Briefe
von Helena Roerich

1929 - 1939

 

 


Band II

1935

       16. Juli 1935

       Mit tiefer Ergriffenheit lese ich Ihren Brief mit dem Bericht über die feierliche Gründung der Gesellschaft. Damit ist eine weitere schöne Bewegung als Bollwerk gegen die Finsternis errichtet worden. Ich weiß, wieviel Bestrebung Ihres Herzens und selbstaufopfernde Arbeit Sie für die Gründung dieses reinen Lichtkerns im Namen siegreicher Kultur aufbringen mussten. Allen voran gelten daher Ihnen meine innigen Grüße und die Freude meines Herzens zu diesem Festtag Ihrer Errungenschaft. Übermitteln Sie bitte auch dem Vorstand und allen Mitbegründern der Gesellschaft, die sich diesem wohltätigen Ziele widmen, meine herzlichen Grüße und die besten Wünsche. ”Möge dieses Bollwerk sich festigen und mutig, leuchtend und freudvoll seine Kräfte für den Pfad des Dienstes am Allgemeinwohl aufwenden.”

       Auch über das Echo auf die erhabene Idee des Friedensbanners war ich freudvoll gerührt. Deshalb möchte ich Sie fragen, ob es Ihnen möglich wäre, in Ihrer Gesellschaft ein ständiges Komitee zur Förderung des Paktes und Banners des Friedens einzurichten? Es müsste sich den bereits bestehenden Gruppen anschließen, um so Solidarität und Eintracht im Wirken zu erlangen. Denken Sie bitte darüber nach.

       Ihre Schutzvorkehrungen für die Gesellschaft gegen das Eindringen unerwünschter Mitglieder sind von äußerstem Nutzen. Es ist in der Tat wichtig, sich von Anfang an gegen die schädlichen Elemente abzuschirmen. Versuchen Sie nicht, Ihre Tätigkeit zu sehr auszuweiten. Vorerst muss der Kern der Gesellschaft gebildet und Harmonie erlangt werden. Eine große Anzahl wäre keine Gewähr für Erfolg.

       Ich habe für Ihre Freude, sich mit flammenden Herzen zu vereinen, volles Verständnis. Ich kannte diese erhabene Freude und kenne sie auch heute noch. Doch Jahre der Erfahrung haben mich Zurückhaltung gelehrt, vor allem denen gegenüber, die der Lehre gerade erst nähertreten. Zu Beginn marschieren wir alle wie brennende Fackeln, aber später beginnt sich durch Einwirkung der unfehlbaren okkulten Gesetze unser wahres Wesen immer mehr zu offenbaren, und bestimmte Wesenszüge, die wir gar nicht zu haben glauben, kommen zum Vorschein – Eigenschaften, die andernfalls vielleicht bis zur nächsten Inkarnation verborgen geblieben wären. Der große LEHRER sagt in den ”Briefen der Mahatmas“: ”Wie das Wasser die Hitze des ätzenden Kalkes entwickelt, so versetzt die Lehre jede in ihm (dem Aspiranten) schlummernde ungeahnte Möglichkeit in heftige Tätigkeit.”

       Und nun zu Ihren Fragen:

       Man muss bedenken, dass die Großen Lehrer, die Mahatmas oder die Weißen Brüder, in der ganzen Zeitspanne Ihrer Leben Bodhisattvas waren. Mahâ-Chohan oder der Große Herrscher ist der Titel des Herrschers der Schambhala. Die mit dieser Ernennung verbundenen Pflichten werden abwechselnd von den Weißen Brüdern übernommen, je nach ihren individuellen Aufgaben. Die Sieben Chohane entsprechen den Sieben Kumaras der ”Geheimlehre“, aber esoterisch gesehen, gibt es ihrer acht. Alle diese Sieben Kumaras waren die Herrscher des Feuers, die die Menschheit mit Vernunft begabten.

       Nun zu den Brüdern der Finsternis. Diesen begegnet man in der Menschheit selbst. Sie sind sehr zahlreich, und das ist nicht verwunderlich, denn ihr Weg ist der Weg der Befriedigung der niederen Leidenschaften. Der Prozentsatz wahrer Schaffender des Lichts ist sehr gering; gleichfalls ist der Prozentsatz der ”Leuchtkäfer“ nicht groß, von denen die meisten in ihrer Unwissenheit und Lauheit oder durch Nichtwidersetzung gegen das Böse zum Nutzen der Brüder der Finsternis arbeiten. Es ist schwer, sich vorzustellen, wie geschickt diese Geister hohen Grades unter den Brüdern der Finsternis sind und bewusst Zwiespalt schaffen. Es heißt, dass sie sich gerne an jene heranmachen, die sich der Lehre des Lichts nähern und dem Allgemeinwohl dienenden Gesellschaften anschließen, aber in der Hingabe und Überzeugung noch nicht gefestigt sind. Sie spielen auf ihren Wogen, flüstern ihnen Zweifel ein und stiften so Verwirrung und Verderb. Das ist der Grund, warum geraten wird gegenüber den neuen, unerfahrenen Seelen, die an die Lehre herantreten, Vorsicht walten zu lassen. Die Brüder der Finsternis erfreuen sich auf Kosten des Herzens eines ausgezeichnet entwickelten Intellekts, durch den sie sehr fein wirken. Wahrhaftig, nur die gröbsten Geister stürzten sich auf die niederen Bewusstseine.

       ”Werden die Menschen hier von Teufeln bedroht, so wird der ERZENGEL vom Satan selbst angesprochen! Belästigen Teufel kleine Brüder, so bedrängt Satan selbst Einsiedler.” (Feurige Welt II, § 30)

       Und im I. Band der ”Blätter des Gartens MORYA“ § 316 lesen wir: ”Ich kenne dich, der du an Meiner Türe kratzest. Auf den Schultern eines Gastes hoffst du einzudringen in Mein Haus. Ich kenne dich! Du wurdest raffiniert und findig, sogar findiger als viele von den Meinen. Du hast die Ordensspangen angelegt, die Kleidung dir zurecht gerichtet. Du hast dir alle Meine Worte angeeignet. Ich höre, du sprichst sogar schon über FREUDE. Doch hier will Ich dir Halt gebieten. Erdreiste dich nur nicht, Freude der Liebe auszusprechen! Denn deine Freude liegt im Hass. Doch hinter dem Hass lauert des Zweifels widerlicher Schatten. Und Zweifel eignet für den Schild sich nicht. Ich werde alle deine Pfeile mit Meinem Schild auffangen. Doch solltest du dich widerspenstig zeigen, will Ich dir einen einzigen Pfeil mit einem Lächeln senden.”

       Bewahren wir uns daher vor allen Schwankenden.

* * *

       Sie fragen, wann die Brüder der Finsternis in Erscheinung traten. Genaugenommen erschienen sie gleichzeitig mit den Brüdern des Lichts, als sich ein Funke des Intellekts sowie des bewussten, d. h. des freien Willens im Menschen regte. Mit dem ersten Schimmer der Unterscheidung kommt auch die erste Vorstellung von Gut und Böse, und bereits diese wird den Menschen bewusst lenken. Aber ein völlig organisiertes Lager der Brüder der Finsternis wurde in Atlantis wirksam, in der vierten Rasse. Ihre große Schlacht gegen die Söhne des Lichts endete mit dem Sieg der letzteren und dem Untergang von Atlantis.

       Den Söhnen des Lichts steht der ERZENGEL MICHAEL vor. Sein Widersacher aus dem Lager der Finsternis ist Satan (der zwar noch den Namen Luzifer trägt, aber das Recht darauf vorher verwirkte). Er gehörte einst zu den großen Kumaras, ausgestattet mit dem Licht der Vernunft, die den Erdbewohnern ermangelte. Lesen sie bitte in diesem Zusammenhang die ”Legende vom Luzifer“ in dem Büchlein ”Auf östlichen Kreuzwegen“ von Josephine Saint-Hilaire (Legenden und Prophezeiungen Asiens, New York, Frederik S. Stokes Company, 1930). Diese Legende beruht auf einer großen Wahrheit. Somit kämpft der Fürst der Welt um seine nackte Existenz. Das vorausgesagte große Harmagedon unserer Rasse ist in vollem Gang. Und wieder kämpft ERZENGEL MICHAEL mit seiner strahlenden Heerschar gegen Luzifer. Gewiss, der Sieg ist immer mit den Kräften des Lichts, aber schreckliche Kataklysmen sind unvermeidlich. Aus diesem Grunde sind die Bollwerke des Lichts so überaus wichtig - sie können in der sich nahenden bedrohlichen Zeit allen Schaffenden Schutz gewähren. Obwohl der entscheidende Moment nahe ist, so werden dennoch viele Kinder bis dahin noch alt werden. So liegt das Schicksal der Welt in den Händen der Menschheit. Der Planet kann nur gerettet werden, wenn es eine Auferstehung des Geistes gibt - nur wenn das Bewusstsein von den Trugbildern der Vergangenheit befreit und auf den Aufbau der Neuen Welt gerichtet wird, auf Grund neuen Verstehens der Zusammenarbeit und des Wissens. Da ich dieses Thema bereits behandelte, will ich einen meiner Briefe zitieren, der Ihnen von Nutzen sein könnte: - Jeder große LEHRER, der vom Ende der Welt sprach, konnte damit nicht die Vollendung der Evolution unseres Planeten gemeint haben. Würde diese nämlich den natürlichen Entwicklungslauf nehmen, dann müsste der Planet seine siebente und letzte Runde beginnen, und seine Menschheit würde mit allen ihren Subrassen in die siebente Rasse aufsteigen, so dass es bei der Krönung solch einer Evolution kein Jüngstes Gericht geben könnte. Denn nach dieser Zeit hätten die Menschheit und der Planet den Zustand der höheren Welten erreicht, wo es weder Unvollkommenheit noch bewussten Widerstand gegen das Gute von seiten des Bösen gibt.

       Gewiss, die Großen Lehrer wussten vom schweren Karma der Menschheit und des Planeten. Sie wussten von der drohenden Gefahr und meinten daher das nahende Scheiden der Rasse, das immer von fürchterlichen kosmischen Kataklysmen begleitet wird und durch die strenge Auslese der guten Saatkörner das Endgericht erkennen lässt. Da die großen Lehrer Eingeweihte waren, wussten Sie, dass diese Katastrophe das Jüngste Gericht werden könnte, infolge des schrecklichen geistigen Verfalls der menschlichen Rasse. Es ist durchaus möglich, laß es nicht genügend Gegenkräfte oder, besser gesagt, freiwerdende Energien geben könnte, um den Planeten vor der endgültigen Explosion zu retten. Für diese Explosion bietet der Fürst der Welt alle seine Anstrengungen auf, da er weiß, dass für ihn eine gereinigte, mit neuen feurigen Strahlen oder Energien durchdrungene Atmosphäre der Erde unerträglich wäre und seine weitere Anwesenheit hier unmöglich machte. Daher ist er bemüht, den Planeten zu sprengen, um ”auf dem Wrack davonzusegeln”.

       Denken Sie daran, dass in der Lehre genau gesagt ist, dass der Geist des Menschen zum Sprenger des Planeten werden kann! Es wird auch erwähnt, dass die Zahl der Entlader der Energien sehr klein ist und dass auf Ihnen die ganze Last zur Erhaltung des Gleichgewichts des Planeten ruht. Ein starker Geist kann ein ganzes Gebiet vor Erdbeben bewahren. So entsandten in früheren Zeiten die Großen Lehrer ihre fortgeschrittenen Schüler an Orten, die durch Erdbeben bedroht waren.

       Viele naive Menschen glauben, dass die Finsteren nur durch Böses wirken, sei es durch Korruption oder durch Verbrechen gleich welcher Art. Wie unrecht haben sie! Nur die groben und relativ unbedeutenden finsteren Kräfte wirken auf diese Weise. Weit gefährlicher sind jene, die sich in die Maske der Lehre des Lichts kleiden.

       Unwissenheit und Mangel an Gefühlswissen treiben viele in die Arme der Finsteren und berauben sie für lange Zeit, wenn nicht für immer, der heilsamen Einwirkung und Anziehung des Strahles des großen Bollwerks des Lichts. Harmagedon ist schrecklich - die finsteren Kräfte ringen um ihre nackte Existenz. Verzweiflung vereint sie, und macht sie im Bemühen, ihr Ziel zu erreichen, so beharrlich. Der Fürst der Welt hat viele begabte Mitarbeiter - bewusste und unbewusste -, und es ist töricht zu glauben, dass sie nicht schlau und sehr spitzfindig wären. Sie sind sogar äußerst listig und erfinderisch, und ihr Wirken passt sich ganz dem Niveau ihrer Opfer an. Aber sie alle üben keine Toleranz und sind ohne Herzenswärme. So verwoben mit Licht ist die Finsternis auf unserer Erde.

       Die Fangstricke der Finsternis werden von geschickten Händen gesponnen.

       Viel Schreckliches wird in der Welt verübt; viele abscheuliche Zaubereien breiten sich über die ganze Welt aus. Die dichten Bevölkerungszentren werden von den finsteren Kräften für sich als Zentren gewählt. Und ihre beste Waffe ist die unwissende Masse. Darum ist die Einigkeit der Weißen und der ihnen nahestehenden Kräfte so wichtig! Aber letztere werden so leicht gräulich und füllen die Reihen jener, von denen in der Apokalypse gesagt ist: ”Weil du lau bist und weder kalt noch heiß, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.” Nur die Macht der Hingabe und das Bestreben, der Großen Hierarchie des Lichtes zu dienen, kann vor den ausgelegten Netzen des Fürsten der Welt schützen.

       Ja, die Welle des Bösen überschwemmt die Erde, und die ganze Anstrengung der selbstlosen Arbeiter des Lichts ist nötig, um das sinkende Schiff der Menschheit zu retten! Daher ist es so äußerst wichtig, Funken des Lichts auszusenden, aber gleichzeitig darauf zu achten, dass diese nicht von jenen aufgefangen werden, die ihrer nicht wert sind, denn das setzt den ganzen Bau in Brand. Die menschliche Seele ist grundlos! Und die schrecklichste Geißel der Seele ist falscher Ehrgeiz; wahrlich, es gibt weder einen ärgeren noch gemeineren Feind. Wird dieser Viper nicht sogleich Einhalt geboten, kann sie zur Riesenschlange werden. Ehrgeiz ist eine brennende Geisel für die stärksten Herzen und eine schreckliche Marter, die sich der Mensch selbst zufügt.

       Daher heiße ich Sie mit Ihrem schönen Werk nochmals willkommen. Bewahren Sie trotz Schwierigkeiten die höhere Freude der Errungenschaft. Diese Freude der Errungenschaft muss in sich selbst und in anderen gepflegt werden. Das ist das Wichtigste, denn sie allein birgt das Pfand der Rettung der Menschheit, das Pfand für das Nahen der Neuen Welt! Große geistig Schaffende und Helden werden gebraucht! Schaffen Sie somit Helden! Dies war das Gebot des Abschieds eines der Höchsten Geister beim Verlassen unseres Planeten. Lasst uns Heldinnen und geistig Schaffende werden, womit wir den kürzesten Pfad bis zum freudvollen Treffen wählen.

       Die Freude der Zukunft ist geboten, aber in der Tat, die Zeit des Ausharrens an der Schwelle ist immer mühsam.

       22. Juli 1935

       Die Lehre der LEBENDIGEN ETHIK ist auf keinen Fall für die Kleinmütigen, und daher sollten nur gut erprobte Seelen in dieser Gruppe aufgenommen werden - es ist die Qualität und nicht die Quantität, die zählt. Wenn es hier einen Mangel an gestählten Herzen gibt, so ist es besser, nicht zu beginnen. Man sollte die LEHRE DES LICHTS nicht profanieren, und außerdem sind wir keine Missionare. In der LEHRE heißt es, dass jeder, der gewaltsam angelockt wird, zu einem ”Mühlstein um den Hals” wird. Wir suchen freie Seelen, frei von jeder Furcht. ”Die Lehre ist kein Honiglecken und kein silberner Tand. Die Lehre ist eine reiche Silbermine”. Die Bücher der Lehre werden sich verbreiten, und was noch wichtiger ist, sie werden in die rechten Hände gelangen. So viele Seelen suchen das LICHT und die neuen Werte inmitten des Chaos der verschmähten und entwürdigten erhabenen Begriffe. Aus allen Teilen der Welt kommen Anfragen und Bitten nach mehr Kenntnis darüber, wie sie sich dem Heer des LICHTS anschließen könnten. Aus diesem Grunde tragen wir so freudvoll unsere Lampe.

       Sie schreiben über Vorsicht, doch wer kennt ihre Notwendigkeit besser als ich? Ich kenne jedoch auch den Mut, die schöpferische Kühnheit und vor allem die große Ausgeglichenheit. Daher sollte sich Vorsicht weder in Furcht kehren, die der Verfolgung entstammt, noch sollte Kühnheit in sinnlose Prahlerei ausarten. Infolge meiner eigentlichen Natur ziehe ich Kühnheit vor; denn ich glaube an das weise Sprichwort: ”Gott ist mit den Tapferen” - und auch an ein anderes, mehr prosaisches: ”Wer die Wölfe fürchtet, sollte nicht in den Wald gehen, um Pilze aufzulesen”. So wollen wir sagen, dass Vorsicht mit Kühnheit verbunden und in weiser Entsprechung mit den Umständen und Bedingungen angewendet werden muss. Aber die Funken des LICHTS, die das neue Bewusstsein entflammen, sollten in den Raum gesendet werden, denn wo bliebe andererseits das führende Prinzip? Ohne Funken des Lichts wird alles in Finsternis und Verderb versinken.

       Ich weiß, dass Auszüge aus meinem Brief alle Arten von Kommentaren auslösen, doch was tut es? Das von bestimmten Typen ausgehende Lob kann nur in Erniedrigung und Beschmutzung enden; ich würde es daher vorziehen, von ihnen angegriffen zu werden. Eine alte Weisheit besagt: ”Nenne mir deine Feinde, und ich sage dir, wer du bist”. Und in der LEHRE heißt es: ”Ohne Verleumdung hätte die ”dankbare“ Menschheit die lebendigsten Erscheinungen begraben”. Wir sollten hier die Weisheit Christi hinzufügen: ”Kein Prophet ist angesehen in seiner Vaterstadt, bei seiner Verwandtschaft und in seinem Hause” (Mark. 6, 4). Diese Wahrheit ist zu allen Zeiten und bei allen Völkern von allen verfolgten Wohltätern der Menschheit ausgesprochen worden, und sie wird leider genauso hart bleiben, solange die Menschheit die Feuertaufe des Geistes durchmacht. So fürchte ich Verfluchung nicht und kaum jemand, der sich der LEHRE und der Evolution des Geistes wirklich hingibt, fürchtet sie. Daher werde ich meiner Überzeugung nie entsagen: Ich glaube an das Unerschütterliche Göttliche Prinzip, das in jedem menschlichen Wesen wohnt, und ich glaube an die Geburt Christi in der menschlichen Seele auf ihrem Weg zur Vervollkommnung. Darüber hinaus kennt jeder gebildete Mensch die Bedeutung des Ausdrucks Krestos oder Kristos (Christus) und weiß, dass er dem heidnischen Vokabular entliehen ist. Ich schrieb kürzlich einem meiner Mitarbeiter über die Bedeutung dieses Ausdrucks und möchte es für Sie wiederholen. Krestos war die einem Neophyten gegebene Bezeichnung, der sich als Kandidat für den Grad eines Hierophanten der Prüfung unterzog. Nachdem ein Jünger alle Leiden durchgemacht und alle Prüfungen bestanden hatte, wurde er im letzten Einweihungsritual nach der Mysteriensprache zu einem Christus, ”einem Geläuterten“, gesalbt. Seine vergängliche Persönlichkeit verschmolz mit seiner unvergänglichen Individualität, und er wurde zu einem unsterblichen Ego. Für die ersten Christen war das Wort Christos oder Christus gleichbedeutend mit unserem höheren Ich. Dass Christus der Erlöser der Sünden ist, sollte in diesem Sinn verstanden werden. So vollzieht sich die Erlösung von persönlichen Sünden durch die Seele, den ewigen Begleiter und Boten ”Christus“, in der langen Kette irdischer Leben unseres individuellen Egos.

”Der gekreuzigte Christus, der in jedem menschlichen Wesen gegenwärtig ist, muss nach Erlangung eines bestimmten Entwicklungsgrades hinabsteigen in die Hölle, um die Seele von dort herauszuführen und wieder in ihren höheren oder normalen Zustand zu erheben, die dort hineingefallen ist durch die gesetzwidrigen Taten ihres niederen Ego. Mit anderen Worten, die Göttliche Liebe muss das Herz des Menschen erreichen, ihn besiegen und erneuern, bevor er fähig wird, die Ungeheuerlichkeit seiner Übertretung des Göttlichen Gesetzes zu erkennen und die Sünden gegen sich selbst zu vergeben. Diese Vergebung kann nur durch eine völlige Verschmelzung und Vereinigung mit dem höheren Ego oder dem Göttlichen Gesetz der Liebe erreicht werden.“ (Zitat aus Tempellehren IV, 161 „Sühne“)

       Im Christentum bekenne ich mich zum Glauben der ersten Kirchenväter und verehre besonders den großen Origenes und den Heiligen Antonius. Ich träume von einem neuen ökumenischen Konzil, das zurückkehren könnte zu den reinen Grundlagen des ersten Jahrhunderts des Christentums. In dem wundervollen Buch ”Dobrotolubye“ (Die Liebe zum Guten) kann man herrliche Gedanken finden. Man stößt darin auf ein Lob den Feinden! Denn niemand als sie kann so gut unsere verborgenen Fähigkeiten und Eigenschaften erwecken; und so wurden sie die ”Ätzer Christi“ genannt, weil in alten Zeiten viele Krankheiten durch Ätzen weggebrannt wurden.

       Es ist ausgezeichnet, dass Sie vorhaben, die LEHRE im Leben anzuwenden. Wahrlich, ebenso wie der Glaube ohne Werke tot ist, so ist die LEHRE ohne Anwendung im Leben nutzlos.

       Ich verstehe, was Sie in Ihrem Brief meinen und was Sie gerne erfahren möchten. Doch ich muss Sie warnen, da ich jeder Art von Sentimentalität abhold bin sowie den rosigen Versprechungen über die leichten Errungenschaften, die in späteren okkulten Schriften so reichlich zu finden sind. Gerade sie rufen so viele laue, halbe Bestrebungen hervor, die zu nichts führen. Das Leben lehrte mich, wie gefährlich alle Versprechungen sowie die Ermutigung zu unmöglichen Hoffnungen sind, wie unheilvoll sie sein und wieviel Verrat sie verursachen können. Daher liebe ich es nicht, die Wirklichkeit zu verschleiern, wenn ich sehe, dass der Geist bereit ist, sie anzunehmen. Eher würde ich schweigen, als jemanden mit rosigen Versprechungen einzulullen.

       Und wie kann man Versprechungen wecken, wenn der gute Schlüssel zu allen Errungenschaften im Menschen selbst liegt und ohne seine Mitwirkung niemand etwas für ihn tun kann? Der HÖCHSTE LEHRER kann ihn nur zu einem bestimmten Zeitpunkt helfen, wenn der Geist bereit ist, sein Herz dem Ruf zu öffnen und seine schlummernden göttlichen Kräfte in die Tat umzusetzen. Jedoch Stärkung dieser Kräfte ist nur möglich, wenn der Jünger seine Anstrengungen, sein Inneres zu vervollkommnen und umzugestalten, stetig verstärkt. In allem ist Mitarbeit eine unvermeidliche Bedingung! Daher sollten Sie allen Neulingen aufzeigen, dass es endlose Grade der Jüngerschaft und zur Annäherung des Lichts gibt und jeder nur die Stufe einnehmen kann, die seinen früheren Aufspeicherungen entspricht; ebenso kann er die Leiter nur durch sein eigenes intensives derzeitiges Streben ersteigen.

       Aber der PFAD des DIENENS ist noch schwerer, denn das ist der Pfad der Heldentat, der völlige Selbstlosigkeit erfordert. Sie denken vielleicht, dass unser Leben leicht sei; würden Sie jedoch die Wirklichkeit kennen, spräche Ihr Herz anders. Um die ganze Last der mühsamen Verantwortung und sich häufenden Schwierigkeiten zu tragen, stärke ich mich jeden Tag durch Freude und Bereitschaft für das Schwerste. In der Tat, in der Selbstlosigkeit liegt Schönheit. Und die Welt bedarf heute in der bedrohlichen Zeit des Harmagedons mehr denn je der geistig Schaffenden und Helden.

       Dennoch rufe ich niemanden auf, und Sie sollten nicht die geistig Unreifen rufen, denn übermäßige Last ist nicht von Nutzen. Mächtiges Stählen des Geistes und des Herzens ist nötig, denn jeder Tag bringt uns alle möglichen Versuchungen. Die Anstrengung und Spannung eines Lastenträgers der Neuen Welt ist ungeheuerlich. Er leistet sein Werk auf drei Ebenen: durch seine Energien entspannt er die umgebende Atmosphäre, oft in seiner Nähe zerstörende Erdbeben verhindernd, er trägt die Lasten dessen, womit er betraut wurde. Nur sehr starke Geister können den PFAD des DIENENS betreten. Daher sollte man niemals durch rosiges Versprechen anlocken oder verführen.

       Gewiss, auch das gründliche Studium der BÜCHER DER LEHRE wird durch Bewusstseinserweiterung unbestritten Nutzen bringen und so eine Möglichkeit für neue Flüge des Geistes bieten. Aber es ist unmöglich, augenblicklich feurige Errungenschaften sowie feurige Umwandlung der Zentren zu erhoffen, wenn die LEHRE nur sprunghaft angewendet wird. Die okkulten Gesetze sind genau und unfehlbar. Die genaueste Entsprechung herrscht im Bereich des Okkulten. Neulinge sollten vor einem weiteren okkulten Gesetz gewarnt werden, das von H. P. Blavatsky im dritten Band der ”Geheimlehre“ in der Abhandlung ”Eine Warnung“ so schön beschrieben ist.

       Das kommende Jahr 1936, das esoterisch bereits begonnen hat, wird die Grundlagen für viele bedeutsame Ereignisse legen. Doch sehr wenige werden ihre Bedeutung verstehen. Denken Sie doch daran, dass alles auf UNERFORSCHLICHEN WEGEN geschieht; und darin liegt die große Weisheit, andernfalls würden die finsteren Kräfte die besten Möglichkeiten zunichte machen. So bewahrheitet sich das Sprichwort: ”Der Mensch denkt und Gott lenkt” ganz besonders bei entscheidenden Ereignissen.

       Ich glaube, dass es für Sie eine große Aufgabe wäre, für die Verteidigung der LEHRE einzutreten. Es gibt so viele Gelegenheiten, wo man ein gutes Wort anbringen kann, ohne eine besondere Veranlassung zu suchen oder eine ungewöhnliche Rede zu schwingen. Ein rechtes Wort zur rechten Zeit führt oft zu großen Taten oder verhütet unheilvolle Folgen.

       Und so sorgen Sie sich nicht zu sehr. Streben Sie mit Ihrem ganzen Herzen zur LEHRE, und vieles wird vereinfacht und klar werden. Jedes helle Vorhaben entsteht auf unerwartete Weise.

       Freilich, die Vulkane toben, und viel Finsternis umgibt uns, aber jene, die sich dem DIENST AM ALLGEMEINWOHL widmen, brauchen nicht beunruhigt zu sein. In Elend fallen immer die Lauen, die die Wege nur halb beschreiten und halbe Maßnahmen lieben. Wir irren nicht mit dem Ausspruch, dass die Gefahr der Welt in halben Maßnahmen und in Unkenntnis des Bösen besteht. Wir leben wahrlich wie zu Zeiten Atlantis! Nur sollte man jetzt keine Arche, sondern ein Flugzeug bereithalten. Doch das beste Flugzeug sind die Schwingen des Geistes.

       Treten Sie mutig die Wache an, und der starke Glaube an die FUHRENDE HAND wird Sie über den Abgrund tragen. Mut, Mut und wieder Mut - das ist der heutige Sinnspruch. Das Gefieder der Furcht zieht uns hinab, die Schwingen des Mutes hingegen tragen uns über den Abgrund. So lasst uns erfüllt sein von der Schönheit des Mutes und der Kraft des Glaubens an die leuchtende Zukunft. Ich sende Ihnen Freude, aber eine besondere Freude, die Freude über Schwierigkeiten. Wenn wir es lernen, uns vor Schwierigkeiten nicht zu fürchten, werden wir dem Tragen der Heldentat näherkommen.

       30. Juli 1935

       Die Erklärung über die Monade ist richtig. So heißt es in der ”Geheimlehre“, dass die Monade oder Jiva, an sich nicht Geist genannt werden kann: sie ist ein Strahl, ein Atom des Absoluten oder vielmehr der Absolutheit …, da sie zur bedingten und verhältnismäßigen Endlichkeit keine Beziehung hat, auf unserem Plane unbewusst. Daher benötigt die Monade, abgesehen von dem Material, das für ihre zukünftige menschliche Form notwendig ist, (a) ein geistiges Modell oder Vorbild für dieses Material, um sich darein zu gestalten; und (b) ein intellektuelles Bewusstsein, um ihre Entwicklung und ihren Fortschritt zu leiten. Keines von beiden besitzt die homogene Monade noch die empfindungslose, wenn auch lebendige Materie. Der Adam von Staub braucht die Seele des Lebens, auf dass sie ihm eingeblasen werde: Die zwei mittleren Prinzipien, die da sind: das fühlende Leben des vernunftlosen Tieres und die menschliche Seele; denn das erste ist vernunftlos ohne die letztere …”. So ”wird die Monade zu einem persönlichen Ego, wenn sie inkarniert, und etwas bleibt von dieser inkarnierten Persönlichkeit durch Manas zurück, wenn dieser vollkommen genug ist, Budhi zu assimilieren” (H. P. Blavatsky ”Die Geheimlehre“, übersetzt von Helena Roerich, Riga, Uguns, 1937). So wird die Individualität allmählich aufgebaut, kann aber auf der Erde nur teilweise zum Ausdruck kommen.

       Weiteres aus der ”Geheimlehre“: ”Metaphysisch gesprochen, ist es natürlich eine Sinnwidrigkeit von ”Entwicklung“ einer Monade zu sprechen oder zu sagen, dass sie zum ”Menschen“ wird … Grundsätzlich kann eine Monade weder vorwärtsschreiten noch sich entwickeln oder auch nur durch die wechselnden Zustände, durch die sie hindurchgeht, affiziert werden. Sie ist nicht von dieser Welt oder Ebene und kann nur einem unzerstörbaren Stern göttlichen Lichtes und Feuers verglichen werden, der auf unserer Erde herabgeworfen ist als Rettungsplanke für die Persönlichkeiten, in denen sie wohnt. Es ist Sache der letzteren, sich an sie zu klammern; und, also teilnehmend an ihrer göttlichen Natur, Unsterblichkeit zu erlangen. Sich selbst überlassen, wird sich die Monade an niemanden klammern, sondern wie die ”Planke“ zu einer anderen Inkarnation fortgetrieben werden von dem rastlosen Strome der Evolution.”

       Es ist auch ratsam, den § 275 im Buche AGNI YOGA abermals zu lesen.

       Und nun bezüglich Göttlicher Liebe - was kann sie anders sein als das Große Prinzip oder der Beginn der Anziehung oder Verwandtschaft oder dasselbe Fohat in seiner Differentiation als Göttliche Liebe, die elektrische Kraft der Affinität und Sympathie, allegorisch offenbart in dem Versuch, den reinen Geist, der ein von dem Einen oder Absoluten untrennbarer Strahl ist, mit der Seele zu vereinen. Diese zwei bilden im Menschen die Monade, seinem Wesen nach hingegen ist es die erste Verbindung zwischen dem ewig Bedingungslosen und Offenbarten.

       Es beglückt mich, Ihnen mitteilen zu können, dass mir über Ihr Buch die schönsten Berichte zugehen. Es ist so erfreulich zu hören, nachdem ich Ihr Buch gelesen habe, dass junge Seelen nach Ihrer Führung trachten.

       Arbeiten Sie freudvoll, und bringen Sie den suchenden Seelen Licht.

       30. August 1935

       Vor einigen Tagen erhielt ich Ihren Brief und wäre natürlich sehr froh, Ihnen helfen zu können. Aber ich halte es für meine Pflicht, Ihnen zu sagen, dass ich vielen Behauptungen in den von Ihnen erwähnten Büchern nicht zustimmen kann, ich halte sie sogar für gefährlich. Wir begegnen im Leben Menschen mit verschiedenen Bewusstseinshöhen, und wir müssen jenen folgen, die unserer eigenen geistigen und intellektuellen Entwicklung am meisten entsprechen. Sollten Sie daher meine Worte verletzen, so sagen Sie es, wir wollen trotzdem einander gut bleiben, aber jeder seinem Pfad folgen.

       Ich bin mit der Doktrin der Liberalkatholischen Kirche nicht vertraut und kann daher weder dafür noch dagegen sprechen. Was Donow betrifft, so habe ich über ihn gehört und habe auch sein gutes Büchlein ”Drei Grundlagen des Lebens“ (Peter Donow, Riga, Gudkov, 1931) gelesen. Jedoch muss ich Ihrer Bemerkung widersprechen und feststellen, dass es nur eine Hierarchie des Lichts gibt, und zwar jene im Transhimalaya. Genauso wie das Licht die Finsternis besiegt, so bekämpft die Hierarchie des Lichts jene der Finsternis. Letztere ist sehr stark, denn sie hat viele Anhänger.

       Nicht einer auf der Erde in gewohnten irdischen Verhältnissen lebender Lehrer kann mit den großen Meistern des Himalaya verglichen werden. Diese Meister sind in ihrer geistigen Errungenschaft so erhaben, dass sie nicht mehr die Last eines bloß irdischen Daseins, einer persönlichen, unmittelbaren Führerschaft und der Berührung mit der Masse auf sich nehmen können. Dies wäre eine unproduktive Kraftvergeudung. Ihre Aufgaben sind derart planetar-kosmischer Natur, dass Sie nur einen Teil Ihrer Kräfte dafür aufwenden können, bestimmte Einheiten der Menschheit Ihre Führung anzuvertrauen; und so beauftragen Sie Ihre engsten Vertrauten und Schüler zur Übermittlung der geistigen Lehre. Gegenwärtig konzentrieren sich Ihre Hauptkräfte auf die gigantische Schlacht gegen die zerstörerischen finsteren Kräfte in der Feinstofflichen Welt und auf der Erde, um den Zusammenprall der Völker bis zu einer bestimmten Frist aufzuhalten und die unterirdischen Feuer zu unterdrücken, die unseren Planeten zu sprengen drohen. Wahrlich, furchtbar ist die Anspannung Ihrer Kräfte für die Rettung der Erde, weil die Menschheit in ihrem Wahnsinn überall Sprengstoff anhäuft. Wegen der so geringen Zahl von Mitarbeitern auf der Erde haben daher diese selbstlosen Beschützer der undankbaren und unwissenden Menschheit die unglaubliche Last, zerstörerische Energien zu entladen, auf sich genommen.

       Sie schreiben, dass Sie Wissen, Wissen und immer mehr Wissen erlangen möchten! Ich nehme an, Sie meinen geistiges Wissen. Wenn Sie zu dem einen erwähnten Bildnis der Hierarchie des Lichts feurig und beständig bestrebt sind, wird es Ihnen zuteil. Und der Grad dieses Wissens wird gänzlich von den Aufspeicherungen in Ihrem Kelch aus früheren Leben sowie von der Kraft und Inbrunst Ihres Strebens in diesem Leben abhängen.

       Wenn Sie vorwärtskommen wollen, müssen Sie beständig und inbrünstig mit Ihrem Herzen an das Eine Erwählte Bildnis denken. Auch wenn Sie Selbstzucht üben wollen, wählen Sie eine oder zwei Ihrer schlechtesten Eigenschaften oder Gewohnheiten und versuchen Sie, sie loszuwerden. Diese Zucht scheint sehr einfach, aber in Wirklichkeit ist sie äußerst schwierig durchzuhalten; sie ist bisher sicherlich die wirksamste Methode.

       Sie sagen, dass die Weisungen im AGNI YOGA so verstreut sind, dass man sie schwer in ein System einordnen kann. Dazu aber möchte ich Ihnen sagen, dass dies die Lehre des Lebens in der Gesamtheit darstellt, und die Weisungen sind den Schülern vor allem an Beispielen aus dem Leben, wo die Umstände verursacht werden und auftauchen, gegeben worden. Auf diese Weise kann man sich die Lehre weit leichter zu eigen machen. In der Tat, die ganze Natur lehrt uns, dass sich ein vollkommener Organismus sogleich als Ganzheit entwickelt und nicht ein Teil nach dem anderen. Daher ist die Lehre des Lebens so aufgebaut, dass es dem Bewusstsein auf jeder neuen Stufe möglich ist, die größtmögliche Peripherie zu erfassen und so ins Leben einzudringen, ohne sich aus ihm zurückzuziehen.

       Besitzen Sie die ersten Bücher ”Blätter des Gartens MORYA I und II“? Sie stellen die Einführung in die AGNI YOGA-Serie dar, behandeln dem Wesen nach wirklich die meisten Lebensfragen und seine Aspekte im einzelnen, die in den nächsten Bänden der Lehre von verschiedenen Gesichtspunkten aus erläutert werden.

       Sie haben recht, je reiner die Leitung, umso leichter ist es für die Kräfte des Lichts, durch sie zu wirken - wirklich, Läuterung der Seele ist wesentlich. Es heißt, dass geläuterte psychische Energie ein Allheilmittel gegen alle Krankheiten ist.

       3. September 1935

       Ihre Feststellung ist richtig: gerade das Raumfeuer wird, wenn erkannt, in psychische Energie umgewandelt. Die sogenannten Prinzipien in uns (mit Ausnahme des physischen Körpers und des ätherischen Doppelgängers, die nach dem Tode zerfallen) sind nur Aspekte oder Zustände unseres Bewusstseins. Alle Unterteilungen (Geist, Seele, höheres und niederes Manas) sind in Wirklichkeit nur verschiedene Eigenschaften derselben fundamentalen Energie des Feuers, des Lebens oder des Bewusstseins - ihr höchster Aspekt ist psychische Energie. Um die Feurige Welt - die Welt der höheren Geistigkeit - zu erreichen, müssen wir daher die Feuer unserer Nervenzentren umwandeln oder bis zum siebenten Zustand vergeistigen. So ist die Feurige Welt die Welt vergeistigter Gefühle und geläuterten Bewusstseins. Wahrlich, nicht ein menschliches Gefühl geht verloren; es besteht in seinem feinstofflichen Zustand weiter in der Feurigen Welt und entspricht den höheren Anziehungen und Schwingungen. Der ganze Kosmos ist auf dem siebenfältigen Prinzip aufgebaut; daher birgt jede Energie, jede Erscheinung eine siebenfältige Spannung und Verfeinerung in sich.

       Und nun über die MUTTER DER WELT. Jeder Begriff sollte nach seinen verschiedenen Aspekten betrachtet werden. Jedes kosmische Prinzip oder jede Erscheinung hat adäquate Widerspiegelungen oder Verkörperungen auf der Erde. So ist die MUTTER DER WELT in ihrem kosmischen Aspekt Mulaprakriti, das Eine, Allumfassende, Allerfassende. In der irdischen Widerspiegelung jedoch ist Sie der Große Geist des Weiblichen Prinzips. Hinter jeder Erscheinung, jedem Aspekt und jedem Symbol steht die große Individualität. So hat jede hohe Individualität ihre eigenen Vertreter oder Verkörperungen, die ihr strahlenmäßig am nächsten stehen. Manchmal erscheint sie persönlich in solchen Verkörperungen. Daher der Begriff Avatara. So muss z. B. der hohe Geist, der sich in Isis, Ishtar und anderen Persönlichkeiten inkarnierte, durchaus nicht der Geist der MUTTER DER WELT gewesen sein, aber er war durchdrungen von Ihrem Strahl und daher verschmolz in den späteren Legenden das Bildnis der Isis tatsächlich mit dem Bildnis der Großen MUTTER DER WELT.

       Ja, die jetzt von unserem Planeten zu durchlaufende Zeit ist sehr ernst und äußerst angespannt. Die immer häufiger auftretenden Erdbeben haben die die Erde umgebende Atmosphäre vergiftet, und man kann erneute Ausbrüche von Wahnsinn im menschlichen Bewusstsein erwarten. Deshalb ist es so wichtig, die Bücher der LEBENDIGEN ETHIK zu verbreiten. Es ist ausgezeichnet, dass Sie verschiedene Zeichen gewahren - Sie sollten sie notieren.

       Ich stimme Ihnen darin nicht bei, dass Redegewandtheit das Wichtigste sei. Sie ist nur eine gute Hilfe, das ist alles. Am wichtigsten ist die Qualität unserer Aura. Oft hinterlässt ein redegewandter Sprecher nur einen flüchtigen Eindruck, wenn die geistige Spannung seiner Aura unbedeutend ist; wohingegen zwei oder drei aus dem Herzen eines Trägers einer leuchtenden Aura gesprochene Worte einen Menschen, der mit ihm in Berührung kommt, verwandeln können. Folglich kommt die Haupteinwirkung nicht von den Worten, sondern vielmehr von der Qualität und Spannung unseres inneren Feuers. Die Anwesenheit solch einer feurigen Aura in einer großen und zusammengewürfelten Versammlung bringt einen wohltuenden Akkord. Es kann vorkommen, dass ein Durchschnittsredner irgendwie seine Zuhörer einzeln entfacht und dies sich selbst zuschreibt; in Wirklichkeit aber befanden sich in der Menge vielleicht eine oder zwei äußerst harmonische Auren, die durch ihre mächtige Schwingung eine für die Aufnahme günstige Atmosphäre schufen. Arhip Iwanowitsch Kuinji, der Lehrer von N. K., besaß die Gabe der Rede nicht. Mit Mühe und durch Pausen unterbrochen, brachte er nur einige Sätze hervor, aber durch die Kraft seines inneren Feuers erzielte er mit diesen wenigen Worten einen ungeheuren Eindruck. Kraft seines mächtigen Geistes wirkten diese unzusammenhängenden Worte wie die schweren Schläge des Hammers eines Bildhauers, der aus den Steinblöcken Funken schlägt!

       5. September 1935

       Man darf sich durch Unstimmigkeiten unter den Vertretern der verschiedenen religiös-philosophischen Systemen nicht verwirren lassen; denn aus der Gegensätzlichkeit der Meinungen fliegen Funken der Wahrheit! Allerdings würde ich Ihnen raten, sich mehr mit dem östlichen Denken zu befassen - viele Fragen werden sich dann lösen. Die Schwierigkeit liegt darin, dass der westliche Intellekt kaum, wenn überhaupt, Widersprüchliches hinnehmen kann, vom Osten hingegen diese Billigung geradezu als Grundlage seiner philosophischen Systeme erachtet wird, angefangen bei der Kosmogonie und Kosmologie bis zum Moralkodex und zur Ethik. Wer aber nur den formlosen Aspekt im höchsten Stadium der Erleuchtung verehrt, erklärt: ”Wahrlich, Formlosigkeit und Form sind eins. Brahman (die höchste Realität) und Maja (Illusion) sind eins!”

       Sehr wichtig ist es auch, zu erklären, was Samadhi oder die höchste geistige Erleuchtung ist. Über diesen Zustand ist von Leuten, die ihn nie oder nur in seiner primitivsten Form erlebt haben, viel geschrieben worden. Aber für Samadhi gibt es genauso viele Abstufungen, als es Bewusstseinsgrade und Runden geistiger Vervollkommnung gibt. Der erlangte Grad der Erleuchtung entspricht immer unseren geistigen Aufspeicherungen. Daher sollte der Unterschied dieser Stufen gründlich klargelegt werden. Könnte uns Samadhi Allwissenheit verleihen, dann wäre der Gedanke der Unbegrenztheit in Frage gestellt. Wie gesagt, wird das in Samadhi versunkene Bewusstsein entsprechend seinen individuellen Aufspeicherungen und der ihm zugänglichen Sphären erleuchtet und kann auch nur einen Teil dieser Erlebnisse auf den physischen Plan herübernehmen. Denn der physische Organismus ist unfähig, sich für lange Zeit den höchsten Schwingungen anzupassen und sie ohne verderbliche Wirkungen ins Gehirn einzuprägen. Die Wissenschaft hat die zerstörerische Wirkung abweichender Schwingungen bereits bewiesen. So bewahrt ein aus Samadhi zurückkehrender Mensch bestimmte Erinnerungen, aber das besagt noch nicht, dass er allwissend wäre und von nun an in das Wesen der Geschehnisse eindringen könnte. Er erlebte einen bestimmten Zustand der Ekstase oder eine höhere Gefühlsspannung, oder er gewann Einblick in das Wesen dieser oder jener Erscheinung. So mag er zur Wahrnehmung ewigen Seins gelangt sein oder die höchste Liebe erfahren haben, die Schönheit des Seins, die Einheit aller Wesenheiten oder sein Vorhandensein in allem und Vereinigung mit allen und allem; nichtsdestoweniger wird er im irdischen Sinn des Wortes nie allwissend werden Wahrnehmungen in Samadhi sind verschiedener Natur; vielleicht kann sich der eine oder andere dem Noumenou der Dinge nähern, aber wenn er auf die Erde zurückkehrt, muss er ihre Wirkungen nach irdischen Methoden studieren. Es ist wirklich äußerst schwer, das Unsagbare in Worte zu kleiden. ”Über alle Samadhi regiert der Gedanke. Je höher, umso mächtiger. Je feuriger ein Gedanke, umso mächtiger ist die Wirkung. Wahrhaftig, der Gedanke ist allgewaltig und unbegrenzt.” Darüber hinaus ist der Zustand von Samadhi auf unserem Planeten nur einem hohen Archaten zugänglich, der in völlig anderen Verhältnissen lebt. Auch Vivekananda erreichte kein vollkommenes Samadhi. Da er dafür physisch noch nicht ausreichend vorbereitet war, zeitigte der Grad von Samadhi, in den er versank, ein trauriges Ergebnis. Sein irdischer Tod war die Folge dieses vorzeitig erzwungenen Erlebnisses.

       Der menschliche Organismus ist in unserer Planetenrunde von solcher Wahrnehmung weit entfernt, und es bedarf daher langwieriger Vorbereitung, nicht nur für diese Art von Erscheinungen, sondern auch für solche weniger feuriger Art. Die unbeherrschten feinsten Schwingungen der Kundalini-Kräfte können einen Körper, der für ihre Aufnahme weder geübt noch gestählt ist, vernichten. Denken wir daran, dass der sogenannte ”Yogi“ Ramacharaka (ein Amerikaner namens Atkinson), obwohl er sich zu den Schülern Vivekanandas zählte, sicherlich kein Yogi war. Daher seine unbedachte Schilderung mechanischer Methoden - ohne Hinweis auf die Gefahr solcher Gewaltmaßnahmen.

       Zur Zeit werden Tausende von Büchern auf den Weltmarkt geworfen, die von leichten, mechanischen Methoden der Entwicklung der verborgenen psychischen Kräfte handeln. In Wahrheit aber arbeiten diese unwissenden und verantwortungslosen Schreiber mit den Kräften der Finsternis zusammen. Letztere wünschen nichts mehr, als im Menschen bestimmte Zentren zu öffnen, um ihn in die Gewalt zu bekommen und ans irdische Leben zu binden, um ihre finsteren Pläne zu verwirklichen. In der Tat, sie bemühen sich, dadurch um die Erde eine durch sehr minderwertige Emanation vergiftete Atmosphäre zu schaffen, die für ihr Vorhaben erforderlich ist.

       Zweifellos ist einfaches rhythmisches Atmen an und für sich ganz wohltuend. Die Menschen haben aber nicht nur verlernt, die frische Luft zu nutzen, sondern auch das richtige Atmen, das die wirkliche Grundlage unserer Gesundheit ist. Das von den Hatha Yogis geübte Pranayama hat den Zweck, mittels Anhalten des Atems und Drehbewegungen oder Gymnastik bestimmte Zentren zu erwecken und ihnen verstärkten Blutstrom zuzuführen, um eine gesteigerte Zentrentätigkeit zu erwirken. Doch lässt sich gut vorstellen, wie schädlich es für einen Menschen sein kann, die im Organismus für einen bestimmten Zweck befindlichen Zentren, vor allem wenn sie schwach oder gar krank sind, zu wecken; denn dadurch wird ihr kranker Zustand sicherlich nur noch verstärkt. Dies erklärt die vielen unheilvollen Fälle unter jenen, die unter unwissenden und verantwortungslosen Lehrern Pranayama üben. Das sichere Öffnen der Zentren kann nur unter Führung eines Großen Lehrers geschehen, der den wahren Zustand jedes einzelnen Organismus in seiner Gesamtheit wahrnimmt und weiß, was erlaubt ist, und wann und wie es angewendet werden kann. Bedenken wir, dass gerade bei der Umwandlung der Zentren eine ungeheure Spannung und verstärkte Blutzufuhr einsetzt. Der Lehrer muss es verstehen, diese Spannung zu einer weniger gefährlichen Stelle zu leiten und den Blutandrang abzuwenden, um allgemeinen Zentrenbrand oder gar den feurigen Tod zu verhindern. Glauben Sie mir, der Lehrer wird keinen Augenblick zögern, wenn ein Schüler für solche Umwandlungen bereit ist; er wird alles unternehmen, was für die Lebensbedingungen des Organismus notwendig ist.

       Über den Schaden mechanischer Übungen und die Gefahr der Entstehung von Mediumismus habe ich meinen Brieffreunden bereits ausführlich geschrieben. Um wahre Jüngerschaft zu erlangen, ist es nötig, die Kraft des Geistes zu bestätigen und die Wahrheit zu erkennen, um nicht durch alle möglichen Tricks, die einem Medium zugänglich sind, verführt zu werden.

       Aus meinen Ausführungen über Samadhi ersehen Sie, wie relativ Erleuchtungen sind. Der Begriff Unbegrenztheit gewährt die Möglichkeit, absolutes Wissen zu erlangen, und darin liegt die ganze Größe - das ist Leben. Jedes Manwantara, jede Runde hat ihre Wahrheit, und der Menschheit wird jener Teil des Wissens gegeben, den sie in dieser Runde fassen kann. Für die Archate allerdings kann es in bezug auf die fundamentalen Prinzipien keinen Widerspruch geben, aber auch sie lernen ständig und vertiefen ihr Wissen. Kann man sich letzte Erkenntnis vorstellen? Das käme sicherlich der Vernichtung gleich! In der Tat, was würde mit unserem Bewusstsein geschehen, dessen Wesen ewige Bewegung und Wahrnehmung zugrunde liegt? Unbegrenztheit ist Leben, unbegrenzt sind die Wahrnehmungen und Möglichkeiten. In der Freude am Unermesslichen und an der unfaßbaren Größe möchte ich meine Erklärungen beenden.

       Und nun über die Stimme der Stille oder die Stimme des Unsichtbaren Lehrers. Sicherlich, diese Stimme muss nicht nur die Stimme unseres Ichs sein, sondern sie kann auch die Stimme des Lehrers sein; denn diese Wahrnehmungen sind beinahe unlösbar miteinander verbunden. Könnte man die Stimme des Lehrers vernehmen, solange unser höheres Ich sich in einem ”schlummernden“ Zustand befindet? Bei wahrer geistiger Entwicklung (also nicht bei Mediumismus) ist unser höheres Ich tatsächlich für die Stimme des Unsichtbaren Lehrers empfänglich. Vernehmen wir daher die Stimme des Lehrers, so vernehmen wir auch die Stimme unseres höheren Ichs.

       Seien Sie nicht betrübt und denken Sie daran, dass ”im Reich des Geistes alles möglich ist”. Erinnern Sie sich der Parabel über Dgul Nor in der Lehre? Wird diese Formel einmal gänzlich erkannt, dann kann der Mystizismus, der Sie so anzieht, nicht verlorengehen. Wahrlich, wir leben in der Unbegrenztheit, und man sollte die Bedeutung dieses majestätischen Begriffs nie außer acht lassen. Vertrauen Sie daher mehr Ihrem Herzen; es ist immer und in allem der einzige Maßstab.

       Bezüglich Frau Kryjanovsky möchte ich Ihnen mitteilen, dass die besten Seiten in ihren Büchern automatisch geschrieben und nach den Visionen ihrer blinden Schwester zusammengestellt wurden. Ein Freund ihrer Familie sagte es mir. Außerdem kannte sie zweifellos viele okkulte Schriften und gewiss las sie auch die Werke von H. P. Blavatsky, denn in ihrer Buchserie über ”Magie“ stößt man auf eine Stelle aus der ”Geheimlehre“. Aber es ist durchaus möglich, dass dieser Passus einer Reisebeschreibung von H. P. Blavatsky entlehnt wurde. Zu Ende des letzten Jahrhunderts nahmen in der westlichen Literatur, vor allem in der englischen, die sogenannten okkulten Novellen einen beachtlichen Platz ein, und nicht selten zeugten sie von beträchtlicher geistiger Aufklärung ihrer Autoren. Neben bemerkenswerten Seiten findet man allerdings in den Novellen von Kryjanovsky einen Großteil Plattheiten. Nichtsdestoweniger ziehe ich ihre Reihe über ”Magie“ vielen derzeitigen Novellen vor, denn Bücher dieser Art beleben immer die Vorstellung des Lesers, heben ihn über den grauen Alltag hinaus und inspirieren ihn für das Ungewöhnliche und Schöne.

       Bestimmte Schreiber versuchen irrtümlich aus Rama, diesem reinsten Arier, einem Avatar von Vishnu und Helden des herrlichen Epos Ramayana, einen Kelten und westlichen Eingeweihten zu machen. Den Zyklus von Rama gibt es zweifellos, denn Rama ist ein Avatar von Vishnu, und folglich nähren die Energien seines Geistes das Bewusstsein der Menschheit für eine bestimmte Periode oder Runde.

       St. Yves d’Alveidre war ein Psychiker und ein Medium; gegen Ende seines Lebens geriet er derart unter den Einfluss seines astralen Lehrers, dass seine Bücher weit mehr von Fehlern durchzogen sind als die Bücher anderer Autoren okkulter Novellen. Sein Agarta und der oberste Pontifex stellen sicherlich seine eigene Auffassung von der großen Schambhala und ihrem Herrscher dar. Es ist amüsant zu sehen, wie er bestehende exoterische Legenden mit okkulten Ausschmückungen sowie den Mitteilungen, die er von seinem astralen Personifikator empfing, verflicht. Er wurde ein Opfer verantwortungsloser astraler Vermittler. Der für eine Geheimsprache gegebene Name Vatan klingt für einen Orientalen sehr seltsam. Nach einer bestimmten Vision vermittelte ihm ein eingeweihter Brahmane dieses Wort, aber auf arabisch, urdisch und persisch bedeutet Vatan Vaterland. Offensichtlich missverstand St. Yves d’Alveidre seinen Gesprächspartner, der ihm einfach von seiner Muttersprache erzählen wollte.

       Ich las seine Biographie, und es ist offensichtlich, dass er kein schlechter Mensch war, aber sein mediumistisches Wesen und sein Interesse am Spiritismus schwächten seinen ohnehin schwachen Organismus noch mehr, und so verlor er das geistige Gleichgewicht.

       Um Ihnen zu zeigen, wie sehr der erhabene Begriff des Bollwerks der Großen Bruderschaft in seinen verschiedenen Aspekten das Bewusstsein und Leben mancher Völker durchdringt, möchte ich Ihnen über eine gegenwärtig bestehende Gesellschaft im fernen Osten berichten. Diese Gesellschaft hat viele Mitglieder, und wie mir bekannt ist, nimmt sie auch Fremde auf. Sie hat ihr geheimes Heer, das mit einer militärischen Organisation natürlich nichts zu tun hat. Jedoch hält sie sich streng an die festgesetzten hierarchischen Prinzipien. Der Haupt-Treffpunkt dieser Gesellschaft, die sich der ”Außergewöhnliche Moment“ nennt befindet sich in einem der lokalen ”heiligen Berge“. Jetzt bereitet sich dieses heilige Heer für einen ”Außergewöhnlichen Moment“ vor, und darunter ist in weitestem Maße das zu verstehen, was im geistigen Sinn zur Zeit das Wichtigste ist. Nach dieser Lehre befindet sich die Welt gegenwärtig in einer Krise, nach der ihre geistige Erneuerung, oder besser Neugeburt, erwartet wird. So nehmen alle Arten von Konferenzen, Konflikten, alle Anziehungen und Abstoßungen äußerst zu. Die Menschheit leidet unter Geburtswehen, aber ”die Zeit wird kommen, wo sich die himmlischen Tore öffnen und die irdische Welt zur himmlischen Welt zurückfinden wird”. Sechs Stadien, sechs Stufen führen zu diesem Moment: 1. Die erste Periode - Anzeichen über das Ende des Großen Krieges. 2. Die zweite Periode - Anzeichen des politischen und ökonomischen Misserfolgs infolge allgemein unrichtiger Einstellung. 3. Die erste Periode von Kataklysmen (kurzfristig) - nie dagewesene Umwälzungen in der ganzen Welt. 4. Die zweite Periode von Kataklysmen (kurzfristig) - Das Erscheinen himmlischer Kräfte in der Arena. 5. Die erste Periode des Aufbaus - die erleuchtete Herrschaft des himmlischen Herrschers in der Welt - Staatsform gekennzeichnet vom Monismus des religiösen Kultes und der Staatsaffären. Dies wird eine Hegemonie des Lichts über die Welt sein, ausgestrahlt vom himmlischen Herrscher durch die Errichtung von unzerstörbaren Machtinstitutionen, die in dieser Zeit wirken werden. Dieses erleuchtete Reich wird durch eine besondere Form zum Ausdruck kommen … 6. Die zweite Periode des Aufbaus - das Nahen von göttlich inspirierten Regenten: Vertretern der Wissenschaft, der Technik, etc. Nach Feststellung der Mitglieder dieser Gesellschaft befindet sich die Welt gegenwärtig im zweiten der oben erwähnten Stadien. Die Propheten dieser Bewegung sprechen von der neuen Welt als dem Reich des Geistes in direkter Verbindung des Menschen mit den Göttern, das, so sagen sie, ein irdisches Leben ohne Krankheit und Mühsal verheißt: ein erleuchtetes Leben durch das Licht der Wahrheit, des Guten, der Schönheit, Freude und Liebe; ein vom Himmlischen Herrscher gelenktes Leben nach dem Grundsatz der Gerechtigkeit. Das bemerkenswerte dabei ist, dass dieser Große Plan, wie sie sagen, bereits viele tausend Jahre vor der Zentralen Welt des Hauptquartiers der Großen Götter auf dem Heiligen Berg beschlossen wurde, dort wo die Götter sich versammeln, und seine irdische Projektion ist der Berg dieses Bereichs. Sie können also sehen, wie ein großer Gedanke von allen Völkern refraktiert wird, und unvermeidlich teilt jedes von ihnen die Hauptrolle seinem Volk und Land zu.

* * *

       Beschuldigen Sie T. nicht, er kannte Russland wirklich nicht. Die abgezielten Verdrehungen über Russland werden selbst heute noch von Ausländern aufrechterhalten und enthüllen nur ihre Unwissenheit. Für die meisten Ausländer war und ist Russland ein Land des Vandalismus, aller Arten von Willkür und Gewalt und vor allem tiefer Unwissenheit. Selbst die besten Gemüter meinen, Russland habe seit der Zeit Iwan des Schrecklichen wenig Fortschritte gemacht. Zivilisation hat den Begriff Kultur verdrängt, und viele können nicht verstehen, dass man ein zivilisierter Wilder sein kann. Die Menschen haben vergessen, dass sich die Schätze der Kultur in Jahrhunderten sammeln, Zivilisation hingegen kann in einer Dekade erreicht werden.

       Es ist wahr, dass es unter den Archaten keine Uneinigkeit geben kann; denn die Wahrheit, die sie kennen, ist die Wahrheit, die dem Geist zugänglich ist, der seine Selbstvervollkommnung nicht nur für die Erde, sondern auch für die höchsten Planeten unseres Sonnensystems vollendete.

       In den ”Briefen der Mahatmas“ an A. P. Sinnett heißt es über Buddha, dass sein Geist seine irdischen Inkarnationen so erfolgreich durchschritt, dass er erst wieder auf dem höchsten Planeten unseres Sonnensystems inkarnieren wird und nur dann, wenn dieser seine letzte, siebenten Runde und die letzte Rasse erreicht hat. Unbegrenzt ist das Leben und unbegrenzt sind die Errungenschaften und Möglichkeiten. Und so möchte ich diesen Brief beenden, mich der Unermesslichen und Unaussprechlichen Größe erfreuend.

       24. September 1935

       Es ist sehr wichtig, auf den Unterschied zwischen Mediumismus und wahrer geistiger Entwicklung hinzuweisen. Mit den Büchern über die verschiedenen Hatha Yoga-Übungen ist viel Schaden angerichtet worden. Welche Unwissenheit, zu wähnen, dass das Höchste und Feinste durch rein mechanische Methoden erlangt werden kann! Sie haben völlig recht, wenn Sie sagen, dass die Menschen, bestrebt nach geistiger Entwicklung (was für sie oft nur Erlangung psychischer Kräfte bedeutet), vergessen, dass diese Entwicklung ohne aktiven Dienst am Allgemeinwohl einseitig und unbeständig ist. Unsere inneren Feuer werden nur im Umgang mit den Menschen entfacht. Nur so können wir uns prüfen und werden imstande sein, die Klinge unseres Geistes zu schärfen und zu stählen. Unzweifelhaft bedarf es einer gewissen Isolierung und periodischen Absonderung für die Erneuerung unserer Kräfte. Dauernde Abgeschiedenheit jedoch wird unseren Kräften niemals jene Spannung verleihen, die allein ihre Verfeinerung ermöglicht. Viele Feststellungen in der Lehre bestätigen das. So zum Beispiel § 114 im II. Band der ”Blätter des Gartens MORYA“, der besagt: ”… Christus, Buddha und ihre engsten Mitarbeiter wandten keine magischen Formeln an, sondern wirkten und schufen in völliger Vereinigung mit dem Geist. Deshalb müssen während des kommenden Evolutionsabschnittes die früheren, künstlichen Methoden unterlassen werden … Mechanische Yoga-Übungen sind für die Erneuerung der Welt unbrauchbar.”

       Und weiter heißt es im § 130 desselben Buches: ”… Oftmals mussten Heilige auf die Erde zurückkehren, weil sie durch ihre Verzückung auf die Menge zu viel einwirkten, anstatt sie mit dem Aufbau des Lebens vertraut zu machen … Wir sind entschieden gegen Klöster, da sie eine Antithese zum Leben darstellen … In der Tat, durch das Leben kann man erlangen …”

       Gleicherweise heißt es im Buch AGNI YOGA § 161: ”… Raja Yoga, Gnana Yoga, Bhakti Yoga entfernen sich alle von der sie umgebenden Wirklichkeit und eignen sich daher nicht für die Evolution der Zukunft.”

       Im § 163 desselben Buches heißt es: ”Dieser zur höchsten Einheit führende Yoga (Agni Yoga) legt die Verpflichtung auf, das ganze Leben in Übereinstimmung mit einer äußerlich unmerklichen Disziplin aufzubauen …”, das heißt, indem wir aufbauen und schaffen, sollten wir gewisse Vorsicht walten lassen und die gewiesene Lebensordnung zur Gesunderhaltung befolgen. Wenn wir daher die Leben der Großen Lehrer der Menschheit studieren, so werden wir finden, dass keiner von ihnen sich vom Leben zurückzog, sondern alle ihre Kräfte geistig und physisch in den Dienst für das Allgemeinwohl stellten. Lasst uns daher in allem diesen großen Vorbildern in erhabener Errungenschaft von Selbstlosigkeit folgen. Die Krone der Selbstlosigkeit ist herrlich!

       Sie könnten Ihren Fragestellern folgende Gegenfrage stellen: ”Dient das Wissen über den Grad der geistigen Höhe von Christus und Buddha Ihrer geistigen Entwicklung?” Dazu könnten Sie auch aus dem Buch ”Blätter des Gartens MORYA“, II. Band, den § 310 zitieren: ”Man wird euch fragen: ”Wer steht höher, Christus oder Buddha?” Antwortet, dass man die entfernten Welten nicht messen kann. Wir können nur durch ihre Strahlung entzückt werden …”. Wahrlich, verglichen mit uns Erdbewohnern sind Christus und Buddha in der Tat ferne Sterne des Geistes. Denken wir daran, dass sie, und auch der Herrscher Maitreya, von der Venus kamen im Advent der Bildung des physischen Menschen, daher sind sie unsere Göttlichen Vorväter und Meister.

       Nun über St. Yves d’Alveidre. Er war ein typischer Psychiker, der sich dem Spiritismus zuwandte und unter dem Einfluss astraler Personifikatoren geriet. Seine Bücher sind ein Sammelsurium von falschen Fragmenten der Wahrheit und Irrtümern.

       Sicherlich, jenen, die mit dem östlichen Denken nicht vertraut sind und die an die LEBENDIGE ETHIK zum ersten Male herantreten, kann nur so viel gegeben werden, als ihr Bewusstsein zu fassen fähig ist. Es heißt im Buch AGNI YOGA § 37: ”… Wir dürfen das Denken eines Menschen nicht unterbrechen, sondern müssen durch Nähren des Nervensystems neues Blut einflößen. Ein Wort der Erwiderung soll kein Sargnagel sein, sondern der Strahl eines Arztes. Eine aufgeschobene Antwort mag in Form eines Rates erteilt werden.”

       Menschen zu enttäuschen oder ihren Standpunkt zu erschüttern, ist nur zulässig, wenn dabei äußerste Vorsicht geübt wird. Wir können dies durch allmähliches Einstreuen von Bruchteilen neuer Gedanken tun, durch einen allmählichen Vorgang der Bewusstseinserweiterung; aber es ist gefährlich, Bestehendes plötzlich niederzureißen. Sind Sie gewiss, dass für manche Menschen Bücher, wie die Novellen von Kryjanovsky oder die Phantasien von St. Yves d’Alveidre, inspirierend sein können, so dass eine scharfe Kritik solcher Bücher die entfachte Flamme ihres Geistes erlöschen könnte? Nur starke Geister, unberührt von irdischen Dingen, können mit der Wahrheit in all ihrer überirdischen Schönheit konfrontiert werden. Aber es ist unstatthaft, die Augen mit Gewalt zu öffnen.

       Und nun zu etwas anderem. Wird Suggestion gewaltsam angewandt, um daraus eigenen Nutzen zu ziehen, so bedeutet das nicht nur Einmischung in das Karma, sondern ist einfach verbrecherisch. Wenn wir hingegen inspirieren und im Menschen sein feines Wesen ansprechen und erhabene Gedanken hervorrufen oder ihn vom Laster abhalten können, dann ist solch eine Tat allerdings von Nutzen.

       Wenn wir, indem wir Gutes tun, einen bestimmten Teil des Karma auf uns nehmen, so belastet solch ein Karma sicherlich nicht unseren geistigen Fortschritt. Nur der Archat weiß, wo und wann er nicht helfen darf; wir hingegen sollten die helfende Hand ausstrecken, wann immer unser Herz dies gebietet. Indem wir dies tun, müssen wir jedoch immer das Gesetz der Vergleichbarkeit sowie die Zweckmäßigkeit beachten und daran denken, dass geistige Hilfe die höchste ist.

       Es gibt Leute, die meinen, sie müssten alles abgeben und fallen damit anderen zur Last! Solchen Menschen können wir mit den Worten der Lehre sagen: ”Wer sagte, dass man sinnlos abgeben soll, der Wahnsinn bleibt dennoch bestehen”. (BGM I, 325) Man muss jedoch helfen, denn wer weiß, wann wir eine Schuld abtragen! Wenn wir daher die Hilfe versagen, könnten wir damit den Anteil unserer Schuld vergrößern. Es ist ein großer Irrtum, unseren Nächsten aus Angst, unser Karma zu belasten, die Hilfe zu verwehren. Wird dies nicht eine Tat großer Selbstsucht sein? Allerdings muss man auch zu unterscheiden wissen, da man oft jemandem hilft, der es nicht verdient, hingegen einem, der sich wirklich in Not befindet, die Hilfe versagt. Auch hier wird nur das Herz der einzige Richter sein. Wird daher eine in unserer Macht liegende Hilfe gefordert, sollten wir sie leisten.

       Vor allem sollten wir daran denken, dass unser Karma hauptsächlich durch Gedanken geschaffen, gewogen und erleichtert wird. Genaugenommen weben der Gedanke und der innere Antrieb unsere Aura, jenes Magnetfeld, das Möglichkeiten entweder anzieht oder abweist. In der Tat - das Motiv des Gedankens -, dieser entscheidende Faktor unseres Karma, wird oft von jenen, die über Karma sprechen, außer acht gelassen. Aber wäre es anders, könnte der magische Kreis von Ursachen und Wirkungen nicht durchbrochen werden. Denn alles ist Karma und alles wird von Karma aufrechterhalten. Vollenden wir jedoch eine Karmarunde für einen bestimmten Zyklus, so beginnen wir eine neue Runde auf anderen Ebenen und Welten und so fort in Unbegrenztheit. Wenn von Vollendung von Karma gesprochen wird, so heißt das, dass Karma nur für einen bestimmten Zyklus unseres Planeten etc. zu Ende ging. So spricht man vom Ende des Karma eines Menschen auf unserem Planeten, wenn er sein inneres Wesen derart geläutert und seine Energien so weit umgewandelt hat, dass ihm ein weiteres physisches Verweilen auf der Erde nichts mehr bieten kann; genau gesagt, alle Elemente oder Energien, die sein Wesen formen, haben jenen Vervollkommnungsgrad erlangt, der auf diesem Planeten möglich ist. Solch ein Geist bleibt, je nach seiner Aufgabe, entweder in den die Erde umgebenden höheren Sphären oder steigt auf in höhere Welten. Daher ist der Gedanke die primäre Ursache und die Krone der Schöpfung. Gedanken regieren die Welt, folglich regieren sie Karma.

* * *

       Seien Sie nicht unglücklich, weil Sie für Ihren Lebensunterhalt so viel Zeit aufwenden müssen! Wir alle müssen unser Brot verdienen. In der Tat, alles sollte mit menschlichen Händen und Füßen vollführt werden, ohne sich vom Leben zurückzuziehen. Darin liegt große Schönheit. Ist die in Behaglichkeit und Wohlstand geleistete Arbeit von großem Wert? Und hört man über solche Arbeit viel? Nein, alle großen Denker schufen unter mühsamsten Umständen. Die durch Leichtigkeit und im Überfluss geleistete Arbeit kann nicht zu der für die Zentren notwendigen Spannung führen.

       Wahrlich, materieller Wohlstand und Behaglichkeit sind unsere gefährlichsten Feinde. Nichts löscht das innere Feuer so schnell aus wie Sorglosigkeit um das Morgen. Wir kennen diese Sorglosigkeit nicht und wir arbeiten bis zur äußersten Grenze der Erfordernisse und Möglichkeiten. Jedoch, im schwierigen Augenblick, wenn alle unsere Kräfte gespannt sind, wenn wir unsere ganze Findigkeit aufgewendet haben, dann kommt Hilfe - aber im letzten Moment -, so ist das Gesetz. Alle irdischen Lasten sind für das Wachstum des Geistes notwendig. So blühen die schönsten Blumen der Freude entlang dornigen Pfaden. Es werden sich zeitgerecht neue Umstände ergeben, und die Aufgaben werden sich erweitern. Vielleicht werden wir uns dann nicht mehr um den Lebensunterhalt mühen, aber es werden neue Probleme an uns herangetragen, weit kompliziertere und schwierigere. Aber wohnt das Bildnis des Lehrers in unserem Herzen, wie können wir uns da um Morgen sorgen? Was vom menschlichen Standpunkt her als schlimm erachtet wird, erweist sich oft als unsere Rettung und als Stufe für neue Möglichkeiten. Wahrlich, wenn wir selbstlos dienen, wird ohne Kenntnis des Lehrers nicht ein Haar von unserem Haupte fallen. Selbstloser Dienst, aufrichtige Hingabe und Dankbarkeit weben einen starken Faden, auf dem uns alles Notwendige zugeführt wird.

       So wollen wir den unvermeidlichen Prüfungen mutig ins Auge sehen und den Geist durch Verbindung mit den Suchern des Lichts nähren. Ereignisse reifen heran, man kann viele Veränderungen erwarten. Aber dienen wir dem großen Licht, so kann die vernichtendste Welle uns nur emportragen. Daher lasst uns in vollem Vertrauen zur Führenden Hand das lichtbringende Werk verrichten.

       1. Oktober 1935

       Ich vernahm Ihren Ruf und bin bereit, darauf zu antworten, soweit es in meiner Macht steht. Geistige Hilfe ist wirklich die höchste, und ich werde mich glücklich schätzen, wenn ich Ihnen solche Hilfe gewähren kann. Eine bestimmte Bewusstseinsvereinigung jedoch und Verbindung auf mentaler Ebene sind äußerst wichtig. Wie es in der Lehre heißt: ”… Man stelle sich zwei Gesprächspartner der ungefähr gleichen Bewusstseinsstufe vor, die einander trotzdem nicht verstehen. Vielleicht fehlen in ihrem Bewusstsein nur einige kleine Glieder, doch dieser kleine Unterschied veranlasst die Zahnräder des Denkens, sich verschieden zu drehen, so dass sich ganz andere Hebel in Bewegung setzen …” (Gemeinschaft, § 171).

       So erwarte ich Ihre Fragen, denn ohne Fragen kann es keine Antwort geben. Sie schreiben ”Nachdem ich auf meinem Pfad eine schwere geistige Enttäuschung erlebte, habe ich den Willen und den Glauben verloren. Nichtsdestoweniger will ich auf den Lehrer warten!” Aber wenn Sie warten, so heißt das doch, dass Sie Hoffnung haben; daher ist der Glaube noch nicht verloren, und das ist äußerst wichtig. So lassen Sie uns gemeinsam über Ihre Enttäuschung hinwegkommen; mögen Sie sich in der Aufspeicherung der großen Lebenserfahrung wandeln - in der Esse, in der unser geistiges Wesen gehegt und gestärkt wird. Weder theoretisches Wissen noch Philosophie kann Ihnen Geistigkeit verleihen. Den KELCH AMRITA können wir nur durch Leeren des Giftbechers mit all seinen Illusionen speichern.

       Und so möchte ich Sie bitten, für alle Enttäuschungen einen klaren Standpunkt einzunehmen. Kann einem die Zerstörung von Illusionen erschrecken? Jede geschwundene Illusion ist eine weitere Stufe des Wissens. Wahres Wissen ist streng, wie der geistige Pfad, und nur der geistig Starke kann hoffen, sich dem Pfad beschleunigter geistiger Entwicklung zu nähern. Darüber hinaus kann dieser Pfad nie behaglich sein, da nur Leiden und persönliche Anspannung unsere Energien umwandeln können und das nötige Gleichgewicht verleihen. Aber gesegnet ist, wessen Herz im Entzücken heldenhafter Errungenschaft entflammt ist; überirdische Freude harrt seiner. Entfachen Sie daher alle Feuer Ihres Herzens, und Entzücken des Geistes wird Ihnen zuteil.

       1. Oktober 1935

       Sie haben recht, derzeit ist es äußerst wichtig, an Heldentaten zu denken. Das russische Wort ”podwig“ (Heldentat) ist schwer zu übersetzen. Es bedeutet große heldenhafte Tat mit geistiger Errungenschaft. Die Menschen sollten Heldentat im täglichen Leben verstehen. Ohne Heldentat ist das Leben unbedeutend. Und wie ausdrucksvoll ist das russische Wort ”podwig“ - in der Tat, es gibt kein Äquivalent in einer anderen europäischen Sprache. In diesem Wort liegt der ganze Sinn, die ganze Eigenheit der Bestrebung zur selbstlosen Heldentat, in die Zukunft, in die Evolution!

       Ich bin glücklich, über Ihr Buch so viele gute Berichte zu hören. Ich weiß, es wird sicherlich allen, die es lesen, Freude bereiten. Das einzige Hindernis ist, dass unsere russischen Leser so arm sind! Aber nichts möge Sie beunruhigen, schreiten Sie voran in Ihrer nützlichen Tätigkeit!

* * *

       Wussten Sie, dass es im Jahre 1935 einige Mond- und Sonnenverdunkelungen gab? So gab es in der zweiten Juni- und in der ersten Julihälfte drei Verdunkelungen, und eine weitere Sonnenfinsternis ist im Dezember zu erwarten, zur Weihnachtszeit. Verfinsterungen haben immer kosmische Störungen zur Folge und alle Arten von Wahnsinn in der Welt. Dies erklärt meinen schlechten Gesundheitszustand in diesem ganzen Jahr, obwohl auch andere schwerwiegende Gründe dafür vorliegen. Der Menschen wahres Wesen offenbart sich jetzt überall, und dies könnte die Reinigung des Raumes genannt werden. Kennt man allerdings das okkulte Gesetz, in Übereinstimmung dessen sich unser innerstes Wesen offenbart, sobald wir an die Lehre herantreten und der Aura des Großen Lehrers näherkommen, sowie die ganze ansteckende Gefahr von Besessenheit, besonders in Fällen veranlagten Mediumismus, sollte man wirklich nicht erstaunt sein. Nichtsdestoweniger schmerzt es sehr, wahrzunehmen, wie unter der Hand des Besitzergreifers die Blume des Geistes welkt und schrecklicher Verrat in das Herz des Aufbaus des Lichts eindringt. Aber wir werden auch das überleben.

       Das Jahr 1936 ist in vielen Prophezeiungen als das Jahr der persönlichen Schlacht zwischen dem Erzengel Michael und dem Drachen erwähnt worden. So wohnen trotz allem Mut und Freude an einer neuen Schlacht für das Licht in unserem Herzen. Ohne Schwierigkeiten kann man keine Heldentat vollbringen. Ich liebe die Aussprüche - des großen tibetischen Weisen Milarepa, der große Strenge übte. Fragten ihn die Menschen, ob es ihm nicht leid wäre, ein solch hartes Leben gegen sich selbst zu führen, sagte er: „Da wir alle sterben müssen, ziehe ich es vor, beim Verfolgen eines schönen Zieles zu sterben.“

       Wahrlich, würden nur hundert Menschen die Weisheit dieser Regel erkennen und sie im Leben anwenden, die Welt könnte in kürzester Zeit verwandelt werden. So wollen wir uns bis zum letzten Tropfen unseres Blutes, bis zum letzten Atemzug für das Licht einsetzen.

       Und auch Sie sollten sich durch nichts beunruhigen lassen. Sehen Sie mit flammender Freude den Nutzen jeder Möglichkeit, zur Reinigung und Verbesserung des menschlichen Denkens Ihren Beitrag zu leisten.

       1. Oktober 1935

       Viele Wunder vollziehen sich in unserem Leben, viele Bestätigungen erhalten wir. Daher kann uns auch der finsterste Verrat und Versuch, unsere Werke zu zerstören, nicht ängstigen. Die Jahre 1934 und vor allem 1935 mit seinen sieben Mond- und Sonnenfinsternissen gesellten sich ganz unerwartet zur Anzahl finsterer Zeichen. So hat Verrat sich in das Herz leuchtenden Aufbaus eingeschlichen und versuchte zu zerstören, was durch reines Streben und mit flammendem Geist aufgebaut wurde. Der Feind machte sich die Abwesenheit N. K.’s zunutze und stieß ihm den Dolch in den Rücken. Nun ist die Maske gefallen, und die wahren Gesichter sind enthüllt. Allerdings sollten wir nicht erstaunt sein, da wir das unabänderliche okkulte Gesetz kennen, nach dem, wenn wir uns der Lehre des Lichts nähern und den Großen Lehrern zuwenden, unser ganzes inneres Wesen mit besonderer Stärke hervortritt. Gleicherweise wissen wir, wie leicht man der Gefahr der Besessenheit unterliegen kann, wenn man sich in finsteres Denken und Unaufrichtigkeit verstrickt, vor allem, wenn man durch Mediumismus belastet ist. Und doch schmerzt das Herz, wenn nach vierzehn Jahren enger Zusammenarbeit solches zutage tritt. Zu Beginn unseres Werkes erhielten wir allerdings viele Warnungen und Andeutungen über Verrat, der nach Beförderung bestimmter Menschen verübt werden kann. Die Beförderung fand statt, und ihr Geist fehlte. Ehrgeiz und Eigennutz sind furchtbare Geißeln, sie lassen selbst Riesen in den Abgrund stürzen.

       Und so leeren wir den Giftkelch, gereicht aus den Händen unserer früheren Mitarbeiter. Aber trotz allem leben Stärke und Mut in unserem Herzen, denn was ist Heldentat ohne Verrat? Das Symbol Jesus ist ewig und unvermeidlich zugegen beim Vollbringen großer Heldentaten. Aber nach Golgotha erfolgt die Auferstehung und das große Entzücken des Geistes. Darauf ist in allen Mysterien hingewiesen; so lodert auch in unserem Herzen Freude. Wir kennen die Große Bürgschaft des Bollwerks des Lichts, wir schätzen die Zeichen des Vertrauens, und wir kennen den siegreichen Schild. Unser Geist kann durch keinen Kampf erschreckt werden; wir haben ihn sogar lieben gelernt, denn was sonst kann den Geist derart stählen, unsere Fähigkeiten erproben und die größte Erfahrung für die Krone der Vollendung verleihen? Und so lasst uns erneut sprechen: ”Gesegnet seien die Hindernisse, durch sie wachsen wir.”

       Auch der weisen Worte Nietzsches gedenken wir: ”Du gehst über sie hinaus aber je höher du steigst, umso kleiner sieht dich das Auge des Neides. Am meisten aber wird der Fliegende gehasst.” Ja, zur Zeit erheben sich die Menschen vor allem gegen alles Erhabene und gegen das Gesetz der Hierarchie. Nur die Könige des Geistes wissen um die ganze Größe und Unabänderlichkeit dieses kosmischen Gesetzes, die Mehrheit jedoch steht dagegen auf. In der Tat, die Verfeinerung des Geistes zeigt sich gerade in seiner Fähigkeit, erhabene Werte zu achten.

       Und so treten wir mutig und freudvoll in den neuen Kampf für das Licht des neuen Bewusstseins in der kommenden Zeit, in vollem Vertrauen auf den vorausgesagten Endsieg.

* * *

       Mit Freude erhielt ich die wunderbare Botschaft Ihres Herzens, in der Sie Ihre Ergebenheit zum Großen Lehrer zum Ausdruck bringen. Wahrlich, Hingebung ist eine Eigenschaft, die nur Königen des Geistes eigen ist. Es ist offensichtlich, dass Sie diese seltenste der Eigenschaften aus Ihrer Vergangenheit mitbringen. Wo anders als im Osten, und vielleicht im gesegneten Indien, könnte man den Keim dieser höchsten Eigenschaft suchen?! Alle geistigen Errungenschaften Indiens, seine geistige Erziehung und die verfeinerte Ethik beruhen auf dieser grundlegenden Eigenschaft. Die ganze Literatur Indiens ist durchdrungen vom Geist des Heldentums und der Hingabe. Nirgendwo sind die Bande zwischen Guru und Schüler verständlicher, heiliger und offenbarer als in Indien. Selbst beim derzeitigen Niedergang des Landes ist diese Achtung in den Herzen der Menschen bewahrt worden und sie verleiht der dem indischen Geist eigenen Kultur einen untilgbaren Antrieb. Seien Sie daher gesegnet, wenn Ihr Herz in diesem großen Gefühl wonnevollen Anflugs schwingt. Wahrlich, die Feuer der Dankbarkeit und Hingabe erheben sich über alle anderen Anerbieten.

       Ich möchte mit Worten aus der LEHRE schließen: ”Schwimmer, wenn ihr alles euch Mögliche tut, wohin kann die vernichtendste Welle euch tragen? Sie kann euch nur emportragen.” (Gemeinschaft 41) So werden wir unter dem Schild der Hierarchie des Lichtes vorwärtsschreiten.

       8. Oktober 1935

       Hier die Antwort auf Ihre Fragen:

       1. Das nichtverzehrende Feuer, der brennende Busch von Moses, ist das sogenannte himmlische Feuer, das nur offenbar werden kann, wenn es mit einer Aura bestimmter Spannung in Berührung kommt. N. K. und ich waren auf unserer Reise durch Tibet Zeugen solchen Feuers. Dieses feurige Phänomen ereignete sich einmal spät am Abend ganz plötzlich in unserem Zelt. Mein Mann schlief bereits. Ich trat an mein Bett, streckte die Hand aus, um die Decke zurückzuschlagen, und plötzlich erhob sich eine Säule, oder besser ein Feuer, von wundervoller silber-purpur-rosa Flamme. Ich begriff nicht sofort, was vor sich ging, und in einem Aufschrei ”Feuer, Feuer” versuchte ich, es mit meinen Händen zu ersticken. Aber das Feuer ließ sich weder löschen noch verbrannten die Feuerzungen meine Hände, ich spürte nur eine angenehme belebende Wärme. Meine Stimme vernehmend, erwachte mein Mann und erblickte mich im Hintergrund dieser Flamme. Der ganze Zwischenfall währte nicht länger als eine Viertelminute, vielleicht noch kürzer, und ebenso plötzlich wie die Flamme erschien, verschwand sie. Nach dieser Erscheinung sah ich die Kristalle von Materia Lucida und Spiralen sowie die Funken des Fohat. Dieses letzte Erlebnis machte sich jedoch in einem leichten Versengen der Zentren bemerkbar.

       2. Das siebente Prinzip ist das Element der Synthese, aber es ist nicht das höhere Ich des Menschen. Das höhere Ich besteht aus drei Prinzipien; dem siebenten, dem sechsten und dem fünften. Ich füge eine kurze Notiz bei, die ich für einen meiner Mitarbeiter aufschrieb. Vielleicht ist sie Ihnen von Nutzen.

       3. Der Mond ist unsere Mutter - er nahm an der Bildung der Erde teil und an der Besiedlung mit menschlichen Wesen. Die Mond-Monaden oder Pitris, die Vorfahren, wie sie die Inder nennen, inkarnierten in unserer menschlichen Gattung. Der Mond wird vor der siebenten Runde unseres Planeten verschwinden oder sich auflösen.

       4. Beinahe alle Wissenschaften stammen aus Indien. Ägypten, Griechenland und das alte Chaldäa entlehnten ihr Wissen aus Indien. Ebenso kamen Osiris, Hermes und Orpheus aus dem Osten; auch Pythagoras empfing seine Einweihung in Indien.

       5. Zwischen dem feinstofflichen und dem physischen Körper besteht völlige Übereinstimmung. Daher hat jedes physische Zentrum eine Entsprechung im feinstofflichen Körper. Folglich bestehen die astralen Gefühle und Zentren genauso wie die physischen, aber in ihrer feinstofflichen Strahlung. Aber man sollte sie nicht getrennt betrachten, weil ihre Einheit eine genaue Entsprechung offenbart. Die äußere Welt ist nur der Widerschein der inneren. Und genauso wie die äußeren Gefühle und Energien offenbar werden, wenn die notwendigen Bedingungen gegeben sind, so treten auch die inneren, geistigen Energien in Erscheinung, wenn die astralen oder geistigen Bedingungen auf der inneren Ebene geschaffen werden.

       6. Wenn Christus Kranke läuterte und heilte, empfand er immer einen Kraftverlust. Erinnern Sie sich, als eine kranke Frau aus der Menge den Saum Seines Gewandes berührte, verspürte Er augenblicklich einen Kräfteschwund. Wenn ein großer Geist heilt, so übermittelt er, jedesmal, wenn ihn jemand berührt, einen Teil seiner Kraft. Wie groß auch der Vorrat an psychischer Energie sein mag - er kann zeitweilig erschöpft werden. Diese Augenblicke der Erschöpfung sind voller Gefahr, weil das Sperrnetz der Aura, beraubt der Ausstrahlungen, die unsere Zentren nähren, beschädigt wird und ansteckende Mikroben an der schwächsten Stelle des Organismus eindringen können. Dies erklärt, warum Agni Yoga so viele Hinweise über die Erhaltung des Sperrnetzes gibt. Ein Schüler, der einen bestimmten Grad von Yoga erlangt hat, kann sich nicht unbegrenzt in der verseuchten Atmosphäre der Städte aufhalten; er muss sie öfter verlassen, um mehr oder weniger in der Natur zurückgezogen zu leben.

       Christus sowie auch Buddha und alle anderen Großen Lehrer gingen oft in die Wüste.

       Auch in den ”Briefen der Mahatmas“ wird von einer ernsten Krankheit des Mahatma Kuthumi gesprochen, nachdem er mit den Auren der Menschen zur Zeit der Gründung der Theosophischen Gesellschaft in Indien in Berührung kam. Er musste sich für einige Wochen in völlige Abgeschiedenheit begeben. So ist jede Bewusstseinsebene, jede Daseinsebene bestimmten Gesetzen unterworfen, deren Verletzung Folgen nach sich zieht.

* * *

       Wenn Sie wollen, könnten Sie erwähnen, dass die Lehre über die Wiederverkörperung erst 553 n. Chr. beim Zweiten Konzil in Konstantinopel widerrufen wurde. So wurde die Lehre über die Präexistenz der Seele und die wiederholte Rückkehr zur Erde erst im sechsten Jahrhundert n. Chr. durch das offizielle Christentum als Ketzerei erklärt. Bis dahin glaubten vor allem jene Kirchenväter an sie, die der Gnostik nahestanden.

* * *

       Und jetzt eine Mitteilung für Sie, mit der ich von einem Fall über Rückerinnerung an früheres Leben berichten möchte. Es geschah in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Das Ereignis wurde von einem Verwandten der Beteiligten niedergeschrieben. Eine Gutsbesitzerin, die mit ihrem Gatten und ihrem Sohn in der Provinz Pskow lebte, besuchte zu den Weihnachtsfeiertagen ein ihren Freunden gehörendes entferntes Gut. An einem herrlichen sonnigen Morgen traten sie die Reise an und hofften, vor Dunkelheit einzutreffen. Aber kurz nach Mittag änderte sich das Wetter; es begann zu stürmen, und heftiger Schneefall setzte ein. Die Sicht wurde schlecht, und innerhalb einer halben Stunde war die Straße unter den dichten Schneemassen völlig verschwunden. Es war bereits dunkel, aber kein Zeichen des Gutshofes zu sehen, obwohl sie normalerweise längst hätten eintreffen müssen. Die Straße war holprig, und der Wagen drohte umzukippen. Es war offensichtlich, dass sie den Weg verfehlten. Aber es wäre unweise gewesen anzuhalten und den Wetterumschlag abzuwarten, denn der Sturm wurde immer heftiger und heftiger und die Pferde sowie der Wagen wären unter dem starken Schneefall begraben worden. Man entschloss sich daher, die Reise fortzusetzen und vertraute auf den Instinkt der Pferde, den Weg zu finden. Es war, als hätten die klugen Tiere den Augenblick der Freiheit verstanden und auch was sie erwartete. Sie erhoben ihre Köpfe, schnaubten und beschleunigten ihren Trab. In einer Entfernung von einer Stunde oder weniger hörte man Hundegebell, bald sah man einige Lichter, und der Wagen erreichte die Steinmauern eines großen Gutes. Ein Diener, der das Bellen der Hunde vernahm, trat mit einer Laterne in der Hand aus dem Haus. Als man ihn fragte, wem das Gut gehöre, nannte er den Namen der Besitzer, fügte aber hinzu, dass die Herrschaften verreist seien. Die Reisenden erkannten, dass sie in die entgegengesetzte Richtung abgekommen waren. Da es bereits spät war, beschloss man, auf dem Gut zu bleiben. Sie riefen nach dem Hausmeister und baten um Einlass, um hier zu übernachten. Aber als die Dame dem Wagen entstieg und im trüben Licht der Laterne des Dieners das Haus erblickte, begann sie zu zittern und erklärte mit Entsetzen: ”Nie wird mein Fuß die Schwelle dieses Hauses betreten. Hier geschahen fürchterliche Dinge!” Sie bat ihren Gatten, diesen unheilvollen Platz unverzüglich zu verlassen. Der Gatte und der Sohn waren über alle Maßen erstaunt und schrieben ihre Nervosität der Übermüdung zu. Sie bemühten sich, sie zu beruhigen und zu überzeugen, dass sie sich irrt, da niemand von ihnen je in diesem Gebiet gewesen war. Aber die Dame bestand darauf, dieses Gebiet zu verlassen. Und um ihre Ahnung zu begründen, erklärte sie, dass sie sowohl die Lage der Zimmer als auch ihre Einrichtung beschreiben kann: ”In einem kreisrunden roten Gastzimmer befindet sich an der Wand über dem Tisch ein großes Bildnis einer Frau in weißem Gewand mit Blumen in der Hand - und das ist mein Bildnis … ich war hier so schrecklich unglücklich, so schrecklich unglücklich!” Der Gatte und der Sohn gingen, begleitet vom Hausdiener, natürlich sofort los, um diese Behauptung zu prüfen. Sie kehrten sehr erschüttert zurück, denn die Beschreibung stimmte. Sie bestanden nicht länger darauf, in dem unheilvollen Haus zu bleiben, und da der Sturm nachließ und der Mond zu scheinen begann, erbaten sie eine Führung, um nach Hause geleitet zu werden.

       Solche Erinnerungen sind im Osten sehr häufig. Die Zeitungen berichten von diesen Fällen, die durch zahlreiche Zeugen erhärtet werden. Wir kennen eine örtliche Familie, deren Mitglied, ein fünfjähriger Junge, behauptet, nicht der Sohn seiner Eltern zu sein und früher als Mönch in einem Kloster gelebt zu haben. Er läuft oft von zu Hause weg und sucht dieses Kloster. Manchmal unternimmt er weite Reisen, bevor seine Eltern seine Abwesenheit bemerken. Ständig macht er sich auf nach Klein-Tibet.

       11. Oktober 1935

       1. In Wirklichkeit kann sich der Mensch nicht völlig vom Karma befreien, denn Karma bedeutet Leben. Aber die Vollendung einer Karmarunde, von welcher Dauer immer, hängt vom geistigen Wachstum und auch von der auf einem bestimmten Planeten übernommenen Aufgabe ab. Das heißt, nachdem wir ein gewisses Wissen der Lehre erlangt haben, und nach einer Zwischenzeit (um nicht zu sagen ”Urlaub”) müssen wir mit dem nächsthöheren Grad beginnen und unbegrenzt so weiter. Diese ”Urlaube“ sind jene Erholungszeiten, wo es weder ”Tränen noch Wehklagen“ gibt. Aber kein Urlaub dauert ewig, wenngleich er sich auf Tausende von Jahren erstrecken mag; es gibt keine ”ewige“ Ruhe.

       2. Im Kosmos gibt es eine dauernde Geburt und Auflösung von Welten. Oft sind die sich auflösenden Welten von der Vollendung ihrer Evolution noch weit entfernt, und darin liegen viele Gründe ihrer Zerstörung. Einer der beklagenswertesten Gründe ist das Erstarren des menschlichen Geistes der Planetenbewohner. Und unsere Erde ist vor Vollendung der ihr bestimmten Evolution von solcher Zerstörung bedroht. Die Verbrechen der Menschen und die Erstarrung ihres Geistes haben solch unheilvolle Ausstrahlungen um unseren Planeten geschaffen, dass die rettenden Strahlen ihn nicht erreichen können. Unser Planet kann durch eine riesige Explosion sein Ende finden. Der Tag des Jüngsten Gerichts ist nicht weit entfernt, und vielleicht werden viele Kinder diesen Tag erleben. Aus diesem Grund ist die ”Lehre des Lebens“ so beschleunigt gegeben worden und traten auf der Erde so viele ungewöhnliche Zeichen in Erscheinung. Aber die Menschen sind blind und taub!

       Es ist wichtig, dass der menschliche Geist erwacht. Wahrlich, das Schicksal des Planeten liegt in den Händen der Menschheit! Wenn die Auferstehung des Geistes innerhalb der nächsten kurzen Dekaden erfolgt, kann die Katastrophe noch teilweise vermieden werden, wie zu Zeiten Lemuriens und Atlantis; andernfalls werden wir auf einen anderen Planeten übersiedeln müssen. Aber nach dem Gesetz der Entsprechung werden den meisten Menschen die höheren, bereits bewohnten Planeten nicht zugänglich sein. Sie werden sich einer neuen, noch nicht bewohnten Welt anpassen müssen. Und wie viele Tausende, ja Millionen von Jahren werden verstreichen, bevor die geeigneten neuen Formen und Körper für eine neue Welt ausgearbeitet werden können! Nur außergewöhnliche Gruppen der irdischen Menschheit können auf höheren Planeten aufsteigen, um ihre Evolution in neuen, schöneren Verhältnissen fortzusetzen.

       Die Große Bruderschaft unternimmt außerordentliche Anstrengungen, um den Planeten vor einem vorzeitigen Untergang zu retten. Aber das unterirdische Feuer ist sehr aktiv, und die Kräfte, die entladen werden können, um die gefährlichen Energien zu neutralisieren, sind spärlich! Im Kosmos gibt es natürlich keine unvernünftige Vernichtung; alles hat tiefgründige Ursachen. Im Kosmos herrscht große Zweckmäßigkeit; alles, was nicht mit der Evolution voranschreiten kann wird wie kosmischer Abfall umgearbeitet. Da der Mensch über einen freien Willen verfügt, bestimmt er sein Schicksal, aber er türmt weiterhin eifrig Haufen von Kehricht auf, der ihn verschlingt, wenn nicht rechtzeitig eine Erneuerung seines Geistes erfolgt.

       3. Es ist nützlich, bestimmte Hinweise für ein neues Schulprogramm zu geben. Das Bewusstsein sollte schon von Kindheit an erzogen werden, um die Lebenseinheit, die Einheit des Kosmos zu erkennen. Möge unser Planet nicht eine abgesonderte Welt werden, sondern vielmehr seinen Platz auf dem großen Pfad in die Unbegrenztheit bewahren. Wir müssen unseren Platz in der Unbegrenztheit erkennen, ebenso unsere Abhängigkeit von der Gesamtheit des Lebens im Kosmos - und je früher, desto besser. Erinnern Sie sich der Worte der LEHRE: ”Wahrlich, eine Feder aus dem Flügel eines Vogels ruft Donner in den fernen Welten hervor” (Gemeinschaft, § 180). Wir müssen unsere furchtbare Abhängigkeit und Wechselbeziehung mit allen im Leben sehr heftig erkennen. Hinfort wird sich der Sinn für die große Verantwortung für jeden Gedanken, jedes Wort und jede Tat einstellen. Ursache und Wirkung wirken ständig und unbegrenzt.

       Eines Tages wird die Menschheit den Punkt des Bewusstseins erreichen, wo sie erkennt, dass sie sich in einem riesigen universellen Laboratorium befindet und dessen Widerschein ist. Wahrlich, Einheit muss im kosmischen Maßstab verstanden werden.

       Ebenso ist es von Nutzen, sein Denken in die Zukunft zu richten. Dies allein wird dem Bewusstsein großen Auftrieb verleihen und wird es vom Staub von gestern befreien.

       4. Imperil ist die von den Großen Lehrern gegebene Bezeichnung für das Gift der Gereiztheit. Aber in den östlichen Sprachen gibt es für dieses Gift ein völlig anderes Wort. Die Sprache des Senzar umfasst die aus allen bestehenden Sprachen entnommenen besten Ausdrücke. In dieser Sprache werden viele Wörter mit lateinischer Wurzel benutzt. Auch das Wort Imperil hat eine lateinische Wurzel. Es gibt einige Wörter, die zu keiner uns bekannten Sprache Verbindung haben. Oft drückt ein einfaches Wort eine komplette Idee oder Tat aus.

       5. Niemand, auch die größten Geistwesen nicht, besitzt völlige Allmacht. Sie alle unterliegen den kosmischen Gesetzen, daher können Sie Ihr großes Wissen und Ihre Macht nur anwenden, wenn die kosmischen Bedingungen es gestatten. Jedes ohne triftigen Grund vollbrachte ”Wunder“ wird von den Archaten als Zwang angesehen. Es heißt, dass auch ein Archat durch Missbrauch von ”Wundern“ fallen kann.

       Gewiss, die zur Zeit Christi bestehenden Verhältnisse (genauso wie die gegenwärtigen) waren selten für ein sogenanntes Wunder geeignet. Daher konnte Christus auch nicht immer alle heilen, die um Hilfe baten. Im Evangelium des Matthäus (13:58) heißt es: ”Wegen ihres Unglaubens wirkte er dort nur wenige Wunder.” Daher wird das, was verlangt wird, nur jenen gegeben, die es fassen können. In allem ist Zusammenarbeit und Mitarbeit erforderlich.

       6. Ich möchte Sie bitten, die Arbeit noch mehr als Erziehungsfaktor des Geistes hervorzuheben. Weisen Sie darauf hin, dass in jeder Arbeit die Qualität das wichtigste ist. Erwähnen Sie auch die absolute Notwendigkeit der geistigen Arbeit, denn wie der Schweiß der physischen Arbeit den Boden nährt, so wird der Schweiß der geistigen Arbeit von den Strahlen der Sonne in Prana umgewandelt und spendet allem Vorhandenen Leben. Wird die Bedeutung der geistigen Arbeit erkannt, wird sich die gebührende Achtung gegenüber allen Denkern, Wissenschaftlern und anderen Schöpfern wieder einstellen.

       Nur durch geistige Arbeit kann das Bewusstsein erweitert werden. Dadurch werden wir mit den fernen Welten sowie dem ganzen Kosmos verbunden und wenden uns der Freude unbegrenzter Vervollkommnung zu. Genau gesagt, wir sollten in uns die Freude endloser Vervollkommnung pflegen.

       Ihr Kapitel über das Streben zum Guten. Es wäre nützlich, dieses Streben noch mehr an den Begriff Heldentat heranzubringen, mit dem Hinweis, dass dieser Begriff der einzige Sinn des Lebens ist. In den BÜCHERN DER LEHRE ist über Heldentat viel ausgesagt. In der Tat, nur Heldentat kann unseren Geist nähren und die Evolution beschleunigen. Über Heldentat und Heldentum muss in den Schulen eingehend gelehrt werden. ”Kinder mögen sich Helden nennen und an sich die Eigenschaften bemerkenswerter Menschen erproben. Sie mögen Bücher mit klaren Erzählungen lesen, in denen die Gesichter mühsamer Arbeit und des Willens ohne einen Anstrich geschildert werden. Auch für medizinische Zwecke ist dieser tapfere Ruf des Lebens unentbehrlich. Solches Material muss ohne Verzögerung gegeben werden.” (Gemeinschaft, § 234)

       Verwenden Sie öfter die Aussprüche aus den Büchern der Lehre, sie werden dem Buch Neuheit verleihen.

       7. Es ist falsch zu meinen, dass der nächste Große Lehrer im Fleische erscheinen und unter uns predigen wird, wie Buddha und Christus es taten. Jede Epoche erfordert ihre eigene Offenbarung. Daher ist der Typ vom Lehrer, der mit einer Gruppe von Jüngern von Ort zu Ort zog, in Vergessenheit geraten. Einige Ältere Brüder werden für besondere Zwecke den physischen Körper verwenden, aber nicht dafür, um in der Masse aufzutreten.

       Ich schrieb über dieses Thema bereits, und daher möchte ich Ihnen aus meinen früheren Briefen zitieren: ”Der Große Advent kann sich nicht auf gewöhnliche Art offenbaren und im physischen Körper vollziehen. Man sollte verstehen, dass die Großen Herrscher diese oder jenes Bildnis annehmen und bewahren, entsprechend den Nöten der Welt. Ist es so schwer, sich vorzustellen, dass eine Große Individualität keinen physischen Körper braucht, um sich uns zu offenbaren? Darüber hinaus zeigen die Fakten der Vergangenheit, an Beispielen in modernen Zeiten, mit welch Befremden die Erscheinung Großer Geister von den unwissenden Menschen aufgenommen wird. Bestenfalls gab man Ihnen das Epitheton Scharlatan oder Spion oder beides. Die Menschen schreiben gewöhnlich ihre Laster anderen zu. Es wäre sehr lehrreich, die historischen Fakten aus dem Leben des Saint-Germain, des Abgesandten der Weißen Bruderschaft, zu lesen.

       Denken wir auch an H. P. Blavatsky und alle Erscheinungen der Mahatmas. Wie skeptisch und spöttisch sind ihre Botschaften und Offenbarungen oft aufgenommen worden! Aber wie ich bereits geschrieben habe, selbst wenn Christus selber jetzt erschiene, könnte er der Verfolgung nicht entrinnen oder gar dem Gefängnis. Man muss erkennen, dass die Höchsten Individualitäten jetzt inmitten des chaotischen Denkens und der Schwingungen entarteter Massen nicht erscheinen können. Die Großen Herrscher befolgen in allem das große Gesetz der Zweckmäßigkeit. Bitte erkennen Sie, dass in Hinsicht auf das derzeitige Niveau der Menschheit, der Advent des Höchsten Egos in einer physischen Form völlig unmöglich ist und sich für die ganze Evolution verheerend auswirken würde. Die Große Individualität wird unsichtbar sichtbar herrschen, und herrscht bereits, gekleidet in den Strahlen des mächtigen, aber unsichtbaren Laboratoriums …” Bald, sehr bald werden diese Strahlen auf das Erwachen des menschlichen Geistes gerichtet werden.

       Nach den ältesten Überlieferungen kämpft der Herrscher der Schambhala mit den Fürsten der Finsternis (Satan) selbst. Diese Schlacht findet vor allem in den feinstofflichen Sphären statt, hier hingegen wirkt der Herrscher der Schambhala durch seine irdischen Krieger. Was Ihn Selbst betrifft, so kann Er nur in ganz seltenen Fällen gesehen werden. Da Er in feuriger Gestalt erscheint, wäre dies für alle verheerend, denn Seine Aura ist mit außergewöhnlicher Kraft geladen. Der Advent und das Jüngste Gericht, die unseren Planeten erwarten, sind im Evangelium des Matthaus (24:27 - 39) ganz genau beschrieben. Aber Sie werden ausreichend Zeit haben, vor diesem Ereignis alt zu werden, doch Teilkatastrophen können früher eintreten.”

       Wir sind Zeugen einer großen Welterneuerung. Neue Gesetze sind in die Tafeln der Ewigkeit bereits eingeschrieben, aber die große Offenbarung wird noch nicht angenommen. Wehe denen, die den Geist ablehnen und es vorziehen, in Unwissenheit, Schwäche und sittlichem Morast zu vegetieren! Die Neue Zeit kommt im Bewusstsein menschlicher Würde, im strengen Verstehen von Pflicht und Verantwortung des einzelnen gegenüber der Menschheit und dem ganzen Kosmos. Immer und in allem muss der Tagesbefehl Zusammenarbeit lauten!

       15 Oktober 1935

       Vielleicht haben auch Sie schon manchmal bemerkt, dass die Tore der Möglichkeiten oft sehr eng sind. Gewiss, in vielen Fällen liegt die Schwierigkeit nicht so sehr an der Knappheit der Mittel, als im Umfang des Schaffens, das aus dem Bewusstsein der Mitarbeiter erwächst. Ja überall mangelt es an Menschen. Was wir brauchen, ist ein Zuwachs von Arbeitern, die keinen mutigen Einsatz scheuen.

       Mögen die ”Leuchtkäfer“ glühen, sofern sie nicht in den Netzen unwürdiger Jäger und solcher, die das Werk verraten, gefangen werden. Das Aussprechen erhabener Worte ist eine Sache, aber sie im Leben anzuwenden, ist etwas ganz anderes; gewöhnlich fallen diese zwei Handlungen nicht zusammen. Darüber hinaus liebe ich es nicht, wenn jemand beteuert, dass er bereit ist, sein Leben für die Lehre hinzugeben! In den meisten Fällen ist dies fast immer die größte Lüge.

       In meinem ganzen Leben bin ich nur zwei oder drei Menschen begegnet, die wirklich bereit waren, alles zu opfern; aber sie enthielten sich der Beteuerungen - sie handelten. Andere kamen und spendeten, weil sie im Überfluss schwelgten, oder wegen des vernommenen Vorteils, dass jede Gabe hundertfach vergolten wird. Aber wenn dieses erwartete ”Hundertfache“ nicht eintraf oder aus eigener Schuld sich verzögerte, wurden sie die ärgsten Feinde und Verräter des Werkes. Oft würden sie sich bis zur letzten Grenze abwenden. Es gab auch solche, die bereit waren, eben die Hälfte zu opfern, selbst wenn die Ereignisse den ganzen Einsatz forderten. Aber kann man von halben Entschlüssen Erfolg erwarten? Kann man von einer halben Dosis Medizin Heilung erwarten? Selbstverständlich war in diesem Fall auch der Erfolg nur halb. Das Bemerkenswerte aber ist, dass die aus kleinlicher Furcht zurückgehaltene zweite Hälfte durch Karma oder unerwartete Umstände verlorenging. Es gibt noch eine dritte, ganz überwiegende Art von Menschen, die meinen, dass ihr Herantreten an die Lehre ihrerseits bereits die höchste Gunst darstellt. In ihrer Eitelkeit glauben sie, dass die Mahatmas jedem, der sich nähert oder Ihre Lehre liest, seine Aufwartung machen sollten Nein, so ist es nicht! Die Großen Lehrer freuen sich und spenden nur jenen Hilfe, die aufrichtig bestrebt sind. Sie bemitleiden die Flatterhaften, denn Sie wissen, dass diese Schmetterlinge für Jahrhunderte Mühsale auf sich nehmen müssen, bevor sie hoffen können, sich dem Bollwerk des Lichts zu nähern.

       Für solche Menschen wäre es sehr nützlich, folgende Seiten der LEHRE zu lesen: ”Mancher wird fragen: ”Sind Wachsamkeit, Entsprechung, Beweglichkeit und Hingabe schwierig?” Hier fühle ich, dass ich alle diese Bedingungen erfüllen kann; wollt ihr mich nicht auf die ferne Reise in die Gemeinschaft mitnehmen?” Hat aber dieser eilige Wanderer auch an eine unerlässliche Bedingung bei den von ihm erwähnten Eigenschaften gedacht? Standhaftigkeit wurde vergessen. Kleine flackernde Feuer enthalten nur für einen Augenblick alle Eigenschaften der Flamme, doch die Finsternis verschluckt sie so schnell wie ein Kohlenbecken eine Schneeflocke. Man kann einem vereinzelten Augenblick der Annahme nicht trauen; nur durch mühsame Arbeit und Hindernisse gestählte Standhaftigkeit gibt die Möglichkeit einer vertrauenswürdigen Annahme.

       Ein wahrer Musiker denkt nicht an jeden tonhervorbringenden Finger, nur der Schüler überlegt, welchen Finger er benutzen soll. Der wahre Mitarbeiter denkt über die gezielte Durchführung der Qualität der Arbeit nicht nach. Die Sphärenmusik vermischt sich mit dem Lied der erfolgreichen Arbeit. Denkt daran, Standhaftigkeit gleicht einer feurigen Leiter.” (Gemeinschaft, § 153)

       ”Jemand beschließt: ”Ich will die feurige Leiter ersteigen”. Tue es, jedem steht der Pfad offen. Doch denke daran, wenn dich Furcht überkommt, verschmelzen die Stufen zur flüssigen Flamme. Wohin willst du gehen, wenn du die Qualität der Arbeit nicht beherrscht? Wenn Wir sagen, dass es gut ist, auf Zedernwurzeln zu schlafen, kann der Anhänger den Rat leicht befolgen. Schlafen ist leicht, zumal geraten wird wie. Doch wenn es heißt, die ständige Wache zu übernehmen, werden die Stufen brennend heiß. Eines muss wiederholt werden - leicht ist es nicht, die Leiter zu erklimmen.

       Arm ist der Führer, der wirkliche Gefahr verheimlicht. Man kann diese nur mit Hilfe vollkommenen Wissens besiegen.

       Ich sehe, dort nähert sich ein anderer Unvernünftiger - er ist noch unvollkommener. Er tadelt: ”Wozu ist eine feierliche Prophezeiung nütze?” Wir wollen ihm antworten: ”Die Feierlichkeit einer Vorwarnung steht im Verhältnis zu deinem unwürdigen Gepiepse bei Gefahr. O du Zweibeiner, wie oft hast du bei der ersten Schwierigkeit dein Gesicht verloren? Wir sahen dich schwärzer als Kohle, und deine Verneinung umgibt dich mit üblem Geruch. Schlecht ergeht es dir, wenn du deine Stufen verbrennst und nun vom Abgrund her Almosen erflehst.”

       Es erscheint ein neuer Fragesteller: ”Wie lässt sich die Lehre mit Wissenschaft in Einklang bringen?” Wenn Wissenschaft authentisches Wissen lehrt, dann ist die Lehre Wissenschaft. Welchen Zweck kann Wissenschaft erreichen, wenn sie mit Vorurteilen aufgebläht ist? Wer sich durch Feierlichkeit der Bestätigung beunruhigen lässt, betrachtet Wissenschaft von seiner gewöhnlichen Höhle aus. Wer an die Gemeinschaft denkt, den können die dahinkriechenden Reptilien nicht gefährden.

       Ich sage euch, dass Ich die ganze Schwierigkeit des Aufbaues kenne. Ich verberge nicht, wie weit die Steine getragen werden müssen und weiß, wie groß die Trockenheit ist! Gerade diese Erkenntnis, gerade die Unzahl der Sterne verleiht die Bestätigung der feurigen Stufen!” (Gemeinschaft, § 154)

       Schwierig ist der Pfad wahrer Jüngerschaft. Wirklich, es ist weder das Schulwissen noch die Philosophie, geschweige denn Zwang durch Magie, die uns Geistigkeit verleihen können. Nur durch Lebenserfahrung, durch das Leeren des Giftbechers aller Lebensillusionen, durch Bewahren innigster Bestrebung zum Dienst am Allgemeinwohl können wir den KELCH AMRITA füllen.

* * *

       Ich war betrübt, zu lesen, dass es noch jemanden gibt, der mediumistische Veranlagung bewundert und sie als Errungenschaft bezeichnet. In der LEHRE, und im Osten im allgemeinen, wird dieser Zustand eher als Unglück bezeichnet; ich habe über die Einzelheiten dieser Gefahr bereits berichtet. Entsinnen Sie sich der Ausführungen über Mediumismus im Buch ”Agni Yoga“, § 228: ”… Medien gleichen ruderlosen Booten … Ein Medium ist nichts anderes als eine Herberge für entkörperte Lügner.” Wirklich, nicht jede Art von Hellsehen weist auf die Umwandlung der Zentren hin. Wirklich, hohe Hellsichtigkeit hat nichts mit Mediumismus zu tun. Allein der wahre Charakter der von Frau X. beschriebenen Visionen weist auf eine Verbindung mit den niederen Astralebenen hin. Echtes Hellsehen ist von Schönheit, Größe und Einfachheit begleitet, aber nicht von einem Haufen von Plunder. Auch die Umgebung, in der ihre Fähigkeiten sich entfalten, weist darauf hin, dass wir es genau mit Mediumismus und nicht mit geöffneten Zentren zu tun haben. Glauben sie mir, geöffnete Zentren sind in der Tat rar, und die Großen Herrscher, die die Evolution der Menschheit überwachen, hüten von früher Kindheit an sorgfältig jene Individualitäten, die sich das Recht erworben haben, geöffnete Zentren zu besitzen. Sie werden von Ihnen in eine günstige Umgebung gebracht, wo sie sich besser entwickeln und ihre Talente entfalten können. Aber die Großen Lehrer werden sich nie einer Person nahen, die inmitten der Ausdünstung von Alkohol lebt und sich mit bezahlter Wahrsagerei befasst. Dies wäre eine abscheuliche Profanierung des heiligen Wissens und der verborgenen Errungenschaften des Geistes.

       Die einzige Hilfe, die man Frau X. leisten kann, ist daher der Rat, alle Bücher über Magie beiseite zu legen und von Wahrsagerei abzulassen. Möge sie mehr arbeiten und die Bücher der Lehre lesen, aus denen sie viel Aufklärung schöpfen kann. Aber vor allem muss sie sich geistig läutern - sie sollte sich davor hüten, auf die Rufe aus der Astralwelt zu hören, dafür aber ihre Aufmerksamkeit und das Herz dem erwählten Bildnis des Lehrers schenken.

       Der Große Lehrer befindet sich gegenwärtig in einem Zustand, in dem er niemandem erscheint. Dieser Zustand könnte mit der Spannung eines Dynamos von ungeheurer Kraft verglichen werden. Aber Seine Hilfe kann auf völlig unerwartete Weise kommen, ”durch menschliche Hände und Füße”. In der Astralwelt gibt es eine Menge Personifikatoren und gute Schauspieler, dies muss man bedenken. Frau X. möge ”Die Stimme der Stille“ von H. P. Blavatsky lesen. Darin wird auf die Gefahren der astralen Welt ganz klar hingewiesen.

       Die Große Lehre des Lichts hat daher das richtige Wachstum des menschlichen Geistes im Auge, aber nicht die Entwicklung mediumistischer Fähigkeiten, die zu nichts führen können, sondern das Wachstum des Geistes nur hemmen sowie zerstörerisch wirken. Und da in den Grundlagen wahrer Evolution oder des Fortschritts nichts Mechanisches eingebaut werden kann, rate ich Frau X. nochmals, alle Bücher, die sich mit der Entwicklung von Hellsehen u. dgl. befassen, beiseitezulegen. In naher Zukunft, wenn die Menschheit im Verstehen der noch verborgenen Gesetze der feinen Energien vorangeschritten ist, wird es Gelegenheit geben, Medien für bestimmte wissenschaftliche Forschungen einzusetzen. Allerdings werden solche Medien ein sehr reines Leben führen müssen, und es werden Methoden gefunden werden, sie und auch jene, die mit ihnen in Berührung kommen, zu schützen. Aber ein derzeitiger Kontakt mit einem Medium kann für jene, die eine unstete Aura besitzen und in seiner Umgebung weilen, eine Gefahr bedeuten.

       Erklären sie ihr, wie schädlich die Konzentration auf ein bestimmtes Zentrum, wie sie in Büchern verantwortungsloser Autoren beschrieben wird, ist. Diese Konzentration erregt dieses Zentrum auf Kosten aller anderen und bringt so das ganze Schema ihrer Polarisation in Unordnung. Dieser Vorgang ist für die Schwingungen natürlich unheilvoll, da er das Gleichgewicht des hergestellten Schwingungsschemas stört. Denken Sie daran, was in der Lehre über die Arbeit des Lehrers mit dem Schüler bezüglich der Zentren und aller sieben Runden von Hellsehen und Hellhören gesagt ist. Der Lehrer überwacht den Zustand des Organismus des Schülers sorgsam und würde nie ein Zentrum auf Kosten eines anderen öffnen. Richtige Entwicklung kann sich nur in Harmonie und im Gleichgewicht vollziehen.

       Und nun über automatisches Schreiben. Dies muss ebenfalls als ein bestimmter Besessenheitsgrad betrachtet werden, denn beim automatischen Schreiben gibt es gewöhnlich einen äußeren Einfluss auf das physische Zentrum der Hand und auch auf das des Gehirns, was sehr schädlich ist und wenn oft geübt, in Paralyse enden kann.

       Ich habe nie automatisch geschrieben, aber ich hatte Gelegenheit, dieses Phänomen in Amerika zu beobachten, wo es weit verbreitet ist. Der Vorgang ist sehr unterschiedlich: Die einen behaupten, dass sie nicht wissen, was sie mit ihrer Hand schreiben, andere hingegen sagen, dass jedes Wort in ihr Gehirn klar eingeprägt wird. Manche schreiben sehr schnell und leidenschaftlich, andere sehr ruhig und jedes Wort sorgfältig. Es gibt auch solche, die plötzlich die Sprache wechseln, oder solche, die ohne jedwede technische Kenntnis und unfähig, einen einfachen Gegenstand zu zeichnen, plötzlich vollständige Bilder zeichnen. Es gibt auch Fälle, wo Menschen von rechts nach links schreiben, in einer ihnen unbekannten Sprache. Dies alles entspringt natürlich nicht dem Unterbewusstsein, sondern kommt offensichtlich durch äußere Beeinflussung. Und die Grade der sogenannten ”Schutzgeister“ oder Führer, die Kontakt suchen und führen wollen, variieren sicherlich sehr in der feinstofflichen Welt. Durch jene, die harmlos und freundlich zu uns sind, können wir unerwartet eine feindliche Kraft herbeiziehen - von keinem geringen Kaliber! Daher rate ich, solange keine gefestigte Herzensbindung mit dem Lehrer besteht, das automatische Schreiben zu unterlassen. Wir wissen nie, wer uns als Werkzeug verwenden will! Und außerdem können wir eine Kraft anziehen, die zu beherrschen wir nicht imstande sind. Daher möge jeder ernsthaft darüber nachdenken, bevor er unbekannten Kräften den Weg ebnet. Ist jemand dem Lehrer treu ergeben, welchen Nutzen bietet dann seine eventuelle Begabung zum automatischen Schreiben? Für einen Schreiber ist die Lehre ein unerschöpflicher Born von Themen.

       Nur Geistigkeit und Heldentat führen uns zu den erhabensten Errungenschaften - jenen eines Archaten. Könnte Frau X. auf den rechten Pfad gelangen, so wäre sie wirklich in der Lage, den Menschen zu helfen. Aber in ihrem gegenwärtigen Zustand kann sie nur das Tor zu den niederen Sphären der feinstofflichen Welt öffnen und unglückliche Opfer durch Besessenheit gefährden. Es gibt nichts, was trügerischer wäre als Visionen aus der feinstofflichen Welt. Wahrlich, halbes Wissen und Teilwahrheit sind weit gefährlicher als völlige Unwissenheit. Seien Sie geduldig, aber lassen Sie sich nicht durch Medien verleiten und betrachten Sie sie vor allem nicht als privilegierte Wesen!

       Ich will eine Seite aus ”Die okkulte Anatomie des Menschen“ von Manly P. Hall, einem begabten amerikanischen Interpreten okkulten Wissens, anführen: ”Es wird wahrscheinlich weise sein, den Unterschied zwischen einem Medium und einem Hellseher zu beschreiben. Eine Durchschnittsperson sieht hier keinen Unterschied, aber für den Mystiker sind diese zwei Phasen geistigen Sehens durch eine ganze Spanne menschlicher Evolution getrennt.

       Ein Hellseher ist, wer die Rückenmark-Schlange (Kundalini) in das Gehirn erheben konnte und sich durch sein Wachstum so das Recht erwarb, die unsichtbaren Welten mit dem dritten Auge oder der Zirbeldrüse wahrzunehmen. Dieses Organ des Bewusstseins, das vor Millionen von Jahren den Menschen mit den unsichtbaren Welten verband, wurde zu Zeiten Lemuriens geschlossen, als sich die objektiven Sinne zu entwickeln begannen. Der Okkultist hingegen kann durch den vorher erwähnten Entwicklungsvorgang dieses Auge wieder erschließen und damit die unsichtbaren Welten erforschen. Hellseher werden nicht geboren, sie werden gemacht. Medien werden nicht gemacht, sie werden geboren. Ein Hellseher kann man nur nach Jahren werden, manchmal durch Selbstvorbereitung in mehreren Leben; auf der anderen Seite kann das Medium … in wenigen Tagen Resultate erzielen. (Aber es muss hinzugefügt werden, dass das Medium mit nur beschränkter Fähigkeit in den niederen Sphären der überirdischen Welt arbeiten kann.)

       Automatisches Schreiben wird erreicht, wenn man es der ätherischen Hand einer außenstehenden Intelligenz gestattet, zeitweilig die physische Hand eines Mediums zu beherrschen. Dies aber wäre nicht möglich, wenn das Medium nicht seinen eigenen ätherischen Arm, den Doppelgänger, entfernte; denn zwei Dinge können nicht gleichzeitig den gleichen Platz einnehmen (auf ihrer besonderen Ebene). Der Vorgang zeitweiligen Entfernens der Lebenskräfte aus dem physischen Arm ist sehr gefährlich, er endet oft mit Lähmung. Mediumismus ist widernatürlich, Hellsichtigkeit hingegen das Ergebnis natürlichen Wachstums und Entfaltens der geistigen Natur. Hunderte von Medien entfallen auf einen Hellseher, denn Hellseher kann man nur werden durch Selbstbeherrschung und Aufwendung ungeheurer Kraft, wogegen der Schwache, der ein anfälliges und nervöses Individuum ist, das beste Medium abgibt. Der Hellseher entfaltet sein Inneres, indem er nützliches Wissen aufnimmt; die erste Weisung für ein Medium hingegen lautet, sich geistig zu entleeren. Mediumismus verhindert die richtige Evolution und muss als Rückschritt angesehen werden.”

       Daher ist es der größte Irrtum, mediumistische Fähigkeiten für geistige Errungenschaften zu halten. Wahrlich, sie sind der Antipode der Geistigkeit. Geistigkeit birgt die höchste Triade, die in Medien überhaupt nicht vorhanden ist. Schmälern Sie den größten Wert der Welt nicht. Geistigkeit wird immer von Ausgeglichenheit und angeborener Weisheit begleitet.

       Bemühen Sie sich, die Erscheinungen des Mediumismus, der heute so verbreitet ist, zu erkennen. In der Tat, niederer Psychismus unterscheidet sich von Mediumismus kaum und stellt ebenfalls keine geringe Gefahr dar. Aus diesem Grunde ist es so wichtig, alle Anstrengungen zu machen und die Menschen zur wahren Geistigkeit zu führen sowie ihren Charakter im Lebenskampf zu stählen.

       Ohne Läuterung des Charakters sowie Läuterung des Herzens in völliger Selbstlosigkeit ist es unmöglich, sich dem Bollwerk des Lichts zu nähern und wahres Wissen zu erlangen. Aber dies alles gilt wiederum nur für jene, die stark im Geiste sind. Für die Schwachen ist es bereits von großem Nutzen, wenn sie die BÜCHER DER LEHRE lesen, wenn sie eine gewisse Herzenswärme oder eine höhere Schwingung verspüren, die sie, wenn wiederholt geübt, festigt, wesentlich läutert und ihre Aura stärkt.

       ”Man muss stets dessen eingedenk sein, dass Unsere Lehre sich weder jemandem aufzwängt noch die Annäherung oder den freien Abgang verwehrt. Sie wird in weitem Maße gegeben und legt keine Verbote auf. Gewiss, Warnungen werden gegeben, aber keine Drohungen ausgesprochen, und es ist jedem überlassen, nach eigenem Willen zu handeln. Da das Heilige nur jenen gegeben wird, die durch viele Jahre und in vielen Schwierigkeiten ihre Hingabe an die Grundsätze der Lehre bewiesen haben, sind Verbote und Beschränkungen nicht nötig. Allen ist gegeben - nehmt so viel ihr könnt! Aber natürlich, wenig wird genommen, denn die Menschen haben es noch nicht gelernt, das Höchste anzunehmen.”

       Ich erachte den ”Ruf“ als ein äußerst nützliches Buch und als ebenso wichtig wie die anderen Bücher. Es behandelt in kurzen Aussprüchen das, was in anderen Büchern erweitert und in analysierter Form oder von anderen Standpunkten her erläutert wird. Im ganzen Aufbau darf nicht ein Stein fehlen. Das erste Buch ist der Grundstein!

       Ein gewisser Wissenschaftler spricht von den Irrtümern in den Büchern von H. P. Blavatsky. Ich möchte ihn gerne fragen, ob er die Irrtümer in den Büchern früherer und gegenwärtiger Wissenschaftler ebenso genau erwog. In der ”Geheimlehre“ gibt es viele Seiten von Hinweisen auf widersprüchliche Meinungen und Beschlüsse der Wissenschaftler sowie ihre aufgeblähten Theorien und Hypothesen. Und für die Person, die die Worte der Wissenschaft wörtlich nachspricht, möchte ich sagen: ”Seien Sie kein Papagei!” Prüfen Sie es selbst, und wenn Sie Gelegenheit haben, vergleichen Sie es mit der wahren Lehre, aber es ist nicht ratsam, etwas in den Raum zu werfen, was man nicht bewusst prüfte. Gleicherweise sind die Worte Solowjews nicht überzeugend. Fassen wir das Wort Nichtvorhandensein im Sinne der Inder auf, d. h. als absolutes Sein, dann wird es für den beschränkten menschlichen Verstand jedoch unfassbar sein, das gebe ich zu. Wird es aber buchstäblich aufgefasst, so wird es entstellt und ist einer denkenden Person unwürdig. Sie mögen meine Kritik hart finden, aber ich glaube, die Menschen sollten für die Worte, die sie aussprechen und zitieren, verantwortlich gemacht werden. Es ist letztlich an der Zeit, für das gesprochene Wort die Verantwortung zu übernehmen. An jedem Wort kann das Schicksal eines Menschen hängen.

       Ich sende Ihnen Mut und Kraft, denn vermehren sich die Freunde, sind die Feinde nicht weit. Aber ein Krieger des Lichts heißt den Widerstand willkommen. Stählen Sie daher Ihren Geist und schärfen Sie das Unterscheidungsvermögen.

       17. Oktober 1935

       In der Tat, Gott ist der höchste Aspekt der Liebe, und der ganze Bestand des Universums basiert auf Liebe und nichts anderem! Aber wie hässlich und gotteslästerlich wird diese Liebe verstanden! Wahrlich, der Begriff Liebe ist unserer gegenwärtigen Menschheit sehr fremd. In diesen höchsten kosmischen Begriff impfen die Menschen ihren Kannibalismus ein, oder zerstörerische Gedanken. Und deshalb ist es so schwierig und sogar schändlich, das Wort Liebe auszusprechen. Dieses Wort wurde auf den Lippen vieler Zweibeiner zur größten Profanierung.

       Ich kann Ihnen nicht beistimmen, dass niemand an etwas schuld wäre. Wirklich nicht, alle sind an allem schuld. Denn das ganze Universum ist eine endlose Kette von Ursachen und Wirkungen; wie könnten wir, Teilchen des Universums, von diesem kosmischen Gesetz ausgenommen sein? Die Vorbestimmung, von der Sie sprechen, gibt es, und sie wird nur verwirklicht, weil sie die Wirkung einer Ursache ist. So kann ich auch der Behauptung nicht beistimmen, dass die Menschen nach dem Tod und Hinübergehen in die feinstoffliche Welt augenblicklich ihre Zufriedenheit, Glückseligkeit und den Sinn, den sie auf Erden suchten, finden. Dies widerspräche dem erwähnten grundlegenden kosmischen Gesetz. Unzweifelhaft werden jene, die aufrichtig nach dem Sinn des irdischen Daseins suchen und nach den höchsten Idealen streben, sie dort finden - in völliger Entsprechung ihres Strebens und ihres Denkens. Es gibt keine gerechtere Richtschnur als jene, die der Mensch in sich trägt; denn seine eigene Aura, die aus Energien, Motiven und Gedanken gewoben wird, ist dieser gerechte Maßstab. Gerade diese Energien tragen seinen Geist auf jene Ebene, die er selbst schuf.

       Die feinstoffliche oder astrale Welt ist die Welt der Wirkungen; daher werden sich jene Gedanken und Bestrebungen, die auf de, Erde keine Anwendung fanden, dort auswirken, weil dort der innere Mensch mit all seinen Gefühlen und Bestrebungen lebt und wirkt. Aber kann man erwarten, dass ein ins Verbrechen abgesunkener Mensch, der über eine tierische Mentalität verfügt, dort Glückseligkeit und Zufriedenheit finden könnte? Insofern eine Wirkung die exakte Entfaltung einer Ursache ist - wie könnte ein böswilliger Mörder, ein Schänder, oder ein Törichter in den höheren Sphären, die für ihn infolge der feinen Schwingungen unerträglich wären, einen behaglichen Zustand verspüren? Dies wäre für ihn nicht nur unerträglich, sondern die unmittelbare Nähe eines Wesens aus den höheren Sphären verursacht einem solchen, wie er einer ist, unbeschreibliche Qualen; darüber hinaus wird er durch die Berührung mit den höheren Energien aufgelöst. Im gesamten Universum herrschen große Zweckmäßigkeit und genaue Schwingungseinheit. In der Tat, wir leben in einem riesigen Laboratorium, und wir selbst sind die Brennöfen. So kann man sich leicht vorstellen, wie die Energien oder chemischen Bestandteile, die in unsere Aura eingehen, auf unsere Umgebung wirken, und umgekehrt wir die uns umgebenden Energien aufnehmen oder abwehren. In allem und überall gibt es Wechselwirkung. Die Welt beruht auf dem Prinzip des Gleichgewichts, und dieses Gesetz zieht sich wie ein Faden durch alle früheren Lehren. Sobald der Mensch das Gleichgewicht erlangt hat, wird er frei von der Anziehung der Erde und ist imstande, bewusst und gleichzeitig auf drei Ebenen zu wirken - auf der irdischen, feinstofflichen und geistigen oder mentalen. Mit solch erweitertem Dasein, mit solch einem erleuchteten Bewusstsein erhält das Leben Sinn, Schönheit und eigene freudvolle Weisheit. Erweitertes Bewusstsein weist uns den Pfad der Evolution, den Pfad der Zukunft, und unser Gemüt bekennt sich dankbar zur Größe und Weisheit des Einen Gesetzes der Liebe, das auf der Erde als das Gesetz von Karma zum Ausdruck kommt. Ich sehe den Einspruch vieler Menschen über eine solche Erklärung von Karma voraus. Daher möchte ich sagen, dass jede Gewalt, die gegen die Gesetze des Universums verstößt, unvermeidlich Explosionen und Zerstörungen hervorrufen muss.

       Blicken wir zurück, so werden wir die dem Niedergang der alten Welt zugrunde liegende Ursache finden. In der Tat, in einigen Ländern vollzog sich das Ersticken des Denkens und des Geistes, das alle Arten von Wahnsinn hervorbrachte. Die lange eingedämmte Flut brach durch und schwemmte alles hinweg, was ihr in den Weg kam. Daher ist niemand und nichts imstande, dem Gedanken Einhalt zu gebieten - dieser feurigen Energie und der Krone des Universums. Ja, in allen Ländern hat im Bewusstsein der Massen ein großer Umschwung eingesetzt, aber viele Menschen können oder wollen das nicht zugeben und hoffen, zum früheren unverantwortlichen Leben zurückzukehren - in der Tat unverantwortlich, und diese verheerende Krankheit hat sich beinahe überallhin verbreitet. Glauben Sie nicht, meine Liebe, dass ich die kürzlichen Ereignisse rechtfertige und die ganze sich daraus ergebende Zerstörung oder das unwissende nivellierende Prinzip gutheiße. Vor allem ist das Prinzip der Gleichmacherei widernatürlich, denn es widerspricht allen kosmischen Gesetzen. Sein selbst beruht auf unbegrenzter Verschiedenartigkeit. Die gesamte Natur besteht in Vielfalt und ringt nach Lebendigkeit und Schönheit. Daher können wir sagen: Einförmigkeit ist Tod, und Vielfalt ist Leben. Darüber hinaus herrscht im ganzen Kosmos das Gesetz der Hierarchie - genau gesagt, Unterordnung des Niederen unter das Höhere. Was könnte ohne das Höhere Prinzip Bestand haben? Worauf gründet Evolution? Die Vielfältigkeit der Formen und Erscheinungen, zusammen mit der Einheit der feurigen Substanz, das Ringen nach Harmonie und Erlangen von Vervollkommnung sowie das führende hierarchische Prinzip sind die Grundlagen des Seins. Die Natur selbst ist unser Boden, unser größter Lehrmeister sowie Gesetzgeber.

       Und nun über Vorherbestimmung (Prädestination). Wir können das Ewige nicht vom Vergänglichen trennen. Ewigkeit ist das Warp, auf dem das ganze Blendwerk der offenbarten und vergänglichen Welt gewoben wird. Aus dieser Vergänglichkeit und gleichzeitig endlosen Bewegung wird in unserem Bewusstsein der Begriff Ewigkeit gewoben.

       Demzufolge besteht Prädestination sowohl für das Ewige als auch für das Vergängliche. Aber für das Ewige äußert sich Prädestination wirklich in der Ewigkeit seiner Bewegung; für das Vergängliche hingegen besteht es in seinen ewigen Wechselphasen, die durch neue Ursachen und Wirkungen ständig geweckt oder geschaffen werden, die dann wieder zu Ursachen werden und so fort bis ins Unbegrenzte. Mit anderen Worten, Prädestination ist ein Ergebnis einer zugrunde liegenden Ursache.

       Unser höheres feuriges Wesen ist ewig und unveränderlich, aber das Bewusstsein (oder die Seele), das von den sich um das fundamentale Korn sammelnden Energien aufgebaut wird, wächst und ändert sich. Daher ist das feurige Geisteskorn der ewige Träger ständig wechselnder Formen und Ausdrücke. Verschiedene Sphären und Welten durchschreitend, schafft es ständig Ursachen und Wirkungen, die zu einer bestimmten Form von Prädestination oder Schicksal gestaltet werden.

       Mittlerweile informieren prophetische Träume die Menschheit am besten von allem über die Zukunft. So ist die Landkarte der Welt lange im voraus festgelegt, so dass man sie in prophetischen Träumen wirklich wahrnehmen kann. Ich entsinne mich, wie ich zu Beginn des Krieges die Landkarte Europas und Asiens genau so gesehen habe, wie sie jetzt ist. Aber es wird bereits ein neues durch die alte Welt verursachtes Schicksal vorbereitet. Was unser Vaterland betrifft, so wollen wir nicht beunruhigt sein. Sicher ist, dass nicht die verschiedenen Parteien es retten werden, sondern die Hunderte und Tausende von Iwans. Und diese Iwans werden ein neues Licht fordern, neue geistige Nahrung und jene Lehren, die durch Verstand und Logik berechtigt sind. Folglich müssen die Gewänder der neuen geistigen Führer wirklich schneeweiß sein, und sie werden den großen geistig Schaffenden der Menschheit folgen müssen und nicht die Großen Bildnisse in einem Zerrspiegel von Unwissenheit und Habsucht entstellen. Mit großer geistiger Befriedigung las ich das Buch ”Dobrotolubye“ und das Werk Origenes ”Über die Elemente“. Abgesehen von den von späteren Eiferern durchgeführten zahlreichen Änderungen, ist es erstaunlich, wie sehr sich unsere derzeitigen Kirchenväter von den ursprünglichen reinen Bündnissen der Christenheit entfernten! Denken Sie daran, dass erst im 6. Jahrhundert n. Chr. am Zweiten Konzil in Konstantinopel die Lehre der Wiedergeburt abgeschafft wurde! So häuften sich Behauptungen habsüchtiger und kleinlicher Gemüter und wurden zu Dogmen für die nachfolgenden Generationen, die es nicht mehr wagten, frei zu denken. Diese Magier und Zauberer verwandelten für Zeitalter die Behauptungen schwankender, beschränkter Gemüter in unabänderliche Grundsätze, bis zu Göttlichen Offenbarungen.

       Über die Wiederverkörperung gibt es in den Evangelien so viele Bestätigungen mit Christi eigenen Worten. Die Kirchenväter begingen eine große Sünde, indem sie aus dem Bewusstsein der ihnen anvertrauten Herden dieses Gesetz der Höchsten Gerechtigkeit beseitigten. Aber auch uns trifft keine geringe Schuld, wenn wir uns durch passives Verhalten dem Bösen nicht widersetzen.

       So sind wir alle schuldig, sowohl für uns als auch für andere, denn wir können uns von den anderen Menschen und vom Kosmos nicht absondern. Wahrhaftig, der Kosmos ist in uns und wir sind in ihm. Denn nur durch die Erkenntnis dieser Einheit ist es uns möglich, uns diesem Sein einzugliedern. Die grundlegenden Fragen über den Sinn unseres Seins sind seit langem gelöst, aber die Menschen wollen das nicht annehmen, denn niemand will für jeden Gedanken, jedes Wort und jede Tat Verantwortung übernehmen. Und solange wir diese Verantwortung für die eigene Vervollkommnung, für die Erde und die uns umgebenden Sphären nicht übernehmen, werden wir zur Erde zurückkehren. Nach Erlangung unserer irdischen Vervollkommnung werden wir in den herrlichen Glanz mannigfaltiger Schönheit der fernen Welten eingehen, wir werden die nächste Stufe unserer Evolution auf der Leiter unbegrenzter Vervollkommnung betreten.

       Ganz richtig schreiben Sie: ”Gibt es Gerechtigkeit, solange wir keine Liebe besitzen?” In der Tat, Gerechtigkeit ohne höheres Wissen, das dem Menschen mit der Bekundung der Göttlichen Liebe verliehen wird, ist nur ein Zerrbild. Wahrhaftig, je näher zu Gott, umso weniger Verurteilungen. Aber wir dürfen nicht ins andere Extrem verfallen - sich nicht dem Bösen zu widersetzen. Nichtwidersetzung gegen das Böse verursacht mehr Schaden als aus Unwissenheit im Eifer des Gesetzes begangene Ungerechtigkeit; denn in letzterem Fall werden die Opfer Ausgleich, d. h. Gerechtigkeit erfahren, wenn nicht im irdischen Leben, dann in der feinstofflichen Welt, wo geerntet wird. Aber wer vermag jene Sphären zu erwägen, in denen Böses infolge Nichtwidersetzung oder Kleinmütigkeit kurzsichtig und stillschweigend geduldet wird? Die Kräfte des Bösen sind aktiv, halten in ihren Unternehmungen zusammen und sind ihrer Wirkung heftig. Aber die ”Leuchtkäfer“, die sogenannten ”Lauen“, können sich nicht einigen, denn sie befassen sich zu sehr damit, einander zu vernichten. So offenbart sich das Ende unserer fünften Rasse, doch die kommende Runde der sechsten Rasse wird zu einem erneuerten Bewusstsein führen.

       Ihr Gedanke über einen steten Rat der Weltpatriarchate kommt unserem alten Traum von einem Kulturrat sehr nahe. Aber für jedes absterbende Bewusstsein wäre dieser Gedanke sicherlich eine Utopie. Wahrlich, dieser Rat oder die Liga der Kultur wird in der kommenden Rasse, in der die Geistigkeit erwacht, verwirklicht werden. Es treten jetzt bereits einige Vorboten der sechsten Rasse auf der Erde in Erscheinung. Wirklich, ihre erleuchteten Ideen zementieren den Raum für künftige Inkarnationen auf der Erde. Sie sind es, die alle reinen Bewegungen schaffen, verteidigen und die Horden der Finsternis bekämpfen. Nebenbei gesagt, glaube ich an die Zukunft Südamerikas, denn sein Potential ist groß, und in der Esse des Kampfes werden seine Länder Kraft erringen und ihren erhabenen Pfad finden. Waren sie nicht die ersten, die die Idee des Friedensbanners sowie den Pakt für den Schutz der Schätze menschlicher Genien förderten? Sie erkannten die große erzieherische Bedeutung des Paktes und des Friedensbanners für den Aufstieg der Generationen, deren Bewusstsein von Kindheit an vorbereitet werden muss, um die unersetzlichen Werte der Schätze menschlicher Schaffenskraft zu begreifen. Nur mit solch einem Verstehen und mit der Sorge um die höheren Begriffe und Werte können wir das Tier in uns und damit die Grobheit, die diesem Zustand eigen ist, besiegen.

 

  4. November 1935

       Ich war sehr traurig, dass der von Ihnen erwähnte Lehrer nicht jene Duldsamkeit und Weitsicht aufbringt, die solch einem großen Geist ziemt und von seinen Schülern erwartet wird. Ich erwähne das, weil mir zu Ohren gekommen ist, dass dieser Lehrer seinen Schülern verbietet, die Übersetzungen der Bücher der AGNI YOGA-Serie zu lesen und ihnen überhaupt untersagt, über die BÜCHER DER LEBENDIGEN ETHIK etwas zu schreiben. Ebenso seltsam ist seine unsinnige Bemerkung, dass das Buch AGNI YOGA gefährlich sei! Ich möchte wissen, welche Gefahr dieser Lehrer und auch ein anderer, der früher davon sprach, in diesem Buche sehen? Es scheint, dass diese Lehrer ihre Intoleranz noch nicht ablegten; vielleicht war auch ein gewisser Neid dabei. Aber lasst sie ziehen. Jeder wählt und baut seinen eigenen Pfad. Und nur die Zeit, der große Läuterer, wird zeigen, wer recht hat.

       Da ich des öfteren Briefe erhalte in denen Menschen fragen, welchem gegenwärtigen geistigen Lehrer sie folgen sollen und ob es möglich wäre, dass Anhänger, sagen wir von Peter Donow oder Krishnamurti sich der Lehre der LEBENDIGEN ETHIK anschließen könnten, so meine ich, dass es von Nutzen wäre, Ihnen meine Antwort an einen dieser Fragesteller zu zitieren:

       ”Wahrlich, die Wege sind verschieden: der eine ist leichter und länger, der andere schwieriger, aber kürzer. Freiheit des Glaubens ist die erste Regel jeder wahren Lehre. Spricht daher eine Lehre von der Verbesserung des Lebens und der Selbstvervollkommnung, so ist alles gut und schön - möge jede solche Lehre ihre Anhänger haben. Aber warum sollten sie gewaltsam auf die eigene Stufe gezogen werden? Wenn sogar schöne Blumen nach ihren okkulten Eigenschaften ausgewählt und gepflanzt werden sollten, weil sie andernfalls einander vernichten; wenn sogar ein bunter Blumenstrauß, ohne diese Kenntnis, explosiv werden und in unseren Händen Krankheiten auslösen kann; wie viel mehr sollte dies bei Menschen beachtet werden! Und wie vorsichtig sollten sie vorgehen, wenn sie sich der Lehre nähern und Gruppen bilden!

       Geistige Einheit bedeutet vor allem Duldung vieler und verschiedener Bewusstseinsgrade, zwingt aber niemandem etwas auf. Der Wunsch nach jeglicher Einebnung ist bereits ein solches Aufdrängen. In allem sollte man das Beispiel der Natur zugrunde legen, denn die Natur umfasst alles, führt aber nur Verwandtes zusammen - Harmonisches. Lasst uns daher diese Lebensäußerung in ihrer ganzen Vielfältigkeit annehmen, denn darin liegt die ganze Kraft und Schönheit. Unsere wahre Stute enthüllt daher, was unserem Herzen am nächsten steht. Die Zeit wird kommen, wo unser Geist die nächste Stufe anzeigt. Mein Rat ist, keine künstliche Nivellierung herbeizuführen, sondern wohlwollende Duldsamkeit zu üben und aufrichtig dem zu folgen, was einem nahesteht.”

       Und nun möchte ich Ihre Fragen beantworten:

       1. Auf der Astralebene gibt es viele, die die Großen Lehrer nachahmen, und diese unverantwortlichen Geister führen viele Neophyten in die Irre. Auch muss man daran denken, dass die Großen Lehrer weder zu Spiritismus aufmuntern noch zu Magie, sondern stets auf die Gefahr solcher Praktiken hinweisen. Es gibt zur Zeit so viele Menschen, die inbrünstig, und ich möchte sagen, sogar selbstaufopfernd, in den Fängen der Finsteren arbeiten und oft bewusst oder unbewusst die schwärzeste Magie anwenden. Aus den BÜCHERN DER LEBENDIGEN ETHIK können Sie entnehmen, wie die Lehrer vor Magie warnen und welch harte Ausdrücke sie gegen Mediumismus und alle gewaltsamen mechanischen Mittel zum Öffnen der Zentren anwenden, die von den unverantwortlichen pseudo-okkulten Schulen empfohlen werden. Wo das Wort des Großen Lehrers ertönt, kann es keine mechanischen Mittel oder magische Formeln geben.

       Kann der Magie dort Raum gegeben werden, wo man nicht die Umwandlung des inneren Menschen im Auge hat? Alle Lehren des Lichts befassen sich ausschließlich mit dem inneren Menschen, dessen Sphäre das Gedankenreich und das Herz ist.

       2. Die Versuche Ihres Freundes, Sie von allen Formen und Ritualen abzuhalten, sind unberechtigt; denn ist die Ausübung von rhythmischer Gymnastik, Tanz und Gesang nicht ebenfalls Ritual oder Zeremonie eigener Art? Die Menschen lieben es, dem gleichen Ding verschiedene Namen zu geben. Unbestritten, je höher das Bewusstsein, desto weniger bedarf es der irdischen Symbole: jedoch können wir nicht alle Formen gänzlich aufgeben; denn das Leben offenbart sich durch Formen, und eine Form löst die andere ab. Primär sind wir selbst Träger der Form, und in jeder Schöpfung, jeder Erscheinung und Tat sind wir durch die Form gebunden. Wir sollten daher nicht versuchen, Formen zu beseitigen, sondern sie lieber erneuern und vervollkommnen, sie den Forderungen der Zeit anpassen.

       Und so haben Sie völlig recht, wenn Sie sagen, dass es vor allem in den Religionsformen Rituale gibt und dass sie niemals aufgegeben werden, sondern dass eine Form die andere ablösen soll. Indem wir Gott im Geist verehren, können wir nichtsdestoweniger im Herzen den Wunsch hegen, ihm die besten Ausdrucksformen unseres erhabenen Strebens darzubringen. Und werden diese Bestrebungen sich nicht in schönen und angepassten Schöpfungen sowie Erscheinungen des menschlichen Geistes ausdrücken? Sicherlich, in Zukunft wird jede Form nach dem feurigen Wesen bewertet werden, das sie verkörpert. Seien Sie daher nicht beunruhigt und offenbaren Sie sich in der Art, wie es Ihnen Ihr Herz gebietet. Die Schönheit des Seins liegt in der Vielfalt seiner Erscheinungen. Lasst uns hoffen, dass jede neue Form schöner ist als die frühere.

       3. Und weiter, man sollte daran denken, dass viele Personen behaupten, Schüler der Mahatmas zu sein; aber die Zahl echter Schüler ist gering. Ein Großer Lehrer wurde einst gefragt, ob er viele nahestehende Schüler habe und er antwortete: ”Weniger als die Zahl der Finger einer Hand.”

       In der Tat, wie können sich die Meister, die für die Welt Wache halten und den größten kosmischen Kampf führen, mit der Aufnahme einer großen Schülerzahl belasten? Bedenken Sie den gegenwärtigen Bewusstseinszustand der Menschheit - dies würde eine unproduktive Vergeudung kostbarster Energie bedeuten, die für die Erhaltung des Gleichgewichts unseres Planeten so notwendig ist. Es gibt viele, die die Bücher der Lehre der Weißen Bruderschaft lesen, dem gewiesenen Pfad geistig folgen und sich dabei schon als Schüler dieses oder jenes von ihnen erwählten Großen Lehrers wähnen. Zum Teil haben sie recht, denn sind sie beständig bestrebt und bemühen sie sich vor allem, die Lehre im Leben anzuwenden, werden sie früher oder später, in diesem oder einem anderen Leben, den Pfad echter Jüngerschaft betreten. Aber fragen Sie sich selbst aufrichtig und ernsthaft - sind Ihnen viele solcher Schüler begegnet, die im Leben auch nur teilweise die Grundsätze der LEBENDIGEN ETHIK befolgen, wie sie es aus den Büchern der Lehre erfahren haben? Und kann man ohne völlige Anwendung der Lehre, oder besser gesagt, ohne selbstlose Heldentat im Leben eine engere Annäherung erhoffen? Denken Sie an die Last eines Lehrers, der die Verantwortung für seine Schüler übernimmt! Ich kann Ihnen sagen, dass die Last schrecklich ist! Wer mit den okkulten Gesetzen nicht vertraut ist, kann sich das Ausmaß dieser Spannung gar nicht vorstellen!

       Allerdings sollte man nicht die Visionen der Psychiker als Hellsehen bezeichnen. Denn ”in diesen Visionen gibt es viel bewusste und noch mehr unbewusste Täuschung … undisziplinierter Psychiker. Das Gebiet des Psychismus ist so komplex, so furchtbar, und es birgt für ”irregeführte Adepten“ viele Überraschungen …” Wie es in der Lehre heißt: ”… Ohne die Höhere Führung kann man in dieser Sphäre nicht sicher sein.” Nur ein Schüler, der von den Großen Lehrern geführt wird, kann die Visionen unterscheiden. Um zu sehen und richtig zu begreifen, muss man das niedere Manas beherrschen lernen und darf seine Einmischung nicht zulassen. Es gibt viele Beispiele von Visionen, wo das höhere Manas die Wahrheit offenbarte, aber das Gefühl der Selbstsucht seinen niederen Aspekt hervorkehrte. Durch das Einmischen wurde nicht nur viel Eigenes beigemengt, sondern der ganze Sinn der offenbarten Wahrheit entstellt.

       Ich möchte eine Seite aus der LEHRE anführen: ”Einem feurigen Geist wird die Fähigkeit verliehen, feine Energien wahrzunehmen. Nur das feurige Bewusstsein ist imstande, einen Strom feiner Energien zu leiten. Daher müssen die Berichte mit großer Unterscheidungskraft sehr genau geprüft werden. Weil die Menschen meinen, das Höchste auf niederer Ebene sehen zu können, sind die Bildnisse der Herrscher so entstellt worden. In der Tat, die Menschen meinen, das Höhere sollte dem Niederen dienen, aber sie erkennen nicht, dass nur das Verstehen des Dienens einem das Recht verleiht, ein offenbartes Glied der Kette zu werden. So ist es das entstellte Verstehen der Sendungen das Ergebnisse zeitigt, die den Raum verseuchen …

       Daher wollen Wir vor den Entstellungen und falschen Mitteilungen warnen. Aber was enthüllt ein Medium oder ein mit Imperil vergifteter Empfänger? Daher ist es notwendig, das profane menschliche Wirken zu läutern und diese Mitteilungen in Zukunft zu vernichten. In der feurigen Welt kann nur das feurige Bewusstsein ein wahrer Empfänger Unserer Sendungen sein.

       Man wird fragen, warum Wir den falschen Quellen nicht Einhalt gebieten; warum Wir nicht jene entlarven, die die Sendungen entstellen? Würde man den Strom, in dessen Kielwasser die Menschheit voranschreitet, gewaltsam aufhalten, dann würde Fanatismus sich in Brutalität verwandeln. So fließt der üble freie Wille wie Lava und verschlingt auch jene, die sich gegen das Gute auflehnen, wie die Geschichte beweist. Gewaltmaßnahmen können für die Menschheit gewiss keinen rechtschaffenen Pfad bahnen. So können die feinen Energien nur von einem feurigen Bewusstsein aufgenommen werden. Daher ist Duldsamkeit wahrhaftig das Los des feurigen Bewusstseins. Allerdings sollte man immer läutern, wo immer es Anhäufungen von Unflätigkeit gibt, und das Los des feurigen Bewusstseins ist es, die Mitteilungen des Raumes zu läutern. Unter den angehäuften Seiten menschlicher Schriften wird man jene verderblichen Mitteilungen beachten müssen, die die Gehirne selbst gutgesinnter Menschen trübten. So sollte man auf dem Pfad zur Feurigen Welt die große Bedeutung der Wahrnehmungsfähigkeit höherer Energien und feinstofflicher Sendungen verstehen.” (Feurige Welt III)

       4. Der ganze Osten glaubt an das Kommen des Herrschers Maitreya, aber einige wissen, dass der Herrscher Maitreya jetzt in der Gestalt des Herrschers von Schambhala lebt. Sicher, Sein Kommen darf nicht als Erscheinung im Fleische verstanden werden, nach irdischen Bedingungen unter den Erdbewohnern. Die Lehre des Herrschers Maitreya wird sich über die ganze Welt verbreiten und das Neue Zeitalter, das Zeitalter des Erwachens des Geistes, verkünden, das auch das Zeitalter der Frau genannt wird.

       Es befremdet zu hören, dass manche Menschen meinen, die Großen Lehrer wären wegen der BÜCHER DES AGNI YOGA in zwei Lager gespalten. Diese Meinung ist eine armselige irdische Vorstellung, denn die Lehrer, die der Hierarchie des Lichts angehören, können nie in zwei Lager aufgespalten sein. Dies ist nur der schwarzen Bruderschaft eigen, wogegen der Beschluss der Hierarchie des Lichts immer monolithisch ist. Daher besiegt auch das Licht die Finsternis.

       Es ist wahr, die Beschäftigung mit Okkultismus auf die Art, wie sie die meisten verstehen - in der Durchführung mechanischer Übungen - ist sehr gefährlich. Aber der Pfad des Lichts, der Pfad selbstlosen Dienstes zum Wohle der Menschheit, Bereitschaft des Geistes, unablässige Bestrebung nach Vervollkommnung des inneren Menschen sowie treue Hingabe an das erwählte Ideal - dieser Pfad hat, obwohl er sehr schwierig ist, seine geistigen Freuden. Auf der letzten Stufe leert der Lichtträger unvermeidlich den Giftbecher, den Kelch des Verrats durch die Nahestehenden. So war es und so wird es sein. Je heller das Licht, umso dichter die Finsternis. Darüber hinaus hat jeder Lichtträger seinen Judas oder Devadatta - sei es ein treuloser König, wie im Falle St. Germain, oder die Coulombs und Solowjews im Falle Blavatsky. In der Geschichte jedes Lichtträgers gibt es eine unheilvolle Seite finsteren Verrats.

       5. Jedes aufrichtige Anklopfen des Herzens wird gehört werden. Klopfen Sie daher an und seien Sie nicht niedergeschlagen, wenn die Antwort nicht sofort erfolgt. Die Antwort kommt immer unerwartet und meistens nicht in der Weise, wie von uns erhofft; dafür gibt es viele Gründe. Seien Sie daher wachsam und lernen Sie erkennen. Vervollkommnen Sie sich.

       Ich heiße Ihren Wunsch, Ihre Freunde in die Lehre einzuweihen, willkommen. Wir nennen sie die LEHRE DER LEBENDIGEN ETHIK, denn unter dieser Bezeichnung nehmen sie die Menschen eher an. Infolge unverantwortlicher Interpreten der östlichen Lehren bringen die meisten Leser das Wort Yoga leider mit magischem oder schädlichem Fakirismus in Zusammenhang.

       16. November 1935

       Es wurde der Rat erteilt, das Buch mit folgenden Worten zu beenden: ”Geschrieben an der Schwelle vorbestimmter Frist.” Sie können auch andeuten, dass die Neue Zeit naht, um die alte abzulösen und dass an dem Vorgang dieses Wechsels alle kosmischen Kräfte teilnehmen werden. Selbst bei geringer Voraussicht müsste der Mensch gewahren, wie sehr die Welt erbebt, wie alle Sphären in Vorbereitung für den räumlichen und irdischen Kampf angespannt sind. Selbst ein geringes Bewusstsein sollte den Aufbau erkennen, dem die Welt sich zuwendet. Selbst jene, die nicht gewillt sind zu verstehen, dass das Karma, das alle Pfade zu einer großen Erneuerung führt, unvermeidlich ist. Man kann sich wirklich nur wundern, wie sehr die Menschheit in selbst geschaffenen Illusionen verharrt.

       ”Sicher, Weitsichtige sprechen vom Nahen des Weltenendes. Sie sprechen davon so, wie es ihnen in der Elementarschule gelehrt worden ist. Sie sind zu unbedeutend, um dafür getadelt zu werden, denn ihre Köpfe sind von Kindheit an mit den verderblichen Ideen vollgepfropft worden. Sie fühlen aber dennoch ein gewisses Ende von etwas. Obwohl nur trübe vernommen, erahnt ihr Geist dennoch eine Veränderung. Man nennt sie falsche Propheten, doch solch ein Urteil ist nicht gerecht, denn sie fühlen auf ihre Art das Ende einer veralteten Welt. Nur sind sie unfähig, die äußeren Zeichen zu erkennen. In der Tat, die Stunde ist nahe, wo nutzlose Hüllen fallen und die Welt des Lichts beginnt, sich in Freude zu verwandeln. Der wichtigste Vorgang kann sich sichtbar-unsichtbar vollziehen.”

       ”Werden Vorwarnungen gegeben, dann ist es leichter Ereignisse zu erkennen. Es ist bereits etwas geboren worden, aber die Menge ist mit Vergnügungen befasst. Eine Explosion wird bereits vorbereitet, doch die Menge eilt auf die Rennbahnen. Alte Propheten wussten von vielen Veränderungen, die den Geschichtsschreibern nun klar erscheinen. Aber ihre Zeitgenossen vermochten jene, die vorausschauend waren, nur zu steinigen. Ist es nicht auch heute so?” (Feurige Welt III)

       Und jetzt zu Ihren Fragen. Ich möchte gerne einige Beifügungen geben zur siebenfältigen Konstitution des Menschen:

       1. Der physische Körper.

       2. Der Ätherkörper oder ätherische Doppelgänger (manchmal der niedere Astralkörper genannt). Viele der Phänomene bei spiritistischen Sitzungen geschehen mit Hilfe des ätherischen Doppelgängers des Mediums.

       3. Prana - das Lebensprinzip, untrennbar von allen Erscheinungen des Kosmos.

       4. Kama - die Tierseele (oder der höhere Astralkörper), durch den der Wunsch in zwei Aspekten zum Ausdruck kommt:

       a) Kama-Manus, niederer Verstand oder Intellekt,

       b) Kama-Rupa - Form (die niedere subjektive Form von mentalen und physischen Wünschen und Gedanken, oder der Denker in Tätigkeit).

       5. Manas - das Selbstbewusstsein oder der Denker (höhere Intelligenz).

       6. Budhi - Geistigkeit, die Geistseele, zum Unterschied zur menschlichen Tierseele; der Leiter durch den Atma sich offenbart.

       7. Atma - Geist, feuriges Element oder Energie, die sich im ganzen Kosmos ausbreitet.

       Doch jetzt, nachdem wir diese siebenfältige Unterteilung kennen, wollen wir die Praxis verallgemeinern, denn es ist immer notwendig zu verallgemeinern. Weisen Sie daher darauf hin, dass die sogenannten Prinzipien in uns (mit Ausnahme des physischen Körpers und des ätherischen Doppelgängers, die sich nach dem Tod auflösen) genaugenommen nur Aspekte oder Zustände unseres Bewusstseins sind. In der Tat, alle Unterteilungen in Geist, Seele, Manas - höheres und niederes, sind in Wirklichkeit nur verschiedene Eigenschaften ein und derselben Grundenergie, nämlich des Feuers, des Lebens oder des Bewusstseins, deren höchster Aspekt die psychische Energie ist. Um eine höhere Geistigkeit, also die Feurige Welt zu erlangen, müssen wir daher die Feuer unserer Nervenzentren bis zu ihrem siebenten Zustand umwandeln und vergeistigen. So ist die Feurige Welt die Welt vergeistigter Gefühle und geläuterten Bewusstseins. Nicht ein einziges menschliches Gefühl schwindet, es bleibt in der Feurigen Welt in seinem vergeistigen oder verfeinerten Zustand erhalten, es entspricht den höheren Anziehungen und Schwingungen. Der ganze Kosmos ist auf der siebenfältigen Grundlage aufgebaut; daher enthält jede Energie, jede Erscheinung in sich eine siebenfältige Abstufung der Spannung und Verfeinerung.

       Und jetzt zu der Frage, die Sie so sehr interessiert - die Planetenkette des Mondes: Wie ich Ihnen bereits geschrieben habe, muss man unter Planetenkette einen bestimmten Planeten in verschiedenen Phasen seiner Entwicklung, begleitet von seinen unsichtbaren Sphären, verstehen. Alles in der Natur entwickelt sich nach dem ewigen Gesetz des siebenfältigen Prinzips. Daher hat jeder Planet, ähnlich wie beim Menschen, seine sieben Prinzipien oder sieben Sphären. Von diesen sieben Sphären sind die niedersten und materiellsten (in der irdischen Kette ist es unsere Erde) unserer Kenntnis völlig zugänglich, die anderen sechs hingegen liegen außerhalb ihrer und sind für das physische Auge unsichtbar. Und jede solcher Weltenketten ist eine sogenannte Verkörperung oder das Produkt (Kind-Nachkommenschaft) einer anderen, niederen und toten Kette. Diese sieben Sphären entsprechen den Prinzipien des Menschen. So ist unsere irdische Kette eine Verkörperung oder ein Abkömmling der älteren Mondkette.

Grafik aus der Geheimlehre:

Fig. 1 MONDKETTE            Fig. 2 ERDKETTE

globus

       ”Wenn eine Planetenkette in ihrer letzten Runde ist, so sendet ihre Kugel A, bevor sie schließlich abstirbt, ihre gesamte Energie und ihre Prinzipien in ein neutrales Zentrum latenter Kraft, in ein Layazentrum, und beseelt damit einen neuen Kern von undifferenzierter Substanz oder Materie, d. h. ruft ihn zu Aktivität und gibt ihm Leben … Man stelle sich die sechs Mitgloben des Mondes vor - Äonen früher, bevor der erste von unseren sieben Globen evolvierte - genau in derselben gegenseitigen Lage, wie sie die Mitgloben unserer Kette jetzt in bezug auf unsere Erde einnehmen.

