1935
16.
Juli 1935
Mit
tiefer Ergriffenheit lese ich Ihren Brief mit dem Bericht über die feierliche
Gründung der Gesellschaft. Damit ist eine weitere schöne Bewegung als Bollwerk gegen
die Finsternis errichtet worden. Ich weiß, wieviel Bestrebung Ihres Herzens und
selbstaufopfernde Arbeit Sie für die Gründung dieses reinen Lichtkerns im Namen
siegreicher Kultur aufbringen mußten. Allen voran gelten daher Ihnen meine
innigen Grüße und die Freude meines Herzens zu diesem Festtag Ihrer
Errungenschaft. Übermitteln Sie bitte auch dem Vorstand und allen Mitbegründern
der Gesellschaft, die sich diesem wohltätigen Ziele widmen, meine herzlichen
Grüße und die besten Wünsche. ”Möge dieses Bollwerk sich festigen und mutig,
leuchtend und freudvoll seine Kräfte für den Pfad des Dienstes am Allgemeinwohl
aufwenden.”
Auch
über das Echo auf die erhabene Idee des Friedensbanners war ich freudvoll
gerührt. Deshalb möchte ich Sie fragen, ob es Ihnen möglich wäre, in Ihrer
Gesellschaft ein ständiges Komitee zur Förderung des Paktes und Banners des
Friedens einzurichten? Es müßte sich den bereits bestehenden Gruppen
anschließen, um so Solidarität und Eintracht im Wirken zu erlangen. Denken Sie
bitte darüber nach.
Ihre
Schutzvorkehrungen für die Gesellschaft gegen das Eindringen unerwünschter
Mitglieder sind von äußerstem Nutzen. Es ist in der Tat wichtig, sich von
Anfang an gegen die schädlichen Elemente abzuschirmen. Versuchen Sie nicht, Ihre
Tätigkeit zu sehr auszuweiten. Vorerst muß der Kern der Gesellschaft gebildet
und Harmonie erlangt werden. Eine große Anzahl wäre keine Gewähr für Erfolg.
Ich
habe für Ihre Freude, sich mit flammenden Herzen zu vereinen, volles
Verständnis. Ich kannte diese erhabene Freude und kenne sie auch heute noch.
Doch Jahre der Erfahrung haben mich Zurückhaltung gelehrt, vor allem denen
gegenüber, die der Lehre gerade erst nähertreten. Zu Beginn marschieren wir
alle wie brennende Fackeln, aber später beginnt sich durch Einwirkung der
unfehlbaren okkulten Gesetze unser wahres Wesen immer mehr zu offenbaren, und
bestimmte Wesenszüge, die wir gar nicht zu haben glauben, kommen zum Vorschein
- Eigenschaften, die andernfalls vielleicht bis zur nächsten Inkarnation
verborgen geblieben wären. Der große LEHRER sagt in den ”Briefen der Mahatmas“:
”Wie das Wasser die Hitze des ätzenden Kalkes entwickelt, so versetzt die Lehre
jede in ihm (dem Aspiranten) schlummernde ungeahnte Möglichkeit in heftige
Tätigkeit.”
Und
nun zu Ihren Fragen:
Man
muß bedenken, daß die Großen Lehrer, die Mahatmas oder die Weißen Brüder, in
der ganzen Zeitspanne Ihrer Leben Bodhisattvas waren. Mahâ-Chohan oder der
Große Herrscher ist der Titel des Herrschers der Schambhala. Die mit dieser
Ernennung verbundenen Pflichten werden abwechselnd von den Weißen Brüdern
übernommen, je nach ihren individuellen Aufgaben. Die Sieben Chohane
entsprechen den Sieben Kumaras der ”Geheimlehre“, aber esoterisch gesehen, gibt
es ihrer acht. Alle diese Sieben Kumaras waren die Herrscher des Feuers, die
die Menschheit mit Vernunft begabten.
Nun
zu den Brüdern der Finsternis. Diesen begegnet man in der Menschheit selbst.
Sie sind sehr zahlreich, und das ist nicht verwunderlich, denn ihr Weg ist der Weg
der Befriedigung der niederen Leidenschaften. Der Prozentsatz wahrer
Schaffender des Lichts ist sehr gering; gleichfalls ist der Prozentsatz der
”Leuchtkäfer“ nicht groß, von denen die meisten in ihrer Unwissenheit und
Lauheit oder durch Nichtwidersetzung gegen das Böse zum Nutzen der Brüder der
Finsternis arbeiten. Es ist schwer, sich vorzustellen, wie geschickt diese
Geister hohen Grades unter den Brüdern der Finsternis sind und bewußt Zwiespalt
schaffen. Es heißt, daß sie sich gerne an jene heranmachen, die sich der Lehre
des Lichts nähern und dem Allgemeinwohl dienenden Gesellschaften anschließen,
aber in der Hingabe und Überzeugung noch nicht gefestigt sind. Sie spielen auf
ihren Wogen, flüstern ihnen Zweifel ein und stiften so Verwirrung und Verderb.
Das ist der Grund, warum geraten wird gegenüber den neuen, unerfahrenen Seelen,
die an die Lehre herantreten, Vorsicht walten zu lassen. Die Brüder der
Finsternis erfreuen sich auf Kosten des Herzens eines ausgezeichnet
entwickelten Intellekts, durch den sie sehr fein wirken. Wahrhaftig, nur die
gröbsten Geister stürzten sich auf die niederen Bewußtseine.
”Werden
die Menschen hier von Teufeln bedroht, so wird der ERZENGEL vom Satan selbst
angesprochen! Belästigen Teufel kleine Brüder, so bedrängt Satan selbst
Einsiedler.” (Feurige Welt II, § 30)
Und
im I. Band der ”Blätter des Gartens MORYA“ § 316 lesen wir: ”Ich kenne dich,
der du an Meiner Türe kratzest. Auf den Schultern eines Gastes hoffst zu
einzudringen in Mein Haus. Ich kenne dich! Du wurdest raffiniert und findig,
sogar findiger als viele von den Meinen. Du hast die Ordensspangen angelegt,
die Kleidung dir zurecht gerichtet. Du hast dir alle Meine Worte angeeignet.
Ich höre, du sprichst sogar schon über FREUDE. Doch hier will Ich dir Halt
gebieten. Erdreiste dich nur nicht, Freude der Liebe auszusprechen! Denn deine
Freude liegt im Haß. Doch hinter dem Haß lauert des Zweifels widerlicher
Schatten. Und Zweifel eignet für den Schild sich nicht. Ich werde alle deine
Pfeile mit Meinem Schild auffangen. Doch solltest du dich widerspenstig zeigen,
will Ich dir einen einz’gen Pfeil mit einem Lächeln senden.”
Bewahren
wir uns daher vor allen Schwankenden.
* * *
Sie
fragen, wann die Brüder der Finsternis in Erscheinung traten. Genaugenommen
erschienen sie gleichzeitig mit den Brüdern des Lichts, als sich ein Funke des
Intellekts sowie des bewußten, d. h. des freien Willens im Menschen regte. Mit
dem ersten Schimmer der Unterscheidung kommt auch die erste Vorstellung von Gut
und Böse, und bereits diese wird den Menschen bewußt lenken. Aber ein völlig
organisiertes Lager der Brüder der Finsternis wurde in Atlantis wirksam, in der
vierten Rasse. Ihre große Schlacht gegen die Söhne des Lichts endete mit dem
Sieg der letzteren und dem Untergang von Atlantis.
Den
Söhnen des Lichts steht der ERZENGEL MICHAEL vor. Sein Widersacher aus dem
Lager der Finsternis ist Satan (der zwar noch den Namen Luzifer trägt, aber das
Recht darauf vorher verwirkte). Er gehörte einst zu den großen Kumaras,
ausgestattet mit dem Licht der Vernunft, die den Erdbewohnern ermangelte. Lesen
sie bitte in diesem Zusammenhang die ”Legende vom Luzifer“ in dem Büchlein ”Auf
östlichen Kreuzwegen“ von Josephine Saint-Hilaire (Legenden und Prophezeiungen
Asiens, New York, Frederik S. Stokes Company, 1930). Diese Legende beruht auf
einer großen Wahrheit. Somit kämpft der Fürst der Welt um seine nackte
Existenz. Das vorausgesagte große Harmagedon unserer Rasse ist in vollem Gang.
Und wieder kämpft ERZENGEL MICHAEL mit seiner strahlenden Heerschar gegen
Luzifer. Gewiß, der Sieg ist immer mit den Kräften des Lichts, aber
schreckliche Kataklysmen sind unvermeidlich. Aus diesem Grunde sind die
Bollwerke des Lichts so überaus wichtig - sie können in der sich nahenden
bedrohlichen Zeit allen Schaffenden Schutz gewähren. Obwohl der entscheidende
Moment nahe ist, so werden dennoch viele Kinder bis dahin noch alt werden. So
liegt das Schicksal der Welt in den Händen der Menschheit. Der Planet kann nur
gerettet werden, wenn es eine Auferstehung des Geistes gibt - nur wenn das
Bewußtsein von den Trugbildern der Vergangenheit befreit und auf den Aufbau der
Neuen Welt gerichtet wird, auf Grund neuen Verstehens der Zusammenarbeit und
des Wissens. Da ich dieses Thema bereits behandelte, will ich einen meiner
Briefe zitieren, der Ihnen von Nutzen sein könnte: - Jeder große LEHRER, der
vom Ende der Welt sprach, konnte damit nicht die Vollendung der Evolution
unseres Planeten gemeint haben. Würde diese nämlich den natürlichen
Entwicklungslauf nehmen, dann müßte der Planet seine siebente und letzte Runde
beginnen, und seine Menschheit würde mit allen ihren Subrassen in die siebente
Rasse aufsteigen, so daß es bei der Krönung solch einer Evolution kein Jüngstes
Gericht geben könnte. Denn nach dieser Zeit hätten die Menschheit und der
Planet den Zustand der höheren Welten erreicht, wo es weder Unvollkommenheit
noch bewußten Widerstand gegen das Gute von seiten des Bösen gibt.
Gewiß,
die Großen Lehrer wußten vom schweren Karma der Menschheit und des Planeten.
Sie wußten von der drohenden Gefahr und meinten daher das nahende Scheiden der
Rasse, das immer von fürchterlichen kosmischen Kataklysmen begleitet wird und
durch die strenge Auslese der guten Saatkörner das Endgericht erkennen läßt. Da
die großen Lehrer Eingeweihte waren, wußten Sie, daß diese Katastrophe das
Jüngste Gericht werden könnte, infolge des schrecklichen geistigen Verfalls der
menschlichen Rasse. Es ist durchaus möglich, laß es nicht genügend Gegenkräfte
oder, besser gesagt, freiwerdende Energien geben könnte, um den Planeten vor
der endgültigen Explosion zu retten. Für diese Explosion bietet der Fürst der
Welt alle seine Anstrengungen auf, da er weiß, daß für ihn eine gereinigte, mit
neuen feurigen Strahlen oder Energien durchdrungene Atmosphäre der Erde
unerträglich wäre und seine weitere Anwesenheit hier unmöglich machte. Daher
ist er bemüht, den Planeten zu sprengen, um ”auf dem Wrack davonzusegeln”.
Denken
Sie daran, daß in der Lehre genau gesagt ist, daß der Geist des Menschen zum
Sprenger des Planeten werden kann! Es wird auch erwähnt, daß die Zahl der
Entlader der Energien sehr klein ist und daß auf Ihnen die ganze Last zur
Erhaltung des Gleichgewichts des Planeten ruht. Ein starker Geist kann ein
ganzes Gebiet vor Erdbeben bewahren. So entsandten in früheren Zeiten die
Großen Lehrer ihre fortgeschrittenen Schüler an Stellen, die durch Erdbeben
bedroht waren.
Viele
naive Menschen glauben, daß die Finsteren nur durch Böses wirken, sei es durch
Korruption oder durch Verbrechen gleich welcher Art. Wie unrecht haben sie! Nur
die groben und relativ unbedeutenden finsteren Kräfte wirken auf diese Weise.
Weit gefährlicher sind jene, die sich in die Maske der Lehre des Lichts
kleiden.
Unwissenheit
und Mangel an Gefühlswissen treiben viele in die Arme der Finsteren und
berauben sie für lange Zeit, wenn nicht für immer, der heilsamen Einwirkung und
Anziehung des Strahles des großen Bollwerks des Lichts. Harmagedon ist
schrecklich - die finsteren Kräfte ringen um ihre nackte Existenz. Verzweiflung
vereint sie, und macht sie im Bemühen, ihr Ziel zu erreichen, so beharrlich.
Der Fürst der Welt hat viele begabte Mitarbeiter - bewußte und unbewußte -, und
es ist töricht zu glauben, daß sie nicht schlau und sehr spitzfindig wären. Sie
sind sogar äußerst listig und erfinderisch, und ihr Wirken paßt sich ganz dem
Niveau ihrer Opfer an. Aber sie alle üben keine Toleranz und sind ohne
Herzenswärme. So verwoben mit Licht ist die Finsternis auf unserer Erde.
Die
Fangstricke der Finsternis werden von geschickten Händen gesponnen.
Viel
Schreckliches wird in der Welt verübt; viele abscheuliche Zaubereien breiten
sich über die ganze Welt aus. Die dichten Bevölkerungszentren werden von den
finsteren Kräften für sich als Zentren gewählt. Und ihre beste Waffe ist die
unwissende Masse. Darum ist die Einigkeit der Weißen und der ihnen
nahestehenden Kräfte so wichtig! Aber letztere werden so leicht gräulich und
füllen die Reihen jener, von denen in der Apokalypse gesagt ist: ”Weil du lau
bist und weder kalt noch heiß, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.” Nur
die Macht der Hingabe und das Bestreben, der Großen Hierarchie des Lichtes zu
dienen, kann vor den ausgelegten Netzen des Fürsten der Welt schützen.
Ja,
die Welle des Bösen überschwemmt die Erde, und die ganze Anstrengung der
selbstlosen Arbeiter des Lichts ist nötig, um das sinkende Schiff der
Menschheit zu retten! Daher ist es so äußerst wichtig, Funken des Lichts
auszusenden, aber gleichzeitig darauf zu achten, daß diese nicht von jenen
aufgefangen werden, die ihrer nicht wert sind, denn das setzt den ganzen Bau in
Brand. Die menschliche Seele ist grundlos! Und die schrecklichste Geißel der
Seele ist falscher Ehrgeiz; wahrlich, es gibt weder einen ärgeren noch
gemeineren Feind. Wird dieser Viper nicht sogleich Einhalt geboten, kann sie
zur Riesenschlange werden. Ehrgeiz ist eine brennende Geisel für die stärksten
Herzen und eine schreckliche Marter, die sich der Mensch selbst zufügt.
Daher
heiße ich Sie mit Ihrem schönen Werk nochmals willkommen. Bewahren Sie trotz
Schwierigkeiten die höhere Freude der Errungenschaft. Diese Freude der
Errungenschaft muß in sich selbst und in anderen gepflegt werden. Das ist das
Wichtigste, denn sie allein birgt das Pfand der Rettung der Menschheit, das
Pfand für das Nahen der Neuen Welt! Große geistig Schaffende und Helden werden
gebraucht! Schaffen Sie somit Helden! Dies war das Gebot des Abschieds eines
der Höchsten Geister beim Verlassen unseres Planeten. Laßt uns Heldinnen und
geistig Schaffende werden, womit wir den kürzesten Pfad bis zum freudvollen
Treffen wählen.
Die
Freude der Zukunft ist geboten, aber in der Tat, die Zeit des Ausharrens an der
Schwelle ist immer mühsam.
22.
Juli 1935
Die
Lehre der LEBENDIGEN ETHIK ist auf keinen Fall für die Kleinmütigen, und daher
sollten nur gut erprobte Seelen in dieser Gruppe aufgenommen werden - es ist
die Qualität und nicht die Quantität, die zählt. Wenn es hier einen Mangel an
gestählten Herzen gibt, so ist es besser, nicht zu beginnen. Man sollte die
LEHRE DES LICHTS nicht profanieren, und außerdem sind wir keine Missionare. In
der LEHRE heißt es, daß jeder, der gewaltsam angelockt wird, zu einem
”Mühlstein um den Hals” wird. Wir suchen freie Seelen, frei von jeder Furcht.
”Die Lehre ist kein Honiglecken und kein silberner Tand. Die Lehre ist eine
reiche Silbermine”. Die Bücher der Lehre werden sich verbreiten, und was noch
wichtiger ist, sie werden in die rechten Hände gelangen. So viele Seelen suchen
das LICHT und die neuen Werte inmitten des Chaos der verschmähten und
entwürdigten erhabenen Begriffe. Aus allen Teilen der Welt kommen Anfragen und
Bitten nach mehr Kenntnis darüber, wie sie sich dem Heer des LICHTS anschließen
könnten. Aus diesem Grunde tragen wir so freudvoll unsere Lampe.
Sie
schreiben über Vorsicht, doch wer kennt ihre Notwendigkeit besser als ich? Ich
kenne jedoch auch den Mut, die schöpferische Kühnheit und vor allem die große
Ausgeglichenheit. Daher sollte sich Vorsicht weder in Furcht kehren, die der
Verfolgung entstammt, noch sollte Kühnheit in sinnlose Prahlerei ausarten.
Infolge meiner eigentlichen Natur ziehe ich Kühnheit vor; denn ich glaube an
das weise Sprichwort: ”Gott ist mit den Tapferen” - und auch an ein anderes,
mehr prosaisches: ”Wer die Wölfe fürchtet, sollte nicht in den Wald gehen, um
Pilze aufzulesen”. So wollen wir sagen, daß Vorsicht mit Kühnheit verbunden und
in weiser Entsprechung mit den Umständen und Bedingungen angewendet werden muß.
Aber die Funken des LICHTS, die das neue Bewußtsein entflammen, sollten in den
Raum gesendet werden, denn wo bliebe andererseits das führende Prinzip? Ohne
Funken des Lichts wird alles in Finsternis und Verderb versinken.
Ich
weiß, daß Auszüge aus meinem Brief alle Arten von Kommentaren auslösen, doch
was tut es? Das von bestimmten Typen ausgehende Lob kann nur in Erniedrigung
und Beschmutzung enden; ich würde es daher vorziehen, von ihnen angegriffen zu
werden. Eine alte Weisheit besagt: ”Nenne mir deine Feinde, und ich sage dir,
wer du bist”. Und in der LEHRE heißt es: ”Ohne Verleumdung hätte die ”dankbare“
Menschheit die lebendigsten Erscheinungen begraben”. Wir sollten hier die
Weisheit Christi hinzufügen: ”Kein Prophet ist angesehen in seiner Vaterstadt,
bei seiner Verwandtschaft und in seinem Hause” (Mark. 6, 4). Diese Wahrheit ist
zu allen Zeiten und bei allen Völkern von allen verfolgten Wohltätern der
Menschheit ausgesprochen worden, und sie wird leider genauso hart bleiben,
solange die Menschheit die Feuertaufe des Geistes durchmacht. So fürchte ich
Verfluchung nicht und kaum jemand, der sich der LEHRE und der Evolution des
Geistes wirklich hingibt, fürchtet sie. Daher werde ich meiner Überzeugung nie
entsagen: Ich glaube an das Unerschütterliche Göttliche Prinzip, das in jedem
menschlichen Wesen wohnt, und ich glaube an die Geburt Christi in der
menschlichen Seele auf ihrem Weg zur Vervollkommnung. Darüber hinaus kennt
jeder gebildete Mensch die Bedeutung des Ausdrucks Krestos oder Kristos
(Christus) und weiß, daß er dem heidnischen Vokabular entliehen ist. Ich
schrieb kürzlich einem meiner Mitarbeiter über die Bedeutung dieses Ausdrucks
und möchte es für Sie wiederholen. Krestos war die einem Neophyten gegebene
Bezeichnung, der sich als Kandidat für den Grad eines Hierophanten der Prüfung
unterzog. Nachdem ein Jünger alle Leiden durchgemacht und alle Prüfungen
bestanden hatte, wurde er im letzten Einweihungsritual nach der
Mysteriensprache zu einem Christus, ”einem Geläuterten“, gesalbt. Seine
vergängliche Persönlichkeit verschmolz mit seiner unvergänglichen
Individualität, und er wurde zu einem unsterblichen Ego. Für die ersten
Christen war das Wort Christos oder Christus gleichbedeutend mit unserem
höheren Ich. Daß Christus der Erlöser der Sünden ist, sollte in diesem Sinn
verstanden werden. So vollzieht sich die Erlösung von persönlichen Sünden durch
die Seele, den ewigen Begleiter und Boten ”Christus“, in der langen Kette
irdischer Leben unseres individuellen Egos. ”Der gekreuzigte Christus“ ist in
jedem menschlichen Wesen gegenwärtig, das nach Erlangung eines bestimmten
Entwicklungsgrades hinabsteigen muß in die Hölle, gefallen durch die
gesetzwidrigen Taten des niederen Ego, und dann in den höheren oder normalen
Zustand der Seele zurückkehren muß. Mit anderen Worten, die Göttliche Liebe muß
das Herz des Menschen erreichen, ihn besiegen und erneuern, bevor er fähig
wird, die Ungeheuerlichkeit seiner Übertretung des Göttlichen Gesetzes zu
erkennen und die Sünden gegen sich selbst zu vergeben. Diese Vergebung kann nur
durch eine völlige Verschmelzung und Vereinigung mit dem höheren Ego oder dem
Göttlichen Gesetz der Liebe erreicht werden.
Im
Christentum bekenne ich mich zum Glauben der ersten Kirchenväter und verehre
besonders den großen Origenes und den Heiligen Antonius. Ich träume von einem
neuen ökumenischen Konzil, das zurückkehren könnte zu den reinen Grundlagen des
ersten Jahrhunderts des Christentums. In dem wundervollen Buch ”Dobrotolubye“
(Die Liebe zum Guten) kann man herrliche Gedanken finden. Man stößt darin auf
ein Lob den Feinden! Denn niemand als sie kann so gut unsere verborgenen
Fähigkeiten und Eigenschaften erwecken; und so wurden sie die ”Ätzer Christi“
genannt, weil in alten Zeiten viele Krankheiten durch Ätzen weggebrannt wurden.
Es
ist ausgezeichnet, daß Sie vorhaben, die LEHRE im Leben anzuwenden. Wahrlich,
ebenso wie der Glaube ohne Werke tot ist, so ist die LEHRE ohne Anwendung im
Leben nutzlos.
Ich
verstehe, was Sie in Ihrem Brief meinen und was Sie gerne erfahren möchten.
Doch ich muß Sie warnen, da ich jeder Art von Sentimentalität abhold bin sowie
den rosigen Versprechungen über die leichten Errungenschaften, die in späteren
okkulten Schriften so reichlich zu finden sind. Gerade sie rufen so viele laue,
halbe Bestrebungen hervor, die zu nichts führen. Das Leben lehrte mich, wie
gefährlich alle Versprechungen sowie die Ermutigung zu unmöglichen Hoffnungen
sind, wie unheilvoll sie sein und wieviel Verrat sie verursachen können. Daher
liebe ich es nicht, die Wirklichkeit zu verschleiern, wenn ich sehe, daß der
Geist bereit ist, sie anzunehmen. Eher würde ich schweigen, als jemanden mit
rosigen Versprechungen einzulullen.
Und
wie kann man Versprechungen wecken, wenn der gute Schlüssel zu allen
Errungenschaften im Menschen selbst liegt und ohne seine Mitwirkung niemand
etwas für ihn tun kann? Der HÖCHSTE LEHRER kann ihn nur zu einem bestimmten
Zeitpunkt helfen, wenn der Geist bereit ist, sein Herz dem Ruf zu öffnen und
seine schlummernden göttlichen Kräfte in die Tat umzusetzen. Jedoch Stärkung
dieser Kräfte ist nur möglich, wenn der Jünger seine Anstrengungen, sein
Inneres zu vervollkommnen und umzugestalten, stetig verstärkt. In allem ist
Mitarbeit eine unvermeidliche Bedingung! Daher sollten Sie allen Neulingen aufzeigen,
daß es endlose Grade der Jüngerschaft und zur Annäherung des Lichts gibt und
jeder nur die Stufe einnehmen kann, die seinen früheren Aufspeicherungen
entspricht; ebenso kann er die Leiter nur durch sein eigenes intensives
derzeitiges Streben ersteigen.
Aber
der PFAD des DIENENS ist noch schwerer, denn das ist der Pfad der Heldentat,
der völlige Selbstlosigkeit erfordert. Sie denken vielleicht, daß unser Leben
leicht sei; würden Sie jedoch die Wirklichkeit kennen, spräche Ihr Herz anders.
Um die ganze Last der mühsamen Verantwortung und sich häufenden Schwierigkeiten
zu tragen, stärke ich mich jeden Tag durch Freude und Bereitschaft für das
Schwerste. In der Tat, in der Selbstlosigkeit liegt Schönheit. Und die Welt
bedarf heute in der bedrohlichen Zeit des Harmagedons mehr denn je der geistig
Schaffenden und Helden.
Dennoch
rufe ich niemanden auf, und Sie sollten nicht die geistig Unreifen rufen, denn
übermäßige Last ist nicht von Nutzen. Mächtiges Stählen des Geistes und des
Herzens ist nötig, denn jeder Tag bringt uns alle möglichen Versuchungen. Die
Anstrengung und Spannung eines Lastenträgers der Neuen Welt ist ungeheuerlich.
Er leistet sein Werk auf drei Ebenen: durch seine Energien entspannt er die
umgebende Atmosphäre, oft in seiner Nähe zerstörende Erdbeben verhindernd, er
trägt die Lasten dessen, womit er betraut wurde. Nur sehr starke Geister können
den PFAD des DIENENS betreten. Daher sollte man niemals durch rosiges
Versprechen anlocken oder verführen.
Gewiß,
auch das gründliche Studium der BÜCHER DER LEHRE wird durch
Bewußtseinserweiterung unbestritten Nutzen bringen und so eine Möglichkeit für
neue Flüge des Geistes bieten. Aber es ist unmöglich, augenblicklich feurige
Errungenschaften sowie feurige Umwandlung der Zentren zu erhoffen, wenn die
LEHRE nur sprunghaft angewendet wird. Die okkulten Gesetze sind genau und
unfehlbar. Die genaueste Entsprechung herrscht im Bereich des Okkulten.
Neulinge sollten vor einem weiteren okkulten Gesetz gewarnt werden, das von H.
P. Blawatsky im dritten Band der ”Geheimlehre“ in der Abhandlung ”Eine Warnung“
so schön beschrieben ist.
Das
kommende Jahr 1936, das esoterisch bereits begonnen hat, wird die Grundlagen
für viele bedeutsame Ereignisse legen. Doch sehr wenige werden ihre Bedeutung
verstehen. Denken Sie doch daran, daß alles auf UNERFORSCHLICHEN WEGEN
geschieht; und darin liegt die große Weisheit, andernfalls würden die finsteren
Kräfte die besten Möglichkeiten zunichte machen. So bewahrheitet sich das
Sprichwort: ”Der Mensch denkt und Gott lenkt” ganz besonders bei entscheidenden
Ereignissen.
Ich
glaube, daß es für Sie eine große Aufgabe wäre, für die Verteidigung der LEHRE
einzutreten. Es gibt so viele Gelegenheiten, wo man ein gutes Wort anbringen
kann, ohne eine besondere Veranlassung zu suchen oder eine ungewöhnliche Rede
zu schwingen. Ein rechtes Wort zur rechten Zeit führt oft zu großen Taten oder
verhütet unheilvolle Folgen.
Und
so sorgen Sie sich nicht zu sehr. Streben Sie mit Ihrem ganzen Herzen zur LEHRE,
und vieles wird vereinfacht und klar werden. Jedes helle Vorhaben entsteht auf
unerwartete Weise.
Freilich,
die Vulkane toben, und viel Finsternis umgibt uns, aber jene, die sich dem
DIENST AM ALLGEMEINWOHL widmen, brauchen nicht beunruhigt zu sein. In Elend
fallen immer die Lauen, die die Wege nur halb beschreiten und halbe Maßnahmen
lieben. Wir irren nicht mit dem Ausspruch, daß die Gefahr der Welt in halben
Maßnahmen und in Unkenntnis des Bösen besteht. Wir leben wahrlich wie zu Zeiten
Atlantis! Nur sollte man jetzt keine Arche, sondern ein Flugzeug bereithalten.
Doch das beste Flugzeug sind die Schwingen des Geistes.
Treten
Sie mutig die Wache an, und der starke Glaube an die FUHRENDE HAND wird Sie
über den Abgrund tragen. Mut, Mut und wieder Mut - das ist der heutige
Sinnspruch. Das Gefieder der Furcht zieht uns hinab, die Schwingen des Mutes
hingegen tragen uns über den Abgrund. So laßt uns erfüllt sein von der
Schönheit des Mutes und der Kraft des Glaubens an die leuchtende Zukunft. Ich
sende Ihnen Freude, aber eine besondere Freude, die Freude über
Schwierigkeiten. Wenn wir es lernen, uns vor Schwierigkeiten nicht zu fürchten,
werden wir dem Tragen der Heldentat näherkommen.
30.
Juli 1935
Die
Erklärung über die Monade ist richtig. So heißt es in der ”Geheimlehre“, daß
die Monade oder Jiva, an sich nicht Geist genannt werden kann: sie ist ein
Strahl, ein Atom des Absoluten oder vielmehr der Absolutheit …, da sie zur
bedingten und verhältnismäßigen Endlichkeit keine Beziehung hat, auf unserem
Plane unbewußt. Daher benötigt die Monade, abgesehen von dem Material, das für
ihre zukünftige menschliche Form notwendig ist, (a) ein geistiges Modell oder
Vorbild für dieses Material, um sich darein zu gestalten; und (b) ein intellektuelles
Bewußtsein, um ihre Entwicklung und ihren Fortschritt zu leiten. Keines von
beiden besitzt die homogene Monade noch die empfindungslose, wenn auch
lebendige Materie. Der Adam von Staub braucht die Seele des Lebens, auf daß sie
ihm eingeblasen werde: Die zwei mittleren Prinzipien, die da sind: das fühlende
Leben des vernunftlosen Tieres und die menschliche Seele; denn das erste ist
vernunftlos ohne die letztere …”. So ”wird die Monade zu einem persönlichen
Ego, wenn sie inkarniert, und etwas bleibt von dieser inkarnierten
Persönlichkeit durch Manas zurück, wenn dieser vollkommen genug ist, Budhi zu
assimilieren” (H. P. Blawatsky ”Die Geheimlehre“, übersetzt von Helena Roerich,
Riga, Uguns, 1937). So wird die Individualität allmählich aufgebaut, kann aber
auf der Erde nur teilweise zum Ausdruck kommen.
Weiteres
aus der ”Geheimlehre“: ”Metaphysisch gesprochen, ist es natürlich eine
Sinnwidrigkeit von ”Entwicklung“ einer Monade zu sprechen oder zu sagen, daß
sie zum ”Menschen“ wird … Grundsätzlich kann eine Monade weder
vorwärtsschreiten noch sich entwickeln oder auch nur durch die wechselnden
Zustände, durch die sie hindurchgeht, affiziert werden. Sie ist nicht von
dieser Welt oder Ebene und kann nur einem unzerstörbaren Stern göttlichen
Lichtes und Feuers verglichen werden, der auf unserer Erde herabgeworfen ist
als Rettungsplanke für die Persönlichkeiten, in denen sie wohnt. Es ist Sache
der letzteren, sich an sie zu klammern; und, also teilnehmend an ihrer
göttlichen Natur, Unsterblichkeit zu erlangen. Sich selbst überlassen, wird
sich die Monade an niemanden klammern, sondern wie die ”Planke“ zu einer
anderen Inkarnation fortgetrieben werden von dem rastlosen Strome der
Evolution.”
Es
ist auch ratsam, den § 275 im Buche AGNI YOGA abermals zu lesen.
Und
nun bezüglich Göttlicher Liebe - was kann sie anders sein als das Große Prinzip
oder der Beginn der Anziehung oder Verwandtschaft oder dasselbe Fohat in seiner
Differentiation als Göttliche Liebe, die elektrische Kraft der Affinität und
Sympathie, allegorisch geoffenbart in dem Versuch, den reinen Geist, der ein
von dem Einen oder Absoluten untrennbarer Strahl ist, mit der Seele zu
vereinen. Diese zwei bilden im Menschen die Monade, seinem Wesen nach hingegen
ist es die erste Verbindung zwischen dem ewig Bedingungslosen und Offenbarten.
Es
beglückt mich, Ihnen mitteilen zu können, daß mir über Ihr Buch die schönsten
Berichte zugehen. Es ist so erfreulich zu hören, nachdem ich Ihr Buch gelesen
habe, daß junge Seelen nach Ihrer Führung trachten.
Arbeiten
Sie freudvoll, und bringen Sie den suchenden Seelen Licht.
30.
August 1935
Vor
einigen Tagen erhielt ich Ihren Brief und wäre natürlich sehr froh, Ihnen
helfen zu können. Aber ich halte es für meine Pflicht, Ihnen zu sagen, daß ich
vielen Behauptungen in den von Ihnen erwähnten Büchern nicht zustimmen kann,
ich halte sie sogar für gefährlich. Wir begegnen im Leben Menschen mit
verschiedenen Bewußtseinshöhen, und wir müssen jenen folgen, die unserer
eigenen geistigen und intellektuellen Entwicklung am meisten entsprechen.
Sollten Sie daher meine Worte verletzen, so sagen Sie es, wir wollen trotzdem
einander gut bleiben, aber jeder seinem Pfade folgen.
Ich
bin mit der Doktrin der Liberalkatholischen Kirche nicht vertraut und kann
daher weder dafür noch dagegen sprechen. Was Donow betrifft, so habe ich über
ihn gehört und habe auch sein gutes Büchlein ”Drei Grundlagen des Lebens“
(Peter Donow, Riga, Gudkov, 1931) gelesen. Jedoch muß ich Ihrer Bemerkung
widersprechen und feststellen, daß es nur eine Hierarchie des Lichts gibt, und
zwar jene im Transhimalaja. Genauso wie das Licht die Finsternis besiegt, so
bekämpft die Hierarchie des Lichts jene der Finsternis. Letztere ist sehr
stark, denn sie hat viele Anhänger.
Nicht
einer auf der Erde in gewohnten irdischen Verhältnissen lebender Lehrer kann
mit den großen Meistern des Himalaja verglichen werden. Diese Meister sind in
ihrer geistigen Errungenschaft so erhaben, daß sie nicht mehr die Last
armseligen irdischen Daseins und eine persönlich gelenkte Führerschaft sowie
die Berührung mit der Masse auf sich nehmen können. Dies wäre eine unproduktive
Kraftvergeudung. Ihre Aufgaben sind derart planetar-kosmischer Natur, daß Sie
nur einen Teil Ihrer Kräfte dafür aufwenden können, bestimmte Einheiten der
Menschheit Ihre Führung anzuvertrauen; und so beauftragen Sie Ihre engsten
Vertrauten und Schüler zur Übermittlung der geistigen Lehre. Gegenwärtig
konzentrieren sich Ihre Hauptkräfte auf die gigantische Schlacht gegen die
zerstörerischen finsteren Kräfte in der Feinstofflichen Welt und auf der Erde,
um den Zusammenprall der Völker bis zu einer bestimmten Frist aufzuhalten und
die unterirdischen Feuer zu unterdrücken, die unseren Planeten zu sprengen
drohen. Wahrlich, furchtbar ist die Anspannung Ihrer Kräfte für die Rettung der
Erde, weil die Menschheit in ihrem Wahnsinn überall Sprengstoff anhäuft. Wegen
der so geringen Zahl von Mitarbeitern auf der Erde haben daher diese
selbstlosen Beschützer der undankbaren und unwissenden Menschheit die
unglaubliche Last, zerstörerische Energien zu entladen, auf sich genommen.
Sie
schreiben, daß Sie Wissen, Wissen und immer mehr Wissen erlangen möchten! Ich
nehme an, Sie meinen geistiges Wissen. Wenn Sie zu dem einen erwähnten Bildnis
der Hierarchie des Lichts feurig und beständig bestrebt sind, wird es Ihnen
zuteil. Und der Grad dieses Wissens wird gänzlich von den Aufspeicherungen in
Ihrem Kelch aus früheren Leben sowie von der Kraft und Inbrunst Ihres Strebens
in diesem Leben abhängen.
Wenn
Sie vorwärtskommen wollen, müssen Sie beständig und inbrünstig mit Ihrem Herzen
an das Eine Erwählte Bildnis denken. Auch wenn Sie Selbstzucht üben wollen,
wählen Sie eine oder zwei Ihrer schlechtesten Eigenschaften oder Gewohnheiten
und versuchen Sie, sie los zu werden. Diese Zucht scheint sehr einfach, aber in
Wirklichkeit ist sie äußerst schwierig durchzuhalten; sie ist bisher sicherlich
die wirksamste Methode.
Sie
sagen, daß die Weisungen im AGNI YOGA so verstreut sind, daß man sie schwer in
ein System einordnen kann. Dazu aber möchte ich Ihnen sagen, daß dies die Lehre
des Lebens in der Gesamtheit darstellt, und die Weisungen sind den Schülern vor
allem an Beispielen aus dem Leben, wo die Umstände verursacht werden und
auftauchen, gegeben worden. Auf diese Weise kann man sich die Lehre weit
leichter zu eigen machen. In der Tat, die ganze Natur lehrt uns, daß sich ein
vollkommener Organismus sogleich als Ganzheit entwickelt und nicht ein Teil
nach dem anderen. Daher ist die Lehre des Lebens so aufgebaut, daß es dem
Bewußtsein auf jeder neuen Stufe möglich ist, die größtmögliche Peripherie zu
erfassen und so ins Leben einzudringen, ohne sich aus ihm zurückzuziehen.
Besitzen
Sie die ersten Bücher ”Blätter des Gartens MORYA I und II“? Sie stellen die
Einführung in die AGNI YOGA-Serie dar, behandeln dem Wesen nach wirklich die
meisten Lebensfragen und seine Aspekte im einzelnen, die in den nächsten Bänden
der Lehre von verschiedenen Gesichtspunkten aus erläutert werden.
Sie
haben recht, je reiner die Leitung, um so leichter ist es für die Kräfte des
Lichts, durch sie zu wirken - wirklich, Läuterung der Seele ist wesentlich. Es
heißt, daß geläuterte psychische Energie ein Allheilmittel gegen alle
Krankheiten ist.
3.
September 1935
Ihre
Feststellung ist richtig: gerade das Raumfeuer wird, wenn erkannt, in
psychische Energie umgewandelt. Die sogenannten Prinzipien in uns (mit Ausnahme
des physischen Körpers und des ätherischen Doppelgängers, die nach dem Tode
zerfallen) sind nur Aspekte oder Zustände unseres Bewußtseins. Alle
Unterteilungen (Geist, Seele, höheres und niederes Manas) sind in Wirklichkeit
nur verschiedene Eigenschaften derselben fundamentalen Energie des Feuers, des
Lebens oder des Bewußtseins - ihr höchster Aspekt ist psychische Energie. Um
die Feurige Welt - die Welt der höheren Geistigkeit - zu erreichen, müssen wir
daher die Feuer unserer Nervenzentren umwandeln oder bis zum siebenten Zustand
vergeistigen. So ist die Feurige Welt die Welt vergeistigter Gefühle und
geläuterten Bewußtseins. Wahrlich, nicht ein menschliches Gefühl geht verloren;
es besteht in seinem feinstofflichen Zustand weiter in der Feurigen Welt und
entspricht den höheren Anziehungen und Schwingungen. Der ganze Kosmos ist auf
dem siebenfältigen Prinzip aufgebaut; daher birgt jede Energie, jede
Erscheinung eine siebenfältige Spannung und Verfeinerung in sich.
Und
nun über die MUTTER DER WELT. Jeder Begriff sollte nach seinen verschiedenen
Aspekten betrachtet werden. Jedes kosmische Prinzip oder jede Erscheinung hat
adäquate Widerspiegelungen oder Verkörperungen auf der Erde. So ist die MUTTER
DER WELT in ihrem kosmischen Aspekt Mulaprakriti, das Eine, Allumfassende,
Allerfassende. In der irdischen Widerspiegelung jedoch ist Sie der Große Geist
des Weiblichen Prinzips. Hinter jeder Erscheinung, jedem Aspekt und jedem
Symbol steht die große Individualität. So hat jede hohe Individualität ihre
eigenen Vertreter oder Verkörperungen, die ihr strahlenmäßig am nächsten
stehen. Manchmal erscheint sie persönlich in solchen Verkörperungen. Daher der
Begriff Avatara. So muß z. B. der hohe Geist, der sich in Isis, Ishtar und
anderen Persönlichkeiten inkarnierte, durchaus nicht der Geist der MUTTER DER
WELT gewesen sein, aber er war durchdrungen von Ihrem Strahl und daher
verschmolz in den späteren Legenden das Bildnis der Isis tatsächlich mit dem
Bildnis der Großen MUTTER DER WELT.
Ja,
die jetzt von unserem Planeten zu durchlaufende Zeit ist sehr ernst und äußerst
angespannt. Die immer häufiger auftretenden Erdbeben haben die die Erde
umgebende Atmosphäre vergiftet, und man kann erneute Ausbrüche von Wahnsinn im
menschlichen Bewußtsein erwarten. Deshalb ist es so wichtig, die Bücher der
LEBENDIGEN ETHIK zu verbreiten. Es ist ausgezeichnet, daß Sie verschiedene
Zeichen gewahren - Sie sollten sie notieren.
Ich
stimme Ihnen darin nicht bei, daß Redegewandtheit das Wichtigste sei. Sie ist
nur eine gute Hilfe, das ist alles. Am wichtigsten ist die Qualität unserer
Aura. Oft hinterläßt ein redegewandter Sprecher nur einen flüchtigen Eindruck,
wenn die geistige Spannung seiner Aura unbedeutend ist; wohingegen zwei oder
drei aus dem Herzen eines Trägers einer leuchtenden Aura gesprochene Worte
einen Menschen, der mit ihm in Berührung kommt, verwandeln können. Folglich
kommt die Haupteinwirkung nicht von den Worten, sondern vielmehr von der
Qualität und Spannung unseres inneren Feuers. Die Anwesenheit solch einer
feurigen Aura in einer großen und zusammengewürfelten Versammlung bringt einen
wohltuenden Akkord. Es kann vorkommen, daß ein Durchschnittsredner irgendwie
seine Zuhörer einzeln entfacht und dies sich selbst zuschreibt; in Wirklichkeit
aber befanden sich in der Menge vielleicht eine oder zwei äußerst harmonische
Auren, die durch ihre mächtige Schwingung eine für die Aufnahme günstige
Atmosphäre schufen. Arhip Iwanowitsch Kuinji, der Lehrer von N. K.,
besaß die Gabe der Rede nicht. Mit Mühe und durch Pausen unterbrochen, brachte
er nur einige Sätze hervor, aber durch die Kraft seines inneren Feuers erzielte
er mit diesen wenigen Worten einen ungeheuren Eindruck. Kraft seines mächtigen
Geistes wirkten diese unzusammenhängenden Worte wie die schweren Schläge des
Hammers eines Bildhauers, der aus den Steinblöcken Funken schlägt!
5.
September 1935
Man
darf sich durch Unstimmigkeiten unter den Vertretern der verschiedenen
religiös-philosophischen Systemen nicht verwirren lassen; denn aus der
Gegensätzlichkeit der Meinungen fliegen Funken der Wahrheit! Allerdings würde
ich Ihnen raten, sich mehr mit dem östlichen Denken zu befassen - viele Fragen
werden sich dann lösen. Die Schwierigkeit liegt darin, daß der westliche
Intellekt kaum, wenn überhaupt, Widersprüchliches hinnehmen kann, vom Osten
hingegen diese Billigung geradezu als Grundlage seiner philosophischen Systeme
erachtet wird, angefangen bei der Kosmogonie und Kosmologie bis zum Moralkodex
und zur Ethik. Wer aber nur den formlosen Aspekt im höchsten Stadium der
Erleuchtung verehrt, erklärt: ”Wahrlich, Formlosigkeit und Form sind eins.
Brahman (die höchste Realität) und Maja (Illusion) sind eins!”
Sehr
wichtig ist es auch, zu erklären, was Samadhi oder die höchste geistige
Erleuchtung ist. Über diesen Zustand ist von Leuten, die ihn nie oder nur in
seiner primitivsten Form erlebt haben, viel geschrieben worden. Aber für
Samadhi gibt es genauso viele Abstufungen, als es Bewußtseinsgrade und Runden
geistiger Vervollkommnung gibt. Der erlangte Grad der Erleuchtung entspricht
immer unseren geistigen Aufspeicherungen. Daher sollte der Unterschied dieser
Stufen gründlich klargelegt werden. Könnte uns Samadhi Allwissenheit verleihen,
dann wäre der Gedanke der Unbegrenztheit in Frage gestellt. Wie gesagt, wird
das in Samadhi versunkene Bewußtsein entsprechend seinen individuellen
Aufspeicherungen und der ihm zugänglichen Sphären erleuchtet und kann auch nur
einen Teil dieser Erlebnisse auf den physischen Plan herübernehmen. Denn der
physische Organismus ist unfähig, sich für lange Zeit den höchsten Schwingungen
anzupassen und sie ohne verderbliche Wirkungen ins Gehirn einzuprägen. Die
Wissenschaft hat die zerstörerische Wirkung abweichender Schwingungen bereits
bewiesen. So bewahrt ein aus Samadhi zurückkehrender Mensch bestimmte
Erinnerungen, aber das besagt noch nicht, daß er allwissend wäre und von nun an
in das Wesen der Geschehnisse eindringen könnte. Er erlebte einen bestimmten
Zustand der Ekstase oder eine höhere Gefühlsspannung, oder er gewann Einblick
in das Wesen dieser oder jener Erscheinung. So mag er zur Wahrnehmung ewigen
Seins gelangt sein oder die höchste Liebe erfahren haben, die Schönheit des
Seins, die Einheit aller Wesenheiten oder sein Vorhandensein in allem und
Vereinigung mit allen und allem; nichtsdestoweniger wird er im irdischen Sinn
des Wortes nie allwissend werden Wahrnehmungen in Samadhi sind verschiedener
Natur; vielleicht kann sich der eine oder andere dem Noumenou der Dinge nähern,
aber wenn er auf die Erde zurückkehrt, muß er ihre Wirkungen nach irdischen
Methoden studieren. Es ist wirklich äußerst schwer, das Unsagbare in Worte zu
kleiden. ”Über alle Samadhi regiert der Gedanke. Je höher, um so mächtiger. Je
feuriger ein Gedanke, um so mächtiger ist die Wirkung. Wahrhaftig, der Gedanke
ist allgewaltig und unbegrenzt.” Darüber hinaus ist der Zustand von Samadhi auf
unserem Planeten nur einem hohen Archaten zugänglich, der in völlig anderen
Verhältnissen lebt. Auch Vivekananda erreichte kein vollkommenes Samadhi. Da er
dafür physisch noch nicht ausreichend vorbereitet war, zeitigte der Grad von
Samadhi, in den er versank, ein trauriges Ergebnis. Sein irdischer Tod war die
Folge dieses vorzeitig erzwungenen Erlebnisses.
Der
menschliche Organismus ist in unserer Planetenrunde von solcher Wahrnehmung
weit entfernt, und es bedarf daher langwieriger Vorbereitung, nicht nur für
diese Art von Erscheinungen, sondern auch für solche weniger feuriger Art. Die
unbeherrschten feinsten Schwingungen der Kundalini-Kräfte können einen Körper,
der für ihre Aufnahme weder geübt noch gestählt ist, vernichten. Denken wir
daran, daß der sogenannte ”Yogi“ Ramacharaka (ein Amerikaner namens Atkinson),
obwohl er sich zu den Schülern Vivekanandas zählte, sicherlich kein Yogi war.
Daher seine unbedachte Schilderung mechanischer Methoden - ohne Hinweis auf die
Gefahr solcher Gewaltmaßnahmen.
Zur
Zeit werden Tausende von Büchern auf den Weltmarkt geworfen, die von leichten,
mechanischen Methoden der Entwicklung der verborgenen psychischen Kräfte
handeln. In Wahrheit aber arbeiten diese unwissenden und verantwortungslosen
Schreiber mit den Kräften der Finsternis zusammen. Letztere wünschen nichts
mehr, als im Menschen bestimmte Zentren zu öffnen, um ihn in die Gewalt zu
bekommen und ans irdische Leben zu binden, um ihre finsteren Pläne zu verwirklichen.
In der Tat, sie bemühen sich, dadurch um die Erde eine durch sehr minderwertige
Emanation vergiftete Atmosphäre zu schaffen, die für ihr Vorhaben erforderlich
ist.
Zweifellos
ist einfaches rhythmisches Atmen an und für sich ganz wohltuend. Die Menschen
haben aber nicht nur verlernt, die frische Luft zu nutzen, sondern auch das
richtige Atmen, das die wirkliche Grundlage unserer Gesundheit ist. Das von den
Hatha Yogis geübte Pranayama hat den Zweck, mittels Anhalten des Atems und
Drehbewegungen oder Gymnastik bestimmte Zentren zu erwecken und ihnen
verstärkten Blutstrom zuzuführen, um eine gesteigerte Zentrentätigkeit zu
erwirken. Doch läßt sich gut vorstellen, wie schädlich es für einen Menschen
sein kann, die im Organismus für einen bestimmten Zweck befindlichen Zentren,
vor allem wenn sie schwach oder gar krank sind, zu wecken; denn dadurch wird
ihr kranker Zustand sicherlich nur noch verstärkt. Dies erklärt die vielen
unheilvollen Fälle unter jenen, die unter unwissenden und verantwortungslosen
Lehrern Pranayama üben. Das sichere Öffnen der Zentren kann nur unter Führung
eines Großen Lehrers geschehen, der den wahren Zustand jedes einzelnen
Organismus in seiner Gesamtheit wahrnimmt und weiß, was erlaubt ist, und wann
und wie es angewendet werden kann. Bedenken wir, daß gerade bei der Umwandlung
der Zentren eine ungeheure Spannung und verstärkte Blutzufuhr einsetzt. Der
Lehrer muß es verstehen, diese Spannung zu einer weniger gefährlichen Stelle zu
leiten und den Blutandrang abzuwenden, um allgemeinen Zentrenbrand oder gar den
feurigen Tod zu verhindern. Glauben Sie mir, der Lehrer wird keinen Augenblick
zögern, wenn ein Schüler für solche Umwandlungen bereit ist; er wird alles
unternehmen, was für die Lebensbedingungen des Organismus notwendig ist.
Über
den Schaden mechanischer Übungen und die Gefahr der Entstehung von Mediumismus
habe ich meinen Brieffreunden bereits ausführlich geschrieben. Um wahre
Jüngerschaft zu erlangen, ist es nötig, die Kraft des Geistes zu bestätigen und
die Wahrheit zu erkennen, um nicht durch alle möglichen Tricks, die einem
Medium zugänglich sind, verführt zu werden.
Aus
meinen Ausführungen über Samadhi ersehen Sie, wie relativ Erleuchtungen sind.
Der Begriff Unbegrenztheit gewährt die Möglichkeit, absolutes Wissen zu
erlangen, und darin liegt die ganze Größe - das ist Leben. Jedes Manwantara,
jede Runde hat ihre Wahrheit, und der Menschheit wird jener Teil des Wissens
gegeben, den sie in dieser Runde fassen kann. Für die Archate allerdings kann
es in bezug auf die fundamentalen Prinzipien keinen Widerspruch geben, aber
auch sie lernen ständig und vertiefen ihr Wissen. Kann man sich letzte
Erkenntnis vorstellen? Das käme sicherlich der Vernichtung gleich! In der Tat,
was würde mit unserem Bewußtsein geschehen, dessen Wesen ewige Bewegung und
Wahrnehmung zugrunde liegt? Unbegrenztheit ist Leben, unbegrenzt sind die
Wahrnehmungen und Möglichkeiten. In der Freude am Unermeßlichen und an der
unfaßbaren Größe möchte ich meine Erklärungen beenden.
Und
nun über die Stimme der Stille oder die Stimme des Unsichtbaren Lehrers.
Sicherlich, diese Stimme muß nicht nur die Stimme unseres Ichs sein, sondern
sie kann auch die Stimme des Lehrers sein; denn diese Wahrnehmungen sind
beinahe unlösbar miteinander verbunden. Könnte man die Stimme des Lehrers
vernehmen, solange unser höheres Ich sich in einem ”schlummernden“ Zustand
befindet? Bei wahrer geistiger Entwicklung (also nicht bei Mediumismus) ist
unser höheres Ich tatsächlich für die Stimme des Unsichtbaren Lehrers empfänglich.
Vernehmen wir daher die Stimme des Lehrers, so vernehmen wir auch die Stimme
unseres höheren Ichs.
Seien
Sie nicht betrübt und denken Sie daran, daß ”im Reich des Geistes alles möglich
ist”. Erinnern Sie sich der Parabel über Dgul Nor in der Lehre? Wird diese
Formel einmal gänzlich erkannt, dann kann der Mystizismus, der Sie so anzieht,
nicht verlorengehen. Wahrlich, wir leben in der Unbegrenztheit, und man sollte
die Bedeutung dieses majestätischen Begriffs nie außer acht lassen. Vertrauen
Sie daher mehr Ihrem Herzen; es ist immer und in allem der einzige Maßstab.
Bezüglich
Frau Kryjanovsky möchte ich Ihnen mitteilen, daß die besten Seiten in ihren
Büchern automatisch geschrieben und nach den Visionen ihrer blinden Schwester
zusammengestellt wurden. Ein Freund ihrer Familie sagte es mir. Außerdem kannte
sie zweifellos viele okkulte Schriften und gewiß las sie auch die Werke von H.
P. Blawatsky, denn in ihrer Buchserie über ”Magie“ stößt man auf eine Stelle
aus der ”Geheimlehre“. Aber es ist durchaus möglich, daß dieser Passus einer
Reisebeschreibung von H. P. Blawatsky entlehnt wurde. Zu Ende des letzten
Jahrhunderts nahmen in der westlichen Literatur, vor allem in der englischen,
die sogenannten okkulten Novellen einen beachtlichen Platz ein, und nicht
selten zeugten sie von beträchtlicher geistiger Aufklärung ihrer Autoren. Neben
bemerkenswerten Seiten findet man allerdings in den Novellen von Kryjanovsky
einen Großteil Plattheiten. Nichtsdestoweniger ziehe ich ihre Reihe über ”Magie“
vielen derzeitigen Novellen vor, denn Bücher dieser Art beleben immer die
Vorstellung des Lesers, heben ihn über den grauen Alltag hinaus und inspirieren
ihn für das Ungewöhnliche und Schöne.
Bestimmte
Schreiber versuchen irrtümlich aus Rama, diesem reinsten Arier, einem Avatar
von Vishnu und Helden des herrlichen Epos Ramayana, einen Kelten und westlichen
Eingeweihten zu machen. Den Zyklus von Rama gibt es zweifellos, denn Rama ist
ein Avatar von Vishnu, und folglich nähren die Energien seines Geistes das
Bewußtsein der Menschheit für eine bestimmte Periode oder Runde.
St.
Yves d’Alveidre war ein Psychiker und ein Medium; gegen Ende seines Lebens
geriet er derart unter den Einfluß seines astralen Lehrers, daß seine Bücher
weit mehr von Fehlern durchzogen sind als die Bücher anderer Autoren okkulter
Novellen. Sein Agarta und der oberste Pontifex stellen sicherlich seine eigene
Auffassung von der großen Schambhala und ihrem Herrscher dar. Es ist amüsant zu
sehen, wie er bestehende exoterische Legenden mit okkulten Ausschmückungen
sowie den Mitteilungen, die er von seinem astralen Personifikator empfing,
verflicht. Er wurde ein Opfer verantwortungsloser astraler Vermittler. Der für
eine Geheimsprache gegebene Name Vatan klingt für einen Orientalen sehr
seltsam. Nach einer bestimmten Vision vermittelte ihm ein eingeweihter Brahmane
dieses Wort, aber auf arabisch, urdisch und persisch bedeutet Vatan Vaterland.
Offensichtlich mißverstand St. Yves d’Alveidre seinen Gesprächspartner, der ihm
einfach von seiner Muttersprache erzählen wollte.
Ich
las seine Biographie, und es ist offensichtlich, daß er kein schlechter Mensch
war, aber sein mediumistisches Wesen und sein Interesse am Spiritismus
schwächten seinen ohnehin schwachen Organismus noch mehr, und so verlor er das
geistige Gleichgewicht.
Um
Ihnen zu zeigen, wie sehr der erhabene Begriff des Bollwerks der Großen
Bruderschaft in seinen verschiedenen Aspekten das Bewußtsein und Leben mancher
Völker durchdringt, möchte ich Ihnen über eine gegenwärtig bestehende
Gesellschaft im fernen Osten berichten. Diese Gesellschaft hat viele
Mitglieder, und wie mir bekannt ist, nimmt sie auch Fremde auf. Sie hat ihr
geheimes Heer, das mit einer militärischen Organisation natürlich nichts zu tun
hat. Jedoch hält sie sich streng an die festgesetzten hierarchischen
Prinzipien. Der Haupt-Treffpunkt dieser Gesellschaft, die sich der
”Außergewöhnliche Moment“ nennt befindet sich in einem der lokalen ”heiligen
Berge“. Jetzt bereitet sich dieses heilige Heer für einen ”Außergewöhnlichen
Moment“ vor, und darunter ist in weitestem Maße das zu verstehen, was im
geistigen Sinn zur Zeit das Wichtigste ist. Nach dieser Lehre befindet sich die
Welt gegenwärtig in einer Krise, nach der ihre geistige Erneuerung, oder besser
Neugeburt, erwartet wird. So nehmen alle Arten von Konferenzen, Konflikten,
alle Anziehungen und Abstoßungen äußerst zu. Die Menschheit leidet unter
Geburtswehen, aber ”die Zeit wird kommen, wo sich die himmlischen Tore öffnen
und die irdische Welt zur himmlischen Welt zurückfinden wird”. Sechs Stadien,
sechs Stufen führen zu diesem Moment: 1. Die erste Periode - Anzeichen über das
Ende des Großen Krieges. 2. Die zweite Periode - Anzeichen des politischen und
ökonomischen Mißerfolgs infolge allgemein unrichtiger Einstellung. 3. Die erste
Periode von Kataklysmen (kurzfristig) - nie dagewesene Umwälzungen in der
ganzen Welt. 4. Die zweite Periode von Kataklysmen (kurzfristig) - Das
Erscheinen himmlischer Kräfte in der Arena. 5. Die erste Periode des Aufbaus -
die erleuchtete Herrschaft des himmlischen Herrschers in der Welt - Staatsform
gekennzeichnet vom Monismus des religiösen Kultes und der Staatsaffären. Dies
wird eine Hegemonie des Lichts über die Welt sein, ausgestrahlt vom himmlischen
Herrscher durch die Errichtung von unzerstörbaren Machtinstitutionen, die in
dieser Zeit wirken werden. Dieses erleuchtete Reich wird durch eine besondere
Form zum Ausdruck kommen … 6. Die zweite Periode des Aufbaus - das Nahen von
göttlich inspirierten Regenten: Vertretern der Wissenschaft, der Technik, etc.
Nach Feststellung der Mitglieder dieser Gesellschaft befindet sich die Welt
gegenwärtig im zweiten der oben erwähnten Stadien. Die Propheten dieser
Bewegung sprechen von der neuen Welt als dem Reich des Geistes in direkter
Verbindung des Menschen mit den Göttern, das, so sagen sie, ein irdisches Leben
ohne Krankheit und Mühsal verheißt: ein erleuchtetes Leben durch das Licht der
Wahrheit, des Guten, der Schönheit, Freude und Liebe; ein vom Himmlischen
Herrscher gelenktes Leben nach dem Grundsatz der Gerechtigkeit. Das
bemerkenswerte dabei ist, daß dieser Große Plan, wie sie sagen, bereits viele
tausend Jahre vor der Zentralen Welt des Hauptquartiers der Großen Götter auf
dem Heiligen Berg beschlossen wurde, dort wo die Götter sich versammeln, und
seine irdische Projektion ist der Berg dieses Bereichs. Sie können also sehen,
wie ein großer Gedanke von allen Völkern refraktiert wird, und unvermeidlich
teilt jedes von ihnen die Hauptrolle seinem Volk und Land zu.
* * *
Beschuldigen
Sie T. nicht, er kannte Rußland wirklich nicht. Die abgezielten Verdrehungen
über Rußland werden selbst heute noch von Ausländern aufrechterhalten und
enthüllen nur ihre Unwissenheit. Für die meisten Ausländer war und ist Rußland
ein Land des Vandalismus, aller Arten von Verletzungen und Lizenzen, und vor
allem tiefer Unwissenheit. Selbst die besten Gemüter meinen, Rußland habe seit
der Zeit Iwan des Schrecklichen wenig Fortschritte gemacht. Zivilisation hat
den Begriff Kultur verdrängt, und viele können nicht verstehen, daß man ein
zivilisierter Wilder sein kann. Die Menschen haben vergessen, daß sich die
Schätze der Kultur in Jahrhunderten sammeln, Zivilisation hingegen kann in
einer Dekade erreicht werden.
Es
ist wahr, daß es unter den Archaten keine Uneinigkeit geben kann; denn die
Wahrheit, die sie kennen, ist die Wahrheit, die dem Geist zugänglich ist, der
seine Selbstvervollkommnung nicht nur für die Erde, sondern auch für die
höchsten Planeten unseres Sonnensystems vollendete.
In
den ”Briefen der Mahatmas“ an A. P. Sinnett heißt es über Buddha, daß sein
Geist seine irdischen Inkarnationen so erfolgreich durchschritt, daß er auf dem
höchsten Planeten unseres Sonnensystems inkarnieren wird, aber erst in der siebenten
Runde und ihrer letzten Rasse. Unbegrenzt ist das Leben und unbegrenzt sind
die Errungenschaften und Möglichkeiten. Und so möchte ich diesen Brief beenden,
mich der Unermeßlichen und Unaussprechlichen Größe erfreuend.
24.
September 1935
Es
ist sehr wichtig, auf den Unterschied zwischen Mediumismus und wahrer geistiger
Entwicklung hinzuweisen. Mit den Büchern über die verschiedenen Hatha
Yoga-Übungen ist viel Schaden angerichtet worden. Welche Unwissenheit, zu
wähnen, daß das Höchste und Feinste durch rein mechanische Methoden erlangt
werden kann! Sie haben völlig recht, wenn Sie sagen, daß die Menschen, bestrebt
nach geistiger Entwicklung (was für sie oft nur Erlangung psychischer Kräfte
bedeutet), vergessen, daß diese Entwicklung ohne aktiven Dienst am
Allgemeinwohl einseitig und unbeständig ist. Unsere inneren Feuer werden nur im
Umgang mit den Menschen entfacht. Nur so können wir uns prüfen und werden
imstande sein, die Klinge unseres Geistes zu schärfen und zu stählen.
Unzweifelhaft wichtig ist eine gewisse Absonderung und zeitweilige
Zurückziehung für die Erneuerung unserer Kräfte. Dauernde Abgeschiedenheit
jedoch wird unseren Kräften niemals jene Spannung verleihen, die allein ihre
Verfeinerung ermöglicht. Viele Feststellungen in der Lehre bestätigen das. So
zum Beispiel § 114 im II. Band der ”Blätter des Gartens MORYA“, der besagt: ”…
Christus, Buddha und ihre engsten Mitarbeiter wandten keine magischen Formeln
an, sondern wirkten und schufen in völliger Vereinigung mit dem Geist. Deshalb
müssen während des kommenden Evolutionsabschnittes die früheren, künstlichen
Methoden unterlassen werden … Mechanische Yoga-Übungen sind für die Erneuerung
der Welt unbrauchbar.”
Und
weiter heißt es im § 130 desselben Buches: ”… Oftmals mußten Heilige auf die
Erde zurückkehren, weil sie durch ihre Verzückung auf die Menge zuviel
einwirkten, anstatt sie mit dem Aufbau des Lebens vertraut zu machen … Wir sind
entschieden gegen Klöster, da sie eine Antithese zum Leben darstellen … In der
Tat, durch das Leben kann man erlangen …”
Gleicherweise
heißt es im Buch AGNI YOGA § 161: ”… Raja Yoga, Gnana Yoga, Bhakti Yoga
entfernen sich alle von der sie umgebenden Wirklichkeit und eignen sich daher
nicht für die Evolution der Zukunft.”
Im
§ 163 desselben Buches heißt es: ”Dieser zur höchsten Einheit führende Yoga
(Agni Yoga) legt die Verpflichtung auf, das ganze Leben in Übereinstimmung mit
einer äußerlich unmerklichen Disziplin aufzubauen …”, das heißt, indem wir
aufbauen und schaffen, sollten wir gewisse Vorsicht walten lassen und die
gewiesene Lebensordnung zur Gesunderhaltung befolgen. Wenn wir daher die Leben
der Großen Lehrer der Menschheit studieren, so werden wir finden, daß keiner
von ihnen sich vom Leben zurückzog, sondern alle ihre Kräfte geistig und
physisch in den Dienst für das Allgemeinwohl stellten. Laßt uns daher in allem
diesen großen Vorbildern in erhabener Errungenschaft von Selbstlosigkeit
folgen. Die Krone der Selbstlosigkeit ist herrlich!
Sie
könnten Ihren Fragestellern folgende Gegenfrage stellen: ”Dient das Wissen über
den Grad der geistigen Höhe von Christus und Buddha Ihrer geistigen
Entwicklung?” Dazu könnten Sie auch aus dem Buch ”Blätter des Gartens MORYA“,
II. Band, den § 310 zitieren: ”Man wird euch fragen: ”Wer steht höher, Christus
oder Buddha?” Antwortet, daß man die entfernten Welten nicht messen kann. Wir
können nur durch ihre Strahlung entzückt werden …”. Wahrlich, verglichen mit
uns Erdbewohnern sind Christus und Buddha in der Tat ferne Sterne des Geistes.
Denken wir daran, daß sie, und auch der Herrscher Maitreya, von der Venus kamen
im Advent der Bildung des physischen Menschen, daher sind sie unsere Göttlichen
Vorväter und Meister.
Nun
über St. Yves d’Alveidre. Er war ein typischer Psychiker, der sich dem Spiritismus
zuwandte und unter dem Einfluß astraler Personifikatoren geriet. Seine Bücher
sind ein Sammelsurium von falschen Fragmenten der Wahrheit und Irrtümern.
Sicherlich,
jenen, die mit dem östlichen Denken nicht vertraut sind und die an die LEBENDIGE
ETHIK zum ersten Male herantreten, kann nur so viel gegeben werden, als ihr
Bewußtsein zu fassen fähig ist. Es heißt im Buch AGNI YOGA § 37: ”… Wir dürfen
das Denken eines Menschen nicht unterbrechen, sondern müssen durch Nähren des
Nervensystems neues Blut einflößen. Ein Wort der Erwiderung soll kein Sargnagel
sein, sondern der Strahl eines Arztes. Eine aufgeschobene Antwort mag in Form
eines Rates erteilt werden.”
Menschen
zu enttäuschen oder ihren Standpunkt zu erschüttern, ist nur zulässig, wenn
dabei äußerste Vorsicht geübt wird. Wir können dies durch allmähliches
Einstreuen von Bruchteilen neuer Gedanken tun, durch einen allmählichen Vorgang
der Bewußtseinserweiterung; aber es ist gefährlich, Bestehendes plötzlich
niederzureißen. Sind Sie gewiß, daß für manche Menschen Bücher, wie die
Novellen von Kryjanovsky oder die Phantasien von St. Yves d’Alveidre,
inspirierend sein können, so daß eine scharfe Kritik solcher Bücher die
entfachte Flamme ihres Geistes erlöschen könnte? Nur starke Geister, unberührt
von irdischen Dingen, können mit der Wahrheit in all ihrer überirdischen
Schönheit konfrontiert werden. Aber es ist unstatthaft, die Augen mit Gewalt zu
öffnen.
Und
nun zu etwas anderem. Wird Suggestion gewaltsam angewandt, um daraus eigenen
Nutzen zu ziehen, so bedeutet das nicht nur Einmischung in das Karma, sondern
ist einfach verbrecherisch. Wenn wir hingegen inspirieren und im Menschen sein
feines Wesen ansprechen und erhabene Gedanken hervorrufen oder ihn vom Laster
abhalten können, dann ist solch eine Tat allerdings von Nutzen.
Wenn
wir, indem wir Gutes tun, einen bestimmten Teil des Karma auf uns nehmen, so
belastet solch ein Karma sicherlich nicht unseren geistigen Fortschritt. Nur
der Archat weiß, wo und wann er nicht helfen darf; wir hingegen sollten die
helfende Hand ausstrecken, wann immer unser Herz dies gebietet. Indem wir dies
tun, müssen wir jedoch immer das Gesetz der Vergleichbarkeit sowie die
Zweckmäßigkeit beachten und daran denken, daß geistige Hilfe die höchste ist.
Es
gibt Leute, die meinen, sie müßten alles abgeben und fallen damit anderen zur
Last! Solchen Menschen können wir mit den Worten der Lehre sagen: ”Wer sagte,
daß man sinnlos abgeben soll, der Wahnsinn bleibt dennoch bestehen”. Man muß
jedoch helfen, denn wer weiß, wann wir eine Schuld abtragen! Wenn wir daher die
Hilfe versagen, könnten wir damit den Anteil unserer Schuld vergrößern. Es ist
ein großer Irrtum, unseren Nächsten aus Angst, unser Karma zu belasten, die
Hilfe zu verwehren. Wird dies nicht eine Tat großer Selbstsucht sein?
Allerdings muß man auch zu unterscheiden wissen, da man oft jemandem hilft, der
es nicht verdient, hingegen einem, der sich wirklich in Not befindet, die Hilfe
versagt. Auch hier wird nur das Herz der einzige Richter sein. Wird daher eine
in unserer Macht liegende Hilfe gefordert, sollten wir sie leisten.
Vor
allem sollten wir daran denken, daß unser Karma hauptsächlich durch Gedanken
geschaffen, gewogen und erleichtert wird. Genaugenommen weben der Gedanke und
der innere Antrieb unsere Aura, jenes Magnetfeld, das Möglichkeiten entweder
anzieht oder abweist. In der Tat - das Motiv des Gedankens -, dieser
entscheidende Faktor unseres Karma, wird oft von jenen, die über Karma
sprechen, außer acht gelassen. Aber wäre es anders, könnte der magische Kreis
von Ursachen und Wirkungen nicht durchbrochen werden. Denn alles ist Karma und
alles wird von Karma aufrechterhalten. Vollenden wir jedoch eine Karmarunde für
einen bestimmten Zyklus, so beginnen wir eine neue Runde auf anderen Ebenen und
Welten und so fort in Unbegrenztheit. Wenn von Vollendung von Karma gesprochen
wird, so heißt das, daß Karma nur für einen bestimmten Zyklus unseres Planeten
etc. zu Ende ging. So spricht man vom Ende des Karma eines Menschen auf unserem
Planeten, wenn er sein inneres Wesen derart geläutert und seine Energien so
weit umgewandelt hat, daß ihm ein weiteres physisches Verweilen auf der Erde
nichts mehr bieten kann; genaugesagt, alle Elemente oder Energien, die sein
Wesen formen, haben jenen Vervollkommnungsgrad erlangt, der auf diesem Planeten
möglich ist. Solch ein Geist bleibt, je nach seiner Aufgabe, entweder in den
die Erde umgebenden höheren Sphären oder steigt auf in höhere Welten. Daher ist
der Gedanke die primäre Ursache und die Krone der Schöpfung. Gedanken regieren
die Welt, folglich regieren sie Karma.
* * *
Seien
Sie nicht unglücklich, weil Sie für Ihren Lebensunterhalt so viel Zeit
aufwenden müssen! Wir alle müssen unser Brot verdienen. In der Tat, alles
sollte mit menschlichen Händen und Füßen vollführt werden, ohne sich vom Leben
zurückzuziehen. Darin liegt große Schönheit. Ist die in Behaglichkeit und
Wohlstand geleistete Arbeit von großem Wert? Und hört man über solche Arbeit
viel? Nein, alle großen Denker schufen unter mühsamsten Umständen. Die durch
Leichtigkeit und im Überfluß geleistete Arbeit kann nicht zu der für die
Zentren notwendigen Spannung führen.
Wahrlich,
materieller Wohlstand und Behaglichkeit sind unsere gefährlichsten Feinde.
Nichts löscht das innere Feuer so schnell aus wie Sorglosigkeit um das Morgen.
Wir kennen diese Sorglosigkeit nicht und wir arbeiten bis zur äußersten Grenze
der Erfordernisse und Möglichkeiten. Jedoch, im schwierigen Augenblick, wenn
alle unsere Kräfte gespannt sind, wenn wir unsere ganze Findigkeit aufgewendet
haben, dann kommt Hilfe - aber im letzten Moment -, so ist das Gesetz. Alle
irdischen Lasten sind für das Wachstum des Geistes notwendig. So blühen die
schönsten Blumen der Freude entlang dornigen Pfaden. Es werden sich zeitgerecht
neue Umstände ergeben, und die Aufgaben werden sich erweitern. Vielleicht
werden wir uns dann nicht mehr um den Lebensunterhalt mühen, aber es werden
neue Probleme an uns herangetragen, weit kompliziertere und schwierigere. Aber
wohnt das Bildnis des Lehrers in unserem Herzen, wie können wir uns da um
Morgen sorgen? Was vom menschlichen Standpunkt her als schlimm erachtet wird,
erweist sich oft als unsere Rettung und als Stufe für neue Möglichkeiten.
Wahrlich, wenn wir selbstlos dienen, wird ohne Kenntnis des Lehrers nicht ein
Haar von unserem Haupte fallen. Selbstloser Dienst, aufrichtige Hingabe und
Dankbarkeit weben einen starken Faden, auf dem uns alles Notwendige zugeführt
wird.
So
wollen wir den unvermeidlichen Prüfungen mutig ins Auge sehen und den Geist
durch Verbindung mit den Suchern des Lichts nähren. Ereignisse reifen heran,
man kann viele Veränderungen erwarten. Aber dienen wir dem großen Licht, so
kann die vernichtendste Welle uns nur emportragen. Daher laßt uns in vollem
Vertrauen zur Führenden Hand das lichtbringende Werk verrichten.
1.
Oktober 1935
Ich
vernahm Ihren Ruf und bin bereit, darauf zu antworten, soweit es in meiner
Macht steht. Geistige Hilfe ist wirklich die höchste, und ich werde mich glücklich
schätzen, wenn ich Ihnen solche Hilfe gewähren kann. Eine bestimmte
Bewußtseinsvereinigung jedoch und Verbindung auf mentaler Ebene sind äußerst
wichtig. Wie es in der Lehre heißt: ”… Man stelle sich zwei Gesprächspartner
der ungefähr gleichen Bewußtseinsstufe vor, die einander trotzdem nicht
verstehen. Vielleicht fehlen in ihrem Bewußtsein nur einige kleine Glieder,
doch dieser kleine Unterschied veranlaßt die Zahnräder des Denkens, sich
verschieden zu drehen, so daß sich ganz andere Hebel in Bewegung setzen …”
(Gemeinschaft, § 171).
So
erwarte ich Ihre Fragen, denn ohne Fragen kann es keine Antwort geben. Sie
schreiben ”Nachdem ich auf meinem Pfad eine schwere geistige Enttäuschung
erlebte, habe ich den Willen und den Glauben verloren. Nichtsdestoweniger will
ich auf den Lehrer warten!” Aber wenn Sie warten, so heißt das doch, daß Sie
Hoffnung haben; daher ist der Glaube noch nicht verloren, und das ist äußerst
wichtig. So lassen Sie uns gemeinsam über Ihre Enttäuschung hinwegkommen; mögen
Sie sich in der Aufspeicherung der großen Lebenserfahrung wandeln - in der
Esse, in der unser geistiges Wesen gehegt und gestärkt wird. Weder
theoretisches Wissen noch Philosophie kann Ihnen Geistigkeit verleihen. Den
KELCH AMRITA können wir nur durch Leeren des Giftbechers mit all seinen
Illusionen speichern.
Und
so möchte ich Sie bitten, für alle Enttäuschungen einen klaren Standpunkt
einzunehmen. Kann einem die Zerstörung von Illusionen erschrecken? Jede
geschwundene Illusion ist eine weitere Stufe des Wissens. Wahres Wissen ist
streng, wie der geistige Pfad, und nur der geistig Starke kann hoffen, sich dem
Pfad beschleunigter geistiger Entwicklung zu nähern. Darüber hinaus kann dieser
Pfad nie behaglich sein, da nur Leiden und persönliche Anspannung unsere
Energien umwandeln können und das nötige Gleichgewicht verleihen. Aber gesegnet
ist, wessen Herz im Entzücken heldenhafter Errungenschaft entflammt ist;
überirdische Freude harrt seiner. Entfachen Sie daher alle Feuer Ihres Herzens,
und Entzücken des Geistes wird Ihnen zuteil.
1.
Oktober 1935
Sie
haben recht, derzeit ist es äußerst wichtig, an Heldentaten zu denken. Das
russische Wort ”podwig“ (Heldentat) ist schwer zu übersetzen. Es bedeutet große
heldenhafte Tat mit geistiger Errungenschaft. Die Menschen sollten Heldentat im
täglichen Leben verstehen. Ohne Heldentat ist das Leben unbedeutend. Und wie
ausdrucksvoll ist das russische Wort ”podwig“ - in der Tat, es gibt kein
Äquivalent in einer anderen europäischen Sprache. In diesem Wort liegt der
ganze Sinn, die ganze Eigenheit der Bestrebung zur selbstlosen Heldentat, in
die Zukunft, in die Evolution!
Ich
bin glücklich, über Ihr Buch so viele gute Berichte zu hören. Ich weiß, es wird
sicherlich allen, die es lesen, Freude bereiten. Das einzige Hindernis ist, daß
unsere russischen Leser so arm sind! Aber nichts möge Sie beunruhigen,
schreiten Sie voran in Ihrer nützlichen Tätigkeit!
* * *
Wußten
Sie, daß es im Jahre 1935 einige Mond- und Sonnenverdunkelungen gab? So gab es
in der zweiten Juni- und in der ersten Julihälfte drei Verdunkelungen, und eine
weitere Sonnenfinsternis ist im Dezember zu erwarten, zur Weihnachtszeit.
Verfinsterungen haben immer kosmische Störungen zur Folge und alle Arten von
Wahnsinn in der Welt. Dies erklärt meinen schlechten Gesundheitszustand in
diesem ganzen Jahr, obwohl auch andere schwerwiegende Gründe dafür vorliegen.
Der Menschen wahres Wesen offenbart sich jetzt überall, und dies könnte die
Reinigung des Raumes genannt werden. Kennt man allerdings das okkulte Gesetz,
in Übereinstimmung dessen sich unser innerstes Wesen offenbart, sobald wir an
die Lehre herantreten und der Aura des Großen Lehrers näherkommen, sowie die
ganze ansteckende Gefahr von Besessenheit, besonders in Fällen veranlagten Mediumismus,
sollte man wirklich nicht erstaunt sein. Nichtsdestoweniger schmerzt es sehr,
wahrzunehmen, wie unter der Hand des Besitzergreifers die Blume des Geistes
welkt und schrecklicher Verrat in das Herz des Aufbaus des Lichts eindringt.
Aber wir werden auch das überleben.
Das
Jahr 1936 ist in vielen Prophezeiungen als das Jahr der persönlichen Schlacht
zwischen dem Erzengel Michael und dem Drachen erwähnt worden. So wohnen trotz
allem Mut und Freude an einer neuen Schlacht für das Licht in unserem Herzen.
Ohne Schwierigkeiten kann man keine Heldentat vollbringen. Ich liebe die
Aussprüche - des großen tibetischen Weisen Milarepa, der große Strenge übte.
Fragten ihn die Menschen, ob es ihm nicht leid wäre, ein solch hartes Leben
gegen sich selbst zu führen, sagte er, daß wir alle dem Tode unterliegen und er
es vorziehe, im Verfolgen eines schönen Zieles zu sterben.
Wahrlich,
würden nur hundert Menschen die Weisheit dieser Regel erkennen und sie im Leben
anwenden, die Welt könnte in kürzester Zeit verwandelt werden. So wollen wir
uns bis zum letzten Tropfen unseres Blutes, bis zum letzten Atemzug für das
Licht einsetzen.
Und
auch Sie sollten sich durch nichts beunruhigen lassen. Sehen Sie mit flammender
Freude den Nutzen jeder Möglichkeit, zur Reinigung und Verbesserung des
menschlichen Denkens Ihren Beitrag zu leisten.
1.
Oktober 1935
Viele
Wunder vollziehen sich in unserem Leben, viele Bestätigungen erhalten wir.
Daher kann uns auch der finsterste Verrat und Versuch, unsere Werke zu
zerstören, nicht ängstigen. Die Jahre 1934 und vor allem 1935 mit seinen sieben
Mond- und Sonnenfinsternissen gesellten sich ganz unerwartet zur Anzahl
finsterer Zeichen. So hat Verrat sich in das Herz leuchtenden Aufbaus
eingeschlichen und versuchte zu zerstören, was durch reines Streben und mit
flammendem Geist aufgebaut wurde. Der Feind machte sich die Abwesenheit N. K.’s
zunutze und stieß ihm den Dolch in den Rücken. Nun ist die Maske gefallen, und
die wahren Gesichter sind enthüllt. Allerdings sollten wir nicht erstaunt sein,
da wir das unabänderliche okkulte Gesetz kennen, nach dem, wenn wir uns der
Lehre des Lichts nähern und den Großen Lehrern zuwenden, unser ganzes inneres
Wesen mit besonderer Stärke hervortritt. Gleicherweise wissen wir, wie leicht
man der Gefahr der Besessenheit unterliegen kann, wenn man sich in finsteres
Denken und Unaufrichtigkeit verstrickt, vor allem, wenn man durch Mediumismus
belastet ist. Und doch schmerzt das Herz, wenn nach vierzehn Jahren enger Zusammenarbeit
solches zutage tritt. Zu Beginn unseres Werkes erhielten wir allerdings viele
Warnungen und Andeutungen über Verrat, der nach Beförderung bestimmter Menschen
verübt werden kann. Die Beförderung fand statt, und ihr Geist fehlte. Ehrgeiz
und Eigennutz sind furchtbare Geißeln, sie lassen selbst Riesen in den Abgrund
stürzen.
Und
so leeren wir den Giftkelch, gereicht aus den Händen unserer früheren
Mitarbeiter. Aber trotz allem leben Stärke und Mut in unserem Herzen, denn was
ist Heldentat ohne Verrat? Das Symbol Jesus ist ewig und unvermeidlich zugegen
beim Vollbringen großer Heldentaten. Aber nach Golgotha erfolgt die
Auferstehung und das große Entzücken des Geistes. Darauf ist in allen Mysterien
hingewiesen; so lodert auch in unserem Herzen Freude. Wir kennen die Große
Bürgschaft des Bollwerks des Lichts, wir schätzen die Zeichen des Vertrauens,
und wir kennen den siegreichen Schild. Unser Geist kann durch keinen Kampf
erschreckt werden; wir haben ihn sogar lieben gelernt, denn was sonst kann den
Geist derart stählen, unsere Fähigkeiten erproben und die größte Erfahrung für
die Krone der Vollendung verleihen? Und so laßt uns erneut sprechen: ”Gesegnet
seien die Hindernisse, durch sie wachsen wir.”
Auch
der weisen Worte Nietzsches gedenken wir: ”Du gehst über sie hinaus aber je
höher du steigst, um so kleiner sieht dich das Auge des Neides. Am meisten aber
wird der Fliegende gehaßt.” Ja, zur Zeit erheben sich die Menschen vor allem
gegen alles Erhabene und gegen das Gesetz der Hierarchie. Nur die Könige des
Geistes wissen um die ganze Größe und Unabänderlichkeit dieses kosmischen
Gesetzes, die Mehrheit jedoch steht dagegen auf. In der Tat, die Verfeinerung
des Geistes zeigt sich gerade in seiner Fähigkeit, erhabene Werte zu achten.
Und
so treten wir mutig und freudvoll in den neuen Kampf für das Licht des neuen
Bewußtseins in der kommenden Zeit, in vollem Vertrauen auf den vorausgesagten
Endsieg.
* * *
Mit
Freude erhielt ich die wunderbare Botschaft Ihres Herzens, in der Sie Ihre
Ergebenheit zum Großen Lehrer zum Ausdruck bringen. Wahrlich, Hingebung ist
eine Eigenschaft, die nur Königen des Geistes eigen ist. Es ist offensichtlich,
daß Sie diese seltenste der Eigenschaften aus Ihrer Vergangenheit mitbringen.
Wo anders als im Osten, und vielleicht im gesegneten Indien, könnte man den
Keim dieser höchsten Eigenschaft suchen?! Alle geistigen Errungenschaften
Indiens, seine geistige Erziehung und die verfeinerte Ethik beruhen auf dieser
grundlegenden Eigenschaft. Die ganze Literatur Indiens ist durchdrungen vom
Geist des Heldentums und der Hingabe. Nirgendwo sind die Bande zwischen Guru
und Schüler verständlicher, heiliger und offenbarer als in Indien. Selbst beim
derzeitigen Niedergang des Landes ist diese Achtung in den Herzen der Menschen
bewahrt worden und sie verleiht der dem indischen Geist eigenen Kultur einen
untilgbaren Antrieb. Seien Sie daher gesegnet, wenn Ihr Herz in diesem großen
Gefühl wonnevollen Anflugs schwingt. Wahrlich, die Feuer der Dankbarkeit und
Hingabe erheben sich über alle anderen Anerbieten.
Ich
möchte mit Worten aus der LEHRE schließen: ”Schwimmer, wenn ihr alles euch
Mögliche tut, wohin kann die vernichtendste Welle euch tragen? Sie kann euch
nur emportragen.” So werden wir unter dem Schild der Hierarchie des Lichtes
vorwärtsschreiten.
8.
Oktober 1935
Hier
die Antwort auf Ihre Fragen:
1.
Das nichtverzehrende Feuer, der brennende Busch von Moses, ist das sogenannte
himmlische Feuer, das nur offenbar werden kann, wenn es mit einer Aura
bestimmter Spannung in Berührung kommt. N. K. und ich waren auf unserer Reise
durch Tibet Zeugen solchen Feuers. Dieses feurige Phänomen ereignete sich
einmal spät am Abend ganz plötzlich in unserem Zelt. Mein Mann schlief bereits.
Ich trat an mein Bett, streckte die Hand aus, um die Decke zurückzuschlagen,
und plötzlich erhob sich eine Säule, oder besser ein Feuer, von wundervoller
silber-purpur-rosa Flamme. Ich begriff nicht sofort, was vor sich ging, und in
einem Aufschrei ”Feuer, Feuer” versuchte ich, es mit meinen Händen zu
ersticken. Aber das Feuer ließ sich weder löschen noch verbrannten die
Feuerzungen meine Hände, ich spürte nur eine angenehme belebende Wärme. Meine
Stimme vernehmend, erwachte mein Mann und erblickte mich im Hintergrund dieser Flamme.
Der ganze Zwischenfall währte nicht länger als eine Viertelminute, vielleicht
noch kürzer, und ebenso plötzlich wie die Flamme erschien, verschwand sie. Nach
dieser Erscheinung sah ich die Kristalle von Materia Lucida und Spiralen sowie
die Funken des Fohat. Dieses letzte Erlebnis machte sich jedoch in einem
leichten Versengen der Zentren bemerkbar.
2.
Das siebente Prinzip ist das Element der Synthese, aber es ist nicht das höhere
Ich des Menschen. Das höhere Ich besteht aus drei Prinzipien; dem siebenten,
dem sechsten und dem fünften. Ich füge eine kurze Notiz bei, die ich für einen
meiner Mitarbeiter aufschrieb. Vielleicht ist sie Ihnen von Nutzen.
3.
Der Mond ist unsere Mutter - er nahm an der Bildung der Erde teil und an der
Besiedlung mit menschlichen Wesen. Die Mond-Monaden oder Pitris, die Vorfahren,
wie sie die Inder nennen, inkarnierten in unserer menschlichen Gattung. Der
Mond wird vor der siebenten Runde unseres Planeten verschwinden oder sich
auflösen.
4.
Beinahe alle Wissenschaften stammen aus Indien. Ägypten, Griechenland und das
alte Chaldäa entlehnten ihr Wissen aus Indien. Ebenso kamen Osiris, Hermes und
Orpheus aus dem Osten; auch Pythagoras empfing seine Einweihung in Indien.
5.
Zwischen dem feinstofflichen und dem physischen Körper besteht völlige
Übereinstimmung. Daher hat jedes physische Zentrum eine Entsprechung im
feinstofflichen Körper. Folglich bestehen die astralen Gefühle und Zentren
genauso wie die physischen, aber in ihrer feinstofflichen Strahlung. Aber man
sollte sie nicht getrennt betrachten, weil ihre Einheit eine genaue
Entsprechung offenbart. Die äußere Welt ist nur der Widerschein der inneren.
Und genauso wie die äußeren Gefühle und Energien offenbar werden, wenn die
notwendigen Bedingungen gegeben sind, so treten auch die inneren, geistigen
Energien in Erscheinung, wenn die astralen oder geistigen Bedingungen auf der
inneren Ebene geschaffen werden.
6.
Wenn Christus Kranke läuterte und heilte, empfand er immer einen Kraftverlust.
Erinnern Sie sich, als eine kranke Frau aus der Menge den Saum Seines Gewandes
berührte, verspürte Er augenblicklich einen Kräfteschwund. Wenn ein großer
Geist heilt, so übermittelt er, jedesmal, wenn ihn jemand berührt, einen Teil
seiner Kraft. Wie groß auch der Vorrat an psychischer Energie sein mag - er
kann zeitweilig erschöpft werden. Diese Augenblicke der Erschöpfung sind voller
Gefahr, weil das Sperrnetz der Aura, beraubt der Ausstrahlungen, die unsere
Zentren nähren, beschädigt wird und ansteckende Mikroben an der schwächsten
Stelle des Organismus eindringen können. Dies erklärt, warum Agni Yoga so viele
Hinweise über die Erhaltung des Sperrnetzes gibt. Ein Schüler, der einen
bestimmten Grad von Yoga erlangt hat, kann sich nicht unbegrenzt in der verseuchten
Atmosphäre der Städte aufhalten; er muß sie öfter verlassen, um mehr oder
weniger in der Natur zurückgezogen zu leben.
Christus
sowie auch Buddha und alle anderen Großen Lehrer gingen oft in die Wüste.
Auch
in den ”Briefen der Mahatmas“ wird von einer ernsten Krankheit des Mahatma
Kuthumi gesprochen, nachdem er mit den Auren der Menschen zur Zeit der Gründung
der Theosophischen Gesellschaft in Indien in Berührung kam. Er mußte sich für
einige Wochen in völlige Abgeschiedenheit begeben. So ist jede
Bewußtseinsebene, jede Daseinsebene bestimmten Gesetzen unterworfen, deren
Verletzung Folgen nach sich zieht.
* * *
Wenn
Sie wollen, könnten Sie erwähnen, daß die Lehre über die Wiederverkörperung
erst 553 n. Chr. beim Zweiten Konzil in Konstantinopel widerrufen wurde. So
wurde die Lehre über die Präexistenz der Seele und die wiederholte Rückkehr zur
Erde erst im sechsten Jahrhundert n. Chr. durch das offizielle Christentum als
Ketzerei erklärt. Bis dahin glaubten vor allem jene Kirchenväter an sie, die
der Gnostik nahestanden.
* * *
Und
jetzt eine Mitteilung für Sie, mit der ich von einem Fall über Rückerinnerung
an früheres Leben berichten möchte. Es geschah in den achtziger Jahren des
letzten Jahrhunderts. Das Ereignis wurde von einem Verwandten der Beteiligten
niedergeschrieben. Eine Gutsbesitzerin, die mit ihrem Gatten und ihrem Sohn in
der Provinz Pskow lebte, besuchte zu den Weihnachtsfeiertagen ein ihren
Freunden gehörendes entferntes Gut. An einem herrlichen sonnigen Morgen traten
sie die Reise an und hofften, vor Dunkelheit einzutreffen. Aber kurz nach
Mittag änderte sich das Wetter; es begann zu stürmen, und heftiger Schneefall
setzte ein. Die Sicht wurde schlecht, und innerhalb einer halben Stunde war die
Straße unter den dichten Schneemassen völlig verschwunden. Es war bereits
dunkel, aber kein Zeichen des Gutshofes zu sehen, obwohl sie normalerweise
längst hätten eintreffen müssen. Die Straße war holprig, und der Wagen drohte
umzukippen. Es war offensichtlich, daß sie den Weg verfehlten. Aber es wäre
unweise gewesen anzuhalten und den Wetterumschlag abzuwarten, denn der Sturm
wurde immer heftiger und heftiger und die Pferde sowie der Wagen wären unter
dem starken Schneefall begraben worden. Man entschloß sich daher, die Reise
fortzusetzen und vertraute auf den Instinkt der Pferde, den Weg zu finden. Es
war, als hätten die klugen Tiere den Augenblick der Freiheit verstanden und
auch was sie erwartete. Sie erhoben ihre Köpfe, schnaubten und beschleunigten
ihren Trab. In einer Entfernung von einer Stunde oder weniger hörte man
Hundegebell, bald sah man einige Lichter, und der Wagen erreichte die
Steinmauern eines großen Gutes. Ein Diener, der das Bellen der Hunde vernahm,
trat mit einer Laterne in der Hand aus dem Haus. Als man ihn fragte, wem das
Gut gehöre, nannte er den Namen der Besitzer, fügte aber hinzu, daß die
Herrschaften verreist seien. Die Reisenden erkannten, daß sie in die
entgegengesetzte Richtung abgekommen waren. Da es bereits spät war, beschloß
man, auf dem Gut zu bleiben. Sie riefen nach dem Hausmeister und baten um
Einlaß, um hier zu übernachten. Aber als die Dame dem Wagen entstieg und im
trüben Licht der Laterne des Dieners das Haus erblickte, begann sie zu zittern
und erklärte mit Entsetzen: ”Nie wird mein Fuß die Schwelle dieses Hauses
betreten. Hier geschahen fürchterliche Dinge!” Sie bat ihren Gatten, diesen
unheilvollen Platz unverzüglich zu verlassen. Der Gatte und der Sohn waren über
alle Maßen erstaunt und schrieben ihre Nervosität der Übermüdung zu. Sie
bemühten sich, sie zu beruhigen und zu überzeugen, daß sie sich irrt, da
niemand von ihnen je in diesem Gebiet gewesen war. Aber die Dame bestand
darauf, dieses Gebiet zu verlassen. Und um ihre Ahnung zu begründen, erklärte
sie, daß sie sowohl die Lage der Zimmer als auch ihre Einrichtung beschreiben
kann: ”In einem kreisrunden roten Gastzimmer befindet sich an der Wand über dem
Tisch ein großes Bildnis einer Frau in weißem Gewand mit Blumen in der Hand -
und das ist mein Bildnis … ich war hier so schrecklich unglücklich, so
schrecklich unglücklich!” Der Gatte und der Sohn gingen, begleitet vom
Hausdiener, natürlich sofort los, um diese Behauptung zu prüfen. Sie kehrten
sehr erschüttert zurück, denn die Beschreibung stimmte. Sie bestanden nicht
länger darauf, in dem unheilvollen Haus zu bleiben, und da der Sturm nachließ
und der Mond zu scheinen begann, erbaten sie eine Führung, um nach Hause
geleitet zu werden.
