihm im Gedächtnis blieb.

      Der Fehler besteht aber darin, dass gewöhnlich eine einzige Schicht als die gesamte Feinstoffliche Welt angesehen wird. Aus diesem Irrtum ergeben sich dann unvereinbare Urteile und wechselseitige Beschuldigungen. Verstünden die Menschen jedoch die ganze Mannigfaltigkeit der Feinstofflichen Welt, würden sie auch begreifen, wie nützlich es für sie wäre, in die höheren Sphären zu streben.

       Es existiert ein bestimmter Typ Mensch, der behauptet, es gäbe für ihn auf der Erde nichts zu tun und nichts, wofür er leben könnte. Wenn solche Menschen aber mit dieser Überzeugung in der Feinstofflichen Welt anlangen, werden sie dort weiter als Müßiggänger leben. Wenn die Menschen jetzt die Feinstoffliche Welt gedanklich auf eine äußere Ähnlichkeit mit der grobstofflichen Welt beschränken, werden sie auch in dieser Beschränktheit verbleiben und keine neuen Erfahrungen sammeln können. Wenige sinnen über die höheren Sphären nach und fürchten gar das Strahlen der Materia Lucida*, und selbst die Schärfung des Denkens erschreckt den beschränkten Geist.

      Schon auf der Erde müssen die Menschen sich dorthin vorausschicken, wo sie ihre Entwicklung fortsetzen möchten. Wir müssen selbst unseren freien Willen anspannen, damit unser Gedanke wie ein Bote vorauseilt und unseren zukünftigen Platz in der Feinstofflichen Welt vorbereitet.

       Der Denker sprach: „Möge euer Denken euch vorausfliegen und euer nächstes herrliches Haus vorbereiten.

 

       221. Urusvati weiß, in welchem Maß sich um die irdischen Menschen herum ständig feinstoffliche Lebewesen drängen. Meist bemerken die Menschen sie nicht, spüren aber manchmal einen Lufthauch oder eine leise Berührung. Sehr selten sehen sie sogenannte Gespenster. Man muss anmerken, dass neben der äußeren Wahrnehmung jeder feinsinnige Mensch ein inneres Erbeben und einen nervlichen Aufschwung oder Niedergeschlagenheit spürt, deren Ursache in der Annäherung feinstofflicher Wesenheiten liegt.

       Auch Tiere und insbesondere Hunde spüren die Anwesenheit besonders starker feinstofflicher Erscheinungen. Man könnte fragen, womit Hunde feinstoffliche Wesen erkennen, mit ihrem Sehvermögen oder ihrem Instinkt? Das Sehvermögen ist nicht so stark ausgeprägt wie der Instinkt; letzterer erlaubt ihnen, sehr präzise zu fühlen, und erst danach beginnt das Sehvermögen zu arbeiten.

      Man wird auch fragen, welche Hundearten die Feinstoffliche Welt besonders stark wahrnehmen können. Natürlich jene mit langem Fell, denn sie sammeln mehr Elektrizität. Auch Menschen, die ein höheres Maß an Elektrizität anziehen, können die Anwesenheit feinstofflicher Wesenheiten stärker wahrnehmen, sowohl nachts als auch am Tag.  

       Man darf nicht annehmen, die Wahrnehmung der Feinstofflichen Welt sei etwas Exklusives. Jeder Mensch vermag bei Verfeinerung seines Auffassungsvermögens und den entsprechenden kosmischen Bedingungen die Anwesenheit von Bewohnern der Feinstofflichen Welt wahrzunehmen. Es kann auch bedrückende Erscheinungen geben, doch dann helfen Willenssendungen, die Anschläge zurückzuschlagen; der Wille muss allerdings unverzüglich angespannt werden. Man darf keinen Augenblick der Angst zulassen, denn dann kann der Wille nicht gesammelt werden.

       So wusste der Denker, dass der Wille in voller Bereitschaft stehen muss. Er sprach: „Jedem ist ein schützendes Schwert verliehen, doch seid auch in der Lage, es ohne Verzögerung zu ziehen.“

 

       222. Urusvati weiß, dass mitunter ein einziges Wort eine ganze Theorie der Kosmogonie entstellen kann. Ein Philosoph sagte, um die Mitbürger zu beschämen: „Ihr solltet euch einmal die Erde so vorstellen, als wäre sie der Mittelpunkt des Weltalls, dann werdet ihr die ganze Pflicht und Verantwortung erkennen, die auf dem Menschen liegt.“ Doch die Nachfolger ließen ein einziges kleines Wort aus, und es entstand eine vollkommen andere Weltsicht.

       Man kann viele Beispiele dafür anführen, wie die Menschen den Sinn einer Lehre entstellten, weil Worte in verschiedenen Sprachen eine unterschiedliche Bedeutung hatten. Doch Sprachen gab es viele, und mitunter benutzten sogar benachbarte Sippen ihre eigenen Ausdrücke. Zudem gab es noch die sogenannten heiligen Sprachen, die von Priestern und Hierophanten benutzt wurden. Einzelne Worte gelangten ins Volk und wurden ohne Sinn verwendet. Im übrigen vollzog sich über alle Jahrhunderte hinweg eine ständige Umgestaltung der Sprachen.

       Lasst uns aber unwürdige Handlungen nicht allzusehr mit Missverständnissen und Verschiedensprachigkeit entschuldigen. Leider lagen beschämenden Taten auch böser Willen und Neid zugrunde.

      Wir wollen herausfinden, warum die besten Menschen aller Völker verfolgt wurden. Man kann sehen, dass die verlogenen Anschuldigungen überall fast identisch waren und durch ihre Unwahrscheinlichkeit in Erstaunen versetzten. Vergleichen wir, aus welchen Gründen Pythagoras, Anaxagoras, Sokrates, Platon und andere der besten Menschen verfolgt wurden: Man warf ihnen fast die gleichen Anschuldigungen vor. In den nachfolgenden Jahrhunderten dagegen folgte die Anerkennung, so als ob es nie eine Schmähung gegeben hätte!

      Man kann sagen, dass solche hohen Tatmenschen im Bewusstsein der Menschen keinen Platz fanden, und das Schwert des Henkers war jederzeit bereit, einen Kopf zu kürzen, der allzu hoch getragen wurde. Perikles wurde wieder anerkannt, nachdem die Menschen ihn in den Schwachsinn getrieben hatten. Nur in diesem Zustand konnten die Mitbürger ihn als ihresgleichen anerkennen.

       Man muss ein Buch über die Ursachen der Verfolgung großer Menschen schreiben. Allein im Vergleich der Ursachen lässt sich der Weg des bösen Willens offenlegen. Ich rate, dass jemand ein solches Buch verfasst. Dabei kann man feststellen, dass die Verfolgung des Konfuzius[109] oder des Seneca[110] nach einem inneren Sinn verlief.

      Unser Gedächtnis bewahrt viele solcher Ereignisse. Unsere Brüder und Schwestern haben nicht nur einmal Verfolgungen durchgemacht. Man kann auch Jeanne d'Arc[111], Aspasia und eine ganze Reihe ruhmreicher Arbeiterinnen verschiedener Jahrhunderte nennen. Wir bedauern solche Erfahrungen nicht, man muss aber über sie nachdenken, weil mit jeder Verfolgung der dringende Plan erschwert wird; doch auch dies wenden Wir zum Nutzen hin.

       Der Denker sprach: „Ich verstehe nicht: Vertreibt ihr mich oder treibt ihr mich an?“

 

       223. Urusvati weiß, aus welch feinsten Aufschichtungen sich das menschliche Bewusstsein zusammensetzt. Es scheint äußerst einfach zu sein, wenn wir wissen, dass jeder Lebenswechsel wie eine Medizin irgendeine Seite des Menschen heilt, die nicht gesund ist. Aber genauso einfach erscheint die weiße Farbe, in der doch sämtliche anderen Farben aufgehen. Wir wundern uns, wenn wir Lebenswechsel beobachten, bei denen wir extreme Gegensätze erkennen, doch ein unzureichend geschliffener Stein wird auch nicht leuchten. So möge jeder daran denken, wie schwer es ist, das Bewusstsein zu vertiefen.

       Besonders betrüblich ist es, zu sehen, wie leichtfertig Menschen denken, die meinen, bereits verstanden zu haben. Man kann viele Bücher lesen, doch Lesen ist noch keine Umsetzung. Daher raten Wir, die Erscheinungen der Natur zu beobachten, in denen die ganze Kompliziertheit vieler Prozesse zum Ausdruck kommt.

       Der Mensch macht von den Aufspeicherungen früherer Leben nur selten guten Gebrauch. Nicht selten verwandelt sich für ihn eine kleine Gefahr in ein furchterregendes Ungeheuer, und statt sich als erfahrener Beobachter zu erweisen, verwandelt er sich in einen getriebenen Flüchtling. Dabei vergisst er, dass das von ihm selbst hervorgebrachte Ungeheuer weiterwächst. Irgendwann einmal wird er sich doch umwenden müssen, um das Ungeheuer zu erschlagen.

      Die Führer, denen der Mensch in der Feinstofflichen Welt begegnet, raten ihm, die eigenen Ausgeburten so bald wie möglich zu beseitigen. Doch wenn er bei seinen irdischen Winkelzügen bleibt, wird er die Ratschläge verwerfen. Daher ist es so wichtig, schon im irdischen Leben das feinstoffliche Dasein zu erkennen.

       Das Denken kann in der Feinstofflichen Welt in klarer Weise arbeiten, wenn es schon im irdischen Leben ausreichend geübt wurde. Ihr erinnert euch, dass jemand, der wieder in die Feinstoffliche Welt hinübergegangen war, sich dort nicht die nötige Kleidung herzustellen vermochte, weil er die Klarheit des Denkens verloren hatte. Doch diese Eigenschaft wird durch den freien Willen bewahrt. Jeder muss wissen, was er erreichen soll, dann wird auch der Rat des Führers vernehmbar. Der Führer nähert sich nur dort, wo das Ohr geöffnet ist.

       Ihr wisst bereits, wie oft Unsere Schwestern und Brüder die Feinstoffliche Welt besuchen, und zwar aus zweierlei Gründen: Zum einen, um denen zu helfen, die man schon länger beobachtet hat; zum anderen, um die eigenen feinstofflichen Energien beständig in verschiedenen Sphären zu üben. Man sollte nämlich die feinstofflichen Energien üben, um sich überall zu Hause zu fühlen.

       Man kann bemerken, dass ein Mensch, der mit Gefühl spricht, sich von natürlichen Unzulänglichkeiten befreit, doch wenn erst der Schwung herrlicher Begeisterung erlahmt, gerät der Mensch von neuem unter den Einfluss der irdischen Unzulänglichkeiten. Das Feuer des Denkens muss nicht verlöschen, und solche Flügel tragen einen unverzüglich zum Führer. Wir können dort leicht arbeiten, wo das Feuer brennt, weshalb Wir so sehr vor Angst, Niedergeschlagenheit und Verzweiflung warnen. Diese Eigenschaften gleichen feucht gewordener Kohle, mit der kein Feuer zu entfachen ist.

      Der letztere Vergleich kommt dem Denker zu. Er besaß die bemerkenswerte Gabe, Niedergeschlagenheit zu zerstreuen. In der Bruderschaft ist diese Fähigkeit sowohl für die irdische als auch für die Feinstoffliche Welt notwendig. Alles, was Wir sagen, hat den allernächsten Bezug zum Leben der Bruderschaft.

 

       224. Urusvati weiß, dass die Gedankenübertragung über sehr weite Entfernungen Selbstverleugnung erfordert. Kein menschlicher Gedanke verschwindet im Raum; es besteht aber ein großer Unterschied zwischen Gedanken, die ohne festgesetzte Bestimmung dahinfliegen, und einem Gedanken, der mit einem vorbestimmten Ziel ausgesandt wird: Eine solche Sendung durchläuft verschiedene Sphären und ist unterschiedlichen Einwirkungen unterworfen.

      Stellen wir uns den Weg eines solchen Gedankens wie einen Telegraphendraht vor. Viele Umstände können ihn einer Gefahr aussetzen und es kann viele Berührungen geben, die sogar unheilvolle Folgen zeitigen. Auch bei Gedankensendungen kann es Kurzschlüsse von Strömen geben, und der Sender wird darunter leiden. Wir sprechen so, um daran zu erinnern, welch schwere Mission der Denker sich auferlegt hat, doch die Folgen waren großartig.

       Es ist gesagt worden, dass der Gedanke im Raum erklingt. Diese Definition ist nicht nur symbolisch, sondern auch im wörtlichen Sinn zu verstehen. Ihr habt das Erklingen von Saiten und silberhelle Klänge vernommen. Die Anspannung des Gedankens erzeugt ein Klingen im Raum. Man kann viele Volksüberlieferungen nennen, die auf Ereignisse hinweisen, die mit Klangerscheinungen vorangekündigt wurden. Ein solcher Vergleich ist sehr richtig, denn gerade vor großen Ereignissen kann man solche Offenbarungen von Gedanken beobachten.

       Nicht die Ereignisse klingen, sondern die sie begleitenden Gedankenanspannungen. Sie können einer irdischen Quelle entspringen, doch ebenso aus der Feinstofflichen Welt kommen. Die Substanz des Gedankens ist überall dieselbe, und sie stellt die verbindende Macht zwischen den Welten dar. Man sollte seine Aufmerksamkeit auf Klangerscheinungen richten und sie mit den Ereignissen vergleichen.

       Der Denker sprach: „Mein Denken beweist mir, dass ich in zwei Welten lebe. Man kann beobachten, dass die Dinge sowohl eine grobstoffliche als auch eine feinstoffliche Natur haben. Möge das Gehör lernen, die räumlichen Klänge zu unterscheiden. Posaunen können die Ohren betäuben, doch das räumliche Klingen lässt das Herz erbeben.“

 

       225. Urusvati weiß, dass räumliche Schwingungen bisweilen eine solche Anspannung erreichen können, dass sie denjenigen ähneln, die bei Erdbeben auftreten. Es ist schwer, solche Erschütterungen voneinander zu unterscheiden, doch muss man daran denken, dass Wir insbesondere solche Erschütterungen wahrnehmen; und alle, die mit Uns verbunden sind, müssen solche Anspannungen der Schwingungen ebenfalls wahrnehmen.

       Üblicherweise spricht man von einer Synthese des Wissenschaftlichen mit der Geistigkeit, doch beide Begriffe bleiben undefiniert. Zwischen ihnen ist ein gewisses Feuer erforderlich, Begeisterung genannt, ohne die Erkenntnis und selbst Geistigkeit tot bleiben und nicht miteinander zu vereinen sind.

       Man darf sich nicht wundern, dass Geistigkeit tot sein kann – wahrhaftig, sie kann es sein. Und so begegnen wir oft Menschen, die von allen Eigenschaften der Geistigkeit erfüllt sind, gleichwohl aber im Leben kalt und untätig bleiben. Wozu dient ihnen die irgendwann einmal erarbeitete Geistigkeit? Sie ist wie sauergewordene Milch, aus der man viele Produkte zubereiten kann, die man aber nicht wieder in den reinen Zustand zurückbringen kann.

       Ebenso darf auch Erkenntnis nicht in mechanischer Begrenzung verbleiben. Ich wiederhole, dass das Feuer der Begeisterung die beste Verbindungsbrücke darstellt. Es ist zudem ein Mittel zur Erhaltung des Gleichgewichts inmitten der räumlichen Stürme.

       Wenn der Denker sagte: „Fürchtet euch nicht, und wendet euren Blick nicht von der irdischen Wirrnis ab“, so wusste Er von der Bedeutung des Blickes der Begeisterung.

 

       226. Urusvati weiß, dass man sich im irdischen Leben vom Begriff der Zeit lösen kann. Sobald der Mensch sich in Gedanken vertieft, hört er auf, die Zeit wahrzunehmen. Immer wieder nennen Wir den Gedanken einen Verschlinger der Zeit.

       Bei Konzentration des Denkens kann man sich den Zustand in den höheren Sphären der Feinstofflichen Welt leicht vorstellen. Auch Wir erreichen durch Anspannung des Denkens eine Lösung von der Zeit. Der Gedanke ist auch der beste Reiniger des Organismus. Wenn ihr ungesunde Wissenschaftler seht, kann man sicher sagen, dass sich darin die Unausgewogenheit ihres Denkens bei den übrigen Aspekten des Lebens zeigt. Wenn sie ein ausgewogenes denkerisches Leben führen könnten, würden sie sich nicht nur einer ausgezeichneten Gesundheit erfreuen, sondern auch die Zeit nicht bemerken.

       Ich erzähle hiermit nichts Neues; überhaupt sollte man übereinkommen, dass nichts Neues existiert. Es gibt Vergessenes oder früher nicht Erkanntes. Wir schlagen vor, statt „neu“ „notwendig“ zu sagen. Lasst uns keinen Eigendünkel hegen und über etwas Neues nachsinnen. Denken wir lieber über das Notwendige nach, über das, was der Welt das größte Heil bringen kann.

       Niemand kann behaupten, er habe etwas Neues vollbracht. Es kann nämlich sein, dass bereits am Tag zuvor jemand gerade diesen Gedanken in den Raum gesandt hat. Es lohnt sich nicht, um Neues zu wetteifern. Mögen die Menschen sich daran gewöhnen, an das Notwendige und Schöne zu denken. Gerade das Notwendigste wird auch schön sein. Hässlichkeit ist für die Evolution ungeeignet.

       Der Denker bekräftigte, dass Schönheit das Allernotwendigste ist. Er hatte Grund, dieses dem Volk nahezubringen.

 

       227. Urusvati weiß, dass zu den allerersten Grundlagen der Bruderschaft Zweckmäßigkeit und Dankbarkeit gehören. Es ist töricht anzunehmen, die Bruderschaft könnte jemanden einsetzen und ihn dann wegwerfen wie einen unbrauchbaren Gegenstand. Wenn das Handeln eines Mitarbeiters als zweckmäßig erkannt wurde und er keinen Verrat beging, kann er nicht zurückgewiesen werden. Aus dem Gefühl der Dankbarkeit heraus wird der Mitarbeiter immer ausgezeichnet werden. Natürlich darf man nicht vergessen, dass Auszeichnung verschieden verstanden wird. Ein Kind zieht eine bunte Klapper einem wertvollen Gegenstand vor.

       Werfen wir einen Blick in das Bewusstsein derjenigen, die einen Lohn fordern, und wundern wir uns, welche falschen Werte sie voraussetzen. Viele wünschen, zur Bruderschaft vorzudringen, um von dort ein paar Handvoll Gold mitzunehmen. Doch solche Menschen unterscheiden nicht zwischen der Bruderschaft und dem Basar.

       Nicht selten leben Extreme in ein und demselben Körper. Auf der einen Seite ist ein Mensch zu höchster Wahrnehmung bereit, doch auf der anderen Seite auch dazu, sich Uns als Geldwechsler vorzustellen, von denen man das nötige Kleingeld erwartet. Ein solcher Mensch vergisst, dass allein bei einer Beachtung des Fundaments der Zweckmäßigkeit auch alles Übrige hinzugefügt werden wird. Glühwürmchen, die nur zeitweise aufglühen und dann wieder in der Finsternis versinken, sind nicht zweckmäßig.

       In der Welt werden viele Lästerungen ausgesprochen, und die Menschen nehmen an, dass solche Schmähungen keine Wirkungen erzeugen. Jeder kann sich daran erinnern, dass in seiner Anwesenheit die höchsten Begriffe herabgewürdigt wurden. Nicht nur mit Worten, sondern auch mit Gedanken werden die rettenden Fäden durchtrennt. Doch jede Explosion kann nur die Ausstrahlungen zerstören.

       Ihr habt gesehen, wie sehr diese Wahrheit der Wiederholung bedarf. Ihr wart Zeuge, wie Menschen mit eigennützigen Zielen herantraten. Dieselben Menschen wagten es, das Wort „Bruderschaft“ auszusprechen. Aus einem solchen Verhalten kann man schließen, wie behutsam man die Beschreibung des Lebens der Bruderschaft verfassen muss.

       Schlaumeier werden fordern: „Erzählt uns auch noch, was sie essen, wie sie ihre Zeit verbringen, mit wem sie in Verbindung stehen und ob sie die Marktpreise festsetzen. Erzählt uns alles ganz genau, dann werden wir darüber lachen. Wir werden schon ausplaudern, was das für eine Bruderschaft ist.“

       Wahrlich, wenn welche sagen, dass sie lieber in einem kleinen Kreis bleiben wollen, schätzen Wir diese Behutsamkeit. Es ist besser, weiter zu schweigen, als unvernünftig auszuplaudern.

       Der Denker war sehr darum besorgt, dass Seine Schüler die Lehre nicht vergeblich enthüllten. Es wurde eine strenge Disziplin eingerichtet, damit das Wort nicht dorthin vordringe, wo es nicht aufgenommen werden konnte. Wer töricht etwas ausplaudert, gilt als besessen, und oft fallen diese beiden Zustände zusammen.

       Auch erklärte der Denker genau die Bedeutung der Dankbarkeit. Er verglich sie mit der Bewässerung eines Gartens.

       Ebenso sprach Er: „Jeder Baum kann heiter oder traurig sein. Wir nehmen an, dass sich darin unsere eigene Stimmung ausdrückt, doch wissen wir, wie stark die Natur fühlt?“

 

       228. Urusvati weiß, wie viel Bemerkenswertes unerkannt vorüberzieht, weil das Bewusstsein es nicht erfasst. So verhält es sich auch bei wissenschaftlichen Experimenten. Erinnern wir an die Gedankenübertragung auf Entfernung. Erfolgreiche Beobachtungen können schon deshalb auf oberflächliche Wirkungen beschränkt bleiben, weil man dem nervlichen Zustand der Anwesenden nicht genügend Aufmerksamkeit schenkt. Es genügt nicht, dass Menschen sich zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort versammeln, die Teilnehmer müssen sich auch in klarer Harmonie befinden und Gereiztheit vermeiden.

       Es genügt nicht, sich gegenseitig zu versichern, man sei vollkommen ruhig. Wenn im Inneren äußerst verderbliche Gereiztheit kocht, kann man unmöglich eine Entwicklung der Experimente erwarten. Wenn eine Verzehnfachung der Energie erforderlich ist, muss man daran erinnern, dass Gereiztheit und Unruhe einem Hindernis in einem Bach gleichen.

       Der Gereiztheit wird keine Bedeutung beigemessen, und man glaubt nicht, dass ein solcher Zustand sich auf beide Seiten auswirkt. Niemand will verstehen, dass die Verschwendung einer fremden Energie ein Verbrechen gegen die betreffende Persönlichkeit darstellt. Der Mensch sollte sich Rechenschaft darüber ablegen, wie sehr er sich an fremdem Gut vergreifen kann.

       Bei vielen Erscheinungen übersehen die Menschen die wichtigsten Bedingungen und beklagen sich dann, dass ihnen das Größte gar nicht gezeigt worden sei. Wir haben mitunter sogar Massenerscheinungen gesandt, doch selbst diese wurden für zufällig gehalten.

       Der Denker sprach: „Solange der Mensch nicht ohne Vorurteile urteilen will, kann er weder sehen noch hören.“

 

       229. Urusvati kennt den Lauf des Karmagesetzes. Man kann beobachten, dass Karma nicht nur den Verbrecher selbst ereilt, sondern auch alle indirekt Beteiligten. Ein der Wahrheit nicht entbehrendes Wort besagt, dass für die Freveltaten eines einzigen Menschen ein ganzes Volk leidet. Dies ist keine Lehre über Rache, vielmehr verbindet die Beschaffenheit des Geistes viele Helfershelfer miteinander. Wer kann sagen, wo die Blutsverwandtschaft endet? Wer vermag zu bestimmen, worin die Hauptursache lag? Wer kann beurteilen, wer mit Worten und wer mit Gedanken das Verbrechen mehr unterstützt hat?

       Niemand möchte darüber nachdenken, wie weit die Bewegungen des Karma reichen, und niemand sucht in seinem Kelch der Aufspeicherungen nach, inwieweit er Beteiligter an einem Verbrechen war. Wir können nur an das Gesetz erinnern, doch der freie Wille muss selbst seinen Weg wählen.

       Urusvati hört oft, wie sehr sich Schwester O. entsetzt. Gewöhnlich ist sie traurig, wenn sie sieht, welch grausames Karma die Menschen sich gestalten, ohne über den Sinn des von ihnen Geschaffenen nachdenken zu wollen.

       Die Menschen lieben das Wort „Karma“ inzwischen sehr. In verschiedenen Teilen der Erde wiederholen sie es, doch seine Bedeutung wollen sie nicht verstehen. Gewandt sprechen sie davon, wie man Karma schafft, treffen aber keinerlei Maßnahmen, um sich davon zu befreien. Dabei wird immer wieder der Überzeugung Ausdruck verliehen, dass irgendwo Herren des Karma existierten, die nichtmüde werden, selbst das schwerste Karma abzuändern.

       Niemand denkt daran, dass das Gesetz nicht ohne besondere Anstrengungen von beiden Seiten übertreten werden kann. Der Mensch zieht es vor, mit Taten und Gedanken Karma zu schaffen, und dann soll ihn jemand von hinter den Bergen von den schwersten Wirkungen befreien.

       Wenn die Menschen über Karma sprechen, sind sie wie Kinder. Irgendein anderer soll die Rechnung für ihre Streiche begleichen.[112] Das Anwachsen ihres Karma belastet die Menschen nicht, doch dafür können sie später klagen und sich entrüsten, womit sie den Strom der Wirkungen nur verstärken. Unter Unseren Arbeiten nimmt die Begleitung der Menschen auf dem Weg des Karma keinen geringen Platz ein. Wir können nichts sagen, was gegen das Gesetz gerichtet wäre, sind aber gleichwohl bereit, in den Grenzen der Möglichkeiten anzudeuten, wo ein besserer Weg liegt.

       Der Denker wurde während Seiner langen Leben nicht müde, die Menschen zu warnen. Viele spürten Seine fürsorglichen Berührungen, doch nur wenige bemühten sich, Seine Aufrufe zu verstehen. Der Denker lächelte sehr traurig, wenn Er Gespräche der Menschen über Karma hörte. Manchmal sagte Er: „Mögen sie weniger an dieses Gesetz denken, dafür aber reiner leben.“

 

       230. Urusvati kennt die Grade der Einwirkungen. Der Denker sprach: „Aus einem völlig glattwandigen Pokal gießen wir eine Schierlingslösung[113] aus, und dennoch werden an der Wand des Gefäßes Spuren des Giftes bleiben.“ Ebenso sprach Er: „Eine kleine Kratzwunde kann eine starke Blutung hervorbringen, eine andere Wunde jedoch fast unbemerkt bleiben. Indessen vermag niemand zu sagen, welche eine Infektion verursachen kann.“

       So lässt sich im Leben verfolgen, wie verschiedenartig die Grade der Einwirkungen sind. Ein erfahrener Arzt wendet den nicht blutenden Wunden besondere Aufmerksamkeit zu. Auch die Anwendung von Arzneien hängt von vielen persönlichen Bedingungen ab.

       Was gedankliche Einwirkungen betrifft, so achtet man wenig auf die Kraft des Empfängers. Schon mit einem kleinen Wort kann man eine Infektion hervorrufen, doch oftmals hinterlässt ein ganzer Redestrom keine Spuren.

       Der Denker sprach: „Wenn ihr etwas reinigen wollt, beschränkt euch nicht auf einzelne Gegenstände, sondern macht das ganze Haus sauber.“

       Im Gemeinschaftsleben sollte man sich dieser Ratschläge erinnern. Viele Gifttropfen sind noch in den menschlichen „Kelchen“ zurückgeblieben, während die Menschen meinen, alles Gift sei schon ausgegossen. Oft entfernen Wir solche Gifttropfen. Man wird sagen: „Nur Tropfen!“. Doch manches Gift ist bereits in Tropfen tödlich.

       Ebenso beobachten Wir unblutige Wunden, die gefährlicher als blutende sind. Die Menschen verstehen es, sich ohne Messer Wunden zuzufügen, und solche Wunden verheilen schwer. Viele poetische Werke sind dem Thema der unblutigen Wunden gewidmet. Wir kennen sie und sind bereit, eine heilende Schwingung zu senden.

 

       231. Urusvati weiß sogar an schweren Tagen, dass Kraft der Freude entspringt. Vor langem schon sagten Wir, dass Freude eine besondere Weisheit ist. Wahrlich, so ist es, denn Freude muss man bemerken, erkennen und begreifen. Niedergeschlagene Menschen verfinstern sich selbst mit ihrem Elend und ihrer Not. Unter dieser finsteren Hülle können sie die Freude nicht sehen. Durch das Netz der Traurigkeit erblinden die Menschen und verlieren ihre Kräfte. Sie können sich selbst nicht mehr helfen. Sie lassen Unsere Hilfe nicht zu, denn Niedergeschlagenheit und Gereiztheit sind undurchdringlich. Doch niemand hat den Menschen je etwas vom Schaden der Niedergeschlagenheit erzählt.

       Niedergeschlagene Menschen bezeichnet man als unglücklich. Denkt über das letzte Wort nach. Wer hat solche Menschen denn des ihnen zukommenden Anteils beraubt? Vor allem haben sie sich ihrer Möglichkeiten selbst beraubt. Schon vor langer Zeit begannen sie mit ihrer Zerstörung. Unzufriedenheit, Bosheit und Gereiztheit haben den Weg zur Freude abgeschnitten. Finstere Gedanken haben sie der Quelle ihrer Kraft beraubt. Selbstsucht verhinderte die Erkenntnis der Freude. Selbstsucht flüsterte, dass Freude nur im persönlichen Vorteil liege. Auf diese Weise wurde die beste Früchte tragende Freude von hässlichen Haufen der Niedergeschlagenheit verdeckt. Die durch Niedergeschlagenheit Erblindeten sind die bedauernswertesten Zweibeiner.

       Der Mensch besitzt die hohe Gabe, Freude erkennen zu können. Die hohe Stirn ist ihm verliehen, um das Höchste sehen zu können. Von den fernen Welten bis zur kleinsten Blume bringt alles den Menschen die Freude nahe. Ein neuer Vorrat an Kraft strömt bei jeder Freude zu, weil hierbei eine Anspannung entsteht, die ein weiteres Tor öffnet.

       Wer gab diesen Menschen das Recht, sich einzubilden, dass sie für immer unglücklich sein werden? Diese Lüge hat die Unwissenheit herausgeschrien. Doch der weise Held weiß selbst in der Stunde der Verfolgung, dass der Weg zur Freude nicht verschlossen ist. Die Menschen vergessen die einfachste Wahrheit: Alles ist in Bewegung. Traurigkeit wird vergessen, doch die Funken der Freude strahlen für immer.

       Mit Unserem langen Leben können Wir bestätigen, dass Freude unvergesslich bleibt und dem Zufluss von Macht dient. Glücklich sind jene, die auch in der Feinstofflichen Welt Freude verwirklichen können. Wenn Wir sagen: „Die Freude eilt herbei“, nähert sie sich tatsächlich. Doch oft wollen die Menschen sie nicht bemerken, da sie sich an ihre vorgefassten Prämissen gebunden haben. So muss die Freude hintanbleiben, ohne die erwünschten Folgen zu zeitigen. Seht euch weit um und sammelt alle Flammen der Freude.

       Der Denker lehrte: „Versteht es, Freude herbeizurufen. Außer allen anderen Musen gibt es auch die Muse der Freude. Diese Beschützerin kann man nur mit schönen Worten und Gedanken herbeirufen. Lasst euch nicht einfallen, ihr zu drohen und sie zu fordern; sie naht nur auf dem Weg der Schönheit.“

 

       232. Urusvati weiß, was Einweihung ist. Um diesen Begriff herum gibt es viel Verwirrung. Die einen nehmen an, Einweihung bestehe im Erwerb von Wissen, doch das ist nur der Weg. Andere denken, dass Hingabe schon Einweihung sei, doch das ist nur der Weg. Dritte behaupten, Einweihung bestehe im Tragen eines Geheimnisses, doch auch das ist nur der Weg.

       Einweihung ist der Wagemut, sich dem Antlitz des Lichtes anzuschließen und sich nicht zu fürchten, es anzublicken. Der Anschluss an das Licht erfordert Kühnheit, und diese Stufe der Selbstverleugnung ist eine herrliche Einweihung.

       Der Lehrer kann eine Menge überlegenen Wissens mitteilen, doch schließlich wird er sagen: „Jetzt geh allein zum Ziel und beweise Furchtlosigkeit.“ Am Ende des Weges ist eine besondere Anspannung des Bewusstseins erforderlich. Alles Wissen verfliegt und der Wanderer steht einsam auf den Klippen des Aufstiegs. Nur die Flamme des Herzens wärmt, wenn die angesammelten Kleider vom Wirbelwind zerrissen werden. Man hört Stimmen, die jedoch nicht dem Ruf des Geliebten gleichen. Man muss sich beizeiten für die Begegnung mit dem Licht vorbereiten und es ohne Angst annehmen.

       Man darf von der Wahrnehmung des Lichts unmöglich auf dem Marktplatz sprechen. Ein Eingeweihter wird nicht von dem ihm anvertrauten Gefühl erzählen. Nichts zwingt ihn, das auszusprechen, was unaussprechlich ist. Darin unterscheidet sich der Eingeweihte vom Betrüger, der es versteht, die Augen zu verdrehen und süßlich von nur ihm selbst zugänglichen Visionen zu singen. Gesandte Boten sind nicht geschwätzig.

       Der Denker mahnte die Schüler, das Anvertraute zu bewahren. Er verstand ebenso wie Sokrates die Bedeutung der Wahrheit. Er sprach: „Fertigt euch die beste Schatulle, denn die Wahrheit bedarf eines festen Gefäßes.“

 

       233. Urusvati weiß, dass die Bedingungen der Verkörperungen vielfältig sind. Der Denker sprach: „Ein großer Volksführer hielt einmal eine bemerkenswerte Rede und fing anschließend an, etwas auf dem Boden zu suchen. Wie sich herausstellte, war während der Rede ein kleiner silberner Ring von seinem Finger heruntergefallen. Die Umstehenden lächelten und rieten ihm, die Suche eines solch nichtigen Gegenstandes einzustellen. Doch der Führer sagte: „Ihr kennt die Herkunft dieses Ringes nicht. Vielleicht wurde die Rede ja gerade seinetwegen gehalten.“

       So verhält es sich auch mit den Verkörperungen. Die Menschen kehren zurück, um einen fallengelassenen Ring wiederzufinden, der zwar klein, für sie aber bedeutungsvoll ist. Die Menschen können nicht verstehen, warum große Inkarnationen bisweilen mit scheinbar unbedeutenden abwechseln. Doch wer weiß, welch wertvoller Gegenstand während eines schweren Lebensweges gefunden werden muss? Oft ist in der Reihe der Vervollkommnungsschritte ein Stein erforderlich, der vom Ansehen her klein, im Wert jedoch groß ist.

       Die Erscheinung vielfältiger Verkörperungen zeigt an, dass sich die wichtige Arbeit des Aufstiegs vollzieht.

       Nicht oft geben Wir Auskunft über Inkarnationen, wofür es viele Gründe gibt. Die meisten Menschen ertragen ein solches Wissen nicht. Vieles scheint ihnen nicht einleuchtend zu sein; so verstehen sie nicht, warum die einen sich in mehreren Leben oft begegnen, während es auch Begegnungen gibt, zwischen denen Jahrtausende liegen, und die Nähe gleichwohl in voller Stärke bestehen bleibt. Die Menschen vergessen aber, dass es außer einer unmittelbaren Nähe auch ein sich Finden geben kann, das mit anderen Gefühlen verbunden ist. Dafür muss man sich nicht nahe sein, sondern nur eine besondere Verehrung hegen oder ein Talent, eine Freundschaft besonders schätzen.

       Man muss daran erinnern, dass es Schwingungen sind, welche die Menschen einander annähern, und man sollte solchen Anziehungen und Abstoßungen besonders aufmerksam beobachten. Hierüber ist viel geschrieben, aber viel zu wenig im Leben angewandt worden. Vor allem sollten wir das Große und das Kleine nicht mit irdischen Maßstäben messen. Oft ist ein kleines Korn wichtiger als ein ganzer Heuhaufen.

       Lernen wir, uns über jede Vervollkommnung zu freuen, denn sie nähert an die Bruderschaft an.

 

       234. Urusvati weiß, wie sehr Wir zu wissenschaftlichen Experimenten ermutigen. Wenn man euch fragt, wie man sich gegenüber dem Experiment eines Raketenfluges zum Mond verhalten solle, so antwortet: „Achtungsvoll!“.

       Natürlich wissen Wir, dass die Forscher dort das von ihnen Erwartete nicht finden werden, doch wird man trotzdem nützliche Beobachtungen machen. Zudem kann sich der Geist der Feinstofflichen Welt zuwenden und verstehen, dass viele Schlussfolgerungen nur auf dem Weg des Fluges im feinstofflichen Körper zustande kommen.

       Wir stellen fest, dass sich die Menschen der Wahrheit auf ganz verschiedene Weise nähern. Die einen mögen auf dem kürzesten Weg vorankommen, doch andere müssen erst einen babylonischen Turm errichten und viele komplizierte Formeln auftürmen, um dann zu einer sehr einfachen Schlussfolgerung zu gelangen.

       Wir hindern selbst äußerst komplizierte Experimente nicht. Jeder hat seine eigene Natur und findet seinen eigenen Weg. Es wäre falsch, die Menschen alle zu einer einzigen Methode hinzuführen. Vielleicht hat ein Mensch weit zurückliegenden Erinnerungen mitgebracht hat und strebt nun danach, sie zu verkörpern. Möge man selbst mit Kanonen auf die fernen Welten schießen, wenn nur das Denken auf diese Probleme gerichtet wird. Es ist nicht weise, den Denkfluss zu unterbinden.

       Oftmals schon hat der Mensch versucht, sich lange zurückliegende Vermächtnisse wieder ins Gedächtnis zu rufen. Irgendwann hat er sich in einer anderen Sprache und in anderen Verhältnissen genau denselben Aufgaben zugewandt. Man muss sich gegenüber solchen Versuchen achtungsvoll verhalten.

       Der Denker sprach: „Einstmals werdet ihr mit einem viele Jahrhunderte umfassenden Blick auf Mich schauen.“

 

       235. Urusvati weiß, wie nutzlos die Beschäftigung mit Astronomie ist, wenn die psychische Energie und der feinstoffliche Körper nicht verstanden werden. Bei den Erwägungen über die fernen Welten muss man sich vor allem von irdischen Maßstäben lösen.

       Man kann in astronomischen Ziffern versinken, ohne dabei einer Zusammenarbeit mit den fernen Welten näherzukommen. Sogar die Spektralanalyse ist von vielen Bedingtheiten umgeben. Keine mechanischen Geräte können die Zusammenarbeit mit den fernen Welten näherbringen. Von den Milliarden von Himmelskörpern können erst einige Hundert betrachtet werden, doch auch das mächtigste Teleskop wird im Vergleich mit der Realität der Unbegrenztheit nichtig sein.

       Verhalten wir uns dennoch achtungsvoll gegenüber allen wissenschaftlichen Aufgaben. Zu den Erkenntnisschritten muss man die psychische Macht hinzufügen. Mögen in den Observatorien ehrliche Hellsichtige zugelassen werden. Mögen Mechanik und Psychik vereint werden. Jedes Experiment erfordert Unterstützung. Wundern wir uns nicht, wenn die aufgezeigte Zusammenarbeit viele Koordinierungen und Überprüfungen erfordert.

      Jede Gegenüberstellung ergibt neue Gedanken und ist dadurch schon an sich nützlich. Babylon und Ägypten nutzten solche Gegenüberstellungen bereits. Leider war die damalige Mechanik noch nicht in der Lage, die psychische Energie zu unterstützen, so dass eine echte Koordinierung nicht erreichbar war. In Unserem Turm erfolgt die Arbeit entsprechend diesen beiden Grundsätzen. Nur so kann man die Schlussfolgerungen wechselseitig korrigieren.

      Es ist schwer, sich die ganze Komplexität der interplanetaren Bedingungen vorzustellen. Auch zu Beginn der Luftfahrt stießen die Menschen auf unerklärliche Hindernisse. Verlängern wir diese Überlegung in die Unbegrenztheit, und wir werden viele unerwartete Umstände erkennen, wobei Hellsichtige überaus nützlich sein können.

       Besonders bei Verdünnung der Atmosphäre können unsichtbare Kräfte auftreten, und es ergeben sich sehr starke Chemismen. Die Strahlen des Planeten können sich mit solchen Chemismen vereinigen, woraus unzählige Variationen von Konstellationen entstehen. Welch weites Feld für die Forschung, wenn die Forscher nur ihre Vorurteile ablegen würden!

       Der Denker wies nicht nur einmal auf die Verbindung des Verstandes mit dem Herzen hin. Ein Erkennender kann nicht herzlos sein. Ist ein Wissenschaftler grausam, bedeutet dies, dass er der Wahrheit nicht nahesteht. Ist ein Wissenschaftler starrsinnig, ist er der Erkenntnis nicht würdig. Ist ein Wissenschaftler verzagt, heißt dies, dass er kein Auge für die Schätze der Natur hat. Kann ein Wissenschaftler nicht über die Begrenzungen des gestrigen Tages hinwegschreiten, wäre es besser für ihn, sich nicht mit der Wissenschaft zu befassen.

       Ich spreche viel über den Denker, denn man muss sich an Seine unermüdliche Arbeit erinnern. Seine über Jahrhunderte gehenden Mühen waren der Vertiefung des Denkens gewidmet. Ohne eine solche Selbstaufopferung ist es unmöglich, Gedankenübermittlungen über eine so gewaltige Entfernung zu erreichen. Daher sind jene lächerlich, die meinen, im Verlauf von drei Jahren etwas erfassen und erreichen zu können. Das Wesentliche liegt nicht in der Zeit, sondern im Grad der Bestrebung.

 

       236. Urusvati weiß, dass die Astrologie in der Medizin und an Gerichten angewendet wird. Einige Staatsregenten nehmen Zuflucht zu den rettenden Hinweisen der Astrologie. Man sollte meinen, dass diese Zeichen die Bedeutung der Astrologie als Wissenschaft genügend festigen würden, doch in Wirklichkeit ist ihre Lage sehr hässlich.

      Die Regenten bekennen sich nicht zu ihren Horoskopen, auch die Ärzte und Richter sagen nicht, woher sie ihre Schlussfolgerungen genommen haben, und so ergibt sich ein höchst unwürdiges Verhältnis. Im geheimen berät man sich über die Astrologie, doch nach außen hin spottet man über sie. Indessen wäre es viel weiser, diese uralte Wissenschaft anzuerkennen und ihre Verbindung zu den neuesten Entdeckungen zu bestätigen.

       Vieles lässt sich erreichen, wenn man die Augen nicht mit Vorurteilen verdeckt. Wer kann verneinen, dass die Astrologie eine Wissenschaft ist, und wer kann über die Wechselbeziehungen der Himmelskörper spotten? Die Menschen urältester Zeiten spürten schon besondere atmosphärische Einwirkungen. Man sollte annehmen, dass die Wissenschaft solche chemischen Wechselbeziehungen nur zu bestätigen bräuchte, doch die Menschen fürchten, der Zauberei verdächtigt zu werden. Sie wissen, dass es viele Scharlatane gibt, welche die Astrologie mit Schande bedecken. Es gibt aber in jeder Wissenschaft nicht wenige Betrüger, und dennoch verwirft niemand die Wissenschaft als solche.

       Man muss überaus einfach sprechen, da es notwendig ist, das menschliche Bewusstsein vom Aberglauben abzurücken. Viele Ärzte, Regenten, Richter und gewöhnliche Menschen verehren die Astrologie insgeheim; mögen sie doch den Mut finden, sie offen anzuerkennen, selbst wenn es nur als Experiment wäre, denn auf diesem Wege ließe sich eine allgemeine, öffentliche Erörterung erreichen. Die Menschen möchten Wissen erlangen, doch man muss ihnen helfen, sich der Erkenntnis anzunähern.

       Der Denker lenkte die Schüler zur Überwindung von Verboten hin, die durch Unwissenheit aufgestellt worden waren. Mögen diese Vermächtnisse auch heute lebendig sein.

 

       237. Urusvati weiß, dass alle Teile des menschlichen Lebens in Harmonie gebracht werden sollten. Doch dagegen werden Einwände erhoben und an die Unmäßigkeiten erinnert, die sich im Leben genialer Menschen oft zeigen. Allzu viel ist schon über diese Unmäßigkeiten geschrieben worden, und man hat sich sogar daran gewöhnt, Genies als Wahnsinnige anzusehen. Niemand aber fragt sich, um wieviel größer das Werk ohne die Unmäßigkeiten hätte sein können.

       Man kann als Beispiel Schöpfertum und Trunkenheit anführen, doch vielleicht hätte die Schöpfung ohne Narkotika viel höher gestanden. Niemand kann behaupten, dass Schöpfertum sich in Abhängigkeit von erzwungener Anregung befinde. Man kann an große Schöpfer erinnern, die sich durch ein harmonisches Leben auszeichneten.

       Im Altertum wurde Unmäßigkeit als Fesseln der Hölle bezeichnet, und in dieser Definition kam eine große Wahrheit zum Ausdruck. In der Tat, Zwang kann nur erniedrigen und begrenzen; natürliches Streben zum Schöpfertum dagegen ist unbegrenzt, da es dem Gesetz der Unbegrenztheit folgt.

       Wir müssen dies in Erinnerung rufen, damit die Menschen verstehen, wie schädlich jede Disharmonie ist. Wenn Harmonie nicht verstanden wird, führt dies zu Hässlichkeit des Lebens, doch in einer solchen Unwissenheit ist das größte Verbrechen begriffen. Es ist unmöglich, an Evolution zu denken, wenn die Menschen selbst die Lebensgrundlagen zerstören.

      Besonders jetzt, an der Schwelle einer neuen Ära, muss man an die Gesundheit der Völker erinnern. Es könnte scheinen, dass man heute, da das Vertrauen zerstört ist, überhaupt nicht über Gesundheit reden kann, doch jeder Lehrer muss über die Wege in die Zukunft sprechen.

       Das Beispiel des Denkers wird lehrreich sein. Als man Ihn in die Sklaverei verkaufte, sprach Er von Freiheit und Harmonie des Lebens.

 

       238. Urusvati weiß, welche Selbstbeherrschung notwendig ist, um ständig wachsam zu sein. Versucht, irgendjemanden zu fragen, ob er auf der Wacht stehen möchte, ohne abgelöst zu werden. Sicher wird er nach dem Ende der Wache fragen. Wenn ihr ihm aber sagt, dass es kein Ende geben und die Anspannung zunehmen wird, wird ein Wächter schwerlich zu finden sein.

       Indessen stehen gerade Wir auf ständiger Wacht. Wir haben Unser gesamtes Dasein auf den Zustand der Wache eingerichtet. Wir können Uns freuen und traurig sein, Versuche durchführen und Wissen vertiefen, ohne den Zustand der Wache zu verlassen. Es kann kein Ende dieses Zustandes geben. Wir eignen uns Unermüdlichkeit sowohl in der irdischen als auch in der Feinstofflichen Welt an. Wir können jedem Anklopfenden sagen, dass eine solche Aufgabe voll und ganz durchführbar ist, er sie jedoch freiwillig annehmen muss.

       Wir können viele Tatmenschen nennen, die eine solche Aufgabe angenommen und freudig ausgeführt, ja sogar den Giftkelch empfangen haben. Man kann den Philosophen Seneca nennen, der unter Nero zu leiden hatte, ohne dass sein Bewusstsein in Verwirrung geriet. Er trat das geistige Erbe des Denkers an und durchschritt die schwerste Epoche Roms, wobei er vielen ein Vorbild gab. Erörterungen über die Ethik waren besonders in solchen Tagen der Verwirrung der Religionen notwendig. Es mag sein, dass man über Seneca weniger als über den Denker weiß, doch die Bedeutung seiner Arbeit war groß. Er wollte einen Herrscher schaffen, erhielt von seinem Zögling aber einen Schlag. Der Giftkelch störte die Klarheit des Denkens des Philosophen nicht, und viele lernten von ihm, wie man die Grenze des irdischen Lebens zu überschreiten hat. Wir schätzen eine solche Erscheinung inmitten der Wirrnis von Unwissenheit und Stolz.

 

       239. Urusvati weiß, dass die Wirksamkeit der Energie zunimmt, wenn das Gefühl der Liebe erstarkt. Einige werden sagen, dies sei unmöglich. Kann denn etwa bei Äußerung von Empörung die Liebe einen Platz haben? Empörung jedoch erwächst unbedingt auf der Grundlage der Liebe. Wenn ein Mensch keine Liebe kennt, kann sich auch nicht empören. Er wird überhaupt nicht auffahren und dann auch keinerlei Anspannung der Energie schaffen.

       Man kann zwei Menschentypen unterscheiden: brennende und verwesende. Sie sind wie zwei Pole. Sie werden einander niemals verstehen. Auch in der Feinstofflichen Welt lassen sich diese beiden Lager unterscheiden. Es ist sehr schwer, die Verwesenden zu entflammen. Es erfordert eine besondere Erschütterung, damit der Rubin ihres Herzens entbrennt. Die Menschen kommen von der Erde, wo sie ihren Charakter ausgebildet haben, und in gleicher Richtung vagabundieren sie auch in der Feinstofflichen Welt herum.

      Wir arbeiten sehr schwer an solchen Verwesenden. Wir suchen nach starken Gefühlen, auf dass deren Schwingungen die schläfrigen Herzen erwecken. Dabei geht viel Energie verloren, doch die Menschen verstehen nicht, welch außergewöhnliche Maßnahmen ergriffen werden, damit die Herzen entflammen und lernen, die Energie anzuspannen.

       Wir ehren das Vermächtnis des Denkers über die Erweckung der Herzen. Er sprach: „Das schlafende Herz gleicht einem Grab. Verwesung ist sein Los. Seine Verwesung verbreitet Zersetzung. Möge das Schicksal uns vor Zersetzung bewahren.“

 

       240. Urusvati weiß, dass jeder gute Tatmensch Angriffen der finsteren Kräfte ausgesetzt ist. Ein solcher Tatmensch rief einmal aus: „Mir kommt es vor, als sei ich im Zentrum eines chaotischen Strudels!“ Diese Worte entbehren nicht der Grundlage.

       Man kann an gewisse chemische Experimente erinnern, bei denen ein Tropfen einer starken Substanz einen sichtbaren Strudel hervorruft und dabei gleichsam als Zentrum einer ganzen Masse erscheint, die in ihrer Bedeutung keineswegs gleichwertig ist. Dies ist jedoch nur ein kurzer Zustand, denn bald dehnt sich der wertvolle Tropfen aus und verbessert die gesamte Masse.

       Genau dasselbe vollzieht sich in menschlichen Beziehungen. Die Massen stürzen sich auf eine hohe Individualität und bilden eine eigene Art von Strudel, doch es kommt die Stunde, da der Einfluss der hohen Persönlichkeit das Chaos überwindet und sich ein segensreicher Einfluss auf die breiten Massen ergibt. Oftmals kann man menschliche Beziehungen mit chemischen Reaktionen vergleichen, und die Schlussfolgerungen werden überaus überzeugend sein.

       Die Menschen verfallen oftmals der Verzweiflung wegen der Verfolgung durch Ungerechtigkeit; mögen sie verstehen, dass schon ihre bloße Gegenwart das Chaos aufgebracht hat. Ein starker Tatmensch versteht, dass es besser ist, sich als Aufrührer der Chaos zu erweisen, als selbst zu einem Teil dieser nicht-offenbarten Masse zu werden. Anhand lebendiger Beispiele aus allen Jahrhunderten kann man auf viele Zusammenstöße des Chaos mit großen Individualitäten hinweisen, und man kann beobachten, welch hohen Einfluss auf die Massen diese Schaffenden hinterlassen haben.

       Der Denker erinnerte unaufhörlich daran, dass die Wut des Chaos die höchste Anerkennung eines Tatmenschen darstellt.

 

       241. Urusvati weiß, dass jede Abweichung vom Entwurf eine Verkomplizierung schafft. Erneut wollen wir uns einem Beispiel aus der Chemie zuwenden. Einem fertigen, komplexen Gemisch fügen wir einen einzigen Tropfen einer fremden Substanz hinzu, und das gesamte Gemisch wird verändert. Man kann die Ausgangssubstanz verstärken, man kann viel Energie verschwenden, und dennoch wird das Gemisch nie mehr das ursprüngliche sein.

       Wen das Beispiel von einem einzigen Pferd, das eine ganze Karawane aufhält, nicht überzeugt, dem wird das Beispiel aus der Chemie greifbarer sein. Ein Tropfen, ein einziger Tropfen, ein einziger kleiner Tropfen vermag das Wesen eines ganzen nützlichen Gemisches zu verändern.

       Die Menschen bilden sich ein, Anhänger der höchsten Lehren zu sein, doch gleichzeitig verzerren sie verantwortungslos das Schicksal ganzer Völker. Wiederum werden sie sagen, Wir würden drohen, doch liegt in der Warnung vor einer Gefahr eine Drohung? Man darf sich nicht für einen Wissenschaftler halten und zur selben Zeit die Naturgesetze verletzen.

       Wenn Wir von Einheit und Harmonie sprechen, halten die Menschen dies für abstrakt. Sie erwarten realistische Sendungen in dem Sinn, wie sie die Realität verstehen. Sie glauben nicht, dass in Unserem Turm genaue Entwürfe vorbereitet werden, die nur bei voller Einigkeit der Mitarbeiter verwirklicht werden können. Zu einem späteren Zeitpunkt werde Ich darüber sprechen, wie viele historische Ereignisse durch scheinbar nichtigste Widrigkeiten erschwert wurden und die Mitarbeiter nicht verstanden, was sie getan hatten. Mögen die Mitarbeiter versuchen, sich die ganze Kompliziertheit Unserer Arbeiten vorzustellen. Mögen sie darüber nachdenken, welche Ströme überwunden werden müssen!

       Ihr wisst, wohin der freie Wille der Menschheit gerichtet ist. Ihr könnt ihn mit beliebigen Maßnahmen bis hin zu Erdbeben warnen, doch der freie Wille wird ungeachtet dessen an seiner Eigenmächtigkeit zugrunde gehen. Die Menschen wissen, dass Explosionen Regen fördern, und dennoch erschüttern sie die Atmosphäre, auch wenn das Schicksal von Atlantis sie erwartet. Einige Wissenschaftler versuchen, die Menschen auf die Harmonie der physikalischen Gesetze aufmerksam zu machen, die nicht leichtfertig verletzt werden dürfen. Doch selbst bei ihren Entdeckungen denken die Menschen nicht über den Schaden nach, der entsteht, wenn unkoordinierte Kräfte aus dem Raum hervorgerufen werden. Viel Arbeit muss aufgewendet werden, um einen so gearteten freien Willen zu bändigen.

       Der Denker sprach: „Können wir etwa alle Hindernisse feststellen? Traurig ist der Anblick eines in Ketten liegenden Menschen, der nicht darüber nachdenkt, wie sehr er gebunden ist. Doch man kann jede Kette zersägen.“

 

       242. Urusvati weiß: Wer Wind sät, wird Sturm ernten[114]. Doch wann dieser Sturm ausbrechen und wer von ihm niedergeworfen werden wird, darüber machen sich die Menschen keine Gedanken. Sie sprechen wiederholt von Karma und begrenzen es ihren eigenen Maßstäben gemäß, doch Karma wirkt fortschreitend. Der Sturm wird viele mit sich fortreißen, und die Folgen werden über denjenigen hereinbrechen, der den Wind gesät hat.

       Wann aber fliegen die wütenden Folgen des Sturmes heran? Richtig sagt man, dass der Begriff der Zeit relativ ist. Nach irdischer Zeit ist daher die Ansammlung des Sturmes nicht zu ermessen. Eines aber bleibt unbezweifelbar: dass der Säer auch ernten wird.

       Das fortschreitende Karma lässt sich bei vielen historischen Taten beobachten. Wir raten, die Lebensbeschreibungen und Chroniken zu lesen. So kann man sehen, wie Karma anwuchs und wie es hereinbrach, um das verletzte Gleichgewicht wiederherzustellen. Die Menschen sind bisweilen geneigt, Karma als Strafe anzusehen, doch so darf dieses erhabene Gesetz nicht begrenzt werden. Das Gesetz wirkt im Namen des Gleichgewichts. Das Ausmaß der Verletzung des Gleichgewichts kann nicht nach irdischen Maßstäben bestimmt werden. Nur von den höheren Ebenen aus ist sichtbar, wie ein Vergehen wuchert.

       Wir sprechen von einem Gifttropfen, doch ein einziges kleines Wort vermag wie ein starkes Gift zu wirken. Man kann nur bedauern, dass die Menschen nicht über die von ihnen ausgesprochenen Worte nachdenken. Der Prozess der Evolution vollzieht sich über einen langen Zeitraum hinweg, doch die Qualität des Denkens und der Worte der Menschen hat sich nicht erhöht. Erinnern wir uns des hohen Denkens der indischen und griechischen Philosophen. Kann das zwanzigste Jahrhundert sich einer solchen Verfeinerung des Denkens rühmen?

       Der Denker sprach: „Gewiss hat jemand vor unserer Zeit bessere Betrachtungen angestellt. Hoffen wir nicht, bereits am Ziel angekommen zu sein. Mögen unsere Unzulänglichkeiten Hebel zur Vervollkommnung sein.“

 

       243. Urusvati kennt Unseren Rat, die Kräfte zu schonen. Andererseits sprechen Wir von Anspannung bis hin zur Selbstaufopferung. Für die Menschen wird dies ein Widerspruch sein, doch Unserem Verständnis gemäß müssen beide Weisungen in Harmonie gebracht werden. Es ist notwendig, die Kräfte zu schonen, da man anderenfalls nicht nur sich selbst, sondern auch den Höheren Führern Schaden zufügen kann. Die Kräfte sind notwendig, um sie in einer Stunde höchster Not anspannen zu können.

       Daher kümmern Wir Uns sehr um die Gesundheit Unserer Schüler. Jeder Führer sorgt unbedingt für seine Mitarbeiter, doch bitten Wir auch die Mitarbeiter selbst, Uns bei der Sorge um sie zu helfen. Wir können die sich nähernde Gefahr erkennen, ohne Mitwirkung des Mitarbeiters aber können Wir nicht den gesamten Prozess verhüten. Alle Krankheiten haben doch eine psychische Ursache. So muss man sich beständig daran gewöhnen, die Kräfte zu erhalten. Dies wird keine Selbstsucht sein, wenn die Kräfte dem Dienst am Guten geweiht sind.

       Vergessen wir auch nicht, dass die Kräfte augenblicklich für eine Heldentat erforderlich werden können, und es ist klar, dass man vergeudete Kräfte nicht plötzlich wieder sammeln kann. Die finsteren Widersacher verlieren keinen Moment, um eine Verwirrung der Kräfte auszunutzen und an einer schwachen Stelle einen Schlag zu versetzen. Indessen kann die Stunde eintreten, da alle Kräfte gebraucht werden. Man muss einen heiligen Vorrat an Kräften besitzen, und die Feinde vermögen einen solchen, dem Dienst gewidmeten Vorrat ausgezeichnet einzuschätzen. Es erfordert keine geringe Weisheit, um den Punkt des Gleichgewichts zu finden.

       Der Denker sprach: „Versteht es, die anvertrauten Kräfte nicht zu vergeuden. Versteht es, sie zu schonen, werdet aber nicht zu Geizhälsen.“

 

       244. Urusvati weiß, dass Scheinheiligkeit auf Herzlosigkeit gründet. Indessen ruht die Verbindung mit dem Höchsten auf dem Herzen, auf Herzlichkeit in all ihrem Ausmaß. Die Wut der Herzlosigkeit ist sehr groß und zieht weite Kreise. Die Menschen meinen, nur einem einzigen Menschen zu schaden, ziehen aber gleichzeitig viele in Mitleidenschaft. Schwer ist das Karma solch herzloser Wahnsinniger. Abstoßend ist ihr Gemurmel vom Höchsten, während sie mit ihren Taten gerade das Allerhöchste schmähen.

       Herzloses Denken ist die unerträglichste Schande des Menschengeschlechts. Die Philosophen des Altertums haben solche Menschen nicht in die Staatsführung einbezogen. Platons „Der Staat“ und Aristoteles’[115] „Politik“ hatten eine Gemeinschaft von vernünftigen, zusammenarbeitenden Menschen im Sinn. Sie konnten sich nicht mit Tyrannen, Scheinheiligen und Betrügern zufriedengeben. Man kann sich keinen starken Staat vorstellen, der aus Scheinheiligen und Betrügern besteht. Man kann Scheinheiligkeit nicht mit höheren Vorstellungen von Religion und Wissen in Einklang bringen. Ein lügenhaftes Fundament wird auch einem lügenhaften Bau dienen. Wir billigen keinerlei Äußerung von Scheinheiligkeit und betrachten sie als Pflanzstätte der unwürdigsten Gefühle.

      Der Denker wies jede Bekundung von Scheinheiligkeit unter den Schülern zurück. Er sagte: „In einem solchen Fall gehe zu den Priestern und zahle ihnen Gold für ihre Gebete. Sie meinen, dass die Götter gedungene Gebete annehmen würden.“

 

       245. Urusvati weiß, welcher Schaden entstehen kann, wenn Bruchstücke von Wissen in die Hände Unwissender fallen. Stellen wir uns einen solchen Unwissenden vor, der Bruchstücke der Lehre gehört hat und, ohne an Bewusstseinserweiterung zu denken beginnt, den Raum mit unverstandenen Worten anzufüllen. Unglücklicherweise kann er dabei in einen Rhythmus geraten, seine Ausrufe können dann irgendwo Disharmonie schaffen, und Zerstörung kann die Folge sein. Die Menschen denken aber gewöhnlich nicht an die Möglichkeit solcher Folgen. Sie geben auch nicht zu, dass man aus der Lehre als erstes die Vervollkommnung des Bewusstseins hervorheben muss.

       Allein bei innerer Bestrebung kann man die Harmonie finden, die es erlaubt, viele Formeln der Lehre anzuwenden. Es finden sich jedoch solche Wahnsinnigen, die eine sofortige Herausgabe des Steines der Weisen fordern. Sie kümmern sich aber noch nicht einmal darum, sich mit der Literatur zu diesem Thema vertraut zu machen. Der Lehrer soll ihnen einen Talisman für das Auffinden von Schätzen senden. Der Lehrer soll sich nicht nach ihrem Niveau richten und ihnen unverzüglich die Geheimnisse der Natur offenbaren.

       Ihr habt genug Briefe erhalten, die Meine Worte bestätigen. Dabei sind die Unwissenden bereit, den Lehrer zu bedrohen und zu beschimpfen, wenn Er es ihrer Meinung nach nicht eilig hat, sie mit Gold zu bereichern. Ich bedauere das, doch es ist unerlässlich, an solche Unwissenden zu erinnern, da sich aus ihnen die schädlichsten Verräter entwickeln. Möge jeder die einfache Wahrheit verstehen, dass Wissen nur dort Früchte tragen wird, wo es aufgenommen werden kann.

       Der Denker wies darauf hin, dass Wissen einem fruchttragenden Baum vergleichbar ist, ein verbrannter Stamm aber keinen Wanderer ernähren kann.

 

       246. Urusvati weiß, dass Wir künstliche und mechanische Errungenschaften nicht gutheißen. Alles wirklich Gute erfolgt auf natürliche Weise. Im Altertum, als die menschliche Natur gröber war, mussten künstliche Methoden zugelassen werden, um die Verbindung mit den Höheren Welten zu unterstützen und den freien Willen zu disziplinieren. Es ist jedoch klar, dass ein Mensch alle Zahlen kennen, sich sämtliche heilige Namen merken, alle geheimen Bedeutungen des Alphabets wissen und trotzdem wenig für die menschliche Evolution tun kann.

       Die Gaben der Natur sind umso wertvoller, wenn sie sich in natürlicher Weise als Folge früherer Aufspeicherungen herausbilden. Der Weg der Wissenschaft ist, sich durch solche Beobachtungen den höheren Erkenntnissen anzunähern. Man muss anerkennen, wie sehr die Natur die Evolution unterstützt. Zwang steht dem Fanatismus nahe, anders gesagt, er kann nicht natürlich sein. Nur das Bewusstsein kann einschätzen, was ein Mensch für die ganze Menschheit erkennt und erarbeitet.

       Nehmen wir das Beispiel einer Person, die viele Briefe schreibt. Wenn sie für sich selbst schreibt, wird sie keine wahren Resultate erzielen. Wenn sie denkt, nur für einen bestimmten anderen Menschen zu schreiben, irrt sie sich. Ein inhaltsreicher Brief, angefüllt mit hohen Gedanken, wird nicht für einen selbst oder eine bestimmte Person geschrieben, sondern für die Menschheit.

      Beschweren wir uns nicht mit Betrachtungen, wem unsere Gedanken nützlich sein werden. Abgesehen von unseren Absichten wird der Brief nämlich auch in den Raum gesandt. Es soll nicht unsere Sorge sein, wo ein ausgesandter Gedanke Obdach findet. Unsere einzige Aufgabe ist, dass der Gedanke dem Guten dient.

      Es kann sein, dass der Gedanke in einer ganz unerwarteten Sprache aufgenommen wird. Er kann sich in das Bewusstsein eines Kindes einprägen, um bedeutend später verwirklicht zu werden. Vielleicht erobert der Gedanke einen Menschen, der schon von der Erde gegangen ist, und dieser wendet ihn in der Feinstofflichen Welt an. Dieser Gedanke vermag ihm den Übergang zu erleichtern.

      Es kann auch sein, dass Arbeiter von nützlichen Gedanken begeistert werden, die ihre einförmige Arbeit vergeistigen. Der Gedanke kann einem Kranken helfen und ihm Vertrauen zu seinem Arzt einflößen. Der Gedanke kann eine Frau in ihrem Bewusstsein über die Grenze des heimischen Herdes hinausheben. Der Gedanke kann einem Kämpfer eingeben, worin seine Heldentat besteht. Der Gedanke vermag einem Bauern die planetare Bedeutung seiner Arbeit zu zeigen. Der Bauer ist für die Erdkruste verantwortlich. Und ein Brief an ihn ist lebensnotwendig.

      Man muss auch dem Architekten, dem Richter und dem Künstler schreiben. Es macht nichts, wenn einige Briefe zu nächtlicher Stunde ankommen. Möge der Briefschreiber sich nur vergegenwärtigen, dass er viele Leser hat. Umso schlimmer jedoch, wenn der Inhalt des Briefes lasterhaft oder nichtig ist. Schädliche Gedanken darf man nicht festhalten.

       Wir vernehmen viele Briefe. Alles Gute, was beigetragen wird, erfreut Uns. Mögen die Briefe die hohe Botschaft über die Evolution der Menschheit überbringen.

       Der Denker sprach: „Es ist gleichgültig, ob ich spreche oder schreibe, die festgehaltenen Gedanken werden mir folgen. Wenn die Gedanken jemandem nützlich sind, werden sie meine Flügel sein.“

 

       247. Urusvati weiß, wie angebracht Empörung mitunter ist. Die Menschen, so scheint es, sollten dies eigentlich wissen. In Gesprächen jedoch muss man des öfteren eine solche Anspannung hervorheben, da anderenfalls das Gute und das Heil fälschlicherweise als untätig interpretiert werden könnten.

       Kann aber ein Mensch in Schweigen verharren, wenn sich ein abscheuliches Verbrechen vor seinen Augen vollzieht? Niemals hat irgendjemand geboten, angesichts einer Schmähung der Menschenwürde teilnahmslos zu bleiben. Es wird kein großer Trost sein, wenn man euch erlaubt, an dem Verbrechen teilzuhaben. Und wer könnte so etwas erlauben! Sogar irdische Führer schlagen vor, in Gefahr leben zu lernen. Zu einer solchen Anspannung raten auch Wir. Ständige Anspannung diszipliniert die Schwingungen.

       Töricht handelt jener, der davor warnt, dass Anspannung den Körper zerstört. Im Gegenteil, Anspannung bewirkt jenen Austausch, der hilft, eine Verjüngung zu erreichen. Denkt nicht, dass Anspannung ein Grund für Erschöpfung sei. Allein Niedergeschlagenheit drückt die Kräfte nieder, Begeisterung aber schafft herrliche Erneuerung.

      So werden wir keine Anspannung fürchten, nur Unwissende halten sie für ein erschöpfendes Unglück. Mögen sie sich auf dem Friedhof zur Ruhe legen. Doch der zum Aufstieg bereite Mensch nimmt wachsende Anspannung als ein festliches Tor an. Ein solcher Mensch wird auch bereit sein, in Empörung zu entflammen, wenn das Höchste in seiner Gegenwart geschmäht wird.

       Wir lieben es zu sehen, wenn die Strahlen gerechter Empörung hell aufleuchten. Beim Abgang der alten Welt ist Anspannung besonders oft erforderlich, und man muss verstehen, sie den kürzesten Weg entlang zu lenken.

       Der Denker wies darauf hin, dass Empörung über Ungerechtigkeit eine wunderbare Heilung für Blinde ist.

 

       248. Urusvati weiß, wie verschiedenartig Unsere Sendungen sind. Mitunter erscheinen sie in Form eines kurzen Befehls, bisweilen treten sie als unhörbare Mahnungen auf, und manchmal lagern sie sich im „Kelch“ ab, um zu festgesetzter Stunde zutage zu treten. Dann beginnen die Menschen, sich gleichsam an etwas irgendwo Gehörtes zu erinnern, das umso drängender wird, je näher die Frist rückt. Ein solches Auftauchen aus den Tiefen des „Kelches“ muss man sorgfältig hüten, weil darin viele Ereignisse zum Vorschein kommen, die nach dem Karmagesetz nur durch das Bewusstsein aufgezeigt werden können.

       Auch ist es überaus wichtig, die Führung zu beobachten, die Kinder erhalten. Oftmals bestätigen Kinder, dass kleine Kinder zu ihnen kommen, um mit ihnen zu spielen. Während des Spieles finden dann Gespräche über nützliche Themen statt. Sie rufen oft die Erwachsenen herbei, um an diesen Spielen teilzunehmen, doch die Erwachsenen sehen solche Freunde nicht, da sie derartige Besuche für Halluzinationen halten. Man sollte aber darauf achten, dass es solche Erzählungen in verschiedenen Ländern gibt und man sie nicht als eingeflößte, irgendwo gehörte Märchen ansehen kann. Man muss den Aussagen der Kinder sehr aufmerksam Gehör schenken.

       Genauso sollte man Erscheinungen in der Umgebung Schwerkranker beobachten. Diese sehen nicht selten unbekannte Personen, die bestrebt sind, ihnen das Leid zu erleichtern. Mitunter sehen solche Personen wie verstorbene Verwandte aus. Solche Berührungen mit den höheren Sphären sind sehr verschiedenartig. Man muss die ganze Behutsamkeit und Fürsorge schätzen, die in derart feiner Weise zum Ausdruck kommt. Die Menschen aber ziehen es vor, von entsetzlichen Gespenstern zu sprechen, wobei sie vergessen, dass es auch höhere Erscheinungen geben kann.

       Der Denker bemerkte, als Er von Visionen über Verwandte hörte: „Es kann sein, dass Hohe Geister sich in solche Hüllen gekleidet haben.“

 

       249. Urusvati weiß, dass selbst die eiligste Evolution planmäßig verlaufen muss, da sie anderenfalls vom Chaos überflutet wird. In einer solchen Situation ist es besonders schwer, den freien Willen zu beherrschen. Selbst vernünftige Menschen können mitunter das Persönliche nicht mit dem Evolutionären vereinen. Sie verbinden die weltweiten Fristen nicht mit ihren persönlichen. Dieser Mangel an Verständnis könnte noch schadlos verlaufen, wenn nicht die Auseinandersetzung mit dem freien Willen einsetzen würde. Solche Zweikämpfe verursachen großen Schaden.

      Der Mensch beharrt eigensinnig auf seinen Vorstellungen und will nicht zugeben, dass es noch andere Lösungen geben kann. Die Befriedung eines solchen freien Willens verbraucht viel Energie. Wenn Wir also von Scharfsicht und Beweglichkeit des Geistes sprechen, möchten Wir die verhängnisvollen Folgen des Starrsinns verhüten. Auch wenn Wir von Einigkeit sprechen, haben Wir eine sehr wichtige Errungenschaft im Blick.

