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SENDEREIHE

 

„EINFÜHRUNG  IN  AGNI  YOGA“

 

SENDUNG  13

 

Weg und Ziel des Menschen

 

 

 

Meine Damen und Herren,

 

 

es ist mir eine Freude, Sie wieder begrüßen zu dürfen! Wir sprechen heute über den Weg und das Ziel des Menschen und schließen damit den ersten Abschnitt der Sendereihe „Einführung in Agni Yoga“ ab.

 

Als nächstes folgt eine Sendereihe über die zehn Grundpfeiler der Praxis des Agni Yoga.

 

 

1. Das Ziel: Neue Evolutionsstufe

 

Das Ziel des Menschen kann in einem einzigen Satz zusammengefasst werden: Das Errichten einer neuen Stufe der Evolution.

 

Dieses Ziel hat zwei Aspekte, einen inneren und einen äußeren: Aus uns selbst einen Neuen Menschen und aus den umgebenden Verhältnissen eine Neue Welt schaffen.

 

Aus dem Geist der Unsterblichkeit erneuern wir uns selbst und die Welt.

 

 

2. Der Neue Mensch

 

Um dieses hohe Ziel zu erreichen, muss ein jeder von uns bei sich selbst beginnen.

 

Erfolgreiche Vervollkommnung beginnt mit Selbstvervollkommnung. (AUM 211) 

 

Das große Ziel des Agni Yoga ist, einen Neuen Menschen hervorzubringen, der dem Ebenbild Gottes ähnlicher ist als der heutige Mensch. Sein wichtigster Charakterzug ist seine Unsterblichkeit. Auf dieser Grundlage entwickelt er Eigenschaften wie Furchtlosigkeit, Freiheit, Lebensfreude und Selbstlosigkeit.

 

Ein neuer Aufbau ist nur mit neuen Menschen möglich. Nur wer sich selbst erneuert, kann die Welt verändern.

 

Ein neues Banner erfordert neue Menschen. (BGM I, 375 [440])

 

Die Geschichte lehrt: Selbst das beste System (z.B. der Kommunismus) führt nicht zum Fortschritt, wenn es weiterhin von den alten, selbstsüchtigen Menschen beherrscht wird.

 

Einer der schönsten und wichtigsten Paragraphen des Agni Yoga lautet:

 

Geistiger Aufstieg ist der alleinige Weg zur individuellen Errungenschaft sowie zur Erlangung des Allgemeinwohls. (FW III, 247)

 

Das besagt: Die Verwandlung des Einzelnen in ein unsterbliches, geistiges Wesen dient nicht nur seinem eigenen, persönlichen Fortkommen, sondern ist gleichzeitig Dienst am Allgemeinwohl, nämlich der einzige Weg, um auch die menschliche Gesellschaft insgesamt voranzubringen.

 

In unserer Sendereihe „Experiment Unsterblichkeit“ sehen Sie mehr darüber, wie der neue, unsterbliche Mensch aussieht und wie Sie sich in ihn verwandeln können.

 

 

3. Die Neue Welt

 

Der Neue Mensch schafft die Neue Welt. Er bringt eine höhere Kultur, eine der Unsterblichkeit angemessene Lebensweise hervor. Eine Gesellschaft, in der es keine Gier, Gewalt, Hass, Zerstörung, Krieg und Egoismus, keine Armut und keine Arbeitslosigkeit gibt.

 

Je mehr Neue Menschen es gibt, desto mehr werden sich die Dinge der Welt zum Besseren wenden. Wenn immer mehr Menschen wie Unsterbliche leben; wenn sie furchtlos, vollkommen frei, freudig und vor allem selbstlos dem Allgemeinwohl dienen; dann werden sich die gesellschaftlichen Verhältnisse von selbst grundlegend verändern.

 

Wie die kommende Neue Welt im Einzelnen aussieht und wie wir sie errichten können, werden wir in späteren Sendungen noch besprechen.