Solche
Erinnerungen sind im Osten sehr häufig. Die Zeitungen berichten von diesen
Fällen, die durch zahlreiche Zeugen erhärtet werden. Wir kennen eine örtliche
Familie, deren Mitglied, ein fünfjähriger Junge, behauptet, nicht der Sohn
seiner Eltern zu sein und früher als Mönch in einem Kloster gelebt zu haben. Er
läuft oft von zu Hause weg und sucht dieses Kloster. Manchmal unternimmt er
weite Reisen, bevor seine Eltern seine Abwesenheit bemerken. Ständig macht er
sich auf nach Klein-Tibet.
11.
Oktober 1935
1.
In Wirklichkeit kann sich der Mensch nicht völlig vom Karma befreien, denn
Karma bedeutet Leben. Aber die Vollendung einer Karmarunde, von welcher Dauer
immer, hängt vom geistigen Wachstum und auch von der auf einem bestimmten
Planeten übernommenen Aufgabe ab. Das heißt, nachdem wir ein gewisses Wissen
der Lehre erlangt haben, und nach einer Zwischenzeit (um nicht zu sagen
”Urlaub”) müssen wir mit dem nächsthöheren Grad beginnen und unbegrenzt so
weiter. Diese ”Urlaube“ sind jene Erholungszeiten, wo es weder ”Tränen noch
Wehklagen“ gibt. Aber kein Urlaub dauert ewig, wenngleich er sich auf Tausende
von Jahren erstrecken mag; es gibt keine ”ewige“ Ruhe.
2.
Im Kosmos gibt es eine dauernde Geburt und Auflösung von Welten. Oft sind die
sich auflösenden Welten von der Vollendung ihrer Evolution noch weit entfernt,
und darin liegen viele Gründe ihrer Zerstörung. Einer der beklagenswertesten
Gründe ist das Erstarren des menschlichen Geistes der Planetenbewohner. Und
unsere Erde ist vor Vollendung der ihr bestimmten Evolution von solcher
Zerstörung bedroht. Die Verbrechen der Menschen und die Erstarrung ihres
Geistes haben solch unheilvolle Ausstrahlungen um unseren Planeten geschaffen,
daß die rettenden Strahlen ihn nicht erreichen können. Unser Planet kann durch
eine riesige Explosion sein Ende finden. Der Tag des Jüngsten Gerichts ist
nicht weit entfernt, und vielleicht werden viele Kinder diesen Tag erleben. Aus
diesem Grund ist die”Lehre des Lebens“ so beschleunigt gegeben worden und
traten auf der Erde so viele ungewöhnliche Zeichen in Erscheinung. Aber die
Menschen sind blind und taub!
Es
ist wichtig, daß der menschliche Geist erwacht. Wahrlich, das Schicksal des
Planeten liegt in den Händen der Menschheit! Wenn die Auferstehung des Geistes
innerhalb der nächsten kurzen Dekaden erfolgt, kann die Katastrophe noch teilweise
vermieden werden, wie zu Zeiten Lemuriens und Atlantis; andernfalls werden wir
auf einen anderen Planeten übersiedeln müssen. Aber nach dem Gesetz der
Entsprechung werden den meisten Menschen die höheren, bereits bewohnten
Planeten nicht zugänglich sein. Sie werden sich einer neuen, noch nicht
bewohnten Welt anpassen müssen. Und wie viele Tausende, ja Millionen von Jahren
werden verstreichen, bevor die geeigneten neuen Formen und Körper für eine neue
Welt ausgearbeitet werden können! Nur außergewöhnliche Gruppen der irdischen
Menschheit können auf höheren Planeten aufsteigen, um ihre Evolution in neuen,
schöneren Verhältnissen fortzusetzen.
Die
Große Bruderschaft unternimmt außerordentliche Anstrengungen, um den Planeten
vor einem vorzeitigen Untergang zu retten. Aber das unterirdische Feuer ist
sehr aktiv, und die Kräfte, die entladen werden können, um die gefährlichen
Energien zu neutralisieren, sind spärlich! Im Kosmos gibt es natürlich keine
unvernünftige Vernichtung; alles hat tiefgründige Ursachen. Im Kosmos herrscht
große Zweckmäßigkeit; alles was untauglich ist für eine weitere Evolution, wird
als kosmischer Abfall verbuttert. Da der Mensch über einen freien Willen
verfügt, bestimmt er sein Schicksal, aber er türmt weiterhin eifrig Haufen von
Kehricht auf, der ihn verschlingt, wenn nicht rechtzeitig eine Erneuerung
seines Geistes erfolgt.
3.
Es ist nützlich, bestimmte Hinweise für ein neues Schulprogramm zu geben. Das
Bewußtsein sollte schon von Kindheit an erzogen werden, um die Lebenseinheit,
die Einheit des Kosmos zu erkennen. Möge unser Planet nicht eine abgesonderte
Welt werden, sondern vielmehr seinen Platz auf dem großen Pfad in die
Unbegrenztheit bewahren. Wir müssen unseren Platz in der Unbegrenztheit
erkennen, ebenso unsere Abhängigkeit von der Gesamtheit des Lebens im Kosmos -
und je früher, desto besser. Erinnern Sie sich der Worte der LEHRE: ”Wahrlich,
eine Feder aus dem Flügel eines Vogels ruft Donner in den fernen Welten hervor”
(Gemeinschaft, § 180). Wir müssen unsere furchtbare Abhängigkeit und
Wechselbeziehung mit allen im Leben sehr heftig erkennen. Hinfort wird sich der
Sinn für die große Verantwortung für jeden Gedanken, jedes Wort und jede Tat
einstellen. Ursache und Wirkung wirken ständig und unbegrenzt.
Eines
Tages wird die Menschheit den Punkt des Bewußtseins erreichen, wo sie erkennt,
daß sie sich in einem riesigen universellen Laboratorium befindet und dessen
Widerschein ist. Wahrlich, Einheit muß im kosmischen Maßstab verstanden werden.
Ebenso
ist es von Nutzen, sein Denken in die Zukunft zu richten. Dies allein wird dem
Bewußtsein großen Auftrieb verleihen und wird es vom Staub von gestern
befreien.
4.
Imperil ist die von den Großen Lehrern gegebene Bezeichnung für das Gift der
Gereiztheit. Aber in den östlichen Sprachen gibt es für dieses Gift ein völlig
anderes Wort. Die Sprache des Senzar umfaßt die aus allen bestehenden Sprachen
entnommenen besten Ausdrücke. In dieser Sprache werden viele Wörter mit
lateinischer Wurzel benutzt. Auch das Wort Imperil hat eine lateinische Wurzel.
Es gibt einige Wörter, die zu keiner uns bekannten Sprache Verbindung haben.
Oft drückt ein einfaches Wort eine komplette Idee oder Tat aus.
5.
Niemand, auch die größten Geistwesen nicht, besitzt völlige Allmacht. Sie alle
unterliegen den kosmischen Gesetzen, daher können Sie Ihr großes Wissen und
Ihre Macht nur anwenden, wenn die kosmischen Bedingungen es gestatten. Jedes
ohne triftigen Grund vollbrachte ”Wunder“ wird von den Archaten als Zwang
angesehen. Es heißt, daß auch ein Archat durch Mißbrauch von ”Wundern“ fallen
kann.
Gewiß,
die zur Zeit Christi bestehenden Verhältnisse (genauso wie die gegenwärtigen)
waren selten für ein sogenanntes Wunder geeignet. Daher konnte Christus auch
nicht immer alle heilen, die um Hilfe baten. Im Evangelium des Matthäus (13:58)
heißt es: ”Wegen ihres Unglaubens wirkte er dort nur wenige Wunder.” Daher wird
das, was verlangt wird, nur jenen gegeben, die es fassen können. In allem ist
Zusammenarbeit und Mitarbeit erforderlich.
6.
Ich möchte Sie bitten, die Arbeit noch mehr als Erziehungsfaktor des Geistes
hervorzuheben. Weisen Sie darauf hin, daß in jeder Arbeit die Qualität das
wichtigste ist. Erwähnen Sie auch die absolute Notwendigkeit der geistigen
Arbeit, denn wie der Schweiß der physischen Arbeit den Boden nährt, so wird der
Schweiß der geistigen Arbeit von den Strahlen der Sonne in Prana umgewandelt
und spendet allem Vorhandenen Leben. Wird die Bedeutung der geistigen Arbeit
erkannt, wird sich die gebührende Achtung gegenüber allen Denkern,
Wissenschaftlern und anderen Schöpfern wieder einstellen.
Nur
durch geistige Arbeit kann das Bewußtsein erweitert werden. Dadurch werden wir
mit den fernen Welten sowie dem ganzen Kosmos verbunden und wenden uns der
Freude unbegrenzter Vervollkommnung zu. Genau gesagt, wir sollten in uns die
Freude endloser Vervollkommnung pflegen.
Ihr
Kapitel über das Streben zum Guten. Es wäre nützlich, dieses Streben noch mehr
an den Begriff Heldentat heranzubringen, mit dem Hinweis, daß dieser Begriff
der einzige Sinn des Lebens ist. In den BÜCHERN DER LEHRE ist über Heldentat
viel ausgesagt. In der Tat, nur Heldentat kann unseren Geist nähren und die
Evolution beschleunigen. Über Heldentat und Heldentum muß in den Schulen
eingehend gelehrt werden. ”Kinder mögen sich Helden nennen und an sich die
Eigenschaften bemerkenswerter Menschen erproben. Sie mögen Bücher mit klaren
Erzählungen lesen, in denen die Gesichter mühsamer Arbeit und des Willens ohne
einen Anstrich geschildert werden. Auch für medizinische Zwecke ist dieser
tapfere Ruf des Lebens unentbehrlich. Solches Material muß ohne Verzögerung
gegeben werden.” (Gemeinschaft, § 234)
Verwenden
Sie öfter die Aussprüche aus den Büchern der Lehre, sie werden dem Buch Neuheit
verleihen.
7.
Es ist falsch zu meinen, daß der nächste Große Lehrer im Fleische erscheinen
und unter uns predigen wird, wie Buddha und Christus es taten. Jede Epoche
erfordert ihre eigene Offenbarung. Daher ist der Typ vom Lehrer, der mit einer
Gruppe von Jüngern von Ort zu Ort zog, in Vergessenheit geraten. Einige Ältere
Brüder werden für besondere Zwecke den physischen Körper verwenden, aber nicht
dafür, um in der Masse aufzutreten.
Ich
schrieb über dieses Thema bereits, und daher möchte ich Ihnen aus meinen
früheren Briefen zitieren: ”Der Große Advent kann sich nicht auf gewöhnliche
Art offenbaren und im physischen Körper vollziehen. Man sollte verstehen, daß
die Großen Herrscher diese oder jenes Bildnis annehmen und bewahren, entsprechend
den Nöten der Welt. Ist es so schwer, sich vorzustellen, daß eine Große
Individualität keinen physischen Körper braucht, um sich uns zu offenbaren?
Darüber hinaus zeigen die Fakten der Vergangenheit, an Beispielen in modernen
Zeiten, mit welch Befremden die Erscheinung Großer Geister von den unwissenden
Menschen aufgenommen wird. Bestenfalls gab man Ihnen das Epitheton Scharlatan
oder Spion oder beides. Die Menschen schreiben gewöhnlich ihre Laster anderen
zu. Es wäre sehr lehrreich, die historischen Fakten aus dem Leben des
Saint-Germain, des Abgesandten der Weißen Bruderschaft, zu lesen.
Denken
wir auch an H. P. Blawatsky und alle Erscheinungen der Mahatmas. Wie skeptisch
und spöttisch sind ihre Botschaften und Offenbarungen oft aufgenommen worden!
Aber wie ich bereits geschrieben habe, selbst wenn Christus selber jetzt
erschiene, könnte er der Verfolgung nicht entrinnen oder gar dem Gefängnis. Man
muß erkennen, daß die Höchsten Individualitäten jetzt inmitten des chaotischen
Denkens und der Schwingungen entarteter Massen nicht erscheinen können. Die
Großen Herrscher befolgen in allem das große Gesetz der Zweckmäßigkeit. Bitte
erkennen Sie, daß in Hinsicht auf das derzeitige Niveau der Menschheit, der
Advent des Höchsten Egos in einer physischen Form völlig unmöglich ist und sich
für die ganze Evolution verheerend auswirken würde. Die Große Individualität
wird unsichtbar sichtbar herrschen, und herrscht bereits, gekleidet in den
Strahlen des mächtigen, aber unsichtbaren Laboratoriums …” Bald, sehr bald
werden diese Strahlen auf das Erwachen des menschlichen Geistes gerichtet
werden.
Nach
den ältesten Überlieferungen kämpft der Herrscher der Schambhala mit den
Fürsten der Finsternis (Satan) selbst. Diese Schlacht findet vor allem in den
feinstofflichen Sphären statt, hier hingegen wirkt der Herrscher der Schambhala
durch seine irdischen Krieger. Was Ihn Selbst betrifft, so kann Er nur in ganz
seltenen Fällen gesehen werden. Da Er in feuriger Gestalt erscheint, wäre dies
für alle verheerend, denn Seine Aura ist mit außergewöhnlicher Kraft geladen.
Der Advent und das Jüngste Gericht, die unseren Planeten erwarten, sind im
Evangelium des Matthaus (24:27 - 39) ganz genau beschrieben. Aber Sie werden
ausreichend Zeit haben, vor diesem Ereignis alt zu werden, doch
Teilkatastrophen können früher eintreten.”
Wir
sind Zeugen einer großen Welterneuerung. Neue Gesetze sind in die Tafeln der
Ewigkeit bereits eingeschrieben, aber die große Offenbarung wird noch nicht
angenommen. Wehe denen, die den Geist ablehnen und es vorziehen, in
Unwissenheit, Schwäche und sittlichem Morast zu vegetieren! Die Neue Zeit kommt
im Bewußtsein menschlicher Würde, im strengen Verstehen von Pflicht und
Verantwortung des einzelnen gegenüber der Menschheit und dem ganzen Kosmos.
Immer und in allem muß der Tagesbefehl Zusammenarbeit lauten!
15
Oktober 1935
Vielleicht
haben auch Sie schon manchmal bemerkt, daß die Tore der Möglichkeiten oft sehr
eng sind. Gewiß, in vielen Fällen liegt die Schwierigkeit nicht so sehr an der
Knappheit der Mittel, als im Umfang des Schaffens, das aus dem Bewußtsein der
Mitarbeiter erwächst. Ja überall mangelt es an Menschen. Was wir brauchen, ist
ein Zuwachs von Arbeitern, die keinen mutigen Einsatz scheuen.
Mögen
die ”Leuchtkäfer“ glühen, sofern sie nicht in den Netzen unwürdiger Jäger und
solcher, die das Werk verraten, gefangen werden. Das Aussprechen erhabener
Worte ist eine Sache, aber sie im Leben anzuwenden, ist etwas ganz anderes;
gewöhnlich fallen diese zwei Handlungen nicht zusammen. Darüber hinaus liebe
ich es nicht, wenn jemand beteuert, daß er bereit ist, sein Leben für die Lehre
hinzugeben! In den meisten Fällen ist dies fast immer die größte Lüge.
In
meinem ganzen Leben bin ich nur zwei oder drei Menschen begegnet, die wirklich
bereit waren, alles zu opfern; aber sie enthielten sich der Beteuerungen - sie
handelten. Andere kamen und spendeten, weil sie im Überfluß schwelgten, oder
wegen des vernommenen Vorteils, daß jede Gabe hundertfach vergolten wird. Aber
wenn dieses erwartete ”Hundertfache“ nicht eintraf oder aus eigener Schuld sich
verzögerte, wurden sie die ärgsten Feinde und Verräter des Werkes. Oft würden
sie sich bis zur letzten Grenze abwenden. Es gab auch solche, die bereit waren,
eben die Hälfte zu opfern, selbst wenn die Ereignisse den ganzen Einsatz
forderten. Aber kann man von halben Entschlüssen Erfolg erwarten? Kann man von
einer halben Dosis Medizin Heilung erwarten? Selbstverständlich war in diesem
Fall auch der Erfolg nur halb. Das Bemerkenswerte aber ist, daß die aus
kleinlicher Furcht zurückgehaltene zweite Hälfte durch Karma oder unerwartete
Umstände verlorenging. Es gibt noch eine dritte, ganz überwiegende Art von
Menschen, die meinen, daß ihr Herantreten an die Lehre ihrerseits bereits die
höchste Gunst darstellt. In ihrer Eitelkeit glauben sie, daß die Mahatmas
jedem, der sich nähert oder Ihre Lehre liest, seine Aufwartung machen sollten
Nein, so ist es nicht! Die Großen Lehrer freuen sich und spenden nur jenen
Hilfe, die aufrichtig bestrebt sind. Sie bemitleiden die Flatterhaften, denn
Sie wissen, daß diese Schmetterlinge für Jahrhunderte Mühsale auf sich nehmen
müssen, bevor sie hoffen können, sich dem Bollwerk des Lichts zu nähern.
Für
solche Menschen wäre es sehr nützlich, folgende Seiten der LEHRE zu lesen:
”Mancher wird fragen: ”Sind Wachsamkeit, Entsprechung, Beweglichkeit und
Hingabe schwierig?” Hier fühle ich, daß ich alle diese Bedingungen erfüllen
kann; wollt ihr mich nicht auf die ferne Reise in die Gemeinschaft mitnehmen?”
Hat aber dieser eilige Wanderer auch an eine unerläßliche Bedingung bei den von
ihm erwähnten Eigenschaften gedacht? Standhaftigkeit wurde vergessen. Kleine
flackernde Feuer enthalten nur für einen Augenblick alle Eigenschaften der
Flamme, doch die Finsternis verschluckt sie so schnell wie ein Kohlenbecken
eine Schneeflocke. Man kann einem vereinzelten Augenblick der Annahme nicht
trauen; nur durch mühsame Arbeit und Hindernisse gestählte Standhaftigkeit gibt
die Möglichkeit einer vertrauenswürdigen Annahme.
Ein
wahrer Musiker denkt nicht an jeden tonhervorbringenden Finger, nur der Schüler
überlegt, welchen Finger er benutzen soll. Der wahre Mitarbeiter denkt über die
gezielte Durchführung der Qualität der Arbeit nicht nach. Die Sphärenmusik
vermischt sich mit dem Lied der erfolgreichen Arbeit. Denkt daran,
Standhaftigkeit gleicht einer feurigen Leiter.” (Gemeinschaft, § 153)
”Jemand
beschließt: ”Ich will die feurige Leiter ersteigen”. Tue es, jedem steht der
Pfad offen. Doch denke daran, wenn dich Furcht überkommt, verschmelzen die
Stufen zur flüssigen Flamme. Wohin willst du gehen, wenn du die Qualität der
Arbeit nicht beherrscht? Wenn Wir sagen, daß es gut ist, auf Zedernwurzeln zu
schlafen, kann der Anhänger den Rat leicht befolgen. Schlafen ist leicht, zumal
geraten wird wie. Doch wenn es heißt, die ständige Wache zu übernehmen, werden
die Stufen brennend heiß. Eines muß wiederholt werden - leicht ist es nicht,
die Leiter zu erklimmen.
Arm
ist der Führer, der wirkliche Gefahr verheimlicht. Man kann diese nur mit Hilfe
vollkommenen Wissens besiegen.
Ich
sehe, dort nähert sich ein anderer Unvernünftiger - er ist noch unvollkommener.
Er tadelt: ”Wozu ist eine feierliche Prophezeiung nütze?” Wir wollen ihm
antworten: ”Die Feierlichkeit einer Vorwarnung steht im Verhältnis zu deinem
unwürdigen Gepiepse bei Gefahr. O du Zweibeiner, wie oft hast du bei der ersten
Schwierigkeit dein Gesicht verloren? Wir sahen dich schwärzer als Kohle, und
deine Verneinung umgibt dich mit üblem Geruch. Schlecht ergeht es dir, wenn du
deine Stufen verbrennst und nun vom Abgrund her Almosen erflehst.”
Es
erscheint ein neuer Fragesteller: ”Wie läßt sich die Lehre mit Wissenschaft in
Einklang bringen?” Wenn Wissenschaft authentisches Wissen lehrt, dann ist die
Lehre Wissenschaft. Welchen Zweck kann Wissenschaft erreichen, wenn sie mit
Vorurteilen aufgebläht ist? Wer sich durch Feierlichkeit der Bestätigung
beunruhigen läßt, betrachtet Wissenschaft von seiner gewöhnlichen Höhle aus.
Wer an die Gemeinschaft denkt, den können die dahinkriechenden Reptilien nicht
gefährden.
Ich
sage euch, daß Ich die ganze Schwierigkeit des Aufbaues kenne. Ich verberge
nicht, wie weit die Steine getragen werden müssen und weiß, wie groß die
Trockenheit ist! Gerade diese Erkenntnis, gerade die Unzahl der Sterne verleiht
die Bestätigung der feurigen Stufen!” (Gemeinschaft, § 154)
Schwierig
ist der Pfad wahrer Jüngerschaft. Wirklich, es ist weder das Schulwissen noch
die Philosophie, geschweige denn Zwang durch Magie, die uns Geistigkeit
verleihen können. Nur durch Lebenserfahrung, durch das Leeren des Giftbechers
aller Lebensillusionen, durch Bewahren innigster Bestrebung zum Dienst am
Allgemeinwohl können wir den KELCH AMRITA füllen.
* * *
Ich
war betrübt, zu lesen, daß es noch jemanden gibt, der mediumistische
Veranlagung bewundert und sie als Errungenschaft bezeichnet. In der LEHRE, und
im Osten im allgemeinen, wird dieser Zustand eher als Unglück bezeichnet; ich
habe über die Einzelheiten dieser Gefahr bereits berichtet. Entsinnen Sie sich
der Ausführungen über Mediumismus im Buch ”Agni Yoga“, § 228: ”… Medien
gleichen ruderlosen Booten … Ein Medium ist nichts anderes als eine Herberge
für entkörperte Lügner.” Wirklich, nicht jede Art von Hellsehen weist auf die
Umwandlung der Zentren hin. Wirklich, hohe Hellsichtigkeit hat nichts mit
Mediumismus zu tun. Allein der wahre Charakter der von Frau X. beschriebenen
Visionen weist auf eine Verbindung mit den niederen Astralebenen hin. Echtes
Hellsehen ist von Schönheit, Größe und Einfachheit begleitet, aber nicht von
einem Haufen von Plunder. Auch die Umgebung, in der ihre Fähigkeiten sich
entfalten, weist darauf hin, daß wir es genau mit Mediumismus und nicht mit
geöffneten Zentren zu tun haben. Glauben sie mir, geöffnete Zentren sind in der
Tat rar, und die Großen Herrscher, die die Evolution der Menschheit überwachen,
hüten von früher Kindheit an sorgfältig jene Individualitäten, die sich das
Recht erworben haben, geöffnete Zentren zu besitzen. Sie werden von Ihnen in
eine günstige Umgebung gebracht, wo sie sich besser entwickeln und ihre Talente
entfalten können. Aber die Großen Lehrer werden sich nie einer Person nahen,
die inmitten der Ausdünstung von Alkohol wohnt und sich mit bezahlter
Wahrsagerei befaßt. Dies wäre eine abscheuliche Profanierung des heiligen
Wissens und der verborgenen Errungenschaften des Geistes.
Die
einzige Hilfe, die man Frau X. leisten kann, ist daher der Rat, alle Bücher
über Magie beiseite zu legen und von Wahrsagerei abzulassen. Möge sie mehr
arbeiten und die Bücher der Lehre lesen, aus denen sie viel Aufklärung schöpfen
kann. Aber vor allem muß sie sich geistig läutern - sie sollte sich davor
hüten, auf die Rufe aus der Astralwelt zu hören, dafür aber ihre Aufmerksamkeit
und das Herz dem erwählten Bildnis des Lehrers schenken.
Der
Große Lehrer befindet sich gegenwärtig in einem Zustand, in dem er niemandem
erscheint. Dieser Zustand könnte mit der Spannung eines Dynamo von ungeheurer
Kraft verglichen werden. Aber Seine Hilfe kann auf völlig unerwartete Weise
kommen, ”durch menschliche Hände und Füße”. In der Astralwelt gibt es eine
Menge Personifikatoren und gute Schauspieler, dies muß man bedenken. Frau X.
möge ”Die Stimme der Stille“ von H. P. Blawatsky lesen. Darin wird auf die
Gefahren der astralen Welt ganz klar hingewiesen.
Die
Große Lehre des Lichts hat daher das richtige Wachstum des menschlichen Geistes
im Auge, aber nicht die Entwicklung mediumistischer Fähigkeiten, die zu nichts
führen können, sondern das Wachstum des Geistes nur hemmen sowie zerstörerisch
wirken. Und da in den Grundlagen wahrer Evolution oder des Fortschritts nichts
Mechanisches eingebaut werden kann, rate ich Frau X. nochmals, alle Bücher, die
sich mit der Entwicklung von Hellsehen u. dgl. befassen, beiseite zu legen. In
naher Zukunft, wenn die Menschheit im Verstehen der noch verborgenen Gesetze
der feinen Energien vorangeschritten ist, wird es Gelegenheit geben, Medien für
bestimmte wissenschaftliche Forschungen einzusetzen. Allerdings werden solche
Medien ein sehr reines Leben führen müssen, und es werden Methoden gefunden
werden, sie und auch jene, die mit ihnen in Berührung kommen, zu schützen. Aber
ein derzeitiger Kontakt mit einem Medium kann für jene, die eine unstete Aura
besitzen und in seiner Umgebung weilen, eine Gefahr bedeuten.
Erklären
sie ihr, wie schädlich die Konzentration auf ein bestimmtes Zentrum, wie sie in
Büchern verantwortungsloser Autoren beschrieben wird, ist. Diese Konzentration
erregt dieses Zentrum auf Kosten aller anderen und bringt so das ganze Schema
ihrer Polarisation in Unordnung. Dieser Vorgang ist für die Schwingungen
natürlich unheilvoll, da er das Gleichgewicht des hergestellten
Schwingungsschemas stört. Denken Sie daran, was in der Lehre über die Arbeit
des Lehrers mit dem Schüler bezüglich der Zentren und aller sieben Runden von
Hellsehen und Hellhören gesagt ist. Der Lehrer überwacht den Zustand des
Organismus des Schülers sorgsam und würde nie ein Zentrum auf Kosten eines
anderen öffnen. Richtige Entwicklung kann sich nur in Harmonie und im
Gleichgewicht vollziehen.
Und
nun über automatisches Schreiben. Dies muß ebenfalls als ein bestimmter
Besessenheitsgrad betrachtet werden, denn beim automatischen Schreiben gibt es
gewöhnlich einen äußeren Einfluß auf das physische Zentrum der Hand und auch
auf das des Gehirns, was sehr schädlich ist und wenn oft geübt, in Paralyse
enden kann.
Ich
habe nie automatisch geschrieben, aber ich hatte Gelegenheit, dieses Phänomen
in Amerika zu beobachten, wo es weit verbreitet ist. Der Vorgang ist sehr
unterschiedlich: Die einen behaupten, daß sie nicht wissen, was sie mit ihrer
Hand schreiben, andere hingegen sagen, daß jedes Wort in ihr Gehirn klar
eingeprägt wird. Manche schreiben sehr schnell und leidenschaftlich, andere
sehr ruhig und jedes Wort sorgfältig. Es gibt auch solche, die plötzlich die
Sprache wechseln, oder solche, die ohne jedwede technische Kenntnis und
unfähig, einen einfachen Gegenstand zu zeichnen, plötzlich vollständige Bilder
zeichnen. Es gibt auch Fälle, wo Menschen von rechts nach links schreiben, in
einer ihnen unbekannten Sprache. Dies alles entspringt natürlich nicht dem
Unterbewußtsein, sondern kommt offensichtlich durch äußere Beeinflussung. Und
die Grade der sogenannten ”Schutzgeister“ oder Führer, die Kontakt suchen und
führen wollen, variieren sicherlich sehr in der feinstofflichen Welt. Durch
jene, die harmlos und freundlich zu uns sind, können wir unerwartet eine
feindliche Kraft herbeiziehen - von keinem geringen Kaliber! Daher rate ich,
solange keine gefestigte Herzensbindung mit dem Lehrer besteht, das
automatische Schreiben zu unterlassen. Wir wissen nie, wer uns als Werkzeug
verwenden will! Und außerdem können wir eine Kraft anziehen, die zu beherrschen
wir nicht imstande sind. Daher möge jeder ernsthaft darüber nachdenken, bevor
er unbekannten Kräften den Weg ebnet. Ist jemand dem Lehrer treu ergeben,
welchen Nutzen bietet dann seine eventuelle Begabung zum automatischen
Schreiben? Für einen Schreiber ist die Lehre ein unerschöpflicher Born von
Themen.
Nur
Geistigkeit und Heldentat führen uns zu den erhabensten Errungenschaften -
jenen eines Archaten. Könnte Frau X. auf den rechten Pfad gelangen, so wäre sie
wirklich in der Lage, den Menschen zu helfen. Aber in ihrem gegenwärtigen
Zustand kann sie nur das Tor zu den niederen Sphären der feinstofflichen Welt
öffnen und unglückliche Opfer durch Besessenheit gefährden. Es gibt nichts, was
trügerischer wäre als Visionen aus der feinstofflichen Welt. Wahrlich, halbes
Wissen und Teilwahrheit sind weit gefährlicher als völlige Unwissenheit. Seien
Sie geduldig, aber lassen Sie sich nicht durch Medien verleiten und betrachten
Sie sie vor allem nicht als privilegierte Wesen!
Ich
will eine Seite aus ”Die okkulte Anatomie des Menschen“ von Manly P. Hall,
einem begabten amerikanischen Interpreten okkulten Wissens, anführen: ”Es wird
wahrscheinlich weise sein, den Unterschied zwischen einem Medium und einem
Hellseher zu beschreiben. Eine Durchschnittsperson sieht hier keinen
Unterschied, aber für den Mystiker sind diese zwei Phasen geistigen Sehens
durch eine ganze Spanne menschlicher Evolution getrennt.
Ein
Hellseher ist, wer die Rückenmark-Schlange (Kundalini) in das Gehirn erheben
konnte und sich durch sein Wachstum so das Recht erwarb, die unsichtbaren
Welten mit dem dritten Auge oder der Zirbeldrüse wahrzunehmen. Dieses Organ des
Bewußtseins, das vor Millionen von Jahren den Menschen mit den unsichtbaren
Welten verband, wurde zu Zeiten Lemuriens geschlossen, als sich die objektiven
Sinne zu entwickeln begannen. Der Okkultist hingegen kann durch den vorher
erwähnten Entwicklungsvorgang dieses Auge wieder erschließen und damit die
unsichtbaren Welten erforschen. Hellseher werden nicht geboren, sie werden
gemacht. Medien werden nicht gemacht, sie werden geboren. Ein Hellseher kann
man nur nach Jahren werden, manchmal durch Selbstvorbereitung in mehreren
Leben; auf der anderen Seite kann das Medium … in wenigen Tagen Resultate
erzielen. (Aber es muß hinzugefügt werden, daß das Medium mit nur beschränkter
Fähigkeit in den niederen Sphären der überirdischen Welt arbeiten kann.)
Automatisches
Schreiben wird erreicht, wenn man es der ätherischen Hand einer außenstehenden
Intelligenz gestattet, zeitweilig die physische Hand eines Mediums zu
beherrschen. Dies aber wäre nicht möglich, wenn das Medium nicht seinen eigenen
ätherischen Arm, den Doppelgänger, entfernte; denn zwei Dinge können nicht
gleichzeitig den gleichen Platz einnehmen (auf ihrer besonderen Ebene). Der
Vorgang zeitweiligen Entfernens der Lebenskräfte aus dem physischen Arm ist
sehr gefährlich, er endet oft mit Lähmung. Mediumismus ist widernatürlich,
Hellsichtigkeit hingegen das Ergebnis natürlichen Wachstums und Entfaltens der
geistigen Natur. Hunderte von Medien entfallen auf einen Hellseher, denn
Hellseher kann man nur werden durch Selbstbeherrschung und Aufwendung
ungeheurer Kraft, wogegen der Schwache, der ein anfälliges und nervöses
Individuum ist, das beste Medium abgibt. Der Hellseher entfaltet sein Inneres,
indem er nützliches Wissen aufnimmt; die erste Weisung für ein Medium hingegen
lautet, sich geistig zu entleeren. Mediumismus verhindert die richtige
Evolution und muß als Rückschritt angesehen werden.”
Daher
ist es der größte Irrtum, mediumistische Fähigkeiten für geistige
Errungenschaften zu halten. Wahrlich, sie sind der Antipode der Geistigkeit.
Geistigkeit birgt die höchste Triade, die in Medien überhaupt nicht vorhanden
ist. Schmälern Sie den größten Wert der Welt nicht. Geistigkeit wird immer von
Ausgeglichenheit und angeborener Weisheit begleitet.
Bemühen
Sie sich, die Erscheinungen des Mediumismus, der heute so verbreitet ist, zu
erkennen. In der Tat, niederer Psychismus unterscheidet sich von Mediumismus
kaum und stellt ebenfalls keine geringe Gefahr dar. Aus diesem Grunde ist es so
wichtig, alle Anstrengungen zu machen und die Menschen zur wahren Geistigkeit
zu führen sowie ihren Charakter im Lebenskampf zu stählen.
Ohne
Läuterung des Charakters sowie Läuterung des Herzens in völliger
Selbstlosigkeit ist es unmöglich, sich dem Bollwerk des Lichts zu nähern und
wahres Wissen zu erlangen. Aber dies alles gilt wiederum nur für jene, die
stark im Geiste sind. Für die Schwachen ist es bereits von großem Nutzen, wenn
sie die BÜCHER DER LEHRE lesen, wenn sie eine gewisse Herzenswärme oder eine
höhere Schwingung verspüren, die sie, wenn wiederholt geübt, festigt,
wesentlich läutert und ihre Aura stärkt.
”Man
muß stets dessen eingedenk sein, daß Unsere Lehre sich weder jemandem aufzwängt
noch die Annäherung oder den freien Abgang verwehrt. Sie wird in weitem Maße
gegeben und legt keine Verbote auf. Gewiß, Warnungen werden gegeben, aber keine
Drohungen ausgesprochen, und es ist jedem überlassen, nach eigenem Willen zu
handeln. Da das Heilige nur jenen gegeben wird, die durch viele Jahre und in
vielen Schwierigkeiten ihre Hingabe an die Grundsätze der Lehre bewiesen haben,
sind Verbote und Beschränkungen nicht nötig. Allen ist gegeben - nehmt soviel ihr
könnt! Aber natürlich, wenig wird genommen, denn die Menschen haben es noch
nicht gelernt, das Höchste anzunehmen.”
Ich
erachte den ”Ruf“ als ein äußerst nützliches Buch und als ebenso wichtig wie
die anderen Bücher. Es behandelt in kurzen Aussprüchen das, was in anderen
Büchern erweitert und in analysierter Form oder von anderen Standpunkten her
erläutert wird. Im ganzen Aufbau darf nicht ein Stein fehlen. Das erste Buch
ist der Grundstein!
Ein
gewisser Wissenschaftler spricht von den Irrtümern in den Büchern von H. P.
Blawatsky. Ich möchte ihn gerne fragen, ob er die Irrtümer in den Büchern
früherer und gegenwärtiger Wissenschaftler ebenso genau erwog. In der
”Geheimlehre“ gibt es viele Seiten von Hinweisen auf widersprüchliche Meinungen
und Beschlüsse der Wissenschaftler sowie ihre aufgeblähten Theorien und
Hypothesen. Und für die Person, die die Worte der Wissenschaft wörtlich
nachspricht, möchte ich sagen: ”Seien Sie kein Papagei!” Prüfen Sie es selbst,
und wenn Sie Gelegenheit haben, vergleichen Sie es mit der wahren Lehre, aber
es ist nicht ratsam, etwas in den Raum zu werfen, was man nicht bewußt prüfte.
Gleicherweise sind die Worte Soloviews nicht überzeugend. Fassen wir das Wort
Nichtvorhandensein im Sinne der Inder auf, d. h. als absolutes Sein, dann wird
es für den beschränkten menschlichen Verstand jedoch unfaßbar sein, das gebe
ich zu. Wird es aber buchstäblich aufgefaßt, so wird es entstellt und ist einer
denkenden Person unwürdig. Sie mögen meine Kritik hart finden, aber ich glaube,
die Menschen sollten für die Worte, die sie aussprechen und zitieren,
verantwortlich gemacht werden. Es ist letztlich an der Zeit, für das
gesprochene Wort die Verantwortung zu übernehmen. An jedem Wort kann das
Schicksal eines Menschen hängen.
Ich
sende Ihnen Mut und Kraft, denn vermehren sich die Freunde, sind die Feinde
nicht weit. Aber ein Krieger des Lichts heißt den Widerstand willkommen.
Stählen Sie daher Ihren Geist und schärfen Sie das Unterscheidungsvermögen.
17.
Oktober 1935
In
der Tat, Gott ist der höchste Aspekt der Liebe, und der ganze Bestand des
Universums basiert auf Liebe und nichts anderem! Aber wie häßlich und
gotteslästerlich wird diese Liebe verstanden! Wahrlich, der Begriff Liebe ist
unserer gegenwärtigen Menschheit sehr fremd. In diesen höchsten kosmischen
Begriff impfen die Menschen ihren Kannibalismus ein, oder zerstörerische
Gedanken. Und deshalb ist es so schwierig und sogar schändlich, das Wort Liebe
auszusprechen. Dieses Wort wurde auf den Lippen vieler Zweibeiner zur größten
Profanierung.
Ich
kann Ihnen nicht beistimmen, daß niemand an etwas schuld wäre. Wirklich nicht,
alle sind an allem schuld. Denn das ganze Universum ist eine endlose Kette von
Ursachen und Wirkungen; wie könnten wir, Teilchen des Universums, von diesem
kosmischen Gesetz ausgenommen sein? Die Vorbestimmung, von der Sie sprechen,
gibt es, und sie wird nur verwirklicht, weil sie die Wirkung einer Ursache ist.
So kann ich auch der Behauptung nicht beistimmen, daß die Menschen nach dem Tod
und Hinübergehen in die feinstoffliche Welt augenblicklich ihre Zufriedenheit,
Glückseligkeit und den Sinn, den sie auf Erden suchten, finden. Dies
widerspräche dem erwähnten grundlegenden kosmischen Gesetz. Unzweifelhaft
werden jene, die aufrichtig nach dem Sinn des irdischen Daseins suchen und nach
den höchsten Idealen streben, sie dort finden - in völliger Entsprechung ihres
Strebens und ihres Denkens. Es gibt keine gerechtere Richtschnur als jene, die
der Mensch in sich trägt; denn seine eigene Aura, die aus Energien, Motiven und
Gedanken gewoben wird, ist dieser gerechte Maßstab. Gerade diese Energien
tragen seinen Geist auf jene Ebene, die er selbst schuf.
Die
feinstoffliche oder astrale Welt ist die Welt der Wirkungen; daher werden sich
jene Gedanken und Bestrebungen, die auf de, Erde keine Anwendung fanden, dort
auswirken, weil dort der innere Mensch mit all seinen Gefühlen und Bestrebungen
lebt und wirkt. Aber kann man erwarten, daß ein ins Verbrechen abgesunkener
Mensch, der über eine tierische Mentalität verfügt, dort Glückseligkeit und
Zufriedenheit finden könnte? Insofern eine Wirkung die exakte Entfaltung einer
Ursache ist - wie könnte ein böswilliger Mörder, ein Schänder, oder ein
Törichter in den höheren Sphären, die für ihn infolge der feinen Schwingungen
unerträglich wären, einen behaglichen Zustand verspüren? Dies wäre für ihn
nicht nur unerträglich, sondern die unmittelbare Nähe eines Wesens aus den
höheren Sphären verursacht einem solchen, wie er einer ist, unbeschreibliche Qualen;
darüber hinaus wird er durch die Berührung mit den höheren Energien aufgelöst.
Im gesamten Universum herrschen große Zweckmäßigkeit und genaue
Schwingungseinheit. In der Tat, wir leben in einem riesigen Laboratorium, und
wir selbst sind die Brennöfen. So kann man sich leicht vorstellen, wie die
Energien oder chemischen Bestandteile, die in unsere Aura eingehen, auf unsere
Umgebung wirken, und umgekehrt wir die uns umgebenden Energien aufnehmen oder
abwehren. In allem und überall gibt es Wechselwirkung. Die Welt beruht auf dem
Prinzip des Gleichgewichts, und dieses Gesetz zieht sich wie ein Faden durch
alle früheren Lehren. Sobald der Mensch das Gleichgewicht erlangt hat, wird er
frei von der Anziehung der Erde und ist imstande, bewußt und gleichzeitig auf
drei Ebenen zu wirken - auf der irdischen, feinstofflichen und geistigen oder
mentalen. Mit solch erweitertem Dasein, mit solch einem erleuchteten Bewußtsein
erhält das Leben Sinn, Schönheit und eigene freudvolle Weisheit. Erweitertes
Bewußtsein weist uns den Pfad der Evolution, den Pfad der Zukunft, und unser
Gemüt bekennt sich dankbar zur Größe und Weisheit des Einen Gesetzes der Liebe,
das auf der Erde als das Gesetz von Karma zum Ausdruck kommt. Ich sehe den
Einspruch vieler Menschen über eine solche Erklärung von Karma voraus. Daher
möchte ich sagen, daß jede Gewalt, die gegen die Gesetze des Universums
verstößt, unvermeidlich Explosionen und Zerstörungen hervorrufen muß.
Blicken
wir zurück, so werden wir die dem Niedergang der alten Welt zugrunde liegende
Ursache finden. In der Tat, in einigen Ländern vollzog sich das Ersticken des
Denkens und des Geistes, das alle Arten von Wahnsinn hervorbrachte. Die lange
eingedämmte Flut brach durch und schwemmte alles hinweg, was ihr in den Weg
kam. Daher ist niemand und nichts imstande, dem Gedanken Einhalt zu gebieten -
dieser feurigen Energie und der Krone des Universums. Ja, in allen Ländern hat
im Bewußtsein der Massen ein großer Umschwung eingesetzt, aber viele Menschen
können oder wollen das nicht zugeben und hoffen, zum früheren
unverantwortlichen Leben zurückzukehren - in der Tat unverantwortlich, und
diese verheerende Krankheit hat sich beinahe überallhin verbreitet. Glauben Sie
nicht, meine Liebe, daß ich die kürzlichen Ereignisse rechtfertige und die
ganze sich daraus ergebende Zerstörung oder das unwissende nivellierende
Prinzip gutheiße. Vor allem ist das Prinzip der Gleichmacherei widernatürlich,
denn es widerspricht allen kosmischen Gesetzen. Sein selbst beruht auf
unbegrenzter Verschiedenartigkeit. Die gesamte Natur besteht in Vielfalt und
ringt nach Lebendigkeit und Schönheit. Daher können wir sagen: Einförmigkeit
ist Tod, und Vielfalt ist Leben. Darüber hinaus herrscht im ganzen Kosmos das
Gesetz der Hierarchie - genau gesagt, Unterordnung des Niederen unter das
Höhere. Was könnte ohne das Höhere Prinzip Bestand haben? Worauf gründet
Evolution? Die Vielfältigkeit der Formen und Erscheinungen, zusammen mit der
Einheit der feurigen Substanz, das Ringen nach Harmonie und Erlangen von Vervollkommnung
sowie das führende hierarchische Prinzip sind die Grundlagen des Seins. Die
Natur selbst ist unser Boden, unser größter Lehrmeister sowie Gesetzgeber.
Und
nun über Vorherbestimmung (Prädestination). Wir können das Ewige nicht vom
Vergänglichen trennen. Ewigkeit ist das Warp, auf dem das ganze Blendwerk der
offenbarten und vergänglichen Welt gewoben wird. Aus dieser Vergänglichkeit und
gleichzeitig endlosen Bewegung wird in unserem Bewußtsein der Begriff Ewigkeit
gewoben.
Demzufolge
besteht Prädestination sowohl für das Ewige als auch für das Vergängliche. Aber
für das Ewige äußert sich Prädestination wirklich in der Ewigkeit seiner
Bewegung; für das Vergängliche hingegen besteht es in seinen ewigen
Wechselphasen, die durch neue Ursachen und Wirkungen ständig geweckt oder
geschaffen werden, die dann wieder zu Ursachen werden und so fort bis ins
Unbegrenzte. Mit anderen Worten, Prädestination ist ein Ergebnis einer zugrunde
liegenden Ursache.
Unser
höheres feuriges Wesen ist ewig und unveränderlich, aber das Bewußtsein (oder
die Seele), das von den sich um das fundamentale Korn sammelnden Energien
aufgebaut wird, wächst und ändert sich. Daher ist das feurige Geisteskorn der
ewige Träger ständig wechselnder Formen und Ausdrücke. Verschiedene Sphären und
Welten durchschreitend, schafft es ständig Ursachen und Wirkungen, die zu einer
bestimmten Form von Prädestination oder Schicksal gestaltet werden.
Mittlerweile
informieren prophetische Träume die Menschheit am besten von allem über die
Zukunft. So ist die Landkarte der Welt lange im voraus festgelegt, so daß man
sie in prophetischen Träumen wirklich wahrnehmen kann. Ich entsinne mich, wie
ich zu Beginn des Krieges die Landkarte Europas und Asiens genau so gesehen
habe, wie sie jetzt ist. Aber es wird bereits ein neues durch die alte Welt
verursachtes Schicksal vorbereitet. Was unser Vaterland betrifft, so wollen wir
nicht beunruhigt sein. Sicher ist, daß nicht die verschiedenen Parteien es
retten werden, sondern die Hunderte und Tausende von Iwans. Und diese Iwans
werden ein neues Licht fordern, neue geistige Nahrung und jene Lehren, die
durch Verstand und Logik berechtigt sind. Folglich müssen die Gewänder der
neuen geistigen Führer wirklich schneeweiß sein, und sie werden den großen
geistig Schaffenden der Menschheit folgen müssen und nicht die Großen Bildnisse
in einem Zerrspiegel von Unwissenheit und Habsucht entstellen. Mit großer
geistiger Befriedigung las ich das Buch ”Dobrotolubye“ und das Werk Origenes
”Über die Elemente“. Abgesehen von den von späteren Eiferern durchgeführten
zahlreichen Änderungen, ist es erstaunlich, wie sehr sich unsere derzeitigen
Kirchenväter von den ursprünglichen reinen Bündnissen der Christenheit
entfernten! Denken Sie daran, daß erst im 6. Jahrhundert n. Chr. am Zweiten
Konzil in Konstantinopel die Lehre der Wiedergeburt abgeschafft wurde! So
häuften sich Behauptungen habsüchtiger und kleinlicher Gemüter und wurden zu
Dogmen für die nachfolgenden Generationen, die es nicht mehr wagten, frei zu
denken. Diese Magier und Zauberer verwandelten für Zeitalter die Behauptungen
schwankender, beschränkter Gemüter in unabänderliche Grundsätze, bis zu
Göttlichen Offenbarungen.
Über
die Wiederverkörperung gibt es in den Evangelien so viele Bestätigungen mit
Christi eigenen Worten. Die Kirchenväter begingen eine große Sünde, indem sie
aus dem Bewußtsein der ihnen anvertrauten Herden dieses Gesetz der Höchsten
Gerechtigkeit beseitigten. Aber auch uns trifft keine geringe Schuld, wenn wir
uns durch passives Verhalten dem Bösen nicht widersetzen.
So
sind wir alle schuldig, sowohl für uns als auch für andere, denn wir können uns
von den anderen Menschen und vom Kosmos nicht absondern. Wahrhaftig, der Kosmos
ist in uns und wir sind in ihm. Denn nur durch die Erkenntnis dieser Einheit
ist es uns möglich, uns diesem Sein einzugliedern. Die grundlegenden Fragen
über den Sinn unseres Seins sind seit langem gelöst, aber die Menschen wollen
das nicht annehmen, denn niemand will für jeden Gedanken, jedes Wort und jede
Tat Verantwortung übernehmen. Und solange wir diese Verantwortung für die
eigene Vervollkommnung, für die Erde und die uns umgebenden Sphären nicht
übernehmen, werden wir zur Erde zurückkehren. Nach Erlangung unserer irdischen
Vervollkommnung werden wir in den herrlichen Glanz mannigfaltiger Schönheit der
fernen Welten eingehen, wir werden die nächste Stufe unserer Evolution auf der
Leiter unbegrenzter Vervollkommnung betreten.
Ganz
richtig schreiben Sie: ”Gibt es Gerechtigkeit, solange wir keine Liebe
besitzen?” In der Tat, Gerechtigkeit ohne höheres Wissen, das dem Menschen mit
der Bekundung der Göttlichen Liebe verliehen wird, ist nur ein Zerrbild.
Wahrhaftig, je näher zu Gott, um so weniger Verurteilungen. Aber wir dürfen nicht
ins andere Extrem verfallen - sich nicht dem Bösen zu widersetzen.
Nichtwidersetzung gegen das Böse verursacht mehr Schaden als aus Unwissenheit
im Eifer des Gesetzes begangene Ungerechtigkeit; denn in letzterem Fall werden
die Opfer Ausgleich, d. h. Gerechtigkeit erfahren, wenn nicht im irdischen
Leben, dann in der feinstofflichen Welt, wo geerntet wird. Aber wer vermag jene
Sphären zu erwägen, in denen Böses infolge Nichtwidersetzung oder
Kleinmütigkeit kurzsichtig und stillschweigend geduldet wird? Die Kräfte des
Bösen sind aktiv, halten in ihren Unternehmungen zusammen und sind ihrer
Wirkung heftig. Aber die ”Leuchtkäfer“, die sogenannten ”Lauen“, können sich
nicht einigen, denn sie befassen sich zu sehr damit, einander zu vernichten. So
offenbart sich das Ende unserer fünften Rasse, doch die kommende Runde der
sechsten Rasse wird zu einem erneuerten Bewußtsein führen.
Ihr
Gedanke über einen steten Rat der Weltpatriarchate kommt unserem alten Traum
von einem Kulturrat sehr nahe. Aber für jedes absterbende Bewußtsein wäre
dieser Gedanke sicherlich eine Utopie. Wahrlich, dieser Rat oder die Liga der
Kultur wird in der kommenden Rasse, in der die Geistigkeit erwacht,
verwirklicht werden. Es treten jetzt bereits einige Vorboten der sechsten Rasse
auf der Erde in Erscheinung. Wirklich, ihre erleuchteten Ideen zementieren den
Raum für künftige Inkarnationen auf der Erde. Sie sind es, die alle reinen
Bewegungen schaffen, verteidigen und die Horden der Finsternis bekämpfen.
Nebenbei gesagt, glaube ich an die Zukunft Südamerikas, denn sein Potential ist
groß, und in der Esse des Kampfes werden seine Länder Kraft erringen und ihren
erhabenen Pfad finden Waren sie nicht die Ersten, die die Idee des
Friedensbanners sowie den Pakt für den Schutz der Schätze menschlicher Genien
förderten? Sie erkannten die große erzieherische Bedeutung des Paktes und des
Friedensbanners für den Aufstieg der Generationen, deren Bewußtsein von
Kindheit an vorbereitet werden muß, um die unersetzlichen Werte der Schätze
menschlicher Schaffenskraft zu begreifen. Nur mit solch einem Verstehen und mit
der Sorge um die höheren Begriffe und Werte können wir das Tier in uns und
damit die Grobheit, die diesem Zustand eigen ist, besiegen.
4. November 1935
Ich
war sehr traurig, daß der von Ihnen erwähnte Lehrer nicht jene Duldsamkeit und
Weitsicht aufbringt, die solch einem großen Geist ziemt und von seinen Schülern
erwartet wird. Ich erwähne das, weil mir zu Ohren gekommen ist, daß dieser
Lehrer seinen Schülern verbietet, die Übersetzungen der Bücher der AGNI
YOGA-Serie zu lesen und ihnen überhaupt untersagt, über die BÜCHER DER
LEBENDIGEN ETHIK etwas zu schreiben. Ebenso seltsam ist seine unsinnige
Bemerkung, daß das Buch AGNI YOGA gefährlich sei! Ich möchte wissen, welche
Gefahr dieser Lehrer und auch ein anderer, der früher davon sprach, in diesem
Buche sehen? Es scheint, daß diese Lehrer ihre Intoleranz noch nicht ablegten;
vielleicht war auch ein gewisser Neid dabei. Aber laßt sie ziehen. Jeder wählt
und baut seinen eigenen Pfad. Und nur die Zeit, der große Läuterer, wird
zeigen, wer recht hat.
Da
ich des öfteren Briefe erhalte in denen Menschen fragen, welchem gegenwärtigen
geistigen Lehrer sie folgen sollen und ob es möglich wäre, daß Anhänger, sagen
wir von Peter Donow oder Krishnamurti sich der Lehre der LEBENDIGEN ETHIK
anschließen könnten, so meine ich, daß es von Nutzen wäre, Ihnen meine Antwort
an einen dieser Fragesteller zu zitieren:
”Wahrlich,
die Wege sind verschieden: der eine ist leichter und länger, der andere
schwieriger, aber kürzer. Freiheit des Glaubens ist die erste Regel jeder
wahren Lehre. Spricht daher eine Lehre von der Verbesserung des Lebens und der
Selbstvervollkommnung, so ist alles gut und schön - möge jede solche Lehre ihre
Anhänger haben. Aber warum sollten sie gewaltsam auf die eigene Stufe gezogen
werden? Wenn sogar schöne Blumen nach ihren okkulten Eigenschaften ausgewählt
und gepflanzt werden sollten, weil sie andernfalls einander vernichten; wenn
sogar ein bunter Blumenstrauß, ohne diese Kenntnis, explosiv werden und in
unseren Händen Krankheiten auslösen kann; wie viel mehr sollte dies bei
Menschen beachtet werden! Und wie vorsichtig sollten sie vorgehen, wenn sie
sich der Lehre nähern und Gruppen bilden!
Geistige
Einheit bedeutet vor allem Duldung vieler und verschiedener Bewußtseinsgrade,
zwingt aber niemandem etwas auf. Der Wunsch nach jeglicher Einebnung ist
bereits ein solches Aufdrängen. In allem sollte man das Beispiel der Natur
zugrunde legen, denn die Natur umfaßt alles, führt aber nur Verwandtes zusammen
- Harmonisches. Laßt uns daher diese Lebensäußerung in ihrer ganzen
Vielfältigkeit annehmen, denn darin liegt die ganze Kraft und Schönheit. Unsere
wahre Stute enthüllt daher, was unserem Herzen am nächsten steht. Die Zeit wird
kommen, wo unser Geist die nächste Stufe anzeigt. Mein Rat ist, keine
künstliche Nivellierung herbeizuführen, sondern wohlwollende Duldsamkeit zu
üben und aufrichtig dem zu folgen, was einem nahesteht.”
Und
nun möchte ich Ihre Fragen beantworten:
1.
Auf der Astralebene gibt es viele, die die Großen Lehrer nachahmen, und diese
unverantwortlichen Geister führen viele Neophyten in die Irre. Auch muß man
daran denken, daß die Großen Lehrer weder zu Spiritismus aufmuntern noch zu
Magie, sondern stets auf die Gefahr solcher Praktiken hinweisen. Es gibt zur
Zeit so viele Menschen, die inbrünstig, und ich möchte sagen, sogar
selbstaufopfernd, in den Fängen der Finsteren arbeiten und oft bewußt oder
unbewußt die schwärzeste Magie anwenden. Aus den BÜCHERN DER LEBENDIGEN ETHIK
können Sie entnehmen, wie die Lehrer vor Magie warnen und welch harte Ausdrücke
sie gegen Mediumismus und alle gewaltsamen mechanischen Mittel zum Öffnen der
Zentren anwenden, die von den unverantwortlichen pseudo-okkulten Schulen
empfohlen werden. Wo das Wort des Großen Lehrers ertönt, kann es keine
mechanischen Mittel oder magische Formeln geben.
Kann
der Magie dort Raum gegeben werden, wo man nicht die Umwandlung des inneren
Menschen im Auge hat? Alle Lehren des Lichts befassen sich ausschließlich mit
dem inneren Menschen, dessen Sphäre das Gedankenreich und das Herz ist.
2.
Die Versuche Ihres Freundes, Sie von allen Formen und Ritualen abzuhalten, sind
unberechtigt; denn ist die Ausübung von rhythmischer Gymnastik, Tanz und Gesang
nicht ebenfalls Ritual oder Zeremonie eigener Art? Die Menschen lieben es, dem
gleichen Ding verschiedene Namen zu geben. Unbestritten, je höher das
Bewußtsein, desto weniger bedarf es der irdischen Symbole: jedoch können wir
nicht alle Formen gänzlich aufgeben; denn das Leben offenbart sich durch
Formen, und eine Form löst die andere ab. Primär sind wir selbst Träger der
Form, und in jeder Schöpfung, jeder Erscheinung und Tat sind wir durch die Form
gebunden. Wir sollten daher nicht versuchen, Formen zu beseitigen, sondern sie
lieber erneuern und vervollkommnen, sie den Forderungen der Zeit anpassen.
Und
so haben Sie völlig recht, wenn Sie sagen, daß es vor allem in den
Religionsformen Rituale gibt und daß sie niemals aufgegeben werden, sondern daß
eine Form die andere ablösen soll. Indem wir Gott im Geist verehren, können wir
nichtsdestoweniger im Herzen den Wunsch hegen, ihm die besten Ausdrucksformen
unseres erhabenen Strebens darzubringen. Und werden diese Bestrebungen sich nicht
in schönen und angepaßten Schöpfungen sowie Erscheinungen des menschlichen
Geistes ausdrücken? Sicherlich, in Zukunft wird jede Form nach dem feurigen
Wesen bewertet werden, das sie verkörpert. Seien Sie daher nicht beunruhigt und
offenbaren Sie sich in der Art, wie es Ihnen Ihr Herz gebietet. Die Schönheit
des Seins liegt in der Vielfalt seiner Erscheinungen. Laßt uns hoffen, daß jede
neue Form schöner ist als die frühere.
3.
Und weiter, man sollte daran denken, daß viele Personen behaupten, Schüler der
Mahatmas zu sein; aber die Zahl echter Schüler ist gering. Ein Großer Lehrer
wurde einst gefragt, ob er viele vertraute Schüler habe und er antwortete:
”Weniger als die Zahl der Finger einer Hand.”
In
der Tat, wie können sich die Meister, die für die Welt Wache halten und den
größten kosmischen Kampf führen, mit der Aufnahme einer großen Schülerzahl
belasten? Bedenken Sie den gegenwärtigen Bewußtseinszustand der Menschheit -
dies würde eine unproduktive Vergeudung kostbarster Energie bedeuten, die für
die Erhaltung des Gleichgewichts unseres Planeten so notwendig ist. Es gibt
viele, die die Bücher der Lehre der Weißen Bruderschaft lesen, dem gewiesenen
Pfad geistig folgen und sich dabei schon als Schüler dieses oder jenes von
ihnen erwählten Großen Lehrers wähnen. Zum Teil haben sie recht, denn sind sie
beständig bestrebt und bemühen sie sich vor allem, die Lehre im Leben
anzuwenden, werden sie früher oder später, in diesem oder einem anderen Leben,
den Pfad echter Jüngerschaft betreten. Aber fragen Sie sich selbst aufrichtig
und ernsthaft - sind Ihnen viele solcher Schüler begegnet, die im Leben auch
nur teilweise die Grundsätze der LEBENDIGEN ETHIK befolgen, wie sie es aus den
Büchern der Lehre erfahren haben? Und kann man ohne völlige Anwendung der
Lehre, oder besser gesagt, ohne selbstlose Heldentat im Leben eine engere
Annäherung erhoffen? Denken Sie an die Last eines Lehrers, der die
Verantwortung für seine Schüler übernimmt! Ich kann Ihnen sagen, daß die Last
schrecklich ist! Wer mit den okkulten Gesetzen nicht vertraut ist, kann sich
das Ausmaß dieser Spannung gar nicht vorstellen!
Allerdings
sollte man nicht die Visionen der Psychiker als Hellsehen bezeichnen. Denn ”in
diesen Visionen gibt es viel bewußte und noch mehr unbewußte Täuschung …
undisziplinierter Psychiker. Das Gebiet des Psychismus ist so komplex, so
furchtbar, und es birgt für ”irregeführte Adepten“ viele Überraschungen …” Wie
es in der Lehre heißt: ”… Ohne die Höhere Führung kann man in dieser Sphäre
nicht sicher sein.” Nur ein Schüler, der von den Großen Lehrern geführt wird,
kann die Visionen unterscheiden. Um zu sehen und richtig zu begreifen, muß man
das niedere Manas beherrschen lernen und darf seine Einmischung nicht zulassen.
Es gibt viele Beispiele von Visionen, wo das höhere Manas die Wahrheit
offenbarte, aber das Gefühl der Selbstsucht seinen niederen Aspekt
hervorkehrte. Durch das Einmischen wurde nicht nur viel Eigenes beigemengt,
sondern der ganze Sinn der offenbarten Wahrheit entstellt.
Ich
möchte eine Seite aus der LEHRE anführen: ”Einem feurigen Geist wird die
Fähigkeit verliehen, feine Energien wahrzunehmen. Nur das feurige Bewußtsein
ist imstande, einen Strom feiner Energien zu leiten. Daher müssen die Berichte
mit großer Unterscheidungskraft sehr genau geprüft werden. Weil die Menschen
meinen, das Höchste auf niederer Ebene sehen zu können, sind die Bildnisse der
Herrscher so entstellt worden. In der Tat, die Menschen meinen, das Höhere
sollte dem Niederen dienen, aber sie erkennen nicht, daß nur das Verstehen des
Dienens einem das Recht verleiht, ein offenbartes Glied der Kette zu werden. So
ist es das entstellte Verstehen der Sendungen das Ergebnisse zeitigt, die den
Raum verseuchen …
Daher
wollen Wir vor den Entstellungen und falschen Mitteilungen warnen. Aber was
enthüllt ein Medium oder ein mit Imperil vergifteter Empfänger? Daher ist es
notwendig, das profane menschliche Wirken zu läutern und diese Mitteilungen in
Zukunft zu vernichten. In der feurigen Welt kann nur das feurige Bewußtsein ein
wahrer Empfänger Unserer Sendungen sein.
Man
wird fragen, warum Wir den falschen Quellen nicht Einhalt gebieten; warum Wir
nicht jene entlarven, die die Sendungen entstellen? Würde man den Strom, in
dessen Kielwasser die Menschheit voranschreitet, gewaltsam aufhalten, dann
würde Fanatismus sich in Brutalität verwandeln. So fließt der üble freie Wille
wie Lava und verschlingt auch jene, die sich gegen das Gute auflehnen, wie die
Geschichte beweist. Gewaltmaßnahmen können für die Menschheit gewiß keinen
rechtschaffenen Pfad bahnen. So können die feinen Energien nur von einem
feurigen Bewußtsein aufgenommen werden. Daher ist Duldsamkeit wahrhaftig das
Los des feurigen Bewußtseins. Allerdings sollte man immer läutern, wo immer es
Anhäufungen von Unflätigkeit gibt, und das Los des feurigen Bewußtseins ist es,
die Mitteilungen des Raumes zu läutern. Unter den angehäuften Seiten
menschlicher Schriften wird man jene verderblichen Mitteilungen beachten
müssen, die die Gehirne selbst gutgesinnter Menschen trübten. So sollte man auf
dem Pfad zur Feurigen Welt die große Bedeutung der Wahrnehmungsfähigkeit
höherer Energien und feinstofflicher Sendungen verstehen.” (Feurige Welt III)
4.
Der ganze Osten glaubt an das Kommen des Herrschers Maitreya, aber einige
wissen, daß der Herrscher Maitreya jetzt in der Gestalt des Herrschers der
Schambhala weilt. Sicher, Sein Kommen darf nicht als Erscheinung im Fleische
verstanden werden, nach irdischen Bedingungen unter den Erdbewohnern. Die Lehre
des Herrschers Maitreya wird sich über die ganze Welt verbreiten und das Neue
Zeitalter, das Zeitalter des Erwachens des Geistes, verkünden, das auch das
Zeitalter der Frau genannt wird.
Es
befremdet zu hören, daß manche Menschen meinen, die Großen Lehrer wären wegen
der BÜCHER DES AGNI YOGA in zwei Lager gespalten. Diese Meinung ist eine
armselige irdische Vorstellung, denn die Lehrer, die der Hierarchie des Lichts
angehören, können nie in zwei Lager aufgespalten sein. Dies ist nur der
schwarzen Bruderschaft eigen, wogegen der Beschluß der Hierarchie des Lichts
immer monolithisch ist. Daher besiegt auch das Licht die Finsternis.
Es
ist wahr, die Beschäftigung mit Okkultismus auf die Art, wie sie die meisten
verstehen - in der Durchführung mechanischer Übungen - ist sehr gefährlich.
Aber der Pfad des Lichts, der Pfad selbstlosen Dienstes zum Wohle der
Menschheit, Bereitschaft des Geistes, unablässige Bestrebung nach
Vervollkommnung des inneren Menschen sowie treue Hingabe an das erwählte Ideal
- dieser Pfad hat, obwohl er sehr schwierig ist, seine geistigen Freuden. Auf
der letzten Stufe leert der Lichtträger unvermeidlich den Giftbecher, den Kelch
des Verrats durch die Nahestehenden. So war es und so wird es sein. Je heller
das Licht, um so dichter die Finsternis. Darüber hinaus hat jeder Lichtträger
seinen Judas oder Devadatta - sei es ein treuloser König, wie im Falle St.
Germain, oder die Coulombs und Soloviews im Falle Blawatsky. In der Geschichte
jedes Lichtträgers gibt es eine unheilvolle Seite finsteren Verrats.
5.
Jedes aufrichtige Anklopfen des Herzens wird gehört werden. Klopfen Sie daher
an und seien Sie nicht niedergeschlagen, wenn die Antwort nicht sofort erfolgt.
Die Antwort kommt immer unerwartet und meistens nicht in der Weise, wie von uns
erhofft; dafür gibt es viele Gründe. Seien Sie daher wachsam und lernen Sie
erkennen. Vervollkommnen Sie sich.
Ich
heiße Ihren Wunsch, Ihre Freunde in die Lehre einzuweihen, willkommen. Wir
nennen sie die LEHRE DER LEBENDIGEN ETHIK, denn unter dieser Bezeichnung nehmen
sie die Menschen eher an. Infolge unverantwortlicher Interpreten der östlichen
Lehren bringen die meisten Leser das Wort Yoga leider mit magischem oder
schädlichem Fakirismus in Zusammenhang.
16.
November 1935
Es
wurde der Rat erteilt, das Buch mit folgenden Worten zu beenden: ”Geschrieben
an der Schwelle vorbestimmter Frist.” Sie können auch andeuten, daß die Neue
Zeit naht, um die alte abzulösen und daß an dem Vorgang dieses Wechsels alle
kosmischen Kräfte teilnehmen werden. Selbst bei geringer Voraussicht müßte der
Mensch gewahren, wie sehr die Welt erbebt, wie alle Sphären in Vorbereitung für
den räumlichen und irdischen Kampf angespannt sind. Selbst ein geringes
Bewußtsein sollte den Aufbau erkennen, dem die Welt sich zuwendet. Selbst jene,
die nicht gewillt sind zu verstehen, daß das Karma, das alle Pfade zu einer
großen Erneuerung führt, unvermeidlich ist. Man kann sich wirklich nur wundern,
wie sehr die Menschheit in selbst geschaffenen Illusionen verharrt.
”Sicher,
Weitsichtige sprechen vom Nahen des Weltenendes. Sie sprechen davon so, wie es
ihnen in der Elementarschule gelehrt worden ist. Sie sind zu unbedeutend, um
dafür getadelt zu werden, denn ihre Köpfe sind von Kindheit an mit den
verderblichen Ideen vollgepfropft worden. Sie fühlen aber dennoch ein gewisses
Ende von etwas. Obwohl nur trübe vernommen, erahnt ihr Geist dennoch eine
Veränderung. Man nennt sie falsche Propheten, doch solch ein Urteil ist nicht
gerecht, denn sie fühlen auf ihre Art das Ende einer veralteten Welt. Nur sind
sie unfähig, die äußeren Zeichen zu erkennen. In der Tat, die Stunde ist nahe,
wo nutzlose Hüllen fallen und die Welt des Lichts beginnt, sich in Freude zu
verwandeln. Der wichtigste Vorgang kann sich sichtbar-unsichtbar vollziehen.”
”Werden
Vorwarnungen gegeben, dann ist es leichter Ereignisse zu erkennen. Es ist
bereits etwas geboren worden, aber die Menge ist mit Vergnügungen befaßt. Eine
Explosion wird bereits vorbereitet, doch die Menge eilt auf die Rennbahnen.
Alte Propheten wußten von vielen Veränderungen, die den Geschichtsschreibern
nun klar erscheinen. Aber ihre Zeitgenossen vermochten jene, die vorausschauend
waren, nur zu steinigen. Ist es nicht auch heute so?” (Feurige Welt III)
Und
jetzt zu Ihren Fragen. Ich möchte gerne einige Beifügungen geben zur
siebenfältigen Konstitution des Menschen:
1.
Der physische Körper.
2.
Der Ätherkörper oder ätherische Doppelgänger (manchmal der niedere Astralkörper
genannt). Viele der Phänomene bei spiritistischen Sitzungen geschehen mit Hilfe
des ätherischen Doppelgängers des Mediums.
3.
Prana - das Lebensprinzip, untrennbar von allen Erscheinungen des Kosmos.
4.
Kama - die Tierseele (oder der höhere Astralkörper), durch den der Wunsch in
zwei Aspekten zum Ausdruck kommt:
a)
Kama-Manus, niederer Verstand oder Intellekt,
b)
Kama-Rupa - Form (die niedere subjektive Form von mentalen und physischen
Wünschen und Gedanken, oder der Denker in Tätigkeit).
5.
Manas - das Selbstbewußtsein oder der Denker (höhere Intelligenz).
6.
Budhi - Geistigkeit, die Geistseele, zum Unterschied zur menschlichen
Tierseele; der Leiter durch den Atma sich offenbart.
7.
Atma - Geist, feuriges Element oder Energie, die sich im ganzen Kosmos
ausbreitet.
Doch
jetzt, nachdem wir diese siebenfältige Unterteilung kennen, wollen wir die
Praxis verallgemeinern, denn es ist immer notwendig zu verallgemeinern. Weisen
Sie daher darauf hin, daß die sogenannten Prinzipien in uns (mit Ausnahme des
physischen Körpers und des ätherischen Doppelgängers, die sich nach dem Tod
auflösen) genaugenommen nur Aspekte oder Zustände unseres Bewußtseins
sind. In der Tat, alle Unterteilungen in Geist, Seele, Manas - höheres und
niederes, sind in Wirklichkeit nur verschiedene Eigenschaften ein und derselben
Grundenergie, nämlich des Feuers, des Lebens oder des Bewußtseins, deren
höchster Aspekt die psychische Energie ist. Um eine höhere Geistigkeit, also
die Feurige Welt zu erlangen, müssen wir daher die Feuer unserer Nervenzentren
bis zu ihrem siebenten Zustand umwandeln und vergeistigen. So ist die
Feurige Welt die Welt vergeistigter Gefühle und geläuterten Bewußtseins.
Nicht ein einziges menschliches Gefühl schwindet, es bleibt in der Feurigen
Welt in seinem vergeistigen oder verfeinerten Zustand erhalten, es
entspricht den höheren Anziehungen und Schwingungen. Der ganze Kosmos ist
auf der siebenfältigen Grundlage aufgebaut; daher enthält jede Energie, jede
Erscheinung in sich eine siebenfältige Abstufung der Spannung und
Verfeinerung.
Und
jetzt zu der Frage, die Sie so sehr interessiert - die Planetenkette des
Mondes: Wie ich Ihnen bereits geschrieben habe, muß man unter Planetenkette
einen bestimmten Planeten in verschiedenen Phasen seiner Entwicklung, begleitet
von seinen unsichtbaren Sphären, verstehen. Alles in der Natur entwickelt sich
nach dem ewigen Gesetz des siebenfältigen Prinzips. Daher hat jeder Planet,
ähnlich wie beim Menschen, seine sieben Prinzipien oder sieben Sphären. Von
diesen sieben Sphären sind die niedersten und materiellsten (in der irdischen
Kette ist es unsere Erde) unserer Kenntnis völlig zugänglich, die anderen sechs
hingegen liegen außerhalb ihrer und sind für das physische Auge unsichtbar. Und
jede solcher Weltenketten ist eine sogenannte Verkörperung oder das Produkt
(Kind-Nachkommenschaft) einer anderen, niederen und toten Kette. Diese sieben
Sphären entsprechen den Prinzipien des Menschen. So ist unsere irdische Kette
eine Verkörperung oder ein Abkömmling der älteren Mondkette.
Grafik aus der Geheimlhre:
Fig. 1
MONDKETTE Fig.
2 ERDKETTE
”Wenn
eine Planetenkette in ihrer letzten Runde ist, so sendet ihre Kugel A, bevor
sie schließlich abstirbt, ihre gesamte Energie und ihre Prinzipien in ein
neutrales Zentrum latenter Kraft, in ein Layazentrum, und beseelt damit einen
neuen Kern von undifferenzierter Substanz oder Materie, d. h. ruft ihn zu
Aktivität und gibt ihm Leben … Man stelle sich die sechs Mitgloben des Mondes
vor - Äonen früher, bevor der erste von unseren sieben Globen evolvierte -
genau in derselben gegenseitigen Lage, wie sie die Mitgloben unserer Kette
jetzt in bezug auf unsere Erde einnehmen.
Es
wird nunmehr leicht sein, sich weiter vorzustellen, daß Kugel A der Mondkette
Kugel A der Erdkette beseelt und - stirbt; daß die nächste Kugel B der neuen
Kette zusendet (der Erdkette); daß dann der Mond (unser Satellit) in die
niedrigste Kugel unserer Planetenkette - Kugel D, unsere Erde - all sein Leben,
seine Energie und seine Kräfte ausströmt …
Der
Mond ist unleugbar der Satellit unserer Erde; aber das entkräftet nicht die
Theorie, daß er der Erde alles bis auf seinen Leichnam gegeben hat …; und
nachdem er (der Mond) sie in ein neues Zentrum übertragen hat, tatsächlich ein
toter Planet wird, in dem seit der Geburt unseres Globus die Rotation nahezu
aufgehört hat.”
”Warum
sollen Venus und Merkur keine Trabanten haben, und wodurch wurden sie, wenn sie
existieren, gebildet? Die Astronomen wissen es nicht, weil, sagen wir, die
Wissenschaft nur einen Schlüssel besitzt, um die Geheimnisse der Natur zu
erschließen - den Schlüssel der Materie, während die okkulte Philosophie sieben
Schlüssel hat und das erklärt, was die Wissenschaft zu sehen verfehlt. Merkur
und Venus haben keine Satelliten, aber sie hatten ”Eltern“, genauso wie die
Erde.
Beide
sind viel älter als die Erde, und bevor diese ihre siebente Runde erreicht,
wird ihre Mutter, der Mond, sich in dünne Luft aufgelöst haben, wie es mit den Trabanten
der anderen Planeten geschehen oder auch nicht geschehen ist - je nachdem, da
es Planeten gibt, die mehrere Trabanten haben - wieder ein Rätsel, das
kein Ödipus der Astronomie gelöst hat.
Der
Mond ist jetzt der erkaltete, übriggebliebene Rest, der Schatten, der dem neuen
Körper nachgezogen wird, in den seine lebendigen Kräfte und Prinzipien
übergeleitet wurden. Er ist verdammt, durch lange Zeitalter immer die Erde zu
verfolgen, von seinem Sproß angezogen zu werden und ihn anzuziehen. Beständig
vampirisiert von seinem Kind (der Erde), rächt er sich dadurch an ihm, daß er
es durch und durch mit dem verderblichen unsichtbaren und vergifteten Einfluß
durchtränkt, der von der okkulten Seite seiner Natur ausstrahlt. Denn er ist
ein toter, aber doch ein lebender Körper. Die Teilchen seines zerfallenden
Körpers sind voll aktiven und destruktiven Lebens, obwohl der Körper, den sie
gebildet hatten, seelenlos und leblos ist. Daher sind seine Ausstrahlungen -
gleichzeitig wohltätig und verderbenbringend - ein Umstand, der seine Parallele
auf der Erde darin findet, daß Gras und Pflanzen nirgends saftiger und üppiger
sind, als auf Gräbern, während zu gleicher Zeit die Grabfeld- oder
Leichenausdünstungen tödlich wirken … Die Natur und Eigenschaften des Mondes
waren einem jeden Okkultisten bekannt, aber dem Physiker sind sie ein
verschlossenes Buch geblieben.”
”Zum
Nutzen jener, die die Lehre von den siebenfältigen Weltenketten im solaren
Kosmos nicht gelesen oder nicht klar verstanden haben, sei die Lehre im folgenden
kurz zusammengestellt
1.
Alles im metaphysischen sowohl wie im physischen Universum ist siebenfach.
Daher werden jedem siderischen Körper, jedem Planeten, sei er sichtbar oder
unsichtbar, sechs begleitende Globen zugeschrieben. Die Evolution des Lebens
schreitet auf diesen sieben Globen oder Körpern voran, vom ersten bis zum
siebenten, in sieben Runden oder Zyklen.
2.
Diese Globen (oder Sphären) werden durch einen Prozeß gebildet, den die
Okkultisten die ”Wiedergeburt einer Planetenkette (oder Ringes)“ nennen. Wenn
die siebente und letzte Runde eines solchen Ringes eingetreten ist, beginnt der
höchste oder erste Globus, A, gefolgt von allen übrigen bis hinab zum letzten,
statt in eine gewisse Periode der Ruhe - oder ”Verdunkelung“, wie in den
früheren Runden - einzutreten, auszusterben. Die planetarische Auflösung
(Pralaya) ist nahe und ihre Stunde hat geschlagen; jeder Globus hat sein Leben
und seine Energie auf einen anderen Planeten zu übertragen
3.
Unsere Erde als die sichtbare Repräsentantin ihrer unsichtbaren höheren
Mitgloben, ihrer ”Herren“ und ”Prinzipien“, hat, ebenso wie die anderen, durch
sieben Runden zu leben. Während der ersten drei bildet und konsolidiert sie
sich; während der vierten gewinnt sie Festigkeit und verhärtet; während der
letzten drei kehrt sie stufenweise in ihre erste … Form zurück - sie wird
sozusagen vergeistigt.
4.
Ihre Menschheit entwickelt sich vollständig erst in der vierten - unserer
gegenwärtigen Runde. Bis zu diesem vierten Lebenszyklus wird sie nur in
Ermangelung eines angemessenen Ausdruckes als ”Menschheit“ bezeichnet. Gleich
der Raupe, die zur Puppe und zum Schmetterling wird, geht während der ersten
Runde der Mensch, oder vielmehr das, was zum Menschen wird, durch alle Formen
und Reiche, und während der zwei folgenden Runden durch alle menschlichen
Gestalten hindurch. Angelangt auf unserer Erde mit dem Beginn der vierten
Runde, ist in der gegenwärtigen Reihe von Lebenszyklen und Rassen der Mensch
die erste Form, die auf der Erde erscheint, da ihm nur das Mineralreich und das
Pflanzenreich vorausgehen - ja auch das letztere hat seine weitere Evolution
durch den Menschen zu vollziehen und fortzusetzen … Während der drei
zukünftigen Runden wird die Menschheit, wie der Globus (der Planet), auf dem
sie lebt, immer dahin streben, ihre ursprüngliche Form wieder anzunehmen, die
einer Dhyan Chohanischen Schar. Der Mensch strebt, ein Gott und dann Allgott
zu werden, so wie jedes andere Atom im Weltall …
5.
Jeder Lebenszyklus auf Kugel D (unserer Erde) ist zusammengesetzt aus sieben
Wurzelrassen. Sie beginnen mit der ätherischen und enden mit der geistigen, auf
der doppelten Reihe der physischen und moralischen Evolution - vom Anfang der
irdischen Runde an bis zu ihrem Schluß. (Die eine ist eine ”planetarische
Runde“ von Kugel A bis Kugel G, der siebenten; die andere die ”Globusrunde“,
oder die irdische Runde der sieben Rassen) …
6.
Die erste Wurzelrasse. Die ersten ”Menschen“ auf Erden (abgesehen von der Form)
waren die Nachkommen der ”himmlischen Menschen“ mit Recht in der indischen
Philosophie die ”Mondvorväter“ oder die Pitris genannt, deren es sieben Klassen
oder Hierarchien gibt …”
Bedenken
Sie, daß: ”… jede Runde eine neue Entwicklung bewirkt und sogar einen
vollständigen Wechsel in der intellektuellen, psychischen, geistigen und
physischen Konstitution des Menschen; alle diese Prinzipien entwickeln sich
nach einer ständig ansteigenden Stufenleiter …”
”…
Es muß eine begrenzte Anzahl von Monaden sein, die sich entwickeln und
zu immer größerem Manvantara heranwachsen, indem sie in jedem neuen Manvantara
viele aufeinanderfolgende Persönlichkeiten oder Inkarnationen assimilieren …
Somit sind die Scharen der mehr oder weniger vorgeschrittenen Monaden zwar fast
unberechenbar, aber doch endlich, wie alles in diesem Kosmos der
Differentiation und Endlichkeit.
So
”war der Mond der vierte Globus (Sphäre in der Mondkette) der Reihe und auf
demselben Wahrnehmungsplan wie unsere Erde …
”Ferner,
wenn Globus A der neuen Kette fertig ist, dann inkarniert die erste Klasse oder
Hierarchie der Monaden von der Mondkette auf ihm in dem niedersten Reich, und
so weiter der Reihe nach. Das Resultat ist, daß nur die erste Klasse der
Monaden den menschlichen Entwicklungszustand in der ersten Runde erreicht,
während die zweite Klasse auf jedem Planeten (Globus-Sphäre), die später
ankommt, nicht Zeit hat, diese Stufe zu erreichen. Somit erreichen die Monaden
der Klasse 2 den Anfang der menschlichen Stufe erst in der zweiten Runde, und
so fort bis hinauf zur Mitte der vierten Runde. Aber an diesem Punkt - und in
dieser vierten Runde, in der der menschliche Zustand vollständig entwickelt
wird - schließt sich das Tor zum Menschenreich; und von da an ist die Zahl der
menschlichen Monaden, d. h. der Monaden auf der menschlichen Stufe der
Entwicklung abgeschlossen. Denn die Monaden, die die menschliche Stufe bis zu
diesem Augenblick nicht erreicht haben, werden sich wegen der Entwicklung der
Menschheit selbst, so weit hinten finden, daß sie die menschliche Stufe erst am
Schluß der siebenten und letzten Runde erreichen werden. Sie werden daher auf
dieser Kette keine Menschen sein, sondern die Menschheit eines zukünftigen
Manvantara bilden und dadurch belohnt werden, daß sie ”Menschen“ auf einer
höheren Kette werden, wodurch sie ihre karmische Entschädigung erhalten …”
”Die
monadische Schar kann ungefähr in drei Klassen eingeteilt werden:
1.
Die am meisten entwickelten Monaden - die Mondgötter oder ”Geister“ in Indien
die Pitris genannt - deren Aufgabe es ist, in der ersten Runde den ganzen
dreifachen Zyklus der mineralischen, pflanzlichen und tierischen Reiche in
ihren ätherischesten, fluidalsten und rudimentärsten Formen zu durchlaufen, um
sich darein zu kleiden und sich der Natur der neugebildeten Kette zu
assimilieren. Sie sind jene, die zuerst die menschliche Form erreichen - wenn
von einer Form im Gebiet des nahezu Subjektiven die Rede sein kann - auf Kugel
A in der ersten Runde. Sie sind es daher, die das menschliche Element während
der zweiten und dritten Runde leiten und repräsentieren …
2.
Jene Monaden, die die menschliche Stufe zuerst während der dreieinhalb Runden
erreichen und ”Menschen“ werden.
3.
Die Nachzügler; die Monaden, die sich verspätet haben und wegen karmischer
Hindernisse die menschliche Stufe in diesem Zyklus (oder Runde) überhaupt nicht
erreichen … Es ist einleuchtend, daß eine Monade weder vorwärtsschreiten noch
sich entwickeln oder auch nur die Wechsel der Zustände, durch die sie
hindurchgeht, affiziert werden kann. Sie ist nicht von dieser Welt oder diesem
Plane und kann nur einem unzerstörbaren Stern göttlichen Lichts und Feuers
verglichen werden, der auf unsere Erde herabgeworfen ist, als Rettungsplanke
für die Persönlichkeiten, in denen er wohnt. Es ist Sache der letzteren, sich
daran zu klammern und, teilnehmend an der göttlichen Natur, Unsterblichkeit zu
erlangen. Sich selbst überlassen, wird sich die Monade an niemanden klammern,
sondern, wie die Planke, von dem rastlosen Strom der Evolution zu einer anderen
Inkarnation fortgetrieben werden.
Nun
wird die Evolution der äußeren Form oder des Körpers, um die astrale herum,
durch die irdischen Kräfte bewirkt, ebenso wie es in den niederen Reichen der
Fall ist; aber die Evolution des inneren oder wirklichen Menschen ist rein
geistig. Es ist jetzt nicht mehr ein Durchgehen der unpersönlichen Monade durch
viele und verschiedene Formen der Materie - begabt im besten Falle mit Instinkt
und Bewußtsein auf einem ganz anderen Plane - wie im Falle der äußeren
Evolution, sondern eine Reise der ”Pilgerseele“, durch verschiedene Zustände
nicht nur der Materie, sondern des Selbstbewußtseins und der Selbstwahrnehmung,
oder der Wahrnehmung aus bewußter Auffassung.
Die
Monade taucht aus ihrem Zustand geistiger und intellektueller Unbewußtheit
empor; und, die beiden ersten Pläne - die dem Absoluten zu nahe sind, als daß
sie irgendwelche Wechselbeziehung zu etwas auf einem niedrigerem Plane zuließen
- überspringend, begibt sie sich direkt auf den Plan der Gedankentätigkeit.
Aber es gibt im ganzen Universum keinen Plan mit einem breiteren Rand- und
weiteren Tätigkeitsgebiet, mit solchen fast endlosen Abstufungen der
perzeptiven und apperzeptiven Eigenschaften, als diesen Plan, der seinerseits
wieder einen angemessenen kleineren Plan für jede ”Form“ hat, von der
mineralischen Monade aufwärts bis zu der Zeit, da diese Monade durch Evolution
zur göttlichen Monade erblüht. Aber alle diese Zeit hindurch ist sie doch ein
und dieselbe Monade, deren Unterschiede nur in ihren Inkarnationen liegen,
während ihrer beständig aufeinanderfolgenden Zyklen von teilweiser oder
gänzlicher Verdunkelung des Geistes oder teilweiser oder gänzlicher
Verdunkelung des Stoffes - zwei polaren Gegensätzen - je nachdem sie emporsteigt
in die Gebiete innerlicher Spiritualität oder hinabsteigt in die Tiefen der
Materialität.”
”Was
sind, so mag gefragt werden, die ”Mond-Monaden“, von denen eben die Rede war?
Die Beschreibung der sieben Klassen der Pitris wird später erfolgen, aber jetzt
mögen einige allgemeine Erläuterungen gegeben werden. Es muß jedermann klar
sein, daß sie Monaden sind, die, nachdem sie ihren Lebenszyklus auf der
Mondkette, die niedriger ist als die Erdkette, beendeten, auf der letzteren
inkarnierten. Hier hätten wir aber noch einige weitere Einzelheiten
hinzuzufügen, obwohl sie zu nahe an verbotenes Gebiet angrenzen, als daß sie
vollständig behandelt werden könnten. Das letzte Wort des Mysteriums wird nur
Adepten mitgeteilt; es kann aber festgestellt werden, daß unser Satellit nur
der grobe Körper seiner unsichtbaren Prinzipien ist. Wie wir sehen, daß es
sieben Erden gibt, so gibt es auch sieben Monde, von denen nur der letzte
sichtbar ist; dasselbe gilt von der Sonne, deren sichtbarer Körper eine Maja
genannt wird, eine Reflexion, gerade so wie es der Körper des Menschen ist.
”Die wirkliche Sonne und der wirkliche Mond sind ebenso unsichtbar wie der
wirkliche Mensch”, sagt ein okkulter Ausspruch.
”In
Wirklichkeit ist der Mond nur in einer Hinsicht ein Satellit der Erde, nämlich
insofern er physisch die Erde umläuft … So verblüffend die Behauptung
erscheinen mag, ist sie doch nicht ohne Bestätigung seitens der Wissenschaft.
Sie
wird augenscheinlich gemacht durch die Gezeiten, durch die zyklischen Wechsel
in vielen Krankheitsformen, die mit den Mondphasen zusammenfallen; sie kann
verfolgt werden im Wachstum der Pflanzen, und sie ist sehr hervortretend in den
Erscheinungen der menschlichen Empfängnis und Schwangerschaft. Die Bedeutung
des Mondes und sein Einfluß auf die Erde wurden in jeder alten Religion
anerkannt; insbesondere in der jüdischen, und wurde von vielen Beobachtern
psychischer und physischer Phänomene bemerkt. Hingegen ist, soweit der
Wissenschaft bekannt, die Einwirkung der Erde auf den Mond auf die physische
Anziehung beschränkt, die ihn zum Durchlaufen seiner Bahn zwingt. Und sollte
ein Gegner einwenden, daß diese Tatsache allein ein genügender Beweis dafür
ist, daß der Mond wahrhaftig der Trabant der Erde auch auf anderen
Wirkungsplänen sei, so kann man ihm mit der Frage entgegnen, ob eine Mutter,
die immer um die Wiege ihres Kindes herumgeht, um über es Wache zu halten,
ihrem Kinde untergeordnet und von ihm abhängig ist? Obwohl sie in einem Sinn
sein Satellit ist, so ist sie doch sicherlich älter und vollständiger
entwickelt als das Kind, das sie bewacht.
Der
Mond ist somit der, der die größte und wichtigste Rolle spielt, sowohl bei der
Bildung der Erde selbst als auch bei ihrer Bevölkerung mit menschlichen Wesen.
Die lunaren Monaden oder Pitris, die Vorfahren des Menschen, werden in
Wirklichkeit zum Menschen selbst. Sie sind die Monaden, die in den
Evolutionszyklus auf Kugel A eintreten und die, indem sie die Kette der
Planeten (Globen-Sphären) umlaufen, die menschliche Form evolvieren, wie soeben
gezeigt wurde … Diese Monaden oder göttlichen Funken sind somit die
Mondvorfahren, die Pitris selbst; denn diese Mondgeister sind ”Menschen“
geworden, damit ihre Monaden einen höheren Plan der Tätigkeit sowie
Selbstbewußtsein erlangen können, d. i. den Plan der Manasa-Putras, die die
”sinnlosen“ Schalen, die von den Pitris geschaffen und beseelt wurden, im
letzten Teil der dritten Wurzelrasse (vierte Runde) mit ”Gemüt“ begabten.
1.
Sie werden als Manasa-Putras oder vernunftbegabt bezeichnet - die Söhne des
Lichts oder Sonnen-Vorfahren. So verdankt unsere Menschheit ihnen ihre
beschleunigte Evolution.
2.
”Auf dieselbe Art werden die Monaden oder Egos der Menschen der siebten Runde
unserer Erde, nachdem unsere eigenen Globen A, B, C, D etc. mit ihrer
Lebensenergie fortgehend andere Layazentren beseelt und dadurch zum Leben
gerufen haben, bestimmt, auf einem noch höheren Daseinsplane zu leben und zu
handeln; und auf dieselbe Art werden die Erdvorfahren jene schaffen, die höher
emporgelangen werden als sie selbst.”
Und
so habe ich mich gefreut, über Ihre Zeichen zu hören. Die Vision einer
Kerzenflamme ist für das Entfachen der Zentren sehr charakteristisch. Manchmal
kann man eine solche Flamme über einem leuchtenden Knoten sehen - als wären es
dicke Fäden (Nerven). Die farbigen Sternchen weisen immer auf das Erwachen der
Zentren hin.
Auch
das Auftreten von schillernd leuchtenden Zickzacks ist sehr charakteristisch.
Ich habe sie im letzten Sommer oft gesehen und sie störten mich bei der Arbeit,
da meine Arbeitsunterlagen von ihnen dicht besät waren. Sie weisen auf die
Schlacht in der überirdischen Weit hin. Beobachten Sie weiter alles und
schreiben Sie es auf. Man darf solche Beobachtungen an sich nicht
vernachlässigen. Die Menschen büßten die Beobachtungsfähigkeit ein, doch es ist
wichtig, sich zu kennen.
18.
November 1935
Ich
war sehr erfreut, Ihr feines Verstehen der Legende über den Schatz der Welt zu
gewahren. Allerdings hat jedes Zeichen mehrere Bedeutungen. Dieser Schatz ist
ein Fragment des im Bollwerk des Lichts behüteten Hauptkörpers. Das Übermitteln
dieses Geschenks kennzeichnet seit undenklichen Zeiten die kommende Ära
vorhergesagter Vereinigung und Macht in dem Lande, wo es in Erscheinung tritt.
Alle großen Vereiniger und Gründer von Völkern haben es besessen. Der Osten ist
besonders reich an Legenden über das Geschenk des Orions, und die Völker Asiens
suchen es überall. Ossendowski, der Autor des Buches ”Tiere, Menschen und
Götter“, hörte von diesen Legenden. Es gibt sie in verschiedenen Versionen, die
mehr oder weniger richtig sind. So steht das weiße Pferd von Tibet und der
Mongolei, Erdeni Mori, das Chintamani (den Schatz der Welt) trägt, ebenfalls
mit diesem Ereignis in Zusammenhang. Die in dem Buch ”Auf östlichen Kreuzwegen“
berichtete Legende ist die Wahrheit. Gemäß der Legende bringt dieser Schatz ein
besonderes Bündnis mit sich, das erfüllt werden muß. Der in der Legende
erwähnte Schrein stammt aus dem dreizehnten Jahrhundert, und man sagt, daß er
aus Leder war, das aus dem Besitz Salomons selbst stammt. Auf diesem Leder sind
viele alchemistische Symbole eingeschrieben. Der bekannte Rabbi Moses de Leon,
der Verfasser des Zohar, hielt sich in der Zeit der Judenverfolgung in Spanien
auf und suchte Schutz bei einer deutschen vornehmen Edelfrau. Sie gewährte ihm
Zuflucht, und auch andere verfolgten Juden flohen auf ihre Güter. Als Zeichen
der Dankbarkeit überreichte ihr der Rabbi einen Talisman sowie dieses kostbare
Leder. Die Dame ließ daraus einen kleinen Schrein anfertigen und verwahrte
darin den Talisman. Der Legende nach wird der Schatz, sobald sich eine neue
Macht bildet, zum Bollwerk nach Schambhala zurückkehren.
