Bruderschaft
1937
[Russisches
Original. Umschlag.]
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Alle Rechte, einschließlich
Übersetzungsrecht, liegen beim Autor
„AGNI JOGAS“ IZDEVUMS
Riga, Elizabetes iela 21-a, dz. 7
[Russisches
Original. Seite 4.]
Agni Yoga
Bruderschaft
[Russisches
Original. Seite 5.]
Das Heiligste umgibt den Begriff
Bruderschaft.
Das Freudvollste lebt in dem Bewusstsein,
dass es die Zusammenarbeit des Wissens gibt.
Dieser Gedanke bestätigt, dass irgendwo
Wahre Mitarbeiter leben.
Erinnern wir uns an die Grundsätze, die zur
Bruderschaft führen.
[Russisches
Original. Seite 7.]
Bruderschaft
1. Wir wollen uns einem Begriff zuwenden,
der äußerst belastet ist. Die Menschen eignen sich mitten im irdischen Alltagsleben
nur mit Mühe Verständnis für Zusammenarbeit an, aber noch schwieriger und
unzugänglicher ist ihnen das Konzept der Bruderschaft. Körperliche Auftürmungen[1] wie
Blutsverwandtschaft hindern die Erkenntnis der Bruderschaft. Für die Menschen
ist es einfacher, sich dem Verständnis für eine Weltweite Bruderschaft überhaupt
zu verweigern. Sie würden sie eher als eine Utopie bezeichnen, als an die
Möglichkeit zu denken, sie im Leben anzuwenden.
Wenn die Menschen die Bestätigung der
Bruderschaft noch nicht einmal im engen Familienkreis in sich finden können, wird
sie in einem weiten Verständnis erst recht als nicht lebensfähig erscheinen.
Außerdem lesen die Menschen die alten Testamente, in denen von vielen Brüdern
und Schwestern gesprochen wird, nur schlecht.
[Russisches Original. Seite 9.]
die Menschheitsträume. Sammelt man alle um den Begriff Bruderschaft herum angehäuften
Bräuche, erhält man einen ungewöhnlich rührenden Beweis für die Bestrebungen
der Völker. Die Heldentaten im Namen der Bruderschaft zeigen, welche
Selbstaufopferung immer mit solchen Offenbarungen eines reinen Herzens
verbunden waren. Nichtsdestoweniger wird gerade der Begriff Bruderschaft
besonders besudelt und erniedrigt.
3. Selbst die besten Ergänzungen zu dem Konzept
der Bruderschaft haben dieses nur herabgesetzt und schwer erreichbar gemacht. Es
wurde mit Freiheit und Gleichheit verknüpft[2], aber
diese Dreieinigkeit wurde in der irdischen Vorstellung erdacht, anders gesagt, in
einem Zustand, in dem es weder Freiheit noch Gleichheit gibt.
Die höchste Freiheit kann in der
Überirdischen Welt erkannt werden, wo man Gesetze als etwas Herrliches, Unabänderliches
versteht. Dort wird auch die Gleichheit des Geisteskorns als das einzige Maß
der Großzügigkeit und Ausgleichung verstanden. Die irdischen Freiheitsstatuen
sind gewöhnlich mit Flügeln oder Fackeln versehen, um an die höheren Sphären
und Zustände zu erinnern.
Über die Darstellung der Gleichheit gibt es
einen Scherz: Als man einen Bildhauer beauftragte, tausend Freiheitsstatuen herzustellen,
um mit ihnen die Ehrenstraße zu schmücken, schuf er eine einzige Statue und
schlug vor, alle anderen nach dieser abzugießen.
[Russisches Original. Seite 10.]
durch Blutsbündnisse haben sich zu einer derartigen
Bedrohung des ganzen Menschengeschlechts verwandelt, dass selbst die antike Rache
wie ein Kinderspiel erscheint.
Ihr wisst, dass Ich über etwas spreche, das
besonders der Stärkung bedarf.
5. Wenn ihr mit den Worten „Freunde und
Mitarbeiter“ vor eine Versammlung von Menschen tretet, werden die meisten euch misstrauisch
betrachten. Doch wenn ihr es wagt, sie „Brüder und
Schwestern“ zu nennen, werdet ihr wahrscheinlich als jemand abgelehnt werden, der
unzulässige Bezeichnungen ausspricht.
Die Menschen gründen manchmal Bruderschaften,
aber diese äußerlichen, aufgeblasenen Institutionen haben mit dem erhabenen
Begriff Bruderschaft nichts gemein. So beginnen die Menschen Gemeinschaften,
Kooperationen, verschiedene Genossenschaften und Gesellschaften, doch diesen liegt
noch nicht einmal einfaches Vertrauen zugrunde. Das bedeutet, diese Vorhaben
sind von der Bruderschaft selbst weit entfernt, die ein festes Bündnis des Vertrauens
ist.
Vielleicht träumen einige bessere Herzen
gerade jetzt schon vom Aufbau solcher Institutionen, in denen Vertrauen der Grundstein
sein könnte. Man kann nicht behaupten, alles sei schlecht, wenn das menschliche
Auge nur einige Einzelheiten der kommenden Epoche wahrnimmt.
[Russisches
Original. Seite 11.]
6. Wann
sollte man über die notwendigen Begriffe sprechen? Besonders dann, wenn sie
zerstört worden sind. Lasst uns
gerade dann von ihnen sprechen, wenn die Menschen sie bereits als hoffnungslos
betrachten. Warum erinnern Wir gerade jetzt an die Bruderschaft? Weil die
Menschen in ihrer Verzweiflung kommen, um die verstreuten Samenkörner der vom
Schicksal bestimmten Bruderschaft zu suchen.
Geraten wir wegen der Schwankungen des
Lebenspendels nicht in Zweifel. Verzweiflung kann ein Vorbote der Erleuchtung
sein.
7. Es wurde richtig bemerkt, dass bestimmte
Strahlen besonders schwer aufgenommen werden, ebenso alles, was mit ihnen zusammenhängt.
Deshalb bestehen Wir auch darauf, einem fremden Bewusstsein keinen Zwang
anzutun, wenn es auf eine andere Weise gestimmt ist. Zwang ist kein Attribut
der Überzeugung. Man kann Freundschaft nicht befehlen und noch weniger
Bruderschaft. Diese Begriffe erfordern Selbstlosigkeit und Verständnis der
Grundlagen.
Wenn der weite Begriff Bruderschaft auf die
Blutsverwandtschaft reduziert wurde, bedeutet das: Das Bewusstsein ist sehr
verarmt. Oft ist das Bewusstsein derart beschränkt, dass die Menschen überhaupt
nicht verstehen, welche Bruderschaft es neben der Blutsverwandtschaft noch
geben kann.
Die Benennung der Verwandtschaftsgrade, Cousin
und Cousin zweiten Grades, endet mit dem Cousin dritten Grades, doch weiter
reicht die Vorstellungskraft nicht. Über die Herkömmlichkeiten, die sich um den
Begriff Bruderschaft herum gebildet haben, könnte man ganze Bücher verfassen.
In verschiedenen Zeitaltern haben viele Völker
die Bedeutung der Bruderschaft betont. Brudermord galt als schweres Verbrechen.
Hinter alledem konnte man
[Russisches
Original. Seite 12.]
Ehrfurcht
vor irgendeinem höheren Zustand erkennen. Durch strenge Maßnahmen hütete man etwas,
das im gewohnten Denken keinen Platz fand. Der Verstand verneinte dieses „Etwas“,
aber das Herz in der Tiefe seines Feuers bestätigte es. Das Herz erbebte von
der Schönheit der Bedeutung der Bruderschaft. Die Menschheit wird sich wieder
dem Herzen zuwenden und das Wesen der Bruderschaft verstehen.
Vielleicht existiert die Bruderschaft?
Vielleicht erhält sie als irdischer Anker das Gleichgewicht? Vielleicht ist sie
in den Träumen der Menschheit als unabänderliche Wirklichkeit erhalten
geblieben? Erinnern wir uns an einige Träume und Visionen über die Mauern und
Türme der Bruderschaft, die sich so deutlich eingeprägt haben. Vorstellung ist
nur eine Erinnerung an Bestehendes.
Vielleicht erinnert
sich jemand auch im Wachzustand an den Turm Tschung[3]?
8. In allem muss der Funke der
Unbegrenztheit zum Ausdruck kommen. Jeder Begriff muss seine Entwicklung in
Unbegrenztheit implizieren. Man kann eine ganze Serie von Begriffen
feststellen, die einer dem anderen folgen.
Weder Freundschaft noch Zusammenarbeit kann
unterbunden werden. Zwischen ihnen und der Feinstofflichen Welt muss es noch
etwas geben, das beiden Welten gleichermaßen angehören kann. Dieses Etwas nennt
sich Bruderschaft.
Man kann keinen größeren Begriff nennen, der
die menschlichen Beziehungen derart krönen und dem Wesen der Feinstofflichen
und der Feurigen Welt so entsprechen könnte. Daher wird die Bruderschaft als
dreifaltig bezeichnet. Sie erstreckt sich wie eine feste Brücke zwischen den
drei Welten. Es ist fast unmöglich, sich eine Berührung der irdischen
[Russisches
Original. Seite 13.]
mit
der Feurigen Welt vorzustellen, doch in der Rüstung der Bruderschaft wird auch
eine solche Verschmelzung möglich.
9. Niemand möchte sich auf einem begrenzten
Feld vorfinden, ohne die Möglichkeit, über den Zaun zu blicken. Er muss einen wenn
auch noch so kleinen Spalt finden, um die Möglichkeit der Annäherung an die
Unbegrenztheit zu spüren. Möge sich eine solche
Vereinigung auch im Alltagsleben finden lassen, so dass nicht nur das Kleine,
sondern auch das Große angenommen werden kann.
Vielleicht gibt es auf jedem Planeten einen
Ort für große Begegnungen.
10. Wenn Felsen verwittern, bricht man sie
zur Sicherheit für die Straße heraus; ebenso verhält es sich mit bestimmten
menschlichen Begriffsbestimmungen. Im Laufe von Jahrhunderten verlieren sie ihre
ursprüngliche Bedeutung und müssen durch zeitgemäße Worte ersetzt werden.
So ist es mit dem Wort „eingeweiht“
geschehen. Zusammen mit dem Wort „Salbung“ gehört es der Vergangenheit an.
Statt „eingeweiht“ und „nicht eingeweiht“ wollen wir sagen: „erkennend“ und
„nicht erkennend“ oder „wissend“ und „unwissend“. Doch die Einweihung selbst drückt
man besser durch das Wort „Ausbildung“ aus. Auf diese Weise kann man sich ohne
Herabsetzung mit zeitgemäßen Wörtern ausdrücken.
Es hat keinen Sinn, etwas Gutes mit veralteten
Wörtern zu verbergen, wenn man es für die breite Masse verständlicher sagen
kann. Wissen ist doch nicht nur für Auserwählte, sondern für alle da! Deshalb sollten
wir nicht immer wieder eine überholte Moral wiederholen, sondern bessere
Bedingungen für die wissenschaftliche Erkenntnis nennen. Nur Unwissende
verstehen nicht, dass für den Fortschritt der Wissenschaft die besten
Lebensbedingungen geschaffen werden müssen.
[Russisches
Original. Seite 14.]
11. Irgendwo sind homöopathische Heilmittel
verboten; ebenso wünscht jemand, die Menschen nur nach seinen eigenen Methoden
zu heilen. Ein Denken, das Verbote erteilt, ist begrenzt. Es ist unmöglich, nur
eine Art des Heilens festzulegen. Man sollte bedenken, dass alle Arzneien nur
Hilfsmittel sind. Ohne die uranfängliche Energie wird keine Arznei die
erforderliche Wirkung zeitigen.
Man darf die Ärzte nicht in Allopathen[4] und
Homöopathen[5]
einteilen, jeder wendet individuell die beste Methode an. Auch kennt der Arzt die
Grundenergie, die ein Faktor der schnellsten Gesundung ist.
12. Man wird fragen: Welcher Zusammenhang besteht
zwischen Heilung oder überholten Begriffen und unseren Gesprächen über die Bruderschaft?
Man muss aber das Verhältnis zu vielem beleuchten, was das Verständnis für die
Bruderschaft erweitert.
13. Versehen wir uns auf den Pfaden zur
Bruderschaft mit Vertrauen. Wir sprechen nicht von irgendeinem blinden Glauben,
sondern gerade über die Eigenschaft des Vertrauens. Man muss verstehen, dass
sich unsere Eigenschaften als Vitaminherde erweisen. Die Eigenschaft des
Misstrauens oder des Zweifels ist für die besten Vitamine tödlich. Weshalb sich
mit mechanisch hergestellten Vitaminen anfüllen, wenn wir selbst die besten
Erzeuger der allerstärksten von ihnen sind?
Wenn äußere Vitamine in
einen natürlichen Herd gelangen, können sie das volle Maß der Einwirkung
zeitigen. Selbst die besten pflanzlichen Vitamine können ihre guten
Eigenschaften aber nicht entfalten, wenn sie
[Russisches
Original. Seite 15.]
in einen
vergifteten Organismus gelangen. Daher schätzen Wir jene Organismen, in denen
die Grundeigenschaften der menschlichen Natur ihre Anwendung finden.
Ein von Zweifel erfülltes Wesen eignet sich
noch nicht einmal für eine primitive Zusammenarbeit. Es kann auch die herrliche
Disziplin der Bruderschaft nicht verstehen. Gerade Disziplin, denn anders kann
man die freiwillige Harmonie nicht nennen, die den Arbeiten der Bruderschaft
zugrunde liegt.
Die Brüder vereinen sich zur Arbeit, und
ohne Vertrauen wird es keine Arbeitsqualität geben.
14. Die Feinstoffliche Welt wird oft als
etwas Nebelhaftes und Kaltes, als ein Reich umherirrender Schatten beschrieben.
Entstehen solche Beschreibungen nicht aufgrund von Aberglauben? Doch vielleicht
entspringen sie auch der Unfähigkeit, die Eigenschaften dieses überlegenen Zustandes
zu nutzen?
Wahrhaftig, Vorurteil und Misstrauen können
das wahre Antlitz der Feinstofflichen Welt verbergen. Sogar
im irdischen Zustand sieht der Mensch nur das, was er sehen möchte; umso mehr
geschieht das in einer Welt, in der alles vom Gedanken gestaltet wird. Dort
können die Bewohner der Qualität ihres Denkens gemäß schaffen und wahrnehmen.
Es ist nützlich, über reines Denken zu
verfügen, es kennt nämlich den Sinn des Vertrauens.
15. Durch einen einzigen Funken erlebte man eine
mächtige Energie. Ebenso kann man aus einem Aufblitzen der Nervenkraft ein
ständiger Zustrom von Kräften herstellen. Die Menschen haben längst anerkannt,
dass ein Andrang von Nervenenergie weit mächtiger ist als Muskelkraft. Dabei
wurde ausgesprochen, dass
[Russisches
Original. Seite 16.]
die
Nervenanspannung von kurzer Dauer ist und einen Kräfteverfall nach sich zieht. Dieser Zustand ist aber nicht natürlich. Nur die irdischen
Lebensbedingungen verhindern ein beständiges Auffüllen mit psychischer Energie*.
Man kann derartige Lebensverhältnisse schaffen, dass die psychische Energie ebenso
gleichmäßig bleibt wie die Muskelkraft. Wenn das Prinzip gefunden ist, wird man
auch Wege für seine Verbreitung ausfindig machen.
Ebenso werden
Zusammenarbeit und nach ihr Bruderschaft kein zeitweiliges Aufblitzen sein,
sondern in das Bewusstsein eingehen. Man darf einem unerfahrenen Boten nicht
das Überbringen eines kostbaren Gefäßes anvertrauen. Ebenso kann man keine
unwissenden Menschen zur Bruderschaft aufrufen. Auch ein Luftballon wird ohne
Erprobung nicht dem verschiedensten Druck standhalten.
Die Menschen können ohne feste Erkenntnis
die Last der höheren Begriffe nicht auf sich nehmen; selbst ein Pferd wird
allmählich an die Last gewöhnt. Doch wenn der Funke der Erkenntnis bereits
aufleuchtet, wird allmählich auch die übrige Belastung möglich.
16. Manche Menschen sprechen wenig über die
Bruderschaft, tun aber viel für sie. Es gibt aber auch solche, die das Wort
Bruderschaft ständig im Mund führen, doch ist auch der Verrat nah.
17. Man muss die Bruderschaft als eine
Institution betrachten, in der man nicht nach Zeit, sondern nach Bedarf arbeitet.
Man muss die Mühe lieben, um der Arbeit nach Bedarf den Vorzug zu geben. Man muss
erkennen, dass die Aufgaben unbegrenzt sind und die Qualität der
Vervollkommnung ebenso endlos ist. Wer sich fürchtet, kann die Arbeit nicht
liebgewinnen.
Ihr habt manchmal einen schönen Gesang
gehört: Wahrlich,
[Russisches
Original. Seite 17.]
Arbeit
kann sowohl von Freude als auch von begeistertem Denken begleitet sein. Aber für
alles muss man sich prüfen.
Es gibt im
Leben keine Eigenschaften, die ausschließlich Helden zukommen. So sind Helden auch
gar nicht selten, sie sind aber nicht immer mit Schwertern und Speeren
bewaffnet. Daher ist es notwendig, die besten Begriffe zu verstehen und ins Dasein
einzuführen.
Man kann sich
des Mutes und der Festigkeit berauben, wenn man beginnt, sich ständig die Unerfüllbarkeit
zu wiederholen. Es hat keine
Bedeutung, wie Mut angewendet wird, notwendig ist, dass er beständig zunimmt. Wenn
von gebrochenem Mut gesprochen wird, wäre es besser, diesen Zustand einfach als
Zaghaftigkeit zu bezeichnen. Knochen und Muskeln kann man brechen, der Geist
aber ist unzerbrechlich! Ein Mensch, der zaghaft ist und sich drückt, kann der
Bruderschaft nicht dienen.
Selbstverleugnung ist nichts anderes als Begeisterung,
Zaghaftigkeit ist keine Begeisterung.
19. Seien wir nicht eigensinnig. Es gibt
keine unerträglichere Last als Eigensinn. Man sucht sich noch nicht einmal ein
eigensinniges Pferd aus und nimmt auch keinen eigensinnigen Hund mit auf die
Reise. Eigensinn lähmt die besten Zentren.
[Russisches
Original. Seite 18.]
Wenn
ein Forscher eigensinnig ist, werden Experimente mit psychischer Energie kein
Ergebnis bringen.
Vernunft und Weisheit haben keinen begrenzten
Eigensinn bei sich.
20. Gekränktheit ist
für eine lange Reise unbrauchbar. Das heißt nicht, Wir suchten für die
Bruderschaft nur überirdische Vollkommenheit; wir warnen nur vor einer Last,
die man nicht mit sich schleppen sollte.
Es muss gelingen, sich mit Freude zu
versorgen und sie unter verschiedenen Umständen und bei jedem Wetter zu erproben.
Man sollte sich nicht selbst martern und foltern,
sondern sich erproben, um das Maß seines Körpers zu erkennen.
21. Jede bluthaltige Nahrung ist für die
Entwicklung der feinstofflichen Energie schädlich. Würde sich die Menschheit
doch des Verschlingens von Leichen enthalten, die Evolution könnte beschleunigt
werden. Fleischliebhaber haben versucht, das Blut zu entfernen, konnten aber die
erwünschten Resultate nicht erzielen. Selbst wenn das Blut entfernt wird, kann das
Fleisch von den Emanationen dieser mächtigen Substanz nicht vollständig befreit
werden. Sonnenstrahlen beseitigen bis zu einem gewissen Grad diese Emanationen,
aber ihre Verbreitung im Raum verursacht auch keinen geringen Schaden.
Versucht ein Experiment mit psychischer
Energie in der Nähe eines Schlachthofes durchzuführen, und ihr werdet Anzeichen
hochgradigen Irrsinns erhalten; gar nicht zu reden von den Wesen, die sich an dem
freigesetzten Blut festsaugen. Nicht ohne Grund wurde Blut als heilig
bezeichnet.
So kann man verschiedene Arten von Menschen beobachten.
Vor allem kann man sich überzeugen, wie stark der Atavismus[6] ist. Das Verlangen nach bluthaltiger Nahrung wird durch den Atavismus
verstärkt,
[Russisches Original. Seite 19.]
denn viele Generationen haben sich mit Blut gesättigt.
Leider schenken die Regierungen der Verbesserung
der Gesundheit der Bevölkerung keine Aufmerksamkeit. Die staatliche Medizin und
Hygiene stehen auf einer niedrigen Stufe. Die ärztliche Überwachung steht nicht
höher als die polizeiliche. In diese veralteten Institutionen dringt kein neuer
Gedanke ein. Sie können nur verfolgen, aber nicht helfen.
Indessen sollte es auf dem Weg zur
Bruderschaft keine Schlachthöfe geben.
22. Es gibt aber Menschen, die viel gegen
Blutvergießen sprechen, selbst jedoch nichts dagegen haben, Fleisch zu essen. Viele
Widersprüche liegen im Menschen. Nur die Vervollkommnung der psychischen
Energie kann helfen, das Lebens zu harmonisieren.
Ein Widerspruch ist nichts anderes als
Unordnung. Die verschiedenen Schichten haben einen entsprechenden Inhalt. Aber
ein Sturm kann die Wellen durcheinanderbringen, und die richtige Strömung wird
danach nicht so schnell wiederhergestellt.
23. Wir haben über die Verwirrung der
Schichten gesprochen. Bei kosmischen Stürmen werden die Strömung des Chemismus
ständig gestört und die Strahlen gebrochen. Es ist nicht leicht, solche Perturbationen[7] anzunehmen,
außer wenn man die Unerschütterlichkeit der Gesetze nicht vergisst.
Die Astrologie bleibt eine Wissenschaft, sie
kann jedoch wegen der irdischen Unkenntnis viele Schwankungen erleiden. Zudem
wurden manche Zeichen verborgen. Wir sagen das nicht, um Enttäuschung zu
bereiten, sondern im Gegenteil, um die Beobachter an die Kompliziertheit der
Bedingungen zu erinnern.
24. Heuchelei, Scheinheiligkeit und
Aberglauben sind drei finstere Eigenschaften, die auf dem Pfad zur Bruderschaft
abgelehnt werden müssen. Möge jeder darüber nachdenken, woraus
[Russisches
Original. Seite 20.]
diese
Handlanger der Unwissenheit entstanden sind. Man kann ganze Bücher über solche Pfade
der Finsternis schreiben. Man sollte darüber nachdenken, wie solche schädlichen
Zersetzer sich entwickelt haben. Sie vermehren sich unmerklich. Es gab aber keine
Zeit, in der sie zahlreicher waren als heute.
Ungeachtet der Vergeistigung der
Wissenschaft und der Bedingungen einer vernünftigen Erforschung der
Erscheinungen der Feinstofflichen Welt nehmen die Verbrechen aus Unwissenheit
unvergleichlich zu. Die Menschen können nicht verstehen, dass ein räumlicher
Gedanke sie von ihren Fesseln befreien kann.
Rechnet damit, dass die finsteren Zeiten
vorübergehen und Wissen die Unwissenden beschämen wird.
25. Der Pfad zur Bruderschaft ist ein
Höhenweg. Die Bruderschaft wird ebenso wie ein Berg von weitem erblickt. Wo
Kurzsichtigkeit herrscht, kann der Lehrer auf nichts bestehen. Und beim
Aufstieg verlieren sich die Umrisse des Gipfels. Wie man aus der Nähe seine
Höhe nicht ermessen kann, so gibt es auch auf dem Pfad zur Bruderschaft viele
Wegkehren.
Man muss sich an den Gedanken gewöhnen, dass
die Errungenschaft kompliziert ist. Man sollte alle Hindernisse liebgewinnen,
denn die Steine auf dem Pfad sind nur Stufen des Aufstiegs. Schon vor langem wurde
gesagt, dass man einen glatten Felsen nicht erklimmen kann.
26. Ein Anruf an die Bruderschaft bleibt
nicht ohne Antwort, es gibt aber viele Wege zu antworten. Die Menschen drehen
sich so sehr im Kreis ihrer eigenen Ausdrücke, dass sie keine anderen Zeichen
wahrnehmen. Außerdem können die Menschen die Andeutungen und Warnungen nicht
verstehen, die zuweilen in einem einzigen Wort und einem einzigen Funken
enthalten sind. Sie wollen nicht über die Gründe für eine solche Kürze
nachdenken.
Noch nicht einmal sehr belesene Wissenschaftler
erinnern sich
[Russisches
Original. Seite 21.]
an
das Karmagesetz. Wenn die Menschen aber einen Vorübergehenden sehen, dem Gefahr
droht, warnen sie ihn mit einem kurzen Ausruf und geben ihm keine Belehrungen
über die Ursache seines Missgeschicks. Ebenso kann man bei
karmischen Einwirkungen gewöhnlich mit einem kurzen Ausruf warnen, ohne sich in
den Tiefen des Karma* zu verlieren.
Jeder konnte sich mehrfach davon überzeugen,
dass ihn die Antwort der Bruderschaft durch äußerlich ganz unbedeutende Zeichen
erreichte. Man kann kühn behaupten, dass die große Mehrheit der Hinweise
entweder dem Bewusstsein entgleitet oder unrichtig ausgelegt wird. Solche falschen
Auslegungen sind in den Händen gedankenloser Menschen besonders schädlich, welche
die Weisungen ihrer zufälligen Stimmung entsprechend anwenden.
Es gibt viele Beispiele dafür, dass reale Zeichen
von Unwissenden völlig entgegengesetzt gedeutet wurden. Die Menschen legen
Briefe, ihren irdischen Gewohnheiten gemäß, oft auf ihre eigene Weise aus, ohne
den genauen Sinn der Worte zu berücksichtigen – eine solche herkömmliche
Selbstsucht muss man auf den Pfaden zur Bruderschaft ablegen.
27. Indem die Menschen sich in ihren
irdischen Beziehungen umsichtig verhalten, gewöhnen sie sich auch an
Umsichtigkeit beim Höheren Dienst. Lasst die Fragen der Menschen nicht
unbeantwortet. Es ist besser, so kurz wie möglich zu antworten, als den Keim
eines Giftes zu hinterlassen. Man kann leicht zeigen, was für eine giftige
Gärung dort aufkommt, wo keine Verbindung vorhanden ist.
Unwissende
werden fragen: Kann der Mensch die Annäherung des einen oder anderen Bruders
unterscheiden? Wenn ihr Äußeres und ihre Worte gleich sind, kann man leicht in
Irrtum verfallen und Ratschläge annehmen, die zum Bösen führen. So wird ein
Mensch urteilen, der nicht weiß, dass das die Mittel zur Unterscheidung im
Herzen liegen. Die Offenbarung der
psychischen Energie hilft, das innere Wesen der Erscheinungen unfehlbar zu
erkennen. Wenn der Mensch den Funken des Wissens in sich trägt, benötigt er
keine komplizierten Geräte.
Die Erforscher der psychischen Energie
können bezeugen, dass die Angaben der Energie unfehlbar sind. Sie können in
Bezug auf irdische Fristen relativ sein, der Qualität nach jedoch sind sie
untrüglich. Es bedarf indessen gerade der Qualität, um das Wesen zu erkennen.
Die uranfängliche Energie kann Negatives
nicht als positiv anzeigen. Eine solche rein wissenschaftliche Angabe schützt
die Menschen vor der Annäherung des Bösen. Nicht ohne Grund wird eine solche Unterscheidung
Waffe des Lichts genannt.
29. Es könnte gefragt werden: Warum werden
nicht alle mit dieser notwendigen Waffe versehen? Es besitzt sie aber ein jeder,
sie ist nur oft hinter sieben Schlössern verschlossen. Die Menschen sind selbst
daran schuld, dass sie ihren größten Schatz im Keller verschließen. Viele, die
von dieser Energie bereits gehört haben, sind gar nicht neugierig, wie sie zu
entdecken ist – so wenig ist ihre Wissbegier entwickelt!
30. Das Erwachen der Energie erlaubt den
Menschen, sich beim Beobachten
[Russisches
Original. Seite 23.]
der
Ereignisse mit Ruhe zu versehen. Ein Forscher darf bei Beobachtungen weder gereizt
noch aufgeregt sein. Ruhe wird ein Zeichen des Dienstes sein. Man kann nicht
dem Dienst hingegeben sein, wenn das Wesen erregt ist wie Wellen bei Seitenwind.
31. Die Lehre hat bereits euer ganzes Leben
verwandelt. Sie hat euch durch viele Gefahren hindurch getragen. Die Lehre
hilft euch zu erkennen, wo Schaden und wo Nutzen liegt. Es ist nicht leicht,
den rechten Weg zu erkennen, ihr aber wisst, wie man einen glatten Felsen
erklimmt. Durch solche Anspannungen wird die psychische Energie entwickelt.
32. Die psychische Energie sollte nicht nur
studiert werden, man muss sie auch bewusst im Leben anwenden. Eine solche bewusste
Zusammenarbeit, wie es die Bruderschaft ist, bedarf der psychischen Energie.
Ohne psychische Energie kann man die Arbeit nicht harmonisieren. Ohne
psychische Energie kann man kein gegenseitiges Verständnis finden. Ohne
psychische Energie kann man weder Geduld noch Duldsamkeit schöpfen. Ohne
psychische Energie kann man sich nicht von Gereiztheit zu befreien – in allem
bedarf es der Anwendung der uranfänglichen Energie selbst.
[Russisches Original. Seite 24.]
erscheinen. Für solche Menschen ist übrigens die
Energie selbst zweifelhaft. Sie sind nicht
dagegen, sich über den Geist und die Seele zu unterhalten, doch die
offensichtlichste Energie ist für sie Zauberei.
33. Man muss lernen, jene Menschen nicht zu
reizen, denen ein bestimmtes Wissen nicht zugänglich ist. Erfahrene Beobachtung
wird einem eingeben, wann eine Erörterung vergeblich ist.
34. Streit kann die Wahrheit zutage fördern,
meistens aber verschmutzt er den Raum. Der Lehrer muss wissen, inwieweit der
Schüler an einem Streitgespräch teilnehmen kann, ohne Gereiztheit beizutragen.
Diese Maßstäbe muss man kennen, weil die Bruderschaft
vor allem des Gleichgewichts bedarf.
35. Seid nicht überrascht, dass Ich im
Gespräch über die Bruderschaft die uranfängliche Energie erwähne; dafür gibt es
zwei Gründe.
Der erste liegt darin, dass die Annäherung
an die Bruderschaft die Entwicklung der uranfänglichen Energie erfordert; ohne
diese, bei schlummernden Zentren, ist das Erkennen feiner Wahrnehmungen nicht
möglich. Die Zusammenarbeit der Bruderschaft ist auf solchen feinsten
Schwingungen aufgebaut.
Ebenso muss man an den zweiten Grund erinnern:
Nicht alle haben die vorhergehenden Schriften gelesen, in denen über die
psychische Energie gesprochen wird. Jedes Buch muss die Hauptbedingungen des
Fortschreitens beinhalten. Es wäre hart, nicht wenigstens kurze Andeutungen
über das Vorhergehende zu machen, in dem Unschätzbares behandelt wurde.
Wir wollen uns gegenüber jedem kleinen
Umstand aufmerksam verhalten: Im irdischen Dasein ist es schwierig zu unterscheiden,
wo das Kleine und wo das Große, wo das Nutzlose und das wo das Nützliche liegt.
[Russisches
Original. Seite 25.]
Viele
Perlen wurden zusammen mit dem Kehricht hinausgefegt. Wenn ihr bemerkt, dass
euer Gesprächspartner die notwendigen Anfangsgründe nur zum Teil aufnimmt,
helft ihm. In einer solchen geduldigen Hilfe kommt eine für die Bruderschaft sehr
wichtige Eigenschaft zum Ausdruck.
36. Die psychische
Energie wird das Organ der vierten Dimension genannt. Diese Dimension selbst ist
natürlich bedingt, sie drückt nur die Verfeinerung sämtlicher Gefühle aus. Eine
große Verfeinerung verleiht die Möglichkeit, überirdische Bedingungen zu
verstehen. Doch wenn die Nomenklatur[8] eine vierte Dimension aufgestellt hat, möge
dies so sein, wenn man nur nicht wieder auf zwei Dimensionen zurückkommt.
Ebenso wollen wir keine Einwände erheben,
wenn die psychische Energie als Organ bezeichnet wird. Sie
existiert und löst starke Wirkungen aus. Sie nimmt kosmische Ströme auf und
ist mit dem Leben verbunden. Selbst wenn man sie als Organ bezeichnet, liegt in
dieser Bezeichnung schon ihre Anerkennung.
37. Man darf nicht vergessen, dass viele überhaupt
kein einziges Wort über psychische Energie verstehen. Sie erkennen sie nicht an,
wie ein Mensch den Blitz nicht anerkennt, den er noch nie gesehen hat. So
finden sich auch Menschen, die überhaupt nicht verstehen, was ein Gedanke ist. Das Merkmal dieser Menschen ist nicht mangelhafte Bildung,
sondern ein verknöchertes Herz: Es gibt nicht wenige solcher Leichname!
Mögen die Erforscher der psychischen Energie
sich an solche Versteinerungen gewöhnen. Vieles muss in den Tagebüchern notiert
werden, was offensichtlich nicht aufgenommen werden kann.
38. Die Menschen erwarten Boten, doch allein
schon
[Russisches
Original. Seite 26.]
der
Gedanke an ihre Ankunft erschreckt sie. Wenn man die Menschen fragt, auf welche
Weise sie den Boten sehen möchten, erhält man eine höchst merkwürdige Auftürmung,
die sogar an Hässlichkeit grenzt; Vogelfedern werden nicht das letzte Attribut des
Boten sein[9]. Wenn
sie erfahren, dass der Bote in Licht gehüllt ist, sorgen sie sich vor allem darum,
dass sie nicht geblendet werden.
Natürlich gibt es selbst bei den
gewöhnlichsten Erscheinungen Erschütterungen. Ein solches Erbeben rührt nicht
nur von dem Unerwarteten her, sondern kann auch von der Ungleichheit der Auren
kommen. Eine solche Spannung kann sogar verderblich sein, deshalb erscheinen
Boten nicht oft. Sie kommen gewiss nicht, um zu töten; folglich muss man sich
allmählich daran gewöhnen, unterschiedliche Spannungen aufzunehmen. Die Erforscher
der psychischen Energie verstehen, von welcher Übung wir sprechen.
Neben Experimenten mit psychischer Energie
ist es notwendig, sich an den Verkehr[10] mit
der Feinstofflichen Welt zu gewöhnen, ohne Magie anzuwenden, denn alles
Natürliche wird auf natürlichem Wege erreicht. Nur mittels des Experimentes
gewöhnt man sich an Spannungen verschiedener Grade. Man
möge verstehen, dass die Erwartung selbst schon eine natürliche Bereitschaft
oder, wie man gewöhnlich sagt, Disziplin ist.
In
Bereitschaft ist der Mensch auch bereit, den Boten zu empfangen.
39. Die Menschen fürchten Prüfungen. Die Menschen
fürchten Experimente, aber sie können sich viele Methoden der Erkenntnis nicht
vorstellen. Wieder ist es die körperliche Angst, wieder ist es das Entsetzen
des Fleisches, das vernünftiges Handeln fesselt.
[Russisches
Original. Seite 27.]
Deshalb muss mit Hilfe von Disziplin vor
allem das Entsetzen überwunden werden.
40. Der Begriff Bruderschaft ruht auf starken
Säulen. Bei ihm kann es keine Begrenzungen durch Alter, Rasse oder zufällige Stimmungen
geben. Über allem besteht natürlich die uranfängliche Energie. Wenn sie offenbart
wird und man durch sie Beziehungen harmonisieren kann, wird eine dauerhafte
Verbindung verwirklicht.
41. Was ist der natürliche Pfad? Unbegrenzte
Erkenntnis in Duldsamkeit und Geduld, ohne jegliches Sektierertum. Unbegrenzte Erkenntnis
ist nicht leicht zu erwerben. Alles, was mit menschlichen Werken zusammenhängt,
ist begrenzt. Jede Beschäftigung unterbricht gleichsam viele Verbindungswege.
Selbst gute Geister wurden schon in einen engen Kanal getrieben.
Die Krankheit der Selbstbegrenzung hat
nichts mit Selbstverleugnung zu tun. Der Mensch begrenzt sich um der Bequemlichkeit
willen! Kühne Taten um der unbegrenzten Erkenntnis willen sind doch die
Ausnahme. Boshaftigkeit und Hass führen ihre Handlungen in Begrenztheit aus.
Für unbegrenztes Handeln muss man von Wohlwollen
erfüllt sein sowie Ursachen und Wirkungen mit einem gütigen Auge aufspüren. Die
Strenge der Arbeit hat nichts mit Verurteilung gemein. Nur begrenzte Menschen
verurteilen. Vollkommenheit wird nicht aus Verurteilung geboren.
Kann man in Verwirrung von unbegrenzter
Erkenntnis träumen? Lernen kann man überall und immer. Gerade durch
unaufhaltsames Streben fließen einem Möglichkeiten zu. Der natürliche Pfad
besteht nur in Bewegung!
[Russisches
Original. Seite 28.]
42. Wahrhaftig, man muss suchen! Man muss
daran denken, dass ein kleiner Funke eine gewaltige Explosion auslöst. Ein
Gedanke zieht an oder stößt ab. Jene, welche die menschlichen Geister regieren,
sind nicht selten selbst Geführte. Und welch leere Töne können den Willen des
Menschen durchkreuzen und den bereits angelegten Pfad für immer blockieren!
Das Gute blockiert nicht, aber das Böse behindert!
So wollen wir uns merken, dass ein kleiner Funke
gewaltige Explosionen auslöst.
43. Ist es möglich, dass solche Vorbereitungen
für die Bruderschaft notwendig sind? Entschieden nicht nur Vorbereitung,
sondern auch Erleuchtung. Wird nicht mancher, der sich entschlossen
hat, sich dem Großen Dienst zu weihen, das bedauern? Kleinmut lässt alle Beispiele
des Wohlergehens und der Bequemlichkeit entstehen; es kann sogar ein
bedauerndes Lächeln geben. Wie kann man einen solchen Druck ohne Erleuchtung
überwinden?
44. Wir wollen uns über die Bedeutung des
Begriffs Ruhe einigen. Um ihn haben sich viele unrichtige und schädliche
Auslegungen angehäuft. Die Menschen haben sich daran gewöhnt, Ruhe als Untätigkeit
zu betrachten, auf diese Weise ist sie zu einer psychischen Schwächung gemacht worden.
Das Zersetzendste für die psychische Energie ist Untätigkeit. Jede geistige
Unbeweglichkeit ermüdet und regeneriert nicht.
Die Ärzte verordnen Erholung, Ruhe und
Untätigkeit und nehmen an, dass man in einem todähnlichen Zustand die Kräfte
wiederherstellten kann. Dieselben Ärzte verstehen aber auch, dass der Verfall
der Kräfte von einer Störung des Gleichgewichts herrühren. Daher ist Ruhe
nichts anderes als Gleichgewicht. Gleichgewicht aber ist gleichmäßige
[Russisches Original.
Seite 29.]
Anspannung
der Energie. Nur auf diese Weise kann man die Kräfte regenerieren und stärken.
Es geht nicht darum, ob man das
Gleichgewicht in der Wüste oder in der Stadt erlangt, die Hauptsache ist die ständige
Anspannung. Der Weg der Anspannung ist der Weg des Strebens, anders gesagt, der
Weg des Lebens.
Unkundige Ärzte warnen vor einer
Verausgabung der Kräfte, tatsächlich werden diese aber bei Ungleichgewicht verbraucht.
Im Gegenteil ist Gleichgewicht das einzige und beste Allheilmittel. Eines kann
man als Hilfsmittel ins Auge fassen, und zwar den vernünftigen Gebrauch der Luft,
das aber erfordert keine lange Zeit.
Möge der Begriff Ruhe für die Offenbarung der
Bruderschaft richtig erkannt werden. Unruhe erzeugt Hektik.
45. Unter den weltweiten Erscheinungen haben
unaufhörliche Explosionen eine besondere Bedeutung. Auch im Menschen verdichten
sich Ausbrüche von Energie. Warum aber sind weltweite Explosionen segensreich,
während die menschlichen den Organismus zugrunde richten können? Der
Unterschied liegt darin, dass weltweite Explosionen in einem großen Rhythmus ausgeglichen
sind, während die menschlichen oft gerade des Rhythmus ermangeln.
46. Alles ist relativ, die Harmonie des
Universums lässt sich jedoch nicht mit dem menschlichen freien Willen
vergleichen. Gerade diese reichliche Gabe zieht schwere Folgen nach sich, wenn
sie falsch genutzt wird. Über die Bedeutung des Menschen im Kosmos ist vieles
gesagt worden, aber diese Wahrheit muss man unaufhörlich wiederholen. Bei allem
kann man sich davon überzeugen, wie wenig die Menschen über ihre Bestimmung
nachdenken.
47. Es gab ein altes Spiel, bei dem die
Menschen versuchten, einander zu ärgern. Wer sich zuerst ärgerte, hatte verloren.
48. Oft wird auf ständige Wachsamkeit
hingewiesen, doch wie selten wird sie verstanden! Gewöhnlich fordern die
Menschen sie von ihrer Umwelt, suchen sie aber nicht bei sich selbst. Indes muss
man vor allem sein eigenes Instrument stimmen.
Nur dann wird Aufnahmefähigkeit erlangt.
Kann man ohne Aufnahmefähigkeit Zusammenarbeit und Bruderschaft erhoffen? Die deutlichsten
Ratschläge zerbrechen am Panzer der Verneinung.
Es wird die Zeit kommen, in der die Ärzte herausfinden
werden, welche Bedingungen für die Einwirkung der psychischen Energie am
günstigsten sind. Man darf sich nicht vorstellen, die psychische Energie könne
unter allen Bedingungen gleich wirken. Wie es Menschen gibt, auf welche die
stärksten Gifte nicht wirken, so wird auch die psychische Energie verschieden
aufgenommen.
Wenn der Mensch keine Aufnahmefähigkeit entwickelt,
verliert er seinen kostbarsten Apparat. Doch für die Aufnahme muss man in sich ständige
Wachsamkeit herstellen. Für eine solche Eigenschaft ist nichts Übernatürliches
erforderlich, man muss nur aufmerksam sein.
49. Unter den menschlichen Inkarnationen werdet
ihr bestimmt eine finden, die der rhythmischen Arbeit gewidmet ist. Sei es irgendein
Handwerk, Musik, Gesang oder Landarbeit; der Mensch wird sich unbedingt zu jenem
Rhythmus erziehen, der das ganze Leben erfüllt. Wenn sie von einigen
Inkarnationen erfahren,
[Russisches
Original. Seite 31.]
wundern
die Menschen sich oft: Warum waren sie scheinbar von so geringer Bedeutung? Doch
in ihnen wurde der Rhythmus der Arbeit erarbeitet. Diese höchst bedeutsame Eigenschaft
muss durch Kampf und Geduld erworben werden.
50. Man kann die Arbeit nur liebgewinnen,
wenn man sie kennenlernt. Ebenso kann der Rhythmus nur erkannt werden, wenn er
in die Natur des Menschen eingeht. Ansonsten würde sich die Unwissenheit gegen Gesetzmäßigkeit
und ständige Disziplin auflehnen. Solchen Unwissenden erscheint schon der
Begriff Bruderschaft als unerträgliche Utopie.
51. Bruderschaft ist der erhabene Ausdruck
gegenseitiger menschlicher Beziehungen. Im Zustand der Bruderschaft kann man
eine freie Erkenntnis der Hierarchie erlangen. Die Hierarchie kann nämlich nicht
zwangsweise befohlen werden. Sie lebt nur bei freiwilliger Erkenntnis. Sie kann
nicht aus hinterlistigen Erwägungen anerkannt werden, ein solcher verlogener Zustand
endet in erschreckender Zersetzung. Hierarchie kann mit Freude einhergehen, doch
jedweder Zwang und Lüge ziehen Kummer nach sich.
Es ist noch nicht lange her, da konnte man
solche Überlegungen für moralische Abstraktionen halten, doch wenn die
psychische Energie geschätzt wird, werden menschliche Eigenschaften bereits zu
wissenschaftlichen Größen. Ist es nicht verlockend, mit experimentellen
Methoden eine Skala der Eigenschaften aufstellen zu können?
52. Es ist unrichtig zu sagen, jede
wachsende Pflanze führe eine Drehbewegung aus. Richtiger ist, von einer
spiralförmigen Bewegung zu sprechen. Eine Drehbewegung versteht man als etwas
Abgeschlossenes,
[Russisches
Original. Seite 32.]
eine
Bewegung kann aber nicht abgeschlossen sein, sie strebt voran.
Solche Experimente kann man nicht nur mit
Pflanzen, sondern auch mit Geschossen im Raum durchführen; und wenn man in der
Folge die Flüge des Gedankens beobachtet, wird man sich davon überzeugen
können, dass jede Bewegung spiralförmig verläuft. Beim Studium der psychischen
Energie ist eine solche Überlegung nützlich.
53. Können wissenschaftlich begründete Höhere
Mitteilungen sich ändern und sich selbst widersprechen? Die Grundlagen sind
natürlich unerschütterlich, aber bei den Empfängern kann es Schwankungen geben.
Solche Erscheinungen mangelnder Entsprechung sollte man nicht den Grundlagen zuschreiben.
Wäre es nicht besser, die Ursache im eigenen Unverständnis zu suchen? Nur ein
erweitertes Bewusstsein hilft, ein klares Verständnis herzustellen, andernfalls
kann der klarste Brief irrig ausgelegt werden.
Jede Unbeständigkeit ist unzulässig.
54. Vergleicht eine Darstellung
von gutem Willen und Dankbarkeit mit einer Glyphe[11] von Bosheit und Neid. Im ersteren Fall werdet
ihr einen schönen Kreis finden, der zweite zeigt ein schreckliches Gekritzel.
Trotz starker Anstrengungen bringt Bosheit nur unordentliche Striche hervor. Ein
solches disharmonisches Gebilde offenbart eine Erniedrigung aller
schöpferischen Grundlagen. Es ist unmöglich, mittels des Bösen schöpferisch zu
sein; es erzeugt vorübergehende Krämpfe, verfällt dann dem Irrsinn und verzehrt
sich schließlich selbst. Schön jedoch ist der Kreis des Wohlwollens, er ist wie
ein lichter Schild! Er kann sich in harmonischer Bewegung erweitern und
vertiefen.
Bei der
Erforschung
[Russisches Original. Seite 33.]
der uranfänglichen Energie ist es lehrreich, sich
davon zu überzeugen, inwieweit es dem Menschen gegeben ist, positive und
negative Eigenschaften zu unterscheiden. Die Menschen wurden wiederholt auf die
Relativität von Gut und Böse aufmerksam gemacht. Es gibt jedoch einen
grundlegenden Impuls, der nicht in die Irre führt: Die Darstellungen der
psychischen Energie kann man nicht fälschen, sie zeigen das Wesen der Dinge an.
55. Die
Darstellungen der psychischen Energie lassen sich nicht bezweifeln. Sie kann
als uranfängliche erkennende Kraft nicht irren und eine zufällige Stimmung nicht
für das Wesentliche halten. Die
Offenbarung des Gedankens über die Bedeutung der psychischen Energie wird diese
gleichsam aus dem Raum heranpumpen.
Der Magnet des Gedankens trägt die
wertvollsten Teilchen der psychischen Energie herbei. Man muss sie liebgewinnen.
Man muss ihre ständige Anwesenheit anerkennen. Ein solches Denken ist durchaus
nicht leicht. Man muss viel Geduld aufbringen, um es unter dem Druck aller
ungezügelten Ströme des Raumes zu bewahren.
56.[12]
Geduld, Geduld, Geduld – möge sie kein leerer Schall sein, möge sie uns auf
allen Wegen beschützen. Wenn alle Kräfte erschöpft zu sein scheinen, ist das
eine höchst gefährliche Illusion. Die Kräfte sind unerschöpflich, doch die
Menschen selbst versuchen, ihren Strom zu unterbrechen.
Auch der Pfad zur Bruderschaft erfordert
viel Geduld. Diese Macht des Gedankens muss man aufwenden, um sich an das
Bewusstsein der drei Welten anzuschließen.
[Russisches Original. Seite 34.]
Familien sind aber sehr selten, und daher kann man nicht
allen sagen, die Familie sei ein Symbol der Bruderschaft.
Man könnte antworten:
„Ist die Familie nicht ein Symbol der Feindseligkeit?“ So sehr haben die
Menschen sich daran gewöhnt, das Heim nicht mehr zu achten. Lasst uns deshalb unter
den Fragen der Erziehung dem häuslichen Leben besondere Aufmerksamkeit schenken.
Ohne Aufbau des Heimes kann man nicht an den Aufbau des Staates denken.
Welche
Vorstellung können Menschen von der Bruderschaft haben, welche die Würde des
Staates und des Heimes nicht verstehen? Ist das Gefühl der Würde verlorengegangen,
kann kein einzelner Erlass es wiederherstellen. Man muss beginnen, es durch Erziehung, Anerkennung weiter
Erkenntnis und genaue wissenschaftliche Studien einzupflanzen. Nur so können
die Menschen sich wieder der Menschlichkeit besinnen.
Durch die Stufe der Menschlichkeit wird das
Verständnis der Bruderschaft wiederhergestellt werden.
58. Auch strenge Arbeit kann einen schönen
Sinn erhalten, wenn sie nicht vergröbert und den Begriff Zusammenarbeit
beiträgt. Man muss daran erinnern, dass Grobheit allen Naturgesetzen
widerspricht. Jedes grobe Verhalten schafft einen hässlichen Wirbel; könnten
die Menschen ihn sehen, würden sie sich sicherlich behutsamer verhalten. Das
Karma der Grobheit ist überaus schwer.
Menschen mit erweitertem Bewusstsein sind gegenüber
jeder Grobheit besonders empfindlich; so kann man kann sich davon überzeugen, wie
unzulässig Grobheit ist.
59. Viele Gesprächspartner würden wahrscheinlich
gern früher etwas über die Bruderschaft hören; mögen sie aber zuerst
[Russisches
Original. Seite 35.]
Neugierde
und störende Gewohnheiten aufgeben. Mit Würde kann man eintreten, weshalb man
zunächst untersuchen muss, wie die verschiedenen Gefühle verstanden werden. Man
sollte keine wertvollen Sachen zum Aufbewahren übergeben, wenn zu vermuten
steht, sie könnten weiterverkauft statt sorgfältig verwahrt werden.
Der Wissbegierige wird sich auf dem Pfad der
Erkenntnis nicht langweilen.
60. Wir stärken unsere Gesprächspartner mit
allen Eigenschaften, die auf dem Pfad zur Bruderschaft notwendig sind. Es
genügt nicht, nur einige Eigenschaften zu besitzen, man muss ihre vollständige
Kombination kennen. Die Symphonie der Eigenschaften ist wie die Symphonie der
Sphären! Wenn sich eine Eigenschaft schön entfaltet, während andere
zurückbleiben, ergibt sich eine zerstörerische Dissonanz. Dissonanz kann
schwächen, Gereiztheit verursachen und sogar zerstörerisch sein. Das
Gleichgewicht der Eigenschaften wird durch eine starke Anspannung des Bewusstseins
erreicht.
Wie der Hirte darum besorgt sein muss, seine
Herde zusammenzuhalten, so muss der Mensch eine erkrankte Eigenschaft heilen.
Der Mensch weiß selbst sehr genau, welche seiner Eigenschaften leidet. Das
Leben bietet ihm Gelegenheit, jede beliebige Eigenschaft zu erproben. Im
Alltagsleben kann man für jede beliebige Eigenschaft Anwendung finden.
Wenn ein Mensch zu beteuern beginnt, er habe
keine Möglichkeit, seine besten Eigenschaften anzuwenden, beweist er seine
eigene Stumpfsinnigkeit. Wenn sich dagegen ein Mensch über eine Gelegenheit
freut, seine Eigenschaften anzuwenden, zeigt das eine Erweiterung des Bewusstseins
an. Dann folgt die nächste Stufe der Freude, nämlich die Freude an der
Schönheit der Symphonie der Eigenschaften.
61. Versuche mit psychischer Energie werden
zeigen,
[Russisches
Original. Seite 36.]
wie
sehr eine solche Symphonie den wohltuenden Kreis erweitert. Erfahrene
Beobachter werden die Wechselbeziehung zwischen den Eigenschaften und der
psychischen Energie leicht verstehen, den Unwissenden aber wird eine solche Gegenüberstellung
unbegreiflich sein.
Wir wollen für die weite Reise möglichst
viele Eigenschaften sammeln. Möge jede von ihnen von höchstem Rang sein!
62. Man darf nicht vergessen, dass auf jede
Entdeckung eine Gegenentdeckung folgt. Ihr habt gehört, dass Radioübertragungen
auf weite Entfernung unterbunden wurden; das heißt, dass selbst eine große
Entdeckung nicht unbedingt ist. Es gibt Strahlen, die Gegenstände unsichtbar
machen, andere durchdringen feste Körper. Nur der Gedanke und die psychische
Energie sind unbedingt. Die Menschheit muss die sichersten Wege wählen. Alle
mechanischen Entdeckungen beweisen nur die Notwendigkeit der Macht, die im
Menschen selbst liegt.
Verhalten wir uns behutsam gegenüber allen,
die ihre beste Kraft für die Menschheit darbringen. Und danken wir den Brüdern,
die unermüdlich die Erkenntnis der psychischen Energie vorantreiben. Auf diesem
Weg benötigt man viel Selbstlosigkeit. Die Unwissenden können die Sucher der unwandelbaren
Schätze nicht ausstehen. Auf dem besten Pfad kann man erwarten, beraubt zu
werden. Zum Glück sind die Träger der unsichtbaren Schätze unverletzbar.
63. Es heißt, dass die Tugend eine
regenbogenfarbige Aura hat. Der Regenbogen ist das Symbol der Synthese. Erweist
sich die Tugend nicht als die Synthese der Eigenschaften? Man kann in jedem
antiken Symbol ist eine unanfechtbare Wahrheit finden.
Die Menschen haben verstanden, dass Tugend
nicht einfach nur
[Russisches
Original. Seite 37.]
eine
gute Tat bedeutet. Sie wussten sehr gut, dass nur ein Zusammenklang der
Anspannungen der besten Eigenschaften die Synthese des Aufstiegs bietet. Sie
wussten, dass nur der Beweggrund die Tugend verwirklicht. Keine äußeren Taten
können den Beweggrund bezeugen. Experimente mit psychischer Energie werden anzeigen,
wie sehr eine Tat sich vom Beweggrund unterscheiden kann. Keine noch so
glänzenden Worte und Taten können den Beweggrund verbergen.
Man kann viele historische Beispiele
anführen, bei denen sogar nützliche Taten wegen unwürdiger Beweggründe nicht
gerechtfertigt werden konnten. Andererseits erstrahlte vieles, was unaufgeklärt
und verdächtig blieb, im Glanz schöner Beweggründe. Solche Zeugnisse des Wesens
des Lebens werden von der uranfänglichen Energie bestätigt werden.
64. Man muss verstehen, dass die Annäherung
an einen so erhabenen Begriff wie Bruderschaft eine schwere Verpflichtung
auferlegt.
Jede Befreiung von einer kleinen Gewohnheit
erfordert bereits eine Anspannung des Willens. Dabei kann es vorkommen, dass
eine scheinbar abgelegte Gewohnheit sich wieder nähert, und das in einem noch
stärkeren Maß; das heißt, dass dieses Laster in den Tiefen des Bewusstseins
weiter fortbestand.
Man könnte fragen: Bleiben Gewohnheiten über
mehrere Inkarnationen hinweg erhalten? Sie können bestehen bleiben und sogar
wachsen, wenn der Aufenthalt in der Feinstofflichen Welt nicht in den höheren
Sphären verlief.
In allem hat der Beweggrund die
entscheidende Bedeutung. So wird auch beim Übergang in die Feinstoffliche Welt der
Beweggrund der Führer sein. Nicht der offenbarte, sondern der tief empfundene
Bewegrund wird herrlicher sein
[Russisches
Original. Seite 38.]
als die
ruhmreichsten Taten.
Nur der Mensch selbst weiß, wie dieses oder
jenes Gefühl in ihm entstanden ist. Er kann den Wachstumsprozess in seinem
Innern verfolgen. So ist der beste Richter in einem selbst. Möge der Mensch sich
jedoch daran erinnern, dass ihm selbst im irdischen Dasein ein unparteiischer Zeuge
beigegeben wurde: die uranfängliche Energie.
65. Strenge und Grausamkeit sind völlig
verschiedene Begriffe. Aber die Menschen können die Harmonie der Strenge nicht
von den Krämpfen der Grausamkeit unterscheiden. Strenge ist ein Attribut der
Gerechtigkeit; Grausamkeit hingegen ist Menschenhass, von ihr aus gibt es keinen
Pfad zur Bruderschaft. Strenge drückt sich als Kreis aus, Grausamkeit aber
steht im Zeichen des Wahnsinns. Man sollte Grausamkeit nicht als eine Krankheit
verstehen, sie ist wie schmutzige Reden nur der Ausdruck einer niedrigen Natur.
Diese beiden finsteren Sprösslinge müssen im
Staat durch Gesetz beseitigt werden. Die Prinzipien, welche die Unzulässigkeit
dieser beiden niedrigsten Laster deutlich machen, müssen schon an den
Grundschulen festgelegt werden.
66. Es gibt bewusste und unbewusste
Mitarbeiter und Boten. Mit Aufträgen betraut zu werden gilt als ehrenvoll, aber
unbewusste Mitarbeiter wissen gewöhnlich noch nicht einmal, wann ihnen ein
Auftrag inspiriert wurde. Sie folgen einem ihnen unbekannten Befehl und
übermitteln etwas oder warnen, wissen aber selbst gar nicht, wo ihr Auftrag
beginnt und wo er endet. Es gibt viele solche Boten, die sich nach ihrem
Zustand zwar unterscheiden, aber in keiner Weise zaudern.
Besonders gibt es stille Aufträge, wenn es
notwendig ist, nicht durch ein Wort, sondern durch Schweigen einzuwirken.
[Russisches
Original. Seite 39.]
67. Ein starrer stiller Blick wendet
manchmal große Gefahren ab. Der Gedanke bedarf keiner Worte. Suggestion* bedarf
keiner Worte. Nur unerfahrene Hypnotiseure bemühen sich, durch Schreie einzuwirken
und durch Gesten zu helfen, doch weder das eine noch das andere ist bei der Übertragung
von Gedanken erforderlich. Eher kann rhythmischer Atem von Nutzen sein, doch
auch dieser wird durch den Rhythmus des Herzens ersetzt.
Der Gedanke wird über das Herz gesandt und auch
über das Herz empfangen.
68. Menschen, die eine Botschaft erwarten,
können auch in zwei Kategorien eingeteilt werden.
Eine Minderheit versteht zu warten, doch die
Mehrheit begreift nicht nur nicht, was vor sich geht, sondern geht sogar so
weit, Schaden zuzufügen. Sie verlassen ihre Arbeit. Sie füllen den Raum mit
Wehklagen. Sie stören ihre Umgebung. Sie zählen sich, ohne es zu bemerken, zu
den Auserwählten und beginnen, sich hochmütig über andere zu äußern.
Viel Schaden entsteht durch unzulängliches
Wissen und mehr noch durch ein abgestorbenes Bewusstsein. Jeder dieser Menschen
wird zu einer Brutstätte der Verwirrung und des Zweifels. Er verliert den
Arbeitsrhythmus und offenbart Verwirrung. Solche Menschen sind für die Ideen
des Wissens höchst verderblich. Sie wünschen zu ihrer persönlichen Befriedigung
die neuesten Botschaften zu erhalten, aber von solchen Usurpatoren geht wenig
Nutzen aus.
Man darf diese nicht
gefestigten Menschen nicht in Erwägung ziehen: Sie sind wie Nester des Verrats;
nichts hält sie von ihren Intrigen ab. Im Namen einer guten Botschaft darf
es keine Vernichtung geben.
Es gibt wenige, die inmitten von Arbeit und
Mühsal
[Russisches
Original. Seite 40.]
in
vollem Wohlwollen Botschaften erwarten können – solche Mitarbeiter werden bereits
zu Mitbrüdern.
69. Man kann unmöglich alles, was über die
Bruderschaft geschrieben wurde, als authentisch anerkennen. Vieles ist mit
Vorstellungen über die Feinstoffliche Welt vermischt, viele persönliche Träume
sind mit der Wirklichkeit verflochten worden. Es gibt viele Überlieferungen
über verschiedene Rassen und nicht bestehende Kontinente.
Die Menschen fügen einem Begriff, mit dem
sie sich beschäftigen, viele Einzelheiten hinzu, ohne die Ungleichartigkeit und
die andere Zeit zu berücksichtigen. Ein schlechtes Vorstellungsvermögen setzt oft
das herab, was es rühmen möchte.
70. Richtig ist der Pfad vom Kleinen zum
Großen. Jedes Samenkorn bestätigt dies. Oft aber halten die Menschen das Kleine
für das Große und meinen, eine kleine Münze könne die Sonne verdecken.
71. Ein Wunderheiler bespricht
Krankheiten, aber erst jetzt beginnt man zu verstehen, dass solche
Beschwörungen einfach Suggestion sind. Man kann bemerken, dass Wunderheiler irgendwelche
unverständlichen und sinnlosen Worte aussprechen, doch wenige denken
darüber nach, dass der Sinn nicht in den Ausdrücken, sondern im Rhythmus und
hauptsächlich in den ausgesandten Gedanken liegt.
Durch Suggestion kann nicht man nur Schmerz
verhüten, sondern auch der ganzen Krankheit eine andere Richtung geben.
Letzteres wird selten zugegeben, denn die Menschen glauben bis heute nicht an
die Einwirkung von Gedanken.
Aus derselben Quelle des Unglaubens
entspringt der Stillstand des Bewusstseins. Die Menschen vergiften sich durch
Unglauben. Die Weisheit der Jahrhunderte berichtet von vielen Beispielen großen
Vertrauens und der Zerstörung durch Unglauben. Wenn Wir über Zusammenarbeit
[Russisches
Original. Seite 41.]
und
sogar über Bruderschaft sprechen, müssen Wir immer wieder auf das Vertrauen
hinweisen, ohne das kein Rhythmus entstehen, kein Erfolg erreicht und kein
Fortschritt erzielt werden kann.
Denkt nicht, dass Ich zu oft allgemein
Bekanntes wiederhole, im Gegenteil, wie in der Stunde der Gefahr spreche Ich immer
wieder über das Rettungsmittel. Es gibt kein anderes Mittel, um die psychische
Energie anzuregen. Es gibt keinen anderen Weg, damit das Herz im Sieg erstrahlt.