       Es wurde richtig bemerkt, dass der sogenannte „Komplex der Unsterblichkeit“ eine gleichgerichtete Anspannung sämtlicher Energien darstellt. Gerade eine solche Einigkeit schafft den höchsten Zustand. Doch die Menschen wollen sich nicht zu freiwilliger Einigkeit erziehen. Sie erachten den Rat zur Einigkeit als etwas Abstraktes und beklagen, dass der Führer ihnen keinen realistischen Hinweis gebe. Indessen ist die Vorbereitung der Einigkeit aller Energien die allerwichtigste Lebensgrundlage. Diese Vorbereitung muss sich inmitten des Alltagslebens vollziehen. Lebendige Ethik besteht darin, sich zur Bewusstheit in allem zu erziehen. Doch die Menschen weichen solchen tagtäglichen Übungen geradezu aus.

       Nicht selten erfinden sie für sich eine Art von Meditation, die an völlige Lebensfremdheit grenzt. Die Menschen versuchen, die höheren Sphären zu regieren, vergessen aber ihre allernächsten Aufgaben. Ein griechischer Philosoph sagte: „Wer ein Haus zu leiten vermag, kann auch einen Staat regieren.“ Natürlich ist die Leitung eines Hauses nicht als Suppenkochen zu verstehen, sondern im Sinne einer bewussten allgemeinen Vervollkommnung, anders gesagt, im Sinne der Einigkeit.

       Urusvati tut recht, Briefe über Einigkeit zu sammeln, ihrer gibt es sehr viele. Wenn ihr jedoch wüsstet, wie unzählige Male Wir darüber immer wieder sprechen müssen! Man sollte solche Briefe zur Erinnerung in verschiedene Länder senden. Von der Einigkeit müssen die Menschen hören wie vom täglichen Brot. Wenn jemand beteuert, er habe genug über Einigkeit gehört, wird dies ein sicheres Zeichen seiner Unzuverlässigkeit sein. Mit der Zeit wird jedes Wort über Einigkeit seine Anwendung finden. Die große freiwillige Einigkeit wird die Stufen der Evolution bilden.

       Der Denker sprach: „Ich kann mit den Himmelskörpern nicht Schritt halten, dennoch ist mir die Betrachtung ihrer Herrlichkeit anvertraut.“

 

       250. Urusvati weiß, wie oft ein ganz kurzer, blitzartiger Gedanke wirksamer ist als eine lange Überlegung. Diese Wahrheit eignet man sich jedoch schlecht an. Die Menschen nehmen an, eine gewaltsame Vertiefung könne viel stärker als ein kurzer Gedanke sein. Sie vergessen, dass in solchen blitzartigen Gedanken eine höhere Einwirkung zum Ausdruck kommen kann.

       Eine langwierige Erwägung hat gewöhnlich irgendeine irdische Ursache. Man kann verfolgen, wie eine menschliche Betrachtung sich gestaltet, doch viel schwerer bestimmbar ist, woher ein flüchtiger Gedanke kommt, der derart schnell ist, dass es dem Menschen nicht gelingt, ihn zu erkennen und in Worte zu fassen. Wir bedauern es, dass viele ruhmreiche Gäste von den Menschen abgewiesen werden.

       Oftmals sind Wir die Quelle solcher Sendungen, doch gewöhnlich gehen sie spurlos verloren. Ebenso geschieht es, dass sie eine eigenmächtige Auslegung erfahren. Eine solche ungenaue Aneignung kann die Feinheit ihres Sinns beeinflussen. Die Sendungen können doch die höchsten Begriffe berühren. Von Uns gehen fortwährend Sendungen zum Nutzen der Menschheit aus. Wir haben Uns daran gewöhnt, dass die Empfänger höchst unverhofft sind, so werden Gedanken in verschiedenen Teilen der Welt erzeugt.

       Schon vor langer Zeit lehrte Der Denker Seine Anhänger, ihre Aufmerksamkeit auf kurze, schnelle Gedanken zu richten. „Die Funken der Höchsten Vernunft durchdringen uns wie Blitze. Wohl dem, der es vermag, sie in seinem Herzen zu bewahren. Gerade im Herzen, denn es verbrennt durch sie nicht, während das Gehirn verascht werden kann.“

 

       251. Urusvati weiß, wie vielgestaltig kosmische Erscheinungen sind. Man sollte die Feinheit der Offenbarungen der grundlegenden Energien besonders hervorheben. Die Menschen erwarten nur die gröbsten Offenbarungen. Sie verlangen zumindest, dass am helllichten Tage eine undurchdringliche Finsternis hereinbricht oder die Erde in Feuer entbrennt. Doch derartige plötzliche Erscheinungen gibt es nicht, denn die Harmonie der kosmischen Gesetze lässt solche Erschütterungen nicht zu.

       Doch dafür ist die Natur von feinsten Zeichen erfüllt, und der Mensch kann dieses große Buch lesen. Nur Blinde sehen die feurigen Zeichen nicht und geistig tote Ärzte erkennen feurige Erkrankungen nicht. Die Menschen sagen: „Die Sonne geht auf und der Mond scheint, das heißt, alles ist wohlbehalten, und da versetzt man uns irgendwelcher geheimer Ziele wegen in Schrecken.“

      Sehende aber können die Vielzahl ungewöhnlicher Erscheinungen bemerken, die sich auf die menschliche Natur auswirken. Viel nie Dagewesenes vollzieht sich, auch offenbart sich vieles an ungewöhnlichen Orten. Nehmt euer Tagebuch und lest nach, wo unlängst ein Erdbeben stattfand, wo eine Überschwemmung einsetzte, wo eine Epidemie ausbrach, wo man höchst ungewöhnliche atmosphärische Einflüsse entdeckte und wo man ungewöhnliche Anspannungen fand – so kommt ein ganzes Buch über die Krankheiten des Planeten zustande.

       Wir schätzen sehr, wenn die Menschen vorurteilslos die Zeichen der Natur erkennen. Bei jeder Krankheit muss man die Symptome studieren. Ein Arzt kann nicht auf Beobachtung verzichten, sonst wäre er kein Arzt. So richten Wir Unsere Aufmerksamkeit auf viele kosmische Zeichen. Der Planet ist sehr krank. Der Mensch kann nicht unbeteiligt bleiben, wenn sein ganzes Wesen von den Einwirkungen feinster Energien erfüllt ist.

       Der Denker sprach: „Wer vermag das Maß der Kräfte der Natur zu bestimmen?“

 

       252. Urusvati weiß, wie wenig die Menschen die Entstehung von Ereignissen wahrnehmen. Sie bemerken noch nicht einmal den Gipfelpunkt dessen, was sich vollzieht, und geben sich allein mit den Folgen zufrieden. Ein feinfühliges Herz jedoch erzittert bei der Entstehung von Ereignissen. Es mag sein, dass man noch keine Worte findet, aber der unaussprechbare Sinn erklingt bereits in der Tiefe des Herzens.

       Wenn Wir sagen: „Bestätigt den Erfolg!“, könnte man fragen: „Wo ist der Beweis?“ Die Menschen verstehen nicht, dass sich eine unsagbare, jedoch entscheidende Verbindung von Energien vollzogen hat. Das unerfahrene Auge vermag die ersten Schwingungen atmosphärischer Anspannungen nicht aufzufangen. Ein unwissendes Ohr hört nicht, wo eine Verstärkung von Kräften vor sich geht. Für die Menschen ist gar nichts passiert, alles steht wie früher an seinem verstaubten Platz. Wo hat sich denn etwas Bedeutsames vollzogen? Jeder sagt auf seine irdische Weise: „Nichts ist geschehen.“ Trotzdem kann er die besondere Anspannung spüren und fragt empört: „Wo ist denn der verkündete Erfolg?“

       Daher muss man äußerst vorsichtig über die Entstehung von Ereignissen sprechen. Nur ein erfahrenes Bewusstsein wird solche besonderen Erscheinungen erfassen. Man kann unmöglich erwarten, dass die Menschen über etwas in Jubel ausbrechen, was ihnen nicht offensichtlich ist. Fügen wir aber noch hinzu, dass vieles an Tagen guter Zeichen entsteht, wird endgültig niemand dies verstehen. Viel Aberglauben wird angenommen, wissenschaftliche Schlussfolgerungen jedoch werden oft verspottet. So sagen Wir heute: „Bestätigt den Erfolg!“

       Der Denker wies darauf hin, dass „jeder Mensch ein Ereignis von Weltbedeutung mit einem Lächeln seines Herzens zu unterstützen vermag“.

 

       253. Urusvati weiß, wie stark die Verbindung zwischen Makrokosmos und Mikrokosmos ist. Die Wissenschaft hat eine Störung der Erdbewegung festgestellt. Niemand denkt über die Ursache einer solchen Störung nach. Wenn Wir jedoch sagen, dass die Ursache in der Zunahme jenes Gases liegt, über das Wir schon vor langem gesprochen haben, wird dies niemand glauben. Wenn Wir auch noch wiederholen, dass die Menschheit an der Ausbreitung dieses schädlichen Gases schuld ist, so wird man es noch weniger glauben.

      Genauso wenig gibt man Abweichungen bei anderen Himmelskörpern zu. Wenn es aber zu einer Erkrankung des Planeten kommt, wirkt sich dies in eigentümlicher Weise auf viele Teile des Weltalls aus. Die Menschen wissen von irdischen Epidemien, doch genau solche Erscheinungen sind auch in den Dimensionen des Makrokosmos möglich.

       Wir nennen diesen Teil der Aufzeichnungen „Das Überirdische“, da Wir darin beständig an die Gefahr erinnern, die von der Unangemessenheit und Unzweckmäßigkeit des menschlichen Verhaltens ausgeht. Jemand möchte erfahren, in welchen Kleidern die Bewohner anderer Planeten leben. Wenn wir aber bei einer Feuersbrunst anfangen wollten, den Hausherrn über die Menge seiner Kleidung auszufragen, wird jeder ein solches Gespräch als unangebracht und sogar wahnsinnig ansehen. Wie soll man den Menschen nur begreiflich machen, dass sich zur Zeit Harmagedon vollzieht, anders ausgedrückt: eine Feuersbrunst, die vieles zerstören kann!

       Wir wollen eine solche Aufmerksamkeit bei den Menschen erzeugen, dass sie verstehen, dass von ihnen sehr vieles abhängt. Fürchten wir uns nicht, dies oftmals zu wiederholen. Möge in diesem Wort klar werden, dass jeder Mikrokosmos auch für den Makrokosmos verantwortlich ist. Glaubt nicht, dass eine solche Gegenüberstellung nicht möglich sei. Die Verbindung zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos bildet das Fundament der Welt.

       Der Denker sprach, während Er auf eine Ameise zeigte: „Sie ist von weither gekommen. Wir wollen ihre Arbeit nicht stören.“

 

       254. Urusvati weiß, wie irrig seelische Ruhe ausgelegt wird, jener innere Frieden, der auch den Frieden für alles Existierende hervorbringt. Man sollte die Suche nach innerem Frieden begrüßen, denn ein solcher Zustand erleichtert auch den höheren Verkehr.

       Die Menschen erlangen seelische Ruhe und eröffnen sich damit den Zugang zu den besten Entschlüssen. All dies sollte hinreichend bekannt sein, doch gibt es Ursachen, die dazu zwingen, sich einem so bekannten Gegenstand zuzuwenden. Es geht darum, dass es unter jenen, welche die seelische Ruhe suchen, auch solche gibt, die voll von einer besonderen Art von Selbstsucht sind. Sie sind ganz von verlogener Bescheidenheit erfüllt und nehmen an, dass sie im Nichtstun die erwünschte Ruhe finden. Sie sind keine schlechten Menschen und tun nichts Böses, doch ihr Gutsein ist ebenfalls überaus dürftig. Welche Ruhe erwächst aus Untätigkeit! Wahrer innerer Frieden ist dem Nirwana ähnlich, bei dem sämtliche Energien dermaßen angespannt sind, dass sie sich in ihrem Aufstieg vereinigen.

       Die Menschen sollen dem inneren Frieden zustreben, doch sie müssen am Leben teilnehmen. In den besten Testamenten ist zu finden, dass man selbst in der Schlacht Ruhe zu bewahren vermag. In herrlichen Bildern wurde gelehrt[116], wie man inmitten des Gefechtslärmes lehren und im Geist aufsteigen kann. Man muss jene, die in Untätigkeit versunken sind, daran erinnern, dass sie mit ihrem Weg eine verlogene Illusion von Ruhe schaffen, wobei ihr Geist nicht gestählt und keine Fortschritte machen wird.

       Der Denker sprach: „Das Meer rauscht und wogt, denn die Elemente kennen die höheren Gesetze nicht, doch der menschliche Geist ist bereits erleuchtet und vermag sogar im Kampf ruhig zu sein. Innerer Frieden ist eine Nachahmung der Gottheit.“

 

       255. Urusvati weiß, dass die Menschen danach streben, in irgendein früheres Leben zurückzukehren. Für sie erscheint alles Vergangene etwas besonders Anziehendes zu sein. Sie sind bereit, die abstoßendsten Erscheinungen zu vergessen, nur um in die Vergangenheit einzutauchen.

      Sie halten das Tempo des gegenwärtigen Lebens für unerträglich. Sie leben von der Hoffnung, dass das Leben wieder in seinen langsamen Fluss zurückkehren möge. Wenn ihr ihnen sagt, dass eine solche Rückkehr unmöglich ist, werden sie euch für gefährliche Aufständische halten. Wenn ihr ihnen vom Anbruch einer Neuen Welt erzählt, werden sie euch Zerstörer der Grundlagen nennen. Wer aber vermag den dürftigen Fluss zurückzubringen, wenn der Strom schon über die Ufer getreten ist?

       Der neue Rhythmus ist in der Tat ermüdend für jene, die ihn nicht aufzunehmen vermögen. Wird der Rhythmus nicht erkannt, kann er sogar vernichtend sein. Ungebändigte Gase können tödlich sein. Ungeeignete Technik kann Katastrophen erzeugen. Viele Gefahren sind durch Unüberlegtheit entstanden.

      Nichtsdestoweniger ist der neue Rhythmus bereits ins Leben eingetreten. Die Menschen können die neuen Bedingungen nicht ignorieren, die ins Leben hineinströmen. Eine Rückkehr zur Vergangenheit ist unmöglich. Es bleibt also nur, sich mit den neuen Errungenschaften in Einklang zu bringen. Dafür müssen die Menschen ihre Aufmerksamkeit den sogenannten humanistischen Wissenschaften zuwenden. Man muss die Kunst des Denkens wiederbeleben.

       Die Wissenschaftler sind damit beschäftigt, neue Eigenschaften des Gehirns ausfindig zu machen. Um das Gleichgewicht des Rhythmus herzustellen, ist eine solche Besorgtheit nützlich. Das Gehirn und das Nervensystem lassen ungewöhnliche Entdeckungen zu, die es ermöglichen, sich dem neuen Rhythmus anzupassen.

       Die Schnelligkeit des Lebens erscheint entsetzlich, solange das Denken ihr nicht zuvorkommt. Die Menschen sollten die kosmischen Bedingungen aufnehmen, da anderenfalls eine verderbliche Abweichung entstehen wird. Die Erdbewegung wird sich verlangsamen, während der Zustrom von Energien sich beschleunigt. Jede Disharmonie ist bereits verderblich. Jede Absonderung bedeutet schon Zersetzung. Als gesagt wurde, dass Ideen die Welt regieren[117], wurde damit die Kraft des Gedankens bestätigt.

       Möge vernünftiges Denken der Menschheit helfen, den neuen Rhythmus anzunehmen und die Neue, sich nähernde Welt zu erkennen. Wahrlich, die Neue Welt ergießt sich bereits. Die Neue Welt ist nämlich wahrhaftig im Strahlen der Funken der wissenschaftlichen Errungenschaften in Kraft getreten. Konzentrieren wir uns oberhalb des ganzen Dunstes und aller Gefahren im Bewusstsein der Neuen Welt.

       Die Menschen sollten erkennen, dass das Leben jetzt einen überirdischen Sinn gewinnt. Sie verspotten die Astrologie, erkennen aber kosmische Chemismen an. Anstelle der begrenzten Formeln der Vergangenheit werden den Menschen unbegrenzte, überirdische Errungenschaften gegeben, und in diesen Grenzen finden sowohl das Gehirn als auch das Herz ihren Platz. Man muss sich bewusst werden, wie weit das Tor der Neuen Welt ist! Bei einer solchen Erkenntnis ist kein Platz für Bedauern und Niedergeschlagenheit!

       Der Denker sprach: „Schon bald werden die Menschen fliegen lernen. Neue Sphären der Welt werden zugänglich. Mögen die Menschen solcher Gaben würdig werden!“

 

       256. Urusvati weiß, dass in der Feinstofflichen Welt die Aufgaben des irdischen Lebens festgelegt werden. Dies geben die Menschen weniger als alles andere zu, doch die Bewohner der Feinstofflichen Welt wissen genau, dass sich jedes ihrer irdischen Leben mit ihrem Wissen, oder genauer gesagt, mit ihrem Einverständnis vollzieht. Jeder, der zu einem neuen irdischen Leben antritt, erlebt einen Funken der Erleuchtung, wenn er versteht, welche Last es gerade ist, die ihn veranlasst, diese oder jene Erfahrung auf sich zu nehmen. Doch die Menschen wollen nicht verstehen, wie sich ihr Schicksal gebildet hat.

       Die Bewohner der Feinstofflichen Welt wissen sehr wohl, dass die fernen Welten bewohnt sind, in der irdischen Hülle jedoch weisen sie dieses Wissen von sich.

       Es wird erzählt, dass die Mutter eines Tatmenschen den Traum hatte, dass ihr Sohn ein bedeutender Arbeiter zum Nutzen des Volkes sein werde. Der Tatmensch jedoch wandte sich mit den Jahren einem Leben der Betrachtung zu und fragte sich, ob er wegen eines Traumes der Mutter in die menschlichen Streitigkeiten eintauchen solle.

       Ungeachtet seines hervorragenden Verstandes konnte der Tatmensch sich nicht vorstellen, dass nicht der Traum der Mutter, sondern tiefliegende Ursachen aus der Vergangenheit ihn zu einer bestimmten Tätigkeit hinlenkten. Ebenso wenig wusste er, dass auch der Traum ein Zeichen derselben tiefliegenden Ursachen war. Dem Tatmenschen fiel es nicht ein, dass die Betrachtung, die ihn so sehr eingenommen hatte, ihm schon aus einem früheren Leben bekannt war. Er hatte bereits das vorhergegangene Leben in Betrachtung geführt und eine Heldentat zur Errettung der Menschheit vernachlässigt. In der Feinstofflichen Welt wurde ihm dann bewusst, wie wenig er es verstanden hatte, die ihm verliehenen Fähigkeiten zu harmonisieren, und er entschloss sich, dieses Mal sein Leben dem Dienst an der Menschheit zu widmen.

      So kann man an einem lebendigen Beispiel sehen, dass sogar ein überaus vernünftiger Mensch die Ursache seines Zustandes nicht zu verstehen vermochte. Er machte einen Traum verantwortlich, der nur eine Widerspiegelung von etwas Vergangenem war.

       Es kommt oft vor, dass Menschen, die eine übernommene Aufgabe ausführen, über ihren Entschluss ungehalten werden. Der Denker bemerkte oft: „Lasst uns in der Vergangenheit suchen, vielleicht finden wir dort die verlorenen Schlüssel.“

 

       257. Urusvati weiß, mit welcher Anspannung die Ausführung überirdischer Aufgaben auf der Erde verbunden ist. Die einen nennen diesen Zustand Begeisterung, die anderen Entzücken, und dritte bezeichnen ihn als Druck, doch alle, die einen solchen Auftrag haben, kennen die besondere Anspannung.

       Es ist nützlich, daran zu erinnern, dass sich aus ärztlicher Sicht eine starke Reaktion des Nervensystems auf solche Einwirkungen bestätigen lässt; so tritt ein Anstieg des Fiebers auf. Man sollte die Temperatur messen und kann bemerken, dass es bei gesunden Menschen unerklärliche Schwankungen von Temperatur und Puls geben kann.

       Besonders sind solche Schwankungen bei der Arbeit zu bemerken. Viele denken, dass dies von natürlichen Anspannungen herrührt, doch bei verschiedenen Beobachtungen lässt sich feststellen, dass es besondere äußere Umstände gibt, die auf die Nervenzentren wirken.

       Natürlich wirkt die Feinstoffliche Welt ständig auf die irdische ein. Doch ein bestimmter Auftrag vermag ungewöhnliche Schwingungen hervorzurufen. Sie werden langandauernd sein, denn der Auftrag muss nicht nur als bestrebter Gedanke erkannt, sondern auch in einen Entschluss und physische Bereitschaft umgesetzt werden.

       Lasst uns nicht meinen, dass die Menschen solche Einwirkungen leicht erkennen. In der Mehrzahl der Fälle widersetzen sie sich sogar und versuchen, sich einer solchen Zusammenarbeit zu entziehen. Sie fürchten, ihre Selbstsucht zu verlieren, die für sie einen großen Schatz darstellt.

       Wir möchten nur daran erinnern, dass überirdische Aufträge nicht selten und sehr verschiedenartig sind. Die Menschen sollten die Zusammenarbeit mit den überirdischen Sphären nicht fürchten. Sie sollten im Gegenteil von Begeisterung erfüllt sein, wenn ihnen eine Zusammenarbeit mit Uns anvertraut wird.

       Der Denker sprach: „Sollte mir etwa das Glück zuteilwerden, meinen Führern helfen zu können?“

 

       258. Urusvati weiß, welche Vielzahl komplizierter Umstände zu überwinden ist, um den Menschen helfen zu können. Stellt euch eine Schlucht voller galoppierender Reiter oder eine Straße vor, überfüllt mit einer rennenden Menschenmenge. Nun versucht, aus dieser Lawine einen Menschen herauszuziehen, der an die bereite Hilfe gar nicht denkt. Wenn ihr ihn nur für einen Augenblick anhaltet, wird er sofort von der Menge überrannt. Doch ebenso unmöglich ist es, einen Teil der Menge aufzuhalten, da dann eine verderbliche Verwirrung eintreten würde. Eine andere Sache ist es aber, wenn der zu Errettende die Hilfe erahnen kann; dann wird er wie von einem Magneten allmählich zu einem festgelegten sicheren Ort gezogen. Doch dafür muss er bereit sein, die Rettung anzunehmen.

       Wir müssen unsere Aufmerksamkeit dem komplizierten Fall zuwenden, dass ein Mensch meint, er sei bereit, die Hilfe anzunehmen, tatsächlich aber sein ganzes Wesen sich widersetzt. Glaubt nicht, ein solcher Widerspruch sei selten, im Gegenteil ist völliger Einklang, der es erlaubt, das volle Maß der Hilfe zu leisten, viel seltener. Besonders beklagenswert ist es, wenn ein Mensch selbst von seiner Bereitschaft überzeugt ist, sein Wesen aber die Zusammenarbeit nicht aufzunehmen vermag.

       Wir können bestätigen, dass der Hauptteil der Energie nicht so sehr für die direkte Hilfe als für die Überwindung der verschiedenen Hindernisse verausgabt wird, die der Hilfe im Wege stehen. Das Ausmaß solcher Hindernisse ist unvorstellbar! Unter ihnen finden sich sowohl karmische Umstände als auch Atavismen, Unwissenheit und stumpfsinniger Skeptizismus. Diese Erschwernisse sind nicht allein in dem zu Errettenden selbst, sondern auch in dessen gesamter Umgebung zu überwinden.

       Weder Jammern noch Klagen, sondern der Wunsch, die Arbeit der Bruderschaft zu umreißen, erfordert es, über alle diese Schwierigkeiten zu sprechen. Man darf die Menschen unmöglich in ihrem Irrtum belassen, ihr freier Wille habe keine Bedeutung. Er ist die höchste Gabe, und es ist an der Zeit, ihn gebrauchen zu lernen.

       Der Denker lehrte den freien Willen, der den Menschen vergöttlicht.

 

       259. Urusvati kennt die Auffassung, die Kräfte der Finsternis seien mächtiger als die des Lichts. Ein solcher Irrtum ist überaus schädlich. Man kann anerkennen, dass die finsteren Kräfte bei ihren Angriffen geschlossen und wütend sind. Das ist aber nicht erstaunlich, da sie sich verteidigen müssen und ihre Endlichkeit kennen. Außerdem sind die Kampfmethoden selbst verschieden: Wir sind bereit, alle Pfeile mit Unserem Schild aufzufangen, doch beenden Wir den Zweikampf, indem Wir nur einen einzigen Pfeil senden. Wir wissen: wo Einigkeit herrscht, dort ist Sieg.

       Wir schlagen vor sich zu merken, dass Djins nicht nur einmal Tempel erbaut haben; doch dass einer Unserer Brüder der Finsternis gedient hätte, hat es nie gegeben. Die Völker aller Jahrhunderte bewahren Erzählungen von Dienern der Finsternis, die gezwungen wurden, dem Licht zu dienen. Nicht ohne besonderen Grund haben sich solche Erzählungen erhalten.

       Wir sprechen mitunter von den schweren Arbeiten der Bruderschaft, doch dies tun Wir nicht, um Kraftlosigkeit aufzuzeigen, sondern nur um einer vollständigen Beschreibung Unseres Lebens willen.

       Man kann beobachten, wie ungestüm die Evolution sich entwickelt. Nicht nur in Generationen, sondern innerhalb von Jahrzehnten kann man ungewöhnliche Verwandlungen des Lebens feststellen. Möge ein gewissenhafter Schriftsteller die in Jahrzehnten erfolgenden Entwicklungsschritte der Evolution sammeln. Wahrlich, man kann sagen, dass die Neue Welt kommt. Mag auch vieles nicht verstanden oder entstellt wird, es treten doch neue Möglichkeiten ein, die mit der Zeit ein neues Denken und eine neue Weltanschauung hervorbringen werden.

       Nicht wenig haben auch die Djins in der Hoffnung gearbeitet, dass neue Entdeckungen ihren finsteren Vorhaben behilflich sein würden, doch ihre Hoffnungen haben sich nicht erfüllt. In der jungen Generation wachsen viele, schon bewusste Arbeiter heran.

       Sein wir nicht kurzsichtig, indem wir vom Weltuntergang sprechen. Es ist wahr, dass Harmagedon wütet und unerhörte Gräuel vollbracht werden, doch unter dem Dornengestrüpp wächst die eilig bestrebte Evolution an. Sehen die Menschen etwa nicht, wieviel Neues ins Leben tritt?! Lassen wir daher nicht zu, dass Herumtreiber die Kräfte der Finsternis als siegreich bezeichnen. Diese können dort nicht die Oberhand gewinnen, wo Unbegrenztheit ist.

       Der Denker stärkte Seine Schüler weise, indem Er ihnen den Sieg des Lichts voraussagte.

 

       260. Urusvati weiß, dass der freie Wille sogar mit Karma in Wettstreit tritt. Man kann Geschehnisse aufzählen, da der Wille Veränderungen des Karma hervorgerufen hat. Man sagt, die sogenannte Reue stelle eine mächtige Energie dar, doch besser ist es, diesen Zustand als eine vollständige Bewusstwerdung zu bezeichnen. Der Mensch muss vor allem wissen, dass und warum er eine neue Errungenschaft finden soll. Man muss auf voller Bewusstwerdung bestehen, denn nur ein äußerst geschärfter Wille kann eine Wendung des Weges bewirken. Es gibt viele Schwankungen, viele schwach aufflackernde Gedanken, die jedoch nicht in der Lage sind, den Schlüssel des Schicksals umzudrehen.

       Einige Religionen schreiben vor, dass die Menschen ihre Vergehen anderen mitteilen. Es besteht kein Zweifel, dass solche Beichten ihre Bedeutung für die Ausbildung eines klaren Bewusstseins haben, doch wird dies nur die erste Stufe sein. Man muss sich vorbereiten, um selbständig eine eigene Beurteilung zu finden. Der Mensch steht vor seinem Führer und muss selbst verstehen, was positive und was negative Bedeutung besitzt. Nur der Mensch selbst kann die Quelle seiner eigenen Taten enthüllen.

       Nach Beobachtung einer ganzen Aufeinanderfolge von Handlungen vermag man über Ursache und Wirkung zu entscheiden. So kann man sich selbständig auf die folgenden Erfahrungen vorbereiten. Für den einen sind lange Zeiten des Schlafes und der Erinnerung erforderlich, doch andere können unverzüglich mit den Vorbereitungen für den langen Weg beginnen.

       Der Denker sprach: „Lasst uns nicht unnütz Zeit verlieren.“

 

       261. Urusvati weiß, dass die untersten Schichten der Astralwelt viel schwerer zu ertragen sind als der niedrigste irdische Zustand. Die Schichten der Feinstofflichen Welt wirken auf den gesamten irdischen Raum ein, die Erdbewohner sollten aber imstande sein, solchen giftigen Einflüssen zu widerstehen.

       Was jedoch müssen die Menschen unternehmen, um sich vor den unsichtbaren Zersetzern zu schützen? Vor allem müssen sie sich die Existenz solcher Nachbarn deutlich bewusst machen. Glaubt nicht, dass eine solche Bedingung überflüssig wäre. Die Menschen stellen sich die beständige Nähe solcher unsichtbarer feindlicher Wesen nicht vor; gute Gefühle gibt es in den untersten Schichten nur selten. Dort ist Neid gegenüber allem Lebenden weit verbreitet.

       Es ist nicht möglich, die finsteren, unzufriedenen Geister davon zu überzeugen, dass sie nicht auf die Erde blicken, sondern darüber nachdenken sollten, wie sie aus der Finsternis heraustreten können. Doch für sie ist jede irdische Ausdünstung schon angenehm und anziehend.

       Die Menschen können mit den niederen Bewohnern nur dann kämpfen, wenn sie sich im Verstehen ihres eigenen zukünftigen Weges unwiderruflich gefestigt haben. Dann nämlich vermögen sie sich umso leichter in die höheren Schichten zu versetzen und spüren die Pfeile der niedersten Bewohner nicht. Das Schlimme jedoch ist, dass die Menschen über diesen Weg nicht nachdenken und dadurch ungeschützt bleiben.

      Einige, die diese Lage verstehen, tragen eine schwere Arbeitslast. Die Bruderschaft selbst leidet sehr unter der Leichtfertigkeit der Erdbewohner, die, statt sich zu verteidigen, schädliche Wesen anziehen.

       Der Denker lehrte, keine Dämonen an sich heranzulassen.

 

       262. Urusvati weiß, wie schwer große Aufgaben in den irdischen Verhältnissen Raum finden. Es gibt ein Sprichwort, nach dem es gleichermaßen schwierig ist, das Gute im Leben unterzubringen, wie eine große Truhe zu packen. Mit dem Sprichwort ist die Vielzahl kleiner Dinge gemeint, die in die Truhe einzuräumen sind. Tatsächlich verursachen gerade die Kleinigkeiten im irdischen Leben und im Bewusstsein viele Sorgen. Für große Aufgaben gibt es aufgrund kleinlicher Erwägungen kaum Raum. Den Menschen fällt es schwer, dieses Geschehen zu verstehen, da sie ihr eigenes Leben wenig beobachten.

       Die schädlichsten Kleinigkeiten werden gewöhnlich überhaupt nicht beobachtet. In den Truhen reicht der Raum oftmals nicht einmal mehr für den kleinsten Gegenstand. Ebenso gibt es im Leben oft keinen Raum mehr selbst für geringes Vertrauen.

       Man kann viele Beispiele dafür anführen, wie etwas bereits im Begriff war, zu entstehen, dann aber aus Mangel an Vertrauen erschwert wurde. Man kann sich vorstellen, wie eine solche Erschütterung sich auf die wichtigsten Tatmenschen auswirkte, in deren Truhen alles in Ordnung war! Die Menschen wollen nicht verstehen, wie weit ihre Gedanken und Taten sich auswirken können. Sogar nicht schlechte Menschen können in bester Absicht etwas entstellen. Zwar kann es manchmal scheinen, als gäbe es keinen Ausweg. Das Gefühl der Ausweglosigkeit darf man aber nicht zulassen. Außer irdischen Lösungen kann es nämlich auch überirdische geben.

       In einem Moment besonderer Anspannung kann eine Empfindung ähnlich wie Verzweiflung auftreten, doch wird dies kein Gefühl der Ausweglosigkeit, sondern der Verschärfung der Entschlossenheit sein. Vor jeder Wendung des Weges muss der Führer eine solche Anspannung spüren. Dies könnte sich wie ein Kräfteverfall anfühlen, ist aber ein Reflex der inneren Anspannung. Das wird besonders dann so sein, wenn eine Entscheidung heranreift, die in Worten noch nicht auszudrücken ist. Dann raten Wir dazu, mit der Gesundheit sehr vorsichtig zu sein, da die Zentren dann sehr leicht entzündbar und empfindlich sind.

       Wir, die Wir sonst immer von Arbeit sprechen, raten bei einer solchen Anspannung zu Erholung. Eine solche Erholung wird kein Nichtstun sein, sondern eine Verstärkung der Kräfte. Doch sprechen Wir natürlich von großen Aufgaben, die volle Selbstaufopferung erfordern.

       Der Denker sprach: „Findet sich nicht noch etwas, das wir opfern könnten?“

 

       263. Urusvati weiß, wie die Menschen es vermeiden, auf das Wesen der Ereignisse zu achten, und sich mit wenigen Angaben über den Umkreis begnügen. Man kann sich vorstellen, wie sich die Geschichtsschreibung ändern würde, wenn man alle wahren Ursachen und Beweggründe aufdecken würde! Vor allem würden unerwartete Tatmenschen auftauchen, welche die Menschheit gar nicht vermutet hat. Auf dem Platz von Königen und Regenten würden wir Persönlichkeiten sehen, die im Schatten geblieben sind. Einige von ihnen wurden aus Unwissenheit nicht bemerkt, doch andere blieben nach dem Gesetz der Bruderschaft unsichtbar.

       Die Menschen könnten bemerken, dass sich viele Ereignisse außerhalb der menschlichen Logik gestalten. Mitunter kann man denken, es vollziehe sich eine unbedachte Verwirrung, doch tatsächlich kann man sich später davon überzeugen, wie geordnet der Aufbau war. Manchmal lässt sich bemerken, dass ein ganzes Land oder einzelne Menschen von der ganzen Welt verurteilt werden, während nichtsdestoweniger von dorther die leuchtendste Errungenschaft erwächst. Niemand kommt auf den Gedanken, dass etwas jenseits irdischer Erwägungen dem Fluss der Ereignisse eine andere Richtung gab.

       Vor langer Zeit wurde gesagt: „Sucht die Gerechten unter den Verurteilten“. Man darf nicht aus dem Blick verlieren, wie die Welt über jene herfällt, die den Auftrag der Wahrheit tragen. Doch wenn die Menschen aufmerksam das Wesen der Ereignisse ergründen wollten, würden sie sich davon überzeugen, dass Unsere wirkende Hand ganz nahe ist.

       Mögen die Menschen die Persönlichkeiten studieren, die im Umkreis der Ereignisse stehen; mögen sie begreifen, dass die sogenannten Regenten oft nur Symbole sind, die Entscheidungen sich jedoch außerhalb ihres Verständnisses vollziehen.

       Bemerkt, wie sich Unsere Warnungen bezüglich gewisser Staaten erfüllen. Die Menschen versuchen, diese Warnungen als Drohungen hinzustellen, doch Wir sind weit von Einschüchterungen entfernt. Aus Menschenliebe sind Wir bereit zu warnen, doch Wir sind nicht in der Lage, den Fluss der Ereignisse aufzuhalten, wenn man Unsere Ratschläge verwirft.

       Die Menschen bilden sich ein, Kataklysmen könnten allein in Form von groben, heftigen Erscheinungen vor sich gehen. Doch wenn es Zustände geben kann, die schlimmer sind als Krieg, können auch Kataklysmen überaus verschiedenartig ausfallen. Die qualvollsten bestehen in der Zersetzung von Staaten, und diese Krankheit ist schlimmer als Vernichtung durch Wasser.

       Man kann daran erinnern, dass Wir zu verschiedenen Zeiten gewisse Staaten gewarnt haben und Unsere Ratschläge verworfen wurden. Der freie Wille zog Untergang und langsame Zersetzung vor. Vergleicht, wie sich seit der Warnung der Charakter des Volkes verwandelt hat. Die Heldentaten wurden weniger, die Menschen lehnten den Schutz ihrer besten Schätze ab und verwandelten sich in Marktschreier. Man kann die Zersetzung sehen, die in alle Lebensbereiche kriecht. Man kann bereits ganze Bücher über die Krankheit der Völker schreiben. So verurteilen die Menschen sich selbst, hätten aber verstehen können, dass die Ratschläge rechtzeitig kamen und es nicht schwer gewesen wäre, sie anzunehmen.

       Wenn die Menschen sich damit rechtfertigen werden, dass sie das Wesen der Ereignisse nicht erkannt hätten, kann man diese Blindheit nur bedauern. Man muss das Leben studieren und aufmerksam hinschauen, um die wahren Tatmenschen zu erkennen. Wenn man eine Nachtigall tötet, darf man keinen Gesang mehr erwarten.

       Bei Uns werden Aufzeichnungen über die Folgen der Unwissenheit geführt, und diese Geschichte der Menschheit ist sehr betrüblich.

       Der Denker warnte beständig davor, Fehler zuzulassen, die nicht wieder gutzumachen sind.

 

       264. Urusvati weiß, wie heuchlerisch ein menschliches Gebet sein kann. Über die Bedeutung des Gebetes haben Wir bereits gesprochen, doch muss auch der Schaden des heuchlerischen und gedungenen Gebetes angeführt werden. Die Menschen legen sich keine Rechenschaft darüber ab, wie außerordentlich schädlich alles Lügenhafte ist, doch Heuchelei und Bestechung sind die extremsten Formen der Lüge. Man muss sich vorstellen, wie weit sich jeder lügenhafte Gedanke verbreitet. Umso verbrecherischer ist es, Jenen zu betrügen, den die Menschen als den Allerhöchsten verehren. Ebenso lästerlich ist es, jemand anderen für ein Gebet zu dingen.

       Man kann auf abscheuliche Beispiele verweisen, da Menschen einen Mord planten und zugleich ein Gebet murmelten. Indessen muss man nicht nur lehren, die Wahrheit zu lieben, sondern auch das Denken über das Weltall ausbilden. Wir wollen nicht fordern, dass die Menschen Astronomen werden sollten, doch man kann raten, über die Unbegrenztheit nachzudenken. Werden die Menschen etwa noch lügen, wenn sie die Erhabenheit des Weltalls erkannt haben?

       Man muss solche Gedanken suggerieren, damit es beschämend wird, einander und sich selbst zu belügen. Es kann leider kein Gesetz geben, das die innere Lüge verbietet, doch man kann einen solchen Bewusstseinszustand ausbilden, in dem es beschämend ist, zu lügen. Möge man über die Schönheit der Welt nachdenken, möge man sich daran erinnern, dass jeder Gedanke schon Einem Bestimmten bekannt ist.

       Es ist befremdlich, dass die Menschen sich an die Lehre anschließen und gleichzeitig nicht von beschämenden Heucheleien und Taten ablassen.

       Urusvati versteht richtig, dass die Menschheit einfacher Worte bedarf. Es kommt nämlich eine Zeit und hat bereits begonnen, da die Lebensgrundlagen erneuert werden müssen. Es ist unmöglich, dass die Menschen die höheren Energien erkennen und nicht wissen, in wessen Namen sie anzuwenden sind!

       Der Denker sorgte sich darum, dass jeder Gedanke bereits dem Gemeinwohl diene. Er sprach: „Wenn das Volk das Wesen des Gemeinwohls versteht, nähert sich das Glück.“

 

       265. Urusvati kennt die Bedeutung von Loslösungen, die sich im Bewusstsein herausbilden. Der Mensch kennt im Inneren des Bewusstseins die Zeichen einer Wendung des Weges. Noch bevor die grobstoffliche Welt solche Bewegungen aufnimmt, kommt das Bewusstsein den äußeren Erscheinungen bereits zuvor.

       Man muss verstehen, die Anzeichen der Bewegung zu spüren, die sich in der Tiefe des Bewusstseins finden. Diese Anzeichen können sowohl auf psychische als auch physische Weise zum Ausdruck kommen. Viele halten sie für eine Erkrankung, andere schreiben sie einer schlechten Verfassung zu. Nur sehr wenige verstehen, dass sich eine Loslösung von einem früheren Zustand zu einer neuen Stufe hin vollzieht.

       Wenige werden ein solches Vorzeichen begrüßen, denn gewöhnlich fürchten die Menschen alles Neue und Unbekannte. Doch es werden sich welche finden, die bereits vorbereitet sind und wissen, dass man sich über jede Stufe freuen sollte.

       Selbst in den besten Schichten der Feinstofflichen Welt kann man unmöglich unendlich verbleiben. Der eine wird traurig sein, neue Erfahrungen machen zu müssen, doch andere werden wie erfahrene Krieger zu neuen Siegen streben.

       Man muss dem Ruf des Bewusstseins aufmerksam Gehör schenken. Der Führer schichtet vor allem Erkenntnis im Bewusstsein auf. Der Trost für den Menschen besteht darin, den Fortschritt erkennen zu können. Umso erfreulicher ist es dann, wenn ein solcher Fortschritt für das Gemeinwohl Bedeutung haben kann. Lasst uns keine Furcht hegen, denn nur Mut und Bestrebung erweisen sich als Flügel und werden zum Ziel führen.

       Der Denker sprach oft über die Flügel des Menschen und wies darauf hin, dass rein physische Flügel unzureichend seien: „Versteht es, euch zu lösen, um nach oben zu blicken.“

 

       266. Urusvati weiß, wie sehr jede Erkenntnis auf die Wut der Unwissenheit trifft. Wahrlich, je heller das Licht, desto schwärzer die Finsternis. Doch sollte man nicht meinen, der Widerstand sei Illusion; im Gegenteil, die Wut der Finsternis wächst progressiv, und sie nimmt keine Rücksicht bei der Wahl ihrer Mittel.

       Oft kann man beobachten, dass ein einzelnes Familienmitglied nach Bildung strebt und auf den besonderen Hohn aller übrigen trifft. In einer solchen Situation ist es für den einen nötig, allen Mut gegen die groben Angriffe der anderen zu sammeln. Nur selten zeigt sich, dass die Mehrheit zum Licht strebt und in gemeinsamer Anstrengung der Finsternis zu widerstehen vermag. Natürlich hilft Widerstand gegen die Finsternis bei der Vervollkommnung der Kräfte, dennoch werden die familiären Beziehungen immer ein Grundproblem sein.

       Es ist richtig, dass Eile bei der Entscheidung über familiäre Verhältnisse zu missbilligen ist. Es kann kein größeres Elend geben als Finsternis in einer Familie. Daraus erwächst auch das Elend der zukünftigen Generation.

       Wir bedauern familiäre Widersprüche, denn sie beraubt die besten Kämpfer ihrer Kräfte. Man muss darüber nachdenken, wieviel Streben dadurch schon im Keim erstickt wird. Wieviel Lästerung und übles Gerede ergießt sich dort, wo ein Herd des Guten begründet werden könnte! Und wieviel kostbare psychische Energie kann verlorengehen. Die Menschen schätzen dieses Geschenk nicht, sie lassen es auslaufen wie ein Allheilmittel aus einem zerbrochenen Gefäß. Man muss überall, wo es nur möglich ist, das Familienprinzip unterstützen.

       Wir beobachten die sehr schwierigen Verhältnisse und helfen durch Einwirkungen. Doch mitunter ist die Zwietracht so tiefgehend, dass eine Einwirkung der Gesundung sogar hinderlich sein kann, denn der Organismus wird sich einer solchen Anweisung widersetzen. Dann ist es besser, sich zeitweilig zurückzuziehen, damit die Medizin sich nicht als zu stark erweist.

       Der Denker meinte, dass ein Arzt das Gesetz des Gleichgewichts verstehen muss.

 

       267. Urusvati weiß, wie unterschiedlich der Dienst verstanden wird. Für die einen ist er ein Rettungsring, für die anderen ein Mühlstein am Hals. Die einen verstehen die ganze Lebenswichtigkeit des Dienstes, für die anderen stellt er eine abstrakte Nebelhaftigkeit dar. Zwischen diesen Extremen bestehen viele verschiedener Annäherungen, zwischen denen die Menschen umherirren und miteinander in Konflikt geraten.

       Nicht viele verstehen die Gesamtheit des Dienstes in seiner Lebenswichtigkeit und Heldentat. Diese wenigen wissen, wie die Stufen des Dienstes entstehen. Sie sind bereit, ein lebensnahes Wort dorthin zu bringen, wo es dem Gemeinwohl dient. Diese Glaubenskämpfer sind bereit, den Bequemlichkeiten des Lebens zu entsagen, nur um den Menschen Erneuerung zu vermitteln. Sie wissen, dass es notwendig ist, die wissenschaftlichen Entdeckungen mit den geistigen Schätzen zu vereinen. Besonders, wenn die Mehrheit der Menschen in eiliger Suche vorrückt, versteht sie es nicht, die materiellen Fortschritte mit den höheren geistigen Grundlagen in Ausgleich zu bringen.

      Das gegenwärtige Jahrhundert erinnert an eine gewisse Zeit von Atlantis. Damals vermochte man nicht, das Gleichgewicht zu finden, doch wenn man heute den gleichen Mangel an Entsprechung kennt, so werden gewisse lebenskräftigere Völker die notwendige Entsprechung finden können.

       Wir sehen, wo das Prinzip der Synthese erkannt werden kann. Das wird nicht dort geschehen, wo das Lebenspendel erstorben ist, sondern dort, wo es besonders stark in Schwung kommt. Dort versteht man die Bedeutung des Gemeinwohls; dort weiß man, dass es nur aus dem Gemeinwohl entstehen kann. Diese Formel wurde noch nicht ausgesprochen, sie reift aber bereits in der Tiefe des Bewusstseins heran, was wichtiger ist.

       Urusvati wundert sich zu Recht darüber, dass die Menschen die Bequemlichkeiten des Gemeinwohls genießen, sich aber gleichzeitig gegen seinen Nutzen auflehnen. Als wandelnde Leichname bereiten sie sich nur ihr eigenes Grab! Wo und wann wird ihnen ein Licht über den Nutzen des Gemeinwohls aufgehen? Vor allem der Dienst öffnet den Weg zur Erkenntnis des Gemeinwohls. Weder Festgewänder noch Zeremonien, sondern der Dienst an der Menschheit.

       Während vieler Jahrhunderte wurde das Wort über die Zusammenarbeit ausgesprochen. Nicht selten überholten die Ideen die materiellen Möglichkeiten, doch jetzt haben die Menschen eine Vielzahl nützlicher Anwendungen gefunden, und es kommt die Zeit, da man sich des Gemeinwohls erinnern muss.

       Der Denker sagte mitunter im Scherz: „Ich möchte doch gern wissen, für wen wir gerade speisen, für wen wir unsere Kräfte erneuern. Wenn es nur für uns selbst ist, lohnt es sich nicht, die Speise zu uns zu nehmen.“

 

       268. Urusvati weiß, wie falsch die Menschen sich die vergangenen Leben selbst der bekanntesten Tatmenschen vorstellen. Sie denken, diese höheren Geister hätten in allen Leben ganz besondere Bedingungen gehabt. Als ob sie nicht gelitten, Not erfahren und Verfolgungen hätten erleiden müssen, denen sie doch so oft ausgesetzt waren.

       Die Menschen können sich nicht vorstellen, dass große Denker wie Platon, Pythagoras oder Anaxagoras als Bewohner der Erde gelebt haben. Man muss sich ein Verständnis dafür anerziehen, dass selbst ein höchst erhabener Tatmensch der Fülle der Gefühle nicht entfliehen kann. Die Feuer der Erkenntnis entflammen umso heller, je höher der vorherbestimmte Weg ist.

       Man sollte nicht annehmen, dass Platon, als er in die Sklaverei verkauft wurde, nicht alle Bedrückungen gespürt hätte, die mit einem solchen Zustand verbunden sind. Tapfer erduldete er eine solche Lage, doch in seinem Herzen fühlte er die ganze Bitternis der Ungerechtigkeit. Gerade deswegen vermochte er so über die vollkommene Staatsordnung zu sprechen.

      Pythagoras, vertrieben, in Armut, spürte die ganze physische Erniedrigung, doch ein solcher Prüfstein ließ ihn nicht straucheln. Auch Anaxagoras, allem beraubt, vermochte auf diesem dornenvollen Weg die Dornenkrone der Erhabenheit zu erreichen.

       Man muss viele Leben miteinander vergleichen, um sehen zu können, wie die Feuer leuchten, die durch Schläge des Schicksals entzündet wurden. Das Chaos kann als Hammer betrachtet werden, der die Funken herausschlägt.

      Nur ein Unweiser kann glauben, der Lehrer spüre nichts, da Er über allem stehe. Im Gegenteil, der Lehrer nimmt nicht nur Sein eigenes irdisches Leben wahr, sondern auch das Dasein aller Nahestehenden. Diese Nahestehenden können sich sowohl im grobstofflichen als auch feinstofflichen Körper befinden. Sie können sich physisch treffen, aber auch getrennt und einander dennoch im Geist nahe sein.

       Glaubt nicht, der Lehrer stehe allein da. Jeder von euch spürt bereits Gedankensendungen, doch umso mehr nimmt der Lehrer sie auf. Wir bezeichnen solche Sphären als überirdisch, obwohl sämtliche irdischen Gefühle in ihnen in Erscheinung treten. Wir zergliedern das Dasein nicht in herkömmliche Unterteilungen. Mögen die Menschen überirdische Gedanken lieben lernen, dann werden sie verstehen, dass es in Unbegrenztheit weder Irdisches noch Überirdisches gibt, sondern nur das Dasein.

 

       269. Urusvati weiß, wie verschieden Sendungen psychischer Energie vor sich gehen. Neben psychischen Ausflüssen kann es auch physische Empfindungen geben. Man kann ein Brennen verschiedener Zentren und eine Anspannung beobachten, die bis zur Übelkeit gehen kann, doch die ungewöhnlichste Erscheinung ist das unerwartete Anschwellen einzelner Körperteile, vornehmlich der Extremitäten.

       Niemand wird solche Schwellungen erklären. Vom gewöhnlichen ärztlichen Standpunkt aus kann man sogar erwarten, dass der Arzt die Möglichkeit solcher Erscheinungen überhaupt leugnet, solange er sie nicht selbst gesehen hat. Das aber ist nicht leicht, denn solche Schwellungen können sich völlig unerwartet bilden und sehr schnell wieder verschwinden, auch wenn sie sehr große Ausmaße annehmen können. Urusvati hat solche Schwellungen erfahren, doch die Ärzte konnten sich nicht davon überzeugen, da sie ohne Spuren wieder vorübergingen.

       Wir bezeichnen solche Erscheinungen als das Anklopfen der psychischen Energie. Natürlich sind die Nervenzentren Kanäle dafür, doch darf man dies nicht als Krankheit bezeichnen. Man kann ebenfalls bemerken, dass man solche Schwellungen bei Sendungen über weite Entfernungen hinweg bekommen kann.

       Auch können Blutungen aus verschiedenen Körperteilen auftreten. Man darf sie aber nicht nur Gefäßrissen zuschreiben. Ihre Ursache muss man im Kampf der psychischen Energie suchen, die auf jedes beliebige Organ einwirken kann. Daher raten Wir dringend dazu, allen unerklärlichen Erscheinungen im Organismus Aufmerksamkeit zu schenken.

       Man sollte nicht denken, dass solche nervlichen Erscheinungen die Tätigkeit der psychischen Energie in jedem Fall begleiten müssen. Bei einem normalen Zustand des Planeten kann man erwarten, dass die psychische Energie ohne besondere Komplikationen in Erscheinung tritt; doch solange die Menschen mit allen Mitteln das Leben vergiften, solange wird auch die psychische Energie auf den unerwartetsten Wegen in Erscheinung treten.

      Die Menschen sollten die Wechselbeziehungen zwischen psychischen und physischen Erscheinungen studieren. Bis jetzt wurden solche Arten der Wirkung der Energie Erkrankungen zugeschrieben, doch darf man unmöglich eine Erkrankung als Erscheinung der psychischen Energie bezeichnen.

       Der Denker sah schon lange voraus, dass die Menschheit viele Zustände entdecken würde, die Er als überirdisch bezeichnete.

 

       270. Urusvati weiß, dass der freie Wille mit der im Innersten verborgenen uranfänglichen Energie wetteifert. Mitunter mag es scheinen, dass der freie Wille ungehindert wirkt, doch über die äußerste Willensanspannung hinaus tritt eine bestimmte Kraft auf, welche die Willenssendungen vollkommen verwandelt. Entgegen dem Wunsch des Verstandes weist das Lebenspendel auf eine andere, unabänderliche Lösung hin. Jeder gewissenhafte Beobachter kann bestätigen, dass sein Gedanke keine entscheidende Bedeutung hat. Oberhalb des Willens, der sich auf die Alltagserfahrung gründet, offenbart sich eine andere, tiefgründige Weisheit, die in den Tiefen des Bewusstseins verborgen ist.

       Wenn der Mensch mit der Höheren Welt in Berührung tritt, vollzieht sich dies nicht im Bereich der Anspannung des Willens, sondern gerade über das Tiefenbewusstsein, wo sich die reine uranfängliche Energie kondensiert. Leider erkennen die Menschen die Grenze zwischen dem freien Willen und der Macht der uranfänglichen Energie nicht. Sie nehmen an, dass die physische, willensmäßige Einwirkung leichter erreichbar und damit wirksamer sei.

       Bei jeder mechanischen Vorliebe verstärken die Menschen auch die Vorliebe des freien Willens, doch Wir haben bereits darüber gesprochen, wie gefährlich eine solche Vorliebe ist. Der freie Wille kann von seinem Wesen her gar nicht in einen Wettstreit mit der uranfänglichen Energie treten. Solche Zweikämpfe können qualvoll und sogar verderblich sein, was bedeutet, dass wir erneut zum goldenen Gleichgewicht gelangen müssen.

       Wie herrlich kann ein beweglicher freier Wille sein, der es lernt zu erkennen, wo die Weisheit liegt, der man sich nicht widersetzen darf. Wenn der Mensch die Vernunft des Daseins erkennt, erkennt er auch die verborgenen Tiefen seines Selbst. Er lernt dann, die Kraft in sich zu schätzen, die ihn zu den besten Ergebnissen führt. Das Glück der Menschheit besteht darin, dass sie über die uranfängliche Energie verfügt, und das Elend darin, dass diese segensreiche Kraft nicht erkannt und sogar verdammt wird. Man kann sich vorstellen, wie schrecklich es ist, wenn ein Mensch seine besten Schätze verwirft!

       Wenn ein Schwarzhaariger behauptet, er sei blond, wird man ihn für verrückt erklären, doch genauso muss man jemanden nennen, der seine natürliche Beschaffenheit entstellt. Die Menschen bezeigen eine gewisse Behutsamkeit gegenüber ihrem Herzen, weil man sie gelehrt hat, es stelle den Mittelpunkt des physischen Lebens dar. Es ist jedoch noch nicht genügend über die Wechselbeziehung zwischen dem freien Willen und der tief verborgenen uranfänglichen Energie gesagt worden, und daraus entstehen betrübliche Wettstreite. Statt dass beide Kräfte in harmonischer Weise wirken, treten sie in Kampf miteinander. Eine der Ursachen für die Erkrankung des Planeten liegt in der mangelnden Übereinstimmung der im Menschen angelegten Kräfte. Möge man darüber nachdenken.

       Der Denker erinnerte an die beiden Wesensaspekte im Menschen: an den Verstand und an die Weisheit.

 

       271. Urusvati kennt die Eigenheit des gegenwärtig ablaufenden Harmagedon. Auch früher vollzogen sich ähnliche Kämpfe, worin also liegt die Besonderheit der gegenwärtigen Schlacht? Nicht allein darin, dass die Stärksten Kräfte an ihr teilnehmen, sondern darin, dass solche Massen mit hereingezogen werden, wie niemals zuvor! Der gesamte Planet kämpft, ein jeder kämpft auf seine Weise, und die Anspannung ist nie dagewesen.

       Nun stellen wir uns vor, in welchem Maß jeder in die Schlacht Einbezogene Verbindung mit der Feinstofflichen Welt hat. Die unsichtbaren Heerscharen sind viel zahlreicher als die irdischen. Doch auch die feinstofflichen Kämpfer haben Verbindung mit noch höheren Sphären, daher stellt das gegenwärtige Harmagedon bereits eine überirdische Erscheinung dar. Man muss sich die genannten Eigenheiten und deren Ausmaße vor Augen führen, um die ganze Bedeutung der Schlacht zu verstehen. Dann ist es möglich, sich Schritt für Schritt auch die irdischen Differenzen zu erklären.

       Doch auch ohne ein Verständnis der grundlegenden Ausmaße könnte man meinen, die Welt habe geradezu den Verstand verloren. Es ist unmöglich, mit Hilfe der Logik die Zusammenstöße der verschiedenen Völker zu verstehen, die keine Befriedigung schaffen können. Dem liegt jedoch etwas ganz anderes zugrunde: Die Menschen dienen den Versuchen zur Zerstörung des Planeten. Oben wie unten entsetzt es Uns zu sehen, wie alle Schichten der Feinstofflichen Welt mit einbezogen werden, die ihrerseits mit dunklen Wolken die irdische Schicht niederdrücken.

       Die Mitte dieses Monats ist sehr bedeutsam in Bezug auf eine Ausweitung der überirdischen Schlacht. Lasst uns nicht glauben, die überirdische Schlacht berühre uns nicht, im Gegenteil, sie wirkt sich auf den gesamten irdischen Raum aus. Sie erfasst nicht nur die Kämpfer selbst, sondern alle Erdbewohner. Sie verursacht nicht nur Krankheiten, sondern vergiftet das Denken, was das Verderblichste ist. Es ist selbstverständlich, dass feinfühlige Organismen nach Versetzung streben. Es ist nämlich besser, sich mitten in der Schlacht zu befinden, als einem Hagel von Splittern und vergifteten Pfeilen ausgesetzt zu sein. Ich bestätige mit Nachdruck, dass die Ereignisse sich kondensieren.

       Der Denker wies vor langem darauf hin, dass eine Zeit kommen werde, da alles Leben in Verwirrung geraten wird.

 

       272. Urusvati weiß, dass Helden und Märtyrer die Völker formen. Was liegt Neues darin, wenn Pythagoras und andere schon weitaus früher als er diese Wahrheit kannten? Doch alle Wahrheit muss vor dem Antlitz der Wissenschaft überprüft werden – so sagen die Wissenschaftler, und sie haben Recht.

       Was also stellen Helden und Märtyrer dar? Im energetischen Sinne sind sie gleichsam lebendige Vulkane, die hochgespannte Energien ausstoßen. Wahrhaftig, solche Spannungen sind für die Evolution unabdingbar. Auf diese Weise gelangen wir wiederum zur Vereinigung von Ethik und Biologie.

      Die Lehre des Neuen Lebens zeigt auf, dass Enthusiasmus auch eine segensreiche Anspannung ist. Die Menschen können ohne diese führenden Ausbrüche gar nicht existieren. Wenn im Kosmos Ausbrüche schöpferische Impulse sind, sind auch menschliche Ausbrüche für die Evolution notwendig.

       Viele bezeichnen Helden und Märtyrer als Fanatiker, doch Wir lieben diese Definition nicht, da sie die beste Seite des Heldentums nur verdunkelt. Im Gegenteil, ein wahrer Held kennt die Lehre der Selbstaufopferung. Er handelt nicht, um etwas zu schädigen, sondern um der besten Anwendung seiner Kräfte willen.

       Es ist nutzlos, gegen die Auffassung zu streiten, dass Märtyrer heute nicht mehr existierten. Andere meinen, ein solcher Begriff gehöre der überlebten Vergangenheit an. Das ist nicht wahr, ständig nehmen sowohl Heldentum als auch Märtyrertum zu, doch alles geht in den Massen des Volkes vor sich und ist daher schwer erkennbar. Man muss nicht nur einmal wiederholen, dass die Völker einen völlig neuen Lebensrhythmus schaffen.

       Der Denker wusste, dass die Massen sich in Völker verwandeln und dann selbstaufopfernde Arbeit und Heldentum geschätzt werden würden.

 

       273. Urusvati weiß, dass Egoismus einem rußgeschwärzten Glas gleicht. Es gibt jedoch mehrere Arten von Egoismus. Außer dem persönlichen Egoismus existieren Sippen- und sogar Rassenegoismus. Man kann sich vorstellen, wieviel Entstellung der Wahrheit aus solchen Aufschichtungen vergifteter Gefühle entsteht! Nicht genug dessen gibt es auch noch einen planetaren Egoismus. Kürzlich habt ihr gehört, dass gewisse Wissenschaftler behauptet haben, Leben gebe es nur auf der Erde. Sie gingen nahmen eine exklusive Situation der Erde an, dachten aber über die Existenz der Feinstofflichen Welt gar nicht nach.

       Nun hat ein weiterer Wissenschaftler die Dreistigkeit, darauf zu beharren, dass es nirgendwo in der Unbegrenztheit weiteres Leben gebe und auch nicht geben könne. Es ist zu wenig, eine solche Unwissenheit als Dreistigkeit zu bezeichnen. Nur gröbster Egoismus vermag solche unwissenden Urteile in die Welt zu setzen. Die Wissenschaftler machen sich nicht daran, alle in der Unbegrenztheit existierenden Bedingungen aufzuzeigen, urteilen aber auf der Grundlage ihrer äußerst begrenzten Beobachtungen über die gesamte Unbegrenztheit!

       Wahre Wissenschaft lehrt keine Begrenzung, und es ist besonders betrüblich, dass es im Jahrhundert der Erweiterung des Denkens solche hochmütigen, erstarrten Menschen geben kann. Anders kann man jene nicht bezeichnen, die behaupten, selbst die Unbegrenztheit sei ihrem Urteil unterworfen. Sie verursachen großen Schaden, denn sie engen die Fähigkeit zu weitgefasstem Denken ein.

       Auf der Erde werden viele sogenannte Phänomene bemerkt und ungewöhnliche menschliche Fähigkeiten entdeckt; man beginnt, sie zu beobachten, doch wenn verbietende Verneinung auftritt, wird ein Hindernis für die Evolution geschaffen. Wahrlich, der freie Wille kann verheerend wirken.

       Der Denker lehrte das Verhängnis der Begrenzung.

 

       274. Urusvati kennt den Schaden, den ein System unterschiedlicher Kasten verursacht. Wir haben hierbei nicht allein die Kasten Indiens im Blick. Leider existieren Kasten unter verschiedenen Bezeichnungen bei allen Völkern, alle sind gleichermaßen schädlich und sollten abgeschafft werden.

       Es lässt sich an eine alte Geschichte erinnern, in der ein Arzt Menschen verschiedener Kasten in gleicher Weise behandelte, wofür man ihn steinigen wollte. Man fragte ihn, ob er Menschen aus verschiedenen Völkern etwa die gleiche Fürsorge zuteilwerden lasse. Er antwortete, dass man alle in gleicher Weise behandeln müsse. Da verbot man ihm die ärztliche Tätigkeit vollständig.

       Solche Beispiele gibt es aus älterer Zeit, doch auch heute kann man ebensolche Handlungen der Unwissenheit antreffen. Man muss nach Mitteln suchen, um Aberglauben und Unsinn zu widerstehen. Dabei wird nichts außer der Wissenschaft behilflich sein. Man muss beweisen, dass jede kastenmäßige Begrenzung unwissenschaftlich ist. Einst besaßen derartige Aufteilungen ihre Ursache im Alltagsleben, doch sie sind seit langem überwunden und können kein Gegenstand ernsthafter Erörterung mehr sein.

       Es wird jedoch nicht nur die Wissenschaft helfen, unerlässlich ist auch das Verständnis der Feinstofflichen Welt. Man kann sich davon überzeugen, dass die Sphären dort durch ganz andere Grundsätze bedingt sind. Irdische Unterteilungen haben dort keinerlei Bedeutung. Vergessen wir nicht, dass die Verbindung mit der Feinstofflichen Welt gar nicht so gering ist, wie es scheint. Die Menschen suchen kein Wissen, sondern versuchen, jede neue Möglichkeit zunichtezumachen. Der überirdische Zustand aber lenkt den Menschen zur Beobachtung der Feinstofflichen Welt. Möge dieses Gebiet auch mit verschiedenen Namen bedacht werden, die Differenzierung wissenschaftlicher Probleme muss zu einem Verstehen der Feinstofflichen Welt führen.

       Wundert euch nicht, dass selbst die materialistischste Wissenschaft unausweichlich zum Tor uneingeschränkter Erkenntnis führen wird. Viele irdische Unterteilungen erfahren eine Verwandlung.

       Der Denker war darum besorgt, dass keiner Seiner Schüler über illusorische Schwellen stolperte.

 

       275. Urusvati kennt viele Erscheinungen der psychischen Energie. Vergessen wir nicht, dass sich um diesen Begriff herum nicht wenige Missverständnisse ranken. Die einen verneinen die Existenz dieser Energie schlechthin; andere meinen, sie sei in allen Beziehungen heilsam; und dritte nehmen an, die psychische Energie sei nur für wenige da. Natürlich lebt die psychische Energie in allem Existierenden, doch als Energie sind ihr auch alle Eigenschaften einer solchen eigen. Als Energie fungiert sie als Erreger und spannt sämtliche Zentren an. Wenn es im Organismus eine Erkrankung gibt, kann sie gerade durch diese Energie angespannt werden.

       Bis zu einem gewissen Grad kann man das Streben der psychischen Energie regulieren. Ein hoher oder konzentrierter Gedanke kann die Energie in einen anderen Kanal leiten und ihre heilende Eigenschaft hervorrufen. Hingegen verstärkt jegliche Lästerung oder ein zerstörerischer Gedanke nur die Anspannung der Energie in Richtung des angegriffenen Organs. Weise wird jener Arzt sein, der den Kranken auffordert, weder zu lästern noch zu fluchen. Oftmals haben Wir auf die heilsame Eigenschaft guter Gedanken hingewiesen, sie öffnen das Tor zur uranfänglichen Energie.

       Zur Zeit werden viele Krankheiten als Neuralgie umschrieben, auf diese Weise nähern die Menschen sich der uranfänglichen Energie. Unfehlbar lässt sich sagen, dass der Verlauf jeder Erkrankung vom Zustand der psychischen Energie abhängt. Die Menschen aber wollen nicht verstehen, dass ihr freier Wille ein starker Impuls bei der Nutzung der psychischen Energie ist. Je klarer der Mensch sich diesen Prozess vor Augen führt, desto mehr hilft er sich selbst.

       Im Altertum offenbarte man die Kraft der Mutter, welche die Kraft der Energie darstellte. Man verlangte sogar inständig: „Mutter, hilf!“ und rief damit eine Anspannung der Energie hervor. Es ist gleichgültig, ob die Anrede stürmisch oder in unerschütterlicher Ruhe erfolgt, erforderlich ist die bewusste Anrufung.

       Der Denker sprach: „Ich kann mir vorstellen, wie die Anrufung zu der Erhabenen Mutter gelangt! Mit einer einzigen Bewegung Ihrer Hand lenkt Sie unsere Trauer in den Kanal der Freude. In Sparta gibt es einen Tempel des Lachens, in dem man viele Krankheiten heilen kann. Glücklicherweise gibt es nirgends Tempel des Spottes. Hütet euch vor Lästerungen!“

 

       276. Urusvati kennt Meinen Rat, ungewöhnliche und seltene Erscheinungen aufzuzeichnen, wofür es mehrere Gründe gibt. Ihr habt von Radiästhesie[118] gelesen, doch muss man wissen, dass es höchst unterschiedliche Arten gibt. So kann es radiästhetische Wahrnehmungen des Klanges, des Geruchs und des Geschmacks geben. Die Menschen können bemerken, dass sie bisweilen ganz von einem bestimmten Klingen erfüllt sind. Bei wiederholtem Auftreten solcher Erscheinungen kann man erkennen, dass sie gleichsam als Hinweis oder Erinnerung dienen. Das gleiche geschieht mit Wahrnehmungen des Geschmacks und des Geruchs. Aus gewissen Gründen beginnt der Mensch, eine Vorliebe oder Abneigung gegenüber bestimmten Wahrnehmungen zu verspüren; so ist das Tiefenbewusstsein bestrebt, ihm vermittels seiner Gefühle rettende Zeichen zu geben.

       Nur selten jedoch richten die Menschen ihre Aufmerksamkeit auf solche Aufrufe. Man kann sie nur bei langer Beobachtung studieren, doch wer liebt solche langwierigen Prozesse? Die Menschen lesen von der Möglichkeit augenblicklicher Erleuchtung und nehmen an, dem Studium und langen Beobachtungen ausweichen zu können. Man kann ihnen unmöglich sagen, dass die Durchführung mancher Versuche einige Generationen erfordert. Jeder möchte unverzüglich erleuchtet werden, selbst wenn ein solcher beschleunigter Prozess den Nachbarn mit dem Tod bedrohen könnte. Besonders vorsichtig muss man sein, wenn die kosmischen Ströme derart unruhig sind!

       Ihr habt von kosmischen Gefahren gelesen, doch gibt es ihrer noch viel mehr, als die Wissenschaftler feststellen können. Ein Komet mag drohen, doch die Frage ist, welche Ströme ihm entgegengestellt werden können. So darf man nicht nur die Gefahr in Erwägung ziehen, sondern muss auch bereit sein, nach Kräften Widerstand zu leisten.

       Der Denker bemerkte schon vor langem den Schaden, der vom Rauch der Lagerfeuer ausgeht. Er bewog die Menschen, solches Holz zu verwenden, das keine Verdunkelung des Bewusstseins hervorruft. Er war gewarnt worden, dass die Menschheit dereinst sich selbst und alles Existierende vergiften würde.

 

       277. Urusvati weiß, welche Behutsamkeit man in Hinblick auf die psychische Energie walten lassen muss. Viele verstehen nicht, dass auch die uranfängliche, unerschöpfliche Energie der Fürsorge bedarf. Doch jeder Tatmensch wird anerkennen, dass die Energie in einer derartigen Anspannung sein kann, dass sie erschöpft erscheinen kann. Wir raten dazu, in solcher Zeit besonders vorsichtig zu sein. Ursachen kann es viele geben, angefangen von kosmischen Bedingungen bis hin zur persönlichen Gesundheit.

       Wir haben bereits davon gesprochen, dass Mein Freund[119] seinerzeit bei der Ausführung einiger Aufträge erkrankte. Die Ursache der Erkrankung war eine übermäßige Anspannung der psychischen Energie. Vergessen wir nicht, dass Mein Freund mit einem verstärkten Vorrat an Energie ausgestattet war und dennoch eine langwierige Erkrankung durchmachen musste.

      Bei Uns herrscht eine Auffassung, die es verbietet, die Energie im Übermaß zu verausgaben. Man kann sich vorstellen, wie schwer es ist, das Gleichgewicht wiederzuerlangen. Die Wiederherstellung der Kräfte kann lange Zeit in Anspruch nehmen. Sie kann leicht erreicht werden, wenn kosmische Ströme dem nicht entgegenstehen, doch das ist nicht immer der Fall. Mein Freund erkrankte zu einer vergleichsweise ruhigen Zeit, doch heute würde eine solche Erkrankung weitaus länger andauern.

       Wir beobachten nützliche Arbeiter und geben Zeichen, wenn Wir sehen, dass die Saiten allzu stark angespannt sind. Besonders jetzt durchschreitet der Planet eine Periode nie dagewesener Anspannung. Erschöpfung, Schläfrigkeit, Entzündungsprozesse und eine starke Verausgabung der Tätigkeit des Herzens gehen einer übermäßigen Verausgabung der Energie voraus.