       Es wird nunmehr leicht sein, sich weiter vorzustellen, dass Kugel A der Mondkette Kugel A der Erdkette beseelt und - stirbt; dass die nächste Kugel B der neuen Kette zusendet (der Erdkette); dass dann der Mond (unser Satellit) in die niedrigste Kugel unserer Planetenkette - Kugel D, unsere Erde - all sein Leben, seine Energie und seine Kräfte ausströmt …

       Der Mond ist unleugbar der Satellit unserer Erde; aber das entkräftet nicht die Theorie, dass er der Erde alles bis auf seinen Leichnam gegeben hat …; und nachdem er (der Mond) sie in ein neues Zentrum übertragen hat, tatsächlich ein toter Planet wird, in dem seit der Geburt unseres Globus die Rotation nahezu aufgehört hat.”

       ”Warum sollen Venus und Merkur keine Trabanten haben, und wodurch wurden sie, wenn sie existieren, gebildet? Die Astronomen wissen es nicht, weil, sagen wir, die Wissenschaft nur einen Schlüssel besitzt, um die Geheimnisse der Natur zu erschließen - den Schlüssel der Materie, während die okkulte Philosophie sieben Schlüssel hat und das erklärt, was die Wissenschaft zu sehen verfehlt. Merkur und Venus haben keine Satelliten, aber sie hatten ”Eltern“, genauso wie die Erde.

       Beide sind viel älter als die Erde, und bevor diese ihre siebente Runde erreicht, wird ihre Mutter, der Mond, sich in dünne Luft aufgelöst haben, wie es mit den Trabanten der anderen Planeten geschehen oder auch nicht geschehen ist - je nachdem, da es Planeten gibt, die mehrere Trabanten haben - wieder ein Rätsel, das kein Ödipus der Astronomie gelöst hat.

       Der Mond ist jetzt der erkaltete, übriggebliebene Rest, der Schatten, der dem neuen Körper nachgezogen wird, in den seine lebendigen Kräfte und Prinzipien übergeleitet wurden. Er ist verdammt, durch lange Zeitalter immer die Erde zu verfolgen, von seinem Spross angezogen zu werden und ihn anzuziehen. Beständig vampirisiert von seinem Kind (der Erde), rächt er sich dadurch an ihm, dass er es durch und durch mit dem verderblichen unsichtbaren und vergifteten Einfluss durchtränkt, der von der okkulten Seite seiner Natur ausstrahlt. Denn er ist ein toter, aber doch ein lebender Körper. Die Teilchen seines zerfallenden Körpers sind voll aktiven und destruktiven Lebens, obwohl der Körper, den sie gebildet hatten, seelenlos und leblos ist. Daher sind seine Ausstrahlungen - gleichzeitig wohltätig und verderbenbringend - ein Umstand, der seine Parallele auf der Erde darin findet, dass Gras und Pflanzen nirgends saftiger und üppiger sind, als auf Gräbern, während zu gleicher Zeit die Grabfeld- oder Leichenausdünstungen tödlich wirken … Die Natur und Eigenschaften des Mondes waren einem jeden Okkultisten bekannt, aber dem Physiker sind sie ein verschlossenes Buch geblieben.”

       ”Zum Nutzen jener, die die Lehre von den siebenfältigen Weltenketten im solaren Kosmos nicht gelesen oder nicht klar verstanden haben, sei die Lehre im folgenden kurz zusammengestellt

       1. Alles im metaphysischen sowohl wie im physischen Universum ist siebenfach. Daher werden jedem siderischen Körper, jedem Planeten, sei er sichtbar oder unsichtbar, sechs begleitende Globen zugeschrieben. Die Evolution des Lebens schreitet auf diesen sieben Globen oder Körpern voran, vom ersten bis zum siebenten, in sieben Runden oder Zyklen.

       2. Diese Globen (oder Sphären) werden durch einen Prozess gebildet, den die Okkultisten die ”Wiedergeburt einer Planetenkette (oder Ringes)“ nennen. Wenn die siebente und letzte Runde eines solchen Ringes eingetreten ist, beginnt der höchste oder erste Globus, A, gefolgt von allen übrigen bis hinab zum letzten, statt in eine gewisse Periode der Ruhe - oder ”Verdunkelung“, wie in den früheren Runden - einzutreten, auszusterben. Die planetarische Auflösung (Pralaya) ist nahe und ihre Stunde hat geschlagen; jeder Globus hat sein Leben und seine Energie auf einen anderen Planeten zu übertragen

       3. Unsere Erde als die sichtbare Repräsentantin ihrer unsichtbaren höheren Mitgloben, ihrer ”Herren“ und ”Prinzipien“, hat, ebenso wie die anderen, durch sieben Runden zu leben. Während der ersten drei bildet und konsolidiert sie sich; während der vierten gewinnt sie Festigkeit und verhärtet; während der letzten drei kehrt sie stufenweise in ihre erste … Form zurück - sie wird sozusagen vergeistigt.

       4. Ihre Menschheit entwickelt sich vollständig erst in der vierten - unserer gegenwärtigen Runde. Bis zu diesem vierten Lebenszyklus wird sie nur in Ermangelung eines angemessenen Ausdruckes als ”Menschheit“ bezeichnet. Gleich der Raupe, die zur Puppe und zum Schmetterling wird, geht während der ersten Runde der Mensch, oder vielmehr das, was zum Menschen wird, durch alle Formen und Reiche, und während der zwei folgenden Runden durch alle menschlichen Gestalten hindurch. Angelangt auf unserer Erde mit dem Beginn der vierten Runde, ist in der gegenwärtigen Reihe von Lebenszyklen und Rassen der Mensch die erste Form, die auf der Erde erscheint, da ihm nur das Mineralreich und das Pflanzenreich vorausgehen - ja auch das letztere hat seine weitere Evolution durch den Menschen zu vollziehen und fortzusetzen … Während der drei zukünftigen Runden wird die Menschheit, wie der Globus (der Planet), auf dem sie lebt, immer dahin streben, ihre ursprüngliche Form wieder anzunehmen, die einer Dhyan Chohanischen Schar. Der Mensch strebt, ein Gott und dann Allgott zu werden, so wie jedes andere Atom im Weltall …

       5. Jeder Lebenszyklus auf Kugel D (unserer Erde) ist zusammengesetzt aus sieben Wurzelrassen. Sie beginnen mit der ätherischen und enden mit der geistigen, auf der doppelten Reihe der physischen und moralischen Evolution - vom Anfang der irdischen Runde an bis zu ihrem Schluss. (Die eine ist eine ”planetarische Runde“ von Kugel A bis Kugel G, der siebenten; die andere die ”Globusrunde“, oder die irdische Runde der sieben Rassen) …

       6. Die erste Wurzelrasse. Die ersten ”Menschen“ auf Erden (abgesehen von der Form) waren die Nachkommen der ”himmlischen Menschen“ mit Recht in der indischen Philosophie die ”Mondvorväter“ oder die Pitris genannt, deren es sieben Klassen oder Hierarchien gibt …”

       Bedenken Sie, dass: ”… jede Runde eine neue Entwicklung bewirkt und sogar einen vollständigen Wechsel in der intellektuellen, psychischen, geistigen und physischen Konstitution des Menschen; alle diese Prinzipien entwickeln sich nach einer ständig ansteigenden Stufenleiter …”

       ”… Es muss eine begrenzte Anzahl von Monaden sein, die sich entwickeln und zu immer größerem Manwantara heranwachsen, indem sie in jedem neuen Manwantara viele aufeinanderfolgende Persönlichkeiten oder Inkarnationen assimilieren … Somit sind die Scharen der mehr oder weniger vorgeschrittenen Monaden zwar fast unberechenbar, aber doch endlich, wie alles in diesem Kosmos der Differentiation und Endlichkeit.

       So ”war der Mond der vierte Globus (Sphäre in der Mondkette) der Reihe und auf demselben Wahrnehmungsplan wie unsere Erde …

       ”Ferner, wenn Globus A der neuen Kette fertig ist, dann inkarniert die erste Klasse oder Hierarchie der Monaden von der Mondkette auf ihm in dem niedersten Reich, und so weiter der Reihe nach. Das Resultat ist, dass nur die erste Klasse der Monaden den menschlichen Entwicklungszustand in der ersten Runde erreicht, während die zweite Klasse auf jedem Planeten (Globus-Sphäre), die später ankommt, nicht Zeit hat, diese Stufe zu erreichen. Somit erreichen die Monaden der Klasse 2 den Anfang der menschlichen Stufe erst in der zweiten Runde, und so fort bis hinauf zur Mitte der vierten Runde. Aber an diesem Punkt - und in dieser vierten Runde, in der der menschliche Zustand vollständig entwickelt wird - schließt sich das Tor zum Menschenreich; und von da an ist die Zahl der menschlichen Monaden, d. h. der Monaden auf der menschlichen Stufe der Entwicklung abgeschlossen. Denn die Monaden, die die menschliche Stufe bis zu diesem Augenblick nicht erreicht haben, werden sich wegen der Entwicklung der Menschheit selbst, so weit hinten finden, dass sie die menschliche Stufe erst am Schluss der siebenten und letzten Runde erreichen werden. Sie werden daher auf dieser Kette keine Menschen sein, sondern die Menschheit eines zukünftigen Manwantara bilden und dadurch belohnt werden, dass sie ”Menschen“ auf einer höheren Kette werden, wodurch sie ihre karmische Entschädigung erhalten …”

       ”Die monadische Schar kann ungefähr in drei Klassen eingeteilt werden:

       1. Die am meisten entwickelten Monaden - die Mondgötter oder ”Geister“ in Indien die Pitris genannt - deren Aufgabe es ist, in der ersten Runde den ganzen dreifachen Zyklus der mineralischen, pflanzlichen und tierischen Reiche in ihren ätherischesten, fluidalsten und rudimentärsten Formen zu durchlaufen, um sich darein zu kleiden und sich der Natur der neugebildeten Kette zu assimilieren. Sie sind jene, die zuerst die menschliche Form erreichen - wenn von einer Form im Gebiet des nahezu Subjektiven die Rede sein kann - auf Kugel A in der ersten Runde. Sie sind es daher, die das menschliche Element während der zweiten und dritten Runde leiten und repräsentieren …

       2. Jene Monaden, die die menschliche Stufe zuerst während der dreieinhalb Runden erreichen und ”Menschen“ werden.

       3. Die Nachzügler; die Monaden, die sich verspätet haben und wegen karmischer Hindernisse die menschliche Stufe in diesem Zyklus (oder Runde) überhaupt nicht erreichen … Es ist einleuchtend, dass eine Monade weder vorwärtsschreiten noch sich entwickeln oder auch nur die Wechsel der Zustände, durch die sie hindurchgeht, affiziert werden kann. Sie ist nicht von dieser Welt oder diesem Plane und kann nur einem unzerstörbaren Stern göttlichen Lichts und Feuers verglichen werden, der auf unsere Erde herabgeworfen ist, als Rettungsplanke für die Persönlichkeiten, in denen er wohnt. Es ist Sache der letzteren, sich daran zu klammern und, teilnehmend an der göttlichen Natur, Unsterblichkeit zu erlangen. Sich selbst überlassen, wird sich die Monade an niemanden klammern, sondern, wie die Planke, von dem rastlosen Strom der Evolution zu einer anderen Inkarnation fortgetrieben werden.

       Nun wird die Evolution der äußeren Form oder des Körpers, um die astrale herum, durch die irdischen Kräfte bewirkt, ebenso wie es in den niederen Reichen der Fall ist; aber die Evolution des inneren oder wirklichen Menschen ist rein geistig. Es ist jetzt nicht mehr ein Durchgehen der unpersönlichen Monade durch viele und verschiedene Formen der Materie - begabt im besten Falle mit Instinkt und Bewusstsein auf einem ganz anderen Plane - wie im Falle der äußeren Evolution, sondern eine Reise der ”Pilgerseele“, durch verschiedene Zustände nicht nur der Materie, sondern des Selbstbewusstseins und der Selbstwahrnehmung, oder der Wahrnehmung aus bewusster Auffassung.

       Die Monade taucht aus ihrem Zustand geistiger und intellektueller Unbewusstheit empor; und, die beiden ersten Pläne - die dem Absoluten zu nahe sind, als dass sie irgendwelche Wechselbeziehung zu etwas auf einem niedrigerem Plan zuließen - überspringend, begibt sie sich direkt auf den Plan der Gedankentätigkeit. Aber es gibt im ganzen Universum keinen Plan mit einem breiteren Rand- und weiteren Tätigkeitsgebiet, mit solchen fast endlosen Abstufungen der perzeptiven und apperzeptiven Eigenschaften, als diesen Plan, der seinerseits wieder einen angemessenen kleineren Plan für jede ”Form“ hat, von der mineralischen Monade aufwärts bis zu der Zeit, da diese Monade durch Evolution zur göttlichen Monade erblüht. Aber alle diese Zeit hindurch ist sie doch ein und dieselbe Monade, deren Unterschiede nur in ihren Inkarnationen liegen, während ihrer beständig aufeinanderfolgenden Zyklen von teilweiser oder gänzlicher Verdunkelung des Geistes oder teilweiser oder gänzlicher Verdunkelung des Stoffes - zwei polaren Gegensätzen - je nachdem sie emporsteigt in die Gebiete innerlicher Spiritualität oder hinabsteigt in die Tiefen der Materialität.”

       ”Was sind, so mag gefragt werden, die ”Mond-Monaden“, von denen eben die Rede war? Die Beschreibung der sieben Klassen der Pitris wird später erfolgen, aber jetzt mögen einige allgemeine Erläuterungen gegeben werden. Es muss jedermann klar sein, dass sie Monaden sind, die, nachdem sie ihren Lebenszyklus auf der Mondkette, die niedriger ist als die Erdkette, beendeten, auf der letzteren inkarnierten. Hier hätten wir aber noch einige weitere Einzelheiten hinzuzufügen, obwohl sie zu nahe an verbotenes Gebiet angrenzen, als dass sie vollständig behandelt werden könnten. Das letzte Wort des Mysteriums wird nur Adepten mitgeteilt; es kann aber festgestellt werden, dass unser Satellit nur der grobe Körper seiner unsichtbaren Prinzipien ist. Wie wir sehen, dass es sieben Erden gibt, so gibt es auch sieben Monde, von denen nur der letzte sichtbar ist; dasselbe gilt von der Sonne, deren sichtbarer Körper eine Maja genannt wird, eine Reflexion, gerade so wie es der Körper des Menschen ist. ”Die wirkliche Sonne und der wirkliche Mond sind ebenso unsichtbar wie der wirkliche Mensch”, sagt ein okkulter Ausspruch.

       ”In Wirklichkeit ist der Mond nur in einer Hinsicht ein Satellit der Erde, nämlich insofern er physisch die Erde umläuft … So verblüffend die Behauptung erscheinen mag, ist sie doch nicht ohne Bestätigung seitens der Wissenschaft.

       Sie wird augenscheinlich gemacht durch die Gezeiten, durch die zyklischen Wechsel in vielen Krankheitsformen, die mit den Mondphasen zusammenfallen; sie kann verfolgt werden im Wachstum der Pflanzen, und sie ist sehr hervortretend in den Erscheinungen der menschlichen Empfängnis und Schwangerschaft. Die Bedeutung des Mondes und sein Einfluss auf die Erde wurden in jeder alten Religion anerkannt; insbesondere in der jüdischen, und wurde von vielen Beobachtern psychischer und physischer Phänomene bemerkt. Hingegen ist, soweit der Wissenschaft bekannt, die Einwirkung der Erde auf den Mond auf die physische Anziehung beschränkt, die ihn zum Durchlaufen seiner Bahn zwingt. Und sollte ein Gegner einwenden, dass diese Tatsache allein ein genügender Beweis dafür ist, dass der Mond wahrhaftig der Trabant der Erde auch auf anderen Wirkungsplänen sei, so kann man ihm mit der Frage entgegnen, ob eine Mutter, die immer um die Wiege ihres Kindes herumgeht, um über es Wache zu halten, ihrem Kinde untergeordnet und von ihm abhängig ist? Obwohl sie in einem Sinn sein Satellit ist, so ist sie doch sicherlich älter und vollständiger entwickelt als das Kind, das sie bewacht.

       Der Mond ist somit der, der die größte und wichtigste Rolle spielt, sowohl bei der Bildung der Erde selbst als auch bei ihrer Bevölkerung mit menschlichen Wesen. Die lunaren Monaden oder Pitris, die Vorfahren des Menschen, werden in Wirklichkeit zum Menschen selbst. Sie sind die Monaden, die in den Evolutionszyklus auf Kugel A eintreten und die, indem sie die Kette der Planeten (Globen-Sphären) umlaufen, die menschliche Form evolvieren, wie soeben gezeigt wurde … Diese Monaden oder göttlichen Funken sind somit die Mondvorfahren, die Pitris selbst; denn diese Mondgeister sind ”Menschen“ geworden, damit ihre Monaden einen höheren Plan der Tätigkeit sowie Selbstbewusstsein erlangen können, d. i. den Plan der Manasa-Putras, die die ”sinnlosen“ Schalen, die von den Pitris geschaffen und beseelt wurden, im letzten Teil der dritten Wurzelrasse (vierte Runde) mit ”Gemüt“ begabten.

       1. Sie werden als Manasa-Putras oder vernunftbegabt bezeichnet - die Söhne des Lichts oder Sonnen-Vorfahren. So verdankt unsere Menschheit ihnen ihre beschleunigte Evolution.

       2. ”Auf dieselbe Art werden die Monaden oder Egos der Menschen der siebten Runde unserer Erde, nachdem unsere eigenen Globen A, B, C, D etc. mit ihrer Lebensenergie fortgehend andere Layazentren beseelt und dadurch zum Leben gerufen haben, bestimmt, auf einem noch höheren Daseinsplane zu leben und zu handeln; und auf dieselbe Art werden die Erdvorfahren jene schaffen, die höher emporgelangen werden als sie selbst.”

       Und so habe ich mich gefreut, über Ihre Zeichen zu hören. Die Vision einer Kerzenflamme ist für das Entfachen der Zentren sehr charakteristisch. Manchmal kann man eine solche Flamme über einem leuchtenden Knoten sehen - als wären es dicke Fäden (Nerven). Die farbigen Sternchen weisen immer auf das Erwachen der Zentren hin.

       Auch das Auftreten von schillernd leuchtenden Zickzacks ist sehr charakteristisch. Ich habe sie im letzten Sommer oft gesehen und sie störten mich bei der Arbeit, da meine Arbeitsunterlagen von ihnen dicht besät waren. Sie weisen auf die Schlacht in der überirdischen Weit hin. Beobachten Sie weiter alles und schreiben Sie es auf. Man darf solche Beobachtungen an sich nicht vernachlässigen. Die Menschen büßten die Beobachtungsfähigkeit ein, doch es ist wichtig, sich zu kennen.

       18. November 1935

       Ich war sehr erfreut, Ihr feines Verstehen der Legende über den Schatz der Welt zu gewahren. Allerdings hat jedes Zeichen mehrere Bedeutungen. Dieser Schatz ist ein Fragment des im Bollwerk des Lichts behüteten Hauptkörpers. Das Übermitteln dieses Geschenks kennzeichnet seit undenklichen Zeiten die kommende Ära vorhergesagter Vereinigung und Macht in dem Lande, wo es in Erscheinung tritt. Alle großen Vereiniger und Gründer von Völkern haben es besessen. Der Osten ist besonders reich an Legenden über das Geschenk des Orions, und die Völker Asiens suchen es überall. Ossendowski, der Autor des Buches ”Tiere, Menschen und Götter“, hörte von diesen Legenden. Es gibt sie in verschiedenen Versionen, die mehr oder weniger richtig sind. So steht das weiße Pferd von Tibet und der Mongolei, Erdeni Mori, das Chintamani (den Schatz der Welt) trägt, ebenfalls mit diesem Ereignis in Zusammenhang. Die in dem Buch ”Auf östlichen Kreuzwegen“ berichtete Legende ist die Wahrheit. Gemäß der Legende bringt dieser Schatz ein besonderes Bündnis mit sich, das erfüllt werden muss. Der in der Legende erwähnte Schrein stammt aus dem dreizehnten Jahrhundert, und man sagt, dass er aus Leder war, das aus dem Besitz Salomons selbst stammt. Auf diesem Leder sind viele alchemistische Symbole eingeschrieben. Der bekannte Rabbi Moses de Leon, der Verfasser des Zohar, hielt sich in der Zeit der Judenverfolgung in Spanien auf und suchte Schutz bei einer deutschen vornehmen Edelfrau. Sie gewährte ihm Zuflucht, und auch andere verfolgten Juden flohen auf ihre Güter. Als Zeichen der Dankbarkeit überreichte ihr der Rabbi einen Talisman sowie dieses kostbare Leder. Die Dame ließ daraus einen kleinen Schrein anfertigen und verwahrte darin den Talisman. Der Legende nach wird der Schatz, sobald sich eine neue Macht bildet, zum Bollwerk nach Schambhala zurückkehren.

       Das Jahr 1936 wurde in den Voraussagen aller alten Aufzeichnungen erwähnt, und die mit diesem Jahr zusammenfallenden Berechnungen der Ereignisse wurden in der Cheopspyramide gefunden. Aber wer versteht dieses Ereignis, das der Neuen Welt zugrunde liegt, und wer erkennt es? Kein Zweifel, vieles wird in diesem Jahr zu durchschreiten sein; nicht nur in den höheren überirdischen Sphären, sondern auch auf der Erde werden viele Zeichen in Erscheinung treten. Ich will Ihnen eine Seite aus der LEHRE anführen:

       ”Ein beachtenswertes Jahr rückt heran. Doch viele erfassen die Bedeutung des sich vollziehenden Geschehens nicht. Sogar jene, die vernommen haben, wünschten, das Geschehene möge sich nach ihrer Vorstellung gestalten. Gewöhnlich entsprechen Wünsche der Natur des Wünschenden, doch beobachtet das laufende Geschehen ohne Vorurteil. Richtet eure Aufmerksamkeit ernstlich und wissend darauf, dass ein großer Zeitpunkt bevorsteht. Tauben werden euch nicht nur einen Ölzweig bringen, sondern auch ein Eichen- und Lorbeerblatt. Ebenso sind Unsere selbstlosen Opfer keine Zufallserscheinung, sondern Schritte in die Zukunft. Wahrhaftig, unabänderlich sind die Fristen großen Wissens. Lernt schöpferisches Ringen liebgewinnen. Versteht es, euer Ohr an die Erde zu legen und euer Herz in großer Erwartung zu erleuchten. Mögen die Unwissenden Übel herbeiwünschen, dennoch weben die Fristen das Gewebe der Welt. Lernt unterscheiden, lernt dem Vorherbestimmten entgegenzufliegen. Es gibt viele Gewänder und Schleier, aber der Sinn ist der gleiche. Das vorausgesagte Jahr (1936) rückt heran. ” (FW III, §488.)

       ”Ernsthaft und spannungsgeladen, doch ebenso freudvoll sollte dieses Jahr auf Erden für jene verlaufen, die weise sind. Ich bestätige einen gewaltigen Energiewechsel, der auch die Schlafenden wecken kann. Der König der Herrlichkeit wird nicht physisch sichtbar erscheinen, doch die Weisen werden Seinen Schritt vernehmen. Lasst die Toten die Toten begraben, und erfreut euch an der Lebensgestaltung. Sagt den Freunden: Nehmt wahr und beobachtet scharf! ” (FW III, §490.)

       ”Gewisse scharfsinnige Menschen sprechen vom Nahen des Weltenende. Sie schildern es so, wie es ihnen in der Grundschule gelehrt worden ist. Sie sind zu unbedeutend, um dafür getadelt zu werden, denn ihre Köpfe sind von Kindheit an mit den verderblichsten Ideen vollgestopft worden. Und dennoch fühlen sie irgendein Ende. Obwohl nur unklar wahrgenommen, erahnt ihr Geist dennoch eine Veränderung.

       Man nennt sie falsche Propheten, doch solch ein Urteil ist nicht gerecht, denn sie fühlen auf ihre Art das Ende einer veralteten Welt; nur sind sie unfähig, die äußeren Zeichen zu erkennen. Wahrhaftig, die Stunde ist nahe, in der nutzlose Scheuklappen allmählich abfallen und die Welt des Lichts sich allmählich in Freude verwandeln wird. Die wichtigsten Vorgänge können sich sichtbar unsichtbar vollziehen.” (FW III, §491.)

       ”Werden Vorwarnungen gegeben, dann ist es leichter, Ereignisse zu erkennen. Es wird bereits etwas geboren, aber die Menge ist mit Vergnügungen befasst. Eine Explosion wird vorbereitet, doch die Menge eilt auf die Rennbahnen. Alte Propheten wussten von vielen Veränderungen, die den Geschichtsschreibern nun klar erscheinen. Aber ihre Zeitgenossen vermochten alle jene, die vorausschauend waren, nur zu steinigen. Ist es nicht auch heute so? ” ( FW III, §492.)

       Alle kosmischen Fristen, alle Gestirnskonstellationen nähern sich der Vollendung der großen Runde, und die Menschheit muss geistig auferstehen. Die feurigen Energien erreichen die Erde zur vorbestimmten Zeit, und wir dürfen große Veränderungen erwarten, die zum Erwachen des Geistes führen müssen. Das Ende des Reiches ”Luzifers“ naht. Die neue Rasse wird geboren.

       Gewiss, Salomon war entschieden eine historische Persönlichkeit; auch der Tempel Salomons ist keine Mythe.

       Die großen Inkarnationen der sieben Kumaras, oder der Söhne der Vernunft, der Söhne des Lichts, kann man in alten Zeiten unter den Eingeweihten aller Länder und Völker verfolgen, und später unter den größten Geistern in nicht allzu fernen Zeiten. In der Evolution unseres Planeten verdanken wir diesen großen Geistwesen den Fortschritt unseres Bewusstseins. Sie inkarnierten in allen Rassen und Völkern an der Schwelle einer neuen Bewusstseinsverschiebung und jedem neuen Wendepunkt der Geschichte. Wahrlich, die großen Bildnisse der Vergangenheit stehen mit diesen Söhnen des Lichts in Zusammenhang. Luzifers Abfall begann mit Atlantis. Später konnte er in Ravana, dem Widersacher von Rama, dem Helden der epischen Dichtung Mahabharata, erkannt werden. Die Großen Geistwesen übernahmen unermüdlich die schwierigsten Lebensaufgaben, aber viele ihrer Zeitgenossen verstanden die Größe und Selbstlosigkeit dieser wahren Gottmenschen nur zum Teil. Kaum einer kann die ganze Bedeutung ihrer Schöpferkraft auf der irdischen Ebene und in den überirdischen Welten ermessen. Im Kosmos gibt es viele Geheimnisse, und wenn der Geist sie berührt, füllt sich das Herz gegenüber diesen Geistwesen, den Schöpfern unseres Bewusstseins, mit Begeisterung und unendlicher Dankbarkeit. In vielen Tausenden von Jahren, in selbstaufopferndem Dienst für das Wohl der Menschen entsagten sie der höchsten Freuden der Feurigen Welt und im Blutschweiß standen sie Wache, sie nahmen die Dornenkrone auf sich und leerten den von der Menschheit dargereichten Giftbecher, deren Wohltäter sie sind. Wenn der Schleier des Geheimnisses sich hebt, werden wegen der gegen diese Retter begangenen Verbrechen viele Herzen erbeben.

       Sie haben recht, das Studium der LEHRE DES LEBENS erfordert ein behutsames Vorgehen. Man sollte an die Unvorbereiteten sehr vorsichtig herantreten. In der Tat, nichts entwickelt sich so langsam wie das Bewusstsein. ”Man muss verstehen, dass das menschliche Bewusstsein sehr versteinert ist. Bietet ihm daher keine Nahrung, die es nicht aufnehmen kann. Bietet neben Schwierigerem auch Leichtes, sonst werden euch die Menschen nicht anhören. Die Briefe des Lehrers sind unbestritten verschieden, denn sie richten sich an verschiedene Bewusstseine. Dies ist kein Widerspruch, sondern einfach der beste Weg. Gewöhnt euch daher an, mit Bewusstseinen so behutsam wie mit Feuer umzugehen.”

       Wir müssen große Geduld üben, und nur durch behutsames Berühren können wir den Menschen eine neue Denkrichtung bieten - nicht durch Zerstörung der alten Begriffe, sondern durch allmähliche Erweiterung ihrer Meinung. Gewiss, jede Person erfordert eine individuelle Annäherung.

       Vergangenes Jahr mehrten sich die Angriffe gegen die lichten Bestrebungen, aber noch zahlreicher waren die guten Zeichen. Das Aufkommen neuer Energien, dieses Zusammenprallen von Licht und Finsternis ist notwendig. Zum Heilen muss das Wasser aufgerührt werden, nichts ist schlimmer als stehendes Wasser. Wir kennen natürlich die Quelle, die die Broschüren fördert, sie ähnelt der von Ihnen erwähnten. Aber solche Schriften finden nur bei Menschen mit niederem mentalem Niveau Anklang, die nicht selbständig unterscheiden können, die in Selbstsucht und Selbstvernichtung versunken sind. Für sie sind die Worte des Konfuzius - wonach jene, die weder auf Verleumdung hören, die vom Gehirn langsam aufgenommen wird, noch auf Beleidigung, die den Körper verwundet, als wirklich weise bezeichnet werden können - unanwendbar. Vor allem Weitsicht deutet auf die Nichtigkeit aller Verleumdungen vor dem Gesicht historischer Wahrheit, wenn die Höhere Gerechtigkeit ihr Urteil auf Weltebene spricht.

       Was nun den internen Verrat betrifft, so haben wir es hier natürlich mit okkulten Gesetzen zu tun. Es hat im Zeitalter Kali Yuga keinen reinen Aufbau des Lichts gegeben, der nicht verraten worden wäre, und deshalb erleben wir die bedrohlichste Zeit des Harmagedon; die Verräter sind zahlreicher geworden und heftiger in ihrem Toben. Wie es heißt: ”Vor Anbruch der Fristen toben die Finsteren besonders.”

       Wir sind vor dem feinen Verrat gewarnt worden, und wir hofften, dass es uns gelingt ihn soweit als möglich zu verhindern und in eine bessere Gestirnskonstellation zu gelangen. Aber die Verräter konnten sich unter dem Druck des schwarzen Jahres mit sieben Sonnenfinsternissen nicht zurückhalten und lüfteten ihre Masken. Jedoch bessere Aspekte sind nahe, und deshalb beobachten wir gelassen die Entwicklung dieses Wahnsinns. Dieser Verrat, wie ich Ihnen bereits geschrieben habe, geschah aus Eigennutz und Ehrgeiz. Man wollte die Lorbeeren für sich allein einheimsen und die Früchte des Schaffens aller anderen Mitarbeiter für sich ernten. N. K. baute alles nach dem Grundsatz des Gemeinguts auf, ebenso auf weiter sozialer Grundlage und offensichtlichem Wissen. Aber gerade dies gefiel jemanden nicht, und während N. K. abwesend war, nutzte der Verräter die günstigen Umstände und setzte seine widerrechtliche Besitzergreifung in die Tat um, die in 14jähriger Zusammenarbeit gründlich geplant worden war. Dabei halfen ihm gewissenlose legale Ratgeber. Die Mikrobe von Diktatur ist ansteckend.

       Aber wir wissen, was die Großen Lehrer von Verrätern halten. Wahrhaftig, ”Der Lehrer ermöglicht es, eine neue Stufe zu beginnen. Verrat ist ein Merkmal solchen Aufstiegs. Der Lehrer erachtet die Erscheinung von Missbrauch für nützlich. Der Lehrer erachtet ein Gericht der Verleumdung als ein wunderbares Geschenk. Die Erscheinung von Verleumdung bringt Spannung der Atmosphäre, und jede Spannung ist bereits ein Aufstieg. Lasst die Unwissenden tanzen, sie rufen die Wellen hervor. Der Verräter kommt zum Sturz.”

       In solch völliger Gelassenheit und im Vertrauen auf die Führende Hand wollen wir den Aufbau weiter vollführen.

       Freilich, mancher wird fragen, wie konnte es zugelassen werden, dass ein Verräter sich nähert? Aber denken wir an Judas, Devadatta, Cassius, Brutus und andere Mörder und Verräter, deren Namen nicht zu zählen sind. Verrat begleitet jede große Heldentat wie ein Schatten und gerade bei Verrat wird die Größe einer Heldentat ermessen. Viele finstere Verräter sind bekannt: an H. P. Blavatsky, dem Grafen St. Germain und jenen unserer Zeit nahestehenden Lichtträgern, aber dadurch werden ihre Namen nur berühmter.

       Vor diesen zwei schwarzen Jahren offenbarte sich ein neues Zeichen Großen Vertrauens, das nach alten Schriften und Prophezeiungen das Beginnen der Neuen Epoche andeutet. So sind die Zeichen von Licht und Finsternis verwoben. Mein Brief ist mit Einzelheiten gespickt, und so ist das Leben selbst in seiner Gesamtheit.

       Da ich meinen Brief nicht gerne beenden möchte, ohne des Lichts zu gedenken, will ich mit folgenden Ausführungen schließen: ”Freuen wir uns über den Sieg. Die Menschen werden ihn zuweilen noch nicht sehen, aber er ist bereits hier. Wartet, Geduldige, denn nicht das Auge, sondern das Herz bestimmt den Sieg. Da sich in der Feinstofflichen Welt ein feuriger Aufbau bereits abzeichnet, mögen sich die Baumeister freuen. Die Schlafenden fühlen es nicht, wenn sie aus dem Hause getragen werden, aber der Raum frohlockt bereits.” (Feurige Welt III)

       26. November 1935

       Ich pflichte Ihnen bei, dass der gekreuzigte Schächer wahrscheinlich nicht schlechter war, sondern sogar besser als viele der angesehenen Pharisäer und Sadduzäer. Jedoch zwischen einem Schächer und einem hohen Geist gibt es viele Abstufungen. Die von Ihnen zitierte Behauptung des Vivekananda gilt nach wie vor, doch wenn wir das Karmagesetz kennen, müssen wir verstehen, was unter Befreiung und Erwachen des Geistes zu verstehen ist sowie der Befreiung von der Macht der Finsternis. In der Tat, wir wissen, dass eine aufrichtige Reue vor dem Tod, zusammen mit dem letzten reinen Gedanken und gewaltigem Streben zum Höchsten, den Geist in die Sphären der Feinstofflichen Welt emporträgt - in völliger Übereinstimmung mit seiner Schwingung und seinem Streben. Die Worte Christi haben das Streben des Schächers noch verstärkt, und sein Geist war somit imstande, sich zu erheben und zu einer noch höheren Ebene aufzusteigen. Gleicherweise gibt es im Devachan nicht nur die Sündlosen und Heiligen. Jede von uns vollführte Tat erhält ihre Belohnung.

       Polarität kann nicht schwinden, denn das ganze Sein beruht auf Polarität und Feuer - diesem lebenspendenden Element, das in seinem Göttlichen Ursprung dual ist.

       Gleicherweise bedeutet Einheit nicht Verschmelzung zu einer Form. Daher ist in der Evolution der Schönheit im Kosmos weder den hässlichen Hermaphroditen noch Siamesischen Zwillingen noch Menschen mit zweifachen Rücken ein Platz eingeräumt. In der Tat, der Sinn des Seins liegt in einer unbegrenzten Verschiedenartigkeit von Formen mit einer fundamentalen feurigen Einheit.

       Und nun möchte ich bezüglich Blut und Ansteckung einen Paragraphen aus dem III. Band des Buches ”Feurige Welt“ anführen: ”Man fragt nach den Gründen der Ansteckung, nach den Eigenschaften des Blutes und des Samens, vergisst aber völlig, dass diesen Erscheinungen die psychische Energie zugrunde liegt. Sie schützt vor Ansteckung und ist in der Beschaffenheit der Sekrete enthalten. Es ist unnütz, eine mechanische Zusammenfassung der gesammelten Mitteilungen zu erwägen, wenn die Beteiligung der psychischen Energie nicht beachtet wird. Die Menschen bezeichnen eine gewisse Immunität als einen Einfluss des Glaubens; der Zustand der Ekstase wird jedoch nicht ohne Grund das Strahlen der Feurigen Welt genannt, und dieses Leuchten schützt den Menschen vor Ansteckung. Es reinigt die Sekrete und wirkt wie ein Schild. Darum ist der Zustand der Freude oder der Begeisterung das beste Vorbeugungsmittel. Wer die Entzückung des Geistes kennt, ist vielen Gefahren entronnen. Selbst durchschnittliche Ärzte wissen, wie veränderlich der Zustand des Blutes und der Sekrete ist. Es gibt aber nur wenige, die das mit dem geistigen Zustand in Zusammenhang bringen. Man sollte sich nicht durch Statistiken versklaven lassen; man könnte einem Irrtum unterliegen. Es ist nicht so lange her, dass der Geisteszustand nach den Ausmaßen des Schädels bemessen wurde. Damit wurde die psychische Energie zum größten Teil vergessen.” (Feurige Welt III/450)

       Ich füge einen weiteren Paragraphen desselben Buches an, und meine, dass Ihnen dieser von Nutzen sein wird: ”Wenn wir vom Geist und von der Materie sprechen, sollten wir die höhere Bedeutung der Materie im Sinn haben. Sprechen wir aber von der Befreiung des Geistes, so befassen wir uns mit jenen Erscheinungen, die materielle Lebenseinheiten genannt werden können. Spricht man von diesen Lebenseinheiten unter verschiedenen Formen, so muss man wissen, dass darunter das Absinken des Geistes zu verstehen ist. Denn der Geist muss, wenn er sich in der Materie offenbart, zusammen mit der Materie zu höherer Tätigkeit bestrebt sein. Materie wird zur Schöpferkraft getrieben und erweckt die Lebensformen. Der kosmische Begriff des weiblichen Prinzips, als Materie, ist so erhaben - das weltliche Verstehen ist von der Wahrheit weit entfernt. Es ist schwer, Geist von Materie zu trennen. Ohne Materie ist Geist nichts.”

       Von vielen Seiten kamen lichtbringende Neuigkeiten und Zeichen der nahenden Epoche. Jedes große Zeitalter wird von einem besonderen himmlischen Zeichen begleitet, das unvermeidlich in vielen Zeiten erscheint. Dieses Zeichen offenbarte sich im Januar 1934. Die Gestirne befanden sich in bestimmten Konstellationen. Lasst uns streng, feierlich und freudvoll sein. Setzen Sie Ihr nutzbringendes Werk fort!

       7. Dezember 1935

       Man kann nur bedauern, dass die von Ihnen genannten Personen offensichtlich weder mit den östlichen philosophischen Systemen und Lehren noch mit der Geheimlehre von H. P. Blavatsky vertraut sind. Deshalb wissen sie nicht, wer die hier erwähnten Kumaras, die Söhne des Lichts, die vernunftbegabten Söhne usw. sind. Und sollten sie dennoch die Geheimlehre gelesen haben, so verstanden sie nicht, den Schlüssel umzudrehen. Es gibt eine einzige Kette der Hierarchie des Lichts, die in Unbegrenztheit besteht und der alle wahren Lichtträger, die erschienen und die sich noch auf der Erde befinden, angeschlossen sind. Sicherlich, die Söhne des Lichts, die von den höheren Welten (Venus und Jupiter) zu Ende der dritten Rasse unserer Runde auf unseren Planeten kamen, um die Evolution der Menschheit zu beschleunigen, sind die Höchsten Geistwesen, die an der Spitze der Hierarchie des Lichts stehen, das heißt, sie stehen uns in bezug auf Karma am nächsten und sind uns am zugänglichsten. Sie sind die Erzeuger unseres Bewusstseins; ihnen verdanken wir unsere geistige Entwicklung, und sie gehören natürlich zur Kette der Baumeister des Kosmos. Jeder solcher Baumeister muss die menschliche Evolution durchschreiten, um sich später auf die Spitze dieses oder jenes Planeten erheben zu können. Aber da die Evolution unbegrenzt ist, treten diese Baumeister, nachdem sie eine Evolutionsrunde vollendet haben, in eine andere ein und werden wiedergeboren, aber auf höheren Welten. Denken Sie tiefer über den Begriff Unbegrenztheit nach.

       Bezüglich der Behauptung der von Ihnen erwähnten Person wäre es vor allem interessant, herauszufinden, was sie damit meint, dass die Mahatmas aus dem Himalaya auf der Erde geboren werden. Denn strenggenommen, können wir nur den Fürsten dieser Welt und alle Erdbewohner, die seinem Strahl nahestehen, zu den auf Erden geborenen Geistwesen zählen. Denn jedes Geisteskorn wird unter einem bestimmten Gestirn geboren, das für das ganze Manwantara sein Leitstern bleibt. So gehört der Fürst dieser Welt infolge seiner früheren Errungenschaften auf einem anderen Planeten zur Erde, und nach dem kosmischen Recht ist er der Herr der Erde. Natürlich, ihm stehen jene Geistwesen am nächsten, die ebenfalls unter dem Strahl, der ihm entspricht, geboren wurden. Aber es gibt viele Geistwesen auf der Erde, die ihrem Wesen nach zu anderen Planeten unseres Sonnensystems gehören oder das Potential der Energien solcher Planeten besitzen - selbst so entfernter wie Uranus und Neptun -, sie unterliegen bereits einer höheren Schwingung. Darüber hinaus wollen wir bedenken, dass das Leben des ganzen Naturreichs unseres Planeten vom Mond übertragen wurde. Aus diesem Grund wird in der ”Geheimlehre“ von zweierlei Vorfahren der Menschheit gesprochen - den lunaren und den solaren. Die Mondvorfahren stellen in Wirklichkeit die Menschen selbst dar, richtiger ihre Mehrheit, wohingegen die Sonnenvorfahren die Söhne des Lichts sind, die für das Wohl des Kosmos das selbstaufopfernde Werk der Schöpfung auf sich nahmen. Wie bereits gesagt, kamen sie am Ende der dritten Runde von den höheren Welten auf unseren Planeten. Seit jener Zeit inkarnierten sie stets an der Schwelle aller Rassen und aller großen Ereignisse, so dass sie zu jeder Zeit dem Bewusstsein der Menschheit einen neuen Anstoß verleihen konnten. Wahrlich, ihre Leben sind von selbstaufopfernden Heldentaten erfüllt. Sie haben viele Giftbecher geleert. Zur Zeit von Atlantis waren Sie die Gründer der Großen Bruderschaft auf der Heiligen Insel. Ebenso sind sie in unserer Rasse die Hüter des Bollwerks im Transhimalaya.

       Natürlich können die Mahatmas des Himalaya nicht für lange Zeit mit den Auren der Erdbewohner in Berührung kommen. Aus Mangel an entsprechender Schwingung können Sie sich nicht lange in der Atmosphäre der Täler aufhalten. Daher ist ein längerer Kontakt nicht nur für Sie, sondern auch für die Erdbewohner gefährlich. So wurde der Mahatma K. H. zur Zeit Blavatskys, da er sich länger als andere Mahatmas in den Tälern aufhielt und mit den Auren der Menschen in Berührung kam, von seinem Hierarchen in das Bollwerk zurückgerufen, um seine Kräfte zu regenerieren. Gleicherweise wissen wir, dass ein anderer Mahatma, immer wenn er Frau Blavatsky in den Bergen von Sikkhim besuchte, ein bestimmtes Ozonpräparat inhalierte. Wir wissen auch, dass weder Buddha noch Christus für längere Zeit in den Städten bleiben konnten und sich oft in die Wüste zurückzogen.

       Die Mahatmas des Himalaya leben in völliger Abgeschiedenheit und gewähren in einem Jahrhundert einem oder höchstens zwei Kandidaten Zutritt in ihr Bollwerk. Es gibt allerdings Ausnahmen. Doch senden Sie Ihre Jünger und jüngeren Bruder aus, um zur Erfüllung einer bestimmten Aufgabe auf Erden zu inkarnieren; und von Kindheit an lenken und überwachen Sie diese. Das durch viele Tausende von Jahren gebildete okkulte Band erleichtert den geistigen Kontakt sowie das beschleunigte öffnen der Zentren und ihre feurige Umwandlung - die feurige Leitung des Hellhörens und Hellsehens wird ermöglicht. Aber selbst in solch geistiger Bereitschaft muss der Bruder-Schüler ein absolut unerschütterliches Streben und große Standhaftigkeit im Folgen der Führenden Hand offenbaren. Er hat sich vielen Prüfungen zu unterziehen, selbst auf der letzten Stufe noch. Die Schwierigkeiten häufen sich und scheinen oft unüberwindlich. Auf dem Pfad sind auch Judasse unvermeidlich, damit der Pfad des Lichts höher geschätzt wird. Das Symbol des Leerens des Giftbechers ist mit dem Pfad des Dienens an der Menschheit untrennbar verbunden.

       Manchmal rufen die Mahatmas Ihre Jünger für eine Zeitlang in einen Ihrer Ashrams. Hier bereiten Sie deren Organismus für das heilige Aufnehmen von feinen Energien vor und erteilen ihnen Weisungen. So war es mit H. P. B., die drei Jahre in Ihrem Ashram verbrachte, bevor sie die ”Geheimlehre“ niederschrieb. Aber Sie haben völlig recht, wenn Sie sagen, dass wir uns mit Fragen der hierarchischen Grade, die die Bruderschaft des Himalaya in der Kette der Unbegrenztheit einnimmt, nicht zu sehr befassen sollten. Wir müssen mit dem Großen Lehrer, der uns rief, arbeiten und uns bewusst werden, dass der Evolutionsgrad Seines Geistes für uns zur Zeit unerreichbar ist. Möge Gott uns beistehen, auf dass wir fähig werden, uns Ihm am Ende unseres planetaren Manwantara zu nähern.

       Im Buch ”Feurige Welt III“ der Lehre gibt es einen Paragraphen, der auf viele irdische Lehrer Anwendung finden kann. Er besagt: ”Ein Lehrer, der die Unduldsamkeit nicht überwunden hat, kann die Zukunft nicht gestalten. Die Lehre ist für die Zukunft gegeben. Der Geist kann ohne das Schmieden der Vervollkommnung nicht vorankommen. So kann man die Aufmerksamkeit der Zuhörer zwingen, aber es ist weit notwendiger, das Voranschreiten zu wecken. Der Lehrer verbietet nicht das Lesen verschiedener Bücher. Wer sich fürchtet, legt sich Beschränkungen auf, aber der Führer ruft auf zur weiten Erkenntnis. Er wird niemanden vom Guten mit all seinen Aspekten abhalten. Diese Freiheit des Geistes ist unerlässlich. Wer nicht einmal zuhören kann, ist bereits von Furcht ergriffen. Deshalb erfordert der feurige Zustand weite Tore und die eiligsten Schwingen.

       Sie haben auch darin recht, dass, wenn wir ein sichtbares Zeichen vom Lehrer erwarten, um zu größerem Fleiß angespornt zu werden, dies als Prüfung anzusehen ist und auf unzulängliches Streben hinweist. So gibt es im Buch ”Agni Yoga“ § 95 einen sehr schönen Ausspruch, der besagt: ”Zu Ihm, Dem großen Erleuchteten, kam ein Schüler, der nach einem Wunder suchte: ”Das Wunder wird mir Vertrauen einflößen”.

       Traurig lächelte der Lehrer und enthüllte ihm ein großes Wunder. ”Jetzt”, rief der Schüler aus, ”bin ich bereit, unter Deiner Führung die Stufen der Lehre zu durchschreiten.” Doch der Lehrer wies ihm die Tür und sagte: ”Geh, Ich brauche dich nicht mehr”.

       Wahrlich, ”Selig, die nicht sahen und doch glaubten” (Joh. 20/29); denn das beweist, dass ihr Geist den Glauben aus früheren Leben mitbrachte und der Kelch ihrer Errungenschaften sich der vollständigen Aufspeicherung nähert.

       Ich begrüße Ihre Anstrengungen zur Selbstvervollkommnung und rate Ihnen, sich täglich Notizen über Ihre Fortschritte zu machen Vermerken Sie, inwieweit es Ihnen gelang, wenigstens einen der Ratschläge, den Sie der Lehre entlehnten, zu befolgen, oder ob Sie einige Gewohnheiten, die Ihrem Fortschritt hinderlich sind, ablegen konnten. Solche täglichen Notizen sind nach einer gewissen Zeit sehr nützlich als Test oder zur Prüfung.

       Alle Ihre geistigen Sendungen sind gut, und Sie sollten sie natürlich fortsetzen. Dies ist eine rein östliche Sitte. Was die Begleiterscheinungen der Sendungen durch verschiedene Hand- oder Fingerstellungen betrifft, kann ich nur sagen, wenn Sie fühlen, dass Ihnen dies hilft, damit fortzufahren. Das wichtigste aller Sendungen ist das Gefühl der Herzenswärme. Bleibt das Herz kalt, helfen weder Bewegungen noch Rhythmen oder Gesänge. Der Schlüssel zu allen Errungenschaften liegt im Herzen und in seinen feurigen Energien.

       Sicherlich, jeder Hohe Geist ist ein Speicher von lebenspendenden Kräften, die die Umgebung ständig erhellen. Ein von drei solchen Geistern gebildeter Kern kann Wunder bewirken. Die Große Hierarchie des Lichts ist der Kosmische Speicher solcher Kräfte.

       Ja, jeder Rauch schadet vor allem Tabakrauch. So seien Sie mutig und setzen Sie Ihr Werk mit bestrebtem Herzen fort. Harmagedon entfacht sein volles Toben. Wir stehen dicht vor der Schwelle des Jahres 1936. Zur Zeit trinken wir den Giftbecher, aber wir geben den Mut und das Streben nicht auf. Wir lieben den Kampf, denn im Kampf stählen wir unsere Kräfte und verfeinern unsere Fähigkeiten. Da wir um den vorausgesagten Sieg der Kräfte des Lichts wissen, wollen wir den Finsteren mutig entgegentreten.

       Gerade vor der Morgendämmerung erscheint der Himmel von den Tälern aus besonders finster, aber jene, die auf dem Berge stehen, schauen bereits das nahende Licht.

       7. Dezember 1935

       Das Herantreten an das Licht erfordert von uns nicht nur moralische Feinheit, sondern auch physische Sauberkeit. Gerade auf einer bestimmten geistigen Stufe ist physische Hygiene absolut notwendig. So sollte in den Wohnräumen kein Tier, auch nicht Vögel im Schlafraum, gehalten werden; denn Niederes zieht Niederes an.

       In diesem Zusammenhang möchte ich Ihnen einen Paragraphen aus dem Buch ”Feurige Welt III“ anführen: ”Erscheinungen können entweder feinstofflich sein oder die dichte physische Welt berühren. Finstere Wesenheiten (aus der Feinstofflichen Welt) stärken sich nicht selten durch das Vorhandensein von Kreaturen der Erde, von denen sie angezogen werden. So können streunende Hunde und Katzen, Mäuse oder lästige Insekten in Erscheinung treten. Wiederholt ist in der Lehre darauf hingewiesen, dass die Tierwelt an feinstofflichen und niederen Manifestationen beteiligt ist. Diese Erscheinungen können sich manchmal auch ohne Mitwirkung von Tieren manifestieren. Aber für den mutigen Geist bedeuten solche Manifestationen so viel wie nichts … Doch für die Wissenschaft ist es wichtig, diese Zusammenhänge der Tiere mit der Feinstofflichen Welt zu kennen. Ich rate davon ab, in Schlafräumen Tiere zu halten. Bestimmte Menschen fühlen die Handhabung solcher Lebensvorkehrungen, andere hingegen streben ins Gegenteil, als gelte es, unsichtbare Gäste anzuziehen.”

       Wenn gegen das Halten von Hunden und Vögeln gesprochen wird, wie verhält es sich dann erst mit Katzen, deren Wesen entschieden zu den finsteren Bereichen gehört?! Tiere sollte man gernhaben, sie schützen, aber es ist abschreckend, die entstellte Sentimentalität mitanzusehen, die bestimmte Menschentypen für sie aufwenden.

       ”Wer sagte, dass man unvernünftig abgeben muss? Der Wahnsinn bleibt so bestehen.” Ist es nicht der Wahnsinn der Scheinheiligkeit, alles abzugeben und dann anderen zur Last zu fallen? Und wenn die Hilfe verwehrt wird, dann gehässig zu werden, wie es gewöhnlich geschieht. Leider wird eine bestimmte Art des Gebens oft mit der geheimen Hoffnung geleistet, den gegebenen Betrag hundertfach zurückzuerhalten. Aber es wird vergessen, dass nur jener hundertfach Vergeltung erfährt, der sie nicht erwartet. Wer das große Gesetz des Gleichgewichts, der Entsprechung und Zweckmäßigkeit nicht kennt, kann kein wahrer Anhänger der Lehre des Lichts werden.

       Sie schreiben, dass der Brief über Gott einige Menschen entrüstete. Wahrlich, es ist erstaunlich, wie wenig die Menschen selbst die in ihren eigenen angenommenen Schriften und Religionen vorhandenen Begriffe verstehen und sie verneinen! So sind die Worte ”Niemand hat Gott je geschaut” oder ”Gott ist ein verzehrendes Feuer” bis jetzt ein toter Buchstabe für sie.

* * *

       Der feurige Leiter des Hellhörens gilt als der unmittelbarste, er ist die nächste und die heiligste Verbindung. Nur ein des Okkultismus Unkundiger könnte meinen, dass die über die sogenannte ”okkulte Post“ übermittelten Briefe sich als näherer Kontakt erweisen als der direkte feurige Leiter des Hellhörens, das von der ganzen Weißen Bruderschaft benutzt wird. Alle Brüder der Lehre deuten auf diesen direkten Kontakt hin. Könnte das Experiment des AGNI YOGA sich ohne direkten Kontakt mit dem Großen Lehrer vollzogen haben?! In der Tat, alle Bücher sind und werden von dem Großen Lehrer aufgrund dieses Experiments übermittelt.

* * *

       Intrigen stehen dem Verrat nicht weit nach, daher lasst uns Vorsicht üben. Unterscheidungskraft ist die erste Eigenschaft auf dem Pfad der Jüngerschaft, und sie wird nicht leicht erlangt. Der Jünger muss gegen alle Lebenseventualitäten gewappnet sein. Wie anders könnte er seine große Aufgabe als Mitarbeiter des Kosmos vollführen?

       Dass meine Briefe, die die schöne und strenge Selbstzucht sowie die Errungenschaft im Leben bestätigen, das Bewusstsein vieler übersteigen und ihren Geschmack nicht treffen, kann ich sehr gut verstehen. Aber ich halte es für sündhaft, Sentimentalität zu fördern, die auf falschen Vorstellungen beruht. Ich habe mein Bestes versucht, ihren Geist zu erheben, aber ich kann natürlich nicht täuschende Visionen bieten nach der Art von L. Ja, die meisten Menschen sind große Scheinheilige, wenn sie beteuern, dass sie die Wahrheit und nur die Wahrheit erfahren wollen. Sie fürchten vor allem die Wahrheit, immer und in allem.

       Anstatt sich um einen strengen, ernsten Lebensaufbau zu bemühen, lechzen die Menschen danach, süße Träume zu hegen, sie verlangen nach leichten Errungenschaften, umgeben von der Magie ”okkulter Romane“. Aber die Krone des Archats wird nur durch härteste und ernsteste Spannung der Heldentat erreicht sowie durch gewaltiges, unerschütterliches Streben des Herzens, geläutert durch blutige Leidenstränen vieler, vieler Leben. Das Herz eines Archaten muss alle Freuden, alle Leiden sowie die Sorgen des irdischen Pfades erfahren; es muss den vollen Giftbecher leeren. Wahrlich, hart ist der Pfad des Aufstiegs, besonders auf den letzten Stufen. Er kann mit dem Erklimmen steiler Basaltfelsen im Finstern verglichen werden, wenn die Hand vergeblich nach einem Vorsprung sucht, um sich festzuhalten. Aber für den strebenden Geist stehen Handseile bereit, und erst im letzten Augenblick, vor einem Absturz aus völliger Erschöpfung, wird die besorgte Hand der Hilfe gereicht. Das war auch meine Erfahrung, als mein Herz unter der unglaublichen Spannung solch eines Aufstieges fast zusammenbrach. Ja, viele Symbole des harten Aufstiegs traten in Erscheinung. Darüber hinaus ist zur Vollendung des Pfades das gänzliche Leeren des vollen Giftbechers erforderlich. Doch werden dem Geist die erhabenen Freuden zuteil, sobald er die Schönheit der höheren Welten erkennt; dann können ihn alle diese Schwierigkeiten nicht mehr schrecken, denn sie führen zur eigenen Freude und kennzeichnen das Nahen des Endes des Pfades. Und so muss auch ein Judas in Erscheinung treten, um das Licht auf dem Pfad nachhaltig zu unterstreichen.

       Und jetzt zu ihren Fragen:

       1. Achten Sie darauf, dass nicht alle Moschusarten von verschiedenen Tieren geeignet erscheinen. Nur der Moschushirsch äst jene nützliche, wohltätige Nahrung, die im Männchen die ausgleichende Substanz erzeugt. Der Moschus der Zibetkatze ist deshalb nicht gut, weil er die ausgleichende Substanz nicht enthält. Er kann erregen, aber er kann nicht stärken. Die Sekretion des Bibers ist etwas besser, eignet sich aber nicht für längeren Gebrauch. Moschus findet sich in Birkhähnen, doch man versucht nicht, diese Substanz zu gewinnen, da sie zu gering ist. Das beste ist, Moschuswild zu züchten. Allerdings sollten die verschiedenen Moschusarten nur als Medizin verwendet werden. Für Parfüme hat man bereits einen Ersatz gefunden, das sogenannte Muskon. Man kann hoffen, dass infolge dieser Entdeckung ein sehr wertvolles Tier der totalen Ausrottung entgeht.

       2. Ich erachte alle Präparate gegen Geschlechtserregung ausdrücklich für schädlich. Eine gewaltige Kraft besteht in der Geschlechtsenergie, die Basis der Lebens- und Schaffenskraft. Man sollte daher versuchen, sie auszugleichen und richtig zu lenken, aber jede künstliche Unterdrückung ist unzulässig. In manchen Fällen zeitigt verstärkte physische Arbeit ausgezeichnete Ergebnisse. Alle alten Lehren wiesen darauf hin, dass wir unsere Gefühle oder was gewöhnlich Leidenschaften genannt wird, nicht unterdrücken, sondern ausgleichen und ihre Eigenschaften verfeinern sollten. Lesen Sie in diesem Zusammenhang den § 12 der ”Blätter des Gartens MORYA II“.

       3. Die Worte der LEHRE ”Zu eurem Nutzen sage Ich, rufet öfter Meinen Namen”, (BGM II, 8) deuten sicherlich auf weise und herzliche Wiederholung hin, denn wie anders kann das Band mit dem erwählten Lehrer gefestigt werden? Solche Wiederholung oder auch Erinnerung wird in allen Lehren immer empfohlen, hingegen wird es abgelehnt, den Namen eitel auszusprechen, d. h. wenn die Menschen bei unpassender Umgebung den heiligen Namen in ihren Gesprächen unnütz aussprechen. Letzteres ist eine Gepflogenheit von Anfängern oder gewöhnlich von jenen, die sich der Heiligkeit heiliger Dinge gar nicht bewusst sind.

       4. ”Für kosmische Fristen werden die offenbarten ”Gefäße“ verwendet … (Blätter des Gartens MORYA II, § 207) und die Antwort heißt: Das ganze Leben gestaltet sich nach kosmischen Fristen. Diese sind gekennzeichnet durch das Zusammenfallen des reifen Karmas eines bestimmten Volkes oder bestimmter Völker, mit bestimmten Gestirnskonstellationen, aus denen sich im geschichtlichen Verlauf von Menschen, Völkern oder im Leben des Planeten neue Wendepunkte ergeben.

       5. ”Welche Gefäße”? Antwort: In allen Lehren wird der Mensch mit einem Gefäß verglichen, das das Göttliche Feuer birgt. Für die Erfüllung eines bestimmten Auftrags innerhalb der kosmischen Fristen werden die Diener des Lichts - oder wie sie manchmal genannt werden - ”die erwählten Gefäße“ auf die Erde gesandt, nachdem sie Tausende Jahre geprüft wurden. Man wählt Mitarbeiter, die durch Karma zugeführt werden; erweisen sich diese aber als unwürdig oder schädlich für das Werk, so werden sie durch andere ersetzt. Allerdings schafft eine längere Zusammenarbeit eine bestimmte okkulte Bindung, die ohne schmerzliche Folgen für beide Teile nicht aufgegeben werden kann. In solchen Fällen ist für den Ersatz des Mitarbeiters die Intervention des Lehrers erforderlich. Die erwählten älteren Mitarbeiter (oder die ”offenbarten Gefäße“) können an den Lehrer appellieren und ihn bitten, sie von den Einwirkungen der Aura der Scheidenden zu befreien.

       6. ”… Lasst uns das Thema ”Lebensfähigkeit der Fristen“ und die ”Spiegel der Zukunft“ beschließen …” (BGM II, 207) Die Antwort ist: Was vorher über die kosmischen Fristen gesagt wurde, erklärt auch ihre Lebensfähigkeit. Was die Spiegel betrifft, bezieht sich das Gesagte auf die Prognose der Zukunft auf der Basis der bestehenden Frist. Und diese Spiegel oder Visionen, die durch einen besonderen Prozess auf einer polierten Metalloberfläche hervorgerufen werden, sind von Anfang an echt; und dies insofern, als der Geist dessen, der mit dieser Prognose in Zusammenhang steht, in seinem Streben fest und unerschütterlich ist. Schwankt er aber, so wird sich der Spiegel der Zukunft in Übereinstimmung mit diesen Schwankungen des Geistes verändern. Aus diesem Grunde treten alle Lehren für Standhaftigkeit und Festigkeit des Geistes ein. Nur im Besitz solcher Festigkeit kann man aufbauen und auf allen Pfaden geschützt sein. Der Strahl kann nur den beschützen, der dem aufgezeigten Licht unbeirrbar folgt und sich nicht von ihm entfernt. Deshalb werden für kosmische Fristen nur jene ”Gefäße“ erwählt und entsandt, die in der Standhaftigkeit der Bestrebungen gründlich geprüft werden.

       Ich will für Sie eine Seite aus dem Buch ”Gemeinschaft“ § 56 zitieren: ”Warum gleicht das Erkennen der in die Zukunft weisenden Zeichen dem Webvorgang? Bei der Webarbeit ist die Kette von einer bestimmten Färbung, und die Fädengruppen sind nach Farben eingeteilt. Es ist leicht, die Kette zu bestimmen, und auch die Fädengruppen kann man leicht herausfinden; doch das Muster dieser Gruppe lässt verschiedene Verbindungen zu, die von Tausenden laufender Umstände abhängen. Natürlich, die innere Beziehung des Subjekts selbst wird die Hauptbedingung sein. Wenn seine Aura sehr schwankt, wird die Prognose relativ sein. Dann wird es einem bestimmten Spiegel gleichen, in dem nach einigen verstreuten Punkten eine bestimmte Figur gefunden werden muss.

       Wo ist denn das beste Ferment, das die schwankende Aura festigt? Das beste Ferment ist Streben. Es ist unmöglich, einen strebenden Körper zu verletzen oder zu zerbrechen. Streben in Bewegung erlangt Gesetzlichkeit, und zum Gesetz werdend wird es unaufhaltsam, weil es in den Rhythmus des Kosmos eingeht.

       So schreitet vorwärts im Kleinen wie im Großen, und euer Gewebe wird einmalig, kristallen, kosmisch, kurz gesagt - schön sein.

       Streben, nichts anderes, verleiht Beherrschung der Elemente, denn die grundlegende Eigenschaft der Elemente ist Streben. In diesem Zustand koordiniert ihr die Elemente mit der höheren Schaffenskraft des Geistes und werdet zum Beherrscher des Blitzes. Der Mensch wird zum Beherrscher des Blitzes werden. Glaubet es, nur durch Streben werdet ihr siegen.”

       Nun weiter § 55 desselben Buches: ”Streben ist das Boot des Archaten. Streben ist das offenbarte Einhorn. Streben ist der Schlüssel zu allen Höhlen. Streben ist die Schwinge des Adlers. Streben ist der Strahl der Sonne. Streben ist die Rüstung des Herzens. Streben ist die Lotosblüte. Streben ist das Buch der Zukunft. Streben ist die offenbarte Welt. Streben ist die Zahl der Sterne.”

       Und nun über den Spiegel als Erfindung des Teufels. Davon wird in der Broschüre ”Auf östlichen Kreuzwegen“ gesprochen - natürlich sollte dies allegorisch verstanden werden. Der Spiegel des Teufels ist ein Symbol des Haftens des Menschen an seiner Persönlichkeit und Ichsucht. Des Teufels Spiegel widerspiegelt genau seine Selbstsucht, wohingegen der göttliche Mikrokosmos den Makrokosmos widerspiegelt.

       Ich begrüße Ihre Standhaftigkeit. Seien Sie nicht betrübt über die Enthüllung der wahren Gesichter der Menschen sowie über die unvermeidliche Einsamkeit. Diese Enthüllung der wahren Gesichter der Menschen ist von der großen Lebensschule untrennbar, und auf der letzten Stufe begegnet man Verrätern. Allen Lehren ist das Symbol des Leerens des Giftbechers durch die Lichtträger eingeprägt. Die Schönheit der Heldentat wird durch diese Erscheinung der Finsternis wahrlich emporgehoben. Und so seien Sie mutig und standhaft und lassen Sie sich nicht durch irgendwelche Ungeheuer beunruhigen. Es heißt, dass man aus den Beispielen der Aggression lernen soll.

       9. Dezember 1935

       Ich bin entzückt zu hören, dass Sie eine Gruppe ”Vereinigung der Frauen“ gebildet haben. Mit meinem ganzen Herzen begrüße ich auch die Idee der Einrichtung eines Kindertheaters. In der Tat, das Theater ist ein machtvolles, vielleicht das mächtigste Mittel, um in den Kindern und der Jugend den Charakter zu bilden. Wahrlich, das Theater kann, sofern die Stücke gut gewählt sind, die Jugendlichen dazu inspirieren, den großen Vorbildern nachzueifern und junge Seelen zur Heldentat und zum Heldentum zu bewegen. Diesem Projekt sollte daher größte Aufmerksamkeit gewidmet werden. Dafür sind die Mysterien aus dem Leben der großen geistig Schaffenden für das Gute sowie die Legenden über die Volkshelden besonders geeignet. Diese fesselnden erhabenen Gestalten können die Achtung vor den Begriffen Ehre und Würde des Menschen verstärken - Eigenschaften, die heute so leicht verlorengehen - doch denen, die ihrer ermangeln, droht Verderb. Und damit die Saat Früchte trägt, sollte man schon bei den Kindern beginnen

       Sie fragen nach der ”Vereinigung der Frauen“. Ich sah in ihr eine Idee universeller Vereinigung zwecks Erhebung des Bewusstseins der Frauen in allen Ländern und zur Bestätigung der Rechte der Frau, und dies nicht durch Gewalt und hässliche Demonstrationen nach Art der Suffragetten, sondern durch Selbstvervollkommnung und Entwicklung der eigenen Fähigkeiten. Die Tätigkeit der ”Vereinigung der Frauen“ sollte auch in das Programm der ”Gemeinschaft der heldenhaften Schwestern“ aufgenommen werden, über die ich Ihnen bereits geschrieben habe. Sicherlich, jedes Programm müsste den örtlichen Bedingungen und bestehenden Möglichkeiten angepasst werden. Ja, die Frauen sollten sich zur Verteidigung ihrer Rechte und der ihrer Kinder wirksam einsetzen und durch Wort und Tat die Moral und das kulturelle Niveau ihren Ländern entsprechend heben.

       In Amerika gibt es viele nützliche Einrichtungen, an denen Frauen wesentlichen Anteil haben. So sollte in diesen Bewegungen auf die sogenannten ”Chautauqua“ (indianisches Wort: Windfahne) hingewiesen werden. Diese Einrichtung gab den entferntesten Ortschaften im Land die Möglichkeit, mit modernen Errungenschaften auf allen Gebieten der Wissenschaft, der Kunst und mit den sozialen Bewegungen vertraut zu werden und damit gleichzeitig einen Überblick zu gewinnen und eine Bewertung der Weltereignisse zu erlangen; allerdings muss das Niveau der Zuhörer Berücksichtigung finden. Dazu werden im Sommer gewöhnlich Redner und Künstler eingeladen, die oft von weither angereist kommen. Die in den entsprechenden Ortschaften lebenden Menschen werden über ihr Kommen rechtzeitig informiert. Es wird ein geeignetes Gebäude bereitgehalten oder es werden große Zelte aufgestellt, die die Truppe selbst mitbringt. Ich hörte von einer Dame, die auf solch eine Reise ging, dass die Eintrittskarten bereits im voraus ausverkauft waren. Diese Einrichtung ist finanziell erfolgreich, und ihre Bemühungen steigern sich insgeheim. Freilich sind auch Zirkuskünstler mit in das Programm aufgenommen, denn letztere ziehen den größten Prozentsatz des Publikums an. Dabei können auch wertvolle und erzieherische Nummern geboten werden. Auf diese Weise ziehen die ”Chautauqua“ durch ganz Amerika. Sie reisen meistens mit eigenen Wagen.

       Beigeschlossen finden Sie ”Tagebuchblätter“ von N. K., in denen er von Frauenbewegungen in Indien spricht. Sie werden darin viele schöne und nützliche Gedanken finden, von denen Sie viele verwerten können. Allerdings ist die Lage der Frauen im Westen weit besser als im Osten; nichtsdestoweniger sind sie von Gleichberechtigung weit entfernt. Erst wenn die Gleichberechtigung der Frau im planetaren Ausmaß erreicht ist, können wir sagen, dass unsere Evolution den Status der Menschlichkeit erlangt hat. Zur Zeh sind wir in den meisten Fällen nur ”Zweibeiner“, wie der große Buddha die Unwissenden und Böswilligen nannte. Das Gleichgewicht der beiden Urelemente ist die Grundlage des Lebens, und die Verletzung dieses Gesetzes brachte unseren Planeten an den Rand der Zerstörung. Aber werden es viele verstehen?

       Was kann über den Fortschritt des Paktes in Europa gesagt werden? Es gibt eine Menge Gespräche und viele Versprechungen, aber es ist schwer zu sagen, was sich in naher Zukunft daraus ergeben wird. Zur Zeit ist Europa mit gänzlich unterschiedlichen Vorstellungen befasst und steht an der Schwelle vieler Ereignisse. Ich weiß nur, dass das Komitee des Paktes in vielen Ländern die Arbeit aufnahm, aber aus Mangel an Initiative und Ausdauer der Mitglieder bald wieder einstellte. Das Haupthindernis besteht im Mangel an geeigneten Menschen. Aber wenn wir uns vergegenwärtigen, dass es 17 Jahre dauerte, die Idee des Roten Kreuzes zu verwirklichen, so können unsere Freunde auf die bereits erzielten Ergebnisse geradezu stolz sein. Sie sollten sich daher für weiteren Fortschritt mit Geduld wappnen.

       Ich freue mich, dass Ihnen unser Ort gefallen hat. Die Laboratorien befinden sich allerdings noch im Bau, und derzeit haben wir nicht die Mittel, die elektrischen Anlagen einzurichten. Dies erfordert viel Geld. Wir sind uns bewusst, dass wir eine schwere Zeit durchzumachen haben und hoffen, dass es später besser wird. Wenn wir uns wiedersehen, will ich Ihnen von den ungeheuren Schwierigkeiten berichten, die wir ständig zu überwinden haben. Doch wir lernten es, jedes Hindernis gutzuheißen, denn wie anders könnte unsere Standhaftigkeit geprüft, unsere Fähigkeiten geschärft und unsere Hingabe zum Großen Lehrer bewiesen werden, der ständig über uns wacht und seine Hilfe im letzten Moment sendet? Ihre Worte über die ernste, aber schöne Zeit, die wir nun erfahren, gingen mir daher sehr zu Herzen. Ernst und schön ist unsere Zeit, denn die Hierarchie des Lichts hat zum ersten Mal so viele Zeichen über die Erde verstreut; so viele Rufe erklingen im Raum, so viel Licht und Wissen wird gegeben!

       Sie haben weise gehandelt, neu Ankommende nicht sofort als Mitglieder in Ihre Gesellschaft aufzunehmen. Es muss eine strenge Unterscheidung getroffen werden. Oft enthüllen die Menschen nicht gleich ihr wahres Gesicht. Daher sind viele Vorkehrungen notwendig. Ich freue mich mit Ihnen am geistigen Fortschritt Ihrer Freunde, die Ihrem Herzen so teuer sind. Ja, nichts kann die Herzenswärme ersetzen, und so glaube ich, dass sich alles zum Guten wenden wird, wenn Sie immer wachsam sind.

       Lasst uns mutig und strebend die Schwelle zu vielen Ereignissen überschreiten.

       Wer wagt es, gegen die Prinzipien der LEBENDIGEN ETHIK zu sprechen? Wer kann gegen die Verfeinerung und Einführung in das wahre Verstehen der Kultur etwas einzuwenden haben? Könnte solch eine sich erhebende Stimme sich gegen die Grundlagen des Seins auflehnen?

       Mögen die Schwingen des Geistes wachsen. Sie werden Sie über alle Abgründe tragen, und Ihr heimlicher Wunsch vermag in Erfüllung zu gehen.

       12. Dezember 1935

       Vielen Dank für das interessante Buch über das kleine Mädchen, das Gedankenlesen kann. Jetzt gibt es überall zahlreiche Zeichen dieser Art und es ist ratsam, sie zu sammeln. So berichteten unsere Lokalzeitungen in den letzten Tagen über ein kleines Mädchen, das sich seines vergangenen Lebens erinnert. Ich führe einige Paragraphen aus den Büchern der LEBENDIGEN ETHIK an, über ein kleines Mädchen, das Gedankenlesen kann: ”Die Fähigkeit des Kindes, von dem ihr sprachet, ist ein direkter Beweis davon, was früher gesagt wurde. Wenn ein Kind die reine psychische Energie anwendet, verfügt es über Wissen, das von anderen nicht wahrgenommen wird. Aber wenn der Verstandeswille wirksam wird, setzt der Strom der Grundenergie aus. Es ist gesagt worden: Seid einfach im Geist, das heißt, lasst die reine Energie wirksam werden, erschwert ihr Strömen nicht und begreift, dass euch Verstandeszwang nur ärmer macht. So weiß der Gelehrte nicht durch seinen Verstand, welches Buch er vom Regal nehmen soll, sondern durch sein Gefühlswissen.” (Feurige Welt III, § 535)

       ”Warum nur staunen die Menschen über die vielen Fälle von Kindern, die sich ihrer Vergangenheit erinnern? Gerade in der heutigen Zeit werden häufig solche offenbaren Vermittler zwischen dieser und der feinstofflichen Welt geboren. Sie erinnern sich auch an ihren Aufenthalt zwischen den irdischen Leben, aber die Menschen verstehen es nicht, sie hierüber zu befragen. Das Wichtigste dabei ist nicht, dass sie sich an vergrabenes Gold erinnern, sondern dass sie über wertvolle Wahrnehmungen berichten können. Auf diese Weise findet eine Wiederannäherung der beiden Welten statt, und dieser Umstand geht großen Ereignissen voraus. Aber noch eine lange Zeit hindurch werden viele nicht begreifen, in welchem Ausmaß sich alles um sie verändert. Erinnert euch an das alte Märchen, wie der König einer Hinrichtung unterzogen werden sollte, aber von der Wirklichkeit so fern war, dass er sich auf dem Weg dahin sehr mit einem Stein befasste, der aus seiner Krone fiel.” (Feurige Welt III, § 542)

       ”Es ist wahr, dass meistens kranke und sogenannte anomale Menschen eine Verbindung mit dem Überirdischen haben, und das ist eine große Schmach für die Menschheit. Gerade die gesunden Menschen sollten die Nähe der Feinstofflichen Welt spüren. Aber der Unterschied zwischen kranken und gesunden Menschen ist verwischt. Die Menschen haben ihren Verstand mit einer Kruste bedeckt, die Vorurteile entstehen ließ. Hinter diesem Gehege ist die Feinstoffliche Welt nicht sichtbar. Sogenannte anomale Menschen sind gewöhnlich frei von Vorurteilen und verlieren darum nicht den Kontakt mit der Feinstofflichen Welt. In der Tat, wie oft überblicken Menschen in Krankheitszeiten beides, Vergangenheit und Zukunft; manche haben ihre vergangenen Leben geschaut und vergessene Fähigkeiten wieder entdeckt. Zwischen dem gefühllosen Zustand und wahrer Gesundheit muss eine neue Grenze gezogen werden. Neue Entdeckungen sind von keinem Nutzen. Die Menschen müssen solch eine Erschütterung erfahren, dass sie ohne jedwedes Fieber die Erinnerungen aus der Vergangenheit bewahren und auch das erkennen, was vorbestimmt ist.” (Feurige Welt III, § 545)

       ”Bei außergewöhnlichen Gefahren blitzt Helligkeit auf, was bedeutet, dass es möglich ist, die Aufspeicherungen des Bewusstseins durch etwas wachzurütteln. Das gleiche geschieht bei Epilepsie, wenn sich nach den Worten des Betroffenen für ihn die Himmel öffnen. Das heißt, dass Hellsichtigkeit auch inmitten irdischer Bedingungen möglich ist. In der Tat, das ist so plötzlich - zu schnell, um von irdischer Zeit vermerkt zu werden. Und in dieser blitzartigen Zeitlosigkeit liegt offensichtlich eine Eigenschaft der Feinstofflichen Welt. Natürlich, Träume sind auch zeitlos, und doch können sie eine Anzahl von Ereignissen beinhalten. Durch verschiedene Beispiele können wir uns dessen erinnern, was früher jedem bekannt war.” (Feurige Welt III, § 546)

       Die Menschen sind sich nicht bewusst, dass das Fundament großer Ereignisse im Verschieben der räumlichen Strahlen liegt, in der Annäherung der Welten und in dem erneuerten Bewusstsein, das zu einem neuen Verstehen des Lebens führt. Vieles wurde bereits offenbart. So lasst uns dem Unwiederbringlichen Jahr entgegensehen.

       14. Dezember 1935

       In allen Lehren des Altertums ist Hingabe an den erwählten Lehrer eine notwendige und grundlegende Eigenschaft des Jüngers. Seien Sie daher gesegnet, wenn diese Eigenschaft Ihrem Geist nicht fremd ist.

       Sie erwarten Toleranz aller Gruppen, die Ihrem geliebten Lehrer (ich hoffe, der Lehre des Lichts) folgen, und damit haben Sie natürlich recht. Aber dann sollten Sie weder besorgt noch ungehalten sein, wenn jemand genauso inbrünstig dem Herrscher M. ergeben ist wie Sie es Ihrem erwählten Lehrer gegenüber sind. Im Zusammenhang damit gibt es im III. Band des Buches ”Feurige Welt“ § 573 einige Aussprüche, die ich Ihnen gerne zitieren möchte: ”Die Lehre des Guten muss der Freund des Guten sein - in allen seinen Erscheinungen. Diese Wahrheit erscheint einfach, doch böse Absicht versucht dauernd, sie zu entstellen. Den Lehrer des Guten muss es schmerzen, wenn er sieht, wie die Arbeiter des Guten verwirrt werden und wie sie einander ausschließen. Solch eine Entartung des Guten vollzieht sich, wenn einer eine Last des Guten auf sich nimmt, die für ihn zu schwer erscheint, oder wenn ein anderer eine doppelte Last zu tragen versucht. Und wagt es jemand gar, eine dritte Last auf sich zu nehmen, dann wird er wenig Helfer finden. Millionen Jahre reichten nicht aus, um die Menschheit zu lehren, sich am Guten zu erfreuen, zu wachsen, es als etwas äußerst Nützliches liebzugewinnen Die Lehre muss in allen Trägen des Guten ein Gefühl weiter Sympathie erwecken. Andernfalls wird sie nicht die Lehre des Guten, sondern eine Lehre der Ichsucht sein.”

       So heiße ich Sie als Streiter willkommen; mögen Sie Ihre Last des Guten freudvoll tragen.

       17. Dezember 1935

       Alles, was Sie schreiben, ist sehr interessant. Das Leid, das infolge der fürchterlichen Katastrophe, die unseren Planeten bedroht, über die Menschheit kommen wird, wenn sie sich weigert, sich zu besinnen, ist mir wohl bekannt. Seit frühester Kindheit stand ich unter dem Druck der Vorahnung bevorstehender Katastrophen. Wiederholte Traumvisionen von der Zerstörung des Planeten hinterließen eine unauslöschliche Spur in meinem Bewusstsein, Auch werde ich den Tag nicht vergessen, an dem man zu mir, bereits als Erwachsener, von der letzten Prüfzeit für unseren Planeten sprach und ich die Wirkung erstickender absoluter Finsternis erlebte. Nach diesem Erlebnis war ich für einige Tage in einem schrecklichen Nervenzustand Es heißt: ”Diesen Feind des Planeten (absolute Finsternis) können nicht viele ertragen, ohne zu erkranken.” Jetzt allerdings sind der Schrecken und der Druck überwunden, aber noch verbleibt Traurigkeit bei dem Gedanken an die Möglichkeit einer solchen endgültigen Vernichtung.

       Und jetzt über N. K. - warum er nicht über die gegenwärtige Zeit Russlands spricht. Für einen feinfühligen Geist müsste es verständlich sein, denn N. K. liebt sein Land sehr und ist ihm treu ergeben. Dieses Gefühl ist ihm so heilig, und davon zu jenen zu sprechen, die es nicht verstehen oder ihm feindlich gegenüberstehen, wäre gotteslästerlich. Im Osten ist es üblich, vom Heiligsten nicht zu sprechen, und in dieser Hinsicht gehört N. K. dem Osten an. Sein Herz sieht und weiß, was andere noch nicht verstehen können. Die Evolution schafft ihren unabänderlichen kosmischen Lauf, und eine große geschichtliche Auslese findet derzeit im ganzen Planetenraum statt. Alle, die ihr Land aufrichtig lieben, verstehen, wie besorgt man sich in einer schweren und schmerzlichen Zeit des Übergangs zu neuem Aufbau verhalten muss, nachdem eine gigantische Explosion es bis auf den Grund erschütterte. Unser Land begab sich bereits auf den Weg der Genesung und sucht nach einem neuen ruhmvollen Pfad. Die freudvollste Erscheinung ist, dass die Massen zu einem bewussten Leben erwachten, zum Verstehen allgemeiner Zusammenarbeit, und der Durst nach Wissen unter den jungen Leuten ist groß. Allerdings sind Gegenströme unvermeidlich, aber eine große Bewusstseinsveränderung der Menschen ist offensichtlich. Sollten wir daher unserem Land gegenüber nicht besondere Behutsamkeit walten lassen?

       Die Erneuerung Russlands ist eine Garantie für Wohlergehen und Frieden in der ganzen Welt. Der Untergang Russlands ist der Untergang der ganzen Welt. Manche beginnen bereits, dies zu erkennen, doch noch vor kurzem dachten die Menschen umgekehrt, nämlich, dass die Vernichtung Russlands die Rettung der Welt bedeutete, und sie versuchten, es bis aufs äußerste zu vernichten und zu entzweien. Groß war die Furcht vor dem Wachstum Russlands, und selbst wenn diese Furcht berechtigt wäre, schrieb sie niemand der rechten Ursache zu. So gab es vielerlei Befürchtungen wegen der Machtergreifung Russlands, aber niemand konnte die Folgen dieser Explosion (zu der viele beigetragen haben), die das Gleichgewicht der Welt herzustellen hatte, voraussehen und ableiten. Groß sind die Folgen dieser Explosion in Russland! Gereinigt und erneuert wird Russland auf der neuen Grundlage breiter nationaler Zusammenarbeit und freien kulturellen Aufbaus ein Bollwerk wahren Friedens werden.

       28. Dezember 1935

       Das Opfer Christi und seine Annahme der Kreuzigung für das Überbringen der Lehre des Lichts hatte für die ganze Menschheit und alle Daseinsebenen zweifellos ungeheure Bedeutung. Auch von anderen Großen Lehrern sind für die Rettung der Menschheit Aufopferung und große Errungenschaften erbracht worden. Und es ist schwer zu sagen, wessen Aufopferung größer war - die Aufopferung Sri Krishnas, des Geistigen Lehrers und königlichen Lebenserbauers, oder die Aufopferung Gautama Buddhas, der zur Bestätigung des großen Gesetzes über sechzig Jahre die schwere Last des Lehrens trug.

       In der Broschüre ”Auf östlichen Kreuzwegen“ heißt es richtig, dass die Auflehnung Luzifers der Welt den Christus brachte. Diese Auflehnung brachte auch andere Große Lehrer, von denen einige vor ihm, andere nach ihm erschienen. Die Liste der selbstlosen Leben der Höchsten Geistwesen, die die finsteren Kräfte bekämpften, ist lang. Nach der Überlieferung des Ostens begann die Auflehnung Luzifers bereits zu Ende der dritten Rasse. Die große Schlacht, die in der vierten Rasse zwischen den Söhnen des Lichts und den Söhnen der Finsternis ausgetragen wurde und von der in allen Überlieferungen gesprochen wird, hebt dieses große Drama unseres Planeten stark hervor. Die Tragödie ist, dass Luzifer durch kosmisches Recht der wahre Herr unserer Erde ist. Sein Geisteskorn birgt potentiell jene Energien, die sich im Kern unseres Planeten sammeln. Deshalb ist es leicht, sich vorzustellen, wie gut vertraut der Herr der Erde mit seinen Bewohnern ist und dass alle ihre Energien sich ihm unterordnen; die großen Söhne des Lichts hingegen kamen von anderen Welten auf unseren Planeten. Und der Größte unter Ihnen übernahm die Verantwortung für diesen Planeten. Er steht ewige Wache, und nach allen Schriften ist Er der Besieger des Drachens.

       Die Höchsten Geistwesen, die die Verantwortung für die Evolution übernahmen, inkarnierten nach und nach auf der Erde in verschiedenen großen Gestalten. Bedenken Sie, es heißt, dass alle Himmlischen Kräfte nicht so viel Macht sammeln können, wie in Vereinigung mit den Höchsten Kräften durch die Vollbringung EINER großen Heldentat gesammelt wird. Für die Erde muss alles durch irdische Mittel unter irdischen Bedingungen getan werden. Sicherlich, durch das Opfer Christi kann niemand erlöst werden. Denn niemand kann einen anderen erlösen. Jedoch die Lehre Christi mahnte die Menschheit noch einmal an die drohende Gefahr und wies den Pfad zur geistigen Rettung. Aber die Fallen der finsteren Kräfte und die von ihnen ausgehende Gefahr schwanden nicht, sondern vermehrten sich vor der entscheidenden Schlacht. Daher ist es jetzt mehr denn je wichtig, dass sich alle Kräfte des Lichts vereinigen, um die Horden der Finsteren abzuwehren, die in ihrer Wut und ihrem Wahnsinn den Planeten zu sprengen versuchen. Aber diese Vereinigung erfordert beim gegenwärtigen Bewusstseinszustand der Masse größte Vorsicht, denn oft steigert eine Annäherung den Missklang nur. So sprechen die Menschen oft das Sprichwort aus ”Einer allein im Felde ist kein Krieger”, aber die wirkliche volle und ernste Bedeutung dieser Worte dringt nicht in die versteinerten Herzen ein.

       Ich schlage vor, dass Sie in Ihrem Werk hervorheben, inwieweit die Esoterik in der Lehre Christi nicht verstanden und stillschweigend übergangen wird, sogar in den Evangelien. Sie könnten auch erwähnen, dass der erste Strahl der Neuen Zeit ein neues Verstehen der Lehre Christi bringen wird. ”So lasst uns den Pfad der Erscheinung Christi annehmen als ein heiliges Zeichen, und mögen die Menschen alle Zeichen des Höchsten Pfades achten.”

 

1936

       11. Januar 1936

       Ich habe Ihren Brief sehr aufmerksam durchgelesen und muss sagen, dass ich vor allem darüber erfreut war, dass Sie keiner pseudo-okkulten Gesellschaft oder Organisation mehr angehören. Es gibt heute wirklich sehr viele solcher Organisationen, sie wachsen wie Pilze nach dem Regen aus dem Boden! Und ich weiß, wie sehr sie alles vermengen! Manche sind ohne Bedeutung, aber es gibt andere unter ihnen, die äußerst dunkel und gefährlich sind. Zu Recht waren Sie beunruhigt, als Sie feststellen mussten, dass der von Ihnen beschriebene Orden anstatt zur Bekämpfung durch Liebe zur Rache neigt. In den Lehren des Lichts kann es keine Rache geben. Wahrlich, der erste Grundsatz jeder Lehre des Lichts ist, jedwedes Rachegefühl auszumerzen. Wenn die Lehren von der Widersetzung gegen das Böse sprechen, so darf man darunter nicht Rache verstehen. Widersetzung gegen das Böse ist die Voraussetzung zur Verteidigung des Allgemeinwohls, der Rache hingegen liegt ein persönliches Motiv zugrunde, und Sie wissen, dass Selbstsucht die Wurzel allen Übels ist. Wer der Rache fähig ist, kann niemals ein Jünger werden. Wer sein Denken und seine Gefühle nicht beherrschen kann, der kann nicht erwarten, auf dem Pfade des Lichts schnell voranzukommen.

       Sie fragen: ”Warum kam der Lehrer nicht rechtzeitig zu mir? Warum führte er mich nicht voran mit strenger Hand?” Aber die Lehrer kommen nicht zu einem. Wir selbst müssen nach ihnen verlangen. Und selbst wenn der Lehrer Sie rechtzeitig erreicht hätte, wären Sie sicher, dass Sie Seine strenge Hand angenommen hätten? Wäre sie Ihnen nicht unerträglich schwer erschienen, und hätten Sie sie nicht womöglich mit einer großen Lästerung zurückgewiesen? Der Pfad der Jüngerschaft ist nicht leicht. Er hat nichts gemein mit den Schilderungen des Lebens von Magiern und Eingeweihten in okkulten Romanen.

       Weiter fragen Sie: ”Warum war solch ein Experiment notwendig? Nur um Enttäuschungen zu erleben, gegenüber Menschen und Organisationen mein Misstrauen zu erwecken?” Sie müssen jedoch verstehen, dass uns nie ein Experiment aufgezwungen wird, wir selbst schaffen es und nehmen es an; denn Karma stellt uns in jene Verhältnisse, in denen wir eine neue Lektion lernen oder die frühere wiederholen müssen, sofern wir sie noch nicht gelernt haben. Vielleicht mussten Sie unterscheiden lernen und sich nochmals von den Fehlern der pseudo-okkulten Vereine überzeugen, um Ihre Vorliebe für Rituale und damit zusammenhängende Gestalten abzulegen. Nicht viele sind davon überzeugt, dass man zu den höheren Quellen durch Rituale und Heruntersagen von sinnlosen Mantrams, die längst ihre Bedeutung verloren haben, keinen Zutritt erhält, denn ihr Wert liegt im Rhythmus, geboren in einem flammenden Herzen. Äußerliches, ohne innere Bestrebung kann nicht von wirklichem Wert sein. Rituale können, wenn sie schön gestaltet werden, dazu dienen, eine bestimmte erhabene Stimmung zu schaffen, jedoch können sie nicht als unabhängige ausreichende Bedingung für geistigen Aufstieg betrachtet werden.

       Sie schreiben: ”Wo ist die Gewähr, dass der andere unbekannte Orden mich nicht wieder anziehen und zwingen wird, die dümmsten Handlungen zu vollführen, gerechtfertigt durch höhere geheimnisvolle Ziele? Woran kann man eine reine Bewegung erkennen?” Gerade eine reine Bewegung wird von Ihnen nicht verlangen, unüberlegte Handlungen zu vollführen und behaupten, dass sie durch höhere, geheimnisvolle Ziele gerechtfertigt wären. Jeder Lehrer des Lichts weist auf die Vernunft hin und lehnt jedwede Gewalt ab. Er empfiehlt allein Reinheit in Gedanken, Motiven, Worten und Taten. Unzulässig ist jedwede Maske. Die Masken überlassen wir den Agenten der Finsternis, die etwas verbergen, und Sie haben recht, sich vor ihnen zu hüten. Zur Zeit sind die Finsteren zahlreich vertreten. In Anbetracht der für sie kritischen heranrückenden Fristen sind sie auf beiden Ebenen äußerst aktiv, um Helfershelfer in ihre Reihen zu bekommen. Doch unglaublich hart ist das Karma jener, die sich von ihnen anlocken lassen.

       Ich bezweifle, dass Fasten in Ihnen eine magnetische Kraft entwickeln kann. Gewiss, Enthaltsamkeit ist in allem wesentlich, aber Hungern kann nicht stärken. Von allen Lehren des Lichts wird großes Gleichgewicht geboten. Sobald Sie diese Macht in sich erkennen, vermehren Sie sie durch Beharrlichkeit im Streben für das aufgezeigte wohltätige Ziel.

       Alles, was Sie schreiben, habe ich erwogen, und mein Rat für Sie ist, befassen Sie sich mit den BÜCHERN DER LEBENDIGEN ETHIK - vorerst mit den beiden Bänden ”Blätter des Gartens MORYA“ sowie mit dem Buch ”Agni Yoga“. Wenn Ihr Geist darauf anspricht, schreiben Sie mir, nachdem Sie sie gelesen haben, und teilen Sie mir Ihren Eindruck mit sowie auch die für Sie eventuellen Unklarheiten; ich werde sie Ihnen gerne beantworten. Lassen Sie mich alle für Sie unbekannten Ausdrücke wissen. In östlichen Sprachen gibt es Ausdrücke, die nur schwer in unsere rauhen europäischen Sprachen zu übersetzen sind.

       Zum Abschluss möchte ich Ihnen sagen, dass ”alles offenbar und erreichbar ist”. Es liegt allein an uns, einzutreten und zu empfangen. Die grundsätzlichen Bedingungen zur Erreichung sind Ehrlichkeit, Mut, Furchtlosigkeit, unbesiegbares Streben, äußerste Geduld und Dankbarkeit für jede Krume. Verrat allerdings, selbst in Gedanken, ist unzulässig. Aber gibt es Aufrichtigkeit und ein flammendes Herz, dann wird alles leicht und freudvoll. Nehmen Sie also Ihren erwählten Lehrer mit dem ganzen Wesen in Ihr Herz auf, und bald werden sich Errungenschaften einstellen.

* * *

       17. Januar 1936

       Ich stimme Ihnen völlig zu, dass für manche Menschen der Begriff kosmisches Bewusstsein so erschreckend ist wie Schwefel. Wie kann man an kosmisches Bewusstsein denken, wenn man die Bedeutung des menschlichen Bewusstseins nicht voll begreifen kann? Auch viele ”kluge“ Menschen erkennen nicht, was kosmisches Bewusstsein wirklich ist, und so meinen sie, sich abzuschirmen, indem sie es übergehen, um sich hauptsächlich selbst vor Gefahr zu schützen. Darüber hinaus bringen sie dieses kosmische Bewusstsein wahrscheinlich mit einer besonderen Art von Internationalismus in Zusammenhang. Freilich, es ist schwer zu erkennen, wie sich bestimmte Dinge in unwissenden Gemütern auswirken.

       Es wird viel davon gesprochen, wie notwendig die Entfaltung nationalen Bewusstseins ist, und dies mit Recht, denn sein eigenes Land zu lieben, ist ein heiliges Gefühl. Genaugenommen ist Nationalbewusstsein der Ausdruck des Volkscharakters, und es ist die Charaktereigenheit, die in jeder Erscheinung das wichtigste ist. Menschen und Länder sollten die Grundlage ihres Charakters und ihrer Individualität bewahren, indem sie sie entfalten und anreichern mit allen Blumen, die auf ihren Wiesen wachsen, sowie mit allen Möglichkeiten, die ihnen offenstehen. Genaugenommen ist es Aufgabe des Volksgenius, sich anzupassen und dem Prisma seines Bewusstseins zu ermöglichen, die Errungenschaften aller Völker und Zeitalter zu durchschreiten und sich seine eigene unwiederholbare Synthese dieser Anhäufungen schöpferischer Erscheinungen zu vergegenwärtigen. Aber einige wenige verstehen Volksbewusstsein als etwas Getrenntes und deshalb Beschränktes; jede Absonderung hingegen ist unnatürlich und schädlich, da sie dem Gesetz der Einheit des Seins widerspricht. Und da die Gesetze in allem einheitlich sind, endet jede Absonderung und Beschränkung in Erstarrung oder führt gar zum Tod. Das Gesetz des Seins weist auf ständige Erweiterung und unbegrenzte Entfaltung hin. Nur in dieser Entfaltung, in dieser unablässigen Erfassung aller Möglichkeiten gibt es ewiges Leben. Durchkreuzen Sie diese Erkenntnis in jemandem, und das Leben solch eines Menschen wird nur dem vergänglichen Bewusstsein einer einzigen Persönlichkeit anhaften.

       Ewiges Leben wird gerade durch kosmisches Bewusstsein gewonnen, oder die Erkenntnis des eigenen kosmischen Ursprungs.

       In unserem Zeitalter hat man bereits erkannt, dass die Menschheit, wenn sie erfolgreich evolvieren will, eine bestimmte internationale Zusammenarbeit anstreben muss, obwohl sich diese Zusammenarbeit im gegenwärtigen Stadium weit mächtiger in mechanischen und materiellen Errungenschaften offenbart als in geistiger Hinsicht. Die Wissenschaft jedoch schreitet mit solch riesigen Schritten voran, dass die nächste Stufe bald erkannt werden wird, nämlich jene der Zusammenarbeit mit dem Kosmos. Dann wird kosmisches Bewusstsein selbst die offenkundig Unwissenden nicht mehr schrecken und zu einem normalen Faktor werden; und kein Mensch, der seinen Platz im Kosmos erkennt, wird in seinem eigenen Käfig bleiben wollen, Erst dann wird geistige Einheit in das Wesen kommen.

       Alles, was Sie über gewisse Personen schreiben, die die Lehre der LEBENDIGEN ETHIK verlassen haben, ist nicht ungewöhnlich. In der Tat, wäre dem nicht so, befände sich die Welt nicht in einer ausweglosen Lage und keine kosmischen Kataklysmen bedrohten uns. Es schmerzt einen, solche Feststellungen zu hören, wie ”Gedanken an das Allgemeinwohl sind nur leere Worte”. Gewiss, für ein erloschenes Herz und einen verknöcherten Verstand sind Gedanken an das Allgemeinwohl leere Worte. Aber ein erleuchtetes Bewusstsein versteht seine völlige Abhängigkeit vom Allgemeinwohl. Das Allgemeinwohl war und ist die Grundlage jedes Vermächtnisses. Die LEHRE CHRISTI ist genaugenommen die Lehre des Allgemeinwohls, und jene, die das nicht begreifen und diesen Grundsatz leugnen, leugnen den Verkünder selbst. Es ist besser, sich mit solchen Bewusstseinen in keine Diskussion einzulassen. Ja, nur die Anerkennung und Aneignung des Gesetzes der Reinkarnation könnten die Menschheit zu richtigem Verstehen des Allgemeinwohls führen. Es ist höchst erstaunlich, wie jene, die den Begriff ”Allgemeinwohl“ bespötteln, nichtsdestoweniger die Vorteile sämtlicher für das Allgemeinwohl erdenklicher Annehmlichkeiten nutzen, so z. B. die ausgezeichneten Beförderungseinrichtungen u. dgl. m.

* * *

       Und nun zu Ihrer Frage: § 279 des Buches ”Feurige Welt II“: Moru ist eine Pflanze, die in unserer Gegend wächst. Sie ist eine Buschpflanze und ihr Aroma erinnert sehr an Eisenkraut. Ich werde Ihnen ein Zweiglein senden, aber nicht jetzt im Winter. Versehentlich verwendete ich beim Schreiben des Namens dieser Pflanze einen Großbuchstaben und dies könnte wirklich viele Leser verwirren.

* * *

       Gewiss, es wird nie und nirgendwo vorgeschlagen, dass man zusammengepfercht in Gemeinschaftshäusern leben sollte. Dies muss im weitesten Sinn verstanden werden. Denn nicht in allen Arbeitsgemeinschaften leben die Menschen beisammen. Sie sammeln sich für gemeinsame Arbeit, aber ihr persönliches Leben und ihr weiterer Tagesablauf vollzieht sich getrennt voneinander. Die Idee gemeinsamer Arbeit bedeutet nicht unbedingt physisches Beisammensein. Genaugenommen, es besteht keine Notwendigkeit, physisch aneinander zu stoßen. Jedes Zeitalter bestimmt seine eigenen Forderungen und Bedingungen, und es ist ganz unmöglich, zu den alten Formen zurückzukehren. So untersagte auch der Herrscher Buddha in seinen Gemeinschaften ein physisches Zusammendrängen und war darum besorgt, dass jedes Mitglied seine eigene Zelle hatte. In seinen Gemeinschaften gab es auch keine gemeinsame Essenseinnahme. Alle Bhikshus aßen getrennt. Sie versammelten sich nur zu gemeinsamer Arbeit und geistigen Gesprächen. In der Tat, Gemeinschaften sind nur möglich, wenn die Auren der Mitglieder völlig harmonisieren, aber dies wird sehr selten erreicht. Wenn Sie daher eine Gemeinschaft errichten wollen, so tun Sie es so einfach wie möglich, ohne sich durch Verpflichtung zu binden; leisten Sie vor allem intensive Arbeit, wappnen Sie sich weiter mit unendlicher Geduld und Duldsamkeit. Danach könnte in vielen Fällen das Genossenschaftsprinzip Anwendung finden, ohne darauf zu bestehen, zusammen zu leben. Es wäre viel leichter, das gemeinsame Wohnen für kurze Zeit, für bestimmte Wochen in den Sommermonaten zu praktizieren.

       Sie möchten gerne Ihre ganze Lebensweise, der der Weißen Bruderschaft im Bollwerk anpassen, aber das ist ganz unmöglich, denn ihr Leben ist so verschieden von unseren Bedingungen. Die Bruderschaft arbeitet in Gruppen, und die auftauchenden Probleme vereinen harmonisch den Rat für neue Kombinationen. Die Arbeit ist in drei Abteilungen unterteilt: erstens, Erforschen von Mitteln, um die Bedingungen der irdischen Ebene zu verbessern; zweitens, nach Wegen zu forschen, um den Menschen die erzielten Ergebnisse zu übermitteln; drittens, Mittel zu erforschen, mit den fernen Welten Verbindung aufzunehmen. Das erste Vorhaben erfordert Fleiß und Ausdauer, das dritte erfordert Wachsamkeit und Furchtlosigkeit, aber das zweite erfordert eine derartige Selbstaufopferung, dass der schwierigste Flug dagegen wie Erholung erscheint.

       Aber jetzt ist die Zeit des ernsten und entscheidenden Harmagedons, und daher sind alle Erforschungen und wissenschaftlichen Aufgaben vorübergehend eingestellt worden; alle Kräfte des Lichts sind darauf gerichtet, auf beiden Ebenen die unaufhörlichen Angriffe und die schrecklichen Ränke der schwarzen Bruderschaft abzuweisen. So kennt man im Wachturm weder Schlaf noch Ruhe. Wer von den Erdbewohnern könnte sich diesen Zustand äußerster Spannung vorstellen? Außerdem verbringen viele Brüder ihre meiste Zeit in der Feinstofflichen Welt, denn genaugenommen errichten sie hier einen Siegesteraphim. Und so erschallt jetzt in der Feinstofflichen Welt der Ruf und der Siegesgesang der Krieger von Schambhala. Seit Tausenden von Jahren bereitet sich das Bollwerk des Lichts für diese Schlacht mit den Kräften der Finsternis vor. Das vorausgesagte Harmagedon ist fürchterlich; alle unterirdischen Ungeheuer nehmen daran teil, und die Kräfte aller Ebenen sind darin einbezogen. Weist denn der sich nun vollziehende Wahnsinn nicht auf die nie dagewesene Zeit hin! Wer denkt über die unseren Planeten bedrohende Gefahr nach? Wissen viele, dass die Hauptsorge des Bollwerks des Lichts darin besteht, unseren Planeten vor vorzeitiger Explosion zu retten? In der Tat, das unterirdische Feuer, das auszubrechen droht, gefährdet unseren Planeten. An vielen Meeresbetten ist die Erdkruste sehr ausgewaschen, aber wer denkt an diese bedrohlichen Zeichen?

       Kein Erdbewohner könnte die intensive Arbeit aushalten, die derzeit im Bollwerk des Lichts geleistet wird. Die Menschheit ist darin so verbrecherisch, dass sie in ihrem Wahnsinn Lästerung gegen ihre Retter begeht. Sie rufen Christus, während sie jeden Augenblick seine Gebote verraten und die Hierarchie des Lichts, der Er angehört, schmähen. Aber die Herabsetzung selbst des geringsten Mitgliedes dieser HIERARCHISCHEN KETTE kann in Christi Augen keine Rechtfertigung finden. ”Viele werden zu mir an jenem Tage sprechen: ”Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt, in deinem Namen Teufel ausgetrieben und in deinem Namen viele Wunderwerke getan? Aber dann werde Ich ihnen bekennen: ”Ich habe euch niemals gekannt, weichet von mir, ihr Übeltäter” (Matth. 7:22, 23). Kann daher jemand auf Glückseligkeit und Rechtfertigung hoffen, der sagt: ”Allgemeinwohl ist nur ein leeres Wort?” Solch ein Mensch wird leer bleiben, denn wahrlich, Leere ist in seinem Herzen und seinem Kopfe. Christus und das Allgemeinwohl sind gleichbedeutend.

       In Zusammenhang mit der Idee der Gemeinschaftsarbeit möchte ich Ihnen gern den § 35 aus dem Band der ”Feurigen Welt“ zitieren: ”So viel wird über Zusammenarbeit gesprochen, aber so wenig begriffen! Dies ist einer der am meisten missverstandenen Begriffe, weil in einer menschlichen Gemeinschaft die Idee vereinter Arbeit so entstellt wird. Das Leben in der Gemeinschaft von Mitarbeitern kennt keinen Zwang der Gefühle, der Verpflichtungen, kein Aufdrängen, sondern Bestätigung vereinter Arbeit im Namen des Guten. Würde die menschliche Gesellschaft das Gesetz vereinter Arbeit als Lebensgesetz annehmen, wie sehr könnte das menschliche Bewusstsein geläutert werden! Denn der Rhythmus einer gemeinsamen Aufgabe kann verschiedene Fachleute und Individuen, die sich in ihren Eigenschaften unterscheiden, vereinen. Das Gesetz ist einfach, aber welche Entstellung umgibt es! Die Bekundung der geistigen Verwandtschaft des Menschen ist durch viele Gründe bedingt, sowohl geistig als auch karmisch, aber unter dem Arbeitsstrahl vermag sich eine Gemeinschaft mittels des Gesetzes der Zusammenarbeit zu organisieren. Daher ist es notwendig, die Mitarbeiter durch Arbeit heranzubilden und durch die Bestätigung, dass jeder Mitarbeiter ein Teil des Ganzen ist. Jedoch falsches Denken über das Persönliche sollte vermieden werden. Solche Interpretation wird nicht dazu beitragen, die Gemeinschaft zu einem einzigen Kanal zu festigen. So viele bedauerliche Geschehnisse könnten durch Bewusstseinserweiterung und das feine Verständnis dafür, dass es unzulässig ist, das Herz eines anderen Wesens zu missbrauchen, vermieden werden. So sollten die Mitarbeiter auf dem Wege zur Feurigen Welt verstehen, dass man nur durch das Gesetz gemeinsamer Arbeit voranschreiten kann - es gibt keine andere Maßnahme! Feines wird nur durch Feines erreicht; und die feinen Fäden des Herzens erklingen nur in der Spannung von vielen Tausenden von Jahren. Darum mögen die Mitarbeiter vor allem diesen einzigen Pfad erkennen. Genaugenommen gestattet das Gesetz vereinter Arbeit keinen Eingriff in das Herz des Nächsten.”

       § 36 desselben Buches: ”In der Gemeinschaft sollte man an die Heiligkeit der Gefühle denken. Man sollte vor allem daran denken, dass es unzulässig ist, in einem Mitarbeiter das feine Gefühl erzwingen zu wollen. Man sollte durch äußere Forderungen im Herzen keine feinen Schwingungen entfalten. Nur ein inneres, erworbenes Handeln erzeugt eine entsprechende Schwingung. Selten ist dieses geistige Leben inmitten erstickender Schwingungen zu finden. Aber diese Erscheinung - wenn Geist mit Geist in Harmonie erklingt - ist wunderbar! Vor allem bei Entwicklung des Gemeinschaftsbewusstseins sollte man Verständnis für Zusammenarbeit aufbringen. In diesem Verstehen kann die Gemeinschaft erstarken und der Wurm der Selbstbemitleidung wird schwinden. So geben Wir dem Schüler den Rat, die Freude an der Arbeit zu bestätigen, ohne in das Herz des Nächsten einzudringen. Seit langem heißt es: ”Liebe lässt sich nicht erzwingen!” Das ist auch eine kosmische Formel. Aber man kann den Pfad der Zusammenarbeit sehr läutern. So mögen die Schüler an diese Bekundung der Zusammenarbeit als wichtigem Schritt im täglichen Leben der Gemeinschaft denken!”

       Doch wie oft lassen die Mitarbeiter das Gefühl der Eifersucht aufkommen, das so viele schöne Unternehmen zunichtemacht.

       18. Januar 1936

       Vielen Dank für Ihren lieben Brief mit einem Bild von Ihnen. Ich bin allmählich dabei, eine reguläre Bildergalerie von Freunden zu sammeln. Ich sehe sie mir gerne an und beobachte die Veränderung des Gesichtsausdruckes. Haben Sie bemerkt, dass die Bilder lebender Menschen ihren Ausdruck verändern? Weiter freute ich mich, über ihre Aktivität zu hören. Säen Sie die nützliche Saat so weit Sie können, aber beachten Sie immer den Bewusstseinszustand. Kleiden Sie die großen Wahrheiten in das annehmbare Gewand. Das Verbergen des Lichts, um nicht die Schwachsinnigen zu blenden, zeugt von großem Mitleid. Wir sollten uns immer und überall vom Herzen leiten lassen. Es heißt, dass nur ein unbedeutendes Bewusstsein seinen eingebildeten Glanz stolz zu entfalten sucht, ein großes Bewusstsein jedoch scheut sich nicht, sich zu verbergen, wenn sichtbar wird, dass viele Begriffe noch nicht aufgenommen werden können.

       Gewiss, Sie haben recht, die Johannes-Offenbarung muss sehr vorsichtig gedeutet werden. In der Tat, jede Schrift, jede Legende aus dem Altertum hat sieben Schlüssel oder Deutungen. Was die ”Offenbarung“ anbelangt, sind viele Gelehrte jetzt zu dem Schluss gekommen, dass sie eine andere Version des Buches Enoch sowie der Drachenlegende des heidnischen Altertums ist. Die Offenbarung muss daher als viel älter, als man bisher angenommen hat, angesehen werden. Das Kapitel XII hat einige Bedeutungen, und ein Großteil des astronomischen und numerischen Schlüssels zu diesem Welt-Mythos ist bereits gefunden worden. Der Heiligen Lehre gemäß bezieht sich der hier erwähnte ”Krieg im Himmel“ auf bestimmte Ereignisse dieser Art auf unterschiedlichen und verschiedenen Daseinsebenen. Das erste ist eine rein astronomische und kosmische Tatsache der Kosmogonie … Wenn der siderische Prototyp (des Krieges) sich tatsächlich auf eine prämanwantarische Periode bezieht und gänzlich auf Wissen beruht … des ganzen Programms des Fortschritts der Kosmogonie …”, das Wissen, das im Besitz des Großen Lehrers ist, so hat der zweite Aspekt des ”Krieges im Himmel“ seine Widerspiegelung auf Erden, und der Ort des Geschehens war nicht der interplanetare Raum, sondern der Himalaya.

       ”Es ist der Bericht über das schreckliche Ringen zwischen den ”Söhnen Gottes“ (den Söhnen des Lichts) und den ”Söhnen des Schattens“ der vierten und fünften Rasse. Es liegt an den beiden Ereignissen, die durch Legenden zusammengelegt wurden …, dass jede folgende … Überlieferung auf dieses Thema aufgebaut wurde.” Aber ohne Rücksicht darauf, welches der astronomische Sinn dieser allgemein angenommenen Legende vom Kampf im Himmel ist, gründet ihre menschliche Phase auf wirkliche historische Ereignisse, die nur aus dem Grund in ein theologisches Dogma (Der Fall der Engel) entstellt und entwürdigt wurden, um sie mit den kirchlichen Zielen in Einklang zu bringen.

       In der ”Geheimlehre“ befinden sich weitere Erklärungen bestimmter Kapitel und Verse der Offenbarung. Ich machte hier Auszüge bringen, die Sie interessieren dürften:

       ”In der Einleitung zu Erzbischof Laurences Übersetzung aus einer äthiopischen Handschrift in der Bodleian Bibliothek [Oxford] bemerkt der Herausgeber, der Verfasser der ”Entwicklung des Christentums“: Bei der Revision des Buches Enoch prägte sich uns die Verwandtschaft mit den neutestamentarischen Schriften noch tiefer ein. So ist die Parabel von dem Schaf, das von dem guten Hirten von Mietlingswächtern und grimmigen Wölfen befreit wurde, von dem vierten Evangelisten offenbar entlehnt aus Enoch LXXXIX, wo der Verfasser darstellt, wie die Schäfer das Schaf vor der Ankunft ihres Herrn töten und erschlagen und so die wahre Bedeutung jener bisher geheimnisvollen Stelle in der Johanninischen Parabel enthüllt - ”Alle jene, die vor mir gekommen sind, die sind Diebe und Mörder” - eine Sprache, in der wir jetzt eine offenbare Bezugnahme auf die allegorischen Hirten des Enoch entdeckten (Das Buch des Propheten Enoch, Seite XLVIII, 1883 herausgebracht).

       ”Die Zeit ist zu weit fortgeschritten für die Behauptung, dass Enoch aus dem Neuen Testament entlehnt hat, anstatt umgekehrt. Judas (14, 15) führt wörtlich aus Enoch eine lange Stelle über die Ankunft des Herrn mit seinen 10.000 Heiligen an und anerkennt die Quelle, indem er den Propheten ausdrücklich nennt.

       Den Parallelismus zwischen Prophet und Apostel … vollendend, haben wir es über den Streit erhoben, dass in den Augen des Verfassers einer als göttliche Offenbarung angenommenen Epistel das Buch Enoch die inspirierte Darstellung eines vorsintflutlichen Patriarchen … war.

       Die gehäufte Übereinstimmung von Sprache und Ideen bei Enoch und den Verfassern der neutestamentarischen Schriften … zeigt klar dass das Werk des semitischen Milton die unerschöpfliche Quelle war, aus der Evangelisten und Apostel, oder die Männer, die in deren Namen schrieben, ihre Vorstellungen von Auferstehung, Gericht, Unsterblichkeit, Untergang und dem allgemeinen Reich der Gerechtigkeit unter der ewigen Herrschaft des Menschensohnes geborgt haben. Dieses evangelische Plagiat gipfelt in der Offenbarung Johannis, der die Visionen des Enoch dem Christentum anpasst, mit Abänderungen, in denen wir die erhabene Einfalt des großen Meisters apokalyptischer Voraussagung vermissen, der im Namen des vorsintflutlichen Patriarchen prophezeite” (Einleitung XXXIV - XXXV.)

       ”Vorsintflutlich fürwahr; aber wenn die Wortfügung des Textes kaum ein paar Jahrhunderte oder auch Jahrtausende vor die historische Zeitrechnung zurückreicht, dann ist es nicht länger die ursprüngliche Voraussage der zukünftigen Ereignisse, sondern eine Kopie irgendeiner Schrift einer vorgeschichtlichen Religion.

       Im Kritazeitalter teilt Vishnu in der Form des Kapila und anderer (inspirierter Lehrer) … wahre Weisheit mit (wie es Enoch tat). Im Tetrazeitalter wehrt er den Bösen in der Gestalt eines Weltherrschers (Chakravartin, der ”ewige König“ des Enoch) und beschützt die drei Welten (oder Rassen). Im Dvaparazeitalter teilt er in der Person des Vedavyasa den einen Veda in vier, und zerlegt ihn in Hunderte (Schata) von Zweigen.” (Vishnu-Purana)

       ”Im Buche Enoch, Kapitel XXVI, 3, sagt URIEL: ”Jene, die Gnade gefunden haben, sollen für immer Gott preisen, den ”ewigen König“, der über sie herrschen wird.”

       ”Fürwahr so; der Veda der frühesten Arier verbreitete sich, bevor er niedergeschrieben wurde, bis zu jener Nation der Atlanto-Lemurier und säte die ersten Samen aller jetzt existierenden alten Religionen. Die Sprösslinge des niemals sterbenden Baumes der Weisheit haben ihre verwelkten Blätter selbst über das Juden-Christentum verstreut. Und am Ende des Kali, des gegenwärtigen Zeitalters, wird Vishnu oder der ”ewige König“ als Kalki Avatar wieder erscheinen und die Gerechtigkeit auf Erden wieder herstellen. Die Gemüter derer, die zu jener Zeit leben, werden erweckt und so klar wie Kristall werden.

       Die Menschen, die durch Tugend in jener besonderen Zeit so verwandelt sind (der Sechsten Rasse), werden gewissermaßen die Samen sein von menschlichen Wesen, und sie werden eine neue Rasse hervorbringen, die den Gesetzen des Kritazeitalters der Reinheit folgen wird, d. h. sie wird die Siebente Rasse sein, die Rasse der ”Buddhas“, die Söhne Gottes, geboren von unbefleckten Eltern.

* * *

       Aber was ist in Wirklichkeit das Buch Enoch, auf das sich der Verfasser der Offenbarung wie auch der Heilige Johannes, der Verfasser der vierten Evangelien, so ausführlich in ihren Schriften beziehen? Es ist einfach ein Buch der Einweihung, das in allegorischem und vorsichtigem Wortgefüge den Umriss bestimmter archaischer Mysterien darlegt, die im inneren der Tempel stattfanden. Die sogenannten ”Visionen“ des Enoch beziehen sich auf seine (Enochs) Erfahrungen bei der Einweihung und darauf, was er in den Mysterien erfuhr.

       In allen alten Legenden bezieht sich die Beschreibung der Schöpfung unserer Erde natürlich nur auf die vierte Runde, nach der Pralaya oder Verdunkelung, die nach der dritten Runde begann. Von den ersten zwei Rassen dieser Runde haben wir wenig Kenntnis, da bis jetzt das Wissen der Großen Lehrer nicht enthüllt wurde, weil es für unser Bewusstsein zu schwer wäre, jenen Zustand zu begreifen, der kein gegenwärtiges Äquivalent auf unserer Erde hat. Aber in der vierten Runde trat der Mensch vor den Tieren in Erscheinung.

       Das Gebet Christi, das man immer noch unbeachtet lässt, war das große Herzensgebet für das Wohl der ganzen Menschheit. Jeder Große Geist lenkt die Evolution streng im Einklang mit den Gesetzen des Kosmischen Magneten beziehungsweise mit dem Gesetz der Evolution. Und der Wille solch eines Geistes ist deshalb so machtvoll, weil er mit dem Willen des Kosmos identisch ist.

       Der Fall Luzifers als Folge seiner Auflehnung gegen das Evolutionsgesetz oder den Willen des Kosmos kam wirklich über uns. Lesen Sie erneut die Legende über Luzifer in der Broschüre ”Auf östlichen Kreuzwegen“, sie ist wirklich war.

       So schafften jene zu der Zeit, als die Großen Brüder Luzifers mit ihm auf unsere Erde kamen, ewige Bewegung; zu der Zeit, in der sie sagen: ”Warum eine Erde, wenn alle Welten bestimmt sind”, und so schafften sie den rechten Pfad für die Menschheit, so dass weite Zusammenarbeit mit den fernen Welten einen rechten Austausch ermöglichen wird. Luzifer zog es vor, sich von seinen Nachbarn abzusondern. Aber in der Einheit des Seins, in dem Gesetz gegenseitigen Austausches, endet jedwede Absonderung nur in Auflösung oder Tod. Luzifer jedoch konnte den Lebensstrom nur hemmen, aber nicht unterbrechen. Genau gesagt, brachte seine Auflehnung und die Ausführung seines Planes der Selbstgenügsamkeit irdischer Materie ein Korrektiv des Körpers der Weißen Bruderschaft mit sich, eine wegen ihrer obligatorischen Kampfbereitschaft für andere Planeten unbekannte Organisation. Es heißt: ”Der verzweifelte Kampf verwandelte den Lichtträger, und die rubinrote Aura wurde mit blutrotem Schein erfüllt. Seine Nachfolger griffen fürwahr nach schmachvollen Mitteln”, die nur die Fristen verzögern, das Schicksal jedoch nicht abwenden. Daher hätten die Rüstung und die Schwerter der Bruderschaft viel früher in die Teile der Laboratoriumsapparate freudvoll geschmiedet und die Leiter des Lichts - die Verbindung zwischen Himmel und Erde - enger besetzt werden können. ”Wie lebhaft in Erinnerung ist der erlittene schmachvolle Tod des letzten Großen Lehrers für etwas, was der Menschheit, wie es scheint, längst bekannt gewesen ist!”

       Sie fragen, wie diese Psychologie der Absonderung entstand, doch in jedem großen feudalen Herrn können Sie ein gleiches Beispiel sehen.

       Luzifer ist der Fürst der Erde im wahrsten Sinne des Wortes. Sein Geist besitzt potentiell die gleichen Energien, die der Erde eigen sind.

       Unter normalen Bedingungen müsste der Herr der Erde die Materie erhoben haben, indem er ihre Teilchen mit der Idee der Einheit erfüllte. Der Geist des Herrn des Planeten durchschreitet die menschliche Form als der erste Lehrer der Beherrschung der Materie, und deshalb wird er zum Experten in den Eigenschaften dieser Materie. Mit würdigem Verhalten wäre er ein schätzenswerter Freund aller neuen Formationen; es gäbe keine antagonistischen Tätigkeiten, sondern nur ein Suchen nach gegenseitigen segensreichen Taten. Der Herr der Erde jedoch denkt nicht so; er kümmert sich nicht um die geistige Freundschaft. Sie können sich wohl vorstellen, dass der Herr der Erde alle irdischen Labyrinthe kennt! Und eine übermäßige Erleuchtung durchkreuzt seine Pläne! Seine Diener sind nicht abgeneigt, für sie Nützliches zu erfahren; sie halten ihre eigenen Versammlungen, wo geraten wird, die neuen Entdeckungen zu nutzen, um dem Fortschritt der Geistigkeit zu schaden. Sein Unheil jedoch besteht darin, dass die geistigen Bewegungen sehr rege sind; und das Reservoir der Quelle der Weißen Bruderschaft ist groß.

       Nun werden Sie erkennen, wie ernst und bedrohlich das Toben des Harmagedons ist - der Kampf der Kräfte des Lichts gegen die Horden der Finsternis!

* * *

       Ganz richtig verstehen Sie Besessenheit. Fürwahr, wo es Kampf gibt, gibt es keine wirkliche Besessenheit. Eine besessene Person kämpft nicht mehr und erkennt auch nicht, dass sie besessen ist. Das reine Herz braucht Besessenheit nicht zu fürchten. Aufrichtigkeit lässt keine Besessenheit zu.

 

21. Januar 1936

       Man sollte bedenken oder, besser gesagt, wissen, dass es kein einziges Buch gibt, das frei von Fehlern oder Unklarheiten ist, oder einfach von Druckfehlern und Auslassungen. Selbst in den Büchern und Briefen der Adepten stößt man auf scheinbare Widersprüche, doch für Wissende sind dies keine ”Widersprüche“, sondern einfach die Ergebnisse mangelhafter Kommentare. Das Universum ist sehr komplex, und es ist unmöglich, seine ganze große Mannigfaltigkeit auf ein paar Formeln zu bringen, die für jeden besonderen Fall Anwendung finden können. So gibt es in bezug auf eine harmonische Seele auch vieles, was durch Worte nicht adäquat ausgedrückt werden kann. Man kann keine Apothekerwaage verwenden, um den Grad der Individualisierung zu bestimmen, der in jedem separaten Fall in dieser oder jener Gruppe der niederen Naturreiche erzielt wird; daher muss man den Durchschnittsgrad für ihren Zustand annehmen. Die Gruppenseele muss in jedem Fall als Übereinstimmung ursprünglicher Gefühle verstanden werden, und, genau gesagt, kann solch ein Gleichklang durch die Bezeichnung Gemeinschaftsseele im Sinne geistiger Übereinstimmung ausgelegt werden. Auch die Großen Lehrer nennen Ihre Gruppe oft EIN EGO.

* * *

       Sie wundern sich also, dass der Verfasser des Buches, das Sie kritisieren, das Karmagesetz als ”blind“ und zugleich ”vernünftig“ bezeichnet! In jedem kosmischen Gesetz muss man jedoch immer die Gegensätze in Betracht ziehen. Dieses Gesetz wird vom Autor wegen seiner Unabänderlichkeit sowie Unerschütterlichkeit, wenn es kosmisch und unvermeidlich wirkt, ”blind“ genannt. Im Tun eines Menschen mit erwachtem Geist wird das Karmagesetz ”vernünftig“, die niederen Naturreiche dagegen sind dem Gesetz ”blind“ unterworfen

       Die Herren des Karma, obwohl sie die Evolution der Welt lenken, werden gewiss primär von den kosmischen Gesetzen geleitet, und sie gleichen oder passen ihren Willen der Evolution des Kosmos an - oder der großen Zweckdienlichkeit. Daher ist Ihre Frage: ”Ist es möglich, dass die Herren des Karma „blind“ sind?” nicht am Platze. Auch die Feststellung des Verfassers, dass ”Karma im ersten und letzten Viertel der Entwicklungsrunde nicht wirkt”, ist kein Irrtum, sondern einfach die gleiche, allerdings nicht ganz überzeugende Erklärung. In allen Lehren ist über den Zustand des Menschen in den ersten drei Runden sehr wenig gesagt, wie auch über die ersten zwei Rassen unserer Runde. Aus den Hinweisen jedoch lässt sich schließen, dass in den ersten zwei Rassen der vierten Runde die Menschen, wenngleich sie mit Geistigkeit erfüllt waren, keinen, wie wir es nennen ”Verstand“ hatten; und so können wir annehmen, dass sie dem unvermeidlichen Karmagesetz ”blind“ folgten. Jedoch im letzten Viertel unserer Rasse, sobald die Menschen genügend verfeinert sind und den verdichteten Astralzustand sowie ihre ursprüngliche Geistigkeit durch das Öffnen der höheren Zentren erreicht haben - allerdings mit einer entwickelten und erleuchteten Denkfähigkeit -, werden sie ihr irdisches Karma für diesen besonderen Zyklus (oder diese Runde) vollenden und die Erde verlassen, um eine neue Daseinsrunde auf einem anderen Planeten zu beginnen; nach dieser Periode der Verdunkelung der Erde kann die Menschheit ihre Evolution in der neuen irdischen Runde oder der fünften Rasse fortsetzen.

       In diesem Buch finden Sie auch die Feststellung über die Zahl der Inkarnationen in ein und demselben Geschlecht. Diese kategorische Feststellung kann zu Missverständnissen führen. Würde ich sie jedoch verneinen, müsste ich Bestimmtes offenbaren, was für eine weite Öffentlichkeit noch nicht enthüllt werden kann.

       Warum erscheint es Ihnen ungerecht, dass der Mensch ”seinem Karma zuvorkommen kann” und es ihn dann nicht mehr erreicht? Genau das Gegenteil scheint mir der Fall zu sein; denn wäre es anders, könnten wir diesem verhexten Kreis niemals entrinnen. Und wenn Sie fragen: ”Wie kann der Mensch seinem Karma zuvorkommen?”, so sage ich: Indem er seine Gedanken und Beweggründe verbessert! Sehr oft ist in der Lehre erwähnt, dass vor allem unsere Beweggründe und Gedanken unser Karma schaffen; Taten sind von sekundärer Bedeutung. Fürwahr, Gedanken schaffen unser inneres Wesen. Gedanken werden als Energien in unserem KELCH und in der Aura gespeichert; und werden diese Energien geläutert und verfeinert, so ist es verständlich, dass sie harmonisieren und nur jenes anziehen können, das gleich rein ist - dann kann uns das Böse und Niedrige nicht mehr in voller Stärke erreichen. Wenn Sie daher einem Menschen begegnen, dem Sie in früheren Leben Böses zufügten und er gegen Sie Feindschaft hegt, Ihre Aura aber ausreichend geläutert ist, werden die Auswirkungen seiner bösen Energie Sie nicht in vollem Maße verletzen können. Seine unheilvolle Energie wird sich dann wie ein Bumerang gegen ihn selbst wenden. Deshalb ist es so nützlich, seine Gedanken und Beweggründe zu läutern, zu verbessern und zu verfeinern. Der Geist trägt seine Errungenschaften und Waffen in sich selbst. Die Läuterung und feurige Umwandlung unseres inneren Wesens macht uns zu Herren unseres Karma. In der Tat, die Beendigung des Karma auf einem Planeten ist dann möglich, wenn alle Elemente oder Energien, die in unser Wesen eingehen, in vollem Streben harmonisch vereint sind und die für diesen Planeten vorbestimmte Vervollkommnung erreicht haben.

       Und nun betreffs Androgyne. Beachten Sie, dass diese Stelle in Anführungszeichen meinem Brief an den Verfasser dieses Buches entnommen ist. Wie ich Ihnen bereits geschrieben habe, ist der dritte Band der ”Geheimlehre“ zusammengestellt worden, ohne von H. P. Blavatsky korrigiert worden zu sein. Darüber hinaus kann man sich nicht völlig auf die Aufzeichnungen ihrer Schüler verlassen, die oft von H. P. B. nicht durchgesehen wurden. Aus persönlicher Erfahrung weiß ich, auf welche Überraschungen man in einfachen Aufzeichnungen stoßen kann. Daher beabsichtige ich, in meinem letzten Willen festzuhalten, dass ich für keinerlei Aufzeichnungen, die nach meinen Ausführungen gemacht worden sind, die Verantwortung übernehme, sofern sie nicht das Zeichen meiner Korrektur oder die briefliche Unterschrift tragen.

       Es wundert mich, wieso es Ihnen nicht klar erscheint, dass Christus Jesus die Unerkennbare Primärursache nicht ”Seinen Vater“ genannt haben kann. Ohne Bezug darauf, wie transzendental die Primärursache ist, ist sie wirklich das Vater-Mutter-Prinzip alles Bestehenden.

       Zum Abschluss muss ich Sie daran erinnern, dass Kritik zu üben leicht ist, Kunst auszuüben jedoch schwer. Und ein Schüler, der die BÜCHER DER LEBENDIGEN ETHIK mit seinem Herzen gelesen hat, muss erkennen, wie wichtig auf seinem Pfad des gütigen Auges die Praxis ist. Durch Kritik allein ist noch nie etwas geschaffen worden.

       Das Buch, das Sie so tadeln, bereitete vielen suchenden Herzen Freude, und mir sind darüber viele rührende und ausgezeichnete Beurteilungen zu Ohren gekommen. Es gibt darin nicht mehr Fehler oder, besser gesagt, nichtüberzeugende Stellen als in anderen Schriften, welches Gebiet sie auch betreffen mögen.

       Bevor man sich anschickt voranzukommen, muss sich das menschliche Bewusstsein das zu eigen machen, was bereits gegeben wurde. In der Tat, heute befindet sich die Menschheit am Rande eines Abgrunds, es geht um Sein oder Nichtsein! Daher ist es weit wichtiger, die Grundsätze der LEBENDIGEN ETHIK im Leben anzuwenden, als die genaue Zahl der Inkarnationen zu kennen, die in ein und demselben Geschlecht möglich sind, oder alle Grade geistiger Affinitäten in den niederen Naturreichen, oder schließlich, ob die Menschen der siebenten Rasse zwei Rückgrate besitzen werden oder drei Nasenlöcher - und so fort!

       So üben Sie also keine Kritik, sondern prüfen Sie jede Frage von vielen Gesichtspunkten her, wobei Sie an die große Vielfalt sowie die Komplexität des Universums denken sollten.

       In Ihrem letzten Brief sagen Sie: ”Sie wissen, dass ich, was Sie mir auch sagen mögen, nicht gekränkt sein werde, sondern nur dankbar.” Sind das nicht allein Worte, oder ist es die Wahrheit? Ich habe das oft wiederholt, doch habe ich bemerkt, dass Leute, die dies zu sagen pflegen, sich nichtsdestoweniger bei dem ersten Hinweis gekränkt fühlten. Die Entscheidung liegt bei Ihnen. Ich sage: Wohl Ihnen, wenn Sie diese Erkenntnis erlangt haben. Daher wird diese besondere Art von mir ”Ihre Flamme nicht verlöschen”, selbst wenn sie ”rauchen” sollte. ”Gekränktheit zu züchten, schafft einen jämmerlichen Garten” (Blätter des Gartens MORYA I, § 38). Gekränktsein gleicht der Selbstsucht, die unser Nahen zum Licht verhindert.

       25. Januar 1936

       Von ganzem Herzen begrüßen wir Ihre Absicht, über das von Ihnen gewählte Thema ein Buch zu schreiben. Sie haben recht, die Frage der Religion ist äußerst wichtig. Man kann sagen, dass sie der Eckstein der vorbestimmten Geistigkeit der kommenden Epoche ist. Daher müssen wir ohne zu zögern, im Bewusstsein der jungen Generation das wahre Verstehen dieser wichtigen Vorstellung schaffen. Das wahre Wort Religion, heißt es, kommt vom lateinischen ”religare“ und bedeutet emporbinden, genau gesagt, eine Verbindung mit der Höheren Welt. Durch Verletzung dieser Verbindung beraubt sich die Menschheit nicht nur des wahren Wissens, sondern auch des Seins selbst, denn die lebenspendende Quelle des Guten nährt alle Welten. Wir billigen auch sehr den Plan, den Sie in Ihrer Vorstellung hegen und sind gewiss, dass Sie alle Ihre erwähnten Ideen mit größter Lebendigkeit und Überlegenheit in Angriff nehmen werden.

       Könnten die Vertreter der Kirche die Zeit, der sie sich gegenübersehen, doch verstehen - die Zeit großer Reinigung und Schaffenskraft des Geistes - würden sie vereint und mit neuem, fortschrittlichem Bewusstsein das große Evangelium Christi prüfen und beim Studium mit den ältesten Religionen vergleichen, sie könnten den tiefsinnigen Esoterizismus der Lehre Christi verstehen, der völlig auf der ”Ursprünglichen Offenbarung“ basiert, der Quelle aller Lehren aller Zeiten. Die Kirchenväter sollten die wahren geistigen Hirten des Volkes sein, die Grundlagen der LEBENDIGEN ETHIK in das Leben hineintragend, die man in jeder Lehre des Lichts findet. Es ist gefährlich, hinter dem wachsenden und evolvierenden Bewusstsein zurückzubleiben; es ist gefährlich, die Entdeckungen und Errungenschaften der Wissenschaft abzulehnen, die wegen der sich häufenden Ereignisse vorerst noch vereinzelte Erscheinungen sind. Doch die Zeit ist nicht fern, wo sich diese Erscheinungen vereinen und als unbestreitbare Fakten dastehen werden.

       Gehen wir in den Fußstapfen jener unwissenden Kardinäle, die bereit waren, Galileo auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen, nur weil er behauptete, dass die Erde sich dreht? Daher muss man den Bündnissen genau das entnehmen, was mit den neuesten Entdeckungen der Wissenschaft übereinstimmt und darf nicht das unterstützen, was entstellt und aus bestimmten Gründen angenommen wurde. Man muss die Bündnisse mit äußerster Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und erleuchtetem Bewusstsein studieren und alle späteren Auslegungen zurückweisen, die die Fundamente dermaßen verdunkelten, dass ”anstatt erhabener Bildnisse nur staubbedeckte Masken übrigblieben.”

       Freilich, auf dem Pfad des Lichts sind Fehler unvermeidlich, denn wer ist vollkommen?! Alles hängt von der Beschaffenheit dieser Fehler ab, von unserem Verhalten ihnen gegenüber sowie von der Festigkeit unseres Bandes zur Hierarchie. Nur wer sich vom Pfad des Lichts abwendet und so das Band von der Hierarchie trennt, fällt in den Abgrund. So ist der Weg der Verräter furchtbar.

       In dem früheren Brief an Sie übersah ich Ihre letzte wichtige Frage über das Herzeleid - ich möchte sie hier beantworten.

       Leid kann in jedem Fall als Segen angesehen werden, denn es verfeinert die Gefühle und lehrt uns großes Mitgefühl. Freude allein kann den Gefühlen nicht jene Tiefe verleihen. Daher ist die Verbindung dieser Gegensätze für die Vollendung des Pfades wichtig. Ein versteinertes Herz verdient die Bezeichnung ”Sonne der Sonnen” nicht. Ein Schüler auf dem Pfad des Lichts kann kein versteinertes Herz haben, das nicht mit all seinen Fasern auf die Freuden und Leiden seiner Umgebung mitschwingt.

       In der Tat, mit zunehmender Vervollkommnung gelangt die ganze Skala der Gefühle zu solch einer Verfeinerung, dass das Herz des hohen Schülers auf der letzten Stufe zuweilen eine offene Wunde zu sein scheint, als fühlte er physisch seinen brennenden Schmerz Aber diese Feinfühligkeit gilt nicht so sehr ihm selbst wie seinem Nächsten und dem Allgemeinwohl, das für manche Menschen ein leeres Wort bedeutet. Besonders schmerzlich ist jegliche Grobheit.

       Ich glaube, dass viele Menschen nicht voll erkennen, was mit einem versteinerten Herzen gemeint ist. Vielleicht glaubt man, dass wir, obwohl wir den Härten des Lebens stetig ausgesetzt sind, aber über ein erweitertes Bewusstsein verfügen und uns der Verbindung mit der Hierarchie des Lichts bewusst sind, es lernen, diese Boten gelassen aufzunehmen, weil wir erkennen, dass wir sie entweder verdienen oder sie für uns eine Hilfe bedeuten. Das wird der sehr gestählte Geist sein, den nichts schrecken kann, dessen Herz aber umso feuriger der Hierarchie und dem Dienst am Allgemeinwohl zustrebt.

       So heißt es in der LEHRE ”Gelassenheit des Bewusstseins entwickelt sich proportional zur Erkenntnis der Höheren Welt. Es gibt keine größere Freude und Schönheit als Bestätigung des Vorhandenseins der Höheren Welt. Die echte Vorstellung solch eines Bandes macht den Menschen streng und bestrebt.”

       So pflegte Vivekananda seine Schüler oft zu fragen, ob sie sich die ganze Feinheit und Zärtlichkeit des Herzens der großen LEHRER vorstellen könnten? Das Mitgefühl und die Hilfe der Großen LEHRER äußert sich jedoch infolge ihres großen Wissens in Formen, die weder unserem Verstehen noch unseren Wünschen entsprechen. Daher die häufige Bemerkung, die ich leider selbst vernommen habe: ”Der Lehrer ist irgendwo weit entfernt und hört die an ihn gerichteten Rufe nicht.” Wer das glaubt, kann keinem größeren Irrtum erliegen. Jedoch um gehört zu werden, muss man Aufrichtigkeit sowie Streben des Herzens bekunden.

       Es ist sogar möglich, dass manche die Errungenschaft des Zustandes Vairaga mit einem versteinerten Herzen verwechseln. Für sie bedeutet Vairaga genau gesagt Versteinerung, während in Wirklichkeit darunter Enthaltung von allem Körperlichen zu verstehen ist, und eine solche Entsagung sollte vor allem in Gedanken stattfinden. Die Enthaltung von niederen fleischlichen Erscheinungen bedeutet nicht Gefühllosigkeit. Eine solche Enthaltung vom Essen bedeutet nicht, keinen Hunger zu verspüren usw. Hat ein Mensch aber den Zustand Vairaga erreicht, misst er allem das Gebührende zu und lernt, das Wichtigste und Führende zu erkennen.

       ”Ein versteinertes Herz ist kein Herz mehr, sondern ein Stück Abfall.”

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       Einer meiner Briefschreiber hört oft die seltsamsten Meinungen über die LEHRE DER LEBENDIGEN ETHIK. Sie kommen von den Denunzianten. Jedoch ich bestehe darauf, Duldsamkeit gegenüber allen geistigen Bewegungen zu üben und rate, die Bücher der Lebendigen Ethik niemandem aufzuzwingen und sich vor allem in keine Debatten einzulassen. Meinungsaustausch mit gewissen Menschen artet in Streit und persönlichen Beleidigungen aus. Letzteres zeugt von einem geringen Bewusstsein und Wissen. Buddha sagte: ”Achte deinen Glauben, doch schmähe nicht den deines Bruders.” Auch Brahmo Samaj sagt, dass keine Religion geschmäht, verspottet oder gehasst werden sollte. Deshalb sollte ein geistiger Lehrer, dessen Schüler ihm die Abstammung von der Sonnenhierarchie zuschreiben, große Toleranz gegenüber anderen Lehren üben. Unser Bewusstsein wird nach unserer Toleranz bemessen.

       4. Februar 1936

       Es ist sehr gut, dass Sie auf die Gefahr der Besessenheit hingewiesen haben. Sie sollten auch festhalten, dass oft die vielen kranken Menschen einfach besessen sind. Gleicherweise könnten Sie einige Hinweise über den niederen Psychismus bringen, der ebenfalls zu Besessenheit führen kann. In dem Buch ”Feurige Welt“ ist über Psychismus vieles ausgesagt. Zudem sollten Sie auf den höheren Pfad hinweisen, den Pfad des Herzens und die Aufspeicherung geistiger Synthese. Man kann darauf verweisen, dass man in naher Zukunft, wenn die Menschen im Verstehen der feinen Energien fortschreiten, für das Problem des Mediumismus die richtige Lösung finden wird. Bedingungen und Methoden für den Schutz der Medien vor äußeren Einflüssen werden gefunden und sie könnten dann zur Mitarbeit zum Zweck wissenschaftlicher Forschung herangezogen werden.

* * *

       Es ist äußerst nützlich, die Fragen über Mediumismus und Psychismus zu beleuchten. Im Suchen nach dem Ungewöhnlichen und nach ungewöhnlichen Experimenten ist die Menschheit in ihrer Unwissenheit in die schwärzeste Magie und Zauberei abgeglitten. Kürzlich hatte ich über ein bestimmtes Medium geschrieben und zitierte die Worte von Manly P. Hall, einem begabten amerikanischen Redner und Schriftsteller über Okkultismus. Ich will die Ausführungen für Sie wiederholen: ”Es ist äußerst weise, den Unterschied zwischen einem Medium und einem Hellseher aufzuzeigen. Die Durchschnittsmenschen sehen hierin keinen Unterschied, für die Mystiker jedoch waren diese zwei Phasen geistigen Sehens durch die ganze Zeitspanne menschlicher Evolution getrennt.

       Ein Hellseher ist jemand, der Kundalini (die Rückenschlange) in das Gehirn hob und durch sein Bewusstseinswachstum das Recht erwarb, die unsichtbaren Welten mit Hilfe des dritten Auges oder der Zirbeldrüse wahrzunehmen.

       Hellseher werden nicht geboren, sie entwickeln sich. Medien werden nicht gemacht, sie werden geboren. Hellseher kann man erst nach Jahren werden - er lebt oft zurückgezogen; ein Medium hingegen … kann in einigen Tagen Ergebnisse erzielen.”

       Hier muss man natürlich hinzufügen, dass das Medium auf die niederen Schichten der Feinstofflichen Welt beschränkt ist Die höheren Ebenen sind dem Medium nicht zugänglich, weil seine höhere Triade an diesen Erscheinungen keinen Anteil nimmt. Mediumismus hemmt richtige Evolution und muss als Rückschritt gewertet werden.

       Ich habe auch über den Schaden durch Konzentration auf ein bestimmtes Zentrum geschrieben, wie in den Büchern über Pseudo-Okkultismus geschildert; denn solch eine Konzentration stimuliert ein Zentrum auf Kosten der anderen, das ganze Schema ihrer Polarisation in ein Chaos stürzend. Dieser Vorgang verursacht im Bereich der Schwingungen wirklichen Schaden, denn er bringt das Schwingungsschema aus dem Gleichgewicht. Erinnern Sie sich, was in der LEHRE über die Arbeit des Meisters über alle Zentren des Schülers gesagt ist, über alle sieben Kreise des Hellsehens und Hellhörens? Die Großen Lehrer überwachen den Zustand des Organismus des Schülers sorgfältig, und sie würden nie ein Zentrum auf Kosten eines anderen öffnen. Richtige Entwicklung oder Evolution besteht allein in der Harmonie und Ausgeglichenheit. Das öffnen eines oder zweier Zentren führt nur zu niederem Psychismus oder Mediumismus. Auch mechanisches Schreiben muss als gewisser Besessenheitszustand angesehen werden, denn bei mechanischem Schreiben ergibt sich gewöhnlich Spannung des physischen Zentrums der Hand und sogar jenes des Gehirns. Wird es oft geübt, ist es sehr schädlich und kann in Paralyse enden. Kein Medium kann als ein Agni Yogi gelten. Allein Geistigkeit und Heldentat führen uns zur Erringung des feurigen Kelches. ”Mediumismus ist wie ein Tropfen trüben Wassers im feurigen Kelch eines Agni Yogi.”

       Viel ist in der LEHRE über Psychismus gesagt. Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird, bis es Ihnen möglich sein wird, es zu lesen; daher will ich Ihnen zwei sehr wichtige Ausführungen zitieren:

       ”Wahrlich, ein Medium hat keine geöffneten Zentren, und Psycho-Vision zur Verbindung mit den höheren Welten ist ihm ebenfalls unerreichbar. Der Mensch versteht die Macht des Mediums falsch, und es schmerzt Uns, wenn Wir sehen, wie verlockend für die Menschen psychische Erscheinungen sind. Eine Materialisation zieht sie an wie ein Magnet. Wir geben dem Kanal des Geistes den Vorzug, und für heilige Missionen benutzen Wir nur den Kanal des Geistes.

       Ein Archat wartet oft Jahrhunderte, um einen heiligen Auftrag zu erteilen. Die Kundgebung bestimmter Aufträge erfordert besondere Verbindungen. Wir Archate folgen dem Grundsatz der Zweckmäßigkeit. Das Experiment der Mutter des Agni Yoga zeichnet sich nicht durch Brillanz aus, sondern durch kosmische Reichweite.

       Die Welt weiß vom Weißen Feuer. Die Welt weiß vom Unsichtbaren Licht. Wo Wir die feinsten Energien offenbaren wollen, dort wirken Wir nur durch feinste Energien. Wo der Archat das Heilige anvertrauen muss, dort üben Wir höchste Vorsicht. Wo der Archat das ewige Gesetz erkennt, dort frohlockt Er - und Er sendet das Frohlocken in die Unbegrenztheit.

       Berichtet über Meinen Auftrag … als die höchste Übereinstimmung auf dem Planeten. Die Übereinstimmung von Geist und Materie ist die seltenste kosmische Erscheinung. Die Menschheit kann wohl sagen: ”Wir sind des Höchsten beraubt.”

       Die feinsten Energien sollten mit großer Vorsicht behandelt werden.” (Unbegrenztheit I, § 106)

       ”Die Zerstörung des Kontakts mit den höheren Energien isoliert die Menschheit wirklich vom Kosmos. Wie kann man im Kosmos bestehen ohne Begreifen der Weltevolution? So schließt eine bewusste Beziehung zur Weltevolution ein Verstehen der Hierarchie als lebenspendendes Prinzip unmittelbar mit ein. Gerade der Psychismus und der Mediumismus drängen den Menschen von den Höheren Sphären ab; denn der feinstoffliche Körper wird von den niederen Emanationen in solchem Ausmaß durchdrungen, dass sich sein ganzes Wesen verändert. In Wirklichkeit ist die Reinigung des Bewusstseins der schwierigste Prozess. Der Mensch unterscheidet nicht genau zwischen Psychismus und dem feurigen Zustand der Geistigkeit. Also müssen wir den Schrecken des Psychismus überwinden. Tatsächlich, die Reihen dieser Instrumente sind von den Dienern der Finsternis gefüllt. So muss man auf dem Pfad zur Feurigen Welt den Psychismus bekämpfen.” (Feurige Welt III, § 365)

       ”In der Tat, der Abgrund des Unverständnisses ist der Pfad, auf dem die Menschheit nun wandelt. Wahrlich, zeitgenössisches Denken ist der Verbanner psychischer Forschungen. Doch viel weiter und tiefer könnte man gehen durch Kenntnis der Unterteilung und der Verbindung zwischen den drei Körpern. Denn wenn der physische bereits geformt ist, hat sich der Astralkörper erst annähernd gebildet, und der feinste, der Mentalkörper, hat sich nur bei den Auserwählten gebildet. Aber jene, die in die höheren feurigen Energien eingeweiht sind und die feurige Umwandlung der Zentren kennen, können feurige Erscheinungen bestätigen. Alle anderen Erscheinungen müssen in zwei Kategorien eingeteilt werden. Die erste besteht darin, dass der Geist den Abgrund nicht überschreiten kann, weil der Mentalkörper noch nicht genügend ausgebildet ist, so dass der Geist nicht jenseits der Grenzen der niederen Schichten in Erscheinung treten kann; in der anderen Kategorie offenbart sich ein Zentrum nur teilweise. Man muss auch daran denken, dass die Feurige Welt einem Geist so lange unzugänglich ist, solange sich die höheren Zentren nicht umzuwandeln beginnen. Über allem steht der Geist, der seine geistigen Feuer entflammt, denn sein Mentalkörper schafft entsprechend. Auf dem Pfad zur Feurigen Welt muss man in psychischen Erscheinungen feinfühlig unterscheiden.” (Feurige Welt III, § 369)

       Ich bin froh, dass auch Sie in den Briefwechsel betreffs der LEHRE einbezogen sind. Licht vermitteln - was kann schöner sein als diese Arbeit? Ihre Antwort … ist richtig. Wirklich, wie könnten wir anders vom Raumfeuer gerettet werden? Darüber hinaus werden gerade die Länder, die sich am nächsten zum Vulkangürtel befinden, wie auch einige Inseln von den Kataklysmen der Zukunft am ernstesten bedroht werden. Wirklich, der Norden ist in dieser Hinsicht sicherer. In Indien sind in den letzten zwei Jahren 200.000 Menschen durch Erdbeben umgekommen. Wir merken ständig die unterirdischen Bewegungen um uns herum. Es ist wahr, dass unsere einzige Rettung und unser Schutz vor allem Unheil und Übel die HIERARCHIE des LICHTS ist. Jedoch dafür muss ein unzerstörbares Band geknüpft werden. Und fürwahr, Worte der Verehrung sind unzulänglich, das Feuer des Herzens ist nötig.

       18. Februar 1936

       Jeder Krieger des Lichts nimmt die beschleunigte Bezahlung alter Rechnungen mutig auf sich. Die Leiden derer, die den Pfad des Lichts betreten haben, verwandeln sich in wunderbare Blumen des Geistes. Sicherlich ist es nicht leicht, geistige Befreiung von der irdischen Verhaftung zu erlangen, aber liegt das große Ziel des Dienens vor uns und ist das Herz von Hingabe an den Großen Lehrer entflammt, dann verwandelt sich das Beschwerlichste in selbstlose Freude.

       Ich verstehe, dass Sie beunruhigt sind, wenn bestimmte Leute nur ihre eigene Weltvorstellung zu bejahen suchen. Ich empfehle Ihnen, solche Versuche mit völliger Gelassenheit hinzunehmen Mögen die Menschen selbst erkennen; kann man denn das Bewusstsein zwingen? Üben Sie daher Toleranz und Zurückhaltung. Nichts wächst so langsam wie das Bewusstsein. Um sich eine neue Vorstellung zu eigen zu machen, ist es notwendig, diese nicht nur von allen Seiten her zu beleuchten, sondern sie immerfort zu wiederholen, bis sich ”im Gehirn ein Entwurf festigte”, wie ein Denker es ausdrückte. Jene, welche die ganze Tiefe und die in der LEHRE DES LEBENS offenbarte kosmische Denkrichtung nicht schätzen und ihren Pfad dauernd wechseln, sind nicht reif für die Feurige Lehre. Es wäre deshalb nicht nur unangebracht, damit Zeit zu verschwenden, sie überzeugen zu wollen, sondern es wäre auch unrichtig zu versuchen, ein unstetes Bewusstsein zu zwingen. In der LEHRE ist darauf hingewiesen, dass man selbst für jene, die bereits zustimmten, nicht zu viel Zeit aufwenden sollte. In der Tat, sie mögen zuerst beweisen, dass sie dem ersten Ruf gefolgt sind. Es hat keinen Zweck, ein Gefäß wiederholt in einen leeren Brunnen zu tauchen; findet man jedoch einen wertvollen Menschen, so muss man ihm gegenüber die höchste Toleranz und Gelassenheit üben, um durch behutsame Berührung sein Bewusstsein für die Mitarbeit vorzubereiten. Das Bewusstsein muss ganz vorsichtig erweitert werden. Nur organische Entwicklung und vielseitige Aufspeicherungen können das Wachstum unserer Schatzkammer gewährleisten.

       Ich stimme mit Ihnen völlig überein, dass die Zulassung unsteter Elemente in eine esoterische Gruppe oder in den Vorstand eine gewisse Gefahr bedeutet. Daher müssen wir dieses Übel bekämpfen, indem wir die zersetzenden Elemente taktvoll eliminieren. Nehmen Sie nur jene auf, die gut geprüft worden sind, jene, die sich die Grundlage der Lehre mit ihrem Herzen zu eigen gemacht haben - mit echter und aufrichtiger Hingabe zur HIERARCHIE des LICHTS. Ohne sie kann es kein wahres Verstehen der Lehre geben, denn nur dieser silberne Faden des Herzens verbindet unser Bewusstsein mit dem Bewusstsein des Lehrers. Jenen, die die Notwendigkeit des Verstehens des führenden Begriffs Lehrer ablehnen, muss gesagt werden, dass die heutige Vorherrschaft des alles durchdringenden Zerfalls auf die Ablehnung der Autorität in allen Lebenssphären zurückzuführen ist. Ich werde nie müde, die Worte der Lehre zu wiederholen: ”Was kann denn ohne den Führungsbegriff bestehen? Das ganze Universum ist von diesem Prinzip durchdrungen. Und worauf anders kann Evolution gründen? Daher lehnt jeder, der die Hierarchie ablehnt, die Evolution ab. Von allen zur Bewusstseinserweiterung führenden Prinzipien ist das Prinzip der Hierarchie das mächtigste.”

       Unser schwarzes Zeitalter zeichnet sich wirklich durch Verneinung und besonders durch Verneinung der Grundlagen des Seins aus. Der Verlust des Verstehens des lebendigen führenden Begriffs LEHRER führt einerseits zu chaotischem Denken und zur Zügellosigkeit, andererseits machten die Fanatiker Idole aus den größten Lehrern, sie hinter eine goldene Schranke sperrend und mit Unerreichbarem und Brimborium umgebend, was gänzlich sinnlos war. So wurde das lebendige herzliche Band mit der Höheren Welt wegen steigender Unwissenheit der späteren Anhänger verletzt.

       Gewiss, jene, die erklären, ”dass die Lehrer keinen befreien können, sondern jeder sich selbst befreien muss”, wiederholen damit eine der vielen Formeln aus östlichen Lehren sowie den Büchern der LEBENDIGEN ETHIK, nämlich dass alles mit ”menschlichen Händen und Füßen” getan werden muss. Niemand kann unser Bewusstsein zwingen, eine Wahrheit anzunehmen, für die wir noch nicht genügend aufgeschlossen sind. Nur unser inneres Streben kann die wesentliche Umwandlung bewirken. Die gesamte östliche Weisheit behauptet, dass allein durch persönliche Anstrengungen und stete Arbeit an sich selbst das Wissen und die Wahrheit erworben werden können. Dieselbe Weisheit besagt jedoch, dass ”Der Lehrer ein Leuchtturm der Verantwortlichkeit” genannt werden kann. ”Die Verbindung mit der Lehre ist wie ein Rettungsseil in den Bergen.” Wer die Führerschaft des Lehrers angenommen hat, beschleunigt seinen Pfad. Und durch Erleichterung und Beschleunigung seines eigenen Pfades erleichtert er auch den Pfad seines Nächsten. Ich möchte Ihnen meinen liebsten Paragraphen aus den Buch ”Agni Yoga” zitieren: ”… Ich entsinne mich eines Hinduknaben, der den Lehrer fand. Wir fragten ihn: ”Kann sich die Sonne für dich verfinstern, wenn du sie ohne den Lehrer siehst?” Der Knabe lächelte: ”Die Sonne bleibt die Sonne, doch in Gegenwart des Lehrers scheinen für mich zwölf Sonnen.” (§ 84)

       ”Die Sonne der Weisheit Indiens scheint; denn am Ufer eines Flusses sitzt ein Knabe, der den Lehrer kennt.” Und wir können hinzufügen: ”Verübt ein roher Mensch einen Anschlag auf den Lehrer, sagt ihm, wie die Menschheit Zerstörer von Schatzkammern von Büchern nennt.”

       Und weiter heißt es: ”Mit wem kann man seine Gedanken stärken? Nur mit dem Guru. Er ist der Fels, bei dem man vor dem Sturm Schutz finden kann. Die Verehrung des Guru ist der Pfad der Höheren Welt. Chaos jedoch kann Aufbau nicht zulassen. Man sollte den grundlegenden Gedanken Aufmerksamkeit schenken, um nicht dem Wirbelwind ausgesetzt zu sein.”

       Die arme Menschheit mit ihrer einseitigen Voreingenommenheit für Materialismus (auch die Kirche dient der materiellen Anschauung und materiellen Bedürfnissen) bedarf mehr denn je zuvor der Erkenntnis der Höheren Welt und des führenden Begriffs der Guru-Hierarchie. Die Menschheit krankt an chaotischem Denken und Mangel an Selbstdisziplin. Die Sklaven von gestern lehnen sich vor allem gegen das führende Prinzip auf, gegen die Disziplin und gegen Zusammenarbeit. Nur ein König des Geistes erkennt die Bedeutung der HIERARCHIE, denn um regieren zu können, muss man zuerst gehorchen lernen. Das Prinzip der Führung muss im Bewusstsein der Menschheit bejaht werden, wenn sie fortschreiten will. Doch gewiss, jedweder Fanatismus ist schrecklich, denn er ist ein Sprössling der Unwissenheit und endet in Fanatismus. Er ist wirklich der Antipode wahrer Hingabe und Verehrung.

       Jeder Inder weiß, was Hingabe an den Guru bedeutet. Und wir wissen, dass alle erhabenen Begriffe und die ganze Schönheit östlichen Denkens gerade der Sequenz und Sukzession der unbegrenzten HIERARCHISCHEN KETTE entspringt, die aus Gliedern besteht, geformt durch unbeschränkte Hingabe eines Schülers an seinen Guru. So betrachtet der Osten einen Lehrer, der das HIERARCHISCHE PRINZIP ablehnt, als einen vertrockneten wurzellosen Baum. Den Geist der Verehrung des LEHRERS zu berauben, gleicht geistigem Selbstmord. Die Großen Lehrer bieten uns Nahrung, ohne sie würden nicht nur wir verkommen, sondern auch der ganze Planet.

       Fürwahr, würden die Großen Lehrer Ihre Strahlen in Ihrer ganzen Potenz über uns ergießen, wir würden verascht werden, wenn wir nicht die Kraft des Empfangs besäßen. Alles verlangt nach Wechselwirkung, Übereinstimmung und Entsprechung. Das ganze Leben basiert auf gegenseitigem Austausch und Zusammenarbeit. Daher ist ein isolierter Mensch, der sich auf sein Ich beschränkt, zum Tode bestimmt, sowohl physisch als auch geistig. Wenn somit jemand nur einen Pfeiler bejaht, wird der Bau nicht fest sein und der Spannung des aufkommenden Wirbelwindes nicht standhalten.

       Daher fragen Sie alle jene Unbeständigen und Streitenden, ob sie alle Bücher der Lehre des Lebens gelesen haben? Und wenn sie das bejahen, prüfen Sie sie, Sie werden viele Überraschungen erleben. Unglaublich ist die Unwissenheit und der Mangel an Verstehen der einfachsten Grundlagen geistiger Entwicklung! Und bedenken Sie, dass die Religionsstifter der ganzen Welt durch Zeitalter hindurch das Band mit der Höheren Welt als Grundlage des Seins gesetzt haben! Und unser schwarzes Zeitalter endet mit den Rufen, dieses eine rettende Band zunichtezumachen.

       Die Loslösung unseres Planeten von der Höheren Welt hat ihn an den Rand der Katastrophe gebracht. Es müssen zwingende Maßnahmen getroffen werden, damit die Menschheit zum Verstehen der Grundlagen des Seins und der Größe menschlicher Bestimmung zurückkehren kann.

       7. Februar 1936

       Sie erinnern sich wahrscheinlich, dass Schuré in seinem Buch ”Die Großen Eingeweihten“ versucht, aus Rama, dem reinsten indischen Helden des Ramayana von Ayodhya (Hauptstadt des Königreiches Kosala), einen Kelten und einen Druiden zu machen. Derselbe Verfasser macht den Juden Moses zu einem Ägypter! Man muss Schuré daher mit Unterscheidungsvermögen lesen.

       Die letzte Post brachte mir die Mitteilungen und Kritiken über den Artikel ”Der Sonnenpfad“. Der Kritiker meint, dass dieser Artikel der Lehre der LEBENDIGEN ETHIK widerspräche, da viele Behauptungen in diesem Aufsatz den Predigten Krischnamurtis glichen, der die Hierarchie ablehnt, und dass der Aufsatz oft eine ”fast neue Wiedergabe der Behauptungen von Steiner” enthalte. Ich werde diesen Brief beantworten und diesem jungen Kritiker empfehlen, mit Herz und Verstand lesen zu lernen und nicht nur mit den Augen, wenn er zu wahrem Wissen gelangen will. Er scheut sich nicht, Vivekananda anzugreifen, denn ihn bestürzt Vivekanandas Standpunkt gegenüber dem Reichtumserwerb, während die Bücher der LEBENDIGEN ETHIK den Wunsch nach persönlichem Besitz verurteilen. Der Kritiker jedoch übersieht die Tatsache, dass Vivekananda, wenn er von Pflicht eines Hausherrn spricht, zuerst den Erwerb von Wissen unterstreicht und dann den Wohlstand zulässt. Und in diesem Wort dann ist der wahre Sinn verborgen. Mit Wissen, wie es der Inder versteht, wird Wohlstand zum Segen, weil er dann nicht dem Persönlichen dient, sondern dem Allgemeinwohl. Doch die Menschen beachten nur die toten Buchstaben, ohne den Sinn des Geschriebenen zu erfassen.

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       Warum glauben Sie, dass ich gegen die Veröffentlichung der Biographie von V. I. Kryjanovsky sein könnte? Betreffs Heiligkeit habe ich meine eigene Norm, aber zweifellos verdient Kryjanovsky Verehrung, denn ihre Bücher haben einen gewissen Nutzen, wie Sie selbst schreiben. Es ist daher wahr, dass die Serie ”Magie“ mit mehr Begabung geschrieben ist und mehr richtige Mitteilungen enthält, als viele spätere Romanschriftsteller in ihren Werken über okkulte Themen aufweisen können.

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       Ich freue mich, dass Sie sich von der niederen Qualität mancher Medien selbst überzeugt haben. Ich kann die Richtigkeit der Mitteilung des Mr. L. bestätigen. Die Menschen verbieten meistens anderen jene Dinge, an denen sie selbst besonders interessiert sind. Heute ist mehr denn je zuvor jeglicher billiger Spiritismus und Aberglaube weit verbreitet. Daher ist es so wichtig, die BÜCHER der LEBENDIGEN ETHIK zu verbreiten, die auf den Schaden solcher Praktiken hinweisen.

       In einem Ihrer Briefe schreiben Sie über einen Wissenschaftler, der sich mit Gedankenübertragung befasst. Solche Forschungen sind mehr als zeitgemäß. Ich empfehle Ihnen, sich damit vertraut zu machen, und wenn Sie es für richtig halten, in Ihrer Zeitschrift einen Artikel darüber zu schreiben. Heute arbeiten viele fortschrittliche Geister in dieser Richtung. Bereits seit 30 Jahren führt Prof. Rhine an der Duke Universität in Amerika mit seinen Studenten gleiche Experimente durch und erzielte bemerkenswerte Ergebnisse. Er veröffentlichte vor kurzem ein Buch über seine Experimente und Beobachtungen. Wir haben es angefordert und werden es lesen. Sollten wir darin interessante Dinge finden, wollen wir Ihnen unsere Eindrücke mitteilen.

       Sie schreiben, dass der von Ihnen erwähnte Wissenschaftler mehr vom rein materiellen wissenschaftlichen Standpunkt an die Experimente herangeht. Ich würde ihn deshalb nicht tadeln, sondern zuerst die Ergebnisse seiner Experimente erwägen, wie er sie beschreibt; dann könnte man bei gleichen Experimenten an den geistigen Faktor und die Anerkennung der psychischen Energie herangehen und später die Ergebnisse der beiden Methoden vergleichen. Solches Vergleichen kann sehr belehrend sein. Es wäre ratsam, bei solch einem Experiment eine eigene Gruppe bestimmter Medien zu bilden, was jedoch nicht so einfach ist, weil mediale Fähigkeiten sich oft in einem latenten Zustand befinden und nur durch wiederholte Anstöße enthüllt werden. Die Experimente von Prof. Rhine haben die interessante Tatsache erbracht, dass Medien weit davon entfernt sind, Kanäle für Gedankenübertragung auf Entfernung zu sein.

