AGNI YOGA WEB TV
SENDEREIHE
„EINFÜHRUNG IN AGNI YOGA“
SENDUNG 21
Sexualität
Liebe Agni Yogis,
wir haben uns heute ein ziemlich heikles
Thema vorgenommen. Agni Yoga gibt Hinweise und der Neuen Zeit entsprechende
Verhaltensregeln zu allen Bereichen des täglichen Lebens, und damit natürlich
auch zur Frage der Sexualität. Da diese für den heutigen Menschen eine so
maßlos übertriebene Bedeutung hat, kommen wir nicht darum herum, uns auch mit
ihr zu befassen.
Über die geschlechtliche Mäßigung muss ausführlicher gesprochen werden,
dieser Frage wird vom gegenwärtigen Denken viel zu viel Raum eingeräumt. (BGM
II, 329 [333])
Um dieses höchst intime Thema angemessen
zu behandeln, wollen wir nicht so sehr daran denken, wie wir selbst es damit
halten. Ich schlage stattdessen vor: Schalten wir die persönliche Betroffenheit
aus. Überlegen wir lieber: Wie sollte es idealerweise sein?
Wie würden Eltern – oder durch viel
Lebenserfahrung weise gewordene Großeltern – wünschen, dass ihre Kinder oder
Enkelkinder mit der Sexualität umgehen?
Der Schüler wirft ein: Ich kenne das,
gerade auf diesem Gebiet; jetzt kommen Gebote oder Verbote, die kein normaler
Mensch einhalten kann. (Gudrun Stiasny „Der
Wanderer durch den Sternkreis“)
Nein, sieh es lieber von einem anderen
Blickwinkel: Auch hier gilt, was Agni Yoga überall lehrt:
Nur ein Ideal gibt uns Orientierung!
Ohne das Ideal kennst Du die Richtung
nicht. Es allein zeigt uns den Weg, den wir gehen müssen. Aber ein jeder nähert
sich dem Ziel auf seine Weise und in seinem Tempo.
*****
So wie in allen unseren Sendungen kommen
auch heute vor allem die Mahatmas selbst zu Wort. Wer mit dem, was ich sage,
nicht einverstanden ist, braucht mir nicht zuzuhören. Er kann gleichwohl großen
Nutzen ziehen, indem er nur die Zitate aus dem Agni Yoga und den Tempellehren
anhört oder nachliest, mit denen die Meister der Weisheit zu ihm sprechen.
1.
Biologische Grundlagen
„Was ist die Antriebskraft der Sexualität?
Was bringt die Menschen zum Geschlechtsverkehr?“
Die Frauen denken gern: die Liebe. So
einfach ist es aber leider nicht.
Der Motor der Sexualität ist die Tatsache,
dass ein junger, gesunder Mann weit über 100 Millionen Spermien produziert –
nicht in seinem ganzen Leben, nicht in einem Jahrzehnt, nicht in einem Jahr –
sondern an jedem einzelnen Tag!
Um es unmissverständlich zu sagen: Diese
unvorstellbare Menge von Kleinstlebewesen muss irgendwann irgendwie aus dem
Körper heraus. Der Mann steht unter einem gewaltigen, täglich zunehmenden
Druck. Jedenfalls für ihn ist Sexualität zunächst nichts anderes als eine
wirkliche Not, genau wie Hunger; ein unabweisbares physisches Bedürfnis, das
einfach befriedigt werden muss.
*****
Natürlich gibt es die auf lange Sicht
unwürdige Möglichkeit der Selbstbefriedigung, und selten einmal entlädt sich
der Druck in der Nacht bei sexuellen Träumen. Im Normalfall ist der Mann aber
darauf angewiesen, eine Frau zu finden: Nicht, um seine Lust, wie es
verächtlich heißt, sondern um sein körperliches Bedürfnis zu befriedigen.
Das entschuldigt natürlich nichts, sollte
aber bedacht werden, wenn die Frauen beklagen, dass die Männer immer nur das
eine wollen.
Es hat also nicht nur mit Liebe zu tun,
wenn ein Mann um eine Frau wirbt. Er stellt zwar fest, dass Sexualität ohne
Liebe widerlich ist und ihn beschmutzt. Das ändert aber nichts an der
physischen Notwendigkeit. Dafür nimmt mancher manches in Kauf – wie ein
Verhungernder irgendwann einmal nicht mehr so genau hinschaut und nimmt, was er
kriegen kann.
*****
Wenn die Männer im Alter in dieser
Hinsicht „faul“ werden (was nun die Frauen beklagen!), liegt das daran, dass
nicht mehr so viel Spermien produziert werden und dieser Druck abnimmt. Mancher
empfindet das als Erleichterung oder gar Befreiung von einem Joch.
Wie der griechische Tragödiendichter
Sophokles, der mit 80 Jahren seufzte: „Endlich bin ich frei von einem
grausamen, irrsinnigen Gebieter!“
2.
Heiliger Akt
Arnold
Böcklin „Heiliger Hain“
„Ist die Vereinigung von Mann und Frau
Sünde?“
Nein, höre nicht auf die Fanatiker! Die
Vereinigung ist eine evolutionäre Notwendigkeit. Sie hat eine wichtige
Funktion.
Der Sexualtrieb wurde dem Menschen ursprünglich nur zu dem besonderen Zweck
der Erzeugung von Nachkommen eingepflanzt. (TL III, 86)
Vom geistigen Standpunkt gesehen ist
die Zeugung neuen Lebens ein heiliger Akt.