Das
Jahr 1936 wurde in den Voraussagen aller alten Aufzeichnungen erwähnt, und die
mit diesem Jahr zusammenfallenden Berechnungen der Ereignisse wurden in der
Cheopspyramide gefunden. Aber wer versteht dieses Ereignis, das der Neuen Welt
zugrunde liegt, und wer erkennt es? Kein Zweifel, vieles wird in diesem Jahr zu
durchschreiten sein; nicht nur in den höheren überirdischen Sphären, sondern
auch auf der Erde werden viele Zeichen in Erscheinung treten. Ich will Ihnen
eine Seite aus der LEHRE anführen:
”Ein
beachtenswertes Jahr rückt heran. Doch viele erfassen die Bedeutung des sich
vollziehenden Geschehens nicht. Sogar jene, die vernommen haben, wünschten, das
Geschehene möge sich nach ihrer Vorstellung gestalten. Gewöhnlich entsprechen
Wünsche der Natur des Wünschenden, doch beobachtet das laufende Geschehen ohne
Vorurteil. Richtet eure Aufmerksamkeit ernstlich und wissend darauf, daß ein
großer Zeitpunkt bevorsteht. Tauben werden euch nicht nur einen Ölzweig
bringen, sondern auch ein Eichen- und Lorbeerblatt. Ebenso sind Unsere
selbstlosen Opfer keine Zufallserscheinung, sondern Schritte in die Zukunft.
Wahrhaftig, unabänderlich sind die Fristen großen Wissens. Lernt schöpferisches
Ringen liebgewinnen. Versteht es, euer Ohr an die Erde zu legen und euer Herz
in großer Erwartung zu erleuchten. Mögen die Unwissenden Übel herbeiwünschen,
dennoch weben die Fristen das Gewebe der Welt. Lernt unterscheiden, lernt dem
Vorherbestimmten entgegenzufliegen. Es gibt viele Gewänder und Schleier, aber
der Sinn ist der gleiche. Das vorausgesagte Jahr (1936) rückt heran. ”(
FW III, §488.)
”Ernsthaft
und spannungsgeladen, doch ebenso freudvoll sollte dieses Jahr auf Erden für
jene verlaufen, die weise sind. Ich bestätige einen gewaltigen Energiewechsel,
der auch die Schlafenden wecken kann. Der König der Herrlichkeit wird nicht
physisch sichtbar erscheinen, doch die Weisen werden Seinen Schritt vernehmen.
Laßt die Toten die Toten begraben, und erfreut euch an der Lebensgestaltung.
Sagt den Freunden: Nehmt wahr und beobachtet scharf! ”( FW III, §490.)
”Gewisse
scharfsinnige Menschen sprechen vom Nahen des Weltenende. Sie schildern es so,
wie es ihnen in der Grundschule gelehrt worden ist. Sie sind zu unbedeutend, um
dafür getadelt zu werden, denn ihre Köpfe sind von Kindheit an mit den
verderblichsten Ideen vollgestopft worden. Und dennoch fühlen sie irgendein
Ende. Obwohl nur unklar wahrgenommen, erahnt ihr Geist dennoch eine
Veränderung.
Man
nennt sie falsche Propheten, doch solch ein Urteil ist nicht gerecht, denn sie
fühlen auf ihre Art das Ende einer veralteten Welt; nur sind sie unfähig, die
äußeren Zeichen zu erkennen. Wahrhaftig, die Stunde ist nahe, in der nutzlose
Scheuklappen allmählich abfallen und die Welt des Lichts sich allmählich in
Freude verwandeln wird. Die wichtigsten Vorgänge können sich sichtbar unsichtbar
vollziehen.” ( FW III, §491.)
”Werden
Vorwarnungen gegeben, dann ist es leichter, Ereignisse zu erkennen. Es wird
bereits etwas geboren, aber die Menge ist mit Vergnügungen befaßt. Eine
Explosion wird vorbereitet, doch die Menge eilt auf die Rennbahnen. Alte
Propheten wußten von vielen Veränderungen, die den Geschichtsschreibern nun
klar erscheinen. Aber ihre Zeitgenossen vermochten alle jene, die
vorausschauend waren, nur zu steinigen. Ist es nicht auch heute so? ” ( FW III,
§492.)
Alle
kosmischen Fristen, alle Gestirnskonstellationen nähern sich der Vollendung der
großen Runde, und die Menschheit muß geistig auferstehen. Die feurigen Energien
erreichen die Erde zur vorbestimmten Zeit, und wir dürfen große Veränderungen
erwarten, die zum Erwachen des Geistes führen müssen. Das Ende des Reiches
”Luzifers“ naht. Die neue Rasse wird geboren.
Gewiß,
Salomon war entschieden eine historische Persönlichkeit; auch der Tempel
Salomons ist keine Mythe.
Die
großen Inkarnationen der sieben Kumaras, oder der Söhne der Vernunft, der Söhne
des Lichts, kann man in alten Zeiten unter den Eingeweihten aller Länder und
Völker verfolgen, und später unter den größten Geistern in nicht allzufernen
Zeiten. In der Evolution unseres Planeten verdanken wir diesen großen
Geistwesen den Fortschritt unseres Bewußtseins. Sie inkarnierten in allen
Rassen und Völkern an der Schwelle einer neuen Bewußtseinsverschiebung und
jedem neuen Wendepunkt der Geschichte. Wahrlich, die großen Bildnisse der
Vergangenheit stehen mit diesen Söhnen des Lichts in Zusammenhang. Luzifers
Abfall begann mit Atlantis. Später konnte er in Ravana, dem Widersacher von
Rama, dem Helden der epischen Dichtung Mahabharata, erkannt werden. Die Großen
Geistwesen übernahmen unermüdlich die schwierigsten Lebensaufgaben, aber viele
ihrer Zeitgenossen verstanden die Größe und Selbstlosigkeit dieser wahren
Gottmenschen nur zum Teil. Kaum einer kann die ganze Bedeutung ihrer
Schöpferkraft auf der irdischen Ebene und in den überirdischen Welten ermessen.
Im Kosmos gibt es viele Geheimnisse, und wenn der Geist sie berührt, füllt sich
das Herz gegenüber diesen Geistwesen, den Schöpfern unseres Bewußtseins, mit
Begeisterung und unendlicher Dankbarkeit. In vielen Tausenden von Jahren, in
selbstaufopferndem Dienst für das Wohl der Menschen entsagten sie der höchsten
Freuden der Feurigen Welt und im Blutschweiß standen sie Wache, sie nahmen die
Dornenkrone auf sich und leerten den von der Menschheit dargereichten
Giftbecher, deren Wohltäter sie sind. Wenn der Schleier des Geheimnisses sich
hebt, werden wegen der gegen diese Retter begangenen Verbrechen viele Herzen
erbeben.
Sie
haben recht, das Studium der LEHRE DES LEBENS erfordert ein behutsames
Vorgehen. Man sollte an die Unvorbereiteten sehr vorsichtig herantreten. In der
Tat, nichts entwickelt sich so langsam wie das Bewußtsein. ”Man muß verstehen,
daß das menschliche Bewußtsein sehr versteinert ist. Bietet ihm daher keine
Nahrung, die es nicht aufnehmen kann. Bietet neben Schwierigerem auch Leichtes,
sonst werden euch die Menschen nicht anhören. Die Briefe des Lehrers sind
unbestritten verschieden, denn sie richten sich an verschiedene Bewußtseine.
Dies ist kein Widerspruch, sondern einfach der beste Weg. Gewöhnt euch daher an,
mit Bewußtseinen so behutsam wie mit Feuer umzugehen.”
Wir
müssen große Geduld üben, und nur durch behutsames Berühren können wir den
Menschen eine neue Denkrichtung bieten - nicht durch Zerstörung der alten
Begriffe, sondern durch allmähliche Erweiterung ihrer Meinung. Gewiß, jede
Person erfordert eine individuelle Annäherung.
Vergangenes
Jahr mehrten sich die Angriffe gegen die lichten Bestrebungen, aber noch
zahlreicher waren die guten Zeichen. Das Aufkommen neuer Energien, dieses Zusammenprallen
von Licht und Finsternis ist notwendig. Zum Heilen muß das Wasser aufgerührt
werden, nichts ist schlimmer als stehendes Wasser. Wir kennen natürlich die
Quelle, die die Broschüren fördert, sie ähnelt der von Ihnen erwähnten. Aber
solche Schriften finden nur bei Menschen mit niederem mentalem Niveau Anklang,
die nicht selbständig unterscheiden können, die in Selbstsucht und
Selbstvernichtung versunken sind. Für sie sind die Worte des Konfuzius - wonach
jene, die weder auf Verleumdung hören, die vom Gehirn langsam aufgenommen wird,
noch auf Beleidigung, die den Körper verwundet, als wirklich weise bezeichnet
werden können - unanwendbar. Vor allem Weitsicht deutet auf die Nichtigkeit
aller Verleumdungen vor dem Gesicht historischer Wahrheit, wenn die Höhere
Gerechtigkeit ihr Urteil auf Weltebene spricht.
Was
nun den internen Verrat betrifft, so haben wir es hier natürlich mit okkulten
Gesetzen zu tun. Es hat im Zeitalter Kali Yuga keinen reinen Aufbau des Lichts
gegeben, der nicht verraten worden wäre, und deshalb erleben wir die
bedrohlichste Zeit des Harmagedon; die Verräter sind zahlreicher geworden und
heftiger in ihrem Toben. Wie es heißt: ”Vor Anbruch der Fristen toben die
Finsteren besonders.”
Wir
sind vor dem feinen Verrat gewarnt worden, und wir hofften, daß es uns gelingt
ihn soweit als möglich zu verhindern und in eine bessere Gestirnskonstellation
zu gelangen. Aber die Verräter konnten sich unter dem Druck des schwarzen
Jahres mit sieben Sonnenfinsternissen nicht zurückhalten und lüfteten ihre
Masken. Jedoch bessere Aspekte sind nahe, und deshalb beobachten wir gelassen
die Entwicklung dieses Wahnsinns. Dieser Verrat, wie ich Ihnen bereits
geschrieben habe, geschah aus Eigennutz und Ehrgeiz. Man wollte die Lorbeeren
für sich allein einheimsen und die Früchte des Schaffens aller anderen
Mitarbeiter für sich ernten. N. K. baute alles nach dem Grundsatz des
Gemeinguts auf, ebenso auf weiter sozialer Grundlage und offensichtlichem
Wissen. Aber gerade dies gefiel jemanden nicht, und während N. K. abwesend war,
nutzte der Verräter die günstigen Umstände und setzte seine widerrechtliche
Besitzergreifung in die Tat um, die in 14jähriger Zusammenarbeit gründlich
geplant worden war. Dabei halfen ihm gewissenlose legale Ratgeber. Die Mikrobe
von Diktatur ist ansteckend.
Aber
wir wissen, was die Großen Lehrer von Verrätern halten. Wahrhaftig, ”Der Lehrer
ermöglicht es, eine neue Stufe zu beginnen. Verrat ist ein Merkmal solchen
Aufstiegs. Der Lehrer erachtet die Erscheinung von Mißbrauch für nützlich. Der
Lehrer erachtet ein Gericht der Verleumdung als ein wunderbares Geschenk. Die
Erscheinung von Verleumdung bringt Spannung der Atmosphäre, und jede Spannung
ist bereits ein Aufstieg. Laßt die Unwissenden tanzen, sie rufen die Wellen hervor.
Der Verräter kommt zum Sturz.”
In
solch völliger Gelassenheit und im Vertrauen auf die Führende Hand wollen wir
den Aufbau weiter vollführen.
Freilich,
mancher wird fragen, wie konnte es zugelassen werden, daß ein Verräter sich
nähert? Aber denken wir an Judas, Devadatta, Cassius, Brutus und andere Mörder
und Verräter, deren Namen nicht zu zählen sind. Verrat begleitet jede große
Heldentat wie ein Schatten und gerade bei Verrat wird die Größe einer Heldentat
ermessen. Viele finstere Verräter sind bekannt: an H. P. Blawatsky, dem Grafen
St. Germain und jenen unserer Zeit nahestehenden Lichtträgern, aber dadurch
werden ihre Namen nur berühmter.
Vor
diesen zwei schwarzen Jahren offenbarte sich ein neues Zeichen Großen
Vertrauens, das nach alten Schriften und Prophezeiungen das Beginnen der Neuen
Epoche andeutet. So sind die Zeichen von Licht und Finsternis verwoben. Mein
Brief ist mit Einzelheiten gespickt, und so ist das Leben selbst in seiner
Gesamtheit.
Da
ich meinen Brief nicht gerne beenden möchte, ohne des Lichts zu gedenken, will
ich mit folgenden Ausführungen schließen: ”Freuen wir uns über den Sieg. Die
Menschen werden ihn zuweilen noch nicht sehen, aber er ist bereits hier.
Wartet, Geduldige, denn nicht das Auge, sondern das Herz bestimmt den Sieg. Da
sich in der Feinstofflichen Welt ein feuriger Aufbau bereits abzeichnet, mögen
sich die Baumeister freuen. Die Schlafenden fühlen es nicht, wenn sie aus dem
Hause getragen werden, aber der Raum frohlockt bereits.” (Feurige Welt III)
26.
November 1935
Ich
pflichte Ihnen bei, daß der gekreuzigte Schächer wahrscheinlich nicht
schlechter war, sondern sogar besser als viele der angesehenen Pharisäer und
Sadduzäer. Jedoch zwischen einem Schächer und einem hohen Geist gibt es viele
Abstufungen. Die von Ihnen zitierte Behauptung des Vivekananda gilt nach wie
vor, doch wenn wir das Karmagesetz kennen, müssen wir verstehen, was unter
Befreiung und Erwachen des Geistes zu verstehen ist sowie der Befreiung von der
Macht der Finsternis. In der Tat, wir wissen, daß eine aufrichtige Reue vor dem
Tod, zusammen mit dem letzten reinen Gedanken und gewaltigem Streben zum
Höchsten, den Geist in die Sphären der Feinstofflichen Welt emporträgt - in
völliger Übereinstimmung mit seiner Schwingung und seinem Streben. Die Worte
Christi haben das Streben des Schächers noch verstärkt, und sein Geist war
somit imstande, sich zu erheben und zu einer noch höheren Ebene aufzusteigen.
Gleicherweise gibt es im Devachan nicht nur die Sündlosen und Heiligen. Jede
von uns vollführte Tat erhält ihre Belohnung.
Polarität
kann nicht schwinden, denn das ganze Sein beruht auf Polarität und Feuer -
diesem lebenspendenden Element, das in seinem Göttlichen Ursprung dual ist.
Gleicherweise
bedeutet Einheit nicht Verschmelzung zu einer Form. Daher ist in der Evolution
der Schönheit im Kosmos weder den häßlichen Hermaphroditen noch Siamesischen
Zwillingen, noch Menschen mit zweifachen Rücken ein Platz eingeräumt. In der
Tat, der Sinn des Seins liegt in einer unbegrenzten Verschiedenartigkeit von
Formen mit einer fundamentalen feurigen Einheit.
Und
nun möchte ich bezüglich Blut und Ansteckung einen Paragraphen aus dem III.
Band des Buches ”Feurige Welt“ anführen: ”Man fragt nach den Gründen der Ansteckung,
nach den Eigenschaften des Blutes und des Samens, vergißt aber völlig, daß
diesen Erscheinungen die psychische Energie zugrunde liegt. Sie schützt vor
Ansteckung und ist in der Beschaffenheit der Sekrete enthalten. Es ist unnütz,
eine mechanische Zusammenfassung der gesammelten Mitteilungen zu erwägen, wenn
die Beteiligung der psychischen Energie nicht beachtet wird. Die Menschen
bezeichnen eine gewisse Immunität als einen Einfluß des Glaubens; der Zustand
der Ekstase wird jedoch nicht ohne Grund das Strahlen der Feurigen Welt
genannt, und dieses Leuchten schützt den Menschen vor Ansteckung. Es reinigt
die Sekrete und wirkt wie ein Schild. Darum ist der Zustand der Freude oder der
Begeisterung das beste Vorbeugungsmittel. Wer die Entzückung des Geistes kennt,
ist vielen Gefahren entronnen. Selbst durchschnittliche Ärzte wissen, wie
veränderlich der Zustand des Blutes und der Sekrete ist. Es gibt aber nur
wenige, die das mit dem geistigen Zustand in Zusammenhang bringen. Man sollte
sich nicht durch Statistiken versklaven lassen; man könnte einem Irrtum
unterliegen. Es ist nicht so lange her, daß der Geisteszustand nach den
Ausmaßen des Schädels bemessen wurde. Damit wurde die psychische Energie zum
größten Teil vergessen.” (Feurige Welt III/450)
Ich
füge einen weiteren Paragraphen desselben Buches an, und meine, daß Ihnen
dieser von Nutzen sein wird: ”Wenn wir vom Geist und von der Materie sprechen,
sollten wir die höhere Bedeutung der Materie im Sinn haben. Sprechen wir aber von
der Befreiung des Geistes, so befassen wir uns mit jenen Erscheinungen, die
materielle Lebenseinheiten genannt werden können. Spricht man von diesen
Lebenseinheiten unter verschiedenen Formen, so muß man wissen, daß darunter das
Absinken des Geistes zu verstehen ist. Denn der Geist muß, wenn er sich in der
Materie offenbart, zusammen mit der Materie zu höherer Tätigkeit bestrebt sein.
Materie wird zur Schöpferkraft getrieben und erweckt die Lebensformen. Der
kosmische Begriff des weiblichen Prinzips, als Materie, ist so erhaben - das
weltliche Verstehen ist von der Wahrheit weit entfernt. Es ist schwer, Geist
von Materie zu trennen. Ohne Materie ist Geist nichts.”
Von
vielen Seiten kamen lichtbringende Neuigkeiten und Zeichen der nahenden Epoche.
Jedes große Zeitalter wird von einem besonderen himmlischen Zeichen begleitet,
das unvermeidlich in vielen Zeiten erscheint. Dieses Zeichen offenbarte sich im
Januar 1934. Die Gestirne befanden sich in bestimmten Konstellationen. Laßt uns
streng, feierlich und freudvoll sein. Setzen Sie Ihr nutzbringendes Werk fort!
7.
Dezember 1935
Man
kann nur bedauern, daß die von Ihnen genannten Personen offensichtlich weder
mit den östlichen philosophischen Systemen und Lehren noch mit der Geheimlehre
von H. P. Blawatsky vertraut sind. Deshalb wissen sie nicht, wer die hier
erwähnten Kumaras, die Söhne des Lichts, die vernunftbegabten Söhne usw. sind.
Und sollten sie dennoch die Geheimlehre gelesen haben, so verstanden sie nicht,
den Schlüssel umzudrehen. Es gibt eine einzige Kette der Hierarchie des Lichts,
die in Unbegrenztheit besteht und der alle wahren Lichtträger, die erschienen
und die sich noch auf der Erde befinden, angeschlossen sind. Sicherlich, die
Söhne des Lichts, die von den höheren Welten (Venus und Jupiter) zu Ende der
dritten Rasse unserer Runde auf unseren Planeten kamen, um die Evolution der
Menschheit zu beschleunigen, sind die Höchsten Geistwesen, die an der Spitze
der Hierarchie des Lichts stehen, das heißt, sie stehen uns in bezug auf Karma
am nächsten und sind uns am zugänglichsten. Sie sind die Erzeuger unseres
Bewußtseins; ihnen verdanken wir unsere geistige Entwicklung, und sie gehören
natürlich zur Kette der Baumeister des Kosmos. Jeder solcher Baumeister muß die
menschliche Evolution durchschreiten, um sich später auf die Spitze dieses oder
jenes Planeten erheben zu können. Aber da die Evolution unbegrenzt ist, treten
diese Baumeister, nachdem sie eine Evolutionsrunde vollendet haben, in eine
andere ein und werden wiedergeboren, aber auf höheren Welten. Denken Sie tiefer
über den Begriff Unbegrenztheit nach.
Bezüglich
der Behauptung der von Ihnen erwähnten Person wäre es vor allem interessant,
herauszufinden, was sie damit meint, daß die Mahatmas aus dem Himalaja auf der
Erde geboren werden. Denn streng genommen, können wir nur den Fürsten dieser
Welt und alle Erdbewohner, die seinem Strahl nahestehen, zu den auf Erden
geborenen Geistwesen zählen. Denn jedes Geisteskorn wird unter einem bestimmten
Gestirn empfangen, das für das ganze Manvantara sein Leitstern bleibt. So
gehört der Fürst dieser Welt infolge seiner früheren Errungenschaften auf einem
anderen Planeten zur Erde, und nach dem kosmischen Recht ist er Gast auf der
Erde. Natürlich, ihm stehen jene Geistwesen am nächsten, die ebenfalls unter
dem Strahl, der ihm entspricht, geboren wurden. Aber es gibt viele Geistwesen
auf der Erde, die ihrem Wesen nach bereits einer höheren Schwingung unterliegen
oder die Potentialität von Energien anderer Planeten unseres Sonnensystems
besitzen - selbst solch ferner wie Uranus und Neptun. Darüber hinaus wollen wir
bedenken, daß das Leben des ganzen Naturreichs unseres Planeten vom Mond
übertragen wurde. Aus diesem Grund wird in der ”Geheimlehre“ von zweierlei
Vorfahren der Menschheit gesprochen - den lunaren und den solaren. Die
Mondvorfahren stellen in Wirklichkeit die Menschen selbst dar, richtiger ihre
Mehrheit, wohingegen die Sonnenvorfahren die Söhne des Lichts sind, die für das
Wohl des Kosmos das selbstaufopfernde Werk der Schöpfung auf sich nahmen. Wie
bereits gesagt, kamen sie am Ende der dritten Runde von den höheren Welten auf
unseren Planeten. Seit jener Zeit inkarnierten sie stets an der Schwelle aller
Rassen und aller großen Ereignisse, so daß sie zu jeder Zeit dem Bewußtsein der
Menschheit einen neuen Anstoß verleihen konnten. Wahrlich, ihre Leben sind von
selbstaufopfernden Heldentaten erfüllt. Sie haben viele Giftbecher geleert. Zur
Zeit Atlantis waren Sie die Gründer der Großen Bruderschaft auf der Heiligen
Insel. Ebenso sind sie in unserer Rasse die Hüter des Bollwerks im
Transhimalaja.
Natürlich
können die Mahatmas des Himalaja nicht für lange Zeit mit den Auren der
Erdbewohner in Berührung kommen. Aus Mangel an entsprechender Schwingung können
Sie sich nicht lange in der Atmosphäre der Täler aufhalten. Daher ist ein
längerer Kontakt nicht nur für Sie, sondern auch für die Erdbewohner
gefährlich. So wurde der Mahatma K. H. zur Zeit Blawatskys, da er sich länger
als andere Mahatmas in den Tälern aufhielt und mit den Auren der Menschen in
Berührung kam, von seinem Hierarchen in das Bollwerk zurückgerufen, um seine
Kräfte zu regenerieren. Gleicherweise wissen wir, daß ein anderer Mahatma,
immer wenn er Frau Blawatsky in den Bergen von Sikkhim besuchte, ein bestimmtes
Ozonpräparat inhalierte. Wir wissen auch, daß weder Buddha noch Christus für
längere Zeit in den Städten bleiben konnten und sich oft in die Wüste
zurückzogen.
Die
Mahatmas des Himalaja leben in völliger Abgeschiedenheit und gewähren in einem
Jahrhundert einem oder höchstens zwei Kandidaten Zutritt in ihr Bollwerk. Es
gibt allerdings Ausnahmen. Doch senden Sie Ihre Jünger und jüngeren Bruder aus,
um zur Erfüllung einer bestimmten Aufgabe auf Erden zu inkarnieren; und von
Kindheit an lenken und überwachen Sie diese. Das durch viele Tausende von
Jahren gebildete okkulte Band erleichtert den geistigen Kontakt sowie das
beschleunigte öffnen der Zentren und ihre feurige Umwandlung - die feurige
Leitung des Hellhörens und Hellsehens wird ermöglicht. Aber selbst in solch geistiger
Bereitschaft muß der Bruder-Schüler ein absolut unerschütterliches Streben und
große Standhaftigkeit im Folgen der Führenden Hand offenbaren. Er hat sich
vielen Prüfungen zu unterziehen, selbst auf der letzten Stufe noch. Die
Schwierigkeiten häufen sich und scheinen oft unüberwindlich. Auf dem Pfade sind
auch Judasse unvermeidlich, damit der Pfad des Lichts höher geschätzt wird. Das
Symbol des Leerens des Giftbechers ist mit dem Pfad des Dienens an der
Menschheit untrennbar verbunden.
Manchmal
rufen die Mahatmas Ihre Jünger für eine Zeitlang in eines Ihrer Ashrams. Hier
bereiten Sie deren Organismus für das heilige Aufnehmen von feinen Energien vor
und erteilen ihnen Weisungen. So war es mit H. P. B., die drei Jahre in Ihrem
Ashram verbrachte, bevor sie die ”Geheimlehre“ niederschrieb. Aber Sie haben
völlig recht, wenn Sie sagen, daß wir uns mit Fragen der hierarchischen Grade,
die die Bruderschaft des Himalaja in der Kette der Unbegrenztheit einnimmt,
nicht zu sehr befassen sollten. Wir müssen mit dem Großen Lehrer, der uns rief,
arbeiten und uns bewußt werden, daß der Evolutionsgrad Seines Geistes für uns
zur Zeit unerreichbar ist. Möge Gott uns beistehen, auf daß wir fähig werden,
uns Ihm am Ende unseres planetaren Manvantara zu nähern.
Im
Buch ”Feurige Welt III“ der Lehre gibt es einen Paragraphen, der auf viele
irdische Lehrer Anwendung finden kann. Er besagt: ”Ein Lehrer, der die
Unduldsamkeit nicht überwunden hat, kann die Zukunft nicht gestalten. Die Lehre
ist für die Zukunft gegeben. Der Geist kann ohne das Schmieden der
Vervollkommnung nicht vorankommen. So kann man die Aufmerksamkeit der Zuhörer
zwingen, aber es ist weit notwendiger, das Voranschreiten zu wecken. Der Lehrer
verbietet nicht das Lesen verschiedener Bücher. Wer sich fürchtet, legt sich
Beschränkungen auf, aber der Führer ruft auf zur weiten Erkenntnis. Er wird
niemanden vom Guten mit all seinen Aspekten abhalten. Diese Freiheit des
Geistes ist unerläßlich. Wer nicht einmal zuhören kann, ist bereits von Furcht
ergriffen. Deshalb erfordert der feurige Zustand weite Tore und die eiligsten
Schwingen.
Sie
haben auch darin recht, daß, wenn wir ein sichtbares Zeichen vom Lehrer
erwarten, um zu größerem Fleiß angespornt zu werden, dies als Prüfung anzusehen
ist und auf unzulängliches Streben hinweist. So gibt es im Buch ”Agni Yoga“ §
95 einen sehr schönen Ausspruch, der besagt: ”Zu Ihm, Dem großen Erleuchteten,
kam ein Schüler, der nach einem Wunder suchte: ”Das Wunder wird mir Vertrauen
einflößen”.
Traurig
lächelte der Lehrer und enthüllte ihm ein großes Wunder. ”Jetzt”, rief der
Schüler aus, ”bin ich bereit, unter Deiner Führung die Stufen der Lehre zu
durchschreiten.” Doch der Lehrer wies ihm die Tür und sagte: ”Geh, Ich brauche
dich nicht mehr”.
Wahrlich,
”Selig, die nicht sahen und doch glaubten” (Joh. 20/29); denn das beweist, daß
ihr Geist den Glauben aus früheren Leben mitbrachte und der Kelch ihrer
Errungenschaften sich der vollständigen Aufspeicherung nähert.
Ich
begrüße Ihre Anstrengungen zur Selbstvervollkommnung und rate Ihnen, sich
täglich Notizen über Ihre Fortschritte zu machen Vermerken Sie, inwieweit es
Ihnen gelang, wenigstens einen der Ratschläge, den Sie der Lehre entlehnten, zu
befolgen, oder ob Sie einige Gewohnheiten, die Ihrem Fortschritt hinderlich
sind, ablegen konnten. Solche täglichen Notizen sind nach einer gewissen Zeit
sehr nützlich als Test oder zur Prüfung.
Alle
Ihre geistigen Sendungen sind gut, und Sie sollten sie natürlich fortsetzen.
Dies ist eine rein östliche Sitte. Was die Begleiterscheinungen der Sendungen
durch verschiedene Hand- oder Fingerstellungen betrifft, kann ich nur sagen,
wenn Sie fühlen, daß Ihnen dies hilft, damit fortzufahren. Das wichtigste aller
Sendungen ist das Gefühl der Herzenswärme. Bleibt das Herz kalt, helfen weder
Bewegungen noch Rhythmen oder Gesänge. Der Schlüssel zu allen Errungenschaften
liegt im Herzen und in seinen feurigen Energien.
Sicherlich,
jeder Hohe Geist ist ein Speicher von lebenspendenden Kräften, die die Umgebung
ständig erhellen. Ein von drei solchen Geistern gebildeter Kern kann Wunder
bewirken. Die Große Hierarchie des Lichts ist der Kosmische Speicher solcher
Kräfte.
Ja,
jeder Rauch schadet vor allem Tabakrauch. So seien Sie mutig und setzen Sie Ihr
Werk mit bestrebtem Herzen fort. Harmagedon entfacht sein volles Toben. Wir
stehen dicht vor der Schwelle des Jahres 1936. Zur Zeit trinken wir den
Giftbecher, aber wir geben den Mut und das Streben nicht auf. Wir lieben den
Kampf, denn im Kampf stählen wir unsere Kräfte und verfeinern unsere
Fähigkeiten. Da wir um den vorausgesagten Sieg der Kräfte des Lichts wissen,
wollen wir den Finsteren mutig entgegentreten.
Gerade
vor der Morgendämmerung erscheint der Himmel von den Tälern aus besonders
finster, aber jene, die auf dem Berge stehen, schauen bereits das nahende
Licht.
7.
Dezember 1935
Das
Herantreten an das Licht erfordert von uns nicht nur moralische Feinheit,
sondern auch physische Sauberkeit. Gerade auf einer bestimmten geistigen Stufe
ist physische Hygiene absolut notwendig. So sollte in den Wohnräumen kein Tier,
auch nicht Vögel im Schlafraum, gehalten werden; denn Niederes zieht Niederes
an.
In
diesem Zusammenhang möchte ich Ihnen einen Paragraphen aus dem Buch ”Feurige
Welt III“ anführen: ”Erscheinungen können entweder feinstofflich sein oder die
dichte physische Welt berühren. Finstere Wesenheiten (aus der Feinstofflichen
Welt) stärken sich nicht selten durch das Vorhandensein von Kreaturen der Erde,
von denen sie angezogen werden. So können streunende Hunde und Katzen, Mäuse
oder lästige Insekten in Erscheinung treten. Wiederholt ist in der Lehre darauf
hingewiesen, daß die Tierwelt an feinstofflichen und niederen Manifestationen
beteiligt ist. Diese Erscheinungen können sich manchmal auch ohne Mitwirkung
von Tieren manifestieren. Aber für den mutigen Geist bedeuten solche
Manifestationen soviel wie nichts … Doch für die Wissenschaft ist es wichtig,
diese Zusammenhänge der Tiere mit der Feinstofflichen Welt zu kennen. Ich rate
davon ab, in Schlafräumen Tiere zu halten. Bestimmte Menschen fühlen die
Handhabung solcher Lebensvorkehrungen, andere hingegen streben ins Gegenteil,
als gelte es, unsichtbare Gäste anzuziehen.”
Wenn
gegen das Halten von Hunden und Vögeln gesprochen wird, wie verhält es sich
dann erst mit Katzen, deren Wesen entschieden zu den finsteren Bereichen
gehört?! Tiere sollte man gern haben, sie schützen, aber es ist abschreckend,
die entstellte Sentimentalität mitanzusehen, die bestimmte Menschentypen für
sie aufwenden.
”Wer
sagte, daß man unvernünftig abgeben muß? Der Wahnsinn bleibt so bestehen.” Ist
es nicht der Wahnsinn der Scheinheiligkeit, alles abzugeben und dann anderen
zur Last zu fallen? Und wenn die Hilfe verwehrt wird, dann gehässig zu werden,
wie es gewöhnlich geschieht. Leider wird eine bestimmte Art des Gebens oft mit
der geheimen Hoffnung geleistet, den gegebenen Betrag hundertfach
zurückzuerhalten. Aber es wird vergessen, daß nur jener hundertfach Vergeltung
erfährt, der sie nicht erwartet. Wer das große Gesetz des Gleichgewichts, der
Entsprechung und Zweckmäßigkeit nicht kennt, kann kein wahrer Anhänger der
Lehre des Lichts werden.
Sie
schreiben, daß der Brief über Gott einige Menschen entrüstete. Wahrlich, es ist
erstaunlich, wie wenig die Menschen selbst die in ihren eigenen angenommenen
Schriften und Religionen vorhandenen Begriffe verstehen und sie verneinen! So
sind die Worte ”Niemand hat Gott je geschaut” oder ”Gott ist ein verzehrendes
Feuer” bis jetzt ein toter Buchstabe für sie.
* * *
Der
feurige Leiter des Hellhörens gilt als der unmittelbarste, er ist die nächste
und die heiligste Verbindung. Nur ein des Okkultismus Unkundiger könnte meinen,
daß die über die sogenannte ”okkulte Post“ übermittelten Briefe sich als
näherer Kontakt erweisen als der direkte feurige Leiter des Hellhörens, das von
der ganzen Weißen Bruderschaft benutzt wird. Alle Brüder der Lehre deuten auf
diesen direkten Kontakt hin. Könnte das Experiment des AGNI YOGA sich ohne direkten
Kontakt mit dem Großen Lehrer vollzogen haben?! In der Tat, alle Bücher sind
und werden von dem Großen Lehrer aufgrund dieses Experiments übermittelt.
* * *
Intrigen
stehen dem Verrat nicht weit nach, daher laßt uns Vorsicht üben. Unterscheidungskraft
ist die erste Eigenschaft auf dem Pfad der Jüngerschaft, und sie wird nicht
leicht erlangt. Der Jünger muß gegen alle Lebenseventualitäten gewappnet sein.
Wie anders könnte er seine große Aufgabe als Mitarbeiter des Kosmos vollführen?
Daß
meine Briefe, die die schöne und strenge Selbstzucht sowie die Errungenschaft
im Leben bestätigen, das Bewußtsein vieler übersteigen und ihren Geschmack
nicht treffen, kann ich sehr gut verstehen. Aber ich halte es für sündhaft,
Sentimentalität zu fördern, die auf falschen Vorstellungen beruht. Ich habe
mein Bestes versucht, ihren Geist zu erheben, aber ich kann natürlich nicht
täuschende Visionen bieten nach der Art von L. Ja, die meisten Menschen sind
große Scheinheilige, wenn sie beteuern, daß sie die Wahrheit und nur die
Wahrheit erfahren wollen. Sie fürchten vor allem die Wahrheit, immer und in
allem.
Anstatt
sich um einen strengen, ernsten Lebensaufbau zu bemühen, lechzen die Menschen
danach, süße Träume zu hegen, sie verlangen nach leichten Errungenschaften,
umgeben von der Magie ”okkulter Romane“. Aber die Krone des Archats wird nur
durch härteste und ernsteste Spannung der Heldentat erreicht sowie durch
gewaltiges, unerschütterliches Streben des Herzens, geläutert durch blutige
Leidenstränen vieler, vieler Leben. Das Herz eines Archaten muß alle Freuden,
alle Leiden sowie die Sorgen des irdischen Pfades erfahren; es muß den vollen
Giftbecher leeren. Wahrlich, hart ist der Pfad des Aufstiegs, besonders auf den
letzten Stufen. Er kann mit dem Erklimmen steiler Basaltfelsen im Finstern
verglichen werden, wenn die Hand vergeblich nach einem Vorsprung sucht, um sich
festzuhalten. Aber für den strebenden Geist stehen Handseile bereit, und erst
im letzten Augenblick, vor einem Absturz aus völliger Erschöpfung, wird die
besorgte Hand der Hilfe gereicht. Das war auch meine Erfahrung, als mein Herz
unter der unglaublichen Spannung solch eines Aufstieges fast zusammenbrach. Ja,
viele Symbole des harten Aufstiegs traten in Erscheinung. Darüber hinaus ist zur
Vollendung des Pfades das gänzliche Leeren des vollen Giftbechers erforderlich.
Doch werden dem Geist die erhabenen Freuden zuteil, sobald er die Schönheit der
höheren Welten erkennt; dann können ihn alle diese Schwierigkeiten nicht mehr
schrecken, denn sie führen zur eigenen Freude und kennzeichnen das Nahen des
Endes des Pfades. Und so muß auch ein Judas in Erscheinung treten, um das Licht
auf dem Pfad nachhaltig zu unterstreichen.
Und
jetzt zu ihren Fragen:
1.
Achten Sie darauf, daß nicht alle Moschusarten von verschiedenen Tieren
geeignet erscheinen. Nur der Moschushirsch äst jene nützliche, wohltätige
Nahrung, die im Männchen die ausgleichende Substanz erzeugt. Der Moschus der
Zibetkatze ist deshalb nicht gut, weil er die ausgleichende Substanz nicht
enthält. Er kann erregen, aber er kann nicht stärken. Die Sekretion des Bibers
ist etwas besser, eignet sich aber nicht für längeren Gebrauch. Moschus findet
sich in Birkhähnen, doch man versucht nicht, diese Substanz zu gewinnen, da sie
zu gering ist. Das beste ist, Moschuswild zu züchten. Allerdings sollten die
verschiedenen Moschusarten nur als Medizin verwendet werden. Für Parfüme hat
man bereits einen Ersatz gefunden, das sogenannte Muskon. Man kann hoffen, daß
infolge dieser Entdeckung ein sehr wertvolles Tier der totalen Ausrottung
entgeht.
2.
Ich erachte alle Präparate gegen Geschlechtserregung ausdrücklich für
schädlich. Eine gewaltige Kraft besteht in der Geschlechtsenergie, die Basis
der Lebens- und Schaffenskraft. Man sollte daher versuchen, sie auszugleichen
und richtig zu lenken, aber jede künstliche Unterdrückung ist unzulässig. In
manchen Fällen zeitigt verstärkte physische Arbeit ausgezeichnete Ergebnisse.
Alle alten Lehren wiesen darauf hin, daß wir unsere Gefühle oder was gewöhnlich
Leidenschaften genannt wird, nicht unterdrücken, sondern ausgleichen und ihre
Eigenschaften verfeinern sollten. Lesen Sie in diesem Zusammenhang den § 12 der
”Blätter des Gartens MORYA II“.
3.
Die Worte der LEHRE ”Zu eurem Nutzen sage Ich, rufet öfter Meinen Namen”,
deuten sicherlich auf weise und herzliche Wiederholung hin, denn wie anders
kann das Band mit dem erwählten Lehrer gefestigt werden? Solche Wiederholungen
oder auch Retention wird in allen Lehren immer empfohlen, hingegen wird es
abgelehnt, den Namen eitel auszusprechen, d. h. wenn die Menschen bei
unpassender Umgebung den heiligen Namen in ihren Gesprächen unnütz aussprechen.
Letzteres ist eine Gepflogenheit von Anfängern oder gewöhnlich von jenen, die
sich der Heiligkeit heiliger Dinge gar nicht bewußt sind.
4.
”Für kosmische Termine werden die offenbarten ”Gefäße“ verwendet … (Blätter des
Gartens MORYA II, § 207) und die Antwort heißt: Das ganze Leben gestaltet sich
nach kosmischen Fristen. Diese sind gekennzeichnet durch das Zusammenfallen des
reifen Karmas eines bestimmten Volkes oder bestimmter Völker, mit bestimmten
Gestirnskonstellationen, aus denen sich im geschichtlichen Verlauf von
Menschen, Völkern oder im Leben des Planeten neue Wendepunkte ergeben.
5.
”Welche Gefäße”? Antwort: In allen Lehren wird der Mensch mit einem Gefäß
verglichen, das das Göttliche Feuer birgt. Für die Erfüllung eines bestimmten
Auftrags innerhalb der kosmischen Fristen werden die Diener des Lichts - oder
wie sie manchmal genannt werden - ”die erwählten Gefäße“ auf die Erde gesandt,
nachdem sie Tausende Jahre geprüft wurden. Man wählt Mitarbeiter, die durch
Karma zugeführt werden; erweisen sich diese aber als unwürdig oder schädlich
für das Werk, so werden sie durch andere ersetzt. Allerdings schafft eine
längere Zusammenarbeit eine bestimmte okkulte Bindung, die ohne schmerzliche
Folgen für beide Teile nicht aufgegeben werden kann. In solchen Fällen ist für
den Ersatz des Mitarbeiters die Intervention des Lehrers erforderlich. Die
erwählten älteren Mitarbeiter (oder die ”offenbarten Gefäße“) können an den
Lehrer appellieren und ihn bitten, sie von den Einwirkungen der Aura der
Scheidenden zu befreien.
6.
”… Laßt uns das Thema ”Lebensfähigkeit der Fristen“ und die ”Spiegel der
Zukunft“ beschließen …” Die Antwort ist: Was vorher über die kosmischen Fristen
gesagt wurde, erklärt auch ihre Lebensfähigkeit. Was die Spiegel betrifft,
bezieht sich das Gesagte auf die Prognose der Zukunft auf der Basis der
bestehenden Frist. Und diese Spiegel oder Visionen, die durch einen besonderen
Prozeß auf einer polierten Metalloberfläche hervorgerufen werden, sind von
Anfang an echt; und dies insofern, als der Geist dessen, der mit dieser
Prognose in Zusammenhang steht, in seinem Streben fest und unerschütterlich
ist. Schwankt er aber, so wird sich der Spiegel der Zukunft in Übereinstimmung
mit diesen Schwankungen des Geistes verändern. Aus diesem Grunde treten alle
Lehren für Standhaftigkeit und Festigkeit des Geistes ein. Nur im Besitz solcher
Festigkeit kann man aufbauen und auf allen Pfaden geschützt sein. Der Strahl
kann nur den beschützen, der dem aufgezeigten Licht unbeirrbar folgt und sich
nicht von ihm entfernt. Deshalb werden für kosmische Fristen nur jene ”Gefäße“
erwählt und entsandt, die in der Standhaftigkeit der Bestrebungen gründlich
geprüft werden.
Ich
will für Sie eine Seite aus dem Buch ”Gemeinschaft“ § 56 zitieren: ”Warum
gleicht das Erkennen der in die Zukunft weisenden Zeichen dem Webvorgang? Bei
der Webarbeit ist die Kette von einer bestimmten Färbung, und die Fädengruppen
sind nach Farben eingeteilt. Es ist leicht, die Kette zu bestimmen, und auch
die Fädengruppen kann man leicht herausfinden; doch das Muster dieser Gruppe
läßt verschiedene Verbindungen zu, die von Tausenden laufender Umstände
abhängen. Natürlich, die innere Beziehung des Subjekts selbst wird die
Hauptbedingung sein. Wenn seine Aura sehr schwankt, wird die Prognose relativ
sein. Dann wird es einem bestimmten Spiegel gleichen, in dem nach einigen verstreuten
Punkten eine bestimmte Figur gefunden werden muß.
Wo
ist denn das beste Ferment, das die schwankende Aura festigt? Das beste Ferment
ist Streben. Es ist unmöglich, einen strebenden Körper zu verletzen oder zu
zerbrechen. Streben in Bewegung erlangt Gesetzlichkeit, und zum Gesetz werdend
wird es unaufhaltsam, weil es in den Rhythmus des Kosmos eingeht.
So
schreitet vorwärts im Kleinen wie im Großen, und euer Gewebe wird einmalig,
kristallen, kosmisch, kurz gesagt - schön sein.
Streben,
nichts anderes, verleiht Beherrschung der Elemente, denn die grundlegende
Eigenschaft der Elemente ist Streben. In diesem Zustand koordiniert ihr die
Elemente mit der höheren Schaffenskraft des Geistes und werdet zum Beherrscher
des Blitzes. Der Mensch wird zum Beherrscher des Blitzes werden. Glaubet es,
nur durch Streben werdet ihr siegen.”
Nun
weiter § 55 desselben Buches: ”Streben ist das Boot des Archaten. Streben ist
das geoffenbarte Einhorn. Streben ist der Schlüssel zu allen Höhlen. Streben
ist die Schwinge des Adlers. Streben ist der Strahl der Sonne. Streben ist die
Rüstung des Herzens. Streben ist die Lotosblüte. Streben ist das Buch der
Zukunft. Streben ist die geoffenbarte Welt. Streben ist die Zahl der Sterne.”
Und
nun über den Spiegel als Erfindung des Teufels. Davon wird in der Broschüre
”Auf östlichen Kreuzwegen“ gesprochen - natürlich sollte dies allegorisch
verstanden werden. Der Spiegel des Teufels ist ein Symbol des Haftens des
Menschen an seiner Persönlichkeit und Ichsucht. Des Teufels Spiegel
widerspiegelt genau seine Selbstsucht, wohingegen der göttliche Mikrokosmos den
Makrokosmos widerspiegelt.
Ich
begrüße Ihre Standhaftigkeit. Seien Sie nicht betrübt über die Enthüllung der
wahren Gesichter der Menschen sowie über die unvermeidliche Einsamkeit. Diese
Enthüllung der wahren Gesichter der Menschen ist von der großen Lebensschule
untrennbar, und auf der letzten Stufe begegnet man Verrätern. Allen Lehren ist
das Symbol des Leerens des Giftbechers durch die Lichtträger eingeprägt. Die
Schönheit der Heldentat wird durch diese Erscheinung der Finsternis wahrlich
emporgehoben. Und so seien Sie mutig und standhaft und lassen Sie sich nicht
durch irgendwelche Ungeheuer beunruhigen. Es heißt, daß man aus den Beispielen
der Aggression lernen soll.
9.
Dezember 1935
Ich
bin entzückt zu hören, daß Sie eine Gruppe ”Vereinigung der Frauen“ gebildet
haben. Mit meinem ganzen Herzen begrüße ich auch die Idee der Einrichtung eines
Kindertheaters. In der Tat, das Theater ist ein machtvolles, vielleicht das
mächtigste Mittel, um in den Kindern und der Jugend den Charakter zu bilden.
Wahrlich, das Theater kann, sofern die Stücke gut gewählt sind, die
Jugendlichen dazu inspirieren, den großen Vorbildern nachzueifern und junge
Seelen zur Heldentat und zum Heldentum zu bewegen. Diesem Projekt sollte daher
größte Aufmerksamkeit gewidmet werden. Dafür sind die Mysterien aus dem Leben
der großen geistig Schaffenden für das Gute sowie die Legenden über die
Volkshelden besonders geeignet. Diese fesselnden erhabenen Gestalten können die
Achtung vor den Begriffen Ehre und Würde des Menschen verstärken -
Eigenschaften, die heute so leicht verlorengehen - doch denen, die ihrer
ermangeln, droht Verderb. Und damit die Saat Früchte trägt, sollte man schon
bei den Kindern beginnen
Sie
fragen nach der ”Vereinigung der Frauen“. Ich sah in ihr eine Idee universeller
Vereinigung zwecks Erhebung des Bewußtseins der Frauen in allen Ländern und zur
Bestätigung der Rechte der Frau, und dies nicht durch Gewalt und häßliche
Demonstrationen nach Art der Suffragetten, sondern durch Selbstvervollkommnung
und Entwicklung der eigenen Fähigkeiten. Die Tätigkeit der ”Vereinigung der
Frauen“ sollte auch in das Programm der ”Gemeinschaft der heldenhaften
Schwestern“ aufgenommen werden, über die ich Ihnen bereits geschrieben habe.
Sicherlich, jedes Programm müßte den örtlichen Bedingungen und bestehenden
Möglichkeiten angepaßt werden. Ja, die Frauen sollten sich zur Verteidigung
ihrer Rechte und der ihrer Kinder wirksam einsetzen und durch Wort und Tat die
Moral und das kulturelle Niveau ihren Ländern entsprechend heben.
In
Amerika gibt es viele nützliche Einrichtungen, an denen Frauen wesentlichen
Anteil haben. So sollte in diesen Bewegungen auf die sogenannten ”Chautauqua“
(indianisches Wort: Windfahne) hingewiesen werden. Diese Einrichtung gab den
entferntesten Ortschaften im Land die Möglichkeit, mit modernen
Errungenschaften auf allen Gebieten der Wissenschaft, der Kunst und mit den sozialen
Bewegungen vertraut zu werden und damit gleichzeitig einen Überblick zu
gewinnen und eine Bewertung der Weltereignisse zu erlangen; allerdings muß das
Niveau der Zuhörer Berücksichtigung finden. Dazu werden im Sommer gewöhnlich
Redner und Künstler eingeladen, die oft von weither angereist kommen. Die in
den entsprechenden Ortschaften lebenden Menschen werden über ihr Kommen
rechtzeitig informiert. Es wird ein geeignetes Gebäude bereitgehalten oder es
werden große Zelte aufgestellt, die die Truppe selbst mitbringt. Ich hörte von
einer Dame, die auf solch eine Reise ging, daß die Eintrittskarten bereits im
voraus ausverkauft waren. Diese Einrichtung ist finanziell erfolgreich, und
ihre Bemühungen steigern sich insgeheim. Freilich sind auch Zirkuskünstler mit
in das Programm aufgenommen, denn letztere ziehen den größten Prozentsatz des
Publikums an. Dabei können auch wertvolle und erzieherische Nummern geboten
werden. Auf diese Weise ziehen die ”Chautauqua“ durch ganz Amerika. Sie reisen
meistens mit eigenen Wagen.
Beigeschlossen
finden Sie ”Tagebuchblätter“ von N. K., in denen er von Frauenbewegungen in
Indien spricht. Sie werden darin viele schöne und nützliche Gedanken finden,
von denen Sie viele verwerten können. Allerdings ist die Lage der Frauen im
Westen weit besser als im Osten; nichtsdestoweniger sind sie von
Gleichberechtigung weit entfernt. Erst wenn die Gleichberechtigung der Frau im
planetaren Ausmaß erreicht ist, können wir sagen, daß unsere Evolution den
Status der Menschlichkeit erlangt hat. Zur Zeh sind wir in den meisten Fällen
nur ”Zweibeiner“, wie der große Buddha die Unwissenden und Böswilligen nannte.
Das Gleichgewicht der beiden Urelemente ist die Grundlage des Lebens, und die
Verletzung dieses Gesetzes brachte unseren Planeten an den Rand der Zerstörung.
Aber werden es viele verstehen?
Was
kann über den Fortschritt des Paktes in Europa gesagt werden? Es gibt eine
Menge Gespräche und viele Versprechungen, aber es ist schwer zu sagen, was sich
in naher Zukunft daraus ergeben wird. Zur Zeit ist Europa mit gänzlich
unterschiedlichen Vorstellungen befaßt und steht an der Schwelle vieler
Ereignisse. Ich weiß nur, daß das Komitee des Paktes in vielen Ländern die
Arbeit aufnahm, aber aus Mangel an Initiative und Ausdauer der Mitglieder bald
wieder einstellte. Das Haupthindernis besteht im Mangel an geeigneten Menschen.
Aber wenn wir uns vergegenwärtigen, daß es 17 Jahre dauerte, die Idee des Roten
Kreuzes zu verwirklichen, so können unsere Freunde auf die bereits erzielten
Ergebnisse geradezu stolz sein. Sie sollten sich daher für weiteren Fortschritt
mit Geduld wappnen.
Ich
freue mich, daß Ihnen unser Ort gefallen hat. Die Laboratorien befinden sich
allerdings noch im Bau, und derzeit haben wir nicht die Mittel, die elektrischen
Anlagen einzurichten. Dies erfordert viel Geld. Wir sind uns bewußt, daß wir
eine schwere Zeit durchzumachen haben und hoffen, daß es später besser wird.
Wenn wir uns wiedersehen, will ich Ihnen von den ungeheuren Schwierigkeiten
berichten, die wir ständig zu überwinden haben. Doch wir lernten es, jedes
Hindernis gutzuheißen, denn wie anders könnte unsere Standhaftigkeit geprüft,
unsere Fähigkeiten geschärft und unsere Hingabe zum Großen Lehrer bewiesen
werden, der ständig über uns wacht und seine Hilfe im letzten Moment sendet?
Ihre Worte über die ernste, aber schöne Zeit, die wir nun erfahren, gingen mir
daher sehr zu Herzen. Ernst und schön ist unsere Zeit, denn die Hierarchie des
Lichts hat zum ersten Mal so viele Zeichen über die Erde verstreut; so viele
Rufe erklingen im Raum, so viel Licht und Wissen wird gegeben!
Sie
haben weise gehandelt, neu Ankommende nicht sofort als Mitglieder in Ihre
Gesellschaft aufzunehmen. Es muß eine strenge Unterscheidung getroffen werden.
Oft enthüllen die Menschen nicht gleich ihr wahres Gesicht. Daher sind viele
Vorkehrungen notwendig. Ich freue mich mit Ihnen am geistigen Fortschritt Ihrer
Freunde, die Ihrem Herzen so teuer sind. Ja, nichts kann die Herzenswärme
ersetzen, und so glaube ich, daß sich alles zum Guten wenden wird, wenn Sie
immer wachsam sind.
Laßt
uns mutig und strebend die Schwelle zu vielen Ereignissen überschreiten.
Wer
wagt es, gegen die Prinzipien der LEBENDIGEN ETHIK zu sprechen? Wer kann gegen
die Verfeinerung und Einführung in das wahre Verstehen der Kultur etwas
einzuwenden haben? Könnte solch eine sich erhebende Stimme sich gegen die
Grundlagen des Seins auflehnen?
Mögen
die Schwingen des Geistes wachsen. Sie werden Sie über alle Abgründe tragen,
und Ihr heimlicher Wunsch vermag in Erfüllung zu gehen.
12.
Dezember 1935
Vielen
Dank für das interessante Buch über das kleine Mädchen, das Gedankenlesen kann.
Jetzt gibt es überall zahlreiche Zeichen dieser Art und es ist ratsam, sie zu
sammeln. So berichteten unsere Lokalzeitungen in den letzten Tagen über ein
kleines Mädchen, das sich seines vergangenen Lebens erinnert. Ich führe einige
Paragraphen aus den Büchern der LEBENDIGEN ETHIK an, über ein kleines Mädchen,
das Gedankenlesen kann: ”Die Fähigkeit des Kindes, von dem ihr sprachet, ist
ein direkter Beweis davon, was früher gesagt wurde. Wenn ein Kind die reine
psychische Energie anwendet, verfügt es über Wissen, das von anderen nicht
wahrgenommen wird. Aber wenn der Verstandeswille wirksam wird, setzt der Strom
der Grundenergie aus. Es ist gesagt worden: Seid einfach im Geist, das heißt,
laßt die reine Energie wirksam werden, erschwert ihr Strömen nicht und
begreift, daß euch Verstandeszwang nur ärmer macht. So weiß der Gelehrte nicht
durch seinen Verstand, welches Buch er vom Regal nehmen soll, sondern durch
sein Gefühlswissen.” (Feurige Welt III, § 535)
”Warum
nur staunen die Menschen über die vielen Fälle von Kindern, die sich ihrer
Vergangenheit erinnern? Gerade in der heutigen Zeit werden häufig solche
offenbaren Vermittler zwischen dieser und der feinstofflichen Welt geboren. Sie
erinnern sich auch an ihren Aufenthalt zwischen den irdischen Leben, aber die
Menschen verstehen es nicht, sie hierüber zu befragen. Das Wichtigste dabei ist
nicht, daß sie sich an vergrabenes Gold erinnern, sondern daß sie über
wertvolle Wahrnehmungen berichten können. Auf diese Weise findet eine
Wiederannäherung der beiden Welten statt, und dieser Umstand geht großen
Ereignissen voraus. Aber noch eine lange Zeit hindurch werden viele nicht
begreifen, in welchem Ausmaß sich alles um sie verändert. Erinnert euch an das
alte Märchen, wie der König einer Hinrichtung unterzogen werden sollte, aber
von der Wirklichkeit so fern war, daß er sich auf dem Weg dahin sehr mit einem Stein
befaßte, der aus seiner Krone fiel.” (Feurige Welt III, § 542)
”Es
ist wahr, daß meistens kranke und sogenannte anomale Menschen eine Verbindung
mit dem Überirdischen haben, und das ist eine große Schmach für die Menschheit.
Gerade die gesunden Menschen sollten die Nähe der Feinstofflichen Welt spüren.
Aber der Unterschied zwischen kranken und gesunden Menschen ist verwischt. Die
Menschen haben ihren Verstand mit einer Kruste bedeckt, die Vorurteile
entstehen ließ. Hinter diesem Gehege ist die Feinstoffliche Welt nicht
sichtbar. Sogenannte anomale Menschen sind gewöhnlich frei von Vorurteilen und
verlieren darum nicht den Kontakt mit der Feinstofflichen Welt. In der Tat, wie
oft überblicken Menschen in Krankheitszeiten beides, Vergangenheit und Zukunft;
manche haben ihre vergangenen Leben geschaut und vergessene Fähigkeiten wieder
entdeckt. Zwischen dem gefühllosen Zustand und wahrer Gesundheit muß eine neue
Grenze gezogen werden. Neue Entdeckungen sind von keinem Nutzen. Die Menschen
müssen solch eine Erschütterung erfahren, daß sie ohne jedwedes Fieber die
Erinnerungen aus der Vergangenheit bewahren und auch das erkennen, was
vorbestimmt ist.” (Feurige Welt III, § 545)
”Bei
außergewöhnlichen Gefahren blitzt Helligkeit auf, was bedeutet, daß es möglich
ist, die Aufspeicherungen des Bewußtseins durch etwas wachzurütteln. Das
gleiche geschieht bei Epilepsie, wenn sich nach den Worten des Betroffenen für
ihn die Himmel öffnen. Das heißt, daß Hellsichtigkeit auch inmitten irdischer
Bedingungen möglich ist. In der Tat, das ist so plötzlich - zu schnell, um von
irdischer Zeit vermerkt zu werden. Und in dieser blitzartigen Zeitlosigkeit
liegt offensichtlich eine Eigenschaft der Feinstofflichen Welt. Natürlich,
Träume sind auch zeitlos, und doch können sie eine Anzahl von Ereignissen
beinhalten. Durch verschiedene Beispiele können wir uns dessen erinnern, was
früher jedem bekannt war.” (Feurige Welt III, § 546)
Die
Menschen sind sich nicht bewußt, daß das Fundament großer Ereignisse im
Verschieben der räumlichen Strahlen liegt, in der Annäherung der Welten und in
dem erneuerten Bewußtsein, das zu einem neuen Verstehen des Lebens führt.
Vieles wurde bereits offenbart. So laßt uns dem Unwiederbringlichen Jahr
entgegensehen.
14.
Dezember 1935
In
allen Lehren des Altertums ist Hingabe an den erwählten Lehrer eine notwendige
und grundlegende Eigenschaft des Jüngers. Seien Sie daher gesegnet, wenn diese
Eigenschaft Ihrem Geist nicht fremd ist.
Sie
erwarten Toleranz aller Gruppen, die Ihrem geliebten Lehrer (ich hoffe, der
Lehre des Lichts) folgen, und damit haben Sie natürlich recht. Aber dann
sollten Sie weder besorgt noch ungehalten sein, wenn jemand genauso inbrünstig
dem Herrscher M. ergeben ist wie Sie es Ihrem erwählten Lehrer gegenüber sind.
Im Zusammenhang damit gibt es im III. Band des Buches ”Feurige Welt“ § 573
einige Aussprüche, die ich Ihnen gerne zitieren möchte: ”Die Lehre des Guten
muß der Freund des Guten sein - in allen seinen Erscheinungen. Diese Wahrheit
erscheint einfach, doch böse Absicht versucht dauernd, sie zu entstellen. Den
Lehrer des Guten muß es schmerzen, wenn er sieht, wie die Arbeiter des Guten
verwirrt werden und wie sie einander ausschließen. Solch eine Entartung des
Guten vollzieht sich, wenn einer eine Last des Guten auf sich nimmt, die für
ihn zu schwer erscheint, oder wenn ein anderer eine doppelte Last zu tragen
versucht. Und wagt es jemand gar, eine dritte Last auf sich zu nehmen, dann
wird er wenig Helfer finden. Millionen Jahre reichten nicht aus, um die
Menschheit zu lehren, sich am Guten zu erfreuen, zu wachsen, es als etwas
äußerst Nützliches liebzugewinnen Die Lehre muß in allen Trägem des Guten ein
Gefühl weiter Sympathie erwecken. Andernfalls wird sie nicht die Lehre des
Guten, sondern eine Lehre der Ichsucht sein.”
So
heiße ich Sie als Streiter willkommen; mögen Sie Ihre Last des Guten freudvoll
tragen.
17.
Dezember 1935
Alles,
was Sie schreiben, ist sehr interessant. Das Leid, das infolge der
fürchterlichen Katastrophe, die unseren Planeten bedroht, über die Menschheit
kommen wird, wenn sie sich weigert, sich zu besinnen, ist mir wohl bekannt.
Seit frühester Kindheit stand ich unter dem Druck der Vorahnung bevorstehender
Katastrophen. Wiederholte Traumvisionen von der Zerstörung des Planeten
hinterließen eine unauslöschliche Spur in meinem Bewußtsein, Auch werde ich den
Tag nicht vergessen, an dem man zu mir, bereits als Erwachsener, von der
letzten Prüfzeit für unseren Planeten sprach und ich die Wirkung stickender absoluter
Finsternis erlebte. Nach diesem Erlebnis war ich für einige Tage in einem
schrecklichen Nervenzustand Es heißt: ”Diesen Feind des Planeten (absolute
Finsternis) können nicht viele ertragen ohne zu erkranken.” Jetzt allerdings
sind der Schrecken und der Druck überwunden, aber noch verbleibt Traurigkeit
bei dem Gedanken an die Möglichkeit solch endgültiger Vernichtung.
Und
jetzt über N. K. - warum er nicht über die gegenwärtige Zeit Rußlands spricht.
Für einen feinfühligen Geist müßte es verständlich sein, denn N. K. liebt sein
Land sehr und ist ihm treu ergeben. Dieses Gefühl ist ihm so heilig, und davon
zu jenen zu sprechen, die es nicht verstehen oder ihm feindlich
gegenüberstehen, wäre gotteslästerlich. Im Osten ist es üblich, vom Heiligsten
nicht zu sprechen, und in dieser Hinsicht gehört N. K. dem Osten an. Sein Herz
sieht und weiß, was andere noch nicht verstehen können. Die Evolution schafft
ihren unabänderlichen kosmischen Lauf, und eine große geschichtliche Auslese
findet derzeit im ganzen Planetenraum statt. Alle, die ihr Land aufrichtig
lieben, verstehen, wie besorgt man sich in einer schweren und schmerzlichen
Zeit des Übergangs zu neuem Aufbau verhalten muß, nachdem eine gigantische
Explosion es bis auf den Grund erschütterte. Unser Land begab sich bereits auf
den Weg der Genesung und sucht nach einem neuen ruhmvollen Pfad. Die
freudvollste Erscheinung ist, daß die Massen zu einem bewußten Leben erwachten,
zum Verstehen allgemeiner Zusammenarbeit, und der Durst nach Wissen unter den jungen
Leuten ist groß. Allerdings sind Gegenströme unvermeidlich, aber eine große
Bewußtseinsveränderung der Menschen ist offensichtlich. Sollten wir daher
unserem Land gegenüber nicht besondere Behutsamkeit walten lassen?
Die
Erneuerung Rußlands ist eine Garantie für das Erblühen und den Frieden in der
ganzen Welt. Der Untergang Rußlands ist der Untergang der ganzen Welt. Manche
beginnen bereits, dies zu erkennen, doch noch vor kurzem dachten die Menschen
umgekehrt, nämlich, daß die Vernichtung Rußlands die Rettung der Welt
bedeutete, und sie versuchten, es bis aufs äußerste zu vernichten und zu
entzweien. Groß war die Furcht vor dem Wachstum Rußlands, und selbst wenn diese
Furcht berechtigt wäre, schrieb sie niemand der rechten Ursache zu. So gab es vielerlei
Befürchtungen wegen der Machtergreifung Rußlands, aber niemand konnte die
Folgen dieser Explosion (zu der viele beigetragen haben), die das Gleichgewicht
der Welt herzustellen hatte, voraussehen und ableiten. Groß sind die Folgen
dieser Explosion in Rußland! Gereinigt und erneuert wird Rußland auf der neuen
Grundlage breiter nationaler Zusammenarbeit und freien kulturellen Aufbaus ein
Bollwerk wahren Friedens werden.
28.
Dezember 1935
Das
Opfer Christi und seine Annahme der Kreuzigung für das Überbringen der Lehre
des Lichts hatte für die ganze Menschheit und alle Seinsebenen zweifellos
ungeheure Bedeutung. Auch von anderen Großen Lehrern sind für die Rettung der
Menschheit Aufopferung und große Errungenschaften erbracht worden. Und es ist
schwer zu sagen, wessen Aufopferung größer war - die Aufopferung Sri Krishnas,
des Geistigen Lehrers und königlichen Lebenserbauers, oder die Aufopferung
Gautama Buddhas, der zur Bestätigung des großen Gesetzes über sechzig Jahre die
schwere Last des Lehrens trug.
In
der Broschüre ”Auf östlichen Kreuzwegen“ heißt es richtig, daß die Auflehnung
Luzifers der Welt den Christus brachte. Diese Auflehnung brachte auch andere
Große Lehrer, von denen einige vor ihm, andere nach ihm erschienen. Die Liste
der selbstlosen Leben der Höchsten Geistwesen, die die finsteren Kräfte
bekämpften, ist lang. Nach der Überlieferung des Ostens begann die Auflehnung
Luzifers bereits zu Ende der dritten Rasse. Die große Schlacht, die in der
vierten Rasse zwischen den Söhnen des Lichts und den Söhnen der Finsternis
ausgetragen wurde und von der in allen Überlieferungen gesprochen wird, hebt
dieses große Drama unseres Planeten stark hervor. Die Tragödie ist, daß Luzifer
durch kosmisches Recht der wahre Herr unserer Erde ist. Sein Geisteskorn birgt
potentiell jene Energien, die sich im Kern unseres Planeten sammeln. Deshalb
ist es leicht, sich vorzustellen, wie gut vertraut der Herr der Erde mit seinen
Bewohnern ist und daß alle ihre Energien sich ihm unterordnen; die großen Söhne
des Lichts hingegen kamen von anderen Welten auf unseren Planeten. Und der
Größte unter Ihnen übernahm die Verantwortung für diesen Planeten. Er steht
ewige Wache, und nach allen Schriften ist Er der Besieger des Drachens.
Die
Höchsten Geistwesen, die die Verantwortung für die Evolution übernahmen,
inkarnierten nach und nach auf der Erde in verschiedenen großen Gestalten.
Bedenken Sie, es heißt, daß alle Himmlischen Kräfte nicht soviel Macht sammeln
können, wie in Vereinigung mit den Höchsten Kräften durch die Vollbringung
EINER großen Heldentat gesammelt wird. Für die Erde muß alles durch irdische
Mittel unter irdischen Bedingungen getan werden. Sicherlich, durch das Opfer
Christi kann niemand erlöst werden. Denn niemand kann einen anderen erlösen.
Jedoch die Lehre Christi mahnte die Menschheit noch einmal an die drohende
Gefahr und wies den Pfad zur geistigen Rettung. Aber die Fallen der finsteren
Kräfte und die von ihnen ausgehende Gefahr schwanden nicht, sondern vermehrten
sich vor der entscheidenden Schlacht. Daher ist es jetzt mehr denn je wichtig,
daß sich alle Kräfte des Lichts vereinigen, um die Horden der Finsteren
abzuwehren, die in ihrer Wut und ihrem Wahnsinn den Planeten zu sprengen
versuchen. Aber diese Vereinigung erfordert beim gegenwärtigen
Bewußtseinszustand der Masse größte Vorsicht, denn oft steigert eine Annäherung
den Mißklang nur. So sprechen die Menschen oft das Sprichwort aus ”Einer allein
im Felde ist kein Krieger”, aber die wirkliche volle und ernste Bedeutung dieser
Worte dringt nicht in die versteinerten Herzen ein.
Ich
schlage vor, daß Sie in Ihrem Werk hervorheben, inwieweit die Esoterik in der
Lehre Christi nicht verstanden und stillschweigend übergangen wird, sogar in
den Evangelien. Sie könnten auch erwähnen, daß der erste Strahl der Neuen Zeit
ein neues Verstehen der Lehre Christi bringen wird. ”So laßt uns den Pfad der
Erscheinung Christi annehmen als ein heiliges Zeichen, und mögen die Menschen
alle Zeichen des Höchsten Pfades achten.”
1936
11.
Januar 1936
Ich
habe Ihren Brief sehr aufmerksam durchgelesen und muß sagen, daß ich vor allem
darüber erfreut war, daß Sie keiner pseudo-okkulten Gesellschaft oder
Organisation mehr angehören. Es gibt heute wirklich sehr viele solcher Organisationen,
sie wachsen wie Pilze nach dem Regen aus dem Boden! Und ich weiß, wie sehr sie
alles vermengen! Manche sind ohne Bedeutung, aber es gibt andere unter ihnen,
die äußerst dunkel und gefährlich sind. Zu Recht waren Sie beunruhigt, als Sie
feststellen mußten, daß der von Ihnen beschriebene Orden anstatt zur Bekämpfung
durch Liebe zur Rache neigt. In den Lehren des Lichts kann es keine Rache
geben. Wahrlich, der erste Grundsatz jeder Lehre des Lichts ist, jedwedes
Rachegefühl auszumerzen. Wenn die Lehren von der Widersetzung gegen das Böse
sprechen, so darf man darunter nicht Rache verstehen. Widersetzung gegen das
Böse ist die Voraussetzung zur Verteidigung des Allgemeinwohls, der Rache
hingegen liegt ein persönliches Motiv zugrunde, und Sie wissen, daß Selbstsucht
die Wurzel allen Übels ist. Wer der Rache fähig ist, kann niemals ein Jünger
werden. Wer sein Denken und seine Gefühle nicht beherrschen kann, der kann
nicht erwarten, auf dem Pfade des Lichts schnell voranzukommen.
Sie
fragen: ”Warum kam der Lehrer nicht rechtzeitig zu mir? Warum führte er mich
nicht voran mit strenger Hand?” Aber die Lehrer kommen nicht zu einem. Wir
selbst müssen nach ihnen verlangen. Und selbst wenn der Lehrer Sie rechtzeitig
erreicht hätte, wären Sie sicher, daß Sie Seine strenge Hand angenommen hätten?
Wäre sie Ihnen nicht unerträglich schwer erschienen, und hätten Sie sie nicht
womöglich mit einer großen Lästerung zurückgewiesen? Der Pfad der Jüngerschaft
ist nicht leicht. Er hat nichts gemein mit den Schilderungen des Lebens von
Magiern und Eingeweihten in okkulten Romanen.
Weiter
fragen Sie: ”Warum war solch ein Experiment notwendig? Nur um Enttäuschungen zu
erleben, gegenüber Menschen und Organisationen mein Mißtrauen zu erwecken?” Sie
müssen jedoch verstehen, daß uns nie ein Experiment aufgezwungen wird, wir
selbst schaffen es und nehmen es an; denn Karma stellt uns in jene
Verhältnisse, in denen wir eine neue Lektion lernen oder die frühere
wiederholen müssen, sofern wir sie noch nicht gelernt haben. Vielleicht mußten
Sie unterscheiden lernen und sich nochmals von den Fehlern der pseudo-okkulten
Vereine überzeugen, um Ihre Vorliebe für Rituale und damit zusammenhängende
Gestalten abzulegen. Nicht viele sind davon überzeugt, daß man zu den höheren
Quellen durch Rituale und Heruntersagen von sinnlosen Mantrams, die längst ihre
Bedeutung verloren haben, keinen Zutritt erhält, denn ihr Wert liegt im
Rhythmus, geboren in einem flammenden Herzen. Äußerliches, ohne innere
Bestrebung kann nicht von wirklichem Wert sein. Rituale können, wenn sie schön
gestaltet werden, dazu dienen, eine bestimmte erhabene Stimmung zu schaffen,
jedoch können sie nicht als unabhängige ausreichende Bedingung für geistigen
Aufstieg betrachtet werden.
Sie
schreiben: ”Wo ist die Gewähr, daß der andere unbekannte Orden mich nicht
wieder anziehen und zwingen wird, die dümmsten Handlungen zu vollführen,
gerechtfertigt durch höhere geheimnisvolle Ziele? Woran kann man eine reine
Bewegung erkennen?” Gerade eine reine Bewegung wird von Ihnen nicht verlangen,
unüberlegte Handlungen zu vollführen und behaupten, daß sie durch höhere,
geheimnisvolle Ziele gerechtfertigt wären. Jeder Lehrer des Lichts weist auf
die Vernunft hin und lehnt jedwede Gewalt ab. Er empfiehlt allein Reinheit in
Gedanken, Motiven, Worten und Taten. Unzulässig ist jedwede Maske. Die Masken
überlassen wir den Agenten der Finsternis, die etwas verbergen, und Sie haben
recht, sich vor ihnen zu hüten. Zur Zeit sind die Finsteren zahlreich
vertreten. In Anbetracht der für sie kritischen heranrückenden Fristen sind sie
auf beiden Ebenen äußerst aktiv, um Helfershelfer in ihre Reihen zu bekommen.
Doch unglaublich hart ist das Karma jener, die sich von ihnen anlocken lassen.
Ich
bezweifle, daß Fasten in Ihnen eine magnetische Kraft entwickeln kann. Gewiß,
Enthaltsamkeit ist in allem wesentlich, aber Hungern kann nicht stärken. Von
allen Lehren des Lichts wird große Ausgeglichenheit geboten. Sobald Sie diese
Macht in sich erkennen, vermehren Sie sie durch Beharrlichkeit im Streben für
das aufgezeigte wohltätige Ziel.
Alles,
was Sie schreiben, habe ich erwogen, und mein Rat für Sie ist, befassen Sie
sich mit den BÜCHERN DER LEBENDIGEN ETHIK - vorerst mit den beiden Bänden
”Blätter des Gartens MORYA“ sowie mit dem Buch ”Agni Yoga“. Wenn Ihr Geist
darauf anspricht, schreiben Sie mir, nachdem Sie sie gelesen haben, und teilen
Sie mir Ihren Eindruck mit sowie auch die für Sie eventuellen Unklarheiten; ich
werde sie Ihnen gerne beantworten. Lassen Sie mich alle für Sie unbekannten
Ausdrücke wissen. In östlichen Sprachen gibt es Ausdrücke, die nur schwer in
unsere rauhen europäischen Sprachen zu übersetzen sind.
Zum
Abschluß möchte ich Ihnen sagen, daß ”alles offenbar und erreichbar ist”. Es
liegt allein an uns, einzutreten und zu empfangen. Die grundsätzlichen
Bedingungen zur Erreichung sind Ehrlichkeit, Mut, Furchtlosigkeit,
unbesiegbares Streben, äußerste Geduld und Dankbarkeit für jede Krume. Verrat
allerdings, selbst in Gedanken, ist unzulässig. Aber gibt es Aufrichtigkeit und
ein flammendes Herz, dann wird alles leicht und freudvoll. Nehmen Sie also
Ihren erwählten Lehrer mit dem ganzen Wesen in Ihr Herz auf, und bald werden
sich Errungenschaften einstellen.
* * *
17.
Januar 1936
Ich
stimme Ihnen völlig zu, daß für manche Menschen der Begriff kosmisches
Bewußtsein so erschreckend ist wie Schwefel. Wie kann man an kosmisches
Bewußtsein denken, wenn man die Bedeutung des menschlichen Bewußtseins nicht
voll begreifen kann? Auch viele ”kluge“ Menschen erkennen nicht, was kosmisches
Bewußtsein wirklich ist, und so meinen sie, sich abzuschirmen, indem sie es
übergehen, um sich hauptsächlich selbst vor Gefahr zu schützen. Darüber hinaus
bringen sie dieses kosmische Bewußtsein wahrscheinlich mit einer besonderen Art
von Internationalismus in Zusammenhang. Freilich, es ist schwer zu erkennen,
wie sich bestimmte Dinge in unwissenden Gemütern auswirken.
Es
wird viel davon gesprochen, wie notwendig die Entfaltung nationalen Bewußtseins
ist, und dies mit Recht, denn sein eigenes Land zu lieben, ist ein heiliges
Gefühl. Genaugenommen ist Nationalbewußtsein der Ausdruck des Volkscharakters,
und es ist die Charaktereigenheit, die in jeder Erscheinung das wichtigste ist.
Menschen und Länder sollten die Grundlage ihres Charakters und ihrer
Individualität bewahren, indem sie sie entfalten und anreichern mit allen
Blumen, die auf ihren Wiesen wachsen, sowie mit allen Möglichkeiten, die ihnen
offenstehen. Genaugenommen ist es Aufgabe des Volksgenius, sich anzupassen und dem
Prisma seines Bewußtseins zu ermöglichen, die Errungenschaften aller Völker und
Zeitalter zu durchschreiten und sich seine eigene unwiederholbare Synthese
dieser Anhäufungen schöpferischer Erscheinungen zu vergegenwärtigen. Aber
einige wenige verstehen Volksbewußtsein als etwas Getrenntes und deshalb
Beschränktes; jede Absonderung hingegen ist unnatürlich und schädlich, da sie
dem Gesetz der Einheit des Seins widerspricht. Und da die Gesetze in allem
einheitlich sind, endet jede Absonderung und Beschränkung in Erstarrung oder
führt gar zum Tod. Das Gesetz des Seins weist auf ständige Erweiterung und
unbegrenzte Entfaltung hin. Nur in dieser Entfaltung, in dieser perpetuellen
Erfassung aller Möglichkeiten gibt es ewiges Leben. Durchkreuzen Sie diese
Erkenntnis in jemandem, und das Leben solch eines Menschen wird nur dem
vergänglichen Bewußtsein einer einzigen Persönlichkeit anhaften.
Ewiges
Leben wird gerade durch kosmisches Bewußtsein gewonnen, oder die Erkenntnis des
eigenen kosmischen Ursprungs.
In
unserem Zeitalter hat man bereits erkannt, daß die Menschheit, wenn sie
erfolgreich evolvieren will, eine bestimmte internationale Zusammenarbeit
anstreben muß, obwohl sich diese Zusammenarbeit im gegenwärtigen Stadium weit
mächtiger in mechanischen und materiellen Errungenschaften offenbart als in
geistiger Hinsicht. Die Wissenschaft jedoch schreitet mit solch riesigen
Schritten voran, daß die nächste Stufe bald erkannt werden wird, nämlich jene
der Zusammenarbeit mit dem Kosmos. Dann wird kosmisches Bewußtsein selbst die
offenkundig Unwissenden nicht mehr schrecken und zu einem normalen Faktor
werden; und kein Mensch, der seinen Platz im Kosmos erkennt, wird in seinem
eigenen Käfig bleiben wollen, Erst dann wird geistige Einheit in das Wesen kommen.
Alles,
was Sie über gewisse Personen schreiben, die die Lehre der LEBENDIGEN ETHIK
verlassen haben, ist nicht ungewöhnlich. In der Tat, wäre dem nicht so, befände
sich die Welt nicht in einer ausweglosen Lage und keine kosmischen Kataklysmen
bedrohten uns. Es schmerzt einen, solche Feststellungen zu hören, wie ”Gedanken
an das Allgemeinwohl sind nur leere Worte”. Gewiß, für ein erloschenes Herz und
einen verknöcherten Verstand sind Gedanken an das Allgemeinwohl leere Worte.
Aber ein erleuchtetes Bewußtsein versteht seine völlige Abhängigkeit vom
Allgemeinwohl. Das Allgemeinwohl war und ist die Grundlage jedes
Vermächtnisses. Die LEHRE CHRISTI ist genaugenommen die Lehre des
Allgemeinwohls, und jene, die das nicht begreifen und diesen Grundsatz leugnen,
leugnen den Verkünder selbst. Es ist besser, sich mit solchen Bewußtseinen in
keine Diskussion einzulassen. Ja, nur die Anerkennung und Aneignung des
Gesetzes der Reinkarnation könnten die Menschheit zu richtigem Verstehen des
Allgemeinwohls führen. Es ist höchst erstaunlich, wie jene, die den Begriff
”Allgemeinwohl“ bespötteln, nichtsdestoweniger die Vorteile sämtlicher für das
Allgemeinwohl erdenklicher Annehmlichkeiten nutzen, so z. B. die
ausgezeichneten Beförderungseinrichtungen u. dgl. m.
* * *
Und
nun zu Ihrer Frage: § 279 des Buches ”Feurige Welt II“: Moru ist eine Pflanze,
die in unserer Gegend wächst. Sie ist eine Buschpflanze und ihr Aroma erinnert
sehr an Eisenkraut. Ich werde Ihnen ein Zweiglein senden, aber nicht jetzt im
Winter. Versehentlich verwendete ich beim Schreiben des Namens dieser Pflanze
einen Großbuchstaben und dies könnte wirklich viele Leser verwirren.
* * *
Gewiß,
es wird nie und nirgendwo vorgeschlagen, daß man zusammengepfercht in
Gemeinschaftshäusern leben sollte. Dies muß im weitesten Sinn verstanden
werden. Denn nicht in allen Arbeitsgemeinschaften leben die Menschen beisammen.
Sie sammeln sich für gemeinsame Arbeit, aber ihr persönliches Leben und ihr
weiterer Tagesablauf vollzieht sich getrennt voneinander. Die Idee gemeinsamer
Arbeit bedeutet nicht unbedingt physisches Beisammensein. Genaugenommen, es
besteht keine Notwendigkeit, physisch an einander zu stoßen. Jedes Zeitalter
bestimmt seine eigenen Forderungen und Bedingungen, und es ist ganz unmöglich, zu
den alten Formen zurückzukehren. So untersagte auch der Herrscher Buddha in
seinen Gemeinschaften ein physisches Zusammendrängen und war darum besorgt, daß
jedes Mitglied seine eigene Zelle hatte. In seinen Gemeinschaften gab es auch
keine gemeinsame Essenseinnahme. Alle Bhikshus aßen getrennt. Sie versammelten
sich nur zu gemeinsamer Arbeit und geistigen Gesprächen. In der Tat,
Gemeinschaften sind nur möglich, wenn die Auren der Mitglieder völlig
harmonisieren, aber dies wird sehr selten erreicht. Wenn Sie daher eine
Gemeinschaft errichten wollen, so tun Sie es so einfach wie möglich, ohne sich
durch Verpflichtung zu binden; leisten Sie vor allem intensive Arbeit, wappnen
Sie sich weiter mit unendlicher Geduld und Duldsamkeit. Danach könnte in vielen
Fällen das Gemeinschaftsprinzip Anwendung finden, ohne darauf zu bestehen,
zusammen zu leben. Es wäre viel leichter, das gemeinsame Wohnen für kurze Zeit,
für bestimmte Wochen in den Sommermonaten zu praktizieren.
Sie
möchten gerne Ihre ganze Lebensweise, der der Weißen Bruderschaft im Bollwerk
anpassen, aber das ist ganz unmöglich, denn ihr Leben ist so verschieden von
unseren Bedingungen. Die Bruderschaft arbeitet in Gruppen, und die
auftauchenden Probleme vereinen harmonisch den Rat für neue Kombinationen. Die
Arbeit ist in drei Abteilungen unterteilt: erstens, Erforschen von Mitteln, um
die Bedingungen der irdischen Ebene zu verbessern; zweitens, nach Wegen zu
forschen, um den Menschen die erzielten Ergebnisse zu übermitteln; drittens,
Mittel zu erforschen, mit den fernen Welten Verbindung aufzunehmen. Das erste
Vorhaben erfordert Fleiß und Ausdauer, das dritte erfordert Wachsamkeit und
Furchtlosigkeit, aber das zweite erfordert eine derartige Selbstaufopferung,
daß der schwierigste Flug dagegen wie Erholung erscheint.
Aber
jetzt ist die Zeit des ernsten und entscheidenden Harmagedons, und daher sind
alle Erforschungen und wissenschaftlichen Aufgaben vorübergehend eingestellt
worden; alle Kräfte des Lichts sind darauf gerichtet, auf beiden Ebenen die
unaufhörlichen Angriffe und die schrecklichen Ränke der schwarzen Bruderschaft
abzuweisen. So kennt man im Wachturm weder Schlaf noch Ruhe. Wer von den
Erdbewohnern könnte sich diesen Zustand äußerster Spannung vorstellen? Außerdem
verbringen viele Brüder ihre meiste Zeit in der Feinstofflichen Welt, denn
genaugenommen errichten sie hier einen Siegesteraphim. Und so erschallt jetzt
in der Feinstofflichen Welt der Ruf und der Siegesgesang der Krieger der
Schambhala. Seit Tausenden von Jahren bereitet sich das Bollwerk des Lichts für
diese Schlacht mit den Kräften der Finsternis vor. Das vorausgesagte Harmagedon
ist fürchterlich; alle unterirdischen Ungeheuer nehmen daran teil, und die
Kräfte aller Ebenen sind darin einbezogen. Weist denn der sich nun vollziehende
Wahnsinn nicht auf die nie dagewesene Zeit hin! Wer denkt über die unseren
Planeten bedrohende Gefahr nach? Wissen viele, daß die Hauptsorge des Bollwerks
des Lichts darin besteht, unseren Planeten vor vorzeitiger Explosion zu retten?
In der Tat, das unterirdische Feuer, das auszubrechen droht, gefährdet unseren
Planeten. An vielen Meeresbetten ist die Erdkruste sehr ausgewaschen, aber wer
denkt an diese bedrohlichen Zeichen?
Kein
Erdbewohner könnte die intensive Arbeit aushalten, die derzeit im Bollwerk des
Lichts geleistet wird. Die Menschheit ist darin so verbrecherisch, daß sie in
ihrem Wahnsinn Lästerung gegen ihre Retter begeht. Sie rufen Christus, während
sie jeden Augenblick seine Gebote verraten und die Hierarchie des Lichts, der Er
angehört, schmähen. Aber die Herabsetzung selbst des geringsten Mitgliedes
dieser HIERARCHISCHEN KETTE kann in Christi Augen keine Rechtfertigung finden.
”Viele werden zu mir an jenem Tage sprechen: ”Herr, Herr, haben wir nicht in
deinem Namen geweissagt, in deinem Namen Teufel ausgetrieben und in deinem
Namen viele Wunderwerke getan? Aber dann werde Ich ihnen bekennen: ”Ich habe
euch niemals gekannt, weichet von mir, ihr Übeltäter” (Matth. 7:22, 23). Kann
daher jemand auf Glückseligkeit und Rechtfertigung hoffen, der sagt:
”Allgemeinwohl ist nur ein leeres Wort?” Solch ein Mensch wird leer bleiben,
denn wahrlich, Leere ist in seinem Herzen und seinem Kopfe. Christus und das
Allgemeinwohl sind gleichbedeutend.
In
Zusammenhang mit der Idee der Gemeinschaftsarbeit möchte ich Ihnen gern den §
35 aus dem Band der ”Feurigen Welt“ zitieren: ”Soviel wird über Zusammenarbeit
gesprochen, aber so wenig begriffen! Dies ist einer der am meisten
mißverstandenen Begriffe, weil in einer menschlichen Gemeinschaft die Idee
vereinter Arbeit so entstellt wird. Das Leben in der Gemeinschaft von
Mitarbeitern kennt keinen Zwang der Gefühle, der Verpflichtungen, kein
Aufdrängen, sondern Bestätigung vereinter Arbeit im Namen des Guten. Würde die
menschliche Gesellschaft das Gesetz vereinter Arbeit als Lebensgesetz annehmen,
wie sehr könnte das menschliche Bewußtsein geläutert werden! Denn der Rhythmus
einer gemeinsamen Aufgabe kann verschiedene Fachleute und Individuen, die sich
in ihren Eigenschaften unterscheiden, vereinen. Das Gesetz ist einfach, aber
welche Entstellung umgibt es! Die Bekundung der geistigen Verwandtschaft des
Menschen ist durch viele Gründe bedingt, sowohl geistig als auch karmisch, aber
unter dem Arbeitsstrahl vermag sich eine Gemeinschaft mittels des Gesetzes der
Zusammenarbeit zu organisieren. Daher ist es notwendig, die Mitarbeiter durch
Arbeit heranzubilden und durch die Bestätigung, daß jeder Mitarbeiter ein Teil
des Ganzen ist. Jedoch falsches Denken über das Persönliche sollte vermieden
werden. Solche Interpretation wird nicht dazu beitragen, die Gemeinschaft zu
einem einzigen Kanal zu festigen. So viele bedauerliche Geschehnisse könnten
durch Bewußtseinserweiterung und das feine Verständnis dafür, daß es unzulässig
ist, das Herz eines anderen Wesens zu mißbrauchen, vermieden werden. So sollten
die Mitarbeiter auf dem Wege zur Feurigen Welt verstehen, daß man nur durch das
Gesetz gemeinsamer Arbeit voranschreiten kann - es gibt keine andere Maßnahme!
Feines wird nur durch Feines erreicht; und die feinen Fäden des Herzens
erklingen nur in der Spannung von vielen Tausenden von Jahren. Darum mögen die
Mitarbeiter vor allem diesen einzigen Pfad erkennen. Genaugenommen gestattet
das Gesetz vereinter Arbeit keinen Eingriff in das Herz des Nächsten.”
§
36 desselben Buches: ”In der Gemeinschaft sollte man an die Heiligkeit der
Gefühle denken. Man sollte vor allem daran denken, daß es unzulässig ist, in
einem Mitarbeiter das feine Gefühl erzwingen zu wollen. Man sollte durch äußere
Forderungen im Herzen keine feinen Schwingungen entfalten. Nur ein inneres,
erworbenes Handeln erzeugt eine entsprechende Schwingung. Selten ist dieses
geistige Leben inmitten erstickender Schwingungen zu finden. Aber diese
Erscheinung - wenn Geist mit Geist in Harmonie erklingt - ist wunderbar! Vor
allem bei Entwicklung des Gemeinschaftsbewußtseins sollte man Verständnis für
Zusammenarbeit aufbringen. In diesem Verstehen kann die Gemeinschaft erstarken
und der Wurm der Selbstbemitleidung wird schwinden. So geben Wir dem Schüler
den Rat, die Freude an der Arbeit zu bestätigen, ohne in das Herz des Nächsten
einzudringen. Seit langem heißt es: ”Liebe läßt sich nicht erzwingen!” Das ist
auch eine kosmische Formel. Aber man kann den Pfad der Zusammenarbeit sehr
läutern. So mögen die Schüler an diese Bekundung der Zusammenarbeit als
wichtigem Schritt im täglichen Leben der Gemeinschaft denken!”
Doch
wie oft lassen die Mitarbeiter das Gefühl der Eifersucht aufkommen, das so
viele schöne Unternehmen zunichte macht.
18.
Januar 1936
Vielen
Dank für Ihren lieben Brief mit einem Bild von Ihnen. Ich bin allmählich dabei,
eine reguläre Bildergalerie von Freunden zu sammeln. Ich sehe sie mir gerne an
und beobachte die Veränderung des Gesichtsausdruckes. Haben Sie bemerkt, daß
die Bilder lebender Menschen ihren Ausdruck verändern? Weiter freute ich mich,
über ihre Aktivität zu hören. Säen Sie die nützliche Saat so weit Sie können,
aber beachten Sie immer den Bewußtseinszustand. Kleiden Sie die großen
Wahrheiten in das annehmbare Gewand. Das Verbergen des Lichts, um nicht die
Schwachsinnigen zu blenden, zeugt von großem Mitleid. Wir sollten uns immer und
überall vom Herzen leiten lassen. Es heißt, daß nur ein unbedeutendes
Bewußtsein seinen eingebildeten Glanz stolz zu entfalten sucht, ein großes
Bewußtsein jedoch scheut sich nicht, sich zu verbergen, wenn sichtbar wird, daß
viele Begriffe noch nicht aufgenommen werden können.
Gewiß,
Sie haben recht, die Johannes-Offenbarung muß sehr vorsichtig gedeutet werden.
In der Tat, jede Schrift, jede Legende aus dem Altertum hat sieben Schlüssel
oder Deutungen. Was die ”Offenbarung“ anbelangt, sind viele Gelehrte jetzt zu
dem Schluß gekommen, daß sie eine andere Version des Buches Enoch sowie der
Drachenlegende des heidnischen Altertums ist. Die Offenbarung muß daher als
viel älter, als man bisher angenommen hat, angesehen werden. Das Kapitel XII
hat einige Bedeutungen, und ein Großteil des astronomischen und numerischen
Schlüssels zu diesem Welt-Mythos ist bereits gefunden worden. Der Heiligen
Lehre gemäß bezieht sich der hier erwähnte ”Krieg im Himmel“ auf bestimmte
Ereignisse dieser Art auf unterschiedlichen und verschiedenen Seinsebenen. Das
erste ist eine rein astronomische und kosmische Tatsache der Kosmogonie … Wenn
der siderische Prototyp (des Krieges) sich tatsächlich auf eine
prämanwantarische Periode bezieht und gänzlich auf Wissen beruht … des ganzen
Programms des Fortschritts der Kosmogonie …”, das Wissen, das im Besitz des
Großen Lehrers ist, so hat der zweite Aspekt des ”Krieges im Himmel“ seine
Widerspiegelung auf Erden, und der Ort des Geschehens war nicht der
interplanetare Raum, sondern der Himalaja.
”Es
ist der Bericht über das schreckliche Ringen zwischen den ”Söhnen Gottes“ (den
Söhnen des Lichts) und den ”Söhnen des Schattens“ der vierten und fünften
Rasse. Es liegt an den beiden Ereignissen, die durch Legenden zusammengelegt
wurden …, daß jede folgende … Überlieferung auf dieses Thema aufgebaut wurde.”
Aber ohne Rücksicht darauf, welches der astronomische Sinn dieser allgemein
angenommenen Legende vom Kampf im Himmel ist, gründet ihre menschliche Phase
auf wirkliche historische Ereignisse, die nur aus dem Grund in ein
theologisches Dogma (Der Fall der Engel) entstellt und entwürdigt wurden, um
sie mit den kirchlichen Zielen in Einklang zu bringen.
In
der ”Geheimlehre“ befinden sich weitere Erklärungen bestimmter Kapitel und
Verse der Offenbarung. Ich machte hier Auszüge bringen, die Sie interessieren
dürften:
”In
der Einleitung zu Erzbischof Laurences Übersetzung aus einer äthiopischen
Handschrift in der Bodleianischen Bibliothek bemerkt der Herausgeber, der
Verfasser der ”Entwicklung des Christentums“: Bei der Revision des Buches Enoch
prägte sich uns die Verwandtschaft mit den neutestamentarischen Schriften noch
tiefer ein. So ist die Parabel von dem Schaf, das von dem guten Hirten von
Mietlingswächtern und grimmigen Wölfen befreit wurde, von dem vierten
Evangelisten offenbar entlehnt aus Enoch LXXXIX, wo der Verfasser darstellt,
wie die Schäfer das Schaf vor der Ankunft ihres Herrn töten und erschlagen und
so die wahre Bedeutung jener bisher geheimnisvollen Stelle in der
Johanninischen Parabel enthüllt - ”Alle jene, die vor mir gekommen sind, die
sind Diebe und Mörder” - eine Sprache, in der wir jetzt eine offenbare
Bezugnahme auf die allegorischen Hirten des Enoch entdeckten (Das Buch des
Propheten Enoch, Seite XLVIII, 1883 herausgebracht).
”Die
Zeit ist zu weit fortgeschritten für die Behauptung, daß Enoch aus dem Neuen
Testament entlehnt hat, anstatt umgekehrt. Judas (14, 15) führt wörtlich aus
Enoch eine lange Stelle über die Ankunft des Herrn mit seinen 10.000 Heiligen
an und anerkennt die Quelle, indem er den Propheten ausdrücklich nennt.
Den
Parallelismus zwischen Prophet und Apostel … vollendend, haben wir es über den
Streit erhoben, daß in den Augen des Verfassers einer als göttliche Offenbarung
angenommenen Epistel das Buch Enoch die inspirierte Darstellung eines
vorsintflutlichen Patriarchen … war.