       Wir wissen, dass unter irdischen Bedingungen ein Zustand des Gleichgewichts unerreichbar ist, doch von dieser Gefahr muss geschrieben werden. Wenn der Zustand des Planeten noch komplizierter wird, werden viele sich Unseres Ratschlages über die Behutsamkeit gegenüber der psychischen Energie erinnern. In solchen Tagen kann sogar eine einfache Gedankenübertragung auf Entfernung ermüden. Das ziehe man in Betracht.

       Der Denker sprach: „Warum fällt es mir mitunter leichter, einen Balken zu heben, als einen Gedanken zu konzentrieren? Ich schäme mich nicht, dies zu sagen, denn ich weiß, dass dies nicht von Trägheit, sondern von etwas außerhalb meiner selbst herrührt.“

 

       278. Urusvati kennt die Empfindungen Meines Freundes, an die Wir erinnert haben. Es gibt drei Methoden, um sie zu überwinden:

      Man kann die Anspannung bis zu einem solchen Grad verstärken, dass die ursprüngliche Erschöpfung im Wirbel eines neuen Aufstiegs versinkt; oder man bewahrt völlige Ruhe, ohne Gedanken und ohne Anspannung; oder man vollzieht einen Ortswechsel, so dass die Raum- und Erdströme völlig andere sind. In jedem Fall aber richten Wir das Augenmerk auf die Folgen übermäßiger Anspannung.

       Bei vielen irdischen Erkrankungen muss man eine Anspannung der psychischen Energie erkennen. Es ist unmöglich, ein denkendes Wesen von der Anspannung zu befreien, die bei Zusammenstößen mit finsteren Kräften entsteht.

       Man darf nicht meinen, dass Wir solche Kämpfe nicht spürten, im Gegenteil, der Magnet der psychischen Energie zieht auch den Strudel des Chaos an. Ein galoppierendes Pferd wirbelt viel Staub auf. Man kann viele Beispiele aus dem Leben anführen, die eine Progression der Anstürme des Chaos in jedem Jahrhundert zeigen. Solche Kulminationen können sich noch verstärken, und es bedarf aller Kraft des Gleichgewichts, um solchen Gefahren standzuhalten. Jetzt ist eine solche Zeit, und jeder mit Feinfühligkeit begabte Mensch sollte bereit sein, sich vor dem Chaos zu schützen.

      Schonung der psychischen Energie ist für den Großen Dienst unerlässlich. Die Menschen vergessen, dass der Große Dienst vielfältig ist. In ihm tritt vor allem klare Angemessenheit hervor. Nehmt die irdischen Leben der Lehrer und lenkt eure Aufmerksamkeit auf deren besondere Angemessenheit. Ich spreche hier gerade von jenen irdischen Leben der Lehrer, in denen Sie nichts von Ihren vorhergegangenen Leben wussten.

       Auch erfüllten die Lehrer in vielen Jahrhunderten schwere Aufgaben. Jeder von Ihnen hatte Sein privates Leben mit allen örtlichen Lebensgewohnheiten. Das innere Wesen erhob sich nicht selten gegen unsinnige Relikte, doch zur Ausführung der Aufgaben musste ein sehr hohes Maß an Angemessenheit angewendet werden. Auch musste gegen Lästerung und unflätige Rede gekämpft werden. Ein Lehrer weiß, dass diese Laster den Raum verseuchen.

       Weniger als alles andere erkennen die Menschen an, dass ihre Gedanken und Worte nicht wiedergutzumachenden Schaden anrichten können. Es ist unmöglich, die Menschen davon zu überzeugen, dass sie die psychische Energie zerstören. Sie nähren jene schädlichen Wesenheiten, die Wir Verschlinger der psychischen Energie nennen. Außer bei Zornausbrüchen und Gereiztheit werden viele unflätige Worte aus Unwissenheit geäußert, doch der Schaden ist dadurch nicht geringer.

       Nur das Konzept der Angemessenheit kann den Menschen vor solchen Selbstvergiftungen schützen. Stellt euch vor, was ein Lehrer inmitten einer solchen vergifteten Atmosphäre nicht nur im irdischen, sondern auch im überirdischen Leben empfinden muss. Ganz streng muss unflätiges Reden ausgemerzt werden, da es sich am Wohl der Menschheit vergreift.  

       Man kann die Gefahren aufzählen, die vom Menschen selbst geschaffen worden sind. Sie manifestieren sich besonders dann, wenn die kosmischen Ströme angespannt sind. Das eben Gesagte lässt sich so auch auf das bevorstehende Jahr anwenden, da Sonnenflecken und räumliche Wirbel sehr stark sein werden.

       Der Denker sprach: „Schönheit rettet vor unflätiger Rede.“

 

       279. Urusvati weiß, wie schwer die Menschen die Vielfalt der Evolution annehmen. Sie sprechen vor allem von einem einheitlichen Gesetz. Jeder erinnert sich derjenigen Bruchstücke des Weltalls, die seiner Erkenntnis zugänglich wurden; dabei werden viele Widersprüche gefunden, und die Menschen zögern nicht, irgendjemanden Ungenauigkeit vorzuwerfen. Streit und Unverständnis entstehen zum größten Teil dadurch, dass die Unbegrenztheit nicht erfasst wird. Nach irdischem Verständnis ist es schwer, sich ein Schema vorzustellen, das unangreifbar ist; ebenso ist es nicht leicht, sich alle Verzweigungen dieses Gesetzes vorzustellen, und dennoch muss man sich an die kosmische Mannigfaltigkeit gewöhnen.

       Unser Planet mit seinen feinstofflichen Sphären kann die unerwartesten Einwirkungen aus den fernen Welten erfahren. Man darf nicht annehmen, unser Sonnensystem sei isoliert, im Gegenteil, alle Welten befinden sich in feinsten Wechselwirkungen. Dergestalt ist das grundlegende Gesetz unabänderlich, doch jeder Himmelskörper vermag in seinem Umkreis individuelle Besonderheiten zu schaffen.

       Auf der Erde können Vertreter von weitest entfernten Evolutionsstufen mit Menschen der sechsten Rasse zusammenleben. Auch kann man sehen, dass die Weltanschauungen von primitivem bis zu erleuchtetem Verständnis schwanken. Doch nicht nur in der offenbarten Natur lassen sich unvereinbare Extreme bemerken, noch deutlicher treten sie in der Feinstofflichen Welt hervor.

       Man kann sich vorstellen, wie Einwirkungen weitest entfernter Systeme einbrechen. Solche Einwirkungen können Explosionen oder Wirbelstürmen gleichen. Sie verursachen eine eigene Art von Revolution, weshalb man sich die Feinstoffliche Welt nicht so vorstellen darf, als sei sie von toten Gesetzmäßigkeiten bestimmt. Auch in den höheren Sphären kann es Zusammenstöße psychischer Kräfte geben, und an solche Vorstellungen muss man sich gewöhnen.

       Nur ein klares Bewusstsein der großen Mannigfaltigkeit kann vor dem Verhängnis der Begrenzung bewahren. Möge man zuerst versuchen, sich in die Unbegrenztheit einfühlen, und sich sodann durch das Bewusstwerden der fernen Welten stärken; so wird man zum Denken über die Vielfalt der Evolution gelangen.

       Der Denker vermochte das ganze Weltall in Gedanken zu erfassen, weshalb die Menschen sagten: „Es ist besser, sich mit Platon gemeinsam zu irren, als mit den Schlauköpfen zusammen zu verneinen.“ So lässt sich im Altertum die beste Erkenntnis finden.

 

       280. Urusvati kennt die verschiedenen Klänge der Natur. Wahrlich, die Natur schweigt nicht. Aussagen über Unseren Aschram verweisen auf die Ruhe in seiner Umgebung, doch dies ist nur in Bezug auf irdisch-menschliche Geräusche zu verstehen, die Natur fährt fort, zu erklingen. Außer überirdischen Zusammenklängen rauschen in der Umgebung des Aschrams Wasserfälle und Gebirgsflüsse, die in einen angespannten Chor zusammenfließen. Auch ein Flüstern der Berge ist hörbar, doch stören diese Stimmen nicht die Wahrnehmung auch der überirdischen Rufe.

       Die Menschen nehmen an, man könne Sphärenmusik hervorrufen, doch eine solche Vorstellung ist unrichtig. Man kann dieses Klingen hören, es hervorzurufen aber ist unmöglich. Zu weit sind die Quellen dieses Klingens entfernt. Man kann sie nicht von der Erde aus erschaffen. Man muss sich alle Wirbel und heftigen Bewegungen vor Augen halten, um den bescheidenen Platz unserer Erde zu erkennen.

       Es besteht eine Auffassung, dass die Erde statisch, dass sie das Zentrum des Weltalls sei und nur auf ihr menschliches Leben existiere. Über solche Irrtümer kann man erstaunt sein. Solche Stimmen können der Evolution nur schaden. Die Menschen können ohnehin schon nicht in die Unbegrenztheit schauen, doch wenn sie davon überzeugt sind, dass die Erde das Zentrum des Weltalls ist und sie die einzige Krone der Schöpfung sind, entsteht ein neuer Krampf der Unwissenheit.

       Die Wissenschaftler sollten sich Rechenschaft darüber ablegen, welche Gefahren aus ihren missglückten Schlussfolgerungen resultieren können. Sie müssen in der Lage sein, sich im Falle einer ungeprüften Prognose vor Leichtsinn zu hüten, selbst wenn die Prognose noch so glänzend erscheint.

       Unter den Gebieten des menschlichen Denkens gibt es solche, die man nur mit äußerster Vorsicht berühren darf. Wahrhaftig, Selbstbewusstsein kann ein ausgezeichneter Begriff sein, doch Selbstzufriedenheit ist das Grab der Evolution. So darf man den irdischen Planeten nicht herabsetzen, doch muss man seinen Platz inmitten der Größe der Unbegrenztheit richtig einschätzen.

       Der Denker lenkte die Aufmerksamkeit oftmals auf die fernen Welten. Er erkannte an, welch geringen Platz die Erde einnimmt, doch setzte Er niemals die Schönheit Seiner Heimat herab.

 

       281. Urusvati weiß, wie wesentlich Lebensfreude ist. Sie ist nicht nur das beste Heilmittel, sondern auch ein herrlicher Helfer beim Verkehr mit Uns. Woher kommt dieses heitere Gefühl, das wir Lebensfreude nennen? Warum ist eine solche Freude von Reichtum und Selbstzufriedenheit unabhängig? Sie kann inmitten größter Schwierigkeiten und Verfolgungen entstehen. Inmitten von Anspannungen ist eine solche Freude besonders kostbar und heilsam. Wir nennen sie Lebensfreude, weil sie nicht von persönlichen Umständen, Erfolgen und Vorteilen abhängt. Sie offenbart sich als Vorbotin der allerhöchsten Ströme, welche die gesamte umgebende Atmosphäre vergeistigen; eine andere Ursache solcher Freude gibt es nicht.

       Kann man Freude inmitten von Krankheit, Ungerechtigkeiten und Kränkungen erwarten? Doch auch unter solchen Umständen vermögen Augen bisweilen feurig zu erglänzen, ein niedergeschlagenes Haupt sich zu erheben und neue Kräfte herbeizuströmen. Der Mensch beginnt, sich des Lebens zu erfreuen, vielleicht nicht seines irdischen Lebens, sondern des wirklichen Daseins.

      Welch starke Gedanken gelangen zu einem Menschen, der Lebensfreude verspürt! Um ihn herum wird die Atmosphäre gereinigt, sogar die Menschen in seiner Umgebung fühlen eine Erleichterung, und Wir lächeln von ferne und billigen die verbesserte Leitung. Wir werden sogar dankbar sein, denn jeder sparsame Umgang mit Energie ist bereits segensreich.

       Jeder, der Erfolg haben möchte, sollte sich der Lebensfreude erinnern. Jeder, der sich den besten Strömen anschließen will, möge sich daran erinnern, auf welchem Weg man sich Uns nähern kann. Es ist nicht notwendig, sich besondere wissenschaftliche Ursachen einer solchen Freude auszudenken, sie kommt vom Herzen und ist vollkommen real. Bei einer solchen Freude gelangen auch Höhere Rufe schneller ans Ziel.

       Der Denker versammelte die Schüler bisweilen zu einem Gespräch, das Er Gastmahl der Freude nannte. Es wurden nur Quellwasser und Brot gereicht. Der Denker sprach: „Lasst uns die Freude nicht mit Wein und üppigem Essen beflecken, denn Freude steht höher als alles andere.“

 

       282. Urusvati kennt den Schaden der Verschmutzung des Raumes. Neben vielen Hinweisen auf die Vermeidung schädlicher Folgen raten Wir, es zu vermeiden, über Fehler zu sprechen, und sich nicht in Räumen aufzuhalten, wo es zu Lästerung und Gereiztheit gekommen ist. Auch das Geklatsche über Fehler bleibt zurück, verschmutzt die Atmosphäre noch mehr und zieht gerade jene Fluida an, die den anfänglichen Irrtum herbeigeführt haben. So ist es schädlich, sich in Räumen aufzuhalten, die mit Beschimpfungen und Gereiztheit verschmutzt sind – Ich spreche als Arzt.

       Solche Umstände wirken sich besonders aus, wenn die kosmischen Ströme angespannt sind. Sie rufen eine Entzündung der Schleimhäute hervor. Eine solche Erkrankung beschränkt sich nicht nur auf einen Teil des Organismus, auf Magen, Darm, Rachen oder Nase. Es kann zwar ein einzelnes Schmerzzentrum geben, es sind aber alle Schleimhäute entzündet. Diese Erkrankung kann man als typisch für Harmagedon bezeichnen.

      Keine der früheren Diagnosen kann alle Symptome aufzeigen. Augen und Darm, Magen und Zähne, Rachen und Herz zeigen die unerwartetsten Verbindungen. Falsch wird es jedoch sein, die Ursache in einzelnen Organen zu suchen. Man muss wissen, dass es sich um eine allgemeine Entzündung sämtlicher Schleimhäute handelt, die ernsthafte Aufmerksamkeit erfordert. Sie kann auf das Nervensystem übergehen oder eine Schädigung der Schleimhäute verursachen.

       Zu empfehlen ist sehr leichtes Essen, nichts Rohes und nichts Reizendes. Ich rate, sich vor Erkältungen in acht zu nehmen; Ich rate, die Augen nicht zu ermüden und Gereiztheit zu vermeiden. Medikamente helfen wenig, doch sollte man keinen Alkohol einnehmen. Man sollte nichts besonders Heißes oder Kaltes zu sich nehmen. Mit einem Wort, man muss verstehen, dass es sich um eine allgemeine Entzündung handelt und daher alles nützlich ist, was bei entzündlichen Prozessen Anwendung findet. Abführmittel sollten nur in kleinen Dosen und besser nicht täglich verwendet werden.

       Die Menschheit richtet ihre Aufmerksamkeit nicht auf die vielen neuen Verbindungen von Krankheiten, die indessen sehr erschöpfend sein können. Es werden unangebrachte Therapien verordnet, die den Schaden vertiefen. Alle Entzündungen stehen in Beziehung zu feurigen Erkrankungen. Natürlich ist die Grundlage jeder Erkrankung eine Entzündung, doch einige von ihnen haben Bezug zur außen herrschenden feurigen Anspannung. Schon vor langem habe Ich vor feurigen Erkrankungen gewarnt.

       Alle feinfühligen Organismen spüren die feurige Anspannung in besonderer Weise. Viele Menschen gehen bereits an den unbekannten Krankheiten zugrunde. Man muss alles Reizende vermeiden. Selbst die höchstentwickelten Organismen können leiden, wenn sie überlastet oder von Gereiztheit umgeben sind. Die Erkrankung Meines Freundes vermag als Beispiel zu dienen. Er ging mit einem großen Vorrat an psychischer Energie hinaus, doch Unwissenheit, Gereiztheit und Starrsinn schufen eine vergiftete Atmosphäre. Wenn Wir Uns in Unserem Turm befinden, können Wir eine besondere Art von Ozon nutzen, obwohl Ich nicht verbergen will, dass jeder von Uns unter der vergifteten Atmosphäre leidet.

       Der Denker riet, den Giftkelch nicht zu fürchten, da es im Raum noch mehr todbringende Gifte gebe.

 

       283. Urusvati weiß, dass Wir Bereitschaft zur Tat schätzen. Eine solche Bereitschaft kann von zweierlei Art sein. Es kann eine äußere und eine innere Tat geben. Es mag sein, dass ein Mensch nicht die Möglichkeit zu einer unverzüglichen äußeren Tat hat, dafür aber mit inneren Entschluss nach Suche und Vervollkommnung strebt. Der Mensch schafft durch seine Bestrebung einen Magneten eigener Art, der dann auch äußere Möglichkeiten herbeizieht.

       Wir befinden uns in ständiger Tätigkeit. Selbst wenn Wir im Aschram verbleiben, eilen Wir in Unserer Bestrebung dennoch zu den fernen Welten. Man muss sich das Denken über den Nutzen der Tat anerziehen. Amorphe[120] Partikel des Organismus stehen jeder Tat sehr im Wege. Eine bestimmte Kategorie von Menschen empört sich ständig schon bei dem Gedanken an die Tat. Solche Faulpelze sind besonders schädlich, doch gibt es ihrer nicht wenige.

       Bei Bereitschaft zur Tat wird das Denken gereinigt, und dann beobachten Wir mit Freude die Verwandlung der Weltanschauung. Dann können die Menschen das Gleichgewicht zwischen Eigentum und Verzicht darauf verstehen. Der Besitz hört auf, das Bewusstsein zu belasten. Es bleibt die Achtung vor der menschlichen Arbeit, doch egoistische Habsucht hat sich bereits in den Sphären der Tat aufgelöst.

       Wie herrlich sind Gedanken über die Tat! Für Uns sind sie eine Quelle neuer Begeisterung. Wir nehmen die Zeit nicht wahr, wenn Wir tätig sind. Wir können einen Entschluss finden, wenn Wir nicht auf Gedanken über die Tat verzichten.

      Wundern wir uns nicht, wenn die Menschen intuitiv nach Flügen streben, diese Erscheinung ist ein Zeichen der Epoche. Doch mögen die Menschen noch mehr gedanklich tätig sein, damit können sie die eiligsten Flüge überholen. Ich kenne ein Land, das tapfer und bereit zu hohen Flügen ist.

       Der Denker wies auf ein bestimmtes Volk hin, das den Norden erobern würde. Der Lehrer sprach: „Beobachtet die sieben Zeichen am Himmel[121], sie weisen auf die Heimat der Sieger hin.“

 

       284. Urusvati weiß, dass häufig eine Spaltung des menschlichen Bewusstseins in Erscheinung tritt. Am einfachsten ist es, dies mit Besessenheit zu erklären, neben dieser kommen aber bisweilen auch Züge einer früheren Existenz zum Ausdruck. Doch es kann sich auch um eine Erleuchtung über die Zukunft handeln, herausgerissen aus der Gegenwart, wie bei einer Autosuggestion.

       Lehrreich ist es auch zu beobachten, dass eine solche Schizophrenie weitaus häufiger auftritt, als gemeinhin angenommen wird. Man darf sie nicht allein einem schlechten Charakter oder Gewohnheiten zuschreiben, sie ist wie eine zeitweise Verdunkelung des Bewusstseins. Einige Forscher nehmen an, dass sich eine Berührung mit den Wellen des Chaos vollzieht, die das Bewusstsein aus seinem Normalzustand herausstoßen. Unzweifelhaft hat eine solche Beobachtung ihre Grundlage.

       Die Menschen studieren ihren normalen Bewusstseinszustand zu wenig, um Abweichungen erfassen zu können. Ständig raten Wir dazu, das Bewusstsein der Menschen zu studieren, um alle Phasen von Abweichungen zu erkennen. Man darf nicht annehmen, dass eine Erkrankung des Organismus immer auf das Bewusstsein wirkt. Bisweilen wird nämlich die Krankheit eine Quelle für eine Erhebung des Bewusstseins sein.

       Wir werden nicht die verschiedenen Umstände aufzählen, die unterschiedliche Bewusstseinszustände zum Ausdruck gelangen lassen. Jetzt möchten Wir nur zeigen, dass die Spaltung des Bewusstseins eine überaus übliche, wenn auch unerwünschte Erscheinung ist. Sie ist umso schädlicher, je weniger Möglichkeiten es gibt, auf einen solchen Menschen einzuwirken, denn jeder seiner Zustände erfordert besondere Methoden der Suggestion.

       Bisweilen ist die Schizophrenie derart ausgeprägt, dass es ganz unmöglich wird, Suggestion anzuwenden. Jede Minute können Schwankungen auftreten, und die Suggestion erweist sich als zwecklos und sogar schädlich. Wahrlich, der Mensch muss seine psychische Energie erforschen.

       Viele Experimente werden gemacht, doch die Folgen sind bis jetzt nicht erheblich. Die Ursache liegt darin, dass die Forscher nur lückenhaft beobachten und viele Erscheinungen ihrer Aufmerksamkeit entgehen.

       Der Denker wies darauf hin, dass jede Beobachtung ohne Unterbrechung verlaufen muss und die Menschen nicht ihre eigenen Einwirkungen einbringen dürfen.

 

       285. Urusvati weiß, dass die Gefahr psychischer Epidemien wächst. Diese Erscheinung kommt nicht eigentlich unerwartet, da bereits in allen Puranas gesagt wurde, dass die Menschen am Ende des Kali Yuga in Wahnsinn toben würden. Es ist jedoch sehr gefährlich, dass die Menschen diesen Zustand nicht anerkennen. Man kann einen Kranken nur heilen, wenn er keinen Widerstand leistet. Doch selbst die stärkste Medizin wird in verzerrter Weise wirken, wenn der Kranke ihre natürliche Einwirkung nicht zulässt.

       Wie aber soll man dem Volk erklären, dass sein Oberhaupt wahnsinnig ist? Wie soll man ihm verständlich machen, dass seine Lehrer wahnsinnig sind? Wie soll man das Volk davon überzeugen, dass unverzüglich Maßnahmen zur Gesundung einzuleiten sind? Dabei erweisen sich die Maßnahmen der medizinischen Behörden als eurem Drängen geradezu entgegengesetzt.

      Das gilt besonders für den psychischen Bereich. Bis heute erkennen die Menschen Besessenheit nicht an. Man kann Mengen von Büchern über dieses Thema drucken, ein feiges Bewusstsein wird gleichwohl die Wirklichkeit leugnen. Es lassen sich viele Materialisierungen zeigen, doch wer sie leugnen will, findet auch eine Rechtfertigung für sich.

       Natürlich entspricht eine solche Verwirrung der Geister auch dem Ende des Kali Yuga; es wurde aber gesagt, dass eine feurige Reinigung der einzige Ausweg sein wird, wenn der Wahnsinn bestimmte Grenzen überschreitet. Die Beispiele der Vergangenheit sind beredt. Natürlich haben die Menschen schon begonnen, von Harmagedon zu sprechen. Noch vor einigen Jahren wollten sie nicht an die Nähe entscheidender Ereignisse denken, doch Bücher haben ihre Arbeit getan. Sogar einige Leugner sprechen bereits wiederholt von den Schrecken des Harmagedon. So möge die Aufklärung ihren Gang gehen.

      Wir bestehen nicht darauf, als Quelle anerkannt zu werden; möge jeder in seinem Herzen verstehen, woher die Aufklärung kam. Die Mehrheit der Menschen hasst die Träger der Aufklärung. Mögen sie ruhig vergessen, dass Wir es waren, die gewarnt haben, doch mögen sie begreifen, dass die Menschheit in Wahnsinn tobt.

       Der Denker warnte: „Fallt nicht in Wahnsinn“.

 

       286. Urusvati weiß, dass es Zeiten geben kann, die schlimmer als Krieg sind. Ihr wisst sehr gut, dass Wir den Krieg als Schande der Menschheit erachten. Wie also soll man dann eine Zeit nennen, die schlimmer als Krieg ist? Soll man sie gar als Verwesung der Menschheit bezeichnen?

       Man darf Harmagedon nicht nur als einen physischen Krieg auffassen. Harmagedon ist von unzähligen Gefahren erfüllt. Epidemien werden noch die geringsten Nöte sein. Die verhängnisvollste Auswirkung ist indes die psychische Perversion. Die Menschen verlieren das Vertrauen; sie gewöhnen sich daran, die gegenseitige Zufügung von Schaden immer raffinierter zu gestalten; sie erziehen sich dazu, alles zu hassen, was jenseits der Grenzen ihrer eigenen Behausung existiert; sie verfallen der Verantwortungslosigkeit und versinken in Unzucht.

       Zu allen diesen Formen des Wahnsinns gesellt sich eine weitere, und zwar die beschämendste: Erneut entbrennt der Kampf zwischen dem männlichen und dem weiblichen Prinzip. Gerade zu der Zeit, in der Wir auf gleichen und vollen Rechten bestehen, vertreiben die Diener der Finsternis die Frauen aus vielen Bereichen, und zwar gerade aus denjenigen, in denen sie den allergrößten Nutzen beizutragen vermögen.

       Wir haben von neuen Spaltungen in der Welt gesprochen, doch der erneute Kampf zwischen den Uranfängen ist der verhängnisvollste. Man kann sich gar nicht vorstellen, was für eine Zerstörung dieser Kampf bringen kann! Er ist doch Widerstand gegen die Evolution! Ihr wisst, wie teuer jeder solcher Widerstand die Menschheit zu stehen kommt! In diesen Krämpfen pervertiert die junge Generation.

       Platon sprach vom schönen Denken, doch welch ein schönes Denken ist denn bei Feindschaft der Uranfänge möglich!? Gerade jetzt muss an das volle Recht gedacht werden, doch die Finsternis überschwemmt die angespanntesten Bereiche.

       Wir sagen, dass alle finsteren Angriffe sich zum Nutzen wandeln werden. Die im Kali Yuga Erniedrigten werden im Satya Yuga* erhoben werden.

       Vergessen wir jedoch nicht, dass diese Jahre des Harmagedon die angespanntesten sind. Sogar die Gesundheit muss besonders gehütet werden. Kosmische Ströme können viele Erkrankungen fördern. Man muss sich vor Augen halten, dass diese Zeit einzigartig ist.

       Einige nehmen an, die Vermeidung von Krieg löse bereits alle Probleme. Kurzsichtig wie sie sind, merken sie nicht, dass der schlimmste Krieg im Inneren ihres Hauses stattfindet. Sie meinen, man könne die Evolution betrügen! Dennoch existieren auf der Erde auch Räume, wo die Evolution wächst, und dort ist Unsere Fürsorge.

       Der Denker verfügte, die Gaben aller Musen zu behüten. Nur solche Aufspeicherungen helfen, die Finsternis zu überwinden.

 

       287. Urusvati weiß, dass die grundlegende feurige Energie Gegenstände nicht nur leuchtend, sondern auch durchsichtig werden lässt. Bei starken Phänomenen kann man eine solche Durchsichtigkeit beobachten, die der Grobstofflichkeit des Körpers scheinbar widerspricht. Diese Erscheinung kann jedoch mit irdischen Augen nur selten beobachtet werden. Man darf nicht erwarten, dass die Anspannung des feurigen Elementes etwas ganz Gewöhnliches sei. Ähnlich wie starke Entladungen von Elektrizität kann eine solche Anspannung sogar zerstörerisch wirken.

       Woher also rührt die Durchsichtigkeit grobstofflicher Körper? Jeder Körper trägt die feurige Energie in sich. Bei besonderen Anspannungen entflammt diese Energie, und die Grobstofflichkeit verschwindet gleichsam. Man könnte fragen, weshalb eine solche Erscheinung selten ist. Dafür gibt es zwei Gründe:

      Der eine besteht in der Beschaffenheit der vor sich gehenden Anspannung, der andere in der Eigenart des Beobachters. Es ist nicht möglich, im grobstofflichen Körper derart starke Phänomene zu beobachten, denn es kann zu einer Ermüdung des Herzens kommen. In langen zeitlichen Abständen kann man eine oder zwei Beobachtungen zulassen, öfter jedoch darf man das Herz nicht überlasten. Aus demselben Grund muss auch der Verkehr mit gewissen Sphären sehr behutsam erfolgen.

       Die Menschen verstehen gewöhnlich ein solches Maß an Zweckmäßigkeit nicht. Selbst belesene Leute sind nicht in der Lage zuzugeben, dass das Gesetz unerschütterlich ist. Für jede Ausnahme muss unausbleiblich entsprechend bezahlt werden.

      Nichtsdestoweniger können Phänomene der feurigen Energie beobachtet werden, und Urusvati kann bestätigen, wie durchscheinend Körper sind, die von feuriger Energie entflammt sind. In Unseren Laboratorien kann man solche Erscheinungen beobachten, doch sogar dort verhalten Wir Uns behutsam, besonders heutzutage.

       Der Denker redete den Mitbürger ins Gewissen: „Ihr könnt euch in Hass entzünden. Das Feuer fließt in euren Adern.“

 

       288. Urusvati weiß, dass eine Vielzahl kleiner Stiche gefährlicher sein kann als ein einziger großer Biss. Bei der gegenwärtigen Lage der Dinge in der Welt muss man diese Wahrheit erkennen. Die Menschen erwarten nichts weniger als einen Zusammenstoß mit einem Kometen, bemerken aber die vielen tagtäglichen Gefahren nicht. Es ist notwendig, unter allen möglichen Symbolen daran zu erinnern, dass die hauptsächliche Zersetzung von den Menschen selbst herrührt. Es ist unmöglich, sie davon zu überzeugen, sich wenigstens zeitweise nicht zu streiten. Nicht im Namen höherer Philosophie, sondern zur physischen Errettung rufen Wir zur Vorsicht auf.

       Man darf nicht denken, dass es ja auch im Altertum Perioden der Zwietracht gegeben hat. Sie sind nicht mit der weltweiten Zwietracht zu vergleichen, die sich heutzutage vollzieht. Damals nahmen Zehntausende teil, jetzt aber Hunderte von Millionen! Stellt euch den Unterschied in der Kraft der Emanationen vor. Jeder ist von unsichtbaren Kampfteilnehmern umgeben, und von diesen gibt es heute Myriaden.

       Versuchen wir nicht, diese Massen zu berechnen, die zur irdischen Sphäre gezogenen werden, sondern denken wir darüber nach, wie viele unsichtbare Stiche sie verursachen.

       Man muss verstehen, dass die Kämpfer für das Gute die finsteren Legionen nicht immer sofort besiegen können. Es müssen viele Bedingungen beachtet werden, irdische wie überirdische. Wundert euch nicht, dass die Zusammenarbeit der Menschen eine solche kosmische Bedeutung hat. Das Antlitz des Menschen wird durch die Menschheit geschaffen, doch wenn die Menschheit eine allgemeine Grimasse zeigt, welches Antlitz des Menschen wird sich daraus ergeben!?

       Besonders abscheulich ist jene Grimasse der Menschheit, die durch die vielen kleinen Stiche entsteht. Bei grundlegenden Erschütterungen können sich Gefühle der Selbstaufopferung oder des Heldentums offenbaren, doch bei Verwesung erfolgt ein nutzloser Abfluss von Kräften. Ich bestätige, dass der schlimmste Teil des Harmagedon in der Zersetzung der Organismen besteht. Bei starken Zusammenstößen kann auch die Führung verstärkt werden, was aber sollte sie bei einem zunehmenden Gangrän[122] tun?

       So fördern die Menschen selbst die Zersetzung des Planeten. Sie ziehen halbe, oder genauer, Viertelmaßnahmen vor, um die entstandene Lage nur nicht zu verändern. Mögen sie sich aber davon überzeugen, dass der von ihnen geschaffene Zustand Verwesung ist.

       Man darf nicht alles den Kräften der Finsternis zuschreiben, da sie sonst als Giganten erscheinen würden. Ist es nicht besser zu überprüfen, was genau die Menschheit ablehnt und was ihr besonders liebenswert erscheint? Untersuchen wir unter diesem Aspekt Wissenschaft, Philosophie, Kunst und Körperkultur und wundern wir uns, wie sehr die Untersuchung die Krankheit der Menschheit zeigt. Betrachten wir jede Verneinung, um uns zu vergewissern, aus welcher Quelle sie stammt. Man kann sicher sein, dass die schändlichsten Ursachen die abscheulichsten Abweichungen schaffen. Es ist unmöglich, sich einen Kampf für das Licht vorzustellen, der auf Zugeständnissen gegenüber der Finsternis beruht.

       Der Denker begriff schon vor langem Schönheit als Heil.

 

       289. Urusvati weiß, dass der wichtigste Erfolg darin besteht, dass Einvernehmen über die Grundlagen herrscht. Was kann schlimmer sein als eine Menschenmenge, die den Rhythmus von Worten und Zahlen kennt, aber uneinig über die Grundlagen ist! Wir gehen besonders auf die Grundlagen des Lebens ein, denn ohne deren Erkenntnis ist alles Übrige nicht nur unnötig, sondern sogar schädlich sein wird.

       Wir sind ganz und gar nicht erfreut, wenn Wir hören, dass jemand Tausende von Ritualworten auswendig gelernt hat; im Gegenteil, man muss befürchten, dass er beginnt, die auswendig gelernten Worte fortwährend zu wiederholen und dadurch unerwartet ein machtvoller Rhythmus entsteht, der ihn selbst zerstört. Streng verurteilen Wir einen solchen Leichtsinn. Man kann sich vorstellen, wie ein Wachtrupp Pfeile in sämtliche Richtungen abzuschießen beginnt und alle sich am Ende damit gegenseitig verwunden. Man kann nämlich andere verwunden, wenn man beginnt, Ritualworte fortwährend zu wiederholen, die nicht mit den Grundlagen in Einklang stehen.

       Wir haben genügend über Einigkeit gesprochen, worunter Wir vor allem Einvernehmen über die Grundlagen verstehen. Man kann gleichzeitig die Hände zum Eid erheben, doch das Wesen kann gegensätzlich sein. Eine solche gleichzeitig erfolgende Erscheinung darf man nicht Einigkeit nennen, denn sie lässt nur die Verwirrung der Atmosphäre wachsen.

       Der Denker sprach immer wieder von der Harmonie in der Musik. Er nahm an, dass diese Erkenntnis zur Harmonie im Leben beiträgt.

 

       290. Urusvati weiß, dass Wir besonders gewisse Eigenschaften der Weisheit schätzen. Weisheit erkennt das Gute an, gleichgültig woher es kommt. Weisheit missbilligt das Böse, gleichgültig woher es kommt. Glaubt nicht, dass solche Eigenschaften allgemein verbreitet seien, im Gegenteil. Die Menschen gehen daran zugrunde, dass sie das Gute und das Böse ihren persönlichen Erwägungen gemäß begrenzen. Sie erwarten das Gute nur von einer einzigen Seite und befürchten das Böse nur von Gespenstern, die sie selbst erdacht haben.

       Indessen wisst ihr, wie verwickelt die Bereiche des Guten und des Bösen sind. Niemand, der über das Irdische nachdenkt, vermag sich vorzustellen, wie das Gute und das Böse entstehen. Wir haben Räuber gesehen, die zu Glaubenskämpfern wurden, und Stützen der Kirche, die Verbrechen begingen. Man soll sich ein weites Weltbild nicht verstellen.

       Um ein weites Weltbild zu offenbaren, muss man für vieles Verständnis haben. Weisheit sagt: „Möge Gerechtigkeit herrschen“. Doch Weisheit wird ihren Weg nicht erzwingen. Sie versteht, wie überaus komplex die Bedingungen der Gerechtigkeit sind. Weisheit spürt auch die genauen Fristen und wird sie nicht eigenmächtig beschleunigen. Weisheit denkt darüber nach, wie viele Völker an jedem Ereignis beteiligt sind.

       Man mag die Dinge an der Oberfläche verfolgen, doch in der Tiefe kann eine ganz andere Bewegung wachsen. Es ist spürbar, in welchem Maß das Vorherbestimmte sich offenbart, doch unter einem unerwarteten Gesicht. So muss man sich daran gewöhnen, dass das Gesetz der Gerechtigkeit überaus vielgestaltig ist.

       Die Menschen urteilen ihren Gewohnheiten gemäß, doch das Gesetz wird in drei Welten geschmiedet und kann als überirdisch gelten. Beschleunigung oder Verlangsamung hängt von vielen kosmischen Ursachen ab. Oftmals wird eine kleine irdische Bewegung die Widerspiegelung eines großen Ereignisses in den fernen Welten sein. Man muss für vieles Verständnis haben, um Weisheit in die Realität des Alltags umsetzen zu können.

       Der Denker vergaß nicht darauf hinzuweisen, dass es für den irdischen Wanderer nur einen einzigen Weg gibt, über ihm jedoch Myriaden von Wegen existieren.

 

       291. Urusvati weiß, wie wenig die Menschen die Einwirkungen kosmischer Ströme anerkennen. Sie nehmen an, die am meisten verfeinerten Organismen seien solchen Einwirkungen am wenigsten ausgesetzt. Doch aus dem tiefen Altertum stammt die Redewendung von der Last der Welt[123].

      Eine solche Last tragen gerade die Auserwählten. Wer wird denn am meisten auf räumliche Ströme widerhallen? Vor allem diejenigen, die am verfeinertsten und am höchsten entwickelt sind. Derjenige, der ferne Erdbeben wahrnimmt, leidet sehr.

      Genau das gleiche geschieht bei Schlägen kosmischer Ströme. Die Schnelligkeit solcher Ströme übertrifft die Lichtgeschwindigkeit. Ihre Erforschung befindet sich noch im Anfangsstadium. Rein zufällig stößt man auf irgendwelche unerklärlichen Symptome. Der Arzt jedoch sollte sich daran erinnern, dass viele Erkrankungen Bezug zu kosmischen Strömen haben.

       Nicht genug dessen, dass die Menschen in sich starke Gifte erzeugen, atmen sie diese auch noch in einem Anfall von Hass aus. Die Legende vom giftigen Atem hat eine wahre Grundlage. Das Gebrüll von Menschenmassen kann nicht nur den Raum erschüttern, der Atem des Bösen kann auch die umgebende Atmosphäre auf lange Zeit hin vergiften. Es ist in den Tagen des Harmagedon sehr an der Zeit, daran zu erinnern.

       Die Menschen versuchen, sich mit Masken vor giftigen Gasen zu schützen, doch man sollte sich mit einer weiteren Maske versorgen: Nämlich unerschütterlich klar zu erkennen, dass der Gedanke vor giftigem Atem zu schützen vermag. Möge der Mensch es nicht vor sich verbergen, dass solches Gift existiert; doch möge er sich gleichzeitig daran erinnern, dass der Gedanke die verderblichsten Ströme zurückzuschlagen in der Lage ist. Allein der Gedanke kann das Gegengift erzeugen. Diese Worte dürfen nicht nur symbolisch verstanden werden.

       Der Gedanke schafft eine Substanz und zieht helfende Kräfte aus dem Raum herbei. Wir haben vom Widerstand gegenüber dem Bösen gesprochen; ein mächtiger Helfer ist der präzise, klare, disziplinierte Gedanke. Ein solcher Gedanke erzeugt viele Gegengifte. Selbst im physischen Sinn kann der Gedanke ein schützendes Netz schaffen. Die sogenannte Immunität ist eine Folge des Gedankens.

      Doch wenn man den Gedanken dadurch verstärkt, dass man Unser gedenkt, wird seine Macht zunehmen. Denkt an Uns. Denkt an die Wirklichkeit des Daseins und akzeptiert die Schrecken des Harmagedon.

       Der Denker tröstete Seine Schüler, indem Er sagte: „Ein Unsichtbarer Abgesandter ist bereit, euch zu berühren, gewährt ihm Zutritt.“

 

       292. Urusvati weiß, wie sehr Mitteilungen über die Bruderschaft entstellt werden. Nicht genug dessen, dass gewisse verlogene Medien Lügengeschichten erfinden, gibt es auch noch schädlichere Erscheinungen. Es kann Halb-Medien geben, die flüchtige Schimmer aus der Feinstofflichen Welt aufnehmen und auf das Leben der Weißen Bruderschaft übertragen.

       Ihr habt bereits von falschen Olympen[124] gehört, die durch Gedankenbildungen in den niederen Schichten geschaffen wurden. Vereinzelte Details können der Sicht der Medien zugänglich sein. Doch sie wissen wenig vom Gedankenschaffen in der Feinstofflichen Welt und sind bereit, diese illusorischen Tempel, feierlichen Prozessionen und pompösen Gewänder Unseren Türmen zuzuschreiben. Die Unkenntnis der Bedingungen der Feinstofflichen Welt kann viel Unverständnis verursachen.

       Gewöhnlich sind die irdischen Menschen nicht in der Lage, die feinstofflichen Dimensionen zu verstehen. Sie können sich nicht vorstellen, dass ganze Massen (…) über ihnen umherirren, grobstoffliche Körper durchdringen und sogar ganze eigene Städte haben können. Die Menschen bezeichnen Gedankenbildungen als Märchen, ohne aber daran zu denken, dass ihre irdische Existenz im Kosmos Spuren hinterlassen muss.

       Wie schädlich sind Extreme! Sie bestehen einerseits in der Ablehnung jeglichen Lebens nach dem Abtreten vom irdischen Plan, andererseits in den unsinnigen Vorstellungen, die durch einschüchternde Religionen aufgezwungen werden. Der Mensch kann unmöglich in solchen Begrenzungen verbleiben und vergessen, dass allein vorurteilsfreie Erkenntnis hilft, ihn der Wahrheit anzunähern.

       Fahren wir mit Umständen fort, die falsch ausgelegt werden. Die Menschen nehmen an, dass Hellhörigkeit, die sich unter normalen Bedingungen gut zeigt, sich bei Anspannung der Ströme noch verstärkt. Es kann indessen eine solche Anspannung herrschen, dass sie Hellhörigkeit behindert. Darüber darf man sich nicht wundern, denn sich kreuzende Ströme schaffen eine Art Kuppel, die für Gedankenübertragungen undurchdringlich ist. Man muss in ruhiger Weise alle Bedingungen in Betracht ziehen und ihre Vielfalt studieren.

       Auch einen weiteren Umstand muss man zur Gänze verstehen. Wenn Wir zu Wachsamkeit raten, gilt dies nach allen Richtungen. Oftmals stellen die Menschen sich Wachsamkeit nur in Beziehung auf ein irgendein bedeutendes Ereignis vor, indessen ist sie bei allen alltäglichen Tätigkeiten unerlässlich. Man kann das Äußere ist nicht vom Hauptsächlichen trennen. Ebenso wenig darf man Ereignisse nach ihrer äußeren Erscheinung beurteilen. Man muss sich eine solche Wachsamkeit angewöhnen, wie sie in Unserem Turm herrscht.

       Der Denker vergaß nicht zu mahnen, dass die Schüler es verstehen, jeden Schritt und jede Gedankensendung auseinanderzuhalten. „Wir können das Urteil nicht auf uns nehmen, wo das Große und wo das Kleine ist, daher lasst uns wachsam sein.“

 

       293. Urusvati weiß, dass Beispiele aus dem ärztlichen Bereich den Menschen besonders zugänglich sind. Wenn jemand angewiesen wurde, ein Medikament mit ganzer Kraft einzuatmen, er dies aus Mangel an Vertrauen zum Arzt aber nur halbherzig tut, wird auch die Wirkung nur halb so groß sein. Auch kann man sich vorstellen, welch schädliche Folgen entstehen, wenn die Menschen es nicht verstehen, auf dieselbe Art und Weise zur Quelle des Heils zu streben. Mangel an Vertrauen, Trägheit oder Unwissenheit führen zu einem unheilvollen Ende.

       Mögen die Menschen ebenfalls nicht vergessen, dass auch der Führer durch ungeordnete Bestrebungen leidet. Er empfängt dadurch gleichsam giftige Stiche. Wir müssen darauf hinweisen, dass ein bedeutender Teil der Last weniger von direkten feindlichen Angriffen als von ungeordneten Bestrebungen herrührt. Bei Uns wird insbesondere gelehrt, dass Sendungen gleichmäßig sein müssen und jeder die ganze Konzentration seines Bewusstseins anwenden sollte.

       Man kann darauf hinweisen, dass der Denker keine Gelegenheit ausließ, von Seinen Schülern zu verlangen: „Vielleicht findet sich in euch eine noch höhere Stufe der Konzentration: sucht in eurem Herzen. Niemand sage, er habe schon den höchsten Grad des Strebens aufgewendet. Offenbaren wir unser Streben in seinem höchsten Maß und verstehen wir es, es vor das Antlitz der ganzen Welt zu tragen.“

 

       294. Urusvati weiß, wie dauerhaft menschliche Gedanken sich auf verschiedene Gegenstände aufschichten. Wahrlich, der Mensch schafft gute und böse Dinge und Orte. Viele Regenten zogen es vor, an neuen Orten zu leben, um früheren Aufschichtungen aus dem Weg zu gehen. Einige von ihnen kannten diese Wahrheit, andere jedoch zogen es aus einem unerklärlichen Gefühl vor, an einem neuen, unbefleckten Platz zu leben.

       Es wird eine Zeit kommen, da die Menschen die chemischen Manifestationen von Aufschichtungen auf wissenschaftlichem Wege erkennen werden. Man wird weder von Magie noch von Beschwörungen sprechen, sondern verstehen, dass der Mensch sich in jedem Augenblick als eine Art Beschwörer betätigt. Dem Menschen ist unbegrenzte Kraft verliehen, wenn er Hieroglyphen des Guten und des Bösen zu schaffen vermag. Halten wir solche Menschen nicht für Magier, sondern verstehen wir, dass sich das Weben des Guten und des Bösen in jeder Stunde fortsetzt. Ermutigen wir die guten Weber und bedauern wir die bösen. Letztere werden selbst irgendwann einmal die von ihnen gewobene düstere Hülle bitter bedauern.

       Lasst uns nicht hoffen, dass solche Hinweise bereits allen bekannt seien. Im Gegenteil, die Mehrheit der Menschen weiß überhaupt nichts von ihnen, und sogar Wissende vergessen sie oft. Doch es ist nicht leicht, düstere Aufschichtungen wegzuwaschen. Zudem muss man berücksichtigen, dass jeder Gegenstand Emanationen abgibt und sogar seine eigenen Bazillen züchtet.

       Die Menschen verstehen leicht, dass Gegenstände infiziert oder todbringend vergiftet sein können, vermögen sich aber nicht vorzustellen, dass ein Gegenstand mit ihren eigenen Gedanken gesättigt werden kann. Tatsächlich haben die Menschen eine sehr niedrige Meinung von der Bedeutung ihrer eigenen Gedanken.

       Genauso wenig denkt man daran, dass man den Verkehr mit den Höheren Welten behindert, wenn man sich mit vergifteten Gegenständen umgibt. Für Uns ist es sehr schwer, in einer vergifteten Atmosphäre zu leben. Wir wünschen, dass die Ärzte auch in dieser Beziehung wahrhaft hygienische Verhältnisse herstellen.

       Der Denker schlug bisweilen einem Neuankömmling vor, sich die Hände zu waschen, denn ein Gedanke könnte etwas Ungutes aufgeschichtet haben.

 

       295. Urusvati weiß, in welch weitem Maß die Grundlagen der ethischen Lehren aller Jahrhunderte identisch sind. Es kann nicht anders sein, denn das Gesetz ist eines. Es mag Einzelheiten der Lebensweisen und Unterschiede der Sprachen geben, doch die Grundlagen sind unzerstörbar. Ebenso muss man verstehen, dass Wir von wirklichen Grundlagen sprechen, nicht von eingebildeten.

      Ein Beispiel: Wir haben darauf hingewiesen, dass es Zeiten geben kann, die schlimmer sind als Krieg; ein eingebildeter Frieden ist eine solche Zeit. Man kann beobachten, welche Zersetzung durch eingebildete Begriffe herbeigeführt wird: es entsteht massenhafte Lüge. Die Menschen legen dem Leben eine Lüge zugrunde, Evolution kann sich jedoch nicht auf dem Boden der Lüge entwickeln. Eine solche Lüge darf nicht mit Maja verwechselt werden. Die letztere drückt die Relativität von Vorstellungen aus, Einbildung aber ist Entstellung.

       Wenn Menschen von Hass erfüllt sind, jedoch beteuern, in Frieden zu leben, bleiben sie Lügner. Es ist nicht leicht, sich von einer solchen Lüge reinzuwaschen. Sie setzt sich auch in der Feinstofflichen Welt fort. Mögen die Menschen darüber nachdenken, ob sie das Recht haben, die feinstofflichen Welten zu verschmutzen.

      Doch der Mensch denkt nicht über seine Verantwortung vor dem Universum nach. An den Schulen wird die ununterbrochene Fortdauer des Lebens nicht gelehrt. Es gibt kein Schulfach, das dazu beitrüge, die Erhabenheit des menschlichen Lebens darzulegen. Es gibt keine Lehrer, welche die Gefahren eingebildeter Begriffe aufzeigen. Doch Alle Lehren bestätigen die Wirklichkeit des Friedens.

       Es ist unfassbar, dass die Menschen nicht zur Wirklichkeit streben. Sie lieben die Lüge, da sie die Geschwüre der Zersetzung überdeckt. Die Menschen wollen nicht verstehen, dass die von ihnen geschaffene Lüge bei ihnen verbleibt.

       Wenn man über eingebildete Begriffe spricht, darf man sie nicht nur auf irgendwelche gewaltigen Ereignisse beziehen. Man muss verstehen, dass das ganze Leben der Menschen von kleinen und dennoch aufschlussreichen Einbildungen erfüllt ist. Wieviel eingebildete Tapferkeit, wieviel eingebildete Hingabe, wieviel eingebildete Arbeitsliebe wird auf der ganzen Welt bezeigt!

       Tapferkeit und Furchtlosigkeit können in der Tat vor allen bösen Angriffen schützen, doch muss die Tapferkeit wirklich und echt sein. Sehr fein ist die Grenze zwischen echt und eingebildet. Nur aus der Entfernung kann man sehen, wo der Funke verlief, der beides voneinander trennt. So muss man daran erinnern, dass allein das Echte auch Wirkungen zeitigt.

       Der Denker wies darauf hin, dass die Schüler sich in Furchtlosigkeit erproben müssten. Wenn der Lehrer bemerkte, dass ein Schüler sich vor irgendetwas fürchtete, konfrontierte Er ihn unverzüglich mit dem, was ihn erschreckte. Die gleiche Prüfung wurde auch an den Schulen Spartas angewandt. Dabei beobachtete man, um sich zu vergewissern, den Ausdruck der Augen. So beobachten auch Wir die wahren Bewegungen des Geistes. Wir freuen Uns, wenn Wir echte Tapferkeit sehen können.

       Die Furcht vor den herkömmlichen Vogelscheuchen des irdischen Lebens beweist nur mangelnde Vorbereitung auf die Feinstoffliche Welt, wo auch schreckliche Fratzen zu sehen sind. Der Tapfere jedoch bemerkt sie nicht, allein Angst erzeugt Gespenster.

       So lehrten die Pythagoräer.

 

       296. Urusvati kennt die Veränderungen des Himmels. Selbst im Verlauf eines einzigen irdischen Lebens kann man verschiedene, vom irdischen Standpunkt aus unverständliche Erscheinungen erkennen. Sogar mit den begrenzten Teleskopen kann man sich davon überzeugen, was für ein vielschichtiges Leben sich in der Unbegrenztheit abspielt.

       Die Menschen versuchen, die Ausmaße der Teleskope zu verbessern, doch sind solche Verbesserungen im Vergleich zu den astronomischen Ausmaßen nichtig. Es ist unerlässlich, gleichzeitig mit den teleskopischen Beobachtungen auch Hellsehen einzusetzen. Auf solche Weise kann man die Aufmerksamkeit auf solche Bewegungen lenken, die der teleskopischen Beobachtung entgehen.

       Es könnte gefragt werden: Wie lässt sich Astrologie mit unerwarteten Bewegungen am Himmel vereinbaren? Wahrhaftig, wenn die Astrologie auf den Chemismus der Sterne gegründet ist, muss jeder Himmelskörper auf die Erde einwirken. Und so ist es auch. Ein erfahrener Astrologe sollte die besonderen Einwirkungen zugeben, die von den verschiedenen Stellungen der Himmelskörper ausgehen. Auf diese Weise muss man die Astrologie mit teleskopischen Beobachtungen und Hellsehen vereinen. So muss man auf allen Wissensgebieten vorgehen.

       Oftmals bringen Wissenschaftler das Element der Intuition ein. Sie kann von außen herangeweht kommen oder in der Tiefe des Bewusstseins geboren werden. In beiden Fällen muss man der Intuition Gehör schenken, denn wo ließe sich eine Grenze zwischen ihr und dem Hellsehen ziehen? Man darf das Denken auf keinen Fall durch bloß mechanische Handlungen begrenzen. Sogar bei gewöhnlichen teleskopischen Beobachtungen muss man sich daran erinnern, dass die menschlichen Augen sehr unterschiedlich arbeiten. Man kann bestätigen, dass der Mensch an jedem Tag anders sieht.

       Wir können den Himmel nur unter Beachtung dieser drei Bedingungen beobachten. In den Lehrbüchern muss man schon die jungen Menschen an die Vielschichtigkeit des Erkenntnisprozesses heranführen. Lehrer, die mit Begrenzungen beginnen, haben Unrecht.

       Der Denker war vor langem schon um eine Erweiterung der Wege des Denkens besorgt. Beschränkung ist der Philosophie entgegengesetzt.

 

       297. Urusvati kennt die Bedeutung der Arbeit. Man nennt die Arbeit Gebet, Freude und Aufstieg. Es existieren viele Definitionen dieser Anspannung der psychischen Energie. Bei der Arbeit können die Menschen eine natürliche Disziplin anwenden. Wahrlich, Pranayama offenbart sich im Rhythmus der Arbeit. Es kann keine Arbeit geben, die nicht der Vervollkommnung unterliegt. Die Vervollkommnung kann sich auf jedes beliebige Gebiet erstrecken. Und unbegründet ist die Auffassung, dass viele Arbeitsgebiete durch ihre Routine abschreckend seien. Ein erfahrener Handwerker entwickelt und vervollkommnet jede seiner Bewegungen.

       Man muss jedoch die Aufmerksamkeit auf ein charakteristisches Merkmal richten. Die Menschen begleiten ihre Arbeit oft mit Liedern oder Reden, wie um sich zu ermutigen. Außer solchen offenkundigen Erscheinungen existiert noch ein sogenanntes Flüstern, das etwas darstellt, was zwischen Gedanken und Worten liegt. Dem Menschen scheint es, als spräche er nichts aus, und dennoch kommt ein unerkennbares inneres Flüstern zustande. Ein solches rhythmisches Flüstern kann erforscht werden. Es offenbart nicht nur die Natur eines Menschen, sondern zeigt auch, wie sehr die psychische Energie an jeder Arbeit teilhat.

       Mitunter steht das Flüstern in keiner direkten Beziehung zur Arbeit selbst. Nicht selten ist es so, als ob ein Mensch sich selbst irgendwelche neuen Geschichten erzählte. Könnte es sein, dass die angespannte Energie weit zurückliegende Erinnerungen aus dem „Kelch“ wachruft? Solche Erfahrungen sollten erforscht werden, denn in ihnen können sich Züge weit zurückliegender Leben offenbaren.

       Auch geschieht es nicht selten, dass ein Mensch während der Arbeit Zahlen, das Alphabet oder ihm unbekannte Namen vor sich hin flüstert. Jede solcher Erscheinungen hat große Bedeutung, und die Arbeit selbst nimmt einen majestätischen Charakter an, dies können Wir an unserem eigenen Beispiel bestätigen.

       Der Denker hörte oft aufmerksam zu, womit die Menschen ihre Arbeit begleiteten.

 

       298. Urusvati weiß, dass Wir zu Meisterschaft auf allen Arbeitsgebieten anspornen. Jeder kann seine eigene Kunstfertigkeit besitzen, jeder sollte sich der Vervollkommnung zuwenden. Mögen diese Versuche auch nicht sehr erfolgreich sind, sie verhelfen dennoch dazu, eine neue Konzentration zu finden. Im Verlauf Unseres Weges haben Wir fortwährend die Vervollkommnung nicht nur des Handwerks, sondern auch der Künste im Leben verwirklicht. Wir lehrten neue chemische Verbindungen. Wir regten die Keramik- und die Schnitzkunst an. Wir lehrten sogar die Konservierung von Lebensmitteln. Ich spreche davon, um daran zu erinnern, wie vielgestaltig die Annäherungen an die Evolution sind.

       Möge jeder überall dort helfen, wo er kann. Möge er sich nicht durch geringe Möglichkeiten beengen lassen. Dort, wo wahres Streben herrscht, ist es auch leicht zu helfen. Wir suchen alle Wege.

       In jedem Kind ist irgendeine Meisterschaft angelegt. Dem Kind ist es möglich, sich der Vermächtnisse aus der Feinstofflichen Welt zu erinnern. Man kann Meinungsverschiedenheiten zwischen Erwachsenen und Kindern sehen. Gewöhnlich drängen die Erwachsenen den Kindern Spiele nach ihrem eigenen Verständnis auf, anstatt zu beobachten, wohin die Aufmerksamkeit des Kindes strebt. Kinder lieben nicht Spielsachen als solche, sondern die in ihnen angelegten Keime einer Meisterschaft. Kinder lieben es, Spielzeuge auseinanderzunehmen, um sie dann auf ihre eigene Weise zu verwenden. Dieses Eigene wird nicht aus der Umgebung des Lebens herangeweht. Oftmals erinnert es an etwas, was das Kind überhaupt nicht gesehen haben kann. Solche schöpferischen Anwendungen, die aus der Feinstofflichen Welt mitgebracht wurden, haben eine große Bedeutung.

       Nicht selten unterstützen Wir solche Aufspeicherungen, und man kann sich die Kämpfe vorstellen, die Wir dann oftmals mit den familiären Verhältnissen auszufechten haben! Auf tausend Familien kommt vielleicht eine, in der man seine Aufmerksamkeit auf die Natur der Kinder richtet.

       Wir haben viel Kraft verausgabt, um Familien Belehrungen zu geben. Wir haben den Frauen die Gleichberechtigung gegeben, doch kaum ist sie ausgesprochen, erheben sich schon die Barbaren. Und heute befindet sich in der ganzen Welt nur ein Land auf dem Weg zur Gleichberechtigung; genau dort wird sich auch Meisterschaft entwickeln. Erinnert euch, dass Ich sagte: Aus kleinen Strahlen[125] wird eine Sonne geschaffen. Es ist nicht möglich, in einem Augenblick die Bedeutung der Qualität aufzuzeigen, doch unter den Jungen kann man auch Mitarbeiter finden.

       Wenn der Denker Kinder sah, fragte Er sie: „Was möchtest du tun?“ Einige antworteten dann: „Ich weiß es nicht.“ „Solange du es nicht weißt, geh und weide die Schweine.“ Doch andere begannen, von seit langem gehegten Wünschen zu sprechen. Ihnen sagte der Denker: „Was heute nicht ausführbar war, kann morgen erreichbar sein.“

 

       299. Urusvati weiß, wie unterschiedlich ein und dieselben Verhältnisse in den verschiedenen Jahrhunderten benannt worden sind. Es existiert sogar eine Sage, dass Wir absichtlich die Bezeichnungen Unserer Orte geändert hätten. Doch das ist nicht wahr. Wir haben diese Änderungen nur zugelassen. Sie hingen von sprachlichen Verschiedenheiten ab. Wir haben nicht nur zugelassen, dass man Unsere Orte eigenmächtig benennt, sondern solchen Veränderungen von Bezeichnungen gar keine Aufmerksamkeit geschenkt.

       Wie in allem bestehen Wir weder auf Namen noch auf Ritualen. Wir sind ganz vom Wesen der Tat in Anspruch genommen. Urusvati weiß, dass das Wesentliche Unser Ziel ist. So etwas Wesentliches ist die Verwandlung des Bewusstseins. Ihr wisst, dass Wir, Bildhauern gleich, Uns bemühen, die am meisten verhärteten Bereiche der menschlichen Erstarrung zu bearbeiten. Geduldig kehren Wir immer wieder zu Zuständen zurück, die noch nicht beherrscht werden.

       Wir ertragen es, wenn man Uns sagt, Wir redeten immer nur über ein und dasselbe. Erstens ist das nicht wahr, da Wir niemals wiederholen, sondern nur einen Begriff vertiefen oder erhöhen, der noch nicht ins Bewusstsein eingegangen ist; zweitens muss jeder Arzt Geschwüre so lange behandeln, bis sich wieder gesundes Gewebe gebildet hat. Er kann seine Hilfe nicht verweigern und muss große Geduld beweisen. Er wird bereit sein, Beschimpfungen von Seiten ungeduldiger Patienten über sich ergehen zu lassen. Er weiß, dass gewisse Prozesse eine bestimmte Zeit erfordern, die Kranken aber verstehen den Verlauf der Erkrankung nicht. So wissen auch Wir, dass eine Verschiebung des Bewusstseins nicht in einem Moment vor sich gehen kann. Wir weigern Uns nicht, die Medizin zu verabreichen, doch sie muss auch in vollem Maß genommen werden.

       Wundert euch nicht, wenn jeder von euch Unverständnis und Undankbarkeit begegnet. Das bedeutet nur, dass das Bewusstsein noch nicht erwacht ist. Wie oft versteht ein Mensch in der Feinstofflichen Welt seine Aufgabe, doch ins Fleisch gekleidet versteinert er von neuem.

       Der Denker fand viele Worte über versteinerte Herzen.

 

       300. Urusvati weiß, wie groß die Zahl der versteinerten Herzen ist. Sehen wir uns an, was der Denker unter dieser harten Bezeichnung verstand. Er dachte dabei weniger an Grausamkeit als an jene Erstarrung, bei weder Heißes noch Kaltes einen Zugang finden. Man darf solche Herzen nicht als böse bezeichnen, da sie weder das Gute noch das Böse kennen.

       Man könnte fragen, ob solche Herzen überhaupt existieren. Leider gibt es ihrer sehr viele. Sie zeigen keine Symptome und ihr Zustand ähnelt dem, der „Koma“ genannt wird; die Menschen verfallen in einen solchen Zustand, wenn sie weder lebendig noch tot sind. Sie erinnern sich an nichts mehr, denn ihr feinstofflicher Körper sondert sich nicht ab, sondern erstarrt zusammen mit dem ganzen übrigen Organismus. Entsetzlich ist dieser Zustand, bei dem der Mensch aufhört, ein Mensch zu sein. Doch beinahe genauso verhält es sich mit den versteinerten Herzen. Es gibt sie in großer Zahl, und sie schaffen jene Last, welche die Evolution behindert.

       Der Kampf gegen die Evolution ist das abscheulichste Verbrechen. Die Menschen beginnen, sich dem zu widersetzen, was unbedingt kommen wird. Man muss sich wundern, dass die Menschheit nach Millionen von Jahren ihrer Existenz nicht verstehen will, dass sich der Evolutionsprozess in allen Naturreichen vollzieht. Man kann klar aufzeigen, dass überlebte Formen aussterben und neue Gestalten des Lebens auftreten.

       Ihr Menschen, spürt, wie schnell die Kreise der Evolution abgeschlossen werden könnten, wenn der sinnlose menschliche Widerstand aufhören würde! Die Leute sind nicht immer in der Lage etwas aufzubauen, aber Widerstand leisten können sie alle. So werden Unordnung, mangelnde Entsprechung und Erschütterungen geschaffen.

       Vor euren Augen werden ganze Länder ausradiert, doch geschieht dies etwa im Namen der Evolution? Im Gegenteil, die Menschen versteinern entweder oder versuchen, sich in den alten Sumpf zu versenken, die Natur aber zögert nicht.

       Der Denker sprach: „Seefahrer, nimm keine Last aus steinernen Herzen auf. Mit ihnen wirst du das angegebene Ufer nicht erreichen.“

 

       301. Urusvati weiß, wie verzerrt sogar große Heldentaten ausgelegt werden. Gibt es viele, die diesen Taten vorurteilsfrei begegnen? Nehmen wir das altbekannte Bild: Im Unwetter, im tiefen Schmutz bahnt sich ein Wanderer mit Mühe seinen Weg. Aus den Fenstern schaut man auf ihn und spottet, warum er bei einem solchen Unwetter nicht zu Hause bleibe.

       Vergleicht, wie groß die Zahl der Spötter und Lästerer ist und wie wenige über die Ziele des Wanderers nachdenken. Kann es nicht sein, dass er geht, um einen Nächsten zu retten? Könnte es nicht ein Arzt sein, der jemandem zu Hilfe eilt? Könnte es vielleicht ein Bote sein, der einem ganzen Volk Rettung bringt? Viele gute Ziele kann ein Mensch sich vorstellen, der dem Guten dient, doch wie selten kommt das im Leben vor!

       Die Menschen urteilen nach sich selbst und argwöhnen nur das Schlechte. Für sie ist jeder Wanderer nur ein Landstreicher und Dieb. Sie denken jedoch nicht daran, dass die Verleumdung eines Unschuldigen eines der Verbrechen ist, von denen man sich am wenigsten reinwaschen kann.

       Seit alters her spricht man von Verfluchung, doch der Mensch verflucht sich selbst durch die von ihm begangene Ungerechtigkeit. Macht einen Versuch: Sendet den besten Menschen zu einer Heldentat, zu einer überaus schwierigen Tat aus und seht, wie man ihn beschimpfen wird, ohne über seine Aufgabe nachzudenken. Es erweist sich, dass die Mehrheit nur zu lästern vermag, und nur einige, selbst Verfolgte, werden über die Ziele der Heldentat nachdenken. Das Ausstoßen von Schmähungen ist das Haupthindernis für den Erfolg der Evolution.

       Zudem denken die Menschen nicht darüber nach, wer den Boten geschickt hat. Sie überlegen nicht, wem sie mit ihren üblen Reden schaden. Es werden sich sogar solche finden, die versichern, dass ihre Schmähung unschädlich sei. Sie sollten jedoch wissen, dass jeder Unrat die Reinheit verletzt.

       Nicht nur einmal sind Wir gezwungen gewesen, besondere Maßnahmen zur Reinigung des Raumes zu ergreifen. Solche Entladungen können jedoch Erschütterungen hervorrufen, die zu Wirkungen auch in der Feinstofflichen Welt führen. Solche Pfeile können nicht oft ausgesandt werden. Für Uns bedeutet es große Sorge, wenn Wir sehen müssen, wie unvernünftig die Menschen handeln und sich einen Bumerang nach dem anderen schaffen.

       Der Denker betrachtete Wanderer sehr aufmerksam und fragte: „Kann man ihnen nicht irgendwie helfen?“ Wenn sie an Landstreicher erinnerten, flüsterte Er: „Wer weiß, vielleicht kommen sie von Jenseits?“ Wenn man Ihn auf die Lumpen hinwies, lächelte Er: „Pilger kommen nicht in Luxus daher.“ Wenn man Ihm sagte, ein Held könne nicht aus niederen Volksschichten kommen, entrüstete Er sich und sprach: „Es wird eine Zeit kommen, da das Volk die beste Ernte hervorbringen wird.“

       Zum Volk strebte der Denker.

 

       302. Urusvati weiß, dass räumliche Ströme bisweilen derart gegensätzlich sind, dass sogar der Puls des Lebens eine Zeitlang stillsteht. Sogar über unzweifelhaft Lebendigem hängt das Zeichen des Todes, doch diese Erscheinung kann sich noch verstärken, wenn bestimmte Menschen krank oder nervlich erschüttert sind.

       Man kann sehen, wie kompliziert die Umstände sind. Wir weisen dann auf Vorsicht hin, doch wird ein solcher Rat selten angenommen. Die Menschen fassen Vorsicht als Untätigkeit auf. Sie halten es nicht für möglich, dass Wir auch an Tagen größter Anspannungen nicht zu Untätigkeit raten. Wir überdecken den Zusammenprall der Ströme mit äußerst verstärkter Tätigkeit. Dies mag äußerlich nicht immer sichtbar sein, doch Wir sorgen Uns nicht um die äußere Erscheinung. Der Lehrer muss die innere Energie lenken und dadurch helfen, die Anspannung durchzustehen.

       Kann es Vorsicht ohne Aufmerksamkeit geben? Selbst Aufmerksamkeit kann von zweierlei Art sein. Wir rufen aus: „Vorsicht!“, und der Mensch beginnt, um sich zu schauen. Gewöhnlich aber sieht er alles in Bezug auf sich selbst, echte Beobachtung muss sich indessen auf alles Existierende erstrecken.

       Kann der Mensch behaupten, dass ihn nichts berührt habe? Kann jemand beteuern, dass die Naturerscheinungen in allen Jahrhunderten identisch sind? Kann man annehmen, dass sich das menschliche Denken im Verlauf von Jahrtausenden nicht geändert habe? Allein innerhalb eines einzigen Jahrhunderts schon verändern sich das Denken und die Sprache.

       Man kann bestätigen, dass sich in Perioden besonderer Anspannungen auch die Lebenserscheinungen beschleunigen. Dann ist besondere Aufmerksamkeit erforderlich. Wie soll man die Menschen zu einer solchen Wachsamkeit erziehen? Es sind weniger die törichten als die stillen Geister, die nicht verstehen, was von ihnen gefordert wird, wenn Wir von der Notwendigkeit der Vorsicht auf der Grundlage der Aufmerksamkeit sprechen. Sie werden Uns Vorwürfe machen, wobei sie vergessen, dass jeder Mensch ein Beobachter sein kann.

       Der Denker sprach: „Ist es möglich, dass ich etwas nicht beobachten konnte? Ist vielleicht etwas geschehen, das nicht wiedergutzumachen ist? Mögen meine Augen zur Scharfsicht finden.“

 

       303. Urusvati weiß, dass die Grundlagen des Daseins in jeder Tat des Menschen zum Ausdruck kommen müssen. Es ist nicht genug, bloß über sie zu lesen und sie zu erörtern, sie sollten in einem solchen Maß in das menschliche Leben eingehen, dass nach ihnen gelebt wird, ohne dass erst an sie erinnert werden muss. Dafür aber muss man die unterschiedlichen Schichten des Denkens erkennen.

       So wie es drei Welten gibt, so existieren drei Schichten des Denkens. Der Mensch kann gleichzeitig auf diesen drei Ebenen denken. Er kann einen irdischen Gedankengang ausführen, unter dem ein feinstofflicher Gedanke vor sich geht, und irgendwo in der Tiefe flammt ein feuriger Funke auf.

      Es kann sein, dass diese drei Schichten zusammenfallen und sich dann eine starke Einwirkung ergibt. Gewöhnlich jedoch herrscht im menschlichen Bewusstsein Unstimmigkeit. Der irdische Gedankengang kann eine scheinbar anziehende Idee schaffen, die vom feinstofflichen Denken jedoch verurteilt wird, da es deren wahren Ursprung kennt. Der feurige Funke kann manchmal oder auch gar nicht zur Entzündung gelangen.

       Man kann beobachten, dass ein Mensch zur selben Zeit drei verschiedenen Antrieben unterworfen ist. Welche Kraft kann sich denn bei einer solchen Nichtübereinstimmung ergeben?

      Man kann an ein altes Märchen erinnern: In einem Menschen lebten ein Engel und ein Dämon zusammen. Beide flüstern dem Menschen ihre Anweisungen zu. Doch erst als der feurige Funke durch die Liebe entflammt wurde, verließ der Dämon den Menschen.

       Es ist höchst lehrreich zu beobachten, wie die Gedanken der drei Schichten einander ablösen. Man darf nicht meinen, dass der irdische Gedanke unbedingt schlechter als der feinstoffliche sein müsse. So kann man erzählen, dass nicht selten ein irdischer Gedanke Menschen zu würdigen Taten hingezogen hat, ein feinstofflicher Gedanke dagegen sich auf einem seit langem überlebten Weg schlängelte. Natürlich wird der feurige Funke immer makellos sein, doch ist es notwendig, dass er auch entzündet werden kann.

       Wir verfolgen die Gedankenaufschichtung und freuen Uns, wenn die drei Schichten sich in einer Einheit befinden. Vergessen wir aber nicht, dass die genannten drei Schichten nur eine Grundeinteilung darstellen. In Wirklichkeit geht die Aufteilung viel weiter, doch sollten wir nur die grundlegenden drei im Blick haben, um die Beobachtung nicht zu komplizieren.

       Der Denker lehrte Seine Schüler, streng auf die Einheit der Gedankenvorgänge zu achten. Er bezeichnete eine solche Einheit als Musik.