 

 

4. Der Weg: Geistiger Pfad

 

Den Weg, der zu dem Ziel „nächsthöhere Evolutionsstufe“ führt, nennen wir den Geistigen Pfad. Er hat, wie das Ziel selbst, einen inneren und einen äußeren Aspekt:

 

Um zum Neuen Menschen zu werden, müssen wir die Herrschaft des Geistes über uns selbst errichten: Die Belange unseres höheren Selbst, unseres ewigen, geistigen Wesens gegenüber den Anliegen unserer animalischen, vergänglichen, materiellen Natur durchsetzen.

 

Um die Neue Welt aufzubauen, müssen wir die Herrschaft des Geistes in der Welt errichten: Die Grundsätze der geistigen Welt (Wahrheit, Schönheit, Gerechtigkeit, Liebe) in der menschliche Gesellschaft insgesamt gegen den Widerstand von Unwissenheit, Ungeistigkeit und Trägheit durchsetzen.

 

Die Lehre, wie man durchs Leben schreitet, wurde für jene enthüllt, die den Himmel verwirklichen wollen. (BGM II, 107)

 

Wer diesen Weg beschreitet, dem eröffnet sich ein endloses Arbeitsfeld: Sowohl in uns selbst als auch in unserer Umgebung gibt es an einem jeden neuen Tag so unendlich viel zu erheben und zu vergeistigen, dass unsere Zeit und Kräfte gar nicht ausreichen, um auch nur einen Bruchteil des dringend Notwendigen zu verwirklichen.

 

5. Wegweiser

 

Es ist von allerhöchster Bedeutung, dass Sie erkennen: Nicht anders als alle Religionen und jede höhere Weisheit lehrt Agni Yoga keine abstrakten Dogmen, sondern weist einen Weg.

 

Es ist erbärmlich, wenn jemand ziellos dahinvegetiert und sich von den Umständen hin und her treiben lässt. Es entspricht der Würde des Menschen, unbeirrbar seinen Weg zu gehen, Stufe um Stufe voranzuschreiten und mit aller Macht sein Ziel zu verfolgen.

 

Wir erkennen es als eine besondere Errungenschaft an, wenn ein Mensch unbeugsam das erwählte Ziel verfolgt, gleich, ob ihm zunächst Erfolg zuteil wird oder nicht. Doch dafür ist es notwendig, auch ein Ziel zu erwählen und zu verstehen, dass es abseits davon keinen Fortschritt geben kann. Aus solcher Überzeugung erwächst die Heldentat. (Br II, 174) 

 

Möge der Suchende also nicht nur fragen: „Was muss ich wissen?“, sondern vor allem: „Was soll ich tun? Welchen Weg soll ich beschreiten?“ Zu allen Zeiten ist für den Geistigen die entscheidende Frage die nach dem dao, dem rechten Weg.

 

Den rechten Weg zu gehen ist ein Selbstzweck. Diese Wanderung trägt ihren Sinn in sich selbst. Wenn Sie nur auf dem Pfad bleiben, nähern Sie sich Ihrem Ziel von allein und müssen ihm weiter gar keine Beachtung schenken.

 

 

6. Nicht missionieren

 

Agni Yoga will niemanden überreden und nicht missionieren. Er kann den Weg nur weisen – beschreiten müssen Sie ihn selbst.

 

Die Lehre vermag die Tür zu öffnen, doch eintreten kann man nur selbst. (Gem 20)

 

Agni Yogis kann man nicht schaffen, sondern ihnen lediglich den Pfad weisen. (AY 457)

 

Agni Yoga lehnt jeden Zwang ab, sowohl physischen als auch psychischen. Die Freiheit des Willens darf auf keinen Fall verletzt werden.

 

Es gibt nichts Schädlicheres als das Aufzwingen eines Glaubens. (BGM II, 330 [334])

 

7. Der Weg der Seele

 

Der alte Mensch richtet seine Wege und Ziele auf ein einziges irdisches Leben aus. Die Seele hat eine viel weitere Perspektive: Ihr Weg geht über unzählige Daseinsebenen, durch die verschiedensten materiellen und nicht-materiellen Welten, durch zahlreiche Existenzen und Inkarnationen hindurch.

