AGNI  YOGA  WEB  TV

 

 

SENDEREIHE

 

„AUSBILDUNG“

 

 

SENDUNG  4

 

Beherrschung der Gefühle

 

 

Liebe Agni Yogis,

 

wir setzen die Sendereihe „Ausbildung“ fort. Nach der Beherrschung des Körpers und der Gedanken sprechen wir heute über die Meisterung der Gefühle und der Instinkte.

 

Die Kontrolle der Emotionen folgt denselben Regeln wie die der Gedanken. Das, was wir darüber in der letzten Sendung „Beherrschung der Gedanken“ schon gesagt haben, gilt auch für Deine Gefühle. Deshalb brauchen wir heute vieles nur kurz zu wiederholen.

 

Ohnehin sind Gedanken und Gefühle kaum zu trennen.

 

Deine Gefühle werden fast ausschließlich von Deinen Gedanken bestimmt.

 

Urusvati weiß, wie schwer die Menschen sich Gefühlswissen aneignen. Das rührt von der Trennung des Gefühls vom Gedanken her; kann es aber ein Gefühl geben, das nicht auf der Grundlage des Gedankens ruht? (Br II, 182)  

 

„Mir geht es schlecht.“

 

Ist das ein Gedanke oder das Gefühl der Niedergeschlagenheit?

 

„Ich armer, warum muss es immer mich treffen?“

 

Ist das ein Gedanke oder das Gefühl des Selbstmitleids?

 

„Ich habe Angst vor dem Tod.“

 

Ist das ein Gedanke oder ein Gefühl? Jedenfalls schwindet diese Anwandlung durch den Gedanken an die Unsterblichkeit und Unvergänglichkeit der Seele. Womit sich bestätigt, dass die Beherrschung der Gefühle weitgehend auf die Beherrschung der Gedanken hinausläuft.

 

*****

 

Der Schüler fragt: „Warum ist es so wichtig, dass ich meine Gefühle beherrsche?“

 

Aus zwei Gründen:

 

Zum einen lassen Deine Gefühle Dich die Dinge in einem bestimmten Licht sehen und färben sie sozusagen. Mit der Wirklichkeit hat diese emotionsgeprägte Sicht nichts zu tun.

 

Die Wahrheitssucher werden die Sonne weder als heiter noch als finster sehen, sondern wissen, dass ihr inneres Gefühl sogar dieses große Gestirn zu färben vermag. (Br II, 307)   

 

Du wirst das Opfer einer Illusion, von Maja.

 

Wer großes Wissen erworben hat, wird sich von irdischen Stimmungen nicht verführen lassen. (Br I, 562)   

 

Vor allem aber webst Du, wie mit jedem Gedanken, so auch mit jedem Gefühl an der feinstofflichen Struktur Deiner Ewigen Individualität – anders gesagt, an Deinen Schwingungen.

 

Diese Sendung enthält 18 Leitgedanken oder Kernaussagen, die von entscheidender Bedeutung für Deine tägliche Praxis sind. Der erste lautet:

 

1. Leitgedanke:

Nicht die äußeren Umstände

formen Deine Seele,

sondern die Gefühle,

mit denen Du auf sie reagierst.

 

Dein wahres Wesen wird schön oder hässlich nicht durch die Verhältnisse, in die es Dich verschlagen hat, sondern durch die Gefühle, die Du selbst als Reaktion darauf in Deinem eigenen Inneren aufkommen lässt und pflegst!

 

Der Mensch der Zukunft beherrscht eine große Kunst: Er hält seine Schwingung hoch, bewahrt seinen Feurigen Zustand (siehe die Sendung „Übung Feuriger Zustand“), was auch immer ihm zustößt. Das bedeutet unter anderem: Er beherrscht seine Gefühle.

 

 

Abschnitt I: Beherrschung der Gefühle allgemein

Nikolaus Roerich „Glory of the Himalayas“

 

Wir sprechen zunächst über die Beherrschung der Gefühle allgemein. Später gehen wir im zweiten Teil auf einzelne Emotionen gesondert ein.

 

 

1. Gefühlskörper

 

Deine Gefühlsnatur ist, wie der physische und der Gedankenkörper, ein Wesen eigener Art.

 

Identifiziere Dich mit Deinen Gefühlen ebenso wenig wie mit Deinem Leib oder Deinen Gedanken.

 

Nicht Du – Dein wahres Ich, Deine Ewige Individualität – fühlt, sondern Dein vergänglicher Gefühlskörper.

 

 

2. Gefühle beobachten und prüfen

Nikolaus Roerich „Tsong kha-pa

 

Der erste Schritt zur Beherrschung der Gefühle ist die fortwährende Beobachtung und Überwachung ihrer ständig wechselnden Tätigkeit. Du tust zunächst nichts mehr, als sie von oben, vom Standpunkt Deiner Ewigen Individualität aus bloß objektiv zu betrachten:

 

Ohne Absicht und ohne Wertung. Du stellst nur fest, was in Dir vor sich geht.

 

„Mein Werkzeug, mein Gefühlskörper empfindet Freude oder Leid, Empörung, Beleidigung, Kränkung oder Verletzung.“

 

Die erste Verpflichtung ist, seine eigenen Gefühle zu überwachen. (Herz 432)  

 

Erst in einem zweiten Schritt prüfst Du den Wert jedes einzelnen Gefühls, um dann unerwünschte auszusondern und erwünschte zu pflegen.

 

Man sollte sich persönliche Äußerungen genauso abgewöhnen wie schädliche Gewohnheiten. Ein im Feuer der Hierarchie gestähltes Gefühl wird sich nicht verzerren. So könnt ihr Gefühle auf der genauesten Waage ins Gleichgewicht bringen. Es braucht viel Geduld, um ihre Qualität mit dem Maßstab der Hierarchie zu überprüfen, ohne das Gefühl und das Herz einzubüßen. (FW II, 407)  

 

 

3. Gefühle beherrschen

 

Selbstbeherrschung ist die erste und grundlegende Übung, wenn wir den Neuen Menschen schaffen wollen. Solange der Leib, der Bruder Esel mit seinem Herrn, der Ewigen Individualität umspringt, wie er will, kann diese sich niemals entwickeln und wird in ihren wahren Bedürfnissen immer unterdrückt. Dasselbe gilt, wenn Du zulässt, dass Gefühle Dich unkontrolliert überwältigen.

 

Wie Deinen Leib und Deine Gedanken musst Du auch Deine Gefühle beherrschen, reinigen, erziehen und verfeinern.

 

2. Leitgedanke:

Du lässt Dich von Deinen Gefühlen nicht versklaven,

sondern lernst, ihrer Herr zu werden.

 

„Was bedeutet das konkret?“

 

Deine Seele bestimmt, ob Dein Gefühlskörper sich durch Freude oder Jammern offenbaren darf. Wenn sie stark ist, hegt sie nur positive, edle, schöne Gefühle und lässt schlechte, negative, unerwünschte nicht zu.

 

Jetzt muss man vor allem lernen, seine Gefühle zu beherrschen. (AUM 403)   

 

Der normale irdische Alltag, in dem viele Angriffe Dein seelisches Gleichgewicht bedrohen, bietet Dir an jedem neuen Tag unzählige Gelegenheiten, die Lenkung Deiner Gefühle zu vervollkommnen.

 

Die Fähigkeit, seine Gefühle zu beherrschen, ergibt sich durch langwieriges Bemühen. Sie kann auch im Alltagsleben erreicht werden, wenn es in der Umgebung eines Menschen viele Anlässe zur Störung des Gleichgewichts gibt. (Br II, 424)   

 

 

4. Unerwünschte Gefühle vertreiben

 

Niedere Emotionen, die mit Deiner wahren, höheren Natur nicht vereinbar sind (Gereiztheit, Ärger, Zweifel, Aggression, Selbstmitleid, Niedergeschlagenheit, Schwäche, Angst, Kummer, Sorge, Verletzung, Kränkung, Neid, Einsamkeit, Enttäuschung, Hoffnungslosigkeit oder Ungeduld) vertreibst Du bewusst wie lästige Fliegen.

 

Im Alltagsleben herrscht die Routine der Gekränktheit. Man muss sie erkennen und wie ein äußerst schädliches Insekt verjagen. Kleinliche irdische Gefühle verwandeln sich in eine Feurige Gehenna. (FW I, 143)  

 

Zweifel, Gereiztheit und Selbstbemitleidung können bewusst vertrieben werden. (AY 340)  

 

Wenn es einem unerwünschten Gefühl gelingt, sich durchzusetzen, hat Dein Ewiges Selbst eine Niederlage erlitten.

 

Es gab ein altes Spiel, bei dem die Menschen versuchten, einander zu ärgern. Wer sich zuerst ärgerte, hatte verloren. (Br I, 47)  

 

 

Übung: Zeiten positiver Gefühle verlängern

Nikolaus Roerich „Warrior of Light“

 

Verlängere die Zeiträume, in denen Du ohne negative Gefühle bleibst!

 

Man muss fähig sein, wenigstens einen einzigen Tag ohne die geringste Gereiztheit zu verbringen. (Herz 465)  

 

 

5. Stimmungen überwinden

Gustave Doré „Salomon“

 

Deine Gefühle spielen Dir so manchen Streich, indem sie Dich in schlechte Stimmungen versetzen.

 

Es vergehen Jahre, bis es gelingt, unsere Gefühle zu zügeln, die immer bereit sind, bei der geringsten unverhofften Stimmung umzuschwenken. (HR II/2, 546; Brief vom 26.01.1939) 

 

Vor allem werden die Wahrheitssucher lernen, ihre vorübergehenden Stimmungen erkennen. Wer sich vervollkommnen will, muss die Stimmungen des grobstofflichen Zustands überwinden. (Br II, 307)  

 

Du überwindest eine üble Stimmung durch die Gewissheit, dass auch wieder bessere Stunden kommen werden.

 

Fürchte dich nicht vor Stimmungen, sie wechseln wie die Blätter. (BGM I, 172 [195])  

 

Lasse nicht zu, dass derartige Nichtigkeiten Einfluss auf Dein Leben und Handeln gewinnen.

 

Wenn eine Grille den Aufbau zunichtemachen kann, heißt das, dass das Streben klein war. (FW III, 458)   

 

Du bist das Opfer einer Anwandlung geworden, die ebenso schnell wieder verschwindet, wie sie gekommen ist.

 

Arm ist das Bewusstsein, das die vorübergehenden Zustände nicht beherrscht. (AY 406) 

 

Halte Dir den weisen Ausspruch Salomos ständig vor Augen:

 

Auch das wird vorübergehen. (FW I, 371; Br II, 495; Herz 164;)  

 

Es ist eine wunderbare Befreiung, eine Stimmung zu besiegen, deren Opfer Du bislang immer wieder wurdest.

 

 

6. Änderung des Denkens

 

„Wie kann ich unerwünschte Gefühle vertreiben?“

 

Durch eine Änderung Deines Denkens!

 

Nur die Kunst des Denkens kann Gefühle verfeinern. Der Mensch sollte verstehen, dass es ihm beschieden ist, früher oder später zum Empfinden der Harmonie voranzuschreiten, die auf der Kunst des Denkens beruht. (Br II, 341)  

 

Denken schafft Licht. Ein Denker sendet nämlich den Befehl aus: Es werde Licht! (Br II, 30)  

 

3. Leitgedanke:

Deine Gefühle werden

von Deinen Gedanken bestimmt.

 

Die Gedanken können jede Minute einen Wechsel der Stimmung bewirken. (Br I, 227)  

 

„Das verstehe ich nicht. Wie ist das gemeint? Was ich fühle, ist doch von meinem Intellekt unabhängig!?““

 

Lass uns drei Beispiele betrachten:

 

 

3 Beispiele

Nikolaus Roerich „Holy Himalayas“

 

Erstes Beispiel: Du grämst Dich nur dann über eine Schwierigkeit auf dem Weg, wenn Du falsch denkst! Sobald Du Dein Denken änderst und Dir den Nutzen von Hindernissen für Wachstum und geistigen Aufstieg bewusst machst, (siehe die Sendung „Freude über Hindernisse“), ändern sich auch Deine Gefühle: Jetzt freust Du Dich über die Widrigkeit!

 

Man kann die Finsternis zerstreuen, indem man die Richtung der Gedanken ändert. (BGM II, 177)  

 

Zweites Beispiel: Wer falsch denkt, trauert über den Tod eines Angehörigen. Sobald Du Dein Denken änderst und Dir bewusst machst, dass er jetzt in einer besseren Welt lebt, ändern sich auch Deine Gefühle: Du freust Dich jetzt für ihn. Du beweinst auch nicht mehr egoistisch Deinen Verlust, denn Du weißt, dass Du einen wahren Seelenverwandten wiedertreffen wirst.

 

Drittes Beispiel: Wenn Du falsch denkst, hast Du Angst, wenn Du mit dem Tod bedroht wirst. Sobald Du Dein Denken änderst und Dir bewusst machst: Der Tod des Körpers stellt für Deine unsterbliche Seele gar keinen bedeutsamen Verlust dar, weil Du demnächst einen neuen, schönen, jungen erhältst, ändern sich auch Deine Gefühle: Du kannst der Gefahr jetzt gelassen entgegentreten.

 

„Es gibt doch aber negative Gefühle, die keine Täuschung, sondern berechtigt sind, wie Unwohlsein, Hunger und der Schmerz einer Wunde!“

 

Ja, natürlich, das sind Signale Deines Körpers, die Du ernst nehmen musst, um Dein Werkzeug zu erhalten. Deine Seele lässt sich von ihnen aber nicht berühren.

 

Ein unwissender Mensch wird darüber verblüfft sein, dass das Gefühl von Kälte und Hunger verschwinden kann. Aber wer das Wesen der Dinge versteht, begreift, dass nicht die Gefühle verschwinden, sondern der Zustand des Geistes ein solcher sein kann, dass nichts ihn erschüttert. (AY 192)  

 

 

7. Gefühle über das Herz lenken

 

Wie für Gedanken, so gilt auch für Gefühle: Platze nicht gleich mit ihnen heraus, sondern halte inne und befrage zunächst Dein Herz:

 

„Wie soll ich mit einem bestimmten Gefühl umgehen? Soll ich es zulassen oder abweisen?“

 

Du lenkst Deine Gefühle über Dein Herz.

 

Negative Gefühle kannst Du im Feuer eines reinen Herzens läutern und umwandeln.

 

Ein vertieftes oder befreites Bewusstsein offenbart eine Umwandlung aller Gefühle. Die lebhafteste Farbe wird unsichtbar, die lauteste Symphonie unhörbar, die stärkste Berührung unfühlbar, die heißeste Speise nicht spürbar; so wirklich ist das Reich der Gefühle im Herzen. Wir nötigen Unsere Schüler, sich in dieser Transmutation der Gefühle, als eine der bedeutendsten Verfeinerungen des Herzens, zu üben. (Herz 559)  

 

 

Übung: Ständige Wachsamkeit

 

Sei ständig auf der Hut!

 

Wenn sich unerwünschte Gefühle wie Gereiztheit, Angst, Niedergeschlagenheit oder Hass regen, musst Du das erkennen und sofort gegensteuern. Du darfst sie gar nicht erst aufkommen lassen und vor allem nicht äußern.

 

Du stimmst die entsprechende Faser Deines Wesens nach wie ein Geiger oder Gitarrist im Konzert seine Saiten, damit sich kein Missklang ergibt. (Yehudi Menuhin)

 

 

8. Gefühle nach Belieben hervorrufen und ausschalten

 

Es ist eine uralte geistige Übung, ein Gefühl erst bewusst zu erwecken und es dann durch ein anderes zu ersetzen. Oder sich gezielt in eine bestimmte Gemütsverfassung zu versetzen und sodann ihre genau entgegengesetzte Stimmung in sich hervorzurufen.

 

Die besondere Qualität des Sehvermögens, zu sehen, ohne zu sehen, wurde bereits erwähnt. Doch man muss vor allem verstehen, seine Gefühle zu beherrschen. Man muss sie so erziehen, dass man sie zur Tätigkeit aufzurufen oder sie bewusst bis zum völligen Ersterben auszulöschen vermag. Genau wie es gesagt wurde, sehen können, ohne zu sehen: Das ist das beste Beispiel für die Beherrschung der Gefühle. (AUM 403)  

 

Die Menschen vermögen es vor allem nicht, sich in eine bestimmte Stimmung zu versetzen. (Br I, 186)  

 

Durch ein solches absichtliches Hin- und Herwechseln erfährst Du mit der Zeit, dass gar kein objektiver Grund für diese Gefühle besteht: Sie entstehen in Deinem Inneren aus äußeren Anlässen, auf die andere Menschen ganz anders reagieren. Der eine ist traurig, der andere freut sich über ein und dieselbe Sache.

 

Man kann jedes beliebige Gefühl heranbilden. (AUM 93)  

 

Von den Keimen sämtlicher Krankheiten bis zu den höchsten transzendentalen Möglichkeiten kann der Mensch alles in sich hervorrufen. Unglück tritt ein,wenn die Menschen ihre Möglichkeiten vergessen. Sie tun dies jedoch allzu oft, weshalb auch die Zahl der Nöte allzu groß ist. (Br II, 554)  

 

Deine Alltagsgefühle sind vollkommen relativ.