 

       304. Urusvati weiß, wie eigentümlich sich das Karma ganzer Länder darstellt. Man kann sich vorstellen, wie die verschiedenen Karmaformen sich vermischen: persönliches, Familien- und Volkskarma. Ihr habt Länder gesehen, die geradezu einen Fluch trugen. Die Geschichte dieser Länder kann eine gewisse Erklärung geben, doch kann es Ursachen geben, die nicht in die Geschichtsschreibung eingegangen sind.

       Man wird fragen: Kann etwa eine Ungerechtigkeit, die gegenüber einem einzelnen Menschen begangen wird, sich auf ein ganzes Land auszuwirken? Das ist möglich, und zwar umso mehr, wenn viele Beteiligte in einem einzigen Volk inkarnieren. All solche Umstände vergrößern die Verantwortung der Menschheit. Körperliche Besonderheiten können auf viele Generationen übertragen werden, und so ist es umso bedauerlicher, dass die Menschen nicht daran denken, dass auch alle karmischen Merkmale übertragen werden können.

       Urusvati geht recht in der Annahme, dass es besser ist, in verschiedenen Völkern zu inkarnieren. Doch diese Überlegung muss der Mensch sich zu eigen machen, anderenfalls wird er versuchen, sich in der Feinstofflichen Welt im Kreis seiner Landsleute abzusondern und sich dadurch neuer Erfahrungen berauben.

      In der Feinstofflichen Welt verständigt man sich auf gedanklichem Wege und bedarf keiner verschiedenen Sprachen. Es ist eine wunderbare Möglichkeit, in seiner eigenen Sprache zu denken und gleichzeitig von Bewohnern anderer Länder verstanden zu werden. Es besteht keine Notwendigkeit, Gedanken zu suggerieren, im Gegenteil, je natürlicher der Gedankenfluss vonstattengeht, desto leichter wird er aufgenommen. Eine solche Möglichkeit ist zwar überirdischer Natur, muss aber auf der Erde erkannt werden, da anderenfalls ihre Anwendung erschwert wird.

       Im Schlaf ist die mit irdischen Strömen gesättigte psychische Energie tätig, doch in der Feinstofflichen Welt kann sich ein Bruch im Bewusstsein ergeben, weshalb es nützlich ist, gewisse Begriffe zu festigen. Ich spreche nicht von jenen, die in vollem Bewusstsein in die Feinstoffliche Welt hinübergehen, sondern von der Mehrheit, die in Schlaf fällt und für die Zeit dieses Zustandes die Erinnerung in Bezug auf vieles einbüßt. Die Aufspeicherungen befinden sich wie versiegelt im „Kelch“, und nicht selten ist ein fremder Einfluss erforderlich, um diese Siegel zu lösen.

       Die Hauptsache ist, sich zu merken: Um das Bewusstsein nicht einzubüßen, muss man bereits zu irdischen Lebzeiten sich daran erinnern und immer wieder wiederholen, nicht zu vergessen, das Bewusstsein beim Übergang zu wahren. Denn dies ist jener Schatz, den wir mit uns nehmen.

       Gewöhnlich sehen Wir die Schlafenden in der Feinstofflichen Welt nicht, denn sie sind von einem undurchdringlichen Fluidum umgeben sind. Man kann sie im Moment des Erwachens sehen, doch der Schlaf darf nicht vorzeitig gestört werden.

       Der Denker sorgte sich um die Wahrung des Bewusstseins. Einer inneren Führung gemäß wiederholte Er oft: „Ich werde das Bewusstsein nicht verlieren.“

      Gerade im Überirdischen ist Bewusstsein notwendig. Das irdische Bewusstsein verlässt uns, doch es verwandelt sich in geistiges Wissen. Und dennoch gilt: Je klarer das irdische Bewusstsein ist, desto schneller erwacht das geistige Wissen. Auf der Erde erahnen wir das Gesetz von Karma nur, und erst das geistige Wissen erlaubt uns, die Gesamtheit der karmischen Wirkungen zu verstehen.

       Ihr fragt, warum die Erkenntnis der höheren Gesetze nicht auch in der Feinstofflichen Welt gelehrt wird. Aber sind es denn viele, die an den irdischen Schulen nach Erkenntnis streben?

       Der Denker liebte den Sinnspruch des Hermes[126]: „Wie oben, so unten.“

 

       305. Urusvati weiß, was Wir als Leben bezeichnen. Wir sagen: Leben ist Dienst an der Evolution. Vielleicht wird jemand finden, dass es einfacher wäre zu sagen: Leben ist Evolution. Doch Wir heben absichtlich das Wort „Dienst“ hervor. Natürlich befindet sich alles in einem Evolutionsprozess, doch das ist noch nicht die Fülle des Lebens. Sie ergibt sich erst bei Erkenntnis des Dienstes in all seiner Freiwilligkeit. Ich betone die Freiwilligkeit des Dienstes als unerlässliches Merkmal für die Richtigkeit des Weges.

       Die Menschen lieben den Begriff des Dienstes ganz und gar nicht. Sie träumen von der Zeit außerhalb des Dienstes. Wenn man ihnen sagt, dass das ganze Leben ein ununterbrochener Dienst ist, werden sie auseinanderlaufen wie vor einem schrecklichen Gespenst. Sie wollen aber ständig von Uns hören, von Unserer Arbeit und Unserer Freude. Sie sagen: Was ist denn das für ein ununterbrochener Dienst, wenn in der Bruderschaft Gesang zu hören ist?

       Der Mensch kann nicht verstehen, dass Gesang kein Zeitvertreib, sondern Herstellung von Harmonie ist. Es fällt den Menschen schwer zu verstehen, dass Kunst der verfeinertste Beitrag zur Evolution ist. Sie wollen nicht verstehen, dass Unser Hinweis auf die Notwendigkeit, Meisterschaft zu erwerben, die schnellste Annäherung an den Dienst beinhaltet. Ein freiwilliger Meister wird viel leichter mit einem ständigen Dienst im Sinne der Vervollkommnung einverstanden sein. Nur ein Meister bedarf keiner Stundeneinteilung, die seine Arbeit begrenzt.

       Unser Leben ist freiwillige Meisterschaft, die keine Begrenzung nach Stunden nötig hat. Auch auf der Erde kann man die Zeit nahezu vergessen, wenn der Dienst Freude ist. Und Ich bestätige, dass man in jedem beliebigen Zustand damit beginnen kann, sich auf einen solchen Dienst vorzubereiten. Der Mensch kann das Leben als etwas Wichtiges und Verantwortungsvolles anerkennen, dafür braucht man kein Weiser zu sein.

      Es lassen sich Beispiele dafür anführen, wie einfache Bauern dem Verstehen des Dienstes nahe waren. Als man den Begriff des Dienstes verlor, verwandelte sich das irdische Dasein in Sklaverei und Wahnsinn. Aber die Fristen nahen, da die Menschen gezwungenermaßen beginnen werden, den Sinn des Lebens zu suchen. Zuerst werden sie in wissenschaftlicher Auslegung von der Evolution sprechen. Doch dann werden sie erkennen, dass ihre eigene Beziehung zum Leben der Dienst sein muss.

       Der Denker lehrte, dass das Konzept des Dienstes die Lösung der Lebensaufgabe darstellt.

 

       306. Urusvati weiß, dass Wir nicht zu äußeren Ritualen rufen. Es lässt sich nicht leugnen, dass eine vereinigte Menge eine starke Ausstrahlung zu schaffen vermag. Das ist jedoch nur bei wahrer Bestrebung möglich. Trifft man eine solche Bestrebung oft und viel an? Einst konnte man sich 300 Marathonhelden[127] vorstellen, doch heute hat sich alles in Richtung von Millionen verschoben, und man kann unmöglich Einheit der Bewegungen erwarten, weshalb man die Aufmerksamkeit auf den inneren Zustand verlagern muss.

       Die Menschen können, jeder einzeln, streng ethisch handeln und dadurch eine gesunde Ausstrahlung erzielen. Mögen sie sich nicht mit Zeremonien belasten, sondern verstehen, dass die innere Bestrebung ihnen eine genügend starke Vervollkommnung ermöglicht.

      Mögen sie sich an die Gedankenübertragung auf Entfernung gewöhnen. Mögen sie die Züge des verehrten Antlitzes vor sich sehen. Für eine solche Begeisterung braucht es keine überflüssigen Zeremonien. Jeder vermag in der Reinheit seines Herzens mit dem Lehrer Zwiesprache zu halten. So kann die Welt mit guten Wünschen erfüllt werden, und die Menschen werden nicht einsam sein, da das Endziel des Guten alle suchenden Herzen miteinander vereint.

       Es ist nicht nötig, sich festgelegten Zeremonien zuzuwenden, von denen viele ihre Bedeutung verloren haben. Die Empfindung eines höheren Aufstiegs tritt augenblicklich ein, und es ist sogar unmöglich, die Entstehung eines solchen Entzückens mit Worten zu beschreiben. Es ist auch gar nicht erforderlich, eine Empfindung mit Worten zu beschreiben, die allein das Herz kennt. Gebt euch nicht verschiedenen äußeren Zeremonien hin, wenn die Flamme des Herzens hell lodert.

       Der Denker nahm an, dass jeder Mensch die Gabe des Verkehrs mit dem Höchsten in sich birgt.

 

       307. Urusvati weiß, was es bedeutet, mit den Augen des Herzens zu sehen. Jeder Gegenstand wird von den Menschen ihrer inneren Verfassung gemäß gesehen. Sie wollen die einfache Wahrheit nicht annehmen, dass Maja in ihrem Bewusstsein entsteht, doch muss man versuchen, sie aus den Fangnetzen der Selbstsuggestion befreien.

       Neben den äußeren Wahrnehmungen vermag der Mensch Funken der Wirklichkeit zu finden. Er kann der Suggestion der Maja die Erkenntnis entgegenstellen, die in seinem Herzen lebt. Man könnte zweifeln, ob das nicht eine zweite Maja von genau derselben trügerischen Gestalt sein würde. Erinnern wir uns jedoch daran, dass im feinstofflichen Zustand das Verständnis sich in bedeutendem Maß verwandelt und in der Feurigen Welt die Wirklichkeit bereits offenbar ist; das bedeutet, dass der Mensch durch den physischen Körper hindurch Schimmer der Wahrheit hervorrufen kann.

       Mag Maja für die große Mehrheit auch unwiderstehlich bleiben, da sie gar nicht erst über ihre Zerstreuung nachdenkt, doch einige Wahrheitssucher können auch im irdischen Zustand zum wirklichen Wesen der Dinge vordringen. Vor allem werden sie lernen, ihre vorübergehenden Stimmungen zu erkennen. Sie werden die Sonne weder als heiter noch als finster sehen, sondern wissen, dass ihr inneres Gefühl sogar dieses große Gestirn zu färben vermag.

       Wer sich vervollkommnen will, muss die Stimmungen des grobstofflichen Zustands überwinden. Wenn der Mensch an diese Aufgabe denkt, wird er bereits viele Irrtümer vermeiden. Er wird sich der Äußerung unrechter Urteile enthalten und verstehen, dass das innere Gefühl ein gerechtes sein muss. Glauben wir nicht, dies sei eine übermenschliche Aufgabe, sie gehört im Gegenteil zu den Alltagspflichten; und für die Zusammenarbeit mit Uns ist es notwendig zu lernen, mit den Augen des Herzens zu sehen.

       Der Denker sprach: „Ich danke den Göttern, dass ich nicht erblinden werde, denn solange das Herz schlägt, wird es sehend sein.“

 

       308. Urusvati kennt Unsere Heilungen mittels Schwingungen. Sie hat etwas Ähnlichkeit mit Radiowellen, doch ist es erforderlich, dass sie in bestimmter Weise aufgenommen wird. Dafür muss der Empfangende ganz von Vertrauen erfüllt sein. Auch muss man wissen, dass es nicht immer möglich ist, Ströme einer bestimmten Spannung anzuwenden. In Verbindung mit kosmischen Strömen müssen viele Erscheinungen miteinander in Übereinstimmung gebracht werden. Dies muss man wissen, damit nicht der Vorwurf aufkommt, dass Wir nicht immer helfen.

       Die Zerstörung des Vertrauens führt zu einem Bruch der Ströme. Es ist richtig, dass man diesen mit einer besonderen Anspannung von Energie überwinden kann, doch eine solche Anspannung kann schädlich sein. Für den Erfolg der Einwirkung ist es daher erforderlich, dass die empfangende Person zu Uns strebt. Es ist nicht notwendig, dass der Empfangende zuerst irgendetwas sendet, er muss den Strömen nur Zutritt gewähren und darf sich nicht über ihre Verschiedenartigkeit wundern. Sie können angenehm oder quälend sein, abhängig von den verschiedenen Nervenzentren.

       Man muss wissen, dass die Schwingungen auf die Nervenzentren gerichtet werden, weshalb Ruhe notwendig ist, um die Heilung nicht zu behindern. Man kann daran erinnern, dass Schwingungen bei den verschiedensten Erkrankungen geholfen haben.

       Zur Genüge kennen die Menschen hypnotische Suggestion, können aber noch nicht zugeben, dass Schwingungen über weite Entfernungen herangelangen können. Die Menschen lassen oftmals das Allernützlichste nicht zu, darin besteht das hauptsächliche Drama der Welt. Das Zweifelhafteste wird bereitwillig aufgenommen. Das Allernützlichste ruft Ablehnung hervor.

       Der Denker wurde nicht müde, wiederholt von Heilungen zu sprechen, die aus dem Raum empfangen werden.

 

       309. Urusvati weiß, wie schwierig das Handwerk des Guten ist. So nennen Wir die Kunst, beständig Gutes zu schaffen. Versteht es, zufällige, zusammenhanglose gute Gedanken und Taten von dem bewussten Schaffen des Guten zu unterscheiden. Die Menschen selbst verkomplizieren dieses Konzept. Sie denken sich eine Vielzahl von Redewendungen aus, die schwache Geister verwirren.

       Sie wiederholen: „Er ist so gut, dass er nicht einmal einer Fliege etwas zuleide tut.“ Wir aber sagen: „Er tut zwar keiner Fliege etwas zuleide, vernichtet aber die Giftschlange, die einen Mitbruder bedroht.“ Dazu allerdings muss man vorher wissen, welche Fliege harmlos und welche Schlange giftig ist. Die Lehrbücher können dieses Wissen vermitteln, doch muss man es auch aus ihnen schöpfen.

       Man muss viel Arbeit aufwenden, um zu verstehen, wo das Gute liegt. Doch um wieviel schwieriger ist es, alle Antriebe zu erkennen, die im Menschen angelegt sind. Dabei darf man nicht nach äußeren Taten urteilen. Man muss es verstehen, die Ursachen der Handlungen zu betrachten. Dafür aber ist es notwendig, die Denker des Altertums zu studieren. Mögen die Zeitumstände auch vollkommen andere gewesen sein, so war der Mensch doch genau dasselbe denkende Wesen. Die Überlieferungen mögen vieles ausgeschmückt haben, doch das Wesen der Heldentat bleibt unwandelbar.

       Wenn wir also Meisterschaft studieren, wollen wir nicht das Handwerk des Guten vergessen. Es erfordert volle Verantwortlichkeit und die Erkenntnis des Sinns des Lebens. Wahrlich, Meisterschaft ist überaus schwer, beschleunigt aber den Weg. Ein Bildhauer mag einen Marmorblock verderben, doch wie viele Herzen kann ein unfähiger Gutmensch brechen! Allein viel Fleiß kann einen Bildhauer zu einem Meister machen. Ebenso kann auch nur tiefe Betrachtung das Schaffen des Guten vervollkommnen.

       Der Denker wurde nicht müde, die Schüler zur Vervollkommnung im Schaffen des Guten zu rufen. Er sprach: „Ein Acker kann gedüngt werden und bringt Ernte, ebenso ist es bei der Erkenntnis der menschlichen Seele.“

 

       310. Urusvati weiß, dass das Überirdische und das Irdische in ihrem Wesen eins sind. Es gibt keine irdische Tat, die nicht zu allem Existierenden in Beziehung steht. Wenn Wir von den Grundlagen des Lebens sprechen, bezeichnen Wir sie als überirdisch. Mit allen Mitteln muss man dem Menschen einprägen, dass alles Überirdische real ist. Er fürchtet das Überirdische und zieht es vor, sich in die Erde einzugraben, nur um vor der Erhabenheit der Unbegrenztheit zu fliehen.

       Bei einem Gewitter streben die meisten Menschen nach dem Schutz selbst des unsichersten Daches, und nur die wenigsten bleiben trotz der Blitze auf dem Feld. Ebenso wenige verstehen auch das Überirdische allen Lebens. Die argwöhnische Mehrheit jedoch lehnt aus Furcht alles Überirdische ab. Sogar die Frage von Leben in den fernen Welten erscheint ihnen unangebracht, darin sind sich Atheisten wie Kirchenleute einig. Und es finden sich auch Wissenschaftler, die die Erde als Zentrum des Universums annehmen.

       Man kann viele Ansichten nennen, mit denen die Menschen sich vor der Wirklichkeit zu schützen suchen. Daher ist es unerlässlich, vor allem anderen die Teilnahme des Menschen an allem Seienden in den Vordergrund zu stellen. Viele Denker des Altertums haben davon gesprochen, doch leider sind ihre Maximen in der Kategorie von Aphorismen geblieben, die gelesen, aber von niemandem als Lebensratschläge angenommen werden. Die Gedanken des Konfuzius, Pythagoras‘ und Marc Aurels[128] sind auf den Seiten der Geschichte erhalten geblieben, doch jeder schämt sich, seine Hingabe an die Ratschläge aus dem Altertum zuzugeben. Die Menschen schämen sich, über die Ursache ihrer erniedrigenden Ansichten zu sprechen. Daher muss man mit Nachdruck und Beharrlichkeit von der Teilnahme des Menschen an allem Seienden sprechen.

       Viele wünschen, als Unsere Mitarbeiter bezeichnet zu werden, doch dafür muss man in dieselbe Richtung denken. Zusammenarbeit kann es in allen Ausmaßen geben, gegenseitige Verneinung darf aber nicht sein. Der Lehrer muss sich vor allem vergewissern, inwieweit ein Schüler sich in seinem Denken schon von allem möglichen Geschwätz befreit hat und auf den Kern einer Sache gelenkt werden kann, dann werden das Irdische und das Überirdische Teile des einen Ganzen sein.

       Möge der Lehrer so sprechen, dass jedes Wort als bekannt erscheint, sich aber als Resultat eine Vertiefung des Bewusstseins ergibt. Statt Vertiefung ließe sich auch Erhöhung sagen, da es im Raum weder oben noch unten gibt.

       Wo wird unser Überirdisches in einigen Stunden sein? Welche neuen Chemismen werden uns berühren? Sie werden nicht nur uns berühren, sondern auch die dichte Schicht des Planeten aufreißen. Sie töten gewisse Metalle und rufen neue Konstellationen ins Leben. Den Menschen ist es nicht möglich, diesem Laboratorium zu entrinnen, daher ist es nützlich, sie ihm mit dem ganzen Bewusstsein anzuschließen.

       Der Denker sprach: „Nimm an allem Seienden teil. Es ist für dich da und du für es.“

 

       311. Urusvati weiß, dass die Gespräche auf das Leben der Bruderschaft Bezug nehmen. Unsere Gedanken, Sorgen und Arbeiten kommen in den Sendungen über die Verbesserung des Lebens zum Ausdruck. Es mag sein, dass jemand annimmt, hier werde eine Morallehre gegeben; doch er vergisst, dass jede Lehre auf Beobachtung und Anspannung gründet.

       Wir verbergen nicht, dass eine ständige Verbesserung der Lebensbedingungen erforderlich ist, und Unsere Gedanken bewirken Evolution in den verschiedensten Ländern. Vergessen wir nicht, dass die schwierigen Bedingungen am Ende des Kali Yuga besondere Maßnahmen erfordern; man muss auch verstehen, wie schwer es ist, den Ansturm des Chaos zu überwinden. Die Menschen schätzen dies gering, denn jeder möchte, dass sich alles bloß nach seinen Wünschen gestaltet. Wenige streben danach, den ganzen komplexen Widerstand zu erfassen, der bedauerlicherweise von den Menschen selbst bezeigt wird.

       Glaubt nicht, dass es nur wenig menschlichen Widerstände gibt, überall trefft ihr auf unversöhnliche Ansichten. Sowohl bruchstückhafte Sendungen als auch laute Aufschreie der Menschen muss man berücksichtigen, denn sie verseuchen den Raum. Unerfahrene Menschen werden sagen, man müsse außerordentliche Maßnahmen für seine Reinigung ergreifen, doch stellt euch solche außerordentlichen Maßnahmen vor, die jeden Tag angewendet werden! Sie hören auf, außerordentlich zu sein, und die umgebende Atmosphäre wird bis zur Explosion angespannt. Man darf unmöglich solche Verfahren anwenden und dabei das eigentliche Ziel aus den Augen verlieren.

      So denkt über die Vielschichtigkeit Unserer Arbeit nach und versucht, eure Kräfte in dieselbe Richtung anzuwenden. Jeder vermag etwas Nützliches zu tun. Jedes Bewusstsein kann den notwendigen Weg erkennen.

       So sprach der Denker: „Für alle ist Zusammenarbeit bereitet.“

 

       312. Urusvati kennt die Ursachen der Unterbrechungen, die im menschlichen Denken vor sich gehen. Eine solche Erscheinung wird oft beobachtet, doch wird ihr wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Gewöhnlich nimmt man an, dass der Mensch selbst den Faden seiner Gedanken unterbricht, indem er einige unerwartete Umstände einbringt. Aber warum wird dann der bisherige Gedanke nicht durch etwas Bestimmtes ersetzt und es ergibt sich stattdessen eine Art vollständigen Bruchs des Denkens? Zudem geschieht es oft, dass der frühere Gedanke nicht wiederkehrt, weshalb anzunehmen ist, dass ein äußerer Einfluss ihn vertrieben hat. Und so ist es auch.

       Räumliche Ströme beeinflussen das menschliche Denken bei weitem häufiger, als angenommen wird, und solche Einflüsse sind vielfältig. Der Mensch kann Sendungen in vollendeter Form aufnehmen, doch oftmals dringen sie wie in einer fremden Sprache ein und bleiben unverstanden. Solche Unterbrechungen des Denkens bedeuten keinesfalls, dass der Mensch in schlechter oder schwacher Weise gedacht hätte.

      Räumliche Ströme vermögen das mächtigste Denken zu durchdringen, doch der Mensch sollte die Ursache des Vorganges verstehen und nicht mit dieser Erscheinung kämpfen. Im Gegenteil, der Mensch kann sich an die Möglichkeit solcher Unterbrechungen gewöhnen und den Faden seiner Gedanken bewahren. Augenblicklich wird er jenes große Vorrecht herbeirufen, das Gedächtnis genannt wird, und in diese Schatzkammer die übrigen Gedanken hineinlegen.

       Er wird sich sagen: Wenn ich auch nicht in der Lage bin, mit der Macht der räumlichen Gedanken zu kämpfen, so werde ich dennoch den Gedankenfluss bewahren. Ich will es einem Wanderer gleichtun, der sich vor einem Regenschauer schützt, um anschließend den Weg fortzusetzen.

       Man kann sogar Nutzen aus solchen Unterbrechungen ziehen, weil jede von ihnen eine gewisse Energie in sich birgt, die man nur erkennen muss. Wenn die räumlichen Gedanken sich auch nicht immer in bewusste Formen umsetzen lassen, so bringen sie doch selbst in ihrer Formlosigkeit Energie mit. Eine solche Energie kann doch auch von Unseren Türmen ausgehen! Möge man verstehen, dass Wir viel Hilfe senden.

       Der Denker sprach: „Wer bist Du, Helfender? Wer bist Du, Anwesender? Ich spüre Deine Berührungen.“

 

       313. Urusvati weiß, dass der Verlust der Erinnerung ein scheinbares Phänomen ist. Die Erinnerung als solche kann nicht verlorengehen, es können jedoch drei Ursachen auf sie einwirken. Erstens kann ein Mensch die Erinnerung auf etwas Bestimmtes, meistens etwas Vergangenes, ausrichten, wodurch er das laufende Leben verdunkelt. Zweitens kann es starke Einwirkungen von außen geben, die den natürlichen Fluss der Erinnerung erschweren können. Drittens schädigt eine Unordnung des Gehirns die Funktionen des Erinnerungsvermögens, wobei die eigentliche Erinnerung, genauso wie das Kelchzentrum, jedoch unversehrt bleiben.

       Wenn ein Mensch scheinbar die Erinnerung verliert, befragt man ihn über Dinge, auf die er keine Antwort zu geben vermag. Man fragt ihn jedoch nie danach, an was er sich erinnert. Die Antwort könnte sich als höchst unerwartet erweisen. Vielleicht kann der Betreffende von vergangenen Leben erzählen oder von überirdischen Wahrnehmungen, doch nach solchen Dingen fragen die Ärzte nicht. So lässt man eines der wichtigsten Lebensgeheimnisse unbeachtet.

       Schon an den Schulen muss man das Erinnerungsvermögen durch Überwindung der drei aufgezeigten Umstände entwickeln. Man kann das Gehirn durch Arbeit schützen, die auch von körperlicher Unmäßigkeit befreit. Man kann auch erklären, dass Angriffe von außen das Erinnerungsvermögen nicht beeinflussen können. Wir leben inmitten von Gefahren, doch wenn wir sie kennen, sind Wir in der Lage, ein klares Denken zu bewahren. Ohne Gefahren und Anspannungen sinkt der Mensch ab. Schließlich jedoch wird er sich disziplinieren und nicht mehr zulassen, dass unordentliches Denken seine Erinnerung verdunkelt.

       Die Menschen können sich davon überzeugen, dass in den unerwartetsten Augenblicken weit entfernte Erinnerungen aufflammen. Was bedeutet, dass sie im Bewusstsein bewahrt werden, aber nicht immer den Weg aus dem Speicher finden können. Mögen sie auch besonderer Anstöße bedürfen, um sich zu offenbaren, so existieren sie doch.

       Der Denker lächelte und sprach: „Wenn es dem Menschen gelingt, das Knäuel der Erinnerungen abzuspulen, wird er einen äußerst langen Faden entdecken.“

 

       314. Urusvati weiß, wie oft die Menschheit ihre Anschauung von der Feinstofflichen Welt geändert hat. Man kann aufzeigen, dass sich die Menschen schon vielfach einem richtigen Verständnis von der Feinstofflichen Welt angenähert hatten. Ganze Epochen standen unter dem Zeichen der Vervollkommnung des Bewusstseins, doch dann, nicht selten ohne ersichtlichen Grund, verfielen die Menschen von neuem in unwissende Auslegungen.

       Man könnte ein bedeutendes Buch über die Wellen der menschlichen Erkenntnis verfassen. Dabei würde klar werden, dass der Bereich des Psychischen heute nicht besser als im Altertum verstanden wird. Diese Erscheinung verdient besondere Aufmerksamkeit. Eigentlich sollte die Evolution das Bewusstsein auf sämtlichen Gebieten aufhellen; weshalb ist dann ein derart wichtiger Bereich wie die Erkenntnis der Feinstofflichen Welt einem solchen Geschwätz ausgesetzt?

      Die Ursache liegt darin, dass der Mensch alles jenseits der Grenzen der grobstofflichen Welt fürchtet. Strebt das Bewusstsein auch zu Wissen, flüstert doch der niedere Verstand, dass Vorstellungen vom zukünftigen Leben unnötig seien. So kann man sehen, dass selbst Menschen, die viel gelesen und gehört haben, plötzlich beginnen, zu schwanken und zu denken, was dort eigentlich sei: etwas Anderes oder Nichtexistenz? Solche Bedenken untergraben alle früheren Aufspeicherungen.

       Es kann geschehen, dass sich ein Abfall ganzer Massen ergibt und die Erkenntnis erneut für eine gewisse Zeit verbannt wird; man muss jedoch daran erinnern, dass das Bewusstsein wieder zu neuen Errungenschaften zurückkehren wird. Man darf keine Zeit mit Schwanken verlieren, wenn schon im Altertum höchste Erkenntnisse erreicht wurden. Weisheit besteht darin, mutig das zukünftige Leben zu verstehen.

       Der Denker sprach: „Mut besteht darin, nach vorn zu blicken. Der Weise weiß, dass eine Staubwolke endlich ist, die Unbegrenztheit aber durch nichts verdeckt werden wird.“

 

       315. Urusvati weiß, wie relativ Fristen ausgelegt werden. Stellt euch eine Menschenmenge vor, die sich in einem großen geschlossenen Raum versammelt hat und die man vergiften will. Es fragt sich, welche Frist die entscheidende ist: Vielleicht die, wenn das Gift heimlich untergeschoben wird, oder diejenige, wenn es zu wirken beginnt, oder wenn die Menschen schon sterben?

       Für die Mehrheit wird allein die dritte Frist von Bedeutung sein, eine Minderheit wird vielleicht die Anzeichen der Vergiftung bemerken, und nur außerordentliche Menschen werden die erste Frist spüren, welche die allerwichtigste ist. So zerfällt jede Erscheinung in mehrere Fristen. Für die einen ist die Frist noch gar nicht eingetreten, für die anderen ist sie bereits verstrichen – so ist es bei kleinen wie bei großen Dingen.

       Man muss den verschiedenen Merkmalen der Fristen gegenüber sehr aufmerksam sein, dafür muss man die volle Klarheit des Denkens bewahren. Man darf sich nicht fürchten, dass Unwissende lachen könnten, denn sie vermögen nur auf der Grundlage der dritten Frist zu urteilen. Sie kennen nur die Wirkungen, doch die Erbauer des Lebens kennen die ursprünglichen Fristen.

      Darüber hinaus muss man verstehen, dass Fristen eilen oder sich verlangsamen können. In ihrem Wesen bleiben sie dieselben, doch kann unerwartet ein neuer Umstand auftreten, welcher der Frist eine neue Bedeutung gibt. Alles ist in Bewegung, und Leben kann ohne Bewegung nicht andauern. In dieser Größe der Wechsel und der Bestrebungen sind die Fristen der wesentlichen Erscheinungen enthalten.

       Der Denker sorgte sich darum, dass die Schüler die wahre Bedeutung der Fristen verstünden. Er sprach: „Kümmern wir uns nicht darum, Leichname zu werden, sondern erkennen wir lieber die Grundlagen des Lebens.“

 

       316. Urusvati weiß, dass gewisse Menschen versuchen, Karma zu betrügen. Ich spreche nicht von jenen, die von Karma überhaupt noch nichts gehört haben, doch sogar diejenigen, die Karma kennen, versuchen, es zu umgehen.

      Stellen wir uns einen Verbrecher vor, der nach seiner Untat zitternd das Karma erwartet. Doch die Tage vergehen, und nichts geschieht. Da wird der Verbrecher kühner und beginnt, sich vorzustellen, dass sein Verbrechen doch nur geringfügig gewesen oder von irgendeinem höheren Gesetz gerechtfertigt worden sei. In der Folge erstarrt er derart, dass er Karma zu verspotten beginnt und es eine Erfindung Unwissender nennt. Aber zur unerwartetsten Stunde erfolgt der Schlag, und der Mensch klagt Karma an, auf den besten Moment zu lauern, um dann umso stärker zuzuschlagen. Dabei kommt dem Verbrecher nicht in den Sinn, dass es viele Ursachen geben kann, welche die Stunde der Wirkung des Karma bedingen.

       Der Mensch kann in solchen Eigendünkel verfallen, dass er denkt, er selbst bestimme die Stunde der Wirkung der fundamentalen Gesetze. Der eine schreit: Warum lässt das Karma auf sich warten? Der andere beklagt sich über dessen Eile, doch niemandem fällt ein, welch komplizierte Umstände jede Erscheinung umgeben. Die einen möchten das Weltengebäude bis zur Unwahrscheinlichkeit vereinfachen, andere verkomplizieren den Aufbau dermaßen, dass er dann jeder Bewegung und Beweglichkeit beraubt ist. Kann man aber bei solchen Extremen zusammenarbeiten?

       Vor langem schon haben Wir auf den goldenen Mittelweg hingewiesen, auf dem es die Zulassung und den Wunsch gibt, die Bewegung der Energie zu verstehen, jener einen Energie, die in menschlicher Sprache Gerechtigkeit genannt werden kann. Reine Bestrebung vermag das Gefühl für diese Energie zu vermitteln, doch jedes Staubkörnchen wird als Staubwolke aufsteigen.

       Der Denker sorgte sich darum, dass das Licht der Sonne nicht durch die menschlichen Untaten verblassen möge.

 

       317. Urusvati weiß, dass jeder physischen Tat viele psychische Taten vorausgehen. Was ist daran neu? Wissen die Menschen etwa nicht, dass der Gedanke der Tat vorausgeht? Doch leider wollen die Menschen sich auch dies nicht vorstellen. Wenn ihr jedoch noch von vielen psychischen Taten sprecht, wird man glauben, dass ihr einen schlechten Witz macht.

       Indessen ist es notwendig, gerade die vielen (…) Taten zu verstehen, die um jede physische Erscheinung herum entstehen. Vergessen wir nicht, dass an jeder Bewegung nicht nur der eigene Wille verborgen teilnimmt, sondern auch Berührungen äußerer Energien. Auf diese Weise kann man die Grenzen einer irdischen Erscheinung bis in die Unbegrenztheit ausdehnen.

       Wenn die Menschen von einer solchen unbegrenzten Zusammenarbeit hören, werden sie auch einen weiteren Blick auf alles Existierende erwerben.

       Man muss versuchen, den Rahmen der menschlichen Anschauungen auszudehnen. Es ist unmöglich anzunehmen, dass die derzeitigen Schulen das Bewusstsein erweitern könnten. Nehmt einen gewöhnlichen Menschen: Wird er etwa unser einfaches Gespräch verstehen? Hofft nicht darauf, dass das Gesagte von Unvernunft oder Dummheit anerkannt wird. Ihr habt gelesen, wie man die Bruderschaft allein wegen ihres Bestrebens beschimpfte, die Menschheit den Sinn des Lebens zu lehren. Doch das Prinzip des Bösen lauert eifrig, um jeder nützlichen Arbeit zu schaden.

       Man sollte nicht glauben, dass solche Versuche des Bösen nur vereinzelt seien; es finden sich Anhänger von großer Geschlossenheit. Unerfahrene meinen, man dürfe den Schadensstiftern keine Aufmerksamkeit schenken, doch Wir raten, keine Gelegenheit auszulassen, um die besten Verteidigungsmaßnahmen zu ergreifen.

       Der Denker sprach: „Es ist mir gegeben, eine irdische Tat zu vollbringen, doch wer ist der Unsichtbare, der das Urbild meiner bescheidenen Ausführung schafft?“

 

       318. Urusvati weiß, dass es den Menschen besonders schwerfällt, die Augenblicklichkeit psychischer Taten zu verstehen. Sie nehmen an, dass irdische Gedanken den Einwirkungen der Zeit unterworfen sein müssten. Sie stellen sich nicht vor, dass ein Gedanke augenblicklich sein und eine blitzartige, feurige Entscheidung hervorbringen kann.

       Der Mensch sagt „ich denke“, doch er dachte schon lange. Feurig lebt in ihm bereits die Entscheidung, und unter dem Einfluss des Gedankens fällt er ein vernunftgemäßes Urteil. Es ist lehrreich, den Zweikampf des Verstandes mit einer feurigen Entscheidung zu beobachten. Oftmals verdirbt der Verstand eine feurige Entscheidung, doch das (…) Korn selbst bleibt erhalten. Es verbirgt sich in der Tiefe des Bewusstseins und bringt sich wiederholt in Erinnerung.

      Es ist schade, dass der Mensch derart starrköpfig die unterschiedlichen Schichten des Denkens nicht erkennen will, die in ihm vorhanden sind. Allein eine solche Erkenntnis würde ihm ermöglichen, sich den Keimen des Denkens gegenüber behutsam zu verhalten.

       Wir wiederholen den Menschen oftmals: „Der Gedanke ist ein Blitz“, doch selten wird die Bedeutung dieser Aussage verstanden. Die Menschen sagen: „So muss man die Schnelligkeit des Denkens verstehen?“ Doch Wir haben nicht die Geschwindigkeit der Erwägung im Blick, sondern die Blitzartigkeit der psychischen Energie. Sie kann beim Verkehr mit Uns hilfreich sein, man muss sie aber nicht als etwas Okkultes, sondern als natürliche Äußerung des Daseins annehmen. Von dieser Natürlichkeit versuchen Wir, den Menschen zu erzählen, doch sie lieben es nicht, wenn aus natürlichen Ursachen sogar große Wirkungen entstehen.

       Der Denker sprach: „Es kann in der Natur nichts Unnatürliches geben.“

 

       319. Urusvati weiß, dass Wir für den Frieden arbeiten. Warum aber freuen Wir Uns so wenig über all die unzähligen Institutionen, die den Fragen des Friedens gewidmet sind? Weil nur wenige von ihnen sich uneigennützig um Frieden bemühen. Bei vielen lassen sich heimliche Beweggründe finden, deren Auswirkungen noch bitterer als Krieg sein werden.

       In Bezug auf solche grundlegenden Fragen wie der des Friedens muss man sich prüfen. Sich prüfen können heißt, neue Kräfte und ein neues Bewusstsein zu schöpfen; dann wird der wahre Frieden verstanden, der auch die Verteidigung der Schätze der gesamten Menschheit einschließt.

       Die eigentliche Prüfung muss in voller Hingabe an den Fortschritt der Menschheit erfolgen. Ich spreche von Neid, denn wenn diese Giftschlange die Menschen erbittert, werden sie nicht über Frieden nachdenken können. Die Menschen können doch auf die unerwartetsten Dinge neidisch sein. Ihr werdet euch wundern, wenn ihr in das Denken der Menschen Einblick nehmt. Sie können Schätze besitzen und dennoch eine Möglichkeit finden, dem Nachbarn den kleinsten Erfolg zu neiden.

       Es ist unmöglich, an Frieden zu denken, solange die Laster nicht ausgemerzt sind, die dem Frieden schaden. Doch Ich sage dies, um daran zu erinnern, dass jede gute Mahnung an den Frieden von räumlichem Nutzen sein wird. Wie ein Mantram kann man das Wort „Frieden“ wiederholen, und es vermag bereits harmonische Anstrengungen zu verstärken.

       Hüten wir uns aber vor Pseudofrieden, denn er führt zur Zersetzung. Unsere Lehre ist eine Lehre des Friedens, doch des wirklichen Friedens.

       Der Denker sprach: „Ich stehe auf der Wacht, damit die Giftschlange nicht über die Schwelle kriecht.“

 

       320. Urusvati weiß, dass jeder von Uns in verschiedenen Erscheinungen die Sache des Friedens gefördert hat. Ihr erinnert euch an den Orpheus Indiens[129], der den Menschen friedenstiftende Melodien gab. Ihr erinnert euch, wie ein gewisser Lehrer versuchte, die Lehre zu reinigen, damit die Menschen das Dasein kennen und verstehen[130]. Ein anderer Held gebot den Menschen, vor allem sämtliche friedlichen Mittel zur Anwendung kommen zu lassen[131]. Auch der Einiger der Völker[132] legte fest, dass Frieden nur in Einigkeit gedeihen könne.

       Jeder, der für den Frieden wirkt, traf und erlitt viele Schwierigkeiten. Woher aber kamen solche unmäßigen Lasten, wenn diese Tatmenschen doch zum Guten und zum Frieden strebten? Doch jedes Fortschreiten der Evolution ruft bereits den Zorn des Chaos hervor. Solche Wirbel kann man um jede wohltätige Bestrebung herum bemerken. Ich will euch aber nicht enttäuschen, denn jeder Kämpfer für den Frieden wird sagen, dass die Friedensbemühungen seine besten Erinnerungen geblieben sind. Sie erhalten sich nicht nur in den Chroniken der Völker, sondern auch im Leben über alle Jahrhunderte hinweg.

       Ist Friedenstiftung durch Töne nicht Gemeingut aller? Einer aber muss der erste sein, der auf dieses Mittel hinweist. Viele Lieder wurden seit alters her gesungen, doch war es nötig, auf ihre Anwendbarkeit zur Befriedung hinzuweisen: so wurde eine neue Harmonie in die Welt gebracht.

       Ebenso gilt für alle Zeiten die Anweisung, alle friedlichen Mittel zur Anwendung gelangen zu lassen. Es mag sein, dass die Menschen vergessen haben, wer ihnen diese Anweisung gab, doch ist sie ins Bewusstsein eingegangen. Richtig, man muss darüber nachdenken, ob es nicht noch weitere friedliche Maßnahmen gibt, welche jedoch die Würde des Menschen nicht herabsetzen dürfen. Man muss sowohl die irdischen als auch die überirdischen Maßnahmen verstehen. Nur beim Vorhandensein von Harmonie kann man die Schönheit des Friedens verstehen, anderenfalls, bei völliger Unkenntnis der Menschenwürde, ergibt sich eine abscheuliche Verunstaltung.

       Wer die Schönheit nicht kennt, kann nicht an Frieden denken. Auch der Begriff der Einigkeit ist bei Unwissenheit nicht zu verstehen. Durch das Gute behalten die Völker dennoch den Einiger in Erinnerung. So haben Wir für den Frieden gearbeitet.

       Der Denker hat vieles beitragen, Er hatte den Mut, einen friedlichen Staatsaufbau vorzustellen. Mögen die Menschen dies auch als einen Traum bezeichnen, wir wissen, dass der Traum die Hieroglyphe der Ewigkeit ist.

 

       321. Urusvati weiß, dass in jedem großen Traum ein Teil liegt, der ausgeführt werden kann. Einer der am wenigsten erfüllten Träume ist der vom Frieden in der ganzen Welt. Nichtsdestoweniger setzt die Menschheit ihre Bitten um den Weltfrieden fort, doch auch in diesem Gebet wird ein Teilchen zu finden sein, das man im irdischen Leben anwenden kann.

       Der Mensch hat die Gabe des Verkehrs mit seinesgleichen. Er lernt, dass ein Leben in Feindschaft letzten Endes unmöglich ist. Er erkennt, dass eine Familie in Zwietracht aufhört zu existieren; und das gleiche lässt sich auch von großen Ländern sagen, die ohne ständige Vervollkommnung zerfallen müssen.

       Selbst wenn man im jetzigen Jahrhundert unmöglich von Frieden sprechen kann, werden wir nicht ausschließen, dass in der zukünftigen Epoche bereits ein Umschwung zu einem vernünftigen Verständnis des Daseins erfolgen wird. Mögen die Menschen daher wenn auch abstrakt den Weltfrieden erörtern. Möge inmitten der dunklen Wolken des Hasses jenes Wort ertönen, das der Zukunft angehört. Erwarten wir dies nicht von toten Versammlungen; mögen die besten Träume von der Jugend zum Ausdruck gebracht werden. Möge sie in der Rüstung der Verteidigung die Grundlage des Lebens legen. Man darf die höchsten Träume nicht stören.

       Hier ist ein weiterer Menschheitstraum, der scheinbar unerfüllbar ist: Man träumt von allgemeiner ausreichender Bildung, doch in den verschiedenen Teilen der Erde gibt es viele Analphabeten. In der ganzen Welt gibt es noch immer Sklaverei und Barbarei, kann man da von allgemeiner Bildung träumen? Wir aber sagen: Man kann nicht nur, man muss. Es ist unerlässlich, den Raum mit Rufen und Befehlen nach Bildung zu erfüllen.

       Man darf Analphabetismus nicht als Hindernis ansehen, er zeigt nur die Dringlichkeit der Bildung. Es ist unnötig, dass Schulen existieren, denn wenn die Menschheit die Schande der Sklaverei noch nicht überwunden hat, bedeutet dies, dass die Bildung bisher unzureichend war. Die Weltklugen raten dazu, jene nicht zu beachten, die Grausamkeiten verüben; was heißt, dass diese Klugen nur Leichname sind. Man erzählt euch viel über die glänzenden Errungenschaften der Aufklärung, trotzdem existiert die Sklaverei nach wie vor. Nicht genug dessen wird sie auch noch mit den scheinheiligsten Erdichtungen verbrämt, und solche Bemäntelungen sind besonders schändlich. Statt allgemeiner Entrüstung hört man Rechtfertigungen der Schande. So kann man viele Träume aufzählen, die in die Wirklichkeit umgesetzt werden müssen.

       Der Denker lehrte: „Besonders hütet euch vor Menschen, die schändliche Taten zu rechtfertigen suchen – solche Personen sind Feinde der Menschheit.“

 

       322. Urusvati weiß, dass die von Uns genannten Begriffe vollständig verstanden werden müssen. Wenn Wir von Sklaverei sprechen, haben Wir alle Arten dieser Schande im Blick; Wir weisen nicht allein auf den groben Kauf und Verkauf hin, sondern auch auf die feine Erniedrigung der Persönlichkeit; letztere muss besonders hervorgehoben werden.

       Nicht nur einmal haben Wir gesehen, dass die unerträglichsten Unterdrücker die Sklaverei verurteilt haben. Doch wahrlich, die Sklaverei blüht in den Metropolen der aufgeklärten Welt in nicht geringerem Maße als auf primitiven Basaren. Die Menschen haben sich von dem Konzept der Sklaverei noch nicht befreit, doch für die Erfordernisse der Gegenwart hat man neue, prunkvolle Bezeichnungen erfunden. Unter diesen Bemäntelungen verbergen sich die niederträchtigsten Begierden. Die menschliche Persönlichkeit wird weniger als ein Hund verstanden. Wahrlich, mitunter erfährt ein Hund mehr Fürsorge als ein Mensch.

       In den Gotteshäusern singt man von menschlichem Wohlwollen, doch kaum ist man über die Schwelle getreten, wird die bittende Hand abgewiesen, ohne dass man überhaupt fragt, worin das Unglück besteht und ob nicht zu helfen wäre.

       Verständnis für fremde Not kann das Bewusstsein zu erweitern. Ein einziger kurzer Gedanke vermag einen rettenden Faden zu knüpfen, doch auch solche Gedanken sind allzu selten. So gehen die Menschen kalt an karmischen Lösungen vorüber. Überdies ahnen sie nicht, wie weitgehend sie sich von Uns und der Feinstofflichen Welt abtrennen, von wo die beste Hilfe gesandt werden kann. Verstehen wir daher den Begriff der Lebensgrundlagen in vollem Ausmaß.

       Wir haben ein Beispiel gegeben, wie unzulänglich die Sklaverei verstanden wird, doch lassen sich solche Beispiele aus beliebigen Lebensbereichen anführen. Man kann auf die Lage der Bildung verweisen, auf die Situation der Familie und auf die des Volkswohles überhaupt. Dies kann erbitterte Auseinandersetzungen hervorrufen, da kein Verständnis von Synthese angewandt wird.

       Der Denker wies darauf hin, dass das Volkswohl im Herzen des Menschen geboren wird.

 

       323. Urusvati weiß, dass man dem Menschen nur innerhalb der Grenzen seines Bewusstseins helfen kann. Man kann einem Affen einen wertvollen Diamanten geben; er wird nur eine Zeitlang damit spielen und ihn dann fortwerfen. Man kann ihm eine große Menge Kostbarkeiten geben, doch er wird sie alle nutzlos zerstreuen. Vielleicht wird ein zufällig Vorbeikommender den Diamanten auflesen und ihn gegen ein Messer eintauschen, um damit seinen Bruder zu töten. Allein in den Grenzen seines Bewusstseins vermag ein Mensch Ratschläge aufzunehmen. Nur bewusstes Streben führt zum Ziel. Doch die Menschen wollen diese Wahrheit nicht hören. Sie meinen, sie verstünden es, jede beliebige Kostbarkeit zu nutzen, doch im Leben kann man sehen, dass die nützlichsten Sendungen ungenutzt bleiben.

       Man muss anerkennen, dass das Bewusstsein wie ein Gefäß das ganze Potential des Menschen enthält. In ein volles Gefäß kann man keine Lebensflüssigkeit mehr eingießen. Glücklicherweise aber erweitert sich das Gefäß des Bewusstseins in Unbegrenztheit. So braucht der unterdrückteste Mensch nicht unglücklich zu sein, wenn er nur versteht, dass das Gefäß seines Bewusstseins unbegrenzt ist.

       Man muss verstehen, dass die Menschen nicht anerkennen, dass ihr Schicksal sich in Abhängigkeit von ihrem Bewusstsein gestaltet. Sie lieben es nicht, vom Bewusstsein zu sprechen, denn ein solches Gespräch könnte mit der Erinnerung an ihre Verantwortung enden. Eine solche Erinnerung ist ihnen immer unangenehm, weil sich dahinter vergessene Schatten erheben. Ein mutiger Mensch jedoch fürchtet keine Gespenster. Er wird in den verschiedenen Geschichtsperioden erhebende Ratschläge finden.

       Man kann daran erinnern, dass am französischen Hof Briefe voller nützlicher Ratschläge gefertigt wurden, doch die Umstände waren schwierig und man muss es zu schätzen wissen, wie inmitten höfischen Prunks eine Stimme für ein nützliches Leben zu erklingen vermochte; viel Unheil konnte so aufgeschoben werden[133]. So sollte man die verschiedenen Epochen aufmerksam studieren.

       Der Denker wusste bereits, dass die Grenzen des Bewusstseins der Maßstab des Menschen sind.

 

       324. Urusvati weiß, dass ein Mensch im alltäglichen Umgang erkannt wird. Biographen nehmen fälschlicherweise an, dass man den Wert eines Tatmenschen anhand seiner außergewöhnlichen und besonderen Äußerungen charakterisieren könne; aus diesem Grund zeigen viele Beschreibungen nicht den wahren Menschen. Möge man Tatmenschen inmitten ihrer gewohnten Arbeit studieren, inmitten ihrer Nächsten, inmitten ihres Denkens und ihrer Träume.

       Vielfach stellten sich Tatmenschen durch glänzende Auftritte dar, ihre Augen blitzten, und mächtig floss ihre Rede. Ein völlig anderes Gesicht offenbarten sie jedoch im Alltag.

      Wir schätzen vor allem die Errungenschaft der Harmonie inmitten des Alltagslebens. Ein großer Teil des Lebens verläuft im Alltag, und man muss einen Menschen daraufhin beobachten, wie er die alltäglichen Prüfungen besteht: Vermag er zu Hause Harmonie zu wahren, kann er den kleinen Gereiztheiten widerstehen, ist er in der Lage, Langeweile zu vermeiden?

      Das Alltagsleben bewahrt viele verborgene Bedingungen, doch man muss in ihnen jene Freude finden, die zum überirdischen Dasein erhebt. Mögen die Menschen daran denken, ihre Würde mitten im Alltag aufzubauen; eine solche Errungenschaft wird beständig sein. Wir freuen Uns über Harmonie im Leben, und jeder Tag ist bereits ein Stein dieses Gebäudes. Liebt die Arbeit, denn sie wandelt die Zeit um.

       Kann man sich etwa Unser Leben vorstellen, ohne einen Alltag voller Harmonie zu erkennen? Weder Tage noch Jahre, sondern eine Abfolge von freudiger Arbeit; nur dieser Zustand der Begeisterung verleiht die Kraft zu leben, ohne die Zeit wahrzunehmen. Es gibt bei Uns jedoch auch andere Freuden, die für jeden Arbeiter erreichbar sein können. Die Anspannung der Arbeit lässt einen der Sphärenmusik näherkommen, doch gewöhnlich bemerken die Menschen ihre Keime nicht.

       So lehrte der Denker, wie unerwartet der Raum zu erklingen beginnt: „Wann das überirdische Klingen erreichbar wird, ist nicht nach menschlichen Maßen zu bestimmen.“

 

       325. Urusvati weiß, wo die Drachen der Schwelle leben. Man glaubt, dass sie auf dem Grund irgendwelcher furchterregender Abgründe nisten, irgendwo in der Finsternis, wohin die Menschen selten einen Blick werfen, doch der Wohnsitz solcher Drachen ist die Schwelle des Hauses. Der Mensch begegnet ihnen im Alltagsleben sehr oft.

       Alles, was über solche Drachen gesagt wurde, ist richtig. Ihr Anblick ist entsetzlich, sie sind gefräßig und geben ihr Opfer nicht wieder frei. Sie lauern Hereinkommenden auf und erwischen diejenigen, die versuchen, hinauszugehen. Sie wechseln ihr Gesicht und zeigen sich selten in ihrer ganzen abscheulichen Größe.

       Der Drache der Schwelle ist deutlich als Wächter des menschlichen Bewusstseins gezeigt worden; eine solche Vorstellung hat aus dem Drachen ein abstraktes Symbol gemacht, doch stehen diese Drachen dem Alltagsleben tatsächlich viel näher. Der Mensch nährt sie mit seiner Unzufriedenheit. Es gibt keinen Alltag, der den Menschen zufriedenstellen würde. Ich spreche hier nicht vom Wissensdurst, der ein würdiges Suchen darstellt. Unzufriedenheit mit dem Alltag ist gewöhnlich auf niedere Leidenschaften gegründet; dann kommt für echte Drachen ein Festtag und menschliche Aufspeicherungen werden zur Nahrung für den Drachen.

       Nicht nur einmal haben Wir vom Bösen im Alltag gesprochen, das sich der Mensch selbst schafft, doch wenn Wir vom Überirdischen sprechen, müssen auch die hinderlichen Umstände betrachtet werden. Über eine einfache Schwelle stolpern die Menschen, fallen und kommen sogar zu Tode. Handelt es sich jedoch um die böse Schwelle eines von Hass bestimmten Alltagslebens, wird der Schritt über sie gefährlich sein.

       Wie viele üble Reden gehen an der bösen Schwelle vor sich, zur Freude der Drachen kommen entsetzliche Flüche auf.

       Wir haben gesagt: „Räumt den Unrat von der Schwelle.“ Dieser Unrat nährt den Drachen; er kann dadurch dermaßen fett werden, dass man nicht mehr durch die Tür kommt. Man muss daran denken, dass ein böser Alltag ein Hindernis für den Aufstieg darstellt. Irgendjemand schreit schon wieder: „Das wissen wir schon seit langem!“ Freund, hättest du es gewusst, wäre deine Schwelle reiner.

       Doch genug von der bösen Schwelle. Nehmen wir an, dass die Freunde bereits verstanden haben, wie schädlich es ist, Drachen zu nähren. Es kann eine gute Schwelle geben, die zu einem vom Guten bestimmten Alltag führt. Mag ein solches Alltagsleben auch dürftig sein, so ist es doch rein, und der Drache rollt sich zu einer kleinen Eidechse zusammen. So ist es dem Menschen gegeben, große Umwandlungen zu schaffen.

       Der Denker sprach: „Ist es nicht ein Wunder, dass ihr Böses in Gutes umwandeln könnt?“

 

       326. Urusvati weiß, dass Bildung Grobheit ausmerzen muss. Dazu muss man mit Unserem Verständnis von Grobheit übereinstimmen. Man kann sich einen sehr kundigen Wissenschaftler vorstellen, der ein grober Mensch geblieben ist. Daran wird sichtbar, dass formales Wissen nicht von Grobheit befreit, die keinerlei feinstoffliche Wahrnehmungen zulässt. Die Wissenschaft der Zukunft erfordert jedoch Verfeinerung, anderenfalls kann sie nicht der Synthese dienen. Ein Lehrer muss Achtung vor den anderen Wissenschaftsbereichen haben, worauf er von den ersten Schuljahren an vorbereitet werden muss.

      Fragt einen Menschen, was er unter Grobheit versteht. Er wird üble Rede, Schmähung und Frechheit nennen. Das sind jedoch nur einige Eigenarten Die Grundlage der Grobheit bleibt für die Mehrheit unbemerkt. Wer jedoch mit feinstofflichen Energien in Berührung kommt, kann verstehen, dass Grobheit in der Verletzung alles Feinen besteht. So sollten die Menschen verstehen, dass Grobheit nicht mit Höflichkeit kuriert werden kann. Man kann auf überaus höfliche Grobiane treffen, die niemals anerkennen werden, dass sie der Grobheit schuldig sein könnten.

       Man wird fragen, ob ein Buch über gutes Benehmen Teil der Lehre des Lebens ist. Das ist es, und es ist notwendig, sich Feinheit des Verständnisses anzueignen, um das Bewusstsein zu verfeinern. Jetzt sprechen Wir über etwas, das mit menschlichen Worten kaum auszudrücken ist. Viele Grundlagen sind unaussprechlich, sie müssen erfühlt werden. Solche wortlosen Erkenntnisse und Übereinstimmungen stellen die Verbindung zu zukünftigen Errungenschaften dar. Nicht Worte, sondern Gefühle bleiben im Gedächtnis und bilden die Grundlage der Evolution. Ein im Fühlen verfeinerter Mensch wird daher nicht grob sein.

       Der Denker sprach: „Versteht es zu fühlen, sonst wird man denken, ihr hättet eine Schweinshaut.“

 

       327. Urusvati kennt gewisse Menschen, die ein Kirchen- nicht von einem Alarmläuten unterscheiden können. Sind ihre Ohren etwa anders konstruiert? Das nicht, doch sie missbrauchen den freien Willen. Sie fürchten das Alarmgeläut und suchen sich das Gegenteil einzureden, ungeachtet aller Offensichtlichkeit. Verschiedene Menschen verfallen dieser Heuchelei. Es ist unmöglich, sie zu überzeugen, wenn sie sich voreingenommen entschließen, das zu hören, was ihnen genehm ist.

       Man kann sich vergewissern, wie sehr der Fortschritt durch solche Eigenwilligkeiten verzögert wird. Es lassen sich hierbei lehrreiche Beobachtungen anstellen. Sprecht irgendeine einfache Redewendung aus und lasst verschiedene Leute ihren Sinn erklären, so werdet ihr die gegensätzlichsten Missdeutungen erhalten. Die Redewendung kann völlig klar sein, doch der freie Wille kann ihre Bedeutung verdunkeln und seine eigene Absicht unterschieben.

       Der Denker wies darauf hin: „Die Menschen sind bereit zu antworten, ohne überhaupt die Frage angehört zu haben.“ Sie antworten nach der Größe des Gesprächspartners, nach seiner Kleidung und schließlich auch noch nach seiner Handschrift. Letztere könnte vielleicht Bedeutung haben, doch die Menschen rufen nicht ihr Gefühlswissen zu Hilfe. Sie fällen ihre Entscheidung nach äußeren Merkmalen, und solche Äußerlichkeiten haben nur geringen Wert.

       Auch wollen wir die Raserei des freien Willens nicht vergessen; auf diese Krankheit, die zu verhängnisvollen Folgen führen kann, wurde schon vor langem hingewiesen. Der Mensch stellt sich vor, er habe einen durch nichts begrenzten Willen, und beginnt auf diese Weise, die grundlegenden Gesetze zu verletzen. Der Wille ist kostbar, wenn er sich mit den Gesetzen des Daseins in Harmonie befindet. Viele verstehen dies nicht, da für sie der Wille ungezügelt sein muss. Der Erfahrene jedoch weiß, dass Wille und Freiheit nur bei der Wahrung der Gesetzlichkeit lebendig sind, anderenfalls werden wir aus einem Alarm- ein Kirchenläuten herauszuhören versuchen.

       Der Denker lehrte, die Stimme der Glocke zu verstehen.

 

       328. Urusvati weiß, dass die sich Verkörpernden mit guten Absichten auf die Erde kommen – so lautet das große Gesetz. Selbst wer aus den niedersten Schichten kommt, erhält vor der Verkörperung eine Erleuchtung über das Gute als die Grundlage des Daseins. Doch wie jedes Aroma, selbst das beste, den Raum nicht für lange Zeit zu sättigen vermag, so werden auch die guten Absichten unter der Wirkung verschiedener Einflüsse zerstreut.

       Ein Kind ist nicht böse, kann sich aber sehr schnell das atavistische Erbe aneignen. Aus den kleinsten Einzelheiten des Lebens können üble Gewohnheiten geschaffen werden, die man als die Tore des Bösen bezeichnen kann. So verliert sich die in der Feinstofflichen Welt erfahrene Erleuchtung.

      Man muss verstehen, wie weitgehend die Versenkung in den grobstofflichen Körper alle Eindrücke der Feinstofflichen Welt unterbindet. Dennoch kann man viele Angaben über das Leben in der Feinstofflichen Welt sammeln, am besten aus den vereinzelten Zeugnissen von Menschen, die unerwartet Schimmer [von Erleuchtung] empfangen haben. Unter solchen Angaben kann man viele aufrichtige finden, da der Unvorbereitete selbst überrascht wurde und seine Eindrücke daher unmittelbar zum Ausdruck bringt.

       Es ist äußerst lehrreich, Dorfbewohner zu befragen, die, mitten in der Natur lebend, vieles bemerken, es aber aus Furcht vor Spott nicht erzählen. So kann man bestätigen, dass jeder Mensch Kontakt zu irgendwelchen Phänomenen hat; der Unterschied liegt darin, dass die einen ihnen Aufmerksamkeit schenken, andere aber sich nicht herzlich zu all dem verhalten können oder wollen, was sich jenseits der Grenzen ihres Verstandes befindet. Wir werden noch auf die Wahrnehmung des Übergangs in die Feinstoffliche Welt zurückkommen.

       Der Denker lehrte, sich besonders auf ungewöhnlichen Erscheinungen zu konzentrieren.

 

       329. Urusvati weiß, dass der Übergang in die Feinstoffliche Welt von unterschiedlichsten Empfindungen begleitet werden kann, von überaus schmerzhaften bis zu glückselig-herrlichen. Doch wir wollen jetzt nicht die Extreme betrachten. Man muss seine Aufmerksamkeit auf den mittleren Zustand richten, der von der Mehrheit erreicht werden kann.

       Stellen wir uns einen Menschen vor, der den Nutzen des Guten kennt und die Macht des Gedankenschaffens versteht. Überdies erkennt er das jenseitige Leben an und bedauert nicht, die Erde zu verlassen, da er von der Rückkehr in die grobstoffliche Existenz weiß. Ein solcher Mensch vermag ruhig zu entschlafen und sich in der jenseitigen Welt wiederzufinden, ohne das Bewusstsein zu verlieren. Er wird keine Schmerzen empfinden, da sein feinstofflicher Körper nicht von begangenen Verbrechen belastet ist, nicht einmal von gedanklichen; er wird auch nicht bedrückt sein und schnell seine Umgebung verstehen. Er wird die Furcht vertreiben, denn er versteht, dass Gedanken ein starker Schild sind.

       Besonders wertvoll ist, dass der Mensch auch in durchschnittlichem Zustand ohne langen Schlaf auskommen kann. Er kann unverzüglich zu Erkenntnis und Arbeit übergehen. Er vermag seine Gewandung selbst zu bestimmen und rasch Verbindung zu nützlichen Mitarbeitern aufzunehmen. Er ist in der Lage, alle Vorteile der Feinstofflichen Welt zu erlangen und die Annäherung an die höheren Sphären zu beginnen, und dies in vollem Wagemut.

       Heute schon wird ein solcher Mensch über die Feinstoffliche Welt als über einen Zustand der Freude nachdenken, und mit einem solchen Denken schafft er bereits seine zukünftige Freude. Er wird seine früheren Kenntnisse festigen, denn wenn er sie nicht hervorzurufen wünscht, werden sie nicht in sein Bewusstsein eingehen. Mögen die Menschen das Wort im Gedächtnis behalten und verstehen: „Wer empfangen will, der empfange!“.

       Der Denker erinnerte an dieses Wort, weil die Menschen sich ihrer Errungenschaften selbst berauben.

 

       330. Urusvati weiß, dass in der Feinstofflichen Welt viel Hilfe und Barmherzigkeit offenbart werden. Sogar dorthin, wo Rache und Hass lodern, lenkt der Führer ein übergroßes Maß an Hilfe und gutem Zureden. Natürlich widersetzt sich der freie Wille oft und zieht es vor, sich erneut schweren Prüfungen zu unterziehen.

       Haltet es nicht für einen Widerspruch, wenn Ich sage, dass jeder, der sich zur Verkörperung begibt, einen Strahl der Erleuchtung erhält. Niemand wird von der Barmherzigkeit übergangen, und von jedem selbst hängt es ab, wie er diesen Segen gebraucht. Ihr wisst sogar aus dem irdischen Alltagsleben, wie der nützlichste Rat abgelehnt wird. Auch in der Feinstofflichen Welt beobachten Wir oft, wie man die Erleuchtung entstellt.

       Die erneut von der Erde Zurückkehrenden bringen viele Überreste mit hinüber. Schlechte Einflüsse sind nicht allein auf der Erde stark. Dabei können nicht überwundene Leidenschaften weniger schädlich sein als Vorurteile. Leidenschaften können Bewegung fördern, unwissende Vorurteile jedoch sind Brutstätten der Zersetzung.

      Daraus darf man nicht ableiten, dass Wir Leidenschaften gutheißen; Wir weisen nur darauf hin, dass in Bewegung der Keim des Erfolges enthalten sein kann, während Unwissenheit bereits hoffnungslos ist. Unter Unwissenheit verstehe Ich bewussten Widerstand gegen das Wissen, und ein solcher existiert sowohl auf der Erde als auch in der Feinstofflichen Welt. Auch dort gibt es solche Scheusale, die behaupten, Wissen sei die Ursache der menschlichen Nöte.

       Ich wünsche, dass die Mitarbeiter sich die verschiedenen Schichten der Feinstofflichen Welt vor Augen halten. Es gibt nichts Schlimmeres, als sich die Feinstoffliche Welt als einen Ort verschönten Wohllebens vorzustellen! Die Erde stöhnt doch unter Mord, Gewalt und Lüge. Die Folgen dieser Verirrungen erfüllen auch die Feinstoffliche Welt. Wir sind nicht erstaunt, wenn die Menschen nicht einmal den besten Rat annehmen; das bedeutet, dass der Boden noch nicht bereitet ist.

       Sagt den Freunden auch, dass sie sich im irdischen Leben noch nicht darauf festlegen mögen, was sie in der zukünftigen Verkörperung zu sein wünschen. Der Grund liegt darin, dass die Feinstoffliche Welt derartige Möglichkeiten gewährt, dass irdische Begrenzungen und Maßstäbe sie nur schmälern können. Möge das irdische Leben Ausdruck der besten Aufspeicherungen sein.

      Nicht selten beginnen die Menschen, über ihre zukünftige Verkörperung nachzudenken; nützlicher ist es jedoch, einen solchen Entschluss in die Feinstoffliche Welt zu verschieben. Es kann nämlich geschehen, dass man gar nicht zur Erde zurückzukehren braucht, oder dass man für längere Zeit in der Feinstofflichen Welt arbeiten muss, um einen besonderen Auftrag zu erfüllen. Ein solcher Auftrag bringt einen der Arbeit der Bruderschaft näher.

       Ihr erinnert euch an den Arzt U., der sich für eine überaus lange Zeit in der Feinstofflichen Welt aufhielt und der Menschheit große Hilfe erwies. Doch dieser Auftrag war ihm erst in der Feinstofflichen Welt klar geworden. Ein solcher Auftrag hat nichts gemein mit den Faulpelzen, die neuen Prüfungen entgehen wollen und die nur die unausweichliche Frist auf die Erde zurücktreibt.

       Man muss verstehen, dass die Fristen für alle existieren, doch die einen begrüßen und die anderen verdammen sie. Viele möchten schon vor der Frist zurückkehren, doch andere bemühen sich eifrig, ihr wenigstens für eine kurze Zeit zu entrinnen, wofür sie sogar eine neue Arbeit erfinden.

      Es lassen sich viele verschiedene Fälle nennen, doch jetzt sollen jene Aufträge hervorgehoben werden, die näher an die Bruderschaft heranführen. Bei einer solchen Arbeit ist es möglich, auch ohne Verkörperung erfolgreich voranzuschreiten.

       Der Denker lehrte: „In allen Zuständen können wir nützlich sein, und eine solche Bereitschaft ist bereits ein Sieg.“

 

       331. Urusvati kennt viele Fristen. Die Menschen wundern sich vielleicht darüber, dass vor zehn Jahren auf die Ereignisse in China und Spanien hingewiesen wurde; auch bei vielen anderen Ländern wurde auf Evolution oder Involution hingewiesen. Man muss sich daran erinnern, dass Hinweise manchmal in Symbolen gegeben wurden – so wurde ein Bild aus dem Dreißigjährigen Krieg[134] übermittelt, um auf die Verrohung Deutschlands hinzuweisen.

       Es könnte gefragt werden: Warum werden einige Voraussagen in bestimmter Form, andere dagegen nur in Symbolen gesandt? Dafür gibt es viele Gründe. Es kann karmische Bedingungen oder Einbrüche des freien Willens geben. Man kann ein Volk von Grobheit zurückhalten, ein falsch verstandener freier Wille jedoch kann ein düsteres Bewusstsein nur noch vertiefen.

       Desgleichen könnte man fragen: Wie ist es möglich, irdische Ereignisse frühzeitig vorauszusehen. Sollten sie sich in der Feinstofflichen Welt bereits genauso ereignet haben? Eine solche Vermutung entbehrt nicht der Grundlage. Wahrlich, vieles nimmt in der Unbegrenztheit Gestalt an, doch lässt sich daraus nicht ableiten, dass irdische Handlungen nur Schatten von Ereignissen sind, die bereits in der Feinstofflichen Welt stattgefunden haben. Irdische Worte sind nicht zu finden, um die Koordinierung der Ereignisse auf den verschiedenen Ebenen zu beschreiben. Viele räumliche Wellen machen die kosmischen Vorgänge zu einer Einheit.

       Ein Arzt kann anhand des Beginns einer Erkrankung ihre Entwicklung beurteilen, doch vor einem tödlichen Ende lassen sich noch verschiedene Mittel anwenden. So ist es auch mit den Ereignissen, deren Ausmaße von vielen Einwirkungen abhängen können. Unsere Einflussnahme wird immer auf den Nutzen ausgerichtet sein, doch diese Wirkungen muss man unterscheiden können. Bei einer bestimmten Beobachtungsgabe kann man sich davon überzeugen, dass viele Ereignisse sich in unerwarteter Weise gestalten. Ist da nicht die Annahme gerechtfertigt, dass es eine Führende Hand gibt?

       Der Denker strebte oft danach, die Schüler an die Möglichkeit unerwarteter Lösungen zu gewöhnen, die nicht von menschlichen Überlegungen abhängen.

 

       332. Urusvati weiß, dass im Fundament des Kosmos das Prinzip der Spirale angelegt ist. Das wird nicht nur durch die Physik, sondern auch durch die Evolution bestätigt. Das einfache Beispiel einer Schraube lässt die Bewegung der Evolution verständlich werden: Je mehr Windungen die Schraube aufweist, desto besser ist sie ihrem Zweck dienlich. Genauso ist es in der Evolution von Nutzen, dass diese Spirale möglichst viele Umläufe hat.

       Die Menschen wundern sich gewöhnlich, dass das menschliche Bewusstsein bereits durchschrittene Erfolge und Niederlagen fast noch einmal berührt. So könnte gefragt werden: „Warum kehrt man zurück, wenn man nur vorwärtsschreiten kann?“ Diese Rückkehr ist jedoch nur eine scheinbare. Die Evolution kehrt nicht zurück, sondern verläuft nur oberhalb früherer Etappen.

      Die Menschen klagen, dass sie erneut in Primitivität zurückfallen, doch diese Primitivität kann schon nicht mehr die frühere sein. Viele neue Faktoren sind ins Leben eingegangen. Man darf das Leben nicht in einseitiger Weise betrachten, denn es schafft eine volle Synthese, und nur bei einer solchen Vielfalt kann man sich davon überzeugen, dass sich ein Umlauf der Spirale vollzogen hat.

       So wird vorstellbar, dass wir unsere früheren Behausungen nochmals passieren, allerdings bewegen wir uns schon auf einem höheren Umlauf. Man kann das Symbol des Turmes auch als eine Wendeltreppe darstellen, auf der die Menschen in die Unbegrenztheit schreiten. Man muss ständig an das Prinzip der Spirale erinnern, anderenfalls werdet ihr viele Fragen nicht beantworten können.

       Warum hat die Menschheit sich im Verlauf von Millionen Jahren nicht erfolgreich entwickelt? Dazu muss man verstehen, dass die Evolution voranschreitet, der Kreis ihres Umlaufs jedoch sehr groß ist.