Die Tatsache der Zeugung ist so wunderbar, dass man nicht mit gewöhnlichen
Maßstäben an sie herangehen darf. Man muss sie als etwas ganz besonders
Hochstehendes ansehen. (BGM II, 329 [333])
Wenn Ihr hohe, edle Seelen zur Erde ziehen
wollt, solltet Ihr den Zeugungsakt rein und heilig wie ein Sakrament
vollziehen, nicht unter dem Einfluss von Alkohol oder unter sonst unwürdigen
Bedingungen.
Würden Männer und Frauen die Tatsache der spirituellen Verwandtschaft
anerkennen und die Ehen in der richtigen Weise schließen, so würde die Zeugung
von Kindern zu einer heiligen Handlung werden, die nur nach hoher spiritueller
Erhebung, Meditation und Danksagung vollzogen werden sollte. Nur unter diesen
Umständen können die Monaden der siebenten Rasse erscheinen und in der Entwicklung
der Rasse ihre Rolle spielen. Das Resultat wird eine vollkommene Rasse sein. (TL
Serie I, S. 10, 11)
Die Menschheit war niemals zuvor derart
vergiftet wie in der gegenwärtigen Zeit. Die Menschen wollen nicht verstehen,
dass sämtliche alkoholischen Getränke, Rauchen und alle möglichen Gifte die
menschliche Natur zersetzen. Die Menschen wollen nicht erkennen, dass sie in
dieser Vergiftung keine gesunden Nachkommen zeugen können. (Br II, 888)
Dass die Natur aus
der Zeugung ein Vergnügen macht, ist ein Trick, um – oft gegen jede Vernunft! –
für die
Fortpflanzung des Lebens zu sorgen.
3. Kein
Spaß
Rubens “Boreas entführt Oreithya”
„Die meisten finden, Sex sei vor allem ein
großer Spaß!“
Sexualität ist aber nicht zum Vergnügen
da. Es
missbraucht diese Schöpfungskraft, wer sie zum persönlichen Genuss anwendet.
Wenn ein Mann oder eine Frau das göttliche schöpferische Feuer gegen die
Stimme des Gewissens und gegen die Belehrungen der Meister der Weißen
Bruderschaft zum Vergnügen der physischen Sinne herabzieht, so löschen sie ihre
Namen im Buche der Schülerschaft. (TL III, 95)
Genuss um des Genusses willen, und sei es auch im Gewand der Liebe, ist
nichts als Wollust, und Wollust ist böse, welche Formen sie auch annimmt. (ALH
II, 169)
Im Idealfall – ich wiederhole: nicht im
Normalfall, im Idealfall! – habt Ihr während des ganzen Lebens
Geschlechtsverkehr nur mit einem Partner und nur dann, wenn wirklich ein
Kinderwunsch besteht.
Einmal werden die Geschlechtsfunktionen in
erster Linie zur Zeugung und nicht nur zu bloßem sinnlichen Genuss Anwendung
finden. (TL IV, 173)
Die viel gerühmte und fälschlich so
genannte „freie Liebe“ hat in Wahrheit nichts mit Freiheit zu tun, sondern ist
ein geistfeindlicher Irrweg.
Ein Mensch, der seine Kraft in freier Liebe vergeudet, beraubt die Zellen,
die den Samen des menschlichen Lebens bilden, ihrer Lebenskraft durch die bloße
Befriedigung seiner sexuellen Gelüste. Keine Überzeugungsmacht kann aus dem,
was gewöhnlich „Geschlechtsfreiheit“ genannt wird, etwas anderes machen als die
Erlaubnis zur Befriedigung niederer Begierden. (TL III, 86)
Hier liegt die Sünde, die alle Religionen
verurteilen:
Einen heiligen Akt der Liebe zur
Befriedigung bloß körperlicher Bedürfnisse herabzuwürdigen.
Wer es wagt, das Ideal der göttlichen Liebe herabzusetzen, indem er es in
niederer Sinnenbefriedigung entwürdigt, ist nahe daran, die eine unverzeihliche
Sünde zu begehen. (TL IV, 173)
4.
Kein Verlangen der Seele
Leonardo da Vinci „Erzengel Uriel“ (Detail aus „Die
Felsgrottenmadonna“)
Verlangen nach Sexualität hat nur
der Körper, nicht die Seele. Erkenne: Dein wahres Ich, Dein eigentliches,
geistiges Wesen, Deine Ewige Individualität ist leidenschaftslos und
engelgleich.
Deine Seele ist geschlechtslos, denn
sie inkarniert sowohl als Mann als auch als Frau.
Der Geist ist geschlechtslos, das Geschlecht gehört in den Bereich der
Formen. (HR II/2, 371; Brief vom 09.08.1937)
Wer einmal das umfassende, universelle Bewusstsein erlangt hat, für den
verlieren die Erscheinungen auf der physischen Ebene in weitem Maße ihre Kraft
der Anziehung. Die individuelle Seele weiß dann, dass sie eines der
geschlechtslosen spirituellen Wesen ist, die aus höheren Sphären herabkamen, um
die grobe Materie zu erlösen. (TL VII, 342)
Deine
Seele sehnt sich nach geistiger Nähe. Nach physischer Vereinigung verlangt nur
der Körper.