 

Sowie ein wirklich elementares Ereignis eintritt, wie schwere Krankheit oder drohender Tod, erkennst Du: Alles, worüber Du Dich sonst so ärgerst oder was Dich niederdrückt, ist vollkommen belanglos.

 

Allen ist das Gefühl der Grenzen der Sphären bekannt. Wenn ihr aus einem Schauspielhaus auf eine graue Straße tretet, scheint es euch, als wäret ihr in eine niedere Sphäre gefallen. Wenn ihr nach feierlichen Festlichkeiten zu eurer gewöhnlichen Arbeit zurückkehrt, seid ihr von der traurigen Alltäglichkeit betroffen. Wenn ihr aus strenger Kälte ein herrliches Gebäude betretet, scheint es euch die Krönung der Vollkommenheit zu sein.

Gewöhnt euch streng daran, entgegengesetzte Empfindungen aufzunehmen und Unerwartetes zu erfassen. Alles ist erwartet, weil alles bewusst ist. Wir bitten: Lasst den ganzen Aberglauben zurück und erkennt in allem die Wirklichkeit. (Gem 245)  

 

 

Praxistipp: Abendliche Selbstprüfung

Nikolaus Roerich „Brahmaputra“

 

Es ist eine gute Gewohnheit, Dir in der abendlichen Meditation die Gefühle des Tages noch einmal zu vergegenwärtigen und die Ursachen von negativen Empfindungen zu analysieren. So wirst Du erkennen, wo das Bewusstsein der Unsterblichkeit, des Nutzens von Hindernissen oder der Zweckmäßigkeit und Schönheit der Kosmischen Ordnung noch nicht tief genug in Deinem Wesen verankert ist.

 

 

9. Beherrschung der Instinkte

Rubens „Boreas entführt Oreithya

 

Der vierte und letzte Aspekt Deiner vergänglichen Persönlichkeit, den Du beherrschen musst, ist schließlich der Instinktkörper.

 

Dafür gelten dieselben Regeln wie für die Meisterung der Gedanken und der Gefühle, so dass es hier nichts weiter hinzuzufügen gibt.

 

Die wichtigsten praktischen Anwendungsbereiche sind Ernährung und Sexualität, über die es jeweils eigene Sendungen gibt („Ernährung nach geistigen Grundsätzen“, „Sexualität“).

 

 

Abschnitt II: Einzelne Gefühle

 

Wir sprechen jetzt genauer über einzelne, im alltäglichen Leben besonders häufig anzutreffende, schädliche negative (Gereiztheit, Niedergeschlagenheit, Furcht und Zweifel) sowie besonders wünschenswerte positive Gefühle (Gelassenheit, Geduld, Feierlichkeit und Freude).

 

 

Gereiztheit

 

Gereiztheit ist eine weit verbreitete, in ihrer Schädlichkeit aber meist verkannte Emotion.

 

 

1. Geistesgift

 

Gereiztheit ist ein Geistesgift!

 

Mit Gereiztheit vergiften die Menschen sich selbst und ihre ganze Umgebung. (Br II, 510)  

 

Wenn Du gereizt reagierst, schwächst Du Dich selbst, nämlich Dein Höheres Selbst!

 

Im Zorn und bei Gereiztheit hält der Mensch sich für stark – so ist es in der irdischen Vorstellung. Doch von der Feinstofflichen Welt aus betrachtet ist ein gereizter Mensch besonders kraftlos. (AUM 331)  

 

Deine Schwingung fällt ab, Dein Feuriger Körper zersetzt sich und Deine Aura wird geradezu hässlich.

 

Bedenkt, dass der Schaden der Gereiztheit nicht nur ein persönlicher, sondern auch ein räumlicher ist. Dieser hinter Lächeln und Höflichkeit verborgene Wurm hört nicht auf, die Aura zu zerfressen. Sein Schaden untergräbt alle Werke. (AY 369)  

 

Mühsam erworbene Errungenschaften werden in einem Augenblick zunichte gemacht.

 

Wie viele über Jahrhunderte angesammelte Errungenschaften werden durch ein unbeherrschtes Gebrüll hinweggefegt! (Hier 400)  

 

Zornausbrüche, Hass oder Eifersucht können in einem Augenblick mehr niederreißen, als der Mensch in einem Jahr wieder aufbauen kann. (TL V, 211)

 

Reizbarkeit trübt Dein Wahrnehmungsvermögen und unterbindet den Verkehr mit der Höheren Welt.

 

Seid um des Schaffens willen von Verurteilung der Gereiztheit durchdrungen. Wenn sie wie ein Blutgerinnsel die Ohren verschließt, kann dann ein Mensch hören? Wenn sie das Auge trübt, kann dann ein Mensch sehen? Wenn ein Schleier auf das Bewusstsein fällt, wo bleibt dann die Errungenschaft? (AY 369)  

 

Wie Wolken die Sonne verhüllen, so unterbricht Gereiztheit die Leitung des Herzens. (FW II, 146)  

 

Sie zieht niedere feinstoffliche Wesen an, denn diese nähren sich von den unreinen Emanationen, die Du in einem solchen Zustand ausstößt.

 

Ein gereizter Mensch zieht viele kleine Wesenheiten zu sich heran, die sich von den Emanationen des Zornes nähren. (AUM 331)   

 

Gereiztheit gewährt den Finsteren Zutritt. Verschiedene Fremdlinge wenden sich dorthin, wo es Gereiztheit gibt, und bemühen sich, ihren Vorteil daraus zu ziehen und die Wirkung des Giftes zu verstärken. Wie viel Gewebe wird zerrissen, wie viele Prüfungen und Experimente werden zur Freude der Böswilligen vereitelt. (Herz 93)  

 

Reizbarkeit erzeugt einen physischen Stoff, der Imperil genannt wird.

 

Das ist ein Gift, das sich in den Nervenkanälen ablagert und den Organismus zersetzt.

 

Imperil nennt man das Gift, das durch Gereiztheit entsteht und Gefahr hervorruft. Dies ist ein vollkommen konkretes Gift, das sich an den Wänden der Nervenkanäle ablagert und auf diese Weise im ganzen Organismus verbreitet. (AY 15)   

 

 

Praxistipp: Liebe

 

Gereiztheit ist im Grunde ein Mangel an Liebe.

 

„Das verstehe ich nicht. Was hat es mit Liebe zu tun, wenn ich ruhig bleibe?“

 

Nun, liebe Dich selbst – so, wie Du nun einmal bist, dann brauchst Du Dich über Deine kleinen Schwächen nicht zu ärgern.

 

Liebe die Welt und Deine Mitmenschen so, wie sie nun einmal sind (es gibt keine besseren!), anstatt Dich über die umgebende Unvollkommenheit aufzuregen.

 

 

2. Bekämpfung

 

Anlässe für Ärger gibt es jeden Tag zur Genüge: Die Technik oder andere Menschen tun nicht, was sie tun sollen, erfüllen ihre Aufgabe nicht zuverlässig, nicht vollständig, nicht rechtzeitig oder gar nicht. Deine Mitmenschen können oder wollen nicht verstehen, was Du ihnen erklärst. Sie oder die Umstände stehen Dir im Weg und verhindern die Realisierung Deiner Pläne.

 

Oder aber Dein eigener Körper funktioniert nicht oder nicht gut wegen Krankheit, Alter oder Schwäche.

 

Keiner dieser Anlässe ist ein Grund, um „aus der Haut zu fahren“ und Dein wahres Selbst, Deine Ewige Individualität zu schädigen.  

 

Du musst Deinen ganzen Willen aufwenden, um den Anfall einer gereizten Stimmung abzuwehren.

 

Gereiztheit ist nichts anderes als Willensschwäche. (Br II, 63)  

 

Jeder, selbst ein schwacher Mensch, vermag Gereiztheit und Niedergeschlagenheit zu überwinden, wenn er nur will. Jeder sollte sich schämen, wenn er sich erinnert, wie er Willensschwäche bei sich zugelassen hat. (Br II, 835)  

 

Gib dieser Schwäche nicht nach!

 

Lasse Dich nicht herunterziehen! (Hieronymus Bosch „Hölle“)

 

„Kann ich wirklich mit dem Willen gegen Verärgerung angehen?“

 

Ja, in der Tat! Das negative Gefühl kommt in Deinem eigenen Inneren auf – dort kannst Du es unterbinden.

 

Auch eine ärgerliche Situation darf nicht dazu führen, dass Du Dich aufregst und wie ein Wilder gebärdest.

 

Das ist, als ob Dein Nachbarhaus brennt: Du musst unbedingt verhindern, dass das Feuer des umgebenden Chaos auf Dich übergreift. Rette Deine mühsam erschaffenen Kunstwerke, den Neuen Menschen und die Neue Welt, vor den Flammen! (A. Smirnow „Der Brand von Moskau“)

 

Du bleibst wie der Lotus, der von schmutzigem Wasser nicht berührt wird, oder wie ein Felsen in tobender Brandung.

 

 

3. Heilmittel

 

„Was genau kann ich tun, um den Angriff auf mein inneres Gleichgewicht zurückzuschlagen?“

 

Du nimmst den Standpunkt der Ewigkeit ein und erkennst:

 

Die Anlässe, die dieses zerstörerische Gefühl in Dir auslösen, sind vollkommen unbedeutend!

 

Wahrlich, die Ursachen der Gereiztheit sind nichtig. (Br II, 835)  

 

Dein wahres Ich, Deine Seele, wird durch sie gar nicht berührt.

 

*****

 

Verärgerung entsteht durch Unkenntnis der Kosmischen Ordnung, der Gesetze des Daseins.

 

Erkenne die Zweckmäßigkeit und die Schönheit der Kosmischen Ordnung!

 

Wer unter Imperil leidet, möge wiederholen: „Wie schön ist alles!“ Und er wird recht haben, denn die Evolution verläuft gesetzmäßig, anders gesagt, schön. (AY 15)   

 

In Kenntnis dieser Grundlagen überwindest Du Gereiztheit: Du erweiterst Dein Bewusstsein. Du änderst Dein Denken. Statt Dich aufzuregen, denkst Du jetzt:

 

Ich sehe gar kein ärgerliches Hindernis mehr, sondern eine wunderbare Gelegenheit, selbst zu wachsen oder die unvollkommenen Verhältnisse zu verbessern.  

 

Du trainierst und stärkst die Macht Deines Geistes, indem Du die Regungen Deiner vergänglichen Persönlichkeit beherrschst.

 

 

Übung: Tief Durchatmen

 

Wenn Gereiztheit Dich zu ergreifen droht, halte einen Moment inne, schließe die Augen und atme tief durch.

 

Es wird geraten, bei Anzeichen von Gereiztheit zehnmal tief Atem zu holen. Das Einatmen von Prana hat nicht nur eine psychische, sondern auch eine chemische Bedeutung, denn Prana ist segensreich für die Feuer und löscht Gereiztheit aus. (Hier 272)  

 

 

Niedergeschlagenheit

 

„Was ist so schlimm an Niedergeschlagenheit? Wird nicht jeder Mensch immer wieder einmal von Anwandlungen von Schwermut, Unzufriedenheit, Verzweiflung, Kleinmut, Trauer, Kummer oder Selbstmitleid heimgesucht?“

 

Ja, so ist es! Worauf es allein ankommt, ist die richtige Haltung gegenüber diesem Übel.

 

 

1. Krankheit

Vincent van Gogh „Portrait Dr. Gachet“

 

Niedergeschlagenheit ist eine Krankheit der Seele! Sie ist selbstzerstörerisch.

 

Mögen die Menschen nicht vergessen, dass ihre Unzufriedenheit sich auf sie selbst niederlegt. Man könnte ein entsetzliches Bild zeichnen, in dem ein Mensch sich selbst eine Schlinge um den Hals legt und dies erst in dem Moment bemerkt, wo sie ihn erdrosselt. (Br II, 375)  

 

Du schwächst Dich selbst, nämlich Dein Höheres Selbst. Deine Schwingung fällt ab, Dein Feuriger Körper zersetzt sich und Deine Aura wird geradezu hässlich.

 

Selbstmitleid schwächt sogar geistig Starke. (AUM 352)  

 

Bedrücktheit ist ein großer Vernichter Deiner psychischen Energie.

 

Schwächt euch nicht selbst; Unzufriedenheit, Zweifel und Selbstmitleid verzehren die psychische Energie. (AUM 303)  

 

Es ist traurig, wenn ein Mensch gleich beim ersten Misserfolg in Verzweiflung fällt. Das beweist lediglich, dass seine psychische Energie vollkommen undiszipliniert ist. (AUM 586)  

 

Sie macht große Taten unmöglich.

 

Eine Heldentat in Niedergeschlagenheit ist unmöglich. Niedergeschlagenheit ist Tod, sie ist wie ein durchlöcherter Geldbeutel! In Niedergeschlagenheit wird das Wertvollste verstreut. (FW I, 377)  

 

Sie beraubt Dich Deiner besten Möglichkeiten.

 

Zahlreiche, schon naheliegende Möglichkeiten schlagen fehl infolge des menschlichen Wehklagens, das von Selbstbemitleidung herrührt. (Herz 72)  

 

Herrliche Möglichkeiten entgehen uns, wenn wir damit beschäftigt sind, Beschimpfungen und Verletzungen zu untersuchen, die wir uns in den meisten Fällen einbilden und selbst suggerieren. (HR I/1, 129; Brief vom 21.08.1931) 

 

*****

 

Die Emanationen der Niedergeschlagenheit ziehen niedere feinstoffliche Wesen an, die sich von ihnen nähren.

 

Niedergeschlagenheit ist der finsterste Vermittler. Desgleichen stellt auch Gereiztheit ein Lockmittel für die abscheulichsten Gäste dar. (Br II, 430)   

 

In Deiner Verzweiflung ziehst Du negative Energien geradezu an.

 

Die Menschen ziehen es vor, ihr Wehklagen in den Raum zu senden und einen Steinhagel auf sich herabzubeschwören. (Herz 72)  

 

Kaum dass ein Mensch ausruft „Ich bin unglücklich!“, vermehrt er augenblicklich seine Not. Doch wenn er sagt „Ich bin glücklich!“, öffnet er schon die Tore zum Glück. Er hat kaum seiner Stimmung Ausdruck verliehen, als diese sich schon im Raum verstärkt – so rufen wir Höheren Kräfte zu uns heran. (Br II, 218)  

 

*****

 

Kleinmut ist eine Äußerung Deines niederen Selbst. Er ist Deiner Ewigen Natur, eines Gottmenschen und Botschafters Höherer Mächte unwürdig.

 

Es ziemt einem Kämpfer nicht, sich von Depression überwältigen zu lassen. (Erzengel Michael, Engelsburg, Rom)

 

Verzweiflung wird Finsternis genannt. Eine solche Definition ist genau, denn die Ausstrahlung und das Feuer des Herzens erlöschen. Ein solcher Zustand ist nicht nur schädlich, er ist des Menschen unwürdig, er sinkt unter das Tier. (FW III, 554)  

 

Dein Höheres Selbst verachtet diese Schwäche.

 

Kleinmut wird vom höheren Ego verachtet. Kleinmut ist Sklaverei des Geistes. (FW III, 217)  

 

Woher ist dieser Kleinmut in der Gefahr über dich gekommen, der Edlen missfällt, den Weg zum Himmel verschließt und Schande bringt, o Arjuna? Werde nicht unmännlich, das ziemt sich nicht für dich! Die niedrige Schwäche des Herzens wirf von dir und erhebe dich! (Bhagavad Gita II, 2, 3)

 

*****

 

Der Schaden von Verzweiflung bleibt nicht auf Dich selbst beschränkt. Sie ist ansteckend. Sie lähmt andere in Deiner Umgebung und verpestet den Raum.

 

Einen Menschen, der sich unglücklich fühlt, nannte man einen Verdunkler des Himmels. Er umgab sich mit Finsternis und verseuchte den Raum auf weite Entfernung. Er hat sich selbst geschadet, aber mehr noch allem Bestehenden. Er errichtet eine ganze Brutstätte von Unglück. (Br I, 392)   

 

 

Praxistipp: Egoismus

 

Niedergeschlagenheit ist im Grunde Egoismus.

 

Es gibt kein Übel, das dem Verbrechen des Kleinmuts gleichkommt. In ihm verbirgt sich Verrat; in seinem Schein verbirgt sich betrügerische Freundlichkeit; in ihm ist verderbliche Halbheit verborgen; sein Gebieter ist Satan; seine Antriebskraft ist Ichsucht. (FW III, 279)  

 

„Das verstehe ich nicht. Ich will doch nichts für mich selbst, wenn ich mich schlecht fühle!?“

 

Nun, statt sich um andere Menschen oder die Verbesserung der Welt zu kümmern, suhlt der Depressive sich lieber in seinen eingebildeten Kränkungen.

 

Niemand hat euch gekränkt, ihr selbst kränktet euch. (FW II, 55)  

 

Wenn Du Dich von allen persönlichen Wünschen befreit hast, wenn Du für Dich selbst nichts mehr anstrebst, gibt es keinen Grund für bedrückte Stimmung.

 

 

Übung: Mitmenschen nicht belasten

 

Achte darauf, dass Du Deine Mitmenschen nicht mit Deinem Schmutz belastest!

 

Ein Führer muss ständig wachsam sein, damit niemand von ihm bedrückende Ausstrahlungen empfängt. (FW II, 89)   

 

Das gilt nicht nur für einen geistigen oder weltlichen Führer im engeren Sinne, sondern zum Beispiel auch für Lehrer, Ärzte oder Eltern, für welche Position auch immer Du innehast.