Es ist schwierig, nicht zu ermüden, wenn es im Herzen finster ist.
72. Man kann die besten Ratschläge erhalten,
und doch können sie liegenbleiben wie die Herbstblätter. Nur die Erkenntnis, wie
wichtig der Gebrauch der Energie im Leben ist, kann Führung in die Tat umsetzen.
Zur Bruderschaft führen keine leeren Worte.
73. In der Stunde der Verwirrung ist
Schweigen der beste Freund. Möge diese Stille aber nicht zur Stille der Bosheit
werden. Möge der Rhythmus des Herzens sich, wenn auch nur für einen Augenblick,
beruhigen. Möge die psychische Energie wieder Ruhe finden; so wird die Arbeit
der Zentren gestärkt – im Licht, aber ohne in Brand zu geraten.
74. „Die Stadt wurde völlig befestigt, ihre
Mauern und Türme sind stark, bei jedem Tor steht eine Schildwache, kein Feind
kann in die Festung eindringen. Seid aber vorsichtig, Schildwachen, lasst euch
durch die Pfeile des Feindes nicht verwirren. Man hat sich Pfeile mit
besonderen Aufschriften ausgedacht, um die Aufmerksamkeit der Wächter anzuziehen.
Die Aufschriften sollen die Wächter verleiten und ihren Verstand verwirren, so
dass die Tore ohne Verteidigung bleiben.“ So wurde in einem gewissen Mysterium
der Zustand der psychischen Energie bei Verwirrung des Geistes beschrieben.
Ob man es auf poetische Weise, mit Symbolen,
Hieroglyphen, medizinischen Ausdrücken
[Russisches
Original. Seite 42.]
oder
einem strengen Befehl sagt, alle Formen weisen übereinstimmend auf die
Bedeutung der Grundenergie hin. In den Mysterien wurden oft vor schädlicher
Verwirrung warnende Symbole gebraucht. Man kann die psychische Energie sehr
verstärken, doch eine geringe Verwirrung kann dem gefährlichsten Feind die Tore
öffnen. Man muss es verstehen, in der Stunde der Verwirrung wenigstens für
einen Augenblick Ruhe hervorzurufen. Eine solche Ruhe und auch nur ein Atemzug
Prana* werden schon einen starken Schild bilden.
Ein Arzt muss den alten Symbolen aufmerksam
sein Ohr leihen. Wenn biblische Erzählungen von gesandten Krankheiten und Plagen
sprechen, kann man verstehen, dass ein bedrückter Geist die schrecklichste
Verseuchung zugelassen hat.
75. Man muss auch verstehen, dass dann, wenn
vom Guten gesprochen wird, eine rechte Tat vorausgesetzt wird. Wenn es eine rechte
Tat gibt, folgt daraus das Gute. Wenn jedoch bei einem noch so glänzenden
Gespräch über das Gute eine schlechte Tat vollführt wird, wird nur Schaden
angerichtet.
Es wird viel über das Gute gesprochen und
viel Böses getan.
76. Die Menschen nehmen an, dass ein einem
Bettler gegebener Groschen einen begangenen Mord tilgt! Solange die Angemessenheit*
nicht erkannt wird, kann kein Gleichgewicht zustande kommen.
Auch das Töten des Körpers oder des Geistes
wird nicht verstanden. Wo ist die Offenbarung der Bruderschaft, wenn ein Mord
des Geistes möglich ist? Er wird nicht einmal als Verbrechen angesehen!
77. Mut wird durch die richtige Entwicklung
der psychischen Energie verstärkt. Richtige Entwicklung muss man als natürliches
Wachstum verstehen. Möge
[Russisches
Original. Seite 43.]
jeder
seinen Vorrat an Mut vermehren; er ist wie ein offenes Fenster.
78. Das Gefühl der Zufriedenheit ist
zerstörerisch; es führt zu Übersättigung und Lähmung der Energie. In der
Feinstofflichen Welt kann man das höchst beklagenswerte Schicksal solcher
Gelähmten beobachten. Sogar das wenige, das sie während des irdischen Lebens
sammeln konnten, wird durch die Lähmung der Energie unterbunden. Umherirrende
Schatten, sie können keinen Erfolg haben, weil es ohne Energie keinen
Fortschritt gibt.
Man könnte euch fragen: Ist das Los solcher
Gelähmten oder das von bösartigen Hassenden düsterer? Die Antwort ist
schwierig. Die Hassenden können leiden und auf diese Weise geläutert werden,
aber die Gelähmten verlieren infolge der Untätigkeit der Energie die Möglichkeit
des Fortschritts.
Ist es nicht besser, schwer zu leiden, aber
dabei die Möglichkeit des Fortschritts zu haben? Läuternde Qualen sind besser
als hoffnungslose Zersetzung. Hass kann sich in Liebe verwandeln, aber Lähmung
ist das Entsetzen der Nacht. Solche ohnmächtigen Zerstörungen können nicht zur
Bruderschaft führen. Man kann die Lähmung einzelner Gliedmaßen durch den Willen
überwinden, doch wenn die Grundenergie selbst untätig ist, wie kann man dann
einen Befehl ausführen? Es laufen viele solcher lebenden Leichname herum!
79. Es ist nützlich zu beobachten, wie
Menschen unter Suggestion handeln, gleichzeitig aber die Möglichkeit eines
solchen Einflusses vehement verneinen. Manchmal behauptet ein Mensch aus
Bosheit, er gehe gemäß seiner Absicht vor, während er unter unmittelbarer Suggestion
handelt. Der Mensch überträgt Gedanken, die nicht seine eigenen sind, und verwendet
Ausdrücke, die
[Russisches
Original. Seite 44.]
ihm
fremd sind, doch aus Bosheit sucht er, sie sich selbst zuzuschreiben. Wenn ihr wisst,
woher eine Suggestion kommt, könnt ihr über absichtliche Entstellungen urteilen.
Finster und zerbrechlich ist alles, was aus Bosheit
geschaffen wurde.
80. Wenn die Menschen an einen früheren Ort
zurückkehren, verspüren sie für gewöhnlich eine gewisse Wehmut. Sie fühlen,
dass etwas nicht ausgeführt wurde. Und so ist es. In der Unbegrenztheit muss immer
etwas Vorherbestimmtes gefühlt werden.
81. Wir wollen das Buch „Bruderschaft“ in
zwei Teile teilen. Den ersten Teil über die Grundlagen der Bruderschaft geben
Wir jetzt; den zweiten Teil über das Innere Leben der Bruderschaft werden Wir
jenen senden, welche die Grundlagen angenommen haben.
Die
Offenbarung weit zurückliegender Erinnerungen kann vielschichtige Muster aus
verschiedenen Jahrhunderten hervorbringen. Man kann die verschiedenartigsten
Begegnungen wahrnehmen; so können sich nicht selten Mitglieder der Bruderschaft
treffen, doch sogar die
erhabensten Begegnungen können von den Einzelheiten aus verschiedenen Jahrhunderten
verdeckt werden. Nicht zufällig heißt es, dass jeder Mensch
[Russisches
Original. Seite 45.]
einen
vielschichtigen Speicher darstellt. Es ist viel Feuer notwendig, um all die
dunklen Speicher zu erleuchten.
83. Die Menschen sprechen viel über
Gedankenformen, es können sich aber bei weitem nicht alle Gedanken in eine Form
kleiden. Es kann gedanklichen Staub geben, der nicht nur seiner Ausformung
beraubt wurde, sondern sich mit anderen, ähnlichen Staubknäueln vermischt. Man
kann durch einen solchen Kehricht zu niesen beginnen.
84. Jene, die von
Gedankenformen sprechen, sind selten darum besorgt, wie man diese Gebilde verfeinern
und verstärken kann. Indes kann sogar Autosuggestion nützlich sein. Seit langem
heißt es, dass Gedanken durch den Raum jagen, was voraussetzt, dass sie geformt
werden müssen. Knäuel von Kehricht eignen sich nicht für Sendungen.
85. Glückseligkeit des Denkers oder Qual des
Denkers? Für gewöhnlich stellt man einen Denker in Qualen dar; wenn ihr ihn aber
fragt, ob er sich von solchen Qualen befreien möchte, wird jeder Denker verneinend
antworten. In den Tiefen seines Bewusstseins empfindet er große Glückseligkeit,
denn der Denkprozess ist bereits die höchste Wonne.
Für die Menschen gibt es nur zwei Wonnen:
Denken und die Ekstase der Schönheit. Der Pfad zur Feurigen Welt wird durch
diese beiden Erscheinungen verwirklicht. Nur über sie kann der Mensch in höhere
Sphären aufsteigen. Jedes höhere Gespräch wird bereits diese beiden Grundlagen
beinhalten.
Deshalb ist es unsinnig, von den Qualen eines
Denkers oder Schöpfers zu sprechen. Sie quälen sich nicht, sondern sie freuen
sich. Übrigens verstehen die Menschen Freude
[Russisches
Original. Seite 46.]
auf
eine so eigenartige Weise! Für manche bedeutet es Freude, nichts zu denken oder
nichts zu tun.
Der Pfad zur Bruderschaft besteht aus Denken
und Arbeit.
86. Gnade ist kein leichter Begriff; nur der
sehr Weitsichtige kann ihre Wirkungen eine herausfinden. Wenn Seelengröße spricht
„leben lassen“, so wird dies kein schweres Urteil sein. Vielleicht könnte
gerade in dieser Stunde Zerstörung herantreten, aber der Weitsichtige hat
verstanden, dass das Positive größer als das Negative ist. Für den
Kurzsichtigen ist eine solche Gnade fehl am Platz, aber für den Weitsichtigen
ist sie wie ein ins Ziel treffender Pfeil.
87. Auf dem Pfad zur Bruderschaft gibt es
viele Zeichen. Der Pfad ist nicht kurz, und jeder Vorrat ist von Nutzen. Wer
wagt zu behaupten, diese oder jene Eigenschaft sei ihm nicht dienlich? Es kann
sich ergeben, dass gerade das Vernachlässigte dringend benötigt wird.
88. Die Last dieser Welt. Zwei Schüler besprachen,
welches Symbol für diesen Begriff das ausdrucksvollste sei. Der eine schlug
Gold vor, der andere aber hielt weißen Marmor für besser. Beide kamen überein,
dass eine Last, als Gewicht, am besten durch einen Stein ausgedrückt wird. Der
Lehrer aber bemerkte: „Das kleinste Samenkorn entspricht dem Begriff der Last
der Welt.“[13]
89. Erzählt Menschen, die ihre Bestimmung im
irdischen Dasein nicht verstehen, nicht viel von den fernen Welten. Sie werden
dadurch das wenige, das sie wissen, verlieren und gewinnen aus dem Bereich
höheren Wissens nichts Nützliches hinzu. Beobachtet sehr aufmerksam, was ein
Mensch aufnehmen kann. Man beginnt die Mahlzeit nicht mit dem Nachtisch.
[Russisches
Original. Seite 47.]
Es
ist besonders schädlich, den Menschen Speise zu essen zu geben, die sie nicht
verdauen können. Umso mehr muss man Aufmerksamkeit in sich entwickeln. Die
Zuhörer dürfen sich nicht langweilen, denn Langeweile bedeutet Erstarrung.
90. Die Menschen streben gern mit vorbereiteten
Inhalten zur Bruderschaft. Warnt man sie aber, dass Streit nicht statthaft sei,
verliert ein bedeutender Teil von ihnen die Begeisterung.
Fragt die Menschen, wie sie sich die
Bruderschaft vorstellen. Ihr werdet viele unbedeutende Bedingungen finden, die
ihnen besonders wichtig erscheinen. Ein Fragesteller war so erstaunt, dass er
schließlich ausrief: „Ist es möglich, dass die Menschen die Unordnung so sehr
schätzen?“
Wahrlich, sie kennen die unabänderlichen Naturgesetze
nicht.
91. In den schwersten Stunden können die
Menschen sich gleichwohl mit den gewöhnlichsten Dingen befassen. Man kann
staunen, wie oft sich Unverständnis für die Ereignisse findet. Der wiederholte
Hinweis auf die Wichtigkeit der Stunde bleibt wirkungslos. Die Erkenntnis klopft
nicht beim Herzen an.
Lasst uns keine Vorausschau erwarten, aber
ein Vorgefühl ist völlig natürlich. Die Menschen verjagen jedoch diese Vorgefühle,
weil ihnen niemand etwas von der uranfänglichen Energie gesagt hat. So haben sie
auf einem Gebiet Erfolg, bleiben aber auf einem anderen, nicht weniger
wertvollen zurück.
92. Eine verhasste Arbeit ist nicht nur für
den erfolglosen Arbeiter ein Unglück, sondern sie vergiftet auch die ganze
umgebende Atmosphäre. Die Unzufriedenheit des Arbeiters lässt ihn weder Freude
finden noch die Qualität verbessern. Außerdem verstärkt das durch Gereiztheit
erzeugte Imperil*
[Russisches Original.
Seite 48.]
düstere
Gedanken, welche die schöpferische Tätigkeit abtöten.
Nun könnte eine bestimmte Frage auftauchen: Was
soll man tun, wenn nicht jeder die Arbeit finden kann, die seiner Berufung entspricht?
Zweifellos können viele Menschen sich nicht so einbringen, wie sie es wünschen.
Es gibt ein Mittel, das diesem Dahinsiechen entgegenwirken kann:
Wissenschaftliche Errungenschaften zeigen,
dass oberhalb der Alltäglichkeit ein herrliches Gebiet existiert, das für alle
zugänglich ist: die Erkenntnis der psychischen Energie. Durch Experimente mit
ihr kann man sich davon überzeugen, dass Bauern oft einen guten Vorrat an
Energie besitzen. Auch viele andere Arbeitsgebiete begünstigen die Erhaltung
der Kraft. Deshalb kann man die erhebende Macht bei den verschiedensten Arbeiten
finden.
93. Alles ist möglich, nur Niedergeschlagenheit
kann Unmöglichkeit einflüstern. Jeder Schritt der Wissenschaft begrenzt nicht
etwa, sondern bietet eine neue Möglichkeit. Erweist sich vom irdischen
Standpunkt aus etwas als unmöglich, so lässt sich gerade dies durch Anwendung
feinstofflicher Energien vollkommen verwirklichen.
Das Gesicht eines Menschen verändert sich
durch die Lichtquelle. Die Beleuchtung kann die Gesichtszüge bis zur
Unkenntlichkeit verändern und einen nie dagewesenen Ausdruck enthüllen. Es gibt
aber so viele Strahlen und Ströme mit allen möglichen Einwirkungen, die das
Vorhandene verwandeln können!
Ist es nicht ermutigend zu verstehen, dass
alles möglich ist?
94. Es ist bedauerlich, wenn jemand keinen
Angriffen ausgesetzt ist. Das bedeutet, dass sich seine Energie in einem sehr
schwachen Zustand befindet und keine Gegenwirkungen hervorruft. Nur
[Russisches
Original. Seite 49.]
Unwissende
können Angriffe als Unglück betrachten.
Fettleibigkeit schwimmt im Fett der
Untätigkeit. Für welche Düngung ist ein solches Fett tauglich? Die
Ausdünstungen des Fetts ziehen unerwünschte Wesenheiten an. Nützlicher ist
wachsames Streben, es bewahrt einen genügenden Schutz für die Nerven. Ebenso
darf Magerkeit den Punkt des Gleichgewichts nicht überschreiten.
95. Jede Erscheinung ist vielgestaltig. Es
ist besonders irrig zu meinen, die Erscheinungen hätten nur eine einzige Quelle
und nur eine einzige Wirkung. Man kann um jede Tat herum viele verschiedene Bereiche
unterscheiden, die Einfluss nehmen und auf die ein Einfluss sich erstreckt. Man
muss lernen, dass die Sphäre jeder Tat viel weiter ist, als man sich nach
irdischem Urteil vorstellen kann. Auf diese Weise berühren
die Menschen mit jeder Tat und mit jedem Gedanken mehrere Sphären.
Man sollte
nicht vergessen, dass Gedanken unvermeidlich die Feinstoffliche Welt berühren. Sie gelangen nicht immer in einem klaren Zustand dorthin,
werden aber in jedem Fall eine gewisse Verwirrung der Energie hervorrufen. Es
brechen sich so viele Ströme im Raum, dass man die menschliche Tat nicht bloß
als Muskelreflex bezeichnen kann. Daher muss man sich an die Vielschichtigkeit
der Wirkungen gewöhnen.
96. Einst wollte ein Künstler den Gedanken
darstellen, wusste aber nicht, welches Symbol ihn am besten ausdrückt. Ein
Philosoph schlug vor, ihn als Wolkengebilde zu verstehen, weil der Gedanke im
Raum weilt. Ein anderer Denker meinte, der Sternenhimmel sei besser. Ein
dritter nahm an, ein Blitz ergäbe eine grobe Darstellung des Gedankens. Ein
vierter schlug vor, die Leinwand weiß zu lassen, da
[Russisches
Original. Seite 50.]
irdische
Auge den Gedanken nicht einfangen und jedes Bild für das Licht dieser Energie
zu grob wäre.
98. Beeilt euch nicht mit
Schlussfolgerungen. Die Menschen hasten gewöhnlich verfrüht voran und verwirren
auf diese Weise die Fäden der Wirkungen.
99. Bruderschaft oder Gemeinschaft – es ist
unmöglich, zwischen ihnen eine scharfe Grenze zu ziehen. Die Menschen hingegen wünschen
sich, dass Begriffe ganz klar auseinandergehalten werden. Es fließt aber vieles
von anderen Begriffen hinein. So wird die Gemeinschaft eine Art eine Schwelle zur
Bruderschaft sein, deshalb muss man die Zugänge zum Bollwerk des Geistes hüten.
100. Die Zerrüttung des Heimes und der
Familie geschieht nicht durch Worte und Taten, sondern durch Gedanken. Schweigend
werden die Grundlagen untergraben. Die Menschen selbst planen,
ohne es zu merken, die Zersetzung. Es gibt wenige Heime, in denen in vollem
Verständnis gemeinsame Arbeit geleistet wird – so ist jedes Heim eine Stufe zur
Bruderschaft.
101. Ein Stallknecht trug seinem Herrn den
Wunsch vor, eine ganz besondere Pferderasse zu züchten. Der Herr antwortete: „Ein
ausgezeichnetes Vorhaben, zuerst aber bringe den Pferdestall in Ordnung.“
Ein Schriftsteller wird besonders geschätzt,
wenn seine Gedanken Nutzen bringen und nicht nur flüchtig gelesen werden. Man kann viele Beispiele aus verschiedenen Bereichen anführen,
um an den Dienst zu erinnern, der seinem Wesen nach planmäßig ist. Dieselbe Planmäßigkeit
[Russisches
Original. Seite 51.]
muss
man anwenden, wenn der Gedanke über die Bruderschaft sich bildet.
102. Wir sollten jede Stunde zählen, in der es
uns gelungen ist, unsere Kraft zum Nutzen einer Sache zu verausgaben. Dienst
besteht nicht darin, das übliche Wohlergehen zu fördern, sondern Heil zum
Nutzen der Menschheit zu bringen. Es mag schwierig sein, einzelne
Persönlichkeiten anzunehmen, jedoch das Antlitz der gesamten Menschheit wird
annehmbar sein.
103. Wie soll man die Existenz des freien
Willens mit den Einwirkungen in Einklang bringen, über die oft gesprochen wurde?
Der freie Wille existiert und niemand wird dies leugnen, doch ständig kann man irgendwelche
Nichtübereinstimmungen mit den Taten und dem Denken der Überirdischen Kräfte
bemerken. Es kommt darauf an, ob der Wille mit den Höheren Kräften harmoniert oder
ob er chaotisch ist und den Aufbau zerstört.
Es ist bedauerlich zu beobachten, dass unter
den Menschen der chaotische Wille vorherrscht. Er wird durch die formale Bildung
nicht besser. Der freie Wille ist ein Prärogativ[14] des
Menschen. Aber ohne Harmonie mit den höheren Kräften wird er zur Katastrophe.
104. Obgleich wiederholt vom Schaden durch
niederen Psychismus* gesprochen wurde, können die Unwissenden diesen Zustand
nicht vom natürlichen Wachstum der uranfänglichen Energie unterscheiden. Wenn
wir hören, dass jemand niederen Psychismus mit psychischer Energie verwechselt,
wissen wir, dass es nutzlos ist zu versuchen, ihn von dieser Unwissenheit
abzubringen. Man muss spüren, wo die Quelle zu finden ist, die unseren Vorrat
an Energie speist. Man muss diesen Schatz achten.
105. In
antiken Traktaten[15] kann man den
Ausdruck „Beschädigte Seelen“[16] finden. Dabei
wird erklärt, dass man sich die Beschädigung nur selbst zufügen kann. Sobald
sich der Mensch einbildet, es gäbe für ihn keinen Weg mehr, der ihn
weiterführt, fesselt er seine uranfängliche Energie. Bei solchen Fesseln kann
es keinen Fortschritt geben. Indem er seinen Weg abbricht, nimmt der Mensch
eine schwere Verantwortung auf sich.
Das kann
nicht mit Verzweiflung gerechtfertigt werden, denn dieses düstere Gespenst wird
natürlich durch den eigenen schwachen Willen erzeugt. Wenn dieses Gespenst in
den Geist einzieht, beschädigt es tatsächlich dessen Gesundheit. Das Gespenst
hat mit der Wirklichkeit nichts gemein. Wenn die Menschen die wahren Gründe
ihrer Verzweiflung untersuchen, werden sie von deren Nichtigkeit überrascht
sein.
Wenn das
Konzept der Bruderschaft den Menschen vertrauter wäre, wie viele solcher grundlosen
Verzweiflungen könnten zerstreut werden! Doch die Menschen ziehen es vor, ihren
Fortschritt zu unterbinden, nur um nicht über die heilsamen Grundlagen
nachzudenken. Die Schriftsteller der antiken Traktate über Beschädigte Seelen
hatten oft gute Gründe für diesen Ausdruck.
106. Bei jedem Handwerk kann man sich davon
überzeugen, wie schwer es ist, anzuleiten, wenn ein feindlicher Wille vorhanden
ist. Nicht nur ein feindlicher, sondern auch ein untätiger Wille kann schadenbringend
sein. Von einem bösen Willen werden viele bereits gestaltete Möglichkeiten
abgelehnt. Nicht nur bei großen Ereignissen, sondern in der ganzen Lebensweise
kann man eine solche Situation beobachten.
107. Ein Verneiner wird oft beteuern, keinen
Einfluss auszuüben. Auch in einem solchen
[Russisches
Original. Seite 53.]
Fall
kann die Bruderschaft ungewöhnlich nützlich sein. Mit einem Anruf der
Bruderschaft kann man sich dem menschlichen Wesen auf ungewöhnliche Weise
nähern. Die Bruderschaft kann wie ein Arzt auf einen feindlichen Willen
einwirken. Doch dafür muss man sich den Begriff Bruderschaft aneignen. Sehen wir
das oft?
108. Kann man einen Menschen nennen, der
zufrieden wäre, wenn er anstatt des von ihm erhofften ganzen Kleides nur ein
halbes erhält? Ebenso ist es mit der Zusammenarbeit. Was für ein Erfolg kann
erreicht werden, wenn man anstatt der vollen brüderlichen Zusammenarbeit nur eine
halbe aus Misstrauen und Zweifel anbietet?
Es ist notwendig, die Fähigkeit zur
Zusammenarbeit zu erproben, beginnend mit den ganz alltäglichen Arbeiten. Es
ist falsch anzunehmen, Zusammenarbeit komme bei großen Taten zustande, wenn sie
noch nicht einmal im Alltäglichen bestand. Man sollte genau in die Tiefe des Bewusstseins
blicken und sich fragen, ob der Geist für Zusammenarbeit bereit ist.
Ein Mensch kann an die Bruderschaft noch
nicht einmal denken, wenn es ihn nicht erfreut, an der Gemeinschaftsarbeit
teilzunehmen. Jede Gemeinschaftsarbeit hat viele Aspekte, die den verschiedenen
Fähigkeiten entsprechen. Ist das Arbeitsfeld etwa begrenzt? Ist es denn nicht eine
Freude, um sich herum wahre Mitarbeiter zu spüren? Bei Uns herrscht große Freude
über jeden Mitarbeiter. Man sollte jeden, der sich nähert, behutsam ermutigen.
Man muss um die Abgefallenen nicht betrübt sein, deren Geist die wahre Freude
nicht zu verstehen vermag.
109. In der Unbegrenztheit gibt es viele
Empfindungen, die man mit irdischen Worten nicht ausdrücken kann. Manche von
ihnen
[Russisches
Original. Seite 54.]
erfüllen
das Herz mit Erbeben, doch eine solche Anspannung ist weder erschreckend noch
entzückend. Es ist schwer, das Gefühl eines Menschen zu beschreiben, der sich
vor dem Unermesslichen Abgrund befindet. Er ist nicht erschrocken, kann aber
auch nichts wagen. Er sieht keine Unterstützung und weiß nicht, was in einer solchen
Lage zu tun ist.
Ein Glück ist es aber für ihn, wenn die
Bruderschaft hinter ihm steht und ihm dies völlig bewusst ist. Man sollte die
Bruderschaft nicht als etwas Abstraktes verstehen. Sie ist hier für das Glück
der Menschheit.
110. Wenn das unübertreffliche Gefühl der
Bruderschaft unter irdischen Verhältnissen auch schwierig ist, so ist die Bruderschaft
doch jedem bestrebten Geist vollkommen zugänglich. Man muss nicht kompliziert
urteilen, wenn ihr es nur versteht, eurem Nächsten nichts zu wünschen, was ihr für
euch selbst nicht wünscht. So kann man sich an jedem Tag, bei jeder Aufgabe und
bei jedem Gedanken in der Erkenntnis der Bruderschaft festigen.
111. Gute Taten gleichen den verschiedenen
Blumen auf einer Wiese. Neben heilkräftigen kann es prächtige, aber giftige
geben. Neben herrlichen Erscheinungen können sich überaus tödliche finden, doch
nur aufgrund von Erfahrung kann man die richtige Wahl treffen.
Unaufrichtigkeit enthält ein zerstörerisches
Gift. Man kann sehen, dass ein auf Lüge gegründeter Aufbau in Hässlichkeit
entartet. Es wird viel über gute Taten gesprochen, doch diese müssen wirklich
gut sein. Mögen die Menschen in der Tiefe ihres Herzens ergründen, wann sie gut
waren. Keine Maske kann die Hässlichkeit des Gerippes der Lüge verbergen.
Verurteilen wir nicht, denn jeder hat sich bereits selbst verurteilt.
112. Noch nie ist ein Baum wieder
zusammengewachsen, der vom Blitz gespalten wurde. Man kann nicht in das Innere
eines Herzens eindringen,
[Russisches
Original. Seite 55.]
das
von einem Blitz verfinstert wurde. Man kann nicht erwarten, dass ein
verbrannter Baum wieder kräftig und schattig wird. Ebenso sollte man bei Aufrufen
zur Bruderschaft nicht auf ein Herz hoffen, welches das Gute vergessen hat.
113. Jede wissenschaftliche
Erkenntnis ist schön, solange sie nicht in einer Sackgasse endet. Ausweglosigkeit
ist dem unbekannt, der erkannt hat. Er kann ständig schöpfen, indem er neue
Zweige der Erkenntnis erarbeitet. Ein solches unbegrenztes Wissen ist die beste
Stufe der Vorbereitung auf die Bruderschaft. Diese Unbegrenztheit zu erkennen
ist nicht sehr leicht, aber für jemanden, der den Fortschritt der Evolution kennt,
wird es der natürliche und einzige Pfad sein.
Lasst nur bei solchen Voraussetzungen das
Herz nicht hart werden. Möge bei jeder Annäherung an das neue Bewusstsein die
Begeisterung bewahrt werden. Ein verhärtetes Herz wird den Turm nicht
ersteigen. Es wird dem feinstofflichen Körper keine Macht geben. Ein solches versteinertes
Herz wird innerhalb der irdischen Grenzen bleiben.
Es ist sehr wichtig, das Leben des Herzens
zu verstehen. Man sollte nicht zulassen, dass es sich in Urgestein verwandelt. Man
muss die Offenbarungen des Herzens verfolgen. Ohne das Herz kann die
Bruderschaft nicht aufgebaut werden.
114. Wir wollen noch eine andere Eigenschaft
nicht vergessen, die auf dem Pfad notwendig ist: dem Eigentum nicht anzuhängen.
Geiz ist überhaupt nirgendwo zu gebrauchen, eine solche Eigenschaft hält einen
in den niederen Sphären fest. Die Anhänglichkeit eines Geizhalses ist ein
unüberwindliches Hindernis. Wenn es nicht leicht ist, den Verzicht auf Besitz
zu erkennen, so ist Geiz die schwerste Bedingung des Versinkens in den Abgrund.
115. Man sich sehr täuschen, wenn man annimmt,
die meisten Menschen verstünden es,
[Russisches
Original. Seite 56.]
Bücher
zu lesen. Eine solche Fähigkeit muss anerzogen werden. Wenn Menschen ein Buch
annehmen, heißt das nicht, dass sie es durchlesen können. Man kann sehen, wie
relativ sie das Durchgelesene auslegen und wie weit ihr Verständnis vom
Gedankengang des Schriftstellers entfernt ist.
Ich bestätige, dass Bücher wenig erfasst
werden, doch die uranfängliche Energie kann ein ausgezeichneter Führer sein.
Sie verhilft nicht selten dazu, das nötige Buch zu finden und aus ihm das
Gewünschte herauszusuchen. Man muss nur aufmerksam sein. Doch auch zu dieser
Eigenschaft muss man sich erziehen.
116. Man kann oft Geschichten über die Entstehung
oder Vernichtung von Bruderschaften hören. Es wird auf verschiedene Länder
hingewiesen, viele Epochen werden genannt, doch niemand
kann zuverlässig sagen, wann Gemeinschaften verwirklicht wurden. Die
Menschen halten die spärlichen Hinweise auf die Bruderschaft für ein schönes
Märchen. Die Einzelheiten des Aufbaus der irdischen Bruderschaft gibt rufen viel
Streit und viele Missverständnisse hervor. Meistens wird sie als überhaupt nicht
existierend betrachtet.
Man kann bemerken, dass die Menschen in eine
besondere Gereiztheit geraten, wenn sie über den Aufbau der Bruderschaft
urteilen. Besonders argwöhnisch sind Menschen, die nichts Höheres als ihre
eigene Vorstellung zulassen. Sie vergessen, dass Vorstellung eine
Aufspeicherung der Wirklichkeit ist. Ebenso können sie nicht zulassen, dass es irgendetwas
Höheres als ihre eigene Auffassung vom Leben gibt.
Es gibt wenige Wanderer, die ungewöhnlichen
Erscheinungen Beachtung schenken. Im Gegenteil werden nicht selten die außerordentlichsten
Anzeichen auf
[Russisches
Original. Seite 57.]
die
banalste Weise erklärt. Wie Blinde wollen die Menschen das Offensichtliche nicht
bemerken; sie fliehen vor ihm davon, um sich in ihre herkömmlichen Illusionen
einzusperren. Man könnte fragen, wer der Wahrheit mehr ergeben ist: Jener, der in
der Narkose der Illusionen versinkt, oder jener, der bereit ist, scharfsichtig und
mutig der Wirklichkeit gegenüberzutreten?
Wir schätzen die Diener der Wirklichkeit.
117. Betrachten wir Skeptiker nicht als Diener
der Wirklichkeit, sie wandeln in einen grauen Schleier eingewickelt durchs
Leben. Sie meinen, dass sie sich gegen Illusion auflehnen, bedecken sich aber
ständig mit Spinnweben. Man muss Menschen auswählen, die von klein auf die
Wahrheit lieben.
118. In Legenden über Harmagedon* werden
Menschen mit verhüllten Gesichtern erwähnt – geht jetzt nicht etwas Ähnliches vor
sich? Man kann sehen, wie die ganze Welt allmählich einen Schleier anlegt und die
Hand gegen den Bruder erhebt. Gerade die verhüllten Gesichter kennzeichnen die
Zeit.
Wisset: Wer
Geduld besitzt, hat sie in vielen Leben gefestigt. Ein geduldiger Mensch ist
ein vielerfahrener Arbeiter. Nur bei großen Arbeiten erkennt der Mensch die
Wertlosigkeit der Gereiztheit. Angesichts des Großen Bildnisses versteht er die
ganze Bedeutungslosigkeit der vergänglichen Erscheinungen.
Die
Eigenschaften der Lebenserscheinungen können ohne viele Prüfungen weder
bewertet noch unterschieden werden. Man sollte nicht annehmen, Geduld sei eine grundlose
Auszeichnung; im Gegenteil, sie gehört zu jenen Eigenschaften, die sowohl im
irdischen als auch im feinstofflichen Dasein besonders schwer erarbeitet werden.
Auf diese Weise ist ein geduldiger Mensch reich an Erfahrungen, während ein ungeduldiger
ein Neuling im Leben ist. Das
wollen wir uns für den Pfad merken.
120. Selbständige Tätigkeit ist eine
unerlässliche Eigenschaft. Sie wird ebenfalls nicht leicht erworben. Sie kann
in Willkür ausarten oder bis zur Zersetzung schwächen.
Jeder Lehrer bemüht sich, dem Schüler wahre selbständige
Tätigkeit einzugeben, aber wie lässt sich das mit der Hierarchie in Einklang
bringen? Es gibt viele Missdeutungen im Zusammenhang mit dieser Auffassung.
Über die Widersprüche zwischen selbständiger Tätigkeit und Hierarchie könnten
ganze Traktate geschrieben werden. Es finden sich äußerst hinterlistige Einflüsterer,
die beweisen, dass auf diese Weise die Unwandelbarkeit der Hierarchie
erschüttert wird. Die Einflüsterer bemühen sich zu verbergen, dass selbständige
Tätigkeit mit Abstimmung oder, wie man sagt, mit Harmonie mit allen Stadien des
Bewusstseins einhergehen muss.
121. Man sollte es verstehen, scheinbare
Widersprüche zu überwinden. Einerseits muss man
Herzensgüte entwickeln, andererseits Strenge begreifen. Für viele ist diese
Aufgabe völlig unlösbar; nur das Herz kann einem eingeben, wann diese beiden
Eigenschaften einander nicht widersprechen. Das Herz weist darauf hin, wann man
seinem Nächsten zu Hilfe eilen muss. Es ordnet auch an, wann dem Wahnsinn eines
wilden Tieres Einhalt zu gebieten ist.
Man kann das Gesetz,
wann dies oder jenes zu tun ist, nicht mit Worten
[Russisches Original. Seite 59.]
ausdrücken. Die Gesetze des Herzens sind
ungeschrieben, doch nur in ihm wohnt die Gerechtigkeit, denn das Herz ist die
Brücke zwischen den Welten.
Wo ist die
Waage der Selbstverleugnung? Wo ist der Richter der Heldentat? Wo ist das Maß
der Pflicht? Das Schwert der Fähigkeit kann auf Befehl des Herzens aufblitzen. Für das Herz gibt es keine Widersprüche.
122. Das Eindringen in die Sphären der
Feinstofflichen Welt widerspricht dem irdischen Leben nicht. Das Leben der
Feinstofflichen Welt ist keine Nekromantie[17], an
eine solche Auffassung muss man sich gewöhnen. Wenn die irdischen Augen noch
nichts sehen und die Ohren nichts hören, erkennt das Herz die Wirklichkeit.
Für den Fortschritt muss man die
Überirdische Welt anerkennen. Ein solches erweitertes Bewusstsein wird auch die
gesamte Einstellung zum Leben verwandeln. Die Zeit ist gekommen, in der man das
Bewusstsein auf weite Wahrnehmungen vorbereiten muss. Nur bei einem weiten
Verständnis kann man den vor sich gehenden Prozess erkennen.
123. Ihr seht, dass die Welt sich im
Kriegszustand befindet. Ihre Gesichter sind verschieden! An einer Stelle sind
sie verhüllt, an einer anderen liegen sie offen zutage, aber ihr Sinn ist ein
und derselbe.
Auch die Revolution nimmt einen eigenartigen
Sinn an, sie kann sich auch ohne diese Bezeichnung vollziehen. Manche meinen,
der Prozess verlaufe zu langsam, im Grunde genommen ist er aber sogar
beschleunigt.
124. Der Planet war oft von Gefahr durch Kometen
bedroht. Die Menschen haben aber noch nicht einmal bei der angespannten
Atmosphäre etwas Ungewöhnliches verspürt. Es gab einzelne Personen, die verstanden
haben, wie angespannt die Atmosphäre war, die überwältigende Mehrheit hat aber
[Russisches
Original. Seite 60.]
überhaupt
nichts bemerkt.
Man kann ein interessantes Experiment durchführen,
indem man beobachtet, wie die Menschheit auf bestimmte Ereignisse erklingt. Man
muss bemerken, dass noch nicht einmal offensichtliche Weltereignisse in das
Bewusstsein gelangen. Der Grund dafür ist, dass die Menschen die Dinge auf ihre
Weise sehen wollen und ihrem Bewusstsein nicht erlauben, sich auf die rechte Weise
auszudrücken. Solche Menschen sind für Zusammenarbeit ungeeignet.
125. Ebenso wenig geeignet sind jene, die
nur halb arbeiten. Sie sind leicht enttäuscht und erzielen keine Ergebnisse.
Arbeit muss auf völliger Hingabe aufgebaut sein. Oft ist es einem nicht
beschieden, die Früchte seiner Arbeit zu sehen, man muss aber wissen, dass
jeder Tropfen Arbeit bereits ein unbestreitbarer Gewinn ist.
Ein solches Wissen führt zu einer
Fortsetzung der Arbeit auch in der Feinstofflichen Welt. Ist es nicht das
gleiche, wenn die Aufgabe gedanklich erfüllt und in Gedankenformen ausgedrückt
wird? Möge die Arbeit nur Nutzen bringen. Es ist nicht
unsere Sache zu beurteilen, wo Arbeit am nützlichsten ist, sie hat ihre eigene
Spirale.
126. Nie zuvor haben wir uns bei einer
solchen Anspannung unterhalten. Nie zuvor war die Erde so sehr von braunem Gas
eingehüllt. Nie zuvor war der Planet so sehr von Hass überflutet. Es ist unmöglich,
die Krämpfe der Völker nicht zu spüren; wenn Ich deshalb von Schonung der
Gesundheit spreche, habe Ich die außergewöhnliche Lage der ganzen Welt im Blick.
Man kann bedauern, dass die Völker nicht an
die Weltlage denken. Viel Energie geht verloren. Denkt nicht, dass die
besondere Spannung nur von privaten Umständen abhängt, sie vibriert
[Russisches
Original. Seite 61.]
gemäß
den weltweiten Verhältnissen.
Die psychische Energie ist angespannt, sie
ist sowohl zum Empfang als auch zur Abwehr bereit. Der Geist spürt die Vorhaben,
die in der Feinstofflichen Welt offenbar werden.
127. Explosionen von Sternen
haben Bedeutung für die Erde nicht im Moment der Explosion, sondern erst, wenn
der Photochemismus seine Einwirkungen erzeugt. Dieses Beispiel ist auch für die
menschlichen Beziehungen überaus lehrreich. Es ist unmöglich zu verfolgen, wo
die Grenze der Beziehungen beginnt und wo sie endet. Wenn im Weltall weit
voneinander entfernte Himmelskörper stark aufeinander einwirken, können auch
menschliche Fluida auf weite Entfernungen wirken.
Auch zwischen der grobstofflichen und der
Feinstofflichen Welt kann man ein höchst komplexes Gewebe von Wechselwirkungen
wahrnehmen. Ich spreche hier nicht von Gedankenübertragung, sondern habe jetzt die
Emanation der Fluida im Sinn, die als ein ständiger Ausfluss der uranfänglichen
Energie gemäß dem magnetischen Prinzip strömt. An diese Grundlage sollte man bei
jeder Zusammenarbeit erinnern.
128. Gewöhnlich stellt man das Offenbarte in
Form eines Kreises dar und nimmt außerhalb dessen etwas Nichtoffenbartes an; ein
solches Symbol ist bedingt, denn die Grenze des Nichtoffenbarten ist sehr
gewunden. Es dringt überall dort ein, wo der Widerstand schwach wird.
129. Es ist unbegründet, zu meinen, das Chaos
sei irgendwo weit weg; es wird von der Menschheit bei jedem unordentlichen
Denken zugelassen. Nur ein standfestes Bewusstsein kann ein Schutz gegen das Chaos
sein. Manchmal sind die kleinsten äußeren Erscheinungen die Folge der tiefsten
[Russisches
Original. Seite 62.]
130. „Bruderschaft ist auf Erden unmöglich!“
rufen jene aus, die von Ichsucht erfüllt sind. „Bruderschaft ist auf Erden
unmöglich“ sagen die finsteren Zerstörer. „Bruderschaft ist auf Erden unmöglich“
flüstern die Willensschwachen. So versuchen viele Stimmen, die Grundlagen des
Daseins zu verneinen. Wie viele wahre Bruderschaften haben aber in
verschiedenen Epochen bestanden, und nichts konnte ihre Existenz unterbinden.
Wenn die Menschen etwas nicht sehen,
existiert es für sie nicht. Eine solche Unwissenheit kann man von alters her
bis heute verfolgen. Nichts kann einen Menschen zum Sehen zwingen, der nicht
sehen will. Es ist an der Zeit zu verstehen, dass nicht nur Sichtbares
existiert, sondern dass die Welt auch von unsichtbaren Wirklichkeiten erfüllt
ist.
131. Wodurch können Brüder miteinander in
Verbindung stehen? Wenn sie im irdischen Körper sind, wird eine solche Verbindung
nur vorübergehend sein. Wenn sie im feinstofflichen Körper sind, wird eine
solche Einheit nur schwach sein. Nur die Lichtkörper können sich gegenseitig
bestärken.
Nur unter dem einen Strahl des Mittelpunktes
kann man gegenseitiges Verständnis finden; so wollen wir uns dem Begriff der Bruderschaft
gegenüber nicht oberflächlich verhalten, sonst verbleibt er in den irdischen
Grenzen und wird nutzlos sein. Der führende Magnet ist weder im irdischen noch
im feinstofflichen Körper verankert, sondern im Geisteskorn, im Licht, das über
alle Vorstellung hinaus verliehen worden ist.
Wer das höhere Geheimnis der Bruderschaft
nicht versteht, sollte diesen Begriff lieber nicht herabsetzen. Möge er sich
erneut in die Feinstoffliche Welt versenken und das Leuchten der Höchsten Welt
kennenlernen. Vielleicht
[Russisches
Original. Seite 63.]
wird
dieser Wanderer bei seinem neuen Aufstieg einen Lichtfunken mit sich führen?
So wollen wir bei der Auffassung der Bruderschaft
Behutsamkeit walten lassen.
132. Bei ruhiger Oberfläche gibt es eine
klare Widerspiegelung. Jede Aufregung verzerrt die Klarheit. Ebenso benötigt
die uranfängliche Energie Ruhe, um die Wahrheit widerzuspiegeln. Man sollte
nicht annehmen, Ruhe sei Niedergang und Schwäche. Nur unordentliche Aufregung
kann den Energiespiegel verzerren.
Man spricht viel von der Ruhe der Weisen, die
jedoch eine gewaltige Anspannung ist; so gewaltig, dass die Energieoberfläche
spiegelglatt wird. Daher darf man Ruhe nicht für Untätigkeit halten.
133. Beschimpfung durch die Finsteren
bedeutet Lob. Man kann verfolgen, wie Djins* bemüht waren, Tempel zu bauen. Sie
hatten keine Ahnung, wie sehr ihre Arbeit von Nutzen war. Man könnte ein Buch „Die
Arbeit der Djins“ schreiben.
134. Menschen, die brüderliche
Zusammenarbeit in sich tragen, können von klein auf beobachtet werden. Sie
unterscheiden sich gewöhnlich deutlich von der gesamten Umgebung. Ihre Beobachtungsgabe
ist groß und ihre Empfänglichkeit stark. Sie geben sich nicht mit
Mittelmäßigkeit zufrieden und sind einsam unter den allgemein üblichen
Vergnügungen. Man kann bemerken, dass sie gleichsam irgendeine innere Aufgabe in
sich tragen.
Sie können viel sehen und in ihrem
Bewusstsein bemerken. Sie sind gewöhnlich barmherzig, als ob sie sich des
Wertes dieser Eigenschaft erinnerten. Sie empören sich über grobes Verhalten,
als ob sie die ganze Gemeinheit dieser Eigenschaft verstünden. Sie
konzentrieren sich auf ihre Lieblingsgegenstände,
[Russisches Original.
Seite 64.]
sind
aber von Neid und Böswilligkeit umgeben, weil sie unter den Menschen unverstanden
und fremd bleiben. Es ist nicht leicht, mit einem hohen Bewusstsein zu leben, man
kann sich aber nicht mit der Verneinung all dessen zufriedengeben, was zum
Licht führt.
Solchen Auserwählten begegnet man nicht oft.
Sie werden oft nicht erkannt. Sie haben einen Traum, den sie aus weiter Ferne
mitbringen und der für andere Menschen manchmal an Wahnsinn grenzt. Die
Bezeichnung „heiliger Wahnsinn“ stammt aus dem Altertum. Weisheit wird nicht
selten als Wahnsinn bezeichnet. Ebenso nennen die Menschen auch jedes hohe Bewusstsein.
Betrachten wir diese Axiome[18] nicht
als allgemein bekannt, sie bleiben nämlich für ganze Zeitalter vernachlässigt.
So schwer geht das Konzept der Bruderschaft
ins Bewusstsein ein.
135. Die Finsternis des Geistes wird von den
Menschen selbst erzeugt. Das Erbe der Feinstofflichen Welt ist nicht wirklicher
als ein Traum. Es trifft sogar auf die Feindschaft des Verstandes. Der Verstand
nimmt die Erscheinungen der Höheren Welt nicht auf. Das feurige Leuchten ist für
ihn besonders mühsam.
136. Die Fähigkeit, mit Menschen ihrem
Bewusstsein gemäß umzugehen, ist eine hohe Eigenschaft. Man sollte nicht
vergessen, dass das meiste Elend aus Mangel an Entsprechung entsteht. Es ist
unmöglich, selbst sehr gute Dinge vorzuschlagen, wenn sie das Bewusstsein
übersteigen. Es ist unmöglich, zu einem unvorbereiteten
Menschen über Harmonie oder Schwingungsverbindungen zu sprechen. Wer kann vermuten,
was ein solcher Mensch sich unter Harmonie oder Schwingungsverbindungen
vorstellt?
[Russisches Original. Seite 65.]
von Behutsamkeit gegenüber seiner Umgebung spricht,
kann er das verstehen. Dieses einfachste Konzept der Behutsamkeit wird zur
festen Grundlage jeder Zusammenarbeit der Bruderschaft. Es ist wünschenswert,
dass jede Zusammenarbeit ein Nährboden der Behutsamkeit ist. Darin drückt sich auch
Aufmerksamkeit, Besorgtheit, Barmherzigkeit und selbst Liebe aus.
Wie viel
Kraft kann allein durch Behutsamkeit bewahrt werden! Wie viele kosmische
Einwirkungen des Geistes können durch einfachste allgemeine Besorgtheit reguliert
werden. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie sehr die Aura eines Hauses dort
gestärkt wird, wo Behutsamkeit ausgezeichnet beachtet wird. In vielen Menschen
ist das Verständnis der Hierarchie völlig getrübt, aber auch in diesem Fall hilft
Behutsamkeit, die Lage zu verbessern: Man braucht nur behutsam miteinander
umzugehen! Das ist keine große Verpflichtung, doch wie ein Grundstein.
137. Die
Menschen sprechen viel von Kultur, aber auch diese Grundlage darf nicht verkompliziert
werden. Die Verbesserung des Lebens und die Hebung der Moral müssen einfacher
verstanden werden. Jeder, der ein besseres Leben kennengelernt hat, wird sich
allem Schönen gegenüber bereits behutsam verhalten. Man sollte gütiger sein.
138. Aufmerksamkeit hilft, viele äußere Einflüsse
zu bemerken, doch auch diese Bestrebtheit wird durch lange Erfahrung
aufgespeichert.
139. Vergleichen wir die Anzahl gedanklicher
Heldentaten mit Heldentaten durch eine irdische Tat. Es ist erstaunlich, die Zahl
gedanklicher Entschlüsse mit der kleinen Menge offenbarter Taten zu vergleichen.
Natürlich stellt jeder auf das Gute gerichtete Gedanke
[Russisches
Original. Seite 66.]
unzweifelhaft
bereits einen Wert dar. Es ist jedoch lehrreich zu verfolgen, wie erschwert es
ist, Gedanken in irdische Tat umzusetzen. Man kann wirklich verwundert darüber sein,
warum Gedanken so weit von der Tat entfernt sind!
Starke Gedanken
bedürfen kein Eintreten in eine Tat, doch außer solchen vereinzelten Denkern
gibt es eine Vielzahl guter Gedanken; sie sind aber nicht stark genug, um gedanklich
einzuwirken, und gelangen nicht bis zu einer irdischen Tat. Wie immer ist
ein solcher Mittelweg träge. Er kann den gesunden Fortschritt des Menschen
verhindern.
Daher lasst uns sehr besorgt Hilfe gewähren,
damit jeder Keim eines guten Gedankens in die Tat umgesetzt wird.
140. Jeder Aufstieg wird durch eine Tat
symbolisiert, aber es ist nicht leicht zu beurteilen, welche Tat dem Gedanken
entspricht. Viele Nebenumstände werden hinderlich sein und auf ihre eigene
Weise dem Versuch zur Tat eine Färbung geben. Man benötigt ungeheure Geduld und
Beobachtungsgabe, um sich im Gestrüpp des widersprüchlichen Chaos
zurechtzufinden. Man muss auch seine Arbeit lieben, um darin Erholung und
Rechtfertigung zu finden.
141. Man könnte fragen: Wird die Zahl der
Ärzte durch die Zunahme von fertigen Arzneien abnehmen? Das wäre ein Unglück.
Überall werden Ärzte gebraucht, wenn man unter einem Arzt einen hochgebildeten
Menschenfreund versteht. Gerade die herkömmlich zubereiteten Arzneien rufen Krankheiten
hervor, die der Arzt individuell heilen muss. Es bedarf einer sehr
feinstofflichen Verbindung von Suggestion und Medikamenten.
[Russisches
Original. Seite 67.]
Wir sprechen nicht von der Chirurgie, denn
dieses Gebiet bedarf keiner Erörterung, wenn es seine Bestimmung nicht
überschreitet. Ein Chirurg, der eine unnötige Operation ausführt, gleicht nicht
selten einem Mörder. Deshalb ist auch auf diesem Gebiet wahres Gefühlswissen
erforderlich.
Noch komplizierter ist aber die Lage eines
Arztes, wenn mehrere Krankheiten gleichzeitig auftreten, solche Fälle mehren
sich. Man kann eine Krankheit heilen und gerade dadurch die andere
verschlechtern.
In vielen Gegenden fehlt bis heute eine vernünftige
ärztliche Hilfe. Aus einer solchen Situation entsteht eine Verminderung der
Lebenskraft. Degeneration ist keine Erdichtung. Überall kann man Anzeichen
dieses Elends beobachten. Dieser Übelstand trifft nicht nur die gegenwärtige
Generation, er verdirbt auch die Menschheit der Zukunft. Man ruft uns zu,
dieser sei Rat alt. Warum wird er dann bis heute nicht angewendet?
Bruderschaft kann bei wahrer Gesundheit
gedeihen.
142. Führt schwankende Menschen nicht zu
fernen Planeten. Sie werden aus Unwissenheit stolpern. Mögen sie ihr
Bewusstsein vorerst durch Lektionen auf Erden festigen. Mögen sie Verständnis für
Zusammenarbeit, Vertrauen und Disziplin aufbringen. Man kann dem Volk eine
nützliche Aufgabe zur Verbesserung des Lebens geben. Durchkreuzen wir die
Aufgaben des Volkes nicht, um es nicht in neue Verwirrung zu stürzen. Man
sollte nicht die Ausnahmen, sondern die Massen in Betracht ziehen, bieten wir
daher zuerst das Dringendste. Was für eine Bruderschaft könnte es ohne
Grundlagen geben?
143. Lumpen verkomplizieren die Grundlagen
des Daseins. Man muss
[Russisches
Original. Seite 68.]
die
Verbindung zwischen der irdischen und der Feinstofflichen Welt finden. Nicht
auf dem Papier, sondern im Herzen muss man verstehen, was dem Volk Not tut. Qual
und Pein bedeuten viele Fehler. Sie kommen daher, dass man nur eine Gruppe, aber
nicht das Volk im Blick hat. Das Volk braucht rettende Ratschläge.
144. Ein Bauer bereitet das Feld vor und
verbessert es, sät zur rechten Zeit und wartet geduldig auf die Keime und die
Ernte. Er umzäunt das Feld, damit nicht Tiere die Keime zertreten. Jeder Bauer
kennt die Ursachen und die Wirkungen.
Bei den zwischenmenschlichen Beziehungen dagegen
ist es anders: Die Menschen wollen weder Ursachen noch Wirkungen erkennen. Sie
sorgen sich nicht um die Keime und wollen, dass alles sich nach ihrem Belieben
vollzieht. Ungeachtet aller Beispiele bezweifeln die Menschen das kosmische
Gesetz. Sie säen sehr gern Ursachen, bedenken aber nicht, dass Unkraut die einzige
Ernte sein wird.
An den Schulen sollte man Gespräche über
Ursachen und Wirkungen einführen. Möge der Lehrer eine Ursache angeben und die
Schüler über die Wirkungen nachdenken. Bei solchen Gesprächen werden sich auch die
Eigenschaften der Schüler offenbaren.
Man kann sich viele Wirkungen einer einzigen
Ursache vorstellen. Nur ein erweitertes Bewusstsein empfindet, welche Wirkungen
allen Nebenumständen entsprechen. Man sollte sich nicht damit trösten, dass
sogar ein einfacher Bauer die Ernte berechnen kann. Die Erscheinung kosmischer
Ströme und gedanklicher Kämpfe ist weit komplizierter. Möge die Jugend sich von
klein auf an komplizierte Wirkungen und die Abhängigkeit von räumlichen
Gedanken
[Russisches
Original. Seite 69.]
gewöhnen.
Man sollte nicht meinen, dass Kinder vor dem Denken bewahrt werden müssten.
145. Die Menschen wissen mehr, als sie
meinen. Sie hören über das Leben in fernen Welten. Sie kennen Energien und
Ströme. Sie kommen mit vielen Naturerscheinungen in Berührung. Es fragt sich
nur, wie sie alle diese Informationen aufnehmen.
Angesichts der Geschwindigkeit, mit der Entdeckungen
sich häufen, muss man das Bewusstsein besonders läutern. Die moralischen
Grundlagen werden zum Bestandteil des Wissens, besser gesagt, sie müssen es
werden, sonst wird die Kluft zwischen Wissen und Moral verhängnisvoll.
146. In einem Jahr werden viele Saaten
aufgehen. Das Wesen des Harmagedon liegt nicht nur im Erschöpfen alter
Ursachen, sondern auch im Anlegen von neuen. Es ist richtig, an das vor zehn
Jahren Gezeigte zu erinnern. Die Ursachen haben begonnen, Wirkungen zu formen.
Vielleicht sagte jemand unbedacht ein entscheidendes Wort, doch nach zehn
Jahren bewirkte es eine Flamme oder Wasser – so arbeitet der Gedanke.
147. Man kann vom Regenbogen nicht eine
einzige Schattierung entfernen. Ebenso kann man kein einziges Glied der Lehre
des Lebens wegnehmen. Der Regenbogen ergibt ein vollständiges Prisma, doch die
vollständige Lehre des Lebens geleitet auf allen Wegen.
Ein Wanderer ist um Mantel, Kopfbedeckung
und Schuhwerk gleichermaßen besorgt. Niemand wird sagen, dass er den Hut den
Schuhen vorzieht oder umgekehrt. Wenn daher jemand einen Teil der Lehre vorzieht,
handelt er wie ein Wanderer, der seine Schuhe vergessen hat.
[Russisches
Original. Seite 70.]
Mögen einige Bestandteile zu einer bestimmten
Zeit unnötig erscheinen, so können doch gerade sie schon morgen die Reise
erleichtern.
Man kann Menschen finden, für die sich das
einfachste Wort als der beste Schlüssel erweist. Man kann sich die Vielfalt des
menschlichen Bewusstseins nicht vorstellen. Mögen lieber die Wissenden sich ein
wenig langweilen, als dass jemand für immer zurückgestoßen wird. Neue Zugänge zur
Vervollkommnung öffnen sich unerwartet, und neue Mitarbeiter werden nicht
leicht erkannt.
148. Unnötigerweise suchen die Menschen nach
neuen Heilmitteln, ohne die alten genutzt zu haben. Noch nicht einmal Milch und
Honig werden ausreichend angewendet. Was kann indessen nützlicher sein als pflanzliche
Produkte, die durch die fortschreitende Evolution umgearbeitet wurden? Milch
und Honig sind in unendlicher Vielfalt zu haben, daher stellen sie das beste
Vorbeugungsmittel dar, wenn sie vernünftig und wissenschaftlich gebraucht
werden. Es geht nicht darum, Milch zu trinken oder Honig zu essen, sondern vor
allem darum, welche Milch und welchen Honig.
Es ist richtig anzunehmen, dass der beste
Honig von jenen Stellen kommt, die mit Heilpflanzen gesättigt sind. Man kann verstehen,
dass die Bienen ihre Ausbeute nicht aus zufälligen Verbindungen zusammenstellen.
Die Legenden über Bienen sind von Bedeutung, um auf die
besondere Qualität des Honigs aufmerksam zu machen.
Darüber hinaus bedürfen viele pflanzliche
Produkte der Erforschung. Die Menschen verhalten sich derart vorsintflutlich,
dass sie sich mit der Feststellung „gut oder schlecht“, „frisch oder verdorben“
zufriedengeben; dabei bewundern sie die Größe der Produkte und vergessen, dass
künstliche
[Russisches
Original. Seite 71.]
Größe
den Wert der Qualität zunichtemacht. Sogar solche primitiven Überlegungen lässt
man außer Acht. Die Entwicklung der Eigenschaft der Lebenskraft muss aus allen
Naturreichen geschöpft werden.
149. Ununterbrochene Fortdauer ist eine der
grundlegenden Eigenschaften der feinsten Energien. Die Menschen können sich
auch für das irdische Dasein ein Beispiel an den höheren Welten nehmen. Wenn ununterbrochene
Arbeit schwer zu ertragen ist, kann sie doch bei geistigen Bestrebungen vollständig
verwirklicht werden.
Wir, Wanderer auf Erden, können uns mit den
höheren Welten im Geist verbinden; eine solche Verbindung erlaubt uns, in einer
engen Vereinigung mit den Unsichtbaren Welten zu verbleiben. Eine solche Vereinigung
wird uns auch die irdische Einheit lehren. Mit der höheren Einheit beginnend,
wollen wir auch die niedere verwirklichen. Es ist nicht leicht, die irdische
Einheit aufrechtzuerhalten. Viele kleine Umstände dringen ein und verdunkeln die
guten Absichten.
Nur die Erprobung der Kräfte bei höherer
Anwendung kann einen ununterbrochenen Verkehr mit der Höheren Welt herstellen.
Man kann die Verbindung mit der Quelle der Erkenntnis sogar im Schlaf
aufrechterhalten. Auf diese Weise können wir selbst in irdischer Gestalt einer
Eigenschaft der Höheren Welt entsprechen: der ununterbrochenen Fortdauer.
Es ist unmöglich, den
Aufbau der räumlichen Kräfte zu bestimmen; eine Unmenge sich kreuzender Ströme
erfüllt die Unbegrenztheit, doch kein einziger von ihnen fällt aus dem
Gewebe der Mutter der Welt* heraus. Das Erwachen des Strebens zu den Höheren
Weiten verwandelt das ganze Leben. Nicht alle können verstehen, wie sich die
Verwandlung des gesamten Lebens vollzieht. Man muss sich in der ununterbrochenen
Fortdauer festigen und täglich das Garn weben.
[Russisches
Original. Seite 72.]
150. Die Menschen verstehen es nicht, das
Schönste zu finden. Sie vergessen die besten Augenblicke der Erleuchtung. Doch
solche Stunden sind allen gegeben, ungeachtet der verschiedenen Zustände.
Ein solcher Augenblick der Erleuchtung
blitzt auf wie ein Diamant. Er ist überaus kurz, doch in dieser Kürze besteht
die Berührung mit der Überirdischen Welt. Solche Berührungen sind
unvergesslich! Wie Fackeln auf Erden übersteigen sie die Vernunft. Man sollte
die überirdischen Funken besonders hüten.
151. Zwang auf Gedanken auszuüben ist ein
schweres Vergehen. Es kann nicht gerechtfertigt werden. Es dient nur neuem
Zwang, und wo wird die Ausschreitung ein Ende finden? Es ist unmöglich anzunehmen,
etwas in Hass Geschaffenes könne Bestand haben. Nur Aufbau, nicht Zerstörung kann
Kraft für einen freien Gedanken schöpfen.
Man muss den Gedanken hüten. Man muss den Prozess
des Denkens selbst liebgewinnen.
152. Die Aufspeicherung von Beobachtungen
über viele Leben hinweg, die in der Tiefe des Bewusstseins aufgeschichtet sind,
nennt man schlummernde Weisheit. Man könnte bedeutsame Experimente durchführen,
indem man studiert, wann der Mensch aus dem Speicher der Erkenntnis schöpft.
Man kann einen Vergleich mit dem Atavismus anstellen, der über mehrere
Generationen hinweg zutage tritt. So offenbart sich das Erbe von Generationen.
Doch auf seinen geistigen Wanderungen häuft der
Mensch seine eigene Last an und bewahrt sie in seinem Bewusstsein. Es ist
lehrreich, wie sich bereits von klein auf Kenntnisse und Veranlagungen zeigen, die
man durch keine anderen Gründe
[Russisches
Original. Seite 73.]
als
durch frühere Aufspeicherungen erklären kann. Umso mehr sollte man solche
selbständigen Veranlagungen verfolgen; sie können auf Begabungen hinweisen, die
später durch eine schlechte Erziehung verdorben werden könnten.
Die schlummernde Weisheit wurde bereits im
frühen Altertum bemerkt, als die Fragen der geistigen Wiederverkörperung vernünftig
verstanden wurden. Der intellektuelle Fortschritt ließ dies alles verlorengehen
und erschwerte die Entwicklung der verborgenen Kräfte des Menschen.