„Sehnt sich die Seele denn nicht nach ihrer fehlenden Hälfte?“
Nein, es gibt keine „Dual-“ oder
„Zwillingsseele“ im Sinne einer „fehlenden Hälfte“: Unsere aus weiblichen und
männlichen Aspekten bestehende Ewige Individualität ist vollständig. Es gibt
nur verwandte Seelen.
In der Substanz der Göttlichen Seele gibt es kein Geschlecht, also kann es
auch keine Zwillingsseelen in dem Sinne geben, in dem das Wort „Zwilling“
gewöhnlich gebraucht wird. (TL V, 201)
Die fehlende ist in Wahrheit die
unsichtbare Hälfte unseres Wesens.
Der geistig erwachte Mensch sucht
sie nicht außerhalb, beim anderen Geschlecht, sondern in sich selbst: Wenn er
sich seines Höheren, Ewigen Selbstes stets bewusst ist, hat er die Vereinigung
der geistigen und der materiellen Seite seines Wesens wiedererlangt. Dann hört
der sexuelle Wunsch des Körpers auf.
Ist die Liebe in einem Menschen vollkommen entfaltet, so verschwindet die
Anziehungskraft der Geschlechter. Der „geschlechtslose Herr“ kennt keine
Vorliebe für eines von beiden Geschlechtern. (TL III, 86)
Die physische Vereinigung stillt nur
das Verlangen des Körpers, lässt die Sehnsucht der Seele aber unbefriedigt.
Schon die alten Römer wussten:
Post coitum omne
animal triste est. Nach dem Beischlaf sind alle Wesen traurig.
Die Natur nutzt die Sehnsucht der Seele
nach Einheit, um für physische Fortpflanzung zu sorgen. Lasse Dich aber nicht
irreführen!
5.
Seele sucht geistige Gemeinschaft
Nikolaus Roerich „Zwenigorod“
„Aber auch die Seele sehnt sich nach
Nähe, nach Verbindung mit anderen Seelen.“
Ja, natürlich, aber das ist das
Bedürfnis nach wirklicher, geistiger Gemeinschaft mit ihren wahren, ewigen
Verwandten, ihren Seelenverwandten, wie sie vor und nach dem irdischen Dasein
in der Jenseitigen Welt so wunderbar besteht.
Befriedige Deinen Wunsch nach
Gemeinschaft nicht durch Vereinigung der Körper, sondern durch geistige Verbindung!
Suche
nach Menschen, die Dir spirituell nahestehen! Wenn Du sie auf der Erde nicht
findest, nimm in der Meditation Verbindung mit Ihnen auf, denn in der Höheren
Welt gibt es sie sicherlich, und spätestens dort wirst Du nach dem Tod auch
wieder mit ihnen zusammenkommen.
Wirkliche spirituelle Anziehung ohne Sexualität findet unter individuellen
Seelen – ob physisch verkörpert oder nicht – aus dem Wissen heraus statt, dass
sie alle Widerspiegelungen der Überseele sind und keine Ähnlichkeit mit
sexuellen Instinkten oder einem Materiegrad haben, der zur physischen Ebene
gehört. (TL VII, 342)
Leider
suchen die Menschen meist die Verbindung der Körper, und deswegen scheitert
das, was sie „Liebe“ nennen, so häufig.
Unglücklicherweise ist das Verlangen nach Vereinigung der Körper bei weitem
größer als das Verlangen nach Vereinigung auf der geistigen Ebene. Es müssen
aber diese besonderen Wirkungsweisen der beiden Arten des Verlangens umgekehrt
werden. (TL VII, 375)
Täuscht Euch nicht darüber hinweg:
Leidenschaft, die physische Anziehung zwischen den Geschlechtern hat mit der
spirituellen, selbstlosen, geistigen Liebe der Seele nichts zu tun.
Die menschliche Leidenschaft, die sich selbst gern mit dem Schein
Göttlicher – selbstloser – Liebe umgibt,
erzeugt im niederen Selbst den täuschenden Glauben, dasjenige, was in
Wirklichkeit nur die Wirkung der Leidenschaft ist, sei von der Natur der Seele,
die leidenschaftslos ist. Deshalb ist der Durchschnittsmensch, der sich im
Strudel der Leidenschaft bewegt, die nach seiner Überzeugung geistige Liebe
ist, nicht bereit zuzugestehen, dass die Anziehung zwischen gegensätzlichen
Geschlechtern nur die Wirkung der Polarität – der Materie ist. (TL VII, 342)
Wollust ward dem Wurm gegeben,
und der Cherub steht vor Gott.
(Schiller, Ode „An die Freude“)
Du musst Dich entscheiden. Du kannst
nicht sowohl dem Geist (der Seele) als auch der Materie (dem Körper) dienen.
Jeder Schritt auf dem Pfad der bewussten Einheit mit der Gottheit besteht
in Entsagung. Geist und Materie können sich nicht treffen. Das eine muss
weichen, wo das andere ist. Ihr könnt die Höhen der Errungenschaft nicht
erklimmen, wenn ihr auf dem Rücken die schwere Last tragt, die aus
Nachgiebigkeit gegen das niedere Selbst entsteht. Ihr könnt Reinheit nicht
durch Leidenschaft erlangen. (TL VII, 345)
Die Schüler sind wiederholt darüber belehrt worden, dass geistige
Schöpferkraft ausschließlich auf einem Weg erlangt werden kann. Trotzdem suchen
sie in der Regel ständig nach einem anderen Weg, um die Tätigkeiten der niederen
Schöpfungsfunktionen doch mit denen auf der höheren oder geistigen Ebene zu
verbinden. Doch die Kluft zwischen beiden ist unüberbrückbar.