       Es ist richtig, dass die Menschen sich in Grobheit und Lüge versenkt haben, doch zugleich haben sie auch von vielen Wissensgebieten Besitz ergriffen. Es ist nicht leicht, derartige Spannweiten in Harmonie zu bringen, darum werden wir die Menschheit lieben.

       Der Denker lehrte: „Liebt nicht den Menschen, sondern die Menschheit!“

 

       333. Urusvati kennt die Gründe für das besondere System unserer Gespräche. Unwissende werden sagen, es gebe gar kein System, sondern nur einen Haufen von Aphorismen; vieles werde in Verbindung mit den laufenden Ereignissen hereingeweht und vieles grundlos wiederholt. So können nur Menschen sprechen, die von sich selbst ausgehen; sie denken jedoch nicht über die Notwendigkeit eines Rhythmus nach, der eine Erweiterung des Bewusstseins fördert. Es ist unmöglich, die Gespräche nach formalen Aufgabenstellungen einzuteilen.

       Man könnte ein Buch nur über Freude schreiben, doch Wir ziehen es vor, einzelne Funken von Freude in Verbindung mit der Erwägung über verderbliche Gefahren zu geben. Jede Erörterung wird in einem bestimmten Rhythmus gegeben. Ihr wisst, dass viele sehr feine Seidengewänder wärmer sind als ein Pelz. Wiederholung und Aufschichtung ergeben eine gewaltige Aufspeicherung von psychischer Energie, doch muss die Aufschichtung in einem bestimmten Rhythmus erfolgen.

       Es wäre nicht nützlich, nur eine Gruppe von Nervenzentren in Tätigkeit zu versetzen. Das Studium der Lebensgrundlagen ist vielgestaltig, und das Schleifen dieser Facetten kann nicht einseitig sein. Man muss verstehen, wie viele Seiten des Lebens sich im Verlauf eines einzigen Tages vor dem Menschen abspielen! Die Aufschichtungen von Rhythmen und Reflexen sind verschiedenartig, und der gewöhnlichste Erdbewohner wird zum Mitarbeiter an vielen Ereignissen. Es mag sein, dass er diesen Druck nicht wahrnimmt, doch er existiert, und wenn man daher von den Lebensgrundlagen spricht, muss man an sie in all ihrer Vielgestaltigkeit herangehen.

       Es kann nicht nur eine einzige Freude geben, es gibt vielmehr eine unendliche Vielzahl von Freuden, und jede von ihnen berührt eine besondere Verbindung von Nervenzentren. Möge man mehr über Rhythmus und Vielgestaltigkeit nachdenken.

       Der Denker bestätigte, dass jede gute Handlung rhythmisch ist.

 

       334. Urusvati kennt die Magnetisierung von Gegenständen. Ihr habt euch davon überzeugt, wie psychische Energie Wasser magnetisiert. Mineralhaltige, besonders eisen- und lithiumhaltige Wasser sind sehr empfänglich für Magnetismus. Das ist keine Magie, sondern ein wissenschaftlicher Vorgang. Man kann auch sehen, wie Wasser sich nach und nach entmagnetisiert, wenn die Einwirkung der Energie endet. Das gleiche geschieht mit allen Gegenständen. Es ist wichtig, dass die Einwirkung des Magnetiseurs aufrechterhalten bleibt.

       In der Tat kann der Magnetismus auf Gegenständen über ganze Jahrhunderte hinweg erhalten bleiben, wenn die Person, die ihn aufgeschichtet hat, ihre Einwirkung nicht abbricht. Daher liegt der Magnetismus nicht im Gegenstand selbst, sondern in der Person. Eine Entmagnetisierung kann mittels eines bestimmten Verfahrens vorgenommen werden; diesen Umstand muss man im Blick haben.

       Es gab Fälle, da magnetisierte Gegenstände in die Hände schlechter Menschen fielen, welche dann die heilsame Energie missbrauchen konnten. In einem solchen Fall ist es unerlässlich, den Magnetismus der Gegenstände zu unterbinden. Möge die Energie nur dort bleiben, wo ein guter Umgang gewahrt ist. Dieses Gesetz ist sehr wichtig, denn auf dem Markt kann man ehemals verehrte Gegenstände finden, die zu einer Quelle von Eigennutz wurden.

       Besonders beachten muss man, dass Mineralien die Einwirkung der psychischen Energie leicht aufnehmen. Auf ihnen gibt es weniger Mikroorganismen und die Energie ist weniger Veränderungen unterworfen. Schlechter steht es mit textilen und ledernen Gegenständen. Die Mikroorganismen eignen sich die Energie leicht an, und es ergibt sich eine besondere, komplizierte Substanz. Daher raten Wir, solche Gegenstände besser dem Feuer zu übergeben.

       Vor langem wurde gesagt, dass auch der stärkste Talisman in bösen Händen kraftlos ist. Ein Fluch vermag über viele Jahrhunderte hinweg wirksam zu sein, ein guter Talisman jedoch wird in bösen Händen keine Wirkung zeigen. Eine besondere Beschwörung kann die Kraft von Gegenständen sehr verstärken, wenn diese sich lange in dem Raum befanden, in dem die Beschwörung stattfand.

       Jetzt jedoch möchte ich auf eine andere Eigenschaft hinweisen. Es ist nicht der Gegenstand selbst, sondern die Energie, die erneuert oder unterbunden werden kann.

       Mögen die Räuber nicht denken, man könne lebendige Energie stehlen. Der Räuber wird vor einer leeren Grube stehen. So wandelt sich Magie in einen wissenschaftlichen Vorgang. Wer Ohren hat, der höre.

       Über die Einwirkung von Gedanken auf Gegenstände haben wir bereits gesprochen. Wahrlich, es ist leichter zu magnetisieren als zu entmagnetisieren, doch ein konzentrierter Wille kann einen Magnetismus aufheben, wenn dieser vom ursprünglichen Magnetiseur ausgeht. Wir bestätigen, dass entmagnetisierte Gegenstände geradezu entgegengesetzt wirken. Die lebendige Energie wurde von ihnen abgezogen, sie sind entblößt und dem Chaos ausgesetzt.

      Es gibt keine Legende, die nicht eine wissenschaftliche Wahrheit zur Grundlage hat. Man hat gesagt, der Gedanke sei das Gewand eines Gegenstandes. Mit dieser Redewendung wird über die Aufschichtungen der Gedanken und die Ausstrahlungen der Energie gesprochen.

       Der Denker riet, Gegenstände, die mit guten Wünschen gegeben wurden, sorgsam zu verwahren. Er sprach: „Wir sind nicht abergläubisch, sondern Wissenschaftler, und deshalb wissen wir, dass eine Hand, die eine Gabe ans Herz hält, ein Teilchen ihrer Seele hingibt.“

 

       335. Urusvati weiß, dass nicht selten Begegnungen mit Dienern der Finsternis stattfinden. Man muss ihre Verschiedenartigkeit kennen. Sie können hässliche Gesichter haben, die man sofort erkennt, doch gibt es auch andere, die von Glanz umgeben sind. Nur ein erweitertes Bewusstsein vermag das Wesen dieser Personen zu erfühlen.

       Man könnte fragen: „Geschieht es auch, dass Wir solchen Feinden begegnen?“ Ja, oft, und Wir müssen sogar ständig mit ihnen nicht nur kämpfen, sondern auch reden. Sie lassen keine Gelegenheit aus, um sich bei Unseren Reisen zu nähern und zu versuchen, die Energie auszunutzen. Dabei muss man ihnen Gerechtigkeit widerfahren lassen: Die Finsteren scheuen keine Mühe und sind zur Selbstaufopferung bereit. Sie ertragen den Schmerz, der durch die Berührung mit Energien und Strömen entsteht, die ihnen fremd sind. Es ist bedauerlich, dass die sogenannten Diener des Heils bei weitem nicht solche Hingabe an den Tag legen.

      Man kann sagen: Nicht jene sind gefährlich, welche die Wahrheit in rasender Wut verwerfen; nicht jene sind gefährlich, die in hässlicher Weise die Wahrheit verkünden; gefährlich sind vielmehr die teilnahmslosen, die toten, die durch kein Wort der Wahrheit in Bewegung versetzt werden können.

      Die Lästerer und falschen Verkünder erkennen nicht, dass sie Aufmerksamkeit erregen. Über solche Finsteren kann man nur lächeln. Irgendetwas nötigt sie, alle Energie aufzubringen und laut über die Wahrheit zu schreien. Während die Anhänger des Guten unhörbar flüstern, zerreißen sich die Herolde der Feinde, um die Nichtexistenz der Wahrheit darzulegen. Urteilt selbst, was mehr Nutzen bringt: Das vorsichtige Flüstern oder das Sprachrohr der Lästerung?

       Wenden wir unseren Blick in die Vergangenheit und sehen wir, dass die lichtesten Bewegungen durch die Wut von Schmähern ins Leben gerufen wurden. Wenn die Wahrheit nicht existierte, bräuchte man sich ihretwegen nicht zu zerreißen, doch wenn die Wahrheit lebt, erweist sich ihre Lästerung als ihre Verkündigung – das haben Wir den Gegnern nicht nur einmal gesagt. Es gibt jedoch ein Gesetz, das ihre Anstrengungen in eine Verherrlichung der Wahrheit verwandelt.

      Ebenso schaffen auch die falschen Verkünder einen Nutzen, denn sie geben sich Mühe, zu den Massen über Wahrheit zu sprechen. Mögen sie daher verkünden, ohne zu wissen, was sie damit schaffen. Möge die Hülle abfallen, das Wasser (…) wird dennoch weiter fließen.

       Der Denker sprach nach dem Besuch eines Unbekannten: „Er ist kein guter Mensch, doch spricht er viel von der Wahrheit. Möge die Wahrheit verherrlicht werden!“

 

       336. Urusvati weiß, wie sehr Wir Uns um jede Entstellung der Wahrheit grämen. Wir sagen, dass falsche Propheten weniger gefährlich sind als gefühllose, geistig tote Menschen, doch diese Gegenüberstellung ist sehr relativ. Wir wollen die falschen Propheten nicht rechtfertigen – das muss man sich einprägen. Denn anderenfalls könnten die Menschen falsche Schlussfolgerungen ziehen.

       Jeder weiß, dass falsche Propheten um ihres eigenen Vorteils willen arbeiten, und ein solcher Umstand hat mit der Lehre über das Neue Leben nichts gemein. Man kann die falschen Propheten fragen, ob sie viel Silber angehäuft haben. Jeder von ihnen wird schweigen. Er versteht sehr wohl, dass die Lehre für ihn eine Milchkuh darstellt. Die Menschen können jedoch nicht verstehen, wie man an einem Tag davon sprechen kann, dass falsche Propheten nicht gefährlich seien, sie an einem anderen Tag aber missbilligt.

       Relativität und Gegensätzlichkeit werden viel zu wenig verstanden. Die irdischen Verhältnisse sind jedoch derart kompliziert, dass ein ungewaschener Mensch im Vergleich mit einem Schornsteinfeger sauber erscheint. Wir werden nicht müde zu wiederholen, dass Harmagedon auch in den zahlreich herbeigeströmten falschen Propheten zum Ausdruck kommt. Sie treten in allen Ländern auf. Sie verstehen es, das zu bestätigen, was die Masse wünscht. Wir werden solche lebenden Grimassen nicht berichtigen, doch sie können einen wahrlich betrüben.

       Eine Verzerrung der Wahrheit kann bewusst oder unbewusst erfolgen. Die Menschen werden beteuern, dass sie sich einer Verzerrung nicht bewusst seien, doch gerade die, die so sprechen, handeln größtenteils bewusst. Der Unterschied besteht nur darin, dass es Bewusstheit verschiedener Grade gibt. Oft kann man sehen, dass die unwahrscheinlichsten Auftürmungen erfunden werden, und das nur wegen eines kleinen Vorteils für sich selbst, um die Eigenliebe zu befriedigen oder eine Handvoll Silber zu erhalten. Dabei wird vergessen, dass ein erbärmliches Bakschisch[135] in keinem Verhältnis zur Größe der Erschütterung der Wahrheit steht.

       Es ist unmöglich, die Windungen des menschlichen Denkens zu begreifen, das miteinander nicht vergleichbare Begriffe in die Waagschale wirft; doch die Menschen werden sich damit rechtfertigen, dass sie die Wahrheit nicht kennen und sie somit auch nicht entstellen können.

       Ihnen muss man sagen: Wenn ihr die Wahrheit nicht kennt, seid ihr dennoch in der Lage, nach ihr zu streben und in einem solchen Bestreben ihre ersten Anzeichen lieben zu lernen. Die Hauptsache ist, zu lieben und nicht zum Verräter zu werden.

       Der Denker rief aus, als er einmal eine Staubwolke auf dem Weg erblickte: „Wer geht dort: Ein guter Bote oder ein Mörder? Doch das Herz weiß, dass es kein Mörder ist, der sich nähert.“

 

       337. Urusvati liebt den Verkehr mit Uns. Man kann ihn weder anordnen noch mit dem Verstand hervorrufen, allein die Macht der Liebe vermag ihn ins Leben zu rufen.

       Achtet darauf, was Ich sage. Nicht selten versammeln sich Menschen, um gemeinsam ihr Denken zu konzentrieren, und eine solche Übung ist gut. Ebenso kommen Menschen zusammen und senden Gedanken zur Rettung der Welt aus, und ein solches Bestreben ist lobenswert. Desgleichen senden Menschen Gedanken zum Zweck einer Heilung aus, und solche Sendungen sind gutzuheißen.

      Zur Zeit gibt es viele Zusammenkünfte, in denen Menschen versuchen, Gedanken mit guten Zielen auszusenden. Doch man verliert den Verkehr mit Uns aus den Augen. Indessen würde er auch bei vielen anderen guten Vorhaben behilflich sein.

       Wir verurteilen eine Gruppe von Menschen nicht, die sich auf ihre Weise bemüht, ihr Denken zu vereinigen und zu stärken. Sie handelt auf ihre Weise würdig. Doch um wieviel mehr könnten solche Menschen ihre Sendungen verstärken, wenn jeder von ihnen den Verkehr mit Uns lieben lernen würde! Jeder vermag einen wenn auch nur kleinen Teil seiner Zeit der gedanklichen Vereinigung mit Uns zu widmen, doch nur die Liebe kann als Brücke dienen.

       Es ist dafür nicht nötig, sich mechanisch anzuspannen. Nicht nötig sind Abzählen oder Wiederholungen von hunderterlei Namen. Notwendig allein ist, eine solche augenblickliche Hinwendung lieben zu lernen und zu fühlen, welch herrliche Flügel dadurch erwachsen! Wir schätzen jede solche Brücke der Liebe. Sie wird auf der Liebe zur Arbeit aufgebaut. Und so gründet auch der Verkehr mit Uns auf Liebe zur Arbeit. Natürlich kann jede Harmonie zerstört werden, und solche Risse sind schwer zu heilen.

       Der Denker sprach angesichts einer zerbrochenen wertvollen Amphore: „Groß ist die Macht des Menschen; er vermag das schönste Gefäß zu zerschlagen.“

 

       338. Urusvati weiß, wie reichlich der Mensch mit mächtigen Substanzen ausgestattet ist. Das chemische Laboratorium des Menschen ist phänomenal. Wahrlich, man kann sagen: Nirgends können so viele Kräfte konzentriert werden wie im menschlichen Organismus. Nicht zufällig gab es die Theorie, dass der Mensch sich von allen Krankheiten mittels seiner eigenen Absonderungen heilen könne.

      Vergessen wir auch nicht, dass der menschliche Chemismus überaus fein ist, denn er befindet sich unter dem Einfluss der psychischen Energie, die sich ihrerseits in beständiger Verbindung mit den räumlichen Strömen erneuern kann.

       Stark ist das menschliche Gift und heilsam die psychische Energie. Wenn Ich also über die Notwendigkeit psychischer Wechselbeziehungen spreche, gebe Ich diesen Rat nicht nur als Lehrer und Humanist, sondern auch als Arzt. So rate Ich beispielsweise dazu, die Milz in reinem Zustand zu halten und weise darauf hin, mit aller Kraft eine feierliche Verfassung zu wahren. Man könnte sich wundern, was die Milz und eine feierliche Verfassung gemeinsam haben. Doch die Milz ist das Organ der Harmonie, und daher ist es notwendig, sie mittels einer erhabenen Geistesverfassung zu reinigen.[136]

      Die Menschen nehmen an, psychische Einwirkungen seien nur für das Nervensystem notwendig. Keineswegs, solche Einwirkungen sind für viele Organe erforderlich. Das Beispiel der Milz ist besonders charakteristisch. Ich führe gerade die Milz an, weil man sich an dieses Organ im Alltag weniger als an die anderen erinnert, und auch deswegen, weil sie besonderer Aufmerksamkeit bedarf.

       Wir sind überaus bekümmert, wenn Wir sehen, dass die Harmonie verletzt wird. Stellt euch vor, dass ein Einfluss auf eine bestimmte Anzahl Menschen ausgeübt wird, doch dann ein oder mehrere Teilnehmer aus der Gruppe herausfallen. Man kann sich vorstellen, welche Perturbationen[137] sich in den Strömen vollziehen werden und wie viele Gefahren entstehen können! Es kommt auch vor, dass ein Kranker anstelle der ihm zugeteilten Dosis eine für viele bestimmte Portion zu sich nimmt; die Folgen können entsetzlich sein. So lassen sich viele Beispiele aus dem ärztlichen Bereich anführen. Sie erinnern daran, dass psychische und chemische Einwirkungen untrennbar sind.

       Der Denker sprach: „Ich kann nicht die Last der ganzen Masse tragen.“

 

       339. Urusvati weiß, dass man einen Menschen in der Not erkennt, so entspricht es irdischer Gewohnheit. Wir bezeichnen dies nicht als Gesetz, denn ein Gesetz müsste für jede Art von Erschütterung gelten. Eigentlich sollten Begeisterung und Glück den Menschen stärker erschüttern, doch sogar trügerisches Wohlergehen lässt die Menschen gefühllos werden. Es ist eine hässliche Lage, wenn ein Mensch nur im Unglück eine Verfeinerung seiner Gefühle erreichen kann.

       Im Verlauf vieler Generationen haben die Menschen sich daran gewöhnt, Nöte zu verehren: Die Götter senden das Unglück. Der Mensch vergisst nicht, um Hilfe zu flehen, doch sehr selten dankt er für empfangenes Glück. Über diese Binsenwahrheit lohnt es sich eigentlich nicht zu sprechen, doch vom Standpunkt wissenschaftlicher Erfahrung muss man darüber schreiben.

       Die Widerspiegelung elender Gefühle ist höchste Verwirrung. Man kann beobachten, welche Zickzacklinien auf einem Bildschirm aufflackern, während die Darstellung von Begeisterung einen schönen Kreis formt. Man kann sich davon überzeugen, dass die Verwirrung nicht nur Gifte erzeugt, sondern auch die Organe gleichsam in Erstarrung versetzt. Das gesamte Laboratorium des Organismus geht in Unordnung über. Eine solche Erstarrung bezeichnen Wir als den Tod der psychischen Energie.

       Nicht selten fällt ein erschütterter Mensch in Ohnmacht. Man darf Ohnmacht nicht mit Lethargie[138] verwechseln. Ohnmacht ist Erstarrung, Lethargie hingegen ist voller Arbeit des Bewusstseins. Ein Mensch fällt selten aufgrund einer äußeren Erschütterung in Lethargie. Die Ursache der Lethargie ist unvergleichlich feiner. Der Mensch wird während der lethargischen Phase nicht selten von Keimen gefährlicher Erkrankungen geheilt. Keineswegs darf die Lethargie selbst als Krankheit angesehen werden. Sie stellt eine außergewöhnliche Erscheinung dar.

       Man kann nur bedauern, dass während einer Lethargie nur höchst einseitige Beobachtungen durchgeführt werden. Es geht nicht darum, wie der Schlafende zu ernähren ist, man muss vielmehr den Rhythmus des Pulses und die Reflexe des Gehirns studieren. Der Schlafende darf nicht mit Gewalt geweckt werden, denn er sieht andere Welten. Er kann vieles erzählen, wenn er aufmerksam gefragt wird.

       Die Folklore bewahrt Erzählungen von schlafenden Königstöchtern und Hünen, die bewegungslos verharrten. Das Volk hat weise erfasst, wie es zu einem solchen besonderen Zustand kommt, der dann von vertiefter Tätigkeit und Heldentum abgelöst wird. Wahrlich, in Zukunft wird die Medizin in der Lage sein, Perioden einer solchen Erneuerung der Kräfte zu schaffen. Man kann aus dem fernen Altertum berichten, dass solche Versuche bereits durchgeführt wurden.

       Ihr wisst, dass bei Uns während langer Flüge eine ähnliche Erscheinung vor sich geht. Man muss jedoch alle Fürsorge aufwenden, um die Anzeichen des Erwachens nicht zu versäumen. Unter gewöhnlichen Bedingungen ist es schwer, bis zum Ende achtzugeben; es ist möglich, die lehrreichsten Anzeichen zu versäumen, so dass der Betreffende anschließend alles vergisst und sogar unter dem Zwang ungeschickter Fragen zu versichern beginnt, er erinnere sich an nichts. Davon haben wir schon gesprochen.

       Man kann jedoch nicht sagen, dass solche Versuche in Unserer Wohnstätte oft stattfinden. Außerhalb der Zeiten, in denen eine gemeinsame Anspannung erforderlich ist, dürfen Wir keinerlei Erscheinung versäumen, und jeder Wille ist angespannt.

       Dereinst werden die Menschen sich wundern, dass sie sich durch Not verfeinert haben, wobei sie aber viele Möglichkeiten zu einer Erhebung des Bewusstseins verstreichen ließen. So muss man sich vorstellen, wie viele verschiedene Möglichkeiten Wir der Menschheit gewähren.

       Der Denker sprach: „Stammt der Mensch etwa vom Stein ab, da es für Funken der Schläge mit etwas Hartem oder Spitzem bedarf?“

 

       340. Urusvati weiß, dass der menschliche Organismus unter natürlichen Bedingungen Krankheiten ausgezeichnet bekämpfen kann. Dies bedeutet, man muss verstehen, von welcher Art der Organismus und die Bedingungen sind. Der Mensch sollte nach Möglichkeit weniger physisches Erbe mit sich tragen. Dafür muss die Regierung Maßnahmen ergreifen, und zur Zeit beginnt man bereits, darüber nachzudenken. Doch weniger Gedanken macht man sich über die natürlichen Lebensbedingungen. Sie laufen auf primitive sanitäre Maßnahmen hinaus, die Hauptgrundlage des Lebens aber bleibt unbeachtet.

       Es ist unmöglich, Gesundheit zu schaffen, ohne die psychische Seite zu beachten. Ein Beispiel: Menschen gehen in ein Sanatorium, um ihre Gesundheit wiederherzustellen, und geraten dort in eine zufällige Gesellschaft von Kranken. Man kann sich unmöglich vorstellen, dass eine solche Umgebung die psychische Seite des Organismus gesunden lassen könnte. Im Gegenteil, die Ansammlung von Kranken, deren Aufmerksamkeit auf ihre Krankheit konzentriert ist, kann nur Hypochondrie verstärken und sogar eine Verschlimmerung bewirken.

       Man muss sich des Altertums erinnern, da Kranke in die Einsamkeit gingen und Umgang nur mit der Natur pflegten. Dies taten sie nicht nur im Falle ansteckender Erkrankungen, sondern auch, wenn der Organismus einer Erneuerung bedurfte.

       Nicht zufällig bauen sich gewisse Menschen transportable Häuser oder ziehen es vor, in Zelten zu wohnen. Gewiss, eine Ansammlung vieler Zelte führt wieder zu städtischen Bedingungen. Doch beginnen die Menschen, von Einsamkeit zu träumen, und darin kommt der Instinkt von Selbsterhaltung und Gesundung zum Ausdruck.

      Wir senden Gedanken zur Gesundung aus, doch zu einer richtig verstandenen. Besonders jetzt muss man über die Gesundheit nachdenken. Die Menschen wissen, dass die Zerrüttung des Nervensystems den äußersten Grad erreicht hat. Sie verstehen, dass es unmöglich ist, sich auf einem Weg der Verwesung fortzubewegen. Doch nur wenige vermögen es, über die Bedeutung der Gesundheit in ihrem vollen Sinn nachzudenken.

       Nicht eine Psychologie kalter Erörterungen ist erforderlich, sondern erleuchtetes Streben zur Gesundung. Es sind Fälle bekannt, da Stadtbewohner sich als einfache Arbeiter verdingten, um aus der Routine des Stadtlebens herauszukommen. Der Entschluss ist lobenswert, wenn es gelingt, bei der Arbeit großen Menschenansammlungen zu entgehen.

       Erinnern wir uns verschiedener Versuche, bei denen Menschen die Notwendigkeit spürten, die ungesunden Lebensbedingungen zu verändern. Man muss das Streben zur Natur mit psychischem Entflammen verbinden, anderenfalls wird der Suchende beim ersten Regenguss zu weinen beginnen. Es wird eine Zeit kommen, da die Ärzte verstehen werden, dass der Organismus fähig ist, selbst gegen Krankheiten zu kämpfen.

       Der Denker sprach: „Noch nicht einmal ein Hund duldet es, dass man ihn in der Zeit einer Erkrankung stört; ist der Mensch etwa schlechter als ein Hund?“

 

       341. Urusvati weiß, dass Harmonie des Lebens die Gefühle des Menschen verfeinert. So braucht man also nur Harmonie herzustellen, und wenn sie herrscht, wird sich alles verfeinern und erheben. Harmonie ist keine kleine Bedingung!

      Die Menschen werden in äußeren Erscheinungen suchen, das Wesen der Dinge jedoch entgeht ihnen. Der Wilde lebt in bester Naturumgebung, ist aber von Harmonie weit entfernt. Der Städter ist von alltäglicher Hektik erdrückt und kann an Harmonie gar nicht denken. Sogar der feinsinnige Philosoph ist erstickt von der Sorge um den Verdienst. So erweist sich das Grundlegendste als vergessen.

       Die Menschen verstehen nicht, dass der Weg zur Harmonie in der Kunst des Denkens besteht. Viel Betrachtung ist notwendig, um den Segen der Harmonie zu verspüren. Nur die Kunst des Denkens kann nämlich Gefühle verfeinern. Wie aber kann man sich eine solche Kunst aneignen? Man kann überzeugt sein, dass der Analphabet sie manchmal beherrscht, während der noch so Belesene sich nicht einmal vorzustellen vermag, worin eine solche Kunst besteht.

       Wie soll man dem Menschen von der Kunst des Denkens erzählen? Viele fassen diesen Rat als missglückten Aphorismus auf. Wie soll man ihnen sagen, dass Unsere Weltanschauung auf das Denken über die Unbegrenztheit gegründet ist? Bei einem solchen Auftrag erweisen sich die irdischen Maße als unwichtig und leicht zu steuern. Man braucht das Konzept der Harmonie nicht zu fürchten, es ist auf alle Lebensformen anwendbar.

      Jeder Mensch kann die Empfindung von Harmonie in sich hervorrufen. Diesen Zustand kann man mit verschiedenen Namen belegen, doch sollte der Mensch verstehen, dass es ihm beschieden ist, früher oder später zum Empfinden der Harmonie voranzuschreiten, die auf der Kunst des Denkens beruht.

       Der Denker lehrte Seine Schüler, sich als Künstler zu empfinden – so könnten sie neue Arten von Harmonie schaffen.

 

       342. Urusvati weiß, wie hartnäckig die Kräfte des Chaos kämpfen. Der Widerstand gegen sie muss bewusst sein. Nur mit dieser Eigenschaft kann man die Elemente überwinden, derer die bösen Kräfte sich bedienen. So kann man zwei Strömungen unterscheiden: Die eine ist räumlich chaotisch, die andere ist die chaotische Einwirkung auf den schwachen menschlichen Willen. Sogar nicht schlechte Menschen können Opfer eines Ansturms des Chaos werden.

       Unter den Ereignissen kann man solche feststellen, die mit nichts anderem als einem Ansturm des Chaos erklärbar sind. Ihr habt von einem Mädchen gehört, welches mit der Kraft der psychischen Energie zu heilen vermag. Gegen sie wird ein Ansturm böser Kräfte geführt. Sogar durchaus nicht schlechte Ärzte lehnen sich auf, um die nützliche Heldentat zu verhindern. Solche Beispiele gibt es viele in verschiedenen Bereichen. Dabei springt ins Auge, dass auch Menschen sich auflehnen, die keinerlei Nachteil zu erleiden haben.

       Man kann erstaunt sein, dass scheinbar gebildete Menschen sich nicht schämen, sich zu besudeln, indem sie eine überaus nützliche Tat verhindern. Weshalb verwildern sie und führen schändliche Reden? Sind sie vielleicht besessen? Auch das geschieht nicht selten.

      Außerdem kann es auch eine durch Wellen des Chaos verursachte Betäubung geben, und ein solcher Umstand verdient wissenschaftliche Beobachtung. Es tritt zeitweise eine Art von Verdunkelung der Gefühle auf, und die Menschen können sich dann den schändlichsten Erscheinungen anschließen, ohne zu bemerken, was sie tun. Nach einiger Zeit schämen sie sich selbst, doch die Tat ist vollbracht und Karma hat bereits Gestalt angenommen.

       Man wird fragen: Ist es gerecht, Menschen für eine Betäubung durch das Chaos verantwortlich zu machen? Doch sie hätten sich ihm widersetzen können, wenn ihr freier Wille auf der Hut gewesen wäre. Man kann Menschen, die sich selbst blind machen und ihre Nachlässigkeit rechtfertigen, nicht ganz von einem Vorwurf freisprechen. So müssen wir zwischen bewussten Dienern der Finsternis und unbewusst betäubten Herumtreibern unterscheiden. Letztere dienen der Finsternis ebenfalls und sind mitunter sogar schädlicher als die Finsternis selbst.

      Man muss die Ströme des Chaos von einem wissenschaftlichen Standpunkt aus erklären. Mögen die verschiedensten Menschen davon erfahren, denn solche Dienste an der Finsternis gibt es in den verschiedenen grobstofflichen wie feinstofflichen Sphären.

       Der Denker warnte immer vor dem Ansturm des Chaos.

 

       343. Urusvati weiß, dass Wir das Leben der Tiere aufmerksam beobachten. Bei Uns werden Hunde, Ziegen, Yaks, Pferde, einige Kleintiere und Vögel gehalten. Wir studieren nicht nur ihre psychische Energie, sondern verwenden sie auch für medizinische Experimente. Natürlich lassen Wir keine Vivisektion oder Quälerei zu, die hauptsächliche Aufgabenstellung besteht vielmehr in der psychischen Energie der Tiere. Wir bilden sie nicht unter Zwang aus, sondern dringen in ihre Gedankenwelt ein. Nur bei einer solchen Annäherung kann man Vertrauen erwarten.

       Man muss sagen, dass die Beobachtung des Denkens und der Sprache der Tiere zu den unerwartetsten Schlussfolgerungen führen kann. Die Sprache der Tiere besteht nicht nur aus Lauten, sondern kommt besonders in Gebärden und Blicken zum Ausdruck. Solche Verfahren erinnern ein wenig an die Kommunikation in der Feinstofflichen Welt.

       Die Menschen nehmen an, dass man mit Tieren sprechen müsse. Eine solche Kommunikation führt nicht immer zu den besten Ergebnissen. Tiere verstehen Gedanken noch besser. Sie bedürfen keiner Worte, um die Verfassung ihres Herrn unfehlbar zu erkennen. Pferd und Hund verstehen ausgezeichnet, wann ihr Herr fröhlich, bekümmert oder beunruhigt ist. Sie erschrecken, wenn sie bei ihrem Herrn Angst spüren. Sie beginnen, um sich zu blicken, wenn das Denken des Herrn unruhig ist. Sie verstehen die Situation bei weitem besser, als die Menschen sich vorstellen. Man muss jedoch vor allem Vertrauen zum Menschen hervorrufen, und dieses grundlegende Gefühl wird nicht leicht gewährt. Erfahrung mit Tieren jedoch hilft bei allen psychischen Möglichkeiten.

       Psychiatern kann man raten, Beobachtungen an Tieren anzustellen, was viele Rätsel lösen wird. Seit den ältesten Zeiten hat es bisweilen Hinweise auf die besondere Bedeutung der Tiere im Leben des Menschen gegeben. Es war bekannt, dass Tiere die psychische Energie unterstützen, aber auch Wesen aus der Feinstofflichen Welt anziehen. Eine solche psychische Energie kann wohltätig, aber auch sehr gefährlich sein. In jedem Fall muss man vernünftig vorgehen. So darf man Tiere nicht in unmittelbarer Nähe zulassen. So ist in allem Zweckmäßigkeit erforderlich. Beobachtungen an Tieren sind jedoch nützlich.

       Der Denker lenkte die Aufmerksamkeit immer wieder auch auf das Denken der Tiere. Ein solcher Rat traf auf Spott, da Tiere keinen Verstand hätten. So war der Denker bestrebt, die Menschen über die psychische Energie zu unterrichten, die über die ganze Welt ausgegossen ist.

 

       344. Urusvati weiß, wie schwer die Last der Welt ist. Man kann daran erinnern, wie Unsere Schwester litt, als sie in Siena lebte[139]. Man muss die Aufmerksamkeit darauf lenken, dass ihre Schmerzen mit vielen Ereignissen in Frankreich und Spanien verbunden waren. Es traten bei ihr unerträgliche Schmerzen im Bereich des Sonnengeflechts auf. Sie sah anhand dieser Schmerzen das Herannahen von Ereignissen voraus. Dabei wirkten sich ferne Ereignisse oft stärker aus als ganz nahe. Ebenso kann man eine besondere Verbindung mit vergangenen Leben suchen.

       Die Erscheinungen starker Erschütterungen konnten nicht zum Abklingen gebracht werden, da es der Schwester nicht gelang, dem Arzt eine Mitteilung zu machen. Mit hohen Dosen starker Medikamente versuchten die Ärzte, die Schmerzen abzustellen, doch wie üblich verstanden sie die wahre Ursache nicht. Auch heute verstehen die Menschen feinstoffliche Einwirkungen nicht. Ein solches wirres Verständnisvermögen stört die Wissenschaft nur.

       Auch zur Zeit der Schwester von Siena erlangte die Telepathie keine Anerkennung. Jetzt wird viel über Telepathie gesprochen, doch wird jedes ihrer Merkmale in Zweifel gezogen. Man kann sich wundern, dass sogar in besonderen wissenschaftlichen Gesellschaften Zweifel geäußert werden, womit man ihre Entwicklung behindert.

       Ihr habt von der Ankunft eines Arztes gehört, der geschickt wurde, um feinstoffliche Erscheinungen zu erforschen. Man kann aber keine Ergebnisse erwarten, denn sämtliche umgebenden Bedingungen begünstigen den Forschungserfolg nicht. Wir möchten solchen Forschern helfen, doch muss wenigstens eine Art von Berührungspunkt gefunden werden. Gerade das ist schwerer als alles andere.

       Urusvati könnte dem Forscher viele überzeugende Einzelheiten mitteilen, doch müssten sie angehört und mit gewissen Beobachtungen verglichen werden, die von Unseren Schwestern und Brüdern hinterlassen wurden, als sie auf der Erde lebten. So ließe sich die Evolution der Berührungen mit feinsten Energien verfolgen.

       Der Denker erlitt oft selbst besondere Schmerzen und brachte sie mit den Strahlen der Planeten in Zusammenhang.

 

       345. Urusvati weiß, wie viele feinste Gefühle und Einwirkungen das menschliche Leben erfüllen. Unausgeglichenheit, diese entsetzliche Geißel, verhindert die Erkenntnis dieser herrlichen Gaben. Nach Millionen von Jahren versteht die Menschheit immer noch nicht, wie man vorgehen muss, um Harmonie zu erreichen.

       Was sehen wir inmitten des Jahrhunderts, das so stolz auf seine Entdeckungen ist? Die Menschen verneinen entweder vollkommen alles jenseits der irdischen Grenzen, oder sie fallen in verhängnisvolle Unausgeglichenheit. Solche Menschen vergessen ihre unmittelbare Pflicht gegenüber der Erde und beginnen, im Nebel des Abstrakten umherzuirren. Wenn sich gar ein Mensch findet, der Harmonie erreicht hat, beginnt man, ihn besonders zu hassen.

       Lasst uns diese Bosheit nicht allein den Kräften der Finsternis zuschreiben; auch jene, die man als ehrenwerte Bürger bezeichnet, verstehen es, alles Harmonische zu hassen. Sie ertragen es nicht, wenn sie eine Vereinigung irdischer und überirdischer Prinzipien sehen. Die Finsternis besitzt in den unausgeglichenen Menschen wahre Mitarbeiter. Wenn ihr die Verfolgung eines nützlichen Unternehmens seht, blickt in die Gesichter der Verfolger und es wird klar werden, dass solche Vertreiber jede Erscheinung von Harmonie aus sich selbst vertrieben haben.

       Studiert solche Charaktere, sie geben Anschauungsunterricht über unvollkommenes Denken. Man muss die verschiedenen Typen von Zweibeinern erforschen. Ohne Beobachtung werdet ihr nicht in der Lage sein, ihren Winkelzügen zu widerstehen. Während des Studiums werdet ihr erkennen, wo man noch mahnen kann und wo es bereits erforderlich ist, die Hülle zu wechseln. Ja, ja, ja, gerade Harmonie wird oft als Abstraktion verstanden.

       Genauso falsch verstanden wird Nirwana. Dort, wo höchste Anspannung erforderlich ist, wünschen die Menschen, Untätigkeit zu sehen. Gleichgewicht setzt beiderseitige Anspannung voraus, denn die Waagschalen müssen die gleichen Lasten tragen. Beide Schalen, die irdische wie die überirdische, werden nicht leer bleiben. Der unwissende Mensch wünscht jedoch, sich auf eine Schale zu beschränken, und dadurch hinkt die Menschheit. Auf einem Bein kann man jedoch nicht weit springen, und Krücke und Prothese kann man nicht in die Feinstoffliche Welt mitnehmen. Ich spreche im Scherz, da mitunter ein Scherz sich besser einprägt.

       Der Denker sprach zu einseitig entwickelten Gesprächspartnern: „Warum beraubt ihr euch eines Beines? Auf solche Weise wird es schwer sein, nach Hause zu kommen.“

 

       346. Urusvati weiß, dass die Menschheit möglicherweise eines Tages ein Buch über Phänomene schreiben wird. Möge jeder etwas Ungewöhnliches aufzeichnen, das ihm in seinem Leben begegnet ist. Jeder hat glaubwürdige Kenntnisse von überirdischen Erscheinungen. Viele können einige aufschlussreiche Mitteilungen machen. Noch nicht einmal die Verneiner sind so kühn zu behaupten, dass ihnen niemals etwas widerfahren sei, für das sie keine irdische Erklärung geben können.

       Die Hauptbedingung ist jedoch, dass die Menschen keine falsche Scham hegen, über ihre Wahrnehmungen zu sprechen. Urusvati weiß sehr gut, welchem Spott ihre eigenen Wahrnehmungen als Kind begegneten, doch das ist unvermeidbar.

       Mögen wenigstens einige Meine Worte in ihrer Umgebung vorlesen und Kenntnisse aus dem sie umgebenden Leben sammeln.

       Man sollte sich nicht über jenes Mädchen wundern, das plötzlich in zwölf Sprachen redete. Es lassen sich viele weitere Phänomene finden, und sie haben eine wissenschaftliche Grundlage.

       Wenn eure Freunde an die Aufzeichnung von Phänomenen herangehen, bittet sie, dies in möglichst einfacher Weise tun. Mögen sie sich nicht zu ausgeklügelten Darstellungen hinreißen lassen. Mögen sie keine eigenen Mutmaßungen hinzufügen, sondern ihre ganze Ehrlichkeit aufbringen, um die Zuverlässigkeit ihrer Wahrnehmungen zu unterstreichen. Man darf sich nicht auf geringfügige Lichterscheinungen konzentrieren, denn solche Details gehören bereits dem Alltagsleben an. Neben eigenen Wahrnehmungen muss man auch Nachrichten aus der Presse sammeln. Diese darf man aber nicht mit den eigenen Beobachtungen vermischen, für die allein man bürgen kann.

       Es sind schon viele Bücher über Phänomene herausgegeben worden, doch Wir beabsichtigen jetzt nicht, die Unwissenden zu überzeugen. Jetzt lenken Wir die Aufmerksamkeit auf die Zunahme der Phänomene. Leider muss man aber auch beobachten, dass gerade heute eine wütende Verneinung in Erscheinung tritt; die Kräfte der Finsternis sind gleichsam beunruhigt, dass feinstoffliche Energien sich der irdischen Ebene nähern. Man muss ein solches Stadium des Kampfes verstehen, wenn das Chaos sich anstrengt, das Herantreten evolutionärer Ereignisse zu verhindern. Doch die neue Welt bricht an und nichts kann den Fortschritt des Bewusstseins unterbinden.

       Der Denker wies auf das unauslöschliche Feuer des Herzens hin. Er konnte den Weg der Menschheit bereits verstehen.

 

       347. Urusvati weiß, wie betrüblich es ist, den Menschen nicht alles geben zu können, was für sie vorbereitet wurde. Man muss anerkennen, wie viele neue Entdeckungen auf der Schwelle stehen, aus Menschenliebe aber nicht gezeigt werden können.

       Es sind bereits äußerst starke Gifte gefunden worden, die bei bestimmter Verwendung heilsam sind. Aber ziehen die Menschen etwa die heilende Eigenschaft vor? Sie möchten vor allem die zerstörerischen Eigenschaften nutzen. Gifte weisen oftmals heilende Eigenschaften auf, doch ist es unmöglich, zerstörerische Stoffe in die Hände Rasender zu geben. Genau dasselbe muss man auch von allen anderen Bereichen sagen. Das Inerscheinungtreten von Errungenschaften kann nur in zweckmäßiger Weise zugelassen werden.

       Man wird fragen: Sind aus Hass entstehende Ereignisse etwa zweckmäßig? Man muss sich merken, dass selbst das Schlechte relativ gut sein kann. Niemand stellt sich die Grenze der möglichen Übel vor. Es bleibt nur, unter ihnen das geringste auszuwählen, und zwar mit leichter Hand, wie die Römer sagten.

       Wenn man die Geschichte psychischer Erscheinungen studiert, lässt sich eine Art An- und Abstieg der Kraft dieser Erscheinungen beobachten. Man könnte ein beständiges Anwachsen erwarten, doch es existieren Bedingungen, die auf die Erscheinungen einwirken. Zum Beispiel ist in Kriegen eine Zunahme psychischer Erscheinungen zu erwarten. In Bezug auf die Quantität trifft das auch zu, doch die Qualität der Erscheinungen wird um einiges geringer sein.

       Das gleiche kann man auch von den meisten Massenerscheinungen sagen. Unzweifelhaft erhöht eine Menschenmenge die psychischen Kräfte, doch nur selten kann die Ekstase der Menge wirklich von hoher Qualität sein. Nur in Ausnahmefällen kann man eine Menge in höherer Ekstase beobachten. Während stiller Aufbauperioden jedoch treten sehr klare Manifestationen auf, gerade weil nichts die feinsten Energien stört, sich der grobstofflichen Welt zu nähern. Dazu unterstützt auch ein ruhiger Zustand der Vermittler den Erfolg der Erscheinungen. So kann man ganze Epochen von Evolution und Involution beobachten.

       Die Menschen haben sich noch nicht daran gewöhnt, sich mit solchen Wechseln zurechtzufinden, da das Studium psychischer Erscheinungen von der Mehrheit noch nicht anerkannt wird. Man muss auch daran erinnern, dass auch Wir solche Erscheinungen in sehr unterschiedlicher Weise unterstützen können. Bei besonderen weltweiten Ereignissen muss Unsere Energie dorthin streben, wo kosmische Gefahr droht.

       Der Denker verwies auf den strahlenden Glanz der Sonne und fügte hinzu: „Welche Gefahren können in diesem Glanz verborgen sein!“

 

       348. Urusvati weiß, wie unterschiedlich die offensichtlichen Erscheinungen der Feinstofflichen Welt auf Lebende wirken. Gewöhnlich rufen solche Manifestationen Erschütterungen und sogar Entsetzen hervor. Die Menschen sind doch immer von Bewohnern der Feinstofflichen Welt umgeben, wie kann dann deren Sichtbarwerden eine derart starke Wirkung ausüben? Natürlich nicht. Man muss den Grund in etwas anderem suchen.

      Bis zu einem gewissen Grad kann ein Sichtbarwerden auch erschüttern. Vergessen wir aber nicht, dass die Menschen auch Erschütterungen erfahren, ohne dass etwas sichtbar wird, doch sie konzentrieren sich nicht auf sie und das Sichtbarwerden ist nur der Anlass, um die Aufmerksamkeit auf ein Phänomen zu lenken.

       Man darf sich nicht vorstellen, dass ein Mensch, der von der Angst vor Gespenstern spricht, sich Rechenschaft darüber abgelegt hat, dass er beständig von Bewohnern der Feinstofflichen Welt umgeben ist. Die Menschen können eine solche Berührung nicht vermeiden, doch bei Uns herrscht der Brauch, sie vor unerträglichen Wahrnehmungen zu bewahren.

       Die Menschen fürchten die Toten, weil sie nicht an das ewige Leben glauben. Bestätigt diese Wahrheit, und die Welt wird sich verwandeln. Es ist unmöglich, von verschiedenen Sublimationen[140] zu sprechen, bevor die ununterbrochene Fortdauer des Lebens nicht verstanden worden ist.

      Ich bestätige, dass die Menschen derzeit weit davon entfernt sind, den Aufbau der drei Welten zu verstehen. Versucht nicht, dieses Schema der Weltenteilung noch zu verkomplizieren, denn das würde nur eine weitere Verwirrung der Geister zur Folge haben. Erinnern wir uns daran, dass auch in alten Zeiten nur wenige die unsichtbaren Welten ruhig wahrzunehmen vermochten, die übrigen fürchteten diese Bereiche nicht weniger, als man es heute tut.

       Der Denker versuchte, die Schüler in diesen natürlichen Verkehr einzuweihen, doch nur wenige wagten es, der Wahrheit ins Auge zu sehen.

 

       349. Urusvati weiß, wie beharrlich Wir auf harmonischer Einigkeit bestehen. Wir sprechen oft über Einigkeit, doch nun bringen Wir eine nähere Bestimmung dieser Eigenschaft. Allein harmonische Einigkeit schafft eine verstärkte Wirkung.

      Natürlich vermehrt jede Art von Einigkeit bereits die Energie. Sogar Einigkeit im Bösen kann überaus bedeutend sein; sie wird aber nicht harmonisch sein, denn das Böse ist von Grund aus bereits disharmonisch; eine solche Einigkeit ist daher nicht von Dauer, und Verwirrung ist ihre Folge.

      Harmonie jedoch ist das Gute, und sie allein kann bedeutungsvolle Folgen zeitigen. Wenn Wir daher von Harmonie sprechen, bestätigen Wir gleichzeitig das Gute.

       Jede Eigenschaft hat viele Eigenheiten, die man unmöglich alle auf einmal lehren kann, sie würden gar nicht aufgenommen. So haben Wir auch die Einigkeit anfangs in ihrer allgemeinen Bedeutung gezeigt, doch jetzt wird es notwendig, die wahren Bedingungen aufzuzeigen, bei denen sie wirksam wird.

       Existieren vielleicht irgendwelche Beschwörungsformeln und körperliche Übungen, die Harmonie verstärken können? Natürlich, es gibt viele solcher Hilfsmittel, doch sie gleichen letzten Endes dem Haschisch, das nur eine scheinbare Harmonie hervorruft. Solche Errungenschaften sind nicht nützlich und für die Feinstoffliche Welt unbrauchbar. Indessen streben wir gerade um des zukünftigen Zustandes willen zur Vervollkommnung. So kann man nur raten, zur natürlichsten Form der Vervollkommnung zu eilen – darin besteht die neue Botschaft.

       Die Menschen lehnen entweder etwas rundweg ab oder versenken sich in künstliche, mechanische Methoden, am allerwenigsten aber kümmern sie sich um eine natürliche Vervollkommnung des Bewusstseins. Eine solche Vervollkommnung ist jedoch ein wahrer Schatz für den Aufstieg in der Feinstofflichen Welt. Dort können die Bewohner nicht zu künstlichen Erscheinungen Zuflucht nehmen, sondern müssen sich dem grundlegenden Gesetz der Natur anpassen.

       Wir regen mit Nachdruck an, dass die Menschen sämtliche Maßnahmen zur Vervollkommnung ergreifen, und zwar mit Hilfe der Arbeit und des Denkens. Diese vortrefflichen Aufspeicherungen verflüchtigen sich in der Höheren Welt nicht, sie bilden im Gegenteil eine Leitung zu weiterer Erkenntnis. So legen wir die Grundlage der Harmonie.

       Der Denker wies darauf hin: „Nicht das Sichtbare, sondern die Macht des Denkens öffnet die Heiligen Tore.“

 

       350. Urusvati weiß, dass jeder von Uns gegebene Rat eine wissenschaftliche Grundlage hat. Wenn Wir auf der Nützlichkeit eines moralischen Lebens bestehen, so bewahren Wir vor allem die grundlegenden Gesetze des Weltalls. Wir sagen: Hegt reine Gedanken – damit sorgen Wir Uns gleichzeitig um Harmonie.

       Überlegt, welch überaus große Bedeutung reines Denken hat. Ihr wisst, dass ein solches Denken die Aura reinigt und ein strahlendes Licht erzeugt. Vergessen wir jedoch nicht, dass die Reinheit des Denkens auch der beste Schutz gegen finstere Wesenheiten ist. Diese saugen sich an jedem finsteren Gedanken fest. Ich sehe bereits, dass gewisse Wissenschaftler sich entrüsten, denn in ihrem Wörterbuch gibt es keine finsteren Wesenheiten. Sagen wir es also ihrem Bewusstsein entsprechend: Jeder Gedanke stellt eine eigene Art von Magnet dar und zieht ähnliches zu sich heran.

       Der Raum ist mit Gedanken gesättigt; jeder zieht in der Qualität ihm ähnliche zu sich heran. Solche Knollen existieren und wachsen im Raum inmitten der kosmischen Rotationen.

       Der Mensch hat nicht das Recht, Chaos zu erzeugen und dem Offenbarten Schaden zuzufügen. Denkt darüber nach, dass jeder reine Gedanke eine Wiege des Guten und jeder finstere Gedanke eine Brutstätte des Bösen ist.

       Man könnte fragen: Wie kann der Mensch unterscheiden, ob er gut oder böse denkt? Menschliche Worte können unaufrichtig sein, doch im Denken betrügen die Menschen sich nicht. Sie verstehen den Unterschied zwischen einer Heldentat und einem Verbrechen sehr gut. Das äußere Bild der Tat ist nicht ihr Wesen, doch der Handelnde spürt dieses Wesen ganz ausgezeichnet in seinem Herzen.

      So möge der Mensch nicht zur Pflanzstätte zerstörerischer Kräfte werden. Jeder möge darüber nachdenken, dass er in der Lage ist, Gutes zu schaffen. Möge jeder wissenschaftlich denken, dann wird er auch die Gesetze der Moral verstehen.

       Der Denker warnte: „Solange ihr euch kein Wissen aneignet, befindet ihr euch im Zustand der Unmoral.“

 

       351. Urusvati kennt viele Ursachen für Unterbrechungen, die bei Übertragungen auf Entfernung eintreten können. Die Hauptursachen sind eine ungewöhnliche Anspannung von Strömen und unerwartete Ereignisse, die unverzügliche Einflussnahme erfordern. Doch eine nicht unerhebliche Ursache liegt auch darin, dass unerwünschte Wesenheiten mithören, aber nicht informiert werden dürfen. Eine solche Information kann schädlich, zumindest aber verfrüht sein.

       Man kann an eine kürzlich unterbrochene Mitteilung erinnern. Wir sandten Gedanken über die betrübliche Lage eines gewissen westlichen Landes, doch kaum war das erste Wort „Raum“ gesandt, als ungebetene Zuhörer entdeckt wurden und die Mitteilung abgebrochen werden musste. Um eine Mitteilung über das Geschehen doch noch zu geben, charakterisierten Wir es mit einem einzigen, in der Nacht ausgesprochenen Wort: „Veitstanz“. In der darauffolgenden Nacht setzten Wir die Mitteilung fort, ohne das Land beim Namen zu nennen, da Urusvati erkennen konnte, worauf sich das Gesagte bezog.

       Ich weise auf diese Episode hin, um daran zu erinnern, welche Vorsicht beim Anfüllen des Raumes angewendet werden muss. Selbst im physischen Leben suchen die Menschen die Meinung einer erfahrenen Person zu hören, denn es ist ihnen wichtig, eine Bestätigung für den Grad der Bedeutung eines Ereignisses zu erhalten. Genauso ist es bei Unseren Mitteilungen: Gewisse Wesenheiten versuchen, mitzuhören, um entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

      Nur unwissende Menschen glauben, dass Wir Uns den kosmischen Gesetzen nicht unterwerfen müssten. Im Gegenteil, wer viel Erfahrung besitzt, wird die Bedingungen der Natur besonders beachten. Es wäre traurig, wenn Wir Uns in das Karma von Ländern, Völkern oder Personen einmischen würden.

       Wieviel Schaden entsteht durch unaufmerksames Verhalten gegenüber der Umgebung! Ihr wisst bereits, in welch unvernünftiger Weise aus dem Zusammenhang gerissene Auszüge aus Unseren Büchern herausgesucht werden; dadurch entsteht Schaden, und man kann sich unmöglich vorstellen, wohin solche unrichtigen Informationen sich ausbreiten werden. Wir tragen besondere Sorge um wahrheitsgemäße Informationen.

       Der Denker sorgte sich darum, dass Seine Schüler für jedes von ihnen gesprochene Wort bürgen könnten.

 

       352. Urusvati weiß, dass der Einschlafende den Augenblick des Einsinkens in den Schlaf nicht zu erkennen vermag und darüber hinaus auch nicht sogleich träumen oder am Leben der Feinstofflichen Welt teilnehmen kann. Es vollzieht sich eine Art unbeschreiblicher Übergang in einen neuen Zustand, der eine Anpassung erfordert. Genauso verhält es sich mit allen Berührungen mit der Feinstofflichen Welt. Solche Berührungen sind viel zahlreicher, als gemeinhin angenommen wird.

       Die Menschen beklagen sich über eine unzureichende Verbindung mit der Feinstofflichen Welt, doch könnten sie jeden Tag im Wachzustand Augenblicke eines besonderen Zustandes bemerken. Dieser kann sich in der Empfindung einer gewissen Entrückung oder der Anwesenheit Unsichtbarer äußern. Mögen die Menschen sich zur Aufmerksamkeit erziehen, so werden sie viele unerklärliche Erscheinungen spüren und sehen. Dafür ist keine besondere Konzentration erforderlich, da feinstoffliche Wahrnehmungen unerwartet eintreten. Sie erfordern gerade solche Bedingungen, die man unmöglich herstellen kann. Ihr wisst, dass die bemerkenswertesten Erscheinungen unter den gewöhnlichsten Umständen vor sich gehen.

       Es lässt sich nicht vorhersagen, welche irdischen Umstände feinstoffliche Erscheinungen begünstigen können. Man muss sich nur das feste Bewusstsein einprägen, dass jeder Augenblick etwas Überirdisches herantragen kann. Doch bei der Entwicklung einer solchen Konzentration darf man die irdische Arbeit nicht vernachlässigen. Wir bestehen auf irdischer Arbeit.

       Der Denker sprach: „Freund, bist du etwa nicht bereit für einen unerwarteten Anschluss an die leuchtende Sphäre?“

 

       353. Urusvati weiß, dass der Erwachende einen Zwischenzustand durchschreiten muss, in dem er beiden Welten angehört. Einige bemerken diesen Zustand nicht, andere aber halten die Funken feinstofflicher Wahrnehmung fest.

       Als die Alten dem Menschen anrieten, sich selbst zu erkennen, waren sie vor allem um die Entwicklung der Beobachtungsfähigkeit besorgt. Ein solcher Prozess beinhaltet nichts Geheimnisvolles: Der Mensch muss sich selbst und seiner Umwelt gegenüber aufmerksam werden. Mögen die Menschen sich erinnern, dass sie für die Qualität ihrer Offenbarungen verantwortlich sind.

      Man muss sich wundern, wenn der Zustand zwischen Schlafen und Wachen unbemerkt verläuft. Die Menschen lesen von besonderen Eigenschaften des Halbschlafes. Eingeweihte des Altertums wussten, wie scharfsichtig der Mensch im Verlauf dieses Zustandes wird. Doch danach bewahrten nur die Eingeweihten die Erinnerung an diesen bemerkenswerten Zustand. Dem Volk, mit Arbeit beschäftigt, gelang es nicht, solchen Beobachtungen Aufmerksamkeit zu schenken.

       Nun jedoch rufen Wir erneut dazu auf, dass die Menschen es auch während der Arbeit verstehen, die Eigenschaften der menschlichen Natur zu beobachten. Man muss eine natürliche Arbeit aufrechterhalten und zur gleichen Zeit in der Lage sein, feinstoffliche Wahrnehmungen aufzuspüren. Bei einer solchen Verbindung werden die Menschen sich einer Verklärung des Lebens nähern.

       Man darf nicht meinen, Eingeweihte müssten weltfremd sein. Aus den Lebensbeschreibungen kann man sich davon überzeugen, dass große Tatmenschen sich von den unterschiedlichen Erscheinungen des Lebens nicht fernhielten. So möge auch jetzt die Arbeit den Menschen nicht daran hindern, sich in Selbsterkenntnis zu vertiefen. Das neue Leben fordert auch die Zusammenarbeit der beiden Welten.

       Der Denker sprach: „Freund, wenn du dich zum Schlafen begibst und wenn du zur Arbeit erwachst, sprich ein heilsames Wort des Heils aus, es wird dir die Tore beider Welten öffnen.“

 

       354. Urusvati weiß, dass die Mehrheit der Menschen es nicht versteht, sich den in die Feinstoffliche Welt Hinübergegangenen gegenüber würdig zu verhalten. Die Leute weinen bittere Tränen über sie und stören dadurch ihren Aufstieg. Mitunter redet man schlecht über sie, und das ist von Übel. Nicht selten vergessen die Menschen die Hinübergegangenen völlig, und auch das ist schlecht. Man muss verstehen, welche Haltung die harmonischste ist.

       Stellen wir uns vor, dass ein uns nahestehender Mensch im Zimmer nebenan mit einer wichtigen Arbeit beschäftigt ist. Unser erster Wunsch wird sein, auf jede erdenkliche Weise seine Ruhe zu schützen. Wir werden alle Maßnahmen ergreifen, damit ihn nichts stört. Wir sorgen uns um die besten Mittel, die für eine rasche Ausführung der Arbeit notwendig sind. Wir werden über die Arbeit nachdenken, die vor sich geht, und unsere besten Gedanken senden. Wir wissen, dass der Nächste sich hier, gleich nebenan befindet. Wir möchten ihn gern sehen, doch können wir seine Konzentration stören? Wir fassen uns in Geduld, denn wir wissen, dass wir uns zur festgesetzten Stunde sehen werden.

       Vieles möchten wir sagen, doch wir wenden alle Behutsamkeit auf. So handeln wir, weil wir den Nächsten lieben. Wir unterbinden jegliches böse Wort, damit nicht Wellen von Disharmonie den Erfolg der Arbeit stören. Wir verhalten uns so, wie es sich gegenüber einem geliebten Menschen gehört. Wir werden uns nicht wegen eines illusionären Verlustes grämen, denn wir wissen, dass der Nächste lebt und sich in der Nähe befindet. Auch bestehen wir nicht darauf, dass der Nächste uns körperlich erscheint. Wenn die Bedingungen harmonisch sind, wird er nicht zögern.

       Die Sorge um Harmonie ist für beide Welten notwendig. Wenn nebenan eine wichtige Arbeit vor sich geht, dürfen wir nicht lärmen und streiten. Sogar im irdischen Alltag bemühen sich die Menschen, im Namen eines [vorübergehend] Abwesenden etwas Freudvolles zu tun. Sie bemühen sich, die dem Nächsten gehörenden Dinge zu behüten. Wenn wir für einen Hinübergegangenen alles ebenso tun wie für einen Abwesenden, handeln wir recht.

       Auch Uns gegenüber solltet ihr euch auf die gleiche Weise verhalten. Für das innere Leben wird ein solches Verhalten eine Erweiterung des Bewusstseins darstellen.

      Es ist bedauerlich, dass es nach Millionen von Jahren immer noch notwendig ist, eine vernünftige Einstellung zum Leben der Feinstofflichen Welt zu lehren. Seien wir jedoch gerecht und erkennen, dass die Menschen nicht nur die Feinstoffliche Welt nicht verstehen, sondern inmitten technischer Erfolge sich von den notwendigen Begriffen sogar entfernen. Die Kenntnis des Lesens und Schreibens bedeutet noch keine Kultiviertheit. Große Erschütterungen erwachsen aus Unvernunft. Wir erwarten keine besonderen Verfeinerungen, mögen die Menschen nur die besten Eigenschaften des Geistes offenbaren.

       Der Denker lehrte: „Senden wir den Hinübergegangenen ein Lächeln der Liebe. Senden wir allen Wanderern Ermutigung zu. Mögen sie sich am Kreuzweg erholen. Wanderer, erzähle uns von wunderbaren Ländern.“

 

       355. Urusvati weiß, dass einige Menschen plötzlich beginnen, Radiowellen aufzufangen, durch grobstoffliche Körper hindurchzusehen, unterirdische Erze zu erkennen und verschiedene psychische Besonderheiten erwerben. Über diese scheinbare Plötzlichkeit muss gesprochen werden.

      Nichts kann ohne Ursache sein, und wenn wir über augenblickliche Erleuchtung sprechen, muss ein solcher Ausdruck in seiner irdischen Relativität verstanden werden. Die Erleuchtung kann plötzlich erfahren werden, doch wurde sie durch einen langen Prozess der Verfeinerung des Bewusstseins vorbereitet. Eine solche Verfeinerung hat mit den ersten Lebensjahren begonnen, genauer, sie wurde aus der Feinstofflichen Welt mitgebracht.

       Die Menschen bezeichnen psychische Vorzüge als höhere Gaben, doch wurden diese Keime vom Menschen selbst inmitten aller möglichen Erschütterungen erarbeitet. Gewöhnlich erkennt der Betreffende solche Samenkörner nicht, die schon bereit sind, beim ersten Strahl aufzukeimen. Doch niemand weist den Arbeiter auf die von ihm erarbeiteten Möglichkeiten hin. Ein angefüllter Kelch fließt beim kleinsten Anstoß über, genauso offenbaren sich psychische Erscheinungen bei zufälligen Anlässen. Der Mensch erträgt eine Menge Spott und Zweifel, bevor er sich entschließt, unbeirrbar seine Fähigkeiten zu offenbaren.

      Das für gewöhnliche Erdenbürger Schwierigste und Unverständlichste ist jedoch die Teilnahme des Menschen an kosmischen Erscheinungen. Bei solchen Prozessen leidet das Herz sehr, doch welcher irdische Arzt versteht die Ursache einer solchen gefährlichen Anspannung? Überhaupt bemerken die Ärzte keinerlei Anzeichen dieser Leiden. Sie vermuten eher Simulation, als kosmische Einwirkungen als Ursache anzuerkennen.

       Der Denker erkannte bereits vor langem diesen Weltschmerz.

 

       356. Urusvati weiß, wie qualvoll die Teilnahme an kosmischen Prozessen zu sein pflegt. Man wird fragen: Warum entstehen solche besonderen Anspannungen? Die Antwort ist einfach: Wenn man ein Teilchen des Ektoplasmas abtrennt, erlebt ein Medium großes Leid. Doch Ektoplasma gehört zum feinstofflichen Körper, während die Teilnahme an kosmischen Prozessen den feurigen Körper schmerzlich berührt. Solche Berührungen erzeugen Schmerzen und noch größere Anspannungen.

       Wieder könnte gefragt werden: Wenn kosmische Ströme auf alles Lebendige einwirken, warum müssen dann nur außergewöhnliche Menschen darunter besonders leiden? Die Antwort ist einfach: Diese Ströme wirken unzweifelhaft auf den gesamten Planeten ein, doch werden sie in unterschiedlichem Grad aufgenommen. Wenn ein Mensch den „Kelch“ anfüllt und sein Bewusstsein verfeinert, befindet er sich in der ersten Reihe der Empfänger. Es ist unmöglich, diesen bereits geschaffenen Zustand wieder aufzuheben. Er ist eine natürliche Stufe des Aufstiegs.

       Wer könnte das Wachstum des Bewusstseins aufschieben, wenn es in eine bestimmte Phase des Aufstiegs eingetreten ist? Man darf das Tun eines Helden nicht hindern, wenn er zur Heldentat ausgegangen ist. Der Sieg über die Finsternis ist der Traum jedes geistigen Kämpfers, doch erweist sich die Schlacht auf dem irdischen wie auf dem überirdischen Plan als ein und dieselbe. Mittels Schwingungen können Wir die Anspannung verringern, doch die kosmische Schlacht ist die Bekräftigung der gemeinsamen Verteidigung.

       Verteidigung und Nirwana sind zwei der am meisten entstellten Begriffe. Die Menschen möchten etwas Amorphes, Zerstreutes und Untätiges aus ihnen machen, doch solche Entstellungen sind für die Evolution schädlich.

       Auf Nirwana müssen die Menschen sich lange bewusst vorbereiten. Sie müssen diesen Zustand des Allerfassens erst lieben lernen. Ebenso lieben lernen müssen sie den Zustand der Verteidigung, und zwar als höchste Anspannung und Scharfsicht. Die Menschen müssen sich bewusst vervollkommnen, da anderenfalls eine solche Teilnahme an der kosmischen Schlacht unerträglich wird.

       Kann sich jedoch ein Mensch, der keine Betrachtungen über das Weltengebäude anstellt, zur Heldentat der Verteidigung erziehen? In dieser Verteidigung offenbart der Mensch hohe Selbstaufopferung. Er handelt nicht für sich, sondern für die fernen Welten. Jeder wird zustimmen, dass es nicht leicht ist, seine Persönlichkeit den fernen Welten zuliebe zu vergessen. Bei einer solchen Erweiterung des Bewusstseins ist auch eine fürsorgliche Einstellung zur Gesundheit erforderlich, da menschliche Kräfte und räumliche Ströme allzu schwer vereinbar sind.

       Man muss sich selbst mit Klarheit des Bewusstseins helfen, die ununterbrochene Schlacht lieben lernen und verstehen, dass die Verteidigung von Harmonie Schönheit bedeutet. Man darf nicht zulassen, dass Zweifel das Ebenmaß der Harmonie stören.

       Herrlich ist die Wacht, die den von ihr gehüteten Schatz kennt und liebt.

       Der Denker kannte die Schönheit einer solchen Wacht. Er sprach: „Wir sammeln Erkenntnis nicht für uns selbst, für die Erde oder für die Sonne, sondern für die unsichtbaren Welten.“

 

       357. Urusvati weiß, wie real feinstoffliche Wesenheiten sich offenbaren. Die Menschen meinen, dass solche Offenbarungen nur durch das Ektoplasma von Medien erfolgten, doch muss man auch andere Arten solcher Visionen im Blick haben. So können sie auch durch Hellsehen sichtbar werden, in dem sich nicht die Wirkung des Ektoplasmas zeigt, sondern die unmittelbare Sicht der vierten Dimension.

       Auch kann man beobachten, wie sehr einige Visionen an bestimmte Orte gebunden sind; dabei wirkt eine Energie, die sich auf Gegenständen überwiegend in alten Gebäuden aufgeschichtet hat. Man könnte einen scherzhaften Vergleich anführen: Auf einem lange getragenen Kleidungsstück nisten sich Mikroorganismen leicht ein und bringen es auf diese Weise sozusagen wieder zum Leben. Genau solche Aufschichtungen bedecken die Wände von Gebäuden. Feinstoffliche Wesenheiten suchen sich entsprechende Aufschichtungen solcher Materie aus und verstärken damit ihre eigene Offenbarung.

       Die Menschen beklagen sich nicht selten darüber, keine Visionen zu haben, doch sie vergessen, dass sie selbst ihre Aufmerksamkeit nicht auf bedeutsame Phänomene richten. Sie sehen nicht selten am helllichten Tag menschliche Antlitze, die augenblicklich wieder verschwinden. Natürlich finden sie dafür viele tote Erklärungen und denken über die wahren Ursachen der Erscheinungen gar nicht nach.

       Die Zeit bricht an, da es unerlässlich wird, die Feinstoffliche Welt der Erde anzunähern, doch ist dies ohne Zustimmung der Menschheit undurchführbar. Sogar jene, die bereit sind, die Feinstoffliche Welt anzuerkennen, wünschen, dass irgendeine grandiose Erschütterung erfolgen möge, die das ganze Leben augenblicklich verwandelt. Unsere Hilfe erfordert menschliche Zusammenarbeit.

       Die Menschen müssen die Existenz der Feinstofflichen Welt zugestehen und sich dafür von Aberglauben und Scheinheiligkeit befreien. Solche Giftschlangen zerstören die Religionen und berauben die Menschen der bewussten Annäherung an die Feinstoffliche Welt. Glaubt nicht, dass Wir die Bedeutung von Aberglauben und Scheinheiligkeit übertreiben; das Leben der meisten Menschen beruht auf diesen Vorurteilen, so berauben sie sich selbst der Freiheit des Denkens.

      Sie sind derart von unwissenden Voraussetzungen erfüllt, dass sie ihre Augen und Ohren selbst vor den klarsten Erscheinungen verschließen. Um etwas zu sehen, muss man es zulassen, doch bei Verneinung verschleiert sich selbst das schärfste Auge. Auf der anderen Seite darf man sich keine scheinbaren Visionen suggerieren; das bedeutet, es bleibt die goldene Mitte, über die schon in den anderen Büchern gesprochen wurde. Ein solcher Mittelweg lässt zu und wirkt nicht ein. Er ist keineswegs leicht, denn er erfordert eine Verfeinerung des Bewusstseins.

       Der Denker lehrte, den mittleren Weg nicht zu fürchten.

 

       358. Urusvati weiß, wie verschiedenartig die Rhythmen Unserer Mitteilungen sind. Bisweilen kommen sie langsam und deutlich, ein anderes Mal jedoch so ungestüm, dass das Gehör sie kaum auffangen kann. Manchmal sind sie erschütternd laut, es gibt aber auch fast unhörbare, wie ein leises Flüstern. Bisweilen erschüttern sie die Zentren, doch gewöhnlich sind sie wohltuend. Ihr dürft nicht annehmen, dass Unsere Gedanken derart unausgeglichen wären; das bedeutet, dass die Ursache in räumlichen Strömen liegt. Das Beispiel Unserer Mitteilungen kann für jede Erforschung der Gedankenenergie nützlich sein.

       Die Menschen sind in allem überaus ungeduldig. Für jede Erscheinung stellen sie eiligst ihre eigenen Regeln auf. Mit einer solchen eigenmächtigen Einmischung unterbrechen sie die wertvollsten Offenbarungen. Daher ist es so wichtig, die Verschiedenartigkeit Unserer Mitteilungen zu bedenken. Wenn schon Unsere Kraft dem kosmischen Druck unterworfen ist, kann man verstehen, dass die Experimente von Anfängern umso schwieriger sind.

       Wenn Wir von der Reinigung des Denkens sprechen, haben Wir vor allem die Befreiung von voreingenommenen Gedanken im Blick. Stellen wir uns einen Menschen vor, der unter direkter Leitung arbeitet und dabei seine eigenen Gedanken zu unterschieben versucht: Ein solcher Arbeiter wird alle Mitteilungen vermischen, wofür es nicht wenige Beispiele gibt.

       Beim Empfang von Mitteilungen aus weiter Entfernung muss man besonders darauf achten, die Reihenfolge nicht zu unterbrechen. Bei nachlässigem Empfang kann es geschehen, dass ganze Worte ausfallen. Man muss viel Erfahrung gewinnen, bevor das Bewusstsein sich an die wechselnden Rhythmen gewöhnt.