153. Umherirrende Leichname – so wurden Menschen
genannt, in denen die uranfängliche Energie ihre Bewegung eingestellt hatte. Man
kann sich nicht weniger Menschen entsinnen, die fortfuhren, ihre physische
Funktion auszuüben, obwohl ihre Energie bereits abgestorben war. Von solchen Menschen
kann man einen Eindruck wie von Leichen haben – ihrem Wesen nach sind sie auch Leichen.
Sie können nicht mehr der Erde angehören. Sie bewegen sich noch, schlafen und
bringen Laute hervor, aber der Astralkörper, die Hülle, bewegt sich doch auch und
kann gesehen werden.
Hochentwickelte Menschen können solche auf der
Erde vergessenen Leichname spüren. Diese Beobachtungsfähigkeit ist gewöhnlich
jenen eigen, die bereits öfter in den verschiedenen Welten weilten.
154. Die Welt ist in Eile: Hier im Zeichen
des Krieges, dort unter einer Grimasse von Leichtfertigkeit, hier in Bekundung
von Hass und dort gemäß dem Wort eines Staatsoberhauptes. Jeder trägt seine
eigene Beschleunigung bei und vergisst das Schicksal eines zuschanden
gerittenen Pferdes! Glaubt nicht, dass man Energie endlos aufschichten kann,
wenn sie angespannt ist.
155. Selbstaufopferung ist einer der wahren Pfade
zur Bruderschaft. Warum aber wird angeordnet: Schont eure Kräfte?
[Russisches
Original. Seite 74.]
Darin besteht kein Widerspruch. Der Goldene
Pfad, der Pfad der Vereinigung verwirklicht beide Eigenschaften: Heldentat und
Vorsicht, andernfalls würden alle zu Selbstmördern. Eine Heldentat wird in
vollem Bewusstsein und in Verantwortlichkeit vollbracht. Wieder könnte jemand einen
Widerspruch argwöhnen, höhere Hingabe und siegreiche Liebe können aber die
Vereinigung höherer Eigenschaften lehren.
Wahnsinn schafft keine Heldentat. Kleinmut entspricht nicht der wahren Vorsicht. Das Bewusstsein
der Pflicht gibt einem den Gebrauch der Energien ein. Mögen die Menschen über die
Koordination der Eigenschaften nachdenken.
Wahnsinn und Kleinmut eignen sich für den
Pfad nicht.
156. Über die Bewohntheit der Planeten wird viel
gesprochen, selten jedoch spürt jemanden solche fernen Verhältnisse. Das
irdische Wesen nimmt sie nicht auf. Noch nicht einmal das feinstoffliche Dasein
erfasst die fernen Mitbewohner. Nur das feurige Bewusstsein, das allen Welten
gemeinsam ist, kann ferne Leben erkennen und bezeugen. Das
bedeutet: Man kann mit solchen Dingen nur durch das feurige Wesen in Berührung
kommen.
Erdbewohner, die nicht nur über einen
entwickelten feinstofflichen Körper, sondern auch über ein erhabenes feuriges
Bewusstsein verfügen, können Andeutungen der fernen Welten erhalten.
157. Sogar unter Hypnose sprechen die
Menschen selten über die Feinstoffliche Welt. Der irdische Wille kann nicht
zwingen, etwas über die Feinstoffliche Welt zu sagen. Worin besteht der Grund
dafür? Er besteht in der Hierarchie, die vor der nutzlosen Verbreitung von
Nachrichten schützt.
Gewöhnlich besteht die Annahme, in der
Feinstofflichen Welt herrsche das individuelle
[Russisches
Original. Seite 75.]
Prinzip.
Indessen gilt: Je höher die Sphäre, desto mehr wird das Hierarchische Prinzip offenbart.
Führung durch Gedanken wird verwirklicht, wenn die engen
grobstofflichen Schranken abgeschüttelt werden. Wenn Ich daher über
Hierarchie spreche, bereite Ich euch nur für die bewusste Annahme des künftigen
Fortschritts vor.
Es gibt zwei Arten von Menschen: Der eine
kann das ganze aufbauende Prinzip der Hierarchie erkennen, während der andere
jede Annäherung der Hierarchie auf die zügelloseste Weise bekämpft. Man kann
bemerken, wie sehr von diesem Menschentyp die Ratschläge der Hierarchie
abgelehnt werden. Ein solcher Entwicklungsgrad, oder besser gesagt, eine solche
Unwissenheit kann sich nur durch Erfahrungen der Feinstofflichen Welt ändern.
Nur dort kann der räumliche Gedanke empfunden und die Unabänderlichkeit der
Hierarchischen Unbegrenztheit gespürt werden.
Man sollte nicht dort auf der Hierarchie
bestehen, wo sie nicht aufgenommen werden kann. Ein genügend erfahrener Mensch
wird sofort auf ein Wort über die Hierarchie ansprechen. Ein Unentwickelter
dagegen nimmt das, worüber man zu ihm spricht, nicht auf.
158. Mitteilungen über die Feinstoffliche
Welt dringen dennoch bis zur Erde durch. Sie werden zugelassen, so weit wie es
möglich ist, ohne das unwissende Bewusstsein zu verwirren.
Mögen die Menschen ihre Aufmerksamkeit auf die
Kinder lenken, die sich nicht nur an frühere Inkarnationen, sondern auch an gewisse
Einzelheiten der Feinstofflichen Welt erinnern. Mögen solche Mitteilungen auch lückenhaft
sein, so können sie sich doch für einen aufmerksamen Wissenschaftler zu einer
ganzen Perlenkette zusammenfügen. Die Hauptsache ist, nicht zu verneinen, was
zur gegebenen Zeit noch ungewöhnlich erscheint.
159. Wahrhaftig, der Weg des Zwanges gleicht
dem Weg
[Russisches
Original. Seite 76.]
der
Narkose. Wer das Gift der Narkose zu sich nimmt, muss die Dosis des Giftes
erhöhen. Ebenso muss auch der Zwang ständig gesteigert
werden, bis er zum Wahnsinn führt; eine Unterbrechung des Zwanges bedroht die Herrschaft
der finsteren Kräfte. Daher ist Zwang für die Evolution ungeeignet. Bewusstheit
widerspricht Zwang. Doch Unbewusstheit ist der Ruin des ganzen Aufbaus.
160. Wundert euch nicht darüber, dass die
einfachsten Beispiele sich oft als die ausdrucksvollsten erweisen. Begeben die
Menschen sich auf eine weite Reise, hoffen sie, etwas Anziehendes zu sehen,
sonst erscheint ihnen die Reise äußerst abstoßend.
Ebenso sollten wir die Idee der
Feinstofflichen Welt und der fernen Welten liebgewinnen. Man kann sich von den
fernen Welten so einschüchtern lassen, dass sogar eine Bewegung auf sie zu als
unzulässig erscheint. Die Menschen sind gegenüber allem Jenseitigen für
gewöhnlich so düster gestimmt, dass sie mit einem bedauernswerten Wanderer
verglichen werden können, der sein ganzes Gepäck verloren hat.
Mögen die Menschen darum besorgt sein, sich
selbst die besten Möglichkeiten für den Erfolg auf dem weiten Pfad zu suggerieren.
So betreten sie das Reich des Gedankens. Wer schön denkt, wird nicht leiden! Er
tritt in das Haus des Vaters ein und ahnt im voraus alle segensreichen Schätze.
Ebenso muss auch der Pfad zur Bruderschaft
verstanden werden.
161. Die Menschen lieben Beweise durch die
lebendigsten Beispiele. Möge auch der innere Sinn nicht immer übereinstimmen,
wird doch Offensichtlichkeit immer geschätzt. Der Strom eines Flusses gleicht
dem Lebensstrom nur wenig, dennoch wurde dieser Vergleich seit jeher verwendet.
Ebenso entspricht der Pfeil nicht völlig dem Gedanken, doch im Leben ist der
Vergleich üblich.
[Russisches
Original. Seite 77.]
Man sollte das Bewusstsein der Neophyten
nicht zu sehr belasten, möge die Last des Weges leicht ertragbar sein.
162. Die Philosophie des Altertums riet, an
die fernen Welten zu denken, als nähme man an ihrem Leben teil. Diese Hinweise
wurden in verschiedenen Formen gegeben. Worin liegt ihr Wesen? Sie können keine
Abstraktion sein. Die Beharrlichkeit, mit der auf eine Teilnahme hingewiesen
wird, zeigt, dass der Gedanke an die fernen Welten von großer Bedeutung ist.
Die Strahlen der Planeten sind stark und
wirken auf die Menschheit ein, doch der Gedanke assimiliert die mächtigen
Ströme. Beim gedanklichen Prozess kann die Menschheit die fernen Welten zu
ihrem Nutzen annehmen. Gewiss, für eine solche Annahme muss man an sie wie an
etwas Naheliegendes denken.
Der Gedanke schafft um sich herum eine
besondere Atmosphäre, in der die planetaren Ströme umgewandelt werden und
segensreich wirken können. Stoßen diese Ströme jedoch auf einen ablehnenden
Gedanken, bewirken sie schwere Folgen.
Man darf nicht meinen, man müsse
unaufhörlich an die fernen Welten denken; wichtig ist, einen grundlegenden Gedanken
zu ihnen hinzulenken, und dieser wird natürlich in eine bestimmte Richtung
strömen.
Es gibt einen äußeren Gedanken und einen
inneren. Der äußere Gedanke kann von einem Apparat festgestellt werden, der
innere Gedanke aber ist fast unerkennbar, obwohl er Farbe und Chemismus
aufweist.
Möge der Gedanke an die fernen Welten
einfach und von Zweifel frei sein, denn Zweifel ist wie ein braunes Gas. So sehen
wir, dass die alte Philosophie überaus nützliche Hinweise beinhaltet.
163. Idiosynkrasien[19] –unerklärliche
Anziehungen
[Russisches
Original. Seite 78.]
oder
Abstoßungen – sind ein zuverlässiger Beweis der Reinkarnation. Niemand kann solche
unüberwindlichen Gefühle erklären. Es ist unmöglich zu versuchen, sie als
Wirkungen von Atavismus darzustellen, denn man kann ihre Unabhängigkeit von den
Gewohnheiten der Vorfahren verfolgen.
Die ganz besondere Kraft solcher Anziehungen
zeigt, dass sie in der betroffenen Person tief verankert sind. Sie müssen fest im
Bewusstsein angelegt sein, so sehr, dass noch nicht einmal Hypnose sie
überwinden kann. Wenn man aber in einzelnen Fällen die Wechsel der Leben
untersucht, wird sich herausstellen, dass diese Anziehung oder Abstoßung eine
natürliche Auswirkung der Vergangenheit ist.
Daher ist es besonders aufschlussreich, solche
angeborenen Symptome zu beobachten. Sie zeigen sowohl die Fähigkeiten eines
Menschen als auch die für ihn günstigste Umgebung. Vergessen wir nicht, dass
jede Pflanze ihren Boden benötigt; ebenso sind im Leben eines Menschen die ihm
gemäßen Verhältnisse unerlässlich.
Mögen die Regierenden verstehen, den
menschlichen Garten anzulegen.
164. Ebenso muss man das Gefühl der Leere
überwinden. Um diese Illusion herum wimmelt viel Schädliches; es zeigt sich Verantwortungslosigkeit
und es ergibt sich die Maja*, in die Leere einzutauchen und sich in ihr aufzulösen.
Was aber ist mit den unauflöslichen Körnern?
Durch das Bewusstsein von ihnen wird die Vorstellung eines völlig erfüllten
Raumes aufgebaut. Ein solcher Zustand wird bereits die Grundlage der
Verantwortlichkeit sein. Daher lasst uns mit dem Samenkorn des Geistes beginnen
und den Gedanken in den Raum erweitern.
165. Man sollte nicht darüber erstaunt sein,
dass gewisse
[Russisches
Original. Seite 79.]
Namen
nicht ausgesprochen werden. So kann man den Unterschied zwischen einem Gedanken
und einem Wort in den niederen Sphären verstehen. Der Gedanke wird nicht
wahrgenommen, und nur der Klang eines Wortes kann etwas Geheimes preisgeben; deshalb
sollte man wählerisch beim Aussprechen und Niederschreiben von Namen sein, denn
Aufzeichnungen können gesehen werden.
166. Wir bestätigen erneut den Unterschied
zwischen Zusammenarbeit und Bruderschaft. Ich vernehme ein Unverständnis, als
wären diese beiden Begriffe identisch. Ihre Stufen aber sind verschieden.
Zusammenarbeit äußert sich unbedingt in äußerer Tat, Bruderschaft dagegen entsteht
in den Tiefen des Bewusstseins. Mitarbeiter können sich nach den Graden des
Bewusstseins unterscheiden, während Brüder einander gerade dem Bewusstsein
gemäß spüren.
Brüder mögen vielleicht nach außen hin nicht
zusammenarbeiten, ihr Denken aber ist fest verbunden. Sie sind frei vereint, ihre
Einheit ist weder Joch noch Sklaverei. Brüder verstehen Einheit nämlich als einen
gewaltigen Antreiber für das Wohl der Welt. Man kann eine solche Einheit nicht
begrenzen, denn ihre Grundlage ist die Liebe. So ist Zusammenarbeit eine
Vorbereitung für die Annahme der Bruderschaft.
Die Menschen können oft nicht unterscheiden,
wo die Grenze zwischen äußeren Tätigkeiten und der Entstehung der unerschütterlichen
Grundlagen liegt. Glaubt nicht, es sei überflüssig, die Grundlagen der
Bruderschaft zu bestätigen. Es ist kaum zu fassen, welche falschen
Vorstellungen bei Erörterungen über die Bruderschaft zutage treten.
Unvorbereitete Menschen meinen, Bruderschaft
sei eine Legende und jeder könne auf seine Weise illusorische Türme bauen. Sie
meinen, unbeglaubigte Zeugnisse über die Bruderschaft könnten den Verstand
nicht überzeugen; es
[Russisches
Original. Seite 80.]
beabsichtigt
aber niemand, sie zu überzeugen. Ebenso zwingt niemand zur Zusammenarbeit. Die
Menschen selbst gelangen zur Notwendigkeit der Kooperation. Auf die gleiche
Weise werden sie zur Realität der Bruderschaft kommen.
167. Man kann selten ein bereites
Bewusstsein finden, das sich nicht durch Furcht, Zweifel, Bosheit und
Scheinheiligkeit selbst begrenzt. Man kann sehen, dass die schädliche Begrenzung
durchaus nicht nur von außen kommt, sondern sich in erster Linie in den Ecken
des Bewusstseins regt.
168. Selten gehen die Menschen an einem
Hilferuf vorüber, ohne dass ihr Herz erbebt. Ein vertiertes Herz wird
vielleicht keine Hilfe leisten, aber dennoch erschüttert sein. Ein Hilferuf
kann sich in Worten oder in einem einzigen Laut äußern, aber sein
herzzerreißender Sinn wird derselbe sein.
Auch die Rufe des Raumes können
bruchstückhaft und nach dem Wortsinn wenig bedeutend sein, doch ihr innerer
Sinn wird bedeutsam sein. Man sollte nicht meinen, das
Echo ferner Gedanken sei ohne Bedeutung, sogar einsilbige Rufe haben ihre
Ursache.
Manchmal fliegt
eine Reihe von Gesichtern an einem vorüber, und obwohl sie unbekannt sind, spürt
man dennoch ihre Stimmung. Aus solchen
Episoden baut sich ein Gefühl für ganze Länder auf. Man kann verstehen, wo
Menschen etwas besprechen, wo sie sich sorgen und wo sie sich freuen – solche Signale
lehren Aufmerksamkeit.
Nicht nur vielschichtige Widerspiegelungen
von Ereignissen, sondern auch ein einzelner Ausruf vermittelt manchmal bereits ein
Gefühl der allgemeinen Stimmung. Wie auf den Saiten der Schlüssel zu einem
ganzen Musikstück durch einen einzigen Akkord vorgegeben wird, so hat auch im
Raum jede Saite ihre Bedeutung. Auf dem Schlachtfeld entscheidet ein
Trompetenschall das Schicksal einer ganzen Armee. Niemand sagt,
[Russisches
Original. Seite 81.]
dass
man auf ferne Signale nicht hören solle. Auf Erden erklingen viele Trompeten.
169. Kann man wissen, wie viele
Gedankensendungen abgefangen werden? Es ist schwierig, sich vorzustellen, in
welche Nebenkanäle die Energie sich wenden kann. Es kann zufällige Empfänger
geben, doch ebenso können sich böse Wesenheiten nähern. Solche Abfänger können
Teilgedanken aufnehmen, und man kann sich den Schrecken der verworrenen
Geflechte vorstellen. Man sollte für viele Fälle gewappnet sein.
170. Ein erfahrener Führer zeigt einem
durstigen Wanderer die Quelle weder zu früh noch zu spät. Der Führer versteht
es, die Rast entsprechend der Kraft des Wanderers zu berechnen.
171. Man sollte Gäste würdig empfangen, man
darf sie aber nicht gewaltsam anlocken – jeder Hausherr weiß das. Ganz genauso
verhält es sich bei der Anwendung der psychischen Energie: Man darf sie nicht
zwingen, sollte aber ihre Offenbarung würdig annehmen. Mögen die Unwissenden
über die Unerwünschtheit der Anwendung der psychischen Energie reden. Wenn die
Energie bereits arbeitet, ist es unmöglich, sie abzulehnen, und es bleibt nur
noch, eine natürliche Anwendung für sie zu finden.
Mögen die Wissenschaftler sagen, was
geschieht, wenn räumliche Elektrizität grenzenlos angespannt wird. Mögen sie
berichten, womit eine übermäßige Spannung endet. Es kann nicht geleugnet
werden, dass die räumlichen Ströme zur Zeit besonders angespannt sind. Es ist
nicht die Zeit, sie abzulehnen, man muss sich beeilen, sie anzuwenden.
Schon oftmals ist auf die Gefahr des niederen
[Russisches
Original. Seite 82.]
Psychismus
hingewiesen worden. Das bedeutet, man muss über die höhere Energie nachdenken,
die als Geistigkeit zu verstehen ist.
172. Unerfahrene Ärzte suchen Krankheiten
nach innen zu verdrängen, um den gefährlichen Symptomen wenigstens zeitweilig
auszuweichen – so entstehen neue Krankheitsherde. Ein erfahrener Arzt jedoch
bemüht sich, den Krankheitskeim herauszuziehen, um ihn rechtzeitig auszumerzen.
Dieselbe Methode sollte auch bei alltäglichen Krankheiten angewendet werden.
Es ist
besser, eine Krise durchzumachen, als dass eine gefährliche Zerstörung den
ganzen Organismus erfasst. Man kann einen Umschwung durchmachen, und eine
solche Erschütterung kann neue Kräfte ins Leben rufen. Zersetzung und Fäulnis
jedoch stecken lediglich die ganze Umgebung an. So wollen wir es in allen Fällen[20] verstehen.
173. Wer immer das Erhabenste schmäht,
bezeugt damit seine eigene Zersetzung. Der schreckliche Verneiner stinkt nach
Verwesung. Er denkt nicht an seinen unvermeidlichen Verfall. Die Menschen
wollen nicht bemerken, was sie sich selbst bereiten. Jeder Mörder träumt von
Straflosigkeit. Wo aber wird er sie finden?
174. Sogar an höchst angespannten Tagen denkt
an den Aufbau. Es ist ein Fehler, angespannt ein nahes Ziel anzustreben; möge der
Aufbau aus dem Streben zum Höchsten hervorgehen. Möge der Schatten des Tales
nicht die Gipfel verdecken. Man sollte sich nicht in einen künstlichen Kreis
sperren. Wofür gibt es denn Unbegrenztheit!
175. Der Große Dienst ruft überall viel Unverständnis
hervor. Den Menschen gilt er für gewöhnlich als etwas Unerreichbares. Sie
hoffen, dass
[Russisches
Original. Seite 83.]
die
Verantwortung für einen solchen Dienst an ihnen vorübergehen wird. Betrachten
wir aber einige große Diener. Lasst uns sehen, ob Sie unzugängliche
Übermenschen waren.
Pythagoras[21],
Platon[22], [Jakob]
Boehme*, Paracelsus[23] und
Thomas Vaughan[24] waren Menschen, die ihre
Leuchte inmitten ihrer Mitmenschen, in einem Leben unter einem Hagel von
Unverständnis und Beschimpfung trugen. Jeder konnte sich ihnen nähern, aber nur
wenige vermochten unter ihrem irdischen Antlitz den überirdischen Glanz wahrzunehmen.
Man kann große Diener von Ost und West, Nord
und Süd nennen. Man kann ihre Lebensbeschreibung lesen; überall jedoch werden
wir spüren, dass der überirdische Glanz nur im Laufe von Jahrhunderten
erscheint. Man sollte aus der Wirklichkeit lernen.
Wir wollen uns nicht zu den Schmähern des
Platon und den Verfolgern des Konfuzius[25]
zählen. Sie wurden von jenen Bürgern verfolgt, die als Zierde des Landes galten.
So hat die Welt die Hand gegen die Großen Diener erhoben. Seid versichert, dass
die von Pythagoras begründete Bruderschaft in den Augen der Stadtwache als
gefährlich galt. Paracelsus war eine Zielscheibe für Spott und Anfeindung.
Thomas Vaughan galt als Ausgestoßener, und nur wenige wollten ihm begegnen – so
offenbarten sich die Gesetze der Finsternis.
Denn natürlich hat auch die Finsternis ihre
Gesetze. Die Finsteren beobachten einen gefährlichen Großen Dienst sehr
aufmerksam. Lasst uns die Beispiele aus der Vergangenheit alle Tage anwenden.
176. Man muss verstehen, wie sehr die Kräfte
der Finsternis die Bruderschaft ständig bekämpfen. Jede, selbst die geringste Erinnerung
an die Bruderschaft wird heftig verfolgt. Alles, was zur Bruderschaft führen
kann, wird verdammt und beschimpft – also lasst uns auf der Hut sein.
[Russisches
Original. Seite 84.]
177. Anhand der einfachsten Beispiele kann
man Hinweise auf vergessene Grundlagen sehen. Die unverständlichen Launen
schwangerer Frauen erinnern an die Reinkarnation, besonders, wenn man nachher
dem Charakter des Kindes nachspürt.
Ebenso gibt die Medizin der letzten Zeit
eine Vorstellung von der uranfänglichen Energie und weist auf den nervlichen
Ursprung vieler Krankheiten hin. Immunität wird mit dem Zustand des ganzen
Nervensystems in Verbindung gebracht, wodurch die Bedeutung der uranfänglichen
Energie hervorgehoben wird. Wie könnte man sie nicht anerkennen, wenn die
Wissenschaft ihr besondere Aufmerksamkeit schenkt? Kann man denn die Grundlage
der Immunität verneinen? Die Menschen sind um ihre Gesundheit ungewöhnlich besorgt,
verlieren jedoch gleichzeitig den wertvollsten Umstand aus dem Blick.
Wie sollen Gedanken an die Bruderschaft
aufkommen, wenn die Grundlage des Lebens vernachlässigt wird?
178. Es ist wahr, die Menge der wahnsinnigen
Menschen ungeheuer groß. Man muss sie nicht nur heilen, sondern auch den Grund für
ihre Vermehrung finden. Auch Schwachsinnige bedürfen der Aufsicht. Wahnsinn ist
ansteckend. Schwachsinn in der Kindheit weist auf Abnormität des ganzen Lebens
hin. Die Menschen stimmen zwar zu, dass die Lebensbedingungen ungesund sind, doch
jeder Rat für eine Gesundung wird feindselig aufgenommen.
Darin liegt die Angst vor einer Erschütterung
der Grundlagen. Es ist schrecklich, wenn das Wertvollste in Gefahr ist! Man
sollte im ganzen Leben Vorsicht walten lassen. Wenn Ich an Einigkeit gemahne, warne
Ich vor möglichen Explosionen. Inmitten feuriger Explosionen muss man wie auf
einem Seil voranschreiten.
[Russisches
Original. Seite 85.]
179. Sogar das irdische Ohr muss hinhören,
um Laute aufzufangen. Umso stärker muss sich das innere Gehör konzentrieren, um
die Wellen des Raumes zu vernehmen. Nehmen wir nur nicht an, dass
Gedankensendungen uns erreichen können, ohne aufgenommen zu werden. Ein
feinstoffliches Gefühl erfordert auch tiefe Wahrnehmungen. Jenen, die überheblich
annehmen, dass ihnen alle wunderbaren Vögel ihnen zufliegen werden, ohne Korn
zu erwarten, sagen wir: Möge jeder säen, um zu ernten.
180. Wir stehen dem allgemein anerkannten
Wohlergehen mit Bedauern gegenüber: Darin liegen Stumpfsinn und Sinnlosigkeit.
Wir lernen, alle Gedankenkeime zu begrüßen, Druck aber schätzen wir immer als ein
Streben nach vorne. Man kann viele Beispiele aus der Physik und der Mechanik dafür
anführen, dass Druck ein Antreiber ist. Für viele ist es nicht leicht, zuzustimmen,
dass Druck bereits das Tor zum Fortschritt ist. Doch wenn die Menschen diese
Wahrheit anerkennen, werden sie damit auch die Bedeutung des Fortschritts
verstehen. Von einer solchen Erkenntnis ist es nicht weit zur Bruderschaft.
181. Ein Wanderer kann zwar nicht alle
Begegnungen voraussehen, aber er kann die Zeit finden, um die zum Kreuzweg
Schreitenden zu beobachten. Es sollte ihn nicht betrüben, wenn er allmählich
vereinsamt; es gibt Pfade, die für viele schwer zu durchschreiten sind. Wenn er
seine Aufmerksamkeit auf das Ziel richtet, führt ihn das zu neuen Weggefährten.
Man muss das Ziel des Weges fest im Auge behalten.
182. Ein Schwert wird mit Feuer und kaltem
Wasser gestählt; ebenso wird der Geist im Feuer des Entzückens sowie
[Russisches
Original. Seite 86.]
in
der Kälte der Beschimpfungen und der Undankbarkeit gestärkt. Es sollte einen
nicht erstaunen, dass üblicherweise Beschimpfung jede Heldentat begleitet.
Dienst hat Undankbarkeit zur Folge. Ein solches Stählen wird seit alters her beobachtet,
der Gegensatz von Feuer und Wasser aber wird kaum verstanden.
183. Ein Künstler wurde einst beauftragt,
den Glauben symbolisch darzustellen. Der Meister stellte eine unbeugsame
menschliche Gestalt dar. Das Antlitz war zum Himmel gerichtet, auf ihm fand
sich der Ausdruck unüberwindlichen Strebens; der Blick war von feurigem Glanz
erfüllt. Die Darstellung war erhaben, doch aus den Falten des Kleides
schlängelte sich eine Art kleine schwarze Schlange.
Als man den Künstler fragte, was der Sinn
dieses finsteren Anhängsels sei, das dem strahlenden Bild so gar nicht
entspräche, sagte er: „Es ist das Schwänzchen des Unglaubens“.
Der Sinn ist, dass sich sogar auf einer
Stufe starken Glaubens oft auch ein schwarzes Schwänzchen Unglauben einschleicht.
Möge es an eine Giftschlange erinnern. Viel Gift wird von solchen kleinen
Schlangen verbreitet. Der strahlendste Glaube wird durch einen Tropfen Gift
unwirksam. Über die große Macht des Glaubens ist schon gesprochen worden, doch es
muss ein voller Glaube sein, kein vergifteter.
184. Unglaube ist der Kristall des Zweifels.
Deshalb muss man die beiden unterscheiden. Zweifel, als etwas schwankendes,
kann mit psychischer Energie geheilt werden, Unglaube dagegen ist fast
unheilbar. Der Ungläubige versinkt in einen finsteren Abgrund, um dort zu
erschaudern und einen reinigenden Schlag zu erhalten.
[Russisches
Original. Seite 87.]
Man darf nicht denken, dass der Weg zur
Bruderschaft bei Unglauben möglich sei.
185. Ihr seht, dass Unser Wort sogar von
jenen geschmäht wird, welche die Wahrheit kennen könnten. Wir verweisen deshalb
auf die Neuen, die nicht von Unglauben befallen sind. Wahrhaftig, Unglaube ist
vielgestaltig! Er wird von verschiedenen Masken verdeckt. Man muss erkennen, wo
die tödlichen kleinen Schlangen verborgen sind.
186. Die Menschen
hören nicht selten Stimmen, die sie gleichsam rufen, und manchmal sind solche
Rufe sind derart stark, dass sie zwingen, zusammenzuzucken und sich umzuschauen;
die Anwesende hören sie natürlich nicht. Kann man daran zweifeln, dass solche
räumlichen Sendungen existieren?
Schwerer ist es zu verstehen, warum ein ausgesandter
Gedanke so selten wahrgenommen wird, der verabredungsgemäß zu einer
festgesetzten Zeit empfangen werden sollte. Die
Menschen vermögen es vor allem nicht, sich in eine bestimmte Stimmung zu versenken.
Nicht selten stoßen sie den Gedanken zurück, anstatt ihn zu empfangen. Auf
diese Weise fliegen oft Gedanken heran, die nicht vereinbart waren, sondern denen
es gelingt, sich in den Rhythmus der Stimmung einzufügen.
Noch öfter dringen Gedanken aus der
Feinstofflichen Welt durch, weil sie mit der Energie der Menschen besser
harmonieren. Man erweist aber Gedanken aus der Feinstofflichen Welt wenig
Aufmerksamkeit. Einer der Gründe dafür ist, dass die Transmutation[26] der
Sprache nur starken, hohen Geistern gelingt. Schon auf der Erde können die
Menschen oft den Sinn von etwas Gesagtem nicht verstehen; umso schwerer ist es
für sie, sich räumlichen Sendungen anzupassen. Doch darüber sollte man nicht
enttäuscht sein, denn jede Beachtung eines Gedankens verfeinert das
Bewusstsein.
187. Die uranfängliche Energie bedarf wie
das Blut zuweilen eines Abflusses. Sie wird besonders bei feurigen Anspannungen
verdichtet. Ebenso wird sie zu Personen hingezogen, die ihrer bedürfen. Dabei
muss man unterscheiden zwischen jenen, die ihrer wirklich bedürfen, und Vampiren,
die sie verschlingen.
188. Die Heilige Lehre kann nicht auf einer
Stufe erstarren. Es gibt nur eine Wahrheit, aber jedes Jahrhundert und sogar
jedes Jahrzehnt nähert sich ihr auf seine eigene Weise. Werden neue
Schriftrollen enthüllt, beachtet das menschliche Bewusstsein die Erscheinungen
des Universums auf eine neue Weise. Sogar die Wissenschaft findet auf ihren
Wanderungen neue Konstellationen. Durch solche Entdeckungen werden die früher
verkündeten Grundlagen bestätigt. Jede Weisheit ist unwiderleglich,
aber sie wird welche finden, die sie fortführen. Wer die Hierarchie verehrt,
achtet auch Ihre Boten.
Die Welt lebt
durch Bewegung, und die Übergabe der Heiligen Lehre wird durch den Fortschritt
ermöglicht. Geistig Beschränkte nennen einen solchen Fortschritt eine
Verletzung der Grundlagen, aber Denker wissen, dass Leben in Bewegung besteht.
Selbst Sprachkenntnis
steigert die Aufnahme neuer Entdeckungen. Um wie viel mehr wird dann der befreite
Gedanke beitragen! Jedes Jahrzehnt eröffnet einen neuen Zugang zur Heiligen
Lehre. Vor einem halben Jahrhundert lasen die Leser sie ganz anders. Sie haben andere
Gedanken hervorgehoben als die heutigen Leser.
Man darf nicht
von neuen Lehren sprechen, wenn es nur eine Wahrheit gibt! Neue Tatsachen und eine
neue Wahrnehmung derselben werden nur eine Fortführung der Erkenntnis sein.
Jeder, der eine solche Erkenntnis hindert,
[Russisches
Original. Seite 89.]
begeht
ein Verbrechen gegen die Menschheit. Die Anhänger der Heiligen Lehre werden den
Pfad der Erkenntnis nicht erschweren. Sektierertum und Fanatismus sind auf den Pfaden
des Wissens unangebracht. Wer es vermag, Erkenntnis zu verhindern, ist kein
Anhänger der Wahrheit.
Das Zeitalter der Völkerverschiebungen muss jeden
Weg der Wissenschaft besonders hüten. Das Zeitalter der Annäherung gewaltiger
Energien muss diesen leuchtenden Pfaden aufgeschlossen begegnen. Das Zeitalter
des Strebens in die höheren Welten muss einer solchen Aufgabe würdig sein. Zank
und Streit sind das Los der Verschmutzer.
189. Man muss verstehen, wie unzulässig übles
Gerede im Umkreis der Heiligen Lehre ist. Uneinigkeit und Zersetzung sind das
Los des Bösen. Ist übles Reden auf der Stufe der Bruderschaft angebracht?
190. Stumpfsinnige sind imstande zu
behaupten, dass Unsere Brüder Unruhe und Aufruhr säen. Dabei wenden sie gerade
alle Anstrengungen auf, um die Völker zu befrieden. Sie sind bereit, den
schweren Dienst auf sich zu nehmen, Personen rechtzeitig zu warnen, von denen
das Schicksal eines Volkes abhängt. Sie schonen ihre Kräfte nicht, um eilig eine
Botschaft zu überbringen. Auf Kosten unangenehmer Methoden bringen sie das
Licht, welches die Kräfte der Finsternis auszulöschen suchen. Doch die Aussaat
von Samen des Guten wird nicht vertrocknen, und an den bestimmten Tagen werden
die Körner aufblühen.
Wie aber soll man jene Menschen nennen, die
dem Guten schaden? Sie verstehen es nicht nur, einen Rat von Oben zu
verhindern, sondern legen auch die natürlichsten Folgen als Misserfolg aus.
Nach welchem Maßstab bewerten die Stumpfsinnigen die Wirkungen? Warum nehmen sie
auf sich zu beurteilen, wo sich Erfolg oder Misserfolg einstellte? Wie könnte etwas und was könnte ohne die Hilfe der
Bruderschaft geschehen? Man kann sich die bösartige Auslegung gar nicht vorstellen,
[Russisches
Original. Seite 90.]
von
der jeder Große Dienst begleitet wird!
191. Ohne Grund erklären die Ärzte viele
Krankheiten als rein physische Erscheinungen. Erkältung, Tuberkulose,
Schnupfen, Halsleiden und viele andere Krankheiten sind hauptsächlich
nervlichen Ursprungs. Der Mensch kann ein nervliches Entzücken empfinden und
Immunität erlangen oder durch eine Erschütterung der Nerven schutzlos bleiben. Einer
solchen einfachen Wahrheit wird keine Aufmerksamkeit geschenkt.
Indes ist die Zeit
nicht fern, in der die verschiedensten Krankheiten durch Einwirkungen auf die
Nerven geheilt werden. Die Heilung muss auf die gleiche Weise vor sich gehen,
die das Bewusstsein schafft. Man wird finden, dass sogar unheilbare Krankheiten
durch Einwirkung auf die Nerven angehalten werden; wenn man hingegen die
Nervenkräfte außer Acht lässt, kann die geringste Erkrankung gefährliche
Ausmaße annehmen.
192. Die Feinde der Menschheit haben nicht
nur alles durchdringende Geschosse erfunden, sondern auch neue Gifte auf Lager.
Es ist unmöglich, den Strom bösen Willens anzuhalten. Nur selbstloses und beständiges
Erinnern an das Gute kann die Welle der Vernichtung unterbinden. Glaubt nicht,
dass es unter den Menschen früher weniger Grausamkeit gegeben hat, heute aber
wird sie durch die schamloseste Heuchelei gerechtfertigt.
193. Harmonie gelingt nicht immer, selbst
wenn sie mit Worten verkündet wird. Es ist ein allgemeiner Irrtum zu meinen,
Harmonie könne durch den Verstand hergestellt werden. Niemand
erkennt, dass allein das Herz die Wohnstätte
[Russisches Original. Seite 91.]
der Harmonie ist.
Die Menschen sprechen ständig von Einigkeit,
ihre Herzen aber sind voller spitzer Pfeile. Die Menschen wiederholen viele
Aussprüche aus verschiedenen Zeitaltern über die Macht der Einigkeit, versuchen
aber nicht, diese Wahrheit im Leben anzuwenden. Sie werfen der ganzen Welt
Zwietracht vor, säen aber gleichzeitig selbst Uneinigkeit.
Wahrhaftig, ohne Herz kann man nicht leben. Bei
Herzlosigkeit kann man keine Wohnstätte finden, in der Harmonie herrscht. Wer
Uneinigkeit sät, schadet nicht nur sich selbst, sondern verseucht auch den
Raum; und wer vermag vorauszusehen, wie weit ein solches Gift durchsickert?
Glaubt nicht, über Einigkeit und
schöpferische Harmonie sei genug gesagt worden. Auf jeder Seite muss man erneut
über sie sprechen und Einigkeit und Harmonie in jedem Brief erwähnen. Man muss
bedenken, dass jedes Wort über Einigkeit bereits ein Gegengift ist, welches das
räumliche Gift vernichtet. So lasst uns über den Segen der Einigkeit
nachdenken.
194. Sehen wir, wie weit
die Bruderschaften vorangeschritten sind. Diesen Pfaden entlang kann man die
Bewegung der Evolution beurteilen. Man sollte nicht denken, die Bruderschaften
hätten sich eilig in Unzugängliche Tiefen zurückgezogen. Sie haben nur ihre
Kräfte auf einen festen Ort konzentriert, sowohl geologisch als auch geistig.
Es mag daran erinnert werden, dass es in einigen Ländern Heimstätten der
Bruderschaft gab, doch beim Nahen bestimmter Fristen haben sich diese zu einem einzigen
Bollwerk zusammengeschlossen.
195. Es ist nützlich, Freunden zu raten, einander
zu einer festgesetzten Stunde gute Gedanken zuzusenden. Durch ein solche Tat wird
nicht nur das Wohlwollen gestärkt, sondern auch der Raum desinfiziert,
[Russisches
Original. Seite 92.]
was
höchst notwendig ist.
Giftige Emanationen verseuchen nicht nur den
Menschen, sondern lagern sich auch auf den umgebenden Gegenständen ab. Diese
Ablagerungen sind nur schwer zu entfernen. Sie können die Gegenstände auf weite
Entfernungen hin begleiten. Die Menschen werden mit der Zeit die Aura solcher verseuchten
Gegenstände erkennen. Fürs erste können feinfühlige Menschen die Einwirkung
solcher Aufschichtungen an sich selbst verspüren.
Gute Gedanken sind die besten Reiniger der Umgebung.
Sendungen von Gutem sind stärker als reinigende Aromen. Man muss sich aber an solche
Sendungen gewöhnen. Sie mögen keine bestimmten Wörter enthalten, sondern nur ein
gutes Gefühl aussenden. So kann man inmitten des Alltagslebens viel Gutes
schaffen. Jede solche Sendung ist wie ein reinigender Blitz.
196. Seid vorsichtig mit dem Kehlkopfzentrum;
es kann, als Mittelpunkt der Synthese, in großem Umfang räumliche Einwirkungen
aufnehmen. Wenn Radiostationen einen Einfluss auf die Schleimhäute ausüben
können, können auch viele andere Einwirkungen die Zentren belasten.
197. Wahrhaftig, die Lehre des Lebens ist ein
Prüfstein. Niemand geht an ihr vorüber, ohne sein Wesen zu zeigen. Manche
freuen sich, andere sind erschrocken und manche unwillig. So muss jeder das
zeigen, was sich in der Tiefe seines Bewusstseins verbirgt. Seid nicht
erstaunt, dass die Reaktionen auf die Lehre so verschieden und deutlich sind.
Narada[27]
schlug ebensolche verschiedenen Funken aus den Bewusstseinen der Menschen
heraus.
Kann jemand die Pfeiler
[Russisches
Original. Seite 93.]
von
Gerechtigkeit und Moral nicht erfassen, möge er seine Untauglichkeit offenbaren.
Mit einer deutlichen Formel gesagt: Mögen so wenige Masken der Heuchelei wie
möglich verbleiben. Möge die Wildheit sich offenbaren, denn sie kann nicht mehr
lange unter dem Gewand der Verstellung verbleiben.
Ebenso möge das jugendliche Herz jubeln, es
kann sich in einem freudigen Aufstieg kundtun. So möge auch der Maßstab der
Lehre ein Anzeiger für die Aufteilung der Menschheit sein. Böse und Gut müssen
unterschieden werden, doch eine solche Unterscheidung ist nicht leicht zu
treffen.
198. Unter den äußeren Anzeichen der
Tauglichkeit schenkt den Wanderern Beachtung, etwas treibt sie an und lässt ihnen
keine Ruhe. Sie erkennen leichter als andere die Zerbrechlichkeit des
Eigentums. Weite Entfernungen erschrecken sie nicht, sie lernen viel. Unter
ihnen könnten Boten sein.
199. Ein geretteter Mensch hält sich für
zugrunde gegangen. Wer bereits zugrunde gegangen ist, meint, er habe gesiegt. Auf
der ganzen Welt kriecht Torheit. In Wirklichkeit sind die Menschen von Trugbildern
umgeben. Man kann den Irrsinn ganzer Nationen wahrnehmen. Die Lehre kann viele
Augen öffnen und an die Unzerstörbarkeit der Grundlagen erinnern.
200. Wer zu besserer Qualität aufruft, ist
bereits auf dem Pfad.
201. Die besten Heilprodukte werden of
vernachlässigt. Milch und Honig gelten als nahrhafte Produkte, sind aber als
Regulatoren des Nervensystems völlig in Vergessenheit geraten. In reinem
Zustand enthalten sie die wertvolle uranfängliche Energie.
Gerade diese Eigenschaft muss in ihnen
erhalten
[Russisches
Original. Seite 94.]
bleiben.
Indessen entziehen die Sterilisation der Milch und die spezielle Reinigung des
Honigs ihnen die wertvollste Eigenschaft. Ihr Nährwert bleibt erhalten, aber
ihr grundlegender Wert schwindet.
Natürlich ist es unerlässlich, dass die Produkte
in reinem Zustand genossen werden. Tiere und Bienen müssen daher unter gesunden
Bedingungen gehalten werden; jede künstliche Reinigung dagegen macht ihre unmittelbare
Bestimmung zunichte.
Das Wissen des Altertums schützte die Kühe
als heilige Tiere und wob um die Bienen eine hinreißende Legende. Mit der Zeit
aber haben die Menschen das bewusste Verhältnis zu den ursprünglichen
Heilmitteln verloren. In alten Heilbüchern wurde jedes Heilmittel auf seine
Nützlichkeit und Schädlichkeit hin untersucht. Aber solche wertvollen
Substanzen wie Milch, Honig und Moschus* verursachen, wenn sie rein sind, keinen
Schaden.
Man kann auch auf viele nützliche Heilmittel
aus der Pflanzenwelt hinweisen; die meisten von ihnen sind jedoch in reinem
Zustand am besten, wenn die grundlegende Energie nicht verloren gegangen ist,
die ihnen über die sogenannten Vitamine hinaus eigen ist. Der Saft von Karotten,
Rettich oder Erdbeeren ist in rohem, reinem Zustand am besten. So kann man verstehen,
warum die Rischis* des Altertums sich mit diesen heilsamen Produkten ernährt
haben.
202. Findigkeit und Schnelligkeit des
Gedankens können durch ständige Übung entwickelt werden. Die erste Bedingung
wird sein, an diese Fähigkeiten zu denken; nachher ist es nützlich, den
Gedanken im Inneren zu halten, damit er auch bei allen übrigen Beschäftigungen
lebendig bleibt.
203. Ein Seismograph
zeigt das ununterbrochene Beben des Erdbodens an, aber bei weitem nicht alle diese
Erdbeben werden von feinfühligen Organismen bemerkt. Der Grund liegt darin,
dass Feuer von höchst verschiedener Qualität ist. Darüber hinaus verzeichnet
der Organismus oft unbedeutende Zeichen, die mit räumlichen Einwirkungen verwechselt
werden. Der menschliche Organismus vermerkt weit mehr verschiedene Zeichen, als
für gewöhnlich angenommen wird. Alles, was mit Feuer zu tun hat, verzeichnet
der Mensch besonders.
Die Menschen stellen
sich nämlich nicht vor, dass sie von Feuer umgeben sind, das auf ihre uranfängliche
Energie wirkt. Man sollte meinen, dass alles, was die uranfängliche Energie
stärken kann, geschätzt werden muss. Seit langem heißt
es, dass Selbstsucht durch Feuer ausgelöscht wird. Solange sich die
Menschen der Feurigen Taufe* nicht bewusst werden, denken sie nur an sich. Und
solange das mächtigste Element nicht verstanden wird, wird selbst der Begriff
Bruderschaft ein dürres Gerippe bleiben.
204. Allmählich kommt das Wissen, dass die
Legende die wahre Geschichte ist, Dokumente werden sich finden. Jede Entdeckung
bestätigt, dass die Wahrheit lebt und wahrgenommen werden muss. Wenn Mythen
leben, wird auch die Geschichte der Bruderschaft Glaubwürdigkeit erlangen.
Man kann bemerken, dass Mitteilungen über
die Bruderschaft besonders beargwöhnt werden. Viele Umstände werden ganz leicht
aufgenommen, die Existenz der Bruderschaft aber überrascht besonders. Die
Menschen sind bereit, einen unbekannten Eremiten zu treffen,
[Russisches
Original. Seite 96.]
aber
aus irgendeinem Grund ist es schwer für sie, sich eine Gemeinschaft solcher
Eremiten vorzustellen.
Es gibt eine Reihe von Wahrheiten, die auf
besonderen Widerstand stößt. Es ist nicht schwer darzustellen, wer sich dem
Begriff Bruderschaft widersetzt. Diese Wesen kennen die Existenz der
Bruderschaft sehr wohl und zittern davor, dass dieses Wissen zu den Menschen
durchdringt. Aber alles vollzieht sich zu seiner Zeit. Wenn die Menschen auch nicht
wissen, beginnen sie dennoch, vorauszuahnen.
205. Die einen Boten schreiten mit einem
Auftrag voran und wissen bereits woher, wohin und weshalb, sowie wie sie
zurückkehren werden. Andere erkennen die Höhere Weisung nur im Innern und
vollenden den irdischen Pfad wie gewöhnliche Bürger. Wir wollen nicht abwägen,
wer eine Heldentat von größerer Selbstlosigkeit vollbringt. Die Menschen mögen anerkennen,
dass es viele Grade von Glaubenskämpfern gibt.
Die Hauptsache ist: Man muss die Wirkung und
den Beweggrund verstehen. Wir wollen nicht beurteilen, welche gute Tat höher steht.
Jede Tat ist von vielen Gründen umgeben, die das menschliche Auge nicht erkennen
kann.
Bewerten wir aber[28] das uns zugetragene Gute und begleiten wir
den Boten mit Freundlichkeit. In dieser Freundlichkeit liegt nämlich der
Schlüssel zum Erfolg.
206. Ebenso wollen wir lernen, die kleinsten
Zeichen zu unterscheiden. Es gibt deren sehr viele, sie blitzen wie Funken auf;
verfallen wir aber nicht der Scheinheiligkeit oder dem Argwohn. Argwohn
unterscheidet sich von Scharfsicht. Es heißt: Scharfsicht geht den geraden,
Argwohn aber den krummen Weg. Dabei ist der Argwöhnische auch nicht rein und nicht
frei.
Wissen darf nicht durch Zwang verdunkelt werden,
weder durch äußerlichen noch durch innerlichen. Die Menschen
[Russisches
Original. Seite 97.]
beklagen
sich oft über Grausamkeit, doch sie sind gegen sich selbst grausam. Eine solche
Grausamkeit ist schlimmer als alles andere. Versteht genau die Mitte zwischen
den scheinbaren Widersprüchen.
207. Beachtet, auf
welch ungewöhnlichen Wegen die Ereignisse sich gestalten. Darin liegt nämlich
die Einwirkung neuer Konstellationen von Energien. Man sollte in solchen Tagen
keine Voraussagen nach alten Maßstäben machen. Ebenso kann es unerwartete
Unpässlichkeiten geben. Ich bestätige, dass man den Lauf der Ereignisse nicht
durch gewöhnliche Maßnahmen ändern kann. Lasst uns deshalb aufmerksam sein.
208. Die Menschen betrachten die
Feinfühligkeit des Organismus nicht als Vorzug. Sogar sehr aufgeklärte Menschen
hegen Bedenken gegen solche Verfeinerungen. Es ist wahrhaftig ein erweitertes
Bewusstsein erforderlich, um zu verstehen, wie unerlässlich der Erwerb von
Feinfühligkeit für den weiteren Fortschritt ist.
Unter den bestehenden Verhältnissen des
irdischen Lebens kann man verschiedene Schmerzen erwarten; diese Leiden entstehen
aber doch nicht als Folge von Feinfühligkeit, sondern aufgrund der Abnormität
des Lebens. Wenn man sich eine nicht infizierte Atmosphäre vorstellt, würde
Feinfühligkeit sich als wahrer Segen erweisen; die Menschen aber ziehen es vor,
den Planeten zu verseuchen, nur um weiter in einem Zustand von Wilden zu verbleiben.
Glaubt nicht, Worte über Wildheit seien
übertrieben. Man kann teure Kleider tragen und dennoch ein Wilder bleiben. Umso
schwerer ist das Vergehen jener, die bereits vom Zustand des Planeten gehört
haben und trotzdem keine Anstrengungen machen, das Allgemeinwohl zu verbessern.
209. Warnt die Menschen davor,
[Russisches
Original. Seite 98.]
die
Höheren Kräfte zu schmähen. Die Wahnsinnigen verstehen nicht, dass ihre
Gedanken sich an den machtvollen Strahlen brechen und die Wahnsinnigen selbst
treffen. Wenngleich sie nicht sofort tot umfallen, heißt das noch nicht, dass
ihr Organismus sich nicht zu zersetzen begonnen hat. Der eigene Pfeil findet den
Keim des Geschwürs und bringt es zum Durchbruch.
210. Die Zersetzung des Organismus erstreckt
sich nicht nur auf ein einziges irdisches Leben. Man sollte nicht nur seine
Eltern beschuldigen, man sollte auch seinen eigenen Atavismus erkennen. Von vollkommen
gesunden Eltern werden oft sehr kranke Kinder geboren. Der
irdische Verstand versucht, die Ursache in fernen Vorvätern[29] zu finden, wer aber die Reihe der Leben kennt,
wird über die Ursache nachdenken, die in ihm selbst angelegt ist. In den
niederen und mittleren Sphären der Feinstofflichen Welt bleiben viele
körperliche Bedingungen erhalten.
Es ist nützlich, emporzustreben.
211. Der Übergang in die Feinstoffliche Welt
sollte seiner Natur nach schmerzlos sein. Die Menschen, die den irdischen Pfad
vollendet haben, sollten den nächsten Durchgang natürlich annehmen. Sie verkomplizieren
aber selbst einen feierlichen Daseinswechsel.
Sie haben Krankheiten gezüchtet und
übertragen sie auf ihre Nächsten. Sie versuchen den Raum zu verseuchen, nur sie
selbst können aber den Pfad der Läuterung betreten.
Zwangsweise Vorbeugungsmaßnahmen können nicht
grundlegend helfen, unerlässlich ist eine allgemeine, bewusste Zusammenarbeit.
Zwang kann nur einen kleinen Teil der Hunderttausende von kranken Menschen
retten.
Die Gesundung des Planeten liegt in den
Händen der gesamten Menschheit. Vor allem muss man verstehen, dass der Mensch
nicht nur sich selbst, sondern auch
[Russisches
Original. Seite 99.]
seine
ganze Umgebung heilt. Eine solche Erkenntnis beinhaltet wahre Menschenliebe. Ein
solches Gefühl kann nicht befohlen werden. Es muss selbständig aus den Tiefen
des Herzens kommen.
Die Wahnsinnigen mögen nicht erstaunt sein,
dass Wir der Genesung so viel Aufmerksamkeit schenken. Man darf kein Egoist
sein und nur an sich denken. Wir müssen sowohl in Gedanken als auch in Taten
die Besorgtheit um die besten irdischen Bedingungen verbreiten. Verbergen wir
uns nicht in den Falten unseres Chitons[30],
wenn es notwendig ist, die ganze Scharfsichtigkeit und Güte für die Menschheit
anzuspannen.
212. Man spricht viel über Selbstaufopferung
und wendet sich dem Himmel zu, es gibt aber hier auf Erden Beispiele erhabener
Selbstaufopferung. Nehmt jede Mutter; sie drückt unter verschiedenen
Bedingungen auf ihre Weise Selbstaufopferung aus. Doch lasst uns aufmerksam
sein und verstehen wir, die verborgensten Zeichen dieses erhabenen Gefühls zu
erkennen, denn es sitzt so tief, dass es sich scheut, sich zu äußern.
Unter diesen schönen Blüten sind auch die
Mittel zur Genesung zu finden. Rufen wir die besten Worte auf, damit ein Mensch
nicht strauchelt. So geht auch das Verstehen der Bruderschaft ins Leben ein.
213. Das Gute, woher es auch kommt, möge
nicht abgelehnt werden. Die Evolutionsstufe muss Fassungsvermögen einprägen. Das
Gute darf aber nicht das Gute im Dienst der Selbstsucht sein. Eine solche niedere
Stufe des Guten muss durch eine höheren ersetzt werden.
Wie viel Freude liegt in dem Gefühl, wenn man
von der Güte seines Nächsten entzückt ist. Und welche Finsternis liegt in der
persönlichen Aneignung des Allgemeinwohls. Möge der Hartherzige über das
Gesagte nachdenken.
[Russisches
Original. Seite 100.]
214. Ich bestätige, dass es viele
Erscheinungen gibt; die Menschen aber sind so blind, dass sie das vorbereitete Brot
nicht sehen. Die Menschen wollen das nicht anerkennen, was sich bereits mit aller
Kraft nähert. Mögen Wanderer an Straßenkreuzungen über die vom Schicksal bestimmte
Bruderschaft singen.
215. Wissen ist sowohl Zusammenfassung als
auch Zergliederung. Einige Wissenschaftler beginnen mit den ersten Schritten
der Erkenntnis, die erstere Methode anzuwenden, doch andere kommen über die
Grenze der Zergliederung nicht hinaus. Früher oder später müssen auch sie sich
der Methode der Zusammenfassung zuwenden. Man muss diese Denkart lieben lernen.
In ihr liegt Schöpfung. Zergliederung ist ein vorbereitender Weg zum selben
Ziel. Es ist nützlich, den Unterschied dieser beiden Wege verstehen zu können.
Es gibt nämlich derzeit viele fleißige Wissenschaftler,
die sich mit der zweiten Methode zufriedengeben. Sie wird aber nur von geringer
Hilfe sein, wenn jede neue Erkenntnis sich als eine Synthese vieler Zweige der Wissenschaft
erweist. Es bedarf großer Beweglichkeit des Geistes, um aus einem ganz
unvorhergesehenen Bereich der Wissenschaft Vergleiche und Bestätigung zu
finden. Die Fähigkeit, die notwendigen Angaben zu verbinden, beweist schon eine
hohe Bewusstseinsstufe.
Infolge unnötiger Unterteilungen ist schon vieles
verloren gegangen. Man konnte sogar eine Art Feindschaft zwischen den einzelnen
Gebieten der Wissenschaft bemerken. Sind aber die Geistes- und die angewandten
Wissenschaften nicht Zweige desselben Baumes der Wahrheit?
216. Wir wollen die mühseligste Forschung so
lange nicht verurteilen, wie sie nicht Feindschaft gegenüber einem benachbarten
Gebiet hegt.
[Russisches
Original. Seite 101.]
Mögen
die Wissenschaftler die Entschlusskraft in sich finden, nicht etwas abzulehnen,
was ihnen zur Zeit unbekannt ist.
217. Man sagt: In Tagen großer Verwirrung ist
Ruhe unmöglich. Antwortet: Wir wollen nicht über Worte streiten. Ruhe ist
ebenso wie Nirwana* ein Kochen, das nicht auskocht.
Wenn aber jemandem das Fassungsvermögen für diesen
Begriff fehlt, möge er um Klarheit des Gedankens besorgt sein. Möge er anerkennen,
dass man sogar in der Stunde des Harmagedon ein klares Bewusstsein haben muss.
Wenn wir in den irdischen Kämpfen die Klarheit des Gedankens verlieren, wie
können wir sie dann beim Übergang in die Feinstoffliche Welt bewahren? Jeder
irdische Konflikt ist nur ein Prüfstein für unser Bewusstsein. Nicht einmal bei
Empörung sollte man eine Verdunkelung des Denkens zulassen. Erfahrene Menschen
wissen, dass räumliche Ströme stärker sind als beliebige Kämpfe zwischen
Menschen, doch bei solch mächtigen Angriffen sollte man das Ziel des Daseins
klar bewahren.
Mögen die Kleingläubigen nicht beklagen,
dass ihre Ruhe gestört wird. Sie vertauschen die Bedeutung der besten Worte und
verfallen der Gedankenlosigkeit. Was kann es Schlimmeres geben?!
218. Bei einem
Gewitter ist es ratsam, nicht zu laufen und keine heftigen Bewegungen zu
machen. Ebenso ist bei weltlichen Stürmen ein harmonischer Zustand angezeigt. Greifen
wir nicht zu einem Kissen, um uns vor dem Donner zu verbergen. Streben wir
nicht zum Kleinsten, wenn etwas Großes anklopft.
Wir müssen uns unter den unterschiedlichsten
Umständen prüfen – darin liegt auch das Geheimnis der verschiedenartigsten
Inkarnationen. Die Menschen können jedoch nicht verstehen, auf welche Weise ein
König sich in einen Schuhmacher verwandelt.
219. Wer nach praktischem Okkultismus strebt,
dem sagen wir: Möge er über die Inkarnationen nachdenken, über das Mysterium
der Geburt und den Daseinswechsel. Es ist unmöglich, an Erscheinungen von großer
Bedeutung vorüberzugehen. Solche Erscheinungen, die vor aller Augen liegen,
können Gedanken über das Wesen des Daseins erzeugen.
Man darf an einigen bemerkenswerten
Erscheinungen wie Übertragung und Empfang von Gedanken nicht vorübergehen. Das
Auftreten kleiner Kinder, die sich an frühere Leben erinnern und Gedanken
empfangen, soll nicht dem Spott dienen.
220. Jede Phase der Lehre beantwortet ein
besonderes Bedürfnis der Menschheit. Die gegenwärtige Zeit ist durch die Erschütterung
der Moral gekennzeichnet. Die Hilfe der Lehre muss sich auf die Festigung der
moralischen Grundlagen richten.
Die Entdeckungen der Wissenschaft haben sich
vom Dasein entfernt; daraus ergibt sich eine besondere Art von Wildheit, die im
Besitz von wissenschaftlichen Instrumenten ist. Eine Minderheit hochgebildeter
Schaffender ragt wie seltene Inseln aus einem Meer von Unwissenheit hervor. Lesen
und Schreiben zu können bedeutet noch nicht Bildung; deshalb wird geraten, das
Herz als Zentrum der Bildung zu stärken.
Es werden wissenschaftliche und ärztliche
Hinweise gegeben, die zur körperlichen und geistigen Gesundung verhelfen sollen.
Je unmittelbarer diese Ratschläge angenommen werden, desto stärker wird ihre
Wirkung sein.
Der Keim des Enthusiasmus wächst zu einer
herrlichen Begeisterung. Ein Tropfen Güte verwandelt sich in wirksames Heil. Ein Körnchen Liebe erblüht zu einem wunderbaren Garten. Wer
würde denn den Wunsch tadeln, dem Nächsten zu helfen?
221. Jedes Buch der Lehre enthält eine
innere Aufgabe. Wenn Brutalität die Bruderschaft verspotten kann, ist das die
schlimmste Art von Verwilderung.
[Russisches
Original. Seite 103.]
Mögen
die Menschen die Kraft finden, sich des Spottes zu enthalten. Spott ist keine Schärfe
des Verstandes. Humor besteht in einem weisen Verhalten gegenüber den vor sich gehenden
Erscheinungen; wenn aber Flachköpfe das Maul aufreißen, ist das eine Schande für
die Menschheit. Ist es ein Spiel, wenn die Menschheit zum Spielzeug des Wahnsinns
wird? Jene werden erfolgreich sein, die den „Kelch“ mit reinen Händen
emporheben.
222. Wo die Lehre gelesen wird, bedarf es
auch der Einigkeit. Lesen allein ist kein Schild. Die Umsetzung
des Gelesenen sollte eine besondere Freude sein. Jeder Mensch kann im Lauf des
Tages etwas aus der Lehre umsetzen – dann kommt die Freude der Einigkeit.
223. Die uranfängliche Energie klopft bei allen
Nerven der Menschheit an. Sie besteht, sie existiert. Sie ist durch die kosmischen
Bedingungen angespannt. Es ist unmöglich zu fragen: Soll man sie entwickeln? Man
kann die uranfängliche Energie nicht entwickeln, man kann sie nur vor den
Wellen des Chaos schützen. Man sollte große Behutsamkeit gegenüber dem Schatz
der Evolution aufbringen.
Im Altertum wurde viel gesagt über die Zeit,
in der die uranfängliche Energie in verstärktem Maß in Erscheinung treten wird.
Die Menschen dürfen das, was so gebieterisch seine Bestimmung geltend macht,
nicht ablehnen. Wer wird sich mit einem solchen Hochmut füllen, dass er der
Verneinung der Botschaft des Zeitalters verfällt? Nur Unwissende und selbsternannte
Weise werden beginnen, gegen das Offensichtliche anzukämpfen. Doch nehmen wir
uns die Versuche der Unwissenden nicht zu Herzen. Sie winden nur Kränze für
jeden Rat zur Hilfe der Menschheit.
224. Kann man nicht
feststellen, wer Beobachtungen der Forschung
[Russisches Original. Seite 104.]
gewaltsam unterdrückt? Man darf das Licht nicht verdecken, wenn es aus den Tiefen
der Erkenntnis aufleuchtet. Möge das Licht die vom Schicksal bestimmten Wege finden.
Beim Niedergang der Moral sind Angriffe auf alles Helle unvermeidlich.
225. Der Bereich der feinsten Energien ist
unerschöpflich. Man kann davon sprechen, sie kennenzulernen, aber nicht davon,
sie zu kennen. Ich sage das nicht, um zu enttäuschen, sondern um zu ermutigen. Wenn
wir ein Kartogramm des menschlichen Eindringens in den Bereich der fernen
Energien nehmen, erhalten wir eine höchst unordentliche Linie. Die Menschen haben
sich in den Raum gestürzt und wurden dabei weder von ihren Nächsten noch von den
Höheren Kräften unterstützt; es ergab sich das Bild eines Tauchers, der zu
einem einzigen Punkt auf den Meeresboden hinabgelassen wird, aber über das
ganze Leben unter Wasser Aufklärung geben soll.