Der Mensch aber sucht stets nach einer Methode, wie er die Schwierigkeiten,
die seinem Glauben an die Wirkungseinheit zweier oder mehrerer geistiger
Partner entgegenstehen, anpassen oder überwinden, gleichzeitig aber auch die
Einheit der physischen Körper dieser Partner suchen und finden kann. So
versucht er in seinem Bewusstsein zu rechtfertigen, was doch, wie er genau
weiß, in Wirklichkeit rein sexuelle, körperliche Anziehung zwischen den
Partnern ist. (TL VII, 375)
Der geistige Mensch erkennt: Sein
Verlangen nach dem anderen Geschlecht ist in Wahrheit die Sehnsucht nach
Erlösung, nach dem Heil der Seele, das vor allem der Mann bei der Frau sucht.
Die düstre Glut, die hier ich fühle
brennen,
sollt’ ich Unseliger sie Liebe
nennen?
Ach nein! Die Sehnsucht ist es nach
dem Heil:
Würd’ es durch solchen Engel mir
zuteil! (Richard Wagner, Der Fliegende
Holländer)
6. Keine Vergeudung von kostbarer Energie
Agni Yoga
stellt keine sinnlosen Verbote auf.
Die Religionen begannen etwas zu verbieten, ohne zu wissen warum. (BGM II,
329 [333])
Wenn wir wissenschaftlich an unser
Thema herangehen, erkennen wir: Der männliche Samen ist ein Schatz, eine
kostbare Energie, mit der behutsam umzugehen ist.
Man kann den Samen wiegen, man kann ihn in ganz kleine Teile zerlegen, doch
trotzdem bleibt noch eine unfassbare und unergründliche Substanz übrig, die
genauso unersetzlich ist wie die Lebenskraft eines Samenkorns. Eine solch
außergewöhnliche Substanz ist sehr kostbar. Das wird sogar ein einfältiger
Mensch begreifen. (BGM II, 329 [333])
Wir
sollten diese Schöpferkraft statt für physische lieber für geistige Dinge
verausgaben.
Der beste Beweis ist das Experiment. Wenn wir zwei Individuen vergleichen,
von denen eines die Lebenssubstanz vergeudet, wohingegen das andere sie bewusst
bewahrt, werden wir erstaunt sein, wie feinfühlig der geistige Apparat des
zweiten sich entwickelt. Die Qualität der Arbeit wird eine viel bessere sein,
und die Zahl seiner Vorhaben und Ideen nimmt zu. Daher ist Mäßigung keine
krankhafte Entsagung, sondern eine vernünftige Tat. Leben geben bedeutet nicht,
den Vorrat an Lebenssubstanz zu vergeuden. (BGM II, 329 [333])
Wir können dieselbe Kraft
nicht zweimal verwenden: Wir können sie entweder in die sexuellen Organe oder in
die höheren Zentren lenken, aber nicht in beide gleichzeitig.
Durch den Geschlechtsverkehr steht die spirituelle Schöpfungsenergie auf
der spirituellen Ebene nicht mehr zur Verfügung. (TL VII, 354)
Wir
können die Energie umwandeln und statt in niedrige in hohe Kanäle lenken.
Dies ist das eigentliche Geheimnis der Kreuzigung: das Geheimnis, warum
Leidenschaft, Gier und Hass abgetötet werden müssen: Spirituelle Energie kann
diese verkümmerten Zentren nicht zur Tätigkeit erwecken, solange dieselbe
Energie zur Befriedigung des niederen Begehrens aufgebraucht wird. Populär
ausgedrückt: Man kann nicht den Kuchen essen und ihn gleichzeitig behalten. Wie
gesagt, die Kluft zwischen Geist und Materie ist unüberbrückbar. Die Substanz,
die diese Zentren bildet, muss umgewandelt, das heißt in höhere Schwingung
versetzt werden. (TL VII, 375)
Unsere
geistige Schaffenskraft wächst durch physische Enthaltsamkeit!
Ein unersetzlicher Wert muss gehütet werden. So wollen wir uns Mäßigung als
eine Kraft vorstellen, die Flügel verleiht. (BGM II, 329 [333])
7.
Leid durch Sexualität
Der Sexualtrieb ist verantwortlich für
eine ungeheure Menge von Leid. Jeder von uns hat das entweder schon selbst
erfahren oder kennt zahllose Beispiele aus seiner Umgebung:
Die rein körperliche Anziehung zwischen Mann
und Frau oder die sexuelle Not des Mannes ketten Menschen zusammen, die
eigentlich gar nicht zusammengehören. Es kommen Kinder zur Welt, die
unerwünscht sind und dementsprechend lieblos behandelt werden; die eine ganze
Lebensplanung völlig durcheinanderbringen oder die Mütter dermaßen überfordern,
dass letztlich nur ein Schwangerschaftsabbruch als letzter Ausweg bleibt.
„Ist Abtreibung denn so schlimm?“
Sie ist die Tötung eines lebenden
Menschen. An dieser Erkenntnis führt kein Weg vorbei.
Deshalb ist es schlimmer als Mord, die
Erzeugung von Kindern abzubrechen. (BGM I, 358 [421]
Abtreibung ist ganz sicher Mord. Deshalb
darf sie nur dann zugelassen werden, wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist.