       Wahrlich, jetzt ist für die Wissenschaft die Zeit gekommen, um ein neues Verstehen des Geistes auszusprechen. Die moderne Kirche hat uns der Höheren Welt entfremdet, doch moderne Wissenschaft wird uns näher an sie heranbringen.

       Ich möchte Ihnen einen Paragraphen aus der Lehre der LEBENDIGEN ETHIK zitieren: ”Ihr kennt viele Versuche im Gedankenlesen. Saget den Menschen im Westen, dass sie keine Vorstellung davon haben, wie charakteristisch diese psychologische Fähigkeit für den Osten ist. Aus Unwissenheit leugnet man sie im Westen und spricht sogar von Aberglauben. Da aber der Gedanke eine organische Schöpfung ist, kann er auch enthüllt werden. Sogar dürftige physikalische Apparate können die Gedankenspannung festhalten. Auch das Thermometer und elektrische Apparate reagieren auf die Einwirkung des Gedankens. Der Gedanke verändert sogar die Körpertemperatur. Der psychische Apparat beherrscht dermaßen den physischen, dass es richtiger wäre, den psychischen Apparat als einen Teil des physischen zu bezeichnen.

       Es gibt einen Apparat, der den Gedankenstrom aufzeichnet; dieser Strom gibt auch die Ausstrahlung wieder und kann durch die Vergleichsmethode detailliert werden. Dieses System findet die Gunst der westlichen Denkweise.

       Es gibt einige Versuche, um die Mechanik mit dem Psychischen zu verbinden. Ihr wisst indes, wie die wissenschaftliche Einstellung dem Seelischen gegenüber das ganze Dasein erleichtert und umwandelt …” (Gemeinschaft, § 175).

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       Wir erhielten einen Brief aus Harbin, der uns schreibt, dass es verboten war, den Jahrestag Leo Tolstojs zu feiern. Kann man noch weiter gehen? Gewiss, bis zurück ins Mittelalter!

       18. Februar 1936

       In dem kleinen Büchlein ”Die okkulte Anatomie des Menschen“ von Manly P. Hall, das ich Ihnen zusandte, gibt es einige interessante Notizen über das Blut. Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass ”das Blut jedes Menschen individuell ist. Wenn es sich kristallisiert, bildet es geometrische Modelle, die bei jeder Person unterschiedlich sind …” Wie er sich ausdrückt, ist ”die Seelengeschichte des Menschen in seinem Blut eingeschrieben: seine Stellung, die er in der Evolution einnimmt, seine Hoffnungen und seine Ängste - all dies ist in den ätherischen Formen, die durch sein Blut strömen, eingeprägt … so dass mittels Blutanalysen ein weit sichereres System zur Aufdeckung von Verbrechen geschaffen werden könnte, als dies mit den jetzt bestehenden Methoden möglich ist.” Es ist interessant zu beobachten, dass der Koeffizient des Blutes einiger Völker nach einer bekannten Tabelle fast gleich ist, während beim Vergleich des Blutes anderer Völker scharfe Unterschiede festgestellt werden, so zum Beispiel unterscheidet sich nach dieser Tabelle das Blut der Russen von dem der Engländer.

       Was das Thema über den Kult der Katzen und bestimmter Vögel in Ägypten betrifft, ist es ganz klar, dass die Vergötterung der Tiere um der Massen willen mit einem bestimmten Ziel gefördert wurde. Zum Großteil lagen dem Kult rein praktische Ursachen zugrunde und er diente zum Schutz. So wurde das Töten des heiligen Vogels, des Ibis, in Ägypten mit dem Tode bestraft. Wir wissen jedoch, dass der Nil mit Krokodilen überfüllt war und die Täler Ägyptens von giftigen Schlangen wimmelten, deren Vernichtung in die Tausende ging. Und allein dieser Vogel, der Ibis, tötete diese Schlangen und vernichtete die Krokodileier, so die übermäßige Vermehrung dieser Ungeheuer verhindernd.

       In Ägypten waren die Katzen gegen die Ratten- und Mäuseplage sehr nützlich. Darüber hinaus verfügt die Katze über einen starken tierischen Magnetismus, und deshalb ist sie zu niederen Beschwörungen benutzt worden, denn auch in Ägypten war Nekromantie sehr verbreitet. Das Ringen zwischen weißer und schwarzer Magie bestand seit undenklichen Zeiten. Diese gegensätzlichen Lager zeichneten sich bereits in Atlantis klar ab.

       Sie wissen, dass es in den Büchern der LEBENDIGEN ETHIK einen Paragraphen gibt, der von heiligen Tieren spricht: ”Es wird richtig verstanden, dass sogenannte heilige Tiere keine Gottheiten waren, sondern eine natürliche Auswirkung örtlicher Umstände. Auch jetzt sprechen die Menschen oft von heiligen Verpflichtungen und meinen dabei nicht religiösen Ritus, sondern eine nützliche sittliche Handlung. Die Verhältnisse des Altertums erforderten oftmals eine besondere Beachtung mancher Tiere, Bäume und Pflanzen. Heiligkeit bedeutet Unverletzbarkeit. So ist das Seltene und Notwendige oft bewahrt geblieben. Ganz denselben Schutz nennen die gegenwärtigen Menschen ”Schonung“. So muss man sich gegenüber unklaren Begriffen sehr vorsichtig verhalten. Auf dem Gebiet der Religion ist so vieles hinzugefügt worden, dass oberflächliche Beobachter wegen der zurückliegenden Zeit völlig unfähig sind, die vielfach mit Aufschichtungen umgebene Grundform zu erkennen. Auch jetzt ist der Tempel ein Sammelplatz, wo neben Zeremonien Handel getrieben wird und örtliche Angelegenheiten besprochen werden. Die Anhäufung von Verwirrungen ist die gleiche. Seien wir daher gegenüber dem Begriff ”heilige Tiere“ und anderen lang vergessenen archaischen Symbolen nicht zu streng.” (AUM)

       Wie Sie sehen, ist diesen Zeilen nicht viel hinzuzufügen.

       22. Februar 1936

       ”Können die Hohen Geistwesen erkranken und auch einer Infektion erliegen?” Gewiss, wenn die Bedingungen ihrer Aufgaben ihren ständigen Verkehr mit den Menschen erfordern. Denken Sie daran, dass ein Hoher Geist einen Teil seiner Kraft ständig an jene abgibt, die zu ihm kommen und ihn umgeben; abgesehen davon, wie groß sein Vorrat an psychischer Energie sein mag, kann er trotzdem infolge der außergewöhnlichen Edelmütigkeit seines Geistes zuweilen erschöpft sein. Und solche Augenblicke der Erschöpfung sind voller Gefahr; das Sperrnetz der Aura wird verletzt, wenn es der vom Vorrat ausgehenden Ausstrahlung, die unsere Zentren nährt, ermangelt und offen daliegt für ansteckende Mikroben, die dann an einer schwachen Stelle eindringen können. Aus diesem Grunde wird in den Büchern der LEBENDIGEN ETHIK so nachdrücklich auf die Erhaltung des Sperrnetzes hingewiesen. Ein Schüler, der eine bestimmte geistige Entwicklungsstufe erreicht hat, kann sich nicht so lange in der unreinen Atmosphäre der Städte aufhalten, er muss sich in die Natur zurückziehen, um Prana zu speichern und ein mehr oder minder zurückgezogenes Leben zu führen. Christus, Buddha und andere große Lehrer zogen sich oft in die Wüste zurück und blieben nie lange an einem Ort. Im Evangelium des heiligen Markus (5:25-34) lesen wir, dass Christus, nachdem er die Kranken heilte, unter Kraftverlust litt. Als die kranke Frau den Saum seines Gewandes berührte, wusste Jesus, dass ihm wirksame Kraft entströmte.

       Auch Bhagavan Ramakrishna, ein zeitgenössischer geistiger Lehrer Indiens, war während seiner Lehrtätigkeit ständig von Menschen umgeben, die oft von bösartigen Krankheiten befallen waren, und er verausgabte sich weit über seine Kräfte. Folglich erkrankte er an einem Kehlkopfleiden - eine Art Krebs -, das seinen Tod verursachte. Es ist wichtig, zu erwähnen, dass seine Krankheit in manchen schwachen Gemütern Verwirrung auslöste und sie den Grad seines geistigen Formats anzweifelten. Der Unwissende glaubt, dass ein hoher Geist unbeachtet der Umstände von Krankheit verschont bleibt; doch wir wissen, dass der von Devadatta von einem hohen Fels auf Buddha geworfene Stein, als dieser unten vorbeiging, ihn zwar nicht tötete, aber eine Zehe seines Fußes verletzte. Es gibt auch Hinweise, wonach der Herrscher Buddha oft starke Rückenschmerzen verspürte. Auch in den ”Mahatma Letters“ finden wir eine Stelle, die darauf hinweist, dass Mahatma K. H. sich zur Zeit der Gründung der Theosophischen Gesellschaft zurückziehen musste, nachdem er mit den Auren der Menschen in Berührung gekommen war. So ist jede Daseinsebene ihren eigene Gesetzen unterworfen, und ihre Übertretung zieht entsprechende Folgen nach sich.

* * *

       Nun etwas über die Feuer des heiligen Elm. Dieses Leuchten ist eine Begleiterscheinung der Entladungen atmosphärischer Elektrizität. Es tritt gewöhnlich bei einem Gewitter auf in Form von kleinen Lichtern über scharfgespitzten Gegenständen wie Kirchtürmen, Schiffsmasten. Diese kleinen Feuer rufen Zischtöne hervor - eine Art Knistern. Die Seeleute des Mittelmeers erwählten den heiligen Elm zu ihrem Patron und sahen in diesen kleinen Feuern ein sichtbares Zeichen seines Schutzes. Obwohl die Feuer des heiligen Elm über kosmische Elektrizität verfügen, als gemeinsame Grundlage mit den Erscheinungen des sogenannten nichtversengenden Feuers, ist die Eigenschaft des letzteren gänzlich andersartig.

       Es gibt viele Beweise dieses nichtversengenden Feuers, und ich möchte Ihnen nun folgende Geschichte eines Augenzeugen erzählen. Im Jahre 1933 besuchte uns der tibetische Lama Karma-Dorje. Wir sprachen über verschiedene geistige Dinge, und unter anderem erzählte er uns von seiner Begegnung mit dem bekannten Einsiedler Kshetrapa, der im östlichen Tibet, nahe dem kleinen Dorf Shasregtog in einer Höhle lebt. Nach den örtlichen Überlieferungen lebt dieser Einsiedler in derselben Höhle wie einst seine Großväter, und seine äußere Erscheinung hat sich seit dieser Zeit überhaupt nicht verändert. Wie alle solche Einsiedler trug er nie Kleider; sein Haar bedeckte ihn wie ein Mantel vom Kopf bis zu den Füßen; seine Haut ist dunkel. Die Leute sagen, er sei kein Tibeter, obwohl er alle östlichen Dialekte kennt. Die Höhle, in der er wohnt, besteht aus Unterteilungen. In der letzten steht ein vertrockneter Baum, und der Boden ist wie mit leichter Asche bedeckt. Die Eingeborenen berichten, dass es um seine Hohle herum, selbst bei schwersten Schneestürmen keine Spur von Schnee gibt. Sie behaupten auch, dass er ihr Dorf einige Male vor Epidemien bewahrte. Zweifellos besitzt dieser Einsiedler viele Siddhis; er lebt in strenger Einsamkeit und gewährt nur einigen Bekannten Eintritt in seine Höhle.

       Lama Karma-Dorje, der bei einem Gespräch des Einsiedlers mit seinen Besuchern zugegen war, bemerkte folgende interessante Einzelheit. Bevor Kshetrapa eine Frage beantwortete, wisperte er mit irgendwelchen höheren Kräften, als ob er sie um Rat bäte, und dann übermittelte er ihre Antwort. In seiner Höhle sitzend, konnte er auch eine nichtversengende Flamme hervorrufen, die sich zuerst über den Boden ausbreitete und sich dann auf dem vertrockneten Baum in der Tiefe seiner Höhle niederließ. Lama Karma-Dorje selbst berührte diese Flamme, und seine Hände wurde nicht verletzt, er verspürte nur eine angenehme Wärme.

       In einem Gespräch mit dem Eremiten erwähnte Lama Karma-Dorje, dass er an Kopfschmerzen leide, und er bat den Eremiten, ihm als schützenden Talisman eines seiner Haare zu überlassen. Kshetrapa schaute ihn erstaunt an, ergriff einen Stock und schlug ihm stark auf den Kopf. Durch die Wirkung dieses Schlages wurde der Lama aus der Höhle geworfen und rollte den Berg hinab. Als er zu sich kam, war er, zu seinem großen Erstaunen, gänzlich unversehrt, und auch vom Schlag war keine Spur zu sehen. Nach dieser ungewöhnlichen Behandlung war sein Kopfweh völlig verschwunden.

       Auch der europäische Reisende, Arnold Heim, der im Jahre 1933 einen Teil Tibets bereiste, erwähnte diesen Eremiten. Ebenso wollte Mme. David-Neel, die bekannte Tibetreisende, den Eremiten besuchen, doch ihr gewährte er keinen Zutritt. Am Eingang seiner Höhle stehend, bedrohte er sie ernstlich mit seinem Stock.

       Der Lama Karma-Dorje, unser Gast, war unter den sogenannten Sadhus gewiss eine Ausnahme. Nach einem kurzen Aufenthalt bei uns erschien er eines Morgens, um sich zu verabschieden. Er teilte uns mit, dass er sich beeilen müsse, seinen Lehrer, der nahe dem Berg Kailas wohnt, aufzusuchen, weil dieser nach ihm riefe, er höre seine Stimme. Nach sechs Monaten kehrte er zurück und berichtete, dass sein Lehrer gestorben sei und er leider nicht mehr rechtzeitig eintraf. Daraufhin zog sich der Lama Karma-Dorje für zehn Jahre zurück in völlige Einsamkeit und dann wollte er zurückkehren und lehren.

       Nach Geheiß seines Lehrers hatte Karma-Dorje selbst auf seinem längsten Marsch nicht mehr als zwei Pfund Nahrung und zwei Rupien Geld bei sich. Während seines Besuches bei uns hatte er viele bemerkenswerte Visionen. Mein Sohn malte ihn. Ich lege Ihnen ein Foto dieses Bildes bei. Wer die tibetischen Lamas kennt, wird zugeben, dass sein Gesicht ungewöhnlich ist.

       Des weiteren lege ich Ihnen einen Zeitungsausschnitt über einen Fakir bei, der 42 Tage lang ohne Nahrung begraben war. Ich persönlich halte solche Praktiken nicht für gut. Heute brauchen wir auf der irdischen Ebene positive menschliche Errungenschaften und sollten uns nicht in ferne himmlische Sphären begeben. Jene, die dem Harmagedon entfliehen, sind in jedem Fall als Deserteure der leuchtenden Heerschar anzusehen.

       Ist es möglich, dass Sie nie etwas über Sophie Kovalevsky, von unserem russischen Stolz, einem mathematischen Genie, gehört haben? Vor Jahren las ich in Französisch ihre Biographie, die sich nur mit ihrer Kindheit und Jugend befasste. Die letzte Periode ihres kurzen Lebens ist von ihrer besten Freundin, einer bekannten schwedischen Schriftstellerin, beschrieben worden. Wie es uns Russen gewöhnlich geht, ist ihre mathematische Begabung zuerst im Ausland gewürdigt worden. Erst nach ihrem außergewöhnlichen Triumph im Ausland und knapp vor ihrem Tod (obwohl es nachher des öfteren geschah), wurde sie geehrt und zum Mitglied der Petersburger Akademie der Wissenschaften gewählt! So fährt unser Land hartnäckig fort, wann immer es um das Erkennen wirklicher Werte geht, durch Jahrhunderte die gleiche Stellung einzunehmen … Aber die kommende Epoche wird die Träger wahrer Werte zu schützen wissen.

       Ich will Ihnen kurz über Madame Kovalevsky aus der ”Encyklopedia Britannica“ berichten: ”Sophie Kovalevsky (1850 bis 1891), russische Mathematikerin, geboren in Moskau am 15. Januar 1850, heiratete 1868 einen jungen Studenten - Woldemar Kovalevsky. Sie gingen gemeinsam nach Deutschland, um ihre Mathematikstudien fortzusetzen. 1869 ging sie nach Heidelberg, wo sie bei H. von Helmholtz, G. K. Kirchhoff, L. Königsberger und P. du Bois-Reymond studierte. Von 1871 bis 1874 las sie privat mit Karl Weierstrass in Berlin, denn an den Universitäten waren die öffentlichen Lesungen für Frauen noch nicht zugänglich. 1874 verlieh ihr die Universität in Göttingen den Doktorgrad in absentia als Anerkennung für ihre drei eingesandten ausgezeichneten Dissertationen; eine davon über die Theorie von Teil-Differentialgleichungen, ist eines ihrer bedeutendsten Werke.”

       ”Nach ihren Vorträgen an der Universität in Stockholm war Madame Kovalevsky auf Empfehlung von Gustav Mittag Leffler, der ebenfalls ein Schüler von Weierstrass war, 1884 zum ordentlichen Professor an dieser Universität ernannt worden. Diese Stellung behielt sie bis zu ihrem Tode … 1888 errang sie ihre größten Erfolge …”. Die französische Akademie ehrte sie mit dem Prix Bordin, um den sich alle überragenden Mathematiker von heute beworben haben. Das zu behandelnde Thema hieß: ”In einem wichtigen Punkt die Bewegungstheorie eines dichten Körpers um einen unbeweglichen Punkt zu vervollkommnen”. Die Frage ist von der Berliner Akademie sechs Jahre lang vorgelegt worden, doch ohne ein Ergebnis zu zeitigen. Die Lösung von Madame Kovalevsky ”war so bemerkenswert, dass als Anerkennung außergewöhnlicher Verdienste der Wert des Preises verdoppelt wurde.”

       ”Bedauerlicherweise erlebte es Madame Kovalevsky nicht mehr, den vollen Lohn ihrer Arbeit zu ernten. Sie starb am 10. Februar 1891 auf dem Gipfel ihres Ruhmes. Auch in ihrem eigenen Land wurde ihr durch die Wahl zum Mitglied der St. Petersburger Akademie der Wissenschaften Anerkennung gezollt.” Beachten Sie besonders die Satzstellung!

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       Sie möchten wissen, wie Madame Kovalevsky die Aufgabe löste. Sicherlich mit Hilfe der feurigen Macht. In ihrer Autobiographie berichtet sie, dass die Antworten auf die kompliziertesten Fragen in ihrem Gehirn blitzschnell bildlich auftauchten. Manchmal sah sie sogar die Zahlen und Formeln, als ob sie vor ihr aufgeschrieben wären. Freilich, sie hat hart gearbeitet, wie man ihrer Biographie entnehmen kann, doch es ist offenkundig, dass sie den feurigen Strahl berührte und aus ihrem KELCH das aufgespeicherte vergessene Wissen heben konnte.

       Nun möchte ich Ihnen eine Episode aus meinem eigenen Leben erzählen. In meiner Jugend studierte ich Musik, wofür ich besonders veranlagt war. Einmal hatte ich eine öffentliche Prüfung zu bestehen und ich hatte eine Komposition vorzuspielen, und zwar ein Präludium und eine Fuge von Bach. Die familiären Umstände wollten es, dass ich die schwierigste Komposition - nämlich die Bach-Fuge - nicht einüben konnte. Es war nur noch ein Tag bis zur Prüfung. In großer Verzweiflung setzte ich mich ans Klavier, wohl wissend, dass es unmöglich war, die Bach-Fuge in einem Tag auswendig zu lernen. Jedoch ich war entschlossen, das äußerste herauszuholen. Nachdem ich das Stück einige Male nach Noten durchgespielt hatte, begann ich mich zu prüfen, wieviel ich mir gemerkt hatte, und hier geschah das Wunder: Ich konnte die ganze Fuge von Anfang bis Ende auswendig, und meine Finger glitten wie von selbst, ohne den leisesten Fehler, über die Tasten; ich spielte das Präludium und die Fuge mit ungewöhnlicher Inspiration. Als ich die Fuge bei der Prüfung vor einem ganzen Konklave von Professoren spielte, war ich wiederum von einer besonderen Eingebung erfüllt, und es wurde mir ein begeisterter Beifall zuteil. Auch diese Episode war eine Erscheinung des feurigen Strahles. Der Strahl berührte den KELCH, und Altbekanntes kam an die Oberfläche.

       Nun möchte ich mich nochmals Madame Kovalevsky zuwenden. Sie war nicht nur eine geniale Mathematikerin, sondern auch eine ausgezeichnete Schriftstellerin. Ich erinnere mich, wie brillant ihre Autobiographie geschrieben war. Ihre Romane: ”Die Nihilistin Vera Vorontzoff“, ”Die Schwestern Rajevski“ und das unvollendete Werk ”Vae victis“ zeugen von ihrer großen literarischen Begabung. Ihr Vater, der Artilleriegeneral Corvin-Krukovsky war ein wohlhabender Gutsbesitzer in Kaluga. Madame Kovalevsky hatte noch eine ältere Schwester und einen jüngeren Bruder. Ihre Schwester war sehr schön und ebenfalls eine begabte Schriftstellerin. Dostojevski besuchte die Familie oft und bewunderte vor allem die literarische Begabung ihrer Schwester. Er selbst war Gegenstand kindlicher Anbetung von Sophie, aber leider, seine Liebe galt ihrer Schwester, die wiederum seine Gefühle nicht teilte. In ihrer Autobiographie beschreibt Madame Kovalevsky das Leid und die Eifersucht ihres kindlichen Herzens ganz behutsam. Sie war in ihrem Privatleben sehr unglücklich. Ihre Ehe mit Kovalevsky war nur eine nominelle; sie wurde geschlossen, um ihr eine gewisse Freiheit zu sichern und Gelegenheit zu geben, zum Studium ins Ausland zu gehen. Aber ihre Ehe endete dramatisch.

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       Ihre anderen Fragen will ich zu einem späteren Zeitpunkt beantworten. Der Kampf zwischen den Kräften des Lichts und der Finsternis steigert sich und nimmt fürchterliche Ausmaße an.

       17. März 1936

       Es ist schwierig, auch nur annähernd die Aufenthaltsdauer einer Person von durchschnittlich kultureller Entwicklung zwischen den Reinkarnationen in der Feinstofflichen Welt anzugeben, denn die Evolutionszyklen folgen in beschleunigter Progression. Waren bei der vorhergehenden Rasse und zu Beginn unserer, der fünften Rasse die Intervalle zwischen den Reinkarnationen groß, so sind sie derzeit beträchtlich verkürzt, und es kann nicht von Jahrhunderten, sondern von Dekaden oder gar Jahren gesprochen werden. Ähnlich konnte man aus besonderen Gründen beschleunigte Reinkarnationen unter den Schülern der Großen Lehrer beobachten; das Bewusstsein der Menschheit erfordert schnelle Veränderungen. Daher ist es ratsam, auf die ungewöhnliche bedrohliche Zeit hinzuweisen, die wir jetzt durchleben, sowie auf die Annäherung der feurigen Energien an die irdischen Sphären zwecks Reinigung unseres Planeten von seiner durch menschliche Verbrechen hervorgerufenen dichten Atmosphäre. Sie können darauf verweisen, dass diese Annäherung der feurigen Energien zweifellos eine neue Konvergenz der Welten ermöglichen wird, und die Menschen werden Zeugen vieler ungewöhnlicher Naturerscheinungen sein. Parallel mit dieser Konvergenz werden die Reinkarnationen beschleunigt und immer häufiger Kinder geboren werden, die sich an ihre früheren Leben erinnern können, was leicht zu überprüfen sein wird, weil die Zeugen noch am Leben sein werden. Auch phänomenale Kinder werden häufiger geboren werden und die Wissenschaft wird durch neue beachtenswerte Entdeckungen bereichert werden. Genau gesagt, die Verschiebung der räumlichen Strahlen wird eine Erneuerung des Bewusstseins sowie neue Konvergenzen der Welten mit sich bringen. Wahrlich, die Neue Welt wird in der Glorie der neuen Strahlen ihren Einzug halten.

       Wenn Sie Angriffe nicht zu sehr fürchten, erwähnen Sie Harmagedon. Es ist unbedingt wichtig, die Menschen wissen zu lassen, wie ernst und gefährlich die jetzige Zeit ist. Wahrlich, die meisten Menschen verneinen es, dass solch ein Kampf überhaupt möglich ist.

       Es ist bedauerlich, dass so wenig Menschen den ganzen Ernst der Jetztzeit erkennen, denn der Kampf zwischen den Welten von Licht und Finsternis ist wirklich furchtbar.

       1. Man sollte nicht behaupten ”… das astrale Licht wäre schwächer als Sonnenlicht”, denn diese beiden können nicht miteinander verglichen werden. Das irdische Sonnenlicht ist stark und grob, aber der Glanz des Astrallichts in den höheren Sphären überschreitet sicherlich unsere irdische Vorstellung von Licht. Ich möchte folgenden Paragraphen aus dem Buch AUM zitieren:

       ”Das Licht der Feinstofflichen Welt steht in keinem Verhältnis zu dem Sonnenlicht irdischen Verstehens. In den niederen Schichten schaffen trübe Bewusstseine Dunkelheit, doch je höher das Bewusstsein und das Denken, umso leuchtender ist die wunderbare Strahlung. Wirklich, die Bewohner der Feinstofflichen Welt sehen beides, die Erde und die Gestirne, aber die irdischen Lichter werden von ihrem Bewusstsein unterschiedlich umgewandelt. Ebenso ist es mit den Gedanken der Feinstofflichen Welt; obwohl sie auf derselben Energie gründen, ist ihr Prozess originell. Das Gesetz des Ausgleichs regelt mentale Exzesse.”

       Vage Gedanken werden nichts hinterlassen als unklare Umrisse. In allem ist Klarheit, Kraft und Wiederbelebung durch Feuer nötig.

       2. Alles unterliegt ein und denselben Gesetzen und Bedingungen. Als daher die hohen Wesenheiten von anderen, höheren Planeten zur Erde kamen, um der Menschheit zu helfen, waren die kosmischen Bedingungen günstig. Einer dieser Hohen Geister kehrte zu seinem eigenen Planeten zurück, um mit dem irdischen Bollwerk der Bruderschaft eine Nachrichtenvermittlung herzustellen und die Bedingungen für Gedankenübertragung und zum Senden neuer Elemente herauszufinden, die in der Atmosphäre unseres Planeten noch nicht entdeckt wurden, jedoch helfen könnten, die angehäufte Finsternis zu zerstreuen. Alle diese Möglichkeiten werden durch beharrliche Versuche und Forschungen sowie durch Zusammenarbeit zwischen den Hohen Geistwesen der beiden Planeten erreicht. Wahrlich, unbegrenzt sind die Möglichkeiten und Entdeckungen!

       Gewiss, die Planetaren Geister unseres Sonnensystems wirken in vollem Einklang, denn sie alle zusammen bilden den Willen des Kosmischen Magneten und sind miteinander in Verbindung. Jedoch jede Möglichkeit erfordert das Vorhandensein bestimmter kosmischer Bedingungen. Zweifellos werden wegen der speziellen planetaren Verbindungen und kosmischen Fristen bestimmte Bedingungen für den Verkehr erleichtert. So wird es durch Annäherung der nahen feurigen Energien an die Erde möglich sein, aus den höheren Sphären unserer Planetenkette Hohe Besucher anzuziehen. Im Kampf während des Harmagedons ist die Beteiligung aller dieser Kräfte der unsichtbaren Welten erforderlich. Die größten Geister stehen miteinander in Verbindung und arbeiten eng zusammen, ohne für diesen Zweck an einen bestimmten Ort gebunden zu sein.

       Und nun über Jehovah. Nicht immer ist unter Jehovah der Planetengeist des Saturn zu verstehen. Alle diese Symbole haben viele Bedeutungen, und oft birgt ein Name viele Begriffe oder Vertreter. Esoterisch bedeutet Jehovah Elohim; und es ist auch wahr, dass das jüdische Volk unter dem Strahl des Saturn seinen Anfang nahm, aber ich darf noch nicht mehr mitteilen.

* * *

       Die Schlacht ist äußerst bedrohlich, und es gibt gar vielerlei Verrat. Jeder Treuebruch bestätigt nur das ewige Gesetz der vertrauten Erscheinung der beiden Uranfänge. Wo es das hellste Licht gibt, da gibt es auch die größte Finsternis. Wie es heißt: ”Beachtet den Weltenbrand, er ist jedoch erst der Anfang. Alle Finsteren zieht es zur Finsternis; jene jedoch, die einen Funken Licht in sich bergen, werden entflammt. Es ist eine große Zeit!”

       In der Lehre des Lebens heißt es: ”Der Sieg wird zu einer bestimmten Zeit offensichtlich werden, aber es sind alle Phasen der Schlacht zu durchlaufen. Vergessen wir nicht, dass sich auf unserer Seite die besten Kräfte sammeln. So wird man an die nächste Stufe herankommen. Die Diener der Finsternis werden zum Erfolg verhelfen. Man muss begreifen, wie nahe die Fristen sind, um die neuen Möglichkeiten nicht zu versäumen. Den Kräften des Lichts kann nichts widerstehen. Wenn die Kräfte der Finsternis selbst das schmutzigste Geschäft auf sich nehmen - lasst sie es vollbringen. Die größten Namen und Begriffe sind bereits einbezogen. Alles kann nur durch Ausbreitung vorankommen … Gewiss, die Schlacht ist fürchterlich … Gewiss, mit jedem Tag werden die Neuen Kräfte, die Unsichtbaren geweckt. Aus diesen Annäherungen an die irdischen Sphären können sich die unerwartetsten Spannungen ergeben. Nehmen wir den Kampf auf mit der vereinten Kraft aller Unserer Teilnehmer! Einigkeit ist ein unbesiegbares Banner … Wer wird die Spannung der Kräfte des Lichts erkennen? Wer wird es versäumen, das Ausmaß des Schlachtfeldes zu erwägen? Die vereinten Aschrame, die Bollwerke des Geistes, sind jetzt nötiger denn je. Was in bestimmten Ländern vor sich geht, hat zwei Namen: für die einen ist es ein Kreuzzug, für die anderen teuflische Wut. Jene, die glauben, dass dies Zufall wäre, irren. Die Lehre ist nie ohne Ringen in die Welt getreten, und somit möge sie wie üblich eintreten, sonst wird sie von den Menschen vergessen. Doch vergegenwärtigt euch das Ausmaß der Schlacht, in die alle Planeten einbezogen sind … So lasst uns mit der ganzen Kraft des Geistes und mit Feierlichkeit an der Schlacht des Lichts gegen die Finsternis teilnehmen.”

       Ist das Band mit der HIERARCHIE DES LICHTS stark, dann wird sich alles zum Guten wenden. Um die neue Stufe zu erklimmen, ist es notwendig, den Kampf aufzunehmen und die Schwierigkeiten zu überwinden. Auf den letzten Stufen ist es unvermeidlich, den Giftbecher zu leeren, und Verrat muss den Pfad des Lichts kenntlich machen. So lasst uns denn auch diese Einweihung empfangen.

       Wir wissen, dass ”Verrat langsam zerfällt”. Infolge bestimmter Umstände ist dies in der Tat der weiseste Urteilsspruch. Das Leben ist so komplex! Die Menschen bilden sich gewöhnlich ihre Urteile nur nach Beweisen und ihnen bekannten Umständen; und eine ganze Reihe der wichtigsten Faktoren, die den Verlauf dieser oder jener Aufgaben oder Ereignisse erschweren oder lösen, ignorieren sie gänzlich. Das Bewusstsein der Großen Lehrer, die auf drei Ebenen oder Welten wirken, kennt sowohl den Ursprung der Ursachen als auch ihre Wirkungen. Daher sollten wir in völligem Vertrauen zur Höheren Weisheit gelassen die verschiedenen Phasen aller Ereignisse beobachten. Wir wissen auch, dass sich für viele Menschen und viele Dinge Gefahr als Rettung erweist, und für bestimmte Ereignisse können wir sagen - je gefährlicher, desto besser. Gefahr wird helfen, viele Dinge auf schnellstem Wege zu überwinden. Aber denken wir an die segensreichen Zeichen für unser Land und ängstigen wir uns nicht. Viele Beobachter neigen zu Fehlkalkulationen, oder, wie es heißt, ”Sie setzen auf das schlechteste Pferd”.

       Seien wir auf der Seite, auf der sich der Schild des Lichts erhebt - und wir werden nicht irren.

       19. März 1936

       Ein Aschram ist eine heilige Stätte, ein Tempel, ein Kloster, eine Schule okkulter Studien. Deshalb kann das irdische Bollwerk der Großen Bruderschaft Aschram genannt werden. In der Feinstofflichen Welt gibt es ebenfalls Aschrame der Weißen Bruderschaft. Genauso wie auf der Erde sind sie auch dort nicht zahlreich vertreten, denn auch hier werden strenge Disziplin und harte Arbeit gefordert, und wo sind jene, die bereit sind, sich anstelle der versprochenen ”Ruhe“ für harte Arbeit herzugeben?

       Aber warum sollte man nur um einen Aschram in der Feinstofflichen Welt feurige Strahlen vermuten? Fürwahr, über jedem irdischen Aschram oder einem Bollwerk des Geistes erheben sich diese Strahlen, die unter besonderen Umständen gesehen werden können.

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       Wahrlich, jeder Widerstand gegen den Fortschritt des Denkens oder das Vordringen auf jedem Wissensgebiet sollte als eine Erscheinung des Harmagedons betrachtet werden. Aber viele Grundlagen sind so zerfallen, dass wir allen Fakten gelassen gegenüberstehen sollten. Es ist unmöglich, den mächtigen Marsch der Ereignisse aufzuhalten.

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       Sie erwähnen Ihren Briefwechsel mit S. Ich meine, es wurde Ihnen wenig Freude bereiten, wenn ich Sie meine Erfahrungen wissen ließe. Es ist nicht nur nutzlos, für solchen Briefwechsel Zeit zu verschwenden, es ist auch schädlich. Früher galt für solche Menschen ”Wahrheit“ als irdische Sicherheit, und daher gibt es die Begriffe unbegrenzter Aufnahme und unbegrenztes Wissen in ihrem Wörterbuch nicht.

       Die Aufgabe, für die Sie sich entschieden haben, ist ein wertvoller Beitrag. Sie werden jedoch hart daran arbeiten müssen. Es ist sehr wichtig, den Unterschied zwischen Spiritismus in der heute praktizierten Art und einer echten wissenschaftlichen Erforschung sowie dem Studium der psychischen und parapsychischen Phänomene hervorzuheben. Seien Sie jedoch äußerst vorsichtig mit ihren Behauptungen bezüglich des Mondes, denn alles, was ich aus der ”Geheimlehre“ über die Mondkette zitierte, wird von der Wissenschaft nicht angenommen, und selbst wenn eine kleine Zahl von unvoreingenommenen Gemütern imstande wäre, diese Theorien mit einem gewissen Grad an Toleranz zu behandeln, so gelten sie doch für die meisten Menschen als Höchstmaß an Blasphemie. Daher würde ich in dem von Ihnen geplanten Werk nicht viel über den Mond sagen. Darüber hinaus enthüllten die Großen Lehrer noch nicht alle mit dem Mond zusammenhängenden Geheimnisse. Es gibt eine angenommene Regel, nach der den Menschen nur das gegeben wird, wofür ihr Bewusstsein reif ist. Es ist unstatthaft, ihnen etwas vorzulegen, wovon sie nicht die geringste Vorstellung haben oder wofür sie keine passenden Worte finden! Deshalb wird nur das gegeben, was die fortschrittlichen Geister der Menschheit zu begreifen vermögen. Und wir müssen sagen, dass dies reichlich geschieht, doch man hat sich kaum den hundertsten Teil von dem, was geboten wird, zu eigen gemacht. H. P. Blavatsky schrieb, dass zu ihrer Zeit die Enthüllung über die Mondkette unter den Lesern und Schülern einen Sturm wildester Phantasien und gegensätzlicher Meinungen auslöste. Einige von ihnen erschienen sogar in Druck, aber ungeachtet aller dringenden Bitten nach weiterer Mitteilung schweigen die Mahatmas.

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       Sie haben recht, dass die Planetenkette mit all ihren Globen, Sphären oder Prinzipien (Sie mögen sie nennen, wie Sie wollen) ein komplettes Ganzes bildet. Tatsächlich sind alle Globen gegenseitig konzentrisch durchdrungen und stellen bestimmte Ebenen des Bewusstseins oder Seins dar. Gewiss, ein Planet ist ein lebender Organismus, denn im Kosmos ist nicht ein einziges Atom ohne Leben, ohne Bewusstsein oder ohne Geist, und in den alten philosophischen Schriften stößt man auf den Vergleich der Erde mit einem riesigen Tier, das sein eigenes Leben hat und daher auch sein eigenes Bewusstsein oder seine Offenbarung des Geistes.

       Genau gesagt, es gibt kein passives Element im Kosmos; alles besteht durch die gegenseitige Durchdringung und Wechselwirkung der räumlichen Energien, die aus den unendlichen Brennpunkten oder Zentren, die den Kosmos erfüllen, evolvieren und in sich unaufhörlich geformt werden. Alles bewegt sich, alles ändert sich dauernd, alles lebt. Bedenken Sie auch, dass die höheren Prinzipien des Planeten in der menschlichen Monade eingelagert sind. Deshalb können wir sagen, dass der Mond die höheren Prinzipien einbüßte, als ihn die menschlichen Monaden nach ihrer endgültigen evolutionären Vollendung für die neue Planetenkette verließen. Das Leben eines Planeten kann als Verbindung aller mit ihm geschaffenen Elementen verstanden werden. Umso größer ist daher die Verantwortung aller denkenden Planetenbewohner.

       Gegenwärtig ist der Mond ein Leichnam, aber ein lebendiger Leichnam, weil Zersetzung nichts anderes ist als niederes Leben. Darüber hinaus müssen Sie bedenken, dass nach Vollendung der Evolutionsrunde auf einer Planetenkette und vor Beginn des Lebens auf einer neuen Kette für alles Sein und alle Wesenheiten ein Pralaya oder Nirwana eintritt. Alle Prinzipien der Mondkette wurden auf die irdische Kette übertragen. Die Mondkette war auch niederer als unsere irdische Kette. Ich möchte einige Zeilen aus der ”Geheimlehre“ anführen: ”… dass die (Mond-) Monaden, die in den evolutionären Zyklus (auf der irdischen Kette) auf Globus A eintreten, in der ersten Runde von sehr verschiedenen Entwicklungsgraden sind.

       Daher erreichen nur die am meisten entwickelten Monaden den menschlichen Keimzustand in der ersten Runde; sie werden irdische, wenn auch sehr ätherische menschliche Wesen gegen Ende der dritten Runde, verbleiben aber auf dem Globus während der Verdunkelungsperiode als Samen für die künftige Menschheit in der vierten Runde; sie werden so die Pioniere der Menschheit zu Beginn dieser, der gegenwärtigen vierten Runde. Andere (weniger entwickelte) erreichen die menschliche Stufe erst während späterer Runden, nämlich in der zweiten, dritten Runde oder der ersten Hälfte der vierten Runde. Und schließlich werden die aller-spätesten - das sind jene, die noch nach dem mittleren Wendepunkt der vierten Runde tierische Formen haben - überhaupt keine Menschen während dieses Manwantaras.

       Sie werden zum Rande der Menschheit erst am Schlusse der siebenten Runde gelangen, um ihrerseits nach dem Pralaya von älteren Pionieren, den Vorfahren der Menschheit, oder der Samenmenschheit (Schista), nämlich von den Menschen, die an der Spitze von allem am Ende dieser Runde stehen werden, in eine neue Kette eingeführt zu werden.”

       Beachten Sie auch das meinem Brief (16. November 1935) beigefügte Diagramm. ”Ungleich den übrigen hat die vierte (Globus-Sphäre) keinen ”Schwester“-Globus auf demselben Plane mit ihr selbst und bildet somit den Stützpunkt der ”Waage“, die durch die ganze Kette repräsentiert wird. Sie ist die Sphäre der letztlichen evolutionären Ausgleichungen, die Welt der karmischen Waage, die Halle der Gerechtigkeit, wo die Bilanz gezogen wird, die die künftige Laufbahn der Monade während des Restes ihrer Inkarnationen in dem Zyklus bestimmt. Und daher kommt es, dass, nachdem dieser mittlere Wendepunkt in diesem großen Zyklus überschritten ist, d. h. nach dem Mittelpunkt der vierten Rasse in der vierten Runde unseres Globus - keine Monaden mehr in das Menschenreich eintreten können. Das Tor ist für diesen Zyklus geschlossen und die Bilanz ist gezogen.” Daher sollten wir keine Zuwanderer vom Mond mehr erwarten.

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       Und nun über die Vorstellung oder die Vision des Bildnisses des Lehrers. Gewiss, es beginnt zuerst mit einem mentalen oder geistigen Bildnis, das die höchstmögliche Klarheit erlangen sollte; und nachdem es im Zentrum des dritten Auges klar eingeprägt ist, werden Sie es mit geschlossenen Augen sehen können. Manchmal kann das Bildnis von einem leuchtenden Umriss umgeben sein, als ob es aus Licht und Schatten bestände, ohne bestimmte klare Linien. Auch sehen manche zu Beginn das Bildnis schwanken, und die Umrisse erscheinen verschwommen. Aber das Schwanken schwindet allmählich, und das Bild wird ganz klar. Um dieses Flimmern zu unterbinden, schließen die buddhistischen Mönche die Augen und durchkreuzen die Ströme der Augen; das heißt, sie konzentrieren ihre Schau auf einen Brennpunkt, was sehr hilft. Das Durchkreuzen der Ströme der Augen wurde bei jeder Konzentration so zur Gewohnheit, dass daher viele Buddhas und Bodhisattvas mit schielendem Blick, auf die Nasenspitze konzentriert, abgebildet sind. Sie können diese Methode versuchen, jedoch ohne irgendwelche Gewaltanwendung und ohne extrem zu schielen. Es darf kein Gefühl von Spannung oder Unbequemlichkeit aufkommen. Ich würde für diese Übung nicht mehr als fünf Minuten aufwenden und mit nur einer Minute beginnen. Seien Sie aber nicht enttäuscht, wenn Sie kein so rasches Ergebnis, wie Sie gern möchten, erzielen. Alle diese Errungenschaften gehören in den Bereich des höheren Psychismus.

       Lesen Sie die Biographien der großen geistig Schaffenden, und Sie werden erkennen, mit welcher Anstrengung sie das Öffnen der Zentren und die Höhere Verbindung erlangt haben. Selbst ein so großer Heiliger wie der Heilige Antonius musste oft Jahre warten, bevor seine Frage beantwortet wurde. Gewiss, heute haben manche menschlichen Organismen in ihrer Verfeinerung großen Fortschritt erzielt, so dass es für viele Erscheinungen keiner so großen Kraftaufwendung, Spannung und Geduld bedarf, wie dies in vergangenen Jahrhunderten erforderlich war. Aber auch jetzt können nur Medien leicht in die nächsten Schichten der Feinstofflichen Welt eindringen. Wir sollten sie jedoch nicht beneiden, denn fürwahr, die höchsten Sphären sind ihnen unzugänglich, abgesehen von wenigen Ausnahmen. Und so wie in der alten Zeit Medien nicht als Hierophanten zugelassen wurden, so werden auch heute die Brahminen in ihren wenigen erhalten gebliebenen Aschrams keinem Fakir Zutritt gewähren.

       Doch abgesehen von all dem, haben die Zustände des Harmagedons auf alle Erscheinungen großen Einfluss, und während manche Erscheinungen zunehmen, sind andere, feinere, schwieriger geworden. Sind daher die Wellen der Schlacht sehr stark, dann ist es oft schwer, die Mitteilungen zu vernehmen, und nachher ist plötzlich Herzwehmut zu verspüren. Doch anstatt traurig zu sein, sollten Sie sich über jedes Sternchen, das Sie wahrnehmen, freuen. Fürwahr, diese Zeichen sind weit wichtiger als alle lebhaften Visionen der Medien, denn sie weisen auf die rechte Entwicklung hin.

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       Nun über Karma. Können wir behaupten, dass ein bestimmter Fall oder eine Situation, in der sich ein Mensch befindet, gänzlich sein Karma ist? Wenn wir so zu denken beginnen, werden wir uns sehr bald weigern, einem anderen zu helfen, indem wir unsere Weigerung damit begründen, uns in fremdes Karma nicht einmischen zu dürfen. Es gibt aber auch irregeführte Menschen, die die Hilfe an ihrem Nächsten verweigern, weil sie fürchten, damit ihr eigenes Karma zu belasten. Doch wäre das nicht ein Zeichen größter Selbstsucht? Wer, abgesehen von einem Archaten oder einem hohen Yogi, kann wissen, wann und wo man nicht helfen sollte? Oftmals kann eine Begegnung mit einen, belasteten Menschen wirklich unser Karma sein, und wenn wir ihm die Hilfe verwehren, bürden wir uns selbst Lasten auf. Wir müssen die helfende Hand reichen, wann immer unser Herz es uns eingibt - an das Gesetz der Entsprechung und daran denkend, dass geistige Hilfe die höchste ist. Ganz richtig gab Ihnen Ihr Herz ein, dass wir nicht dogmatisch sein sollen. Das Leben ist so kompliziert! Daher sollten Sie sich immer in allem und vor allem von Zweckmäßigkeit leiten lassen.

* * *

       In meinem letzten Brief erwähnte ich, dass Lamaismus zu wahrem Buddhismus im gleichen Verhältnis steht wie unsere christliche Kirche zur Lehre Christi. Vor einiger Zeit fragte man mich über die beiden buddhistischen Schulen, und ich möchte meine Antwort mit einigen ergänzenden Kommentaren hier zitieren:

       1. Mahayana und Hinayana sind die zwei Grundschulen des Buddhismus. Die wortwörtliche Übersetzung ist ”Großes Vehikel“ und ”Kleines Vehikel“ Mahayana oder ”Großes Vehikel“ ist im ganzen Norden - in Tibet, in der Mongolei, bei den Kalmücken und Burjaten - verbreitet. Auch in China und in Japan gibt es Anhänger dieser Schule. Hinayana besteht hauptsächlich im Süden - in Ceylon, Indochina, aber auch in China und in Japan gibt es einige Abteilungen. Mahayana nahm im zweiten Jahrhundert v. Chr. in Südwest-Indien seinen Anfang. Der Begründer des Mahayana war der große Lehrer Nagarjuna. Fast gleichzeitig, vielleicht sogar etwas früher, wurde diese Lehre von Asvaghosha in Nordwest-Indien eingeführt. Er war Dramaturg und Vater der Sanskrit-Literatur.

       Der Hauptunterschied zwischen Mahayana und Hinayana besteht darin, dass jener neben Gautama Buddha die Hierarchie des Lichts anerkennt, an deren Spitze viele Bodhisattvas und Taras stehen. Unter den Bodhisattvas sind neben Bodhisattva Maitreya der Bodhisattva Chenresi, der Tibetaner Avalokiteshvara (der Schirmherr Tibets) und der Bodhisattva Manjusri (der Schirmherr des Buddhismus) gut bekannt. Es gibt natürlich noch viele andere. Unter den Taras (den weiblichen Gottheiten) wird die vieläugige und vielarmige Dukkar als die höchste angesehen. Sie ist identisch mit der MUTTER DER WELT (der Lakshmi und Kali Indiens) und wird auch Weiße Tara genannt. Gleich verehrt werden die Gelbe Tara und die Grüne Tara, die nach der Farbe ihrer Strahlen so benannt wurden.

       Der zweite Unterschied zwischen den beiden Lehren besteht darin, dass, während der Archat des Hinayana zur individuellen, persönlichen Errettung bestrebt ist, der Bodhisattva des Mahayana sich die Errettung der Welt als Ziel gesetzt hat, weshalb er das Gelübde ablegte, nicht in Nirwana einzugehen, bevor sein Ziel erreicht ist. Die Lehre des Paramitas oder die Errungenschaft der Höchsten Tugend ist für das Mahayana besonders charakteristisch.

       Die Anhänger von Hinayana anerkennen keine andere Hierarchie als Buddha Gautama und seinen Nachfolger, den Bodhisattva Maitreya. Es ist offenkundig, dass sie weder die Autorität des Dalai Lama noch die des Tashi Lama anerkennen. Es gibt noch andere kleinere Unterschiede, aber die sind nicht so wesentlich. Es ist richtig, dass der Hinayana eine exoterische Schule ist, der Mahayana hingegen eine esoterische Lehre. In Tibet ist Mahayana in zwei große Sekten unterteilt: jene der Gelben Mützen, oder Gelugpa, ist die bekannteste in Tibet und in der Mongolei; sie wurde von dem großen Reformator Tsong-kha-pa im 14. Jahrhundert gegründet. Die andere - die ältere - ist die Sekte der Roten Mützen oder Nyingmapa; die Dugpa, eine ihrer Abzweigungen ist über ganz Sikkim und Kleintibet verbreitet; ihr Gründer ist ein Inder, der Lehrer Padma Sambhava. Der Dalai Lama und der Tashi Lama sowie die ganze tibetische Regierung gehören der Gelugpa-Sekte an.

       Außer diesen beiden Sekten gibt es in Tibet einen noch sehr lebendigen alten lokalen Glauben, bekannt unter dem Namen Bön. Neuerdings entlehnte dieser alte Glaube sehr viel aus dem Buddhismus. Jedoch die Bön-Lamas und auch die meisten Lamas der Roten Sekte sind sehr dem Aberglauben, der gröbsten Nekromantie und dem Tantrismus verfallen.

       2. Gibt es im Osten Religionssysteme und Gemeinschaften, die der Lehre Maitreyas anhängen? Der Bodhisattva Maitreya ist von Gautama selbst der Welt als der kommende Buddha verkündet worden. Aus diesem Grunde anerkennen auch die Hinayana diesen einen Bodhisattva. Maitreya entspricht dem Kalki Avatar im Hinduismus (dem ”Weißen Roß Avatar” - siehe die Offenbarung des Johannes) und dem Messias aller Völker. Ausnahmslos ist jeder Messias Avatar des Vishnu; daher gehören sie zu EINEM EGO. Der Unterschied zwischen Maitreya und dem Kalki Avatar in den exoterischen Legenden ist dieser: Während der Kalki Avatar am Ende des derzeitigen Kali-Zeitalters zur endgültigen Vernichtung des Bösen, zur Erneuerung der Menschheit und ”Wiederherstellung der Reinheit“ erscheinen wird, wird Maitreya früher erwartet.

       Zu Beginn unserer christlichen Ära sind in Indien und Tibet Statuen zu Ehren des Bodhisattvas Maitreya errichtet worden, und es gibt keinen einzigen buddhistischen Tempel, in dem es nicht ein Bildnis dieses Bodhisattva gäbe, sei es auf einer Tanka als riesige Figur, die manchmal die Höhe von drei Stockwerken eines Tempels einnimmt. Allerdings glauben alle Buddhisten, dass Maitreya in Schambhala erscheinen wird, aber die Eingeweihten unter ihnen wissen, dass Maitreya und der jetzige Herrscher der Schambhala ein und derselbe ist - dieselbe Individualität.

       Ich möchte einen interessanten, dem Purana entlehnten Passus aus der ”Geheimlehre“ anführen: ”Wie Satya Yuga immer das erste in der Reihe der vier Zeitalter oder Yuga ist, so kommt Kali immer zuletzt. Das Kali-Yuga herrscht jetzt unumschränkt in Indien, und es scheint mit dem gleichen Zeitalter im Westen zusammenzufallen. Auf jeden Fall ist es seltsam, zu sehen, wie prophetisch in fast allen Dingen der Schreiber des Vishnu Purana einige der dunklen Ströme und Sünden dieses Kali-Yuga vorhersagte. Denn nachdem er sagte, dass die ”Barbaren“ die Herren der Ufer des Indus, von Chandrabhâgâ und Kasmîra sein werden, fügte er hinzu: ”Zu dieser Zeit werden Monarchen sein, die über die Erde herrschen, Könige von rohem Geist, heftigem Temperament, immer der Falschheit und Bosheit ergeben. Sie werden Frauen, Kinder und Kühe töten; sie werden das Eigentum ihrer Untertanen wegnehmen und den Weibern anderer nachstellen; sie werden von beschränkter Macht sein … ihre Lebensdauer wird kurz, ihre Begierden werden unersättlich sein … Leute verschiedener Länder, die sich mit ihnen vermischen, werden ihrem Beispiel folgen; und die Barbaren werden (in Indien) mächtig sein im Schutz der Fürsten, während reine Stämme vernachlässigt werden und das Volk zugrunde geht … Wohlstand und Frömmigkeit werden Tag für Tag abnehmen, bis die Welt gänzlich verkommen ist. Besitz allein wird Würde verleihen; Reichtum wird die einzige Quelle der Anhänglichkeit sein, Leidenschaft das einzige Band der Vereinigung zwischen den Geschlechtern, Falschheit das einzige Mittel zum Erfolg im Rechtsstreit; und die Weiber werden nur Gegenstand sinnlichen Genusses sein …

       Äußere Abzeichen werden die einzigen Unterschiede der verschiedenen Stände im Leben sein; … ein Mann, der reich ist, wird für rein gehalten werden; Unredlichkeit wird das allgemeine Mittel zum Lebensunterhalt sein, Schwache die Ursache der Abhängigkeit; Drohung und Anmaßung werden den Ersatz für Gelehrsamkeit bilden, Freigebigkeit wird Frömmigkeit sein; … gegenseitiges Einverständnis wird Ehe sein, schöne Kleider Würde … Derjenige, der der Stärkste ist, wird herrschen, … das Volk, unfähig die schweren Lasten (Khara-bhara, Steuerlast) zu tragen, wird seine Zuflucht in den Tälern suchen … So wird im Kalizeitalter der Verfall ständig fortschreiten, bis das Menschengeschlecht sich seiner Vernichtung (Pralaya) nähert … Wenn das Ende des Kali-Zeitalters nahe ist, wird ein Teil des göttlichen Wesens, das existiert, aus seiner eigenen geistigen Natur (Kali Avatar) … auf die Erde herabsteigen … begabt mit den acht übermenschlichen Fähigkeiten. Er wird Rechtschaffenheit auf Erden wieder herstellen, und die Gemüter jener, die am Ende das Kali-Yuga leben, werden erweckt werden und so durchsichtig sein wie Kristall. Die veränderten Menschen … werden die Samen von menschlichen Wesen bilden und eine Rasse hervorbringen, die den Gesetzen des Krita-Zeitalters (oder des Zeitalters der Reinheit) gerecht wird. So wie es heißt: ”Wenn die Sonne und der Mond und (das Mondhaus) Tishya und der Planet Jupiter in einem Hause sind, wird das Krita-(oder Satya-)Zeitalter wiederkehren …

       ”… Zwei Persönlichkeiten Devapi von der Rasse Kuru und Maru (Moru), aus der Familie Ikshvaku, werden durch vier Zeitalter am Leben bleiben und in Kalâpa (Schambhala) regieren. Zu Beginn des Krita-Zeitalters werden sie dorthin zurückkehren … Maru (Morya), der Sohn des Schighra, lebt durch die Kraft des Yoga … und wird der Wiederhersteller des Kschattriyageschlechtes der Sonnendynastie sein …”

       ”Einerlei, ob die letzte Prophezeiung richtig ist oder nicht, die ”Segnungen“ des Kali-Yuga sind gut beschrieben und passen wunderbar selbst auf das, was man in Europa und anderen zivilisierten und christlichen Ländern auf der Höhe des neunzehnten und beim Anbruch des zwanzigsten Jahrhunderts unserer großen ”Ära der Erleuchtung“ sieht und hört.”

       ”Im Matsya-Purana, Kapitel CCXXII, ist von der Dynastie Morya, oder Maureyas, die Rede. Im selben Kapitel heißt es, dass die Moryas eines Tages über Indien herrschen werden, nachdem sie von jetzt an durch viele Jahrtausende das Kschattriyageschlecht wiederhergestellt haben. Nur wird dieses Reich rein geistig und ”nicht von dieser Welt“ sein. Es wird das Reich des nächsten Avatara sein.”

       So wissen die eingeweihten Inder viel über ihre im Transtimalaya lebenden Mahatmas, aber sie hüten dieses geheime Wissen sorgsam. Viele von ihnen waren H. P. Blavatsky abhold, weil sie der Welt diese heiligen Namen bekanntgab. In der Tat, in Indien besteht eine große Verehrung für alles Heilige und vor allem für diese Höchsten Lehrer der Menschheit. Nicht ein einziger Inder würde einem Nichteingeweihten gegenüber den Namen seines Guru aussprechen, so heilig ist er ihm.

       Nun werden Sie verstehen, wie heilig der Name Maitreya oder Kalki Avatar oder Muntazar in den Herzen östlicher Menschen klingt. Wirklich, alle Religionsformen haben mit diesem einen Begriff des Avatars oder kommenden Messias zu tun. Dieser Glaube - oder, besser gesagt, dieses Gefühlswissen ist jenes Feuer, welches das geistige Leben unseres Planeten aufrechterhält und nährt. Sobald dieses Feuer erlischt, wird der Planet in die Finsternis der Zerstörung versinken. Wahrlich, es gibt nichts Lebendigeres, Mächtigeres und Schöneres als diesen Begriff des Großen Avatar. Alle Prophezeiungen, alle Visionen und alle ältesten und heiligsten Legenden der Völker verbergen unter verschiedenen Symbolen und in Allegorien ein großes Buch der Leben des EINEN GROSSEN, der die apokalyptische Schlange bekämpft.

* * *

       Und nun zum ”Suchen nach dem lebendigen Buddha“. Das kann fürwahr ein Lächeln hervorrufen. Und gewiss, nur die Unwissenden glauben buchstäblich, dass jeder Dalai Lama eine Inkarnation des Bodhisattva Avalokiteshvara, und jeder Tashi Lama eine des Buddha sei. All das muss metaphysisch verstanden werden. Die Verkörperung der großen Geistwesen in dieser oder einer anderen Persönlichkeit muss als ein verstärkter oder auch stetig einströmender Strahl eines Hohen Geistes auf den von ihm erwählten Nachfolger verstanden werden. Genau gesagt, bei der Geburt des einen, der bestimmt ist, die Aufgabe zu erfüllen, richtet der Hohe Geist, der ihm karmisch am nächsten steht, Seinen Strahl auf ihn, damit er ihm das ganze Leben folgen kann. Dieser Strahl wird von dem neugeborenen Kind empfangen, wie auch die Strahlen der Gestirne, unter denen es geboren wurde. Es wächst unter diesem Strahl heran, und bei allmählicher Entwicklung gleicht sich sein Organismus völlig diesem Strahl an. Über diese Leitung vollzieht sich, was wir Inkarnation des Strahles nennen - oder die höchste Hieroinspiration.

       Sie sollten wissen, dass die Materie oder Energie, in die sich ein Hoher Geist kleidet, unzerstörbar ist, Nach dem Gesetz der Anziehung oder Affinität kann in bestimmten Fällen die Substanz, die sich um den erhabenen Geist bildet, der zu einer neuen Inkarnation antritt, in den feinstofflichen Körper eingehen. Natürlich, der gegenwärtige Dalai Lama wie auch der Tashi Lama sind von dem erhabenen Begriff eines geistigen Führers weit entfernt, und nur die unwissenden Massen glauben, dass jene hohe Verkörperungen wären. Aber die Tradition bezüglich Verkörperung ein und desselben Egos in den Vertretern geistiger Macht ist noch sehr stark. Im Zusammenhang mit diesem Suchen nach Inkarnationen geschehen viele belehrende Dinge. Zweifellos kommt es vor, dass die Leute die neuen Inkarnationen ihrer eigenen Lamas herausfinden. Doch darin ist nichts Verwunderliches, denn diese Lamas waren oft ganz gewöhnliche Menschen.

       Auf unserer Reise in Tibet stießen wir auf viele interessante Dinge. Wir hatten eine alte Prophezeiung bei uns und zeigten sie einmal einem sehr gelehrten Burjaten, einem Graduierten der Universität Petersburg. Nachdem der Mann die Prophezeiung gelesen hatte, wurde er sehr aufgeregt und sagte, dass es genau dieselbe Prophezeiung wäre, die er aus dem Munde eines kleinen mongolischen Knaben vernahm. Er sagte, dass in einer Ortschaft nahe Urga ein Knabe geboren wurde, der im Alter von kaum einem Jahr in Gegenwart bestimmter Menschen plötzlich genau dieselbe Prophezeiung aussprach. Natürlich wurde dieser Knabe als eine bestimmte Inkarnation angesehen. Von seinem weiteren Schicksal hörten wir nichts mehr.

       Man sollte aber nicht meinen, dass in dem Buch ”Tiere, Menschen und Götter“ alles nur auf unwahrscheinlicher Phantasie beruht. Darin gibt es mehr Wahres, als die Menschen denken. So war zum Beispiel die darin erwähnte Zauberin noch am Leben, als wir in der Mongolei waren. Ebenfalls ist das plötzliche Erscheinen des Großen Herrschers der Schambhala in Gompa keine Erfindung, wir selbst hörten eine Version davon. Im Osten kann man solchen ”Wundern“ noch begegnen, aber sie werden nur jenen enthüllt, die bereit sind, alles aufzugeben, um sie zu finden.

       Da mein Brief schon zu lang geworden ist, will ich schließen. Beachten Sie alle feinstofflichen Einwirkungen und schreiben Sie sie auf. Dadurch schärfen Sie Ihre Aufmerksamkeit und viele Dinge werden Ihnen zugänglich.

       30. März 1936

       Über die Idee Ihres Freundes, eine Verlagsgenossenschaft aufzubauen, habe ich mich sehr gefreut. Dieses Werk steht meinem Herzen näher als irgendetwas anderes. Es gibt nichts Höheres und Schöneres, als das Bewusstsein der Leser zu erheben und zu erweitern. Ein Verlag kann wirklich ein Lehrer und Erwecker des Denkens der jungen Generation sein. Gewiss können literarische, philosophische, wissenschaftliche und andere humanitäre Werke wie auch Textbücher zur Veröffentlichung erscheinen, vorausgesetzt, sie sind von hoher Qualität und Nützlichkeit. Pläne müssen so ausgearbeitet werden, dass kein Verlust entsteht. Es ist wichtig, den Preis eines Buches erschwinglich anzusetzen und dennoch sein ästhetisches Aussehen zu wahren. Ich bin ganz sicher, dass Sie damit guten Erfolg haben werden. Ich denke immer an die Sorge des Lehrers, das notwendige Buch an den rechten Platz zu stellen und es in der Hand des bescheidensten Menschen zu sehen, d. h. im ärmsten Heim. Das ganze Einkommen aus den Büchern der LEBENDIGEN ETHIK sollte für weitere Veröffentlichungen Verwendung finden.

       Mit großer Freude las ich Ihre Worte: ”Ich bin davon überzeugt, dass die uns übertragene Arbeit die Hauptaufgabe unseres Lebens ist. In der Tat, sie soll das Leben selbst ganz einnehmen.” Wahrlich, mit solchem Bewusstsein kann man Berge versetzen! Und als wir gerade heute in der Zeitung den Artikel von Sudrabkaln, dem ausgezeichneten lettischen Schriftsteller lasen, über das steigende Interesse an seriösen Büchern und die neue Welt von Romantik und Heroismus, der in Lettland so stark in Erscheinung tritt, waren unsere Herzen begeistert. Wirklich, von der Lettischen Gesellschaft ist ein großes, heiliges Werk in Angriff genommen worden. Machtvoll ist der Samen, der uns und Ihnen zum Säen anvertraut ist. So wahren Sie vor allem die Einigkeit und den Edelmut unter den Mitgliedern, um Ihre heilige Aufgabe zu vollbringen. Ich bin mir bewusst, wie schwer es ist, wie man sich oft selbst kreuzigen muss; nichtsdestoweniger kann es ohne Toleranz und Nachgiebigkeit keine Einigkeit geben. Ich weiß, dass wir oft, obgleich wenn wir sehen, dass dem Werk für das Allgemeinwohl Schaden zugefügt wurde, auch dann nachgeben müssen, um nicht durch unseren Widerstand einen noch größeren Schaden zu verursachen. Das Leben ist sehr komplex, und nur ein erweitertes Bewusstsein gibt die Möglichkeit, über alle Schwierigkeiten und selbst über Verräter hinweg aufzubauen.

       Nun über Harmagedon. Sie haben völlig recht - Harmagedon ist symbolisch die letzte Entscheidungsschlacht zwischen Licht und Finsternis. Aber man sollte nicht meinen, dass diese Schlacht bald beendet sein kann. Sie wird viele Jahre dauern, doch die Heftigkeit wird sich in verschiedenen Teilen des Planeten unterschiedlich auswirken. Wo der menschliche Geist für die Herrschaft des Geistes rascher erwacht, dort wird der große Aufbau einsetzen. Mit jedem Jahr wird der Einfluss der Kräfte des Lichts zunehmen, aber es ist wichtig, dass der menschliche Geist imstande ist, die gesandten Gaben zu empfangen. Die größten Möglichkeiten pochen an die Tür der Menschheit, doch immer ist die Wahl freigestellt. Wahrlich, die kommende Zeit ist die größte Prüfung der Menschheit

       Das Wort Harmagedon ist das griechische Äquivalent für das hebräische har megiddon (die Gebirgsregion von Megiddo). In den hebräischen Schriften wurde durch diese Bezeichnung die endgültige große Schlacht zwischen den Kräften des Lichts und der Finsternis angezeigt; sie wurde in allen alten Prophezeiungen in den Schriften aller Völker als der ”Große Tag des Gottesgerichts“ vorausgesagt. In der Apokalypse ist darüber viel ausgesagt, und in demselben Buch, Kapitel 16, Vers 16, wird dieser Name erwähnt. Darüber hinaus können die Fristen dieser Schlacht und der Beginn der Neuen Ära oder eines neuen Zyklus auch in den genauesten Berechnungen der Ägypter und Inder gefunden werden.

       Der Name dieser Schlacht ist symbolisch, im Gedenken an eine wirklich schreckliche Schlacht, die in Megido (einer alten Stadt in Palästina) stattfand. Nicht weit von dort wurden die Kanaaniter unter dem Führer Sisera vollkommen vernichtet. Diese furchtbare totale Vernichtung blieb den Völkern, die Zeuge waren, lange Zeit in fürchterlicher Erinnerung. Nach sämtlichen Schriften nahen jetzt die Fristen für die endgültige Vernichtung der Armee Gog auf den Bergen Israels, wobei Israel nicht unbedingt mit dem jüdischen Volk identisch ist. Genau genommen bedeutet das Wort der ”Auserwählte“. Gleicherweise müssen die Berge von Israel als andere Berge verstanden werden, genauso wie das ”Neue Jerusalem“ nicht unbedingt das Jerusalem in Palästina bedeutet. Die Geheimsprache verwendet immer Symbole. Es gibt den Himmel Jerusalem - die Wohnstätte der HIERARCHIE DES LICHTS - und das irdische Jerusalem, das als Ort verstanden werden sollte, der bei allen irdischen Kataklysmen intakt und unverletzt geblieben ist.

* * *

       Sie fragen, ob es eine erleuchtete Besessenheit geben kann. Ja, aber äußerst selten. Sie haben jedoch darin recht, dass der Begriff Besessenheit für die ”Erhebung des Geistes“ oder ”erfüllt von göttlichem Segen“ kaum angebracht ist. Im Gegenteil verwendet man in der russischen Literatur diesen Begriff für Zustände, die diesem Sinn völlig widersprechen. In der Tat, die Eigenschaften dieser Zustände unterscheiden sich sehr. So findet bei Besessenheit ein Besitzergreifen der niederen Zentren durch die finsteren Kräfte statt, wohingegen die Angleichung an die Kräfte des Segens oder die Hieroinspiration mit dem Öffnen der höheren Zentren vor sich geht, vorausgesetzt, dass völlige geistige und physische Reinheit sowie ein besonderer harmonischer Aufschwung der Schwingungen des ganzen Organismus vorhanden sind, andernfalls ist der Tod unvermeidlich.

       Wie es in der LEHRE heißt: ”.........Ebenso wisst ihr sehr wohl, dass der Zustand höchsten Samadhis für den irdischen Körper gefährlich ist. Die Kraft der höheren Energien darf nicht an gebrechliche Gefäße übermittelt werden; jedoch durch Überwindung des gewöhnlich disharmonischen Zustandes kann man die Gefahr der Berührung mit den höheren Schwingungen beträchtlich vermindern. Lasst uns erneut an die verschiedenen Mittel erinnern, mit denen man sich in einen erhabenen Zustand versetzen kann. Schon immer versuchten die Menschen, sich durch besondere Mittel vor der Gefahr der Berührung mit den Höheren Kräften abzuschirmen. Das beste Mittel aber ist das stete Nachdenken über die Höheren Kräfte. Auf diese Weise gewöhnt sich die psychische Energie an die Möglichkeit, auf Höhere Kräfte zu reagieren, und damit sie nicht erschüttert wird, wird die Nervensubstanz entsprechend gekräftigt. Natürlich kann sogar der beste Freund eine Erschütterung auslösen, wenn er unerwartet eintritt.” (AUM, 8)

       All das oben Erwähnte bezieht sich auf die höhere Hieroinspiration, aber selten, nur in äußersten Fällen und unter besonderen Umständen, kam es vor, dass ein Hoher Geist in einen reinen irdischen Körper eintrat. So kann man in der alten Theurgie Hinweise darüber finden, dass bei den heiligsten Mysterien ein Hoher Geist vorübergehend in den Körper eines Priesters hohen Grades eintrat, der sich für dieses Ereignis längere Zeit hindurch vorbereitet hatte. Jedoch kam das äußerst selten vor und diente nur besonderen wohltätigen Zwecken.

       Es gibt viele Grade des Erfülltseins von Göttlichem Geist oder von Seligkeit. In der Tat, alle diese haben die gleiche Grundlage, nur gibt es einen weitestgehenden Unterschied in der Qualität. So gibt es nur ein Feuer, doch wir kennen das schwarze und das silberne Feuer. Die unterirdischen Feuer sind mit den überirdischen Feuern verwandt, aber ganz andersartig in ihren Wirkungen. So kann z. B. dieselbe psychische Energie sowohl das Messer eines Mörders schwingen als auch das Skalpell eines Chirurgen lenken, der das Leben eines Kranken rettet. Und genauso kann es eine bedingte Unsterblichkeit des Bösen geben, aber solche Unsterblichkeit ist schlimmer als Vernichtung.

       Das wahre Reich des Bösen ist unser irdischer Planet. In den überirdischen Sphären kann das Böse nur begrenzt bestehen. Das Licht in den überirdischen Sphären verbrennt die Finsternis. Dort werden die finsteren Wesenheiten durch Berührung mit dem Licht vernichtet. Das erklärt, warum die Finsteren mit aller Macht sämtliche lichten Unternehmen hier auf Erden sowie in den ihnen zugänglichen Bereichen der niederen Schichten der Feinstofflichen Welt auszulöschen suchen. Wahrlich, die Erde ist der Gerichtshof und das Auspendeln der Kosmischen Waage.

       Besessenheit, als etwas Gewaltsames, eignet immer der Finsternis, wohingegen die Höheren Kräfte mit Geist erfüllen oder den Strahl der Hieroinspiration dem senden, der imstande ist, ihn aufzunehmen. Es gibt keine größere Errungenschaft, als den Strahl der Feurigen Welt in sich aufzunehmen.

       ”Sobald sich ein Mensch aller ihn umgebenden Einflüsse bewusst wird, kann er mit Selbsttätigkeit beginnen. Er lernt zu unterscheiden zwischen Hieroinspiration und niederer Zerstörung. Es ist nicht leicht, alle; listigen Ränke zu durchschauen, aber es ist ein Glück, wenn das Herz durch Erkenntnis der Nützlichkeit der Höheren Welt erbebt. Berührung mit der Höheren Welt ist im ganzen Leben verstreut, selbst in nichtigen alltäglichen Dingen können die Funken der höheren Spannung erkannt werden. Es gibt keine Tätigkeiten, die, wenn sie die höhere Welt berühren, nicht verstärkt werden könnten. Man sollte solche Spannung liebgewinnen, denn ohne sie kann es kein Großes Dienen geben!” (AUM)

* * *

       Das Buch ENOCH in englischer Übersetzung befindet sich in der Bodleian Bibliothek in Oxford. Mir ist nicht bekannt, ob es Übersetzungen in andere Sprachen gibt. Seinerzeit waren die Vertreter der Kirche sehr dagegen eingestellt. Ja, die dunklen Wolken ballen sich zusammen, doch irgendwo dämmert es bereits. Daher ist die Bewusstseinserweiterung durch Aneignung der Grundlagen der LEBENDIGEN ETHIK so dringend nötig.

       Und gleicherweise nötig ist es, die ungewöhnliche Zeit, die wir durchschreiten, zu verstehen. Es ist die Zeit, in der die Schicksale vieler Völker entschieden werden.

       30. März 1936

       In einem Ihrer Briefe fragen Sie nach der Meinung des Wortgefüges ”… Anfragen über Kalachakra werden mit Schweigen übergangen”. Kalachakra (das Rad der Zeit oder das Rad des Gesetzes) ist die verschiedenen Herren der Schambhala zugeschriebene Lehre. Spuren dieser Lehre können in beinahe allen philosophischen Systemen und Lehren Indiens gefunden werden. Gegenwärtig ist sie vielleicht in Tibet am bekanntesten. Dunkle Hinweise über Schambhala kann man auch in der westlichen Literatur finden. Schließlich stammt auch die Legende vom Gral aus dem Osten und ist tatsächlich eine der zahlreichen Versionen derselben Schambhala. Die Chroniken des Westens berichteten von Mitteilungen aus der ”geheimen Wohnstätte“ an Konstantin den Großen und den byzantinischen Kaiser Manuel. Auch Dschingis Chan erhielt Botschaften vom Weisen des Großen Berges. Im zwölften und dreizehnten Jahrhundert wusste auch die westliche Kirche durch ihre Päpste vom Vorhandensein einer geheimen Geistigen Wohnstätte und Bruderschaft im Herzen Asiens, welcher der bekannte Priesterkönig Johann, wie der Große Geist sich selbst nannte, vorstand. Dieser Priesterkönig Johann sandte von Zeit zu Zeit an die Päpste und andere Kirchenoberhäupter Mahn- und Warnbriefe. Aus der Geschichte ist bekannt, dass einer der Päpste einen Abgesandten zu Priesterkönig Johann nach Zentralasien entsandte. Man kann sich gut vorstellen, zu welchem Zweck. Nach allerlei Missgeschick und Zwischenfällen kehrte dieser Botschafter heim, ohne die Geistige Zitadelle gefunden zu haben. Jedoch der Priesterkönig Johann fuhr fort mit seinen Mahnbriefen.

       Der Heilige Gral wird jetzt im Osten aufbewahrt. Kürzlich erschienen hier einige Forscher, um Näheres über die geheimnisvolle Persönlichkeit des Priesters Johann sowie über die Symbolik der Legende des Grals zu erfahren. Es gibt eine Theorie, wonach der Heilige Kelch oder Gral der heilige Stein ist (lesen Sie die Legende über den ”Stein“ in ”Auf östlichen Kreuzwegen“), und diese Version hat ihre Begründung.

       Viele Menschen haben nach dem Bollwerk gesucht, und auch heute bemüht man sich noch, diese Stätte zu erreichen, doch vergeblich, denn nur jene, die gerufen werden, können dahin gelangen. Die Geschichte kennt eine Anzahl von hervorragenden Persönlichkeiten, deren Bestimmung es war, einen neuen Impuls für die menschliche Evolution zu geben und sie anzutreiben, nachdem sie zuvor das Bollwerk des Hohen Wissens besucht hatten. So verbrachte Paracelsus einige Jahre in einem der Aschrams des Bollwerks im Transhimalaya und empfing dort großes Wissen, das er später in vielen Bänden niederlegte und herausbrachte, oft verschlüsselt, denn es gab eine große Verfolgung dieser Türme des Wissens. Alle seine Werke wurden ins Deutsche, Englische und Französische übersetzt. Viele Wissenschaftler und Ärzte schöpfen ihr Wissen aus diesen Büchern, doch, wie gewöhnlich, wird die Quelle oft wohlweislich nicht erwähnt. So wird auch die Lehre Kalachakra oder die Lehre von Schambhala nicht nur nicht erwähnt, sondern es gibt gewisse ”geistliche“ Personen, die ihren Anhängern und Freunden verbieten, diese Bücher zu lesen.

       Vergessen wir auch nicht unser großes Genie H. P. Blavatsky, die so verleumdet wurde. Sie hielt sich drei Jahre in einem Aschram Tibets auf, und dann kehrte sie mit großem Wissen und erleuchteter Botschaft über die Mahatmas in die Welt zurück. Wäre sie nicht von so viel Bosheit und Neid umgeben gewesen, hätte sie zwei weitere Bände der ”Geheimlehre“ geschrieben und einen Teil davon dem Leben der Großen Lehrer der Menschheit gewidmet. Doch die Leute zogen es vor, sie zu töten - und ihr Werk blieb unvollendet. Doch die Geschichte wiederholt sich, und wieder kriechen die finsteren Kräfte aus ihren Unterschlüpfen und versuchen, die strahlende Botschaft zu unterdrücken, aber das Licht besiegt die Finsternis!

       Die Lehre Kalachakra ist die der Menschheit in der Morgendämmerung ihrer bewussten Evolution in der dritten Rasse der vierten Runde der Erde durch die Herrscher des Feuers oder die Söhne der Vernunft (zu denen die Herrscher von Schambhala zählen) gebrachte GROSSE OFFENBARUNG.

       Gewiss, die CHRISTLICHE WISSENSCHAFT heilt mittels psychischer Energie, und zweifellos haben einige ihrer Anhänger mit ihren bemerkenswerten Heilungen Erfolg. Jedoch muss es, wie bei allen anderen, eine richtige Unterscheidung und Anwendung geben; daher gibt es neben dem bemerkenswerten Heilen auch Fehler. Alles ist gut an seinem Platz, aber es ist nicht immer möglich, einem chirurgischen Eingriff auszuweichen. Ebenso können ansteckende Krankheiten nicht durch Suggestion geheilt werden. Alles verlangt Entsprechung und Zweckdienlichkeit. So erfordern manche Fälle homöopathische Methoden, andere hingegen müssen durch allopathische Mittel behandelt werden. Aber die Hauptsache ist, dass der Heiler, der durch seine psychische Energie wirkt, gut unterrichtet ist und ein reines Herz hat.

       Ihr Fragesteller möchte wissen, ”wie sich das Verwenden von Moschus seitens der Yogis mit dem Gesetz der Liebe, und, wie die Okkultisten predigen, anderen keinen Schaden zuzufügen, vereinbaren lässt” - sowie auch über anderes, was ihn quält. SQ Z. B.: ”Wenn Moschus das Produkt eines tierischen Organismus ist, muss es von tierischem Magnetismus durchdrungen sein und so geht zusammen mit dem Nutzen tierischer Magnetismus in den Organismus des Yogi ein und verunreinigt ihn … etc.”. Dazu können wir antworten, dass die sehr hohen Yogis, die unter ganz anderen selbst geschaffenen Bedingungen weit weg von unserem irdischen Getriebe leben, Moschus verwenden können, ohne die Tiere zu töten. Gerade dies wird in den Büchern der LEBENDIGEN ETHIK unterstrichen. Und wenn die Schüler, die unter gewöhnlichen irdischen Bedingungen leben, tierischen Magnetismus vermeiden wollen, müssten sie Nudisten werden und in wärmere Länder auswandern, falls sie meinen, streng nach dem Gesetz zu leben und keinen Schaden zu verursachen (im Sinne, wie sie schreiben, ist es doch so zu verstehen). Nehmen Sie zum Beispiel die Wolle - sie müsste abgelehnt werden, denn sie enthält zu viel tierischen Magnetismus. Oder weiter: die Seide - die dürfte auch nicht mehr hergestellt werden, um die Seidenraupe zu retten. Jedes Leinengewebe wäre untersagt, denn man sollte den Flachs nicht unter solch einem Verfeinerungsprozess leiden lassen. So gäbe es nur die einzige Möglichkeit, sich mit trockenen Blättern zu bedecken, aber sie zu pflücken, wäre ebenfalls nicht zulässig. Und selbst die Lederschuhe darf man nicht vergessen und müsste Schuhe aus Bast anfertigen; denn der Gebrauch von Lederschuhen macht es unvermeidlich, Tiere zu töten; doch auch die Beschaffung von Rinde für Bastschuhe wäre für den Baum sehr schmerzhaft. Gleicherweise müsste die Nahrung auf wenige Lebensmittel beschränkt bleiben, wie Milch (vorausgesetzt, dass die Kuh außer für das Kalb noch etwas abgeben kann), Früchte, Nüsse und Samenkörner, allerdings nicht vom Baum oder Halm gepflückt, sondern erst verwendet, nachdem sie reif geworden sind und von selbst abfallen, andernfalls würde man einem lebenden Organismus Schmerz zufügen.

       Ich entsinne mich der Geschichte, als Bernard Shaw, der den bekannten indischen Wissenschaftler Jagadis Bose besuchte, sich rühmte, ein Vegetarier zu sein und seine große Feinfühligkeit es nicht gestatte, Lebendem Schmerz zuzufügen. Bose schwieg, doch in einem Experiment demonstrierte er dem Schriftsteller sichtbar, welcher Schmerz Karotten und Kartoffeln zugefügt wird, wenn sie von solch ”feinfühligen“ Menschen geschnitten oder gekaut werden.

       Doch vielleicht wäre es für einen ”feinfühligen“ Menschen nicht so schrecklich, sich mit Laub zu bedecken und nur entsprechende Nahrung zu sich zu nehmen, aber weit schwieriger wäre es für ihn, das Atmen einzustellen, oder seine Nase und seinen Mund zu verhüllen, wie es einige Fanatiker der Jain-Sekte in Indien tun, aus Angst, sie könnten mit jedem Atemzug eine winzige Mücke töten. Ihr Fragesteller müsste nämlich wissen, dass der Raum um ihn angefüllt ist mit Lebewesen, die er jede Sekunde einschlürft oder mit jedem Schritt zertritt. Die fanatischen Jains, die mit den Augen auf den Boden gerichtet dahinschreiten, um keine Larve eines Insektes zu zertreten, vollführen oft ergötzliche Sprünge.

       Zum Schluss möchte ich Ihrem Briefschreiber empfehlen, in die Bücher der LEBENDIGEN ETHIK tiefer einzudringen, um den Geist der LEHRE zu erfassen! Vegetarische Nahrung wird nicht aus sentimentalen Gründen empfohlen, sondern hauptsächlich wegen ihrer größeren Zuträglichkeit für die Gesundheit; und darüber hinaus heißt es, dass einige Fischarten sogar geringeren Schmerz empfinden als Pflanzen. Wegen der Angst, seinem Organismus tierischen Magnetismus zuzuführen, kann mit den Worten Buddhas geantwortet werden: ”Wenn Geistigkeit allein durch vegetabile Kost erreicht werden könnte, hätten der Elefant und die Kuh sie längst erreicht.” Es ist auch gesagt, dass ”Asketismus zur Befreiung von irdischen Fesseln wertlos ist. Es ist viel schwieriger, einen geduldigen Menschen zu finden als einen, der sich von Luft und Wurzeln nährt und mit Rinde und Blätter bekleidet.”

       Und über Karma wird Ihr Fragesteller im Buddhismus sehr wertvolle Erklärungen finden. Er wird erfahren, dass Karma primär und hauptsächlich durch unser Denken und unsere Absichten geläutert oder belastet wird; Taten sind von sekundärer Bedeutung - genaugenommen schaffen Gedanken das Karma. Wäre es anders, könnte der Mensch in seiner gegenwärtigen Lage nie aus dem Teufelskreis herausgelangen. Ein hoher Yogi scheut tierischen Magnetismus nicht, ihn kann nichts beschmutzen, denn durch sein inneres Feuer wird alles verzehrt. Aber wir, die bescheidenen Erdbewohner, beschmutzen uns weit mehr durch unzulässige Gedanken, als wenn wir ein Stück Fleisch verzehren oder tierische Sekrete für medizinische Zwecke gebrauchen.

       Offensichtlich hat Ihr Fragesteller den Ausspruch Christi vergessen: ”Nicht was durch den Mund eingeht, macht den Menschen unrein, sondern was aus dem Mund herauskommt, das macht den Menschen unrein” (Matth. 15, 11).

       Denken wir auch daran, dass gut geräuchertes Fleisch weit weniger tierischen Magnetismus enthält als die Aura der kleinen Tiere, die man in den Räumen hält. Errungenschaft besteht nicht darin, uns künstlich vor schädlichen und hindernden Einflüssen zu schützen, sondern darin, uns durch die Kraft des Geistes über alle Hindernisse zu erheben. Und nur, wenn dies erreicht wird, hat der Mensch das Recht, sich in bessere Bedingungen zurückzuziehen, um nicht hohe Energien für Selbstschutz aufzuwenden, sondern sie gänzlich für den Dienst an der Menschheit abzugeben.

       So lasst uns die Bedingungen, in denen wir leben, weise beobachten und ohne jedwede falsche Sentimentalität den Geist beider erkennen: der alten Vermächtnisse und der neuen. Indem wir das Gleichgewicht halten, werden wir fähig, die weisen Ratschläge in voller Entsprechung und Zweckmäßigkeit zu befolgen.

       Leider kann ich einem Postbrief die Information, die der, die Sie erhalten haben, widerspricht, nicht anvertrauen. In der Behandlung dieser Frage müssen wir sehr vorsichtig sein. Es ist ein großes Werk errichtet worden. Eine große Umwertung der Werte findet statt. Geistige Arbeit kommt zu ihrem Recht und beginnt höher bewertet zu werden als alles andere. Und so werden wir die geistige Erneuerung erleben. Wollen wir daher die Hunderte und Tausende nicht verurteilen, die das große Land auf ihre Weise aufbauen.

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       Mein Herz frohlockt über jedes Verstehen der Grundlagen der LEHRE. Wahrlich, nur Hingabe, zusammen mit stetem Streben, führt uns zur Wohnstätte. Aber gerade das sind die seltensten Eigenschaften, und es ist kein Wunder, wenn man sie als Zeichen wertvollster Aufspeicherungen betrachtet.

       ”Wer sich der Hingabe schämt, wer die Hierarchie ablehnt, aus Furcht, seine Individualität einzubüßen, ist arm und sein Kelch ist leer.” Weiter heißt es: ”Wer ein leichtes Leben wünscht, täte besser, nicht zu leben. Wer bewusst Belohnung für seine Dienste verlangt, möge nicht an die Höhere Welt denken. Wer immer auf Wohlstand in der materiellen Welt bedacht ist, ist ein Bettler in der Höheren Welt.” (AUM 190) Alle diese einfachen Wahrheiten sind schwachen Herzen und verkümmerten Gehirnen unzugänglich. Aber das erweiterte Bewusstsein und das flammende Herz freuen sich über jedes Hindernis zum Stählen der Klinge des Geistes. Es ist nicht das leichte Leben, sondern das angespannte Leben, gesättigt mit Schwierigkeiten, das Errungenschaften bringt; daher ist es so wichtig, zu lernen, Hindernisse liebzugewinnen und besonders im Dienst am Allgemeinwohl reine Freude zu empfinden.

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       Ich glaube, Sie werden dem erwähnten Pfad streng folgen; daher freue ich mich über Ihre Jugend und Ihre Fähigkeiten. Sie werden imstande sein, Ihrem Vaterland viel Gutes zu bringen; und dabei sollten Sie nie vergessen, dass alles auf unerforschlichen Wegen vollbracht wird. Achten Sie wachsam auf die Ereignisse; die Wolken sammeln sich, aber irgendwo erscheint bereits das Leuchten des Morgenrotes!

       15. April 1936

       Ihre Überlegungen über Karma sind völlig richtig. Würden die Menschen über Karma weniger nachdenken und mehr auf die Reinheit und Vervollkommnung ihrer Gefühle und Gedanken bedacht sein, sie würden besser vorankommen. Die ständige Angst, neues Karma zu schaffen, ist an sich gefährlich, denn sie lähmt unsere Energie, die Aufspeicherung: die einzige Gewähr, dieses Karma zu bewältigen. Viele ungeheure Entstellungen können im Zusammenhang mit dem Verstehen von Karma beobachtet werden. Im Osten trifft man auf Fanatiker, die aus Angst, sie könnten ihr persönliches Karma belasten, wenn sie sich in das Karma des Nächsten einmischen, es ablehnen, ihm zu helfen. Oftmals sehen sie sogar zu, wie jemand ertrinkt oder im Feuer umkommt, ohne zu erkennen, dass gerade diese Verweigerung der Hilfe ihr Karma schwer belastet. Wer kann sagen, wann und wo wir alte Schulden abzahlen? Nur ein Archat weiß, wann und wo man sich nicht einmischen darf; aber wir sollten die helfende Hand reichen, wann immer unser Herz es gebietet. Gewiss, in allem muss Entsprechung geübt werden. Man soll sich aber nicht davor ängstigen, neues Karma zu schaffen, sondern in erster Linie um seine Qualität besorgt sein. Unbedeutendes Karma wird unbedeutende Möglichkeiten bringen, wohingegen Karma von großer Verantwortlichkeit, gerade weil es sehr mühsam ist, auch große Errungenschaften in der Zukunft bringt. Daher dürfen die Menschen den Taten und der Verantwortlichkeit nicht ausweichen, sondern sie sollten ihre Motive und Eigenschaften vervollkommnen.

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       Eine Runde ist bereits beendet. Lasst uns in die Zukunft streben. Jetzt werden neue und glorreiche Seiten der Geschichte geschrieben. Bitte erkennen Sie mit Ihrem Herzen, dass das Bewusstsein des Volkes für Gemeinschaftsarbeit erwacht. Für die Teilnahme am Aufbau, für neue Liebe zum Vaterland und für starken Wissensdurst gibt es viele schöne Zeichen. Beachten Sie diese Wegweiser. Wahrlich, es ist ein ”Palast unvergleichlicher Schönheit“ verheißen, und die Zeichen des Wohlstands bleiben stets über dem Land. So ist inmitten des Chaos der Zerstörung das Vorbestimmte gewährleistet, und vieles nimmt bereits die rechte Richtung ein. Die Ereignisse überstürzen sich. Seien Sie mutig und richten Sie Ihr Herz in Liebe und Vertrauen auf den großen Lehrer. Die Kräfte des Lichts werden alles zum Guten wenden. Die Wege sind unerforschlich.

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       Sehr schön haben Sie darauf hingewiesen, dass die besseren Bedingungen der Menschheit nicht auf den Wechsel im Regierungssystem zurückzuführen sind, sondern auf die vor sich gehende Veränderung im menschlichen Denken (ich möchte es Vervollkommnung nennen!). Viele alte Begriffe können nicht mehr in den Wortschatz aufgenommen werden. Die Neue Welt erfordert neue Begriffe, neue Formen und neue Definitionen. Alle Ereignisse weisen klar auf die Evolutionsrichtung hin, und es bildet sich eine Solidarität von Mitarbeitern ohne Klassenunterschiede heran. Und das wichtigste Problem, dem die Menschheit jetzt gegenübersteht, ist eben die Synthese zwischen Geistigem und Materiellem, zwischen Individuellem und Universellem und zwischen privatem und öffentlichem Wohl. Erst wenn man die Einseitigkeit der beschränkten irdischen materiellen Experimente erkannt hat, wird man zur nächsten Stufe gelangen - zum Streben nach Einheit der materiellen mit der feinstofflichen Welt. Und die neuen Errungenschaften der Wissenschaft, die neuen Erforschungen und Entdeckungen der Gesetze der psychischen Energie fordern von der Menschheit nicht den Verzicht auf den ”Himmel“, sondern seine neue Offenbarung und rechtes Verstehen.

       Fürwahr, die Entdeckung des Gesetzes der psychischen Energie wird dazu beitragen, eine neue Lebensrichtung festzulegen, und dann wird die Einheit der Welten offenkundig. Wahrlich, die künftige Welt, die Höhere Welt naht in der Rüstung von Laboratoriumsstrahlen. In den Laboratorien werden die Vorteile der höheren Energie bestätigt werden, und dadurch wird nicht nur die Bestätigung der Überlegenheit der menschlichen Ausstrahlungen, verglichen mit anderen noch nicht erkannten Strahlen, sondern auch der Unterschied in der Qualität dieser Strahlungen offenkundig enthüllt. Auf diese Weise wird die Bedeutung der Geistigkeit unwiderlegbar veranschaulicht. Die Technik wird dem Geist untergeordnet, mit dem Ergebnis der Wahrnehmung höherer Gesetze und folglich der Erreichung höherer Ziele, die zur Umwandlung der ganzen materiellen Natur führen werden. Die umgewandelte Natur und der umgewandelte Geist der Menschen werden bessere Formen des Lebensaufbaus schaffen. Und erst dann wird das neu erweckte Streben zum Hierarchischen Prinzip richtig verstanden werden, einem Streben, das jetzt in einer Vorstellung von ”Führern“ seinen Ausdruck findet. Diesen ”Führern“ - den von der Masse gewählten Dienern - mangelt es jedoch gewöhnlich an Synthese, weil die Massen keine Synthese zulassen. Daher ist die Modetorheit des ”Führers“ ein Zerrbild der wahren Führerschaft. Der Führer, oder derjenige, der führt, muss ein Träger der geistigen Synthese sein.

       Schön sind die von Ihnen zitierten Worte: ”Nicht allein Unterordnung, sondern auch Macht und Führerschaft sollten als Dienst betrachtet werden, weil sie nur so zu rechtfertigen sind.” Fürwahr, die ganze Macht soll vor allem im Dienen bestehen. Macht ist Opfer. Und sobald die Führer der Zukunft vom Geist wahren Dienens erfüllt sind, naht eine neue Stufe evolutionären Lebensaufbaus. Die Führer werden dann im Einklang mit dem Kosmischen Magneten regieren, der das Band und die Vereinigung mit der Höheren Welt in der Daseinsordnung darstellt.

       Unterstreichen Sie daher deutlich, dass der Charakter der künftigen Lebensordnung darauf beruht, dass die Menschen den Dienst am Allgemeinwohl erkennen. Nicht ich, sondern wir - darin liegt der Schlüssel künftiger Errungenschaft!

       Und jetzt einige Erläuterungen. Es gibt für gewöhnlich zwei Arten von Erwählten, d. h. aus zwei gegensätzlichen Welten. Der Erwählte der Höheren Welt bejaht, die Ausgeburt der Massen hingegen verneint und ist folglich unwirksam. Versuchen Sie, alle Erwartungen und Bestrebungen der Massen zusammenzutun - sie werden einen Haufen bunter Fetzen ergeben. Die Massen können ihre Wünsche noch nicht in Einklang bringen. Lesen Sie in diesem Zusammenhang die §§ 445, 446, 447 im III. Band der ”Feurigen Welt“.

       Das Herrschende Prinzip des Universums ist Harmonie und Liebe - Liebe ist ein Aspekt der Gottheit. Wollen wir daher das älteste Axiom ”Wie oben, so unten“ verkörpern, so müssen wir uns durch dieses Prinzip der Liebe vereinen und uns ihm unterordnen, es als unseren einzigen, uneingeschränkten Herrscher betrachten. Aber versuchen wir nichtsdestoweniger, die menschlichen Begriffe für den Aufbau des Universums anzuwenden, dann wird dieser eher eine Eidokratie [Herrschaft der höchsten Wahrheit, des absoluten Ideals] (im platonischen Sinn als ”Muster“ oder idealer und moralischer ”Prototyp“) oder Idealdemokratie sein, als eine Art eingeschränkter Monarchie. Sicherlich, da kein Organismus, kein Aufbau ohne das Hierarchische Prinzip bestehen kann, muss die himmlische Eidokratie auch ihre eigene Hierarchie haben, aber diese Hierarchie verliert sich in Unbegrenztheit.

       Die esoterische Wissenschaft stellt fest, dass die Welt von Kosmischer Vernunft regiert wird, die ein Aggregat jedweder Vernunft der Höchsten Hierarchien darstellt. Für dieses Prinzip ist sowohl der Begriff persönlich als auch der Begriff Macht völlig unpassend.

       In der Himmlischen Hierarchie gibt es unabänderliche Unterordnungen des Niederen unter das Höhere; darin besteht die Grundlage der Evolution. Lesen Sie aufmerksam die beiden Bände ”Unbegrenztheit“.

* * *

       Es ist nicht unbedingt notwendig, die Ausstrahlungen der Menschen zu sehen. Dies kann mittels Photographie erreicht werden. In der Tat, auf der irdischen Ebene ist es schwer, die menschliche Aura nach Belieben zu sehen, denn alles erfordert besondere Bedingungen. Es ist unmöglich, alle Bedingungen der Feinstofflichen Welt auf den irdischen Plan zu übertragen. Es wäre zudem unerträglich, plötzlich die Auren von allem, was uns umgibt, zu sehen.

* * *

       ”Manche Leute träumen davon, dass die Führer der Zukunft die Gedanken der Menschen, die mit ihnen Fühlung haben, werden lesen können und durch Hellhörigkeit nicht nur die Meinungen der ihnen nahestehenden Menschen hören, sondern auch die Meinungen derer, die weit von ihnen entfernt sind … Eine vollkommene Kenntnis der universellen Gesetze muss das wichtigste Kennzeichen künftiger Führer sein …”

       Es ist möglich, dass wir, nachdem unser Planet in die siebente Runde und die siebente Rasse eingetreten ist, solche Führer haben werden; in naher Zukunft jedoch uns mit viel bescheideneren Möglichkeiten zufriedengeben müssen. Selbst Buddha erhob den Pali Sutten zufolge nie den Anspruch auf Allwissenheit, wie sie seine Schüler und Anhänger ihm zuschrieben: ”Jene, die dir sagten, Vaccha, dass der Lehrer Gotama alles weiß, alles sieht, im Besitz unbegrenzter Kräfte der Voraussicht und des Wissens sei, und der sagt, ‚ob in Bewegung oder unbeweglich, wachend oder schlafend, immer und in allem herrscht Allwissenheit in ihm‘ -, diese Menschen sprechen nicht aus, was ich aussprach, trotz aller Wahrhaftigkeit klagen sie mich an.”

       Selbst ein vollkommener Archat kann in der irdischen Umgebung seine geistigen Errungenschaften nur anwenden, wenn er sich in einem bestimmten Zustand befindet. Das erklärt, warum sich die Großen Lehrer oft zurückziehen.

       Lasst uns daher in unseren Erwartungen von den Führern, Regierenden und Richtern der Zukunft bescheiden sein. Es ist schon außerordentlich, wenn sie ein gut entwickeltes Gefühlswissen besitzen, das ihnen hilft, das wahre Wesen jeder Arbeit und jedes Ereignisses richtig einzuschätzen, und wenn sie immer von der Stimme des Herzens geleitet werden - im Gleichklang mit der Vernunft. Wir bestätigen, dass die Perle der Stärke des künftigen Führers in seiner Verbindung mit der Hierarchie mittels psychischer Energie bestehen wird. Die psychische Energie ist der Schlüssel für alle Errungenschaften und zur Lösung aller Fragen, denn die psychische Sphäre berührt alle Daseinsebenen.

       Es könnten aber dennoch einige konkrete Empfehlungen gegeben werden, indem man aufzeigt, dass die Justiz im Staate eine hohe Stufe des Edelmuts einnehmen muss. Die Richter sollten sich bemühen, die menschlichen Herzen zu erkennen. Andererseits könnte man aufzeigen, dass es notwendig ist, die Gesetze anzuwenden und die Gerichtsverfahren zu beschleunigen. Doch nichts ist fürchterlicher als tote Gesetze, denn im Kosmos ist jedes Gesetz primär zweckdienlich. Es gibt so viele Gesetze, als es Bewusstseinsstufen gibt.

       Es sollte auch kurz auf die Möglichkeiten hingewiesen werden, die sich der Menschheit bieten, sobald sie die Gesetze der psychischen Energie entdeckt und auch darauf, wie sehr diese Entdeckung der Zustände der Hilfe durch psychische Energie das ganze Leben erneuert, den Lebensablauf erleichtert und die kompliziertesten Probleme einer Lösung zuführt.

 

16. April 1936

       Ich habe Ihre Fragen durchgesehen und mir scheint, dass Sie meine Antworten nicht ganz befriedigen werden. Ich bitte Sie aber, nochmals zu erwägen, dass vieles nicht niedergeschrieben werden kann, denn die heilige Lehre hört in dem Augenblick auf eine solche zu sein, wenn sie in einem populären Stil der Sprache geschrieben wird.

       1. Vielen ist nicht nur der Schlüssel zu den Geheimnissen des Tierkreises verlorengegangen, sondern, aufrichtig gesagt, fast zu allen Geheimnissen des Seins. In der ”Geheimlehre“ heißt es, dass in diesem Werk der Schlüssel gegeben wurde, aber zur völligen Kenntnis muss er siebenmal umgedreht werden. Doch nach den Fragen zu schließen, die von manchen Menschen gestellt werden, nachdem sie die ”Geheimlehre“ gelesen haben, ist es ihnen kaum gelungen, den Schlüssel einmal umzudrehen. Die Kenntnis aller sieben Schlüssel besitzt nur der Archat. Aber bereits die zweite Umdrehung des Schlüssels gehört zum esoterischen Wissen und muss vom Schüler selbst entdeckt werden. Alles sollte selbständig erreicht werden; und hilft einem Schüler die Intuition, die Wahrheit zu finden, so muss sie der Lehrer bestätigen. So ist die Regel.

       2. Ob ich den Artikel ”Wie die Sonnenenergie anzuwenden ist“ gutheiße? Der Artikel ist an sich interessant und enthält viele richtige Mitteilungen. Es ist wahr, dass der moderne Mensch verlernt hat, richtig zu atmen. So werden bestimmte Übungen rhythmischen Atmens, vorausgesetzt in reiner Luft, nur nützen. Jedoch solche Übungen zu veröffentlichen, bedeutet insofern eine Gefahr, als unwissende Menschen sie übertreiben, und dies kann eine Blutzufuhr zu einem bestimmten Zentrum bewirken, das sich manchmal in einem kranken Organ befindet und dadurch seinen Zustand radikal verschlechtert. Bei allen mechanischen Übungen muss der Blutdruck sorgfältig reguliert werden, denn eine unausgeglichene Spannung bereitet viele Unannehmlichkeiten. Es ist eine Tatsache, dass sich die Yogis, um der Gefahr zu starken Blutdrucks auszuweichen, dem unweigerlich das Öffnen der Zentren folgt, aus übervölkerten Ortschaften in die Berge zurückziehen und in großer Höhe verweilen. So ist das Öffnen der Zentren von großen Gefahren begleitet und kann nicht ohne langwierige Vorbereitung des Organismus erfolgen. In der Tat, manchmal ist es sogar erforderlich, eine Blutabnahme vorzunehmen; dies ist allerdings nur möglich, wenn der Schüler unter besonderer Beobachtung des Lehrers steht, der den inneren Prozessablauf des Schülers kennt.

       Da ich alle diese Gefahren kenne, bin ich gegen alle verlockenden Anweisungen, die versprechen, dass man durch mechanische Übungen ein Übermensch werden kann! In der Tat, unwissende Menschen werden von diesen Methoden angezogen, und oftmals erwecken sie dadurch ihre schlummernden medialen Fähigkeiten oder den niederen Psychismus. Geistigkeit wird nie durch irgendwelche mechanischen Methoden erreicht. So werden viele durch mechanische Übungen zum Opfer verschiedener Besitzergreifer unterschiedlichen Kalibers. Gegenwärtig ist nicht nur im Westen, sondern auch im Osten der Büchermarkt mit billigen Büchern, die propagieren, wie man seine verborgenen Kräfte entfalten kann, überflutet. Aber nicht eine dieser schädlichen Veröffentlichungen weist gleichzeitig auf die Gefahr hin, die durch diese angepriesenen Methoden heraufbeschworen werden. Es ist daher ein großer Schaden, wenn der Autor des mir zugesandten guten Artikels nicht auf die notwendige Vorsicht hinweist.

       3. Wenn Synarchie von den besten Geistern, die über geistige Synthese verfügten, als Mitregentschaft verstanden wird, wer kann dagegen sein? Die Universelle synarchische Vereinigung wird in den höheren Welten verwirklicht.

       4. Was ist Tactica adversa? Bevor die Hohen Geister einen bestimmten Plan ausführen, fassen sie alle Möglichkeiten, selbst die schlechtesten Umstände und Bedingungen, ins Auge, mit denen sie zu tun haben könnten. So wenn beide: der aktive böse Wille und der schwankende freie Wille der ”Leuchtkäfer“ oder der ”Lauen“ in Erwägung gezogen werden, kann es keinen Misserfolg geben. Der Plan wird dann unter allen Umständen risikolos verwirklicht. Wenn die Bösen und die Finsteren glauben, ein Gefängnis zu schaffen, so bauen sie in Wirklichkeit einen Tempel. Wahrlich, die Djins bauen Tempel. So können wir sagen - Lob den Feinden.

       5. Sie erkennen natürlich, dass es besondere Gründe geben muss, warum in einigen Paragraphen der LEHRE nur die Anfangsbuchstaben bestimmter Namen angeführt sind. Doch um Sie nicht ganz zu enttäuschen, kann ich Ihnen sagen, dass S. G. die Initialen von Saint Germain sind, und L. von Ludwig XVI. (AY 77) Die anderen kann ich nicht preisgeben.

       6. Die Internationale Regierung ist die Unsichtbare Regierung der Hierarchie des Lichts - die Jakobsleiter.

       7. Die Schwingen Alaya (AY 11): Alaya, die Weltseele, ist in ihrem mystischen Sinn mit Akasha und ihrem Wesen nach mit Mulaprakriti identisch, denn es ist die Wurzel aller Dinge. Jede individuelle Seele stimmt mit der Weltseele überein.

       Damit dürfte ich Ihre Fragen soweit beantwortet haben, dass sie der Post anvertraut werden können. Wenn es Ihnen nicht zu viel Mühe macht, würde ich gerne einige Gedanken Ihrer Arbeit kennenlernen, denn dies wird mir den Schlüssel zum besseren Verstehen Ihres Bewusstseins geben, und ich kann in Zukunft die Antwort auf Ihre Fragen besser abstimmen.

       Das Bewusstsein wächst, und die Fragen des Geistes und des Herzens mehren sich. Ungeachtet der Angriffe von seiten der alten und überholten Bewusstseine bahnt sich ein neues Begreifen seinen Weg. Alle Dämme können diesen Strom nur vorübergehend aufhalten, und umso mächtiger wird sein Durchbruch sein. Alles im Kosmos lebt und verändert sich. Die Grundlage und das Wesen des Bewusstseins sind ewige Bewegung. Diesem Prinzip der Bewegung folgend, strebt die Neue Welt im Einklang mit dem Kosmischen Magneten, der auf Grund der Gebote des Seins den Weg weist.

       17. April 1936

       Obwohl mich Ihre Wachsamkeit beeindruckt, muss ich dennoch sagen, dass die Verteidigung der LEHRE nicht durch Kritik oder Verurteilung der anderen zum Ausdruck kommen sollte, sondern vor allem durch Anwendung der Vermächtnisse im eigenen persönlichen Leben. Fast immer werden die beste Verteidigung und die stärkste Überzeugungskraft durch anschauliche Beispiele erbracht. Daher ist die Kritik am Artikel ”Der Sonnenpfad“ unbegründet. Sie sagen, dass der ”Sonnenpfad“ vom Autor als ein ”Pfad der Verneinung“ dargestellt wird, aber ich habe von diesem Artikel wirklich nicht diesen Eindruck gewonnen. Nach dem allgemeinen Sinn des Artikels wird der Verneinung ein positiver Aspekt gegeben. Alle Behauptungen sind nach der östlichen Vorstellung angeführt, die die wahre Realität nur in Brahman sieht und die ganze offenbarte Welt von einem negativen Aspekt als Maja betrachtet, als etwas Vergängliches, was wirkliches Sein darstellt. Gleicherweise gibt der Autor im zweiten Paragraphen auf Seite 10 nur östliches Denken wieder, nämlich, dass die ganze Welt nichts anderes ist als das Spiel der Göttlichen Mutter, oder - wie die Buddhisten sagen - der Große Strom. Sie sind empört über die Behauptung ”Der Sonnenpfad negiert Zeit, Raum usw. …” Jedoch bei erweitertem Bewusstsein erlangen Zeit und Raum eine gänzlich andere Bedeutung und Dimension. Allgemeine irdische Dimensionen sind dort, wo die Einheit der Welten stattfand, nicht anwendbar. Außerdem entspricht das Gesagte völlig den Worten der LEHRE, ”dass zwischen vereinten Bewusstseinen und Herzen weder Zeit noch Raum bestehen”. Wer von den wirklich geistigen Menschen hat wohl nicht diese transzendentale Wahrheit erfahren und ist so nicht damit vertraut!

       Ebenso wird vom Autor die HIERARCHIE nicht verneint. Sagt er nicht auf Seite 9: ”Daher, wer ihm (dem Sonnenpfad) immer mit gleicher Liebe und Verehrung folgt, umfasst alles, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, bekannte und unbekannte kosmische Sonnenmitarbeiter und Schöpfer des Allgemeinwohls - immer wird er vor ihnen stehen, erkennend, dass auch er einmal in ihre Reihen treten wird …”

       In Wahrheit ist es so: Wer sie liebt und verehrt und sie alle umfasst, die Schöpfer des Allgemeinwohls, der anerkennt auch die HIERARCHIE DES LICHTS.

       Es ist auch richtig, dass der, der in seinem Herzen Liebe und Verehrung hegt, keine Schule benötigt (wie sie jetzt besteht), denn fürwahr, die Großen Brüder offenbaren dem sich nahenden Bruder den Sinn der Lebenserscheinungen und lehren ihn, die Bücher der Großen Mutter Natur zu lesen. Die den Honig sammelnden Bienen sind von alters her das Symbol der Schülerschaft.

       Und weiter: ”Der Sonnenpfad kennt keine Führung, die, außer der inneren Führung, seinen göttlichen Geist rettet.” Aber alle östlichen Lehren, einschließlich der LEBENDIGEN ETHIK, lehren uns, mit allen Mitteln unser Gefühlswissen zu entfalten, weil es anders keinen Fortschritt gibt. In der Tat, die Höhere Führung besteht nicht in fortgesetzten Befehlen, sondern in Hinweisen, im besorgten Führen des Bewusstseins zu den gegebenen Meilensteinen, so dass die selbständige Errungenschaft, die allein Wert besitzt, nicht verletzt wird. Und falls der Schüler dafür zugänglich ist, entzündet die unsichtbare Berührung des Geistes die Feuer in ihm. Alles beruht auf gegenseitiger Hilfe und Zusammenarbeit. So fügt der Autor dieses Artikels hinzu: ”Das Prinzip gegenseitiger Hilfe bereichert jene, die es befolgen, und daher ist jedem die sichtbare und unsichtbare Hilfe aller gewiss …”.

       Kann das Prinzip der Höheren Führerschaft klarer zum Ausdruck kommen als hier? ”Der Sonnenpfad kennt keine Organisationen und Gesellschaften …”, das heißt, dass der Pfad der Wahrheit, der höhere Pfad, über alle Organisationen und Gesellschaften hinweg besteht, da er alle Sucher des Allgemeinwohls einbezieht, alle jene, die das Höhere Dienen erwählt haben - so schließt er Beschränkungen und Fanatismus aus.

       Und weiter: ”Der Sonnenpfad vereint alle jene, die ihm folgen, unsichtbar zu einer Bruderschaft”. ”Unsichtbar“ im Geiste ist fürwahr eine sehr genaue Definition. Ebenso wahr ist, dass ”nur ein individuelles Bewusstsein es ermessen kann”.

       Wer somit diesen Artikel nicht versteht, der versteht auch die Grundlagen der östlichen Lehren nicht, aus denen der ganze westliche Okkultismus entsprungen ist. Freilich, eine Besonderheit dieser okkulten oder esoterischen Lehren ist, dass man, um sie zu verstehen, entweder reich an Erfahrung aus der Vergangenheit sein oder die Geschichte menschlichen Denkens ernsthaft studieren und sich zu eigen machen muss.

       Und nun über den Artikel über Vivekananda. Sie kritisieren Vivekananda wegen seiner scheinbaren Anerkennung des Erwerbs von Wohlstand, vergessen aber, dass er auf derselben Seite von der Pflicht des Hausherrn als Baumeister des Lebens spricht, und nicht zum Einsiedler oder geistigen Lehrer. Jede Lebenslage hat ihre eigene Verpflichtung oder Pflicht und Verantwortung; und es ist kaum möglich, die Maße eines geistigen Lehrers für einen Baumeister des Lebens anzuwenden. Vergleichbarkeit und Zweckmäßigkeit sind kosmische Gesetze, und werden sie verletzt, entsteht Chaos. Darüber hinaus schlägt Vivekananda vor, zuerst auf den Erwerb von Wissen und erst hernach auf Wohlstand bedacht zu sein. Der ganze Sinn liegt in dem Wort ”hernach“. Mit Wissen, wie es der Inder versteht, gereicht der Wohlstand zum Segen, denn er dient nicht allein dem persönlichen Zweck, sondern dem Allgemeinwohl. Lernen Sie, mit einem vom Herzen erleuchteten Bewusstsein zu lesen. Der tote Buchstabe tötet den Geist!

       Ich möchte hier ein Gleichnis aus dem Leben Buddhas bringen:

       ”Anathapindika war ein Mann von unschätzbarem Wohlstand, genannt ”Helfer der Waisen und Freund der Armen”, der kam, um Buddha um Rat zu fragen.

       Als Anathapindika vernahm, dass Buddha sich im Bamboo-Hain nahe Rajagriha aufhielt, begab er sich noch in derselben Nacht auf die Reise, um dem Gesegneten zu begegnen. Und der Gesegnete gewahrte sogleich das reine Herz des Anathapindika und begrüßte ihn mit erquickenden Worten.

       Anathapindika sagte: ”Ich sehe, du bist Buddha, der Gesegnete, und ich möchte dir mein ganzes Gemüt öffnen. Sobald du meinen Worten gelauscht hast, rate mir, was ich tun soll. Mein Leben ist ausgefüllt mit Arbeit, aber nachdem ich großen Wohlstand erwarb, bin ich in Besorgnis. Doch meine Arbeit erfreut mich und ich bin mit größtem Fleiß dabei. Ich beschäftige viele Menschen, die vom Erfolg meiner Unternehmen abhängig sind.

       Nun, ich vernahm, dass deine Schüler den Segen des Einsiedlers preisen und die Unrast der Welt verurteilen. ”Der Heilige”, sagen sie, ”hat sein Königreich, sein Erbe aufgegeben und fand den Pfad der Rechtschaffenheit, er gibt der Welt ein Beispiel, wie Nirwana erreicht werden kann.”

       Mein Herz dürstet danach, Rechtes zu tun und ein Segen für meine Mitmenschen zu sein. Lass mich dich also fragen, ob ich meinen Wohlstand, mein Heim, meine Geschäftsunternehmen aufgeben muss wie du, um den Segen eines rechtschaffenen Lebens zu erlangen?”

       Buddha antwortete: ”Der Segen der Rechtschaffenheit ist für jeden, der den edlen achtfachen Pfad wandelt, erreichbar. Wer dem Wohlstand verhaftet ist, täte besser, ihn aufzugeben, als zuzulassen, dass sein Herz vergiftet wird; aber wer dem Wohlstand nicht verhaftet ist und seine Reichtümer rechtschaffen nutzt, wird für seine Mitmenschen ein Segen sein.

       Ich sage dir, bleibe in deiner Lebenslage und wende deinen Fleiß für deine Unternehmen auf. Es ist nicht das Leben, der Wohlstand oder die Macht, was den Menschen versklavt, sondern das Haften am Leben, am Wohlstand, an der Macht.

       Der Bikshu, der die Welt verlässt, um ein müßiges Leben zu führen, wird keinen Nutzen davon haben. Denn ein Leben in Trägheit ist zu verabscheuen und Energiemangel zu verachten. Das Dharma des Tathagata fordert von keinem Menschen, dass er sein Heim verlässt oder die Welt aufgibt, sofern er nicht den Ruf dazu vernimmt; aber das Dharma des Tathagata verlangt von jedem Menschen, sich von der Illusion des Selbst zu befreien, sein Herz zu läutern, den Durst nach Vergnügungen zu bezwingen und ein rechtschaffenes Leben zu führen.

       Und was immer die Menschen tun, ob sie als Handwerker, Kaufleute oder Offiziere des Königs in der Welt verbleiben oder sich aus der Welt zurückziehen und sich einem Leben religiöser Sammlung hingeben - sie mögen ihr ganzes Herz in ihre Aufgabe legen, sie mögen fleißig und tatkräftig sein. Und wenn sie wie der Lotos sind, der im Wasser wächst, aber vom Wasser unberührt bleibt; wenn sie im Leben kämpfen, ohne Neid und Hass zu hegen; wenn sie in der Welt ein Leben für die Wahrheit führen und nicht für sich - wahrlich, dann wird Freude, Frieden und Segen in ihren Gemütern weilen.”

       In gleicher Weise ist der Artikel von Vivekananda vom Geist der Zweckmäßigkeit in allem durchdrungen.

* * *

       Man sollte sich nicht zu sehr über die Anfänger grämen. Sie werden straucheln, denn dieses Straucheln ist unvermeidlich, auch auf den nächstfolgenden Stufen. Eines sollte allerdings beachtet werden - vermeiden Sie in allem das Haften am toten Buchstaben und einseitiges Urteil. Seien Sie vorsichtig gegenüber bestimmten Schmerzen und denken Sie nicht, dass es unbedingt heilige Schmerzen sein müssen. Sie sind noch zu jung für die heiligen Schmerzen. Darüber hinaus ist für solche Schmerzen die Stadtatmosphäre sehr ungünstig. Daher bitte ich Sie, achten Sie auf Ihre Gesundheit. Zur Zeit müssen die Krieger des Lichts Tag und Nacht kämpfen, denn das Harmagedon ist fürchterlich. Seien Sie vorsichtig und hüten Sie sich vor Übertreibung, denn sie führt zu nichts als zum Ruin Ihrer Gesundheit. Geistigkeit kann nur durch Reinigung des Denkens erreicht werden sowie durch Arbeit. Streben Sie auf diesem höchsten und kürzesten Pfad.

* * *

       Die Ereignisse häufen sich und alles beschleunigt sich demgemäß. Judasse, Cassiusse und Brutusse in modernen Gestalten sind auf dem Pfad des Lichts unvermeidlich. Keine Lehre ist je ins Leben eingegangen, ohne von den finsteren Horden angegriffen zu werden, und das gleiche findet heute statt. Wahrlich, die Finsteren dienen damit nur jedem Werk des Lichts; erkennen wir daher den Wert der Hindernisse sowie der Verleumdung. Vor langem schrieb N. K. einen Artikel ”Lob den Feinden“. Jeder Verrat gibt allen treuen Mitarbeitern und Freunden Gelegenheit, sich enger zusammenzuschließen. Es wird alle Arten von Tätigkeit geben, bis zu Verrat, jedoch auf der irdischen Ebene sind solche Erscheinungen notwendig. Der Sieg des Lichts über die Finsternis muss offenbar werden.

       Ich denke an eine sehr treffende Bemerkung eines Zeitgenossen von H. P. Blavatsky. Trotz allem, was über H. P. B. geschrieben wurde, ließ sie sich nie durch Verleumdung beirren, denn sie kannte den Wert des Trommelfells. Mögen die Trommeln schlagen. In der Lehre gibt es genug Erklärungen über Verleumdung. Ängstigen wir uns nicht!

       Doch ich muss Ihnen offen gestehen, dass mich die von Ihnen erwähnte feindliche Einstellung bestimmter Menschen überrascht. Gewiss ist, auf Bosheit kann nichts aufgebaut werden. Wo immer es Bosheit und Hass gibt, da gibt es tödliche Zersetzung. Man fühlt sich geneigt zu fragen: ”Warum sich durch blutigen Nebel von Bosheit blenden lassen?” Dadurch können Sie viele nützliche Gelegenheiten übersehen. Doch Gott stehe Ihnen bei! Was uns betrifft, so wollen wir unser Werk strahlend und freudvoll fortsetzen, denn während die Verleumdung zunimmt, füllen sich die Reihen der Freunde durch neue, wertvolle Mitarbeiter. Nie zuvor erhielten wir so viele und so feurige Briefe von unseren Freunden, und oft von ganz unbekannten Menschen. Alles geschieht auf unerforschlichen Wegen. Das lange vorausgesagte Jahr begann mit Donner und Blitz. Aber nach einem Gewittersturm ist die Atmosphäre gereinigt.

       Ich will diesen Brief mit dem Ausspruch des Buddhisten Anguttara Nikaya beenden: ”Krieger, Krieger nennen wir uns, denn wahrlich, wir kämpfen für erhabene Tugend, für hohes Streben, für die höchste Weisheit. Daher nennen wir uns Krieger”.

       2. April 1936

       Die von Ihnen zum Ausdruck gebrachten Gedanken über das Symbol des „Kelches Amrita“ - des Kelches der Schönheit und der Heldentat, des Kelches des Heiligen Grals - sind sehr schön und völlig richtig. Auch die Legende über den Kelch - den Gral - kommt vom Osten als eine der Versionen großer geistiger Heldentat und derselben mysteriösen Schambhala. Mehrfach sahen einige Forscher des Symbolismus im Zusammenhang mit dem Gral in diesem Kelch den Stein, der sich gegenwärtig in der Welt befindet und historische Ereignisse begleitet; hernach soll er, so ist es vorgesehen, dem Herzen Asiens zurückgegeben werden. Auch diese Auslegung kommt der Wahrheit nahe. Jedenfalls, der Kelch selbst existiert und ist vor Beginn der neuen Ära dorthin entsandt worden, wo die Lehre Kalachakra bestätigt werden soll. Über den Kelch gibt es viele Legenden. Eine davon besagt, dass er immer unerwartet und durch die Luft kommt. So ist er seinerzeit dem Herrscher Buddha überbracht worden. Der Kelch ist ägyptischen Ursprungs, und seine Vorzeit geht zurück bis 12.000 Jahre v. Chr. Nach dem Tod Buddhas befand er sich eine Zeitlang in einem Tempel in Kara Shar, wo er verschwand, und seither wurde er in Schambhala aufbewahrt. Allen Legenden zufolge wird dieser Kelch vor der Neuen Ära Maitreyas wieder erscheinen.

       Die Schlange, die sich um den Kelch windet, stellt auch einen Gürtel dar. Wie Sie wissen, wurde im Altertum der Gürtel als Zeichen der Würde betrachtet, als Macht und größte Vertrauenswürdigkeit - sogar mehr als der Ring. So können wir diesem Symbol sowohl kosmische Bedeutung als auch praktische Anwendung beimessen: Das Bündnis der Zeiten, der Große Advent, die Epoche des Feuers und der Erneuerung des Geistes, der Weisheit und der Synthese, der Kelch der Heldentat und Unsterblichkeit, die Zeichen Höchsten Vertrauens, dazu der Ruf, der sich in Purpur, die Farbe des Mutes, kleidet.

       Ihre Gedanken über die Weltsymphonie sind ebenfalls ausgezeichnet. Wahrlich, jeder Geist erklingt in seinem Ton, und der Schönheit dieser Töne kommt nichts gleich. Wer die Sphärenmusik vernahm, hat das Recht, mit den Worten der LEHRE zu sagen: ”Der frühere Gesang wird zum Lärm des Rades”.

       Natürlich, es ist richtig, dass der ursprüngliche Aspekt der Manifestation das Göttliche Beben im Schoße der Großen Mutter ist. Beben oder Schwingung ist zugleich Licht, denn Licht ist die Bewegung der Materie und es bildet Formen. ”Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott … in Ihm war Leben; und das Leben war das Licht der Menschen.” Dieser Ausspruch enthält die ganze Tiefe des heiligen Wissens.

       Sie fragen, ob der Hinweis auf die Erscheinung Christi in Wirklichkeit in geringeren Vorstellungen zu verstehen ist. Gewiss. Das Mittelalter machte aus Christus ein unzugängliches Idol und beraubte ihn jedweder Menschlichkeit, und daher auch der Göttlichkeit. So verkünden alle Lehren des Ostens, dass es keinen Gott gibt oder keine Götter, die nicht einmal Mensch waren. Eine solche gewaltsame Trennung Christi vom menschlichen Wesen drohte den Verkehr der Menschheit mit der Höheren Welt zu unterbinden. Man kann verfolgen, wie im Mittelalter hier und da große Heilige in Erscheinung traten, die diese fast verlorengegangene Verbindung wieder aufzurichten suchten, und sie alle bestanden gerade auf dem menschlichen Wesen Christi. Besonders überzeugende Bestätigungen finden sich in den Ausführungen der Biographie der Heiligen Therese, der spanischen Heiligen des 16. Jahrhunderts, und noch früher in den Visionen und Schriften der Heiligen Katharina von Siena sowie der der Heiligen Gertrud. So entsprechen Form und Eigenschaft der Visionen sowie die Bindung durch solche Vereinigung immer der Bewusstseinshöhe jener, die sie sehen und empfangen wie auch den Nöten der Zeit. Wie es heißt: ”Gerade durch Erkennen des Wesens der Visionen kann die beste Geistesgeschichte geschrieben werden.”

       Ich empfehle sehr, dass alle die Autobiographie der Heiligen Therese lesen. Ungeachtet dessen, dass dieses Werk durch die ”geistige“ Zensur der Kirche ging, sind einige bemerkenswerte Seiten erhalten geblieben. Durch Verkündigung des Dogmas von Jesus Christus als alleinigen Sohnes Gottes widerspricht die Kirche sehr dem uns von Jesus Christus gegebenen Gebet: ”Vater unser, der Du bist im Himmel …” und auch den Worten der Heiligen Schrift: ”So schuf Gott den Menschen nach seinem Ebenbild …” (Genesis 1:27).

       So hat die Kirche durch Verkünden der alleinigen Sohnschaft und der göttlichen Natur Christi ihn für immer von der Menschheit getrennt. Daher rührt eine ganze Reihe ernster Ereignisse: die Ausschließung Jesu Christi vom Leben der Menschheit, das Verwischen dieses menschlichen Opfers und die schreckliche Vorstellung, dass der Kreuzestod Christi die Menschheit von der Erbsünde und allen nachfolgenden Sünden befreie. So, wie es Merezhovski in einem Buch ”Jesus der Unbekannte“ ausdrückt: ”Er wandelt wie ein Trugbild auf der Erde, während sein Körper in der Kirche an herkömmlichen Figuren gefangen ist. Wir müssen seinen Körper in der Welt finden, und der in den Kirchen Gefangene muss freigesetzt werden”.

       Sie fragen, ob die Tränen der inneren Erhebung beim Lesen der Lehre ein Zeichen von Psychismus sind. Die vom Herzen kommende Begeisterung über die LEHRE kann gewiss nicht als eine Erscheinung niederen Psychismus betrachtet werden.

       Doch man muss sich selbst beobachten, denn man kann sich solchen süßen Gefühlen derart hingeben, dass man unmerklich die Beherrschung seiner Sinne verliert und dadurch der Arbeitsunfähigkeit erliegt. Es gab solche Fälle, und daher weisen alle Lehrer auf das unerlässliche Gleichgewicht sowie auf die völlige Beherrschung der Gefühle hin. Es gab eine Zeit, wo auch ich in den Erhebungen des Geistes verweilte und die Mysterien der Kosmogonie erkennen wollte. Und dann wurde ich an die derzeitige ernste Zeit erinnert: ”Wieder habt ihr die Schlacht vergessen; wenn der Feind angreift, sitzt niemand in der Schule …” (Blätter des Gartens MORYA I, § 112). So wurde ich von meinen Erhebungen zur Erde und zu den irdischen Tätigkeiten zurückgerufen. Man lehrte mich, selbst an der mühsamsten Routinearbeit Freude zu finden und jede Aufgabe am Altar des Dienens der Liebe darzubringen. Alle Krieger des Lichts fühlen sich vor allem vom ”Buch des Opfers“ angesprochen. Die Erhebungen des Geistes sind sehr schön, doch wir müssen auf der Hut sein, dass sie unsere Energie nicht schwächen, sondern stärken. Die Zeit wird kommen, wo es möglich sein wird, sich der Erhebung des Geistes hinzugeben, aber jetzt ist die Zeit bedrohlich; und alle, die im Großen Dienst stehen, werden aufgerufen, ihre Rüstung anzulegen, denn es ist eine nie dagewesene Schlacht im Gange!

       ”Die Zeit der Tat hat eben begonnen. Begreife Hingabe. Treue und Mut, Ich werde Dich mit einem Helm der Treue schützen, einem Panzer der Hingabe und einem Schild des Sieges. Und auf dem Banner wird geschrieben stehen: ”Liebe der Siegerin”.”

       Derzeit werden alle jene Yogis, die Samadhi zu erreichen suchen, von den Großen Lehrern als Deserteure bezeichnet.

* * *

       Sie fragen, wie die Worte aus dem Buch ”Blätter des Gartens MORYA I“ (§ 301): ”Doch die Tochter der Welt und die MUTTER DER WELT werden die Teile des Gewandes wieder zusammenfügen” zu verstehen sind. Wirklich, sie können auch so verstanden werden, wie Sie sie auslegen, denn es ist wahr, dass in der kommenden sechsten Rasse das Gewebe des physischen Körpers mehr verfeinert, verdünnt sein und sich dem Wesen des verdichteten Astralkörpers anpassen wird. Es ist interessant festzustellen, dass auf diesen Prozess der Verdünnung oder Dematerialisation des physischen Körpers bereits in der ältesten chinesischen Medizin hingewiesen wurde. Dabei spielte die sogenannte Asketik eine große Rolle, doch wie alles Erzwungene brachte sie nicht die gewünschten Ergebnisse.

       24. April 1936

       Zuerst möchte ich Ihren letzten Brief beantworten, denn Sie haben eine bestimmte Frage berührt, die geklärt werden sollte, damit sie nicht zu einem Hindernis auf Ihrem Pfad wird.

       Wenn meine Erklärungen nicht ausreichen, schreiben Sie mir, und ich will versuchen, sie zu vertiefen. Doch jetzt appelliere ich an Ihr Herz und frage Sie, könnten Sie es ertragen, feine junge Seelen und sogar Ihre Lieben in eine große Gefahr zu bringen? Sie wissen, dass die Aufgabe der Bücher der LEBENDIGEN ETHIK darin besteht, das Bewusstsein auf jede Weise zu erweitern, und daher ist bereits im ersten Buch ”Der Ruf“ die Grundlage für diese Aufgabe niedergelegt. In kurzen Formeln ist in diesem Buch alles gesagt und dargelegt. Ich schlage vor, dass Sie es erneut aufmerksam lesen, vor allem die §§ 224 bis 230.

       Die Neue Welt naht, und sie kann nur von einem neuen Bewusstsein aufgenommen werden. Zerstörung und ruchlose Verneinung großer Begriffe sind abscheulich, denn sie entspringen dem Chaos und der Unwissenheit. Aber da es keine Wirkungen ohne Ursache gibt, so lasst uns zurückschauen und uns ernsthaft und ohne Vorurteil die geschichtlichen Berichte ins Gedächtnis rufen und sie erforschen. Selbst wenn sie von irdischen Geistern verfasst wurden, kann es sein, dass ein erleuchtetes Bewusstsein sie zu erklären vermag.

       Zu Recht sind Sie über die Formel der Jesuiten ”Der Zweck heiligt die Mittel“ empört. Diese Formel ist vor allem fürchterlich, weil jene, die sie gelten lassen zur Erlangung von rein persönlichen und habsüchtigen Zielen, die abstoßendsten Mittel gebrauchen. Aber jede Lehre, auch die christliche, rechtfertigte eine heilige Geheimhaltung, wenn sie zum Schutze heiliger Dinge, zur Rettung des Nächsten oder für das Allgemeinwohl erforderlich war. Woher kam der Esoterizismus aller Lehren? Immer ist jede neue Enthüllung der Wahrheit, jede neue Entdeckung der Wissenschaft von unwissenden Geistern geheim gehalten worden. Denken wir an den Schrecken der Inquisition, an alle Kriege, die durch neue Offenbarungen ausgelöst wurden! Woher stammten jene äußerst komplexe Symbole in den Werken der Propheten und der großen wissenschaftlich Schaffenden, über die Unwissende noch höhnisch lächeln, die aber nichtsdestoweniger höchstes Erstaunen und tiefe Bewunderung in jenen erwecken, die, wenngleich nur zum Teil, ihren tiefen Sinn erkannten? Zum Leidwesen der Menschheit ist der Schlüssel für vieles verlorengegangen, und nur seltenste Geister finden ihn und können ihn wenigstens ein oder zweimal umdrehen. Ich glaube, dass es zur Zeit niemanden auf der Erde gibt, der fähig wäre, diesen Schlüssel siebenmal umzudrehen. Dieses Geheimnis ist im Bollwerk des Wissens verborgen.

       Wenn im Mittelalter die Akasha der Alchemisten durch das Bildnis der Himmlischen Jungfrau personifiziert wurde und Jehova und andere Heilige die Geheimnisse des Aufbaus des menschlichen Gehirns und des Organismus hüteten, so erfordern moderne Zeiten andere Bildnisse und Verschleierungen. Das Leben ist kompliziert, und nur wer seine ganze Komplexität begreift, kann das Wissen aufnehmen.

       So stieß und stößt immer wieder jeder neue evolutionäre Gedanke, der die Richtung einer kommenden Epoche aufzeigt, auf fürchterlichen Widerstand von Menschen, deren Bewusstsein verdunkelt und unbeweglich ist, und daher kommt der ganze Schrecken widerlicher Ausschreitungen.

       Wird daher etwas gegeben, was auf das Allgemeinwohl ausgerichtet ist, so muss die ganze Weite des erleuchteten Bewusstseins wirksam werden. Die Denker sind immer verfolgt worden, doch jeder dieser Denker ist ein Brennpunkt, in dem sich die den Raum erfüllenden Gedanken sammeln und in einem zeitgemäßen Gewand wiedergegeben werden. Denker sind die Seher der Zukunft. Aus den Büchern der LEBENDIGEN ETHIK wissen wir, wie fürchterlich ein statisches Bewusstsein ist; wahrlich, es führt zum Verfall, und wie es heißt, können die schrecklichen Kataklysmen und Erdbeben mit der Katastrophe eines verfallenden Bewusstseins nicht verglichen werden.

       So denken Sie an alle Ursachen, welche die Wirkungen auslösten, die die ganze Welt in Schrecken versetzten. Versuchen Sie, jede Erscheinung von allen Gesichtspunkten her zu erforschen und hüten Sie sich vor einseitiger und voreingenommener Beurteilung, sei es von Personen oder anderen Ereignissen des Lebens.

* * *

       Der silberne Lotos ist im Herzen zu finden, und manchmal kann man ihn in seinem Inneren sehen. Bedenken Sie, dass in uns alle Feuer und Ringe der Zentren gesehen werden können, und zwar an der Stelle, wo dieses oder jenes Zentrum eben entflammt ist. Manchmal können feurige Ringe, Reifen oder Sonnenräder gesehen werden - und manchmal eine Flamme, aber dies alles ist meistens in uns.

       Der silberne Lotos kann sogar größer sein als eine Blume, und es ist, als ob die Feuerzungen Blumenblätter bildeten.

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       Lassen Sie das Herz sprechen; es möge aber nicht wagen, gegen das reine und unzugängliche Hohe zu lästern! Der wahre Schüler vertraut der Führenden Hand, und selbst die beeindruckendste Augenscheinlichkeit kann ihn nicht verwirren, denn er weiß!

       29. Mai 1936

       Ich sende Ihnen mein ganzes Vertrauen, damit Sie das geistige Erbe von F. D. [Lukin] annehmen und ein Symbol - den Führer des Herzens - verkörpern. Mögen alle, die Licht suchen und mit Kummer beladen sind, in Ihrem Herzen Antwort finden; und mögen alle, die sich unter Ihrer Führung versammelt haben, jene herzliche Sympathie spüren, die wärmt, trotz ernster Kritik. In der Tat, die schwerste Kunst ist, die rechte Beziehung zwischen den Menschen zu schaffen. Keine andere Kunst erfordert so viel Ausdauer, Toleranz und Feinfühligkeit. Man muss es lernen, sich in die Bewusstseine, die Herzen und Stimmungen aller jener zu versetzen, die uns umgeben und zu uns kommen; es muss der fundamentale Grundton gefunden werden, der uns mit ihnen und sie mit anderen vereint.

       Ruht jedoch der große Magnet der Liebe im Herzen, dann kann alles leichter geschaffen werden, da die Aufrichtigkeit dieses Gefühls die härtesten Herzen besiegen kann. Dem Herzen, das die Schönheit berührte, muss diese Herzenssprache vertraut sein; daher habe ich zu Ihnen - als Führer des Herzens - Vertrauen.

       Sprechen Sie bitte den engsten Mitarbeitern, die sich bereit erklären, mitzuarbeiten und Ihnen in allen Aufgaben der Gesellschaft beizustehen, meinen herzlichsten Dank aus. Möge jedes Mitglied der Gesellschaft fühlen, dass sein wahres Zuhause und seine geistige Zufluchtsstätte der Gemeinschaftsgeist der Gesellschaft ist. Jeder sei nicht nur ein willkommener Mitarbeiter, sondern Mitglied einer geistigen Familie, und jeder persönlich möge es lernen, für das Wohl aller das Beste zu geben. So möge Liebe - der Vereiniger, das Motto für die neue Runde der Gesellschaft sein.

       14. Mai 1936

       Sie haben völlig recht, wenn Sie sagen, dass persönliche Lasten leichter zu tragen sind, wenn wir einer großen Aufgabe vorstehen und für andere verantwortlich sind; nichtsdestoweniger bin ich tief gerührt von Ihrem Mut.

       Wir freuen uns sehr über die sich entwickelnde Tätigkeit in der Gesellschaft. Bei dieser fürchterlichen Verwirrung, die sich jetzt über die ganze Welt ausbreitet, ist jede einigende aufbauende Leistung, die der Verbreitung der LEBENDIGEN ETHIK dient, wahrlich ein Licht in der Wüste. Es ist schrecklich, alle Finten der Finsternis zu gewahren, die darauf gerichtet sind, das Bewusstsein zu verdunkeln und zu zersetzen.

       Ich billige Ihren ausgezeichneten Entschluss, eine philosophische Abteilung zu errichten. Freilich, für den Kampf mit den dunklen Kräften muss man voll gerüstet sein, und erweitertes Wissen ist in der Tat ein wundervoller Schild und die beste Waffe. In diesem Zusammenhang möchte ich auch Ihre Frage beantworten, ob die Vielseitigkeit des Leonardo da Vinci ein nachahmenswertes würdiges Beispiel sei. Fürwahr, ja, vorausgesetzt, dass wirkliches Studium vorliegt und keine oberflächliche Zersplitterung. Es ist eine Tatsache, dass ein fortgeschrittener Schüler bestimmte Fähigkeiten besitzt. Auch in den buddhistischen Schriften wird darauf hingewiesen, dass jeder Bodhisattva drei Künste oder drei Wissensgebiete beherrschen, aber in einem vollendet sein sollte. Je mehr wir wissen, desto besser können wir die ganze Tiefe und die Dimensionen des großen Evolutionsplanes sowie die Komplexität des Lebensaufbaues erfassen. Darüber hinaus erlangen wir durch systematisches Studium jene Disziplin des Geistes, die für selbständiges Denken so wichtig ist. Nur wer fähig ist, selbständig zu denken, kann ein aktiver Diener und Mitarbeiter der Kräfte des Lichts werden. Aus diesem Grund ist eine vielseitige Ausbildung so wichtig.

       Man kann natürlich nicht Spezialist auf allen Gebieten des Wissens und der Kunst werden, aber es ist wichtig, wenigstens eine Vorstellung von allem zu haben. In dem Wunsch, so viel als möglich zu erfassen, müssen wir es lernen, unsere Kräfte zu koordinieren, und vor allem müssen wir fähig sein, Begonnenes fortzusetzen, denn nur auf diese Weise können die wichtigsten Eigenschaften auf dem Pfad der Schülerschaft, nämlich Ausdauer und Geduld, entwickelt werden.

       Sie legen die Frage eines Gesellschaftsmitgliedes vor, ob die derzeit in der Welt vor sich gehenden Ereignisse zum Allgemeinwohl beitragen. Ich muss sagen, dass ich fest glaube, dass alles, was immer geschieht, letzten Endes zum Guten führt. Lektionen müssen gelernt werden, damit die Bewusstseine vorankommen. Alles wird von den Menschen selbst geschaffen und oft sind grausame Geschicke der Völker das Ergebnis der vor vielen Jahrtausenden gelegten Ursachen. In der ganzen Welt ist eine große Umwälzung im Gange, denn ein neues Gleichgewicht wird hergestellt. So können wir sagen, dass sich alles zum besten vollzieht.

       Sie fragen, wie nachfolgende Darlegung aus dem Buch ”Blätter des Gartens MORYA II“, § 21, zu verstehen ist: ”Das Karma holt einen ein, doch kann seine Wirkung durch freiwillige Opfer für unbekannte Menschen gemildert werden”. Stellen Sie sich vor, jemand fügte seinem Nächsten Leid zu und bereute sein Verhalten, nachdem dieser Teure bereits in die andere Welt hinüberging. Da es ihm nicht mehr möglich war, seine Schuld dem Geschädigten gegenüber zu tilgen, kann er nichtsdestoweniger sein Karma durch ein freiwilliges Opfer für andere Menschen verbessern, und wie es heißt, für ”unbekannte Menschen“. Freilich, Karma wird ihn zuweilen einholen und ihn seinem Opfer gegenüberstellen, aber die Tilgung wird von einer höheren Qualität sein, weil durch das freiwillige Opfer sein ganzes Wesen veredelt wurde.

       Und jetzt über Pfefferminze. Alle Arten von Minze können sowohl äußerlich als auch innerlich verwendet werden. In Indien, wo es so viele Darmerkrankungen gibt, wird die Essenz von Minze in weitem Maße angewendet. In Verbindung mit Magnesium ist sie eines der besten Heilmittel. Sie hilft auch bei Zentrenentflammung. Ich selbst kann ohne Menthol nicht sein, vor allem während der Sommermonate reibe ich mir mein ganzes Gesicht und den Nacken stark ein, denn ich vertrage keine Hitze, sogar in den Bergen nicht. Pfefferminztee ist bestimmt ein gutes Desinfektionsmittel, und bei manchen Arten von Asthma ist es sehr nützlich, den Absud des Stengels der Minze zu inhalieren. Die Wesenheiten der niederen Sphären der Feinstofflichen Welt mögen den Geruch von Minze nicht; daher ist es nützlich, sie als Pflanze im Haus zu halten.

       Der kommende Maitreya wird ”Der Herrscher des Mitleids“ genannt, doch diese Benennung könnte ebenso für alle großen Söhne des Lichts angewendet werden. Jedem steht es frei, das Bildnis zu wählen, das ihm am nächsten steht und diesem dann zu folgen. Der Begriff der Einheit alles Bestehenden ist die Kenntnis eines Archaten. Aber Menschen, die durch Selbstsucht und Absonderung geblendet sind, können die ganze Schönheit dieser Wahrheit nicht erfassen, und so widerspiegeln sich alle Höheren Begriffe in ihrem Bewusstsein als unruhiges, trübes Wasser, und es geht ihnen die ganze Klarheit, Durchsichtigkeit und Schönheit verloren.

       Gupta Vidya bedeutet das Geheime Wissen: Gupta - geheim, vidya = Wissen. Die Alberiche sind die Diener der Finsternis. Im ”Ring des Nibelungen“ ist die finstere Kraft durch Alberich verkörpert, den Widersacher der strahlenden Götter der Walhalla. Er bemächtigte sich des Rheingoldes und war ein Komplize bei der Tötung Siegfrieds.

       Sie fragen weiter, wie folgende Sätze zu verstehen sind: ”Ich werde die Macht Meiner Lehren an jenen beschränkten Geistern geltend machen”. (BGM I, 121) Beschränkt bezieht sich auf die Verneiner und Unwissenden, denn Beschränkung ist das Ergebnis von Unwissenheit. Die Macht des Lichts wird die Finsternis besiegen, und die Macht der Lehre wird die Unwissenheit durchdringen.

       Intuition, Gefühlswissen und die Aufspeicherung im ”Kelch“ sind natürlich ein und derselbe Begriff. Es gibt jedoch Fälle, wo Hieroinspiration für Intuition gehalten wird. Aber auch das ist kein Fehler, denn ohne die Aufspeicherungen im ”Kelch“ ist es unmöglich, den Strahl der Hieroinspiration zu empfangen.

       Sie fragen, ”woher so viele Verräter kommen”? Das ist ein Zeichen der bedeutenden Zeit, die unser Planet durchschreitet. Doch wir wissen, dass das Licht siegen wird.

       ”Sieg wird nach einer bestimmten Zeit offensichtlich, aber es müssen sämtliche Kampfphasen durchgestanden werden. Vergessen wir nicht, dass sich die besten Kräfte auf Unserer Seite sammeln. So wird man sich der nächsten Stufe nähern. Selbst die Diener der Finsternis werden zum Erfolg verhelfen. Man muss verstehen, wie nahe die Fristen sind, um keine neuen Möglichkeiten zu versäumen. Den Kräften des Lichts kann man sich nicht widersetzen. Wenn die Kräfte der Finsternis die schmutzige Arbeit übernehmen, lasst sie gewähren. Die größten Namen und Begriffe sind bereits einbezogen. Alles kann nur durch Ausdehnung vorankommen … Sicherlich, der Kampf ist schrecklich … Sicherlich, mit jedem Tag werden die Neuen Kräfte, die Unsichtbaren, geweckt. Durch diese Annäherung an die irdischen Sphären können die unerwartetsten Spannungen entstehen. Lasst uns mit vereinter Kraft aller Unserer Beteiligten den Kampf aufnehmen. Einigkeit wird das unbesiegbare Banner sein. Satan wird geschlagen und seine Krieger werden, wie gewöhnlich, das Schlachtfeld verlassen. Wer begreift die Anspannung der Kräfte des Lichts? Wer kann das Ausmaß des Schlachtfeldes ermessen? Die vereinten Aschrams, die Festungen des Geistes sind jetzt nötiger denn je zuvor … Nie geht eine Lehre ohne Kampf in die Welt ein. So möge sie denn eingehen auf diese Weise; andernfalls würden die Menschen sie vergessen. Stellt euch doch das Ausmaß der Schlacht vor, in die alle Planeten einbezogen sind! … Darum lasst uns mit der ganzen Kraft des Geistes und in erhebender Feierlichkeit teilhaben an der Schlacht des Lichts gegen die Finsternis.”

       Für den Aufstieg zu einer neuen Stufe ist es notwendig, den Kampf aufzunehmen und alle Hindernisse zu überwinden. Auf den letzten Stufen ist es unvermeidlich, den Giftbecher zu leeren, und Verrat muss auf dem irdischen Pfad wie ein Schatten das Licht begleiten. So lasst uns auch diese Einweihung entgegennehmen. Doch lasst uns verstehen, dass die Verräter nicht nur gegen uns handeln, sondern gegen den Großen Plan des Lichts. Sammeln wir alle unsere Kräfte und ersteigen wir in Einigkeit die neue Stufe.

       24. Mai 1936

       Sie sagen, Sie haben nur den einen Wunsch - ”Zum Lehrer zu gelangen, und wenn dies nicht möglich ist, dann sein Schüler zu werden”. Dazu muss ich sagen, ich bin noch niemandem begegnet, der, nachdem er von der Weißen Bruderschaft erfahren hatte, nicht versucht hätte, zu ihr zu gelangen. Aber selten, fast nie, stellt sich jemand die Frage, ob er geistig und physisch vorbereitet ist, diese Spannung auszuhalten. Kann denn seine physische Hülle die übermäßige Spannung der Atmosphäre aushalten, die dieses Bollwerk umgibt? Nur der kann sich ihr nähern, der hier auf Erden im Ringen mit Schwierigkeiten und durch ihre Bewältigung alle Gewohnheiten und Verhaftungen überwunden und in selbstaufopfernder Heldentat seine Energien feurig umgewandelt hat. Ohne das irdische Fegefeuer zu durchschreiten, kann man nicht ins Paradies gelangen. Die Feuer der Höheren Energien würden die belastete Aura versengen. Daher gelangen nur einer oder, im äußersten Fall, zwei Menschen in einem Jahrhundert in dieses Bollwerk. Sie wissen auch, dass die Großen Lehrer sich nie in das Schicksal eines Menschen einmengen, und daher machen sie keine Ausnahme. Karma kann einen Menschen in Ihre Gemeinschaft führen, und wenn solch ein Karma vorliegt, kann nichts und niemand, außer der Mensch selbst, dies verhindern. Befolgen Sie im Leben nach bestem Können alle Gebote der LEHRE, und überlassen Sie das übrige dem Karma und dem großen Wissen der Herrscher.

       Wir können im Leben nur inmitten der Bedrängnisse des Alltags lernen. Die Gemeinschaft der Bruderschaft ist von unseren Bedingungen zu weit entfernt, und sie kann daher für den Geist nicht der notwendige Prüfstein sein. Die LEHRE ist uns gegeben; jeder ihrer Aspekte ist von allen Gesichtswinkeln her analysiert, und wir können daher nicht sagen, wir hätten keine LEHRE! Außerdem gibt es die älteren Schüler, die immer bereit sind, das zu erläutern, was unklar ist. Die Anwendung der Gebote im Leben wird sich wirklich als die Tat erweisen, von der Sie träumen und die Ihren Pfad zur Gemeinschaft des Lichts beschleunigen wird.

       Glauben Sie denn wirklich, dass Sie, wenn Sie in den Aschram der Weißen Bruderschaft gelangten, jene Macht erlangen könnten, um die Menschen zu überzeugen? Alle Beispiele der Geschichte beweisen das Gegenteil. Nur einem Geist, der sich in vielen Jahrhunderten vorbereitet hat, ist es möglich, die Lehre in ihrem vollen Umfang aufzunehmen. Dies erklärt, warum die großen Lehrer der Menschheit so wenige Schüler haben. Aus demselben Grund empfiehlt die LEBENDIGE ETHIK, nie jemanden anzulocken und nie jemanden etwas aufzuzwingen. Das Meer der Weisheit ist der Menschheit gegeben, und die LEHRE sendet ihre Strahlen wie die Sonne überallhin - zu den Weisen und zu den Irren, zu den Guten und zu den Bösen. Jeder kann das für ihn Zugängliche, bedingt durch sein Bewusstsein, aufnehmen und verstehen; allerdings ruft der Unterschied zwischen Bewusstseinszustand und Verstehen jene Widersprüche hervor, die unreife Geister in allen Lehren für sich in Anspruch nehmen. Aber das ist unvermeidlich.

       Nun zu Ihren Fragen: Gewiss, alle Errungenschaften sind potentiell in uns eingelagert. In allen Lehren wurde und wird hinreichend darauf hingewiesen, dass der Mensch der Mikrokosmos des Makrokosmos ist und dass Liebe zum Göttlichen Prinzip und zur HIERARCHIE DES LICHTS zweifellos der mächtigste Führer auf dem Weg zur Errungenschaft ist.

       Was Pranayama betrifft, so überschätzen Sie seine Bedeutung. Richtiges Atmen ist immer von Nutzen, aber jene Übungen, die von verantwortungslosen selbsternannten Yogis angepriesen werden, sind äußerst gefährlich. Ich meine, ich habe darüber schon ausführlich geschrieben, aber wahrscheinlich ist es notwendig, sich dieser Frage erneut zuzuwenden. Daher möchte ich Sie noch einmal daran erinnern, dass nur der, der sein Herz und seinen Mentalkörper von jedweden Schlacken gereinigt hat, fähig ist, das Allerheiligste des Yoga zu betreten. Ohne diese Läuterung wird einem kein Pranayama helfen, zu den Pforten wahren Wissens zu gelangen. Pranayama kann zu Mediumismus führen, der die Tore verschließt. Ausgedehnte Pranayama-Übungen oder solche, wie sie Hatha Yoga lehrt, verwirken das Studium des Raja Yoga. Alle psychischen Fähigkeiten, die durch künstliche Anregung des physischen Körpers und des Astralkörpers mittels Pranayama entwickelt werden, beschränken sich auf eine sehr niedere psychische Ebene; dies beweist die Qualität der Visionen von Psychikern und Medien. Es ist wichtig zu erkennen, dass Psychismus keine Geistigkeit ist. Wie es in der LEHRE heißt, ist Psychismus die Antithese von Geistigkeit und verhindert nur die Möglichkeit der Annäherung an die großen Lehrer. Aus diesem Grunde beginnt und endet die LEHRE mit dem Reich des Geistes und verbannt kategorisch alle Übungen, die zur Entwicklung von niederem Psychismus führen.

       Zweifellos ist der Pfad des Geistes, der königliche Pfad, weit schwieriger und langwieriger, aber er ist der einzige, der alle Errungenschaften im KELCH aufspeichert. Jene, die diesen Pfad betreten, haben ihre psychischen Kräfte auf natürliche Weise geweckt und sich auf allen sieben Ebenen entwickelt, von der höchsten bis zur niedersten; und durch Verschmelzung aller entwickelten Kräfte wird die große Synthese erreicht. Kein echter Lehrer wird einem Schüler helfen, durch mechanische Übungen die Astralebene zu betreten. Man sollte sich hier keinen Illusionen hingeben, denn es könnte leicht passieren, mit einer Wesenheit aus diesen Sphären, die sich als Personifikator eines Lehrers ausgibt, in Kontakt zu kommen. So viele Warnungen wurden von H. P. Blavatsky gegeben, wodurch sie sich gerade in den Kreisen von Medien und Psychikern viele Feinde zuzog, aber sie erfüllte die ihr aufgetragene Mission und verwies auf den Schaden des Spiritismus, weil man in allen Gesellschaften versuchte, unwissend an diesen heranzutreten. Aus meiner Erfahrung weiß ich, mit welcher Feindseligkeit solche Hinweise und Warnungen aufgenommen werden.

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       Die Fähigkeit, sich zu konzentrieren und schöpferisch zu denken - vorausgesetzt, dass das Denken rein ist - ist nicht nur sehr nützlich, sondern sogar notwendig. Ohne diese Fähigkeit des Denkens ist es unmöglich, im Wissen voranzuschreiten. Gleicherweise ist die Entwicklung der. Willenskraft, beginnend bei kleinen alltäglichen Angelegenheiten und mit hoher selbstaufopfernder Tat endend, die Grundlage jeder Disziplin und Errungenschaft.

       Reines Denken mit auf das Gute ausgerichtetem Willen sowie Selbstreinigung werden ausgezeichnete Ausstrahlungen ergeben.

       Verfügen Sie über Liebe und Willen, so besitzen Sie Streben und sind damit fähig, ein Gebet zu zelebrieren.

       Sie haben recht, dass Übungen in Pranayama in den Städten gefährlich sein können. Da aber Pranayama als solches keine Geistigkeit verleiht, sollten wir uns damit gar nicht befassen. Das Wichtigste ist, sich in der Reinheit der Motive, des Denkens und des Handelns zu üben; und wenn wir dies inmitten der Menschen und Hindernisse tun, so hat auch die Stadt mitunter ihren Nutzen.

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       Sie scheinen darüber, dass die BÜCHER DER LEBENDIGEN ETHIK nicht überall gut aufgenommen werden, verärgert zu sein, aber auch das ist unvermeidlich. Keine einzige Lehre ging ins Leben ein, ohne von Gegnern angegriffen zu werden. Ähnlich muss die Neue Lehre eingehen, begleitet vom Geschrei und den Angriffen abgestorbener Bewusstseine. So ist das irdische Gesetz. Die Menschheit schenkt nur solchen Erscheinungen Aufmerksamkeit, die Achtung und Martyrium durchgemacht haben. Schon oft habe ich darauf hingewiesen, dass sich die Menschheit nur deshalb an Buddha und Christus erinnert, weil beide in der glücklichen Lage waren, mächtige Feinde zu haben. So möge die Neue Lehre in die Welt eingehen und auch auf dem üblichen Weg, dem der Verfolgung, bestätigt werden. Immer wieder muss daran gedacht werden, dass die Lehre sich auf unerforschlichen Wegen verbreitet. So habe ich Ihnen immer geraten, nicht um Anhänger zu werben. Ich habe Ihnen auch vorgeschlagen, kulturell-erzieherische Versammlungen zu organisieren und nur, nachdem sie die Menschen kennengelernt haben, jeweils ihrem Bewusstsein gemäß einige Saatkörner auszustreuen. Es ist immer ratsam, unsere eigene Schatzkammer mit Wissen anzureichern. Ein gut erzogener, aufgeklärter Geist wird die Lehre leicht aufnehmen, sogar in ihrem ganzen Ausmaß. Freilich, Mangel an Wissen ist ein Hindernis auf dem Evolutionspfad. ”Unwissenheit ist die Hölle”, sagte einer der großen Geister der Frühzeit des Christentums.

       Wahrlich, das menschliche Bewusstsein kann keine größere Lästerung begehen, als die unbeschreibliche Erhabenheit des Göttlichen Prinzips, das sich über das ganze Universum ergießt, zu begrenzen. Unzweifelhaft gehen von dieser ungeheuren unwissenden Herabsetzung alle unwürdigen Gottesbegriffe aus. Der Mensch versucht in seinem Eigendünkel, alles auf sein Niveau herunterzuziehen. Darüber ist in den BÜCHERN DER LEHRE genug gesagt worden. In der Tat, die BÜCHER DER LEHRE sind ungemein reich an Begriffen über das Göttliche Prinzip, über Gott, Geist und Geistigkeit. Der von Ihnen angeführte Ausspruch: ”Christi Geist weht durch des Lebens Wüste” (Blätter des Gartens MORYA I, § 67), bringt denselben Pantheismus zum Ausdruck, zu dem das menschliche Denken sich nicht erheben kann.

       Der Gott in uns ist die einzige Realität; alles andere ist, wie es so schön und poetisch vom Osten ausgedrückt wird, nur das ”Spiel der Großen MUTTER DER WELT”.

       Ja, Sie haben ganz recht, wenn sie sagen, dass nicht in einem einzigen BUCH DER LEBENDIGEN ETHIK der großen Grundlage des Seins Abbruch getan wird; gleicherweise gibt es hier keine Schmälerung des Begriffes Christus (Chrestos) sowie des Meisters Jesu, der ausgesandt wurde und dafür gelitten hat, was der Welt seit langem bekannt war, aber von den Menschen immer wieder vergessen wurde. So war es und so ist es; doch lasst uns hoffen, dass es nicht immer so bleiben wird.

       Und nun zu den von Unwissenden aufgeklebten Zetteln an alles das, was über ihr Verstehen hinausreicht. Wer unter den ernstdenkenden Menschen schenkt ihnen Aufmerksamkeit? Das gleiche kann über die Angriffe gegen uns gesagt werden; wir sind an sie gewöhnt und kennen ihren Wert. Und wahrlich, alle diese Angriffe erwiesen sich schließlich als nützlich. In der LEHRE heißt es: ”Ohne Verleumdung würde die ”dankbare“ Menschheit die lebendigsten Erscheinungen begraben haben” (Agni Yoga, § 21). Darüber hinaus kann ich Sie nur immer wieder bitten, sich nicht über die Abtrünnigen zu grämen - das sind unreife Seelen Mögen sie ihren Weg gehen Man kann nicht zwei Meistern dienen. Mögen sie ernstlich wählen und Verrat meiden, denn ”das Schicksal selbst eines kleinen Verräters ist schrecklich!”

       Es ist ausgezeichnet, dass Sie an der Selbstvervollkommnung arbeiten, wie sonst könnte man Apostel der LEBENDIGEN ETHIK werden, wenn nicht durch persönliches Beispiel, den Nutzen und die Wohltätigkeit der Lehre beweisend? Wer könnte von der Lehre angezogen werden, wenn die Anhänger sie nicht im Leben anwenden?

       Seien Sie über Verleumdung nicht beunruhigt. Verleumdung ist nur schmerzlich, wenn sie von Menschen kommt, die wir achten. Lob von unwürdigen Menschen kann nur erniedrigen.

       Sie haben eine Menge Fragen, ich will sie beantworten, will mich jedoch nicht wiederholen, da ich annehme, dass sie die Kopie aufgehoben haben.

1. Die Feinstoffliche Welt entspricht der Astralwelt von der niedersten bis zur höchsten Sphäre.

2. Die Feurige Welt ist die Welt des Geistes. Die höchste Stufe der Feurigen Welt wird oft die Höchste Welt genannt.

3. Alle psychischen Zentren entsprechen den physischen Zentren. Jedes Organ hat ein eigenes Nervenzentrum; einige Doppelorgane, wie die Nieren, die Lunge, haben Doppelzweige.

4. Es ist theoretisch richtig, aber das Leben offenbart viele Verschiedenheiten. Viele Frauen sind fast Männer und Männer fast Frauen, sowohl geistig als auch physisch. Oft haben Frauen männlichen Magnetismus und umgekehrt.

5. Das ”Mysterium des Buches des Lebens“ der Höchsten Geistwesen wird geheim gehalten.

       In der Tat, in der wahren Kosmogonie gibt es weder Engel noch Erzengel, die nicht einst Menschen waren. Das ist vom ganzen Osten voll bestätigt. ”Es gibt weder einen Gott oder Götter, die nicht einst Menschen waren”. Wenn Sie die ”Geheimlehre“ gelesen haben, werden Sie sich erinnern, dass die Hohen Geistwesen, die im Osten verschiedentlich als Söhne des Lichts, Söhne der Vernunft, Söhne des Feuers, Kumaras usw. bekannt sind, den christlichen Erzengeln entsprechen. Natürlich sind diese Engel nicht mit Flügeln ausgestattet, die ihnen bestimmte Hellseher infolge unvollkommener Vision oder poetischer Vorstellung zuteilwerden ließen, um sich dieses Symbol eines Boten einzuprägen. Dieses Symbol ist nicht schlecht, denn die von den Schulterzentren ausgehenden Strahlen können wirklich den Eindruck von leuchtenden Flügeln erwecken. Aber wenn wir Erdbewohner uns in feinstofflichen Körpern frei im Raum bewegen können, ohne diese vogelähnlichen Attribute, brauchen sie dann die Höchsten Geistwesen? Also eine weitere Enttäuschung - die Engel haben keine Flügel! Fürwahr, die Strahlen sind weit schöner als diese vogelgemäßen Merkmale!

       Und so waren die Schutzengel oder die Große Bruderschaft, diese Herrscher auf unserem Planeten, Hohe Geistwesen auf anderen Planeten und Menschengötter auf unserer Erde. Der höheren Evolution angehörend, kamen sie zu unserer Erde, um die Evolution ihrer Menschheit zu beschleunigen. Sie sind im wahrsten Sinn des Wortes, die Schirmherren und die Erretter unseres Planeten.

* * *

       Ich freue mich von ganzem Herzen über Ihre Hingabe an die LEHRE DER LEBENDIGEN ETHIK, denn nur durch sie können wir das Öffnen der Tore vollbringen. Ebenfalls freut es mich zu hören, was Sie über andere Mitarbeiter sagen. Mögen sie ihren Geist durch die Errungenschaften im Alltagsleben stählen. Jede Arbeit, selbst die monotonste und mühsamste, möge in ihrer Qualität verbessert werden. Der Pfad der Jüngerschaft ist dornenvoll und mühselig, vor allem infolge unserer alten Gewohnheiten und Verhaftungen. Daher werden nur die Gefestigten und Furchtlosen, die ihre Selbstsucht im Feuer der Selbstverleugnung verbrannt haben, bestimmte Tore erreichen.

* * *

       Das seit langem vorausgesagte, sehr schwierige Jahr des Beginns der Schlacht zwischen Erzengel Michael und dem Drachen geht vorbei. Das drohende Harmagedon findet auf beiden Ebenen statt - sichtbar und unsichtbar. Die Kräfte der Finsternis greifen alle lichten Unternehmen heftig an, aber wir nehmen diese Schlacht standhaft auf uns, wissen wir doch, für wen und wofür wir kämpfen. Und viele Krankheiten stehen mit der unerhörten Spannung auf beiden Ebenen in Zusammenhang.

* * *

       Was Sie über die Menschen schreiben, ist eine alte Wahrheit. In der Not gedenkt man unser, im Erfolg vergisst man uns. Auch was Sie über Besessenheit schreiben, ist für unsere Zeit charakteristisch, aber seien Sie bitte vorsichtig, denn es gibt Besessenheitsgrade, die sehr ansteckend sind. Alle Fälle von Besessenheit können durch die Kraft der psychischen Energie in Verbindung mit der Höheren Kraft geheilt werden. Sicherlich, Hilfsmittel - wie erhabene Musik, wunderbare Wohlgerüche, reine Atmosphäre und die Farbe des Raums - alles, was auf den Geschmack des Kranken abgestimmt ist, kann sehr dienlich sein. Es ist gut, für die Nacht am Bett eine Schale heißes Wasser mit Eukalyptusöl aufzustellen; dies ist auch am Tage sehr nützlich. Dennoch kann ein ernster Fall von Besessenheit nicht durch Hilfsmittel geheilt werden, sondern nur durch die Wirkung der reinen und machtvollen psychischen Energie.