Es müssen alle möglichen Erscheinungen
beobachtet und an das Forschungslaboratorium weitergegeben werden. Wie oft ist
gesagt worden, dass ein einziger Forscher nicht alle Fäden der Energien zu
beobachten vermag.
Die
gewöhnlichsten Menschen können von verschiedenen kleinen Erscheinungen hören,
aber wer kann sagen, wo das Kleine und wo das Große ist? Oft fehlt nur noch ein
Glied, um eine sehr wichtige Beobachtung abzuschließen.
226. Es ist nicht leicht,
[Russisches
Original. Seite 105.]
sich
an den Gedanken zu gewöhnen, dass unsere Gefühle oft von räumlichen Strömen
abhängen.
227. Es ist nicht leicht, sich daran zu gewöhnen,
dass Gedanken in jeder Minute einen Wechsel der Stimmung bewirken können.
228.[31] Es
ist nicht leicht anzuerkennen, dass es keine Einsamkeit gibt.
229. Es ist nicht leicht zu spüren, dass wir
zwei Welten angehören.
230. Es ist nicht leicht anzuerkennen, dass das
irdische Leben eine momentane Vision ist. Es ist nicht leicht, all dies zu
verstehen, obwohl die Menschen von Geburt an ein Vorgefühl dafür haben müssten.
231. Wegen der Unzulänglichkeiten der
Sprachen kam es in allen Jahrhunderten zu vielen fehlerhaften Auslegungen. Die
Menschen haben versucht, sich an Buchstaben, Symbole, Bildnisse, Aufzeichnungen
und alle Arten von Hieroglyphen zu halten, doch diese Hilfsmittel waren nur
provisorisch. Den Sinn dieser herkömmlichen Anhängsel konnten nur die
Zeitgenossen verstehen. Im Laufe der Jahrhunderte wurden sie wieder verwischt,
und es bildeten sich neue Irrtümer. Nur mit Mühe bewahrt die Menschheit
Kenntnisse ein Jahrtausend lang. Was soll man dann über Perioden von
Zehntausenden von Jahren sagen, in denen die Sprachen sich viele Male völlig
verändert haben!
Einzelne Gegenstände, die sich bis zu unserer
Zeit erhalten haben, können die Epoche, die sie hervorgebracht hat, nicht
völlig charakterisieren. So muss man mit besonderer Umsicht an Epochen des
Altertums herangehen, die uns nur einen undeutlichen Anblick bieten.
Die Zeit wird kommen, in der Hellsehen,
wissenschaftlich ausgeführt, helfen wird, die Bruchstücke der zerbrochenen Gefäße
des alten Wissens wieder zusammenzufügen. Die Fähigkeit, die verwischten
[Russisches
Original. Seite 106.]
Zeichen
geduldig zu entziffern, möge die Auszeichnung eines wahren Wissenschaftlers
sein. Er wird auch den Sinngehalt begreifen.
232. Telepathie wurde früher als Gedankenübertragung
anerkannt. Sendungen von Gefühlen waren dem Menschen eher zugänglich als Sendungen
von Gedanken. Man kann bemerken, dass selbst das Wort Telepathie viel
gelassener ausgesprochen wird als Gedankenübertragung, die viele erschreckt.
Sogar ein Arzt in einer psychiatrischen
Klinik wird mit einer telepathischen Erscheinung leicht einverstanden sein, doch
die Anerkennung der Möglichkeit einer Gedankenübertragung definiert er als
einen gefährlichen Zustand. Mesmerismus wurde verurteilt, Hypnose aber
anerkannt. Es gibt viele Ungerechtigkeiten, doch die Gerechtigkeit muss wiederhergestellt
werden.
233. Beim Studium der
Psychologie der Propheten kann man zwei Faktoren sehen. Einerseits bedarf
es anscheinend der Einsamkeit, während andererseits ein Prophet manchmal
inmitten einer Menge eine Erleuchtung erhält. Diese beiden Bedingungen sind
nicht so widersprüchlich, wie es scheint. Man kann auch aus einer Menge heraus
einen Energieimpuls erhalten. Es gibt keine solchen Bedingungen, die sich nicht
als Leiter der feinsten Energie erweisen können.
234. Ich spreche ständig über Vorsicht,
möchte euch damit aber keine Angst einflößen. Eine Wolke zwingt den Gärtner,
Schutzmaßnahmen zu treffen, doch er fürchtet nicht jeden Wirbelwind.
[Russisches Original. Seite 107.]
dessen Wände mit Arsen, einem Sublimat[32] oder anderen austretenden
Giften eingerieben wurden. Mögen sie sich selbst anhand ihrer Augen, ihrer Haut
und ihrer Lunge davon überzeugen, wie lange die austretenden Gifte wirken.
Darüber
hinaus richtet die Herstellung von großen Mengen Gas Schaden auf weite Entfernung
an. Nur verbrecherische Unvernunft
denkt, dass der Schaden lediglich dem Feind zugefügt wird.
Ebenso giftig sind Gase, welche die
Schleimhäute reizen. Es ist unstatthaft, ein Volk zu vergiften, indem man es
Krankheiten aussetzt, die erst in Zukunft in Erscheinung treten. Sogenannte
aufgeklärte Regierende infizieren weite Gebiete und beschwichtigen sich damit, dass
das Gift unschädlich sei. Mögen sie in einem vergifteten Haus wohnen.
Unter allen wissenschaftlichen Entdeckungen
sind Gase und Gifte ein Schandfleck.
236. Es müssen Mittel gefunden werden, damit
die Menschen den Sinn der Einigkeit verstehen, sonst werden öffentliche
Versammlungen einem Bündel von Luftballonen gleichen, das nach allen Seiten auseinanderstrebt.
Die Menschen nehmen an, dass ein äußeres Lächeln des Schädels bereits Einigkeit
ausdrückt. Der Sinn vereinter Macht aber bleibt ihnen fremd.
237. Man nennt einen Wanderer nicht nur
denjenigen, der sich schon auf dem Pfad befindet, sondern auch denjenigen, der
sich auf den Pfad vorbereitet. Ebenso ist es mit einem Weltereignis: Es hat
sich bereits gestaltet und existiert bereits, wenngleich das Schiff noch nicht vom
Ufer abgestoßen ist.
Man muss äußere Bewegung von innerer
Bereitschaft unterscheiden. Einige Menschen messen der inneren Bereitschaft
keine Bedeutung bei. Sie meinen, wenn etwas sich nicht vor aller Augen bewegt,
[Russisches
Original. Seite 108.]
existiere
es nicht.
Wenden wir uns wieder den ärztlichen
Beispielen zu. Viele Krankheiten verlaufen im Inneren und lassen keine äußeren
Symptome erkennen. Sie treten erst im letzten Stadium in Erscheinung, wenn eine
Behandlung bereits nutzlos ist. Beurteilen wir einen Prozess nicht nur nach
seinem tödlichen Stadium. Das gleiche gilt für menschliche Beziehungen.
238. Viele Lehren schreiben vor, sich jeglichen
Tötens zu enthalten. Allerdings blieb unausgesprochen, wie es sich mit dem
Töten der winzigsten, unsichtbaren Geschöpfe verhält. Natürlich hatte man das
vorsätzliche Töten aus bösem Willen im Sinn, andernfalls würde der Mensch mit
jedem Atemzug zum Mörder. Das Bewusstsein kann eingeben, wo die Grenze liegt.
Das Herz kann fühlen und den Menschen vor dem Töten bewahren.
Sogar ein sinnlos abgerissenes Zweiglein
wollen wir zum Tempel tragen, anders gesagt, bemitleiden. Dasselbe Gefühl
flüstert uns zu, uns vor dem Töten zu hüten.
239. Es gibt viel Feuer. Die fernen Gestirne
funkeln, und man kann sie im Feuer des Herzens wahrnehmen. Es gibt nämlich viel
Spannung.
240. Man kann bemerken, dass besonders große
Erschütterungen den Organismus manchmal viel weniger ruinieren als kleine. Der
Grund liegt darin, dass bei großen Erschütterungen die psychische Energie
besonders zu wirken beginnt und einen mächtigen Schutz bietet. Bei kleinen
Erschütterungen wird auch der Schutz nicht stark sein.
Wenn Ich sage: „Belastet Mich stärker, wenn
Ich in den herrlichen Garten gehe“[33], ist
das nicht nur ein poetisches Bild, sondern eine praktische Anweisung.
[Russisches
Original. Seite 109.]
Seit langem heißt es, dass bei großen Erschütterungen
der Geist gestärkt und das Bewusstsein gereinigt wird. Doch der Hauptfaktor bei
diesen Prozessen ist die uranfängliche Energie. Seien wir deshalb nicht
besorgt, wenn sie durch irgendetwas in Tätigkeit versetzt wird. Es ist weit
schlimmer, wenn etwas Kleines den Organismus untergräbt und die rettende Kraft
untätig bleibt. Eine solche Lage muss man erkennen, sonst werden die Menschen beginnen,
dem Kleinen zuzustreben und sich mit Nichtigem zufriedengeben.
Der Vorrat an psychischer Energie muss aufgefüllt
werden. Ohne Druck erhält sie keine Höhere Hilfe. Sogar das enigmatische[34]
Sprichwort: „Je schlimmer, desto besser“ hat eine gewisse Grundlage.
Es ist auffallend zu beobachten, wie Bedrückungen
und Verfolgungen die Kräfte vermehren. Man kann staunen, woher die Menschen die
Kräfte schöpfen, Schmähungen zu ertragen und ihnen zu widerstehen. Dieselbe rettende
Energie, die das Bewusstsein reinigt, schafft einen Schutz. Wir wollen sie
lieben und nicht leichtfertig vertreiben. Die Menschen beten um Schutz,
zerstören jedoch selbst die beste Gabe.
Nicht selten werden Worte gebraucht, die schlechte
Emanationen hervorrufen. Jedes Wort bewirkt doch einen Einschnitt in die Aura. Der
Mensch muss für seine Ausgeburten die Verantwortung übernehmen. In Bruderschaften
ist jedweder Schmutz unangebracht.
[Russisches
Original. Seite 110.]
242. Man sollte keine eigensinnigen
Schlussfolgerungen über die Ursachen der Beschleunigung oder Verzögerung von
Ereignissen ziehen. Man muss verstehen, viele Bedingungen in Betracht zu ziehen,
von denen die wichtigsten für gewöhnlich vernachlässigt werden. Ich lehre, die
Aufmerksamkeit anzuspannen, um die Kompliziertheit der Lage nicht zu vergrößern.
Freiwillig oder unfreiwillig lieben es die
Menschen nicht, sich bewusst zu machen, dass oft schon ein Körnchen Zwietracht
die besten Konstellationen zunichtemacht. Der Mensch ist wie ein Magnet, doch
selbst ein Magnet kann entmagnetisiert werden, wenn er sich in einer
ungünstigen Nachbarschaft befindet. Man sollte sich daher angewöhnen, auch die kleinsten
Körnchen zu beobachten. Wenn auf jedes Rad knirschende Sandkörnchen gestreut
werden, kann keine Einigkeit erblühen.
243. Zusammenarbeit wird nicht leicht
erreicht. Manchmal bedarf es einer ganzen Reihe von Leben, um sie sich
anzueignen. Den Menschen verstehen nur schwer die Verbindung von Individualität
und Gemeinschaftsarbeit. Das menschliche Bewusstsein, das die Synthese
vergessen hat, schlingert wie ein Schiff im Sturm.
244. „Freundschaft liegt im Schweigen“, so
sprach einst ein alter Chinese. Man kann es auch umgekehrt sagen. Bei einem solchen
höheren Zustand ersetzt ein Gedanke viele Worte. Man kann einander in
verschiedenen Sprachen verstehen, wenn sie gedanklich ausgedrückt werden. Das Geheimnis der Gedankenübertragung in verschiedenen
Sprachen ist eine große Offenbarung der uranfänglichen Energie.
245. Wenn die Menschen mehr Vertrauen zueinander
hätten, könnten sie viel mehr Erscheinungen kosmischen Charakters beobachten.
Wenn sie sich zum Beispiel nicht so schämen würden, ihren Gefühlen zu vertrauen,
[Russisches
Original. Seite 111.]
könnten
sie ganze Wellen vorübergehender Ströme auffangen.
Man kann besondere Gefühle in der Kehle,
Herzschmerzen oder eine Anspannung der Knie und Ellenbogen bemerken. Die Ströme
können alle Zentren durchlaufen. Das ist keine Krankheit, sondern eine eigenartige
Unpässlichkeit. Nach diesen Symptomen kann man sehen, wo die Spannung der
Ströme durchläuft. Man muss aber zumindest ein wenig Vertrauen zeigen, ohne die
Furcht, ausgelacht zu werden.
246. Die gleiche Furcht verhindert die
Anerkennung der Hierarchie. Lasst uns gerechterweise sagen, dass die Hierarchie
jedem Zwang fernsteht. Sie ist bereit zu helfen und Rat zu senden, während die
Menschheit bereit ist, jede gute Absicht zu beargwöhnen.
Ohne Vertrauen gibt es auch keine
Zusammenarbeit. Vergessen wir nicht, dass Misstrauen ein Zeichen von Unvollkommenheit
ist. Vor allem wird ein von Zweifel erfüllter Mensch seinem Nächsten
misstrauen.
Man nenne diese Ermahnungen nicht moralische
Ratschläge. Mögen die Menschen sie physikalische und mechanische Gesetze
nennen. Es ist völlig gleichgültig, wie man die Daseinsgrundlagen nennt, wenn
sie nur befolgt werden!
247. Wir raten nie, ein Lächeln
vorzutäuschen. So wie jedes ungerechte Urteil widerlich ist, weist eine
scheinheilige Maske auf Heuchelei und eine kranke Aura hin. Doch wir bitten,
mehr Herzensgüte aufzubringen – sie ist der beste Balsam!
248. Die Menschen wundern sich über die
vielen Verbrechen, vergessen dabei aber die unvergleichlich viel größere Zahl nicht
aufgedeckter Übeltaten. Man kann
[Russisches
Original. Seite 112.]
über
die unzähligen gedanklichen Verbrechen entsetzt sein, gegen die es keine
Gesetze gibt und die dennoch das Leben der Menschen sowie des ganzen Planeten
vernichten.
Man sollte manchmal darüber nachdenken, wie
sehr sich die Fruchtbarkeit des Planeten verringert, trotz aller zuweilen von
den Regierungen getroffenen künstlichen Maßnahmen. Man kann einen Hain von
Bäumen pflanzen und gleichzeitig ganze Wälder vergiften und vernichten. Die
Menschen bestaunen die Überreste der Riesen des Urwalds, denken aber nicht
darüber nach, ob solche Riesen heutzutage noch heranwachsen könnten. Die
Menschen tragen den Mutterboden des Planeten ab und wundern sich dann über das
Anwachsen der Sandwüsten.
Man kann alle Arten aufzählen, die den
Planeten bewohnen, und sich wundern, dass sie sich so wenig vervollkommnen.
Denken wir dabei nicht an gewisse seltsame Kreuzungen, die einige Gemüsesorten
wie bei Wassersucht anschwellen lassen. Solche Experimente beeinflussen den
allgemeinen Zustand des Planeten nicht.
249. Das Herz heilt viele Krankheiten. Es
ist falsch, nicht vor allem dem Herzen zu helfen. Vielleicht ist das Herz
äußerlich ruhig, man muss ihm aber einen Impuls geben, damit es stärker auf
andere Zentren einwirken kann?
250. Kann es eine Überschwemmung geben, die
ganze Gebiete wegspült? Kann es Erdbeben geben, die ganze Länder zerstören?
Kann es einen Wirbelwind geben, der Städte hinwegfegt? Können riesige Meteore
vom Himmel fallen? Das alles kann geschehen, und das Schwingen des Pendels kann
sich verstärken.
Hat denn die Qualität des menschlichen
Gedankens keine Bedeutung? So mögen die Menschen über das Wesen der Dinge
nachdenken. Es ist dem Gedanken sehr nahe, und viele
[Russisches
Original. Seite 113.]
Gedanken
streben uns aus verschiedenen Welten zu. Geben wir nicht nur den Sonnenflecken
die Schuld.
Ein einziger Gedanke an die Bruderschaft ist
bereits heilsam.
251. Drohung und Zwang sind nicht Unser
Gebiet. Mitleid und Warnung sind das Gebiet der Bruderschaft. Man muss eine grobe
Natur haben, wenn man eine Warnung als Drohung ansieht.
Die Menschen urteilen nach sich selbst;
jedem Wort, das sie hören, suchen sie ihre eigene Bedeutung beizulegen. Es ist
lehrreich, ganz verschiedenen Menschen denselben einfachen Text zur Auslegung vorzulegen.
Man wird staunen, wie verschieden der Inhalt erklärt wird. Nicht nur die Grundeigenschaften
des Charakters, sondern auch zufällige Stimmungen spiegeln sich wider und entstellen
den Inhalt.
So kann man bestätigen, dass der Böse Böses
und der Gute Gutes sieht. Diese Wahrheit erstreckt sich auf alle Wissenszweige.
Nur sehr scharfsichtige Augen unterscheiden, wo Wirklichkeit ist und wo die
Luftspiegelung einer Stimmung.
Wenn ein Mensch von der Bruderschaft träumt,
möge er zuerst seine Augen vom herangewehten Schmutz reinigen.
252. Es gibt nicht wenige Menschen, die
meinen, die Bruderschaft existiere überhaupt nicht. Vielleicht blitzen in der
Stille der Nacht vor ihnen manchmal Bruchstücke der Erinnerung auf, doch der
Stumpfsinn des Verstandes verdrängt diese Träume. Gewiss, bei kleinen
Erinnerungen versengen sie das Bewusstsein. Vielleicht können sie noch nicht in
einer bestimmten Form erscheinen, ihr Sinn aber blitzt auf wie ein fliegender
Pfeil. Da der Mensch nicht gelernt hat, in Bildern zu denken, kann kein
bestimmtes Bild aufkommen.
[Russisches
Original. Seite 114.]
253. Ebenso ist der Mensch nicht gewohnt, Zufälle
von gesetzmäßigen Erscheinungen zu unterscheiden; er hat nicht gelernt, den
Denkprozess mit allen seinen Begleitumständen zu verfolgen. So viele
Disziplinen sind dem Menschen in beliebigen Zuständen zugänglich! Bei Uns wird eine
solche natürliche Aufspeicherung geschätzt.
254. Niemand verlangt, dass ein Telefonanruf
oder ein Telegramm zweimal wiederholt wird, bevor er ihm glaubt. Anders aber
verhält es sich mit einer Mitteilung aus der Feinstofflichen Welt. Die Menschen
bestehen aus irgendeinem Grund unbedingt auf einer Wiederholung der
Erscheinungen, so als könnten sie nur durch die Wiederholung überzeugt werden; auf
diese Weise geht viel Energie verloren.
Die Bedingungen haben sich bereits geändert,
doch der Mensch will zum Vergangenen zurückkehren. Durch dergleichen Rückschrittlichkeit
wird vieles erschwert.
Wer sich auf brüderliche Arbeit vorbereitet,
muss sich selbst beobachten können.
256. Man kann bemerken, dass Menschen, die
sich an ihre früheren Leben erinnern, zu den unterschiedlichsten Ebenen gehören.
Das beweist nur, dass das Gesetz der jenseitigen Welt weit vielschichtiger ist,
als die Menschen auf Erden vermuten. Umso mehr muss es geachtet und studiert
werden.
Solche Forschungen müssen unvermeidlich
[Russisches
Original. Seite 115.]
bruchstückhafter
Natur sein, doch diese bruchstückhaften Informationen müssen eine überzeugende Kette
von Fakten bilden. Je schneller man mit einer solchen irdischen Chronik beginnen
kann, desto eher wird die Wahrheit erstehen.
Man muss verstehen, dass es nicht Unser
Brauch ist, blinden Glauben zu fordern. Was wäre der Nutzen einer solchen Forderung
dort, wo Beobachtung und Aufmerksamkeit bessere Ergebnisse zeitigen?
Es heißt, dass das Gewebe des Höchsten aus
Funken besteht, das bedeutet: Wenn man auch nur einen einzigen Funken erkennt, ist
dies schon eine große Errungenschaft. Bei diesen Experimenten kann man jedoch
nur durch gegenseitiges Vertrauen Erfolg erzielen. Wertvolle Informationen können
auch Kinder, Dorfbewohner und verschiedene Arbeiter beitragen, denen sich auch
nur ein einziger Funke eingeprägt hat, mit dem sie in Berührung gekommen sind.
Gerade das Volk verwahrt sehr oft
Erinnerungen, schämt sich aber, sie auszusprechen. Solchen Verstecken muss man
sich behutsam nähern. Sie werden keinem hochmütig Verhörenden oder eilig
Vorübergehenden enthüllt werden. Darüber hinaus verbieten es die irdischen
Gesetze, das Verborgene zu berühren. Ärzte nennen solche Bekenntnisse oft
Wahnsinn.
Wir sagten bereits, dass alle Fragen betreffend
das Innere des Bewusstseins streng geprüft werden müssen, doch wenn sich von
hundert unzuverlässigen und verworrenen Mitteilungen auch nur eine als
glaubwürdig erweist, wäre das schon ein Erfolg. So wollen wir die Wahrheit
suchen.
257. Möge die Suche nach Wahrheit nicht
gallig sein. Ein Mensch, der in seinem Haus irgendetwas verliert, gerät schon in
Gereiztheit. Wie wird es dann beim weltweiten Suchen sein?
[Russisches
Original. Seite 116.]
Wahrhaftig, eine gute Zusammenarbeit ist
unerlässlich.
258. Samenkörner können vom Wirbelwind
verweht werden; sie können von Vögeln aufgepickt werden; sie können von einem Regenschauer
fortgespült werden: Es gibt viele Ursachen und Wirkungen.
Für den Menschen ist es besonders schwer, dass
er das Schicksal seiner Saat nicht vorausbestimmen kann. Er soll aber die Ergebnisse
der Arbeit nicht auf seine Weise einteilen. Der Mensch muss sich die Bestimmung
seiner Arbeit klar vor Augen halten, doch die Wege des Fortschritts und neue
Hindernisse dürfen den Schaffenden nicht betrüben.
Der irdischen Natur fällt es nicht leicht,
sich mit dem Gedanken abzufinden, dass Samenkörner an unvermuteten Stellen
aufgehen können. Der Mensch möge nicht vergessen, dass die Lebenskraft eines Samenkorns
groß ist.
Daher lasst uns säen, ohne daran zu denken,
wo der herrliche Garten erblühen wird. Der Mensch stellt nach seinem
Verständnis einen prächtigen Platz für seinen Garten zur Verfügung, während der
Boden nebenan sich als so viel fruchtbar erweisen kann, dass dort sogar ein vom
Wind herangewehter Same erblüht: Daher lasst uns säen, ohne an der Lebenskraft
der Samenkörner zu zweifeln.
Die Grundlage der Bruderschaft ist Vertrauen
in die Arbeit.
259. Es mag manchmal scheinen, als sei eine Belehrung
nicht deutlich genug gegeben worden, ist das aber wirklich so? Ist nicht unsere
vorübergehende Stimmungen ein falscher Interpret? Mit der Zeit verfliegt die
Stimmung, und die wahren Wesenszüge werden offenbar. Dann wird man anerkennen
können, dass die Belehrungen unabänderlich waren. So wird die Annäherung an die
Bruderschaft geschmiedet.
260. Seien wir nicht erstaunt, dass sich nach
einer aufgezeigten Frist die Spannung gleichsam verstärkt. Vergessen wir nicht,
dass dies die Auswirkung des bereits Vergangenen ist. Aber das Säen von
Ursachen kann sich schon verringern.
[Russisches
Original. Seite 117.]
261. Wenn der Mensch sich in die irdische
Hülle kleidet, kann er Gutes schaffen und sich damit vervollkommnen – so
spricht die uralte Weisheit. Dieses Testament leuchtet stets über den Toren der
Bruderschaft. Es wir denen, die das nichtoffenbarte, endlose Böse der
Unvollkommenheit verstehen, nicht widersprechen.
Möge Unvollkommenheit auch unvermeidlich sein,
es gibt dennoch Arbeitsgebiete, die das Gute in seiner vollen Bedeutung verkörpern.
Ist denn die Arbeit des Landmannes nicht etwas Gutes? Ist denn Schöpfung von
Schönem nicht etwas Gutes? Ist denn Handwerk von hoher Qualität nicht etwas
Gutes? Ist denn Wissen nicht etwas Gutes? Ist denn Dienst an der Menschheit nicht
etwas Gutes?
Man kann bestätigen, dass das Wesen des
Lebens gut ist; nur der Mensch zieht es in seiner Unlust, sich zu
vervollkommnen, vor, in Unwissenheit, anders gesagt im Bösen zu verharren.
262. Für das Stählen der besten Klingen ist
Feuer erforderlich. Auch die Zentren des Organismus können sich ohne Feuer
nicht verfeinern. Das Entflammen der Zentren ist unvermeidlich, in dieser Zeit
muss man aber sehr vorsichtig sein. Eine glühende Klinge zerbricht leicht, ebenso
reißt eine brennende Nervenfaser leicht. Seien wir daher sehr vorsichtig. Eine
solche Vorsicht bedeutet nur Kenntnis der Situation.
263. Stellt euch ein Haus voller Menschen
vor, die von einem wichtigen Ereignis Kenntnis haben, und unter ihnen weiß einer
nicht, woran alle denken. Zwischen den Wissenden und dem Unwissenden wird ein
großer Unterschied bestehen.
Schon anhand von Äußerlichkeiten kann man über
den offensichtlichen Unterschied urteilen. Der Unwissende beginnt, sich unruhig
zu fühlen, um sich zu blicken und hinzuhorchen; er ist misstrauisch und blickt feindselig
umher. Je größer seine Gereiztheit ist, desto weiter ist er von der Lösung des
Rätsels entfernt.
Anhand solcher
einfachen Beispiele kann man die Wirkungen von Gedanken und die Ursachen
beobachten, die ihre Aufnahme verhindern. Für die Aufnahme eines Gedankens
ist vor allem Gereiztheit unzuträglich. Es kann Erregung oder Ruhe geben, aber keinerlei
Wut oder Gereiztheit.
Mögen jene, die vorschlagen, eine
Gedankenübertragung zu beobachten, daran denken, dass es unüberwindliche Hindernisse
geben kann, die aber vom Menschen selbst leicht beseitigt werden können. Nur
die Beschwichtigung der Gereiztheit scheint schwer zu sein. Vergessen wir
nicht, auf die Säule zu blicken, die den Raum darstellt, und stellen wir uns
vor, wo auf ihr die Gereiztheit verzeichnet sein könnte: Es wird kein Platz für
sie zu finden sein, ebenso wenig wie für Selbstsucht angesichts der
Unbegrenztheit.
264. Ein Vergleich zwischen dem Kleinstem
und dem Größtem ermöglicht, das Gleichgewicht zu finden. Auf einem schwierigen
Pfad ist sogar ein glatter Felsen eine Stütze. Doch die glatte Oberfläche
entsteht aus der großen Anzahl der Ströme. So möge der Wanderer nicht denken,
dass es nur für ihn schwer sei.
265. Ein altes Sprichwort besagt: „Wer an
den Tod denkt, ruft ihn herbei“. Ebenso haben auch die Ärzte zuweilen bemerkt,
dass der Gedanke an das Ende dieses herbeizieht. Jede Volksweisheit enthält ein
Teilchen Wahrheit. Man muss aber vor allem bedenken: Kann man sich gedanklich
mit etwas befassen, das es nicht gibt?
[Russisches
Original. Seite 119.]
Für die Menschen ist es Zeit anzuerkennen,
dass das Leben nicht aufhört. Damit wird sich die Einstellung zum irdischen
Dasein vollkommen verändern. Für die wahre Evolution muss man eiligst den
richtigen Standpunkt über die ununterbrochene Fortdauer des Lebens bekräftigen.
Die Wissenschaft muss zu Hilfe kommen, um düstere Irrtümer zu zerstreuen. Der
Mensch soll nicht an das Grab denken, sondern an Flügel und die für ihn bestimmte
Schönheit. Je klarer der Mensch die Schönheit der Welten in sein Bewusstsein einprägt,
desto leichter wird er neue Bedingungen erfassen.
266. Die Lehre des Lebens muss vor allem das
Konzept des Lebens jenseits der Grenzen der irdischen Hülle bestätigen. Wozu
gäbe es sonst den Begriff Bruderschaft, wenn das Wertvollste nur für einige
Jahrzehnte entwickelt werden muss? Man soll Bewusstsein durchaus nicht für
morgen aufspeichern, sondern für ewige Pfade in die Unbegrenztheit. Es ist
nützlich, diese Wahrheit im Licht des Tages und der Nacht zu wiederholen.
267. Zusammenarbeit kann beginnen und enden,
eine einmal errichtete Bruderschaft aber ist unzerstörbar. Lasst uns daher
gegenüber diesem grundlegenden Begriff nicht leichtfertig sein. Die Brüder werden
sich in allen Existenzen begegnen und die gemeinsame Arbeit verwirklichen. Man
sollte sich über eine solche Möglichkeit freuen, die in keinem Zeitalter
versiegt.
268. Wenn die Menschen beginnen, die
Ursachen von den Wirkungen zu unterscheiden, wird vieles erkannt werden; bis
heute erkennen die Menschen aber nur die Wirkungen an, und auch dies nur im
gröbsten Maße. Niemand will verstehen, dass zwischen Ursache und Wirkung eine
bestimmte Zeit verstreichen muss.
[Russisches
Original. Seite 120.]
Wenn ein feines Bewusstsein die Ursachen
erkennt, ist es gewöhnlich Spott ausgesetzt. Ein grobes Auge nimmt das, was
bereits vor sich gegangen ist, noch nicht wahr, und die Unwissenden erklären,
dass nichts geschehen sei.
Deshalb ist es an der Zeit, den Gedanken auf
die Wurzel der Dinge zu richten. Das ist jedoch nicht leicht, denn das
Vertrauen ist erstickt und damit die erkennende Energie in Untätigkeit versetzt
worden. Man kann viele Fälle anführen, in denen Erkenntnis die Ursachen als Beginn
der Wirkungen voraussehen kann, das geringste Misstrauen aber spült alle
Möglichkeiten fort.
269. Das Chaos ist eifersüchtig und tobt. Es
überwältigt dort, wo es auch nur das geringste Schwanken gibt. Das Chaos versäumt
keine Gelegenheit, um einen schwachen Damm zu durchbrechen. Man kann bemerken,
dass am Vorabend besonders nützlicher Taten Verrat begangen wird. Es gab keinen
Fall, in dem nicht auch ohne besondere Fristen Verrat begangen wurde, wenn die
Wege des Fortschritts bereits angelegt waren.
Finsternis und Chaos können nämlich keinen Aufbau
ertragen. Sie lauern auf allen Wegen und suchen jene, die imstande sind, ihnen zu
helfen. Man kann viele Beispiele anführen, aber auch
viele vorbildliche Taten, bei denen herzliche Einigkeit die Finsternis
überwältigte. Deshalb ist es so notwendig, den Begriff Bruderschaft zu
hüten.
270. Die heiligen Schmerzen gehören zu
keiner Art von Krankheiten. Ein solcher ungewöhnlicher Zustand kann alle
bekannten Krankheiten übertreffen. Alles wird derart angespannt, dass der
kleinste Schlag die straff gespannten Saiten zerreißen kann. Wie bereits
gesagt, wird ein solcher Zustand durch die unnatürliche Lage des Planeten noch vertieft.
Die Krankheit des Planeten
[Russisches
Original. Seite 121.]
bedroht
das Herz mit Druck.
Aus profundem Grund wurden feinfühlige
Organismen von jeher geschützt. Der Begriff heilige Schmerzen sollte die
Aufmerksamkeit auf ein Herz lenken, das die feinsten Energien berührt hat.
Solche Herzen müssen behütet werden, sie sind wie eine Leitung höherer
Spannung. Sie müssen sowohl im Heim als auch im ganzen Leben behütet werden.
Wären die Ärzte weniger eingebildet, würden
sie bestrebt sein, solche seltenen Erscheinungen zu beobachten. Doch leider
stoßen alle besonderen Symptome faule Beobachter eher ab. Indessen muss mit der
Mechanisierung des Lebens ein Studium der höheren Energien einhergehen.
271. Manchmal werden auch entgegengesetzte
Wirkungen erzielt, wenn man mit groben Mitteln an höhere Energien herangeht.
Nehmen wir zum Beispiel die zur Beobachtung der Aura erfundenen Brillen. Das
Prinzip ist nicht schlecht, aber das Mittel ist grob und schadet der Sehkraft.
Die Verfeinerung der Sinne darf indessen dem natürlichen Zustand des Organismus
nicht schaden.
So hat sich der Gebrauch des sogenannten Radiums
als zerstörerisch erwiesen, obgleich Radioaktivität im Prinzip heilsam ist.
Ebenso wurde Alkohol statt zu einem medizinischen Mittel zu einem
zerstörerischen Narkotikum gemacht. Es gibt viele Beispiele. Der Hauptgrund
liegt in dem Unwillen, die Verbindung des Organismus mit den feinen Energien zu
erkennen.
Bruderschaft und Zusammenarbeit sollen helfen,
das Denken zu verfeinern. Die Verfeinerung des Gedankens bietet den Zugang zur Verfeinerung
des Lebens. Verfeinerung bedeutet auch Erhebung und Fortschritt.
[Russisches
Original. Seite 122.]
272. Es hat nichts Erstaunliches, dass sogar
ein ganz einfacher Mensch Ausstrahlungen sehen kann – dafür gibt es viele
Gründe. Er kann aufgrund seiner früheren Leben ein ungewöhnlicher Mensch sein,
oder bei ihm könnte sich diese besondere Eigenschaft unter anderen zeigen, die wenig
zum Ausdruck kommen. Solche vereinzelten Fälle sind nicht selten. Man kann
sehen, dass sogar Analphabeten über ungewöhnliche Wahrnehmungen verfügen. Wenn
sie aufrichtig sind, wissen sie nicht, warum ihnen ein solches Wissen zufließt.
Solche Eigenschaften haben, obwohl sie deutlich
in Erscheinung treten, mit Aufspeicherungen aus früheren Leben nichts gemein. So viele chemische Einwirkungen können einzelne Eigenschaften
erwecken, die auftauchen und zeitweilig wieder verschwinden können.
Nur die Erkenntnis der wechselnden
räumlichen Ströme kann die im Organismus vor sich gehenden Veränderungen
erklären. Ihr wisst, dass sich unter der Einwirkung von Strömen das Sehen, das
Hören und alle Sinne verändern. Man kann sich vergewissern, dass solche Schwankungen
nicht nur zu den offenbarten Fristen, sondern auch außerhalb der menschlichen Erwägungen
stattfinden. Nur äußere Bedingungen können nämlich solche unerklärlichen
Erscheinungen hervorbringen.
273. Ein als Sklave
verkaufter weiser Philosoph rief aus: „Danke, offensichtlich kann ich alte
Schulden begleichen.“[35] Ein Kaiser, genannt der Goldene, entsetzte
sich: „Luxus verfolgt mich, wann werde ich meine Schulden bezahlen können?“[36]
So dachten
weise Männer daran, ihre Schulden schnellstens zu begleichen. Sie verstanden,
dass frühere Leben sicherlich nicht ohne Verschuldung auskommen konnten. Wie viel Geld muss ein Mensch haben, um eiligst seine
Schulden zu tilgen.
274. Beteuert jemand, er sei weder für noch
gegen etwas, so nehmt an, dass er dagegen ist. Unter diesen Stimmlosen gibt es
weit mehr Gegner als unter den Schreiern. Die Leute hoffen, ihren Widerstand
unter einer Maske der Heuchelei verbergen zu können. Daher ist es besonders zu
schätzen, wenn ein Mensch den Mut aufbringt, seine Meinung zu sagen.
Doch für eine richtige Bewertung muss man
die Bruderschaft als den Hebel der Welt erkennen. Man sollte nicht nur die
eigene Persönlichkeit anerkennen, denn es gibt keine Vereinzelung, und wer sich
absondert, fällt in niedere Schichten und schadet sich selbst.
275. Es ist richtig, dass die Menschen die
paarigen Organe gleichermaßen beherrschen sollten, doch eine solche Beherrschung
kann nur von klein auf beginnen. Ein Kind beherrscht seine Hände gleichermaßen,
am Beispiel der Umgebung aber sieht es die Bevorzugung der rechten Hand. Auf
der Schule ist es bereits zu spät, die Gleichheit wiederherzustellen.
Ein Kind kann nur mit dem ersten Aufblitzen
des Bewusstseins den Vorurteilen der Erwachsenen entgehen. Der Wissbegier der
Kinder wird zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Man kann von ihnen lernen, wie
schnell sie die Umgebung erfassen.
276. Von Kindern kann die Lehre ungewöhnlich
schnell aufgenommen werden, wenn man nur die Eigenarten des Kindes beachtet. Es
erinnert sich in hohem Maße an früheres Wissen. Besonders nützlich ist es
jedoch, wenn man, anstatt neues Wissen zu vermitteln, dem Kind hilft, sich an
das zu erinnern, was bereits in ihm eingelagert ist. Umso leichter wird es sich
später neuen Stoff aneignen; man muss aber beobachten.
[Russisches
Original. Seite 124.]
277. Jeder wahre Arbeiter erfährt zuweilen,
wie sein ganzes Werk gleichsam in einen Abgrund stürzt, und zwar in einen
unauffüllbaren Abgrund. So erfährt der Geist eines Tatmenschen eine äußerst gefährliche
Vorausbestimmung. Der Schwache spürt den Abgrund und verfällt in Niedergeschlagenheit,
der Mächtige aber erkennt die Berührung der Unbegrenztheit.
Viele Beobachtungen und Erfahrungen stehen
vor dem Menschen, bevor er dem Antlitz der Unbegrenztheit freudig gegenübertreten
kann. Das Bedauern über menschliche Schöpfungen, die sich aufgelöst haben,
schwindet. Sie werden in die Unbegrenztheit ausgestreut, sogar die majestätischsten.
Der irdische Verstand erkennt nicht, wo seine aufgespeicherten Schätze in
Erscheinung treten können.
Ein Mensch wollte der Menschheit Nutzen bringen,
doch statt der Früchte seines Schaffens tut sich vor ihm ein unermesslicher
Abgrund auf. Auch ein nicht unbedeutender Verstand kann erschaudern; der
gestählte Kämpfer der Arbeit aber sieht vor sich keinen Abgrund, sondern das
Leuchten der Unbegrenztheit.
Bruderschaft ist in ihrer ganzen gegenseitigen
Hilfe notwendig. Wer sonst als ein Bruder zeigt das Licht der unzerstörbaren
Arbeit? Jedes Gräschen der Arbeit wächst im Raum. Geschaffenes zersetzt sich
nicht, sondern sät in seiner Umgebung unzählige teilbare Formen. Im
Vorhandensein der Unbegrenztheit liegt ein wahrer Segen. Man kann sie mit
schönen Formen besiedeln.
278. Im Altertum hieß es: „Alle Menschen sind
Engel.“ Die Menschen sind tatsächlich Boten der fernen Welten. Daher ist auch ihre
Verantwortung groß.
Sie bringen wenig von dem ihnen Aufgetragenen
zu Ende und es betrübt sie noch nicht einmal, ihren Schatz zu verlieren. Nur
wenige trauern darüber, dass sie etwas vergessen haben, was sie gehört hatten.
Mögen die Menschen
[Russisches
Original. Seite 125.]
nicht
vergessen, dass sie Boten und die Verbindung mit den fernen Welten sind. Allein
ein solches Bewusstsein verschönert bereits das Alltagsleben.
279. Es ist bereits bekannt, dass der
menschliche Speichel sowohl heilsam als auch giftig sein kann. Bei diesem
Umstand ist aber eine sehr wichtige Bedingung vergessen worden: Es erweist
sich, dass die Giftigkeit des Speichels nicht von einer Krankheit abhängt. Die
Heilkraft bleibt bei einigen Krankheiten sogar erhalten.
Das bedeutet, dass diese Eigenschaften nicht
nur physischer Natur, sondern feinstoffliche Substanzen offenbaren, die mit
psychischen Kräften verbunden sind. Die Transmutation der psychischen Energie
in eine Substanz, die bereits materiell ist, stellt an sich schon eine
Bestätigung der feinstofflichen Energien dar. Man sollte solche Erscheinungen
auch bei Tieren und sogar bei Pflanzen beobachten.
Es rückt bereits der Zeitpunkt näher, in dem
die Zusammenarbeit der materiellen mit den psychischen Kräften formuliert
werden muss; andernfalls wird die Menschheit beginnen, sich mit nicht erkannten
Energien zu vergiften. Die Vermehrung der Menschheit ist nicht so gefährlich wie
ihr vergifteter Zustand.
280. Die Schüler bemerkten, dass der Lehrer sich
oft an das Ufer eines Baches zurückzog und starr auf die dahineilenden Wellen
schaute. Sie fragten: „Helfen die Wellen wirklich beim Pranayama*?“ Der Lehrer
antwortete: „Ihr habt es erraten, denn der Rhythmus der Wellen ist ein wunderbarer
Wechsel, den es nur in der Natur gibt. In dieser Vielfältigkeit liegt eine
erstaunliche Einheit.“ Also richtet eure Aufmerksamkeit auf alle natürlichen Bewegungen
der Natur.
281. Die Leute sagen, nicht selten
unaufrichtig, dass viele
[Russisches
Original. Seite 126.]
Bedingungen
sie daran hindern, Gutes zu schaffen. Der Mensch kann jedoch unter allen Umständen
Gutes schaffen. Das ist das Privileg des menschlichen Zustandes.
282. Nach den Grundsätzen der Bruderschaft
arbeitet jeder, so viel er kann. Jeder hilft seinen Kräften gemäß; keiner
verurteilt in seinem Herzen; jeder bestätigt Wissen nach seiner Erfahrung;
keiner vergeudet Zeit, denn sie ist unwiederbringlich. Jeder ist bereit, seine
Kräfte für den Bruder aufzubieten. Jeder offenbart die beste Eigenschaft: Jeder
freut sich über den Erfolg eines Bruders.
Sind diese Grundsätze etwa zu schwierig?
Sind sie etwa übernatürlich? Übersteigen sie etwa die menschlichen Kräfte?
Erfordern sie etwa ein Übermaß an Wissen? Kann es sein, dass nur Helden
Einigkeit begreifen? Gerade um des Verständnisses willen wurden Beispiele der
besten Menschen – von Ärzten, Schuhmachern, Webern und Metzgern – angeführt, um
bei den verschiedenen Arbeiten ein besseres Denken einzuprägen.
Über der Arbeit des Mannes steht die
Offenbarung der Frau. Sie führt, sie inspiriert, sie geleitet auf allen Wegen
und gibt ein Beispiel der Synthese. Es ist erstaunlich, wie rasch sie in jedes beliebige
Gebiet eindringt. Es gelingt ihr, von der Erde bis hin zu den fernen Welten Flügel
des Lichts zu weben. Sie versteht es, den Kelch in verschiedenen Atmosphären zu
hüten.
Wenn Wir über Zusammenarbeit sprechen,
verweisen Wir immer auf die Heldentat der Frau. Das Gebiet der Bruderschaft ist
das Gebiet der Zusammenarbeit.
283. Wer spricht und die Lehre des Lebens
sich selbst zuschreibt, verfällt der Lüge. Die Quellen der Lehre liegen
jenseits der menschlichen Grenzen. Die Wahrheit ist in Unbegrenztheit
niedergeschrieben worden, doch sie enthüllt jeden Tag eine neue Hieroglyphe
ihrer
[Russisches
Original. Seite 127.]
Ewigkeit.
Wahnsinnig ist, wer sich auf Erden die Lehre des Lebens selbst zuschreibt. Der
höchste Weise sieht sich selbst als Bote an.
Es wird nicht das Neue verkündet, sondern
das für die Stunde Nötige. Der Hausherr ruft zum Mahl: Das ist zwar nicht neu,
für die Hungrigen aber höchst lebensnotwendig. Umso schlimmer, wenn jemand den Ruf
zum Mahl verhindert. Derjenige, der behindert, schmiedet sich selbst Fesseln.
284. Wer einen Hungrigen davonjagt, ist fast
schon ein Mörder. Es kommt selten vor, dass im Haus kein Stück Brot wäre. Auf
der Schwelle zur Bruderschaft gibt es weder Herzlosigkeit noch Geiz noch Grausamkeit.
285. Leidenschaftslosigkeit ist weder
Hartherzigkeit noch Gleichgültigkeit. Wenn die Menschen historische Chroniken
lesen, erregen sie sich nicht, weil diese Aufzeichnungen eine ferne
Vergangenheit betreffen; die Lebenserfahrung lehrt aber, dass sich fast alle
empfangenen Mitteilungen ebenfalls auf die Vergangenheit beziehen.
Die Erfahrung gibt einem auch ein, dass die
Zukunft die Gedanken über Gereiztheit und Erschütterung hinaus lenken kann. So
befreit allein die Zukunft von Leidenschaften. Aus ihr entsteht aktive
Leidenschaftslosigkeit.
Die Menschen tadeln gewöhnlich diesen
Begriff, weil sie ihn mit Selbstsucht verwechseln. Doch lieber sollte man ihn
der Gerechtigkeit zuordnen. Und nur die Zukunft, die nicht von der Verwirrung der
jüngsten Vergangenheit beschmutzt ist, erlaubt vernünftig zu denken.
Daher lasst uns die Bedeutung vieler
Begriffe sorgfältig untersuchen, die unverdientermaßen herabgesetzt oder erhöht
werden.
286. Wahrlich, die menschliche Sprache
sollte vor verschiedenen hässlichen und ausdruckslosen Entstellungen bewahrt
werden. Darüber hinaus muss man die Sprache von gewissen Archaismen reinigen,
die auf längst überlebten Bräuchen beruhen.
Die Menschen sprechen oft Wörter aus, ohne sich
über ihre Bedeutung Rechenschaft abzulegen. So füllen sie ihre Rede mit
sinnlosen Bezeichnungen und Begriffen. Würden sie über den Sinn des
Gesprochenen nachdenken, müssten sie selbst lachen. So sollte man in allem das
Überlebte abschaffen, das seinen ursprünglichen Sinn verloren hat.
287. Bleiben wir zusammen, stehen wir fest
für die Zukunft. Nur bei einem solchen Stand voller Hingabe werden wir wie ein
undurchdringlicher Panzer sein.
288. In verschiedenen Industriebetrieben
atmen die Arbeiter viele chemische Substanzen ein und kommen mit ihnen in
Berührung. Auf den ersten Blick könnte es scheinen, dass solche Berührungen
ohne Schaden verlaufen, doch das ist bloß ein oberflächliches Urteil. Man kann
sich davon überzeugen, dass verschiedene Arbeitszweige mit der Zeit dieselben Krankheiten
hervorrufen. Bei der ersten Aufnahme einer gefährlichen Substanz bleibt ihr
Einfluss unbemerkt, aber die ständige Wiederholung zieht den ganzen Organismus
in Mitleidenschaft und wird schon unheilbar sein.
Ich sage dies wegen einer anderen
Einwirkung, an welche die Menschen ebenfalls nur wenig denken. Die Einwirkung
des Mondes wurde bereits bemerkt. Die Ärzte haben ihre Aufmerksamkeit bereits dem
Einfluss des Mondes auf viele Zustände der Menschen zugewendet. Solche Einflüsse
erfolgen jedoch wiederholt. Die Wirkungen mögen vom menschlichen Auge nicht
bemerkt werden, doch die Strahlen der Gestirne beherrschen nicht nur die
physische Seite, sondern auch alle Gefühle.
Dabei kann festgestellt werden, dass
Menschen mit einer starken psychischen Energie dem Einfluss der Strahlen auf
ihre Psyche weniger unterliegen. Auf diese Weise ist die natürliche
[Russisches
Original. Seite 129.]
Entwicklung
der psychischen Energie eine ausgezeichnete Prophylaxe. Ebenso ist es in Bezug
auf viele andere Ströme; deshalb bedeutet Vernachlässigung der psychischen
Energie Unwissenheit.
289. Wenn sich ein Bote auf den Weg mit
einem bestimmten Auftrag begibt und ihn vergisst, was soll er tun? Darauf hoffen,
dass sich sein Gedächtnis auf dem Wege aufhellt, oder eilig den befragen, der
ihn gesandt hat? Die Fähigkeit zu fragen wird bereits eine Errungenschaft sein.
290. Wenn sich sogar die psychische Energie eines
Einzelnen als Prophylaxe für die physische Gesundheit erweist, wieviel
mächtiger wird dann der Einfluss vereinter Energie sein. Der Sinn der
Bruderschaft besteht in der Vereinigung der uranfänglichen Energie. Nur die Erweiterung
des Bewusstseins trägt dazu bei, die Bedeutung der Harmonie der Energie zu
erkennen. Auf allen Ebenen des Lebens offenbart sie ihre segensreiche Kraft.
Wahrscheinlich seid ihr oft gefragt worden,
wie man die psychische Energie entwickelt und ihren Nutzen erkennt. Es ist jedoch
genug darüber gesagt worden, dass das Herz, das eine höhere Qualität des ganzen
Lebens anstrebt, ein Leiter der psychischen Energie ist. Keine gewaltsame, bedingte
Beschleunigung der Herztätigkeit wird von Nutzen sein. Das Herz ist ein sehr
unabhängiges Organ; man möge es für das Gute freisetzen, und es wird sich
schnell mit Energie füllen.
Ebenso kann man die Früchte vereinter
Energie nur in freundschaftlicher Gemeinschaft erlangen. Dafür ist es jedoch
unerlässlich zu verstehen, was Übereinstimmung bedeutet.
291. Besonders schwer ist es, die Plötzlichkeit
der Tätigkeit des feinstofflichen Körpers wahrzunehmen. Die Menschen sind
[Russisches
Original. Seite 130.]
so
sehr mit dem bedingten Zeitbegriff in seinem irdischen Ausdruck verbunden, dass
es ihnen unmöglich ist, sich von dem Begriff einer sich ausdehnenden Zeit zu lösen.
Nur jene, die bereits gewohnt sind, die Feinstofflichen Welt zu betreten,
wissen, wie viel man in einem Augenblick spüren kann. Im Geist kann man vieles spüren,
und man sollte jede Wahrnehmung bewahren.
292. Musik wird schon als Heilmittel
angewandt, die Ergebnisse sind aber nicht immer wahrnehmbar. Der Grund liegt
darin, dass es nicht üblich ist, das Wahrnehmungsvermögen für Musik zu
entwickeln. Man sollte sich von klein auf daran gewöhnen, die Schönheit des
Tones aufzunehmen. Musikalität bedarf der Bildung. Es ist richtig, dass in
jedem Menschen die Neigung zum Ton eingepflanzt ist, aber ohne Ausbildung
schläft sie.
Der Mensch sollte schöne Musik und Gesang
hören. Zuweilen wird eine einzige Harmonie den Sinn für das Schöne für immer
wecken.
Doch groß ist die Unwissenheit, wenn in der
Familie die besten Allheilmittel vergessen bleiben. Besonders wenn die Welt von
Hass erbebt, ist es unerlässlich, das Ohr der jungen Generation eiligst zu
öffnen.
Ohne die Bedeutung der Musik zu erkennen ist
es auch unmöglich, das Klingen der Natur zu verstehen. Und natürlich kann man dann
nicht an die Sphärenmusik denken: Einem unwissenden Geist wird nur Lärm
zugänglich sein. Der Gesang des Wasserfalls, des Flusses oder des Meeres wird
nur Getöse sein. Der Wind wird keine Melodie herantragen und in den Bäumen
keine feierliche Hymne erklingen lassen.
Einem verschlossenen Ohr gehen die schönsten
Harmonien verloren. Kann ein Volk seinen Aufstieg ohne Gesang vollbringen? Kann
die Bruderschaft ohne Gesang bestehen?
293. Ebenso muss man die Augen für das
Heilen durch Farbe öffnen. Oft genügt eine einzige Berührung,
[Russisches
Original. Seite 131.]
damit
das Auge für immer die Schönheit der Farbe erfasst, dennoch bedarf es einer
erleuchtenden Berührung. Selbst wenn die Augen schon durch frühere
Aufspeicherungen geöffnet sind, ist es dennoch notwendig, den Ruf „Sieh hin!“
erklingen zu lassen.
Und vor allem in der Bruderschaft ermuntert
man einander durch Bekräftigungen der Schönheit.
294. Man sollte die äußeren Energien
vernünftig nutzen. Es ist verbrecherisch, den menschlichen Organismus der
Einwirkung ungenügend erforschter Energien auszusetzen. So kann man leicht viele
zur Degeneration verdammen.
Eine solche Degeneration geht unmerklich vor
sich, ihre Folgen sind jedoch entsetzlich. Der Mensch verliert seine besten
Aufspeicherungen, sein Gehirn wird gleichsam gelähmt, ähnlich wie bei einer Vergiftung
durch Opium. Die Symptome der Opiumraucher gleichen manchmal denen der
Vergiftung durch Kohlenrauch oder Benzin. Man muss die Menschen bitten, Maßnahmen
zu ergreifen, um die Städte nicht mit Benzin und Erdöl zu vergiften. Die Gefahr
wächst, den Verstand zu verlieren.
295. Feierlichkeit sollte durch den Begriff
Bruderschaft gestärkt werden. Sie sollte kein leerer Schall bleiben.
Feierlichkeit verwirklichen heißt, der aufgehenden Sonne Hymnen zu singen. Man
muss erkennen, welche Läuterung niedergeht, wenn man von heilsamer
Feierlichkeit erfüllt ist.
Alle vorgeschlagenen Begriffe haben sowohl
eine erhebende als auch eine heilende Bedeutung. Wir schlagen alles vor, was
auch den Körper stärken kann. Denken wir nicht, dass sich erhabene Begriffe nur
als Erhebung offenbaren, sie sind auch Heilmittel, die den Organismus stärken.
Man sollte die Macht der segensreichen Begriffe erkennen.
[Russisches
Original. Seite 132.]
296. Beim Erkennen der Unbegrenztheit sollte
Feierlichkeit zum Ausdruck kommen. Manche wundern sich, warum das Buch „Unbegrenztheit“
vor den nachfolgenden Büchern herausgegeben wurde. Doch wie kann man die Bücher
„Herz“, „Hierarchie“, „Feurige Welt“ und „Aum“ verstehen, wenn der Begriff
Unbegrenztheit nicht vorausgeschickt wurde? Keiner der genannten Begriffe kann
begrenzt werden. Der Mensch erfasst keinen von ihnen, wenn er nicht den Ruf der
Unbegrenztheit einatmet.
Kann man das menschliche Herz etwa nur als ein
niederes, materielles Organ betrachten? Kann die Hierarchie etwa in einem
begrenzten Raum untergebracht werden? Die Feurige Welt erglänzt nur, wenn ihre
Flammen in Unbegrenztheit funkeln. Wenn Aum das Symbol der Höheren Energien ist,
können sie dann etwa begrenzt werden? Deshalb lasst uns feierlich Unbegrenztheit
aussprechen.
297. Kann man nach der Herrlichkeit der
Unbegrenztheit über einfache irdische Einigkeit sprechen? Selbst wenn diese
Frage nicht gestellt wird, werden viele so denken. Doch wer sagte denn, dass
irdische Einigkeit etwas Einfaches ist? Um sie zu verstehen, muss man vor allem
die Synthese erkennen. Doch eine solche Zusammenfassung ist nur bei Erkenntnis
der Unbegrenztheit möglich. Irdische Einigkeit ist nicht einfach!
Dieses Wort wird oft ausgesprochen, aber
selten in die Tat umgesetzt. Können sich viele Menschen zu einer Vereinigung
zusammenschließen? Kaum hat das Arbeitsprinzip sie einander nähergebracht, als
sich auch schon viele Anlässe für Meinungsverschiedenheit finden. Man kann
nicht erklären, was Einigkeit ist, wenn im Herzen keine Vorstellung des Großen
Dienstes vorhanden ist.
[Russisches
Original. Seite 133.]
298. Nur der Ruf zur Bruderschaft kann
zuweilen wie ein Blitz aufleuchten. Mögen die Menschen auch denken,
Bruderschaft sei unzeitgemäß und unerreichbar, so wird dennoch sogar in einem verwilderten
Herzen ein gewisses Beben zu pochen beginnen. Eine solche Erinnerung an etwas
Vergessenes wird selbst ein verbittertes Herz nicht unberührt lassen.
Man muss die einfachsten Worte finden, weil das
Volk das Einfachste erwartet. Das Volk nimmt ein gutes Wort nur auf, wenn es sich
vergewissert hat, dass es sein Alltagsleben verbessert.
299. Ihr überzeugt euch davon, dass das Volk
für Erkenntnis offen ist. Eine solche Evolutionsstufe ist kein Zufall. Viele
Erschütterungen und Beben haben die Herzen gezwungen, zu erschaudern und zu erklingen.
Wahrlich, schwer muss die Last sein, um in den Herrlichen Garten einzutreten.
300. Würde der Planet beginnen, nach
Belieben seine Bewegung zu verlangsamen oder zu beschleunigen, kann man sich
alle verheerenden Folgen leicht vorstellen. Daher ist es so wichtig, sich die
Bedeutung des Rhythmus anzueignen.
Wenn man von der menschlichen Arbeit spricht,
sollte man ständig auf Rhythmus bestehen. Beständige rhythmische Arbeit zeitigt
die besten Ergebnisse. Die Arbeit der Bruderschaft dient als Beispiel dafür.
Rhythmus ist unerlässlich, denn er verwirklicht auch die Qualität der Arbeit.
Wer den Rhythmus erkennt, liebt seine Arbeit.
Doch der Magnet der Liebe wird nicht leicht
angespannt. Ohne ihn kommen Verurteilung und Widerwille auf. Ohne ihn ergeben
sich Verlust der Qualität sowie Verschwendung von Zeit und Material. Man sollte
öfter über den Arbeitsrhythmus sprechen, andernfalls werden selbst begabte
Arbeiter ihr Streben verlieren.
Die Herstellung unbrauchbarer Gegenstände
ist ein Vergehen am Volk. Beim Streben in die Unbegrenztheit
[Russisches
Original. Seite 134.]
muss
man auch an die Qualität jeder Arbeit denken. Jede Lehre ist vor allem um
Qualität besorgt, ebenso muss jede Arbeit eine hohe Stufe erreichen.
301. Bei der Erweiterung der Arbeitsgebiete
wurde die Qualität besonders wichtig. Zusammenarbeit auf verschiedenen Gebieten
erfordert auch eine gleich hohe Qualität – dies bezieht sich sowohl auf gedankliche
als auch auf physische Arbeit.
Im Bereich der gedanklichen Arbeit sind divergierende
Bestrebungen zu erkennen. Die Meinungen können verschieden, doch ihre Qualität darf
nicht hässlich sein. Es kann großes und kleines Wissen
geben, beide aber können brüderlich im Erkenntnisstreben fortschreiten.
Es wird keine
Tötung des Wissens geben. Eine solche Tötung gleicht doch der Lebensberaubung. Wie
viele Keime von Errungenschaften können von Wissenstötern erstickt werden.
Nicht nur
Wissen ist wertvoll, ebenso wertvoll ist der Prozess des Erwerbs von Wissen.
Die Philosophen setzten diesen Prozess einst dem höchsten Genuss gleich. Je tiefer
er empfunden werden kann, desto größer ist die Freude. Wenn sich aber in die
Aufspeicherung von Wissen die Knechtschaft der Selbstsucht einmischt, braust
nicht Freude auf, sondern Galle. Mit der Aufspeicherung von Wissen ist Kampf untrennbar
verbunden, doch er wird das Zutagefördern eines Schatzes sein. Kein Pfad des
Wissens wird menschenfeindlich
sein.
302. Lasst uns den Begriff Stimmung noch
vertiefen. Bei Übertragung auf Entfernung bemerkt man oft irgendeinen hindernden
Umstand: Etwas färbt die Gedanken und gibt ihnen einen anderen Sinn. Die Stimmung
des Menschen färbt das ganze Leben mit einer unerwarteten
[Russisches
Original. Seite 135.]
Farbe.
Unsere Stimmungen werden stille Gedanken
genannt. Sie werden nicht in Worte umgesetzt, wirken aber auf die
Gedankenenergie ein. Man kann sich leicht vorstellen, dass sich der Sender und
der Empfänger in gegensätzlicher Stimmung befinden, was bedeutet, dass die Übertragung
der Gedanken ungenau sein wird.
Daraus sollte man nicht schließen, dass eine
Gedankenübertragung nicht vollkommen sein kann; sie kann wirklich genau sein,
wenn die Nebenumstände in Betracht gezogen werden. Der offensichtlichste dieser
Umstände ist die Stimmung, doch ihre Regulierung ist vollkommen möglich.
Brüderlich gestimmte Organismen werden ohne herangetragene Aufschichtungen
erklingen.
303. Manche Schüler der unteren Stufen hegen
Bedenken, die Aufstiegsleiter zu erklimmen, weil sie der Verantwortung entgehen
wollen, die die mit jeder Stufe wächst. Solche leichtsinnigen Schüler meinen
sogar, ihr Verweilen auf den niederen Stufen sei interessanter. Sie geben sich
mit physischen Materialisationen und ähnlichen unverantwortlichen
Beschäftigungen zufrieden.
Sie wissen aber, dass danach jeder Schüler sich
in der alltäglichen Arbeit bewähren und den Angriff des Chaos ertragen muss.
Den Leichtfertigen aber behagt das nicht. Daher scheint ihnen selbst Bruderschaft
schwierig.
304. Die Menschen hoffen: Hier geht das
Schwerste vorüber und danach beginnt süßes Amrita*. Was werden sie denken, wenn
man ihnen sagt, dass dem Schweren noch Schwereres folgt? Werden die Menschen
vielleicht versuchen, vom menschlichen Pfad abzuspringen? Wohin aber wollen sie
[Russisches
Original. Seite 136.]
davonlaufen?
Nur der spürt die Süße des Amrita, der das Schwerste nicht fürchtet.
305. Beobachten wir die Abtrünnigen, die zu
allen Zeiten vorkommen. Man kann viele gemeinsame Züge ihres Verrats bemerken.
Ebenso kann man bemerken, wie sie auf karmischen Wegen Zugang zu Personen
fanden, deren Erscheinen von der Finsternis gehasst wurde.
Man kann dieselben Vorgehensweisen der Lüge
feststellen, die sie in verschiedenen Sprachen angewendet haben. Man kann aber
auch bestätigen, dass kein einziger Verrat den Namen des Verfolgten getrübt hat
– so sagt es die Wahrheit aller Zeiten.
Man kann ungewöhnliche Niederschriften über
nie dagewesene Versuche der Finsternis finden, die Keime des Wissens zu Fall zu
bringen.