       Wenn Wir von Unserem Inneren Leben sprechen, möchten Wir vor allem helfen, die ganze Verschiedenartigkeit der Bedingungen zu erkennen, die euch und Uns umgeben. Umso schlimmer, wenn die Menschen nicht verstehen können, dass Wir Uns in demselben Energiestrom befinden wie sie. Nur wer das zugesteht, kann eine besondere Nähe zu Uns verspüren.

      Eine solche Nähe verhilft auch dazu, Achtung des Lehrers zu finden, anders gesagt, ihn anzuerkennen. Eine solche Anerkennung des Lehrers gibt es jedoch nicht oft. Es gibt Ausbrüche einer solchen Hingabe, doch reizen solche flackernden Feuerchen nur die Atmosphäre. Wir sprechen nicht von Uns selbst, sondern über das Prinzip, auf dessen Grundlage man einen harmonischen Verkehr gestalten kann.

       Der Denker bestand auf der Achtung des Lehrers. Er sprach: „Im Dunkel der Nacht suchen wir die führende Hand. Die Stimme des Führers zu vernehmen, bedeutet Freude. Doch möge eine solche Zuneigung sowohl bei Finsternis als auch bei Sonnenschein bewahrt werden.“

 

       359. Urusvati weiß, dass die Klarheit des feinstofflichen Sehens über viele Lebenswechsel erreicht wird. Zu Recht hat man eine solche Eigenschaft als Grundlage des Hellsehens bezeichnet. Ein flüchtiges Aufleuchten dieser Eigenschaft kann man ziemlich oft bemerken, gefestigte Scharfsicht dagegen lässt sich nur durch viel Arbeit erlangen. Urusvati erinnerte sich richtig, schon von Kindheit an Hellsichtigkeit bei festen Konturen der Visionen besessen zu haben.

       Man kann studieren, wie langsam die Menschen sich eine solche Eigenschaft des Sehens aneignen. In Erscheinung tretende feinstoffliche Bilder zittern oft, verzerren sich und verlieren Teile; das Bild kann sich auseinanderziehen, sich ausdehnen oder den Ausdruck verändern, und selbst das beste Antlitz kann einen bösen Ausdruck erhalten. Infolge solcher Verzerrungen bilden die Menschen sich ein, es habe sich ihnen ein böser Geist genähert. Indessen liegt die Ursache in ihrem eigenen Unvermögen, feinstoffliches Sehen zu entwickeln.

      Natürlich ist es nicht leicht, sich inmitten von Hast zu konzentrieren und den Fokus auf das Zentrum der Vision zu richten, denn an den Rändern des Bildes kann infolge von Schwankungen der Aura ein Zittern einsetzen. Man darf ein solches Zittern jedoch nicht nur auf das Bild beziehen, es kann auch von der Aura des Sehenden ausgehen. Man muss daran erinnern, dass die meisten Auren Schwankungen aufweisen, die sogar auf das physische Sehen einzuwirken vermögen.

       Im Altertum hat man feinstoffliche Scharfsicht gelehrt. Zu diesem Zweck stellte man einen beliebigen Gegenstand vor den Schüler und forderte ihn nach einiger Zeit unerwartet auf, die Augen zu schließen und das Aussehen des Gegenstandes zu beschreiben. Gewöhnlich ergab sich solche Vorstellungskraft nicht leicht. Die Menschen bilden sich ein, sich deutlich zu erinnern, in Wirklichkeit jedoch haben sie nur Konturen aufgenommen und können die charakteristischen Eigenheiten nicht aufzeigen. Doch gerade in solchen Eigenheiten liegen Stil und Wesen eines Gegenstandes.

      Man muss gerechterweise sagen, dass im Altertum viel Aufmerksamkeit auf die Erforschung der psychischen Natur des Menschen verwendet wurde. Wir können den Beweis erbringen, dass ein solches Studium nicht nur in den Tempeln erfolgte, sondern auch in besonderen Schulen, die später in Griechenland Akademien genannt wurden. Zusammen mit vielen anderen Fächern wurden dort auch Volkserzählungen studiert, unter denen sich Hinweise befanden, die aus weit zurückliegender Vorzeit stammten. Auch heute können Wissenschaftler, die Volkserzählungen studieren, Spuren großen bewussten Denkens finden.

       Sehen wir uns an, mit welchen Eigenschaften die Helden des Altertums ausgestattet waren. Unter ihnen lassen sich Anzeichen von Errungenschaften der gegenwärtigen Wissenschaft erkennen. Die Alten träumten nicht nur von solchen Errungenschaften, sondern kannten viele von ihnen. Mögen die Wissenschaftler die Volksschätze unter einem wissenschaftlichen Gesichtspunkt betrachten, dann werden sie viele Bestätigungen des Wissens der Alten finden.

       Der Denker erblickte eines Tages einen Hirten, dem eine große Schafherde folgte. Der Denker lächelte: „Mit welcher Zauberkunst hast du die Tiere gezwungen, dir zu folgen?“ Der Hirte antwortete: „Ich lebe mit ihnen zusammen und liebe sie. Sie spüren, dass es für sie sicherer ist, mir zu folgen.“

 

       360. Urusvati weiß, wie oft die Menschen versuchen, feinstoffliche Erscheinungen mit groben physischen Ursachen zu erklären. Eine Erscheinung, die eine Vielzahl von Falschauslegungen hervorruft, sind die oft bemerkten Ohrgeräusche, bei denen die Ärzte die Ursache im Blutdruck sehen. Das jedoch ist nur ein rein äußerliches Symptom, dessen wirkliche Ursache die Berührung feinstofflicher Einwirkungen ist.

      Dabei lassen sich drei Arten von Ohrgeräuschen unterscheiden: eines in der Art dumpfen, unaufhörlichen Rauschens, ein anderes in der Art einer Widerspiegelung des Pulses, und ein drittes, das als Zirpen von Zikaden beschrieben wird. Das letztere ist besonders bezeichnend; es ist einem nicht näher zu beschreibenden, beschleunigten Puls ähnlich. Solche Druckverhältnisse weisen auf die Anwesenheit besonderer feinstofflicher Energien hin.

       Man darf ein solches Geräusch nicht mit einem Absinken der Herztätigkeit oder mit Gereiztheit erklären. Dies umso weniger, als es sich unerwartet und ohne Verbindung mit irgendwelchen physischen Einflüssen bemerkbar macht. Man könnte einen Druck kosmischer Ströme annehmen, genauer wäre es jedoch, an eine Berührung der Feinstofflichen Welt zu denken. Auf diese Weise gelangen wir erneut zu dem Problem des Verkehrs mit der Feinstofflichen Welt. Mögen die Menschen mehr in sich selbst hineinschauen, und das alte Sprichwort „Erkenne dich selbst“ wird erfüllt werden.

       Nicht nur Ärzte sind in der Lage, viele Erscheinungen zu erklären, sondern auch erfahrene, nachdenkliche Menschen vermögen weise Ratschläge zu geben. Sie haben lange bemerkt, dass inmitten der gewöhnlichsten Lebensumstände Widerspiegelungen feinster Energien hervorbrechen können. Sie brechen geradezu wie Explosionen aus den Tiefen der menschlichen Natur hervor, als ob sich bei einer bestimmten Berührung ein Ventil geöffnet hätte.

       Desgleichen kann man eine besondere Erscheinung bemerken, die als fixe Ideen bezeichnet wird. Ich spreche nicht von Besessenheit, die ähnliche Symptome aufweisen kann, sondern habe wiederholte Behauptungen im Sinn, die eine besondere Bedeutung besitzen.

       Die Medizin hält die fixe Idee für eine gefährliche Erscheinung. Kann man sich jedoch auf ein solches unbegründetes Urteil verlassen? Bei einer solchen Verurteilung müssten viele der besten Wissenschaftler und Erfinder zu den Wahnsinnigen gezählt werden. Es ist an der Zeit, die Theorie über den Wahnsinn des Genies zu überdenken. Dann ließe sich eine Menge von Dummköpfen und Stumpfsinnigen in die Zahl der Gesunden einreihen.

       Man muss verstehen, dass die Einwirkung feinstofflicher Energien der gesündeste Zustand ist. Wir haben die finstere Besessenheit hinreichend verurteilt, die zum Bösen und zu Verbrechen führt. Eine wohltuende Einwirkung ist jedoch ein Segen, welcher der Menschheit hilft, die Stufen der Evolution emporzusteigen.

       Allein an Taten werdet ihr erkennen, wo das Gute ist und wo das Böse; sogar die feine Grenze zwischen beidem werdet ihr erfühlen. So versteht ihr, dass ein Tatmensch im Dienst der Evolution ganz von Ideen erfüllt ist. Wer aber wird sie als fixe Ideen bezeichnen? Richtigerweise muss man sie führende Ideen nennen. So verhaltet euch aufmerksam gegenüber allen Erscheinungen der Natur.

       Der Denker sprach: „Ob nun ich der Natur diene oder die Natur mir dient, ich weiß, dass ich alle Erkenntnis zum Gemeinwohl beitrage.“

 

       361. Urusvati weiß, dass sich mit jeder Generation die Weltanschauung, die Bräuche und sogar die Sprache verändern. Gewöhnlich wollen die Menschen solche Veränderungen nicht bemerken. Es ist unzweifelhaft nicht leicht, neue Grenzen zu unterscheiden, wenn man sich in ihrer Nähe befindet, doch aus der Entfernung kann jedes scharfsichtige Auge erkennen, wie die Lebenssubstanz wogt.

       Im Altertum herrschte der Brauch, Prüfer in der Weise auszusenden, dass sie an den Ausgangsort erst zur Zeit der nächsten Generation zurückzukehren hatten. Wir halten an demselben Brauch fest, und Unsere Gesandten kehren zur nächsten Generation zurück, da man erst dann mit frischem Blick die Fortentwicklung eines Volkes einschätzen kann.

       Viele werden schon die Möglichkeit solcher Fortentwicklungen bestreiten. In der Kraft ihrer Unbeweglichkeit sind sie unbeugsam. Mögen sie jedoch nicht vergessen, dass das Fortschreiten der Evolution sich auf jeden Fall vollziehen wird. Das Problem liegt nur darin, dass die Menschen alles von ihrem eigenen Standpunkt aus betrachten und nicht in der Lage sind, sich selbst fortzubewegen. Sie nehmen an, dass mit ihnen alles endet, und können es nicht fassen, dass das Leben seine eigene, unaufhörliche heftige Wellenbewegung hat.

       Solche unbeweglichen Menschen befinden sich in einer äußerst kläglichen Lage, wenn sie in die Feinstoffliche Welt eintreten. Sie bedauern es dann, sich während ihrer irdischen Existenz nicht den verschiedenen Generationen genähert und es nicht vermocht haben, Berührungspunkte mit den unterschiedlichen psychischen Zuständen zu finden. Man kann sagen, dass im Altertum die Prüfer verschiedener Generationen weiser gehandelt haben. Auch ihr könnt inmitten verschiedenartigster Menschen zu Hause sein. Erinnert euch, dass auch Wir solche Prüfungen durchschritten haben.

       Der Denker verglich solche Prüfungen mit dem Härten einer Klinge. Er wusste, dass nur der Wechsel von Kälte und Hitze unzerstörbare Festigkeit ergibt.

 

       362. Urusvati weiß, dass die Absicht gleichbedeutend mit der Tat ist. Sagen wir noch genauer: Die Absicht ist von noch größerer Bedeutung als die Tat. In der Tat vollzieht sich eine Entladung von Energie, während sich in der Absicht eine Anspannung sammelt, die früher oder später unbedingt eine Tat hervorrufen wird. Wenn Ich daher von Behutsamkeit bei den Absichten spreche, habe Ich einen unanzweifelbaren Nutzen im Sinn.

       Nicht selten verlassen die Menschen das irdische Leben erfüllt von Absichten, und Unwissende mögen triumphieren bei dem Gedanken, dass solche Absichten nicht mehr in Taten umgesetzt werden können. Die Unwissenden verstehen nicht, dass das Leben nicht abbricht und Absichten nicht unausgeführt bleiben können.

       Wohl dem, der einen Vorrat guter Absichten besitzt, sie werden gute Ernte erbringen. Wahrlich, Ich sage: Jede Absicht wird zur Ausführung gebracht und jedes Versprechen erfüllt werden; jedes Böse wird wachsen und jedes Gute hell erstrahlen.

       Aus Unwissenheit beklagen sich die Menschen darüber, dass ihre Verdienste nicht anerkannt werden, und das geschieht ausschließlich aus Unkenntnis der ununterbrochenen Fortdauer des Lebens. Ein Mensch, der annimmt, dass mit dem Abtreten von der Erde alles endet, ist bedauernswert arm, denn er hat sich selbst der Schätze des Erfolges beraubt.

      Unvorbereitet taucht er in der Feinstofflichen Welt auf. Wo wird er sich denn befinden, solange sich sein Bewusstsein nicht erhellt hat? Er wird an einem Ort festgehalten, wo er nicht hätte sein müssen. In der Dämmerung der niederen Schichten ist er unangenehmen Einwirkungen ausgesetzt, die seine Weiterentwicklung noch mehr belasten.

       In verschiedenen Religionen sind Andeutungen über die ununterbrochene Fortdauer des Lebens enthalten, doch sind diese Mahnungen nicht überzeugend genug, anderenfalls würden die Menschen versuchen, sich auf eine bestmögliche Fortentwicklung vorzubereiten. Mitunter wollen die Menschen eine bessere Zukunft mit Geldzahlungen erkaufen, doch hat Gold in der Feinstofflichen Welt keinen Wert. Gute Taten müssen mit einem guten Bewusstsein verbunden sein, dann werden sie auf der Erde wie in der Überirdischen Welt Freude bringen; das Instrument wird gestimmt sein und in Harmonie mit den höheren Welten erklingen.

       Bisweilen hoffen die Menschen, dass dort irgendwo ein Führer erscheinen und sie aus jedem beliebigen Abgrund herausführen wird. Diese Egoisten verstehen nicht, dass der Führer leidet, wenn Er in die niederen Sphären eintaucht. Andere meinen, dass in der Unbegrenztheit noch genügend Zeit sei und sie sich daher ungehindert auf der Erde vergnügen könnten. Erst jenseits der irdischen Grenzen werden sie erkennen, was sie versäumt haben.

       Eure Auffassung ist richtig, dass es keine Vergnügungen geben kann, wenn die Erde vor Not schreit. Wo Hunger ist, kann man sich nicht der Übersättigung hingeben. Welche Tänze kann es denn im Angesicht von Morden geben?! Wahrlich, Ich sage: Vergnügungen in den Tagen der Not sind unanständig.

       Ebenso richtig ist eure Schlussfolgerung, dass die Wellen ferner Übertragungen überaus unterschiedlich sind. Die einen werden von bestimmten Empfängern aufgenommen, andere jedoch können zu höchst unerwünschten Zuhörern gelangen, in dieser Beziehung muss Behutsamkeit walten.

       Der Denker erriet solche Gedanken. Er sprach: „Mögen meine Gedanken dorthin gelangen, wo sie geschätzt werden.“

 

       363. Urusvati weiß, dass eine der lichtvollsten Freuden bei der Arbeit entsteht. Eigentlich müsste diese Wahrheit allen bekannt sein, doch erweist sich Arbeit erneut als Joch, und die Menschen träumen von irgendwelchen Feiertagen. Doch Wir wollen Unser Konzept der Arbeit mitteilen. Wir arbeiten die ganze Zeit inmitten der anstrengendsten Bedingungen, doch auch Wir haben Feiertage. Sie bestehen darin, dass Wir zu den höheren Welten streben können.

       Jemand bezeichnet auch diese Forschungen als Arbeit. Er hat Recht, denn die Erforschung der höheren Sphären erfordert viel Energie. Man muss alle Gedanken konzentrieren, und überdies sind die Apparate nicht leicht zu steuern. Kürzlich erfuhr Urusvati eine starke Erschütterung, als ein Hebel in der Hand zerbrach. Solche unerwarteten Verkomplizierungen können immer auftreten. Doch besteht ein großer Unterschied, ob ein Hebel bei Routinearbeit zerbricht oder bei der Berührung von komplizierten Apparaten. Ungeachtet der möglicherweise auftretenden Verkomplizierungen ist die zu den höheren Sphären bestrebte Arbeit ein Feiertag. So kann man auch unter irdischen Arbeiten Festtagsarbeit finden.

       Möge jeder sich Rechenschaft darüber ablegen, welche Arbeit für ihn ein Feiertag ist. Möge jeder sich daraufhin prüfen, bei welcher Arbeit seine Kräfte sich vermehren.

      Erholung besteht im Wechsel der Arbeit. Ja, ja, ja, die Menschen werden es noch lange nicht verstehen, dass Erholung im Wechsel der Arbeit liegen kann. Auch macht man sich nicht zu eigen, dass Denken Arbeit ist. Niemand erkennt an, dass ein Denker durch sein Denken etwas Wirkliches schafft.

       Die Menschen akzeptieren nicht, dass Routinearbeit mit Denken abwechseln kann. Wer stellt sich denn die ganze Einwirkung der Gedanken vor, welche die räumlichen Feuer entzündet und Gebäude in der Feinstofflichen Welt errichtet? Sogar jene, die vom Einfluss des Gedankens schreiben, wollen nicht die gesamte unvermeidliche und nicht wiedergutzumachende Einwirkung ihrer eigenen Gedanken verstehen. Der Mensch besitzt eine absonderliche Eigenschaft: Er ist bereit, die Wirkung fremder Gedanken anzuerkennen, vergisst jedoch vollständig das Schicksal seiner eigenen; so verhält sich der Mensch nachlässig gegenüber sich selbst. Ich meine, dass es an der Zeit ist, anstelle von Lektionen ein strenges Regime über sich selbst zu führen.

       Warum wenden sich die bestehenden Gesellschaften für Psychische Erforschung in ihrer Mehrzahl nur einem einzigen Aspekt zu? Die Teilnehmer selbst verhindern weitergehende Ergebnisse. Es ist nicht nützlich, wenn die Forscher selbst nicht in der Lage sind, vor allem die Reinheit ihrer eigenen Absichten zu prüfen.

       Der Denker sorgte sich sehr um die Reinheit der Absichten Seiner Schüler. Er sprach: „Sogar bei den üblichen Waschungen werden kostbare Substanzen verwendet, doch womit sollen wir unsere Absichten reinigen?“

 

       364. Urusvati weiß, dass sich Weltereignisse besonders auf jene auswirken, die an ihnen teilgenommen haben. Nicht nur jene, die an den gegenwärtigen Vorgängen Schuld tragen, sondern auch jene, die dieses oder ein anderes Land aufgebaut haben. Sie vibrieren auch auf die Erschütterungen des von ihnen Geschaffenen.

      Man muss sich vorstellen, wie sehr Schwester O. beunruhigt ist. Sie hatte teil an dem Leben zweier Länder und muss nun sehen, wie beide Völker leiden. Auch Jener, der ein Volk während einer Revolution auf den rechten Weg führte, ist nun betrübt zu sehen, wie eilig das Volk dem Verderben zustrebt.[141] Kann man denn unbeteiligt bleiben, wenn die besten Absichten unterbunden werden?!

       Auch ihr spürt Unruhe, da ihr an der Arbeit der leidenden Völker teilhattet. Man kann die Erniedrigung eines bestimmten Volkes bereits heraufziehen sehen, welches die beste Zukunft hätte haben können. Schritt für Schritt rücken die Ereignisse im Westen vor. Das Bestreben der Wütenden steht unter dem Anschein, sich vor den Gemeinschaftsprinzipien zu retten, doch verlogene Mitglieder der Gemeinschaft sind schlimmer als solche, die von der Bildung einer neuen Ära träumen.

       Das Beben erfasst die nahen Sphären. Man muss zu besonderer Behutsamkeit raten, um die Harmonie nicht zu verlieren. Solche Tage gab es noch nicht, und das Bewusstsein der Menschheit kann das sie Umgebende nicht aufnehmen.

       Der Denker warnte die Mitbürger: „Glaubt nicht, dass ihr viel wüsstet; es können Erscheinungen auftreten, die euch zeigen, wie nichtig euer Wissen ist.“

 

       365. Urusvati weiß, dass es für verkörperte Wesen der Feinstofflichen Welt besonders schwer ist, den Ton einer Stimme wiederzugeben. Es ist verständlich, dass wenn ein Wesen zur Verständigung mittels Gedankenübertragung übergeht, der Gebrauch der Stimme schwierig wird. Natürlich kann man im Falle besonderer Harmonie auch diese Schwierigkeit überwinden, doch ist eine solche Harmonie nur selten erreichbar. Die Menschen verstehen es nicht, die feinstofflichen Gäste danach zu fragen, was ihnen besonders schwerfällt.

       Man kann eine vollständige Verkörperung erwarten, eine Übertragung von Gegenständen und viele Offenbarungen äußerer Energien, doch der Übergang zu einer irdischen, stimmlichen Übermittlung ist unermesslich schwerer. Selbstverständlich kann eine gedankliche Übertragung erfolgen, doch leider sind die Menschen nicht in der Lage, sie zu nutzen.

      So wäre vieles erreichbar, doch müssten dazu die feinstofflichen Bedingungen erfühlt werden, wodurch sich dann auch Behutsamkeit gegenüber feinstofflichen Erscheinungen bilden würde. Eine solche Eigenschaft muss man lernen, und zwar auch in den Beziehungen zu seinen irdischen Mitbrüdern. Wir bedauern, dass so viele Errungenschaften allein aus Mangel an Behutsamkeit erschwert sind. Indessen muss man inmitten schwerer Ströme mit allen Mitteln aufeinander aufpassen.

       Ihr nehmt einen Andrang von Wehmut wahr; eine solche Erscheinung muss natürlich erforscht werden, und es lässt sich erraten, dass sie vom Druck der weltweiten Erschütterungen herrührt. Diese Tage lassen sich als Ausbrüche des Harmagedon beschreiben. Solche erstaunlichen Wellen erschüttern die ganze Welt.

       Der Denker erriet solche Tage am Pochen Seines Herzens.

 

       366. Urusvati weiß, dass äußere Erscheinungen kein Maßstab für das innere Leben sein können. Will man eine Vorstellung vom inneren Leben gewinnen, ist es nötig, sich in Bestrebungen und Absichten zu vertiefen. Wenn man erkennt, dass jemand Philosoph, Arzt, König oder Krieger war, so ergibt all solches Wissen nicht das innere Bild; viel wichtiger ist, jene Grundsätze zu erkennen, von denen sich diese Tatmenschen leiten ließen.

       Hier geben auch Wir jetzt einen Überblick über Unser inneres Leben und zeigen auf, welche Grundsätze der Bruderschaft zugrunde liegen. Allzu oft haben die Menschen versucht, Uns als Überirdische Wesen darzustellen. Aus solchen Vorstellungen ist kein Nutzen, sondern sogar Schaden entstanden, weil Wir als von der Erde losgelöst erschienen. Wenn Wir indessen vom Überirdischen sprechen, wollen Wir diesen Begriff nicht als Loslösung von der Erde verstehen, denn letzten Endes ist alles Leben überirdisch, da es von feinstofflichen Energien genährt wird.

       Es wird eine Zeit kommen, da die Menschen genötigt werden, sich einer vom Feinstofflichen bestimmten Weltanschauung zuzuwenden. Es ist bereits unmöglich, die Evolution, die von der Menschheit selbst verkompliziert wurde, in eine andere Richtung zu lenken. Doch wird im gegebenen Fall auch eine solche Evolution letzten Endes einem Nutzen dienen, als Ergebnis einer eigenartigen Tactica adversa. In seiner Technokratie treibt der Mensch sich selbst in eine derartige Sackgasse, dass ihm nichts anderes übrigbleiben wird, als den Freuden der Feinstofflichen Welt aufmerksam Gehör zu schenken.

       Man kann prophezeien, dass die Menschen sich erst dann der Verfeinerung des Lebens zuwenden werden, wenn sie die Katastrophe hinter sich gelassen haben. Dann wird auch die Zeit der Annäherung der beiden Welten anbrechen. Schon jetzt gilt eine Verdichtung feinstofflicher Wesen nicht als etwas phänomenales. Verkörperte Menschen sondern bereits ihren feinstofflichen Körper ab. Von beiden Seiten strecken sich die Teile der Brücke aus. Ein Reißverschluss kann diese Teile miteinander verbinden. Auf der großen Wacht stehend warten Wir, wann die Brückenteile verbunden werden; dann wird auch Unsere Arbeit sich ändern, und Wir werden in ferne Welten gehen.

       Dies bedeutet, dass die erste Aufgabe der Menschheit darin besteht, die Brücke des Tempels zu errichten; dann ergibt sich die zweite, nämlich der Verkehr mit den fernen Welten. Was einige Menschen schon vorausahnen, wird zu einer gewöhnlichen Bedingung des planetaren Lebens werden. Ist es nicht richtig, dass es sich lohnt, die Erde für solche Aufgaben zu bewahren? Doch bisher denkt nur eine kleine Minderheit in diese Richtung.

       Der Denker ahnte bereits, wie klein die Zahl der Menschen sein würde, die zur Rettung des Planeten streben.

 

       367. Urusvati weiß, wie nahe beieinander physische und psychische Erscheinungen liegen. So kann ein Mensch beispielsweise bei starker physischer Anspannung Funken sehen, die psychischen Merkmalen ähnlich sind. Daher raten Wir zu ruhiger Vertiefung, bei der es keine unerwarteten physischen Erschütterungen geben darf. Das Denken soll auf Uns gerichtet sein, doch ebenfalls in völligem Gleichgewicht.

      Wir schlagen sogar vor, dass der Mensch den unbegrenzten Raum teilweise erfühlen möge, denn nichts kann ein solches Gleichgewicht vermitteln wie die Unbegrenztheit. Es gibt viele verschiedene Methoden, Ruhe zu schaffen, doch die Wahrnehmung der Unbegrenztheit ist die wirksamste.

       Zudem bildet sich eine starke Verbindung, wenn der Name des Lehrers ausgesprochen wird; doch auch dies sollte in Ruhe erfolgen, denn jede übermäßige Anspannung erzeugt unvermeidlich eine Verwirrung der Atmosphäre. Diese Ruhe ist jedoch keine Untätigkeit, sondern im Gegenteil, wie der Zustand des Nirwana, von innerer Schwingung erfüllt. Viele verstehen das Gesagte überhaupt nicht, da es für sie einen Widerspruch darstellt: Wie kann Ruhe von Schwingung erfüllt sein, und soll etwa die ruhige Anrufung des Lehrers wirksamer sein als ein Schrei der Verzweiflung?

       Es ist schwer, mit Worten auszudrücken, wo die Grenze zwischen der Macht der Ruhe und dem Druck des Zwangs liegt. Nur jene, die viele irdische Wege durchschritten haben, verstehen, wie kostbar der Rat zur Ruhe ist, besonders in den Tagen des Harmagedon. Bei Uns herrscht Ruhe, denn das kleinste Ungleichgewicht könnte unsagbare Not hervorrufen. So ist es auch auf dem ganzen Planeten notwendig, Ruhe zu entwickeln.

       Urusvati wiederholt mit Recht immer wieder die Notwendigkeit der Erziehung, sie geht der Bildung voraus. Nur Erziehung kann die Grundlagen von Ruhe und Arbeit legen.

       Der Denker warnte die Schüler und sprach: „Bewahrt Ruhe, anderenfalls werdet ihr in die Unterwelt stürzen.“

 

       368. Urusvati weiß, dass sich mit jeder Generation die Weltanschauung ändert. Dies können nur wenige begreifen, da es nur sehr selten gelingt, eine ganze Generation zu beobachten. Es gibt viele Verschiebungen, und die Menschen haben es sich nicht angewöhnen können, ihre Aufmerksamkeit auf das junge Denken zu richten. Indem sie die alten, überlebten Lehrbücher weitergeben, nehmen sie an, auch ihre alte Weltsicht anlegen zu können. Doch das junge Denken gedeiht auf seinen eigenen Wegen.

       Alle zwanzig Jahre bereits wechseln die Maßstäbe einer Generation. Eine solche Einteilung muss man sich merken, anderenfalls werdet ihr in den früheren Ungerechtigkeiten steckenbleiben.

       Vergegenwärtigen wir uns die in einem gewissen Land aufgekommene Feindschaft. In diesem Hass leben die Menschen dort ein Vierteljahrhundert lang und übertragen ihre eigene feindschaftliche Beziehung auch auf die folgende Generation. Ist das gerecht? Die ursprünglich Verfeindeten sind abgetreten, sie leben nicht mehr, die junge Generation denkt in neuer Weise, doch jemand wünscht, ihr die früheren, überlebten Begriffe aufzuzwingen. Man muss die Fristen der Generationen sehr genau bedenken, um nicht in Ungerechtigkeit zu verfallen.

       Mögen die äußeren Lebensbedingungen sich auch nicht völlig ändern, der Sinn des Lebens wird doch nicht von äußeren Bedingungen bestimmt, sondern von den heranwachsenden inneren Bestrebungen. Ihr versteht, dass Ich nicht abstrakt spreche. Ich beobachte ein bestimmtes Volk, in dem eine neue Weltsicht heranwächst, dem man jedoch die überlebten Begriffe früherer Generationen aufzuzwingen versucht. Zufällige kurzsichtige Beobachter erzählen die verworrensten Geschichten. Man möchte sie fragen, von welcher Generation sie ihre Urteile entlehnt haben.

       Man muss streng unterscheiden, wo die Urteile entlehnt wurden, um nicht die Jungen für die Fehltritte der schon nicht mehr Lebenden verantwortlich zu machen. Es ist schwer, ein klares Urteil zu finden, doch umso mehr muss man in der Lage sein, alle Ursachen und Wirkungen zu analysieren.

       Der Denker stellte Gesprächsteilnehmern des öfteren die Frage: „Von wem sprecht ihr: Vom Sohn, vom Vater oder vom Großvater?“

 

       369. Urusvati weiß, dass es oberhalb aller Generationen Tatmenschen gibt, welche die Richtung der Evolution vorhersehen. Solche Mitarbeiter von Uns kann man in verschiedenen Jahrhunderten und Ländern antreffen. Wir rufen durch sie unterschiedliche Bestrebungen entsprechend den Aneignungen der laufenden Evolution hervor. Man muss jedoch verstehen, dass solche Tatmenschen nicht nur selten sind, sondern dass sie auch in keiner Generation ihren Platz finden. Man kann sagen: Sie sind keine Bewohner der Erde, sondern Gäste, ganz von Erinnerungen an bessere Welten erfüllt.

       Das irdische Leben kann für sie nicht leicht sein. Sie sind völlig zum Allgemeinwohl bestrebt, doch dieses Konzept wird auf der Erde überhaupt nur wenig erkannt. Diese Arbeiter können mit den verkörperten Wesen keine gemeinsame Sprache finden, und dennoch erfahren ihre Worte mit der Zeit eine gewisse Anerkennung. Man kann nur bedauern, dass ihre Vermächtnisse zur Zeit vielfachen Entstellungen ausgesetzt sind.

       Das Gesagte ist auch auf Unsere Arbeit anwendbar. Doch im Lauf der Jahrhunderte haben Wir Uns an die Umläufe des Lebensrades ausreichend gewöhnt. Wir verstehen, dass in Bewegung vieles verbrennt, so wie es sogar große Meteore tun, von denen einige dennoch ihren Diamanten zur Erde bringen. Nur ruhiges Verstehen der irdischen Prozesse kann auch die gesamte aufgespeicherte Erfahrung offenbaren. Wir nennen solche Beobachtungen Aufklärung des Bewusstseins.

       Der Denker verstand ausgezeichnet, dass Seine Lehre vielen Entstellungen ausgesetzt sein würde. Er sprach: „Nur in den Wolken werden die Zeichen unserer Absichten erhalten bleiben.“

 

       370. Urusvati weiß, dass Selbstvervollkommnung mit dem Ablegen der kleinen, schädlichen Gewohnheiten beginnen muss. Richten wir unsere Aufmerksamkeit auf die Bedingungen der kleinen Alltagsgewohnheiten. Die Menschen nehmen mitunter an, dass sie sich von den größten Hindernissen befreien müssten, doch ein solcher Weg geht in der Regel über ihre Kräfte.

      Außerdem kann man die überaus hässliche Erscheinung beobachten, dass ein Mensch annimmt, er habe sich von den größten Hindernissen befreit, während er gleichzeitig noch mit den abstoßendsten kleinen Gewohnheiten behangen ist. Ein solcher Baum, von der Last abscheulicher, im Verlauf vieler Jahrhunderte gezüchteter Früchte gebeugt, bietet einen kläglichen Anblick.

       Auch muss man daran denken, dass die Vertreibung einiger kleiner Gewohnheiten ganz und gar nicht leicht ist. Unter ihnen gibt es auch solche, die man selbst gar nicht bemerkt und die nur ein scharfes Auge zu erkennen vermag. Doch diese verborgenen Gewohnheiten dienen oftmals als Schlüssel zur eigentlichen völligen Umwandlung. Erinnert euch des alten Sprichwortes: „Fang den kleinsten Teufel am Schwanz, und er wird dir zeigen, wo der allergrößte sitzt.“

       Es ist notwendig, solche Volksweisheit zu wiederholen, um von einer oberflächlichen Lektüre der Lehre zur Tat überzugehen. Man kann aufzeigen, wie sich bei einigen selbst nach dem Lesen aller Bücher herausstellt, dass sie sich nichts angeeignet haben. Man kann sogar finden, dass solche abgestorbenen Leser zurückgefallen sind und sich dadurch schlimmer als Analphabeten erweisen.

       Mögen sie jedoch erwägen, was sie eigentlich während der Zeit ihrer Lektüre in die Tat umgesetzt haben? Mögen sie sich selbst sagen, von welchen Gewohnheiten es ihnen gelungen ist, sich zu befreien? Mögen sie sich notieren, welcher Nutzen ihnen aus dem Gelesenen erwachsen ist, wenn doch die kleinste Gewohnheit unangetastet blieb. Kann man erwarten, dass sich Harmonie inmitten des Lärms von Dissonanzen einstellt? Also vergesst nicht, die Freunde zu ermahnen, die kleinsten Gewohnheiten abzulegen.

       Der Denker selbst verstand es, sich von kleinen wie großen Gewohnheiten zu befreien. Er lehrte, keine unnötigen Steine im Gewand zu tragen.

 

       371. Urusvati weiß, dass der irdische Weg ein Weg der Gefahren und der Vorbereitung auf die Unbegrenztheit ist.

      Hier sind drei, die widersprechen. Der eine fragt: „Wo ist denn die versprochene Freude? Es ist so viel über Freude gesprochen worden, und jetzt wird sie in nicht endende Gefahr umgewandelt. Wir haben aber nur der Freude wegen den Belehrungen zugehört.“

       Wir sagen: „Unwissender, ist die Überwindung des Chaos etwa keine Freude? Bedeutet es etwa keine Freude, Licht in die Finsternis zu tragen? Ist das Bewusstsein des Dienens keine Freude? Wenn jedoch deine Freude die Freude des Marktes ist, so sind Wir auf deinem Weg nicht mit dir.“

       Der andere erklärt böse: „Sie selbst befinden sich in Gefahrlosigkeit, aber uns überlässt man irgendeiner stündlichen Gefahr.“

       Wir antworten: „Unwissender, weshalb nimmst du an, Wir befänden Uns in Gefahrlosigkeit? Alles ist relativ. Unsere Gefahren sind dir unsichtbar, doch kann es kein Leben ohne Gefahren geben. Man muss anerkennen, dass eine der höchsten Freuden aus der Erkenntnis der Gefahr erwächst. So kann der Mensch beständig Siege erringen und sich dessen freuen.“

       Der dritte Widersprechende zweifelt an der Unbegrenztheit. Wir antworten: „Unwissender, Dein Herz versteinerte, als du die Freude an der Unbegrenztheit verlorst. Möge der Mensch erkennen, dass er aufgerufen ist, den unbegrenzten Raum mit Gedanken zu sättigen. Die Erkenntnis der Grenzenlosigkeit des Gedankens ist bereits höchste Freude. Stell dir vor, was für ein Garten des Denkens dir gewährt ist, und freue dich der Erkenntnis.“

       So kann man allen antworten, die widersprechen. Lasst uns dabei nicht vergessen, dass manche Formulierungen nur bedingt verständlich sind. So spricht man zum Beispiel von „geistiger Austrocknung“[142], ohne aber die Entstehung eines solchen Zustandes zu kennen. Er rührt indessen von einer ungleichmäßigen Anspannung her; das Bewusstsein hat sich bereits hoch emporgeschwungen, doch die Zentren vermögen sich noch nicht anzupassen, so dass der Mensch zeitweise gewissermaßen keinen Ausdruck seines Bewusstseins findet. Solche Umläufe der Spirale sind unvermeidlich.

       Der Denker sprach: „Heute schien es mir, als ob ich nichts wisse. Das ist ein gutes Zeichen, morgen werde ich sicherlich etwas Herrliches erkennen.“

 

       372. Urusvati weiß, wie groß die Gefahren sind, die Wir überwinden. Ihr kennt die entsetzlichen Wirkungen der Explosion, die sich bei Bruder V. ereignet hat. Eine Vielzahl unterschiedlicher Anspannungen löst sich im Raum. Doch nicht wenige entsetzliche Wirkungen entstehen aus Widerstand gegen Unsere Weisungen. Die einen Menschen widersprechen den nützlichsten Ratschlägen, andere erfüllen sie äußerlich, behindern sie jedoch innerlich. Dem letzteren Umstand muss man besondere Aufmerksamkeit schenken.

       Wenn die Menschen doch verstünden, wie wenig ihr äußerliches, geheucheltes Lächeln wert ist! Der nützlichste Rat verliert seine Bedeutung, wenn er innerlich abgelehnt wird, es bleibt dann nur die äußere Schale. Ebenso muss man verstehen, wie viele nützliche Weisungen entstellt werden. Nehmen wir als Beispiel die Frage der Ernährung.

      Wir sind entschieden gegen Fleischnahrung. Sie hat die Evolution genug behindert; es kann jedoch Fälle von Hunger geben, in denen getrocknetes und geräuchertes Fleisch als letztmögliche Maßnahme zugelassen werden kann.

      Wir sind entschieden gegen Wein, er ist als Rauschmittel unzulässig; doch es gibt Erkrankungen, bei denen Alkohol notwendig ist.

      Wir sind entschieden gegen alle Narkotika, doch gibt es Fälle derart unerträglicher Leiden, dass einem Arzt kein anderer Ausweg bleibt als die Narkose.

       Man wird auch fragen: Kann man etwa Suggestion gegen jede beliebige Art von Schmerz anwenden? Selbstverständlich kann man das, doch wird es nicht leicht sein, eine Person zu finden, die genügend Kraft der Suggestion besitzt.

       Man sollte meinen, dass diese Unsere Weisungen ausreichend klar sind, doch es finden sich Menschen, die damit beginnen, Verwirrung und Schaden anzurichten. Einflüsterer werden behaupten, Wir erlaubten Wein, Narkotika und Fleisch-nahrung. Sie fordern ein absolutes, unbedingtes Verbot, doch sollten sie Hunger erfahren oder erkranken, werden sie die ersten sein, die dem Lehrer vorwerfen, er habe ihnen keinen Ausweg gelassen.

       Neben Scheinheiligkeit kann man jede Art von Hinterlist erwarten. Die Menschen belügen sich selbst, nur um eine Rechtfertigung für ihre Schwächen zu finden. Sie denken jedoch nicht darüber nach, welche Gefahren sie sich damit selbst schaffen. Sie möchten gern Unsere Mitarbeiter sein, doch wo ist die Behutsamkeit, die jeder Zusammenarbeit zugrunde liegt?

       Der Denker sprach: „Hütet euch vor Liebesbeteuerungen, die erhabene Grundlage der Welt bedarf keiner Beteuerungen, sondern der Taten.“

 

       373. Urusvati weiß, dass der Zustand, den ihr als Kultur bezeichnet, ein allgemein-menschlicher ist. In Bräuchen, Religionen und Sprachen kann es Vielfalt geben, doch jede kulturelle Handlung ist der ganzen Menschheit gemeinsam. Eine solche Vereinigung der Welt ist die erste Stufe zur Verwandlung des gesamten Lebens.

       Man könnte einwenden, dass jedes Volk seine eigene Kultur hat. Doch ihr könnt leicht antworten, dass mit diesem Einwand nicht die Kultur, sondern die Bräuche gemeint sind. Auch könnte jemand auf die Unterschiede der Literatur in den verschiedenen Ländern hinweisen. Wir sprechen aber nicht von Schriftzeichen oder Ausdrucksmitteln, sondern über das Wesen der Absichten und Aufgaben. Vergleicht die besten Werke verschiedener Völker, und ihr werdet sehen, dass die Aufgabenstellungen allgemein-menschliche sind. So bestätigen Wir, dass man inmitten der Verschiedenheit allgemeinmenschliches Streben finden kann.

       Man kann sich darüber freuen, dass das Wesen des Menschen zur Vervollkommnung strebt. Er selbst will diesen immer wachen Impuls oft nicht bemerken. Er sucht sogar den besten Antrieben entgegenzuwirken, doch irgendwo in den Tiefen des „Kelches“ leuchtet bereits keimend das Korn der Kultur auf. Früher oder später wird dieses Korn weiterwachsen, und daher trägt jeder Mensch ein Teilchen des Allgemeinmenschlichen in sich.

      Man mag sich wundern, warum es derart viele Zweibeiner gibt, die in ihrem Hass toben. Ist es möglich, dass auch sie das Korn der Kultur in sich tragen? Es muss tief unter der Last von Verbrechen vergraben sein. In der Feinstofflichen Welt wird sich dann ein Lehrer finden, der darauf hinweist, wie unzulässig ein tierischer Zustand ist. Wahrlich, die Menschen müssen verstehen, dass das Allgemeinmenschliche jeden Tag aufleuchten kann.

       Der Denker sorgte sich darum, dass die Schüler erkannten, dass auch in den fernen Welten das Allgemeinmenschliche leuchtet und jeder Mensch bereits ein Bürger aller Welten ist.

 

       374. Urusvati weiß, dass die Suche nach den Grundursachen für jeden denkenden Menschen charakteristisch ist. Die einen nähern sich dabei auf feinere, die anderen auf gröbere Art, doch niemand entgeht dem Weg des Suchens. Man schickt sich jedoch an, Höheres zu erforschen, ohne die nächstliegenden Ursachen studiert zu haben. Man stellt sich gar nicht die Frage, ob der Mensch nicht auch die alltäglichen Erscheinungen untersuchen muss. Wer in der Lage ist, die Ursachen der alltäglichsten Ereignisse zu erkennen, vermag auch höher zu schauen.

      Die Betrachtung der Ursachen alltäglicher Geschehnisse verfeinert das Denken. Es ist aufschlussreich zu sehen, wie ganze Ereignisse durch einen einzigen Ausruf oder Blick zunichte gemacht werden, doch die Anwesenden schenkten dem keine Beachtung und vergaßen hinterher die ursprünglichen Ursachen.

       So beschränken Wir Uns bei Unseren Gedankensendungen mitunter auf ein einziges Wort, doch in einer solchen Andeutung zeigt sich die Ursache einer wichtigen Erscheinung; nicht alle Empfänger wenden aber solchen Zeichen Aufmerksamkeit zu. Man muss große Fertigkeit erwerben, um seine Aufmerksamkeit beständig zu schärfen, umso mehr, als Ursache und Wirkung oft durch eine lange Zeitspanne voneinander getrennt sind.

       Ebenso wenig schenkt man gewöhnlich der Zementierung des Raumes* Beachtung. Man wird fragen: Warum soll man nahezu identische Gedanken aussenden? Mit diesen jedoch füllen Wir den Raum an. Es ist noch zu wenig, einen Entschluss gefasst zu haben, notwendig ist auch, um ihn herum eine entsprechende Atmosphäre zu schaffen, und ein solches Weben erfordert lange Arbeit. So müssen die Menschen verstehen, dass ihre Vorhaben von einem Schutzgewebe umhüllt sein müssen. Vieles wird leichter werden, wenn man sich diesem ständigen, ruhigen und bekräftigenden Gedanken zuwendet.

       Der Denker sprach: „Ein Vorhaben ist wie ein Schwert ohne Scheide, ein jeder kann seine Klinge schartig machen; doch mit einer Schutzhülle versehen, wird es seine Schärfe bewahren.“

 

       375. Urusvati weiß, wie unvernünftig die Menschen handeln, wenn sie den Ort, an dem sie leben, beschimpfen. Nur schwer haben sie verstanden, dass jegliche Gereiztheit beim Essen und vor dem Schlafengehen unzulässig ist. Ganz und gar nicht anerkennen wollen sie jedoch, dass finstere Gedanken und Verfluchungen sich unabwaschbar auf den Wohnort legen. Aus der schönsten Wohnung kann man eine Spelunke finsterer Wesenheiten machen, und dies wegen des Unwillens, die Gedankenenergie anzuerkennen.

       Wenn es Gegenstände gibt, die mit den segensreichsten Aufschichtungen gesättigt sind, so kann es auch verfluchte Dinge geben. Die Menschen haben vergessen, wie sehr ihre Ausstrahlungen die gegensätzlichsten Wesenheiten anziehen können. Ebenso wenig wollen die Menschen wissen, dass jeder Ort segensreich gestaltet werden kann. Wie kann man einen Ort verfluchen, der durch menschliche Unvernunft für das Leben unangenehm geworden ist? Mögen die Menschen nicht vergessen, dass ihre Unzufriedenheit und ihre Schmähungen sich auf sie selbst niederlegen. Man könnte ein entsetzliches Bild zeichnen, in dem ein Mensch sich selbst eine Schlinge um den Hals legt und dies erst in dem Moment bemerkt, wo sie ihn erdrosselt.

       Außerdem vergessen die Menschen, dass sie mit ihren Schmähungen Unsere Arbeit behindern. Wir müssen viel Energie verausgaben, um die von den Menschen beschmutzten Orte wieder zu reinigen. Kann man eine solche Liederlichkeit zulassen, denn der Großteil der üblen Reden erfolgt aus Unwissenheit.

      Die Menschen werden sagen: „Da befinden wir uns ja in einem richtigen Gefängnis, wo einem nicht das geringste Wort erlaubt wird!“ Doch mögen sie darüber nachdenken, wieviel Verbrechen und Unglück allein aus unüberlegten Worten entstehen. Man kann sehen, dass einige Orte dermaßen blutbefleckt und verflucht sind, dass es besser ist, eine neue Siedlung aufzusuchen; möge die Zeit die dunklen Ausstrahlungen reinigen.

       Der Denker warnte davor, mit Gedanken und Worten nur solche Absichten auszudrücken, von denen man sich später nicht lossagen muss.

 

       376. Urusvati weiß, wie unzulässig es ist, mit der einen Hand aufzubauen und mit der anderen zu zerstören. Doch fortwährend kann man sehen, wie gleichsam die eine Hälfte eines Menschen einer nützlichen Tat hingegeben ist, die andere aber gleichzeitig lästert und damit alles Geschaffene vernichtet. Hierbei erfolgt nicht nur Zerstörung, sondern es werden auch unwiederbringliche Werte vernichtet. Wir raten dazu, sich einer Tat gänzlich hinzugeben oder sich gar nicht erst zu nähern.

       Solche Unterweisungen sind auch auf die Erkenntnis der Feinstofflichen Welt anwendbar. Einerseits wünscht der Mensch scheinbar, sich der Feinstofflichen Welt zu nähern, andererseits ist er bemüht, sie wegzustoßen. Auf der einen Seite wird vorgeschrieben, an Erscheinungen zu glauben, die in der Bibel und anderen heiligen Schriften beschrieben sind, doch auf der anderen Seite verbietet man, diese Bereiche zu berühren. Es ließen sich endlos Beispiele anführen, bei denen eine wissenschaftliche Erforschung der Feinstofflichen Welt verboten und auf diese Weise eine Annäherung an die herrlichsten Errungenschaften unterbunden wurde. Es ist entsetzlich sich vorzustellen, dass welche zu blindem Glauben nötigen und gleichzeitig Erkenntnis verbieten!

       Man kann die ungemein hässliche, gewundene Grenze zwischen der irdischen und der Feinstofflichen Welt darstellen, und diese ganze unzweckmäßige Lage entsteht aus Unvollkommenheit. Man kann sich vorstellen, dass es viele verbietende Kräfte gibt; sie können vieles zurückstoßen, was bereits zur Erscheinung vorbereitet ist. Die Schlacht an der Grenze zwischen den beiden Welten ist groß; Wir raten daher, sich entweder mit ganzer Hingabe zu nähern oder die Feinstoffliche Welt gar nicht zu berühren.

       Es gibt viel Lästerung. Heuchlerisch wiederholen die Menschen die Worte der Lehre, gleichzeitig jedoch denken sie wollüstig über unzulässige Handlungen nach. Mögen jene, von denen Ich spreche, darüber nachdenken. Die gesandten Unterweisungen sind nur in vollem Umfang auf das Leben anwendbar. Wen aber werden die Heuchler denn betrügen?!

       Der Denker sprach: „Es ist unmöglich, die Unsichtbaren Kräfte zu betrügen.“

 

       377. Urusvati kennt die Schlacht in der Feinstofflichen Welt. Dort, wo alles durch den Gedanken geschaffen wird, wird auch durch den Gedanken zerstört. Man kann sich die Zusammenstöße vorstellen, die dort vor sich gehen, wenn Raserei mit dem Mut der Gerechtigkeit kämpft! Die Schlacht findet auf verschiedenen Ebenen statt, und ihre Qualität ist verschieden entsprechend der Qualität der Schichten.

      Die der Erde nächstgelegene Schicht ist von besonderer Raserei geprägt. Dorthin werden die nicht überwundenen Leidenschaften mitgebracht, und alle irdischen Verirrungen leben dort weiter, weil ihre Träger die Nichtigkeit ihrer Leidenschaften nicht erkannt haben.

       Viele irdische Herrscher sind dort versammelt, und jeder ist der vollen Überzeugung, dass allein Gewalt die irdische Krone sei. Auch dort haben sie noch nicht erkannt, dass ihr rasendes Verlangen nur die irdische Atmosphäre aufwiegelt. Da sie die Harmonie nicht kennen, sind sie im Gegenteil bereit, nicht nur die Erde, sondern auch den Himmel zu erschüttern. Sie kennen keine Ruhe und schöpfen Kraft aus ihrer Raserei.

      Man darf sich nicht wundern, dass es solche Schlachten gibt. Viele der Wahnsinnigen gehen zugrunde, andere jedoch werden durch ihr Karma erhalten. Auch das schwerste Karma setzt doch die Existenz desjenigen voraus, der es erleiden muss, denn anderenfalls könnte das Karmagesetz nicht erfüllt werden.

       Das Bestreben, Harmonie zu stören, erschwert Karma ebenfalls. Es stellt sich die Frage: Was geschieht mit denen, die durch Entladungen von Gedanken vernichtet wurden? Sie fallen in einen Schlafzustand, doch verzögert ein solcher Zustand nur ihre weitere Entwicklung. So sind viele Beschreibungen himmlischer Schlachten nicht weit von der Wirklichkeit entfernt.

      Es ist jedoch bedauerlich, dass die Menschen dabei häufig grobe Symbole verwenden und damit die Irrtümer noch vergrößern. Lest die menschliche Geschichte nochmals und seht, wie die Vorstellung sich vom Streben zur Wahrheit entfernt hat. Die gröbsten Beschreibungen entsprechen der Feinstofflichen Welt nicht. Selbst die Raserei feinstofflicher Wesenheiten unterscheidet sich noch von der irdischen.

       Der Denker nahm an, dass der irdische Gedanke die Feinheit der höheren Welten nicht erreichen könne.

 

       378. Urusvati weiß, dass das Karmagesetz die Existenz desjenigen voraussetzt, auf den es seine Wirkung ausübt. Viele würden eher eine völlige Vernichtung vorziehen, als die Spirale des Karma anzunehmen. Daraus ist das alte Sprichwort entstanden: „Karma ist ein Henker, der sein Opfer verschont.“ So wollten die Menschen zum Ausdruck bringen, dass Karma besondere Verbrecher gleichsam vor der Vernichtung bewahrt.

       In der Tat kann man bisweilen bemerken, dass offenkundige Übeltäter dennoch weiterexistieren, auch wenn sie nach menschlichem Ermessen vollständig hätten vernichtet werden müssen. Kann man jedoch dort menschliche Maßstäbe anlegen, wo das Gesetz der unaussprechlichen Gerechtigkeit wirkt? Nicht selten verfallen Übeltäter in langwierige Krankheit oder genießen zunächst Gesundheit, um dafür psychischen Schrecken unterworfen zu werden.

       Glauben wir jedoch nicht, man könne Übeltaten damit rechtfertigen, dass sie die Folge von psychischer Verwirrung sind. Lasst uns tiefer blicken, und wir werden Ursachen finden, die sich über einen Zeitraum vieler Jahrhunderte hinweg wirken. Solche Beobachtungen können einen Begriff von den Grundlagen des Karma vermitteln.

      Weise fürchten dieses Gesetz nicht. Allgemein teilt sich die Menschheit in zwei Arten ein: Diejenigen, welche die karmischen Wirkungen fürchten, und jene, die sie ruhig annehmen. Meidet jene, die sich fürchten. Man kann überzeugt sein, dass sie die Schritte des Karma spüren. Vielleicht kennen sie die bereits vor sich gehenden Wirkungen noch nicht, doch in der Tiefe des „Kelches“ regt sich die lange vergessene Giftschlange.

       Bedenkt, wie weit die Menschen auch bei der Frage der Wiederverkörperung auseinandergehen. Die einen können die ganze Gerechtigkeit dieses Gesetzes annehmen, doch für andere erscheint es ungeheuerlich. Auch solche Menschen erinnern sich verschwommen ihrer früheren Existenz und haben Grund, sich wegen ihrer Taten zu fürchten. So lässt sich die Aufteilung der Menschheit beobachten.

       Der Denker redete Seinen Schülern zu, das Karmagesetz nicht zu fürchten. Er sagte: „Ein Jäger geht voller Hoffnung in den Wald, sonst wird seine Jagd erfolglos bleiben.“

 

       379. Urusvati weiß, dass die sogenannten heiligen Schmerzen sich äußerlich nicht von einfachen, gewöhnlichen Erkrankungen unterscheiden. Die Ärzte finden für sie nur routinemäßige Definitionen. Ihr wisst, dass zwei große Denker Indiens starben, der eine durch Kehlkopfkrebs, der andere durch Diabetes.[143] Was können solche Krankheiten mit heiligen Schmerzen gemein haben? – so werden alle Ärzte fragen. Die beiden Beispiele zeigen jedoch, dass eine selbstaufopfernde Verausgabung der psychischen Energie höchst unerwartete Folgen zeitigen kann.

       Gleichfalls wisst ihr von den heiligen Schmerzen Upasikas, doch die Ärzte würden niemals Ursache und Wirkung einer solchen Selbstaufopferung anerkennen. Man wird fragen: Wozu eine solche Verschwendungssucht bei der Verausgabung von psychischer Energie? Ist es aber angebracht, solche Fragen zu stellen?

      Demnach könnte man auch noch Zweifel hegen, ob das Werk Unserer Schwestern in Spanien und Italien[144] nützlich gewesen sei. Beide jedoch waren hochstehende Beispiele der Arbeit für das Gemeinwohl. Sie kämpften gegen Ungerechtigkeit und Unwissenheit. Beide ertrugen schwere Beschimpfungen. Beide bezeigten eine nie dagewesene Geduld. Beide litten unter heiligen Schmerzen.

      Niemand vermochte ihre verschiedenen Erkrankungen zu definieren, die unerwartet auftraten und ebenso endeten. Niemand war in der Lage, über die Ursache der Schmerzen nachzudenken. Und dies besonders jene nicht, um derentwillen die Energie verströmt wurde. Doch diese Offenbarung von Selbstaufopferung erbrachte strahlende Stufen des Aufstiegs.

       Ein griechischer Weiser wurde sehr traurig, als er bemerkte, wie gesund er war: „Fließt meine Kraft etwa nicht dorthin, wo sie erforderlich ist?“ So kann man anhand vieler Beispiele beweisen, dass der große Dienst ganz und gar nicht irdische Gesundheit bedeutet. Ebenso lässt sich beweisen, dass einige Kranke länger als mutmaßlich Gesunde leben. Denkt darüber nach, dass die Abgabe von Energie höchste Freigebigkeit und Barmherzigkeit darstellt.

       Der Denker sprach: „Es ist ein Segen, dass jeder einen unsichtbaren Reichtum in sich birgt.“

 

       380. Urusvati weiß, dass derjenige, der im Verlauf seines irdischen Lebens nicht über den Sinn des Daseins nachdenkt, sich Finsternis in der Feinstofflichen Welt bereitet. Urusvati hat eine Person gesehen, die vom irdischen Standpunkt aus gut war, die jedoch der Gedanke vom Sinn des Lebens nicht besucht hatte. Beim Übergang in die Feinstoffliche Welt erwies sie sich als hilflos, weil sie nicht einmal wusste, wie sie die Hilfe des Führers annehmen sollte. Urusvati hat eine gute Tat vollbracht, indem sie diese Person aufsuchte und ihr zeigte, dass Führung und Hilfe ganz nahe sind.

       Die Menschen wollen nicht verstehen, dass selbst Gutmütigkeit auf der Erde noch nicht die Lösung der Lebensaufgabe bedeutet. Es ist unerlässlich, auch über den danach folgenden Weg nachzudenken. Mögen solche Betrachtungen auch noch primitiv sein, sie entwickeln dennoch die Vorstellungskraft; anderenfalls wird der Mensch in Umstände gestürzt, die ihm vollkommen unverständlich sind. Wenn der Mensch sich daran gewöhnt, über freudige Begegnungen nachzudenken, entwickelt er bereits seine Vorstellungskraft, die ihm den Zugang zu den entsprechenden Sphären öffnet.

       Der Mensch kann sich den Eintritt in die Feinstoffliche Welt unendlich erleichtern. Groß ist die Freude, wenn man wie in ein befreundetes Haus eintreten, jene finden, zu denen man strebte, und erleichtert über das Ende eines weiteren irdischen Weges aufatmen kann. Ein solcher Zustand ist jedoch die Folge bewusster Vorstellung.

      Ihr versteht daher, wie sehr Wir euch zu allem hinlenken, was die Vorstellungskraft entwickelt. Wir wissen, dass diese kostbare Eigenschaft sich schrittweise bildet; Wir können der Menschheit nicht ohne die Vorstellungskraft helfen, die Voraussicht ermöglicht.

       Der Denker lehrte, die Vorstellungskraft zu entwickeln, ohne die sich das dritte Auge nicht öffnet.

 

       381. Urusvati weiß, dass die Eigenschaft der Duldsamkeit eine der Grundbedingungen des Fortschritts ist. Jedes Zeichen von Duldsamkeit muss geschätzt werden. Könnten Wir etwa den Menschen ohne höchste Duldsamkeit helfen?

      Jedes Glühen muss für das Gemeinwohl genutzt werden. Am verderblichsten ist leblose Gleichgültigkeit. Wahrlich, mitunter kann wütende Verneinung eher entschuldigt werden als gefühllose Gleichgültigkeit.

       Wir lächeln Verneinern bisweilen zu, da in jedem Verneiner ein Teil Bestätigung lebt, doch das Eis der Gleichgültigkeit lässt keine Blumen wachsen. Dies ist der Grund, weshalb die Heißen und Kalten auserwählt, die Lauen jedoch verworfen werden[145]. Kein Verneiner wird zustimmen, dass er demjenigen helfen kann, den er verneint. Wie soll man ihm sagen, dass er voller Feuer ist und seine Kälte sich in einen großen Feuereifer zu wandeln vermag? Gewöhnlich wandelt sich Verneinung in Bestätigung – so verhält es sich mit den Daseinsfragen. Doch das Eis derjenigen, die in der „Offenbarung“[146] als lau bezeichnet wurden, wird nicht so bald tauen.

       Unglücklicherweise gibt es sehr viele solcher Lauen. Die Erzeuger kosmischen Unrats stören durch ihre Gestaltlosigkeit die Evolution. Aus den Lehrstunden in der Feinstofflichen Welt nehmen sie so gut wie gar nichts mit. Wir können ihnen nicht helfen, da sie keine feurigen Ausstrahlungen besitzen, die eine Leitung für Einwirkungen sein könnten. Wie viele gute Pfeile stumpfen an den Schuppen der Gestaltlosigkeit ab! Eher kann man Funken aus einem Verneiner schlagen, als den Panzer der Gleichgültigkeit aufbrechen. Das Feuer vermag nur dort durchzudringen, wo gerungen wird.

       Man muss lernen, jedes kleinste Teilchen Energie zu erkennen und seine fürsorgliche Aufmerksamkeit darauf zu richten. Die Menschen schreien: „Er gehört nicht zu uns, kreuzige ihn!“ Dummköpfe, er ist keiner der Euren, aber ein Feuriger. Nur Unwissende löschen das Licht aus, um in der Finsternis zu bleiben, und dann beklagen sie sich über das grausame Schicksal.

       Der Denker lehrte, auch das kleinste Teilchen Energie erkennen zu können: „Seid behutsame Baumeister!“

 

       382. Urusvati hat in Unserem Laboratorium viele verschiedene Apparate gesehen, die jedoch allesamt auf der Grundlage der psychischen Energie funktionieren. Es wird eine Zeit kommen, da die Menschen anerkennen werden, dass das Funktionieren von Maschinen von der Energie der Person abhängig ist, die sie bedient. Man darf dies nicht als Magie oder als etwas Übernatürliches bezeichnen. Die Menschen sollten verstehen, dass sie jedem Gegenstand, den sie berühren, einen Teil ihrer psychischen Energie übermitteln. Wenn die Energie sich in einem undisziplinierten Zustand befindet, wirkt sie nur geringfügig ein; doch es lohnt sich, sie zu erkennen und in Ordnung zu bringen, dann wird sie stärker in Erscheinung treten.

       Mitunter bemerken die Menschen eine besonders starke Manifestation der Energie. Sie bezeichnen einen solchen Zustand als Begeisterung oder sagen, sie seien guter Stimmung oder hätten sich genügend ausgeruht und Kräfte gesammelt. Indessen haben sie die Anwesenheit ihrer eigenen Energie gespürt. Sie könnten die besten Wirkungen erzielen, wenn sie erkennen würden, dass in ihnen beständig die Quelle der besten Errungenschaften ruht. Dabei braucht man nicht zu irgendwelchen Beschwörungen Zuflucht zu nehmen, sondern sich nur der Begabung zu erinnern, das sich in jedem Menschen befindet.

       Doch noch ein anderer Umstand darf nicht vergessen werden: Die psychische Energie entwickelt sich besonders beim Verkehr mit der Hierarchie. Man muss diesen Verkehr das ganze Leben über bewahren, er wird in hohem Maße lebensnotwendig werden. Das Antlitz des Führers wird unablässig gegenwärtig sein, und die Berührungen von Wellen neuer Kräfte werden sich bei jeder Art Arbeit manifestieren. Möge dies die Grundlage jenes Gefühls sein, das die Menschen Optimismus nennen. Bei einem derartigen Gefühlswissen arbeiten auch Maschinen besser.

       Alle Unserer Apparate gründen auf der Nutzung der psychischen Energie; der Unterschied besteht nur darin, dass Wir aufgrund Unserer langen Erfahrung Unsere psychische Energie zu konzentrieren vermögen. Doch jeder denkende Mensch kann ungehindert auf demselben Weg voranschreiten.

       Der Denker sprach: „Ich weiß, dass meine Kraft sich vermehrt, wenn ich den Himmel darum bitte. Möge er mir ein Teilchen seiner Macht verleihen!“

 

       383. Urusvati weiß, dass ein wahrer Tatmensch für die Verteidigung der Wahrheit eintreten muss. Es besteht die irrige Meinung, die Wahrheit bedürfe keiner Verteidigung. Im kosmischen Sinne ist das auch so, doch im irdischen muss man die Wahrheit bestätigen, weil sonst eine verhängnisvolle Entstellung beginnt.

       Man kann bemerken, dass Funken der Wahrheit dennoch in das menschliche Bewusstsein eindringen. Man wird bereits nicht mehr das verspotten, was vor einem halben Jahrhundert verunglimpft wurde. Doch durch welche Opfer werden solche kleinen Fortschritte erzielt! Man sollte anerkennen, dass die Kraftverluste die Wirkungen übertreffen.

      Wie aber sollen Tatmenschen die Wahrheit verteidigen? Wenn sie getötet, ins Gefängnis geworfen und verleumdet werden, wer hört dann ihr letztes Stöhnen? In der Tat, man muss bei der Verteidigung der Wahrheit eine besondere Weisheit aufwenden. Möge man volle Angemessenheit anwenden.

       Wir wünschen keineswegs, dass nützliche Tatmenschen vernichtet werden. Nicht selten raten Wir dazu, sich nicht überflüssigen Gefahren auszusetzen. Ein erfahrener und hingebungsvoller Tatmensch versteht, wie die angesammelte Energie nützlicher anzuwenden ist.

      Stellen wir uns einen Wissenschaftler vor, der gerade ein besonders wichtiges Experiment abschließt und plötzlich das Laboratorium verlässt, um an einer Straßenschlacht teilzunehmen. Jeder würde bedauern, dass eine für die ganze Menschheit segensreiche Errungenschaft im Stich gelassen wird. Doch allein ein verfeinertes Bewusstsein kann eingeben, wo die Grenze zur Heldentat liegt. Wir wissen, wie unwahrnehmbar diese Grenze sein kann. Derart viele Überlegungen sind auf die Waagschale zu legen, dass das Gleichgewicht schwer zu erreichen ist.

       Der Denker sprach: „Unsere Last ist so groß, und wir wissen nicht, welcher Dinge wir uns auf dem Weg entledigen sollen.“

 

       384. Urusvati weiß, wie schädlich es ist, irdische Maßstäbe auf überirdische Verhältnisse anzuwenden. Dies sage Ich den vielen, die über die Grundlagen des Daseins lesen könnten, ihnen jedoch irdische Urteile hinzufügen. Bei den kleinen Angelegenheiten denken sie an Angemessenheit, doch wenn große Prüfungen an sie herantreten, urteilen sie auf irdische Weise. Indessen muss man gerade bei besonderen Ereignissen ganz von überirdischem Verständnis erfüllt sein.

       Die Menschen verstehen es nicht, die Kräfte des Lichts herbeizurufen, wenn ihnen Gefahr droht. Im Gegenteil, sie werfen Zweifel, Selbstmitleid und sogar Anklagen in den Raum, obwohl sie sehr wohl wissen, dass ein solcher Kleinmut ihnen nicht hilft. Sie wissen, dass eine Anklage kein Anruf ist, der ihre Kräfte vermehren kann.

       Die Völker des frühen Altertums handelten richtiger. Bei Gefahr wandten sie sich augenblicklich schweigend und ohne einen bestimmten Gedanken zum Himmel. Sie öffneten ihre Herzen für den Empfang der Höheren Kräfte. Sie verstanden, dass irdische Worte die Annahme der Hilfe nicht auszudrücken vermögen. Sie gestatteten den von oben gesandten Strömen, sich ungehindert in ihr Bewusstsein zu ergießen. Sie waren davon überzeugt, dass in der Stunde der Not gute Hilfe kommen werde. Ebenso wussten sie, dass der Raum mit Wesenheiten bevölkert ist und dass die guten zu Hilfe eilen.

       Man kann beobachten, dass die Annäherung verschiedener feinstofflicher Wesenheiten eine Erschütterung des Organismus hervorrufen kann, selbst wenn sie keineswegs schlecht sind. Der Mensch erduldet verschiedene Einflüsse sogar von Erdbewohnern, aber noch stärker wirken feinstoffliche Wesenheiten ein, wenn sie einer bestimmten Person zustreben. So kann man sich vorstellen, dass die von unbekannten Wesenheiten herangetragene Disharmonie sogar Unwohlsein hervorrufen kann. Urusvati weiß, wovon Ich spreche.

       Der Denker spürte die Anwesenheit unsichtbarer Wesenheiten. Er wandte sich den unerwarteten Gästen zu und bat sie, ihn nicht zu belasten, sondern ihm nach ihren Fähigkeiten zu helfen.

 

       385. Urusvati weiß, wie sehr Wir auf Einigkeit bestehen. Die Menschen denken, dass diese Belehrung allein ethische Bedeutung habe, doch sie verstehen nicht, dass Einigkeit eine Vermehrung der Energie bedeutet. Man kann sich vorstellen, wieviel leichter es Uns wird zu helfen, wenn freundschaftliche Einigkeit herrscht; dabei wird ja Energie gespart. Sie ist dann auf eine einzige Stelle gerichtet, und eine solche Konzentration führt zu einer klaren Verstärkung der Energie.

       Mögen die Menschen lernen zu verstehen, dass jede ethische Weisung ein wissenschaftlicher Rat ist. Ich wiederhole diese Wahrheit, denn Ich sehe, dass selbst solche, welche die Lehre lesen, sie nicht im Leben anwenden.

       Neben der Zunahme Unserer Hilfe ist Einigkeit eine Art Pumpe der räumlichen Energie. Die Menschen vergessen, dass sich ihre Energie bei Zusammenarbeit um ein Vielfaches steigert. Eine solche Progression kann berechnet werden, und die Menschen könnten sich ein weiteres Mal davon überzeugen, was ihnen im irdischen Leben anvertraut ist.

      Überzeugen kann man nur auf wissenschaftlichem Weg. Mögen die Wissenschaftler zeigen, wie summierte Kräfte anwachsen. Möge man sich klar davon überzeugen, dass Zusammenarbeit die beste Magie ist. Mögen jedoch auch diejenigen, die nichts von Uns wissen, über Folgendes nachdenken: Vielleicht befindet sich irgendwo eine kostbare Energiequelle, die man im Leben anwenden kann? Jede solche Zulassung wird bereits eine Annäherung an Uns sein.

       Der Denker verstand, dass die Kraft des Menschen nicht erschöpft werden kann, wenn er an die Höchste Quelle denkt.

 

       386. Urusvati kennt den guten Rhythmus oder den sogenannten natürlichen Yoga. In den Vermächtnissen des Goldenen Weges Buddhas, in der Ethik Platons und in den Grundlagen des Auges des Horus[147] Ägyptens kann man Unterweisungen über einen Yoga finden, der mit dem irdischen Leben verbunden ist.

      Besonders in der heutigen Zeit muss man die Aufmerksamkeit auf eine natürliche Entwicklung der psychischen Energie lenken. Man muss sie nicht nur studieren, sondern unbedingt auch im Leben anwenden. Natürlich arbeitet die psychische Energie selbständig, doch jetzt spreche Ich über ihre bewusste Anwendung.

       Werdet nicht müde zu wiederholen, dass jeder einen offensichtlichen Schatz besitzt und ihn gedanklich im gesamten Leben hinzuziehen kann. Doch dafür ist es vor allem notwendig, den Prozess des Denkens zu erkennen. Es geht dabei darum, dass der Mensch ununterbrochen denkt, sowohl im Schlaf als auch im Wachzustand, doch ein Gedanke wird vom Gehirn reflektiert, während der andere in der Tiefe des Bewusstseins verläuft. Gewöhnlich weiß der Mensch von dieser Tiefe nichts. Er erkennt nicht, dass die vielleicht wertvollsten Aufspeicherungen außerhalb des Gehirns erfolgen.

       Mögen die Menschen sich über das ununterbrochene Denken Rechenschaft ablegen. Es arbeitet wie ein Puls und erzeugt einen guten Rhythmus. Eine solche Definition ist bezeichnend, sie weist darauf hin, dass gesundes Denken auch gut ist. Eine solche beständige Eigenschaft schafft ein heilsames inneres Feuer.

       Urusvati weiß, wie man heilsames Feuer in die Dämmerung der Feinstofflichen Welt hineintragen kann. Der feinstoffliche Körper ist wie ein Kelch mit Phosphor. Man kann ein unerschöpfliches Licht aus ihm hervorrufen – dies ist ebenfalls ein guter Rhythmus.