       Sie haben recht mit dem, was Sie über das Buch ”Der Ruf“ sagen. Es enthält in konzentrierter Form die Ideen, die mehr im Detail und von verschiedenen Gesichtspunkten her in den späteren BÜCHERN DER LEHRE analysiert sind. Aber es ist zwecklos und unrichtig, die ”Briefe der Mahatmas“ zu kritisieren und abzulehnen. A. P. Sinnett schrieb seinen ”Esoterischen Buddhismus“ auf Grund dieser Briefe. Ihr Inhalt, nur weit ausführlicher behandelt, liegt auch der ”Geheimlehre“ zugrunde. Dieser Band der ”Briefe“ ist eines der großartigsten Bücher, und es wird auch im Westen sehr geschätzt. Es abzulehnen bedeutet, die ganze durch H. P. Blavatsky übergebene Lehre und alle BÜCHER DER LEBENDIGEN ETHIK abzulehnen. Bedauerlicherweise sind in dem von Ihnen genannten Band nur wenige Briefe und unvollständige Auszüge daraus verwendet worden. Doch leider, sogar in dieser Form sind sie, wie Sie sehen, von bestimmten Bewusstseinen schwer zu erfassen.

       Sie haben recht, wenn Sie sagen, dass Christus Jesus eine außergewöhnliche Erscheinung in der Geschichte war, aber es kann mit gleichem Recht gesagt werden, dass auch alle anderen Kumaras oder Gottmenschen nicht weniger außergewöhnlich waren. Und nur ein eitler Unwissender wird die verschiedenen Gestalten dieser Höchsten Geistwesen zu messen suchen. Ein sehr treffender Ausspruch findet sich in der LEHRE: ”Man wird fragen, wer steht höher Christus oder Buddha?” Antwortet, dass man die entfernten Welten nicht messen kann. Wir können nur durch ihre Strahlung entzückt werden. Der Christus-Strahl nährt die Erde genauso wie der Regenbogen des Buddha die Bestätigung der Gesetze des Lebens bringt” (Blätter des Gartens MORYA II, § 310).

       Sie schreiben, dass jedwede Streitigkeit und Polemik über erhabene Begriffe sehr bedauerlich ist. Dies ist völlig richtig, aber besonders bedauerlich ist die unwissende Polemik, die nur zur Gereiztheit führt. Man kann anderen nicht erklären, was für einen selbst unklar ist; dadurch entsteht nichts als schädliche Verwirrung. Der Gedankenaustausch zwischen hochgebildeten Menschen ist sehr schöpferisch, denn durch Gedankenaustausch verschiedener Meinungen werden Funken der Wahrheit geschlagen. Gerade der Gedankenaustausch ist notwendig, nicht auf Unwissenheit beruhende Ausführungen.

       Wahr ist auch, dass unvollständige Behauptungen in Büchern für den oberflächlichen Leser oft den Eindruck des Widerspruchs erwecken. Selbst die Größten Lehrer sind solcher Widersprüche bezichtigt worden. Aber die Ankläger übersehen den wichtigsten Faktor, nämlich ihre eigene Unwissenheit. Wer in allem den Ruf nach Gottlosigkeit und Satanismus sieht, ist wahrhaftig fern jeder Aufklärung, und kein Argument wird ihn überzeugen können. Jene, die über das Buch ”Die Grundlagen einer Neuen Weltanschauung” verwirrt waren, sind zu bedauern und müssen allein gelassen werden. Und was die Kirchenväter betrifft, so haben diese vergessen, dass 1906 in der Regierung Nikolaus II. Freiheit und religiöser Glaube sowie Meinungsfreiheit gestattet waren. Viele Kirchenväter würden wahrscheinlich gern in die Zeit religiöser Intoleranz zurückkehren und auch zu Domostroy (ein Buch des 16. Jahrhunderts über die Organisation des Familienlebens und des Haushalts). Es gibt Andeutungen darüber an einigen Stellen. So ist der Autor des Pamphlets ”Die orthodoxe Welt und das Freimaurertum“ von der Synode durch einen Orden belohnt worden, weil er offensichtlich die besten Söhne seines Landes schmähte. Nichtsdestoweniger besiegt das Licht die Finsternis.

       Das neue Buch AUM wird jetzt herausgebracht. Zweifellos werden jene im Gegenlager wieder ein Gezeter und Geschrei erheben: ”Wozu diese heidnischen Begriffe? Wie kann man es wagen, Göttlichen Segen mit dem heidnischen AUM gleichzusetzen usw.” Wir können ihnen antworten: ”Behaltet eure Unwissenheit für euch” und die Ausführungen der Lehre zitieren: ”Spricht man zu den Gelehrten von magnetisiertem Wasser, so wird dieser Ausdruck angenommen, spricht man aber von verzaubertem Wasser, wird man zu den Unwissenden gezählt. Dabei liegt der Unterschied lediglich in der Benennung, denn in Wirklichkeit wird dieselbe Energie angewendet. Es ist Zeit für die Wissenschaft, ihren Gesichtskreis zu erweitern - frei von jeglichen gelegentlichen Benennungen. (”Alle Dramen des Lebens entstehen aus Benennungen”, Anmerkung des Verfassers.) Man sollte sich von Kindheit an angewöhnen, das Wesentliche der Dinge aufzuspüren.”

       ”Beim Studium der Glaubensgeschichte kann man beobachten, dass die Menschheit feinstoffliche Begriffe wiederholt erfasste, aber sie wieder vergaß und später das verwarf, was bereits erkannt wurde. Man kann bemerken, wie in alten Zeiten das Gesetz der Wiedergeburt begriffen und in einem Krampf des Zorns wieder abgelehnt wurde. Der Grund für diese kirchliche Ablehnung ist verständlich - eine Kaste verteidigte ihre Vorrechte, denn das Gesetz des Seins drohte, die Rechte der Menschen gleichzumachen. So geschah es in verschiedenen Zeitaltern, denn die Wellen der Erkenntnis und der Unwissenheit sind überall die gleichen. Sie bringen die für den Fortschritt des Bewusstseins so nötigen Gewässer in Bewegung. Daher erlangt jeder, der nach Wissen strebt, Gelassenheit des Geistes inmitten des Sturms und der Anstrengung. Lasst uns nicht in Unwissenheit verharren, wenn Wissen an alle Tore pocht!”

       Ich möchte Ihnen einen Auszug aus einem Artikel über die ”Erbsünde“ aus einer englischen Zeitschrift bringen. ”An einen Religionslehrer wurde von einem Schüler folgende Frage gestellt: ”Warum wird verkündet, dass die Sünde und das Böse mit Adam und Eva im Paradies in die Welt kam, wo es einen Baum der Früchte des Guten und des Bösen gab? Wie kamen die Früchte des Bösen ins Paradies? Wie konnte im Paradies der Teufel sein?” Wirklich, manche Schulkinder von heute sind klüger und denken schärfer als jene der vergangenen Generation. Man kann das Bewusstsein nicht zurückdrängen. Die Erbsünde wird von jenen begangen, die die Aufklärung und Entwicklung des Denkens in den Menschen gewaltsam aufhalten. Jedwede Gewalt steht in Widerspruch zu den Gesetzen des Universums und löst unvermeidlich Explosionen und Zerstörung aus. Blicken wir zurück, so können wir die Hauptgründe, die den Niedergang der alten Welt verursachten, erkennen. In der Tat, Erstickung des Denkens und des Geistes züchtete jeden darauf folgenden Wahnsinn, bis der lange überwachte Damm brach und alles vom Sturzbach hinweggeschwemmt wurde. So kann niemand dem Denken Einhalt gebieten, dieser feurigen Energie und Krone des Universums. Große Veränderungen gingen im Bewusstsein der Massen aller Länder vor sich, aber noch immer weigern sich manche Menschen, diese Tatsache zuzugeben. Der Grund für das ganze Übel, das sich jetzt ausbreitet, ist Unwissenheit und die ungeheure Verantwortungslosigkeit, die regierte und noch regiert, wie man unter den sogenannten ”mit Macht Ausgestatteten“ beobachten kann. Die Menschen bedürfen der Fürsorge, und diese Fürsorge sollte sich vor allem in der Aufklärung und ihrer richtigen Erziehung offenbaren. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.

       Und so suchen Sie nicht nach Anhängern, arbeiten Sie jedoch an Ihrer eigenen Vervollkommnung.

       25. Mai 1936

       Sie haben ganz recht, wenn Sie sagen, dass wir aus Mangel an Begriffsbestimmungen in unserer westlichen Sprache auf unüberwindliche Schwierigkeiten stoßen bei dem Versuch, nicht nur die Höheren Begriffe, sondern auch eine ungewohnte Annäherung an eine bereits bekannte Vorstellung auszudrücken oder zu erklären. Westliches Denken ist vergleichsweise grob und schwer, und infolgedessen hat es all die feinen Nuancen in den Begriffsbestimmungen, an denen der Osten so reich ist, noch nicht entwickelt. Der Hauptgrund für den Mangel an Verstehen ist, dass die Menschen des Westens an die Verfeinerung des Denkens nicht gewöhnt oder besser, nicht darin geübt sind. Gibt es viele, die imstande sind, mit echter Aufnahme zu lesen? Die meisten Menschen lesen mit den Augen und nicht mit dem Geist und dem Herzen, daher bleibt ihnen die tiefere Bedeutung verloren.

       Gewiss, in dem Wort Religion ist ein Begriff von größter Bedeutung enthalten, aber der jetzigen Menschheit ist dieser Sinn verlorengegangen. Richtig bedeutet Religion die Beziehung des Menschen zur Höheren Welt oder zum Höheren Prinzip. Doch jeder versucht, sich dieser großen alleinigen Beziehung als eines ausschließlichen Besitzes zu bemächtigen. Daher hat jedes Volk ihn für sich abgesondert, beschränkt und mit dem Stigma des Fanatismus gestempelt, indem es jeden ungewohnten Ausdruck dieses Begriffes von seiten jener, die ihm nahestehen, verbannt. So haben wir aus einer einzigen Religion viele Pseudoreligionen gemacht, die einander ausschließen. Doch wenn man zu sagen wagt, dass die Hauptursache allen Übels nicht die wahre Religion, sondern die Pseudoreligion ist, wird jeder auf seinen Nächsten zeigen, und seine Eitelkeit wird es nicht zulassen, dass diese bittere Wahrheit auch für ihn gilt. Es wird zu neuer Unklarheit und neuer Versuchung führen. Die Bedeutung der Wörter kann in allen Sprachen nur durch das Herz beziehungsweise durch Gefühlswissen richtig verstanden und angenommen werden.

       Ängstigen Sie sich nicht über Angriffe und Verleumdungen. All dies ist nur abgestandener Schlamm von Morasten. Ich habe bereits geschrieben, dass keine einzige Lehre des Lebens ohne harten Widerstand angenommen wurde. Das gleiche wird den BÜCHERN der LEBENDIGEN ETHIK widerfahren - wie Jesus sagte (Lukas 6:26): ”Wehe über euch, wenn alle Menschen gut von euch reden! Gerade so haben ihre Väter an den Lügenpropheten gehandelt.” Man kann es nicht klarer ausdrücken. Und wer von den für die Wahrheit Schaffenden wollte mit dem Merkmal eines Lügenpropheten behaftet sein? Jenen, die den ”Kelch des Ostens“ (Auszüge aus den ”Mahatma Letters“ von A. P. Sinnett) nicht annehmen wollen, sollte man sagen, dass die Welt weit und das Licht groß ist und dass der ”Kelch des Ostens“ in vielen Heimen eine neue Kerze entzündete und neue geistige Freude auslöste. Die Lehre verbreitet sich auf unerforschlichen Wegen. Niemand und nichts kann den Kosmischen Magneten in seiner evolutionären Bewegung aufhalten. Ganze Kontinente und Rassen, die untergegangen sind, zeugen davon. Die Menschheit unserer Rasse beschleunigt in ihrer irrigen Uneinigkeit ihren eigenen Verschiebungszyklus. Unser Schiff eilt dem Untergang zu, und die finsteren Anstifter freuen sich in ihrer Bosheit, denn sie hoffen, auf den Wracks zu entkommen.

       Ich würde die Widersacher des ”Kelches des Ostens“ nicht ”vernünftig intelligent“ nennen, denn gerade in solchen Widersachern ist schwer eine Spur von Intelligenz zu finden. Ihre Intelligenz gleicht der Widerspiegelung eines Zerrspiegels. Solche Spitzfindigkeit verursacht die Entartung der höheren Zentren und macht Erkenntnis unmöglich. Jemand sagte, wenn man die Behauptung über das Böse der Religionen wörtlich und rundweg annähme, müsste man in logischer Folgerung der fatalen Formel, dass Religion Opium für das Volk sei, zustimmen. Buchstäblichkeit und Geschmacklosigkeit sind Attribute der Beschränktheit, und nur unzweifelhafte Beschränktheit könnte zu einer solchen Formel gelangen. Doch niemand wendet sich der Beschränkung zu, um das neue Verstehen zu erfassen! Nur ein voreingenommener Geist wird nicht gelten lassen, dass jede abgesonderte, beschränkte und dekadente Religion tatsächlich Opium ist, das schlimmste Gift von Uneinigkeit und Zersetzung. Das gleiche kann von der Unwissenheit der Wissenschaft gesagt werden, und im allgemeinen über jede Unwissenheit. Das neue Bewusstsein ringt danach, die Verbindung mit der Höheren Welt und der einen Quelle aller Lehren, Philosophien und allen Wissens überhaupt herzustellen.

       Ebenso müssten diese Besserwisser gewusst haben, dass jede Epoche einem bestimmten Wissensgrad entspricht, und was für ein Jahrhundert wichtig und zweckmäßig war, kann nicht genauso für das folgende bestimmend sein. Wäre dem so, wo bliebe da die Evolution? Der Menschheit wird in jeder Phase ihrer Entwicklung nur jener Teil der Wahrheit gegeben, der von einer Minderheit angenommen werden kann. In jeder Epoche, in jeder Religion und in jedem Volk erschienen neben den Großen Lehrern, die ein neues Verstehen der vergessenen alten Offenbarung überbrachten, nach einer gewissen Zeit Hohe Geistwesen, um das neuempfangene Vermächtnis zu klären. Diese Geistwesen ragen aus dem Hintergrund der unwissenden Vertreter der Religionsformen als strahlende Leuchttürme hervor. Diese Fackelträger erleiden zu oft das Schicksal der Märtyrer, und ihre Werke werden, wie sie selbst, von den Händen verschiedener Glaubenseiferer zunichte gemacht. Niemand würde daran denken, Sie mit einer anderen Religion in Verbindung zu bringen, und Sie stehen isoliert da, abseits jedes kirchlichen Dogmas, was nicht überrascht; denn Sie waren schon immer Verneiner unwürdiger Kirchendiener.

       Gleicherweise war der Heilige Sergius mit dem Geiste des äußeren kirchlichen Dogmatismus nicht behaftet, und wer es anders versteht, ist blind und taub. Man kann Menschen begegnen, die behaupten, der Heilige Sergius wäre ein orthodoxer Kirchenvertreter gewesen, weil er Kirchen baute, Klöster errichtete und strenge Regeln, Rituale u. dgl. einführte. Aber der Sinn des ganzen Schaffens des Heiligen Sergius war kein äußerlicher Dogmatismus, sondern lag in seinem hochmoralischen und ethischen Einfluss auf seine Zeitgenossen. Mit dem Aufstellen von strengen Regeln, der Einführung von Disziplin inmitten der wilden Sitten jener Zeiten, trug er dazu bei, den Charakter der Menschen zu formen, die Macht des Volkes aufzubauen. Aus der Geschichte ist bekannt, in welch chaotischer Lage sich der Geist des Volkes in der ernsten Zeit des mongolischen Jochs befand sowie wegen der zügellosen Sitten der herrschenden, sich gegenseitig befehdenden Fürsten. Strenge Schulung und Zügel waren vonnöten, die auf Begriffen beruhen mussten, die den Menschen nahestanden und verständlich waren. Für das Bewusstsein, das gerade aus einem kindlichen Zustand erwacht war, waren Symbole und Zeremonien wichtig. Und wie wir bemerken, können sich auch jetzt noch manche von diesen Symbolen nicht lösen; mit schwachen Bewusstseinen muss man nachsichtig sein. Christus jedoch sagte: ”Aber die Stunde kommt, und jetzt ist sie, da die wahren Anbeter den Vater im Geist und in der Wahrheit anbeten; denn der Vater sucht solche Anbeter. Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten … (Joh. 4:23, 24).

       Das Troitsky-Sergievsky-Kloster mag verschwinden, denn selbst zu seinen Lebzeiten war es schon fast zerstört; doch das Andenken an Sergius selbst wird nie sterben, denn groß war der Magnet des Geistes, den er in die Seele des russischen Menschen einlagerte. Die Geschichte der geistigen Entwicklung der russischen Seele und der Beginn des Sammelns und des Aufbaus Russlands ist mit dem Namen dieses Großen geistig Schaffenden unlösbar verbunden. Gerade das erklärt, warum alle finsteren Kräfte gegen diesen großen Namen die Waffen erhoben. Welche Relikte sind von den Großen Lichtträgern geblieben, von Buddha und Christus (von ersterem eine Handvoll Asche, vom zweiten ein herkömmliches Grab); aber ihr Andenken lebt und wird stärker nach Jahrhunderten, wenn es von den Anhäufungen und von Unwissenheit gesäubert worden ist.

       Wenn jemand die tiefere Bedeutung von ”irgendeinem algebraischen Zeichen“ oder einer Bezeichnung ersetzen will, mag er eben dabei bleiben.

       Das gleiche bezieht sich auf den ”Kelch des Ostens“. Wer kann darin eine Beschränkung auf Gottlosigkeit und völlige Unwissenheit sehen? Jemand bedauert, dass der Ältere Mahatma vor 50 Jahren nicht jene Apotheose gegeben hat, wie jetzt in der ”Feurigen Welt“. Doch wer will wissen, was vom Älteren Mahatma wirklich gegeben wurde oder nicht? Für einen mit östlichen Lehren und östlichem Denken vertrauten Geist ist diese Apotheose das Grundprinzip.

       Ebenso sprechen alle von Ihnen aus dem Buch ”Der Ruf“ angeführten Zitate von demselben erhabenen Pantheismus, von dem die Bände der ”Geheimlehre“ und die ”Mahatma Letters“ durchdrungen sind. Darüber hinaus ist die Schaffenskraft der Mahatmas so groß und vielfältig, dass sie kaum in jedem Fall und zu allen Zeiten, zu verschiedenen Nationalitäten und Bewusstseinen immer mit derselben Formel sprechen werden. Selbst ein Durchschnittskünstler oder Dichter ändert seinen Stil und sein Idiom entsprechend, wenn er verschiedene Epochen und Stellen interpretiert. Erstarrte Gedanken, erstarrte Formeln stehen im Widerspruch zum Kosmos. Leben ist ewige Bewegung, ewiger Wechsel der Formen. Verschiedenartigkeit ist Leben, Monotonie ist Tod.

       Ich möchte in den äußeren Hüllen der spitzfindigen dialektischen Besserwisser nicht zu viel herumwühlen, das wäre eine unverantwortliche Zeitvergeudung.

       So sende ich Ihnen Mut und Furchtlosigkeit. Beunruhigen Sie vor allem Ihr Bewusstsein nicht mit den Einflüsterungen jener Klugen, die nach unserer Meinung völlig unwissend sind.

       26. Mai 1936

       Nehmen Sie die Angriffe auf die BÜCHER der LEBENDIGEN ETHIK gelassen hin. In der Tat, immer wird alles Neue, das das Bewusstsein von gewohnter Stagnation wegführt, von bösartigen Ausrufen und von Widerstand begleitet. Davon gibt es in der Geschichte der Religion und auch im Bereich der Wissenschaft zahlreiche Beispiele. Für jene, die sich als Christen bezeichnen, sollte das Beispiel Christi selbst das lebendigste sein, aber sie neigen dazu, gerade ihn zu vergessen. Wer verfolgte und kreuzigte Christus, wenn nicht die Dogmatiker und Schriftgelehrten, und sagten die Pharisäer nicht von ihm: ”Mit Hilfe des Obersten der Geister treibt er die Geister aus” (Matth. 9:34). Und weiter heißt es bei Lukas 11: 15, 18: ”… einige von ihnen aber sagten: ”Durch Beelzebub, den Obersten der Geister, treibt er die Geister aus. Um ihn zu versuchen, forderten andere von ihm ein Zeichen vom Himmel. Er aber durchschaute ihre Gedanken und sagte zu ihnen: ”Jedes Reich, das in sich selbst zerrissen ist, wird zerstört, und ein Haus fällt über das andere. Wenn nun auch der Satan in sich selbst zerrissen ist, wie kann sein Reich bestehen?”

       Es ist seltsam, dass jene, die am lautesten heulen und die BÜCHER der LEBENDIGEN ETHIK angreifen, die sie gar nicht kennen, auch ihre eigenen Schriften nicht kennen. Liest aber jemand gelegentlich doch etwas aus den Büchern, so kleidet und erklärt er es auf eine für ihn vorteilhafte Weise. Immer wieder betonen wir und raten, keine unreifen Bewusstseine anzusprechen und zu zwingen - es hat keinen Zweck und ist sogar gefährlich. Alles muss ganz natürlich vor sich gehen. Ein bereiter Geist weiß genau, wo die Wahrheit liegt, und nichts kann ihn verwirren oder abschrecken. Allerdings sind diese in der Minderheit. Aber in dieser Ära sind sie zahlreicher als zuvor, denn keine Unterdrückungen können der Evolution Einhalt gebieten Denken Sie daran, wie wenige Anhänger und Schüler Christus hatte; und selbst unter diesen wenigen gab es einen Nikodemus und einen Judas! Sorgen Sie sich nicht um die Aufklärungsarbeit, sie geschieht auf eigenen Wegen. Über die ganze Erdweite nimmt die Zahl der Suchenden zu.

       Die erste AUFGABE der LEBENDIGEN ETHIK ist, das Bewusstsein zu erweitern. Wollen wir uns daher in Gedanken nicht an zufällige kleine Orte und an eine Menschengruppe heften. Das Universum ist weit und das Licht ist nicht schwach. Während sich an einer Stelle Verleumdung ausbreitet, wird an einer anderen das neue Denken tausendfach empfangen. Irgendwo gibt es Verrat, anderswo Beispiele eines beachtenswerten Feuers des Geistes und der Selbstaufopferung. Man muss es lernen, das geistige Gleichgewicht zu finden und den unvermeidlichen Offenbarungen der Finsternis gelassen entgegenzutreten. Sie wissen bereits, dass wir in einer seit langem in allen Schriften vorausgesagten ernsten Zeit leben, in der Zeit des Kampfes der lichten Kräfte mit denen der Finsternis. Wundern wir uns nicht über die Schliche der Angriffe des Bösen. Wahrlich, nach der Schlacht, die einige Jahre dauern wird, und nach dem Sieg des Lichts über die Finsternis wird die Macht des Fürsten der Finsternis nicht mehr ansteigen können und seine Kraft wird abnehmen. Aber da man nicht zwei Herren dienen kann, möge sich schließlich jeder in seinem Herzen entscheiden, wem er dienen will, um nicht ein Verräter zu werden, oder wie es in der Offenbarung des Johannes heißt, 3:16: ”Weil du weder warm noch kalt bist, so will ich dich aus meinem Munde speien …”

       Wenn daher jemand nicht stark genug ist, die Furcht und den Zweifel zu überwinden, dann ist es besser, sich nicht zu nähern. Folgt jemand dem dogmatischen Christentum, so möge er daraus die beste Lehre ziehen. Gerade die Neue Epoche beleuchtet die Lehre Christi mit neuer Erkenntnis. Aufgeklärte Geistliche - und solche gibt es bereits - werden sich den wahren Bündnissen Christi zuwenden, den Bündnissen der ersten Kirchenväter und den Werken des großen Leuchtturmes der Christenheit Origenes, der für die ganze Philosophie des Christentums die Grundlage legte.

       Zum Schluss wiederhole ich erneut, dass uns keine Angriffe schrecken können, denn wir dienen dem Großen Licht. Darüber hinaus - worin besteht die wahre Heldentat? In der allgemeinen Anerkennung? Die begeisterten Schreie der Masse folgen niemals den Erweckern des neuen Bewusstseins und den Überbringern neuer Entdeckungen. Wie es im Evangelium des Heiligen Lukas heißt: ”Wehe über euch, wenn alle Menschen gut über euch reden, genauso haben ihre Väter an den Lügenpropheten gehandelt”. Es wäre nützlich, in den Schulen Bücher wie ”Die Märtyrer der Wissenschaft“ zu lesen. Dies alles scheint alt zu sein, aber nichtsdestoweniger ist es ewig neu. Daher sagen wir: ”Fürchten wir uns nicht!”

       Leben Sie mit dem Herzen, entwickeln Sie Toleranz und Edelmut, und das neue Bewusstsein wird sich in Ihrem Innern festigen.

       8. Juni 1936

       Möge die neue Runde neues Wissen bringen. Fürchten wir keine Angriffe und Kämpfe, denn die HIERARCHIE DES LICHTS braucht den Sieg; doch ist Sieg ohne Kampf möglich? Ist es nicht ein Sieg, in diesem schweren Jahr so viele wichtige Bücher veröffentlicht zu haben? In der Tat, solch ein Werk ist eine sehr ernste Niederlage für den Feind.

       Und nun zu Ihren Fragen. Ich habe viel über Karma geschrieben. Gewiss, um diesen Begriff haben sich viele ungeheure Entstellungen gehäuft, und eine der schlimmsten ist die Weigerung, seinem Nächsten aus Furcht, sein eigenes Karma zu erschweren, nicht zu helfen.

       Wäre dies nicht die größte Selbstsucht? Wenn wir unserem Nächsten wohltätige Hilfe zuteilwerden lassen, nehmen wir einen Teil seines Karma auf uns, doch wie könnte das unsere geistige Entwicklung, die allein unser Karma bestimmt, belasten?

       Im Gegenteil, Verweigerung der Hilfe kann Karma maßlos belasten, denn wer kann sagen, an wem und wann wir alte Schulden abtragen? Nur der Archat weiß, wo keine Hilfe gegeben werden darf, doch wir müssen unsere helfende Hand ausstrecken, wo immer es nötig ist. Wie der Heilige Sergius sagte: ”Wer es unterlässt, seinem Bruder zu helfen, wird den Dorn aus seinem eigenen Fuß nicht herausziehen können”. In der Tat, überall und immer muss man Angemessenheit und Zweckmäßigkeit üben. Es gibt aber auch Menschen, die alles abgeben wollen und dadurch von anderen abhängig werden. Aber solchen Menschen sollten wir eine Mahnung aus der LEHRE zitieren: ”Wer sagte, dass ihr wahnsinnig abgeben sollt? Der Wahnsinn bleibt dennoch bestehen”. Darüber hinaus vergessen die Menschen oft die geistige Hilfe, welche die stärkste ist. Aber eine Tatsache wird sehr oft nicht beachtet, und das ist, dass Karma hauptsächlich durch unsere Gedanken geschaffen, erleichtert und gewogen wird. Der Gedanke und sein Motiv weben nämlich unsere Aura, dieses Magnetfeld, das alle Möglichkeiten entweder anzieht oder abstößt - und dieser entscheidende Faktor wird bei den Gesprächen über Karma sehr oft außer acht gelassen. Doch wäre es anders, gelänge es uns nie, aus dem Teufelskreis des Karma herauszukommen.

       Wenn daher die Menschen weniger über Karma nachdächten und mehr über die Reinigung und Vervollkommnung ihrer Gefühle und Gedanken, würden sie große Fortschritte machen. Man sollte neues Karma nicht fürchten, sondern nur bestrebt sein, seine Qualität zu verbessern. Aus Furcht vor neuem Karma kann man solch einen Käfig schaffen, aus dem es nur einen Weg gibt - Involution. Man sollte daran denken, dass im Kosmos Angemessenheit herrscht; daher wird bedeutsames Karma bedeutende Wirkungen zeitigen. Obwohl das Karma großer Verantwortlichkeit sehr belastend ist, bringt es allein große Errungenschaften. Die Menschen sollten daher weder das Handeln noch Verantwortung scheuen.

       Und weiter sollten wir bedenken, dass schweres Karma nicht ein niedriges Karma sein muss; in der Tat, gerade umgekehrt ist es. Leichtes Karma ist unbedeutendes Karma. Leichtes Karma ist an sich oft eine ernste Prüfung, denn sehr selten kann ein Mensch im materiellen Wohlstand zur nächsten geistigen Stufe aufsteigen. Aus diesem Grunde erachten die Weisen ein leichtes Leben als Fluch. Wäre Jeanne d’Arc von ihrem König mit einem Gut belohnt worden und hätte sie ihr Leben in Luxus und Wohlstand zu Ende geführt, sie wäre nicht Jeanne d’Arc gewesen. Es war jedoch nicht ihr persönliches Karma, das den Tod auf dem Scheiterhaufen forderte. Wir müssen an die Missionen denken, die große Geister freiwillig auf sich genommen haben. Die Haltung ihnen gegenüber seitens derer, auf die sie ausgerichtet sind, bestimmt das Karma dieser Völker für viele Jahrhunderte. So dienen diese großen Geister als Prüfstein für das Bewusstsein der Völker.

       Gleicherweise, wenn im gleichen Geist das Verstehen einer zu leistenden Tat oder ein Anerbieten für einen gleich hohen Zweck angenommen und vollführt wird, so wird diese dreifache Energie auf der anderen Seite Ergebnisse bringen, die hundertfach stärker sind. Es kann sein, dass die Ergebnisse sich nicht in dieser Inkarnation einstellen, aber in der nächsten; denn je weiter der durch die Tat erfasste Kreis ist, desto länger währt die Vergeltung, und umso mächtiger werden die durch sie angehäuften Möglichkeiten und Ergebnisse sein. Aus diesem Grunde wird in allen östlichen Schriften darauf hingewiesen, dass die Hilfe, die einem Glaubenskämpfer (nicht im engen Sinn des Wortes) erwiesen wird, in ihrer Wirkung alles andere übertrifft. Aber gerade diese große Wahrheit wurde zur Ursache für die meisten schrecklichen Verfehlungen der Priesterkaste. Geschenke und Opfer, die Finanzierung der Tempelbauten, das Ausschmücken der Ikonen mit kostbaren Edelsteinen und die goldenen Messgewänder, die pfundschweren Kerzen - das alles gründet auf derselben, aber entstellten Wahrheit. Im Verlaufe von Jahrhunderten wurden alle geistigen Werte durch materielle ersetzt. Die Menschen vergessen, dass sie Gold und materielle Werte, einerlei welche, in den überirdischen Sphären nicht nutzen können. In den überirdischen Sphären ist der reichste Mann ein Bettler. Daher sollte man nicht versuchen, Karma zu verbessern, indem man Handlungen vermeidet, sondern durch intensive Entwicklung und Aufspeicherungen von geistigen Werten.

       Und nun über den § 320 aus dem Buch ”Feurige Welt III“. Gleichgewicht und Harmonie sind ein und derselbe Begriff. Daher kann man sagen, dass der Kosmos durch Tätigkeit und Harmonie der Atome aufrechterhalten wird. Der Mensch als Widerspiegelung des Makrokosmos muss daher danach streben, alle in seinen Mikrokosmos eintretenden Atome zu harmonisieren. ”… Gleichgewicht wird in Übereinstimmung mit der Willensentwicklung bestätigt”. Daher bestätigt eine von einem disziplinierten Geist gelenkte Tat Einklang mit den kosmischen Gesetzen und bewirkt folglich Gleichgewicht. Der durch selbstsüchtige Begierden gefärbte niedere Wille züchtet die Schrecken der Zerstörung; denn Zusammenprall zwischen disharmonischen Kräften verursacht Explosionen im Kosmos und das Chaos hat freie Bahn. Ein unwissender und lasterhafter Mensch verursacht tatsächlich giftige Explosionen und chaotische Verwirrung in seinem eigenen chemischen Laboratorium und verseucht die Atmosphäre ringsum ganz beträchtlich.

       Und so heißt es: ”Des Menschen karmische Waage offenbart das Ausmaß seines freien Willens”. Das heißt, die Qualität des Karma gibt entweder Kunde von dem jeweils höheren oder niederen Willensgrad einer Person. Der Wille ist der Hauptfaktor und Schöpfer alles Seienden. So wird der Mensch nicht von den Höheren Kräften oder von der Gottheit belohnt oder bestraft, sondern allein auf Grund der Affinität des Atoms, das mit den Atomen der entsprechenden Sphäre in den Wirbel seiner Aura eindringt, wird er in diese oder jene Umgebung der Sphäre gezogen. Es heißt, dass sich Karma keines harmonischen Körpers bemächtigen könne, und so lasst uns bestrebt sein, unsere Energie zu vervollkommnen. Vervollkommnung wird zur Ausgeglichenheit und zur Harmonie führen

       Und jetzt über das Opfer Christi. Es ist natürlich undenkbar, die Bedeutung des Opfers oder der Kreuzigung Christi in der Art zu verstehen, wie viele niedere Bewusstseine es tun. Die Wahrheit ist, dass Christus, der die Macht des Geistes über die physische Materie manifestieren wollte, den Opferkelch annahm und durch sein Blut das von ihm überbrachte Vermächtnis besiegelte. ”Kein Mensch ist einer größeren Liebe fähig als jener, der sein Leben für seine Freunde hingibt”. Und im Buch ”Agni Yoga“, § 8, heißt es: ”Es sei darauf hingewiesen, warum die Lehrer des Wissens beim Verlassen der Erde so viel gelitten haben. Dieses Leid nahmen sie natürlich bewusst und freiwillig auf sich. Wie der Gastgeber die Schale bis zum Rande füllt, so will der Lehrer dieses letzte Zeichen Seines Vermächtnisses prägen.”

       Wenn daher das große Beispiel und Opfer Christi die Feuer in unserem Herzen entfacht und wir sein Gebot befolgen, werden wir erkennen, dass er nicht vergeblich litt und erst der von ihm empfangene Kelch sein Vermächtnis besiegelte. Doch wenn wir glauben, dass - unbekümmert um die von uns begangenen Fehler - das von Christus vergossene Blut uns für immer von der Macht des Teufels erlösen wird, dann werden wir selbst zum Teufel! Niemand kann andere erlösen. Der Geist kann nur durch eigene Anstrengungen in die vorbestimmte herrliche Welt aufsteigen. ”Glaube ohne Tat ist tot”.

       Alle Großen Lehrer werden Erlöser der Welt genannt, weil sie immer und immer wieder den Pfad des Lichts weisen. Sie können uns jedoch nur helfen und beschützen, wenn wir Ihren Schutz annehmen. Der gesamte Kosmos gründet auf dem Gesetz der Wechselwirkung oder der Gegenseitigkeit, und wo es keinen Widerhall gibt, da gibt es keine Wirkung. Das erklärt, warum Christus dort keine Heilung bewirken konnte, wo es des Glaubens ermangelte und wo kein Streben des Geistes zum heilenden Strahl vorhanden war.

* * *

       Das Sakrament des Großen Opfers hat seinen Ursprung in den ältesten Mysterien. Bei der letzten Einweihung wurde dem Neophyten ein mit dem roten Saft des Granatapfels (Symbol des Blutes) gefüllter Kelch überreicht, dessen Inhalt er in vier Richtungen zu verschütten hatte, als Zeichen seiner Bereitschaft, seine Seele und seinen Körper für den Dienst der Weit hinzugeben, d. h. für die Wahrheit zu leiden. Ebenso wollte Christus dieses Symbol unter seinen Jüngern festigen, um der künftigen Generation das Gedenken an sein Opfer und Vermächtnis zu erhalten. Keine mechanische Kommunion kann unsere Seele erlösen, denn ”Glaube ohne Taten ist tot”.

       Ich entsinne mich eines Gesprächs mit einer Missionsfrau über das Opfer Christi. Sie schlug sich an die Brust und schrie hysterisch, sie wisse, dass Christus für sie gelitten und sie von ewiger Verdammnis erlöst hätte. Ich versuchte, ihr zu erklären, dass Christus nicht für sie, sondern ihretwegen gelitten hätte. Wir trafen uns natürlich nie wieder. Man nannte uns Heiden und Spione und bedachte uns mit anderen ähnlichen Ausdrücken …

       Für mich gibt es keine größere Gotteslästerung als die Vorstellung eines allbarmherzigen Gottvaters, der seinen eingeborenen und ebenbürtigen Sohn für die Sünden aller Menschen opferte, für jene Menschen, die er nach der Schrift selbst erschaffen hat! Das erinnert an einen bestimmten Akkadischen Herrscher, der seinen Sohn opferte, um den Auswirkungen seiner eigenen Sünden zu entrinnen. Die Geschichte des Altertums berichtet und verurteilt zugleich einen solch barbarischen Begriff von Vaterschaft. Ist es möglich, dass spätere Generationen solch ein Beispiel von Elternliebe annehmen und es zum Status der Göttlichkeit erheben konnten? Jeder echt liebende irdische Vater und jede irdische Mutter würden für die Rettung ihres Sohnes gern ihr Leben opfern. Kann sich dann ein Göttlicher Vater den Menschen, die er selbst geschaffen hat, moralisch unterordnen?

       Allein durch freiwilliges Opfer unter Selbstverleugnung wird die Welt zusammengehalten. In den höheren Welten strahlt der Kelch der Selbstaufopferung in allen Feuern unbeschreiblicher Freude, und nur auf unserer Ebene, der Ebene der Prüfungen und des Leides, ist dieser Kelch voller Bitterkeit und Gift. Der Geist, der die Freude der Selbstaufopferung erkannt hat, ist in sich selbst die höchste Schönheit. Schönheit und Selbstaufopferung sind in der Grundlage des Seins verankert.

       Sie fragen, wie das entsetzliche Beispiel des Verrats durch Judas zu verstehen ist. Wir kennen das okkulte Gesetz, dass Licht Finsternis anzieht; je stärker daher das Licht, umso dichter die Finsternis. So ist es auf allen hohen Pfaden unvermeidlich, den Dienern der Finsternis und den Verrätern verschiedener Grade zu begegnen. Wie Schatten folgen sie der Quelle des Lichts. In der Tat, der ganze Hass der Finsteren bindet sie an den von ihnen gehassten Gegenstand. Die Möglichkeiten solchen Verrats waren in Judas selbst sicherlich vorhanden. Aus diesem Grunde war er sowohl das Werkzeug der finsteren Kräfte als auch der Hohenpriester und Pharisäer, um deren verbrecherische Vorhaben auszuführen. Daher kann Judas als der Vertreter eines kollektiven Verrats betrachtet werden.

       Da die Menschen das Ausmaß der Zusammenarbeit der sichtbaren und der unsichtbaren Welten im gesamten Geschehen bewusstseinsmäßig nicht voll erfassen, werden sie oft halbbewusst oder unbewusst zum Werkzeug der Diener der Finsternis. In der Tat, man kann behaupten, dass zwei Drittel aller menschlichen Handlungen unter dem Einfluss von sichtbaren wie auch unsichtbaren Einflüsterern vollführt werden. Und diese Einflüsterer gehören, entsprechend dem mentalen Zustand der Menschen, zum Großteil den Bewohnern der an die Erde grenzenden niederen Sphären an. Die Bewohner der irdischen Ebene unterliegen leicht dem Einfluss der niederen Sphären, wogegen die reine, höhere Beeinflussung einem reinen Gefäß zuteil wird.

       Es heißt, dass der Strahl der höheren Welt kein ”nasser Mull“ ist, und wird der Strahl vom Herzen nicht aufgenommen, kann das Resultat solch einer ungewohnten Beeinflussung das Denken verwirrt werden. Denken wir daran, dass die großen geistig Schaffenden ihre Körper Jahre hindurch mittels verschiedener Läuterungen und Enthaltsamkeit auf die Hieroinspiration vorzubereiten pflegten. Denken wir auch an die Erschütterungen, die sogar sehr Hohe Geistwesen in ihrer physischen Inkarnation erfuhren, als sie von Bewohnern der Feurigen Welt heimgesucht wurden. Denken wir an den Schock des Heiligen Sergius, der ergraute bei der Vision der Gottesmutter, obwohl sein Geist der Höheren Welt angehörte.

       Jetzt dürfte Ihnen klar sein, dass jene, die berichten, dass ihnen Höhere Geistwesen erscheinen und dabei nicht vom heiligen Beben sprechen, das das Herz in einen unbeschreiblichen Zustand versetzt, der fast einem Herzschlag gleicht, entweder nicht die Wahrheit sagen oder von einem Personifikator aus der Feinstofflichen Welt irregeführt werden.

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       Ihre Auslegung über Gott ist richtig. Wahrlich, man muss zeigen, dass der wahre Gottesbegriff allumfassend ist. ”In ihm bewegen wir uns und haben unser Sein; …” Wenn es den Begriff des Unbegrenzten gibt, dann ist Gott selbst die Unbegrenztheit. Daher müssen alle Gespräche über Gott - Ihn unweigerlich begrenzen. Alles, was wir tun können, ist, uns in tiefer Ehrfurcht zu verneigen vor dieser unaussprechlichen Macht und Schönheit und in höchster Herzensfreude und frohlockenden Geistes diesem Mysterium der Mysterien der Großen Unbegrenztheit zuzustreben. Der Pfad, sich Gott zu nähern, ist wahrlich unbegrenzt.

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       Es ist richtig, so viele Hinweise wie möglich über die große Bedeutung des Herzens zu sammeln. Das Herz ist die Wohnstätte Gottes. Die Nähe Gottes kann nur vom Herzen gefühlt werden. Sicherlich, das Herz bringt uns Ihm näher, aber es kann uns auch von Ihm entfernen.

       Ja, der Raum ist erfüllt von herzzerreißendem Klagen, aber irdische Ohren können es selten vernehmen. Es ist weder Traurigkeit noch Gram, es sind entsetzliche Klagerufe.

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       Zweifellos weisen die von uns aufgefangenen, für andere jedoch nicht hörbaren Töne auf Verfeinerung des Gehörzentrums hin. Ebenso kann der Schmerz im Solarplexus mit der Zunahme der Feinfühligkeit zusammenhängen. Ich rate Ihnen dringend, Soda bicarbonat einzunehmen, wenn Sie diese Schmerzen verspüren. Lässt der Schmerz jedoch nicht nach, dann können Sie die Dosis verstärken. Soda ist in vielen Fällen der Zentrenentflammung unentbehrlich. Denken Sie daran, dass Soda ”Die heilige Asche“ genannt wird. Sie verhindert übermäßige Entflammung. Allgemein ist Soda für fast alle Krankheiten nützlich und außerdem ist sie ein gutes Vorbeugungsmittel. Fürchten Sie daher nicht, sie einzunehmen, genauso wie Baldrian.

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       Die finsteren Kräfte greifen vornehmlich alle reinen Unternehmen an, besonders jene, die unter dem direkten Strahl der Kräfte des Lichts stehen. Die Verräter werden zugelassen, denn nach dem Gesetz wirkt die Kraft des Rückschlags proportionell zur Kraft des Widerstandes. Harmagedon ist notwendig; der Zusammenprall der Gegenkräfte ist notwendig. Der Weltenbrand ist notwendig, damit der menschliche Geist aufschreit und endlich erkennt, dass er nicht mit seinem Nächsten, sondern mit sich selbst und mit den Kräften des Chaos und der Elemente, die ein unermessliches Feld für schöpferische Prüfungen bieten, zu ringen hat.

       Ich möchte diesen Brief beenden, jedoch bleibt noch ein Blatt leer, und so will ich weiterschreiben, und zwar über die Sündenvergebung. In der esoterischen Lehre heißt es, dass die Vergebung persönlicher Sünden nur durch Christus - den Gekreuzigten - erfolgen kann, der während des ganzen Maha-Yuga (des großen Zyklus) am Kreuz leidet, das eingeprägt ist im Raum durch die Kreuzung der Grenzlinie der Materie mit jener des Geistes.

       Die Vergebung persönlicher Sünden geschieht durch die Seele, den Träger Christi, fast ununterbrochen im irdischen Leben des individuellen Ego. Wenn das Streben der Seele auf die Befolgung des Göttlichen Gesetzes gerichtet ist und die Wünsche des Körpers besiegt, wird die niedere Natur völlig umgewandelt. Der Prozess des Überwindens und der Umwandlung gipfelt schließlich in der Verschmelzung der individuellen Seele mit der Höheren Seele.

       ”Der gekreuzigte Christus, der in jedem menschlichen Wesen gegenwärtig ist, muss nach Erlangung eines bestimmten Entwicklungsgrades hinabsteigen in die Hölle, um die Seele von dort herauszuführen und wieder in ihren höheren oder normalen Zustand zu erheben, die dort hineingefallen ist durch die gesetzwidrigen Taten ihres niederen Ego. Mit anderen Worten, die Göttliche Liebe muss das Herz des Menschen erreichen, ihn besiegen und erneuern, bevor er fähig wird, die Ungeheuerlichkeit seiner Übertretung des Göttlichen Gesetzes zu erkennen und die Sünden gegen sich selbst zu vergeben. Diese Vergebung kann nur durch eine völlige Verschmelzung und Vereinigung mit dem höheren Ego oder dem Göttlichen Gesetz der Liebe erreicht werden.“ (Zitat aus Tempellehren IV, 161 „Sühne“)

       So können wir nur durch die Umgestaltung der Energien und Gefühle sowie durch die Beschaffenheit der Gedanken dem Teufelskreis des Karma entrinnen. Daher seien alle höheren Gefühle, die uns aus der Gewöhnlichkeit emporheben, unsere Schwingungen erhöhen und verfeinern und unsere Nervenzentren öffnen, gesegnet!

       Ich sende Ihnen Gedanken des Mutes und der Freude. Die Niedergeschlagenheit soll Sie nicht beunruhigen, denn derzeit sind diese Gefühle unvermeidlich. Die ganze Welt steht unter einer furchtbaren, nie dagewesenen Spannung, und feinfühlige Organismen spüren sie natürlich weit stärker. Der Rhythmus der Spannungswellen wird sich nach der Niedergeschlagenheit in eine Welle der Erhebung und Freude des Geistes wandeln.

       15. Juni 1936

       Herzlichen Dank für alle von Ihnen zum Ausdruck gebrachten schönen Gefühle. Ich habe mich besonders über Ihr unvoreingenommenes Verhalten gegenüber den ”Mahatma Letters“ an A. P. Sinnett sehr gefreut. Sie haben in Ihrem Urteil über bestimmte Kreise völlig recht. Selbst durch Leid wird eine bestimmte Klasse von Menschen kaum oder gar nicht belehrt und veredelt. Träge Bewusstseine werden eben in ihrer verkrampften Bosheit immer mehr verhärtet. Vielleicht ist Ihnen bekannt, dass die BÜCHERREIHE der LEBENDIGEN ETHIK von einigen Theosophen als gefährlich hingestellt und eine Verordnung herausgebracht wurde, sie nicht zu lesen. Wiederum können wir nur sagen: ”Sie kennen ihr Eigenes nicht!” Nichtsdestoweniger mehren sich die Gruppen um die LEHRE der LEBENDIGEN ETHIK, obwohl es unter ihnen einige gibt, die, obwohl sie alle Bücher der Lebendigen Ethik annehmen, die ”Mahatma Letters“, die zur Zeit von H. P. Blavatsky herausgebracht wurden, nicht anerkennen und sie wegen der Zusammenarbeit als gottlos bezeichnen! Es ist völlig berechtigt, die Frage zu stellen, ob sie die Bücher der Lebendigen Ethik auch verstehen? So bin ich froh, einem Bewusstsein begegnet zu sein, das frei ist von Vorurteil und Beeinflussbarkeit. Die Fähigkeit, selbständig das Verdienst dieser oder jener Lehren zu erkennen, ist keine geringe Errungenschaft.

       Sie schreiben, man bedauert, dass die Bücher der Lebendigen Ethik in der neuen russischen Orthographie erschienen sind, denn ”verschiedene Ahrimans wurden zum Vorteil für ihre eigene Propaganda in Anspruch genommen …”. Dazu muss ich sagen, wir sollten solche Anspielungen übergehen, denn in diesem Fall enthüllen die ”Ahrimane“ ihre eigene Unwissenheit. Wir können sie daran erinnern, dass die Änderung der Orthographie von der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften lange vor der Revolution beschlossen wurde, aber der Krieg verhinderte die Durchführung dieses Beschlusses. Im Zusammenhang damit entsinne ich mich einer eher betrüblichen Begebenheit. Im Jahre 1917, während unseres Aufenthaltes in Finnland, besuchte uns Herr Professor R. In einem Gespräch mit ihm erwähnte ich, dass ich kürzlich ein Buch mit der neuen Orthographie erhalten hätte und solche unzulängliche Ungelehrtheit nicht lesen könne. Nebenbei brachte ich mein Missfallen über jene Leute zum, Ausdruck, die nur auf leichte Aneignung bedacht sind und andere Intellekte wahrscheinlich nach ihrem eigenen messen. Sie können sich meine Verlegenheit vorstellen, als mir der verehrte Professor erklärte, dass diese Maßnahme durch ein Sonderkomitee der Akademie der Wissenschaften bereits vor dem Krieg getroffen wurde und er selbst diesem Komitee angehörte!

       Aber ich muss hinzufügen, dass mir die neue Orthographie jetzt keine Schwierigkeiten mehr bereitet, obwohl ich sie nicht völlig gutheiße. Den Buchstaben ”je“ (ein jetzt abgeschaffter Buchstabe) überlasse ich mit größtem Vergnügen dem Professor R. und seinem gelehrten Kollegium! Zu den üblichen Einwänden, dass man durch Fortfall dieses Buchstabens nicht verstehen könne, wann das Wort ”jest“ = ”sein“ und wann es ”essen“ bedeutet, möchte ich sagen: Wenn jemand bei den Wörtern ”gnjezda“, ”sjedla“ und ”zwjezdy“ (Nester, Sattel und Sterne) anstatt ”je“ den Vokal ”e“ nimmt, er diese phonetische Übereinstimmung genauso leicht aufnimmt. Nicht anders ist es, wenn das Wort ”ocel“ nicht ”Esel“ bedeutet; dann braucht man nichts anderes zu tun, als auf den unglückseligen Buchstaben die beiden Punkte zu setzen, und es wird wahrscheinlich ”ocël“ (Stahl) gelesen. Heißt es nicht sehr gut in der Lehre, dass die Menschen bereit sind, jeden aufgegebenen Buchstaben zu beklagen? Gerade diese Worte beziehen sich auf die Entrüstung gewisser Menschen über die neue Orthographie. In allem muss Beweglichkeit zutage treten sowie Streben nach Vereinfachung, aber gewiss nur zum Zweck der Verbesserung. Daher will ich ganz offen sagen, dass ich die neue Orthographie nicht völlig gutheiße. So finde ich, dass die Abschaffung der Mehrzahl des weiblichen Geschlechts das Verstehen des genauen Sinnes erschwert, so z. B. wenn in langen Sätzen Zweifel aufkommt, auf welches der verschieden-geschlechtlichen Hauptwörter sich die Für- und Eigenschaftswörter beziehen. Ich bin auf diese Schwierigkeiten des öfteren bei meinen Übersetzungen aus dem Englischen gestoßen, wo das weibliche Geschlecht überhaupt fehlt, mit Ausnahme bei Fürwörtern der Einzahl.

       Verhalten wir uns daher gegenüber den Angriffen der schadenfrohen ”Ahrimane“ völlig gelassen. Disziplin und Vergleichbarkeit lehren uns, in allem geziemende Toleranz zu üben.

       18. Juni 1936

       Man sollte meinen, dass unvoreingenommene Gemüter die Geschehnisse in der Welt im Lichte der LEBENDIGEN ETHIK sehen und fähig sind, die Evolution und das Streben der alten Welt zu erkennen und daher zu verstehen, dass neue, erweiterte Bewusstseine nötig sind, um die neuen Aufbauformen anzunehmen, die uns das Leben selbst aufzwingt. Ich habe des öfteren darüber geschrieben, dass alles Geschehen klar erkennen lässt, in welche Richtung die Evolution verläuft. Es bildet sich die Ära allgemeiner Zusammenarbeit, gemeinsamer Arbeit und kollektiver Solidarität aller Schaffenden, ohne Rücksicht auf Klassenunterschiede. Das wichtige Problem, dem die Menschheit derzeit gegenübersteht, ist eben die Synthese des Geistigen mit dem Materiellen. Neue Errungenschaften in der Wissenschaft, neue Erforschungen und Entdeckungen der Gesetze der psychischen Energie werden ein neues Eindringen und Verstehen der subjektiven oder geistigen Welt ermöglichen. Zweifellos wird die Entdeckung der Gesetze der psychischen Energie dazu beitragen, eine neue Lebensordnung zu errichten. Das Band zwischen der dichtphysischen und der Feinstofflichen Welt, der Welt der Energien, wird sichtbar, und die Höhere Weisheit wird durch die das gesamte Sein lenkende und verbindende Kraft bestätigt werden.

       Die Welt der Zukunft, die höhere Welt, ausgerüstet mit den Strahlen der Laboratorien, wird verkündet werden. Vor allem die Laboratorien offenbaren den Vorteil der höheren Energie; und die Überlegenheit der psychischen Energie des Menschen gegenüber allen bisher bekannten Energien wird nicht nur bewiesen, sondern der offenkundige Unterschied der Qualität wird erfasst werden. Damit wird die Bedeutung der Geistigkeit überzeugend zutage treten.

       Das Wahrnehmen der höheren Gesetze wird die Technik dem Geiste unterordnen; daher wird die Wiedererkennung der höheren Ziele bestätigt und zur Erneuerung der gesamten materiellen Natur führen. Diese Erneuerung der Natur und des wiedererweckten Geistes der Menschen wird neue, bessere Formen des Lebensaufbaues erbringen. So empfehle ich Ihnen, alle Zeichen, die aus dem Neuen Lande kommen, aufmerksam zu beobachten.

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       Und jetzt zu Ihrer Frage über die sechste Rasse. Ja, in vielen theosophischen Büchern, so auch in der ”Geheimlehre“, finden wir den Hinweis, dass sich die sechste Rasse in Amerika sammeln wird. Aber gerade in der ”Geheimlehre“ stieß ich diesbezüglich auf einen Widerspruch. An einer Stelle heißt es, dass die sechste Sub-Rasse der fünften Rasse in Amerika erscheinen wird, wogegen an einer anderen Stelle von der sechsten Wurzelrasse gesprochen wird. Unzweifelhaft besteht aber zwischen den Begriffen Sub-Rasse und Wurzelrasse ein ungeheurer Unterschied. Bei der Entstehung Amerikas gehörte die Mehrheit der Ansiedler zur sechsten und auch zur siebenten Subrasse der fünften Rasse. Es ist ziemlich auffallend - niemand beachtet diese seltsame Tatsache, dass in der theosophischen Literatur fast nirgendwo unser Land erwähnt wird, als fände ein sechster Teil der Welt keinen Raum im kosmischen Plan und in der Evolution. Fast niemand fragt sich, warum dies so ist und welchen Grund es hat! Ich will die Antwort geben: Das Geheimnis wird sorgfältig behütet; und würde es ausgesprochen, dass diesem Land eine große Zukunft bevorsteht, es würde in Stücke gerissen werden. Darüber hinaus hätte man auch die ”Geheimlehre“ nicht angenommen. Was die sechste Rasse betrifft, so werden einzelne Individuen, die ihr angehören, in allen Ländern geboren, und die meisten von ihnen werden zur rechten Zeit an zentralen und sicheren Orten gesammelt werden. Genauso wie die Saatkörner der fünften Rasse gerettet wurden, so werden auch die Saatkörner der sechsten Rasse beschützt werden.

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       Ja, der Geist oder jede Monade wird unter dem Strahl eines bestimmten Gestirns geboren, und daher enthält dieses Geisteskorn in seiner Potenz die gleichen Energien, die dem Gestirn, das während des ganzen Manwantara sein Leitstern bleibt, eigen sind.

       So gehört die gesamte Menschheit, je nach dem Geisteskorn, verschiedenen Planeten an, obwohl sie sich insgesamt auf der Erde - einer ihrer derzeitigen Stationen - befindet. Freilich, es gibt Scharen von Geistern, die einem Gestirn oder dem Strahl des Dhyani-Buddha angehören, der sie hervorbrachte, aber nur der, der diesem Strahl am nächsten steht, wird zum führenden Haupt des Planeten. Folglich sammelt jeder Große Lehrer jene, die seinem Strahl oder dem Potential seiner Energien am nächsten stehen. Aus diesem Grunde ist jedes Schwanken, jede Abweichung und vor allem jeder Abfall vom Lehrer, sobald man einen solchen erwählte, so verderblich. Durch widersinniges Schwanken können wir von unserem kosmischen Vater getrennt werden, der allein unsere Zentren in ihrer ganzen Vollkommenheit zu entfachen vermag. Nun werden Sie erkennen, wie heilig das Band zwischen Guru und Schüler ist! Denn wer könnte wissen, wäre es ihm nicht enthüllt, dass der von ihm erwählte Guru nicht sein kosmischer Vater und auch sein Guru ist? Denn unter jenen, die sich der Lehre nähern, gibt es solche, die von einem Lehrer zum anderen laufen, hoffend, ihren Fortschritt zu beschleunigen. Aber nur Unwissende können so denken; sie erkennen die Bedeutung des okkulten Bandes nicht, noch wissen sie, mit welcher Schwierigkeit und Geduld es gewebt wurde und dass Gereiztheit und Zweifel - von Verrat und Abtrünnigkeit ganz zu schweigen - ein Werk von vielen Jahren augenblicklich zunichte machen können.

       In der ”Geheimlehre“, Band I, S. 267 und 626, heißt es: ”Die ”Dreiheiten“ (menschliche Monaden), die unter demselben … Planeten geboren werden, oder vielmehr die Ausstrahlungen eines und desselben Planetengeistes (Dhyani-Buddha), sind in allen ihren darauffolgenden Leben und Wiedergeburten Schwester- oder ”Zwillings“-Seelen auf dieser Erde …”. ”Der Stern, unter dem eine menschliche Wesenheit (Monade) geboren wird, sagt die okkulte Lehre, wird sein Stern bleiben während des ganzen Zyklus der Wiederverkörperungen in einem Manwantara. Aber dieser Stern ist nicht auch sein astrologischer Stern. Der letztere hat nur Bezug auf die Persönlichkeit und im Zusammenhang mit ihr; der erstere dagegen entspricht der Individualität. Der ”Engel“ (oder Regent) dieses Sterns oder der mit ihm verbundene Dhyani-Buddha, wird entweder der lenkende oder nur der vorstehende ”Engel“, das heißt, er wird bei jeder neuen Wiedergeburt der Monade sein, die ein Teil seiner eigenen Wesenheit ist, obwohl ihr Vehikel, der Mensch, für immer über diese Tatsache unwissend bleiben mag. Jeder der Adepten hat seinen Dhyani-Buddha, ihre ältere ”Zwillingsseele“, und sie kennen diese, nennen sie ”Vater-Seele“ und ”Vater-Feuer“. Jedoch erst bei der letzten und höchsten Initiation, wenn sie Angesicht zu Angesicht mit dem hellen ”Bilde“ gestellt werden, erkennen sie diese.

       So ist unser Schutzengel der Dhyani-Buddha jenes Planeten, unter dessen Strahlen unsere menschliche Wesenheit empfangen wurde.

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       In allen Epochen konnten leere Gräber oder solche, die Ersatzkörper enthalten, gefunden werden. So gibt es zwar ein Grab vom Grafen Saint Germain, in Wirklichkeit aber ist dort ein Ersatzkörper begraben. Daher muss man okkulte Romane mit großer Scharfsichtigkeit aufnehmen. Derzeit, darüber besteht kein Zweifel, können ihre Verfasser bestimmte Dinge aus räumlichen Berichten auffangen, aber zum Großteil werden diese äußerst entstellt wiedergegeben.

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       Ja, Sie können sich damit befassen und die Vorstellung hegen, dass eine weitere Geschichtsrunde zu Ende geht. Kein Strom fließt rückwärts. Die neue kommende Runde wird sicherlich schön sein, denn alle Himmelszeichen bestätigen in ihren Konstellationen eine große Erneuerung und Wohltätigkeit. Ihr Herz möge es Ihnen sagen, woher die Wohltätigkeit kommt. Beachten Sie aufmerksam alle Zeichen, und Sie werden gewahren, wie vieles sich jetzt ereignet; das Herz möge sich über die Beschleunigung der Ereignisse freuen. Keine Macht kann dem Rad des Karma Einhalt gebieten. Kein Unheil, das dieses oder jenes Land trifft, ist Zufall, und daher gibt es weder Raum für Arglist noch für Selbstbemitleidung. Prüfen wir alles mit der notwendigen Erkenntnis und leisten wir zur Erweiterung des Bewusstseins und zum Verstehen der Ereignisse unsere äußersten Anstrengungen. Verfolgen Sie scharfsichtig die Ereignisse, und Sie werden merken, wie überhöhte Werte nach dem Karmagesetz zerbröckeln.

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       Es ist völlig richtig, dass es an uns selbst liegt, ob wir aus etwas Unflätigkeit oder Güte herausholen. Von allen Großen Lehrern wird die Goldene Mitte oder der Pfad des Großen Gleichgewichts geboten. Fühlt sich jemand von dem durchschnittlichen Theater oder von erstarrten Riten nicht angezogen, so möge er sich nicht zwingen. Das wäre einfach eine verderbliche Zeitvergeudung, die für wertvolle Arbeit im Dienste des Allgemeinwohls besser genutzt werden konnte. Ich glaube dass man beschränkte, in alten Vorurteilen und Begriffen erstarrte Bewusstseine schwerlich allein durch Verweilen unter ihnen und entsprechende Gespräche mit ihnen ändern kann. Wenn sie jedoch selbst anklopfen, so ist es etwas anderes; doch zu ihnen zu gehen und ihnen die Augen zu öffnen versuchen, ist zwecklos.

       22. Juni 1936

       Ich danke Ihnen für Ihre Bücher aus Shanghai. Da wir sie jedoch schon besitzen, wäre es vielleicht angebracht, sie Ihnen zurückzusenden. Was das Buch von Bajenow betrifft, so hatte ich noch keine Zeit, es aufmerksam zu lesen. Ich habe es jedoch durchgeblättert und festgestellt, dass es einige richtige Angaben und Erklärungen enthält, die auf astrologischen und kabbalistischen Daten gründen. So kennt man bereits die Bedeutung des Jahres 1936 und des Monats September desselben Jahres mit seiner guten Voraussage für unser Land. Ebenso richtig ist, dass Israel eigentlich der ”Auserwählte“ bedeutet; daher kann man in jedem Volk ”Israels“ begegnen. Im übrigen ist das Buch nicht schlecht, abgesehen davon, dass es einige Irrtümer aufweist. In welchem Buche gibt es solche nicht, ganz gleich wovon es handelt. Daher könnte man Bajenows Buch den Menschen empfehlen, um denken zu lernen.

       Freilich ist der Autor des englischen Buches, aus dem Bajenow seine Information bezog, nicht frei von der allgemeinen menschlichen Schwäche, das Beste seines eigenen Landes und Volkes hervorzuheben. Und das sollte man natürlich in Betracht ziehen, doch es scheint mir, dass Bajenow es selbst bemerkte. In Zusammenhang mit diesen Büchern verweise ich auf einen Artikel von H. P. Blavatsky über die Auslegung biblischer Prophezeiungen. In dem Artikel ”Hoseas Prophezeiung über verrostete Gleise“ sagt sie, dass es nach den kabbalistischen Schriften mit der Methode des Notaricon möglich ist, aus jeder Prophezeiung und jedem Satz der Bibel die Bedeutung herauszulesen. Als Beispiel führt sie einen Fall kabbalistischer Berechnung und Auslegung des 14. Verses, Kapitel 113 des Buches des Propheten Hoseas an. Dieser Vers, nach dieser Methode ausgelegt, soll die Katastrophe des kaiserlichen Zuges bei Borki prophezeien sowie die wundersame Errettung der kaiserlichen Familie am 17. Oktober 1888 nach dem hebräischen Kalender im Jahre 5649. Natürlich hat dieser Vers nur Bedeutung, wenn er in russisch gelesen wird, aber H. P. B. verweist darauf - falls einmal ein englischer Kabbalist ihn liest -, dass Hosea auch das Auftreten des niederträchtigen Mörders des Jack the Ripper in Whitechapel (das jüdische Viertel Londons) und vieles andere vorausgesagt hat.

       Ich selbst hörte, intelligente Leute versuchten zu beweisen, dass in der Apokalypse die Bolschewiken und sogar die Anzahl der Tage ihrer Macht erwähnt wären und der dort erwähnte Michael kein anderer wäre als der Großherzog Michael Alexandrowitsch. Ich erwähne dies sicherlich nicht, um das Buch von Bajenow in Misskredit zu bringen, sondern einfach deshalb, um jene zu warnen, die sich von der Erforschung der biblischen Prophezeiungen so hingezogen fühlen. Irrtümer entstehen oftmals nicht durch unrichtige Angaben, sondern vielmehr durch unrichtige Deutung. So befindet sich z. Beispiel das neue irdische Jerusalem nicht in Palästina, doch sein wahrer Standort kann noch nicht enthüllt werden. Kennen Sie übrigens die Prophezeiung von L. Tolstoj kurz vor seinem Tode? Wir haben kürzlich ein kleines Buch in russisch erhalten; ich konnte es kaum zu Ende lesen. Diese gekünstelte Sprache mit ”dreifach-gelagerter“ wissenschaftlicher Terminologie tötet jeden Gedanken. Klarheit des Bewusstseins offenbart sich vor allem in einfacher Ausdrucksweise.

       Ich empfehle Ihnen, psychische Energie zu erstreben sowie über alles nachzudenken, was auf Erneuerung des Lebens zielt. Wenn man von der Bruderschaft spricht, muss man äußerst vorsichtig sein, um diesen heiligen Begriff nicht durch gotteslästerliche Bemerkungen zu profanieren. Geben Sie allen diesen Rat.

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       Und nun über Atlantis. Der Artikel über die Funde Schliemanns ist interessant, doch der Schluss, wo von Manuskripten gesprochen wird, die man in Mexiko und Peru gefunden haben will, hat Themen aus den Chroniken alter buddhistischer Tempel in Lhasa zum Inhalt. Diese Chroniken sollten sehr ernsthaft erforscht werden. Lhasa selbst, soweit es die Stadt dieses Namens betrifft, ist nicht älter als das siebente Jahrhundert nach Chr. Darüber hinaus sind die ersten buddhistischen Tempel im selben Jahr erbaut worden. Wenn man schließlich die völlige Abgeschiedenheit dieses Volkes und jener Örtlichkeit kennt, könnte man fragen, wie konnten diese Chroniken nach Zentralamerika gelangen? Selbst wenn man annimmt, dass irgendeine Keilschrift dieser Form in der Zeit der Atlantis von Asien nach Zentralamerika überbracht wurde, könnte es sich um diese Zeit sicherlich nicht um Lhasa oder buddhistische Tempel handeln, weil diese damals noch nicht existierten.

       Haben Sie diesen Artikel von S. erhalten? Er trägt den Stempel derselben Hand. An W. Scott-Elliots Buch, das Sie erwähnen, kann ich mich nicht erinnern. In der ”Geheimlehre“ gibt es über Atlantis jedoch gute Aussagen; sowohl die Ausgrabungen Schliemanns als auch die Beiträge von Platon sind hier erwähnt. Ebenso gibt es im zweiten Band der Zeitschrift ”Lucifer“, Seite 465, englische Ausgabe, einen beachtenswerten Artikel über Atlantis. Er gründet auf Platons Werken ”Timaios“ und ”Kritias“. Ich schlage vor, dass Sie diese Auszüge aus der ”Geheimlehre“ übersetzen und zusammen mit Ihren eigenen fundierten Aussagen aus dem Artikel ”Lucifer“ und dem Buch von Scott-Elliot in einem Artikel zusammenfassen.

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       Glauben Sie ja nicht, dass wir auf Anerkennung aus sind. Nichts steht unserer Absicht ferner. Die jetzt gegebene Lehre muss und wird für den eigenen inneren Wert genutzt werden. Wenn jemand, in seinem Käfig sitzend, unfähig ist, das kosmische Ausmaß dieser Lehre zu begreifen, können wir ihm nur raten, sein beschranktes Blickfeld so bald wie möglich zu erweitern. Daher werden wir nie jemanden anlocken. Nur jene, die selbst anklopfen, finden bei uns offene Türen, und wir haben auch unter den Theosophen viele Freunde. 1925 erhielt N. K. den Auftrag, das Gemälde ”Der Bote“ zu malen und es dem nach H. P. Blavatsky benannten Museum zu stiften. Durch dieses Geschenk und durch die Errichtung dieses Museums wollte der Große Lehrer M. jener, die auszulöschen gewisse ihrer Nachfolger bemüht waren, ein ewiges Denkmal setzen.

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       Wenn wir keine sofortige Antwort oder Bestätigung erhalten, so bedeutet das, dass es dafür besondere Gründe gibt. Sie wissen, dass jetzt auf allen Ebenen eine unerhörte Schlacht tobt! Die Kräfte des Bösen lenken die unterirdischen Feuer an eine bedrohte Stelle, um die Erdkruste zu spalten. Und nur durch unermüdliche Wachsamkeit aller Kräfte des Lichts wird unser Planet schließlich vor Explosion bewahrt; ihre Anspannung in dieser Schlacht ist ungeheuer. Die blutigen Schweißtropfen, von denen gesprochen wird, sind keine Übertreibung, sondern Wirklichkeit. Darüber hinaus ersticken die Kräfte des Lichts die Blitze des Bösen und drängen den kriegerischen Geist vieler Völker zurück, um zu retten, was es zu retten gilt. So erfüllen sie inmitten des Chaos des kosmischen - des überirdischen und irdischen - Kampfes den Plan des Lichts und schützen jene Elemente, die sich für die Evolution qualifizierten, um sie so in die rechten Kanäle zu lenken. Ganze Sphären der niederen Schichten der feinstofflichen Welt brechen jetzt zusammen! Und gibt es viele Bewusstseine, die die Bedeutung und Folgen dieser Zerstörung zu erkennen vermögen?

       Wie könnten wir daher die Kräfte des Lichts mit unseren Bitten und Fragen behelligen, da wir doch um das gigantische Ausmaß dieser unaufhörlichen Schlacht wissen? Es sollte immer das rechte Maß eingehalten werden. Wir wissen, dass alles dringend ist und alles Wichtige zur rechten Zeit mitgeteilt wird; daher warten wir geduldig, und oft kommt die Antwort unverzüglich

       So müssen jetzt alle Krieger des Lichts die Bedeutung all dessen, was im Harmagedon vor sich geht, klar erkennen. Mut, Standhaftigkeit und unermüdliche Wachsamkeit sind nötig!

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       Ich erhielt das Buch ”Photographien des Unsichtbaren“ von James Coates. Über dieses Thema sollte man einen Artikel schreiben sowie auch über Gedankenübertragung auf Entfernung. All dies gehört in den Bereich der psychischen Energie. Es gibt jetzt viele von namhaften Verfassern veröffentlichte bedeutende Bücher, die die parapsychologischen Erscheinungen berühren. Auch das Buch von Professor Rhine von der Duke Universität enthält viele interessante Feststellungen.

       25. Juni 1936

       Es ist gut, wenn Sie erkannt haben, dass Ehrlichkeit gegen sich selbst die Hauptforderung des Fortschritts ist, und ich möchte hinzufügen - immer und in allem. Gerade ”bei der Arbeit an sich selbst muss man der Lüge Schild verkaufen” (Blätter des Gartens MORYA II, § 5).

       1. Der Begriff einer gleichklingenden Seele bei Tieren schließt durchaus nicht das Vorhandensein eines individuellen Geisteskorns in jedem Tier aus. Der Begriff Gleichklang schließt bereits Unteilbarkeit aus. Für mich ist das so klar, dass es wirklich keiner näheren Erklärung bedarf. Wenn die Individualität erwacht, dann gehen allmählich entsprechende Veränderungen und eine Zurückziehung aus der Grundgruppe vor sich. Ich rate Ihnen ernsthaft, diese Frage gründlich zu untersuchen und den Ausspruch ”Ich bin ich“ nicht zu verwenden, wenn von ”Individualisierung“ bei Tieren gesprochen wird. Das Selbstbewusstsein eignet nur der menschlichen Entwicklung.

       2. ”Überholen und Qualitätsänderung des Karma“. Beide Ausdrücke werden nur von dem richtig verstanden, der sich dieses Gesetz völlig zu eigen gemacht hat.

       3. Und nun über die ”Heuschrecken“, von denen in den BÜCHERN der LEBENDIGEN ETHIK gesprochen wird, worüber einige Leute sehr erstaunt waren. Die Bezeichnung bezieht sich auf die Tatsache, dass der Raum infolge chaotischer Schwingungen der niederen Energien in Gedanken und Emotionen derart verunreinigt wird, dass die unerwünschten Gäste durch allerlei Arten von Mikroben angezogen werden und verschiedene Epidemien verursachen. Diese unharmonischen Ströme rufen mancherlei Unheil hervor. Daher können auch solche Erscheinungen wie Heuschreckenschwärme durch entsprechende Schwingungen angezogen werden. Alle niederen Wesenheiten können den hohen Schwingungen nicht widerstehen. So glaubt man in Indien ernsthaft daran, dass ein Sadhu allein durch seine Anwesenheit ein Dorf in seiner Nähe vor Epidemien, Erdbeben, Überschwemmungen und anderem Unheil bewahren kann.

       Und so ist es: Ist solch ein Sadhu tatsächlich ein Einsiedler, der ein heiliges Leben führt, erhebt er die umgebende Schwingung durch die Macht seiner Aura und bringt sie in Harmonie, wodurch er Einbrüche des Chaos verhindern kann. Wie Sie sehen, belächeln die Anfänger wie auch die Unwissenden gern alles, ohne zu ahnen, dass sie in Wirklichkeit über sich selbst lachen. Tatsache ist, dass gerade unwissende oder ungebildete Menschen gern die kompliziertesten, dreifach-gelagerten Wörter verwenden, die sie kaum verstehen, um als gelehrt zu gelten; wohingegen ihnen alles Klare und Einfache unwissenschaftlich erscheint und so Gegenstand des Spottes wird. In Indien jedoch wird Einfachheit in der Ausdrucksweise als höchste Errungenschaft erachtet, weil Einfachheit von Klarheit des Verstehens zeugt. Die höchste Wahrheit offenbart sich allein in der Erhabenheit der Einfachheit. Sicherlich, diese Einfachheit ist oft von besonderer Art, genauso wie Freude eine besondere Art der Weisheit ist.

       Ein und dasselbe Prinzip - das feurige Element - offenbart sich in verschiedenen Aspekten und Eigenschaften im menschlichen Mikrokosmos und ist auch in seinem aurischen Raum eingelagert. Der feinstoffliche Körper wird manchmal in den höheren und den niederen oder Ätherkörper unterteilt. Dieser Ätherkörper oder Doppelgänger kann ganz leicht austreten und bei Medien geschieht dies ohne eigenen Willen. Viele Phänomene in spiritistischen Séancen vollziehen sich durch diesen Doppelgänger, der die Verbindung zwischen der Seele und dem physischen Körper des Menschen darstellt, ähnlich wie bei Ätherwellen, die zwischen drahtlosen Telegraphenstationen in Bewegung gesetzt werden. Der feinstoffliche Körper hat viele Abstufungen, aber der höchste Zustand des Mentalkörpers eignet der Feurigen Welt.

       Ich schätze Ihr entschlossenes Streben sehr - es ist das ”Sesam öffne dich“ der Errungenschaften. Denken Sie an alles, was in den BCICHERN der LEHRE über Streben gesagt ist: ”Streben ist das Boot des Archaten” (Gemeinschaft, § 55).

* * *

       Ich vermag Ihren Körperzustand zu beurteilen und rate Ihnen daher, ihn ins Gleichgewicht zu bringen. Bemühen Sie sich, psychische Gelassenheit zu erlangen und überlasten Sie ihr Gehirn nicht. Lesen Sie langsamer und denken Sie mehr nach. Schreiben Sie die Gedanken nieder, die Ihnen in den Sinn kommen, und später lesen Sie sie wieder, um den Fortschritt in der Klarheit und der Verständlichkeit des Ausdrucks zu verfolgen.

       Und jetzt möchte ich Ihre Gruppe warnen. Oft erinnern einen die Anfänger und jene, die sich der Heiligen Lehre eben erst näherten, an Medizinstudenten des ersten Semesters. Wenn sie darangehen, verschiedene Krankheiten zu studieren, verspüren sie die Symptome aller bestehenden Krankheiten in sich selbst. Ähnlich beginnen einige Novizen, sich heilige Schmerzen zuzuschreiben sowie die erhabensten Errungenschaften, über die sie in den Büchern der Lehre lesen. Vor solchen Neigungen müssen sie gewarnt werden, denn dies zeugt vom Vorhandensein unerwünschter Eigenschaften des Geistes, wie Eitelkeit und Mangel an Unterscheidungsvermögen. Wenn diese Eigenschaften nicht überwunden werden, ist Fortschritt auf dem geistigen Pfad unmöglich. Darüber hinaus muss daran erinnert werden, dass, solange das dreißigste Lebensjahr nicht erreicht ist, das Öffnen der Zentren ohne Schaden für den Organismus unmöglich ist.

       Ich spreche natürlich nur vom normalen gesunden Körper Bei sogenannten Medien können sich verschiedene Erscheinungen bereits im früheren Alter zeigen.

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       Für sehr nervöse Menschen können kalte Schauer schädlich sein. Tun Sie Ihrem Gehirn in späten Abendstunden keine Gewalt an. Es ist besser, früh aufzustehen und sich zu früher Morgenstunde dem Lesen zu widmen.

* * *

       Niemand denkt daran, aus den BÜCHERN der LEHRE Gewinn zu ziehen. Das ganze Geld aus dem Bücherverkauf wird für weitere Veröffentlichungen aufgewendet. Ich persönlich kann hinzufügen, dass wir uns oft davon überzeugen konnten, dass die Menschen das, was ihnen unentgeltlich gegeben wird, nicht schätzen. Das Buch ”Agni Yoga“ ist in Russisch tatsächlich nicht erhältlich, und wir kennen einige aufrichtig bestrebte Menschen, die da sitzen und das ganze Buch für sich auf der Schreibmaschine abschreiben. Das sind die geschätzten Leser, wogegen die meisten von denen, die es leicht bezahlen können, es vielleicht genauso leicht ins Regal stellen, ohne es zu Ende gelesen zu haben. Ein wirklich bestrebter Schüler wird einen Weg finden, das Buch zu erhalten.

       Ich füge einige Paragraphen aus dem Buch AUM an:

       § 277: ”Die in jedem menschlichen Organismus vorhandenen Teilchen höherer Energie, existieren entsprechend auch in den anderen Naturreichen. Selbst in der Feinstofflichen Welt bewahren das Tier- und Pflanzenreich die Energieteilchen. Vor allem bestimmte Tiere, die in der Nähe der Menschen hausten, bewahren eine bestimmte Verbindung mit dem Organismus der Bewohner der Feinstofflichen Welt. Wenn Ich rate, gut zu den Tieren zu sein, so meine Ich, dass es besser ist, kleinen Freunden als Feinden zu begegnen. In der Tat, man sollte in allem das rechte Maß halten, andernfalls kann man schädliche Ausstrahlungen von Tieren empfangen. Auch wenn Ich auf Pflanzenkost hinweise, will Ich den feinstofflichen Körper vor Blut bewahren. Die Essenz des Blutes dringt tief in den Organismus und auch in den feinstofflichen Körper ein. Blutige Nahrung ist sehr unerwünscht, so dass Wir nur in Ausnahmefällen in der Sonne getrocknetes Fleisch gestatten. Man kann auch jene Teile des Tieres gebrauchen, in denen die Blutsubstanz gründlich umgewandelt wurde. So hat pflanzliche Nahrung auch für das Leben in der Feinstofflichen Welt eine Bedeutung.”

       § 278: ”Oft wird gefragt, ob Tiere in der Feinstofflichen Welt ihre Gestalt bewahren? Nur selten, weil sie infolge des ihnen mangelnden Bewusstseins formlos werden; manchmal sind es neblige Umrisse als Energieimpulse, aber sehr oft sind sie nicht wahrnehmbar. In der Tat, Tiererscheinungen gehören der niederen Feinstofflichen Welt an. Diese undeutlichen Gebilde können einen durch ihre unklare Erscheinung schrecken. In diesen Schichten der Feinstofflichen Welt darf sich der Körper des Menschen nicht aufhalten; in ihrem Bewusstsein gleichen die Menschen dennoch häufig den Tieren.”

       § 279: ”Die Feinstoffliche Welt ist überfüllt mit Urbildern von Tieren, aber nur ein starkes Bewusstsein kann sie wahrnehmen. In der Tat, es gibt unzählige Arten solch tierischer Vertreter, von den kompliziertesten bis zu jenen, die sich in Unrat auflösen. Man sollte nicht denken, dass alle Bewohner der Feinstofflichen Welt über gleiche Sehfähigkeit verfügen. Klarheit des Bewusstseins ermöglicht klares Sehen, daher raten Wir, von Anbeginn bis zum Ende, um ein klares Bewusstsein bemüht zu sein. Seit jeher heißt es, ”dass in einem trüben Brunnen das Gute nicht wohnen kann”.”

 

23. Juli 1936

       Es ist erstaunlich zu vernehmen, dass die Großen Lehrer in der Stadt Shigatse leben. Man sollte Tibet kennen, um zu verstehen, wie absurd diese Behauptung ist! Wahrscheinlich entlieh der von Ihnen erwähnte Verfasser diese Nachricht aus den ”Mahatma Letters“ an A. P. Sinnett, wo in einem Brief des Mahatma K. H. der Verrat an H. P. Blavatsky durch das Ehepaar Coulomb erwähnt ist und solche Ausmaße annahm. K. H. schrieb an Sinnett, dass es den Mahatmas nicht gelang, dieser Affaire Einhalt zu gebieten, sondern dass sie von Shigatse aus noch mehr aufgebläht wurde! Die Mahatmas lassen es oftmals zu, dass feindliche Elemente ihre bösen Taten selbst ad absurdum führen, damit dann die Verteidigung gegen das Böse wirksamer wird. Sie erinnern sich an die tactica adversa. ”Von“ bedeutet hier auf keinen Fall, dass der Mahatma in Shigatse lebte. Es gibt viele Bollwerke des Lichts, die meilenweit von hier entfernt sind. Der Zugang zu diesen Bollwerken wird streng bewacht. Viele Wege führen dahin; oft muss man einen unterirdischen Weg, selbst unter Flüssen, passieren, um den Heiligen Gipfel zu erreichen. Aber für jene, die gerufen sind, gibt es Wegweiser.

       Seien Sie vorsichtig mit ”gut informierten“ Menschen. Versuchen Sie nicht, ihnen zu widersprechen, denn es ist hoffnungslos. Es ist besser, wenn Sie sich bemühen, jeweils der Mentalität entsprechend, ihrem eigenen Verstehen nachzuhelfen als an ihre Zerstörung zu denken, wie Vergiftung mit Gasen u. dgl. Sorgen Sie sich daher vor allem um junge Menschen und um jene, deren Herzen aufgeschlossen und noch unbefangen sind.

       Und nun über den uns zugesandten Artikel. Die Gedanken sind nicht schlecht, aber der Ausdruck ”geschlossene Gemeinschaft“ ist nicht gut; denn jeder Ausschluss bedeutet Abgeschiedenheit, und das entspricht nicht dem weiten Plan der Zusammenarbeit. Ja, es wird auch jetzt noch mehr oder weniger erfolgreiche Versuche geben, Gesellschaften und Gemeinschaften ins Leben zu rufen. Natürlich ist es schwer, in der Tat sehr schwer, wenn die Mitglieder einer solchen Gemeinschaft ihrem Bewusstsein nach sehr verschieden sind.

       Das Wichtigste ist, kein enges Gemeinschaftsleben zu führen, sondern im allgemeinen einen Geist der Zusammenarbeit und des Großmuts im täglichen Leben und unter jedweden Verhältnissen an den Tag zu legen; denn in allen Lebensbereichen sieht sich die Menschheit jetzt neuen Problemen gegenübergestellt, welche die Beteiligung vieler Kräfte und Fachleute erfordern, um zu einer synthetischen Lösung und praktischen Entscheidung zu gelangen. In der Tat, auch wissenschaftliche Fragen können jetzt nicht ohne die Zusammenarbeit der Fachkräfte in den verschiedensten Wissensbereichen gelöst werden. Alles ist so kompliziert geworden und hat derart gigantische planetare Ausmaße angenommen, dass ein Geist allein kaum fähig ist, alle notwendigen Einzelheiten für eine entscheidende Synthese zu erfassen. So wird das Leben selbst eine neue Art und Weise der Zusammenarbeit erarbeiten. Daher sollte jeder Versuch freundlicher Zusammenarbeit begrüßt werden, denn alle diese Anstrengungen sind Sprossen auf der großen Leiter der Errungenschaft.

       Und nun zu etwas anderem. Wenn der von Ihnen erwähnte Astronom meint, dass wahrscheinlich jeder Planet eine Sonne wird, so irrt er. Nach der Heiligen Lehre ist es gerade umgekehrt. Tatsächlich war unser Planet, bevor er zur Wohnstätte der Menschheit wurde, eine Sonne und noch früher ein Komet. So ist auch der Mond, nachdem er seine Lebensgrundlagen und -kräfte der Erde übermittelte, keine Sonne geworden, sondern ein sich auflösender Körper.

* * *

       Sie haben recht, wenn Sie meinen, dass alle Schrecken, die sich aus den Irrtümern des Fürsten der Welt ergeben, durch die Sieben Kumaras oder Erzengel, die zusammen mit Luzifer zur Erde kamen und das von ihnen überbrachte Licht, das sich nun über die Menschheit ergießt, zunichte gemacht werden. Darüber hinaus war auch Luzifer selbst, bevor er abtrünnig wurde, ein Lichtspender, denn auch er war an der Erweckung der höheren Fähigkeiten im Menschen beteiligt. Die Entwicklung der Fähigkeit des höheren Denkens kann mit nichts anderem verglichen werden, denn nur auf dem Pfad des Öffnens der höheren Zentren kann wahre Unsterblichkeit erlangt werden. Gewiss, jeder Mensch ist nicht allein für sich selbst verantwortlich, sondern auch für die anderen, denn der Mensch ist in der vollen Bedeutung dieses Begriffes ein Gestalter der ganzen Welt. Er birgt alle Möglichkeiten in sich. Von allen Kreaturen hat allein der Mensch die Gabe des bewussten freien Willens. Die einzige Ausdrucksform dieser Freiheit ist die Wahlfreiheit, und die Wahl kann ihn zu einem Gott oder zu einem Teufel machen.

       Wir wissen auch, dass jede Macht durch Widerstand ansteigt. Daher bieten alle Schwierigkeiten, die sich infolge der Abtrünnigkeit des Herrn der Erde auf dem Pfad der Menschheit ergeben, den Menschen gleichzeitig die Möglichkeit besonderer Anspannung und Verfeinerung ihrer Fähigkeiten und somit die Beschleunigung ihres Fortschritts. Seit langem heißt es: ”Seid gesegnet Hindernisse, denn durch euch wachsen wir”. So heißt es auch in den ältesten indischen Schriften, dass das Kali-Zeitalter für geistige Vervollkommnung besonders günstig ist, und was im Satya-Zeitalter nur durch Hunderttausende von Inkarnationen zu erreichen ist, kann im Kali-Zeitalter in einigen Leben erreicht werden. Daraus können wir schließen, dass die Kräfte des Lichts die Abtrünnigkeit Luzifers schließlich zum Guten wenden werden. Wie immer, sind auch hier nur starke Geister, die es lieben, Schwierigkeiten zu meistern, besonders erfolgreich. Lauwarme hingegen, die den leichtesten und verantwortungslosen Weg wählen, werden zu hartem Schaffen verurteilt, das sie letzten Endes zum schwierigsten Pfad führen wird. Daher sind die Worte aus der Apokalypse tiefgründig und geradezu wissenschaftlich: ”Da du lau bist und weder kalt noch heiß, so will ich dich aus meinem Munde speien.”.

       Ihre Andeutung über Christi Vorwurf gegenüber seinen Schülern ist sehr beachtenswert. Ja in allen Zeitaltern waren die Großen Lehrer oft gezwungen, auf die Untätigkeit, Entzweiung und Lauheit der sogenannten guten Menschen sowie auf den Eifer, die Solidarität und Findigkeit der Finsteren hinzuweisen. In der Tat, gegenwärtig hat sich dieser Eiter sowie die Solidarität noch verstärkt, denn die Finsteren fühlen, dass die Entscheidungsschlacht für sie die Vernichtung bringen wird. Wirklich, die Zeichen des Großen Sieges sind bereits sichtbar. Nach einer gewissen Zeit wird vieles eingeleitet werden. Segensreiche Zeichen schützen das Neue Land.

       Wir sollten uns über Abessinien nicht zu sehr grämen; mit der Zeit wird auch hier der Sieg einziehen, aber man darf dies nicht grob auffassen. Die Zeit brutaler Eroberungen ist vorbei. Jedes Volk hat das Recht, sein eigenes Leben zu führen und die Zusammenarbeit zu lernen.

       Die mir zugesandten Unterlagen reiche ich Ihnen hiermit zurück; und ich möchte erneut darauf hinweisen, dass jeder seinen eigenen Weg bauen möge. Je größer die Verschiedenheit in solchen Versuchen, umso schöner wird die Krone der Errungenschaft. Nun möchte ich aus dem Buch AUM zitieren:

       § 441: ”Ein Kollektiv ist keine geschlossene Gemeinschaft. Das auf dem Naturgesetz beruhende Kollektiv beinhaltet das Element der Unbegrenztheit. Dem Arbeitsaustausch und der gegenseitigen Hilfe dürfen keine herkömmlichen Beschränkungen auferlegt werden. Im Gegenteil, das Kollektiv öffnet allen Möglichkeiten die Tore. Außerdem sind Kollektive miteinander verbunden und bilden so ein Arbeitsnetz, das sich über die ganze Welt erstreckt. Niemand kann vorausbestimmen, welche Formen des Kollektivs sich zu entwickeln vermögen. Durch Kollektive gegründete Einrichtungen können höchst verschieden sein und sich mit Fragen der Erziehung, der Industrie, der Landwirtschaft befassen. Es gibt kein Betätigungsfeld, das durch das Kollektiv nicht ungeheuer verbessert werden könnte. Man sollte die Menschen nicht davon abhalten, sich in völlig neuen Verbindungen zur Zusammenarbeit zusammenzufinden. Das Kollektiv ist ein Bollwerk des Staates und eine Pflanzstätte des öffentlichen Lebens. Woher kommt die öffentliche Meinung? Woraus bildet sich der Wunsch nach Fortschritt? Woher erhalten die einzelnen Schaffenden Hilfe? Zusammenarbeit wird gewiss auch Einigkeit lehren.”

       § 343: ”Wer sind denn jene, die Einigkeit nicht schätzen und lieben? Sie haben das Gefühl der Standfestigkeit nie erfahren, das immer mit Einigkeit verbunden ist. Sie kennen nicht den Mut, der von der Einigkeit untrennbar ist. Sie haben den Fortschritt abgelehnt, der durch Einigkeit stark wird. Sie haben nie die Freude empfunden, die durch Einigkeit besteht. Sie haben das Bollwerk der Einigkeit verschmäht. Was bleibt dann für sie übrig? Entweder sie brechen zusammen unter dem Orkan, verdorren unter der Sonne oder verwesen im Moder der Vorurteile. Wer sind denn jene, die Einigkeit verachten?”

       § 344: ”Das offenkundigste Beispiel für Maja und Wirklichkeit findet sich in den Himmelskörpern. Obwohl solch ein Körper vor Tausenden von Jahren zerstört wurde, ist sein Licht auf der Erde noch wahrzunehmen. Wer könnte sich erkühnen, die Grenzlinie zwischen Bestehendem und Visionärem zu ziehen? Wir finden ähnliche Beispiele auch unter irdischen Erscheinungen.”

       § 345: ”Irdische Sieger, wo ist euer Sein und wo euer Trugbild? Wer entscheidet, ob es Sieg oder Widerschein ferner Ereignisse ist? Wo ist die Grenze der Wirklichkeit? Mögen alle Gestalten sich zusammenscharen, sie werden den Schlüssel der Lösungen nicht finden. Nur die feinste Energie kann zwischen Leben und Erstarrung unterscheiden. Aber die Menschen ziehen es vor, mit Trugbildern zu leben.”

       3. August 1936

       Die Großen Lehrer hatten bestimmt nie die Absicht, alle bestehenden Gruppen zu einer oder mehreren ”geschlossenen“ Gemeinschaften zu vereinen - dies käme dem Tode gleich. Leben und Schönheit bestehen nur in Verschiedenartigkeit; daher mögen die Lichtzellen frei gedeihen wie schöne Blumen auf der Wiese des Lebens. Vereinigung bedeutet nicht unbedingt, kommunale Hauptquartiere oder gleiche Anwendungsmethoden und Errungenschaften zu haben. Einigkeit als echte Bewegungskraft muss vor allem im Geiste geboren werden und sich in Großmut und Zusammenarbeit in allen täglichen Lebensverhältnissen kundtun. Zusammenarbeit, Mitarbeit und Gemeinschaft bedeuten die weiteste Freizügigkeit. Daher gibt es dort, wo es Bewusstseinseinheit gibt, keinen Raum für Zwang.

       Ein anderer Begriff - Verzicht auf Eigentum - wird oft falsch verstanden. Verzicht auf Eigentum bedeutet nicht, alles abzugeben und jedweden Besitz abzulehnen. Sachen sind das Ergebnis menschlicher Schaffenskraft, und sie sollten geachtet werden. Die Verbesserung ihrer Qualität ist eine Stufe zur Vervollkommnung des Geistes. Die Lehre sagt uns, dass die wahre Bedeutung von Gegenständen in dem Sinne verstanden werden sollte, dass wir nicht ihre Sklaven werden. Man muss alles lieben lernen und doch gleichzeitig bereit sein, für eine neue Errungenschaft alles aufzugeben Liebe zu schönen Sachen ohne das Gefühl des Eigentums ist eines der reinsten und erhabensten Gefühle. Ohne Liebe kann nichts geschaffen und verbessert werden So mögen die Menschen es lernen, zu lieben ohne das Gefühl des Eigentums. Mögen sie schöne Schöpfungen ohne den herkömmlichen Begriff des Eigentums bewundern.

       Es war interessant, in den uns zugesandten Zeitungsausschnitten von Wiedergeburt zu lesen. Ihre Bemerkung, dass die finsteren Kräfte versuchen, die Menschen daran zu hindern, das Gesetz der Wiederverkörperung anzunehmen und sich daher bemühen, mittels ihrer Agenten oder unbewussten Helfershelfer die Idee der Reinkarnation als Absurdität hinzustellen, kommt der Wahrheit ziemlich nahe. Darüber hinaus werden sie darin von einigen Psychikern unterstützt, die meistens das sehen, was sie sehen wollen. Vergessen wir auch nicht, dass Ehrlichkeit in allem und jederzeit eine der seltensten Eigenschaften ist. Tatsächlich gibt es nach Aussagen der Medien viele Napoleone, Tamerlane, Ramsese, Kleopatras, Semiramise u. a., die alle gleichzeitig die Erde besuchen! Da wird man verleitet zu fragen, wer von ihnen echt ist.

       Aus diesem Grunde sind Beweise der Reinkarnation, etwa wie es sich mit dem kleinen indischen Mädchen Chanti ergab - ein Fall, der von so vielen überlebenden Zeugen aus ihrem früheren Leben überprüft werden konnte - so wichtig. Wahrscheinlich haben Sie davon gelesen, denn ich sandte Ihnen den Zeitungsausschnitt.

       Hier dazu die Erklärung aus § 491 aus dem Buch AUM: ”Laufend hört ihr absurde Märchen, dass hier gleichzeitig von ein und derselben Person Reinkarnationen erfolgen - eine ebenso unwissende wie schädliche Schlussfolgerung. Verneiner der Reinkarnation benutzen solche Erdichtungen, um die Möglichkeit der Wiedergeburt zu bestreiten. Dabei übersehen sie den Grund, nämlich phantasiereiche Erdichtung, die die Schuld manchmal abschwächt. Manche Menschen erinnern sich an Einzelheiten einer bestimmten Epoche, weil sie davon träumten, eine berühmte Persönlichkeit zu sein, und ihre Traumeinbildung bewirkte die Einbildung einer Inkarnation. Ein Kind bildet sich vielleicht ein, ein Feldherr zu sein, und diese Vorstellung senkt sich bereits in seinen ”Kelch“.

       Es gibt viele, die sich ihrer früheren Leben erinnern, aber durch Trübung des Bewusstseins rufen sie ihre eigenen vergangenen Wunschträume hervor. Man muss sehr behutsam sein, um die Irrtümer anderer nicht zu streng zu beurteilen. Abgesehen von Eigendünkel und Unwissenheit, mag es nur teilweise Irrtümer ohne Grundmotiv geben. In der Tat, es kann auch verschiedene Formen der Besessenheit sowie Einflüsterungen mit böser Absicht geben, doch über Besessenheit ist bereits genügend gesagt worden.”

       Ja, die finsteren Kräfte bemühen sich sehr, alles zu entstellen und zunichtezumachen, was zur Kenntnis anderer Sphären und Welten führt, wo das Leben fortgesetzt wird. Sie sind sich bewusst, dass die Erweckung dieses Wissens ihnen den Todesstoß versetzen und die Reihen ihrer Anhänger merklich lichten würde. Wahrlich, das Wesen der Finsteren wird offenkundig werden, und nur wenige werden in ihre Legionen eintreten wollen, nachdem sie von dem Schrecken überzeugt wurden, der als letzte Konsequenz jene erwartet, die im Bösen leben. Daher können sie nur auf den Fluida der Zerstörung und Zersetzung bestehen; das Nichtvorhandensein dieser Substanz bereitet ihnen unglaubliche Not.

       Ebenso recht haben Sie, wenn Sie die ungewöhnlichen Zeichen in allen Lebenserscheinungen beachten. Das Nahen der feurigen Energien beeinträchtigt entschieden die ganze Natur. Man kann zur Zeit wirklich nicht daran gehen, den Ernteertrag zu vermindern, indem man das unbestellte Feld verlässt, nur um den Preis zu halten. Einige Länder haben den Schaden dieser Maßnahme zu spüren bekommen. Wahrlich, ”Der Mensch denkt und Gott lenkt“. Hätten die Menschen früher psychische Energie studiert, wäre es ihnen gelungen, viele Miseren zu vermeiden.

* * *

       Aus allen Löchern kriechen die dunklen Kräfte hervor, aber zur Zeit werden überall die Herde des Lichts angezündet. Seien Sie wachsam und mutig, die Zeiten sind ernst, aber das Morgenrot glüht bereits. Die Höhere Hilfe steht bereit; wollen wir es lernen, sie mit mutigem Herzen, in Bereitschaft, Dankbarkeit und vollem Vertrauen entgegenzunehmen.

       14. August 1936

       Die in Ihrem Projekt niedergelegten Gedanken sind ausgezeichnet, aber ihre Ausführung erfordert andere Bedingungen als die jetzt bestehenden, die sich unter dem Druck nahender Ereignisse bilden. Natürlich, das dringendste Problem ist die Geburt des wahren Menschen; und daher ist es so notwendig, die Saatkörner des neuen, erweiterten Bewusstseins und Verstehens der Zusammenarbeit in weitestem Rahmen auszustreuen.

       Beim Errichten von Gemeinschaften sind Mitarbeiter mit einem vorbereiteten Bewusstsein notwendig. Andernfalls wird solch ein Unterfangen nichts anderes sein als eine schreckliche Belastung und ein Schreckgespenst einer Gemeinschaft. Dafür ist es notwendig, neue Schulen zu schaffen, wo von Kindheit an die Grundlagen zum Verstehen der Bestimmung des Menschen verankert werden - sein Platz und seine Rolle in der Welt sowie seine kosmische Abhängigkeit. Mit diesen Begriffen wird er seine soziale Rolle und hauptsächlich seine persönliche Verantwortung erkennen, die damit die gebührende Bedeutung erlangt. Aber diese Schulen bedürfen geeigneter Lehrer. Aus diesem Grunde ist es von großem Nutzen, dass sich um die Lehre der LEBENDIGEN ETHIK Gruppen bilden, aus denen die Träger des neuen Bewusstseins hervorgehen.

       Wahrlich, die Lehre der ”Lebendigen Ethik“ betrachtet die ganze Welt als eine Weltgemeinschaft. Wir werden gebeten, Zusammenarbeit, Einigkeit und Großzügigkeit zu pflegen; nirgendwo jedoch heißt es, dass wir uns körperlich anrempeln sollen. Dem Arbeitsaustausch und der gegenseitigen Hilfe sollten keine herkömmlichen Beschränkungen auferlegt werden. Jedwedes übertriebene Haften an einem bestimmten Platz wird verurteilt, weil es zu einseitig macht. Der Große Buddha, der Begründer der Weltgemeinschaft, riet seinen Schülern, nicht zu lange an einem Ort zu verweilen, sondern stets neue Länder zu besuchen, um Kontakt mit verschiedenen Menschen zu haben.

       Gemeinschaften, die sich der wissenschaftlichen Forschung widmen, sind ausgezeichnet, sie erleichtern die Arbeit der Wissenschaftler, die mit allgemeinen Problemen befasst sind. Ausgezeichnet sind auch die Sanatorien und Forschungslaboratorien, die verschiedene Fachkräfte für die Arbeiten für das Allgemeinwohl vereinen. Ich könnte mir vorstellen, dass ganze Bildungsstätten errichtet werden - Städte des Wissens wie auch Genossenschaften, die alle Lebensbereiche umfassen; jedoch, wie ich die menschliche Natur kenne, kann ich mir eine erfolgreiche enge, geschlossene Gemeinschaft von gänzlich verschiedenartigen Menschen kaum vorstellen. In solch einer engen, geschlossenen Gemeinschaft wäre Nivellierungstendenz unvermeidlich, und solche Nivellierung verwandelt Begabung unweigerlich in Durchschnittlichkeit, was Einbuße der Kultur und des Zivilisationsniveaus verursacht und damit zur Primitivität und leider zum nächsten Zustand - zur Vergröberung - führt.

       Daher sollten Gemeinschaft und Zusammenarbeit im weitesten nutzbringenden Ausmaß verstanden werden. Vor allem die neuen wissenschaftlichen Entdeckungen sowie das Leben selbst werden neue Formen der Zusammenarbeit herbeiführen. Das internationale Postsystem und das Verkehrsmittelwesen haben bereits gezeigt, welch gegenseitiger Nutzen durch ausgezeichnete Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Ländern erreicht werden kann. Und so glaube ich an die weiteste Entwicklung der Genossenschaft durch die verschiedenartigen Verbindungen. Weit organisierte Genossenschaften werden beweisen, welcher Volkswohlstand aus solcher Zusammenarbeit erwachsen kann. Jetzt wird der Wunsch vieler Menschen, Arbeitsgemeinschaften zu errichten, immer offenkundiger, und dieser Wunsch ist zweifellos ein Widerhall in Richtung Evolution. Im Buch AUM der AGNI YOGA-Schriftenreihe gibt es viele Hinweise auf die notwendige Gemeinschaftsarbeit.

       So sollten wir primär an die Erziehung und Erweiterung des Bewusstseins denken. Diese Erkenntnis wird die nützlichsten Ergebnisse zeitigen.” … Disharmonie in Einzelheiten kann den ganzen Aufbau zunichtemachen …” Eignen wir uns daher in unseren Gruppen, wo LEBENDIGE ETHIK studiert wird, Großzügigkeit in der Zusammenarbeit an; das ist eine gute Schulung für die engere Gemeinschaftsform. Seien wir hilfsbereit anderen gegenüber und üben wir das Höchstmaß an Feinfühligkeit und Entgegenkommen gegenüber anderen Wesensarten.

* * *

       Es ist durchaus wahr, dass die Gesellschaften für psychische Forschungen sich in allen Ländern derzeit auf den ersten Stufen befinden, doch vor ihnen liegt das ganze unbegrenzte Wissensgebiet. Sie befinden sich alle auf einem Weg und sind derzeit an einem toten Punkt angelangt. Der Grund liegt darin, dass die meisten von ihnen ihre Experimente mit unbedeutenden Medien durchführen. Interessant sind Forschungen auf dem Gebiet der psychischen und parapsychischen Erscheinungen mit feurigen und geistig entwickelten Individuen; nur sie können zu neuen Stufen des Verstehens der höheren Energie und der Bedingungen der Feinstofflichen Welt in den höheren Sphären führen. Dass durch die Beschäftigung mit den niederen Sphären, die an die irdische Ebene angrenzen, Schaden entsteht, ist Ihnen ja aus den Büchern der Lehre bereits bekannt.

       Ich möchte hier einen Paragraphen aus dem Buch AUM zitieren: ”Das Ektoplasma ist der Speicher für die psychische Energie. Wirklich, die Substanz des Ektoplasmas ist ein Mittelding zwischen dem irdischen und dem feinstofflichen Sein. Die psychische Energie, die allen Welten eigen ist, steht vor allem mit der der Feinstofflichen Welt nahestehenden Substanz in Beziehung. Daraus kann man ersehen, dass die Reinheit des Ektoplasmas genauso bewahrt werden muss wie die der psychischen Energie. Man muss daran erinnern, dass sich das Medium durch Abgabe von Ektoplasma an Ungerufene in große Gefahr begibt. Eine so wertvolle Substanz darf man nicht ungebetenen Gästen überlassen. Wertvoller ist der Verkehr mit höheren Kräften, die uns die Kräfte nicht absaugen, sondern uns neue Kräfte zuströmen lassen. Psychische Forschungen müssen zweckmäßig betrieben werden. Man darf ein Wesen nicht aussaugen.”

       Ich vermute, Sie wissen, dass alle Phänomene in spiritistischen Sitzungen mittels Ektoplasma, das dem Medium und allen Anwesenden abgesaugt wird, erreicht werden. Und so können Sie sich den unsauberen Zustand des Ektoplasmas vorstellen, wenn es nach Gebrauch durch die Gäste aus den niederen und mittleren Sphären zu seinem Eigentümer zurückkehrt. Daher ist es bei der psychischen Forschung so wichtig für alle Anwesenden, dass beide (der Forscher und das Medium) in guter Gesundheit und von hohem moralischem Niveau sind. Wenn Menschen mehr wissen, wird dies vielleicht auch sichtbar werden. So ist im Buch AUM vieles gesagt über diese Energie, und es wird besonders hervorgehoben, dass jene, die sich mit der Erforschung dieser Energie befassen, selbstlos über ein feines Unterscheidungsvermögen verfügen und reinen Herzens sein müssen. Die Erforschung und das Studium der psychischen Energie ist die Wissenschaft der nahen Zukunft.

       Die Anhänger der Christian Science (Christliche Wissenschaft), der Kreis, von dem Sie sprechen, sind in Amerika stark vertreten und erzielen gelegentlich bemerkenswerte Heilungen. Aber es kam schon vor, dass einige ihrer unwissenden Anhänger sich selbst und ihre Nächsten ruinierten, weil diese Heiler oft unsauber und schwach sind. Darüber hinaus können nicht alle Krankheiten direkt durch psychische Energie geheilt werden. Wenn ein chirurgischer Eingriff unvermeidlich ist, kann psychische Energie allein, ohne Gebrauch der nötigen Instrumente, nicht helfen.

* * *

       Als ich vom Verlassen des Lehrers sprach, meinte ich das Verlassen eines bewusst gewählten Lehrers und nicht das Verlassen einer besonderen Kirche, der man von Geburt her angehört. Nur das bewusste Wählen eines Lehrers ist von Bedeutung und nicht die durch Geburt bestimmte herkömmliche Glaubenszugehörigkeit, die uns zwangsläufig an diesen oder jenen Religionsstifter bindet. Freilich, bewusstes Wählen ist der Ruf des Geistes. Die Große Bruderschaft stellt ein Einziges Ego dar; daher ist die Lehre, die von ihr ausgeht, ihrem Wesen nach ein und dieselbe, ganz gleich welcher Lehrer sie uns übermittelt. Aber jeder Lehrer gehört einem eigenen Gestirn an und ist seinem Wesen nach mit allen jenen verbunden, die unter demselben Gestirn empfangen wurden. Daher ist es besonders schön, wenn Geistwesen, die das gleiche Wesen haben, sich unter der Führung ihres eigenen Herrschers sammeln. Jeder Lehrer hat auch seine eigene individuelle Methode. Ich kann mir ein späteres Verlassen des Lehrers, sobald ich bewusst gewählt habe, nicht vorstellen; denn je höher wir aufsteigen, desto enger wird das Band mit dem Lehrer.

* * *

       Sicherlich, Rauchen ist unserer Lebenskraft abträglich. Es ist allerdings wahr, dass H. P. Blavatsky geraucht hat, aber da ihr Zustand so außergewöhnlich war, sollte man nicht versuchen, sich mit ihr zu vergleichen. Ihr Leben, das sie unter Fremden zubrachte, war unbeschreiblich hart; sie ist von ihnen nie ganz verstanden und sogar verraten worden, sowohl bewusst als auch unbewusst. Dies alles sowie das Rauchen hinderten sie daran, ihre Arbeit zu vollenden und den letzten Band der ”Geheimlehre“ zu schreiben. Es gibt zudem viele Menschen, die den Takur, Gulab-Singh, den Held ihres Buches ”Die Höhlen und Dschungel von Hindustan“ für den Mahatma K. H. halten. Jedoch in diesem beachtenswerten, für die breite Öffentlichkeit geschriebenen und daher durch reiche Phantasie von H. P. B. stark ausgeschmückten Buch wird das Bild eines anderen Mahatma geschildert.

       Es ist wahr, dass der Lehrer K. H. in seinen Briefen an Sinnett manchmal mit ”Lal Singh“ unterschrieb, aber die Mahatmas benutzen viele Namen, und in manchen Fällen unterschreiben sie mit einem einfachen allgemeinen Namen. Wirklich, keiner der Mahatmas raucht, und die Legende über die benutzte Pfeife durch einen von ihnen rührt von einer mit leichter Hand geschriebenen Geschichte von H. P. Blavatsky her, in der sie die indische Pfeife des Meisters M. meinte, jedoch ohne zu erwähnen, womit die Pfeife gefüllt war. Der Grund war, dass M. M., aus den Höhen kommend, die ganze Last sowie den Druck der Atmosphäre der Täler stark verspürte und so zur Erleichterung rauchte, d. h. ein spezielles Ozonpräparat inhalierte. Daher die Legende über die Pfeife und das Rauchen.

* * *

       Wirklich, es gibt keine großen und kleinen Dinge im Kosmos, aber das tägliche Leben menschlicher Wesenheiten hat sich von kosmischen Begriffen so weit entfernt, dass es mit den unbedeutendsten und abscheulichsten Dingen erfüllt ist. Doch Zweckmäßigkeit und kosmische Angemessenheit fegen die Sandhaufen unserer gegenwärtigen Zeit hinweg und geben der Hoffnung auf bessere Schöpfungen Raum.

* * *

       Achten Sie auf Ihre Gesundheit, die Ströme sind äußerst schwer, die Ereignisse häufen sich. Der Ort des großen Aufbaus der Zukunft ist angedeutet, aber noch nicht ausgesprochen, und die Vermutungen der Menschen weit davon entfernt. Daher wird alles, was für die kommende Zeit heilig ist, behütet. Jemand las Nostradamus und versuchte, die großen Zeichen für sich anzuwenden, aber er irrte sehr. Die Großen Eingeweihten wussten das Heiligste in ihren hinterlassenen Schriften zu schützen. Ohne Schlüssel kann niemand ihre Hinweise verstehen. Aber sobald das Vorausgesagte eintrifft, wird auch der Schlüssel gefunden werden.

       24. August 1936

       Sie fragen, wie Sie auf den ”Aufruf an die MUTTER DER WELT“, der von der Theosophischen Gesellschaft herausgebracht wurde, reagieren sollen. Ich würde vorschlagen, ihn in einer freundlichen und sympathischen Weise anzunehmen. In der Epoche der MUTTER DER WELT müssen wir alles über sie Gesagte willkommen heißen. Und warum überrascht sein, dass A. Besant es schreiben konnte? Im Osten ist der Kult der MUTTER DER WELT, der Göttin Kali oder Durga, weit verbreitet, und man kann sagen, dass er im Hinduismus vorherrscht. Aber auch unter anderen Sekten findet man mehr Verehrer der Großen Mutter als für einen anderen Aspekt der Gottheit. In der Mongolei und in Tibet werden Dukkar oder die Weiße Tara sowie auch andere Taras oder Schwestern sehr verehrt. In allen alten Religionen wurden die Göttinnen für das Heiligste gehalten. An der Spitze von allem, oder besser hinter dem Schleier, steht der ”Ewige und immerwährende Atem alles Seins“. Aber auf der manifestierten Ebene herrscht das ewig Weibliche Prinzip oder die große MUTTER DER WELT.

       Und hier einige Daten: Im Jahre 1924 erreichten die Strahlen des Sterns der MUTTER DER WELT die Erde und riefen ein neues Bewusstsein hervor; sehr viele Frauen wurden durch Bestrebtheit zu neuem Leben entfacht.

       Im Jahre 1924 malte N. K. einige Variationen seiner Gemälde ”Die MUTTER DER WELT“. Sie wurden im Museum in New York ausgestellt und machten ungeheuren Eindruck. Die Reproduktion eines dieser Gemälde, dem meine Vision zugrunde lag, erlangte weite Verbreitung.

       1924 schrieb N. K. den Artikel ”Der Stern der MUTTER DER WELT“, der im ”Theosophist“ in Adyar veröffentlicht wurde.

       Seit 1917, nachdem wir bereits die Heimat verlassen hatten, setzte N. K. seinen Feldzug für die Kultur und die Einigkeit durch die Kunst fort. Sein Motto, das die Bedeutung der Kunst zum Ausdruck bringt, wurde zum Schild des Instituts in New York und erschien in vielen Büchern und Zeitschriften. Denken wir somit an den § 375 aus dem Buch AGNI YOGA: ”Worin besteht der Erfolg eines Yogi? Weder in der Anziehung der Massen noch in der Belehrung der Menge. Doch nahe den Werken des Yogi kann man bewusste und unbewusste, freiwillige und unfreiwillige Nachahmungen gewahren. Die Menschen beginnen, das gleiche zu tun. Sogar Feinde folgen fluchend dem gleichen Weg. Es ist, als ob sich um die Taten eines Yogi eine besondere Atmosphäre gesammelt hätte. Dies ist wirklicher Erfolg, wenn weder Gold noch Menschen, sondern das unsichtbare Feuer menschliche Herzen entflammt. Doch mit dem Wunsch nachzuahmen, betreten sie dieselbe Atmosphäre und tragen Tropfen desselben schöpferischen Taus mit sich. Der Erfolg kommt nicht allein von außen, er wird durch das Zusammenwirken von menschlichen Händen mit dem Gedanken des Raumes geschaffen. Doch der Yogi wird zum ersten Kanal, zum primären Empfänger der Raumenergien. Daher leuchtet der Yogi wie ein aufrufendes Feuer. Er baut auf, was aufgebaut werden muss. Er fügt die vorbestimmten Steine zusammen. Und selbst Feinde schaudern - sprechen die von ihm übergebenen Worte nach. Der Yogi ist kein Prediger. Er erscheint selten; doch die anvertrauten Werke wachsen in einer eigenen Farbe. Andere anerkennen selbst das Blühen dieser Werke nicht, deren Bestimmung es ist, nicht zu verzehren, sondern zu entflammen.

       Wohin ergießt sich der Funke des Feuers? Kann man alle entfachten Feuer sowie alle vom Feuer eines Agni Yogi erwärmten Wanderer sehen? Das Feuer lodert erfolgreich auf, denn es brennt nicht für sich.”

       Und so lasst uns alles willkommen heißen, was der aufgezeigten Richtung nicht widerspricht, sondern sie bestätigt.

       Kürzlich erhielt ich einen ausgezeichneten Appell an die Frauen - geschrieben von Frau K. Ich stimme mit ihrer Behauptung völlig überein, dass Theorie in die Praxis übergehen muss, doch kann ich ihrer Feststellung nicht ganz beipflichten, dass ”als erster Schritt auf dem Pfad ein Gemeinschaftshaus zu errichten ist, damit die Menschen, die sich entschlossen haben, den Pfad der neuen großen Epoche der Erneuerung und Lebensvergeistigung zu beschreiten, zusammen leben können”. Vor allen anderen wäre ich persönlich an diesem Gemeinschaftshaus und an der Nivellierung der Gemüter am wenigsten interessiert. Versorgtsein und leichte Errungenschaft sind die großen Hindernisse auf dem Pfad des geistigen Wachstums.

       Jugend ist da, um alle Hindernisse zu prüfen und daran ihren Geist zu stählen. Im Zusammenhang mit diesen vorgeschlagenen Gemeinschaftshäusern und dem Gedanken, durch Kleider, Nahrung und Obdach völliges Versorgtsein zu schaffen, erinnere ich mich an die zahlreichen Lager-Gemeinschaften der letzten Jahre in Amerika, zu dem Zweck, der beschäftigungslosen Jugend zu helfen. Wie mir mitgeteilt wurde, endeten sie alle erfolglos. Die jungen Leute, die mit allem ausgestattet wurden, waren unfähig, einer ordentlichen Arbeit nachzugehen. Die meisten von ihnen zogen das leichte Leben mit der minimalen physischen Arbeit in solchen Gemeinschaftslagern, das ihnen ein sattes und ruhiges Dasein bot, vor.

       Doch nicht mit der Bequemlichkeit der Jugend wollen wir uns befassen, sondern damit, sie für den Lebenskampf, der ein unabänderliches kosmisches Gesetz darstellt, besser auszurüsten. Aus diesem Grunde wird beim Aufbau der Neuen Epoche der Hauptfaktor des Volkswohls in der Erziehung und Bildung der Menschen liegen. Es ist dringend notwendig, der Verbesserung und Erweiterung der Schulprogramme Aufmerksamkeit zu schenken, vor allen jenen der Elementar- und Mittelschulen. Die Frau muss ihre Stimme erheben und auf einem Bildungsprogramm für beide Geschlechter bestehen. Von Kindheit an sollte Achtung vor dem Wissen gelehrt werden. In den Schulen sollte auf diese wahren und alleinigen Beweger der Evolution mit konkreten geschichtlichen Beispielen hingewiesen werden. Es muss ein Stadium erreicht werden, wo die Bestrebung zum Wissen und Achtung vor der Wissenschaft in Fleisch und Blut übergehen und wir sagen können, dass die Völker den Pfad der Kultur betreten haben. Nur dann werden die Wissensträger als wahre Schatzkammer, nicht nur für ein besonderes Land, sondern für die ganze Welt betrachtet werden. Dann wird von der Beschleunigung der Evolution gesprochen werden, und man wird die Träume von der Kommunikation mit den fernen Welten ins Leben übertragen können. In diesem Sinne zitiere ich die Worte eines Denkers und großen Führers, der da sagte: ”Erstens lernen, zweitens lernen und drittens lernen, und dann darauf achten, dass das Wissen kein toter Buchstabe bleibt, sondern im Leben angewendet wird.”

       Überlassen wir somit die Gemeinschaftshäuser und allerart Erleichterungen jenen, die infolge des Alters oder wegen Krankheit der Ruhe bedürfen. Frau K. beginnt mit dem Kindergarten, und das ist ausgezeichnet. Warum sollte sie nicht daran gehen, in ihrem eigenen Land Helfer zu suchen, die sie bei der Gestaltung eines neuen Schultyps unterstützen? Begabte junge Menschen lieben alles Ungewöhnliche, und das Leben in Gemeinschaftshäusern könnte ihnen schal erscheinen. Nur sehr mittelmäßige werden sich mit der nivellierenden Umgebung zufriedengeben. Darüber hinaus wird meistens nur das liebgewonnen und geschätzt, was mit Schwierigkeiten verbunden und selbst von einer gewissen Gefahr umgeben ist. Daher werden von den verfolgten und zum Teil verbotenen Gesellschaften oft weit mehr wahre wertvolle Schaffende angezogen als von den anerkannten und gut bekannten Organisationen. Erleichterungen führen niemals zum gesteckten Ziel.

       Nun über den § 80 des Buches ”Feurige Welt“, Band III. Hier müssen wir vor allem ganz genau erkennen, was mit dem Ausspruch ”gefestigt durch feurige Hochschätzung gegenüber der Hierarchie” gemeint ist. Die hierarchische Kette ist offenbar, und es ist unmöglich, eines ihrer Glieder zu überspringen. Um aber in der mächtigen Kette des erstrebenswerten Fortschritts zu bleiben, sollte man den Halt zum nächstliegenden Glied nicht verlieren. Ein Loslösen aus der Kette ist schrecklich, denn es trägt uns in den Raum hinaus und stürzt uns ins chaotische Umherirren. Wie viele Jahrhunderte vergehen, bevor der Geist, der sich loslöste, wieder ein neues Glied erhaschen kann?! Denn es ist unmöglich, das frühere Glied zu erreichen, da es inzwischen weit vorangekommen ist. Das ist der Grund, warum das Loslösen aus der hierarchischen Kette so furchtbar ist.

       Sicherlich, jede Vereinigung ist bereits eine große Macht, doch wie alles in der offenbarten Welt hat sie zwei Seiten, und wenn eine Vereinigung nicht durch feurige Hochschätzung gegenüber der Kette der Hierarchie gefestigt ist, besteht die Gefahr, dass sie sich auf die Seite der Finsternis schlägt anstatt auf jene des Lichts. Deshalb wird auf feurige Hochschätzung sowie Hingabe an die Hierarchie so hartnäckig und wiederholt hingewiesen.

       Bitte sagen Sie Frau K., dass ich ihren herzlichen und lieben Brief erhalten habe und mich vor allem über ihre Worte freute, dass sie nicht zurückschauen will. Dies ist bereits eine große Errungenschaft. Der Blick zurück ist die Fußangel auf dem Pfade Schöpferisches Streben erwächst allein durch den Blick auf die Zukunft. Natürlich, jetzt ist die Zeit geistiger Erneuerung und Aufspeicherung, aber gleichzeitig sollte das Wissen zum Nutzen aller angewendet werden. Jeder weite Gedanke, jede Entwicklung von Großmut und Friedenshuldigung sind für das tägliche Leben ein Gewinn.

       Lasst uns von ganzem Herzen dahin streben, wo die große Aufgabe erfüllt wird, und lasst uns jede Flut wahrnehmen, die von dort kommt. Vor unseren Augen finden Ereignisse von ungeheurer Bedeutung statt. Und trotz vieler Tragödien wächst das Land und schreitet voran, es schafft zweifellos seine eigene Zukunft. Tausende und Abertausende sind zu kulturellem Leben erwacht. Der jungfräuliche Boden bedarf der schwungvollen Annäherung Streben nach Wissen weist den rechten Pfad.

       Freuen wir uns!

       31. August 1936

       Unbestritten weist Charakterschwäche auf eine relative Unreife des Geistes hin. Alte Geister wissen genau, was sie wollen, und sind gewöhnlich sehr beharrlich in ihren Entschlüssen und Errungenschaften. Raten Sie, sich nicht auf Visionen zu stützen. Nichts ist trügerischer als diese Illusionen aus der Feinstofflichen Welt, die durch das niedere Manas empfangen werden. Es ist wichtig, Beherrschung zu üben sowie strenge Überwachung aller Emotionen. Jahre scharfer Beobachtung sind nötig, bevor man die Visionen der feinstofflichen Welt richtig zu unterscheiden vermag. Man muss alle diese Visionen sehr objektiv, ernsthaft und scharfsinnig beobachten und prüfen, andernfalls wird man zum Spielball der Bewohner der niederen Schichten der feinstofflichen Welt. Aus diesem Grunde wird den Schülern geraten, ihre Visionen niederzuschreiben, so dass sie ihre Richtigkeit und Bedeutung eventuell bestimmen können. Aber es ist ein großer Unterschied zwischen dem Niederschreiben und der Beobachtung sowie ihrer unbedingten Anerkennung als Führung. Sehr trügerische Visionen sind jene, die unsere Persönlichkeit und unsere augenblickliche Umgebung angehen. Bei normaler Entwicklung der geistigen Wahrnehmung umfassen Visionen sieben Zyklen oder Ebenen, wie in Band II der ”Blätter des Gartens MORYA“ angeführt wird. Visionen, die das persönliche Leben betreffen, werden rar. Es ist wahr, dass die niederen Wesenheiten schlecht geschützte Auren angreifen; außerdem drängt das niedere Manas diesen Angegriffenen das eingegebene Bild auf.

       Jetzt zu den mit der LEHRE zusammenhängenden Fragen. Beim Lesen der ”Mahatma Letters“ sollte man daran denken, dass die darin enthaltenen Erklärungen an Personen von einer bestimmten Denkart gerichtet waren, auf die Rücksicht genommen werden musste, damit sie die Briefe auch verstehen konnten. Darüber hinaus sollte man die Fragen und Antworten gründlich vergleichen. Sie fragen jedoch zu recht, wie die Worte … ”oder als Individualität vernichtet zu werden …” - zu verstehen sind. Sicherlich, eine nach Vollendung der irdischen Evolution hohe Individualität kann nicht vernichtet werden, denn solch eine Individualität muss die ewige Lebenskraft des siebenten Prinzips in sich aufgenommen und das vierte, fünfte und siebente Prinzip im sechsten verschmolzen haben. Übrigens beweist das Beispiel ”Luzifer“ hinreichend, dass Individualität unvernichtbar ist. In den von Ihnen erwähnten Fragen aus den ”Mahatma Letters“ wird hervorgehoben, dass ewige untrügliche Vorwärtsbewegung alles, was lebt, zwingt, diesem fundamentalen Impuls zu folgen und somit jeden Einhalt zurückdrängt.

So vermag auch eine hochentwickelte Person, falls sie in ihrem Fortschritt innehält, dies aber nicht beizeiten erkennt, durch einen plötzlichen Abwärtslauf einen solchen niederen Zustand zu erreichen, dass ihre sämtlichen höheren Zentren untätig werden; ihre höhere Individualität verliert den Kontakt zu den Vehikeln, die für ihre Nahrung notwendig sind, und zu jenen Elementen, die in den Wirbel ihrer aurischen Umgebung eingehen, und schließlich sondern sich ihre niederen Zentren ab. Ihrer verbindenden Macht beraubt, zersetzen sich die niederen Prinzipien einer solchen seelenlosen Wesenheit und werden als kosmischer Abfall umgearbeitet. Die losgelöste höhere Individualität selbst kann nach vielen Zeitrunden auf einem anderen Planeten eine neue Gelegenheit zur Inkarnation erhalten, allerdings muss sie die Vehikel oder Hüllen für ihre Inkarnation, beginnend mit dem niedersten Naturreich, neu aufbauen, bis schließlich die menschliche Form geschaffen ist, mit der sie wieder in Erscheinung treten kann.

       Wir sollten daran denken, dass es zu Beginn der Theosophischen Lehren notwendig war, für Begriffe, die dem westlichen Verstand gänzlich neu waren, bestimmte Erklärungen zu ersinnen - daher diese Unklarheiten. Zu jener Zeit wurde zwischen einer Persönlichkeit, die erst eine irdische Inkarnation durchmachte und einer solchen Individualität, die als ewiger Zeuge und Sammler von Errungenschaften zahlreiche Inkarnationen erlebte, kaum unterschieden. Im Bewusstsein der meisten Menschen sind auch jetzt noch Persönlichkeit und Individualität ein und dasselbe. Eine hohe Individualität kann nicht vernichtet werden, wohl aber ihre einzelnen Erscheinungsformen als Persönlichkeit. Am Ende des Manwantara das Buch der Leben jeder Individualität überblickend, wird es in diesen Büchern somit manche leere Seiten irdischer Inkarnationen geben. In diesen Fällen versäumte es die Individualität, durch ihre Persönlichkeit die Ernte höherer Energien, von denen sie genährt wird, einzusammeln.

       Nun betreffs desselben Briefes, Antwort Nr. 7, in der es heißt … ”dass sich während des irdischen Lebens - die ganze Individualität im mittleren Drittel oder im dritten, vierten und fünften Prinzip konzentriert” - beachten Sie bitte die folgenden Zeilen: ”Mr. Hume hat den Unterschied zwischen Persönlichkeit und Individualität sehr richtig erklärt. Die frühere (Persönlichkeit oder das dritte, vierte und fünfte Prinzip) überlebt kaum die letztere (Individualität des inkarnierenden Ego). Um erfolgreich zu sein … (lasst uns einfacher sagen: für ihren künftigen Aufstieg) muss sie sich dem siebenten (Prinzip) angleichen, d. h. die drei (viertes, fünftes und siebentes Prinzip) in eines - dem sechsten vereinen” (Briefe der Mahatmas, S. 77-78, Brief XIII.). Daher kann Unsterblichkeit, oder noch genauer gesagt, ein ununterbrochenes Bewusstsein auf allen Ebenen des Daseins, nur durch einen langwierigen Prozess erreicht werden, u. zw. dadurch, dass das Geisteskorn von den höheren Energien genährt wird. Es ist klar, dass, wenn das Korn diese Nahrung vermisst, der Bewusstseinsfaden unterbrochen wird, und man kann sagen, dass dies die Vernichtung der Persönlichkeit sowie eine relative Vernichtung der Individualität bedeutet. Darüber hinaus dürfen wir nicht übersehen, dass die Menschen dazu neigen, in jeder Umwandlung eine Vernichtung zu sehen.

       Das siebente und das sechste Prinzip haben ohne das fünfte auf der Ebene des offenbarten Kosmos kein Bewusstsein. Doch wir wissen, dass im Kosmos alles nach bewusstem Leben strebt; daher schafft der durch die ursprüngliche Energie vergeistigte Gedanke (Manas) die Krone des Kosmos, die bei Vollendung in jedem neuen Zyklus oder jeder Runde beziehungsweise jedem Manwantara immer schöner und schöner wird, bis ins Unbegrenzte.

       Die ursprüngliche Energie oder psychische Energie verleiht Unsterblichkeit. Sollte Ihnen etwas nicht klar erscheinen, so will ich Ihnen gerne weitere Erklärungen geben.

       Und nun zu § 3 der ”Unbegrenztheit I“: ”… Die Menschheit erkennt nicht einmal, was Auslöschen bedeutet - doch ihr wisst, dass jedes Auslöschen aufflammender Feuer überirdische Fackeln entzündet …”. Hier ist jedwedes Entzünden von Feuer gemeint, jedes Herbeiziehen von Feuer aus dem Raum. Selbst wenn eine Kerze angezündet wird, rufen wir damit auch Feuer aus dem Raum in irdischer Erscheinung herbei. Verlöschen wir dieses Feuer, so kehrt es wieder in den Raum zurück, aber bereits in einem umgewandelten Zustand. Und dieser Zustand ist von Fluida durchtränkt, die das Leuchten sowie den Brennprozess begleiten. Das bedeutet, dass ein mit wohlwollender Absicht und für einen wohltätigen Zweck aus dem Raum geholtes Feuer wohlwollende Fluida in sich birgt und nach seinem Erlöschen überirdische Fackeln von gänzlich anderer Bedeutung entzündet als die Feuer, die durch boshafte Brandstiftung oder Zerstörung verursacht werden. Aus diesem Grunde ist es ratsam, wenn Feuer aus dem Raum herbeigerufen werden, diese Handlung mit wohlwollenden Sendungen und Segen zu begleiten.

       Ebenso zündet das Erlöschen (der Tod) des irdischen Feuers oder des Lebensfeuers des menschlichen Körpers leuchtendere Feuer des feinstofflichen Körpers an.

       5. Oktober 1936

       Sie fragen, wie man sich das Karma eines Ertrinkenden erklären soll, wie es in dem von Ihnen geschilderten Fall war? Durch Weigerung in der Vergangenheit, einen Ertrinkenden zu retten, raubt die Erinnerung daran diesem Menschen die Kraft der Selbsterhaltung.

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       Upasika wird ein weiblicher Weltschüler genannt. So nannten die Großen Lehrer H. P. Blavatsky.

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       Sie wundern sich, dass Sie in der Nähe bestimmter Auren so niedergeschlagen sind, doch dafür gibt es viele Gründe. Es kann Nichtübereinstimmung der Spannung sein, Verschiedenheit der Farbe, Missklang der Ströme; auch können schwache oder kranke Auren einem die Kraft absaugen. Besonders schwer zu ertragen sind Auren von Menschen mit erloschenem Bewusstsein; sie sollten gemieden werden. Darüber hinaus ist in der kosmischen Schlacht mit diesen schrecklichen Strömen eine stärkere Empfindlichkeit gegenüber allem, besonders gegenüber allen atmosphärischen Zuständen eine natürliche Erscheinung. Die räumliche Schlacht kann sogar die richtige Auslegung eines Horoskops beeinträchtigen. Übrigens verstehen nicht viele Menschen, dass Astrologie als Wissenschaft ein zweischneidiges Schwert ist; hier kann oberflächliches Wissen sehr gefährlich sein. Ich rate Ihnen vor allem davon ab, ihr eigenes Horoskop zu erstellen, besonders auf den ersten Stufen. Nur sehr starke Geister können gewisse Zeichen vernünftig und gelassen hinnehmen. Vergessen Sie nicht, dass ein starker Wille und reines Streben zur Hierarchie des Lichts vieles ändern können. Das Erstellen eines Horoskops ist infolge der neuen Gestirnsverbindungen, die gänzlich neue Ströme herbeiführen, zur Zeit wesentlich schwieriger geworden. In der Tat, unsere derzeitige Astrologie ist als völlig relativ zu betrachten; die Astrologie des Höheren Wissens unterscheidet sich stark von ihr. So gibt es jenseits der gewöhnlichen Astrologie die heiligsten Zeichen und Entscheidungen. Wäre dem nicht so, hätte es bereits eine Weltkatastrophe gegeben. Hier einen Ausspruch aus dem Buch ”Bruderschaft“: ”Wir haben über das Vermischen der Schichten gesprochen. Bei kosmischen Stürmen ist der Strom des Chemismus ständig gestört, und die Strahlen werden gebrochen. Es ist nicht leicht, sich diesen Störungen anzupassen, ohne die Gesetze zu verletzen. Astrologie bleibt, selbst wenn sie aus Mangel an Information vielen Schwankungen unterliegt, eine Wissenschaft. Nebenbei gibt es viele verborgene Zeichen. Wir sagen das nicht, um Enttäuschungen zu bereiten, sondern, um die Beobachter an die Kompliziertheit der Bedingungen zu gemahnen”.

       Daher mögen jene, die in ihrem Horoskop ungünstige Zeichen gewahren, nicht erschrecken, sondern bedenken, dass reines Streben zum Lehrer alles zum besten lenken kann. Darüber hinaus muss man wissen, dass ein gutes Horoskop kein Segen ist, sondern eher das Gegenteil. Wir wachsen durch Hindernisse. Alle hohen Geister haben schwierige Horoskope.

       23. Oktober 1936

       Das Verhältnis Wsewolod Solowjews zu H. P. Blavatsky kommt in seinem Buch ”Eine moderne Priesterin der Isis“, das nach ihrem Tod geschrieben wurde, klar zum Ausdruck. Selbst für einen Leser mit geringem Unterscheidungsvermögen ist dieses Buch eine scharfe Verurteilung des Autors selbst. Solowjew erkannte nicht, welch harten Urteilsspruch er sich durch dieses Buch aufgeladen hat! Der ganze stumpfsinnige Eigendünkel eines nichtigen Menschen, die ganze Gemeinheit, der Verrat, die Verlogenheit und Kleinlichkeit seines Wesens zeigen sich auf jeder Seite dieses Buches.

       Das Zusammentreffen H. P. Blavatskys mit Solowjew ist in den ”Briefen von H. P. Blavatsky an A. P. Sinnett“ beschrieben. Diese Briefe sind bemerkenswert. Ich werde nie müde zu wiederholen, wie wichtig es ist, die ”Mahatma Letters“ sowie die ”Briefe von H. P. Blavatsky an A. P. Sinnett“ zu lesen. In diesen Büchern ist die ganze Geschichte der Theosophischen Gesellschaft und der Hauptbeteiligten genau niedergelegt. Die Biographie sowie die Artikel von H. P. Blavatsky sind von äußerster Wichtigkeit. Nicht minder wichtig ist es, mit der russischen Gesellschaft und allen ihren Hauptwerken vertraut zu sein. Wenn uns die Werke einer Person bekannt sind, erlangt ihre Biographie einen gänzlich anderen Sinn und eine entsprechende Bedeutung.

       Ich weiß, dass der Mahatma M. mit allen über H. P. Blavatsky geschriebenen Biographien unzufrieden war. Zu jener Zeit gab es tatsächlich keinen feinfühligen und bedachten Mitarbeiter, der diese titanische Natur hätte richtig einschätzen können. Gewiss, Mead schrieb nicht schlecht, aber von allen anderen schrieb A. Besant über Blavatsky am besten, weil sie selbst ein großer Geist war; doch hat sie keine vollendete Biographie über Blavatskys selbstaufopferndes Leben geschrieben (1937 ist eine ausgezeichnete Abhandlung über unsere große Landsmännin von Helena Pisarjewa herausgekommen. Dieses Werk veranschaulicht ihre große Aufgabe so vollständig wie möglich).

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       Das Schwerste auf dem Pfad der Jüngerschaft ist, in allem Maß und Gleichgewicht zu bewahren. Man muss die gegebenen Weisungen richtig erfüllen. Aber sehr oft neigt der Jünger in seinem Streben dazu, sich zu übernehmen, und daher heißt es auch, dass alles Überflüssige genau so schädlich ist wie das Unzulängliche, ja vielleicht noch schädlicher.

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       Hiermit reiche ich Ihnen den fürchterlichen Brief zurück. Gott sei Dank bekommt man derart schwarze menschliche Dokumente selten zu Gesicht. Wahrlich, maßlos übersteigerte Leidenschaften! Natürlich beruht das alles auf gänzlicher Unwissenheit. Es ist absolut zwecklos und sogar schädlich, solch einem Typ zu schreiben oder überhaupt etwas mitzuteilen. Die Aura der Briefe ist entsetzlich, sie enthüllt Zeichen schlimmster Besessenheit. Dieser Grad entzieht sich jedwedem Handeln.

       Wenden Sie sich von diesem offenkundigen Diener der Finsternis ab, wo er doch ohnehin von der Menschlichkeit der finsteren Kräfte so überzeugt ist. Die Strenge, die von Höherer Gerechtigkeit ausgeht, kann so ein ausgesprochen Unwissender natürlich nicht verstehen. Was kann dieser Gotteslästerer über Buddhismus wissen? Jeder seiner Gedanken, jedes Wort widerspricht den Grundlagen dieser großen Lehre.

       Übrigens bezieht sich dieser Diener der Finsternis auf den Begriff ”natürlicher Pfad“. Darum möchte ich für Sie einige Paragraphen aus dem noch unfertigen Buch ”Bruderschaft“ zitieren: ”Was ist der natürliche Pfad? Er ist ein Pfad uneingeschränkten Lernens - in Duldsamkeit und Geduld, ohne jedwedes Sektierertum. Uneingeschränkte Erkenntnis ist nicht leicht zu erwerben. Alles, was mit menschlichen Werken zusammenhängt, ist beschränkt. Jede Beschäftigung zersplittert, als ob es viele Verbindungswege gäbe. Selbst ausgezeichnete Geister sind in einen engen Kanal gedrängt worden. Diese Krankheit von Selbstbeschränkung hat nichts mit Selbstaufopferung zu tun. Der Mensch beschränkt sich allein auf seinen Komfort. In der Tat, tapfere Taten nach uneingeschränktem Wissen sind Ausnahmen. Boshaftes und gehässiges Tun führt zu Engherzigkeit. Für uneingeschränktes Handeln muss man von Großmut erfüllt sein und Ursachen und Wirkungen mit wohlwollendem Auge aufspüren. Strenge der Arbeit hat nichts mit kritischem Verhalten gemein. Nur beschränkte Menschen verurteilen. Vollkommenheit wird nicht aus Verurteilung geboren. Kann man in Verwirrung von uneingeschränktem Wissen träumen? Überall und in allem kann man lernen. Möglichkeiten werden durch unaufhaltsames Streben herbeigezogen. Der natürliche Pfad besteht allein in Beweglichkeit!

       Wahrlich, man muss suchen! Man muss daran denken, dass ein kleiner Funke eine große Explosion auslöst. Ein Gedanke kann beides: anziehen oder abweisen. Jene, die die menschlichen Gemüter regieren, sind nicht selten Geführte. Und wie sehr können leere Töne den Willen des Menschen ersticken und den bereits beschrittenen Pfad für immer zunichte machen! Gutes stört nie, aber Böses umso mehr! So lasst uns daran denken, dass kleine Funken große Explosionen auslösen.

       Sind diese Vorbereitungen für die Bruderschaft notwendig? Entschieden - nicht nur Vorbereitung, sondern auch Erleuchtung. Wird es jener, der entschlossen ist, sich dem großen Dienen hinzugeben, nicht bereuen? Kleinmütigkeit lässt viele Gedanken über Gemütlichkeit und Bequemlichkeit entstehen. Es kann auch ein bedauerliches Lächeln geben. Wie aber können solche Angriffe ohne Erleuchtung überwunden werden?” (Bruderschaft)

       Haben Sie übrigens von dem phänomenalen zehnjährigen Knaben aus Athen gehört, der sich, wie man erzählt, jede Nacht um 11 Uhr vom Balkon seines Hauses mit einer Rede an das Volk wendet? Er spricht über politische und soziale Themen und bekundet großes Wissen. Er kann die schwierigsten Fragen beantworten, doch nur zu dieser Stunde. Den ganzen Tag hindurch ist er ein ganz normales Kind. Man meint, dass aus diesem Knaben der Geist des Venezianers spricht.

       Interessant ist auch ein Fall aus Amerika. Ein Knabe sieht durch undurchdringliche Flächen hindurch, aber nur zu einer bestimmten Zeit, nämlich wenn ein Personifikator durch ihn wirkt. Dieser Knabe ist in der Zeitung abgebildet, wie er mit dichtverbundenen Augen einem Fachmann für solche Phänomene gegenübersteht. Nach Aussage des Experten verfügt dieser Knabe (oder der durch ihn wirkende Personifikator) über eine ungewöhnliche Geschicklichkeit. Was die Zeitungen schreiben, ist zwar mit Vorsicht aufzunehmen, jedoch im Prinzip sind solche Phänomene durchaus möglich.

* * *

       Lassen Sie sich durch nichts und niemanden beunruhigen. Es heißt ”Gefahr erweist sich für vieles als Rettung.” Vielleicht kann in Zusammenhang mit einigen Ereignissen gesagt werden, je gefährlicher, desto besser. Gefahr vermag dazu beizutragen, viel Unangenehmes zu überwinden.

       Denken wir an den Steuermann des Weltenschiffs und fürchten wir uns nicht.

       25. Oktober 1936

       Ich freue mich zu hören, dass der Ausspruch über selbständige Errungenschaft für Sie ein Appell war, denn das wird Ihnen helfen, die ganze Schönheit der Lehre zu schätzen, die, obwohl sie die Richtung weist und reichliche Hinweise gibt, wenn auch oftmals nicht für alle verständlich, dem Bewusstsein keinen Zwang auferlegt und die Freiheit individueller Entscheidung toleriert.

       Sicherlich ist die Zeit reif, doch sie reift vor allem in der Erkenntnis der bedrohlichen Zeit und der unserem Planeten bevorstehenden Kataklysmen, wenn der menschliche Geist nicht aufschreit und es versäumt, erhabenes Denken und Läuterung des Herzens zu erstreben. Die die Erde umgebende verseuchte Atmosphäre muss zerstreut werden, weil sie das Eindringen der segensreichen Strahlen der Gestirne verhindert. Das kann aber nur durch eine höhere Schwingung, das heißt, durch Erwachen der Geistigkeit in der Menschheit erreicht werden.

       Alle Apparate zum Sammeln psychischer Energie oder zur Messung der feurigen Spannung des Raumes, die Sie so sehr interessieren, würden sich in den Händen der habsüchtigen und chaotisch denkenden Vertreter der Menschheit nur als voreilige Sprengkörper erweisen. Die angehäufte psychische Energie würde von ihnen nicht zum Aufbau, sondern zur Zerstörung genutzt werden. Es gibt genügend ähnliche Beispiele auf anderen Gebieten.

       Der größte Nutzen, den wir beitragen können, besteht in der Erweiterung des Bewusstseins sowie in der Verbesserung und Bereicherung unseres Denkens, bei gleichzeitiger Läuterung des Herzens, um unsere Emanationen zu stärken und durch diese höhere Schwingung auf unsere Umgebung heilend einzuwirken.

       Freilich, ohne Hilfe des Lehrers ist es unmöglich, den Vorrat unserer psychischen Energie zu mehren; verfügen wir jedoch über ein geläutertes und offenes Herz und ist unser Organismus entsprechend vorbereitet, dann wird der Lehrer nicht säumen, sich zu offenbaren.

       Die Bücher der LEBENDIGEN ETHIK geben jedem Schüler die Möglichkeit, das Bildnis des Lehrers im Herzen zu tragen. Gewiss, diese Bildnisse werden unterschiedlich sein. Durch Verstehen der Hinweise schafft jeder Schüler sich jenes Bildnis, das ihm naheliegt. Kein Bildnis entspricht jedoch völlig der Wirklichkeit. Wir haben ein ziemlich gutes Bild in unserem Aschram, doch auch das drückt die schöne Wirklichkeit nicht aus.

       Ja, es gibt viele Interpreten der Heiligen Lehre, und jeder bezeichnet sich als Mitglied der Weißen Bruderschaft. Wer kann ihnen das verbieten? Wenn sie aufrichtig mitarbeiten, das Licht zu vermehren und helfen, in das chaotische Bewusstsein der meisten Menschen Ordnung zu bringen, mögen sie sich ruhig ”Mitglieder der Weißen Bruderschaft“ nennen. Ist denn nicht die ganze Menschheit geteilt in Anhänger von Schwarzen und Weißen Bruderschaften? Und tatsächlich gibt es mehr von jenen, die der Finsternis folgen; und es gibt so viele Entwicklungsstufen unter diesen Anhängern, als es Bewusstseine gibt.

       Von D. habe ich gehört und seine gute und nützliche Broschüre gelesen, aber seine Anhänger machen eine Sekte aus seiner Lehre. Es gibt sogar Gerüchte, dass jene, die abfallen, mit Bestrafung zu rechnen haben. Natürlich gibt es auch Fälle, wo der Führer sich von seinen Anhängern stark unterscheidet, und daher sind Gerüchte mit großer Vorsicht zu behandeln. Ich hätte diesen keinen Glauben geschenkt, wäre ich nicht in diesem Fall selbst auf eine bestimmte Sache gestoßen. D. verbot einem seiner Schüler, die BÜCHER der LEBENDIGEN ETHIK in die örtliche Sprache zu übersetzen und herauszubringen. Fürwahr, es steht einem Menschen zu, von einem Lehrer, den seine Schüler für ”ein Mitglied der Weißen Bruderschaft“ halten und der sogar der ”Sonnen-Hierarchie“ angehören soll, mehr Großzügigkeit und Duldsamkeit zu erwarten! Die Lehre des Lebens oder die LEBENDIGE ETHIK zieht niemanden herbei, sie ist jedem weitestgehend und frei zugänglich, sie bedroht oder verfolgt niemanden, der sie aus irgendeinem Grund wieder verlässt.

       Welche Interpretation der LEHRE in der Zeitschrift ”Okkultismus und Yoga“ haben Sie im Sinn? Jeder hat das Recht, der Lehre jenen Aspekt zu entnehmen, der ihm am nächsten liegt. Ich liebe den Ausspruch aus der Bhagavad Gita: ”Auf welchem Pfad du dich Mir näherst, auf diesem Pfade will Ich dich segnen, denn alle Pfade sind Mein.” Dieser herrliche Ausspruch weist klar darauf hin, dass die Form ohne Bedeutung ist, doch die Idee an sich das Wesentliche. Wie weit entfernt sind manche geistige Lehrer von dieser Duldsamkeit und Großzügigkeit! Ihnen fehlt vor allem die Großzügigkeit des Herzens.

* * *

       Und jetzt zu Ihrer Frage über die Einzelheiten der Isolierung der Elektrizität. Viele Mitteilungen und genaue Formeln können der Post nicht mit Sicherheit anvertraut werden.

       Anschließend finden Sie jene Paragraphen aus der Lehre, die Sie interessieren dürften:

”Ist es möglich, Psychotechnik ohne einen Lehrer zu erwerben? Es ist unmöglich. Diese Technik ist von gefährlichen Vorgängen begleitet. Sendet ihr eure Kinder ohne einen Führer in ein physikalisches Laboratorium?

       Wie kann man einen Lehrer finden? Vergessen wir nicht, dass die Gesetze des Willens die Eigenschaft haben, die Aufmerksamkeit dessen zu erregen, dem der Ruf gilt. Es besteht keine Notwendigkeit, den Lehrer in einem Nachbarhaus zu entdecken; man kann auf Entfernung führen. Es gibt aber Augenblicke, wo eine erfahrungsgemäße Warnung unerlässlich ist.

       Eine Reihe psychischer Erscheinungen ist mit atmosphärischen und astrochemischen Ereignissen eng verbunden. Es gibt unsichtbare, doch fühlbar tödliche magnetische Stürme. Der physische Führer wird nützlichen Rat erteilen, wie man der in Jedem Metall enthaltenen Gefahr ausweichen kann. Es gibt psychische Stürme, wo die Hand des Lehrers sich als unerlässlich erweist.

       Ihr wisst, dass physische Erscheinungen auf große Menschengruppen wirken. Das kann nicht als Wahnsinn bezeichnet werden, sondern ist eine besondere Erscheinung der kollektiven Einheit. Man mag sich die Wirkung unterirdischer Gase und die des Staubes atmosphärischer Körper vorstellen. Manche lähmen die psychischen Tätigkeiten, doch andererseits gibt es Erreger, die den Steuermann zwingen, unaufschiebbare Maßnahmen zu ergreifen. Wenn Wir über die Möglichkeiten der Psychotechnik sprechen, wollen Wir niemandem seine Apparate zerstören. Wir, als MITGLIEDER der GEMEINSCHAFT, verfolgen die Aufgabe der wahren Wirtschaftlichkeit, und jeder psychische Apparat muss geschützt werden. Sorgfalt erscheint umso mehr geboten, als das Potential der psychischen Energie oft nicht mit dem Intellekt zusammenfällt und es daher notwendig erscheint, die Qualität der psychischen Möglichkeiten zu bestimmen. Die psychische Energie in eine ihr fremde Richtung zu zwingen, wird eine der gefährlichsten Aspekte der Vergewaltigung sein.

       Ablagerungen von lichttragender Materie und astrochemischen Strahlen vermitteln der psychischen Energie eine ungewöhnliche Feinfühligkeit und sättigen sie periodisch mit Strahlen. Gewiss, die Qualität des Bewusstseins wird der bestimmende Faktor sein; lasst uns deshalb mit der psychischen Energie behutsam umgehen” (Gemeinschaft, § 177).

* * *

       ”… der Begriff des Magneten überschreitet die physische Sphäre. Wendet den Magneten im psychischen Bereich an, und ihr werdet eine sehr wertvolle Beobachtung machen. Die Assoziation von Ideen hat eine gewisse Grundlage in der magnetischen Welle. Verfolgt den Verlauf der magnetischen Wellen und ihr werdet feststellen, dass die Ideen sich in gleicher Richtung fortbewegen. Die Eigenschaft der Ideen mag verschieden sein, doch die Technik ihrer Verbreitung ist die gleiche. Der Versuch, zwischen Magnet und Denken eine Verbindung herzustellen, gibt ein hinreichendes Beispiel für den Einfluss einer physischen unsichtbaren Energie auf den psychischen Vorgang. Die Eigenschaften der Magneten sind verschieden; sie können wie Instrumente gestimmt werden. Die Reichweite der magnetischen Wellenlänge ist unvorstellbar. Ihre Wirkung auf die Menschen erfolgt nicht nach dem Alter, sondern nach der psychischen Strebsamkeit. Für Strahlungen auf Entfernung dienen magnetische Wellen als ein ungewöhnlicher Leiter. So haben wir mit fernen Horizonten begonnen und enden mit jener zukünftigen Aufgabe der Menschheit.

       Beachtet, das System der Auslegung besteht nicht in Eintönigkeit, sondern in der Spirale eines Strebens unter verschiedenen Bedingungen.

       Denket über magnetische Wellen und über psychische Streben nach” (Gemeinschaft, § 244).

       ”Die Atomenergie steht mit der Erforschung der psychischen Energie und dem Stadium der Theorie über die Magneten in Zusammenhang. Ohne diese Faktoren kann man sich nur bestimmte Erscheinungen der Urenergie aneignen …” (Gemeinschaft, § 150).

       Ja, die sogenannte Materia Lucida wird als Bestandteil in die Formel für eine der Menschheit versprochene Energie eingehen. In der Tat, Strahlen und Lichtwellen bringen die Lösung für die kommende Evolution.

       Nicht zuletzt möchte ich Ihnen sagen, dass die Menschheit durch die Mechanisierung zur Zeit dermaßen versklavt ist, dass die meisten Menschen bewusst oder unbewusst Roboter geworden sind. Man muss sie von dem Unheil befreien, da das Erstarren der Geistigkeit viele feine Fähigkeiten des Menschen zu zerstören droht. Aufrichtige große Wissenschaftler geben ganz offen zu, dass viele ihrer Entdeckungen gegenwärtig nicht enthüllt werden können. Sie sind der Menschheit so weit voraus, dass ihre Anwendung im Leben mehr Schaden als Nutzen bringen könnte.

       Daher besteht die LEBENDIGE ETHIK primär auf der Entwicklung der Geistigkeit, denn ohne diesen grundlegenden Faktor werden alle Manipulationen mit den feinsten Energien nicht nur zerstörerisch, sondern unmöglich sein. Alle Apparate der Zukunft zum Sammeln und Kondensieren der feinen Energien werden das Vorhandensein von psychischer Energie höchster Qualität beziehungsweise der Geistigkeit des Bedienungspersonals erfordern. Viele der feinsten Verbindungen sind nur bei Vorhandensein einer Aura bestimmter Spannung und Zusammensetzung möglich. Ebenso erfordert die Herstellung des legendären Steins der Weisen die geistig völlig übereinstimmende spezifische Aura der zwei Prinzipien (des weiblichen und des männlichen).

       Ich möchte hier einen Auszug aus einem Buch eines Schülers von Professor Yourevitch bringen: ”Nach einer zehnjährigen eingehenden Versuchsreihe legte Professor Yourevitch das Ergebnis seiner Forschungen dem Internationalen Psychologischen Kongress in Kopenhagen vor. Darin heißt es: ”Der Unterschied zwischen den menschlichen Emanationen und den Radium- und Röntgenstrahlen ist, dass menschliche Emanationen weit feiner sind und dichte Wände durchdringen können, wohingegen die Röntgenstrahlen sowie das Radium von einer bestimmten Körperdichte, die sie durchdringen, abhängig sind. Die Emanationen verwandeln zum Beispiel gasförmige Ströme, andererseits Nichtleiter in bemerkenswerte Leiter magnetischer Kraft. Die grundlegende Eigenschaft der Y-Strahlen ist ihre weitreichende Leitfähigkeit. Ohne Rücksicht auf Entfernung und Stärke erlangen diese gasförmigen Ströme unter dem Einfluss menschlicher Emanationen Leitfähigkeit. Ihre weitreichende und durchdringende Kraft ist durch den kosmischen Kontakt der menschlichen Emanationen bedingt, und daher muss man ihnen eine stärkere Wirkung als allen anderen Strahlen zugestehen.

       Neben ihrer weitreichenden Leitfähigkeit und Durchdringungskraft verfügen die Y-Strahlen, wenn sie dichte Hindernisse durchdringen, über die Fähigkeit, auch mechanische Funktionen zu übernehmen. Wenn sie dicke Metallplatten durchdringen, bewirken die Y-Strahlen, sobald sie durch bewusst konzentrierte Lichtwellen hindurchgehen, molekulare Ablagerungen. Sie können auch fotografiert werden. Die Y-Strahlen der Aura sind die Grundlage der Levitation und der telekinetischen Phänomene. Das Werk von Professor Yourevitch erschien unter den Titeln ”Y-Strahlen als Leiter von biophysikalischer Energie” … ”Mar-Galitu” (Fr. J. P. Reimann). … ”Die magnetische Aura des kosmischen Menschen” (Trier: Fr. P. Reiss).

       So wird die Wissenschaft nolens volens genötigt sein, ihre Forschung der Geistigkeit zuzuwenden. Das Morgenrot der Neuen Ära der Anerkennung des Geistes bricht an.

       9. Dezember 1936

       Ich besitze das von Ihnen erwähnte kleine Buch, doch ich kann es erst lesen, sobald ich mehr Zeit habe. Die von Ihnen gestellten Fragen lassen den Schluss zu, dass das Buch wenig Wissen, und ich möchte fast sagen, vorsätzliche Verleumdung aufweist. Offensichtlich konnte sich der Verfasser in der ”Geheimlehre“ nicht zurechtfinden, er spricht in einer ganz feindseligen Art sogar von Häresie. Wenn er jedoch meint, dieses Werk zu kennen, so ist es umso schlimmer, denn dies besagt, dass er es überhaupt nicht verstanden hat. Zu behaupten, ”Frau Blavatsky besaß keine Verantwortung und kein Verständnis für das Problem Freiheit”, zeugt wirklich davon, dass er von östlicher Philosophie selbst keine Ahnung hat und dass Begriffe wie Karma und Dharma für ihn ein leerer Klang sind. Es ist sicherlich nicht die Meinung von H. P. Blavatsky, dass der ”Mensch eine Marionette“ sei, sondern derart gewissenlose Kritiker sind selbst Marionetten ihrer unverantwortlichen Behauptungen und Vorurteile. Mit Recht kann man sich über solche Urteile nur wundern.

       Und nun zu Ihrer Frage. Die Rabbiner, denen wir begegneten, gaben einmütig zu, dass das Wort Israel ”Der Auserwählte“ bedeutet. Daher wird jeder unvoreingenommene und reine Geist, der die früheren Offenbarungen oder die alleinige Quelle aller Religionen und Philosophie ehrt, ein ”Auserwählter“ oder ”Israel“ genannt.

       Es ist auch ratsam, immer an den Ernst und die Ungewöhnlichkeit der Zeit, in der wir leben, sowie an die Notwendigkeit zu erinnern, sich erneut den Grundlagen des Lebens mit der Wiederkehr der ursprünglichen Quelle aller Lehren zuzuwenden, besonders allen großen geistig Schaffenden, die den wahren Gründern dieser oder jener Lehre unmittelbar nachfolgen.

       Hatten Sie Erfolg im Suchen nach Dobrotolubye (Die Liebe zum Guten)? Trotz zahlreicher Korrekturen gibt es darin bemerkenswerte Stellen. Die Worte des großen Heiligen Antonius sind schwer zu widerlegen.

       Ja, ”Das Aufzwingen von Gedanken ist eines der schwersten Verbrechen. Es ist nicht zu rechtfertigen. Es dient allein dazu, neue Gewalttaten heraufzubeschwören, und wo ist das Ende dieses Vergehens? Es ist irrig, zu meinen, dass mit Hass Geschaffenes dauerhaft sein kann. Allein Aufbau, nicht Vernichtung, kann Kraft für einen freien Gedanken sammeln. Der Gedanke muss geschützt werden. Der Denkprozess selbst muss liebgewonnen werden.”

       Nein, wir grämen uns nicht, im Gegenteil, wir beobachten mit bebendem Herzen, wie das rettende Gefühl der Vaterlandsliebe unter den Zeichen des Krieges erwacht. Man muss an das Sprichwort denken: ”Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde, denn der erste Himmel und die erste Erde gingen vorbei.” So durchschreitet die ganze Welt jetzt das Fegefeuer, und Finsternis verschlingt Finsternis. Für alle ist Heldentat geboten. Wappnen wir uns mit Geduld, denn die Zeit naht, wo man nach allen, die ein Körnchen wahren Wissens darbieten können, suchen wird. Überall dort, wo alles weggenommen, wo jedwede schöpferische Tätigkeit erstickt wurde, wo menschliche Würde verlorenging: vor allem dort wird der Durst nach Wissen und nach wahrer Freiheit erwachen. Zur rechten Zeit wird in voller Glorie die Wohnstätte erstehen. Daher werden wir gebeten, jetzt in der bedrohlichen Zeit Feierlichkeit zu bewahren. Wir sind am Gipfel des Harmagedons angelangt.

* * *

       Sicherlich ist unter dem Begriff Himmel im weitesten Sinne der Raum zu verstehen, im religiösen Sinn jedoch bedeutet er die höheren Sphären, die unseren Planeten umgeben - die Feurige beziehungsweise die Höhere Welt.

       Die Bezeichnung selbst hat an sich wenig Bedeutung, wichtig allein ist der Begriff, auf den diese Bezeichnung hinweist.

       Ein berühmter amerikanischer Wissenschaftler gab auf die Frage, wie er sich den Himmel vorstelle, folgende Antwort: ”Er ist das, was die Wissenschaftler die wahre Welt nennen, und unsere irdische Welt ist nur ihre Reflektion” (man könnte hinzufügen, eine fürchterlich entstellte Reflektion). Das ist eine wahre östliche Erklärung. Wer weiß, vielleicht liest dieser Wissenschaftler in seinem Schlafzimmer hinter verschlossener Tür die ”Geheimlehre“ oder ähnliche Werke der großen Lichtträger, die durch unwissende Vertreter unseres zweibeinigen Reiches auch jetzt noch grausam verfolgt werden. Wahrlich, die Lichtauslöscher verdienen es nicht, Menschen genannt zu werden. Sie haben ein niedrigeres Niveau als die Tiere.

       Ein wildes Tier greift an, wenn es hungrig ist, aber der Mensch in seinem Hass ist jederzeit bereit, alle und alles zu vernichten, wobei er sich zu äußerster Grausamkeit hinreißen lässt. In der Tat, die Hölle ist hier auf Erden! Aber um das Paradies besser zu schätzen, muss man auch die Hölle kennenlernen. Die Pforten des Paradieses stehen offen; es liegt an uns, einzutreten.

       Bewahren Sie weise Freude!

       10. Dezember 1936

       Erneut habe ich Ihren Brief aufmerksam gelesen und mein Rat an Sie ist, legen Sie die genannten okkulten Bücher beiseite und studieren Sie mit ganzer Seele das Leben der großen Heiligen.

       Sie schreiben, dass ”die richtigen Bedingungen, den Pfad zu betreten, hier zu finden sind”, reden aber zuerst von Ihrem Schwanken und Ihrem Zweifel. Doch die Grundbedingung zum Betreten des Pfades ist feste Entschlossenheit, den erwählten Weg ohne Abweichung zu verfolgen. Obwohl es viele Wege zu der einen Wahrheit gibt, wie es in der Bhagavad Gita so schön heißt, werden unsere Kräfte nichtsdestoweniger nur vergeudet und wir werden nirgendwo hingelangen, wenn wir von einem Pfad zum anderen laufen. Wenn Ihnen das schöne Bildnis des Heiligen Franziskus so teuer ist, so wählen Sie ihn zu Ihrem Lehrer! Warum sollten Sie einen anderen Guru suchen, wenn Sie bereits einen gefunden haben? Ich verehre den Heiligen Franziskus sehr und nicht minder liebe ich die Heilige Therese von Spanien. Warum sollten Sie dem großen Beispiel des Heiligen Franziskus nicht nacheifern? Wer weiß, vielleicht werden Sie eines Tages, wenn Ihr Herz wirklich entflammt ist, inspiriert werden, über die ”Nachfolge des Heiligen Franziskus“ ein Buch zu schreiben! In unserem jetzigen Zeitalter mit seiner beinahe universellen Verehrung des ”Goldenen Kalbes“ wäre die Wiederkehr zur Lehre der Armut eine sehr begrüßenswerte Gegenüberstellung.