 

4. Leitgedanke:

Deine Aufgabe ist nicht,

Deine Mitmenschen herunterzuziehen,

sondern sie zu erheben!

 

Wie schafft denn ein Hierarch auf Erden? Indem er alles erhebt, was ihn umgibt. (AY 663)  

 

Das kannst Du nur, wenn Du Deine eigene Schwingung hoch hältst.

 

Schiller war eben diese echte Christus-Tendenz eingeboren: Er berührte nichts Gemeines, ohne es zu veredeln. (Goethe an Zelter)

 

Als Neuer Mensch willst Du ein Vorbild sein, das die alten Sterblichen um Dich herum nachahmen können.

 

 

2. Bekämpfung

 

Das heißt nicht, dass es keinen Anlass gäbe für Niedergeschlagenheit – im Gegenteil: Je höher ein Bewusstsein steht, desto mehr wird es leiden: An der Spannung zwischen Himmel und Erde, an der Kluft zwischen der materiellen Wirklichkeit und den geistigen Idealen.

 

Das Wachstum des Bewusstseins ist von Krämpfen von Seelenschmerz begleitet, das ist tatsächlich unvermeidlich. Die mangelnde Übereinstimmung zwischen der Unbegrenztheit und der irdischen Wirklichkeit kann nur das Mitgefühl eines rechten Bewusstseins hervorrufen. Es gibt keinen Weg zur Unbegrenztheit ohne die Empfindung der Umgebung. Seid versichert, je größer das Bewusstsein, desto größer ist der Seelenschmerz. (AY 568)   

 

Die furchtbare Weltsituation, die Barbarei, Unwissenheit und umgebende Unvollkommenheit schmerzen einen feinfühligen Geist.

 

Man muss verstehen, warum die Gegenwart böser Herzen für gute Herzen so schmerzlich ist. (Herz 64)   

 

Es fällt Uns schwer, sehen zu müssen, wie einsame Denker unter den unwissenden Barbaren leiden. (Br II, 737)  

 

Die Last der Welt ist aber unvermeidlich.

 

Wir wollen über die vielen, vielen Angriffe nicht klagen, es kann nicht anders sein. Gerade ein Yogi spürt, dass das Kreuz des Daseins unablässig aufrecht steht. (FW I, 287)  

 

*****

 

Schwermut, diese Geißel der Menschheit, muss wie die Krankheiten des Körpers bekämpft und in jedem einzelnen Menschen ausgerottet werden. Es ist Teil der inneren, seelischen Arbeit, die der Geistkämpfer jeden Tag zu verrichten hat, sie in Zuversicht, Tatkraft und Freude zu verwandeln.

 

So muss man sich der höheren Ebene gemäß führen und darf sich durch die Unvollkommenheit seiner Umgebung nicht verwirren lassen. (FW I, 476)  

 

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Kleinmut ist Willensschwäche. Raffe Deine ganze Willenskraft zusammen, um sie zu vertreiben!

 

Verzweiflung wird natürlich durch den eigenen schwachen Willen erzeugt. Das Gespenst hat mit der Wirklichkeit nichts gemein. (Br I, 105)  

 

„Kann man wirklich Depressionen mit dem Willen bekämpfen? Mein Psychiater würde dem widersprechen!“

 

Ja, Du kannst und Du musst! Verzweiflung ist in den weitaus meisten Fällen ein Mangel an seelischer Stärke, an psychischer Energie! Wir wiederholen:

 

Niedergeschlagenheit ist eine Krankheit der Seele! (Munch „Melancholie“)

 

Ein seelisch starker Mensch leidet nicht, so wie ein gesunder, kräftiger Körper nicht schmerzt. (Michelangelo „David“)

 

5. Leitgedanke:

Du kannst und musst

Deine Seele heilen und stärken,

um das Leid zu überwinden

 

Mache Dich bewusst daran, Deine psychische Energie zu vermehren, wie in unserer Sendereihe „Psychische Energie“ erklärt.

 

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Schlimm ist nicht die Anfechtung, alle Heiligen und Glaubenskämpfer haben unter ihr gelitten. Schlimm wäre, sie nicht zu bekämpfen und sich der Niedergeschlagenheit hinzugeben. Damit verleihst Du der Finsternis Macht über Dich. Du erliegst ohne Gegenwehr den Angriffen des Chaos. Das darf niemals geschehen.

 

Anstatt Widerstand zu leisten, öffnet der Verteidiger des Bollwerks dem Feind die Tore. (FW II, 156)   

 

Doch es gibt einen noch gefährlicheren Fall, wenn ein Mensch die Keime der Krankheit in sich trägt und sich ihnen hingibt, anstatt sie zu bekämpfen, und sich gerade dadurch selbst der Möglichkeit der Genesung beraubt. Der Mensch selbst beschleunigt den Krankheitsprozess. Er wird zum Sklaven seiner Krankheit; er bemüht sich mit allen Kräften, die Symptome der Krankheit zu verschlimmern.

Er beobachtet sich zwar dauernd, aber nicht in dem Wunsch, zu genesen. Er verfällt einer höchst verderblichen Selbstbemitleidung. So kann er zu einem gefährlichen Grad von Niedergeschlagenheit gelangen, die nicht in ein Ansteigen der Kräfte umgewandelt werden kann und wie eine Gegenenergie wirkt; der Mensch beraubt sich des grundlegenden Gutes: des Strebens nach Selbstvervollkommnung. (AUM 357)  

 

Deine wahre Natur zeigt sich erst in der Not: Nimmst Du den Kampf auf oder ergibst Du Dich?

 

Wie verhält sich ein Mensch im Augenblick eines sogenannten Unglücks? Ein vorbereiteter Geist sagt: „Wir wollen kämpfen und mit einer feurigen Rüstung zu Felde ziehen.“ Ein jämmerlicher Geist dagegen lässt den Kopf hängen und setzt sich einer großen Ansteckung aus. (FW III, 452)  

 

Jammern und Klagen hilft nichts, sondern verschlimmert die Lage nur. Du musst die Ursachen der Krankheit ermitteln und bekämpfen!

 

Die Menschen mögen nicht klagen, sondern reiner leben! (AUM 5)  

 

Der Mensch beklagt sein Unglück, legt jedoch keine einzige Gewohnheit ab, die ihn in die traurige Lage versetzt hat. Es ist nicht Kummer, sondern Heuchelei, wenn die höhere Weisheit mit Selbstbemitleidung belastet wird. (AUM 47)  

 

Jeder Sieg, den der einzelne in diesem Kampf erringt, ist gleichzeitig ein Triumph für die ganze Menschheit.

 

Wenn ihr von Kummer oder Schmerz ergriffen werdet, versucht zu erfassen, dass sie ein Teil des großen Schmerzes und Kummers der Welt sind, wie ihr deren Teil seid. In eben dem Maße, in dem es euch gelingt, euch über sie zu erheben, sie zu überwinden, habt ihr die unharmonischen Verhältnisse der Welt gewandelt und sie zu einer besseren Wohnstätte für die Kinder Gottes gemacht. (TL V, 239) 

 

 

3. Die Schwäche ist in Dir selbst

Picasso „Weinende Frau“

 

Der Mensch als Mittler zwischen den Welten bleibt notwendig in das irdische Unheil verstrickt. Meistens kannst Du die Bedrückung also nicht dadurch überwinden, dass Du die äußeren Umstände änderst.

 

Ich rate zu verstehen, dass die Anzahl der Sorgen nicht verringert werden kann. (FW I, 522)  

 

Leid ist kein objektiver Begriff. Nicht die Verhältnisse verursachen das Leid, sondern unsere eigene Unvollkommenheit.

 

Das Leid ist in uns selbst. (Picasso „Weinende Frau“)

 

Du leidest noch an Dingen, über die ein anderer schon lächeln kann. Daraus folgt: Nirgendwo sonst als in Deinem eigenen Inneren musst Du die Verzweiflung bekämpfen!

 

Die Finsternis befindet sich in uns selbst! Wer in Finsternis weilt, möge sich deshalb nur selbst die Schuld geben. (FW I, 30)  

 

Der Mensch fällt in eine Finsternis, die er sich selbst bereitet hat. (Br II, 774)  

 

6. Leitgedanke:

Erkenne und bekämpfe das,

was in Dir selbst

noch verletzlich ist!

 

Nehmt den Schlag mitten zwischen die Augen hin, ob er von Freund oder Feind kommt oder aus persönlicher Kritik, und sucht herauszufinden, was in euch ist, das verletzt wurde, und in welchem Maße ihr die Kritik verdient. Befreit eure Aura von dem Müll, den ihr darin angesammelt und gehegt habt. (TL IV, 191) 

 

Wenn einer von euch, sobald er von einem anderen verwundet oder verletzt wird, mit vollkommener Aufrichtigkeit sagen kann: Es muss etwas in mir selbst sein, was diese Worte in meinem Bruder oder meiner Schwester hervorgerufen hat – dann hat er eine Schlacht gewonnen. (TL VII, 335) 

 

Auch das Licht ist in uns selbst. Dort können wir es finden und ihm den Weg bahnen, indem wir die Finsternis in uns überwinden.

 

Das Licht ist in uns selbst, und wir erschließen ihm den Weg. (FW I, 153)  

 

Alle Not, alles Glück liegt in uns selbst. (HR I/2, 252; Brief vom 12.12.1934) 

 

Der Himmel, in dem es kein Leid gibt, ist in Dir selbst!

 

Wer den Himmel nicht in seinem Herzen trägt, wird ihn nirgendwo anders finden.

 

 

4. Heilmittel Denken ändern

 

„Was genau kann ich tun, um den Angriff auf mein inneres Gleichgewicht zurückzuschlagen?“

 

Verzweiflung ist nichts anderes als eine falsche Denkweise.

 

Kleinmut ist eine Beschränkung des Denkens. (Herz 9)  

 

Wer schön denkt, wird nicht leiden! (Br I, 160)  

 

Der Weg zu seelischer Gesundheit und Harmonie liegt in der Kunst des Denkens.

 

Man braucht nur Harmonie herzustellen, und wenn sie herrscht, wird sich alles verfeinern und erheben. Die Menschen werden in äußeren Erscheinungen suchen, das Wesen der Dinge jedoch entgeht ihnen. Der Wilde lebt in bester Naturumgebung, ist aber von Harmonie weit entfernt. Der Städter ist von alltäglicher Hektik erdrückt und kann an Harmonie gar nicht denken. Sogar der feinsinnige Philosoph ist erstickt von der Sorge um den Verdienst.

So erweist sich das Grundlegendste als vergessen. Die Menschen verstehen nicht, dass der Weg zur Harmonie in der Kunst des Denkens besteht. Viel Betrachtung ist notwendig, um den Segen der Harmonie zu verspüren. Jeder Mensch kann die Empfindung von Harmonie in sich hervorrufen. (Br II, 341)  

 

Du legst Dir einen Vorrat guter Gedanken an, um in Momenten der Anfechtung davon zehren zu können.

 

Man muss sich einen Vorrat guter Gedanken anlegen, nur sie ermöglichen einen leichten Aufstieg in erhabene Bereiche. (Br II, 808)  

 

Die große Kunst, die wichtigste Aufgabe eines geistigen Schülers ist:

 

Bewahre ständig hohes Denken!

 

Die Betrachtung über das Überirdische befreit von den bösesten Giftschlangen, nämlich von Niedergeschlagenheit und Gekränktheit. Es muss an die heilsamste Medizin gegen solche Vergiftungen erinnert werden: erhabenes Denken an das Überirdische. Man darf die Flamme hohen Denkens nicht einmal für eine Stunde in sich löschen. Der Weiseste verliert seine Waffe, wenn er das Denken an die zukünftigen Häuser unterbricht. Er wird unbewaffnet sein, und vom Grund des „Kelches“ werden unangenehme Gefühle aufsteigen. (Br II, 651)  

 

 

5. Heilmittel Standpunkt der Ewigkeit einnehmen

 

„Wie sieht eine richtige, hohe Denkweise aus?“

 

Du nimmst den Standpunkt der Ewigkeit ein und betrachtest in Ruhe und persönlich unbeteiligt die äußere Situation.

 

Du erkennst, wie vollkommen unbedeutend die irdischen Nöte und Lasten sind, die Dich bedrücken.

 

Wenn die Menschen die wahren Gründe ihrer Verzweiflung untersuchen, werden sie von deren Nichtigkeit überrascht sein. (Br I, 105)  

 

Dein wahres Ich, Deine Seele, wird durch sie gar nicht berührt.

 

 

6. Heilmittel Erkenntnis der Kosmischen Ordnung

Van Gogh „Sternennacht“

 

Niedergeschlagenheit entsteht durch Unkenntnis der Kosmischen Ordnung, der Gesetze des Daseins.

 

Verzweiflung ist vor allem Unwissenheit. (FW II, 250)  

 

Wenn man klagt, bedeutet das schon, dass man seine Lebensaufgabe nicht versteht. (FW I, 642)  

 

Wer an nichts Höheres mehr glaubt und an der Sinnhaftigkeit der Göttlichen Weltordnung verzweifelt, kann kaum anders als in Depression zu verfallen.

 

Verzweiflung ist der Verlust des Glaubens. Aber Glaube ist Wissen, deshalb ist Verzweiflung der Verlust des Wissens, der Verlust aller Aufspeicherungen. Verzweiflung ist immer mit Ausweglosigkeit verbunden. Die übliche Methode der Finsteren ist, ihre Opfer in einen ausweglosen Kreis zu sperren und sie zum Verbrechen zu treiben. (Hier 427)  

 

Erkenne die Zweckmäßigkeit und die Schönheit der Kosmischen Ordnung!

 

In Kenntnis dieser Grundlagen überwindest Du die Schwermut, weil Du Dein Bewusstsein erweiterst und Dein Denken änderst.

 

Hier sind einige Beispiele für neue, hohe, bessere Gedanken:

 

 

8 Beispiele

 

Erstes Beispiel: „Ich erhalte, was ich verdiene.“

 

Nicht mehr, nicht weniger und nichts anderes.

 

Beklage Dich nicht, wenn Du keinen Erfolg hast oder aus den kleinkarierten Alltagsangelegenheiten nicht herauskommst. Karma und das Gesetz der Entsprechung stellen sicher: Dir wird genau das zuteil, wofür Du selbst und die Zeit reif sind.

 

Er muss darauf gefasst sein, alle seine Vorbereitungen, seine Arbeit und Mühen für die Jetztzeit beiseite gefegt zu sehen, darf aber sein Gleichgewicht nicht verlieren in dem sicheren Wissen, dass alles, was in seinem Vorhaben göttlich ist, gewiss zur rechten Zeit und am rechten Ort in Erscheinung treten und er am Ende der Gewinner sein wird; denn keine Anstrengung zum Guten ist verloren oder verschwendet. (TL IV, 177)

 

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Zweites Beispiel: „Ich kann etwas lernen.“

 

Die Tatsache allein, dass äußere Umstände Dich zur Verzweiflung bringen können, ist der beste Beweis dafür, dass das erlittene Unglück gerade für Dich noch notwendig ist. Es wird sich in der einen oder anderen Form so lange wiederholen, bis Du ihm so viel innere Festigkeit entgegenstellen kannst, dass es zur Bedeutungslosigkeit zusammenschrumpft.

 

Wenn Du schon alles gelernt hättest, was man auf diesem Planeten lernen kann, würdest Du nicht niedergedrückt reagieren, sondern überlegen lächeln.

 

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Drittes Beispiel für richtiges Denken: „Mir wird genau das zuteil, was ich benötige, um weiter zu wachsen.“

 

Die Schwierigkeit, die sich gerade vor Dir auftürmt, ist die nächste Stufe auf der Leiter des Aufstiegs. Du wirst zu Deinem eigenen Besten in eine Situation geführt, in der Du lernen und größer werden kannst.

 

Trost liegt nicht darin, dass kein Misserfolg möglich ist, sondern darin, dass jedes Erreichen von etwas Gutem einen neuen Erfolg bedeutet. (FW II, 233)  

 

Statt zu verzweifeln, solltest Du dankbar sein für diese Gelegenheit zu weiterem Wachstum.

 

Nur Unvernünftige fallen in Verzweiflung. Jede Stunde gibt uns eine Lehre, und deshalb muss man für jede Erfahrung dankbar sein. (FW I, 394)  

 

An den schwersten Tagen spricht der Lehrer: Haltet euch für glücklicher als viele andere. Seien wir dankbar! (Br II, 72)  

 

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Viertes Beispiel: „Mir wird das zuteil, was erforderlich ist, um altes Karma zu tilgen.“

 

Wenn Dich ein Schicksalsschlag trifft, bedeutet das: Du hast noch altes Karma abzutragen. Ein hohes Bewusstsein wird dankbar dafür sein, dass ihm die Möglichkeit gegeben wird, von ihm selbst begangenes Unrecht wiedergutzumachen und in der Vergangenheit angehäufte Schulden zu begleichen.