(HR I/2, 64; Brief vom 17.04.1934)
So mancher, der sein Leben rückwirkend
betrachtet, wird vielleicht feststellen, dass das Leid die Freude überwiegt.
8. Kommende Rassen ohne Sexualität
Nikolaus Roerich „Lama“
Im Grunde ist die ungeheure
Samenproduktion des Mannes eine Fehlentwicklung der Natur.
Es ist unsinnig, dass der Druck einen
gesunden Mann dazu zwingt, so häufig, etwa einmal in der Woche, Verkehr mit
einer Frau zu haben. So viele Kinder kann die Erde gar nicht tragen und niemand
kann für sie sorgen.
Viel angemessener wäre es im Grunde, wenn,
wie bei manchen Tieren, nur einmal im Jahr Paarungszeit wäre. Selbst das ist
für die Menschheit noch zu viel.
*****
Ich will das ohne jede Bewertung
feststellen und nicht die natürliche Ordnung oder gar Gott anklagen.
Möglicherweise liegt der Fehler bei uns selbst: Nämlich darin, dass uns wir in
früheren Existenzen derart an den sexuellen Spielen erfreut haben, dass sich
dieser Trieb von Inkarnation zu Inkarnation und von Generation zu Generation
immer mehr und weit über das natürliche, angemessene Maß hinaus verstärkt hat.
Das Blut der Massen der Menschheit
ist selbst jetzt noch befleckt von den geschlechtlichen Sünden früherer Rassen.
(TL VI, 295)
„Eine Fehlentwicklung der Natur? Das
erscheint mir doch zweifelhaft. Ist nicht Sexualität ein natürlicher Ausdruck
des Menschen, sogar von Gott gewollt?“
Nun, wir können es auch anders ausdrücken:
Sexualität ist eine ziemlich primitive, grobe, überholte Methode, um einer
Seele ein Vehikel zu verschaffen, mit dem sie auf der materiellen Ebene
auftreten kann. Sie kann und muss, wie das Laufen auf vier Beinen, mit der Zeit
durch einen höheren Entwicklungsstand abgelöst werden. Leidenschaft betäubt,
vergröbert unsere feinstofflichen, für geistige Empfindungen geschaffenen
Zentren. Wenn wir aufsteigen und uns verfeinern, werden wir auch einen
feineren, geistigeren Weg finden, um neues Leben zu erzeugen.
„Was findest Du eigentlich so primitiv an
der Vereinigung von Mann und Frau?“
Nun, die physischen Funktionen im
Zusammenhang mit Zeugung, Schwangerschaft und Geburt sind für einen geistigen
Menschen, wenn er sich nicht gerade im Taumel der Leidenschaft befindet, eher
abstoßend.
Außerdem ist die Vorstellung wenig
erfreulich, erneut als kleines, hilfloses Baby in unreinen Windeln auf die Welt
kommen und über viele Jahre hinweg schon wieder Laufen, Sprechen, Mathematik,
Englisch und alles andere lernen zu müssen, was einen reifen Menschen ausmacht;
die Wirren der Pubertät, die Irrungen der Annäherung an das andere Geschlecht
noch einmal durchmachen zu müssen, und so fort.
Im Prozess der natürlichen Evolution werden die Unvollkommenheit der
physischen Empfängnis und der Geburt sowie eine hilflose Kindheit beseitigt
werden, all dies wird dereinst in das Reich der Legende eingehen. (HR I/3, 117;
Brief vom 31.05.1935)
*****
Eine höhere Evolutionsstufe wird
ohne Sexualität, physische Zeugung und Geburt auskommen.
Der Mensch der Zukunft erschafft
Nachkommen durch seine geistige Kraft!
Bei den höher entwickelten Seelen der jetzigen Rasse findet sich auch eine
intuitive Vorstellung von einer zukünftigen Rasse und einer Zeit, in der die
beiden Geschlechtsaspekte wieder vereinigt sein werden und eine
geschlechtslose, höher entwickelte Rasse erscheinen wird. Für diese Seelen ist
die Zeit der physischen Zeugung vorüber, jedes dieser Wesen wird die Macht
besitzen, durch Willen und Yoga zu erschaffen. (TL V, 201)
Im Prozess der natürlichen Evolution werden für die Verkörperung des sich
inkarnierenden Geistes die [geistigen] Kräfte von
Vater und Mutter gleichermaßen benötigt, und beide werden an diesem Prozess der
Verkörperung teilnehmen; die Ernährung wird überhaupt keines rauchenden Herdes
mehr bedürfen. (HR I/3, 117; Brief vom 31.05.1935)
Darauf sollten wir
langsam beginnen, uns einzurichten und vorzubereiten, indem wir unsere geistige
Entwicklung vorantreiben! Wenn wir auf dem aufsteigenden Bogen der Evolution
voranschreiten und uns immer weiter verfeinern und vergeistigen, wird der
Sexualtrieb auf natürliche Weise nachlassen.
Je größer Seele
wird, desto mehr tritt das Körperliche zurück.