 

Der Unsterbliche muss sich also einen Pfad wählen, den er in der höheren Welt und auf Erden, wieder in der höheren Welt und erneut auf Erden über viele Leben hinweg unabhängig von den äußeren Umständen durchschreiten kann. Das kann nur ein innerer, ein geistiger Weg sein; ein Weg, der das nährt, pflegt, reinigt, heilt, übt, stärkt und größer werden lässt, was nicht verlorengeht, sondern über alle Daseinswechsel hinaus erhalten bleibt: das Ewige in ihm, seine unsterbliche Seele.

 

Ihr begreift, dass ohne Erweiterung der himmlischen Wege das Dasein bedeutungslos ist. (Gem 29) 

 

Sie sehen: Die obigen Ausführungen über die neue Evolutionsstufe als Ziel sind keine graue Theorie: Ihre Seele selbst weist Sie auf den Geistigen Pfad des spirituellen Wachstums, des unbegrenzten Aufstiegs, der Verwirklichung des Göttlichen.

 

Schreitet unwiderruflich fort von der niederen Sphäre zu den fernen Welten. Strebt unwiderruflich zum Aufstieg in die Unbegrenztheit. (U I, 57)

 

Das Streben nach Vervollkommnung seiner selbst und der umgebenden Verhältnisse kann über den Tod hinaus in allen Räumen und Zeiten weiterverfolgt werden. Seine Ziele, der Neue Mensch und die Neue Welt, sind in einem einzigen irdischen Leben gar nicht zu erreichen.

 

Man kann unmöglich heute ein Zwerg und morgen schon ein Riese sein. (Br II, 712) 

 

Wir können nur Schritt für Schritt aufsteigen. Es genügt, wenn Sie dem Ziel jeden Tag ein kleines Stückchen näherkommen. Wenn Sie jeden Tag nutzen, liegen noch Tausende von Stufen vor Ihnen, so dass Sie im Laufe der Zeit hoch hinaus kommen können.

 

Jede Stufe der geistigen Leiter muss durchschritten werden. Wie erhaben ist die Leiter zur Feurigen Welt, die im Jahr 366 Tages- und 366 Nachtstufen hat! Jede Stufe unterscheidet sich von der anderen, und jede möge besser sein als die vorhergehende. (FW II, 280) 

 

 

8. Notwendigkeit des Geistigen Pfades

 

Der Niedergang der Zeit hat seine Ursache darin, dass die Menschen in den letzten Jahrhunderten mit dem Verlust der höheren Verbindung auch das Bewusstsein des unendlichen Geistigen Pfades und der Notwendigkeit des Aufstiegs auf höhere, lichtvollere Stufen verloren haben.

 

Seitdem die Menschen die Vorstellung über die großen Welten verloren haben, entfernten sie sich vom Verstehen der Vervollkommnung. (AY 245) 

 

Man schüchterte die Menschen mit der Vorstellung der Hölle ein, und gleichzeitig verschwieg man die Bedeutung der Vervollkommnung. (Br II, 44) 

 

Tatsächlich gibt es für den, der alles leugnet, was höher steht als er selbst, auch gar keinen Anlass, sich selbst und die Verhältnisse zu erheben.

 

Wenn ihr nicht zugebt, dass das Beste und Lichtvollste existiert, dann besteht kein Grund, euch um das Behüten und Vervollkommnen eurer eigenen Monade zu sorgen. (Hier 212)

 

Die Erlösungs- und Gnadenlehre der Kirchen hat uns vergessen lassen, dass wir auf Erden leben, um uns der Vollkommenheit anzunähern: Dem Ebenbild Gottes in unserem eigenen Inneren und den paradiesischen Zuständen in unserer wahren Heimat, der überirdischen Welt der Seele.

 

Allein die Vorstellung vom Pfad ist dem irdischen Aufenthalt angemessen. (FW II, 347)

 

Wenn alles in Bewegung ist, wenn die Evolutionvoranschreitet, muss auch der Mensch vorwärtsschreiten, wenn er nicht zurückfallen will.