 

Ein als Sklave verkaufter weiser Philosoph [Platon] rief aus: „Danke, offensichtlich kann ich alte Schulden begleichen.“ Ein Kaiser, genannt der Goldene, [Akbar d. Gr.] entsetzte sich: „Luxus verfolgt mich, wann werde ich meine Schulden bezahlen können?“ So dachten weise Männer daran, ihre Schulden schnellstens zu begleichen. Sie verstanden, dass frühere Leben sicherlich nicht ohne Verschuldung auskommen konnten. Wie viel Geld muss ein Mensch haben, um eiligst seine Schulden zu tilgen. (Br I, 273)  

 

Das Karmagesetz gibt Dir die Möglichkeit, selbst ein schweres Schicksal zu verstehen, anzunehmen und zu verbessern.

 

Du selbst kannst Dein Los ändern: Wenn Du Dich, gerade an schweren Tagen, würdig verhältst, wirst Du mit der Zeit für die bessere Lebenslage reif, nach der Du Dich sehnst.

 

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Fünftes Beispiel: „Mir wird eine Aufgabe zur Prüfung meiner Ergebenheit und meines Fortschritts gestellt.“

 

Heiße diese Gelegenheit freudig willkommen, die Dein Lehrer Dir bietet, um Deine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen! 

 

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Sechstes Beispiel für hohes Denken: Wenn Du auf dem richtigen, von der Hierarchie bestätigten Weg bist, kann nichts und niemand Dich erniedrigen, kränken oder beleidigen – selbst wenn Du Die höchste Ungerechtigkeit erfährst und ans Kreuz geschlagen wirst. (Tizian „Ecce Homo“)

 

Wer vermag sich eurem gerechten Weg zu widersetzen? Nur der Böse und der Unwissende, von ihnen könnt ihr aber gar nicht gekränkt werden. Ihr könnt auch nicht von Unwissenden beleidigt werden, weil man ihre Verurteilungen nicht als Wahrheit anerkennen darf. Man kann ihre Unwissenheit bedauern. Ein Mensch, der den rechten Weg geht, kann nicht gekränkt werden. Nur der Unkluge vergiftet sich mit Gekränktheit. (Br II, 193)  

 

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Siebentes Beispiel: Wenn Deine Bemühungen keinen Erfolg haben: Schalte die persönliche Betroffenheit aus! Du arbeitest im Auftrag der Hierarchie und kannst nicht mehr, als Dein Bestes tun, um Deine Mission zu erfüllen.

 

7. Leitgedanke:

Du darfst das Ergebnis Deines Handelns

getrost den Höheren Mächten überlassen,

in deren Namen Du tätig bist

 

Möge der hingebungsvolle Mitarbeiter seine psychische Energie dem Führer zur Verfügung stellen. Man sollte über die Wege des Führers nicht nachsinnen. Man kann unmöglich zur Zeit der Schlacht damit beginnen, Überlegungen über die Gedanken des Führers anzustellen; man kann nur seine ganze Bestrebung anspannen, um das Beste zu tun. (Br II, 471)   

 

Oft ist es einem nicht beschieden, die Früchte seiner Arbeit zu sehen, man muss aber wissen, dass jeder Tropfen Arbeit bereits ein unbestreitbarer Gewinn ist. (Br I, 125)  

 

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Achtes Beispiel: Bedenke schließlich: Nicht immer kannst Du den tieferen Sinn dessen verstehen, was vor sich geht. Wie oft stellt sich rückblickend heraus, dass ein scheinbares Unglück tatsächlich ein Schritt in die richtige Richtung hin zum Erfolg war.

 

Meine Frau hat einmal eine Ausbildung gemacht, die ihr sehr am Herzen lag. In der Prüfung ließ man sie aber durchfallen, was sie als höchst ungerecht empfand und was ihr schwer zu schaffen gemacht hat. Sie entschied sich dann für einen anderen Kurs, und dort haben wir uns kennengelernt. Das scheinbare und zunächst schwer zu ertragende Unglück war also im Rückblick die entscheidende Weichenstellung für ihr wahres Lebensglück. (Kandinsky „Reitendes Paar“)

 

8. Leitgedanke:

Vertraue darauf:

Du wirst geführt!

Auch Unheil kann dazu ein Mittel sein

 

Wir brauchen die Flügel der Liebe und des Vertrauens in die Führende Hand. (HR I/1, 52; Brief vom 24.02.1930)

 

 

Übung: Feurigen Zustand herstellen

 

Wenn Schwermut Dich ergreift, stelle den Idealzustand Deiner Seele, den Feurigen Zustand hoher Schwingung wieder her (siehe die Sendung „Übung Feuriger Zustand“).

 

Feurige Begeisterung verbrennt Depression.

 

Gebt euch nicht Gedanken des Kummers hin. Diese Gedanken sind wie Rost am Schwert des Siegers. Wo Feuer ist, gibt es keinen Kummer. (AY 407)  

 

Niedergeschlagenheit drückt die Kräfte nieder, Begeisterung aber schafft herrliche Erneuerung. (Br II, 247)  

 

 

Praxistipp: In die Zukunft streben

 

Die Vergangenheit kannst Du gelassen betrachten. Die bedrückende Gegenwart wird aber bald Vergangenheit sein.

 

Also verliert das, was Dich heute so belastet, schon morgen rückblickend seine Bedeutung.

 

Die Menschen können feststellen, in welch weitem Maße sich zurückliegende Sorgen nach einigen Jahren als nichtig erweisen. (Br II, 517)  

 

9. Leitgedanke:

Du überwindest die Nöte der Gegenwart,

indem Du in die Zukunft strebst!

 

Weise ist es, sich nicht zu grämen, sondern freudvoll zu streben. (BGM I, 167 [187])  

 

Streben in die Zukunft ist die beste Befreiung von der irdischen Hülle. Nur die Zukunft kann von der Last der Empfindungen befreien. Die vielen Erinnerungen, Bedauern, Kränkungen und anderen unnötigen Dinge der Vergangenheit stoßen bloß den Magnetismus der Zukunft zurück, der sich schon gebildet hat. Der Magnetismus der Zukunft ist ein gewaltiger Antreiber, und man muss ihn als völlig real verstehen. (FW II, 44)  

 

Die Bedrückung der Gegenwart schwindet, wenn Du über sie hinweg einem hohen Ziel zueilst!

 

Ein erfahrener Arzt rät dem Genesenden, nicht an seine vergangene Krankheit zu denken, und überzeugt ihn, an die Zukunft und an günstige Umstände zu denken. Die Offenbarung der Zukunft wird das Herz entflammen. Allein um der Zukunft willen kann das Bedrückendste zerstreut werden. (FW II, 443)  

 

Trost liegt darin, dass eine bessere Zukunft möglich ist – und dass es allein von Dir selbst abhängt, sie zu schaffen!

 

 

7. Heilmittel Streben nach Oben

 

Das Allheilmittel gegen Schwermut ist: Richte den Blick nach Oben! Zuversicht fließt aus dem klaren Bewusstsein, dass Du den Geistigen Pfad zu Gott gehst und fest an die Hierarchie angeschlossen bist.

 

Wenn es auf Erden beschwerlich ist, kann der Gedanke sich in die überirdischen Welten erheben. (FW III, 549)  

 

Selbst in der größten Not gibt es immer einen Ausweg!

 

„Das glaube ich nicht. Es gibt doch Situationen, in denen keine Rettung zu finden ist!?“

 

Ja, aber nur auf der materiellen Ebene. Deine Seele dagegen kann sich immer in ihre Überirdische Heimat zurückziehen, wo sie geborgen, wo sie unverletzlich ist, und wo es nur Ruhe, Frieden und Freude gibt.

 

Zwar kann es manchmal scheinen, als gäbe es keinen Ausweg. Das Gefühl der Ausweglosigkeit darf man aber nicht zulassen. Außer irdischen Lösungen kann es nämlich auch überirdische geben. (Br II, 262)   

 

Selbst die unvollkommenste Zuwendung zum Überirdischen bringt bereits Segen. Sogart die größten Alltagssorgen lassen dem Menschen einen Augenblick, um sich gedanklich emporzuschwingen. Sagen wir den Betrübten: Der Flug ins Überirdische wird euch Erleichterung verschaffen. (Br II, 768)  

 

Wir wissen genau, dass wir in einem Augenblick der Einkehr Heilung finden können. Warum fällt es uns so schwer, uns an die regelmäßige Anwendung dieser Arznei zu gewöhnen?

 

Wohin kann sich das Opfer wenden, wenn es den Pfad nach oben nicht kennt? Für jene, die den Segen der Hierarchie kennen, kann es keine Ausweglosigkeit oder Verzweiflung geben. So kann man verfolgen, wie sehr die Lehre einen bedeutenden unmittelbaren Nutzen im Auge hat, den sie jedem erweist, der es versteht, nach oben zu schauen. (Hier 427)  

 

Den Menschen ist es fremd, nach Oben zu streben, wenn der Geist leidet. Doch ist es nicht besser, nach Oben zu streben als zu leiden? (Hier 419)  

 

 

Übungen: „Erhebung“ und „Meditation“

 

Die geistigen Übungen „Erhebung“ und „Verbindung mit der Höheren Welt – Meditation“ (siehe die gleichnamigen Sendungen) beseitigen Verzweiflung zuverlässig. Sie tragen Dich hoch über die Stimmungen des Augenblicks und die Sorgen hinaus, die Dein vergängliches Selbst plagen.

 

Du lernst fliegen, das heißt, Dich in Sphären emporzuschwingen, in denen Du frei bist von den irdischen Bedrückungen.

 

Es ist sehr nützlich, sich zu Lebzeiten den Flug in die höheren Schichten anzugewöhnen. (Herz 327)  

 

Wenn unser Bewusstsein völlig in den Bereich übertragen ist, in dem es weder Furcht noch Niedergeschlagenheit gibt, sind wir unverletzlich durch das Schlechte. (FW II, 72)  

 

Aus der Verbindung mit Deinem Lehrer fließen Dir Trost und Kraft zu.

 

Wahrlich, der Pfad des Herzens ist leicht, wenn den Silbernen Faden entlang unaufhörlich der Strom des Mutes und der Freude fließt. (HR II/2, 374; Brief vom 16.08.1937)

 

Über allen Formeln steht die Kraft des Geistes. Man braucht sie nur über das Herz mit dem Hierarchen zu vereinen, um unverwundbar zu werden. (FW II, 91)  

 

 

8. Höhere Hilfe herbeirufen

 

Die Höheren Mächte – Dein Lehrer, oder wenn Du willst, Dein Schutzengel oder Beschützer aus der Geistigen Welt – stehen Dir bei, wenn Du nur beginnst, Niedergeschlagenheit zu bekämpfen.

 

Ihr, die ihr unter dieser teuflischen Kraft leidet, nehmt tapfer einen Anlauf, um ihr Weiterwirken aufzuhalten und ihren Zugriff zu lösen. Ihr werdet dann sofort empfinden, wie die Logenkräfte euch durchströmen, um euch zu helfen. Es gibt keine Spannung, keine Last, die zu groß wäre, um sie nicht mit unserer Hilfe auszuschalten, wenn ihr nur mit uns zusammenwirkt. (TL V, 250) 

 

Das Streben zu Uns stellt einen festen Schild dar. Die Hilfe kann unermesslich verstärkt werden, wenn weder Unzufriedenheit noch Klagen noch Niedergeschlagenheit oder Misstrauen herrschen. Ihr Menschen, gebt den Unsichtbaren Helfern Gelegenheit, euch die helfende Hand zu reichen! (Br II, 136)   

 

Solange Du Dich der düsteren Stimmung widerstandslos hingibst, bist Du nicht erreichbar für Unterstützung von Oben.

 

Niedergeschlagene Menschen verfinstern sich selbst mit ihrem Elend und ihrer Not. Unter dieser finsteren Hülle können sie die Freude nicht sehen. Durch das Netz der Traurigkeit erblinden die Menschen und verlieren ihre Kräfte. Sie können sich selbst nicht mehr helfen. Sie lassen Unsere Hilfe nicht zu, denn Niedergeschlagenheit und Gereiztheit sind undurchdringlich. (Br II, 231)  

 

Gebt euch nicht der Verzweiflung hin, so lehnt ihr nur die Höhere Hilfe ab. (Br II, 520)  

 

Wenn Du das Schicksal anklagst, wendest Du Dich von den Höheren Mächten ab.

 

Völlig unzulässig ist Selbstmitleid. Schreit ein Mensch auf „Warum?“, denkt er weder an die Vergangenheit noch an die Zukunft. Er trennt sich von den Höheren Kräften ab, als klagte er Sie an. (AUM 288)  

 

Du kannst lernen, Höhere Hilfe bewusst herbeizurufen.

 

Die Menschen verstehen es nicht, die Kräfte des Lichts herbeizurufen, wenn ihnen Gefahr droht. Im Gegenteil, sie werfen Zweifel, Selbstmitleid und sogar Anklagen in den Raum, obwohl sie sehr wohl wissen, dass ein solcher Kleinmut ihnen nicht hilft. (Br II, 384)  

 

Hilfe von Oben ist erst im allerletzten Moment zu erwarten. Also musst Du zunächst selbst alles in Deinen Kräften Stehende tun.

 

So wollen wir nirgends verzweifeln, sondern überall eine letzte Anstrengung unternehmen. (FW I, 32)  

 

 

Praxistipp: Sorge dem Lehrer übertragen

 

Im Notfall kannst Du Deinen Kummer Deinem Lehrer übertragen. Dann verschwindet er zwar nicht, verliert aber sofort sein Gewicht: Er ist nicht mehr Deine persönliche, sondern die Last der Hierarchie, an der Du als ein Glied der großen Kette mitträgst.

 

Wenn ihr eine unerträgliche Beklemmung des Herzens spürt, übertragt sie gedanklich dem Herrscher. Auf diese Weise schließt ihr euch im Herzen der Unversiegbaren Quelle der Hierarchie an. Notfalls kann man sich sogar mündlich an den Herrscher wenden. Es gibt doch auf allen Stufen der Hierarchie die gleiche Übertragung und denselben Anschluss. Und wie erhaben ist die Leiter dieser Unsichtbaren Hilfe! (FW II, 94)  

 

 

9. Sieg im Geist

Tizian „Hl. Markus“

 

Der Schüler auf dem Geistigen Pfad, muss vor allem eines lernen:

 

Überwinde die Sorgen, Nöte und Schwierigkeiten des irdischen Weges mit geistigen Mitteln!

 

Das ist eine der schwersten und notwendigsten Übungen. Die Macht Deines Geistes erweist sich gerade daran, ob Dir das auch in einer äußerlich trostlosen Lage gelingt.

 

Die Gewohnheit des alten Menschen, sich der Verzweiflung hinzugeben oder in Schwierigkeiten materielle statt geistige Tröster zu suchen, schwächt sein höheres, Ewiges Wesen.

 

Es zeugt von Unwissenheit, den äußeren Verhältnissen erhebliches Gewicht beizumessen. Für Deinen Geist sind die groben physischen Bedingungen bedeutungslos.

 

10. Leitgedanke:

Die äußere, irdische Welt

darf nicht stärker sein

als Deine innere, geistige!

 

Es kommt nicht auf die Wechselfälle, das Auf und Ab des alltäglichen Lebens, sondern allein darauf an, ihnen gegenüber die richtige Haltung einzunehmen, sie würdig zu tragen.

 

Über Nacht, über Nacht

kommt Freud und Leid

und eh du‘s gedacht

verlassen dich beid

und gehen dem Herrn zu sagen,

wie du sie getragen. (Hugo Wolf)

 

Weil das Heilmittel der Sieg des Geistes ist, muss Du in Not und Sorge, in Zweifel und Anfechtung zunächst den Thron Deines Höheren Selbst besteigen und die Macht des Geistes wieder aufrichten. (Tizian „Hl. Markus“)

 

„Was bedeutet das konkret und praktisch?“

 

Bevor Du den äußeren Umständen irgendwelche Beachtung schenkst, nimmst Du zunächst die geistige Haltung eines Unsterblichen, eines Schülers der Bruderschaft oder eines Königs des Geistes ein.

 

Eine Haltung, geprägt durch das Bewusstsein Deiner Unsterblichkeit, Unverletzlichkeit und Unbesiegbarkeit, durch das Wissen um den Nutzen von Hindernissen, durch Deinen tatsächlichen Anschluss an die Höhere Welt und durch die Würde Deines Amtes.

 

Du errichtest die Herrschaft des Geistes über Dich selbst und über die Umstände.

 

Der Lehrer ordnet an, den Geist unerschütterlich zu bewahren. (BGM II, 201)  

 

Wem es gelingt, auf die Stimme seines Geistes zu hören, wird sich über den Abgrund erheben. (BGM II, 118)  

 

Erst dann darfst Du auf der irdischen Ebene nach Auswegen suchen – die je nach Lage der Dinge vorhanden und auffindbar sein mögen oder nicht.

 

Unter den Schülern und Nachfolgern gab es viel Kummer und alltägliche Not. Der Lehrer [Jesus] half vor allem durch Erhebung des Geistes. Erst wenn das Gleichgewicht wieder hergestellt war, begann Er, die Lage zu erörtern. (Br II, 151)   

 

Hier liegt das (geistige) Schlachtfeld der Zukunft. Ein Geistkämpfer, der einen erhabenen Geisteszustand nicht zu wahren vermag, hat die Schlacht schon verloren. (Ernst Barlach „Geistkämpfer“)

 

Das Erringen der rechten geistigen Haltung ist bereits der halbe Sieg!