306. Es gibt verschiedene Arten von Erwartung:
Es gibt eine Erwartung, die eröffnet, es gibt aber auch eine Erwartung, die
abschneidet. In der ersteren wartet das Herz, in der zweiten aber das Ich, die Selbstsucht.
Selbst der höchste Gedanke fliegt nur schwer über den Zaun der Ichsucht. Er
bleibt an den spitzen Pfählen der Selbstsucht hängen. Ichsucht ist schartig,
aufgespalten in Neid und tierische Bosheit.
Eine solche Begegnung kann keinen schönen
Gedanken zulassen. Viel Bemerkenswertes geht beim Prozess des Empfangs eines Gedankens
vor sich. Es gibt einen Augenblick der Stille vor der Ankunft des Hohen Boten. Kann
aber hochnäsige Ichsucht diesen süßesten Moment spüren?
Das Herz allein versteht es, sich bis zum
Rand mit Erwartung zu füllen. Nur das Herz schreit nicht auf: Ich warte! Übermäßige
Selbstsucht erklingt in diesem Ich. Doch mit dem Herzen zu warten heißt, schon
ein Vorgefühl zu haben. In einem solchen Gefühl liegt viel Freude. Die Alten
nannten es einen Führer.
Ich bestätige, dass ein Vorgefühl
[Russisches
Original. Seite 137.]
bereits
das Öffnen der Tore bedeutet. Das Herz ist eine gastfreundliche Hausherrin, es
bereitet sich vor, den fernen Gast zu empfangen. Man muss die besten Gefühle
anspannen, um einen Gedanken zu empfangen.
307. Es heißt, der Gedanke müsse schweigend empfangen
werden; eine solche Bedingung ist zwar von Nutzen, bringt aber noch nicht vollkommen
die ganze Feinheit der Empfindung zum Ausdruck. Feierlichkeit ist nämlich die
beste Bezeichnung. Feierlichkeit aber bedarf der Reinheit des Herzens.
308. Ein Arzt kann Feierlichkeit spüren; noch
nicht einmal der Anblick von Krankheiten trübt ein Herz, das von Hilfe für den
Nächsten entbrannt ist. Es ist erstaunlich zu beobachten, wie das Gute heilsam
wird. Mitleid hat seine Wurzeln allein im Herzen. So werden brüderliche
Eigenschaften aufgespeichert.
309. Unter dem Einfluss des Gedankens ist es
sogar möglich, Musik aus nächster Nähe nicht zu vernehmen – so wird die Macht
der Gedanken über den physischen Organismus bewiesen. Ebenso ist es möglich,
inmitten der Wellen des Lebens die Berührung der Hand eines Mitglieds der Bruderschaft
nicht zu spüren, sie kann dennoch Gleichgewicht bringen. So trägt doch auch Musik,
selbst wenn sie nicht vernommen wird, zur Erhebung der Gedanken bei.
Wir bezeichnen die unmerkliche Berührung
durch ein Mitglied der Bruderschaft mit einem geheimen Wort. Es wird nicht
durch mündliche Zeichen ausgedrückt, spiegelt sich aber im Herzen wider;
deshalb wird das Herz die Widerspiegelung der Bruderschaft genannt.
310. Haltet die Aussage der drei Flieger, in
großer Höhe Pferde gesehen zu haben, nicht für unsinnig. Eine solche Vision ist
aus mehreren Gründen möglich. Bewegung als solche kann Bilder hervorrufen, die mit
der Bewegung zusammenhängen; darüber hinaus kann auch Schnelligkeit
[Russisches Original. Seite 138.]
Erscheinungen aus der Feinstofflichen Welt fördern.
Nach wie vor muss man raten, solche Zeichen
zu bemerken. Man sollte sie bestimmt nicht als irgendwelche Vorzeichen ansehen,
sondern sie als Tatsachen aus den Sphären der Feinstofflichen Welt annehmen. Es
gibt nicht wenige solcher Erscheinungen, aber eine extreme Haltung ihnen
gegenüber ist unstatthaft. Die Menschen verhalten sich ihnen gegenüber entweder
verächtlich oder mit unsinniger Übertreibung. Selten trifft man auf eine vernünftige
Beobachtung.
311. Eine besondere Wissenschaft ist in der
Lage, eine vernünftige Haltung gegenüber den verschiedenen Gegenständen zu
finden. Eine solche Haltung erzeugt ein wahres Verständnis der Bruderschaft. Die
Bewahrung der heiligen Begriffe zeigt das Wachstum des Bewusstseins an.
312. Schnelligkeit der Bewegung fördert in einem
gewissen Grad den Verkehr mit der Feinstofflichen Welt. Der Wirbel der Bewegung
fegt gleichsam die staubige Hülle der niederen Schichten hinweg. Die Drehungen der
Derwische, der amerikanischen Schütteltänzer oder der sibirischen Springer
basieren auf solchen Bewegungen. Auf diese Weise bestätigen sie aber auch, wie
unzulässig eine solche gewaltsame Anspannung der Energie ist.
Die niederen Schichten sollten nicht mit
physischer Gewalt überwunden werden. Der rechte Weg führt über den natürlichen
geistigen Aufstieg. Gerade die Bruderschaft hilft bei einem solchen klaren,
schönen Aufstieg.
313. Man konnte ungewöhnliche räumliche Ströme
von einer solchen Spannung bemerken, dass sie Gedankensendungen überwältigten.
Diese Erscheinung ist selten, umso mehr muss man sie hervorheben. Tobende
Raumströme halten nicht lange an, weshalb es sehr bedeutsam ist, sie zu
beobachten.
Sie können nicht lange dauern,
[Russisches
Original. Seite 139.]
sonst
würden sie eine Katastrophe hervorrufen. Das Gleichgewicht selbst kann nicht
anders, als sich ihnen zu widersetzen, aber ein jeder solcher Moment ist
gefährlich. Wir nennen dies den Abgrund der Wirbel.
314. Eine aufmerksame Beobachtung ist umso
notwendiger, als man sich nicht vorstellen kann, wie manchmal eine wichtige
Erscheinung vor sich gehen kann. Nur ein sehr verfeinerter Organismus kann etwas
wie einen Ruf verspüren. Er will plötzlich beobachten. Man muss bereit sein,
einem solchen Ruf Folge zu leisten.
315. Es ist nicht leicht, eine Bruderschaft
vollen Einklangs zu versammeln. Möge die Gruppe zahlenmäßig klein, doch ohne
Gegensätze sein; sowohl zusammenzukommen als auch sich zu trennen ist für eine
kleine Menge leichter. Jede erzwungene Verbindung widerspricht dem Konzept der Bruderschaft.
Mögen es nur drei sein, ihre Eintracht wird doch stärker sein als das Schwanken
von Hunderten. Schwanken und Verwirrung schaden nicht nur den Menschen, sondern
auch dem Kosmos.
In alten Zeiten wurden langwierige Prüfungen
vorgeschrieben, um einen Kern geistigen Einklangs zusammenzubringen. Allein die
Länge der Zeit löst das Problem der Auslese jedoch nicht. Ein übles Samenkorn
kann Jahre über Jahre verborgen bleiben. Das Gefühl des Herzens kann dies am
besten eingeben.
Die Menschen verwenden höhere Begriffe allzu
leicht, doch nur wenige verstehen es, sie in voller Liebe zu bewahren. Ein
solches Bewahren liegt nicht in Gesten und Verbeugungen, sondern in einer unlöslichen
herzlichen Verbundenheit. Für die einen bedeutet die Verbindung Ketten und
Fesseln, für die anderen aber ist sie die Leiter zum Aufstieg.
Unwissende mit verdüsterten Herzen, sagen:
[Russisches
Original. Seite 140.]
„Diese
Leiter ist nebelhaft“, denn sie können auf ihr nicht emporsteigen. Umso
notwendiger ist es, über die Bruderschaft aufzuklären, denn die Menschen werden
bald die Mitarbeit suchen. Für diese Mitarbeit wird es jedweder Ermutigung
bedürfen.
So wird sich in der ganzen Welt Achtung vor
der Arbeit bekunden. Arbeit wird das Gegengift gegen Gold sein. Man muss jedoch
vielmals über die Schönheit der Arbeit sprechen.
316. Es heißt: Ohne Dummheit wäre die Erde ein
Paradies. Es ist ein Fehler, sich damit zu trösten, dass es heute weniger
Dummheit gäbe als in vergangenen Zeiten – gegenwärtig ist sie sogar boshafter
geworden. Jede fortgeschrittene Dummheit ist gefährlich, besonders beim Spielen
mit explosiven Stoffen.
Dummheit denkt nicht an die Zukunft. Der
Gedanke an Epidemien beunruhigt sie nicht. Es gibt viele Arten neuer
Krankheiten, und sie werden zunehmen. Das Auftreten der Bruderschaft wird Ozon inmitten
vergifteter Ruinen bedeuten.
317. Ein elektrischer Apparat entlädt sich,
wenn sich in ihm Energie angesammelt hat. Er will keine bestimmten Menschen
treffen, erreicht aber jene, die sich in seiner Nähe befinden.
Ebenso trifft der Rückschlag der psychischen
Energie jene, die sich ihr in böser Absicht nähern. Ihr Träger will niemanden
treffen, aber die Urenergie entlädt sich, wenn sich ihr eine feindliche Kraft
entgegenstellt. So wird der Rückschlag nicht ausgesandt, sondern von der
feindlichen Kraft ausgelöst. Natürlich wird der Schlag dort vernichtender sein,
wo die uranfängliche Energie mächtiger ist.
Es wäre ein unverzeihlicher Fehler, den
Träger der mächtigen Energie zu beschuldigen, dass er irgendjemanden vernichte.
Nicht er, sondern der Angreifer vernichtet sich selbst!
[Russisches
Original. Seite 141.]
318.[37] Die
Fähigkeit zur Arbeit muss erzogen werden, andernfalls wird sie in einem
schlummernden Zustand verharren. Ebenso muss die Fähigkeit zur Arbeit in der
Feinstofflichen Welt entwickelt werden. Der Weg dorthin muss aber den
Bedingungen der Feinstofflichen Welt entsprechen.
Es gibt viele irdische Methoden, sich der
Feinstofflichen Welt zu nähern und sie zu erkennen, aber keine erzwungene
Herkömmlichkeit kann beste Verbindungen zu ihr herstellen. Wie im gesamten
Dasein bedarf es der natürlichen Erkenntnis der Zusammenarbeit. Sie kann mehr
oder weniger erkannt werden, sollte aber das Gefühlwissen erfüllen.
Der Mensch sollte sich beständig in zwei
Welten fühlen. Ich spreche nicht von der Erwartung des Todes, denn er existiert
nicht; Ich spreche vielmehr über Arbeit, sowohl über irdische als auch über feinstoffliche.
Ein solcher Eifer bei der feinstofflichen Arbeit soll überhaupt nicht von der
irdischen Arbeit ablenken, im Gegenteil, er wird ihre Qualität nur verbessern.
Zu Unrecht denken die Menschen nicht an die
Feinstoffliche Welt: Sie können sowohl im Schlaf als auch im Wachzustand
gedanklich an den erhabensten Aufgaben teilnehmen.
319. Indem der Mensch sich mit erhabenen Aufgaben
erfüllt, bereitet er sich für genau diese Bereiche vor. Er gewöhnt sich
allmählich so sehr an diese Denkweise, dass er beginnt, vollkommen dem ebenso schönen
Leben in der Feinstofflichen Welt anzugehören. Das irdische Leben ist ein
Augenblick, der mit der Höheren Welt nicht verglichen werden kann; deshalb ist
es vernünftig, auch in diesem kurzen Augenblick Nutzen für einen längeren zu
ziehen.
Brüderliche Zusammenarbeit führt näher an
erhabene Aufgaben heran.
[Russisches
Original. Seite 142.]
320. Ein erfahrener Schwimmer stürzt sich von
den Höhen in die Wassertiefen. Er fühlt Kühnheit und Freude, wenn er an die
Oberfläche zurückkehrt. Ebenso bewusst versenkt sich der Geist in die
grobstoffliche Materie, um sich wieder in die Sphären der Berge zu erheben.
Erfahrung gestaltet eine solche Prüfung freudvoll.
Man muss unter irdischen Erscheinungen
Vergleiche mit den Höheren Welten finden. Auch der Wanderer stellt ein
nützliches Beispiel dar. Vergleicht die Gefühle eines Wanderers mit dem Durchschreiten
der Feinstofflichen Welt, und ihr werdet die beste Analogie erhalten. Denkt auch
an die verschiedenen Arten von Wanderern, und ihr werdet ein genaues Bild der
Bewohner der Feinstofflichen Welt erhalten.
Manche fürchten sich, über den Weg auch nur nachzudenken;
manche träumen von ihrem Vorteil; manche eilen dem Nächsten zu Hilfe, manche brennen
vor Bosheit, manche suchen nach Wissen. Man kann sich alle Besonderheiten der
Wanderer vorstellen und entscheiden, für wen von ihnen der Pfad leichter sein
wird.
321. Ängstliche Wanderer sind für den Pfad vollkommen
ungeeignet. Kann man sich einen Schwimmer vorstellen, der das Wasser fürchtet?
Ebenso schädlich ist Furcht vor dem Aufstieg in die Feinstoffliche Welt.
Nur Festigkeit und Streben zum Höchsten
können den Aufstieg fördern. Wer dem zustrebt, was er liebt, zählt die Sprossen
der Leiter nicht. Daher muss man lieben, um etwas zu erreichen.
Die Bruderschaft lehrt dieses Mittel zum
Aufstieg.
322. Wachehalten ist ein Anzeichen eines erweiterten
Bewusstseins. Viele verstehen überhaupt nicht, was es heißt, das Wertvollste zu
schützen. Man darf nicht auf jene hoffen, die den Wert nicht kennen. Über jeden
unermüdlichen Wächter aber kann man sich freuen.
[Russisches
Original. Seite 143.]
Die Bruderschaft lehrt diese Wache
323. Kriyashakti[38] ist
in ihrer ganzen Unerschöpflichkeit den Menschen seit undenklichen Zeiten
bekannt. Ich gebrauche die hinduistische Bezeichnung, um zu zeigen, wie lange
die Menschen diese Energie schon völlig genau definiert haben.
Ist es möglich, dass heutige Denker hinter
ihren Urvätern zurückbleiben? Heutzutage wird die Gedankenschaffenskraft derart
bezweifelt, dass sie in die Geisteswissenschaften verwiesen wird. Nach der
modernen Terminologie sollte die gedankliche Energie jedoch eher zur Naturwissenschaft
gehören. So mögen jene, welche über die Gedankenenergie herfallen, sich im
Lager der Unwissenden wiederfinden.
Glaubt nicht, dass Ich etwas Neues sage;
leider gibt es wenige würdige Erkennende; auf diese Weise verbleiben die
natürlichsten Gegenstände in der Nachbarschaft zu irgendwelcher Zauberei. Es
ist deshalb unerlässlich, Aberglauben und Unwissenheit zu vertreiben.
324. Es ist besonders schwierig, in Karma
verstrickten Menschen zu helfen. Man kann bemerken, dass jede gute Tat auf irgendeinen
Widerstand gerade von demjenigen stößt, dem die Hilfe gesandt wird. Damit wird
das Vorhandensein einer besonderen Energie bestätigt, die der Wächter des Karma
genannt wird. Jene, die Karma stören, stoßen gleichsam auf Widerstand.
Jeder kann sich erinnern, dass seine
nützlichen Ratschläge vollkommen unerklärlichen Widerstand hervorgerufen haben.
Menschen, die man für vernünftig hielt, begannen manchmal gegen ihren eigenen Nutzen
zu sprechen. Dann sollte man den Grund in karmischen Ursachen suchen. Der
Wächter des Karma ist sehr stark.
325. Das Aufblitzen eines Gedankens kann
manchmal gesehen werden.[39]
[Russisches
Original. Seite 144.]
Die
Erscheinung ist selten, es sollte aber geschätzt werden, wenn die Gedankenenergie
eine solche Spannung erreicht. Mögen die Menschen diese Erscheinung heute noch für
ein Märchen halten, es naht aber die Zeit, in der man die Gedankenströme
erforschen und messen wird.
326. Die Menschen wundern sich immer über
unerwartete Erscheinungen, doch sie vergessen, wie vieler unsichtbarer Bedingungen
es für jede Erscheinung auf der irdischen Ebene bedarf.
327. Das Leuchten des Himalaja ist von
vielen Wissenschaftlern beobachtet worden, dennoch wird es von Unwissenden
bezweifelt. Obwohl man sie beobachtet und berührt hat, verbleibt die nichtversengende
Flamme[40] des
Himalaja nach wie vor im Bereich des Märchens.
Jede Lichterscheinung beruht auf Energie,
aber diese Kraft wird verneint. Sogar Lichtsterne und ein Aufblitzen, die von
vielen gesehenen wurden, werden einer Abnormalität des Auges zugeschrieben. Natürlich
widerspricht diesem armseligen Verständnis, dass solche Erscheinungen von
mehreren Menschen gleichzeitig gesehen werden. Die Menschen informieren
einander jedoch für gewöhnlich nicht über ihre Gefühle und Visionen. Auf diese
Weise bleibt vieles unbemerkt. Deshalb werden auch Gedankenblitze für die
meisten nur Phantome sein.
Indessen werden viele Tiere als elektrisch
bezeichnet, weil sie über einen beträchtlichen Vorrat an Energie verfügen. Ebenso
können auch einige Menschen als elektrisch bezeichnet werden. Ist es denn so
schwierig sich vorzustellen, dass ihre Gedankenenergie wie das Aufblitzen eines
Leuchtens gesehen werden kann, vor allem wenn es sich kreuzende Ströme geben
kann?
Man muss es verstehen, die Augen offen zu halten.
Man muss sich die Mühe
[Russisches
Original. Seite 145.]
machen,
zu beobachten, andernfalls werden viele bemerkenswerte Erscheinungen unbeachtet
vorüberziehen. Das Leuchten des Himalaja kann dafür ein genügendes Beispiel geben.
328. Diese Anspannungen der Energie haben
auch heilende Eigenschaften. So ist zum Beispiel ein Gedankenblitz[41] für
die Sehkraft sehr nützlich. Man soll ihn aber nicht nur wahrnehmen, sondern
sich auch der Bedeutung dieser Erscheinung bewusst werden. Im Altertum wurden
diese Blitze Erleuchtung genannt. Ebenso können auch andere Lichterscheinungen
heilende Bedeutung haben.
329.[42] Wir
haben über die Fähigkeit gesprochen, sowohl in der irdischen als auch in der
Feinstofflichen Welt zu arbeiten. Aber die Fähigkeit zu arbeiten allein ist nur
eine Möglichkeit fortzuschreiten. Es ist auch erforderlich, das Streben nach
feinstofflicher Arbeit von ganzem Herzen liebzugewinnen. Sie
kann sich jeden Augenblick offenbaren, und dafür sollte man alle anderen Vorhaben
zurückstellen.
330. In Bezug auf die Bezeichnung von
Energien ergeben sich oft Irrtümer. Die Menschen können nicht verstehen, warum
die uranfängliche Energie mit verschiedenen Namen benannt wird. Es kann aber
doch Bezeichnungen geben, die von verschiedenen Völkern verliehen wurden.
Darüber hinaus führte ihr Auftreten in verschiedenen
Formen zu vielen Definitionen. Man kann für so verschiedenartige Erscheinungen
nicht nur eine einzige Bezeichnung festlegen. In der Geschichte der Menschheit
kann man sehen, wie aufmerksam die Menschen die feinsten Schattierungen gerade
dieser Energie aufgespürt haben.
An sich müssten die Beobachtungen jetzt umso
mehr vertieft werden, in Wirklichkeit aber erweist sich fast das Gegenteil. Die
Menschen suchen sich mit der Kompliziertheit des Lebens zu rechtfertigen.
Richtiger ist es jedoch, dies als
[Russisches
Original. Seite 146.]
Zerstreutheit
des Denkens zu erklären.
Umso mehr muss man immer wieder von der Kunst
des Denkens sprechen. Wird sie an den Schulen nicht genügend entwickelt, muss
die Familie zu Hilfe kommen. Man darf nicht zulassen, dass der Mensch zerstreut
oder, mit anderen Worten, unzurechnungsfähig wird.
331. Wahrhaftig, Erschütterungen können die
Menschen zu einem strengen Denken zurückführen. Ihr habt oft bemerkt, dass
große Erschütterungen die Menschen verwandelt haben. Die Verwirklichung von
gesunden Prinzipien ging bei Blitz und Donner vor sich.
Die Menschen leiden,
um aufzusteigen. Unwissende können die feurige Läuterung nicht verstehen. Was
aber kann schöner sein als dieses Element, wenn es keine Furcht gibt! Daher
haben Wir euch oft zur Feinstofflichen Welt, zur Schwelle zur Feurigen Welt hingelenkt.
332. Die Unklarheit der wahrgenommenen
feinstofflichen Gestalten hat ihre Gründe. Gestalten aus den mittleren Sphären
können aufdringlich sein, und der Mensch schützt sich gleichsam mit einem
Sperrnetz*, damit diese Gäste ihn nicht unnütz ermüden. In
der Feinstofflichen Welt wird eine ähnliche Abgrenzung nach Sphären beobachtet,
andernfalls käme es zu einer Unordnung, die sich auf vieles auswirken würde.
333. Es ist nicht zu
bezweifeln, dass es für die Feinstofflichen Welt von Nutzen ist, sich mit klarem
Denken zu versehen. Nur dann kann man die Große Schwelle bei vollem
Bewusstsein überschreiten.
334. An Ausstrahlungen kann man viele
Beobachtungen anstellen. Man kann sich davon überzeugen, dass es außer den
Strahlen, die sogar der Photographie zugänglich sind, noch feinere Lichtwellen
gibt, die von einem verfeinerten
[Russisches
Original. Seite 147.]
Apparat
erfasst werden können.
Die Einwirkung der Wellen erstreckt sich auf
große Entfernungen. Damit erklärt sich auch die Möglichkeit, Teile der
Grundaura im Bereich der feinstofflichen Wellen abzureißen. Starke Menschen können,
wenn auch selten, Teile ihrer eigenen Aura sehen. Solche Erscheinungen sind sehr
selten, denn für gewöhnlich sieht der Mensch seine eigene Ausstrahlung nicht.
Man kann darauf hinweisen, dass solche Sendungen
von Ausstrahlungen sich mit Gedankensendungen verbinden. Der durch die Aura dringende
Gedanke nimmt Teile von ihr mit sich. Teile der Aura können am Verbindungsfaden
hängenbleiben.
Wer viele Gedanken aussendet, reißt viele
Teile seiner Aura ab. Deshalb ist eine solche Gedankenarbeit wirklich eine
Heldentat. Selbstverleugnung liegt auch darin, dass die durchbohrten Aurateile
leicht dem Einfluss von Gegenströmen unterliegen. Die Wiederherstellung des
Gewebes erfordert jedoch sowohl Zeit als auch Energieaufwand.
Möge niemand denken, es werde vorgeschlagen,
überhaupt nicht zu denken; man muss jedoch im Sinn behalten, dass jeder selbstlose
Verbrauch der Aura eine Stärkung der uranfänglichen Energie hervorruft. Das
bedeutet: Indem wir abgeben, empfangen wir.
335. Mit der Frage der Ausstrahlungen sind
viele Überlegungen verbunden. Die Ausstrahlungen der Ärzte und des ganzen
Hilfspersonals sollten genau untersucht werden. Ein Arzt kann nicht nur durch
seinen Körper und seine Kleidung, sondern auch durch seine Ausstrahlung
Ansteckung übertragen. Wenn das bis jetzt noch nicht festgestellt wurde, heißt
das nicht, dass es nicht existiert.
Ebenso hängen die von einigen Menschen
verbreiteten Stimmungen
[Russisches
Original. Seite 148.]
von
der Beschaffenheit ihrer Ausstrahlung ab. Man sollte sich überhaupt daran
gewöhnen, dass der Gedanke das Schicksal des Menschen beherrscht.
336. Zuweilen kann man gleichsam vibrierende
Berührungen der Haut an verschiedenen Körperteilen spüren, vor allem im Bereich
des Rückgrats; man muss verstehen, dass diese Erscheinung mit einer
Gedankenübertragung in Zusammenhang steht. Das gilt besonders dann, wenn sich
ein Gedanke von großer Spannung nähert.
Diese Empfindungen ziehen für gewöhnlich
keine Aufmerksamkeit auf sich, doch heute, wo die Frage der Gedankenenergie auf
der Tagesordnung steht, sollten die mit ihr zusammenhängenden physischen Empfindungen
besonders beobachtet werden.
Ein ausgesandter Gedanke wird von den
Empfängern nicht immer in Worte umgesetzt, gleichwohl dringt er in den
Gedankenapparat ein und beeinflusst die Denkart. Ein solches Verständnis des
Gedankenempfangs muss hervorgehoben werden. Bis jetzt wurde nur Gedanken
Beachtung geschenkt, die in Worte umgesetzt wurden, aber die tiefste Einwirkung
jenseits von Worten blieb unbeachtet.
337. In dieser Beziehung liefert das
Altertum aufschlussreiche Beispiele. Die Menschen haben schon vor langer Zeit verstanden,
dass der Gedanke keiner Worte einer bestimmten Sprache bedarf. Die
Gedankenenergie trifft auf den Gehirnapparat und ruft ein Erklingen hervor, das
vom Bewusstsein verstanden wird. Ob dieses Erklingen in Worte gefasst wird oder
tiefer im Bewusstsein ruht, ist nur ein Detail. Das Hauptverständnis lagert
sich durch die Denkmethode ab.
338. Für das Konzept der Bruderschaft hat
die Wissenschaft des Gedankens eine enorme Bedeutung. Wenn Einvernehmen nicht
auf einer bedingten Übereinkunft, sondern auf der Zusammenarbeit der Herzen
beruht,
[Russisches
Original. Seite 149.]
ist die
Offenbarung des Gedankens besonders verständlich und gebieterisch. Man braucht
nicht erstaunt sein, dass der Begriff Bruderschaft so viel Gleichklang
erfordert. Diese Klänge sind freudvoll.
339. Eine tote Perle wird wieder belebt,
wenn sie von bestimmten Menschen getragen wird. Nur die Anwesenheit der
uranfänglichen Energie kann diesen natürlichen Prozess erklären. Ähnliche Erscheinungen
muss man auf allen Lebensgebieten beobachten.
Man kann sehen, wie lange verschiedene
Gegenstände erhalten bleiben, die von bestimmten Menschen verwendet werden. Man
kann beobachten, wie belebend die uranfängliche Energie durch ihre eigene Kraft
wirkt, wenn sie vom Feuer des Herzens erwärmt wird. Man kann sehen, wie
heilkräftig manche Menschen sind, die das deutliche Vorhandensein der
uranfänglichen Energie gar nicht in sich vermuten. Wären sie sich ihrer Kraft
aber auch noch bewusst, würde ihre wohltuende Tätigkeit sich beträchtlich
verstärken.
Man darf selbst das geringste Erscheinen der
nützlichen Energie nicht unterbinden. Niemand hat das Recht, auch nur das kleinste
Bisschen eines Nutzens für die Menschheit nicht anzuwenden. Es ist hinterlistig,
seine Untätigkeit damit zu rechtfertigen, dass es Stärkere gibt. Jede Flucht
vor Selbstverleugnung ist äußerst schädlich. Man kann Perlen beleben, ohne Ermüdung
zu spüren. Ebenso kann man ein Herz erwärmen und Freude empfinden.
340. „Wilde Verfolger, wohin jagt ihr uns?
Ihr bringt uns, ohne es zu wissen, der Zufluchtstätte des Lichts näher!“ Diesen
alten Gesang kann man zu allen Zeiten wiederholen. Man kann diese Wahrheit in
allen Sprachen bestätigen, deshalb ist es besser, der Verfolgte zu sein als der
Verfolger.
[Russisches
Original. Seite 150.]
341. Der Gedanke ist das Gesetz der Welt. Man
muss dieses Gesetz zur Gänze verstehen. Der Gedanke wird nicht nur mit Worten
zum Ausdruck gebracht. Das Gebiet des Gedankens ist auch das Gebiet der
Gedankenenergie. Gerade dieser Umstand wird aus den Augen verloren, und man
gesteht dem Gedanken nur eine geringe Verbreitung zu. Eine solche Beschränkung hindert
daran, den Gedanken als über die Grenzen des Planeten hinausgehend darzustellen,
anders gesagt, sie beraubt ihn seines erhabenen Sinnes.
Sowohl der Gedanke als auch die
Gedankenenergie erlangen nämlich die gebührende Bedeutung, wenn sie als über
die Grenzen der Erde hinausgehend verstanden werden. Man darf den Gedanken
nicht auf die irdische Sphäre begrenzen, sonst könnten Radiowellen mit diesen erhabensten
Energien wetteifern. Die Begrenzung der erhabensten Energie trägt dazu bei,
auch das menschliche Denken zu beeinträchtigen. Wahrhaftig, je mehr der Mensch
seine Möglichkeiten einengt, desto mehr schneidet er sich von der großen Zusammenarbeit
ab.
Der Gedanke sollte an den höchsten
wissenschaftlichen Institutionen studiert werden. Der Gedanke sollte an die
Spitze der physischen Lebensbedingungen gestellt werden.
342. Vorurteil ist das Eingangstor zu
Ungerechtigkeit und Unwissenheit. Die Menschen sollten aber die Grenze des
Vorurteils erkennen. Dieser Wurm lebt mit seinem jüngeren Verwandten, dem
Zweifel, in einem Haus. Es bedarf eines sehr scharfsichtigen Auges, um diesen
gefährlichen Knirps zu erkennen.
Die Menschen begegnen für gewöhnlich jeder
Erscheinung und jedem Gegenstand mit Vorurteilen verschiedenen Grades. Die
Menschen suchen sich damit zu rechtfertigen, dass sie die Gegenstände erst
kennenlernen und vorläufig ein unvoreingenommenes Urteil bewahren müssten. Tatsächlich
aber
[Russisches
Original. Seite 151.]
legen
sie statt Unvoreingenommenheit das grausamste Vorurteil an den Tag. Man sollte sich
diese menschliche Schwäche merken, um zu wissen, wovon man sich zu befreien
hat.
343. Vorurteil ist für die Bruderschaft ungeeignet.
344. Jede Beeinträchtigung des Gedankens ist
für die Bruderschaft ungeeignet.
345. Jede Nachlässigkeit gegenüber den Höheren
Sphären ist für die Bruderschaft ungeeignet.
346. Einigkeit ist ein leichtbeschwingter
Traum der Menschheit, aber wenn der Traum sich der Verwirklichung nähert,
verbleiben nur wenige Anhänger. Die Umsetzung des Vorhabens in die Tat treibt
die meisten davon. So ist die Verwirklichung von Einigkeit ein Streben zum
höheren Gesetz, welches die Menschheit in ihrem gegenwärtigen Zustand nur mit Mühe
erfasst.
Wer aber der Bruderschaft dienen will,
fürchtet selbst jene Begriffe nicht, die von der Mehrheit überhaupt nicht
angenommenen werden. Möge das Streben nach Einigkeit sich nur in außerordentlichen
Bewusstseinen finden.
Jeder gesunde Ort muss behütet werden. So beginnt
sich eine gesunde Hülle des Planeten zu bilden. Zur Zeit ist sie sehr
vergiftet.
347. O, ihr Zweibeiner!
Warum verfallt ihr so leicht in einen tierischen Zustand?
348. Das gewöhnlichste Auge kann Merkmale der
Feinstofflichen Welt erkennen. Oft kann man etwas wie farbige Gebilde sehen. Es
ist erstaunlich, dass manche Menschen gleichsam etwas Trübes umkreist, während
andere zur gleichen Zeit ganz klar sehen.
Jeder kann sich an Fälle erinnern, da er
seine Augen
[Russisches
Original. Seite 152.]
wegen
etwas Unerwartetem rieb, und dieses Gefühl natürlich einer Augenkrankheit
zuschrieb. Es kam ihm nicht in den Sinn, dass die gesehene Erscheinung sich außerhalb
seiner Augen befindet und auch von vielen anderen gesehen werden kann.
349. In großen Schatzkammern kann man viele
bemerkenswerte Gegenstände finden, aber Fachleute und Forscher ziehen es
zuweilen vor, in kleinen unbekannten Speichern zu suchen, und ein solches Suchen
führt zu unersetzlichen Entdeckungen. So sollte man sich in allem weit umschauen,
um keine neue wertvolle Zusammenarbeit zu versäumen.
Es ist bereits aufgezeigt worden, dass irgendein
Hunderttausender[43] nützliche Steine für den
Aufbau herbeiträgt, man darf aber einen Lastträger auf seinem schweren Pfad nicht
anstoßen. Man sollte ihm nicht misstrauen und ihm keine Vorwürfe machen.
Der Zement des Baus darf nicht vorzeitig
fest werden. Ebenso können auch Wanderer keinen schnelleren Fortschritt machen,
als ihre menschlichen Kräfte es erlauben. Es ist eine besondere Freude zu
sehen, wie der Aufbau vollendet wird. Viele haben nicht geglaubt, dass die örtlichen
Steine fest genug waren, sie urteilten selbstsüchtig. Doch bei Tagesanbruch
wird sich zeigen, wo das rechte Urteil lag.
Daher ist nicht nur in großen Schatzkammern,
sondern auch in kleinen Speichern Wertvolles zu finden.
350. Niemand kann sein Bewusstsein augenblicklich
verwandeln. Es bedarf vieler Nebenumstände. Nur bei einem festen Bau liegen die
Steine so, dass sie von einem Erdbeben nicht erschüttert werden. Jeden Tag legen
wir den Grund für einen neuen Aufbau.
Wer sich über die Alltagsarbeit zu freuen
vermag, ist auf dem Weg zur Bruderschaft.
351. Ein Sonnenstrahl deckt selbst in der
reinsten Luft
[Russisches
Original. Seite 153.]
Staub
auf. Diese Anfüllung ist mit bloßem Auge sichtbar. Wie viel mehr kann man
mittels feinstofflicher Sehkraft beobachten. Durch Anschauung kann man lernen,
die Anfüllung des Raumes zu erkennen.
Ein armseliges Bewusstsein gibt sich mit
trügerischer Leere zufrieden, doch aus einer solchen Leere wird auch Leere des
Bewusstseins geboren. Wenn sie in Leere leben, werden die Menschen verantwortungslos,
jede Verantwortungslosigkeit aber ist Lüge. Leben in Lüge ist Kriechen vor der
Finsternis.
Möge das primitivste Mikroskop helfen, die
Anfüllung des Raumes zu erkennen. Er ist genügend angefüllt. Es ist lehrreich
zu beobachten, wie die winzigsten Mikroorganismen mit der Feinstofflichen Welt
in Verbindung stehen.
Der angespannteste Kampf findet für die
Reinigung des Raumes statt. Diese fast unwahrnehmbaren Zusammenstöße führen zu schweren
Erschütterungen. Der Mikrokosmos kämpft mit dem Makrokosmos. Eine solche Gegenüberstellung
klingt unglaubwürdig, doch ebenso geheimnisvoll ist die Grenzlinie zwischen dem
Offenbarten und dem Chaos.
352. Man kann von denen, die den Chemismus
der Gestirne studieren, von glücklichen und
unglücklichen Zeichen hören. Natürlich kann es nicht für die ganze Welt Glück
oder Unglück geben. Daher es ist unbegründet zu meinen, ein unglücklicher Tag müsse
die ganze Welt in Tatenlosigkeit versenken.
Dennoch sollte man Vorsicht walten lassen,
wenn der Chemismus angespannt und schwer ist. Aufmerksamkeit und Vorsicht
können die besten Ergebnisse zeitigen. Es ist besser, an einem unglücklichen Tag
umsichtig zu sein, als an einem glücklichen die Scharfsicht einzubüßen.
Unrichtiges
[Russisches
Original. Seite 154.]
Verstehen
der Astrologie hat viel Unheil angerichtet. Vergessen wir nicht, dass der
Chemismus der Gestirne nicht auf alles und jeden gleich einwirken kann. Auf den
Höhen, auf dem Meer und unter der Erde kann es keine gleichen Einwirkungen des
Chemismus geben. Die Wissenschaft über die Einwirkung der Gestirne wird eine
große Wissenschaft sein, wenn sie ohne Vorurteile angenommen wird.
353. Man sollte sich merken, dass sogar die
heilsamsten Mittel sich je nach der körperlichen Verfassung in schädliche
verwandeln können. So kann beispielsweise das schon erwähnte Strophantin bei
Gereiztheit giftige Eigenschaften an den Tag legen. Strophantin ist ein Regulator
der Herztätigkeit und gut bei Anspannung oder Erschöpfung, aber nicht bei Zorn
oder Gereiztheit. Ebenso sind andere Mittel nur dann gut, wenn sie dem Zustand
des Organismus entsprechen.
354. Die Einwirkungen
des Mondes und der Einfluss der Sonnenflecken haben seit langem die
Aufmerksamkeit der besten Wissenschaftler auf sich gezogen. Warum aber werden andere,
nicht minder bedeutende Erscheinungen vernachlässigt? Monderscheinungen wie
etwa Somnambulismus[44] sind im Vergleich zur Wirkung vieler
Strahlen und Ströme sehr grob. Selbst verfeinerte Organismen lernen nur schwer,
dass ihr Befinden vor allem von räumlichen Strömen abhängt.
Unter den
wissenschaftlichen Entdeckungen klingt die Bestätigung seltsam, dass Sonnenflecken
Kriege begünstigen. Wäre es vom Standpunkt der wissenschaftlichen Analyse aus nicht
richtiger zu sagen, dass Sonnenflecken menschlichen Wahnsinn erzeugen? Eine
solche Definition kommt
[Russisches Original. Seite 155.]
der Wahrheit viel näher, weil sich dieser Chemismus
tatsächlich auf das Nervensystem auswirkt. Dabei wollen wir nicht vergessen,
dass eine solche chemische Einwirkung überaus lange anhält. Es wäre
unvorsichtig anzunehmen, dass ein Abnehmen der Sonnenflecken den Chemismus im
Raum sofort beseitigt.
Auch die
Folgen giftige Gase wirken lange. Es ist unvernünftig zu glauben, man könne das
Fenster öffnen und die Gifte würden verdunsten. Sie saugen sich im Boden und im
Gewebe fest und wirken unbestreitbar auf die inneren Organe. Dabei sind diese
Einwirkungen so wenig spürbar, so dass erst die späteren Folgen Aufmerksamkeit
erregen. Es gibt viele Vergiftungen!
355. Jeder, der Gift für einen Bruder
vorbereitet, schafft sich selbst ein schreckliches Schicksal.
356. Die Menschen beginnen nach und nach zu verstehen,
dass ihre Leiden kein Zufall sind. Die Menschen beginnen über das Schicksal
ganzer Völker nachzudenken. Es ist nicht leicht für sie zu verstehen, welche
Handlungen entscheidend waren. Oft werden Handlungen, die in ihren Wirkungen sehr
verschieden sind, nicht so bald erkannt. In der Welt bleiben zwar viele
Verbrechen unaufgedeckt, gleichwohl ist die Welt von einem solchen Karma
erfüllt.
357. Die Welt ist schrecklich, denn die
Menschen wollen von den Überirdischen Welten nichts wissen. Die Menschen haben sich
von der Bruderschaft losgesagt und Zusammenarbeit und Einigkeit vergessen!
358. Ihr habt bereits von Menschen gehört,
für die alle Gewässer, die ganze Luft, alle Bäume einer Art, ja sogar die
Gesichter der Völker gleich sind; eine solche Unaufmerksamkeit ist erstaunlich.
[Russisches
Original. Seite 156.]
Diese Menschen können auch feine
Veränderungen der Natur nicht bemerken; umso weniger sind sie fähig über das zu
urteilen, was für ihre Augen unsichtbar ist. Man muss verstärkt und immer
wieder über solche niederen Bewusstseine sprechen, denn sie haben eine laute Stimme.
359. Man sollte auch den vielen irregulären
Erscheinungen Beachtung schenken. Viele sind erstaunt, dass sogar die Bewegung
der Planeten Unregelmäßigkeit zulässt, doch dies stellt auch die Wissenschaft
fest. Die Gründe für diese unerklärlichen Erscheinungen werden allmählich
offenbar, und diese Gründe werden höchst unerwartet sein.
360. Der Übergang vom feinstofflichen in den
mentalen Zustand erinnert an den Wechsel des irdischen Körpers in den
feinstofflichen. Den Wechsel des feinstofflichen Körpers in den mentalen kann
man nicht oft beobachten. Es ist besonders charakteristisch, dass der Befreite
mit dem feinstofflichen Körper nichts anzufangen weiß. Dieser löst sich nicht
schnell auf, und so ist die Verwunderung darüber, was ihn erwartet, nur
begreiflich.
Es kann Erscheinungen dieser Hülle geben,
man kann von ihr Besitz ergreifen, und nur die Anwesenheit eines starken Geistes
kann dabei helfen, dass die Hülle sich auflöst, ohne dass sie umherirrt.
Solche umherirrenden Hüllen sind überhaupt
nicht nötig. Schwankungen des Bewusstseins und die Bindung an den
grobstofflichen Zustand bewirken eine solche Anziehung an die irdische Sphäre.
Wenn jedoch ein starker Geist den sich Befreienden geleiten und die
zurückgelassene Hülle beruhigen kann, kann es einen natürlichen Übergang geben.
So war es in dem angeführten Fall.
361. Einigen Völker erscheint die
Bruderschaft als etwas so Fernliegendes, dass sie es sogar vermeiden,
[Russisches
Original. Seite 157.]
an
sie auch nur zu denken. Sie spotten über jene Völker Asiens, die das Konzept
der Bruderschaft noch als unantastbar erachten.
Man kann sich freuen, wenn oberhalb der
menschlichen Gesetzen Konzepte lebendig bleiben, die herrlich sind in ihrer
Erhabenheit. Sobald die Menschen mit dem Konzept der Bruderschaft ein festes Bündnis
zu schließen vermögen, ist der Aufbau starker Grundlagen zu erhoffen. Mögen die
Höhen des Kaukasus, des Altai und des Himalaja die Wohnstätten der Herrlichen
Bruderschaft sein.
362. Lasst uns mitten im angespannten Kampf
das Konzept der Bruderschaft verwirklichen.
363. Ebenso wie es verschiedene Zustände des
Körpers gibt, finden sich verschiedene Schichten des Denkens und des
Gedächtnisses. Wenn eine Sendung eine Schicht des feinstofflichen Gedächtnisses
berührt hat, ist es gar nicht leicht, sie in die irdische Schicht zu
übertragen. Man kann diese Worte sogar aussprechen, sie werden sich dennoch
sofort verflüchtigen. Sie werden in einer Falte des feinstofflichen
Gedächtnisses verbleiben und nur bei besonderen Konstellationen von Strömen
zutage treten.
364. Es ist unmöglich, ohne Erkenntnis der
drei Welten fortzuschreiten. Dabei muss man sie ebenso natürlich annehmen wie
das Sonnenlicht. Viele wiederholen auswendig gelernte Worte über die Welten, lassen
sie aber nicht in das Bewusstsein ein. Man kann sich vorstellen, welches Drama
sich vollzieht, wenn blockierte Teilchen der Welten nicht zur Zusammenarbeit
mit den entsprechenden Sphären zugelassen werden! Mit Recht wurde gesagt, dass
der Mensch sein eigener Kerkermeister ist.
365. Beim Empfang und der Aussendung von
Gedanken kann man eine Reihe von Erscheinungen bemerken, die bestätigen, dass
der Gedanke Energie ist.
Zuweilen fühlt man, dass
[Russisches
Original. Seite 158.]
der
Atem stockt. Manche erklären, der Grund hierfür läge in der angespannten
Aufmerksamkeit. Aber für den Beobachter ist es besonders wichtig zu bemerken,
dass der Gedankenprozess von physischen Gefühlen begleitet ist.
Ebenso entfällt einem zuweilen ein Teil
eines empfangenen Wortes; diese Erscheinung ist eine Folge von räumlichen
Strömen, mit anderen Worten, von Energie.
Ebenso kann man verstärktes Herzklopfen
sowie unregelmäßigen Pulsschlag beobachten, was ebenfalls eine Folge der Einwirkung
von Energie ist.
Man kann auch schroffe Stimmungs- und
Temperaturveränderungen bemerken, das sind Beweise der Ströme.
So kann man verfolgen, wie sehr alle
Gedankenprozesse mit physischen Erscheinungen verbunden sind. Eine Analogie ist
in der Beobachtung von Radiowellen zu finden.
Schon seit langer Zeit hat die Menschheit sich
an die Erkenntnis des Gedankens gewöhnt, aber wie wenig dringt das Bewusstsein
dieses allerwichtigsten Gesetzes in die breite Masse ein. Weise wurde gesagt,
dass Ideen die Welt regieren. Doch die Menschen wiederholen das bis heute, ohne
es im Leben anzuwenden.
366. Beachtet, wie schnell gewisse Worte
vorüberziehen. Man darf nicht meinen, dass dies nur vom Sender abhängt; sucht
den Grund in chemischen Wirbeln, die ihr bereits beobachtet habt. Solche räumlichen
Bedingungen kann man nur mit großer Geduld bewältigen. Man kann aber überzeugt sein,
dass sogar diese schnellen Gedanken im feinstofflichen Gedächtnis verbleiben.
367. Der Gedanke ist ein Blitz. Ein
empfangener Gedanke löst oft leuchtende Erscheinungen in uns aus; er verstärkt
dann das Strahlen der Chakren. Ebenso sollte man verstehen, dass
[Russisches
Original. Seite 159.]
Schwingungen
des Rückgrats eng mit dem Empfang eines Gedankens verbunden sind. Ich erinnere
an diese Erscheinung, weil die Erkenntnis der Erscheinung des Gedankens auf den
Pfaden zur Bruderschaft unumgänglich erforderlich ist.
368. Man kann nämlich gleichsam die
Ausdehnung eines Organs spüren oder eine Regung in der Glocke[45] oder
im Solarplexus. Die Ängstlichen sagen: „Besser alle Gedanken vertreiben, als
Erscheinungen zuzulassen, die an Schmerz grenzen.“ Wir antworten: „Versucht
doch, den Gedanken zu töten!“
369. Bei hohen Spannungen von Strömen sollte
man sehr auf seine Gesundheit achten. Man darf nicht meinen, dies widerspräche
der Selbstlosigkeit. Das Wesentliche ist der weise Gebrauch der Kraft.
370. Gäbe es unter den Menschen ein
vertrauensvolleres Verhältnis, könnten viele wissenschaftliche Beobachtungen
bestätigt werden. Wenden wir uns dem Thema zu, dass in verschiedenen Teilen der
Welt gleichzeitig gleiche Gedanken aufblitzen. So viele Plagiatsanschuldigungen
könnten widerlegt werden!
Jetzt aber wir rufen das im Zusammenhang mit
der Ausbreitung des Gedankens in Erinnerung. Das Aufkommen gleicher Gedanken, Themen
und Bilder kann einen vom Vorhandensein der Gedankenenergie überzeugen. Ein
solcher Vergleich kann auf den Atavismus bei verschiedenen Völkern hinweisen.
Die Menschen sprechen oft von Epidemien von Bildern,
und jetzt könnt ihr bemerken, dass Völker gleiche sich aufdrängende Ideen
haben. Je mehr gleichartige Gedanken im Raum vorhanden sind, desto stärkere
Energiewirbel können sich bilden. Denkt aber nicht, dass ihnen
[Russisches
Original. Seite 160.]
jene
heilsame Einigkeit innewohnt, die Wir wiederholt vorgeschrieben haben.
371. Die Furcht vor dem Ungewöhnlichen
verbindet die Menschen sowohl im Großen als auch im Kleinen. Einer hat Angst,
sich von der Stelle zu rühren, ein anderer fürchtet Erscheinungen der
Feinstofflichen Welt. Eine Erschütterung durch Berührung mit der
Feinstofflichen Welt kann als Ergebnis der Verschiedenheit der Schwingungen verstanden
werden.
Es ist aber schwer begreiflich, warum die
meisten Menschen sich vor allem Ungewöhnlichen fürchten. Jeder neue Rhythmus
verbittert die Menschen. Wenn sie etwas ablehnen, sucht den Grund in Furcht
oder im Vorgefühl eines größeren Rhythmus. Für die Bruderschaft sind solche
Ängste vor dem Ungewöhnlichen ungeeignet!
372. Die Menschen fragen: Können die vom
Mentalkörper zurückgelassenen Hüllen sichtbar sein? Sie können nicht nur
gesehen werden, sie werden auch besonders zur irdischen Sphäre hingezogen. Der
feinstoffliche Körper wird zur irdischen Sphäre hingezogen, wenn der
Mentalkörper ihn nicht in eine höhere Sphäre hinaufzieht. Es ist vollkommen begreiflich,
dass ein vom Mentalleib verlassener Körper zur irdischen Sphäre hingezogen
wird.
Solche Gespenster können manche Menschen
besonders erschrecken, weil ihnen das Prinzip der Vernunft fehlt. Und für die
Hüllen selbst ist ein solches Umherirren nicht nützlich; die Annäherung an die
grobstoffliche Schicht kräftigt sie und verhindert ihre natürliche Auflösung.
Doch alle diese Erscheinungen entsprechen
nur den niederen und mittleren Schichten der Feinstofflichen Welt. Ein hoher Zustand
fördert die schnellste Zersetzung der verlassenen Hüllen. Es kommt auch vor,
dass hohe Bewusstseine dem Hinübergehenden helfen, dann verbrennt die Hülle
augenblicklich.
[Russisches
Original. Seite 161.]
Das
ist genau wie bei einer Feuerbestattung. Die völlige Analogie sollte nicht
verwundern.
373.[46] Die
Strahlen des Jupiters sind sehr stark, sie fördern die schnellste Verbreitung
der Kräfte des Uranus. Mit der Zeit werden die Menschen Methoden entdecken, um
mit den Strahlen der Gestirne zu heilen. Wenn farbige
irdische Strahlen heilkräftig sind, wie viel mächtiger sind dann die Strahlen
der Gestirne!
374. Die besagte
Hülle hat sich schnell zersetzt, weil ihr Hilfe geleistet wurde. Eine solche Hilfe
kann auch von einem feinstofflichen Körper noch während des irdischen Lebens
geleistet werden[47]. Aber dafür ist vor allem
Furchtlosigkeit erforderlich, um in jeder beliebigen Sphäre völlige Selbstbeherrschung
zu spüren.
Man kann sich eine solche Selbstbeherrschung
nicht beibringen, sie muss aus dem Inneren des Bewusstseins aufkommen.
Natürlich lehrt Lebenserfahrung Mut. Es heißt: „Jeder Feigling wird zittern,
bis er den Diamanten des Mutes findet!“
375. Gleichwohl versteht man nicht: Warum erreicht
einen ein sehr wichtiger Gedanke manchmal nur flüchtig, während alltägliche
Mitteilungen deutlich heranfliegen? Man muss sehr behutsam entscheiden, wo
etwas Wichtiges nur scheinbar alltäglich ist. Manchmal enthält das
Alltäglichste die Lösung von etwas Wichtigem.
Oft teilt ein einziges Wort etwas Wesentliches
mit. Oft wird ein Mensch durch einen einzigen Ausruf vor einer Gefahr gewarnt.
Es ist gut, wenn man auch in diesem eiligen Wort eine Warnung vernimmt.
Es gibt viele Beispiele dafür, dass Menschen
für die lebenswichtigsten Weisungen taub geblieben sind. In dem Augenblick, wo
ein Unglück geschieht, erinnern sie sich blitzartig, dass
[Russisches
Original. Seite 162.]
ihnen
Hilfe geboten wurde, doch dann ist es bereits zu spät.
Die Menschen meinen für gewöhnlich, dass in
allen Stadien der Umstände die gleiche Hilfe geboten werden könne. Kann man
aber Heilung erwarten, wenn der Organismus bereits verfällt? Man kann weder
eine fehlende Hand nachwachsen lassen noch ein bereits absterbendes Gehirn
wiederbeleben. Man kann viele Fälle anführen, wo Menschen um die Wiederbelebung
von Sterbenden baten. Ein solches Verhalten zeigt nur völliges Unverständnis
für den Umgang mit Energien.
Indessen haben die Menschen den Kampf mit
den Elementen aus den Augen verloren. Wenn sie diesen Kampf nicht sehen, existiert
er für sie nicht. In den angespanntesten Stunden sind die Menschen bereit, sich
mit alltäglichen Streitigkeiten zu befassen; es kümmert sie nicht, dass ein
schrecklicher Wirbel sie vielleicht hinwegfegt. Sie ziehen es vor, sich mit
alltäglichen Beleidigungen zu beschäftigen und es irgendjemand anderem zu
überlassen, alle Angelegenheiten in Ordnung zu bringen.
376. Man wird wahrscheinlich fragen, wie schnell
ein Gedanke einwirken kann. Augenblicklich, aber er muss als ein erwarteter
empfangen werden. Man muss verstehen, diese Erwartung sogar inmitten angestrengter
Arbeit zu bewahren. Es ist unmöglich, diese Möglichkeit zu vergessen, selbst
wenn das Wesen einem liebgewordenen Gebiet zustrebt. Bereitschaft ist wahrer
Mut.
377.[48] Jede
Maschine erzeugt eine besondere Psychologie des Arbeiters. Der Rhythmus einer
Maschine ist ein bedeutendes Kennzeichen für den Aufbau des Denkens. Deshalb sollte
man den Rhythmus verschiedener Maschinen studieren. Man kann sagen, dass die
Maschine ein Merkmal der bestehenden Zustände ist.
[Russisches
Original. Seite 163.]
Ein
Maschinenarbeiter sollte eine besondere intellektuelle Ausbildung erhalten, um
nicht unter den Einfluss des Maschinenrhythmus zu geraten.
Viele verstehen das Gesagte nicht und
denken, eine solche abstrakte Überlegung habe keinen Sinn. Es ist Zeit zu unterscheiden,
wo Abstraktion und wo Wirklichkeit ist.
378. Der Gedanke stirbt nicht im Raum. Der
Gedanke durchquert den Raum horizontal und vertikal. Es gibt keine Grenze für
seine Verbreitung. Doch nichts kann im selben Zustand verharren. Wir kennen die Unzerstörbarkeit des Gedankens, doch das
bedeutet: Mit ihm geht eine Transmutation vor, und man muss wissen, in was er
sich verwandelt.
Er ergießt sich in reines Feuer. Es bildet sich
ein schöner Kreis. Aus dem Feuer steigt Energie auf: Ein schöpferischer Gedanke,
und durch den irdischen Schmelztiegel schließt er sich wieder an das Feuer an.
Der Kreis schließt sich, und die erneuerte Energie steigt wie neu geboren auf
zu neuer Arbeit.
Vollendete Kreise kann man im ganzen
Universum beobachten. Doch die Evolution des Gedankens ist besonders erhaben. Nötigt
diese Erkenntnis des Wertes des Gedankens den Menschen denn nicht, seine
Gedankenenergie anzuspannen?
Möge jeder verstehen, welcher Gedanke
besonders schöpferisch sein wird. Möge der Mensch in seinem Herzen erwägen,
welcher Gedanke für ihn schicklich ist. So findet eine Auswahl der Werte statt.
379. Die Bruderschaft ist ihrem Wesen nach
eine Schule des Denkens. Jede Tat der Bruderschaft ist bereits der Ausdruck
eines für die Menschheit nützlichen Gedankens. Jedes neue Bewusstsein wird von
der Bruderschaft begrüßt und findet in ihr eine Stütze.
[Russisches
Original. Seite 164.]
Es ist richtig, dass die Zusammenarbeit
gleichzeitig in verschiedenen Ländern begrüßt wird; ein solches Gewebe wird der
Mutter der Welt würdig sein.
380. Wagt
immer mehr, immer mehr und versteht es, den Zeitpunkt zu erkennen.
381. Die Menschen lassen beim Studium der
Gedankenübertragung für gewöhnlich einen Fehler zu, der zu Enttäuschung führt.
Sie versuchen sofort, einen Gedanken einer bestimmten Person zu einer
bestimmten Stunde zu übertragen. Indessen ist es vorher notwendig, die eigene
Aufnahmefähigkeit zu erproben, unabhängig von einer bestimmten Person.
Man muss unterscheiden lernen: Welcher
Gedanke erweist sich als von außen kommend und welcher wurde im Inneren geboren?
Diese Unterscheidung ist jedem bekannt, der dem Denkprozess lauscht. Solche Übungen
an sich selbst verfeinern die Aufmerksamkeit.
382. Ein an einem Gebirgsfluss lebender
Einsiedler wurde gefragt: „Stört dich nicht der Lärm des Wasserfalls?“ Er sagte:
„Im Gegenteil, er fördert mein Gehör. Darüber hinaus erinnert mich der Strom an
zwei Begriffe: Einklang und Beständigkeit. Ich besinne mich darauf, wie die
Menschen ihre Pfade stören. Eine solche Veränderung meiner Gedanken rief der
Strom in mir hervor.“
383. Ist es nicht seltsam, dass die Höchsten
Wahrheiten keine Aufmerksamkeit erregen, während die nichtigsten das ganze
Streben beherrschen? Messen die Menschen mit diesen Maßstäben nicht ihr eigenes
Bewusstsein? Wer hat die Gesetze der Banalität aufgestellt und wann?
384. Zuweilen kann man bemerken, dass der
Gedankenprozess gleichsam abbricht. Man sollte keinen
[Russisches
Original. Seite 165.]
Verfall
der Energie annehmen. Im Gegenteil geht eine Abgabe [von Energie] vor sich, und
zwar derart stark, dass die Energie von innen wirkt. Solche Umstände müssen in
Betracht gezogen werden. Die Abgabe von Energie erfolgt doch nicht nur bewusst,
sie fließt auch selbständig, bringt Hilfe oder errichtet einen Schutz.
Viele Verhältnisse treten zu
Gedankensendungen und -prozessen hinzu. Man muss ein sehr offenes Auge haben,
um eine Art dahinjagende wirbelnde Wolke wahrzunehmen. Ebenso lasst uns nicht
vergessen, dass unser Bewusstsein bestrebt ist, derart innere Hilfe zu leisten,
dass das Fleisch gar nicht weiß, welche Gabe vor sich geht.
385. Der Verstand ist der Führer des
Missverstehens. Verstandesdenken wird verurteilt, doch unvernünftiges Handeln
wird ebenso verurteilt. Das heißt: Es gibt eine bestimmte Kraft, welche die Tätigkeit
des Verstandes ergänzen sollte.
Das Herz muss der oberste Richter sein. Es
wird als Gewissen der Völker das Gleichgewicht herstellen. Verstand ist nicht
Gleichgewicht.
386. Das derzeitige Wissen über die
Eigenschaften des inneren Menschen muss seine Gebiete erweitern, doch davon ist
man noch weit entfernt. Die Menschheit muss zuerst durch eine Feuerprobe
geläutert werden.
387. Das Gefühl einer schützenden Hand kann völlig
real sein. Das ist kein Symbol, sondern die Offenbarung einer wertvollen
Energie.
388. Kooperative Arbeit weist die Wege für
einen neuen Aufbau, man sollte aber den Erscheinungen des Lebens gegenüber
Feinfühligkeit zeigen. Das sich offenbarende Wachstum ertönt weithin.
Unsere Gemeinschaft ist kein Zwang, sie ist
freiwillige
[Russisches
Original. Seite 166.]
Zusammenarbeit.
Das Offenbaren von Verständnis bereitet Boten des Lichts vor.
389. Die Menschen wundern sich über die
Existenz der Höheren Welt. Sie wollen ihren Einfluss auf die Ereignisse des irdischen
Lebens nicht zugeben. Die Ereignisse beschleunigen sich. Die Wirbel der
Ereignisse lassen die Menschheit nicht zur Besinnung kommen.
Der Mensch hält sich für den Schöpfer der
Neuen Welt. Die derzeitigen Führer meinen, dass sie die Neue Welt aufbauen, doch
niemandem kommt es in den Sinn, dass ihre Neue Welt das Fletschen der Zähne der
alten ist. Die Neue Welt beschreitet neue Wege.
390. Das Streben zum Licht erlischt nicht,
wenn der Mensch aufrichtig sucht. Wir kennen die Verstecke des Geistes, und der
Schaum des Lebens wird Uns nicht aufhalten.
Eine vorübergehende Verdunkelung bedeutet
nicht, dass ein Mensch abgewichen ist. Man muss den Charakter und die
vergängliche Natur dieser Erscheinungen unterscheiden können – so kann man
nützliche Menschen finden und bewahren. Deshalb erstaunt Unsere Auswahl oft.
Das Wichtigste ist, das Wirkliche vom Herangespülten unterscheiden zu können.
391. Finden wir den Mut, den Fristen
entgegenschreiten; verschaffen wir uns Klarheit über die Kette der Ereignisse,
und in einer bedrohlichen Stunde wollen wir über die Nachricht über eine
Heldentat lächeln.
Im Westen herrscht Dämmerung. Die
Wahnsinnigen wissen nicht, auf was sie einen Anschlag unternehmen, und die
Unwissenden machen ihre Übermacht geltend. Es ist besser, die Emanationen der
Menschheit nicht zu sehen. Die Finsternis holt jene ein, die den Pfad zum Licht
verloren haben.
392. Einen Menschen, der sich unglücklich
fühlt, nannte man einen Verdunkler des Himmels. Er umgab sich mit Finsternis
und verseuchte den Raum auf weite Entfernung. Er hat sich selbst geschadet,
aber mehr noch allem Bestehenden. Er erwies sich als selbstsüchtig und vergaß
seine Umgebung.
[Russisches
Original. Seite 167.]
Er beraubte
sich des Glücks und wurde zur Brutstätte von Unglück. Wie der Selbstzufriedene
den Faden des Fortschritts verliert, so unterbindet der von Selbstmitleid
Erfüllte seinen Erfolg.
Es ziemt dem Menschen nicht, sich selbst dem
Unglück zu weihen. Das vor langem gesäte Stöhnen und Klagen verwandelt sich in
einen verderblichen Wirbelsturm. Die Krätze des Neides verwandelt sich in
Aussatz. Aus Bosheit verstummt die Sprache. Ein Mensch, der sich der Illusion
des Unglücks hingibt, errichtet eine ganze Brutstätte von Unglück.
Solche Vergifter sind für die Bruderschaft
unerträglich. Indessen träumen viele von der Bruderschaft, ohne zu bedenken,
welche Last sie tragen! Doch wie stark ist ein Mensch, der das Glück der
Menschlichkeit erkennt.
393. Bei Gedankensendungen sollte man
klangvolle und ungewöhnliche Worte wählen. Wiederholt sie nicht und verkompliziert
die Sendungen nicht. Man kann wiederholen, um etwas verständlicher zu machen,
man darf aber nicht dasselbe Wort in verschiedenen Bedeutungen wiederholen.