Wenn die Zentren, durch die sich das männliche bzw. das weibliche Prinzip
ausdrücken, einander angeglichen werden, wird die Sexualität in der Form, wie
ihr sie jetzt kennt, verschwinden. Die sexuelle Leidenschaft wird auf eine
höhere Stufe gehoben werden. Wo die beiden Zentren einander gleich sind, übt
geschlechtliches Verlangen keinen Zwang mehr aus. Der göttliche Hermaphrodit
ist dann entstanden, in dem die Kraft der Schöpfung durch Willen und Yoga
wirkt. (TL VII, 354)
9. Beherrschung des Triebes
Ernst Barlach "Der Geistkämpfer"
Für den heutigen, von seiner
Geschlechtslust getriebenen Menschen ist Verhütung das größte Problem: Vor der
Ehe dürfen auf keinen Fall Kinder kommen. In der Ehe muss spätestens nach drei
oder vier Sprösslingen Schluss sein. Das Paar lebt also, von einigen wenigen
Jahren abgesehen, in ständiger Angst vor ungewollter Schwangerschaft.
Die herkömmlichen Verhütungsmethoden sind
entweder nicht sicher genug (Kondom) oder aus geistiger Sicht unzulässig wie
die Spirale, die die Einnistung einer schon befruchteten Eizelle verhindert.
Das einzig sichere Verhütungsmittel, die Antibabypille, ist einer Frau kaum
zuzumuten, weil sie sich damit über viele Jahre hinweg mit Hormonen in einem
künstlichen Zustand der Schwangerschaft hält.
*****
Auf geistiger Ebene kann die Lösung der
Menschheitsfrage der Sexualität nur Selbstbeherrschung sein.
Die Aufgabe des Menschen der
heutigen Zeit ist, seine Triebe zu beherrschen, statt sich von ihnen knechten
zu lassen.
„Wie stellst du dir das praktisch
vor?“
Der erste Schritt ist: Lebe
Sexualität nur noch als den krönenden physischen Ausdruck einer wahren, tiefe,
geistigen Liebe – also nur mit einem wirklichen Seelenverwandten und
Lebenspartner.
Der nächste Schritt lautet:
Praktiziere Geburtenkontrolle nur noch auf dem natürlichen Weg der
Enthaltsamkeit an fruchtbaren Tagen. Das ist schon eine große und schwere Übung
der Selbstbeherrschung, die Deinen Geist wachsen lässt.
Natürlich sollte die Frau nicht nur physische Lebensspenderin sein; sie hat
ihre anderen hohen Pflichten. Und zu diesem Zweck besteht die natürliche
Enthaltsamkeit, die leicht durchgeführt und so der Zuwachs der Familie
reguliert werden kann. Dies ist gut möglich, wenn das Herz und den Kopf hohe Interessen
beschäftigen. Ich erwarte natürlich viele Einsprüche, doch ich bestehe darauf.
Es besteht kein Zweifel darüber, dass dies beim gegenwärtigen sittlichen
Zustand der Familien sehr schwer ist, doch es gibt bereits solche Familien, und
sie werden in Zukunft zunehmen. In früheren Zeiten verstanden es die Menschen,
die Geburtenregelung nach den Mondphasen zu bestimmen. Später wurde dies als
schwarze Magie betrachtet, doch heutzutage wären solche Maßnahmen besser als
die schrecklichen Abtreibungen, die Frauen zu Krüppeln machen und damit auch
die kommenden Generationen. (HR I/2, 65; Brief vom 17.04.1934)
Nur dann Geschlechtsverkehr zu haben, wenn
ein Kind wirklich gewollt ist, wäre der letzte Schritt, der allerdings bei der
gegenwärtigen Stärke des Verlangens für die meisten Menschen fast unmöglich
erscheint.
Pythagoras hat erst mit Ende 50 geheiratet. Wir wollen gern glauben – in
der Sprache des Agni Yoga heißt das: Es ist ein hohes Ideal, für das zu kämpfen
sich lohnt – dass dieser hohe Eingeweihte seinen Trieb bis dahin beherrschen
konnte.
*****
Es gibt aber auch eine Aussicht,
langfristig, über Generationen hinweg eine Lösung zu finden, um den übermächtig
gewordenen Sexualtrieb zu zügeln: Wir wissen aus der Biologie:
Die Funktion schafft das Organ. Ein Organ,
das nicht genutzt wird, bildet sich zurück.
Wir können also die Fehlentwicklung
unserer Natur korrigieren und erwarten, dass der Trieb mit der Zeit nachlässt,
wenn wir ihm immer seltener gestatten, sich auszuleben.
Es ist ein wohlbekanntes Naturgesetz, dass Nichtgebrauch von Funktionen
allmählich auch den Bau der Form verändert. In dem Maße, wie sich der
Geistkörper des Menschen entwickelt, verschwinden die Neigung und Fähigkeit zum
Missbrauch der niederen Schöpfungskraft aus dem Körper, der immer ätherischer
wird. (TL VII, 375)
Man kann tatsächlich den Drachen
aushungern, das heißt: Das Tier im eigenen Inneren immer kleiner halten und
schließlich überwinden, indem man ihm kein Futter mehr gibt.
Es ist unmöglich, mit einem einzigen Schlag alle Köpfe der
Hydra mit dem Schwert abzuschlagen. Dies bedeutet, man muss Maßnahmen solcher
Art ergreifen, dass das Ungeheuer des Hungertodes stirbt. Man muss seine
Ernährung unterbinden, und es wird verschwinden. (Br II, 480)
Das ist natürlich eine Aufgabe für
viele Inkarnationen! Der Neue unsterbliche Mensch muss aber weit in die
Zukunft, nämlich für einen ewigen Weg planen!