Die
gehäufte Übereinstimmung von Sprache und Ideen bei Enoch und den Verfassern der
neutestamentarischen Schriften … zeigt klar daß das Werk des semitischen Milton
die unerschöpfliche Quelle war, aus der Evangelisten und Apostel, oder die
Männer, die in deren Namen schrieben, ihre Vorstellungen von Auferstehung,
Gericht, Unsterblichkeit, Untergang und dem allgemeinen Reich der Gerechtigkeit
unter der ewigen Herrschaft des Menschensohnes geborgt haben. Dieses
evangelische Plagiat gipfelt in der Offenbarung Johannis, der die Visionen des
Enoch dem Christentum anpaßt, mit Abänderungen, in denen wir die erhabene
Einfalt des großen Meisters apokalyptischer Voraussagung vermissen, der im
Namen des vorsintflutlichen Patriarchen prophezeite” (Einleitung XXXIV - XXXV.)
”Vorsintflutlich
fürwahr; aber wenn die Wortfügung des Textes kaum ein paar Jahrhunderte oder
auch Jahrtausende vor die historische Zeitrechnung zurückreicht, dann ist es
nicht länger die ursprüngliche Voraussage der zukünftigen Ereignisse, sondern
eine Kopie irgendeiner Schrift einer vorgeschichtlichen Religion.
Im
Kritazeitalter teilt Vishnu in der Form des Kapila und anderer (inspirierter
Lehrer) … wahre Weisheit mit (wie es Enoch tat). Im Tetrazeitalter wehrt er den
Bösen in der Gestalt eines Weltherrschers (Chakravartin, der ”ewige König“ des
Enoch) und beschützt die drei Welten (oder Rassen). Im Dvaparazeitalter teilt
er in der Person des Vedavyasa den einen Veda in vier, und zerlegt ihn in
Hunderte (Schata) von Zweigen.” (Vishnu-Purana)
”Im
Buche Enoch, Kapitel XXVI, 3, sagt URIEL: ”Jene, die Gnade gefunden haben,
sollen für immer Gott preisen, den ”ewigen König“, der über sie herrschen
wird.”
”Fürwahr
so; der Veda der frühesten Arier verbreitete sich, bevor er niedergeschrieben
wurde, bis zu jener Nation der Atlanto-Lemurier und säte die ersten Samen aller
jetzt existierenden alten Religionen. Die Sprößlinge des niemals sterbenden
Baumes der Weisheit haben ihre verwelkten Blätter selbst über das
Juden-Christentum verstreut. Und am Ende des Kali, des gegenwärtigen
Zeitalters, wird Vishnu oder der ”ewige König“ als Kalki Avatar wieder
erscheinen und die Gerechtigkeit auf Erden wieder herstellen. Die Gemüter
derer, die zu jener Zeit leben, werden erweckt und so klar wie Kristall werden.
Die
Menschen, die durch Tugend in jener besonderen Zeit so verwandelt sind (der
Sechsten Rasse), werden gewissermaßen die Samen sein von menschlichen Wesen,
und sie werden eine neue Rasse hervorbringen, die den Gesetzen des
Kritazeitalters der Reinheit folgen wird, d. h. sie wird die Siebente Rasse
sein, die Rasse der ”Buddhas“, die Söhne Gottes, geboren von unbefleckten
Eltern.
* * *
Aber
was ist in Wirklichkeit das Buch Enoch, auf das sich der Verfasser der
Offenbarung wie auch der Heilige Johannes, der Verfasser der vierten
Evangelien, so ausführlich in ihren Schriften beziehen? Es ist einfach ein Buch
der Einweihung, das in allegorischem und vorsichtigem Wortgefüge den Umriß
bestimmter archaischer Mysterien darlegt, die im inneren der Tempel
stattfanden. Die sogenannten ”Visionen“ des Enoch beziehen sich auf seine
(Enochs) Erfahrungen bei der Einweihung und darauf, was er in den Mysterien
erfuhr.
In
allen alten Legenden bezieht sich die Beschreibung der Schöpfung unserer Erde
natürlich nur auf die vierte Runde, nach der Pralaya oder Verdunkelung, die
nach der dritten Runde begann. Von den ersten zwei Rassen dieser Runde haben
wir wenig Kenntnis, da bis jetzt das Wissen der Großen Lehrer nicht enthüllt
wurde, weil es für unser Bewußtsein zu schwer wäre, jenen Zustand zu begreifen,
der kein gegenwärtiges Äquivalent auf unserer Erde hat. Aber in der vierten
Runde trat der Mensch vor den Tieren in Erscheinung.
Das
Gebet Christi, das man immer noch unbeachtet läßt, war das große Herzensgebet
für das Wohl der ganzen Menschheit. Jeder Große Geist lenkt die Evolution
streng im Einklang mit den Gesetzen des Kosmischen Magneten beziehungsweise mit
dem Gesetz der Evolution. Und der Wille solch eines Geistes ist deshalb so
machtvoll, weil er mit dem Willen des Kosmos identisch ist.
Der
Fall Luzifers als Folge seiner Auflehnung gegen das Evolutionsgesetz oder den
Willen des Kosmos kam wirklich über uns. Lesen Sie erneut die Legende über
Luzifer in der Broschüre ”Auf östlichen Kreuzwegen“, sie ist wirklich war.
So
schafften jene zu der Zeit, als die Großen Brüder Luzifers mit ihm auf unsere
Erde kamen, ewige Bewegung; zu der Zeit, in der sie sagen: ”Warum eine Erde,
wenn alle Welten bestimmt sind”, und so schafften sie den rechten Pfad für die
Menschheit, so daß weite Zusammenarbeit mit den fernen Welten einen rechten
Austausch ermöglichen wird. Luzifer zog es vor, sich von seinen Nachbarn
abzusondern. Aber in der Einheit des Seins, in dem Gesetz gegenseitigen
Austausches, endet jedwede Absonderung nur in Auflösung oder Tod. Luzifer
jedoch konnte den Lebensstrom nur hemmen, aber nicht unterbrechen. Genau
gesagt, brachte seine Auflehnung und die Ausführung seines Planes der
Selbstgenügsamkeit irdischer Materie ein Korrektiv des Körpers der Weißen
Bruderschaft mit sich, eine wegen ihrer obligatorischen Kampfbereitschaft für
andere Planeten unbekannte Organisation. Es heißt: ”Der verzweifelte Kampf
verwandelte den Lichtträger, und die rubinrote Aura wurde mit blutrotem Schein
erfüllt. Seine Nachfolger griffen fürwahr nach schmachvollen Mitteln”, die nur
die Fristen verzögern, das Schicksal jedoch nicht abwenden. Daher hätten die
Rüstung und die Schwerter der Bruderschaft viel früher in die Teile der
Laboratoriumsapparate freudvoll geschmiedet und die Leiter des Lichts - die
Verbindung zwischen Himmel und Erde - enger besetzt werden können. ”Wie lebhaft
in Erinnerung ist der erlittene schmachvolle Tod des letzten Großen Lehrers für
etwas, was der Menschheit, wie es scheint, längst bekannt gewesen ist!”
Sie
fragen, wie diese Psychologie der Absonderung entstand, doch in jedem großen
feudalen Herrn können Sie ein gleiches Beispiel sehen.
Luzifer
ist der Fürst der Erde im wahrsten Sinne des Wortes. Sein Geist besitzt
potentiell die gleichen Energien, die der Erde eigen sind.
Unter
normalen Bedingungen müßte der Herr der Erde die Materie erhoben haben, indem
er ihre Teilchen mit der Idee der Einheit erfüllte. Der Geist des Herrn des
Planeten durchschreitet die menschliche Form als der erste Lehrer der
Beherrschung der Materie, und deshalb wird er zum Experten in den Eigenschaften
dieser Materie. Mit würdigem Verhalten wäre er ein schätzenswerter Freund aller
neuen Formationen; es gäbe keine antagonistischen Tätigkeiten, sondern nur ein
Suchen nach gegenseitigen segensreichen Taten. Der Herr der Erde jedoch denkt
nicht so; er kümmert sich nicht um die geistige Freundschaft. Sie können sich
wohl vorstellen, daß der Herr der Erde alle irdischen Labyrinthe kennt! Und
eine übermäßige Erleuchtung durchkreuzt seine Pläne! Seine Diener sind nicht
abgeneigt, für sie Nützliches zu erfahren; sie halten ihre eigenen
Versammlungen, wo geraten wird, die neuen Entdeckungen zu nutzen, um dem
Fortschritt der Geistigkeit zu schaden. Sein Unheil jedoch besteht darin, daß
die geistigen Bewegungen sehr rege sind; und das Reservoir der Quelle der
Weißen Bruderschaft ist groß.
Nun
werden Sie erkennen, wie ernst und bedrohlich das Toben des Harmagedons ist -
der Kampf der Kräfte des Lichts gegen die Horden der Finsternis!
* * *
Ganz
richtig verstehen Sie Besessenheit. Fürwahr, wo es Kampf gibt, gibt es keine
wirkliche Besessenheit. Eine besessene Person kämpft nicht mehr und erkennt
auch nicht, daß sie besessen ist. Das reine Herz braucht Besessenheit nicht zu
fürchten. Aufrichtigkeit läßt keine Besessenheit zu.
21. Januar 1936
Man
sollte bedenken oder, besser gesagt, wissen, daß es kein einziges Buch gibt,
das frei von Fehlern oder Unklarheiten ist, oder einfach von Druckfehlern und
Auslassungen. Selbst in den Büchern und Briefen der Adepten stößt man auf
scheinbare Widersprüche, doch für Wissende sind dies keine ”Widersprüche“,
sondern einfach die Ergebnisse mangelhafter Kommentare. Das Universum ist sehr
komplex, und es ist unmöglich, seine ganze große Mannigfaltigkeit auf ein paar
Formeln zu bringen, die für jeden besonderen Fall Anwendung finden können. So
gibt es in bezug auf eine harmonische Seele auch vieles, was durch Worte nicht
adäquat ausgedrückt werden kann. Man kann keine Apothekerwaage verwenden, um
den Grad der Individualisierung zu bestimmen, der in jedem separaten Fall in
dieser oder jener Gruppe der niederen Naturreiche erzielt wird; daher muß man
den Durchschnittsgrad für ihren Zustand annehmen. Die Gruppenseele muß in jedem
Fall als Übereinstimmung ursprünglicher Gefühle verstanden werden, und, genau
gesagt, kann solch ein Gleichklang durch die Bezeichnung Gemeinschaftsseele im
Sinne geistiger Übereinstimmung ausgelegt werden. Auch die Großen Lehrer nennen
Ihre Gruppe oft EIN EGO.
* * *
Sie
wundern sich also, daß der Verfasser des Buches, das Sie kritisieren, das
Karmagesetz als ”blind“ und zugleich ”vernünftig“ bezeichnet! In jedem
kosmischen Gesetz muß man jedoch immer die Gegensätze in Betracht ziehen.
Dieses Gesetz wird vom Autor wegen seiner Unabänderlichkeit sowie
Unerschütterlichkeit, wenn es kosmisch und unvermeidlich wirkt, ”blind“
genannt. Im Tun eines Menschen mit erwachtem Geist wird das Karmagesetz
”vernünftig“, die niederen Naturreiche dagegen sind dem Gesetz ”blind“
unterworfen
Die
Herren des Karma, obwohl sie die Evolution der Welt lenken, werden gewiß primär
von den kosmischen Gesetzen geleitet, und sie gleichen oder passen ihren Willen
der Evolution des Kosmos an - oder der großen Zweckdienlichkeit. Daher ist Ihre
Frage: ”Ist es möglich daß die Herren des Karma ”blind“ sind?” nicht am Platze.
Auch die Feststellung des Verfassers, daß ”Karma im ersten und letzten Viertel
der Entwicklungsrunde nicht wirkt”, ist kein Irrtum, sondern einfach die
gleiche, allerdings nicht ganz überzeugende Erklärung. In allen Lehren ist über
den Zustand des Menschen in den ersten drei Runden sehr wenig gesagt, wie auch
über die ersten zwei Rassen unserer Runde. Aus den Hinweisen jedoch läßt sich schließen,
daß in den ersten zwei Rassen der vierten Runde die Menschen, wenngleich sie
mit Geistigkeit erfüllt waren, keinen, wie wir es nennen ”Verstand“ hatten; und
so können wir annehmen, daß sie dem unvermeidlichen Karmagesetz ”blind“
folgten. Jedoch im letzten Viertel unserer Rasse, sobald die Menschen genügend
verfeinert sind und den verdichteten Astralzustand sowie ihre ursprüngliche
Geistigkeit durch das Öffnen der höheren Zentren erreicht haben - allerdings
mit einer entwickelten und erleuchteten Denkfähigkeit -, werden sie ihr
irdisches Karma für diesen besonderen Zyklus (oder diese Runde) vollenden und
die Erde verlassen, um eine neue Seinsrunde auf einem anderen Planeten zu
beginnen; nach dieser Periode der Verdunkelung der Erde kann die Menschheit
ihre Evolution in der neuen irdischen Runde oder der fünften Rasse fortsetzen.
In
diesem Buch finden Sie auch die Feststellung über die Zahl der Inkarnationen in
ein und demselben Geschlecht. Diese kategorische Feststellung kann zu
Mißverständnissen führen. Würde ich sie jedoch verneinen, müßte ich Bestimmtes
offenbaren, was für eine weite Öffentlichkeit noch nicht enthüllt werden kann.
Warum
erscheint es Ihnen ungerecht, daß der Mensch ”seinem Karma zuvorkommen kann”
und es ihn dann nicht mehr erreicht? Genau das Gegenteil scheint mir der Fall
zu sein; denn wäre es anders, könnten wir diesem verhexten Kreis niemals
entrinnen. Und wenn Sie fragen: ”Wie kann der Mensch seinem Karma
zuvorkommen?”, so sage ich: Indem er seine Gedanken und Beweggründe verbessert!
Sehr oft ist in der Lehre erwähnt, daß vor allem unsere Beweggründe und
Gedanken unser Karma schaffen; Taten sind von sekundärer Bedeutung. Fürwahr,
Gedanken schaffen unser inneres Wesen. Gedanken werden als Energien in unserem
KELCH und in der Aura gespeichert; und werden diese Energien geläutert und
verfeinert, so ist es verständlich, daß sie harmonisieren und nur jenes
anziehen können, das gleich rein ist - dann kann uns das Böse und Niedrige
nicht mehr in voller Stärke erreichen. Wenn Sie daher einem Menschen begegnen,
dem Sie in früheren Leben Böses zufügten und er gegen Sie Feindschaft hegt,
Ihre Aura aber ausreichend geläutert ist, werden die Auswirkungen seiner bösen
Energie Sie nicht in vollem Maße verletzen können. Seine unheilvolle Energie
wird sich dann wie ein Bumerang gegen ihn selbst wenden. Deshalb ist es so
nützlich, seine Gedanken und Beweggründe zu läutern, zu verbessern und zu
verfeinern. Der Geist trägt seine Errungenschaften und Waffen in sich selbst.
Die Läuterung und feurige Umwandlung unseres inneren Wesens macht uns zu Herren
unseres Karma. In der Tat, die Beendigung des Karma auf einem Planeten ist dann
möglich, wenn alle Elemente oder Energien, die in unser Wesen eingehen, in
vollem Streben harmonisch vereint sind und die für diesen Planeten vorbestimmte
Vervollkommnung erreicht haben.
Und
nun betreffs Androgyne. Beachten Sie, daß diese Stelle in Anführungszeichen
meinem Brief an den Verfasser dieses Buches entnommen ist. Wie ich Ihnen
bereits geschrieben habe, ist der dritte Band der ”Geheimlehre“
zusammengestellt worden, ohne von H. P. Blawatsky korrigiert worden zu sein.
Darüber hinaus kann man sich nicht völlig auf die Aufzeichnungen ihrer Schüler
verlassen, die oft von H. P. B. nicht durchgesehen wurden. Aus persönlicher
Erfahrung weiß ich, auf welche Überraschungen man in einfachen Aufzeichnungen
stoßen kann. Daher beabsichtige ich, in meinem letzten Willen festzuhalten, daß
ich für keinerlei Aufzeichnungen, die nach meinen Ausführungen gemacht worden sind,
die Verantwortung übernehme, sofern sie nicht das Zeichen meiner Korrektur oder
die briefliche Unterschrift tragen.
Es
wundert mich, wieso es Ihnen nicht klar erscheint, daß Christus Jesus die
Unerkennbare Primärursache nicht ”Seinen Vater“ genannt haben kann. Ohne Bezug
darauf, wie transzendental die Primärursache ist, ist sie wirklich das
Vater-Mutter-Prinzip alles Bestehenden.
Zum
Abschluß muß ich Sie daran erinnern, daß Kritik zu üben leicht ist, Kunst
auszuüben jedoch schwer. Und ein Schüler, der die BÜCHER DER LEBENDIGEN ETHIK
mit seinem Herzen gelesen hat, muß erkennen, wie wichtig auf seinem Pfad des
gütigen Auges die Praxis ist. Durch Kritik allein ist noch nie etwas geschaffen
worden.
Das
Buch, das Sie so tadeln, bereitete vielen suchenden Herzen Freude, und mir sind
darüber viele rührende und ausgezeichnete Beurteilungen zu Ohren gekommen. Es
gibt darin nicht mehr Fehler oder, besser gesagt, nichtüberzeugende Stellen als
in anderen Schriften, welches Gebiet sie auch betreffen mögen.
Bevor
man sich anschickt voranzukommen, muß sich das menschliche Bewußtsein das zu
eigen machen, was bereits gegeben wurde. In der Tat, heute befindet sich die
Menschheit am Rande eines Abgrunds, es geht um Sein oder Nichtsein! Daher ist es
weit wichtiger, die Grundsätze der LEBENDIGEN ETHIK im Leben anzuwenden, als
die genaue Zahl der Inkarnationen zu kennen, die in ein und demselben
Geschlecht möglich sind, oder alle Grade geistiger Affinitäten in den niederen
Naturreichen, oder schließlich, ob die Menschen der siebenten Rasse zwei
Rückgrate besitzen werden oder drei Nasenlöcher - und so fort!
So
üben Sie also keine Kritik, sondern prüfen Sie jede Frage von vielen
Gesichtspunkten her, wobei Sie an die große Vielfalt sowie die Komplexität des
Universums denken sollten.
In
Ihrem letzten Brief sagen Sie: ”Sie wissen, daß ich, was Sie mir auch sagen
mögen, nicht gekränkt sein werde, sondern nur dankbar.” Sind das nicht allein
Worte, oder ist es die Wahrheit? Ich habe das oft wiederholt, doch habe ich
bemerkt, daß Leute, die dies zu sagen pflegen, sich nichtsdestoweniger bei dem
ersten Hinweis gekränkt fühlten. Die Entscheidung liegt bei Ihnen. Ich sage:
Wohl Ihnen, wenn Sie diese Erkenntnis erlangt haben. Daher wird diese besondere
Art von mir ”Ihre Flamme nicht verlöschen”, selbst wenn sie ”rauchen” sollte.
”Gekränktheit zu züchten, schafft einen jämmerlichen Garten” (Blätter des
Gartens MORYA I, § 38). Gekränktsein gleicht der Selbstsucht, die unser Nahen
zum Licht verhindert.
25.
Januar 1936
Von
ganzem Herzen begrüßen wir Ihre Absicht, über das von Ihnen gewählte Thema ein
Buch zu schreiben. Sie haben recht, die Frage der Religion ist äußerst wichtig.
Man kann sagen, daß sie der Eckstein der vorbestimmten Geistigkeit der
kommenden Epoche ist. Daher müssen wir ohne zu zögern, im Bewußtsein der jungen
Generation das wahre Verstehen dieser wichtigen Vorstellung schaffen. Das wahre
Wort Religion, heißt es, kommt vom lateinischen ”religare“ und bedeutet
emporbinden, genau gesagt, eine Verbindung mit der Höheren Welt. Durch
Verletzung dieser Verbindung beraubt sich die Menschheit nicht nur des wahren
Wissens, sondern auch des Seins selbst, denn die lebenspendende Quelle des
Guten nährt alle Welten. Wir billigen auch sehr den Plan, den Sie in Ihrer
Vorstellung hegen und sind gewiß, daß Sie alle Ihre erwähnten Ideen mit größter
Lebendigkeit und Überlegenheit in Angriff nehmen werden.
Könnten
die Vertreter der Kirche die Zeit, der sie sich gegenübersehen, doch verstehen -
die Zeit großer Reinigung und Schaffenskraft des Geistes - würden sie vereint
und mit neuem, fortschrittlichem Bewußtsein das große Evangelium Christi prüfen
und beim Studium mit den ältesten Religionen vergleichen, sie könnten den
tiefsinnigen Esoterizismus der Lehre Christi verstehen, der völlig auf der
”Ursprünglichen Offenbarung“ basiert, der Quelle aller Lehren aller Zeiten. Die
Kirchenväter sollten die wahren geistigen Hirten des Volkes sein, die
Grundlagen der LEBENDIGEN ETHIK in das Leben hineintragend, die man in jeder
Lehre des Lichts findet. Es ist gefährlich, hinter dem wachsenden und
evolvierenden Bewußtsein zurückzubleiben; es ist gefährlich, die Entdeckungen
und Errungenschaften der Wissenschaft abzulehnen, die wegen der sich häufenden
Ereignisse vorerst noch vereinzelte Erscheinungen sind. Doch die Zeit ist nicht
fern, wo sich diese Erscheinungen vereinen und als unbestreitbare Fakten
dastehen werden.
Gehen
wir in den Fußstapfen jener unwissenden Kardinäle, die bereit waren, Galileo auf
dem Scheiterhaufen zu verbrennen, nur weil er behauptete, daß die Erde sich
dreht? Daher muß man den Bündnissen genau das entnehmen, was mit den neuesten
Entdeckungen der Wissenschaft übereinstimmt und darf nicht das unterstützen,
was entstellt und aus bestimmten Gründen angenommen wurde. Man muß die
Bündnisse mit äußerster Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und erleuchtetem Bewußtsein
studieren und alle späteren Auslegungen zurückweisen, die die Fundamente
dermaßen verdunkelten, daß ”anstatt erhabener Bildnisse nur staubbedeckte
Masken übrigblieben.”
Freilich,
auf dem Pfad des Lichts sind Fehler unvermeidlich, denn wer ist vollkommen?!
Alles hängt von der Beschaffenheit dieser Fehler ab, von unserem Verhalten
ihnen gegenüber sowie von der Festigkeit unseres Bandes zur Hierarchie. Nur wer
sich vom Pfad des Lichts abwendet und so das Band von der Hierarchie trennt,
fällt in den Abgrund. So ist der Weg der Verräter furchtbar.
In
dem früheren Brief an Sie übersah ich Ihre letzte wichtige Frage über das
Herzeleid - ich möchte sie hier beantworten.
Leid
kann in jedem Fall als Segen angesehen werden, denn es verfeinert die Gefühle
und lehrt uns großes Mitgefühl. Freude allein kann den Gefühlen nicht jene
Tiefe verleihen. Daher ist die Verbindung dieser Gegensätze für die Vollendung
des Pfades wichtig. Ein versteinertes Herz verdient die Bezeichnung ”Sonne der
Sonnen” nicht. Ein Schüler auf dem Pfad des Lichts kann kein versteinertes Herz
haben, das nicht mit all seinen Fasern auf die Freuden und Leiden seiner
Umgebung mitschwingt.
In
der Tat, mit zunehmender Vervollkommnung gelangt die ganze Skala der Gefühle zu
solch einer Verfeinerung, daß das Herz des hohen Schülers auf der letzten Stufe
zuweilen eine offene Wunde zu sein scheint, als fühlte er physisch seinen
brennenden Schmerz Aber diese Feinfühligkeit gilt nicht so sehr ihm selbst wie
seinem Nächsten und dem Allgemeinwohl, das für manche Menschen ein leeres Wort
bedeutet. Besonders schmerzlich ist jegliche Grobheit.
Ich
glaube, daß viele Menschen nicht voll erkennen, was mit einem versteinerten
Herzen gemeint ist. Vielleicht glaubt man, daß wir, obwohl wir den Härten des
Lebens stetig ausgesetzt sind, aber über ein erweitertes Bewußtsein verfügen
und uns der Verbindung mit der Hierarchie des Lichts bewußt sind, es lernen,
diese Boten gelassen aufzunehmen, weil wir erkennen, daß wir sie entweder
verdienen oder sie für uns eine Hilfe bedeuten. Das wird der sehr gestählte
Geist sein, den nichts schrecken kann, dessen Herz aber um so feuriger der
Hierarchie und dem Dienst am Allgemeinwohl zustrebt.
So
heißt es in der LEHRE ”Gelassenheit des Bewußtseins entwickelt sich
proportional zur Erkenntnis der Höheren Welt. Es gibt keine größere Freude und
Schönheit als Bestätigung des Vorhandenseins der Höheren Welt. Die echte
Vorstellung solch eines Bandes macht den Menschen streng und bestrebt.”
So
pflegte Vivekananda seine Schüler oft zu fragen, ob sie sich die ganze Feinheit
und Zärtlichkeit des Herzens der großen LEHRER vorstellen könnten? Das
Mitgefühl und die Hilfe der Großen LEHRER äußert sich jedoch infolge ihres
großen Wissens in Formen, die weder unserem Verstehen noch unseren Wünschen
entsprechen. Daher die häufige Bemerkung, die ich leider selbst vernommen habe:
”Der Lehrer ist irgendwo weit entfernt und hört die an ihn gerichteten Rufe
nicht.” Wer das glaubt, kann keinem größeren Irrtum erliegen. Jedoch um gehört
zu werden, muß man Aufrichtigkeit sowie Streben des Herzens bekunden.
”Ein versteinertes
Herz ist kein Herz mehr, sondern ein Stück Abfall.”
* * *
Einer
meiner Briefschreiber hört oft die seltsamsten Meinungen über die LEHRE DER
LEBENDIGEN ETHIK. Sie kommen von den Denunzianten. Jedoch ich bestehe darauf,
Duldsamkeit gegenüber allen geistigen Bewegungen zu üben und rate, die Bücher
der Lebendigen Ethik niemandem aufzuzwingen und sich vor allem in keine
Debatten einzulassen. Meinungsaustausch mit gewissen Menschen artet in Streit
und persönlichen Beleidigungen aus. Letzteres zeugt von einem geringen
Bewußtsein und Wissen. Buddha sagte: ”Achte deinen Glauben, doch schmähe nicht
den deines Bruders.” Auch Brahmo Samaj sagt, daß keine Religion geschmäht,
verspottet oder gehaßt werden sollte. Deshalb sollte ein geistiger Lehrer,
dessen Schüler ihm die Abstammung von der Sonnenhierarchie zuschreiben, große
Toleranz gegenüber anderen Lehren üben. Unser Bewußtsein wird nach unserer
Toleranz bemessen.
4.
Februar 1936
Es
ist sehr gut, daß Sie auf die Gefahr der Besessenheit hingewiesen haben. Sie
sollten auch festhalten, daß oft die vielen kranken Menschen einfach besessen
sind. Gleicherweise könnten Sie einige Hinweise über den niederen Psychismus
bringen, der ebenfalls zu Besessenheit führen kann. In dem Buch ”Feurige Welt“
ist über Psychismus vieles ausgesagt. Zudem sollten Sie auf den höheren Pfad
hinweisen, den Pfad des Herzens und die Aufspeicherung geistiger Synthese. Man
kann darauf verweisen, daß man in naher Zukunft, wenn die Menschen im Verstehen
der feinen Energien fortschreiten, für das Problem des Mediumismus die richtige
Lösung finden wird. Bedingungen und Methoden für den Schutz der Medien vor
äußeren Einflüssen werden gefunden und sie könnten dann zur Mitarbeit zum Zweck
wissenschaftlicher Forschung herangezogen werden.
* * *
Es
ist äußerst nützlich, die Fragen über Mediumismus und Psychismus zu beleuchten.
Im Suchen nach dem Ungewöhnlichen und nach ungewöhnlichen Experimenten ist die
Menschheit in ihrer Unwissenheit in die schwärzeste Magie und Zauberei
abgeglitten. Kürzlich hatte ich über ein bestimmtes Medium geschrieben und
zitierte die Worte von Manly P. Hall, einem begabten amerikanischen Redner und
Schriftsteller über Okkultismus. Ich will die Ausführungen für Sie wiederholen:
”Es ist äußerst weise, den Unterschied zwischen einem Medium und einem
Hellseher aufzuzeigen. Die Durchschnittsmenschen sehen hierin keinen
Unterschied, für die Mystiker jedoch waren diese zwei Phasen geistigen Sehens
durch die ganze Zeitspanne menschlicher Evolution getrennt.
Ein
Hellseher ist jemand, der Kundalini (die Rückenschlange) in das Gehirn hob und
durch sein Bewußtseinswachstum das Recht erwarb, die unsichtbaren Welten
mit Hilfe des dritten Auges oder der Zirbeldrüse wahrzunehmen.
Hellseher
werden nicht geboren, sie entwickeln sich. Medien werden nicht gemacht, sie
werden geboren. Hellseher kann man erst nach Jahren werden - er lebt oft
zurückgezogen; ein Medium hingegen … kann in einigen Tagen Ergebnisse
erzielen.”
Hier
muß man natürlich hinzufügen, daß das Medium auf die niederen Schichten der
Feinstofflichen Welt beschränkt ist Die höheren Ebenen sind dem Medium nicht
zugänglich, weil seine höhere Triade an diesen Erscheinungen keinen Anteil
nimmt. Mediumismus hemmt richtige Evolution und muß als Rückschritt gewertet
werden.
Ich
habe auch über den Schaden durch Konzentration auf ein bestimmtes Zentrum
geschrieben, wie in den Büchern über Pseudo-Okkultismus geschildert; denn solch
eine Konzentration stimuliert ein Zentrum auf Kosten der anderen, das ganze
Schema ihrer Polarisation in ein Chaos stürzend. Dieser Vorgang verursacht im
Bereich der Schwingungen wirklichen Schaden, denn er bringt das
Schwingungsschema aus dem Gleichgewicht. Erinnern Sie sich, was in der LEHRE
über die Arbeit des Meisters über alle Zentren des Schülers gesagt ist, über
alle sieben Kreise des Hellsehens und Hellhörens? Die Großen Lehrer überwachen
den Zustand des Organismus des Schülers sorgfältig, und sie würden nie ein
Zentrum auf Kosten eines anderen öffnen. Richtige Entwicklung oder Evolution
besteht allein in der Harmonie und Ausgeglichenheit. Das öffnen eines oder
zweier Zentren führt nur zu niederem Psychismus oder Mediumismus. Auch
mechanisches Schreiben muß als gewisser Besessenheitszustand angesehen werden,
denn bei mechanischem Schreiben ergibt sich gewöhnlich Spannung des physischen
Zentrums der Hand und sogar jenes des Gehirns. Wird es oft geübt, ist es sehr
schädlich und kann in Paralyse enden. Kein Medium kann als ein Agni Yogi
gelten. Allein Geistigkeit und Heldentat führen uns zur Erringung des feurigen
Kelches. ”Mediumismus ist wie ein Tropfen trüben Wassers im feurigen Kelch
eines Agni Yogi.”
Viel
ist in der LEHRE über Psychismus gesagt. Ich weiß nicht, wie lange es dauern
wird, bis es Ihnen möglich sein wird, es zu lesen; daher will ich Ihnen zwei
sehr wichtige Ausführungen zitieren:
”Wahrlich,
ein Medium hat keine geöffneten Zentren, und Psycho-Vision zur Verbindung mit
den höheren Welten ist ihm ebenfalls unerreichbar. Der Mensch versteht die
Macht des Mediums falsch, und es schmerzt Uns, wenn Wir sehen, wie verlockend
für die Menschen psychische Erscheinungen sind. Eine Materialisation zieht sie
an wie ein Magnet. Wir geben dem Kanal des Geistes den Vorzug, und für heilige
Missionen benutzen Wir nur den Kanal des Geistes.
Ein
Archat wartet oft Jahrhunderte, um einen heiligen Auftrag zu erteilen. Die
Kundgebung bestimmter Aufträge erfordert besondere Verbindungen. Wir Archate
folgen dem Grundsatz der Zweckmäßigkeit. Das Experiment der Mutter des Agni
Yoga zeichnet sich nicht durch Brillanz aus, sondern durch kosmische
Reichweite.
Die
Welt weiß vom Weißen Feuer. Die Welt weiß vom Unsichtbaren Licht. Wo Wir die
feinsten Energien offenbaren wollen, dort wirken Wir nur durch feinste
Energien. Wo der Archat das Heilige anvertrauen muß, dort üben Wir höchste
Vorsicht. Wo der Archat das ewige Gesetz erkennt, dort frohlockt Er - und Er
sendet das Frohlocken in die Unbegrenztheit.
Berichtet
über Meinen Auftrag … als die höchste Übereinstimmung auf dem Planeten. Die
Übereinstimmung von Geist und Materie ist die seltenste kosmische Erscheinung.
Die Menschheit kann wohl sagen: ”Wir sind des Höchsten beraubt.”
Die
feinsten Energien sollten mit großer Vorsicht behandelt werden.”
(Unbegrenztheit I, § 106)
”Die
Zerstörung des Kontakts mit den höheren Energien isoliert die Menschheit
wirklich vom Kosmos. Wie kann man im Kosmos bestehen ohne Begreifen der
Weltevolution? So schließt eine bewußte Beziehung zur Weltevolution ein
Verstehen der Hierarchie als lebenspendendes Prinzip unmittelbar mit ein.
Gerade der Psychismus und der Mediumismus drängen den Menschen von den Höheren
Sphären ab; denn der feinstoffliche Körper wird von den niederen Emanationen in
solchem Ausmaß durchdrungen, daß sich sein ganzes Wesen verändert. In
Wirklichkeit ist die Reinigung des Bewußtseins der schwierigste Prozeß. Der
Mensch unterscheidet nicht genau zwischen Psychismus und dem feurigen Zustand
der Geistigkeit. Also müssen wir den Schrecken des Psychismus überwinden.
Tatsächlich, die Reihen dieser Instrumente sind von den Dienern der Finsternis
gefüllt. So muß man auf dem Pfad zur Feurigen Welt den Psychismus bekämpfen.”
(Feurige Welt III, § 365)
”In
der Tat, der Abgrund des Unverständnisses ist der Pfad, auf dem die Menschheit
nun wandelt. Wahrlich, zeitgenössisches Denken ist der Verbanner psychischer
Forschungen. Doch viel weiter und tiefer könnte man gehen durch Kenntnis der
Unterteilung und der Verbindung zwischen den drei Körpern. Denn wenn der
physische bereits geformt ist, hat sich der Astralkörper erst annähernd
gebildet, und der feinste, der Mentalkörper, hat sich nur bei den Auserwählten
gebildet. Aber jene, die in die höheren feurigen Energien eingeweiht sind und
die feurige Umwandlung der Zentren kennen, können feurige Erscheinungen
bestätigen. Alle anderen Erscheinungen müssen in zwei Kategorien eingeteilt
werden. Die erste besteht darin, daß der Geist den Abgrund nicht überschreiten
kann, weil der Mentalkörper noch nicht genügend ausgebildet ist, so daß der
Geist nicht jenseits der Grenzen der niederen Schichten in Erscheinung treten
kann; in der anderen Kategorie offenbart sich ein Zentrum nur teilweise. Man
muß auch daran denken, daß die Feurige Welt einem Geist so lange unzugänglich
ist, solange sich die höheren Zentren nicht umzuwandeln beginnen. Über allem
steht der Geist, der seine geistigen Feuer entflammt, denn sein Mentalkörper
schafft entsprechend. Auf dem Pfad zur Feurigen Welt muß man in psychischen
Erscheinungen feinfühlig unterscheiden.” (Feurige Welt III, § 369)
Ich
bin froh, daß auch Sie in den Briefwechsel betreffs der LEHRE einbezogen sind.
Licht vermitteln - was kann schöner sein als diese Arbeit? Ihre Antwort … ist
richtig. Wirklich, wie könnten wir anders vom Raumfeuer gerettet werden?
Darüber hinaus werden gerade die Länder, die sich am nächsten zum Vulkangürtel
befinden, wie auch einige Inseln von den Kataklysmen der Zukunft am ernstesten
bedroht werden. Wirklich, der Norden ist in dieser Hinsicht sicherer. In Indien
sind in den letzten zwei Jahren 200.000 Menschen durch Erdbeben umgekommen. Wir
merken ständig die unterirdischen Bewegungen um uns herum. Es ist wahr, daß
unsere einzige Rettung und unser Schutz vor allem Unheil und Übel die
HIERARCHIE des LICHTS ist. Jedoch dafür muß ein unzerstörbares Band geknüpft
werden. Und fürwahr, Worte der Verehrung sind unzulänglich, das Feuer des
Herzens ist nötig.
18.
Februar 1936
Jeder
Krieger des Lichts nimmt die beschleunigte Bezahlung alter Rechnungen mutig auf
sich. Die Leiden derer, die den Pfad des Lichts betreten haben, verwandeln sich
in wunderbare Blumen des Geistes. Sicherlich ist es nicht leicht, geistige
Befreiung von der irdischen Verhaftung zu erlangen, aber liegt das große Ziel
des Dienens vor uns und ist das Herz von Hingabe an den Großen Lehrer
entflammt, dann verwandelt sich das Beschwerlichste in selbstlose Freude.
Ich
verstehe, daß Sie beunruhigt sind, wenn bestimmte Leute nur ihre eigene
Weltvorstellung zu bejahen suchen. Ich empfehle Ihnen, solche Versuche mit
völliger Gelassenheit hinzunehmen Mögen die Menschen selbst erkennen; kann man
denn das Bewußtsein zwingen? Üben Sie daher Toleranz und Zurückhaltung. Nichts
wächst so langsam wie das Bewußtsein. Um sich eine neue Vorstellung zu eigen zu
machen, ist es notwendig, diese nicht nur von allen Seiten her zu beleuchten,
sondern sie immerfort zu wiederholen, bis sich ”im Gehirn ein Entwurf
festigte”, wie ein Denker es ausdrückte. Jene, welche die ganze Tiefe und die
in der LEHRE DES LEBENS geoffenbarte kosmische Denkrichtung nicht schätzen und
ihren Pfad dauernd wechseln, sind nicht reif für die Feurige Lehre. Es wäre deshalb
nicht nur unangebracht, damit Zeit zu verschwenden, sie überzeugen zu wollen,
sondern es wäre auch unrichtig zu versuchen, ein unstetes Bewußtsein zu
zwingen. In der LEHRE ist darauf hingewiesen, daß man selbst für jene, die
bereits zustimmten, nicht zuviel Zeit aufwenden sollte. In der Tat, sie mögen
zuerst beweisen, daß sie dem ersten Ruf gefolgt sind. Es hat keinen Zweck, ein
Gefäß wiederholt in einen leeren Brunnen zu tauchen; findet man jedoch einen
wertvollen Menschen, so muß man ihm gegenüber die höchste Toleranz und
Gelassenheit üben, um durch behutsame Berührung sein Bewußtsein für die
Mitarbeit vorzubereiten. Das Bewußtsein muß ganz vorsichtig erweitert werden
Nur organische Entwicklung und vielseitige Aufspeicherungen können das Wachstum
unserer Schatzkammer gewährleisten.
Ich
stimme mit Ihnen völlig überein, daß die Zulassung unsteter Elemente in eine
esoterische Gruppe oder in den Vorstand eine gewisse Gefahr bedeutet. Daher
müssen wir dieses Übel bekämpfen, indem wir die zersetzenden Elemente taktvoll
eliminieren. Nehmen Sie nur jene auf, die gut geprüft worden sind, jene, die
sich die Grundlage der Lehre mit ihrem Herzen zu eigen gemacht haben - mit
echter und aufrichtiger Hingabe zur HIERARCHIE des LICHTS. Ohne sie kann es
kein wahres Verstehen der Lehre geben, denn nur dieser silberne Faden des
Herzens verbindet unser Bewußtsein mit dem Bewußtsein des Lehrers. Jenen, die
die Notwendigkeit des Verstehens des führenden Begriffs Lehrer ablehnen, muß
gesagt werden, daß die heutige Vorherrschaft des alles durchdringenden Zerfalls
auf die Ablehnung der Autorität in allen Lebenssphären zurückzuführen ist. Ich
werde nie müde, die Worte der Lehre zu wiederholen: ”Was kann denn ohne den
Führungsbegriff bestehen? Das ganze Universum ist von diesem Prinzip
durchdrungen. Und worauf anders kann Evolution gründen? Daher lehnt jeder, der
die Hierarchie ablehnt, die Evolution ab. Von allen zur Bewußtseinserweiterung
führenden Prinzipien ist das Prinzip der Hierarchie das mächtigste.”
Unser
schwarzes Zeitalter zeichnet sich wirklich durch Verneinung und besonders durch
Verneinung der Grundlagen des Seins aus. Der Verlust des Verstehens des
lebendigen führenden Begriffs LEHRER führt einerseits zu chaotischem Denken und
zur Zügellosigkeit, andererseits machten die Fanatiker Idole aus den größten
Lehrern, sie hinter eine goldene Schranke sperrend und mit Unwürdigem und
Paraphernalia umgebend, was gänzlich sinnlos war. So wurde das lebendige
herzliche Band mit der Höheren Welt wegen steigender Unwissenheit der späteren
Anhänger verletzt.
Gewiß,
jene, die erklären, ”daß die Lehrer keinen befreien können, sondern jeder sich
selbst befreien muß”, wiederholen damit eine der vielen Formeln aus östlichen
Lehren sowie den Büchern der LEBENDIGEN ETHIK, nämlich daß alles mit
”menschlichen Händen und Füßen” getan werden muß. Niemand kann unser Bewußtsein
zwingen, eine Wahrheit anzunehmen, für die wir noch nicht genügend
aufgeschlossen sind. Nur unser inneres Streben kann die wesentliche Umwandlung
bewirken. Die gesamte östliche Weisheit behauptet, daß allein durch persönliche
Anstrengungen und stete Arbeit an sich selbst das Wissen und die Wahrheit
erworben werden können. Dieselbe Weisheit besagt jedoch, daß ”Der Lehrer ein
Leuchtturm der Verantwortlichkeit” genannt werden kann. ”Die Verbindung mit der
Lehre ist wie ein Rettungsseil in den Bergen.” Wer die Führerschaft des Lehrers
angenommen hat, beschleunigt seinen Pfad. Und durch Erleichterung und
Beschleunigung seines eigenen Pfades erleichtert er auch den Pfad seines
Nächsten. Ich möchte Ihnen meinen liebsten Paragraphen aus den Buch ”Agni Yoga”
zitieren: ”… Ich entsinne mich eines Hinduknaben, der den Lehrer fand. Wir
fragten ihn: ”Kann sich die Sonne für dich verfinstern, wenn du sie ohne den
Lehrer siehst?” Der Knabe lächelte: ”Die Sonne bleibt die Sonne, doch in
Gegenwart des Lehrers scheinen für mich zwölf Sonnen.” (§ 84)
”Die
Sonne der Weisheit Indiens scheint; denn am Ufer eines Flusses sitzt ein Knabe,
der den Lehrer kennt.” Und wir können hinzufügen: ”Verübt ein roher Mensch
einen Anschlag auf den Lehrer, sagt ihm, wie die Menschheit Zerstörer von
Schatzkammern von Büchern nennt.”
Und
weiter heißt es: ”Mit wem kann man seine Gedanken stärken? Nur mit dem Guru. Er
ist der Fels, bei dem man vor dem Sturm Schutz finden kann. Die Verehrung des
Guru ist der Pfad der Höheren Welt. Chaos jedoch kann Aufbau nicht zulassen.
Man sollte den grundlegenden Gedanken Aufmerksamkeit schenken, um nicht dem
Wirbelwind ausgesetzt zu sein.”
Die
arme Menschheit mit ihrer einseitigen Voreingenommenheit für Materialismus
(auch die Kirche dient der materiellen Anschauung und materiellen Bedürfnissen)
bedarf mehr denn je zuvor der Erkenntnis der Höheren Welt und des führenden
Begriffs der Guru-Hierarchie. Die Menschheit krankt an chaotischem Denken und
Mangel an Selbstdisziplin. Die Sklaven von gestern lehnen sich vor allem gegen
das führende Prinzip auf, gegen die Disziplin und gegen Zusammenarbeit. Nur ein
König des Geistes erkennt die Bedeutung der HIERARCHIE, denn um regieren zu
können, muß man zuerst gehorchen lernen. Das Prinzip der Führung muß im
Bewußtsein der Menschheit bejaht werden, wenn sie fortschreiten will. Doch
gewiß, jedweder Fanatismus ist schrecklich, denn er ist ein Sprößling der
Unwissenheit und endet in Glaubenseifer. Er ist wirklich der Antipode wahrer
Hingabe und Verehrung.
Jeder
Inder weiß, was Hingabe an den Guru bedeutet. Und wir wissen, daß alle
erhabenen Begriffe und die ganze Schönheit östlichen Denkens gerade der Sequenz
und Sukzession der unbegrenzten HIERARCHISCHEN KETTE entspringt, die aus
Gliedern besteht, geformt durch unbeschränkte Hingabe eines Schülers an seinen
Guru. So betrachtet der Osten einen Lehrer, der das HIERARCHISCHE PRINZIP
ablehnt, als einen vertrockneten wurzellosen Baum. Den Geist der Verehrung des
LEHRERS zu berauben, gleicht geistigem Selbstmord. Die Großen Lehrer bieten uns
Nahrung, ohne sie würden nicht nur wir verkommen, sondern auch der ganze
Planet.
Fürwahr,
würden die Großen Lehrer Ihre Strahlen in Ihrer ganzen Potenz über uns
ergießen, wir würden verascht werden, wenn wir nicht die Kraft des Empfangs
besäßen. Alles verlangt nach Wechselwirkung, Übereinstimmung und Entsprechung.
Das ganze Leben basiert auf gegenseitigem Austausch und Zusammenarbeit. Daher
ist ein isolierter Mensch, der sich auf sein Ich beschränkt, zum Tode bestimmt,
sowohl physisch als auch geistig. Wenn somit jemand nur einen Pfeiler bejaht,
wird der Bau nicht fest sein und der Spannung des aufkommenden Wirbelwindes
nicht standhalten.
Daher
fragen Sie alle jene Unbeständigen und Streitenden, ob sie alle Bücher der
Lehre des Lebens gelesen haben? Und wenn sie das bejahen, prüfen Sie sie, Sie
werden viele Überraschungen erleben. Unglaublich ist die Unwissenheit und der
Mangel an Verstehen der einfachsten Grundlagen geistiger Entwicklung! Und
bedenken Sie, daß die Religionsstifter der ganzen Welt durch Zeitalter hindurch
das Band mit der Höheren Welt als Grundlage des Seins gesetzt haben! Und unser
schwarzes Zeitalter endet mit den Rufen, dieses eine rettende Band zunichte zu
machen.
Die
Loslösung unseres Planeten von der Höheren Welt hat ihn an den Rand der
Katastrophe gebracht. Es müssen zwingende Maßnahmen getroffen werden, damit die
Menschheit zum Verstehen der Grundlagen des Seins und der Größe menschlicher
Bestimmung zurückkehren kann.
7.
Februar 1936
Sie
erinnern sich wahrscheinlich, daß Schuré in seinem Buch ”Die Großen
Eingeweihten“ versucht, aus Rama, dem reinsten indischen Helden des Ramayana
von Ayodhya (Hauptstadt des Königreiches Kosala), einen Kelten und einen
Druiden zu machen. Derselbe Verfasser macht den Juden Moses zu einem Ägypter!
Man muß Schuré daher mit Vorbehalt lesen.
Die
letzte Post brachte mir die Mitteilungen und Kritiken über den Artikel ”Der
Sonnenpfad“. Der Kritiker meint, daß dieser Artikel der Lehre der LEBENDIGEN
ETHIK widerspräche, da viele Behauptungen in diesem Aufsatz den Predigten
Krischnamurtis glichen, der die Hierarchie ablehnt, und daß der Aufsatz oft
eine ”fast neue Wiedergabe der Behauptungen von Steiner” enthalte. Ich werde
diesen Brief beantworten und diesem jungen Kritiker empfehlen, mit Herz und
Verstand lesen zu lernen und nicht nur mit den Augen, wenn er zu wahrem Wissen
gelangen will. Er scheut sich nicht, Vivekananda anzugreifen, denn ihn bestürzt
Vivekanandas Standpunkt gegenüber dem Reichtumserwerb, während die Bücher der
LEBENDIGEN ETHIK den Wunsch nach persönlichem Besitz verurteilen. Der Kritiker
jedoch übersieht die Tatsache, daß Vivekananda, wenn er von Pflicht eines
Hausherrn spricht, zuerst den Erwerb von Wissen unterstreicht und dann den
Wohlstand zuläßt. Und in diesem Wort dann ist der wahre Sinn verborgen. Mit
Wissen, wie es der Inder versteht, wird Wohlstand zum Segen, weil er dann nicht
dem Persönlichen dient, sondern dem Allgemeinwohl. Doch die Menschen beachten
nur die toten Buchstaben, ohne den Sinn des Geschriebenen zu erfassen.
* * *
Warum
glauben Sie, daß ich gegen die Veröffentlichung der Biographie von V. I. Kryjanovsky
sein könnte? Betreffs Heiligkeit habe ich meine eigene Norm, aber zweifellos
verdient Kryjanovsky Verehrung, denn ihre Bücher haben einen gewissen Nutzen,
wie Sie selbst schreiben. Es ist daher wahr, daß die Serie ”Magie“ mit mehr
Begabung geschrieben ist und mehr richtige Mitteilungen enthält, als viele
spätere Romanschriftsteller in ihren Werken über okkulte Themen aufweisen
können.
* * *
Ich
freue mich, daß Sie sich von der niederen Qualität mancher Medien selbst
überzeugt haben. Ich kann die Richtigkeit der Mitteilung des Mr. L. bestätigen.
Die Menschen verbieten meistens anderen jene Dinge, an denen sie selbst
besonders interessiert sind. Heute ist mehr denn je zuvor jeglicher billiger
Spiritismus und Aberglaube weit verbreitet. Daher ist es so wichtig, die BÜCHER
der LEBENDIGEN ETHIK zu verbreiten, die auf den Schaden solcher Praktiken
hinweisen.
In
einem Ihrer Briefe schreiben Sie über einen Wissenschaftler, der sich mit
Gedankenübertragung befaßt. Solche Forschungen sind mehr als zeitgemäß. Ich
empfehle Ihnen, sich damit vertraut zu machen, und wenn Sie es für richtig
halten, in Ihrer Zeitschrift einen Artikel darüber zu schreiben. Heute arbeiten
viele fortschrittliche Geister in dieser Richtung. Bereits seit 30 Jahren führt
Prof. Rhine an der Duke Universität in Amerika mit seinen Studenten gleiche
Experimente durch und erzielte bemerkenswerte Ergebnisse. Er veröffentlichte
vor kurzem ein Buch über seine Experimente und Beobachtungen. Wir haben es
angefordert und werden es lesen. Sollten wir darin interessante Dinge finden,
wollen wir Ihnen unsere Eindrücke mitteilen.
Sie
schreiben, daß der von Ihnen erwähnte Wissenschaftler mehr vom rein materiellen
wissenschaftlichen Standpunkt an die Experimente herangeht. Ich würde ihn
deshalb nicht tadeln, sondern zuerst die Ergebnisse seiner Experimente erwägen,
wie er sie beschreibt; dann könnte man bei gleichen Experimenten an den
geistigen Faktor und die Anerkennung der psychischen Energie herangehen und
später die Ergebnisse der beiden Methoden vergleichen. Solches Vergleichen kann
sehr belehrend sein. Es wäre ratsam, bei solch einem Experiment eine eigene
Gruppe bestimmter Medien zu bilden, was jedoch nicht so einfach ist, weil
mediale Fähigkeiten sich oft in einem latenten Zustand befinden und nur durch
wiederholte Anstöße enthüllt werden. Die Experimente von Prof. Rhine haben die
interessante Tatsache erbracht, daß Medien weit davon entfernt sind, Kanäle für
Gedankenübertragung auf Entfernung zu sein.
Wahrlich,
jetzt ist für die Wissenschaft die Zeit gekommen, um ein neues Verstehen des
Geistes auszusprechen. Die moderne Kirche hat uns der Höheren Welt entfremdet,
doch moderne Wissenschaft wird uns näher an sie heranbringen.
Ich
möchte Ihnen einen Paragraphen aus der Lehre der LEBENDIGEN ETHIK zitieren:
”Ihr kennt viele Versuche im Gedankenlesen. Saget den Menschen im Westen, daß
sie keine Vorstellung davon haben, wie charakteristisch diese psychologische
Fähigkeit für den Osten ist. Aus Unwissenheit leugnet man sie im Westen und
spricht sogar von Aberglauben. Da aber der Gedanke eine organische Schöpfung
ist, kann er auch enthüllt werden. Sogar dürftige physikalische Apparate können
die Gedankenspannung festhalten. Auch das Thermometer und elektrische Apparate
reagieren auf die Einwirkung des Gedankens. Der Gedanke verändert sogar die
Körpertemperatur. Der psychische Apparat beherrscht dermaßen den physischen,
daß es richtiger wäre, den psychischen Apparat als einen Teil des physischen zu
bezeichnen.
Es
gibt einen Apparat, der den Gedankenstrom aufzeichnet; dieser Strom gibt auch
die Ausstrahlung wieder und kann durch die Vergleichsmethode detailliert
werden. Dieses System findet die Gunst der westlichen Denkweise.
Es
gibt einige Versuche, um die Mechanik mit dem Psychischen zu verbinden. Ihr
wißt indes, wie die wissenschaftliche Einstellung dem Seelischen gegenüber das
ganze Sein erleichtert und umwandelt …” (Gemeinschaft, § 175).
* * *
Wir
erhielten einen Brief von Harbin, der uns schreibt, daß es verboten war, den
Jahrestag Leo Tolstojs zu feiern. Kann man noch weiter gehen? Gewiß, bis zurück
ins Mittelalter!
18.
Februar 1936
In
dem kleinen Büchlein ”Die okkulte Anatomie des Menschen“ von Manly P. Hall, das
ich Ihnen zusandte, gibt es einige interessante Notizen über das Blut. Es ist
wissenschaftlich bewiesen, daß ”das Blut jedes Menschen individuell ist. Wenn
es sich kristallisiert, bildet es geometrische Modelle, die bei jeder Person
unterschiedlich sind …” Wie er sich ausdrückt, ist ”die Seelengeschichte des
Menschen in seinem Blut eingeschrieben: seine Stellung, die er in der Evolution
einnimmt, seine Hoffnungen und seine Ängste - all dies ist in den ätherischen
Formen, die durch sein Blut strömen, eingeprägt … so daß mittels Blutanalysen
ein weit sichereres System zur Aufdeckung von Verbrechen geschaffen werden
könnte, als dies mit den jetzt bestehenden Methoden möglich ist.” Es ist
interessant zu beobachten, daß der Koeffizient des Blutes einiger Völker nach
einer bekannten Tabelle fast gleich ist, während beim Vergleich des Blutes
anderer Völker scharfe Unterschiede festgestellt werden, so zum Beispiel
unterscheidet sich nach dieser Tabelle das Blut der Russen von dem der
Engländer.
Was
das Thema über den Kult der Katzen und bestimmter Vögel in Ägypten betrifft,
ist es ganz klar, daß die Vergötterung der Tiere um der Massen willen mit einem
bestimmten Ziel gefördert wurde. Zum Großteil lagen dem Kult rein praktische
Ursachen zugrunde und er diente zum Schutz. So wurde das Töten des heiligen
Vogels, des Ibis, in Ägypten mit dem Tode bestraft. Wir wissen jedoch, daß der
Nil mit Krokodilen überfüllt war und die Täler Ägyptens von giftigen Schlangen
wimmelten, deren Vernichtung in die Tausende ging. Und allein dieser Vogel, der
Ibis, tötete diese Schlangen und vernichtete die Krokodileier, so die
übermäßige Vermehrung dieser Ungeheuer verhindernd.
In
Ägypten waren die Katzen gegen die Ratten- und Mäuseplage sehr nützlich.
Darüber hinaus verfügt die Katze über einen starken tierischen Magnetismus, und
deshalb ist sie zu niederen Beschwörungen benutzt worden, denn auch in Ägypten
war Nekromantie sehr verbreitet. Das Ringen zwischen weißer und schwarzer Magie
bestand seit undenklichen Zeiten. Diese gegensätzlichen Lager zeichneten sich
bereits in Atlantis klar ab.
Sie
wissen, daß es in den Büchern der LEBENDIGEN ETHIK einen Paragraphen gibt, der
von heiligen Tieren spricht: ”Es wird richtig verstanden, daß sogenannte
heilige Tiere keine Gottheiten waren, sondern eine natürliche Auswirkung
örtlicher Umstände. Auch jetzt sprechen die Menschen oft von heiligen
Verpflichtungen und meinen dabei nicht religiösen Ritus, sondern eine nützliche
sittliche Handlung. Die Verhältnisse des Altertums erforderten oftmals eine
besondere Beachtung mancher Tiere, Bäume und Pflanzen. Heiligkeit bedeutet
Unverletzbarkeit. So ist das Seltene und Notwendige oft bewahrt geblieben. Ganz
denselben Schutz nennen die gegenwärtigen Menschen ”Schonung“. So muß man sich
gegenüber unklaren Begriffen sehr vorsichtig verhalten. Auf dem Gebiet der
Religion ist so vieles hinzugefügt worden, daß oberflächliche Beobachter wegen
der zurückliegenden Zeit völlig unfähig sind, die vielfach mit Aufschichtungen
umgebene Grundform zu erkennen. Auch jetzt ist der Tempel ein Sammelplatz, wo
neben Zeremonien Handel getrieben wird und örtliche Angelegenheiten besprochen
werden. Die Anhäufung von Verwirrungen ist die gleiche. Seien wir daher
gegenüber dem Begriff ”heilige Tiere“ und anderen lang vergessenen archaischen
Symbolen nicht zu streng.” (AUM)
Wie
Sie sehen, ist diesen Zeilen nicht viel hinzuzufügen.
22.
Februar 1936
”Können
die Hohen Geistwesen erkranken und auch einer Infektion erliegen?” Gewiß, wenn
die Bedingungen ihrer Aufgaben ihren ständigen Verkehr mit den Menschen
erfordern. Denken Sie daran, daß ein Hoher Geist einen Teil seiner Kraft
ständig an jene abgibt, die zu ihm kommen und ihn umgeben; abgesehen davon, wie
groß sein Vorrat an psychischer Energie sein mag, kann er trotzdem infolge der
außergewöhnlichen Edelmütigkeit seines Geistes zuweilen erschöpft sein. Und
solche Augenblicke der Erschöpfung sind voller Gefahr; das Sperrnetz der Aura
wird verletzt, wenn es der vom Vorrat ausgehenden Ausstrahlung, die unsere
Zentren nährt, ermangelt und offen daliegt für ansteckende Mikroben, die dann
an einer schwachen Stelle eindringen können. Aus diesem Grunde wird in den
Büchern der LEBENDIGEN ETHIK so nachdrücklich auf die Erhaltung des Sperrnetzes
hingewiesen. Ein Schüler, der eine bestimmte geistige Entwicklungsstufe
erreicht hat, kann sich nicht so lange in der unreinen Atmosphäre der Städte
aufhalten, er muß sich in die Natur zurückziehen, um Prana zu speichern und ein
mehr oder minder zurückgezogenes Leben zu führen. Christus, Buddha und andere
große Lehrer zogen sich oft in die Wüste zurück und blieben nie lange an einem
Ort. Im Evangelium des heiligen Markus (5:25-34) lesen wir, daß Christus,
nachdem er die Kranken heilte, unter Kraftverlust litt. Als die kranke Frau den
Saum seines Gewandes berührte, wußte Jesus, daß ihm wirksame Kraft entströmte.
Auch
Bhagavan Ramakrishna, ein zeitgenössischer geistiger Lehrer Indiens, war
während seiner Lehrtätigkeit ständig von Menschen umgeben, die oft von
bösartigen Krankheiten befallen waren, und er verausgabte sich weit über seine
Kräfte. Folglich erkrankte er an einem Kehlkopfleiden - eine Art Krebs -, das
seinen Tod verursachte. Es ist wichtig, zu erwähnen, daß seine Krankheit in
manchen schwachen Gemütern Verwirrung auslöste und sie den Grad seines
geistigen Formats anzweifelten. Der Unwissende glaubt, daß ein hoher Geist
unbeachtet der Umstände von Krankheit verschont bleibt; doch wir wissen, daß
der von Devadatta von einem hohen Fels auf Buddha geworfene Stein, als dieser
unten vorbeiging, ihn zwar nicht tötete, aber eine Zehe seines Fußes verletzte.
Es gibt auch Hinweise, wonach der Herrscher Buddha oft starke Rückenschmerzen
verspürte. Auch in den ”Mahatma Letters“ finden wir eine Stelle, die darauf
hinweist, daß Mahatma K. H. sich zur Zeit der Gründung der Theosophischen
Gesellschaft zurückziehen mußte, nachdem er mit den Auren der Menschen in
Berührung gekommen war. So ist jede Seinsebene ihren eigene Gesetzen
unterworfen, und ihre Übertretung zieht entsprechende Folgen nach sich.
* * *
Nun
etwas über die Feuer des heiligen Elm. Dieses Leuchten ist eine
Begleiterscheinung der Entladungen atmosphärischer Elektrizität. Es tritt
gewöhnlich bei einem Gewitter auf in Form von kleinen Lichtern über scharfgespitzten
Gegenständen wie Kirchtürmen, Schiffsmasten. Diese kleinen Feuer rufen
Zischtöne hervor - eine Art Knistern. Die Seeleute des Mittelmeers erwählten
den heiligen Elm zu ihrem Patron und sahen in diesen kleinen Feuern ein
sichtbares Zeichen seines Schutzes. Obwohl die Feuer des heiligen Elm über
kosmische Elektrizität verfügen, als gemeinsame Grundlage mit den Erscheinungen
des sogenannten nichtversengenden Feuers, ist die Eigenschaft des letzteren
gänzlich andersartig.
Es
gibt viele Beweise dieses nichtversengenden Feuers, und ich möchte Ihnen nun
folgende Geschichte eines Augenzeugen erzählen. Im Jahre 1933 besuchte uns der
tibetische Lama Karma-Dorje. Wir sprachen über verschiedene geistige Dinge, und
unter anderem erzählte er uns von seiner Begegnung mit dem bekannten Einsiedler
Kshetrapa, der im östlichen Tibet, nahe dem kleinen Dorf Shasregtog in einer
Höhle lebt. Nach den örtlichen Überlieferungen lebt dieser Einsiedler in
derselben Höhle wie einst seine Großväter, und seine äußere Erscheinung hat
sich seit dieser Zeit überhaupt nicht verändert. Wie alle solche Einsiedler
trug er nie Kleider; sein Haar bedeckte ihn wie ein Mantel vom Kopf bis zu den
Füßen; seine Haut ist dunkel. Die Leute sagen, er sei kein Tibeter, obwohl er
alle östlichen Dialekte kennt. Die Höhle, in der er wohnt, besteht aus
Unterteilungen. In der letzten steht ein vertrockneter Baum, und der Boden ist
wie mit leichter Asche bedeckt. Die Eingeborenen berichten, daß es um seine
Hohle herum, selbst bei schwersten Schneestürmen keine Spur von Schnee gibt.
Sie behaupten auch, daß er ihr Dorf einige Male vor Epidemien bewahrte.
Zweifellos besitzt dieser Einsiedler viele Siddhis; er lebt in strenger
Einsamkeit und gewährt nur einigen Bekannten Eintritt in seine Höhle.
Lama
Karma-Dorje, der bei einem Gespräch des Einsiedlers mit seinen Besuchern
zugegen war, bemerkte folgende interessante Einzelheit. Bevor Kshetrapa eine
Frage beantwortete, wisperte er mit irgendwelchen höheren Kräften, als ob er
sie um Rat bäte, und dann übermittelte er ihre Antwort. In seiner Höhle
sitzend, konnte er auch eine nichtversengende Flamme hervorrufen, die sich
zuerst über den Boden ausbreitete und sich dann auf dem vertrockneten Baum in
der Tiefe seiner Höhle niederließ. Lama Karma-Dorje selbst berührte diese
Flamme, und seine Hände wurde nicht verletzt, er verspürte nur eine angenehme
Wärme.
In
einem Gespräch mit dem Eremiten erwähnte Lama Karma-Dorje, daß er an
Kopfschmerzen leide, und er bat den Eremiten, ihm als schützenden Talisman
eines seiner Haare zu überlassen. Kshetrapa schaute ihn erstaunt an, ergriff
einen Stock und schlug ihm stark auf den Kopf. Durch die Wirkung dieses
Schlages wurde der Lama aus der Höhle geworfen und rollte den Berg hinab. Als
er zu sich kam, war er, zu seinem großen Erstaunen, gänzlich unversehrt, und
auch vom Schlag war keine Spur zu sehen. Nach dieser ungewöhnlichen Behandlung
war sein Kopfweh völlig verschwunden.
Auch
der europäische Reisende, Arnold Heim, der im Jahre 1933 einen Teil Tibets
bereiste, erwähnte diesen Eremiten. Ebenso wollte Mme. David-Neel, die bekannte
Tibetreisende, den Eremiten besuchen, doch ihr gewährte er keinen Zutritt. Am
Eingang seiner Höhle stehend, bedrohte er sie ernstlich mit seinem Stock.
Der
Lama Karma-Dorje, unser Gast, war unter den sogenannten Sadhus gewiß eine
Ausnahme. Nach einem kurzen Aufenthalt bei uns erschien er eines Morgens, um
sich zu verabschieden. Er teilte uns mit, daß er sich beeilen müsse, seinen
Lehrer, der nahe dem Berg Kailas wohnt, aufzusuchen, weil dieser nach ihm riefe,
er höre seine Stimme. Nach sechs Monaten kehrte er zurück und berichtete, daß
sein Lehrer gestorben sei und er leider nicht mehr rechtzeitig eintraf.
Daraufhin zog sich der Lama Karma-Dorje für zehn Jahre zurück in völlige
Einsamkeit und dann wollte er zurückkehren und lehren.
Nach
Geheiß seines Lehrers hatte Karma-Dorje selbst auf seinem längsten Marsch nicht
mehr als zwei Pfund Nahrung und zwei Rupien Geld bei sich. Während seines
Besuches bei uns hatte er viele bemerkenswerte Visionen. Mein Sohn malte ihn.
Ich lege Ihnen ein Foto dieses Bildes bei. Wer die tibetischen Lamas kennt,
wird zugeben, daß sein Gesicht ungewöhnlich ist.
Desweiteren
lege ich Ihnen einen Zeitungsausschnitt über einen Fakir bei, der 42 Tage lang
ohne Nahrung begraben war. Ich persönlich halte solche Praktiken nicht für gut.
Heute brauchen wir auf der irdischen Ebene positive menschliche
Errungenschaften und sollten uns nicht in ferne himmlische Sphären begeben.
Jene, die dem Harmagedon entfliehen, sind in jedem Fall als Deserteure der
leuchtenden Heerschar anzusehen.
Ist
es möglich, daß Sie nie etwas über Sophie Kovalevsky, von unserem russischen
Stolz, einem mathematischen Genie, gehört haben? Vor Jahren las ich in
Französisch ihre Biographie, die sich nur mit ihrer Kindheit und Jugend
befaßte. Die letzte Periode ihres kurzen Lebens ist von ihrer besten Freundin,
einer bekannten schwedischen Schriftstellerin, beschrieben worden. Wie es uns
Russen gewöhnlich geht, ist ihre mathematische Begabung zuerst im Ausland
gewürdigt worden. Erst nach ihrem außergewöhnlichen Triumph im Ausland und
knapp vor ihrem Tod (obwohl es nachher des öfteren geschah), wurde sie geehrt
und zum Mitglied der Petersburger Akademie der Wissenschaften gewählt! So fährt
unser Land hartnäckig fort, wann immer es um das Erkennen wirklicher Werte
geht, durch Jahrhunderte die gleiche Stellung einzunehmen … Aber die kommende
Epoche wird die Träger wahrer Werte zu schützen wissen.
Ich
will Ihnen kurz über Madame Kovalevsky aus der ”Encyklopedia Britannica“
berichten: ”Sophie Kovalevsky (1850 bis 1891), russische Mathematikerin,
geboren in Moskau am 15. Januar 1850, heiratete 1868 einen jungen Studenten -
Woldemar Kovalevsky. Sie gingen gemeinsam nach Deutschland, um ihre
Mathematikstudien fortzusetzen. 1869 ging sie nach Heidelberg, wo sie bei H.
von Helmholtz, G. K. Kirchhoff, L. Königsberger und P. du Bois-Reymond
studierte. Von 1871 bis 1874 las sie privat mit Karl Weierstrass in Berlin,
denn an den Universitäten waren die öffentlichen Lesungen für Frauen noch nicht
zugänglich. 1874 verlieh ihr die Universität in Göttingen den Doktorgrad in
absentia als Anerkennung für ihre drei eingesandten ausgezeichneten
Dissertationen; eine davon über die Theorie von Teil-Differentialgleichungen,
ist eines ihrer bedeutendsten Werke.”
”Nach
ihren Vorträgen an der Universität in Stockholm war Madame Kovalevsky auf
Empfehlung von Gustav Mittag Leffler, der ebenfalls ein Schüler von Weierstrass
war, 1884 zum ordentlichen Professor an dieser Universität ernannt worden.
Diese Stellung behielt sie bis zu ihrem Tode … 1888 errang sie ihre größten
Erfolge …”. Die französische Akademie ehrte sie mit dem Prix Bordin, um den
sich alle überragenden Mathematiker von heute beworben haben. Das zu
behandelnde Thema hieß: ”In einem wichtigen Punkt die Bewegungstheorie eines
dichten Körpers um einen unbeweglichen Punkt zu vervollkommnen”. Die Frage ist
von der Berliner Akademie sechs Jahre lang vorgelegt worden, doch ohne ein
Ergebnis zu zeitigen. Die Lösung von Madame Kovalevsky ”war so bemerkenswert,
daß als Anerkennung außergewöhnlicher Verdienste der Wert des Preises
verdoppelt wurde.”
”Bedauerlicherweise
erlebte es Madame Kovalevsky nicht mehr, den vollen Lohn ihrer Arbeit zu
ernten. Sie starb am 10. Februar 1891 auf dem Gipfel ihres Ruhmes. Auch in
ihrem eigenen Land wurde ihr durch die Wahl zum Mitglied der St. Petersburger
Akademie der Wissenschaften Anerkennung gezollt.” Beachten Sie besonders die
Satzstellung!
* * *
Sie
möchten wissen, wie Madame Kovalevsky die Aufgabe löste. Sicherlich mit Hilfe
der feurigen Macht. In ihrer Autobiographie berichtet sie, daß die Antworten
auf die kompliziertesten Fragen in ihrem Gehirn blitzschnell bildlich
auftauchten. Manchmal sah sie sogar die Zahlen und Formeln, als ob sie vor ihr
aufgeschrieben wären. Freilich, sie hat hart gearbeitet, wie man ihrer
Biographie entnehmen kann, doch es ist offenkundig, daß sie den feurigen Strahl
berührte und aus ihrem KELCH das aufgespeicherte vergessene Wissen heben
konnte.
Nun
möchte ich Ihnen eine Episode aus meinem eigenen Leben erzählen. In meiner
Jugend studierte ich Musik, wofür ich besonders veranlagt war. Einmal hatte ich
eine öffentliche Prüfung zu bestehen und ich hatte eine Komposition
vorzuspielen, und zwar ein Präludium und eine Fuge von Bach. Die familiären
Umstände wollten es, daß ich die schwierigste Komposition - nämlich die
Bach-Fuge - nicht einüben konnte. Es war nur noch ein Tag bis zur Prüfung. In
großer Verzweiflung setzte ich mich ans Klavier, wohl wissend, daß es unmöglich
war, die Bach-Fuge in einem Tag auswendig zu lernen. Jedoch ich war
entschlossen, das äußerste herauszuholen. Nachdem ich das Stück einige Male
nach Noten durchgespielt hatte, begann ich mich zu prüfen, wieviel ich mir
gemerkt hatte, und hier geschah das Wunder: Ich konnte die ganze Fuge von
Anfang bis Ende auswendig, und meine Finger glitten wie von selbst, ohne den
leisesten Fehler, über die Tasten; ich spielte das Präludium und die Fuge mit
ungewöhnlicher Inspiration. Als ich die Fuge bei der Prüfung vor einer ganzen
Konklave von Professoren spielte, war ich wiederum von einer besonderen
Eingebung erfüllt, und es wurde mir ein begeisterter Beifall zuteil. Auch diese
Episode war eine Erscheinung des feurigen Strahles. Der Strahl berührte den
KELCH, und Altbekanntes kam an die Oberfläche.
Nun
möchte ich mich nochmals Madame Kovalevsky zuwenden. Sie war nicht nur eine
geniale Mathematikerin, sondern auch eine ausgezeichnete Schriftstellerin. Ich
erinnere mich, wie brillant ihre Autobiographie geschrieben war. Ihre Romane:
”Die Nihilistin Vera Vorontzoff“, ”Die Schwestern Rajevski“ und das
unvollendete Werk ”Vae victis“ zeugen von ihrer großen literarischen Begabung.
Ihr Vater, der Artilleriegeneral Corvin-Krukovsky war ein wohlhabender
Gutsbesitzer in Kaluga. Madame Kovalevsky hatte noch eine ältere Schwester und
einen jüngeren Bruder. Ihre Schwester war sehr schön und ebenfalls eine begabte
Schriftstellerin. Dostojevski besuchte die Familie oft und bewunderte vor allem
die literarische Begabung ihrer Schwester. Er selbst war Gegenstand kindlicher
Anbetung von Sophie, aber leider, seine Liebe galt ihrer Schwester, die
wiederum seine Gefühle nicht teilte. In ihrer Autobiographie beschreibt Madame
Kovalevsky das Leid und die Eifersucht ihres kindlichen Herzens ganz behutsam.
Sie war in ihrem Privatleben sehr unglücklich. Ihre Ehe mit Kovalevsky war nur
eine nominelle; sie wurde geschlossen, um ihr eine gewisse Freiheit zu sichern
und Gelegenheit zu geben, zum Studium ins Ausland zu gehen. Aber ihre Ehe
endete dramatisch.
* * *
Ihre
anderen Fragen will ich zu einem späteren Zeitpunkt beantworten. Der Kampf
zwischen den Kräften des Lichts und der Finsternis steigert sich und nimmt
fürchterliche Ausmaße an.
17.
März 1936
Es
ist schwierig, auch nur annähernd die Aufenthaltsdauer einer Person von
durchschnittlich kultureller Entwicklung zwischen den Reinkarnationen in der
Feinstofflichen Welt anzugeben, denn die Evolutionszyklen folgen in
beschleunigter Progression. Waren bei der vorhergehenden Rasse und zu Beginn
unserer, der fünften Rasse die Intervalle zwischen den Reinkarnationen groß, so
sind sie derzeit beträchtlich verkürzt, und es kann nicht von Jahrhunderten,
sondern von Dekaden oder gar Jahren gesprochen werden. Ähnlich konnte man aus
besonderen Gründen beschleunigte Reinkarnationen unter den Schülern der Großen
Lehrer beobachten; das Bewußtsein der Menschheit erfordert schnelle
Veränderungen. Daher ist es ratsam, auf die ungewöhnliche bedrohliche Zeit
hinzuweisen, die wir jetzt durchleben, sowie auf die Annäherung der feurigen
Energien an die irdischen Sphären zwecks Reinigung unseres Planeten von seiner
durch menschliche Verbrechen hervorgerufenen dichten Atmosphäre. Sie können
darauf verweisen, daß diese Annäherung der feurigen Energien zweifellos eine
neue Konvergenz der Welten ermöglichen wird, und die Menschen werden Zeugen
vieler ungewöhnlicher Naturerscheinungen sein. Parallel mit dieser Konvergenz
werden die Reinkarnationen beschleunigt und immer häufiger Kinder geboren
werden, die sich an ihre früheren Leben erinnern können, was leicht zu
überprüfen sein wird, weil die Zeugen noch am Leben sein werden. Auch
phänomenale Kinder werden häufiger geboren werden und die Wissenschaft wird
durch neue beachtenswerte Entdeckungen bereichert werden. Genau gesagt, die
Verschiebung der räumlichen Strahlen wird eine Erneuerung des Bewußtseins sowie
neue Konvergenzen der Welten mit sich bringen. Wahrlich, die Neue Welt wird in
der Glorie der neuen Strahlen ihren Einzug halten.
Wenn
Sie Angriffe nicht zu sehr fürchten, erwähnen Sie Harmagedon. Es ist unbedingt
wichtig, die Menschen wissen zu lassen, wie ernst und gefährlich die jetzige
Zeit ist. Wahrlich, die meisten Menschen verneinen es, daß solch ein Kampf überhaupt
möglich ist.
Es
ist bedauerlich, daß so wenig Menschen den ganzen Ernst der Jetztzeit erkennen,
denn der Kampf zwischen den Welten von Licht und Finsternis ist wirklich
furchtbar.
1.
Man sollte nicht behaupten ”… das astrale Licht wäre schwächer als
Sonnenlicht”, denn diese beiden können nicht miteinander verglichen werden. Das
irdische Sonnenlicht ist stark und grob, aber der Glanz des Astrallichts in den
höheren Sphären überschreitet sicherlich unsere irdische Vorstellung von Licht.
Ich möchte folgenden Paragraphen aus dem Buch AUM zitieren:
”Das
Licht der Feinstofflichen Welt steht in keinem Verhältnis zu dem Sonnenlicht
irdischen Verstehens. In den niederen Schichten schaffen trübe Bewußtseine
Dunkelheit, doch je höher das Bewußtsein und das Denken, um so leuchtender ist
die wunderbare Strahlung. Wirklich, die Bewohner der Feinstofflichen Welt sehen
beides, die Erde und die Gestirne, aber die irdischen Lichter werden von ihrem
Bewußtsein unterschiedlich umgewandelt. Ebenso ist es mit den Gedanken der
Feinstofflichen Welt; obwohl sie auf derselben Energie gründen, ist ihr Prozeß
originell. Das Gesetz des Ausgleichs regelt mentale Exzesse.”
Vage
Gedanken werden nichts hinterlassen als unklare Umrisse. In allem ist Klarheit,
Kraft und Wiederbelebung durch Feuer nötig.
2.
Alles unterliegt ein und denselben Gesetzen und Bedingungen. Als daher die
hohen Wesenheiten von anderen, höheren Planeten zur Erde kamen, um der
Menschheit zu helfen, waren die kosmischen Bedingungen günstig. Einer dieser
Hohen Geister kehrte zu seinem eigenen Planeten zurück, um mit dem irdischen
Bollwerk der Bruderschaft eine Nachrichtenvermittlung herzustellen und die
Bedingungen für Gedankenübertragung und zum Senden neuer Elemente
herauszufinden, die in der Atmosphäre unseres Planeten noch nicht entdeckt
wurden, jedoch helfen könnten, die angehäufte Finsternis zu zerstreuen. Alle
diese Möglichkeiten werden durch beharrliche Versuche und Forschungen sowie
durch Zusammenarbeit zwischen den Hohen Geistwesen der beiden Planeten
erreicht. Wahrlich, unbegrenzt sind die Möglichkeiten und Entdeckungen!
Gewiß,
die Planetaren Geister unseres Sonnensystems wirken in vollem Einklang, denn
sie alle zusammen bilden den Willen des Kosmischen Magneten und sind
miteinander in Verbindung. Jedoch jede Möglichkeit erfordert das Vorhandensein
bestimmter kosmischer Bedingungen. Zweifellos werden wegen der speziellen
planetaren Verbindungen und kosmischen Fristen bestimmte Bedingungen für den
Verkehr erleichtert. So wird es durch Annäherung der nahen feurigen Energien an
die Erde möglich sein, aus den höheren Sphären unserer Planetenkette Hohe
Besucher anzuziehen. Im Kampf während des Harmagedons ist die Beteiligung aller
dieser Kräfte der unsichtbaren Welten erforderlich. Die größten Geister stehen
miteinander in Verbindung und arbeiten eng zusammen, ohne für diesen Zweck an
einen bestimmten Ort gebunden zu sein.
Und
nun über Jehovah. Nicht immer ist unter Jehovah der Planetengeist des Saturn zu
verstehen. Alle diese Symbole haben viele Bedeutungen, und oft birgt ein Name
viele Begriffe oder Vertreter. Esoterisch bedeutet Jehovah Elohim; und es ist
auch wahr, daß das jüdische Volk unter dem Strahl des Saturn seinen Anfang
nahm, aber ich darf noch nicht mehr mitteilen.
* * *
Die
Schlacht ist äußerst bedrohlich, und es gibt gar vielerlei Verrat. Jeder
Treuebruch bestätigt nur das ewige Gesetz der vertrauten Erscheinung der beiden
Uranfänge. Wo es das hellste Licht gibt, da gibt es auch die größte Finsternis.
Wie es heißt: ”Beachtet den Weltenbrand, er ist jedoch erst der Anfang. Alle
Finsteren zieht es zur Finsternis; jene jedoch, die einen Funken Licht in sich
bergen, werden entflammt. Es ist eine große Zeit!”
In
der Lehre des Lebens heißt es: ”Der Sieg wird zu einer bestimmten Zeit
offensichtlich werden, aber es sind alle Phasen der Schlacht zu durchlaufen.
Vergessen wir nicht, daß sich auf unserer Seite die besten Kräfte sammeln. So
wird man an die nächste Stufe herankommen. Die Diener der Finsternis werden zum
Erfolg verhelfen. Man muß begreifen, wie nahe die Fristen sind, um die neuen
Möglichkeiten nicht zu versäumen. Den Kräften des Lichts kann nichts
widerstehen. Wenn die Kräfte der Finsternis selbst das schmutzigste Geschäft
auf sich nehmen - laßt sie es vollbringen. Die größten Namen und Begriffe sind
bereits einbezogen. Alles kann nur durch Ausbreitung vorankommen … Gewiß, die
Schlacht ist fürchterlich … Gewiß, mit jedem Tag werden die Neuen Kräfte, die
Unsichtbaren geweckt. Aus diesen Annäherungen an die irdischen Sphären können
sich die unerwartetsten Spannungen ergeben. Nehmen wir den Kampf auf mit der
vereinten Kraft aller Unserer Teilnehmer! Einigkeit ist ein unbesiegbares
Banner … Wer wird die Spannung der Kräfte des Lichts erkennen? Wer wird es
versäumen, das Ausmaß des Schlachtfeldes zu erwägen? Die vereinten Aschrame,
die Bollwerke des Geistes, sind jetzt nötiger denn je. Was in bestimmten
Ländern vor sich geht, hat zwei Namen: für die einen ist es ein Kreuzzug, für
die anderen teuflische Wut. Jene, die glauben, daß dies Zufall wäre, irren. Die
Lehre ist nie ohne Ringen in die Welt getreten, und somit möge sie wie üblich
eintreten, sonst wird sie von den Menschen vergessen. Doch vergegenwärtigt euch
das Ausmaß der Schlacht, in die alle Planeten einbezogen sind … So laßt uns mit
der ganzen Kraft des Geistes und mit Feierlichkeit an der Schlacht des Lichts
gegen die Finsternis teilnehmen.” Ist das Band mit der HIERARCHIE DES LICHTS
stark, dann wird sich alles zum Guten wenden. Um die neue Stufe zu erklimmen,
ist es notwendig, den Kampf aufzunehmen und die Schwierigkeiten zu überwinden.
Auf den letzten Stufen ist es unvermeidlich, den Giftbecher zu leeren, und
Verrat muß den Pfad des Lichts kenntlich machen. So laßt uns denn auch diese
Einweihung empfangen.
Wir
wissen, daß ”Verrat langsam zerfällt”. Infolge bestimmter Umstände ist dies in
der Tat der weiseste Urteilsspruch. Das Leben ist so komplex! Die Menschen
bilden sich gewöhnlich ihre Urteile nur nach Beweisen und ihnen bekannten
Umständen; und eine ganze Reihe der wichtigsten Faktoren, die den Verlauf
dieser oder jener Aufgaben oder Ereignisse erschweren oder lösen, ignorieren
sie gänzlich. Das Bewußtsein der Großen Lehrer, die auf drei Ebenen oder Welten
wirken, kennt sowohl den Ursprung der Ursachen als auch ihre Wirkungen. Daher
sollten wir in völligem Vertrauen zur Höheren Weisheit gelassen die
verschiedenen Phasen aller Ereignisse beobachten. Wir wissen auch, daß sich für
viele Menschen und viele Dinge Gefahr als Rettung erweist, und für bestimmte
Ereignisse können wir sagen - je gefährlicher, desto besser. Gefahr wird
helfen, viele Dinge auf schnellstem Wege auszuleben. Aber denken wir an die
segensreichen Zeichen für unser Land und ängstigen wir uns nicht. Viele Beobachter
neigen zu Fehlkalkulationen, oder, wie es heißt, ”Sie setzen auf das
schlechteste Pferd”.
Seien
wir auf der Seite, auf der sich der Schild des Lichts erhebt - und wir werden
nicht irren.
19.
März 1936
Ein
Aschram ist eine heilige Stätte, ein Tempel, ein Kloster, eine Schule
verborgener Weisheit. Deshalb kann das irdische Bollwerk der Großen
Bruderschaft Aschram genannt werden. In der Feinstofflichen Welt gibt es
ebenfalls Aschrame der Weißen Bruderschaft. Genauso wie auf der Erde sind sie
auch dort nicht zahlreich vertreten, denn auch hier werden strenge Disziplin
und harte Arbeit gefordert, und wo sind jene, die bereit sind, sich anstelle
der versprochenen ”Ruhe“ für harte Arbeit herzugeben?
Aber
warum sollte man nur um einen Aschram in der Feinstofflichen Welt feurige
Strahlen vermuten? Fürwahr, über jedem irdischen Aschram oder einem Bollwerk
des Geistes erheben sich diese Strahlen, die unter besonderen Umständen gesehen
werden können.
* * *
Wahrlich,
jeder Widerstand gegen den Fortschritt des Denkens oder das Vordringen auf
jedem Wissensgebiet sollte als eine Erscheinung des Harmagedons betrachtet
werden. Aber viele Grundlagen sind so zerfallen, daß wir allen Fakten gelassen
gegenüberstehen sollten. Es ist unmöglich, den mächtigen Marsch der Ereignisse
aufzuhalten.
* * *
Sie
erwähnen Ihren Briefwechsel mit S. Ich meine, es wurde Ihnen wenig Freude
bereiten, wenn ich Sie meine Erfahrungen wissen ließe. Es ist nicht nur
nutzlos, für solchen Briefwechsel Zeit zu verschwenden, es ist auch schädlich.
Früher galt für solche Menschen ”Wahrheit“ als irdische Sicherheit, und daher
gibt es die Begriffe unbegrenzter Aufnahme und unbegrenztes Wissen in ihrem
Wörterbuch nicht.
Die
Aufgabe, für die Sie sich entschieden haben, ist ein wertvoller Beitrag. Sie
werden jedoch hart daran arbeiten müssen. Es ist sehr wichtig, den Unterschied
zwischen Spiritismus in der heute praktizierten Art und einer echten
wissenschaftlichen Erforschung sowie dem Studium der psychischen und
parapsychischen Phänomene hervorzuheben. Seien Sie jedoch äußerst vorsichtig
mit ihren Behauptungen bezüglich des Mondes, denn alles, was ich aus der
”Geheimlehre“ über die Mondkette zitierte, wird von der Wissenschaft nicht
angenommen, und selbst wenn eine kleine Zahl von unvoreingenommenen Gemütern
imstande wäre, diese Theorien mit einem gewissen Grad an Toleranz zu behandeln,
so gelten sie doch für die meisten Menschen als Höchstmaß an Blasphemie. Daher
würde ich in dem von Ihnen geplanten Werk nicht viel über den Mond sagen.
Darüber hinaus enthüllten die Großen Lehrer noch nicht alle mit dem Mond
zusammenhängenden Geheimnisse. Es gibt eine angenommene Regel, nach der den
Menschen nur das gegeben wird, wofür ihr Bewußtsein reif ist. Es ist unstatthaft,
ihnen etwas vorzulegen, wovon sie nicht die geringste Vorstellung haben oder
wofür sie keine passenden Worte finden! Deshalb wird nur das gegeben, was die
fortschrittlichen Geister der Menschheit zu begreifen vermögen. Und wir müssen
sagen, daß dies reichlich geschieht, doch man hat sich kaum den hundertsten
Teil von dem, was geboten wird, zu eigen gemacht. H. P. Blawatsky schrieb, daß
zu ihrer Zeit die Enthüllung über die Mondkette unter den Lesern und Schülern
einen Sturm wildester Phantasien und gegensätzlicher Meinungen auslöste. Einige
von ihnen erschienen sogar in Druck, aber ungeachtet aller dringenden Bitten
nach weiterer Mitteilung schweigen die Mahatmas.
* * *
Sie
haben recht, daß die Planetenkette mit all ihren Globen, Sphären oder Prinzipien
(Sie mögen sie nennen, wie Sie wollen) ein komplettes Ganzes bildet.
Tatsächlich sind alle Globen gegenseitig konzentrisch durchdrungen und stellen
bestimmte Ebenen des Bewußtseins oder Seins dar. Gewiß, ein Planet ist ein
lebender Organismus, denn im Kosmos ist nicht ein einziges Atom ohne Leben,
ohne Bewußtsein oder ohne Geist, und in den alten philosophischen Schriften
stößt man auf den Vergleich der Erde mit einem riesigen Tier, das sein eigenes
Leben hat und daher auch sein eigenes Bewußtsein oder seine Offenbarung des
Geistes.
Genau
gesagt, es gibt kein passives Element im Kosmos; alles besteht durch die
gegenseitige Durchdringung und Wechselwirkung der räumlichen Energien, die aus
den unendlichen Brennpunkten oder Zentren, die den Kosmos erfüllen, evolvieren
und in sich unaufhörlich geformt werden. Alles bewegt sich, alles ändert sich
dauernd, alles lebt. Bedenken Sie auch, daß die höheren Prinzipien des Planeten
in der menschlichen Monade eingelagert sind. Deshalb können wir sagen, daß der
Mond die höheren Prinzipien einbüßte, als ihn die menschlichen Monaden nach
ihrer endgültigen evolutionären Vollendung für die neue Planetenkette
verließen. Das Leben eines Planeten kann als Verbindung aller mit ihm
geschaffenen Elementen verstanden werden. Um so größer ist daher die
Verantwortung aller denkenden Planetenbewohner.
Gegenwärtig
ist der Mond ein Leichnam, aber ein lebendiger Leichnam, weil Zersetzung nichts
anderes ist als niederes Leben. Darüber hinaus müssen Sie bedenken, daß nach Vollendung
der Evolutionsrunde auf einer Planetenkette und vor Beginn des Lebens auf einer
neuen Kette für alles Sein und alle Wesenheiten ein Pralaya oder Nirwana
eintritt. Alle Prinzipien der Mondkette wurden auf die irdische Kette
übertragen. Die Mondkette war auch niederer als unsere irdische Kette. Ich
möchte einige Zeilen aus der ”Geheimlehre“ anführen: ”… daß die (Mond-)
Monaden, die in den evolutionären Zyklus (auf der irdischen Kette) auf Globus A
eintreten, in der ersten Runde von sehr verschiedenen Entwicklungsgraden sind.
Daher
erreichen nur die am meisten entwickelten Monaden den menschlichen Keimzustand
in der ersten Runde; sie werden irdische, wenn auch sehr ätherische menschliche
Wesen gegen Ende der dritten Runde, verbleiben aber auf dem Globus während der
Verdunkelungsperiode als Samen für die künftige Menschheit in der vierten
Runde; sie werden so die Pioniere der Menschheit zu Beginn dieser, der
gegenwärtigen vierten Runde. Andere (weniger entwickelte) erreichen die
menschliche Stufe erst während späterer Runden, nämlich in der zweiten, dritten
Runde oder der ersten Hälfte der vierten Runde. Und schließlich werden die
aller-spätesten - das sind jene, die noch nach dem mittleren Wendepunkt der
vierten Runde tierische Formen haben - überhaupt keine Menschen während dieses
Manwantaras.
Sie
werden zum Rande der Menschheit erst am Schlusse der siebenten Runde gelangen,
um ihrerseits nach dem Pralaya von älteren Pionieren, den Vorfahren der
Menschheit, oder der Samenmenschheit (Schista), nämlich von den Menschen, die
an der Spitze von allem am Ende dieser Runde stehen werden, in eine neue Kette
eingeführt zu werden.”
Beachten
Sie auch das meinem Brief (16. November 1935) beigefügte Diagramm. ”Ungleich
den übrigen hat die vierte (Globus-Sphäre) keinen ”Schwester“-Globus auf
demselben Plane mit ihr selbst und bildet somit den Stützpunkt der ”Waage“, die
durch die ganze Kette repräsentiert wird. Sie ist die Sphäre der letztlichen
evolutionären Ausgleichungen, die Welt der karmischen Waage, die Halle der
Gerechtigkeit, wo die Bilanz gezogen wird, die die künftige Laufbahn der Monade
während des Restes ihrer Inkarnationen in dem Zyklus bestimmt. Und daher kommt
es, daß, nachdem dieser mittlere Wendepunkt in diesem großen Zyklus überschritten
ist, d. h. nach dem Mittelpunkt der vierten Rasse in der vierten Runde unseres
Globus - keine Monaden mehr in das Menschenreich eintreten können. Das Tor ist
für diesen Zyklus geschlossen und die Bilanz ist gezogen.” Daher sollten wir
keine Zuwanderer vom Mond mehr erwarten.
* * *
Und
nun über die Vorstellung oder die Vision des Bildnisses des Lehrers. Gewiß, es
beginnt zuerst mit einem mentalen oder geistigen Bildnis, das die
höchstmögliche Klarheit erlangen sollte; und nachdem es im Zentrum des dritten
Auges klar eingeprägt ist, werden Sie es mit geschlossenen Augen sehen können.
Manchmal kann das Bildnis von einem leuchtenden Umriß umgeben sein, als ob es
aus Licht und Schatten bestände, ohne bestimmte klare Linien. Auch sehen manche
zu Beginn das Bildnis schwanken, und die Umrisse erscheinen verschwommen. Aber
das Schwanken schwindet allmählich, und das Bild wird ganz klar. Um dieses
Flimmern zu unterbinden, schließen die buddhistischen Mönche die Augen und
durchkreuzen die Ströme der Augen; das heißt, sie konzentrieren ihre Schau auf
einen Brennpunkt, was sehr hilft. Das Durchkreuzen der Ströme der Augen wurde
bei jeder Konzentration so zur Gewohnheit, daß daher viele Buddhas und
Bodhisattvas mit schielendem Blick, auf die Nasenspitze konzentriert,
abgebildet sind. Sie können diese Methode versuchen, jedoch ohne irgendwelche
Gewaltanwendung und ohne extrem zu schielen. Es darf kein Gefühl von Spannung
oder Unbequemlichkeit aufkommen. Ich würde für diese Übung nicht mehr als fünf
Minuten aufwenden und mit nur einer Minute beginnen. Seien Sie aber nicht
enttäuscht, wenn Sie kein so rasches Ergebnis, wie Sie gern möchten, erzielen.
Alle diese Errungenschaften gehören in den Bereich des höheren Psychismus.