 

Da sich der Kosmos in Bewegung befindet, ist es unmöglich, unbeweglich zu bleiben - es geht entweder rückwärts oder vorwärts. (Gem 127) 

 

Die irdische Welt ist wie eine Sackgasse - entweder Aufstieg oder Vernichtung. (FW I, 157) 

 

 

9. Nur ein Weg

 

Entgegen dem, was uns die sich gegenseitig bekämpfenden Sekten und Konfessionen vorspiegeln, gibt es nur  e i n e n  Weg der Erhebung. Er ist allerdings, wie im Gebirge, für denjenigen, der schon höher hinauf gekommen ist, besser zu erkennen als für den Wanderer, der noch am Fuße des Berges steht.

 

Auf den Bergpfaden kann man weder rechts noch links vorankommen, sondern nur geradeaus. Man kann weder in den Abgrund springen noch einen steilen Felsen hinaufklettern. Es gibt nur einen Pfad, und oben wird das Ziel gesehen. (Herz 521)

 

Wir sollten keinen anderen Weg suchen als den, den die großen Lehrer zu allen Zeiten gewiesen haben und auf dem sie uns voranschreiten.

 

Der Mensch versucht immer wieder, auf anderem Wege zu Gott emporzusteigen als auf jenem, den Gott selbst gewiesen hat, und erst wenn Enttäuschung und Verzweiflung ihn zum Ausgangspunkt des Weges zurückgetrieben haben, ist er bereit, diesem Weg zu folgen. (TL V, 231; VII, 374)

 

Alle, die höher stehen als wir, haben diesen Pfad durchschritten. Es gibt keine andere Möglichkeit, als ihnen nachzufolgen.

 

Jeder einzelne von uns muss denselben rauen Pfad erklettern, den die Meister in Einsamkeit, Armut und Anstrengung gegangen sind, falls wir die Höhen erreichen wollen, auf denen sie stehen. (TL VII, 353) 

 

 

10. Konfession ohne Bedeutung

 

Ihre Religion oder Konfession spielt für den Geistigen Pfad keine Rolle. Jeder Weg der Vergeistigung führt zu den Höhen. Der göttliche Funke brennt in jedem Menschen - es gibt unzählige individuelle Möglichkeiten, ihn auf Erden zum Ausdruck zu bringen.

 

Wir werden den Nahenden auf allen zur Höheren Welt führenden Pfaden begegnen. (AUM 54)

 

Alle Religionen enthalten höhere Weisungen, wie der Geistige Pfad zu beschreiten ist. Die Gläubigen müssen sich nur auf den Weg machen. Wenn sie ihren Glauben praktizieren, werden sie feststellen, dass ihre Wege sich kaum voneinander unterscheiden. Beim Voranschreiten schwinden die Unterschiede und scheinbaren Widersprüche zwischen den Konfessionen – zumal wie bei einer Pyramide alle hohen Wege auf dasselbe Ziel zulaufen.

 

Wir heißen nicht nur jene willkommen, die Christus allein als ihren Lehrer erachten, sondern ebenso die Anhänger Lao-tses, Konfuzius’, Buddhas, Krischnas, Zarathustras und Maitreyas. Aber wir fragen sie, ob sie die Lehre Christi wirklich studieren und im Leben anwenden. Wenn ja, so wird es keinen Grund für Missklang geben, denn wahrlich, alle großen Bündnisse kommen aus ein und derselben Quelle. (HR II/2, 365; Brief vom 31.07.1937) 

 

Dogmen entzweien, gelebter Glaube aber verbindet. Vergleichen Sie die alltägliche religiöse Praxis von Christen wie dem Hl. Benedikt oder der Hl. Hildegard von Bingen mit der Praxis eines Hindu wie Gandhi oder mit der von „Heiden“ wie Pythagoras oder Platon: Sie werden kaum relevante Unterschiede feststellen.

 

 

11. Geistiger Pfad als einziger Ausweg

 

Der Aufstieg nach oben ist der einzige Ausweg aus der Misere der Zeit. Wohin wollen Sie sich sonst wenden?

 

Daher können die nach Wahrheit Suchenden den Sinn des Daseins nur im Pfad des Aufstiegs zur Hierarchie finden. Anders bleibt das Leben ein unentrinnbarer Kreis, und der Geist wird in Jahrtausenden nicht seine Befreiung finden. (Hier 420)

 

Wir können die bedrückende Last der irdischen Sphäre nicht anders als durch Streben zum Überirdischen bewältigen.