*****
Künstliche Methoden erlauben nur
scheinbar ein sorgloses Ausleben der Sexualität. Sie sind ein Irrweg. Hier wie
bei allen Problemen der Menschheit liegt die Lösung auf der geistigen Ebene.
Der Königsweg ist der Geistige Pfad. Er allein erschließt die Zukunft:
Es geht nicht nur um Sexualität,
sondern allgemein um die Beherrschung des niederen Selbst!
Sie muss der heutige, von den
verschiedensten Leidenschaften und Emotionen geknechtete Mensch besonders
dringend lernen.
Die Ewige Individualität muss neben dem
Leib und dem Gedanken- und dem Gefühlskörper auch den Instinktkörper
beherrschen.
Die Sexualerziehung ist nur ein Teil der
Übung, Selbstbeherrschung zu erlangen, die Herrschaft des Geistes über sich
selbst zu errichten. Wir haben
schon mehrfach betont:
In unserem eigenen Inneren findet
ein regelrechter Kampf zwischen dem Tierischen und dem Göttlichen statt. (Ernst
Barlach „Der Geistkämpfer“)
Das Sinnbild von der Versuchung und dem Fall des Mannes wurde falsch
ausgelegt. Man hat vergessen, dass die ursprüngliche Menschheit
doppelgeschlechtlich war. Es war der Kampf zwischen der höheren und der
niederen Natur eines einzelnen Wesens, was ursprünglich in diesem Sinnbild
dargestellt wurde, und nicht ein Kampf zwischen zwei Persönlichkeiten
verschiedenen Geschlechtes. Die niedere oder negative Natur war der Versucher
oder Verführer. (TL III, 95)
Der Sexualtrieb ist neben der Lust
des Gaumens die stärkste Waffe des Körpers im Kampf mit dem Geist um die
Vorherrschaft über Dich.
Liebe Brüder, ich ermahne euch als Fremdlinge und Pilgrime: Enthaltet euch
von den fleischlichen Lüsten, welche wider die Seele streiten. (1. Petr. 2, 11)
Wir müssen die höhere Stufe erreichen, auf
der nicht der Trieb, sondern der Geist entscheidet, ob und wann wir
Geschlechtsverkehr haben.
*****
Die Geschlechtslust entsteht im
Kopf: Durch die Bilder, die Phantasien, die wir uns in unserem Gehirn
vorstellen.
Wir müssen lernen, unsere Gedanken
zu beherrschen, wenn wir den Geschlechtstrieb in den Griff bekommen wollen.
Wer sich mit geistiger Arbeit oder
Interessen beschäftigt, verfällt nicht so leicht in lustvolle Gedanken wie
jemand, der körperlich tätig oder orientiert ist.
Wenn Du es vermagst, eine Frau wie Deine
Mutter, Deine Schwester oder Deine Tochter anzusehen, wirst Du kein Verlangen
verspüren. Gegenüber Seelenverwandten suchst Du nach Einheit im Geist und
kommst gar nicht auf die Idee, Dich ihnen körperlich zu nähern.
„Kannst Du ein Beispiel geben?“
Ja, Gandhi hat viele Experimente zur
Erhebung seines Wesens durch geistige Kraft angestellt. Einer davon war: Um zu
beweisen, dass man selbst ein so starkes und elementares Gefühl wie Sexualität
überwinden kann, hat er nackt mit einem nackten jungen Mädchen (meist einer
Schülerin) die Nacht im Bett verbracht. Weil sich sein Geist in einem Feurigen
Zustand befand, hat auch sein Körper kein Verlangen geäußert.
„Hast Du das auch schon versucht?“
Nun ja, das scheitert am Widerstand meiner
Frau. Auch Gandhi hat das erst nach dem Tod seiner Frau gemacht.
*****
Enthaltsamkeit
ist aber kein Sport. Du darfst sie nicht wie eine Trophäe vor Dir hertragen. So
mancher beginnt viel zu früh mit ihr.
Du wirst
spüren, wenn Deine geistige Entwicklung durch Sexualverkehr tatsächlich Schaden
nimmt. Erst dann solltest Du Enthaltsamkeit in Betracht ziehen.
Denke
auch an Deinen Partner. Es ist nicht fair, weiterhin mit ihm zusammenzuleben
und ihn von einem Tag auf den anderen mit Keuschheit zu strafen. Gandhi und
Ramakrischna haben die Zustimmung ihrer Ehefrauen erbeten, bevor sie sich für
ein Leben in Enthaltsamkeit entschieden haben. Die Heilige Hildegard von Bingen
hat einst einen Adligen schwer gerüffelt, der sich seinen ehelichen Pflichten
entziehen wollte.
*****
Erst ab einer bestimmten Stufe der
Hierarchie ist Sexualität unerwünscht, weil sie dort tatsächlich der weiteren
geistigen Entwicklung im Wege steht.
Es besteht kein Zweifel darüber, dass jene, die sich dem praktischen
Okkultismus widmen, Enthaltsamkeit üben müssen; denn alle Energien müssen für
die Entwicklung besonderer Fähigkeiten bewahrt werden. (HR I/3, 83, 84; Brief
vom 18.04.1935)
Hier ist Enthaltsamkeit der Preis für das
weitere Anwachsen der geistigen Kraft. Sie ist dann aber gar keine Entsagung,
kein Verzicht mehr, sondern höchstes geistiges, unvergängliches statt
körperlichem, kurzfristigem Glück.