Lesen
Sie die Biographien der großen geistig Schaffenden, und Sie werden erkennen,
mit welcher Anstrengung sie das Öffnen der Zentren und die Höhere Verbindung
erlangt haben. Selbst ein so großer Heiliger wie der Heilige Antonius mußte oft
Jahre warten, bevor seine Frage beantwortet wurde. Gewiß, heute haben manche
menschliche Organismen in ihrer Verfeinerung großen Fortschritt erzielt, so daß
es für viele Erscheinungen keiner so großen Kraftaufwendung, Spannung und
Geduld bedarf, wie dies in vergangenen Jahrhunderten erforderlich war. Aber
auch jetzt können nur Medien leicht in die nächsten Schichten der
Feinstofflichen Welt eindringen. Wir sollten sie jedoch nicht beneiden, denn
fürwahr, die höchsten Sphären sind ihnen unzugänglich, abgesehen von wenigen
Ausnahmen. Und so wie in der alten Zeit Medien nicht als Hierophanten
zugelassen wurden, so werden auch heute die Brahminen in ihren wenigen erhalten
gebliebenen Aschrams keinem Fakir Zutritt gewähren.
Doch
abgesehen von all dem, haben die Zustände des Harmagedons auf alle Erscheinungen
großen Einfluß, und während manche Erscheinungen zunehmen, sind andere,
feinere, schwieriger geworden. Sind daher die Wellen der Schlacht sehr stark,
dann ist es oft schwer, die Mitteilungen zu vernehmen, und nachher ist
plötzlich Herzwehmut zu verspüren. Doch anstatt traurig zu sein, sollten Sie
sich über jedes Sternchen, das Sie wahrnehmen, freuen. Fürwahr, diese Zeichen
sind weit wichtiger als alle lebhaften Visionen der Medien, denn sie weisen auf
die rechte Entwicklung hin.
* * *
Nun
über Karma. Können wir behaupten, daß ein bestimmter Fall oder eine Situation
in der sich ein Mensch befindet, gänzlich sein Karma ist? Wenn wir so zu denken
beginnen, werden wir uns sehr bald weigern, einem anderen zu helfen indem wir
unsere Weigerung damit begründen, uns in fremdes Karma nicht einmischen zu
dürfen. Es gibt aber auch irregeführte Menschen, die die Hilfe an ihrem
Nächsten verweigern, weil sie fürchten, damit ihr eigenes Karma zu belasten.
Doch wäre das nicht ein Zeichen größter Selbstsucht? Wer, abgesehen von einem
Archaten oder einem hohen Yogi, kann wissen, wann und wo man nicht helfen
sollte? Oftmals kann eine Begegnung mit einen, belasteten Menschen wirklich
unser Karma sein, und wenn wir ihm die Hilfe verwehren, bürden wir uns selbst
Lasten auf. Wir müssen die helfende Hand reichen, wann immer unser Herz es uns
eingibt - an das Gesetz der Entsprechung und daran denkend, daß geistige Hilfe
die höchste ist. Ganz richtig gab Ihnen Ihr Herz ein, daß wir nicht dogmatisch
sein sollen. Das Leben ist so kompliziert! Daher sollten Sie sich immer in
allem und vor allem von Zweckmäßigkeit leiten lassen.
* * *
In
meinem letzten Brief erwähnte ich, daß Lamaismus zu wahrem Buddhismus im
gleichen Verhältnis steht wie unsere christliche Kirche zur Lehre Christi. Vor
einiger Zeit fragte man mich über die beiden buddhistischen Schulen, und ich
möchte meine Antwort mit einigen ergänzenden Kommentaren hier zitieren:
1.
Mahayana und Hinayana sind die zwei Grundschulen des Buddhismus. Die
wortwörtliche Übersetzung ist ”Großes Vehikel“ und ”Kleines Vehikel“ Mahayana
oder ”Großes Vehikel“ ist im ganzen Norden - in Tibet, in der Mongolei, bei den
Kalmücken und Buriaten - verbreitet. Auch in China und in Japan gibt es
Anhänger dieser Schule. Hinayana besteht hauptsächlich im Süden - in Ceylon,
Indochina, aber auch in China und in Japan gibt es einige Abteilungen. Mahayana
nahm im zweiten Jahrhundert v. Chr. in Südwest-Indien seinen Anfang. Der
Begründer des Mahayana war der große Lehrer Nargajuna. Fast gleichzeitig,
vielleicht sogar etwas früher, wurde diese Lehre von Asvaghosha in
Nordwest-Indien eingeführt. Er war Dramaturg und Vater der Sanskrit-Literatur.
Der
Hauptunterschied zwischen Mahayana und Hinayana besteht darin, daß jener neben
Gautama Buddha die Hierarchie des Lichts anerkennt, an deren Spitze viele
Bodhisattvas und Taras stehen. Unter den Bodhisattvas sind neben Bodhisattva
Maitreya der Bodhisattva Chenresi, der Tibetaner Avalokiteshvara (der
Schirmherr Tibets) und der Bodhisattva Manjusri (der Schirmherr des Buddhismus)
gut bekannt. Es gibt natürlich noch viele andere. Unter den Taras (den
weiblichen Gottheiten) wird die vieläugige und vielarmige Dukkar als die
höchste angesehen. Sie ist identisch mit der MUTTER DER WELT (der Lakshmi und
Kali Indiens) und wird auch Weiße Tara genannt. Gleich verehrt werden die Gelbe
Tara und die Grüne Tara, die nach der Farbe ihrer Strahlen so benannt wurden.
Der
zweite Unterschied zwischen den beiden Lehren besteht darin, daß, während der
Archat des Hinayana zur individuellen, persönlichen Errettung bestrebt ist, der
Bodhisattva des Mahayana sich die Errettung der Welt als Ziel gesetzt hat,
weshalb er das Gelübde ablegte, nicht in Nirwana einzugehen, bevor sein Ziel
erreicht ist. Die Lehre des Paramitas oder die Errungenschaft der Höchsten
Tugend ist für das Mahayana besonders charakteristisch.
Die
Anhänger von Hinayana anerkennen keine andere Hierarchie als Buddha Gautama und
seinen Nachfolger, den Bodhisattva Maitreya. Es ist offenkundig, daß sie weder
die Autorität des Dalai Lama noch die des Tashi Lama anerkennen. Es gibt noch
andere kleinere Unterschiede, aber die sind nicht so wesentlich. Es ist
richtig, daß der Hinayana eine exoterische Schule ist, der Mahayana hingegen
eine esoterische Lehre. In Tibet ist Mahayana in zwei große Sekten unterteilt:
jene der Gelben Mützen, oder Gelugpa, ist die bekannteste in Tibet und in der
Mongolei; sie wurde von dem großen Reformator Tsong-kha-pa im 14. Jahrhundert
gegründet. Die andere - die ältere - ist die Sekte der Roten Mützen oder
Nyingmapa; die Dugpa, eine ihrer Abzweigungen ist über ganz Sikkim und
Kleintibet verbreitet; ihr Gründer ist ein Inder, der Lehrer Padma Sambhava.
Der Dalai Lama und der Tashi Lama sowie die ganze tibetische Regierung gehören
der Gelugpa-Sekte an.
Außer
diesen beiden Sekten gibt es in Tibet einen noch sehr lebendigen alten lokalen
Glauben, bekannt unter dem Namen Bön. Neuerdings entlehnte dieser alte Glaube
sehr viel aus dem Buddhismus. Jedoch die Bön-Lamas und auch die meisten Lamas
der Roten Sekte sind sehr dem Aberglauben, der gröbsten Nekromantie und dem
Tantrismus verfallen.
2.
Gibt es im Osten Religionssysteme und Gemeinschaften, die der Lehre Maitreyas
anhängen? Der Bodhisattva Maitreya ist von Gautama selbst der Welt als der
kommende Buddha verkündet worden. Aus diesem Grunde anerkennen auch die
Hinayana diesen einen Bodhisattva. Maitreya entspricht dem Kalki Avatar im
Hinduismus (dem ”Weißen Roß Avatar” - siehe die Offenbarung des Johannes) und dem
Messias aller Völker. Ausnahmslos ist jeder Messias Avatar des Vishnu; daher
gehören sie zu EINEM EGO. Der Unterschied zwischen Maitreya und dem Kalki
Avatar in den exoterischen Legenden ist dieser: Während der Kalki Avatar am
Ende des derzeitigen Kali-Zeitalters zur endgültigen Vernichtung des Bösen, zur
Erneuerung der Menschheit und ”Wiederherstellung der Reinheit“ erscheinen wird,
wird Maitreya früher erwartet.
Zu
Beginn unserer christlichen Ära sind in Indien und Tibet Statuen zu Ehren des
Bodhisattvas Maitreya errichtet worden, und es gibt keinen einzigen
buddhistischen Tempel, in dem es nicht ein Bildnis dieses Bodhisattva gäbe, sei
es auf einer Tanka als riesige Figur, die manchmal die Höhe von drei
Stockwerken eines Tempels einnimmt. Allerdings glauben alle Buddhisten, daß
Maitreya in Schambhala erscheinen wird, aber die Eingeweihten unter ihnen
wissen, daß Maitreya und der jetzige Herrscher der Schambhala ein und derselbe
ist - dieselbe Individualität.
Ich
möchte einen interessanten, dem Purana entlehnten Passus aus der ”Geheimlehre“
anführen: ”Wie Satya Yuga immer das erste in der Reihe der vier Zeitalter oder
Yuga ist, so kommt Kali immer zuletzt. Das Kali-Yuga herrscht jetzt
unumschränkt in Indien, und es scheint mit dem gleichen Zeitalter im Westen
zusammenzufallen. Auf jeden Fall ist es seltsam, zu sehen, wie prophetisch in
fast allen Dingen der Schreiber des Vishnu Purana einige der dunklen Ströme und
Sünden dieses Kali-Yuga vorhersagte. Denn nachdem er sagte, daß die ”Barbaren“
die Herren der Ufer des Indus, von Chandrabhâgâ und Kasmîra sein werden, fügte
er hinzu: ”Zu dieser Zeit werden Monarchen sein, die über die Erde herrschen,
Könige von rohem Geist, heftigem Temperament, immer der Falschheit und Bosheit
ergeben. Sie werden Frauen, Kinder und Kühe töten; sie werden das Eigentum
ihrer Untertanen wegnehmen und den Weibern anderer nachstellen; sie werden von
beschränkter Macht sein … ihre Lebensdauer wird kurz, ihre Begierden werden
unersättlich sein … Leute verschiedener Länder, die sich mit ihnen vermischen,
werden ihrem Beispiel folgen; und die Barbaren werden (in Indien) mächtig sein
im Schutz der Fürsten, während reine Stämme vernachlässigt werden und das Volk
zugrunde geht … Wohlstand und Frömmigkeit werden Tag für Tag abnehmen, bis die
Welt gänzlich verkommen ist. Besitz allein wird Würde verleihen; Reichtum wird
die einzige Quelle der Anhänglichkeit sein, Leidenschaft das einzige Band der
Vereinigung zwischen den Geschlechtern, Falschheit das einzige Mittel zum
Erfolg im Rechtsstreit; und die Weiber werden nur Gegenstand sinnlichen
Genusses sein …
Äußere
Abzeichen werden die einzigen Unterschiede der verschiedenen Stände im Leben
sein; … ein Mann, der reich ist, wird für rein gehalten werden; Unredlichkeit
wird das allgemeine Mittel zum Lebensunterhalt sein, Schwache die Ursache der
Abhängigkeit; Drohung und Anmaßung werden den Ersatz für Gelehrsamkeit bilden,
Freigebigkeit wird Frömmigkeit sein; … gegenseitiges Einverständnis wird Ehe
sein, schöne Kleider Würde … Derjenige, der der Stärkste ist, wird herrschen, …
das Volk, unfähig die schweren Lasten (Khara-bhara, Steuerlast) zu tragen, wird
seine Zuflucht in den Tälern suchen … So wird im Kalizeitalter der Verfall
ständig fortschreiten, bis das Menschengeschlecht sich seiner Vernichtung
(Pralaya) nähert … Wenn das Ende des Kali-Zeitalters nahe ist, wird ein Teil
des göttlichen Wesens, das existiert, aus seiner eigenen geistigen Natur (Kali
Avatar) … auf die Erde herabsteigen … begabt mit den acht übermenschlichen Fähigkeiten.
Er wird Rechtschaffenheit auf Erden wieder herstellen, und die Gemüter jener,
die am Ende das Kali-Yuga leben, werden erweckt werden und so durchsichtig sein
wie Kristall. Die veränderten Menschen … werden die Samen von menschlichen
Wesen bilden und eine Rasse hervorbringen, die den Gesetzen des
Krita-Zeitalters (oder des Zeitalters der Reinheit) gerecht wird. So wie es
heißt: ”Wenn die Sonne und der Mond und (das Mondhaus) Tishya und der Planet
Jupiter in einem Hause sind, wird das Krita-(oder Satya-)Zeitalter wiederkehren
…
”…
Zwei Persönlichkeiten Devapi von der Rasse Kuru und Maru (Moru), aus der
Familie Ikshvaku, werden durch vier Zeitalter am Leben bleiben und in Kalâpa
(Schambhala) regieren. Zu Beginn des Krita-Zeitalters werden sie dorthin
zurückkehren … Maru (Morya), der Sohn des Schighra, lebt durch die Kraft des
Yoga … und wird der Wiederhersteller des Kschattriyageschlechtes der
Sonnendynastie sein …”
”Einerlei,
ob die letzte Prophezeiung richtig ist oder nicht, die ”Segnungen“ des
Kali-Yuga sind gut beschrieben und passen wunderbar selbst auf das, was man in
Europa und anderen zivilisierten und christlichen Ländern auf der Höhe des
neunzehnten und beim Anbruch des zwanzigsten Jahrhunderts unserer großen ”Ära
der Erleuchtung“ sieht und hört.”
”Im
Matsya-Purana, Kapitel CCXXII, ist von der Dynastie Morya, oder Maureyas, die
Rede. Im selben Kapitel heißt es, daß die Moryas eines Tages über Indien
herrschen werden, nachdem sie von jetzt an durch viele Jahrtausende das Kschattriyageschlecht
wiederhergestellt haben. Nur wird dieses Reich rein geistig und ”nicht von
dieser Welt“ sein. Es wird das Reich des nächsten Avatara sein.”
So
wissen die eingeweihten Inder viel über ihre im Transhimalaja lebenden
Mahatmas, aber sie hüten dieses geheime Wissen sorgsam. Viele von ihnen waren
H. P. Blawatsky abhold, weil sie der Welt diese heiligen Namen bekanntgab. In
der Tat, in Indien besteht eine große Verehrung für alles Heilige und vor allem
für diese Höchsten Lehrer der Menschheit. Nicht ein einziger Inder würde einem
Nichteingeweihten gegenüber den Namen seines Guru aussprechen, so heilig ist er
ihm.
Nun
werden Sie verstehen, wie heilig der Name Maitreya oder Kalki Avatar oder
Muntazar in den Herzen östlicher Menschen klingt. Wirklich, alle
Religionsformen haben mit diesem einen Begriff des Avatars oder kommenden
Messias zu tun. Dieser Glaube - oder, besser gesagt, dieses Gefühlswissen ist
jenes Feuer, welches das geistige Leben unseres Planeten aufrechterhält und
nährt. Sobald dieses Feuer erlischt, wird der Planet in die Finsternis der
Zerstörung versinken. Wahrlich, es gibt nichts Lebendigeres, Mächtigeres und
Schöneres als diesen Begriff des Großen Avatar. Alle Prophezeiungen, alle
Visionen und alle ältesten und heiligsten Legenden der Völker verbergen unter
verschiedenen Symbolen und in Allegorien ein großes Buch der Leben des EINEN
GROSSEN, der die apokalyptische Schlange bekämpft.
* * *
Und
nun zum ”Suchen nach dem lebendigen Buddha“. Das kann fürwahr ein Lächeln
hervorrufen. Und gewiß, nur die Unwissenden glauben buchstäblich, daß jeder
Dalai Lama eine Inkarnation des Bodhisattva Avalokiteshvara, und jeder Tashi
Lama eine des Buddha sei. All das muß metaphysisch verstanden werden. Die
Verkörperung der großen Geistwesen in dieser oder einer anderen Persönlichkeit
muß als ein verstärkter oder auch stetig einströmender Strahl eines Hohen
Geistes auf den von ihm erwählten Nachfolger verstanden werden. Genau gesagt,
bei der Geburt des einen, der bestimmt ist, die Aufgabe zu erfüllen, richtet
der Hohe Geist, der ihm karmisch am nächsten steht, Seinen Strahl auf ihn,
damit er ihm das ganze Leben folgen kann. Dieser Strahl wird von dem
neugeborenen Kind empfangen, wie auch die Strahlen der Gestirne, unter denen es
geboren wurde. Es wächst unter diesem Strahl heran, und bei allmählicher
Entwicklung gleicht sich sein Organismus völlig diesem Strahl an. Über diese
Leitung vollzieht sich, was wir Inkarnation des Strahles nennen - oder die
höchste Hieroinspiration.
Sie
sollten wissen, daß die Materie oder Energie, in die sich ein Hoher Geist
kleidet, unzerstörbar ist, Nach dem Gesetz der Anziehung oder Affinität kann in
bestimmten Fällen die Substanz, die sich um den erhabenen Geist bildet, der zu
einer neuen Inkarnation antritt, in den feinstofflichen Körper eingehen.
Natürlich, der gegenwärtige Dalai Lama wie auch der Tashi Lama sind von dem
erhabenen Begriff eines geistigen Führers weit entfernt, und nur die
unwissenden Massen glauben, daß jene hohe Verkörperungen wären. Aber die
Tradition bezüglich Verkörperung ein und desselben Egos in den Vertretern
geistiger Macht ist noch sehr stark. Im Zusammenhang mit diesem Suchen nach
Inkarnationen geschehen viele belehrende Dinge. Zweifellos kommt es vor, daß
die Leute die neuen Inkarnationen ihrer eigenen Lamas herausfinden. Doch darin
ist nichts Verwunderliches, denn diese Lamas waren oft ganz gewöhnliche
Menschen.
Auf
unserer Reise in Tibet stießen wir auf viele interessante Dinge. Wir hatten
eine alte Prophezeiung bei uns und zeigten sie einmal einem sehr gelehrten
Buriaten, einem Graduierten der Universität Petersburg. Nachdem der Mann die
Prophezeiung gelesen hatte, wurde er sehr aufgeregt und sagte, daß es genau
dieselbe Prophezeiung wäre, die er aus dem Munde eines kleinen mongolischen
Knaben vernahm. Er sagte, daß in einer Ortschaft nahe Urga ein Knabe geboren
wurde, der im Alter von kaum einem Jahr in Gegenwart bestimmter Menschen
plötzlich genau dieselbe Prophezeiung aussprach. Natürlich wurde dieser Knabe
als eine bestimmte Inkarnation angesehen. Von seinem weiteren Schicksal hörten
wir nichts mehr.
Man
sollte aber nicht meinen, daß in dem Buch ”Tiere, Menschen und Götter“ alles
nur auf unwahrscheinlicher Phantasie beruht. Darin gibt es mehr Wahres, als die
Menschen denken. So war zum Beispiel die darin erwähnte Zauberin noch am Leben,
als wir in der Mongolei waren. Ebenfalls ist das plötzliche Erscheinen des
Großen Herrschers der Schambhala in Gompa keine Erfindung, wir selbst hörten
eine Version davon. Im Osten kann man solchen ”Wundern“ noch begegnen, aber sie
werden nur jenen enthüllt, die bereit sind, alles aufzugeben, um sie zu finden.
Da
mein Brief schon zu lang geworden ist, will ich schließen. Beachten Sie alle
feinstofflichen Einwirkungen und schreiben Sie sie auf. Dadurch schärfen Sie
Ihre Aufmerksamkeit und viele Dinge werden Ihnen zugänglich.
30.
März 1936
Über
die Idee Ihres Freundes, einen Verlag aufzubauen, habe ich mich sehr gefreut.
Dieses Werk steht meinem Herzen näher als irgend etwas anderes. Es gibt nichts
Höheres und Schöneres, als das Bewußtsein der Leser zu erheben und zu
erweitern. Ein Verlag kann wirklich ein Lehrer und Erwecker des Denkens der
jungen Generation sein. Gewiß können literarische, philosophische, wissenschaftliche
und andere humanitäre Werke wie auch Textbücher zur Veröffentlichung
erscheinen, vorausgesetzt, sie sind von hoher Qualität und Nützlichkeit. Pläne
müssen so ausgearbeitet werden, daß kein Verlust entsteht. Es ist wichtig, den
Preis eines Buches erschwinglich anzusetzen und dennoch sein ästhetisches
Aussehen zu wahren. Ich bin ganz sicher, daß Sie damit guten Erfolg haben
werden. Ich denke immer an die Sorge des Lehrers, das notwendige Buch an den
rechten Platz zu stellen und es in der Hand des bescheidensten Menschen zu
sehen, d. h. im ärmsten Heim. Das ganze Einkommen aus den Büchern der
LEBENDIGEN ETHIK sollte für weitere Veröffentlichungen Verwendung finden.
Mit
großer Freude las ich Ihre Worte: ”Ich bin davon überzeugt, daß die uns
übertragene Arbeit die Hauptaufgabe unseres Lebens ist. In der Tat, sie soll
das Leben selbst ganz einnehmen.” Wahrlich, mit solchem Bewußtsein kann man
Berge versetzen! Und als wir gerade heute in der Zeitung den Artikel von
Sudrabkaln, dem ausgezeichneten lettischen Schriftsteller lasen, über das
steigende Interesse an seriösen Büchern und die neue Welt von Romantik und
Heroismus, der in Lettland so stark in Erscheinung tritt, waren unsere Herzen
begeistert. Wirklich, von der Lettischen Gesellschaft ist ein großes, heiliges
Werk in Angriff genommen worden. Machtvoll ist der Samen, der uns und Ihnen zum
Säen anvertraut ist. So wahren Sie vor allem die Einigkeit und den Edelmut
unter den Mitgliedern, um Ihre heilige Aufgabe zu vollbringen. Ich bin mir bewußt,
wie schwer es ist, wie man sich oft selbst kreuzigen muß; nichtsdestoweniger
kann es ohne Toleranz und Nachgebigkeit keine Einigkeit geben. Ich weiß, daß
wir oft, obgleich wenn wir sehen, daß dem Werk für das Allgemeinwohl Schaden
zugefügt wurde, auch dann nachgeben müssen, um nicht durch unseren Widerstand
einen noch größeren Schaden zu verursachen. Das Leben ist sehr komplex, und nur
ein erweitertes Bewußtsein gibt die Möglichkeit, über alle Schwierigkeiten und
selbst über Verräter hinweg aufzubauen.
Nun
über Harmagedon. Sie haben völlig recht - Harmagedon ist symbolisch die letzte
Entscheidungsschlacht zwischen Licht und Finsternis. Aber man sollte nicht
meinen, daß diese Schlacht bald beendet sein kann. Sie wird viele Jahre dauern,
doch die Heftigkeit wird sich in verschiedenen Teilen des Planeten
unterschiedlich auswirken. Wo der menschliche Geist für die Herrschaft des
Geistes rascher erwacht, dort wird der große Aufbau einsetzen. Mit jedem Jahr
wird der Einfluß der Kräfte des Lichts zunehmen, aber es ist wichtig, daß der
menschliche Geist imstande ist, die gesandten Gaben zu empfangen. Die größten
Möglichkeiten pochen an die Tür der Menschheit, doch immer ist die Wahl
freigestellt. Wahrlich, die kommende Zeit ist die größte Prüfung der Menschheit
Das
Wort Harmagedon ist das griechische Äquivalent für das hebräische har megiddon
(die Gebirgsregion von Megiddo). In den hebräischen Schriften wurde durch diese
Bezeichnung die endgültige große Schlacht zwischen den Kräften des Lichts und
der Finsternis angezeigt; sie wurde in allen alten Prophezeiungen in den
Schriften aller Völker als der ”Große Tag des Gottesgerichts“ vorausgesagt. In
der Apokalypse ist darüber viel ausgesagt, und in demselben Buch, Kapitel 16,
Vers 16, wird dieser Name erwähnt. Darüber hinaus können die Fristen dieser
Schlacht und der Beginn der Neuen Ära oder eines neuen Zyklus auch in den
genauesten Berechnungen der Ägypter und Inder gefunden werden.
Der
Name dieser Schlacht ist symbolisch, im Gedenken an eine wirklich schreckliche
Schlacht, die in Megido (einer alten Stadt in Palästina) stattfand. Nicht weit
von dort wurden die Kanaaniter unter dem Führer Sisera vollkommen vernichtet.
Diese furchtbare totale Vernichtung blieb den Völkern, die Zeuge waren, lange Zeit
in fürchterlicher Erinnerung. Nach sämtlichen Schriften nahen jetzt die Fristen
für die endgültige Vernichtung der Armee Gog auf den Bergen Israels, wobei
Israel nicht unbedingt mit dem jüdischen Volk identisch ist. Genau genommen
bedeutet das Wort der ”Auserwählte“. Gleicherweise müssen die Berge von Israel
als andere Berge verstanden werden, genauso wie das ”Neue Jerusalem“ nicht
unbedingt das Jerusalem in Palästina bedeutet. Die Geheimsprache verwendet
immer Symbole. Es gibt den Himmel Jerusalem - die Wohnstätte der HIERARCHIE DES
LICHTS - und das irdische Jerusalem, das als Ort verstanden werden sollte, der
bei allen irdischen Kataklysmen intakt und unverletzt geblieben ist.
* * *
Sie
fragen, ob es eine erleuchtete Besessenheit geben kann. Ja, aber äußerst
selten. Sie haben jedoch darin recht, daß der Begriff Besessenheit für die
”Erhebung des Geistes“ oder ”erfüllt von göttlichem Segen“ kaum angebracht ist.
Im Gegenteil verwendet man in der russischen Literatur diesen Begriff für
Zustände, die diesem Sinn völlig widersprechen. In der Tat, die Eigenschaften
dieser Zustande unterscheiden sich sehr. So findet bei Besessenheit ein
Besitzergreifen der niederen Zentren durch die finsteren Kräfte statt,
wohingegen die Angleichung an die Kräfte des Segens oder die Hieroinspiration
mit dem öffnen der höheren Zentren vor sich geht, vorausgesetzt, daß völlige
geistige und physische Reinheit sowie ein besonderer harmonischer Aufschwung
der Schwingungen des ganzen Organismus vorhanden sind, andernfalls ist der Tod
unvermeidlich.
Wie
es in der LEHRE heißt: ”.........Ebenso wißt ihr sehr wohl, daß der Zustand
höchsten Samadhis für den irdischen Körper gefährlich ist. Die Kraft der
höheren Energien darf nicht an gebrechliche Gefäße übermittelt werden; jedoch
durch Überwindung des gewöhnlich disharmonischen Zustandes kann man die Gefahr
der Berührung mit den höheren Schwingungen beträchtlich vermindern. Laßt uns
erneut an die verschiedenen Mittel erinnern, mit denen man sich in einen
erhabenen Zustand versetzen kann. Schon immer versuchten die Menschen, sich
durch besondere Mittel vor der Gefahr der Berührung mit den Höheren Kräften
abzuschirmen. Das beste Mittel aber ist das stete Nachdenken über die Höheren
Kräfte. Auf diese Weise gewöhnt sich die psychische Energie an die Möglichkeit,
auf Höhere Kräfte zu reagieren, und damit sie nicht erschüttert wird, wird die
Nervensubstanz entsprechend gekräftigt. Natürlich kann sogar der beste Freund
eine Erschütterung auslösen, wenn er unerwartet eintritt.” (AUM, 8)
All
das oben Erwähnte bezieht sich auf die höhere Hieroinspiration, aber selten,
nur in äußersten Fällen und unter besonderen Umständen, kam es vor, daß ein
Hoher Geist in einen reinen irdischen Körper eintrat. So kann man in der alten
Theurgie Hinweise darüber finden, daß bei den heiligsten Mysterien ein Hoher
Geist vorübergehend in den Körper eines Priesters hohen Grades eintrat, der
sich für dieses Ereignis längere Zeit hindurch vorbereitet hatte. Jedoch kam
das äußerst selten vor und diente nur besonderen wohltätigen Zwecken.
Es
gibt viele Grade des Erfülltseins von Göttlichem Geist oder von Seligkeit In
der Tat, alle diese haben die gleiche Grundlage, nur gibt es einen
weitestgehenden Unterschied in der Qualität. So gibt es nur ein Feuer, doch wir
kennen das schwarze und das silberne Feuer. Die unterirdischen Feuer sind mit
den überirdischen Feuern verwandt, aber ganz andersartig in ihren Wirkungen. So
kann z. B. dieselbe psychische Energie sowohl das Messer eines Mörders
schwingen als auch das Skalpell eines Chirurgen lenken, der das Leben eines
Kranken rettet. Und genauso kann es eine bedingte Unsterblichkeit des Bösen
geben, aber solche Unsterblichkeit ist schlimmer als Vernichtung.
Das
wahre Reich des Bösen ist unser irdischer Planet. In den überirdischen Sphären
kann das Böse nur begrenzt bestehen. Das Licht in den überirdischen Sphären
verbrennt die Finsternis. Dort werden die finsteren Wesenheiten durch Berührung
mit dem Licht vernichtet. Das erklärt, warum die Finsteren mit aller Macht
sämtliche lichten Unternehmen hier auf Erden sowie in den ihnen zugänglichen
Bereichen der niederen Schichten der Feinstofflichen Welt auszulöschen suchen.
Wahrlich, die Erde ist der Gerichtshof und das Auspendeln der Kosmischen Waage.
Besessenheit,
als etwas Gewaltsames, eignet immer der Finsternis, wohingegen die Höheren
Kräfte mit Geist erfüllen oder den Strahl der Hieroinspiration dem senden, der
imstande ist, ihn aufzunehmen. Es gibt keine größere Errungenschaft, als den
Strahl der Feurigen Welt in sich aufzunehmen.
”Sobald
sich ein Mensch aller ihn umgebenden Einflüsse bewußt wird, kann er mit
Selbsttätigkeit beginnen. Er lernt zu unterscheiden zwischen Hieroinspiration
und niederer Zerstörung. Es ist nicht leicht, alle; listigen Ränke zu
durchschauen, aber es ist ein Glück, wenn das Herz durch Erkenntnis der
Nützlichkeit der Höheren Welt erbebt. Berührung mit der Höheren Welt ist im
ganzen Leben verstreut, selbst in nichtigen alltäglichen Dingen können die
Funken der höheren Spannung erkannt werden. Es gibt keine Tätigkeiten, die,
wenn sie die höhere Welt berühren, nicht verstärkt werden könnten. Man sollte
solche Spannung liebgewinnen, denn ohne sie kann es kein Großes Dienen geben!”
(AUM)
* * *
Das
Buch ENOCH in englischer Übersetzung befindet sich in der Bibliothek Bodleiana
in Oxford. Mir ist nicht bekannt, ob es Übersetzungen in andere Sprachen gibt.
Seinerzeit waren die Vertreter der Kirche sehr dagegen eingestellt. Ja, die
dunklen Wolken ballen sich zusammen, doch irgendwo dämmert es bereits. Daher
ist die Bewußtseinserweiterung durch Aneignung der Grundlagen der LEBENDIGEN
ETHIK so dringend nötig.
Und
gleicherweise nötig ist es, die ungewöhnliche Zeit, die wir durchschreiten, zu
verstehen. Es ist die Zeit, in der die Schicksale vieler Völker entschieden
werden.
30.
März 1936
In
einem Ihrer Briefe fragen Sie nach der Meinung des Wortgefüges ”… Anfragen über
Kalachakra werden mit Schweigen übergangen”. Kalachakra (das Rad der Zeit oder
das Rad des Gesetzes) ist die verschiedenen Herren der Schambhala
zugeschriebene Lehre. Spuren dieser Lehre können in beinahe allen
philosophischen Systemen und Lehren Indiens gefunden werden. Gegenwärtig ist
sie vielleicht in Tibet am bekanntesten. Deutliche Hinweise über Schambhala
kann man auch in der westlichen Literatur finden. Schließlich stammt auch die
Legende vom Gral aus dem Osten und ist tatsächlich eine der zahlreichen
Versionen derselben Schambhala. Die Chroniken des Westens berichteten von
Mitteilungen aus der ”geheimen Wohnstätte“ durch Constantin den Großen und
durch den byzantinischen Kaiser Manuel. Auch Dschingis Chan erhielt Botschaften
vom Weisen des Großen Berges. Im zwölften und dreizehnten Jahrhundert wußte
auch die westliche Kirche durch ihre Päpste vom Vorhandensein einer geheimen
Geistigen Wohnstätte und Bruderschaft im Herzen Asiens, welcher der bekannte
Priester Johann, wie der Große Geist sich selbst nannte, vorstand. Dieser
Priester Johann sandte von Zeit zu Zeit an die Päpste und andere Kirchenoberhäupter
Mahn- und Warnbriefe. Aus der Geschichte ist bekannt, daß einer der Päpste
einen Abgesandten zu Priester Johann nach Zentralasien entsandte. Man kann sich
gut vorstellen, zu welchem Zweck. Nach allerlei Mißgeschick und Zwischenfällen
kehrte dieser Botschafter heim, ohne die Geistige Zitadelle gefunden zu haben.
Jedoch Priester Johann fuhr fort mit seinen Mahnbriefen.
Der
Heilige Gral wird jetzt im Osten aufbewahrt. Kürzlich erschienen hier einige
Forscher, um Näheres über die geheimnisvolle Persönlichkeit des Priesters
Johann sowie über die Symbolik der Legende des Grals zu erfahren. Es gibt eine
Theorie, wonach der Heilige Kelch oder Gral der heilige Stein ist (lesen Sie
die Legende über den ”Stein“ in ”Auf östlichen Kreuzwegen“), und diese Version
hat ihre Begründung.
Viele
Menschen haben nach dem Bollwerk gesucht, und auch heute bemüht man sich noch,
diese Stätte zu erreichen, doch vergeblich, denn nur jene, die gerufen werden,
können dahin gelangen. Die Geschichte kennt eine Anzahl von hervorragenden
Persönlichkeiten, deren Bestimmung es war, einen neuen Impuls für die
menschliche Evolution zu geben und sie anzutreiben, nachdem sie zuvor das
Bollwerk des Hohen Wissens besucht hatten. So verbrachte Paracelsus einige
Jahre in einem der Aschrams des Bollwerks im Transhimalaja und empfing dort
großes Wissen, das er später in vielen Bänden niederlegte und herausbrachte,
oft verschlüsselt, denn es gab eine große Verfolgung dieser Türme des Wissens.
Alle seine Werke wurden ins Deutsche, Englische und Französische übersetzt.
Viele Wissenschaftler und Ärzte schöpfen ihr Wissen aus diesen Büchern, doch,
wie gewöhnlich, wird die Quelle oft wohlweislich nicht erwähnt. So wird auch
die Lehre Kalachakra oder die Lehre von Schambhala nicht nur nicht erwähnt,
sondern es gibt gewisse ”geistliche“ Personen, die ihren Anhängern und Freunden
verbieten, diese Bücher zu lesen.
Vergessen
wir auch nicht unser großes Genie H. P. Blawatsky, die so verleumdet wurde. Sie
hielt sich drei Jahre in einem Aschram Tibets auf, und dann kehrte sie mit
großem Wissen und erleuchteter Botschaft über die Mahatmas in die Welt zurück.
Wäre sie nicht von soviel Bosheit und Neid umgeben gewesen, hätte sie zwei
weitere Bände der ”Geheimlehre“ geschrieben und einen Teil davon dem Leben der
Großen Lehrer der Menschheit gewidmet. Doch die Leute zogen es vor, sie zu
töten - und ihr Werk blieb unvollendet. Doch die Geschichte wiederholt sich,
und wieder kriechen die finsteren Kräfte aus ihren Unterschlüpfen und versuchen,
die strahlende Botschaft zu unterdrücken, aber das Licht besiegt die
Finsternis!
Die
Lehre Kalachakra ist die der Menschheit in der Morgendämmerung ihrer bewußten
Evolution in der dritten Rasse der vierten Runde der Erde durch die Herrscher
des Feuers oder die Söhne der Vernunft (zu denen die Herrscher von Schambhala
zählen) gebrachte GROSSE OFFENBARUNG.
Gewiß,
die CHRISTLICHE WISSENSCHAFT heilt mittels psychischer Energie, und zweifellos
haben einige ihrer Anhänger mit ihren bemerkenswerten Heilungen Erfolg. Jedoch
muß es, wie bei allen anderen, eine richtige Unterscheidung und Anwendung
geben; daher gibt es neben dem bemerkenswerten Heilen auch Fehler. Alles ist
gut an seinem Platz, aber es ist nicht immer möglich, einem chirurgischen Eingriff
auszuweichen. Ebenso können ansteckende Krankheiten nicht durch Suggestion
geheilt werden. Alles verlangt Entsprechung und Zweckdienlichkeit. So erfordern
manche Fälle homöopathische Methoden, andere hingegen müssen durch
allopathische Mittel behandelt werden. Aber die Hauptsache ist, daß der Heiler,
der durch seine psychische Energie wirkt, gut unterrichtet ist und ein reines
Herz hat.
Ihr
Fragesteller möchte wissen, ”wie sich das Verwenden von Moschus seitens der
Yogis mit dem Gesetz der Liebe, und, wie die Okkultisten predigen, anderen
keinen Schaden zuzufügen, vereinbaren läßt” - sowie auch über anderes, was ihn
quält. SQ Z. B.: ”Wenn Moschus das Produkt eines tierischen Organismus ist, muß
es von tierischem Magnetismus durchdrungen sein und so geht zusammen mit dem
Nutzen tierischer Magnetismus in den Organismus des Yogi ein und verunreinigt
ihn … etc.”. Dazu können wir antworten, daß die sehr hohen Yogis, die unter
ganz anderen selbst geschaffenen Bedingungen weit weg von unserem irdischen Getriebe
leben, Moschus verwenden können, ohne die Tiere zu töten. Gerade dies wird in
den Büchern der LEBENDIGEN ETHIK unterstrichen. Und wenn die Schüler, die unter
gewöhnlichen irdischen Bedingungen leben, tierischen Magnetismus vermeiden
wollen, müßten sie Nudisten werden und in wärmere Länder auswandern, falls sie
meinen, streng nach dem Gesetz zu leben und keinen Schaden zu verursachen (im
Sinne, wie sie schreiben, ist es doch so zu verstehen). Nehmen Sie zum Beispiel
die Wolle - sie müßte abgelehnt werden, denn sie enthält zuviel tierischen
Magnetismus. Oder weiter: die Seide - die dürfte auch nicht mehr hergestellt
werden, um die Seidenraupe zu retten. Jedes Leinengewebe wäre untersagt, denn
man sollte den Flachs nicht unter solch einem Verfeinerungsprozeß leiden
lassen. So gäbe es nur die einzige Möglichkeit, sich mit trockenen Blättern zu
bedecken, aber sie zu pflücken, wäre ebenfalls nicht zulässig. Und selbst die
Lederschuhe darf man nicht vergessen und müßte Schuhe aus Bast anfertigen; denn
der Gebrauch von Lederschuhen macht es unvermeidlich, Tiere zu töten; doch auch
die Beschaffung von Rinde für Bastschuhe wäre für den Baum sehr schmerzhaft.
Gleicherweise müßte die Nahrung auf wenige Lebensmittel beschrankt bleiben, wie
Milch (vorausgesetzt, daß die Kuh außer für das Kalb noch etwas abgeben kann),
Früchte, Nüsse und Samenkörner, allerdings nicht vom Baum oder Halm gepflückt,
sondern erst verwendet, nachdem sie reif geworden sind und von selbst abfallen,
andernfalls würde man einem lebenden Organismus Schmerz zufügen.
Ich
entsinne mich der Geschichte, als Bernard Shaw, der den bekannten indischen
Wissenschaftler Jagadis Bose besuchte sich rühmte, ein Vegetarier zu sein und
seine große Feinfühligkeit es nicht gestatte, Lebendem Schmerz zuzufügen. Bose
schwieg, doch in einem Experiment demonstrierte er dem Schriftsteller sichtbar,
welcher Schmerz Karotten und Kartoffeln zugefügt wird, wenn sie von solch
”feinfühligen“ Menschen geschnitten oder gekaut werden.
Doch
vielleicht wäre es für einen ”feinfühligen“ Menschen nicht so schrecklich, sich
mit Laub zu bedecken und nur entsprechende Nahrung zu sich zu nehmen, aber weit
schwieriger wäre es für ihn, das Atmen einzustellen, oder seine Nase und seinen
Mund zu verhüllen, wie es einige Fanatiker der Jain-Sekte in Indien tun, aus
Angst, sie könnten mit jedem Atemzug eine winzige Mücke töten. Ihr Fragesteller
müßte nämlich wissen, daß der Raum um ihn angefüllt ist mit Lebewesen, die er
jede Sekunde einschlürft oder mit jedem Schritt zertritt. Die fanatischen
Jains, die mit den Augen auf den Boden gerichtet dahinschreiten, um keine Larve
eines Insektes zu zertreten, vollführen oft ergötzliche Sprünge.
Zum
Schluß möchte ich Ihrem Briefschreiber empfehlen, in die Bücher der LEBENDIGEN
ETHIK tiefer einzudringen, um den Geist der LEHRE zu erfassen! Vegetarische
Nahrung wird nicht aus sentimentalen Gründen empfohlen, sondern hauptsächlich
wegen ihrer größeren Zuträglichkeit für die Gesundheit; und darüber hinaus
heißt es, daß einige Fischarten sogar geringeren Schmerz empfinden als
Pflanzen. Wegen der Angst, seinem Organismus tierischen Magnetismus zuzuführen,
kann mit den Worten Buddhas geantwortet werden: ”Wenn Geistigkeit allein durch
vegetabile Kost erreicht werden könnte, hätten der Elefant und die Kuh sie
längst erreicht.” Es ist auch gesagt, daß ”Asketismus zur Befreiung von
irdischen Fesseln wertlos ist. Es ist viel schwieriger, einen geduldigen
Menschen zu finden als einen, der sich von Luft und Wurzeln nährt und mit Rinde
und Blätter bekleidet.”
Und
über Karma wird Ihr Fragesteller im Buddhismus sehr wertvolle Erklärungen
finden. Er wird erfahren, daß Karma primär und hauptsächlich durch unser Denken
und unsere Absichten geläutert oder belastet wird; Taten sind von sekundärer
Bedeutung - genaugenommen schaffen Gedanken das Karma. Wäre es anders, könnte
der Mensch in seiner gegenwärtigen Lage nie aus dem magischen Kreis
herausgelangen. Ein hoher Yogi scheut tierischen Magnetismus nicht, ihn kann
nichts beschmutzen, denn durch sein inneres Feuer wird alles verzehrt. Aber
wir, die bescheidenen Erdbewohner, beschmutzen uns weit mehr durch unzulässige
Gedanken, als wenn wir ein Stück Fleisch verzehren oder tierische Sekrete für
medizinische Zwecke gebrauchen.
Offensichtlich
hat Ihr Fragesteller den Ausspruch Christi vergessen: ”Nicht was durch den Mund
eingeht, macht den Menschen unrein, sondern was aus dem Mund herauskommt, das
macht den Menschen unrein” (Matth. 15, 11).
Denken
wir auch daran, daß gut geräuchertes Fleisch weit weniger tierischen
Magnetismus enthält als die Aura der kleinen Tiere, die man in den Räumen hält.
Errungenschaft besteht nicht darin, uns künstlich vor schädlichen und
hindernden Einflüssen zu schützen, sondern darin, uns durch die Kraft des
Geistes über alle Hindernisse zu erheben. Und nur, wenn dies erreicht wird, hat
der Mensch das Recht, sich in bessere Bedingungen zurückzuziehen, um nicht hohe
Energien für Selbstschutz aufzuwenden, sondern sie gänzlich für den Dienst an
der Menschheit abzugeben.
So
laßt uns die Bedingungen, in denen wir leben, weise beobachten und ohne jedwede
falsche Sentimentalität den Geist beider erkennen: der alten Vermächtnisse und
der neuen. Indem wir das Gleichgewicht halten, werden wir fähig, die weisen
Ratschläge in voller Entsprechung und Zweckmäßigkeit zu befolgen.
Leider
kann ich einem Postbrief die Information, die der, die Sie erhalten haben,
widerspricht, nicht anvertrauen. In der Behandlung dieser Frage müssen wir sehr
vorsichtig sein. Es ist ein großes Werk errichtet worden. Eine große Umwertung
der Werte findet statt. Geistige Arbeit kommt zu ihrem Recht und beginnt höher
bewertet zu werden als alles andere. Und so werden wir die geistige Erneuerung
erleben. Wollen wir daher die Hunderte und Tausende nicht verurteilen, die das
große Land auf ihre Weise aufbauen.
* * *
Mein
Herz frohlockt über jedes Verstehen der Grundlagen der LEHRE. Wahrlich, nur
Hingabe, zusammen mit stetem Streben, führt uns zur Wohnstätte. Aber gerade das
sind die seltensten Eigenschaften, und es ist kein Wunder, wenn man sie als
Zeichen wertvollster Aufspeicherungen betrachtet.
”Wer
sich der Hingabe schämt, wer die Hierarchie ablehnt, aus Furcht, seine
Individualität einzubüßen, ist arm und sein Kelch ist leer.” Weiter heißt es:
”Wer ein leichtes Leben wünscht, täte besser, nicht zu leben. Wer bewußt
Belohnung für seine Dienste verlangt, möge nicht an die Höhere Welt denken. Wer
immer auf Wohlstand in der materiellen Welt bedacht ist, ist ein Bettler in der
Höheren Welt.” Alle diese einfachen Wahrheiten sind schwachen Herzen und
verkümmerten Gehirnen unzugänglich. Aber das erweiterte Bewußtsein und das
flammende Herz freuen sich über jedes Hindernis zum Stählen der Klinge des
Geistes. Es ist nicht das leichte Leben, sondern das angespannte Leben,
gesättigt mit Schwierigkeiten, das Errungenschaften bringt; daher ist es so
wichtig, zu lernen, Hindernisse liebzugewinnen und besonders im Dienste am
Allgemeinwohl reine Freude zu empfinden.
* * *
Ich
glaube, Sie werden dem erwähnten Pfad streng folgen; daher freue ich mich über
Ihre Jugend und Ihre Fähigkeiten. Sie werden imstande sein, Ihrem Vaterland
viel Gutes zu bringen; und dabei sollten Sie nie vergessen, daß alles auf
unerforschlichen Wegen vollbracht wird. Achten Sie wachsam auf die Ereignisse;
die Wolken sammeln sich, aber irgendwo erscheint bereits das Leuchten des
Morgenrotes!
15.
April 1936
Ihre
Überlegungen über Karma sind völlig richtig. Würden die Menschen über Karma
weniger nachdenken und mehr auf die Reinheit und Vervollkommnung ihrer Gefühle
und Gedanken bedacht sein, sie würden besser vorankommen. Die ständige Angst,
neues Karma zu schaffen, ist an sich gefährlich, denn sie lähmt unsere Energie,
die Aufspeicherung: die einzige Gewähr, dieses Karma zu bewältigen. Viele
ungeheure Entstellungen können im Zusammenhang mit dem Verstehen von Karma
beobachtet werden. Im Osten trifft man auf Fanatiker, die aus Angst, sie
könnten ihr persönliches Karma belasten, wenn sie sich in das Karma des Nächsten
einmischen, es ablehnen, ihm zu helfen. Oftmals sehen sie sogar zu, wie jemand
ertrinkt oder im Feuer umkommt, ohne zu erkennen, daß gerade diese Verweigerung
der Hilfe ihr Karma schwer belastet. Wer kann sagen, wann und wo wir alte
Schulden abzahlen? Nur ein Archat weiß, wann und wo man sich nicht einmischen
darf; aber wir sollten die helfende Hand reichen, wann immer unser Herz es
gebietet. Gewiß, in allem muß Entsprechung geübt werden. Man soll sich aber
nicht davor ängstigen, neues Karma zu schaffen, sondern in erster Linie um
seine Qualität besorgt sein. Unbedeutendes Karma wird unbedeutende
Möglichkeiten bringen, wohingegen Karma von großer Verantwortlichkeit, gerade
weil es sehr mühsam ist, auch große Errungenschaften in der Zukunft bringt. Daher
dürfen die Menschen den Taten und der Verantwortlichkeit nicht ausweichen,
sondern sie sollten ihre Motive und Eigenschaften vervollkommnen.
* * *
Eine
Runde ist bereits beendet. Laßt uns in die Zukunft streben. Jetzt werden neue
und glorreiche Seiten der Geschichte geschrieben. Bitte erkennen Sie mit Ihrem
Herzen, daß das Bewußtsein des Volkes für Gemeinschaftsarbeit erwacht. Für die
Teilnahme am Aufbau, für neue Liebe zum Vaterland und für starken Wissensdurst
gibt es viele schöne Zeichen. Beachten Sie diese Wegweiser. Wahrlich, es ist
ein ”Palast unvergleichlicher Schönheit“ verheißen, und die Zeichen des
Wohlstands bleiben stets über dem Land. So ist inmitten des Chaos der
Zerstörung das Vorbestimmte gewährleistet, und vieles nimmt bereits die rechte
Richtung ein. Die Ereignisse überstürzen sich. Seien Sie mutig und richten Sie
Ihr Herz in Liebe und Vertrauen auf den großen Lehrer. Die Kräfte des Lichts
werden alles zum Guten wenden. Die Wege sind unerforschlich.
* * *
Sehr
schön haben Sie darauf hingewiesen, daß die besseren Bedingungen der Menschheit
nicht auf den Wechsel im Regierungssystem zurückzuführen sind, sondern auf die
vor sich gehende Veränderung im menschlichen Denken (ich möchte es
Vervollkommnung nennen!). Viele alte Begriffe können nicht mehr in den
Wortschatz aufgenommen werden. Die Neue Welt erfordert neue Begriffe, neue
Formen und neue Definitionen. Alle Ereignisse weisen klar auf die
Evolutionsrichtung hin, und es bildet sich eine Solidarität von Mitarbeitern
ohne Klassenunterschiede heran. Und das wichtigste Problem, dem die Menschheit
jetzt gegenübersteht, ist eben die Synthese zwischen Geistigem und Materiellem,
zwischen Individuellem und Universellem und zwischen privatem und öffentlichem
Wohl. Erst wenn man die Einseitigkeit der beschränkten irdischen materiellen
Experimente erkannt hat, wird man zur nächsten Stufe gelangen - zum Streben
nach Einheit der materiellen mit der feinstofflichen Welt. Und die neuen
Errungenschaften der Wissenschaft, die neuen Erforschungen und Entdeckungen der
Gesetze der psychischen Energie fordern von der Menschheit nicht den Verzicht
auf den ”Himmel“, sondern seine neue Offenbarung und rechtes Verstehen.
Fürwahr,
die Entdeckung des Gesetzes der psychischen Energie wird dazu beitragen, eine
neue Lebensrichtung festzulegen, und dann wird die Einheit der Welten
offenkundig. Wahrlich, die künftige Welt, die Höhere Welt naht in der Rüstung
von Laboratoriumsstrahlen. In den Laboratorien werden die Vorteile der höheren
Energie bestätigt werden, und dadurch wird nicht nur die Bestätigung der
Überlegenheit der menschlichen Ausstrahlungen, verglichen mit anderen noch
nicht erkannten Strahlen, sondern auch der Unterschied in der Qualität dieser
Strahlungen offenkundig enthüllt. Auf diese Weise wird die Bedeutung der
Geistigkeit unwiderlegbar veranschaulicht. Die Technik wird dem Geist
untergeordnet, mit dem Ergebnis der Wahrnehmung höherer Gesetze und folglich
der Erreichung höherer Ziele, die zur Umwandlung der ganzen materiellen Natur
führen werden. Die umgewandelte Natur und der umgewandelte Geist der Menschen
werden bessere Formen des Lebensaufbaus schaffen. Und erst dann wird das neu
erweckte Streben zum Hierarchischen Prinzip richtig verstanden werden, einem
Streben, das jetzt in einer Vorstellung von ”Führern“ seinen Ausdruck findet.
Diesen ”Führern“ - den von der Masse gewählten Dienern - mangelt es jedoch
gewöhnlich an Synthese, weil die Massen keine Synthese zulassen. Daher ist die
Modetorheit des ”Führers“ ein Zerrbild der wahren Führerschaft. Der Führer,
oder derjenige, der führt, muß ein Träger der geistigen Synthese sein.
Schön
sind die von Ihnen zitierten Worte: ”Nicht allein Unterordnung, sondern auch
Macht und Führerschaft sollten als Dienst betrachtet werden, weil sie nur so zu
rechtfertigen sind.” Fürwahr, die ganze Macht soll vor allem im Dienen
bestehen. Macht ist Opfer. Und sobald die Führer der Zukunft vom Geist wahren
Dienens erfüllt sind, naht eine neue Stufe evolutionären Lebensaufbaus. Die
Führer werden dann im Einklang mit dem Kosmischen Magneten regieren, der das
Band und die Vereinigung mit der Höheren Welt in der Seinsordnung darstellt.
Unterstreichen
Sie daher deutlich, daß der Charakter der künftigen Lebensordnung darauf
beruht, daß die Menschen den Dienst am Allgemeinwohl erkennen. Nicht ich,
sondern wir - darin liegt der Schlüssel künftiger Errungenschaft!
Und
jetzt einige Erläuterungen. Es gibt für gewöhnlich zwei Arten von Erwählten, d.
h. aus zwei gegensätzlichen Welten. Der Erwählte der Höheren Welt bejaht, die
Ausgeburt der Massen hingegen verneint und ist folglich unwirksam. Versuchen
Sie, alle Erwartungen und Bestrebungen der Massen zusammenzutun - sie werden
einen Haufen bunter Fetzen ergeben. Die Massen können ihre Wünsche noch nicht
in Einklang bringen. Lesen Sie in diesem Zusammenhang die §§ 445, 446, 447 im
III. Band der ”Feurigen Welt“.
Das
Herrschende Prinzip des Universums ist Harmonie und Liebe - Liebe ist ein
Aspekt der Gottheit. Wollen wir daher das älteste Axiom ”Wie oben, so unten“
verkörpern, so müssen wir uns durch dieses Prinzip der Liebe vereinen und uns
ihm unterordnen, es als unseren einzigen ungeschränkten Herrscher betrachten.
Aber versuchen wir nichtsdestoweniger, die menschlichen Begriffe für den Aufbau
des Universums anzuwenden, dann wird es eher ”Eidokratie“ (im platonischen Sinn
als ”Muster“ oder Ideal und moralischer ”Prototyp“) oder Idealdemokratie sein,
als eine Art eingeschränkter Monarchie. Sicherlich, da kein Organismus, kein
Aufbau ohne das Hierarchische Prinzip bestehen kann, muß die himmlische
Eidokratie auch ihre eigene Hierarchie haben, aber diese Hierarchie verliert
sich in Unbegrenztheit.
Die
esoterische Wissenschaft stellt fest, daß die Welt von Kosmischer Vernunft
regiert wird, die ein Aggregat jedweder Vernunft der Höchsten Hierarchien
darstellt. Für dieses Prinzip ist sowohl der Begriff persönlich als auch der
Begriff Macht völlig unpassend.
In
der Himmlischen Hierarchie gibt es unabänderliche Unterordnungen des Niederen
unter das Höhere; darin besteht die Grundlage der Evolution. Lesen Sie
aufmerksam die beiden Bände ”Unbegrenztheit“.
* * *
Es
ist nicht unbedingt notwendig, die Ausstrahlungen der Menschen zu sehen. Dies
kann mittels Photographie erreicht werden. In der Tat, auf der irdischen Ebene
ist es schwer, die menschliche Aura nach Belieben zu sehen, denn alles
erfordert besondere Bedingungen. Es ist unmöglich, alle Bedingungen der
Feinstofflichen Welt auf den irdischen Plan zu übertragen. Es wäre zudem
unerträglich, plötzlich die Auren von allem, was uns umgibt, zu sehen.
* * *
”Manche
Leute träumen davon, daß die Führer der Zukunft die Gedanken der Menschen, die
mit ihnen Fühlung haben, werden lesen können und durch Hellhörigkeit nicht nur
die Meinungen der ihnen nahestehenden Menschen hören, sondern auch die
Meinungen derer, die weit von ihnen entfernt sind … Eine vollkommene Kenntnis
der universellen Gesetze muß das wichtigste Kennzeichen künftiger Führer sein
…”
Es
ist möglich, daß wir, nachdem unser Planet in die siebente Runde und die
siebente Rasse eingetreten ist, solche Führer haben werden; in naher Zukunft
jedoch uns mit viel bescheideneren Möglichkeiten zufriedengeben müssen. Selbst
Buddha erhob den Pali Sutten zufolge nie den Anspruch auf Allwissenheit, wie
sie seine Schüler und Anhänger ihm zuschrieben: ”Jene, die dir sagten, Vaccha,
daß der Lehrer Gotama alles weiß, alles sieht, im Besitz unbegrenzter Kräfte
der Voraussicht und des Wissens sei, und der sagt, ‚ob in Bewegung oder
unbeweglich, wachend oder schlafend, immer und in allem herrscht Allwissendheit
in ihm‘ -, diese Menschen sprechen nicht aus, was ich aussprach, trotz aller
Wahrhaftigkeit klagen sie mich an.”
Selbst
ein vollkommener Archat kann in der irdischen Umgebung seine geistigen
Errungenschaften nur anwenden, wenn er sich in einem bestimmten Zustand
befindet. Das erklärt, warum sich die Großen Lehrer oft zurückziehen.
Laßt
uns daher in unseren Erwartungen von den Führern, Regierenden und Richtern der
Zukunft bescheiden sein. Es ist schon außerordentlich, wenn sie ein gut
entwickeltes Gefühlswissen besitzen, das ihnen hilft, das wahre Wesen jeder
Arbeit und jedes Ereignisses richtig einzuschätzen, und wenn sie immer von der
Stimme des Herzens geleitet werden - im Gleichklang mit der Vernunft. Wir
bestätigen, daß die Perle der Stärke des künftigen Führers in seiner Verbindung
mit der Hierarchie mittels psychischer Energie bestehen wird. Die psychische
Energie ist der Schlüssel für alle Errungenschaften und zur Lösung aller
Fragen, denn die psychische Sphäre berührt alle Seinsebenen.
Es
könnten aber dennoch einige konkrete Empfehlungen gegeben werden, indem man
aufzeigt, daß die Justiz im Staate eine hohe Stufe des Edelmuts einnehmen muß.
Die Richter sollten sich bemühen, die menschlichen Herzen zu erkennen.
Andererseits könnte man aufzeigen, daß es notwendig ist, die Gesetze anzuwenden
und die Gerichtsverfahren zu beschleunigen. Doch nichts ist fürchterlicher als
tote Gesetze, denn im Kosmos ist jedes Gesetz primär zweckdienlich. Es gibt so
viele Gesetze, als es Bewußtseinsstufen gibt.
Es
sollte auch kurz auf die Möglichkeiten hingewiesen werden, die sich der
Menschheit bieten, sobald sie die Gesetze der psychischen Energie entdeckt und
auch darauf, wie sehr diese Entdeckung der Zustände der Hilfe durch psychische
Energie das ganze Leben erneuert, den Lebensablauf erleichtert und die
kompliziertesten Probleme einer Lösung zuführt.
16. April 1936
Ich
habe Ihre Fragen durchgesehen und mir scheint, daß Sie meine Antworten nicht
ganz befriedigen werden. Ich bitte Sie aber, nochmals zu erwägen, daß vieles
nicht niedergeschrieben werden kann, denn die heilige Lehre hört in dem
Augenblick auf eine solche zu sein, wenn sie in einem populären Stil der
Sprache geschrieben wird.
1.
Vielen ist nicht nur der Schlüssel zu den Geheimnissen des Tierkreises
verlorengegangen, sondern, aufrichtig gesagt, fast zu allen Geheimnissen des
Seins. In der ”Geheimlehre“ heißt es, daß in diesem Werk der Schlüssel gegeben wurde,
aber zur völligen Kenntnis muß er siebenmal umgedreht werden. Doch nach den
Fragen zu schließen, die von manchen Menschen gestellt werden, nachdem sie die
”Geheimlehre“ gelesen haben, ist es ihnen kaum gelungen, den Schlüssel einmal
umzudrehen. Die Kenntnis aller sieben Schlüssel besitzt nur der Archat. Aber
bereits die zweite Umdrehung des Schlüssels gehört zum esoterischen Wissen und
muß vom Schüler selbst entdeckt werden. Alles sollte selbständig erreicht
werden; und hilft einem Schüler die Intuition, die Wahrheit zu finden, so muß
sie der Lehrer bestätigen. So ist die Regel.
2.
Ob ich den Artikel ”Wie die Sonnenenergie anzuwenden ist“ gutheiße? Der Artikel
ist an sich interessant und enthält viele richtige Mitteilungen. Es ist wahr,
daß der moderne Mensch verlernt hat, richtig zu atmen. So werden bestimmte
Übungen rhythmischen Atmens, vorausgesetzt in reiner Luft, nur nützen. Jedoch
solche Übungen zu veröffentlichen, bedeutet insofern eine Gefahr, als
unwissende Menschen sie übertreiben, und dies kann eine Blutzufuhr zu einem
bestimmten Zentrum bewirken, das sich manchmal in einem kranken Organ befindet
und dadurch seinen Zustand radikal verschlechtert. Bei allen mechanischen
Übungen muß der Blutdruck sorgfältig reguliert werden, denn eine unausgeglichene
Spannung bereitet viele Unannehmlichkeiten. Es ist eine Tatsache, daß sich die
Yogis, um der Gefahr zu starken Blutdrucks auszuweichen, dem unweigerlich das
Öffnen der Zentren folgt, aus übervölkerten Ortschaften in die Berge
zurückziehen und in großer Höhe verweilen. So ist das Öffnen der Zentren von
großen Gefahren begleitet und kann nicht ohne langwierige Vorbereitung des
Organismus erfolgen. In der Tat, manchmal ist es sogar erforderlich, eine
Blutabnahme vorzunehmen; dies ist allerdings nur möglich, wenn der Schüler
unter besonderer Beobachtung des Lehrers steht, der den inneren Prozeßablauf
des Schülers kennt.
Da
ich alle diese Gefahren kenne, bin ich gegen alle verlockenden Anweisungen, die
versprechen, daß man durch mechanische Übungen ein Übermensch werden kann! In
der Tat, unwissende Menschen werden von diesen Methoden angezogen, und oftmals
erwecken sie dadurch ihre schlummernden medialen Fähigkeiten oder den niederen
Psychismus. Geistigkeit wird nie durch irgendwelche mechanische Methoden
erreicht. So werden viele durch mechanische Übungen zum Opfer verschiedener
Besitzergreifer unterschiedlichen Kalibers. Gegenwärtig ist nicht nur im
Westen, sondern auch im Osten der Büchermarkt mit billigen Büchern, die
propagieren, wie man seine verborgenen Kräfte entfalten kann, überflutet. Aber
nicht eine dieser schädlichen Veröffentlichungen weist gleichzeitig auf die
Gefahr hin, die durch diese angepriesenen Methoden heraufbeschworen werden. Es
ist daher ein großer Schaden, wenn der Autor des mir zugesandten guten Artikels
nicht auf die notwendige Vorsicht hinweist.
3.
Wenn Synarchie von den besten Geistern, die über geistige Synthese verfügten,
als Mitregentschaft verstanden wird, wer kann dagegen sein? Die Universelle
synarchische Vereinigung wird in den höheren Welten verwirklicht.
4.
Was ist Tactica adversa? Bevor die Hohen Geister einen bestimmten Plan
ausführen, fassen sie alle Möglichkeiten, selbst die schlechtesten Umstände und
Bedingungen, ins Auge, mit denen sie zu tun haben könnten. So wenn beide: der
aktive böse Wille und der schwankende freie Wille der ”Leuchtkäfer“ oder der
”Lauen“ in Erwägung gezogen werden, kann es keinen Mißerfolg geben. Der Plan
wird dann unter allen Umständen risikolos verwirklicht. Wenn die Bösen und die
Finsteren glauben, ein Gefängnis zu schaffen, so bauen sie in Wirklichkeit
einen Tempel. Wahrlich, die Dschins bauen Tempel. So können wir sagen - Lob den
Feinden.
5.
Sie erkennen natürlich, daß es besondere Gründe geben muß, warum in einigen
Paragraphen der LEHRE nur die Anfangsbuchstaben bestimmter Namen angeführt
sind. Doch um Sie nicht ganz zu enttäuschen, kann ich Ihnen sagen, daß S. G.
die Initialen von Saint Germain sind, und L. von Ludwig XVI. Die anderen kann
ich nicht preisgeben.
6.
Die Internationale Regierung ist die Unsichtbare Regierung der Hierarchie des
Lichts - die Jakobsleiter.
7.
Die Schwingen Alaya: Alaya, die Weltseele, ist in ihrem mystischen Sinn mit
Akasha und ihrem Wesen nach mit Mulaprakriti identisch, denn es ist die Wurzel
aller Dinge. Jede individuelle Seele stimmt mit der Weltseele überein.
Damit
dürfte ich Ihre Fragen soweit beantwortet haben, daß sie der Post anvertraut
werden können. Wenn es Ihnen nicht zuviel Mühe macht, würde ich gerne einige
Gedanken Ihrer Arbeit kennenlernen, denn dies wird mir den Schlüssel zum
besseren Verstehen Ihres Bewußtseins geben, und ich kann in Zukunft die Antwort
auf Ihre Fragen besser abstimmen.
Das
Bewußtsein wächst, und die Fragen des Geistes und des Herzens mehren sich.
Ungeachtet der Angriffe von seiten der alten und überholten Bewußtseine bahnt
sich ein neues Begreifen seinen Weg. Alle Dämme können diesen Strom nur
vorübergehend aufhalten, und um so mächtiger wird sein Durchbruch sein. Alles im
Kosmos lebt und verändert sich. Die Grundlage und das Wesen des Bewußtseins
sind ewige Bewegung. Diesem Prinzip der Bewegung folgend, strebt die Neue Welt
im Einklang mit dem Kosmischen Magneten, der auf Grund der Gebote des Seins den
Weg weist.
17.
April 1936
Obwohl
mich Ihre Wachsamkeit beeindruckt, muß ich dennoch sagen, daß die Verteidigung
der LEHRE nicht durch Kritik oder Verurteilung der anderen zum Ausdruck kommen
sollte, sondern vor allem durch Anwendung der Vermächtnisse im eigenen
persönlichen Leben. Fast immer werden die beste Verteidigung und die stärkste
Überzeugungskraft durch anschauliche Beispiele erbracht. Daher ist die Kritik
am Artikel ”Der Sonnenpfad“ unbegründet. Sie sagen, daß der ”Sonnenpfad“ vom
Autor als ein ”Pfad der Verneinung“ dargestellt wird, aber ich habe von diesem
Artikel wirklich nicht diesen Eindruck gewonnen. Nach dem allgemeinen Sinn des
Artikels wird der Verneinung ein positiver Aspekt gegeben. Alle Behauptungen
sind nach der östlichen Vorstellung angeführt, die die wahre Realität nur in
Brahman sieht und die ganze offenbarte Welt von einem negativen Aspekt als Maja
betrachtet, als etwas Vergängliches, was wirkliches Sein darstellt.
Gleicherweise gibt der Autor im zweiten Paragraphen auf Seite 10 nur östliches
Denken wieder, nämlich, daß die ganze Welt nichts anderes ist als das Spiel der
Göttlichen Mutter, oder - wie die Buddhisten sagen - der Große Strom. Sie sind
empört über die Behauptung ”Der Sonnenpfad negiert Zeit, Raum usw. …” Jedoch
bei erweitertem Bewußtsein erlangen Zeit und Raum eine gänzlich andere
Bedeutung und Dimension. Allgemeine irdische Dimensionen sind dort, wo die
Einheit der Welten stattfand, nicht anwendbar. Außerdem entspricht das Gesagte
völlig den Worten der LEHRE, ”daß zwischen vereinten Bewußtseinen und Herzen
weder Zeit noch Raum bestehen”. Wer von den wirklich geistigen Menschen hat
wohl nicht diese transzendentale Wahrheit erfahren und ist so nicht damit
vertraut!
Ebenso
wird vom Autor die HIERARCHIE nicht verneint. Sagt er nicht auf Seite 9:
”Daher, wer ihm (dem Sonnenpfad) immer mit gleicher Liebe und Verehrung folgt,
umfaßt alles, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, bekannte und unbekannte
kosmische Sonnenmitarbeiter und Schöpfer des Allgemeinwohls - immer wird er vor
ihnen stehen, erkennend, daß auch er einmal in ihre Reihen treten wird …”
In
Wahrheit ist es so: Wer sie liebt und verehrt und sie alle umfaßt, die Schöpfer
des Allgemeinwohls, der anerkennt auch die HIERARCHIE DES LICHTS.
Es
ist auch richtig, daß der, der in seinem Herzen Liebe und Verehrung hegt, keine
Schule benötigt (wie sie jetzt besteht), denn fürwahr, die Großen Brüder
offenbaren dem sich nahenden Bruder den Sinn der Lebenserscheinungen und lehren
ihn, die Bücher der Großen Mutter Natur zu lesen. Die den Honig sammelnden
Bienen sind von alters her das Symbol der Schülerschaft.
Und
weiter: ”Der Sonnenpfad kennt keine Führung, die, außer der inneren Führung,
seinen göttlichen Geist rettet.” Aber alle östlichen Lehren, einschließlich der
LEBENDIGEN ETHIK, lehren uns, mit allen Mitteln unser Gefühlswissen zu
entfalten, weil es anders keinen Fortschritt gibt. In der Tat, die Höhere
Führung besteht nicht in fortgesetzten Befehlen, sondern in Hinweisen, im
besorgten Führen des Bewußtseins zu den gegebenen Meilensteinen, so daß die
selbständige Errungenschaft, die allein Wert besitzt, nicht verletzt wird. Und
falls der Schüler dafür zugänglich ist, entzündet die unsichtbare Berührung des
Geistes die Feuer in ihm. Alles beruht auf gegenseitiger Hilfe und
Zusammenarbeit. So fügt der Autor dieses Artikels hinzu: ”Das Prinzip
gegenseitiger Hilfe bereichert jene, die es befolgen, und daher ist jedem die
sichtbare und unsichtbare Hilfe aller gewiß …”.
Kann
das Prinzip der Höheren Führerschaft klarer zum Ausdruck kommen als hier? ”Der
Sonnenpfad kennt keine Organisationen und Gesellschaften …”, das heißt, daß der
Pfad der Wahrheit, der höhere Pfad, über alle Organisationen und Gesellschaften
hinweg besteht, da er alle Sucher des Allgemeinwohls einbezieht, alle jene, die
das Höhere Dienen erwählt haben - so schließt er Beschränkungen und Fanatismus
aus.
Und
weiter: ”Der Sonnenpfad vereint alle jene, die ihm folgen, unsichtbar zu einer
Bruderschaft”. ”Unsichtbar“ im Geiste ist fürwahr eine sehr genaue Definition.
Ebenso wahr ist, daß ”nur ein individuelles Bewußtsein es ermessen kann”.
Wer
somit diesen Artikel nicht versteht, der versteht auch die Grundlagen der
östlichen Lehren nicht, aus denen der ganze westliche Okkultismus entsprungen
ist. Freilich, eine Besonderheit dieser okkulten oder esoterischen Lehren ist,
daß man, um sie zu verstehen, entweder reich an Erfahrung aus der Vergangenheit
sein oder die Geschichte menschlichen Denkens ernsthaft studieren und sich zu
eigen machen muß.
Und
nun über den Artikel über Vivekananda. Sie kritisieren Vivekananda wegen seiner
scheinbaren Anerkennung des Erwerbs von Wohlstand, vergessen aber, daß er auf
derselben Seite von der Pflicht des Hausherrn als Baumeister des Lebens
spricht, und nicht zum Einsiedler oder geistigen Lehrer. Jede Lebenslage hat
ihre eigene Verpflichtung oder Pflicht und Verantwortung; und es ist kaum
möglich, die Maße eines geistigen Lehrers für einen Baumeister des Lebens
anzuwenden. Vergleichbarkeit und Zweckmäßigkeit sind kosmische Gesetze, und
werden sie verletzt, entsteht Chaos. Darüber hinaus schlägt Vivekananda vor,
zuerst auf den Erwerb von Wissen und erst hernach auf Wohlstand bedacht zu
sein. Der ganze Sinn liegt in dem Wort ”hernach“. Mit Wissen, wie es der Inder
versteht, gereicht der Wohlstand zum Segen, denn er dient nicht allein dem
persönlichen Zweck, sondern dem Allgemeinwohl. Lernen Sie, mit einem vom Herzen
erleuchteten Bewußtsein zu lesen. Der tote Buchstabe tötet den Geist!
Ich
möchte hier ein Gleichnis aus dem Leben Buddhas bringen:
”Anathapindika
war ein Mann von unschätzbarem Wohlstand, genannt ”Helfer der Waisen und Freund
der Armen”, der kam, um Buddha um Rat zu fragen.
Als
Anathapindika vernahm, daß Buddha sich im Bamboo-Hain nahe Rajagriha aufhielt,
begab er sich noch in derselben Nacht auf die Reise, um dem Gesegneten zu
begegnen. Und der Gesegnete gewahrte sogleich das reine Herz des Anathapindika
und begrüßte ihn mit erquickenden Worten.
Anathapindika
sagte: ”Ich sehe, du bist Buddha, der Gesegnete, und ich möchte dir mein ganzes
Gemüt öffnen. Sobald du meinen Worten gelauscht hast, rate mir, was ich tun
soll. Mein Leben ist ausgefüllt mit Arbeit, aber nachdem ich großen Wohlstand
erwarb, bin ich in Besorgnis. Doch meine Arbeit erfreut mich und ich bin mit
größtem Fleiß dabei. Ich beschäftige viele Menschen, die vom Erfolg meiner
Unternehmen abhängig sind.
Nun,
ich vernahm, daß deine Schüler den Segen des Einsiedlers preisen und die Unrast
der Welt verurteilen. ”Der Heilige”, sagen sie, ”hat sein Königreich, sein Erbe
aufgegeben und fand den Pfad der Rechtschaffenheit, er gibt der Welt ein
Beispiel, wie Nirwana erreicht werden kann.”
Mein
Herz dürstet danach, Rechtes zu tun und ein Segen für meine Mitmenschen zu
sein. Laß mich dich also fragen, ob ich meinen Wohlstand, mein Heim, meine
Geschäftsunternehmen aufgeben muß wie du, um den Segen eines rechtschaffenen
Lebens zu erlangen?”
Buddha
antwortete: ”Der Segen der Rechtschaffenheit ist für jeden, der den edlen
achtfachen Pfad wandelt, erreichbar. Wer dem Wohlstand verhaftet ist, täte
besser, ihn aufzugeben, als zuzulassen, daß sein Herz vergiftet wird; aber wer
dem Wohlstand nicht verhaftet ist und seine Reichtümer rechtschaffen nutzt, wird
für seine Mitmenschen ein Segen sein.
Ich
sage dir, bleibe in deiner Lebenslage und wende deinen Fleiß für deine
Unternehmen auf. Es ist nicht das Leben, der Wohlstand oder die Macht, was den
Menschen versklavt, sondern das Haften am Leben, am Wohlstand, an der Macht.
Der
Bikshu, der die Welt verläßt, um ein müßiges Leben zu führen, wird keinen
Nutzen davon haben. Denn ein Leben in Trägheit ist zu verabscheuen und
Energiemangel zu verachten. Das Dharma des Tathagata fordert von keinem
Menschen, daß er sein Heim verläßt oder die Welt aufgibt, sofern er nicht den
Ruf dazu vernimmt; aber das Dharma des Tathagata verlangt von jedem Menschen,
sich von der Illusion des Selbst zu befreien, sein Herz zu läutern, den Durst
nach Vergnügungen zu bezwingen und ein rechtschaffenes Leben zu führen.
Und
was immer die Menschen tun, ob sie als Handwerker, Kaufleute oder Offiziere des
Königs in der Welt verbleiben oder sich aus der Welt zurückziehen und sich
einem Leben religiöser Sammlung hingeben - sie mögen ihr ganzes Herz in ihre
Aufgabe legen, sie mögen fleißig und tatkräftig sein. Und wenn sie wie der
Lotos sind, der im Wasser wächst, aber vom Wasser unberührt bleibt; wenn sie im
Leben kämpfen, ohne Neid und Haß zu hegen; wenn sie in der Welt ein Leben für
die Wahrheit führen und nicht für sich - wahrlich, dann wird Freude, Frieden
und Segen in ihren Gemütern weilen.”
In
gleicher Weise ist der Artikel von Vivekananda vom Geist der Zweckmäßigkeit in
allem durchdrungen.
* * *
Man
sollte sich nicht zu sehr über die Anfänger grämen. Sie werden straucheln, denn
dieses Straucheln ist unvermeidlich, auch auf den nächstfolgenden Stufen. Eines
sollte allerdings beachtet werden - vermeiden Sie in allem das Haften am toten
Buchstaben und einseitiges Urteil. Seien Sie vorsichtig gegenüber bestimmten
Schmerzen und denken Sie nicht, daß es unbedingt heilige Schmerzen sein müssen.
Sie sind noch zu jung für die heiligen Schmerzen. Darüber hinaus ist für solche
Schmerzen die Stadtatmosphäre sehr ungünstig. Daher bitte ich Sie, achten Sie
auf Ihre Gesundheit. Zur Zeit müssen die Krieger des Lichts Tag und Nacht
kämpfen, denn das Harmagedon ist fürchterlich. Seien Sie vorsichtig und hüten
Sie sich vor Übertreibung, denn sie führt zu nichts als zum Ruin Ihrer
Gesundheit. Geistigkeit kann nur durch Reinigung des Denkens erreicht werden
sowie durch Arbeit. Streben Sie auf diesem höchsten und kürzesten Pfad.
* * *
Die
Ereignisse häufen sich und alles beschleunigt sich demgemäß. Judasse, Cassiusse
und Brutusse in modernen Gestalten sind auf dem Pfad des Lichts unvermeidlich.
Keine Lehre ist je ins Leben eingegangen, ohne von den finsteren Horden
angegriffen zu werden, und das gleiche findet heute statt. Wahrlich, die
Finsteren dienen damit nur jedem Werk des Lichts; erkennen wir daher den Wert
der Hindernisse sowie der Verleumdung. Vor langem schrieb N. K. einen Artikel
”Lob den Feinden“. Jeder Verrat gibt allen treuen Mitarbeitern und Freunden
Gelegenheit, sich enger zusammenzuschließen. Es wird alle Arten von Tätigkeit
geben, bis zu Verrat, jedoch auf der irdischen Ebene sind solche Erscheinungen
notwendig. Der Sieg des Lichts über die Finsternis muß offenbar werden.
Ich
denke an eine sehr treffende Bemerkung eines Zeitgenossen von H. P. Blawatsky.
Trotz allem, was über H. P. B. geschrieben wurde, ließ sie sich nie durch
Verleumdung beirren, denn sie kannte den Wert des Trommelfells. Mögen die
Trommeln schlagen. In der Lehre gibt es genug Erklärungen über Verleumdung.
Ängstigen wir uns nicht!
Doch
ich muß Ihnen offen gestehen, daß mich die von Ihnen erwähnte feindliche
Einstellung bestimmter Menschen überrascht. Gewiß ist, auf Bosheit kann nichts
aufgebaut werden. Wo immer es Bosheit und Haß gibt, da gibt es tödliche
Zersetzung. Man fühlt sich geneigt zu fragen: ”Warum sich durch blutigen Nebel
von Bosheit blenden lassen?” Dadurch können Sie viele nützliche Gelegenheiten
übersehen. Doch Gott stehe Ihnen bei! Was uns betrifft, so wollen wir unser
Werk strahlend und freudvoll fortsetzen, denn während die Verleumdung zunimmt,
füllen sich die Reihen der Freunde durch neue, wertvolle Mitarbeiter. Nie zuvor
erhielten wir so viele und so feurige Briefe von unseren Freunden, und oft von
ganz unbekannten Menschen. Alles geschieht auf unerforschlichen Wegen. Das
lange vorausgesagte Jahr begann mit Donner und Blitz. Aber nach einem
Gewittersturm ist die Atmosphäre gereinigt.
Ich
will diesen Brief mit dem Ausspruch des Buddhisten Anguttara Nikaya beenden:
”Krieger, Krieger nennen wir uns, denn wahrlich, wir kämpfen für erhabene
Tugend, für hohes Streben, für die höchste Weisheit. Daher nennen wir uns
Krieger”.
2.
April 1936
Die
von Ihnen zum Ausdruck gebrachten Gedanken über das Symbol des „Kelches Amrita“
- des Kelches der Schönheit und der Heldentat, des Kelches des Heiligen Grals -
sind sehr schön und völlig richtig. Auch die Legende über den Kelch - den Gral
- kommt vom Osten als eine der Versionen großer geistiger Heldentat und
derselben mysteriösen Schambhala. Mehrfach sahen einige Forscher des
Symbolismus im Zusammenhang mit dem Gral in diesem Kelch den Stein, der sich
gegenwärtig in der Welt befindet und historische Ereignisse begleitet; hernach
soll er, so ist es vorgesehen, dem Herzen Asiens zurückgegeben werden. Auch
diese Auslegung kommt der Wahrheit nahe. Jedenfalls, der Kelch selbst existiert
und ist vor Beginn der neuen Ära dorthin entsandt worden, wo die Lehre
Kalachakra bestätigt werden soll. Über den Kelch gibt es viele Legenden. Eine
davon besagt, daß er immer unerwartet und durch die Luft kommt. So ist er
seinerzeit dem Herrscher Buddha überbracht worden. Der Kelch ist ägyptischen
Ursprungs, und seine Vorzeit geht zurück bis 12.000 Jahre v. Chr. Nach dem Tod
Buddhas befand er sich eine Zeitlang in einem Tempel in Kara Shar, wo er
verschwand, und seither wurde er in Schambhala aufbewahrt. Allen Legenden
zufolge wird dieser Kelch vor der Neuen Ära Maitreyas wieder erscheinen.
Die
Schlange, die sich um den Kelch windet, stellt auch einen Gürtel dar. Wie Sie
wissen, wurde im Altertum der Gürtel als Zeichen der Würde betrachtet, als
Macht und größte Vertrauenswürdigkeit - sogar mehr als der Ring. So können wir
diesem Symbol sowohl kosmische Bedeutung als auch praktische Anwendung
beimessen: Das Bündnis der Zeiten, der Große Advent, die Epoche des Feuers und
der Erneuerung des Geistes, der Weisheit und der Synthese, der Kelch der
Heldentat und Unsterblichkeit, die Zeichen Höchsten Vertrauens, dazu der Ruf,
der sich in Purpur, die Farbe des Mutes, kleidet.
Ihre
Gedanken über die Weltsymphonie sind ebenfalls ausgezeichnet. Wahrlich, jeder
Geist erklingt in seinem Ton, und der Schönheit dieser Töne kommt nichts
gleich. Wer die Sphärenmusik vernahm, hat das Recht, mit den Worten der LEHRE
zu sagen: ”Der frühere Gesang wird zum Lärm des Rades”.
Natürlich,
es ist richtig, daß der ursprüngliche Aspekt der Manifestation das Göttliche
Beben im Schoße der Großen Mutter ist. Beben oder Schwingung ist zugleich
Licht, denn Licht ist die Bewegung der Materie und es bildet Formen. ”Am Anfang
war das Wort, und das Wort war bei Gott … in Ihm war Leben; und das Leben war
das Licht der Menschen.” Dieser Ausspruch enthält die ganze Tiefe des heiligen
Wissens.
Sie
fragen, ob der Hinweis auf die Erscheinung Christi in Wirklichkeit in
geringeren Vorstellungen zu verstehen ist. Gewiß. Das Mittelalter machte aus
Christus ein unzugängliches Idol und beraubte ihn jedweder Menschlichkeit, und
daher auch der Göttlichkeit. So verkünden alle Lehren des Ostens, daß es keinen
Gott gibt oder keine Götter, die nicht einmal Mensch waren. Solch eine
gewaltsame Trennung Christi vom menschlichen Wesen war und ist immer noch die
Gefahr, die menschliche Verbindung mit der Höheren Welt zu trennen. Man kann
verfolgen, wie im Mittelalter hier und da große Heilige in Erscheinung traten,
die diese fast verlorengegangene Verbindung wieder aufzurichten suchten, und
sie alle bestanden gerade auf dem menschlichen Wesen Christi. Besonders
überzeugende Bestätigungen finden sich in den Ausführungen der Biographie der
Heiligen Therese, der spanischen Heiligen des 16. Jahrhunderts, und noch früher
in den Visionen und Schriften der Heiligen Katharina von Siena sowie der der
Heiligen Gertrud. So entsprechen Form und Eigenschaft der Visionen sowie die Bindung
durch solche Vereinigung immer der Bewußtseinshöhe jener, die sie sehen und
empfangen wie auch den Nöten der Zeit. Wie es heißt: ”Gerade durch Erkennen des
Wesens der Visionen kann die beste Geistesgeschichte geschrieben werden.”
Ich
empfehle sehr, daß alle die Autobiographie der Heiligen Therese lesen.
Ungeachtet dessen, daß dieses Werk durch die ”geistige“ Zensur der Kirche ging,
sind einige bemerkenswerte Seiten erhalten geblieben. Durch Verkündigung des
Dogmas von Jesus Christus als alleinigen Sohnes Gottes widerspricht die Kirche
sehr dem uns von Jesus Christus gegebenen Gebet: ”Vater unser, der Du bist im
Himmel …” und auch den Worten der Heiligen Schrift: ”So schuf Gott den Menschen
nach seinem Ebenbild …” (Genesis 1:27).
So
hat die Kirche durch Verkünden der alleinigen Sohnschaft und des göttlichen
Ursprungs Christi ihn durch diese Verkündigung für immer von der Menschheit
getrennt. Daher rührt eine ganze Reihe ernster Ereignisse: die Ausschließung
Jesu Christi vom Leben der Menschheit, das Verwischen dieses menschlichen
Opfers und die schreckliche Vorstellung, daß der Kreuzestod Christi die
Menschheit von der Erbsünde und allen nachfolgenden Sünden befreie. So, wie es
Merezhovski in einem Buch ”Jesus der Unbekannte“ ausdrückt: ”Er wandelt wie ein
Trugbild auf der Erde, während sein Körper in der Kirche an herkömmlichen
Figuren gefangen ist. Wir müssen seinen Körper in der Welt finden, und der in
den Kirchen Gefangene muß freigesetzt werden”.
Sie
fragen, ob die Tränen der inneren Erhebung beim Lesen der Lehre ein Zeichen von
Psychismus sind. Gewiß, aber die vom Herzen kommende Begeisterung über die
LEHRE kann nicht als eine Erscheinung niederen Psychismus betrachtet werden.
Doch
man muß sich selbst beobachten, denn man kann sich solchen süßen Gefühlen
derart hingeben, daß man unmerklich die Beherrschung seiner Sinne verliert und
dadurch der Arbeitsunfähigkeit erliegt. Es gab solche Fälle, und daher weisen
alle Lehrer auf das unerläßliche Gleichgewicht sowie auf die völlige
Beherrschung der Gefühle hin. Es gab eine Zeit, wo auch ich in den Erhebungen
des Geistes verweilte und die Mysterien der Kosmogonie erkennen wollte. Und
dann wurde ich an die derzeitige ernste Zeit erinnert: ”Wieder habt ihr die
Schlacht vergessen; wenn der Feind angreift, sitzt niemand in der Schule …”
(Blätter des Gartens MORYA I, § 112). So wurde ich von meinen Erhebungen zur
Erde und zu den irdischen Tätigkeiten zurückgerufen. Es wurde mir gelehrt,
selbst an der mühsamsten Routinearbeit Freude zu finden und jede Aufgabe am
Altar des Dienens der Liebe darzubringen. Alle Krieger des Lichts fühlen sich
vor allem vom ”Buch des Opfers“ angesprochen. Die Erhebungen des Geistes sind
sehr schön, doch wir müssen auf der Hut sein, daß sie unsere Energie nicht schwächen,
sondern stärken. Die Zeit wird kommen, wo es möglich sein wird, sich der
Erhebung des Geistes hinzugeben, aber jetzt ist die Zeit bedrohlich; und alle,
die im Großen Dienst stehen, werden aufgerufen, ihre Rüstung anzulegen, denn es
ist eine nie dagewesene Schlacht im Gange!
”Die
Zeit der Tat hat eben begonnen. Begreife Hingabe. Treue und Mut, Ich werde Dich
mit einem Helm der Treue schützen, einem Panzer der Hingabe und einem Schild
des Sieges. Und auf dem Banner wird geschrieben stehen: ”Liebe der Siegerin”.”
Derzeit
werden alle jene Yogis, die Samadhi zu erreichen suchen, von den Großen Lehrern
als Deserteure bezeichnet.
* * *
Sie
fragen, wie die Worte aus dem Buch ”Blätter des Gartens MORYA“ (§ 301): ”Doch
die Tochter der Welt und die MUTTER DER WELT werden die Teile des Gewandes
wieder zusammenfügen” zu verstehen sind. Wirklich, sie können auch so
verstanden werden, wie Sie sie auslegen, denn es ist wahr, daß in der kommenden
sechsten Rasse das Gewebe des physischen Körpers mehr verfeinert, verdünnt sein
und sich dem verdichteten Astralkörper, d. h. figürlich, anpassen wird. Es ist
interessant festzustellen, daß auf diesen Prozeß der Verfeinerung oder
Dematerialisation des physischen Körpers bereits in der ältesten chinesischen
Medizin hingewiesen wurde. Dabei spielte die sogenannte Asketik eine große
Rolle, doch wie alles Erzwungene brachte sie nicht die gewünschten Ergebnisse.
24.
April 1936
Zuerst
möchte ich Ihren letzten Brief beantworten, denn Sie haben eine bestimmte Frage
berührt, die geklärt werden sollte, damit sie nicht zu einem Hindernis auf
Ihrem Pfade wird.
Wenn
meine Erklärungen nicht ausreichen, schreiben Sie mir, und ich will versuchen,
sie zu vertiefen. Doch jetzt appelliere ich an Ihr Herz und frage Sie, könnten
Sie es ertragen, feine junge Seelen und sogar Ihre Lieben in eine große Gefahr
zu bringen? Sie wissen, daß die Aufgabe der Bücher der LEBENDIGEN ETHIK darin
besteht, das Bewußtsein auf jede Weise zu erweitern, und daher ist bereits im
ersten Buch ”Der Ruf“ die Grundlage für diese Aufgabe niedergelegt. In kurzen
Formeln ist in diesem Buch alles gesagt und dargelegt. Ich schlage vor, daß Sie
es erneut aufmerksam lesen, vor allem die §§ 224 bis 230.
Die
Neue Welt naht, und sie kann nur von einem neuen Bewußtsein aufgenommen werden.
Zerstörung und ruchlose Verneinung großer Begriffe sind abscheulich, denn sie
entspringen dem Chaos und der Unwissenheit. Aber da es keine Wirkungen ohne
Ursache gibt, so laßt uns zurückschauen und uns ernsthaft und ohne Vorurteil
die geschichtlichen Berichte ins Gedächtnis rufen und sie erforschen. Selbst
wenn sie von irdischen Geistern verfaßt wurden, kann es sein, daß ein
erleuchtetes Bewußtsein sie zu erklären vermag.
Zu
Recht sind Sie über die Formel der Jesuiten ”Der Zweck heiligt die Mittel“
empört. Diese Formel ist vor allem fürchterlich, weil jene, die sie gelten
lassen zur Erlangung von rein persönlichen und habsüchtigen Zielen, die
abstoßendsten Mittel gebrauchen. Aber jede Lehre, auch die christliche,
rechtfertigte eine heilige Geheimhaltung, wenn sie zum Schutze heiliger Dinge,
zur Rettung des Nächsten oder für das Allgemeinwohl erforderlich war. Woher kam
der Esoterizismus aller Lehren? Immer ist jede neue Enthüllung der Wahrheit, jede
neue Entdeckung der Wissenschaft von unwissenden Geistern geheimgehalten
worden. Denken wir an den Schrecken der Inquisition, an alle Kriege, die durch
neue Offenbarungen ausgelöst wurden! Woher stammten jene äußerst komplexe
Symbole in den Werken der Propheten und der großen wissenschaftlich
Schaffenden, über die Unwissende noch höhnisch lächeln, die aber
nichtsdestoweniger höchstes Erstaunen und tiefe Bewunderung in jenen erwecken,
die, wenngleich nur zum Teil, ihren tiefen Sinn erkannten? Zum Leidwesen der
Menschheit ist der Schlüssel für vieles verlorengegangen, und nur seltenste
Geister finden ihn und können ihn wenigstens ein oder zweimal umdrehen. Ich
glaube, daß es zur Zeit niemanden auf der Erde gibt, der fähig wäre, diesen
Schlüssel siebenmal umzudrehen. Dieses Geheimnis ist im Bollwerk des Wissens
verborgen.
Wenn
im Mittelalter die Akasha der Alchemisten durch das Bildnis der Himmlischen
Jungfrau personifiziert wurde und Jehova und andere Heilige die Geheimnisse des
Aufbaus des menschlichen Gehirns und des Organismus hüteten, so erfordern
moderne Zeiten andere Bildnisse und Verschleierungen. Das Leben ist
kompliziert, und nur wer seine ganze Komplexität begreift, kann das Wissen
aufnehmen.
So
stieß und stößt immer wieder jeder neue evolutionäre Gedanke, der die Richtung
einer kommenden Epoche aufzeigt, auf fürchterlichen Widerstand von Menschen,
deren Bewußtsein verdunkelt und unbeweglich ist, und daher kommt der ganze
Schrecken widerlicher Ausschreitungen.
Wird
daher etwas gegeben, was auf das Allgemeinwohl ausgerichtet ist, so muß die
ganze Weite des erleuchteten Bewußtseins wirksam werden. Die Denker sind immer
verfolgt worden, doch jeder dieser Denker ist ein Brennpunkt, in dem sich die
den Raum erfüllenden Gedanken sammeln und in einem zeitgenössischen Gewande
wiedergegeben werden. Denker sind die Seher der Zukunft. Aus den Büchern der
LEBENDIGEN ETHIK wissen wir, wie fürchterlich ein statisches Bewußtsein ist;
wahrlich, es führt zum Verfall, und wie es heißt, können die schrecklichen
Kataklysmen und Erdbeben mit der Katastrophe eines verfallenden Bewußtseins
nicht verglichen werden.
So
denken Sie an alle Ursachen, welche die Wirkungen auslösten, die die ganze Welt
in Schrecken versetzten. Versuchen Sie, jede Erscheinung von allen
Gesichtspunkten her zu erforschen und hüten Sie sich vor einseitiger und
voreingenommener Beurteilung, sei es von Personen oder anderen Ereignissen des
Lebens.
* * *
Der
silberne Lotos ist im Herzen zu finden, und manchmal kann man ihn in seinem
Inneren sehen. Bedenken Sie, daß in uns alle Feuer und Ringe der Zentren
gesehen werden können, und zwar an der Stelle, wo dieses oder jenes Zentrum
eben entflammt ist. Manchmal können feurige Ringe, Reifen oder Sonnenräder
gesehen werden - und manchmal eine Flamme, aber dies alles ist meistens in uns.
Der
silberne Lotos kann sogar größer sein als eine Blume, und es ist, als ob die
Feuerzungen Blumenblätter bildeten.