       Legen Sie daher die Bücher über den Okkultismus zur Seite und belasten Sie sich nicht mit deren Kritik. Zu einer vernünftigen Kritik muss man vieles wissen. Sie schreiben, dass bestimmte Menschen und auch einige Organisationen das Buch des von Ihnen erwähnten Verfassers als ein Werk der Freimaurerei betrachten, ja sogar eines des ”Jüdischen Freimaurertums“! Das ist nichts Neues, es handelt sich um die alte Formel abgestumpften, unheilvollen Unwissens. Im Mittelalter wurde alles, was dem Lichte diente, mit dem Siegel Satans abgestempelt, und jetzt hat dieser Stempel nur einen anderen Namen erhalten - das ist alles. Mit ähnlichen Anschuldigungen und Titeln wie ”Scharlatan“, ”Spion“ und anderen, sind viele der besten Geister und großen Schaffenden für das Allgemeinwohl bedacht worden. Die Liste der Wissensträger, die durch die Hände der Unwissenheit umgekommen sind, ist lang. Seinerzeit wurden der große Paracelsus, der Graf von Saint Germain sowie unsere Landsmännin H. P. Blavatsky mit solchen Titeln bedacht. Heutzutage gibt es Menschen, die so große Patrioten wie Suworow, Golenitschew-Kutusow, Fürst von Smolensk, Nowikow, Lopukin, Fürst Repin, Karamanzin, Fürst Kurakin, Speranski, Puschkin, Griboyedow und andere als Verräter des Vaterlandes hinstellen, nur weil diese Menschen sich seinerzeit zur hochkulturellen und fortschrittlichen Bewegung der ”Freimaurer“ bekannt haben. Nehmen wir sie heraus aus der russischen Kultur, - was bleibt dann übrig? Vergessen wir nicht, dass auch jetzt ein bestimmter Teil der russischen Gesellschaft vor allem Tolstoj verfolgt. So war es in Harbin verboten, seines 100. Geburtstages zu gedenken! Urteilen Sie selbst, können wir mit solch mittelalterlichen Methoden ohne tiefe Scham vor gelehrte Ausländer hintreten? Nicht, dass ich die Freimaurer verteidigen möchte, denn diese Bewegung ist jetzt zum Großteil in Klubs und Kulissenzauber ausgeartet, sondern es ist recht und billig, zuzugeben, dass die ursprünglichen Gründer des Freimaurertums sowohl im Westen als auch im Osten Menschen von großer Vernunft und hoher Moral und darüber hinaus wirkliche große Patrioten waren.

       Wissen Sie übrigens, dass es Leute gibt, die unwissend glauben, der Malteserorden zähle zum Freimaurertum? Dabei ist dieser eine rein katholische Organisation, und nur Katholiken werden als Mitglieder zugelassen.

       Was die Feinde unseres Landes betrifft, so gibt es deren viele, und sie sind in vielen Ländern und unter verschiedenen Völkern zu finden. In den letzten Jahren ist eine Anzahl wertvollster Dokumente veröffentlicht worden, welche die traurige Wirklichkeit in ihrer ganzen Stärke enthüllen. Es schmerzt einen, diese Dokumente zu lesen. Zur Zeit hat menschlicher Hass seinen Höhepunkt erreicht und droht die ganze Welt zu vernichten. So wird das Karma unseres Planeten vor allem durch Unwissenheit gewebt, denn die Ursache allen Übels ist Unwissenheit. ”Unwissenheit ist Hölle”, sagt einer der großen geistig Schaffenden des ersten Jahrhunderts des Christentums.

       Sie möchten das Gesetz der Wiedergeburt gern bestätigt wissen. Doch das hängt ganz von Ihnen ab, denn jede Überzeugung und jedes Wissen kommt von innen. Wenn unsere früheren Aufspeicherungen dürftig sind, so wird uns schwerlich plötzliche Erleuchtung widerfahren. Denn vieles muss durchgemacht und erlitten werden, bevor das Bewusstsein bereit ist, Neues aufzunehmen; doch ist es nur zeitweilig getrübt, so kann man hoffen, dass sich die Augen des Geistes öffnen werden. Mein Rat ist, beobachten Sie mehr und denken Sie über die kosmischen Gesetze nach, vielleicht werden Sie dann den ganzen Widersinn und die ungeheuerliche Ungerechtigkeit eines einzigen Menschenlebens auf Erden erkennen sowie durch die Notwendigkeit, in verschiedene Verhältnisse hineingeboren zu werden.

       Im Kosmos gibt es unbegrenzte Vervollkommnung, die auf dem Gesetz der Zweckmäßigkeit und dem führenden Prinzip der Hierarchie des Lichts oder der Jakobsleiter beruht! Wäre es anders, hätte das Chaos das Universum längst verschlungen. In der Tat, alles Positive birgt das Führende Prinzip. So etwas wie ewige Verdammung gibt es ebenso wenig, wie es jene ewige Seligkeit gibt, wie sie von den meisten verstanden wird. Es gibt Perioden von dieser und jener Dauer in völliger Übereinstimmung mit den Aufspeicherungen des Geistes. Im Kosmos gibt es nur ewige Bewegung und Verschiedenartigkeit. Herrlich ist der Pfad unendlicher Vervollkommnung!

       Und so folgen Sie dem Bildnis, das Sie lieben. Ich bin sicher, dass Sie durch Herzensstreben finden werden, was Sie suchen. Mein Wissen über einige Einzelheiten aus dem Leben des Heiligen Franziskus würde sie kaum zufriedenstellen, denn es stammt aus einer ganz anderen Quelle. Doch eine lehrreiche Geschichte aus diesem schönen Leben, die ich kürzlich in einer indischen Zeitschrift las, möchte ich Ihnen dennoch erzählen. Es könnte sein, dass Sie diese Geschichte kennen, aber ich liebe sie so sehr, dass ich sie gern wiederhole.

       ”Einst sagte der Heilige Franziskus zu einem jungen Mönch: ”Bruder, lass uns in die Stadt gehen, um zu predigen.” Und so verließen sie das Kloster und sprachen über erhabene Dinge, durchquerten die ganze Stadt und kehrten zum Kloster zurück. Der junge Mönch fragte erstaunt: ”Vater, wann werden wir predigen?” Der Heilige Franziskus antwortete: ”Bruder, merktest Du nicht, dass wir die ganze Zeit predigten? Wir schritten in Würde einher, wir sprachen über erhabene Dinge, die Menschen sahen nach uns und empfingen Frieden und Trost. In der Tat, Predigen besteht nicht allein in Worten, sondern auch im Benehmen.”

       Seien Sie daher von solchem Geist erfüllt und Segen wird Ihnen zuteil.

       17. Dezember 1936

       Über die bemerkenswerte Persönlichkeit des Grafen von Saint Germain kann man natürlich keine unvollständigen Angaben veröffentlichen; es ist besser, das Buch von Cooper-Oakley komplett zu übersetzen. Ich erachte dieses Werk als das beste von denen, die ich bisher über St. Germain gelesen habe. Dieser Band enthält sehr wertvolle Aussagen über seine Bibliographie.

       Es gibt keinen Zweifel, dass Saint Germain auch in der russischen Geschichte eine bedeutende Rolle gespielt hat. Im internationalen Schrifttum finden sich kurze Hinweise auf die Prophezeiungen, die er bei seinem Aufenthalt in der Hauptstadt Russlands machte. Die Zeit ist noch nicht gekommen, um sie zu veröffentlichen, aber die Zeiten ändern sich und zur gegebenen Stunde werden wir darüber hören.

* * *

       Ja, in gewissen Zeitabschnitten erschienen in manchen Ländern gelegentlich Abgesandte, die eine Botschaft und nützliche Hilfe aus dem Bollwerk des Wissens übermittelten, was allerdings nicht immer erkannt wurde. Der Osten verstand einst, diese Botschaften anzunehmen - natürlich nicht mehr - aber die westlichen Völker beharrten auf Ablehnung. Nur einmal sind die Ratschläge und die Hilfe von der sogenannten Neuen Welt angenommen worden, nämlich unter Washington, bei der Deklaration der Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten von Amerika. Das Ergebnis dieser Annahme war die mächtige Entwicklung der Vereinigten Staaten. Vielleicht wurde auch gegenwärtig irgendwo solche Hilfe angeboten, aber in unserem Zeitalter der Zersetzung und der Herrschaft menschlichen Wahnsinns ist sie sicherlich zurückgewiesen worden.

       Und so lasst uns Zeuge des Karma für die Zurückweisung der großen Hilfe sein. Wenn in früheren Zeitaltern oft viele Dekaden erforderlich waren, die Folgen solcher Zurückweisung zu enthüllen, so sind die Fristen heute weitaus kürzer. Unter unaufhörlicher Beschleunigung des kosmischen Einflusses neuer Strahlenverbindungen erfahren die Ereignisse ein gänzlich anderes Tempo. Auch im Laufe des letzten Jahres hat sich bereits so viel ereignet!

       So mögen denn die Weisen über die Ereignisse nachsinnen, um die Ursachen aus der Vergangenheit und nicht selten, die aus der unmittelbaren Vergangenheit aufzuspüren. In einer ernsten Zeit kann man neue Ursachen nicht ausschlagen. Lasst uns hoffen, dass sich erleuchtete Geister finden werden, denen es gelingt, durch rechtzeitige Festsetzung segensreicher Grundlagen die totale Vernichtung zu verhindern.

       In allen Zeitaltern haben die ”Älteren Brüder“ den Menschen beigestanden, aber die totale Unwissenheit und Unduldsamkeit, die sich in den Regierungskreisen kundtat, lehnten eine Rettung ganzer Länder ab. Menschlicher Egoismus hasst vor allem jene, die über Vorausschau verfügen und mehr wissen als die selbstzufriedenen Unwissenden. Wie wenige Menschen wollen wirklich lernen; jeder ist nur daran interessiert, andere zu belehren! Aber der Weise sammelt sein ganzes Leben durch Beachtung der scheinbar unbedeutendsten Ereignisse wie eine Biene den Honig der Erkenntnis!

       Gewiss, den Rat zur Eile sollte man nicht im engsten Sinn verstehen. Dieser Ratschlag betrifft primär die Erfüllung der bereits aufgezeigten Aufgaben und bezieht sich besonders auf das Wachstum und die Erweiterung des Bewusstseins, um das Verständnis der bevorstehenden laufenden Ereignisse zu ermöglichen. Das braune Gas hüllt unseren Planeten ein, und die Vermengung der Ströme wirkt sich auf den feinfühligen Organismus sehr bedrückend aus.

* * *

       Ich würde mich sehr freuen, Ihr Werk kennenzulernen. Ich glaube, dass solch ein Buch nicht übereilt niedergeschrieben werden sollte. Man müsste mehr Material zusammentragen Viel Wertvolles werden Sie in den Episteln des Apostels Paulus finden. Ich habe die von Ihnen angeführten Fragen aus dem Buch ”Das Leben von H. P. Blavatsky“ von Sinnett gefunden, doch weiß ich nicht, woher H.P.B. diese Informationen genommen hat. Wahrscheinlich handelt es sich um die vorhandenen Apokryphen, die in vielen Fällen richtiger sind als die sogenannten historischen Daten. In der ”Encyclopedia Britannica“ sind in der kurzen Beschreibung über das Konzil von Nicäa diese seltsamen Einzelheiten in Zusammenhang mit der Wahl des kanonischen Evangeliums nicht vermerkt. Ich bezweifle sehr, ob diese Details in der ”Enzyklopädie der Religionen und der Ethik“ (englische Ausgabe von Hastings) zu finden sind, denn die Zensur der Kirche unserer Zeit hätte sie wohl kaum zugelassen. So bleibt nichts weiter übrig, als in den Apokryphen danach zu suchen. Das Konzil von Konstantinopel im Jahre 553 beschloss die Abschaffung der Lehre von der Wiedergeburt, wie es in der Encyclopedia Britannica heißt. Man muss dem Verfasser der Mitteilung über die Konzile in der Encyclopedia Britannica Anerkennung zollen, denn er scheute sich wirklich nicht, sich über die Autoritäten, die dem Konzil vorstanden, kritisch zu äußern. Ich rate Ihnen, sich mit diesem verantwortungsbewussten und sehr nützlichen Werk nicht zu übereilen. Sammeln Sie in Ruhe das notwendige Material.

* * *

       Ihre Antwort an die Fragesteller war wirklich ausgezeichnet. Das Gewissen und das Herz müssen uns eben dazu bewegen, den besten Weg der Pflichterfüllung zu beschreiten. Ich persönlich befürworte vor allem jede Verteidigung des Vaterlandes. Und so lasst uns mutig allen beschleunigten Ereignissen entgegensehen. Wie Sie sehen, war das Jahr 1936 reich an bedeutenden Ereignissen, aber vermögen viele ihre tiefsinnige Bedeutung zu ermessen? In einem kürzlich in Amerika erschienen Buch ”Die Geschichte der Prophetie“ von Henry James Forman (New York: Farrar & Rinehart, Inc., 1936) beschreibt der Verfasser vorhergesagte historische Ereignisse über viele Jahrhunderte hinweg bis hin zur heutigen Zeit. Er führt auch die Worte und Prophezeiungen von N. K. an, die dem Autor dieses Buches im Jahre 1934 übermittelt wurden. Nicht allein auf das Jahr, sogar auf den Tag und Monat genau wurde auf bestimmte vorausgesagte Ereignisse verwiesen. Diese Prophezeiung erfüllte sich genau auf den Tag und die Stunde. Wir wollen uns daher nicht grämen, sondern an die vorausgesagte Neue Welt denken.

       Seien Sie daher durch nichts beunruhigt, bewahren Sie die Ruhe und hüten Sie Ihre Gesundheit. Gewöhnen Sie sich an eine feierliche Stimmung, denn vor allem in den Tagen der Apokalypse wird auf Feierlichkeit verwiesen. Denken Sie daran, dass Freude eine besondere Art der Weisheit ist.

 

1937

       1937

       Zu einigen Fragen möchte ich sagen, vertrauen Sie mehr der Stimme Ihres Herzens. Jene hohen Egos oder Individualitäten, die zu Ende der dritten Rasse von höheren Welten auf unsere Erde kamen, fahren fort, den Fortschritt und das Wachstum menschlichen Bewusstseins zu lenken. Der Höchste von Ihnen, der Avatar Vishnu, wie Er im Osten bekannt ist, offenbarte sich in verschiedenen Aspekten und wird sich auch in der ganzen Daseinsrunde unseres Planeten offenbaren. Diese Individualität legte die Grundlagen für jede Verschiebung des Bewusstseins unserer Menschheit. Wahrlich, dieser Höchste Geist ist das Haupt der Hierarchie des Lichts und Er hat eine nie endende Wache auf sich genommen.

       Man kann den Menschen nicht die Wahrheit anvertrauen, weil sie sie nicht fassen können. Man kann sogar sagen, je näher der Wahrheit, umso ferner scheint man ihr zu sein. Sie ist in ihrer Größe zu einfach. Versuchen Sie, den Menschen eine Goldmünze zu einem herabgesetzten Preis zu verkaufen, und niemand wird sie Ihnen abkaufen. So verhält es sich mit den großen Wahrheiten. Die Menschen bedürfen der ganzen Aufmachung, der ganzen althergebrachten Maskerade, die sich um die großen Begriffe anhäufte.

       Christus kam, und nur Fischer nahmen ihn auf. Doch als die Jahrhunderte Ihm das ganze Gewicht der kirchlichen Dogmen und der goldenen Gewänder aufluden und aus Ihm ein unerreichbares Idol machten, glaubten die Mengen an Ihn.

       Ich rate auch Ihnen, all diesen Gerüchten weniger Glauben zu schenken. In den Tagen des Harmagedon versammelt sich die gesamte Hierarchie des Lichts in dem Einen Bollwerk. Jahrtausende hindurch haben sich die Hohen Geister auf diese Zeit vorbereitet. Furchtbar ist der Kampf, nur Wahnsinnige nehmen die Schrecken der Zerstörung nicht war. Wie kann man, nach den vielen Redensarten und Behauptungen, von denen Sie schreiben, an esoterisches Wissen einiger Betrüger glauben? Wenn diese das Vorhandensein der schwarzen Loge leugnen, so kann man darauf nur mit den Worten eines europäischen Philosophen antworten: ”Der Sieg des Teufels besteht darin, dass es ihm gelang, die Menschen davon zu überzeugen, dass er nicht existiert.” Die schwarze Loge gibt es, und sie ist äußerst machtvoll, weil sie durch die Massen wirkt, und ihre besten Diener sind die Schwachgläubigen, die Lauen und die Unbeständigen. Die Finsteren bemühen sich, die Weiße Loge in allem nachzuahmen, und unter der Maske des Lichts versuchen sie mit ihrer ganzen Macht, in die geistigen Herde einzudringen, um Verwirrung und Verderb hineinzutragen. Aus diesem Grunde ist es so wichtig, sich Unterscheidungskraft sowie Selbstbeherrschung anzueignen.

       In den ”Briefen der Mahatmas“ gibt es viele Bestätigungen der Großen Lehrer über das Vorhandensein der Brüder der Finsternis. So ist Harmagedon eine Entscheidungsschlacht zwischen den Kräften des Lichts und jenen der Finsternis.

       Ich möchte meinen Brief mit einem Paragraphen aus dem Buch ”Bruderschaft“ beenden: ”Die uranfängliche Energie sucht Zutritt zu allen Nerven der Menschheit. Sie ist wirklich vorhanden. Sie ist durch kosmische Bedingungen verdichtet worden. Es ist unpassend zu fragen, ob man sie entwickeln soll. Die uranfängliche Energie kann man nicht entwickeln, man kann sie nur vor den Wellen des Chaos schützen. Man sollte den Schatz der Evolution mit größter Sorgfalt hegen. Im Altertum wurde viel gesagt über die Zeit, in der die uranfängliche Energie in verstärktem Maße in Erscheinung treten wird. Die Menschen dürfen das, was so gebieterisch seine Bestimmung verfolgt, nicht ablehnen. Wer könnte derart anmaßend sein, die Botschaft des Zeitalters abzulehnen? Nur die Unwissenden und jene, die mit einer ”falschen Weisheit“ prahlen, werden gegen das Offensichtliche ankämpfen. Doch nehmen wir uns die Angriffe der Unwissenden nicht zu Herzen. Sie winden bloß jedem Rat für die Hilfe der Menschheit einen Kranz.”

       Befolgen Sie gegenüber vielen Vorübergehenden das weise Sprichwort: ”Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.”

       7. Januar 1937

       Wir haben uns sehr gefreut über die Nachricht von der zunehmenden kulturellen Aktivität der Gesellschaft und über den Bericht ihres Präsidenten. Dieser Bericht ist ausgezeichnet und mit aufrichtigem Bestreben geschrieben. Der jetzt geplante Kongress kann sich in vieler Hinsicht durchaus günstig auswirken. Lassen Sie uns daher unsere besten Gedanken für die Verwirklichung und für die Beratung eines entsprechenden Programms übermitteln. Wir sind angenehm berührt, dass Freunde der Idee des Paktes treu sind. Sie sind sich der Notwendigkeit bewusst, dem Bewusstsein der Massen von Kindheit an die Bedeutung wahrer Werte einzuprägen, ohne die die Menschheit in Barbarei zurückfiele. Doch es gibt solch beschränkte Gemüter, die den Pakt und das Banner nur als problematischen Schutz in Kriegszeiten betrachten und seine grundlegende erzieherische Bedeutung gänzlich außer acht lassen.

* * *

       Da sich unsere Freunde das Vorankommen des Paktes und des Friedensbanners zu Herzen genommen haben, führe ich einen Ausspruch aus dem Buch ”Bruderschaft“ an. Diese Worte sollten alle Freunde noch mehr begeistern. ”Ihr erinnert euch, wie unbeirrbar Wir versuchen, die Schöpfungen der Schönheit zu schützen. Die Annäherung des Harmagedon voraussehend, beginnen Wir, Ratschläge zu geben, wie die Schätze der Welt am besten behütet werden können. Wir wissen, dass die Kräfte der Finsternis alle Anstrengungen aufwenden und dieser dringenden Anweisung entgegenwirken werden. Die Kräfte der Finsternis verstehen sehr wohl die Macht der von Kunstgegenständen ausgehenden Strahlung. Inmitten der Angriffe der Finsternis können diese Ausstrahlungen als beste Waffe dienen. Die Kräfte der Finsternis versuchen, die Kunstgegenstände entweder zu vernichten oder wenigstens die Aufmerksamkeit der Menschen von ihnen abzulenken. Man sollte bedenken, dass eine verschmähte und der Aufmerksamkeit beraubte Schöpfung keine wohltätige Energie ausstrahlen kann. Zwischen einem kalten Betrachter oder Zuhörer und der ausgeschlossenen Schöpfung kann es kein lebendiges Band geben. Der Sinn der Gedankenumwandlung in Schöpfung ist ein sehr tiefer, mit anderen Worten, sie wird zu einem Magneten und Energiespeicher. Daher lebt Schöpfung und trägt bei zur Umwandlung und Energiespeicherung. Inmitten des Harmagedon kann bewiesen werden, wie umfassend der Einfluss von Kunstwerken ist. In dieser Sorge um wertvolle Kunstschöpfungen ist der Schlüssel zur ganzen Epoche enthalten. Wir haben viele Kunstschöpfungen gerettet. Wir sahen die Finsteren ihr Handwerk ausüben durch Verhinderung solcher rettenden Maßnahmen; und von den Höchsten Sphären sehen Wir, wann die Menschheit der Hilfe bedarf. In der Feinstofflichen Welt war dieser vorbereitende Plan lange bekannt. Wir verheimlichen die Dringlichkeit der Maßnahmen nicht, denn das Ziel des jetzt wirkenden Harmagedon ist es, alle menschlichen Energien zunichtezumachen. Das erhoffen die Finsteren, aber Wir wissen ihnen entgegenzutreten. Beachtet daher, worauf Unsere Bemühungen gerichtet sind.”

* * *

       Man beschuldigt uns also, theosophische Ideen zu benutzen, ohne irgendwo die Theosophie zu erwähnen! Aber ganz logisch können wir diese Beschuldiger darauf hinweisen, dass die gesamte gegenwärtige Theosophie der östlichen Philosophie entlehnt ist. H. P. Blavatsky hat die Quellen nie verschwiegen, aus denen sie ihr Wissen schöpfte. Auch in der Einleitung zur ”Geheimlehre“ spricht H. P. Blavatsky mit den Worten Montaignes folgendes: ”Meine Herren, ich habe hier bloß aus gepflückten Blumen einen Strauß gemacht und nichts Eigenes hinzugefügt, als den Faden, der sie verbindet.”

       Jedweder Anspruch auf Monopol der universellen Lehre oder Wahrheit oder Verkehr mit den Großen Lehrern wirkt absurd!

       Ich zitiere einen Paragraphen aus dem neuen Buch ”Bruderschaft“, das solchen Aneignungen Halt gebietet: ”Die Heilige Lehre kann nicht auf einer Stufe einfrieren. Es gibt nur eine Wahrheit, aber jedes Jahrhundert und auch jedes Jahrzehnt nähert sich ihr auf seine eigene Weise. Neue Schriftrollen werden entrollt, und das menschliche Bewusstsein beobachtet die Erscheinungen des Universums auf neue Weise. Auch die Wissenschaft entdeckt auf ihren Wanderungen neue Verbindungen. Bei solchen Entdeckungen werden die früher verkündeten Grundlagen bestätigt. Jede Übermittlung der Großen Weisheit ist unbestreitbar, aber sie wird ihre eigenen Anhänger haben. Wer die Hierarchie ehrt, der achtet auch ihre Boten. Die Welt lebt durch Bewegung, und das Erscheinen der Unverbrüchlichen Lehre wird durch den Fortschritt hervorgerufen. Die Einfältigen nennen solches Voranschreiten eine Verletzung der Grundlagen, aber die Denker wissen, dass Leben Bewegung ist.

       Auch Sprachkenntnis steigert den Fluss neuer Entdeckungen. Um wieviel mehr wird der entfesselte Gedanke zuführen. Jedes Jahrzehnt enthüllt einen neuen Zugang zur Unverbrüchlichen Lehre. Vor einem halben Jahrhundert lasen die Leser sie ganz anders. Im Vergleich zu ihnen haben die gegenwärtigen Leser wieder andere Gedanken. Man sollte nicht von neuen Lehren sprechen, denn es gibt nur eine Wahrheit! Neue Daten und neue Wahrnehmungen werden nur die Vertiefung der Anerkennung sein. Jeder, der diese Erkenntnis verhindert, übt ein Vergehen an der Menschheit. Die Anhänger der Unverbrüchlichen Lehre werden den Pfad des Lernens nicht behindern. Sektierertum und Fanatismus sind auf dem Wege des Wissens unangebracht. Wer immer es zustande bringt, Erkenntnis zu verhindern, ist kein Anhänger der Wahrheit. Das Zeitalter der Völkerverschiebungen muss der Wissenschaft jeden Weg ebnen. Das Zeitalter der Annäherung der großen Energien muss diesen leuchtenden Pfaden aufgeschlossen begegnen. Das Zeitalter des Strebens in die höheren Welten muss sich dieser Aufgabe würdig erweisen. Streit und Zank sind das Los jener, die Unordnung schaffen.” Nun muss ich Ihnen sagen, dass N. K. die ursprünglichen Quellen bevorzugt, und er ist mit der östlichen Denkweise und mit jenen Büchern, aus denen H. P. B. schöpfte, gut vertraut. Gleicherweise kann ich von mir sagen, dass meine ersten irdischen Lehrer die Bücher von Ramakrishna, Vivekananda, die Bhagavad Gita, Bücher über Buddhismus, das Lamrin Chembo von Tsong-kha-pa und manch andere waren.

       Mit den theosophischen Schriften bin ich erst in Amerika bekannt geworden, und ich kann sagen, dass nach den Perlen des Ostens und den Werken von H. P. B. diese Literatur für mich nicht besonders interessant war; einige Werke haben mich wirklich abgestoßen. Es wäre gut, die Theosophen zu fragen, warum sie die ”Mahatma Letters“ an A. P. Sinnett nicht in Russisch herausbringen. Ich bin davon überzeugt, wenn es ihren Führern schwerfällt, den ganzen Band zu übersetzen, dass einige Mitglieder gerne freiwillig diese Arbeit unter sich aufteilten. Warum sind die kleinen Büchlein der ”Früheren Briefe der Mahatmas“ und der Band der ”Briefe von H. P. Blavatsky“ nicht übersetzt worden? Warum sollen die russischen Theosophen wie Blinde dahinschreiten und nichts erfahren über die wirkliche Geschichte der theosophischen Bewegung und ihre Führer? Während sie gelegentlich von Alice Bailey sprechen, warum schweigen sie über das weit ältere und bedeutendere Zentrum in Kalifornien, das von dem großen Lehrer H. geführt wird? Warum erwähnen sie nie das bemerkenswerte Buch der ”Tempellehren“, das von diesem Zentrum herausgebracht wurde?

       Und was die Anklage gegen die LEHRE DES AGNI YOGA betrifft, dass sie das Wachstum des Psychismus begünstige, so zeigt dies klar, wie weit diese Ankläger vom Verstehen der großen psychischen Energie entfernt sind! Sämtliche Werke von H. P. B. konnten ihr Bewusstsein nicht erleuchten. Psychische Energie abzulehnen und ihre Entwicklung zu untersagen, kommt einem Anschlag auf das menschliche Leben gleich. Diese ”Besserwisser“ erkennen nicht, dass psychische Energie die Urenergie ist und ihre Abtötung Explosion oder Tod zur Folge hat.

       Hier ein weiterer Paragraph aus der Lehre: ”Man sollte die Gäste dankbar begrüßen, aber es ist unzulässig, sie gewaltsam herbeizuschleppen – jeder Hausherr weiß das. So verhält es sich bei Anwendung der psychischen Energie – man sollte sie nicht erzwingen, aber ihr Erscheinen sollte würdig empfangen werden. Lasst die Unwissenden über die Unerwünschtheit der Anwendung der psychischen Energie schwatzen. Wenn die Energie bereits wirksam ist, ist es unmöglich, sie abzulehnen, und es gilt nur noch, sie natürlich anzuwenden. Mögen die Gelehrten sagen, was geschieht, wenn räumliche Elektrizität grenzenlos gespannt wird. Mögen sie sagen, wie solch übermäßige Spannung endet. Es kann nicht geleugnet werden, dass die räumlichen Ströme zur Zeit besonders gespannt sind. Es ist nicht die Zeit, sie abzulehnen; man muss sich beeilen, sie anzuwenden. Oftmals ist auf die Gefahr niederen Psychismus hingewiesen worden.” Wir sehen daraus, wie notwendig es ist, auf die höhere Energie, die psychische Energie, die als Geistigkeit zu verstehen ist, anzusprechen.

       Außerdem bemühen sich, wie Sie richtig aufgezeigt haben, die Verleumder gar nicht, alle Bücher der LEHRE kennenzulernen. Auch zeugt es von Unwissenheit zu erklären, dass die Methoden der Entwicklung der psychischen Energie und die im AGNI YOGA aufgezeigten geistigen Kräfte nur in der Mongolei und in Tibet angewendet werden können und für die arische Rasse ungeeignet wären. Wer weiß heutzutage nicht, dass alle Yogis in Tibet und in der Mongolei aus dem arischen Teil Indiens kommen und nicht umgekehrt?

       Welche psychischen Methoden für die Entwicklung der psychischen und geistigen Kräfte, die AGNI YOGA erwähnt, sind für die arische Rasse denn ungeeignet? Befassen sich nicht alle Bücher der LEHRE vor allem mit den Grundlagen der Ethik? In der Tat, wie viele Warnungen vor dem Schaden der niederen Formen des Psychismus enthalten diese Bücher! Aber, wie es heißt – niemand ist so blind und so taub wie jene, die nicht sehen und hören wollen.

* * *

       Bezüglich des Hl. Sergius von Radonesch können Sie antworten, dass N. K. bereits Bilder aus dem Leben dieses Großen geistig Schaffenden für die Menschheit malte, als noch niemand über ihn geschrieben hatte. Haben diese Ankläger Zutritt zu unserem Innenleben und zu unseren geheimen Aufzeichnungen? Ebenso mögen sie jene Privatbriefe, in denen N. K. gegen die Theosophen spricht, bekanntgeben. Ich war es, die in meiner privaten Korrespondenz über die Theosophen schrieb, weil ich von vielen gebeten wurde, über bestimmte theosophische Behauptungen Aufklärung zu geben. Und ich kann nur wiederholen, dass einige theosophische ”Leuchten“ für mich keine Autoritäten sind. Ebenso suchen wir keine Anhänger unter den Theosophen, und unsere Regel ist, nie jemanden anzulocken. Aber es kommt vor, dass Leute, die an den Büchern der LEHRE aufrichtig interessiert sind, an uns schreiben; wir antworten ihnen, aber wir stellen es ihnen frei, sich nach eigenem Ermessen einer Form oder Gruppe anzuschließen. So sandte uns kürzlich solch eine Gruppe eine Botschaft aus Neuseeland, und noch früher kam eine Nachricht aus Kanada; und meistens sind darunter Theosophen. Gerade jetzt erhielten wir Nachricht, dass eine russische Jugendgruppe mit dem Friedensbanner um die Welt reisen will.

       Ich höre auch zum ersten Mal, dass die Sendboten der Weißen Bruderschaft abgeneigt wären, sich als solche zu erkennen zu geben, wann immer es notwendig erscheint. Verheimlichte H. P. B. etwa die Tatsache, dass sie von der Weißen Bruderschaft gesandt wurde, und bestätigte sie nicht ihre Mission? Natürlich, die Abgesandten oder Boten verkünden ihre Ankunft und Aufgabe nicht auf dem Marktplatz. Was immer durch sie gegeben wird, spricht für sich und wird von feinfühligen Herzen aufgenommen, aber wo immer es notwendig ist und für sie angezeigt erscheint, werden sie sich erklären. Der Unterschied jedoch ist, dass die wahren Boten sich nie Weltlehrer, künftige Dhyan Chohane oder gar Apostel nennen würden; noch würden sie sich fremde Inkarnationen zuschreiben und vor allem keine falschen und geschmacklosen Bücher schreiben oder den Verkehr mit den Großen Lehrern als ihr Monopol bezeichnen.

       Was den Angriff bezüglich Baldrian und Moschus betrifft – diese Mittel wurden in der ajurvedischen Medizin verwendet. Und es ist neu für mich, dass die ajurvedische Medizin zur vierten Rasse gehört! Wiederum kann man sagen: Lernet mehr!

       Es ist seltsam, über die Grade der Einweihungen zu lesen, die in gegenwärtigen okkulten Schulen erlangt werden können. Die höchsten Grade werden nur durch innere Vervollkommnung erreicht, die keine gegenwärtige esoterische Schule verleihen kann. Einweihungen vollziehen sich unter vier Augen, zwischen einem Großen Lehrer und dem Jünger, und das Ergebnis ist die nächste Stufe der Wahrnehmung höherer Energien oder Strahlen. Daher finden solche Einweihungen immer unerwartet statt und oft ganz einfach im Schlaf- oder Arbeitsraum des Jüngers. Und dieser Festtag des Geistes bleibt unvergesslich im Bewusstsein und Herzen des Jüngers. Diese Festtage des Geistes haben mit dem in einigen okkulten Büchern geschilderten Einweihungsrummel nichts zu tun.

       Mögen unsere Ankläger nicht beunruhigt sein, H. P. Blavatsky wird von uns verehrt, wir verehren H. P. Blavatsky vielleicht mehr als jene, die über sie schweigen. So malte im Jahre 1925 N. K. das Bild ”Der Bote“ zum Gedenken an H. P. B., brachte es persönlich nach Adyar und legte den Grundstein für das Museum der H. P. B. In der Tat, es ist unser Traum, das Gedenken an unsere große Landsmännin würdig zu ehren, sobald dazu die Zeit gekommen ist.

       Daher möge niemand Einspruch erheben und beunruhigt sein; wir werden sicherlich nicht ihre Lehre verkünden oder interpretieren, denn wir besitzen das ganze Meer der Lehre: die Werke und Grundlagen von H. P. B. und ebenso alle Schätze der Weisheit des Ostens.

       Versuchen Sie nie, Skeptiker zu überreden. Die Lehre kann weder durch Nichtannahme geschmälert noch durch Annahme erhöht werden. Die Wahrheit spricht für sich. Und damit wollen wir enden.

       14. Januar 1937

       Der erhaltene Brief endet eigentlich mit einer schlecht gewählten Redensart: ”Die unschätzbare Fracht der LEHRE sinkt mit dem Schiff des ”Kelches des Orients“.” Der Verfasser dieses Briefes erkannte nämlich nicht, dass die Wahrheit, die das Leben selbst ist, nicht im Feuer verbrennt und nicht im Wasser versinkt. Daher kann die LEHRE – dieser Urquell des Lebens – von der vorübergehenden Masse der Finsternis nicht zertreten werden. Darüber hinaus ist der ”Kelch des Orients“ in diesem Beispiel wirklich kein Schiff, sondern die Fracht selbst. In der Tat, in dem Unsichtbaren Bollwerk wird ein unerschöpflicher KELCH des ORIENTS verwahrt und aus ihm wird niemals auch nur ein Tropfen verschüttet werden. Die Ewigen Hüter wissen, wann und wie viele Tropfen sich aus ihm ergießen müssen, um das Bewusstsein der Menschheit zu läutern. Die ”Briefe der Mahatmas“ an A. P. Sinnett wurden zur Grundlage der ”Geheimlehre“, die, wie Sie wissen, vor beinahe fünfzig Jahren herausgegeben wurde. Im Westen gab es auch zu jener Zeit Geister, die dieses Wissen aufzunehmen vermochten und es unter den weniger fortgeschrittenen Bewusstseinen verbreiteten. Aus diesem Grunde ist es so sinnwidrig und befremdend, nach fünfzig Jahren wegen der Veröffentlichung der ”Briefe der Mahatmas“ solche Auffassungen von Leuten zu vernehmen, die sich der Lehre angeschlossen haben und die die ungewöhnliche Zeit, die wir jetzt durchleben, verstanden haben sollten – eine Zeit, in der das Schiff der Menschheit sinkt; in der nur die äußersten Maßnahmen das Wehklagen des Geistes wecken können; in der die Massen die ganze Unfähigkeit begreifen, die ganze Unwissenheit ihrer ”geistigen“ Führer, selbst graduierter Akademiker (Ihr beigeschlossener Bericht zeugt davon); in der diese Massen, denen nicht rechtzeitig der neue Weg gewiesen wurde, sich wie ein lange zurückgedrängter Damm auf die Feuerlöscher stürzten – und dann selbst in Gotteslästerung und Verbrechen untergingen. Das verbrecherische Zögern im Aufzeigen des rechten Pfades ist von den ”geistigen“ und freiwilligen Beschützern verübt worden, weil sie vor allem auf ihr eigenes Wohl bedacht waren.

       Ja, der Pfad des Lichtbringers war und ist immer der Pfad der Heldentat, und das verleiht ihm solche Schönheit. Auf ihm gibt es weder Selbstsucht noch Furcht, sondern nur die erhabene Freude, dem Hohen zu dienen.

       Bei Anbruch einer kosmischen Frist für neues Erwachen des Bewusstseins werden mehr oder weniger Hohe Lichtträger zu jenen gesandt, die die neuen Stufen menschlichen Bewusstseins legen; Material wird geliefert und es wird genau aufgezeigt, was dem Fundament zugrunde zu legen und was für außergewöhnliche Geister beiseitezulegen ist. Man muss bedenken, dass jede Periode der eigenen Ausdrucksform bedarf, die der jeweiligen Zeit entspricht und auch weitere Kenntnis über die Grundlagen der Lehre bringt, denn alles wächst im Einklang mit dem Evolutionsgesetz, alles expandiert. Dieser letzte Umstand zieht unvermeidlich auch jene Bewusstseine an, die die Unermesslichkeit und Tiefe der LEHRE nicht erfassen, und auf den ersten Stufen, die für den Westen vor fünfzig Jahren offen dargelegt wurden, straucheln. Freilich, das schwache Schiff solcher Menschen kann diese unschätzbare Fracht nicht tragen. Ihr Bewusstsein baute in vergangenen Jahrhunderten keine kräftige Arche, die sie vor der Flut der Unwissenheit gerettet und auf den Berg des Lichts versetzt hätte!

       Ja, viele oder eigentlich die meisten nehmen Gold für Kupfer, aber was dann, was wird damit? Wahrheit bleibt unberührt. Langsam aber sicher bewegt sich die Menschheit voran auf der Leiter des Aufstiegs. Wir sollten uns daher nicht grämen, wenn irgendwo jemand die Grundlagen der LEHRE nicht anerkennt. Wahrlich, die LEHRE DES LEBENS gilt eben nicht für ein Land oder ein Volk, sondern für die ganze Welt. Freuen wir uns daher im Geiste, dass der Strom der LEHRE DES LEBENS endlos ist. Schriften werden herausgebracht und neue, neue Herde an den unerwartetsten Stellen entfacht. Gerade das Jahr 1936 hat für jene, die sehen können, viel Freude gebracht.

       Lassen Sie mich an die Worte der LEHRE DES LEBENS erinnern: ”… die Wellen der Erkenntnis und der Unwissenheit … (sie haben alle Zeitalter durchlaufen) … bringen die für den Fortschritt des Bewusstseins so nötigen Gewässer in Bewegung. Daher erlangt jeder, der nach Wissen strebt, Gelassenheit des Geistes inmitten des Sturmes und der Anstrengung. Lasst uns nicht in Unwissenheit verharren, wenn Wissen an alle Tore pocht!”

       Vielleicht erinnern Sie sich an die Geschichte vom Engel im Evangelium, der herniederstieg, um die Wasser eines Teiches umzurühren, damit Heilungen möglich wurden.

       In der ganzen Menschheitsgeschichte sehen wir, dass gerade die Djin die Tempel bauten. Sehr lehrreich ist die Legende über das Erbauen des Tempels Salomonis durch die Djin. Das ist im Zuge der Evolution ein unumgängliches Lebensgesetz. Feinde und unbekannte Menschen verhelfen den Dingen zum Durchbruch, die sogenannte Beschwichtigte für gegeben und oft geheim halten. Es gibt sehr wenige wahre Freunde im gegenwärtigen menschlichen Bewusstseinsstadium. Aber wir schätzen uns glücklich, von vielen wahren Freunden umgeben zu sein. Wir schätzen sie und schützen sie mit unserem Herzen. Möge das Licht mit ihnen sein!

       Unsere Zeit ist in jeder Hinsicht ungewöhnlich. Nie war die Grenze zwischen Licht und Finsternis so stark markiert. Und jetzt beobachten wir den bemerkenswerten Prozess, dass Finsternis die Finsternis verschlingt.

       Die großen Hüter des Kelches der Weisheit und der Wahrheit, die Schirmherren der Menschheit übertragen den Göttlichen Plan, wissend, wann und was der Menschheit gegeben werden kann. Wer den Pfad des Dienstes an der Menschheit beschritten hat, der tastet sich nicht im Dunkeln voran, sondern schreitet in völliger Kenntnis der Ereignisse einher. Er kennt auch die Menschen, die an ihn herantreten, doch infolge des schwierigen Karmagesetzes ist vieles zu tolerieren. Jeder Lichtträger nimmt den ganzen Komplex von Karma der von ihm angezogenen Menschen auf sich. Das erklärt die Unvermeidlichkeit von Verrat. Doch der Verrat an ihm verwandelt sich in eine Krone – so war es, so ist es und so wird es immer sein.

       Sie schreiben: ”Ich weiß, dass ich mich in dieser Inkarnation der mühsamsten und langweiligsten Arbeit der Welt unterziehen muss, um die schmutzigen Verliese meiner Seele zu reinigen …” Dazu möchte ich sagen, dass es keine wertvollere Arbeit gibt, als die Läuterung der Seele und Selbstvervollkommnung. Daher ist es unschicklich und gotteslästerlich, sie als die ”langweiligste Arbeit der Welt“ zu bezeichnen. Wo bleibt das Verstehen der Lehre? Zudem sind Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit die wichtigsten Eigenschaften auf dem Pfad, ohne die es keinen Fortschritt gibt.

       27. Januar 1937

       Mein Herz ist erfüllt von aufrichtigem Dank zum Lehrer für seine unermüdliche Fürsorge für alle, die sich dem Dienst am Allgemeinwohl widmen. Achten Sie auf Ihre Gesundheit – dies ist sehr wichtig. So viel muss noch getan werden und Sie wissen, wie spärlich die Reihen bewusster Kämpfer für das Licht und die Grundlagen des Seins sind und wie zahlreich die Anhänger der Finsternis. Freilich, kosmische Gerechtigkeit und Zweckmäßigkeit sind dem Retter gewärtig und wir sind jetzt Zeugen des Entfaltens der Schriftenrolle des Karma der Völker. Wer fähig ist, ein Lehrer in zahlreichen Wissensgebieten zu werden, muss mehr denn je beschützt werden, denn sonst werden wir für lange Zeit in die Finsternis versinken, was schlimmer wäre als die Zeit der Invasion der sogenannten Barbaren, wie es der bedeutende zeitgenössische englische Philosoph Bertrand Russell in seinem vor kurzem erschienen Werk ”Die wissenschaftliche Weltanschauung“ ausdrückte: ”Wären im 17. Jahrhundert einige Hunderte Menschen in ihrer Kindheit getötet worden, die jetzige Welt könnte nicht bestehen.” Die Zeit naht, in der die Völker erkennen müssen, dass die Menschen, die die Macht der Synthese besitzen, die Macht der psychischen Energie, unschätzbare Schätze ihres Landes sind. In der Tat, das ganze Wohl der Völker hängt von diesen Säulen und Erhaltern des Gleichgewichts der Welt ab! Man kann sagen, dass das Erkennen der Bedeutung der psychischen Energie die Eroberung einer neuen, machtvollen Stufe in der Weltevolution sein wird.

       Es ist wirklich äußerst zeitgemäß, gemeinsam wohlwollende Gedanken auszusenden, um den Schaden der umgebenden vergifteten Atmosphäre etwas abzumildern. Mit meinem ganzen Herzen begrüße ich dieses Unternehmen, und um seine Richtigkeit zu bestätigen, möchte ich einen Paragraphen aus dem neuen Buch anführen: ”Es ist sehr nützlich, Freunden zu raten, zu einer festgesetzten Zeit gemeinsam gute Gedanken auszusenden. Dadurch wird nicht nur das Wohlergehen gestärkt, sondern auch der Raum gereinigt, denn das ist dringend notwendig. Giftige Ausstrahlungen verseuchen nicht nur den Menschen, sondern lagern sich auf die umgebenden Gegenstände ab. Diese Ablagerungen können schwer entfernt werden. Sie können Gegenstände sogar auf weite Entfernung hin begleiten. Feinfühlige Individuen können jedoch die Wirkung solcher Aufschichtungen an sich selbst verspüren. Gute Gedanken sind der beste Reiniger der Umgebung. Bestätigungen der Sendungen des Guten sind stärker als die Reinigung mit Weihrauch. Doch diese Sendungen muss man sich zu eigen machen. Dabei ist es nicht erforderlich, bestimmte Worte auszusprechen, sondern es genügt, ein unmittelbares gutes Gefühl zu hegen. So kann man inmitten des Alltagslebens viel Gutes schaffen. Solche Sendungen sind wie ein reinigender Blitzpfeil.”

       Aus diesen Zeilen können Sie ersehen, wie wichtig es ist, dass alle an diesen Sendungen Beteiligten harmonisch gestimmt und mit gutem Willen beseelt sind. Denn ein Gedanke kann schön sein, doch ist er nicht vergeistigt vom Feuer des Herzens, bleibt er tot. Es ist gut, vor Aussendung solcher Botschaften Musik zu hören.

       19. 2. 1937

       Übermitteln Sie an Ihre Mitarbeiter meinen herzlichen Dank für ihre Gedanken und die guten Wünsche, ich sende ihnen meine besten Gedanken. Ihre Fragen will ich kurz beantworten, denn ich bin mit dringender Arbeit buchstäblich überlastet. Vor allem jedoch möchte ich Ihnen sagen, wohl Ihnen, wenn Sie den Wert der Zeit so stark verspüren. In der Tat, der Verlust dieses Wertes ist unersetzlich.

       Und nun zu Ihren Fragen. Um einige davon für Sie zufriedenstellend zu beantworten, müssen wir uns den heiligsten Aspekten der Daseinsgrundlagen nähern. Jedoch Briefe gehen oft durch viele Hände, bevor sie den Empfänger erreichen; daher zögere ich, bestimmte Dinge dem Papier anzuvertrauen.

       Natürlich, Geist ist geschlechtlos und die Differenzierung offenbart sich allein auf der Erscheinungsebene. Wenn die Monade bewusster in Erscheinung tritt und die Individualität bereichert wird, tritt in ihr das Geschlecht mehr hervor, das heißt, das zu einem bestimmten Ursprung Gehörende beginnt vorzuherrschen. Zweifellos gibt es Ausnahmefälle, in denen das Geschlecht im Einklang mit einem Auftrag gewählt wird; und es gibt eine andere Bedingung, die ihren Ursprung im Gleichgewichtsgesetz hat und daher zum kosmischen Recht gehört. Jedoch aus oben genannten Gründen will ich über dieses Gesetz in einem Brief nicht ausführlicher werden.

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       Ja, nach den alten hebräischen Schriften gab es unter den Elohim Geister beiderlei Geschlechts, denn jede Schöpfung auf einer Ebene gründet auf zwei Uranfängen. Diese Wahrheit sollte man sich einprägen. Gleicherweise muss man verstehen, dass jede Schöpfung der Mitwirkung der menschlichen Energien bedarf, denn der Mensch ist der Träger des höchsten kosmischen Prinzips. In der Heiligen Lehre heißt es: ”Die von Menschen nicht bewohnten Welten konnten sich nicht entwickeln und gingen daher zugrunde.” So wird die Abhängigkeit der Welten oder des Planeten vom Menschen und seinem geistigen und sittlichen Niveau verständlich.

* * *

       1. Über die MUTTER DER WELT. Ich meine, dass ich dieses Thema in meinen früheren Briefen gründlich erörtert habe. Im Kosmos, im offenbarten und nicht offenbarten, sind Geist und Materie untrennbar; eines ist ohne das andere nichts. Vereinigung der Energien der Elemente lässt alles Sein entstehen; genau gesagt, es gibt LOGOI beider Elemente. Dieses höchste Geheimnis des Seins wurde im groben Phallus-Kult entwürdigt. Es heißt: ”Wie oben, so unten”. Aber das Licht der großen Wahrheiten spiegelt sich auf unserer irdischen Ebene wie das Licht der Sonne in einer Pfütze.

       Für Menschen, die in ihrer ganzen tierischen Unvollkommenheit von den irdischen Erscheinungen angezogen werden, ist es unmöglich, das große Geheimnis geistigen Seins zu verstehen. Man muss sich den Ausspruch Christi oft ins Gedächtnis rufen: ”Gebt das Heilige nicht den Hunden und werft auch eure Perlen nicht vor die Säue, damit sie sie nicht mit ihren Füßen zerstampfen und sich umwenden und euch zerreißen …” (Matth. 7:6).

       2. Sie sollten nicht meinen, dass Sie in Ihrem früheren Leben der Lehre des Lichts fern standen. Gäbe es keine frühere Bindung, könnten Sie von der Lehre nicht so entflammt sein. Das Band wird durch viele Jahrtausende geschmiedet und nicht in einer Stunde oder in einem Leben. Eine Jahrhunderte währende und ausschließliche Verbindung mit dem Großen Lehrer gibt es natürlich äußerst selten; jedoch gibt es viele Annäherungsstufen, und allein der Mensch selbst bestimmt seine gegenwärtige und künftige Nähe. Auch darin ist die Bedeutung des Kosmischen Rechts unermesslich, aber der Wille des Menschen vermag sogar dieses Recht zu schmähen und die Annäherung für Jahrtausende hinauszuschieben.

       Auch ist die Annäherung an die Lehre im reiferen Alter kein Zeichen dafür, dass man der Lehre fern steht. Die Bestimmungen sind verschieden.

       So können erst nach dem dreißigsten Lebensjahr alle Zentren in Tätigkeit sein. Darüber hinaus ist es wichtig, dass sich die Persönlichkeit oder der Charakter des Aspiranten voll entfaltet. Wir kennen viele Fälle, wo Menschen, die sich der Lehre des Lebens in ihrer Jugend näherten, leicht müde wurden und beim ersten Hindernis, das sich ihnen auf ihrem Pfad entgegenstellte, abfielen. Aber ein Mensch, der ein Leben voller Schwierigkeiten hinter sich hat, der Zweifel und Ringen des Geistes erfahren – solch ein Mensch wird sich, wenn er den Pfad des Lichts beschreitet, als Mitarbeiter bewähren. Natürlich, denkt man an die Erschütterungen und Umwälzungen, die in den letzten Jahrzehnten im Bewusstsein vieler Völker vor sich gingen, so ist die Evolution sehr beschleunigt worden, und es können bereits die Kräfte der Jugend zur bewussten und aktiven Mitarbeit herangezogen werden.

       3. Sie wenden Ihre psychische Energie ausgezeichnet an. Sind Arbeiten, die die Weisungen der Lehre des Lebens in Ihr Alltagsleben hineintragen – sei es in Gesprächen oder in Ihren Schriften, die den Geist wachrufen, Freude des Bewusstseins verleihen und kräftigen – nicht die besten Anwendungen der psychischen Energie? Besitzen Sie diese Energie nicht bereits? Ihre völlige Beherrschung jedoch ergibt sich, wenn wir unaufhörlich dem Lichte der Hierarchie zustreben. In der Tat, psychische Energie ist vor allem das Streben des Herzens. Erinnern Sie sich an den Ausspruch in der Lehre: ”Streben ist das Boot des Archaten. Streben ist der Schlüssel zu allen Höhen …” (Gemeinschaft, § 55). Und so segeln Sie in diesem Boot.

       Die so weit verbreiteten mechanischen Methoden zur Entwicklung der psychischen Energie können die höhere Eigenschaft dieser Energie nicht vermitteln; sie entwickeln nur das schwarze Feuer, das verheerende Folgen auslöst. Aber das Erkennen dieser Energie in sich selbst ist natürliches Erwachen. Vielleicht haben Sie bemerkt, dass, wenn Sie an etwas außerordentlich interessiert sind, wenn Ihre ganze Aufmerksamkeit auf einen besonderen Gedanken gerichtet ist, nicht nur in Ihrem Verstande neue Gedanken auftauchen – und manchmal kommen sie wie von außen –, sondern im Leben selbst, im Alltag, Ihnen notwendige helfende Elemente und Umstände zukommen. Psychische Energie besitzt vor allem die Eigenschaft des Magneten.

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       Gewiss, da man durch psychische Energie heilen kann, kann man diese Energie auch übertragen. Wir waren Zeugen solcher Sendungen und haben daran auch teilgenommen. Aber dazu ist eine absolut geistige Einigkeit erforderlich. Sagen Sie Ihren Freunden, dass die herrliche und erste Erziehung zur Beherrschung der psychischen Energie die Verbesserung der Eigenschaften, in allem, im ganzen Leben ist. Seien Sie durchdrungen von dieser Disziplin!

* * *

       Die Älteren Brüder der Menschheit stehen Wache, und wo immer es möglich ist, stärken Sie die göttliche Energie. Die Freunde mögen sich daher gedulden und die Bücher der Lehre aufmerksam lesen, die so reich sind an Weisungen für die notwendige Beherrschung und Meisterung dieser Kraft.

       ”Zweifellos seid ihr oft gefragt worden, wie man die psychische Energie entwickelt und ihren Nutzen erkennt. Jedoch es ist oft gesagt worden, dass das Herz die höhere Lebensqualität anstrebt und der Leiter der psychischen Energie ist. Keine gewaltsame, herkömmlich beschleunigte Beweglichkeit zur Entwicklung der Herztätigkeit ist von Nutzen. Das Herz ist ein sehr unabhängiges Organ; man möge ihm die Freiheit zum Guten geben und es wird sich mit Energie füllen. Ebenso können die Früchte der vereinten Energie nur in harmonischer Gemeinschaft sichergestellt werden. Dafür ist es aber unumgänglich zu verstehen, was Übereinstimmung bedeutet” (Bruderschaft, § 290).

       4. Kosmisches Recht hat wie alle Gesetze des Seins viele Aspekte. Freilich ist der Mensch primär der Träger dieses Rechts. Einer der Aspekte des Kosmischen Rechts wird dadurch bestätigt, dass die menschliche Monade vom Augenblick der Geburt an unter dem Einfluss dieses oder jenes Gestirns steht. Ich meine, ich habe Ihnen über die kosmische Vater- und Sohnschaft bereits geschrieben oder darüber, dass jede Monade während des ganzen Manwantara einem bestimmten Planeten angehört. So wird jeder LOGOS zum Vater aller Monaden, die unter dem Strahl seines Gestirns geboren wurden. Auch dürfen wir einen anderen Aspekt nicht vergessen, wonach das Geisteskorn, das einem bestimmten Element angehört, stets diesem die Vorherrschaft überlässt. Alle Errungenschaften des Menschen werden natürlich in dem elektromagnetischen Raum erworben, den er oder seine Aura einnimmt und der ihm auch sein unveräußerliches Kosmisches Recht für eine bestimmte Stufe oder einen Platz in der Skala der Evolution des Kosmos einräumt. Ähnlich kann auch ein Verdikt des Karma als Kosmisches Recht bezeichnet werden. Die Funktionen des Kosmischen Magneten sind immer durch das Kosmische Recht bedingt. Aber der heiligste, der schönste Begriff in Zusammenhang mit dem Kosmischen Recht wird einem Jünger vom Lehrer mündlich von Angesicht zu Angesicht vermittelt.

       5. Die von Ihnen eingesandten Seiten erklären sehr schön die an Sie gestellten Fragen. Wie man dem Brief Ihres Freundes entnehmen kann, fand er ganz von selbst die richtige Lösung, und zwar ”nicht für das Leben unseres Körpers müssen wir den Leib und das Blut Christi empfangen, sondern für das Leben unseres Geistes. Daher muss die Teilnahme am Leib und am Blut Christi geistig verstanden werden.” Keine einzige Kirche kann heute auf die grundlegenden Daseinsprobleme eine Antwort geben. Die Kirchen sind in ihrer Ausschließlichkeit und Unbeweglichkeit an einem toten Punkt angelangt. Wie weit entfernt haben sich viele ”geistige Vertreter“ vom Verstehen der einfachen Worte Christi: ”Gott ist Geist, und die ihn verehren, müssen ihn im Geiste und in der Wahrheit verehren.”

       Arbeiten Sie an Ihrem Buch, doch übereilen Sie nichts, sammeln Sie das nötige Material. Dieses Werk sollte sehr bedeutsam werden. Ich empfehle Ihnen, die Schriften des Origenes sowie das Buch ”Dobrotolubye“ (Die Liebe zum Guten) durchzuarbeiten und daraus viele bemerkenswerte Auszüge zu bringen. Haben Sie übrigens das ausgezeichnete Buch ”Offenherzige Geschichten“, erzählt von einem Pilger zu seinem ”Geistigen Vater”, gelesen?

       Ihr Buch bereitet viel Freude. Ganz kürzlich hörte ich von einem russischen Arzt, der davon begeistert ist, dass dieses Buch auf alle Fragen Antwort gibt.

* * *

       Wie geht es Ihnen gesundheitlich? Was machen Ihre Bienen? Ich hoffe, Sie haben sie nicht aufgegeben. Jetzt herrscht in vielen Ländern großes Interesse an der Bienenzucht. Viele weitere nützliche Eigenschaften der Bienen konnten entdeckt werden. Bienengift heilt verschiedene Krankheiten. Man sagt, dass ein oder zwei Bienenstiche chronischen Rheumatismus heilen. Hier einige Paragraphen über Honig und Milch: ”Die Menschen suchen vergeblich nach neuen Heilmitteln und Medikamenten, ohne die alten zu nutzen. Sogar Milch und Honig werden nicht ausreichend angewendet. Was jedoch kann gesünder sein als durch fortschreitende Evolution erarbeitete pflanzliche Produkte? Milch und Honig sind in uneingeschränkter Vielfalt zu haben und stellen, wenn vernünftig und wissenschaftlich genutzt, beste Vorbeugungsmittel dar. Es kommt nicht darauf an, einfach Milch zu trinken und Honig zu essen, sondern vor allem darauf, wie die Milch und der Honig beschaffen sind. Es ist richtig, dass es an jenen Stellen den besten Honig gibt, wo viele Heilkräuter vorhanden sind. Man kann begreifen, dass die Bienen bei ihrer Tätigkeit die besten Möglichkeiten der Zusammensetzung erbringen. Die Überlieferungen über die Bienen sind insofern von Bedeutung, als man unmittelbar auf den besonderen Wert des Honigs aufmerksam macht.

       Darüber hinaus bedürfen auch andere pflanzliche Produkte der Erforschung. Die Menschen verhalten sich zu den Dingen sehr rückständig, so dass sie sich mit dem Ausdruck ”gut oder schlecht“, ”frisch oder verdorben“ abfinden und übersehen, dass künstliche Vermehrung den qualitativen Wert vermindert. Selbst solches übersieht man. Bei der Entfaltung der Lebenskraft sollte ihre Beschaffenheit aus allen Naturreichen geschöpft werden” (Bruderschaft, § 148).

       ”Oft werden die besten Heilmittel missachtet. Milch und Honig gelten als nahrhafte Produkte, sind aber als Regulatoren des Nervensystems völlig in Vergessenheit geraten. In reinem Zustand enthalten sie die uranfängliche Energie. Gerade diese Eigenschaft muss erhalten bleiben. Die Sterilisation der Milch hingegen und die Spezialbehandlung des Honigs entziehen ihnen diese wertvollen Eigenschaften. Ihr Nährwert bleibt erhalten, aber ihr grundlegender Wert schwindet.

       In der Tat, es ist unerlässlich, dass die Produkte in naturreinem Zustand genossen werden. Haustiere und Bienen müssen unter gesunden Bedingungen gehalten werden; aber jedwede künstliche Reinigung der Produkte vernichtet ihre wahre Nützlichkeit.

       Das Wissen des Altertums schützte die Kühe als heilige Tiere, und wob um die Bienen eine spannende Legende. Aber mit der Zeit verloren die Menschen das bewusste Verhalten zu diesen ihnen ursprünglich gegebenen Heilmitteln. In den alten Heilbüchern wurde jedes Mittel auf seine Nützlichkeit und Schädlichkeit hin untersucht. Aber so wertvolle Substanzen wie Milch, Honig und Moschus enthalten, wenn sie naturbelassen sind, nichts Schädliches. Man kann auf viele nützliche Heilmittel aus der Pflanzenwelt hinweisen; die meisten von ihnen sind jedoch in reinem Zustand am wirksamsten, wenn neben den sogenannten Vitaminen die ihnen eingelagerte Energie nicht verlorenging. Karottensaft, Rettich und Erdbeeren sind in rohem, reinem Zustand am gesündesten. Man kann daher verstehen, warum sich die Rishis im Altertum von diesen heilsamen Produkten genährt haben” (Bruderschaft, § 201).

       9. März 1937

       Die heiligen Namen der Großen Lehrer zu schützen und auf Angriffe mit Würde zu antworten, ist unabdingbare Pflicht. Aus diesem Grunde sind Wachsamkeit und Besorgtheit um den uns anvertrauten Schatz erforderlich. Im Zusammenhang damit möchte ich einen Paragraphen aus dem neuen Buch anführen: ”Wachehalten ist ein Zeichen erweiterten Bewusstseins. Viele begreifen überhaupt nicht, was es heißt, Wertvolles zu schützen. Auf jene, die den Wert nicht erkannt haben, ist kein Verlass. Aber über eine unermüdliche Schildwache kann man sich freuen. Die Bruderschaft lehrt diese Wache.”

       Die von Ihnen beschriebene Gefahr abzuwehren, ist sicherlich eine gigantische Aufgabe. In der Tat, die Großen Kräfte des Lichts haben Jahrhunderte hindurch gegen diese Gefahr angekämpft. Man könnte sogar sagen, dass der Sinn des Harmagedon darin liegt. Aber die kosmischen Kräfte kommen nur zu Hilfe, wenn der menschliche Geist nach strenger feuriger Läuterung ruft und danach strebt, die geistigen Grundlagen in allen Erscheinungen des Daseins zu begreifen.

       Freilich, das menschliche Bewusstsein wurde, abgesehen von seltenen Ausnahmen, abgestumpft, womit es auch immer in Berührung kam, und die Form errang den Sieg über den Inhalt. Und jetzt erkennen wir mehr denn je diese Versklavung und das Verschlingen durch die Form. Gingen die kirchlichen Dogmen unter, sie wären bald durch andere ersetzt, die dem Bewusstsein in ähnlicher Weise aufgezwungen würden. Es ist betrüblich, mit anzusehen, wie sich die Menschheit, indem sie von Freiheit träumt und sich danach sehnt, nichtsdestoweniger damit befasst, neue und noch engere Fesseln anzulegen. Freiheit – der Paradiesvogel – ertönt nur in reinen Herzen, die sich von ihrem Kerkermeister – der Ichsucht – befreit haben.

 

1. 4. 1937

       Uns ist jede Einigkeit in der Arbeit für das Allgemeinwohl teuer sowie die dazu notwendige Vorbereitung des Bewusstseins, die Neue Welt anzunehmen, die aber auf eine Weise naht, wie es sich viele von uns nicht vorstellen können. Der Luxus der Zerstörung in all seinen Methoden und Graden muss der Vergangenheit angehören. Erkenntnis der Verantwortung, Streben nach Synthese und Schaffenskraft in weitreichender Zusammenarbeit wird das rettende Gleichgewicht auf dem Planeten wieder herstellen.

* * *

       Mit Traurigkeit habe ich Ihren Brief gelesen, in dem Sie die Krankheit eines Mannes schildern. Wie kann ich helfen, wenn sein Zustand fast hoffnungslos ist? Heilung ist nur zu Beginn der Krankheit möglich, aber es ist schwierig, helfend einzugreifen, wenn alles verneint wird. Was sich bereits in Zersetzung befindet, lässt sich nicht wieder herstellen. Ich möchte Ihnen einen Paragraphen aus dem neuen Buch anführen: ”Es gibt viele Fälle, wo Menschen für die dringendsten Anweisungen unzugänglich geblieben sind. Doch im Augenblick, wo Unglück eintritt, erinnern sie sich blitzartig, dass ihnen Hilfe geboten wurde, aber dann ist es zu spät. Gewöhnlich meinen die Menschen, dass in allen Stadien der Umstände gleiche Hilfe geboten werden kann. Kann man aber Heilung erhoffen, wenn sich der Organismus bereits zersetzt? Man kann eine fehlende Hand nicht wachsen lassen, ein bereits vertrocknetes Gehirn nicht wieder beleben. Viele Fälle können angeführt werden, wo Menschen nach Wiedererweckung von Verstorbenen flehten. So ein Verhalten beweist nur völliges Unverständnis dafür, wie mit den Energien umzugehen ist.”

       Ja, von außen gesandte Energie kann helfen, wenn eine solche auch im Kranken vorhanden ist, denn in allem ist Mitwirkung erforderlich. In der Tat, alle sogenannten ”Wunderheilungen“ können sich nur vollziehen, wenn die im Kranken vorhandene psychische Energie oder Nervenkraft durch den Kontakt mit einer mächtigeren Energie Auftrieb erhält. Ist aber der Vorrat dieser Energie in ihm erschöpft, wie oder wodurch soll dann die gesendete Energie empfangen werden? Wahrlich, es gibt keine Wunder! Für jede Energietätigkeit sind eigene Bedingungen notwendig, und ist die wesentliche Bedingung nicht vorhanden, wie kann man ein positives Ergebnis erwarten? Aus diesem Grunde wird so eindringlich zur geistigen und physischen Vorbeugung geraten.

       6. Mai 1937

       Wir begrüßen die Herausgabe von Sonderdrucken über ein bestimmtes Thema und erhoffen vor allem ernsthafte Artikel, die sich mit der Bedeutung und der Macht des Gedankens, der Gedankenübertragung auf Entfernung sowie der psychischen Energie befassen. Derzeit muss primär allem Aufmerksamkeit geschenkt werden, was die Gedanken auf neue Entdeckungen auf dem Gebiet der feinsten Energien vorantreibt. Die Zeit für diese Energie ist gekommen, überall auf der Erde blitzen verschiedene Erscheinungen auf. Allein durch Sammeln von Zeitungs- und Zeitschriftenartikel kann man eine Reihe von bemerkenswerten Erscheinungen und Entdeckungen erwerben.

       Nun will ich Ihre Fragen beantworten:

       1. Lebende Blumen, womöglich keine Schnittblumen, sind wegen ihres Duftes und ihrer Schönheit immer, zu jeder Gelegenheit, nützlich. Belebender Duft vertreibt die niederen Wesenheiten, die sich an Zersetzungsherden anklammern wollen. Daher wären bei Todesfällen Geldspenden für wohltätige Zwecke nützlicher als Kranzspenden. Könnten die Menschen sich doch dazu entschließen, den schönen Brauch, zum Andenken an die Verstorbenen die besten Geschenke auf Erden zu bringen, aufzugeben und sich damit begnügen, ein Viertel in eine Wohltätigkeitsbüchse zu geben.

       Es wird Sie vielleicht interessieren, dass man in Atlantis folgendem Brauch huldigte: Der Verstorbene wurde nicht berührt, sondern stark mit Eukalyptusöl besprengt, gleich darauf mit dem Leichentuch bedeckt und mit Blumen überhäuft. Neben der Leiche brannten drei Tage und Nächte in einem geschlossenen Kreis Feuer, und sobald der Astralkörper ausgetreten war, wurde der physische Körper verbrannt. Dies ist ein sehr weises Ritual. Ist der Wille träg, so tritt auch der Astralkörper sehr träge aus. Manche können alles zur rechten Zeit vollführen, andere hingegen brauchen in allem länger; das ist jedoch kein Grund, jemandem die Fersen zu versengen! In Indien werden die Leichen oft zu schnell verbrannt, und dadurch können dem feinstofflichen Körper beträchtliche Verletzungen zugefügt werden. Diese Information habe ich meinen Aufzeichnungen über Atlantis entnommen. Diese Rituale und das heilige Leichentuch nannte man ”Friedliche Läuterung“.

       2. Unnatürlich große Ohren an Buddha-Statuen waren eine spätere Neueinführung und symbolisieren Allwissenheit. ”Sie deuten auf die Macht Dessen hin, Der alles weiß und hört und von Dem segensreiche Liebe sowie Beachtung aller lebenden Kreaturen ausgeht.” Die Idee entlehnte man einer esoterischen Allegorie. Eine Nachahmung solch verlängerter Ohren kann man nur noch unter den Burmesen und Siamesen finden, die ihre Ohren künstlich entstellen. Im zweiten Band der ”Geheimlehre“ im Kapitel über Symbolismus, wo von den Statuen in Bamian (afghanische Landschaft im Hindukusch; riesige Buddhastatuen und Wohnhöhlen) die Rede ist, wird dies bestätigt.

       3. Da sich alle Phänomene durch Willenskonzentration vollziehen, ist es wesentlich, auf welchen Gegenstand man sich konzentriert. Das ist es, was H. P. Blavatsky meinte, als sie von der Konzentration auf den kleinen Finger sprach.

       4. Alle äußeren Impulse wirken sich im Kopf aus; daher wäre es richtiger, sie als ”Impulse der Chakras“ zu bezeichnen und nicht einfach als ”Chakras“. Darüber hinaus beeinflussen sie zwar die Nervenzentren, lenken sie aber nicht. Das Wesen aller Chakren ruht im Herzen.

       5. Wie kann man sich mit einem überholten Bewusstsein der Neuen Welt nähern? Neue Bewusstseine können nicht in alte Gefäße gesteckt werden. Das Nahen der LEHRE DES LEBENS, die zu den Grundlagen der Neuen Welt führt, erfordert ein klares und scharfes Bewusstsein. Man kann Errungenschaften nicht unterdrücken. In den Massen ist der Durst nach wahrer Freiheit, der in der Freiheit des Denkens und in der Gewissensfreiheit besteht, erwacht. Weder Weihrauch noch Weihwasser werden die Menschen in überwundene Ketten drängen. Nur WISSEN, erleuchtet von der vollen Macht der Entdeckungen neuer Energien, wird den Weg in ein geistig wieder auflebendes Land finden. Alles Schöne muss bewahrt werden, aber alle nutzlosen Anhäufungen und aller Tand der Jahrhunderte müssen vergehen. Wahrhaftig, das neue Verstehen der Testamente der Großen Lehrer muss ins verwandelte Leben eingehen.

       Hier einige Paragraphen aus dem neuen Buch: ”Worin besteht denn der Fortschritt? Manche meinen, er sei ein ausschließliches Erkennen des Neuen. Ist solch eine Deutung nicht einseitig, und muss man hier nicht hinzufügen: Ordnen und Einreihen des Alten? Mehrfach wurde darauf hingewiesen, dass die Menschen theoretisch zu Neuem hinstreben und dennoch fortfahren, im alten Schweinestall zu wohnen. Mancher hält Vorträge über Reinheit, ist jedoch selbst äußerst schmutzig. Wird solch ein Lehrgang überzeugen? Oder ein träger Mensch ruft zur Arbeit auf, wer aber wird ihm Aufmerksamkeit schenken? Fürchten wir uns daher nicht, solche einfachen Beispiele zu nennen, denn im Leben gibt es davon unzählige. Wer immer über Harmonie nachdenkt, weiß, dass ein Haus, in dem alter Kehricht lagert, nicht neu ist. Und dennoch kann man sehen, wie schöne Errungenschaften verdorren, weil sie im Unrat nicht gedeihen können. Es ist nicht nur bedauerlich, das Schicksal solcher nützlichen Errungenschaften mit anzusehen, sondern es ist traurig, dass ihre Zersetzung die bereits vor langer Zeit entdeckten Pfade verunreinigte. Aus diesem Grunde spreche Ich vom Gleichgewicht.

       Lasst es nicht zu, dass aufrichtiges Suchen mit guter Grundlage verleumdet wird. Fürsorge und Pflege sind nötig. Wie ein Gärtner neue Früchte heranzieht und den Boden düngt, so wollen auch wir bereit sein, dem Neuen zum Durchbruch zu verhelfen und das Alte zu ordnen.”

       Freuen wir uns und bewahren wir Feierlichkeit.

       14. Mai 1937

       Heute beobachten wir das wachsende Interesse am Studium der im Menschen verborgenen Kräfte. Außerdem sind viele teilwissenschaftliche und halb-dilettantische Gesellschaften für psychische Forschung gegründet worden und in manchen Ländern (England, Amerika, Schweden) werden an den Universitäten eigene Vorlesungen über psychische und parapsychische Phänomene gehalten. Leider befassten sich die meisten Gesellschaften – und befassen sich immer noch! – ausschließlich mit den sogenannten kinetischen Phänomenen, Apporten und Materialisationen, ignorieren aber Erscheinungen derselben Grundenergie höheren Grades völlig, so z. B. das Aussenden von Gedanken auf Entfernung, das Ansteigen oder Abnehmen dieser Tätigkeit infolge verschiedener psychischer Spannungsgrade oder die Gedankenqualität der Teilnehmer an diesen Experimenten.

       Und dennoch kann man eine Reihe von Versuchen, sich ernsthaft mit Gedankenübertragung zu befassen, anführen. So führte Prof. Rhine von der Duke Universität in dieser Richtung erfolgreiche Experimente durch und lenkte durch Anwendung eines neuen wissenschaftlichen Namens für seine Experimente ”außersinnliche Wahrnehmungen“ die Aufmerksamkeit der wissenschaftlichen Welt auf sich. Wie Sie wissen, wurde auch der Mesmerismus zu jener Zeit grausam verspottet und abgelehnt, aber sobald er unter einem neuen Namen in Erscheinung trat, Hypnotismus, anerkannte ihn auch die Wissenschaft. Wie H. P. Blavatsky schrieb, ”Mesmerismus ist eine neue Nase in einem sehr alten Gesicht”. In der Tat, man könnte eine wissenschaftliche Abhandlung über die Bedeutung der Terminologie und über ihre psychologische Wirkung auf bestimmte Bewusstseinsarten schreiben. Nichtsdestoweniger ist es dem sehr alten Fohat oder dem ägyptischen Tum bestimmt, in der kommenden Epoche anerkannt zu werden. So wird die psychische oder uranfängliche Energie schließlich Bürgerrecht erlangen, ohne Rücksicht darauf, unter welchen Namen oder in welcher Erscheinung sie sich vorher offenbarte. Eine solche Anerkennung wird den Eintritt der Menschheit in die neue Ära größter Entdeckungen kennzeichnen, die die so notwendige richtige Einschätzung der Werte bringen wird.

* * *

       So ist es zu Beginn der Neuen Epoche, die einen ungewöhnlichen Zustrom an psychischer Energie bringen wird, notwendig, in uns selbst das rechte Verhalten gegenüber dieser zweischneidigen Macht zu wecken und zu entfalten. In den BÜCHERN DER LEBENDIGEN ETHIK (der AGNI YOGA-Serie) sind über diese Energie das erste Mal viele Erläuterungen gegeben worden, und es werden zum vernünftigen Herantreten an ihre Erforschung Methoden geboten.

       Ein hoher Geist, der sich in einem physischen Körper befindet und die Fähigkeit der Teilbarkeit des Geistes besitzt, kann bewusst gleichzeitig auf der Erde und im interplanetaren Raum wirken und sogar die nächsten Planeten besuchen. Diese Teilbarkeit des Geistes mindert in keiner Weise die Qualität seiner Erscheinung oder Tätigkeit im irdischen Körper, weil die durch ihn freigesetzten hohen Energien auf unserer Erde noch keine Verwendung finden.

       Um an der kosmischen Schaffenskraft mitzuwirken, ist es unbedingt erforderlich, die Gesetze der kosmischen Kräfte genau zu erfassen und in völligem Einklang mit ihnen zu wirken, andernfalls ist Vernichtung unvermeidlich. Wahrhaftig, handelt der Mensch in Einklang mit den kosmischen Gesetzen, dann wird er zum Schöpfer. Er ist der Schöpfer seines eigenen Schicksals, und im Ganzen gesehen, schafft er das Schicksal des Planeten. Alle Kräfte und Energien des Kosmos werden dem Menschen nur enthüllt, wenn er infolge mächtiger Aufspeicherungen höherer Energien die Fähigkeit unbegrenzten Aufstiegs erlangt hat. Man denke nur an die ungeheure Macht der uns umgebenden kosmischen Kräfte.

* * *

       Es ist unrichtig zu sagen: ”Durch ihre Geisteseigenschaft sind alle Menschen gleich.” Gerade die Eigenschaft des Geistes ist in jedem Fall verschieden. Daher ist es richtiger zu sagen: ”Durch das geistige Grundprinzip sind alle Menschen gleich.” Sicherlich, psychische Energie ist die Eigenschaft des Geistes. Doch man kann sich die unbegrenzte Verschiedenheit dieser Energie vorstellen, die von den früheren Zuständen der Entstehung des Geisteskorns abhängt.

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       Für die Erweckung und Entwicklung der psychischen Energie muss auf die Bedeutung der Tätigkeit oder der Arbeit hingewiesen werden, denn die psychische Energie muss vor allem angewendet werden. Sie darf nicht auf gelegentliche Impulse beschränkt bleiben; nur stete, systematische und rhythmische Arbeit kann ihren Strom angleichen. Der rechte Austausch der psychischen Energie gründet auf Rhythmus. Unterstreichen Sie die schädliche Wirkung der Trägheit, welche die Tätigkeit der psychischen Energie in uns lähmt und dadurch unsere ganze Evolution stört, was schließlich zur völligen Vernichtung führt. In der Tat, es ist offenkundig, dass tätige Menschen am längsten leben – vorausgesetzt, dass sie den Rhythmus in der Arbeit beachten und den Organismus nicht übertrieben vergiften. Auch darauf muss hingewiesen werden, dass jede Arbeit mit vollem Bewusstsein geleistet werden muss. Ebenfalls ist das Bestreben zur Verbesserung der Arbeitsqualität sowie jeder Tätigkeit die beste Methode zur Steigerung der psychischen Energie.

       Es ist jedoch auch notwendig, festzustellen, dass übermäßige Abgabe an psychischer Energie gefährlich ist. In allem sollte das rechte Maß geübt werden. Eine Person, die ihre psychische Energie maßlos verausgabt, stört das Gleichgewicht ihres Organismus und öffnet sich so einer möglichen Ansteckung wie auch den Angriffen der bösen Kräfte, damit ihrer Gesundheit und Energie schadend. Wenn es heißt, dass der Geist, je mehr er abgibt, umso mehr empfängt, so ist damit nicht eine einmalige übermäßige Abgabe gemeint, sondern eine ständige rhythmische Auswertung. Sicherlich, die Meisterung der Teilbarkeit des Geistes kann nur erreicht werden, wenn die psychische Energie entsprechend entwickelt ist.

       Hier ein Paragraph aus dem Buch ”Bruderschaft“:

”Selbstaufopferung ist einer der wahren Pfade zur Bruderschaft. Warum heißt es gleichzeitig ‚Schonet eure Kräfte‘? Darin ist kein Widerspruch zu sehen. Der Goldene Pfad, der verbindende Pfad, bestätigt beide Eigenschaften – Heldentat und Vorsicht. Andernfalls würden alle zum Selbstmord getrieben. Heldentat wird in vollem Bewusstsein und in Verantwortlichkeit geschaffen. Wieder wird jemand einen Widerspruch vermuten; aber höhere Hingebung sowie allbesiegende Liebe können die Vereinigung höherer Eigenschaften lehren. Wahnsinn schafft keine Heldentat. Kleinmütigkeit entspricht nicht der wahren Vorsicht. Die bewusste Erkenntnis der Pflicht gibt einem den rechten Gebrauch der Energie ein. Mögen die Menschen den Gleichklang der Eigenschaften widerspiegeln. Wahnsinn und Kleinmut eignen sich für den Pfad nicht.” (Br I, 155)

Aber wenige Menschen erkennen, was Gleichklang der Eigenschaften bedeutet!

       Wir werden ständig an die sorgsame Abgabe der Energie erinnert, vor allem jetzt, wo die räumlichen Ströme unglaublich dicht sind.

       Gleicherweise sollte man sich bei der Teilung seiner Energie, sobald man eine Abnahme der Kräfte verspürt, nicht zum Arbeiten zwingen. Zur Erneuerung der Energie bedarf es einer gewissen Zeit. Gewiss, bei allen diesen Erscheinungen ist Ehrlichkeit sich selbst gegenüber unerlässlich, denn viele neigen dazu, die Dinge leicht zu nehmen und schreiben gerne einen Anfall von Trägheit einem Abfluss an psychischer Energie zu.

       Wo es keinen richtigen Austausch der psychischen Energie gibt, da gibt es auch keine Teilbarkeit des Geistes. Ist das Feuer nicht wirksam oder will es das ungeeignete Gefäß verlassen, dann ist natürlich Teilbarkeit des Geistes unerreichbar. Gleicherweise muss man bedenken, dass psychische Energie eine zweischneidige Kraft ist. Viele ungestüme finstere Kräfte verfügen über einen großen Vorrat dieser Energie, aber in ihren niederen Erscheinungsformen und Eigenschaften; die Wirkungen dieser Energie beschränken sich auf die niederen Sphären und haben einen geringen Wirkbereich im Vergleich zu der Energie von höherer Beschaffenheit.

       Es ist notwendig, so stark wie möglich die Bedeutung des Gedankens und der Beherrschung des Denkens für die Entwicklung höherer psychischer Energie zu unterstreichen.

       Auch Hypnotismus ist eine Erscheinungsform der psychischen Energie, und daher sollte der Einfluss dieser Eigenschaft der Energie erforscht und so weit als möglich verstanden werden. Vergessen Sie nicht die Gedankenübertragung auf Entfernung zu erwähnen, denn diese erfolgt mittels der gleichen psychischen oder uranfänglichen Energie.

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       Viele der besten Menschen, auch solche, die über ein verhältnismäßig erweitertes Bewusstsein verfügen, konnten das wahre Bildnis der Großen Lehrer nicht wahrnehmen. Beachten Sie, wie krankhaft die meisten Menschen auf alles reagieren, was ihrer Vorstellung nicht entspricht – der Atavismus von Jahrtausenden ist stark!

       Ja, die Gegenüberstellung eines falschen Bildnisses zu einem anderen, nicht weniger phantastischen, ist eine ganz fürchterliche und verderbliche Erscheinung. Menschen, die dazu fähig sind, können wirklich nicht beide selbst in Einklang bringen, und das Ergebnis ist eine abschreckende, zwiespältige Persönlichkeit, etwas wie Schieläugigkeit, und schließlich geraten sie in ein völlig ”verkehrtes Denken“.

       Nach den östlichen esoterischen Lehren unterstehen wir während des ganzen Manwantara oder der großen Runde unseres Planeten einem Manu (dem Lehrer der Lehrer), der den Hohen Brüdern vorsteht. So eine Individualität nimmt für die Dauer des ganzen Manwantara die Verantwortung für den Planeten auf sich.

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       Es ist anständig, über einen Freund nur das Beste zu schreiben, besonders über einen verstorbenen. Denn wer würde es wagen, alle Beweggründe, alle verborgenen Gefühle zu beurteilen, die den Freund zu dieser oder jener Tat bewogen haben? Jede Herabsetzung, selbst eine unbewusste, führt nichtsdestoweniger zu schlechtem Karma. Der erste an uns erteilte Rat war, ”alles Gute zu verzehnfachen und das Schlechte zu verkleinern …”; nur dann ist eine mehr oder weniger richtige Beurteilung möglich.

       Ohne die Beweggründe oder inneren Gefühle einer Person zu kennen, erlauben sich die Menschen oft, über sie zu urteilen; so verstoßen sie ernsthaft gegen die Gerechtigkeit und belasten ihr eigenes Karma beträchtlich. Aus diesem Grunde ist es so schön und nützlich, nur in guten Worten über Abgeschiedene zu schreiben und zu sprechen. Auf diese Weise können die Menschen ihre Ungerechtigkeiten wenigstens zum Teil ausgleichen.

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       In dem von Ihnen erwähnten Land reift vieles heran. Vielleicht ist auch diesem Land, als es den Wendepunkt in seiner Geschichte erreichte, eine Warnung gegeben und Hilfe von den Kräften des Lichts geboten worden. Aber wie gewöhnlich, war unter den Mächtigen keine ausreichende Erleuchtung vorhanden und hauptsächlich keine geistig starke Persönlichkeit, um die rettenden Ratschläge zu nutzen. Und aus der ganzen Geschichte der Menschheit wissen wir, wo immer der Sendbote zurückgewiesen oder gar verfolgt wurde, hatte das ganze Land dafür zu zahlen. Der Bote erscheint in ernster Stunde, und ihn zurückzuweisen bedeutet daher, die volle Wucht des Karma auf sich zu laden. Sind nicht alle Nöte, die das Land heimsuchen, ein ernstes Vorzeichen? Wählte das Land nicht den härtesten Pfad? Wie hart jedoch ist das Karma jener, die die Hilfe der Kräfte des Lichts zurückgewiesen und damit die ganze Verantwortung für die Zukunft auf sich genommen haben! Es gab einzelne seltene Ausnahmen in der Geschichte, wo die großen Führer eines Volkes die Hilfe anzunehmen verstanden, wie die erstaunliche Entwicklung mancher Länder beweist. Aber in unserer Zeit der totalen Verneinung und der höchsten Herrschaft des Goldes verdeckt selbst eine kleine Münze die Sonne.

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       Ich habe das gesammelte Material über Harmagedon durchgesehen. Wahrhaftig, eine sehr eindrucksvolle Leistung, aber an die Behandlung dieses Themas muss man mit Vorsicht herangehen. Es wäre günstiger, alle gesammelten Warnungen auf einige wenige Seiten einzustreuen, als sie konzentriert zusammenzufassen; so könnten sie die kleinen Bewusstseine ängstigen oder gar unerwünschte Wirkungen auslösen. Die Menschen lieben es, mit rosigen Hoffnungen eingelullt zu werden und mögen es nicht, wenn man ihnen bei nahender Gefahr die Augen rechtzeitig öffnet. Jede rettende Warnung empfinden sie als persönliche Bedrohung. Darum rate ich, diese sehr nützliche Zusammenstellung für innere Gewöhnung und zum Lesen zu behalten.

       17. Mai 1937

       Ich begrüße es sehr, wenn Sie einen Aufsatz über das Thema ”Die Rechte der Frauen“ schreiben. In der Tat, dieses Problem wird der Eckstein der Neuen Epoche sein, und ohne die richtige Lösung dieser Frage wird es in der Welt keine Ordnung und Ausgeglichenheit geben. Wenn Sie schreiben, so lauschen Sie der Stimme des Herzens. Sogenannte Intuition oder die Stimme des Herzens ist in den Büchern der Lehre der LEBENDIGEN ETHIK sehr genau als ”Gefühlswissen“ bezeichnet. Aus meiner Erfahrung kann ich bestätigen, dass jede Erleuchtung gerade auf Gefühlswissen gründet, das zu wahrem Wissen führt.

       Mit Recht sind Sie über einige Zeilen aus den Schriften der Apostel entrüstet. Man könnte fragen, wo sich die Originale dieser Episteln befinden? Wer sie gesehen hat und wann? Und wer kann dafür bürgen, dass die Glaubenseiferer nicht Veränderungen in den Originalen vornahmen, sobald etwas nicht den herkömmlichen Sitten und Regeln entsprach? Geschah dies nicht mit allen Werken der großen geistig Schaffenden? Es heißt doch: ”Nicht ein Dokument des Altertums erreichte uns ohne Entstellung.” Und welche Ungenauigkeiten erlaubten sich die Übersetzer dieser Episteln! Man braucht nur drei Übersetzungen der Bibel durchzusehen: die russische, französische und englische. Ich hatte mich bei der Übersetzung bestimmter Werke damit auseinanderzusetzen; traten offenkundige Widersprüche auf, so musste ich zwei oder drei Übersetzungen zitieren.

       Doch warum sollten eigentlich die Apostel als unfehlbar gelten? Nicht nur im Evangelium tritt es zutage, dass sie nicht jenes moralische Niveau besaßen, das von den engsten Schülern Christi erwartet wird, sondern auch aus ihren Schriften erkennt man bedauerlicherweise, wieviel Zwietracht und sündhafte Schändlichkeit in diesen ersten Christengemeinden, aus denen die Kirchenväter hervorgingen, an der Tagesordnung waren. Auch unter den Aposteln selbst gab es viel Uneinigkeit. Denken wir zum Beispiel an den endlosen Wortstreit zwischen Petrus und Paulus, der symbolisch die ganze Zwietracht unter den sogenannten christlichen Glaubenseiferern, welche die alleinige Lehre Christi in untereinander streitenden Sekten und Kirchen aufspalteten, überdauerte. Ich empfehle Ihnen, das Buch von D. Mereschkowskij ”Paulus und Augustinus“ zu lesen. Darin werden Sie interessantes Material finden. Dieser Verfasser bietet, wie stets, einen vollendeten Schatz wertvollster Information.

       Wollen wir daher daran denken, dass nur ein erleuchtetes Herz oder ein durch das Licht des Herzens erleuchteter Geist ein zuverlässiger Führer beim Lesen der Heiligen Schriften sein kann. Religionsformen, welche die Erniedrigung und Versklavung der Frau zuließen oder gar betätigten, sind zum Untergang bestimmt. Durch die Erniedrigung der Frau dienten die späteren Religionsformen wirklich dem Satan; der Fürst der Welt erkannte die Bedeutung der Frau bei der Erfüllung seines Planes; vor allem schmiedete er Ränke, um sie – die Trägerin der höheren Energie – zu erniedrigen.

       Aber als die Frau, die durch ein seltsames Paradoxon die Hauptstütze der Kirche war, erwachte und verstand, nachdem durch Jahrhunderte hindurch ihre Unterdrücker sich verbargen, setzte der Niedergang der Kirche ein. Religion, oder richtiger die Suche nach dem Geist, wird in der Menschheit nie verlorengehen, und das erwachte Bewusstsein wird nach neuen Formen und neuen Wegen, gewiesen von geistigen Lehrern und Führern, verlangen.

       Die ältesten Lehren schätzten das weibliche Prinzip immer hoch, und sie erachteten auch weibliche Gottheiten als das Heiligste. Spuren dieses ältesten Kultes können wir heute unter den amerikanischen Indianern finden, deren Priesterschaft eine Frau vorsteht; Frauen leiteten den Clan, und die ganze Nachkommenschaft wird von der fraulichen Seite her geschätzt. Gleicherweise gibt es in der Lehre Buddhas keinen Unterschied zwischen den beiden Uranfängen, und sowohl die Frau als auch der Mann kann die Archatschaft erlangen. Und selbst jetzt ist in Indien, trotz der Tatsache, dass die letzten Brahminen die Frau aus Habgier und Egoismus erniedrigten, der Kult der Göttin Kali weit verbreitet. Die letzten der bekannten Weisen Indiens, Ramakrishna und Vivekananda, verehrten den Göttlichen Ursprung in seinem Aspekt der MUTTER DER WELT. Wahrhaftig, durch die unwissende und habsüchtige Entstellung des kosmischen Gesetzes ist die Frau unterjocht worden. Sicherlich, die Schuld für die derzeitige Lage der Frau kann nicht allein dem männlichen Prinzip zugeschrieben werden, auch die Frau selbst fehlte. Viele Frauen empfinden die ständige Bevormundung als Beschützung, und genau das schwächt ihre Kraft und stumpft ihre Fähigkeiten ab. Daher ist heute ein Wandel nötig. Die Frau muss den Kampf mit den Hindernissen des Lebens aufnehmen, um ihre Kraft und offenbar ihre wahre Natur zu stählen. Freilich, der Kampf um ihre eingebüßten Rechte wird hart sein, aber durch Verfeinerung des Denkens und mit Hilfe der Wahrnehmung der höheren psychischen Energie wird vieles leichter. Wahrhaftig, ohne Vorhandensein des weiblichen Elements kann kein einziges höheres Experiment mit den feinsten Energien durchgeführt werden. Der bekannte Stein der Weisen kann ohne die Beteiligung der Frau nicht gefunden werden. So bestätigen der Kosmos und die Natur das Gleichgewicht der beiden Uranfänge, selbst in ihren höchsten Funktionen. Und man kann sagen: ”Rechte zu haben heißt noch nicht, sie zu besitzen.”

       Die erste Aufgabe, der die Frau in allen Ländern gegenübersteht, ist, das volle Recht der gleichen Bildung wie der Mann zu verlangen und bemüht zu sein, mit ihrer ganzen Kraft die Denkfähigkeit zu entwickeln und darüber hinaus zu lernen, auf eigenen Füßen zu stehen, ohne sich beim Manne anzulehnen. Im Westen gibt es viele Gebiete, welche den Frauen offenstehen, und man muss zugeben, dass sie sich in allen bewährt haben.

       Es ist unerlässlich, in der Frau selbst große Achtung vor ihrem eigenen Uranfang zu wecken, sie soll ihre hohe Bestimmung als Trägerin der höheren Energie erkennen. Wahrhaftig, die Intuition der Frau muss, wie in den besten Zeiten der Geschichte, die Menschheit auf den Pfad des Fortschritts führen. Heute indes kann man nur tief betrübt und mit unaussprechlicher Scham beobachten, wie sich die Frau, in ihrem Wunsch, die Bewunderung des starken Geschlechts zu erlangen, erniedrigt. Die Konstellation der Gestirne ist für das Erwachen der Frau günstig, und ich hoffe, dass ein neuer Zustrom an psychischer Energie von den Frauen für erhabene Aufgaben und das Suchen nach neuen Errungenschaften für das Wohl der Menschheit genutzt wird. Möge das Feuer der Heldentat im Namen des großen Dienstes in der Frau wirklich entzündet werden. Die Frau besitzt die Eigenschaft der Selbstaufopferung, aber sie sollte es lernen, ihre Selbstaufopferung nicht nur auf den engen Begriff des Lebens am häuslichen Herd zu beschränken, der oft nicht mehr ist als Förderung des Egoismus der Familie – sie sollte sie im Weltmaßstab anwenden. Ich glaube, dass die Frau sogar mehr gebildet und kultiviert sein sollte als der Mann, denn in Wirklichkeit ist sie es, die ihrer Familie die ersten Begriffe des Wissens, der Kultur und des Verstehens der Staatsherrschaft einflößt.

       Wenn Sie Ihren Aufsatz geschrieben haben, so möchte ich ihn gerne lesen, und ich hege keinen Zweifel, dass Ihr Herz Ihnen feurige Worte eingeben wird.

       Ich danke Ihnen für Ihre schönen Worte über Ihre Schüler. Herzenswärme ist jener Magnet, der den ganzen Aufbau zusammenhält. Die Fähigkeit zur Ermutigung ist die grundlegende Eigenschaft des Lehrens. Daher freue ich mich über Ihre Worte betreffs der Arbeit Ihrer Schüler. Die erste Ermutigung ist besonders wichtig, denn sie bestimmt weitestgehend den künftigen Pfad. Ist man bei der Beurteilung der ersten Arbeit zu streng, kann man das Wachstum außergewöhnlicher Fähigkeiten hemmen. Es geschieht sehr oft, dass die ersten unternommenen Versuche eines Schülers nicht die erhofften Erfolge zeitigen, auf der anderen Seite aber zeigt es sich oft, dass sich die ersten schwachen und sogar groben Versuche später zu etwas Seriösem und Wichtigem entwickeln. Die in uns schlummernden Fähigkeiten entwickeln sich zu verschiedenen Zeiten.

       ”Die Glückseligkeit des Lehrers besteht darin, den Schüler zu Schönem zu ermutigen. Lange Listen von langwierigen, stupiden Einfällen können nicht zu dieser Errungenschaft verhelfen. Der Lehrer muss selbst entflammt sein, so dass allein seine Nähe Feurigkeit auslöst. Diese tägliche Aufgabe ist schwer, jedoch die Menschen werden besonders im Alltag geprüft, der die Schwester der Unbegrenztheit ist.” – Darum freue ich mich über Ihr großmütiges Verstehen und Verhalten gegenüber Ihren Schülern.

       17. Mai 1937

       1. Sie fragen, ”ob jeder Mensch einen ständigen Lehrer hat”? Sie müssten allerdings erklären, was für einen Lehrer Sie meinen. Man kann sagen, dass fast jeder, ob er es erkennt oder nicht, mehr oder weniger eine dauernde Führung aus den überirdischen Sphären hat; diese Führer sind in bezug auf Qualität und Niveau sehr verschieden. Darüber hinaus bringen diese Führer im gegenwärtigen Zustand der Menschheit oft mehr Unheil als Nutzen. Es ist sogar schwer, sich die Zahl der Bewohner überirdischer Sphären, die versuchen, sich in irdische Angelegenheiten zu mischen, vorzustellen. Doch gelingt es einem Menschen, die Flamme reinen Strebens zum Licht zu entzünden und ist in ihm Hingabe verankert, dann wird sein Ruf zu den Älteren Brüdern der Menschheit gehört werden, und ganz allein von ihm wird es abhängen, das heilige Band mit dem erwählten Bildnis zu festigen. Nach unabänderlichem Gesetz wird sich der Schüler einer Prüfung unterziehen müssen, deren Dauer ebenfalls völlig in seinen Händen liegt.

       2. ”Ihr müsst auf Erden zu Uns gelangen …”, – damit ist sicherlich gemeint, dass man im irdischen Leben, durch Bewusstseinserweiterung und durch irdische Errungenschaften, tatsächlich den Großen Lehrern näherkommen kann.

       3. Dem Geist steht es natürlich frei, das Geschlecht seiner Wiederverkörperung zu wählen. Doch widmet sich ein Geist dem Großen Dienst, nimmt er die Inkarnation an, die ihm vom Großen Lehrer zugewiesen wird. Außerdem ist es manchmal notwendig, für eine bestimmte Inkarnation das Geschlecht zu wechseln, und zwar wegen des Gesetzes des Großen Gleichgewichts, das mit dem Mysterium der Existenz in Zusammenhang steht. Aber dieses Geheimnis wird vom Lehrer nur gelüftet, wenn der Schüler die auferlegten Prüfungen bestanden hat.

       4. Sie fragen: ”Angenommen, ich möchte nicht mehr zur Erde zurückkehren, was kann mich dazu veranlassen?” Die Antwort lautet: ”Das Kosmische Gesetz”. Wie Hunger den Hungrigen zur Nahrung treibt, so nötigt das Gesetz der Wiederverkörperung den bereiten Geist zur nächsten Wiederverkörperung. Ein Geist, der während des irdischen Lebens eine große Umwandlung seiner Energien erlangt hat, ist imstande, seinen Aufenthalt in den überirdischen Welten beträchtlich zu verlängern, aber nur bis zu einem bestimmten Zeitpunkt – dann kommt der Augenblick, in dem er die magnetische Anziehung für eine irdische Inkarnation ganz stark fühlen wird; denn allein die Erde ist die Esse, in der unsere Energien umgewandelt werden können, und zwar durch Erneuerung und Aufspeicherung neuer Energien.

       Wir können von der irdischen Inkarnation nur befreit werden, wenn sich unsere gesamten Energien so sehr verfeinert haben, dass ein weiterer Verbleib auf Erden uns nichts mehr bieten könnte. Genau gesagt, für einen Menschen endet eine Karmarunde, wenn alle Elemente oder Energien, die in die Essenz seines Wesens eingehen, in seinem Streben vereint werden und in dieser Spannung den für diese Runde gebotenen Zustand der Vollendung erreicht haben.

       Man sollte sich vor keiner Wiederverkörperung ängstigen, im Gegenteil, ein wahrer Schüler nimmt eine neue Erfahrung und neue Möglichkeiten zur Erlangung äußerst wertvoller Aufspeicherungen mit Freuden an. In der Tat, die Schüler der Weißen Bruderschaft gehen den kürzesten Weg, und mit Hilfe der Älteren Brüder beschleunigen sie ihre Wiederverkörperungen, um ihr Karma auszuleben und ihren zurückbleibenden Brüdern zu helfen.

       5. ”Was sollte man tun, um nicht für immer die Lehre zu verlassen und kein Verräter zu werden?” Die Antwort ist in allen Büchern der Lehre gegeben: Festigen Sie in Ihrem Herzen die Fundamente der Liebe und der Hingabe, und wenden Sie die Lehre im täglichen Leben an.

       6. Es gibt so viele Bewusstseine als es Erscheinungen gibt. Daher hat jeder das Recht, seine Gefühle völlig individuell zu äußern.

       7. Sie haben ganz richtig verstanden, dass es ungehörig ist, dann zum Höchsten um Hilfe zu flehen, wenn wir unser eigenes Können aufbieten sollten. Außer einem schrecklichen Mangel an Angemessenheit vereiteln wir nicht nur alle Möglichkeiten, sondern stumpfen durch solch ein Warten auf Hilfe auch in unseren Fähigkeiten ab und schwächen uns damit. Ohne unaufhörliche Anstrengung im Festigen unserer Fähigkeiten und der Geschicklichkeit, Hindernisse zu überwinden, kann es auf der geistigen Ebene keinen Fortschritt geben. Nicht Verlass ist nötig, sondern volles Vertrauen zum Lehrer und das Wissen aus seinem ganzen Wesen, dass, wenn die Grenze der Anstrengung erreicht ist, Hilfe kommt, indem sich uns die Möglichkeit bietet, unsere Anstrengungen auf neue und höhere Errungenschaften zu richten. Ohne dieses selbständige Überwinden von Hindernissen ist die Umwandlung unserer Energien nicht möglich. Nur wenn die Grenze höchster Anspannung erreicht ist, kann sich die gesegnete Verfeinerung einstellen. Die Gesetze sind in allem die gleichen.

       8. ”Was ist die Eins, und ist sie nicht eine konstante Größe?” Vom metaphysischen Standpunkt her ist die Eins das Symbol der Einheit, die alles in sich beinhaltet, folglich ist sie das Absolute, oder mit anderen Worten: sie ist eine konstante Größe.

       9. ”Was ist eine Zahl?” Eine Zahl ist ein Symbol der Teilbarkeit, folglich ist sie Bewegung und Rhythmus und ein offenbares Bewusstsein.

       10. Alle und jedwede Schuld muss bezahlt werden, denn eine Schuld ist eine Verpflichtung für den Geist.

       11. Karma wird durch Gedanken gewoben. Der Gedanke kann eine karmische Wirkung entweder abschwächen oder verstärken. Geläutertes Denken befreit vom schlechten Karma, denn es lässt keine bösen Wirkungen entstehen. Gedanke und Wille sind die Herrscher von Karma.

       12. Nur das Herz wird die Wahl des irdischen Lehrers treffen.

       13. ”Kann man auf Erden, noch in diesem Leben, die Bruderschaft erreichen?” Das hängt allein vom Menschen ab, von seinen früheren Aufspeicherungen und in manchen Fällen auch von der von ihm vor der Verkörperung übernommenen Aufgabe.

       14. Immer und bei allen Taten ist Gefühlswissen das einzige Kriterium. Aber wenn unmittelbares Gefühlswissen nur schwer wahrnehmbar ist und erst leise anklopft, dann sollte jede Tat auf der Waage des Herzens gewogen werden, Gefühlswissen ist dem Herzen am nächsten.

       15. Der Pfad wird in den Büchern der Lehre gewiesen; ohne Anwendung der Grundlagen der Lehre im Leben gibt es keinen Zugang zur Bruderschaft.

       16. ”Wann kommt der Zeitpunkt, an dem es keine Rückkehr mehr gibt?” Wenn die Feuer der Zentren entflammt sind und sich der Kristall der psychischen Energie gebildet hat.

       17. ”Wie kann man bewusst auf anderen Ebenen des Daseins arbeiten und sich im physischen Körper daran erinnern?” Durch Befolgen der Lehre und durch Üben sich solcher Arbeit bewusst zu erinnern. Doch im physischen Körper ist es nicht immer möglich, sich der Tätigkeit seines feinstofflichen Körpers zu erinnern, weil die Dimensionen der Feinstofflichen Welt mit unseren nicht übereinstimmen und das physische Gehirn oft, ohne Schaden zu erleiden, diese feinsten Schwingungen nicht vermitteln kann. Nur Medien erinnern sich auf Grund ihrer besonderen Anlagen häufig an solche Tätigkeiten, aber man sollte sie nicht darum beneiden!

       18. Ihr Streben möge daher von Dauer sein und weiter ansteigen. Doch sollten Sie immer wieder Ihre Beständigkeit prüfen. Geduld ist eine der wichtigsten Eigenschaften, die man auf dem Pfad des Dienens erringen muss.

       19. ”Wie kann man den Großen Brüdern helfen?” Durch Anwendung der LEHRE im täglichen Leben, so dass man für andere ein Beispiel gibt. Das persönliche Beispiel ist die überzeugendste Tat.

       20. ”Wovon sollte man sich noch befreien?” Der schädlichste Wurm und der unmerklichste ist der Egoismus. Prüfen Sie sich daher öfter, denn dieser Wurm bemäntelt sich mit den ausgeklügeltsten Rechtfertigungen. Unter manchen Umständen mag Egoismus nicht so offensichtlich sein, doch in dem Augenblick, da die Umstände sich ändern, macht dieser Wurm sich bemerkbar.

       21. ”Wie sollte man handeln, um das Vertrauen des Großen Lehrers zu gewinnen?” Man sollte die Lehre im Leben anwenden und stets bereit sein, mutig alle Hindernisse hinzunehmen und dies auch durch die Tat zu beweisen.

       22. Wenn die LEHRE angewendet wird, wenn Geduld unverbrüchlich ist, wenn Mut, Furchtlosigkeit und Hingabe mit einer unauslöschlichen Flamme in Ihrem Herzen brennen, dann werden Sie Ihr Ziel erreichen, und der Große Lehrer wird nicht versäumen, sich auf irgendeine Art zu offenbaren.

       23. Wenn Sie die Anwesenheit einer unsichtbaren Wesenheit fühlen, sollten Sie völlige Ruhe bewahren, denn sinnlose Furcht kann das Sperrnetz der Aura schwächen. Wenn sich die Wesenheit, die Sie fühlen, mit bösen Absichten nähert, kann die Furcht dazu beitragen, Ihnen Schaden zuzufügen. Aus diesem Grunde bestehen alle Lehren so sehr darauf, die Furchtlosigkeit zu entwickeln. Bei völliger Selbstbeherrschung kann einem kein Astralwesen Schaden zufügen. Ich rate, sich in solchen Fällen auf das Große Bildnis des Herrschers zu konzentrieren und seinen Namen siebenmal auszusprechen. So umgeben Sie sich mit einem undurchdringlichen Panzer des Lichts.

       Und nun zu den Fragen aus Ihrem zweiten Brief:

       1. Zweifellos ist die Herausgabe der BÜCHER DER LEHRE eine große Hilfe für den Aufbau der Neuen Welt. Wozu sind die Bücher gegeben worden, wenn nicht für weite Verbreitung?

       2. Natürlich können Bestrebte, die aufrichtig suchen, aber die Bücher nicht bezahlen können, sie unentgeltlich bekommen. Doch gibt es ihrer viele? Aus langjähriger Erfahrung wissen wir, dass alles, was unentgeltlich gegeben wird, nicht geschätzt wird. Die meisten, die unentgeltlich ein Buch erhalten, werden sich kaum bemühen, es aufzuschlagen. Doch sobald sie wissen, dass etwas schwer zu bekommen ist, werden sie danach suchen, und es hat Fälle gegeben, wo Menschen Nächte nicht schliefen, um die BÜCHER DER LEHRE abzuschreiben. Großer Nutzen geht von jedem kleinen Hindernis aus. Es ist besser, das für die Bücher eingenommene Geld für weitere Veröffentlichungen aufzuwenden, als sie unentgeltlich abzugeben und ohne jeglichem Nutzen die Möglichkeit einzubüßen, weitere Ausgaben für jene herauszubringen, die darauf warten.

       3. Der Geist überwindet physische Krankheiten. Oft befähigen gerade körperliche Gebrechen den Geist, sich zu erheben.

       Ich freue mich von ganzem Herzen, dass Sie den Wunsch verspüren, die Qualität Ihrer Arbeit zu verbessern. Darin liegt bereits ein Unterpfand für Fortschritt und Erfolg. Wer immer auf Qualität bedacht ist, versteht, dass Vervollkommnung ein führendes Prinzip ist, und er befindet sich bereits auf dem Pfad.

       In der Tat, durch das Streben des Herzens kann alles erreicht werden, aber vergessen Sie die wesentlichste Eigenschaft nicht – Geduld! ”Ein großer Mensch ist, wer streng ist im Üben von Geduld.”

       Wenn Sie erkennen, dass jedes Hindernis ein Nutzen für das Wachsen des Geistes ist, sind Sie bereits auf dem Pfad. In der LEHRE heißt es: ”Lasst uns mit Bedauern auf die allgemein angenommene Vorstellung über Komfort und Sicherheit Bezug nehmen. Darin birgt sich Gefühllosigkeit und Leere. Wir lernen, alle Gedankenkeime zu begrüßen, und Wir schätzen immer den Drang voranschreitenden Strebens. Viele Beispiele können über physischen und mechanischen Druck als bewegende Kraft angeführt werden. Für viele ist es nicht leicht, zuzugeben, dass Drang nur die Pforte zum Fortschritt ist. Doch sobald die Menschen die Wahrheit erkennen, werden sie damit auch die Bedeutung des Fortschritts verstehen. Vom Standpunkt solcher Erkenntnis ist es nicht weit zur Bruderschaft.”

       Ich schätze es, dass Sie dafür Verständnis haben, wie sehr überlastet ich durch meine Arbeit bin. In der Tat, wenn ich nicht antworte, so nur deshalb, weil es oft nicht möglich ist, doch sonst bin ich immer gerne bereit, Fragen zu beantworten. Ich mag keine bedeutungslosen Briefe. Gibt es Fragen, so bedeutet es, darüber nachzudenken, was für die Entwicklung des Geistes besonders wertvoll ist; scharfes Denken bringt uns dem Höheren Bewusstsein näher und große Zusammenarbeit ist gegeben.

       4. ”Was versteht man unter einer verantwortungsvollen Aufgabe, deren Zurückweisung Karma besonders belastet?” Es gibt viele solcher Zurückweisungen. Der üblichste Fall ist, dass eine Person, die sich der LEHRE näherte, sich an die Großen Lehrer wandte, sie anflehte, in das Haus der Neuen Welt eingelassen zu werden – und dann nach kurzer Zeit aus irgendeinem Grund enttäuscht ist und abfällt. Doch es gibt noch andere sehr schmerzliche Fälle, wenn z. B. der Geist eines sehr fortgeschrittenen Studierenden, der sich Jahre für die Durchführung einer bestimmten Tätigkeit oder Aufgabe vorbereitete, plötzlich die übernommene Verpflichtung und auch die aufgewendeten Jahre bereut. Das nennt man Zurückweisung einer Aufgabe; denn jemand, der bereut, ist gänzlich unfähig, das zu erfüllen, womit er betraut wurde. Nachtrauern erstickt das Feuer, das jedem Erfolg zugrunde liegt. Solches Bedauern grenzt bereits an Verrat und belastet das Karma sehr.

       Mein junger Freund, aus allen Ihren Fragen ist klar zu entnehmen, dass Sie den Pfad des Großen Dienstes beschreiten wollen. Prüfen Sie daher ernsthaft ihre Kräfte. Dienen erfordert große Selbstlosigkeit und Anspannung aller Kräfte. Das irdische Glück wird ausgetauscht für Erkenntnis der Weisheit höheren Glücks, das den Studierenden nur in seltenen Lichtblicken zuteilwird. Verfolgung, Verleumdung, Hindernisse nehmen zu im Verhältnis zum Fortschritt, denn der Diener des Lichts beleuchtet die dunklen Verstecke der Knechte der Finsternis. Es gibt keine größere Heldentat als den Dienst für das Wohl der Menschheit, noch gibt es eine schwierigere. Sind Sie stark im Geiste, dann Heil Ihnen!

       Natürlich, auch eine teilweise Annäherung an die LEHRE DER LEBENDIGEN ETHIK erweitert das Bewusstsein, und wenn die Grundlagen der Lehre im Leben vernünftig angewendet werden, wird der irdische Pfad erleichtert. Doch denken Sie daran, dass Hingabe an den Dienst der Menschheit völlige Selbstaufopferung erfordert – nämlich wahre Heldentat. Gibt es viele, die imstande sind, die Last der Welt zu tragen? Prüfen Sie sich daher in allen Lebenslagen.

       Sind Ihre Absichten lauter, werden die Heimsuchungen nicht ausbleiben, und Sie werden vielen psychologischen Problemen gegenüberstehen, die Sie selbst werden lösen müssen. Wie es heißt: ”Wie Wasser in ungelöschtem Kalk Hitze erzeugt, so bringt die LEHRE jede im Schüler schlummernde unvermutete Potentialität heftig in Tätigkeit.” Genau gesagt, jeder Keim des Guten wie auch des Bösen wird sich in ihm offenbaren. Wenn Sie daher einen festen Entschluss gefasst haben, so halten Sie sich für Prüfungen bereit.

       28. Mai 1937

       Ich bezweifle nicht, dass Sie mit Ihrem neuen Buch genauso Erfolg haben werden wie mit dem ersten. Bevor jedoch solch ein Werk in Angriff genommen wird, wäre es ratsam, ihm die größte Sorgfalt zu widmen und das Gebot der LEHRE des Neuen Lebens im Auge zu haben: ”… Auf dem Pfad zur Bruderschaft muss man die Gewohnheit der Herabsetzung aufgeben … Es möge selbst aus Unwissenheit kein Schaden entstehen …” Die gesammelten historischen Fakten werden deutlich für sich selbst sprechen.

       Die Anhänger der Lehre des Neuen Lebens sollten nur emporheben und bestätigen. Ihr Standpunkt, der keinesfalls eine Herabsetzung ist, wird sich durch weitere Erklärung von selbst offenbaren. Von den Aspekten der Dreieinigkeit, im philosophischen Sinn gesprochen, stellt jedes menschliche Wesen an sich, da Makrokosmos und Mikrokosmos eins sind, nicht nur den ersten, zweiten oder dritten Aspekt der Dreieinigkeit dar, sondern enthält in sich die ganze Dreieinigkeit, denn wie sonst kann man die Triade von Atma, Budhi und Manas in ihm verstehen? Man kann nicht den Sohn der Ewigkeit auf ein Bildnis der Trinität beschränken. Wahrhaftig, diese Teilung des Unteilbaren offenbart völliges Unverständnis.

       In Ihrem neuen Werk sollten Sie die Unwissenheit und Misshelligkeiten, die unter den meisten selbsternannten Autoritäten und Führern des menschlichen Bewusstseins herrschen, besonders unter die Lupe nehmen. Und dann bestätigen Sie die allen alten Lehren wie auch den neuesten Errungenschaften im Gedankenbereich und der Wissenschaft zugrunde liegende Einheit aller Religionen, aller Philosophien oder Lehren sowie die Größe ihrer Herolde und Begründer.

* * *

       Gewiss, das Göttliche Element durchdringt alles Bestehende, durch seine Macht vermag es ganze Welten zu schaffen und zu zerstören. Daher muss sich das menschliche Bewusstsein zur geistigen Wahrnehmung auf dieses Niveau erheben, damit in voller Harmonie mit dieser Macht gute Ursachen geschaffen werden können. Jede Verletzung guter Gesetze zieht schwere Folgen nach sich. Ja, alles hat Bedeutung; der Wert jedoch besteht nicht in der äußeren Erscheinung oder Anwendung, sondern allein darin, dass er vom Bewusstsein erfasst wird.

       Ich gebe zu, dass die Worte Jesu ”Wenn einer zu mir kommt und nicht seinen Vater, die Mutter, das Weib, die Kinder usw. hasst …” grausam klingen. Sollten wir dieses Wortgefüge aber nicht jenen zuschreiben, die es niedergeschrieben oder übersetzt haben? Dennoch ist sein tiefer Sinn klar. Wenn der Mensch seiner Familie mehr dient als dem Geist der Lehre des Guten, was wird ihm da wohl Gutes widerfahren? In der Lehre der LEBENDIGEN ETHIK wird auf den Unterschied zwischen Blutsverwandtschaft und geistiger Verwandtschaft hingewiesen. Wann und wo ist jener, der Licht bringt auf einem Gebiet, von seiner Familie oder Zeitgenossen anerkannt worden? Man nenne ihn! Sind es im täglichen Leben nicht jene Nächsten, die uns sehr oft missverstehen und herabsetzen? Wegen ihrer physischen Blutsbande verfügen sie über uns. Die Menschen wollen nicht begreifen, dass es über alle irdischen Verwandtschaften hinaus eine geistige Bindung gibt, und es ist ein Segen, wenn diese beiden Verwandtschaften, die geistige und die Blutsverwandtschaft auf Erden zusammentreffen, doch das ist sehr selten der Fall. Oft werden in einer Familie Geister mit gänzlich unterschiedlichen Aufspeicherungen zusammengeführt.

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       Genau wie die Worte Christi ”Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen” die Wahrheit seiner Lehre beweisen (weil Wahrheit und Ewigkeit synonym sind), so weist ein anderer Ausspruch Christi ”… Was immer ihr auf Erden binden werdet, wird auch im Himmel gebunden sein, was immer ihr auf Erden lösen werdet, wird auch im Himmel gelöst sein” auf das Karmagesetz hin. Wie kann klarer ausgedrückt werden, dass wir hier auf Erden jedweden Zank mit unseren Nächsten zu schlichten und beizulegen haben und nicht in der Feinstofflichen Welt oder im Himmel. Was wir hier säen, werden wir dort ernten. Dieser Ausspruch wurde allerdings anders ausgelegt, nämlich so, als wenn Christus den Aposteln die Macht verliehen hätte, zu binden und zu lösen, oder mit anderen Worten, für immer und ewig zu bestrafen oder zu vergeben. Wie wir wissen, beruht auf diesem Ausspruch die Macht der Kirche. Liest man jedoch diesen Auszug im ganzen, so wird einem vieles klarer, denn man kann diese Worte nicht anders auslegen als Erklärung des Gesetzes von Ursache und Wirkung oder Karma.

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       Was die Erlösung betrifft, so kann man nur im irdischen Sinn ein Erlösungsopfer bringen, das heißt, indem wir die durch eine andere Person ausgelöste Wirkung auf uns nehmen. Im geistigen Sinn jedoch wäre dies unmöglich, denn die von uns geschaffenen Ursachen widerspiegeln sich primär in unserem inneren geistigen Wesen. Daher kann allein geistige Wiedergeburt die Wirkung der von uns gelegten Ursache wandeln oder abschwächen. Ein Hoher Geist kann einem Menschen bei seiner geistigen Wiedergeburt nur helfen, wenn der Geist jenes Menschen den festen Entschluss fasst, alles, was er getan hat, gutzumachen. Aber keine Gebete einer Mutter können helfen, wenn ihr Geist nicht einen hohen Antrieb zur Läuterung verspürt.

       Nachdem ich über Vergebung und Erlösung von Sünden schon öfter geschrieben habe, möchte ich Ihnen diesen Auszug zitieren: ”Genauso wie ein chemischer Bestandteil das ganze Wesen einer Substanz, die sich aus anderen Substanzen zusammensetzt, verändern kann, so kann die Wirkung eines hohen Impulses oder einer wertvollen Eigenschaft die Ergebnisse einer Wirkung, die von den niederen Eigenschaften der menschlichen Natur herrühren, neutralisieren oder bewältigen und so den Charakter des Menschen total verändern, sein Wesen verwandeln.” Und wie Sie wissen, äußert sich die Umwandlung des inneren Wesens in der Veränderung der Ausstrahlungen, die geläutert die Wirkungen der früher geschaffenen Ursachen verschiedenartig beeinflussen. Der Mensch selbst ist der Schöpfer und zugleich die lebendige Aufzeichnung jedes Motivs, jedes Gedankens oder jeder Tat; wer könnte daher ohne seine persönliche und unmittelbare Teilnahme an seinem Wesen etwas ändern?

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       Über Inkarnation. In jeder neuen Inkarnation erhalten wir einen von dem allgemeinen menschlichen Entwicklungsstand, von den karmischen Bedingungen sowie dem vererblichen Einfluss der Vorfahren abhängigen beschränkten Organismus. Wir werden gerade durch das Karma von jener für uns zugänglichen Umgebung angezogen. Daher kann sich unser Geisteskorn trotz vieler Aufspeicherungen in jeder neuen Hülle nur teilweise offenbaren. Man kann beobachten, dass ein früherer Musikvirtuose in seinem neuen Körper zwar das Verstehen und mehr oder weniger Hinwendung zu seiner Kunst beibehält, aber die notwendige Koordination der Zentren für besondere musikalische Fähigkeiten nicht so weit aufbringt, um ein Virtuose zu werden.

       Die von ihnen angeführte Stelle aus dem Matthäus-Evangelium ist schön, Sie sollten die Toleranz und die Ausführlichkeit in der Lehre Christi unterstreichen. Auch andere Stellen, mit ähnlichem Sinn kann man finden.

       In der ”Geschichte der Konzile“ kann man die Vorstellungen und Argumente der Kirchenväter nicht immer klar verstehen. Dazu muss man sich im Geist in jene Epoche versetzen, um die ganze Komplexität der Übergangsperiode, die sie schuf, erfühlen zu können. Aufgrund einiger weniger Fragmente ist es schwer, sich ein klares Bild davon zu machen, was sie ausdrücken wollten. Die Sprache sowie der Symbolismus der Begriffe ändern sich schon im Laufe von wenigen Dekaden sehr stark, weshalb man mit Auslegungen sehr vorsichtig sein sollte.

       Die Zitate des Athanasius des Großen sind vor allem reich an Schönheit, und wo Schönheit ist, ist Wahrheit. So bestätigt seine Behauptung ”Gott wurde Mensch, damit der Mensch Gott werden könne” die heilige Wahrheit, denn der Geist Jesu Christi ist in seiner geläuterten feurigen Göttlichen Essenz für uns wahrhaftig eine Verkörperung des Göttlichen Prinzips. Indem Er in einer ernsten Zeit des Niedergangs und Verfalls geistiger Werte einen irdischen Körper annahm, um dem menschlichen Geist einen neuen Impuls zu geben und so den Menschen an Seinem göttlichen Wesen teilhaben zu lassen, vergötterte Er ihn. Wir vereinigen uns in dem Maße mit dem göttlichen Wesen, als wir es in unser Bewusstsein aufnehmen. ”Wahrhaftig, durch das Sakrament des Geistes nehmen wir teil am Göttlichen Wesen” und erreichen so den göttlichen Zustand.

       Heißt es nicht in der Lehre, zeitgemäß gesprochen, ”dass wir die höheren Energien nur erreichen und beherrschen können, wenn wir sie ins Bewusstsein aufnehmen”.

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       Ebenso wahr ist, dass wir uns durch Ablehnung des Geistes den finsteren Kräften öffnen, der Besessenheit, Verführung u. a. ”Wer getauft wird, gibt den alten Menschen auf, wer von oben geboren wird, wird erneuert durch den Segen des Geistes …” Wir dürfen nicht vergessen, dass in den ersten Jahrhunderten des Christentums solche Rituale wie Taufe und Kommunion eine große innere und geistige Bedeutung hatten und erst später zu staatlichen Einrichtungen entarteten, durch deren Nichtbefolgung man Rechte verwirkte. Taufe und Kommunion waren ursprünglich Symbole der Teilnahme am geistigen Leben. Vor allem die Mysterien des Altertums waren Rituale voll tiefer innerer Bedeutung, und die meisten der heutigen christlichen Rituale wurden tatsächlich den Ritualen und Symbolen der heidnischen Welt entlehnt. Alles hat jedoch nur eine geistige Bedeutung. Mechanische Manipulationen können uns keine geistige Wiedergeburt bringen und ohne Teilnahme des Geistes an etwas binden. Die Rituale dagegen trugen dazu bei, bestimmte Zustände und Stimmungen herbeizuführen und befähigten den Geist, leichter aufzunehmen und sich höher zu erheben. Selbst heute sollte man den Menschen nicht der Kirche mit ihren ganzen Zeremonien berauben. Wirklich notwendig ist eine Läuterung sowie geistiges Verstehen der Rituale, sie dürfen nicht nur aus obligatorischen Gründen hingenommen werden. Möge der Geist seinen Weg wählen. Wir dürfen nicht vergessen, dass das Ritual der Taufe in den früheren Jahrhunderten des Christentums in vielen Fällen an erwachsenen Menschen vollzogen wurde, die durch dieses Symbol ihren Bruch mit dem Alten unterstrichen und das Verstehen des Neuen besiegelten. Als dieses Ritual später obligatorisch und an Säuglingen, die naturgemäß noch des Bewusstseins ermangeln, vollzogen wurde, verlor es jeglichen Sinn. Vor allem war es entsetzlich, dass man die Leichen ungetaufter Säuglinge hinter die Friedhofsmauer verbannte. Friedhöfe sollten überhaupt aufgelöst werden, da sie Brutstätten von aller Art Epidemien sind.

       Wenige, sehr wenige Menschen erleben die Erhebung des Geistes und behalten sie in Erinnerung, außer sie werden von etwas Sichtbarem und Fühlbarem daran erinnert. Darum ist es die erste Pflicht, keine Tempel zu zerstören, sondern die Rituale sowie die Grundlagen der großen Lehren zu läutern und neu zu erklären. Für die Menschen ist es das wesentlichste, zu erkennen, dass ohne geistige Erhebung kein Ritual für uns Bedeutung hat. Es ist notwendig, ständig daran zu erinnern, dass Göttlicher Segen nur bewusst und freiwillig empfangen werden kann.

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       Den alten Lehren gemäß erhalten die höchsten Kosmischen Vorstellungen ihre Form oder verkörpern sich als Ebenbild Gottes im Menschen. So sind die Höchsten Geistwesen Verkörperungen der höchsten Vorstellung. Die Sieben Kumaras, Sieben Logoi, Sieben Feuer oder Flammen, Sieben Söhne der Vernunft, Sieben Söhne Brahmas oder Gottessöhne – sie alle stellen diese Höchsten Geistwesen dar, die (gleich den Avataren) einen menschlichen Körper annahmen, um das Bewusstsein der Menschen zu erheben und seine Teilnahme an seinem Göttlichen Wesen zu verwirklichen.

       Es ist nicht ganz richtig, zu behaupten, dass die Menschen früher – in diesem Fall die Juden – ihre Sohnschaft oder das Gesetz der Reinkarnation nicht kannten und dass Christus der Eine war, der den Juden den Sinn, wie er heute in der Bibel steht, offenbarte. Freilich, den alten Lehrern des jüdischen Volkes war vieles bekannt, zum Teil vielleicht mehr, als man heute weiß. Aber damals waren viele Begriffe bereits getrübt durch die eifrigen Interpreten, die auf ihren Vorteil bedacht waren. Die Pharisäer waren mit den Ideen der Auferstehung der Engel und des Geistes vertraut, das geht aus der Apostelgeschichte hervor (23:6, 7, 8).

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       Jemand behauptet, ”Man kann nur aus etwas etwas schaffen, aber nicht aus sich selbst heraus. Gott ist überall und nichts ist außer ihm, daher ist es nicht richtig, außerhalb seiner selbst zu schaffen.” Ich wundere mich warum? Erstens, wenn Gott allgegenwärtig ist und nichts außer ihm besteht, so dass man sagen kann, Er ist beides, Schöpfer und Substanz. Doch scheint es mir, dass es äußerst unwesentlich ist, ob wir sagen, dass er zeugt und schafft; denn alle Begriffe sind nur seine Offenbarungen. Aber auch jeder irdische Schöpfer schafft und erzeugt gerade durch seinen Geist außerhalb seiner selbst. Der Mensch kann von den auserlesensten Materialien umgeben sein, aber ist sein schöpferisches Feuer schwach, so wird er nichts schaffen. Wahrhaftig, der Gedanke und die Gedankenenergie schaffen. Denken Sie an die östliche Lehre von der schöpferischen Kraft des Gedankens.

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       Die Zeit ist gekommen, um aufzuzeigen, dass der große GOTT aller Menschen, der EIN LEBENDIGER GOTT DER NATUR ist, die ALLEINIGE UNIVERSELLE GOTTHEIT – der GOTT des UNWANDELBAREN GESETZES, der GOTT DER GERECHTEN VERGELTUNG, aber wahrhaftig keine ”willkürliche Gnade“. Diese Hoffnung auf unverdiente Höhere Gnade dient vielleicht als stärkster Stimulus für wiederholtes Vergehen.

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       Die Antwort Christi an seine Jünger: ”Zerstöret diesen Tempel, und in drei Tagen werde Ich ihn errichten” sollte richtig als seine Auferstehung im feinstofflichen Körper, in dem er seinen Jüngern erschien, verstanden werden. In fast allen alten Lehren wird der menschliche Körper mit einem Tempel Gottes verglichen; und Christus meinte wohl kaum einen wunderbaren steinernen Tempel als Beweis seiner Macht. Dies würde dem Geist Seiner Lehre gänzlich widersprechen.

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       Zwischen Erleuchtung und Erleuchtung gibt es einen Unterschied. Das Ausmaß unseres Bewusstseins bestimmt den Wahrheitsgehalt unserer Visionen und Gefühle. Wir können nur durch jene Symbole und Gefühle Erleuchtung erlangen, die uns vertraut sind und nicht mehr. Beachten Sie die Visionen der Heiligen, wie genau entsprachen sie dem Charakter und den Forderungen der Epoche. In gleicher Weise charakterisieren Visionen am besten die sittlichen und geistigen Aspekte des Menschen. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass die Menschen oft nicht die wichtigste Eigenschaft – Ehrlichkeit – besitzen und aufgrund dessen, was sie gehört oder gelesen haben, vieles erdichten. Visionen kosmischen Charakters werden dem Auge eines Hellsehers gesandt oder enthüllt; wenn in ihm Ehrlichkeit vorhanden ist. Und der kennzeichnende Wesenszug solcher Visionen werden schlichte Schönheit und Erhabenheit sein.

       Sie glauben, dass Pascal ein hohes sittliches und geistiges Niveau besaß. Trotzdem dürfte er keine geistige Synthese besessen haben, und das könnte ein Stein des Anstoßes gewesen sein. Gibt es viele, die diese Fähigkeit erlangen? Große Intellekte haben sie oft vermisst. Man kann intellektuell ein Riese sein, aber dennoch keine Synthese besitzen.

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       Warum erachten Sie den Vers der Korinther I (11:10) als so charakteristisch für den Geist der Lehre des Paulus? Aufgrund von zahlreichen Beweisen müssen wir zugeben, dass die Texte der Schriften dauernd entstellt wurden, und auch die Möglichkeit späterer Entstellung oder Hinzufügung zu dieser Epistel müssen wir einbeziehen. In der Tat, die Unterordnung der Frau und Sklaverei hatten sich im Lauf der dekadenten Jahrhunderte so tief eingewurzelt, – und vor allem in der Epoche intellektueller Finsternis, – dass es äußerst schwierig war, diese Prärogative aufzugeben. Freilich, der Apostel Paulus war ein sehr hoher Geist, und in seiner heiligen Botschaft konnte er diesen Barbarismus kaum geduldet haben. Aber Sie wissen, dass die Bedingungen dieser Epoche Zugeständnisse erforderten. Die ganze Wahrheit kann den Menschen nicht enthüllt werden, wenn sie nicht angenommen und daher mehr Schaden als Nutzen bringen würde. Es ist nicht zulässig, die unwissende Masse zu sehr zu verstimmen, da sie in ihrem Toben das Wertvollste vernichten könnte.

       Es scheint mir, dass es ratsam wäre, die Erlasse der Ökumenischen Konzile, der Reihe nach gesammelt, anzuführen. Sie enthüllen erstaunliche Verständnislosigkeit und Widersprüche, die allmählich immer mehr zutage treten. Die Erlasse wurden nicht von einzelnen klaren Geistern herausgegeben, sondern von den Vertretern der unwissenden Mehrheit, und dieser Umstand sollte besonders hervorgehoben werden, denn gerade die Erlasse wurden schließlich zu Dogmen unserer gegenwärtigen Kirche. In der Tat, alle gegenwärtig verehrten erleuchteten Geister unter den Kirchenvätern, wie Basilius der Große, Athanasius der Große und Johannes Chrysostomus, wurden von ihren eigenen Priestern verfolgt, weil sie sich mit den Erlassen nicht einverstanden erklärten.

       Gleicherweise mit einzubeziehen sind hier die Erlasse des Zweiten Konzils von Konstantinopel, nach dem die Lehre der Wiedergeburt und der Präexistenz der Seele annulliert wurde. Von Interesse sind auch die Bewegung der Bilderstürmer und alle Streitfragen über das Kniebeugen und andere Zeremonien. Warum sollte man jene Passagen aus dem Evangelium ausschließen, die auf die Reinkarnation klar hinweisen?

       Ihre Auslegung der Seligpreisung ”Selig im Geiste sind die Armen …” spricht mich sehr an. Diese Seligpreisung ist von tiefster Bedeutung. In der Tat, dieser Ausspruch ist ein Hinweis auf die Notwendigkeit demütiger Selbstaufopferung, der Ausmerzung jedweden Eigendünkels und der Selbstgefälligkeit, der Überwindung im Bewusstsein und im Geist jeder Hab- und Besitzgier und des Haftens an vergänglichen Dingen. Vor allem diese Entsagung im Bewusstsein haben alle großen Lehrer des Altertums nachdrücklich gefordert.

       Erinnern Sie sich an das in der LEBENDIGEN ETHIK gegebene Beispiel von den beiden Schülern? Einer besaß nichts, und dennoch tadelte ihn der Lehrer wegen seines Haftens an den Dingen; der andere aber war von Dingen umgeben, wurde aber vom Lehrer nicht getadelt.

* * *

       Neugierige werden vielleicht sagen: ”Erklären Sie uns das Bildnis Christi.” Darauf antworten Sie mit den Worten der LEHRE: ”Man kann die fernen Welten nicht messen. Wir können nur durch ihre Strahlung entzückt werden …” Die Geheimnisse des Geistes sind so herrlich, dass man nur raten kann, über das Unaussprechliche nicht zu sprechen. Allein das Herz kann vor Entzücken erbeben, wenn es von Höchster Schönheit geistig berührt wird.

* * *

       Sie haben völlig recht, dass furchtsame Elemente nicht herangezogen werden sollten, weil sie großen Schaden anrichten könnten. Nicht umsonst haben alle alten Disziplinen zuerst die Überwindung der Furcht gefordert. Nur in Furchtlosigkeit können wir uns dem Licht nähern und die gebotene Wahrheit in uns aufnehmen. Jedes Manwantara oder jede Lebensrunde enthüllt neue Facetten des Diamanten Kosmischer Schönheit.

       Und so fahren Sie mit aller Fürsorge und Weisheit fort in ihrer nützlichen Aktivität. Lassen Sie sich durch die vereinzelten Schreie der Finsternis nicht beirren.

       4. Juni 1937

       Sie haben recht, die Menschen wandten sich mit Fragen über den KELCH DES OSTENS an mich. Jedoch unter ihnen gab es einige, die meinten, sie wären durch dieses Buch in ihrer Anschauung verletzt; manche waren sogar entrüstet.

       Seien Sie bitte gelassen und geduldig, denn es ist nicht so leicht, Ihren Brief zu beantworten. Erstens, wie ich bereits geschrieben habe, ist es zum klaren gegenseitigen Verstehen notwendig, über einen annähernd gleichen Bewusstseinsgrad zu verfügen, aber dieser besteht noch nicht. Zweitens stellen Sie keine direkten Fragen, sondern kritisieren einfach einzelne, dem Zusammenhang entnommene Sätze und stützen Ihre Bestürzung außerdem auf Beispiele aus täglichen Geschehnissen, die für die Themen, die diese ”Briefe“ behandeln, nicht immer anwendbar sind.

       Weiter möchte ich Sie daran erinnern, dass der KELCH DES OSTENS leider nur ein kleiner Teil des großen Bandes ”Briefe der Mahatmas“ an A. P. Sinnett ist. Oft sind einem ausführlichen Brief nur einige Stellen entnommen, und das bereitet einem unvorbereiteten Leser unvermeidlich Schwierigkeiten, die Antwort auf die vielen Themen, die berührt werden, zu verstehen. Darüber hinaus geben diese Briefe wirklich Antwort auf individuelle Fragen, sofern die Fragesteller mit der östlichen Philosophie schon etwas vertraut waren.

       In Beantwortung Ihrer Kritik möchte ich zum besseren Verständnis der Anordnung Ihrer Behauptungen folgen und die Sätze, die Sie verwirrten, zitieren. Ich werde auch die Übersetzung mit der englischen Ausgabe dieses Werkes, die ich besitze, vergleichen.

       1. ”… Und jetzt liegt es an Ihnen, für welchen Bereich Sie sich entschließen: für die höchste Philosophie oder die einfachen Bekundungen okkulter Kräfte.” Der Leser (in diesem Fall Sie selbst) antwortet: ”Ich wünsche beides, denn die Erscheinung der okkulten Kräfte müsste ein für allemal ihr Vorhandensein beweisen.”

       Obgleich mir Ihre Wünsche verständlich erscheinen, muss ich dennoch sagen, dass es unzweckmäßig ist, anzunehmen, die Menschen ließen sich von jedweden Phänomenen aus dem okkulten Bereich überzeugen, wenn sie ihnen zum ersten Mal gegenüberstehen und keine Vorstellung vom Okkulten oder den noch verborgenen Gesetzen haben. Ich bin solchen Menschen noch nicht begegnet. Die ganze unerwartete Erscheinung dieser Phänomene sowie die Bedingungen, unter denen sie stattfinden, widersprechen der vorgefassten Vorstellung und den Begriffen der Beobachter; deshalb erwecken sie in ihnen Argwohn und Zweifel. Und die Vermutung, dass eine hypnotische Kraft zur Anwendung kommt, hat darin ihren Grund. Es wäre für Sie von Nutzen, das Buch von Sinnett ”Die okkulte Welt“ zu lesen, in dem er die vielen bedeutsamen okkulten Manifestationen, die unter Mitwirkung von H. P. Blavatsky stattfanden, beschreibt. Doch alle diese Erscheinungen haben nicht einen überzeugt; im Gegenteil, H. P. Blavatsky ist wegen dieser Erscheinungen des Schwindels, der Fälschung und ähnlicher anderer Machenschaften beschuldigt worden.

       Ihre Frage: ”Ist nicht auch die höchste Philosophie eine Erscheinung der okkulten Kräfte?” ist nicht ganz unberechtigt. Der einzige Unterschied liegt darin, dass sich in der Philosophie diese Kräfte auf der entsprechenden geistigen Ebene offenbaren, die Skeptiker indes meinen, die Erscheinungen müssten, um sie zu beeindrucken, auf dem physischen Plan stattfinden. Weiter müssten sie den unzugänglichen Bedingungen angepasst und von den nach ihnen verlangenden Skeptikern und Unwissenden festgehalten werden können, im Gegensatz zu den Gesetzen, denen solche Erscheinungen feiner Energien unterliegen.

       Bewusstseine, die die Wirkung der verborgenen feinsten Kräfte oder Energien nicht verstehen, wollen die Tatsache nicht wahrhaben, dass die feinstofflichen Kräfte auch den gleichen feinen und exakt wissenschaftlichen Zugang erfordern. Leider gehen die meisten Menschen an diese Erscheinungen gleichsam mit einer Axt heran und mit ihren eigenen mechanischen Berechnungen. Doch auf dem Gebiet der feinsten Energien ist jedwede physisch primitive Roheit unanwendbar. Darüber hinaus sollten Sie wissen, dass nicht nur jede Daseinsebene über ihre eigenen Gesetze verfügt, sondern auch jeder wissenschaftliche Bereich gesetzlich gebunden ist und für die erwünschten Ergebnisse entsprechende Bedingungen erfordert.

       Jemand könnte fragen: ”Ist die Verwandlung von Wasser in Wein nicht eine Suggestion?” Oder: ”Wie kann ein Blinder sehen?” Aber solche Dinge fanden statt, finden statt und werden immer wieder stattfinden. Eine völlig ungebildete Person versteht, dass solche Phänomene geschahen. Wer will daher die ”Wunder“ Christi leugnen? Und wissen wir nicht aus demselben Evangelium, dass ”… Er aus Ungläubigkeit viele mächtige Werke nicht vollbrachte”? So bedurfte selbst Christus für die ”Wunderwirkung“ besonderer Bedingungen. Für uns jedoch bestehen die Wunder Christi weniger in diesen Erscheinungen als in der erneuten Bewusstseinsverschiebung und der erneuten Bestätigung der Heldentat!

       Und nun sagen Sie mir – gibt es derer viele, die sich vom Vorhandensein verborgener Kräfte, wie sie sich auf unserem physischen Plan noch nicht bekundeten, gerne überzeugen möchten und dazu die erforderlichen Ausstrahlungen (Aura) besitzen, die geeignet sind, die wesentlichen Bedingungen zu schaffen? Meinen Sie nicht, dass in den meisten Fällen die Ausstrahlungen der Menschen diese Möglichkeiten ausschließen oder bestenfalls die Qualität der Phänomene mindern oder entstellen? In den Auszügen aus dem Buch KELCH DES OSTENS ist im ersten Brief deutlich erklärt, dass okkulte Erscheinungen zum Zweck der Überzeugung von Menschen nutzlos sind.

       Oft vergessen jene, die an die feinstofflichen Erscheinungen mit einer Axt herangehen, dass selbst eine Berührung mit der feinsten Energie sie veraschen könnte.

       In unserer Zeit bestehen jedoch in vielen Ländern Gesellschaften für ”Psychische Forschung”, in denen mit Hilfe eines Mediums die sogenannten spiritistischen und parapsychischen Phänomene studiert werden. Gleicherweise werden in manchen Ländern zum Zweck des Studiums psychischer Phänomene, Gedankenübertragung auf Entfernung und ähnliches, an Universitäten Lehrstühle errichtet. Aber trotz allem bezweifeln die meisten Menschen das Vorhandensein dieser Erscheinungen.

       Es gibt auch eine umfangreiche Literatur über Spiritualismus; allerdings nur in Ländern, wo die Denk- und Gewissensfreiheit von eifrigen Verfechtern sowohl des alten als auch des neuen Regimes weniger unterdrückt wird.

       Da Sie aber ”Martha in die Küche gesandt haben, um zu offenbaren”, möchte ich Ihnen dazu ein Gleichnis aus der Weisheit des Ostens erzählen.

       ”Zu Ihm, dem großen Erleuchteten, kam ein Schüler, der nach einem Wunder suchte: ‚Das Wunder wird mir Vertrauen einflößen.‘ Traurig lächelte der Lehrer und enthüllte ihm ein großes Wunder. ‚Jetzt‘, rief der Schüler aus, ‚bin ich bereit, unter deiner Führung die Stufen der Lehre zu durchschreiten.‘ Doch der Lehrer wies ihm die Tür und sagte: ‚Ich brauche dich nicht mehr!‘” (AGNI YOGA, § 95).

       2. ”Wir möchten den Theologen fragen, was seinen Gott daran hindert, da er der angebliche Schöpfer alles Seins ist, die Materie mit der Denkfähigkeit auszustatten”, und wenn beantwortet, ”dass Ihm das offensichtlich nicht zu tun beliebte …” Sie merken wohl, dass ”das eine Antwort eines Verfassers wäre, der ein beschränkter Theologe ist, weil ein kultivierter und gebildeter Theologe seinen Gott nicht nur hindern würde, dies zu tun, sondern ihn ermutigen würde, so zu tun.” Und Sie zitieren das Beispiel des Heiligen Sergius von Radonesch, der mit den Bären reden konnte, das Beispiel des Heiligen Franziskus von Assisi, der mit den Vögeln sprach, und schließlich weisen Sie auf den Stein hin, der auf Schwingungen reagiert. Zum Schluss führen Sie an: ”Dann würde das ganze künftige Gebäude des Verfassers zusammenstürzen …” Aber gerade diesen Einsturz sehe ich nicht, denn weder Sergius von Radonesch noch Franz von Assisi waren Theologen. Außerdem hatten die Mahatmas in Ihren ”Briefen“ nicht die außergewöhnlichen Geistwesen oder die vereinzelt erleuchteten Geister unter den Theologen im Sinn, die heute noch unter dem Kirchenbann stehen, sondern sie meinten den Großteil der Theologen, die sich die Macht anmaßten zu belohnen und zu bestrafen. Sie sind nämlich die Nachfolger jener Mehrheit, die an der Herausgabe der Edikte, der Konzile beteiligt waren, die zu Dogmen der gegenwärtigen Kirche wurden. Und das erstaunlichste dieser Dogmen ist jenes, das Gott vom Universum trennt oder Ihn von der Materie absondert. Der östliche Pantheismus wird vor allem von unseren Geistlichen gehasst. Es freute mich zu hören, dass es unter ihnen einige gibt, die die Herrlichkeit des Pantheismus, der der östlichen Philosophie zugrunde liegt, mit ihrem Bewusstsein erfassen können. Aber wenn jene, Ihnen bekannten aufgeklärten Geistlichen Gott als das in allem vorhandene Göttliche Prinzip auffassen, so möchte ich wissen, wie sie sich zum Alleinigen eingeborenen Sohn und dem zweiten Aspekt der Dreieinigkeit sowie der Unbefleckten Empfängnis verhalten? Ich korrespondiere mit einigen Erzbischöfen, und es würde mich interessieren, auch den Standpunkt Ihrer aufgeklärten Theologen kennenzulernen.

       3. ”Unsere Vorstellungen über das Böse. Das Böse hat keine Existenzberechtigung und ist nur das Nichtvorhandensein des Guten …” Und später klingt in Ihrer Frage in einigen Beispielen Ihre Bestürzung durch. Ich möchte Sie daran erinnern, dass Sie den Wunsch äußerten, wegen der höchsten Philosophie zu Füßen des Meisters zu verweilen, doch Sie bemühen sich kaum, dazu das nötige Wissen zu erwerben. Ohne grundlegende Vorbereitung kann man nicht an die höhere Mathematik herangehen; ebenso kann man höhere Philosophie nicht in alltägliche Diskussionen einbeziehen. Um obige Feststellung über das Böse zu verstehen, muss man sich das östliche Denken völlig zu eigen machen und die Grundprinzipien in sich aufnehmen, nämlich die Existenz der EINEN (ABSOLUTEN) TRANSZENDENTALEN REALITÄT, ihren dualen Aspekt in dem offenbarten Universum, und das Illusorische oder die Relativität alles Offenbarten.

       Wenn Sie über diese Begriffe nachdenken, werden Sie verstehen, warum es Böses als solches im höheren Aspekt des vollkommenen Seins nicht geben kann. Unvollkommenheit oder Relativität wird nur in der ewigen Bewegung der Kräfte des Lichts als die EINE – EWIGE REALITÄT wahrgenommen. Sie werden erkennen, dass es nur an unserem Bewusstsein liegt, dass alle Erscheinungen die eine oder andere Färbung und die eine oder andere Eigenschaft erhalten. Es gibt so viele Wissensgrade und Eigenschaften von Erscheinungen, als es Bewusstseine gibt.

       Aber lassen Sie uns auf die Ebenen herabsteigen, die uns am nächsten liegen. Unzweifelhaft besteht das Böse in der Welt des Menschen, und es entstand mit dem ersten Aufleuchten des Bewusstseins. Unvollkommenheit des Bewusstseins zusammen mit Willensfreiheit ließen alle Arten des Bösen entstehen. Und der Begriff Opfer kommt der ersten Erscheinung des Bösen gleich. Ebenfalls ist es wahr, dass es bewusste und unbewusste Opfer gibt. Aber dem von Ihnen gegebenen Beispiel stimme ich nicht zu. Sicherlich, in der üblichen Auslegung könnte man meinen, dass es ein Opfer der Bosheit und Unwissenheit gibt, aber der Mensch, der die Wirkung unabänderlicher kosmischer Gesetze kennt, wird auch erkennen, dass man ein Opfer seiner eigenen früheren Missetaten sein kann. Wahrhaftig, jede Erscheinung hat mehrere Aspekte und wird daher unvermeidlich relativ.

       4. ”Mit anderen Worten, wir glauben allein an die Materie …” und auch: ”Nur so und nicht anders stärkt und verfeinert sie jene geheimnisvollen Bande der Sympathie zwischen intelligenten Menschen, diese zeitweise getrennten Bruchstücke der Weltseele und der kosmischen Seele selbst, versetzt sie in Entzücken und bringt sie zur Einheit. Wird dies einmal angenommen, dann werden diese erweckten Sympathien wahrlich dazu dienen, den MENSCHEN mit dem, was ich in Ermangelung des europäischen wissenschaftlichen Wortes gezwungenermaßen mit mehr kompetenten Gedanken auszudrücken versuche, als jene energetische (dynamische) Kette, die den materiellen Kosmos verbindet.” ”Immaterieller Kosmos – welcher Unsinn? Das ist wahrhaftig vernünftige Materie und endet mit einem Gebet nach Ruhe für die Seele …” Soweit Ihre eilige Schlussfolgerung.

       Sie sind ungehalten, weil es Ihnen widersprüchlich erscheint, aber ist es wirklich so schwer, den Standpunkt des Ostens, dass Geist und Materie dasselbe sind, zu erfassen? Dass Materie nur eine Differentiation des Geistes ist und dass Geist, der Materie beraubt, nicht in Erscheinung treten kann, oder mit anderen Worten, nicht besteht? Wir können uns tatsächlich weder in Tätigkeit noch in Gedanken von der Materie lösen; wir wenden uns immer der gleichen Materie des höchsten oder gröbsten Aspekts zu. Materie oder die feinste Substanz – Geistmaterie – ist in den Differenzierungen ihrer sichtbaren und unsichtbaren Erscheinungen unbegrenzt, doch allein mit reinem Geist kann man nicht wirken. Unwissenheit trennt und löst alles, das große Wissen des Ostens hingegen vereint und führt alles zur Synthese. Das westliche Bewusstsein hat sich im Lauf von Jahrtausenden daran gewöhnt, alles dermaßen in Materielles und Immaterielles oder Physisches und Geistiges zu teilen, dass es schwer ist, in Gesprächen mit westlichen Menschen deren Terminologie völlig auszuschließen. Der Verfasser des von Ihnen besprochenen Briefes müsste sich genau der westlichen Mentalität des vergangenen Jahrhunderts anpassen, was nicht nur durch die Annahme neuer Begriffe Schwierigkeiten bereitet, sondern auch durch die Annahme der geeigneteren Terminologie der alten Begriffe. Was die von Ihnen angeführte Stelle betrifft, so bedienen wir uns anstatt des Ausdrucks ”immaterieller Kosmos“ der modernen Sprache und sagen der ”Kosmos der feinen Substanzen oder Energien“. In der heutigen Energetik des Universums hat Materie ihre ”Grobstofflichkeit“ verloren. In der Wissenschaft des Gedankens im Bereich der Philosophie war und ist der Osten unser Lehrer.

       Sie sind durch das Wortgefüge des Autors ”Wird dies festgestellt …” verwirrt, aber alle vorhergehenden Feststellungen in diesem Brief erklären das ”dies“ tatsächlich. Gerade auf der gleichen Seite des Briefes wird festgestellt, dass ein Schüler sich mit den elementaren Regeln der Arithmetik vertraut machen sollte, bevor er versucht, die höchsten Fragen des Euklid zu lösen. Und nur ein Fortschritt im Erfassen der elementaren Grundlagen des Heiligen Wissens wird ihn zum Verstehen des hohen östlichen Denkens führen. Und nur durch dauernde Festigung und Verfeinerung des Bandes der Sympathie, oder mit anderen Worten, durch Vereinigung der Bewusstseine der intelligenten und gelehrten Menschen kann gegenseitiges Verstehen bis zum Einklang erlangt werden. Nur dann werden ihnen die kosmischen Gesetze, die die physische Welt mit der feinstofflichen (oder dem ”Jenseits“) verbinden, offenbar. Harmonie ist das Gesetz der Höheren Welt. Der Mensch trägt drei Wesensarten in sich, und er muss alle drei vervollkommnen, um die irdische Evolution zu erfüllen und Vollendung zu erlangen. Und dies wird kommen, sobald er es lernt, durch diese drei Wesensarten auf allen drei entsprechenden Daseinsebenen bewusst zu handeln.

       5. ”Die Natur ist weder gut noch böse; sie folgt nur unabänderlichen Gesetzen, wenn sie Leben und Freude spendet oder Leiden und Tod sendet …” Hier schließen Sie damit, dass, ”Wenn der Autor sagen will, dass Leben und Tod relative Zustände sind, es keinen Tod gibt, denn nach unserer Vorstellung sollte es kein Leben geben.” Wieder das gleiche; wenden wir uns daher nochmals dem bereits Gesagten zu: Um Relativität zu begreifen, muss man wissen, dass die Welt der Relativität das Ewige ES ist und dass jedwede Relativität immer durch Differentiation und durch die endlosen Umwandlungen oder Veränderungen in der perpetuellen Bewegung des offenbarten Seins entsteht. Könnten Sie den Tod als Austausch einer Hülle durch die andere bezeichnen, das Erwachen zu einer verfeinerten, erweiterten Tätigkeit? (Letzteres natürlich nur im Fall eines entwickelten und vergeistigten Bewusstseins.) Und die Begriffe, die Sie nennen: Devachan, Kama Loka und andere sind nur verschiedene Zustände unseres Bewusstseins.

       6. ”Die Natur hat für jedes Gift ein Gegengift … Der von einem Vogel verschlungene Schmetterling wird dieser Vogel …” Ich merke, dass Sie die kosmischen Gesetze nicht erfasst haben. Zwar stimme ich Ihnen zu, dass es vom menschlichen Standpunkt aus in der offenbarten Natur viele Unvollkommenheiten und Grausamkeiten gibt. Aber in den meisten Fällen von Grausamkeit und Unausgeglichenheit in der Natur ist leider primär der Mensch, die sogenannte ”Krone der Schöpfung“, selbst schuld. Der Mensch ist zur Vervollkommnung aufgerufen, zur Mitarbeit, zum steten Geben. Aber stattdessen sehen wir, dass der Mensch seine ganze Kraft zwecks Uneinigkeit, Spaltung und Vernichtung einsetzt. Die Zusammenarbeit der Menschen mit der Natur ist gestört und das große Gleichgewicht verletzt. Könnten Sie vielleicht versuchen, die Ihnen grausam erscheinenden kosmischen Gesetze zu erklären, von Ihrem Gesichtspunkt aus, oder vom Gesichtspunkt des allbarmherzigen und allmächtigen himmlischen Vaters?! Wir kennen nur ein Gesetz: das Gesetz von Ursache und Wirkung.

       7. ”… und heute schneiden sich die Nachfolger Christi und Mohammeds im Namen ihrer Meister für deren Ruhm beziehungsweise ihre Mythen die Kehlen durch.” Sie geben doch wohl zu, dass der Niedergang der Religionsformen ein großes Übel ist? Stimmen wohl auch zu, dass die Religionssysteme das größte Blutvergießen verursachten und dass die meisten Diener der Religionsformen jeden Fortschritt der Wissenschaft unterdrückten und jeden mutigen Gedanken, der die Unermesslichkeit des Wissens enthüllte, erstickten? Glücklicherweise sind jene geschichtlichen Chroniken noch verwahrt!

       Man muss auch verstehen, dass der Verfasser dieses Briefes nur die entstellten, abweichenden Religionsformen ins Auge fasste und nicht die Grundlagen der Lehren der Großen Lichtträger. Sie werden mir doch beipflichten, dass einige festgesetzte Dogmen und Handlungen der Kirchenvertreter sehr oft – und das bis heute – nicht dem Geist der Lehren ihrer Gründer entsprechen. Sicherlich, wir sollten nicht zurückgehen in die Geschichte der Konzile, bis zur Verfolgung solch großer Kirchenväter der Christenheit wie Origenes, Clemens von Alexandrien, Johannes Chrysostomus, Gregor, Athanasius des Großen und anderer durch ihre unwissenden Kollegen! Sollten wir in unseren Erinnerungen die päpstlichen Chroniken mit all den Schrecken der Inquisition und der Bartholomäusnacht wieder erstehen lassen? Gleicherweise wollen wir nicht zurückdenken an die Vernichtung der buddhistischen Tempel und Gesellschaften sowie an den Mord an Buddhisten, Brahminen, Mohammedanern und Chinesen oder an die Feindschaft zwischen Hindus und Moslems, die wegen einer geschlachteten Kuh oder eines in den Tempel geworfenen Schweins jährlich viele Leben dahinrafft! Aber all das dauert an und wird sich fortsetzen, solange die besten Gemüter unter den Geistlichen nicht erkennen, wo und wie grausam sie gegen die Bündnisse der Großen Lehrer und Gründer verstoßen. Das Bewusstsein der Menschheit kann nicht ungestraft in den Fesseln der Unwissenheit niedergehalten werden. Der menschliche Geist wird früher oder später erwachen, aufbegehren und alle Fesseln abstreifen. Rückblickend können wir die profunden Gründe, die den Niedergang der alten Welt bewirkten, herausfinden. Das Ersticken des Geistes, wie es in bestimmten Ländern vor sich geht, führte zwangsläufig zu Wahnsinnstaten. Der Gedanke ist die Krone der Schöpfung, und seine Abtötung ist das größte Verbrechen. Verfolgt erkannten die besten Kirchenväter dies seit langem und erklärten, dass ”Unwissenheit die Hölle” sei.

       8. Sie sind ungehalten darüber, dass im KELCH DES OSTENS das ”Höchste Mysterium“ nicht enthüllt wird. Denken Sie jedoch selbst darüber nach – kann man angesichts der Unbegrenztheit das Höchste Mysterium erfassen? Und wo ist jene Synthese und jenes reine Bewusstsein, das die Schönheit des Höchsten Seins aufnehmen kann? Einem unreinen und groben Bewusstsein sind die feinsten Begriffe und Gefühle nicht zugänglich, es wäre geblendet durch die Annäherung an sie. Mysterien, und nicht einmal die höchsten, werden nur durch Geistesflüge enthüllt. Mögen daher Ihre Flügel wachsen!

       9. ”Wenn wir die Welt von der Kenntnis unseres Wissens für Generationen ferngehalten haben, so ist es ein Beweis für ihre absolute Unfähigkeit …” Dazu fragen Sie: ”Wer sollte die Welt vorbereitet haben?” Darauf will ich Ihnen antworten: Die äußersten Anstrengungen des menschlichen Geistes zwecks Erkenntnis der großen Wirklichkeit. Die Höchsten Geistwesen haben auf der Erde inkarniert, um das Bewusstsein der Menschheit zum Verstehen der kosmischen Gesetze zu führen, was völlige Zusammenarbeit mit den zeitweise getrennten Teilen der Einen Weltseele erfordert. Aber der freie Wille des Menschen trieb ihn auf den Pfad beschränkter, isolierter Selbstsucht, zur völligen Entzweiung und zum Ruin.

       Weiter zitieren Sie: ”… und wenn, ungeachtet aller Beweise, sie (die Menschheit) sich noch weigert, die Offenkundigkeit zuzugestehen …” und gleichzeitig stellen Sie die Frage: ”Beweise, worüber, welche, wo und wann?” Dazu möchte ich Ihnen sagen: Machen Sie sich mit der Geschichte der Entwicklung menschlichen Bewusstseins und Denkens selbst vertraut aus den Schriften der höchsten Geistwesen, die oft mit ”ehrenvollen“ Titeln wie Häretiker und Scharlatane bedacht wurden. Ihr letzter Satz: ”… dann werden wir am Ende dieser Runde ausscheiden.” Hier spüren Sie eine Drohung, und wie Sie erklären, eine unverdiente. Doch zum ersten besteht keine Drohung darin, dass die Hohen Lehrer die freiwillige Abweisung des höheren Wissens seitens der Menschheit hinnehmen werden. In diesem Falle würden die Meister ihr Wissen und ihre Energien für das Wohl anderer Menschheiten auf anderen Planeten einsetzen. Ich meine, wenn man nur etwas in das Ganze eindringt, kann man sich vorstellen, welchem Ende alles zusteuert. Und wir wissen auch, dass es keine Wirkungen ohne Ursachen gibt; was waren diese Ursachen und wo finden wir sie?

       Nur ein voreingenommenes Bewusstsein kann in den von Ihnen zitierten Worten eine Bedrohung vermuten. Wäre dem so, dann könnte man jedes Warnzeichen bei einem Bahnübergang (Achtung auf den Zug) u. dgl. als Bedrohung ansehen. Ein freies Bewusstsein wird begreifen und jede Warnung dankbar entgegennehmen. Zum Schluss Ihres Briefes schreiben Sie: ”Dieses Buch erweckt vor allem den Eindruck, als wäre es von Leuten verschiedener geistiger Entwicklungsstufen geschrieben worden; ist es jedoch von einer Person geschrieben worden, so von einer, der jedes Wissen ermangelte und die ganz selbstbewusst die aufgepickten Krumen des Wissens auf einen Faden auffädelte, als wären es Perlen verschiedener Größe, Farbe und Werte …” Ihre eigene Ausdrucksweise gebrauchend, könnte ich sehr wohl sagen, dass Sie in diesem besonderen Fall jene für Ihre eigene Krankheit tadeln. Es ist unerlaubt, den Großen Lehrern der Menschheit seine eigene Unwissenheit und den Mangel an Verstehen zuzuschreiben.

       Das betreffende Buch wurde von den Höchsten Geistern geschrieben; unvorbereitete Bewusstseine täten jedoch besser daran, es nicht zu berühren, denn das endet in nichts anderem als in Gotteslästerung. Man kann vieles nicht wissen und einen Großteil nicht verstehen, – das ist kein Verbrechen, aber zu lästern, das ist unentschuldbar. Wer überall Widersprüche sieht, außer in seinem eigenen Bewusstsein, enthüllt nicht nur seine eigene Unwissenheit, sondern auch seinen Eigendünkel.

       So pflegte der Große Buddha bei der Wahl seiner Schüler, sie auf ihre Begriffsfähigkeit hin zu prüfen, als wären sie Gegensatzpaare. Konnte ein Schüler diese Fähigkeit nicht nachweisen, zog Buddha ihn für weiteres Wissen nicht heran, da dies nicht nur nutzlos, sondern sogar schädlich gewesen wäre. Das Vertrautsein mit der Wirklichkeit wird nur auf dem Wege ewigen Wandels und durch Gegenüberstellung von Gegensatzpaaren erlangt.

       Sie werden nach dem Lesen meines Briefes wahrscheinlich empört sein, doch ich bin an die Tatsache gewöhnt, dass jene Leute, die feine Geschichten erzählen und damit alle möglichen Lästerungen über das Höchste, Heiligste und Teuerste von sich geben, zu Feinden werden, wenn man sie zurechtweist. Es liegt mir nicht, scheinheilige, süße Worte auszusprechen, um persönliche Schmähungen zu übertünchen. Gleicherweise liebe ich keine billige Sentimentalität, die jede Lüge beflügelt und zur Brutstätte der Ungerechtigkeit wird.

       11. Juni 1937

       Jeder Beweis der Einigkeit ist eine große Tat, und ihre Auswirkungen sind mit irdischen Maßstäben schwer zu messen. So möchten wir aus tiefstem Herzen allen jenen unsere Dankbarkeit aussprechen, die uns geistig nahestehen und am Tage des Festes der Einigkeit ihre besten Gedanken übermittelten. LICHT und FREUDE allen, möge in Einigkeit – Selbstlosigkeit den Lebensweg jedes wahren Dieners des Guten zieren. Wir sind glücklich, dass Ihre Gruppe so rührig und aktiv ist. Das Wichtigste ist, die Wasser umzurühren; nur dann werden Möglichkeiten geboren. Oft erwartet man ein ganz bestimmtes Ergebnis, doch man muss bedenken, dass dieses – wie man enttäuscht sieht – nicht immer eintrifft, sondern dafür in eine andere, nicht minder wichtige Richtung neue Möglichkeiten gesät werden. Daher wollen wir wachsam sein und die Möglichkeiten ergreifen, die uns durch unsere Taten zugeführt werden, sei es durch Begegnung mit Menschen oder anderes. Leben bedeutet Tätigkeit, Stagnation bedeutet Zersetzung. Daher seien jene gesegnet, die der Tat zustreben.

       Und nun komme ich zu Ihren Fragen. Sie wollen mehr über psychische Energie wissen.

       Wie bekannt, ist die psychische Energie die URENERGIE; daher schließt sie alle anderen Energien, die nur ihre Differenzierung sind, mit ein.

       So ist Parafohat die fundamentale oder ursprüngliche psychische Energie in ihrem höchsten kosmischen Aspekt, und ihr nächster Aspekt im offenbarten Universum ist Fohat. Dieselbe als Lebenskraft offenbarte psychische Energie ist überall als Prana verstreut. Die Zeit ist gekommen, um die Bedeutung der Urenergie in eine Einheit zu bringen.

       Hier ein Paragraph aus der LEHRE: ”Zweifellos seid ihr oft gefragt worden, wie man die psychische Energie entwickelt und ihren Nutzen erkennt. Jedoch oft ist schon gesagt worden, dass das Herz, das die höhere Lebensqualität anstrebt, der Leiter der psychischen Energie sein wird. Keine gewaltsame, herkömmlich beschleunigte Beweglichkeit zur Entwicklung der Herztätigkeit ist von Nutzen. Das Herz ist ein sehr unabhängiges Organ; man möge ihm die Freiheit zum Guten geben und es wird sich mit Energie füllen. Ebenso können die Früchte der vereinten Energie nur in harmonischer Gemeinschaft sichergestellt werden. Dafür ist es aber unumgänglich zu verstehen, was Übereinstimmung bedeutet” (Bruderschaft, § 290).