 

Nachdem wir alle Ecken und Enden des Planeten durchsucht haben, werden wir den alleinigen Pfad nach Oben finden. (Hier 153) 

 

 

12. Geistiger Pfad unabhängig von den Umständen

 

Die äußeren Umstände unseres Lebens sind zufällig, wechselhaft, für jeden verschieden und nicht sicher zu beherrschen. Lesen Sie erneut die biblische Geschichte von Hiob: Sie lehrt uns:

 

Ein Mensch kann aus Gründen, die nicht bei ihm liegen und die er nicht übersehen kann, von einem Tag auf den anderen ins Unglück gestürzt werden - und muss dennoch an seinem Pfad festhalten.

 

Herr hat‘s gegeben, der Herr hat‘s genommen; der Name des Herrn sei gelobt! (Hiob 1, 21)  

 

Es ist gerade der Sinn der weltlichen Ordnung, dass der Geist lernt und übt, sich unter allen Umständen zu behaupten und zu entfalten. Vielleicht hat eine Inkarnation unter besonders ungünstigen Verhältnissen nur den einen Zweck, Ihre Treue zu erproben und Ihre Festigkeit zu stählen. Wir hatten in der Sendung über das Gesetz der Entsprechung schon gesagt: Die Umstände formen sich genau so, dass Sie das lernen können, was Ihnen noch fehlt.

 

Wir müssen uns unter den unterschiedlichsten Umständen prüfen; darin verbirgt sich das Geheimnis der vielen verschiedenen Inkarnationen. (Br I, 218) 

 

Zum Meister wird nur, wer alle Welten, Ebenen, Dimensionen, Zeiten und Daseinsformen erfolgreich durchschreitet, sich jeder nur denkbaren Lebensweise anpasst und sich überall zurechtfindet.

 

Den Pfad zu gehen heißt, bewusst mit jedem Punkt, jeder Linie, Fläche und Dimension aller Ebenen des Seins in Berührung zu kommen, von der niedersten materiellen bis zur höchsten spirituellen. (TL VII, 367) 

 

Ein hoher Eingeweihter wie Platon verstand, dass er, obwohl einer der größten Philosophen aller Zeiten, selbst in der Sklaverei noch etwas lernen und weiter aufsteigen konnte.

 

Selbst als der Denker der Sklaverei überantwortet wurde, sagte Er: „Welch herrlicher Beweis für die Mannigfaltigkeit der menschlichen Wege!“ (Br II, 527) 

 

Von allerhöchster Bedeutung ist, dass Sie erkennen: Der Geistige Pfad als innerer Weg kann und muss unabhängig von den äußeren Umständen beschritten werden. Der Aufstieg kann nur aus der bestehenden, vorgegebenen Lebenssituation heraus erfolgen. Alle großen Meister haben sich inmitten eines Volkes aus den groben irdischen Bedingungen erhoben.

 

Jeder Mahatma begann seinen Aufstieg inmitten eines Volkes und hatte bloß den Mut, den schweren Pfad der Großen Seele zu wählen. (Hier 304)

 

Niemand kann sich die Verhältnisse aussuchen. Sie werden uns von höherer Stelle nicht ohne Grund bestimmt.

 

Bedenkt, dass man selbst die jämmerlichste Existenz in ein Leuchten kosmischer Feuer verwandeln kann. (U I, 36) 

 

Den Weg der Seele, wie ihn Agni Yoga lehrt, kann jedermann jederzeit in jeder beliebigen Lebenssituation beschreiten. Der Ausweg zu den Höhen steht immer und überall offen. Wir schildern eine Praxis, die auch ein Mensch der westlichen Kultur, inmitten einer ungeistigen Welt, ausüben kann.

 

Es ist wichtig, dass sich die Denkkunst wieder über die äußeren Zustände erhebt, die einen untergeordneten Daseinsfaktor bilden. (Br I, 510) 

 

Sie müssen die Verhältnisse, in die Sie gestellt wurden, als Gelegenheiten verstehen, um Ihren Aufstieg voranzubringen.