* * *
Lassen
Sie das Herz sprechen; es möge aber nicht wagen, gegen das reine und
unzugängliche Hohe zu lästern! Der wahre Schüler vertraut der Führenden Hand,
und selbst die beeindruckendste Augenscheinlichkeit kann ihn nicht verwirren,
denn er weiß!
29.
Mai 1936
Ich
sende Ihnen mein ganzes Vertrauen, damit Sie das geistige Erbe von F. D.
annehmen und ein Symbol - den Führer des Herzens - verkörpern. Mögen alle, die
Licht suchen und mit Kummer beladen sind, in Ihrem Herzen Antwort finden; und
mögen alle, die sich unter Ihrer Führung versammelt haben, jene herzliche
Sympathie spüren, die wärmt, trotz ernster Kritik. In der Tat, die schwerste
Kunst ist, die rechte Beziehung zwischen den Menschen zu schaffen. Keine andere
Kunst erfordert so viel Ausdauer, Toleranz und Feinfühligkeit. Man muß es lernen,
sich in die Bewußtseine, die Herzen und Stimmungen aller jener zu versetzen,
die uns umgeben und zu uns kommen; es muß der fundamentale Grundton gefunden
werden, der uns mit ihnen und sie mit anderen vereint.
Ruht
jedoch der große Magnet der Liebe im Herzen, dann kann alles leichter
geschaffen werden, da die Aufrichtigkeit dieses Gefühls die härtesten Herzen
besiegen kann. Dem Herzen, das die Schönheit berührte, muß diese Herzenssprache
vertraut sein; daher habe ich zu Ihnen - als Führer des Herzens - Vertrauen.
Sprechen
Sie bitte den engsten Mitarbeitern, die sich bereit erklären, mitzuarbeiten und
Ihnen in allen Aufgaben der Gesellschaft beizustehen, meinen herzlichsten Dank
aus. Möge jedes Mitglied der Gesellschaft fühlen, daß sein wahres Zuhause und
seine geistige Zufluchtsstätte der Gemeinschaftsgeist der Gesellschaft ist.
Jeder sei nicht nur ein willkommener Mitarbeiter, sondern Mitglied einer
geistigen Familie, und jeder persönlich möge es lernen, für das Wohl aller das
Beste zu geben. So möge Liebe - der Vereiniger, das Motto für die neue Runde
der Gesellschaft sein.
14.
Mai 1936
Sie
haben völlig recht, wenn Sie sagen, daß persönliche Lasten leichter zu tragen
sind, wenn wir einer großen Aufgabe vorstehen und für andere verantwortlich
sind; nichtsdestoweniger bin ich tief gerührt durch Ihren Mut.
Wir
freuen uns sehr über die sich entwickelnde Tätigkeit in der Gesellschaft. Bei
dieser fürchterlichen Verwirrung, die sich jetzt über die ganze Welt
ausbreitet, ist jede einigende aufbauende Leistung, die der Verbreitung der
LEBENDIGEN ETHIK dient, wahrlich ein Licht in der Wüste. Es ist schrecklich,
alle Finten der Finsternis zu gewahren, die darauf gerichtet sind, das
Bewußtsein zu verdunkeln und zu zersetzen.
Ich
billige Ihren ausgezeichneten Entschluß, eine philosophische Abteilung zu
errichten. Freilich, für den Kampf mit den dunklen Kräften muß man voll
gerüstet sein, und erweitertes Wissen ist in der Tat ein wundervoller Schild
und die beste Waffe. In diesem Zusammenhang möchte ich auch Ihre Frage
beantworten, ob die Vielseitigkeit des Leonardo da Vinci ein nachahmenswertes
würdiges Beispiel sei. Fürwahr, ja, vorausgesetzt, daß wirkliches Studium
vorliegt und keine oberflächliche Zersplitterung. Es ist eine Tatsache, daß ein
fortgeschrittener Schüler bestimmte Fähigkeiten besitzt. Auch in den
buddhistischen Schriften wird darauf hingewiesen, daß jeder Bodhisattva drei
Künste oder drei Wissensgebiete beherrschen, aber in einem vollendet sein
sollte. Je mehr wir wissen, desto besser können wir die ganze Tiefe und die
Dimensionen des großen Evolutionsplanes sowie die Komplexität des
Lebensaufbaues erfassen. Darüber hinaus erlangen wir durch systematisches
Studium jene Disziplin des Geistes, die für selbständiges Denken so wichtig
ist. Nur wer fähig ist, selbständig zu denken, kann ein aktiver Diener und
Mitarbeiter der Kräfte des Lichts werden. Aus diesem Grund ist eine vielseitige
Ausbildung so wichtig.
Man
kann natürlich nicht Spezialist auf allen Gebieten des Wissens und der Kunst
werden, aber es ist wichtig, wenigstens eine Vorstellung von allem zu haben. In
dem Wunsch, soviel als möglich zu erfassen, müssen wir es lernen, unsere Kräfte
zu koordinieren, und vor allem müssen wir fähig sein, Begonnenes fortzusetzen,
denn nur auf diese Weise können die wichtigsten Eigenschaften auf dem Pfad der
Schülerschaft, nämlich Ausdauer und Geduld, entwickelt werden.
Sie
legen die Frage eines Gesellschaftsmitgliedes vor, ob die derzeit in der Welt
vor sich gehenden Ereignisse zum Allgemeinwohl beitragen. Ich muß sagen, daß
ich fest glaube, daß alles, was immer geschieht, letzten Endes zum Guten führt.
Lektionen müssen gelernt werden, damit die Bewußtseine vorankommen. Alles wird
von den Menschen selbst geschaffen und oft sind grausame Geschicke der Völker
das Ergebnis der vor vielen Jahrtausenden gelegten Ursachen. In der ganzen Welt
ist eine große Umwälzung im Gange, denn ein neues Gleichgewicht wird
hergestellt. So können wir sagen, daß sich alles zum besten vollzieht. Sie
fragen, wie nachfolgende Darlegung aus dem Buch ”Blätter des Gartens MORYA II“,
§ 21, zu verstehen ist: ”Das Karma holt einen ein, doch kann seine Wirkung
durch freiwillige Opfer für unbekannte Menschen gemildert werden”. Stellen Sie
sich vor, jemand fügte seinem Nächsten Leid zu und bereute sein Verhalten,
nachdem dieser Teure bereits in die andere Welt hinüberging. Da es ihm nicht
mehr möglich war, seine Schuld dem Geschädigten gegenüber zu tilgen, kann er
nichtsdestoweniger sein Karma durch ein freiwilliges Opfer für andere Menschen
verbessern, und wie es heißt, für ”unbekannte Menschen“. Freilich, Karma wird
ihn zuweilen einholen und ihn seinem Opfer gegenüberstellen, aber die Tilgung
wird von einer höheren Qualität sein, weil durch das freiwillige Opfer sein
ganzes Wesen veredelt wurde.
Und
jetzt über Pfefferminze. Alle Arten von Minze können sowohl äußerlich als auch
innerlich verwendet werden. In Indien, wo es so viele Darmerkrankungen gibt,
wird die Essenz von Minze in weitem Maße angewendet. In Verbindung mit
Magnesium ist sie eines der besten Heilmittel. Sie hilft auch bei
Zentrenentflammung. Ich selbst kann ohne Menthol nicht sein, vor allem während
der Sommermonate reibe ich mir mein ganzes Gesicht und den Nacken stark ein,
denn ich vertrage keine Hitze, sogar in den Bergen nicht. Pfefferminztee ist
bestimmt ein gutes Desinfektionsmittel, und bei manchen Arten von Asthma ist es
sehr nützlich, den Absud des Stengels der Minze zu inhalieren. Die Wesenheiten
der niederen Sphären der Feinstofflichen Welt mögen den Geruch von Minze nicht;
daher ist es nützlich, sie als Pflanze im Haus zu halten.
Der
kommende Maitreya wird ”Der Herrscher des Mitleids“ genannt, doch diese
Benennung könnte ebenso für alle großen Söhne des Lichts angewendet werden.
Jedem steht es frei, das Bildnis zu wählen, das ihm am nächsten steht und
diesem dann zu folgen. Der Begriff der Einheit alles Bestehenden ist die
Kenntnis eines Archaten. Aber Menschen, die durch Selbstsucht und Absonderung
geblendet sind, können die ganze Schönheit dieser Wahrheit nicht erfassen, und
so widerspiegeln sich alle Höheren Begriffe in ihrem Bewußtsein als unruhiges,
trübes Wasser, und es geht ihnen die ganze Klarheit, Durchsichtigkeit und
Schönheit verloren.
Gupta
Vidya bedeutet das Geheime Wissen: Gupta - geheim, vidya = Wissen. Die
Alberiche sind die Diener der Finsternis. Im ”Ring des Nibelungen“ ist die
finstere Kraft durch Alberich verkörpert, den Widersacher der strahlenden
Götter der Walhalla. Er bemächtigte sich des Rheingoldes und war ein Komplice
bei der Tötung Siegfrieds.
Sie
fragen weiter, wie folgende Sätze zu verstehen sind: ”Ich werde die Macht
Meiner Lehren an jenen beschränkten Geistern geltend machen”. Beschränkt
bezieht sich auf die Verneiner und Unwissenden, denn Beschränkung ist das
Ergebnis von Unwissenheit. Die Macht des Lichts wird die Finsternis besiegen,
und die Macht der Lehre wird die Unwissenheit durchdringen.
Intuition,
Gefühlswissen und die Aufspeicherung im ”Kelch“ sind natürlich ein und derselbe
Begriff. Es gibt jedoch Fälle, wo Hieroinspiration für Intuition gehalten wird.
Aber auch das ist kein Fehler, denn ohne die Aufspeicherungen im ”Kelch“ ist es
unmöglich, den Strahl der Hieroinspiration zu empfangen.
Sie
fragen, ”woher so viele Verräter kommen”? Das ist ein Zeichen der bedeutenden
Zeit, die unser Planet durchschreitet. Doch wir wissen, daß das Licht siegen
wird.
”Sieg
wird nach einer bestimmten Zeit offensichtlich, aber es müssen sämtliche
Kampfphasen durchgestanden werden. Vergessen wir nicht, daß sich die besten
Kräfte auf Unserer Seite sammeln. So wird man sich der nächsten Stufe nähern.
Selbst die Diener der Finsternis werden zum Erfolg verhelfen. Man muß
verstehen, wie nahe die Fristen sind, um keine neuen Möglichkeiten zu
versäumen. Den Kräften des Lichts kann man sich nicht widersetzen. Wenn die
Kräfte der Finsternis die schmutzige Arbeit übernehmen, laßt sie gewähren. Die
größten Namen und Begriffe sind bereits einbezogen. Alles kann nur durch
Ausdehnung vorankommen … Sicherlich, der Kampf ist schrecklich … Sicherlich,
mit jedem Tag werden die Neuen Kräfte, die Unsichtbaren, geweckt. Durch diese
Annäherung an die irdischen Sphären können die unerwartetsten Spannungen
entstehen. Laßt uns mit vereinter Kraft aller Unserer Beteiligten den Kampf
aufnehmen. Einigkeit wird das unbesiegbare Banner sein. Satan wird geschlagen
und seine Krieger werden, wie gewöhnlich, das Schlachtfeld verlassen. Wer
begreift die Anspannung der Kräfte des Lichts? Wer kann das Ausmaß des
Schlachtfeldes ermessen? Die vereinten Aschrams, die Festungen des Geistes sind
jetzt nötiger denn je zuvor … Nie geht eine Lehre ohne Kampf in die Welt ein.
So möge sie denn eingehen auf diese Weise; andernfalls würden die Menschen sie
vergessen. Stellt euch doch das Ausmaß der Schlacht vor, in die alle Planeten
einbezogen sind! … Darum laßt uns mit der ganzen Kraft des Geistes und in
erhebender Feierlichkeit teilhaben an der Schlacht des Lichts gegen die
Finsternis.”
Für
den Aufstieg zu einer neuen Stufe ist es notwendig, den Kampf aufzunehmen und
alle Hindernisse zu überwinden. Auf den letzten Stufen ist es unvermeidlich,
den Giftbecher zu leeren, und Verrat muß auf dem irdischen Pfad wie ein
Schatten das Licht begleiten. So laßt uns auch diese Einweihung entgegennehmen.
Doch laßt uns verstehen, daß die Verräter nicht nur gegen uns handeln, sondern
gegen den Großen Plan des Lichts. Sammeln wir alle unsere Kräfte und ersteigen
wir in Einigkeit die neue Stufe.
24.
Mai 1936
Sie
sagen, Sie haben nur den einen Wunsch - ”Zum Lehrer zu gelangen, und wenn dies
nicht möglich ist, dann sein Schüler zu werden”. Dazu muß ich sagen, ich bin
noch niemandem begegnet, der, nachdem er von der Weißen Bruderschaft erfahren
hatte, nicht versucht hätte, zu ihr zu gelangen. Aber selten, fast nie, stellt
sich jemand die Frage, ob er geistig und physisch vorbereitet ist, diese
Spannung auszuhalten. Kann denn seine physische Hülle die übermäßige Spannung
der Atmosphäre aushalten, die dieses Bollwerk umgibt? Nur der kann sich ihr
nähern, der hier auf Erden im Ringen mit Schwierigkeiten und durch ihre
Bewältigung alle Gewohnheiten und Verhaftungen ausgelebt und in
selbstaufopfernder Heldentat seine Energien feurig umgewandelt hat. Ohne das irdische
Fegefeuer zu durchschreiten, kann man nicht ins Paradies gelangen. Die Feuer
der Höheren Energien würden die belastete Aura versengen. Daher gelangen nur
einer oder, im äußersten Fall, zwei Menschen in einem Jahrhundert in dieses
Bollwerk. Sie wissen auch, daß die Großen Lehrer sich nie in das Schicksal
eines Menschen einmengen, und daher machen sie keine Ausnahme. Karma kann einen
Menschen in Ihre Gemeinschaft führen, und wenn solch ein Karma vorliegt, kann
nichts und niemand, außer der Mensch selbst, dies verhindern. Befolgen Sie im
Leben nach bestem Können alle Gebote der LEHRE, und überlassen Sie das übrige
dem Karma und dem großen Wissen der Herrscher.
Wir
können im Leben nur inmitten der Bedrängnisse des Alltags lernen. Die
Gemeinschaft der Bruderschaft ist von unseren Bedingungen zu weit entfernt, und
sie kann daher für den Geist nicht der notwendige Prüfstein sein. Die LEHRE ist
uns gegeben; jeder ihrer Aspekte ist von allen Gesichtswinkeln her analysiert,
und wir können daher nicht sagen, wir hätten keine LEHRE! Außerdem gibt es die
älteren Schüler, die immer bereit sind, das zu erläutern, was unklar ist. Die
Anwendung der Gebote im Leben wird sich wirklich als die Tat erweisen, von der
Sie träumen und die Ihren Pfad zur Gemeinschaft des Lichts beschleunigen wird.
Glauben
Sie denn wirklich, daß Sie, wenn Sie in den Aschram der Weißen Bruderschaft
gelangten, jene Macht erlangen könnten, um die Menschen zu überzeugen? Alle
Beispiele der Geschichte beweisen das Gegenteil. Nur einem Geist, der sich in
vielen Jahrhunderten vorbereitet hat, ist es möglich, die Lehre in ihrem vollen
Umfang aufzunehmen. Dies erklärt, warum die großen Lehrer der Menschheit so
wenige Schüler haben. Aus demselben Grund empfiehlt die LEBENDIGE ETHIK, nie
jemanden anzulocken und nie jemanden etwas aufzuzwingen. Das Meer der Weisheit
ist der Menschheit gegeben, und die LEHRE sendet ihre Strahlen wie die Sonne
überallhin - zu den Weisen und zu den Irren, zu den Guten und zu den Bösen.
Jeder kann das für ihn Zugängliche, bedingt durch sein Bewußtsein, aufnehmen
und verstehen; allerdings ruft der Unterschied zwischen Bewußtseinszustand und
Verstehen jene Widersprüche hervor, die unreife Geister in allen Lehren für
sich in Anspruch nehmen. Aber das ist unvermeidlich.
Nun
zu Ihren Fragen: Gewiß, alle Errungenschaften sind potentiell in uns
eingelagert. In allen Lehren wurde und wird hinreichend darauf hingewiesen, daß
der Mensch der Mikrokosmos des Makrokosmos ist und daß Liebe zum Göttlichen Prinzip
und zur HIERARCHIE DES LICHTS zweifellos der mächtigste Führer auf dem Weg zur
Errungenschaft ist.
Was
Pranayama betrifft, so überschätzen Sie seine Bedeutung. Richtiges Atmen ist
immer von Nutzen, aber jene Übungen, die von verantwortungslosen
selbsternannten Yogis angepriesen werden, sind äußerst gefährlich. Ich meine,
ich habe darüber schon ausführlich geschrieben, aber wahrscheinlich ist es
notwendig, sich dieser Frage erneut zuzuwenden. Daher möchte ich Sie noch
einmal daran erinnern, daß nur der, der sein Herz und seinen Mentalkörper von
jedweden Schlacken gereinigt hat, fähig ist, das Allerheiligste des Yoga zu
betreten. Ohne diese Läuterung wird einem kein Pranayama helfen, zu den Pforten
wahren Wissens zu gelangen. Pranayama kann zu Mediumismus führen, der die Tore
verschließt. Ausgedehnte Pranayama-Übungen oder solche, wie sie Hatha Yoga
lehrt, verwirken das Studium des Raja Yoga. Alle psychischen Fähigkeiten, die
durch künstliche Anregung des physischen Körpers und des Astralkörpers mittels
Pranayama entwickelt werden, beschränken sich auf eine sehr niedere psychische
Ebene; dies beweist die Qualität der Visionen von Psychikern und Medien. Es ist
wichtig zu erkennen, daß Psychismus keine Geistigkeit ist. Wie es in der LEHRE
heißt, ist Psychismus die Antithese von Geistigkeit und verhindert nur die
Möglichkeit der Annäherung an die großen Lehrer. Aus diesem Grunde beginnt und
endet die LEHRE mit dem Reich des Geistes und verbannt kategorisch alle
Übungen, die zur Entwicklung von niederem Psychismus führen.
Zweifellos
ist der Pfad des Geistes, der königliche Pfad, weit schwieriger und
langwieriger, aber er ist der einzige, der alle Errungenschaften im KELCH
aufspeichert. Jene, die diesen Pfad betreten, haben ihre psychischen Kräfte auf
natürliche Weise geweckt und sich auf allen sieben Ebenen entwickelt, von der
höchsten bis zur niedersten; und durch Verschmelzung aller entwickelten Kräfte
wird die große Synthese erreicht. Kein echter Lehrer wird einem Schüler helfen,
durch mechanische Übungen die Astralebene zu betreten. Man sollte sich hier
keinen Illusionen hingeben, denn es könnte leicht passieren, mit einer
Wesenheit aus diesen Sphären, die sich als Personifikator eines Lehrers
ausgibt, in Kontakt zu kommen. So viele Warnungen wurden von H. P. Blawatsky
gegeben, wodurch sie sich gerade in den Kreisen von Medien und Psychikern viele
Feinde zuzog, aber sie erfüllte die ihr aufgetragene Mission und verwies auf
den Schaden des Spiritismus, weil man in allen Gesellschaften versuchte,
unwissend an diesen heranzutreten. Aus meiner Erfahrung weiß ich, mit welcher
Feindseligkeit solche Hinweise und Warnungen aufgenommen werden.
* * *
Die
Fähigkeit, sich zu konzentrieren und schöpferisch zu denken - vorausgesetzt,
daß das Denken rein ist - ist nicht nur sehr nützlich, sondern sogar notwendig.
Ohne diese Fähigkeit des Denkens ist es unmöglich, im Wissen voranzuschreiten.
Gleicherweise ist die Entwicklung der. Willenskraft, beginnend bei kleinen
alltäglichen Angelegenheiten und mit hoher selbstaufopfernder Tat endend, die
Grundlage jeder Disziplin und Errungenschaft.
Reisen
Denken mit auf das Gute ausgerichtetem Willen sowie Selbstreinigung werden
ausgezeichnete Ausstrahlungen ergeben.
Verfügen
Sie über Liebe und Willen, so besitzen Sie Streben und sind damit fähig, ein
Gebet zu zelebrieren.
Sie
haben recht, daß Übungen in Pranayama in den Städten gefährlich sein können. Da
aber Pranayama als solches keine Geistigkeit verleiht, sollten wir uns damit
gar nicht befassen. Das Wichtigste ist, sich in der Reinheit der Motive, des
Denkens und des Handelns zu üben; und wenn wir dies inmitten der Menschen und
Hindernisse tun, so hat auch die Stadt mitunter ihren Nutzen.
* * *
Sie
scheinen darüber, daß die BÜCHER DER LEBENDIGEN ETHIK nicht überall gut
aufgenommen werden, verärgert zu sein, aber auch das ist unvermeidlich. Keine
einzige Lehre ging ins Leben ein, ohne von Gegnern angegriffen zu werden.
Ähnlich muß die Neue Lehre eingehen, begleitet vom Geschrei und den Angriffen
abgestorbener Bewußtseine. So ist das irdische Gesetz. Die Menschheit schenkt
nur solchen Erscheinungen Aufmerksamkeit, die Achtung und Martyrium
durchgemacht haben. Schon oft habe ich darauf hingewiesen, daß sich die
Menschheit nur deshalb an Buddha und Christus erinnert, weil beide in der
glücklichen Lage waren, mächtige Feinde zu haben. So möge die Neue Lehre in die
Welt eingehen und auch auf dem üblichen Weg, dem der Verfolgung, bestätigt
werden. Immer wieder muß daran gedacht werden, daß die Lehre sich auf
unerforschlichen Wegen verbreitet. So habe ich Ihnen immer geraten, nicht zu
missionieren. Ich habe Ihnen auch vorgeschlagen, kulturell-erzieherische
Versammlungen zu organisieren und nur, nachdem sie die Menschen kennengelernt
haben, jeweils ihrem Bewußtsein gemäß einige Saatkörner auszustreuen. Es ist
immer ratsam, unsere eigene Schatzkammer mit Wissen anzureichern. Ein gut
erzogener, aufgeklärter Geist wird die Lehre leicht aufnehmen, sogar in ihrem
ganzen Ausmaß. Freilich, Mangel an Wissen ist ein Hindernis auf dem
Evolutionspfad. ”Unwissenheit ist die Hölle”, sagte einer der großen Geister
der Frühzeit des Christentums.
Wahrlich,
das menschliche Bewußtsein kann keine größere Lästerung begehen, als die
unbeschreibliche Erhabenheit des Göttlichen Prinzips, das sich über das ganze
Universum ergießt, zu begrenzen. Unzweifelhaft gehen von dieser ungeheuren
unwissenden Herabwürdigung alle unwürdigen Gottesbegriffe aus. Der Mensch
versucht in seinem Eigendünkel, alles auf sein Niveau herunterzuziehen. Darüber
ist in den BÜCHERN DER LEHRE genug gesagt worden. In der Tat, die BÜCHER DER
LEHRE sind ungemein reich an Begriffen über das Göttliche Prinzip, über Gott,
Geist und Geistigkeit. Der von Ihnen angeführte Ausspruch: ”Christi Geist weht
durch des Lebens Wüste” (Blätter des Gartens MORYA I, § 67), bringt denselben
Pantheismus zum Ausdruck, zu dem das menschliche Denken sich nicht erheben
kann.
Der
Gott in uns ist die einzige Realität; alles andere ist, wie es so schön und
poetisch vom Osten ausgedrückt wird, nur das ”Spiel der Großen MUTTER DER
WELT”.
Ja,
Sie haben ganz recht, wenn sie sagen, daß nicht in einem einzigen BUCH DER
LEBENDIGEN ETHIK der großen Grundlage des Seins Abbruch getan wird;
gleicherweise gibt es hier keine Schmälerung des Begriffes Christus (Chrestos)
sowie des Meisters Jesu, der ausgesandt wurde und dafür gelitten hat, was der
Welt seit langem bekannt war, aber von den Menschen immer wieder vergessen
wurde. So war es und so ist es; doch laßt uns hoffen, daß es nicht immer so
bleiben wird.
Und
nun zu den von Unwissenden aufgeklebten Zetteln an alles das, was über ihr
Verstehen hinausreicht. Wer unter den ernstdenkenden Menschen schenkt ihnen
Aufmerksamkeit? Das gleiche kann über die Angriffe gegen uns gesagt werden; wir
sind an sie gewöhnt und kennen ihren Wert. Und wahrlich, alle diese Angriffe
erwiesen sich schließlich als nützlich. In der LEHRE heißt es: ”Ohne
Verleumdung würde die ”dankbare“ Menschheit die lebendigsten Erscheinungen
begraben haben” (Agni Yoga, § 21). Darüber hinaus kann ich Sie nur immer wieder
bitten, sich nicht über die Abtrünnigen zu grämen - das sind unreife Seelen
Mögen sie ihren Weg gehen Man kann nicht zwei Meistern dienen. Mögen sie
ernstlich wählen und Verrat meiden, denn ”das Schicksal selbst eines kleinen
Verräters ist schrecklich!”
Es
ist ausgezeichnet, daß Sie an der Selbstvervollkommnung arbeiten, wie sonst
könnte man Apostel der LEBENDIGEN ETHIK werden, wenn nicht durch persönliches
Beispiel, den Nutzen und die Wohltätigkeit der Lehre beweisend? Wer könnte von
der Lehre angezogen werden, wenn die Anhänger sie nicht im Leben anwenden?
Seien
Sie über Verleumdung nicht beunruhigt. Verleumdung ist nur schmerzlich, wenn
sie von Menschen kommt, die wir achten. Lob von unwürdigen Menschen kann nur
erniedrigen.
Sie
haben eine Menge Fragen, ich will sie beantworten, will mich jedoch nicht
wiederholen, da ich annehme, daß sie die Kopie aufgehoben haben.
1. Die Feinstoffliche Welt
entspricht der Astralwelt von der niedersten bis zur höchsten Sphäre.
2. Die Feurige Welt ist die
Welt des Geistes. Die höchste Stufe der Feurigen Welt wird oft die Höchste Welt
genannt.
3. Alle psychischen Zentren
entsprechen den physischen Zentren. Jedes Organ hat ein eigenes Nervenzentrum;
einige Doppelorgane, wie die Nieren, die Lunge, haben Doppelzweige.
4. Es ist theoretisch
richtig, aber das Leben offenbart viele Verschiedenheiten. Viele Frauen sind
fast Männer und Männer fast Frauen, sowohl geistig als auch physisch. Oft haben
Frauen männlichen Magnetismus und umgekehrt.
5. Das ”Mysterium des Buches
des Lebens“ der Höchsten Geistwesen wird geheimgehalten.
In
der Tat, in der wahren Kosmogonie gibt es weder Engel noch Erzengel, die nicht
einst Menschen waren. Das ist vom ganzen Osten voll bestätigt. ”Es gibt weder
einen Gott oder Götter, die nicht einst Menschen waren”. Wenn Sie die
”Geheimlehre“ gelesen haben, werden Sie sich erinnern, daß die Hohen
Geistwesen, die im Osten verschiedentlich als Söhne des Lichts, Söhne der
Vernunft, Söhne des Feuers, Kumaras usw. bekannt sind, den christlichen
Erzengeln entsprechen. Natürlich sind diese Engel nicht mit Flügeln
ausgestattet, die ihnen bestimmte Hellseher infolge unvollkommener Vision oder
poetischer Vorstellung zuteil werden ließen, um sich dieses Symbol eines Boten
einzuprägen. Dieses Symbol ist nicht schlecht, denn die von den Schulterzentren
ausgehenden Strahlen können wirklich den Eindruck von leuchtenden Flügeln
erwecken. Aber wenn wir Erdbewohner uns in feinstofflichen Körpern frei im Raum
bewegen können, ohne diese vogelähnlichen Attribute, brauchen sie dann die
Höchsten Geistwesen? Also eine weitere Enttäuschung - die Engel haben keine
Flügel! Fürwahr, die Strahlen sind weit schöner als diese vogelgemäßen
Merkmale!
Und
so waren die Schutzengel oder die Große Bruderschaft, diese Herrscher auf
unserem Planeten, Hohe Geistwesen auf anderen Planeten und Menschengötter auf
unserer Erde. Der höheren Evolution angehörend, kamen sie zu unserer Erde, um
die Evolution ihrer Menschheit zu beschleunigen. Sie sind im wahrsten Sinn des
Wortes, die Schirmherren und die Erretter unseres Planeten.
* * *
Ich
freue mich von ganzem Herzen über Ihre Hingabe an die LEHRE DER LEBENDIGEN
ETHIK, denn nur durch sie können wir das öffnen der Tore vollbringen. Ebenfalls
freut es mich zu hören, was Sie über andere Mitarbeiter sagen. Mögen sie ihren
Geist durch die Errungenschaften im Alltagsleben stählen. Jede Arbeit, selbst
die monotonste und mühsamste, möge in ihrer Qualität verbessert werden. Der Pfad
der Jüngerschaft ist dornenvoll und mühselig, vor allem infolge unserer alten
Gewohnheiten und Verhaftungen. Daher werden nur die Gefestigten und
Furchtlosen, die ihre Selbstsucht im Feuer der Selbstverleugnung verbrannt
haben, bestimmte Tore erreichen.
* * *
Das
seit langem vorausgesagte sehr schwierige Jahr des Beginns der Schlacht
zwischen Erzengel Michael und dem Drachen geht vorbei. Das drohende Harmagedon
findet auf beiden Ebenen statt - sichtbar und unsichtbar. Die Kräfte der
Finsternis greifen alle lichten Unternehmen heftig an, aber wir nehmen diese
Schlacht standhaft auf uns, wissen wir doch, für wen und wofür wir kämpfen. Und
viele Krankheiten stehen mit der unerhörten Spannung auf beiden Ebenen in
Zusammenhang.
* * *
Was
Sie über die Menschen schreiben, ist eine alte Wahrheit. In der Not gedenkt man
unser, im Erfolg vergißt man uns. Auch was Sie über Besessenheit schreiben, ist
für unsere Zeit charakteristisch, aber seien Sie bitte vorsichtig, denn es gibt
Besessenheitsgrade, die sehr ansteckend sind. Alle Fälle von Besessenheit
können durch die Kraft der psychischen Energie in Verbindung mit der Höheren
Kraft geheilt werden. Sicherlich, Hilfsmittel - wie erhabene Musik, wunderbare
Wohlgerüche, reine Atmosphäre und die Farbe des Raums - alles, was auf den
Geschmack des Kranken abgestimmt ist, kann sehr dienlich sein. Es ist gut, für
die Nacht am Bett eine Schale heißes Wasser mit Eukalyptusöl aufzustellen; dies
ist auch am Tage sehr nützlich. Dennoch kann ein ernster Fall von Besessenheit
nicht durch Hilfsmittel geheilt werden, sondern nur durch die Wirkung der
reinen und machtvollen psychischen Energie.
Sie
haben recht mit dem, was Sie über das Buch ”Der Ruf“ sagen. Es enthält in
konzentrierter Form die Ideen, die mehr im Detail und von verschiedenen
Gesichtspunkten her in den späteren BÜCHERN DER LEHRE analysiert sind. Aber es
ist zwecklos und unrichtig, die ”Briefe der Mahatmas“ zu kritisieren und
abzulehnen. A. P. Sinnett schrieb seinen ”Esoterischen Buddhismus“ auf Grund
dieser Briefe. Ihr Inhalt, nur weit ausführlicher behandelt, liegt auch der
”Geheimlehre“ zugrunde. Dieser Band der ”Briefe“ ist eines der großartigsten
Bücher, und es wird auch im Westen sehr geschätzt. Es abzulehnen bedeutet, die
ganze durch H. P. Blawatsky übergebene Lehre und alle BÜCHER DER LEBENDIGEN
ETHIK abzulehnen. Bedauerlicherweise sind in dem von Ihnen genannten Band nur
wenige Briefe und unvollständige Auszüge daraus verwendet worden. Doch leider,
sogar in dieser Form sind sie, wie Sie sehen, von bestimmten Bewußtseinen
schwer zu erfassen.
Sie
haben recht, wenn Sie sagen, daß Christus Jesus eine außergewöhnliche
Erscheinung in der Geschichte war, aber es kann mit gleichem Recht gesagt
werden, daß auch alle anderen Kumaras oder Gottmenschen nicht weniger
außergewöhnlich waren. Und nur ein eitler Unwissender wird die verschiedenen
Gestalten dieser Höchsten Geistwesen zu messen suchen. Ein sehr treffender
Ausspruch findet sich in der LEHRE: ”Man wird fragen, wer steht höher Christus
oder Buddha?” Antwortet, daß man die entfernten Welten nicht messen kann. Wir
können nur durch ihre Strahlung entzückt werden. Der Christus-Strahl nährt die
Erde genauso wie der Regenbogen des Buddha die Bestätigung der Gesetze des
Lebens bringt” (Blätter des Gartens MORYA II, § 310).
Sie
schreiben, daß jedwede Streitigkeit und Polemik über erhabene Begriffe sehr
bedauerlich ist. Dies ist völlig richtig, aber besonders bedauerlich ist die
unwissende Polemik, die nur zur Gereiztheit führt. Man kann anderen nicht
erklären, was für einen selbst unklar ist; dadurch entsteht nichts als
schädliche Verwirrung. Der Gedankenaustausch zwischen hochgebildeten Menschen
ist sehr schöpferisch, denn durch Gedankenaustausch verschiedener Meinungen
werden Funken der Wahrheit geschlagen. Gerade der Gedankenaustausch ist
notwendig, nicht auf Unwissenheit beruhende Ausführungen.
Wahr
ist auch, daß unvollständige Behauptungen in Büchern für den oberflächlichen
Leser oft den Eindruck des Widerspruchs erwecken. Selbst die Größten Lehrer
sind solcher Widersprüche bezichtigt worden. Aber die Ankläger übersehen den
wichtigsten Faktor, nämlich ihre eigene Unwissenheit. Wer in allem den Ruf nach
Gottlosigkeit und Satanismus sieht, ist wahrhaftig fern jeder Aufklärung, und
kein Argument wird ihn überzeugen können. Jene, die über das Buch ”Die
Grundlagen einer Neuen Weltanschauung” verwirrt waren, sind zu bedauern und
müssen allein gelassen werden. Und was die Kirchenväter betrifft, so haben
diese vergessen, daß 1906 in der Regierung Nikolaus II. Freiheit und religiöser
Glaube sowie Meinungsfreiheit gestattet waren. Viele Kirchenväter würden
wahrscheinlich gern in die Zeit religiöser Intoleranz zurückkehren und auch zu
Domostroy (ein Buch des 16. Jahrhunderts über die Organisation des Familienlebens
und des Haushalts). Es gibt Andeutungen darüber an einigen Stellen. So ist der
Autor des Pamphlets ”Die orthodoxe Welt und das Freimaurertum“ von der Synode
durch einen Orden belohnt worden, weil er offensichtlich die besten Söhne
seines Landes schmähte. Nichtsdestoweniger besiegt das Licht die Finsternis.
Das
neue Buch AUM wird jetzt herausgebracht. Zweifellos werden jene im Gegenlager
wieder ein Gezeter und Geschrei erheben: ”Wozu diese heidnischen Begriffe? Wie
kann man es wagen, Göttlichen Segen mit dem heidnischen AUM gleichzusetzen
usw.” Wir können ihnen antworten: ”Behaltet eure Unwissenheit für euch” und die
Ausführungen der Lehre zitieren: ”Spricht man zu den Gelehrten von
magnetisiertem Wasser, so wird dieser Ausdruck angenommen, spricht man aber von
verzaubertem Wasser, wird man zu den Unwissenden gezählt. Dabei liegt der
Unterschied lediglich in der Benennung, denn in Wirklichkeit wird dieselbe
Energie angewendet. Es ist Zeit für die Wissenschaft, ihren Gesichtskreis zu
erweitern - frei von jeglichen gelegentlichen Benennungen. (”Alle Dramen des
Lebens entstehen aus Benennungen”, Anmerkung des Verfassers.) Man sollte sich
von Kindheit an angewöhnen, das Wesentliche der Dinge aufzuspüren.”
”Beim
Studium der Glaubensgeschichte kann man beobachten, daß die Menschheit
feinstoffliche Begriffe wiederholt erfaßte, aber sie wieder vergaß und später
das verwarf, was bereits erkannt wurde. Man kann bemerken, wie in alten Zeiten
das Gesetz der Wiedergeburt begriffen und in einem Krampf des Zorns wieder
abgelehnt wurde. Der Grund für diese kirchliche Ablehnung ist verständlich -
eine Kaste verteidigte ihre Vorrechte, denn das Gesetz des Seins drohte, die
Rechte der Menschen gleichzumachen. So geschah es in verschiedenen Zeitaltern,
denn die Wellen der Erkenntnis und der Unwissenheit sind überall die gleichen.
Sie bringen die für den Fortschritt des Bewußtseins so nötigen Gewässer in
Bewegung. Daher erlangt jeder, der nach Wissen strebt, Gelassenheit des Geistes
inmitten des Sturms und der Anstrengung. Laßt uns nicht in Unwissenheit
verharren, wenn Wissen an alle Tore pocht!”
Ich
möchte Ihnen einen Auszug aus einem Artikel über die ”Erbsünde“ aus einer
englischen Zeitschrift bringen. ”An einen Religionslehrer wurde von einem Schüler
folgende Frage gestellt: ”Warum wird verkündet, daß die Sünde und das Böse mit
Adam und Eva im Paradies in die Welt kam, wo es einen Baum der Früchte des
Guten und des Bösen gab? Wie kamen die Früchte des Bösen ins Paradies? Wie
konnte im Paradies der Teufel sein?” Wirklich, manche Schulkinder von heute
sind klüger und denken schärfer als jene der vergangenen Generation. Man kann
das Bewußtsein nicht zurückdrängen. Die Erbsünde wird von jenen begangen, die
die Aufklärung und Entwicklung des Denkens in den Menschen gewaltsam aufhalten.
Jedwede Gewalt steht in Widerspruch zu den Gesetzen des Universums und löst
unvermeidlich Explosionen und Zerstörung aus. Blicken wir zurück, so können wir
die Hauptgründe, die den Niedergang der alten Welt verursachten, erkennen. In
der Tat, Erstickung des Denkens und des Geistes züchtete jeden darauf folgenden
Wahnsinn, bis der lange überwachte Damm brach und alles vom Sturzbach
hinweggeschwemmt wurde. So kann niemand dem Denken Einhalt gebieten, dieser
feurigen Energie und Krone des Universums. Große Veränderungen gingen im
Bewußtsein der Massen aller Länder vor sich, aber noch immer weigern sich
manche Menschen, diese Tatsache zuzugeben. Der Grund für das ganze Übel, das
sich jetzt ausbreitet, ist Unwissenheit und die ungeheure
Verantwortungslosigkeit, die regierte und noch regiert, wie man unter den
sogenannten ”mit Macht Ausgestatteten“ beobachten kann. Die Menschen bedürfen
der Fürsorge, und diese Fürsorge sollte sich vor allem in der Aufklärung und
ihrer richtigen Erziehung offenbaren. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.
Und
so suchen Sie nicht nach Anhängern, arbeiten Sie jedoch an Ihrer eigenen
Vervollkommnung.
23.
Mai 1936
Sie
haben ganz recht, wenn Sie sagen, daß wir aus Mangel an Begriffsbestimmungen in
unserer westlichen Sprache auf unüberwindliche Schwierigkeiten stoßen bei dem
Versuch, nicht nur die Höheren Begriffe, sondern auch eine ungewohnte
Annäherung an eine bereits bekannte Vorstellung auszudrücken oder zu erklären.
Westliches Denken ist vergleichsweise grob und schwer, und infolgedessen hat es
all die feinen Nuancen in den Begriffsbestimmungen, an denen der Osten so reich
ist, noch nicht entwickelt. Der Hauptgrund für den Mangel an Verstehen ist, daß
die Menschen des Westens an die Verfeinerung des Denkens nicht gewöhnt oder
besser, nicht darin geübt sind. Gibt es viele, die imstande sind, mit echter
Aufnahme zu lesen? Die meisten Menschen lesen mit den Augen und nicht mit dem
Geist und dem Herzen, daher bleibt ihnen die tiefere Bedeutung verloren.
Gewiß,
in dem Wort Religion ist ein Begriff von größter Bedeutung enthalten, aber der
jetzigen Menschheit ist dieser Sinn verlorengegangen. Richtig bedeutet Religion
die Beziehung des Menschen zur Höheren Welt oder zum Höheren Prinzip. Doch
jeder versucht, sich dieser großen alleinigen Beziehung als eines
ausschließlichen Besitzes zu bemächtigen. Daher hat jedes Volk ihn für sich
abgesondert, beschränkt und mit dem Stigma des Fanatismus gestempelt, indem es
jeden ungewohnten Ausdruck dieses Begriffes von seiten jener, die ihm
nahestehen, verbannt. So haben wir aus einer einzigen Religion viele
Pseudoreligionen gemacht, die einander ausschließen. Doch wenn man zu sagen
wagt, daß die Hauptursache allen Übels nicht die wahre Religion, sondern die
Pseudoreligion ist, wird jeder auf seinen Nächsten zeigen, und seine Eitelkeit
wird es nicht zulassen, daß diese bittere Wahrheit auch für ihn gilt. Es wird
zu neuer Unklarheit und neuer Versuchung führen. Die Bedeutung der Wörter kann
in allen Sprachen nur durch das Herz beziehungsweise durch Gefühlswissen
richtig verstanden und angenommen werden.
Ängstigen
Sie sich nicht über Angriffe und Verleumdungen. All dies ist nur abgestandener
Schlamm von Morasten. Ich habe bereits geschrieben, daß keine einzige Lehre des
Lebens ohne harten Widerstand angenommen wurde. Das gleiche wird den BÜCHERN
der LEBENDIGEN ETHIK widerfahren - wie Jesus sagte (Lukas 6:26): ”Wehe über
euch, wenn alle Menschen gut von euch reden! Gerade so haben ihre Väter an den Lügenpropheten
gehandelt.” Man kann es nicht klarer ausdrücken. Und wer von den für die
Wahrheit Schaffenden wollte mit dem Merkmal eines Lügenpropheten behaftet sein?
Jenen, die den ”Kelch des Ostens“ (Auszüge aus den ”Mahatma Letters“ von A. P.
Sinnett) nicht annehmen wollen, sollte man sagen, daß die Welt weit und das
Licht groß ist und daß der ”Kelch des Ostens“ in vielen Heimen eine neue Kerze
entzündete und neue geistige Freude auslöste. Die Lehre verbreitet sich auf
unerforschlichen Wegen. Niemand und nichts kann den Kosmischen Magneten in
seiner evolutionären Bewegung aufhalten. Ganze Kontinente und Rassen, die
untergegangen sind, zeugen davon. Die Menschheit unserer Rasse beschleunigt in
ihrer irrigen Uneinigkeit ihren eigenen Verschiebungszyklus. Unser Schiff eilt
dem Untergang zu, und die finsteren Anstifter freuen sich in ihrer Bosheit,
denn sie hoffen, auf den Wracks zu entkommen.
Ich
würde die Widersacher des ”Kelches des Ostens“ nicht ”vernünftig intelligent“
nennen, denn gerade in solchen Widersachern ist schwer eine Spur von
Intelligenz zu finden. Ihre Intelligenz gleicht der Widerspiegelung eines
Zerrspiegels. Solche Spitzfindigkeit verursacht die Entartung der höheren
Zentren und macht Erkenntnis unmöglich. Jemand sagte, wenn man die Behauptung
über das Böse der Religionen wörtlich und rundweg annähme, müßte man in
logischer Folgerung der fatalen Formel, daß Religion Opium für das Volk sei,
zustimmen. Buchstäblichkeit und Geschmacklosigkeit sind Attribute der
Beschränktheit, und nur unzweifelhafte Beschränktheit könnte zu einer solchen
Formel gelangen. Doch niemand wendet sich der Beschränkung zu, um das neue
Verstehen zu erfassen! Nur ein voreingenommener Geist wird nicht gelten lassen,
daß jede abgesonderte, beschränkte und dekadente Religion tatsächlich Opium
ist, das schlimmste Gift von Uneinigkeit und Zersetzung. Das gleiche kann von
der Unwissenheit der Wissenschaft gesagt werden, und im allgemeinen über jede
Unwissenheit. Das neue Bewußtsein ringt danach, die Verbindung mit der Höheren
Welt und der einen Quelle aller Lehren, Philosophien und allen Wissens
überhaupt herzustellen.
Ebenso
müßten diese Besserwisser gewußt haben, daß jede Epoche einem bestimmten
Wissensgrad entspricht, und was für ein Jahrhundert wichtig und zweckmäßig war,
kann nicht genauso für das folgende bestimmend sein. Wäre dem so, wo bliebe da
die Evolution? Der Menschheit wird in jeder Phase ihrer Entwicklung nur jener
Teil der Wahrheit gegeben, der von der Minderheit angenommen werden kann. In
jeder Epoche, in jeder Religion und in jedem Volk erschienen neben den Großen
Lehrern, die ein neues Verstehen der vergessenen alten Offenbarung
überbrachten, nach einer gewissen Zeit Hohe Geistwesen, um das neuempfangene
Vermächtnis zu klären. Diese Geistwesen ragen aus dem Hintergrund der
unwissenden Vertreter der Religionsformen als strahlende Leuchttürme hervor.
Diese Fackelträger erleiden zu oft das Schicksal der Märtyrer, und ihre Werke
werden, wie sie selbst, von den Händen verschiedener Glaubenseiferer zunichte
gemacht. Niemand würde daran denken, Sie mit einer anderen Religion in
Verbindung zu bringen, und Sie stehen isoliert da, abseits jedes kirchlichen
Dogmas, was nicht überrascht; denn Sie waren schon immer Verneiner unwürdiger
Kirchendiener.
Gleicherweise
war der Heilige Sergius mit dem Geiste des äußeren kirchlichen Dogmatismus
nicht behaftet, und wer es anders versteht, ist blind und taub. Man kann
Menschen begegnen, die behaupten, der Heilige Sergius wäre ein orthodoxer
Kirchenvertreter gewesen, weil er Kirchen baute, Klöster errichtete und strenge
Regeln, Rituale u. dgl. einführte. Aber der Sinn des ganzen Schaffens des
Heiligen Sergius war kein äußerlicher Dogmatismus, sondern lag in seinem
hochmoralischen und ethischen Einfluß auf seine Zeitgenossen. Mit dem
Aufstellen von strengen Regeln, der Einführung von Disziplin inmitten der
wilden Sitten jener Zeiten, trug er dazu bei, den Charakter der Menschen zu
formen, die Macht des Volkes aufzubauen. Aus der Geschichte ist bekannt, in
welch chaotischer Lage sich der Geist des Volkes in der ernsten Zeit des
mongolischen Jochs befand sowie wegen der zügellosen Sitten der herrschenden,
sich gegenseitig befehdenden Fürsten. Strenge Schulung und Zügel waren
vonnöten, die auf Begriffen beruhen mußten, die den Menschen nahestanden und
verständlich waren. Für das Bewußtsein, das gerade aus einem kindlichen Zustand
erwacht war, waren Symbole und Zeremonien wichtig. Und wie wir bemerken, können
sich auch jetzt noch manche von diesen Symbolen nicht lösen; mit schwachen
Bewußtseinen muß man nachsichtig sein. Christus jedoch sagte: ”Aber die Stunde
kommt, und jetzt ist sie, da die wahren Anbeter den Vater im Geist und in der
Wahrheit anbeten; denn der Vater sucht solche Anbeter. Gott ist Geist, und die
ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten … (Joh. 4:23, 24).
Das
Troitsky-Sergievsky-Kloster mag verschwinden, denn selbst zu seinen Lebzeiten
war es schon fast zerstört; doch das Andenken an Sergius selbst wird nie
sterben, denn groß war der Magnet des Geistes, den er in die Seele des
russischen Menschen einlagerte. Die Geschichte der geistigen Entwicklung der
russischen Seele und der Beginn des Sammelns und des Aufbaus Rußlands ist mit
dem Namen dieses Großen geistig Schaffenden unlösbar verbunden. Gerade das
erklärt, warum alle finsteren Kräfte gegen diesen großen Namen die Waffen
erhoben. Welche Relikte sind von den Großen Lichtträgern geblieben, von Buddha
und Christus (von ersterem eine Handvoll Asche, vom zweiten ein herkömmliches
Grab); aber ihr Andenken lebt und wird stärker nach Jahrhunderten, wenn es von
den Anhäufungen und von Unwissenheit gesäubert worden ist.
Wenn
jemand die tiefere Bedeutung von ”irgendeinem algebraischen Zeichen“ oder einer
Bezeichnung ersetzen will, mag er eben dabei bleiben.
Das
gleiche bezieht sich auf den ”Kelch des Ostens“. Wer kann darin eine
Beschränkung auf Gottlosigkeit und völlige Unwissenheit sehen? Jemand bedauert,
daß der Ältere Mahatma vor 50 Jahren nicht jene Apotheose gegeben hat, wie
jetzt in der ”Feurigen Welt“. Doch wer will wissen, was vom Älteren Mahatma
wirklich gegeben wurde oder nicht? Für einen mit östlichen Lehren und östlichem
Denken vertrauten Geist ist diese Apotheose das Grundprinzip.
Ebenso
sprechen alle von Ihnen aus dem Buch ”Der Ruf“ angeführten Zitate von demselben
erhabenen Pantheismus, von dem die Bände der ”Geheimlehre“ und die ”Mahatma
Letters“ durchdrungen sind. Darüber hinaus ist die Schaffenskraft der Mahatmas
so groß und vielfältig, daß sie kaum in jedem Fall und zu allen Zeiten, zu
verschiedenen Nationalitäten und Bewußtseinen immer mit derselben Formel
sprechen werden. Selbst ein Durchschnittskünstler oder Dichter ändert seinen
Stil und sein Idiom entsprechend, wenn er verschiedene Epochen und Stellen interpretiert.
Erstarrte Gedanken, erstarrte Formeln stehen im Widerspruch zum Kosmos. Leben
ist ewige Bewegung, ewiger Wechsel der Formen. Verschiedenartigkeit ist Leben,
Monotonie ist Tod.
Ich
möchte in den äußeren Hüllen der spitzfindigen dialektischen Besserwisser nicht
zuviel herumwühlen, das wäre eine unverantwortliche Zeitvergeudung.
So
sende ich Ihnen Mut und Furchtlosigkeit. Beunruhigen Sie vor allem Ihr
Bewußtsein nicht mit den Einflüsterungen jener Klugen, die nach unserer Meinung
völlig unwissend sind.
26.
Mai 1936
Nehmen
Sie die Angriffe auf die BÜCHER der LEBENDIGEN ETHIK gelassen hin. In der Tat,
immer wird alles Neue, das das Bewußtsein von gewohnter Stagnation wegführt,
von bösartigen Ausrufen und von Widerstand begleitet. Davon gibt es in der
Geschichte der Religion und auch im Bereich der Wissenschaft zahlreiche
Beispiele. Für jene, die sich als Christen bezeichnen, sollte das Beispiel
Christi selbst das lebendigste sein, aber sie neigen dazu, gerade ihn zu vergessen.
Wer verfolgte und kreuzigte Christus, wenn nicht die Dogmatiker und
Schriftgelehrten, und sagten die Pharisäer nicht von ihm: ”Mit Hilfe des
Obersten der Geister treibt er die Geister aus” (Matth. 9:34). Und weiter heißt
es bei Lukas 11: 15, 18: ”… einige von ihnen aber sagten: ”Durch Beelzebub, den
Obersten der Geister, treibt er die Geister aus. Um ihn zu versuchen, forderten
andere von ihm ein Zeichen vom Himmel. Er aber durchschaute ihre Gedanken und
sagte zu ihnen: ”Jedes Reich, das in sich selbst zerrissen ist, wird zerstört,
und ein Haus fällt über das andere. Wenn nun auch der Satan in sich selbst
zerrissen ist, wie kann sein Reich bestehen?”
Es
ist seltsam, daß jene, die am lautesten heulen und die BÜCHER der LEBENDIGEN
ETHIK angreifen, die sie gar nicht kennen, auch ihre eigenen Schriften nicht
kennen. Liest aber jemand gelegentlich doch etwas aus den Büchern, so kleidet
und erklärt er es auf eine für ihn vorteilhafte Weise. Immer wieder betonen wir
und raten, keine unreifen Bewußtseine anzusprechen und zu zwingen - es hat
keinen Zweck und ist sogar gefährlich. Alles muß ganz natürlich vor sich gehen.
Ein bereiter Geist weiß genau, wo die Wahrheit liegt, und nichts kann ihn
verwirren oder abschrecken. Allerdings sind diese in der Minderheit. Aber in
dieser Ära sind sie zahlreicher als zuvor, denn keine Unterdrückungen können
der Evolution Einhalt gebieten Denken Sie daran, wie wenige Anhänger und
Schüler Christus hatte; und selbst unter diesen wenigen gab es einen Nikodemus
und einen Judas! Sorgen Sie sich nicht um die Aufklärungsarbeit, sie geschieht
auf eigenen Wegen. Über die ganze Erdweite nimmt die Zahl der Suchenden zu.
Die
erste AUFGABE der LEBENDIGEN ETHIK ist, das Bewußtsein zu erweitern. Wollen wir
uns daher in Gedanken nicht an zufällige kleine Orte und an eine Menschengruppe
heften. Das Universum ist weit und das Licht ist nicht schwach. Während sich an
einer Stelle Verleumdung ausbreitet, wird an einer anderen das neue Denken
tausendfach empfangen. Irgendwo gibt es Verrat, anderswo Beispiele eines
beachtenswerten Feuers des Geistes und der Selbstaufopferung. Man muß es
lernen, das geistige Gleichgewicht zu finden und den unvermeidlichen Irrationen
der Finsternis gelassen entgegenzutreten. Sie wissen bereits, daß wir in einer
seit langem in allen Schriften vorausgesagten ernsten Zeit leben, in der Zeit
des Kampfes der lichten Kräfte mit denen der Finsternis. Wundern wir uns nicht
über die Schliche der Angriffe des Bösen. Wahrlich, nach der Schlacht, die
einige Jahre dauern wird, und nach dem Sieg des Lichts über die Finsternis wird
die Macht des Fürsten der Finsternis nicht mehr ansteigen können und seine
Kraft wird abnehmen. Aber da man nicht zwei Herren dienen kann, möge sich
schließlich jeder in seinem Herzen entscheiden, wem er dienen will, um nicht
ein Verräter zu werden, oder wie es in der Offenbarung des Johannes heißt,
3:16: ”Weil du weder warm noch kalt bist, so will ich dich aus meinem Munde
speien …”
Wenn
daher jemand nicht stark genug ist, die Furcht und den Zweifel zu überwinden,
dann ist es besser, sich nicht zu nähern. Folgt jemand dem dogmatischen
Christentum, so möge er daraus die beste Lehre ziehen. Gerade die Neue Epoche
beleuchtet die Lehre Christi mit neuer Erkenntnis. Aufgeklärte Geistliche - und
solche gibt es bereits - werden sich den wahren Bündnissen Christi zuwenden,
den Bündnissen der ersten Kirchenväter und den Werken des großen Leuchtturmes
der Christenheit Origenes, der für die ganze Philosophie des Christentums die
Grundlage legte.
Zum
Schluß wiederhole ich erneut, daß uns keine Angriffe schrecken können, denn wir
dienen dem Großen Licht. Darüber hinaus - worin besteht die wahre Heldentat? In
der allgemeinen Anerkennung? Die begeisterten Schreie der Masse folgen niemals
den Erweckern des neuen Bewußtseins und den Überbringern neuer Entdeckungen.
Wie es im Evangelium des Heiligen Lukas heißt: ”Wehe über euch, wenn alle
Menschen gut über euch reden, genauso haben ihre Väter an den Lügenpropheten
gehandelt”. Es wäre nützlich, in den Schulen Bücher wie ”Die Märtyrer der
Wissenschaft“ zu lesen. Dies alles scheint alt zu sein, aber nichtsdestoweniger
ist es ewig neu. Daher sagen wir: ”Fürchten wir uns nicht!”
Leben
Sie mit dem Herzen, entwickeln Sie Toleranz und Edelmut, und das neue
Bewußtsein wird sich in Ihrem Innern festigen.
8.
Juni 1936
Möge
die neue Runde neues Wissen bringen. Fürchten wir keine Angriffe und Kämpfe,
denn die HIERARCHIE DES LICHTS braucht den Sieg; doch ist Sieg ohne Kampf
möglich? Ist es nicht ein Sieg, in diesem schweren Jahr so viele wichtige
Bücher veröffentlicht zu haben? In der Tat, solch ein Werk ist eine sehr ernste
Niederlage für den Feind.
Und
nun zu Ihren Fragen. Ich habe viel über Karma geschrieben. Gewiß, um diesen
Begriff haben sich viele ungeheure Entstellungen gehäuft, und eine der
schlimmsten ist die Weigerung, seinem Nächsten aus Furcht, sein eigenes Karma
zu erschweren, nicht zu helfen.
Wäre
dies nicht die größte Selbstsucht? Wenn wir unserem Nächsten wohltätige Hilfe
zuteil werden lassen, nehmen wir einen Teil seines Karma auf uns, doch wie
könnte das unsere geistige Entwicklung, die allein unser Karma bestimmt,
belasten?
Im
Gegenteil, Verweigerung der Hilfe kann Karma maßlos belasten, denn wer kann sagen,
an wem und wann wir alte Schulden abtragen? Nur der Archat weiß, wo keine Hilfe
gegeben werden darf, doch wir müssen unsere helfende Hand ausstrecken, wo immer
es nötig ist. Wie der Heilige Sergius sagte: ”Wer es unterläßt, seinem Bruder
zu helfen, wird den Dorn aus seinem eigenen Fuß nicht herausziehen können”. In
der Tat, überall und immer muß man Vergleichbarkeit und Zweckmäßigkeit üben. Es
gibt aber auch Menschen, die alles abgeben wollen und dadurch von anderen
abhängig werden. Aber solchen Menschen sollten wir eine Mahnung aus der LEHRE
zitieren: ”Wer sagte, daß ihr wahnsinnig abgeben sollt? Der Wahnsinn bleibt
dennoch bestehen”. Darüber hinaus vergessen die Menschen oft die geistige
Hilfe, welche die stärkste ist. Aber eine Tatsache wird sehr oft nicht
beachtet, und das ist, daß Karma hauptsächlich durch unsere Gedanken
geschaffen, erleichtert und gewogen wird. Der Gedanke und sein Motiv weben
nämlich unsere Aura, dieses Magnetfeld, das alle Möglichkeiten entweder anzieht
oder abstößt - und dieser entscheidende Faktor wird bei den Gesprächen über
Karma sehr oft außer acht gelassen. Doch wäre es anders, gelänge es uns nie,
aus dem magischen Kreis des Karma herauszukommen.
Wenn
daher die Menschen weniger über Karma nachdächten und mehr über die Reinigung
und Vervollkommnung ihrer Gefühle und Gedanken, würden sie große Fortschritte
machen. Man sollte neues Karma nicht fürchten, sondern nur bestrebt sein, seine
Qualität zu verbessern. Aus Furcht vor neuem Karma kann man solch einen Käfig
schaffen, aus dem es nur einen Weg gibt - Involution. Man sollte daran denken,
daß im Kosmos Kommensurabilität besteht: daher wird bedeutsames Karma
bedeutende Wirkungen zeitigen. Obwohl das Karma großer Verantwortlichkeit sehr
belastend ist, bringt es allein große Errungenschaften. Die Menschen sollten
daher weder das Handeln noch Verantwortung scheuen.
Und
weiter sollten wir bedenken, daß schweres Karma nicht ein niedriges Karma sein
muß; in der Tat, gerade umgekehrt ist es. Leichtes Karma ist unbedeutendes
Karma. Leichtes Karma ist an sich oft eine ernste Prüfung, denn sehr selten
kann ein Mensch im materiellen Wohlstand zur nächsten geistigen Stufe
aufsteigen. Aus diesem Grunde erachten die Weisen ein leichtes Leben als Fluch.
Wäre Jeanne d’Arc von ihrem König mit einem Gut belohnt worden und hätte sie
ihr Leben in Luxus und Wohlstand zu Ende geführt, sie wäre nicht Jeanne d’Arc
gewesen. Es war jedoch nicht ihr persönliches Karma, das den Tod auf dem
Scheiterhaufen forderte. Wir müssen an die Missionen denken, die große Geister
freiwillig auf sich nehmen, und das Verhalten zu jenen, für die sie gelten,
bestimmt das Karma ihres Volkes für viele Jahrhunderte. So dienen diese großen
Geister als Prüfstein für das Bewußtsein der Völker.
Gleicherweise,
wenn im gleichen Geist das Verstehen einer zu leistenden Tat oder ein
Anerbieten für einen gleich hohen Zweck angenommen und vollführt wird, so wird
diese dreifache Energie auf der anderen Seite Ergebnisse bringen, die
hundertfach stärker sind. Es kann sein, daß die Ergebnisse sich nicht in dieser
Inkarnation einstellen, aber in der nächsten; denn je weiter der durch die Tat
erfaßte Kreis ist, desto länger währt die Vergeltung, und um so mächtiger
werden die durch sie angehäuften Möglichkeiten und Ergebnisse sein. Aus diesem
Grunde wird in allen östlichen Schriften darauf hingewiesen, daß die Hilfe, die
einem großen geistig Schaffenden zuteil wird (nicht im engen Sinn des Wortes),
die aller anderen in ihrem Resultat übersteigt. Aber gerade diese große Wahrheit
wurde zur Ursache für die meisten schrecklichen Verfehlungen der Priesterkaste.
Geschenke und Opfer, die Finanzierung der Tempelbauten, das Ausschmücken der
Ikonen mit kostbaren Edelsteinen und die goldenen Meßgewänder, die
pfundschweren Kerzen - das alles gründet auf derselben, aber entstellten
Wahrheit. Im Verlaufe von Jahrhunderten wurden alle geistigen Werte durch
materielle ersetzt. Die Menschen vergessen, daß sie Gold und materielle Werte,
einerlei welche, in den überirdischen Sphären nicht nutzen können. In den
überirdischen Sphären ist der reichste Mann ein Bettler. Daher sollte man nicht
versuchen, Karma zu verbessern, indem man Handlungen vermeidet, sondern durch
intensive Entwicklung und Aufspeicherungen von geistigen Werten.
Und
nun über den § 320 aus dem Buch ”Feurige Welt III“. Gleichgewicht und Harmonie
sind ein und derselbe Begriff. Daher kann man sagen, daß der Kosmos durch
Tätigkeit und Harmonie der Atome aufrechterhalten wird. Der Mensch als
Widerspiegelung des Makrokosmos muß daher danach streben, alle in seinen
Mikrokosmos eintretenden Atome zu harmonisieren. ”… Gleichgewicht wird in
Übereinstimmung mit der Willensentwicklung bestätigt”. Daher bestätigt eine von
einem disziplinierten Geist gelenkte Tat Einklang mit den kosmischen Gesetzen
und bewirkt folglich Gleichgewicht. Der durch selbstsüchtige Begierden gefärbte
niedere Wille züchtet die Schrecken der Zerstörung; denn Zusammenprall zwischen
disharmonischen Kräften verursacht Explosionen im Kosmos und das Chaos hat
freie Bahn. Ein unwissender und lasterhafter Mensch verursacht tatsächlich
giftige Explosionen und chaotische Verwirrung in seinem eigenen chemischen
Laboratorium und verseucht die Atmosphäre ringsum ganz beträchtlich.
Und
so heißt es: ”Des Menschen karmische Waage offenbart das Ausmaß seines freien
Willens”. Das heißt, die Qualität des Karma gibt entweder Kunde von dem jeweils
höheren oder niederen Willensgrad einer Person. Der Wille ist der Hauptfaktor
und Schöpfer alles Seienden. So wird der Mensch nicht von den Höheren Kräften
oder von der Gottheit belohnt oder bestraft, sondern allein auf Grund der
Affinität des Atoms, das mit den Atomen der entsprechenden Sphäre in den Wirbel
seiner Aura eindringt, wird er in diese oder jene Umgebung der Sphäre gezogen.
Es heißt, daß sich Karma keines harmonischen Körpers bemächtigen könne, und so
laßt uns bestrebt sein, unsere Energie zu vervollkommnen. Vervollkommnung wird
zur Ausgeglichenheit und zur Harmonie führen
Und
jetzt über das Opfer Christi. Es ist natürlich undenkbar, die Bedeutung des
Opfers oder der Kreuzigung Christi in der Art zu verstehen, wie viele niedere
Bewußtseine es tun. Die Wahrheit ist, daß Christus, der die Macht des Geistes
über die physische Materie manifestieren wollte, den Opferkelch annahm und
durch sein Blut das von ihm überbrachte Vermächtnis besiegelte. ”Kein Mensch
ist einer größeren Liebe fähig als jener, der sein Leben für seine Freunde
hingibt”. Und im Buch ”Agni Yoga“, § 8, heißt es: ”Es sei darauf hingewiesen,
warum die Lehrer des Wissens beim Verlassen der Erde so viel gelitten haben.
Dieses Leid nahmen sie natürlich bewußt und freiwillig auf sich. Wie der
Gastgeber die Schale bis zum Rande füllt, so will der Lehrer dieses letzte
Zeichen Seines Vermächtnisses prägen.”
Wenn
daher das große Beispiel und Opfer Christi die Feuer in unserem Herzen entfacht
und wir sein Gebot befolgen, werden wir erkennen, daß er nicht vergeblich litt
und erst der von ihm empfangene Kelch sein Vermächtnis besiegelte. Doch wenn
wir glauben, daß - unbekümmert um die von uns begangenen Fehler - das von
Christus vergossene Blut uns für immer von der Macht des Teufels erlösen wird,
dann werden wir selbst zum Teufel! Niemand kann andere erlösen. Der Geist kann
nur durch eigene Anstrengungen in die vorbestimmte herrliche Welt aufsteigen.
”Glaube ohne Tat ist tot”.
Alle
Großen Lehrer werden Erlöser der Welt genannt, weil sie immer und immer wieder
den Pfad des Lichts weisen. Sie können uns jedoch nur helfen und beschützen,
wenn wir Ihren Schutz annehmen. Der gesamte Kosmos gründet auf dem Gesetz der
Wechselwirkung oder der Gegenseitigkeit, und wo es keinen Widerhall gibt, da
gibt es keine Wirkung. Das erklärt, warum Christus dort keine Heilung bewirken
konnte, wo es des Glaubens ermangelte und wo kein Streben des Geistes zum
heilenden Strahl vorhanden war.
* * *
Das
Sakrament des Großen Opfers hat seinen Ursprung in den ältesten Mysterien. Bei
der letzten Einweihung wurde dem Neophyten ein mit dem roten Saft des
Granatapfels (Symbol des Blutes) gefüllter Kelch überreicht, dessen Inhalt er
in vier Richtungen zu verschütten hatte, als Zeichen seiner Bereitschaft, seine
Seele und seinen Körper für den Dienst der Weit hinzugeben, d. h. für die
Wahrheit zu leiden. Ebenso wollte Christus dieses Symbol unter seinen Jüngern
festigen, um der künftigen Generation das Gedenken an sein Opfer und
Vermächtnis zu erhalten. Keine mechanische Kommunion kann unsere Seele erlösen,
denn ”Glaube ohne Taten ist tot”.
Ich
entsinne mich eines Gesprächs mit einer Missionsfrau über das Opfer Christi.
Sie schlug sich an die Brust und schrie hysterisch, sie wisse, daß Christus für
sie gelitten und sie von ewiger Verdammnis erlöst hätte. Ich versuchte, ihr zu
erklären, daß Christus nicht für sie, sondern um ihretwillen gelitten hätte.
Wir trafen uns natürlich nie wieder. Man nannte uns Heiden und Spione und
bedachte uns mit anderen ähnlichen Ausdrücken …
Für
mich gibt es keine größere Gotteslästerung als die Vorstellung eines allbarmherzigen Gottvaters,
der seinen eingeborenen und ebenbürtigen Sohn für die Sünden aller Menschen
opferte, für jene Menschen, die er nach der Schrift selbst erschaffen hat! Das
erinnert an einen bestimmten Akkadischen Herrscher, der seinen Sohn opferte, um
den Auswirkungen seiner eigenen Sünden zu entrinnen. Die Geschichte des
Altertums berichtet und verurteilt zugleich einen solch barbarischen Begriff
von Vaterschaft. Ist es möglich, daß spätere Generationen solch ein Beispiel
von Elternliebe annehmen und es zum Status der Göttlichkeit erheben konnten?
Jeder echt liebende irdische Vater und jede irdische Mutter würden für die
Rettung ihres Sohnes gern ihr Leben opfern. Kann sich dann ein Göttlicher Vater
den Menschen, die er selbst geschaffen hat, moralisch unterordnen?
Allein
durch freiwilliges Opfer unter Selbstverleugnung wird die Welt
zusammengehalten. In den höheren Welten strahlt der Kelch der Selbstaufopferung
in allen Feuern unbeschreiblicher Freude, und nur auf unserer Ebene, der Ebene
der Prüfungen und des Leides, ist dieser Kelch voller Bitterkeit und Gift. Der
Geist, der die Freude der Selbstaufopferung erkannt hat, ist in sich selbst die
höchste Schönheit. Schönheit und Selbstaufopferung sind in der Grundlage des
Seins verankert.
Sie
fragen, wie das entsetzliche Beispiel des Verrats durch Judas zu verstehen ist.
Wir kennen das okkulte Gesetz, daß Licht Finsternis anzieht; je stärker daher
das Licht, um so dichter die Finsternis. So ist es auf allen hohen Pfaden
unvermeidlich, den Dienern der Finsternis und den Verrätern verschiedener Grade
zu begegnen. Wie Schatten folgen sie der Quelle des Lichts. In der Tat, der
ganze Haß der Finsteren bindet sie an den von ihnen gehaßten Gegenstand. Die
Möglichkeiten solchen Verrats waren in Judas selbst sicherlich vorhanden. Aus diesem
Grunde war er sowohl das Werkzeug der finsteren Kräfte als auch der
Hohenpriester und Pharisäer, um deren verbrecherische Vorhaben auszuführen.
Daher kann Judas als der Vertreter eines kollektiven Verrats betrachtet werden.
Da
die Menschen das Ausmaß der Zusammenarbeit der sichtbaren und der unsichtbaren
Welten im gesamten Geschehen bewußtseinsmäßig nicht voll erfassen, werden sie
oft halbbewußt oder unbewußt zum Werkzeug der Diener der Finsternis. In der
Tat, man kann behaupten, daß zwei Drittel aller menschlichen Handlungen unter
dem Einfluß von sichtbaren wie auch unsichtbaren Einflüsterern vollführt
werden. Und diese Einflüsterer gehören, entsprechend dem mentalen Zustand der
Menschen, zum Großteil den Bewohnern der an die Erde grenzenden niederen
Sphären an. Die Bewohner der irdischen Ebene unterliegen leicht dem Einfluß der
niederen Sphären, wogegen die reine, höhere Beeinflussung einem reinen Gefäß
zuteil wird.
Es
heißt, daß der Strahl der höheren Welt kein ”nasser Mull“ ist, und wird der
Strahl vom Herzen nicht aufgenommen, kann das Resultat solch einer ungewohnten
Beeinflussung das Denken verwirrt werden. Denken wir daran, daß bei
Hieroinspiration die großen geistig Schaffenden ihre Körper Jahre hindurch
mittels verschiedener Läuterungen und Enthaltsamkeit vorzubereiten pflegten.
Denken wir auch an die Erschütterungen, die sogar sehr Hohe Geistwesen in ihrer
physischen Inkarnation erfuhren, als sie von Bewohnern der Feurigen Welt
heimgesucht wurden. Denken wir an den Schock des Heiligen Sergius, der ergraute
bei der Vision der Gottesmutter, obwohl sein Geist der Höheren Welt angehörte.
Jetzt
dürfte Ihnen klar sein, daß jene, die berichten, daß ihnen Höhere Geistwesen
erscheinen und dabei nicht vom heiligen Beben sprechen, das das Herz in einen
unbeschreiblichen Zustand versetzt, der fast einem Herzschlag gleicht, entweder
nicht die Wahrheit sagen oder von einem Personifikator aus der Feinstofflichen
Welt irregeführt werden.
* * *
Ihre
Auslegung über Gott ist richtig. Wahrlich, man muß zeigen, daß der wahre
Gottesbegriff allumfassend ist. ”In ihm bewegen wir uns und haben unser Sein;
…” Wenn es den Begriff des Unbegrenzten gibt, dann ist Gott selbst die
Unbegrenztheit. Daher müssen alle Gespräche über Gott - Ihn unweigerlich
begrenzen. Alles, was wir tun können, ist, uns in tiefer Ehrfurcht zu verneigen
vor dieser unaussprechlichen Macht und Schönheit und in höchster Herzensfreude
und frohlockenden Geistes diesem Mysterium der Mysterien der Großen
Unbegrenztheit zuzustreben. Der Pfad, sich Gott zu nähern, ist wahrlich
unbegrenzt.
* * *
Es
ist richtig, so viele Hinweise wie möglich über die große Bedeutung des Herzens
zu sammeln. Das Herz ist die Wohnstätte Gottes. Die Nähe Gottes kann nur vom
Herzen gefühlt werden. Sicherlich, das Herz bringt uns Ihm näher, aber es kann
uns auch von Ihm entfernen.
Ja,
der Raum ist erfüllt von herzzerreißendem Klagen, aber irdische Ohren können es
selten vernehmen. Es ist weder Traurigkeit noch Gram, es sind entsetzliche
Klagerufe.
* * *
Zweifellos
weisen die von uns aufgefangenen, für andere jedoch nicht hörbaren Töne auf
Verfeinerung des Gehörzentrums hin. Ebenso kann der Schmerz im Solarplexus mit
der Zunahme der Feinfühligkeit zusammenhängen. Ich rate Ihnen dringend, Soda
bicarbonat einzunehmen, wenn Sie diese Schmerzen verspüren. Läßt der Schmerz
jedoch nicht nach, dann können Sie die Dosis verstärken. Soda ist in vielen
Fällen der Zentrenentflammung unentbehrlich. Denken Sie daran, daß Soda ”Die
heilige Asche“ genannt wird. Sie verhindert übermäßige Entflammung. Allgemein
ist Soda für fast alle Krankheiten nützlich und außerdem ist sie ein gutes
Vorbeugungsmittel. Fürchten Sie daher nicht, sie einzunehmen, genauso wie
Baldrian.
* * *
Die
finsteren Kräfte greifen vornehmlich alle reinen Unternehmen an, besonders
jene, die unter dem direkten Strahl der Kräfte des Lichts stehen. Die Verräter
werden zugelassen, denn nach dem Gesetz wirkt die Kraft des Rückschlags
proportionell zur Kraft des Widerstandes. Harmagedon ist notwendig; der
Zusammenprall der Gegenkräfte ist notwendig. Der Weltenbrand ist notwendig,
damit der menschliche Geist aufschreit und endlich erkennt, daß er nicht mit
seinem Nächsten, sondern mit sich selbst und mit den Kräften des Chaos und der
Elemente, die ein unermeßliches Feld für schöpferische Prüfungen bieten, zu
ringen hat.
Ich
möchte diesen Brief beenden, jedoch bleibt noch ein Blatt leer, und so will ich
weiterschreiben, und zwar über die Sündenvergebung. In der esoterischen Lehre
heißt es, daß die Vergebung persönlicher Sünden nur durch Christus - den
Gekreuzigten - erfolgen kann, der während des ganzen Maha-Yuga (des großen
Zyklus) am Kreuz leidet, das eingeprägt ist im Raum durch die Kreuzung der
Grenzlinie der Materie mit jener des Geistes.
Die
Vergebung persönlicher Sünden geschieht durch die Seele, den Träger Christi,
fast ununterbrochen im irdischen Leben des individuellen Ego. Wenn das Streben
der Seele auf die Befolgung des Göttlichen Gesetzes gerichtet ist und die
Wünsche des Körpers besiegt, wird die niedere Natur völlig umgewandelt. Der
Prozeß des Überwindens und der Umwandlung gipfelt schließlich in der
Verschmelzung der individuellen Seele mit der Höheren Seele.
”Der
gekreuzigte Christus ist in jedem menschlichen Wesen gegenwärtig, das nach
Erreichung eines bestimmten Entwicklungsgrades in die Hölle hinuntersteigen und
die durch ungesetzliche Taten ihres niederen Ego gefangene Seele in den höheren
Zustand zurückbringen muß. Mit anderen Worten, die Göttliche Liebe muß das Herz
eines Menschen erreichen und ihn besiegen und erneuern, bevor er die
Ungeheuerlichkeit seiner Sünden gegen das Göttliche Gesetz und gegen sich
selbst erkennt. Die ”Vergebung“ kann nur durch völlige Verschmelzung und
Vereinigung mit dem höheren Ego oder dem Göttlichen Gesetz der Liebe erlangt
werden”.
So
können wir nur durch die Umgestaltung der Energien und Gefühle sowie durch die
Beschaffenheit der Gedanken dem magischen Kreis des Karma entrinnen. Daher
seien alle höheren Gefühle, die uns aus der Gewöhnlichkeit emporheben, unsere
Schwingungen erhöhen und verfeinern und unsere Nervenzentren öffnen, gesegnet!
Ich
sende Ihnen Gedanken des Mutes und der Freude. Die Niedergeschlagenheit soll
Sie nicht beunruhigen, denn derzeit sind diese Gefühle unvermeidlich. Die ganze
Welt steht unter einer furchtbaren, nie dagewesenen Spannung, und feinfühlige
Organismen spüren sie natürlich weit stärker. Der Rhythmus der Spannungswellen
wird sich nach der Niedergeschlagenheit in eine Welle der Erhebung und Freude
des Geistes wandeln.
15.
Juni 1936
Herzlichen
Dank für alle von Ihnen zum Ausdruck gebrachten schönen Gefühle. Ich habe mich
besonders über Ihr unvoreingenommenes Verhalten gegenüber den ”Mahatma Letters“
an A. P. Sinnett sehr gefreut. Sie haben in Ihrem Urteil über bestimmte Kreise
völlig recht. Selbst durch Leid wird eine bestimmte Klasse von Menschen kaum
oder gar nicht belehrt und veredelt. Träge Bewußtseine werden eben in ihrer
verkrampften Bosheit immer mehr verhärtet. Vielleicht ist Ihnen bekannt, daß
die BÜCHERREIHE der LEBENDIGEN ETHIK von einigen Theosophen als gefährlich
hingestellt und eine Verordnung herausgebracht wurde, sie nicht zu lesen.
Wiederum können wir nur sagen: ”Sie kennen ihr Eigenes nicht!” Nichtsdestoweniger
mehren sich die Gruppen um die LEHRE der LEBENDIGEN ETHIK, obwohl es unter
ihnen einige gibt, die, obwohl sie alle Bücher der Lebendigen Ethik annehmen,
die ”Mahatma Letters“, die zur Zeit von H. P. Blawatsky herausgebracht wurden,
nicht anerkennen und sie wegen der Zusammenarbeit als gottlos bezeichnen! Es
ist völlig berechtigt, die Frage zu stellen, ob sie die Bücher der Lebendigen
Ethik auch verstehen? So bin ich froh, einem Bewußtsein begegnet zu sein, das
frei ist von Vorurteil und Beeinflußbarkeit. Die Fähigkeit, selbständig das
Verdienst dieser oder jener Lehren zu erkennen, ist keine geringe
Errungenschaft.
Sie
schreiben, man bedauert, daß die Bücher der Lebendigen Ethik in der neuen
russischen Orthographie erschienen sind, denn ”verschiedene Ahrimans wurden zum
Vorteil für ihre eigene Propaganda in Anspruch genommen …”. Dazu muß ich sagen,
wir sollten solche Anspielungen übergehen, denn in diesem Fall enthüllen die
”Ahrimane“ ihre eigene Unwissenheit. Wir können sie daran erinnern, daß die
Änderung der Orthographie von der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften
lange vor der Revolution beschlossen wurde, aber der Krieg verhinderte die
Durchführung dieses Beschlusses. Im Zusammenhang damit entsinne ich mich einer
eher betrüblichen Begebenheit. Im Jahre 1917, während unseres Aufenthaltes in
Finnland, besuchte uns Herr Professor R. In einem Gespräch mit ihm erwähnte
ich, daß ich kürzlich ein Buch mit der neuen Orthographie erhalten hätte und
solche unzulängliche Ungelehrtheit nicht lesen könne. Nebenbei brachte ich mein
Mißfallen über jene Leute zum, Ausdruck, die nur auf leichte Aneignung bedacht
sind und andere Intellekte wahrscheinlich nach ihrem eigenen messen. Sie können
sich meine Verlegenheit vorstellen, als mir der verehrte Professor erklärte,
daß diese Maßnahme durch ein Sonderkomitee der Akademie der Wissenschaften
bereits vor dem Krieg getroffen wurde und er selbst diesem Komitee angehörte!
Aber
ich muß hinzufügen, daß mir die neue Orthographie jetzt keine Schwierigkeiten
mehr bereitet, obwohl ich sie nicht völlig gutheiße. Den Buchstaben ”je“ (ein
jetzt abgeschaffter Buchstabe) überlasse ich mit größtem Vergnügen dem
Professor R. und seinem gelehrten Kollegium! Zu den üblichen Einwänden, daß man
durch Fortfall dieses Buchstabens nicht verstehen könne, wann das Wort ”jest“ =
”sein“ und wann es ”essen“ bedeutet, möchte ich sagen: Wenn jemand bei den
Wörtern ”gnjezda“, ”sjedla“ und ”zwjezdy“ (Nester, Sattel und Sterne) anstatt
”je“ den Vokal ”e“ nimmt, er diese phonetische Übereinstimmung genausoleicht
aufnimmt. Nicht anders ist es, wenn das Wort ”ocel“ nicht ”Esel“ bedeutet; dann
braucht man nichts anderes zu tun, als auf den unglückseligen Buchstaben die
beiden Punkte zu setzen, und es wird wahrscheinlich ”ocël“ (Stahl) gelesen.
Heißt es nicht sehr gut in der Lehre, daß die Menschen bereit sind, jeden
aufgegebenen Buchstaben zu beklagen? Gerade diese Worte beziehen sich auf die
Entrüstung gewisser Menschen über die neue Orthographie. In allem muß
Beweglichkeit zutage treten sowie Streben nach Vereinfachung, aber gewiß nur
zum Zweck der Verbesserung. Daher will ich ganz offen sagen, daß ich die neue
Orthographie nicht völlig gutheiße. So finde ich, daß die Abschaffung der
Mehrzahl des weiblichen Geschlechts das Verstehen des genauen Sinnes erschwert,
so z. B. wenn in langen Sätzen Zweifel aufkommt, auf welches der
verschieden-geschlechtlichen Hauptwörter sich die Für- und Eigenschaftswörter
beziehen. Ich bin auf diese Schwierigkeiten des öfteren bei meinen Übersetzungen
aus dem Englischen gestoßen, wo das weibliche Geschlecht überhaupt fehlt, mit
Ausnahme bei Fürwörtern der Einzahl.
Verhalten
wir uns daher gegenüber den Angriffen der schadenfrohen ”Ahrimane“ völlig
gelassen. Disziplin und Vergleichbarkeit lehren uns, in allem geziemende
Toleranz zu üben.
18.
Juni 1936
Man
sollte meinen, daß unvoreingenommene Gemüter die Geschehnisse in der Welt im
Lichte der LEBENDIGEN ETHIK sehen und fähig sind, die Evolution und das Streben
der alten Welt zu erkennen und daher zu verstehen, daß neue, erweiterte
Bewußtseine nötig sind, um die neuen Aufbauformen anzunehmen, die uns das Leben
selbst aufzwingt. Ich habe des öfteren darüber geschrieben, daß alles Geschehen
klar erkennen läßt, in welche Richtung die Evolution verläuft. Es bildet sich
die Ära allgemeiner Zusammenarbeit, gemeinsamer Arbeit und kollektiver
Solidarität aller Schaffenden, ohne Rücksicht auf Klassenunterschiede. Das
wichtige Problem, dem die Menschheit derzeit gegenübersteht, ist eben die Synthese
des Geistigen mit dem Materiellen. Neue Errungenschaften in der Wissenschaft,
neue Erforschungen und Entdeckungen der Gesetze der psychischen Energie werden
ein neues Eindringen und Verstehen der subjektiven oder geistigen Welt
ermöglichen. Zweifellos wird die Entdeckung der Gesetze der psychischen Energie
dazu beitragen, eine neue Lebensordnung zu errichten. Das Band zwischen der
dichtphysischen und der Feinstofflichen Welt, der Welt der Energien, wird
sichtbar, und die Höhere Weisheit wird durch die das gesamte Sein lenkende und
verbindende Kraft bestätigt werden.
Die
Welt der Zukunft, die höhere Welt, ausgerüstet mit den Strahlen der
Laboratorien, wird verkündet werden. Vor allem die Laboratorien offenbaren den
Vorteil der höheren Energie; und die Überlegenheit der psychischen Energie des
Menschen gegenüber allen bisher bekannten Energien wird nicht nur bewiesen,
sondern der offenkundige Unterschied der Qualität wird erfaßt werden. Damit
wird die Bedeutung der Geistigkeit überzeugend zutage treten.
Das
Wahrnehmen der höheren Gesetze wird die Technik dem Geiste unterordnen; daher
wird die Wiedererkennung der höheren Ziele bestätigt und zur Erneuerung der
gesamten materiellen Natur führen. Diese Erneuerung der Natur und des
wiedererweckten Geistes der Menschen wird neue, bessere Formen des
Lebensaufbaues erbringen. So empfehle ich Ihnen, alle Zeichen, die aus dem
Neuen Lande kommen, aufmerksam zu beobachten.
* * *
Und
jetzt zu Ihrer Frage über die sechste Rasse. Ja, in vielen theosophischen
Büchern, so auch in der ”Geheimlehre“, finden wir den Hinweis, daß sich die
sechste Rasse in Amerika sammeln wird. Aber gerade in der ”Geheimlehre“ stieß
ich diesbezüglich auf einen Widerspruch. An einer Stelle heißt es, daß die
sechste Sub-Rasse der fünften Rasse in Amerika erscheinen wird, wogegen an
einer anderen Stelle von der sechsten Wurzelrasse gesprochen wird.
Unzweifelhaft besteht aber zwischen den Begriffen Sub-Rasse und Wurzelrasse ein
ungeheurer Unterschied. Bei der Entstehung Amerikas gehörte die Mehrheit der
Ansiedler zur sechsten und auch zur siebenten Subrasse der fünften Rasse. Es
ist ziemlich auffallend - niemand beachtet diese seltsame Tatsache, daß in der
theosophischen Literatur fast nirgendwo unser Land erwähnt wird, als fände ein
sechster Teil der Welt keinen Raum im kosmischen Plan und in der Evolution.
Fast niemand fragt sich, warum dies so ist und welchen Grund es hat! Ich will
die Antwort geben: Das Geheimnis wird sorgfältig behütet; und würde es
ausgesprochen, daß diesem Land eine große Zukunft bevorsteht, es würde in
Stücke gerissen werden. Darüber hinaus hätte man auch die ”Geheimlehre“ nicht
angenommen. Was die sechste Rasse betrifft, so werden einzelne Individuen, die
ihr angehören, in allen Ländern geboren, und die meisten von ihnen werden zur
rechten Zeit an zentralen und sicheren Orten gesammelt werden. Genauso wie die
Saatkörner der fünften Rasse gerettet wurden, so werden auch die Saatkörner der
sechsten Rasse beschützt werden.
* * *
Ja,
der Geist oder jede Monade wird unter dem Strahl eines bestimmten Gestirns
geboren, und daher enthält dieses Geisteskorn in seiner Potenz die gleichen
Energien, die dem Gestirn, das während des ganzen Manvantara sein Leitstern
bleibt, eigen sind.
So
gehört die gesamte Menschheit, je nach dem Geisteskorn, verschiedenen Planeten
an, obwohl sie sich insgesamt auf der Erde - einer ihrer derzeitigen Stationen
- befindet. Freilich, es gibt Scharen von Geistern, die einem Gestirn oder dem
Strahl des Dhyani-Buddha angehören, der sie hervorbrachte, aber nur der, der
diesem Strahl am nächsten steht, wird zum führenden Haupt des Planeten.
Folglich sammelt jeder Große Lehrer jene, die seinem Strahl oder dem Potential
seiner Energien am nächsten stehen. Aus diesem Grunde ist jedes Schwanken, jede
Abweichung und vor allem jeder Abfall vom Lehrer, sobald man einen solchen
erwählte, so verderblich. Durch widersinniges Schwanken können wir von unserem
kosmischen Vater getrennt werden, der allein unsere Zentren in ihrer ganzen
Vollkommenheit zu entfachen vermag. Nun werden Sie erkennen, wie heilig das
Band zwischen Guru und Schüler ist! Denn wer könnte wissen, wäre es ihm nicht
enthüllt, daß der von ihm erwählte Guru nicht sein kosmischer Vater und auch
sein Guru ist? Denn unter jenen, die sich der Lehre nähern, gibt es solche, die
von einem Lehrer zum anderen laufen, hoffend, ihren Fortschritt zu
beschleunigen. Aber nur Unwissende können so denken; sie erkennen die Bedeutung
des okkulten Bandes nicht, noch wissen sie, mit welcher Schwierigkeit und
Geduld es gewebt wurde und daß Gereiztheit und Zweifel - von Verrat und
Abtrünnigkeit ganz zu schweigen - ein Werk von vielen Jahren augenblicklich
zunichte machen können.
In
der ”Geheimlehre“, Band I, S. 267 und 626, heißt es: ”Die ”Dreiheiten“ (menschliche
Monaden), die unter demselben … Planeten geboren werden, oder vielmehr die
Ausstrahlungen eines und desselben Planetengeistes (Dhyani-Buddha), sind in
allen ihren darauffolgenden Leben und Wiedergeburten Schwester- oder
”Zwillings“-Seelen auf dieser Erde …”. ”Der Stern, unter dem eine menschliche
Wesenheit (Monade) geboren wird, sagt die okkulte Lehre, wird sein Stern
bleiben während des ganzen Zyklus der Wiederverkörperungen in einem Manvantara.
Aber dieser Stern ist nicht auch sein astrologischer Stern. Der letztere hat
nur Bezug auf die Persönlichkeit und im Zusammenhang mit ihr; der erstere
dagegen entspricht der Individualität. Der ”Engel“ (oder Regent) dieses Sterns
oder der mit ihm verbundene Dhyani-Buddha, wird entweder der lenkende oder nur
der vorstehende ”Engel“, das heißt, er wird bei jeder neuen Wiedergeburt der
Monade sein, die ein Teil seiner eigenen Wesenheit ist, obwohl ihr Vehikel, der
Mensch, für immer über diese Tatsache unwissend bleiben mag. Jeder der Adepten
hat seinen Dhyani-Buddha, ihre ältere ”Zwillingsseele“, und sie kennen diese,
nennen sie ”Vater-Seele“ und ”Vater-Feuer“. Jedoch erst bei der letzten und
höchsten Initiation, wenn sie Angesicht zu Angesicht mit dem hellen ”Bilde“
gestellt werden, erkennen sie diese.
So
ist unser Schutzengel der Dhyani-Buddha jenes Planeten, unter dessen Strahlen
unsere menschliche Wesenheit empfangen wurde.
* * *
In
allen Epochen konnten leere Gräber oder solche, die Ersatzkörper enthalten,
gefunden werden. So gibt es zwar ein Grab vom Grafen Saint Germain, in
Wirklichkeit aber ist dort ein Ersatzkörper begraben. Daher muß man okkulte
Romane mit großer Scharfsichtigkeit aufnehmen. Derzeit, darüber besteht kein
Zweifel, können ihre Verfasser bestimmte Dinge aus räumlichen Berichten
auffangen, aber zum Großteil werden diese äußerst entstellt wiedergegeben.
* * *
Ja,
Sie können sich damit befassen und die Vorstellung hegen, daß eine weitere
Geschichtsrunde zu Ende geht. Kein Strom fließt rückwärts. Die neue kommende Runde
wird sicherlich schön sein, denn alle Himmelszeichen bestätigen in ihren
Konstellationen eine große Erneuerung und Wohltätigkeit. Ihr Herz möge es Ihnen
sagen, woher die Wohltätigkeit kommt. Beachten Sie aufmerksam alle Zeichen, und
Sie werden gewahren, wie vieles sich jetzt ereignet; das Herz möge sich über
die Beschleunigung der Ereignisse freuen. Keine Macht kann dem Rad des Karma
Einhalt gebieten. Kein Unheil, das dieses oder jenes Land trifft, ist Zufall,
und daher gibt es weder Raum für Arglist noch für Selbstbemitleidung. Prüfen
wir alles mit der notwendigen Erkenntnis und leisten wir zur Erweiterung des
Bewußtseins und zum Verstehen der Ereignisse unsere äußersten Anstrengungen.
Verfolgen Sie kühn die Ereignisse, und Sie werden merken, daß alle hochgetriebenen
Werte unter dem Druck von Karma zerbröckeln.
* * *
Es
ist völlig richtig, daß es an uns selbst liegt, ob wir aus etwas Unflätigkeit
oder Güte herausholen. Von allen Großen Lehrern wird die Goldene Mitte oder der
Pfad des Großen Gleichgewichts geboten. Fühlt sich jemand von dem
durchschnittlichen Theater oder von erstarrten Riten nicht angezogen, so möge
er sich nicht zwingen. Das wäre einfach eine verderbliche Zeitvergeudung, die
für wertvolle Arbeit im Dienste des Allgemeinwohls besser genutzt werden
konnte. Ich glaube daß man beschränkte, in alten Vorurteilen und Begriffen
erstarrte Bewußtseine schwerlich allein durch Verweilen unter ihnen und
entsprechende Gespräche mit ihnen ändern kann. Wenn sie jedoch selbst
anklopfen, so ist es etwas anderes; doch zu ihnen zu gehen und ihnen die Augen
zu öffnen versuchen, ist zwecklos.
22.
Juni 1936
Ich
danke Ihnen für Ihre Bücher aus Shanghai. Da wir sie jedoch schon besitzen,
wäre es vielleicht angebracht, sie Ihnen zurückzusenden. Was das Buch von
Bajenow betrifft, so hatte ich noch keine Zeit, es aufmerksam zu lesen. Ich
habe es jedoch durchgeblättert und festgestellt, daß es einige richtige Angaben
und Erklärungen enthält, die auf astrologischen und kabbalistischen Daten
gründen. So kennt man bereits die Bedeutung des Jahres 1936 und des Monats
September desselben Jahres mit seiner guten Voraussage für unser Land. Ebenso
richtig ist, daß Israel eigentlich der ”Auserwählte“ bedeutet; daher kann man
in jedem Volk ”Israels“ begegnen. Im übrigen ist das Buch nicht schlecht,
abgesehen davon, daß es einige Irrtümer aufweist. In welchem Buche gibt es
solche nicht, ganz gleich wovon es handelt. Daher könnte man Bajenows Buch den
Menschen empfehlen, um denken zu lernen.