 

Wenn Du in Not in Dein niederes Selbst herabfällst und in dieser Lage nach Auswegen suchst, beraubst Du Dich Deiner besten Kräfte, der hohen Möglichkeiten Deiner Ewigen Individualität. In einem niedergedrückten Geisteszustand wirst Du kaum den besten Weg finden.

 

Erst wenn Dein Geist unerschütterlich ist, beginnt Deine psychische Energie zu wirken.

 

Allein mit ihrer Hilfe findest Du die richtige Lösung! Es gibt keine Schwierigkeit, die ein starker Geist nicht überwinden könnte.

 

Es gibt keinen solch dunklen Keller, den das Feuer des Herzens nicht zu erleuchten vermag. (FW I, 410)   

 

 

Furcht

 

Das nächste Gefühl, dass dem Neuen Menschen vollkommen fremd werden muss, ist Furcht.

 

„Was ist so schlimm an Angst? Ist sie nicht eine ganz natürliche Regung, die dem Selbstschutz dient? Hat nicht jeder Mensch vor irgendetwas Angst?“

 

Nein! Schutz ist gut, aber Furcht ist ein schlechter Ratgeber.

 

 

1. Geistesgift

 

Angst ist ein Geistesgift, das die Entwicklung und Offenbarung Deiner Ewigen Individualität im täglichen Leben blockiert.

 

Angst macht Dich klein und schwach.

 

Sie lähmt Dich geradezu. Sie verhindert kräftiges Voranschreiten und große Taten.

 

Angst ist für jedes Unternehmen eine Schranke. (FW III, 321)  

 

Furcht setzt Deine Schwingung herab. Sie zerstört das herrliche Kunstwerk Deiner Seele und reduziert es zu einer hässlichen Missgeburt.

 

Wer immer mit den Bedingungen der Lehre der Erkenntnis nicht einverstanden ist, bleibt in Angst. Man muss die Aura der Angst sehen, um zu verstehen, wie unsinnig dieses Gefühl ist. Eine solche Aura schwankt nicht nur, sondern gerinnt wie erstarrt, und, der Schwingungen beraubt, hängt sie wie das Joch eines Verbrechers. (FW I, 152)  

 

Furcht erzeugt Hässlichkeit. Nichts, was aus Furcht entsteht, ist von Wert. (Hier 458)  

 

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Von Furcht erfüllt, kannst Du nicht in die Höhe, auf höhere Stufen der Hierarchie aufsteigen.

 

Man kann sich der Hierarchie nicht durch Furcht nähern. Es gibt viele Wege zur Hierarchie, aber die schlüpfrige Unschlüssigkeit des Entsetzens steht den Aufstieg über die Felsen nicht durch, und die zitternde Hand fühlt die sorgsam vorbereiteten Handseile nicht. Darum muss man sich von Furcht befreien. (Hier 458)  

 

Sie entfernt Dich von den Höheren Mächten.

 

Wer sich aber fürchtet, der ist nicht völlig in der Liebe. (1. Joh 4, 18)

 

Du bist dann in die Klauen der Schwarzen Loge geraten.

 

Furcht ist eine Waffe der Finsteren. (FW II, 172)  

 

Deshalb wird ein Schüler der Bruderschaft vor allem auf Furchtlosigkeit geprüft.

 

Die Neophyten der Bruderschaft werden auf Furcht geprüft. Man zeigt ihnen eine völlig ausweglose Lage und wartet, welchen Entschluss der Prüfling wählen wird. (Br I, 580)  

 

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Angst hat eine ganz eigene Anziehungskraft.

 

11. Leitgedanke:

Du beschwörst genau das herauf,

was Du fürchtest!

 

Furcht und Schrecken bilden einen eigenartigen Magneten. Man kann erraten, was von einem solchen finsteren Magneten angezogen wird! Der Mensch ruft in jedem Augenblick Licht oder Finsternis hervor. (AUM 145)  

 

Schon der Gedanke an Gefahr ist schädlich. Wenn wir an Gefahren denken, verstärken wir ihre Schwingungen und können damit das Gleichgewicht stören. (FW II, 190)  

 

Wenn ein Raubtier spürt, dass Du Dich ängstigst, greift es an. Wenn Du ihm furchtlos entgegentrittst, weicht es zurück.

 

In alten Legenden wird häufig erwähnt, dass Helden an furchterregenden Ungeheuern vorübergehen mussten, um einen Schatz zu finden. Sie durften keine Furcht empfinden, sonst hätten die Ungeheuer sie zerrissen. (AUM 403)  

 

Ebenso nutzen die dunklen Mächte diese Schwäche, um Dich zu attackieren.

 

Angst stärkt die finsteren Kräfte. (FW III, 321)  

 

Damit Du Dich weiter vervollkommnen kannst, wirst Du immer wieder gerade mit dem konfrontiert, was Dich ängstigt.

 

Wenn ein Mensch etwas fürchtet, wird er unweigerlich gezwungen, den Weg gerade dieses Schreckens so lange zu durchschreiten, bis er seine Furcht überwunden hat. (Herz 222)  

 

 

2. Immer in Gefahr

Coiling Dragon Cliff Skywalk, China

 

Gefahren können nicht vermieden werden. Als Geistkämpfer musst Du Dich an sie gewöhnen.

 

Das Leben ist immer lebensgefährlich! (Carus „Nebelwolken in der Sächsischen Schweiz“)

 

Ein Yogi weiß, dass Erdbewohner in ständiger Gefahr leben. Und da die Gefahr ständig vorhanden ist, braucht man sie auch nicht zu fürchten. (Br II, 930)  

 

Der Geistige Pfad führt Dich am Rande des Abgrunds entlang: In jedem Moment kannst Du abstürzen.

 

Das Leben durchschreiten und das Ziel erreichen heißt, am Rande des Abgrunds wandeln, heißt Sorge und Anstrengung durchmachen. (FW III, 381)  

 

Dächten die Menschen doch immer daran, dass sie am Rand des Abgrunds wandeln! So ist es doch. Sie können jeden Augenblick durch eine erfolgreiche oder missglückte Wendung gerettet oder davongetragen werden. Ist es denn nicht möglich, diese Verbindung mit dem kosmischen Strom im Blick zu haben, um ohne Schaudern in den Abgrund blicken zu können, während man sich zu jeder Stunde erinnert, dass es ihn gibt? (Hier 115)   

 

 

Praxistipp: In Gefahr Wachsamkeit und Verteidigungsbereitschaft

 

„Ist Furcht nicht eine notwendige Warnung vor Gefahr?“

 

Nein! Das richtige Verhalten, wenn Gefahr droht, ist nicht Angst, sondern:

 

Sei wachsam und mache Dich bereit zur Verteidigung.

 

Furchtlosigkeit ist keine Unvorsichtigkeit oder gar Leichtsinn. Einer Gefahr ins Auge zu sehen muss nicht und darf nicht dazu führen, sich zu ängstigen.

 

Vielmehr legst Du Deine geistige Rüstung an, in der Du siegen wirst.

 

 

3. Bekämpfung

 

Furcht kann und muss überwunden werden.

 

Auf dem Pfad zur Feurigen Welt muss man die Angst ausrotten, denn ihre Erzeugnisse sind zerstörerisch. (FW III, 321)  

 

Dafür musst Du vor allem den Willen aufbringen, die Angst zu besiegen, anstatt von ihr überwältigt zu werden.

 

Furcht beraubt den Menschen seines Willens und lässt ihn dadurch schutzlos werden. Ein kühner Forscher weiß, dass das menschliche Wesen unzerstörbar ist und dass auch der stärkste durch eine disharmonische Annäherung ausgelöste Krampf durch den Willen überwunden werden kann. Niemand wird vor Furcht geschützt sein, wenn er nicht den Willen hat, sie zu überwinden. (Br II, 830)  

 

 

4. Heilmittel

 

Furcht entsteht durch Unkenntnis der Grundlagen des Daseins. Mache Dich mit der Bedeutung des Bewusstseins, der Evolution in Unbegrenztheit, Karma und Wiedergeburt vertraut, dann löst sie sich in nichts auf.

 

Furcht ist Unwissenheit. (Br II, 830)

 

Im Wissen liegt das Ende der Furcht. (Gem 194)  

 

*****

 

Festige das Bewusstsein Deiner Ewigkeit und Unsterblichkeit!

 

Der Sieg über die Furcht wird die Schwelle zu einem neuen Bewusstsein sein. (AY 538)  

 

Was hat ein Unsterblicher zu fürchten? Er weiß, dass nichts und niemand ihm etwas anhaben kann. Er wird im Geist unbezwingbar.

 

Deshalb ist es nützlich, dass sich der Mensch, nachdem er die Unverletzlichkeit seines geistigen Wesens erkannt hat, bereits jetzt von aller Furcht befreit. Alle Bedrohungen sind doch nichtig. (Herz 222)  

 

12. Leitgedanke:

Festige das Bewusstsein

der Unzerstörbarkeit

Deines wahren, geistigen Selbst!

 

Man muss die völlige Unanfechtbarkeit und Ewigkeit des Lebens kennen, um furchtlos voranzuschreiten. Man muss die Unzerstörbarkeit seines Wesens verstehen, um diesen Wert auf die Waagschale zu legen. (FW I, 202)  

 

Unser Schild ist die Unverwundbarkeit. Jedes Fleckchen von Furcht ist eine Zielscheibe für den Pfeil des Feindes. Haben wir diese schändlichen Flecken weggewaschen, werden wir unzerstörbar wie die Körper der fernen Welten. Die Entwicklung des Agni Yoga wird zu einem Schild des Denkens. (AY 406)  

 

Möge der Mensch doch verstehen, dass niemand ihn seines Lebens berauben kann. Tapferkeit erstarkt durch das Bewusstsein, dass Leben unzerstörbar ist. Nur das volle Verstehen der Unzerstörbarkeit des Lebens ist von Wert. (Br II, 751)  

 

*****

 

Merke Dir:

 

Eine Gefahr besteht nur im Bewusstsein! Dort, in Dir selbst muss sie besiegt werden.

 

„Wieso, wenn ein wildes Tier mich angreift, ist das doch objektiv gefährlich!?“

 

Nun, in einem hohen Bewusstsein verwandelt sich die Angst vor Gefahr in die Erkenntnis eines Hindernisses, an dem man wachsen, also in eine Gelegenheit zum Aufstieg, über die man sich freuen kann.

 

Denkt darüber nach, was Gefahr ist. Die sogenannte Gefahr ist nichts anderes als Angst um unseren gegenwärtigen Zustand. Doch wenn wir wissen, dass jeder Zustand vom Bewusstsein geschaffen wird, das unzerstörbar ist, kann es keine physische Furcht geben. Die Gefahr, vor der man gewöhnlich warnt, wird durch das Bewusstsein aufgelöst. Deshalb ist das Wachstum des Bewusstseins die wichtigste Grundlage für den Fortschritt.

Anstelle von Gefahr werden nur Hindernisse übrigbleiben, die jedoch nur ein Mittel für die Entwicklung von Energie darstellen. Wäre der Berg völlig glatt, könnte man den Gipfel nicht ersteigen. Gesegnet seien die Steine, die beim Aufstieg unsere Schuhe zerschleißen! So vergewissert euch, dass es keine Gefahren gibt. (AY 406)  

 

Ihr wisst, wie man über einen Abgrund schreitet. Gefahr bedeutet für euch Freude. (AY 393)  

 

*****

 

Knüpfe eine feste Verbindung zu Deinem Geistigen Vater, Deinem Lehrer, dann kann Dir nichts geschehen!

 

Sagt jenen, die von Furcht ergriffen sind: Wenn der Herrscher im Herzen wohnt, wird kein Haar vom Kopf fallen. (Hier 79)  

 

Gewappnet durch den Herrscher ist man unverwundbar. (Hier 196)   

 

Du dienst den Zielen der Hierarchie. Also kannst Du darauf vertrauen, dass Dir die Unterstützung zuteilwird, die Du benötigst, um Deine Mission zu erfüllen.

 

Nur wenige werden denken: Was haben wir zu fürchten, wenn die Bruderschaft hinter uns steht? Gerade diese Voraussetzung befreit von Furcht und bringt die Erleuchtung eines freien, nützlichen Entschlusses. (Br I, 580)  

 

*****

 

Du verfolgst unbeirrbar Deine Lebensaufgabe, Deinen Weg und Dein Ziel. Was könnte Dich davon abbringen?

 

Kühnheit ist nur Kenntnis des Weges. (AY 257)  

 

 

Übung: Prüfe Dich auf Reste von Angst

 

Du musst Dich mitten im irdischen Alltag immer wieder prüfen, ob irgendwo in Dir noch Reste von Furcht stecken.

 

Seien wir ehrlich uns selbst gegenüber, um festzustellen, wo Angst herrschte und wo sie vertrieben wurde. (FW II, 172)  

 

Dann kannst Du Dich bewusst daran machen, sie mit kleinen Übungen Schritt für Schritt zu überwinden.

 

Auch Furchtlosigkeit wird anerzogen. Man kann sich selbst Aufgaben der Furchtlosigkeit stellen, anstatt vom Gefühl des Schreckens erfüllt zu sein. (AUM 93)  

 

 

5. Freiheit

 

Wir lernen aus der Geschichte der Heiligen, Märtyrer, Glaubenskämpfer und unermüdlichen Streiter für Wahrheit und Gerechtigkeit:

 

Der Mensch ist erst wirklich frei, wenn er die Angst vor dem Tod überwunden hat.

 

Wenn er sich gewiss ist, dass Verletzungen und selbst der Tod des Körpers dem Kern seines Wesens, der unsterblichen Seele, nichts anhaben können.

 

Solange der Mensch den Tod fürchtet, ist er ein Sklave. Wer ihn nicht fürchtet, beherrscht alles. (Tolstoi „Krieg und Frieden“)

 

Wenn Du das in Deinem Innersten erfahren hast, erlangst Du vollkommene Handlungsfreiheit.

 

Wer sich der Lehre von der Unbegrenztheit anschließt, erlangt vor allem Handlungsfreiheit. (Hier 29)  

 

Wer mit seinem Bewusstsein die Höhere Welt berührt, ist standhaft und unbesiegbar. Er gab seinem unzerstörbaren und in Unbegrenztheit offenbarten Geist die Freiheit. (AUM 204)  

 

Erst jetzt kannst Du Dich ohne falsche Rücksichtnahme für die Verwirklichung Deiner hohen Ideale einsetzen – wenn es nottut, sogar unter Opferung Deines Lebens.

 

Genauso gibt es Geistwesen von hoher Spannung, die ihre Akkumulatoren in vergangenen Existenzen aufgeladen haben. Der Wesenszug, der sie von anderen unterscheidet, ist das feste Bewusstsein der Unauflöslichkeit ihres inneren Ich, wodurch der Begriff einer höheren Freiheit entsteht. (BGM II, 289 [293])  

 

Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten und die Seele nicht töten können; fürchtet euch aber viel mehr vor dem, der Leib und Seele verderben kann in der Hölle. (Mt 10, 28)

 

Wie könnte das Gute in der Welt gefördert werden, wenn mehr Menschen es vermöchten, diese Haltung einzunehmen und die kleinlichen Sorgen um ihr persönliches Wohlergehen hintan zu stellen!

 

Die Menschen fragten Milarepa, der große Strenge übte, ob es ihm nicht leid wäre, ein solch hartes Leben gegen sich selbst zu führen. Er sagte, dass wir alle dem Tode unterliegen und er es vorziehe, im Verfolgen eines schönen Zieles zu sterben. Wahrlich, würden nur hundert Menschen die Weisheit dieser Regel erkennen und sie im Leben anwenden, die Welt könnte in kürzester Zeit verwandelt werden. (HR II/1, 33; Brief vom 01.10.1935)  

 

13. Leitgedanke:

Es ist die Überwindung der Furcht

und die damit gewonnene Freiheit,

die den Neuen Menschen groß und stark macht

 

In der Freiheit liegt deine Stärke. (ALH I, 144) 

 

 

Zweifel

 

Schließlich kommen wir zu einem überaus schädlichen Gefühl, das von einigen alten Menschen sogar gelobt wird: Zweifel.

 

 

1. Krankheit

Vincent van Gogh „Portrait Dr. Gachet“

 

Zweifel ist eine Krankheit der Seele.

 

So wird die Wissenschaft auch das Gift erkennen, das durch Furcht und Zweifel entsteht. Zweifel ist eine Abart der Furcht und zersetzt den Organismus. Körperliche Gesundheit rettet den Menschen nicht, es bedarf der Gesundheit des Geistes. (Br II, 761)  

 

Er ist selbstzerstörerisch.

 

Der Zweifelnde schadet nicht nur sich selbst, sondern auch den wohlwollenden Kräften. Schon die Ausstrahlung eines solchen Menschen verhindert die Aufnahme der ihm gesandten Energie. Er kann die Feinstoffliche Welt nicht berühren. Er kann die Realität feinstofflicher Einwirkungen nicht wahrnehmen. Er befindet sich gewissermaßen in ständiger Verneinung und zerstört seine eigene Schöpfung. (Br II, 761)   

 

Wenn Du Dich dem Zweifel hingibst, schwächst Du Dich selbst, nämlich Dein Höheres Selbst.

 

Es ziemt den Anhängern der Lehre des Lebens nicht, sich der Depression hinzugeben und sich durch Zweifel zu schwächen. (HR II/2, 416; Brief vom 19.11.1937) 

 

Alle großen Menschen waren nicht zuletzt deshalb groß, weil sie nicht zweifelten. (HR II/2, 380; Brief vom 19.08.1937)

 

Er zersetzt die psychische Energie.