       Psychische Energie ist Heiliger Geist; psychische Energie ist Liebe und Streben; psychische Energie ist die Synthese aller Nervenausstrahlungen; psychische Energie ist das große AUM. Daher trägt vor allem unerschütterliches Streben zur Vervollkommnung und zum Licht in allen seinen Erscheinungen zur Entfaltung dieser lebenspendenden Energie bei. Denken Sie an den § 55 aus dem Buch GEMEINSCHAFT: ”Streben ist das Boot des Archaten … Streben ist der Schlüssel zu allen Höhlen … Streben ist die Zahl der Sterne.” Ich liebe diesen Paragraphen so! Man kann sagen, dass überall dort, wo es kein Streben gibt, es auch keine erhabene psychische Energie gibt.

       Sie haben recht, psychische Energie kann man sich nur aneignen, wenn die Nervenzentren bereit sind, sie aufzunehmen. Sie kann weder aufgezwungen noch abgerungen werden. Man kann eine bestimmte Menge seines eigenen Vorrats anderen Personen übermitteln, aber nur, wenn diese sie aufnehmen können. Das erklärt viele Wunderheilungen. Gleichfalls bedarf psychische Energie der Kraft aus dem Raum, aber nur, wenn sie bereits die Eigenschaft der Anziehung besitzt. Alle Phänomene, wie Telepathie, Gedankenübertragung auf Entfernung, Hypnose, Heilen, Hellsehen, Hellhören, Psychometrie u. dgl. stehen in Zusammenhang mit den Erscheinungen verschiedener Eigenschaften der psychischen Energie. Man muss auch daran erinnern, dass die Eigenschaften der psychischen Energie in ihrer Vielfalt unbegrenzt sind.

       Kundalini ist die gleiche Lebenskraft der psychischen Energie, die über das Zentrum am Ende des Rückgrats wirkt. Aber bei hochentwickelten Geistern offenbart sie sich über das Herz. In vergangenen Jahrhunderten wurde dem Zentrum Kundalini im Hinblick auf die sichtbaren Ergebnisse der wirkenden psychischen Energie besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Aber in der kommenden Epoche, in der die Welten näher aneinanderrücken, wird besonders das Herzzentrum verstärkt werden. Die Tätigkeit über das Kundalini-Zentrum ist im irdischen Zustand überzeugend und real, wogegen es zur Erreichung der höheren Welten und für den Aufenthalt dort wichtig ist, die Herzenergie zu verfeinern. Aus diesem Grunde spricht die LEHRE so viel über das Herz, dieser ”Sonne der Sonnen“.

       Psychische Energie ist in der Vielfalt ihrer Eigenschaften und Erscheinungen unbegrenzt. Sie ist, wie alles im offenbarten Universum, dual in ihren Aspekten, d. h. sie kann sowohl zum Guten als auch zum Bösen verwendet werden. Daher kann man von ihr – entsprechend ihren sehr unterschiedlichen Eigenschaften zu Zeiten von Atlantis – auch in der Zeit der kommenden Epoche verschiedene Erscheinungen erwarten. Jedenfalls ist zu hoffen, dass infolge des Erwachens höherer Geistigkeit in der Menschheit, durch den Einfluss der neuen Raumstrahlen, die unseren Planeten jetzt erreichen, die höheren Erscheinungen oder Eigenschaften der psychischen Energie vorherrschen werden. Alles hängt von der geistigen Entwicklung des Menschen ab, von der Beschaffenheit seines Herzens.

       Nun zu Ihrer nächsten Frage: ”Wie sind die Worte im Johannes-Evangelium zu verstehen: ‚Wem immer ihr die Sünden nachlasset, dem sind sie nachgelassen, wem immer ihr sie behaltet, dem sind sie behalten‘ (Joh. 20:23)?” Offensichtlich sind diese Worte nicht genau überliefert. Wahrhaftig, es ist unmöglich, anzunehmen, dass die Evangelien, deren erstes vor beinahe 100 Jahren nach dem Tod Christi geschrieben wurde und später alle durch die Zensur so vieler eifriger Hände gegangen sind, den Gedanken Christi klar bewahrten. Jedoch lege ich diesen Ausspruch folgendermaßen aus: Wenn wir dem Schuldigen vergeben, so belasten wir sein Karma nicht zusätzlich. Hegen wir hingegen Groll und Unversöhnlichkeit in uns, erschweren wir sein Karma noch mehr und nützen dabei auch uns nicht, ganz im Gegenteil!

       Denken wir daran, was im Buch ”Bruderschaft“ (§ 445) gesagt ist: ”Um den Begriff Vergebung hat sich viel Unverständnis angesammelt. Wer jemandem vergeben hat, meint, er hätte etwas Außergewöhnliches vollbracht, dabei hat er nur sein eigenes Karma vor Erschwernis bewahrt. Der, dem vergeben wurde, denkt, dass alles getilgt sei, das Karma jedoch bleibt bestehen. Freilich, derjenige, der vergibt, mischt sich in das Karma dessen, dem er vergibt, nicht ein und erschwert es somit auch nicht, aber das Karmagesetz bleibt für beide geltend. Die Herren des Karma können dies bis zu einem gewissen Grad ändern, wenn das Feuer der Läuterung hell auflodert, doch diese Flamme kann nicht leicht entzündet werden. Zur Entfachung des Feuers sind große Opfer gebracht worden. Das Gedenken an solch aufopfernde Taten muss man würdigen. Schönheit lebt in solchen Rufen. Weder Zeit noch menschliche Wirren können die Rufe nach Selbstaufopferung ersticken. Die Gebote der Bruderschaft besagen dasselbe. Es ist schön, wenn der durch Zeitalter bestehende Begriff auch jetzt nicht vergessen wird. Weisen wir selbst geringes Verständnis für den überirdischen Pfad nicht zurück.”

       Wenden wir uns wieder Worten im Johannes-Evangelium zu, die oft mit den Worten aus dem Matthäus-Evangelium (18:18) gemeinsam zitiert werden: ”Wahrlich, ich sage euch, was immer ihr auf Erden bindet, wird auch im Himmel gebunden sein, und was ihr auf Erden löset, wird auch im Himmel gelöst sein.” Wirklich, das sind die Worte, nach denen die Kirche die Nachfolge der Apostel für sich in Anspruch nimmt und auf die sie die Macht zu vergeben und zu bestrafen gründet, einschließlich Exkommunikation. Ich habe darüber schon geschrieben und daher möchte ich diese Zeilen jetzt für Sie wiederholen: ”Um die oben erwähnten Worte Christi richtig zu verstehen, muss man die vorausgehenden Verse im selben Kapitel (Matth. 18:15) lesen. Wahrhaftig, der 18. Vers ist sozusagen die Moral, die aus dem obigen Gleichnis hervorgeht, denn er weist deutlich auf die Wirkung des Karmagesetzes hin. Wahrlich, wir müssen unsere Auseinandersetzungen mit unseren Nächsten hier auf Erden schlichten, in der Feinstofflichen Welt ist das nicht möglich. Denn wir ernten in der Feinstofflichen Welt, was wir hier säen. Aus diesem Grunde sollten wir immer versuchen, so viel Karma als irgend möglich zu tilgen, – mit anderen Worten, unsere Beziehungen zu anderen zu schlichten, solange wir hier auf der Erde weilen. Warum sollte die Anrede ”ihr“ im 18. Vers sich allein auf die Apostel beziehen und nicht auf die Menschen im allgemeinen? Sicherlich, es ist nicht schwer zu begreifen, warum diese Worte so ausgelegt wurden, als wäre den Aposteln von Christus das Recht verliehen worden, zu ”binden und zu lösen“ oder anders gesagt, zu bestrafen und zu vergeben …

       Wirklich, selbst das Höchste Geistwesen kann keine Sünden vergeben, weil dies dem Karmagesetz widerspräche. Es könnte Karma bis zu einem bestimmten Grad erleichtern, aber das ist alles. Wenn der Mensch der alleinige Schöpfer und Vollstrecker jedes seiner Motive, all seiner Gedanken und Taten ist, wer könnte dann überhaupt in seinem Wesen etwas ändern, folglich an seinem Schicksal, ohne seinen unmittelbaren Willen? Der Hohe Geist kann nicht mehr tun, als uns in unseren Anstrengungen zu unterstützen, um unser inneres Wesen zu wandeln. In allem ist in erster Linie Zusammenarbeit erforderlich.”

       Zum Abschluss meines Briefes würde ich Sie bitten, von Zeit zu Zeit alle jene, die sich der LEHRE angeschlossen haben, daran zu erinnern, dass Prüfungen, wie Sie wissen, unvermeidlich sind. Wahrlich, die Schüler müssen die Geisteskraft aufbringen, die Feinde zu bewältigen, die allerdings vor allem in uns selbst zu suchen sind, in Form von noch nicht ausgelebten Leidenschaften und Gewohnheiten. Unter dem Druck äußerer Umstände und Verhältnisse erwachen diese in unserem Herzen und vergiften unser Bewusstsein.

       Weisen Sie Ihre Freunde auf folgende Paragraphen im Buch BRUDERSCHAFT hin. (483): ”In den Gemeinschaften des Altertums wurde jeder, der sich einer Prüfung unterzogen hatte, beglückwünscht. Man behandelte ihn fürsorglich, denn es war bekannt, dass es unerlässlich war, den Prozess seines Erlebens gewaltsam zu unterbinden. Jede Prüfung wurde als Schwelle zum Fortschritt betrachtet. Niemand konnte den Verlauf der Wirkungen verwirren, doch brüderliche Ermutigung half ihm, seinen Schritt, selbst vor den schrecklichsten Bildnissen nicht zu verlangsamen. Natürlich, das in seiner entsetzlichen Hässlichkeit unvermeidliche Chaos versucht, den Pfad jedes Geprüften zu behindern. Mögen jedoch diese Bildnisse schrecklich sein – die Erscheinung des Entsetzlichsten ist an sich der Vorbote des Endes der Prüfung.”

       (529): ”Gewohnheit ist die zweite Natur, besagt ein weises Sprichwort und verdeutlicht, wie sehr Gewohnheit den Menschen beherrscht. Gerade Gewohnheiten machen den Menschen unbeweglich und unempfänglich. Gewohnheiten kann man unterdrücken, aber es ist schwer, sie auszumerzen. Man kann immer wieder Menschen begegnen, die sich rühmen, die Gewohnheiten besiegt zu haben. Beachtet jedoch den Alltag dieser Sieger und ihr werdet finden, dass sie Gewohnheitssklaven sind. Sie sind von Gewohnheiten derart befallen, dass sie gegenüber der Last dieses Jochs sogar unempfindlich sind. Besonders tragisch ist es, wenn ein Mensch meint, von Gewohnheiten frei zu sein, in Wirklichkeit aber an sie gefesselt ist. Es ist äußerst schwierig, einen Kranken zu heilen, der seine Krankheit leugnet. Jeder kennt solche unheilbaren Menschen. Doch um den Begriff Bruderschaft in sich aufzunehmen, ist es unerlässlich, vorhandene Gewohnheiten zu meistern. Wenn Wir von Gewohnheiten sprechen, so meinen Wir nicht den Dienst am Guten, sondern die kleinen Gewohnheiten der Selbstsucht.

       Bei Uns ist es Brauch, jene, die sich der Bruderschaft nähern, durch das Ablegen der Gewohnheit zu prüfen. Diese Prüfungen müssen unverhofft erfolgen. Am besten ist es, mit kleinen Gewohnheiten zu beginnen. Der Mensch neigt oft dazu, diese stärker als etwas anderes zu verteidigen. Man betrachte sie gleichsam als Geburtsmerkmale, als natürliche Eigenschaften. Aber Neugeborene haben keine Gewohnheiten. Atavismus, die Familie sowie die Schule fördern das Einwurzeln von Gewohnheiten. In jedem Fall ist eine alltägliche Gewohnheit ein Feind der Evolution.”

       19. Juni 1937

       Ich freute mich zu hören, dass Sie sich mit der psychischen Energie und der Gedankenkraft befassen wollen. Zur Zeit sind das die dringendsten Fragen. Das Bewusstsein der Menschen muss geweckt werden zur richtigen Bewertung der Bedeutung des Gedankens. Die kommende Evolution beruht auf Zusammenarbeit und der Bedeutung des Gedankens. Versuchen Sie daher, so viel Material als möglich über praktische Errungenschaften auf dem Gebiet der Gedankenübertragung zusammenzutragen. Welch beachtenswerten Prüfungen in der Menschenkenntnis Sie unterzogen werden! Ich bin sicher, Sie werden diese Prüfungen siegreich bestehen.

       Lasst uns daher Weisheit erlangen, indem wir verschiedene Persönlichkeiten vergleichen. Erinnern wir uns an alle Persönlichkeiten, die bereits in kurzer Zeit Legende wurden. Üben wir Zweckmäßigkeit! Es heißt in der LEHRE, dass ein Mensch, der nicht weiß, was Angemessenheit ist, nicht als geistig gilt. Angemessenheit ist der Goldene Mittelweg.

       Mit Bezug auf Buddha sagte Vivekananda, dass das Herz der Hohen Geistwesen so weich ist wie Butter, aber sie es zu disziplinieren verstehen. Mit anderen Worten, Sie wissen, was Angemessenheit ist. Wahrlich, Sie werden von Angemessenheit geleitet. Angemessenheit grenzt an Zweckmäßigkeit, die im ganzen Kosmos herrscht.

       Ich habe den beigelegten Brief durchgesehen und wäre dem Verfasser gerne behilflich, ihn über seine Gedanken in bezug auf Komplexität des menschlichen Wesens aufzuklären. Aber vorerst möchte ich hervorheben, dass die Buddhisten nicht behaupten, dass der Mensch ”DAS“ oder der vollkommene und ewige Gott sei. Diese Behauptung stammt von den Anhängern des Vedanta. Auch sollte man nicht meinen, dass das in uns vorhandene Göttliche Prinzip oder die Verbindung mit ihm Evolution sinnlos mache. Im Gegenteil, nur das Vorhandensein dieses ewigen Prinzips in uns ermöglicht Evolution, denn das gesamte Universum, alles Sein besteht nur durch dieses lebenspendende Prinzip. Wahrlich, die Vollkommenheit und Ewigkeit dieses Göttlichen Prinzips in seinem Potential sind die Gewähr dafür, dass sich der Mensch, sein Träger, ewig vervollkommnen kann. Indem die Vedantisten die Unwandelbarkeit und Vollkommenheit des Göttlichen Elements anerkennen, anerkennen sie auch die ganze Komplexität des menschlichen Wesens als Widerspiegelung des Universums – diesen Komplex der Komplexe. Der Makrokosmos befindet sich in einem perpetuellen Entfaltungsprozess oder Werden, ebenso wie der Mensch, der Mikrokosmos, unermüdlich neue Möglichkeiten entdeckt und sammelt, eben wegen des in ihm vorhandenen ewigen Göttlichen Potentials. Die Buddhisten leugnen das Vorhandensein einer unwandelbaren Seele im Menschen und in allem Sein, denn sie sehen sowohl im Menschen als auch im gesamten offenbarten Universum Unbeständigkeit und Vergänglichkeit oder – nach der modernen Terminologie – die Evolution alles Seienden. Jedoch kein einziger gelehrter Buddhist, dessen ontologische Vorstellungen dem gegenwärtigen auf Energetik beruhenden Denken nahestehen, würde das Vorhandensein der Göttlichen Energie im Menschen, die grundlegend ewig und unwandelbar ist, leugnen. Daher ist es unwesentlich, ob wir diese Energie Gott, Geist oder Ewige Zeugenschaft oder eben Göttliches Feuer nennen, ihr herrlicher transzendentaler Sinn bleibt unverändert. Es ist von Nutzen, hier den § 275 aus dem Buch AGNI YOGA in Erinnerung zu bringen: ”Vedanta stellt richtig fest, dass der Geist unverletzlich bleibt. Das feurige Geisteskorn behält seinen ursprünglichen Bestand, weil das Wesen der Elemente unveränderlich ist. Doch die Emanation des Korns ändert sich in Abhängigkeit vom Wachstum des Bewusstseins. So kann man verstehen, dass das Geisteskorn ein Teilchen des elementaren Feuers ist. Und die um das Korn angesammelte Energie ist Bewusstsein. Das bedeutet, dass Vedanta sich mit dem Korn befasste, während Buddhismus von der Vervollkommnung der Körper sprach. So vollkommen bedingen das Bewegliche und das Unbewegliche einander.

       Es ist durchaus verständlich, dass Buddha, der die Menschheit zur Evolution lenkte, das Wesen der Beweglichkeit aufzeigte, während Vedanta die Grundlage erklärte. Füget einer Flamme irgendeinen chemischen Bestandteil bei, und ihr werdet bemerken, dass sich ihre Farbe und Größe verändert; aber das ursprüngliche Wesen des Feuers wird unverändert bleiben. Ich sehe keinen grundlegenden Widerspruch zwischen Vedanta und Buddhismus.”

       So vergleichen die Vedantisten die Evolution des Menschen gerne mit einem Halsband – jede Perle davon ist eine der physischen Erscheinungen, aufgefädelt am Faden des Geistes. Richtiger jedoch ist es, sich diese Evolution vom Standpunkt der Buddhisten her als komplizierte Zusammensetzung vorzustellen, der mit jeder neuen Erscheinung auf der irdischen Ebene ein neuer Bestandteil hinzugefügt wird, der natürlich diese ganze Zusammensetzung verändert.

       Manch einer lehnt sich auf gegen die Teilung des Menschen in Geist und Materie. Sicherlich, in ihrem letzten Zustand sind Geist und Materie eins (Materie ist kristallisierter Geist); aber auf der Erscheinungsebene oder Differentiation wandelt sich alles, und je näher an der grobstofflichen Sphäre, umso schärfer wird die Differentiation oder Teilung. So ist in der Feurigen Welt Differentiation zwischen Geist und Materie fast unfühlbar, weil Materie der Erscheinung des Lichts bedarf, auf unserer irdischen Ebene erlangt sie jedoch leider eine ungeheuerliche Vergröberung. Die Komplexität des menschlichen Organismus macht es daher in vielen Fällen, um verstanden zu werden, notwendig, zu einer Teilung von Geist und Materie Zuflucht zu nehmen.

       In der irdischen Lebensspanne lebt und wirkt ein feurig entwickeltes menschliches Wesen auf zwei und sogar auf drei Ebenen; für jede Ebene hat es seine eigene entsprechende Hülle, und so ist es natürlich, dass jene Hülle, in der der Mensch auf der höheren Ebene wirkt, entsprechende Eindrücke erhält. Aber diese Schwingungen können wegen ihrer Feinheit nur in den seltensten Fällen vom groben Gehirn aufgenommen werden, weil das Gehirn der Spannung nicht standhalten kann. In Ermangelung entsprechender Begriffe in unserer Terminologie ist es daher üblich, vom Menschen als einem ”Geist“ zu sprechen, wenn er sich in seiner feinstofflichen Hülle offenbart, wohingegen die physische Hülle Materie genannt wird.

       Kennen wir außerdem nicht den KELCH der Aufspeicherungen, der in jeder Inkarnation nur teilweise in Erscheinung tritt? Und sind diese Aufspeicherungen des KELCHES nicht tatsächlich Wissen oder Energieablagerungen um das feurige Geisteskorn? Daher gibt es keine Widersprüche, ob wir nun sagen, dass der Mensch ein unvollkommenes geistiges Wesen ist, oder wenn wir bestimmte Aspekte des menschlichen Komplexes analysieren, so nehmen wir Zuflucht zur Teilung in höhere und niedere Erscheinungen dieses Komplexes.

       Wir wissen, dass der Geist ohne Materie nicht bestehen kann. Wo immer es Sein gibt, gibt es Materie, selbst wenn sie für uns gänzlich unsichtbar wäre. Und der Mensch ist genau ein Komplex von unbegrenzten Abstufungen in der Differentiation eines Elements – GEIST-MATERIE.

       Man muss immer die zwei grundlegenden Beweisführungen des Geheimen Wissens ins Auge fassen, nämlich 1. die Unteilbarkeit und Unveräußerlichkeit Gottes oder des Göttlichen Elements aus dem Universum, und 2. die Einheit des Grundelements Geist-Materie. Alle Missverständnisse und Irrtümer kommen aus der Nichterkenntnis und der Nichtannahme dieser grundlegenden okkulten Thesen.

       Mit dem neuen Verstehen der Materie seitens der Wissenschaftler und infolge des Interesses an der Gedankenkraft wird die Lehre Buddhas in der kommenden Epoche ihren gebührenden Platz einnehmen. Wirklich, Buddhismus macht keinen Unterschied zwischen der physischen und der psychischen Welt. Die der Gedankentätigkeit zugeschriebene Wirklichkeit ist von derselben Rangordnung wie die Wirklichkeit von Dingen, die wir mit unseren Sinnen wahrnehmen.

       Stehen Sie als Krieger auf der Wacht, und denken Sie an die unvermeidlichen Prüfungen.

       2. Juli 1937

       Das gesamte Universum ist durchdrungen von dem Einen Göttlichen Element, dessen sichtbares und unsichtbares Sein sich in der ewigen nie aufhörenden Bewegung (Atem) offenbart, im ewigen Wechsel und im Entfaltungsprozess dieses unermesslichen, unnennbaren, ewiglich unerkennbaren Mysteriums aller Mysterien, alle neuen Differentiationen und Verbindungen hervorbringend.

       Der ganzen Schöpfung liegt ein starker Impuls oder das Streben nach Manifestation zugrunde. Es ist derselbe Impuls oder Durst nach Sein, der den Menschen zum Inkarnieren drängt. In seinem höchsten Aspekt ist es Göttliche Liebe und ebenso sublimierte menschliche Liebe. Im grauen Altertum wurde Kama, der Gott der Liebe, als der höchste Gott verehrt. Liebe ist der höchste Aspekt der Gottheit, und in Liebe und durch Liebe enthüllt sich jede seiner Offenbarungen. Der gesamte Kosmos wird durch den Kosmischen Magneten oder die Göttliche Liebe innerhalb der Daseinsordnung aufrechterhalten. So sagen Sie Ihren Freunden, dass Göttliche Liebe alle Welten erschafft.

       Im Göttlichen Bewusstsein gibt es weder einen Anfang noch ein Ende, sondern nur das ewige SEIN. Genauso wie man sich nicht vorstellen kann, dass Unbegrenztheit einen Anfang hätte, so ist es ebenfalls unrichtig, von einem Schöpfungsbeginn zu sprechen. Kann der menschliche Verstand sich nur eines der Großen Manwantaren vorstellen, deren Zahl sich in Unbegrenztheit verliert? Aus der Heiligen Lehre können wir uns eine gewisse Vorstellung machen von der Entstehung unserer Planetenkette; und durch Analogie, mit Hilfe einiger vorhandener Hinweise, können wir versuchen, einen Schatten von dem ganzen Entstehen der Runde eines Sonnensystems zu erhaschen.

       Sie wissen auch, dass während der Zeit eines Pralaya oder der Erneuerung des Planeten oder Sonnensystems die Höchsten Wesenheiten (die Jakobsleiter), die gemeinsam die Kosmische Vernunft und das Schöpferische Element darstellen, Wache stehen und den künftigen Lebenszyklus des Sonnensystems planen. Sie Selbst werden die Hauptexekutoren dieser Pläne sein. Wie sonst könnten alle Legenden über das Pantheon der Götter oder der Avatare und Gottmenschen erklärt werden? In der Tat, das Hierarchische Prinzip ist das kosmische Gesetz, das führende Prinzip. Daher gibt es ein Höchstes Geistiges Wesen oder einen Hierarchen, der für die ganze Runde oder ein bestimmtes Manwantara die Verantwortung trägt. Nach menschlicher Vorstellung wird ein solcher Hoher Geist im Sinne eines persönlichen Gottes oder gar Universellen Gottes verstanden.

* * *

       Über psychische Energie möchte ich nachfolgende Aussage aus dem Buch BRUDERSCHAFT zitieren: ”Zweifellos seid ihr oft gefragt worden, wie man die psychische Energie entwickelt und ihren Nutzen erkennt. Jedoch oft ist schon gesagt worden, dass das Herz, das die höhere Lebensqualität anstrebt, der Leiter der psychischen Energie sein wird. Keine gewaltsame, herkömmlich beschleunigte Beweglichkeit zur Entwicklung der Herztätigkeit ist von Nutzen. Das Herz ist ein sehr unabhängiges Organ; man möge ihm die Freiheit zum Guten geben und es wird sich mit Energie füllen. Ebenso können die Früchte der vereinten Energie nur in harmonischer Gemeinschaft sichergestellt werden. Dafür ist es aber unumgänglich zu verstehen, was Übereinstimmung bedeutet” (§ 290).

       So empfehlen Sie Ihren Schülern, im ganzen Leben die Verbesserung der Qualität anzustreben. Dies wird die besten Aufspeicherungen von psychischer Energie ergeben.

       Gefühlswissen nannte man früher Intuition. Gefühlswissen wird aufgebaut aus Aufspeicherung aus früheren Leben und wird im KELCH verwahrt. In der Tat, es ist kein unmittelbares Wissen, sondern Gefühlswissen, weil unser gesamtes Wissen primär auf Gefühl beruht. Es äußert sich stark im ganzen transzendentalen Erleben.

       Gefühlswissen wird zusammen mit der verstärkten Tätigkeit der psychischen Energie erweckt. Wie Sie wissen, ist alles im wechselseitigen Zusammenwirken verwoben und alles hängt voneinander ab.

       6. Juli 1937

       Nun zu Ihren Fragen:

       Selbstmörder halten sich gewöhnlich in den der Erde nächsten Schichten auf, weil sie die sie an die Erde bindende Energie noch nicht ausgelebt haben. Ihr Äther- oder niederer Astralkörper nimmt noch stark an den irdischen Empfindungen teil. Nur bei außerordentlich hohen Geistwesen löst sich diese niedere Hülle auf, solange sie noch irdisch einverleibt sind. Bewusstseinsklarheit dient solcher Verklärung. In der Tat, die der Erde nächstliegende Sphäre ist sehr grobstofflich, doch wenn der Geist während seines irdischen Lebens, wenn auch nur zeitweilig, dem Lichte zustrebte, wird es ihm gelingen (sofern er seinen Willen sammeln und lenken kann), auch in einem solchen Fall den Einfluss der Höheren Kräfte zu finden, und mit ihrer Hilfe kann er seine Lage verbessern. Aber meistens sind es gerade die Selbstmörder, die über die überirdischen Bereiche nicht nachdachten, und so sind sie unfähig zu begreifen, was mit ihnen geschah. War sein Bewusstsein während seines Lebens getrübt, dann wird diese Unklarheit nach der Trennung vom physischen Körper noch verstärkt werden. Das Bewusstsein in seinem höchsten Aspekt, psychische Energie, muss im irdischen Leben sehr klar und aktiv sein, damit die Eindrücke und Ablagerungen der Energien in die Zentren des feinstofflichen Körpers eingeprägt werden können; andernfalls bleibt nach dem Wechsel der Hüllen die menschliche Essenz in der Feinstofflichen Welt in einem Schlummerzustand.

       Psychische Energie ist beim Hinübergehen oder beim Wechsel von einem in den anderen Zustand absolut notwendig. Unsere psychische Energie trägt uns in jene Sphäre, die unseren Aufspeicherungen entspricht, und je stärker das Streben eines Geistes vor dem Tod ist, umso höher wird er aufsteigen. Und falls der fundamentale Vorrat und die Qualität seiner psychischen Energie es dem Geist nicht gestattet, sich in den höheren Sphären aufzuhalten, wohin ihn die letzte mächtige Woge trug, so wird er, wenn er sich dann in der seinen geistigen Errungenschaften entsprechenden Sphäre aufhält, dennoch jene geistige Erhebung für immer im Gedächtnis behalten. Das ist der Grund, warum man im Altertum um den letzten Augenblick auf Erden so besorgt war und versuchte, ihn freudvoll zu gestalten und zum Schönsten zu lenken. Jedoch die unglückseligen Selbstmörder unterbinden gerade den Strom ihrer psychischen Energie. Die Verzweiflung, die sie zu dieser Wahnsinnstat trieb, verursachte den totalen Abfluss der psychischen Energie, und daher wird sie der Macht der irdischen Anziehung ausgeliefert. Ihre Seelenqualen und Leiden werden bis zum Zeitpunkt des vorgesehenen Todes andauern. In Ausnahmefällen, sofern das Bewusstsein durch die schreckliche Verkettung der Umstände nur vorübergehend getrübt war, können diese Unglückseligen sich an das Licht erinnern und so in sich ausreichend Kraft entfalten, um sich der Höheren Hilfe zuzuwenden und nach Sühne zu streben. Daher wird ein inniges Gebet des Herzens an die Kräfte des Lichts für diese Gebrochenen nicht ohne Echo bleiben, vorausgesetzt jedoch, dass sie selbst danach streben, sich im Geiste zu erheben.

       Sicherlich, die niederen Wesenheiten unter den Selbstmördern können alle Art von Exzessen ausführen. Vampirismus ist kein seltenes Vorkommnis; die nicht ausgelebten, noch nicht umgewandelten Energien zerren sie mit starker Kraft zu den irdischen Empfindungen.

       Alles, was im KELCH DES OSTENS gesagt ist, beruht auf Wahrheit. Die Abtrennung der Monade bedeutet Verlust des Erinnerungsvermögens der Persönlichkeit, nicht jedoch der Individualität. Dagegen ist eine endgültige Abtrennung der Monade oder von den anderen Prinzipien des Menschen wirklich ein schreckliches Geschehen, das Ärgste, was passieren kann, denn sie versperrt der Individualität die Evolution für viele Jahrtausende. Solch eine Monade wird sich ein neues Vehikel oder einen Leiter für sich aufbauen müssen und ist gezwungen, von neuem die ganzen niederen Formen zu durchschreiten.

       Sie wollen etwas über den Tod wissen oder besser über den Zustandswechsel. Darüber gibt es so viele Hinweise in den BÜCHERN DER LEBENDIGEN ETHIK. Welcher scheint Ihnen nicht klar genug? Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass man ernsthaft daran denken muss, dass die Qualität und die Dimensionen des irdischen Zustandes zur Klarheit des Bewusstseins in der Feinstofflichen Welt beitragen. Was immer hier noch nicht erkannt wird, wird auch in der Feinstofflichen Welt nicht erkannt werden. Schlummernde Bewusstseine bleiben solche auch in der Feinstofflichen Welt. Wir erlangen neue Energien für die Umwandlung nur durch Erwerb von Wissen hier auf Erden. Daher ist jedes Streben nach Wissen, jede Aufspeicherung besonders wichtig.

       Wenn wir hier auf Erden in unserem Ego nicht ein unwiderstehliches Sehnen nach Wissen einlagern, woher soll es in der Feinstofflichen Welt kommen? Hier herrschen Gedanken-Schaffenskraft und Geist-Schaffenskraft. Aber ist diese Gedanken-Schaffenskraft leicht? Denken muss man zuerst hier auf Erden lernen; denn es ist unmöglich, in der Feinstofflichen Welt jene Fähigkeit zu erwerben, die wir in unserem irdischen Leben missachtet haben.

       Nach allem, was oben gesagt ist, dürfte Ihnen nun die fundamentale und entscheidende Rolle der Verfeinerung der psychischen Energie für den Körperwechsel verständlich sein.

 

 19. Juli 1937

       ”Berührt die Knoten des Schicksals vorsichtig … und bedecken wir den Lauf des Karma mit dem Eis des Verstehens.” (BGM II, 6)

       Sie verstehen die Bedeutung dieser Worte nicht, aber mir erscheinen sie sehr klar. Der bessere Teil unseres Wesens kann uns helfen, einen alten Schuldner oder Gläubiger in unseren karmischen Begegnungen zu erkennen, und dann wird uns unser Gefühlswissen zur Vorsicht mahnen und entsprechendes Handeln einflößen. Doch gewiss, in den meisten Fällen berührt der Mensch gedankenlos seine vergangenen vielfarbigen Verstrickungen und gibt sich erneut diesen oder jenen Gefühlen hin, wodurch er sein altes Karma erschwert und in zahlreichen Existenzen hinter sich herschleppt.

       ”Der Lauf des Karma kann nur durch das Eis des Verstehens bedeckt werden”, oder mit anderen Worten, seine Wirkung kann gemildert oder sogar ausgeschaltet werden. Das erreichen wir durch die Umwandlung unseres inneren Wesens und durch die Annäherung an die Hierarchie des Lichts. Wirklich, die Hierarchie des Lichts hilft einem Schüler, die Begegnungen im Leben zu erkennen, damit er bei karmischen Rückerinnerungen seine Gefühle beherrscht und sich entsprechend verhält.

       ”Aber hütet euch davor, diesen Schleier durch Unverstand oder durch Grausamkeit, was unter Unserem Schild untersagt ist, zu zerstören.” Wenn uns der Höchste Hierarch die Bedeutung unserer Begegnungen verständlich macht, wir aber unfähig sind, unsere Gefühle zu beherrschen und ihnen freien Lauf lassen, das heißt, entweder durch sinnloses Geben oder Selbstaufopferung oder durch Grausamkeit, so werden wir uns selbst durch ein neues und noch schlimmeres Karma binden und so, vielleicht für viele Zeitalter, des Vorrechts der Annäherung an die Großen Lehrer berauben. Ein Mensch, der schwer mit Karma belastet ist, kann nicht zugelassen werden. Es kann ihm beigestanden werden, aber Annäherung ist etwas ganz anderes.

       Man sollte auch nicht meinen, dass die Höheren Kräfte uns Prüfungen senden. Das Leben selbst ist reich an Prüfungen; und entschieden sind die gefährlichsten Prüfungen jene, deren Wurzeln ins frühere Leben reichen. Die von den Großen Lehrern auferlegten Prüfungen oder besser ihr Wachen über das Benehmen und die Findigkeit des geprüften Schülers in allen Lebenserscheinungen besteht in vielfach unbedeutenden äußeren Erscheinungen. Jedoch bedeutend oder unbedeutend erscheint uns vieles nur nach unserer beschränkten irdischen Vorstellung.

       ”Da die Welten geprüft werden, und zwar jeder Teil von ihnen, kann man voraussehen, dass so mancher sich bei solcher Mutmaßung entsetzt. Aber nur unklugem Denken kann das willkommene Gesetz der Evolution ungelegen sein. Durch Erweiterung des Bewusstseins wachsen wir und man wird die unaufhörliche Bewegung liebgewinnen; oder wäre es vielleicht besser, in dem unveränderten Gefängnis von Fehlern und Irrtümern zu verharren? Im Gegenteil, es ist weit freudvoller, das ständige Prüfen zu fühlen, da es das Verantwortungsgefühl entstehen lässt. Bei jeder Zusammenarbeit auf dem Pfad zur Bruderschaft wird Verantwortlichkeit die Grundlage des Fortschritts sein” (Bruderschaft).

       Aber gibt es derer viele, die die Bedeutung der Verantwortlichkeit erkennen? Die Menschen sehen in der heiligen Verantwortung oft ihre größte Freiheitsberaubung.

       Ich freue mich über Ihren mutigen Geist! Eine vorüberziehende Sturmwolke, die Gott sei Dank keinen Schaden anrichtete, half Ihnen, die Tiefen Ihres Wesens zu erschauen, und jetzt werden Sie für neue Begegnungen besser gewappnet sein; diese werden Sie nicht mehr übermannen und Ihr Herz wird auf der Hut sein. Erinnern Sie sich meines Hinweises, dass auf dem Pfad die Menschenkenntnis eine unerlässliche herrliche Fähigkeit ist. Sie ist sehr schwierig, und wir werden oft vor viele bittere Augenblicke gestellt, aber wir müssen unseren Mut und Willen stählen und unsere Gefühle beherrschen.

       Man muss es lernen, jeder Person als dem X in einer Frage zu begegnen, jedoch gleichzeitig sind weder missbilligende Verachtung noch Gleichgültigkeit zulässig. Wir treffen in unserem ganzen Leben, auf jeder Stufe, auf Widerstände und müssen mit ihnen fertig werden. Die Wissenschaft, die Widerstände zu bekämpfen und das Gleichgewicht zu finden, ist die größte Zucht auf dem Pfad zur Bruderschaft, die jeder üben muss.

       Streng ist der Pfad der Annäherung an die Bruderschaft. Irdische Freuden schwinden, doch viel höhere und tiefere Freuden nehmen ihren Platz ein. Man muss aber lernen, ihnen gewachsen zu sein: Der Freude der Nähe der Weißen Bruderschaft, der Freude der Möglichkeit der Zusammenarbeit mit Ihr, der Freude steter Erweiterung und Vertiefung des Verständnisses des Lebens und der wirkenden kosmischen Gesetze. Nicht gering ist auch die Freude, die durch den Zusammenklang mit den Herzen der engsten Freunde und Mitarbeiter entsteht.

       ”Könnten die Menschen doch erkennen, dass es eine sichtbare und unsichtbare Zusammenarbeit gibt, an der sie teilhaben können. Könnten die Menschen doch erkennen, wie sehr sie durch Zusammenarbeit mit der Bruderschaft ihre Kraft verstärken könnten. Würden sie über diese Zusammenarbeit, die sich jeden Augenblick enthüllen kann, doch wenigstens nachdenken! Aber die Menschen denken nicht nur nicht an die Bruderschaft, sondern sie erachten Gedanken an sie als lächerlich.

       Diese Kraft kann jeden Augenblick angewendet werden, man muss nur daran denken, dass es in den Höhen unaufhörliche endlose Arbeit der Hilfeleistung für die Menschen gibt. Allein dieser Gedanke schafft einen Energiezustrom. Er wird das Bewusstsein zum Dienst an der Menschheit vorantreiben. Er wird eingeben, dass Liebe zur Menschheit möglich ist. Wegen der irdischen Bedingungen ist es oft schwierig, sich die Möglichkeit solcher Liebe vorzustellen. Möge jedoch der Gedanke an das Vorhandensein der Bruderschaft dazu beitragen, das Herz zu öffnen. Dann wird Zusammenarbeit nicht als Pflicht erscheinen, sondern als FREUDE. Und die Schweißtropfen und heiligen Schmerzen werden das Wissen krönen.

       Betrachten wir diese Worte nicht als Abstraktion, denn solch eine Verneinung würde das beste Gefäß – das HERZ – verschließen. Jeder Schweißtropfen der Arbeit, jeder Schmerz um die Menschheit lebt im Herzen. Heil dem umfassenden Herzen!”

       So will ich meinen Brief in der FREUDE erhebender Mitarbeit beenden. Seien Sie erfüllt von dem Licht der Freude. Wandeln Sie den Pfad des Dienstes an der Menschheit und legen Sie in allem und für alle das Maß des höchsten Pfades an; verlieren Sie vor allem die Sicht der Angemessenheit nicht.

       31. Juli 1937

       Wir erhielten Ihren ausführlichen Brief mit den beigefügten Photographien und danken Ihnen für beides. Ihre Schilderung der Lage in den verschiedenen Gruppen und bestimmten Gesellschaftsschichten stimmt größtenteils mit dem überein, was wir ebenfalls von anderer Seite hörten. So ließ uns auch unser Vorgefühl seit langem alles von Ihnen geschilderte Unerfreuliche erahnen. Frank und frei möchte ich Ihnen sagen, dass es mich schmerzt, wenn sich die von Ihnen erwähnte Gruppe mit dem Lesen und der Auseinandersetzung über die BÜCHER DER LEHRE befasst. Wenn die Menschen dieser Gruppe nicht jene Bewusstseinshöhe erlangt haben, sich miteinander zu vertragen, dann dürfen ihnen die BÜCHER DER LEHRE nicht zugänglich sein. Wie kann man in einer Atmosphäre von Misstrauen, Reizbarkeit oder gar offener Feindschaft die ”Grundlagen der Ethik“ studieren? Wahrhaftig, man sollte die LEHRE und die hohen Begriffe vor Lästerung bewahren. Daher bitte ich Sie ernstlich, die LEHRE für sich zu behalten, und wenn diese Ihr Herz anspricht, über das Gelesene nur mit Ihren engsten Freunden Gedanken auszutauschen. Die LEHRE wird sich auf ”Unerforschlichen Wegen“ verbreiten. Aus allen Teilen der Welt gehen uns und unseren Freunden Briefe von harmonischen und entflammten Herzen zu. Warum sollten wir uns daher mit solch unzugänglichen Bewusstseinen belasten? Ist es nicht nützlicher, unsere Zeit und Kraft für jene aufzuwenden, die wirklich ein Wort der Erleuchtung benötigen? Wir wollen niemanden bekehren und nehmen nur jene auf, die freiwillig zu uns kommen. Möge jeder den für ihn nächsten Weg beschreiten.

       Zu Ihrer Frage: ”Warum weisen die Großen Lehrer nicht auf die vielen Irrtümer hin, die begangen wurden und weiter begangen werden?” Darauf möchte ich mit dem § 14 aus dem Buch ”Feurige Welt III“ antworten: ”Man fragt, warum Wir den falschen Quellen nicht Einhalt gebieten, warum Wir nicht jene ausschalten, die die Sendungen entstellen? Antwortet: Würde man den Strom, in dessen Sog die Menschheit vorantreibt, aufhalten, dann würde Fanatismus sich in Brutalität verwandeln. So fließt das Böse frei wie Lava und verschlingt alle, die sich gegen das Gute auflehnen, wie die Geschichte beweist. Sicherlich können gewaltsame Erscheinungen für die Menschheit keinen rechtschaffenen Weg bahnen. Daher können die feinstofflichen Energien nur von einem feurigen Bewusstsein aufgenommen werden. So ist Duldsamkeit wirklich das Los des feurigen Bewusstseins. Natürlich, angehäufter Kehricht muss beseitigt werden, und es ist das Schicksal des feurigen Bewusstseins, die Mitteilungen aus dem Raum zu läutern. Unter den angehäuften Seiten menschlicher Schriften wird man jene verderblichen Mitteilungen beachten müssen, die sogar das Gehirn wohlgesinnter Menschen getrübt haben. Darum muss man auf dem Pfad zur Feurigen Welt die große Bedeutung der Wahrnehmung der höheren Energien und der feinstofflichen Sendungen erkennen.”

       Lesen Sie auch die §§ 11, 12 und 15 desselben Buches.

       Sie fragen, warum die Großen Lehrer nicht auf die Bedeutung der NEUEN LEHRE hinweisen? Sie weisen für jene darauf hin, die sie aufnehmen können. Dazu muss man über ein aufgeschlossenes Bewusstsein verfügen. Dringen Sie in die Lehre ein und vieles wird Ihnen verständlich sein. Jede Frage wird von vielen Seiten her beleuchtet.

       Ja, die LEHRE DER LEBENDIGEN ETHIK gründet auf der VEREHRUNG DER HIERARCHIE des Lichts und auf Anerkennung der hohen Autorität des Lehrers. Und je höher der Geist, desto weiter und höher sein Verstehen des großen HIERARCHISCHEN Gesetzes. Ich werde nicht müde zu wiederholen, dass das HIERARCHISCHE PRINZIP das kosmische Gesetz ist. Das ganze Universum wird von diesem Gesetz durchdrungen und durch dieses Prinzip aufrechterhalten. Jede Form im Universum hat in ihrer Grundlage einen Kern, und jedes strebende Zentrum besteht auf dem Hierarchischen Prinzip. Im Kosmos ordnet sich das Niedere dem Höheren unter. Darauf beruht die Evolution. In den BÜCHERN DER LEHRE heißt es: ”Von allen führenden Prinzipien ist das der HIERARCHIE das mächtigste. Jedes offenbare Verschieben vollzieht sich nach dem Hierarchischen Prinzip. Wohin kann sich der Geist ohne Führende Hand wenden? Wohin können das Auge und das Herz sich wenden ohne Hierarchie … Das Geisteskorn ist vom Kosmischen Strahl des Hierarchen durchdrungen …” Wahrlich, das Merkmal der Zugehörigkeit zur sechsten Rasse wird die Annahme des Gesetzes der Höchsten Führerschaft sein, die Annahme der Hierarchie in ihrem ganzen Umfang.

       Überlasset die Menschen ihrer eigenen uneingeschränkten Herrschaft, und sogleich wird sich eine fürchterliche Involution durchsetzen. Heute lehnen sich die Menschen im Westen besonders gegen jede Autorität auf, weil sie fürchten, ihre Individualität zu verlieren, die sie in den meisten Fällen gar nicht besitzen, denn sie sind an Vorurteile, Atavismus und Unwissenheit gefesselt. Viele verfügen nur über ein ganz geringes geistiges Wissen und lassen sich im Leben von der Stimme der niedersten Selbstsucht leiten, die sie mit Intuition verwechseln. Sind wir nicht Zeugen der Folgen dieses Wahnsinns?

       Zu den Visionen und Einweihungsszenen, wie sie in manchen Büchern beschrieben werden, habe ich bereits Stellung genommen und werde meine Worte sicher nicht zurücknehmen. Darüber hinaus gibt es keine größere Lästerung als die Behauptung, dass die Macht der Sakramente so stark sei, dass das sittliche Niveau der Priester, die es vollziehen, ohne Bedeutung sei, solange die Form und der Einweihungsrang voll beachtet werden … ”Wahrlich, das Feinste kann nur vom Feinsten empfangen werden; für die Wirkung der feinsten Energien sind völlige Harmonie und Übereinstimmung erforderlich. Unreines kann nichts Reines hervorbringen. Niemals kann ein unreiner Diener eine reine Handlung vollführen. Das überzeugendste Ritual wird den Diener nicht von unreinem Denken befreien. So irren viele, wenn sie denken, dass ein äußeres Ritual die innere Abscheulichkeit verdeckt … Ohne die Läuterung des Bewusstseins und entsprechende gute Taten können die Sakramente weder jemandem helfen noch zu etwas Gutem führen. Man sollte daran denken, dass alles allein im Bewusstsein ruht.” Ein erweitertes und geläutertes Bewusstsein ist ein Allheilmittel wie ein ”geöffneter Sesam“. Was die Geschichten über die verschiedenen Feste und Einweihungen betrifft, denen sich gewisse Leute unterziehen, so wollen wir dies ihrer persönlichen Verantwortung überlassen.

       Sie haben natürlich recht damit, dass es für die Menschen nicht leicht ist, in der heutigen Zeit die vielen selbsternannten Adepten zu erkennen, und das ist der Grund, warum die Grundlagen der Lehre der Weißen Bruderschaft durch H. P. Blavatsky gegeben wurden – doch wer bemüht sich, sie zu studieren? Die Menschen ziehen die vereinfachten und herkömmlichen Auslegungen vor, anstatt ihre Aufmerksamkeit auf die fundamentalen Gebote zu konzentrieren. Ich bestätige, dass H. P. B. der einzige Bote der Weißen Bruderschaft war, denn sie allein war wissend. Nach ihr kam die beachtenswerte Lehre des Lehrers H. durch Francia la Due. Doch kennen viele diese Lehre? Warum ist sie von einigen theosophischen Gruppen verschwiegen worden. Warum wird diese Offenbarung nicht von jenen erwähnt, die vorgeben, die Boten der Weißen Bruderschaft und Lehrer der Sonnen-Hierarchie zu sein?

       Das Meer der Lehre der LEBENDIGEN ETHIK wird rechtzeitig gegeben; wer diese Lehre studiert, wird für die künftige Reise gerüstet sein, weil Bewusstseinserweiterung und Unterscheidungskraft seinen Lebenspfad begleiten werden. Aber viele haben sich gegen diese Lehre bereits aufgelehnt.

       Da jede Lehre von dem Gezeter der Feinde begleitet ins Leben eingehen muss, damit sie von den Menschen beachtet und nicht vergessen wird, wollen wir die Wirkung dieses Gesetzes, das von dem niederen Entwicklungsgrad unserer irdischen Menschheit zeugt, beachten. Noch für lange Zeit werden die Djins Tempel bauen und die Menschen mit neuen Göttern beschenken. Die Kreuzigung Christi brachte der Welt einen neuen Gott und eine neue Religion.

       Sie fragen, wie ein erhabener Geist die Menschen dadurch so täuschen kann, dass er sich als Lehrer der Weißen Bruderschaft ausgibt? Sicherlich, kein einziger Hoher Geist würde sich zum Betrug verleiten lassen, aber vorerst müssen wir das Merkmal eines Lehrers der Weißen Bruderschaft bestimmen. Das irdische Merkmal unterscheidet sich völlig von dem eines überirdischen oder höheren. Heuchlerische Hingabe und geschmacklose, oft scheinheilige Höflichkeit sind nicht die Merkmale geistiger Größe. Die Größe des Geistes lässt sich am besten durch Duldsamkeit, Unermesslichkeit und Großmut sowie durch aktive Widersetzung gegen das Böse erkennen.

       Erstaunlich ist das menschliche Bewusstsein! Es ist bereit, jeder selbstgefälligen irdischen Autorität Glauben zu schenken, ohne dass Beweise erhärten, ob die übermittelte Botschaft aus der Höchsten Quelle stammt. Erweist sich jedoch diese Botschaft als fruchtlose Blume, sorgt sich kein Anhänger, den Betrüger anzuklagen, sondern man wird sich beeilen, die Höchste Quelle zu tadeln. Erneut möchte ich fragen, warum sucht man in den Weisungen, die angeblich von den Großen Lehrern kommen, nicht nach Irrtümern in den Taschen ihrer Übermittler?

       Ja, wir können aufzeigen, dass die Menschen die Großen Brüder der Menschheit für finstere Kräfte halten. Wir können Fälle nennen, wo man ihnen die größten Missetaten zugeschrieben hat und wie man sie der Gewalt und der Bedrohungen beschuldigte. Vor allem beharrlich in ihren Anschuldigungen waren jene, die es nicht der Mühe wert hielten, Ihre Worte zu hören. Die Menschen verstehen sich zu solchem Ausmaß an Falschheit und Gotteslästerung, dass sie sogar behaupten, die Großen Brüder lehnten Christus ab! Kann man solcher Gotteslästerung Glauben schenken? Trotzdem sind viele Helfershelfer der Finsteren bereit, solche Verleumdung zu verbreiten, um Uneinigkeit zu stiften; aber jeder, der den Aufbau und die Gliederung der Bruderschaft kennt, wird über solche Verleumdung entsetzt sein. In der Regel beruht Verleumdung auf Unwissenheit, aber selbst gebildete Menschen sind nicht abgeneigt, offensichtliche Lügen zu wiederholen. ”Schande über euch, Unwissende! Schande über euch, Verbreiter der Uneinigkeit!”

       Fragen Sie sich selbst: ”Irre ich nicht? Aber die Unwissenden glauben nicht, sich je irren zu können, denn sie beharren auf ihren Irrtümern und meinen, ihnen nicht verfallen zu sein.”

       Wirklich, nach der Beurteilung der Menschen sind auch den Großen Brüdern Irrtümer zugeschrieben worden. Verhören Sie solche Anschuldiger und Verneiner und Sie werden feststellen, dass ihre Verneinung in Unwissenheit wurzelt. Gewöhnlich kennen jene, die das Neue nicht annehmen, auch das Alte nicht. Ein aufmerksamer scharfer Verstand wird in jedem täglichen Ereignis etwas Neues erblicken, aber dieses Vorrecht eignet dem aufgeschlossenen Verstand, jedoch keinem verneinenden. Jede Epoche bringt für die nächste Evolutionsstufe unerlässliche neue Begriffe hervor; und diese besonderen Begriffe sind in den BÜCHERN DER LEBENDIGEN ETHIK hervorgehoben: Mitarbeit und Zusammenarbeit, die Frauenbewegung, die Bedeutung des Gedankens und das Studium der psychischen Energie. Die besten und aufnahmefähigsten Geister reagieren bereits auf diese Schwingungen, und wir sind glücklich, dies zu bemerken.

       Feuer und psychische Energie sind untrennbar, denn letztere ist eine Eigenschaft des Feuers. Psychische Energie ist die uranfängliche Energie.

       Es ist auch wahr, dass für die richtige Aufnahme der Lehre innere Erkenntnis unerlässlich ist. In der Tat, ist das Bewusstsein aufgeschlossen und frei von Vorurteil und jedwedem Atavismus, so wird die Aufnahme entschieden leichter. Doch in den meisten Fällen reden gerade durch Vorurteile versklavte Menschen so viel über notwendige Aufgeschlossenheit, ohne zu bemerken, dass sie, von Angst gefesselt, keine Autorität gelten lassen. In der Tat, Beschränkung und Versklavung entspringen der Angst. Ein freier Geist fürchtet keine Versklavung, da er für neue Aufspeicherungen aufnahmebereit ist.

       Sicherlich, alle bestehenden echten Lehren, Religionsformen und philosophischen Systeme kommen genauso wie die LEBENDIGE ETHIK aus dem Osten oder waren das Echo östlicher Gedanken. Kann man eine unabhängige westliche Philosophie oder Religionsform nennen?! Selbst das Christentum kam aus dem Osten, und Christus war ein Asiate!

       Jene, die sich weigern, das Vorhandensein der Weißen Bruderschaft anzuerkennen, berauben sich der größten Idee und der höchsten Schönheit, die der menschliche Gedanke je erfasste. Die Weiße Bruderschaft ist der Traum der Menschheit, sie ist ein Bollwerk des Wissens und eine Schatzkammer lebenspendender Energie. Wahrlich, die ganze Welt nebst ihrer Menschheit wird nur durch diese Hüter zusammengehalten!

       Wer nach der Verbindung des Großen Lehrers K. H. mit der Lehre der LEBENDIGEN ETHIK fragt, erkennt offensichtlich nicht, was die Weiße Bruderschaft ist. Könnte es sein, dass ein Bruder die von einem anderen Bruder gegebene Lehre verneint? Wahrlich, die Menschen können nicht einmal den Begriff Bruderschaft begreifen! Wir heißen nicht nur jene willkommen, die Christus allein als ihren Lehrer erachten, ebenso die Anhänger Laotses, Konfuzius’, Buddhas, Krishnas, Zoroasters und Maitreyas. Aber wir fragen sie, ob sie die Lehre Christi wirklich studieren und im Leben anwenden. Wenn ja, so wird es keinen Grund für Missklang geben, denn wahrlich, alle großen Bündnisse kommen aus ein und derselben Quelle. Erinnern Sie sich an den Ausspruch in der Lehre: ”Man wird fragen: ‚Wer steht höher, Christus oder Buddha?‘ Antwortet, dass man die entfernten Welten nicht messen kann. Wir können nur durch ihre Strahlung entzückt werden …”

       Ich entsinne mich eines bezeichnenden Vorfalls, der sich in unserer Gegend zutrug. Ein Moslem erbat sich das Evangelium, weil er mit der Lehre Christi vertraut werden wollte. Nachdem er es gelesen hatte, bemerkte er ganz erstaunt: ”Ich las das Evangelium aufmerksam, konnte jedoch nichts darin finden, was dem modernen Christentum gliche.” Das sollten alle jene bedenken, die der wahren Lehre Christi nachgehen.

       Fragen Sie gleicherweise jene Leute, die daran Anstoß nehmen, dass die kommende Epoche die Epoche Maitreyas und nicht die Christi genannt wird, – ob sie die Bedeutung dieser Namen wirklich verstehen? Wüssten sie mehr, könnten sie keinen Anstoß nehmen. Die kommende Epoche wird unter dem Strahl der drei Herrscher – Maitreya, Buddha und Christus – stehen. Immer wieder muss man bedauern, dass jene, die so leicht Anstoß nehmen, mit den durch H. P. Blavatsky gegebenen Grundlagen so wenig vertraut sind. Vielleicht können viele von ihnen dies alles nicht ganz leicht verdauen, sie würden womöglich noch mehr lästern. Manche Menschen werden von ungewöhnlichem Atavismus beherrscht. Ihr Verstand kann einfach keinen neuen Pfad beschreiten, sie befinden sich auf gewohntem Gleis, das jeden weiteren Fortschritt verhindert. Außerdem nehmen ihnen die als Vorsichtsmaßregeln in Form von Dogmen und Verboten aufgesetzten jahrhundertealten Scheuklappen jegliche weitere Sicht. Das erklärt, warum der Evolutionsprozess so langsam vor sich geht; das kosmische Gleichgewicht ist gestört, und die Menschheit muss durch Erdulden von fürchterlichem Elend und Aufständen für ihre Trägheit büßen.

       Allen, die sich nur treffen, um Kritik zu üben, und nicht um des ernsten Studiums der gegebenen hohen Begriffe willen, kann mit den Worten der LEHRE begegnet werden, mit denen geraten wird, Einigkeit zu bewahren: ”… solch eine Weisung wird nicht allein eine moralische Lektion sein. Uneinigkeit gleicht abscheulichem Missklang. Nichts trifft den Raum so sehr wie Missklang; sind die Menschen von unheilvoller Uneinigkeit erfüllt, ergeben sich augenblicklich verheerende Zerstörungen im Raum. Diese Menschen schaden sich nicht nur selbst, sondern schaffen räumliches Karma, einschließlich jener, die ebenfalls so handeln. Es ist entsetzlich, gegen dieses neu hervorgerufene Chaos anzukämpfen. Menschen, die Uneinigkeit stiften, werden die Erzeuger des Chaos genannt. Schmerzlich sind die durch diese üblen Lästerer geschaffenen Folgen, ihre Bekämpfung ist anstrengender als der Zusammenstoß mit bestimmten räumlichen Strömungen. Wo immer man auf den freien Willen des Menschen stößt, gibt es besondere Energieverausgabung. Die Macht des freien Willens ist ungeheuerlich. Sie gleicht den mächtigsten Energien. Boshafte Menschen können die astralen Schichten vernichten. Welch ungeheuerlicher Anstrengungen bedarf es, um diese räumlichen Wunden zu heilen! Wir müssen die Uneinigkeit bekämpfen. Es bedarf keiner Psalmensänger mit Harfen, sondern der Arbeit und des Kampfes …”

       Und jetzt über die Großschreibung bestimmter Fürwörter in den BÜCHERN DER LEBENDIGEN ETHIK. Das ist meine Schuld, sofern man von Schuld sprechen kann. Ich tat es aus tiefster Verehrung und Liebe den Großen Bildnissen und Höchsten Begriffen gegenüber. Ich bestätige Ihnen, dass es in den persönlichen Briefen der Großen Lehrer diese Großschreibung nicht gibt. Aber welch eine Perle von Unverstand ist die Behauptung einer gewissen ”Missgunst“, die wissen will, dass ”selbst Christus es nicht gestattet hätte, das mit seinem Namen in Zusammenhang stehende Fürwort großzuschreiben”. Ist das verbrecherische und grobe Unwissenheit oder einfach eine unverschämte Wertbestimmung der eigenen Meinung? Es wäre angebracht, diesem Unwissenden zu erklären, dass im Verstehen jedes kultivierten Menschen Weisheit und Liebe das gleiche bedeuten. Aber Liebe ohne Weisheit ist einfach eine Kandidatur für die Irrenanstalt. Gibt es Menschen, die sich den Stumpfsinn dieser ”Missgunst“ ruhig anhören können?

       Nun etwas anderes. Sicherlich, die Verteidigung seines Landes ist jedermanns Pflicht. Gesegnet der Soldat des Landes, das nicht selbst angreift. Die Verteidigung des Vaterlandes erfordert verschiedene Mittel und Maßnahmen, das kann niemand leugnen. In jedem Fall jedoch sollte man völlige Ausrottungsmethoden vermeiden, so z. B. Giftgase, die die Lebensfähigkeit des ganzen Planeten vermindern. Für den verbrecherischen Wahnsinn des Angreifers gibt es keine Rechtfertigung, welcher Art auch immer. Jene, die die ganze Welt antreiben zur Erfindung von Mitteln allein für abscheuliche Vernichtung und Verbrechen, verdienen es wahrhaftig nicht, Menschen genannt zu werden.

       Erst wenn die Menschen ihren Platz und ihre Bestimmung erkennen, erst wenn sie das Gesetz der Wiederverkörperung und das Karmagesetz anerkennen, erst wenn sie die Abhängigkeit alles Seienden und die entsprechende große Verantwortung des Menschen erkennen, die überirdischen Welten und die Hierarchie des Lichts anerkennen und wahrnehmen, den Gedanken als Hauptantriebskraft erkennen, der geistigen Synthese im Staatsleben den Vorrang geben: dann werden Frieden, Freiheit und Glückseligkeit des Menschen und der große Dienst am Allgemeinwohl nicht mehr in den Bereich des Abstrakten verbannt sein. Aber der Geist des Menschen wird so lange nicht aufschreien und sich nicht an die Höchste Führung wenden, solange er nicht das ganze schreckliche Elend und die durch seinen eigenen Wahnsinn verursachten Kataklysmen durchschritten hat. Wahrlich, in diesem Wahnsinn schrecklicher Uneinigkeit und Unduldsamkeit, in dieser Weigerung, die neue höhere Energie anzunehmen, welche die ganze Welt zur nächsten Evolutionsstufe lenkt, ist der kosmische Grund und der Sinn allen Unheils zu suchen, das unseren unglückseligen Planeten periodisch heimsucht.

       Wollen wir hoffen, dass die kommende Epoche mit ihren kosmischen Strahlen besonderer Zusammensetzung zu neuem Erwachen des Bewusstseins führt und die neue Generation das ganze Verbrechen der Anstifter der Selbstvernichtung erkennt, nicht allein der Selbstvernichtung durch Kanonen und Gase, sondern hauptsächlich durch Uneinigkeit und unzulässig böse und vernichtende Gedankensendungen. In der Tat, es werden mehr Morde durch unheilvolle Gedankenübertragung verübt als durch Kanonen. Aber auch diese Wahrheit ist der Menschheit noch unzugänglich.

       Es scheint mir, dass ich die meisten Ihrer Fragen beantwortet habe. Ihre Antworten und Einwände sind richtig. Wenn Sie erst mit der LEHRE näher vertraut sind, werden Sie auf alle Fragen selbst die Antwort finden, vor allem deshalb, weil die Argumente der meisten Verneiner ziemlich die gleichen sind.

       Zum Abschluss möchte ich Ihnen sagen, werben Sie keine Anhänger, locken Sie niemanden herbei, doch seien Sie zu allen aufrichtig Suchenden freundlich. Jedes Aufdrängen kann den größten Schaden anrichten.

       Ich kann völlig verstehen, dass das Buch ”Die Grundlagen einer Neuen Weltanschauung“ nicht jedermanns Geschmack ist. Vielen ist es unangenehm, wenn ihnen jemand auf die Zehen steigt.

       Ich will meinen ausführlichen Brief mit dem Wunsche beenden, dass Sie siegreich und mutig durchs Leben schreiten mögen, denn durch die Anwendung der Prinzipien der LEHRE wird im Alltag vieles erleichtert.

       9. August 1937

       Mit großem Interesse habe ich Ihren Aufsatz ”Die Frau in der Neuen Epoche“ gelesen. Ich befürworte Ihre Idee, auf das Verhalten der großen Religionsstifter sowie der philosophischen Schulen der Geschichte in dieser Frage hinzuweisen sowie darauf, dass mit dem Verfall der Kultur diese Überlieferungen immer mehr und mehr entstellt wurden. Gewiss, das ist ein sehr edler Gedanke, und diesem geschichtlichen Rückblick sollten einige Seiten gewidmet werden. Ich würde Ihnen jedoch nicht raten, Ihren Ansichten das Werk Schurés zugrunde zu legen. Dieser Verfasser schreibt viele rührende Seiten, versteht es auch, in die große Wahrheit Einblick zu gewähren, aber seine Phantasie trägt ihn weit hinaus über die Grenzen historischer Glaubwürdigkeit. Seine Werke kann man in die gleichen Rhapsodien eines St. Yves d’Alveidre einreihen. Fabre d’Olivier, den Schuré oft zitiert, litt ebenfalls unter übertriebener Vorstellung auf Kosten geschichtlicher Wahrheit.

       Sie fragen nach den Druiden. Die Druiden waren die Freimaurer des grauen Altertums. Die authentische Mitteilung über diese erhabene Lehre, die wir bei den griechischen Klassikern finden, wird mehr und mehr evident, wenn wir uns gründlich mit den ältesten Epochen befassen, mit anderen Worten, je älter die Aussagen, umso näher der Wahrheit. An der Spitze der Druiden stand eine Frau, sie trug den Titel ”Mutter der Druiden“.

       Die Mitteilung von Schuré über Râma, den Helden der indischen epischen Dichtung des Râmâyana, ist völlig widersprüchlich. Râma war ein reiner Eingeborener des alten Âryâvarta; er war der König von Ayodhyâ und hat Indien niemals verlassen. Lange vor Râma kamen über Afghanistan aus den Steppen Zentralasiens die Indo-Arier und ließen sich in den Tälern Indiens nieder. So war Râma kein Druide und hatte auch nicht die geringste Beziehung zu den Kelten.

       Ebenfalls unrichtig ist die Behauptung, dass Krishna den Brahmanismus bejahte. Alle Großen Lehrer gehörten der Kshatriya-Kaste an, die im Altertum als die höchste galt. Es gibt viele Überlieferungen, nach denen die Brahminen von den Kshatriyas lernten und nicht umgekehrt. Erst mit dem Verfall des hohen und heroischen Geistes der Völker, die das alte Âryâvarta bewohnten, rissen die Brahminen die Macht an sich. Diese Aneignung der Vorherrschaft war und ist für Indien sehr schmerzlich.

       Darüber hinaus war Krishna von königlicher Geburt, er war selbst ein König und seine ganze Lehre ist von edlem, mutigem Geist erfüllt, die sogar in der Form eines sehr schönen Poems gipfelt, gewidmet der großen Schlacht auf dem Schlachtfeld Kuruskhetra. Alle Legenden über Krishna den Kuhhirten, der in Gesellschaft von Kuhhirten und Milchmädchen seine Zeit mit Tanz und Flötenspiel zubrachte, sind eine spätere Entwicklung der Volksphantasie, die unter den Drawidenstämmen ihren Ursprung nahm. Die Drawiden gehören der vierten Rasse an, und in der heiligen Lehre gibt es Hinweise, dass die Basken Abkömmlinge nach Europa ausgewanderter Drawiden sind. Auch die Zigeuner können Indien als ihre Heimat ansehen, von wo sie vertrieben wurden.

       Râma, der Arier, kämpfte mit den Nachkommen der Atlantier von der Insel Lanka, und seine Verbündeten waren die kriegerischen Drawidenstämme, unter denen sich eine strenge Verehrung der Affen breitmachte. Diese Verehrung war ein Relikt des alten Wissens über die Abstammung des anthropomorphen Affen vom Menschen. So war dieses Wissen in Volkslegenden mit Phantasie verwoben, und Hanuman, der Führer der Drawiden, nahm das Äußere eines Affen an.

       Die Bücher von Schuré können viele Bewusstseine stimulieren, aber man muss die nötige Unterscheidungskraft aufbringen und die Ausschmückungen durch menschliche Phantasie, die an die Schönheit der Wirklichkeit nicht heranreichen, eliminieren. Auch Moses war kein Ägypter, sondern Jude; er konnte der Frau gegenüber nicht feindlich eingestellt sein, denn er war ein Eingeweihter. Nehmen Sie Ihre Aussprüche über Pythagoras in Ihr Buch mit hinein.

       Ihrer Behauptung, dass die hohe Lebenskenntnis von dem männlichen Prinzip ausging, pflichte ich jedoch nicht bei. Die Lebenstragödie berührt die Frau mehr als den Mann, und wir wissen, dass das Leid ein großer Lehrmeister ist. Verniedlichen wir auch die Fähigkeiten und Talente der Frau nicht. Man ermögliche ihr eine gründliche Bildung und lasse sie am Lebensaufbau teilhaben, und sie wird dem ”stärkeren“ Geschlecht in keiner Weise nachstehen. Der Definition eines bestimmten Denkers gemäß besteht Genius zu einem Drittel aus Fähigkeit und zu zwei Dritteln aus harter und systematischer Arbeit. Die Wunder eines Genius sind größtenteils die Wunder der Arbeit, aber was in den Augen gewöhnlicher Menschen harte Arbeit ist, bedeutet für den Genius Freude! Wo immer die Bedingungen für solche Arbeit günstig waren, blieb die Frau im Vergleich zum stärkeren Geschlecht in ihren Errungenschaften nicht zurück. Und jetzt haben außenstehende Wissenschaftler entschieden festgestellt, dass es keinen Beweis dafür gibt, dass sie, in welchen intellektuellen Fähigkeiten auch immer, hinter denen des Mannes zurückstände. Logisch gesprochen, muss es so sein, denn der Geist ist geschlechtlos, das Geschlecht gehört in den Bereich der Formen. Daher ist jedwede Herabsetzung des einen Geschlechts ein Zeichen von Unwissenheit. Allen jenen Spöttern wollen wir die Antwort Buddhas an eine seiner Schülerinnen entgegenhalten. Sie fragte den Gesegneten, wie sie in dem beschränkten Geist einer Frau den Zustand Nirwana erreichen könnte, der für den Weisen schwer zu erreichen wäre. Er antwortete: ”Wenn das Herz ruhig ist, wenn das Bewusstsein sich entfaltet, dann wird Wahrheit verspürt. Doch wenn jemand denkt, ich bin eine Frau oder ich bin ein Mann, oder ich bin dies oder jenes, dann wird er Mara anheimfallen. Die Tore der Unsterblichkeit stehen allen Wesen offen. Wer Ohren hat, möge sich nähern, lasst ihn der Lehre lauschen und Glauben haben.”

       Der weibliche Organismus ist an sich eine Synthese, und so besitzt die Frau alle kosmischen Energien sowie schöpferische Energie in höherem Maße. Es ist daher unrichtig, zu meinen, dass der Frau die selbständige schöpferische Kraft ermangele; für die Entwicklung aller Fähigkeiten sind jedoch ständige Praxis sowie geeignete Umstände vonnöten. Übrigens sind Flüge zu den fernen Welten das Hoheitsrecht der Frau. Vielleicht haben deshalb gegenwärtig so viele Frauen Interesse an der Luftfahrt.

       Auf allen Wissensgebieten: in der Kunst, in der Sozialarbeit, in Regierungen hat die Frau bewiesen, dass sie imstande ist, den höchsten Rang zu erklimmen, wenn die Umstände günstig waren. Unter den von Ihnen genannten Frauen müsste auch das mathematische Genie Sophie Kowalewsky, deren Bildnis mir sehr nahesteht, mit einbezogen werden. Die Pariser Akademie ehrte sie mit dem Prix Bordin in einem Wettbewerb, an dem alle bedeutenden Mathematiker teilnahmen. Die ihr gestellte Aufgabe war: ”In einem wichtigen Punkt die Bewegungstheorie eines dichten Körpers um einen unbeweglichen Punkt zu vervollkommnen.”

       Dieselbe Aufgabe ist von der Berliner Akademie sechs Jahre lang vorgelegt worden, doch ohne ein Ergebnis zu zeitigen. Die Lösung von Mme. Kowalewsky war so beachtlich, dass als Anerkennung außergewöhnlicher Verdienste für die Wissenschaft der Wert des Preises verdoppelt wurde. Sophie Kowalewsky starb 1891 im Alter von 41 Jahren auf dem Gipfel ihres Ruhmes. Auch in ihrem eigenen Lande – Russland – wurde ihr durch die Wahl zum Mitglied der St. Petersburger Akademie der Wissenschaften Anerkennung gezollt. Vergessen wir nicht, welche Schwierigkeiten sie in diesem Zusammenhang zu überwinden hatte. Zu jener Zeit waren die öffentlichen Vorlesungen an Universitäten für Frauen noch nicht zugänglich, was Sophie Kowalewsky bewog, nach Heidelberg zu gehen und unter den lokalen mathematischen Berühmtheiten privat zu studieren. 1874 verlieh ihr die Universität in Göttingen den Doktorgrad in absentia als Anerkennung für ihre drei eingesandten Dissertationen; eine davon – über die Theorie der Teil-Differentialgleichungen – gilt als eine ihrer bedeutendsten Arbeiten. Die Kowalewsky war nicht nur eine überragende Mathematikerin, sondern sie betätigte sich auch schriftstellerisch. Ihre Romane: <>”Die Nihilistin Vera Vorontzoff”, ”Die Schwestern Rajevski” sowie ihre Autobiographie (leider unvollendet) zeugen von ihrer großen literarischen Begabung.

       Vergessen wir auch einen anderen Genius nicht – H. P. Blavatsky, die noch immer nicht anerkannt wird. Auch Marie Sklodowska Curie, deren Tochter (Irene Joliot-Curie, 1897–1956) die Forschungen ihrer Mutter fortsetzte und bemerkenswerte Ergebnisse erzielte. Und die vielen anderen begabten Frauen – Schauspielerinnen, Malerinnen, Dichterinnen aller Nationalitäten! So viele weise Führer, Krieger und große Heilige gibt es unter den Frauen! Das Bildnis der Heiligen Therese aus Spanien gleicht in vielem dem des Heiligen Franz von Assisi. Denken wir auch an die Zeit in der Antike, in der es, dessen ungeachtet, dass männlicher Egoismus die Errungenschaften der Frauen immer zu unterdrücken suchte, immer einige erleuchtete Gemüter gab, sie sich dieser schmachvollen Schwäche nicht fügten. Auch an das verleugnete Bildnis der Aspasia sollte man erinnern. Sokrates pflegte sie als seine Lehrerin zu bezeichnen, und der große Plato gedachte ihrer ehrerbietig in seinen Schriften. Auch die ägyptische Königin Hatschepsut überragte durch ihre vielen nützlichen Reformen viele Pharaone. Und sie war es, die dem durch seine weise Regentschaft später siegreichen Tethmosis III. den Weg bahnte.

       Der Heiligen Lehre gemäß begann der Niedergang der Menschheit mit der Erniedrigung des weiblichen Prinzips. Daher muss die Frau mit Beginn der Epoche der MUTTER DER WELT erkennen, dass sie alle Kräfte in sich birgt, die durch Zeitalter währende Hypnose ihrer willkürlichen Unterjochung und geistigen Unterlegenheit abzustreifen und sich eine vielseitige Bildung anzueignen, um gemeinsam mit dem Mann eine neue und bessere Welt zu schaffen. Fürwahr, es ist unerlässlich, dass die Frau selbst die unwürdige und äußerst unwissende Behauptung über ihre passive Empfänglichkeit und somit Unfähigkeit, selbständig zu schaffen, widerlegt. Im gesamten Kosmos gibt es kein passives Element. In der Kette der Schöpfung ist jede Erscheinung zweckentsprechend relativ passiv oder aktiv – gebend oder empfangend. Der Kosmos bestätigt die Größe des schöpferischen Prinzips der Frau. Die Frau ist die Verkörperung der Natur, und nicht der Mensch lehrt die Natur, sondern die Natur lehrt den Menschen. So mögen alle Frauen die Erhabenheit ihres Ursprungs erkennen und nach Wissen bestrebt sein. Wo Wissen ist, da gibt es Macht. Alte Legenden schrieben der Frau die Rolle der Hüterin heiligen Wissens zu. Möge sie daher auch jetzt an ihre geschmähte Stammmutter EVA denken und wieder der Stimme der Eingebung lauschen, nicht nur um den Apfel zu pflücken, sondern sie möge so viele Bäume wie möglich pflanzen, die diese Früchte der Erkenntnis von Gut und Böse tragen. Und wie sie früher ADAM seiner stumpfen, sinnlosen Seligkeit entledigte, so möge sie ihn jetzt zur weiteren Schau bewegen und in die majestätische Schlacht mit dem Chaos der Unwissenheit für ihre göttlichen Rechte führen.

       Ich beschließe diesen Brief und möchte noch hinzufügen, dass die Frauen ohne Verzögerung damit beginnen müssen, sich auf allen Gebieten zu vervollkommnen, was mit einer flüchtigen Bemerkung nicht abgetan ist. Vor allem wir Frauen haben so viel auszuhalten. Wollen wir darum vor allem Sinn für eigene Würde entwickeln und uns mutig auf eigene Kraft und eigenes Wissen stützen, um für den großen Aufbau des Allgemeinwohls einzutreten und dafür die Verantwortung zu übernehmen.

       16. August 1937

       So oft wir an unsere Vergangenheit denken, fühlen wir uns beschämt und traurig, weil uns die täglichen Sorgen des Lebens bedrückten und wir sie als unangenehm empfanden. Auf dem erwählten Pfad sollten unsere Herzen so gefestigt sein, dass uns Schwankungen in unserer Umgebung nicht aus der Fassung bringen können. Das bedeutet allerdings nicht, gleichgültig zu werden, sondern den Brennpunkt unserer Aufmerksamkeit zu verlegen. Wer den großen Dienst an der Gemeinschaft auf sich genommen hat, muss sich mit ganzem Herzen diesem hauptsächlichen Streben unterordnen. Wahrlich, der Pfad des Herzens ist leicht, wenn dem silbernen Faden entlang unaufhörlich der Strom des Mutes und der Freude fließt. Allein im Herzen dieser ”Sonne der Sonnen“ ruhen unsere Errungenschaften und unsere ganze Glückseligkeit. Die durch Entflammung der Feuer des Herzens erlebte Glückseligkeit übersteigt die Erleuchtung, die das Erwachen des Kundalini auslöst. Alle Autoritäten des Yoga bestätigen, dass das Entfachen des Herzfeuers die schwierigste Errungenschaft ist, weil dafür das Herz vorher von allen belastenden Gedanken geläutert werden muss. Raten Sie jedem, das Leben seines Herzens zu überwachen. Möge es keine schlechten Gedanken zulassen. Ein schlechter Gedanke kann die Mühen vieler Jahre zunichtemachen.

       Derzeit richten wir unsere Gedanken auf den bevorstehenden Kongress. Möge hier der erste Grundstein der Einheit für künftige Verbindungen und weitere kulturelle Projekte gelegt werden. Das Höchste und Würdigste verwirklicht sich dort, wo die Grundlagen der Lehre des Lebens, der Kultur und der Schönheit gelegt werden.

       Je größer der Mensch, umso stärker fühlt er sich zur Erleuchtung hingezogen. Niedrige Bewusstseine haben keinen Weitblick, und es ist kaum möglich, sie zu bewegen, ihren Käfig zu verlassen. Es ist kläglich, wenn Menschen mit niederem Bewusstsein wichtige Stellungen einnehmen. Diese niederen Bewusstseine können in zwei Typen unterteilt werden. Die einen sind stets ängstlich darauf bedacht, nichts an Würde einzubüßen und lehnen daher alles ab, was sie nicht begreifen können; die anderen, unfähig sich im Bewusstsein über den Durchschnitt zu erheben, stellen sich alles in entsprechend verringertem Maße vor. Der Nutzen solchen Handelns kann aus einfachen Beispielen ersehen werden. Um den Strom zu überqueren und an einem bestimmten Platz vor Anker zu gehen, wird jeder erfahrene Steuermann raten, ”das Ruder höher stromaufwärts anzulegen, da man sonst rücksichtslos hinuntergetragen wird”. So wird auch in der Lehre darauf verwiesen, immer so hoch wie möglich zu streben. Die Spirale des Strebens wird unvermeidlich sinken, doch je höher gestrebt wird, umso höher wird der nächste Startpunkt liegen. Ein niederes Bewusstsein startet immer von unten her, das erweiterte Bewusstsein dagegen startet von oben. Ich möchte einen Paragraphen aus dem Buch ”Bruderschaft“ zitieren: ”Der Gedanke, eine Offenbarung von unten oder von oben her zu erkennen, ist richtig. Erkenntnis wird gewöhnlich mit dem Wachstum des Bewusstseins erworben. Mühsam erklimmt der Mensch den Gipfel des Berges. Vorerst erscheinen ihm viele Begriffe schwer zu sein und er beginnt, sie zu meiden. Ein anderes Mittel der Erkenntnis jedoch ist, dass der Mensch sein Bewusstsein heroisch erhebt und die Erscheinungen von oben her betrachtet. So wird seinem Bewusstsein die schwierigste Erscheinung übertragen und er wird leicht begreifen. Das zweite Mittel der Wahrnehmung ist der Pfad der Bruderschaft. Durch strenge und anfeuernde Maßnahmen erweckt er das Bewusstsein und führt es nach oben, damit es die schwierigen Erscheinungen leicht wahrzunehmen vermag. Das heißt, dass es vor allem in der Zeit des Druckes und der Anhäufung der Bewusstseinserhebung bedarf. Diese sollte in jeder Denkschule, als der Pfad der Bruderschaft, bekannt und geübt werden.”

       Ein weiterer für die Kenntnis der Schüler sehr nützlicher Paragraph:

”Je stärker das Licht, umso stärker die Finsternis. Auch dieser Ausspruch wird nicht verstanden, wohingegen man ihn einfach annehmen muss. Man sollte nicht meinen, dass Finsternis aus dem Licht hervortritt. Licht enthüllt die Finsternis und zerstreut sie nachher. Auch der Lichtträger nimmt die finsteren Schatten wahr, die beim Nahen des Lichts schwinden. Die Furchtsamen meinen, Finsternis würde sie überfallen. So denken die Furchtsamen und in ihren Händen bebt das Licht; und dieses Beben der Furcht entstellt die Schatten zu Fratzen. Furcht ist in allem ein schlechter Begleiter.

Die Neophyten der Bruderschaft werden auf Furcht hin geprüft. Der Geprüfte wird in eine völlig hoffnungslose Lage versetzt und muss selbst die Lösung finden, sich daraus zu befreien. Sehr wenige werden denken, dass sie nichts zu fürchten haben, da die Bruderschaft hinter ihnen steht. Und gerade diese Prämisse befreit von Furcht und führt zu einem freien, nützlichen Entschluss. Aber oft wird der Mensch, bevor er an die Bruderschaft denkt, bedrängt, gereizt und von Imperil erfüllt. Ist jemand von diesem Gift durchdrungen, so wird sein Flehen vergeblich sein. Das Licht der Wahrheit ist das Licht des Mutes, das Licht der Hingabe – mit diesen Worten beginnen die Statuten der Bruderschaft.” (Br I, 580)

       ”Manche werden euch sagen: ‚Wir sind bereit, die Grundlagen der Bruderschaft zu begreifen; wir sind zur Zusammenarbeit bereit; jedoch sind wir von solch unduldsamen Verhältnissen umgeben, dass wir größere Bereitschaft nicht bekunden können.‘ Kann es wirklich Umstände geben, die es nicht zulassen, das in die Praxis umzusetzen, wozu das Herz bereit ist? Doch Wir wollen harmlos Schaffende nicht in Gefahr bringen; sie mögen ihre Fähigkeiten unter anderen Voraussetzungen einsetzen. Mögen sie die Bruderschaft vorerst in Gedanken errichten. Auf diese Weise können sie den umgebenden Raum säubern, und solche Gedanken werden heilsam sein. Doch dürfen sie nicht dem Eigendünkel anheimfallen, dass es genüge, gedanklich aufzubauen. Nein, der Wanderer bestätigt eine Errungenschaft mittels menschlicher Hände und Füße. Im gleichen Maß, wie wir um die Überlasteten besorgt sind, warnen wir sie vor ungebührlicher Furcht. Es kann keine Erkenntnis der Bruderschaft geben, wenn der Geist von Furcht befallen ist. Durch Furcht kann die engste Annäherung an die Bruderschaft verfinstert werden. Vergessen wir nicht, dass die Menschen gewohnt sind, sich jederzeit vor allem zu fürchten.” (Br I, 582)

* * *

       Nun zu Ihren Fragen. Ich entsinne mich, dass ich in meinem früheren Brief bereits über die psychische Energie geschrieben habe. Sie ist die Urenergie, daher schließt sie alle anderen Energien, die nur ihre Differenzierungen sind, mit ein.

       1. Prana ist ebenfalls psychische Energie in ihrer Eigenschaft als Lebenskraft, die überall verstreut ist und vom Menschen hauptsächlich durchs Atmen aufgenommen wird.

       2. Kundalini ist die gleiche Energie, die durch bestimmte Zentren wirkt, den Menschen von der Erde trennt und ihm ein Gefühl überirdischer Seligkeit vermittelt.

       3. Fohat oder kosmische Elektrizität ist die Grundlage aller elektrizitätserzeugenden Erscheinungen, und unter ihnen ist der Gedanke die höchste Eigenschaft dieser Energie.

       4. Tushita ist dasselbe wie Deva-loka oder die himmlische Wohnstätte der Götter (Höchster Geistwesen) in der Feurigen Welt.

       5. Levitation kann durch die Störung des Gleichgewichts in der Polarität des Magnetismus erklärt werden, wenn der negative Pol stärker wirkt.

       6. Und ”Der zeitlos wirkende Geist kann die vierzehnte Gradation des Gehörsinns erreichen” (BGM II, 176) bedeutet, den höchstverfeinerten Grad in der Gradation der Töne, für unser derzeitiges physisches Gehör fast unerreichbar. Es kann jedoch sogar vierundzwanzig solcher Abstufungen geben. So sind die Ohren der Inder für eine weit größere Tonskala aufnahmefähig als die Ohren der Europäer.

       7. ”Das Mondleben muss ausgelebt werden …” (BGM II, 184) Damit ist das halbbewusste Leben gemeint, das die meisten Menschen führen. Bis auf einige Ausnahmen kam die Menschheit vom Mond auf unseren Planeten; und jetzt ist es für die Menschen an der Zeit, ihre Evolution zu beschleunigen, aber leider haben sich bislang die meisten vom Mondzustand nicht weit entfernt.

       8. ”Ein Lächeln für Meine Feinde wird sich in eine Grimasse verwandeln …” (BGM II, 186) Es gibt keinen Zweifel darüber, dass, wer immer den Feinden des Großen Lehrers zulächelt, sei es aus Furcht oder des Vorteils willen, sich selbst verdammt, weil solch ein Lächeln sich leicht in eine Grimasse des Schreckens verwandeln kann.

       9. Dgul Nor ist ein echter mongolisch-tibetischer Name.

       10. Es gibt verschiedene Grade von Trunksucht, und wenn jemand über hinreichende hypnotische Kraft verfügt, so ist er unzweifelhaft imstande, bestimmte Stadien dieser Krankheit zu heilen. Alles hängt vom Zustand des Organismus des kranken Menschen oder von der Verfassung des Besessenen ab. Die hypnotische Behandlung sollte längere Zeit durchgeführt werden.

       Zum Schluss möchte ich noch einiges über psychische Energie sagen. Psychische Energie ist alles. Psychische Energie liegt als uranfängliche Energie der offenbaren Welt zugrunde. Psychische Energie prägt die Bilder auf die plastische Substanz ein. Psychische Energie ist Fohat, ist Heiliger Geist, ist Liebe und Streben. Psychische Energie ist die Synthese aller Nervenausstrahlungen. Psychische Energie ist das große AUM. Das Ergebnis eines ständigen Strebens zum Licht wird in all seinen Erscheinungen im Wachstum und der Entfaltung dieser Energie offenbar. Das Streben nach Vervollkommnung der Fähigkeiten ist immer und in allem der kürzeste Weg zur Entwicklung und Verfeinerung der psychischen Energie.

       19. August 1937

       Ja, es ist traurig zu beobachten, wie die Menschen das Wertvollste, nämlich die Zeit, vergeuden, indem sie ständig nur auf einem Fleck treten oder in einem Siebe Wasser tragen. Mir gefällt der Ausspruch Peter des Großen ”Zeitvergeuden kommt dem Tode gleich”. In der Tat, der Mangel an selbständigem Handeln ist für viele der Stein des Anstoßes. Es ist ein seltsames Paradoxon – obwohl sie in allem Weisungen erhoffen, lehnen sie sich dennoch oftmals gegen das hierarchische Prinzip auf. Die Schwierigkeit liegt also in der Tatsache, dass jedwede Gewalt zwecklos ist, weil das Dauerhafte und Wertvolle allein aus dem Bewusstsein und dem Herzen geboren wird. Man muss die Menschen, soweit es ihnen von Nutzen ist, vorsichtig zur Erkenntnis lenken. Das erfordert allerdings manchmal so viel Zeit und Geduld, dass man überlegen muss, ob die betreffende Person solch kostbare Kraftabgabe verdient.

* * *

       Kenntnis in der Astrologie ist sicherlich von Nutzen, jedoch beim Auslegen eines Horoskops sollte man immer ins Auge fassen, dass in allem der freie Wille des Menschen der mächtigste Faktor ist, der viele Zeichen verändern kann. Darüber hinaus können sich die schwierigsten Zeichen als für den Erfolg förderlich erweisen. Einem wird es gelingen, aus kleinen Zeichen einen großen Aufbau zu schaffen, ein anderer wird aus den besten Möglichkeiten nur einen Käfig machen. Gewöhnlich haben große Geister ein schwieriges Horoskop. Die Wissenschaft der Astrologie ist sehr komplex. Wer sie studiert und vor allem die Zeichen auszulegen versteht, muss über Aufspeicherung von psychischer Energie verfügen. Der wichtigste Schlüssel zur Astrologie ist der westlichen Welt verlorengegangen. Darüber hinaus beherrschte ein gelehrter Astrologe in früheren Zeiten auch die Handlesekunst, und oft konnte er sogar aus der Aura des Menschen lesen. Nur solch zusammenfassendes Wissen ermöglicht eine genaue Deutung des Charakters und der mit ihm verbundenen Bestimmung. Über allem jedoch steht das geheime Wissen der Astrologie, das den gewöhnlichen Sterblichen unzugänglich ist; die Großen Lehrer der Menschheit verfügen über dieses Wissen.

       Ihr Horoskop überrascht mich nicht, denn woher sonst käme diese Verfeinerung der Gefühle? Für Menschen mit verfeinerten Gefühlen ist das irdische Leben schwer, andererseits jedoch können sie Flüge und Erhebungen des Geistes erleben, an die die meisten Erdbewohner kaum zu denken wagen. Ich liebe den Vergleich, der oft in den buddhistischen Schriften aufscheint: ”Auf der Handfläche wird ein Flaum von Wolle kaum gespürt, im Auge jedoch verursacht er Schmerzen. Die Handfläche kann mit einem groben, unwissenden Menschen verglichen werden, das Auge mit einem feinsinnigen Weisen.”

* * *

       Eine nützliche Aufgabe wäre es, aus den BÜCHERN DER LEBENDIGEN ETHIK alles, was über Zweifel – diese schreckliche Viper – gesagt wurde, niederzuschreiben und diese Hinweise öfter in den Studiengruppen vorzulesen. In der Tat, es gibt kaum jemanden, der diese schreckliche Heimsuchung nicht mit seiner ganzen Kraft verjagen möchte.

       Alle großen Menschen waren nicht zuletzt deshalb groß, weil sie nicht zweifelten. Frei von Zweifel zu sein, bedeutet der ”geöffnete Sesam“ für alle Errungenschaften. Beachten Sie vor allem die Zweifler. Man sollte nicht zulassen, dass sich diese Zerstörer und Vergifter der Atmosphäre überall einwurzeln. Sie haben vielleicht bemerkt, welch gesundes Gefühl man hat, wie leicht man atmet, welche freudvolle Schaffenskraft es trotz der vielen Lebensschwierigkeiten verleiht, wenn man von Menschen großen Glaubens und Wissens umgeben ist und vom Vorhandensein des Bollwerks des Wissens und der Liebe sowie dauernder Fürsorge, welche die Großen Lehrer auf alle Mitarbeiter des Guten ausgießen. Diese Hilfe und Fürsorge sind von Weisheit und Zweckmäßigkeit erfüllt, wenngleich sie nicht immer unseren ziemlich kurzsichtigen Erwartungen und Hoffnungen entsprechen. Das Herz jedoch, das mit diesem Bollwerk verbunden ist, wird über alle Gefahren hinweg die unaussprechliche Freude dieses Gefühlswissens bringen, die Zeitalter hindurch nicht vergessen werden kann.

       Und nun zu Ihren Fragen:

       1. Im Buch HIERARCHIE, § 247, wird von dem Manwantara der sechsten Rasse gesprochen. Ihre Auswahl hat bereits begonnen.

       2. Aus dem eigentlichen Sinn des Wortes Manu geht klar hervor, dass die Große Individualität, die diesen Namen trägt, dem Begriff ”Weltlehrer“ oder ”Lehrer der Lehrer“ nahesteht. Wer sonst als der Manu trifft den Grundton oder gestaltet seine eigene Vibration, die in der vorbestimmten Runde ertönen muss? Wer bringt die erste Verkündigung? Wahrlich, der Manu, der sich am Ende einer alten und zu Beginn einer neuen Rasse offenbart.

       Eine Planetenrunde umfasst die Geburt und das Ende aller sieben Rassen. Sie steht während ihrer ganzen Dauer unter der Regentschaft ein und derselben Individualität. Deshalb heißt es in der ”Geheimlehre“, dass Lord Maitreya in der sechsten und in der siebenten Rasse erscheinen wird.

       3. Gewiss, es gibt Äonen verschiedener Dauer. Kennt man den esoterischen Schlüssel, so kann man auch aus der entstellten Bibelübersetzung viele Übereinstimmungen aus den alten Lehren entnehmen.

       4. So kann sich die Schilderung der Gemeinschaft am Berg Zion auf die Wohnstätte der Großen Bruderschaft in der Feinstofflichen Welt beziehen. Im Buch ”Bruderschaft“ heißt es: ”Wir verfügen in der Feinstofflichen Welt über ganze Bollwerke. Ihr kennt bereits ihre Namen, ihr habt vom wunderbaren Baum und dem durch Gedanken geschaffenen Aufbau gehört. Man sollte sich dieser Umstände mit voller Klarheit bewusst werden, um den Weg nach Dokyud einzuschlagen. Gedanken – frei von Zweifel – führen zu Unseren überirdischen Wohnstätten. Der Ashram im Himalaya ist mit den Bewohnern der Feinstofflichen Welt in ständiger Verbindung, und die irdische Schlacht dröhnt unter dem gleichen Donner in der Feinstofflichen Welt. Die Menschen wollen diese Wechselbeziehung nicht verstehen und betrachten daher das Harmagedon allein als irdischen Konflikt von Völkern. Das wichtigste Gebiet des Harmagedon wird nicht wahrgenommen. Wie aber könnte man an etwas teilhaben, wenn man nur einen geringen Teil des Geschehens kennt? Wir bestätigen, dass eine weit gewaltigere Schlacht als auf der Erde in der Feinstofflichen Welt tobt. Wahrlich, ein Großteil der räumlichen Schlacht widerhallt auf der Erde. Die Erde versucht oft, die Menschen vor der ernsten Gefahr zu warnen, doch vergeblich.”

       5. Tushita ist ebenfalls ein Bollwerk der Bruderschaft in den Bereichen der Feinstofflichen Welt. Es ist richtig, in allen Religionen eine gewisse Gemeinsamkeit zu finden.

       Im allgemeinen habe ich nichts gegen die Bücher von Kryjanowsky, St. Yves d’Alveidre, Schuré oder ähnliche Schriften. Viele Gemüter brauchen zur Inspiration das anreizende phantastische Subjekt. Solche Bewusstseine sollte man nicht herabsetzen. Sie können sich mit dem grauen Alltag nicht zufriedengeben und fühlen instinktiv, dass irgendwo eine andere, schöne Realität besteht. Darum werden sie von allem Ungewöhnlichen angezogen. Und sie haben recht, denn es gibt diese Realität, die jede menschliche Vorstellung übersteigt. Diese Wirklichkeit steht unserem beschränkten irdischen Begriffsvermögen so fern, dass keine Phantasie sie voll erfassen kann. Wir sollten aber im Suchen nach dem Ungewöhnlichen und Phantastischen nicht das Gleichgewicht von Verstand und Herz verlieren. Wir müssen uns fest auf der Grundlage wahrer Schönheit bewähren. Die Schwierigkeit jedoch besteht darin, dass noch die meisten Menschen Schönheit mit Pomp und Flitter von Luxus sowie schrecklicher Plattheit und Denkarmut verbinden.

       Alles, was Sie über das rege Bewusstsein, über Herzensfreude berichten, ist mir teuer. Es ist mir auch bekannt, dass man mit vielen wie mit einem Glasgefäß umgehen muss und manchmal auch wie mit Sprengstoff. Solche Beispiele sind uns von unserem Lebensweg her bekannt. Es war oftmals traurig, bemerken zu müssen, wie ausgezeichnete Fähigkeiten sich aus dynamischem Eigensinn, Empfindlichkeit oder Eifersucht und verwandten Eigenschaften, die unvermeidlich mit Argwohn verbunden sind, nicht richtig entfalten konnten. Ein solches Herz ist abgeschlossen in totaler Einsamkeit, und da es keine Nahrung erhält, vertrocknet es.

       2. September 1937

       Ich bin gegen das Verbreiten persönlicher Erfahrungen; hauptsächlich deshalb, weil dadurch ein scheinbar fertiges Programm, gleichsam eine Leinwand zum Besticken eines bestimmten Musters, geboten wird. Nachdem man solche eindrucksvollen Schilderungen von Psychikern gelesen hat, beginnt man auf einmal, ähnliche Erscheinungen zu sehen und zu spüren. Der Wert liegt jedoch gerade darin, seine eigenen feurigen Erscheinungen selbst zu beobachten, denn diese Erscheinungen dürfen nicht erzwungen werden; darüber hinaus sind sie ganz individuell. Deshalb ist es so wichtig für ernsthafte Forscher die eigenen Beobachtungen niederzuschreiben.

* * *

       Die Frage ”Wie kann sich ein unvollkommenes menschliches Wesen der Lehre nähern?” kann mit einer Gegenfrage beantwortet werden: ”Wo gibt es vollkommene Menschen?” Außerdem unterscheidet sich das Kriterium der Großen Lehrer beträchtlich von dem der irdischen. Oft zeigt sich der Mensch nach außen hin weit besser, als sein Inneres ist, doch der Lehrer betrachtet gerade den inneren Menschen. Überhaupt ist es nicht unsere Aufgabe, Engel zu schaffen; mit dieser Aufgabe möge sich die Kirche befassen! Übrigens bewies die Kirche in den Jahrtausenden ihres Bestehens und in ihrer weltweiten Ausbreitung und Herrschaft darin einen offensichtlichen Mangel – das Ergebnis spricht für sich! Unsere Aufgabe ist eine weit bescheidenere. Wir wollen einfach helfen, das Bewusstsein jener, die zu uns kommen, wenigstens etwas zu erweitern, damit sie auf viele Lebensfragen eine Antwort finden – eine Antwort, die die Kirche nicht geben kann. Die BÜCHER DER LEHRE DES LEBENS geben in ihrer kosmischen Gedankenspanne wirklich auf alle Fragen Antwort. Wir suchen daher keine Engel, sondern befassen uns mit Menschen.

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       Die größten Geheimnisse können nicht in menschliche Worte gekleidet werden. Die Größe und Schönheit der Unbegrenztheit können nicht in unsere beschränkten Vorstellungen oder in unsere Terminologie verpackt werden. Sie müssen im Bereich des Unaussprechlichen bleiben. Ich entsinne mich, als ich noch in Russland war, fragten wir den Dichter Blok, warum er die religiös-philosophischen Zusammenkünfte nicht öfter besuchte. Er antwortete: ”Weil man hier vom Unaussprechlichen spricht!” So möge Ihr Feingefühl Ihnen eingeben, wo die fließenden Übergänge zwischen menschlichen Auslegungen und dem Unaussprechlichen liegen.

       Im ewigen Strudel des Lebens wird im Zuge des Evolutionsprozesses die große Bestimmung des Menschen, das Gleichgewicht im kosmischen Leben aufrechtzuerhalten, immer deutlicher erkennbar. Die Welten entstehen und zerfallen, der Mensch hingegen, nachdem er seine gesamten Gefühle in das Feuer des Geistes umgewandelt hat, wandelt sich bis zum Übermenschen, nimmt seinen Platz unter den Höchsten Geistern ein und lebt so ewig. Die Höchsten Geister sind die Mitarbeiter des GROSSEN ARCHITEKTEN und der MUTTER NATUR – sie sind die Erbauer der Welten und die Führer der Völker.

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       Im Osten weiß man vieles über die Zentren; den Europäern ist wirklich nur ein kleiner Teil dieses Wissens zugänglich – teils deshalb, weil die Sprache schwer zu erlernen ist, doch hauptsächlich wegen der Heiligkeit dieses Wissens.

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       Der feinstoffliche Körper ist tatsächlich größer als der physische; nichtsdestoweniger ist es unrichtig anzunehmen, er könnte im physischen Körper nicht untergebracht werden. Er wird nur größer, wenn er austritt. Die physische Hülle enthält alle Körper. Alle Abbildungen des Menschen mit dem Lotos auf dem Scheitel sind nur bildlich aufzufassen, genauso wie die Benennung der Zentren. Die Anzahl der Lotosblätter entspricht den Verzweigungen der Nervenzentren.

       Alle Hinweise auf Größe, Farbe und Anzahl der Lotosblätter sind relativ; man sollte das Individuelle aller Erscheinungen nicht übersehen.

       Auch die Erhebung am Scheitel zur Zeit des Öffnens des Scheitelzentrums sollte symbolisch verstanden werden. Immer ist das Öffnen eines Zentrums von Erweiterung der Blutgefäße begleitet, was ein Anschwellen verursacht, aber keinen Auswuchs des Knochens. Auf vielen Bildnissen Buddhas und der Bodhisattvas kann man dieses symbolische Zeichen am Scheitel bemerken. Es wird Uschnischa genannt und ist als Symbol des Öffnens des Scheitelzentrums bekannt. Wollen die Tibeter das Öffnen des DRITTEN AUGES auf Heiligenbildern symbolisieren, dann setzen sie eine Warze zwischen die Augenbrauen. Hellhörigkeit wird auf den Heiligenbildern durch ungewöhnlich große Ohren angedeutet.

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       Die Berührung der MUTTER DER WELT muss als Erscheinung der Urenergie verstanden werden. Die Kundalinikraft wird in Indien die Macht der Mutter genannt.

       Die vordringlichste Aufgabe in unserem Zeitalter ist die Entwicklung des Herzens. Ohne Entwicklung des Herzens kann Kundalini nicht voll wirksam werden. In dieser Epoche der Annäherung der Welten wird vor allem das Zentrum des Herzens angespannt. Es ist jedoch weit schwieriger die Feuer des Herzens zu entfachen als die Kundalinikraft zu erwecken.

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       Das KELCH-Zentrum befindet sich in der Nähe des Herzens, inmitten der Nervenknoten. Der KELCH ist der Brennpunkt aller Ausstrahlungen. Er ist der Brennpunkt, in dem und durch den alle Emanationen des Geisteskorns gebrochen und verbreitet werden. Der KELCH bildet mit dem Zentrum des Herzens und dem Sonnengeflecht ein Dreieck, er befindet sich über dem Solarplexus in der Höhe des Herzens. Der KELCH gehört zu den Nervenknoten, die bisher noch nicht erforscht sind. In den ältesten Schriften wird das KELCH-Zentrum oft als ”Himmlische Achse“ bezeichnet.

       In der Tat, ”sehr selten ist der KELCH zum Überströmen gefüllt. Als synthetisches Zentrum bewahrt er die wichtigsten unbeschreiblichen Aufspeicherungen.”

       ”… der KELCH ist der Speicher alles Lieben und Wertvollen. Oft bleibt vieles, was im KELCH gesammelt wurde, lebenslänglich verborgen. Prägt sich jedoch der Begriff Bruderschaft im KELCH ein, so wird er in allen Leben in Freude und Sehnsucht erklingen” (Bruderschaft).

       Ich möchte hier ein Gespräch über die Zentren zitieren: ”Viele Fragen müssen über die irdischen Beschränkungen hinaus verständlich sein. Die Menschen beachten oft etwas nur zum Teil und erheben es dann zu einem unabänderlichen Gesetz. Die Zentren des Menschen werden ziemlich relativ verstanden. In Tausenden von Jahren änderten sich ihre ursprünglichen Namen in verschiedenen Sprachen. Mancher mag den KELCH ”Himmlische Achse“ nennen, seine Funktion ändert sich aber dadurch nicht! Andere sprechen von der Einwirkung der MUTTER DER WELT. Die Inder nennen die Kundalinikraft die Kraft oder Shakti der MUTTER DER WELT; aber Shakti umfasst ihrem Wesen nach bereits die große Bedeutung der Urenergie. Darüber vergisst man die gemeinsame Wirkung der Zentren, die immer individuell ist.

       In der Tat, ebenso individuell ist die Umwandlung der Zentren im feinstofflichen und feurigen Körper. Sie behalten ihr Wesen in allen Körpern, aber ihre Entwicklung hängt vom Durchschreiten des irdischen Daseins ab, und es kommt auf den Fortschritt an, den sich der einzelne erkämpft. Es scheint als wären die Muskeln genügend erforscht worden, aber ihre Funktion hängt vom Charakter des Menschen ab. Jedes Glied des Körpers wirkt individuell. Der Gang hängt vom psychischen Zustand ab, und die Muskeln arbeiten in der arteigenen Kombination. Die Relativität der Beurteilung kommt klar zum Ausdruck in der Beurteilung der feinsten Energien.”

       ”Man kann einfach keine bestimmte Anzahl der Blütenblätter der Lotose festlegen. Außerdem unterscheiden sich die einzelnen Blütenblätter immer etwas voneinander. Beschränken wir die Vielfältigkeit des Weltenaufbaus nicht! Unverhofftes Wachstum des Gewebes und der Nervenverzweigungen ergibt einen unerwarteten Reichtum des Organismus. Jede Beachtung ist wertvoll, doch wollen wir von Verallgemeinerung Abstand nehmen … Wahrhaftig, Wissen muss Vorsicht im Ausdruck lehren. Jeder Neophyt ist schnell im Hinausschreien und Erklären von allem, was immer er hörte, ohne die Folgen zu bedenken. Jedoch mit Wissen kommt auch Angemessenheit.”

       Wenn Sie alle zugänglichen Schriften lesen, werden Sie bemerken, wie unterschiedlich man die Zentren benennt und auch, wie sich durch das Öffnen eines Zentrums die Fähigkeiten des Menschen enthüllen.

       So ist der Solarplexus oft mit Kundalini, aber nicht mit dem Muladhara, und das Manipura-Zentrum mit dem KELCH oder der Himmlischen Achse gleichgesetzt worden.

       Im grauen Altertum sind dem Sahaschrara-Zentrum 666 Blätter und nicht 960 oder 1000 zugeschrieben worden.

       Auch befindet sich das Kehlkopf-Zentrum nicht in der Schilddrüse, sondern in ihrer Nähe. Die Zentren befinden sich nicht in den Drüsen, sondern in ihrer Nähe; sie arbeiten mit den Drüsen zusammen. Es gibt eine Menge feinster Verzweigungen der Zentren, aber man darf nicht glauben, dass die Zentren viel Platz einnehmen.

       Das Svadhisthana-Zentrum befindet sich in der Beckengegend und steht mit der Geschlechtstätigkeit in Zusammenhang. Beim geistigen Entwicklungsprozess wird dieses Zentrum dem Solarplexus-Zentrum unterstellt.

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       Der Paragraph im Buch AGNI YOGA, der über leere Gräber schreibt, muss wörtlich verstanden werden. Es gibt tatsächlich leere Gräber. Denn nach Vollendung seiner Mission wurde für einen unter den Menschen lebenden Adepten beim Nahen des Abschiedstermins oft eine glaubwürdige Beerdigung durchgeführt, so dass er das Bollwerk im physischen Körper erreichen konnte. Manchmal ist nach der Beerdigung der sich in Starrkrampf befindliche Körper weggeschafft worden, und in manchen Fällen ist ein Ersatzkörper beerdigt worden, wie es zum Beispiel beim Hinübergang des Meisters R. der Fall war. Doch sind Fälle von Dematerialisation des physischen Körpers äußerst selten. Auch die sterblichen Überreste Buddhas sind verbrannt worden.

       So hat Christus Jesus seinen Körper bei der Verklärung nicht dematerialisiert, sondern er erschien seinen Schülern im feinstofflichen Körper. Ebenso fand seine Auferstehung im feinstofflichen Körper statt. Denken Sie daran, dass er Maria Magdalena nicht gestattete, Ihn zu berühren, denn das Berühren eines Hohen Geistes, der im feinstofflichen Körper erscheint, kann wegen der unterschiedlichen Schwingungen tödliche Folgen haben.

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       Hohe Wesenheiten schaffen durch psychische Energie, deren Macht auf das Entfachen der Feuer des Herzens gegründet ist. Der KELCH ist die Quelle der Schaffenskraft, aber psychische Energie verleiht den schöpferischen Ideen konkrete Form.

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       Zentrenschmerzen können sehr stark und quälend sein. Wenn sich die Lungenzentren entfalten, kann man sich kaum bewegen, ohne unwillkürlich aufzuschreien. Man muss sich ganz unbeweglich verhalten, ohne seine Stellung zu verändern; und auch das Atmen ist äußerst beschwerlich. Alle diese Zustände wiederholen sich natürlich. Auch das ziehende Gefühl und das Brennen in den Gliedmaßen sind sehr schmerzhaft. Ebenfalls sehr unangenehm sind die Spannung und Erregung im Solarplexus, was oft übermäßigen Speichelfluss und Übelkeit auslöst. Durch Einnehmen von Speisesoda kann dieser Zustand beträchtlich erleichtert werden. Die Nieren werden feinfühliger. Nicht minder quälend ist die Spannung in den Kopfzentren, vor allem im Hinterkopf. Alle diese schmerzhaften Symptome klingen im Lauf der Zeit allmählich ab. Hier und da öffnet sich dies oder jenes Zentrum ganz plötzlich. Nach dem Öffnen der Zentren bedarf es deren feuriger Umwandlung, die noch schmerzhafter und voller Gefahren ist.

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       Man muss daran denken, dass bestimmte körperliche Arbeiten so anstrengend sein können, dass die psychische Energie gehemmt wird. Bei psychischen Sendungen muss sich der physische Körper möglichst völlig ruhig verhalten. Es ist gefährlich, die Energie bei Ermüdung auszusenden.

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       Was ist ein Moderator? Während der feurigen Umwandlung ist es notwendig, die Zentren zu schützen, um einen Zentrenbrand zu verhüten. Das geschieht meistens durch eine Schutzhülle aus verdichteter psychischer Energie, durch einen sogenannten ”psychischen Überzug“. Für einen Durchschnittsleser mag dies alles wie Abrakadabra klingen, und daher ist es weiser, auf diese Einzelheiten nicht näher einzugehen.

       Zum Abschluss möchte ich hinzufügen, dass alle Schilderungen vom Erringen der höheren Fähigkeiten durch das Öffnen der Zentren auf dem Papier leicht erscheinen mögen, aber in Wirklichkeit gibt es keine schwierigere Errungenschaft. Viele Leben ständigen ununterbrochenen Strebens nach Bewusstseinserweiterung und vornehmlich feiner Wahrnehmungsfähigkeit müssen verstreichen – nicht, um vereinzelt dies oder jenes Zentrum zu öffnen, sondern für die gesamte Zentrentätigkeit in allen sieben Runden und Ebenen. Keine mechanischen Übungen werden zu etwas Hohem führen. Denn es bedarf weder der physischen Reizung noch des Öffnens einzelner Zentren, sondern der feurigen Umwandlung aller Zentren, die allein durch die völlige Läuterung des Denkens und des Entfachens der Feuer des Herzens erreicht werden kann.

       Gesegnet sei daher jeder, der bereits in früheren Leben auf dem Pfad der Bewusstseinserweiterung und Läuterung des Herzens strebte.

       Beachten Sie die Ereignisse. Denken Sie daran, dass Geduld die höchste Errungenschaft, Angemessenheit die höchste Weisheit und Kenntnis der Fristen das höchste Wissen bedeuten.

       11. September 1937

       Sehr gefreut habe ich mich über Ihr Bekenntnis, dass Sie nicht zuletzt an den sogenannten Siddhis interessiert sind. Das ist das richtige Herangehen an die Erweckung. Es klingt paradox, aber gerade die Fähigkeit, sich an den Widerständen zu messen, ist der Prüfstein oder Beweis der uns eigenen Geistigkeit. Nicht nur alle alten Lehren, sondern auch die Lehre Christi weisen auf die Notwendigkeit hin, die Antithese zu erfassen; denn aus solchen scheinbaren Widersprüchen wird das Leben an sich gewoben. Aber diese fundamentale Wahrheit wird gegenwärtig genauso vergessen, wie die so wesentliche moralische Vervollkommnung und Verfeinerung aller unserer Sinne für den Empfang der Glückseligkeit, die uns von Oben zuströmt, aus dem täglichen Leben eliminiert wurde. Allein wenn der innere Mensch geläutert wird, kann unsere psychische Energie ein ständiger Mitarbeiter der höheren Energie werden.

       Ja, jener Mensch, der mit seinem Herzen lebt und in dem der ständige Gedanke an das Wohl der Menschheit lebt, ist in völliger Harmonie mit seinem höheren Selbst. Sie haben völlig recht, wenn Sie sagen: ”Der Gedanke, dass durch physische Übungen eine hohe Verbindung erreicht werden kann, scheint mir nicht nur grob, sondern eines geistigen Denkers ‚völlig unwürdig‘”. In der Tat, das Unheil moderner Pseudo-Okkultisten liegt darin, dass sie alle höheren Fähigkeiten der menschlichen Seele sowie ihre moralische Reinheit ignorieren, die Hauptbedingung für alle wahren geistigen Errungenschaften. Sie stürzen sich auf leicht durchführbare physische Übungen, die zur völligen Zerrüttung ihrer Gesundheit führen und sie bei Misserfolg zu enttäuschten und verbitterten Ungläubigen machen. Noch schlimmer jedoch ist es, wenn die physischen Übungen von Medien ausgeführt werden, weil dann noch eher bestimmte Fähigkeiten zum Verkehr mit der niederen Welt entwickelt werden; und da Medien sittlich nicht gefestigt und auch unwissend und zu unerfahren sind, diese Verbindungen zu erkennen, fallen sie den Bewohnern der erdnächsten Sphären zum Opfer, was oft in verbrecherische Besessenheit ausartet. Leider glauben die heutigen Ärzte nicht an diese Geißel unseres groben, grausamen und zügellosen Zeitalters. Deshalb können so viele armselige Opfer nicht geheilt werden; hingegen könnte durch Suggestion und Hilfe eines reinen Herzens die beherrschende verbrecherische Wesenheit ausgetrieben werden.

       Im Läuterungsprozess des Herzens entfalten sich in uns die höchsten Siddhis, nämlich die Fähigkeit, unserem Mitmenschen geistig zu helfen und Krankheit geistig und physisch zu heilen. Ein Mensch mit einem reinen Herzen wird oft zum Heiler und Beschützer eines ganzen Gebietes vor verschiedenen Epidemien und sogar Katastrophen. Die Legende, nach der eine ganze Stadt durch einen in ihr lebenden Heiligen verschont blieb, hat tiefe Bedeutung. Auch diese Legende wurde uns vom Osten überliefert. In unserer Gegend ist der Glaube an die wohltätige Wirkung der Ausstrahlungen eines reinen Menschen auf seine ganze Umgebung tief verankert. Ein reines Herz ist für alles und jeden ein Allheilmittel.

       Ich verstehe auch, dass Sie an einer von Ihnen erwählten Vorbereitungsmethode zur Meditation festhalten. Alles Geistige ist so individuell, dass jeder mit seinem Herzen genau fühlen muss, was ihm besonders nahesteht, und diesem Pfad sollte er folgen. Einen Ausspruch in der Bhagavad Gita, dieser feinsten Perle östlicher Schriften, liebe ich so sehr, dass ich nicht müde werde, ihn zu wiederholen, und so möchte ich ihn auch für Sie zitieren: ”Auf welchem Pfad du dich Mir näherst, auf diesem Pfad will Ich dich segnen, denn alle Pfade sind Mein.” Besser und deutlicher kann man nicht aufzeigen, dass die Form ohne Bedeutung ist, wesentlich ist nur die Idee selbst. Aber die Menschen hängen an Formen, und dadurch geht ihnen jedwede Kenntnis des verborgenen Gedankens verloren.

       Gestatten Sie mir, Ihnen als Geschenk das Buch von Origenes ”De Principiis“ zu senden. Ich muss bekennen, dass mir das Herz weh tut, wenn ich an die Stagnation und Trägheit unserer russisch-orthodoxen Kirche denke. Zur gleichen Zeit, wo die westliche Geistlichkeit die geistige Evolution fördert und das Studium der Werke des Origenes empfiehlt, betrachtet ihn unsere russisch-orthodoxe Geistlichkeit nach wie vor als Häretiker! Manchmal spüre ich, dass in der Zeit vor der Revolution der Grund der offensichtlichen Verheimlichung der Errungenschaften unseres größten Patrons und Verteidigers des russischen Volkes, St. Sergius von Radonesch, darin zu sehen ist und ihn manche als Ketzer betrachten, weil er sich nur mit zwei Fingern bekreuzte. Doch der größte Name wird ignoriert und zweitrangige Namen werden gepriesen, und das ist ein Zeichen des Mangels an Angemessenheit, der dem Niedergang des Geistes gleichkommt.

       Gewiss, es ist nicht leicht, die ”Geheimlehre“ zu studieren. Dieses umfangreiche Werk ist zu grandios. Man sollte sich mit den östlichen Lehren und der allgemeinen Vorstellung fortschrittlichen Denkens vertraut machen, um sie besser aufnehmen zu können. Zweifellos wird für Sie vieles leichter mit solch einem Hintergrund.

       Ich freue mich immer, von Ihnen zu hören und hoffe, dass es viele Berührungspunkte in unseren Bewusstseinen geben wird. In vereintem Bewusstsein können viele nützliche Dinge geschaffen werden. Sehr gern möchte ich bestimmte anstehende Probleme klären und die hässlichen Auswüchse ausräumen, die sich im Lauf vieler Jahrhunderte angehäuft und die Klarheit, die erhabene Schlichtheit sowie die Schönheit der fundamentalen Aspekte der geistigen Lehren aller Zeiten und Völker getrübt haben.

       23. September 1937

       Jede individuelle oder isolierte menschliche Fähigkeit hat keine absolute, sondern nur relative Bedeutung. Intellekt ohne die Erleuchtung, die von den Feuern des Herzens ausgeht, sowie das Herz, das vom Intellekt nicht unterstützt wird, sind hässliche Erscheinungen. In allem ist Gleichgewicht erforderlich. Das Ziel der Evolution ist die Erreichung des Gleichgewichts oder der Harmonie aller menschlichen Fähigkeiten und Gefühle. Die Tragödie unseres Zeitalters besteht tatsächlich in dem schrecklichen Konflikt zwischen Intellekt und Herz. Der Unbegrenztheit gegenüberstehend, können wir alle unsere Fähigkeiten unbegrenzt entwickeln. Aber auch hier wird die richtige Entwicklung vom Gleichgewicht oder der harmonischen Entfaltung der im Menschen potentiell eingelagerten Kräfte abhängen. Synthese ist die höchste Harmonie.

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       In jedem planetaren Zyklus oder jeder Runde ist der Entwicklungsprozess des menschlichen Organismus begrenzt; und mit jeder neuen Runde steigt der Grad der Errungenschaft. So wird Manas oder die höchste Intelligenz auf unserer Erde in der fünften Runde und deren fünfter Rasse volle Entwicklung erreichen. Zur Zeit befinden wir uns noch in der vierten Runde und bei der Vollendung deren fünfter Rasse; für unsere Runde hat Manas bereits den Höhepunkt seiner Entwicklung erreicht. Und mit Beginn der sechsten Rasse, oder besser, mit deren Bestätigung – denn es gibt erst ganz wenige Menschen, die bereits der sechsten Rasse angehören – werden wir die Epoche der Entwicklung unseres geistigen Bewusstseins betreten, deren Grundlage im Herzen liegt.

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       Gewiss, jeder Kontakt mit den Finsteren zieht unvermeidlich in irgendeiner Form Folgen nach sich. Daher ist Menschenkenntnis von größter Wichtigkeit, um uns vor diesen Wölfen im Schafspelz schützen zu können.

       Alle Arten von Phobien und ”-ismen“ sind gleich ungerecht, wenn sie sich über ein ganzes Volk ausweiten. Jedes Volk hat seine positiven und negativen Wesenszüge. Und heute entfalten viele Völker ihre anziehenden Eigenschaften.

       Für Aggression einer sich bemächtigenden und boshaften Natur gibt es keinen Platz in der Evolution. Und das Schicksal dieser Völker ist bereits gewogen auf der Waage der Gerechtigkeit, denn wirklich, der endgültige Schlag trifft jedes Land zur vorbestimmten Frist. Wenn der Organismus zu plötzlich vom Gift befreit wird, kann das Gleichgewicht gestört werden und einen vorzeitigen Zusammenbruch bewirken. Ähnlich müssen auch die beiden Organismen, der Planet und seine Bewohner, die Giftherde ertragen, gerade um das Gleichgewicht nicht zu stören, denn andernfalls wird irgendwo ein äußerst nützlicher Prozess oder der Anstieg neuer Kraft unterbunden.

       1. Oktober 1937

       Es gibt nur ganz wenige Menschen, die sich nicht mit eigennützigem Ziel der Lehre nähern, und werden deren Hoffnungen nicht erfüllt, werden sie zu grimmigen Feinden der Lehre. Wir kennen Beispiele solch beklagenswerten Geschehens. Daher sollten alle Neulinge davor gewarnt werden, sich der Hoffnung hinzugeben, besondere Privilegien oder irdische Güter erwerben zu können. Das von ihnen angehäufte Karma wird seinen Verlauf nehmen, doch es wird zweifellos im Verhältnis zur Läuterung ihrer Herzen erleichtert werden und sie erlangen Erweiterung des Bewusstseins und die Fähigkeit, die in der Lehre gegebenen Ratschläge im Leben zu befolgen. Werden Sie nicht müde, den Menschen zu wiederholen, dass unsere ganze Glückseligkeit in der geistigen Freude liegt, in der Bewusstseinserweiterung, der Verfeinerung unserer Gefühle und im geistigen Geben. Wer immer die geistige Freude kennt, wer immer sich darin bestätigt sieht, von dem kann man sagen, dass er das Himmelreich in sich gefunden hat.

       Ich freue mich zutiefst über Ihre Bemerkung, dass es kaum möglich ist, von jenen, die an uns herantreten, ein besonderes Gefühl uns gegenüber zu erhoffen. Außerdem liegt die Freude mehr im Geben als im Nehmen. In dieser Zeit unglaublicher Spannung der Welt, wo die räumlichen Ströme so vermengt sind und sich an chaotischen Wirbeln brechen, kann man von unserer Umgebung keine Gelassenheit verlangen. Wir müssen anderen gegenüber nachsichtig sein und aufrührende, beunruhigende Fragen vermeiden. Ich kann sagen, dass ich in der Behandlung von schwachen Punkten meiner Brieffreunde äußerst vorsichtig bin und mit ganz wenigen Ausnahmen persönliche Belehrungen vermeide. In der Tat, die BÜCHER DER LEHRE behandeln alle wesentlichen Grundlagen, die für die Erneuerung des Bewusstseins nötig sind, so vollendet, dass ich es vorziehe, Ausführungen zu erklären, die schwer verständlich sind. Ich freue mich immer, geistige Hilfe gewähren zu können, aber ich vermeide es, Leuten mit einem bereits geformten Charakter Belehrungen zu geben. Die Menschen von heute sind besonders empfindlich geworden, und so führt nicht nur die geringste Missbilligung ihres Verhaltens oder Handelns zu Verstimmungen, sondern ebenso das Erteilen von einfachen Ratschlägen (wenn diese ihren Wünschen nicht entsprechen). Für einen starken Einfluss ist persönliche Anwesenheit vonnöten. Die von Ihnen erwähnte Person verfügt zweifellos über schlummernde Hellsehfähigkeiten, aber wie alle Anfänger liebt sie es zu übertreiben und diese als höchste Erscheinung hinzustellen. In der Tat, die meisten glauben, dass alles, was sie zu tun haben, nichts weiter ist, als an den Büchern der Lehre Interesse zu zeigen, und schon werden ihre Zentren sich öffnen! So wenige sind bereit zu verstehen, dass dafür vor allem eine innere Läuterung sowie Heldentat des Herzens erforderlich sind. Darüber hinaus werden gewöhnliche mediumistische Erscheinungen oft als Zentrenöffnung missverstanden. Ich weiß, dass meine Erklärungen einiger psychischer Visionen (allerdings mit Hilfe des Lehrers) oft als unbefriedigend erachtet werden und sogar Anstoß erregen. Menschlicher Eigendünkel ist das gefährlichste und übelste Hindernis geistigen Fortschritts. Man muss diesen Feind unablässig zu bekämpfen wissen. Bescheidenheit wird uns geraten, und diese äußert sich vor allem in der Selbstlosigkeit oder in der Abkehr vom Egoismus.

       Ich möchte für Sie ein Gespräch anführen, das sehr zeitgemäß ist: ”In allen Wirklichkeiten bleiben Wir immer Ärzte. Wir müssen die Menschen in heilkräftiger Absicht behandeln. Wir begegnen dauernd kranken Menschen und müssen vor allem auf das Gleichgewicht achten. Die Menschen suchen Uns besonders, wenn das Unglück sie bereits anstarrt. Es müssen nicht nur Maßnahmen getroffen werden, das Bewusstsein zu erleuchten, sondern auch um Krankheiten zu heilen. Die Menschen begreifen nicht, dass Wir mit ihnen wie mit ernstlich Kranken umgehen müssen.

       Wenn Wir euch zur Vorsicht mahnen, so heißt das nicht, dass Wir euch für sorglos halten, im Gegenteil, Wir bemerken nur, dass jemand einer unerhörten Spannung ausgesetzt ist und es daher besonderer Vorsicht bedarf. Versetzt euch selbst in die Lage eines Arztes, so werdet ihr dem Ziel näherkommen. Zur Zeit sind die Menschen besonders angespannt und bedürfen des weisen Einflusses. Man mag ihnen in Einzelheiten oft zustimmen, um das Wichtigste zu retten. Damit sie ihre Angst loswerden, muss ihnen Mut zugesprochen werden. So muss sich ein Lehrer des Lebens die Art eines weisen Arztes zu eigen machen. Wir wollen nicht untersuchen, wo und wann die Krankheit begann. Durch ein einfaches mutiges Wort kann einer offensichtlichen Krankheit oft Einhalt geboten werden. Ein Arzt verurteilt vor allem nicht, sondern erwägt eine bessere Methode, um den Verfall aufzuhalten. Jede Krankheit ist ein Beweis der Zersetzung. So müssen auch bei menschlichen Irrtümern Heilmittel angewendet werden.

       Euch kam kürzlich ein Fall von beinahe hoffnungsloser Besessenheit zu Ohren, weil die kranke Frau zu schwach war, dagegen anzukämpfen und dem Besitzergreifer unterlag. Durch persönlichen Magnetismus kann man das Ansteigen des Schreckens unter Kontrolle halten, aber brieflich einen Einfluss auszuüben ist unmöglich. Auch die den Kranken umgebenden Menschen beschleunigen die Krankheit. Besessene Menschen müssen vor allem an einen neuen Ort gebracht werden, wo ihre Umgebung neu gestaltet wird. Die Menschen begreifen nicht, wie sehr die Umgebung zur Entwicklung bestimmter Krankheiten beiträgt. So muss man sich daran gewöhnen, die Rolle eines Arztes einzunehmen. Unser inneres Leben ist von heilkräftigen Taten erfüllt.”

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       Empfehlen Sie Ihren Freunden, die Zeit aufzubringen, sich zu einer bestimmten Stunde in kleinen Gruppen zu versammeln und dem Lehrer ihre besten Bestrebungen zu senden. Solche Botschaften werden sich mit der Urenergie verbinden, die von der Großen Weißen Bruderschaft ausgesendet wird – damit wird viel Nutzen erzielt werden. In der Tat, durch Herzensstreben zum Lehrer erfolgen mächtige Entladungen zur Reinigung der wirbelnden Atmosphäre im Raum. Sie sollten ihren Freunden empfehlen, in einfachster Weise zu streben, mit dem Bildnis des Lehrers im Herzen, mit der Bestrebung zu ihm, durch einen silbernen Faden, der vom Herzen ausgeht.

       Hier ein Gespräch, das auf den Nutzen und die Notwendigkeit der Tat hinweist: ”Lernt die Schleier der Maja erkennen. Wenn Wir über Schleier sprechen, bedeutet das, dass es hier etwas Verborgenes gibt. So verborgen ist die Urenergie. Weise ist, wer gewahrt, wo in den verschiedenen Schöpfungen das Ewige liegt, die unzerstörbare Grundlage. Ohne diese Erkenntnis erscheint uns alles als Maja und als grundloses Luftbild. Man kann aber nicht nur unter Geistern leben. Die Grundlage des ewigen Lebens selbst erfordert die Erkenntnis, wo der Stützpunkt liegt, auf dem ein müder Wanderer Halt finden kann. Der Mensch wird unweigerlich darangehen, eine ewige Grundlage zu suchen. Der Gedanke an die Unwandelbarkeit kann den Menschen zur Tat anregen. Diese Bestrebung zur Tat ist ein gesundes Zeichen.

       Man könnte Uns fragen, welche Bedingungen Uns die Hilfe für den Menschen erleichtern könnten? Natürlich die Tat. Wir können jedem, der um Hilfe bittet, sagen: Handle! Unter diesem Gesichtspunkt ist es für Uns leichter, euch zu helfen. Selbst eine Tat von geringem Erfolg ist besser als Untätigkeit. Wir können dann Unsere Energie der von euch entwickelten hinzufügen. Es ist kein Wunder, dass gleichartige Substanzen leichter verschmelzen. Wir möchten daher Unsere Energie einsetzen und suchen nach der nützlichsten Anwendung. Wir senden die Energie nicht aus, um den Menschen zu erwecken, sondern zur Stärkung einer bereits angespannten Kraft. Ein Mensch, der schläft und plötzlich erwacht, kann die sinnlosesten Taten begehen. Man sollte Schlafende nicht unverhofft stören; befindet sich jedoch ein Mensch im bewussten Wachzustand, dann können Wir ihm helfen.

       Ihr werdet daraufhin gefragt werden, was man tun muss. Antwortet: ‚Seid tätig, und in solcher Regsamkeit wird die Höhere Hilfe kommen.‘ So bitten Wir und Unsere Brüder euch, tätig zu sein; Wachstum ist erforderlich, Verfeinerung der psychischen Energie ist nötig, andernfalls werden die Schleier der Maja jedwede Annäherung dicht versiegeln.

       Wir raten oft genug zur Tat. Wenn ihr den Freunden schreibt, so ratet ihnen, tätig zu sein. Gegenwärtig werden die Kräfte der Natur verstärkt. Wer aufgibt, wird umgeworfen. Wer jedoch widersteht, wird neue Kraft erlangen. Wir helfen den Tapferen, in Unserem Ashram herrscht Tätigkeit. Neue Anspannung wir nicht ermüden, sondern erneuern.”

       Und so ist in allem und immer Handeln geboten. Wahrlich, allein Tätigkeit wird uns vor der unheilvollen Maja behüten. In der Tat, jeder von uns weiß, wie schwer es ist, an eine neue Tätigkeit heranzugehen, weil Maja bereits aus allen Arten von Angst und Vorurteilen ihr Garn gesponnen hat. Können wir genug Mut aufbringen und allen Beweisen zum Trotz handeln, dann erweisen sich jedwede Angst und Vorurteile als Luftbild oder einfach als Schreckbild. Vor einigen Tagen schrieb uns einer unserer Mitarbeiter, dass er trotz des ihm erteilten Rates, jemanden aufzusuchen, der ihm helfen könnte, es nicht tat, weil er sicher war, dass aus dieser Begegnung nur große Unannehmlichkeiten entstehen könnten. Schließlich, nachdem zwei Jahre verstrichen waren, entschied er sich dennoch, diesen, wie er meinte, riskanten Schritt zu wagen, und das Ergebnis war natürlich seinen pessimistischen Erwartungen völlig entgegengesetzt; so gingen für nützlichen Aufbau zwei Jahre verloren. Die Angst, an Menschen heranzutreten sowie vorgefasste Meinungen können jeden Aufbau beträchtlich hemmen; denn wahrlich, Gott ist mit den Tapferen. Und nun möchte ich Ihre Fragen beantworten:

       1. Ketub (Herz 39) ist einer der Namen der psychischen Energie.

       2. Asuras (Herz 224) sind exoterisch die gefallenen oder bösen Götter, aber esoterisch das Gegenteil. So wird dieser Ausspruch in den Rig-Veden für den Höchsten Geist gebraucht. Asu bedeutet Atem, und Prajati (Brahma) schafft durch seinen Atem die Asuras. Erst in späterer Zeit, als der Anfangsbuchstabe ”A“ als negatives Präfix gebraucht wurde, bezeichnete der Ausdruck Asuras ”Nicht-Götter“; allein die Bezeichnung sura blieb mit dem göttlichen Element verbunden. Aber genaugenommen sind in den Veden die Suras immer mit der Sonne in Zusammenhang gebracht und als kleinere Götter betrachtet worden. Näheres über die Asuras können Sie der ”Geheimlehre“ entnehmen.

       3. ”Das Gebiet der Leuchtenden Stadt“ ist der Name der angeordneten neuen Stadt, der Stadt der sechsten Rasse.

       4. Dorje (Herz 261) hat die gleiche Bedeutung wie Swastika.

       5. (Herz 261; AY 428) Die Kanten zur Sonne biegen bedeutet eine Vorwärtsbewegung, wohingegen die Kanten in die Gegenrichtung biegen Verzögerung bedeutet; letzteres Symbol wird von den Schamanen verwendet. Bei den Druiden galt ein Ritual, nach dem alle Anwesenden genau auf die Sonne gerichtet um die Opferstelle oder den Altar schreiten mussten, die Hierophanten hingegen schritten der Sonne entgegengesetzt, so ihr höheres Wissen symbolisierend. Wirklich, nur ein Hierophant kann der großen Kraft standhalten, und allein solch eine Anspannung kann Funken höchsten Wissens verleihen. Wie Sie sehen, wurde der eigentliche Sinn der Symbole vermischt und verflochten.

       6. ”Für sieben Zwecke“ bedeutet, dass jeder Ratschlag so weit als möglich und bei verschiedenen Gelegenheiten im Leben befolgt werden sollte.

       7. ”Der Strahl der Venus“ kann nützlich sein, wenn ihn das unsere Erde einhüllende braune Gas nicht behindert (siehe ”Auf östlichen Kreuzwegen“).

       8. Die Uiguren sind ein türkischer Stamm in Zentralasien.

       Was das Photographieren der Ausstrahlungen betrifft, meine ich, dass es ratsam wäre, es mit verschiedenen Filmen zu versuchen. Manche können mit ganz gewöhnlichen Filmen gute Ergebnisse erzielen, selbst ohne besondere Vorbereitung und bei Tageslicht. Freilich, wie in allem müssen Geduld und Disziplin aufgewendet werden. Die beste Art ist, die Aufnahmen in einem mit der Aura des zu Photographierenden gesättigten Raum zu machen. Oft kann das Experiment schon dadurch gestört werden, dass in den Raum andere Gegenstände hineingebracht werden. Darüber hinaus sollten die Auren beider, des Photographen und auch des zu Photographierenden, völlig harmonisieren (Näheres siehe § 465 im Buch HERZ).

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       Freuen wir uns, wenn die ausgestreuten Samenkörner gute Ernte einbringen. Auch unser großes Land läutert sich und wächst. Viele rührende Erscheinungen kann man unter den jungen Menschen bemerken. Wahrlich, Hunderte und Tausende von Ivans sind erwacht zur Verteidigung ihres Landes und werden fähig sein, den Feurigen Triumphwagen aufzubauen, der sie über alle Abgründe trägt. Und so kann man sich trotz aller Schrecknisse in der Welt freuen. In dem Bewusstsein, dass alle Geschehnisse nur dem Neuen Lande nutzen werden, können wir zur Heldentat des Herzens bereit sein.

       23. Oktober 1937

       Es gibt einen bemerkenswerten Ausspruch: ”Alles was lebt, kommt vom Leben.” Für unseren Fall können wir sagen: ”Alles Neue kommt vom Neuen und ist für das Neue. So ist auch die Neue Lehre für die Neue Welt.” Abgestorbene Bewusstseine können weder dies oder jenes aufnehmen, noch werden sie den Sinn der Ereignisse erfassen. Über diese völlige Unfähigkeit, sich den neuen Bedingungen anzupassen sowie über die Psychologie der Massen kann man sich nur wundern. Das grenzt bereits an Verknöcherung. Und trotzdem wäre es falsch zu meinen, dass es jetzt wenige Suchende gäbe, im Gegenteil, es gibt mehr als je zuvor, aber sie sind auf den unerwartetsten Stellen und in allen Schichten der Bevölkerung verstreut. Es kann auch nicht geleugnet werden, dass viele allein bei der Erwähnung des Wortes Okkultismus abgeschreckt werden. In der Tat, in den letzten Dekaden traten so viele zweifelhafte okkulte Organisationen in Erscheinung, dass jeder ernste Sucher sich jetzt von allem zurückzieht, was das Etikett Okkultismus trägt. Heute brauchen wir neue Begriffsbestimmungen, die den Anforderungen der von der Wissenschaft angenommenen Terminologie entsprechen. Die Wissenschaft ist in ihren neuen Entdeckungen an die feinstofflichen Energien und den feinstofflichen Bereich sehr nahe herangekommen. Sie wissen, wie sehr ich das Wort Okkultismus und alle prahlerischen Hinweise auf Eingeweihte und Einweihungen missbillige, weil einem hier die ganzen Stützen und alles Drum und Dran der pseudookkulten Organisationen vor Augen treten.

       Ich empfehle Ihnen, mit dem ernsthaften Studium und der Aktivierung der psychischen Energie zu beginnen. In den BÜCHERN DER LEHRE sind viele Hinweise auf die interessanten Experimente gegeben. Übrigens, eine Freundin von uns, eine Psychiaterin, vollführte eine Reihe von Versuchen mit psychischer Energie und mit der Gedankenkraft. Mit Hilfe eines Apparates, der den leisesten Herzschlag registrieren kann, gelang es ihr nachzuweisen, dass die Gedanken je nach Beschaffenheit Schwingungsspannungen verstärken oder verringern. Diese Experimente wurden einzeln an Menschen durchgeführt und nachher auch mit mehreren Teilnehmern gleichzeitig. Es wurde festgestellt, dass Gedanken hoher Qualität die Schwingungen sehr verstärken. Auch die Konzentration mehrerer Menschen auf einen Gedanken ergab eine erstaunliche Verstärkung der Schwingungen. Ich erachte solche Experimente als sehr bedeutend. Auf diese Weise sollte an das Studium des inneren Menschen herangegangen werden.

       Andere Experimente dieser Psychiaterin auf dem Gebiet automatischen Schreibens waren gleich interessant. Es gelang ihr, beim Studium des automatischen Schreibens bei nervösen und unausgeglichenen Individuen deren Krankheitsursache festzustellen. Folgender Fall ist besonders lehrreich. Ein junger Mann beging ein schweres Verbrechen, und als er eingesperrt wurde, konnte er weder seinen Namen noch seine Anschrift nennen, auch seine ganze Vergangenheit schwand aus seinem Gedächtnis. Natürlich machten die örtlichen Behörden alle Anstrengungen, um ihn zu identifizieren, aber ihre Mühen blieben erfolglos. Nun trat man an unsere Freundin heran und erbat ihre Mithilfe. Sie wandte bei dem jungen Mann ihre Methode des automatischen Schreibens an. Er entwickelte in kurzer Zeit diese Fähigkeit und schrieb seine ganze Autobiographie nieder. Weitere Nachforschungen ergaben die Richtigkeit dieser so erlangten Aussagen.

       Es muss noch bemerkt werden, dass unsere Freundin den Schreibenden veranlasste, beim Vorgang solchen Schreibens laut zu lesen, so dass sein physisches Bewusstsein an dem Prozess, das Unbewusste zum Ausdruck zu bringen, nicht beteiligt war. Zweifellos kann automatisches Schreiben in Fällen bestimmter Abnormität und verborgener Krankheiten neue Aspekte erschließen. Allerdings kann nicht jeder diese Fähigkeit im Menschen wecken. Unsere Freundin besitzt offensichtlich zu einem gewissen Grad die Fähigkeit, in ihren Patienten mediumistische Kräfte zu wecken. Dabei kann sie diese Kraft der Patienten bewusst in die gewünschte Richtung lenken. Solche Experimente sind zwar äußerst interessant, doch ist große Vorsicht geboten und jedwede übereilte Schlussfolgerung unzulässig. Bei solchen Phänomenen des automatischen Schreibens müssen viele Faktoren in Betracht gezogen werden; der maßgebende ist das sittliche Niveau des Forschers oder Leiters dieser Experimente. Man sollte gewiss nicht erwarten, dass der Patient immer seine eigenen vergessenen Erfahrungen oder seine wahre Gedankenrichtung enthüllen wird; oft können Besitzergreifer aus der anderen Welt versuchen, die Nervenzentren des Patienten zu beherrschen. Sehr wichtig ist, dass es dem Leiter des Experiments gelingt, den Eintritt eines niederen Gastes zu verhindern, aber es kann unverhofftes Erscheinen von finsteren Kräften geben. Daher sollte die Aura des Forschers als Abwehrschild dienen. Es ist erfreulich zu vermerken, dass an vielen Erscheinungen, die noch vor kurzem in den Bereich groben Aberglaubens und der Scharlatanerie verwiesen wurden, in den jungen Ländern viel Interesse gezeigt wird.

       Die Neue Epoche steht unter dem Zeichen Wassermann und ihr Regent ist Uranus. Vielleicht ist Ihnen bekannt, dass die Kraft der Strahlung des Uranus im ganzen Leben unseres Planeten immer mit einer neuen Grundrichtung zusammenfällt. Ebenfalls bedeutsam ist, dass der Mitregent des Uranus Saturn ist, dieses Symbol der finsteren Kräfte. So sind alle großen Epochen durch diese zwei Gegenkräfte gekennzeichnet, dieses Ringen zwischen den Kräften des Lichts und der Finsternis. Die Spannung auf der einen Seite verstärkt die Gegenseite in gleichem Maß. Der Sieger dieser Schlacht ist Uranus.

       In einer russischen Zeitung haben wir gelesen, dass Wissenschaftler, die den besonderen Umlauf des Merkur um die Sonne beobachteten, der nur einmal in tausend Jahren vorkommt, festgestellt haben, dass, obgleich die Atmosphäre dieses Planeten keine Anzeichen von Leben vermuten lässt, das Vorhandensein uns völlig unbekannter Lebensformen nicht auszuschließen ist. Diese Annahme ist im Denken der Wissenschaftler bereits ein großer Schritt voran. Man könnte ihnen sagen, dass sich der Merkur gegenwärtig in einer schwierigen Lage befindet, weil er eine Verdunkelungsperiode mitmacht; die Elemente auf dem Merkur sind in einer ungeheuren Spannung und ringen schwer. Daher gibt es dort zur Zeit kein Leben, wie es hier auf der Erde verstanden wird. Die neue Runde auf dem Merkur wird höher sein als die derzeitige auf der Erde, aber die Nähe des Planeten zur Sonne deutet nicht unbedingt auf eine höhere Entwicklung hin.

* * *

       Und jetzt über unseren jungen Freund, der so begierig ist, nach Indien zu gehen. Indien ist schön, und ich kann seine Sehnsucht verstehen. Aber in diesem Land einen wahren Lehrer zu finden, ist heute schwer. Vielleicht wird er einigermaßen gebildete Sadhus treffen. Unter den Anhängern von Ramakrishna und Vivekananda gibt es einige sehr feine Lehrer, aber die Schüler, die diese persönlich kannten, sind bereits alle in die Feinstoffliche Wett hinübergegangen. Darüber hinaus bezweifle ich, dass selbst einige der hohen Sadhus ihm den wirklichen Raja Yoga vermitteln können. Viele Jahre der Vorbereitung sowie andere Bedingungen sind erforderlich, um für diese schwerste Errungenschaft geeignet zu machen.

       Zweifellos wird Ihr Freund einigen Fakiren begegnen – wir nennen sie Medien. Die Europäer verwechseln die Phänomene der Fakire mit den hohen Errungenschaften des Raja Yoga. Jeder lernt ab und zu einen oder zwei Yogis kennen, aber nach genauer Erforschung stellt man fest, dass diese Yogis meist sonderbare Gewohnheiten haben. So beschreibt zum Beispiel der Verfasser des kürzlich erschienenen Buches ”Suchen im geheimen Indien“, der Engländer Paul Brunton, den Yogi Vishudhananda von Bengalen, der ihm ein Experiment der Übertragung des Lebensprinzips vorführte. Der ”Yogi“ befahl, einen Spatzen zu fangen und ihn zu erwürgen. Die Anwesenden konnten sich überzeugen, dass der Vogel tot war. Nach vielen Manipulationen konzentrierte sich der ”Yogi“ auf den toten Spatzen. Nach einer Weile ging diese Konzentration in Trance über. Es dauerte nicht lange, bis der Vogel zu zittern begann; dann schlug er mit den Flügeln und kam zu sich. Aber als der ”Yogi“ zu sich kam, verendete der Vogel wieder. Ein wahrer Raja Yogi würde gewiss nicht zulassen, einen Vogel für solch ein Experiment zu töten; gerade diese Tatsache zeigt, dass der Verfasser dieses Buches es mit einem Fakir zu tun hatte.

       Kürzlich besuchte uns für kurze Zeit einer der besten Sanskritkundigen, denen man derzeit in Indien selten begegnet. Wir unterhielten uns über die Lage alten Wissens und über sein Land; und dieser Wissenschaftler, der ein Buddhist war, bestätigte ganz offen, dass es äußerst schwer sei, einen in den esoterischen Überlieferungen versierten Pandit zu treffen, der ihren Sinn richtig erfassen könnte. Dieser Sanskritkundige befindet sich derzeit auf dem Wege nach Tibet, er ist auf der Suche nach alten Manuskripten.

       Auch ein tibetischer Lama besuchte uns. Dieser hatte für die Entwicklung der Siddhis bestimmte Systeme theoretisch gründlich studiert und bis zu einem gewissen Grad ausgeübt. Auch er bedauerte den Niedergang des Wissens und bestätigte, dass erleuchtete Lamas sehr rar sind und es heute nur ganz geringe Ausnahmen gibt. In den Klöstern wird unter dem Mantel der Lehre des Lichts oft schwarze Magie betrieben. Auch sagte er uns, dass alle Systeme zur gewaltsamen Entwicklung der Siddhis oft ein sehr trauriges Ergebnis zeitigten. Ist jedoch ein Aspirant im Besitz eines starken Willens und eines reinen Herzens, kann er sehr bedeutsame Errungenschaften erzielen. Besondere Aufmerksamkeit wird der Entwicklung konzentrierten Denkens gewidmet sowie der völligen Gedankenkonzentration auf einen erwählten Gegenstand. Konzentration und Meditation bilden den wichtigsten Teil der geistigen Erziehung. Er behauptete, dass erfolgreiche Schüler im Zustand einer bestimmten Meditationsart, die in Trance übergeht, den ganzen Prozess des Todes erleben und danach wieder ins Leben zurückkehren. Sie alle beschreiben diesen Vorgang, bei dem man aus der Finsternis und durch eine rote Sphäre in eine Sphäre weißen Lichts eingeht, als einen Zustand unbeschreiblicher Ekstase. Es gibt eine ausführliche Beschreibung des sukzessiven bewussten Übergangs in diese Sphären, mit all den dabei erlebten Empfindungen. Natürlich besteht auch die Gefahr, dass jemand überhaupt nicht wieder zum Leben erwacht. Um solch einen Meditationsgrad zu erreichen, bedarf es vieler Jahre der Übung, und wie der Lama behauptete, ist es unerlässlich, die Feuer des Herzens zu erwecken, was an sich schon eine große Errungenschaft bedeutet.

       Wir wollen hoffen, dass Ihr Freund ausgesprochenes Glück hat und nicht enttäuscht wird. Mit der Zunahme an europäischen Reisenden, die nach Mahatmas und Yogis suchen, kann man unter den umherstrolchenden Sadhus auf viele verkleidete Polizeimänner, Schwindler und sogar auf Mörder stoßen. Ich kann dies aus eigener Erfahrung bestätigen.

       Daher würde ich Ihrem Freund abraten, nach Indien zu gehen, um einen Lehrer zu finden; denn es wäre lediglich eine große Kraft- und Zeitvergeudung, die durch die Ergebnisse nicht gerechtfertigt würde. In jedem Land kann Wissen erworben werden, genauso wie der Lehrer erscheint, wenn der Schüler bereit ist. Dieses Gesetz ist unabänderlich. Erklingt jedoch das Herz auf die erhabene Schönheit der Natur, dann wird unser majestätischer Himalaya und seine besonders gesättigte geistige Atmosphäre, die sich in Tausenden von Jahren infolge des Vorhandenseins der Wohnstätte der Mahatmas und der gesegneten Rishis aufspeicherte, für den Rest des Lebens zweifellos einen unvergänglichen Eindruck hinterlassen.

       Übrigens möchte ich gern einen Ausspruch aus dem Buch ”Dobrotolubye“ zitieren: ”Als der heilige Antonius als Eremit in der Wüste verweilte, bat er den Herrn, ihm einen Lehrer zu weisen, der ihn in das höchste Wissen und in jede Tugend einführen könne, worauf er in die nächste Stadt zu einem gewissen Schuster gewiesen wurde.”

* * *

       Meine Antwort auf Ihre Frage über die Bedeutung der Konzentration auf den kleinen Finger wurde vom Lehrer bestätigt. Da ich keine unrichtige Auslegung geben möchte, prüfe ich meine Antworten immer sehr genau. Mir persönlich ist es völlig unwichtig, worauf ich mich konzentriere, um bestimmte Ergebnisse zu erzielen. Glauben Sie mir, mein lieber Freund, die ganze, in vielen okkulten Büchern erwähnte Apotheke ist sehr gefährlich, denn die Entwicklung jeder Person ist ganz individuell. Auch in der Praxis sind von erleuchteten Ärzten medizinische Patentmittel als nicht ungefährlich erachtet worden. In Amerika wurden laufend Fälle gefährlicher Vergiftungen durch Patentmedikamente aufgedeckt. Umso mehr Vorsicht ist mit den Methoden geboten, die wir beim Umgang mit der feinsten Energie befolgen. Aber die Grobheit des gegenwärtigen Bewusstseins ist erstaunlich, die Menschen wollen am liebsten mit der Axt an die feinsten Erscheinungen herangehen.

       Sie müssen auch daran denken, wenn in den BÜCHERN DER LEBENDIGEN ETHIK auf die Notwendigkeit der Einheit hingewiesen wird, so wird damit nicht die äußere Einigkeit verstanden, sondern die Einheit oder Harmonisierung der Bewusstseine, die sich nicht in einer Stunde vollziehen kann. Solche Einheit erfordert eine gemeinsame Grundlage hoher Moral und völlige Anerkennung der Einheit des Hierarchischen Prinzips, dauernde absolute Ergebenheit, die uns vor allem Unterscheidung lehrt. Aber die chaotische Vermischung der verschiedensten Elemente – nur weil sie sich das Etikett Okkultismus anheften – ist unstatthaft. Man kann und sollte sich zu den wenigen Gruppen mit feinen Eigenschaften großmütig verhalten, aber warum muss man so weit gehen, um mit ihnen am gleichen Tisch zu essen?! Warum künstliche Explosionen schaffen, indem man unvereinbare Elemente verbindet? Man sollte die Schafe und die Wölfe nicht zusammenbringen und nicht alles in einen Haufen werfen. Ist es das Ziel der gegebenen Lehren, einen formlosen Haufen zu schaffen? Die Natur ist unser bester Lehrmeister, weil sie alles enthält, gleichzeitig harmonische und zweckdienliche Nachbarn in ihrem Reich wählt. Es gibt Pflanzen, die nebeneinander nicht wachsen können und trotzdem ist jede von ihnen nützlich auf ihrer Stelle des Bodens; werden sie jedoch gewaltsam sehr nahe beieinander gepflanzt, verlieren sie ihre Nützlichkeit und gehen zugrunde. Man sollte sich vor dem Verderb durch giftige Nachbarn hüten.

       Sie wollen wissen, ob jeder Glaube eine okkulte Grundlage hat oder ob eine Lehre einfach Aberglaube sein kann, und so zitieren Sie einen in Serbien weit verbreiteten populären Ausspruch: ”Wird beim Legen des Fundaments eines Hauses der Schatten eines vor dem Haus Stehenden eingemauert, so treffen ihn Unglück und Misserfolg.”

       Zweifellos beruht jeder Glaube auf irgendwelchen vergessenen Wahrheiten und Lehren, die im Laufe von Jahrtausenden bis zur Unkenntlichkeit entstellt wurden. Viele gleiche Begriffe, die verschiedenen Ebenen des Daseins eignen und sich daher in ihren Eigenschaften unterscheiden, sind zusammengeworfen und vielleicht in ein Gewebe von Volksglauben verwoben worden. Oft ist es ganz unmöglich, sie zu entwirren und zu ihrem Ursprung vorzudringen. Das gleiche betrifft die Vorstellung vom Schatten. Dieser Begriff wird von den Völkern gegensätzlich ausgelegt. So wird der Schatten der Menschen des Ostens als Gegensatz zum Licht, als Vorstellung der Finsternis und somit feindlich verstanden. Daher kam die Idee, dass absolute Geistigkeit schattenlos ist. Unter vielen Stämmen Asiens besteht der Glaube, dass die Devas keinen Schatten werfen, und so sollte auch ein heiliger Mensch schattenlos sein. Die Grundlage dieses Glaubens ist in der Lehre zu suchen, die sich mit den ersten ätherischen Rassen der Menschheit und den feinstofflichen Sphären befasst. Da die hohe Substanz der Feinstofflichen Welt selbst eine Quelle des Lichts ist, kann sie keinen Schatten werfen. In Indien wird es bis heute als großes Unglück angesehen, wenn bei der Hochzeitszeremonie oder anderen Festlichkeiten der Schatten eines Vorübergehenden auf die Festtafel mit den Speisen und Geschenken fällt. Die Bedeutung dieses Glaubens liegt darin, dass der Schatten des Vorübergehenden nicht nur die segensreichen Strahlen der Sonne für eine Zeitlang unterbricht, sondern auch auf den Gegenständen der Tafel den Einfluss persönlichen Karmas zurücklässt. Im Zusammenhang damit möchte ich einen beachtenswerten Auszug aus der ”Geheimlehre“ erwähnen: ”Nie fällt ein Schatten auf die Wand, ohne eine dauernde Spur zu hinterlassen, die durch Zuflucht zum eigentlichen Vorgang sichtbar gemacht werden kann … Die Portraits unserer Freunde oder Landschaftsbilder können auf der feinen Oberfläche des Auges verwahrt werden, aber sie kommen zum Vorschein, sobald zum eigentlichen Entwickler Zuflucht genommen wird. Ein Gespenst wird auf einer silbernen oder glasigen Oberfläche verwahrt, bis es durch unsere Nekromantie in die sichtbare Welt hervortritt. Auf den Wänden unserer privaten Gemächer, wo es, wie man meinen könnte, ganz ausgeschlossen ist, dass ein Auge eindringen und unsere Zurückgezogenheit von jemandem profaniert werden könnte, hinterbleiben die Spuren aller unserer Handlungen – Silhouetten von dem, was immer wir getan haben.”

       So ist die persönliche Chronik kein phantastischer Traum, denn wir begegnen ähnlichen Chroniken in der Welt grober Materie. Entsprechend der alten Lehre muss jeder Teil bestehender Materie als Bericht von allem, was stattgefunden hat, dienen.

       Jedoch in europäischen Überlieferungen begegneten wir der gegenteiligen Auslegung des Schattens. So war in den alten germanischen Legenden der Verlust des Schattens das Zeichen einer dem Teufel verschriebenen Seele. Aber auch in dieser Auslegung können wir den entstellten Widerhall der ältesten östlichen Überlieferungen verfolgen; denn der Teufel oder der Fürst der Finsternis ist ihr böser Geist – Mara, das Symbol der Zerstörung des Todes. Demnach ist eine Person, die den Schatten verlor, bereits des Todes.

       Der Mensch stirbt, wenn sein astraler Doppelgänger oder Schatten ihn verlässt. Aus dem oben Gesagten ist ersichtlich, dass man in den Bräuchen eine Spur ferner Wahrheit oder das unzerbrochene und unveränderliche Band des Menschen mit seinem Schatten oder dem astralen Doppelgänger finden kann. Aber heute ist dieses Wissen entstellt und zum gröbsten Aberglauben entartet.

       In dem von Ihnen erwähnten Fall ist es allerdings nicht der eingemauerte Schatten selbst, der von Bedeutung ist, sondern der Glaube und die Idee, die dem Einmauern zugrunde liegen. Der Gedanke an solch ein ”Opfer“ prägt Bildnisse des Schreckens in die Aura und lähmt so die psychische Energie, macht den Menschen zugänglich und auf alle Fälle empfänglich. Glaubte der Vorübergehende jedoch, dass sein eingemauerter Schatten für ihn von Nutzen und für seinen Körper ein besonderer Schutz wäre, würde sich sein Wohlbefinden und seine Gesundheit zweifellos im Verhältnis zu seinem Glauben bessern. Was die Zeremonie selbst betrifft, nämlich dass in einen Topf mit Butter eine Goldmünze gesteckt und im Fundament des Hauses verbrannt wird, um die Missgeschicke abzuwehren, die durch den eingemauerten Schatten entstehen könnten, so kann ich dafür zur Zeit keine Erklärung finden, außer der einen, dass die Goldmünze von dem Verordner aller dieser Manipulationen auf mysteriöse Weise erworben wird. Natürlich, die Hartnäckigkeit dieses oder jenes Glaubens oder Aberglaubens beruht vor allem auf Unwissenheit und Autosuggestion.

       Aus obigem geht klar hervor, wie wichtig und dringend es ist, von jedem Gesichtswinkel aus die Eigenschaften und Auswirkungen der psychischen Energie, mit der jeder Mensch beschenkt ist, zu studieren.

       Die Lehre des Ostens bestätigt, dass ausgeglichene und entwickelte psychische Energie, bewusst oder unbewusst, unser bester Leitstern ist.

* * *

       Sie fragen, wie der Ausspruch aus dem Buch ”Blätter des Gartens MORYA II“, § 168: ”Teros und Tamas müssen wie Brüder arbeiten …” zu verstehen ist. Teros ist gleichzusetzen mit Geist, Bewegung oder Licht. Tamas ist synonym mit Materie, Trägheit, Nichterkenntnis. Das Leben des Kosmos setzt sich zusammen aus dem Gleichgewicht dieser beiden Elemente. Das Vorherrschen in der Natur oder im menschlichen Wesen von einem dieser beiden Elemente führt zur Zersetzung und schließlich zur Vernichtung. Im gesamten Leben kann wahrgenommen werden, dass das Gleichgewicht dieser beiden Elemente unerlässlich ist. So können wir heute im Leben ganzer Länder und Völker klar erkennen, wohin das gestörte Gleichgewicht führt. Die Menschen meinen, auf verschiedene Art vorangekommen zu sein und verweisen mit Stolz auf ihre technischen Errungenschaften. Aber im Wissen geistiger und ethischer Grundlagen sind sie dagegen sehr wenig vorangekommen. Der Mensch hat sich in Arten und Mitteln des Brudermordes perfektioniert, doch die Fähigkeit, über die Grundlagen des Seins nachzudenken, büßte er ein. Diese Fragen, die das Leben verbessern könnten, bleiben in der Tat unbeachtet. Versuchen Sie, die Welt insgesamt zu fragen, so werden Sie ein schmähliches Schauspiel erleben. Nur eine Minderheit wird ein wenig Streben zu oben erwähnten Grundlagen bekunden, und selbst diese Minderheit wird zaghaft flüstern über die Feinstoffliche Welt, über die Fortsetzung des Lebens nach dem Tod, über Karma und die Bedeutung der Gedanken. Die Beschleunigung mechanischer Entdeckungen führt nicht zur Gedankenkonzentration. Würden wir die Geschichte des Wissens über diese Grundlagen schreiben, sie würde klar die Unbeweglichkeit des Bewusstseins verdeutlichen. Will daher die Menschheit gedeihen, sollte sie über die Grundlagen nachdenken und die Tätigkeiten von Teros, selbst auf Kosten jener von Tamas, schnellstens verstärken, denn anders ist es unmöglich, das verlorene Gleichgewicht wieder herzustellen.

       Und so verlangt Selbstvervollkommnung das Gleichgewicht dieser zwei Prinzipien in uns – Teros und Tamas. Alle Lehren des Altertums sprechen übereinstimmend vom Goldenen Mittelweg, über die Harmonie, die als Gleichgewicht zwischen Geist und Materie zu verstehen ist. So sollten Teros und Tamas wie Brüder arbeiten.

       Was ist Marakara. Marakara ist der Aufenthaltsort der finsteren Geister. Mara ist der Fürst der Finsternis. Er wird auch der Zerstörer und Tod (der Seele) genannt. Es gibt keine niedrigere und bedrückendere Sphäre in der Feinstofflichen Welt als Marakara (siehe § 307, Buch HERZ).

* * *

       Was ist gemeint mit ”Schwingungen der Silbernen Brücke“ (Herz, § 357). Das ist der Name der vom Lehrer dem Schüler gesandten Schwingung zur Stärkung des müden Herzens. Diese Schwingung stärkt das Band zwischen Schüler und Lehrer. Dieser silberne Strahl kann mit dem geistigen Auge gesehen werden.

       14. Januar 1937

       So viel Schaden ist verursacht worden durch die vorzeitige Verbreitung der Mitteilung. Aber das können nur jene verstehen, die sich das Gesetz von Ursache und Wirkung gut zu eigen gemacht haben und daher imstande sind zu erkennen, welche Folgen durch diese oder jene Ursache entstehen. Aus diesem Grunde muss auch ich mich zurückhalten und Teile Ihrer Fragen unbeantwortet lassen. In dieser Zeit allgemeiner Verwirrung und verstärkter Angriffe von seiten der finsteren Kräfte, die wir jetzt erleben, wäre es unzulässig, etwas Geheimes oder Heiliges zu Papier zu bringen, das durch so viele Hände geht. Vieles würde entstellt und falsch ausgelegt werden.

       Darin, dass in der Antike die Lehren des Lichts mündlich und in verschleierten Symbolen übermittelt wurden, lag eine große Zweckdienlichkeit und Angemessenheit. Gibt es denn heute viele, die den Sinn selbst einfacher Worte erfassen? Ein lebendiges Beispiel solchen Nichtverstehens, ja sogar böswilliger Auslegung, offenbart sich im ”Überblick“, den ich kürzlich erhielt, durch Einwände gegen eines der BÜCHER DER LEBENDIGEN ETHIK. Als ich ihn las, kam ich aus dem Staunen nicht heraus! Ich habe bestimmt nicht die Absicht, mich in Polemik einzulassen, doch zu meinem Bedauern muss ich sagen, dass die darin geäußerten unbesonnenen Gedanken bereits an böswillige Unwissenheit grenzen.

       So versteht der Verfasser der Einwände nicht, dass die Lehre des Geistes oder die LEBENDIGE ETHIK der beste Panzer für den Körper ist. Doch selbst gegenwärtige Ärzte denken anders, so gelangt z. B. der französische Arzt und Biologe Lakhovsky in seinem Werk ”Wie erlangt man Unsterblichkeit“ wissenschaftlich zu der Schlussfolgerung, dass alle moralischen Lehren, vor allem eine rein biologische Grundlage haben. Daher sein Rat: ”Man möge sich nicht ärgern, nicht eifersüchtig, neidisch oder gereizt sein, sondern gütig und optimistisch, und so wird man ein sehr hohes Alter erreichen.” Wenn ich Zeit erübrigen kann, werde ich Ihnen einen kurzen Umriss des bedeutsamen Einflusses des Psychismus und der psychischen Energie auf das menschliche Leben zukommen lassen.

       Es ist amüsant zu lesen, wie dieser Kritiker einige kleine Sünden wiederholt zu rechtfertigen sucht und die ganze Verantwortung für sie dem Teufel zuschreibt.

       Ebenfalls ist er offensichtlich sehr stark an seinen Astralkörper gebunden, und die Vorstellung, sich von ihm zu trennen, schmerzt ihn. Jedoch muss man immer im Auge behalten, dass der Astralkörper nur für das Leben auf der physischen Ebene notwendig ist, denn er dient als Brücke; aber nach dem Übergang in einen höheren Zustand wird auch der Astralkörper, genauso wie der physische Körper, als Abfall betrachtet. Wir brauchen den physischen Körper zwar, aber in der weiteren Evolution wird er durch einen verdichteten Astralkörper ersetzt werden. Auch den Astralkörper brauchen wir für bestimmte Aufgaben im Zusammenhang mit der physischen Welt, daher bewahren einige Große Lehrer diesen Körper.

       Die Großen Lehrer haben jedoch fürwahr Grund, den Astralkörper als unnötigen Abfall zu betrachten. Wir sollten daher mit unserer ganzen Kraft versuchen, in unserem physischen Leben den Astralkörper zu beherrschen und unsere Aufmerksamkeit auf die Entwicklung des Mentalkörpers zu lenken. Die Hohen Lehrer schätzen nicht die im groben Astralkörper geleisteten Tätigkeiten ihrer Schüler, sondern jene, die in einem feinstofflicheren Körper geleistet wurden. Auch heißt es in der Lehre, dass bei geistigem Wachstum des Menschen der Aufenthalt in der astralen Welt auf vierzig Tage beschränkt werden kann.