Die Hauptsache ist, keine unbedeutenden
Gedanken aufkommen zu lassen, welche die Grundlage des Denkens durchtrennen. Solche
kleinen Fliegen sind schwer auszurotten, sie geben aber der Ausstrahlung eine
graue Färbung. Der Mensch meint, nichts und niemand störe seine Gedanken, dabei
ist sein Bewusstsein voller winziger Kaulquappen und das Denken verwandelt sich
in einen Sumpf.
394. Der Klang der Worte sollte schön sein, eine
solche Harmonie erzeugt auch erhabenes Denken. Man darf kein Mittel zur Erhebung
des Bewusstseins vernachlässigen. Schmutzige Reden verseuchen den Raum und führen
zu einer Herabsetzung des ganzen Intellektes. Unanständigkeit jeder Art ist eine
gefährliche Krankheit. Der Menschheit wegen muss man verstehen, wo es Heilung
und wo es
[Russisches
Original. Seite 168.]
Zersetzung
gibt.
Es ist Zeit, die Läuterung des Erdendaseins
zu erkennen. Es ist unzulässig, den Raum mit Flüchen zu belasten, die unerwartet
unschuldige Wesen treffen. Ein Pfeil, der auf eine sich bewegende Masse
abgeschossen wird, kann einen Unschuldigen treffen. Ebenso kann man beim Denken
dort treffen, wo Karma eine schwache Stelle vorbereitet hatte. Vielleicht hätte
das Karma ohne diesen Schlag irgendwie geändert werden können, aber ein missglückter
Schlag kann unverdient treffen. Deshalb müssen die Menschen ihre Verantwortung
für jedes losgelassene Wort verstehen.
395. Viele meinen, es lohne sich nicht, sich
um Worte und Gedanken zu kümmern, denn die Welt bleibe trotz der Flüche
bestehen. Aber diese Narren sind blind, sie sehen gerade alle von der
Menschheit herbeigezogene Nöte und Unglück nicht.
Wir drohen nicht, raten aber, die Atmosphäre
zu reinigen. Wieder sind weite Flächen von Erschütterungen erfasst worden. Es
sind Erschütterungen zu erwarten. Die Menschen können die Wirkungen ihrer Saat
nicht länger hinausschieben.
396. Yogis kennen Anfälle einer Art von
plötzlicher Schläfrigkeit und Müdigkeit, genannt die Wolke der Erkenntnis. Der
Yogi weiß natürlich, dass zu dieser Zeit seine Energie abfließt, weil sie vom
mächtigen Fluss eines räumlichen Stromes angezogen wird. Der Yogi weiß, dass er
am Großen Dienst zum Nutzen der Menschheit teilgenommen hat.
Man kann viele Arten eines solchen Dienstes
unterscheiden. Manchmal wird nur ein Dämmerzustand empfunden, zuweilen aber ist
der feinstoffliche Körper bestrebt, an einer unaufschiebbaren Tat mitzuwirken.
Dann kann man einen solchen feinstofflichen Körper als Vision sehen oder seine
unsichtbare Anwesenheit
[Russisches
Original. Seite 169.]
spüren.
Die Offenbarung eines solchen Wirkens auf
Entfernung erfolgt augenblicklich. Für längere Gespräche oder Einwirkungen
bedarf es keiner irdischen Zeit. Wenn der Yogi einen Moment des Dämmerzustandes
herannahen fühlt, folgt er diesem gebieterischen Ruf, weil er sonst eine
Gelegenheit zur Mitarbeit an etwas Großem versäumen könnte.
Es ist besonders kennzeichnend, dass ein
solcher Verkehr auch auf weite Entfernung und mit völlig unbekannten Personen
stattfindet. Umso bemerkenswerter ist der Magnet der Anziehung auf der Grundlage
von Gedankenenergie. Man kann viele Erscheinungen bemerken, die gewöhnlich
vernachlässigt werden.
397. Der Yogi schätzt die irdischen Verfolgungen,
denen er auf seinem Weg ausgesetzt ist. Jedes solches Erdulden wird der
beschleunigte Pfad genannt. Eine Schärfung der Sinne kann nicht ohne
Überwindung von Hindernissen vor sich gehen. Deshalb wollen wir keine beschleunigenden
Pfade geringschätzen.
398. Die Weisen lieben es, nach einem
Abschied eine Zeitlang in Schweigen sitzenzubleiben. In einem solchen Vorwort
äußert sich große Erfahrung. Mögen die Ausstrahlungen sich einrichten und die
Gedankenenergie ins Gleichgewicht kommen. Jede Nutzung von Energie sollte
vernünftig sein.
399. Beachtet, wie viele Menschen sich entfernen,
weil sie unter den Einfluss zufälliger Gerüchte geraten. Ihr Gehirn hört auf zu
arbeiten und gleicht einem Schwamm, der in schmutzigem Wasser zurückgelassen
wurde.
400. Sogar die kleinsten Zeichen führen zu
großen Erscheinungen, aber die Menschen erkennen nicht an, dass ein von Dornen
übersäter Pfad zu einer ruhmreichen Errungenschaft führen kann. Es ist ein
üblicher Fehler, für den Fortschritt große
[Russisches
Original. Seite 170.]
irdischen
Zeichen zu verlangen.
Man muss das ganze äußerst feine Gewebe
verstehen, das dem Großen Antlitz gebührt. Man kann den Menschen nicht erlauben,
das herrliche Dasein zu entehren. Man muss jene Antlitze auf die Erde bringen,
die keine schädliche Verwirrung verursachen.
Der schon große Baum ist zerspalten und die
abgetrennten Zweige sind verdorrt. Es ist nicht ersichtlich, dass jemand das
Verstreuen des Einen Schatzes bedauert hat. Die Unvernünftigen meinen, das
Gespräch über die abgehauenen Zweige sei ein nutzloses Symbol, denn sie
verstehen gar nicht, über die Ganze Einheit nachzudenken.
Solche Unwissenden können den Sammelbegriff
Bruderschaft nicht verstehen. Was bedeutet ihnen die Kuppel, zu der sie nicht
die Stufen gelegt haben?
401. Es ist Zeit zu verstehen, wie sehr der
menschliche Pfad auf Zusammenarbeit ausgerichtet ist. Ohne Verwirklichung von Zusammenarbeit
kann es keine dauerhafte Regierung geben. Das ist kein Traum von jenseits der
Wolken, sondern die Forderung einer Frist der Evolution. Betrachten wir es
daher nicht als Abstraktion, wenn uns eine rettende Maßnahme vorgeschlagen wird.
402. Wer kann es auf sich nehmen, über etwas
zu urteilen, das er nicht kennt? Wer wagt es, die Anwesenheit oder Abwesenheit
von etwas Unbekanntem zu behaupten? Es ist vernünftiger zuzugeben, dass viel
existiert, was den Menschen unbekannt ist. Möge man diese einfache Wahrheit bisweilen
noch einmal lesen.
403. Die einen erweisen sich als bewusste
Boten, die selbstlos Verantwortung übernommen haben; andere überbringen
Botschaften, ohne sie zu kennen; eine dritte Gruppe bestätigt teilweise ein nützliches
Wort; eine vierte Gruppe zeigt durch ihr Leben nützliche Tätigkeiten auf.
Es gibt viele Arten von
[Russisches
Original. Seite 171.]
Opfergaben
und Bestätigungen. Wir wollen nicht bestimmen, welche Art besonders nützlich
sein kann. Jeder kann in seinem Umkreis die Menschen zum Guten lenken. Heißen
wir jede gute Gabe willkommen.
Mut erlaubt es, sich in eine
undurchdringliche Rüstung zu kleiden.
404. Warum ertönt kein Ruf nach Hilfe, wenn
sie dringend nötig ist? Hilfe ist die Kraft der Bruderschaft. Man kann die
Menschen nicht zwingen, wenn sie sich der Dringlichkeit nicht bewusst sind.
Wer den auch für die Bruderschaft geeigneten
Pfad nicht fortsetzen will, für den sind alle Ratschläge über die Kraft der
Einheit so lange überflüssig, wie er seinen ganzen Irrtum nicht erkennt.
405. Die Offenbarung der Weisen Testamente ermöglicht
es, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Ein erfahrener Bogenschütze
schießt den Pfeil sicher ab, die Hand des Kleinmütigen aber zittert. Bei Umherirren
und Schwanken kann das Ziel nicht erreicht werden.
Jede Herabsetzung des Erhabenen erfüllt den
Geist mit Schwanken. Herrliche Erhabenheit ist ein Schild gegen jedes
Umherirren. Der Mensch geht direkt auf das Herrliche zu. Er wendet dem
Herrlichen nicht den Rücken zu und spricht keine Schmähung gegen das Herrliche
aus.
406. Unglaube ist nicht nur ein Bestandteil
von geistigen Gesprächen, sondern von allen Gebieten des Wissens. Dem Unglauben
ist eine besondere Art von Menschen ausgesetzt. Sie berauben sich jeder Schöpfung.
Sie können keine Erfinder sein. Sie kennen keine Inspiration.
Solche Ungläubigen können den Fortgang der
Evolution erschweren. Es gibt viele von ihnen, und sie sind imstande, alles zu
verdammen, was ihr Bewusstsein nicht aufnehmen kann. Wir wollen uns an diesen wandelnden
Leichnamen kein Beispiel nehmen.
[Russisches
Original. Seite 172.]
407. Wie soll man aber mit Ungläubigen
verfahren, die versuchen, überall Spaltung hereinzutragen? Es gibt ihrer sehr viele,
und infolge ihrer Unwissenheit sind sie sehr laut und aufdringlich.
Man sollte mit einigen wissenschaftlichen Argumenten
gegen sie gerüstet sein. Sie dulden es nicht, wenn man ihnen die außerordentliche
Relativität ihrer Urteile vorhält. Glücklicherweise hilft die Wissenschaft in
verschiedenen Bereichen, die Pfade der Evolution zu beleuchten.
Natürlich werden die Unwissenden auf längst
überlebten Begriffen beharren. Sie lieben es nicht, wenn man sie nach Beweisen
fragt. Ihr Bemühen, sich hinter wissenschaftlichen Termini[49] zu
verstecken, beweist nur die Enge ihrer Vorstellung.
Es ist zuweilen nützlich, mit Trägheit in
Berührung zu kommen, um das ganze Ausmaß der Behinderung der
Entwicklungsfreiheit wahrzunehmen. Die Existenz solcher gebrandmarkter
Bewusstseine sollte einen nicht betrüben. Jedes Wort, das dazu dient, sie
herauszufordern, wird ein nützliches Säen sein. Mögen sie auch schmähen, es geht
dennoch ein Aufruhr des Stoffes vor sich.
408. Die Bruderschaft lehrt die Grenzen zu erkennen,
an denen es möglich ist, nützliche Ergebnisse zu erzielen. Viele befinden sich
schon in einem solchen Zustand der Verwesung, dass es statt eines Aufruhrs des
Stoffes nur eine Verseuchung des Raumes gibt. Jeder Schüler der Bruderschaft
versteht, wo kein Kontakt mehr möglich ist.
409. Duldsamkeit ist eine der Bedingungen
der Beobachtungsfähigkeit. Wahre Beobachtungsfähigkeit ist die Grundlage der
Erkenntnis. Ein unduldsamer Mensch kann sich keine richtige Vorstellung von den
Dingen bilden. Er beraubt sich selbst der Beobachtungsfähigkeit und verliert
den Scharfblick. Welche Erkenntnis kann aus Selbstsucht erwachsen,
[Russisches
Original. Seite 173.]
welche
die Wirklichkeit ablehnt?
Es gibt viele Beispiele, wo große Wahrheiten
infolge Unduldsamkeit der Entstellung anheimfielen. Man kann sagen, dass Unduldsamkeit
Unwissenheit ist, doch eine solche Definition ist zu mild. Unduldsamkeit ist
böse. Es kann keine gute Unduldsamkeit geben. Sie beinhaltet unweigerlich Lüge,
weil sie die Wahrheit verbirgt. Nur höchst Unkluge können Unduldsamkeit aus
Leichtsinn nicht für unwürdig halten.
410. Es ist schon gesagt worden, dass die
Wissenschaft der Gedankenübertragung auf Entfernung eine vom Schicksal
bestimmte Errungenschaft der Menschheit ist. Sie muss jedoch eine wahre Wissenschaft
sein und die Achtung hervorrufen, die ihrer würdig ist. Es ist unzulässig, dass
die Menschen einen primitiven Apparat mehr achten als die in ihnen selbst enthaltene
erhabene Energie.
Denkt nicht, dass sich das Verständnis der
im Menschen verborgenen Kräfte genügend gekräftigt hat. Es gibt besonders wenig
Achtung vor diesen Kräften unter ungebildeten Menschen. Sie sind bereit, sich
in den dunklen Abgrund des sogenannten Spiritismus zu stürzen, wollen aber über
die in den Gedanken enthaltenen Kräfte nicht nachdenken. Die Wissenschaft des
Gedankens kann sich nicht entwickeln, wenn die Menschen ihr keine Aufmerksamkeit
schenken.
411. Seid sehr vorsichtig, denn die Ströme
sind unnatürlich. Die schroffen Veränderungen, nicht nur bei der Temperatur, sondern
beim Chemismus selbst, können nicht normal sein. In der ganzen Welt gibt es solche
Verwirrungen; umso mehr muss man sich schützen, sonst kann es eine Zerrüttung
der Zentren geben. Der Chemismus kann wie Gift wirken. Die Unordnung der
interplanetaren Ströme wird wenig studiert.
[Russisches
Original. Seite 174.]
Die Luft wird für normal gehalten, ebenso wie
Wasser und Feuer. Aber sind diese Erscheinungen denn nicht jeden Augenblick verschieden?
412. Jeder Bogen hat seinen höchsten Punkt. Seine
Zerstörung bewirkt die Zerstörung des ganzen Bogens. Ebenso gibt es im Leben
den Höchsten Kontakt, ohne den sich das Leben in Chaos verwandelt. Kann man
diesen Punkt der Unbegrenztheit leicht erspüren? Nur wenige haben ihn gefühlt, aber
dafür hat die Offenbarung der Unbegrenztheit ihr Bewusstsein für immer
erleuchtet.
Gewaltig ist der Begriff der feinsten
Energien, die das Bewusstsein erheben. Man kann sie nicht anders nennen, als die
feinsten. Irdische Apparate nehmen sie nicht wahr. Niemand hat sie gesehen, doch
man konnte sich von ihrem Vorhandensein durch ein unbeschreibliches Gefühl
überzeugen.
Es scheint, als seien die irdischen Kräfte
von den feinsten Bereichen für immer getrennt; und dennoch steht auch unser
Planet vor der Erkenntnis der höheren Energien, wenn die Menschheit es wünscht.
Diese Bedingung umfasst die entscheidende Bejahung der Möglichkeit, denn jede
Möglichkeit kann durch den Wahnsinn des Willens zurückgewiesen werden.
Doch es ist unzulässig, dass der höchste
Punkt des herrlichen Bogens durch Wahnsinn zerstört wird. Möge sich jeder der
besten Augenblicke seines Lebens erinnern. Ist es möglich, dass selbst ein grausames
Herz nicht weich wird? Möge jeder in seinem Leben den Kontakt mit dem höchsten
Punkt der herrlichen Energien fühlen.
413. Stellen wir uns vor, wie die feinste
Energie uns berührt. Dieser Pfeil muss den ganzen Raum durchdringen. Mögen sich
auch keine Worte finden lassen, um das unwiederholbare Gefühl auszudrücken, so
[Russisches
Original. Seite 175.]
bleibt
es dennoch als das unwandelbarste des ganzen Daseins bestehen.
415. Nicht nur Ausnahmen, sondern die Mehrheit
kann das Gefühl der feinsten Energien erreichen. Man muss nur an sie denken.
416. Ja, ja, ja, ein üblicher Fehler ist,
dass selbst Menschen, welche die feinen Energien zugeben, sich ihre Wirkung
falsch vorstellen. Man stellt sich die Offenbarung der feinsten Energien als
etwas Donnerähnliches und physisch Erschütterndes vor. Man kann den Menschen
nicht klarmachen, dass ihre irdische Natur die feinstofflichsten Energien fast
stumm und unwahrnehmbar macht.
Natürlich wird die innere
Einwirkung riesengroß sein, doch gibt es wenige Bewusstseine, die so gut
vorbereitet sind, dass sie diese höheren Berührungen wahrnehmen können. Man sollte
nicht denken, dass man Sendungen aus den fernen Welten unvorbereitet empfangen
kann. Es sollte einen nicht betrüben, wenn die beiden Naturen, die irdische und
die feinstoffliche, sich nicht leicht als Einheit offenbaren.
Man wird sich wieder auf die irdische Zusammenarbeit
besinnen müssen, die nur mit Mühe angeeignet wird. Sie weckt oft die
niedrigsten Leidenschaften anstatt vernünftiger Arbeit. Wenn Zusammenarbeit sich
selbst in kleinen Kreisen selten einlebt, wie viel schwerer wird man dann die
Synthese der feinsten Energien aufnehmen! Wir sagen das nicht, um Kummer zu
bereiten, sondern um Geduld und Streben einzuimpfen.
417. Besonders unzulässig ist es, danach zu
streben,
[Russisches
Original. Seite 176.]
die
feinsten Energien für persönliche Ziele anzuwenden. Möge uns die Höhere Kraft
innere Macht verleihen, man darf aber die herrliche Energie nicht gewaltsam für
den eigenen Vorteil und Gewinn anwenden. Gewährt dieser
herrlichen Kraft nur Einlass, und vieles wird sich von selbst ergeben.
418. Da sich Experimente mit feinsten
Energien nicht wiederholen lassen, wenden die Wissenschaftler oft ihre
Aufmerksamkeit von ihnen ab. Sie vergessen jedoch, dass nicht die Energie
unwiederholbar ist, sondern sie selbst. Darüber hinaus sind sie nicht in der
Lage, die Bedingungen, welche die Experimente umgeben, wiederholt herzustellen.
Vielmals musstet ihr bemerken, wie
verschieden die Nebenumstände waren. Doch selbst ein äußerst erfahrener Wissenschaftler
misst den überaus verschiedenartigen Bedingungen keine Bedeutung bei. Vor allem
schenkt er seiner eigenen Stimmung keine Aufmerksamkeit, obwohl der Zustand der
Nervenzentren für viele Experimente entscheidend ist. Ebenso wird die Qualität der
Mitarbeiter vergessen, die an den Experimenten teilnehmenden.
Doch sogar im Altertum und später bei den
Alchimisten hat man den Wert der Zusammenarbeit gut verstanden. Sie kannten auch
die Bedeutung des Geschlechts. Sie lehnten die
Einwirkung des Mondes und die Kraft der Planeten nicht ab. Doch gegenwärtig
werden diese elementaren Bedingungen fast als Hexerei angesehen. Es ist
unmöglich, die Menschen davon zu überzeugen, dass sie die Lösungen vieler Dinge
in sich tragen.
419. Zu dem Vergessenen zählt auch die
Vernachlässigung der Qualität des Denkens. Über diese Macht ist noch nicht
genug gesagt worden. Der Mensch schenkt zum Beispiel der Tatsache keine
Beachtung, dass er bei verstärktem Denken seinen Gedanken unwillkürlich verbreitet.
Wahrlich, starke Denker müssen sehr
umsichtig
[Russisches
Original. Seite 177.]
sein.
Ihr Gedanke kann im Raum leicht aufgefangen werden. Ihr kennt bereits die
Ströme, die wie ein Rohr einen ausgesandten Gedanken schützen, doch selbst
einen solche besondere Maßnahme ist vielleicht nicht immer wirksam.
420. Man kann Telegramme abfangen, ebenso kann
man sich auch einen Gedanken aneignen. So bedeutet Schweigen nicht das
Verbergen eines Geheimnisses.
421. Jeder hat viele Beziehungen zu völlig
unbekannten Menschen. Ebenso wird auch sein Name irgendwo ausgesprochen.
Vergessen wir nicht, dass solche fernen Berührungen oft eine größere Bedeutung
haben als die Berührung mit unseren Nächsten.
Man kann bemerken, wie sehr sich ferne
Mitteilungen in allen unseren inneren Zentren widerspiegeln können. Doch dieser
unzweifelhafte Umstand wird kaum in Betracht gezogen.
Die Menschen nehmen an, dass eine körperliche
Berührung besonders bedeutsam ist. Wir wollen nicht leugnen, dass ein
physischer Händedruck ebenfalls Bedeutung hat. Ein ferner unharmonischer
Gedanke aber kann einen sehr starken Einfluss ausüben. Niemand vermag diese
fernen Fäden wahrzunehmen, doch ein verfeinertes Bewusstsein spürt sie.
422.[50] Ist
es nicht bemerkenswert, dass das Bewusstsein im Schlaf den nahenden Anfall
einer Herzkontraktion verzeichnen konnte? Ebenso bemerkenswert ist, mit welchen
Schwingungen man einen starken Schmerzausbruch abwenden kann. Man kann vieles
bemerken.
423. Viele werden über die Bruderschaft
lesen. Viele werden über dieses Thema sprechen. Werden aber viele
[Russisches
Original. Seite 178.]
die
Grundsätze der Bruderschaft im Leben anwenden? Es bedarf weder des Lesens noch
der Gespräche, sondern des Aufleuchtens brüderlicher Beziehungen.
Ebenso sind Experimente mit Gedankenenergie
nötig; mögen sie auch keine glänzenden Ergebnisse zeitigen, so werden sie doch
den Raum erfüllen und einem Unbekannten helfen. Möge die leere Beweisführung,
dass etwas nicht zum Erfolg führte, aufgegeben werden. Es ist heute nicht
geglückt, damit es morgen umso herrlicher erblüht.
424. Auch muss man die Bedeutung der
gegenseitigen Achtung verstehen, die der Bruderschaft zugrunde liegt. Man muss
den tiefen Sinn der Verbundenheit anerkennen, bei der die Kräfte sich
verzehnfachen.
Ein Bruder wird einen Bruder nicht tadeln,
denn er weiß, dass Verurteilung Zersetzung bedeutet. Weise hilft der Bruder bei
jeder Wendung des Pfades. So ist Zusammenarbeit vor allem eine
wissenschaftliche Tätigkeit.
425. Wenn wir die Phasen des Wachstums des
Bewusstseins mit wissenschaftlichen Methoden vergleichen, wollen wir durchaus nicht
herrliche Quellen austrocknen; wir wollen im Gegenteil dauerhafte Energiequellen
schaffen. Die Wissenschaft muss die Wege zur höheren Erkenntnis festigen. Die
Zeit ist gekommen, in der die alten Symbole des Wissens in wissenschaftliche
Formeln verwandelt werden müssen.
Setzen wir einen
solchen Prozess der Läuterung des Denkens nicht herab. Lernen wir es, in
den unverhofftesten Bereichen Verbündete zu finden. Nicht Feinde, sondern
Mitarbeiter werden alle Kräfte der Natur erkennen.
Das Sichtbare erinnert an die Tiefen der
Wirklichkeit. Wir wollen daher, statt einen lebendigen Organismus zu
zerstückeln, die Vereinigung der Bewusstseine formen.
[Russisches
Original. Seite 179.]
Mögen die Menschen Uns nicht Träumer nennen,
denn Wir lieben genaues Wissen, soweit es genau sein kann.
426. An den Schulen muss ein Fach „Synthese
der Wissenschaften“ eingeführt werden. Daran werden die Schüler erkennen, wie
eng die vielen Zweige des Wissens verbunden sind. Sie werden sehen, wie groß
der Kreis der Wissenschaft ist! Sie werden verstehen, dass jeder
Wissenschaftler eine ganze Reihe von wissenschaftlichen Gebieten berührt. Wenn er
sie nicht vollkommen erkennen kann, muss er wenigstens ihre Aufgaben verstehen.
Sobald die Schüler mit der Synthese vertraut
sind, können sie ihre eigene wissenschaftliche Tätigkeit bewusster wählen.
Vergessen wir nicht, dass diese Wahl bis heute ganz dem Zufall überlassen blieb
und oft auf verworrenen Familientraditionen beruhte. Ebenso ohne Hilfe nahm der
Schüler die einzelnen Schulfächer durch, ohne zu verstehen, warum gerade diese
Fächer notwendig sind. Beim Studium der Sprachen wurde gewöhnlich nicht
aufgezeigt, welche Vorzüge jede von ihnen bietet.
Deshalb hat man so oft ein träges Verhalten der
Erkenntnis gegenüber bemerkt. Das war keine Faulheit, sondern einfach Unkenntnis
des Sinnes und Zieles des Faches.
Wenn jedes wissenschaftliche Fach fesselnd
eingeführt wird, wird die Synthese der Wissenschaften auch die kleinsten
Bewusstseine zur Arbeit anregen. Man sollte nicht meinen, eine solche Synthese
könne nur im Erwachsenenalter angenommen werden. Gerade bei den ersten
Beschäftigungen eignen sich Kinder besonders leicht einen weiten Blick an.
Natürlich muss die Darstellung einer solchen Synthese anziehend sein.
427. Die Schönheit der Synthese wird nämlich
für das ganze Leben erhalten bleiben. Jeder Forscher, der sich auch
[Russisches
Original. Seite 180.]
nur
der geringsten Einzelheit des Weltenaufbaus widmet, tritt an sie von einem weiten,
nicht von einem engen Standpunkt heran. So wird die Erkenntnis allumfassend.
Wahrhaftig: Dort, wo das Feuer des Wissens brennt, ist eine leuchtende Zukunft
verheißen.
428. Wissen ist das Tor zur Bruderschaft.
Seien wir nicht erstaunt, dass die Errichtung der Bruderschaft mit der Synthese
der Wissenschaften beginnt. Möge ein jeder auch nur ein Fach beherrschen, er
kann sich doch gegenüber den unzähligen Zweigen des Wissens achtungsvoll
verhalten. In einer solchen Achtung wird das Verstehen der Bruderschaft
geboren.
429. Selbst im Verlauf eines kurzen
menschlichen Lebens kann man das Verschwinden und Auftauchen von Inseln, die Verlagerung
von Seen und Flüssen sowie das Verlöschen und Entstehen von Vulkanen bemerken.
Man kann ein ständiges Vordringen oder Absinken von Ufergrenzen sehen. Niemand
sagt, dass im Verlauf von einigen Jahrzehnten keine merkliche Veränderung der
Planetenkruste vor sich geht.
Wenn ihr heute das Zurückgehen von euch
bekannten Ufern während eines halben Jahrhunderts nehmt und dies über die Hunderte
von Millionen Jahren des Bestehens des Planeten verlängert, könnt ihr sehen,
welche gewaltigen Veränderungen es gegeben haben könnte.
Mögen die Menschen diese allen bekannten
Ziffern vermerken und sich über den Wechsel der Bedingungen auf dem Planeten wundern.
Solche Offensichtlichkeiten sind für unvernünftige Menschen sehr nützlich. Es
werden doch bis jetzt die frühesten Perioden bezweifelt, denn die Menschen
denken nicht an Hunderte Millionen von Jahren; solche Berechnungen werden von Seiten
der Entsteller der alten Symbole verboten. Man sollte aber die junge Generation
vor große Probleme stellen. Der Fortschritt wird die Grundlage sein, von der
auszugehen ist.
Möge sich unser Planet
[Russisches
Original. Seite 181.]
in seiner
gewaltigen Bewegung in eine kleine Kugel verwandeln. Mögen wir uns nicht davor
ängstigen, uns im Wirbel der Unbegrenztheit vorzufinden. Dann wird sich auch das
Konzept der Bruderschaft als fester Anker erweisen.
430. Jemand sagt: „Ich weiß das alles“, aber
er hat Unrecht. Er weiß nichts vom Sinn der Bruderschaft. Er hat die Bedeutung
des Planeten bei der Berechnung der Jahrhunderte nicht ermessen. Er hat über
den Verlauf des Horizonts nicht nachgedacht.
Daher möge er gewissenhaft zugeben, wie
wenig die grundlegendsten Begriffe in sein Leben und Denken eingegangen sind. Ein
solches Anerkenntnis wird der erste Pfad zur Bruderschaft sein.
431. Die Menschen mögen den Großen Wanderer[51]
fragen, woher ihn sein Weg führt. Er wird keine Antwort geben, denn Er überbringt
okkultes Wissen. Er hat verstanden, wann und wem er die anvertraute Last zu
übergeben hat.
432. Ein gewisser Siedler baute sein Haus am
Fuß eines Vulkans. Als man ihn fragte, warum er sich einer solchen Gefahr
aussetze, antwortete er: „Der Unterschied liegt bloß darin, dass ich die Gefahr
kenne, ihr aber nicht wisst, wovon ihr umgeben seid.“
Zwischen Gelassenheit und Erkenntnis einer
Gefahr muss ein großes Gleichgewicht gefunden werden. Man darf sich nicht mit
Schrecken umgeben, Sorglosigkeit ist aber auch keine Lösung.
433. Aus irgendeinem Grund werden Vögel als
sorglos betrachtet, doch sie fühlen nicht nur Unwetter, sondern sorgen besser
als die Menschen für die Zeit des Nestbaues und des Fluges in andere Länder.
Zweckmäßigkeit ist in allen Naturreichen
ausgezeichnet entwickelt – diese Eigenschaft wird von den Menschen nicht immer
geschätzt. Sie wissen wenig von der Vergangenheit und wollen nicht an die
Zukunft denken.
Erforschungen der Vergangenheit sind zum
Großteil
[Russisches
Original. Seite 182.]
Zufall,
und deshalb sind die Funde so verschiedenartig. Die Menschen beschränken sich
meist auf die Untersuchung bereits bekannter Orte; sie vergessen, dass das
Leben auf den unerwartetsten Wegen verlaufen ist und seine Spuren im Verborgenen
und unverhofft gefunden werden können. Es ist wichtig, die Schriften der
Zeitgenossen zu verwahren, die im Lauf der Zeit helfen werden, Orte zu finden, die
bereits dem Erdboden gleich gemacht worden sind.
434. Es gibt eine alte Aufbewahrungsstätte,
von der ihr gehört habt. Die Bruderschaft hat unschätzbare Andenken aus
ältesten Zeiten aufbewahrt. Es gibt Menschen, die diese mehrstöckigen
Aufbewahrungsstätten gesehen haben.
Durch Nachahmung der grundlegenden Arbeiten
der Bruderschaft können sich die Menschen in nützlicher Zusammenarbeit
vereinen. Die Bruderschaft ist kein Mythos, und sie nachzuahmen, wird auch ein entscheidender
Aufbau sein. Es ist nicht verboten, etwas Erhabenes nachzuahmen. In allen
Lehren wird vorgeschlagen, sich durch Vergleiche mit den besten und schwersten
Errungenschaften zu erproben.
Indem man sich eine hohe Aufgabe stellt,
kann man große Ergebnisse erzielen. Alle Gefahren werden sich als lächerliche
Trugbilder erweisen.
435. Das irdische Leben wurde manchmal als
zeitlos bezeichnet. Wahrhaftig, im Verhältnis zu den anderen Zuständen hat das
irdische Leben keine Dauer. Die Bruderschaft lenkt die Gedanken zu den fernen
Welten.
436. Der brüderliche gemeinsame Dienst kann
dort beginnen, wo gegenseitige Verurteilungen aufgehört haben. Diskussion ist
keine Verurteilung. Es kann brüderliche Taten geben, die nicht sofort
verstanden werden. Man kann sich über die Gründe erkundigen, darf aber nicht
aus Unwissenheit eine Verurteilung aussprechen, die wie ein scharfes Messer ist.
[Russisches
Original. Seite 183.]
Brüder achten einander so sehr, dass sie
einen Bruder keiner unwürdigen Tat verdächtigen. Sie verstehen jede beliebige Lage
und erwägen, wie sie Hilfe leisten können. Bei einer solchen Zusammenarbeit
wird es nicht den geringsten Zwang geben.
Gegenseitiges Verständnis entsteht jedoch nicht
augenblicklich: Es erfordert eine gewisse Zeit, die Zentren zu harmonisieren.
Deshalb setzte man im Altertum eine bestimmte Zeit zur Prüfung der
Neuankömmlinge fest. Während dieser Zeit konnten sie die Bruderschaft ohne schwerwiegende
Folgen verlassen. Diese Frist konnte drei bis sieben Jahre betragen, doch danach
zog Verrat bereits die schwersten Folgen nach sich.
Man darf darin keine Grausamkeit erblicken,
denn wer bei einem Gewitter davonläuft, kann vom Blitz getroffen werden. Gerade
die Schnelligkeit seines Laufes erhöht nur die Gefahr.
437. Doch nicht durch Gefahr oder Schrecken,
sondern durch Freude wird die Bruderschaft erhalten. In Harmonie wachsen überirdische Gefühle. Wer einmal diese erhebenden
Gefühle erlebt hat, kennt schon den Magneten der Bruderschaft.
438. Bei keinem Experiment darf man sich der
Unmäßigkeit hingeben. Unmäßigkeit ist allgemein unzulässig, sie widerspricht
dem Gleichgewicht. Der Mensch als vollendeter Mikrokosmos darf das Gleichgewicht
nicht stören, das mit solcher Mühe erreicht wird.
439. Die psychische Natur ist sowohl bei
Menschen als auch bei Tieren individuell. Es ist unrichtig, sie einer Rasse
oder Gattung zuzuschreiben.
Bei einigen Völkern kann man eine Neigung zu
psychischen Erscheinungen bemerken,
[Russisches
Original. Seite 184.]
doch
diese Eigenschaft erklärt noch nicht die starken Erscheinungen bei einzelnen
Individuen; ebenso ist es in der Tierwelt.
Manche werden sagen: Beweist das nicht die
Unordnung einiger Gesetze? Durchaus nicht, im Gegenteil, es zeigt nur die
Existenz von Gesetzen jenseits des irdischen Verständnisses auf. Es gibt viele Fragen,
die jene irreführen, deren Denken sich nicht über das irdische Urteil erheben
kann.
Die Menschen haben sich daran gewöhnt, die zufälligen
Grenzen der Völker für unwandelbar zu halten. Ein ganzes Volk müsse auch auf ein
und dieselbe Art denken; eine Tierart müsse dieselben Gewohnheiten haben; doch
das Leben selbst lehrt uns, eine große Verschiedenartigkeit wahrzunehmen. Der
Mensch wird glücklicher sein, wenn er den Faden der Gesetze der psychischen
Natur entdeckt.
440. Wenn der Erde eine Katastrophe droht, ist
es dann nicht widersinnig, etwas niederzuschreiben, zu studieren oder
aufzubewahren? Eine solche Vermutung kann nur vom irdischen Standpunkt aus
aufkommen. Wenn die Feinstoffliche Welt nicht existiert,
lohnt es sich auch nicht, sich um die irdische Welt zu sorgen. Wir aber sprechen
vom Leben und nicht von einer Handvoll Erde.
441. „Wir wissen schon alles“ sagen jene, welche
die Lebensgrundsätze nicht verwirklichen. Jeder kann einer solchen Prahlerei mit
Allwissenheit begegnen, und jeder kann sich über die Unwissenheit dieser
Schreier nur wundern. Diese frechen Erklärungen kann man nur bedauern.
Mögen diese Personen ihre sichtbare
Unwissenheit an sich selbst erproben. Sie bestätigen an sich selbst, warum es auf
der Welt so viele Unglückliche gibt. Wir wollen uns nicht die Mühe geben, erneut
über die Ursachen des Unglücks zu sprechen.
[Russisches
Original. Seite 185.]
442. Die Menschen verstehen ohne jede Belehrung,
einen geliebten Gegenstand zu behüten. Sie werden ihn geschickt zu verwahren
wissen. Sie werden alle Mühe aufwenden, ein liebgewordenes Ding weder zu zerschlagen
noch zu beschädigen.
Jemand sagte: Die Menschen verstehen am
besten Steine und Metalle zu bewahren, weniger Pflanzen, noch weniger Tiere und
am wenigsten Menschen. Beurteilt selbst, inwieweit ein solches Verständnis
richtig ist. Der Mensch ist ein höchst feiner Organismus, dennoch ist eine
äußerst grausame Behandlung sein Los.
Verschließen wir nicht unsere Augen davor,
dass die sogenannte Abschaffung der körperlichen Strafen nur eine
Verschleierung von noch größeren Grausamkeiten ist. Wann beginnt die Abschaffung
der geistigen Verfolgung?! Wann werden die Menschen anerkennen, dass die Qual
des Geistes die höchste Stufe des Martyriums ist?
Solange man die Feinstoffliche Welt nicht
erkennt, wird Menschenliebe nicht begriffen werden. Seien wir nicht erstaunt, dass
manche Menschen die Einteilung der höheren Welten in viele Stufen fordern. Zuerst sollten die Menschen, auch die Fordernden selbst, wenigstens
eine Feinstoffliche Welt erkennen, um sie würdig betreten zu können. Die
Einteilung wird später verstanden werden, wenn jedenfalls die erste Stufe der
Unbegrenztheit begriffen wurde.
443. Die Bruderschaft zieht wie ein Magnet die
bereits vorbereiten Seelen an. Die Wege sind verschieden, aber es gibt jene
innere Saite, die erklingt und zur Einigkeit ruft. Man kann die heilsamsten Schwingungen
fühlen, aber nur wenige verstehen die Bedeutung dieser heilkräftigen
Erscheinungen.
Mit Worten allein lässt sich nicht erklären,
wie diese Vereinigung vor sich geht. Man muss ein erweitertes Bewusstsein
haben, um die gesandte Höhere Hilfe zu verstehen und
[Russisches
Original. Seite 186.]
dankbar
anzunehmen. So beginnt der Mensch zu erkennen, wie sich die höhere Energie
nähert.
444. Wer kann sagen, dass die Spannung der
Welt abnimmt? Im Gegenteil, sie kocht, und die Menschen können noch nicht
einmal eine Bezeichnung für das finden, was vor sich geht.
445. Um den Begriff Vergebung gibt es viel
Unverständnis. Wer jemandem vergeben hat, meint, er habe etwas Besonderes vollbracht,
dabei hat er nur sein eigenes Karma vor Erschwerung bewahrt. Der, dem vergeben
wurde, denkt, alles sei abgeschlossen, das Karma verfolgt ihn aber doch weiter.
Es ist wahr, derjenige, der vergibt, mischt
sich in das Karma dessen, dem er vergibt, nicht ein und erschwert es somit auch
nicht, aber das Karmagesetz steht weiter über beiden. Die Herren des Karma
können es bis zu einem bestimmten Grad ändern, wenn das Feuer der Läuterung
hell auflodert, doch eine solche Flamme wird nicht leicht entzündet.
Zur Entfachung des Feuers sind große Opfer
gebracht worden. Das Gedenken an solche Selbstaufopferungen muss man verehren. In
solchen Rufen lebt Schönheit. Weder die Zeit noch menschliche Wirren können die
Rufe zur Selbstaufopferung übertönen. Die Gesetzestafeln
der Bruderschaft besagen dasselbe. Es ist schön, dass ein Begriff, der über
die Jahrhunderte hinweg besteht, auch heute nicht vergessen wird.
Weisen wir selbst ein geringes Verständnis
für den überirdischen Pfad nicht zurück
446. Manche Menschen schreiben Änderungen
ihres Verhaltens gegenüber ihrer Umgebung nieder. Solche Aufzeichnungen sind
nützlich, denn sie zwingen zum Nachdenken über die vor sich gehenden evolutionären
Bewegungen.
Ängstigen wir uns nicht, bei solchen Beobachtungen
Fehler zu machen. Vielleicht
[Russisches
Original. Seite 187.]
hat eine
zufällige Stimmung die Beobachtung eigenwillig gefärbt, dennoch kann man auch durch
die aufgetragenen Farben hindurch die Bewegung spüren. Gerade diese Bewegung ist
wie ein Symbol des Lebens und führt den Menschen.
447. Unter den Gewohnheiten muss man alle
bewahren, welche die Erhebung des Geistes fördern. Wir wollen die Gefühle nicht
verletzen, welche die wertvollsten Zweige hervorbringen können. Schneiden wir
keine gesunden Sprösslinge ab, denn etwas Neues und Schöneres kann man nicht in
einem Augenblick schaffen.
448. Gewöhnliche menschliche Gefühle werden
oft als etwas Übernatürliches bezeichnet. Vorgefühl ist ganz natürlich, wird
aber aus Aberglauben zur Kategorie der ungewöhnlichen Aufspeicherungen gezählt.
Ein Gefühl täuscht nicht, aber es zu spüren wird eine bedeutende Errungenschaft
sein.
Die Menschen verlieren vor allem dann den Kopf,
wenn Wellen unterschiedlicher Gefühle gleichzeitig heranströmen. Sogar erprobte
Beobachter können gegensätzliche Gefühle nicht auseinanderhalten. Eines kann von
einem nahen Nachbarn ausgehen, ein anderes von fernen Bergen herbeifliegen.
Nicht selten kann ein nahegelegener Umstand
sehr wichtige ferne Ströme unterbrechen. Seien wir nicht über etwas Kleines betrübt,
wenn große Rufe herbeieilen können. Man muss sein Gefühl dem Großen anpassen, in
dem Wissen, dass etwas Großes auftauchen kann. Besonders dann, wenn der Raum
angespannt ist, muss man seine Aufmerksamkeit bei den großen Aufgaben belassen.
449. Vorgefühl wird manchmal als
Galionsfigur des Schiffes bezeichnet. Es eilt voran und lässt sich nicht
einholen. Das neue Bewusstsein versteht, dass das Schiff
[Russisches
Original. Seite 188.]
einen
Bug und ein Heck hat, Aberglaube aber hängt dem Schiffsbug die phantastischsten
Darstellungen an. Ebenso schmückt das menschliche Denken die einfachsten
Gefühle mit nie dagewesenen Formen aus.
450. Worin besteht denn Fortschritt? Manche
nehmen an, in unablässigem Erkennen von etwas Neuem. Ist ein solches Streben nicht
einseitig, und muss man ihm nicht das in Ordnung bringen des Alten hinzufügen?
Mehrfach konnte man sich davon überzeugen, dass die Menschen abstrakt zu irgendetwas
Neuem streben und dennoch fortfahren, im alten Schweinestall zu verharren.
Mancher hält Vorträge über Reinheit, ist
jedoch selbst äußerst schmutzig. Wird eine solche Belehrung überzeugen? Oder
ein Faulpelz ruft zur Arbeit auf, wer aber wird ihm glauben? Scheuen wir uns
nicht, solche primitiven Beispiele zu wiederholen, denn das Leben ist voll von
ihnen.
Wer über Harmonie nachdenkt weiß, dass ein
Haus, in dem alter Kehricht untergekommen ist, nicht neu ist. Indessen kann man
sehen, wie herrliche Errungenschaften verwelken, weil sie im Unrat nicht
gedeihen können. Es ist nicht nur traurig, ein solches Schicksal von nützlichen
Errungenschaften zu sehen, sondern es ist bedauerlich, dass ihre Zersetzung bereits
gefundene Pfade auf lange Zeit verschmutzt. Aus diesem Grund spreche Ich über Gleichgewicht.
451. Lasst nicht zu, dass irgendein Suchen beleidigt
wird, wenn es aufrichtig ist und eine gute Grundlage hat. Sorgsamkeit und Behutsamkeit
sind nötig. Wie ein Gärtner neue Früchte heranzieht und den Boden düngt, so
wollen auch wir bereit sein, dem Neuen zu helfen und das Alte in Ordnung zu
bringen. Wer helfen möchte, muss zu jeder Art von Hilfe bereit sein.
[Russisches
Original. Seite 189.]
Nur bei
einer solchen Bereitschaft kann man den Weg zur Anwendung finden.
452. Beobachtet die Daten der Ereignisse und
schreibt sie, wenn möglich, auf. Später wird man ein bemerkenswertes Mosaik zusammenfügen
können.
453. Wie Ich über das Verhältnis des Neuen
zum Alten gesprochen habe, so spreche Ich auch über das Verhältnis des Inneren zum
Äußeren.
Einst lernten die Menschen Lüge und Heuchelei
und erhielten Lob für Unaufrichtigkeit, jetzt aber wurden diese Themen
abgeschafft, weil diese Eigenschaften zu angeborenen wurden. Wahrhaftig, man muss
die Aufmerksamkeit der tragischen Unstimmigkeit zwischen Innerem und Äußerem
zuwenden. Kann man bei einer solchen Disharmonie eine besondere Beherrschung
der erhabenen Energie erwarten?!
Die Leute gelangen zu einem solchen Grad von
Stumpfsinn, dass sie sich gar nicht vorstellen können, dass der Mensch einen
Feind und einen Freund in sich tragen kann, die in dauerndem Kampf miteinander
liegen. Man kann keine Macht besitzen, wenn das Gesicht eine Maske trägt und im
Herzen ein Dolch verborgen ist. Es gibt keinen Fortschritt, wenn der ganze
Organismus sich in ständiger Uneinigkeit befindet. Wir haben über Einigkeit
gesprochen, damit ein jeder sie nicht nur im Verhältnis zu seinen Nächsten,
sondern auch in Bezug auf sich selbst versteht. Eine solche innere Uneinigkeit ist
bereits zersetzend und selbstverzehrend.
Bei Gesprächen über die Bruderschaft wird
nicht ohne Grund so sehr an Einigkeit erinnert. Man muss den Sinn dieser
Eigenschaft tief verstehen.
454. Jeder hat mit Überraschung bemerkt,
dass bei den besten Lehren Spaltungen auftreten. Einige Führer hielten solche
Ereignisse sogar
[Russisches
Original. Seite 190.]
für
nützlich, um Überlegungen anzuregen. Man muss jedoch bedenken, dass es um die
Wahrheit herum keine Widersprüche geben kann. Nur Blinde sehen nicht, was vor
ihnen steht. Wird der Grund für eine solche Blindheit nicht die eigene Uneinigkeit
sein?
455. Die Geschichte verschiedener sinnloser
Streitigkeiten kann als Belehrung dienen. Diese Torheiten werden in der ganzen
Welt begangen. Ist es nicht Zeit, an die Bruderschaft zu erinnern?
456. Nicht nur die Nichtübereinstimmung von
Altem und Neuem sowie von Innerem und Äußerem, sondern auch das unterschiedliche
Verständnis der einfachsten Wörter behindert die Festigung des Fortschritts. Haltet
es nicht für sonderbar, wenn die einfachsten Begriffe falsch ausgelegt werden,
denn es gibt keine Einheit der Bewusstseine.
Trotz einzelner schöner Aufschwünge trampeln
die meisten Menschen in einem Sumpf herum. Man kann sie nicht über die höheren
Energien unterrichten, wenn sogar ihr Alltag in Ordnung gebracht werden muss.
Ihr habt von dem unheilvollen Ende eines
Experiments mit Strömen höherer Spannung gehört und richtig verstanden, dass
Nachlässigkeit der Grund war. Ein erster Erfolg hat nicht nur nicht zu Vorsicht
bewogen, sondern ließ im Gegenteil Nachlässigkeit zu. Es gibt viele solcher
Beispiele. Oft darf man keinen Erfolg ermöglichen, weil er sich in Narrenhänden
als gefährliches Spielzeug erweisen würde.
Viel Unwissenheit schneidet die Pfade des
Fortschritts ab.
457. Ein Auftrag birgt auch Gefahr in sich.
Man muss fest zu seinem Auftrag stehen, denn von allen Seiten strecken sich
Hände aus. Deshalb überrascht es nicht, dass es auf den Pfaden zur Bruderschaft
so viele Vorschriften gibt. Wer diese Geleitworte
[Russisches
Original. Seite 191.]
für
überflüssig hält, ist töricht. Wer kann sich rühmen, dass seine Reisetasche in
Ordnung ist?
458. Bei den Vorbereitungen zur Bruderschaft
muss man eine einfache Wahrheit verstehen: je mehr, desto besser. Meinen wir
nicht, es gäbe genug von allem. Man muss es als etwas Notwendiges annehmen,
alle mitgenommenen Sachen durchzusehen. Man kann nicht viel mitnehmen, aber das
Notwendige zu vergessen ist nicht möglich. Schon die Auswahl wird eine hinreichende
Prüfung sein.
459. Durst wird durch Flüssigkeit gelöscht.
Wissensdurst wird durch den Pfad der Annäherung an die Höhere Welt gelöscht.
Viele Wissenschaftler werden das ganze Leben lang von einer unsagbaren Wehmut
gequält, weil sie auf die Erkenntnis der Höheren Welt verzichtet haben.
Die Wehmut eines falschen Pfades ist die grausamste
und verzehrendste! Schließlich unterbindet der Mensch seinen Fortschritt endgültig
und quält sich, ohne seinen Irrtum zu verstehen. Von solchen Wesen geht viel
Böses aus. Sie sind bereit, selbst die geringste Offenbarung des Lichts zu
verfolgen.
460. Es gibt viele menschliche Masken, aber
eine der widerwärtigsten ist die Maske der Einigkeit. Man muss im Schmutz
versinken, um sich einer solchen Lüge zu erdreisten, das Lächeln der Einigkeit
zu zeigen, während sich in der Tiefe des Herzens eine Grimasse der Bosheit
verbirgt. Man muss sich einen ganzen Knacks des Geistes vorstellen, um zu
verstehen, wie sehr ein solcher Mensch die Menschenwürde verletzt.
Nun, eine solche hässliche Erscheinung
findet oft statt, und wie weit ist sie von der Bruderschaft entfernt!
461. Die Bruderschaft ist kein Zufluchtsort,
sondern ein Leuchtturm des Lichts wie ein Wachturm. So muss man die
Bruderschaft
[Russisches
Original. Seite 192.]
verstehen.
Andernfalls werden die Menschen nicht selten annehmen, die Brüder würden sich vor
irgendwelchen Verfolgern in Sicherheit bringen.
Nein, die Abgeschiedenheit der Bruderschaft wird
durch völlig andere Gründe hervorgerufen. Sie verwendet wie ein Leuchtturm auf einem
hohen Felsen ihr Wissen zur Rettung der Menschheit.
462. Einige Lehrer haben geraten, keine
unlösbaren Fragen zu berühren. Natürlich hatten sie im Sinn, unvorbereitete
Gemüter nicht in Empörung zu versetzen; aber dort, wo Erörterungen möglich
sind, sollte man zu den allerfernsten geistigen Ausflügen raten. Schönheit
funkelt in Prognosen, die bei brüderlicher Einigkeit lebendig werden können.
463. Man wird darauf hinweisen, dass viele
Gemeinschaften und Bruderschaften sich aufgelöst haben, aber das waren nicht
jene, von denen Wir sprechen. Darüber hinaus könnten sie an einen anderen Ort
verlegt worden sein, für das Auge eines Fremden aber könnte es scheinen, als hätten
sie sich aufgelöst.
Wissen die Menschen viel über das Leben im
Nachbarhaus, und erst recht von dem, was sie nicht wissen sollen? Jeder kann
sich an bedeutendste Ereignisse in seinem Leben erinnern, von denen niemand
wusste.
Besonders, wenn Gedanken auf Entfernung übertragen
werden, wer könnte von ihnen wissen? Es ist wahr, ein Gedanke kann abgefangen
werden, aber dafür sind besondere Bedingungen nötig. Wird ein Gedanke mit
besonderer Klarheit auf eine bestimmte Person gerichtet, wird er unweigerlich ihre
Aura berühren.
Deshalb können Gemeinschaften durch
Gedankenkraft zusammengehalten werden. Aber manche fürchten Gedanken so sehr,
dass sie alles ablehnen, was dieses Gebiet betrifft. Solche Menschen sollte man
nicht heranziehen, sie werden ihre Annäherung mit Verrat beschließen.
Öfter als einmal sind Gemeinschaften verlegt
worden,
[Russisches
Original. Seite 193.]
um
sich von unerwünschten Menschen zu befreien. Es ist leichter, die Auflösung
einer Gemeinschaft anzukündigen, als jene aufzudecken, die schaden können.
Aus einer solchen Lage kann man es sich noch
leichter erklären, warum die Bruderschaft sich an einem unzugänglichen Ort befindet.
Deshalb wird auch jeder, der von der Bruderschaft weiß, vorsichtig bei der Weitergabe
seines Wissens sein.
Die Menschen ertragen es nicht, wenn sie etwas
nicht verstehen können. Ein solches Verständnis aber wird langsam
aufgeschichtet. Sehr selten ist der Kelch bis zum Rand gefüllt. Der Kelch
bewahrt als Zentrum der Synthese die wichtigsten unbeschreiblichen
Aufspeicherungen.
464.[52] Der
Kelch ebenso wie das Herz stehen dem Begriff Bruderschaft besonders nah. Der
Kelch ist der Schrein alles Geliebten und Wertvollen. Vieles im Kelch Angesammelte
bleibt manchmal für ganze Leben verschlossen; doch wenn der Begriff
Bruderschaft sich im Kelch eingeprägt hat, wird er freudig und sehnsuchtsvoll
in allen Leben erklingen. Für Menschen, die den Begriff Bruderschaft sogar in einer
Stunde von Schwierigkeiten und Konflikten erkennen, wird er errettend sein.
465. Voreingenommene Beobachter erkennen in Aktionen
und Reaktionen nur ihre eigenen, vorgefassten Absichten. Wenn man alle
entstellten Fakten ins Gedächtnis ruft, kann man sich entsetzen, wie viele
bereits entdeckte Errungenschaften zerstört worden sind. Man kann nicht einen
Fortschritt aufzeigen, der nicht durch vorsätzliche Listen befleckt worden wäre!
Es gibt viele Gründe
für einen solchen Vorsatz: Der erste wird Unwissenheit sein, dann kommen
Bosheit, Neid, jemandem keinen Erfolg gönnen und Abneigung gegenüber Neuem;
so viele schändliche Eigenschaften entstellen die Tatsachen. Kann
[Russisches
Original. Seite 194.]
es in
einem solchen Zustand leicht sein, zur Erkenntnis der großen Energie zu
gelangen?
Auf Schritt und Tritt begegnen einem
Unverständnis und Böswilligkeit. Man muss einen besonders stark entwickelten
Willen haben, um diese Hindernisse als unvermeidlich hinzunehmen. Doch wenn ein
Mensch in sich genügend Festigkeit findet, um diese Schwierigkeiten zu
überwinden, werden gleichwohl viele günstige Energiezuströme versäumt werden.
466. Man kann gar nicht verstehen, warum selbst
die einfachsten Beobachtungen versäumt werden. Man richtet zum Beispiel beim
Studium der Aromen die Aufmerksamkeit nicht genügend auf die Nützlichkeit oder
Schädlichkeit verschiedener, sehr angenehmer Gerüche. Alle Blumen haben eine
besondere Bestimmung, die sogenannten Parfüms aber tragen herkömmliche
Blumennamen. Niemand kümmert sich um die Nützlichkeit der Parfüms, obwohl die Essenzen,
die in sie eingehen, mitunter fast giftig sind.
Es ist bedauerlich, wohin die Lehre über
Farbe und Duft sich entwickelt hat, wenn vorschlagen wird, Arsenfarben oder
tödliche Aromen zu verwenden!
467. Weitreichende Nützlichkeit wird die
Zierde der Kooperative sein. Möge nichts Schädliches unter irgendeinem
Deckmantel zugelassen werden. So wollen wir uns dem Konzept der Bruderschaft annähern.
Entsinnen wir uns daran, dass die
schwierigste Stunde die Schwelle zu einer neuen Errungenschaft sein kann.
468. Denkt immer an die jungen Mitarbeiter.
Denkt daran, dass man sie immer finden kann. Denkt daran, dass sie euch
erwarten, sogar in verschiedenen Gewändern. Bei unklarer Bestrebung sind sie
dennoch bereit,
[Russisches
Original. Seite 195.]
ein
Wort über eine neue Errungenschaft zu empfangen.
Möge in allen Wissenszweigen der Ruf nach umfassender
Wahrheit erklingen. Möge jeder beginnen, selbst wenn es durch physische Kultur
ist, an die Kultur des Geistes zu denken. Möge die Biologie an das unendliche
Leben erinnern.
Wenn jemand ausländische Wörter liebt, hindert
ihn nicht, denn die Pfade sind unbegrenzt. Wenn jemand verwirrten ist, ermutigt
ihn, denn Verwirrung ist nicht selten ein Zeichen eines verborgenen Gedankens. Wenn
jemand düster dreinblickt, ist das nicht ein Anzeichen für betrogene Hoffnung?
Ein einziges Wort über Unbegrenztheit kann Flügel verleihen. Wenn jemand
schweigt, sucht er vielleicht das ausdrucksvollste Wort, ermutigt ihn mit einem
Blick.
Man kann viele Brücken aufzählen, über
welche die jungen Freunde den Strom überqueren werden. Die
Hauptsache bleibt aber, dass die Zahl der jungen Kräfte groß ist. Das muss
man jenen einprägen, die ungläubig den Kopf schütteln.
469. Was die Jugend betrifft, so muss man
mit jedem zu einer Übereinkunft kommen, der den brüderlichen Pfad gewählt hat.
Diese unerschöpfliche Quelle muss die Kräfte dauernd gegenseitig stärken.
Meinen wir nicht, die Jugend werde erst mit einem bestimmten Alter
aufnahmefähig. Das Gedächtnis erwacht oft sehr früh. und es ist erstaunlich,
wie deutlich der Gedanke im frühesten Alter arbeitet.
470. Das Bewusstsein der Erwachsenen stirbt
manchmal für eine gewisse Zeit ab, während Kinder die wertvollsten
Eigenschaften aufgeweckt annehmen. Die Erwachsenen erklingen nicht oft auf den
Begriff Heldentum, Kinder aber lieben die Volkshelden. Sie sind von Heldentaten
begeistert und träumen davon,
[Russisches
Original. Seite 196.]
sich
selbst an der Stelle der Wahrheitskämpfer zu sehen.
Man kann die Kinder unmöglich dieser
lebendigen Quelle der Inspiration berauben, eine solche lichte Flamme bleibt
ihnen für ihr ganzes Leben. Dieses Streben ist keine Sinnlichkeit, sondern das Wachstum
eines Bewusstseins, das von einem herrlichen Bild berührt wurde. Solche
Berührungen müssen mit allen Mitteln geschützt werden, aus ihnen ersteht auch
der Begriff Bruderschaft.
Man sollte nicht meinen, die Anerkennung der
Bruderschaft entstehe aus irgendwelchen dogmatischen Moralpredigten. Eine herrliche
Heldentat kann ein junges Herz für immer erleuchten.
471. Das Glück des Lehrers besteht darin,
die Schüler zu ermutigen, kühn zum Herrlichen voranzustreben. Um das zu
erreichen, hilft keine Liste von langweiligen, toten Ereignissen. Der Lehrer muss selbst so entflammt sein, dass allein schon
seine Annäherung das Feuer übergibt. Diese tägliche Aufgabe ist schwierig,
doch die Menschen werden gerade im Alltag geprüft, der die Schwester der
Unbegrenztheit ist.
472. Ein Abfluss von psychischer Energie wird
keineswegs durch Blutübertragung geheilt, sondern durch Baldrian, Moschus sowie
Milch mit Soda. Diese grundlegenden Mittel werden durch die psychische Energie
des Arztes ergänzt – letztere ist sehr wesentlich.
Unser junger Freund hat eine vorzügliche
Eigenschaft: Er kann eine große Menge Energie abgeben, ohne sich selbst Schaden
zuzufügen, denn in ihm ist nichts von jener Bosheit, die gewöhnlich zu
schwächen pflegt. Bosheit kann einen starken Krampf erzeugen, doch die
Grundlage der Bosheit ist untauglich.
473. Anämie wird für gewöhnlich für
Blutarmut gehalten,
[Russisches
Original. Seite 197.]
doch
diese Eigenschaft ist nicht das Wesentliche. Anämie ist nur die Folge eines
Abflusses von psychischer Energie. Gedankenlose Ärzte nehmen an, man könne die
Kräfte durch Trinken von Blut auffüllen; sie vergessen aber, dass der Zustrom
von Kräften nur ein scheinbarer sein wird. Das ist so, als wollte man ein
großes Haus mit einem einzigen Zündholz erleuchten.
Die Aufnahme von Blut richtet viel Schaden
an, diese Substanz erfordert Studium und Anpassung. Deshalb raten Wir im
allgemeinen nicht zu einer solchen Blutvermischung. Im Grunde genommen ist sie
gar nicht notwendig. Der Anstieg der psychischen Energie wird durch die einfachen
Mittel erreicht, über die wir schon gesprochen haben.
Dabei wollen wir nicht vergessen, dass sich
niemand in der Nähe befinden darf, der die Energie verschlingt. Man kann sie ja
sowohl bewusst als auch unbewusst verschlingen. Jede Gereiztheit und jede
Niedergeschlagenheit wird die wertvolle Energie bereits verschlingen.
Wenn die Grundsätze der Bruderschaft gelehrt
werden, verbannt man vor allem alle Ursachen, welche die psychische Energie
zerstören.
474. Es ist ratsam, die Methoden des Einbruchs
des Chaos zu beobachten. Viele nehmen an, schon der Begriff Chaos schließe jedes
System aus. Sich Chaos völlig formlos vorzustellen, ist unrichtig. In jedem
Leben kann man beobachten, wie raffiniert das Chaos sich heranschleicht. Es bricht
als eine wirkliche, zersetzende Kraft ein. „Der Einbruch des Chaos“ könnte der
Titel eines äußerst lehrreichen Buches über Beobachtungen sein
475. Stimmen des Raumes wurden in Schriften
aller Völker unter verschiedenen Bezeichnungen erwähnt. Lasst uns nicht
vertiefen, warum diese
[Russisches
Original. Seite 198.]
Stimmen
den unterschiedlichsten Quellen zugeschrieben wurden. Heute muss man nur daran
erinnern, dass das Wissen um diese Stimmen sehr alt ist.
Man kann unmöglich annehmen, Menschen der
verschiedensten Kulturen hätten sich geirrt oder absichtlich gelogen. Die
Wissenschaft beherrscht schon die drahtlose Übertragung, die dauernd verbessert
wird. Darüber hinaus werden auch Gedanken studiert, und man erhält bereits bemerkenswerte
Beobachtungen; trotz allem ist die Unwissenheit derart gewachsen, dass es
notwendig ist, die einfachsten Wahrheiten zu wiederholen.
476. Urteile und Gedanken über die uranfängliche
Energie werden nicht nur nicht zugelassen, man hält es sogar für gesundheitsschädlich,
an sie zu denken. Selbst solche unsinnigen Überlegungen gibt es. Diese Bedenkenträger
geben nicht zu, dass der Gedanke nicht gesundheitsschädlich sein kann und dass also
auch nichts, was den Gedanken umgibt, schädlich sein kann. Ich bestätige, dass
der Gedanke der natürliche Ursprung des Lebens ist. Nichts um diesen Ursprung herum
kann schädlich sein; Gedankenlosigkeit ist weit fürchterlicher.