 

Zweifel ist der Untergang der Qualität. Zweifel ist das Grab des Herzens. Zweifel ist die Quelle der Hässlichkeit. Die psychische Energie wird durch Zweifel geradezu verschlungen. (Herz 6)  

 

Der Wurm des Zweifels ist ein sehr bezeichnendes Symbol. Dieser Wurm gleicht nämlich einem Bazillus, der die psychische Energie zersetzt und sogar auf die Zusammensetzung des Blutes einwirkt. Die Wissenschaftler werden dereinst die psychischen und physischen Besonderheiten eines Menschen aufzeigen, der in Zweifel gefallen ist. (AUM 506)  

 

Schwanken raubt Dir die für eine wirkungsvolle Tat nötige Stärke.

 

Zweifel zerfrisst alles. Bei einer solchen giftigen Last wird keine Energie in Tätigkeit versetzt. (AUM 352)  

 

Er ist unvereinbar mit Festigkeit und Zielstrebigkeit: Wenn Du Deiner Sache nicht ganz sicher bist, wirst Du nicht die Kraft finden, um über alle Schwierigkeiten hinweg unbeirrbar den Weg zu dem von Dir gewählten Ziel zu gehen.

 

Ein Skeptiker kann keinen Abgrund überqueren. (Br II, 580)  

 

Unsicherheit löscht das Feuer der Begeisterung.

 

Möge der Zweifel versiegen, der das Feuer des Herzens schon öfter ausgelöscht hat. (Herz 257)  

 

Sie unterbindet Deine besten Möglichkeiten.

 

Warum ist die Evolution der Welt so langsam? Verneinung erweist sich als eine der Hauptursachen, denn sie ist tödlich. Sie unterbindet genauso wie der Zweifel alle vorgesehenen Möglichkeiten. (FW II, 173)  

 

Zweifel macht es unmöglich, die höheren Fertigkeiten zu entwickeln, die in Dir angelegt sind.

 

Der Mensch kann auf dem Wasser sitzen. Weiter fortschreitend, kann er wie ein Yogi auf dem Wasser stehen. Doch beim geringsten Zweifel wird der Mensch, trotz aller körperlichen Vollkommenheit, augenblicks untergehen oder fallen. (FW I, 113)   

 

Schon der geringste Zweifel verhindert, dass man auf dem Wasser oder durch das Feuer gehen oder sich in die Luft erheben kann. (Br II, 149)   

 

*****

 

Erkenne: Zweifel ist ein Angriff der Finsteren. So machen sie den Menschen klein und schwach.

 

Das Hineintragen von Zweifel ist das Lieblingsverfahren der Finsteren bei ihrer Annäherung. Der Zweifelnde ist bereits wehrlos. (Br II, 26)  

 

Das Chaos ist eifersüchtig und tobt. Es überwältigt dort, wo es auch nur das geringste Schwanken gibt. Das Chaos versäumt keine Gelegenheit, um einen schwachen Damm zu durchbrechen. (Br I, 269)  

 

Ein Skeptiker ist ungeeignet, der Hierarchie mit ihren hohen Idealen zu dienen.

 

Unerschütterlich ist, wer sich dem Höchsten hingab. Wenn es irgendein Schwanken gibt, bedeutet das, dass keine Vorstellung über das Höchste vorhanden ist. (FW II, 314)  

 

Ein Mensch, der zaghaft ist und sich drückt, kann der Bruderschaft nicht dienen. (Br I, 18)  

 

*****

 

Am schlimmsten sind Zweifel an den geistigen Grundlagen des Daseins, an der Existenz der Höheren Welten, Gottes oder der Meister der Weisheit, an den unabänderlichen Gesetzen wie Evolution, Hierarchie, Karma und Wiedergeburt, die unser Leben bestimmen. Das ist eine schreckliche Verirrung.

 

Möge nur kein Zweifel das Licht der Erkenntnis verdecken. (AUM 599)  

 

Ein solcher Mensch findet keinen Sinn und keine Aufgabe für sein Leben, keinen Weg, den er verfolgen und kein Ziel, das er anstreben kann – denn dafür müsste er ja von etwas vollkommen und zweifelsfrei überzeugt sein.

 

Die viel beklagte Sinnentleertheit des Lebens kommt daher, dass der moderne Mensch nichts Höheres als sich selbst anerkennt und an allem und jedem zweifelt, was nur irgendwie groß aussieht.

 

*****

 

In Deutschland hat nach dem Zweiten Weltkrieg als Reaktion auf den schrecklichen Irrweg des Nationalsozialismus eine ganze Generation mit dem furchtbar enttäuschten Glauben an die Staatsführung auch ihr kindlich reines Vertrauen in die Weisheit der Weltordnung insgesamt verloren. Sie glaubte nun an gar nichts mehr. Die höchsten Begriffe (zum Beispiel das Konzept des Führers, oder Gemeinnutzen geht vor Eigennutz) wurden zuerst missbraucht und dann ganz verworfen.

 

Diese Elterngeneration hat ihre Kinder so erzogen, dass sie alles kritisch hinterfragen und in Zweifel ziehen und keinerlei Autorität mehr anerkennen sollten. Ein rein negatives Programm. Nichts Aufbauendes oder Erhebendes wurde vermittelt.

 

Viele haben den gegenteiligen Irrweg der sogenannten antiautoritären Erziehung beschritten. Danach wird den Kindern gar nicht mehr gesagt, was gut und was schlecht, was dem Menschen erlaubt und was ihm verboten ist. Damit fehlt einer ganzen Generation jegliche Grundlage für sinnvolles Leben und Handeln.

 

„Warum erzählst Du mir das alles?“

 

Um deutlich zu machen, welch verheerende, zersetzende Folgen der Zweifel an den geistigen Grundlagen des Daseins hat, sowohl für den einzelnen Menschen als auch für die menschliche Gesellschaft insgesamt.

 

 

Praxistipp: Zweifel ist kein intellektuelles Vergnügen

 

Die Leute, die sich mit den existentiellen Fragen des Lebens nur rein intellektuell auseinandersetzen, mögen wie Montaigne verkünden:

 

Welch gutes Ruhekissen ist der Zweifel für einen wohlgebauten Kopf.

 

Agni Yoga dagegen sagt:

 

Wer Zweifel zum Dogma erhebt, ist ein falscher Lehrer. (FW II, 448)   

 

Denn wir wollen die Evolution voranbringen, und dafür benötigen wir einen klaren Kompass.

 

Ein Yogi hat sich einen klaren Weg erwählt und es schickt sich nicht für ihn, sich durch Schwanken zu erniedrigen. (Br II, 909)  

 

 

2. Bekämpfung

 

Zweifel ist ein Geistesgift, das Du bewusst und willentlich bekämpfen musst.

 

„Kann man wirklich Zweifel mit Willenskraft überwinden?“

 

Ja! Das ist sogar lebensnotwendig! Du kannst und musst Dich bezielt daran machen, Dir eine geistige Grundlage zu suchen oder zu schaffen, auf der Du alle Deine Fragen beantworten kannst.

 

Erst musst Du Deine Bedenken überwinden, dann gelingt Dir der Anschluss an die Hierarchie, und schließlich kommt auch Höhere Hilfe.

 

Wenn der Staub des Zweifels verfliegt, werdet ihr die Kraft spüren, allen Feinden zu widerstehen, und dann werdet ihr nicht einsam sein. Ein überirdischer Hauch wird euch stärken und Unser Schild euch bedecken. (Br II, 875)   

 

 

3. Heilmittel

 

Unsicherheit entsteht durch Unwissenheit. Verankere Dich fest in der Erkenntnis der Fundamente des Daseins: Der grundlegenden Gesetze des Universums, der Bestimmung, der Lebensaufgabe, des Weges und des Zieles des Menschen.

 

„Wo kann ich mich über all das zuverlässig informieren?“

 

Die Bücher des Agni Yoga vermitteln alles nötige Wissen und beantworten alle Deine Fragen.

 

„Ich bin nicht sicher, ob es mir gelingt, in absehbarer Zeit die Tausenden von Seiten dieser Schriften durchzulesen und zu verstehen.“

 

Dann sieh oder lies unsere Sendereihe „Einführung in Agni Yoga“. Sie fasst die wichtigsten Lehren der Lebendigen Ethik kurz, knapp und leicht verständlich zusammen.

 

*****

 

Wir können gar nicht dankbar genug sein für diesen Schatz! Wie haben sich die Menschen vergangener Zeiten (zum Beispiel Tolstoi) gequält, weil die im Laufe der Jahrhunderte entstellte und verzerrte christliche Lehre ihnen keine Orientierung mehr zu geben vermochte!

 

Uns Heutigen geht es besser.

 

Agni Yoga stellt die geistigen Grundlagen klar und unzweideutig dar, auf die wir unser Leben und unsere Arbeit stellen können.

 

Vergeuden wir diese Chance nicht! Machen wir es besser als unsere Vorfahren!

 

Wenn Du die Kosmischen Gesetze von Evolution, Hierarchie, Karma und Wiedergeburt, den Sinn des Lebens und des Leidens sowie den Nutzen von Hindernissen kennst, stehst Du auf einem sicheren Fundament und überwindest Deine Zweifel.

 

*****

 

Natürlich sollst Du nicht blind glauben. Du kannst auf dem wissenschaftlichen Weg der Beobachtung und Erfahrung unerschütterliche Überzeugungen entwickeln, an denen Du Dein Denken und Handeln ausrichtest.

 

„Gibt es heutzutage überhaupt etwas Unveränderliches, auf das ich mich auf ewig stützen kann?“

 

Auf der materiellen Ebene nicht. Hier ist alles relativ, in ständiger Bewegung und Veränderung, die Evolution schreitet jeden Tag weiter voran

 

Unveränderlich und ewig sind nur die Prinzipien der Höheren Welt.

 

14. Leitgedanke:

Unveränderlich und ewig

sind nur die Prinzipien

der Höheren Welt

 

„Also stelle ich einmal ein Dogma auf und halte daran für alle Ewigkeit fest?“

 

Nein, das ist der Irrweg der Fanatiker. Die Gesetze der Geistigen Welt sind zwar unabänderlich; die Fähigkeit der Menschen, sie zu erfassen und richtig anzuwenden, ist aber unvollkommen und individuell sehr verschieden.

 

Auch Dein Bewusstsein und damit Deine Fähigkeit, die ewigen Wahrheiten zu erkennen und ins Leben umzusetzen, wachsen hoffentlich im Lauf der Jahre. Das bedeutet: Du musst Deine Überzeugungen immer wieder überprüfen und gegebenenfalls weiterentwickeln, nachjustieren, anpassen, vertiefen, vergeistigen und verfeinern.

 

Aber auch mit den Grundsätzen, die Du im Moment zu fassen vermagst, besitzt Du schon eine sichere Grundlage für die Bewältigung des Lebens.

 

 

Gelassenheit

 

Sprechen wir jetzt über die wichtigsten positiven Gefühle: Gelassenheit, Geduld, Feierlichkeit und Freude.

 

*****

 

Gelassenheit – inneres Gleichgewicht, Seelenfrieden, Ausgeglichenheit – ist der Grund-Gefühlszustand der Rasse der Zukunft, dessen Bedeutung allerdings vielfach verkannt wird.

 

Die heutigen Menschen sind Sklaven ihrer Emotionen und lassen sich von ihnen mal hierhin und mal dorthin zerren.

 

Solange die menschliche Seele den die Waage haltenden Punkt – das Gleichgewichtszentrum des Bewusstseins – noch nicht zu erreichen vermag, ist der Mensch ein zwecklos dahintreibendes Tier; zufrieden, wenn zärtlich beklopft, ärgerlich und vielleicht böse, wenn der Schlag hart ist; umgänglich, freundlich, selbstisch selbstlos, wenn belustigt, gestreichelt oder geliebkost; bissig, rachsüchtig, oft grausam, wenn gehänselt, unbeachtet oder schlecht behandelt.

Seine Gelegenheiten zu schnellem Wachstum sind gering, bis jene Veränderung eintritt, welche die tierische Seele in die Sphäre der menschlichen Seele emporhebt. Heftige Gemütsbewegungen in der einen Richtung werden rasch durch ebenso starke Erregungen in einer anderen Richtung abgelöst. Eine übergroße Freude ist der Vorläufer eines hageren Gespenstes der Not.

Der Mensch kann sich nicht mehr begeistern, seine Freuden sind sehr matte Angelegenheiten, die Zeiten der Sorge, Angst und Furcht werden immer länger, und schließlich verliert sogar das Leid seine quälende Macht, die Furcht geht in Gleichgültigkeit unter, und wahre Freude überschreitet nie seine Schwelle mit der Absicht, für längere Zeit zu verweilen. (TL IV, 159) 

 

Ein König des Geistes dagegen überwindet die Gefühlsschwankungen und bewahrt unanfechtbare Gemütsruhe.

 

Ruhe ist die Krone des Geistes. (AUM 120)  

 

Ein ruheloser Mensch schädigt sich selbst und andere.

 

Ein in Unruhe geratener Mensch verliert die gesunden Schwingungen und verfällt in zerstörerische. Er leidet nicht nur selbst Qualen, sondern wird auch zu einem Infektionsherd. (Br II, 683)  

 

 

1. Innere Ruhe

 

Leben und Evolution bedeuten ewige Bewegung.

 

Im materiellen Leben darfst Du keine Ruhe, sondern nur eine ununterbrochene Folge von Angriffen, Störungen, Prüfungen, Herausforderungen und Umwälzungen erwarten.

 

Es ist irrig, zu meinen, dass sich eines Tages ungestörte Ruhe einstellen wird. (Herz 228)  

 

Im irdischen Alltag ist Dein seelisches Gleichgewicht ständig gefährdet.

 

Wir sahen einen heiligen Ort, mitten in reiner, unberührter Natur, neben dem ein Kieswerk errichtet wurde. (Kunststätte Bossard)

 

Es gibt keine Ruhe inmitten der kosmischen Rotation. Blinde und Taube stellen sich eine scheinbare Ruhe vor, aber der Sehende zieht es vor, die Stürme zu durchschreiten, nur um nicht zu erblinden. Es gibt keine Ruhe, wie die Menschen sie verstehen. Man kann aus der Spirale der aufbauenden Rotation nicht aussteigen. (AY 602)  

 

„Wie also soll ich zur Ruhe finden inmitten der allgegenwärtigen Unruhe?“

 

Wenn die äußere Welt nicht zur Ruhe gebracht werden kann, bleibt nur ein Ausweg:

 

In Dein Inneres muss Stille einkehren.

 

Für Anfänger ist äußere Stille erforderlich; jeder Laut, selbst der geringste, kann sie erschüttern und Schmerz verursachen. Dem Wissenden jedoch ist innere Stille notwendig. Wahre Ruhe wird aus den Tiefen der inneren Stille geschöpft. (Br II, 824)  

 

Die ständig wechselnden Gedanken und Gefühle, die Regungen Deines persönlichen Selbst müssen gezähmt werden und verstummen.

 

15. Leitgedanke:

Die Ruhe ist in Dir selbst

 

Wenn Du sie dort nicht entdeckst, wirst Du sie auf der ganzen Welt nirgendwo sonst finden.

 

Wenn man seine Ruhe nicht in sich selbst findet, ist es zwecklos, sie andernorts zu suchen. (de la Rochefoucauld)

 

 

2. Ruhe mitten im Sturm

Nikolaus Roerich „Himalayas“

 

Der Weise versteht es, diese innere Ruhe inmitten der heftigsten irdischen Stürme herzustellen.

 

Bei einem Gewitter ist es ratsam, nicht zu laufen und keine heftigen Bewegungen zu machen. Ebenso ist bei weltlichen Stürmen ein harmonischer Zustand angezeigt. (Br I, 218)  

 

So lasst uns bei dem verschiedenartigen Gang der Ereignisse Ruhe bewahren. (Herz 298)  

 

Seelenruhe ist die geistige Haltung, mit der Du dem Aufruhr der Welt trotzt.

 

Oft verstehen die Menschen nicht, welche Art von Ruhe inmitten der Wirren der Welt möglich sein soll. Doch Wir haben die Ruhe des Bewusstseins im Sinn, die, wenn man sie erst erreicht hat, nicht mehr gestört werden kann. (Br II, 447)  

 

Die Menschen sollen dem inneren Frieden zustreben, doch sie müssen am Leben teilnehmen. In den besten Testamenten ist zu finden, dass man selbst in der Schlacht Ruhe zu bewahren vermag. In herrlichen Bildern [in der Bhagavad Gita] wurde gelehrt, wie man inmitten des Gefechtslärmes lehren und im Geist aufsteigen kann. (Br II, 254)  

 

Man sollte selbst bei den größten Erschütterungen und Empörungen Ruhe des Geistes bewahren. Dies ist das Gesetz der Vervollkommnung. (AY 130)  

 

In den Tälern stürmt und tobt es, doch auf dem Gipfel (im Inneren, in Deiner eigenen Höheren Welt) ist Ruhe. (Nikolaus Roerich „Himalayas“)

 

Mancher fragt, wie man all die Unruhe und Aufregungen ertragen soll. Doch Ruhe ist der Gipfel der Unruhe. (AY 602)  

 

 

Übung: Bleibe derselbe in Freude und Leid

 

Das Geheimnis der Gelassenheit lautet: Die äußeren Umstände dürfen keine Macht über Dein inneres Leben erwerben: Sie ändern sich, Du nicht.