Freilich
ist der Autor des englischen Buches, aus dem Bajenow seine Information bezog,
nicht frei von der allgemeinen menschlichen Schwäche, das Beste seines eigenen
Landes und Volkes hervorzuheben. Und das sollte man natürlich in Betracht
ziehen, doch es scheint mir, daß Bajenow es selbst bemerkte. In Zusammenhang
mit diesen Büchern verweise ich auf einen Artikel von H. P. Blawatsky über die
Auslegung biblischer Prophezeiungen. In dem Artikel ”Hoseas Prophezeiung über
verrostete Gleise“ sagt sie, daß es nach den kabbalistischen Schriften mit der
Methode des Notaricon möglich ist, aus jeder Prophezeiung und jedem Satz der
Bibel die Bedeutung herauszulesen. Als Beispiel führt sie einen Fall
kabbalistischer Berechnung und Auslegung des 14. Verses, Kapitel 113 des Buches
des Propheten Hoseas an. Dieser Vers, nach dieser Methode ausgelegt, soll die
Katastrophe des kaiserlichen Zuges bei Borki prophezeien sowie die wundersame
Errettung der kaiserlichen Familie am 17. Oktober 1888 nach dem hebräischen
Kalender im Jahre 5649. Natürlich hat dieser Vers nur Bedeutung, wenn er in
russisch gelesen wird, aber H. P. B. verweist darauf - falls einmal ein
englischer Kabbalist ihn liest -, daß Hosea auch das Auftreten des
niederträchtigen Mörders des Jack the Ripper in Whitechapel (das jüdische
Viertel Londons) und vieles andere vorausgesagt hat.
Ich
selbst hörte, intelligente Leute versuchten zu beweisen, daß in der Apokalypse
die Bolschewiken und sogar die Anzahl der Tage ihrer Macht erwähnt wären und
der dort erwähnte Michael kein anderer wäre als der Großherzog Michael
Alexandrowitsch. Ich erwähne dies sicherlich nicht, um das Buch von Bajenow in
Mißkredit zu bringen, sondern einfach deshalb, um jene zu warnen, die sich von
der Erforschung der biblischen Prophezeiungen so hingezogen fühlen. Irrtümer
entstehen oftmals nicht durch unrichtige Angaben, sondern vielmehr durch
unrichtige Deutung. So befindet sich z. Beispiel das neue irdische Jerusalem
nicht in Palästina, doch sein wahrer Standort kann noch nicht enthüllt werden.
Kennen Sie übrigens die Prophezeiung von L. Tolstoj kurz vor seinem Tode? Wir
haben kürzlich ein kleines Buch in russisch erhalten; ich konnte es kaum zu
Ende lesen. Diese gekünstelte Sprache mit ”dreifach-gelagerter“
wissenschaftlicher Terminologie tötet jeden Gedanken. Klarheit des Bewußtseins
offenbart sich vor allem in einfacher Ausdrucksweise.
Ich
empfehle Ihnen, psychische Energie zu erstreben sowie über alles nachzudenken,
was auf Erneuerung des Lebens zielt. Wenn man von der Bruderschaft spricht, muß
man äußerst vorsichtig sein, um diesen heiligen Begriff nicht durch
gotteslästerliche Bemerkungen zu profanieren. Geben Sie allen diesen Rat.
* * *
Und
nun über Atlantis. Der Artikel über die Funde Schliemanns ist interessant, doch
der Schluß, wo von Manuskripten gesprochen wird, die man in Mexiko und Peru
gefunden haben will, hat Themen aus den Chroniken alter buddhistischer Tempel
in Lhasa zum Inhalt. Diese Chroniken sollten sehr ernsthaft erforscht werden.
Lhasa selbst, soweit es die Stadt dieses Namens betrifft, ist nicht älter als
das siebente Jahrhundert nach Chr. Darüber hinaus sind die ersten
buddhistischen Tempel im selben Jahr erbaut worden. Wenn man schließlich die
völlige Abgeschiedenheit dieses Volkes und jener Örtlichkeit kennt, könnte man
fragen, wie konnten diese Chroniken nach Zentralamerika gelangen? Selbst wenn
man annimmt, daß irgendeine Keilschrift dieser Form in der Zeit der Atlantis
von Asien nach Zentralamerika überbracht wurde, könnte es sich um diese Zeit
sicherlich nicht um Lhasa oder buddhistische Tempel handeln, weil diese damals
noch nicht existierten.
Haben
Sie diesen Artikel von S. erhalten? Er trägt den Stempel derselben Hand. An W.
Scott-Elliots Buch, das Sie erwähnen, kann ich mich nicht erinnern. In der ”Geheimlehre“
gibt es über Atlantis jedoch gute Aussagen; sowohl die Ausgrabungen Schliemanns
als auch die Beiträge von Platon sind hier erwähnt. Ebenso gibt es im zweiten
Band der Zeitschrift ”Lucifer“, Seite 465, englische Ausgabe, einen
beachtenswerten Artikel über Atlantis. Er gründet auf Platons Werken ”Timaios“
und ”Kritias“. Ich schlage vor, daß Sie diese Auszüge aus der ”Geheimlehre“
übersetzen und zusammen mit Ihren eigenen fundierten Aussagen aus dem Artikel
”Lucifer“ und dem Buch von Scott-Elliot in einem Artikel zusammenfassen.
* * *
Glauben
Sie ja nicht, daß wir auf Anerkennung aus sind. Nichts steht unserer Absicht
ferner. Die jetzt gegebene Lehre muß und wird für den eigenen inneren Wert
genutzt werden. Wenn jemand, in seinem Käfig sitzend, unfähig ist, das
kosmische Ausmaß dieser Lehre zu begreifen, können wir ihm nur raten, sein
beschranktes Blickfeld sobald wie möglich zu erweitern. Daher werden wir nie
jemanden anlocken. Nur jene, die selbst anklopfen, finden bei uns offene Türen,
und wir haben auch unter den Theosophen viele Freunde. 1925 erhielt N. K. den
Auftrag, das Gemälde ”Der Bote“ zu malen und es dem nach H. P. Blawatsky
benannten Museum zu stiften. Durch dieses Geschenk und durch die Errichtung
dieses Museums wollte der Große Lehrer jenen, die auszulöschen gewisse ihrer
Nachfolger bemüht waren, ein ewiges Denkmal setzen.
* * *
Wenn
wir keine sofortige Antwort oder Bestätigung erhalten, so bedeutet das, daß es
dafür besondere Gründe gibt. Sie wissen, daß jetzt auf allen Ebenen eine
unerhörte Schlacht tobt! Die Kräfte des Bösen lenken die unterirdischen Feuer
an eine bedrohte Stelle, um die Erdkruste zu spalten. Und nur durch
unermüdliche Wachsamkeit aller Kräfte des Lichts wird unser Planet schließlich
vor Explosion bewahrt; ihre Anspannung in dieser Schlacht ist ungeheuer. Die
blutigen Schweißtropfen, von denen gesprochen wird, sind keine Übertreibung
sondern Wirklichkeit. Darüber hinaus ersticken die Kräfte des Lichts die Blitze
des Bösen und drängen den kriegerischen Geist vieler Völker zurück, um zu
retten, was es zu retten gilt. So erfüllen sie inmitten des Chaos des
kosmischen - des überirdischen und irdischen - Kampfes den Plan des Lichts und
schützen jene Elemente, die sich für die Evolution qualifizierten, um sie so in
die rechten Kanäle zu lenken. Ganze Sphären der niederen Schichten der
feinstofflichen Welt brechen jetzt zusammen! Und gibt es viele Bewußtseine, die
die Bedeutung und Folgen dieser Zerstörung zu erkennen vermögen?
Wie
könnten wir daher die Kräfte des Lichts mit unseren Bitten und Fragen
behelligen, da wir doch um das gigantische Ausmaß dieser unaufhörlichen
Schlacht wissen? Es sollte immer das rechte Maß eingehalten werden. Wir wissen,
daß alles dringend ist und alles Wichtige zur rechten Zeit mitgeteilt wird;
daher warten wir geduldig, und oft kommt die Antwort unverzüglich
So
müssen jetzt alle Krieger des Lichts die Bedeutung all dessen, was im
Harmagedon vor sich geht, klar erkennen. Mut, Standhaftigkeit und unermüdliche
Wachsamkeit sind nötig!
* * *
Ich
erhielt das Buch ”Photographien des Unsichtbaren“ von James Coates. Über dieses
Thema sollte man einen Artikel schreiben sowie auch über Gedankenübertragung
auf Entfernung. All dies gehört in den Bereich der psychischen Energie. Es gibt
jetzt viele von namhaften Verfassern veröffentlichte bedeutende Bücher, die die
parapsychologischen Erscheinungen berühren. Auch das Buch von Professor Rhine
von der Duke Universität enthält viele interessante Feststellungen.
25.
Juni 1936
Es
ist gut, wenn Sie erkannt haben, daß Ehrlichkeit gegen sich selbst die
Hauptforderung des Fortschritts ist, und ich möchte hinzufügen - immer und in
allem. Gerade ”bei der Arbeit an sich selbst muß man der Lüge Schild verkaufen”
(Blätter des Gartens MORYA II, § 5).
1.
Der Begriff Resonanzseele bei Tieren schließt durchaus nicht das Vorhandensein
eines individuellen Geisteskorns in jedem Tier aus. Der Begriff Resonanz an
sich schließt jedoch Unteilbarkeit aus. Für mich ist das so klar, daß es wirklich
keiner näheren Erklärung bedarf. Wenn die Individualität erwacht, dann gehen
allmählich entsprechende Veränderungen und eine Zurückziehung aus der
Grundgruppe vor sich. Ich rate Ihnen ernsthaft, diese Frage gründlich zu
untersuchen und den Ausspruch ”Ich bin ich“ nicht zu verwenden, wenn von
”Individualisierung“ bei Tieren gesprochen wird. Das Selbstbewußtsein eignet
nur der menschlichen Entwicklung.
2.
”Überholen und Qualitätsänderung des Karma“. Beide Ausdrücke werden nur von dem
Richtig verstanden, der sich dieses Gesetz völlig zu eigen gemacht hat.
3.
Und nun über die ”Heuschrecken“, von denen in den BÜCHERN der LEBENDIGEN ETHIK
gesprochen wird, worüber einige Leute sehr erstaunt waren. Die Bezeichnung
bezieht sich auf die Tatsache, daß der Raum infolge chaotischer Schwingungen
der niederen Energien in Gedanken und Emotionen derart verunreinigt wird, daß
die unerwünschten Gäste durch allerlei Arten von Mikroben angezogen werden und
verschiedene Epidemien verursachen. Diese unharmonischen Ströme rufen
mancherlei Unheil hervor. Daher können auch solche Erscheinungen wie
Heuschreckenschwärme durch entsprechende Schwingungen angezogen werden. Alle
niederen Wesenheiten können den hohen Schwingungen nicht widerstehen. So glaubt
man in Indien ernsthaft daran, daß ein Sadhu allein durch seine Anwesenheit ein
Dorf in seiner Nähe vor Epidemien, Erdbeben, Überschwemmungen und anderem
Unheil bewahren kann.
Und
so ist es: Ist solch ein Sadhu tatsächlich ein Einsiedler, der ein heiliges
Leben führt, erhebt er die umgebende Schwingung durch die Macht seiner Aura und
bringt sie in Harmonie, wodurch er chaotische Intrusion verhindern kann. Wie
Sie sehen, belächeln die Anfänger wie auch die Unwissenden gern alles, ohne zu
ahnen, daß sie in Wirklichkeit über sich selbst lachen. Tatsache ist, daß
gerade unwissende oder ungebildete Menschen gern die kompliziertesten,
dreifach-gelagerten Wörter verwenden, die sie kaum verstehen, um als gelehrt zu
gelten; wohingegen ihnen alles Klare und Einfache unwissenschaftlich erscheint
und so Gegenstand des Spottes wird. In Indien jedoch wird Einfachheit in der
Ausdrucksweise als höchste Errungenschaft erachtet, weil Einfachheit von
Klarheit des Verstehens zeugt. Die höchste Wahrheit offenbart sich allein in
der Erhabenheit der Einfachheit. Sicherlich, diese Einfachheit ist oft von
besonderer Art, genauso wie Freude eine besondere Art der Weisheit ist.
Ein
und dasselbe Prinzip - das feurige Element - offenbart sich in verschiedenen
Aspekten und Eigenschaften im menschlichen Mikrokosmos und ist auch in seinem
aurischen Raum eingelagert. Der feinstoffliche Körper wird manchmal in den
höheren und den niederen oder Astralkörper unterteilt. Dieser Astralkörper oder
Doppelgänger kann ganz leicht austreten und bei Medien geschieht dies ohne
eigenen Willen. Viele Phänomene in spiritistischen Seancen vollziehen sich
durch diesen Doppelgänger, der die Verbindung zwischen der Seele und dem
physischen Körper des Menschen darstellt, ähnlich wie bei Ätherwellen, die
zwischen drahtlosen Telegraphenstationen in Bewegung gesetzt werden. Der
feinstoffliche Körper hat viele Abstufungen, aber der höchste Zustand des
Mentalkörpers eignet der Feurigen Welt.
Ich
schätze Ihr entschlossenes Streben sehr - es ist das ”Sesam öffne dich“ der
Errungenschaften. Denken Sie an alles, was in den BCICHERN der LEHRE über
Streben gesagt ist: ”Streben ist das Boot des Archaten” (Gemeinschaft, § 55).
* * *
Ich
vermag Ihren Körperzustand zu beurteilen und rate Ihnen daher, ihn ins
Gleichgewicht zu bringen. Bemühen Sie sich, psychische Gelassenheit zu erlangen
und überlasten Sie ihr Gehirn nicht. Lesen Sie langsamer und denken Sie mehr
nach. Schreiben Sie die Gedanken nieder, die Ihnen in den Sinn kommen, und
später lesen Sie sie wieder, um den Fortschritt in der Klarheit und der
Verständlichkeit des Ausdrucks zu verfolgen.
Und
jetzt möchte ich Ihre Gruppe warnen. Oft erinnern einen die Anfänger und jene,
die sich der Heiligen Lehre eben erst näherten, an Medizinstudenten des ersten
Semesters. Wenn sie darangehen, verschiedene Krankheiten zu studieren,
verspüren sie die Symptome aller bestehenden Krankheiten in sich selbst.
Ähnlich beginnen einige Novizen, sich heilige Schmerzen zuzuschreiben sowie die
erhabensten Errungenschaften, über die sie in den Büchern der Lehre lesen. Vor
solchen Neigungen müssen sie gewarnt werden, denn dies zeugt vom Vorhandensein
unerwünschter Eigenschaften des Geistes, wie Eitelkeit und Mangel an
Unterscheidungsvermögen. Wenn diese Eigenschaften nicht überwunden werden, ist
Fortschritt auf dem geistigen Pfad unmöglich. Darüber hinaus muß daran erinnert
werden, daß, solange das dreißigste Lebensjahr nicht erreicht ist, das öffnen
der Zentren ohne Schaden für den Organismus unmöglich ist.
Ich
spreche natürlich nur vom normalen gesunden Körper Bei sogenannten Medien
können sich verschiedene Erscheinungen bereits im früheren Alter zeigen.
* * *
Für
sehr nervöse Menschen können kalte Schauer schädlich sein. Tun Sie Ihrem Gehirn
in späten Abendstunden keine Gewalt an. Es ist besser, früh aufzustehen und
sich zu früher Morgenstunde dem Lesen zu widmen.
* * *
Niemand
denkt daran, aus den BÜCHERN der LEHRE Gewinn zu ziehen. Das ganze Geld aus dem
Bücherverkauf wird für weitere Veröffentlichungen aufgewendet. Ich persönlich
kann hinzufügen, daß wir uns oft davon überzeugen konnten, daß die Menschen
das, was ihnen unentgeltlich gegeben wird, nicht schätzen. Das Buch ”Agni Yoga“
ist in Russisch tatsächlich nicht erhältlich, und wir kennen einige aufrichtig
bestrebte Menschen, die da sitzen und das ganze Buch für sich auf der
Schreibmaschine abschreiben. Das sind die geschätzten Leser, wogegen die
meisten von denen, die es leicht bezahlen können, es vielleicht genauso leicht
ins Regal stellen, ohne es zu Ende gelesen zu haben. Ein wirklich bestrebter
Schüler wird einen Weg finden, das Buch zu erhalten.
Ich
füge einige Paragraphen aus dem Buch AUM an:
§
277: ”Die in jedem menschlichen Organismus vorhandenen Teilchen höherer Energie,
existieren entsprechend auch in den anderen Naturreichen. Selbst in der
Feinstofflichen Welt bewahren das Tier- und Pflanzenreich die Energieteilchen.
Vor allem bestimmte Tiere, die in der Nähe der Menschen hausten, bewahren eine
bestimmte Verbindung mit dem Organismus der Bewohner der Feinstofflichen Welt.
Wenn Ich rate, gut zu den Tieren zu sein, so meine Ich, daß es besser ist,
kleinen Freunden als Feinden zu begegnen. In der Tat, man sollte in allem das
rechte Maß halten, andernfalls kann man schädliche Ausstrahlungen von Tieren
empfangen. Auch wenn Ich auf Pflanzenkost hinweise, will Ich den
feinstofflichen Körper vor Blut bewahren. Die Essenz des Blutes dringt tief in
den Organismus und auch in den feinstofflichen Körper ein. Blutige Nahrung ist
sehr unerwünscht, so daß Wir nur in Ausnahmefällen in der Sonne getrocknetes
Fleisch gestatten. Man kann auch jene Teile des Tieres gebrauchen, in denen die
Blutsubstanz gründlich umgewandelt wurde. So hat pflanzliche Nahrung auch für
das Leben in der Feinstofflichen Welt eine Bedeutung.”
§
278: ”Oft wird gefragt, ob Tiere in der Feinstofflichen Welt ihre Gestalt
bewahren? Nur selten, weil sie infolge des ihnen mangelnden Bewußtseins formlos
werden; manchmal sind es neblige Umrisse als Energieimpulse, aber sehr oft sind
sie nicht wahrnehmbar. In der Tat, Tiererscheinungen gehören der niederen
Feinstofflichen Welt an. Diese undeutlichen Gebilde können einen durch ihre
unklare Erscheinung schrecken. In diesen Schichten der Feinstofflichen Welt
darf sich der Körper des Menschen nicht aufhalten; in ihrem Bewußtsein gleichen
die Menschen dennoch häufig den Tieren.”
§
279: ”Die Feinstoffliche Welt ist überfüllt mit Urbildern von Tieren, aber nur
ein starkes Bewußtsein kann sie wahrnehmen. In der Tat, es gibt unzählige Arten
solch tierischer Vertreter, von den kompliziertesten bis zu jenen, die sich in
Unrat auflösen. Man sollte nicht denken, daß alle Bewohner der Feinstofflichen
Welt über gleiche Sehfähigkeit verfügen. Klarheit des Bewußtseins ermöglicht
klares Sehen, daher raten Wir, von Anbeginn bis zum Ende, um ein klares
Bewußtsein bemüht zu sein. Seit jeher heißt es, ”daß in einem trüben Brunnen
das Gute nicht wohnen kann”.”
23. Juli 1936
Es
ist erstaunlich zu vernehmen, daß die Großen Lehrer in der Stadt Shigatse
leben. Man sollte Tibet kennen, um zu verstehen, wie absurd diese Behauptung
ist! Wahrscheinlich entlieh der von Ihnen erwähnte Verfasser diese Nachricht
aus den ”Mahatma Letters“ an A. P. Sinnett, wo in einem Brief des Mahatma K. H.
der Verrat an H. P. Blawatsky durch das Ehepaar Coulomb erwähnt ist und solche
Ausmaße annahm. K. H. schrieb an Sinnett, daß es den Mahatmas nicht gelang,
dieser Affaire Einhalt zu gebieten, sondern daß sie von Shigatse aus noch mehr
aufgebläht wurde! Die Mahatmas lassen es oftmals zu, daß feindliche Elemente
ihre bösen Taten selbst ad absurdum führen, damit dann die Verteidigung gegen
das Böse wirksamer wird. Sie erinnern sich an die tactica adversa. ”Von“
bedeutet hier auf keinen Fall, daß der Mahatma in Shigatse lebte. Es gibt viele
Bollwerke des Lichts, die meilenweit von hier entfernt sind. Der Zugang zu
diesen Bollwerken wird streng bewacht. Viele Wege führen dahin; oft muß man
einen unterirdischen Weg, selbst unter Flüssen, passieren, um den Heiligen
Gipfel zu erreichen. Aber für jene, die gerufen sind, gibt es Wegweiser.
Seien
Sie vorsichtig mit ”gut informierten“ Menschen. Versuchen Sie nicht, ihnen zu
widersprechen, denn es ist hoffnungslos. Es ist besser, wenn Sie sich bemühen,
jeweils der Mentalität entsprechend, ihrem eigenen Verstehen nachzuhelfen als
an ihre Zerstörung zu denken, wie Vergiftung mit Gasen u. dgl. Sorgen Sie sich
daher vor allem um junge Menschen und um jene, deren Herzen aufgeschlossen und
noch unbefangen sind.
Und
nun über den uns zugesandten Artikel. Die Gedanken sind nicht schlecht, aber
der Ausdruck ”geschlossene Gemeinschaft“ ist nicht gut; denn jeder Ausschluß
bedeutet Abgeschiedenheit, und das entspricht nicht dem weiten Plan der
Zusammenarbeit. Ja, es wird auch jetzt noch mehr oder weniger erfolgreiche
Versuche geben, Gesellschaften und Gemeinschaften ins Leben zu rufen. Natürlich
ist es schwer, in der Tat sehr schwer, wenn die Mitglieder einer solchen
Gemeinschaft ihrem Bewußtsein nach sehr verschieden sind.
Das
Wichtigste ist, kein enges Gemeinschaftsleben zu führen, sondern im allgemeinen
einen Geist der Zusammenarbeit und des Großmuts im täglichen Leben und unter
jedweden Verhältnissen an den Tag zu legen; denn in allen Lebensbereichen sieht
sich die Menschheit jetzt neuen Problemen gegenübergestellt, welche die
Beteiligung vieler Kräfte und Fachleute erfordern, um zu einer synthetischen
Lösung und praktischen Entscheidung zu gelangen. In der Tat, auch
wissenschaftliche Fragen können jetzt nicht ohne die Zusammenarbeit der
Fachkräfte in den verschiedensten Wissensbereichen gelöst werden. Alles ist so
kompliziert geworden und hat derart gigantische planetare Ausmaße angenommen,
daß ein Geist allein kaum fähig ist, alle notwendigen Einzelheiten für eine
entscheidende Synthese zu erfassen. So wird das Leben selbst eine neue Art und
Weise der Zusammenarbeit erarbeiten. Daher sollte jeder Versuch freundlicher
Zusammenarbeit begrüßt werden, denn alle diese Anstrengungen sind Sprossen auf
der großen Leiter der Errungenschaft.
Und
nun zu etwas anderem. Wenn der von Ihnen erwähnte Astronom meint, daß
wahrscheinlich jeder Planet eine Sonne wird, so irrt er. Nach der Heiligen
Lehre ist es gerade umgekehrt. Tatsächlich war unser Planet, bevor er zur
Wohnstätte der Menschheit wurde, eine Sonne und noch früher ein Komet. So ist
auch der Mond, nachdem er seine Lebensgrundlagen und -kräfte der Erde
übermittelte, keine Sonne geworden, sondern ein sich auflösender Körper.
* * *
Sie
haben recht, wenn Sie meinen, daß alle Schrecken, die sich aus den Irrtümern
des Fürsten der Welt ergeben, durch die Sieben Kumaras oder Erzengel, die
zusammen mit Luzifer zur Erde kamen und das von ihnen überbrachte Licht, das
sich nun über die Menschheit ergießt, zunichte gemacht werden. Darüber hinaus
war auch Luzifer selbst, bevor er abtrünnig wurde, ein Lichtspender, denn auch
er war an der Erweckung der höheren Fähigkeiten im Menschen beteiligt. Die
Entwicklung der Fähigkeit des höheren Denkens kann mit nichts anderem verglichen
werden, denn nur auf dem Pfad des Öffnens der höheren Zentren kann wahre
Unsterblichkeit erlangt werden. Gewiß, jeder Mensch ist nicht allein für sich
selbst verantwortlich, sondern auch für die anderen, denn der Mensch ist in der
vollen Bedeutung dieses Begriffes ein Gestalter der ganzen Welt. Er birgt alle
Möglichkeiten in sich. Von allen Kreaturen hat allein der Mensch die Gabe des
bewußten freien Willens. Die einzige Ausdrucksform dieser Freiheit ist die
Wahlfreiheit, und die Wahl kann ihn zu einem Gott oder zu einem Teufel machen.
Wir
wissen auch, daß jede Macht durch Widerstand ansteigt. Daher bieten alle
Schwierigkeiten, die sich infolge der Abtrünnigkeit des Herrn der Erde auf dem
Pfade der Menschheit ergeben, den Menschen gleichzeitig die Möglichkeit
besonderer Anspannung und Verfeinerung ihrer Fähigkeiten und somit die
Beschleunigung ihres Fortschritts. Seit langem heißt es: ”Seid gesegnet
Hindernisse, denn durch euch wachsen wir”. So heißt es auch in den ältesten
indischen Schriften, daß das Kali-Zeitalter für geistige Vervollkommnung
besonders günstig ist, und was im Satya-Zeitalter nur durch Hunderttausende von
Inkarnationen zu erreichen ist, kann im Kali-Zeitalter in einigen Leben
erreicht werden. Daraus können wir schließen, daß die Kräfte des Lichts die
Abtrünnigkeit Luzifers schließlich zum Guten wenden werden. Wie immer, sind
auch hier nur starke Geister, die es lieben, Schwierigkeiten zu meistern,
besonders erfolgreich. Lauwarme hingegen, die den leichtesten und
verantwortungslosen Weg wählen, werden zu hartem Schaffen verurteilt, das sie
letzten Endes zum schwierigsten Pfad führen wird. Daher sind die Worte aus der
Apokalypse tiefgründig und geradezu wissenschaftlich: ”Da du lau bist und weder
kalt noch heiß, so will ich dich aus meinem Munde speien.”.
Ihre
Andeutung über Christi Vorwurf gegenüber seinen Schülern ist sehr
beachtenswert. Ja in allen Zeitaltern waren die Großen Lehrer oft gezwungen,
auf die Untätigkeit, Entzweiung und Lauheit der sogenannten guten Menschen sowie
auf den Eifer, die Solidarität und Findigkeit der Finsteren hinzuweisen. In der
Tat, gegenwärtig hat sich dieser Eiter sowie die Solidarität noch verstärkt,
denn die Finsteren fühlen, daß die Entscheidungsschlacht für sie die
Vernichtung bringen wird. Wirklich, die Zeichen des Großen Sieges sind bereits
sichtbar. Nach einer gewissen Zeit wird vieles eingeleitet werden. Segensreiche
Zeichen schützen das Neue Land.
Wir
sollten uns über Abessinien nicht zu sehr grämen; mit der Zeit wird auch hier
der Sieg einziehen, aber man darf dies nicht grob auffassen. Die Zeit brutaler
Eroberungen ist vorbei. Jedes Volk hat das Recht, sein eigenes Leben zu führen
und die Zusammenarbeit zu lernen.
Die
mir zugesandten Unterlagen reiche ich Ihnen hiermit zurück; und ich möchte
erneut darauf hinweisen, daß jeder seinen eigenen Weg bauen möge. Je größer die
Verschiedenheit in solchen Versuchen, um so schöner wird die Krone der
Errungenschaft. Nun möchte ich aus dem Buch AUM zitieren:
§
441: ”Ein Kollektiv ist keine geschlossene Gemeinschaft. Das auf dem
Naturgesetz beruhende Kollektiv beinhaltet das Element der Unbegrenztheit. Dem
Arbeitsaustausch und der gegenseitigen Hilfe dürfen keine herkömmlichen
Beschränkungen auferlegt werden. Im Gegenteil, das Kollektiv öffnet allen
Möglichkeiten die Tore. Außerdem sind Kollektive miteinander verbunden und
bilden so ein Arbeitsnetz, das sich über die ganze Welt erstreckt. Niemand kann
vorausbestimmen, welche Formen des Kollektivs sich zu entwickeln vermögen.
Durch Kollektive gegründete Einrichtungen können höchst verschieden sein und
sich mit Fragen der Erziehung, der Industrie, der Landwirtschaft befassen. Es
gibt kein Betätigungsfeld, das durch das Kollektiv nicht ungeheuer verbessert
werden könnte. Man sollte die Menschen nicht davon abhalten, sich in völlig
neuen Verbindungen zur Zusammenarbeit zusammenzufinden. Das Kollektiv ist ein
Bollwerk des Staates und eine Pflanzstätte des öffentlichen Lebens. Woher kommt
die öffentliche Meinung? Woraus bildet sich der Wunsch nach Fortschritt? Woher
erhalten die einzelnen Schaffenden Hilfe? Zusammenarbeit wird gewiß auch
Einigkeit lehren.”
§
343: ”Wer sind denn jene, die Einigkeit nicht schätzen und lieben? Sie haben
das Gefühl der Standfestigkeit nie erfahren, das immer mit Einigkeit verbunden
ist. Sie kennen nicht den Mut, der von der Einigkeit untrennbar ist. Sie haben
den Fortschritt abgelehnt, der durch Einigkeit stark wird. Sie haben nie die
Freude empfunden, die durch Einigkeit besteht. Sie haben das Bollwerk der
Einigkeit verschmäht. Was bleibt dann für sie übrig? Entweder sie brechen
zusammen unter dem Orkan, verdorren unter der Sonne oder verwesen im Moder der
Vorurteile. Wer sind denn jene, die Einigkeit verachten?”
§
344: ”Das offenkundigste Beispiel für Maja und Wirklichkeit findet sich in den
Himmelskörpern. Obwohl solch ein Körper vor Tausenden von Jahren zerstört
wurde, ist sein Licht auf der Erde noch wahrzunehmen. Wer könnte sich erkühnen,
die Grenzlinie zwischen Bestehendem und Visionärem zu ziehen? Wir finden
ähnliche Beispiele auch unter irdischen Erscheinungen.”
§
345: ”Irdische Sieger, wo ist euer Sein und wo euer Trugbild? Wer entscheidet,
ob es Sieg oder Widerschein ferner Ereignisse ist? Wo ist die Grenze der
Wirklichkeit? Mögen alle Gestalten sich zusammenscharen, sie werden den
Schlüssel der Lösungen nicht finden Nur die feinste Energie kann zwischen Leben
und Erstarrung unterscheiden. Aber die Menschen ziehen es vor, mit Trugbildern
zu leben.”
3.
August 1936
Die
Großen Lehrer hatten bestimmt nie die Absicht, alle bestehenden Gruppen zu
einer oder mehreren ”geschlossenen“ Gemeinschaften zu vereinen - dies käme dem
Tode gleich. Leben und Schönheit bestehen nur in Verschiedenartigkeit; daher
mögen die Lichtzellen frei gedeihen wie schöne Blumen auf der Wiese des Lebens.
Vereinigung bedeutet nicht unbedingt, kommunale Hauptquartiere oder gleiche
Anwendungsmethoden und Errungenschaften zu haben. Einigkeit als echte
Bewegungskraft muß vor allem im Geiste geboren werden und sich in Großmut und
Zusammenarbeit in allen täglichen Lebensverhältnissen kundtun. Zusammenarbeit,
Mitarbeit und Gemeinschaft bedeuten die weiteste Freizügigkeit. Daher gibt es
dort, wo es Bewußtseinseinheit gibt, keinen Raum für Zwang.
Ein
anderer Begriff - Verzicht auf Eigentum - wird oft falsch verstanden.
Verzicht auf Eigentum bedeutet nicht, alles abzugeben und jedweden Besitz
abzulehnen. Sachen sind das Ergebnis menschlicher Schaffenskraft, und sie
sollten geachtet werden. Die Verbesserung ihrer Qualität ist eine Stufe zur
Vervollkommnung des Geistes. Die Lehre sagt uns, daß die wahre Bedeutung von
Gegenständen in dem Sinne verstanden werden sollte, daß wir nicht ihre Sklaven
werden. Man muß alles lieben lernen und doch gleichzeitig bereit sein, für eine
neue Errungenschaft alles aufzugeben Liebe zu schönen Sachen ohne das Gefühl
des Eigentums ist eines der reinsten und erhabensten Gefühle. Ohne Liebe kann
nichts geschaffen und verbessert werden So mögen die Menschen es lernen, zu
lieben ohne das Gefühl des Eigentums. Mögen sie schöne Schöpfungen ohne den
herkömmlichen Begriff des Eigentums bewundern.
Es
war interessant, in den uns zugesandten Zeitungsausschnitten von Wiedergeburt
zu lesen. Ihre Bemerkung, daß die finsteren Kräfte versuchen, die Menschen
daran zu hindern, das Gesetz der Wiederverkörperung anzunehmen und sich daher
bemühen, mittels ihrer Agenten oder unbewußten Helfershelfer die Idee der
Reinkarnation als Absurdität hinzustellen, kommt der Wahrheit ziemlich nahe. Darüber
hinaus werden sie darin von einigen Psychikern unterstützt, die meistens das
sehen, was sie sehen wollen. Vergessen wir auch nicht, daß Ehrlichkeit in allem
und jederzeit eine der seltensten Eigenschaften ist. Tatsächlich gibt es nach
Aussagen der Medien viele Napoleone, Tamerlane, Ramsese, Kleopatras, Semiramise
u. a., die alle gleichzeitig die Erde besuchen! Da wird man verleitet zu
fragen, wer von ihnen echt ist.
Aus
diesem Grunde sind Beweise der Reinkarnation, etwa wie es sich mit dem kleinen
indischen Mädchen Chanti ergab - ein Fall, der von so vielen überlebenden
Zeugen aus ihrem früheren Leben überprüft werden konnte - so wichtig.
Wahrscheinlich haben Sie davon gelesen, denn ich sandte Ihnen den
Zeitungsausschnitt.
Hier
dazu die Erklärung aus § 491 aus dem Buch AUM: ”Laufend hört ihr absurde
Märchen, daß hier gleichzeitig von ein und derselben Person Reinkarnationen
erfolgen - eine ebenso unwissende wie schädliche Schlußfolgerung. Verneiner der
Reinkarnation benutzen solche Erdichtungen, um die Möglichkeit der Wiedergeburt
zu bestreiten. Dabei übersehen sie den Grund, nämlich phantasiereiche
Erdichtung, die die Schuld manchmal abschwächt. Manche Menschen erinnern sich
an Einzelheiten einer bestimmten Epoche, weil sie davon träumten, eine berühmte
Persönlichkeit zu sein, und ihre Traumeinbildung bewirkte die Einbildung einer
Inkarnation. Ein Kind bildet sich vielleicht ein, ein Feldherr zu sein, und
diese Vorstellung senkt sich bereits in seinen ”Kelch“.
Es
gibt viele, die sich ihrer früheren Leben erinnern, aber durch Trübung des
Bewußtseins rufen sie ihre eigenen vergangenen Wunschträume hervor. Man muß
sehr behutsam sein, um die Irrtümer anderer nicht zu streng zu beurteilen.
Abgesehen von Eigendünkel und Unwissenheit, mag es nur teilweise Irrtümer ohne
Grundmotiv geben. In der Tat, es kann auch verschiedene Formen der Besessenheit
sowie Einflüsterungen mit böser Absicht geben, doch über Besessenheit ist
bereits genügend gesagt worden.”
Ja,
die finsteren Kräfte bemühen sich sehr, alles zu entstellen und zunichte zu
machen, was zur Kenntnis anderer Sphären und Welten führt, wo das Leben
fortgesetzt wird. Sie sind sich bewußt, daß die Erweckung dieses Wissens ihnen
den Todesstoß versetzen und die Reihen ihrer Anhänger merklich lichten würde.
Wahrlich, das Wesen der Finsteren wird offenkundig werden, und nur wenige
werden in ihre Legionen eintreten wollen, nachdem sie von dem Schrecken
überzeugt wurden, der als letzte Konsequenz jene erwartet, die im Bösen leben.
Daher können sie nur auf den Fluida der Zerstörung und Zersetzung bestehen; das
Nichtvorhandensein dieser Substanz bereitet ihnen unglaubliche Not.
Ebenso
recht haben Sie, wenn Sie die ungewöhnlichen Zeichen in allen
Lebenserscheinungen beachten. Das Nahen der feurigen Energien beeinträchtigt
entschieden die ganze Natur. Man kann zur Zeit wirklich nicht daran gehen, den
Ernteertrag zu vermindern, indem man das unbestellte Feld verläßt, nur um den
Preis zu halten. Einige Länder haben den Schaden dieser Maßnahme zu spüren
bekommen. Wahrlich, ”Der Mensch denkt und Gott lenkt“. Hätten die Menschen
früher psychische Energie studiert, wäre es ihnen gelungen, viele Miseren zu
vermeiden.
* * *
Aus
allen Löchern kriechen die dunklen Kräfte hervor, aber zur Zeit werden überall
die Herde des Lichts angezündet. Seien Sie wachsam und mutig, die Zeiten sind
ernst, aber das Morgenrot glüht bereits. Die Höhere Hilfe steht bereit; wollen
wir es lernen, sie mit mutigem Herzen, in Bereitschaft, Dankbarkeit und vollem
Vertrauen entgegenzunehmen.
14.
August 1936
Die
in Ihrem Projekt niedergelegten Gedanken sind ausgezeichnet, aber ihre
Ausführung erfordert andere Bedingungen als die jetzt bestehenden, die sich
unter dem Druck nahender Ereignisse bilden. Natürlich, das dringendste Problem
ist die Geburt des wahren Menschen; und daher ist es so notwendig, die
Saatkörner des neuen, erweiterten Bewußtseins und Verstehens der Zusammenarbeit
in weitestem Rahmen auszustreuen.
Beim
Errichten von Gemeinschaften sind Mitarbeiter mit einem vorbereiteten
Bewußtsein notwendig. Andernfalls wird solch ein Unterfangen nichts anderes
sein als eine schreckliche Belastung und ein Schreckgespenst einer
Gemeinschaft. Dafür ist es notwendig, neue Schulen zu schaffen, wo von Kindheit
an die Grundlagen zum Verstehen der Bestimmung des Menschen verankert werden -
sein Platz und seine Rolle in der Welt sowie seine kosmische Abhängigkeit. Mit
diesen Begriffen wird er seine soziale Rolle und hauptsächlich seine
persönliche Verantwortung erkennen, die damit die gebührende Bedeutung erlangt.
Aber diese Schulen bedürfen geeigneter Lehrer. Aus diesem Grunde ist es von
großem Nutzen, daß sich um die Lehre der LEBENDIGEN ETHIK Gruppen bilden, aus
denen die Träger des neuen Bewußtseins hervorgehen.
Wahrlich,
die Lehre der ”Lebendigen Ethik“ betrachtet die ganze Welt als eine
Weltgemeinschaft. Wir werden gebeten, Zusammenarbeit, Einigkeit und
Großzügigkeit zu pflegen; nirgendwo jedoch heißt es, daß wir uns gegenseitig
ankrempeln sollen. Dem Arbeitsaustausch und der gegenseitigen Hilfe sollten
keine herkömmlichen Beschränkungen auferlegt werden. Jedwedes übertriebene
Haften an einem bestimmten Platz wird verurteilt, weil es zu einseitig macht.
Der Große Buddha, der Begründer der Weltgemeinschaft, riet seinen Schülern,
nicht zu lange an einem Ort zu verweilen, sondern stets neue Länder zu
besuchen, um Kontakt mit verschiedenen Menschen zu haben.
Gemeinschaften,
die sich der wissenschaftlichen Forschung widmen, sind ausgezeichnet, sie erleichtern
die Arbeit der Wissenschaftler, die mit allgemeinen Problemen befaßt sind.
Ausgezeichnet sind auch die Sanatorien und Forschungslaboratorien, die
verschiedene Fachkräfte für die Arbeiten für das Allgemeinwohl vereinen. Ich
könnte mir vorstellen, daß ganze Bildungsstätten errichtet werden - Städte des
Wissens wie auch Kollektive, die alle Lebensbereiche umfassen; jedoch, wie ich
die menschliche Natur kenne, kann ich mir eine erfolgreiche enge, geschlossene
Gemeinschaft von gänzlich verschiedenartigen Menschen kaum vorstellen. In solch
einer engen, geschlossenen Gemeinschaft wäre Nivellierungstendenz
unvermeidlich, und solche Nivellierung verwandelt Begabung unweigerlich in
Durchschnittlichkeit, was Einbuße der Kultur und des Zivilisationsniveaus verursacht
und damit zur Primitivität und leider zum nächsten Zustand - zur Vergröberung -
führt.
Daher
sollten Gemeinschaft und Zusammenarbeit im weitesten nutzbringenden Ausmaß
verstanden werden. Vor allem die neuen wissenschaftlichen Entdeckungen sowie
das Leben selbst werden neue Formen der Zusammenarbeit herbeiführen. Das
internationale Postsystem und das Verkehrsmittelwesen haben bereits gezeigt,
welch gegenseitiger Nutzen durch ausgezeichnete Zusammenarbeit zwischen
verschiedenen Ländern erreicht werden kann. Und so glaube ich an die weiteste
Entwicklung des Kollektivs durch die verschiedenartigen Verbindungen. Weit
organisierte Kollektive werden beweisen, welcher Volkswohlstand aus solcher
Zusammenarbeit erwachsen kann. Jetzt wird der Wunsch vieler Menschen,
Arbeitsgemeinschaften zu errichten, immer offenkundiger, und dieser Wunsch ist
zweifellos ein Widerhall in Richtung Evolution. Im Buch AUM der AGNI
YOGA-Schriftenreihe gibt es viele Hinweise auf die notwendige
Gemeinschaftsarbeit.
So
sollten wir primär an die Erziehung und Erweiterung des Bewußtseins denken.
Diese Erkenntnis wird die nützlichsten Ergebnisse zeitigen.” … Disharmonie in
Einzelheiten kann den ganzen Aufbau zunichte machen …” Eignen wir uns daher in
unseren Gruppen, wo LEBENDIGE ETHIK studiert wird, Großzügigkeit in der
Zusammenarbeit an; das ist eine gute Schulung für die engere Gemeinschaftsform.
Seien wir hilfsbereit anderen gegenüber und üben wir das Höchstmaß an
Feinfühligkeit und Entgegenkommen gegenüber anderen Wesensarten.
* * *
Es
ist durchaus wahr, daß die Gesellschaften für psychische Forschungen sich in
allen Ländern derzeit auf den ersten Stufen befinden, doch vor ihnen liegt das
ganze unbegrenzte Wissensgebiet. Sie befinden sich alle auf einem Weg und sind
derzeit an einem toten Punkt angelangt. Der Grund liegt darin, daß die meisten
von ihnen ihre Experimente mit unbedeutenden Medien durchführen. Interessant
sind Forschungen auf dem Gebiet der psychischen und parapsychischen
Erscheinungen mit feurigen und geistig entwickelten Individuen; nur sie können
zu neuen Stufen des Verstehens der höheren Energie und der Bedingungen der
Feinstofflichen Welt in den höheren Sphären führen. Daß durch die Beschäftigung
mit den niederen Sphären, die an die irdische Ebene angrenzen, Schaden
entsteht, ist Ihnen ja aus den Büchern der Lehre bereits bekannt.
Ich
möchte hier einen Paragraphen aus dem Buch AUM zitieren: ”Das Ektoplasma ist
der Speicher für die psychische Energie. Wirklich, die Substanz des Ektoplasmas
ist ein Mittelding zwischen dem irdischen und dem feinstofflichen Sein. Die
psychische Energie, die allen Welten eigen ist, steht vor allem mit der der
Feinstofflichen Welt nahestehenden Substanz in Beziehung. Daraus kann man
ersehen, daß die Reinheit des Ektoplasmas genauso bewahrt werden muß wie die
der psychischen Energie. Man muß daran erinnern, daß sich das Medium durch
Abgabe von Ektoplasma an Ungerufene in große Gefahr begibt. Eine so wertvolle
Substanz darf man nicht ungebetenen Gästen überlassen. Wertvoller ist der
Verkehr mit höheren Kräften, die uns die Kräfte nicht absaugen, sondern uns
neue Kräfte zuströmen lassen. Psychische Forschungen müssen zweckmäßig
betrieben werden. Man darf ein Wesen nicht aussaugen.”
Ich
vermute, Sie wissen, daß alle Phänomene in spiritistischen Sitzungen mittels
Ektoplasma, das dem Medium und allen Anwesenden abgesaugt wird, erreicht
werden. Und so können Sie sich den unsauberen Zustand des Ektoplasmas
vorstellen, wenn es nach Gebrauch durch die Gäste aus den niederen und
mittleren Sphären zu seinem Eigentümer zurückkehrt. Daher ist es bei der
psychischen Forschung so wichtig für alle Anwesenden, daß beide (der Forscher
und das Medium) in guter Gesundheit und von hohem moralischen Niveau sind. Wenn
Menschen mehr wissen, wird dies vielleicht auch sichtbar werden. So ist im Buch
AUM vieles gesagt über diese Energie, und es wird besonders hervorgehoben, daß
jene, die sich mit der Erforschung dieser Energie befassen, selbstlos über ein
feines Unterscheidungsvermögen verfügen und reinen Herzens sein müssen. Die
Erforschung und das Studium der psychischen Energie ist die Wissenschaft der
nahen Zukunft.
Die
Anhänger der Christian Science (Christliche Wissenschaft), der Kreis, von dem
Sie sprechen, sind in Amerika stark vertreten und erzielen gelegentlich
bemerkenswerte Heilungen. Aber es kam schon vor, daß einige ihrer unwissenden
Anhänger sich selbst und ihre Nächsten ruinierten, weil diese Heiler oft
unsauber und schwach sind. Darüber hinaus können nicht alle Krankheiten direkt
durch psychische Energie geheilt werden. Wenn ein chirurgischer Eingriff
unvermeidlich ist, kann psychische Energie allein, ohne Gebrauch der nötigen
Instrumente, nicht helfen.
* * *
Als
ich vom Verlassen des Lehrers sprach, meinte ich das Verlassen eines bewußt
gewählten Lehrers und nicht das Verlassen einer besonderen Kirche, der man von
Geburt her angehört. Nur das bewußte Wählen eines Lehrers ist von Bedeutung und
nicht die durch Geburt bestimmte herkömmliche Glaubenszugehörigkeit, die uns
zwangsläufig an diesen oder jenen Religionsstifter bindet. Freilich, bewußtes
Wählen ist der Ruf des Geistes. Die Große Bruderschaft stellt ein Einziges Ego
dar; daher ist die Lehre, die von ihr ausgeht, ihrem Wesen nach ein und
dieselbe, ganz gleich welcher Lehrer sie uns übermittelt. Aber jeder Lehrer
gehört einem eigenen Gestirn an und ist seinem Wesen nach mit allen jenen
verbunden, die unter demselben Gestirn empfangen wurden. Daher ist es besonders
schön, wenn Geistwesen, die das gleiche Wesen haben, sich unter der Führung
ihres eigenen Herrschers sammeln. Jeder Lehrer hat auch seine eigene
individuelle Methode. Ich kann mir ein späteres Verlassen des Lehrers, sobald
ich bewußt gewählt habe, nicht vorstellen; denn je höher wir aufsteigen, desto
enger wird das Band mit dem Lehrer.
* * *
Sicherlich,
Rauchen ist unserer Lebenskraft abträglich. Es ist allerdings wahr, daß H. P.
Blawatsky geraucht hat, aber da ihr Zustand so außergewöhnlich war, sollte man
nicht versuchen, sich mit ihr zu vergleichen. Ihr Leben, das sie unter Fremden
zubrachte, war unbeschreiblich hart; sie ist von ihnen nie ganz verstanden und
sogar verraten worden, sowohl bewußt als auch unbewußt. Dies alles sowie das
Rauchen hinderten sie daran, ihre Arbeit zu vollenden und den letzten Band der
”Geheimlehre“ zu schreiben. Es gibt zudem viele Menschen, die den Takur,
Gulab-Singh, den Held ihres Buches ”Die Höhlen und Dschungel von Hindustan“ für
den Mahatma K. H. halten. Jedoch in diesem beachtenswerten, für die breite
Öffentlichkeit geschriebenen und daher durch reiche Phantasie von H. P. B.
stark ausgeschmückten Buch wird das Bild eines anderen Mahatma geschildert.
Es
ist wahr, daß der Lehrer K. H. in seinen Briefen an Sinnett manchmal mit ”Lal
Singh“ unterschrieb, aber die Mahatmas benutzen viele Namen, und in manchen
Fällen unterschreiben sie mit einem einfachen allgemeinen Namen. Wirklich,
keiner der Mahatmas raucht, und die Legende über die benutzte Pfeife durch
einen von ihnen rührt von einer mit leichter Hand geschriebenen Geschichte von
H. P. Blawatsky her, in der sie die indische Pfeife des Meisters M. meinte,
jedoch ohne zu erwähnen, womit die Pfeife gefüllt war. Der Grund war, daß M.
M., aus den Höhen kommend, die ganze Last sowie den Druck der Atmosphäre der
Täler stark verspürte und so zur Erleichterung rauchte, d. h. ein spezielles
Ozonpräparat inhalierte. Daher die Legende über die Pfeife und das Rauchen.
* * *
Wirklich,
es gibt keine großen und kleinen Dinge im Kosmos, aber das tägliche Leben
menschlicher Wesenheiten hat sich von kosmischen Begriffen so weit entfernt,
daß es mit den unbedeutendsten und abscheulichsten Dingen erfüllt ist. Doch
kosmische Zweckmäßigkeit und Vergleichbarkeit fegen die Sandhaufen unserer
gegenwärtigen Zeit hinweg und geben der Hoffnung auf bessere Schöpfungen Raum.
* * *
Achten
Sie auf Ihre Gesundheit, die Ströme sind äußerst schwer, die Ereignisse häufen
sich. Der Ort des großen Aufbaus der Zukunft ist angedeutet, aber noch nicht
ausgesprochen, und die Vermutungen der Menschen weit davon entfernt. Daher wird
alles, was für die kommende Zeit heilig ist, behütet. Jemand las Nostradamus
und versuchte, die großen Zeichen für sich anzuwenden, aber er irrte sehr. Die
Großen Eingeweihten wußten das Heiligste in ihren hinterlassenen Schriften zu
schützen. Ohne Schlüssel kann niemand ihre Hinweise verstehen. Aber sobald das
Vorausgesagte eintrifft, wird auch der Schlüssel gefunden werden.
24.
August 1936
Sie
fragen, wie Sie auf den ”Aufruf an die MUTTER DER WELT“, der von der
Theosophischen Gesellschaft herausgebracht wurde, reagieren sollen. Ich würde
vorschlagen, ihn in einer freundlichen und sympathischen Weise anzunehmen. In
der Epoche der MUTTER DER WELT müssen wir alles über sie Gesagte willkommen
heißen. Und warum überrascht sein, daß A. Besant es schreiben konnte? Im Osten
ist der Kult der MUTTER DER WELT, der Göttin Kali oder Durga, weit verbreitet,
und man kann sagen, daß er im Hinduismus vorherrscht. Aber auch unter anderen
Sekten findet man mehr Verehrer der Großen Mutter als für einen anderen Aspekt
der Gottheit. In der Mongolei und in Tibet werden Dukkar oder die Weiße Tara
sowie auch andere Taras oder Schwestern sehr verehrt. In allen alten Religionen
wurden die Göttinnen für das Heiligste gehalten. An der Spitze von allem, oder
besser hinter dem Schleier, steht der ”Ewige und immerwährende Atem alles
Seins“. Aber auf der manifestierten Ebene herrscht das ewig Weibliche Prinzip
oder die große MUTTER DER WELT.
Und
hier einige Daten: Im Jahre 1924 erreichten die Strahlen des Sterns der MUTTER
DER WELT die Erde und riefen ein neues Bewußtsein hervor; sehr viele Frauen
wurden durch Bestrebtheit zu neuem Leben entfacht.
Im
Jahre 1924 malte N. K. einige Variationen seiner Gemälde ”Die MUTTER DER WELT“.
Sie wurden im Museum in New York ausgestellt und machten ungeheuren Eindruck.
Die Reproduktion eines dieser Gemälde, dem meine Vision zugrunde lag, erlangte
weite Verbreitung.
1924
schrieb N. K. den Artikel ”Der Stern der MUTTER DER WELT“, der im ”Theosophist“
in Adyar veröffentlicht wurde.
Seit
1917, nachdem wir bereits die Heimat verlassen hatten, setzte N. K. seinen
Feldzug für die Kultur und die Einigkeit durch die Kunst fort. Sein Motto, das
die Bedeutung der Kunst zum Ausdruck bringt, wurde zum Schild des Instituts in
New York und erschien in vielen Büchern und Zeitschriften. Denken wir somit an
den § 375 aus dem Buch AGNI YOGA: ”Worin besteht der Erfolg eines Yogi? Weder
in der Anziehung der Massen noch in der Belehrung der Menge. Doch nahe den
Werken des Yogi kann man bewußte und unbewußte, freiwillige und unfreiwillige
Nachahmungen gewahren. Die Menschen beginnen, das gleiche zu tun. Sogar Feinde
folgen fluchend dem gleichen Weg. Es ist, als ob sich um die Taten eines Yogi
eine besondere Atmosphäre gesammelt hätte. Dies ist wirklicher Erfolg, wenn
weder Gold noch Menschen, sondern das unsichtbare Feuer menschliche Herzen
entflammt. Doch mit dem Wunsch nachzuahmen, betreten sie dieselbe Atmosphäre
und tragen Tropfen desselben schöpferischen Taus mit sich. Der Erfolg kommt
nicht allein von außen, er wird durch das Zusammenwirken von menschlichen
Händen mit dem Gedanken des Raumes geschaffen. Doch der Yogi wird zum ersten
Kanal, zum primären Empfänger der Raumenergien. Daher leuchtet der Yogi wie ein
aufrufendes Feuer. Er baut auf, was aufgebaut werden muß. Er fügt die
vorbestimmten Steine zusammen. Und selbst Feinde schaudern - sprechen die von
ihm übergebenen Worte nach. Der Yogi ist kein Prediger. Er erscheint selten;
doch die anvertrauten Werke wachsen in einer eigenen Farbe. Andere anerkennen
selbst das Blühen dieser Werke nicht, deren Bestimmung es ist, nicht zu
verzehren, sondern zu entflammen.
Wohin
ergießt sich der Funke des Feuers? Kann man alle entfachten Feuer sowie alle vom
Feuer eines Agni Yogi erwärmten Wanderer sehen? Das Feuer lodert erfolgreich
auf, denn es brennt nicht für sich.”
Und
so laßt uns alles willkommen heißen, was der aufgezeigten Richtung nicht
widerspricht, sondern sie bestätigt.
Kürzlich
erhielt ich einen ausgezeichneten Appell an die Frauen - geschrieben von Frau
K. Ich stimme mit ihrer Behauptung völlig überein, daß Theorie in die Praxis
übergehen muß, doch kann ich ihrer Feststellung nicht ganz beipflichten, daß
”als erster Schritt auf dem Pfad ein Gemeinschaftshaus zu errichten ist, damit
die Menschen, die sich entschlossen haben, den Pfad der neuen großen Epoche der
Erneuerung und Lebensvergeistigung zu beschreiten, zusammen leben können”. Vor
allen anderen wäre ich persönlich an diesem Gemeinschaftshaus und an der
Nivellierung der Gemüter am wenigsten interessiert. Versorgtsein und leichte
Errungenschaft sind die großen Hindernisse auf dem Pfad des geistigen
Wachstums.
Jugend
ist da, um alle Hindernisse zu prüfen und daran ihren Geist zu stählen. Im
Zusammenhang mit diesen vorgeschlagenen Gemeinschaftshäusern und dem Gedanken,
durch Kleider, Nahrung und Obdach völliges Versorgtsein zu schaffen, erinnere
ich mich an die zahlreichen Lager-Gemeinschaften der letzten Jahre in Amerika,
zu dem Zweck, der beschäftigungslosen Jugend zu helfen. Wie mir mitgeteilt
wurde, endeten sie alle erfolglos. Die jungen Leute, die mit allem ausgestattet
wurden, waren unfähig, einer ordentlichen Arbeit nachzugehen. Die meisten von
ihnen zogen das leichte Leben mit der minimalen physischen Arbeit in solchen
Gemeinschaftslagern, das ihnen ein sattes und ruhiges Dasein bot, vor.
Doch
nicht mit der Bequemlichkeit der Jugend wollen wir uns befassen, sondern damit,
sie für den Lebenskampf, der ein unabänderliches kosmisches Gesetz darstellt,
besser auszurüsten. Aus diesem Grunde wird beim Aufbau der Neuen Epoche der
Hauptfaktor des Volkswohls in der Erziehung und Bildung der Menschen liegen. Es
ist dringend notwendig, der Verbesserung und Erweiterung der Schulprogramme
Aufmerksamkeit zu schenken, vor allen jenen der Elementar- und Mittelschulen.
Die Frau muß ihre Stimme erheben und auf einem Bildungsprogramm für beide
Geschlechter bestehen. Von Kindheit an sollte Achtung vor dem Wissen gelehrt
werden. In den Schulen sollte auf diese wahren und alleinigen Beweger der
Evolution mit konkreten geschichtlichen Beispielen hingewiesen werden. Es muß
ein Stadium erreicht werden, wo die Bestrebung zum Wissen und Achtung vor der
Wissenschaft in Fleisch und Blut übergehen und wir sagen können, daß die Völker
den Pfad der Kultur betreten haben. Nur dann werden die Wissensträger als wahre
Schatzkammer, nicht nur für ein besonderes Land, sondern für die ganze Welt
betrachtet werden. Dann wird von der Beschleunigung der Evolution gesprochen
werden, und man wird die Träume von der Kommunikation mit den fernen Welten ins
Leben übertragen können. In diesem Sinne zitiere ich die Worte eines Denkers
und großen Führers, der da sagte: ”Erstens lernen, zweitens lernen und drittens
lernen, und dann darauf achten, daß das Wissen kein toter Buchstabe bleibt,
sondern im Leben angewendet wird.”
Überlassen
wir somit die Gemeinschaftshäuser und allerart Erleichterungen jenen, die
infolge des Alters oder wegen Krankheit der Ruhe bedürfen. Frau K. beginnt mit
dem Kindergarten, und das ist ausgezeichnet. Warum sollte sie nicht daran
gehen, in ihrem eigenen Land Helfer zu suchen, die sie bei der Gestaltung eines
neuen Schultyps unterstützen? Begabte junge Menschen lieben alles Ungewöhnliche,
und das Leben in Gemeinschaftshäusern könnte ihnen schal erscheinen. Nur sehr
mittelmäßige werden sich mit der nivellierenden Umgebung zufriedengeben.
Darüber hinaus wird meistens nur das liebgewonnen und geschätzt, was mit
Schwierigkeiten verbunden und selbst von einer gewissen Gefahr umgeben ist.
Daher werden von den verfolgten und zum Teil verbotenen Gesellschaften oft weit
mehr wahre wertvolle Schaffende angezogen als von den anerkannten und gut
bekannten Organisationen. Erleichterungen führen niemals zum gesteckten Ziel.
Nun
über den § 80 des Buches ”Feurige Welt“, Band III. Hier müssen wir vor allem
ganz genau erkennen, was mit dem Ausspruch ”gefestigt durch feurige
Hochschätzung gegenüber der Hierarchie” gemeint ist. Die hierarchische Kette
ist offenbar, und es ist unmöglich, eines ihrer Glieder zu überspringen. Um
aber in der mächtigen Kette des erstrebenswerten Fortschritts zu bleiben,
sollte man den Halt zum nächstliegenden Glied nicht verlieren. Ein Loslösen aus
der Kette ist schrecklich, denn es trägt uns in den Raum hinaus und stürzt uns
ins chaotische Umherirren. Wie viele Jahrhunderte vergehen, bevor der Geist,
der sich loslöste, wieder ein neues Glied erhaschen kann?! Denn es ist
unmöglich, das frühere Glied zu erreichen, da es inzwischen weit vorangekommen
ist. Das ist der Grund, warum das Loslösen aus der hierarchischen Kette so
furchtbar ist.
Sicherlich,
jede Vereinigung ist bereits eine große Macht, doch wie alles in der
offenbarten Welt hat sie zwei Seiten, und wenn eine Vereinigung nicht durch
feurige Hochschätzung gegenüber der Kette der Hierarchie gefestigt ist, besteht
die Gefahr, daß sie sich auf die Seite der Finsternis schlägt anstatt auf jene
des Lichts. Deshalb wird auf feurige Hochschätzung sowie Hingabe an die Hierarchie
so hartnäckig und wiederholt hingewiesen.
Bitte
sagen Sie Frau K., daß ich ihren herzlichen und lieben Brief erhalten habe und
mich vor allem über ihre Worte freute, daß sie nicht zurückschauen will. Dies
ist bereits eine große Errungenschaft. Der Blick zurück ist die Fußangel auf
dem Pfade Schöpferisches Streben erwächst allein durch den Blick auf die
Zukunft. Natürlich, jetzt ist die Zeit geistiger Erneuerung und Aufspeicherung,
aber gleichzeitig sollte das Wissen zum Nutzen aller angewendet werden. Jeder
weite Gedanke, jede Entwicklung von Großmut und Friedenshuldigung sind für das
tägliche Leben ein Gewinn.
Laßt
uns von ganzem Herzen dahin streben, wo die große Aufgabe erfüllt wird, und
laßt uns jede Flut wahrnehmen, die von dort kommt. Vor unseren Augen finden
Ereignisse von ungeheurer Bedeutung statt. Und trotz vieler Tragödien wächst
das Land und schreitet voran, es schafft zweifellos seine eigene Zukunft.
Tausende und Abertausende sind zu kulturellem Leben erwacht. Der jungfräuliche
Boden bedarf der schwungvollen Annäherung Streben nach Wissen weist den rechten
Pfad.
Freuen
wir uns!
31.
August 1936
Unbestritten
weist Charakterschwäche auf eine relative Unreife des Geistes hin. Alte Geister
wissen genau, was sie wollen und sind gewöhnlich sehr beharrlich in ihren
Entschlüssen und Errungenschaften. Sie sollten darauf hinweisen, daß das Denken
des einzelnen nicht auf Visionen beruhen darf. Nichts ist trügerischer als
diese Illusionen aus der Feinstofflichen Welt, die durch das niedere Manas
empfangen werden. Es ist wichtig, Beherrschung zu üben sowie strenge
Überwachung aller Emotionen. Jahre scharfer Beobachtung sind nötig, bevor man
die Visionen der feinstofflichen Welt richtig zu unterscheiden vermag. Man muß
alle diese Visionen sehr objektiv, ernsthaft und scharfsinnig beobachten und
prüfen, andernfalls wird man zum Spielball der Bewohner der niederen Schichten
der feinstofflichen Welt. Aus diesem Grunde wird den Schülern geraten, ihre
Visionen niederzuschreiben, so daß sie ihre Richtigkeit und Bedeutung eventuell
bestimmen können. Aber es ist ein großer Unterschied zwischen dem
Niederschreiben und der Beobachtung sowie ihrer unbedingten Anerkennung als
Führung. Sehr trügerische Visionen sind jene, die unsere Persönlichkeit und
unsere augenblickliche Umgebung angehen. Bei normaler Entwicklung der geistigen
Wahrnehmung umfassen Visionen sieben Zyklen oder Ebenen, wie in Band II der
”Blätter des Gartens MORYA“ angeführt wird. Visionen, die das persönliche Leben
betreffen, werden rar. Es ist wahr, daß die niederen Wesenheiten schlecht
geschützte Auren angreifen; außerdem drängt das niedere Manas diesen
Angegriffenen das eingegebene Bild auf.
Jetzt
zu den mit der LEHRE zusammenhängenden Fragen. Beim Lesen der ”Mahatma Letters“
sollte man daran denken, daß die darin enthaltenen Erklärungen an Personen von
einer bestimmten Denkart gerichtet waren, auf die Rücksicht genommen werden
mußte, damit sie die Briefe auch verstehen konnten. Darüber hinaus sollte man
die Fragen und Antworten gründlich vergleichen. Sie fragen jedoch zu recht, wie
die Worte … ”oder als Individualität vernichtet zu werden …” - zu verstehen
sind. Sicherlich, eine nach Vollendung der irdischen Evolution hohe
Individualität kann nicht vernichtet werden, denn solch eine Individualität muß
die ewige Lebenskraft des siebenten Prinzips in sich aufgenommen und das
vierte, fünfte und siebente Prinzip im sechsten verschmolzen haben. Übrigens
beweist das Beispiel ”Luzifer“ hinreichend, daß Individualität unvernichtbar
ist. In den von Ihnen erwähnten Fragen aus den ”Mahatma Letters“ wird
hervorgehoben, daß ewige untrügliche Vorwärtsbewegung alles, was lebt, zwingt,
diesem fundamentalen Impuls zu folgen und somit jeden Einhalt zurückdrängt. So
vermag auch eine hochentwickelte Person, falls sie in ihrem Fortschritt
innehält, dies aber nicht beizeiten erkennt, durch einen plötzlichen Abfall
einen solch niederen Zustand erreichen, daß ihre sämtlichen höheren Zentren
untätig werden, ihre höhere Individualität den Kontakt mit den Vehikeln
verliert, die für ihre Nahrung und jene Elemente, die in den Wirbel ihrer
Umgebung eingehen, notwendig sind, und schließlich werden sich ihre niederen
Zentren absondern. Ihrer Kohäsionskraft beraubt, werden die niederen Prinzipien
solch einer seelenlosen Wesenheit zersetzt und als kosmischer Abfall
umgearbeitet werden. Die losgelöste höhere Individualität selbst kann nach
vielen Zeitrunden auf einem anderen Planeten von neuem Gelegenheit zur
Inkarnation erhalten, allerdings mit dem niedersten Naturreich beginnend, bis
schließlich die menschliche Form geschaffen ist, mit der sie wieder in
Erscheinung treten kann.
Wir
sollten daran denken, daß es zu Beginn der Theosophischen Lehren notwendig war,
für Begriffe, die dem westlichen Verstand gänzlich neu waren, bestimmte
Erklärungen zu ersinnen - daher diese Unklarheiten. Zu jener Zeit wurde
zwischen einer Persönlichkeit, die erst eine irdische Inkarnation durchmachte
und einer solchen Individualität, die als ewiger Zeuge und Sammler von
Errungenschaften zahlreiche Inkarnationen erlebte, kaum unterschieden. Im
Bewußtsein der meisten Menschen sind auch jetzt noch Persönlichkeit und
Individualität ein und dasselbe. Eine hohe Individualität kann nicht vernichtet
werden, wohl aber ihre einzelnen Erscheinungsformen als Persönlichkeit. Am Ende
des Manvantara das Buch der Leben jeder Individualität überblickend, wird es in
diesen Büchern somit manche leere Seiten irdischer Inkarnationen geben. In
diesen Fällen versäumte es die Individualität, durch ihre Persönlichkeit die
Ernte höherer Energien, von denen sie genährt wird, einzusammeln.
Nun
betreffs desselben Briefes, Antwort Nr. 7, in der es heißt … ”daß sich während
des irdischen Lebens - die ganze Individualität im mittleren Drittel oder im
dritten, vierten und fünften Prinzip konzentriert” - beachten Sie bitte die
folgenden Zeilen: ”Mr. Hume hat den Unterschied zwischen Persönlichkeit und
Individualität sehr richtig erklärt. Die frühere (Persönlichkeit oder das
dritte, vierte und fünfte Prinzip) überlebt kaum die letztere (Individualität
des inkarnierenden Ego). Um erfolgreich zu sein … (laßt uns einfacher sagen:
für ihren künftigen Aufstieg) muß sie sich dem siebenten (Prinzip) angleichen,
d. h. die drei (viertes, fünftes und siebentes Prinzip) in eines - dem sechsten
vereinen” (Briefe der Mahatmas, S. 77-78, Brief XIII.). Daher kann
Unsterblichkeit, oder noch genauer gesagt, fortgesetztes Bewußtsein auf allen
Seinsebenen nur durch einen langwierigen Prozeß erreicht werden, u. zw.
dadurch, daß das Geisteskorn von den höheren Energien genährt wird. Es ist
klar, daß, wenn das Korn diese Nahrung vermißt, der Bewußtseinsfaden
unterbrochen wird, und man kann sagen, daß dies die Vernichtung der
Persönlichkeit sowie eine relative Vernichtung der Individualität bedeutet.
Darüber hinaus dürfen wir nicht übersehen, daß die Menschen dazu neigen, in
jeder Umwandlung eine Vernichtung zu sehen.
Das
siebente und das sechste Prinzip haben ohne das fünfte auf der Ebene des
offenbarten Kosmos kein Bewußtsein. Doch wir wissen, daß im Kosmos alles nach
bewußtem Leben strebt; daher schafft der durch die ursprüngliche Energie
vergeistigte Gedanke (Manas) die Krone des Kosmos, die bei Vollendung in jedem
neuen Zyklus oder jeder Runde beziehungsweise jedem Manvantara immer schöner
und schöner wird, bis ins Unbegrenzte.
Die
ursprüngliche Energie oder psychische Energie verleiht Unsterblichkeit. Sollte
Ihnen etwas nicht klar erscheinen, so will ich Ihnen gerne weitere Erklärungen
geben.
Und
nun zu § 3 der ”Unbegrenztheit I“: ”… Die Menschheit erkennt nicht einmal, was
Auslöschen bedeutet - doch ihr wißt, daß jedes Auslöschen aufflammender Feuer
überirdische Fackeln entzündet …”. Hier ist jedwedes Entzünden von Feuer
gemeint, jedes Herbeiziehen von Feuer aus dem Raum. Selbst wenn eine Kerze
angezündet wird, rufen wir damit auch Feuer aus dem Raum in irdischer
Erscheinung herbei. Verlöschen wir dieses Feuer, so kehrt es wieder in den Raum
zurück, aber bereits in einem umgewandelten Zustand. Und dieser Zustand ist von
Fluida durchtränkt, die das Leuchten sowie den Brennprozeß begleiten. Das
bedeutet, daß ein mit wohlwollender Absicht und für einen wohltätigen Zweck aus
dem Raum geholtes Feuer wohlwollende Fluida in sich birgt und nach seinem
Erlöschen überirdische Fackeln von gänzlich anderer Bedeutung entzündet als die
Feuer, die durch boshafte Brandstiftung oder Zerstörung verursacht werden. Aus
diesem Grunde ist es ratsam, wenn Feuer aus dem Raum herbeigerufen werden,
diese Handlung mit wohlwollenden Sendungen und Segen zu begleiten.
Ebenso
zündet das Erlöschen (der Tod) des irdischen Feuers oder des Lebensfeuers des
menschlichen Körpers leuchtendere Feuer des feinstofflichen Körpers an.
5.
Oktober 1936
Sie
fragen, wie man sich das Karma eines Ertrinkenden erklären soll, wie es in dem
von Ihnen geschilderten Fall war? Durch Weigerung in der Vergangenheit, einen
Ertrinkenden zu retten, raubt die Erinnerung daran diesem Menschen die Kraft
der Selbsterhaltung.
* * *
Upasika
wird ein weiblicher Weltschüler genannt. So nannten die Großen Lehrer H. P.
Blawatsky.
* * *
Sie
wundern sich, daß Sie in der Nähe bestimmter Auren so niedergeschlagen sind,
doch dafür gibt es viele Gründe. Es kann Nichtübereinstimmung der Spannung
sein, Verschiedenheit der Farbe, Mißklang der Ströme; auch können schwache oder
kranke Auren einem die Kraft absaugen. Besonders schwer zu ertragen sind Auren
von Menschen mit erloschenem Bewußtsein; sie sollten gemieden werden. Darüber
hinaus ist in der kosmischen Schlacht mit diesen schrecklichen Strömen eine
stärkere Empfindlichkeit gegenüber allem, besonders gegenüber allen
atmosphärischen Zuständen eine natürliche Erscheinung. Die räumliche Schlacht
kann sogar die richtige Auslegung eines Horoskops beeinträchtigen. Übrigens
verstehen nicht viele Menschen, daß Astrologie als Wissenschaft ein
zweischneidiges Schwert ist; hier kann oberflächliches Wissen sehr gefährlich
sein. Ich rate Ihnen vor allem davon ab, ihr eigenes Horoskop zu erstellen, besonders
auf den ersten Stufen. Nur sehr starke Geister können gewisse Zeichen
vernünftig und gelassen hinnehmen. Vergessen Sie nicht, daß ein starker Wille
und reines Streben zur Hierarchie des Lichts vieles ändern können. Das
Erstellen eines Horoskops ist infolge der neuen Gestirnsverbindungen, die
gänzlich neue Ströme herbeiführen, zur Zeit wesentlich schwieriger geworden. In
der Tat, unsere derzeitige Astrologie ist als völlig relativ zu betrachten; die
Astrologie des Höheren Wissens unterscheidet sich stark von ihr. So gibt es
jenseits der gewöhnlichen Astrologie die heiligsten Zeichen und Entscheidungen.
Wäre dem nicht so, hätte es bereits eine Weltkatastrophe gegeben. Hier einen
Ausspruch aus dem Buch ”Bruderschaft“: ”Wir haben über das Vermischen der
Schichten gesprochen. Bei kosmischen Stürmen ist der Strom des Chemismus
ständig gestört, und die Strahlen werden gebrochen. Es ist nicht leicht, sich
diesen Störungen anzupassen, ohne die Gesetze zu verletzen. Astrologie bleibt,
selbst wenn sie aus Mangel an Information vielen Schwankungen unterliegt, eine
Wissenschaft. Nebenbei gibt es viele verborgene Zeichen. Wir sagen das nicht,
um Enttäuschungen zu bereiten, sondern, um die Beobachter an die
Kompliziertheit der Bedingungen zu gemahnen”.
Daher
mögen jene, die in ihrem Horoskop ungünstige Zeichen gewahren, nicht
erschrecken, sondern bedenken, daß reines Streben zum Lehrer alles zum besten
lenken kann. Darüber hinaus muß man wissen, daß ein gutes Horoskop kein Segen
ist, sondern eher das Gegenteil. Wir wachsen durch Hindernisse. Alle hohen
Geister haben schwierige Horoskope.
23.
Oktober 1936
Das
Verhältnis Vsevolod Solovievs zu H. P. Blawatsky kommt in seinem Buch ”Eine
moderne Priesterin der Isis“, das nach ihrem Tod geschrieben wurde, klar zum
Ausdruck. Selbst für einen Leser mit geringem Unterscheidungsvermögen ist
dieses Buch eine scharfe Verurteilung des Autors selbst. Soloviev erkannte
nicht, welch harten Urteilsspruch er sich durch dieses Buch aufgeladen hat! Der
ganze stumpfsinnige Eigendünkel eines nichtigen Menschen, die ganze Gemeinheit,
der Verrat, die Verlogenheit und Kleinlichkeit seines Wesens zeigen sich auf
jeder Seite dieses Buches.
Das
Zusammentreffen H. P. Blawatskys mit Soloviev ist in den ”Briefen von H. P. Blawatsky
an A. P. Sinnett“ beschrieben. Diese Briefe sind bemerkenswert. Ich werde nie
müde zu wiederholen, wie wichtig es ist, die ”Mahatma Letters“ sowie die
”Briefe von H. P. Blawatsky an A. P. Sinnett“ zu lesen. In diesen Büchern ist
die ganze Geschichte der Theosophischen Gesellschaft und der Hauptbeteiligten
genau niedergelegt. Die Biographie sowie die Artikel von H. P. Blawatsky sind
von äußerster Wichtigkeit. Nicht minder wichtig ist es, mit der russischen
Gesellschaft und allen ihren Hauptwerken vertraut zu sein. Wenn uns die Werke
einer Person bekannt sind, erlangt ihre Biographie einen gänzlich anderen Sinn
und eine entsprechende Bedeutung.
Ich
weiß, daß der Mahatma M. mit allen über H. P. Blawatsky geschriebenen
Biographien unzufrieden war. Zu jener Zeit gab es tatsächlich keinen
feinfühligen und bedachten Mitarbeiter, der diese titanische Natur hätte
richtig einschätzen können. Gewiß, Mead schrieb nicht schlecht, aber von allen
anderen schrieb A. Besant über Blawatsky am besten, weil sie selbst ein großer
Geist war; doch hat sie keine vollendete Biographie über Blawatskys
selbstaufopferndes Leben geschrieben (1937 ist eine ausgezeichnete Abhandlung
über unsere große Landsmännin von Helena Pisarjewa herausgekommen. Dieses Werk
veranschaulicht ihre große Aufgabe so vollständig wie möglich).
* * *
Das
Schwerste auf dem Pfad der Jüngerschaft ist, in allem Entsprechung und
Gleichgewicht zu erlangen. Man muß die gegebenen Weisungen richtig erfüllen.
Aber sehr oft neigt der Jünger in seinem Streben dazu, sich zu übernehmen, und
daher heißt es auch, daß alles Überflüssige genau so schädlich ist wie das
Unzulängliche, ja vielleicht noch schädlicher.
* * *
Hiermit
reiche ich Ihnen den fürchterlichen Brief zurück. Gott sei Dank bekommt man
derart schwarze menschliche Dokumente selten zu Gesicht. Wahrlich, maßlos
übersteigerte Leidenschaften! Natürlich beruht das alles auf gänzlicher
Unwissenheit. Es ist absolut zwecklos und sogar schädlich, solch einem Typ zu
schreiben oder überhaupt etwas mitzuteilen. Die Aura der Briefe ist
entsetzlich, sie enthüllt Zeichen schlimmster Besessenheit. Dieser Grad
entzieht sich jedwedem Handeln.
Wenden
Sie sich von diesem offenkundigen Diener der Finsternis ab, wo er doch ohnehin
von der Menschlichkeit der finsteren Kräfte so überzeugt ist. Die Strenge, die
von Höherer Gerechtigkeit ausgeht, kann so ein ausgesprochen Unwissender
natürlich nicht verstehen. Was kann dieser Gotteslästerer über Buddhismus
wissen? Jeder seiner Gedanken, jedes Wort widerspricht den Grundlagen dieser
großen Lehre.
Übrigens
bezieht sich dieser Diener der Finsternis auf den Begriff ”natürlicher Pfad“.
Darum möchte ich für Sie einige Paragraphen aus dem noch unfertigen Buch
”Bruderschaft“ zitieren: ”Was ist der natürliche Pfad? Er ist ein Pfad
uneingeschränkten Lernens - in Duldsamkeit und Geduld, ohne jedwedes
Sektierertum. Uneingeschränkte Erkenntnis ist nicht leicht zu erwerben. Alles,
was mit menschlichen Werken zusammenhängt, ist beschränkt. Jede Beschäftigung
zersplittert, als ob es viele Verbindungswege gäbe. Selbst ausgezeichnete
Geister sind in einen engen Kanal gedrängt worden. Diese Krankheit von
Selbstbeschränkung hat nichts mit Selbstaufopferung zu tun. Der Mensch
beschränkt sich allein auf seinen Komfort. In der Tat, tapfere Taten nach
uneingeschränktem Wissen sind Ausnahmen. Boshaftes und gehässiges Tun führt zu
Engherzigkeit. Für uneingeschränktes Handeln muß man von Großmut erfüllt sein
und Ursachen und Wirkungen mit wohlwollendem Auge aufspüren. Strenge der Arbeit
hat nichts mit kritischem Verhalten gemein. Nur beschränkte Menschen
verurteilen. Vollkommenheit wird nicht aus Verurteilung geboren. Kann man in
Verwirrung von uneingeschränktem Wissen träumen? Überall und in allem kann man
lernen. Möglichkeiten werden durch unaufhaltsames Streben herbeigezogen. Der
natürliche Pfad besteht allein in Beweglichkeit!
Wahrlich,
man muß suchen! Man muß daran denken, daß ein kleiner Funke eine große
Explosion auslöst. Ein Gedanke kann beides: anziehen oder abweisen. Jene, die
die menschlichen Gemüter regieren, sind nicht selten Geführte. Und wie sehr
können leere Töne den Willen des Menschen ersticken und den bereits
beschrittenen Pfad für immer zunichte machen! Gutes stört nie, aber Böses um so
mehr! So laßt uns daran denken, daß kleine Funken große Explosionen auslösen.
Sind
diese Vorbereitungen für die Bruderschaft notwendig? Entschieden - nicht nur
Vorbereitung, sondern auch Erleuchtung. Wird es jener, der entschlossen ist,
sich dem großen Dienen hinzugeben, nicht bereuen? Kleinmütigkeit läßt viele
Gedanken über Gemütlichkeit und Bequemlichkeit entstehen. Es kann auch ein
bedauerliches Lächeln geben. Wie aber können solche Angriffe ohne Erleuchtung
überwunden werden?” (Bruderschaft)
Haben
Sie übrigens von dem phänomenalen zehnjährigen Knaben aus Athen gehört, der
sich, wie man erzählt, jede Nacht um 11 Uhr vom Balkon seines Hauses mit einer
Rede an das Volk wendet? Er spricht über politische und soziale Themen und
bekundet großes Wissen. Er kann die schwierigsten Fragen beantworten, doch nur
zu dieser Stunde. Den ganzen Tag hindurch ist er ein ganz normales Kind. Man
meint, daß aus diesem Knaben der Geist des Venezianers spricht.
Interessant
ist auch ein Fall aus Amerika. Ein Knabe sieht durch undurchdringliche Flächen
hindurch, aber nur zu einer bestimmten Zeit, nämlich wenn ein Personifikator
durch ihn wirkt. Dieser Knabe ist in der Zeitung abgebildet, wie er mit
dichtverbundenen Augen einem Fachmann für solche Phänomene gegenübersteht. Nach
Aussage des Experten verfügt dieser Knabe (oder der durch ihn wirkende
Personifikator) über eine ungewöhnliche Geschicklichkeit. Was die Zeitungen
schreiben, ist zwar mit Vorsicht aufzunehmen, jedoch im Prinzip sind solche
Phänomene durchaus möglich.
* * *
Lassen
Sie sich durch nichts und niemanden beunruhigen. Es heißt ”Gefahr erweist sich
für vieles als Rettung.” Vielleicht kann in Zusammenhang mit einigen
Ereignissen gesagt werden, je gefährlicher, desto besser. Gefahr vermag dazu
beizutragen, viel Unangenehmes zu überwinden.
Denken
wir an den Steuermann des Weltenschiffs und fürchten wir uns nicht.
25.
Oktober 1936
Ich
freue mich zu hören, daß der Ausspruch über selbständige Errungenschaft für Sie
ein Appell war, denn das wird Ihnen helfen, die ganze Schönheit der Lehre zu
schätzen, die, obwohl sie die Richtung weist und reichliche Hinweise gibt, wenn
auch oftmals nicht für alle verständlich, dem Bewußtsein keinen Zwang auferlegt
und die Freiheit individueller Entscheidung toleriert.
Sicherlich
ist die Zeit reif, doch sie reift vor allem in der Erkenntnis der bedrohlichen
Zeit und der unserem Planeten bevorstehenden Kataklysmen, wenn der menschliche
Geist nicht aufschreit und es versäumt, erhabenes Denken und Läuterung des
Herzens zu erstreben. Die die Erde umgebende verseuchte Atmosphäre muß
zerstreut werden, weil sie das Eindringen der segensreichen Strahlen der
Gestirne verhindert. Das kann aber nur durch eine höhere Schwingung, das heißt,
durch Erwachen der Geistigkeit in der Menschheit erreicht werden.
Alle
Apparate zum Sammeln psychischer Energie oder zur Messung der feurigen Spannung
des Raumes, die Sie so sehr interessieren, würden sich in den Händen der
habsüchtigen und chaotisch denkenden Vertreter der Menschheit nur als voreilige
Sprengkörper erweisen. Die angehäufte psychische Energie würde von ihnen nicht
zum Aufbau, sondern zur Zerstörung genutzt werden. Es gibt genügend ähnliche
Beispiele auf anderen Gebieten.
Der
größte Nutzen, den wir erbringen können, besteht in der Erweiterung des
Bewußtseins sowie in der Verbesserung und Bereicherung unseres Denkens, bei
gleichzeitiger Läuterung des Herzens, um unsere Emanationen zu stärken und
durch diese höhere Schwingung auf unsere Umgebung heilend einzuwirken.
Freilich,
ohne Hilfe des Lehrers ist es unmöglich, den Vorrat unserer psychischen Energie
zu mehren; verfügen wir jedoch über ein geläutertes und offenes Herz und ist
unser Organismus entsprechend vorbereitet, dann wird der Lehrer nicht säumen,
sich zu offenbaren.
Die
Bücher der LEBENDIGEN ETHIK geben jedem Schüler die Möglichkeit, das Bildnis
des Lehrers im Herzen zu tragen. Gewiß, diese Bildnisse werden unterschiedlich
sein. Durch Verstehen der Hinweise schafft jeder Schüler sich jenes Bildnis,
das ihm naheliegt. Kein Bildnis entspricht jedoch völlig der Wirklichkeit. Wir
haben ein ziemlich gutes Bild in unserem Aschram, doch auch das drückt die
schöne Wirklichkeit nicht aus.
Ja,
es gibt viele Interpreten der Heiligen Lehre, und jeder bezeichnet sich als
Mitglied der Weißen Bruderschaft. Wer kann ihnen das verbieten? Wenn sie
aufrichtig mitarbeiten, das Licht zu vermehren und helfen, in das chaotische
Bewußtsein der meisten Menschen Ordnung zu bringen, mögen sie sich ruhig ”Mitglieder
der Weißen Bruderschaft“ nennen. Ist denn nicht die ganze Menschheit geteilt in
Anhänger von Schwarzen und Weißen Bruderschaften? Und tatsächlich gibt es mehr
von jenen, die der Finsternis folgen; und es gibt so viele Entwicklungsstufen
unter diesen Anhängern, als es Bewußtseine gibt.
Von
D. habe ich gehört und seine gute und nützliche Broschüre gelesen, aber seine
Anhänger machen eine Sekte aus seiner Lehre. Es gibt sogar Gerüchte, daß jene,
die abfallen, mit Bestrafung zu rechnen haben. Natürlich gibt es auch Fälle, wo
der Führer sich von seinen Anhängern stark unterscheidet, und daher sind
Gerüchte mit großer Vorsicht zu behandeln. Ich hätte diesen keinen Glauben
geschenkt, wäre ich nicht in diesem Fall selbst auf eine bestimmte Sache
gestoßen. D. verbot einem seiner Schüler, die BÜCHER der LEBENDIGEN ETHIK in
die örtliche Sprache zu übersetzen und herauszubringen. Fürwahr, es steht einem
Menschen zu, von einem Lehrer, den seine Schüler für ”ein Mitglied der Weißen
Bruderschaft“ halten und der sogar der ”Sonnen-Hierarchie“ angehören soll, mehr
Großzügigkeit und Duldsamkeit zu erwarten! Die Lehre des Lebens oder die
LEBENDIGE ETHIK zieht niemanden herbei, sie ist jedem weitestgehend und frei
zugänglich, sie bedroht oder verfolgt niemanden, der sie aus irgendeinem Grund
wieder verläßt.
Welche
Interpretation der LEHRE in der Zeitschrift ”Okkultismus und Yoga“ haben Sie im
Sinn? Jeder hat das Recht, der Lehre jenen Aspekt zu entnehmen, der ihm am
nächsten liegt. Ich liebe den Ausspruch aus der Bhagavad Gita: ”Auf welchem
Pfade du dich Mir näherst, auf diesem Pfade will Ich dich segnen, denn alle
Pfade sind Mein.” Dieser herrliche Ausspruch weist klar darauf hin, daß die
Form ohne Bedeutung ist, doch die Idee an sich das Wesentliche. Wie weit entfernt
sind manche geistige Lehrer von dieser Duldsamkeit und Großzügigkeit! Ihnen
fehlt vor allem die Großzügigkeit des Herzens.
* * *
Und
jetzt zu Ihrer Frage über die Einzelheiten der Isolierung der Elektrizität.
Viele Mitteilungen und genaue Formeln können der Post nicht mit Sicherheit
anvertraut werden.
Anschließend
finden Sie jene Paragraphen aus der Lehre, die Sie interessieren dürften: ”Ist
es möglich, Psychotechnik ohne einen Lehrer zu erwerben? Es ist unmöglich.
Diese Technik ist von gefährlichen Vorgängen begleitet. Sendet ihr eure Kinder
ohne einen Führer in ein physikalisches Laboratorium?
Wie
kann man einen Lehrer finden? Vergessen wir nicht, daß die Gesetze des Willens
die Eigenschaft haben, die Aufmerksamkeit dessen zu erregen, dem der Ruf gilt.
Es besteht keine Notwendigkeit, den Lehrer in einem Nachbarhaus zu entdecken;
man kann auf Entfernung führen. Es gibt aber Augenblicke, wo eine
erfahrungsgemäße Warnung unerläßlich ist.
Eine
Reihe psychischer Erscheinungen ist mit atmosphärischen und astrochemischen
Ereignissen eng verbunden. Es gibt unsichtbare, doch fühlbar tödliche
magnetische Stürme. Der physische Führer wird nützlichen Rat erteilen, wie man
der in Jedem Metall enthaltenen Gefahr ausweichen kann. Es gibt psychische
Stürme, wo die Hand des Lehrers sich als unerläßlich erweist.
Ihr
wißt, daß physische Erscheinungen auf große Menschengruppen wirken. Das kann
nicht als Wahnsinn bezeichnet werden, sondern ist eine besondere Erscheinung
der kollektiven Einheit. Man mag sich die Wirkung unterirdischer Gase und die
des Staubes atmosphärischer Körper vorstellen. Manche lähmen die psychischen
Tätigkeiten, doch andererseits gibt es Erreger, die den Steuermann zwingen,
unaufschiebbare Maßnahmen zu ergreifen. Wenn Wir über die Möglichkeiten der
Psychotechnik sprechen, wollen Wir niemandem seine Apparate zerstören. Wir, als
MITGLIEDER der GEMEINSCHAFT, verfolgen die Aufgabe der wahren
Wirtschaftlichkeit, und jeder psychische Apparat muß geschützt werden. Sorgfalt
erscheint um so mehr geboten, als das Potential der psychischen Energie oft
nicht mit dem Intellekt zusammenfällt und es daher notwendig erscheint, die
Qualität der psychischen Möglichkeiten zu bestimmen. Die psychische Energie in
eine ihr fremde Richtung zu zwingen, wird eine der gefährlichsten Aspekte der
Vergewaltigung sein.
Ablagerungen
von lichttragender Materie und astrochemischen Strahlen vermitteln der
psychischen Energie eine ungewöhnliche Feinfühligkeit und sättigen sie
periodisch mit Strahlen. Gewiß, die Qualität des Bewußtseins wird der
bestimmende Faktor sein; laßt uns deshalb mit der psychischen Energie behutsam
umgehen” (Gemeinschaft, § 177).
* * *
”…
der Begriff des Magneten überschreitet die physische Sphäre. Wendet den
Magneten im psychischen Bereich an, und ihr werdet eine sehr wertvolle
Beobachtung machen. Die Assoziation von Ideen hat eine gewisse Grundlage in der
magnetischen Welle. Verfolgt den Verlauf der magnetischen Wellen und ihr werdet
feststellen, daß die Ideen sich in gleicher Richtung fortbewegen. Die
Eigenschaft der Ideen mag verschieden sein, doch die Technik ihrer Verbreitung
ist die gleiche. Der Versuch, zwischen Magnet und Denken eine Verbindung
herzustellen, gibt ein hinreichendes Beispiel für den Einfluß einer physischen
unsichtbaren Energie auf den psychischen Vorgang. Die Eigenschaften der
Magneten sind verschieden; sie können wie Instrumente gestimmt werden. Die
Reichweite der magnetischen Wellenlänge ist unvorstellbar. Ihre Wirkung auf die
Menschen erfolgt nicht nach dem Alter, sondern nach der psychischen
Strebsamkeit. Für Strahlungen auf Entfernung dienen magnetische Wellen als ein
ungewöhnlicher Leiter. So haben wir mit fernen Horizonten begonnen und enden
mit jener zukünftigen Aufgabe der Menschheit.
Beachtet,
das System der Auslegung besteht nicht in Eintönigkeit, sondern in der Spirale
eines Strebens unter verschiedenen Bedingungen.
Denket
über magnetische Wellen und über psychische Streben nach” (Gemeinschaft, §
244).
”Die
Atomenergie steht mit der Erforschung der psychischen Energie und dem Stadium
der Theorie über die Magneten in Zusammenhang. Ohne diese Faktoren kann man
sich nur bestimmte Erscheinungen der Urenergie aneignen …” (Gemeinschaft, §
150).
Ja,
die sogenannte Materia Lucida wird als Bestandteil in die Formel für eine der
Menschheit versprochene Energie eingehen. In der Tat, Strahlen und Lichtwellen
bringen die Lösung für die kommende Evolution.
Nicht
zuletzt möchte ich Ihnen sagen, daß die Menschheit durch die Mechanisierung zur
Zeit dermaßen versklavt ist, daß die meisten Menschen bewußt oder unbewußt
Roboter geworden sind. Man muß sie von dem Unheil befreien, da das Erstarren
der Geistigkeit viele feine Fähigkeiten des Menschen zu zerstören droht. Aufrichtige
große Wissenschaftler geben ganz offen zu, daß viele ihrer Entdeckungen
gegenwärtig nicht enthüllt werden können. Sie sind der Menschheit so weit
voraus, daß ihre Anwendung im Leben mehr Schaden als Nutzen bringen könnte.
Daher
besteht die LEBENDIGE ETHIK primär auf der Entwicklung der Geistigkeit, denn
ohne diesen grundlegenden Faktor werden alle Manipulationen mit den feinsten
Energien nicht nur zerstörerisch, sondern unmöglich sein. Alle Apparate der
Zukunft zum Sammeln und Kondensieren der feinen Energien werden das
Vorhandensein von psychischer Energie höchster Qualität beziehungsweise der
Geistigkeit des Bedienungspersonals erfordern. Viele der feinsten Verbindungen
sind nur bei Vorhandensein einer Aura bestimmter Spannung und Zusammensetzung
möglich. Ebenso erfordert die Herstellung des legendären Steins der Weisen die
geistig völlig übereinstimmende spezifische Aura der zwei Prinzipien (des
weiblichen und des männlichen).
Ich
möchte hier einen Auszug aus einem Buch eines Schülers von Professor Yourevitch
bringen: ”Nach einer zehnjährigen eingehenden Versuchsreihe legte Professor
Yourevitch das Ergebnis seiner Forschungen dem Internationalen Psychologischen
Kongreß in Kopenhagen vor. Darin heißt es: ”Der Unterschied zwischen den menschlichen
Emanationen und den Radium- und Röntgenstrahlen ist, daß menschliche
Emanationen weit feiner sind und dichte Wände durchdringen können, wohingegen
die Röntgenstrahlen sowie das Radium von einer bestimmten Körperdichte, die sie
durchdringen, abhängig sind. Die Emanationen verwandeln zum Beispiel gasförmige
Ströme, andererseits Nichtleiter in bemerkenswerte Leiter magnetischer Kraft.
Die grundlegende Eigenschaft der Y-Strahlen ist ihre weitreichende
Leitfähigkeit. Ohne Rücksicht auf Entfernung und Stärke erlangen diese
gasförmigen Ströme unter dem Einfluß menschlicher Emanationen Leitfähigkeit.
Ihre weitreichende und durchdringende Kraft ist durch den kosmischen Kontakt
der menschlichen Emanationen bedingt, und daher muß man ihnen eine stärkere
Wirkung als allen anderen Strahlen zugestehen.