       Wir lieben es, Sphären zu durchschreiten, die des Lichts bedürfen, und dort Funken des Feuers auszustreuen. So kann auch jeder Mensch in jeder beliebigen Lage eine Quelle des Lichts sein.

       Der Denker sprach: „Das Gute ist Licht.“

 

       387. Urusvati weiß, wie unterschiedlich die Empfindungen während und nach Flügen in die Feinstoffliche Welt sind. Man kann sagen, dass solche Empfindungen zum Allerhöchsten streben, doch kann es auch unangenehme und sogar schmerzhafte geben.

       Wütende Verneiner werden darauf beharren, dass alle diese illusionären Vorstellungen nicht mehr darstellen als Träume, die auf der Verdauung beruhen. Wer jedoch die Feinstoffliche Welt erfahren hat, kennt ihre Realität.

       Warum aber sind die Empfindungen bei einer Berührung der Feinstofflichen Welt so gegensätzlich? Man darf nicht meinen, dass sie allein von unseren Stimmungen herrühren. Im Gegenteil, man muss die Ursachen im Chemismus der verschiedenen feinstofflichen Sphären suchen.

      Die Ärzte müssen die Aussagen derjenigen erforschen, die ihren feinstofflichen Körper abgesondert haben, und sie mit deren physischen Empfindungen vergleichen. Es lässt sich dabei ein Zusammenhang zwischen den Empfindungen und den gesehenen Teilen der Feinstofflichen Welt finden.

      Man kann bemerken, dass nach Rückkehr in den irdischen Körper viele gegensätzliche Empfindungen auftreten. Unter ihnen lassen sich mitunter sogar Zeichen einer gewissen Vergiftung feststellen. Alle diese Angaben beweisen nur, dass auch der feinstoffliche Körper physische Eigenschaften hat.

       Ebenso wird damit bewiesen, dass der Chemismus der verschiedenen Sphären überaus verschiedenartig ist. Natürlich kann man bei einer Annäherung an bewohnte Orte deren Ausstrahlungen spüren. Selbst Orte, die nicht vollkommen finster sind, können ungeordnete Ausstrahlungen aufweisen und dadurch nach der Rückkehr in den irdischen Körper Schmerz verursachen.

      So ist das Experiment der Absonderung des feinstofflichen Körpers mit unterschiedlichen Empfindungen verknüpft. Es wird die Zeit kommen, da diese Art Verkehr auf exakter wissenschaftlicher Grundlage durchgeführt werden wird. Doch jeder Weg der Forschung ist dornig.

       Der Denker spürte nicht selten das Austreten des feinstofflichen Körpers. Er sandte ihn gedanklich in Sphären, wo er neues Wissen sammeln konnte.

 

       388. Urusvati weiß, welch ein unaufhörlicher Kampf zwischen den verschiedenen Schichten der Materie vor sich geht. Ich sage: „Das Licht besiegt die Finsternis“, doch das ist eine überaus schematische Wahrheit. Unzweifelhaft siegt das Licht im Endeffekt, doch viele Stadien werden durchschritten, bis das Chaos oder die Finsternis zerstreut sind. Man darf nicht meinen, zwischen Licht und Finsternis gäbe es nicht viele Abstufungen. Dasselbe muss man nicht nur bei physischen Wahrnehmungen, sondern auch bei sämtlichen gedanklichen Prozessen erkennen.

       Es wird richtigerweise gefragt: „Warum dringen gewisse überzeugende Ideen so langsam in das menschliche Bewusstsein ein?“ Man kann sich wundern, dass das Gesetz der Wiederverkörperung von der Menschheit so schwer aufgenommen wird, obwohl es viele Zeugnisse dafür gibt. Man muss verstehen, dass die Erkenntnis dieses Gesetzes für das Chaos unannehmbar wäre. Würde die Wiederverkörperung von allen Menschen anerkannt, würde dies das gesamte irdische Leben verwandeln. Vergleicht Personen, die dieses Gesetz angenommen haben, mit solchen, die es verneinen, und es wird euch klar werden, wo Licht und wo Finsternis herrscht.

       Es ist überaus erstaunlich, wie sehr die Wellen von Anerkennung und Ablehnung wechseln. Die gegenwärtige Schlacht verläuft im überirdischen Bereich, und Große Kräfte nehmen an ihr teil. Man kann nicht sagen, wo die Grenze zwischen unbedingter Anerkennung und völliger Ablehnung verläuft. Mancher Verneiner ist der Erkenntnis näher als ein Lebloser, der Buchstaben ohne Sinn wiederholt.

       Bemerkt, dass manche Menschen Erscheinungen der Feinstofflichen Welt gesehen haben und sie dennoch zu verneinen suchen. Besonders lehrreich ist es, Buchgelehrte zu beobachten, die viel gelesen, aber nichts in ihr Bewusstsein aufgenommen haben. Man kann sich leicht vorstellen, welche übermäßige Last an der Erkenntnis jedes Gesetzes hängt. Man kann sehen, wie gewisse Menschen sich sogar gegen offensichtliche Erscheinungen erzürnen und erbittern, die ihnen in keiner Weise schaden können. Dies ist die Widerspiegelung der Schlacht zwischen den verschiedenen Schichten der Materie.

       Der Denker verstand, dass das Chaos die Menschen fest an den Beinen hält.

 

       389. Urusvati weiß, dass das Gesetz von Anziehung und Abstoßung in allen Welten wirkt, und dies in aller Lebenskraft, denn in den Gebieten, wo der Gedanke herrscht, wird die beweglichste Energie der Mittler sein. Es ist lehrreich zu beobachten, wie dieses Gesetz in der Feinstofflichen Welt in Erscheinung tritt. Dort kann man seine Anwendung viel besser studieren als in der grobstofflichen Welt.

       Die Menschen nehmen an, dass man sich in der Feinstofflichen Welt nur in einer einzigen Sphäre befinden könne, nämlich entsprechend der geistigen Verwandtschaft. Selbst eine solche Behauptung ist bedingt. Wahrhaftig wird jeder zu einer bestimmten Sphäre hingezogen, doch das hindert ihn nicht, Gedanken in andere Sphären zu senden. Entlang dieser gedanklichen Brücke können sich neue Verbindungen ergeben, sofern nicht das Gesetz der Abstoßung wirksam wird. Doch auch ein solches Hindernis kann überwunden werden, wenn der gesandte Gedanke klar und gut war.

       Man kann sehen, wie die Gefühle des Bösen, der Rache und der Zerstörung wegfallen. Sie lösen sich in Unnötigkeit auf, denn das Wesen beginnt zu verstehen, dass die Tore sich mit solchen Schlüsseln nicht öffnen lassen. Auch auf der Erde vergessen Arbeiter Kränkungen und Ungerechtigkeiten, weil die Arbeit ihre ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt. In den höheren Sphären kann es keine Gedanken an das Böse geben; das Böse ist chaotisch, inmitten von Harmonie kann es aber keine Bedingungen für Dissonanz geben. So entsteht Anziehung, und der Magnet beginnt zu wirken.

       Möge auch in der grobstofflichen Welt bereits der klare Gedanke wachsen, der zu den Höhen führt. Man darf solche Gedanken nicht durch kleine Missgeschicke zerstören. Eine große Anzahl solcher Klagen entsteht doch durch Misstrauen. In der Folge, wenn er begonnen hat, den Höheren Kräften zu vertrauen, wird der Mensch die auf das Klagen vergeudete Energie bedauern. Auf der ganzen Erde entstehen die besten Gedanken.

       Der Große Denker selbst rief dazu auf, dort Zuflucht zu suchen, wo es keine Verzweiflung gibt.

 

       390. Urusvati weiß, dass die meisten Menschen mit irdischen Gewohnheiten beladen in die Feinstoffliche Welt hinübergehen. Nicht nur einmal hat Urusvati bei Flügen in die Feinstoffliche Welt gesehen, dass offensichtlich gute Menschen sich ihr Dasein nach irdischer Art und Weise einrichten. Es ist sehr verwunderlich, dass neue Bedingungen nicht zu neuen Beschäftigungen anregen.

      Doch unter den Relikten kann man einige lehrreiche bemerken. So setzen Menschen, die sich im Übermaß um ihre irdischen Krankheiten gekümmert haben, dieselben Erwägungen auch in der Feinstofflichen Welt fort. Sie haben sich daran gewöhnt, viele Medikamente einzunehmen, und können sich nicht vorstellen, dass dieser Aspekt nicht mehr notwendig ist. Sie erfinden Nutzungen des Chemismus der Atmosphäre, doch es ist schade, dass sie dieses Prinzip nicht in die nächste Verkörperung mitnehmen.

       Es ist verwunderlich, dass die irdischen Ärzte dem Chemismus der Atmosphäre keine Aufmerksamkeit schenken. Sie raten zu reiner Luft am Meer oder im Gebirge, erforschen jedoch offenkundige Chemismen nicht, die in unterschiedlicher Weise die niederen irdischen Schichten erfüllen.

       Ich spreche nicht von giftigen Dämpfen, die leicht beobachtet werden können, sondern habe höhere Chemismen im Sinn, die auf der Grundlage der Astrochemie und Astrologie studiert werden können. Man muss mit dieser Beobachtung beginnen, und die Therapie wird ein ganz anderes Gesicht annehmen. Es ist nötig, sich von der Macht astrochemischer Ausstrahlungen zu überzeugen. Wir studieren diesen Bereich, wozu die feinstofflichen Sphären besondere Möglichkeiten bieten. Doch auch die irdischen Menschen können an diesem Forschungsgebiet teilnehmen. Nötig ist nur, ein wenig mehr zuzulassen, doch die irdischen Gewohnheiten sind die ersten Feinde allen Zulassens.

       Der Denker riet den Schülern, sich bisweilen zu fragen: „Habe ich mich irgendeiner Sache beraubt?“

 

       391. Urusvati weiß, dass die Lehre des Lebens keine Widersprüche enthalten darf, doch oberflächliche Leser könnten argwöhnen, dass bestimmte Sachverhalte nicht miteinander zu vereinbaren seien. Hier spreche Ich über Harmagedon in der Feinstofflichen Welt, doch gleichzeitig berichte Ich über ein friedliches Dasein. Erinnern wir uns: „Wie auf der Erde, so im Himmel.“ Zu Zeiten fürchterlichster Kriege auf Erden kann man auch überaus friedliche Länder sehen. In der Feinstofflichen Welt ist es ganz genauso.

       Vergessen wir nicht, dass die irdischen Ereignisse durch die Rinde des kleinen Planeten begrenzt sind; die Bereiche der Feinstofflichen Welt jedoch sind unvergleichlich weiter, weshalb sich auch alle Maßstäbe in Unbegrenztheit offenbaren. Dennoch können die Menschen nicht verstehen, dass die Feinstoffliche Welt etwas umfassen kann, das mit irdischen Begriffen nicht vergleichbar ist.

       Man die Sphären schematisch voneinander abgrenzen, doch bei eingehendem Studium werden die verbindenden Fäden sichtbar. Auf der Erde erweist sich, bei allen vorhandenen Einteilungen, jede Existenz als mit den verschiedensten Verhältnissen verbunden. Umso mehr ist dies so in der Feinstofflichen Welt.

       Über diese weite Welt spreche Ich nicht allein deshalb so viel, weil man über sie möglichst detailliertes Wissen haben muss, sondern auch wegen ihrer Nähe zu unserem Leben. Es werden sich Menschen finden, die behaupten, es sei dennoch wenig über die Feinstoffliche Welt gesagt worden. Das gleiche könnten sie aber auch von ihrem eigenen irdischen Leben sagen. Das irdische Leben ist von Wundern erfüllt, die jegliche menschliche Vorstellungskraft übersteigen; erweitern wir diese Wunder in die Unbegrenztheit, und wir erhalten die Möglichkeiten der Feinstofflichen Welt.

       Allein aus Unachtsamkeit gegenüber dem irdischen Leben können die Menschen sich auch Unsere Existenz nicht vorstellen. Selbst jene, die versichern, Uns zu kennen, zweifeln beim ersten Missgeschick sowohl an Uns als auch an der Feinstoffliche Welt.

       Was aber wird sein, wenn Wir sagen, dass auch die Feinstoffliche Welt voller Schwierigkeiten aller Art ist? Die Zuhörer werden auseinanderlaufen, wobei sie vergessen, dass diese Flucht sie nicht davor bewahrt, in die Feinstoffliche Welt eintreten zu müssen. Ist es dann nicht besser, schon jetzt das gesamte Wissen zu sammeln, das für den zukünftigen Weg nützlich ist?

      Wie der Augenblick des Einschlafens blitzt der Übergang in die Feinstoffliche Welt auf. Selbst wer sich im Schlaf erholt hat, findet sich, wenn er erwacht, unter neuen Bedingungen wieder. Das Denken kann dermaßen verwirrt sein, dass solche Bewohner [der Feinstofflichen Welt] vergessen, die Hilfe des Führers herbeizurufen. Geschieht nicht das gleiche im irdischen Leben? Niemand spricht von den Führern, und diese naheliegendste Verbindung bleibt unangewendet.

       Selbst hinübergegangene Nächste können wenig helfen, wenn man sie ablehnt. Bei Abstoßung wird ein bedeutender Teil der Hilfe zerstreut. Gewaltsame Hilfe kann den Arm brechen. Groß aber ist das Glück des Menschen, der in eine Feinstoffliche Welt eintritt, die ihm bereits bekannt ist. Es braucht keine Energie für Anpassungen aufgewendet zu werden, sondern sie kommt in einem Drang nach oben zum Ausdruck. Vor langem wurde gesagt, dass die höheren Sphären mit Kraft zu nehmen sind und dass sie dem gebühren, der sie in sich aufzunehmen vermag.

       Der Denker verabschiedete Hinübergehende mit den Worten: „Sammelt alle Kräfte, um unverzüglich aufwärtszustreben.“

 

       392. Urusvati weiß, dass zur Voraussicht von Ereignissen eine Verbindung vieler Bedingungen erforderlich ist. Neben astrologischen Zeichen ist die Mitwirkung höherer Kräfte nötig, doch darüber hinaus auch menschliches Denken. Wie kann man Ereignisse Jahrzehnte im Voraus sehen? Wenn wir alle Bedingungen zusammenfügen, wird verständlich, dass eine Vorstellung der Ereignisse bereits auf den feinstofflichen Gesetzestafeln eingeprägt sein kann.

       Viele werden sich wundern, wozu menschheitliches Denken dienen kann. Wenn wir uns jedoch an vorhergesagte Ereignisse erinnern, wird sichtbar, dass das menschliche Denken schon in einem gewissen Sinne in diese Richtung gearbeitet hatte. Natürlich kann ein einzelner solcher Gedanken noch keine Tafeln in der Feinstofflichen Welt schaffen, doch es erfolgte ein Zusammenschluss der von oben und von unten kommenden Ströme, und so ergab sich eine charakteristische Wiedergabe des Zukünftigen. Dabei kann man bemerken, in welch kurzen Bildern diese Ereignisse gezeigt werden. Es wird ein Telegramm gegeben, und geschärfte Augen und Ohren fangen die Bilder des Zukünftigen ein.

       Man muss insbesondere begreifen, dass das menschliche Denken mit den höchsten Sphären zusammenarbeitet. Man darf nicht vergessen, dass vor langem gesagt wurde, dass das Antlitz des Menschen durch das Denken geschaffen wird.

       Wir bewahren viele Tafeln auf, und es lässt sich an ihnen studieren, wie die Menschen ihre Evolution geschaffen haben. Urusvati hat nicht nur einmal gesehen, wie die zukünftige Geschichte verschiedener Völker wiedergegeben wurde. Wir studieren nicht die bedingten Zusammenschlüsse von Ländern, sondern blicken in die Zukunft, wo die Folgen vieler Irrtümer aufgezeigt werden. Wenn die Menschen annehmen, Frieden stelle sich ein, wird möglicherweise zur selben Zeit auf den feinstofflichen Tafeln eine ganz andere Formel eintragen.

       Der Denker verglich das Denken eines Tages mit einem früchtetragenden Gedanken.

 

       393. Urusvati weiß, wie kompliziert vergleichende Gegenüberstellungen der Lebensgrundlagen sind. Sogar in den einfachsten Fällen können sie Missdeutungen hervorrufen. Ein Beispiel: Wir haben darauf hingewiesen, allen Einzelheiten der Lebenserscheinungen Aufmerksamkeit zu schenken; doch ebenso haben Wir gesagt, die Menschen mögen es vermeiden, sich in Illusionen zu versenken.

       Wahrscheinlich werden einige sagen, es sei unmöglich, sich dafür zu verbürgen, wo Realität und wo Illusion ist. Wahrlich, allein mit dem Gefühlswissen kann man den Bereich der Realität von dem der Illusion abgrenzen. Doch bei Verfeinerung der Wahrnehmungsfähigkeit kann man die Wirklichkeit erfassen, wobei allerdings die Ausgangspunkte überprüft werden müssen.

      So freuen sich die Menschen über einen Beginn und sind traurig über das Ende, doch man kann darauf auch aus umgekehrter Weltsicht schauen. Man kann sich über das Ende einer Prüfung freuen und wohlwollend gegenüber einem Beginn sein, der mit vielen Gefahren verbunden ist.

       Die Menschen gründen ihre Überzeugungen auf ihr Unwissen über das zukünftige Leben. Eine solche Begrenzung hat den freien Willen gebunden und dazu angeregt, sämtliche Vorstellungen über den Weltenaufbau zu verengen. Die zeitgenössischen Vorstellungen sind nicht weit von dem Verständnis des Altertums entfernt. Größtenteils sind nur die Bezeichnungen verändert worden, ohne aber das Wesen zu vertiefen. Unsere Arbeit wird erheblich durch die starren Konventionen verkompliziert, die der Mensch erfunden hat.

       Der Denker sorgte sich schon vor langer Zeit, dass der Kopf nicht zu sehr von einem eisernen Ring eingedrückt werde. Er sprach: „Auch eine Krone ist nur gut, wenn sie passt.“

 

       394. Urusvati kennt sowohl Kummer als auch Freude. Wer kennt sie nicht? Der Goldene Weg jedoch gleicht beide aus, und deshalb lehrte der Weise[148] den Mittleren Weg. Die Menschen sind nicht imstande zu erkennen, wo höhere Freude und wo tiefer Kummer ist. Nicht selten strich der Pfeil des Kummers bereits vorüber, doch der Mensch fürchtet sich immer noch und leidet. Genauso kann auch die Freude bereits entflogen sein, doch der Mensch will weiterhin unter ihrem Trugbild bleiben.

       Raten Wir etwa zu Gefühllosigkeit, um durch eine Verminderung des Kummers auch die Freude fortzuwischen? Niemals werden Wir auf Gefühllosigkeit verweisen, denn sie wäre Absterben. In allem weisen Wir auf Lebendigkeit hin, bewahren aber vor Trugbildern. So raten Wir, zu erkennen: Wo ist der höhere Stich des Kummers und wo der Hauch der höheren Freude? Auf der Erde und in der Feinstofflichen Welt muss man die Freude erkennen und den Kummer überwinden können.

       Von einem Kämpfer wurde gesagt: „Er ist derselbe in Freude und Kummer, derselbe im Sieg wie in der Niederlage.“ Wir sprechen nicht von Gefühllosigkeit, sondern von einer derartigen Anspannung, bei der die beiden Extreme durch die Schnelligkeit der Bewegung ausgelöscht werden. Des Öfteren spreche Ich über schlechte Nachrichten, und jetzt füge Ich ein Wort über die Freude hinzu.

      Bei Schnelligkeit der Bewegung überwindet der Wanderer sowohl Berge als auch Abgründe. Er ist von der Aufgabe derart erfüllt, dass das Streben ihn auf den Flügeln des Erfolges davonträgt. Wir befinden Uns in einer solchen Anspannung, und das Streben verleiht der Zeit und den Ereignissen besondere Maße.

       Der Denker bat, als Er sich bei der irdischen Arbeit befand: „Möge Kummer kein Stein des Anstoßes und Freude kein blind machendes Licht sein!“

 

       395. Urusvati hat richtig bemerkt, dass ihre Krankheit sich bei weltweiten Erschütterungen und bei Erkrankungen Nahestehender verstärkt hat. Der Raum stöhnt und das Herz schmerzt.

       Abflüsse von psychischer Energie können absichtlich und unabsichtlich erfolgen. Der erstere Fall wird vollkommen verstanden, weil der Gedanke Wellen aussendet, doch nicht immer wird der zweite begriffen. Indessen ist es vollkommen natürlich, dass die Kraft disziplinierter psychischer Energie sich dem magnetischen Hauptstrom anschließt.

      Der Lehrer schlägt vor, sich Ihm zuzuwenden, doch nicht etwa deshalb, weil Er nicht wüsste, wo Hilfe nötig wäre. Im Gegenteil erfolgt durch die Anrufung ein Anschluss an einen mächtigen Energiestrom. Der Lehrer verausgabt viel Energie. Ihr könnt euch vorstellen, welche Anstrengung erforderlich ist, um auf viele Länder einzuwirken und die verschiedenartigen freien Willen zu vereinen.

       Die sogenannten heiligen Schmerzen sind Ausdruck einer übermäßigen Abgabe von psychischer Energie. Darf man sich aber über einen Menschen beklagen, der mit seinem Willen und seinem Wesen dem Gemeinwohl dient?! Man kann keine Grenze bestimmen, die für die Hilfe für die Menschheit nicht überschritten werden dürfte.

       Nicht nur einmal habe Ich von herrlichen Tatmenschen erzählt, die ihre Kraft zum Wohl der Welt eingesetzt haben. Sie litten nicht wenig, doch solche Energieblitze brachten dem Raum Genesung. Sie selbst wussten nicht, wo die rettenden Wirkungen eintreten würden, und erst später, aus der Feinstofflichen Welt, konnten sie sich von ihren Siegen überzeugen.

       Wir alle wissen, wie sehr das Herz um der Menschheit willen schmerzt, und schöpfen Kraft nur wegen der Zukunft. Oftmals ist es nicht leicht, auf dem Weg in die Zukunft fest zu bleiben.

       Der Denker wies darauf hin, dass jeder Weg um der Zukunft willen zurückgelegt wird.

 

       396. Urusvati bemerkt richtig, dass der Raum bisweilen geradezu verstummt und lautlos erscheint. Der Mensch könnte denken, dass er aufhört zu hören, doch lässt er damit eine andere Ursache außer Betracht: Wir haben eine bestimmte Schutzschranke gesandt, um das feinfühlige Ohr von dem Wehklagen und Stöhnen zu befreien, das den Raum erfüllt. Wozu das Herz mit einem derartigen unerträglichen Wehklagen belasten, wenn eine Ansammlung von Energie erforderlich ist! Wir selbst wissen, wie schwer es ist, das räumliche Stöhnen zu ertragen.

       Einige werden behaupten, dass es ein solches Stöhnen gar nicht gebe. Sie sind dermaßen an die Lebensbedingungen der (…) Feinstofflichen Welt gebunden, dass sie höheren Erscheinungen nicht vernehmen können. Mögen solche Bewohner niederer Bereiche in ihrem eingebildeten Wohlergehen verbleiben. Tanzt man doch auch auf der Erde inmitten brudermörderischer Kriege. Und eine solche Gefühllosigkeit dehnt sich auch auf gewisse Bereiche der Feinstofflichen Welt aus, doch vollzieht sich eine Vervollkommnung dort nur in geringem Maße.

       Wir wissen, dass es unerlässlich ist, ein feinfühliges Ohr vor dem übermäßigen Druck der brüllenden Atmosphäre zu schützen. Besondere Behutsamkeit ist dort vonnöten, wo ein tapferes Herz zu einer unermesslichen Heldentat bereit ist. Eine solche Bestrebung muss beschützt werden.

       Der Raum erklingt ständig. Von den Tönen der Natur über die Sphärenmusik bis zu Stöhnen und Brüllen kann man alle Klänge auffangen. Wir nennen sie Posaunenschall und erraten anhand von ihnen die räumliche Anspannung.

      Man kann sehen, dass die Menschen des fernen Altertums es bereits verstanden, ihre Aufmerksamkeit auf die Zeichen des Raumes zu richten. Sie konnten die genaue Bedeutung solcher Zeichen nicht erkennen, aber feststellen, dass die Sphärenmusik bei günstigen Strömen erklingt, während ein Stöhnen äußerst angespannte Ströme bedeutet. Es kommt vor, dass ein Mensch einen solchen Posaunenruf vernimmt, aber nicht verstehen kann, welche Ursache ihn hervorgerufen hat.

       Wir hören beständig und aufmerksam auf die Klänge des Raumes. Erfahrung und Geduld haben Uns gelehrt, viele Abstufungen der Klänge zu unterscheiden. Wir besitzen bestimmte Apparate, die es erlauben, sogar sehr schwache atmosphärische Rhythmen aufzufangen, doch die wichtigste Erkenntnis erfolgt über Hellhörigkeit.

       Der Denker bemerkte: „Warum ist der Himmel verstummt? Nähert sich etwa ein donnernder Pfeil?“

 

       397. Urusvati weiß, dass neben den allgemein bekannten Epidemien viele andere vorkommen, denen keine Aufmerksamkeit geschenkt wird. So kann man eine Schläfrigkeit feststellen, die unerwartet ganze Ortschaften befällt. Dies ist natürlich keine Lethargie und auch keine Schlafkrankheit, sondern erweist sich als ein Verlust von psychischer Energie. Doch es ist wichtig, zu bemerken, dass ein solcher Zustand gleichzeitig die verschiedensten Menschen überwältigt.

       Eine solche angespannte Sendung kann nicht unterbunden und nicht mit persönlichen Empfindungen erklärt werden. Man kann sie einer Anspannung der atmosphärischen Ströme zuschreiben, aber auch diese Erklärung wird einseitig sein.

      Natürlich kann man verstehen, dass die Energie für eine bestimmte überirdische Tätigkeit erforderlich war. Es ist jedoch nicht möglich, die Ausmaße einer derartigen Epidemie zu verfolgen, weil die Menschen nicht gewohnt sind, ihre Empfindungen mitzuteilen. Sie schämen sich sogar der Schläfrigkeit und bemühen sich, eine solche Neigung zu überwinden, denken aber nicht daran, dass sie in diesem Zustand an einer bestimmten wichtigen Tätigkeit teilnehmen können.

       Ebenso wenig Aufmerksamkeit lassen die Menschen der Reizung der Schleimhäute zuteilwerden. Solche Epidemien sind oft anzutreffen, besonders zu Zeiten weltweiter Erschütterungen. Die Menschen halten solche Entzündungen für nichts Ernsthaftes, haben für sie gar keine Bezeichnung und führen sie auf eine Erkältung zurück.

      So muss man den Menschen raten, sich allen Empfindungen gegenüber aufmerksam zu verhalten, ohne scheinheilig und argwöhnisch zu werden. Die Äußerung der Empfindungen möge in der Tiefe des Bewusstseins verstanden werden.

       Der Denker sprach: „O Unbekannter, nimm meine Kräfte an, wenn sie dem Wohl nützlich sind.“

 

       398. Urusvati weiß, dass es neben wörtlichen Gesprächen und Unterweisungen auch gedanklichen Verkehr gibt, der voll tiefer Bedeutung ist. Unser Gespräch erfordert Konzentration, doch nicht weniger ist dabei auch eine gedankliche Sendung erforderlich.

       Es ist viel über Betrachtung und Konzentration gesprochen worden, doch bei ihnen setzte man Sendungen von Worten voraus; heute hingegen sprechen wir über einen so angespannten gedanklichen Verkehr, dass er nicht in Worte umsetzbar ist. Für solche blitzartigen Sendungen sind Worte bereits nicht mehr anwendbar; tätig ist allein die Tiefe des Gefühlswissens, das seine Kraft aus den Aufspeicherungen des Bewusstseins schöpft. Für einen derartigen Verkehr ist keine Zeit erforderlich. Er kann die Vorstufe einer Ekstase sein, und in ihm kommt tätige Liebe zum Ausdruck. Man kann sich vorstellen, dass ein Verkehr mit Worten fehl am Platz ist, wenn das Wesen des Gedankens entflammt. Doch die Erkenntnis solcher Gedankenblitze muss man lernen.

       Weder die Betrachtung eines kalten Verstandes noch gezwungene Heuchelei, sondern der gereinigte, unaussprechliche Gedanke trägt den Ruf der Hingabe ans Ziel. Es wurde bereits darüber gesprochen, wie unnötig Bitten um Hilfe sind. Der unaussprechliche Gedanke trägt das Wesen des Verkehrs ans Ziel. Wie herrlich ist die Nähe, die sich im Licht blitzartiger Gedanken offenbart, wenn Schweigen beredsamer ist als Worte.

       Der Denker sprach: „Unsichtbarer Lehrer, wenn ich Dir meine besten Worte sage, weiß ich, dass die Gedanken der Liebe zu Dir dennoch unausgesprochen bleiben.“

 

       399. Urusvati weiß, dass Metalle die Gedankenübertragung auf Entfernung unterstützen können. Diese Eigenschaft wurde im fernen Altertum bemerkt, woraus sich eine ganze Wissenschaft der Legierungen entwickelte. Es wurden Abbilder geschaffen, die auf vollkommen wissenschaftliche Weise gegossen wurden. Auch heute sind solche Abbilder zu finden, die Eigenschaften der Legierung können jedoch nicht untersucht werden, ohne dabei die Abbilder selbst zu zerstören.

       Ein weiterer Umstand verhindert es, das zu erforschen, was im Altertum bereits bekannt war. Das Abbild wurde auf eine isolierte Metallplatte aufgebracht. Über dieses isolierende Metall ist bereits gesprochen worden. Auf diese Platte legte man die Hände. Niemals aber wurde diese Platte fest mit dem Abbild verbunden. Auf solche Weise wurde das Geheimnis der Metallverbindungen gewahrt.

       Später wurde die wissenschaftliche Grundlage verschleiert. Die Abbilder wurden in die Tempel aufgenommen. Die Menschen fuhren fort, sie anzubeten, vergaßen aber ihre ursprüngliche Bedeutung. Doch irgendwann wurden solche Legierungen äußerst sorgfältig untersucht. Menschen, die miteinander kommunizieren wollten, besaßen genaue Nachbildungen der Abbilder; sie verstanden, dass die begünstigenden Bedingungen genau beachtet werden müssen.

       Ich spreche über diese Errungenschaften des Altertums, um viele unserer Zeitgenossen zu beschämen. Sie rühmen sich vieler Entdeckungen, aber bei ihren Experimenten verstehen sie es nicht, einfache Bedingungen zu wahren. Obendrein will die Menschheit keine Geduld lernen. Möge man darüber nachdenken, wieviel Geduld bei der Erforschung der Legierungen aufgewandt wurde.

      Seit jenen Zeiten wurden manche Metalle vergessen und später wiederentdeckt. Es ist lehrreich zu beobachten, wie viele Dinge von der Menschheit vergessen wurden! Dazu gehört auch das Radium, das einst eine andere Bezeichnung trug, man nannte es „Herz der Feste[149]“.

       Der Denker hütete sorgsam ein Abbild, das ihm jemand aus Indien gesandt hatte. Er sprach: „Man glaubt, dass es sich nur um Metall handelt, doch Ich fühle, in ihm ist ein Herz. Es strahlt Wärme aus und kann heilen.“

 

       400. Urusvati weiß, wie groß die menschliche Vergesslichkeit ist. Ich spreche von dem Vergessen weit zurückliegender Epochen. Aus Furcht versuchen die Menschen, die zurückliegenden Epochen herabzusetzen, um sich allein auf die gegenwärtige Kultur zu beschränken. Niemand will sich vorstellen, dass die zeitgenössische Kultur nur ein Glied unter vielen vergangenen Epochen ist; über einige von ihnen sind schwache Vorstellungen bewahrt worden, viele ältere jedoch wurden bereits im Gedächtnis ausgelöscht. Auf diese Weise hat die Menschheit den Lebenskreis eingeschränkt.

       Besonders bemerkenswert ist, dass die Menschen in der Feinstofflichen Welt Kenntnis von den frühesten Epochen erhalten, doch nur wenige dieses Wissen auch bei den irdischen Verkörperungen bewahren. Man kann sich wundern, warum die Menschheit sich dermaßen begrenzt.

      Natürlich darf man nicht erwarten, materielle Überreste der ältesten Epochen zu finden, die als solche anerkannt würden. Es geht nicht darum, dass die Menschen physisch mit den ältesten Epochen in Berührung kommen, sondern wichtig ist, dass im Bewusstsein eine Überzeugung von der Existenz solcher Epochen bewahrt wird.

      Man kann sich vorstellen, dass zwischen diesen Epochen eine gewisse Kontinuität bestand. So waren die ältesten Kulturen Ägyptens und der Mayas mit Atlantis und dieses seinerseits mit Lemurien* verbunden. Die hauptsächliche Vorstellung sollte aber aus der Feinstofflichen Welt mitgebracht werden.

      Ebenso vergessen wurden die Leben in den fernen Welten. Sie sind in der Kategorie der Märchen verblieben, und diese wirken nicht mehr auf den Menschen. Dieses Vergessen der Vergangenheit und der Zukunft begrenzt den Menschen und macht ihn zum Sklaven des heutigen Tages.

       Wir sind immer betrübt, wenn Wir sehen, dass selbst die Wissenschaft, die der Erweiterung des Bewusstseins dienen sollte, stattdessen versucht, es zu fesseln.

       Der Denker wies auf einen alten Stein und sagte: „Möge dieser Zeuge an ein vergangenes Leben erinnern.“

 

       401. Urusvati weiß, dass vier Erkenntnisse das Leben verklären werden: Die Erkenntnis der Vergangenheit, die Erkenntnis der fernen Welten, die Erkenntnis der Feinstofflichen Welt und die Erkenntnis der Hierarchie. Kann aber der Mensch diese vier Grundlagen erfassen? Jeder Denkende wird zustimmen, dass diese Grundlagen nicht schwer zu verstehen sind. Sie sind im Konzept des Lebens angelegt, man muss sie nur sammeln, und das gewöhnlichste Leben wird sich in herrliche Wirklichkeit verwandeln. Doch um diese Erkenntnisse zu gewinnen, muss man seinen Willen erziehen. Nur der freie Wille vermag Konzepte in die Wirklichkeit umzusetzen, die vielen als tot erscheinen.

       Der Spießbürger wird sagen: „Was habe ich mit einer Hierarchie zu tun, die ich nicht sehe? Oder was soll ich mit irgendeiner Feinstofflichen Welt anfangen, die in meinem Dasein nicht anwendbar ist? Wozu sind mir ferne Welten dienlich, wenn ich keinen Vorteil von ihnen habe? Und möge die Vergangenheit samt ihrer Särge und Knochen sterben.“

      Er weiß nicht, dass die Vergangenheit ganz und gar nicht in den Gebeinen liegt. Er versteht nicht, dass die fernen Welten als das Gleichgewicht des Kosmos existieren. Er ist nicht fähig, die Feinstoffliche Welt anzuerkennen, weil er die Stimme der Stille nicht kennt. Und wozu eine Hierarchie, wenn er sich doch selbst für den König des Universums hält?

       Glaubt nicht, Ich würde ohne Grund sprechen, denn leider überwiegen solche stumpfsinnigen Bewusstseine. Sie suchen nichts und möchten nichts jenseits der Grenzen ihres Hauses anerkennen. Sie sind wie tot, und ihr Bewusstsein arbeitet nicht. Doch wenn das Bewusstsein nicht in vollem Gang ist, kann auch der Wille nicht aufflammen. Das Bewusstsein gibt ihnen nicht ein, dass die Verklärung des Lebens in ihren Händen liegt. Diese tote Last des Planeten empfinden Wir als schwere Bürde.

       Der Denker sprach: „Wer den Gedanken vertreibt, kann nicht mehr weiterleben.“

 

       402. Urusvati weiß, dass die idealistische und die materialistische Weltanschauung illusorische Konzepte sind. Es werden sich Menschen finden, die sagen, dass die von Mir benannten vier Grunderkenntnisse idealistische Konzepte seien und daher der materialistischen Weltanschauung nicht entsprechen. Sie sind von Natur aus solche Verneiner, dass sie sich nicht einmal darum bemühen, diese Konzepte vom Blickpunkt des Materialismus aus zu betrachten.

       Sie mögen auch sagen, dass das wissenschaftliche Studium der Vergangenheit dem Materialismus nicht gemäß sei, ebenso wenig wie die Erkenntnis des Lebens in den fernen Welten und von verborgenen Energien. Lasst uns gar nicht erst von der Hierarchie sprechen, denn jeder Verneiner hat seine eigene Hierarchie, die er sogar mehr verehrt, als Wir es im Sinn haben. Lasst uns also jedes Konzept auch von Seiten des Materialismus betrachten, dann werden wir zu der Schlussfolgerung gelangen, dass entschieden alles, was existiert, Materie ist.

       Was ist aber nun die idealistische Anschauung? Sie kann nicht außerhalb der Materie existieren, auch wenn sie deren höhere Schichten berührt. Wir sehen auf diese Weise, dass beide genannten Weltanschauungen schlecht definiert sind.

      Der Mensch strebt danach, die erhabene Realität zu erkennen. Der Mensch besitzt dazu das Denken. Der Mensch ist zu der richtigen Schlussfolgerung gelangt, dass der Gedanke Energie ist; er weiß, dass wirkliche Forschung auch vollkommen wahrnehmbar vor sich gehen wird. Der Mensch geht auf einem angespannten wissenschaftlichen Pfad voran. Es gibt keine höheren Konzepte, die sich nicht mit einer wissenschaftlichen Vorgehensweise vereinbaren lassen, wenn die Wissenschaft rein und ohne Vorurteile ist.

       Ich bestätige, dass die Menschheit sich auf dem Weg wissenschaftlicher Spekulation fortbewegt, doch langsam. Die Massen der Unwissenden behindern jede Beschleunigung, doch nun ist die Zeit gekommen, dass überalterte Konzepte wegfallen müssen, anderenfalls werden dünkelhafte Neuerer sich als Leute schwer von Begriff erweisen, die am stärksten zurückgeblieben sind.

       Der Denker warnte die Schüler, nicht zu Opfern zurückgebliebener, begrenzter Konzepte zu werden.

 

       403. Urusvati weiß, dass die meisten Menschen es vorziehen, statt verantwortungsbewusster Zusammenarbeit in den Grenzen teilnahmslosen Anfängerdaseins zu verbleiben. Nicht genug dessen wünschen sie, bloße Zuhörer und Leser ohne jegliche Folgen zu bleiben. Wenn die Stunde kommt, da es unerlässlich sein wird, die Kraft des Geistes unter Beweis zu stellen, werden auch die Zuhörer auseinanderlaufen.

       Man muss an historische Verrate erinnern, bei denen die Anhänger eine ungewöhnliche Fähigkeit zu verschwinden offenbarten. Man kann erstaunt sein, dass die Verräter sich immer unter den wohlunterrichteten Anhängern befinden. Das darf übrigens nicht überraschen, denn sonst hätten sie nichts zu verraten. Lehrreich ist es jedoch, das Schicksal solcher Verräter zu beobachten. Manchmal endeten sie in düsterer Verzweiflung, oftmals aber wendete sich ihr Leben in ein trübes Dahinvegetieren.

       Erinnert ihr euch, wie das Leben der Verräter von Upasika[150] verlief? Vor den Augen aller verloren sie ihre Gaben und eilten gekränkt in die Finsternis. Einige von ihnen versuchten umzudenken, doch die Last des Karma verdunkelte sie schwer.

       Der Menschheit wurden einige Termine gegeben, um an Verrate zu erinnern, die das Karma eines ganzen Volkes gestaltet haben. Natürlich berühren auch solche schlagenden Beispiele das Bewusstsein der Menschen nur wenig. Wie ein kleiner Stein nur ein leichtes Plätschern verursacht, so kann auch ein gefühlloses Herz nicht gegen die Finsternis aufstehen. Mögen aber solche Herzen jedenfalls am Gedenktag[151] fühlen, wie finster ein Verräter ist.

       Der Denker wies darauf hin, dass Verrat von den Göttern nicht vergeben wird.

 

       404. Urusvati weiß, wie hoch Wir den Begriff der Kunst stellen. Neben der Anhebung des Geschmacks ermöglicht Kunst der Erkenntnis von Gedankenformen. Zu jeder Wahrnehmung muss man sich erziehen. Man kann viel über verschiedene Erscheinungen lesen, es ist aber nicht leicht, dieses Buchwissen auf reale Wahrnehmungen umzustellen.

       Es ist viel über Gedankenformen geschrieben worden, doch ein Mensch, der in die Feinstoffliche Welt übergegangen ist, ist der von der Vielzahl der Formen erschüttert, die den Raum überfüllen. Nur ein erfahrener Beobachter, der Kunst versteht, wird die Ursache der Erscheinung solcher Phantasmagorien finden. Daher sollten die Menschen lernen, bei ihrem Denken die besten Formen zu nutzen. Natürlich wird die beste Quelle die Natur sein, doch auch sie muss man beobachten können; dazu verhelfen die Werke der großen Meister. Sie gleichen Magneten, die Blick und Gefühl anziehen, und durch sie begreifen die Menschen, wie man sich der Natur nähert.

       Der Raum kann mit herrlichen Formen gefüllt werden, und sie werden den Weg zur Harmonie bereiten. Menschen, die den Raum mit hässlichen Formen füllen, begehen ein Verbrechen. Doch nicht so bald und durch viele Leiden wird die Menschheit verstehen, wie verbrecherisch es ist, hässliche Formen zu schaffen. Versteht dies in jedem Sinn. Die Offenbarung von Schönem wird heilsam sein und durch alle Abgründe hindurchführen.

       Der Denker sagte immer wieder: „Wann endlich werden wir auferstehen?“

 

       405. Urusvati weiß, dass man bei der Entdeckung neuer Energien große Vorsicht walten lassen muss. Die hervorgerufenen Energien rotieren im Raum. Man kann die Grenze der Verbreitung dieser Energien nicht kennen, doch kann sich eine Überlastung des Raumes ergeben. Gewaltsam hervorgerufene Energien können die Gefahr eines Kataklysmus bedeuten. Beispiele solcher Katastrophen, die durch die ungebändigte Gier der Menschheit hervorgerufen wurden, sind bereits bekannt. Es ist unmöglich zu sagen, wann eine Überlastung des Raumes eintreten wird, doch kann man eine Zunahme dieser Gefahr vorhersehen.

       Interplanetare Ströme können außerordentlich schwer sein, die Gefahr besteht aber nicht in ihnen selbst. Die räumlichen Ströme sind nicht ohne Gleichgewicht, doch ein unvernünftiger freier Wille kann verschlingende Ungeheuer loslassen, und dann wird das Gleichgewicht gestört. Die Leute können sich damit brüsten, dass es in ihrer Macht steht, das planetare Gleichgewicht zu stören. Sie sind imstande, derart verschlingende Energien hervorzurufen, dass die räumliche Leere wachsen kann.

       Die Menschen spannen die Energien an, ohne damit zu rechnen, dass jeder Anfang auch sein Ende hat. Kanonenfeuer kann Regen hervorrufen, doch wird dies nur eine der primitivsten Wirkungen sein. Die Menschen bemerken, dass Radiowellen eine Verwirrung der Atmosphäre verursachen können, und nichtsdestoweniger nimmt die Zahl der Apparate ohne Begrenzung zu. Die Hersteller interessiert es nicht, welche Krankheiten sie erzeugen! Es lassen sich Entzündungen der Schleimhäute wie auch bösartige Geschwülste feststellen, die Menschheit sucht aber ihren Eigenwillen nicht unter den Ursachen. Sie denkt nicht daran, dass es neue Opfer geben wird, die mit ihrem Leben bezahlen müssen.

       Man kann sicher sagen, dass jede Unserer Warnungen auf Spott treffen wird. Die Unwissenden sind verschieden: Die einen, weil sie ungebildet, die anderen, weil sie gelehrt sind; die letzteren sind sehr gefährlich, denn sie erkennen keinen Widerspruch an. Es ist unmöglich, mit ihnen über das Überirdische zu sprechen, doch sollen sie wissen, dass ein einziger Tropfen das Gefäß zum Überlaufen bringt.

       Der Denker bemühte sich darum, dass die Schüler dem Volk über frühere Kataklysmen berichten konnten.

 

       406. Urusvati weiß, dass Pralaya* eine planmäßige und unausweichliche Erscheinung ist. Der hellste Tag wird von der Nacht abgelöst. Arbeit und Wachsein folgt Schlaf. Die gesammelten Schätze werden in einem geheimen Speicher verborgen, um in verwandelter Weise neu in Erscheinung zu treten. Man kann solche Wechsel nicht nur bei großen kosmischen Erscheinungen beobachten, sondern auch im Leben eines jedes Tages.

       Nehmen wir als Beispiel den Wechsel der Kulturen. Das Auftreten einer neuen Kultur scheint auf der Vernichtung früherer Errungenschaften aufzubauen. Nur bei aufmerksamem Studium kann man sich davon überzeugen, dass die Samenkörner der menschlichen Arbeit nicht vergebens geblieben, sondern es kam die Zeit, wo sie in verwandelter Form wieder aufgegangen sind.

       Viele lebendige Beispiele ließen sich anführen, wie etwas scheinbar vernichtet wurde, gerade dessen Zerfall jedoch nur einer Erneuerung und Wiedergeburt diente. Wir nennen das Beispiel der Erkenntnis Unserer Türme: Die Menschheit schien sich ihnen zu nähern, doch danach vergaß sie fast Unsere Existenz. Solche Wellen sind nicht zufällig. Jeder Begriff hat sein Pralaya. Nur diese Wechsel ergeben die Spirale der Erkenntnis.

       Ebenso verhält es sich mit den Perioden der Schöpfung, doch die Weisen wissen, dass jede Arbeit ihr Pralaya hat. Wir wollen den Faulenzern keine Hoffnung machen, sie werden ihre Rechtfertigungen schon selbst finden, Wir aber sprechen von erleuchteten Arbeitern. In ihrem Herzen werden sie verstehen, wann Ebbe herrscht, die eine Flut der Schöpfung ankündigt.

       Der Denker lehrte die Menschen, die Fluten und Ebben der Schöpfung zu verstehen. Er sprach: „Das menschliche Meer hat seine Wechsel der Energie. Empfangen wir die Gaben der Musen!“

 

       407. Urusvati kennt das Gefühl der Begeisterung und die Empfindung des Entsetzens, das als „uraltes Entsetzen“ oder „elementares Entsetzen“ bezeichnet wird; man sollte alles von der Sphärenmusik bis zur Brandung der Elemente kennen. Die letztgenannte Empfindung hat nichts mit Angst gemeinsam. Das „uralte Entsetzen“, bereits zu Urzeiten bekannt, hat seine Ursache in der Unmöglichkeit, den Ansturm der Elemente zu ertragen.

       Man kann daran erinnern, dass ein Mensch manchmal von unaussprechlichem Entsetzen ergriffen aus dem Schlaf erwacht. Man kann versuchen, diese Empfindung mit Eindrücken aus den niederen Sphären oder mit den Weltereignissen zu erklären, doch wird sie darüber hinaus oft auch die Folge einer Einwirkung der Elemente sein.

       Die Menschen finden sich kaum mit der Angst oder mit jener Erscheinung zurecht, die als Entsetzen bezeichnet wird. Flecken der Finsternis können die Empfindung von Entsetzen erzeugen, welche dem Gefühl von Wehmut sehr nahe ist. Die Menschen versuchen, diesen als Weltschmerz zu bezeichnen. Diese Definition ist ziemlich zutreffend, denn einem solchen Gefühlswissen liegt etwas Kosmisches zugrunde. Jeder verfeinerte Denker muss auch solche belastenden Empfindungen erfahren, ohne sie wäre das Leben unvollständig.

       Man wird fragen: Verspüren etwa auch Wir solche Empfindungen? Natürlich. Sie sind Uns nicht nur bekannt, sondern sie bestehen sogar in einem sehr starken Maß. Manche Menschen möchten Uns als von solchen Gefühlen befreit ansehen, doch ohne sie erklingt auch die Sphärenmusik nicht. Verfeinerung wird sich auf den gesamten Aufbau des Daseins auswirken.

       Jeder, der sich Uns nähern möchte, muss zur Freude wie zum Leid bereit sein. Das Leben ist voller Aufstiege und Abstiege, und niemand kann sagen, worin das Ende oder der Anfang besteht.

       Der Denker wies beständig darauf hin, dass die Menschen nicht wissen, wo das Ende und wo der Anfang ist.

 

       408. Urusvati weiß, weshalb man sich sogar aus klarsten Träumen nicht an alle Einzelheiten erinnern kann. Selbst die stärksten feinstofflichen Erlebnisse können in der irdischen Wirklichkeit nicht aufgenommen werden. Die Ursache liegt nicht darin, dass das Gedächtnis solche besonderen Eindrücke nicht bewahrt, sondern in der vollkommenen Verschiedenheit der Natur der irdischen und der Feinstofflichen Welt.

       Wundern wir uns nicht, dass wir durch den irdischen Leib derart begrenzt sind. Man kann es unmöglich so darstellen, als könne der irdische Körper die Anspannung ertragen, die so oft in der Feinstofflichen Welt herrscht. Ungeachtet[152] der feinstofflichen Struktur der Bewohner der Feinstofflichen Welt treten sie ausgezeichnet in die Atmosphäre der feinstofflichen Energien ein. Jene Kraft, die den irdischen Körper zu zerstören vermag, stärkt die feinstofflichen Körper. Das muss man sich merken, denn es ist für die Menschen schwer vorstellbar, wie unterschiedlich die Natur dieser beiden Welten ist.

       (…) Versuche mit Materialisationen haben gezeigt, dass irdische Maßstäbe für die Feinstoffliche Welt unzureichend sind. Unter den Ursachen wird oft und zu Recht auf eine Disharmonie der Anwesenden hingewiesen, doch daneben muss man auch atmosphärische Ströme in Betracht ziehen. Es ist bedauerlich, dass vor Experimenten die Atmosphäre der Räumlichkeiten nicht untersucht wird. Doch gewöhnlich achtet man nicht darauf, was sich in den Räumen vor den Versuchen abgespielt hat.

       Räuchermittel, die zur Harmonisierung der Atmosphäre verwendet werden, erweisen sich nur als Palliativ[153] und können viele Chemismen nicht vernichten. So muss man bei jedem Experiment die besten Bedingungen vorbereiten. Das Experiment kann zwar mitunter auch bei unvollkommenen Bedingungen gelingen, doch darf man nicht vergessen, wieviel Energie überflüssigerweise verausgabt wird, was sich belastend auf die Gesundheit auswirken kann.

       Der Denker lehrte, dass nicht der kleinste Tropfen der göttlichen Energie in unvernünftiger Weise verausgabt werden darf.

 

       409. Urusvati weiß, wie oft die Menschen um Unmögliches bitten. Wenn sie in die ferne Vergangenheit blicken könnten, würden sie verstehen, weshalb gewisse Verhältnisse für sie nicht möglich sind. Doch außer in sehr seltenen Fällen sind die Menschen nicht in der Lage, den Schleier der Vergangenheit zu heben.

       Auch in einer solchen Situation jedoch können sie Hilfe von einem erweiterten Bewusstsein erhalten. Dieses kann ein Zeichen geben, um zu spüren, wo das Mögliche und wo das Unmögliche ist. Wenn er auf die Stimme des Bewusstseins hört, kann der Mensch unterscheiden, wo sich die Grenze seiner Wünsche befindet.

      Es ist allerdings nicht leicht, den Schlüssel zu den Toren des Bewusstseins zu finden. Oftmals trüben die Menschen das Bewusstsein durch ihre Leidenschaften. Statt einer weisen Warnung lauschen sie lieber der Stimme ihrer Selbstsucht. So können sie nicht unterscheiden, wo sich wirksame Hilfe und wo ihre Irrtümer befinden. Umso schwieriger ist es für sie, sich in diesem Labyrinth zurechtzufinden, denn sie verstehen nicht, welcher ihrer Wünsche der stärkste ist.

       Nicht selten erreicht ein bestrebter Wunsch sein Ziel nicht, während zur gleichen Zeit ein kaum ausgesprochenes Wort sich als wirksam erweist; womit wir erneut den Bereich der Feinstofflichen Welt betreten. Nicht nur die Kraft des irdischen Klagerufes ist wirksam, sondern mächtiger ist ein Gedanke, der im Einklang mit der Feinstofflichen Welt steht.

      Die Menschen denken aber so wenig über die Feinstoffliche Welt nach, dass der erforderliche Einklang nur unbewusst entstehen kann. Man darf nicht hoffen, dass Unsere Sendungen jemanden vollständig erreichen, wenn das Herz verschlossen ist. Oftmals haben Wir geraten, die Eingänge des Bewusstseins offen zu halten, doch eine Vielzahl von Schlössern und Riegeln verhinderte den Zutritt der Hilfe.

       Der Denker bat die Schüler: „Verschließt die Seele nicht!“

 

       410. Urusvati weiß, wie wenig die Menschen es verstehen, sich den höheren Sphären zuzuwenden und gedankliche Gespräche mit ihnen zu führen. Als Hilfe wurden ihnen in verschiedenen Jahrhunderten vorgefertigte Worte vorgeschlagen. Viele von ihnen verloren im Laufe der Zeit ihre ursprüngliche Bedeutung und wurden von Menschen wiederholt, die nur wenig verstanden.

       Man könnte Uns fragen: In welcher Sprache und mit welchen Ausdrücken soll man sich den höheren Sphären zuwenden? Wir antworten: In jeder beliebigen Sprache. Am besten in der Muttersprache, weil sie den Gedanken leichter zum Ausdruck bringt. Ebenso möge die Art der Gedanken ganz individuell sein. Wozu fremde, auswendig gelernte Wörter, wenn der Mensch seine Gefühle frei äußern kann?

       Untereinander gebrauchen die Menschen selten fremde Zitate. Genauso können sie sich auch dem Höchsten in ihrer ganz eigenen Weise zuwenden. Mögen die Menschen verstehen, dass selbst die höchsten Bewusstseine keiner konventionellen Anreden bedürfen. Mögen die Menschen nach sich selbst urteilen. Kann man sich ihnen mit auswendig gelernten Versen zuwenden, wenn ihnen doch ein menschlicher, herzlicher Anruf näher liegt? In allem muss man den allerherzlichsten Ausdruck finden, ohne sich zu genieren, denn die einfachsten Worte werden immer die verständlichsten sein.

       Wir bemühen Uns um diese Einfachheit. Wenn sehr komplizierte Erlebnisse unmöglich in Worte zu fassen sind, kommt eine unaussprechliche gedankliche Sendung zu Hilfe.

       Der Denker sprach: „Wenn ich mein Gefühl nicht in Worten zu äußern vermag, sage ich Dank, denn ich bin überzeugt, dass Hilfe bereits erwiesen wurde.“

 

       411. Urusvati weiß, dass Ungeduld eine Eigenschaft der Unvollkommenheit ist. Gewöhnlich wird sie mit verschiedenen anderen Eigenschaften verwechselt. So möchte mancher sie mit Bestrebung vergleichen, beide sind jedoch ihrem Wesen nach völlig verschieden.

      Beständige Bestrebung ist harmonisch und erzeugt einen schönen Rhythmus; Ungeduld dagegen ist disharmonisch und stört, indem sie mit plötzlichen Ausbrüchen wirkt, den Rhythmus. Außerdem beweist Ungeduld die Unkenntnis der grundlegenden Gesetze: Die Substanz des Daseins befindet sich in unaufhörlicher Bewegung. Nur beständige Wachsamkeit und eifrige Aufmerksamkeit vermögen die Kraft der Energie zu offenbaren.

       Also findet das Gleichgewicht zwischen Tätigkeit und Geduld; diesen Rhythmus werdet ihr ohne wahre Zusammenarbeit nicht finden. Ein unausgeglichener Mensch sagt: „Ich kann nicht warten“, und in diesem einen Wort bekundet er seine Kraftlosigkeit. Kraftlosigkeit ist Willenlosigkeit, denn Wille wird durch menschliche Anstrengung entwickelt. So betrachten wir alle genannten Begriffe und gelangen zu der Schlussfolgerung, dass sie alle in der Macht des Menschen liegen.

       Jemand ruft aus: „Ich bin von Natur aus ungeduldig!“ Möge er jedoch richtiger sagen: „Meine Gewohnheiten haben mich bis zur Willenlosigkeit geführt.“

      Nehmen wir auch noch das andere Extrem: Manche fassen Geduld als Untätigkeit auf und erzeugen mit diesem Irrtum neue Leiden. Wahrhaftig, die eifrigste Geduld kann sich mit angespannter Tätigkeit verbinden.

       Wenn die Menschen die Bewegung der Substanz des Daseins nicht erkennen können, vermögen sie doch in den Grenzen ihres Könnens Ausgezeichnetes zu leisten. Die Alten sagten: „Lasst uns bei der Arbeit ein wenig warten.“ Jede meisterhaft ausgeführte Arbeit bedeutet das beste Stählen der Geduld, und dies liegt vollständig in der Macht des Menschen.

       Mögen Unsere Arbeiten eine Mahnung an tätige Geduld sein. Geduld verleiht der Arbeit Genauigkeit. Bei hoher Qualität der Arbeit werden wir auch die Bedeutung der Harmonie verstehen.

       Der Denker sprach: „Ich möchte, dass bei jeder Arbeit die Saiten des Raumes erklingen. Die erhabene Musik ist die Tätigkeit Unserer Beschützer, der Musen.“

 

       412. Urusvati weiß, dass schlimmer als Krieg, Pest und Erdbeben, schlimmer als alle Nöte die Zersetzung des Bewusstseins ist. Sie schleicht sich unmerklich heran; sie vollbringt solche Taten, dass sich die zukünftige Chronik darüber entsetzen wird. Die Menschen verlieren die Zeichen ihrer Würde. Sie werden nicht nur immer böser, sondern vergessen auch, dass sie die künftige Generation gestalten sollen. Schriftsteller verfertigen die widerwärtigsten Bilder, und die Nichtigkeit tritt als Richter auf.

       Erinnert euch, was in den Vishnu-Puranas[154] gesagt wurde, in diesen Hinweisen kann man die gegenwärtigen Tage erkennen. Es könnte angeführt werden, dass die beschriebene ungeheuerliche Zeit übertrieben sei, doch wenn ihr auf das gegenwärtige Geschehen blickt, werdet ihr zustimmen, dass die alten Vorhersagen sogar noch untertrieben waren. So offenbaren die Menschen eine völlige Verwirrung und wollen die alten Mahnungen nicht lesen.

       Besonders entsetzlich ist es aber, dass die Mehrheit auch jetzt nicht verstehen will, was vor sich geht. Sie tanzen, treiben Handel und meinen sogar, dass gerade jetzt die Blütezeit ihrer Errungenschaften angebrochen sei. Vergleicht das gegenwärtige Geschehen mit gewissen Epochen des Niedergangs, findet ihr etwa keine gemeinsamen Zeichen? Die Menschen träumten genauso von verschiedenen Formen der Unterjochung und hielten sich für die gesetzmäßigen Eroberer der Welt, doch wie plötzlich stürzten diese babylonischen Türme ein! Viele Symbole wurden der Menschheit hinterlassen, blieben aber wie faulende Leichname liegen.

       Der Denker sah dieses Elend voraus. Er sprach: „Zählt nicht die Tage, bis man euch für all das Böse zur Rechenschaft ziehen wird, besser reinigt euch schon heute.“

 

       413. Urusvati weiß, dass räumliche Ströme ihrem Wesen nach wohltuend sind, aber auch zerstörerisch sein können, wenn sie die Fäulnis der irdischen Atmosphäre berühren. Oftmals verwandeln sich die wohltuendsten chemischen Zusammensetzungen durch eine einzige Ingredienz[155] in starke Gifte. Dasselbe geschieht mit einigen räumlichen Strömen, wenn das braune Gas der Erde auf sie wirkt. Doch nicht der Planet selbst ist schuld an solchen schädlichen Ausdünstungen. Der König der Erde, der Mensch, ist es, der diese Gifte erzeugt.

       Nur unter Vorbehalt stimmen die Wissenschaftler zu, dass die menschlichen Ausstrahlungen die gesamte umgebende Atmosphäre verwandeln. Keinerlei andere Ausstrahlungen sind mit der Macht des Menschen vergleichbar. Er kann die gesamte Umgebung gesunden lassen oder vergiften. Es sind weniger kranke Menschen, welche die Atmosphäre vergiften können, als vielmehr Gereiztheit, Zorn und jede Art von Bosheit. Und nun vergleicht: Sind es viele gute Ausstrahlungen, die gleichzeitig auf der Erdkruste in Erscheinung treten, und wie sehr übertreffen böse Gedanken sie an Zahl?

       Ich spreche nicht von idealen Träumen, sondern von ärztlichen Ratschlägen. Die Menschheit leidet an Entzündungen der Schleimhäute und bösartigen Geschwüren; diese Übel nehmen bereits epidemische Ausmaße an. Eine Vielzahl von Überlegungen wird geäußert, doch dabei verliert man aus dem Blick, dass solche Epidemien durch räumliche Einwirkungen entstehen.

       Für die Erde sind Gesundheitsmaßnahmen notwendig. Man muss die verseuchten Schichten reinigen, doch das kann nur der Mensch selbst tun. Wenn jeder Erdbewohner über den Zustand seiner psychischen Energie nachdenkt und sich davor hütet, ihn zu verschlimmern, kann die Gesundung bereits beginnen. Die gefährlichsten Epidemien werden dann auf unsichtbare Gegenwirkungen treffen, und diesen Schutz kann man an jedem Tag des Alltagslebens beginnen.

       Der Denker bat: „Lasst nichts Böses zu, denn es ist eine Quelle von Krankheiten.“

 

       414. Urusvati weiß, dass eine Vergiftung von Strömen sich nicht allein auf diejenigen auswirkt, die an ihrer Entstehung mitwirken, sondern auch auf viele andere, an den bösen Handlungen Unschuldige. Vor allem sehr verfeinerte Organismen können darunter leiden; umso schwerer wiegt die Verantwortung jener, die an der Vergiftung der Ströme mitwirken.

       Man kann studieren, wie weit das von den Menschen selbst geschaffene Gift sich verbreitet. Sie sind einem törichten Schützen vergleichbar, der in einer dichtbesiedelten Stadt Pfeile in den Raum abschießt, ohne sich darum zu kümmern, wo sie einschlagen. So geschah es im fernen Altertum, und heute vielleicht in einem noch höheren Maß. Die Wissenschaft muss der Menschheit klarmachen, dass eine solche Erzeugung von Giften unzulässig ist. Vergleicht viele mechanische Errungenschaften mit der Vernachlässigung der psychischen Energie, und es wird euch beschämen, dass der wichtigste Bereich vergessen und sogar verurteilt wird.

       Nehmt viele Theorien der Psychologie, und ihr werdet finden, wie lebensfremd sie sind. Doch die jetzige Lage des Planeten ist dergestalt, dass lebensfremde Auffassungen unzulässig sind. Ihr werdet zustimmen, dass als lebensfremd alles zu bezeichnen ist, was nicht zur Verwandlung des Lebens führt, und auf diesem Weg darf es keine Meinungsverschiedenheiten geben. Man kann entweder vorwärts oder rückwärts gehen, unerträglich ist es jedoch, inmitten überlebter Gerippe zurückzugehen.

       Desgleichen vergesst nicht, dass es mit den Führenden Kräften keine Meinungsverschiedenheiten geben darf. Man kann in verschiedenen Sprachen denken, man kann unterschiedliche Kleidung tragen, doch es darf kein Abweichen von den Grundlagen geben. Denkt auch über Unsere Türme nach. Es wäre töricht, nicht an der Reinigung der psychischen Energie mitzuarbeiten.

       Der Denker entsetzte sich, als Er bemerkte, dass die Menschen sich mit Verneinungen überluden. Er sprach: „Es ist besser, sich einen Felsen aufzubürden, als etwas Existierendes zu leugnen.“

 

       415. Urusvati weiß, dass jeder Lehrer in eine Situation geraten kann, die der Unsrigen ähnelt. Solange er über die Lebensgrundlagen spricht, ist man einverstanden und hört ihm zu; doch kaum, dass er zur Anwendung des Gesagten aufruft, laufen die Zuhörer auseinander – dies ist das Los auch vieler Unserer Ratschläge.

       Die Menschen stimmen zu, dass diese Ratschläge gut sind und zum Guten führen, doch sie im Leben anzuwenden wünschen sie nicht. Auf eine solche offenkundige Inkonsequenz muss man seine Aufmerksamkeit richten. Wenn etwas als gut und würdig anerkannt wird, warum wird es dann nicht angewandt?

       Es lassen sich viele Beispiele dafür anführen, dass eine überaus nützliche und leicht ausführbare Tat abgelehnt wurde. Später beklagten die Menschen, dass der Rat nicht ausgeführt wurde, doch das Leben nahm bereits eine neue Wendung.

       Der Lehrer sagt, dass man die Vergangenheit nicht beklagen soll, und er hat Recht, denn Klagen sind Fesseln. Doch man kann prüfen, welche Gründe von der Anwendung eines guten Rates abgehalten haben. Unter solchen Gründen werden wir Furcht und Selbstsucht finden. Solche Giftnattern verwandeln den aufmerksamsten Zuhörer in einen ungezügelten Widersacher. In seiner Verneinung entwickelt er seine eigene Art von Kühnheit. Er wird sich verstellen, um sich selbst und seine Abweichung zu rechtfertigen.

       Unsere Leben haben gezeigt, wie weit Zuhören und Ausführung voneinander entfernt sind. Der Lehrer kennt diese menschlichen Eigenschaften. Er wird sich über die verstreuten Samenkörner nicht grämen. Der Erdboden kann doch eine unerwartete Ernte erbringen. Wir blicken in die Zukunft und finden in dieser Bestrebung Festigkeit und Mut.

       Der Denker wünschte allen Freunden die Fähigkeit der Betrachtung über die Zukunft.

 

       416. Urusvati weiß, dass Schallwellen nicht nur durch materielle, grobe Mittel gestört werden, sondern sogar durch feinste, gasförmige Stoffe. Man könnte eine ganze wissenschaftliche Abhandlung über die Störung von Schallwellen verfassen, und das sollte auch getan werden. Die Erde ist in eine Gaswolke eingehüllt, und während des letzten Vierteljahrhunderts hat diese finstere Hülle sich in besonderem Maß verdichtet.

       Es ist erstaunlich, dass ungeachtet dieses Hindernisses viele Experimente dennoch gelingen. Ich habe vor allem die Gedankenübertragung auf Entfernung im Blick. Natürlich dringt die Energie des Gedankens selbst durch und ist an Entfernungen nicht gebunden, doch kann sie durch Gase gestört werden. Die Menschheit weiß nicht, wie sehr sie der Evolution Schaden zufügt, indem sie zerstörerische Gase schafft. Niemand kann bestimmen, wie weit die Gase sich verbreiten und welche Verbindungen sie hervorbringen.

       Wir wollen nicht von den todbringenden Erzeugnissen zur bewussten gegenseitigen Vernichtung sprechen. Jeder kennt ihre zerstörerische Wirkung nicht nur auf die Atmosphäre, sondern auch auf den Erdboden; solche Gifte stellen eine Schande für die Menschheit dar. Darüber hinaus jedoch werden viele Gase für verschiedene neue Erfindungen produziert; sie verstärken ebenfalls die finstere Hülle der Erde.

       Man kann jedem Chemiker vorschlagen, ein Abwehrgas zu erfinden, doch wird eine solche Erfindung besonders schwierig sein. Selbst wenn es ein kleines Gebiet schützt, ist niemand in der Lage, die Transformation des Gases und die Grenze seiner Ausbreitung zu bestimmen.

      Auf diese Weise schafft die Menschheit eine neue Gefahr und büßt für sie mit neuen Krankheiten. Möge die Menschheit die Verantwortung für ihre eigene irdische Gesundheit tragen; unverzeihlich ist es jedoch, wenn auch die feinstofflichen Sphären verletzt werden.

       Der Denker bemerkte bereits vor langer Zeit, wie giftig der Rauch von Öfen und Lagerfeuern sein kann. Wenn Er brennende Fackeln sah, sprach Er: „Wem ist es beschieden, ein solches Gift einzuatmen?!“

 

       417. Urusvati weiß, dass jeder Augenblick eines planetaren Stromes besondere Bedeutung hat. Indessen wird diese einfache Wahrheit von der Menschheit nicht aufgenommen. Sie weigert sich mit allen Kräften zuzugeben, dass alles Existierende sich in ununterbrochener Bewegung befindet. Nicht einmal die Schönheit eines solchen Stromes in Unbegrenztheit regt die Vorstellung der Menschheit an.

       Wie aber kann man die Evolution erkennen, wenn das Prinzip der Bewegung nicht im Bewusstsein angenommen wurde? Sogar jene, die von der Bewegung der Planeten gehört haben, erkennen dasselbe Gesetz für sich selbst nicht an. Mag die Erde sich auch drehen, die Menschheit denkt gleichwohl an Bewegungslosigkeit. So prallt jedes Wort über die herrliche Bewegung auf die Unbeweglichkeit des Bewusstseins. Kann man bei einer solchen Disharmonie mit dem Dasein eine rasche Vervollkommnung erwarten?

       Im Leben eines jeden Tages kann man sich davon überzeugen, in welchem Ausmaß belesene Menschen sich als primitiv erweisen, wenn eine Angelegenheit ihre eigene Persönlichkeit betrifft. Bei allen Unseren Experimenten haben Wir unter dem menschlichen Widerstand gelitten. Besonders verblüffend ist es, wenn Menschen, die sich für neu halten, sich als hoffnungslos alt erweisen. Ich bestätige, dass es keinen wahren Fortschritt geben kann, solange der kosmische Strom nicht erkannt wird.

       Die Menschen vollführen mitunter Sprünge, die durch Angst, Vorurteile oder alle Arten selbstsüchtiger Leidenschaften bedingt sind; es ist jedoch unmöglich, sich in Sprüngen voranzubewegen, es bedarf in allem einer planmäßigen Bewegung. Allein auf diesem goldenen Weg, der nichts mit Gold zu tun hat, kann man erfolgreich sein.

       Möge auch nicht vergessen werden, dass Wir Zusammenarbeit begrüßen, jedoch solche, die auf freien Willen gründet. Das Schicksal wird nämlich durch den freien Willen verwirklicht. Wie soll man die Menschheit von dieser Wahrheit überzeugen? Das Bewusstwerden der Feinstofflichen Welt wird die Schwelle zum Fortschritt sein.

       Der Denker sprach: „Glück liegt darin, dass Unsere Bewegung niemals aufhören kann.“

 

       418. Urusvati weiß, wie schwierig es ist, die Aufnahmefähigkeit eines Menschen festzustellen. Unter einer solchen Aufnahmefähigkeit verstehen Wir die Offenbarung einer tätigen psychischen Energie, die es erlaubt, das Existierende in weitem Maß zu erfassen. Keinerlei äußere Anzeichen helfen, einen Menschen zu ermitteln, der schon zu weitgehendem Erfassen fähig ist. Weder körperliche Eigenheiten noch Gelehrtheit noch Wissen, sondern allein Herzensverstehen kann den Zutritt zum Geheimnis des Bewusstseins eröffnen.

      Doch dieser Lotus öffnet sich nicht leicht, Fehler sind möglich. Die Menschen lassen sich leicht vom äußeren Eindruck beeinflussen, aber nicht vom ersten, sondern vom zweiten, der bereits voller Bedingtheit ist. Desgleichen wird ein Urteil oftmals aufgrund fremder Worte gebildet, und dann ist es bereits nicht mehr möglich ist, zum unmittelbaren Eindruck zurückzukehren.

       Die Menschen vergessen, wie viele Hindernisse ihnen durch ihre eigene Schuld erwachsen. Indessen ist es für jeden Tatmenschen unerlässlich, die Möglichkeiten zu kennen. Unzweifelhaft existieren viele Mitarbeiter, die jedoch über verschiedene Teile der Welt verstreut sind, in verschiedenen Sprachen sprechen und in unterschiedliche Traditionen eingebunden sind. Es ist viel zu überwinden, um einen Menschen zu erreichen und seinen Wert zu erkennen.

       So wird auch bei Unseren Arbeiten besonders viel Energie aufgewendet, um das menschliche Herz zu erkennen. Man darf sich keinesfalls allein auf den ersten Eindruck beschränken. Überdies muss man das Bewusstsein unter verschiedenen Umständen beobachten.