 

16. Leitgedanke:

Du bleibst derselbe

in Freud und Leid,

in Glück und Unglück

 

Ein Yogi fühlt gleich in Armut und in Überfluss. (Hier 451)  

 

Die Einflüsse der Materie aber, die Kälte und Hitze, Freude und Schmerz bewirken, kommen und gehen und sind nicht von Dauer; die ertrage geduldig. Denn der weise Mann, den diese Einflüsse nicht beunruhigen, weil Schmerz und Freude ihm gleich gelten, wird der Unsterblichkeit teilhaftig. (Bhagavad Gita II, 14,15) 

 

„Was genau meinst Du mit ‚derselbe bleiben‘?“

 

Du bist und bleibst immer und überall ein Unsterblicher, ein Schüler der Bruderschaft oder ein König des Geistes und nimmst eine entsprechende Haltung ein – in welche Umstände auch immer es Dich verschlägt.

 

Bleibt dieselben im Glück und im Unglück, im Erfolg und im Misserfolg. (AUM 505)  

 

Von einem Kämpfer wurde gesagt: „Er ist derselbe in Freude und Kummer, derselbe im Sieg wie in der Niederlage.“ (Br II, 394)  

 

Deine Seele erhebt sich über die materiellen Verhältnisse.

 

Jedenfalls muss man die Seele von allen Äußerlichkeiten auf sich selbst zurückrufen: auf sich selbst verlasse sie sich, an sich selbst freue sie sich, das Eigene achte sie, zurückziehen sollte sie sich, soweit möglich, von Fremden, und mit sich selber sei sie einig; Verluste empfinde sie nicht, auch Widriges deute sie mit Wohlwollen. (Seneca, Über die Seelenruhe, XIV/2) 

 

Du befreist Dich aus der Sklaverei der ständig wechselnden Gefühle.

 

Erringt euch die Fähigkeit, nicht mehr von den Früchten eures Denkens oder eurer Arbeit abhängig, sondern frei zu sein von Freude und Schmerz, Gewinn und Verlust, Sieg und Niederlage. (TL X, 554)

 

 

3. Gleichgewicht durch Anspannung

 

„Wie kann ich diese innere Ruhe herstellen? Indem ich mich auf dem Sofa liegenbleibe?“

 

Nein, es ist ein Irrtum, zu versuchen, innere Ausgeglichenheit durch Untätigkeit zu erlangen!

 

Man muss jene, die in Untätigkeit versunken sind, daran erinnern, dass sie mit ihrem Weg eine verlogene Illusion von Ruhe schaffen, wobei ihr Geist nicht gestählt und keine Fortschritte machen wird. (Br II, 254)  

 

Im Gegenteil: Gelassenheit ist das Ergebnis harter geistiger Arbeit und schwerer Kämpfe.

 

Ruhe stellt angespannte psychische Tätigkeit dar. So muss man Ruhe als vertiefte, erhabene Arbeit ansehen. (Br II, 725)  

 

Wir rufen zu Ruhe auf und sprechen gleichzeitig ständig von Kampf. Man sollte diesen Kampf als Ansammlung von Kräften durch Arbeit verstehen. Es ist unmöglich, die Energie ohne Arbeit anzuspannen, jede Arbeit aber ist Kampf mit dem Chaos. So wird das Wissen über den Sinn des Kampfes auch Ruhe verleihen. (Br I, 542)  

 

17. Leitgedanke:

Nicht Ruhe ist das Ziel,

sondern Gleichgewicht

 

Gibt es überhaupt Ruhe? In der Tat, wie kann man sich Ruhe vorstellen, wenn alles in Bewegung ist und durch Bewegung existiert? Der Begriff Ruhe wurde von jenen erfunden, die sich vor dem Dasein verbergen wollten. Sie zogen Unbeweglichkeit vor und vergaßen, dass es keinen Augenblick ohne Bewegung geben kann. Gleichgewicht ist der erforderliche Begriff. Man sollte nicht an Ruhe denken, sondern daran, wie man inmitten der Wirbelwinde das Gleichgewicht bewahren kann. (Herz 260)  

 

Gemütsruhe ist Gleichgewicht der Anspannung. (Herz 315)   

 

„Wie erreiche ich ein solches Gleichgewicht?“

 

Seelisches Gleichgewicht schaffst Du durch höchste Anspannung Deiner geistigen Kräfte.

 

Wir wollen uns über die Bedeutung des Begriffs Ruhe einigen. Um ihn haben sich viele unrichtige und schädliche Auslegungen angehäuft. Die Menschen haben sich daran gewöhnt, Ruhe als Untätigkeit zu betrachten, auf diese Weise ist sie zu einer psychischen Schwächung gemacht worden. Das Zersetzendste für die psychische Energie ist Untätigkeit.

Daher ist Ruhe nichts anderes als Gleichgewicht. Gleichgewicht aber ist gleichmäßige Anspannung der Energie. Nur auf diese Weise kann man die Kräfte regenerieren und stärken. Es geht nicht darum, ob man das Gleichgewicht in der Wüste oder in der Stadt erlangt, die Hauptsache ist die ständige Anspannung. (Br I, 44)  

 

Die Haltung eines Weisen, der, wie man so schön sagt, in sich selbst ruht, ist das Resultat einer gewaltigen Kraftanstrengung, die den Sieg im Kampf gegen die Angriffe der Finsternis erringt.

 

Der sogenannte Zustand des Nirwana ist keine Ruhe, sondern die höchste Energieanspannung. (Herz 260)  

 

Bei ruhiger Oberfläche gibt es eine klare Widerspiegelung. Jede Aufregung verzerrt die Klarheit. Man spricht viel von der Ruhe der Weisen, die jedoch eine gewaltige Anspannung ist; so gewaltig, dass die Energieoberfläche spiegelglatt wird. Daher darf man Ruhe nicht für Untätigkeit halten. (Br I, 132)   

 

Das schwer errungene und immer wieder gefährdete Ziel ist Harmonie zwischen der materiell inkarnierten und der höheren, geistigen Natur des Menschen, zwischen den irdischen und den Überirdischen Sphären.

 

Gleichgewicht setzt beiderseitige Anspannung voraus, denn die Waagschalen müssen die gleichen Lasten tragen. Beide Schalen, die irdische wie die überirdische, werden nicht leer bleiben. (Br II, 345)  

 

 

4. Gelassenheit ist eine besondere Weisheit

Leonardo da Vinci „Selbstportrait“

 

Ein Mangel an Seelenruhe ist die Folge von Unwissenheit, Unkenntnis der Grundlagen des Daseins, von Unerfahrenheit oder Ungeübtheit. Einen erfahrenen Krieger, der seit langem auf dem Geistigen Pfad voranschreitet, schon vielfach angeschossen wurde und so manchen Kampf überstanden hat, wirft so leicht nichts aus der Bahn.

 

Urusvati versteht die Bedeutung der Ruhe, die für das Handeln unentbehrlich ist. Ein junger, unerfahrener Seemann gerät in Aufregung, wenn er ein Schiff betritt, doch nach zehn Seefahrten überrascht er die Umgebung durch seine Ruhe. Unsere Taten sind voller Ruhe. Wie erfahrene Seefahrer kennen Wir die unzähligen Stürme und die Mittel für den Kampf mit ihnen. Das Chaos und die Finsternis zu überwinden ist die gewöhnlichste Unserer Offenbarungen. Ruhe muss die vernünftige und erfahrene Anwendung zweckdienlicher Kräfte sein. Die Ruhe der Handlung ist die höchste Anspannung. (Br II, 36)  

 

18. Leitgedanke:

Seelenfrieden ist keine

angeboreneEigenschaft,

sondern ein Erkenntnisprozess

 

In Abwandlung eines Wortes des Meisters über die Freude sagen wir:

 

Gelassenheit ist eine besondere Weisheit.

 

Ruhe ist das Gewand der Weisheit. (Br II, 690)  

 

Der Weise kennt die grundlegenden Gesetze des Daseins. Das Wissen um die Schönheit, Gerechtigkeit und Zweckmäßigkeit der Kosmischen Ordnung erfüllt ihn mit Gelassenheit.

 

Ruhe muss als Harmonie des Denkens erkannt werden. Einsiedler könnten gefragt werden, wie sie das Gleichgewicht erreichen. Sie werden erklären, dass der Gedanke an die Zweckmäßigkeit des Weltalls die beste Hinführung zur Ruhe ist. (Br II, 517)  

 

Ruhig seid im Licht der Wahrheit. (BGM I, 139 [156])  

 

Du bist Dir Deiner Unvergänglichkeit, Unverletzlichkeit und Unbesiegbarkeit bewusst – was könnte Dich da beunruhigen?

 

Welche Ruhe kann es geben, wenn die Welt erschaudert? Gerade wenn die Welt sich in einer besonderen Anspannung befindet, ist eine ungewöhnliche Ruhe erforderlich. Man muss die völlige Unverletzlichkeit hervorrufen, auf der Ruhe gründet. (Br II, 72)  

 

Du weißt: Alles, was Dir zustößt, ist notwendig und nützlich für das Wachstum Deines Geistes.

 

Dieser Mensch erlangt Einblick in den großen Zweck hinter allen Veränderungen und erkennt, dass diese zum Wachstum notwendig sind. Deshalb widmet er jetzt seine Zeit und sein Streben der Ausbildung der Kraft, sein eigenes Leben wahrhaft zu meistern, statt es durch elementare Lebenskräfte, durch die Sinne und Gemütsbewegungen beherrschen zu lassen. Schließlich findet er, dass er der Welt und nebenbei auch sich selbst bessere Dienste leisten kann, wenn er dauernd im Zustand des Gleichgewichts verharrt und dadurch seine Lebensenergie auf eine höhere Lebensebene überträgt. Das tut er jetzt bewusst, während der zuerst erwähnte Mensch der Spielball der Kräfte ist, die ihn bis an das Ende seines Lebens und darüber hinaus beherrschen. Ohne die in diesen Kämpfen errungenen Siege würde die Menschheit niemals über das Tierreich hinauswachsen. (TL IV, 159) 

 

 

Praxistipp: Gelassenheit bewahren als Prüfung

 

Der Lehrer prüft den Schüler vor allem daraufhin, ob er in einer Stunde besonderer Anspannung Ruhe bewahrt. Es ist verblüffend, wie selten die Menschen diese Prüfung bestehen. Die Ursache liegt darin, dass sie die Höhere Welt und die psychische Energie nicht anerkennen. Sie nehmen an, die groben physischen Bedingungen seien trotz allem bedeutsamer. (Br II, 725)  

 

Gerade die scheinbaren Nebensächlichkeiten des Alltagslebens sind das beste Übungsfeld und der deutlichste Prüfstein.

 

Die reine Erscheinung der Ruhe des Geistes wird durch die Kleinigkeiten des Lebens erprobt. (BGM I, 81 [86])  

 

 

5. Gelassenheit durch Befreiung von Wünschen

„Wunschlosigkeit führt zu innerer Ruhe“ (Lao-tse)

 

Mangel an Ausgeglichenheit kommt von Ichsucht, übertriebener Einschätzung der Bedeutung der sterblichen Persönlichkeit und zu starker Einbindung in das verwirrende Treiben der irdischen Welt.

 

Gelassenheit ist die Frucht einer Lebenshaltung aus Selbstlosigkeit und Weltüberwindung: Je mehr Du erkennst, dass es nicht um Dich selbst geht, sondern um die höhere Notwendigkeit; je mehr Du auf persönliche Wünsche verzichtest; je gefestigter Deine Überzeugung ist, dass Du nicht Deinem Egoismus sondern den hehren Zielen der Hierarchie dienst, desto größer wird der Frieden in Deinem Inneren sein.

 

Möchtest du eine klare Vorstellung von dem Zustand gewinnen, den man als „wahre Gelassenheit“ bezeichnet, so übersetze ihn mit „Seelenfrieden“. Niemand kann in Seelenfrieden leben, solange in seiner Seele noch unbefriedigtes Verlangen wohnt. Wer wahre Gelassenheit erlangt, hat die Krone der Unsterblichkeit errungen; denn auf der Straße des Verlangens lauert der Tod für Körper und Seele. (ALH III, 56, 57)

 

Wenn jemand alle Wünsche, die in seinem Herzen ruhen, fahren lässt, in sich selbst und durch sich selbst befriedigt, dann heißt er einer, dessen Weisheit festgegründet ist. Wessen Herz in Schmerzen nicht erzittert, wer frei ist vom Verlangen nach Freuden, frei von Begier, Furcht und Zorn, der heißt ein Weiser, dessen Einsicht festgegründet ist. Wer allem ohne Verlangen gegenübersteht und, was ihm auch von angenehmen oder unangenehmen Dingen zuteilwerde, weder Freude noch Abneigung empfindet, dessen Weisheit ist von Bestand. (Bhagavad Gita II, 55-57) 

 

Lass alle Deine Wünsche und Erwartungen fahren! Dann werfen Dich selbst schmerzliche Verluste und völliger Misserfolg aller Deiner Bemühungen nicht aus der Bahn.

 

Ein Yogi lächelt über den Sturm, der seine früheren Arbeiten davontrug. (AY 182)  

 

Er hatte nichts zu verlieren, da er alles verlassen hatte. Er hatte nichts zu gewinnen, da nichts ihn verlockte. Das einzige, was er wollte, war die Verwirklichung des göttlichen Willens. (E. v. Schmidt-Pauli über den Hl. Bernhard von Clairvaux)

 

Wünsche binden Dich: Sie suggerieren Dir die Wiederholung angenehmer und die Vermeidung unangenehmer Erfahrungen. Befreie Dich von diesen Ketten!

 

Ein Meister lässt sich weder von etwas anziehen noch von etwas abstoßen.

 

Wer aber, sich selbst beherrschend, an die Objekte herantritt mit Sinnen, die frei sind von Begierde und Abneigung und in seiner Gewalt stehen, der gelangt zum Frieden. Im Frieden wird ihm die Befreiung von allen Schmerzen zuteil. Der Mann, der alle Wünsche fahren lässt und ohne Verlangen, ohne Eigennutz und ohne Selbstsucht dahinlebt, gelangt zur Ruhe. (Bhagavad Gita II, 64, 65, 71)

 

 

6. Gelassenheit durch Verbindung mit der Höheren Welt

 

Die Verbindung mit Deinem Lehrer, die Teilnahme am Leben in seinem Aschram erhebt Dich über die Unruhe der materiellen Ebene. Das Konzept des Inneren Tempels, das wir schon erklärt hatten (siehe die Sendung „Der Weg des Inneren Tempels“), ermöglicht es Dir, mitten in den irdischen Stürmen in einer Oase der Ruhe zu leben.

 

Unerschütterlichkeit des Bewusstseins erwächst aus der Verbindung mit dem Höchsten. (Br II, 447)  

 

Das Ohr des Wissenden ist der Überirdischen Welt geöffnet, und er befindet sich in unstörbarer Stille. Das geistige Ohr muss sich unabhängig von den irdischen Bedingungen öffnen. Wer darin erprobt ist, verfügt über eine Leitung zum Überirdischen, die er jederzeit nutzen kann. Nichts kann ihn hindern, sich an den Höheren Rhythmus anzuschließen. (Br II, 824)  

 

Der Friede Gottes zieht auch in Dich ein, wenn Du an die Überirdischen Sphären angeschlossen bleibst.

 

Innerer Frieden ist eine Nachahmung der Gottheit. (Br II, 254)  

 

Die lastende Bürde ist geschwunden und an ihre Stelle ein unsagbar tiefer Friede, eine Verwirklichung Gottes in euch wie in allen anderen Dingen getreten. (TL VI, 327) 

 

Im Angesicht der Ewigkeit schwindet der Aufruhr des Zeitlichen.

 

Bleibt uns nur das Ewige jeden Augenblick gegenwärtig, so leiden wir nicht an der vergänglichen Zeit. (Goethe an Auguste Stolberg)

 

Siehe, mitten im Sturm Ruhe, siehe, eine Seele, der Ewigkeit würdig. (Seneca „Über die Seelenruhe“ XIV/10)

 

 

7. Ergebung

George Watts „Hope“

 

Der Mensch steht vor doppelter Gefahr: Er ändert das nicht, was er beeinflussen könnte, und grämt sich über das, was unabwendbar ist. Vor beidem müssen wir uns hüten.

 

Wer seine Tage mit missgelauntem Murren erfüllt, seine schlaflosen Nächte mit dem Sehnen nach etwas verbringt, das nicht kommen wird und nicht kommen kann – dem sage ich: Es gibt keinen größeren Helden im Leben als den Menschen, der die Begrenzungen seiner Seele und seines Körpers erkennt und mit festem Entschluss sich ohne Klagen daranmacht, seine Eigenschaften und Lebensumstände, wie sie ihm von Geburt an bestimmt sind, so gut wie möglich zu nutzen. (TL V, 235) 

 

Hadere nicht über ein Schicksal, das Du nicht ändern kann, sondern nimm es weise lächelnd hin.