       Unser Widersacher stimmt nicht zu, ”dass der Pfad der Weltevolution … sich nicht auf dem Wege der niederen Schichten fortsetzt, sondern in Zusammenarbeit mit den Höheren Ebenen.” So offensichtlich verneint er das Führende Prinzip im Kosmos. Man könnte fragen, wie er dann die Idee Christi oder des „Allvergebenden“ Herrgotts versteht? Ist nicht der Begriff Christus an sich eine Zusammenarbeit mit den Höchsten Ebenen?

       Auf seine Schlussworte, dass „M… nicht nur die Blätter seines Gartens, sondern auch die saftigen Früchte geben sollte”, können wir ihn daran erinnern, dass ihm bereits das erste Buch der Lehre die Antwort erteilt:

       ”Herrscher, warum darf ich nicht alle Früchte Deines Gartens sammeln?

       Wo sind denn deine Körbe, Schüler?

       Herrscher, warum gießt Du nicht Ströme Deines Segens auf mich aus?

       Wo sind denn deine Krüge, Schüler?

       Warum, o Herr, sprichst Du nur leise und verkündest Deine Wahrheit nicht mit Donner?

       Wo sind denn die Hörer? – Außerdem ist auch der Donner in den Bergen besser hörbar.”

       (Blätter des Gartens MORYA I, § 260).

       Damit können wir enden.

       1937

       Hiermit reiche ich Ihnen die Liste Ihrer Fragen mit meinen Antworten zurück:

       1. Unsere Kräfte wachsen durch den Kontakt mit den Menschen. Jeder Gedankenaustausch, jede Zusammenarbeit bereichert unser Bewusstsein. Auch Gegenüberstellung und Vergleiche belehren uns und stärken gleichzeitig unser Selbstvertrauen.

       2. Alles Irdische, alle irdischen Zustände stehen allem Höheren im Wege, aber strebende Herzen erheben sich über Hindernisse.

       3. Leider widersetzt sich der menschliche Geist in vielen Fällen dem göttlichen Element an sich und in allem.

       4. Tshur ist hier gemeint im Sinn von Überbleibsel oder des überholten Bewusstseins. Tshur könnte auch Kobold bedeuten, folglich jede Art von Aberglauben und Vorurteilen. Der Sinn liegt darin, dass man sich die kommende Neue Welt nicht mit dem alten Bewusstsein zu eigen machen kann, – mit alter Unwissenheit und allen ihren Erscheinungen.

       5. ”Der Kanon ‚Mit deinem Gott‘ ist höher …” bedeutet, dass dieser Kanon höher ist als die Behauptung ”Mit meinem Gott”. In der ersten Aussage liegt Duldsamkeit und Verständnis, wohingegen die zweite Aussage den Keim von Ausschluss und Fanatismus birgt.

       6. Die Bezeichnung Skandha wird in der buddhistischen Philosophie verwendet. Wörtlich bedeuten Skandhas Gruppen von Eigenschaften, die die Persönlichkeit des Menschen darstellen. Exoterisch teilen sie sich in fünf Gruppen: 1. Form oder Körper, 2. Gefühl, 3. Bewusstsein, 4. Motive (Karma), 5. Wissen. Bedenken Sie, dass nicht nur jede unserer Taten, sondern auch jeder unserer Gedanken eine Schwingung hervorruft, und eben diese Schwingungen sind die Skandhas. So bilden die Skandhas die Summe des subjektiven und des objektiven Menschen. Die vom Menschen geschaffenen Skandhas sind sein unveräußerlicher karmischer Besitz, der ihn in seine neue irdische Inkarnation begleitet. Karmische Folgen vergangenen Lebens begleiten den Menschen tatsächlich und er wird in seinem nächsten Leben alle Skandhas und Schwingungen sammeln, die durch ihn im Astralen eingeprägt wurden, denn nichts kann aus nichts entstehen. Es gibt daher eine Verbindung zwischen den Leben, und die neuen Skandhas werden aus den früheren oder ihren Fortpflanzern geboren. Skandhas bauen somit unser Karma, oder anders gesagt: Karma wird aus den Skandhas aufgebaut. Erinnern Sie sich der Worte der LEHRE über den KELCH der Aufspeicherungen.

       7. Die von Medien und Schwarzmagiern vollführten Phänomene, die mit den atmosphärischen und anderen Bedingungen nicht im Einklang stehen, rufen oft eine Wirkung hervor, die infolge gewaltsamer Energieentziehung und ihrer Verbindungen aus dem Raum in ihrer zerstörenden Kraft mit einer Explosion verglichen werden können. Diese Gewalttätigkeit verursacht – wie erklärt – die abscheuliche Atmosphäre der gestörten Elektronen. Das scheint verständlich zu sein.

* * *

       Nun über das Friedensbanner. Kann es solche Individuen geben, die, obwohl sie sich gebildet und gelehrt vorkommen, nicht die fundamentalste und wichtige Bedeutung des Friedensbanners verstehen? Sie scheinen nicht zu begreifen, worin die Bedeutung des Friedensbanners liegt, nämlich vor allem in der Tatsache, dass durch den Schutz der menschlichen Schaffenskraft ins Bewusstsein der Massen und der heranwachsenden Generationen Achtung eingepflanzt wird vor den geistigen Werten, die der Menschheit Leben verleihen. Zudem können wir die herrlichen Kathedralen, Büchereien und Museen nicht als materielle Werte betrachten! Ist solch ein Grad von Unwissenheit möglich, der diese Symbole geistiger Schaffenskraft den materiellen Werten zuschreiben könnte?!

* * *

       Sicherlich, Initiative sollte im Prinzip anspornend sein. Aber denken Sie daran, dass Initiative oft mit Selbstsucht verwechselt wird. Außerdem endet Initiative ohne strenge Disziplin des Geistes im Schwanken und krampfhaften Unterfangen. Doch alles Krampfhafte ist zur Vernichtung verurteilt, da man auf Krampf nicht bauen kann. Nicht umsonst liegen allen alten Lehren Disziplin und Gehorsam zugrunde. Und in der uns gegebenen Lehre wird auf die unerlässliche Disziplin besonderes Gewicht gelegt. Was ist Hierarchie, wenn nicht Disziplin? In allen alten Religionen und philosophischen Schulen gibt es eine allgemeine Lehre sowie die Lehre für die Frommen und Ergebenen. Und speziell in der Lehre für die Ergebenen wurde Disziplin des Geistes gelehrt, und Gehorsam war der erste Schritt dahin. Jeder Führer muss vor allem gehorchen lernen, denn wie sonst soll er wissen, was Befehl und was Ausführung ist?

       Sie zitieren einen Ausspruch aus AGNI YOGA: ”Alles wird enthüllt, alles ist erreichbar.” Das ist in bezug auf den Kosmos zu verstehen. In der Tat, der ganze Kosmos steht offen für unsere Wahrnehmung. Aber die Geheimnisse des Kosmos werden nur in völliger Entsprechung mit dem Bewusstsein und dem Herzen des Fragestellers enthüllt; und so ist es auch mit der Lehre. Denken Sie daher immer an das goldene Gleichgewicht zwischen Verstand und Herz. Ohne dieses Gleichgewicht gibt es keinen wahren Fortschritt, und alle Geheimnisse bleiben verborgen und unzugänglich. Daher lasst uns in allen unseren Taten beides offenbaren: – Verstand und Herz.

       19. November 1937

       Ich war sehr traurig zu erfahren, dass Sie, obwohl Sie Ihre Gesundheit durch psychische Energie zu kräftigen begannen, plötzlich zweifeln und diese sehr nützliche Übung aufgaben. Allein eiserner Wille, Standhaftigkeit und Rhythmus können zum Ziel führen. Sicherlich, man kann nicht erwarten, dass durch einfache Bestätigung der Gesundheit gezogene Zähne plötzlich wieder zu wachsen beginnen (solche Errungenschaften liegen noch in ferner Zukunft). Jedoch beständige Autosuggestion würde im allgemeinen Gesundheitszustand zweifellos Besserung gebracht haben. Daher bedauere ich es sehr, dass Sie diese nutzbringende, stärkende Übung aufgegeben haben. Niemals ist auch nur eine unserer Anstrengungen vergebens, und wenn nicht in dieser Inkarnation, so werden solche Willensanstrengungen in der nächsten ihre Ergebnisse zeitigen.

       Und nun zu meiner Feststellung, dass alle Errungenschaften des Yogi theoretisch leicht zu sein scheinen, in der Praxis hingegen nichts schwerer ist als das, was für Sie anstatt zu neuem Zustrom der Ermutigung und Beharrlichkeit zur Enttäuschung führte. Jetzt werden Sie verstehen, warum ich es immer so bedauere, wenn Schriftsteller wie Ramacharaka, obwohl sie keine schlechte Auslegung der Systeme des indischen Yogas geben, andererseits mit der Leichtfertigkeit eines Dilettanten über die Bewältigung der höchsten Errungenschaften des Raja Yoga sprechen. Anfänger, die das lesen, glauben ihren Worten und gehen mit großem Eifer daran, die beschriebenen Übungen auszuführen. Nachher jedoch, wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden, sind sie sehr enttäuscht und verwandeln sich in eifrige Verneiner und sogar in Feinde. Niemand will glauben, dass, will er ein überragender Künstler, Maler oder Wissenschaftler werden, er nicht nur viele Aufspeicherungen in dieser Richtung aus früheren Leben mitbringen muss, sondern es zusätzlicher Jahre beharrlicher und unerlässlicher Arbeit in diesem Leben bedarf. Umso beharrlicher muss man deshalb im Streben nach Erweiterung und Disziplinierung des Bewusstseins sein, eben weil das allein zur Verfeinerung und feurigen Umwandlung unserer Nervenempfänger oder Zentren beitragen kann. In der Tat, geistige Errungenschaften, in Zusammenhang mit Bewusstseinserweiterung sind am schwierigsten zu erreichen. Ein triftiges Beispiel dieser Schwierigkeit stellt unsere jetzige irdische Menschheit dar, die sich nach Millionen Jahren ihrer Existenz und unzähligen bitteren Lektionen anschickt, nicht nur die ganze menschliche Rasse auszurotten, sondern auch ihren eigenen Planeten zu sprengen.

       Es ziemt sich für die Anhänger der LEHRE DES LEBENS nicht, sich der Depression hinzugeben und sich durch Zweifel zu schwächen. Die Anhänger der Lehre des Lebens leben für die Zukunft, – in der Erkenntnis der Unbegrenztheit, – und wissen daher, dass kein Streben, keine rhythmische oder dauernde Anstrengung ohne Ergebnisse bleibt. Sie erkennen, dass in jeder Arbeit wirklich nur Streben und Anstrengungen die Grundlage aller Errungenschaften sind. Der Kristall der psychischen Energie, dieser Stein der Weisen, wird durch unaufhörliches Streben und Anstrengungen in vielen Tausenden von Jahren gespeichert.

* * *

       Arbeiten Sie für die Einigkeit der Mitarbeiter! Uns ist das Bündnis der Einigkeit, des Mutes und der Heldentat gegeben worden. Mit diesen feurigen Eigenschaften wird die Neue Welt erbaut, und das Recht, das Bollwerk des Großen Wissens zu betreten, ist dadurch verbürgt.

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       23. November 1937

       Wir vertreten die Meinung, dass bei Aufnahme von Mitgliedern äußerste Vorsicht geübt werden muss, vor allem dann, wenn wir ihnen das Stimmrecht einräumen. Wir alle tragen die Verantwortung für das uns Anvertraute. Darum heißt es im ersten Band der LEHRE: ”Vernichtet die Menschen nicht, indem ihr ihnen zu viel anvertraut! Oft stellt die Bürde der Last nur einen Ausblick des Rückens dar.” Deshalb raten wir, zu den Ausschussversammlungen nur gut geprüfte Freunde zuzulassen und ihnen das Stimmrecht zu verleihen; die aktiven Mitglieder sollten das Stimmrecht besitzen, den Mitgliederanwärtern hingegen sollte dieses Recht nicht zustehen. Mit Rücksicht auf die Menschen, besonders auf die Jugend, muss man ihnen zuerst Gelegenheit geben, sich selbst kennenzulernen. Sie müssen erkennen, dass das Betreten des Probepfades des Dienens nicht einer Beteiligung an irgendeinem Klub gleichkommt, in dem der Eintritt und das Verlassen keine Folgen nach sich ziehen. Sie müssen begreifen, dass ihnen die LEHRE DES LEBENS, die sie vernahmen, eine gewisse geistige Verpflichtung auferlegt, selbst wenn sie nicht imstande oder willens sind, dies zu erkennen. Bevor sie sich fest binden, sollten sie ihre Absichten und ihr Streben gründlich prüfen, damit sie nicht durch späteres Verlassen zu Abtrünnigen werden. Lebenserfahrung lehrt Sorgfalt und Vorsicht. Es gibt ziemlich viele Verräter, bewusste und unbewusste, aber es ist unsere heilige Pflicht, mit allen Mitteln den Aufbau des Lichts vor ihnen zu schützen. Ich möchte noch weitergehen und sagen, dass es keine heldenhafte Errungenschaft gibt, die nicht durch Verrat bekämpft wird, aber trotzdem müssen wir alles in unserer Macht Liegende tun, um das uns Anvertraute zu schützen.

       Und nun zu Ihren Fragen. Zweifellos helfen viele Mitarbeiter den Kräften des Lichts in der Feinstofflichen Welt. Gegenwärtig ist der Kampf dort stärker als auf der Erde. Es ist daher ratsam, dies zu bedenken und den Schlaf nicht zu meiden, denn manche eifrige Mitarbeiter versuchen, ihre Nachtruhe zu verkürzen. Doch die Arbeit in der Feinstofflichen Welt ist oft ergiebiger als die irdische. Teilen Sie das ihren nächsten Freunden mit und bitten Sie sie, ihre nächtlichen Erfahrungen niederzuschreiben. Allmählich werden sie lernen, die komplizierten Symbole zu unterscheiden und sich im Wirrwarr der Eindrücke, der sich aus Mangel an Disziplin und Klarheit des Bewusstseins ergibt, zurechtzufinden. Durch rechtes Streben wird sich so manches klären. Es ist nützlich, mit dem Gedanken einzuschlafen, immer dahin zu Hilfe zu eilen, wohin die Großen Lehrer uns rufen!

       Die Seiten in dem von Ihnen erwähnten Buch habe ich gelesen. Ich verstehe vollkommen, was der Verfasser mit den Worten ”Die Tätigkeit des Verstandes ausschließen” meint, nämlich, dass man der ungeordneten Gedankenflut, die uns daran hindert, die Sendungen aus der Hohen Quelle zu empfangen und durch unsere höheren Zentren zu sammeln, Einhalt zu gebieten, leichter beim Einschlafen erreicht, weil dann das ungeordnete Denken ausklingt. Daher wird darauf hingewiesen, dass man lernen sollte, die Sendungen auf der Schwelle zum Schlaf oder im Augenblick des Erwachens aufzufangen. Man muss in sich eine ständige Wachsamkeit des Herzens entwickeln. Wenn das Denken ausreichend diszipliniert ist und unser Bewusstsein jene bestrebte Wachsamkeit beherrscht, dann kann man die Stimme des Lehrers hören. Nicht allein bei Konzentration auf sein Bild, sondern auch, wenn man über ein bestimmtes Problem nachdenkt. Und so sollten in allem Disziplin, Klarheit und Rhythmus herrschen. Aber Gedanken wie Flöhe oder Häschen berauben uns jeder Möglichkeit der Wahrnehmung.

       Es ist auch falsch zu sagen, dass jemand unbefangen viele Male eine abgefasste Formel aussprechen sollte. Ich gebe zu, dass physische Anstrengung hinderlich sein kann, aber unerlässlich für den Erfolg ist das Streben des Herzens. Wahrlich, unerschütterliches Streben des Herzens ist der Schlüssel zu allen Schlössern. Solches Streben hat weder mit toter Apathie noch mit physischer Anstrengung, der sogenannten Willensanspannung, etwas zu tun. Gesegnet jeder, der das Brennen und Streben dieser feurigen Energie fühlen kann.

       Nun zu § 552 aus dem Buch AUM. Zweifellos gibt es hier eine Abhängigkeit der Einwirkung, und je klarer der Charakter der inkarnierten Individualität, umso gravierender sind ihre Offenbarungen nach den Wünschen der hoffnungsvollen Mutter. In meinen Antworten auf die von Ihnen aufgezeigten Paragraphen will ich die Reihenfolge der Paragraphen aus der ”Feurigen Welt III“ beibehalten, damit Sie leichter folgen können.

       Zu § 62: Natürlich, die Feinstoffliche Welt ist die astrale Welt mit allen ihren Unterteilungen in niedere und höhere Bereiche; dann folgt die Feurige Welt und schließlich die Höchste Welt.

       Zu § 82: Der Leitstern des Menschen ist die Ausstrahlung seines Geisteskorns, das aufgespeicherte Gefühlswissen, das ihn zum Licht treibt. Und dieser Leitstern leuchtet nach schweren Lebensmühsalen besonders stark. Unsere Energien können nur bei höherer Anspannung in höhere Bestrebungen umgewandelt werden. In der Tat, Bestrebungen gestalten den Charakter und das Karma des Menschen. Es ist unerlässlich, intensiv daran zu denken, dass Karma primär aus Motiven, Bestrebungen und Gedanken des Menschen geschaffen wird, wohingegen Taten von sekundärer Bedeutung sind.

       So gestalten die guten Aufspeicherungen vieler Leben das Karma, das vom Leitstern des Gefühlswissens gelenkt wird.

       Zu § 86: Feuertaufe bedeutet die geistige Verklärung oder Angleichung an das reine Feuer des Raumes. Bei der Feuertaufe vollzieht sich das Öffnen bestimmter Nervenzentren. Die Aufspeicherung der feurigen oder Urenergie ermöglicht es dem Menschen, beim Übergang in die Feinstoffliche Welt in die höheren Sphären aufzusteigen. Je mehr wir von dieser Energie besitzen, desto höher werden wir emporgetragen. Diese Energie wird durch unerschütterliches Streben zur Selbstvervollkommnung, Arbeit und völlige Hingabe an den erwählten Lehrer aufgespeichert.

       Zu § 97: Nachdem der Arzt festgestellt hat, dass der Tod des Patienten unvermeidlich ist, kann der Versuch, das Leben des Sterbenden künstlich zu verlängern, für ihn schlimmes Leiden bedeuten und seinem feinstofflichen Körper ernsten Schaden zufügen. Aus diesem Grunde sollte man dem Sterbenden Aufmerksamkeit und Besorgtheit angedeihen lassen.

       Zu § 158: Zahlreiche kosmische Energien werden aus der Feinstofflichen Welt erweckt und wirken unsichtbar auf unserer physischen Ebene. Abgesehen von dem unerhörten Druck der Elektrizität erzeugenden Erscheinungen, den Radiowellen und anderen unsichtbaren Strahlen, die von der Menschheit jetzt genutzt werden, führen jedes Erdbeben, jeder Aufruhr, jede Explosion und alle Schrecken des Krieges die niederen Schichten der Feinstofflichen Welt mit der irdischen Ebene näher zusammen. Kriege und Revolutionen sind am entsetzlichsten, – die mächtigsten Beschwörer der niederen Energien aus der Feinstofflichen Welt. Die niederen Wesenheiten nähern sich von den Emanationen des Blutes und der Verwesung. Man kann sich gut vorstellen, welche Art von Wesenheiten die Atmosphäre rund um die zerstörerischen Tätigkeiten bevölkern. Nur starke Geister, die durch ein festes Sperrnetz der psychischen Energie geschützt sind, können dieser Infektion widerstehen. In der Tat, es gibt gar nicht wenige, die in kleinen unzulässigen Formen Nekromantie üben.

       Zu § 165: Die Djins sind die Elementargeister. In allen östlichen und vor allem in den arabischen Märchen dienten die Djins den Magiern, die sie zu beherrschen verstanden. So ist der Legende gemäß der Tempel Salomons von den Djins errichtet worden. Jede Legende birgt einen gewissen Teil an Wahrheit; auch im Leben sind die Feinde oder die Diener der Finsternis einem erleuchteten Unternehmen dienlich. Die Gesetze sind in allem die gleichen. Finsternis hebt das Licht empor! Das Böse erhöht den Begriff des Guten, und so fort …

       Zu § 170: Fürwahr, räumliche Schlachten finden im ganzen offenbarten Kosmos statt, aber sie offenbaren sich in verschiedenen Graden. Im ganzen offenbarten Raum ist das Raumfeuer das verbindende Element zwischen den Welten. Daher beeinträchtigt jede Manifestation, jede Schlacht, – unwichtig wo sie stattfindet, – auf die eine oder andere Weise die ganze Welt beziehungsweise den ganzen Raum. In der LEHRE heißt es: ”Eine Feder aus dem Flügel eines Vogels ruft Donner in den fernen Welten hervor …” So wird auf das in allen Erscheinungen und in allem Geschehen bestehende unzerreißbare Band hingewiesen.

       Zu § 175: Jeder Planet durchläuft wiederholt verschiedene Zyklen. Feurige Zerstörungen sowie feuriger Aufbau haben nicht nur unseren, sondern auch andere Planeten heimgesucht; doch ihr Ausmaß entspricht jeweils dem geistigen Zustand ihrer Bewohner. Bei Hohem Stand eines Planeten und seiner Bevölkerung können alle Wirkungen nützlich sein. Lemurien ging durch Feuer zugrunde.

       Zu § 595: Wermutöl ist heilsam für geschwollene Drüsen. Auch in der Schweiz geben die Ärzte dem Patienten bei angeschwollenen Drüsen einen leichten Wermuttee.

       Die von Ihnen beobachteten Nordlichter waren in Dünaburg nicht so stark sichtbar. Das rötliche Licht ist ein sehr charakteristisches Merkmal der Nordlichter. Die hellen Nordlichter erstrahlen in Regenbogenfarben.

       Und jetzt einige Ausführungen aus der LEHRE: ”Der größte geistig Schaffende auf der Erde, den wir uns vorstellen können, wird natürlich in der Feinstofflichen Welt eine unvergleichliche Macht darstellen. Die Berührung mit dem gereinigten Raumfeuer trägt ihn empor in die Feurige Welt. Es gibt keine Grenze, die den Aufstieg eines Geistes, frei von jedwedem Zweifel, verhindern kann. Zweifel ist wie ein Riss in einem Ballon.

       So wird unbegrenzt alles aus der Bewegung geboren. Ich sage das, um daran zu erinnern, dass die natürliche Haltung des Menschen aufrecht ist. Zweifel ist nichts als eine durchlöcherte Tasche – in einer solchen können keine Diamanten verwahrt werden. In Unserem Ashram kennt man den Zweifel nicht; mächtig ist der Zug nach oben. Es bedarf vieler Anstrengungen, um nicht von der Erde weggerissen zu werden. Freiwillig und bewusst werden irdische Fesseln angelegt. Opfer bildet sich aus Liebe, und die Erfahrungen aus früheren Leben verleihen die Liebe zu den Leidenden. Erfahrung wird entweder Liebe entfachen oder den Hass schärfen. Aber wer wird sich als Erster dem Brandpfahl des Hasses ergeben? Wohl nur der Hassende selbst. Liebe muss weise und tatkräftig sein. Bevor man das erreicht, strauchelt man leicht oder verfällt der Scheinheiligkeit. Allein das Wirken für das Wohl der Welt lässt Gleichgewicht entstehen. Arbeit spendet Freude und das Verstehen der Unbegrenztheit. Sie vermittelt auch Erkenntnis der Bewegung der Welten. Man wird fragen, worin das beste Pranayama besteht? Wodurch der beste Rhythmus sich entfaltet? Wodurch der Wurm der Mutlosigkeit besiegt wird? Durch Arbeit. Allein durch Arbeit bildet sich der Zauber der Vervollkommnung. Und durch Arbeit wird die Feuertaufe erlangt.”

       Streben wir für die Zukunft! Derzeit erleben wir ernste Tage. Die schrecklichen Taten bringen schweres Karma mit sich. Heutige Riesen können morgen Zwerge sein. So wird inmitten von Sturm und Unruhen Karma geschaffen und Fristen erfüllen sich. Die Weltereignisse enthüllen ein Mosaik, das nur von den Berggipfeln wahrnehmbar ist.

 

 27. November 1937

       Ich konnte Ihren Brief nicht früher beantworten, weil ich mich unpässlich fühlte. Die atmosphärische Spannung ist gewaltig. Der Wahnsinn der Völker erreicht den Höhepunkt, und die kosmischen Ströme toben. Die Pandits in unserem Gebiet sagen schreckliche Erdbeben voraus, die Menschen fürchten sich, in ihren Häusern zu schlafen. In letzter Zeit wurden in Nordindien überall Erdbeben verschiedener Stärke verspürt; es gibt Zerstörung und Menschenverluste, aber trotz aller Gefahren blieben unsere Täler verschont. Infolge vieler unheilvoller Zeichen sind im November drei Daten astrologisch verzeichnet worden. Auch die für Anfang November zu erwartende Sonnenfinsternis wird nichts Gutes bringen. Es ist interessant zu beobachten, dass bei Sonnenfinsternis die Tätigkeit der psychischen Energie stark abnimmt und im Augenblick der vollen Verdunkelung beinahe völlig aussetzt.

       Und jetzt möchte ich mich Ihren Fragen widmen. Ich will versuchen, meinen Standpunkt zu der Stelle aus dem Johannes-Evangelium, die Ihnen rätselhaft erscheint, nochmals zu erklären: ”Brechet diesen Tempel ab, und in drei Tagen werde ich ihn aufrichten” (2:19). Wir wissen, welche Bedeutung von seiten der Anhänger Christi seiner Auferstehung am dritten Tag beigemessen wurde; und sie hatten völlig recht, da es eine der Aufgaben Christi war, seinen Schülern Zeugnis abzulegen vom Weiterleben der Seele und der Unsterblichkeit des Geistes. Niemand kann leugnen, dass gerade das wiederholte posthume Erscheinen Christi ein wichtiger Faktor für die Verbreitung seiner Lehre war. In der gnostischen Literatur kann man über diese Erscheinungen bedeutsame Einzelheiten finden.

       Und nachdem ich das aufgezeigte Kapitel abermals gelesen habe, muss ich wiederholen, dass ich weder in der Antwort Christi noch in der Auslegung dieser Worte durch den Evangelisten etwas Unlogisches finde. Ich kann den Gedanken, dass Christus solch einen überzeugenden Beweis erbrachte, um sein Recht oder seine Autorität zu bestätigen, nicht zulassen. Nie würde ein Großer Lehrer zu Wundern greifen, um seine Macht zu behaupten. Allen sogenannten ”Wundern“, die sie wirkten, lag ohne Zweifel das selbstlose Ziel zugrunde, den Leidenden und Armen zu helfen. Jene, die ihn fragten, dachten nach irdischen Normen. Aber die Großen Lehrer wendeten überall und in allem hohe Maßstäbe an, um so das Bewusstsein ihrer Schüler zu erheben.

       Und wenn man meint, Christus hätte die Absicht, steinerne Tempel zu zerstören und wieder aufzurichten, müsste man sich wohl fragen, wieso er für diesen Zweck genau drei Tage brauchte?

       Wir wissen, dass die sogenannten ”Wunder“ nur erwirkt werden können, wenn die erforderlichen kosmischen Bedingungen vorhanden sind, aber wir wissen auch, welch ungeheure Menge an Urenergie verschwendet wird für das Vollbringen einer verhältnismäßig geringen Erscheinung oder eines ”Wunders“. Daher würde die Wiedererrichtung des Tempels eine enorme Energieverausgabung erfordert haben, die eine Katastrophe zur Folge gehabt hätte. In der LEHRE ist gesagt, dass jede erzwungene Erscheinung eine schwere Atmosphäre von sehr regsamen Elektronen hervorruft. Und das Wissen um die letzte Bedingung zwingt einen Großen Lehrer, sogenannte ”Wunder“ zu vermeiden und von kosmischen Kräften nur sehr vorsichtig Gebrauch zu machen. Höheres Wissen verpflichtet, äußerste Vorsicht walten zu lassen.

       Sie schreiben: ”Es heißt, die Welten seien durch das Wort und den Willen des Höchsten geschaffen worden. Warum sollten dann die Worte Christi nicht wörtlich verstanden werden – im Einklang mit den geführten Gesprächen?” Doch wer würde wohl die erste Aussage, die Sie erwähnten, wörtlich auffassen? Das Wort des Höchsten muss als Schwingung oder Bewegung Göttlicher Energie verstanden werden, und der Wille erzeugt durch die Bipolarität der Elemente einen Impuls der Anziehung oder Abstoßung. Wer könnte errechnen, wie vieler Äonen es bedarf allein für die Entstehung unserer winzigen Erde? Könnte dieses ”Wort Gottes“ sich nicht auf unvorstellbare Äonen allein für die Entstehung unseres Planeten beziehen?

       Vielleicht könnten Sie jetzt begreifen, warum der Gedanke an die Wiedererrichtung eines steinernen Tempels durch Christus als Beweis seiner Macht mit dem Großen Bildnis, dessen Bewusstsein die Synthese von drei Welten umfasste, sich nicht in Einklang bringen lässt.

       Und was die Annahme betrifft, dass die Menschen in ihren physischen Körpern auferstehen werden, so meine ich, dass wirklich nur total Unwissende solche Dinge glauben können. Außerdem heißt es in den Schriften wiederholt: ”Verwesliches kann nicht unverweslich werden.”

       Darüber hinaus kann nicht der physische Körper als Tempel des Geistes betrachtet werden, sondern der feinstoffliche Körper oder geistige Körper ist der wahre Träger des unsterblichen Geistes.

       Weiter stellen Sie die Frage: ”Welcher Augenblick des Übergangs von der physischen Welt in die Feinstoffliche muss als Auferstehung angesehen werden, da die Archaten hinübergehen, ohne das Bewusstsein zu verlieren?”

       Als Christus von seiner Auferstehung sprach, meinte er nicht sein bewusstes Hinübergehen in die Feinstoffliche Welt, sondern wirklich sein Erscheinen im feinstofflichen Körper inmitten physischer Bedingungen. Dieses Erscheinen der physisch gestorbenen Person im feinstofflichen Körper war ein triftiger Beweis seiner Auferstehung, und so festigte Er den Glauben der Schüler an seine Lehre.

       Die Auferstehung Christi allein mit dem Verschwinden seines Körpers aus dem Grab zu begründen, wäre in der Tat mehr als absurd.

       Ebenfalls verwahre ich mich mit aller Kraft meines Geistes gegen den Aberglauben, ”Christus könnte geheim einen Befehl gegeben haben, seinen Körper fortzuschaffen, um nachher zu erklären, dass Er gelebt hätte oder auferstanden wäre.” Solch eine Tat wäre des Höchsten Geistes unwürdig gewesen. Wir müssen wissen, dass die Großen Lehrer der Menschheit nie jemanden irreführen und jede ihrer Taten in vollem Einklang mit ihren Aussagen steht. Nach dem Zeugnis seiner Jünger hat Christus ihnen wiederholt gesagt, dass er von Menschen verraten und am dritten Tage auferstehen würde – wer Ohren hat, der höre!

       Sie bemerken ganz richtig, dass die Evangelien erst lange nach der Zeit Christi niedergeschrieben wurden und auch durchwegs erst nach der Zeit seiner nächsten Jünger. Außerdem müssen wir die Zensur vieler eifriger Kirchenväter in Betracht ziehen. Mereschkowskij gibt in seinen Büchern ”Jesus, der Unbekannte“ und ”Der heilige Augustinus“ viele wertvolle Informationen über die Authentizität der Evangelien. Die von H. P. Blavatsky erwähnte Episode im Zusammenhang mit einer Auswahl und der Bestätigung der authentischen Evangelien von seiten der geistlichen Väter entnahm ich einer Broschüre von H. S. Olcott. Leider versteckte ich sie so gut, dass ich sie jetzt nicht finden kann, ich hätte sie gern für Sie übersetzt.

       Glauben Sie ja nicht, dass ich Sie überreden will; das auf keinen Fall! Ich bringe einfach meine Gefühle und mein Verständnis zum Ausdruck und zum Teil auch das Wissen zu diesen Fragen. Allein unser Herz kann uns führen, wenn wir versuchen, diesem Pfad zu folgen. Folgen Sie daher Ihrer eigenen Überzeugung.

       Ich wundere mich nicht, dass Ihnen das Studium der ”Geheimlehre“ Schwierigkeiten bereitet. Es ist kein leichtes Buch, man muss mit der östlichen philosophischen Denkweise sehr gut vertraut sein, um sich durch die vielen Bezeichnungen und Namen, die oft ein und dasselbe bedeuten, nicht irremachen zu lassen. Der ungeheure Umfang der Aufgabe einerseits und eine gewisse unvermeidliche Verschwiegenheit andererseits machen das Buch noch schwerer verständlich. Ich empfehle Ihnen, sich beim Lesen Auszüge oder Notizen zu machen, das wäre sehr zweckdienlich. Bedenken Sie auch, dass die Söhne der Flamme, die Söhne der Vernunft, die Söhne Brahmas, die Sonnenvorfahren, die Großen Kumaras, die Manus, die ersten Lehrer und Könige, die Religionsstifter, Führer und Philosophen usw. alle dieselben Sieben Größten Individualitäten sind, die sich auf unserer Erde in ihren verschiedenen Aspekten offenbaren und heute wirklich den Kern der Weißen Bruderschaft bilden.

       Nun möchte ich Ihnen die Paragraphen aus den Büchern der LEHRE, die Sie erwähnen, deuten:

       AGNI YOGA, § 315: Der hier erwähnte Gipfel ist der Mount Everest oder, wie er in Tibet genannt wird, Jemo-Kang-Kar, das heißt Sie, die den weißen Schnee beherrscht. Der höchste Gipfel der Erde und beide irdischen Pole haben wegen des Reservoirs, in dem sich elektromagnetische Kräfte sammeln, eine außerordentliche Bedeutung. Wenn der kritische Moment eintritt, in dem sich entscheidet, ob unsere Erde weiterbestehen wird oder nicht, wird dieser Gipfel bei der Rettung unseres Planeten eine entscheidende Rolle spielen. Wie Sie wissen, blieben alle Versuche, den Gipfel des Mount Everest zu ersteigen, bisher erfolglos und kosteten viele Menschenleben.

       AUM, § 122: Hier wird von einer rein physischen Einfettung des Atmungskanals gesprochen. Es wird geraten, für die Nacht die inneren Nasenflügel mit einem Präparat aus Vaseline und Menthol einzufetten. Das ist ein ausgezeichnetes Desinfektionsmittel, erfrischt den Atem und verhütet Erkältung.

       AUM, § 129: Über das dreifache Zeichen. Wenn die Dreiheit oder Dreieinigkeit alles Seins erkannt wird, wenn alle drei wesentlichen Substanzen – die physische, die astrale und die mentale – voll ausgebildet und fähig sind, sich in klarer Trennung zu offenbaren, dann ist es äußerst lehrreich, solch einen Organismus zu studieren.

       AUM, § 250: Hier wird von einer besonderen Art von Hellsehen gesprochen: Wenn man in vollem Licht eine bestimmte Person vor sich sitzen hat und fähig ist, ihre frühere Gestalt zu ermitteln. N. K. und ich führten solche Experimente durch, aber die Anspannung für die physischen Augen war sehr groß, weil die feinsten Energien sichtbar werden, die schmerzhaft auf die Augen wirken und sie sehr schwächen. Es ist ziemlich schwierig, diesen Vorgang des Hellsehens zu erklären, aber die Ergebnisse waren beachtlich. Auf diese Weise konnte ich viele Inkarnationen von meiner eigenen Familie sehen und von mir nahestehenden Menschen sowie auch von Menschen, die ich nur flüchtig kannte. In allen diesen Fällen wurde die psychische Energie in eine bestimmte Richtung gelenkt, und dann begann sie selbständig zu wirken. Alle sogenannten ”Wunder“ werden durch psychische Energie gewirkt.

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       Und nun über den Fürsten der Welt. Sicherlich, der Kampf mit den Kräften des Lichts bringt ihn zur Verzweiflung. Er weiß, dass er nicht gewinnen kann und daher zieht er es vor, den Planeten zu sprengen, so dass er für einige Zeit in der Atmosphäre der Explosion bleiben kann. Nahe den Bruchstücken (natürlich nicht den physischen) eines gesprengten Planeten bleibt seine Atmosphäre eine Zeitlang erhalten, so dass es dem Fürsten der Welt möglich wäre, sich in ihr aufzuhalten. Selbstverständlich sind die höheren Raumschichten für ihn unzugänglich, und folglich muss er entweder inmitten der Bruchstücke und ihrer umgebenden Atmosphäre dahintreiben oder sich auf den Saturn begeben. Aber der Zustand auf dem Saturn ist sehr bedrückend, und viele Äonen müssten vergehen, bevor unser Planet wieder einen Zustand erreichte, der für die Entwicklung eines völlig bewussten Lebens geeignet wäre!

       Sie schreiben, dass Sie ”die Aussichtslosigkeit des Kampfes gegen das Göttliche Prinzip des Guten” verstehen, aber erstaunt sind, dass solch ein hoher Geist wie der Fürst der Welt sich gegen das unabänderliche Gesetz vergeht. Vier Fünftel der zwei Billionen menschlichen Wesen verstehen das nicht. Welch unglaubliche geistige Kraft muss man außerdem besitzen, um seinen Fehler einzugestehen und einen durch Äonen mit schrecklichem Karma belasteten neuen Pfad zu beschreiten!

       Wir wissen um die Unbegrenztheit unserer Selbstvervollkommnung; doch konnte der Geisteszustand des gefallenen Fürsten der Finsternis die nötige Qualifikation zur Vervollkommnung nicht aufweisen. Wenn ein Geist die Erkenntnis der Potentialität seiner unbeschränkten Macht sowie Immunität erlangt, wenn er viele kosmische Geheimnisse beherrscht und um die Macht weiß, ein Schöpfer dieser oder jener Welt zu werden, wenn er die Unwissenheit der ihn umgebenden Massen erkennt, dann bedarf es wahrlich einer ungeheuren Herzenskraft, um diesen vielen Versuchungen und vor allem dem Stolz des Geistes zu widerstehen. Man sollte immer daran denken, dass kein einziges menschliches Gefühl schwindet, im Gegenteil, alle Gefühle wachsen unbegrenzt und müssen daher in höhere Wahrnehmungen des Guten umgewandelt werden, denn sonst könnten sie sich ins Böse verschärfen. Warum ist es so schwer zu erkennen, dass der Fürst der Welt, durch kosmisches Recht der Gast unserer Erde, das Gefühl des Stolzes und der Eifersucht gegen andere Geister des Lichts nicht bezwingen konnte? Nach esoterischen Angaben zog es Luzifer vor, zur Zeit, als seine Großen Brüder, die Erzengel der christlichen Kirche, die mit ihm auf unsere Erde kamen, die ewige Bewegung schufen, zur Zeit, als sie sagten, warum sich allein auf die Erde beschränken, wo alle Welten dazu bestimmt sind, den rechten Pfad für die Menschheit zu schaffen und einen wirklichen Austausch durch weite Zusammenarbeit mit den fernen Welten zu ermöglichen – sich von seinen Nachbarn zu trennen. Aber in der Einheit des Seins führt, durch das Gesetz des Austausches, jede Art von Isolierung zur Zersetzung oder zum Tod. Daher konnte Luzifer den Lebensstrom nur erschweren, aber nicht aufhalten. Seine Brüder, die auf der Spitze der Jakobsleiter ständig Wache stehen, sind die wahren Retter der Menschheit.

       Nicht in den Schriften der Kryjanowsky, sondern in der gnostischen Literatur findet man den Gedanken: Luzifer als Opferträger für die Entwicklung des im Menschen vorhandenen Wissens um Gut und Böse. Viel Verwirrung umrankt diese Legende. Man sollte die ”Geheimlehre“ aufmerksam studieren, dann wird einem vieles klar.

       Und so wollen wir vom Fürsten der Welt kein poetisches Bild schaffen. Vielleicht wird nach Äonen seine Erlösung einsetzen, aber derzeit hat er den Gipfel des Hasses gegen die Menschheit erreicht und schickt sich an, die Verherrlichung seines Reiches der Zerstörung zu entfalten.

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       Die offenbarte Welt beruht auf der Bipolarität alles Seienden, und so ist es nur natürlich, dass beschränktes menschliches Denken im Suchen nach der Ursache des Vorhandenseins des Gegenpols und in der Vorstellung des Göttlichen Ursprungs allein in seinem positiven Aspekt unvermeidlich zu der Schlussfolgerung kommen muss, dass zwei sich ewig bekämpfende Elemente bestehen – Gut und Böse. Und so wurde der planetare Geist, der Fürst der Welt, die Verkörperung alles Bösen, alles Unvollkommenen in der Natur.

       Aber der erhabene Gedanke des Ostens löste das Problem des Vorhandenseins des Bösen lange vorher. Das Eine Element, das Eine Göttliche Prinzip – oder das Absolute, das die Potentialität alles Seienden enthält, folglich auch alle Gegensätze, birgt in sich den ewigen Prozess der Entfaltung oder Vervollkommnung. Auf diesem Prozess oder dieser Bewegung beruhen alle Erscheinungen und die gesamte Evolution. Bewegung oder Evolution schafft die Relativität aller Begriffe, aus denen die Gegensätze hervorgehen. Nur durch ewigen Wechsel und Vergleich der Gegensatzpaare kann Realität begriffen werden.

       30. November 1937

       Der offenbare Mangel an Information und Disziplin eines, wie Sie schreiben, gewissen „Vertreters der Weißen Bruderschaft” lässt mich an seiner Echtheit zweifeln. In der Tat, nur im Tun irdischer Menschen können wir solche Unbeständigkeit, wie das Verlassen eines Werkes, um nach etwas ganz anderem zu greifen, beobachten, kurzum eine erbärmliche Unzuverlässigkeit sowie totale Unordnung. Alle Handlungen und Weisungen, die von der Großen Bruderschaft kommen, zeichnen sich durch Harmonie und strenger Folgerichtigkeit aus. Auch von den irdischen Mitarbeitern der Weißen Bruderschaft würde keiner versuchen, das wohltätige Werk zu stören, vor allem wo er weiß, dass diese Arbeit irgendwie mit der Mission der Weißen Bruderschaft in Zusammenhang steht.

       In letzter Zeit sind viele Vertreter, Boten und Lehrer aufgetaucht, die sich als Vertreter der Sonnenhierarchie, ja sogar der Weißen Bruderschaft selbst ausgeben! Alle diese Betrüger taten nichts anderes, als die unwissenden und naiven Suchenden durch billige Sensationen in Verwirrung und Zersetzung zu stürzen.

       Aber jede echte Lehre kann nur auf Wahrheit beruhen, und jeder echte Bote oder Lehrer wird auf Grund seiner persönlichen Würde und Verdienste stets nur die Wahrheit verkünden. Es gibt kein anderes Kriterium auf Erden. Wahrheit versinkt weder in Wasser noch geht sie durch Feuer zugrunde. Öfter als einmal war die Welt Zeuge der Verleumdung des Höchsten und des Lobes falscher Werte, aber letzteres war nur von kurzer Dauer.

       Alle, die über die Großen Wahrheiten spotten, können wir erneut fragen: ”Habt ihr nicht Christus ans Kreuz geschlagen? Habt ihr Ihn nicht verhöhnt, als Er am Kreuz litt? Habt ihr nicht seine Anhänger verfolgt und verbrannt? Habt ihr nicht Tausende gemartert, Tausende der besten Geister, die euch das Licht des Wissens überbrachten? Habt ihr nicht die Evolution des menschlichen Denkens verhindert und so die Menschheit in den Wahnsinn der Selbstzerstörung gestürzt? Heißt es nicht über euch: Ihr habt zwar die Gewänder vertauscht, aber ihr werdet durch eure Taten erkannt.”

       Übrigens, kürzlich erschien ein recht gutes Buch in Englisch – ”Gott ist mein Abenteuer“ – von Landau, einem polnischen Schriftsteller. Darin beschreibt der Verfasser seine Begegnung mit allen bekannten sogenannten geistigen Führern von heute. Es ist wert, dieses Buch zu lesen, denn es gibt eine Vorstellung von der heute von den Massen des Westens und Amerikas geforderten Geistigkeit. Besonders beliebt ist ein gewisser früherer Priester, Dr. Buchmann, der feststellt, dass Gott ein Millionär sei, und daher sollte man nicht versäumen, kostspielige Versammlungen in modernen Hotels sowie ähnlich kostspielige Autoreisen etc. zu veranstalten. Die reichen und sich langweilenden, müßigen Menschen würden es begrüßen, dass es jemanden gibt, der sich um sie bemüht, ihr Tagesprogramm erstellt und ihnen gleichzeitig versichert, dass ihr bequemes und angenehmes Leben von äußerster Wichtigkeit und nützlich sei. Besonders beliebt wären die von Dr. Buchmann eingeführten öffentlichen ”Bekenntnisstunden“, in denen alle gegen den festgesetzten Moralkodex begangenen Sünden bekannt werden.

       Seit dem Erscheinen dieses Buches sind mehrere sogenannte ”geistige Führer“ in Prunkgewändern mit Edelsteinen auf der Bühne erschienen und hielten Predigten, wie z. B. ”Trinket und seid fröhlich, so werdet ihr Gott wohlgefällig sein”. Kein Zweifel, dass das Zeichen einer finsteren Zeit sind, wo die Kräfte der Finsternis in dichten Reihen marschieren, um alle guten Unternehmen sowie alle Lauen und geistig unbeständigen Menschen zugrunde zu richten.

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       Sie sollten nicht meinen, dass es Ihr besonderes Karma sei, Ihre Freunde zu verlieren. Treue Freunde sind die seltenste Erscheinung. Wer kann sich ihrer rühmen? Erinnern wir uns an alle geschichtlichen Beispiele. Heute, bei dem Mangel an wahren Freunden, ist das ein allgemeines Karma. Der Wahnsinn der Bosheit, des Hasses und natürlich des Unverstandes, der Wurzel alle Gemeinheit, hat jedwede Menschlichkeit zerstört. Freuen wir uns daher gemeinsam, wissend gute bewährte Freunde zu haben.

       Besonders freue ich mich über Ihren Sieg, von dem Sie schreiben. Bewahren Sie ihn und möge er sich, sofern irgend möglich, in Feierlichkeit verwandeln. In der Tat, das Karma vieler Völker geht seinem Höhepunkt entgegen, und wir sind Zeugen dieser ernsten Stunde. Wahrhaftig, Feierlichkeit ziemt dieser Zeit. Außerdem ist Feierlichkeit eine sichere Brücke zur Weißen Bruderschaft.

       In der LEHRE heißt es: ”Es gibt wenige, die die Macht dieses Schildes verstehen. Inmitten der tobenden Ströme steht der Diamant – der Fels unbezwinglicher Feierlichkeit. Jede den Menschen umgebende Kraft kann wissenschaftlich erforscht werden. Er selbst kann eine Kraft in sich erzeugen und daraus einen undurchdringlichen Panzer schmieden. Auch muss man erkennen, dass Feierlichkeit die beste Brücke zu Uns ist. Durch den Kanal der Feierlichkeit fließt eiligst Unsere Hilfe, aber am langsamsten fließt sie durch den Kanal der Angst und Mutlosigkeit. Man muss wissen, dass Wir die blauen Strahlen der Hilfe in der Stunde der Gefahr senden.”

       Bewahren Sie das Bild Ihres besten Freundes, des Großen Lehrers, in Ihrem Herzen, und vollkommene Freude wird Ihnen zuteil.

       3. Dezember 1937

       Vertraute Gespräche angesichts von Kunstwerken sind sehr wohltätig, die Schwingungen harmonischer Verbindungen von Farbtönen schaffen eine besondere Atmosphäre. Die Reaktion der Besucher eines Museums enthüllt untrüglich ihr Wesen.

       Kunstwerke strahlen eine heilsame Wirkung aus. Einige Ärzte haben Gemälde von N. K. in ihr Sanatorium für die Behandlung von geisteskranken Menschen aufgehängt.

       Die Macht der Kunst ist groß! Diese Wahrheit bahnt sich langsam, aber sicher ihren Weg. Vermöchten die Staatsoberhäupter die große erzieherische Bedeutung der Kunst voll und ganz zu erkennen, dann würden sie sich durch vermehrten Einsatz von Mitteln bemühen, das schöpferische Feuer im Volk zu wecken und mit Ton, Farbe und schönen Formen zu nähren. In einem verfeinerten Bewusstsein, das auf höhere Schwingungen erklingt, würden weder Revolutionen noch Angriffskriege einen Widerhall finden. Grobe Sportarten wie Ringkämpfe und Boxen sowie das grobe Fußballspiel ermangeln der Schönheit und führen zur Verrohung der Sitten. Man hat die Schönheit der feinen Macht des Gedankens und der Schaffenskraft vergessen und übrig blieb der Donner grölenden Sieges rauher Gewalt.

       Nun zu Ihren Fragen:

       1. ”Ist der Geisteskern, das Göttliche Element, ewig unwandelbar oder bleibt er nur für eine Runde unveränderlich?”

       Antwort: In jeder physischen Zelle gibt es einen Keim und einen Kern, welche dem im Menschen befindlichen feurigen Korn und dem Kern des Geistes entsprechen. Das feurige Korn im Menschen, die Essenz des reinen Göttlichen Ursprungs, bleibt unwandelbar und in Ewigkeit unzerstörbar.

       Der Kern des Geistes, oder das höhere Ego im Menschen, wächst und wandelt sich unbegrenzt, vorausgesetzt, dass es von allen Zentren normale Nahrung empfängt, das heißt, wenn die psychische Energie die höheren Nervenzentren des Menschen in Tätigkeit versetzt. Und wenn ein Mensch, als Träger des Geisteskerns, hier auf Erden durch das Öffnen seiner höheren Zentren in der Vergeistigung seines Wesens Fortschritte erzielt, wird er sich gegen Ende des Zyklus oder der vierten Runde unseres Planeten in vollem Bewusstsein in jener Sphäre vorfinden, die ihm und seinen angesammelten Energien und Fähigkeiten entspricht. Wenn er in den folgenden Runden das gleiche unverminderte Streben nach Vervollkommnung bekundet, wird er seine Unsterblichkeit auch für die nächste interplanetare Periode bewahren – und so in Unbegrenztheit. Man muss jedoch daran denken, dass sich infolge eines Aufstiegs wie auch eines Abstiegs Veränderungen im Geisteskern vollziehen. Dadurch wird nach einem länger anhaltenden Abfall ein erneuter Aufstieg äußerst schwierig sein.

       2. ”Das kann es nicht geben, dass Gott uneingeschränkt eine andere Kraft – Satan – zulässt. Satan ist ein Mensch mit niederen Bestrebungen, nichts anderes.”

       Antwort: Die ganze Schwierigkeit, das Vorhandensein des Bösen zusammen mit dem Element des Guten zu verstehen, liegt darin, dass man den Unaussprechlichen Göttlichen Ursprung vermenschlichte und gleichzeitig die vielen Unvollkommenheiten der offenbarten Welt gewahrte. Die Menschen sind durch die Vorstellung, dass ein gütiger, barmherziger Gott die zerstörenden kosmischen Kataklysmen und die vielen entsetzlichen Leiden der Menschen in ihrem Kampf ums Dasein zulassen könnte, geradezu verwirrt. Und so schafft sich das beschränkte Denken das Bild einer ebenso mächtigen Kraft des Bösen, vertreten durch den Widersacher Gottes – Satan. Legen wir aber die Beschränkung oder Vermenschlichung der Unaussprechlichen Kraft ab und nehmen dafür den herrlichen, majestätischen Pantheismus der Alten an, so wird das Echo, das wir in den Testamenten aller großen Lehrer finden – im Alten Testament wie in den Evangelien – in reinem Zusammenklang ertönen.

       GOTT in seinem Aspekt des Absoluten birgt die Potentialität alles Seienden in sich. Im Absoluten oder in der Welt der Höchsten Realität oder des Seins gibt es Böses als solches natürlich nicht. Aber in der offenbarten Welt sind die Gegensätze als Ergebnis extremer Andersartigkeit vorhanden, d. h. Licht und Finsternis, Geist und Materie, die Polarität von Gut und Böse. Ich empfehle Ihnen dringend, sich die ursprünglichen Grundlagen der östlichen Philosophie zu eigen zu machen, das Vorhandensein der Einen, Absoluten, Transzendentalen Realität, ihren dualen Aspekt in dem bedingten Universum, d. h. die Illusion oder Relativität dessen, was immer offenbar wird.

       Nur durch Gegenüberstellung dieser Dualität oder der Gegensatzpaare werden Funken des Wissens geschlagen, und Vervollkommnung oder Evolution wird möglich. Ewige Bewegung oder Evolution schafft die Relativität aller Begriffe. So kann die intuitive Erkenntnis der Wirklichkeit nur durch ewigen Wechsel und die Gegenüberstellung der Gegensatzpaare erreicht werden.

       Die Wirkung der Gegensätze schafft Harmonie, gleich den zentrifugalen und zentripetalen Kräften, die, da voneinander abhängig, für einander notwendig sind, damit beide von ihnen bestehen können. Würde eine aufhören zu bestehen, wäre die Wirkung der anderen zwangsläufig zerstörerisch. Die offenbarte Welt wird nur durch die gegensätzlichen Kräfte im Gleichgewicht erhalten. Diese Gegenkräfte oder Gegensatzpaare erzeugen in unserem Bewusstsein diese oder jene Färbung oder Qualität, mit anderen Worten, sie werden für uns entweder gut oder böse. Auf jeder Erscheinungsebene wird der Grad des Bösen wie der des Guten durch das Bewusstsein des Menschen gemäß seinem Entwicklungsgrad bestimmt. Was auf der niederen Ebene gut ist, kann sich auf einer höheren als böse erweisen und umgekehrt. Daher die Relativität aller Begriffe in der offenbarten Welt.

       Sofern wir also erkennen, dass die Begriffe Gut und Böse in ihrem kosmischen Aspekt relativ sind, dann wird das Vorhandensein Satans, als Brennpunkt des selbstgenügsamen Bösen, auf der kosmischen Waage auch für unser Bewusstsein, von selbst fallen oder verworfen werden.

       Ebenfalls ist es gewiss, dass das Bild Satans als gefallener Engel und Gast unserer Erde (daher ein menschliches Wesen) existiert und zum Unglück unseres Planeten leider sehr aktiv ist.

       In den esoterischen Lehren des Ostens heißt es, dass Luzifer zusammen mit den anderen Hohen Geistwesen, die sich für die Beschleunigung der Evolution des Planeten und seiner Menschheit aufopfern, auf die Erde kam. Luzifer jedoch war nicht der Höchste unter seinen Brüdern, und als für ihn die Zeit kam, die irdische und stoffliche Hülle anzunehmen, konnte sein Geist seine frühere Höhe nicht bewahren. Bereits zu Zeiten von Atlantis setzte sein Abfall ein. Und in allen folgenden Zeitaltern sehen wir Luzifer als heftigen Gegner seiner Brüder, die in der Glorie des Lichts unentwegt aufstiegen. Die indischen Epen verewigten den Gefallenen in vielen Bildern; das bekannteste davon ist jenes des Königs Ravana von der Insel Lanka (Ceylon), des Widersachers des gottgefälligen Königs Rama, dessen Weib Sita Ravana entführte. Die Tatsache, dass der Geist des gefallenen Engels im Potential seines Geisteskerns Energien besaß, die unserer Erde verwandt waren, war für ihn fürwahr fatal, denn dadurch war er vor allem der Erde verhaftet. Wir wissen, dass jeder Abstieg oder die Inkarnation in die grobstoffliche Hülle das Wissen des Geistes trübt. Wie viel stärker war diese Trübung infolge der Unvollkommenheit dieser Hüllen in den letzten Tagen von Atlantis, als die Involution des Geistes in die Materie vollendet war? Nur die Hohen Geistwesen, die von den höheren Planeten kamen und deren geistiges Potential der höheren Anziehung unterliegt, haben ihr Licht während ihres ganzen irdischen Pfades ungetrübt bewahrt. Nun werden Sie das Ausmaß des Großen Opfers jener wahren Retter der Menschheit, das diese weiterbringt, verstehen. Sie verschworen sich, den Kampf mit dem Hierophanten des Bösen aufzunehmen und mit der leidenden Menschheit bis zum Ende ihres Seins auf der Erde zu bleiben. Lesen Sie nochmals die Broschüre ”Auf östlichen Kreuzwegen“ und alles, was ich Ihnen über Luzifer geschrieben habe.

       Luzifer ist jetzt das Haupt der Schwarzen Bruderschaft, die sehr mächtig ist, denn sie besitzt für die ganze Zeitspanne des Planeten Mitarbeiter unter den Massen. In der Tat, die finsteren Kräfte sind immer durch die Masse wirksam; im Kampf des einzelnen sind sie schwach. Sie zeichnen sich auch durch größere Einigkeit aus als die Mitarbeiter der Kräfte des Lichts; denn das Erkennen der Gefahr ist mitunter der beste Einiger. Leider glauben viele sogenannte ”Leuchtkäfer“ nicht an die Kräfte der Finsternis und bieten ein trauriges Schauspiel von Uneinigkeit und Lauwarmen, von denen die Apokalypse nachdrücklich spricht. Ja, die Streitkräfte des Lichts auf der Erde sind nicht zahlreich, aber nach Höherem Wissen wird der endgültige Sieg mit Hilfe der Hierarchie des Lichts immer auf der Seite der Kräfte des Guten sein.

       So lachen die Unwissenden über das Vorhandensein eines Satans und bestätigen damit die Richtigkeit der Worte eines feinen Denkers: ”Der Sieg des Teufels liegt darin, dass es ihm gelang, die Menschen davon zu überzeugen, dass er nicht existiert.”

       Sicherlich, wenn wir an etwas nicht glauben und es leugnen, nehmen wir uns davor auch nicht in acht und geraten leicht an die von den vielen Agenten der Finsternis ausgelegten Fallen. Es ist äußerst traurig, dass sich im Lauf von Jahrhunderten die törichteste und äußerst gefährliche Meinung einwurzelte, Satan stürzte die Menschheit ins Verderben, weil er ihr das Wissen von Gut und Böse übergab. Die Menschen wiederholen gewohnheitsmäßig diese schockierende Absurdität und bemühen sich überhaupt nicht, darüber nachzudenken, was für ein Mensch es sein müsste, der zwischen Gut und Böse nicht zu unterscheiden wüsste. Bliebe er nicht einfach ein Tier ohne jegliche Verantwortung? Welches menschliche Wesen würde in solch tierähnliches Sein zurückfallen wollen, selbst wenn es im Garten des Paradieses wäre? Die wichtige Fähigkeit der Unterscheidungskraft und daher des freien Willens ist eine göttliche Gabe, und nur wer sie besitzt, kann zum Ebenbild Gottes werden. Daher konnte diese Gabe nicht von den Kräften der Finsternis kommen, sondern es war eine Opfergabe von den Kräften des Lichts an den Menschen. Das erklärt den ursprünglichen Namen jenes Boten Luzifer = der Lichtträger. Doch im Laufe vieler Zeitalter ging im Westen der tiefe Sinn dieser Legende verloren, er blieb nur in der Heiligen Lehre des Ostens erhalten.

       In der HEILIGEN LEHRE gibt es eine Erklärung, die diesen Sinn verdeutlicht: ”So wächst Satan, wenn man einmal aufhört, ihn im abergläubischen, dogmatischen, unphilosophischen Geist der Kirche zu betrachten, zu dem grandiosen Bildnis dessen, der aus dem irdischen einen göttlichen Menschen machte, ihm in dem langen Zyklus der Maha-Kalpa das Gesetz des Geistes des Lebens eingab und ihn von der Sünde der Unwissenheit und folglich vom Tod befreite.”

       Hier einige Bemerkungen über das Leben nach dem Tode, die ihre Frage beantworten werden: Jenen, die behaupten, dass noch nie jemand aus der anderen Welt zurückgekehrt sei und niemand in sie blicken konnte, sollte man antworten, dass diese Behauptung nicht richtig ist, weil sie nicht der Wahrheit entspricht.

       Um in der Sprache eines guten Christen zu reden, könnte man diesem Gegner sagen, dass mit solch einer Behauptung das Zeugnis Christi selbst verneint wird. In der Tat, das Christentum ist hauptsächlich durch die posthumen Erscheinungen Christi vor seinen Aposteln bestätigt worden.

       Nicht eine einzige intelligente oder aufgeklärte Person würde heute bezweifeln, dass Christus nicht in seinem physischen Körper, sondern in seinem feinstofflichen Körper oder dem Körper des Lichts auferstanden ist. Bestätigt dies nicht der Apostel Paulus in seinen zahlreichen Feststellungen, dass ”dieses Vergängliche Unsterblichkeit annehmen muss”? oder besser gesagt, wir sterben nicht, sondern wandeln uns. Auch in den Evangelien wird hervorgehoben, dass Christus bei seinem Erscheinen nach seinem Kreuzestod sowie nach seiner Auferstehung meistens ganz plötzlich sichtbar wurde und genauso plötzlich verschwand. Dieses plötzliche Erscheinen und Verschwinden (das jetzt wissenschaftlich nachgewiesen wird), d. h. die zeitweilige Materialisation, ist für den feinstofflichen Körper so charakteristisch. In den gnostischen Schriften stößt man auf Hinweise, dass Christus gerade bei solchen Erscheinungen seinen Jüngern die Geheimnisse der anderen Welt enthüllte.

       Wir können allen jenen, die über die überirdischen Erscheinungen mehr wissen wollen, nur raten, sich mit der umfangreichen Literatur aller Jahrhunderte und Völker vertraut zu machen, in der von der anderen Welt berichtet wird. Tatsächlich vermuten die meisten Menschen gar nicht, wie viele Werke es über dieses Thema gibt! Es gab zu allen Zeiten Menschen, die aufgrund ihres vollkommeneren Organismus wahrnehmen konnten, was einem groben physischen Auge verborgen blieb. Wer würde es heute wagen – nur weil er die X- oder Y-Strahlen nicht sehen, oder die zahlreichen Töne im Weltenraum nicht hören kann, wie Radiowellen u. dgl. – zu behaupten, dass dies alles nicht existiere? Wer würde sich durch solche Behauptungen das Prädikat der Unwissenheit anheften? Die Wissenschaft hat bereits Strahlen entdeckt, die den physischen Menschen unsichtbar machen können. Wer wollte behaupten, dass es in Zukunft nicht möglich wäre, einen neuen Apparat zu erfinden, der hilft, in die jenseitige Welt zu schauen, so einfach wie man einen Menschen durch Television sehen und hören kann, selbst wenn er Tausende Meilen von uns entfernt ist? Warum sind die Menschen so eifrig bemüht, alle Möglichkeiten zu beschränken – und vor allem sich selbst? Wenn heutigentags bereits Kinder geboren werden, die mit ihrem physischen Auge die dichteste Materie durchdringen können (was viele Male bewiesen wurde), warum sollten wir dann jenen nicht glauben, die mit ihren physischen Augen auch die feinstoffliche Welt sehen können? Diese Begrenzung des Möglichen oder dieser Mangel an Vorstellungskraft muss überwunden werden, denn andernfalls ist kein Fortschritt im Wissen möglich.

       Und jetzt kehren wir zurück zu den guten Christen, und wieder müssen wir sagen, dass vor allem sie es sind, die sich hüten sollten, die jenseitige Welt zu leugnen. Sind nicht die Lebensbeschreibungen der verehrten Heiligen voll von aller Art Erscheinungen und Heimsuchungen durch Bewohner der Feinstofflichen Welt oder der Welt des Lichts?

       Es ist sehr erfreulich, dass heute in allen zivilisierten Ländern so viel Interesse am Studium der Probleme besteht, die mit den sogenannten ”überirdischen“ Erscheinungen in Zusammenhang stehen. England, Amerika, Frankreich und Schweden haben an den Universitäten einen Lehrstuhl zur Erforschung der psychischen Erscheinungen errichtet. Viele Wissenschaftler befassen sich ernstlich mit diesen Fragen. In der Tat, es gibt beinahe in allen Ländern Europas und Amerikas Gesellschaften für psychische Forschung, und die Ergebnisse ihrer Forschungen erwecken großes wissenschaftliches Interesse. Sogar in Italien, der Zitadelle des Katholizismus, ist diese Forschung jetzt zugelassen. So bringt die populärste Zeitung Bolognas täglich eine Kolonne, um ihre Leser mit der Aktivität und den Erfolgen im Studium aller möglichen parapsychischen und posthumen Erscheinungen bekanntzumachen. In derselben Zeitung berichtet Dr. Stopolini über sein Gespräch mit einem bedeutenden Vertreter der Katholischen Kirche über den Standpunkt der Kirche zu diesem Forschungsbereich und zum Spiritualismus, der im Westen weit verbreitet ist. Der Priester sagte, dass die Katholische Kirche zwar eine eifrige Hüterin ihrer großen Tradition sei, aber auf keinen Fall etwas einzuwenden habe, wenn von Gelehrten und zuständigen Personen bestimmte Experimente für Forschungszwecke durchgeführt werden. Sie wende sich aber dagegen, wenn dies von unwissenden und verantwortungslosen Menschen getan wird, die nur ihre Neugier befriedigen wollen und die Echtheit dieser Erscheinungen nicht beurteilen können.

       Man muss zugeben, dass die Bemerkung dieses Priesters höchst vernünftig ist und man nur wünschen kann, dass auch seine Kollegen sich in diesen Fragen seiner Meinung anschließen.

       Und was die Wiedergeburt betrifft, so gibt es darüber in den Evangelien hinreichend Beweise. Annie Besant hat sie in ihrem Buch ”Esoterisches Christentum“ reichlich gesammelt. Das Gesetz der Wiedergeburt ist die Grundlage aller wahren Lehren. Lehnt man es ab, so verliert unser irdisches Dasein jeglichen Sinn. Wer könnte außerdem die bedrückenden Ungerechtigkeiten befriedigend erklären, dass der eine schön, reich und glücklich geboren wird, während der andere sich durch ein jämmerliches Leben – oft als Krüppel – dahinschleppen oder sein ganzes Leben gegen die bittersten Ungerechtigkeiten und Nöte ankämpfen muss? Heute sind die Zeitungen und Zeitschriften, vor allem in England, angefüllt mit Berichten über Fälle aus dem Bereich des sogenannten Übernatürlichen oder der anderen Welt. Es kommt selten vor, dass eine Zeitung nicht von dem einen oder anderen bemerkenswerten Fall berichtet, der durch eine Anzahl von Zeugen erhärtet wird.

       Daher können wir behaupten, dass jetzt viele Wissenschaftler an allem, was in den Bereich psychophysischer Manifestation fällt, ernstlich interessiert sind und wir in naher Zukunft Zeugen großer Entdeckungen sein werden. So gibt es allein in Amerika über vierzig Professoren, die sich gegenwärtig mit dem Studium der Telepathie befassen. Vor kurzem wurde der Initiator dieser Experimente, Professor McDougall, noch von seinen Kollegen verlacht und ging sogar seines Lehrstuhls an der Universität verlustig.

       Die unwiderlegbaren Beweise des Vorhandenseins der anderen Welt und die vielen Leben in ihr sind Wirklichkeit und vielen zugänglich, aber die Schwierigkeit besteht darin, dass die breite Masse darüber ganz falsch unterrichtet wird. Außerdem flößt der Atavismus des Mittelalters bei jeder unbegreiflichen Manifestation vielen Menschen noch die Angst vor den Hörnern des Teufels ein. Ebenso sind bei vielen die Feuer der Inquisition, unter denen sie vielleicht zu leiden hatten, noch lebhaft in Erinnerung. Folglich gibt es im Zusammenhang mit diesen Dingen viel Angst.

       Ich lege Ihnen eine Übersetzung eines seltsamen Artikels aus einer englischen Zeitung vom 15. Januar bei, die in Lahore erscheint. ”Vor kurzem wurde ein Beitrag der vom Erzbischof von Canterbury und York 1922 ernannten Kommission über Gespräche über die christliche Doktrin veröffentlicht. Der Grund war, herauszufinden, inwieweit die Vertreter der anglikanischen Kirche untereinander übereinstimmten und was getan werden könnte, um eventuelle Unstimmigkeiten zu mildern oder zu beseitigen.

       Die Kommission lehnte einige Punkte betreffs überlieferter Glaubensvorstellungen ab und leugnet die Unfehlbarkeit der Bibel. Sie erklärt, dass ihre Autorität nicht dazu verwendet werden darf, um über Forschungen auf irgendeinem Gebiet von vornherein zu entscheiden.

       Die Kommission hält die historische Feststellung der Unbefleckten Empfängnis für nicht überzeugend und erklärt, dass der Glaube an die physische Auferstehung vom Tod verworfen werden muss.

       Weiter erklärt die Kommission, dass die Auferstehung Christi ein genauso reales und konkretes Ereignis war wie seine Kreuzigung.

       In bezug auf Wunder ist die Kommission geteilter Meinung, aber man stimmte darin überein, dass Gott, wenn er wolle, Wunder bewirken könne.

       Ebenso bestätigt die Kommission, dass es in bezug auf die Evolution, wie sie nach der Theorie der Schöpfung der Welt in der Genesis dargelegt wird, keinen Einwand geben kann; denn alle gebildeten Christen würden diese Feststellungen ihrem Ursprung nach als mythologisch betrachten, und ihre Bedeutung sei daher für uns eher symbolisch als historisch.” Wie Sie sehen, ist die Logik dieser Beschlüsse sehr seltsam. Ich hoffe, Sie werden von obigem etwas gebrauchen können. Man kann sich die Masse von Büchern, die sich mit dem Leben in der Feinstofflichen Welt befassen und den Büchermarkt in England und Amerika überschwemmen, kaum vorstellen.

       In England sind derzeit die von einem Priester namens G. Vale Owen erschienenen Bücher über diese Fragen sehr populär. Diese Bücher sind von Geistern diktiert worden. Zwei oder drei dieser Serie der Mitteilungen ”Leben hinter dem Schleier“ sind in meinem Besitz und ich muss sagen, dass sie Beachtung verdienen. Zweifellos sind diese Bücher unter der Oberaufsicht der Weißen Bruderschaft entstanden. Die Großen Lehrer benutzen viele Methoden, um das Bewusstsein der Menschheit zu wecken. Jede Gruppe erhält entsprechend ihrem Bewusstsein das, was sie aufnehmen kann und was ihr am nächsten steht.

       11. Dezember 1937

       Mein Herz schmerzte, als ich die traurige Nachricht über den Unfall Ihres Freundes las. Wahrlich, solch ein Tod ist für die Familie fürchterlich. Für ihn jedoch kann er ein Segen sein. Besonders erleuchtete Seelen, die Opfer eines Unfalls werden, gehen ungewöhnlich leicht in die Feinstoffliche Welt hinüber. Die Hüter des Lichts lassen sie in einen belebenden Schlaf sinken, um es dem feinstofflichen Körper zu ermöglichen, von diesen Verletzungen zu genesen; und wenn sie erwachen, befinden sie sich bereits in Obhut ihrer Freunde.

       Was das böswillige und aus Unwissenheit verbreitete Gerücht betrifft, das über diesen Fall nicht ausbleiben konnte, so meine ich, dass dieser Umstand jemanden, der der Lehre des Lebens ergeben ist, nicht stören sollte. Viele schreckliche und unglückselige Unfälle passieren Verleumdern und ihresgleichen! Wie erklären diese böswilligen, verblendeten Menschen sich das? Allen, die gegen die Läuterung durch die Grundlagen der Lehre des Lichts lästern, sollte man wirklich immer und immer wieder sagen: ”Habt ihr nicht Christus ans Kreuz geschlagen? Habt ihr Ihn nicht verhöhnt, als Er euch das Licht der Wahrheit brachte? Habt ihr nicht seine Anhänger verfolgt und verbrannt? Habt ihr nicht Tausende gemartert, Tausende der besten Geister, die euch das Licht des Wissens überbrachten? Habt ihr nicht die Evolution des menschlichen Denkens verhindert und so die Menschheit in den Wahnsinn der Selbstzerstörung getrieben? Habt ihr euch nicht auch zur Zeit Christi gegen die Grundlagen der einen Lehre des Lichts gestellt, so wie ihr es auch heute tut? Ihr habt zwar die Gewänder vertauscht, aber ihr werdet durch eure Taten erkannt.”

       Endlich habe ich die Broschüre von H. S. Olcott gefunden, in der er über die Methoden berichtet, die von den Kirchenvertretern angewendet wurden, um die heiligen Evangelien festzulegen und zu erhärten.

       Indem er den legendären Charakterzug der Biographien aller großen Lehrer und Reformatoren untersucht, beweist Olcott, dass alle diese Biographien nach dem einen, meist alten Modell aufgebaut wurden. Als ein Beispiel zitiert er die Mythen, die das Leben Christi illustrieren, sowie die Methoden, nach denen diese Mythen in den christlichen Kirchen bestätigt wurden. Natürlich, der von ihm zum Ausdruck gebrachte Gedanke ist nicht neu, denn viele der bedeutendsten Historiker vertraten die gleiche Meinung. Ebenso finden wir in der ”Geheimlehre“ die gleichen Feststellungen.

       Nun bringe ich für Sie einen Auszug: ”Zur Zeit des Konzils zu Nicäa, das einberufen wurde, um die Streitfragen unter einigen Bischöfen zu schlichten und die Echtheit von dreihundert mehr oder weniger zweifelhaften Evangelien und inspirierten Schriften, die in den Kirchen als Offenbarung gelesen wurden, zu prüfen, hat das Leben Christi den Höhepunkt einer Mythe erreicht.

       Proben davon können wir in dem bestehenden zweifelhaften Neuen Testament finden, aber die meisten sind mittlerweile entfernt worden. Was immer an Echtheit des wahren Kanons erhalten blieb, kann zweifellos als am wenigsten beeinträchtigt angesehen werden. Aber selbst solch ein Beschluss darf nicht voreilig angenommen werden, da, wie Sie vielleicht wissen, Sabinus, der Bischof von Herakleia, der zum Konzil in Nicäa persönlich erschien, erklärte, dass, außer Konstantin, … und dem Bischof von Pamphylien alle Bischöfe Analphabeten waren, einfache Kreaturen, die nichts verstanden, was besagt, dass man sie als Dummköpfe hinstellte. Auf diesem Konzil enthüllte Pappus in seinem Synodicon das Geheimnis, dass die Echtheit nicht durch gründlichen Vergleich der verschiedenen Evangelien, die ihnen vorgelegt wurden, festgestellt, sondern der Beschluss mittels ein wenig Magie gefasst wurde. ‚Die Vertreter des Konzils‘, so berichtet er, ‚warfen alle Bücher, die für das Konzil in Betracht kamen, in einer Kirche unter einen Tisch auf einen Haufen zusammen, und dann flehten die Bischöfe zum Herrn, er möge die inspirierten Schriften auf den Tisch nach oben kommen lassen, während die unechten unten bleiben sollten, und so geschah es.‘”

       Ich lege eine Aussprache zum Universellen Festtag bei und bitte Sie, diese ihren engsten Freunden vorzulesen: ”Ihr wisst, wie sehr Wir das Gefühl der Feierlichkeit schätzen. Fürwahr, Feierlichkeit verleiht Beharrlichkeit im Streben nach Oben. Und dieses Gefühl erblüht besonders durch das Gedenken an die Großen Helden. Es ist von besonderer Bedeutung, dass die Menschheit Unsere Brüder unter verschiedenen Namen verehrt. Es gibt viele Bücher, die der Verehrung Unserer Bruderschaft gewidmet sind. Doch die Menschen glauben, dass ihre Helden mit Uns nichts zu tun hätten. Aber waren die Verehrtesten, die als Riesen der Menschheit vergöttert wurden, nicht die wirklichen Gründer der Bruderschaft? Vergessen wir nicht, dass Sie unter einem besonderen Strahl auf der Erde erschienen und so Ihre Geburt mit bestimmten Legenden verbunden war. Wir sollten diese Legenden nicht verwischen, denn sie erhöhen die Feierlichkeit und tragen dazu bei, sich die großen Bildnisse zu eigen zu machen. Wir berichtigen die bedingt festgesetzten Fristen nicht. Was Uns betrifft, so senden Wir der Menschheit zum Festtag wohlwollende Gedanken. Feierlichkeit sollte nicht entweiht werden, wenn wir wissen, welche Heldentat mit diesem Gedenktag verbunden ist.

       Die Menschen kennen nicht den hundertsten Teil der bedeutenden Taten der Großen Lehrer. Die Menschen haben die herrlichsten Opfer zu Gewöhnlichem und Eigennützigem erniedrigt. Doch selbst, wenn sie schmähen, bewahren die Menschen ein wenig Feierlichkeit. Lasst uns mit äußerster Beharrlichkeit wenigstens den Keim des schönen Gefühls der Feierlichkeit zu bewahren helfen. Dieses Gefühl verwandelt das Leben und schafft Helden. Begeht daher diesen Gedenktag mit irgendeiner ungewöhnlichen Heldentat. Dienst offenbart sich in Großtat, die in jedem menschlichen Zustand vollbracht werden kann. Die Offenbarung einer Heldentat ist Unsere Freude. Wir weisen den Pfad, doch mit menschlichen Füßen muss er beschritten werden – so ist das Gesetz, das der Große Erretter gegeben hat.

       Die offenbarte Heldentat wird in Unserer Schatzkammer versiegelt. Die Unwissenden versuchen, die Wirklichkeit in eine Luftspiegelung zu verwandeln, aber glücklicherweise verwahren Wir die Beweise Großer Heldentaten. So lasst uns dem Großen Tag eine ungewöhnliche Heldentat weihen.”

       1937

       Es ist richtig, mit dem Handeln vertraut zu sein, denn jedes Handeln birgt die Grundlage für neue Möglichkeiten. Das Sprichwort ”Unter einem unbeweglichen Stein fließt kein Wasser” beruht auf okkulter Wahrheit. ”Bewegung ist Leben; Stillstand bedeutet Tod.” Psychische oder lebenspendende Energie entwickelt sich und wächst nur, wenn sie beständig und rhythmisch angewendet wird, aber sprunghafte Bekundungen führen zu nichts und können sogar schädlich sein. Das erklärt, wodurch geschäftige und rege Menschen so widerstandsfähig und langlebig sind. Daher sollten wir uns freuen, überlastet zu sein, aber noch mehr sollten wir uns bemühen, in unserem Tun einen bestimmten Rhythmus zu bewahren und Gelassenheit zu erlangen. Zusammenarbeit erleichtert die übernommene Last beträchtlich. Sie wissen, mit welcher Progression harmonische Energien ansteigen. Eben ist das Buch ”Bruderschaft“ erschienen. Möge dieses Buch, das von erhabener brüderlicher Einigkeit spricht, nicht als tote Last im Regal liegen bleiben. Wenn wir bei der unvermeidlichen Begegnung mit dem großen Lehrer ihm in die Augen sehen, werden wir da versäumen, die grundlegenden Gebote der Einigkeit zu erfüllen?

       Wir wissen, dass die Nichterfüllung der Ratschläge des Lehrers wie ein Rückschlag wirkt. Dieser Schlag wird nicht unmittelbar verspürt, weil die Folgen großer Wirkungen nicht sofort sichtbar werden. In alten Zeiten wurde dieses Karmagesetz gut begriffen, heute jedoch sind die meisten blind und taub für alle kosmischen Gesetze.

       Ich würde Sie bitten, auch alle wertvollen Angaben über psychische Energie, die in den Büchern der Lehre reichlich ausgestreut sind, zu sammeln. In der Tat, das Bewusstwerden der psychischen Energie sollte eine mächtige Stufe in der Evolution der Welt erbauen. Tatsächlich ist es die psychische Energie, die unter verschiedenen Namen an alle Tore pocht. Psychische Energie schafft die neue Epoche, und viele der besten Wissenschaftler bestätigen bereits, was in den Büchern der LEHRE gesagt ist. Zur Zeit habe ich ein sehr interessantes französisches Werk vor mir: ”Wie erlangt man Unsterblichkeit“ von dem Biologen und Arzt Georges Lakhovsky. Die Ausführungen in diesem Buch stimmen mit all dem, was in den Büchern der LEBENDIGEN ETHIK gesagt ist, völlig überein, so dass ich Ihnen gern einige Auszüge aus diesem wissenschaftlichen Werk bringen möchte.

       Lakhovsky weist darauf hin, dass man zur Erlangung der Unsterblichkeit drei Regeln beachten muss. 1. Man muss an die Langlebigkeit glauben, das heißt an die Möglichkeit, ein hohes Alter zu erreichen. 2. Muss man Ärger, Bosheit, Neid, Eifersucht sowie Reizbarkeit vermeiden und dafür gute Gefühle und Stimmungen entwickeln, deren es bedarf, um nicht nur das ethische, sondern auch das physische Gleichgewicht zu bewahren. 3. Darf man den Tod nicht fürchten, sondern muss an die Unsterblichkeit glauben. Furcht vor dem Tod verkürzt das Leben. Unser Dasein hängt vom Blutkreislauf ab, der es möglich macht, den verschiedenen Bereichen unseres Körpers die notwendigen Materialien, insbesondere Sauerstoff zukommen zu lassen. Es ist bekannt, dass sich viele Blutgefäße unter dem Einfluss rein psychischer Erlebnisse zusammenziehen können, wodurch die Blutzirkulation gehemmt wird und das Blut bestimmten Körperteilen zuströmt, anderen jedoch entzogen wird. Eine Person, die sich ständigen Gefühlen von Ärger, Eifersucht sowie Hass hingibt, stört ihren Blutkreislauf und ruft damit starke Veränderungen im Organismus hervor, die zu Krankheit und Tod führen. Bei einer starken psychischen Einwirkung können tatsächlich feine Blutgefäße platzen, was gefährliche, ja sogar tödliche Blutergüsse zur Folge haben kann. Daher der Rat, sich nicht zu ärgern, nicht eifersüchtig zu sein, nicht neidisch zu sein, sondern optimistisch und gut, und so wird man ein sehr hohes Alter erreichen.

       Lakhovsky bringt Ausführungen über die Physiologie des Ärgers und beschreibt bemerkenswert gut die elektrischen Manifestationen im Organismus – die seine Lebensspender sind. Bei Ärger und anderen negativen Emotionen, die nicht allein eine Zusammenziehung der Blutgefäße verursachen, sondern auch einzelne Nerven lähmen, brechen diese elektrischen Ströme (psychische Energie), die vom sympathischen Nervensystem ausgehen, zusammen und stellen so ”die elektrische Speisung“ der Drüsen, die die innere Sekretion erzeugen, (von der die normale Lebensfunktion des Organismus abhängt) ein, womit die für die Gesundheit insgesamt so notwendige Funktion ausgeschaltet ist.

       In unserer Zellensubstanz, die den Zellkern umgibt, befinden sich Chromosome und auch sogenannte Chondriosome. Diese Elemente sind, entsprechend ihren Eigenschaften, die Empfänger verschiedener elektrischer Wellen, und es scheint, als ob manche zum Teil aus den Tiefen des kosmischen Raumes kämen, die natürlich hauptsächlich auf die psychische Energie vibrierend einwirken. Nach Lakhovsky hängt das ganze Leben des Organismus von den Schwingungen dieser Chromosome und Chondriosome – den Empfängern der elektrischen Wellen – ab. Die Verlangsamung oder der Stillstand der sie durchströmenden elektrischen Schwingungen bedeutet Krankheit und Tod.

       So offenbaren die ethischen Lehren eine völlig unerwartete biologische Grundlage, und die Bedeutung der psychischen Energie, die grundlegend fohatisch ist, wird damit bestätigt. Wie wir wissen, ist Fohat kosmische Elektrizität oder Urenergie, die sich auf der Erscheinungsebene in verschiedenen Stadien offenbart. Jetzt werden Sie auch verstehen, wie wohltätig die Schwingungen sind, die von dem Großen Lehrer bei Krankheit zugesandt werden. Es gibt kaum eine Nacht, in der ich diese heilsamen Schwingungen verschiedener Spannungsgrade und Dauer nicht spüre.

       In letzter Zeit ist die Wissenschaft sehr nahe an die okkulten Entdeckungen auf dem Gebiet der feinen Energien herangekommen. Daher können sie fest und ruhig jedermann gegenüber ihr Wissen über die Wirkungen der psychischen Energie behaupten, die sich in der Gedankenübertragung auf Entfernung und auch im Anstieg von Schwingungen, welche mit Hilfe von sehr feinen Apparaten bei intensiver geistiger Tätigkeit bewiesen werden können, so offensichtlich kundtut. Wir studieren die psychischen und parapsychischen Erscheinungen, an denen die besten und führenden Wissenschaftler derzeit interessiert sind. Wir können uns sogar der Kenntnis vom Vorhandensein des Bollwerks des Wissens oder der Bruderschaft der Mahatmas rühmen, dieser Älteren Brüder der Menschheit, die sich dem großen Wissen im Namen des Allgemeinwohls widmen und die Evolution der Welt überwachen. Alle großen Entdeckungen, alle großen Ideen entspringen ausnahmslos dieser Quelle des Wissens und des Lichts. Professor Hurley sagte: ”Im Kosmos muss es fortgeschrittene Wesenheiten geben, deren Vernunft unserer genauso überlegen ist, wie unsere der eines gewöhnlichen Käfers. Diese Wesenheiten nehmen tätigen Anteil an der Lenkung des Naturvorganges.”

       Wenn daher jemand vom Vorhandensein dieser Leuchttürme des Lichts der Menschheit nicht weiß, können wir ihn nur bedauern und ihm raten, sich so rasch wie möglich mit dem umfassenden Schrifttum aus Jahrhunderten vertraut zu machen, in dem von den Fakten und Beweisen dieses Bollwerks des Wissens, das sich nicht ”jenseits der Wolken”, sondern hier auf unserer Erde befindet, berichtet wird.

       Wenngleich mancher Unwissende behauptet, ”von jenseits der Wolken” keine Weisungen zu erhalten, ist das so zu erklären, dass die erhabensten, die wertvollsten Weisungen nicht durch eine Methode übermittelt werden, die für solche Vertreter des beschränkten Bewusstseins zugänglich ist. Tatsächlich liefern uns die heiligen Schriften aller Völker unbestreitbare Tatsachen darüber, dass alle Religionen, die letzte – das Christentum – nicht ausgenommen, auf einer Offenbarung, die ”von jenseits der Wolken” kam, beruhen. Allen diesen trägen, überheblichen Menschen muss geraten werden, ihr Wissen zu erweitern. Wir wissen genau Bescheid über die Kommunikationsmittel mit der überirdischen Welt und glauben daran, aber wir unterstreichen auch die Möglichkeit, Weisungen nicht ”von jenseits der Wolken”, gleichsam von einem Himmelsbewohner, zu erhalten, sondern unmittelbar von den Mahatmas, den Großen Lehrern, die physisch inkarniert sind und an einer bestimmten Stätte der Erde leben. Aus diesem Grunde sind wir an allen Experimenten über Gedankenübertragung auf Entfernung interessiert, die allein in Amerika, abgesehen von anderen europäischen Wissenschaftlern, unter Vorsitz von Professor Rhine über vierzig Professoren beschäftigen. Der Große Plato sagte: ”Gedanken regieren die Welt.” Und zeitgenössische Gelehrte, wie zum Beispiel Professor Compton, sprachen von der Wahrscheinlichkeit, dass hinter jeder Naturerscheinung eine aktive geistige Kraft steht und der Gedanke auf die Materie einwirkt. Er beschließt sein Buch mit folgenden bemerkenswerten Worten: ”Wahrscheinlich sind die Gedanken des Menschen die wichtigsten Faktoren in der Welt …” Und so gelangen wir – angefangen mit der Einwirkung der Ideologie des Gedankens – zum Erfassen der Gedankenmechanik. Sammeln Sie daher, wo irgend möglich, Tatsachen und wissenschaftliche Beweise für den psychischen Bereich und das steigende Interesse an diesem Thema.

       In Lettland lebt derzeit ein kleines Mädchen, das von einem aus verschiedenen Ärzten zusammengesetzten Komitee beobachtet wird. Dieses Mädchen kann nicht nur die Gedanken seiner Mutter lesen, sondern auch die Fremder. Freunde haben mir ein in Deutsch geschriebenes Buch eines Arztes zugesandt, der dieses Mädchen beobachtet und das Phänomen untersucht. Wir sind an allen Ergebnissen von einzelnen Wissenschaftlern interessiert sowie auch an solchen von Gesellschaften zur Erforschung der parapsychischen Erscheinungen in Amerika und Europa. Auch die von den Ärzten in Europa durchgeführten Experimente mit Radioästhesie sind äußerst interessant.

       In diesem Zeitalter der Ausweitung des Gedankens und der neuen erstaunlichen Entdeckungen, die an die Welt der Noumena grenzen, sowie der überaus schnellen Nachrichtenvermittlung ist es kindisch, die im Unbegrenzten verborgenen Möglichkeiten zu leugnen oder einzuschränken.

 

1938

       25. Januar 1938

       Sie wissen wahrscheinlich schon, dass ich das Wort Okkultismus nicht liebe. Dieses Wort ist durch das engstirnige Verhalten ihm gegenüber gebrandmarkt und macht einen nervös, um so zu sagen. Mir ist völlig bewusst, dass es schwierig ist, es überall auszuschalten, aber wo immer es möglich ist, würde ich versuchen, diesen Ausdruck von gestern zu vermeiden. Geheime Lehren, geheimes Wissen oder auch Geheimwissenschaft klingen schon besser. Wirklich, die derzeitige Aufgabe besteht darin, dem Bewusstsein der Menschen den Zutritt zum Neuen zu verschaffen, einen neuen Horizont, es an die Zukunft mit ihren neuen Entdeckungen heranzuführen, die auch neue Bezeichnungen erfordern. Daher möchte ich gern noch stärker betonen, dass der Pfad der Selbstlosigkeit, der aktiven Heldentat darin besteht, die Geheimnisse der Natur zu erkennen, die vor allem der Mensch selbst birgt, der eine Synthese aller Naturreiche bildet. Diese Erkenntnis wird unvermeidlich zu einem neuen Verhalten gegenüber der Lebensordnung, gegenüber dem Sein führen. Und die Bündnisse aller Lehren des Lebens oder der LEBENDIGEN ETHIK werden unschätzbaren Wert erlangen.

       Wäre es nicht auch besser, wo immer es die Ausdrucksform erlaubt, den Göttlichen Ursprung im allgemeineren Verstehen zu bringen? Ich würde es vorgezogen haben, kirchliche Ausdrücke, wo immer das Große Prinzip gemeint ist, zu vermeiden; so sind Begriffe wie Wille und Bündnis immer mit Persönlichkeiten verbunden und eignen sich nicht für das Vorhandensein des allumfassenden Prinzips. Ich meine, es wäre besser, diese Begriffe durch kosmisches Gesetz zu ersetzen. Ich habe das Kapitel über die Kirchenkonzile gelesen. Wahrscheinlich bin ich zu dumm, um zu verstehen, dass das Wort ”allseiend“ weniger annehmbar erscheint als ”eingeboren“? Wenn der zweite Ausdruck verwendet wird, so sollte es umso mehr auch der erste werden. Jeder Sohn ist konsubstantial mit seinem Vater. Wahrscheinlich hat das griechische Äquivalent dieses Wortes noch eine andere Bedeutung. Aber ich halte mich natürlich nicht für zuständig genug, um all diese Rätsel der Theologie zu erörtern. Ich glaube, das wäre eine unnütze Zeitvergeudung. Die Bündnisse Christi haben eine weit größere Bedeutung als Sein Ursprung.

       Haben Sie das Buch von White ”Der Streit zwischen Wissenschaft und Theologie“ erhalten? Obwohl es stark gekürzt herauskam, beinhaltet es dennoch wertvolles Material, das weit überzeugender ist als die theologischen Streitfragen.

       Hier möchte ich Ihnen aus dem Buch ”Dobrotolubye“, Band I, die Prognose des großen Antonius über die Lage des Mönchtums in nicht zu ferner Zukunft zitieren.

       ”26. Ein andermal enthüllt St. Antonius seinen Schülern, dass wegen Mangel an Glaubenseifer das Mönchtum schwächer und sein Ruhm verblassen wird. Einige seiner Schüler, nachdem sie viele Mönche in der Einsiedelei sahen, mit edlen Tugenden, die zum Nacheifern des heiligen Lebens in einer Einsiedelei anregten, fragten St. Antonius: ‚Vater, wie lange werden dieser Glaubenseifer, diese Inbrunst, diese Liebe zur Abgeschiedenheit, Armut, Demut, Enthaltsamkeit und alle diese Tugenden, nach denen die Mönche unverdrossen streben, anhalten?‘ Der Mann Gottes antwortete mit einem Seufzer unter Tränen: ‚Die Zeit naht, meine lieben Kinder, wo die Mönche die Einsiedeleien verlassen und in die reichen Städte strömen werden, wo sie sich anstelle von Einsiedlerhöhlen und engen Zellen stolze Bauten errichten werden, die den Palästen der Könige nicht nachstehen. Zugleich wird Liebe zur Anhäufung von Reichtümern erstehen, anstelle von Demut wird Stolz treten, viele von ihnen werden in ihrem Wissen hochmütig sein, aber es wird leerer Hochmut sein, fremd den guten Taten, die allein gutes Wissen begleiten. Die Liebe wird erkalten, anstatt zur Enthaltsamkeit wird es zu Schlemmerei führen und viele von ihnen werden nach lukullischer Speise trachten, nicht minder als die Laien, von denen die Mönche sich weder dem Gewande noch der Kopfbedeckung nach unterscheiden werden – und so werden auch sie ein weltliches Leben führen, sich aber trotzdem Mönche nennen. (Ein Mönch aber lebt wirklich in Einsamkeit). Obendrein werden sie sich patronymische Namen zulegen, und behaupten ‚ich gehöre zu Paul, und ich zu Apollos‘ (I Korinther 1:12), als ob die Macht ihres Mönchtums der Verdienst ihrer Vorväter wäre; sie werden sich durch ihre Väter verherrlichen, genauso wie es die Juden tun durch ihren Vater Abraham. Aber sie werden sich auch als besser und vollkommener als wir hinstellen, denn gesegnet, wer versucht wurde und nicht fiel, dem Bösen gegenüberstand und es nicht vollführte, vielmehr als der, der angezogen wird vom Guten, von den vielen Glaubenseiferern, die ihm zustreben. Aus diesem Grunde werden Noah, Abraham und Lot, die inmitten böser Menschen ein solch beispielhaftes Leben führten, in den Schriften völlig zu Recht verherrlicht.‘”

       Ja, das Schwierigste ist, den Leib Christi reinzuwaschen, und die sinnloseste, verderblichste Erscheinung liegt in dem Bekenntnis bestimmter Kirchenvertreter, dass ”sie die Verneiner der Wahrheit nicht schrecken, aber die Theosophen und andere ”Okkultisten“, die Christus auf ihre Weise darstellen wollen. Und die wollen sie mit jedem und allen Mitteln bis zum Tode bekämpfen.”

       Sie spüren, was dieses Bekenntnis birgt. Man ist entsetzt bei diesem Wiederaufleben mittelalterlicher Intoleranz. Dem liegen die gleichen Motive zugrunde, die die Inquisition entstehen ließen, diese Apotheose menschlicher Unwissenheit und Gier.

       Wir lesen gerade in einer amerikanischen Zeitung, dass im Hinblick auf das Weihnachtsfest die amerikanischen Justizbehörden die Anordnung trafen, vierzig Priestern, die wegen verschiedener Vergehen eingekerkert sind, für 24 Stunden freizugeben, damit sie die Feiertage bei ihren Familien verbringen können. Nur einem Priester, dem ein schweres Vergehen zur Last gelegt wird, ist dies nicht gewährt worden.

       Es gibt nicht wenige Vergehen unter den Priestern in der ganzen Welt. Wie viele erwählen das Amt des Priesters nur wegen eines sicheren Lebensunterhalts! Doch es naht ein neues Bewusstsein, um das alte zu ersetzen, das die Bündnisse Christi und aller Seiner Großen Brüder im Lichte neuen Verstehens annehmen wird. Im Banner der Neuen Zeit steht eingeschrieben: Wissen, Toleranz, Zusammenarbeit!

       29. Januar 1938

       Wenn wir uns der Mühe unterziehen, die Grundlagen des Universums zu erklären, sollten wir an die Unbegrenztheit des Wissens denken und folglich das Mysterium, das die Welt aufrechterhält. Wie Sie wahrscheinlich schon bemerkt haben, versuche ich immer, die Behauptungen, die – wenn sie die geheimsten und tiefsten Daseinsgrundlagen berühren – zu kategorisch sind, abzumindern.

       Wird vom Universum gesprochen, so ist es üblich, Geist und Materie gegenüberzustellen. Doch im Grunde genommen ist solch eine Gegenüberstellung unrichtig und erscheint gleichsam als Maja oder Illusion. Wir kennen nur EIN ELEMENT – benannt GEIST-MATERIE. Die östliche Philosophie behauptet, dass Parabrahman keine Offenbarung hat außerhalb des Schleiers von Mulaprakriti, oder dass Geist ohne Materie nichts ist. Ein Beispiel von einem Stück Eis (grobstoffliche Materie), das sich in Wasser auflöst (in einen feineren Materiezustand) und schließlich in Dampf (Geist) übergeht, veranschaulicht das Wechselverhältnis von Geist und Materie ausgezeichnet. Daher würde ich sagen, dass alles Bestehende sich aus verschiedenen Verbindungen und Differenzierungen des EINEN ELEMENTES zusammensetzt. Wahrlich, Geist ist Vollendung der Materie.

       Daher sollte man ins Auge fassen, dass es keine Materie gibt, in der nicht in irgendeiner qualifizierten Erscheinung Geist vorhanden wäre. Denn wo immer es eine Erscheinung gibt, ist Leben oder Geist. Ich weiß, dass es üblich ist, Materie als passiv, chaotisch und leblos zu bezeichnen, aber alle diese Begriffsbestimmungen sind nicht genau.

       Urmaterie oder Materia Matrix, die Grundlage des Universums, als uranfänglicher Leiter oder Träger des Geistes, kann nicht chaotisch oder leblos sein; nur ihre niedersten Stadien zeigen die Qualität eines chaotischen Zustandes.

       Materia Lucida, eine der uns mehr oder weniger bekannten nächsten Stadien der Materie, ist herrlich schön und besitzt die Eigenschaft der Formbarkeit eines höheren Grades. Auch sollte man Geist nicht als absolute Vernunft bezeichnen, als Gegensatz zur Materie, weil der Geist nur durch Kristallisation in Materie oder durch Einströmen in sie seine Potentialität und durch Kontakt mit der Welt der Formen vielfältige Vernunft offenbart. Geist ist Bewusstsein, aber Kosmische Vernunft ist die kollektive Vernunft des ganzen offenbarten Universums. Wir besitzen die Krone der Kosmischen Vernunft in der HIERARCHIE des LICHTS oder der Logoi.

       Das Element GEIST-MATERIE enthält wirklich das ganze offenbarte Universum; daher sollte man nicht sagen, auf einer Seite stünde Geist, auf der anderen Urmaterie. In Wirklichkeit sind sie Eins, und nur verschiedene Grade der Differentiation dieses Elementes ergeben in seinen Verbindungen die ganze Verschiedenartigkeit des offenbarten und sichtbaren Kosmos.

       Ich anerkenne, dass es unmöglich ist, Gegensätze überhaupt zu vermeiden, denn die groben physischen Erscheinungen sind von ihrem Ursprung ungeheuer weit entfernt. Außerdem legen wir, gerade wenn wir die Gegensatzpaare vergleichen, die ersten Wissensstufen; und auf den nächsten Stufen lernen wir es, diese Gegensätze zu verbinden.

       Sind Sie überrascht durch den Ausdruck ”negative Abstraktion“? Würden wir jedoch bedenken, dass die Mahatmas Geist, ohne Hülle von Materie, Nihil nannten, oder dass die Vedantisten, als sie die Ursächliche Ursache des Seins definierten, nichts fanden als Negation und sie Ursachlose Ursache oder Wurzellose Wurzel, oder einfach Neti, Neti (nicht das, nicht das) nannten, dann ist der Ausdruck ”negative Abstraktion“ annehmbar.

       Es gibt keine Gottheit außerhalb des Universums. Daher kann der Ausdruck ”Aspekt Gottes und Universum“ Verwirrung stiften.

       In Ihrem Auszug aus dem Vortrag der ”Geheimlehre“ gibt es eine Ungenauigkeit. Der Vortragende mag damit nicht vertraut gewesen sein. So sagt er, dass ”die Atome qualitativ gleich sind und keine Individualität besitzen …”. Das ist nicht ganz so, wenn auch das Wesen der Atome gleich ist, so unterscheiden sie sich doch qualitativ. Dieser Unterschied kann in ihren Schwingungen festgestellt werden. Jedes Atom reagiert auf die mit ihm verwandte Schwingung. Daher hat jedes von ihnen seine eigene Schwingung, das heißt, dass sie einen Keim von Individualität besitzen.

* * *

       Unser Sonnensystem setzt sich aus einer größeren Anzahl von Planeten zusammen, als unsere derzeitigen Wissenschaftler annehmen. Es trifft zu, dass sich einige Planeten noch im Formungsprozess befinden. Obwohl Uranus und Neptun der höheren Anziehung angehören, sollte man sie dennoch als zu unserem Sonnensystem gehörend betrachten, denn diese zwei Planeten haben ungeheuren Einfluss auf unseren Planeten Erde und tatsächlich auf das ganze Sonnensystem. Der Einfluss des Uranus wird in der kommenden Ära mit besonderer Lebhaftigkeit offenbar.

       Die menschliche Evolution gilt als die Krone des Universums, aber wir wissen, dass der irdische Mensch in seiner Form und seinen Geweben noch sehr grob ist im Vergleich, sagen wir, zu den Bewohnern des Jupiters und der Venus.

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       Allein die völlige Vernichtung der Persönlichkeit ist möglich, jedoch nicht jene der Individualität, in die diese Persönlichkeit eingegangen ist. Bei der Vollendung eines Manwantara, bei der Durchsicht des Buches der Leben einer jeden Individualität, wird es in einigen dieser Bücher ganze Fehlseiten (irdischer Inkarnationen) gegeben, wonach die Individualität durch ihre Teilmanifestation als Persönlichkeit die Ernte der sie nährenden höheren Energien nicht einbringen konnte.

* * *

       Ich kann Ihre Verzweiflung, die Sie beim Studieren der ”Geheimlehre“ befällt, verstehen. Jedoch die Konfrontation mit der Größe des Kosmos lässt sich nicht umgehen. Es kommt die Zeit, wo die Verzweiflung beim Schauen des majestätischen Zaubers Unbegrenzten Seins sich in Freude wandelt.

       Zur Erleichterung würde ich unbedingt vorschlagen, sich nur jene Stellen herauszuschreiben aus der Geheimlehre, welche die geheime oder heilige Lehre betreffen. Sie werden sehen, wie Ihnen vieles klar wird. Die Fülle des zur Bekräftigung dieser oder jener Behauptung gesammelten verschiedenen Materials verdunkelt manchmal die Grundgedanken. Versuchen Sie vorerst, nur diese Stellen herauszuschälen.

       Man muss auch verstehen, dass Raum an sich ein Meer von Feuer darstellt und seine feurigen Funken zahllose Monaden bilden.

       11. Februar 1938

       In Gedanken an die Teuren, die bereits in eine bessere Welt hinübergegangen sind, Freude zu empfinden, ist an sich eine große geistige Errungenschaft. Wahrlich, man kann sich darüber freuen, wenn der Geist in die Feinstoffliche Welt hinübergeht und vorher mit dem Streben zur HIERARCHIE des LICHTS vertraut war. Solch ein Geist setzt, unterstützt vom Lehrer, sein Studium fort und widmet sich jener Arbeit, die ihm nahesteht. Alle irdischen Bindungen, geistige wie Herzensbindungen, werden in der Feinstofflichen Welt nicht nur bewahrt, sondern wachsen weiter und werden verfeinert. Und Ihre Gelassenheit und Freude rührt daher, dass Ihr Geist in den Nachtstunden mit Ihren Teuren in völliger Verbindung ist. Lichtvolle, freudvolle und strebende Gedanken belasten den Hinübergegangenen nicht, im Gegenteil, solche Fluide stärken ihn und sein Streben zum Allgemeinwohl. Freuen Sie sich daher über die Ihnen von O. V. gebotene Möglichkeit und stärken Sie Ihre eigenen Schwingen, damit Ihr Hinübergehen gleich freudvoll und schön wird. Würden die Menschen die Wahrheit kennen, könnten sie sich selbst überzeugen, dass der Augenblick des Todes für einen erleuchteten und strebenden Geist ein Augenblick größter Seligkeit ist, ihre Furcht vor dem Tode wäre für immer gebannt.

       Grämen Sie sich nicht, weil Sie gezwungen sind für ihren materiellen Lebensunterhalt zu arbeiten. Sie sollten sich nur nicht übermüden, daher rate ich Ihnen dringend, besonders schwere Arbeiten zu unterlassen. Widmen Sie Ihre Ruhestunden der Lehre und versuchen Sie, wenn möglich, gute Samenkörner auszustreuen, sich Ihrem Gesprächspartner seiner Bewusstseinshöhe entsprechend nach dem Kanon ”Mit deinem Gott“ anzupassen. Es ist gut, wenn Sie Themen der Lehre verwenden, aber machen Sie das peinlichst genau, ohne Auslassungen – in genauer Folge aus allen Büchern. Auch ich könnte Ihnen eine äußerst nützliche Arbeit anbieten. Es ist sehr wichtig, einen kompletten Index von allen Büchern der Lehre zusammenzustellen. Das ist wirklich eine sehr selbstlose Arbeit, die viel Geduld und Genauigkeit erfordert, und ich meine, Sie könnten sie ausgezeichnet vollbringen. Mir ist mitgeteilt worden, dass eines der Mitglieder der Gesellschaft einen solchen Index über die BÜCHER der LEHRE zusammenstellte, doch weiß ich nicht, ob dieser für alle Bücher gilt; außerdem weiß ich nicht, ob der von ihm zusammengestellte Index vollständig ist. Es soll nicht nur ein Wort oder ein Begriff, der auf einer bestimmten Seite eines Buches oder in einem Paragraphen vorkommt, erwähnt werden, sondern es soll die ganze Verbindung aufgezeigt werden, d. h. zwei oder drei wichtige nachfolgende Wörter müssen mit angeführt werden. Denken Sie über diese notwendige Arbeit nach und machen Sie sich mit der Technik dieser Arbeit vertraut. Diese Arbeit können Sie an mehrere Mitarbeiter verteilen, oder es kann überhaupt zusammengearbeitet werden.

       Es freut mich zu hören, dass Sie es sich zur Gewohnheit gemacht haben, einen Tag im Museum zu verbringen. Man könnte dazu auch Gruppen aus Erziehungsinstituten und Schulen einladen und ihnen kurze Erläuterungen und biographische Daten über die Künstler sowie über die Bedeutung der Kunst geben, diesem mächtigsten Faktor in der geistigen Entwicklung der Menschheit.

       Uns wurde mitgeteilt, dass in der Gesellschaft bald eine Frauenabteilung ins Leben gerufen wird. Natürlich, ich begreife, dass Ihre unmittelbare Tätigkeit etwas beschränkt sein wird, solange Sie sich nicht mit der örtlichen Sprache vertraut gemacht haben. Sie könnten aber nützliche Ratschläge erteilen oder andere wünschenswerte Unterstützung leisten. Denken Sie nach über die Errichtung dieser Abteilung; sollten Sie aber merken, dass es für Sie zu schwer ist oder Sie sich nicht geeignet fühlen, dann zwingen Sie sich nicht dazu. Wählen Sie, was Ihnen mehr liegt, besuchen Sie aber die Gesellschaft oft. Am meisten schätze ich es, dass Sie unsere R. Y.-Gesellschaft lieben, die freundschaftliche Aura in der Gesellschaft ist besonders wohltätig. Wir sind sehr bestrebt, die Einigkeit unter allen Mitarbeitern zu erhalten und schätzen alle, die die Bedeutung dieses erhabenen Gebotes verstehen, weil es das einzige Bollwerk jeden Aufbaus ist, besonders eines geistigen. Oft können selbst jene, die alle Bücher der Lehre gelesen haben, trotzdem nicht erkennen, dass ohne das Verständnis für die Erhaltung der Einigkeit unter den Mitgliedern kein geistiger Fortschritt möglich ist. Viele verstehen Einigkeit nur darin, dass alle Mitarbeiter ihre Meinung gutheißen, sie können nicht die nötige Großmütigkeit aufbringen, um Zugeständnisse zu machen. Ja, nichts ist schwieriger, als das Zusammenarbeiten zu lernen. Und dennoch verlangt die neue Evolutionsstufe eindringlich nach solcher Zusammenarbeit. Alle wissenschaftlichen Bereiche, alle Arbeitsarten haben infolge ihrer steigenden Komplexität die Leistungsgrenze des einzelnen bereits überschritten und verlangen nach Zusammenarbeit vieler Schaffender, um neue dringende Aufgaben durchführen zu können.

       So biete ich Ihnen eine höchst nützliche Tätigkeit an, die Sie gerade im täglichen Leben praktizieren können: Unterstützen Sie Zusammenarbeit und stiften Sie Frieden.

* * *

       Verbinden Sie die physische Arbeit in vollem Maß mit der geistigen, und ihre geistige Freude wird sich vervielfältigen.

       Alle großen Lehrer arbeiteten viel, und physische Arbeit war ihnen nicht fremd. Denken Sie an den Heiligen Sergius und an Christus. Beide arbeiteten hart. Jesus verdiente sich seinen Lebensunterhalt als Zimmermann und Töpfer. In den autorisierten Schriften blieb diese Seite des Lebens des Großen Lehrers praktisch unbeachtet, aber sie ist in den Apokryphen und natürlich in den esoterischen Berichten bewahrt geblieben. Vielleicht ist mehr in den Apokryphen zu finden, die Seiner Zeit näherstanden.

       Arbeiten Sie somit, aber übermüden Sie sich nicht. Übereinstimmend sprechen alle Großen Lehrer vom Goldenen Mittelweg. Alle Übertreibungen, die unserer Gesundheit abträglich sind, müssen gemieden werden. Wir müssen unser Instrument schonen, weil sein Zustand sich auf unseren Geist auswirkt und seine Erscheinungen nachteilig beeinflusst. Wir können nur mit einem unbelasteten Geist aufsteigen. Seien Sie daher vorsichtig und geben Sie schwere Arbeit, wie Schneeschaufeln u. dgl. auf.

       Und nun möchte ich Ihnen sagen – glauben Sie an die Neue Welt. Ein mächtiger Fels erhebt sich inmitten des Chaos. Die Kräfte des Lichts beschützen ihn. Aber Menschen mit einem engen Gesichtswinkel können aus den Gleisen des alten Denkens nicht heraus und verstehen daher die vielen laufenden Verschiebungen sowie das Suchen und die Vorstellungen, die die besten Herzen erfüllen, nicht. Der Iwan ist zu Hunderten und Tausenden erwacht; die Bewusstseinsverschiebung der Menschen ist ungeheuerlich, und trotz aller Schwierigkeiten wächst das Land der Zukunft und beginnt seine Bestimmung zu verstehen.

       Ich glaube an unser Vaterland und ich glaube nicht nur, sondern weiß, dass die Heldentat, die uns jetzt bevorsteht, schwer ist, jedoch ist es freudvoll zu erkennen, dass wir Samenkörner ausstreuen können, die reichste Ernte einbringen werden. Gegenwärtig durchschreitet die ganze Welt eine dreimal schwierigere Zeit und es ist darauf hingewiesen worden, den ersten Vers des Kapitels 21 in der Apokalypse zu lesen, er lautet: ”Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde …” So ist es, und mit dem alten Bewusstsein kann man in die neue Welt nicht eingehen.

       Wenn Sie Fragen haben, will ich sie gern beantworten.

       Die finsteren Kräfte schreiten vereint in geschlossener Front voran, gehetzt von Furcht vor ihrer bevorstehenden Schwächung. Das Jahr 1942 kennzeichnet das Ende des Schwarzen Zeitalters, unser Planet tritt in eine neue, bessere Epoche ein. Obwohl die Folgen des Schwarzen Zeitalters nachwirken werden, beginnt unter den segensreichen Strahlen der neuen Gestirnskonstellation das weite Säen schon zu sprießen; und die Säer der Finsternis werden den Anfang der Niederlage erleiden. Gegenwärtig werden diese Säer in der ganzen Welt durch starke kosmische Ströme gestärkt. Aus diesem Grunde ist es für alle, die den außergewöhnlichen Augenblick kennen, überaus wichtig, Einigkeit zu bewahren, denn nur diese wird sie vor allen Angriffen retten. Einigkeit ist der beste Schild für die Gesundheit.

       Empfangen Sie meine besten Wünsche und bewahren Sie die Freude der Möglichkeit geistiger und physischer Arbeit.

       8. März 1938

       Vertrauen ist eine der seltensten Eigenschaften und das Fundament jeden Aufbaus. Ohne Vertrauen kann es weder Fortschritt noch Entwicklung geben. Seien Sie daher gesegnet, wenn Ihnen diese seltene Eigenschaft bereits eigen ist. Hüten und vertiefen Sie sie durch Ihre Herzenseinsicht.

       Mit Interesse las ich vom Vorbereitungspfad, der SIE zur LEHRE DES LEBENS führte. Es ist wirklich gut, die Vorbereitungsklassen zu durchschreiten und sich davon zu überzeugen, wie sehr die Gedankenevolution und die Komplexität des Lebens die erstarrten Formeln der errichteten kirchlichen Dogmen überflügelt haben.

       Nun zu Ihren Fragen: Sie schreiben, dass ”im Kelch des Ostens“ empfohlen wird, für die Rettung seines Nächsten nicht sein Leben einzusetzen. Leider kann ich diese Stelle momentan nicht finden, aber wahrscheinlich ist diese Behauptung im Zusammenhang mit einem speziellen Fall erfolgt.

       Aufgrund der uns übermittelten Lehre des Lebens möchte ich sagen, dass in allem Angemessenheit zutage treten muss, mit anderen Worten Zweckdienlichkeit, die im ganzen Universum herrscht. Alles muss vom Standpunkt des Allgemeinwohls oder des Nutzens für die ganze Menschheit aus beurteilt werden.

       Stellen wir uns vor, dass ein Mensch (ein Herrscher oder Befehlshaber), der für das Schicksal eines ganzen Landes und Volkes Verantwortung trägt, einen Menschen zu retten eilt (oft einen unwürdigen) und dabei selbst umkommt. Wird solch eine Tat zweckmäßig oder angemessen sein? Könnte das Schicksal eines ganzen Landes durch das Leben eines Menschen oder selbst mehrerer Menschen aufgewogen werden? Jedoch die Sentimentalität, die sich niemals opfert, wird zuerst schreien, dass sich der Mensch in jedem Fall ohne jedwede Überlegung zu opfern hat.

       Ich entsinne mich eines Falles, von dem mir berichtet wurde. In einer amerikanischen Schule stellte ein Lehrer folgendes Thema zur Diskussion. Ein Fabrikant – ein großer Wohltäter ging des Weges, vor ihm spazierte taumelnd ein betrunkener Bettler, der von einem plötzlich aus einer Ecke auftauchenden Wagen niedergefahren wurde. Die Frage lautete: Sollte der Fabrikant hinzugeeilt sein und den Bettler gerettet haben, ohne Rücksicht auf sein Leben, oder tat er recht, sich zurückzuhalten von der Möglichkeit, getötet zu werden? Der Lehrer – ein Amerikaner – bestand darauf, dass der Fabrikant, der für das Leben vieler Arbeiter Verantwortung trägt, richtig handelte, indem er sein Leben schonte. Aber ein Sturm der Entrüstung brach aus, und die öffentliche Meinung bestand darauf, dass ein Mensch nicht überlegen sollte und verpflichtet sei, sich für die Rettung seines Nächsten zu opfern (vergessend, dass sie selbst ihre Nächsten auf jedwede Art täglich kreuzigen). Wahrlich, solche Bewusstseine haben die erste Stufe noch nicht überschritten und können nicht verstehen, dass jedes Opfer sinnvoll sein muss, da es sich sonst böse auswirkt. Von höherer Warte aus gesehen, erscheinen einem oft sogenannte gute Taten als unrecht. Selbst die Volksweisheit besagt: ”Manche Güte ist schlimmer als Diebstahl!” Kommt es nicht oftmals vor, dass wir in unserer Unwissenheit bereit sind, auf Kosten eines weit würdigeren, den schlechten Menschen mit Wohltaten zu überhäufen? Waren nicht die besten kulturell Schaffenden dem Spott und der Verleumdung ausgesetzt? Haben die Menschen nicht die besten Taten verworfen? Und dennoch empfinden diese gleichen Menschen Rührung, wenn ein Trunkenbold gerettet wird, vergessen aber dabei, dass der dafür bezahlte Preis für ein ganzes Land, ja sogar für Länder hätte zum Segen gereichen können.

       Wir wollen daher sagen, dass der Mensch, wo immer möglich, seinem Nächsten helfen sollte, aber er kann nur in dem Fall sein Leben riskieren, wenn er keine große Verantwortung trägt. Es wäre völlig unzweckmäßig und ein schwerer Verlust für die Menschheit, wenn Menschen, die der ganzen Menschheit dienen, so sinnlos ihr Leben riskierten. Was die Massen betrifft, so müssen wir sagen, dass der Mensch immer und überall seinem Nächsten Hilfe leisten muss. Wahrlich, der Mensch, der für die Rettung seines Nächsten sein Leben riskiert, ist ein Held. Aber es gibt verschiedene Risiken und Opfer. Wie wichtig ist das Opfer eines Arztes oder eines Forschers, der selbstaufopfernd mit schrecklich zerstörenden Substanzen arbeitet, um ein Mittel gegen bösartige Krankheiten zu entdecken?! Aber an diese bewussten Märtyrer und Helfer der Menschheit wird selten gedacht.

       So sagt der Große Lehrer: ”Jeder, der den Pfad des Dienstes betritt, muss diesen Dienst des Lichts früher oder später mit persönlicher Heldentat besiegeln. Dieser Dienst wird nicht erkannt werden, wenn es keine Erkenntnis der Zweckdienlichkeit gibt. Und dieser Begriff wird zu eigen, sobald der Geist seine Bestimmung erkennt. Mut und Weisheit entspringen ein und demselben Begriff – dem Guten. Der Mensch birgt in sich das Maß des Wesens seiner Taten. Man kann nicht sagen, wie und wann die entscheidende Stunde schlägt, aber in unserem Herzen vernehmen wir die Frist der Erfüllung. So helfen uns Weisheit und Mut, die ganze Verantwortung für das Wohl der ganzen Menschheit zu verstehen.”

* * *

       Nun zur nächsten Frage: Welche Todesart sollte als die natürlichste angesehen werden? Der natürlichste Tod ist selbstverständlich der infolge hohen Alters. Manchmal muss man auch den infolge einer Krankheit eintretenden Tod als natürlich ansehen, weil der Mensch von Geburt an den Keim der Krankheit in sich trägt. In den durch die entartete Menschheit geschaffenen anomalen unschönen Lebenszuständen können praktisch alle Todesarten als natürlich betrachtet werden.

       Oft trägt eine Krankheit dazu bei, den feinstofflichen Körper von vielen Abscheulichkeiten zu läutern, und so verhilft eine langwierige Krankheit oft zu einem besseren Hinübergehen. Alle sogenannten Unfälle sind allerdings ein Ergebnis von Karma.

* * *

       Ihre dritte Frage betreffs des EINEN PFADES. Genau gesagt gibt es nur einen Leitpfad, nämlich den Pfad der Evolution. Dieser wird aber von zahlreichen verschiedenen Fußwegen begleitet. Wahrlich, jener königliche Pfad ist Eine zu allen Zeitaltern von den Großen Lehrern überbrachte Offenbarung. Jedoch die Sekten und die durch die Anhänger einer Lehre geschaffenen Entstellungen sind zahlreich geworden – vielfältige und oft harte Fußwege, auf denen die Massen der Menschheit dahinkriechen. Jeder Lehrer betont jene Einzelheit der Einen Offenbarung, die bei einem bestimmten Bewusstseinsgrad am nötigsten ist.

       Eignet sich das Bewusstsein die Grundlagen der Lehre des Lebens an, so erhält alles, was sich um uns herum ereignet, unvermeidlich einen anderen Sinn. Das erweiterte Bewusstsein richtet den Ausgangspunkt des Denkens auf die überirdische Ebene und schließt sich dem Bewusstsein der Älteren Brüder der Menschheit an. Ein solches Bewusstsein lernt es, in der wahren Wohnstätte zu leben und kennt mit dem Geist und dem Herzen seine Freunde und Helfer. Ihre Hilfe stellt sich ein, sobald sie nötig und von Nutzen ist. Wollen wir daher unsere Lebensaufgabe in Ruhe vollführen und unserem Nächsten durch Mut und Ergebenheit ein Beispiel geben! Zur Ermutigung lassen Sie mich eine Seite aus der LEHRE des LEBENS zitieren: ”Ihr wisst, dass die phänomenalen Taten immer stattfinden können. Neben kosmischen Ursachen und Intrusion negativer Kräfte aus der Feinstofflichen Welt können aus sogenanntem Unglauben Wirkungen eintreten. Es ist schwer, zwischen Unglauben und Zweifel eine Grenze zu ziehen. Beide Vipern entstammen demselben Nest. Der Große Wanderer denkt oft, es wäre Glaube, dass es so geschieht. Vergessen wir nicht, dass Christus infolge Unglaubens keine Wunder wirken konnte, dazu gibt es Hinweise. Heute würden die Wissenschaftler Unglauben durch Ablehnung der Autorität ersetzen. Es ist nicht wichtig, welcher Ausdruck gebraucht wird, der Sinn bleibt der gleiche. Der Abbruch des Energiestromes macht die mächtigsten Sendungen zunichte. Diese physische Erscheinung lässt sich, angefangen bei den alltäglichen Situationen, feststellen. Wenn Wir vor Zweifel warnen, sprechen Wir von einem physischen Gesetz. Die Menschen sind imstande, die mächtigste Hilfe zurückzuweisen, denn der freie Wille kann die günstigsten Bedingungen zunichtemachen. Ein Mensch kann gereizt werden und die ihn vor dem Fall bewahrende Hand zurückstoßen. Erneut muss der Lehrer vor dem Schaden des Zweifels warnen.

       Man denke daran, dass Schüler, die an der Macht des Lehrers zweifelten, plötzlich einen Schlag erhielten, den sie als Schicksal werteten. Aber diese Auslegung ist falsch. Wie kann man es Schicksal nennen, wenn ein Mensch die rettende Verbindung trennt? Es ist richtig, die Grundlagen des Glaubens als lebendige Ursache des Fortschritts zu werten.”

       Weiter heißt es: ”Ihr wisst, wie unerwartet sich das Lebensmosaik gestaltet. Aber diese Unverhofftheit gibt es nur auf der irdischen Ebene. Oft redet oder schreibt ein Mensch aus einer bestimmten Absicht heraus, wird aber von den Höheren Kräften zu einem ganz anderen Ziel gelenkt. Der Mensch wähnt, in der von ihm verfolgten Richtung zum Erfolg zu gelangen, in Wirklichkeit aber erzielt er auf einem völlig unerwarteten Gebiet einen weit größeren Erfolg. Er schreibt an eine bestimmte Person, doch das Ergebnis kommt von einer unverhofften Seite. Oft leiten Wir vielfältige Ergebnisse aus einer Tat ab. Zählten Wir jedoch alle Folgen auf, der Mensch wäre verwirrt, und dadurch würde seine psychische Energie wesentlich abgeschwächt. Allein durch die Bewusstseinserweiterung kann man seinen Horizont erweitern. Der Große Wanderer lehrte die Bewusstseinserweiterung. Er sagte wiederholt: ‚Öffnet eure Augen und Ohren.‘ In der Tat, Er lehrte, nicht nur für Seine Weisungen die Ohren zu öffnen, sondern auch, dass durch Bewusstseinserweiterung die wahre Tiefe des Verstandes erreicht werden kann. Aber kann man einen Strick durch ein Nadelöhr ziehen? Eine große Botschaft wird von einem engen Ohr nicht aufgenommen. Man kann sich vorstellen, wie viele Seiner Lehren nicht in die Ohren Seiner Zuhörer eindrangen. Manches wurde bruchstückhaft behalten; der Zusammenhang ging verloren und damit der ursprüngliche Sinn. Ich möchte nicht sagen, dass der Sinn verkehrt wurde, aber die Schönheit des Wortes war nicht mehr gegeben. So viele Große Lehrer erlitten Entstellungen ihrer Gedanken. In den räumlichen Berichten sind die Gedanken der Lehrer besser bewahrt. Als segensreicher Tau senken sie sich nieder auf jene, die sie aufnehmen können. Da die Lehrer das wissen, sind sie durch irdische Entstellungen nicht beunruhigt. Das Vorbestimmte wird eintreffen, und ein offenes Herz wird es aufnehmen. Auch menschliche Gedanken wachsen im Raum. Jeder heroische selbstlose Gedanke ist bereits eine Saat für die künftige Welt. Nicht allein die Großen Lehrer, sondern jeder Denker vermag ein Baumeister des Guten im Kosmos zu werden. Die Menschen lieben es nicht, in Gedanken an die fernen Welten zu verweilen, aber diese wahren Gedanken sind ein feiner Reiniger des Wissens. Auf den räumlichen Fußwegen wird es weder Neid noch Bosheit oder Grobheit geben. Der Große Lehrer lenkte den Blick der Schüler oft auf die Gestirne und sagte: ‚Viele Wohnstätten gibt es, und überall ist Leben.‘ Er wollte, dass seine Schüler die Unbegrenztheit lieben lernten.”

       Wir wollen immer an das rettende Band denken und daran, dass jedes Ereignis, jede Tat viele Folgen hat. Heutige Erbitterung wird zur Freude von morgen.

       15. März 1938

       Ihre Worte, dass Ihnen das Studium der BÜCHER DER LEHRE DES LEBENS Freude bereitet, haben mich zutiefst gerührt. Ist es denn nicht wirklich freudvoll, von den kurzen, äußerst weisen und lebendigen, so unermüdlich und edelmütig ausgestreuten Formeln beeindruckt zu sein? Die Freude der Bewusstseinserweiterung ist eine der erhabensten und reinsten Freuden. In der Tat, nur durch das erweiterte Bewusstsein ist es uns möglich, trotz aller geschehenden Greuel, trotz des Niedertrampelns der heiligsten Begriffe und Grundlagen menschlicher Würde, für die Menschheit Mitleid und Liebe im Herzen zu bewahren. Auch durch Denken wird das Herz genährt.

       Streben Sie mit aller Kraft Ihres Geistes zum Licht der Zukunft. Psychische Energie, die uns in die überirdischen Sphären trägt, wird hier auf Erden gespeichert, und ihr bester Erwecker und Erzieher ist das freudvolle Streben in die Zukunft, reich an erleuchteten Taten, wie auf Erden so in der Feinstofflichen Welt. Könnten die Menschen verstehen, dass für einen reinen und bestrebten Menschen das Hinübergehen in die Feinstoffliche Welt die höchste Freude, das höchste Entzücken sowie völliger Anschluss an die geliebte Arbeit bedeutet, so würden viele danach streben, durch würdiges Leben auf Erden diesen freudvollen und erweiterten Zustand zu erleben.

       Ihre psychische Energie befindet sich derzeit in einem feinen Zustand, ich freue mich darüber. Doch in Anbetracht der unsagbar bedrückenden kosmischen Ströme, die fürchterliche Störungen im Raume verursachen, bitte ich Sie, Ihre Gesundheit zu hüten und nicht darüber erbittert zu sein, dass bei jenen, denen Sie begegnen, Unverständnis zutage tritt. Man muss sich mit jedem seiner Bewusstseinshöhe entsprechend unterhalten. Die gesamte Weiße Bruderschaft lebt durch dieses Gebot. Darin liegt große Weisheit, Güte und großes Mitleid. Zu allen Zeiten ist das Los eines Lehrers das gleiche. Er muss Geduld und Mitleid besitzen und sich dem Niveau der Zuhörer anpassen. Er muss endlos dieselben Fragen berühren und darf den Fragesteller nicht verärgern, indem er ihn daran erinnert, dass die gestellte Frage bereits wiederholt beantwortet wurde. Man ist erstaunt über die unerschöpfliche Geduld der Lehrer, die durch Äonen die bedrückendsten und schwierigsten Inkarnationen auf sich nahmen, um das Bewusstsein der undankbaren Menschheit zu heben, die ihre Befreier und Retter auf jedwede Art verfolgte und kreuzigte. So war es und so ist es, aber wir wollen hoffen, dass es in der kommenden Epoche etwas Erleuchtung geben wird.

       17. März 1938

       Alles, was Sie schreiben, bestätigt den ernsten Zustand der Welt in dem gegenwärtigen schwarzen Zeitalter. Immer wieder haben die besten Vertreter der Menschheit Zeitalter hindurch für alles, was fortschrittlich und lebendig ist, den tragischen Kampf gegen die überholten und abgestorbenen Begriffe geführt, mit denen das Bewusstsein der meisten erfüllt ist. Wie wir sehen, nimmt dieser Kampf bereits ein planetares Ausmaß an und wird in alle Bereiche und Gebiete des Lebens getragen, jedoch die Anhänger des Lichts und des Fortschritts mehren sich, und jede neue Idee oder Entdeckung findet schnellere Anerkennung als in den Zeiten, in denen die für die Menschheit so wichtigen Entdeckungen infolge Unwissenheit oft für Hunderte von Jahren hinausgeschoben wurden.

       Man darf nicht vergessen, dass der Pfad der Wohltäter und Erleuchter der Menschheit dornig ist. Daher ist es so wichtig, die Kinder bereits in der Schule mit dem Golgotha aller Denker und Märtyrer der Wissenschaft vertraut zu machen, vor allem auf jene ernsten Folgen hinzuweisen, die die Menschheit auf sich lädt, wenn sie sich weigert, eine wissenschaftliche Entdeckung zum rechten Zeitpunkt anzunehmen und den Horizont zu erweitern. Die Mühe um die Bewusstseinserweiterung und den entsprechenden Horizont muss zum Hauptziel der Erziehung werden, andernfalls wird die Menschheit aus dem Bereich der Selbstvernichtung, vernichtender Aufstände und Kriege nicht herausgelangen.

       Ein weiterer, allumfassender Verstand folgt dem Rhythmus kosmischer Notwendigkeit, mit anderen Worten: der Evolution; er heißt jeden neuen Meilenstein willkommen, der in dem einen oder anderen Lebensbereich eines Landes zutage tritt. Er wird daran nicht vorbeigehen, denn er weiß, dass jeder Meilenstein neue Horizonte des hohen, im gesamten Universum vorherrschenden Wissens enthüllen kann.

       Wollen wir daher die Evolution, die uns in ihrer wunderbaren Folgerichtigkeit die neuen Facetten unbegrenzten Wissens enthüllt, willkommen heißen und ihr folgen.

       5. April 1938

       Ich freue mich über Ihre Referate und darüber, dass sie von den Zuhörern mit solch großem Interesse aufgenommen wurden. Die Bildung und Erziehung der Menschen ist das wichtigste – die wesentlichste und dringendste Aufgabe jedes Landes. Daran muss man immer denken. Wo die Menschen ihre Bestimmung im Universum und ihre Verantwortlichkeit erkannt haben, wird es keine unheilvollen Aufstände, keine Exzesse geben und sie werden die Bedeutung ihrer Heldentat im Leben klar wahrnehmen können. Ein erweiterter Horizont schließt nicht nur selbstvernichtende Stagnation aus, sondern auch jeglichen Fanatismus, sei er religiöser oder revolutionärer Art; er kann den rechtschaffenen Pfad der Evolution aufzeigen.

       Denken Sie daran, dass auch Christus die Bewusstseinserweiterung lehrte. Er sagte wiederholt: ”Öffnet eure Augen und Ohren!” In der Tat, Er lehrte nicht nur, für Seine Weisungen die Ohren zu öffnen, sondern auch, dass durch Bewusstseinserweiterung die wahre Tiefe des Verstandes erlangt werden kann. Aber kann man einen Strick durch ein Nadelöhr ziehen? Eine große Botschaft wird von einem engen Ohr nicht aufgenommen.

       Arbeiten Sie in Freude, streuen Sie nützliche Samenkörner aus.

       Jemanden stört es, dass die BÜCHER DER LEHRE DES LEBENS an einer Stelle vom Nutzen des Schlafes sprechen und an anderer von der Schädlichkeit der Schläfrigkeit. Diese Begriffe unterscheiden sich jedoch stark voneinander. Ein gesunder Schlaf von sechs bis acht Stunden (in der Stadt!) ist nicht nur gesund, sondern absolut notwendig, weil unser feinstofflicher Körper in diesen Stunden die so notwendige Nahrung aus der Feinstofflichen Welt erhält. Schläfrigkeit hingegen kann mehrere Ursachen haben und man sollte diese erkennen. Schläfrigkeit hat oft kosmische Ursachen oder kommt durch die Berührung mit einer kranken vampirischen Aura, die einem die Energie bis zur völligen Erschöpfung aussaugen kann. Nicht selten gibt es Fälle, wo unsere psychische Energie von uns Nahestehenden plötzlich gebraucht wird. Dann eilt sie nach dem Gesetz des geistigen Magneten sofort dahin zu Hilfe, und bei ihrem Abfluss befällt uns tatsächlich Schläfrigkeit, ja sogar Schwindel, und es ist, als wären wir vorübergehend kurz abwesend.

       Schläfrigkeit ist für Menschen träger Natur und für jene, die sich kaum mit dem Denken befassen, schädlich, weil sie zu einem chronischen Zustand wird. Solch eine Person öffnet sich für alle äußeren Einflüsse, einschließlich Besessenheit. Sie ist für jede Infektion leicht anfällig, und im Falle einer ernsten Krankheit bringt sie nicht die Kraft auf, diese zu bekämpfen, weil sich ihre psychische Energie in einem embryonalen Zustand befindet. Gut entwickelte und ausgeglichene psychische Energie ist die Quelle von Langlebigkeit. Psychische Energie ist das Lebenselixier.

       Nun über Erscheinungen aus der Feinstofflichen Welt. In den heiligen Schriften aller Völker gibt es Hinweise über posthume Erscheinungen und den Verkehr mit den Höheren Kräften, zuweilen durch Teraphime, die aber völlig unterschiedlich sein können. In der Bibel gibt es einen solchen Hinweis über die Vision des Königs Saul vom Propheten Samuel, wenn ich nicht irre. Auch aus allen Beschreibungen über die posthumen Erscheinungen Christi geht klar hervor, dass sie im feinstofflichen Körper stattfanden. Beachten Sie das plötzliche Erscheinen in einem verschlossenen Zimmer und die Art, wie in gleicher Weise auf ihr Verschwinden hingewiesen wurde. Aus vielen Gründen konnten IHN bei diesem Erscheinen auch die Jünger nicht erkennen, und als sich ihre Augen weiteten und sie Ihn erkannten, entschwand Er ihrer Sicht. Dies alles zeugt entschieden von der Auferstehung Christi, und zwar im feinstofflichen Körper. Alle jene, die in unserer Zeit Zeuge solcher Erscheinungen aus der Feinstofflichen Welt wurden, können ebenfalls diese eigenartige Unverhofftheit der Erscheinungen sowie deren Verschwinden bestätigen. Nur die geistig Blinden oder absolut Unwissenden können an eine physische Auferstehung des Großen Lehrers glauben.

       Erkennen Sie darüber hinaus im Erscheinen eines feinstofflichen Körpers aus einer anderen Welt nicht ein weitaus größeres Wunder als die Auferstehung im physischen Körper? Die Zeit wird kommen, und sie ist nicht mehr fern, wo Ärzte Tote aufwecken werden, weil der feinstoffliche Körper nicht aus der grobstofflichen Hülle austrat, oder, wie man im Osten sagt, der silberne Faden, der den feinstofflichen Körper mit dem physischen verbindet, nicht durchtrennt wurde. Es kann sein, dass die Menschen eine derartige Geschicklichkeit in schwarzer Magie erlangen werden, dass nach dem Austritt des feinstofflichen Körpers ein anderer Bewohner der Feinstofflichen Welt die zurückbleibende Hülle besetzt. In Tibet können vielfach Erscheinungen beobachtet werden, wo der zurückgebliebene Körper von einem abscheulichen Elementar – oder Tiergeist besetzt wird. Solch ein wiederbelebter Leichnam greift meistens in der Nähe befindliche Menschen an und beißt sie oft zu Tode. Freilich, diese Besessenheit ist nur im Körper eines sehr niedrigstehenden Menschen möglich. Aber in Indien kann man auch jetzt noch Zeuge der Übertragung des Lebensprinzips sein. So belebte ein Fakir vor den Augen einiger Europäer einen Spatzen wieder, der vorher erwürgt wurde. Der Fakir fiel in Trance, und sobald er sich in diesem Zustand befand, wurde der Spatz wieder lebendig und begann zu fliegen, doch als der Fakir wieder zu sich kam, verendete der Spatz abermals.

       Es gibt ein ausgezeichnetes Buch eines französischen Astronomen, C. Flammarion, in dem er über eintausend Erscheinungen aus der Feinstofflichen Welt sowie über alle Arten von Bekundungen der psychischen Energie berichtet. Dieses Buch ist seinerzeit ins Russische übersetzt worden, es würde sich lohnen, es aufzufinden.

       Was nun die Frage über den Zustand unseres Planeten vor dem Fall Luzifers betrifft, so wissen wir aus östlichen Schriften und der ”Geheimlehre“ wie fortgeschritten und herrlich die Zivilisation der dritten Rasse war, die von den Großen Geistwesen aus den höheren Welten gelenkt und auf eine entsprechende Höhe gebracht wurde. Der endgültige Fall Luzifers fand in der vierten Rasse statt, aber seine Abkehr vom Pfad des Lichts wurde bereits in einer früheren Zeit bemerkt. Als die menschliche Aura in ihm die Oberhand über die Göttliche erlangte, wurde er eifersüchtig, und es begann der erbitterte Kampf gegen die Großen Brüder, der jetzt seinen Höhepunkt erreicht hat. Um das Ziel, alleiniger Herrscher der Erde zu werden, zu erreichen, richteten sich seine Hauptanstrengungen auf die Erniedrigung der Frau. Er wusste, dass mit der Entwürdigung der Frau unvermeidlich die Vergröberung und der Niedergang der Menschheit einsetzen musste. Es gibt ein sehr altes Sprichwort, das besagt: ”Wo die Frau geehrt und beschützt wird, herrscht Wohlstand und die Götter freuen sich.” Die Neue Epoche unter den Strahlen des Uranus wird die Wiedergeburt der Frau einleiten. Die Epoche Maitreyas ist die Epoche der MUTTER DER WELT. Bemerkenswert ist das rapide Erwachen der Frau in Indien. Hier gibt es Frauen, die das Amt eines Ministers ausüben oder eine andere verantwortliche Position einnehmen. Viele Frauen Indiens sind ausgezeichnete Rednerinnen. Die Inder wählen mit Vorliebe Frauen, weil sie an die Vernünftigkeit ihrer Frauen glauben. Es gibt allerdings auch Widersacher der Befreiung der Frau. In bestimmten Bereichen Indiens, wo Frauen der Regierung vorstehen, kann man viele Neuerungen wahrnehmen: Die Tempel sind den niederen Kasten zugänglich, Universitäten, Museen, Laboratorien, Krankenhäuser wurden nach europäischem Modell gegründet.

       19. April 1938

       Natürlich vertraue ich ganz Ihrem Herzen, und Ihre Aura ist das Unterpfand bester Möglichkeiten. Sie schreiben, dass Sie ein Neuling im öffentlichen Leben sind, doch das ist nicht schlimm, denn die Arbeit speichert Erfahrungen; das Wichtigste aber ist die geistige Aufspeicherung der psychischen Energie, und keine Erfahrung kann das Wesen dieser herrlichen Energie ersetzen. Darum sollen wir allem dieses Maß zugrunde legen.

       Ich freue mich, dass Sie Ihre Aufmerksamkeit den Kindern zuwenden. In der Tat, die wichtigste und dringendste Aufgabe liegt in der Erziehung der Kinder und der Jugend. In allen Ländern wird diesem Problem, von dem der ganze Wohlstand und die Stärke der Menschen sowie die eines Landes abhängt, sehr wenig und nur dürftige Aufmerksamkeit geschenkt. Es ist üblich, Bildung mit Erziehung zu verwechseln, und es ist Zeit zu begreifen, dass Schulbildung, wie sie vielfach gehandhabt wird, meistens die sittliche Erziehung nicht nur nicht fördert, sondern sich sogar gegenteilig auswirkt. In den anglo-sächsischen Ländern befassen sich die Schulen vor allem mit der physischen Entwicklung der Jugend, doch zum Schaden ihrer geistigen Entwicklung. Diese übertriebene Sportbegeisterung führt zur Verrohung des Charakters, zum geistigen Verfall und zu mancherlei Krankheiten. Freilich, nicht viel besser steht es mit den modernen Familienverhältnissen und der Erziehung im Elternhaus. Daher ist es an der Zeit, der ernsten und vernachlässigten Lage der Kinder und der Jugend vom sittlichen Standpunkt her Aufmerksamkeit zu schenken. Viele erhabene Begriffe sind aus dem Alltag völlig verschwunden und durch billige Praktiken zwecks leichter Beschaffung verderblichen Komforts und der Stellung ersetzt worden.

       Ohne Verzögerung sollte man Kindergärten, Klubs oder Gemeinschaften errichten, wo Kinder verschiedenen Alters sich in Gruppen zusammenfinden und jene geistige Nahrung erhalten, die sie in der Schule und in den Familien entbehren. Wir hörten kürzlich, dass in Kalifornien und auch sonst in Amerika Prof. Roerich gewidmete Organisationen mit ihrer Tätigkeit begannen. Diese jungen Menschen, Mitglieder dieser Organisation, nennen sich ”Fackelträger“. Die Fackel ist für sie das Symbol des von großen Männern und Frauen aus der Vergangenheit übermittelten Wissens. Die jungen Fackelträger erwählten sich von diesen Helden und Heldinnen das ihnen nahestehende Bildnis und sind bestrebt, ihm im Leben nachzueifern. Ihr Ziel ist es, diese Fackel der Weisheit und Errungenschaft zum Nutzen der kommenden Generationen in die Zukunft zu tragen. Das Bekanntwerden mit den selbstaufopfernden Leben aller Zeitalter und Völker hilft den Kindern, die Größe der menschlichen Würde und Bestimmung zu erkennen und lehrt sie, selbstlose Heldentaten liebzugewinnen. Aus der Geschichte wissen wir, dass jede große Epoche durch den Zustrom mächtiger Wellen der Verehrung des Heldentums in sämtlichen Erscheinungen gekennzeichnet war. Das Gebot der Großen Bruderschaft lautet: ”Schaffet Helden!”

       Würde man den Kindern durch Vorträge die hohe Sittlichkeit aus dem Leben der Helden aller Zeiten und Völker vermitteln, könnten ihnen die heiligen Gesetze des Seins in Form von ansprechenden Erzählungen und Beispielen aus dem Leben aller Naturreiche dargeboten werden. Die gesammelte Weisheit der verschiedenen Zeitalter kann in den einfachsten Formen vorgebracht werden und so viele neue Ausblicke enthüllen. Wirklich, solche Vorträge werden von Kindern noch besser im Gedächtnis behalten, wenn sie selbst in kurzen Schauspielen mitwirken und nach Möglichkeit die Rollen der Helden übernehmen. Ich billige daher Ihr Programm sehr. Die Kinder können bei ihren Zusammenkünften den Namen ihres erwählten Helden tragen.

       Ebenso nützlich ist der Unterricht in den Künsten und des prosaischen Handwerks, denn nichts vermag die schlummernden Fähigkeiten so gut zu wecken wie die Möglichkeit unmittelbarer persönlicher Ausführung. Zu empfehlen sind weiter Chorgesänge, Volkstänze und alle jene Betätigungen, die den gemeinsamen Rhythmus erfordern. Und vor allem, sollte man die Kinder dazu ermutigen, über alles, was sie gelesen, gehört und gesehen haben, ihre eigene Meinung zu äußern; solche Dialoge werden den Grundstein für das Denken legen. Gleich wichtig ist es, anziehende Beschäftigungen und Spiele einzuführen, die besondere Aufmerksamkeit erfordern. Überhaupt ist das Gedächtnis von besonderer Bedeutung.

       In den Senior-Gruppen könnte das Führen von Tagebüchern eingeführt werden, worin alles Gute, das am Tage geleistet wurde sowie alle begangenen Fehler eingeschrieben werden könnten. Und zu Beginn eines neuen Tages sollte der Entschluss gefasst werden, sich ein bestimmtes Verhalten vorzunehmen, wobei der Reizbarkeit, Grobheit, Lüge und im umgekehrten Fall der Höflichkeit, Fürsorge für den Nächsten u. dgl. mehr Beachtung geschenkt wird. Das Führen solch eines Tagebuches zum Zweck der Selbstanalyse wird beträchtlich dazu beitragen, unerwünschte Gewohnheiten abzulegen und neue und nützliche zu festigen. Aus Gewohnheiten werden Eigenschaften.

       Vergessen wir auch nicht die nutzbringenden Exkursionen für die Kinder, damit sie mit verschiedenen Arbeitsgebieten der Wissenschaft und der Kunst vertraut werden. Absolut wichtig ist es, den Kindern die Liebe zur Natur mit allen ihren Erscheinungen einzuflößen. In dieser Hinsicht sind alle Arten von Picknicks und Wanderungen nützlich, bei denen botanische, entomologische und mineralogische Sammlungen angelegt werden können. Alles in allem tragen verschiedene Kollektionen sehr dazu bei, nutzbringendes Wissen zu erwerben.

       Sie tun recht, wenn Sie sich mit verschiedenen pädagogischen und Bildungs-Systemen vertraut machen; so kann man täglich die besten auswählen und sie mit der Synthese der Lehre des Neuen Lebens, oder LEBENDIGEN ETHIK beleben. Haben Sie übrigens alle Hinweise auf die Erziehung und Schulen aus den BÜCHERN DER LEHRE in einem eigenen Notizbuch zusammengefasst?

       Mit Hilfe der Eltern könnte man auch eine genossenschaftliche Bibliothek für Kinder und Jugendliche zusammenstellen. Die Bedeutung des Buches und sein Einfluss auf das junge Bewusstsein kann nicht ermessen werden, denn er ist unbegrenzt. Dieser Bereich muss neben der Fürsorge des Staates zum Hauptthema werden. Oft ist der Eindruck des erstgelesenen Buches für die weitere Denkrichtung ausschlaggebend. Wie viele verpfuschte Leben gibt es, wie viele Verbrechen Minderjähriger. Würde man das Denken dieser Verbrecher untersuchen, so würde sich zeigen, dass ihre schlechten Taten auf das Leben schlechter Bücher oder auf die in Kinos gesehenen schlechten Filme zurückzuführen sind.

       Gern werde ich Ihren Aufsatz durchsehen. Das Bildungsprogramm ist so umfassend wie das Leben selbst. Die Möglichkeiten der Verbesserung sind unerschöpflich; glauben Sie nicht, dass wir an der Schwelle eines neuen Zugangs und der Umgestaltung der ganzen Schulbildung stehen? Die vielen schnell aufeinanderfolgenden Entdeckungen auf allen Gebieten der Wissenschaft nehmen so rapid zu, dass die gegenwärtige Schulbildung mit den neuen Errungenschaften und Forderungen der Zeit bald nicht mehr Schritt halten kann. Im ganzen Bildungssystem werden neue Methoden ausgearbeitet werden müssen. Vor allem die Erziehung zu synthetischem Denken wird dringend notwendig sein.

       Zum Abschluss möchte ich Ihnen einige Ausführungen bringen: ”Ihr wisst, wie sehr sich ein Wort in das Herz des Kindes einprägt. Besonders bis zum siebenten Lebensjahr kann sich das Kind an die Feinstoffliche Welt erinnern. Kinder fühlen dieses Leben eingehend. Es ist nützlich, sie zu fragen, ob sie sich an etwas Besonderes erinnern. Solche Berührungen nennt man ‚Wecken der Erinnerung‘. Selbst wenn mit den Jahren die Erinnerung an die Vergangenheit verblasst, verbleibt dennoch ein Funke schönen Seins. Der Große Lehrer liebte es, die Erinnerung zu wecken. Er ließ Kinder zu sich kommen und befragte sie nicht nur, sondern berührte sich auch mit Seinen Händen, so die Lebendigkeit der Rückerinnerung verstärkend. Er liebte die Kinder nicht nur, sondern sah in ihnen den Fortschritt der Menschheit. Er tat recht, wenn Er sich zu ihnen wie zu Erwachsenen verhielt, denn wird die entfernte Vergangenheit oder die Feinstoffliche Welt in Erinnerung gerufen, versetzt sich der Geist in den Zustand eines Erwachsenen. Kinder werden jemanden, der an sie wie an seinesgleichen herantritt, nie vergessen. Sie werden diese Erinnerung für das ganze Leben behalten. Vielleicht erinnern sich Kinder des Lehrers besser als jene, die von Ihm geheilt wurden. So sollte man daran denken, dass die Jugendlichen die Lebensfortsetzer sein werden und jeder ist verpflichtet, ihnen seine Erfahrung zu übermitteln. Jedoch noch weiser ist es, in ihnen die Erinnerungen an die Feinstoffliche Welt zu wecken. Das tiefste geistige Leben wird geformt, wenn die Funken des Seins der Feinstofflichen Welt zu glühen beginnen und der Verkehr mit der Unsichtbaren Welt erleichtert wird. Das Erscheinen des Lehrers im feinstofflichen Körper stärkte die Jünger im Erfassen der Wirklichkeit der Unsichtbaren Welt. Nicht das ganze Wesen dieser Welt konnte wahrgenommen werden, aber das Fenster wurde dennoch geöffnet.”

       So wird durch vorsichtige Berührung dieses Wissen in das Bewusstsein der heranwachsenden Generation eingehen. Freilich, die Arbeit für die Bewusstseinserweiterung ist endlos. Es ist erfreulich zu sehen, wie viele Herzen bereits auf die vergessene Wahrheit ansprechen.

       23. April 1938

       Ich eile, Ihrer Bitte zu entsprechen, meine Meinung über den Aufruf an die Frauen der ganzen Welt zu äußern. Ich sehe nicht ein, warum Sie diesen Gedanken nicht in die Praxis umsetzen können. Jedes Erinnern an die Würde der Frau und die Wichtigkeit der Frauen im Aufbau neuer Lebensformen ist äußerst wichtig und zeitgemäß.

       Das Vordringen der Frauen in Regierungskreise und ihr erfolgreiches Wirken, z. B. Übernahme öffentlicher Pflichten, hat in vielen Ländern zur Anerkennung ihrer gleichen Fähigkeiten geführt, so dass im Prinzip nur ein unterentwickeltes Bewusstsein gegen diese Feststellung sowie die Zulassung der Frauen zu verantwortlichen Stellungen Einwand erheben kann.

       Ihr junges Land, das jetzt seinen Frühling erlebt und in Richtung des Wohlstandes und des Wiederauflebens seiner Menschen bestrebt ist, kann dennoch die Schritte der Evolution vernehmen. Es sollte sich daher freuen über die Möglichkeit der Stärkung seiner geistigen und intellektuellen Kraft durch Hebung des Bewusstseins und der Würde seiner Frauen. ”Mit einem Flügel kann der Vogel der Menschheit nicht fliegen.”

       Der Verstand der Frau ist nicht schwächer als der des Mannes, denn die höheren Eigenschaften dieser Fähigkeiten werden vom Geist hergeleitet, der geschlechtlos ist. Intelligenz wird durch Bildung und Übung erworben, verschafft daher der Frau die notwendigen Bedingungen, und das Ergebnis wird sichtbar werden. Gewiss, der Hauptimpuls zur Erweiterung des Bewusstseins der Frau sowie Befreiung aus ihrer untergeordneten Stellung wird durch die neue Bildung kommen. Von Jugend an wird sie ein Verstehen der Grundlagen des Seins schaffen, der Bestimmung und der Rolle des Menschen im Universum und so dem ganzen Denken eine neue Richtung geben, was zur Erweiterung des Horizonts in allen Lebensbereichen führen wird. Und nur dann kann man erwarten, dass viele schädliche Vorurteile und Gewohnheiten ausgemerzt werden, die zu aller Art Unsitten, zu schändlichen Mitteln und würdelosen Beschäftigungen führten, die das Hauptübel und die Ursachen des gegenwärtigen Verderbs und Wahnsinns sind. Es sind die fürchterlichsten Erscheinungen der universellen Verblendung durch Luxus und das ungeheure Wachstum seines untrennbaren Begleiters – der Banalität – die sich selbst mit jeder Art ”königlichem Diadem” geschmückt hat. Der Wurm der Banalität ist wegen seiner Gedankenlosigkeit so gefährlich, leicht und unmerklich dringt er überall ein, vermehrt sich rasch und verschlingt sogar ein gesundes Gewebe. Das Verdienst diesen abscheulichsten Wurm gezeugt zu haben, können sich, wie in allem, beide Uranfänge zuschreiben.

* * *

       Jemand spricht von der unlogischen und absolut falschen Formel: ”Wer den Frieden will, möge sich zum Kriege rüsten”. Diese Formel wurde, nebenbei bemerkt, in leicht veränderter Art übersetzt: ”Wenn Du Frieden willst, sei kriegsbereit.” Es ist nicht viel, aber doch ein wenig Unterschied vorhanden. Ich stimme darin überein, dass das Verstehen dieser Formel in engstirniger, einseitiger praktischer Anwendung, d. h. als vermehrte Erzeugung destruktiver Waffen für Kriegszwecke und gefährliche Gifte etc. in der einen oder anderen Form natürlich zur Katastrophe führen wird; ihre wahre und geistige Auslegung aber wird sich als wesentlicher Schritt zur neuen Verwirklichung der Bestimmung des Menschen im Universum erweisen.

       Wahrlich, der Mensch ist zum Aufbau der Welt inmitten des Chaos gerufen, und er sollte sich üben, im Mut zu ewiger Wachsamkeit und zur Teilnahme an der kosmischen Schlacht, die unaufhörlich um ihn herum stattfindet. Wenn er nicht von den Wogen des Chaos verschlungen werden will, muss er ständig bereit sein, sich allem Übel zu widersetzen. Wir können dem Bösen gegenüber nicht widerstandslos bleiben, ohne zugleich Verräter an der ganzen Menschheit zu werden. Die Pflicht jedes geistig entwickelten Bewusstseins ist es, ständig auf Wache zu stehen und mit all seiner Macht dem Bösen ein Ende zu bereiten.

       Ein großer Lehrer hat einmal gesagt: ”Jeder Mensch nimmt unaufhörlich an drei Schlachten teil. Der Mensch kann sich einbilden, er befinde sich in vollkommener Ruhe, aber in Wirklichkeit ist er gleichzeitig an drei Schlachten beteiligt. Die erste ist diejenige zwischen seinem freien Willen und dem Karma. Nichts kann den Menschen von der Teilnahme am Konflikt dieser beiden Elemente befreien. Die zweite Schlacht tobt in der Umgebung des Menschen, zwischen den entkörperten Wesenheiten des Guten und des Bösen, und so wird der Mensch zur Beute einer dieser beiden. Es ist schwer, sich den Zorn der Finsteren vorzustellen, die versuchen, vom Menschen Besitz zu ergreifen. Die dritte Schlacht dröhnt in der Unbegrenztheit, im Weltenraum, zwischen den feinen Energien und den Wogen des Chaos. Es ist für die menschliche Vorstellung unmöglich, diese Schlachten in der Unbegrenztheit zu fassen. Der menschliche Verstand begreift irdische Konflikte, aber er kann sich, indem er zum blauen Himmel aufschaut, nicht vorstellen, dass dort mächtige Kräfte und Wirbel toben. Nur wenn er seine irdischen Gefühle bemeistert, kann der Mensch über die unsichtbaren Welten nachdenken. Man sollte sich an solche Gedanken gewöhnen. Nur sie werden den Menschen an den unbegrenzten Kräften bewusst teilnehmen lassen.

       Denkt darüber nach, dass ihr euch ständig vor dem Antlitz der Unbegrenztheit befindet. Die erhabensten Worte können das Höchste nicht ausdrücken, und nur für kurze Augenblicke kann das Herz im Entzücken des Erkennens erbeben. Lernt, euch dieser Augenblicke zu erinnern, denn sie werden der Schlüssel der Zukunft sein. Es ist unmöglich anzunehmen, dass alle diese unzähligen Welten angefüllt sind, jedoch der LEHRER weist uns darauf hin. Lernt, IHN mit Vertrauen zu ehren. Ohne diese Brücke kann man nicht hinübergehen.”

       Demnach liegt im richtigen Verstehen der vorerwähnten Formel nichts Falsches. Man soll sie daher nicht mit folgendem Ausspruch vergleichen oder gleichsetzen: ”Wenn Du Gutes wünschst, so tue Böses …”; denn ”zum Krieg bereit sein” heißt nicht, ihn zu beginnen. Um einen korrekten Vergleich anzuführen, hätte man sagen sollen: ”Wenn ihr Gutes wünscht, seid bereit, das Böse abzulehnen.” Das ist der wahre Gedanke, der sich als roter Faden durch alle geistigen Lehren zieht. Daher werden die Bildnisse der Bodhisattvas und unserer Archistrategen mit Schwertern und Speeren versehen, als Symbole ihres unaufhörlichen Kampfes mit dem Chaos und dem Bösen.

       Auch ich möchte eine Frage stellen. Welcher Ausspruch kann als absolut oder, wie jemand sagte, als absolut gerecht in unserer manifestierten Welt, der Welt der Differentiation und der Relativität, betrachtet werden? Sogar eine scheinbar so unwidersprochene Formel wie ”Du sollst nicht töten” ist nicht immer anwendbar. Auch eine andere – ”Liebe deinen Nächsten wie dich selbst” – kann einem Nahestehenden statt Wohltat Kummer bereiten, denn wahrlich, Eigenliebe kann dem Wahnsinn oder einem höllischen Vorhaben näherstehen. Wenn solch ein Mensch seinen eigenen Maßstab an seinen Nächsten anlegt, so kann dieser Maßstab für den Nächsten unheilvoll werden. Nur im Lichte des Geistes kann man eine getreue Auslegung und Anwendung finden. Evolution setzt die Relativität jedes Begriffes voraus. Deshalb bestehen alle Lehren auf Entwicklung und Mehrung von Gefühlswissen, das allein jeden Begriff in entsprechendem Sinn und zweckmäßig auf jeder Lebensstufe anwenden kann.

       Die Spannung in der Welt nimmt dauernd zu. Die Ereignisse beschleunigen und häufen sich, aber die Kräfte des Lichts werden alles in die richtigen Kanäle lenken.

       Lernt, in der schwersten Zeit Freude an der Arbeit und an unbegrenztem Wissen zu finden.

       23. April 1938

       Sie beklagen sich über Unpässlichkeit, ich meine jedoch, dass ein beträchtlicher Teil der von Ihnen geschilderten Krankheitserscheinungen auf die ungewöhnlich schweren und komplexen kosmischen Ströme zurückzuführen ist. An bestimmten Tagen fühlt unsere Gemeinschaft die gleichen Symptome, manche etwas stärker, andere etwas schwächer. An ein und demselben Tag konnte bei jedem eine Schwächung des Augenlichts oder eine Reizung der Schleimhäute bemerkt werden; an einem anderen war es ein eigenes, drückendes Gefühl im Organismus, wie zum Beispiel Aufblähung und Schwere im Magen, zeitweise starke Herzschmerzen oder eine ungewöhnliche Schwere und Schmerzen im Hinterkopf oder Scheitel, häufig starker Blutandrang zum Kopf und trockene Hitze im ganzen Körper, Schmerzen und eine Art von Drehbewegung oder Erregung im Solarplexus, besonders schmerzvoll bei Nacht, sowie ein Brennen der Gliedmaßen und ein ziehendes Gefühl in ihnen.

       Gewöhnlich zeigen sich diese Empfindungen zwei oder drei Tage vor Erdbeben oder besonderen Stürmen und anderen Katastrophen. Es ist schwer, alle plötzlich aufkommenden Schmerzen und Empfindungen aufzuzählen; so rasch wie sie auftauchen, vergehen sie auch wieder.

       Es beunruhigt Sie, für das Allgemeinwohl nicht mehr leisten zu können, als Sie jetzt tun, doch wie kann man das ermessen? Oft sind Menschen auf dem physischen Plan sehr aktiv, zeigen sich aber schwach in der Feinstofflichen Welt. Umgekehrt leisten Menschen, die vergleichsmäßig wenig in Erscheinung treten, ungeheure Arbeit auf geistiger Ebene. Wir können nicht beurteilen, wer mehr oder weniger leistet. Alle Anstrengungen sollten sich hauptsächlich auf die Verhältnisse richten, in die wir vom Karma hineingestellt wurden. Ein gewissenhaftes Verhalten zu allem wird die Grenzen hinwegwischen und bessere Möglichkeiten bringen. Seien Sie daher gesegnet, wenn Sie das einfache Volk lieben und den Ruf vernehmen, ihm zu helfen. Das größte Privileg besteht in der Möglichkeit, vielseitige Hilfe leisten zu können.

       Freuen Sie sich daher, wenn Sie physisch und geistig helfen können – der Arzt des Körpers muss auch ein Heiler des Geistes sein. Und welch ungeheures, wunderbares Feuer birgt der Umgang mit dem einfachen Volk!

       Und nun die Beantwortung der Fragen zu den Paragraphen aus dem Buch ”Bruderschaft“, die Sie stellten:

       § 318: ”Wie lässt sich die Fähigkeit zum Wirken in der Feinstofflichen Welt entwickeln?”

       Vor allem sollte man damit beginnen, beständig zu fühlen, dass man in zwei Welten lebt. Das ist durchaus nicht schwer, weil wir jede Nacht in die Feinstoffliche Welt hinübergehen, wo wir, wenn unser Körper hinreichend entwickelt ist, unsere feinen Energien nützlich einsetzen können. Wenn wir uns schlafen legen, sollten wir nicht an Ruhe denken, sondern mit dem Gedanken an nützliche Arbeit zur Hierarchie des Lichts streben. Damit lenken wir unsere Energien zur tatkräftigen Hilfe dorthin, wo sie am nötigsten sind. Sich bewusst in die Feinstoffliche Welt zu begeben, gelingt umso besser, wenn wir uns allmählich unserer vielseitigen Tätigkeit in der Nacht sowie unserer Besuche um den Menschen, uns oft unbekannten, zu helfen, klar erinnern lernen.

       Das nächste Stadium wird sein, diesen Eintritt in die Feinstoffliche Welt im wachen Zustand und sogar bei der üblichen Beschäftigung zu erkennen. Zuerst blitzt ein solcher Eintritt durch ein Gefühl momentaner Abwesenheit im Bewusstsein auf, und später wird der Eindruck zurückbleiben, jemanden besucht oder gehört zu haben. Man wird zwei oder drei Worte vernehmen, zuweilen auch den charakteristischen Geruch einer bestimmten bekannten Örtlichkeit verspüren oder einen Schimmer von Menschen oder Orten an sich vorüberziehen sehen. Dann wissen wir, dass unsere abgetrennte Energie in dieser Richtung arbeitet. Diese Erscheinungen können sich täglich einstellen, aber dafür ist etwas Zurückgezogenheit nötig. Am Abend vor dem Einschlafen sind solche Erscheinungen lebendiger und häufiger, und besonders verstärkt werden sie bei Tagesanbruch.

       Wenn ein hoher Geistigkeitsgrad vorhanden ist, dann ist die Teilbarkeit des Geistes so ausgeprägt, dass die abgetrennten Teilchen der psychischen Energie mit gleichen, von verwandten Seelen ausgesandten Energieteilchen unaufhörlich in voller Harmonie arbeiten. In der Tat, die geläuterte Energie wird an den dringendsten Aufgaben für das Wohl der ganzen Menschheit teilnehmen. Man sollte daher öfter daran denken und den Wunsch hegen, an dieser erleuchteten Welt teilzuhaben. Wie Sie bereits wissen, bestätigen alle alten Lehren, dass die Emanationen eines Yogi und ebenso die eines reinen Menschen die Atmosphäre über einen weiten Umkreis hinweg gesund erhalten und selbst Epidemien, vernichtende Erdbeben und andere Katastrophen abhalten können. Solch ein Lichtträger fühlt nach einer äußerst segensreichen Anwendung seiner Ausstrahlung selbst nur Erschöpfung.

       § 56: Geduld ist an sich großes Wissen, oder besser gesagt, großes Wissen wird aus großer Geduld geboren. Der Weise weiß, dass alles zur aufgezeigten Frist eintrifft, kosmische Konstellationen können nicht beschleunigt werden. Von alters her heißt es: ”Der größte Mensch ist, wer die meiste Geduld besitzt.” Wenn wir öfter über die Unbegrenztheit nachdenken, lernen wir, die große Geduld zu verstehen, die jedem Aufbau zugrunde liegt. Wenn wir uns außerdem die heldenhaften Beispiele der unerschöpflichen Geduld unserer Großen Lehrer vor Augen führen, die seit Jahrtausenden für das Wohl und die Rettung der Menschheit arbeiten, welche in ihrer Unwissenheit in jeder Weise diese Arbeiten zu verhindern und zu vernichten sucht, werden wir unsere Missgeschicke und Schwierigkeiten leichter tragen.