 

Jede Lebensbedingung eröffnet eine Möglichkeit zu schöpferischem Handeln. (Br II, 881) 

 

Der Pilger nimmt die Schwierigkeiten auf dem Weg, wie sie kommen. Unbeirrbar schreitet er voran, seinem Ziel entgegen. Ob er die Verhältnisse verbessern kann, weiß er nicht. Das hängt nicht allein von ihm ab. Aber sich selbst und sein eigenes Leben kann er jederzeit weiter vergeistigen!

 

Es ist unerlässlich, dass sich dieser Prozess, zu einem Glaubenshelden zu werden, bewusst und außerhalb von zufälligen äußeren Bedingungen vollzieht. (BGM II, 319 [323]) 

 

Den Entschluss, den Geistigen Pfad einzuschlagen, und die daraus erwachsende geistige Haltung müssen wir gegenüber den widrigen materiellen Bedingungen durchsetzen. Die Überwindung der Materie durch den Geist ist gerade das Ziel des Geistkämpfers. Unser Entschluss wäre nichts wert, wenn äußere Umstände uns davon abbringen könnten.

 

Wandert leichten Herzens, freuet euch noch mehr und gehet nur den höheren Pfad. (BGM I, 43 [46]) 

 

Wir dürfen uns nicht als schwächer als die Verhältnisse erweisen, in die wir gestellt wurden. Ein König des Geistes zwingt durch die Macht seines Geistes die Umstände, sich ihm zu unterwerfen.

 

Wenn Sie unfähig sind, Ihre erste Prüfung zu bestehen und Ihre Rechte als zukünftiger Adept geltend zu machen, indem Sie die Umstände zwingen, sich vor Ihnen zu neigen - dann sind Sie ebenso völlig ungeeignet für weitere Proben. (Jin II, 69) 

 

 

13. Verhältnisse keine Entschuldigung

 

Niemand möge sich einbilden, er könne den Weg der Seele erst dann beschreiten, wenn zunächst bestimmte äußere Bedingungen eingetreten sind - wie materielle Unabhängigkeit, Selbständigkeit der Kinder, die Zustimmung des Ehepartners, Umzug aus der Stadt in die Natur oder dergleichen Dinge mehr:

 

In Meinem Auftrag weist darauf hin, dass euch weder Sorge um das Haus noch Armut von dem Pfad zu Uns abgehalten haben. Man wird entgegnen, dass Armut und Kinder den geistigen Pfad behindern. Doch Kinder sind die Blumen der Erde, und Armut dient der Reinigung des Geistes. (BGM I, 154 [172]) 

 

Die Verbindung mit dem anderen Geschlecht, das Heranziehen von Kindern und das Verdienen des Lebensunterhaltes mit eigener Arbeit sind Notwendigkeiten der menschlichen Natur. So kann niemand in einer materiellen Welt ohne Arbeit existieren. Diese Notwendigkeiten können und dürfen ein spirituelles Leben nicht hindern.

 

Manchen stört die Familie, manchen eine ungeliebte Beschäftigung, manchen die Armut und manchen die Angriffe der Feinde. Jedes Hindernis muss die Geburt einer Möglichkeit sein. (BGM II, 349 [353])

 

Die Mitmenschen mit dem zu versorgen, was sie zum Leben benötigen - z.B. physisch Nahrung, Kleidung, Behausung und Gesundheit oder geistig Wahrheit, Gerechtigkeit und Schönheit -, ist weder eines Schülers noch eines Lehrers unwürdig. Was in einer materiellen Welt nun einmal unumgänglich ist, kann dem geistigen Weg nicht entgegenstehen.