 

Herr, gib mir die Kraft, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann, die Gelassenheit, das Unabänderliche zu ertragen, und die Weisheit, zwischen beiden zu unterscheiden. (Hl. Franz von Assisi) (Nikolaus Roerich „Franz von Assisi“)

 

Die Meister warnen uns, zu versuchen,

 

das Unveränderliche nach unserem eigenen, groben Maßstab dessen, was sein sollte, zurechtzubiegen. (MB I, 250)

 

Hässliche Verwirrung sollte den Eilenden nicht stören. Er weiß in seinem Herzen, dass alles Unausweichliche sich ereignen muss, und freut sich nur, dass alles durchschritten werden kann. (FW I, 625)  

 

*****

 

Der Philosoph, der in die Sklaverei verkauft wurde (Br I, 273), soll also Wege zur Flucht suchen und nutzen, wenn sie sich bieten. Sind sie aber nicht zu finden, muss er sich ohne Jammern, Klagen und Murren in das schreckliche Los ergeben, das ihm die Ausübung seiner wertvollsten Fähigkeiten unmöglich macht.

 

Machen wir unsere Ketten nicht dadurch, dass wir an ihnen rütteln, noch enger und schwerer. (MB I, 277)

 

Er muss lernen, auch die widrigsten Umstände gelassen zu ertragen: Sie könnten noch schlimmer werden! Und gewiss gibt es andere, denen es noch schlechter geht.

 

In Wahrheit wird er auf die Probe gestellt, denn es geschieht ja nichts zufällig oder umsonst: Wäre er schon vollkommen, würde ihn die Sklaverei nicht schrecken – aber dann wäre diese Prüfung auch nicht mehr erforderlich.

 

Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen; der Name des Herrn sei gelobt. (Hiob 1, 21)

 

Bevor Du im Gram über die schrecklichen Zustände versinkst, bedenke nur: Wieviel mehr haben die Mahatmas zu leiden, wenn sie die furchtbaren Verirrungen der Menschheit mit ansehen und erfahren müssen, wie ihr Rat und ihre Hilfe, die alles bessern könnten, zurückgewiesen werden! (Nikolaus Roerich „Armageddon“)

 

Man sollte sich angesichts der menschlichen Finsternis nicht übermäßig grämen. Würden Wir uns dem Ausmaß dieser Finsternis entsprechend dem Kummer hingeben, könnten Wir nicht existieren. Es ist traurig zu sehen, wie die Menschen ihren Pfad erschweren, doch die Jahrhunderte lehren einen, gegenüber Merkmalen der Unvollkommenheit Gelassenheit zu bewahren. (FW II, 231)  

 

 

Geduld

 

Ungeduld ist Unwissenheit, Unkenntnis der Grundlagen des Daseins. Alles vollzieht sich nach Notwendigkeit und gemäß dem Plan der Evolution. Die Kosmischen Fristen kannst Du durch Ungeduld um keine Sekunde beschleunigen. Daher ist Geduld die Zierde eines Weisen.

 

Geduld ist an sich großes Wissen, oder besser gesagt, großes Wissen wird aus großer Geduld geboren. Der Weise weiß, dass alles zur aufgezeigten Frist eintrifft, kosmische Konstellationen können nicht beschleunigt werden. Von alters her heißt es „Der größte Mensch ist, wer die meiste Geduld besitzt.“ (HR II/2, 482; Brief vom 23.04.1938)) 

 

Auf einem ewigen Weg musst Du, kannst Du aber auch viel Geduld aufbringen.

 

Welche Geduld ist angesichts der Unbegrenztheit nötig, vor allem, wenn wir ihre Unvermeidlichkeit erkennen. Und wir wissen, wie jedes Murren den Pfad erschwert. (Herz 178)  

 

Über alle Sorgen hinweg sollte man daran denken, dass der Pfad lang und es nötig ist, sich mit Geduld zu versehen. (FW III, 597)  

 

Geduld charakterisiert den Menschen auf einem unendlichen, Ungeduld den auf einem begrenzten Weg.

 

Wo findet man größere Geduld als bei Uns! Die Finsternis ist doch ungeduldig. Damit ist sie endlich. (FW III, 464)  

 

Ungeduld ist ein Zeichen von Willensschwäche und mangelnder Selbstbeherrschung.

 

Ein unausgeglichener Mensch sagt: „Ich kann nicht warten“, und in diesem einen Wort bekundet er seine Kraftlosigkeit. Kraftlosigkeit ist Willenlosigkeit, denn Wille wird durch menschliche Anstrengung entwickelt. Jemand ruft aus: „Ich bin von Natur aus ungeduldig!“ Möge er jedoch richtiger sagen: „Meine Gewohnheiten haben mich bis zur Willenlosigkeit geführt.“ (Br II, 411)  

 

Mangel an Geduld ist ein Mangel an Liebe.

 

Die Fähigkeit, sogar das Geringste zu achten, wird einem auch helfen, Geduld zu erlangen. (Herz 178)  

 

Wenn Dir etwas misslingt, ist es keine Resignation, sondern ein vernünftiges und zweckmäßiges Verhalten, Dich in Geduld zu üben.

 

19. Leitgedanke:

Du wartest,

bis Du selbst und

die Zeit reif sind!

 

Die Menschen versuchen, den Weg der Geduld als Erdulden von Missgeschick zu verstehen. Ein solches Verständnis ist jedoch unzureichend, weil es den Sinn der Energie herabsetzt. Ein Mensch, der weiß, dass es vernünftiger für ihn ist, seine Kraft nicht heute, sondern morgen einzusetzen, erkennt nur den nützlichen Pfad. Er erduldet nicht, sondern versteht den Nutzen. (AUM 345)  

 

Alles kommt zu dem, der warten kann. (Volksweisheit) (Dali „Die zerrinnende Zeit“)

 

 

1. Hektik ist ungeistig  

 

Sinnvolles Handeln erfordert einen ruhigen und klaren Geist. Gerade wenn etwas schnell gehen muss, darfst Du nicht überstürzt, sondern musst mit kaltblütiger Überlegung vorgehen.

 

Wenn Du es eilig hast, gehe langsam! (Konfuzius)

 

Hast und planlose Hektik sind Ausdruck der ungeistigen Zeit.

 

Wir gelangen wieder zum Pfad des Rhythmus und der Harmonie. Hast ist Dissonanz, sie kann nur aufreizen und Aufspeicherungen zersplittern. Nur ein erweitertes Bewusstsein versteht, wo die Grenze zwischen Streben und Hasten liegt. (AUM 494)  

 

Wer nie Zeit hat, beweist nur, dass er das Wichtige nicht vom Unwichtigen unterscheiden kann.

 

Hütet euch vor jenen, die keine Zeit haben. Trügerische Geschäftigkeit zeugt vor allem von Unfähigkeit, die Kostbarkeit der Zeit und des Raumes zu nutzen. Solche Menschen können nur die einfachsten Arbeiten ausführen. Es ist unmöglich, sie zum Aufbau heranzuziehen. (Gem 216)  

 

Auf einem ewigen Weg hat Zeit keine Bedeutung.

 

In der Unbegrenztheit ist Eile paradox. (Br II, 51)  

 

Wenn wir öfter über die Unbegrenztheit nachdenken, lernen wir, die große Geduld zu verstehen, die jedem Aufbau zugrunde liegt. (HR II/2, 482; Brief vom 23.04.1938))

 

Es gibt viele verschiedene Methoden, Ruhe zu schaffen, doch die Wahrnehmung der Unbegrenztheit ist die wirksamste. (Br II, 367)  

 

 

2. Geduld erwerben durch geistige Arbeit

Rodin „Der Denker“

 

Geduld wird durch harte geistige Arbeit über viele Inkarnationen hinweg erworben.

 

Geduld ist eine Quelle des Segens. Ihr kennt das Wesen dessen, was jetzt vor sich geht. Könntet ihr die Spannung der Sphären überwinden ohne die Erfahrung der Geduld, die in vielen Zeitaltern erworben wurde? (Herz 479)   

 

Man kann bemerken, dass bei manchen Menschen die Geduld in höchstem Maß entwickelt ist, während anderen diese Eigenschaft vollkommen fehlt. Was ist die Ursache dafür? Eine solche grundlegende Eigenschaft kann kein Zufall sein. Wisset: Wer Geduld besitzt, hat sie in vielen Leben gefestigt. Ein geduldiger Mensch ist ein vielerfahrener Arbeiter, während ein ungeduldiger ein Neuling im Leben ist. (Br I, 119)  

 

Geduld ist keine Untätigkeit, sondern höchste Energieanspannung.

 

Geduld ist bewusste Anspannung und Widerstand gegen die Finsternis. (Herz 478)  

 

Geduld ist ein bewusstes, systematisches Verständnis für das, was vor sich geht. Man muss Geduld als Förderer des Fortschritts anerziehen. Es ist unsinnig, Geduld als innere Verkümmerung hinzustellen; im Gegenteil, der Prozess der Geduld bedeutet Anspannung. (AUM 344)  

 

Sie ist der Schmuck eines erfahrenen, in vielen Schlachten erprobten Kämpfers.

 

Geduld ist das Juwel der Krone. Sie zeugt von Annäherung an die Unbegrenztheit. (Herz 239)  

 

Geduld ist eine Zierde des Herzens. Wer immer in Geduld unerfahren ist, wird nicht wissen, wie er sich der Feurigen Welt anpassen kann. (FW II, 326)  

 

 

Praxistipp: Geduldsprobe

 

Deine Geduld wird mehrmals täglich auf eine schwere Probe gestellt. Sieh‘ das als eine Gelegenheit an, Deine seelische Stärke unter Beweis zu stellen!

 

Die Geduldsprobe ist eine der höchsten Prüfungen. (Herz 212)  

 

Nichts erprobt das Herz so sehr wie bewusste Geduld. (Herz 479)  

 

 

Feierlichkeit

 

Ein schönes Befinden gipfelt in dem erhabenen Gefühl der Feierlichkeit.

 

Du stellst Feierlichkeit in Dir selbst und in Deiner Umgebung her.

 

Bewahrt Feierlichkeit! Umgebt euch mit Feierlichkeit! (Br I, 602) 

 

Du lebst ständig als Heiliger in einem Heiligtum kein Punkt (siehe die Sendungen „Der Weg des Inneren Tempels“, „Teilnahme am Leben der Höheren Welt“ und „Leben im Aschram des Lehrers“).

 

*****

 

Feierlichkeit ist ein Allheilmittel gegen alle schlechten Gedanken und Gefühle.

 

Man muss Feierlichkeit bewahren, denn dieses Gefühl lässt kleinliche und nichtige Gereiztheit sowie Zersetzung nicht zu. (Herz 435)  

 

Sie nährt und kräftigt Deine Ewige Individualität.

 

Feierlichkeit ist die Nahrung des Herzens. (Herz 462)  

 

Sie erhöht Deine Schwingung.

 

Es ist nützlich, die eigenen Schwingungen zu heben. Der weitaus leichteste Weg wird sein, sich mit feierlicher Freude zu erfüllen. (Br II, 750)  

 

Du spürst: In feierlicher Stimmung, wie sie in einer Kirche herrscht, bist Du mit den Höheren Welten verbunden.

 

Feierlichkeit ist die beste Brücke zu Uns. Unsere Hilfe fliegt schnell über den Kanal der Feierlichkeit. (Br II, 104)  

 

Eine feierliche Stimmung ist der beste Führer zur Bruderschaft. (Br I, 602)  

 

Stelle diesen erhabenen Zustand Deines Wesens nicht nur am Sonntag, sondern ständig, mitten in der alltäglichen Arbeit her!

 

Feierlichkeit verleiht dem Streben nach oben Festigkeit. Helfen wir in aller Geduld dabei mit, wenigstens einen Keim des herrlichen Gefühls der Feierlichkeit zu bewahren. Es führt zu den fernen Welten. Es verklärt das Leben und schafft Helden. (Br II, 125)  

 

Ein feierlicher Geisteszustand ermöglicht den Zufluss höherer, helfender Energien.

 

Der Mensch war bestrebt, eine besonders erhabene Stimmung zu schaffen, welche die Aufnahme höherer Energien fördert. (AUM 4)  

 

Jede Herbeiziehung feuriger Energien aus dem Raum beruht auf einem erhabenen Gefühl. (FW III, 384)  

 

 

Feierlichkeit erwerben durch geistige Arbeit

Rodin „Der Denker“

 

Feierlichkeit ist kein Zufall oder sonntäglicher Müßiggang, sondern das Ergebnis angespannter geistiger Arbeit.

 

Oft wird nicht verstanden, was Feierlichkeit ist. Man mag denken, dass ein solcher erhabener Zustand zufällig eintritt. Nein, er gestaltet sich als Folge langen Nachdenkens; wenn er jedoch erstarkt, erweist der Mensch sich als auf einer festen Stufe stehend. (Br II, 455)  

 

Für viele ist Feierlichkeit die Untätigkeit eines Feiertages, ein unverantwortliches Lustwandeln und Aussprechen überholter Worte. In Wirklichkeit ist Feierlichkeit die erhabene Darbietung der besten Gefühle, die Anspannung aller überlegenen Energien und die Berührung mit den nächstfolgenden Toren. (AUM 523)  

 

Du kannst Dich bewusst darin üben, Feierlichkeit zu schaffen und zu bewahren.

 

In der Tat, Feierlichkeit muss anerzogen werden. Die Fähigkeit, sein Gefühl nach oben zu lenken, verleiht bereits Feierlichkeit und einen feurigen Strom. Das bedeutet: Wir sind von der Feurigen Welt nicht weit entfernt, wenn ein rettender Strahl erfühlt werden kann. (FW II, 325)  

 

Feierlichkeit vereint in sich Begeisterung, Aufstieg, Schutz gegen das Böse und Hinwendung zur Hierarchie. Somit ist Feierlichkeit Rettung, doch sie muss aufgenommen und erhalten werden. (Herz 525)  

 

Gerade in einer schwierigen Situation musst Du Dich ganz besonders um einen erhabenen Gemütszustand bemühen.

 

Welche Feierlichkeit kann es inmitten von Verwesung und Zerstörung geben? Doch für ein feierliches Bewusstsein existiert Zerstörung gar nicht. Es wird augenblicks von einer Kuppel von Neuschöpfung mit all ihrer herrlichen Feinstofflichkeit überdeckt. (Herz 525)  

 

Je schwerer ein Tag ist, desto feierlicher muss man ihn auffassen. (Br II, 652)  

 

So ruft der Meister uns auf:

 

Vermehrt die Feierlichkeit zehnfach! (Herz 492)  

 

Trotz des Kampfes versammeln wir uns in Feierlichkeit. Über allen Errungenschaften des Herzens erstrahlt die Feierlichkeit. Zu ihr rufen Wir auf, auf sie weisen Wir hin! (Herz 491)  

 

 

Freude

 

Kommen wir zum Schluss dieser Sendung. Die Synthese aller Bemühungen um Beherrschung, Verfeinerung, Vergeistigung und Erhebung unserer Gefühle ist:

 

Lebensfreude! (Nikolaus Roerich „Krischna“)

 

„Woran erkenne ich eine große, schöne Seele, die ihren Gefühlskörper vollständig meistert?“

 

Sie ist stets voller Freude, in welche Verhältnisse auch immer sie es verschlagen hat. Sie beherrscht die Kunst, alle negativen Gefühle, alles Leid in Freude zu verwandeln.

 

Ein Sklave mag sich in Niedergeschlagenheit abmühen, doch ein feuriger Geist verwandelt alles in leuchtendste Freude. (FW III, 597)   

 

Werdet so findig, dass ihr Freude selbst an schweren Tagen herbeirufen könnt. Findet die Kraft, Freude zu schaffen. Lehrer, lass mich an der Überirdischen Freude teilhaben! (Br II, 843)   

 

Wenn sogar unter den schwierigsten Umständen Freude glimmt, ist der Agni Yogi von unüberwindlicher Macht erfüllt. Dort, jenseits des schwierigsten Aufstiegs, beginnt die Feurige Welt. (FW I, 561)  

 

Ich meine die Freude an Deinem wahren Dasein, über die wir schon in vielen Sendungen gesprochen haben („Teilnahme am Leben der Höheren Welt“, „Leben im Aschram des Lehrers“): Am Leben Deiner Seele in ihrer Ewigen Heimat, weit oberhalb der irdischen Schrecken.

 

Das Alltagsleben bewahrt viele verborgene Bedingungen, doch man muss in ihnen jene Freude finden, die zum überirdischen Dasein erhebt. (Br II, 324)   

 

Für eine solche Lebensfreude musst Du Dir eine Grundlage schaffen.

 

Dieses Fundament kann nur aus Erkenntnis bestehen: Aus dem Wissen über den Sinn des Lebens, den Sinn des Leidens, den Nutzen von Hindernissen, die ununterbrochene Fortdauer Deiner Existenz und schließlich über den Ewigen Geistigen Pfad hin zu Gott, auf dem jeder neue Tag Dir unzählige, unschätzbare Gelegenheiten bietet, um weiter zu wachsen und den Aufbau der Neuen Welt voranzutreiben – bei einem solchen Wissen kann nur Freude herrschen! (Mehr dazu in unserer Sendung „Freude – eine besondere Weisheit“)

 

Deshalb betont die Agni Yoga immer wieder:

 

Freude ist eine besondere Weisheit. (BGM II, 159; Gem 156, 163; AY 185, 293, 404; Hier 96, 216, 343; AUM 113; Br II, 231)