Durch sparsamen Gebrauch der Lebenssubstanz werden Lebenskräfte
gespeichert, und so bewahren wir die schöpferische Kraft in uns. Daher wird von
jedem, der praktischen Okkultismus betreibt, völlige Enthaltsamkeit verlangt.
Dies erklärt, warum der Archat ein Leben völliger Enthaltsamkeit führt. (HR I/3,
112; Brief vom 31.05.1935)
Es gehört seit alters her zur
Einweihung, den Novizen daraufhin zu prüfen, ob er – gerade auch in einem
Moment der Schwäche – den Lockungen des Fleisches zu widerstehen vermag. Der
Tempelschüler ist diesen Versuchungen in der heutigen Welt ständig ausgesetzt,
in der er mit aufreizenden Bildern geradezu überschüttet wird. Du siehst:
Unsere Einweihungsprüfung findet mitten im Alltagsleben statt!
Wer bemüht ist, Befreiung zu gewinnen, dann aber in Sinnlichkeit
zurückfällt, blockiert sich diesen Weg für lange Zeitalter selbst; denn er
verschleiert damit seine Intuition von neuem und ist nicht mehr in der Lage,
zwischen wahr und falsch zu unterscheiden. (TL IV, 173)
10.
Die Aufgabe der Frau
Nikolaus Roerich „Sie die führt“
Es ist eine der großen Aufgaben des
weiblichen Prinzips, das männliche Prinzip auf den rechten, den geistigen Weg
zu führen. Die Macht der Frau ist groß: Ein verliebter Mann, der sein Ideal
anbetet, lässt sich gern lenken!
Der Frau wird ihre natürliche
Bestimmung als Priesterin von der katholischen Kirche aus Unwissenheit
hartnäckig verweigert. Sie kann dieses hohe Amt im alltäglichen Leben
ausfüllen, indem sie dem Mann auch auf dem Gebiet der körperlichen Liebe bei
seinem Streben nach Selbstbeherrschung, Erhebung, Verfeinerung und
Vergeistigung hilft.
Wenn Du das willst, solltest Du aber
sein Verlangen nicht noch anstacheln, indem Du wie ein Flittchen aufreizende,
körperbetonte Kleidung trägst. So beraubst Du Dich selbst Deiner Würde als
Mittlerin zu den Höheren Sphären!
*****
Hier ist ein Abschnitt aus den
Tempellehren, den auch Helena Roerich sich zu eigen gemacht und in einem ihrer
Briefe wörtlich zitiert hat:
Wie ungebildet der Mann auch sein mag, er schafft sich ein Ideal und
kleidet es in die Gestalt des geliebten Weibes. Dieses Ideal wird zerstört,
sobald die niederen Wünsche in dem Kampf zwischen Tugend und Laster, zwischen
dem Wirklichen und dem Unwirklichen die Oberhand gewinnen. Der Mann mag sich
selbst für eine kurze Zeit zu dem Glauben überreden, dass das Ideal noch
bestehe, aber es ist nur ein Trugbild des wirklichen Ideals, das dann noch
sichtbar ist; und die leichtfertige, sexuell überspannte Natur der Frau hat
bald keinen Reiz mehr für ihn: es folgt Überdruss und schließlich völlige
Abneigung.
Da die Frau die Versuchung gewesen ist, welcher die niedere Natur des
Mannes erlag, kann der Mann nur dadurch zur Erkenntnis der höheren Aspekte der
Weiblichkeit und zu dem Wunsch, diese zu besitzen, gebracht werden, dass die
Frau sich weigert, an seinem Fall teilzunehmen, und indem sie seinem geistigen
Auge die Schönheiten und Vorzüge des höheren weiblichen Aspektes zeigt. Der
Mann wird das weibliche Geschlecht segnen oder verfluchen je nach dessen Kraft,
seine, des Mannes niedere Natur im Zaum zu halten und zu beherrschen.
Jede Frau, die mithilft, einen Mann aus seinem niederen Selbst zu erlösen,
indem sie sich weigert, der vermöge ihrer niederen Natur sie erreichenden
Versuchung nachzugeben, und ihm auf diese Weise das Vorhandensein einer höheren
Lebensstufe beweist, die ihm bis dahin unbekannt war, tut mehr zur Erlösung der
Rasse, zu der sie beide gehören, als irgendein Mann im jetzigen Zeitalter tun
kann, wie groß er auch sein mag.
Andererseits ist es die Weiblichkeit, welche schließlich weit mehr als der
Mann für die lockeren Sitten der heutigen Rasse voll zur Verantwortung gezogen
werden wird. Die Zeit des Mannes kommt in einer anderen Epoche, wie es früher
auch schon der Fall war. Der jetzige Zyklus ist eine große Gelegenheit für die
Frau; deshalb, Töchter des Königs, fordere ich euch erneut auf, bittet den Gott
in euch, dass er euch rein erhalte. (TL III, 95; HR II/2, 544; Brief Nr. 2 vom
Januar 1939)
An alle Frauen dieser Welt: Hört
Ihr? Das ist ein Ruf Eurer großen Schwester!
Hier bietet sich Euch eine
wunderbare Gelegenheit, zum unermesslichen Nutzen der Menschheit wahre,
geistige Führung zu übernehmen! (Nikolaus Roerich „Sie die führt“)