477. Jedermann hat bemerkt, dass bestimmte
Menschen sehr komplizierte Fragen stellen, aber in ihrem Leben die einfachsten
Grundsätze nicht anwenden. Ein solcher Mangel an Entsprechung ist ein
schlechtes Zeichen. Wäre es für sie nicht besser, auch in ihrem Leben ausgesuchte
Formeln anzuwenden? Ein solcher Mangel an Entsprechung muss vor allem auf dem
Pfad zur Bruderschaft aufgegeben werden.
478. Räumliche Rufe erreichen die Erde auf
höchst unerwarteten Empfangswegen. Ein gebieterischer Ruf nach
Freundschaftlichkeit und gegenseitigem Verständnis erreicht einige Menschen. Richtet
eure Aufmerksamkeit aber auf die Unerwartetheit
[Russisches
Original. Seite 199.]
solcher
Ankünfte. Würde man auf einer Weltkarte die Orte einzeichnen, wo Unser Ruf verstanden
wird, würde sich ein ganz unerwartetes Muster ergeben. Außerdem finden sich Menschen,
die dasselbe ohne jedes Verständnis wiederholen.
Säer von Zwietracht sind manchmal nicht
abgeneigt, von Freundschaftlichkeit zu sprechen. Die Bedeutung dieses Wortes
wurde abgeschafft, und anstatt gegenseitigen Verständnisses erwächst grimmiger
Hass. Doch über alle Hindernisse hinweg verbleibt
der Ruf nach Freundschaftlichkeit und gegenseitigem Verständnis. Was heute nicht
verstanden wird, wird morgen begriffen werden.
479. Die Menschen können nicht verstehen,
nach welchen Anzeichen Taten zu bewerten sind. Hier ist eine Meinung, die
glänzend ausgedrückt, nach Höherer Bewertung aber nicht als vortrefflich
anerkannt wird. Andererseits verdient eine Meinung, die stockend und voller
Schüchternheit ausgesprochen wird, freudiges Lob. Einem oberflächlichen
Betrachter ist eine solche Bewertung unverständlich.
Glanz gibt es auch bei nachgemachten Steinen.
Tiefsinnigkeit kann sich in ganz eigenartigen Worten äußern. Wo mehr inneres Brennen
vorhanden ist, muss es auch Ermutigung geben.
Wenn Ich über Einfachheit spreche, habe Ich
die unmittelbare Überzeugungskraft im Sinn. Wenn vom Heben des Niveaus des
Volkes die Rede ist, bedarf es gerade der Einfachheit in ihrer ganzen
Überzeugungskraft. Diese Eigenschaft muss man nicht nur mit dem Verstand annehmen,
sondern auch mit dem Herzen liebgewinnen; aus ihr gehen sowohl Zusammenarbeit
als auch Bruderschaft hervor.
480. Dissonanz ist hörbarer als Konsonanz.
Lauscht man der niedrigsten der überirdischen Sphären, ist man von qualvollem
Ächzen, Wehklagen und Schreien des Entsetzens erschüttert. Nach diesem Stöhnen scheinen
die folgenden Sphären
[Russisches
Original. Seite 200.]
still
zu sein, dieser Eindruck ist jedoch relativ.
Sphärenmusik ist erhaben, aber sie zerreißt
die Nervenzentren nicht. So werden die Menschen auch bei allem, was existiert,
von Dissonanz angezogen, doch nur wenige verstehen es, Harmonie zu erkennen.
Auf den Pfaden zur Bruderschaft muss man die Macht der Harmonie erkennen.
481. Die Lästerer des Bestehenden hoffen,
dass das Böse, das sie tun, ungestraft bleibt; sie suchen auf dem Pfad des Bösen
voranzukommen und versichern prahlerisch, dass kein Pfeil der Gerechtigkeit sie
erreichen wird.
Kann man sich auf etwas verlassen, was
gegenwärtig noch nicht in Erscheinung getreten ist? Der Gedanke versucht, es
aufzuhalten, doch der Verstand findet Beispiele von Straffreiheit. Möge man
daran denken, dass der Verstand beschränkt ist.
482. Beachtet, wie sehr sogar gute Menschen
verblendet sein können! Es ist wahr, dass sie noch nicht einmal Warnungen aufnehmen
können. Man muss sie äußerst vorsichtig warnen. Man muss
solche Warnungen in Teile aufteilen und darf nicht hoffen, dass schon der erste
ihnen die Augen öffnet.
483.[53] In
Gemeinschaften des Altertums wurde jeder, der sich einer Prüfung unterzog,
willkommen geheißen. Man behandelte ihn fürsorglich, denn es war bekannt, dass man
den Prozess seines Erlebens nicht gewaltsam unterbinden darf.
Jede Prüfung wurde als Schwelle zum
Fortschritt erachtet. Niemand konnte den Weg der Wirkungen verbiegen, doch
brüderliche Ermutigung erlaubte ihm, seinen Schritt selbst vor den
schrecklichsten Gesichtern nicht zu verlangsamen.
Das Chaos in seiner abscheulichen Hässlichkeit
versucht doch unweigerlich, den Pfad jedes Prüflings zu behindern. Mögen
[Russisches
Original. Seite 201.]
diese
Gesichter auch abscheulich sein, die Erscheinung des schrecklichsten ist bereits
der Vorbote des Endes der Prüfung.
484. Schüler, wenn du eine äußerst begrenzte
Sphäre gewählt hast, behalte dir gleichwohl eine Stunde für das Allumfassende
vor. In einer beengten Sphäre kann man nicht atmen, doch schon ein kleiner
Strahl der Unbegrenztheit wird genügend Prana bieten.
Das Allumfassende lebt in der
Unbegrenztheit. Wenn diese Wahrheit erkannt wird, gibt es keine beengte und
stickige Sphäre. Beim Suchen nach der Bruderschaft muss man sich diese
Wegweiser an dem Pfad merken, der uns befreit.
485. Wenn das Große Licht sich jemandes
Augen nähert, ruft dieser: zu wenig Licht! Ist der Grund dafür nicht in
Blindheit zu suchen? Man kann viele Beispiele dafür anführen, dass schlechte
Augen das Licht nicht gesehen haben. Mangelnde Aufnahmefähigkeit für Licht hängt
nicht vom Licht selbst ab, sondern beruht auf einem schlechten Sehvermögen. Man
kann die, deren Augen verunreinigt sind, oft daran erinnern. Kann ein solcher Mensch
für den Pfad zur Bruderschaft geeignet sein?
486. Zur Veranschaulichung wollen wir die
Begriffe graphisch darstellen. Stellen wir uns Einigkeit in Form einer herrlichen,
festen Kuppel vor. Mögen die Fäden der Erhebung sich ausstrecken und sich wie
die Facetten der Kuppel vereinen.
Niemand wird den Verdacht hegen, dass
Einigkeit die Individualität beeinträchtigen könnte. Bei den alten Baumeistern
waren jede Säule und jede Stufe besonders, dennoch fügten sie sich in die allgemeine
Harmonie des Baues ein. Das Gewölbe hielt sich nicht durch Ornamente, sondern
durch den richtigen inneren Zusammenhalt – so kann man Einigkeit dort erwarten,
[Russisches
Original. Seite 202.]
wo der
innere Zusammenhalt verstanden wird, der zum Gipfel führt.
Werden wir nicht müde, um den Begriff
Einigkeit herum die besten Bildnisse zu sammeln. Sie ist so sehr notwendig und
wird doch oft sogar von jenen verletzt, die schon von der Bruderschaft wissen.
487. Gebt alles Bedauern über die
Vergangenheit auf, erschwert euren Pfad in die Zukunft nicht. Selbst die Fehler
der Vergangenheit dürfen die Aufmerksamkeit nicht fesseln. Das Streben in die
Zukunft muss so stark sein, dass in zurückblickenden Augen das Licht nicht
verblasst.
Geben wir die Vergangenheit um der Zukunft
willen auf. Man kann so sehr in die Zukunft bestrebt sein, dass dieses
gesegnete Streben unter allen Umständen für immer erhalten bleibt. Jedes Streben
in die Zukunft ist Streben zur Bruderschaft.
488. Man muss verstehen, wie viele äußere Bedingungen
die Stimmung eines Menschen bilden, man spricht von einem Heuschreckenschwarm.
489. Viele haben von den Kumaras[54]
gehört, aber wenige haben sie richtig verstanden. Sie sind irgendeine
überirdische Erscheinung, sagt man, vergisst aber, mit welcher Mühe diese
Errungenschaft erlangt wird. Wissenschaftler beginnen bereits zu verstehen, wie
eine menschliche Persönlichkeit in das Pantheon[55] der
Helden eingeht.
Auf demselben Weg werden auch die
Eigenschaften der Führer der Menschheit aufgeschichtet. Wenn sie das irdische
Leid nicht durchschreiten, können nicht auf das menschliche Leid erklingen. Wenn
sie den Schweiß der Arbeit nicht kennen, können sie die Menschen nicht bei
ihrer Arbeit leiten. Selbstverleugnung, Barmherzigkeit, Mitleid und Mut werden
im Leben geschmiedet. Nichts Abstraktes kann die Kraft des Geistes formen.
[Russisches
Original. Seite 203.]
So mögen die Menschen die Kumaras als die
wahren Führer verstehen.
490. Der Rhythmus der Schlacht ist kein Wunsch
zu töten. Ich bestätige, dass die offenbarten Kräfte nicht kämpfen, sondern sich
gegen das Chaos verteidigen.
So fällt es vielen schwer zu verstehen, dass
die Schlacht ständig währt und sich nur ihr Rhythmus ändert. Die Ängstlichen
zittern schon bei der Erwähnung der Schlacht und fragen: Wann wird sie enden?
Sie sind aber völlig niedergeschlagen, wenn gesagt wird, dass die Schlacht mit
dem Ende des Chaos enden wird.
Ist das nicht schrecklich für so manchen?
Angst ist aber auf dem Pfad zur Bruderschaft ungeeignet.
491. Der Lehrer beugte sich über ein
Wasserbecken und fragte den Schüler: „Was siehst du?“
Dieser antwortete: „Ich sehe dein klares
Spiegelbild.“
Da gebot der Lehrer: „Wühle die Oberfläche
mit dem kleinen Finger auf, was siehst du jetzt?“
„Ich sehe, dass deine Züge entstellt sind.“
„Denke daran, wenn die Berührung eines
kleinen Fingers meine Züge so verändert, was für eine Entstellung unter
feinstofflichen Energien bei einer groben Berührung vor sich geht!“
An den kleinsten Beispielen kann man sehen,
was auch in der Feinstofflichen Welt vor sich geht.
492. Viele Zellen des Organismus befinden
sich in einem schlummernden Zustand. Es wurde darauf hingewiesen, dass ihr
Erwachen den Menschen zum Leuchten und zum Fliegen bringen würde. Kann man sich
vorstellen, dass die Menschen in ihrem gegenwärtigen Zustand dieses Erwachen des
in ihnen eingeschlossenen Lichts erreichen können?
Bedenkt, dass die Menschen für die weiteste
Evolution voll ausgerüstet sind, der Schatz aber schlummern gelassen werden
muss. Der Zustand des Bewusstseins erlaubt keinen schnellen Fortschritt.
[Russisches
Original. Seite 204.]
Nur in seltenen Fällen wird der Organismus aufleuchten,
und bei Hilfe aus der Feinstofflichen Welt erhält er zeitweilig die ihm vom
Schicksal bestimmten Möglichkeiten.
493. Auf dem Pfad zur Bruderschaft muss man
sich jede Herabsetzung abgewöhnen. Warum Erscheinungen berühren, die das
Bewusstsein noch nicht aufnehmen kann? Möge kein Schaden entstehen, wenn auch
nur aus Unwissenheit.
494.Denkt nicht, die eigenen Gedanken könnten
einen vorherrschenden Einfluss auf Träume nehmen. Auch ferne räumliche Gedanken
können solche Einwirkungen erzeugen. Die Wahrnehmung ferner Gedanken ist
während des Schlafes sehr leicht. Träume müssen noch weiter erforscht werden.
495. Der Lehrer sagte mehr als einmal: „Freude!“.
Die Schüler aber schauten befremdet um sich und fragten: „Wo ist denn die
Freude? Der Himmel ist bewölkt und überall gibt es Kummer.“ Der Lehrer aber sah
über die Stimmung hinaus die Freude voraus.
496. Der Lehrer warnte öfter vor Gefahr, die
Schüler aber wunderten sich: Woher soll inmitten der friedlichen Ruhe Gefahr aufkommen?
Der Lehrer fühlte bereits, wo eine Gefahr entstehen könnte. Wir wollen uns nicht
vor einer Gefahr erschrecken, sondern ihr wachsam begegnen.
Ebenso soll es mit der Freude sein: Werfen
wir unsere Arbeit nicht hin, schieben wir unsere Mühe nicht auf, sondern festigen
wir ihre Qualität durch Freude!
497. Wer die Bruderschaft sucht, gehört der
Feurigkeit an. Aus Feuer werden Begeisterung und Inspiration geboren. Man kann
das leuchtende Element in jedem Seufzer über die Bruderschaft enthüllen.
498. Sogar entsetzliche Verbrecher wurden nur
aufgrund ihrer Anerkennung der Schönheit als „prächtig“
[Russisches
Original. Seite 205.]
bezeichnet[56]. Man
sollte sich anhand der ganzen Menschheitsgeschichte davon überzeugend, welch
ein Schild die Schönheit war. Eine Beschränkung der Schöpfung ist ein Anzeichen
des Verfalls der Menschheit, während jede Epoche des Erblühens der Schöpfung
eine Stufe der Errungenschaft blieb.
Wenn dies allgemein bekannt ist, warum
wendet man dann die Kunst nicht im Leben an? Man kann daran erinnern, dass die
herrlichen Denkmäler der Schöpfung sich als heilsame Meilensteine erwiesen; eilig
strebte man ihnen zu, und sie brachten Frieden.
Ohne Schönheit kann man nicht an die
Bruderschaft denken.
499. Lasst uns über Bewegung sprechen. Um
diesen Begriff türmt sich nach wie vor Unverständnis auf. Hören die Menschen
von Bewegung und Beweglichkeit, machen sie sich zu hektischen Läufern. Doch ist
Hektik etwa für höhere Offenbarungen angemessen?
Ebenso unterscheiden die Menschen die äußere
nicht von der inneren Bewegung; diese Unterscheidung ist jedoch überaus wichtig;
sie bewahrt vor Hektik, die unvermeidlich zur Lüge führt.
Das Verstehen der inneren Bewegung verleiht auch
Würde bei den Bewegungen. Gesten und selbst Bewegungen eignen sich die Menschen
nicht leicht an. Oft wissen sie nicht, was sie mit ihren eigenen Händen, Füßen
oder gar mit dem Kopf anfangen sollen. Der Kopf wackelt, die Hände wedeln und die
Beine gehorchen ihnen nicht mehr; muss man sie etwa noch gehen lehren?
Alle diese Fehlfunktionen hängen aber von der
Unordnung des Bewusstseins ab. Hektik ist Ausdruck von mangelnder Lebensfähigkeit.
Ein Hanswurst eignet sich nicht für den Pfad zur Bruderschaft. Lernen wir es
daher, die innere Bewegung von der äußeren zu unterscheiden.
[Russisches
Original. Seite 206.]
500. Ebenso lasst uns nicht müde werden,
über Einigkeit zu sprechen; bei diesem Begriff wird ständig Inneres mit Äußerem
vermischt. Die Menschen sagen: Wir befinden uns in Einigkeit, es gibt nur
kleine Risse; sie vergessen aber, dass Risse die Wohnstätte der Verwesung sind.
So messen sie der inneren Einigkeit keine Bedeutung bei.
Welche Weisungen aber können die Anzeichen
der Harmonie einprägen? Man braucht nur an das menschliche Schamgefühl zu
appellieren. Ohne Verständnis für Harmonie kann es aber keine Bruderschaft
geben.
501. Man sollte auch immer wieder über
Frieden sprechen. Möge gerade dieses Wort die Menschen auf allen Wegen
begleiten.
502. Können etwa jene, die voller Grobheit
und Grausamkeit sind, über Frieden urteilen? Man sollte diese Friedenstifter in
ihrem alltäglichen häuslichen Leben beobachten. Man sollte hören, wie sie ihre
eigenen und fremde Angelegenheiten erörtern. Man sollte ihre Späße und
Verleumdungen kennen, um ihre völlige Untauglichkeit für das Friedenswerk zu
verstehen.
Niemand ist jedoch um das ethische Niveau
derer besorgt, die über das Schicksal ganzer Völker entscheiden. Niemand denkt
darüber nach, dass aus Schmutzigem nichts Reines hervorgehen kann.
503. Raserei wird jener schreckliche Zustand
genannt, in den jene verfallen, die von Ichsucht ergriffen sind und sich den
höheren Lehren aus Gewinnsucht nähern. Ihr Zustand kann nicht anders als
Raserei genannt werden. Mögen die Ärzte ihren Speichel untersuchen, um sich vom
pathologischen Zustand ihres Organismus zu überzeugen. Jemand wird fragen: Beißen
sie? Er wird Recht haben, denn ihre Berührung ist giftig.
Man kann viele Beispiele solchen Wahnsinns
nennen. Man kann sich darüber wundern, mit welch finsteren Absichten sich diese
Menschen den Lichten Quellen nähern. Es ist erstaunlich, dass der Mensch dem scheußlichen
Abgrund zustrebt, aber über den heutigen Tag hinaus denkt er nicht.
504. Wo soll man denn im irdischen Dasein
das Aufleuchten der Bruderschaft suchen? Man kann ihre Anzeichen unter ganz
einfachen Arbeitern finden, die ihre Arbeit lieben.
Arbeit, Liebe und Bruderschaft wohnen
beisammen.
Wer Bruderschaft als ein Joch versteht, möge
eiligst davongehen. Wer sich verzagt vor den Toren der Bruderschaft beugt, möge
rasch umkehren. Wer es vermag, sich über die Bruderschaft zu freuen, wird bereits
eine weise Freude empfinden.
506. Eine weise Freude tritt auch bei vom Schicksal
bestimmten Begegnungen auf. Die Menschen erfühlen nicht oft, wann ihre
Begegnungen tiefe Wurzeln haben. Deutliche Erinnerungen leuchten wie
augenblickliche Lichtblitze auf. Manchmal erzeugen sie eine unangenehme
Verwirrung, wie etwas, das nicht in das alltägliche Maß passt.
Deshalb muss man seine Eindrücke so vorsichtig
untersuchen. Neben der Glaubwürdigkeit des ersten Eindrucks kann es
verschiedene Erinnerungen geben. Manchmal mögen sogar gute Menschen nicht in
ihrem höheren Aspekt erscheinen.
Ich sage dies, damit ihr ein vorschnelles Urteil
vermeidet. Ihr habt euch schon davon
[Russisches
Original. Seite 208.]
überzeugt,
wie oft Freunde zufällige Aspekte für grundlegende halten konnten.
507. In Träumen erscheinen zuweilen deutliche
Gesichter völlig unbekannter Personen, denen man später im Leben begegnet. Für eine
solche Vorausschau gibt es viele Erklärungen; vor allem aber wird dadurch klar,
dass der Mensch durch eine Art von Schau bereits das wahrgenommen hat, was er
später in physischer Gestalt sehen wird.
Solche Begegnungen zeugen natürlich von der
Feinstofflichen Welt und der Tätigkeit dort während des Schlafes. Doch solche Schlussfolgerungen
kommen jenen nicht in den Sinn, die das Gebiet der Träume erforschen.
Dabei ist es besonders bemerkenswert, dass solche
vorausgesehenen Begegnungen sich im physischen Körper oft als unbedeutend
erweisen. Dieser Umstand zeigt, dass Handlungen in der Feinstofflichen Welt
anders verlaufen als in der physischen. Man kann sich freuen, dass man sogar an
anschaulichen Beispielen sehen kann, wie verschiedenartig das Leben des
Menschen ist.
508. Ebenso sind räumliche Ströme nichts
Abstraktes. Sie wirken nicht nur auf den Zustand des Menschen ein, sondern auch
auf Radiowellen. Sogar im Flugverkehr können einige seltsame Erscheinungen bemerkt
werden, die nur durch Raumströme zu erklären sind. Notieren wir daher jeden
geringsten Beweis der feinstofflichen Energien.
Auf dem Pfad zur Bruderschaft muss man ein
offenes und freies Auge haben. Wenn eine ferne Antwort aus irgendeinem Grund
nicht ankommt, muss man immer an viele Ursachen denken. Neben den Gründen, die
bei den Gesprächspartnern selbst liegen, kann es bedeutende räumliche
[Russisches
Original. Seite 209.]
Ursachen
geben. Die Ströme können derart gespannt sein, dass es unumgänglich ist, eine
Änderung abzuwarten, um die Übertragung durchführen zu können.
509. Im Osten dachten die Menschen an ein
Nördliches Schambhala[57],
welches sich als Nordlicht offenbart. Es gab auch eine Legende, wonach am Nordpol
ein Banner aufgepflanzt werden wird – so gehen Überlieferungen in Erfüllung,
und man kann in die ferne Zukunft blicken, wenn durch eine Verschiebung der
Erdachse neue Länder sich eröffnen werden, die heute noch verborgen sind[58]. Ich
habe bereits über die Erschließung der Tundren gesprochen. Ich lobe jene, die
in die Zukunft schauen.
510. Der Sinn des Lebens wurde in den
Epochen des Altertums tiefgründiger verstanden als heute. Alle bemerkenswerten
gegenwärtigen Entdeckungen haben nicht nur die Aufmerksamkeit nicht auf die
grundlegende Bedeutung des Lebens konzentriert, sondern den Gedanken sogar oft in
den Bereich mechanischer Einrichtungen abgelenkt. Anstrengungen sind
erforderlich, um den Gedanken auf die Grundlage des Daseins selbst zu richten.
Man sollte das Denkniveau der alten
Philosophen mit der Richtung der Überlegungen der gegenwärtigen Wissenschaftler
vergleichen. Die Philosophen des Altertums verstanden es nicht selten, neben
Wissen über viele wissenschaftliche Errungenschaften äußerst tiefgründige
Lebensformeln zu übergeben.
511. Kennt der Mensch das Ausmaß seines
Handelns? Kann der Mensch das Gute oder Böse festlegen, das durch sein Handeln entsteht,
solange das menschliche Denken in irdischen Fesseln verharrt? Fürwahr, der
Mensch kennt das Ausmaß des von ihm Geschaffenen nicht.
[Russisches
Original. Seite 210.]
Nur der Gedanke an das überirdische,
unbegrenzte Dasein kann das Bewusstsein aus dem Kerker herausführen, aber der menschlichen
Vorstellung fällt es schwer, das Überirdische mit dem Irdischen zu verbinden.
Wer versteht es, sich über illusorische Widersprüche
nicht zu betrüben? Wer lernt: „Je höher, desto schwerer“?
Wer seufzt nicht darüber, dass die Annäherung an das Herrliche schwer ist?
Wahrhaftig, Erleuchtung kann augenblicklich
erfolgen; das heißt aber nicht, dass der weitere Pfad leicht sein wird. Im
gewöhnlichen, irdischen Sinn erleichtert der Mensch seinen Pfad bereits, indem er
sich der Erkenntnis nähert, darüber muss man sich jedoch gründlich verständigen.
Erkenntnis eröffnet den Pfad, doch es wäre kleinmütig, eine Erleichterung des
Pfades vorauszusetzen. Jede Freude schafft eine neue Sorge, so wächst die Vielschichtigkeit
der Aneignungen.
Wenn die Menschen von der Feinstofflichen
Welt sprechen, freuen sie sich, dass dort der Gedanke der einzige Beweger ist. Wahrhaftig,
dies zu sagen ist überhaupt nicht schwer, aber ist es leicht, mittels des
Gedankens zu wirken? Für dieses Wirken muss man zu denken verstehen. Man muss
den Prozess des Denkens lieben. Inmitten jeder Tätigkeit muss man eine Stunde
finden, um den Gedanken wachsen zu lassen. Außerdem muss man einen Gedanken,
der von Selbstsucht erzeugt wird, von einem Gedanken an das Allgemeinwohl
unterscheiden können.
512. Die bewusste Gedankenübertragung auf
Entfernung befindet sich noch im Anfangsstadium. Jedes Vorhaben in diese
Richtung muss begrüßt werden, doch für die breite Masse wird dies wenig überzeugend
sein. Deshalb sollte es zusammen mit Experimenten weit angelegte Vorträge über
Gedankenenergie geben.
[Russisches
Original. Seite 211.]
Die Bruderschaft ist vor allem eine Schule
des Gedankens.
513. Das Bewusstsein des Menschen ist ein
Treffpunkt aller Welten. In Wellen von Harmonien, in Visionen und in Gefühlen nähern
sich alle Welten einander an. Dem Menschen ist eine Schatztruhe anvertraut
worden – wird sie auch behütet? Das kosmische Klopfen kann ertönen, und wehe
jenen, die den Gast nicht empfangen.
Die Menschen denken, das Klopfen eines
fernen Gastes sei etwas Abstraktes. Doch kennt der Arzt denn nicht auch die
Zerrüttung des Organismus, die aus unerklärlichen Gründen erfolgt? Die
Umgangssprache nimmt eine Krankheit der Seele an. Es gibt viele solche
Krankheiten!
514. Es gab einmal eine Heilmethode durch
natürliche Emanationen. Die Kranken wurden mit entsprechenden Mineralien oder
Pflanzen umgeben, statt innerlich etwas einzunehmen. Natürlich setzte diese
Methode eine verfeinerte Aufnahmefähigkeit voraus.
Wenn die Menschen jedoch Magnetringe tragen
oder Pflanzenblätter auflegen, ist die sie umgebenden Substanz ebenfalls
nützlich. Man sollte nicht annehmen, die Berührung mit Metallen und die Nähe
bestimmter Pflanzen wirkten nicht auf den Menschen ein. Die
Menschen halten solche Empfindungen für Idiosynkrasien, gleichwohl können die
Eigenschaften von Mineralien und Pflanzen nicht bestritten werden.
Die Menschen werden
allein schon durch den Geruch von Alkohol berauscht. Sie bekommen Fieber, wenn
sie sich bestimmten Pflanzen nähern. Man kann die Einwirkung von Emanationen
überall bemerken. Möge dieses Gebiet der Wechselbeziehungen des Menschen erforscht
werden.
515. Im fernen Altertum war Levitation nicht
nur bekannt, sondern wurde auch vernünftig verstanden.
[Russisches
Original. Seite 212.]
Inmitten der Unwissenheit des Mittelalters
galt selbst der Gedanke an Flugapparate als Hexerei. Erst jetzt blicken die
Menschen mit Bedauern auf die Unwissenheit des Mittelalters zurück und halten die
Luftfahrt für etwas Natürliches. Aber dachten die Großväter der gegenwärtigen
Generation ebenso?
Ich erwähne das, weil sich viele
Errungenschaften noch in einem Zustand wie im Mittelalter befinden. Bald wird
man Auren photographieren und Gedanken messen; es wird Apparate geben, die Emanationen
feststellen; zur Zeit aber lassen nur wenige Menschen solche Möglichkeiten zu.
Noch vor kurzem war Fernsehen ein Märchen; die Menschen hielten es für
unerreichbar, doch sie nahmen es schnell als einen Teil ihres Komforts an.
Man muss annehmen, dass das Messen eines
Gedankens und die Feststellung von Ausstrahlungen vielen nicht gefallen wird,
die sich angewöhnt haben, sogar ihr Alter zu verheimlichen.
So lasst uns an die glücklichen
Möglichkeiten denken, die zusammen mit dem Konzept der Bruderschaft zunehmen
werden.
516. Die Ärzte des Altertums stellten die Qualität
von Emanationen durch das Auflegen von Pflanzen und Metallen fest. Sie
benutzten auch bestimmte Hunderassen, die für die Emanationen des Menschen sehr
feinfühlig waren. Doch heute können schon die einfachsten Apparate nach Art von
elektrischen Maschinen den Rhythmus und die Qualität von Emanationen auf einem
Bildschirm verzeichnen.
517. Es ist undenkbar, die Anspannung der kosmischen
Ströme nicht zu spüren, welche die psychische Energie verschlingen. Es können eine
gewisse Schläfrigkeit, Zerstreutheit oder
[Russisches
Original. Seite 213.]
unwillkürliche
Gereiztheit auftreten – es ist lehrreich, solche Anzeichen zu beobachten, die
das Verschlingen der Energie begleiten. Die Menschen schreiben sie gern ihrer
Unpässlichkeit zu, vergessen wir aber die äußeren Ursachen nicht.
518. Will jemand ein Saiteninstrument
beschädigen, schlägt er böswillig auf die Saiten, um sie zu zerreißen und in
völlige Unordnung zu bringen. Geschieht nicht das gleiche, wenn eine feindliche
Kraft eindringt, um den Rhythmus der Arbeit zu stören? Nur wahre Schaffende
verstehen die Bedeutung des Rhythmus; sie wissen, wie schwierig ein solcher
Rhythmus zu erreichen ist. Ihn zu stören, gleicht manchmal einem Mord oder
einer Vergiftung. Es streckt sich nämlich die Hand eines Feindes aus, um eine
der feinsten Errungenschaften des Menschen zu zerstören.
Unwissende werden sagen, dass Saiten leicht
ersetzt werden können. Doch sogar die sichtbaren Saiten werden
von einem Musiker sehr wählerisch ausgesucht. Der Aufbau des Rhythmus der Arbeit
ist weitaus feiner. Eine solche Zerstörung ist nicht zu heilen.
Die Bruderschaft ist besonders darum besorgt,
die Arbeit in ihrem besten Rhythmus zu schützen. Mögen die Menschen ebenso in
allen Gemeinschaften lernen, die Arbeit gegenseitig zu schützen, darin liegt ein
hohes Maß gegenseitiger Achtung.
519. Glaubt nicht, dass viele die herrliche
Harmonie der Arbeit verstehen. Ebenso verstehen nicht viele den Unterschied
zwischen gemeinsamer und individueller Arbeit; für sie ist dies einfach ein
Widerspruch, indes ist es nur Evolution.
Die Menschen dürfen die Individualität nicht
verlieren; im Chor jedoch dient jede Stimme dem gemeinsamen Erfolg, und mit einem
solchen Verständnis soll man sich die Grundsätze der Bruderschaft ins
Gedächtnis rufen.
[Russisches
Original. Seite 214.]
520. Sucht in der ganzen Welt und in allem
die Bruderschaft. Es ist unbegründet zu meinen, dass höhere Begriffe nur bei
Ausnahmebedingungen aufleuchten.
521. Es ist bemerkenswert, dass physische
Anstrengung manchmal zu besonderer Gedankenklarheit führt. Dasselbe geschieht
auch bei Reaktionen auf Kälte oder Hitze. Bedeutet das nicht, dass der Gedanke
Energie ist? Sowohl die Bestätigung des Gedankens als auch die Messung der Energie
werden zu vielen neuen Entdeckungen führen.
Viele besondere Erscheinungen sind mit der
Vereinigung des Gedankens verbunden. Ihr habt von Erscheinungen gelesen, die
durch die Anzahl der anwesenden Menschen vergrößert wurden. Man kann wohl kaum annehmen,
dass alle Anwesenden vereint gedacht haben. Das heißt, die Gedankenenergie als
solche hat gewirkt. Der Energiestrom unterstützte den
Verkehr mit den Kräften der Feinstofflichen Welt.
Bei jeder Menschenmenge kann man eine
besondere Ansammlung von Helfern aus der Feinstofflichen Welt bemerken. Wollen
wir hoffen, dass die Gedanken der Menschen gute Helfer anziehen. Die
Bruderschaft schafft mit ihrem vereinten Denken einen mächtigen Strom des Heils.
522. Jemand fand eine Quelle mit Heilwasser,
trug etwas in einem Gefäß davon und verschüttete in seiner Freude die wertvolle
Flüssigkeit. Nicht jede Anstrengung fördert das Denken, andernfalls wären alle Ringkämpfer
Denker. Es ist nützlich, überall Angemessenheit anzuwenden.
523. Der Gedanke an Hilfe ist besonders
nützlich. Jemand, der selbst in Not und bedrängter Lage ist, denkt an Hilfe für
andere; eine solche Selbstlosigkeit ist ein großer Prüfstein.
524. In verschiedenen Epochen traten
besondere Themen
[Russisches
Original. Seite 215.]
und
Symbole in Erscheinung, die nicht als vereinzelte Schöpfung angesehen werden
konnten. Sie blieben als Merkmale der ganzen Epoche erhalten.
Gegenwärtig ertönt besonders das Thema
Atlantis*. Völlig unabhängig voneinander erinnerten sich Menschen in
verschiedenen Teilen der Welt an die vergessenen Kataklysmen. Halten wir diese
Erinnerungen nicht für Drohungen. Wir sind von Drohungen weit entfernt. Wir
möchten erinnern und beschützen, aber niemand von Uns wird die finstere Kraft
gebrauchen, Angst einzuflößen.
Der freie Wille bleibt eine Auszeichnung des
Menschen. Man kann es bedauern, wenn diese überlegene Energie Wahnsinnige in
den Abgrund treibt. Man kann darüber besorgt sein, wie man warnen kann, man
darf aber nicht das Gesetz des freien Willens brechen.
Am Schicksal von Atlantis kann man sehen,
dass Warnungen reichlich ausgeschüttet wurden, die Wahnsinnigen aber hörten
nicht. Ebenso kann man auch in anderen Epochen Mahnungen finden.
525. Die Atlantier beherrschten die
Luftfahrt; sie verstanden es, Pflanzen zu kreuzen und sie gebrauchten mächtige
Energien. Sie kannten die Geheimnisse der Metalle. Sie besaßen große
Fertigkeiten bei der Nutzung tödlicher Waffen. Mahnen diese Errungenschaften
nicht an andere Zeitalter?
526. Die Annäherung der Welten wird im
Zeichen der Wissenschaft erfolgen. Man sollte erkennen, dass viele Einzelheiten
des großen Prozesses gleichsam vereinzelt und unerwartet in Erscheinung treten.
Diese scheinbare Vereinzelung stellt sich natürlich nur dem menschlichen Auge
so dar. In Wirklichkeit ist das System der Erscheinungen sehr solide.
Mögen die verschiedensten Wissenschaftler
ihre Beobachtungen durchführen. Es ist offensichtlich, dass bis heute noch nie so
viele Phänomene von den Wissenschaftlern vermerkt worden sind.
[Russisches
Original. Seite 216.]
Mögen sie bis jetzt auch gleichsam
utilitaristisch[59] aufgenommen werden, die
Hauptsache ist, dass diese Beobachtungen auf den Seiten der Wissenschaft vermerkt
werden. Solche Bruchstücke werden mit der Zeit in einem einzigen System vereint
werden. So kann man aus einzelnen Fakten weite Gebiete zusammenstellen, die der
wissenschaftlichen Bestimmung unterliegen.
527. Ein Gedankenstrom ist manchmal den unerwartetsten
Einwirkungen und Angriffen ausgesetzt. Ein wirklich ehrlicher Denker wird nicht
verhehlen, dass die Disziplin des Gedankens durch fremde Einflüsse gestört wird.
Dabei kann die Kraft der Einwirkung so mächtig sein, dass der ursprüngliche
Gedanke seine Richtung vollkommen ändert.
Wir wollen nicht
darüber urteilen, warum eine solche Einwirkung erfolgt. Zieht vielleicht
die Kraft des Gedankens andere, ähnliche Ergänzungen an? Geht vielleicht eine Kreuzung
räumlicher Ströme vor sich? Die Hauptsache ist, dass offensichtlich eine fremde
Energie einwirkt. In der Bruderschaft werden häufig solche Beobachtungen
gemacht.
528. Man muss mit allen Kräften die
Mitarbeit der Wissenschaft heranziehen.
529. Gewohnheit ist die zweite Natur, sagt
ein weises Sprichwort und zeigt auf, wie sehr die Gewohnheit den Menschen
beherrscht. Gewohnheiten machen den Menschen nämlich unbeweglich und
unempfänglich.
Man kann Gewohnheiten unterdrücken, aber sie
auszumerzen ist nicht leicht. Man kann immer wieder Menschen begegnen, die sich
rühmen, Gewohnheiten besiegt zu haben. Beobachtet jedoch den Alltag dieser
Sieger und ihr werdet finden, dass sie Sklaven ihrer Gewohnheiten sind. Sie
sind von Gewohnheiten derart durchdrungen, dass sie
[Russisches
Original. Seite 217.]
den
Druck dieses Jochs noch nicht einmal spüren.
Die Überzeugung, frei zu sein, ist besonders
tragisch, wenn ein Mensch in den Ketten seiner Gewohnheiten liegt. Am
schwersten ist es, einen Kranken zu heilen, der seine Krankheit leugnet. Jeder
kann unter seinen Bekannten solche unheilbaren Menschen nennen.
Indessen ist es unerlässlich, die Gewohnheiten
zu beherrschen, um sich das Konzept der Bruderschaft anzueignen. Unter Gewohnheiten
verstehen Wir nicht den Dienst am Guten, sondern die kleinen Gewohnheiten der
Ichsucht.
Bei Uns ist es Brauch, jene, die sich der
Bruderschaft nähern, auf die Befreiung von Gewohnheiten zu prüfen. Solche Prüfungen
müssen unerwartet erfolgen.
Dabei ist es am besten, mit den kleinen
Gewohnheiten zu beginnen. Oft verteidigt der Mensch diese am meisten. Man
betrachtet sie als angeborene Eigenschaften, wie Geburtsflecken. Neugeborene
haben jedoch keine Gewohnheiten. Atavismus, die Familie und die Schule bringen
die Auswüchse der Gewohnheiten hervor. In jedem Fall ist eine Alltagsgewohnheit
ein Feind der Evolution.
530. Wenn man die wahren Werte erkennt,
werden die Alltagsgewohnheiten nichtig. Die beste Befreiung erfolgt, indem man
dem Nichtigen etwas Großes gegenüberstellt. Man darf nicht denken, dass man auf
dem Pfad zur Bruderschaft nicht über das Kleine sprechen soll.
Es ist wahrhaft bedauerlich, dass die
Grundsätze der Zusammenarbeit und der Gemeinschaft von der Menschheit nicht
verstanden werden. Die Hauptfeinde der Zusammenarbeit sind die kleinen
selbstsüchtigen Gewohnheiten. Kann man aber an die Bruderschaft denken, wenn noch
nicht einmal die Zusammenarbeit erkannt wird?
531. Wenn die Welten in Prüfung sind, wird auch
jeder kleine Teil von ihnen geprüft. Man kann voraussehen, dass
[Russisches
Original. Seite 218.]
so
mancher sich über eine solche Lage entsetzen wird. Nur Unvernunft kann aber daran
hindern, dem Gesetz der Evolution zuzustimmen. Bei Erweiterung des Bewusstseins
kann man eine solche unaufhörliche Bewegung liebgewinnen. Wäre es etwa besser,
in einem unveränderlichen Gefängnis von Fehlern und Irrtümern zu verharren? Es
ist im Gegenteil weit freudvoller, die ständige Prüfung zu spüren, die ein Gefühl
der Verantwortung erzeugt.
Bei jeder Zusammenarbeit auf dem Pfad zur
Bruderschaft wird Verantwortung die Grundlage des Fortschritts sein.
532. Evolution, das herrliche Gesetz der Bewegung,
muss auch in Bezug auf die Zentren des menschlichen Organismus verstanden
werden. Ebenso wie eine Symphonie die Tonart wechseln muss, stützt sich der
Organismus auf verschiedene Zentren. Ein solcher Wechsel ist kein Absterben
eines der Zentren, er ist vielmehr ein Zeichen für die Entwicklung der nächstfolgenden
Möglichkeit.
Wenden wir unsere Aufmerksamkeit der Formel „Gedanke-Herz“
zu. Möge sie auch nicht sogleich verstanden werden; wir werden das Denken nicht
zwingen, dennoch werden einige ihre Aufmerksamkeit in diese Richtung lenken –
sie führt zur Bruderschaft.
533. Die Fähigkeit, den Willen eines anderen
nicht zu zwingen, ist eine der schwierigsten Prüfungen. Zwang bringt keine gute
Ernte ein; dennoch ist es notwendig, zu führen und auf gefährlichen Pfaden zu
schützen. Man muss viel erfahrene und fürsorgliche Führung ausüben.
534. Nichterkennen
der Unbegrenztheit führt zu vielen Irrtümern. So beginnen die Menschen sich vorzustellen,
die Erde sei das Zentrum des Universums, oder sie versuchen,
[Russisches
Original. Seite 219]
die
Dimensionen des offenbarten Weltengebäudes zu messen und zu bestimmen.
Dabei vergessen sie, dass das Offenbarte
ständig evolviert. Es kann noch nicht einmal einen einzigen Augenblick des
Stillstands geben. Die Menschen sind jedoch derart von irdischen Maßstäben
durchdrungen, dass sie sogar das Unmessbare ihnen unterwerfen wollen.
Wir wollen nicht jede Suche unterbinden. Wir
haben Uns sogar über die kleinen Stratosphärenflüge gefreut; vor untauglichen
Schlussfolgerungen jedoch muss man sich hüten, unter ihnen vor der, dass die
Erde das Zentrum des Weltalls sei. Ein solcher Eigendünkel ziemt einem
aufgeklärten Wissenschaftler nicht. Er hält vielleicht jeden Punkt der
Unbegrenztheit für ein bedingtes Zentrum, oder aber er erkennt einfach die Unbegrenztheit
gar nicht.
535. Wahrscheinlich werden viele den Hinweis
auf das ständige Evolvieren alles Bestehenden verurteilen. Doch sogar vom
Standpunkt aller Wissenschaftler ist dieser Vervollkommnungsprozess unleugbar.
Nur Unwissende können versuchen, alles in einem Zustand der Bewegungslosigkeit
anzuhalten. Sie werden so vorgehen, weil sie die Vergangenheit nicht kennen und
unfähig sind, an die Zukunft zu denken. Tausende von Vorschlägen können vorgebracht
werden, mögen sie aber in Bewegung sein, Bewegung betreffen und infolge von Bewegung
erfolgen.
Die Bruderschaft prüft in erster Linie jene,
die sich dem Erkennen der Bewegung und der Unbegrenztheit zuwenden.
536. Man darf jene finsteren Inquisitoren nicht
nachahmen, die versucht haben, das Universum in einen Kerker der
Unbeweglichkeit einzusperren.
537. Unter den Aussprüchen der klassischen
Welt sind Hinweise auf die tiefen Grundlagen des Seins zu finden.
Richtig heißt es, dass „der Schlaf
[Russisches
Original. Seite 220.]
dem
Tod ähnlich ist“. Mit drei Wörtern wird erklärt, dass
beide Zustände zur Feinstofflichen Welt gehören. Diese Bedeutung wurde jedoch
vergessen und die Unbeweglichkeit des Körpers als der wesentliche Sinn
hingestellt.
Indessen lehrt man die Aussprüche der Alten
schon an den Grundschulen. Man kann dabei auf die Bedeutung der Worte hinweisen
und auf diese Weise schon viele wahre Begriffe einprägen. Die Wahrheit mit
einfachen Worten zu bestätigen, kommt der Offenbarung einer untilgbaren
Gesetzestafel gleich.
Außerdem, warum sollte man sich auf die sogenannte
klassische Welt beschränken? Man kann aus dem fernen Altertum die treffendsten
und erfinderischsten Ausdrücke erhalten, wenn man nur die vielen Bedeutungen der
alten Mundarten kennt.
538. Es ist richtig, die ayurvedische
Medizin zu loben. Man muss verstehen, dass viele tausend Jahre Aufschichtungen
von Erfahrung und Weisheit hinterlassen haben. Wir wollen aber nicht nach dem
Beispiel der Unwissenden Homöopathie und Allopathie starr trennen. Vergessen
wir auch nicht die Aufspeicherungen in China und Tibet. Jedes Volk war besonderen
bedrohlichen Gefahren ausgesetzt und war besonders darum besorgt, ihnen
entgegenzutreten. Sieger unter den Ärzten wird daher sein, wer die besten
Blüten sammelt.
539. Die Bruderschaft wurde manchmal als
heilende Gemeinschaft bezeichnet. Diese Bezeichnung hat eine doppelte Bedeutung.
Die Bruderschaft befasst sich vor allem mit den Prinzipien des Heilens und legt
sie unter ihren Mitgliedern fest. Jede Bruderschaft ist als wahre Einheit an
sich schon ein Träger von Gesundheit.
Man sollte die Aufmerksamkeit darauf richten,
wie sehr gemeinsames Leben gegenseitig den Zustand des Organismus stärkt, wenn
[Russisches
Original. Seite 221.]
Harmonie
erkannt wird. Möge dieses Prinzip der gegenseitigen Stärkung von der
Wissenschaft erforscht werden. Es ist besonders lehrreich zu beobachten, wie gegenseitige
Hilfe auch in körperlicher Hinsicht eine große Bedeutung hat. Wenn es
unersättliche Vampire geben kann, kann es auch unerschöpfliche Wohltäter geben.
Eine Bruderschaft von Wohltätern ist eine
unbezwingliche Festung.
540. Können Glaube und Vertrauen die Kraft
der Muskeln und Nerven ersetzen? In der Tat, das Leben selbst bestätigt diese
Wahrheit, aber welcher Glaube und welches Vertrauen?!
Ein Mensch sollte nicht behaupten, sein
Glaube sei begrenzt. Liebe hat keine Grenzen, ebenso wenig Glaube. Niemand wird
zu behaupten wagen, dass er mehr Glauben nicht offenbaren könne. Viele werden
sich über die Einschätzung empören, ihr Glaube sei unzureichend. Irgendwann
einmal werden sie aber begreifen, wie sehr sie ihre Energie hätten steigern
können.
Die Bruderschaft ist eine Schule des
Vertrauens.
541. Manche bezeichnen die Bruderschaft als eine
erhöhte Kooperative. Wir werden auch eine solche Definition nicht verhindern.
Es ist unerlässlich, dass der Begriff Bruderschaft ins Leben eingeht. Kooperation
ist dem Verständnis der breiten Massen aber bereits vertraut. Jede Erhöhung der
Kooperation wird daher bereits eine Annäherung an die Bruderschaft sein.
Mögen die Menschen gründlich darüber
nachdenken, welche ihrer Charakterzüge zur Festigung der Zusammenarbeit
beitragen können. Gerade diese Eigenschaften werden sie auf dem Pfad zur
Bruderschaft benötigen.
Lehnen wir die Merkmale des
Gemeinschaftslebens nicht ab, wenn in ihm die Individualität bewahrt bleibt.
Jede Kooperative muss auch die Individualität schützen,
[Russisches
Original. Seite 222.]
nur
unter dieser Bedingung kann es eine vielfältige und fruchtbare Zusammenarbeit
geben.
So kann man sich von der Erde zum Verstehen
des herrlichen Konzeptes der Bruderschaft erheben.
542. Wir rufen zu Ruhe auf und sprechen
gleichzeitig ständig von Kampf. Man sollte diesen Kampf als Ansammlung von Kräften
durch Arbeit verstehen. Es ist unmöglich, die Energie ohne Arbeit anzuspannen, jede
Arbeit aber ist Kampf mit dem Chaos. So wird das Wissen über den Sinn des
Kampfes auch Ruhe verleihen.
Es gibt keinen Widerspruch, der nicht
verstanden werden könnte.
543.Verstehen wir auch, wie notwendig es
ist, dass es keine Ungerechtigkeit gibt. Man muss sich in dem festen Entschluss
stärken, keine Ungerechtigkeit zuzulassen. Wenn diese Entscheidung fest ist,
ergibt sich eine neue Ansammlung von Kräften.
Es ist nicht leicht, sich vor
Ungerechtigkeit zu bewahren, sie kann in jeder beliebigen Einzelheit des
Alltagslebens zutage treten. Es darf nicht die geringste Ungerechtigkeit geben,
jede verletzt bereits die Grundlage der Evolution.
So wollen wir auf dem Pfad zur Bruderschaft die
Gerechtigkeit schützen.
Die Menschen geben sich keine Rechenschaft
darüber, woher dieser Wurm kommt. Es ist schrecklich,
[Russisches
Original. Seite 223.]
daran
zu denken, wie viele Gebilde aus Unzufriedenheit zerstört werden. Man sollte
genau betrachten, woher sie kommt.
545. Man wird zur Bruderschaft gefühlsmäßig
und körperlich, in erster Linie aber durch den Geist hingezogen. Und nur im
Geist, im Herzen liegt der wahre Pfad.
Die Kraft des Gedankens hängt von der Ruhe und
dem Streben des Herzens ab. Das sollte man sich für immer merken, denn die
Menschen siedeln den Willen zu oft im Gehirn an. Eine solche Sendung des Gehirns
kann im Raum durch einen noch stärkeren Strom unterbrochen werden. Überhaupt
ist neben dem Willen und der Gedankensendung die feinste Aufnahmefähigkeit
unerlässlich.
Einen klaren Gedanken ohne zufällige Schwankungen
zu isolieren, ist schon eine hohe Disziplin. In der Bruderschaft richtet man
die Aufmerksamkeit auf eine solche Läuterung des Gedankens. Spricht man von der
Bruderschaft, ist es unvermeidlich, Gedankensendungen zu berühren.
Die gedankliche Arbeit reicht von kleinen
bis zu großen Aufgaben, und für Erfolg ist Disziplin des Herzens erforderlich.
Jedes Herz ist von Unruhe, Aufregung und Beben umgeben. Man kann dieses Beben
kann durch völlige Hinwendung zur Hierarchie bezwingen, aber nicht durch eine halbherzige,
sondern eine vollständige, und eine solche Hinwendung gibt es gar nicht oft.
Auch für die einfachsten Experimente ist doch
unerschütterliches
[Russisches
Original. Seite 224.]
Streben
erforderlich. Gewöhnlich versucht eine Wolke kleiner, boshafter Insekten die Reinheit
des Gedankens zu stören. Alle solchen Kleinigkeiten muss man in brüderlicher
Einigkeit überwinden.
547. Ihr überzeugt euch klar davon, wie voreingenommen
Menschen urteilen, die annehmen, Wissenschaftler zu sein. Es ist bedauerlich,
wenn ein bereits diszipliniertes Denken den Weg des Vorurteils einschlägt. Es
ist unehrlich, ein Buch mit vorbedachter Verurteilung zu lesen. Wenn ein solcher
Leser noch nicht viele aufschlussreiche Offenbarungen an sich selbst erfahren
hat, sollte er mit seinen Beurteilungen umso vorsichtiger sein.
Wir schätzen in erster Linie die Wirklichkeit,
Fakten und unbestreitbare Offenbarungen.
548. Gesegnet sei die wahre Zusammenarbeit,
in ihr offenbart sich Räumlichkeit. Wie in jedem Funken elektrischer Entladung
unaufhörlich die Unbegrenztheit aufblitzt, so löst gemeinsame Arbeit
grenzenlose Wirkungen aus. Bezeichnen wir deshalb Arbeit nicht als unbedeutend und
nichtig. Kein räumlicher Funke sollte vom Menschen verurteilt werden. Die
Eigenschaft der Räumlichkeit sollte als etwas Überirdisches verehrt werden. So
ist auch Arbeit eine Esse überirdischer Funken.
Zusammenarbeit ist schön, noch schöner aber ist
die Bruderschaft.
549. Ich bestätige den Begriff Bruderschaft;
er erinnert uns an jene Bruderschaft, die immer der Traum der Menschheit
bleiben wird. Wie viele großartige Taten werden durch die Erinnerung an die
Große Bruderschaft verwirklicht. Allein der Gedanke an das Bestehen einer
solchen Bruderschaft
[Russisches
Original. Seite 225.]
erfüllt
den Menschen bereits mit Mut.
Man muss seinen ganzen Mut aufbringen, um
sich dem Angriff der Finsternis zu widersetzen. Was aber stärkt einen solchen übermenschlichen
Mut? Gerade die Bruderschaft kann unüberwindliche Kräfte verleihen.
550. Willst du die Arbeit verherrlichen?
Dann zeige, dass du zu ihr fähig bist! Verurteile jenen nicht, der täglich
arbeitet. Schwäche dich nicht durch ungleichmäßige Arbeit.
Muskelkrampf ist keine Stärke. Zeige auf diese Weise, wie weit Arbeit zur
Lebensnotwendigkeit geworden ist. Nur dann wird deine Lobpreisung der Arbeit
der Bruderschaft würdig sein.
So wurden im Altertum die Schüler in ferne
Länder entsandt, um sich davon zu überzeugen, dass sie ihre Aufspeicherungen
unter den verschiedenen Bedingungen des Weges nicht vergeudeten. Man kann
wahrnehmen, wie sehr ein ungefestigtes Bewusstsein bei jedem zufälligen Glanz
schwankt. Kann man etwa Einigkeit und Hingabe verwirklichen, wenn jede Wendung
des Weges einen von den Grundsätzen des Daseins abschneiden kann?
Man sollte nicht erstaunt sein, dass es um
die Bruderschaft herum so viele Prüfungen gibt.
552. Willst du mutig sein? Dann zeige deinen
Mut im Kampf für die Bruderschaft! Keine Beteuerungen schaffen Mut, keine Lobpreisungen
verwirklichen Heldentat. Keine Vorbereitungen können Erfolg garantieren. Mut
wird durch unerwartete Hindernisse erprobt.
Ich habe über
[Russisches
Original. Seite 226.]
Mut
bereits gesprochen. Wenn Ich es wiederhole, bedeutet das: Diese Eigenschaft ist
auf dem Pfad zur Bruderschaft besonders nötig.
553. Willst du ein Heiler sein? Frage dich
vor allem selbst, ob deine Kraft ausreicht, um sie für die Hilfe für deinen
Nächsten abzugeben! Frage dich nämlich: Kann ich abgeben, ohne mich selbst zu
bedauern? Bevor du Heilmittel anwendest, beweise, dass
deine Kraft Heilung bringen kann.
Wir haben dabei weder Willensanstrengung
noch Suggestion im Sinn, denn die uranfängliche Energie ist selbständig tätig. Über
sie sollte man sich auf dem Pfad zur Bruderschaft selbst befragen.
554. Willst du deine beste Eigenschaft
beweisen? Befrage dich selbst nach ihr! Warte nicht auf eine Gelegenheit, denn
jeder Augenblick bietet viele Möglichkeiten, eine beliebige Eigenschaft zu
offenbaren, man muss sie nur offenbaren wollen. Auf dem Pfad zur Bruderschaft
wird eine solche Bereitschaft das beste Kleid sein.
555. Lassen wir keinen Zweifel darüber
aufkommen, was wir in den Augenblicken zwischen Arbeiten tun sollen. Vergessen
wir nicht, dass jedes bisschen Zeit für ein Höheres Gespräch genutzt werden
kann. Freude liegt darin, dass der Faden des Herzens mit dem Allerliebsten in ständigem
Verkehr stehen kann. Ich bestätige, dass die Stimme der Liebe keiner langen
Zeit bedarf. Wie eine Wiese mit verschiedenen Blumen bedeckt ist, so leuchten
die Rufe des Herzens inmitten der Arbeiten; sie bedeuten eine Annäherung an die
Bruderschaft.
556. Ein Höheres Gespräch breitet sich weit
aus wie Wohlgeruch. Wenn es schön ist, ist seine Eigenschaft, sich weit zu verbreiten,
ein Segen. Möge der Raum mit den besten Gedanken gesättigt werden, viele von
ihnen werden sich harmonischen Ausstrahlungen anschließen.
[Russisches
Original. Seite 227.]
Mögen auch nicht alle den vollständigen Ausdruck
der Gedanken aufnehmen, so wird doch die von ihnen gebildete wohltuende
Substanz heilsam sein. Man sollte den unbekannten Sendern Dankbarkeit erweisen,
die den Raum mit nützlicher Substanz sättigen. Bei einem Höheren Gespräch
bekundete Gedanken sind wie eine Quelle in der Wüste. Folgt man der Richtung
dieser Quellen, findet man die Bruderschaft.
557. Wer sich an die Bruderschaft anschließt,
weiß genau, wo das Unaussprechliche beginnt. Versucht nicht, sein Schweigen zu
brechen, wenn er die Grenze des Möglichen erreicht hat. Man sollte ihn nicht
mit Fragen belasten, die nicht ohne Schaden beantwortet werden können.
Nur Unwissenheit kann annehmen, jede Antwort
aufnehmen zu können. Es kann jedoch Antworten geben, die so unfassbar sind, als
ob sie in einer unbekannten Sprache gegeben wurden, doch der Wohlklang der
fremden Wörter kann in einer verkehrten Bedeutung erscheinen. Bei Berührung mit
Höheren Begriffen ist Vorsicht geboten – Bruderschaft ist einer von ihnen.
558. Wahrhaftig, man sollte nicht erstaunt
sein, wenn die psychische Energie aus dringender Notwendigkeit unwillkürlich
auf weite Entfernungen wirkt. Man sollte einen solchen Zustand als unvermeidbar
anerkennen und seiner Energie helfen, ihrer magnetischen Anziehung gemäß zu
streben; möge sie nutzbringend arbeiten.
559. In der ganzen Weltgeschichte kann man
sehen, wie Wellen der Aufmerksamkeit sich auf die inneren Kräfte des Menschen
richten. Solche Wellen sind mit den Perioden der Evolution verbunden. In jedem
Fall wird eine steigende Aufmerksamkeit gegenüber dem Wesen des Menschen immer ein
Anzeichen für eine besonders bedeutende Periode sein. Wenn derzeit ein
besonderes Streben
[Russisches
Original. Seite 228.]
zum
Erkennen des Wesens der Kräfte des Menschen bemerkbar ist, so entspricht eine
solche Bestrebung den kosmischen Bedingungen.
560. Auf jeder Handarbeit lagern sich
Teilchen des menschlichen Wesens ab. Nicht nur der Gesundheitszustand des
Herstellers verbleibt auf den Sachen, sondern auch sein geistiges Streben bleibt
für Jahrhunderte untrennbar auf den Gegenständen. Die Wirkungen eines Giftes
oder die Spuren einer Ansteckung kann man unschädlich machen, aber die
Aufschichtungen von Ausstrahlungen können nicht beseitigt werden.
Deshalb ist es so wichtig, dass Gegenstände mit
gutem Willen hergestellt werden. Für viele wird diese Feststellung wie ein
Märchen klingen, doch nicht selten bezeichnet man Gegenstände ebenso wie Menschen
als gut oder schlecht.
In allem ist Leben – so lehrt es die
Bruderschaft.
561. Man wird fragen: Können sogenannte
lebende Leichname lange Zeit auf der Erde umherirren? Sie können es ziemlich
lange, abhängig von ihrer tierischen Hingezogenheit zur grobstofflichen Welt.
Die psychische Energie verlässt sie, ihre Ausstrahlung wird nichtig und ein
kleiner Apparat wird die Zeichen des Todes angeben.
Solche wandelnden Leichname geraten leicht
unter den Einfluss von Unbefugten. Sie wiederholen leere Worte aus ihren vergangenen
Tagen, ohne jemanden zu überzeugen. Die Ärzte werden ihre Aorta vergeblich
untersuchen und auf eine Krankheit der Herzklappen verweisen. Einige Tiere wittern
zuweilen diese Leichname. Nicht selten bleiben diese Leichname an der Spitze
großer Unternehmungen, doch die tote Hülle dringt überall ein.
Die wandelnden Leichname hängen sehr am
Leben, denn sie verstehen den Daseinswechsel nicht. Sie fürchten den Tod.
[Russisches
Original. Seite 229.]
562. Man wird fragen: Wie kann man jemanden
erkennen, der großen Wissens teilhaftig geworden ist? Je größer das Wissen,
desto schwerer ist sein Träger zu erkennen. Er weiß das Unaussprechliche zu
schützen. Er wird sich von irdischen Stimmungen nicht verführen lassen. Ihm
kann man den Pfad zur Bruderschaft anvertrauen.
563. Jene, die sehen können, werden viel
sehen. Jene, die feinfühlig sind, werden viel hören und werden wissen, wie
unverhofften Boten zu begegnen ist – den völlig unverhofften und dennoch
erwarteten.
564. Die Bruderschaft kennt keine Erholung.
Möge der Begriff Erholung nur auf den physischen Pfaden als angenehm gelten.
565. Silberne Träne – so nennen Wir den
hohen Grad der Bereitschaft für Prüfungen. Das erste Wort erinnert an den
silbernen Faden, das zweite an den Kelch der Geduld.
Man sollte sich ständig ins Gedächtnis rufen,
wie sehr das Konzept des Überirdischen gemeinsam mit dem des Irdischen lebt. Ein
solches Bewusstsein ist sehr schwer aufrechtzuerhalten, denn sogar gute
Bewusstseine können in der Stunde der Prüfung nur einseitig denken.
Wir sollen uns nicht damit trösten, dass der
silberne Faden fest sei; hüten wir ihn lieber wie etwas Zerbrechliches.
Vergessen wir auch nicht, dass der Kelch der Geduld selbst im Alltagsleben
leicht überläuft.
Es ist nicht schwer, über die Verhältnisse
anderer ein Urteil zu fällen. Prüfungen des Gleichgewichts sollte man an sich
selbst durchführen. Ein jeder solcher Sieg wird ein wahrer Erfolg sein. Das
Leben bietet viele Gelegenheiten für solche Siege. Bewahrt einen jeden solchen Kampf
im Gedächtnis, bei ihm gehen lehrreiche Denkprozesse vor sich. Das Symbol der
Träne für den Kelch der Geduld ist kein Zufall.
Es ist schwer, seine Empörung
zurückzuhalten, wenn man
[Russisches
Original. Seite 230.]
sinnlose
Zerstörung erblickt. Oft läuft den silbernen Faden entlang eine Klage über die Grausamkeiten
der Menschen. Der Lehrer sendet nicht selten einen Lichtstrahl, damit man in
die Ferne schauen kann. Nur das Teleskop des Geistes kann das Urteil
überdecken.
Die Saat des Harmagedon geht auf, in ihr wird
man die Ursache der Ursachen finden.
566. Für Wahnsinn gibt es viele Gründe. Rechtfertigen
wir ihn nicht nur mit Besessenheit*, sondern denken wir auch an all die
hässlichen Exzesse. Vergessen wir auch nicht, dass das Bewusstsein in dem
Wunsch, Karma zu entrinnen, zerbrechen kann. Ein Mensch spürt, dass etwas unausweichlich
ist, und spannt er seinen Willen derart an, dass eine Verfinsterung des
Bewusstseins erfolgt. Darüber hinaus kann es auch Erkrankungen des Gehirns
geben. Von den Ärzten hängt es ab, den Wahnsinn zu verringern. Außerdem stellt
die Idee der Kooperation eine rettende Hilfe dar.