       Der Denker riet den Schülern, fähig zu sein, das Bewusstsein bei Tag und Nacht zu prüfen.

 

       419. Urusvati weiß, dass es verschiedene Arten von Vergesslichkeit gibt. Sehr gut wäre es, wenn ein Mensch schädliche Lumpen wie Bosheit und Rachsucht vergessen könnte, die seine Vervollkommnung unterbinden. Doch eine solche Vergesslichkeit ist selten. Meistens möchte der Mensch sich an die nützlich-sten Belehrungen nicht erinnern. Sie stören seine Gewohnheiten und erlauben ihm nicht zu leben, ohne sich anzustrengen.

       Mit welchen Maßnahmen aber kann man sie an Verantwortung und Pflicht erinnern? Ich sage: durch Wiederholung. Die Menschen dulden allerdings keine unangenehmen Wiederholungen. Indessen bedürfen sie ständiger Erinnerungen. Es ist schwierig, zu erinnern, ohne sich zu wiederholen. Hierin haben Wir eine lange Schule durchlaufen. Wir können fast dasselbe sagen und doch in jedem Fall etwas bisher nicht Gesagtes hinzufügen. Mitunter kann eine einzige Andeutung einem ganzen Satz Neuheit verleihen. Man muss lernen, die Spirale der Einprägung nützlicher Prinzipien beharrlich fortzuführen.

       Faulenzer werden fragen: Lohnt es sich denn, so viel an einer Sache zu arbeiten, die dann doch in Vergessenheit gerät? Diese Widerspruchsgeister wissen nichts von der Anfüllung des Raumes. Der Raum kann nämlich derart mit Gedanken erfüllt werden, dass die Menschen eine Einwirkung ohne Worte erfahren. Auf diese Weise wandelt sich die persönliche in eine räumliche Arbeit. Und es wird keine Ermüdung vorkommen, die es bei räumlicher Arbeit nicht geben kann.

       Der Lehrer muss den Schüler davon überzeugen, wieviel Freude in der Arbeit der Anfüllung des Raumes liegt. Es schadet nichts, wenn die Zuhörer Anzeichen von Vergesslichkeit zeigen, über ihnen lebt doch der Raum, und in ihm wird jeder nützliche Gedanke wie eine herrliche Blume sein.

       Der Denker sprach: „Lasst uns Gärtner sein, und mögen die Blumen der Ewigkeit erblühen!“

 

       420. Urusvati weiß, dass jeder nicht aus Eigensinn erfolgte Wechsel der Hülle freudig begrüßt werden sollte, wenigstens aus Wissbegier. Der Mensch kann sich voller Hoffnung auf eine neue Seereise begeben. Es ist nützlich, dass die Menschen das Reisen lieben und es verstehen, in sich das Gefühl der Beweglichkeit zu entwickeln.

       Glaubt Mir, gerade dieses Gefühl wird in der Feinstofflichen Welt nützlich sein, man kann doch auch dort in Unbeweglichkeit des Geistes versinken. Wie aber kann man dann in die höheren Schichten streben? Dieses Streben indessen dürfen die Bewohner der Feinstofflichen Welt um der Vervollkommnung willen nicht aufgeben.

      Sie könnten die nicht leichte Arbeit einer Annäherung an die irdische Schicht übernehmen, um Gutes zu wirken. Die Menschen auf der Erde stellen sich kaum vor, wie schwer es ist, sich ihrer Sphäre zu nähern. Sie wundern sich, dass ein solcher Verkehr selten stattfindet, bemerken aber selbst nicht, wie viele lehrreiche Zeichen sich in ihrem Umkreis ereignen.

      Sie nehmen an, dass Ton und Farbe bestimmte Empfindungen erzeugen können; das ist richtig, es gibt aber eine Vielzahl feinster Töne und Farben, die noch mächtiger wirken, doch die irdische Auffassung nimmt sie nicht wahr. So sollte die Menschheit sich bewusst zur Wahrnehmung des Feinsten erziehen. Eine solche Erziehung des Willens wird sich in der Feinstofflichen Welt als nützlich erweisen.

       Man darf den Gedanken nicht ablehnen, dass jeder Bewohner der Feinstofflichen Welt auch den irdischen Mitbrüdern helfen muss. Ein solches wohltätiges Schaffen wird die beste Gewähr für Beweglichkeit sein. Verstehen wir es, unter allen Umständen an die Hilfe für die Brüder zu denken. Wir sollten nicht annehmen, dass wir von bestimmten Schichten für immer getrennt seien. Dort, wo Not herrscht, können wir auch Hilfe erweisen, doch sollte niemand denken, dass etwas unter seiner Würde sei.

       Wir dienen der Menschheit, Wir lieben die Menschheit. Viele Tatmenschen verlassen die irdischen Sphären nicht, um inmitten der Nöte zu arbeiten.

       Der Denker sprach: „Unsichtbare Freunde, wie können wir Euch unsere Dankbarkeit ausdrücken?“

 

       421. Urusvati kennt die sogenannten Verschlinger der Luft, doch kann es ebensolche Verschlinger von psychischer Energie und räumlichen Strömen geben. Für ein solches Ungleichgewicht gibt es viele Ursachen. Das können atmosphärische, atavistische und karmische Gründe sein. Solche Menschen können auch aufgrund ihrer Gewohnheiten einem übermäßigen Einfluss unterliegen.

       Schon vor langer Zeit haben die Menschen Verfahren gefunden, um das Gleichgewicht wiederherzustellen. Eines dieser alten Verfahren ist Pranayama. Durch rhythmische Übungen konnte man ein Gleichgewicht finden, das einen vor einem Übermaß an Aufnahme schützt. Nichts kann zerstörerischer sein als das Verschlingen eines Übermaßes von Energie.

       Gewöhnlich legt der Mensch sich keine Rechenschaft darüber ab, dass er ein Übermaß an Energie verschlingt. Solche Menschen nähern sich in gewisser Beziehung Vampiren. Es ist nicht leicht, sie zu heilen, denn sie erkennen ihre Krankheit nicht an; doch ist ein solcher Zustand bereits eine Krankheit und kann auch ansteckend sein. Er beginnt derart unmerklich, dass der Mensch selbst und die ihm Nahestehenden ihn nicht erkennen. Ein Mensch wird nicht offensichtlich zu einem Verschlinger.

      Mitunter erfährt er Schmerzen, doch genauso kann er Zuflüsse von psychischer Energie erleben. Ein solcher Zustand erlaubt es dem Menschen, Einfluss auf die Umgebung zu nehmen. Man kann nicht sagen, dass ein solcher Zustand immer schädlich wäre, doch die Grenze zwischen rechter Macht und einem Übermaß an Anspannung ist fein.

       Der Denker sorgte sich um das Gleichgewicht aller Kräfte des Menschen. Er sprach: „Möge das goldene Maß die erforderliche Macht eingeben.“

 

       422. Urusvati weiß, dass oft Blutübertragungen angewendet werden. Wir haben schon darüber gesprochen, doch ist es nötig, auf zwei Umstände hinzuweisen. Man beginnt bereits, die physischen Eigenschaften des Blutes zu koordinieren, doch handelt es sich dabei noch um eine primitive Bedingung. Bald wird man verstehen, dass die psychischen Bedingungen besonders wichtig sind; danach wird die Zeit kommen, da man die karmischen Bedingungen erkennen wird. Nur die Beachtung dieser drei Bedingungen wird das notwendige Ergebnis bringen.

       Karmischer Einklang bedeutet nicht, dass das Blut der Nächsten das allerbeste wäre. Die Menschen werden lernen, die karmischen Bindungen zu erkennen. Astrologie und Hellsehen werden gute Hilfsmittel sein. Man kann auch erwarten, dass die psychische Seite richtig eingeschätzt wird. Wenig wird dagegen über den rassischen Koeffizienten des Blutes gesprochen. Bei der Vermischung der Rassen wird dieses Merkmal stark an Bedeutung verlieren, wogegen die psychische Bedeutung der Aura auf andere Besonderheiten hinweisen kann.

       Man wird sagen: Es dauert zu lange, solche Methoden anzuwenden, wenn eine unverzügliche Blutinfusion erforderlich ist. Doch neben Notfällen gibt es auch solche, bei denen ein oder zwei Tage keine entscheidende Bedeutung haben. Sogar bei dringenden Operationen findet man genügend Zeit, verschiedene Untersuchungen vorzunehmen; umso mehr muss man bei der Entscheidung über die Qualität des Blutes besondere Umsicht walten lassen.

       Die Vorräte von vermischtem Blut zeugen von Unwissenheit. Sowohl in physischer als auch in psychischer Hinsicht muss man bedenken, welche gegensätzlichen Elemente wahllos miteinander vermischt werden. Statt einer gründlichen Heilung erhält man eine nur scheinbare: das Ebenbild eines Roboters. Die Menschen verstehen nicht, welche Folgen sie damit für die zukünftigen Generationen begründen. Einerseits sorgen sie sich scheinbar um die Reinheit der Generationen, andererseits übertragen sie in wahnsinniger Weise unterschiedliche Blutarten.

       Wir bedauern es zu sehen, wie unbedacht die Menschen mit den stärksten Substanzen umgehen. Die Psychologen müssen ihre Erkenntnisse erweitern. Gerade sie können der Menschheit den nötigen Rat geben. Sie müssen lehren, feiner zu denken, damit der Mensch erkennen kann, wo die Grenze liegt, die man wahren muss.

       Der Denker sagte oftmals: „Blut ist eine wertvolle Verbindung der Leben.“

 

       423. Urusvati weiß, dass viele medizinische Fortschritte bevorstehen. Vor allem wird man die psychische Energie schätzen. Kranke werden einer grundlegenden Erforschung bezüglich der Qualität ihrer psychischen Energie unterzogen werden. Man wird die Therapie durch Anwendung einer entsprechenden Energie verbessern können. Man wird den Kranken mit einer besonderen Art von Ozon umgeben können, das den Zustand der Energie verstärkt. Man kann sogar mittels menschlicher Energie einwirken, die durch einen nahestehenden Mitbewohner übertragen wird.

       Desgleichen wird man die Quellen verschiedener Erkrankungen untersuchen, die in einigen Menschen verwurzelt sind. Auch jetzt schon lenkt man die Aufmerksamkeit auf solche Träger von Krankheiten, doch es gibt ihrer unvergleichlich mehr, als es scheint. Bei solchen Forschungen wird man zu der Schlussfolgerung gelangen, dass man aus solchen Krankheitsträgern besondere Siedlungen bilden kann, ohne dass sie einander schaden werden. Viele neue und nützliche Maßnahmen können Anwendung finden, wenn die Menschen der Energie genügend Aufmerksamkeit schenken, die sie in sich tragen.

       Aus dem Altertum lassen sich viele Beispiele anführen, die auf ein Verständnis der inneren Energie hinweisen. So existierte der Brauch, bei der Übergabe eines Geschenkes die Hand auf den Gegenstand zu legen und ihn sogar eine gewisse Zeit bei sich zu behalten. Auf diese Weise wurde der Magnetismus des Gebenden auf den Gegenstand aufgeschichtet. Auch wurde der zu übergebende Gegenstand mit Haaren umwickelt oder in magnetisiertes Wasser getaucht. Wenn selbst die Menschen des Altertums einen Begriff von der uranfänglichen Energie hatten, ist heute umso mehr die Möglichkeit gegeben, sie wissenschaftlich anzuwenden.

       Der Denker riet, zur Überzeugung eines Gesprächspartners die Hand auf dessen Schulter zu legen.

 

       424. Urusvati weiß, welches Maß an Gelassenheit bei jedem psychischen Experiment erforderlich ist. Gelassenheit ist eine gute Eigenschaft, sie schützt vor den verderblichen Folgen unzeitiger Erregung. Viele Experimente gelingen aufgrund geringster Erregung nicht.

      Fragt jemanden, der auf dem Wasser sitzt, und er wird sagen, dass nicht der geringste erregende Gedanke ihn stört. Fragt jemanden, der durch Feuer schreitet, und er wird euch dasselbe antworten. Jedes Phänomen erfordert Gleichgewicht. Die Fähigkeit, seine Gefühle zu beherrschen, ergibt sich durch langwieriges Bemühen. Sie kann auch im Alltagsleben erreicht werden, wenn es in der Umgebung eines Menschen viele Anlässe zur Störung des Gleichgewichts gibt. Wütende Unvernunft ist natürlich für psychische Forschungen ungeeignet.

       Auch der geringste Zweifel vermindert bereits die Nervenkraft. Zweifelnde können nicht auf dem Wasser sitzen oder durch Feuer gehen. Hierbei ist es lehrreich zu beobachten, ein wie kleines Teilchen Zweifel bereits schädlich wirkt. Dieses Teilchen kann so klein sein, dass der Mensch selbst es nicht bemerkt; doch es überkommt ihn unwahrnehmbar und es gelingt ihm, den Blutkreislauf zu stören.

      Es ist unmöglich, den Puls willentlich anzuhalten, wenn der Gedanke sich teilt. Es ist nicht leicht, sich von dem gedanklichen Doppelgänger zu befreien. Sehr oft schleppen Gedanken gleichsam Doppelgänger mit sich, welche die Wirkung des Grundgedankens schwächen. Solche ungeladenen Anhängsel entstehen durch unzureichende Klarheit des Denkens.

       Wir führen beständig Übungen in Klarheit durch, woraus man ersehen kann, wie sehr das Denken der Übung bedarf. Selbst der höchste Denker wird nicht verbergen, dass auch er der Übung bedarf, ähnlich wie Musiker ständig üben müssen; nur solche Arbeit ergibt die Klarheit des Tons.

       Mögen offenkundige Dummköpfe behaupten, sie benötigten keine Übungen. Auch Gelassenheit entsteht durch Übung des Denkens.

       Der Denker lehrte: „Übt das Denken, da es anderenfalls nicht frei fließen kann.“

 

       425. Urusvati kennt die große Bedeutung der Erziehung. Sie ist Ernährung mit allem Erhabenen und Verfeinerten. Die Menschen können verstehen, dass eine behutsame Erziehung die Möglichkeit wahrer Bildung eröffnet. Doch Bildung allein füllt Erziehung noch nicht aus.

      Jedes Kind gelangt mit einem bereits geformten Charakter in das irdische Leben. Man kann das Wesen des Menschen veredeln und erheben, doch man kann es nicht verändern. Die Erzieher müssen diese Wahrheit erkennen. Sie müssen vor allem das unveränderliche Wesen des Kindes erkennen und gemäß diesem Maß alles Übrige hinzufügen.

       Es ist keine Beschränkung, wenn wir anerkennen, dass sich das menschliche Wesen in der Feinstofflichen Welt formt. Alle durch Verwandtschaft bedingten irdischen Aufspeicherungen sind nur äußere Beigaben, doch der Wesenskern erweist sich als bereits im feinstofflichen Dasein eingeprägt. Mitunter erahnt eine Mutter glücklich dieses Wesen und beginnt mit behutsamem Eifer, es in feinfühliger Weise für das irdische Dasein zu rüsten.

       Begegnet einem jedoch oft eine bewusste und behutsame Erziehung? Selbst die besten Erzieher befinden sich unter derart schwierigen Bedingungen, dass sie der Möglichkeit beraubt sind, ihre Aufmerksamkeit den persönlichen Eigenschaften der Schüler zuzuwenden. In den Familien wird die Frage der Erziehung oft überhaupt nicht berührt und die Kinder wachsen auf sich allein gestellt auf, ohne dass eine zärtliche Hand sie berührt und eine vertraute Stimme ihnen von einer wunderbaren Welt erzählt.

       Man muss darauf bestehen, dass die Lehrer die besten Bedingungen erhalten, um sich ganz einer äußerst feinfühligen Erziehung widmen zu können. Aber solche Staaten gibt es noch nicht. Indessen erfordern die Kompliziertheit des Lebens und die Entdeckungen der Wissenschaft Innigkeit beim Geleiten der Kinder.

       Unsere Schwestern arbeiten viel, um die Erziehung zu unterstützen. Die Kleinen können viele Märchen erzählen, wie schöne Frauen und sogar Gleichaltrige sie besucht haben. Solche Erscheinungen gibt es viele, doch die Erwachsenen lieben es nicht, den kindlichen Märchen zuzuhören. Solche Besuche sind aber unerlässlich, manchmal kann man mit einer einzigen Berührung an die in der Feinstofflichen Welt übernommene Aufgabe erinnern. Viele kindliche Tränen können mit einer lichten Offenbarung getrocknet werden.

       Bei der Erziehung muss man es verstehen, das Wort „Freude“ zu flüstern und den Alltag in einen Festtag zu verwandeln. Man kann erfahren, wie Kinder unerwartete Hilfe erhalten. Doch groß ist die Arbeit der Lichtträgerinnen; die überirdische Arbeit erfordert Selbstverleugnung, denn sie verläuft unter den verschiedenartigsten und nicht selten widerwärtigsten Bedingungen.

       Der Denker rief die Mütter auf, den Kindern die besten Vorstellungen von der wunderbaren Welt zu vermitteln.

 

       426. Urusvati weiß, dass viele die Schönheit der Feinstofflichen Welt nicht wahrzunehmen vermögen. Wenn die Menschen das Phänomen der Schönheit mit Mühe und nur in groben Verbindungen verstehen können, werden sie sich inmitten feinster Harmonien wie im Nebel befinden. Sind es etwa viele, die sich der wunderbaren Schönheit der Welt erfreuen? Wird denn die Sphärenmusik einem Ohr nicht als monoton erscheinen, das von den irdischen Kakophonien zerrissen ist? Die Menschen werden die Harmonie der höheren Sphären verstehen, sobald sie, wenn auch nur bis zu einem bestimmten Grad, die besten irdischen Verbindungen angenommen haben.

       Seit alten Zeiten haben die Menschen gelernt, die Feinstoffliche Welt sei finster, nebelhaft und kalt. Diese Vorstellung kann sich aber nur auf die niederen Sphären und auf jene beziehen, die blind und taub hinübergegangen sind. Daher bestehen Wir so sehr auf der Verfeinerung der menschlichen Natur. Nur wer in der irdischen Hülle das Chaos überwunden hat, vermag die Schönheit der Feinstofflichen Welt wahrzunehmen.

       Die Menschen können die erhabensten Worte vernehmen, ohne sie im Leben anzuwenden. Wir haben von der Erziehung gesprochen, doch bei ihr gebührt der Erziehung zur Wahrnehmung der Schönheit der erste Rang. Der Mensch muss der Schönheit angehören. Er kann sie in jedem Sonnenstrahl erblicken. Er kann die Schönheit in Tonverbindungen annehmen. Der Mensch kann sich nicht mit Armut rechtfertigen, denn der Kosmos ist für Reiche wie für Arme gleichermaßen geöffnet. Mögen jedoch die irdischen Lehrer in der Lage sein, die Wahrnehmung der Schönheit zu eröffnen.

       Der Denker sprach: „Wer die Wege der Schönheit nicht kennt, wird nicht wagen, sich den Göttlichen Höhen zuzuwenden.“

 

       427. Urusvati weiß, dass der Raum mit Gedankenwellen angefüllt ist. Ihr könnt euch vorstellen, wie sehr der Raum um Uns herum angespannt ist. Wellen verschiedenster Stärke und unterschiedlichen Inhalts schneiden sich gegenseitig ab. Oftmals sind diese Wellen von gleicher Spannung und durchdringen einander. Man kann nicht sagen, welche Stunden die stillsten sind, denn die Wellen eilen aus beiden Erdhalbkugeln herbei.

       Bei der Verrichtung von gewöhnlicher Arbeit muss man eine Zeit für die Aufnahme ferner Sendungen festlegen. Das ist jedoch nicht leicht, da es einem angespannten und verfeinerten Organismus unmöglich ist, auf die überall herumschwirrenden Anrufe nicht zu erklingen. Dabei muss man bedenken, dass der Raum außer von direkt an Uns gerichteten Anrufen auch noch von den weltweiten Ereignissen erdröhnt.

      Und zur Zeit hat dieser Missklang eine solche Grenze erreicht, dass er dem menschlichen Organismus schaden kann. Gedankenwellen dringen wie Pfeile in die Schleimhäute ein; Hals, Ohren, Augen und alle anderen Schleimhautgewebe können betroffen sein. Es gibt Perioden, in denen die Gedankenwellen sich durch ihre gegenseitige Feindseligkeit noch verstärken. Man kann doch Explosionen finsterer Geschosse nicht immer sehen, in ihnen wirken bereits unirdische Kräfte, doch irdische Gedanken verdreifachen ihre Wirkung.

       Wir müssen viele Experimente aufschieben, wenn die Welt sich in einer derartigen Anspannung befindet. Vieles Stöhnen müssen Wir besänftigen, bei vielen Schmerzen helfen und viele Ratschläge geben. Allein die Teilbarkeit des Geistes kann die Möglichkeit gewähren, gleichzeitig auf verschiedene und sehr dringende Ereignisse zu reagieren. Die Menschen können sich die Sättigung der Atmosphäre kaum vorstellen. Ihrer Meinung nach muss es jemanden geben, der alles kann, doch sie selbst setzen ihren Widerstand fort. Diese Seiten Unseres Lebens werden wenig verstanden.

       Die Menschen sprechen von zeremoniellen Strahlen[156], doch besser dächten sie über Strahlen rascher Hilfe nach. Inmitten der Wirrnis ist besondere Zusammenarbeit erforderlich. Wir haben schon von Zeiten gesprochen, die schlimmer als Krieg sind, und jetzt kann man sehen, wie eine solche Zeit verläuft. Beobachter mögen annehmen, die Grenze sei bereits erreicht, doch Unbegrenztheit gibt es in allem.

       Der Denker hielt vor einem Abgrund an und bemerkte: „Es scheint, als sei der Abgrund bodenlos.“

 

       428. Urusvati weiß, dass ein Schriftsteller, der historische Informationen über Unsere Bruderschaft sammelt, eine dringende Aufgabe erfüllt. Möge er sich mit ihrem Abschluss nicht beeilen, denn viele Fakten werden unerwartet auftauchen. Ebenso möge er auch poetische Erdichtungen sammeln, die sich um Unsere Türme aufgeschichtet haben, doch mögen diese Erdichtungen in gesonderten Kapiteln gesammelt werden. Ein solches legendenhaftes Material muss jedoch auch aufgezeichnet werden. Die Menschen werden froh sein, zu lernen, welche Wandlungen dieser Begriff in den verschiedenen Kulturen erfahren hat. Auch Lieder verschiedener Völker erinnern an den Geheimnisvollen Ort, dem Wanderer in den unterschiedlichsten Gewändern zustrebten.

       Jedes Prinzip, das viele Jahrhunderte genährt hat, sollte wissenschaftlich erforscht werden. Außer gedruckten Quellen müssen natürlich auch mündliche Überlieferungen gesammelt werden. Vor allem ist es überaus lehrreich zu erforschen, wie dieser Begriff in den Vorstellungen der verschiedenen Völker aufgefasst wurde. Nicht selten wünschen die Völker, die weltweit wirkenden Tatmenschen in den Gewändern ihres eigenen Landes zu sehen, und eine solche Verwandlung gibt der ganzen Gestalt einen besonderen Charakter.

       So rufen Wir die Wissenschaftler auf, jeder auf seine Weise eine Beschreibung der Bruderschaft zu verfassen. Es wird auch sehr negative Beschreibungen geben, doch vergessen wir nicht, dass in bestimmten Verneinungen eine besondere Bestätigung enthalten ist. Diese Wahrheit möge den Forschern helfen, unterschiedliche Fakten zu sammeln.

      Ihr konntet euch davon überzeugen, dass eine verfolgte Wahrheit herrlich erblüht. Man kann sie nicht mit leeren Schimpfworten vernichten. Die Menschen überbringen jede Wahrheit mit einer Heldentat. So rufen Wir die Forscher.

       Der Denker rief gleichfalls dazu auf, die Überlieferungen zu erforschen.

 

       429. Urusvati weiß, dass menschliche Ausstrahlungen auch für das gewöhnliche Auge sichtbar sein können. Wir können viele Fälle nennen, in denen Menschen in einem Ausbruch von Begeisterung ein Leuchten ausstrahlten. Die Zuschauer haben einer solchen Erscheinung natürlich keine Aufmerksamkeit geschenkt. Bestenfalls versuchten sie, sie mit irgendeiner äußeren Lichtquelle zu erklären, die durch den Menschen reflektiert wird.

       Oftmals strahlt eine Hand, die über einen erhabenen Gegenstand schreibt, Licht aus, das auf weißem Papier sichtbar werden kann. So wird die Ausstrahlung auf dem Manuskript aufgeschichtet, und deshalb hat ein Handschreiben eine besondere Bedeutung. Diese lichten Ausstrahlungen bleiben für viele Jahrhunderte erhalten.

      Ebenso bemerken die Menschen bisweilen einen ungewöhnlichen Glanz der Augen in einem Moment sogenannter Begeisterung. Die Augen leuchten jedoch nicht aufgrund einer äußeren Quelle, sondern durch das innere Feuer.

      Wenn die Menschen solche natürlichen Erscheinungen wahrnehmen, wird dies keine poetische Erfindung sein. Ein solches Erkennen muss man lernen, dann wird die Aufmerksamkeit zu wachsen beginnen und viele Phänomene werden ganz normal.

       Ein Lehrer sollte immer wieder an die Vielzahl natürlicher Erscheinungen erinnern, die durch Unwissenheit unerkannt bleiben. Bei Unseren Beobachtungen bekümmert Uns besonders, dass die Leute an besonders wertvollen Beweisen der feinstofflichen Natur des Menschen vorübergehen.

       Der Denker lehrte, dass es jedem Menschen gegeben ist, die feinstoffliche Natur zu erkennen.

 

       430. Urusvati weiß, dass nicht nur die menschliche Aura, sondern auch das Ektoplasma* sichtbar ist, das gleichfalls der feinstofflichen Natur angehört. Es ist hinreichend bekannt, dass feinstoffliche Wesenheiten das Ektoplasma eines Mediums nutzen; sie weben sich daraus sichtbare Gewänder.

      Nun jedoch möchte Ich an die ständige Offenbarung des Ektoplasmas erinnern, die jedem Menschen eigen ist. Feinstoffliche Wesenheiten umkreisen jeden Menschen und nutzen Teilchen des Ektoplasmas; dadurch ist die den Menschen umgebende Atmosphäre voll von solcher abgerissenen Substanz. Viele bemerken mitunter solche verschwommenen Flecken, die im Raum vorüberziehen und dabei unterschiedliche Konturen annehmen. Die Ärzte beziehen solche Erscheinungen auf eine Unvollkommenheit der Augen, obwohl sie im nächsten Moment gerade die Vollkommenheit des Auges beweisen.

       Man könnte fragen: Können sich solche Abflüsse von Ektoplasma auf die Gesundheit auswirken? Das ist in der Tat möglich, besonders in Abhängigkeit von den Eigenschaften der Räuber. Die Bewohner der niederen Schichten sind gefräßig und kümmern sich nicht um den Schaden, den sie anrichten. Es können sich allerdings auch fürsorgliche Wesenheiten nähern, die sich beeilen, geraubtes Ektoplasma wieder aufzufüllen.

       Weiter könnte gefragt werden: Wie kann man unerwünschte Besucher abwehren? Nur durch Wachsamkeit des Geistes, die eine Berührung unseres Wesens nicht zulässt. Urusvati weiß, wie unerwünschte Gäste zurückwichen, wobei es gar nicht nötig war, sie zu vertreiben, denn sie selbst konnten nicht durch das Sperrnetz dringen. Solche natürlichen Bedingungen sind immer das beste, doch dafür ist eine natürliche Stählung des Geistes erforderlich.

       Niedergeschlagenheit ist der finsterste Vermittler. Desgleichen stellt auch Gereiztheit ein Lockmittel für die abscheulichsten Gäste dar.

      Die Menschen müssen sich fest merken, dass Ektoplasma keineswegs nur auf irgendwelchen besonderen Versammlungen abgesondert wird, sondern ständig, und nur ein starkes und wachsames Bewusstsein lässt keinen übermäßigen Abfluss zu. Doch was für eine dichte Atmosphäre bilden diese abgerissenen Teilchen, und die Menschen müssen diese Abfälle auch noch einatmen! Doch es kann auch wunderbare Absonderungen geben, die „Speise der Götter“ genannt werden; über sie werden wir noch sprechen.

       Der Denker lehrte, dass der umgebende Raum von feinstofflicher Substanz erfüllt ist.

 

       431. Urusvati weiß, dass es einen überaus segensreichen Austausch des irdischen Ektoplasmas gegen höhere Energie geben kann. Wesen der höheren Sphären können die Ektoplasmateilchen nutzen, doch dafür senden Sie eine äußerst wirksame Inspiration und stärken die Lebenssubstanz. So kann man sich davon überzeugen, dass bei einem natürlichen Höheren Verkehr kein Verlust eintritt, sondern eine Anfüllung mit erhabener Substanz. Für einen solchen Verkehr muss man jedoch verstehen, zum Höchsten zu streben. Jeder ungesunde Kunstgriff führt zu einem Verfall der Kräfte, denn er ruft die hässlichsten Gefährten herbei.

       Der Mensch selbst spürt sehr wohl, wenn er etwas Unwürdiges tut. Er selbst muss in sich ein beharrliches Streben zum Höchsten entwickeln und sich darin an den kleinsten Beispielen des Alltagslebens üben.

       So muss auch jeder, der vom Großen Dienst gehört hat, daran denken, dass unwürdiges Tun jemand anderem Schmerzen zufügt. Alte Erzieherinnen sagten den Kindern, wenn sie einen unwürdigen Streich verübt hatten: „Jetzt weint dein Engel“, und eine solche Ermahnung sollte tief ins Herz eindringen. Wahrhaftig, jede ungute Handlung zwingt jemanden, zu leiden.

      Und welcher Höhere Verkehr soll denn bei Verletzung der Naturgesetze möglich sein? Die Menschen glauben, ihnen sei alles erlaubt, sogar Raub und Mord! Doch welche Mitglieder der Gemeinschaft werden sich dem Ort eines Verbrechens nähern?

       Der Denker rief die Menschen auf, sich darum zu bemühen, unsichtbare Helfer zu finden.

 

       432. Urusvati weiß, dass die Hilfe hoher Wesenheiten gewöhnlich eine geistige ist, doch manchmal kann sie auch materieller Art sein. Überlieferungen erinnern oftmals an das Auftreten vertrauter Personen, die nützliche Ratschläge geben, jedoch hinzufügen, dass ihnen nur ein einziges Mal zu helfen erlaubt sei. Solche Hinweise sind bei verschiedenen Völkern im Verlauf vieler Jahrhunderte zu finden. Wahrhaftig, solche Zeugnisse sind tatsächlich wahr.

       Nur in Ausnahmefällen ist es erlaubt, sich in das Karma einzumischen und dabei mit irdischen Maßnahmen zu wirken. Mögen die Freunde sich merken, dass es sogar in den höchsten Sphären Begrenzungen gibt, die durch das Karmagesetz bedingt sind. Von den Erdbewohnern stellt sich niemand vor, wie schwierig es ist, ihnen materielle Hilfe zukommen zu lassen. Gewöhnlich geht ihr geistige Hilfe voraus, doch werden solche Ratschläge selten angenommen. Sie werden als zufällige Zusammentreffen aufgefasst.

       Wir sind überaus bekümmert, wenn Unser Rat abgelehnt oder seine Umsetzung hinausgezögert wird. Doch selbst materielle Hilfe wird nicht immer angenommen. Man rechtfertigt sich in der Regel damit, dass Unsere Wege allzu unerwartet seien. Die Menschen können sich nicht vorstellen, dass die Bedingungen einer solchen Hilfe völlig außerhalb irdischer Beurteilung liegen können. Eine solche Nichtzulassung rührt von einem Mangel an Vorstellungskraft her.

      Die Menschen binden sich selbst an einen einzigen Ausweg aus ihrer Lage, und jede ihnen ungewohnte Auffassung scheint ihnen bereits unanwendbar zu sein. Daher ist es so nützlich, den Zeugnissen verschiedener Völker Aufmerksamkeit zu schenken. Nur durch Vergleich der unterschiedlichsten Beurteilungen kann man sich die Verschiedenartigkeit der bestehenden Bedingungen vorstellen. Deshalb muss man lernen, auf die kleinsten Rufe zu hören. Das Herz wird ihre Echtheit anzeigen.

       Überaus erfreut sind Wir dagegen, wenn Wir eine natürlich gewachsene Beobachtungsfähigkeit bemerken. Die Lehre des Lebens erfordert vor allem die Erkenntnis der grundlegenden Gesetze.

       Der Denker sprach: „Ich vermag es nicht in Worte zu fassen, wie sehr Wir uns auf der Grundlage der erhabenen Gesetze bewegen, doch das Herz kennt ihr unaussprechliches Wesen.“

 

 

 

WEITERE  TEXTSTELLEN

 

Die deutsche Übersetzung folgt der von Helena Roerich besorgten Pariser bzw. Rigaer russischen Erstausgabe, siehe den Artikel „Quellen“. Änderungen oder Ergänzungen, die in der neuen, kritischen Ausgabe des Rigaer Verlages „Uguns“, in der englischen Ausgabe oder in den Büchern des Spirale-Verlages enthalten sind, werden im Folgenden mitgeteilt.

 

Sie sind im Text mit (…) gekennzeichnet. Wenn es in einem Paragraphen mehrere ergänzende Textstellen gibt, sind diese ihrer Reihenfolge nach nummeriert: (1), (2) usw.

 

So bleibt der ursprünglich gedruckte Originaltext erhalten, bis eine allgemein anerkannte kritische Ausgabe vorliegt. Die Änderungen und Ergänzungen, die seriös erscheinen, sind trotzdem dem deutschen Leser zugänglich. Eine vollständige Erfassung aller Abweichungen in den anderen Ausgaben steht noch aus.

 

 

 

75.

in die Vergangenheit (englischer Text)

 

115.

schriftliche (englischer Text)

 

132.

feinstofflichen (englischer Text)

 

137.

ihr eigenes (englischer Text)

 

157.

zur Erde (englischer Text)

 

292.

feinstofflicher Wesen (englischer Text)

 

317.

feinstofflichen (englischer Text)

 

318.

feurige (englischer Text)

 

335.

der Wahrheit (englischer Text)

 

396.

niederen Schichten der (englischer Text)

 

408.

Gescheiterte (englischer Text)

 

 

ANMERKUNGEN

 

 

*: Mit einem Stern sind erläuterungsbedürftige Namen und Begriffe gekennzeichnet, die häufiger in der Lehre vorkommen und daher in einem besonderen Glossar erklärt werden.

 



 

[1] Sesam: Gemeint ist die Zauberformel „Sesam, öffne dich“ aus dem Märchen „Ali Baba und die 40 Räuber“, mit der das Felsentor zur Schatzkammer zu öffnen ist

[2] Psychometrie: Teilgebiet der Psychologie, das sich mit dem Messen psychologischer Phänomene befasst, z. B. für statistische oder Testverfahren

[3] Taschi Lama: Anderer Name für den Panchen Lama, zweithöchste geistliche Autorität in Tibet nach dem Dalai Lama; siehe die Anmerkung zu § 69

[4] Archimedes (ca. 287 – 212 v. Chr.): großer griechischer Mathematiker, Physiker und Ingenieur, formulierte u. a das Hebelgesetz

[5] Heilbehandlung durch Schwingungen: Siehe die Anmerkung zu Br I, 422

[6] Möglicherweise ist das Leben einiger Mitglieder der Bruderschaft im verdichteten Astralkörper* gemeint

[7] Grüner Lorbeer: Gemeint ist Michail I. Kutusow (1745 – 1813), russischer Feldmarschall, Besieger Napoleons, Vorfahre von Helena Roerich

[8] Großer Krieg: Der I. Weltkrieg

[9] Überheblicher Monarch: Es geht wohl um Kaiser Wilhelm II von Deutschland

[10] Wahrscheinlich ist die Rede von den konkreten Ratschlägen, die Saint Germain dem französischen Königspaar Ludwig XVI und Marie Antoinette kurz vor Ausbruch der Französischen Revolution gab

[11] Letzter Krieg: Der I. Weltkrieg

[12] Semindar (Samindar): indisches Wort für Grundbesitzer, Gutsherr

[13] Gemeint ist wohl: Streben ohne Folgen zu erwarten, so auch der englische Text

[14] Nordischer Glaubenskämpfer: Gemeint ist wohl der Hl. Sergius von Radonesch, so auch der englische Text

[15] Spielt wohl an auf die bekannte Denkaufgabe: Wie kann ich eine Linie auf einem Blatt Papier verkürzen oder verlängern, ohne sie selbst zu verändern? In dem ich eine kürzere oder längere Linie daneben zeichne

[16] Upasika: Esoterischer Name von Helena P. Blavatsky: Siehe HR II/1, 257, Brief vom 05.10.1936: Upasika wird ein weiblicher Weltschüler genannt. So nannten die Großen Lehrer H. P. Blavatsky.

[17] nämlich durch Buddha

[18] Atavismus (von lateinisch „atavus“ „Urahn“): überholtes Handeln und Denken vergangener Generationen

[19] D. K.: Djual Khool oder Djwhal Khul, Schüler, genannt „alter ego“ des Mahatma Kuthumi, der oft in den Mahatma Briefen erwähnt wird

[20] Tsaidam (auch Zaidam oder Qaidam geschrieben): Das Tsaidam Becken ist eine Wüstenregion mit zahlreichen Sümpfen entlang des Flusses Qaidam He, die im Norden des tibetischen Hochlandes in der chinesischen Provinz Qinghai liegt 

[21] Großer Stier: Der Kult des Großen Stieres bestand in Atlantis

[22] Gemeint ist wohl der Baum Elgario*, siehe BGM II 285 (288); so wohl auch der englische Text

[23] Verkehr: Das russische Wort общение (oder auch сообщение oder сношение) bedeutet nicht nur „Verbindung“, sondern auch „Verkehr“ im Sinne von „Kommunikation“ oder „Gespräch“. Gemeint ist eine Unterhaltung eines inkarnierten Menschen mit einem Lehrer in der feinstofflichen Welt durch Übertragung von Gedanken, wie sie in den Tagebüchern von Helena Roerich und den Büchern des Agni Yoga zum Ausdruck kommt

[24] Im englischen Text heißt es statt „die Erde“ „Unsere Welt“

[25] Platon (ca. 428-347 v. Chr.): bedeutender griechischer Philosoph, Schüler des Sokrates, Verfasser zahlreicher Dialoge, Gründer der Akademie in Athen. Wird in den Schriften des Agni Yoga vielfach erwähnt (siehe www.lebendige-ethik-schule.de/lehreindex.htm http://www.lebendige-ethik-schule.de/lehreindex.htmunter „Personen“). Im Buch Bruderschaft II (Das Überirdische) erscheint er als der „Denker“. Laut Helena Roerich war er vor dem Mahatma M. das Oberhaupt der Bruderschaft (Tagebücher Sinaida Fosdick 27.10.1928)

[26] Musen: In der griechischen Mythologie Schutzgöttinnen der Künste und des geistigen Lebens, z. B. Thalia für die komische Dichtung, Klio für die Geschichtsschreibung oder Urania für die Sternenkunde

[27] Vorläufer: Biblischer Name für Johannes den Täufer

[28] Shakti: Die göttliche Kraft

[29] Transmutation (lateinisch): Umwandlung 

[30] Blütenblätter des Lotus: Lotus ist in der indischen esoterischen Tradition das Symbol für die Zentren (Chakren) des Menschen. Die Blütenblätter des Lotus sind die Ausstrahlungen der Zentren

Alle Abbildungen des Menschen mit dem Lotus auf dem Scheitel sind nur bildlich aufzufassen, genauso wie die Benennung der Zentren. Die Anzahl der Lotusblätter entspricht den Verzweigungen der Nervenzentren. Alle Hinweise auf Größe, Farbe und Anzahl der Lotusblätter sind relativ; man sollte das Individuelle aller Erscheinungen nicht übersehen. (HR II/2, 384; Brief vom 02.09.1937)

Der silberne Lotus* ist im Herzen zu finden, und manchmal kann man ihn in seinem Inneren sehen. Bedenken Sie, dass in uns alle Feuer und Ringe der Zentren gesehen werden können, und zwar an der Stelle, wo dieses oder jenes Zentrum eben entflammt ist. Manchmal können feurige Ringe, Reifen oder Sonnenräder gesehen werden – und manchmal eine Flamme, aber dies alles ist meistens in uns. Der silberne Lotus kann sogar größer sein als eine Blume, und es ist, als ob die Feuerzungen Blumenblätter bildeten. (HR II/1, 191; Brief vom 24.04.1936)

[31] Neophyt: Neu in eine spirituelle Gemeinschaft aufgenommenes Mitglied

[32] Sarten: russische Bezeichnung für die iranischen Ureinwohner Turkistans, die durch Vermischung mit Arabern, Hindus und Usbeken die charakteristischen Merkmale ihrer Rasse und ihre Sprache verloren haben

[33] Samojeden und Kamtschadalen: alte nordrussische Volksstämme

[34] Ghesar Khan: Sagenhafter tibetischer Krieger und König, der von den Göttern bzw. den Herrschern von Schambhala auf die Erde gesandt wurde, um Recht und Ordnung zu schaffen. Von seinen Taten erzählen die Gesänge des Ghesar-Epos. Siehe den Artikel „Das Schwert des Ghesar Khan“ in dem Buch „Himavat“ von Nikolaus Roerich sowie die Gemälde „Ghesar Khan“ und verschiedener Schlösser des Ghesar Khan desselben Künstlers

[35] Johannes Presbyter: Sagenhafter Regent des Mittelalters, der ein mächtiges christliches Reich im östlichen Asien beherrscht haben soll. Helena Roerich schreibt:

Im zwölften und dreizehnten Jahrhundert wusste die westliche Kirche vom Vorhandensein einer geheimen Geistigen Wohnstätte und Bruderschaft im Herzen Asiens, welcher der bekannte Priester Johann, wie dieser Große Geist sich selbst nannte, vorstand. Dieser Priester Johann sandte von Zeit zu Zeit an die Päpste und andere Kirchenoberhäupter Mahn- und Warnbriefe. Aus der Geschichte ist bekannt, dass einer der Päpste eine Gesandtschaft zu Priester Johann nach Zentralasien entsandte. Man kann sich gut vorstellen, zu welchem Zweck. Nach allerlei Missgeschick und Zwischenfällen kehrte diese Gesandtschaft heim, ohne die Große Wohnstätte gefunden zu haben. Jedoch Priester Johann fuhr fort mit seinen Mahnbriefen. (HR I/3, 74; Brief vom 25.03.1935. HR II/1, 166; Brief vom 30.03.1936)  

[36] Timbre (französisch): Klangfarbe einer Stimme oder eines Instrumentes

[37] Hierophant: Hoher Priester

[38] ephemer (griechisch): vorübergehend, kurzlebig 

[39] Auftürmung ist ein Ausdruck der Lehre für negative Aufspeicherungen oder Ansammlungen, siehe zum Beispiel AUM 598: Auftürmungen sind nichts anderes als Abfallhaufen. Irgendwann wird man sie wegräumen müssen.  

[40] Einen solchen Fall schildert Helena Roerich: In der Großen Gemeinschaft gibt es einen Bruder, der im 17. Jahrhundert ein berühmter Chemiker war. In seinem irdischen Leben hatte er einen Diener, der ihm mit Leib und Seele ergeben war und die meiste Zeit seines Lebens im Laboratorium des Meisters verbrachte. Trotz geringer intellektueller Entwicklung wurde dieser Diener infolge seiner tiefen Ergebenheit nach seinem Tod in die Gemeinschaft aufgenommen; und jetzt, in seinem feinstofflichen Körper, kann er seinem Meister nach wie vor helfen. Wahrlich, Hingebung wirkt Wunder; es ist die erste Eigenschaft, welche Geistigkeit bewirkt. In der Tat, Geistigkeit ist ohne diese Eigenschaft unmöglich! (HR I/2, 160, Brief vom 11.08.1934)

[41] Flammarion, Nicolas Camille (1842-1925): Französischer Wissenschaftler, Astronom, Arzt, Theosoph und Autor populärwissenschaftlicher Schriften. Präsident der Society for Psychical Research (SPR), beschäftigte sich auch mit Spiritismus und Parapsychologie

[42] Marconi, Guglielmo (1874–1937): Italienischer Radiopionier und Unternehmer, Begründer der drahtlosen Telegrafie, Nobelpreisträger

[43] Bruder V.: Nach dem englischen Text ist Thomas Vaughan gemeint

[44] Panchen Rinpoche (auch Panchen Lama): Reinkarnationslinie von bedeutenden tibetischen weltlichen und geistlichen Führern (ähnlich wie der noch höher stehende Dalai Lama)

[45] Bruder R.: Gemeint ist vielleicht Bruder Rákóczi, der in der esoterischen Literatur auch Fürst von Transsylvanien genannt wird

[46] Bruder K.: Gemeint ist wohl Mahatma Kuthumi

[47] Mahachohan: Mahâ-Chohan oder der Große Herrscher ist der Titel des Herrschers der Schambhala. Die mit dieser Ernennung verbundenen Pflichten werden abwechselnd von den Weißen Brüdern übernommen, je nach ihren individuellen Aufgaben. (HR II/1, 4; Brief vom 16.07.1935)

[48] Im russischen Text steht statt „Wahrheit“ „Unwahrheit“, wohl ein Druckfehler. Wie hier der englische Text

[49] Purpur: Violetter Mantel der römischen Kaiser, eines Königs oder Kardinals 

[50] Skandieren: Worte mit starker Betonung oder rhythmisch abgehackt in einzelnen Silben sprechen oder rufen, insbesondere im Chor („Parolen skandieren“)

[51] (…): Weitere Textstellen finden sich am Ende nach § 432

[52] Absolute Finsternis: Absolute Finsternis ist der ständige Gegner des Lichtes. Sie ist der Feind alles Bestehenden. Sie ist die Verneinung des Lebens. Sie ist der Würger und Vergifter. Was ist sie dann? Sie ist der Auswurf des unvollendeten Geistes. Es gibt keine ausreichenden Worte, diesen Druck und diese Erstickung zu beschreiben. Auf diesen Feind des Planeten könnten nicht viele schauen, ohne zu erkranken. Es ist genau diese Finsternis, die ihre bisherigen Orte verlassen hat. Auf ihrem Weg verzehrt sie alle Elemente, und das Gas zwingt die Kräfte der Zerstörung in diese Spalten. (Helena Roerich, Auf östlichen Kreuzwegen – Kryptogramme des Ostens, IX. Gold und Finsternis)

Die Aura unserer Erde ist sehr trübe – war sie früher gelb, so gleicht sie heute mehr der Schieferfarbe. Es war fürchterlich, diese Atmosphäre zu beobachten, vor allem das Ausbreiten der absoluten Finsternis. Nach diesem Erlebnis war ich für einige Tage in einem Zustand nervlicher Erschütterung. Schmerzlich fühlte ich das Unheil, das unseren Planeten bedroht. Doch jetzt habe ich es überwunden, und ich nehme die Anzeichen, wie unter dem Angriff der finsteren Kräfte ein Rettungsanker des Schiffes der Menschheit nach dem anderen zerstört wird, fast gelassen hin. (HR I/3, 59; Brief vom 08.03.1935);

Das Leid, das infolge der fürchterlichen Katastrophe, die unseren Planeten bedroht, über die Menschheit kommen wird, wenn sie sich weigert, sich zu besinnen, ist mir wohl bekannt. Seit frühester Kindheit stand ich unter dem Druck der Vorahnung bevorstehender Katastrophen. Wiederholte Traumvisionen von der Zerstörung des Planeten hinterließen eine unauslöschliche Spur in meinem Bewusstsein, Auch werde ich den Tag nicht vergessen, an dem man zu mir, bereits als Erwachsener, von der letzten Prüfzeit für unseren Planeten sprach und ich die Wirkung erstickender absoluter Finsternis erlebte. Nach diesem Erlebnis war ich für einige Tage in einem schrecklichen Nervenzustand. Jetzt allerdings sind der Schrecken und der Druck überwunden, aber noch verbleibt Traurigkeit bei dem Gedanken an die Möglichkeit einer solchen endgültigen Vernichtung. (HR II/1, 99; Brief vom 17.12.1935)

[53] Im englischen Text heißt es statt „Reaktionen“ „Eigenschaften“

[54] Schwester O.: Schwester Oriola

[55] Zitat aus der Bibel: Mt 26, 52

[56] Gemeint ist wohl die von Helena Blavatsky übergebene Lehre der Theosophie

[57] Kataklysma: große, alles zerstörende Katastrophe, wie z. B. die Sintflut

[58] Golgatha (Schädelstätte): Fels vor den Toren Jerusalems, Ort der Kreuzigung Christi

[59] Pandit: Gelehrter, an einer Universität ausgebildete Person

[60] Puranas: Heilige Schriften des Hinduismus

[61] Es geht um das Jahr 1942, so auch der englische Text

[62] Vischnu, Avatar Krischna: Vischnu ist ein hinduistischer Gott, hier in seiner Erscheinung als Krischna, dem Verkünder der Bhagavad Gita

[63] Karma-Dev: In der indischen Mythologie der Gott, der das Buch des Karma führt (in dem alle Taten vermerkt sind) und den Menschen dementsprechend ihr künftiges Schicksal zuteilt

[64] Der Gesegnete: Buddha

[65] Nomenklatur: Benennung und Klassifizierung wissenschaftlicher Fachbegriffe

[66] Salomon: weiser König Israels, Sohn Davids, Erbauer des Tempels in Jerusalem

[67] Leonardo da Vinci (1452-1519): italienischer Maler, Bildhauer, Architekt, Erfinder, Naturphilosoph und Universalgelehrter

[68] Ikarus: Nach der griechischen Mythologie stellte Dädalus für sich und seinen Sohn Ikarus Flügel aus Wachs und Federn her. Ikarus flog jedoch so hoch hinauf, dass das Wachs in der Sonne schmolz und er abstürzte

[69] Simon Magus: Nach der Bibel (Apg 8, 9-25) Zauberer in Samarien, der den christlichen Glauben annahm und den Aposteln vergeblich Geld für die Macht anbot, den Heiligen Geist herbeizurufen (daher der Begriff Simonie für den Handel mit kirchlichen Ämtern). Wird auch von verschiedenen Kirchenvätern und apokryphen Schriften erwähnt. Nach theosophischer Tradition ein Kabbalist, Gnostiker, Mystiker und Adept*, der höhere Fertigkeiten besaß, u. a. fliegen konnte; siehe H. Blavatsky „Die Geheimlehre“ Band III Abteilungen XIII und XIV

[70] Es geht um das Zerreißen des Verbindungsfadens zwischen physischem und feinstofflichem Körper, der dem letzteren nach Ende des Fluges die Rückkehr ermöglicht. Zerreißt der Faden vollkommen, stirbt der physische Körper. Den gefährlichen Versuch der Schwester Isar beschreibt Helena Roerich in dem Buch „An der Schwelle zur Neuen Welt“, Kapitel „Das Feurige Experiment Teil 7“, Eintrag vom 3. Mai  

[71] Bruder V: Gemeint ist Thomas Vaughan

[72] Bruder K.: Mahatma Kuthumi. Helena Roerich schreibt: In dem Buch ”Die Briefe der Mahatmas” ist erwähnt, dass der Große Lehrer K. H. nach Kontakt mit den Tälern und den Menschen schwer erkrankte. Der Große Lehrer K. H. ist auf Geheiß des Herrschers von Schambhala für längere Zeit nach Tibet zurückgerufen worden, um sein Schutznetz wiederherzustellen. (HR I/2, 149; Brief vom 01.08.1934)

[73] Stein aus den fernen Welten: in der hinduistischen und buddhistischen Tradition auch Chintamani genannt. Siehe dazu Buch Agni Yoga, Nachwort sowie Helena Roerich „An der Schwelle zur Neuen Welt“, Kapitel „Das Feurige Experiment Teil 7“, Eintrag vom 3. Mai: Nun über den Stein. Der Stein, der vom Orion herabgefallen ist, wird in der Bruderschaft aufbewahrt. Ein Bruchstück wird zur Erde gesandt, um Weltereignisse zu begleiten; aufgrund der im innewohnenden magnetischen Kraft bewahrt er seine Verbindung mit der Bruderschaft, wo der Hauptteil des Steines aufbewahrt wird. Dies ist ein einfaches magnetisches Prinzip. Dies ist nicht nur Symbolik; es ist die physische Affinität, die die Verbindung aufrechterhält. Mittels dieser „Leitung“ ist es einfach, jene zu schützen, die gerufen werden. Dir wurde die Art von Labyrinth gezeigt, in das man fällt, wenn man den Stein verliert. Das Labyrinth kann schlimm sein. Napoleon wusste von der Kraft des Steines, schrieb sich aber aus menschlicher Schwäche alles selbst zu. Der Stein wird aufgrund einer Entscheidung der Bruderschaft zugesandt. Deswegen war er im Besitz einiger Lehrer.

[74] scharfe Waffe: gemeint ist eine physische Waffe, so der englische Text

[75] Pythagoras (ca. 570 - 510 v.Chr.): griechischer Philosoph, Mathematiker (Satz des Pythagoras) und Naturwissenschaftler, Gründer der Schule der Pythagoräer

[76] 31, 42: Gemeint sind die Jahre 1931 und 1942, so auch der englische Text

[77] Leydener Flasche: Frühe Form eines Kondensators (Speicher für elektrische Energie)

[78] Großer Wanderer: Esoterischer Name von Jesus Christus, siehe Helena Roerich, Brief vom 28.06.1948

[79] Apokryphen: christliche Schriften aus den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt, die nicht in den Kanon der Bibel aufgenommen wurden

[80] Talisman: Kleiner Gegenstand, dem zauberkräftige, Glück bringende Eigenschaften zugeschrieben werden

[81] Gemeint ist die Flucht nach Ägypten vor dem Bethlehemer Kindermord, siehe Mt 2, 13 ff

[82] Gemeint ist wohl die Versuchung Jesu durch den Teufel, siehe Mt 4, 1-11

[83] Familie van Loo: flandrisch-französische Maler-Dynastie, bestehend aus Jacob van Loo (1614-1670), dessen Sohn Louis Abraham van Loo (1656-1712) und dessen Söhnen Jean-Baptiste (1684-1745) und Charles André van Loo (1705-1765); letzterer war der berühmteste Spross der Familie, der viel für das französische Königshaus arbeitete und mit Saint Germain in Kontakt stand

[84] Hintreten: Der russische Begriff предстояние meint das Hintreten vor eine höhere Instanz, beispielsweise den Lehrer oder Meister: Hintreten vor Gott, Hintreten vor den Richter, Hintreten vor den Herrscher sind ein und derselbe Begriff. Deshalb lasst uns auf dem Pfad zur Feurigen Welt daran denken, wie wesentlich das Hintreten vor den Herrscher ist. (FW III, 138)

[85] Perikles (ca. 490 – 429 v Chr): führender Staatsmann während der Blütezeit Athens

[86] Josua (russisch auch Nawina): Biblische Gestalt, siehe das Buch Josua des Alten Testamentes. Führt als Nachfolger des Moses die Israeliten bei der Eroberung des Landes Kanaan an

[87] Anaxagoras (ca. 490 – 428 v Chr): griechischer Philosoph, Lehrer und Berater des Perikles und des Tragödiendichters Euripides

[88] Zur symbolischen Darstellung des Chaos als offenbarter Punkt im Kreis des Unoffenbarten siehe Br II, 625

[89] Siehe die Worte Jesu: Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Übel; sondern, wenn dir jemand einen Streich gibt auf deine rechte Backe, dem biete die andere auch dar. (Mt 5, 39)

[90] Zum geistigen Sinn der Worte Jesu siehe auch Helena Roerich I/2, 97, 98; Brief vom 26.05.1934: Diese Feststellung Christi müssen wir auch mit dem Karmagesetz in Zusammenhang bringen. Ich will versuchen, dies noch näher zu erklären.

Stellen wir uns vor, dass Moses sich dem Bösen nicht widersetzt und den übelsten und grausamsten Elementen erlaubt hätte, die Besten, die eine Vorstellung von Moral und Ordnung hatten, zu vernichten. Was wäre dann aus seiner Aufgabe geworden?! Seine Pflicht als Führer und irdischer Gesetzgeber war, sein Volk zu schützen und Ordnung aufrechtzuerhalten. Daher war es grundsätzlich notwendig, sich dem Bösen zu widersetzen. Alle Lehren des Altertums fordern, gegen das Böse aktiven Widerstand zu leisten. So pflegte Chinas weiser Gesetzgeber Konfuzius zu sagen ”Gutes für Gutes, doch für Böses Gerechtigkeit.”

Im Kosmos tobt ein fortwährender Kampf zwischen dem offenbarten und dem nicht offenbarten Chaos. Es ist der Kampf der Kräfte des Lichts gegen die der Finsternis. Christus selbst widersetzte sich aktiv gegen das Böse, sofern wir dem Evangelium Glauben schenken wollen. Denken wir an die Vertreibung der Händler aus dem Tempel und an all seine strengen Anklagen gegen die Schriftgelehrten und Pharisäer. Müssten wir Ihn nicht des Widerspruchs bezichtigen? Und wieder werden wir, wenn wir uns bemühen, die Worte Christi objektiv zu lesen, eine in ihrer Barmherzigkeit strenge Lehre wahrnehmen.

Daher betrachte ich die Worte ”Widersteht dem Bösen nicht. Vielmehr, schlägt dich einer auf die rechte Backe, so halte ihm auch die andere hin” vom Standpunkt des Karma aus. Wenn dieses Karmagesetz ”Aug’ um Aug’, Zahn um Zahn” unumgänglich und absolute Gerechtigkeit ist, so bedeutet es auf keinen Fall, dass wir es persönlich auf diese Weise erfüllen sollten. Tun wir es, so werden wir aus dem Teufelskreis des Karma nicht herauskommen.

In der Tat, wir müssen unseren persönlichen Feinden vergeben, denn wer weiß, ob der erhaltene Schlag nicht ein nach dem Karmagesetz wohlverdienter Rückschlag ist. Doch durch Vergeltung eines solchen Schlages mit einem Rachegefühl im Herzen leben wir Karma nie aus, sondern wir verlängern und verstärken es auf für uns übelste Weise. Indem wir unseren Feinden vergeben, vermindern wir darüber hinaus die Summe des Übels im Weltenraum und werden gegen viele Schläge immun. Gleicherweise lasst uns die Worte ”Liebet eure Feinde …” verstehen. Jedoch trotz allem müssen wir uns dem Bösen widersetzen, wenn wir nicht ganz von ihm überwältigt werden wollen.

Es gibt viele Arten, sich dem Bösen zu widersetzen. Vor allem durch die Kraft des Geistes und ohne Hass geleisteter Widerstand ist, okkult gesprochen, hundertfach stärker. Alle diese Behauptungen Christi beweisen, dass Er ein Eingeweihter war und die Stärke des Rückschlags kannte. In diesem Sinne sollte man auch die Worte im Deuteronomium (5. Mos 32, 35) ”Mein ist die Rache, ich will vergelten, spricht der Herr” verstehen. Der Apostel Paulus verwendete diesen Denkspruch in seinem Brief an die Römer (Röm 12, 19). Wir sehen wieder, dass Christus nicht kam, um zu vernichten, sondern um das Gesetz zu erfüllen.

[91] Man denke an Saulus, der zu Paulus wurde, siehe Apg 9, 1 ff

[92] Denker: Esoterischer Name Platons

[93] Moloch: Nach verschiedenen Stellen des Alten Testaments ein Götze, dem Kinderopfer dargebracht wurden

[94] Sykophant (griechisch): Angeber, Verleumder, Betrüger, falscher Ankläger, Denunziant. Hier dürfte aber die englische Bedeutung des Wortes „Schmeichler, Speichellecker“ gemeint sein

[95] Aspasia (ca. 470 – 420 v Chr): Philosophin, zweite Frau des Perikles

[96] Phidias (ca. 490 – 420 v Chr): Einer der größten Bildhauer der Antike. Schöpfer zahlreicher Werke der griechischen Hochklassik, unter anderem der Athena Parthenos auf der Akropolis in Athen und der Zeus-Statue in Olympia, die zu den sieben Weltwundern der Antike zählte

[97] Olympischer Zeus: Zeus-Statue des Phidias in Olympia, siehe die vorige Fußnote

[98] Sokrates (469 - 399 v. Chr.): großer griechischer Philosoph, Lehrer Platons, der die sokratischen Dialoge verfasste; wurde wegen angeblicher Missachtung der Götter zum Tode verurteilt und hingerichtet  

[99] unbedingte Schöpfung: möglicherweise ist Schöpfung ohne Erwartung und ohne Haften an den geschaffenen Dingen gemeint, so der englische Text

[100] Aeskulap, auch Asklepios: In der griechischen Mythologie der Begründer und Gott der Heilkunst

[101] Hygieia: In der griechischen Mythologie Tochter des Aeskulap, Göttin der Gesundheit, Schutzpatronin der Apotheker

[102] Dädalus: Siehe die Fußnote zu Ikarus in § 121

[103] Theisten: Menschen, die an Gott glauben; Gegensatz Atheisten, die nicht an Gott glauben

[104] Furien (auch Erinnyen): Rachegöttinnen der griechischen Mythologie

[105] unter den Schatten: altgriechisch unter den Toten, in der Toten- oder Schattenwelt

[106] Meningitis: Hirnhautentzündung

[107] Neuralgie: Nervenschmerz

[108] So steht im Hinduismus der Gott Shiva sowohl für Schöpfung und Neubeginn als auch für Erhaltung und Zerstörung

[109] Konfuzius (ca 551 – 479 v. Chr.): bedeutender chinesischer Philosoph, lehrte eine Ordnung der Familie und des Staates basierend auf Moral, Menschlichkeit und den Kardinaltugenden. Seine Lehre prägte die Philosophie, Staats- und Soziallehre Chinas und beeinflusste über Jahrhunderte Politik und Moral des Landes

[110] Seneca, Lucius Annaeus (ca. 1 – 65 n Chr): Römischer Philosoph (Stoiker), Schriftsteller und Politiker. Erzieher und Berater des Kaisers Nero, von dem er zum Selbstmord gezwungen wurde. Seine großen Werke wie z. B. „Über die Seelenruhe“, „Über die Standhaftigkeit des Weisen“ oder „Über das glückliche Leben“ sind auch heute noch unter dem Aspekt des Agni Yoga von höchstem Wert. Literaturempfehlung: Villy Sörensen „Seneca – Ein Humanist an Neros Hof“

[111] Jeanne d'Arc (Johanna von Orléans, ca. 412 - 1431): Französische Nationalheldin. Verhalf dem Thronfolger im Hundertjährigen Krieg zum Sieg von Orléans über die Engländer und zur Krönung. Später von den Engländern auf dem Scheiterhaufen verbrannt

[112] Anspielung auf die Lehre der christlichen Kirchen, dass Christi Tod am Kreuz die Menschen von allen Sünden reinwäscht. Siehe das Lutherwort: „Wollt ihr etwa auf Christi Kreide zechen?“

[113] Schierling: giftige Pflanze. Sokrates, der Lehrer des Denkers (Platons), wurde mit einem Schierlingsbecher hingerichtet

[114] Zitat aus der Bibel: Hosea 8, 7

[115] Aristoteles (384 – 322 v. Chr.): bedeutender griechischer Philosoph, Naturforscher und Universalgelehrter; Schüler Platons und Lehrer Alexander d. Gr. „Politik“ ist seine wichtigste staatsphilosophische Schrift

[116] Siehe die ersten Verse der Bhagavad Gita

[117] Ideen regieren die Welt: so lehrte Platon. Sie Gem 84: Herrschaft wird nicht durch Kronen oder Volksmassen, sondern durch die kosmische Verbreitung von Ideen errichtet.  

[118] Radiästhesie: Fähigkeit, z. B. mit Hilfe von Pendeln oder Wünschelruten Strahlen wahrzunehmen und dadurch Wasser- oder Metallvorkommen aufzuspüren

[119] Mein Freund: Gemeint ist Mahatma Kuthumi, siehe die Fußnote zu § 132 

[120] amorph: gestaltlos

[121] Sieben Zeichen am Himmel: Gemeint ist das Sternbild „Großer Wagen“ (oder „Großer Bär“), dessen beide hintere Sterne zum Auffinden des Polarsterns und damit der Orientierung nach Norden dienen können

[122] Gangrän: Gewebebrand

[123] Last der Welt: Anspielung auf Atlas, Titan der griechischen Mythologie. Auf seinen Schultern ruhen nach Homer die Säulen, die Himmel und Erde auseinanderhalten. Sie wurden am westlichen Ausgang des Mittelmeers angesiedelt, daher der Name der Atlas-Gebirges in Nordwest-Afrika

[124] Olymp: Höchster Berg Griechenlands, nach der griechischen Mythologie der Sitz der Götter

[125] Im russischen Originaltext heißt es statt „aus kleinen Strahlen“ „aus Holzspänchen“, wohl ein Druckfehler; wie hier der englische Text

[126] Hermes Trismegistos (griechisch „Hermes, der dreimal Größte“), 2. oder 3. Jhdt. n. Chr.: Gesetzgeber und Verfasser heiliger Bücher über geheime Kenntnisse der Alchemie, Heilkunde, Magie und Naturphilosophie, basierend auf ägyptischen, orphischen und neuplatonischen Einflüssen. Auf den verloren gegangenen „hermetischen“ Schriften basieren der „Corpus Hermeticum“ und die „Tabula Smaragdina“, beides Sammlungen astrologischer und magischer Schriften

[127] 300 Marathonhelden: 490 v Chr in der Schlacht bei Marathon Sieg der Athener über die Perser. Der Sieg wurde von einem Läufer nach Athen gemeldet, daher später die Tradition des Marathonlaufs

[128] Marc Aurel (121 – 180): römischer Kaiser und stoischer Philosoph; seine „Selbstbetrachtungen“ zählen zur Weltliteratur

[129] Orpheus Indiens: es ist wohl Krischna gemeint, der seit alters her als Flöte spielend dargestellt wird, siehe das Gemälde „Krischna“ von Nikolaus Roerich

[130] vermutlich ist Origenes* gemeint, der auch an anderer Stelle als Reiniger des Christentums erwähnt wird (BGM I, 149 [167], HR I/2, 87; Brief vom 06.05.1934)

[131] möglicherweise ist Sergius von Radonesch gemeint, der sich darum bemühte, die verschiedenen, einander bekriegenden russischen Fürsten zu einigen

[132] vermutlich ist Akbar* gemeint, der die verschiedenen Völker und Religionen Indiens zu einigen versuchte 

[133] Möglicherweise sind die Warnungen St. Germains* an die französische Königin Marie Antoinette gemeint, siehe dazu Helena Roerich I/3, 73, Brief vom 25.03.1935: Die Veröffentlichung des Tagebuches der Gräfin d’Adhemar, einer Hofdame der unglückseligen Marie Antoinette, brachte ans Licht, dass die Königin viele Warnungen erhielt. Die Warnungen wurden entweder durch Briefe oder durch persönliches Zusammentreffen mit der Gräfin vermittelt. Die Botschaften wiesen immer wieder auf die Gefahr hin, die dem Land, der königlichen Familie und vielen Freunden drohte. Alle diese Warnungen kamen vom Grafen Saint Germain, einem Abgesandten der Bruderschaft aus dem Himalaja. Aber alle auf Rettung bedachten Warnungen und Ratschläge wurden als Schmähung und Betrug angesehen. Saint Germain wurde verfolgt, und öfter als einmal drohte ihm die Bastille. Die tragischen Folgen dieser Zurückweisung sind wohlbekannt.

 

[134] Dreißigjähriger Krieg: (1618-1648) Kampf um die Hegemonie in Europa sowie zwischen Katholiken und Protestanten, der vorwiegend auf dem Boden des Deutschen Reiches ausgetragen wurde

[135] Bakschisch: Trinkgeld oder Schmiergeld

[136] Nach Helena Roerich, Brief vom 08.12.1936, ist die wichtigste Funktion der Milz die übrigen Organe in Harmonie zu bringen

[137] Perturbation (lateinisch): Verwirrung, Unordnung, Sturm, Umwälzung

[138] Lethargie: Bewusstseinsstörung, die mit Schläfrigkeit, Interesselosigkeit oder Trägheit und einer Erhöhung der Reizschwelle einhergeht

[139] Aus der Stelle ergibt sich, dass die heilige Katharina von Siena eine Inkarnation von Helena Roerich war

[140] Sublimation: Eigentlich der direkte Übergang eines Stoffes vom festen in den gasförmigen Aggregatszustand (oder umgekehrt) ohne sich vorher zu verflüssigen; hier allgemein im Sinne von Verwandlung oder Verfeinerung, Erhebung (vom englischen Wort sublime) zu verstehen

[141] Gemeint ist wohl Lenin, dessen Werk unter Stalin zunichtegemacht wurde

[142] geistige Austrocknung: Ausdruck, mit dem die heilige Teresa von Avila Perioden geistigen Stillstands beschreibt, siehe Helena Roerich, Brief vom 03.02.1939

[143] Gemeint sind Ramakrischna und Vivekananda

[144] Möglicherweise sind die Heiligen Teresa von Avila und Katharina von Siena gemeint

[145] Zitat aus der Bibel, Offenbarung 3, 16: Weil du aber lau bist und weder warm noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde

[146] Gemeint ist das Buch „Offenbarung“ des Neuen Testaments

[147] Auge des Horus: Horus ist ein altägyptischer Gott, Sohn der Isis und des Osiris. Das Horusauge, Symbol für den Gott, ist eine Hieroglyphe, die auch in der Magie verwendet wurde

[148] gemeint ist Buddha, der den Goldenen Mittelweg lehrte

[149] Feste: Das russische Wort твердь meint eine feste Grundlage oder Stütze für den Menschen. Es kommt in der Lehre auch mit Zusätzen als „Erdfeste“ oder „Himmelsfeste“ vor

[150] Verräter von Upasika (Helena Blavatsky): zu denken ist nach HR II/1, 63 vor allem an Wsewolod Solowjew (1849-1903, russischer Historienschriftsteller, Bruder des Philosophen Wladimir Solowjew, zunächst Anhänger, dann bitterer Feind von Frau Blavatsky, der sie u. a. beschuldigte, eine Spionin der Geheimpolizei Ochrana zu sein) und das Ehepaar Alexis und Emma Coulomb (zu dessen Verrat siehe Mahatma Briefe III, 294 ff, Kapitel „Die Coulomb-Verschwörung“). Zu Solowjew siehe auch HR II/1, 258, 259; Brief vom 23.10.1936): Das Verhältnis Wsewolod Solowjews zu H. P. Blavatsky kommt in seinem Buch ”Eine moderne Priesterin der Isis“, das nach ihrem Tod geschrieben wurde, klar zum Ausdruck. Selbst für einen Leser mit geringem Unterscheidungsvermögen ist dieses Buch eine scharfe Verurteilung des Autors selbst. Solowjew erkannte nicht, welch harten Urteilsspruch er sich durch dieses Buch aufgeladen hat! Der ganze stumpfsinnige Eigendünkel eines nichtigen Menschen, die ganze Gemeinheit, der Verrat, die Verlogenheit und Kleinlichkeit seines Wesens zeigen sich auf jeder Seite dieses Buches.

[151] Gedenktag: 24. März, Tag des Gedenkens an die Mahatmas, die die Agni Yoga Lehre übergeben haben

[152] Im englischen Text heißt es statt „ungeachtet“ „wegen“

[153] Palliativ: Mittel, das die Beschwerden einer Krankheit lindert, ohne ihre Ursachen zu beseitigen

[154] Puranas: Heilige Schriften des Hinduismus. Sie sind unterteilt in Brahma-, Vishnu und Shiva-Puranas

[155] Ingredienz (lateinisch): Zutat, Bestandteil einer Mischung

[156] zeremonielle Strahlen: möglicherweise ist die Lehre von Charles W. Leadbeater und Alice A. Bailey über die 7 Strahlen gemeint, auf denen die Mahatmas tätig sein sollen, die jedoch gemäß Br II, 482 im wesentlichen unrichtig ist

 

Stand 2024