 

Seien Sie nicht unglücklich, weil Sie für Ihren Lebensunterhalt so viel Zeit aufwenden müssen! Wir alle müssen unser Brot verdienen. In der Tat, alles sollte mit menschlichen Händen und Füßen vollführt werden, ohne sich vom Leben zurückzuziehen. Darin liegt große Schönheit. Alle großen Denker schufen unter den mühsamsten Umständen. Alle irdischen Lasten sind für das Wachstum des Geistes notwendig. Es werden sich zeitgerecht neue Umstände ergeben, und die Aufgaben werden sich erweitern. Vielleicht werden wir uns dann nicht mehr um den Lebensunterhalt mühen, aber es werden neue Probleme an uns herangetragen, weit kompliziertere und schwierigere. (HR II/1, 30; Brief vom 24.09.1935) 

 

Die vermeintlichen Hinderungsgründe, die so mancher vorschützt, sind sämtlich Illusion: Entweder gehört eine Verpflichtung oder Belastung zu unserem Schicksal (Karma); dann ist ihre Bewältigung gerade ein wesentlicher Teil des Geistigen Pfades. Oder es handelt sich um eine belanglose Nichtigkeit; dann müssen wir sie bedenkenlos abstoßen, wenn wir mit dem höheren Leben Ernst machen wollen. Die Lösung liegt in uns selbst!

 

Manche werden sagen: „Wir sind bereit, die Grundsätze der Bruderschaft zu begreifen; wir sind zur Zusammenarbeit bereit, jedoch sind wir von solch unerträglichen Verhältnissen umgeben, dass wir größere Bereitschaft nicht bekunden können.“ Kann es wirklich Umstände geben, die es nicht zulassen, das in die Tat umzusetzen, wozu das Herz bereit ist? (Br I, 582) 

 

Wo immer Sie stehen, müssen Sie die Fahne des Geistes hochhalten! Inmitten der erdrückenden Hast der Großstadt, erstickt von der Sorge um den Lebensunterhalt, trotz zahlloser Verpflichtungen, aufgezehrt von Beruf und Familie, von den Anforderungen und Ablenkungen des Alltags. Die Mahatmas haben für das Wohl der Welt zu sorgen – da sind unsere Lasten sicherlich geringer.

 

Der Städter ist von alltäglicher Hast erdrückt und kann an Harmonie gar nicht denken. Sogar der feinsinnige Philosoph ist erstickt von der Sorge um den Verdienst. So erweist sich das Grundlegendste als vergessen. Die Menschen verstehen nicht, dass der Weg zur Harmonie in der Kunst des Denkens besteht. Viel Betrachtung ist notwendig, um Harmonie zu erreichen. (Br II, 341) 

 

Geistigen Fortschritt kann man immer und überall erzielen.

 

Überall und immer kann man lernen. (Br I, 41) 

 

Jeder kann im Laufe des Tages etwas aus der Lehre befolgen. (Br I, 222) 

 

Wir dürfen keine Entschuldigung für die Missachtung geistiger Gesetze in den äußeren Umständen suchen.

 

Die Menschen suchen sich mit den Schwierigkeiten des Lebens zu rechtfertigen. (Br I, 330) 

 

Für einen wirklichen Geistkämpfer gibt es keine unbrauchbare Situation - er macht sich jede Lage zunutze, um weiter aufzusteigen. Das Leben ist ihm, wie das Material für einen Künstler, Übungs- und Umformungsstoff, um Höheres daraus zu erschaffen.

 

Armselig ist der Handwerksmeister, der vom Reichtum der Natur keinen Gebrauch macht. Für den geschickten Holzschnitzer ist ein krummer Baum ein wahrer Schatz. Nur eine armselige Vorstellung gibt sich mit den Beschränkungen durch andere zufrieden. (FW I, 472)

 

Sich besonders schlau dünkende Menschen beteuern oft, dass viele Umstände sie davon abhalten, Gutes zu tun. Der Mensch jedoch kann unter allen Umständen Gutes tun. Das ist das Privileg des menschlichen Zustandes. (Br I, 281)

 

Erkennen Sie: Gerade die geistfeindlichen Umstände unserer heutigen Zeit bieten Ihnen die beste Möglichkeit, aufzusteigen! Je schwieriger die Verhältnisse sind, desto größer wird Ihre Errungenschaft sein!