Die wahre Evolution wird die Menschheit vom
Wahnsinn befreien.
567. Die Menschen kennen Klöster, die seit
Jahrtausenden bestehen. Die Menschen kennen Geschäftshäuser, die seit
Jahrhunderten bestehen. So sind die Menschen einig, das Bestehen der
unterschiedlichsten Institutionen anzuerkennen, allein über die Bruderschaft
äußern sie verschiedene Zweifel. Jede Möglichkeit des Bestehens der
Bruderschaft wird von ihnen besonders geleugnet.
Es gibt viele Gründe dafür, warum die
Menschen den Begriff des Allerherrlichsten so sehr fürchten. Fürchtet nicht
mancher, dass die Offenbarung der Bruderschaft seine Absichten aufdecken
könnte? Oder dass er genötigt wäre, an das Wohl seines Nächsten zu denken? Man
lässt ein ganzes Waffenarsenal der Ichsucht gegen die friedliebende
Bruderschaft auffahren.
[Russisches
Original. Seite 231.]
Am einfachsten ist es, selbst die Möglichkeit
der Existenz der Bruderschaft zu leugnen. Historische Beispiele, die in
Biographien gegeben werden, scheinen auf die Existenz der Bruderschaft in
verschiedenen Jahrhunderten hinzuweisen.
Doch besonders taub ist der, der nicht hören
will.
568. Es heißt, jeder Mensch habe seinen
besonderen Auftrag. Jeder, der den irdischen Körper angenommen hat, ist nämlich
bereits ein Bote. Ist das nicht wunderbar?
Das ändert nichts daran, dass die meisten
Menschen von ihrer Bestimmung keine Vorstellung haben. Dieses Vergessen rührt
von der Unkenntnis der drei Welten her. Man kann sich vorstellen, wie sehr sich
ein Mensch verwandelt, der den Nutzen seines irdischen Weges anerkennt. Die Bruderschaft
fördert diese Erkenntnis.
569. Da jeder Mensch seinen eigenen Auftrag hat,
kann niemand ohne Hilfe gelassen werden – und so ist es. Man kann sich aber den
Ärger und den Kummer des Führers vorstellen, wenn er sieht, wie viele seiner
Ratschläge abgewiesen werden!
Den Konflikt zwischen der Weisheit des
Führers und dem Leichtsinn des Wanderers kann man an jeder Wegkreuzung
wahrnehmen. Gerade bei den kleinsten Taten wird der freie Wille bekundet, und
der Führer muss sich betrübt diesem unabänderlichen Gesetz beugen. In der
Bruderschaft dagegen kann es einen solchen verderblichen Konflikt nicht geben,
weil alles auf gegenseitige Achtung gegründet ist.
Freiheit ist die Zierde der Weisheit, Liederlichkeit
aber sind die Hörner der Unwissenheit.
570. Der freie Wille ist der feierliche Wegbegleiter
des Wanderers. Es ist unmöglich,
[Russisches
Original. Seite 232.]
vor
fernen Wegen die wertvolle Gabe des freien Willens nicht zu verleihen. Jeder
kann seiner Fähigkeit gemäß wirken, er wird nicht eingeschränkt. Der Weise erkennt
aber, welche Verantwortung er für den Gebrauch des Schatzes des freien Willens
trägt. Es ist, als würde ihm ein Beutel voller Gold übergeben. Er kann es nach
seinem Ermessen ausgeben, muss aber darüber Rechenschaft ablegen, und die
Bruderschaft lehrt, den anvertrauten Schatz nicht nutzlos zu vergeuden.
571. Verursache kein Leid – dieses Testament
wird dem Wanderer von der Bruderschaft mit auf den Weg gegeben. Möge er verstehen,
wieviel leichter es ist, kein Leid zu verursachen, als es nachher zu heilen. Möge
die Menschheit darauf verzichten, Leid zu verursachen, und augenblicklich verwandelt
sich das Leben.
Es ist nicht schwer, einen Freund nicht zu
quälen. Es ist nicht schwer, darüber nachzudenken, wie man das Zufügen von Schmerz
vermeiden kann. Es ist nicht schwer, sich auszudenken, warum man später heilen
soll, wenn es leicht ist, eine Krankheit gar nicht erst zuzulassen.
Verursacht kein Leid – das ist das Testament
der Bruderschaft.
572. Kann man sich nicht vorstellen, wie
mannigfaltig Hilfe geleistet wird? Man sollte nicht denken, dass die
Hilfsmittel nur von den Satzungen der Wohlfahrtseinrichtungen beschränkt werden.
Die beste Hilfe stellt sich unerwartet ein, man muss sie aber annehmen. Es gibt
viele Begegnungen. Es gibt viele unbekannte Briefe. Viele unerwartete Bücher
werden wie zufällig zugesandt.
Ein wissbegieriger Geist wird diese
seltsamen Zufälle über viele Jahre hinweg vergleichen, und hat er das Gefühl
der Dankbarkeit nicht eingebüßt, wird er den unbekannten Hütern Dankbarkeit
erweisen. Ein verhärtetes Herz aber vergisst nicht nur die empfangene Hilfe,
[Russisches
Original. Seite 233.]
sondern
spottet sogar über die ungebetenen Helfer. Die Bruderschaft lehrt vor allem das
schöne Gefühl der Dankbarkeit.
Wer sich der Zusammenarbeit entzieht, fällt
unvermeidlich in Sklaverei. Möge man die verschiedenen Arten der Sklaverei erkennen,
andernfalls wird der gebrandmarkte Sklave sich einbilden, er sei frei, und sich
so sehr an seine Fesseln gewöhnen, dass er sie für eine Kette der Ehre hält. Man
muss verstehen, dass es im gesellschaftlichen Leben nur entweder freie
Zusammenarbeit oder Sklaverei in allen ihren Arten geben kann.
Die Bruderschaft ist eine Offenbarung der höchsten
Zusammenarbeit.
573. Wenn ihr seht, dass Unwissende einen
heilsamen Rat verschmähen, schämt euch nicht, ihn beharrlich zu wiederholen.
Richtig heißt es, Perlen nicht vor die Säue zu werfen[60], es
wurde aber auch davon gesprochen, einen ganzen Berg dadurch aufzubauen, dass
man jeden Tag einige Handvoll Sand beiträgt.
Nur das Verständnis für Gegensätze führt zur
Bruderschaft.
574. Für die einen sind
Unsere Ratschläge ein sicherer Stab, für andere eine unerträgliche Last. Die
einen nehmen den Rat als etwas lange erwartetes an, andere hingegen finden in
jedem Rat einen Vorwand für Unzufriedenheit.
Der Mensch kann nicht verstehen, wie sehr
ein Rat mit seinem Bewusstsein harmonisiert werden muss. Viele nützliche Taten können
nur deswegen nicht ausgeführt werden, weil sie abgelehnt werden. Das Gute und die
Ablehnung wohnen nicht beisammen. Das Gute hat eine offene Tür, es bedarf
keiner Schlösser.
Offenheit und Verborgenheit kann man nur in
der Bruderschaft lernen.
[Russisches
Original. Seite 234.]
575. Wie kann man in den Jahrtausenden den
Gründer der Bruderschaft finden? Die Völker nennen Rama[61],
Osiris[62],
Orpheus[63] und
viele der besten, die das Volksgedächtnis bewahrt hat. Wir wollen nicht darüber
streiten, wem von ihnen der Vorrang zu geben ist. Sie alle sind gemartert und
in Stücke gerissen worden. Die Stammesgenossen verzeihen die Sorge um das Allgemeinwohl
nicht.
Möge sich die Lehre im Laufe der Jahrhunderte
verwandeln und auf diese Weise die verstreuten Teile des einen Körpers
gesammelt werden. Wer aber wird sie sammeln? Das Gedächtnis der Völker hat Sie
bestätigt, die Ihre Kräfte aufwendet, um die lebendigen Teile zusammenwachsen
zu lassen.
Gedenkt der vielen, die sich für die Bruderschaft
abgemüht haben.
576. Vom Standpunkt des irdischen Denkens
ist das ewige Leben ein äußerst dunkles Konzept. Verschiedene Menschen verkleinern
bisweilen diesen Begriff zu einer Fortsetzung des Lebens hier, auf der Erde. Was
für ein Irrtum! Welten erneuern sich, die Erdbewohner jedoch sollen in ein und
demselben Kleid erstarren?! Ist es möglich, dass der Lehrer an eine Fortsetzung
des irdischen Lebens denkt? Der Lehrer denkt an das ewige Leben in allen
Welten.
Warum aber betet das menschliche Herz für das
ewige Leben? Das Herz betet um das ewige Leben des Bewusstseins. Es weiß, dass
es ein großer Segen ist, wenn das Bewusstsein ununterbrochen fortdauert und
unermüdlich aufsteigt – das lehrt die Bruderschaft.
577. Man sollte nicht über die Bruderschaft
sprechen und noch nicht einmal an sie denken, wenn Zwietracht, Unruhe und
Unglaube gespürt werden. So wie zarte Blüten in einer rauchigen Atmosphäre
verwelken, entfliehen inmitten von Gereiztheit und Falschheit die Bildnisse der
Bruderschaft. Was gestern noch überzeugte,
[Russisches
Original. Seite 235.]
kann
durch eine Verwirrung des Herzens entstellt werden. So kann die klarste
Widerspiegelung des Turmes Tschung durch eine grobe Berührung zerschlagen
werden.
Kann man die höchsten Begriffe durch Beschimpfung
schmähen? Eine solche Lästerung schlägt sich unauslöschlich auf der Aura
nieder. Sie klebt am Karma wie Schmutz an einem Rad. Es ist nicht leicht, sie
wegzuwaschen. Wir drohen nicht, sondern ziehen einen Vergleich.
578. Womit kann man den Pfad des Bösen versperren?
Nur durch Arbeit auf der Erde. Der Gedanke und die Arbeit, die auf das
Allgemeinwohl gerichtet sind, sind starke Waffen gegen das Böse. Nicht selten beginnen die Menschen, das Böse mit Worten zu beschimpfen,
aber Schmähung ist bereits hässlich, und es ist unmöglich, mittels Hässlichkeit
zu kämpfen. Eine solche Waffe ist untauglich. Arbeit und der herrliche Gedanke
werden die siegreichen Waffen sein – das ist der Pfad der Bruderschaft.
579. Große Schönheit liegt darin, volle Verantwortung
zu übernehmen. Die Bürgschaft des Herzens wird das Pathos sein, welches die uranfängliche
Energie steigert. Oft wird gefragt: Wie kann man diese Macht verstärken? Durch
die Bürgschaft des Herzens. Bewusste Verantwortung wird ein schöner Impuls für die
Energie sein. So lehrt die Bruderschaft.
580. „Je heller das Licht, desto dunkler die
Finsternis.“ Auch dieser Ausspruch wird nicht verstanden. Indessen muss man ihn
einfach nur annehmen. Man sollte nicht meinen, dass Finsternis wegen des Lichtes
zunimmt. Das Licht enthüllt die Finsternis und zerstreut sie dann. Ein
Lichtträger sieht die finsteren Schatten, die bei der Annährung des Lichtes
verschwinden.
Furchtsame nehmen an, die Finsternis würde über
sie herfallen: Sodenkt die Furcht, die Lampe zittert in ihren Händen, und durch
dieses Beben der Furcht erwachen die Schatten zum Leben und schneiden Grimassen.
Furcht ist in allem ein schlechter Berater.
Die Neophyten der Bruderschaft werden auf
Furcht geprüft. Man zeigt ihnen eine völlig ausweglose Lage und wartet, welchen
Entschluss der Prüfling wählen wird. Nur wenige werden denken: Was haben wir zu
fürchten, wenn die Bruderschaft hinter uns steht?
Gerade diese Voraussetzung befreit von Furcht
und bringt die Erleuchtung eines freien, nützlichen Entschlusses. Meistens gelingt
es dem Menschen aber, bevor er an die Bruderschaft denkt, in Kummer oder Gereiztheit
zu verfallen und sich mit Imperil anzufüllen. Ein Aufruf von jemandem, der mit
Gift erfüllt ist, wird nicht nutzbringend sein.
Das Licht der Wahrheit ist das Licht des
Mutes und das Licht der Hingabe – mit diesen Worten beginnen die Statuten der
Bruderschaft.
581. In der weiten Bergregion ist es nicht
leicht, die Wohnstätte der Bruderschaft ausfindig zu machen. Man kann sich die ganze
Kompliziertheit der Bergmassive nicht vorstellen. Ihr kennt bereits die
besonderen Schutzmaßnahmen. Wenn es auch Zeichen gibt, welche die Grenze bezeichnen,
wer versteht denn diese Kennzeichen? Wenn es auch eine Beschreibung des Weges
gibt, wer wird die Hinweise in den komplizierten Symbolen finden?
Selbst ein Unvernünftiger wird die Gründe
für diese Vorsicht verstehen. Im Leben verstehen die Menschen es, einen geliebten
Menschen zu schützen. Wo es Herz und Gefühl gibt, werden die Mittel sich finden.
Lasst uns die Bruderschaft behüten!
582. Manche werden euch sagen: „Wir sind
bereit, die Grundsätze der Bruderschaft zu begreifen. Wir sind bereit, eine Zusammenarbeit
aufzubauen, wir sind aber von solch unerträglichen Bedingungen umgeben,
[Russisches
Original. Seite 237.]
dass
wir größere Bereitschaft nicht bekunden können.“ Tatsächlich kann es solche Bedingungen
geben, die es nicht erlauben, das anzuwenden, zu dem das Herz schon bereit ist.
Wir wollen unschuldige Schaffende keiner Gefahr
aussetzen. Sie können ihre Fähigkeiten unter anderen Bedingungen anwenden. Mögen
sie die Bruderschaft vorerst in ihren Gedanken errichten. Mit einem solchen
Aufbau können sie den umgebenden Raum reinigen, und ein solcher Gedanke wird bereits
heilsam sein.
Mögen sie aber nicht dem Eigendünkel
verfallen, dass es bereits genüge, gedanklich aufzubauen. Nein, der Wanderer verwirklicht
seine Errungenschaft mit menschlichen Händen und Füßen.
Obwohl Wir die Belasteten beschützen, warnen
Wir sie, sich nicht einer unbegründeten Angst hinzugeben. Wenn der Geist sich vor
Furcht zusammenkrümmt, kann es keine Betrachtung über die Bruderschaft geben.
Durch Furcht wird der beste Zugang zur Bruderschaft verdunkelt. Vergessen wir
nicht, dass die Menschen gewohnt sind, sich immer und vor allem zu fürchten.
583. Das Verständnis für die Bruderschaft
kann unerwartet eintreten. Die Menschen selbst verwandeln Möglichkeiten in
Hindernisse. Der eine nennt die Erde einen Friedhof, weil an jedem Ort der Tod
lauert, ein anderer aber sieht dieselbe Erde als Geburtsort, weil an jeder
Stelle Leben erzeugt wird. Beide haben Recht, der erstere aber hat sich selbst
eingekerkert, während der zweite sich für den Fortschritt befreit hat.
Daher sucht Mitarbeiter dort, wo man über ein
neues Leben nachdenkt.
584. Ein neues Leben bedeutet Zusammenarbeit
und Freude über die Bruderschaft. Denkt nicht, die Gedanken an die Bruderschaft
[Russisches
Original. Seite 238.]
seien
bereits alt. Sie offenbaren sich ewig, wie erwartete Blumen.
Irgendwann wird die Menschheit müde werden,
so müde, dass sie nach Rettung schreien wird, und diese Rettung wird in der
Bruderschaft liegen.
585. In jedem Augenblick leidet irgendwo
jemand schreckliche Not. Vergessen wir diese zugrunde Gehenden nicht, senden
wir ihnen rettende Gedanken. Die Menschen sind sich vielleicht nicht bewusst,
dass es immer und unaufhörlich Elend gibt. Die Bruderschaft weiß davon und
sendet wohltätige Pfeile.
Auch wenn ihr den Bestimmungsort nicht genau
bestimmen könnt, sendet dennoch euren rettenden Gedanken in den Raum. Er wird
den richtigen Weg finden und sich magnetisch Unserer Hilfe anschließen. Es ist
schön, wenn aus verschiedenen Ländern rettende Gedanken herbeifliegen – damit
wird jeder die Bruderschaft nachahmen.
586. Die erste Grundlage der Bruderschaft
wurde nicht als Zufluchtsort gelegt, sondern als Sammelpunkt von Gedanken. Wenn
die Vereinigung von Gedanken die Energie in erstaunlicher Progression vermehrt,
muss man natürlich starke Gedanken zusammensammeln. Dies wird die Grundlage für
die Verbreitung des Gedankens der Rettung sein.
Die Menschen verstehen es jedoch nicht, sich
auch nur für einen Augenblick in Gedanken zu vereinen. Sie zerstören ihre Impulse
durch die vielen kleinen Gedanken. Manche haben versucht, sich die Augen zu
verbinden und Ohren und Nase zu verstopfen, damit äußere Gefühle sie nicht
ablenken. Kommt aber die Zerstreuung von außen? Sie liegt in einem ungebändigten
Bewusstsein.
Nur die Bruderschaft kann den Willen
erziehen.
[Russisches
Original. Seite 239.]
587. Man kann sich äußerlich vor der
Bruderschaft verneigen, ihr aber innerlich mit Bedenken ausweichen. Es gibt
viele Beispiele, in denen Unaufrichtige sich von dem Konzept der Bruderschaft
abgewendet, sich aber zur Schau in Demut verneigt haben. Offensichtliche
Dummköpfe sind besser als diese Heuchler! Wen beabsichtigen sie zu betrügen?
Doch nicht etwa die Bruderschaft?
588. Schauen wir strahlend in die Zukunft,
seien wir anziehend durch Liebe – das ist das Testament der Bruderschaft.
589. Der Mensch nimmt öfter an der Zusammenarbeit
teil, als er vermutet. Er verleiht ständig psychische Energie. Bei jeder
Materialisation wird Ektoplasma* abgesondert, doch außer dieser Substanzabgabe
sondern die Menschen mit jeder Berührung Energie ab und werden dadurch
gleichsam vereint. Auf diese Weise erweist sich sogar ein Geizhals als gebender
Mitarbeiter.
Doch die Menschen vergessen diesen ständigen
Energieaustausch. Sie verstehen diese wichtige Tat nicht, weil niemand sie über
die Ausstrahlungen von Energie unterrichtet hat. Nur aus der Quelle der
Bruderschaft begannen umfassende Mitteilungen über die große Bedeutung der uranfänglichen
Energie durchzusickern.
590. Es ist notwendig, sich an feinstoffliche
Wahrnehmungen zu gewöhnen. Man muss nämlich seine Sinne eifrig schärfen.
Die Menschen versuchen manchmal, ihr Gehör
an bestimmte musikalische Akkorde auf verschiedene Entfernungen hin zu
gewöhnen. Sogar ein solcher einfacher Versuch ermöglicht unerwartete
Beobachtungen. Dieselben Akkorde werden bei verschiedenen Entfernungen anders wahrgenommen;
das heißt, dass es etwas gibt, das sich einmischt und die Qualität des Tones verändert.
[Russisches
Original. Seite 240.]
Wenn es sogar bei einer
solchen gewöhnlichen Wahrnehmung Veränderungen geben kann, wie viele
Einwirkungen gibt es dann bei feinstofflichen Wahrnehmungen. Die Menschen
denken über sie noch nicht einmal nach.
591. Harmonie bei der Arbeit ist so sehr
notwendig, dass man ihr in der Bruderschaft besondere Aufmerksamkeit zuwendet.
Wir raten, mehrere Arbeiten zu beginnen, um sie leichter mit dem inneren Zustand
des Bewusstseins in Einklang zu bringen. Durch diese Methode wird eine bessere
Qualität erreicht. Es ist schlecht, wenn ein Mensch wegen vorübergehender
Ströme seine Arbeit zu verabscheuen beginnt.
Ich bestätige, dass ein weiser Wechsel der
Beschäftigung die Qualität der Arbeit erhöht. Die Bruderschaft lehrt eine sorgsame
Einstellung zur Arbeit.
592. Angesichts des unerschöpflichen
Reichtums der Natur ist es schwierig, einen Teil aus der Verbindung mit dem
Ganzen zu trennen. Wahrhaftig, alles ist derart von einem allumfassenden
Prinzip durchdrungen, dass sogar vom grobmateriellen Standpunkt aus eine Sache
nicht von der anderen getrennt werden kann.
Nehmt das winzigste Insekt: Kann man es
getrennt von der Umgebung, ohne all die Ursachen der Einflüsse und Wirkungen studieren?
Noch schwieriger ist es, den Menschen
getrennt von der Natur zu studieren. Alle Zweige des menschlichen Wissens
zeugen nur von ihrer künstlichen Unterteilung. Biologie, Physiologie,
Psychologie, Parapsychologie und viele ähnliche Unterteilungen veranlassen nur die
Frage: Wo ist der Mensch?
Man kann den gewaltigen Mikrokosmos nicht
studieren, ohne die uranfängliche Energie zu erkennen. Nur ein solcher vereinender
Begriff kann die Beobachtungen der menschlichen Natur in einem größeren
[Russisches Original.
Seite 241.]
Umfang
voranbringen. Dabei sollte man auch an die großen Begriffe denken, die den
Geist erheben – unter den ersten wird die Bruderschaft sein.
593. Die Volker Asiens haben das Gedächtnis
an die Bruderschaft bewahrt. Jedes bewahrte auf seine Weise, in seiner eigenen
Sprache und mit seinen eigenen Möglichkeiten in den Tiefen des Herzens einen
Traum über eine wirkliche Zufluchtstätte.
Das Herz wird seinen Gedanken an eine Rettende
Gemeinschaft nicht preisgeben und bei allem Kummer daran denken, dass irgendwo
hinter den Berggipfeln die Fürsprecher der Völker wohnen. Allein der Gedanke an
sie reinigt bereits das Denken und erfüllt mit Lebensmut. So wollen wir jene
ehren, die ihren besten Schatz nicht preisgeben.
594. In allen Jahrhunderten besaß die
Bruderschaft besondere Aschrams. Sie konnten verlegt werden, aber das Zentrum
steht fest auf den Felstürmen.
Man muss anerkennen, dass die Ströme der
Bruderschaft die Welt ständig durchdringen. Man sollte nicht darüber urteilen, wo
sie erfolgreich sind und wo nicht; solche voreiligen Schlussfolgerungen weisen nur
auf ein beschränktes Denken über die Bruderschaft hin.
595. Der Gedanke, Erscheinungen von unten
oder von oben zu erkennen, ist richtig. Erkenntnis sammelt sich gewöhnlich zusammen
mit dem Wachstum des Bewusstseins an. Der Mensch erhebt sich mühsam, wie beim
Aufstieg auf einen Berggipfel. Die beobachtete Erscheinung schwebt über seinem
Bewusstsein und bedrückt ihn. Viele Begriffe scheinen schwierig zu sein, und der
Mensch beginnt, sie zu meiden.
[Russisches Original. Seite 242.]
und wird leicht verstanden.
Das zweite
Mittel der Wahrnehmung ist der Pfad der Bruderschaft. Durch strenge und
inspirierte Maßnahmen erweckt er das Bewusstsein und führt es nach oben, damit
es die schwierigsten Erscheinungen umso leichter wahrzunehmen vermag.
Vor allem in einer Periode von Bedrückungen
und Auftürmungen bedarf es einer solchen Methode der Erhebung des Bewusstseins.
Sie kann in jeder vernünftigen Schule angewendet werden, aber sie sollte als
der Pfad der Bruderschaft bezeichnet werden.
596. Die Stadt der Wissenschaft wird immer der
Traum aufgeklärter Menschen sein. Niemand wird es wagen, gegen eine Wohnstätte
von Wissenschaftlern Einwände zu erheben, wo in der Stille und in weisem Verkehr
Wahrheiten ans Licht gebracht werden. Jedem wissenschaftlichen Arbeiter stünden
die besten Apparate zur Verfügung. Man kann sich vorstellen, welche
Entdeckungen es bei allgemeiner Übereinstimmung und Zusammenarbeit auf allen
Wissensgebieten geben würde. Niemand wird die Idee einer solchen Stadt für utopisch
halten. Könnten nur die Mittel und der gute Wille gefunden werden!
Doch wenn man sagt, dass eine gewisse Wohnstätte
des Wissens existiert, würden viele Zweifel und Ablehnungen über einen
herfallen. Wenn man zu dem Wort Wissenschaft das Wort Bruderschaft hinzufügt,
wird unweigerlich gesagt werden, dass eine solche chemische Verbindung
unmöglich ist. Wer aber hat denn gesagt, dass Wissenschaft und Bruderschaft
unvereinbar seien?
597. Gerade die Bruderschaft beruht auf
Wissen. Wahre Wissenschaft lebt durch brüderlichen Verkehr – das ist das Testament
der Bruderschaft.
598. In der
Bruderschaft kann es keine Amtsbesetzung nach Geburtsrecht geben. Eine
natürliche Hierarchie bildet sich aus der Priorität des Wissens und dem Primat
des Geistes. Auf diese Weise
[Russisches
Original. Seite 243.]
wird
der für die Menschheit beunruhigendste Umstand in der Bruderschaft einfach und ohne
nutzlose Streitereien und Reibungen gelöst. Dort, wo erkannt wird, dass Vorrang
ein großes Opfer ist, wird man sich nicht über irdische Ernennungen streiten. Nach
den Grundsätzen der Bruderschaft werden so viel Zeit und Energie bewahrt.
Verdunkeln wir den leuchtenden Begriff nicht
dadurch, dass er manchmal zusammen mit den missverstandenen Begriffen Freiheit
und Gleichheit ausgesprochen wurde. Jedermann versteht die Relativität dieser
beiden Begriffe, doch die Bruderschaft, die auf dem Gefühlswissen des Herzens
beruht, ist unbedingt. So kann man die Bruderschaft als eine Realität ansehen.
599. Wie Bienen Honig, so sammelt ihr
Wissen. Man wird fragen: Was ist an diesem Rat neu? Neu daran ist, dass von
überall her Wissen gesammelt werden soll. Bisher wurden dem Wissen Grenzen gezogen
und ganze Gebiete fielen unter Verbote, Zweifel und Nachlässigkeit.
Die Menschen hatten nicht den Mut,
Vorurteile zu überwinden. Sie haben vergessen, dass ein Wissenschaftler in
erster Linie für alles Bestehende aufgeschlossen sein muss. Für einen Wissenschaftler
gibt es keine verbotenen Gebiete. Er setzt keine Erscheinung der Natur herab,
denn er versteht, dass die Ursache und die Wirkung einer jeden Erscheinung eine
tiefe Bedeutung haben.
Die Bruderschaft lehrt vorurteilsfreie Erkenntnis.
600. Die Wissenschaftler mögen nicht denken,
dass sie von der Bruderschaft getadelt würden. Die Wissenschaftler sind Unsere
Freunde. Wir bezeichnen die Buchgelehrten, die voller Aberglauben sind, nicht
als Wissenschaftler, aber die Bruderschaft heißt jeden erleuchteten
wissenschaftlichen Arbeiter willkommen.
[Russisches
Original. Seite 244.]
601. Ebenso heißen Wir jene Schullehrer
willkommen, die Zeit finden, um ihren Schülern von der Würde und der Verantwortung
des Menschen, von der uranfänglichen Energie und den allen Völkern eigenen
Schätzen zu erzählen.
Solche Erzieher offenbaren bereits den Pfad der
Arbeit und der Errungenschaft. Sie finden die Harmonie zwischen dem Primat des
Geistes und der Gesundheit des Körpers. Sie führen das Buch des Wissens in
jedes Heim ein.
Das Leben solcher Erzieher ist mühsam. Möge in
ihnen der lebensspendende Traum von der Bruderschaft leben.
602. Bewahrt Feierlichkeit. Umgebt euch mit
Feierlichkeit, wenn ihr an die Bruderschaft denkt und über sie sprecht. Der
Gedanke an die Bruderschaft ist ein erhabenes Gespräch. Ein reiner und klarer
Gedanke wird seine Bestimmung erreichen.
Doch jedoch, wo Worte über die Bruderschaft
in den Staub des Basars gezerrt werden, erwartet keine Ernte. Der Wirbel von
Flüchen verstummt nicht. Inmitten von Schimpfworten erlangt man keine
Erkenntnis der Kräfte der Natur.
Seit langem führen Wir Gespräche über
Angemessenheit. Jeder Begriff bedarf der gebührenden Umgebung. Das ist der Grund,
warum ein Begriff manchmal erhoben und ein andermal verwelkt und zu Lumpen wird.
Ein einmütiges Gespräch über die
Bruderschaft verleiht eine nie dagewesene Erhebung des Geistes, wenn es
wirklich einmütig ist. Daher wollen wir alle Eigenschaften verstehen, die bei
der Annäherung an die Bruderschaft erforderlich sind. Prägen wir uns noch einmal
ein, dass eine feierliche Stimmung der beste Führer zur Bruderschaft ist.
Der Sinn des Wortes Stimmung weist darauf
hin, dass sie nicht äußerlich, sondern innerlich, ein Einklang aller Saiten des
Instrumentes ist. Ein solcher klarer Einklang wird selten erkannt.
An Scheidewegen ruft man laut nach der
Bruderschaft, jede Disziplin aber scheint Zwang zu sein. Nur Feierlichkeit
hilft, das herrliche Wort Bruderschaft würdig auszusprechen.
603. Ihr habt bei tiefgreifenden Beschäftigungen
öfter eine plötzliche Abgabe von Energie verspürt. Bei den fesselndsten Arbeiten
konntet ihr sogar eine unerklärliche Entrückung verspüren.
Ein bewusster Schüler schätzt solche Flüge
des Bewusstseins. Der Gedanke blitzt in ihm auf: „Möge mir der Lehrer helfen, dort
Nutzen beizutragen, wo es notwendig ist. Möge es der
Welt gut ergehen.“
604. Selbstsüchtige Überheblichkeit ist eine
der beschämendsten Bekundungen der Unvollkommenheit des Geistes. Sie zersetzt
nicht nur die ganze Umgebung, sondern bleibt auch das größte Hindernis für den
Fortschritt. Es ist unerlässlich, dieser Krankheit ein starkes Heilmittel entgegenzustellen.
Der Gedanke an Zusammenarbeit und an die Bruderschaft wird zur Überwindung dieser
gefährlichen Unpässlichkeit wirksam sein und neue Kräfte hervorrufen.
In der Bruderschaft kann es weder selbstsüchtige
Überheblichkeit noch Selbstzufriedenheit geben.
605. Überall wird ein Ansteigen der
Kriminalität beobachtet. Niemand kann leugnen, dass die raffiniertesten
Verbrechen schwache menschliche Geister anziehen. Die gewöhnlichen Unterbindungsmaßnahmen
wirken nicht. Somit bleibt nur die Hoffnung, dass der Grundsatz gesunder Kooperation
die Menschheit in die Grenzen würdiger Arbeit führen kann, doch lasst uns auch
das Prinzip der Bruderschaft herbeirufen.
606. Bestätigt das Bewusstsein: Dient der
Begriff Bruderschaft der Begrenzung oder der Erweiterung eurer Möglichkeiten?
[Russisches
Original. Seite 246.]
Wenn jemand auch nur die geringste begrenzende Einwirkung
verspürt, möge er sich der Bruderschaft nicht nähern. Doch wenn das Herz bereit ist, die Vorzüge der
Bruderschaft anzunehmen, wird auch die Botschaft eintreffen.
607. Einst wurden Gefangene als
unerlässliches Attribut des Siegers erachtet. Später wurde erkannt, dass ein
solches Zeichen von Wildheit mit der Würde des Menschen unvereinbar ist. Doch
sehen wir uns um, hat die Zahl der Gefangenen wirklich abgenommen? Im
Gegenteil, sie hat sich in allen Lebensbereichen erhöht.
Eine solche Erniedrigung fällt besonders ins
Auge, wenn man die Gefangenen der Unwissenheit beobachtet. Man kann sich die Massen
gar nicht vorstellen, die durch Aberglauben und verschiedene Vorurteile gebunden
sind! Sklaven in ihrer tiefsten Erniedrigung konnten in keinem viehischeren
Zustand gewesen sein als die in Unwissenheit gefesselten Zweibeiner.
Nur die dringlichsten Maßnahmen des Wissens
können den Wahnsinn der Massen abwenden.
608. Selbstmorde nehme zu. Niemand wird
leugnen, dass es niemals so viele freiwillige Lebensabbrüche gab. Das heißt, dass
niemand diese Unglücklichen über die Bedeutung des Lebens unterrichtet hat.
Niemand warnte sie vor den Folgen ihrer Tat. Gibt es denn keine Menschen, die
ihre Stimme für die Wahrheit und die Schönheit des Lebens erheben?!
Die Bruderschaft hat viele Menschen vor
unüberlegten Wahnsinnstaten gerettet. In den Statuten der Bruderschaft kann man
eine Weisung über das Heilen der Seele und des Körpers finden. Viele Boten
eilen, um Wahnsinnstaten zu verhüten. Manchmal
[Russisches
Original. Seite 247.]
empfängt
man sie, nicht selten aber beeilt sich ein heftiger freier Wille, sich selbst
zu verurteilen.
609. Die Vorstellungskraft ist bei den
Menschen ungenügend entwickelt. Sie können sich Ursachen und Wirkungen nicht
vorstellen. Die Menschen verstehen es nicht, sich die herrlichsten
Möglichkeiten vorzustellen. Man lehrte sie weder Vorstellung noch Inspiration. Man
verlachte die besten Bestrebungen und überredete dazu, nicht zu denken. Wer
aber nicht zu denken vermag, kann sich auch nichts vorstellen. Die
Vorstellungskraft einbüßen heißt, der Freude zu entsagen.
610. Die Wanderer können anklopfen. Die
Wanderer können berichten, dass jenseits der weiten Wüsten, der Berge und des
Schnees Große Seelen in einem unaufhörlichen Dienst verharren.
Die Wanderer werden nicht verraten, ob sie
in der Hohen Wohnstätte waren. Die Wanderer werden das Wort Bruderschaft nicht
aussprechen, doch jeder Zuhörer versteht, von welchem Zentrum des Wissens gesprochen
wird. Wenn die Menschheit erzittert, gehen die Säer des Guten in die Welt
hinaus.
Die Menschen wollen von dem Bollwerk, der Festung
hören. Wenngleich sie die Statuten nicht erfahren, werden sie allein schon
durch die Nachricht gestärkt, dass die Festung des Wissens existiert. Der Lotus
des Herzens erbebt durch das Nahen der Fristen.
Freut euch über die Existenz der
Bruderschaft!
[Russisches
Original. Seite 248.]
Wenn das Bewusstsein getrübt ist, wenn die
höheren Begriffe entschwinden, denkt wenigstens darüber nach, wie ihr euch
durch gute Taten vereinigen könnt.
Es ist unmöglich, sich von allem Stärkenden abzuwenden.
In Zwietracht gibt es keine dauerhafte
Arbeit, der Schmutz auf der Schwelle ist unannehmbar.
Wenn ihr euch für eine lange Reise fertigmacht,
wischt allen Staub weg, um einen sauberen Ort zu hinterlassen.
So wollen wir bei allen Offenbarungen des
Lebens an das Zentrum des Wissens und der Gerechtigkeit, an die Bruderschaft
denken.
[Russisches
Original. Seite 249.]
ANMERKUNGEN
*: Mit einem Stern sind
erläuterungsbedürftige Namen und Begriffe gekennzeichnet, die häufiger in der
Lehre vorkommen und daher in einem besonderen Glossar erklärt
werden.
[1] Auftürmung
ist ein Ausdruck der Lehre für negative Aufspeicherungen oder Ansammlungen,
siehe zum Beispiel AUM 598: Auftürmungen sind nichts anderes als
Abfallhaufen. Irgendwann wird man sie wegräumen müssen.
[2] Freiheit,
Gleichheit und Brüderlichkeit war die Losung der Französischen Revolution
[3] Turm
Tschung: Bollwerk der Bruderschaft von Schambhala, siehe Br II, 448
[4] Allopathie:
(griechisch: „allo“ - anders, verschieden; „pathie“ - Schmerz, Krankheit):
Heilmethode der Schulmedizin, bei der im Gegensatz zur Homöopathie Krankheiten
mit entgegengesetzt wirkenden Medikamenten behandelt werden
[5] Homöopathie:
(griechisch: „homöo“ - ähnlich; „pathie“ - Schmerz, Krankheit): Heilmethode,
bei der Gleiches mit Gleichem geheilt wird; d.h., es werden kleinste Mengen
desselben Stoffes eingesetzt, der die Krankheit verursacht
[6] Atavismus (von lateinisch „atavus“
„Urahn“): überholtes Handeln und Denken vergangener Generationen
[7] Perturbation
(lateinisch): Verwirrung, Unordnung, Sturm, Umwälzung
[8] Nomenklatur: Benennung und Klassifizierung
wissenschaftlicher Fachbegriffe
[9] Vogelfedern:
Man denke an die Engel, die Götterboten, die in der traditionellen Vorstellung
Flügel haben. Auch Hermes, der Götterbote der griechischen Mythologie, wurde
mit geflügelten Schuhen, Füßen oder Helm dargestellt
[10] Verkehr: Das russische Wort
общение (oder auch
сообщение oder
сношение) bedeutet nicht nur
„Verbindung“, sondern auch „Verkehr“ im Sinne von „Kommunikation“ oder
„Gespräch“. Gemeint ist eine Unterhaltung eines inkarnierten Menschen mit einem
Lehrer in der feinstofflichen Welt durch Übertragung von Gedanken, wie sie in
den Tagebüchern von Helena Roerich und den Büchern des Agni Yoga zum Ausdruck
kommt
[12] Zu diesem
Paragraphen siehe HR II/2, 482, Brief vom
23.04.1938:
Geduld ist an sich großes Wissen, oder besser gesagt, großes Wissen
wird aus großer Geduld geboren. Der Weise weiß, dass alles zur aufgezeigten
Frist eintrifft, kosmische Verbindungen können nicht beschleunigt werden. Von
alters her heißt es: „Der größte Mensch ist der, der die meiste Geduld
besitzt.“ Wenn wir öfter über die Unbegrenztheit nachdenken, lernen wir, die
große Geduld zu verstehen, die jedem Aufbau zugrunde liegt. Wenn wir uns
außerdem die heldenhaften Beispiele der unerschöpflichen Geduld unserer Großen
Lehrer vor Augen führen, die seit Jahrtausenden für das Wohl und die Rettung
der Menschheit arbeiten, welche in ihrer Unwissenheit in jeder Weise diese
Arbeiten zu verhindern und zu vernichten sucht, werden wir unsere Missgeschicke
und Schwierigkeiten leichter tragen.
[13] Wohl weil das
Samenkorn vielfach eine schwere, dichte Schicht Erde oder eines noch festeren
Materials über sich hat, die es durchdringen muss, um sich zu einer Pflanze zu
entwickeln
[14] Prärogativ: Vorrecht
[16] Beschädigte Seelen: Zitat aus der Bibel: Was
hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Weltgewönne und nehme doch Schaden an
seiner Seele? (Mt 16, 26)
[17] Nekromantie: Totenorakel:
Praxis der schwarzen Magie; Weissagung durch Schlaf auf Gräbern oder
Beschwörung Verstorbener
[18] Axiom: Aussage, die unmittelbar einleuchtet und
daher nicht weiter zu begründen ist, oder die weder beweisbar ist noch eines Beweises
bedarf, und daher als Grundlage für weitere Aussagen dient
[19] Idiosynkrasie (griechisch):
Überempfindlichkeit
[20] Wörtlich
heißt es: „in vierzig Fällen“, russische Redewendung
[21] Pythagoras:
(ca. 570 - 510 v.Chr.): griechischer Philosoph, Mathematiker (Satz des
Pythagoras) und Naturwissenschaftler, Gründer der Schule der Pythagoräer
[22] Platon:
(ca. 428-347 v. Chr.): bedeutender griechischer Philosoph, Schüler des
Sokrates, Verfasser zahlreicher Dialoge, Gründer der Akademie in Athen. Wird in
den Schriften des Agni Yoga vielfach erwähnt (siehe www.lebendige-ethik-schule.de/lehreindex.htm http://www.lebendige-ethik-schule.de/lehreindex.htmunter
„Personen“). Im Buch Bruderschaft II (Das Überirdische) erscheint er als der
„Denker“. Laut Helena Roerich war er vor dem Mahatma M. das Oberhaupt der
Bruderschaft (Tagebücher Sinaida Fosdick 27.10.1928)
[23] Paracelsus
(eigentlich Theophrastus Bombastus von Hohenheim, 01.05.1493 - 24.09.1541): In
der heutigen Schweiz geborener Arzt, Alchemist, Naturforscher, Astrologe,
Mystiker, Laientheologe und Philosoph
[24] Thomas Vaughan (Pseudonym Eugenius
Philalethes, 1621-1666): englischer Naturwissenschaftler, Philosoph, Alchemist
und Schriftsteller
[25] Konfuzius (551-479 v. Chr): bedeutender chinesischer Philosoph,
lehrte eine Ordnung der Familie und des Staates basierend auf Moral,
Menschlichkeit und den Kardinaltugenden. Seine Lehre prägte die Philosophie,
Staats- und Soziallehre Chinas und beeinflusste über Jahrhunderte Politik und
Moral des Landes
[26] Transmutation
(lateinisch): Umwandlung
[27] Narada: Weiser und Seher der hinduistischen
Mythologie, einer der 7 Maharischis, Sohn des Brahma, Autor einiger Hymnen der
Rigveden, gilt als Erfinder der Vina (Laute)
[28] In der
russischen Erstausgabe heißt es „Bewerten wir nicht …“, wohl ein Druckfehler;
wie hier Uguns und der englische Text
[29] In der
russischen Erstausgabe heißt es statt „Vorvätern“ „Angelegenheiten“, wohl ein
Druckfehler; wie hier Uguns und der englische Text
[31] Zu diesem
Paragraphen siehe HR II/2, 483, Brief vom
23.04.1938:
Ich meine, dass es wirklich freudvoll ist zu erkennen, dass es keine
Einsamkeit gibt und dass jeder von uns auf dieser oder jener Ebene von
liebenden Seelen umgeben ist. Mit solchen Sendungen bemühen sich die liebenden
Seelen um uns herum, eine segensreiche Atmosphäre zu schaffen, aber man muss
dies erkennen, das Herz öffnen und darf ihre Rufe und Sendungen nicht abweisen
durch finstere Emanationen, die von bedrückenden Gedanken, gefärbt durch
Zweifel, und oft von absolut unbegründeten Beleidigungen ausgehen. Finstere
Emanationen sind für feine Energien undurchdringlich.
[32] Sublimat: Substanz, zunächst gasförmig, die
sich an kühlen Stellen in festem Aggregatzustand niederlässt
[33] Zitat aus BGM
I, 369 [433]
[34] Enigmatisch: rätselhaft
[35] Gemeint ist
Platon
[36] Gemeint ist
Akbar d.Gr.*
[37] Zu diesem
Paragraphen, insbesondere zu der Frage, wie sich die Fähigkeit zum Wirken in
der Feinstofflichen Welt entwickeln lässt, siehe HR II/2, 481, 482, Brief vom 23.04.1938:
Vor
allem sollte man damit beginnen, kontinuierlich zu fühlen, dass man in zwei
Welten lebt. Das ist durchaus nicht schwer, weil wir jede Nacht in die
Feinstoffliche Welt hinübergehen, wo wir, wenn unser Körper hinreichend
entwickelt ist, unsere feinen Energien nützlich einsetzen können. Wenn wir uns
schlafen legen, sollten wir nicht an Ruhe denken, sondern mit dem Gedanken an
nützliche Arbeit zur Hierarchie des Lichts streben. Damit lenken wir unsere
Energien zur tatkräftigen Hilfe dorthin, wo sie am nötigsten sind. Sich bewusst
in die Feinstoffliche Welt zu begeben, gelingt umso besser, wenn wir uns
allmählich unserer vielseitigen Tätigkeit in der Nacht sowie unserer Besuche um
den Menschen, uns oft unbekannten, zu helfen, klar erinnern lernen. Das nächste
Stadium wird sein, im wachen Zustand bei der üblichen Beschäftigung, diese
Sendungen zu erkennen. Zuerst wird eine solche Sendung durch ein Gefühl
augenblicklicher Abwesenheit im Bewusstsein aufblitzen, und später wird der
Eindruck, jemanden besucht oder gehört zu haben, zurückbleiben. Man wird zwei
oder drei Worte vernehmen, zuweilen auch den charakterlichen Geruch einer
bestimmten bekannten Örtlichkeit verspüren oder einen Schimmer von Menschen
oder Plätzen an sich vorbeiziehen sehen. Dann wissen wir, dass unsere
abgetrennte Energie in dieser Richtung arbeitet. Diese Erscheinungen können
sich täglich einstellen, aber dafür ist etwas Zurückgezogenheit nötig. Am Abend
vor dem Einschlafen sind solche Erscheinungen lebendiger und häufiger, und
besonders verstärkt werden sie bei Tagesanbruch.
Wenn ein hoher Geistigkeitsgrad vorhanden ist, dann ist die Teilbarkeit
des Geistes* so ausgeprägt, dass die abgetrennten Teilchen der psychischen
Energie mit gleichen, von verwandten Seelen ausgesandten Energieteilchen
unaufhörlich in voller Harmonie arbeiten. In der Tat, die geläuterte Energie
wird an den dringendsten Aufgaben für das Wohl der ganzen Menschheit
teilnehmen. Man sollte daher öfter daran denken und den Wunsch hegen, an dieser
erleuchteten Welt teilzuhaben. Wie Sie bereits wissen, bestätigen alle alten
Lehren, dass die Emanationen eines Yogi und ebenso die eines reinen Menschen
die Atmosphäre über einen weiten Umkreis hinweg gesund erhalten und selbst
Epidemien, vernichtende Erdbeben und andere Katastrophen abhalten können. Ein solcher
Lichtträger fühlt nach einer äußerst segensreichen Anwendung seiner
Ausstrahlung selbst nur Erschöpfung.
[38] Kriyashakti: Kriyashakti ist Gedankenenergie. Um in den feinstofflichen Sphären
schaffen zu können und zusammen mit der Vorstellung und Fähigkeit klarer
Gedankenbildung hochentwickelte psychische Energie zu speichern, ist das
Schaffen in den Künsten so notwendig. (HR
II/2, 483, Brief vom 23.04.1938) Nach Tempellehren III, 107, TL IV, 178, 231,
240 und TL VII, 374 ist Kriyashakti der universelle bzw. göttliche Wille oder
die höhere Schöpferkraft, die es erlaubt, durch Willen und Vorstellung zu
erschaffen
[39] Gedankenblitz:
‚Siehe die Anmerkung zu § 328
[40] Nicht versengende Flamme: Dazu siehe HR
II/1, 35; Brief vom 08.10.1935: Das nichtverzehrende Feuer, der brennende Busch
von Moses, ist das sogenannte himmlische Feuer, das nur offenbar werden kann,
wenn es mit einer Aura bestimmter Spannung in Berührung kommt. N. K. [Nikolaus
Roerich] und ich waren auf unserer Reise durch Tibet Zeugen solchen Feuers.
Dieses feurige Phänomen ereignete sich einmal spät am Abend ganz plötzlich in
unserem Zelt. Mein Mann schlief bereits. Ich trat an mein Bett, streckte die
Hand aus, um die Decke zurückzuschlagen, und plötzlich erhob sich eine Säule,
oder besser ein Feuer, von wundervoller silber-purpur-rosa Flamme. Ich begriff
nicht sofort, was vor sich ging, und in einem Aufschrei ”Feuer, Feuer”
versuchte ich, es mit meinen Händen zu ersticken. Aber das Feuer ließ sich
weder löschen noch verbrannten die Feuerzungen meine Hände, ich spürte nur eine
angenehme belebende Wärme. Meine Stimme vernehmend, erwachte mein Mann und
erblickte mich im Hintergrund dieser Flamme. Der ganze Zwischenfall währte
nicht länger als eine Viertelminute, vielleicht noch kürzer, und ebenso
plötzlich wie die Flamme erschien, verschwand sie.
[41]
Gedankenblitz: Der in diesem Paragraph erwähnte Gedankenblitz wurde mir vom Lehrer
zugesandt, um meine Sehkraft zu stärken, die infolge Arbeit mit kleinem Druck
beträchtlich geschwächt war. Ich sah diesen Blitz mit meiner physischen
Sehkraft oder besser gesagt, mit offenen Augen. Er entfaltete sich ziemlich
langsam vor meinen Augen, als ob er sie berühren wollte, in einem sehr langen
feurigen Streifen von einem rosalila Farbton. Meine Sehkraft wurde dadurch
beträchtlich gestärkt. Allerdings war dieser Blitz mit einer besonders
wirksamen heilenden Energiekraft gesättigt.
Sie fragen, ob Menschen Gedankenblitze haben können? Zweifellos, denn
jeder klare und starke Gedanke lässt einen Funken aufblitzen, was bedeutet,
dass bei geistigem Wachstum und entsprechender Anspannung der psychischen
Energie das feurige Aufblitzen zu Blitzen werden kann. Aber dafür bedarf es
einer hohen Geistigkeit. (HR II/2, 483,
Brief vom 23.04.1938)
[42] Zu diesem
Paragraphen, insbesondere zu der Frage, was getan werden kann, damit die
feinstoffliche Arbeit sich jeden Augenblick einstellt, siehe HR II/2, 483, 484, Brief vom 23.04.1938:
Die Antwort ist im § 318 gegeben und auch in dem hier angeführten §
329. Man sollte erkennen und stark fühlen, dass wir in zwei Welten leben, so
dass uns diese Erkenntnis nie verlassen kann, und dies ist durchaus nicht
schwer, denn wir sind bewusst davon überzeugt, dass wir hier auf der physischen
Ebene in zwei Welten leben. Diese Erkenntnis hindert uns nicht an der geistigen
Arbeit, trotz der Tatsache, dass der Denkprozess bereits auf der
feinstofflichen Ebene wirkt, denn der Verstand gehört der vierten Dimension
oder dem Bereich der Metaphysik an. Und für die Erleichterung und größere
Fruchtbarkeit dieses Wirkens in der Feinstofflichen Welt ist es notwendig, sie
liebzugewinnen. Wo Liebe ist, steigert sich die Leistung und folglich wird ein
gegenseitiges besseres Ergebnis erzielt.
[43] Hunderttausender:
Gemeint ist wohl ein russischer Durchschnittsmensch, vergleiche BGM II, 352
[356], wo von „Iwan Hunderttausender“ die Rede ist
[44] Somnambulismus:
Schlafwandeln
[45] Glocke: Gemeint ist das Glockenzentrum
[46] Zu diesem
Paragraphen siehe HR II/2, 484, Brief vom
23.04.1938:
In der Tat, astrologisches Wissen wird das
Heilen durch die Strahlen der Gestirne beträchtlich erleichtern. Ein richtig
erstelltes Horoskop wird aufzeigen, welche Strahlen von Gestirnen und welche
ihrer Konstellationen für das betreffende Individuum am günstigsten sind. Ich
rate Ihnen, auch die sogenannte medizinische Astrologie zu studieren, sie kann
interessante Hinweise liefern. Sobald die Methode der Aufnahme der Strahlen der
Gestirne und deren Kondensierung gefunden sind, werden die Medizin und die anderen
Wissensgebiete sich mit dem Studium ihrer nützlichen Anwendung befassen. Wir
wissen aber schon jetzt, wie günstig sich die jeweils richtige
Gestirnskonstellation für die Gesundheit auswirken kann, und mittels Horoskops
können diese Gestirnskonstellationen ermittelt werden. Wer daher die für sich
günstige Gestirnsposition kennt, kann, sofern er sich bei Betrachtung des
Gestirns bewusst darauf konzentriert, seine stärkende Kraft aufnehmen. Die
wichtigste Voraussetzung der Wirkung ist das Erkennen. Wenn ein Mensch auf die
Kunst höheren Schaffens nicht reagiert, steht er in Dunkelheit davor. Ähnlich
bleiben für den Menschen heilende Strahlen, die seine Nervenzentren
durchlaufen, ohne Wirkung, wenn er sie nicht empfindet, weil sein Bewusstsein
in dieser Richtung nicht ausgebildet ist. Ließe jedoch jemand durch sich
Strahlen von solcher Stärke hindurch, die seine Zentren gewaltsam öffneten,
dann würde ein solcher Mensch unter dieser vollen Auswirkung verascht werden.
In allem sind Wechselwirkung und Entsprechung absolute Bedingungen.
[47] Unklare
Stelle. Eine andere russische Version lautet тонким
телам statt тонким
телом, was bedeuten würde: Eine solche
Hilfe kann feinstofflichen Körpern geleistet werden, so dass sie sich schon
während der irdischen Inkarnation auflösen, wobei ihre Funktion vom
Mentalkörper übernommen wird
[48] Zu diesem
Paragraphen siehe HR II/2, 484, 485,
Brief vom 23.04.1938:
Zweifellos stärkt der Rhythmus die Arbeitsfähigkeit, und jede Arbeit
erfordert ihren eigenen Rhythmus. Es ist wünschenswert, die Qualität dieses
Rhythmus zu verfeinern und so weit als möglich dem individuellen Rhythmus des
Schaffenden anzugleichen. Einige Rhythmen unterdrücken im Laufe der Zeit im
Menschen nicht nur völlig die Empfänglichkeit für feinere Schwingungen, sondern
führen sogar zu Erscheinungen niedrigster und gröbster Art. Ich habe über diese
Frage oft nachgedacht und meine, dass sich unsere moderne Technisierung mit
ihrem ungeheuren eintönigen und unerbittlich toten Rhythmus der Maschinen auf
die Psyche des Arbeiters verheerend auswirken muss. Seine Empfänglichkeit für
den feinsten Rhythmus in der Natur und in den Schwingungen der menschlichen
Seele wird völlig erstickt. Vielleicht verwandeln sich diese Arbeiter wirklich
in Roboter, die nur noch fähig sind, auf den gewohnten und gröbsten Rhythmus zu
reagieren. Aber ein Mensch, der die Fähigkeit einbüßte, höhere Schwingungen
aufzunehmen, verwandelt sich unvermeidlich in ein Tier oder, anders gesagt, in
eine Bestie. Ich befürworte daher die Verkürzung der Zeit für Maschinenarbeit
sowie die Verminderung der Anzahl der Arbeiter in Fabriken und Mühlen. Die
Maschinen sind bei ihrer derzeitigen Verwendung und im Gebrauch Monstren und fürwahr
Waffen der Hölle. Sie werden es bleiben, solange ihre dem Menschen angepasste
Bestimmung nicht richtig erkannt wird und nicht Maßnahmen getroffen werden, die
den Schaden, den sie verursachen, ausschalten. Dieser von Ihnen angeführte
Paragraph hat meine Gedanken wiedergegeben.
[50] Zu diesem
Paragraphen, insbesondere zu der Frage, welche Art von Schwingungen einen
starken Schmerzanfall abwenden kann, siehe HR
II/2, 485, 486, Brief vom 23.04.1938:
Für
die Wissenschaft noch unbekannte Schwingungen, die vom Lehrer gesandt werden.
Der in diesem Paragraphen beschriebene Fall bezieht sich auf mein Erlebnis. Ich
sah im Traum meinen Herzenszustand und skizzierte das Modell seiner
Zusammenziehung. Am nächsten Tag verspürte ich diese schmerzliche
Zusammenziehung ganz stark. Zur gleichen Zeit aber vernahm ich den Ruf und die
Weisung, mich in einer bestimmten Art hinzulegen und augenblicklich wurde mir
Hilfe zuteil durch zugesandte Strahlen oder Schwingungen, die 20 Minuten
anhielten. Nachher fühlte ich mich wie neugeboren. Ich spüre laufend die
Schwingungen, die meine Herztätigkeit beleben; zuweilen erfolgt dies täglich
und dauert eine Zeitlang. Die zugesandten Schwingungen sind unterschiedlich in
der Stärke, im Rhythmus, in der Beschaffenheit der Empfindungen und allerdings
auch in der Wirkung. Sie werden der Reihenfolge nach verschiedenen
Nervenzentren zugesandt, zuweilen konzentrieren sie sich auf ein Zentrum, ein
andermal auf zwei oder drei Zentren. Es kommt vor, dass besondere Strahlen, die
in der Bruderschaft eine bestimmte Bezeichnung haben, meinen Organismus
durchströmen. Alle sind je nach der Empfindung und Auswirkung verschieden.
Manchmal erbebt und dröhnt mein eisernes Feldbett von dem Strahl, der es
durchläuft. Ich habe meine Erfahrungen in einigen Notizbüchern vermerkt, konnte
allerdings nicht immer alles niederschreiben.
Auch
der von Ihnen beschriebene Zustand könnte durch heilende Schwingungen
verursacht sein, aber wenn diese schmerzhaft auf das Herz wirken, kann es sein,
dass von Ihrem feinfühligen Organismus kosmische Ströme aufgenommen werden.
[51] Großer Wanderer: Esoterische
Bezeichnung für Jesus
[52] Zu diesem
Paragraphen, insbesondere zu der Frage, warum vieles von dem, was im Kelch
aufgespeichert wurde, für das ganze Leben verborgen bleibt, siehe HR II/2, 486, Brief vom 23.04.1938:
Das geschieht aus verschiedenen Gründen, meist aus karmischen. Der
Mensch muss etwas sühnen oder lernen, und daher wird er in Verhältnissen
geboren, wo er seine erworbenen Fähigkeiten nicht enthüllen kann (weil diese
vielleicht die Ursache seines Falles waren). Folglich muss er neue
entgegengesetzte Fähigkeiten entwickeln. Oder dem Menschen wird ein bestimmter
Auftrag erteilt, an dessen Erfüllung ihn eine bestimmte in der Vergangenheit
erworbene Fähigkeit stören oder gar hindern würde, da sie ihn leicht in eine
andere Richtung lenken kann. Auch wird ein Mensch durch starke karmische Fäden
häufig in einer Familie geboren, die ihm nicht den seinen Aufspeicherungen
entsprechenden Organismus geben kann. Sie wissen, dass das Bildnis des Menschen
durch die Energie der ganzen Menschheit geschaffen wurde. Der von den Vorfahren
anhaftende Atavismus ist nicht immer leicht zu überwinden. Daher können hohe
Geistwesen mit vielen Aufspeicherungen vielfach nicht den Organismus erhalten,
der für sie in jeder Weise geeignet wäre. Eine zu beobachtende
Unausgeglichenheit oder sogenannte Überempfindlichkeit ist meistens das
Ergebnis des Missverhältnisses zwischen den geistigen Aufspeicherungen und dem
erhaltenen Instrument. Ein Musikvirtuose empfängt anstelle einer Stradivari eine
Blechgeige.
[53] Zu diesem
Paragraphen, siehe HR II/2, 487, Brief
vom 23.04.1938:
Ja, jeder, der den Pfad des Dienstes für das Allgemeinwohl betritt,
unterliegt unvermeidlich vielen Prüfungen als Folge seines zunehmenden
geistigen Schaffens und der Denktätigkeit sowie wegen der Beschleunigung des
von ihm abzutragenden Karma. Jeder Denkprozess ändert unser Karma. Richtet er
sich daher auf den wohltätigen Aufbau, so findet eine entsprechende Läuterung
statt, die schmerzhaft sein kann. Es ist gut, wenn wir es lernen
Schwierigkeiten liebzugewinnen, denn nur persönliche Erfahrung, persönliche
Prüfungen und Leiden lehren uns Geduld und Mitleid, jene Qualitäten, die allen
Errungenschaften zugrunde liegen.
[54] Kumaras: Die 7 Kumaras sind die 7 Söhne
Brahmas (HR II/2, 326; Brief vom 28.05.1937 und 425; Brief vom 27.11.1937)
und entsprechen den 7 Erzengeln (HR I/2, 242; Brief vom 12.12.1934 und HR
II/1, 202; Brief vom 24.05.1936)
Die großen Inkarnationen der sieben Kumaras, oder der Söhne der Vernunft, der Söhne des Lichts, kann
man in alten Zeiten unter den Eingeweihten aller Länder und Völker verfolgen,
und später unter den größten Geistern in nicht allzu fernen Zeiten. In der
Evolution unseres Planeten verdanken wir diesen großen Geistwesen den
Fortschritt unseres Bewusstseins. Sie inkarnierten in allen Rassen und Völkern
an der Schwelle einer neuen Bewusstseinsverschiebung und jedem neuen Wendepunkt
der Geschichte. Wahrlich, die großen Bildnisse der Vergangenheit stehen mit
diesen Söhnen des Lichts in Zusammenhang. (HR II/1, 77; Brief vom 18. November
1935).
[56] Gemeint sind
möglicherweise Sultan Suleiman „der Prächtige“ (1494-1566) und Lorenzo Medici
„der Prächtige“ (1449-1492)
[57] Nördliches
Schambhala: siehe dazu Kryptogramme des Ostens (www.lebendige-ethik-schule.de/HR_Kreuzwege.pdf), Kapitel „Prophezeiungen
über Schambhala und Maitreya“
[58] Mit dem
Aufkommen der neuen, 6. Rasse ist auch der Untergang alter und das Auftauchen
neuer Kontinente verbunden, siehe aus „Einführung in Agni Yoga“ die Sendung
„Das Evolutionsgesetz“: www.lebendige-ethik-schule.de/ef.sendung4.htm
[59] Utilitarismus: Lehre der Ethik, der
Sozialphilosophie, des Rechts und der Wirtschaft, nach der eine Handlung nicht
nach Motiv, Gesinnung oder moralischen Berechtigung, sondern allein nach ihrer
Nützlichkeit für die Mehrheit der Menschen bewertet wird
[60] Zitat aus der
Bibel: Mt 7, 6
[61] Rama: Siebte Inkarnation des hinduistischen
Gottes Vischnu, von dessen Taten das indische Heldenepos Ramayana erzählt
[62] Osiris: altägyptischer
Gott der Fruchtbarkeit, der Wiedergeburt und der Toten. Nach dem Osirismythos
wurde er von seinem Bruder Seth ermordet, zerstückelt und über die ganze Erde
verstreut. Seine Schwester/Frau Isis sammelte die Leichenteile ein und belebte
sie wieder, so dass sie von ihm ihren Sohn Horus empfangen konnte. Seither ist
Osiris in der Unterwelt Richter und Herrscher der Toten
[63] Orpheus: Sänger der griechischen Mythologie;
Begründer einer nach ihm benannten Geheimlehre und eines Mysterienkultes; kann
mit seinem Gesang Hades, den Herrscher der Unterwelt, bewegen, ihm seine
verstorbene Gemahlin Eurydike zurückzugeben, dreht sich aber vor Erreichen der
Oberwelt verbotenerweise nach ihr um, so dass sie in die Unterwelt zurückkehren
muss
Stand 2024