       § 228: Ich meine, dass es wirklich freudvoll ist zu erkennen, dass es keine Einsamkeit gibt und dass jeder von uns auf dieser oder jener Ebene von liebenden Seelen umgeben ist. Mit solchen Sendungen bemühen sich die liebenden Seelen um uns herum, eine segensreiche Atmosphäre zu schaffen, aber man muss dies erkennen, das Herz öffnen und darf ihre Rufe und Sendungen nicht abweisen durch finstere Emanationen, die von bedrückenden Gedanken, gefärbt durch Zweifel, und oft von absolut unbegründeten Beleidigungen ausgehen. Finstere Emanationen sind für feine Energien undurchdringlich.

       § 323: Kriya-shakti ist Gedankenenergie. Um in den feinstofflichen Sphären schaffen zu können und zusammen mit der Vorstellung und Fähigkeit klarer Gedankenbildung hochentwickelte psychische Energie zu speichern, ist das Schaffen in den Künsten so notwendig.

       § 328: Der in diesem Paragraphen erwähnte Gedankenblitz wurde mir vom Lehrer zugesandt, um meine Sehkraft zu stärken, die infolge Arbeit mit kleinem Druck beträchtlich geschwächt war. Ich sah diesen Blitz mit meiner physischen Sehkraft oder besser gesagt, mit offenen Augen. Er entfaltete sich ziemlich langsam vor meinen Augen, als ob er sie berühren wollte, in einem sehr langen feurigen Streifen von einem rosalila Farbton. Meine Sehkraft wurde dadurch beträchtlich gestärkt. Allerdings war dieser Blitz mit einer besonders wirksamen heilenden Energiekraft gesättigt.

       Sie fragen, ob Menschen Gedankenblitze haben können? Zweifellos, denn jeder klare und starke Gedanke lässt einen Funken aufblitzen, was bedeutet, dass bei geistigem Wachstum und entsprechender Anspannung der psychischen Energie das feurige Aufblitzen zu Blitzen werden kann. Aber dafür bedarf es einer hohen Geistigkeit.

       § 329: Sie fragen, was getan werden kann, damit die feinstoffliche Arbeit sich jeden Augenblick einstellt. Die Antwort ist im § 318 gegeben und auch in dem hier angeführten § 329. Man sollte erkennen und stark fühlen, dass wir in zwei Welten leben, so dass uns diese Erkenntnis nie verlassen kann, und dies ist durchaus nicht schwer, denn wir sind bewusst davon überzeugt, dass wir hier auf der physischen Ebene in zwei Welten leben. Diese Erkenntnis hindert uns nicht an der geistigen Arbeit, ungeachtet der Tatsache, dass der Denkprozess bereits auf der feinstofflichen Ebene wirkt, denn der Verstand gehört der vierten Dimension oder dem Bereich der Metaphysik an. Und für die Erleichterung und größere Fruchtbarkeit dieses Wirkens in der Feinstofflichen Welt ist es notwendig, sie liebzugewinnen. Wo Liebe ist, steigert sich die Leistung und folglich wird ein beiderseitiges besseres Ergebnis erzielt.

       § 373: In der Tat, astrologisches Wissen wird das Heilen durch die Strahlen der Gestirne beträchtlich erleichtern. Ein richtig erstelltes Horoskop wird aufzeigen, welche Strahlen von Gestirnen und welche ihrer Konstellationen für das betreffende Individuum am günstigsten sind. Ich rate Ihnen, auch die sogenannte medizinische Astrologie zu studieren, sie kann interessante Hinweise liefern. Sobald die Methode der Aufnahme der Strahlungen von Gestirnen und deren Kondensierung gefunden sind, werden die Medizin und die anderen Wissensgebiete sich mit dem Studium ihrer nützlichen Anwendung befassen. Wir wissen aber schon jetzt, wie günstig sich die jeweils richtige Gestirnskonstellation für die Gesundheit auswirken kann, und mittels Horoskop können diese Gestirnskonstellationen ermittelt werden. Wer daher die für sich günstige Gestirnsposition kennt, kann, sofern er sich bei Betrachtung des Gestirns bewusst darauf konzentriert, seine stärkende Kraft aufnehmen. Die wichtigste Voraussetzung der Wirkung ist das Erkennen. Wenn ein Mensch auf ein höheres Kunstwerk nicht erklingt, steht er in Dunkelheit davor. Ähnlich bleibt ein Mensch, dessen Nervenzentren heilende Strahlen durchlaufen, für ihre Einwirkung gefühllos, wenn er sein Bewusstsein nicht in diese Richtung ausgebildet ist. Ließe jedoch jemand durch sich Strahlen von solcher Stärke hindurch, die seine Zentren gewaltsam öffneten, dann würde solch ein Mensch unter dieser vollen Auswirkung verascht werden. In allem sind Wechselwirkung und Entsprechung absolute Bedingungen.

       § 377: Zweifellos stärkt der Rhythmus die Arbeitsfähigkeit, und jede Arbeit erfordert ihren eigenen Rhythmus. Es ist wünschenswert, die Qualität dieses Rhythmus zu verfeinern und so weit als möglich dem individuellen Rhythmus des Schaffenden anzugleichen. Einige Rhythmen unterdrücken im Laufe der Zeit im Menschen nicht nur völlig die Empfänglichkeit für feinere Schwingungen, sondern führen sogar zu Erscheinungen niedrigster und gröbster Art. Ich habe über diese Frage oft nachgedacht und meine, dass sich unsere moderne Technisierung mit ihrem ungeheuren eintönigen und unerbittlich toten Rhythmus der Maschinen auf die Psyche des Arbeiters verheerend auswirken muss. Seine Empfänglichkeit für den feinsten Rhythmus in der Natur und in den Schwingungen der menschlichen Seele werden völlig erstickt. Vielleicht verwandeln sich diese Arbeiter wirklich in Roboter, die nur noch fähig sind, auf den gewohnten und gröbsten Rhythmus zu reagieren. Aber ein Mensch, der die Fähigkeit einbüßte, höhere Schwingungen aufzunehmen, verwandelt sich unvermeidlich in ein Tier oder, anders gesagt, in eine Bestie. Ich befürworte daher die Verkürzung der Zeit für Maschinenarbeit sowie die Verminderung der Anzahl der Arbeiter in Fabriken und Mühlen. Die Maschinen sind bei ihrer derzeitigen Verwendung und im Gebrauch Monstren und fürwahr Waffen der Hölle. Sie werden es bleiben, solange ihre dem Menschen angepasste Bestimmung nicht richtig erkannt wird und nicht Maßnahmen getroffen werden, die den Schaden, den sie verursachen, ausschalten. Dieser von Ihnen angeführte Paragraph hat meine Gedanken wiedergegeben.

       § 422: Sie fragen, welche Art von Schwingungen einen starken Schmerzanfall abwenden kann? Für die Wissenschaft noch unbekannte Schwingungen, die vom Lehrer gesandt werden. Der in diesem Paragraphen beschriebene Fall bezieht sich auf mein Erlebnis. Ich sah im Traum meinen Herzenszustand und skizzierte das Modell seiner Zusammenziehung. Am nächsten Tag verspürte ich diese schmerzliche Zusammenziehung ganz stark. Zur gleichen Zeit aber vernahm ich den Ruf und die Weisung, mich in einer bestimmten Art hinzulegen und augenblicklich wurde mir Hilfe zuteil durch zugesandte Strahlen oder Schwingungen, die 20 Minuten anhielten. Nachher fühlte ich mich wie neugeboren. Ich spüre laufend die Schwingungen, die meine Herztätigkeit beleben; zuweilen erfolgt dies täglich und dauert eine Zeitlang. Die zugesandten Schwingungen sind unterschiedlich in der Stärke, im Rhythmus, in der Beschaffenheit der Empfindungen und allerdings auch in der Wirkung. Sie werden der Reihenfolge nach verschiedenen Nervenzentren zugesandt, zuweilen konzentrieren sie sich auf ein Zentrum, ein andermal auf zwei oder drei Zentren. Es kommt vor, dass besondere Strahlen, die in der Bruderschaft eine bestimmte Bezeichnung haben, meinen Organismus durchströmen. Alle sind je nach der Empfindung und Auswirkung verschieden. Manchmal erbebt und dröhnt mein eisernes Feldbett von dem Strahl, der es durchläuft. Ich habe meine Erfahrungen in einigen Notizbüchern vermerkt, konnte allerdings nicht immer alles niederschreiben.

       Auch der von Ihnen beschriebene Zustand könnte durch heilende Schwingungen verursacht sein, aber wenn diese schmerzhaft auf das Herz wirken, kann es sein, dass von Ihrem feinfühligen Organismus kosmische Ströme aufgenommen werden.

       § 464: Warum bleibt vieles von dem, was im KELCH aufgespeichert wurde, für das ganze Leben verborgen? Das geschieht aus verschiedenen Gründen, meist aus karmischen. Der Mensch muss etwas sühnen oder lernen, und daher wird er in Verhältnissen geboren, wo er seine erworbenen Fähigkeiten nicht enthüllen kann (weil diese vielleicht die Ursache seines Falles waren). Folglich muss er neue entgegengesetzte Fähigkeiten entwickeln. Oder dem Menschen wird ein bestimmter Auftrag erteilt, an dessen Erfüllung ihn eine bestimmte in der Vergangenheit erworbene Fähigkeit stören oder gar hindern würde, da sie ihn leicht in eine andere Richtung lenken kann. Auch wird ein Mensch durch starke karmische Fäden häufig in einer Familie geboren, die ihm nicht den seinen Aufspeicherungen entsprechenden Organismus geben kann. Sie wissen, dass das Bildnis des Menschen durch die Energie der ganzen Menschheit geschaffen wurde. Der von den Vorfahren anhaftende Atavismus ist nicht immer leicht zu überwinden. Daher können hohe Geistwesen mit vielen Aufspeicherungen vielfach nicht den Organismus erhalten, der für sie in jeder Weise geeignet wäre. Eine zu beobachtende Unausgeglichenheit oder sogenannte Überempfindlichkeit sind meistens das Ergebnis des Missverhältnisses zwischen den geistigen Aufspeicherungen und dem erhaltenen Instrument. Ein Musikvirtuose empfängt anstelle einer Stradivari eine Blechgeige.

       § 483: Ja, jeder, der den Pfad des Dienstes für das Allgemeinwohl betritt, unterliegt unvermeidlich vielen Prüfungen als Folge seines zunehmenden geistigen Schaffens und der Denktätigkeit sowie wegen der Beschleunigung des von ihm abzutragenden Karmas. Jeder Denkprozess ändert unser Karma. Richtet er sich daher auf den wohltätigen Aufbau, so findet eine entsprechende Läuterung statt, die schmerzhaft sein kann. Es ist gut, wenn wir es lernen Schwierigkeiten liebzugewinnen, denn nur persönliche Erfahrung, persönliche Prüfungen und Leiden lehren uns Geduld und Mitleid, jene Qualitäten, die allen Errungenschaften zugrunde liegen.

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       Weshalb sollte man annehmen, dass Frauen im allgemeinen weniger psychische Energie besäßen als Männer? Das ist ein großer Irrtum. Was das Maß der psychischen Energie betrifft, ist das Geschlecht belanglos. Natürlich kann es stärkere und schwächere Träger der psychischen Energie geben, aber sie wurde beiden Uranfängen gleichermaßen verliehen. Der Heilige Geist, das indische Shakti oder die Energie ist weiblichen Ursprungs. Die Frau ist von Natur aus in nichts benachteiligt, umso weniger in Hinsicht auf die geistigen Fähigkeiten. Der Geist ist geschlechtlos. Derzeit kann die Denkfähigkeit der Frau hinsichtlich der allgemeinen Komplexität im großen und ganzen weniger entwickelt sein als die des Mannes, aber das zeigt sich auf keinen Fall in auseinandergehenden individuellen Bekundungen. Wenn diese Reduzierung der Denkfähigkeit irgendwo festgestellt wird, dann nur aus dem Grunde, weil für die Frau von alters her infolge Unterdrückung unerträgliche Lebensumstände geschaffen wurden. Sperren Sie ein Kind völlig abgeschieden in einen leeren Raum, und selbst wenn es ein Genius von Geburt aus wäre, wird es ein Idiot werden. Ungeachtet der Aufspeicherungen aus der Vergangenheit, wie groß sie auch sein mögen, ist nicht nur ein geeignetes Instrument erforderlich, um sich offenbaren zu können, sondern auch geeignete Bedingungen sind nötig. Ein französisches Sprichwort sagt: ”Umstände machen einen großen Menschen.” Die Frau war in allen Ländern und in allen Gesellschaftsklassen unzählige Zeitalter hindurch beinahe völlig unterjocht und stand unter der Führerschaft einer Familie. Noch im letzten Jahrhundert war sie nicht nur des Rechts auf höhere Bildung beraubt, sondern ihre Schulbildung glich der für Schwachsinnige. Jahrhunderte hindurch wurde, mit sehr wenigen Ausnahmen, das Verdienst der Frau nicht gewürdigt, sondern stillschweigend übergangen, und es wurde öffentlich zensuriert, sobald es die üblichen Grenzen der Tätigkeiten im engen Haushaltsbereich überstieg. Aber die Frau schenkte, und alles ist von ihr angenommen worden, obgleich die Erwähnung ihres Namens sorgsam vermieden wurde. Eine große Ungerechtigkeit geschah und geschieht noch in bezug auf die Frau. Daher muss die Frau in der kommenden Epoche selbst erkennen, dass sie dem Manne in keiner Weise nachsteht, dass sie von der Natur keinesfalls benachteiligt ist. Besonders schmerzlich ist es mit anzuhören, wenn Frauen selbst ihren niedrigen Stand, nach der kosmischen Schöpfung selbst und sozusagen im kosmischen Plane vorgesehen, bejahen! Welch verhängnisvoller Irrtum! Erkennen wir mit unserem ganzen Wesen die große Bestimmung der Frau als Mutter, als Lebensspenderin, die die Menschheit auf dem Evolutionspfad führt und inspiriert! So wollte Asanga, der große buddhistische Lehrer den Eigenschaften Buddhas und Bodhisattvas die höchste Bestimmung zuteilwerden lassen, indem er sie ”Mütter der Menschheit“ nannte.

       In der Tat, es gibt nicht wenige Intellektuelle, deren Gedanken, beraubt der Kraft der psychischen Energie, steril sind, weil sie des der psychischen Energie eigenen Magneten ermangeln, der um sich ähnliche Energie sowohl für das Leben im Raum als auch für den irdischen Aufbau sammelt. Wahrlich, steril ist der Gedanke, der nicht von psychischer Energie durchdrungen ist, und besonders arm ist solch ein Geist in der Feinstofflichen Welt. Vergessen wir nicht, dass dieser Urenergie viele Fähigkeiten zugrunde liegen, und daher wollen wir ihren höchsten Manifestationen in Selbstaufopferung eines strebenden Herzens zustreben.

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       Es würde uns freuen, wenn Sie uns Zeitungsausschnitte über junge Menschen senden. Wo es größte Ablehnung gibt, ist Gottes Ernte am nächsten. Das Pendel, das nach einer Seite mächtig ausschlägt, schwingt mit gleichem Schwung auch nach der anderen. Nicht Gottesfürchtigkeit, sondern Anerkennung des geistigen Prinzips ist nötig.

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       Freilich, Moschus wirkt verschieden auf die Menschen. Es heißt, dass aus dem besten Heilmittel einige Menschen ihre höchsten Eigenschaften ziehen können, andere hingegen nur die niedrigsten. Alles ist individuell. Es gibt Menschen, denen Moschus oder Baldrian zuwider ist. Moschus stärkt vor allem die psychische Energie und hebt so die Lebenskraft des ganzen Organismus. Psychische Energie als Urenergie ist das wahre Lebenselixier.

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       Das Jahr 1942 gilt nach den ältesten Schriften als Ende des Kali Yuga und als Beginn des neuen, schönen Zyklus. Das heißt jedoch nicht, dass sich die Himmel öffnen und sogleich das Paradies auf der Erde einzieht. Nein, die Auswirkungen des Kali Yuga werden noch nach seinem Ende gefühlt werden, mit besonderer Stärke in einigen Teilen des Planeten, während in anderen Teilen neuer Aufbau beginnt.

       29. April 1938

       Ich möchte Sie dringend bitten, das Bewusstsein derer, die sich der LEBENDIGEN ETHIK nähern, vor allem im Erfassen der Gegensätze zu prüfen und zu erproben. Für gewöhnlich erwirbt man dieses Erfassen nur schwer, und für viele ist es ein unüberwindlicher Stein des Anstoßes. Der Herrscher Buddha achtete in erster Linie auf dieses Erfassen, und wenn er merkte, dass ein Schüler diese Grundlage, die sowohl Träger des ganzen kosmischen als auch des irdischen Seins ist, nämlich des täglichen Lebens, nicht gelten ließ, dann weihte er ihn nicht in die weitere Lehre ein. Menschen von beschränktem Bewusstsein können überhaupt nicht begreifen, dass sie sich ihr ganzes Leben nur für sich selbst oder segensreich für das Allgemeinwohl mit größerem oder geringerem Erfolg das Erfassen der Gegensätze zu eigen machen und darauf aufbauen. Sagt man ihnen das, so werden sie es leidenschaftlich zurückweisen und ungehalten sein. Das bewusste Erfassen eines Gegensatzes setzt ihnen eine heuchlerische Maske auf. Ja, sie finden sogar Widersprüche in der Lehre, bestenfalls Unvereinbarkeiten. Sie lesen die Lehre mit totem Geist und nehmen jede Bestätigung ausschließlich für eine einzige Anwendung an. Sie machen sich nicht das komplexe Lebensmodell zu eigen und so entgleitet es einem beschränkten Bewusstsein.

       Es gibt wenige, die begreifen, dass Zweckdienlichkeit, als Ergebnis der Gegensätze, im ganzen Universum vorherrscht. Es gibt sogar Leute, die jedwedes Handeln nach Zweckdienlichkeit mit der Jesuiten-Formel ”Der Zweck heiligt die Mittel“ gleichsetzen. Diese Bewusstseine sind sehr gefährlich und oft hoffnungslos. Sie können nicht verstehen, dass es in allem und überall ein Maß gibt – das Allgemeinwohl oder die Reinheit der Motive. Nur ein reines Herz kann das richtige Verstehen der Anwendung der kosmischen Gesetze und die Formeln der Lehre übergeben. Es gibt nicht wenige derer, die vom Gebot der Gewaltlosigkeit hören und in ihrer leblosen und einseitigen Vorstellung davon den Einbruch von Gewalt und Chaos zulassen und so Zerstörer vieler Leben werden. Es ist aufschlussreich festzustellen, wie die Worte ”Die Djins bauen die Tempel” verstanden werden. Ebenfalls denkt niemand darüber nach, dass die höchsten Lehren, durch die das Gleichgewicht der Welt noch aufrechterhalten wird, die Ursachen von größtem Blutvergießen waren. Das Höchste wird in unwissenden und bösen Händen zur Waffe grausamster Verfolgung und Gewalt.

       Es wäre gut, Dialoge über das Erfassen sowie die Durchführung der Zweckdienlichkeit abzuhalten. Sie könnten zuerst individuell gehalten werden, aber mit hinreichend fortgeschrittenen Bewusstseinen, und später könnte man die Anzahl der Teilnehmer allmählich vergrößern. Mögen die Teilnehmer an diesen Gesprächen ihre eigenen Beispiele aus verschiedenen Fällen im Leben bringen, um zu zeigen, wie gut sie die Durchführung des führenden Gesetzes der Zweckdienlichkeit, das auch das Gesetz des Großen Gleichgewichts genannt werden kann, verstehen.

 

  7. Mai 1938

       Es ist ausgezeichnet, dass Sie bei der Aufnahme von Neulingen so viel Unterscheidungsvermögen zeigen. Wir freuen uns nicht so sehr über die Zahl wie über die Qualität der Mitglieder. Alle Mitglieder müssen sich zum ersten, zum zweiten und zum dritten in den in den Büchern der LEBENDIGEN ETHIK aufgezeigten Qualitäten vervollkommnen. Und diese Aufgabe ist so ungeheuer, dass mehr als ein Leben notwendig ist, wenigstens einige dieser Fähigkeiten zu erlangen. Eine der primären und grundlegenden Qualitäten ist die Fähigkeit, das, was uns anvertraut wird, zu behalten. Ist dieses Können vorhanden, zeugt es von beträchtlichen Aufspeicherungen aus der Vergangenheit.

       Jene, die zum ersten Mal herantreten, müssen voll erkennen, dass es gefährlich ist, sich nur aus Neugier, Leichtfertigkeit oder Eigendünkel den Kräften des Lichts zu nähern. Die Verantwortung jener, die mit dem Licht in Berührung kommen, ist groß und man kann ihr nirgends entrinnen. Daher sollten wir bevor wir uns entschließen, erkennen, ob wir im Geiste aufsteigen können oder ob für uns die Gefahr besteht, uns aus geistiger Schwäche abzuwenden und so zu verurteilen. Warum die Legion der Judasse vergrößern, die bereits zu ungeheurem Ausmaß angestiegen ist?

       Fürchterlich ist der Niedergang der menschlichen Würde in der Welt! Aber so ist das Ende des Kali Yuga. Nur ganz selten können sich Individuen von der Ebene unserer sichtbaren Wirklichkeit erheben und jene Gesetze verstehen, die die Ereignisse bewegen und folglich auch die Menschen. Großem Wissen wird nicht vergeben und es erweckt den unheilvollen Widerstand der Massen und des Durchschnittsmenschen. Daher haben die Hohen Lehrer zu allen Zeiten geboten, entsprechend der Bewusstseinshöhe des Zuhörers zu sprechen. Nicht-Beachten dieses weisen Rates führt zum Zusammenbruch vieler erleuchteter Unternehmen und menschlicher Leben. In der LEBENDIGEN ETHIK heißt es: ”Ein Yogi kann alles tun, aber nicht alles ist ihm erlaubt.” Verstehen viele den tiefen Sinn dieser Behauptung?

       Ebenfalls heißt es in § 50 des Buches AGNI YOGA: ”Wann werden die Menschen die Bedeutung des Gedankens und des Wortes verstehen? Noch immer messen sie dem Verschütten eines Sackes wertlosen Samens größere Wichtigkeit bei als dem Ausstreuen zerstörender Worte. Ein Nagetier vermag die Samenkörner aufzulesen, doch die Folgen des Gedankens und des Wortes vermag selbst ein Archat nicht unwirksam zu machen.”

       Im Buch Gemeinschaft, § 126, wird folgende Warnung gegeben: ”Im Zusammenhang mit den abendlichen Zusammenkünften ist es sehr geistreich, ungewöhnliche Zusammensetzungen der Rede oder einen ganz fremden Ausdruck zu beachten. Doch bedenkt – hängt nicht von jedem Buchstaben dieses Ausdrucks eine Anzahl von Leben ab?”

       Fürwahr, wer kann sagen, wann ein oft unbedächtig ausgesprochenes Wort den Niedergang eines Menschen verursacht oder sogar vieler? Und Niedergang darf nicht nur im physischen, sondern muss auch im geistigen Sinn verstanden werden.

       Sie haben wahrscheinlich schon bemerkt, dass auf den ersten Stufen der Jüngerschaft alle von der Manie des Lehrens besessen sind. Und diese ”Lehrer“ beginnen, ohne selbst ein einziges Buch der Lehre genügend studiert zu haben, von ihnen völlig missverstandene Aussprüche in den Raum zu werfen und dadurch geistige Verwirrung und neue Feinde für sich und die LEHRE zu schaffen.

       Wahrlich, alle, die mit großem Wissen prahlen, müssen an diese Worte der LEHRE erinnert werden: ”Nur die Unwissenden versuchen, die dürren Zweige der Prahlerei auf ihren Fensterbrettern auszubreiten. Wessen Haus von Wissen erfüllt ist, der zögert nicht, eine Scheibe seiner Gedanken abzuschneiden” (Agni Yoga, § 70). Gerade der Wissende wird erkennen, was er wann und wo enthüllen darf. Das herrschende Prinzip wird für ihn das Gebot sein, sich dem Bewusstseinszustand der Zuhörer anzupassen.

       Mein Herz vertraut Ihrem Herzen und weiß, dass Sie eindringliche Worte für ein getrübtes Bewusstsein und für alle finden werden, wenn eine herzliche Mahnung zur äußersten Vorsicht angebracht erscheint. Möge jedes Herz die unsagbare Spannung fühlen, in der die Hierarchie des Lichts sich befindet, um die chaotischen Angriffe der Kräfte der Finsternis abzuhalten. Die vorerst erwähnten blutigen Schweißtropfen dieser selbstaufopfernden Hüter sind weder eine Metapher noch Übertreibung, sondern ernste Wirklichkeit. Daher müssen wir unser ganzes Wissen aufwenden, um die Last Dessen, Der ununterbrochen Wache hält, nicht maßlos zu erschweren.

       Wirklich, das Herz schmerzt, wenn man das Ausmaß des nicht wiedergutzumachenden Schadens erkennt, der von den Händen jener zugefügt wird, für die viel Herzenswärme sowie sichtbare und unsichtbare Fürsorge aufgewendet wurde. Wie sehr belasten wir das uralte Schaffen der Großen Hierarchie, denn nicht einer der Erdbewohner kann oder will sich das gigantische Ausmaß des Tobens im Harmagedon vorstellen. Wahrlich, die sichtbare Welt wie die unsichtbaren Welten nehmen an dieser kosmischen Schlacht teil. Jedoch die Unwissenden lästern und spotten über die erhabenen Begriffe, die als standfester Anker inmitten der tobenden Elemente hätten dienen können. Die Menschheit gleicht einem Schiff in Sturmnot, dessen Kapitän und Mannschaft dem Fieberwahn verfallen sind.

       Zum Abschluss möchte ich Ihnen einige Paragraphen aus dem neuerschienenen Buch ”Bruderschaft“ anführen: ”Ihr wisst, wie schwer Gleichklang der Bewusstseine zu erreichen ist. Wir sprechen nicht über Bewusstseinsnivellierung, denn zufolge der Großzügigkeit im Universum gibt es keine Gleichheit. Dennoch, obwohl sich nichts wiederholt, ist die Harmonie aller Teile nichtsdestoweniger erforderlich. Umso schwieriger ist es, sich vorzustellen, mit welch komplexen Mitteln man die Angleichung der Bewusstseine fördern kann. Ein Mensch befindet sich bereits auf dem Pfad zum Gipfel, der andere aber hat sich kaum der Basis genähert; folglich haben sie keine gemeinsame Grundlage zum Denken. Wenn ihr ihnen dasselbe Wissen bietet, wird es für den einen unzureichend sein, für den anderen hingegen wird es sein Denken überladen und verwirren – was zu Verrat führen kann. Oftmals muss der LEHRER abschätzen, was wirklich ohne Schaden angenommen werden kann. Besser ist es, nicht alles zu sagen, als zu überladen und Verrat zu verursachen. Das Wesen der Weisheit liegt im Verstehen aller zur Harmonie geeigneten Verschiedenheiten. So kann man bemerken, dass sich der Lehrer zuweilen beeilt, ein andermal zurückhält. Doch sollte man erkennen, dass der Lehrer in solchen Zeiten eine ganze Prozession von Wanderern beobachtet und ihre Schritte angleicht.

       Weiter sollte man nicht vergessen, dass der Mensch auf seinem Pfad nicht alles sehen kann, was geschaffen wird. Auch sollte man darüber nicht erstaunt sein, wenn der Lehrer Wegweiser setzt, die weit in die Ferne weisen. Er setzt verschiedene Wegweiser, die von der irdischen Ebene aus oft unbedeutend erscheinen, jedoch Symbole von großer Bedeutung sein können. Darüber hinaus sollte man sich nicht darüber wundern, dass solche Wegweiser für lange Perioden gesetzt werden. Vergessen wir nicht, dass das Problem Zeit in der Feinstofflichen Welt nicht besteht und Zeichen entsprechend ihrer Bedeutung, aber nicht im irdischen Sinn aufblitzen. Ein Denker sagte: Wer kennt die Maßstäbe, die im Raum bestehen? Wir vermögen zu lauschen, sollten aber die Maßstäbe der Zwerge nicht für Riesen anwenden!”

       So wollen wir uns mit Wachsamkeit umgeben und weise das Ausmaß des Bewusstseins jener erkennen, die nahen, aber wir wollen sie nicht überladen. Man sollte das, was sehr zur Zerstörung neigt, nicht verwirren. Denken wir stets daran, dass wir von neugierigen Ohren umgeben sind und sprechen wir nicht aus, was begierig aufgegriffen, willkürlich ausgelegt und in das Lager der Feinde getragen wird. Das ist ein Ratschlag. Auch ist es unerwünscht, dauernd von kosmischen Umwälzungen zu sprechen. Nichts lässt kleine Bewusstseine so sehr in Wut geraten wie Voraussagen und Warnungen vor Unheil, das sie treffen könnte. Alle kleinmütigen Menschen erhoffen eine augenblickliche Erleichterung von allen irdischen Lasten und danach das Nahen des Goldenen Zeitalters, gerade für sie und entschieden nach ihrer Vorstellung. Daher sollte man diese Bewusstseine nicht verwirren und in ihnen keine Besorgnis und Furcht erwecken, was in der endgültigen Analyse oft Verrat auslöst.

       Wir sollten mehr an die Selbstvervollkommnung denken und an die Hilfe für unseren Nächsten – entsprechend seiner Kraft und Fähigkeit. Darin liegt die ganze ungeheure Aufgabe des Menschen, der ganze Sinn des Seins.

* * *

       In Anbetracht der ernsten Zeiten ist es daher umso notwendiger, über die Freude und über den furchtbaren Schaden der Niedergeschlagenheit zu sprechen. So zitiere ich hier ein Gespräch, das der ganzen Gruppe dienlich sein soll. ”Selbst in den schweren Tagen seid euch bewusst, dass von Freude Kraft ausströmt. Seit langem sage Ich, dass Freude eine besondere Weisheit ist. Fürwahr, so ist es, die Freude muss wahrgenommen und erkannt werden. Niedergedrückte Menschen tragen eine Wolke von Trübsal und Kümmernissen mit sich. In diesem dunklen Schleier können sie die Freude nicht wahrnehmen. Durch dieses Leichentuch der Trauer werden die Menschen blind und verlieren die Kraft! Sie können sich selbst nicht helfen; lassen aber auch Unsere Hilfe nicht zu, weil Niedergeschlagenheit und Gereiztheit undurchdringlich sind. Als ob niemand zu den Menschen vom Schaden der Niedergeschlagenheit gesprochen hätte!

       Niedergeschlagene Menschen werden ihres Anteils beraubt. Denket über diese Worte nach. Wer hat sie ihres Teiles beraubt? Sie selbst beraubten sich aller Möglichkeiten. Sie begannen lange vorher mit ihrer eigenen Zerstörung. Unzufriedenheit, Argwohn und Gereiztheit haben den Pfad der Freude versperrt, Finstere Gedanken finden keinen Weg zur Kraftquelle. Selbstsucht verhinderte das Erlebnis der Freude. Ichsucht flüsterte ihnen zu, dass Freude nur im persönlichen Vorteil läge. So verbarg sich die fruchtbarste Freude hinter dem hässlichen Joch der Niedergeschlagenheit. Von dieser Eigenschaft Verblendete sind die jämmerlichsten Zweibeiner.

       Der Mensch besitzt die höchste Gabe – Freude zu erkennen. Die erhabene Stirn ist gegeben, um das Höchste wahrzunehmen. Von den fernen Welten bis zur winzigsten Blume bietet alles den Menschen Freude dar. Aus jeder Freude strömt ein neuer Vorrat an Kraft, denn daraus geht Spannung hervor, die ein weiteres Tor öffnet.

       Wer gab den Menschen das Recht, sich einzubilden, sie seien für immer ihres Anteils beraubt? Diese Lüge wurde aus Unwissenheit verbreitet. Ein weiser Held jedoch weiß, dass auch in der Stunde der Verfolgung der Pfad der Freude nicht versperrt ist. Die Menschen vergessen die einfache Wahrheit, dass alles fließt. Sorgen werden vergessen, aber die Funken der Freude leuchten für immer. Durch Unsere vielen Leben hindurch können Wir bestätigen, dass Freude unvergesslich ist und immer wieder als Kraftspender dient. Glücklich sind jene in der Feinstofflichen Welt, die Freude bestätigen können. Wenn Wir sagen: ‚Freude eilt herbei‘, so naht sie tatsächlich. Die Menschen aber wollen sie oft nicht bemerken, denn sie haben sich durch vorsätzliche Sendungen gebunden. Und so bleibt die Freude zurück, ohne die erwünschte Wirkung. Schaut weit umher und sammelt alle Flammen der Freude.”

       Und nun will ich Ihre Fragen beantworten:

       1. An die Metallisation von Pflanzen sollte man mit Vorsicht herangehen. In der Tat, gutes Fachwissen und Gewandtheit in Laborforschung sind nötig. Sie haben vielleicht schon gehört, dass von amerikanischen Farmern bestimmte vermeintlich unschädliche Chemikalien weitverbreitet für Gemüse und Früchte verwendet wurden, die unter der Bevölkerung beträchtliche Leiden verursachten. In Amerika gingen daher viele Menschen dazu über, ihre eigenen Gemüsegärten zu halten, weil sie diese angeblich ”unschädlichen“ Produkte fürchteten. Daher müssen die Metallisation sowie die Verwendung von Lösungen zur Bewässerung der Pflanzen – so das Bespritzen mit Eisen – mit größter Kenntnis und Vorsicht gehandhabt werden.

       2. Freilich, bestimmte bereits erprobte Impfungen gegen ansteckende Krankheiten wie Pocken sind zulässig, und in manchen Gegenden, wo die Pocken besonders grassieren, sind diese Impfungen immer noch das einzige Mittel zur Bekämpfung dieser ansteckenden Krankheit. Andere Impfungen sind noch unzulänglich erprobt und können wirklich gefährlich sein. Wo es jedoch einen guten Vorrat an psychischer Energie gibt, ist keine Ansteckung zu befürchten. Gibt es aber viele solcher Menschen? Der Kristall der psychischen Energie verleiht Immunität gegen alle Krankheiten und ist ein wahres Lebenselixier. Daher sollten die Wissenschaftler und Ärzte ihre Aufmerksamkeit dem Studium und der Erforschung der psychischen Energie zuwenden.

       3. In manchen speziellen Krankheitsfällen ist der Arzt natürlich berechtigt, Narkotika zu verwenden. Für Menschen mit geöffneten Zentren sind Narkotika allerdings schädlich, besonders in der Zeit, wenn das eine oder andere Zentrum entflammt ist. Es ist bedauerlich, dass die überwältigende Mehrheit der Ärzte von dieser Zentrenöffnung nichts weiß. So wird durch falsche Diagnosen viel Schaden angerichtet. Man könnte ihnen sagen: ”Die Menschen haben sich daran gewöhnt, sich gegen die bekannten Plagen selbst zu wappnen.” Zur Zeit aber sind weder Pest noch Cholera erschreckend, und selbst Krebs und Hirnhautentzündung nicht, sondern neue Arten sogenannter Neuralgien treten in Erscheinung, die zur Epidemie ausarten können. Diese Krankheiten sind teils Leiden der psychischen Energie, gleichzeitig können aber auch Zeichen von Infektionen wahrgenommen werden. Doch wird noch eine Zeit verstreichen, bevor die Ärzte diesen neuen Krankheitsformen Aufmerksamkeit schenken. Man kann sie feuriges Fieber nennen, aber der Name ist unwesentlich, wichtiger ist, ihre Ursache herauszufinden. Lullen wir uns nicht in den Gedanken ein, dass der Rassenwechsel unvermeidlich viele Störungen mit sich bringt. Jeder, der über psychische Energie nachdenkt, versteht, dass sie reingehalten werden muss. Man sollte wissen, dass eine verunreinigte Energie schreckliche räumliche Auswirkungen hervorruft. Niemand hat das Recht, den kosmischen Strom zu verunreinigen, er wird die Leiden vieler vermehren und vor allem seine eigenen.

       Lasst uns daher jene Ärzte achten, die einen guten Vorrat an psychischer Energie haben und deren Erfahrung sie gelehrt hat, dass derjenige der beste Heiler ist, der den natürlichen Prozess einer Krankheit nicht behindert, sondern verfolgt und dem Organismus in seinem Kampf mit der Krankheit mit den einfachsten Mitteln hilft.

       Verfolgt man die letzten Errungenschaften der Medizin und der Wissenschaft, so kann man fast jedes Jahr eine Erklärung von Entdeckungen neuer Methoden der von Ihnen erwähnten Krankheiten finden. In Wirklichkeit jedoch sind zur Heilung eine individuelle Behandlung und Heilmethode erforderlich. So wissen wir, dass in einem Fall äußerer Krebs dadurch geheilt wurde, dass die befallene Stelle reichlich mit Soda bestreut wurde. In einem anderen Fall haben kleine unbekannte Wurzeln geholfen. Die Frau eines Angestellten von uns ist durch ein örtliches Mittel von sehr fortgeschrittenem und aussichtslosem Brustkrebs geheilt worden. Interessant ist dabei, dass sie lange Zeit nach einem Heilmittel suchte, das aber ohne Erfolg blieb, solange sie unten im Tale wohnte. Als sie zu uns ins Gebirge übersiedelte, erwies sich dieses Mittel als erfolgreich. Ohne Zweifel wirkt sich für krebskranke Menschen der Gebirgsaufenthalt günstig aus, vielleicht deshalb, weil Höhen das Blut anregen. Auf den Höhen verändert sich das Blut, es wird mit roten Blutkörperchen mehr angereichert und dickflüssiger.

       Soda ist ein Vorbeugungsmittel gegen Krebs, aber manche Menschen können es nicht einnehmen; auch hörte ich von einem Arzt, dass Soda bei Magenkatarrh unverträglich ist. Hier verwenden die Eingeborenen ein sehr starkes Desinfektionsmittel gegen Cholera. Es ist eine Pflanze, die von alters her zum Zähneputzen benutzt wird. Vielleicht haben die Leute hier deshalb so ausgezeichnete Zähne. Man sagt, eine kleine Dosis davon – zwei oder drei Tropfen für ein Glas Wasser – sei ein Vorbeugungsmittel gegen Magen- und Darmkrankheiten – darunter auch Krebs. Dieses Mittel besitzt eine stark durchdringende Eigenschaft und tötet alle Darmbakterien. Es ist zugleich ein gutes Vorbeugungsmittel. Nach dem Essen werden ein oder zwei Tropfen mit Wasser verdünnt eingenommen.

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       Bei Tuberkulose ist ein Absud der Blüte und Blätter von Aloe, mit Milch und Honig eingenommen, sehr gut. Wie seltsam es auch klingen mag, Haferbrühe ist ebenfalls nützlich; und besonders gut ist die Konzentration der Sonnenstrahlen auf die betroffene Stelle mit Hilfe eines Brennglases, wobei durch Kreisen über der kranken Stelle eine Massage durchgeführt wird. Man kann es sogar bis zur leichten Verbrennung kommen lassen. Aber natürlich sollten alle diese Methoden unter Aufsicht eines Arztes durchgeführt werden. Jedwede unrichtige Anwendung kann unverhofft Schaden bringen. In Indien werden jetzt wunderbare Heilungen durch Sonnenbäder erzielt, die bei zeitigem Sonnenaufgang genommen werden sollen. Nach allen heiligen Lehren sind die Sonnenstrahlen der aufgehenden Sonne besonders heilkräftig.

       So sind die besten Heiler: die Strahlen der aufgehenden Sonne, reines Gebirgsprana und vor allem reine Gedanken sowie das Streben nach den hohen altruistischen Aufgaben. Aufgeklärte Ärzte und Wissenschaftler beginnen jetzt allmählich, ihre Aufmerksamkeit auf den Gedanken zu richten und führen bereits entsprechende Experimente durch. Die so sehr bespöttelte Christian Science (Christliche Wissenschaft) beginnt, verdiente Aufmerksamkeit zu erlangen.

       5. Juli 1938

       Es ist unrichtig zu meinen, dass ”hinter der Schwelle des Todes unsere Trübsal, unser Argwohn und alle Kränkungen, Schulden und Schuldner, Hass und Feindseligkeiten erlöschen” und dass wir ”ohne diese Eigenschaften, rein und erleuchtet auf der Erde wiedergeboren werden, würdig, das ewige Reich zu betreten”. In Wirklichkeit lassen wir das erwähnte Gepäck nicht hinter der Schwelle des Todes zurück, sondern schaffen außerdem noch einiges hinzu. Der Mensch geht mit allen seinen Lastern und Tugenden in die Feinstoffliche Welt hinüber und bewahrt gänzlich den ihm eigenen Charakter. ”Geschwüre des Geistes werden in die Feinstoffliche Welt mitgenommen, wenn man sie auf der Erde nicht losgeworden ist.” Ebenfalls heißt es: ”Hier ist der Säer, dort der Schnitter” – in der Feinstofflichen Welt. Darüber hinaus werden alle unsere Eigenschaften und Fähigkeiten dort verfeinert oder verstärkt. Daher werden jene, die hier argwöhnisch sind, dort noch wütender – und umgekehrt. Wir werden sodann nicht als jene kleinen Engel wiedergeboren, wie man sich das gewöhnlich vorstellt. Oft stecken in den scheinbar unschuldigen Kinderchen, wirkliche Teufelchen. Jedes Ego bewahrt sein ganzes Gepäck aus der Vergangenheit und bringt es bei jeder Wiedergeburt mit. Wohin sonst könnten die aufgespeicherten Erfahrungen gekommen sein? Nach alledem schaffen nicht nur unsere Taten, sondern auch jeder Gedanke schafft eine Schwingung, und gerade diese Schwingungen sind die Energien, die beim Aufbau des neuen Menschen, objektiv oder subjektiv, einsetzen. In der Tat, diese vom Menschen erzeugten Energien sind sein unveräußerlicher karmischer Besitz, der ihn auch in seinem neuen irdischen Leben begleitet. Die karmischen Folgen des vergangenen Lebens begleiten den Menschen, und er wird in seinem nächsten Leben die Energien oder Schwingungen sammeln, die er in seinen Astralkörper eingeprägt hat. Daraus entsteht das Band zwischen den Leben, und die neue feine Hülle wird aus der vorhergehenden geformt; denn aus nichts kann nichts entstehen. Die Aura des Neugeborenen ist weiß und farblos, weil das Bewusstsein sich noch nicht färbte. Aber beim ersten Bewusstseinsschimmer erhält die Aura eine entsprechende Färbung.

       Und so bringen wir wirklich unser altes Gepäck mit, obwohl nicht alle erworbenen Fähigkeiten in einem irdischen Leben enthüllt werden können, und das hat wieder eine karmische Ursache (persönliches Karma, Karma der Menschheit). Das physische Instrument ist zur Auswertung verschiedener Anhäufungen unserer Individualität noch nicht angeglichen. Ähnlich wird die geistige Synthese in ihrer kosmischen Ordnung erst bei Vollendung der irdischen Reise offenbar. Es gibt daher viele Individuen, denen diese höchste Gabe zu eigen ist.

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       Es ist nichtig zu meinen, dass Christus, als er Judas näher an sich heranließ, nicht wusste, wohin der freie Wille dieses Jüngers ihn führte. Entschieden wusste Er es. Er kannte auch sein Ende; denn es war nicht das erste Mal, dass Judas sich ihm näherte. Christus wusste, wer sich hinter der Gestalt des Judas verbarg. Judas war ein alter Verräter und hat Christus nicht nur einmal verraten. Doch es heißt seit langem, dass gerade ”die Djins die Tempel bauen”. Durch die Kreuzigung Christi schenkte Judas der Welt einen neuen Gott.

       Auch andere hohe Geistwesen wussten, dass dieser oder jener Verräter sich an Sie heranmachen würde. Die Gesetze des Karma sind komplex, und oft naht ein Verräter nicht wegen persönlichen Karma, sondern wegen des Karma einer Gruppe oder auch eines Volkes. Für den Verratenen bedeutet jeder Verrat einen leuchtenden Aufstieg, für den Verräter und seine Helfershelfer aber einen schrecklichen Absturz.

       Freilich, Menschen, die vom Karmagesetz nie etwas gehört haben oder jene, die von ihm zwar etwas wussten, doch in die komplizierten Verflechtungen dieses Gesetzes, das Massen von Beteiligten und sogar ganze Nationen erfasst, nie eindrangen, werden folglich nie verstehen, wie das unabänderliche Gesetz wirkt. Sie werden auch die Behauptung nicht verstehen, dass die ”Djins die Tempel bauen”. Sie werden nicht begreifen, dass es infolge der Unvollkommenheit der Menschen zwangsläufig solch ein Paradoxon gibt.

       Nur ein naiver Durchschnittsmensch meint, dass allein Freunde dem Menschen zum Aufstieg verhelfen und dass dort, wo es Licht gibt, nichts Böses nahen kann. Solch ein Mensch wird niemals zu der Erkenntnis gelangen, dass allein Antipoden einander erheben. Laue Anhänger, als amorphe Masse, die nirgendwo bleiben und an den apokalyptischen Ausspruch erinnern, werden wirklich aus dem Munde der Zeit ausgespieen.

       Für einen Durchschnittsmenschen ist es schwer zu begreifen, dass wir nur durch Hindernisse wachsen.

* * *

       Natürlich kann niemand behaupten, Christus wäre bei seinem irdischen Aufenthalt allwissend gewesen. Es gibt jedoch keinen Zweifel darüber, dass Er die Hauptstationen seines Pfades kannte sowie das Wesen der Menschen, die sich ihm nahten. Sogar geringere Persönlichkeiten erkennen das untrüglich durch ihr aufgespeichertes Gefühlswissen. Karma führt ihnen auf ihrem Pfad bestimmte Menschen zu, mit denen aufzubauen ihnen bestimmt ist. Der sittliche Zustand der Menschheit erschwert diese Auswahl sehr, da aber die Fristen für bestimmte Ereignisse nahen, muss dennoch aus einer kleinen Anzahl die Wahl getroffen werden. Darüber hinaus hängt die Wahl oft von der Beteiligung anderer Mitarbeiter ab. Es gibt wenige, die auf den fürchterlichen moralischen Zustand der Menschheit reagieren, darüber hinaus gibt es gute und nette Menschen, die absolut unfähig sind, die Last einer wirklichen Heldentat oder auch nur einer Unterstützung auf sich zu nehmen. Die Befürchtung und Angst, sie könnten verspottet werden, lähmt ihre besten Absichten. Es gibt viele, die ungeheuer böse sind, aber wenige, die außerordentlich gut sind. Und diese Guten sind ihrem Wesen nach aber feige und vermehren die Reihen jener Menschen, die sich dem Bösen nicht widersetzen; indem sie die besten Möglichkeiten den Djins überlassen, steigern sie die Not und Leiden der Menschheit. Doch für jede Errungenschaft ist Mut erforderlich, ein solcher Mut, der Besorgtheit und Vorsicht weise vereint.

       Auch kann eine nebulose Prophezeiung nicht aus der Höchsten Quelle kommen. Lesen Sie erneut die Paragraphen 24 und 25 in der ”Gemeinschaft“. Die vorgesehenen Erfüller von Prophezeiungen kennen deren Sinn und Bedeutung. Lasst uns daher nicht meinen, dass Christus, dieser Hohe Geist, nicht wusste, was ihm bestimmt war. Jedem Träger einer Heldentat wird ein voller Kelch gereicht, und er selbst entscheidet, ob er ihn gänzlich oder nur zum Teil leeren will. Nach dem Gesetz der Antithese bringt das Schlimmste das Beste. Wer von den heldenhaft Schaffenden des Geistes wird daher nicht den vollen Kelch leeren? Auch in der LEHRE wird gewiesen, den vollen Kelch zu leeren, und wir sollten diesen Rat nicht zurückweisen.

       Allen Verleumdern wollen wir nach den Worten eines großen Denkers sagen: ”Wer auf die Meinungen anderer bedacht ist, wird sich niemals über die Masse erheben.” Ich kenne kein schlimmeres Los, als in der Masse zu verbleiben! Blicken wir daher mit Gelassenheit auf alle üblen Kommentatoren. Es gibt Menschen, die nach goldenen Kronen streben, doch gibt es auch andere, die ihre ganze Bestrebung auf die Errungenschaft einer Krone richten, die nicht von menschlichen Händen gemacht und daher ewig ist.

* * *

       Ich zitiere ein Gespräch: ”Gerade die Massen führten mit ihrem Geschrei die Großen Lehrer zu besonderem Leid. Die Massen, ganz dieselben Massen schrien nach einem Königreich und beschleunigten auch die Hinrichtung. So haben sie vor allem mitgeholfen, dass sich die Prophezeiungen erfüllten. Man kann sich jenes Karma nicht vorstellen, das sich die Massen dieser Wahnsinnigen aufgeladen haben! Viele können sich jetzt noch an die Ereignisse erinnern, die vielen nachfolgenden Generationen auf die Schultern geladen wurden. Wenn Ich rate, das Nachsprechen von sinnlosen Worten und Gedanken zu unterlassen, so bitte Ich euch, an die Zukunft zu denken. Der Lehrer konnte den Pfad der Heldentat ohne das Brüllen der Massen wandeln, aber gerade jene, die durch ihn geheilt wurden, füllten den Raum mit Drohungen und Flüchen. Solch einer Bekundung des freien Willens könnten viele Namen gegeben werden, nichtsdestoweniger bleibt sie der Ausdruck des freien Willens. Es ist richtig, den freien Willen als die höchste Gabe zu erachten, aber wie weise sollte man diesen wertvollen Schatz einsetzen!”

       Ein sorgloses Wort, selbst wenn es gut gemeint ist, aber nicht im richtigen Moment ausgesprochen und dem Niveau des Bewusstseins der Zuhörer nicht angepasst, vermehrt die Reihen der Feinde. Daher ist es wichtig, davon abzusehen, Geheimnisse preiszugeben. Wahrlich, der Wissende versteht die volle Bedeutung des Wortes und kann Anvertrautes hüten.

       12. Juli 1938

       Sie werden jetzt zugeben müssen, dass ich recht hatte, als ich Ihnen riet, inmitten von offensichtlich feindlicher Umgebung nicht über die Lehre zu diskutieren. Ebenfalls dürften Sie jetzt davon überzeugt sein, dass mein erster Brief seine volle Richtigkeit hatte, denn er enthält Antworten auf fast alle Ihre Fragen, die abermals an mich gestellt wurden. Sie schreiben, dass jemand die Frage stellt, von wem und auf welche Weise die Lehre gegeben wurde. Die Antwort auf die erste Frage gibt die Lehre selbst, denn ihr Autor nennt in jedem der Bücher seinen Namen. Auch die Antwort auf die zweite Frage ist auf vielen Seiten derselben Bücher gegeben. Alle diese Fragen beweisen, wie oberflächlich die Bücher von diesen Fragestellern gelesen werden.

       Was jene betrifft, die sich darüber Sorgen machen, dass sich einige Entstellungen in die LEHRE eingeschlichen haben könnten, so könnte man fragen, ob sie sich nicht dessen bewusst wurden, dass es für den Lehrer ebenso leicht ist, auf diesen oder jenen Fehler, der sich eingeschlichen hat, aufmerksam zu machen wie die nächsten Seiten zu geben? Doch der Rhythmus der LEHRE steigert sich fortlaufend. Allerdings sind Fehler durch den Drucker und den Abschreiber leider unvermeidlich. Diese wurden aber so weit als möglich richtiggestellt. Ich kenne keine Bücher, die keine Druckfehler aufweisen, und vor allem in unserer Zeit, in der die Qualität in allem immer mehr abnimmt.

       Auch bin ich mit dem Abgrund der menschlichen Natur oder des Bewusstseins hinreichend vertraut, und ich weiß, dass Beteuerungen nie jemanden überzeugen können. Nur unsere persönliche innere Überzeugung, verankert in den Aufspeicherungen unserer früheren Leben, ist befähigt, die Wahrheit zu erkennen. Daher werden auch meine Behauptungen von Zweiflern niemals angenommen werden. Ich bitte Sie, seien Sie versichert, dass wir weder jemanden überreden noch abhalten wollen, sondern uns mit der ganzen Kraft unseres Geistes dagegen auflehnen, jemanden die Bücher der Lehre der LEBENDIGEN ETHIK aufzuzwingen – und schon gar nicht irgendwelche Autoritäten. Jeder muss seinen Weg gehen. Die Wahrheit der Lehre kann nur ein Mensch tief empfinden, wenn sie durch den Ruf des Lehrers in seinem Herzen entfacht wird und er sich bereits in seinen früheren Leben der Lehre und den Großen Lehrern näherte. Unter jenen, die das erste Mal mit der Lehre in Berührung kommen, gibt es immer einige Schwankende und Zweifler. Aber wo Zweifel sein Nest baut, können die Feuer des Herzens nicht entfacht werden. Zweifel ist das schrecklichste Gift. Auf keinem Gebiet kann etwas erreicht werden, wenn Zweifel besteht. Es könnte kein Erfinder etwas Neues schaffen, wenn er die Richtigkeit seiner Theorie bezweifelte. Das Sprichwort ”Der Glaube versetzt Berge” hat einen tiefen Sinn. Der Mensch erkennt aber nicht, dass er in seinem ganzen Leben nur Dinge tut, an die er glaubt. Nur das, was man glaubt und wie man es glaubt, löst alle Probleme des Seins. Des Menschen freier Wille oder die Wahlfreiheit gestaltet sein Schicksal.

       Jene, die allein Christus nachfolgen wollen, sollten ihm folgen. Aber sie mögen sich klar entscheiden, welchem Christus sie dienen wollen, dem Christus aus den Evangelien oder dem Christus der Kirchenväter der neueren Zeit. In der Erkenntnis wird es bereits eine Verschiebung des Bewusstseins geben. Keiner der Großen Lehrer wird je einen Großen Begründer alter oder späterer Religionen herabwürdigen, denn wahrlich, ein und dasselbe Ego inkarnierte manches Mal in einigen von ihnen.

       Es war nie erlaubt, die hierarchische Nachfolge der Großen Lehrer für die Allgemeinheit zu verkünden. Ein denkender Schüler wird den Schaden solch frühzeitiger Ankündigungen in zweifelnden und feindlichen Händen voll erkennen. Nur Neulinge, die nicht verstehen, dass an jedem sorglos ausgesprochenen Wort das Schicksal und das Leben vieler Menschen hängen können, stellen Fragen, die im fernen Altertum nur bei den höchsten Einweihungen beantwortet wurden. Das menschliche Bewusstsein hat sich seit jener Zeit kaum verändert, es ist sogar in vielem leider noch gröber geworden.

       Sie schreiben, dass manche über die Aufforderung ”Liebe Mich” im ersten Buch ungehalten sind und sie als aufdringlich empfinden. Darauf antworte ich, dass die Herzen dieser Menschen offensichtlich versteinert sind und sie daher das Feuer des Herzens, die flammende Liebe eines Schülers zum Lehrer nicht kennen und nicht wissen, welche Freude diese Worte im flammenden Herzen des Schülers auslösen. Denn durch diese Erklärung nimmt der Lehrer die Liebe des Schülers nicht nur entgegen, sondern sie bringt ihn auch näher heran und ermutigt ihn, diesen königlichen und zugleich kürzesten Pfad zu wandeln. Fein sind die Saiten des Herzens, und nur wenn sie von seinen Feuern, die durch die Verbindung mit der Esse des Lebens entzündet werden, gestählt sind, können sie uns die geheimnisvollen Mysterien des menschlichen Wesens übermitteln. Nichts Grobes, nichts Forderndes, Zweifelndes, Verneinendes oder Verächtliches wird je einen Schlüssel zu irgendeinem Mysterium des höheren Seins finden. Daher dieser Hass der vertrockneten Herzen gegenüber allem Lichten, aller Freude, durchtränkt von höherer Schönheit, von Hingebung und Liebe zur Hierarchie.

       Es tut mir leid, wenn meine Meinung über bestimmte Bücher einen guten Menschen tief verletzt hat, aber ich kann sie nicht zurücknehmen. Es wäre meinerseits unehrlich, etwas zu loben, was ich als Entstellung der Wahrheit erkenne. Ebenso bezichtigt uns jemand fälschlich der Unfreundlichkeit gegenüber den Theosophen. Unser Verhalten zu den Theosophen war immer sehr freundlich, und wir haben eine ganze Menge Freunde unter ihnen. Viele Theosophen, in verschiedenen Ländern, lesen und lieben die Bücher der Lehre der LEBENDIGEN ETHIK. Es gibt zahlreiche theosophische Gruppen, die einander oft praktisch ausschließen. Freilich, es ist traurig, dass es Leute gibt, die über die Bücher der LEHRE negativ sprechen, ohne eines von ihnen gelesen zu haben. Und wer von jenen Menschen, die sich für anständig und gebildet halten, würde das ablehnen und geringschätzen, was er überhaupt nicht oder nur oberflächlich kennt? Kann solch eine Kritik der Wahrheit entsprechen? Haben die Leser nicht das Recht, von den Kritikern einfach Aufrichtigkeit zu verlangen?

       Doch es heißt, dass nie eine Lehre von Freunden erhoben wurde; immer und in allem besorgt dies die Wut der Feinde. ”Die Djins bauen die Tempel.” Auch von Christus wurden Zeichen des Himmels verlangt, und er wurde beschuldigt, den Teufel durch die teuflische Kraft des Fürsten der Teufel auszutreiben. Lesen Sie erneut das Evangelium des hl. Lukas 11:15. Beachtenswert ist die Antwort Christi an diese Kasuisten im selben Kapitel. So seltsam es auch klingt, jene, die die BÜCHER DER LEHRE angreifen und sie so auffallend ablehnen, kennen sie überhaupt nicht – genauso wie sie ihre eigenen Schriften nicht kennen.

       Und jene, die die BÜCHER DER LEHRE nicht lesen, weil sie sich wegen meiner Meinung über bestimmte Bücher persönlich gekränkt fühlen, kann man nur bedauern. Wir haben es nie abgelehnt, ein uns empfohlenes Buch zu lesen, um nicht an einer wertvollen Perle vorbeizugehen. Jedoch der Schüler muss immer bei allen Lehren zu unterscheiden wissen. H. P. B. bestand besonders auf Unterscheidungsvermögen, das sich im Feuer des Herzens verbirgt, im Gefühlswissen – diesem Auge von Dangma. Und daher möchte ich nochmals betonen, dass wir alles, was unmittelbar mit H. P. B. zusammenhängt, tief verehren. Man kann es immer wieder bedauern, dass offensichtlich einige fremde und auch russische Theosophen nicht nur die gesammelten Werke von H. P. B. nicht kennen, sondern auch mit der ganzen Geschichte der theosophischen Bewegung nicht vertraut sind.

       Viel Licht könnte ausgestrahlt werden, wenn solche Bücher wie der umfangreiche Band von 500 Seiten der ”Briefe der Mahatmas“ an A. P. Sinnett und der Band der ”Briefe von H. P. Blavatsky“ an A. P. Sinnett jenen Lesern zugänglich wären, die nicht Englisch verstehen.

       Was nun die Anschuldigung betrifft, ich sei gegen die Theosophische Gesellschaft intolerant, so liegt der Fehler dieser Anschuldigung offensichtlich vor eines anderen Menschen Tür. Schon lange bevor Auszüge aus meinem Brief an Dr. Asejev in der Zeitschrift ”Okkultismus und Yoga“ veröffentlicht wurden, in dem ich über bestimmte Bücher von L. spreche, bekam ich von Freunden briefliche Beweise dafür zugesandt, dass sich einige theosophische Autoritäten gegen die Bücher des AGNI YOGA aussprachen und ihren Anhängern verboten, sie zu lesen. Ist es möglich, dass sie nicht zu ihrem eigenen Wort stehen? Man möchte allen sagen: Seid freundlicher und vieles wird leichter werden.

       Die LEHRE spricht vom Kanon ”Mit deinem Gott”. Daher sagen Sie jenen, die zwar die Lehre gutheißen, aber ihre Quelle oder deren Vermittler nicht annehmen können, diese Fragen sollten sie nicht beunruhigen. Für sie mag es weder die Quelle noch den Mittler geben. Möge die Lehre für sich sprechen.

       In der Tat, ich gebe zu, dass die Ablehnung der Quelle die Worte der Lehre des höchsten Magneten des Herzens und aller höheren Schönheit beraubt. Aber die Ablehnung der Mittler kann die LEHRE nicht herabsetzen. Daher bitte ich Sie, jedem zu versichern, dass ich auf irgendwelche Autorität keinen Anspruch erhebe und man mein Vorhandensein eben vergessen möge.

       Nochmals muss ich sagen, dass es auf alle Fragen und Einwände, die Sie aus dem Kreis der Zuhörer und Anhänger der AGNI YOGA-Gruppe vorbringen, genaue Antworten in den BÜCHERN der LEHRE gibt. Nachdem ich die Einwände und Fragen gelesen habe, wird es klar, dass sich niemand bemüht, mit allen 14 Büchern der Lehre, die bisher veröffentlicht wurden, gründlich vertraut zu werden.

       Die Bruderschaft des Lichts basiert auf Einigkeit, und daher sind alle ihr Angehörenden in einem Bollwerk vereint. Diesen Fragestellern könnte man folgende Antwort erteilen: ”Da Jesus ihre Gedanken kannte, sagte Er ihnen: ‚Jedes Reich, so es in sich uneins ist, zerfällt, und eine Stadt oder ein Haus, so es uneins ist, bricht zusammen.‘”

       Bedrückend ist die Atmosphäre der Uneinigkeit und Lästerung. Ich kenne keine schlimmere; sie kann den größten Schaden, einschließlich ansteckender Krankheiten, verursachen. Gegenwärtige medizinische Wissenschaftler behaupten, dass alle sittlichen Regeln eine rein biologische Grundlage haben.

       Wenn Ihnen die LEHRE teuer ist, so werden Sie sie nicht zum Markte tragen. Von ganzem Herzen wünsche ich Ihnen, dass Sie aus dieser vergifteten Atmosphäre bald herausgelangen.

       Alles Licht für Sie.

       Eben habe ich die Durchschrift meines Briefes an die von Ihnen erwähnte Person durchgesehen und festgestellt, dass ich über Gefühlswissen geschrieben habe, jene Aufspeicherung, die uns die Möglichkeit verleiht, in das Wesen der Dinge ganz einzudringen. Gerade Gefühlswissen ist das einzige Kriterium jeden Urteils. Aber nirgendwo habe ich Gefühlswissen der Inspiration oder Hiero-lnspiration gleichgestellt. Es besteht jedoch kein Zweifel darüber, dass allein aufgespeichertes Gefühlswissen die Möglichkeit unmittelbarer und ständiger Verbindung mit den Lehrern bietet und befähigt, nicht nur lückenhafte Information, sondern das ganze Meer der LEHRE zu empfangen. Ich möchte hier einen Auszug aus diesem Brief anführen: ”In der Tat, der einzig wahre Lehrer ist der ‚Unsichtbare‘ Lehrer (der Lehrer der Großen Bruderschaft). Aber gibt es viele, die zu solch einem Lehrer Zutritt haben? Das heißt nicht, dass der Lehrer unzugänglich sei, nein, wahrlich nicht, er ist der Nächste. Aber seine Nähe kann nicht von allen ertragen werden. Sie wird nur dem ohne Schaden offenbar werden, der das Bildnis des Lehrers seit vielen Jahrhunderten in den innersten Winkeln seines Herzens trägt. Ohne diese jahrhundertealte Aufspeicherung sowie das dadurch entstandene magnetische Band ist es schwer, die Strahlen, die vom ‚Unsichtbaren‘ Lehrer gesandt werden, aufzunehmen – sie könnten den unvorbereiteten Empfänger vernichten. Auch im Falle jahrhundertealter Annäherungen und Prüfungen muss sich die neue irdische Hülle oder der Empfänger über Jahre hindurch diese Empfänglichkeit aneignen. Die unsichtbaren Strahlen sind so mächtig und wirken manchmal stärker als Radium.”

       In Anbetracht dessen, dass ich meinen früheren Briefschreibern über die Annahme des Schülers sowie über den irdischen Lehrer bereits geschrieben habe und um meine Arbeit zu erleichtern, füge ich hier die vorhandenen Kopien der entsprechenden Seiten bei. Nun aber möchte ich zu Ihrem Zweifel in bezug auf Gefühlswissen Stellung nehmen. In der Tat, es ist schwer, das Gefühlswissen zu erwecken und zu entwickeln, es gibt jedoch kein anderes Kriterium. Volle Unterscheidungskraft erlangt man nur auf diese Art. Und die Hauptschwierigkeit ist, dass Gefühlswissen nicht in uns erweckt werden kann, wenn Gefühle der Selbstsucht, des Eigendünkels, der Scheinheiligkeit oder Unaufrichtigkeit in unserem Herzen wohnen. Nur wenn diese Vipern ausgerottet sind, nimmt die Stimme des Herzens ihren Platz ein, und Gefühlswissen wird klar und untrüglich. Glauben Sie mir, ist jemand aufrichtig bestrebt, so wird er seinem irdischen Lehrer begegnen und ihn erkennen. Aber auf unserer Erde geschieht dies sehr, sehr selten. Denken wir an die geringe Anzahl der Schüler, die selbst die Großen Lehrer in ihrem irdischen Leben hatten. Seit jenen Zeiten hat sich die Menschheit nicht gebessert, Kreuzigung und Verrat der irdischen Lichtträger sind verblieben. Dieselben Verräter haben nur eine neue Maske aufgesetzt und erfinden immer feinere Inquisitionsmethoden.

       Ja, für die Menschen ist es schwer, das Gesetz der Hierarchie zu begreifen. Jedoch gleichzeitig sind gerade jene, die sich gegen diese kosmischen Gesetze auflehnen, nichtsdestoweniger blind jedweder beliebigen Hierarchie ergeben, angefangen mit Regelbedingungen, Sitten und Mode bis zur Annahme der Hierarchie des Bösen in ihrer gesamten verborgenen Vielfalt. Nach alledem steht die Hierarchie des Bösen der irdischen Sphäre näher, und ihren zahlreichen Anhängern, den Bewohnern der niederen Sphären der Feinstofflichen Welt, bereitet es Vergnügen, den Menschen die gemeinsten Gedanken einzuflößen und sie zur Uneinigkeit und brudermörderischen Handlungen zurückzustoßen. In den Tagen des Harmagedon haben die Kräfte des Bösen zugenommen; daher ist es so wichtig, die Hierarchie des Lichts zu erkennen und mit seinem ganzen Herzen auf diesem Pfad zu streben. Natürlich, wie es immer war und sein wird, die Finsternis selbst wird die Finsternis verschlingen. Aber wie viele ”Lauen“ werden zugrunde gehen, die gerettet worden wären, wenn sie die Gefahr rechtzeitig erkannt und die ihnen gebotene Hand der Hilfe erfasst hätten.

       6. August 1938

       In der Tat, wenn der Autor der ”Cosmosophia“ mit solcher Überzeugung und Lebendigkeit über den Aufenthalt eines Sünders in den Astralsphären erzählt, dann hält er alle Karten. Die Astralebene ist primär eine subjektive Welt. Wenn daher der Autor in seinem Buch bestimmte Zustände in der Astralwelt lebendig beschreibt, so hat er sie wahrscheinlich schon selbst erlebt oder er ist dabei, sie zu erleben. In allen Lehren wird darauf hingewiesen, dass unsere klarsten Gedanken und das uns durchdringende Gefühl richtunggebend sind für den Aufenthalt und den Zustand in den Sphären der überirdischen Welt; genauso wie der letzte Gedanke eine entscheidende Bedeutung für die Kraft der Aussendung des Geistes in die feinstofflichen Sphären hat. In den ”Briefen der Mahatmas“ an A. P. Sinnett gibt es eine Stelle, wo Meister K. H. auf die Bedeutung des letzten Gedankens vor dem Tod hinweist. Er nennt als Beispiel einen hingerichteten Mörder, der wie unter Alpdruck sein Verbrechen und den ganzen Schrecken in der Feinstofflichen Welt immer wieder und so lange erlebt, bis die Energie erschöpft ist. Unser Zustand in der Feinstofflichen Welt gestaltet sich aus unseren subjektiven Stimmungen, Gedanken und Motiven, wobei sich unsere Gefühle verstärken. Schläfrige und träge Menschen werden dort, beraubt ihrer gewohnten äußeren Reizmittel, ein noch ermüdenderes Dasein fristen. Daher ist es so wichtig, die Denkfähigkeit in sich zu entwickeln und die Gedanken auf die schöpferische Tätigkeit zu richten, weil schöpferische Gedanken in der Feinstofflichen Welt unbegrenzte Anwendung finden. Aber ich würde niemandem raten, in den Schrecken der niederen Astralwelt zu verharren.

       Wahrlich, die menschliche Vorstellung vermag die ganze vielfältige Existenz auf beiden Seiten nicht zu beschreiben. Zweifelsohne werden die niederen Wesenheiten der überirdischen Welt durch die Emanationen der Verwesung genährt und besonders vom Magnetismus verwesenden Blutes angezogen. Daher gibt es in der Nähe von Friedhöfen, Schlachthäusern und Schlachtfeldern, in Wirtshäusern usw. alle Arten von Larven. Sie heften sich vor allem an Trunkenbolde und an Schlemmer, die sich vom Fleisch nähren. Auf dem irdischen Plan tragen bereits viele Leute solche Vampire mit sich.

       Wenn in den niederen Ebenen der Feinstofflichen Welt niedere menschliche Wesenheiten unter diesen Larven leiden, so leiden sie nicht weniger unter der Berührung mit höheren Bewohnern der Feinstofflichen Welt. Gerade die Annäherung an jene höheren Geister bereitet schmerzliche Verbrennungen, und das astrale Gewebe ihrer Körper beginnt zu zerfallen.

       In der Natur nährt sich alles gegenseitig. Wenn also die Verwesungsreste die Larven der niederen Sphären nähren, dann nähren, in gesetzmäßiger Entsprechung, die höheren Geistwesen die höheren und mittleren Sphären. Freilich, in Indien kann man unmittelbar neben unübertroffenen Höhen philosophischen Denkens und geistiger Lauterkeit den widerlichsten Auswüchsen verschiedener dämonischer Kulte und Besessenheit durch Tiere antreffen, einschließlich der abscheulichsten Geisterbeschwörungen. Hier gibt es eine Sekte, deren Anhänger sich von Gehirnen der Leichen nähren. Man kann sie bei Mondschein auf Friedhöfen bei ihrer abscheulichen Tätigkeit antreffen; wo es das hellste Licht gibt, ist die Finsternis am schwärzesten.

       Hier gibt es Dörfer, deren Einwohner sich zu einer bestimmten Zeit des Jahres in einer streng bewachten Waldlichtung treffen. Dort rufen die Priester die niederen Wesenheiten, um die bösen Geister zu besänftigen. Dabei schlachten sie viele Tiere und versetzen die Anwesenden durch einen bestimmten Trommelrhythmus in einen solchen Zustand, in dem die durch die Emanationen frisch vergossenen Blutes angezogenen niederen Wesenheiten von manchen Körpern viel leichter Besitz ergreifen können. Diese Besessenen geraten dann in Raserei und greifen häufig Frauen und Kinder an. Oftmals nagen die besitzergreifenden Wesen ihre Opfer zu Tode.

       Sie tun recht, die Beschreibungen des astralen Schreckens mit Abscheu zu betrachten. Jede Lehre des Lichts muss grundsätzlich zur Weisheit führen, zur Freude an der Arbeit, zur Vervollkommnung und zur höchsten Schönheit und soll auf die unvermeidlichen Leiden in der Feinstofflichen Welt jener, die das Gesetz des Gleichgewichts oder der Harmonie verletzen, nur hinweisen. Wenn man um die Bedeutung der Gedanken weiß, kann man nicht lange – ohne ernste Folgen! – bei den Bildern des Schreckens und der Finsternis verweilen.

       Wir haben von dem von Ihnen erwähnten Angriff gehört. All dies enthüllt für Sie die lokale Bewusstseinshöhe. Die Zurückweisung des Artikels von M. L. ist unverständlich. Die Menschen lieben es nicht, wenn man den Nagel auf den Kopf trifft. Bestimmte Länder befassen sich derzeit mit dem Problem der Schulung des Menschen. Meinen Sie nicht, dass diese Schulung des Menschen nicht weit vom Schaffen einer Art Kompromiss entfernt ist? Aber ich rate, das neue Land weniger anzugreifen. Es tritt in eine Zeit der Erneuerung ein und man sollte auf diese Weise diesen Pfad sichern und erhalten. ”Wer an die Vergangenheit denkt, dem schwindet der Scharfblick.”

       ”Die Masse der Menschen ist durch die beschleunigte Forschung unsicher geworden und kann den materiellen Fortschritt nicht mit den höheren geistigen Grundlagen in Einklang bringen. Die derzeitige Ära erinnert an eine bestimmte Zeit von Atlantis. Zu jener Zeit konnte man das Gleichgewicht nicht finden. Obwohl man in unserer Zeit jedoch von der mangelnden Übereinstimmung weiß, gelingt es manchen heute lebenden fortgeschritteneren Völkern, die notwendige Konkordanz zu finden. Wir sehen, dass man die Synthese zu erkennen beginnt. Doch dies wird dort nicht möglich sein, wo das Lebenspendel träge ist; doch wo es aufs äußerste schwingt, wird die Bedeutung des Gemeinwohls erkannt; dort weiß man, dass dies nur dem Allgemeinwohl entspringt. Die Formel ist noch nicht ausgesprochen, sie reift aber bereits heran in der Tiefe des Bewusstseins … Vor allem erschließt Dienen den Pfad zur Erkenntnis des Allgemeinwohls. Weder Prunkgewänder noch Rituale, sondern Dienst an der Menschheit ist erforderlich. Seit Jahrtausenden redet man von Zusammenarbeit. Nicht selten eilen die Vorstellungen den materiellen Möglichkeiten voraus, aber neuerdings fanden die Menschen eine Menge nützlicher Anwendungen, und die Zeit ist gekommen, wo es notwendig ist, an das Allgemeinwohl zu denken.” Schauen Sie dahin, wo das Pendel aufs äußerste schwingt.

       Nun möchte ich Ihren Brief vom 4. Juli beantworten. Ich werde tatsächlich bald das Gelübde des Schweigens ablegen müssen; denn ich sehe, dass meine Briefe nicht so verstanden werden, wie ich sie gemeint habe. Meine Worte werden entstellt, und Sie wissen, dass der Ton die Musik macht. Offensichtlich begreifen die Menschen diese Ausdrucksweise nicht.

       Ich rate Ihnen, Ihren Briefwechsel so weit als möglich einzuschränken. Nehmen Sie sich mehr Zeit, die Werke von H. P. B. sowie die der LEBENDIGEN ETHIK zu studieren und machen Sie sich mit den neuesten wissenschaftlichen Entdeckungen, auch mit den Errungenschaften auf dem Gebiet der Medizin vertraut. Meiden Sie alle ”Esoteriker“ – nicht sie werden die Welt erneuern, sondern die geistig Schaffenden, die ihre Seele dem Allgemeinwohl verschrieben haben. Die Umwertung der Werte wird vieles berühren. Es ist erstaunlich, wie mit der Zeit viele Bezeichnungen ihren ursprünglichen Sinn verlieren und völlig unbrauchbar werden. Bereiten Sie sich auf eine Stufe vor, die breit und mächtig angelegt wird.

       13. August 1938

       Ich stimme mit Ihnen überein, was bereits veröffentlicht wurde, das kann man nicht mehr geheim halten. Und doch sollte einem Feinfühligkeit oder Angemessenheit einflüstern, wo und wann es passend ist, dies oder jenes zu erwähnen oder zu verschweigen. Viel hängt davon ab, wie der eine oder andere Begriff vermittelt, erklärt und unter welchen Umständen mit ihm bekanntgemacht wird. Manchmal wäre allein die Erwähnung der höheren Welten oder eines Geistes unpassend und würde nur Lästerung und schrecklichen Antagonismus hervorrufen. Daher kann ich der geäußerten Meinung, dass übermäßige Vorsicht genauso schädlich ist wie übermäßige Gesprächigkeit, nicht beistimmen. Ich will sagen, wenn übermäßige Vorsicht zu verurteilen ist, dann ist Gesprächigkeit bereits verurteilt. Es ist immer besser, nicht zu vollenden als zu ändern. Denken Sie daran, wie oft in der LEHRE über den Schaden gesprochen wird, der entsteht, wenn etwas im unrechten Augenblick ausgesprochen wird … Selbst ein Archat kann die Folgen eines Gedankens oder Wortes nicht zunichtemachen. Wie oft hängt an einem Wort das menschliche Leben!

       So vieles widerspiegelt sich entstellt in beschränkten Bewusstseinen, und der dadurch entstehende Schaden ist enorm. Nur selten können sich Individuen über die Ebene unserer Wirklichkeit (um ein besseres Wort zu verwenden – Augenscheinlichkeit) erheben und jene Gesetze verstehen, die die Geschehnisse beherrschen und folglich auch die Menschen. Großes Wissen wird leider nicht verziehen und erweckt den unheilvollen Antagonismus der Massen und des Durchschnittsmenschen. Daher haben die Hohen Lehrer zu allen Zeiten geboten, entsprechend der Bewusstseinshöhe der Zuhörer und den Umständen angemessen zu sprechen. Das Nichtbeachten dieses Rates bewirkt den Zusammenbruch vieler erleuchteter Unternehmen und menschlicher Leben.

       Wenn jemand seine Verlegenheit zeigt, indem er fragt: ”Wodurch sind seit der Zeit Christi mehr Fehler begangen worden – durch überflüssiges Reden oder durch Schweigen?”, so will ich antworten, dass alles, was sich auf Christus und seine Lehre bezieht, nicht das, was überflüssig ausgesprochen oder unausgesprochen geblieben ist, viel Schaden angerichtet hat, sondern die unwissende Entstellung seiner einfachen Feststellungen und Gebote in bezug auf Gier. Es wäre äußerst nutzbringend, das Neue Testament im Lichte der Synthese aller bestehenden geistigen Lehren zu deuten. In der Tat, die von Ihnen aufgezeigten Parallelen mit den Lehren sind sehr treffend. Natürlich gibt es auch im Buddhismus dergleichen viele. Gegenwärtig befasst sich der Pastor Arthur Massey mit dieser Aufgabe und schreibt darüber für die kleine Lokalzeitschrift ”Vision“.

* * *

       Wahrlich, Vertreter der sechsten Rasse werden geistig nicht wenig an sich zu arbeiten haben, um ihre Nervenzentren zu öffnen. Aber auf der nächsten Stufe der Verfeinerung des Organismus wird dieser Prozess beträchtlich leichter und schneller vor sich gehen. Nichtsdestoweniger kann nichts ohne Disziplin, Anstrengungen und Arbeit erreicht werden.

       Wo immer es möglich ist, sollte man Worte wie Herr, Schöpfer u. ä. durch Göttliches Prinzip ersetzen; denn der anthropomorphe Begriff Gott ist im Bewusstsein der Massen zu sehr eingewurzelt. Es ist erstrebenswert, das Denken der Menschen etwas voranzubringen in Richtung der Erkenntnis des erhabenen und unbegrenzten Prinzips alles Seienden sowie des Verstehens der Verantwortung als Träger dieses Prinzips. Die Menschen lesen in ihren heiligen Schriften und sprechen über das Unnennbare, Unerkennbare und den Unsichtbaren Gott, gleichzeitig jedoch schreiben sie dieser Unnennbarkeit alle anthropomorphen Eigenschaften, Gefühle und Tätigkeiten zu.

       Sie schreiben, dass Sie oft den Einwand hören, ”der Lehre des Ostens ermangele es der Liebe, wie sie im Evangelium zu finden ist”. Dieser Vorwurf ist ungerecht, und jene, die demonstrieren, offenbaren ihre Unwissenheit. Gerade im Osten besteht der höchste Kult der Liebe. Alle seine geistigen Lehren, seine ganze Mythologie, seine Epik, Dichtkunst und Folklore preisen dieses erhabene Gefühl, durch das alles entsteht – jedes Leben und jede Regung. In der Tat, nirgendwo wird über die Liebe in all ihren feinsten Abstufungen und Eigenschaften so viel gesungen wie im Osten. Allen Yogasystemen liegt die Liebe oder Hingebung zum erwählten Ideal zugrunde. In diesen Yogasystemen nimmt das Göttliche Prinzip den Aspekt des Geliebten an (sei es er oder sie), denn die mächtigste Form der Liebe kommt in der Liebe zwischen den beiden Uranfängen zum Ausdruck. Wahrlich, die ganze Dichtkunst des Ostens ist eine Hymne über die Liebe zum Göttlichen Prinzip in allen seinen Aspekten vom Unerkennbaren und Unnennbaren bis zum Bildnis eines persönlichen Gottes, zum Guru, zur Mutter oder Geliebten. So ist auch die LEHRE der LEBENDIGEN ETHIK der RUF NACH LIEBE, zum Dienst am Allgemeinwohl, der die höchste Form der Liebe darstellt, weil sie selbstlos ist. Liebe zur Menschheit erfordert völlige Selbstlosigkeit und Selbstaufopferung. Denn, bringt die Liebe zum Geliebten die Antwort vom Geliebten, so wird die Liebe zur Menschheit mit einer Dornenkrone gekrönt.

       Um die Heldentat für das Allgemeinwohl zu erleichtern, weisen alle Lehren des Ostens auf das Erwachen unserer Liebe zur Hierarchie des Lichts hin, zum erwählten Guru und zum Streben nach dem Großen Dienst. Die Lehren des Ostens bejahen genauso wie die Lehre der LEBENDIGEN ETHIK die Herzensbildung zur Aneignung der höchsten Form der Liebe. Liebe zur Menschheit ist die wirksamste Liebestat. Liebe zur Hierarchie ist die höchste Freude und das Entzücken des Geistes. Aber die eine Form der Liebe ohne die andere ist unvollkommen; daher gesegnet jener, der beide in seinem Herzen bewahren kann.

       Nun über die Entstehung der Menschheit auf unserem Planeten. Vor allem ist es wichtig zu wissen, dass die Mondevolution beträchtlich niedriger war als die irdische und die Mondbewohner keinen Verstand oder sogenannten Intellekt besaßen. Als sie ihre Mondevolution beendeten, ging ihr Verstand nicht über den Instinkt der Tiere hinaus. Jedoch gibt es auch jetzt nicht wenige Erdbewohner, deren Verstand vom Instinkt der Tiere nicht weit entfernt ist! Tatsächlich leben viele Menschen noch durch den Instinkt. So mussten die Mondmonaden aus diesem Grunde ihre neue Evolution auf der Erde im Pflanzen- und Tierreich beginnen, um sich den Bedingungen des neuen Planeten anzupassen. Die in der ”Geheimlehre“ erwähnten Barhishads gehören einer anderen Evolution an, einer viel höheren Welt, aber auch sie waren noch lange nicht vollkommen. Freilich gab es unter ihnen Monaden verschiedener Entwicklungsstufen. Sie halfen mit, die Mondmonaden mit menschlichen Hüllen auszustatten. Lesen Sie in den ”Briefen der Mahatmas“, auf Seite 85, die ”Ergänzenden Notizen“ (engl. Ausgabe!). Die Barhishads haben nämlich die erste Menschenrasse auf unserer Erde gegründet. Aber alles, was sie tun konnten, bestand darin, die astrale Hülle mit ihrem tierischen Instinkt zu versehen. Daher bedurfte es für die schnellere Erweckung der Embryos des Verstandes, eines Impulses oder Funkens von jenen Geistwesen, die bereits mit höherem Wissen und einem fertig geformten Mentalkörper versehen waren, etwa von den Agnishvâttas, Kumâras, Erzengeln und so fort, wie man sie in verschiedenen Religionen nennt.

       Die Verschiedenheit der Wesensarten hängt nämlich von den Geistwesen ab, die von anderen Welten und Systemen angezogen werden. Denn bei einer Explosion dieser oder jener Welt werden ihre astralen Sphären manchmal in eine Planetenbahn gezogen, die einem anderen System angehört.

       Die Dichter, die sich in ihrer Vorstellung zu schönen, ätherischen Bildnissen der Mondbewohner hingezogen fühlten, wären beim Anblick mancher wirklicher Mondbewohner, bedeckt mit Haaren und anderen ihnen eigenen Besonderheiten, entsetzt gewesen. Dabei unterschied sich ihre innere Struktur genauso von der unsrigen, wie ihr Gesicht es tat, sie konnten nach vorne und nach hinten sehen. Wir müssen uns mit dem Gedanken unendlicher Verschiedenheit in den Schöpfungen sowie mit der langsamen Evolution auf den ersten Stufen vertraut machen. Erst mit dem Entstehen eines höheren Verstandes geht die Evolution zu einem schnelleren Entwicklungsprozess über, und ist dieser zur Vernunft entwickelte Verstand in Harmonie mit den Führenden Kräften, so kann er den Planeten zu großem Gedeihen emporheben, oder im umgekehrten Fall seinen Zerfall oder Untergang beschleunigen.

       So sollte man immer zuerst an die ganze Mannigfaltigkeit der Evolution in Unbegrenztheit denken, und zweitens an das Grundschema, nämlich, dass die niederen Wesenheiten den niederen Planetenbereich durchschreiten, um sich an seine Verhältnisse anzupassen und die niederen Hüllen entwickeln. Aber wenn die höchsten Tierarten Vollendung erlangt haben und die Möglichkeit sogenannter menschlicher intelligenter Entwicklung gegeben ist, opfern die Baumeister oder die Hierarchie der Geister höherer Evolution von anderen Welten ihr Wesen, um die Monaden in eine menschliche Hülle zu kleiden; in verschiedenen Perioden verkörpern sie sich selbst in diesen Hüllen. Die menschliche Evolution geht auf drei Ebenen vor sich – auf der physischen, psychischen und geistigen.

       Ich glaube, dass die Geistwesen der irdischen Menschheit – sofern unser Planet seinen vorbestimmten Zyklus glücklich vollendet – die Rolle der Barhishads auf einem neuen Planeten erfüllen könnten. Die höchsten Monaden unter ihnen könnten sogar die Erwecker des Feuers der Vernunft werden, heißt es doch in der ”Geheimlehre“, dass in der siebenten Rasse viele Menschen Söhne makelloser Eltern und Buddhas sein werden. Wenn aber unser Planet nicht durchhält und vor der Frist explodiert, dann wird sich der größte Teil unserer Menschheit zweifellos auf einem weniger entwickelten Planeten vorfinden, um dieses niedere Reich zwangsläufig abermals zu durchschreiten. Im Kosmos herrscht Übereinstimmung und Zweckmäßigkeit.

       Es heißt, dass es auf den höheren Planeten weniger Tiere gibt und dass diese weit vollkommener sind. So gibt es auf der Venus keine Insekten und Raubtiere. Dort existiert fürwahr ein Reich des Fliegens. Die Menschen fliegen, die Vögel fliegen und sogar die Fische fliegen. Und die Vögel verstehen die Sprache des Menschen. Die Farbe der Fische und das Gefieder der Vögel sind von erstaunlicher Zusammenstellung und Schönheit.

       Ich möchte hier ein nützliches Gespräch anfügen: ”Ihr wisst, wie schwer es für die Menschen ist, die Mannigfaltigkeit der Evolution anzunehmen. Zuerst werden sie ein einziges Gesetz annehmen. Jeder wird jene Fragmente über das Universum anführen, die er zu erfahren Gelegenheit hatte. Dabei werden viele sich widersprechende Tatsachen herausgefunden, und die Menschen werden nicht versäumen, irgendetwas als Ungenauigkeit zu tadeln. Kontroversen und Verwirrung entstehen meist aus der Unfähigkeit, Unbegrenztheit zu begreifen. Irdischer Verstand kann sich schwer ein Schema vorstellen, das unversehrt bleibt. Gleich schwer ist es, sich alle Zweige desselben Gesetzes vorzustellen. Nichtsdestoweniger sollte man sich an die kosmische Mannigfaltigkeit gewöhnen. Unser Planet mit seinen feinstofflichen Sphären kann die unerwartetsten Einflüsse aus den fernen Welten erfahren. Man sollte nicht glauben, dass unser Sonnensystem isoliert sei – im Gegenteil, alle Welten stehen in feinstofflicher Wechselbeziehung. Somit ist das Grundgesetz unveränderlich, doch jeder Himmelskörper kann individuelle Wesenszüge in seinem Umkreis schaffen.

       Die Vertreter der weit entfernten Evolutionskreise können mit den Menschen der sechsten Rasse auf die Erde kommen. Auch kann man beobachten, dass die Vorstellung der Welt schwankt, von primitiver bis zu erleuchteter Erkenntnis. Jedoch nicht nur inmitten der Naturerscheinungen werden unvereinbare Extreme bemerkt, noch aufsehenerregender sind sie in der Feinstofflichen Welt. Man kann sich vorstellen, wie die Einwirkungen der entferntesten Systeme eindringen können. Solche Wirkungen können mit Explosionen und Tornados verglichen werden: Sie führen zu einem Aufstand. Man sollte sich daher nicht vorstellen, dass die Feinstoffliche Welt dem toten Buchstaben des Gesetzes unterliegt. Auch in den höheren Sphären kann es psychische Zusammenstöße geben; an solche Vorstellungen sollte man sich gewöhnen. Nur klare Erkenntnis der großen Mannigfaltigkeit kann vor schädlicher Beschränktheit bewahren. Zuerst sollte man versuchen, seine Empfindsamkeit für das Leben in der Unbegrenztheit zu entwickeln, und später wird sich das Bewusstwerden der fernen Welten festigen. So wird man den Gedanken der Mannigfaltigkeit der Evolution voll erfassen.”

       Jetzt über das Fegefeuer oder die mittleren Sphären der Feinstofflichen Welt. Die niederen Schichten gleichen der Beschreibung der Hölle. In der Tat, es hängt vom Menschen ab, wie er den Aufenthalt in den mittleren Sphären für sich und andere am besten nutzt. Die höheren Sphären sind uns je nach dem Maß unserer Läuterung zugänglich, und vor unserem Eintauchen in den Devachan-Zustand werfen wir die bereits ausgelebte astrale Hülle ab; je reiner diese ist, umso schneller zerfällt sie. Die astrale Hülle der höheren Geistwesen wird, nachdem sie ausgedient hat, mit Hilfe des Lehrers dem räumlichen Feuer übergeben. Jedoch nicht alle Geistwesen gehen in Devachan ein; es gibt starke Geister, die diese Unterbrechung nicht nötig haben und sich beeilen, ihren irdischen Pfad fortzusetzen. Wenn der Mensch bestrebt wäre, in der Feinstofflichen Welt seine Fehler zu erkennen, könnte die ganze Evolution beträchtlich beschleunigt werden. Aber die Schwierigkeit liegt darin, dass die Durchschnittsmenschen – weder gut noch schlecht, doch ohne jedwedes Streben, klar ausgedrückt, ohne Fähigkeiten –, wenn sie die für sie indifferente und graue Sphäre der Feinstofflichen Welt betreten, die ihnen angemessen ist, darin das gleiche bedrückende und trostlose Dasein fristen wie auf Erden. Ihr geringes Bewusstsein und unentwickeltes Denken gestatten es ihnen nicht, sich im Geiste zu erheben und in die höheren Sphären aufzusteigen, wo der schöpferische Gedanke regiert. Lauheit, Gleichgültigkeit und Trägheit sind die fürchterlichsten Henker. Sie sind die Verzehrer der psychischen Energie, die allein uns zu bewussten Besitzern des KELCHES AMRITA – der Unsterblichkeit – macht.

       Es ist unmöglich, in der Feinstofflichen Welt die Laster auszuleben; sie müssen auf Erden ausgelebt werden, weil auf der Erde neue Energieimpulse empfangen werden und diese in höhere Empfindungen und Fähigkeiten verwandelt oder umgestaltet werden können. Doch in der Feinstofflichen Welt kann man mit Hilfe der Führer die Schädlichkeit der noch nicht ausgelebten Leidenschaften erkennen und dieses Wissen in dem Grade in die feinstofflichen Zentren einprägen, dass es in der nächsten irdischen Wiedergeburt leichter wird, den Hang zu diesem oder jenem Laster zu bezwingen. Könnten wir unsere Laster in der Feinstofflichen Welt überwinden, wozu brauchten wir dann die irdischen Wiederverkörperungen? Und so benötigen wir für die Umwandlung und Sublimierung unserer Energien – Leidenschaften – unser irdisches physisches Laboratorium, in dem die Elemente aller Welten vereint und umgewandelt werden.

       Des schönsten Daseins in der Feinstofflichen Welt erfreuen sich die Seelen der großen geistig Schaffenden, der Denker und der schöpferisch Tätigen, die für das Wohl der Menschheit arbeiteten. Ihnen bieten sich dort unbegrenzte Möglichkeiten, ihre sämtlichen Fähigkeiten und Bestrebungen anzuwenden. Man könnte Marconi und Flammarion um ihr Dasein in den feinstofflichen Sphären beneiden.

       Mächtige, böswillige Seelen und solche Seelen, die nur dem sinnlichen Vergnügen nachgingen, leiden sehr darunter, ihre Bosheit und ihre Leidenschaften nicht befriedigen zu können. Sie verbrennen buchstäblich in der Flamme ihrer Leidenschaften. Wirklich, vielfach werden sie Besitzergreifer geeigneter Menschen und nächtliche Einflüsterer. Sie können nicht in die höheren Sphären aufsteigen, denn allein die Annäherung eines Bewohners dieser Sphären verursacht ihnen Leiden, und durch Berührung mit den reinen Fluida werden ihre Gewebe aufgelöst. Die Qual dieser Brandwunden am feinstofflichen Körper übersteigt jedwedes körperliche Leiden. Die Schrecken der niederen Sphären der Feinstofflichen Welt lassen sich nicht beschreiben. Daher ist es besser, sich nicht mit solchen Gedankenvorstellungen zu befassen, um die Schrecken nicht zu vermehren!

* * *

       Ich musste lachen bei der praktischen Auslegung der Worte des Vaterunsers ”Und führe uns nicht in Versuchung …”. Ich meine jedoch, wenn der Herrgott immer bemüht wäre, uns nicht in Versuchung zu führen, würden wir nichts lernen. Unser Geist wird durch Versuchungen gestählt, und das Wesen des Menschen lässt sich nur bei Versuchungen erkennen. Wörtliche Belehrungen und Warnungen helfen nichts; der Mensch wird an seinen Taten erkannt. Sich Gott in der Rolle eines Versuchers vorzustellen, ziemt dem majestätischen Göttlichen Prinzip wahrlich nicht. Daher muss man annehmen, dass in den Worten dieses Gebets die Hinwendung eines schwachen Geistes an seine Führung oder zu seinem Selbst zu verstehen ist, dass Er oder Es ihn vom Vergehen zurückhalten sollte. Aber ich ziehe es vor zu sagen: ”Gesegnet seien die Hindernisse, denn durch sie wachsen wir.” Allerdings sollte man daraus nicht schließen, dass man ein Fahrrad achtlos auf die Straße stellen oder eine Kasse unversperrt lassen kann. Alles ist gut auf seinem Platz.

       Ich danke Ihnen für das Buch, bin aber noch nicht dazu gekommen, es zu Ende zu lesen. Vieles darin ist seltsam. Doch habe ich den Eindruck, dass es bereits in einem anderen Lande ”umgearbeitet“ wurde. Daher enthält es so vieles, was in Anbetracht der Umstände, unter denen das Gespräch ablief, nicht hätte ausgesprochen werden können; und das vermindert das Interesse daran erheblich. Außerdem sind die Erklärungen der Mysterien und der Auferstehung der Menschen im physischen Körper nicht sehr überzeugend und lenken das Denken zurück auf uralte Irrtümer. Ungerecht sind auch die Angriffe auf bestimmte soziale Schriftsteller und Denker. So greift der Verfasser vergeblich Gorkij an, dessen Worte er zitiert: ”Vor mir entfaltet sich ein grandioses Panorama der Erde, wie ein riesiger Smaragd, ausgezeichnet gefasst durch die Arbeit der freien Menschheit. Alle Menschen sind intelligent, und für jeden ist es natürlich, das Gefühl persönlicher Verantwortung für alles, was er schafft oder was um ihn herum geschaffen wird, zu übernehmen. Allerorts gibt es Städte, Gärten, imposante Gebäude, überall arbeiten die Kräfte der Natur für den Menschen, beherrscht und organisiert durch seinen Verstand, und schließlich wird er tatsächlich selbst zum Beherrscher der Elemente! Seine physische Energie wird nicht länger für rohe, schmutzige Arbeiten verschwendet, sie wird in eine geistige umgewandelt, und alle Kräfte werden zur Erforschung der Grundfragen des Seins gelenkt, für deren Lösung der menschliche Gedanke seit uralten Zeiten erfolglos geblieben ist.”

       Nachdem ich diese schönen Zeilen gelesen habe, kann ich nur sagen, dass jede intelligente Person, die nach Fortschritt zum Allgemeinwohl bestrebt ist, diese Hoffnung des großen Schreibers zweifellos teilt. Achten Sie darauf, wie der Streiter Gottes und des Geistes die Feststellung Gorkijs, dass die Kräfte der Natur den Verstand des Menschen beherrschen und organisieren und physische Energien in geistige umgewandelt werden, verspottet. Für diesen Leser scheint es absurd zu sein, dass man die Energie für die Erforschung von Seinsfragen aufwenden kann! Er bedauert es, dass ”Gorkij, ungeachtet seiner reichen Phantasie, für die Menschen nichts anderes bringen konnte, als sich mit theologischen Fragen zu befassen?!” Ist denn die Erforschung der Probleme und Gesetze des Seins nicht das wichtigste Thema der Wissenschaft? Enthüllt uns dieses Suchen nicht immer wieder – sichtbare und unsichtbare – Gesetze und Geheimnisse der Natur, der fernen Welten und des ganzen Universums? Gorkij Mangel an Vorstellungskraft vorzuwerfen, trifft ihn nicht. Das von Gorkij gezeichnete Bild schwebt jedem denkenden Menschen vor, und viele werden verstehen, dass seine Erkenntnis erst in sehr ferner Zukunft Allgemeingut werden kann. Gibt es denn zur Zeit viele intelligente Menschen, die die Verantwortung für alles, was sie schaffen und was um sie herum geschaffen wird, begreifen? Und von jenen, die ihre physische Energie in eine geistige umwandeln, wahrscheinlich noch weniger – was meinen Sie?

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       Nur ein versteinertes Herz wird nicht zum Allgemeinwohl bestrebt sein, sondern nur an die Rettung seiner eigenen Seele sowie an die Auferstehung im physischen Körper denken! Man sollte nicht die eigene Rettung, sondern die Errungenschaften des Lebens für das Allgemeinwohl im Auge haben. Viele von denen, die um das Allgemeinwohl besorgt waren und ihr Leben dafür opferten, sind Gott näher als jene, die seinen Namen ständig im Munde führen und nur an ihre eigene Rettung denken. ”Wer sein Leben liebt, wird es verlieren, und wer das Leben hasst in dieser Welt, wird es bewahren für das ewige Leben” (Joh. 12:25).

       10. September 1938

       Über Tagore muss ich sagen, dass ich seine wunderbare Dichtergestalt sehr liebe; aber als gedankliches Spiegelbild der indischen religiösen Philosophie steht mir Vivekananda näher. Tagore hat nicht jene Dynamik in sich, die bei Vivekananda so charakteristisch ist. Tagore ist die Verkörperung der Sanftmut und selbst seine Stimme, ein hoher Tenor, bildet einen merkwürdigen Kontrast zu seinem patriarchalischen Äußeren. Vielleicht ist der Schlüssel dazu in der ihm eingelagerten Dualität zu finden.

       Ich glaube, dass Tagore, vom Westen beeinflusst, die Meinung ”Kunst um der Kunst willen” vertrat. Der Ausspruch an sich – ”Kunst um der Kunst willen” entbehrt nicht der Tiefe, denn schließlich führt alles zur Kunst. Überhaupt ist Kunst ein Suchen nach Vervollkommnung und deren Ausdruck in allem. Daher nähert sich jedes Streben, jede Tat des Menschen, sofern vollkommen im Ausdruck, auf diese Art bereits dem Bereich der Kunst. Natur selbst ist in ihrem steten Schaffen neuer Verbindungen Ausdruck höchster Kunst. So könnte dieser Ausspruch abgewandelt werden in ”Vervollkommnung um der Vervollkommnung willen”.

       Gegen Ende des letzten Jahrhunderts erhoben westliche Künstler einen zeitgemäßen Protest gegen die übertriebene Bedeutung, die man der Materie in der Malerei einräumte. Das Thema des Gemäldes nahm die erste Stelle ein, die rein künstlerische Frage wurde hintangesetzt. Und so entstand im Westen die Formel ”Kunst um der Kunst willen” – und sie erwies sich als nützlich. Doch leider entartete auch diese segensreiche Stufe im Laufe der Zeit bei Durchschnittsmenschen in die absurdesten Formen, sogar bis zur Darstellung sogenannter ”abstrakter“ Gemälde, die völlig unverständlich sind.

       Jetzt jedoch ist eine neue Stufe, die Stufe der Synthese, erforderlich, die rein künstlerische Fragen mit schöpferischen Gedanken und schöner Form vereint. Unser ästhetischer Geschmack muss entsprechend erweitert werden, um die Kunst in ihrer Gesamtheit zu erfassen. Zur Beteiligung an einem einzigen Kunstwerk müssen alle Musen aufgerufen werden. Jeder Schöpfer muss sich die Grundlagen der gesamten Kunst zu eigen machen, um dadurch sein Werk schaffen zu können.

       Wahrlich, Kunst sollte dazu dienen, das Bewusstsein der Menschen zu erheben. Doch die Ausdrucksmittel zu beschränken ist unstatthaft. Allein der Begriff Kunst verbannt jedwede Hässlichkeit, und daher bleibt allein Schönheit ihr Maßstab.

* * *

       Nun über die vielgestaltige Vorstellung des Dichters in bezug auf den Gottesbegriff. Der Dichter, der sich dem Höchsten Wesen zuwendet, erhebt sich im Geist zu dem erhabenen Bildnis offenbarter Schönheit. Und wo könnte diese Schönheit gefunden werden, wenn nicht in dem für uns höchsten Symbol – in dem vollkommenen Bildnis der Krone der Schöpfung?

       Das Höchste Sein unterscheidet sich in einem östlichen Bewusstsein entschieden von dem Höchsten Sein, wie es vom westlichen Bewusstsein erfasst wird. Im östlichen Begriff ist das Höchste Sein untrennbar mit seiner Schöpfung verbunden.

       Seine Schöpfung ist Er Selbst. Das östliche Bewusstsein ist, im Gegensatz zum westlichen, grundlegend synthetisch aufgebaut und vereint und erfasst alles. Daher verehrt es den Großen Ursprung in allen seinen Aspekten, weil alle Aspekte und alle Pfade IHM gehören.

       In den Upanishaden heißt es: ”Alles wird vom Höchsten Sein durchdrungen, folglich ist jedermann sein Besitz.” Jeder Inder saugt diese Vorstellung mit der Muttermilch ein. Das östliche Bewusstsein betrachtet sich als Teil eines unbegrenzten Lebens – offenbar in endlosen Trugbildern veränderlicher Welten und Kreaturen – und erfasst die Formen solcher Erscheinungen leicht. Er weiß, dass er selbst nur ein Widerschein des Höchsten Seins ist, das sich in einem nie endenden Prozess, sein grenzenloses Wesen entfaltend, offenbart.

       Die Rishis Indiens wussten in ihrer tiefen Weisheit über Evolution oder die Entfaltung unendlichen Lebens Bescheid und verstanden, dass menschliches Bewusstsein nur durch bekannte Symbole zur Wahrheit aufsteigen kann. So gaben sie der höchsten Vorstellung des Unnennbaren Geheimnisses des Seins eine majestätische Rangordnung der herrlichsten Bildnisse, um damit die Skala feinster Nuancen, Gefühle und Gedanken in das menschliche Bewusstsein einzupflanzen. Und so entspricht das Bildnis des Höchsten Seins immer völlig dem jeweiligen Entwicklungsgrad, den der Mensch erreicht hat.

       Große Schönheit enthält die Erkenntnis unbegrenzten Lebens, unbegrenzter Evolution, die Erkenntnis der Einheit in der Mannigfaltigkeit des Seins und folglich der grundlegenden Gleichheit der Menschheit. Aber nicht weniger Schönheit enthält die Erkenntnis der unbegrenzten Kraft der menschlichen Vernunft und ihrer gedanklichen Schaffenskraft. Das höchste Leben offenbart sich in der unermesslichen Verschiedenartigkeit der Naturerscheinungen, und der Mensch, deren Schöpfung, wird andererseits aufgerufen, in den ihm zugänglichen Bildnissen und Ideen schöpferisch tätig zu sein. Daher müssen Dichter, Musiker und andere Künstler, die ihre schöpferischen Gedanken zum Ausdruck bringen, in den Tiefen ihres Seins jene Symbole finden, die den Saiten ihres Herzens am nächsten kommen.

       Die Kenntnis, wie man in seiner Schöpfung die ganze Skala der feinsten Gefühle, Bildnisse und Gedanken widerspiegelt, ist ein großes Erfassen des Seins. Wir wollen daher den Schaffenden keine Grenze setzen, mögen sie ihr Lied in der ganzen Mannigfaltigkeit der Töne und der ihnen enthüllten Schau erklingen lassen.

       Der Osten erklärt: ”Zwei Arten von Menschen verehren Gott nicht als Mensch: Der Tiermensch, der keine Religion besitzt, und die befreite Seele, die sich über menschliche Schwächen erhebt und die Grenzen ihres eigenen Wesens überschreitet. Nur dann kann sie Gott so verehren, wie er ist.”

       Das Höchste Sein umfasst nach der Vorstellung Tagores alles von ihm Geliebte, die herrlichsten Bildnisse, die im Herzen eines Dichters wohnen. Jede Berührung ruft das Feuer des Gedankenschaffens hervor, und jede Saite des Herzens ertönt durch die Tiefen des Bewusstseins, die sie berühren, in ihrer eigenen Art.

       Nach dem Artikel ”Religion eines Dichters“ hebt Tagore die Unbegrenztheit der Evolution und des Wissens hervor. Es besteht in Wirklichkeit nur eine Wahrheit – die Wahrheit der Unbegrenztheit des Seins – und folglich des Wissens. In der offenbarten Welt drückt sich diese Unbegrenztheit des Seins in der ewigen Bewegung der Zyklen oder im Wechsel des Zustandes aus. Jede dieser Verschiebungen oder jedes Manwantara (Manwantaras des Universums, der Welten und des menschlichen Lebens) hat das Ziel: eine neue Facette des Juwels unbegrenzten Wissens zu enthüllen und zu schleifen.

       Denken Sie daher auch darüber nach, wie mannigfaltig die Schaffenskraft der großen Hüter des Wissens ist. Wie viele verschiedene Aspekte der Wahrheit Sie gleichzeitig pflanzen und bestätigen müssen, damit die Menschheit voranschreiten kann. Ein zu starkes Licht blendet, ein zu schwaches verdunkelt. Deshalb wird die Menschheit behutsam in den für sie bestimmten Wunderbaren Palast der Allumfassenden Kuppel hinaufgeführt. Allerdings gibt es Perioden, wo das Bewusstsein scheinbar in eine Sackgasse gerät, aus der es ohne spezielle Hilfe nicht herausgelangen kann; dann folgen Läuterungen, die sich in Auflehnung und im Verwerfen der alten Dogmen und Werte äußern. Diese Perioden sind schwierig, aber sie führen zur Genesung und ermöglichen weiteren Aufstieg. Die Großen Lehrer der Menschheit wirkten als Heiler des Geistes und des Körpers, doch ihre Anhänger verstanden ihr behutsames Berühren nicht und anstatt ebenfalls des Arztes Strahl zu senden, schlugen sie einen Sargnagel ein.

       Lasst uns daher alle Aussprüche der Wahrheit annehmen und ihre Schönheit in uns aufnehmen.

       10. September 1938

       In der Tat, alle großen Ideen sind von außergewöhnlichen Individuen übermittelt worden. Und obgleich sie nach der Übergabe an die Welt von den Finsteren entstellt wurden, blieb dennoch ihre fundamentale Wahrheit unvernichtbar. Tatsächlich helfen die finsteren Kräfte auf diese Weise, erleuchtete Ideen in der Welt zu festigen. Die Finsteren beschleunigen sogar jeden Zersetzungsprozess, und darin liegt ihre besondere Nützlichkeit. Ohne ihr Dazutun würde die Durchsetzung der Ideen des Lichts weit mehr Schwierigkeiten bereiten, zumal wenn man das Bewusstseinsniveau der Mehrheit und die erschütternde Menge der Lauen in Betracht zieht. Hinzu kommen jene, die keinen Widerstand leisten und zu jedem Kompromiss bereit sind, um in ihrer gewohnten Lebensweise nicht gestört zu werden. Folglich würden die Leiden der Bedrückten um Jahrtausende hinausgezogen werden, und die Bacchanalien der herrschenden Klassen würden viele Länder endgültig zur Auflösung oder zum Ruin führen. Gerade wegen des niedrigen Niveaus der Menschheit als Ganzes sowie wegen unvernünftiger Führerschaft sollte man Revolutionen als Aufstand der gesunden Zellen gegen den Ruin des ganzen Organismus betrachten. Erinnern Sie sich, wie die russische Revolution von vielen Ländern begrüßt wurde. Inwieweit dieser Beifallssturm uneigennützig und aufrichtig gemeint war, ist eine andere Sache. Nach allgemein menschlicher Art ist jeder auf seinen eigenen temporären Vorteil bedacht. Aber auf jeden Fall wurde über die frühere russische Gewaltherrschaft, Unkultur, die fürchterliche Armut und die Rückständigkeit unserer Menschen geschrieben, was völlig unbegründet war, und es wird weiter darüber geschrieben. Darum sollten wir die im Bewusstsein der Massen erfolgte Umwälzung schätzen, weil auf Kosten schrecklicher Leiden eine neue Stufe erreicht wurde, die der ganzen Menschheit dienen wird.

       Aus der von Ihnen beigefügten Beilage könnte der Leser den Schluss ziehen, dass jemand gegen die großen Ideen der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit eingenommen sei – Ideen, die allein die Menschheit am Leben halten! Aber diese führenden Ideen hat man zur Seite gestellt, weil sie zu utopisch schienen – als wäre es für die Menschheit besser, so bald als möglich aufzuhören zu bestehen? Wenn diese Ideen nicht in das Herz eingehen, wird die Menschheit in unerhörte Verbrechen und Verderbtheit absinken und sich langsam zersetzen oder durch die von ihr selbst erzeugten Kalamitäten zugrunde gehen.

       Wenn diese Ideen utopisch sind, dann sind gleichermaßen alle Lehren des Lebens utopisch.

       Die französischen Revolutionäre suchten soziale Freiheit und Gleichheit zu erlangen, d. h. die Durchsetzung jener Prinzipien oder Formen der Freiheit und Gerechtigkeit, die jedem gesunden Staat zugrunde liegen müssen, nämlich Gewissensfreiheit, freie Meinungsäußerung, freie Berufswahl sowie Gleichheit aller Bürger oder die Aufhebung der Klassen (privilegierte Kasten). Freilich, nur unaufgeklärte Menschen verstehen Freiheit als Ungehorsam und Gleichheit als Nivellierung der Fähigkeiten. Nichtsdestoweniger muss eine grundlegende soziale Freiheit anerkannt werden. Vor dem Gesetz ist jeder Bürger eines Landes dem anderen gleich und nur seine Fähigkeiten bestimmen seine Lage im sozialen Aufbau und in der Art der Arbeit.

       Ich stimme mit den von Ihnen angeführten Argumenten des Professors Frank überein. Es ist auch völlig richtig, dass ”Gleichheit im absoluten Sinn nicht zu verwirklichen und das hierarchische Prinzip ein natürliches Attribut der Gesellschaft ist”. Hierarchie ist ein kosmisches Gesetz, und die gleiche kosmische Grundlage bestätigt die Freiheit jeder Monade, soweit sie das Wachstum ihrer Individualität betrifft. Daher sollten staatliche Gesetze, um den Lebensinteressen zu dienen, kosmische Gesetze reflektieren. So wird jeder Einwohner dieses oder jenes Landes aufgrund seines Geburtsrechts potentiell für alle Rechte wählbar, wie es in den Vereinigten Staaten von Amerika heißt: ”Jeder Bürger Amerikas kann sein Präsident werden.” In der Tat, dieses Recht muss gewahrt werden. Doch wie Sie wissen, sind die Bürger vieler Länder dieser Art Gleichheit beraubt. So haben zwar alle das gleiche Recht nach der Geburt, aber nicht nach seinen Fähigkeiten. Und diese Ungleichheit ist nicht nur zweckdienlich, sondern auch gerecht, denn Fähigkeiten werden durch persönliche Arbeit und persönliche Anstrengungen in vielen Jahrtausenden erworben. Somit fällt diese Ungleichheit unter die Führung des hierarchischen Gesetzes. Das quälende Problem der Gleichheit und Ungleichheit der Menschen könnte gelöst werden, wenn das Gesetz der Reinkarnation dem Bewusstsein der Massen zugänglich wäre. Ein hervorragender Mann des öffentlichen Lebens, Michael Roberts, sagte einmal: ”Wenn die Kabinettsmitglieder davon überzeugt wären, dass sie nach dem Tode in Familien inkarnieren würden, die in den ärmsten Vierteln Londons leben, würden die Sozialreformen mit erstaunlicher Schnelligkeit vorangetrieben werden.” Man kann hinzufügen, dass sich auch vieles andere ändern würde.

* * *

       Ich stimme nicht damit überein, dass ”in unserer Zeit nur ein Mensch, der im Kerker sitzt, von Freiheit träumen kann”. Gewiss, ein Gefängnis raubt dem Menschen die Bewegungs- und Handlungsfreiheit, aber wie viele andere geschickt verborgene Formen der Sklaverei bestehen noch in allen Staatssystemen! Es ist absurd, zu meinen, dass es derzeit keine legitimierte soziale Sklaverei gäbe. Sie mag sogar härter sein als je zuvor. Und die beklagenswerteste Art dieser Sklaverei ist sicherlich die Versklavung des Denkens und die Versklavung der Frau. Es ist kaum vorstellbar, dass in unserem Jahrhundert, wo selbst das rückständigste Bewusstsein das Evolutionsgesetz angenommen hat, noch tote Dogmen bestehen können und dazu diese unterjochte Lage der Frau – der Mutter der Menschheit – geduldet wird! In der Tat, die Unterjochung der Frau ist der beschämendste Wahnsinn und die Ursache des Niedergangs der Menschheit. Bald wird diese Wahrheit auch offenbar werden. Doch zur Zeit vertreten leider sogar noch manche unter den anerkannten ”hervorragenden Köpfen“ die Ansicht, dass den Frauen nicht die gleiche Bildung wie den Männern zukäme und die Frau nicht den Männern zustehende Berufe und Stellungen anstreben sollte. Der letzte Umstand ist natürlich der wichtigste. Welch Abgrund von Egoismus spricht aus dieser Behauptung!

       Und so fragen wir, welche Stellungen oder Berufe sollten als ausschließlich der Frau zustehend betrachtet werden? In der Aufzählung der Berufe für beide Geschlechter wird keiner für die Frau übrigbleiben. Könnte es sein, dass die ganze Bedeutung der Frau nur darin liegt, zu gebären, zu ernähren und zur Unterhaltung des Mannes da zu sein? Aber welch niedrige Meinung hat dann der Mann von sich selbst, wenn seine ”Unterhalterin“ der höheren geistigen Entwicklung beraubt werden soll? Es ist bemerkenswert, dass die ”Klugen“, die die Frau der höheren Bildung berauben, gleichzeitig scheinheilig beteuern, dass ”die Bestimmung der Frau eine weit höhere sei”; jedoch worin diese ”höhere Bestimmung“ besteht, erklären sie nicht. Besteht sie etwa im Schaffen erfolgloser Arten eines rein männlichen Verstandes sowie in der Zunahme ihrer eigenen Versklavung, um so die Degeneration der Menschheit zu fördern? Noch kann psychische Energie nicht vergewaltigt werden, wenn sie in Erscheinung tritt. Woher kommt schließlich diese fürchterliche Zunahme der psychischen Krankheiten und die steigende Zahl der Schwachsinnigen, wie sie derzeit besonders in Amerika zu beobachten ist? So ist nach medizinischen Statistiken jede zwanzigste Person ein Kandidat für das Irrenhaus in dieser oder jener Lebensperiode. Die Zahl der Schwachsinnigen ist ebenfalls erschreckend. Alexis Carrel beschreibt diese Tatsachen in seinem Buch ”Der Mensch, der Unbekannte“. Dieses Buch ist interessant und gibt ein wahres Bild des Zusammenbruchs unserer materialistischen Zivilisation. Aufgrund wissenschaftlicher Daten weist Carrel den Weg zur Wiedergesundung der Menschheit. Da jedoch auch ein weiser Mann strauchelt, kann man auch in diesem nützlichen Werk gewisse anfechtbare Besonderheiten finden. Als Tatsache erwähnt Carrel vor allem die Bildung der Frau. Obwohl er den Gedanken der Evolution vertritt, durchkreuzt er ihn gleichzeitig, indem er der Frau nur eine begrenzte Bildung zuerkennt und sie des Platzes am Lebensaufbau beraubt. Aber man kann sich der Evolution nicht entgegenstellen, und wir wissen bereits, wie hoch der Preis für eine solche Widersetzung der Menschheit zu stehen kommt! Beispiele dafür sind bei allen Revolutionen offensichtlich.

       In den BÜCHERN der LEHRE DES NEUEN LEBENS heißt es: ”Während Wir von Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit sprechen, vertreiben die Diener der Finsternis die Frauen aus vielen Bereichen, vor allem aus solchen, wo sie den meisten Nutzen bringen können … Gerade jetzt muss an die Gleichberechtigung gedacht werden, aber Finsternis überschwemmt die Bereiche, die besonders gespannt sind …”

* * *

       Warum sollte man meinen, dass die höheren Prinzipien nur in einer Gemeinschaft angewendet werden können? Dienst am Allgemeinwohl muss und sollte unter allen Verhältnissen angestrebt werden. Aber freilich, durch bewusste Zusammenarbeit steigert sich solcher Dienst in unermesslicher Progression.

       Man sollte die Leser nicht durch den Wunsch erschrecken, jeden zur ursprünglichen patriarchalischen Gemeinschaft zurückführen zu wollen. Die Menschen stellen sich in der Regel diese ursprünglich patriarchalische Gemeinschaft ganz unterschiedlich vor. Wollen wir nicht vergessen, dass die Neue Epoche neue Definitionen benötigt. Und nichts ist vom gegenwärtigen Denken weiter entfernt als ein patriarchalischer Zustand – und dazu noch ein ursprünglicher!

       Nirgendwo besteht die Lehre der LEBENDIGEN ETHIK oder des Neuen Lebens darauf, eng zusammenzuleben. Im Gegenteil, sie warnt sogar vor körperlicher Gedrängtheit. Ständig spricht sie davon, dass Zusammenarbeit im täglichen Leben, in allen Verhältnissen, in die wir vom Leben hineingestellt werden, offenbar werden muss. Körperliche Massen und der ganze Kleinkram im Leben schafft eine schwere Atmosphäre, die statt zur Einheit zu böswilliger Uneinigkeit führt. Zu allen Zeiten, überall und in allem ist bewusste freundschaftliche Zusammenarbeit nötig. Aber alle künstlichen Vereinigungen führten nie oder werden nie zu etwas Gutem führen. In der Familie haben wir bereits ein Beispiel vom Gemeinschaftsleben. Und warum sollten wir an irgendeine ursprüngliche Art patriarchalischer Gemeinschaft denken und nicht versuchen, unseren Verpflichtungen vor allem in unserer Familie nachzukommen? Warum bei den Lösungen der Fragen kommunalen Lebens nicht primär dem häuslichen Leben Aufmerksamkeit schenken? Tatsächlich würden die Menschen die Bedeutung des Gemeinschaftsprinzips erkennen, wenn sie bei der Eheschließung mehr Gemeinschaftssinn bekundeten. Sie wären sich der Verantwortung bewusst, die sie durch Vereinigung schwer vereinbarer Elemente auf sich nehmen.

       Man kann erfolgreich zusammenarbeiten, selbst wenn man in verschiedenen Städten und sogar in verschiedenen Ländern wohnt. Mit jeder neuen wissenschaftlichen Entdeckung und Erfindung werden die Entfernungen geringer und unwesentlicher. Und die einzige wahre Einheit, die Einheit im Geist und im Bewusstsein, verwirklicht sich immer stärker und nachdrücklicher. Bruderschaft kann nur in der Einheit der Bewusstseine verwirklicht werden. Der Lehrer arbeitet für diese Einheit des Bewusstseins mit den engsten Schülern, ohne an physisches Zusammenleben zu denken. Und selbst sehr harmonische Bewusstseine, die sich verhältnismäßig körperlich nahe sind, müssen sich zuweilen zur Erneuerung ihrer Kräfte und zwecks neuer Aufspeicherungen trennen. Daraus resultiert die Weisung des Herrschers Buddha betreffs der Notwendigkeit von Reisen für die Mitglieder der Gemeinschaft.

       Man sollte daher Gemeinschaft nicht im engsten Sinn verstehen, sondern im weitesten Sinn – nämlich als Zusammenarbeit mit der ganzen Menschheit, mit allen Welten, mit dem ganzen Sein. Die Menschen leiden sehr aus Mangel freundlichen Verhaltens zueinander; weshalb sie dann noch in abgeschlossene Gemeinschaften einsperren, dadurch entfernen sie sich noch mehr von der Weltgemeinschaft, die die ganze Menschheit und alle Ebenen des Seins umfasst.

       Wahrlich, die Epoche allgemeiner Zusammenarbeit wird geschaffen.

* * *

       Auch der Darstellung der nur positiven Rolle der Klöster kann ich nicht beistimmen. Die Tatsache, dass manche von ihnen mehrere Jahrhunderte überdauerten, beweist noch gar nichts. Die Länder machten viele Umwälzungen durch, es wechselten die Herrscher, Kirchenfürsten und Klosteräbte, jedoch blieben Länder, Paläste und Klostermauern bestehen. Wir wissen aber aus der Geschichte, dass viele verehrte überragende Heilige die Klöster verließen und Religionsorden gründeten, oft auch Wandermönche und Nonnen wurden. Der wahre geistig Schaffende, der zur Wandlung zum Guten bestrebt war, zur Evolution, konnte nicht festgehalten werden in Klostermauern, die oft mehr einem geistigen Gefängnis glichen als einem Herd des Lichts. Geringe Ausnahmen unter ihnen dienten auch einem wohltätigen Zweck, indem sie die Bevölkerung nach Möglichkeit unterstützten. Doch bereits im Buche Dobrotolubye und auch schon früher findet man Beschreibungen von schrecklichen Lastern, die sich in den Klostergemeinden entfalteten. Nicht wenige ähnliche Hinweise finden sich auch in der buddhistischen Literatur. Die menschliche Natur ist eben überall die gleiche.

       Ich möchte ein angebrachtes und nützliches Gespräch anführen: ”Ihr wisst, dass es Zeiten gibt, die schlimmer sind als Krieg. Ebenfalls ist euch bekannt, dass Wir Krieg als Schandmal der Menschheit betrachten. Wie sollen Wir dann die Zeiten nennen, die schlimmer als Krieg sein können? Vielleicht kann man sie die Zersetzung der Menschheit nennen. Harmagedon sollte nicht nur als physischer Krieg verstanden werden. Harmagedon ist voller unberechenbarer Gefahren. Epidemien werden die geringsten Übelstände sein. Die schlimmsten Zerstörungen werden durch psychische Entartung ausgelöst. Die Menschen werden das Vertrauen verlieren, sie werden ihren Verstand schärfen in gegenseitiger Verletzung, sie werden lernen, alles zu hassen, was sich außerhalb ihrer eigenen Wohnung befindet, sie werden der Verantwortungslosigkeit anheimfallen und in Verderbtheit sinken. Zu diesem Wahnsinn wird sich ein weiterer hinzugesellen, der schändlichste – das Wiedererwachen des Kampfes zwischen dem männlichen und dem weiblichen Prinzip.

       Während Wir von Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit sprechen, vertreiben die Diener der Finsternis die Frauen aus vielen Bereichen, vor allem aus solchen, wo sie am meisten Nutzen bringen können. Wir sprachen über neue Spaltungen in der Welt, aber ein erneuter Krieg zwischen den Prinzipien wird der verheerendste sein. Man kann sich die Zerstörung, zu der solch ein Kampf führen kann, nicht vorstellen! Es wird eine Widersetzung gegen die Evolution sein. Und ihr wisst, wie teuer solch ein Widerstand der Menschheit zustehen kommt. In diesen Kämpfen wird die junge Generation entarten.

       Plato sprach über die Schönheit des Denkens, doch welche Art der Schönheit des Denkens kann es in Feindschaft zwischen den Prinzipien geben? Gerade jetzt sollte man an die Gleichberechtigung denken, aber die Finsternis überschwemmt die Bereiche, die am meisten gespannt sind. Lasst uns sagen, dass alle Angriffe der Finsteren sich zum Guten wenden werden. Jene, die im Kali Yuga erniedrigt wurden, werden im Satya Yuga erhöht werden. Vergessen wir aber nicht, dass diese Jahre des Harmagedon äußerst gespannt sein werden. Auch die Gesundheit muss sorgfältig gehütet werden. Die kosmischen Ströme können viele Krankheiten herbeiführen. Man sollte bedenken, dass dies eine unwiederholbare Zeit ist! Manche Menschen meinen, dass allein die Vermeidung von Krieg alle Probleme lösen wird. Diese Kurzsichtigen! Sie sehen nicht, dass der schrecklichste Krieg in den Wänden ihres Heimes stattfindet. Sie meinen, sie könnten die Evolution betrügen! Und dennoch gibt es grüne, offene Räume, wo die Evolution gedeiht, und denen gilt Unsere Fürsorge!

       Der Denker hat geboten, die Gaben aller Musen zu behüten. Allein diese Aufspeicherungen werden helfen, die Finsternis zu überwinden.”

       Das ist wahrscheinlich der Grund, warum es so ein großes Schweigen und Widerstand gegen das Banner der Schätze zum Schutze der Musen gibt.

       Für viele beginnt jetzt die entscheidende Zeit. Viele werden ihren wahren Pass zeigen müssen. Die Menschen können bis jetzt nicht erkennen, dass für sie die bevorstehende Hauptschwierigkeit durch ihren beständigen hässlichen Mangel an Angemessenheit entsteht. Vom Mangel an Angemessenheit rührt die ganze Zerstörung her. Von früher Kindheit an ist es notwendig, sich die Fähigkeit anzueignen, das Wichtigste und Wesentlichste zu erkennen, folglich das wahrlich Große vom Zweitrangigen und Nichtigen zu unterscheiden.

       Man sollte abermals mehr über die Gesetze der Entsprechung lesen, im II. Band der ”Blätter aus dem Garten MORYA“, § 208, lesen wir: ”Durch Nichtentsprechung entstehen Zerstörung, Lästerung, Lüge, Verrat und viele andere hässliche Erscheinungen.”! Das Bollwerk der Bruderschaft ist ENTSPRECHUNG.

       Werden Sie nicht müde, darauf zu bestehen, in allen Lebenserscheinungen Entsprechung zu üben. Um damit zu beginnen, sollte man die Gewohnheit aufgeben, andere zu demütigen. Denn wir können aus unserer irdischen Sicht die ganze Bedeutung und Tiefe von allem, was vor sich geht sowie das wahre Wesen des Menschen wirklich nicht begreifen.

       Entwickelt Entsprechung – diese Basis der Zusammenarbeit!

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1939

       1939

       Sie schreiben, jemand empöre sich darüber, dass es nach der LEBENDIGEN ETHIK gestattet ist, geräuchertes oder getrocknetes Fleisch zu essen, wohingegen alle anderen Lehren den Genuss von Fleisch verbieten. Darauf möchte ich antworten, dass dieser Fragesteller den von ihm erwähnten Geist der Lehre offensichtlich nicht hinreichend beherrscht und sich auch nicht mit allen Büchern der LEBENDIGEN ETHIK vertraut gemacht hat. Entweder überflog er sie nur oder er hat jene Gespräche, die das Problem Nahrung betreffen, nicht zu Ende gelesen. Doch bevor ich Erklärungen darüber abgebe, warum geräuchertes oder getrocknetes Fleisch zulässig ist, würde ich ihn gern fragen, ob er in allen seinen Handlungen die ethischen Regeln mit demselben Eifer praktiziert wie die Nahrungsbeschränkung, und dann würde ich ihn an die Worte Christi erinnern: ”Höre und verstehe, nicht was durch den Mund eingeht, macht den Menschen unrein, sondern was aus dem Munde herauskommt, das macht den Menschen unrein” (Matth. 15:11).

       Auch im Buddhismus heißt es: ”Wenn Geistigkeit allein durch vegetabile Kost erreicht werden könnte, hätten der Elefant und die Kuh sie längst erreicht. Asketentum zur Befreiung von irdischen Fesseln ist wertlos. Es ist schwieriger, einen geduldigen Menschen zu finden als einen, der sich von Luft und Wurzeln nährt und in Rinde und Blätter kleidet …” Ja, es ist äußerst schwierig für die Menschen, zu begreifen, dass die Hauptreinigung in der Reinigung der Gedanken und Motive liegt sowie in der Bewusstseinserweiterung, weil Karma primär durch Gedanken geschaffen wird. Wenn ein Mensch im Geiste aufgestiegen ist, wenn die feurige Umwandlung seiner Zentren erreicht ist, kann er die schädlichsten Substanzen durch sein inneres Feuer unschädlich machen; seine mächtige psychische Energie reinigt und verwandelt alles. Vergessen wir auch nicht, dass viele strenge Vegetarier keine Gelegenheit versäumen, um die vorgenannten Behauptungen des größten Lehrers der Menschheit zu verleumden.

       Erinnern wir den Fragesteller auch daran, dass es in Tibet und in der Mongolei Gebiete gibt, wo es praktisch unmöglich ist, Gemüse zu ziehen, weil es entweder nicht wächst oder nicht reifen kann. Die buddhistischen Mönche sind gezwungen, ausschließlich von Hafer, Hammel- und Yak-Fleisch zu leben; nichtsdestoweniger gibt es unter ihnen würdige Seelen.

       Und nun möchte ich an einige Paragraphen aus den Büchern der LEBENDIGEN ETHIK erinnern, die von mehreren Fragestellern offensichtlich nicht gelesen wurden. Im Buch AUM, § 277 heißt es: ”Wenn Ich auf Pflanzennahrung hinweise, so deshalb, weil Ich den feinstofflichen Körper vor Blut bewahren möchte. Die Emanation des Blutes ist sehr unerwünscht in der Nahrung und nur in Ausnahmefällen erlauben Wir in der Sonne getrocknetes Fleisch. Man kann dabei jene Körperteile des Tieres verwenden, in denen die Blutsubstanz gründlich umgewandelt wurde. So ist Pflanzennahrung auch für das Leben in der Feinstofflichen Welt von Bedeutung.”

       Darüber hinaus schrieb mir ein scheinbarer Anhänger der LEBENDIGEN ETHIK, er bedauere es, dass in den Büchern der LEBENDIGEN ETHIK nirgendwo von der Enthaltung von Alkohol gesprochen wird! Und dabei wird in Band II ”Blätter aus dem Garten MORYA“ darauf hingewiesen, dass der Genuss von Wein und von Narkotika aller Art dem Menschen zwei Drittel seiner Lebenskraft rauben; und im Buch ”Gemeinschaft“ heißt es, dass Trunksucht der Feind der Psychomechanik sowie der psychischen Energie, d. h. der Grundlage unserer Existenz ist. Ich meine, deutlicher kann es nicht gesagt werden, aber die Menschen, die sich nicht bemühen, mit der LEHRE ganz vertraut zu werden, beginnen zu lügen und zu verleumden. Wenn in der LEHRE von Selbstdisziplin und über mentale und physische Reinigung gesprochen wird, begreifen sie nicht einmal, dass dies bedeutet, sich jeglicher Exzesse, welcher Art auch immer, sowie aller für den Organismus schädlichen Substanzen und Gewohnheiten zu enthalten.

       Bruderschaft, § 21: ”Jede Blut enthaltende Nahrung ist für die Entwicklung der feinen Energie schädlich. Wenn sich die Menschheit des Verschlingens von Kadavern enthielte, könnte die Evolution beschleunigt werden. Die Fleischliebhaber versuchten, das Blut aus dem Fleisch zu entfernen, doch konnten sie die erwarteten Resultate nicht erzielen. Selbst wenn das Blut aus dem Fleisch entfernt wird, kann man dieses nicht gänzlich von den Ausstrahlungen der machtvollen Substanz befreien. Sonnenstrahlen beseitigen diese Emanationen bis zu einem gewissen Grad, aber ihre Verbreitung im Raum verursacht keinen geringen Schaden. Versucht, ein Experiment mit psychischer Energie bei einem Schlachthof durchzuführen und ihr werdet Anzeichen hochgradigen Irrsinns erleben; schon gar nicht zu reden von den Wesen, die sich an das offene Blut ansaugen. Nicht ohne Grund wird das Blut als geheimnisvoll angesehen.

       Es können verschiedene Arten von Menschen beobachtet werden, besonders kann man sich von der Stärke des Rückfalls auf Urahnensitten überzeugen. Das Streben nach blutiger Nahrung wird durch diesen Atavismus verstärkt, weil sich viele Generationen mit Blut nährten. Leider richten die Regierungen ihre Aufmerksamkeit zu wenig auf die Gesundheit der Bevölkerung. Die staatliche Medizin und Hygiene stehen auf einer niederen Stufe; die ärztliche Aufsicht steht nicht höher als die polizeiliche. Kein neuer Gedanke dringt in diese veralteten Institutionen ein, sie können nur verfolgen, aber nicht helfen.

       Auf dem Wege zur Bruderschaft sollte es keine Schlachthöfe geben.”

       ”Es gibt Menschen, die viel gegen das Blutvergießen sprechen, selbst sind sie jedoch nicht abgeneigt, Fleisch zu essen. Es gibt im Menschen viele Widersprüche. Nur das Vervollkommnen der psychischen Energie kann die Harmonisierung des Lebens herbeiführen. Widerspruch ist nichts anderes als Unordnung. Die verschiedenen Schichten haben die ihnen entsprechenden Inhalte. Ein Sturm aber kann die Wellen aufpeitschen, und die richtige Strömung stellt sich nicht wieder ein” (Bruderschaft, § 22).

       Auch im Buch ”Das Überirdische“ gibt es ein Gespräch über dieses Thema. ”Der Widerstand gegen Unsere Anordnungen zeitigt nicht wenige schreckliche Ergebnisse. Manche Menschen widersetzen sich gegen die nützlichsten Ratschläge, andere befolgen sie äußerlich, innerlich jedoch widersetzen sie sich. Letztem Umstand sollte man besondere Aufmerksamkeit schenken.

       Wüssten die Menschen, von welch geringem Wert ihr äußeres heuchlerisches Lächeln ist! … Die nützlichsten Ratschläge verlieren ihre Bedeutung, wenn sie innerlich abgelehnt werden; denn nur die äußere Schale verbleibt. Man sollte auch daran denken, dass viele nützliche Hinweise entstellt werden. Als Beispiel gelte das Ernährungsproblem. Wir sind entschieden gegen Fleischnahrung, sie hat die Evolution hinreichend aufgehalten. Dennoch kann es Hungersnot geben, und dann ist getrocknetes und geräuchertes Fleisch als äußerste Maßnahme gestattet. Wir sind entschieden gegen Wein, er ist genauso unerlaubt wie Narkotika; dennoch gibt es Krankheiten, wo Alkohol nötig ist. Wir sind ebenfalls entschieden gegen alle Narkotika, aber es gibt Fälle von solch unerträglichem Leiden, dass einem Arzt kein anderer Weg verbleibt, als zu ihnen Zuflucht zu nehmen.

       Es wird auch erörtert, warum gegen eine Qual nicht Suggestion angewendet wird. Gewiss, das ist möglich, aber es ist nicht leicht, eine Person zu finden, die hinreichend Suggestionskraft besitzt. Man könnte meinen, dass diese Unsere Hinweise klar genug wären, aber es gibt Menschen, die Verwirrung stiften und Schaden anrichten. Die Einflüsterer werden behaupten, dass Wir Wein, Narkotika und Fleisch gestatten. Sie werden absolutes Verbot fordern, aber sollten sie hungrig oder krank werden, wird der erste Vorwurf dem Lehrer gelten, sie ohne Hilfe gelassen zu haben.

       Außer Scheinheiligkeit kann man alle Arten von Hinterlist erwarten. Die Menschen betrügen sich selbst, wenn sie nur ihre Schwächen rechtfertigen können. Sie denken jedoch nicht darüber nach, in welche Gefahr sie sich begeben. Sie wollen angeblich Unsere Mitarbeiter sein, aber wo ist die Gewissenhaftigkeit, die jeder Zusammenarbeit zugrunde liegen muss?

       Der Denker pflegte zu sagen: ‚Hütet euch vor Liebesbeteuerungen, die große Grundlage der Welt braucht keine Beteuerungen, sondern Taten.‘”

       Ich meine, dass der hier zitierte Dialog die Einstellung der LEBENDIGEN ETHIK zum Ernährungsproblem sowie zum Genuss von Alkohol völlig klarstellt.

       1939

       In einem meiner Briefe schrieb ich bereits, dass der Begriff Ehe etwas Heiliges ausdrückt und auch, dass ich nie einen Stein auf eine Frau werfen werde, die aus selbstloser Liebe alle Herkömmlichkeiten außer acht ließ, vorausgesetzt, dass sie ihr Glück nicht auf dem Unglück anderer aufbaute. Ich meine, dass dies ausführlich genug besprochen wurde, und daher will ich von weiteren Erklärungen solcher Fälle, in denen es zulässig ist, die Konvention zu durchbrechen, absehen.

       Hiernach wird wohl jedes feinfühlige menschliche Wesen die Bedeutung der Unverletzlichkeit der Ehe sowie die Harmonie der Familie für die heranwachsende Generation und im Aufbau des Staates verstehen. In der LEHRE heißt es, die Familie ist der Prototyp des Staates. Das Gedeihen und der Wohlstand des Staates ruhen auf den festen Säulen der Familie.

       Würde jedoch jemand die unveränderlichen kosmischen Wahrheiten, welche die Unverletzlichkeit der Eheschließung bilden, zitieren, so würden zweifellos die meisten diese verkündeten Wahrheiten dazu verwenden, um ihre Verletzung zu rechtfertigen. Bestätigte man ihnen, dass der Unverletzlichkeit und Heiligkeit der Ehe die große Wahrheit über die Zwillingsseele zugrunde liegt, dann würden sie auf einmal erleichterten Gewissens nach jener Hälfte zu suchen beginnen, die zu ihnen gehört und sie unfehlbar in einem anderen Familienkreis finden. Es gibt nicht wenige, die alle ihre törichten Wünsche als kosmische Anziehung erklären. Kann man diesen Menschen begreiflich machen, dass gerade die Reinheit ihres Ehelebens dazu führt, die verwandte Seele schneller und eher zu finden? Sagte man ihnen, dass bei sittlicher Zügellosigkeit Zwillingsseelen einen besonders starken Antagonismus zueinander fühlen, würden sie es nicht glauben und ungehalten sein. Allein im reinen Gefühl sind die schönsten Vereinigungen und die besten Möglichkeiten gegeben. Infolge des sittlichen Verfalls der gegenwärtigen Menschheit ist eine harmonische Vereinigung äußerst selten, doch allein durch diese sind die größten Errungenschaften in allen Welten möglich.

       Es ist erschütternd zu beobachten, wie leichtsinnig sich Menschen der LEHRE nähern, die von ihnen das ernsteste und gewissenhafteste Verhalten gegenüber allen Lebensfragen, zusammen mit der Erkenntnis ihrer vollen Verantwortlichkeit nicht nur für jede Tat, sondern auch für jeden Gedanken, verlangt. Da die LEBENDIGE ETHIK die sittlichen Grundlagen voranstellt, fordert sie auch volle Erkenntnis der Verantwortlichkeit für eigene Pflichterfüllung und gegenüber allen angenommenen Verpflichtungen sowie Ehrlichkeit in allem und zu allen. Jede Lüge, jeder Betrug, jede Scheinheiligkeit wird streng verurteilt. Ein Mensch, der den Pfad der LEHRE der LEBENDIGEN ETHIK betreten hat, muss sich für alle seine Taten rechtfertigen können und wissen, dass seine Verletzung der sittlichen Grundsätze verstärkte Folgen mit sich bringt, denn er kann nicht sagen, dass er aus Unwissenheit gehandelt hätte.

       So ist Reinheit im Eheleben eine absolute Forderung für alle wahren Schüler. Wie kann man sich den Gesetzen des Lichts nähern, wenn die Seele voller ungezügelter Gefühle ist? Einer der Lehrer sagte: ”In alten Zeiten musste der Meister, der Silber läuterte, so lange vor dem Schmelztiegel sitzen, in dem sich die geschmolzene Metallmasse befand, bis sich sein Gesicht in dem gereinigten Metall spiegelte. Die Verbesserung des menschlichen Wesens – das Evolutionsgesetz – verfeinert grobe Lebensformen im Einklang mit einem vollkommenen Modell und muss diese Formen auf jene Entwicklungshöhe bringen, auf der das Modell sich in jeder organischen Zelle dieser Formen widerspiegelt, in allen Bedingungen und Zuständen – physisch, mental und geistig; und Feuer, d. h. Druck, Spannung und Leiden sind die einzigen Hebel, durch welche die Masse – die menschliche Rasse – aus dem Tiegel gehoben werden kann. Die physische Substanz muss ins Licht der Substanz höherer Geistigkeit gehoben werden, in der die Entsagung jedweden Haftens an niederen Zuständen der Substanz – der Leidenschaften – das Erscheinen verfeinerter und vollkommenerer Formen ermöglicht …”

       ”Ein sensibler Mensch kann nicht übersehen, dass es dringend notwendig ist, die Methoden der eingeführten Ehe und bestehender Ehegesetze zu ändern, wenn wir eine bessere Rasse menschlicher Wesen sehen wollen, die unsere ablösen soll. Aber die Ablehnung der bestehenden Ehegesetze, bewusste Herabwürdigung der Ideale sowie die Anerkennung der Gesetzlosigkeit, die zu vorsintflutlichen Zeiten herrschte, kann nur zum Niedergang führen. Die Menschheit wird nicht durch Rückschritt in vergangene Jahrhunderte Kraft und Wissen erlangen; allein Läuterung, fortschrittliche Bewegung schafft Evolution. Daher müssen Bildung und Erziehung darauf gerichtet sein, eine echte gegenseitige Vereinigung in der Ehe zu finden, und an Stelle der bestehenden ungeordneten Geschlechtsvermischung muss die Einehe treten …

       Ein guter Gärtner, der eine schöne Blume einer bestimmten Familie züchten will, sammelt Samenkörner oder wählt Pfropfen vom besten Muster der erlesensten Sorte und vereint sie mit anderen Mustern der gleichen Familie, und so erhält er eine vollkommene Auswahl und wird seine Samenkörner nicht mit den niederen Arten der gleichen Familie vermischen. Die gleichen Gesetze sind auch für die menschliche Rasse zu befolgen. Es ist daher nicht zu widerlegen, dass die sogenannte ”sexuelle Freiheit“ nichts anderes ist als die Freiheit zur Befriedigung ungezügelter Begierden …

       In der zukünftigen vollkommeneren Rasse werden wahre Ehen genauso allgemein sein, wie sie zur Zeit rar sind …

       Natürlich ist es undenkbar, auf den Fortbestand von Ehen zu bestehen, die zwischen Menschen geschlossen wurden, die treulos, antagonistisch und grausam zueinander sind, denn das wäre die schlimmste Art von Tyrannei. Darum ist es wichtig, eine sorgfältige Wahl zu treffen und natürliche Mittel anzuwenden, um eine weise Verbindung zu ermöglichen. Schlechte oder ungünstige Planetenaspekte, gewinnsüchtige Erwägungen oder anomale Geschlechtshingebung bis zum krankhaften Zustand sind die Ursache der meisten unglücklichen und unnatürlichen Ehen der Gegenwart.

       Die Menschheit entwickelt sich jetzt unter einem anderen Aspekt des universellen Gesetzes, als jenes, der die Geburt und Evolution des Menschen in den früheren Jahrhunderten dieses Zyklus leitete. In ferner Vergangenheit herrschte das Gesetz der Differentiation – Trennung –, jetzt hingegen wirkt primär das Gesetz der Einheit, und jene, die sich aus egoistischen Wünschen dem verordneten Göttlichen Plan zu widersetzen suchen, schließen sich selbst aus dem evolutionären Strom aus …”

       Zum Schluss möchte ich eine weitere Ausführung zitieren: ”Die Frau der gegenwärtigen Rasse nähert sich der Höchststufe des kommenden Zyklus, und jene Frau, der es gelingt, den Mann von seinem niederen ”Ego“ zu erlösen, indem sie nicht selbst den Versuchungen unterliegt, denen sie sich infolge der niederen Natur auch auf ihrem Pfade gegenübersieht und so das Vorhandensein einer höheren Lebensphase bejaht – diese Frau wird im kommenden Zyklus für die Rettung der Rasse, der sie beide angehören, mehr tun als irgendein Mann, wie groß er auch sein mag. Die kommende Epoche ist die Epoche der Frau und daher wird letzten Endes gerade die Frau weit mehr als der Mann zur ernsten Verantwortlichkeit gegenüber der Unsittlichkeit unseres Jahrhunderts aufgerufen. Die kommende Zeit bietet der Frau eine große Möglichkeit, und darum rufe Ich euch, Töchter des Lichts, erneut auf, betet zu dem Gott in euch, er möge euch helfen, euch die Reinheit zu bewahren …” (Zitat aus Tempellehren III, 95 „Meinen Töchtern“)

       26. Januar 1939

       Alle von Ihnen beschriebenen Anzeichen der Unausgeglichenheit in ihrem System sind mehr als verständlich. Wer kann in den Tagen des Harmagedon gegen die unerhörten Gegenströme im Rhythmus der kosmischen Kräfte, die auf alles Bestehende einwirken, gleichgültig bleiben? Harmagedon ist nämlich nicht nur wegen der Ungezügeltheit der finsteren Kräfte schrecklich, sondern auch wegen jener Disharmonie der Ströme, die sich primär in den feinfühligen Organismen widerspiegelt und die tapferen Kämpfer gegen die anprallenden Wogen des tobenden Chaos zeitweilig aus der Ordnung bringt. Nur ein starker, disziplinierter Wille, Wissen und festes Streben auf dem aufgezeigten Pfad des Lichts können vor den ersten Folgen dieser kosmischen Störungen bewahren. in solchen Tagen sollte man ständig darauf bedacht sein, dass die Stunde der Prüfung unserer Kräfte gekommen ist und uns die geringste Abweichung oder Schwächung des Willens in böse Schwierigkeiten stürzen kann. Gesegnet jener, der in diesen Tagen tiefer Bedeutung von Feierlichkeit durchdrungen ist.

       Das gesamte sittliche Niveau des Menschen gleicht einem Barometer – bald fällt es, bald steigt es, wie Pirogroff (ein russischer Wissenschaftler) es ausdrückte, und von besonderer Gefahr sind jene Schwankungen, die nicht Ideen mit sich bringen, sondern Instinkte des niederen Psychismus. In fatalen und unvermeidlichen Perioden, in denen die Sittlichkeit auf ein besonders tiefes Niveau gesunken ist, ist es wichtig, alle Kräfte des Geistes auf die Selbstvervollkommnung zu richten. Daher ist Ihre Frage, wie Geduld zu erlangen ist, berechtigt, denn ohne diese Eigenschaft ist es unmöglich, mit der Selbstvervollkommnung zu beginnen. Geduld liegt im Kern aller Errungenschaften und ist somit die höchste Tugend. Am leichtesten ist es, Geduld durch Liebe zum Dienst und zum Großen Lehrer zu erlangen. Natürlich behauptet sie sich in uns auch durch das Gefühlswissen, oder besser ausgedrückt, durch die geistige Erleuchtung hinsichtlich der großen Bedeutung der Geduld, aber dieser Weg ist weit schwerer. Wie in allem ist der Pfad der Liebe der kürzeste und schönste, und für den, der weiß, was Liebe ist, ist er auch der leichteste. So mein Rat an Sie: ”Wer jemals das feurige Brennen des Herzens zur Lehre fühlte, wird durch Liebe in Geduld gestärkt.” Jedwede bezähmte Reizbarkeit, jede Duldsamkeit wird einer der LEHRE dargebotenen Blume gleichen.

       Man kann sich auch beträchtlich helfen, indem man sich dazu zwingt, an diese Eigenschaft in allen Lebensumständen zu denken. Es ist wirklich notwendig, dies im Gedächtnis zu behalten; dieses Bedachtsein wird unabhängig von allem anderen ständig wachsam im Bewusstsein bleiben, jede Minute geistesgegenwärtig. Auf die Stärkung des Bedachtseins ist sogar ein altes Mantram ausgerichtet. Gerade das Bedachtsein fördert die Selbstdisziplin, die ganz schwer zu erlangen ist. Es vergehen Jahre, bis es gelingt, unsere Gefühle zu zügeln, die immer bereit sind, bei der geringsten unverhofften Stimmung umzuschwenken. Geduld ist wirklich eine der am schwersten zu erringenden Eigenschaften, und so heißt es, dass der größte Mensch derjenige ist, der die größte Geduld besitzt. Alles, was schwierig ist, ist wertvoll; darum ist es richtig, alle seine Kräfte aufzuwenden, um diesen Schatz zu erringen.

       Sie fragen, in welchen Fällen man den Kanon ”Mit deinem Gott” anwenden kann, und wann man sich dem Bösen zu widersetzen hat? Als Beispiel führen Sie Christi Gebet an, in dem er auch jenen vergab, die ihn verfolgten, weil ”sie nicht wussten, was sie taten”. Und hier bringen Sie den Einwand, dass ”Handlungen gerechtfertigt erscheinen, sofern die handelnde Person entsprechend ihrer Bewusstseinshöhe nicht wusste, dass sie durch die Finsteren zu diesen Handlungen angestiftet wurde. Dann kann man annehmen, wie es scheint, dass man sich dem Bösen widersetzen sollte, wie Christus es tat.”

       Darauf möchte ich antworten, dass der Kanon ”Mit deinem Gott” sowie die Nichtwidersetzung gegen das Böse zwei völlig verschiedene Begriffe sind. Der Kanon ”Mit deinem Gott” bedeutet, mit anderen Worten, Erfassen und gleichzeitig Entsprechen; gerade Entsprechung duldet nichts Böses. Der Kanon ”Mit deinem Gott” ist dort anwendbar, wo das Gute bewiesen, wenn auch nicht völlig erfasst wird. Aber die Anwendung dieses Kanons in bezug auf die Nichtwidersetzung gegen das Böse, wäre nicht nur ein Akt des Duldens des Bösen, sondern sogar eine Mitarbeit am Bösen. Nichtwidersetzung gegenüber dem Bösen ist Zulassung der Invasion des Chaos, was zu allen möglichen Kalamitäten führt und schließlich zum Untergang der Masse.

       Es ist bedauerlich, dass es üblich ist, die LEHRE CHRISTI als die Lehre der Nichtwidersetzung gegen das Böse zu betrachten. Das ist der schrecklichste Irrtum. Christus verurteilte wirklich ernstlich alles Böse, jedwede Scheinheiligkeit, jedwedes ablehnende Verhalten gegenüber dem Guten. Aber man sollte zu unterscheiden lernen, wo Nichtwidersetzung gegen das Böse am Platze ist und welche Maßnahmen für jeden Fall anwendbar sind; eine unbedachte Entscheidung kann zu einer noch größeren Kalamität oder gar zur Zersetzung führen. Man sollte auch wissen, dass jeder geistige Lehrer den Eid leistet, gegen jene, die ihm nach dem Leben trachten, nicht anzugehen. So konnte sich auch Christus nicht gegen die auf ihn gerichteten groben Kräfte widersetzen. Aber Er widersetzte sich gegen das Böse mit jedem Seiner Worte, mit jeder Tat, soweit sie Ihn nicht persönlich betraf. Seine Aufgabe war es, Seinen Pfad durch menschliche Hände und Füße zu vollenden und den Menschen zu zeigen, dass man sich in der größten Liebe zur Menschheit opfern und die schlimmsten Martern erdulden kann in dem Wunsch, den Menschen das Licht der Wahrheit zu bringen, das ihnen immer wieder verlorengeht. Das Gebet Christi für seine Märtyrer ist voller Mitleid sowie Gerechtigkeit, denn, was konnten die gedungenen Schergen wissen und verstehen von der Größe DESSEN, DEN sie marterten! Wem gehorchten sie, wessen Befehl zum Martern führten sie aus? Wahrlich, nicht die gedungenen Schergen, sondern ihre Anstifter nahmen das bitterste Karma auf sich. So bereitete sich auch Pilatus, der seine Hände in Unschuld wusch und sich gegen das größte Übel nicht widersetzte, obwohl es in seiner Macht lag, diesem ein Ende zu bereiten, das härteste Schicksal.

       Es ist richtig, dass eine böse Tat entsprechend dem Bewusstsein, das sie ausführt, karmisch angelastet wird. Alles, was mit böser Absicht getan wird, färbt unsere Aura besonders dunkel und belastet unser Bewusstsein schwer. Und gleichzeitig verlängert und erschwert sich der Mensch, der Böses tut, selbst wenn ihm nur trübe bewusst wird, was er tut, seinen Pfad ungeheuerlich, denn er kann sein Schicksal erst zu verbessern beginnen, sobald er das von ihm vollbrachte Ausmaß des Bösen erkannt hat. Man kann wirklich für jene beten, die sich der Bedeutung ihres Handelns nicht bewusst sind, denn schrecklich ist das Schicksal solch tierischen Gemütszustandes. So sagte der Herrscher Buddha: ”Von zwei Menschen, die den gleichen Fehler begangen haben, ist jener der schlechtere, der ihn nicht erkennt … denn man kann nicht erwarten, dass ein Mensch, der sich nicht schuldig bekennt, sich anstrengt, seinen Irrtum zu berichtigen. Um sich zu heilen, muss man seine Krankheit kennen, doch das Erkennen bringt noch keine Heilung; dieser Prozess erfordert Willensanstrengung.” Karma wird durch Gedanken geschaffen, und daher: ”Es ist kein Verdienst für jenen, der Gold gibt und einen Stein zu geben meint.” Das Glück der Menschheit liegt in der Beschleunigung der Evolution, und man kann sich vorstellen, wie sehr das niedere Bewusstsein die Evolution aufhält.

       Sie meinen, dass ”die finsteren Schädlinge davon überzeugt sind, dass sie es sind, die Gutes tun”? Aber ich bin nicht der Meinung. Alle bewusst handelnden Schädlinge kennen in den Tiefen ihres Bewusstseins sehr wohl die Eigennützigkeit ihres Handelns. Auch die sogenannten ”unbewussten“ Übeltäter bemühen sich immer, keinen persönlichen Schaden davonzutragen. Es gibt zahllose Bewusstseinsgrade, und wir sehen noch allzu viele tierähnliche Bewusstseine. Wahrlich, es gibt kein größeres Übel als Unwissenheit.

       Jedoch der Kanon ”Mit deinem Gott” muss im Leben angewendet werden – praktisch auf jeder Lebensstufe. Bei jeder Konversation, wenn es zur Entsprechung der Bewusstseine kommt, ist es unsere erste Pflicht, unseren Gesprächspartner nicht durch Widerspruch zu reizen und seine Überzeugung berichtigen zu wollen, sondern wir müssen versuchen, nach den besten Möglichkeiten und unter Beachtung seiner Bewusstseinshöhe, seinen Gesichtskreis geduldig und allmählich zu erweitern. Wenn wir mit einem Moslem sprechen, so werden wir nicht den Herrscher Buddha preisen und Mohammed heruntersetzen, sondern wir werden mit ihm über alles Schöne in seiner Religion sprechen, und wenn sich Gelegenheit bietet, ihm die Bedeutung einiger Aussprüche Mohammeds, die in die Schatzkammer der Weltweisheit eingegangen sind, tiefer und erweitert beleuchten. So wird man es auch in allen anderen Lebenslagen machen müssen. Man wird mit einem gierigen Chauvinisten nicht gegen sein Land sprechen, aber man wird versuchen, die besten Äußerungen und Eigenschaften seines Volkes herauszustellen und ihm neue Wege zur Entwicklung seiner besonderen Fähigkeiten aufzuzeigen. Ihr weites Verständnis für den Volksglauben wird über den Faktor Chauvinismus gleiten, und unerwartet wird im beschränkten Bewusstsein des Chauvinisten das Erfassen anklingen. Und so sollte man beizeiten lernen, ohne Feindseligkeit Gespräche zu führen und seinen Gesprächspartner freundschaftlich bewerten. Führen Sie Ihren Widersacher mit Geduld und Achtung herbei, ohne Reizbarkeit oder Spott aufkommen zu lassen oder andere unwürdige Mittel anzuwenden. Und in jedem Gespräch sollte man es verstehen, sich selbst und sein Wissen darzubieten, aber nicht mit seiner Erleuchtung zu prahlen. Denken Sie daran, dass es in der LEHRE heißt: ”… nur aufgeblasene Unwissenheit versucht, die dürren Zweige der Prahlerei auf ihren Fensterbrettern auszubreiten, aber wessen Haus mit Wissen erfüllt ist, der zögert nicht, eine Scheibe seiner Gedanken abzuschneiden, ohne seinen Gegner zu bedrücken oder herabzusetzen.”

       Auf diese Weise ist der Kanon ”Mit deinem Gott” nur eine Offenbarung von Selbstlosigkeit, ohne die nichts erreicht werden kann. Es ist ein großer Irrtum, ihn mit der Nichtwidersetzung gegen das Böse gleichzustellen. Wenn Sie wollen, erachten Sie diesen Kanon als eine Offenbarung der Gnade. Und somit ist der Kanon ”Mit deinem Gott” gerade mit der Widersetzung gegen das Böse durchaus vereinbar. Man kann durch verschiedene Mittel dem Bösen Einhalt gebieten, und das Gefühlswissen sollte einem die Grenzen der Möglichkeiten erkennen lassen, wenn man den gegebenen Kanon anwendet.

       Auch den § 378 des Buches ”Hierarchie“ muss man sich gut einprägen, denn jeder von uns muss bestrebt sein, das Böse auszumerzen und ihm Einhalt zu gebieten, vor allem natürlich in uns selbst und in unserer Umgebung. Fürwahr, mit unserem ganzen Wesen, mit allen Kräften der Seele müssen wir das Gute erheben und das Böse bekämpfen, das Böse außerhalb unseres Selbst genauso wie das, welches in uns nistet. Böses ist immer Böses, abgesehen davon, welchen Platz es einnimmt. Denken wir daran, dass Streben nach Wahrheit und Vervollkommnung ernsten Kampf bedeutet, der dem menschlichen Geist auferlegt ist. Wie Pirogoff sagt: ”Man sollte der Erziehung mehr Aufmerksamkeit schenken als der Bildung”, und darin hat er völlig recht. Aber im täglichen Leben hat das Wort Erziehung eine sehr hässliche Nebenbedeutung angenommen, man versteht darunter Aneignung von guten Manieren und Ausüben von Sport. Praktisch denkt niemand daran, dass Erziehung primär das ganze innere Wesen des Menschen betrifft, seine Charakterbildung sowie das Einprägen der Grundlagen der Ethik in das Bewusstsein der Kinder von frühestem Alter an.

       Aber leider! Man spricht bestenfalls von der ”Ethik der Faustkämpfer“.

       Und nun etwas anderes. Die besagten Gerüchte, die von rachsüchtigen Menschen verbreitet werden, sind für unwissende Elemente charakteristisch. Wie üblich, neigen unaufgeklärte Menschen von geringer Kultur in allem dazu, jeden nach ihren eigenen heimlichen Begierden zu richten, und sie befassen sich natürlich in erster Linie mit Fragen des materiellen Wohlstands. Daher sind ihre Verdächtigungen gewöhnlich darauf ausgerichtet.

       Sind wir nicht gewohnt, vom Durchschnittsbürger jedes Landes der Welt zu hören, dass seine Regierung nur auf ihr eigenes Wohl bedacht ist und dass alle Beamten bestechlich sind? Ebenso ist es, wenn solche Bürger von Taten hören, die ihr Bewusstsein übersteigen oder von Ausgaben für Kunstwerke, die sie in ihrer Unwissenheit nicht zu schätzen wissen. In ihrer stumpfen Bosheit und in ihrem Neid beginnen sie zuerst, ganz gleiche Muster über einige verborgene Hilfsquellen zu spinnen, über hinterhältige Pläne u. ä. Das wirklich Gute ist zu allen Zeiten verfolgt worden, nur das Flitterwerk der Pseudo-Wahrheit ist dem Herzen des Durchschnittsmenschen teuer. Warum sollte man meinen, dass in unserer Zeit der Gewaltanwendung das Bewusstsein der meisten anders wäre? Nach den besagten Gerüchten und den von Ihnen zitierten Äußerungen lässt sich der wirkliche Sittlichkeitsgrad und die kulturelle Entwicklung dieses Denkens beurteilen.

       Fürwahr, dieses Bewusstsein steht dem Bewusstsein jener Bauern sehr nahe, die bei der Cholera-Epidemie den Arzt töteten, weil sie ihn beschuldigten, ihnen die Brunnen vergiftet zu haben. Man muss dieses Bekritteln der gleichen Quelle zuschreiben, aus der alle Krankheiten und alles Böse kommt, nämlich der Unwissenheit. Ja, Bildung mag erreichbar sein, aber Erziehung ist weit schwieriger, und was den Stand der Kultur betrifft, ist dieser eine Ausnahme, weil er das Zeichen wahrer Aristokratie ist, der Aristokratie des Geistes und der Seele.

       Sie haben recht, dass es zwecklos ist, sich mit einem unwissenden Widersacher in Polemik einzulassen. Die Spalten der Zeitungen sind derzeit in den meisten Fällen mit so viel Verleumdung, Grobheit und Gemeinheit angefüllt, dass es sogar ein Scherzwort gibt: Obwohl es in der Zeitung stand, scheint es wahr zu sein! Das gedruckte Wort hat die ehemalige unantastbare Autorität eingebüßt, es erfüllt nicht mehr die hohe Aufgabe, der breiten Masse das Licht zu bringen. Heutzutage gibt es nicht wenige Zeitungen, die keine Verbreiter der Aufklärung mehr sind, sondern – leider – Treibhäuser aller Art von Schwindel, um es milde auszudrücken. Die würdigsten Gedanken, die schöpferischen Aufgaben und Anschauungen hervorragender Menschen finden selbst auf der letzten Seite dieser Angeber keinen Platz. Die Erwiderung auf einen minderwertigen Artikel kann nur dann wirksam sein, wenn sie in derselben Zeitung erscheint, die diesen Artikel druckte.

       Dem gegenwärtigen Cicero, der erklärt: ”O Catilina, wann willst du aufhören, uns zu verfolgen!”, möchte ich antworten: ”Ich hoffe nie, denn das Ende der Verfolgung würde den Anfang der Zersetzung bedeuten.” Sobald die Verfolgung eingestellt und allgemeine Anerkennung gezollt wird, beginnt nämlich nach einem irdischen Gesetz die Zersetzung. Ringen gehört zur Grundexistenz und zum Fortschritt; daher verwandelt sich der Mensch ohne diesen Kampf in eine Null und verfällt der Zügellosigkeit. In unseren Tagen ist der Kampf tatsächlich hart geworden und hat zugenommen, denn man kann heute auch nicht einen Lebensbereich nennen, in dem es kein Aufeinanderprallen der verschiedenen Prinzipien gäbe. Daher heißt es in der LEHRE ”Liebet den Kampf”. Wir müssen jedoch bestrebt sein, diesen Kampf auf eine höhere Ebene zu bringen, und dazu ist es notwendig, seine eigenen Gesetze durch tieferes Eindringen in die LEHRE und im harten Kampf mit uns selbst zu erfassen und zu bestätigen. So werden wir uns und alle jene, die mit uns in Berührung kommen, erheben. – Nun haben wir uns wieder einmal mit den erhabenen Begriffen Erziehung und Selbsterziehung befasst, und damit will ich schließen.

       Ich sende Ihnen Mut, in den ernsten Tagen des Harmagedon Geduld und Feierlichkeit in sich zu entwickeln. Vergleichen Sie sich in besonders harten Augenblicken mit den Millionen von Unglückseligen, und Sie werden Frieden finden. Vergleiche sind immer von Nutzen.

       Alles Licht für Sie!