 

Euer Karma hat euch mitten in den Kampf des 19. und 20. Jahrhunderts geführt und euch zu spirituellem, mentalem und physischem Fortschritt weit größere Gelegenheiten geboten als jemals einer anderen Rasse. Es vergeht kein Tag, der euch nicht Prüfungen und Gelegenheiten bietet, die, wenn ihr sie richtig nutzt, euch auf dem Pfade zur Adeptschaft eine große Strecke vorwärts bringen können. (TL I, 14) 

 

 

14. Keine Verbesserung der Verhältnisse erwarten

 

Der Realist nimmt die Welt so, wie sie ist. Man darf sich nicht über die Sphäre beklagen, in die es einen verschlagen hat: Die nächste auf dem ewigen Weg könnte noch schlimmer sein. Man darf nicht auf eine Verbesserung der äußeren Umstände hoffen. Das wäre eine schwere Selbsttäuschung: Sie könnten sich noch verschlechtern!

 

Wer auf bessere Verhältnisse hofft, macht seine Entwicklung von Dingen abhängig, die er nicht beherrschen kann. Was das Schicksal morgen für Sie bereithält, wissen Sie nicht. Wenn sich die erhoffte Verbesserung nicht ergibt – wollen Sie sich dadurch von Ihrem geistigen Weg abbringen lassen?

 

Die Menschen hoffen, dass das Schwierigste vorübergehen und nachher glückseliges Amrita beginnen wird. Was werden sie denken, wenn sie erfahren, dass dem Schweren noch Schwereres folgt? Werden die Menschen vielleicht den menschlichen Pfad zu verlassen suchen? Wohin aber wollen sie gehen? (Br I, 304)

 

Weiser ist es, sich darauf einzurichten, dass die Schwierigkeiten wachsen werden, wenn Sie den Pfad betreten: Je weiter Sie voranschreiten, desto wütender werden die Versuche der finsteren Mächte sein, Sie aus der Bahn zu werfen.

 

Im Maß des Aufstiegs werden auch die Angriffe stärker. (Br II, 562) 

 

Die Menschheit hat den Tiefpunkt des Evolutionszyklus gerade erst hinter sich gebracht. Es werden daher für den Geist auf Erden noch auf lange Zeit widrige, nahezu unerträgliche Zustände herrschen. Das darf uns nicht daran hindern, die ersten Grundlagen für den Wiederaufstieg zu legen. Es muss uns aber jede Illusion über eine rasche Verbesserung der äußeren Verhältnisse nehmen.

 

Wir arbeiten nicht für uns. Wir arbeiten für die Zukunft, für unsere Kinder und Kindeskinder!

 

 

15. Fortschritt selbst bestimmen

 

Der unermessliche Vorzug des inneren Weges ist: Weil die äußeren Umstände belanglos sind, hängt es allein von Ihnen selbst ab, ob Sie vorankommen. Niemand und nichts, keine äußeren Bedingungen und kein anderer Mensch können Ihr Fortkommen aufhalten.

 

Die Freiheit des Yogi: Nichts vermag seinen Fortschritt zu hindern. (AY 259) 

 

Auf der materiellen Ebene scheitern viele mit ihren Träumen, weil die Umstände ihre Verwirklichung nicht zulassen. Dem Geistkämpfer kann ein solches Missgeschick nicht widerfahren. Er kann nur an sich selbst scheitern: Indem er untreu wird, sich von den Verhältnissen überwältigen lässt und vom Pfad abweicht. Wenn Sie den Weg der Seele nicht verlassen, ist Ihnen der Aufstieg sicher.

 

Seid nicht unzufrieden, außer mit euch selbst. (BGM II, 292 [296])

 

Wovon träumen Sie? Auf dem Geistigen Pfad bestimmen allein Sie selbst, ob Sie Ihr Ziel erreichen.

 

Wenn sogar unter den schwierigsten Umständen der Glanz der Freude bewahrt bleibt, ist der Agni Yogi von unüberwindbarer Macht erfüllt. Hier, jenseits des schwierigsten Aufstiegs, beginnt die Feurige Welt. Ein Yogi weiß, dass ihn vom Erreichen der Feurigen Welt nichts abhalten kann. (FW I, 561) 

 

Wie die ersten Schritte auf dem Weg der Seele praktisch aussehen, werden wir in der neuen Sendereihe „Die 10 Grundpfeiler der Praxis des Agni Yoga“ besprechen.

 

 

 

 

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