Neben
ihrer weitreichenden Leitfähigkeit und Durchdringungskraft verfügen die
Y-Strahlen, wenn sie dichte Hindernisse durchdringen, über die Fähigkeit, auch
mechanische Funktionen zu übernehmen. Wenn sie dicke Metallplatten
durchdringen, bewirken die Y-Strahlen, sobald sie durch bewußt konzentrierte
Lichtwellen hindurchgehen, molekulare Ablagerungen. Sie können auch
fotografiert werden. Die Y-Strahlen der Aura sind die Grundlage der Levitation
und der telekinesischen Phänomene. Das Werk von Professor Yourevitch erschien
unter den Titeln ”Y-Strahlen als Leiter von biophysikalischer Energie” …
”Mar-Galitu” (Fr. J. P. Reimann). … ”Die magnetische Aura des kosmischen
Menschen” (Trier: Fr. P. Reiss).
So
wird die Wissenschaft nolens volens genötigt sein, ihre Forschung der
Geistigkeit zuzuwenden. Das Morgenrot der Neuen Ära der Anerkennung des Geistes
bricht an.
9.
Dezember 1936
Ich
besitze das von Ihnen erwähnte kleine Buch, doch ich kann es erst lesen, sobald
ich mehr Zeit habe. Die von Ihnen gestellten Fragen lassen den Schluß zu, daß
das Buch wenig Wissen, und ich möchte fast sagen, vorsätzliche Verleumdung
aufweist. Offensichtlich konnte sich der Verfasser in der ”Geheimlehre“ nicht
zurechtfinden, er spricht in einer ganz feindseligen Art sogar von Häresie.
Wenn er jedoch meint, dieses Werk zu kennen, so ist es um so schlimmer, denn
dies besagt, daß er es überhaupt nicht verstanden hat. Zu behaupten, ”Frau
Blawatsky besaß keine Verantwortung und kein Verständnis für das Problem
Freiheit”, zeugt wirklich davon, daß er von östlicher Philosophie selbst keine
Ahnung hat und daß Begriffe wie Karma und Dharma für ihn ein leerer Klang sind.
Es ist sicherlich nicht die Meinung von H. P. Blawatsky, daß der ”Mensch eine
Marionette“ sei, sondern derart gewissenlose Kritiker sind selbst Marionetten
ihrer unverantwortlichen Behauptungen und Vorurteile. Mit Recht kann man sich
über solche Urteile nur wundern.
Und
nun zu Ihrer Frage. Die Rabbiner, denen wir begegneten, gaben einmütig zu, daß
das Wort Israel ”Der Auserwählte“ bedeutet. Daher wird jeder unvoreingenommene
und reine Geist, der die früheren Offenbarungen oder die alleinige Quelle aller
Religionen und Philosophie ehrt, ein ”Auserwählter“ oder ”Israel“ genannt.
Es
ist auch ratsam, immer an den Ernst und die Ungewöhnlichkeit der Zeit, in der
wir leben, sowie an die Notwendigkeit zu erinnern, sich erneut den Grundlagen
des Lebens mit der Wiederkehr der ursprünglichen Quelle aller Lehren zuzuwenden,
besonders allen großen geistig Schaffenden, die den wahren Gründern dieser oder
jener Lehre unmittelbar nachfolgen.
Hatten
Sie Erfolg im Suchen nach Dobrotolubye (Die Liebe zum Guten)? Trotz zahlreicher
Korrekturen gibt es darin bemerkenswerte Stellen. Die Worte des großen Heiligen
Antonius sind schwer zu widerlegen.
Ja,
”Das Aufzwingen von Gedanken ist eines der schwersten Verbrechen. Es ist nicht
zu rechtfertigen. Es dient allein dazu, neue Gewalttaten heraufzubeschwören,
und wo ist das Ende dieses Vergehens? Es ist irrig, zu meinen, daß mit Haß
Geschaffenes dauerhaft sein kann. Allein Aufbau, nicht Vernichtung, kann Kraft
für einen freien Gedanken sammeln. Der Gedanke muß geschützt werden. Der
Denkprozeß selbst muß liebgewonnen werden.”
Nein,
wir grämen uns nicht, im Gegenteil, wir beobachten mit bebendem Herzen, wie das
rettende Gefühl der Vaterlandsliebe unter den Zeichen des Krieges erwacht. Man
muß an das Sprichwort denken: ”Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde,
denn der erste Himmel und die erste Erde gingen vorbei.” So durchschreitet die
ganze Welt jetzt das Fegefeuer, und Finsternis verschlingt Finsternis. Für alle
ist Heldentat geboten. Wappnen wir uns mit Geduld, denn die Zeit naht, wo man
nach allen, die ein Körnchen wahren Wissens darbieten können, suchen wird.
Überall dort, wo alles weggenommen, wo jedwede schöpferische Tätigkeit erstickt
wurde, wo menschliche Würde verlorenging: vor allem dort wird der Durst nach
Wissen und nach wahrer Freiheit erwachen. Zur rechten Zeit wird in voller
Glorie die Wohnstätte erstehen. Daher werden wir gebeten, jetzt in der
bedrohlichen Zeit Feierlichkeit zu bewahren. Wir sind am Gipfel des Harmagedons
angelangt.
* * *
Sicherlich
ist unter dem Begriff Himmel im weitesten Sinne der Raum zu verstehen,
im religiösen Sinn jedoch bedeutet er die höheren Sphären, die unseren Planeten
umgeben - die Feurige beziehungsweise die Höhere Welt.
Die
Bezeichnung selbst hat an sich wenig Bedeutung, wichtig allein ist der Begriff,
auf den diese Bezeichnung hinweist.
Ein
berühmter amerikanischer Wissenschaftler gab auf die Frage, wie er sich den
Himmel vorstelle, folgende Antwort: ”Er ist das, was die Wissenschaftler die
wahre Welt nennen, und unsere irdische Welt ist nur ihre Reflektion” (man
könnte hinzufügen, eine fürchterlich entstellte Reflektion). Das ist eine wahre
östliche Erklärung. Wer weiß, vielleicht liest dieser Wissenschaftler in seinem
Schlafzimmer hinter verschlossener Tür die ”Geheimlehre“ oder ähnliche Werke
der großen Lichtträger, die durch unwissende Vertreter unseres zweibeinigen
Reiches auch jetzt noch grausam verfolgt werden. Wahrlich, die Lichtauslöscher
verdienen es nicht, Menschen genannt zu werden. Sie haben ein niedrigeres
Niveau als die Tiere.
Ein
wildes Tier greift an, wenn es hungrig ist, aber der Mensch in seinem Haß ist
jederzeit bereit, alle und alles zu vernichten, wobei er sich zu äußerster
Grausamkeit hinreißen läßt. In der Tat, die Hölle ist hier auf Erden! Aber um
das Paradies besser zu schätzen, muß man auch die Hölle kennenlernen. Die
Pforten des Paradieses stehen offen; es liegt an uns, einzutreten.
Bewahren
Sie weise Freude!
10.
Dezember 1936
Erneut
habe ich Ihren Brief aufmerksam gelesen und mein Rat an Sie ist, legen Sie die
genannten okkulten Bücher beiseite und studieren Sie mit ganzer Seele das Leben
der großen Heiligen.
Sie
schreiben, daß ”die richtigen Bedingungen, den Pfad zu betreten, hier zu finden
sind”, reden aber zuerst von Ihrem Schwanken und Ihrem Zweifel. Doch die
Grundbedingung zum Betreten des Pfades ist feste Entschlossenheit, den
erwählten Weg ohne Abweichung zu verfolgen. Obwohl es viele Wege zu der einen
Wahrheit gibt, wie es in der Bhagavad Gita so schön heißt, werden unsere Kräfte
nichtsdestoweniger nur vergeudet und wir werden nirgendwo hingelangen, wenn wir
von einem Pfad zum anderen laufen. Wenn Ihnen das schöne Bildnis des Heiligen
Franziskus so teuer ist, so wählen Sie ihn zu Ihrem Lehrer! Warum sollten Sie
einen anderen Guru suchen, wenn Sie bereits einen gefunden haben? Ich verehre
den Heiligen Franziskus sehr und nicht minder liebe ich die Heilige Therese von
Spanien. Warum sollten Sie dem großen Beispiel des Heiligen Franziskus nicht
nacheifern? Wer weiß, vielleicht werden Sie eines Tages, wenn Ihr Herz wirklich
entflammt ist, inspiriert werden, über die ”Nachfolge des Heiligen Franziskus“
ein Buch zu schreiben! In unserem jetzigen Zeitalter mit seiner beinahe
universellen Verehrung des ”Goldenen Kalbes“ wäre die Wiederkehr zur Lehre der
Armut eine sehr begrüßenswerte Gegenüberstellung.
Legen
Sie daher die Bücher über den Okkultismus zur Seite und belasten Sie sich nicht
mit deren Kritik. Zu einer vernünftigen Kritik muß man vieles wissen. Sie
schreiben, daß bestimmte Menschen und auch einige Organisationen das Buch des
von Ihnen erwähnten Verfassers als ein Werk der Freimaurerei betrachten, ja
sogar eines des ”Jüdischen Freimaurertums“! Das ist nichts Neues, es handelt
sich um die alte Formel abgestumpften, unheilvollen Unwissens. Im Mittelalter
wurde alles, was dem Lichte diente, mit dem Siegel Satans abgestempelt, und
jetzt hat dieser Stempel nur einen anderen Namen erhalten - das ist alles. Mit
ähnlichen Anschuldigungen und Titeln wie ”Scharlatan“, ”Spion“ und anderen,
sind viele der besten Geister und großen Schaffenden für das Allgemeinwohl
bedacht worden. Die Liste der Wissensträger, die durch die Hände der
Unwissenheit umgekommen sind, ist lang. Seinerzeit wurden der große Paracelsus,
der Graf von Saint Germain sowie unsere Landsmännin H. P. Blawatsky mit solchen
Titeln bedacht. Heutzutage gibt es Menschen, die so große Patrioten wie
Suvorov, Goleschev-Kuturov, Fürst von Smolensk, Novikov, Lopukin, Fürst Repin,
Karamanzin, Fürst Kurakin, Speranski, Pushkin, Griboyedov und andere als
Verräter des Vaterlandes hinstellen, nur weil diese Menschen sich seinerzeit
zur hochkulturellen und fortschrittlichen Bewegung der ”Freimaurer“ bekannt
haben. Nehmen wir sie heraus aus der russischen Kultur, - was bleibt dann übrig?
Vergessen wir nicht, daß auch jetzt ein bestimmter Teil der russischen
Gesellschaft vor allem Tolstoj verfolgt. So war es in Harbin verboten, seines
100. Geburtstages zu gedenken! Urteilen Sie selbst, können wir mit solch
mittelalterlichen Methoden ohne tiefe Scham vor gelehrte Ausländer hintreten?
Nicht, daß ich die Freimaurer verteidigen möchte, denn diese Bewegung ist jetzt
zum Großteil in Klubs und Kulissenzauber ausgeartet, sondern es ist recht und
billig, zuzugeben, daß die ursprünglichen Gründer des Freimaurertums sowohl im
Westen als auch im Osten Menschen von großer Vernunft und hoher Moral und
darüber hinaus wirkliche große Patrioten waren.
Wissen
Sie übrigens, daß es Leute gibt, die unwissend glauben, der Malteserorden zähle
zum Freimaurertum? Dabei ist dieser eine rein katholische Organisation, und nur
Katholiken werden als Mitglieder zugelassen.
Was
die Feinde unseres Landes betrifft, so gibt es deren viele, und sie sind in
vielen Ländern und unter verschiedenen Völkern zu finden. In den letzten Jahren
ist eine Anzahl wertvollster Dokumente veröffentlicht worden, welche die
traurige Wirklichkeit in ihrer ganzen Stärke enthüllen. Es schmerzt einen,
diese Dokumente zu lesen. Zur Zeit hat menschlicher Haß seinen Höhepunkt
erreicht und droht die ganze Welt zu vernichten. So wird das Karma unseres
Planeten vor allem durch Unwissenheit gewebt, denn die Ursache allen Übels ist
Unwissenheit. ”Unwissenheit ist Hölle”, sagt einer der großen geistig
Schaffenden des ersten Jahrhunderts des Christentums.
Sie
möchten das Gesetz der Wiedergeburt gern bestätigt wissen. Doch das hängt ganz
von Ihnen ab, denn jede Überzeugung und jedes Wissen kommt von innen. Wenn
unsere früheren Aufspeicherungen dürftig sind, so wird uns schwerlich
plötzliche Erleuchtung widerfahren. Denn vieles muß durchgemacht und erlitten
werden, bevor das Bewußtsein bereit ist, Neues aufzunehmen; doch ist es nur
zeitweilig getrübt, so kann man hoffen, daß sich die Augen des Geistes öffnen
werden. Mein Rat ist, beobachten Sie mehr und denken Sie über die kosmischen
Gesetze nach, vielleicht werden Sie dann den ganzen Widersinn und die
ungeheuerliche Ungerechtigkeit eines einzigen Menschenlebens auf Erden erkennen
sowie durch die Notwendigkeit, in verschiedene Verhältnisse hineingeboren zu
werden.
Im
Kosmos gibt es unbegrenzte Vervollkommnung, die auf dem Gesetz der
Zweckmäßigkeit und dem führenden Prinzip der Hierarchie des Lichts oder der
Jakobsleiter beruht! Wäre es anders, hätte das Chaos das Universum längst
verschlungen. In der Tat, alles Positive birgt das Führende Prinzip. So etwas
wie ewige Verdammung gibt es ebensowenig, wie es jene ewige Seligkeit gibt, wie
sie von den meisten verstanden wird. Es gibt Perioden von dieser und jener
Dauer in völliger Übereinstimmung mit den Aufspeicherungen des Geistes. Im
Kosmos gibt es nur ewige Bewegung und Verschiedenartigkeit. Schön ist der Pfad
unendlicher Vervollkommnung!
Und
so folgen Sie dem Bildnis, das Sie lieben. Ich bin sicher, daß Sie durch
Herzensstreben finden werden, was Sie suchen. Mein Wissen über einige
Einzelheiten aus dem Leben des Heiligen Franziskus würde sie kaum
zufriedenstellen, denn es stammt aus einer ganz anderen Quelle. Doch eine
lehrreiche Geschichte aus diesem schönen Leben, die ich kürzlich in einer
indischen Zeitschrift las, möchte ich Ihnen dennoch erzählen. Es könnte sein,
daß Sie diese Geschichte kennen, aber ich liebe sie so sehr, daß ich sie gern
wiederhole.
”Einst
sagte der Heilige Franziskus zu einem jungen Mönch: ”Bruder, laß uns in die
Stadt gehen, um zu predigen.” Und so verließen sie das Kloster und sprachen
über erhabene Dinge, durchquerten die ganze Stadt und kehrten zum Kloster
zurück. Der junge Mönch fragte erstaunt: ”Vater, wann werden wir predigen?” Der
Heilige Franziskus antwortete: ”Bruder, merktest Du nicht, daß wir die ganze
Zeit predigten? Wir schritten in Würde einher, wir sprachen über erhabene
Dinge, die Menschen sahen nach uns und empfingen Frieden und Trost. In der Tat,
Predigen besteht nicht allein in Worten, sondern auch im Benehmen.”
Seien
Sie daher von solchem Geist erfüllt und Segen wird Ihnen zuteil.
17.
Dezember 1936
Über
die bemerkenswerte Persönlichkeit des Grafen von Saint Germain kann man
natürlich keine unvollständigen Angaben veröffentlichen; es ist besser, das
Buch von Cooper-Oakley komplett zu übersetzen. Ich erachte dieses Werk als das
beste von denen, die ich bisher über St. Germain gelesen habe. Dieser Band
enthält sehr wertvolle Aussagen über seine Bibliographie.
Es
gibt keinen Zweifel, daß Saint Germain auch in der russischen Geschichte eine
bedeutende Rolle gespielt hat. Im internationalen Schrifttum finden sich kurze
Hinweise auf die Prophezeiungen, die er bei seinem Aufenthalt in der Hauptstadt
Rußlands machte. Die Zeit ist noch nicht gekommen, um sie zu veröffentlichen,
aber die Zeiten ändern sich und zur gegebenen Stunde werden wir darüber hören.
* * *
Ja,
in gewissen Zeitabschnitten erschienen in manchen Ländern gelegentlich
Abgesandte, die eine Botschaft und nützliche Hilfe aus dem Bollwerk des Wissens
übermittelten, was allerdings nicht immer erkannt wurde. Der Osten verstand
einst, diese Botschaften anzunehmen - natürlich nicht mehr - aber die
westlichen Völker beharrten auf Ablehnung. Nur einmal sind die Ratschläge und
die Hilfe von der sogenannten Neuen Welt angenommen worden, nämlich unter
Washington, bei der Deklaration der Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten von
Amerika. Das Ergebnis dieser Annahme war die mächtige Entwicklung der Vereinigten
Staaten. Vielleicht wurde auch gegenwärtig irgendwo solche Hilfe angeboten,
aber in unserem Zeitalter der Zersetzung und der Herrschaft menschlichen
Wahnsinns ist sie sicherlich zurückgewiesen worden.
Und
so laßt uns Zeuge des Karma für die Zurückweisung der großen Hilfe sein. Wenn
in früheren Zeitaltern oft viele Dekaden erforderlich waren, die Folgen solcher
Zurückweisung zu enthüllen, so sind die Fristen heute weitaus kürzer. Unter
unaufhörlicher Beschleunigung des kosmischen Einflusses neuer
Strahlenverbindungen erfahren die Ereignisse ein gänzlich anderes Tempo. Auch
im Laufe des letzten Jahres hat sich bereits so viel ereignet!
So
mögen denn die Weisen über die Ereignisse nachsinnen, um die Ursachen aus der
Vergangenheit und nicht selten, die aus der unmittelbaren Vergangenheit
aufzuspüren. In einer ernsten Zeit kann man neue Ursachen nicht ausschlagen.
Laßt uns hoffen, daß sich erleuchtete Geister finden werden, denen es gelingt,
durch rechtzeitige Festsetzung segensreicher Grundlagen die totale Vernichtung
zu verhindern.
In
allen Zeitaltern haben die ”Älteren Brüder“ den Menschen beigestanden, aber die
totale Unwissenheit und Unduldsamkeit, die sich in den Regierungskreisen
kundtat, lehnten eine Rettung ganzer Länder ab. Menschlicher Egoismus haßt vor
allem jene, die über Vorausschau verfügen und mehr wissen als die
selbstzufriedenen Unwissenden. Wie wenige Menschen wollen wirklich lernen;
jeder ist nur daran interessiert, andere zu belehren! Aber der Weise sammelt
sein ganzes Leben durch Beachtung der scheinbar unbedeutendsten Ereignisse wie
eine Biene den Honig der Erkenntnis!
Gewiß,
den Rat zur Eile sollte man nicht im engsten Sinn verstehen. Dieser Ratschlag
betrifft primär die Erfüllung der bereits aufgezeigten Aufgaben und bezieht
sich besonders auf das Wachstum und die Erweiterung des Bewußtseins, um das
Verständnis der bevorstehenden laufenden Ereignisse zu ermöglichen. Das braune
Gas hüllt unseren Planeten ein, und die Vermengung der Ströme wirkt sich auf
den feinfühligen Organismus sehr bedrückend aus.
* * *
Ich
würde mich sehr freuen, Ihr Werk kennenzulernen. Ich glaube, daß solch ein Buch
nicht übereilt niedergeschrieben werden sollte. Man müßte mehr Material
zusammentragen Viel Wertvolles werden Sie in den Episteln des Apostels Paulus
finden. Ich habe die von Ihnen angeführten Fragen aus dem Buch ”Das Leben von
H. P. Blawatsky“ von Sinnett gefunden, doch weiß ich nicht, woher H.P.B. diese
Informationen genommen hat. Wahrscheinlich handelt es sich um die vorhandenen
Apokryphen, die in vielen Fällen richtiger sind als die sogenannten
historischen Daten. In der ”Encyclopedia Britannica“ sind in der kurzen
Beschreibung über das Konzil von Nicäa diese seltsamen Einzelheiten in
Zusammenhang mit der Wahl des kanonischen Evangeliums nicht vermerkt. Ich
bezweifle sehr, ob diese Details in der ”Enzyklopädie der Religionen und der
Ethik“ (englische Ausgabe von Hastings) zu finden sind, denn die Zensur der
Kirche unserer Zeit hätte sie wohl kaum zugelassen. So bleibt nichts weiter
übrig, als in den Apokryphen danach zu suchen. Das Konzil von Konstantinopel im
Jahre 553 beschloß die Abschaffung der Lehre von der Wiedergeburt, wie es in
der Encyclopedia Britannica heißt. Man muß dem Verfasser der Mitteilung über
die Konzile in der Encyclopedia Britannica Anerkennung zollen, denn er scheute
sich wirklich nicht, sich über die Autoritäten, die dem Konzil vorstanden,
kritisch zu äußern. Ich rate Ihnen, sich mit diesem verantwortungsbewußten und
sehr nützlichen Werk nicht zu übereilen. Sammeln Sie in Ruhe das notwendige
Material.
* * *
Ihre
Antwort an die Fragesteller war wirklich ausgezeichnet. Das Gewissen und das
Herz müssen uns eben dazu bewegen, den besten Weg der Pflichterfüllung zu
beschreiten. Ich persönlich befürworte vor allem jede Verteidigung des
Vaterlandes. Und so laßt uns mutig allen beschleunigten Ereignissen
entgegensehen. Wie Sie sehen, war das Jahr 1936 reich an bedeutenden
Ereignissen, aber vermögen viele ihre tiefsinnige Bedeutung zu ermessen? In einem
kürzlich in Amerika erschienen Buch ”Die Geschichte der Prophetie“ von Henry
James Forman (New York: Farrar & Rinehart, Inc., 1936) beschreibt der
Verfasser viele seit Jahrhunderten für die Jetztzeit geschichtliche Ereignisse.
Er brachte auch die ihm von N. K. übermittelten Prophezeiungen, die er im Jahre
1934 zugesandt erhielt. Nicht allein auf das Jahr, sogar auf den Tag und Monat
genau wurde auf bestimmte vorausgesagte Ereignisse verwiesen. Diese
Prophezeiung erfüllte sich genau auf den Tag und die Stunde. Wir wollen uns
daher nicht grämen, sondern an die vorausgesagte Neue Welt denken.
Seien
Sie daher durch nichts beunruhigt, bewahren Sie die Ruhe und hüten Sie Ihre
Gesundheit. Gewöhnen Sie sich an eine feierliche Stimmung, denn vor allem in den
Tagen der Apokalypse wird auf Feierlichkeit verwiesen. Denken Sie daran, daß
Freude eine besondere Art der Weisheit ist.
1937
1937
Zu
einigen Fragen möchte ich sagen, vertrauen Sie mehr der Stimme Ihres Herzens.
Jene hohen Egos oder Individualitäten, die zu Ende der dritten Rasse von
höheren Welten auf unsere Erde kamen, fahren fort, den Fortschritt und das
Wachstum menschlichen Bewußtseins zu lenken. Der Höchste von Ihnen, der Avatar
Vishnu, wie Er im Osten bekannt ist, offenbarte sich in verschiedenen Aspekten
und wird sich auch in der ganzen Seinsrunde unseres Planeten offenbaren. Diese
Individualität legte die Grundlagen für jede Verschiebung des Bewußtseins
unserer Menschheit. Wahrlich, dieser Höchste Geist ist das Haupt der Hierarchie
des Lichts und Er hat eine nie endende Wache auf sich genommen.
Man
kann den Menschen nicht die Wahrheit anvertrauen, weil sie sie nicht fassen
können. Man kann sogar sagen, je näher der Wahrheit, um so ferner scheint man
ihr zu sein. Sie ist in ihrer Größe zu einfach. Versuchen Sie, den Menschen
eine Goldmünze zu einem herabgesetzten Preis zu verkaufen, und niemand wird sie
Ihnen abkaufen. So verhält es sich mit den großen Wahrheiten. Die Menschen
bedürfen der ganzen Aufmachung, der ganzen althergebrachten Maskerade, die sich
um die großen Begriffe anhäufte.
Christus
kam, und nur Fischer nahmen ihn auf. Doch als die Jahrhunderte Ihm das ganze
Gewicht der kirchlichen Dogmen und der goldenen Gewänder aufluden und aus Ihm
ein unerreichbares Idol machten, glaubten die Mengen an Ihn.
Ich
rate auch Ihnen, all diesen Gerüchten weniger Glauben zu schenken. In den Tagen
des Harmagedon versammelt sich die gesamte Hierarchie des Lichts in dem Einen
Bollwerk. Jahrtausende hindurch haben sich die Hohen Geister auf diese Zeit
vorbereitet. Furchtbar ist der Kampf, nur Wahnsinnige nehmen die Schrecken der
Zerstörung nicht war. Wie kann man, nach den vielen Redensarten und
Behauptungen, von denen Sie schreiben, an esoterisches Wissen einiger Betrüger
glauben? Wenn diese das Vorhandensein der schwarzen Loge leugnen, so kann man
darauf nur mit den Worten eines europäischen Philosophen antworten: ”Der Sieg
des Teufels besteht darin, daß es ihm gelang, die Menschen davon zu überzeugen,
daß er nicht existiert.” Die schwarze Loge gibt es, und sie ist äußerst
machtvoll, weil sie durch die Massen wirkt, und ihre besten Diener sind die
Schwachgläubigen, die Lauen und die Unbeständigen. Die Finsteren bemühen sich,
die Weiße Loge in allem nachzuahmen, und unter der Maske des Lichts versuchen
sie mit ihrer ganzen Macht, in die geistigen Herde einzudringen, um Verwirrung
und Verderb hineinzutragen. Aus diesem Grunde ist es so wichtig, sich
Unterscheidungskraft sowie Selbstbeherrschung anzueignen.
In
den ”Briefen der Mahatmas“ gibt es viele Bestätigungen der Großen Lehrer über
das Vorhandensein der Brüder der Finsternis. So ist Harmagedon eine
Entscheidungsschlacht zwischen den Kräften des Lichts und jenen der Finsternis.
Ich
möchte meinen Brief mit einem Paragraphen aus dem Buch ”Bruderschaft“ beenden:
”Die uranfängliche Energie sucht Zutritt zu allen Nerven der Menschheit. Sie
ist wirklich vorhanden. Sie ist durch kosmische Bedingungen verdichtet worden.
Es ist unpassend zu fragen, ob man sie entwickeln soll. Die uranfängliche
Energie kann man nicht entwickeln, man kann sie nur vor den Wellen des Chaos
schützen. Man sollte den Schatz der Evolution mit größter Sorgfalt hegen. Im
Altertum wurde viel gesagt über die Zeit, in der die uranfängliche Energie in
verstärktem Maße in Erscheinung treten wird. Die Menschen dürfen das, was so
gebieterisch seine Bestimmung verfolgt, nicht ablehnen. Wer könnte derart
anmaßend sein, die Botschaft des Zeitalters abzulehnen? Nur die Unwissenden und
jene, die mit einer ”falschen Weisheit“ prahlen, werden gegen das
Offensichtliche ankämpfen. Doch nehmen wir uns die Angriffe der Unwissenden
nicht zu Herzen. Sie winden bloß jedem Rat für die Hilfe der Menschheit einen
Kranz.”
Befolgen
Sie gegenüber vielen Vorübergehenden das weise Sprichwort: ”Reden ist Silber,
Schweigen ist Gold.”
7.
Januar 1937
Wir
haben uns sehr gefreut über die Nachricht von der zunehmenden kulturellen
Aktivität der Gesellschaft und über den Bericht ihres Präsidenten. Dieser
Bericht ist ausgezeichnet und mit aufrichtigem Bestreben geschrieben. Der jetzt
geplante Kongreß kann sich in vieler Hinsicht durchaus günstig auswirken.
Lassen Sie uns daher unsere besten Gedanken für die Verwirklichung und für die
Beratung eines entsprechenden Programms übermitteln. Wir sind angenehm berührt,
daß Freunde der Idee des Paktes treu sind. Sie sind sich der Notwendigkeit
bewußt, dem Bewußtsein der Massen von Kindheit an die Bedeutung wahrer Werte
einzuprägen, ohne die die Menschheit in Barbarei zurückfiele. Doch es gibt
solch beschränkte Gemüter, die den Pakt und das Banner nur als problematischen
Schutz in Kriegszeiten betrachten und seine grundlegende erzieherische
Bedeutung gänzlich außer acht lassen.
* * *
Da
sich unsere Freunde das Vorankommen des Paktes und des Friedensbanners zu
Herzen genommen haben, führe ich einen Ausspruch aus dem Buch ”Bruderschaft“
an. Diese Worte sollten alle Freunde noch mehr begeistern. ”Ihr erinnert euch,
wie unbeirrbar Wir versuchen, die Schöpfungen der Schönheit zu schützen. Die
Annäherung des Harmagedon voraussehend, beginnen Wir, Ratschläge zu geben, wie
die Schätze der Welt am besten behütet werden können. Wir wissen, daß die
Kräfte der Finsternis alle Anstrengungen aufwenden und dieser dringenden
Anweisung entgegenwirken werden. Die Kräfte der Finsternis verstehen sehr wohl
die Macht der von Kunstgegenständen ausgehenden Strahlung. Inmitten der
Angriffe der Finsternis können diese Ausstrahlungen als beste Waffe dienen. Die
Kräfte der Finsternis versuchen, die Kunstgegenstände entweder zu vernichten
oder wenigstens die Aufmerksamkeit der Menschen von ihnen abzulenken. Man
sollte bedenken, daß eine verschmähte und der Aufmerksamkeit beraubte Schöpfung
keine wohltätige Energie ausstrahlen kann. Zwischen einem kalten Betrachter
oder Zuhörer und der ausgeschlossenen Schöpfung kann es kein lebendiges Band
geben. Der Sinn der Gedankenumwandlung in Schöpfung ist ein sehr tiefer, mit
anderen Worten, sie wird zu einem Magneten und Energiespeicher. Daher lebt
Schöpfung und trägt bei zur Umwandlung und Energiespeicherung. Inmitten des
Harmagedon kann bewiesen werden, wie umfassend der Einfluß von Kunstwerken ist.
In dieser Sorge um wertvolle Kunstschöpfungen ist der Schlüssel zur ganzen
Epoche enthalten. Wir haben viele Kunstschöpfungen gerettet. Wir sahen die
Finsteren ihr Handwerk ausüben durch Verhinderung solcher rettenden Maßnahmen;
und von den Höchsten Sphären sehen Wir, wann die Menschheit der Hilfe bedarf.
In der Feinstofflichen Welt war dieser vorbereitende Plan lange bekannt. Wir
verheimlichen die Dringlichkeit der Maßnahmen nicht, denn das Ziel des jetzt
wirkenden Harmagedon ist es, alle menschlichen Energien zunichte zu machen. Das
erhoffen die Finsteren, aber Wir wissen ihnen entgegenzutreten. Beachtet daher,
worauf Unsere Bemühungen gerichtet sind.”
* * *
Man
beschuldigt uns also, theosophische Ideen zu benutzen, ohne irgendwo die
Theosophie zu erwähnen! Aber ganz logisch können wir diese Beschuldiger darauf
hinweisen, daß die gesamte gegenwärtige Theosophie der östlichen Philosophie
entlehnt ist. H. P. Blavatsky hat die Quellen nie verschwiegen, aus denen sie
ihr Wissen schöpfte. Auch in der Einleitung zur ”Geheimlehre“ spricht H. P.
Blavatsky mit den Worten Montaignes folgendes: ”Meine Herren, ich habe hier
bloß aus gepflückten Blumen einen Strauß gemacht und nichts Eigenes
hinzugefügt, als den Faden, der sie verbindet.”
Jedweder
Anspruch auf Monopol der universellen Lehre oder Wahrheit oder Verkehr mit den
Großen Lehrern wirkt absurd!
Ich
zitiere einen Paragraphen aus dem neuen Buch ”Bruderschaft“, das solchen
Aneignungen Halt gebietet: ”Die Heilige Lehre kann nicht auf einer Stufe
einfrieren. Es gibt nur eine Wahrheit, aber jedes Jahrhundert und auch jedes
Jahrzehnt nähert sich ihr auf seine eigene Weise. Neue Schriftrollen werden
entrollt, und das menschliche Bewußtsein beobachtet die Erscheinungen des
Universums auf neue Weise. Auch die Wissenschaft entdeckt auf ihren Wanderungen
neue Verbindungen. Bei solchen Entdeckungen werden die früher verkündeten
Grundlagen bestätigt. Jede Übermittlung der Großen Weisheit ist unbestreitbar,
aber sie wird ihre eigenen Anhänger haben. Wer die Hierarchie ehrt, der achtet
auch ihre Boten. Die Welt lebt durch Bewegung, und das Erscheinen der
Unverbrüchlichen Lehre wird durch den Fortschritt hervorgerufen. Die
Einfältigen nennen solches Voranschreiten eine Verletzung der Grundlagen, aber
die Denker wissen, daß Leben Bewegung ist.
Auch
Sprachkenntnis steigert den Fluß neuer Entdeckungen. Um wieviel mehr wird der
entfesselte Gedanke zuführen. Jedes Jahrzehnt enthüllt einen neuen Zugang zur
Unverbrüchlichen Lehre. Vor einem halben Jahrhundert lasen die Leser sie ganz
anders. Im Vergleich zu ihnen haben die gegenwärtigen Leser wieder andere
Gedanken. Man sollte nicht von neuen Lehren sprechen, denn es gibt nur eine
Wahrheit! Neue Daten und neue Wahrnehmungen werden nur die Vertiefung der
Anerkennung sein. Jeder, der diese Erkenntnis verhindert, übt ein Vergehen an
der Menschheit. Die Anhänger der Unverbrüchlichen Lehre werden den Pfad des
Lernens nicht behindern. Sektierertum und Fanatismus sind auf dem Wege des
Wissens unangebracht. Wer immer es zustande bringt, Erkenntnis zu verhindern,
ist kein Anhänger der Wahrheit. Das Zeitalter der Völkerverschiebungen muß der
Wissenschaft jeden Weg ebnen. Das Zeitalter der Annäherung der großen Energien
muß diesen leuchtenden Pfaden aufgeschlossen begegnen. Das Zeitalter des
Strebens in die höheren Welten muß sich dieser Aufgabe würdig erweisen. Streit
und Zank sind das Los jener, die Unordnung schaffen.” Nun muß ich Ihnen sagen,
daß N. K. die ursprünglichen Quellen bevorzugt, und er ist mit der östlichen
Denkweise und mit jenen Büchern, aus denen H. P. B. schöpfte, gut vertraut.
Gleicherweise kann ich von mir sagen, daß meine ersten irdischen Lehrer die
Bücher von Ramakrishna, Vivekananda, die Bhagavad Gita, Bücher über Buddhismus,
das Lamrin Chembo von Tsong-kha-pa und manch andere waren.
Mit
den theosophischen Schriften bin ich erst in Amerika bekannt geworden, und ich
kann sagen, daß nach den Perlen des Ostens und den Werken von H. P. B. diese
Literatur für mich nicht besonders interessant war; einige Werke haben mich
wirklich abgestoßen. Es wäre gut, die Theosophen zu fragen, warum sie die
”Mahatma Letters“ an A. P. Sinnett nicht in Russisch herausbringen. Ich bin
davon überzeugt, wenn es ihren Führern schwer fällt, den ganzen Band zu
übersetzen, daß einige Mitglieder gerne freiwillig diese Arbeit unter sich
aufteilten. Warum sind die kleinen Büchlein der ”Früheren Briefe der Mahatmas“
und der Band der ”Briefe von H. P. Blavatsky“ nicht übersetzt worden? Warum
sollen die russischen Theosophen wie Blinde daherschreiten und nichts erfahren
über die wirkliche Geschichte der theosophischen Bewegung und ihre Führer?
Während sie gelegentlich von Alice Bailey sprechen, warum schweigen sie über
das weit ältere und bedeutendere Zentrum in Kalifornien, das von dem großen
Lehrer H. geführt wird? Warum erwähnen sie nie das bemerkenswerte Buch der
”Tempellehren“, das von diesem Zentrum herausgebracht wurde?
Und
was die Anklage gegen die LEHRE DES AGNI YOGA betrifft, daß sie das Wachstum
des Psychismus begünstige, so zeigt dies klar, wie weit diese Ankläger vom
Verstehen der großen psychischen Energie entfernt sind! Sämtliche Werke von H.
P. B. konnten ihr Bewußtsein nicht erleuchten. Psychische Energie abzulehnen
und ihre Entwicklung zu untersagen, kommt einem Anschlag auf das menschliche
Leben gleich. Diese ”Besserwisser“ erkennen nicht, daß psychische Energie die
Urenergie ist und ihre Abtötung Explosion oder Tod zur Folge hat.
Hier
ein weiterer Paragraph aus der Lehre: ”Man sollte die Gäste dankbar begrüßen,
aber es ist unzulässig, sie gewaltsam herbeizuschleppen – jeder Hausherr weiß
das. So verhält es sich bei Anwendung der psychischen Energie – man sollte sie
nicht erzwingen, aber ihr Erscheinen sollte würdig empfangen werden. Laßt die
Unwissenden über die Unerwünschtheit der Anwendung der psychischen Energie
schwatzen. Wenn die Energie bereits wirksam ist, ist es unmöglich, sie
abzulehnen, und es gilt nur noch, sie natürlich anzuwenden. Mögen die Gelehrten
sagen, was geschieht, wenn räumliche Elektrizität grenzenlos gespannt wird.
Mögen sie sagen, wie solch übermäßige Spannung endet. Es kann nicht geleugnet werden,
daß die räumlichen Ströme zur Zeit besonders gespannt sind. Es ist nicht die
Zeit, sie abzulehnen; man muß sich beeilen, sie anzuwenden. Oftmals ist auf die
Gefahr niederen Psychismus hingewiesen worden.” Wir sehen daraus, wie notwendig
es ist, auf die höhere Energie, die psychische Energie, die als Geistigkeit zu
verstehen ist, anzusprechen.
Außerdem
bemühen sich, wie Sie richtig aufgezeigt haben, die Verleumder gar nicht, alle
Bücher der LEHRE kennenzulernen. Auch zeugt es von Unwissenheit zu erklären,
daß die Methoden der Entwicklung der psychischen Energie und die im AGNI YOGA
aufgezeigten geistigen Kräfte nur in der Mongolei und in Tibet angewendet
werden können und für die arische Rasse ungeeignet wären. Wer weiß heutzutage
nicht, daß alle Yogis in Tibet und in der Mongolei aus dem arischen Teil
Indiens kommen und nicht umgekehrt?
Welche
psychischen Methoden für die Entwicklung der psychischen und geistigen Kräfte,
die AGNI YOGA erwähnt, sind für die arische Rasse denn ungeeignet? Befassen
sich nicht alle Bücher der LEHRE vor allem mit den Grundlagen der Ethik? In der
Tat, wie viele Warnungen vor dem Schaden der niederen Formen des Psychismus
enthalten diese Bücher! Aber, wie es heißt – niemand ist so blind und so taub
wie jene, die nicht sehen und hören wollen.
* * *
Bezüglich
des Hl. Sergius von Radonega können Sie antworten, daß N. K. bereits Bilder aus
dem Leben dieses Großen geistig Schaffenden für die Menschheit malte, als noch
niemand über ihn geschrieben hatte. Haben diese Ankläger Zutritt zu unserem
Innenleben und zu unseren geheimen Aufzeichnungen? Ebenso mögen sie jene
Privatbriefe, in denen N. K. gegen die Theosophen spricht, bekanntgeben. Ich
war es, die in meiner privaten Korrespondenz über die Theosophen schrieb, weil
ich von vielen gebeten wurde, über bestimmte theosophische Behauptungen
Aufklärung zu geben. Und ich kann nur wiederholen, daß einige theosophische
”Leuchten“ für mich keine Autoritäten sind. Ebenso suchen wir keine Anhänger
unter den Theosophen, und unsere Regel ist, nie jemanden anzulocken. Aber es
kommt vor, daß Leute, die an den Büchern der LEHRE aufrichtig interessiert
sind, an uns schreiben; wir antworten ihnen, aber wir stellen es ihnen frei,
sich nach eigenem Ermessen einer Form oder Gruppe anzuschließen. So sandte uns
kürzlich solch eine Gruppe eine Botschaft aus Neuseeland, und noch früher kam
eine Nachricht aus Kanada; und meistens sind darunter Theosophen. Gerade jetzt
erhielten wir Nachricht, daß eine russische Jugendgruppe mit dem Friedensbanner
um die Welt reisen will.
Ich
höre auch zum ersten Mal, daß die Sendboten der Weißen Bruderschaft abgeneigt
wären, sich als solche erkennenzugeben, wann immer es notwendig erscheint.
Verheimlichte H. P. B. etwa die Tatsache, daß sie von der Weißen Bruderschaft
gesandt wurde, und bestätigte sie nicht ihre Mission? Natürlich, die
Abgesandten oder Boten verkünden ihre Ankunft und Aufgabe nicht auf dem
Marktplatz. Was immer durch sie gegeben wird, spricht für sich und wird von
feinfühligen Herzen aufgenommen, aber wo immer es notwendig ist und für sie
angezeigt erscheint, werden sie sich erklären. Der Unterschied jedoch ist, daß
die wahren Boten sich nie Weltlehrer, künftige Dhyan Chohane oder gar Apostel
nennen würden; noch würden sie sich fremde Inkarnationen zuschreiben und vor
allem keine falschen und geschmacklosen Bücher schreiben oder den Verkehr mit
den Großen Lehrern als ihr Monopol bezeichnen.
Was
den Angriff bezüglich Baldrian und Moschus betrifft – diese Mittel wurden in
der ajurvedischen Medizin verwendet. Und es ist neu für mich, daß die
ajurvedische Medizin zur vierten Rasse gehört! Wiederum kann man sagen: Lernet
mehr!
Es
ist seltsam, über die Grade der Einweihungen zu lesen, die in gegenwärtigen
okkulten Schulen erlangt werden können. Die höchsten Grade werden nur durch
innere Vervollkommnung erreicht, die keine gegenwärtige esoterische Schule
verleihen kann. Einweihungen vollziehen sich unter vier Augen, zwischen einem
Großen Lehrer und dem Jünger, und das Ergebnis ist die nächste Stufe der
Wahrnehmung der höheren Energien, oder Strahlen. Daher finden solche
Einweihungen immer unerwartet statt und oft ganz einfach im Schlaf- oder
Arbeitsraum des Jüngers. Und dieser Festtag des Geistes bleibt unvergeßlich im
Bewußtsein und Herzen des Jüngers. Diese Festtage des Geistes haben mit dem in
einigen okkulten Büchern geschilderten Einweihungsrummel nichts zu tun.
Mögen
unsere Ankläger nicht beunruhigt sein, H. P. Blavatsky wird von uns verehrt,
wir verehren H. P. Blavatsky vielleicht mehr als jene, die über sie schweigen.
So malte im Jahre 1925 N. K. das Bild ”Der Bote“ zum Gedenken an H. P. B.,
brachte es persönlich nach Adyar und legte den Grundstein für das Museum der H.
P. B. In der Tat, es ist unser Traum, das Gedenken an unsere große Landsmännin
würdig zu ehren, sobald dazu die Zeit gekommen ist.
Daher
möge niemand Einspruch erheben und beunruhigt sein; wir werden sicherlich nicht
ihre Lehre verkünden oder interpretieren, denn wir besitzen das ganze Meer der
Lehre: die Werke und Grundlagen von H. P. B. und ebenso alle Schätze der
Weisheit des Ostens.
Versuchen
Sie nie, Skeptiker zu überreden. Die Lehre kann weder durch Nichtannahme
geschmälert noch durch Annahme erhöht werden. Die Wahrheit spricht für sich.
Und damit wollen wir enden.
14.
Januar 1937
Der
erhaltene Brief endet eigentlich mit einer schlecht gewählten Redensart: ”Die
unschätzbare Fracht der LEHRE sinkt mit dem Schiff des ”Kelches des Orients“.”
Der Verfasser dieses Briefes erkannte nämlich nicht, daß die Wahrheit, die das
Leben selbst ist, nicht im Feuer verbrennt und nicht im Wasser versinkt. Daher
kann die LEHRE – dieser Urquell des Lebens – von der vorübergehenden Masse der
Finsternis nicht zertreten werden. Darüber hinaus ist der ”Kelch des Orients“
in diesem Beispiel wirklich kein Schiff, sondern die Fracht selbst. In der Tat,
in dem Unsichtbaren Bollwerk wird ein unerschöpflicher KELCH des ORIENTS
verwahrt und aus ihm wird niemals auch nur ein Tropfen verschüttet werden. Die
Ewigen Hüter wissen, wann und wie viele Tropfen sich aus ihm ergießen müssen,
um das Bewußtsein der Menschheit zu läutern. Die ”Briefe der Mahatmas“ an A. P.
Sinnett wurden zur Grundlage der ”Geheimlehre“, die, wie Sie wissen, vor
beinahe fünfzig Jahren herausgegeben wurde. Im Westen gab es auch zu jener Zeit
Geister, die dieses Wissen aufzunehmen vermochten und es unter den weniger
fortgeschrittenen Bewußtseinen verbreiteten. Aus diesem Grunde ist es so
sinnwidrig und befremdend, nach fünfzig Jahren wegen der Veröffentlichung der
”Briefe der Mahatmas“ solche Auffassungen von Leuten zu vernehmen, die sich der
Lehre angeschlossen haben und die die ungewöhnliche Zeit, die wir jetzt
durchleben, verstanden haben sollten – eine Zeit, in der das Schiff der Menschheit
sinkt; in der nur die äußersten Maßnahmen das Wehklagen des Geistes wecken
können; in der die Massen die ganze Unfähigkeit begreifen, die ganze
Unwissenheit ihrer ”geistigen“ Führer, selbst graduierter Akademiker (Ihr
beigeschlossener Bericht zeugt davon); in der diese Massen, denen nicht
rechtzeitig der neue Weg gewiesen wurde, sich wie ein lange zurückgedrängter
Damm auf die Feuerlöscher stürzten – und dann selbst in Gotteslästerung und
Verbrechen untergingen. Das verbrecherische Zögern im Aufzeigen des rechten
Pfades ist von den ”geistigen“ und freiwilligen Beschützern verübt worden, weil
sie vor allem auf ihr eigenes Wohl bedacht waren.
Ja,
der Pfad des Lichtbringers war und ist immer der Pfad der Heldentat, und das
verleiht ihm solche Schönheit. Auf ihm gibt es weder Selbstsucht noch Furcht,
sondern allein die erhabene Freude, dem Hohen zu dienen.
Bei
Anbruch einer kosmischen Frist für neues Erwachen des Bewußtseins werden mehr
oder weniger Hohe Lichtträger zu jenen gesandt, die die neuen Stufen
menschlichen Bewußtseins legen; Material wird geliefert und es wird genau
aufgezeigt, was dem Fundament zugrunde zu legen und was für außergewöhnliche
Geister beiseite zu legen ist. Man muß bedenken, daß jede Periode der eigenen
Ausdrucksform bedarf, die der jeweiligen Zeit entspricht und auch weitere
Kenntnis über die Grundlagen der Lehre bringt, denn alles wächst im Einklang
mit dem Evolutionsgesetz, alles expandiert. Dieser letzte Umstand zieht
unvermeidlich auch jene Bewußtseine an, die die Unermeßlichkeit und Tiefe der
LEHRE nicht erfassen, und auf den ersten Stufen, die für den Westen vor fünfzig
Jahren offen dargelegt wurden, straucheln. Freilich, das schwache Schiff
solcher Menschen kann diese unschätzbare Fracht nicht tragen. Ihr Bewußtsein
baute in vergangenen Jahrhunderten keine kräftige Arche, die sie vor der Flut
der Unwissenheit gerettet und auf den Berg des Lichts versetzt hätte!
Ja,
viele oder eigentlich die meisten nehmen Gold für Kupfer, aber was dann, was
wird damit? Wahrheit bleibt unberührt. Langsam aber sicher bewegt sich die
Menschheit voran auf der Leiter des Aufstiegs. Wir sollten uns daher nicht
grämen, wenn irgendwo jemand die Grundlagen der LEHRE nicht anerkennt.
Wahrlich, die LEHRE DES LEBENS gilt eben nicht für ein Land oder ein Volk,
sondern für die ganze Welt. Freuen wir uns daher im Geiste, daß der Strom der
LEHRE DES LEBENS endlos ist. Schriften werden herausgebracht und neue, neue
Herde an den unerwartetsten Stellen entfacht. Gerade das Jahr 1936 hat für jene,
die sehen können, viel Freude gebracht.
Lassen
Sie mich an die Worte der LEHRE DES LEBENS erinnern: ”… die Wellen der
Erkenntnis und der Unwissenheit … (sie haben alle Zeitalter durchlaufen) …
bringen die für den Fortschritt des Bewußtseins so nötigen Gewässer in
Bewegung. Daher erlangt jeder, der nach Wissen strebt, Gelassenheit des Geistes
inmitten des Sturmes und der Anstrengung. Laßt uns nicht in Unwissenheit
verharren, wenn Wissen an alle Tore pocht!”
Vielleicht
erinnern Sie sich an die Geschichte vom Engel im Evangelium, der
herniederstieg, um die Wasser eines Teiches umzurühren, damit Heilungen möglich
wurden.
In
der ganzen Menschheitsgeschichte sehen wir, daß gerade die Djin die Tempel
bauten. Sehr lehrreich ist die Legende über das Erbauen des Tempels Salomonis
durch die Djin. Das ist im Zuge der Evolution ein unumgängliches Lebensgesetz.
Feinde und unbekannte Menschen verhelfen den Dingen zum Durchbruch, die
sogenannte Beschwichtigte für gegeben und oft geheimhalten. Es gibt sehr wenige
wahre Freunde im gegenwärtigen menschlichen Bewußtseinsstadium. Aber wir
schätzen uns glücklich, von vielen wahren Freunden umgeben zu sein. Wir
schätzen sie und schützen sie mit unserem Herzen. Möge das Licht mit ihnen
sein!
Unsere
Zeit ist in jeder Hinsicht ungewöhnlich. Nie war die Grenze zwischen Licht und
Finsternis so stark markiert. Und jetzt beobachten wir den bemerkenswerten
Prozeß, daß Finsternis Finsternis verschlingt.
Die
großen Hüter des Kelches der Weisheit und der Wahrheit, die Schirmherren der
Menschheit übertragen den Göttlichen Plan, wissend, wann und was der Menschheit
gegeben werden kann. Wer den Pfad des Dienstes an der Menschheit beschritten
hat, der tastet sich nicht im Dunkeln voran, sondern schreitet in völliger
Kenntnis der Ereignisse einher. Er kennt auch die Menschen, die an ihn
herantreten, doch infolge des schwierigen Karmagesetzes ist vieles zu
tolerieren. Jeder Lichtträger nimmt den ganzen Komplex von Karma der von ihm
angezogenen Menschen auf sich. Das erklärt die Unvermeidlichkeit von Verrat.
Doch der Verrat an ihm verwandelt sich in eine Krone – so war es, so ist es und
so wird es immer sein.
Sie
schreiben: ”Ich weiß, daß ich mich in dieser Inkarnation der mühsamsten und
langweiligsten Arbeit der Welt unterziehen muß, um die schmutzigen Verliese
meiner Seele zu reinigen …” Dazu möchte ich sagen, daß es keine wertvollere
Arbeit gibt, als die Läuterung der Seele und Selbstvervollkommnung. Daher ist
es unschicklich und gotteslästerlich, sie als die ”langweiligste Arbeit der
Welt“ zu bezeichnen. Wo bleibt das Verstehen der Lehre? Zudem sind
Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit die wichtigsten Eigenschaften auf dem Pfad, ohne
die es keinen Fortschritt gibt.
27.
Januar 1937
Mein
Herz ist erfüllt von aufrichtigem Dank zum Lehrer für seine unermüdliche
Fürsorge für alle, die sich dem Dienst am Allgemeinwohl widmen. Achten Sie auf
Ihre Gesundheit – dies ist sehr wichtig. Soviel muß noch getan werden und Sie
wissen, wie spärlich die Reihen bewußter Kämpfer für das Licht und die
Grundlagen des Seins sind und wie zahlreich die Anhänger der Finsternis.
Freilich, kosmische Gerechtigkeit und Zweckmäßigkeit sind dem Retter gewärtig
und wir sind jetzt Zeugen des Entfaltens der Schriftenrolle des Karma der Völker.
Wer fähig ist, ein Lehrer in zahlreichen Wissensgebieten zu werden, muß mehr
denn je beschützt werden, denn sonst werden wir für lange Zeit in die
Finsternis versinken, was schlimmer wäre als die Zeit der Invasion der
sogenannten Barbaren, wie es der bedeutende zeitgenössische englische Philosoph
Bertrand Russell in seinem vor kurzem erschienen Werk ”Die wissenschaftliche
Weltanschauung“ ausdrückte: ”Wären im 17. Jahrhundert einige Hunderte Menschen
in ihrer Kindheit getötet worden, die jetzige Welt könnte nicht bestehen.” Die
Zeit naht, in der die Völker erkennen müssen, daß die Menschen, die die Macht
der Synthese besitzen, die Macht der psychischen Energie, unschätzbare Schätze
ihres Landes sind. In der Tat, das ganze Wohl der Völker hängt von diesen
Säulen und Erhaltern des Gleichgewichts der Welt ab! Man kann sagen, daß das
Erkennen der Bedeutung der psychischen Energie die Eroberung einer neuen,
machtvollen Stufe in der Weltevolution sein wird.
Es
ist wirklich äußerst zeitgemäß, gemeinsam wohlwollende Gedanken auszusenden, um
den Schaden der umgebenden vergifteten Atmosphäre etwas abzumildern. Mit meinem
ganzen Herzen begrüße ich dieses Unternehmen, und um seine Richtigkeit zu
bestätigen, möchte ich einen Paragraphen aus dem neuen Buch anführen: ”Es ist
sehr nützlich, Freunden zu raten, zu einer festgesetzten Zeit gemeinsam gute
Gedanken auszusenden. Dadurch wird nicht nur das Wohlergehen gestärkt, sondern
auch der Raum gereinigt, denn das ist dringend notwendig. Giftige Ausstrahlungen
verseuchen nicht nur den Menschen, sondern lagern sich auf die umgebenden
Gegenstände ab. Diese Ablagerungen können schwer entfernt werden. Sie können
Gegenstände sogar auf weite Entfernung hin begleiten. Feinfühlige Individuen
können jedoch die Wirkung solcher Aufschichtungen an sich selbst verspüren.
Gute Gedanken sind der beste Reiniger der Umgebung. Bestätigungen der Sendungen
des Guten sind stärker als die Reinigung mit Weihrauch. Doch diese Sendungen
muß man sich zu eigen machen. Dabei ist es nicht erforderlich, bestimmte Worte
auszusprechen, sondern es genügt, ein unmittelbares gutes Gefühl zu hegen. So
kann man inmitten des Alltagslebens viel Gutes schaffen. Solche Sendungen sind
wie ein reinigender Blitzpfeil.”
Aus
diesen Zeilen können Sie ersehen, wie wichtig es ist, daß alle an diesen
Sendungen Beteiligten harmonisch gestimmt und mit gutem Willen beseelt sind.
Denn ein Gedanke kann schön sein, doch ist er nicht vergeistigt vom Feuer des
Herzens, bleibt er tot. Es ist gut, vor Aussendung solcher Botschaften Musik zu
hören.
19.
2. 1937
Übermitteln
Sie an Ihre Mitarbeiter meinen herzlichen Dank für ihre Gedanken und die guten
Wünsche, ich sende ihnen meine besten Gedanken. Ihre Fragen will ich kurz
beantworten, denn ich bin mit dringender Arbeit buchstäblich überlastet. Vor
allem jedoch möchte ich Ihnen sagen, wohl Ihnen, wenn Sie den Wert der Zeit so
stark verspüren. In der Tat, der Verlust dieses Wertes ist unerbringlich.
Und
nun zu Ihren Fragen. Um einige davon für Sie zufriedenstellend zu beantworten,
müssen wir uns den heiligsten Aspekten der Seinsgrundlagen nähern. Jedoch
Briefe gehen oft durch viele Hände, bevor sie den Empfänger erreichen; daher
zögere ich, bestimmte Dinge dem Papier anzuvertrauen.
Natürlich,
Geist ist geschlechtlos und die Differenzierung offenbart sich allein auf der
Erscheinungsebene. Wenn die Monade bewußter in Erscheinung tritt und die
Individualität bereichert wird, tritt in ihr das Geschlecht mehr hervor, das
heißt, das zu einem bestimmten Ursprung Gehörende beginnt vorzuherrschen.
Zweifellos gibt es Ausnahmefälle, in denen das Geschlecht im Einklang mit einem
Auftrag gewählt wird; und es gibt eine andere Bedingung, die ihren Ursprung im
Gleichgewichtsgesetz hat und daher zum kosmischen Recht gehört. Jedoch aus oben
genannten Gründen will ich über dieses Gesetz in einem Brief nicht
ausführlicher werden.
* * *
Ja,
nach den alten hebräischen Schriften gab es unter den Elohim Geister beiderlei
Geschlechts, denn jede Schöpfung auf einer Ebene gründet auf zwei Uranfängen.
Diese Wahrheit sollte man sich einprägen. Gleicherweise muß man verstehen, daß
jede Schöpfung der Mitwirkung der menschlichen Energien bedarf, denn der Mensch
ist der Träger des höchsten kosmischen Prinzips. In der Heiligen Lehre heißt
es: ”Die von Menschen nicht bewohnten Welten konnten sich nicht entwickeln und
gingen daher zugrunde.” So wird die Abhängigkeit der Welten oder des Planeten
vom Menschen und seinem geistigen und sittlichen Niveau verständlich.
* * *
1.
Über die MUTTER DER WELT. Ich meine, daß ich dieses Thema in meinen früheren
Briefen gründlich erörtert habe. Im Kosmos, im geoffenbarten und
nichtgeoffenbarten, sind Geist und Materie untrennbar; eines ist ohne das
andere nichts. Vereinigung der Energien der Elemente läßt alles Sein entstehen;
genau gesagt, es gibt LOGOI beider Elemente. Dieses höchste Geheimnis des Seins
wurde im groben Phallus-Kult entwürdigt. Es heißt: ”Wie oben, so unten”. Aber
das Licht der großen Wahrheiten spiegelt sich auf unserer irdischen Ebene wie
das Licht der Sonne in einer Pfütze.
Für
Menschen, die in ihrer ganzen tierischen Unvollkommenheit von den irdischen
Erscheinungen angezogen werden, ist es unmöglich, das große Geheimnis geistigen
Seins zu verstehen. Man muß sich den Ausspruch Christi oft ins Gedächtnis
rufen: ”Gebt das Heilige nicht den Hunden und werft auch eure Perlen nicht vor
die Säue, damit sie sie nicht mit ihren Füßen zerstampfen und sich umwenden und
euch zerreißen …” (Matth. 7:6).
2.
Sie sollten nicht meinen, daß Sie in Ihrem früheren Leben der Lehre des Lichts
fern standen. Gäbe es keine frühere Bindung, könnten Sie von der Lehre nicht so
entflammt sein. Das Band wird durch viele Jahrtausende geschmiedet und nicht in
einer Stunde oder in einem Leben. Eine Jahrhunderte währende und
ausschließliche Verbindung mit dem Großen Lehrer gibt es natürlich äußerst
selten; jedoch gibt es viele Annäherungsstufen, und allein der Mensch selbst
bestimmt seine gegenwärtige und künftige Nähe. Auch darin ist die Bedeutung des
Kosmischen Rechts unermeßlich, aber der Wille des Menschen vermag sogar dieses
Recht zu schmähen und die Annäherung für Jahrtausende hinauszuschieben.
Auch
ist die Annäherung an die Lehre im reiferen Alter kein Zeichen dafür, daß man
der Lehre fern steht. Die Bestimmungen sind verschieden.
So
können erst nach dem dreißigsten Lebensjahr alle Zentren in Tätigkeit sein.
Darüber hinaus ist es wichtig, daß sich die Persönlichkeit oder der Charakter
des Aspiranten voll entfaltet. Wir kennen viele Fälle, wo Menschen, die sich
der Lehre des Lebens in ihrer Jugend näherten, leicht müde wurden und beim
ersten Hindernis, das sich ihnen auf ihrem Pfad entgegenstellte, abfielen. Aber
ein Mensch, der ein Leben voller Schwierigkeiten hinter sich hat, der Zweifel
und Ringen des Geistes erfahren – solch ein Mensch wird sich, wenn er den Pfad
des Lichts beschreitet, als Mitarbeiter bewähren. Natürlich, denkt man an die
Erschütterungen und Umwälzungen, die in den letzten Jahrzehnten im Bewußtsein vieler
Völker vor sich gingen, so ist die Evolution sehr beschleunigt worden, und es
können bereits die Kräfte der Jugend zur bewußten und aktiven Mitarbeit
herangezogen werden.
3.
Sie wenden Ihre psychische Energie ausgezeichnet an. Sind Arbeiten, die die
Weisungen der Lehre des Lebens in Ihr Alltagsleben hineintragen – sei es in
Gesprächen oder in Ihren Schriften, die den Geist wachrufen, Freude des
Bewußtseins verleihen und kräftigen – nicht die besten Anwendungen der
psychischen Energie? Besitzen Sie diese Energie nicht bereits? Ihre völlige
Beherrschung jedoch ergibt sich, wenn wir unaufhörlich dem Lichte der
Hierarchie zustreben. In der Tat, psychische Energie ist vor allem das Streben
des Herzens. Erinnern Sie sich an den Ausspruch in der Lehre: ”Streben ist das
Boot des Archaten. Streben ist der Schlüssel zu allen Höhen …” (Gemeinschaft, §
55). Und so segeln Sie in diesem Boot.
Die
so weit verbreiteten mechanischen Methoden zur Entwicklung der psychischen
Energie können die höhere Eigenschaft dieser Energie nicht vermitteln; sie
entwickeln nur das schwarze Feuer, das verheerende Folgen auslöst. Aber das
Erkennen dieser Energie in sich selbst ist natürliches Erwachen. Vielleicht
haben Sie bemerkt, daß, wenn Sie an etwas außerordentlich interessiert sind,
wenn Ihre ganze Aufmerksamkeit auf einen besonderen Gedanken gerichtet ist,
nicht nur in Ihrem Verstande neue Gedanken auftauchen – und manchmal kommen sie
wie von außen –, sondern im Leben selbst, im Alltag, Ihnen notwendige helfende
Elemente und Umstände zukommen. Psychische Energie besitzt vor allem die
Eigenschaft des Magneten.
* * *
Gewiß,
da man durch psychische Energie heilen kann, kann man diese Energie auch
übertragen. Wir waren Zeugen solcher Sendungen und haben daran auch teilgenommen.
Aber dazu ist eine absolut geistige Einigkeit erforderlich. Sagen Sie Ihren
Freunden, daß die herrliche und erste Erziehung zur Beherrschung der
psychischen Energie die Verbesserung der Eigenschaften, in allem, im ganzen
Leben ist. Seien Sie durchdrungen von dieser Disziplin!
* * *
Die
Älteren Brüder der Menschheit stehen Wache, und wo immer es möglich ist,
stärken Sie die göttliche Energie. Die Freunde mögen sich daher gedulden und
die Bücher der Lehre aufmerksam lesen, die so reich sind an Weisungen für die
notwendige Beherrschung und Meisterung dieser Kraft.
”Zweifellos
seid ihr oft gefragt worden, wie man die psychische Energie entwickelt und
ihren Nutzen erkennt. Jedoch es ist oft gesagt worden, daß das Herz die höhere
Lebensqualität anstrebt und der Leiter der psychischen Energie ist. Keine
gewaltsame, herkömmlich beschleunigte Beweglichkeit zur Entwicklung der
Herztätigkeit ist von Nutzen. Das Herz ist ein sehr unabhängiges Organ; man
möge ihm die Freiheit zum Guten geben und es wird sich mit Energie füllen.
Ebenso können die Früchte der vereinten Energie nur in harmonischer
Gemeinschaft sichergestellt werden. Dafür ist es aber unumgänglich zu
verstehen, was Übereinstimmung bedeutet” (Bruderschaft, § 290).
4.
Kosmisches Recht hat wie alle Gesetze des Seins viele Aspekte. Freilich ist der
Mensch primär der Träger dieses Rechts. Einer der Aspekte des Kosmischen Rechts
wird dadurch bestätigt, daß die menschliche Monade vom Augenblick der Geburt an
unter dem Einfluß dieses oder jenes Gestirns steht. Ich meine, ich habe Ihnen
über die kosmische Vater- und Sohnschaft bereits geschrieben oder darüber, daß
jede Monade während des ganzen Manwantara einem bestimmten Planeten angehört.
So wird jeder LOGOS zum Vater aller Monaden, die unter dem Strahl seines
Gestirns geboren wurden. Auch dürfen wir einen anderen Aspekt nicht vergessen,
wonach das Geisteskorn, das einem bestimmten Element angehört, stets diesem die
Vorherrschaft überläßt. Alle Errungenschaften des Menschen werden natürlich in
dem elektromagnetischen Raum erworben, den er oder seine Aura einnimmt und der
ihm auch sein unveräußerliches Kosmisches Recht für eine bestimmte Stufe oder
einen Platz in der Skala der Evolution des Kosmos einräumt. Ähnlich kann auch
ein Verdikt des Karma als Kosmisches Recht bezeichnet werden. Die Funktionen
des Kosmischen Magneten sind immer durch das Kosmische Recht bedingt. Aber der
heiligste, der schönste Begriff in Zusammenhang mit dem Kosmischen Recht wird
einem Jünger vom Lehrer mündlich von Angesicht zu Angesicht vermittelt.
5.
Die von Ihnen eingesandten Seiten erklären sehr schön die an Sie gestellten
Fragen. Wie man dem Brief Ihres Freundes entnehmen kann, fand er ganz von
selbst die richtige Lösung, und zwar ”nicht für das Leben unseres Körpers
müssen wir den Leib und das Blut Christi empfangen, sondern für das Leben
unseres Geistes. Daher muß die Teilnahme am Leib und am Blut Christi geistig
verstanden werden.” Keine einzige Kirche kann heute auf die grundlegenden
Seinsprobleme eine Antwort geben. Die Kirchen sind in ihrer Ausschließlichkeit
und Unbeweglichkeit an einem toten Punkt angelangt. Wie weit entfernt haben
sich viele ”geistige Vertreter“ vom Verstehen der einfachen Worte Christi:
”Gott ist Geist, und die ihn verehren, müssen ihn im Geiste und in der Wahrheit
verehren.”
Arbeiten
Sie an Ihrem Buch, doch übereilen Sie nichts, sammeln Sie das nötige Material.
Dieses Werk sollte sehr bedeutsam werden. Ich empfehle Ihnen, die Schriften des
Origenes sowie das Buch ”Dobrotolubye“ (Die Liebe zum Guten) durchzuarbeiten
und daraus viele bemerkenswerte Auszüge zu bringen. Haben Sie übrigens das
ausgezeichnete Buch ”Offenherzige Geschichten“, erzählt von einem Pilger zu
seinem ”Geistigen Vater”, gelesen?
Ihr
Buch bereitet viel Freude. Ganz kürzlich hörte ich von einem russischen Arzt,
der davon begeistert ist, daß dieses Buch auf alle Fragen Antwort gibt.
* * *
Wie
geht es Ihnen gesundheitlich? Was machen Ihre Bienen? Ich hoffe, Sie haben sie
nicht aufgegeben. Jetzt herrscht in vielen Ländern großes Interesse an der
Bienenzucht. Viele weitere nützliche Eigenschaften der Bienen konnten entdeckt
werden. Bienengift heilt verschiedene Krankheiten. Man sagt, daß ein oder zwei
Bienenstiche chronischen Rheumatismus heilen. Hier einige Paragraphen über
Honig und Milch: ”Die Menschen suchen vergeblich nach neuen Heilmitteln und
Medikamenten, ohne die alten zu nutzen. Sogar Milch und Honig werden nicht
ausreichend angewendet. Was jedoch kann gesünder sein als durch fortschreitende
Evolution erarbeitete pflanzliche Produkte? Milch und Honig sind in
uneingeschränkter Vielfalt zu haben und stellen, wenn vernünftig und
wissenschaftlich genutzt, beste Vorbeugungsmittel dar. Es kommt nicht darauf
an, einfach Milch zu trinken und Honig zu essen, sondern vor allem darauf, wie
die Milch und der Honig beschaffen sind. Es ist richtig, daß es an jenen
Stellen den besten Honig gibt, wo viele Heilkräuter vorhanden sind. Man kann
begreifen, daß die Bienen bei ihrer Tätigkeit die besten Möglichkeiten der
Zusammensetzung erbringen. Die Überlieferungen über die Bienen sind insofern
von Bedeutung, als man unmittelbar auf den besonderen Wert des Honigs
aufmerksam macht.
Darüber
hinaus bedürfen auch andere pflanzliche Produkte der Erforschung. Die Menschen
verhalten sich zu den Dingen sehr rückständig, so daß sie sich mit dem Ausdruck
”gut oder schlecht“, ”frisch oder verdorben“ abfinden und übersehen, daß
künstliche Vermehrung den qualitativen Wert vermindert. Selbst solches
übersieht man. Bei der Entfaltung der Lebenskraft sollte ihre Beschaffenheit
aus allen Naturreichen geschöpft werden” (Bruderschaft, § 148).
”Oft
werden die besten Heilmittel mißachtet. Milch und Honig gelten als nahrhafte
Produkte, sind aber als Regulatoren des Nervensystems völlig in Vergessenheit
geraten. In reinem Zustand enthalten sie die uranfängliche Energie. Gerade
diese Eigenschaft muß erhalten bleiben. Die Sterilisation der Milch hingegen
und die Spezialbehandlung des Honigs entziehen ihnen diese wertvollen
Eigenschaften. Ihr Nährwert bleibt erhalten, aber ihr grundlegender Wert
schwindet.
In
der Tat, es ist unerläßlich, daß die Produkte in naturreinem Zustand genossen
werden. Haustiere und Bienen müssen unter gesunden Bedingungen gehalten werden;
aber jedwede künstliche Reinigung der Produkte vernichtet ihre wahre
Nützlichkeit.
Das
Wissen des Altertums schützte die Kühe als heilige Tiere, und wob um die Bienen
eine spannende Legende. Aber mit der Zeit verloren die Menschen das bewußte
Verhalten zu diesen ihnen ursprünglich gegebenen Heilmitteln. In den alten
Heilbüchern wurde jedes Mittel auf seine Nützlichkeit und Schädlichkeit hin
untersucht. Aber so wertvolle Substanzen wie Milch, Honig und Moschus
enthalten, wenn sie naturbelassen sind, nichts Schädliches. Man kann auf viele
nützliche Heilmittel aus der Pflanzenwelt hinweisen; die meisten von ihnen sind
jedoch in reinem Zustand am wirksamsten, wenn neben den sogenannten Vitaminen
die ihnen eingelagerte Energie nicht verlorenging. Karottensaft, Rettich und
Erdbeeren sind in rohem, reinem Zustand am gesündesten. Man kann daher
verstehen, warum sich die Rishis im Altertum von diesen heilsamen Produkten
genährt haben” (Bruderschaft, § 201).
9.
März 1937
Die
heiligen Namen der Großen Lehrer zu schützen und auf Angriffe mit Würde zu
antworten, ist unabdingbare Pflicht. Aus diesem Grunde sind Wachsamkeit und
Besorgtheit um den uns anvertrauten Schatz erforderlich. Im Zusammenhang damit
möchte ich einen Paragraphen aus dem neuen Buch anführen: ”Wachehalten ist ein
Zeichen erweiterten Bewußtseins. Viele begreifen überhaupt nicht, was es heißt,
Wertvolles zu schützen. Auf jene, die den Wert nicht erkannt haben, ist kein
Verlaß. Aber über eine unermüdliche Schildwache kann man sich freuen. Die
Bruderschaft lehrt diese Wache.”
Die
von Ihnen beschriebene Gefahr abzuwehren, ist sicherlich eine gigantische
Aufgabe. In der Tat, die Großen Kräfte des Lichts haben Jahrhunderte hindurch
gegen diese Gefahr angekämpft. Man könnte sogar sagen, daß der Sinn des
Harmagedon darin liegt. Aber die kosmischen Kräfte kommen nur zu Hilfe, wenn
der menschliche Geist nach strenger feuriger Läuterung ruft und danach strebt,
die geistigen Grundlagen in allen Seinserscheinungen zu begreifen.
Freilich,
das menschliche Bewußtsein wurde, abgesehen von seltenen Ausnahmen,
abgestumpft, womit es auch immer in Berührung kam, und die Form errang den Sieg
über den Inhalt. Und jetzt erkennen wir mehr denn je diese Versklavung und das
Verschlingen durch die Form. Gingen die kirchlichen Dogmen unter, sie wären
bald durch andere ersetzt, die dem Bewußtsein in ähnlicher Weise aufgezwungen
würden. Es ist betrüblich, mit anzusehen, wie sich die Menschheit, indem sie
von Freiheit träumt und sich danach sehnt, nichtsdestoweniger damit befaßt,
neue und noch engere Fesseln anzulegen. Freiheit – der Paradiesvogel – ertönt
nur in reinen Herzen, die sich von ihrem Kerkermeister – der Ichsucht – befreit
haben.
1. 4. 1937
Uns
ist jede Einigkeit in der Arbeit für das Allgemeinwohl teuer sowie die dazu
notwendige Vorbereitung des Bewußtseins, die Neue Welt anzunehmen, die aber auf
eine Weise naht, wie es sich viele von uns nicht vorstellen können. Der Luxus
der Zerstörung in all seinen Methoden und Graden muß der Vergangenheit
angehören. Erkenntnis der Verantwortung, Streben nach Synthese und
Schaffenskraft in weitreichender Zusammenarbeit wird das rettende Gleichgewicht
auf dem Planeten wieder herstellen.
* * *
Mit
Traurigkeit habe ich Ihren Brief gelesen, in dem Sie die Krankheit eines Mannes
schildern. Wie kann ich helfen, wenn sein Zustand fast hoffnungslos ist?
Heilung ist nur zu Beginn der Krankheit möglich, aber es ist schwierig, helfend
einzugreifen, wenn alles verneint wird. Was sich bereits in Zersetzung befindet,
läßt sich nicht wieder herstellen. Ich möchte Ihnen einen Paragraphen aus dem
neuen Buch anführen: ”Es gibt viele Fälle, wo Menschen für die dringendsten
Anweisungen unzugänglich geblieben sind. Doch im Augenblick, wo Unglück
eintritt, erinnern sie sich blitzartig, daß ihnen Hilfe geboten wurde, aber
dann ist es zu spät. Gewöhnlich meinen die Menschen, daß in allen Stadien der
Umstände gleiche Hilfe geboten werden kann. Kann man aber Heilung erhoffen,
wenn sich der Organismus bereits zersetzt? Man kann eine fehlende Hand nicht
wachsen lassen, ein bereits vertrocknetes Gehirn nicht wieder beleben. Viele
Fälle können angeführt werden, wo Menschen nach Wiedererweckung von
Verstorbenen flehten. So ein Verhalten beweist nur völliges Unverständnis
dafür, wie mit den Energien umzugehen ist.”
Ja,
von außen gesandte Energie kann helfen, wenn eine solche auch im Kranken
vorhanden ist, denn in allem ist Mitwirkung erforderlich. In der Tat, alle
sogenannten ”Wunderheilungen“ können sich nur vollziehen, wenn die im Kranken
vorhandene psychische Energie oder Nervenkraft durch den Kontakt mit einer
mächtigeren Energie Auftrieb erhält. Ist aber der Vorrat dieser Energie in ihm
erschöpft, wie oder wodurch soll dann die gesendete Energie empfangen werden?
Wahrlich, es gibt keine Wunder! Für jede Energietätigkeit sind eigene
Bedingungen notwendig, und ist die wesentliche Bedingung nicht vorhanden, wie
kann man ein positives Ergebnis erwarten? Aus diesem Grunde wird so
eindringlich zur geistigen und physischen Vorbeugung geraten.
6.
Mai 1937
Wir
begrüßen die Herausgabe von Sonderdrucken über ein bestimmtes Thema und
erhoffen vor allem ernsthafte Artikel, die sich mit der Bedeutung und der Macht
des Gedankens, der Gedankenübertragung auf Entfernung sowie der psychischen
Energie befassen. Derzeit muß primär allem Aufmerksamkeit geschenkt werden, was
die Gedanken auf neue Entdeckungen auf dem Gebiet der feinsten Energien
vorantreibt. Die Zeit für diese Energie ist gekommen, überall auf der Erde
blitzen verschiedene Erscheinungen auf. Allein durch Sammeln von Zeitungs- und
Zeitschriftenartikel kann man eine Reihe von bemerkenswerter Erscheinungen und
Entdeckungen erwerben.
Nun
will ich Ihre Fragen beantworten:
1.
Lebende Blumen, womöglich keine Schnittblumen, sind wegen ihres Duftes und
ihrer Schönheit immer, zu jeder Gelegenheit, nützlich. Belebender Duft
vertreibt die niederen Wesenheiten, die sich an Zersetzungsherden anklammern
wollen. Daher wären bei Todesfällen Geldspenden für wohltätige Zwecke
nützlicher als Kranzspenden. Könnten die Menschen sich doch dazu entschließen,
den schönen Brauch, zum Andenken an die Verstorbenen die besten Geschenke auf
Erden zu bringen, aufzugeben und sich damit begnügen, ein Viertel in eine
Wohltätigkeitsbüchse zu geben.
Es
wird Sie vielleicht interessieren, daß man in Atlantis folgendem Brauch
huldigte: Der Verstorbene wurde nicht berührt, sondern stark mit Eukalyptusöl
besprengt, gleich darauf mit dem Leichentuch bedeckt und mit Blumen überhäuft.
Neben der Leiche brannten drei Tage und Nächte in einem geschlossenen Kreis
Feuer, und sobald der Astralkörper ausgetreten war, wurde der physische Körper
verbrannt. Dies ist ein sehr weises Ritual. Ist der Wille träg, so tritt auch
der Astralkörper sehr träge aus. Manche können alles zur rechten Zeit
vollführen, andere hingegen brauchen in allem länger; das ist jedoch kein
Grund, jemandem die Fersen zu versengen! In Indien werden die Leichen oft zu
schnell verbrannt, und dadurch können dem feinstofflichen Körper beträchtliche
Verletzungen zugefügt werden. Diese Information habe ich meinen Aufzeichnungen
über Atlantis entnommen. Diese Rituale und das heilige Leichentuch nannte man
”Friedliche Läuterung“.
2.
Unnatürlich große Ohren an Buddha-Statuen waren eine spätere Neueinführung und
symbolisieren Allwissenheit. ”Sie deuten auf die Macht Dessen hin, Der alles
weiß und hört und von Dem segensreiche Liebe sowie Beachtung aller lebenden
Kreaturen ausgeht.” Die Idee entlehnte man einer esoterischen Allegorie. Eine
Nachahmung solch verlängerter Ohren kann man nur noch unter den Burmesen und
Siamesen finden, die ihre Ohren künstlich entstellen. Im zweiten Band der
”Geheimlehre“ im Kapitel über Symbolismus, wo von den Statuen in Bamian
(afghanische Landschaft im Hindukusch; riesige Buddhastatuen und Wohnhöhlen)
die Rede ist, wird dies bestätigt.
3.
Da sich alle Phänomene durch Willenskonzentration vollziehen, ist es
wesentlich, auf welchen Gegenstand man sich konzentriert. Das ist es, was H. P.
Blavatsky meinte, als sie von der Konzentration auf den kleinen Finger sprach.
4.
Alle äußeren Impulse wirken sich im Kopf aus; daher wäre es richtiger, sie als
”Impulse der Chakras“ zu bezeichnen und nicht einfach als ”Chakras“. Darüber
hinaus beeinflussen sie zwar die Nervenzentren, lenken sie aber nicht. Das
Wesen aller Chakren ruht im Herzen.
5.
Wie kann man sich mit einem überholten Bewußtsein der Neuen Welt nähern? Neue
Bewußtseine können nicht in alte Gefäße gesteckt werden. Das Nahen der LEHRE
DES LEBENS, die zu den Grundlagen der Neuen Welt führt, erfordert ein klares
und scharfes Bewußtsein. Man kann Errungenschaften nicht unterdrücken. In den
Massen ist der Durst nach wahrer Freiheit, der in der Freiheit des Denkens und
in der Gewissensfreiheit besteht, erwacht. Weder Weihrauch noch Weihwasser
werden die Menschen in überwundene Ketten drängen. Nur WISSEN, erleuchtet von
der vollen Macht der Entdeckungen neuer Energien, wird den Weg in ein geistig
wieder auflebendes Land finden. Alles Schöne muß bewahrt werden, aber alle
nutzlosen Anhäufungen und aller Tand der Jahrhunderte müssen vergehen.
Wahrhaftig, das neue Verstehen der Testamente der Großen Lehrer muß ins
verwandelte Leben eingehen.
Hier
einige Paragraphen aus dem neuen Buch: ”Worin besteht denn der Fortschritt?
Manche meinen, er sei ein ausschließliches Erkennen des Neuen. Ist solch eine
Deutung nicht einseitig, und muß man hier nicht hinzufügen: Ordnen und
Einreihen des Alten? Mehrfach wurde darauf hingewiesen, daß die Menschen
theoretisch zu Neuem hinstreben und dennoch fortfahren, im alten Schweinestall
zu wohnen. Mancher hält Vorträge über Reinheit, ist jedoch selbst äußerst
schmutzig. Wird solch ein Lehrgang überzeugen? Oder ein träger Mensch ruft zur
Arbeit auf, wer aber wird ihm Aufmerksamkeit schenken? Fürchten wir uns daher
nicht, solche einfachen Beispiele zu nennen, denn im Leben gibt es davon
unzählige. Wer immer über Harmonie nachdenkt, weiß, daß ein Haus, in dem alter
Kehricht lagert, nicht neu ist. Und dennoch kann man sehen, wie schöne
Errungenschaften verdorren, weil sie im Unrat nicht gedeihen können. Es ist
nicht nur bedauerlich, das Schicksal solcher nützlichen Errungenschaften mit
anzusehen, sondern es ist traurig, daß ihre Zersetzung die bereits vor langer
Zeit entdeckten Pfade verunreinigte. Aus diesem Grunde spreche Ich vom
Gleichgewicht.
Laßt
es nicht zu, daß aufrichtiges Suchen mit guter Grundlage verleumdet wird.
Fürsorge und Pflege sind nötig. Wie ein Gärtner neue Früchte heranzieht und den
Boden düngt, so wollen auch wir bereit sein, dem Neuen zum Durchbruch zu
verhelfen und das Alte zu ordnen.”
Freuen
wir uns und bewahren wir Feierlichkeit.
14.
Mai 1937
Heute
beobachten wir das wachsende Interesse am Studium der im Menschen verborgenen Kräfte.
Außerdem sind viele teilwissenschaftliche und halb-dilettantische
Gesellschaften für psychische Forschung gegründet worden und in manchen Ländern
(England, Amerika, Schweden) werden an den Universitäten eigene Vorlesungen
über psychische und parapsychische Phänomene gehalten. Leider befaßten sich die
meisten Gesellschaften – und befassen sich immer noch! – ausschließlich mit den
sogenannten kinetischen Phänomenen, Apporten und Materialisationen, ignorieren
aber Erscheinungen derselben Grundenergie höheren Grades völlig, so z. B. das
Aussenden von Gedanken auf Entfernung, das Ansteigen oder Abnehmen dieser
Tätigkeit infolge verschiedener psychischer Spannungsgrade oder die
Gedankenqualität der Teilnehmer an diesen Experimenten.
Und
dennoch kann man eine Reihe von Versuchen, sich ernsthaft mit
Gedankenübertragung zu befassen, anführen. So führte Prof. Rhine von der Duke
Universität in dieser Richtung erfolgreiche Experimente durch und lenkte durch
Anwendung eines neuen wissenschaftlichen Namens für seine Experimente
”außersinnliche Wahrnehmungen“ die Aufmerksamkeit der wissenschaftlichen Welt
auf sich. Wie Sie wissen, wurde auch der Mesmerismus zu jener Zeit grausam
verspottet und abgelehnt, aber sobald er unter einem neuen Namen in Erscheinung
trat, Hypnotismus, anerkannte ihn auch die Wissenschaft. Wie H. P. Blavatsky
schrieb, ”Mesmerismus ist eine neue Nase in einem sehr alten Gesicht”. In der
Tat, man könnte eine wissenschaftliche Abhandlung über die Bedeutung der
Terminologie und über ihre psychologische Wirkung auf bestimmte
Bewußtseinsarten schreiben. Nichtsdestoweniger ist es dem sehr alten Fohat oder
dem ägyptischen Tum bestimmt, in der kommenden Epoche anerkannt zu werden. So
wird die psychische oder uranfängliche Energie schließlich Bürgerrecht
erlangen, ohne Rücksicht darauf, unter welchen Namen oder in welcher
Erscheinung sie sich vorher offenbarte. Eine solche Anerkennung wird den
Eintritt der Menschheit in die neue Ära größter Entdeckungen kennzeichnen, die
die so notwendige richtige Einschätzung der Werte bringen wird.
* * *
So
ist es zu Beginn der Neuen Epoche, die einen ungewöhnlichen Zustrom an
psychischer Energie bringen wird, notwendig, in uns selbst das rechte Verhalten
gegenüber dieser zweischneidigen Macht zu wecken und zu entfalten. In den
BÜCHERN DER LEBENDIGEN ETHIK (der AGNI YOGA-Serie) sind über diese Energie das
erste Mal viele Erläuterungen gegeben worden, und es werden zum vernünftigen
Herantreten an ihre Erforschung Methoden geboten.
Ein
hoher Geist, der sich in einem physischen Körper befindet und die Fähigkeit der
Teilbarkeit des Geistes besitzt, kann bewußt gleichzeitig auf der Erde und im
interplanetaren Raum wirken und sogar die nächsten Planeten besuchen. Diese
Teilbarkeit des Geistes mindert in keiner Weise die Qualität seiner Erscheinung
oder Tätigkeit im irdischen Körper, weil die durch ihn freigesetzten hohen
Energien auf unserer Erde keine Verwendung finden.
Um
an der kosmischen Schaffenskraft mitzuwirken, ist es unbedingt erforderlich,
die Gesetze der kosmischen Kräfte genau zu erfassen und in völligem Einklang
mit ihnen zu wirken, andernfalls ist Vernichtung unvermeidlich. Wahrhaftig,
handelt der Mensch in Einklang mit den kosmischen Gesetzen, dann wird er zum
Schöpfer. Er ist der Schöpfer seines eigenen Schicksals, und im Ganzen gesehen,
schafft er das Schicksal des Planeten. Alle Kräfte und Energien des Kosmos
werden dem Menschen nur enthüllt, wenn er infolge mächtiger Aufspeicherungen
höherer Energien die Fähigkeit unbegrenzten Aufstiegs erlangt hat. Man denke
nur an die ungeheure Macht der uns umgebenden kosmischen Kräfte.
* * *
Es
ist unrichtig zu sagen: ”Durch ihre Geisteseigenschaft sind alle Menschen
gleich.” Gerade die Eigenschaft des Geistes ist in jedem Fall verschieden.
Daher ist es richtiger zu sagen: ”Durch das geistige Grundprinzip sind alle
Menschen gleich.” Sicherlich, psychische Energie ist die Eigenschaft des
Geistes. Doch man kann sich die unbegrenzte Verschiedenheit dieser Energie
vorstellen, die von den früheren Zuständen der Entstehung des Geisteskorns
abhängt.
* * *
Für
die Erweckung und Entwicklung der psychischen Energie muß auf die Bedeutung der
Tätigkeit oder der Arbeit hingewiesen werden, denn die psychische Energie muß
vor allem angewendet werden. Sie darf nicht auf gelegentliche Impulse
beschränkt bleiben; nur stete, systematische und rhythmische Arbeit kann ihren
Strom angleichen. Der rechte Austausch der psychischen Energie gründet auf
Rhythmus. Unterstreichen Sie die schädliche Wirkung der Trägheit, welche die
Tätigkeit der psychischen Energie in uns lähmt und dadurch unsere ganze
Evolution stört, was schließlich zur völligen Vernichtung führt. In der Tat, es
ist offenkundig, daß tätige Menschen am längsten leben – vorausgesetzt, daß sie
den Rhythmus in der Arbeit beachten und den Organismus nicht übertrieben
vergiften. Auch darauf muß hingewiesen werden, daß jede Arbeit mit vollem
Bewußtsein geleistet werden muß. Ebenfalls ist das Bestreben zur Verbesserung
der Arbeitsqualität sowie jeder Tätigkeit die beste Methode zur Steigerung der
psychischen Energie.
Es
ist jedoch auch notwendig, festzustellen, daß übermäßige Abgabe an psychischer
Energie gefährlich ist. In allem sollte das rechte Maß geübt werden. Eine
Person, die ihre psychische Energie maßlos verausgabt, stört das Gleichgewicht
ihres Organismus und öffnet sich so einer möglichen Ansteckung wie auch den
Angriffen der bösen Kräfte, damit ihrer Gesundheit und Energie schadend. Wenn
es heißt, daß der Geist, je mehr er abgibt, um so mehr empfängt, so ist damit
nicht eine einmalige übermäßige Abgabe gemeint, sondern eine ständige
rhythmische Auswertung. Sicherlich, die Meisterung der Teilbarkeit des Geistes
kann nur erreicht werden, wenn die psychische Energie entsprechend entwickelt
ist.
Hier
ein Paragraph aus dem Buch ”Bruderschaft“: ”Selbstaufopferung ist einer der
wahren Pfade zur Bruderschaft. Warum heißt es gleichzeitig ‚Schonet eure
Kräfte‘? Darin ist kein Widerspruch zu sehen. Der Goldene Pfad, der verbindende
Pfad, bestätigt beide Eigenschaften – Heldentat und Vorsicht. Andernfalls
würden alle zum Selbstmord getrieben. Heldentat wird in vollem Bewußtsein und
in Verantwortlichkeit geschaffen. Wieder wird jemand einen Widerspruch
vermuten; aber höhere Hingebung sowie allbesiegende Liebe können die
Vereinigung höherer Eigenschaften lehren. Wahnsinn schafft keine Heldentat.
Kleinmütigkeit entspricht nicht der wahren Vorsicht. Die bewußte Erkenntnis der
Pflicht gibt einem den rechten Gebrauch der Energie ein. Mögen die Menschen den
Gleichklang der Eigenschaften widerspiegeln. Wahnsinn und Kleinmut eignen sich
für den Pfad nicht.” – Aber wenige Menschen erkennen, was Gleichklang der
Eigenschaften bedeutet!
Wir
werden ständig an die sorgsame Abgabe der Energie erinnert, vor allem jetzt, wo
die räumlichen Ströme unglaublich dicht sind.
Gleicherweise
sollte man sich bei der Teilung seiner Energie, sobald man eine Abnahme der
Kräfte verspürt, nicht zum Arbeiten zwingen. Zur Erneuerung der Energie bedarf
es einer gewissen Zeit. Gewiß, bei allen diesen Erscheinungen ist Ehrlichkeit
sich selbst gegenüber unerläßlich, denn viele neigen dazu, die Dinge leicht zu
nehmen und schreiben gerne einen Anfall von Trägheit einem Abfluß an
psychischer Energie zu.
Wo
es keinen richtigen Austausch der psychischen Energie gibt, da gibt es auch
keine Teilbarkeit des Geistes. Ist das Feuer nicht wirksam oder will es das
ungeeignete Gefäß verlassen, dann ist natürlich Teilbarkeit des Geistes
unerreichbar. Gleicherweise muß man bedenken, daß psychische Energie eine
zweischneidige Kraft ist. Viele ungestüme finstere Kräfte verfügen über einen
großen Vorrat dieser Energie, aber in ihren niederen Erscheinungsformen und
Eigenschaften; die Wirkungen dieser Energie beschränken sich auf die niederen
Sphären und haben einen geringen Wirkbereich im Vergleich zu der Energie von
höherer Beschaffenheit.
Es
ist notwendig, so stark wie möglich die Bedeutung des Gedankens und der
Beherrschung des Denkens für die Entwicklung höherer psychischer Energie zu
unterstreichen.
Auch
Hypnotismus ist eine Erscheinungsform der psychischen Energie, und daher sollte
der Einfluß dieser Eigenschaft der Energie erforscht und soweit als möglich
verstanden werden. Vergessen Sie nicht die Gedankenübertragung auf Entfernung
zu erwähnen, denn diese erfolgt mittels der gleichen psychischen oder
uranfänglichen Energie.
* * *
Viele
der besten Menschen, auch solche, die über ein verhältnismäßig erweitertes
Bewußtsein verfügen, konnten das wahre Bildnis der Großen Lehrer nicht
wahrnehmen. Beachten Sie die ungesunde Wirkung der meisten Menschen auf alles,
was ihrer Vorstellung nicht entspricht – der Atavismus von Jahrtausenden ist
stark!
Ja,
die Gegenüberstellung eines falschen Bildnisses zu einem anderen, nicht weniger
phantastischen, ist eine ganz fürchterliche und verderbliche Erscheinung.
Menschen, die dazu fähig sind, können wirklich nicht beide selbst in Einklang
bringen, und das Ergebnis ist eine abschreckende, zwiespältige Persönlichkeit,
etwas wie Schieläugigkeit, und schließlich geraten sie in ein völlig
”verkehrtes Denken“.
Nach
den östlichen esoterischen Lehren unterstehen wir während des ganzen Manwantara
oder der großen Runde unseres Planeten einem Manu (dem Lehrer der Lehrer), der
den Hohen Brüdern vorsteht. So eine Individualität nimmt für die Dauer des
ganzen Manwantara die Verantwortung für den Planeten auf sich.
* * *
Es
ist anständig, über einen Freund nur das Beste zu schreiben, besonders über
einen verstorbenen. Denn wer würde es wagen, alle Beweggründe, alle verborgenen
Gefühle zu beurteilen, die den Freund zu dieser oder jener Tat bewogen haben?
Jede Herabsetzung, selbst eine unbewußte, führt nichtsdestoweniger zu
schlechtem Karma. Der erste an uns erteilte Rat war, ”alles Gute zu
verzehnfachen und das Schlechte zu verkleinern …”; nur dann ist eine mehr oder
weniger richtige Beurteilung möglich.
Ohne
die Beweggründe oder inneren Gefühle einer Person zu kennen, erlauben sich die
Menschen oft, über sie zu urteilen; so verstoßen sie ernsthaft gegen die
Gerechtigkeit und belasten ihr eigenes Karma beträchtlich. Aus diesem Grunde
ist es so schön und nützlich, nur in guten Worten über Abgeschiedene zu
schreiben und zu sprechen. Auf diese Weise können die Menschen ihre Ungerechtigkeiten
wenigstens zum Teil ausgleichen.
* * *
In
dem von Ihnen erwähnten Land reift vieles heran. Vielleicht ist auch diesem
Land, als es den Wendepunkt in seiner Geschichte erreichte, eine Warnung
gegeben und Hilfe von den Kräften des Lichts geboten worden. Aber wie
gewöhnlich, war unter den Mächtigen keine ausreichende Erleuchtung vorhanden
und hauptsächlich keine geistig starke Persönlichkeit, um die rettenden
Ratschläge zu nutzen. Und aus der ganzen Geschichte der Menschheit wissen wir,
wo immer der Sendbote zurückgewiesen oder gar verfolgt wurde, hatte das ganze
Land dafür zu zahlen. Der Bote erscheint in ernster Stunde, und ihn
zurückzuweisen bedeutet daher, die volle Wucht des Karma auf sich zu laden.
Sind nicht alle Nöte, die das Land heimsuchen, ein ernstes Vorzeichen? Wählte
das Land nicht den härtesten Pfad? Wie hart jedoch ist das Karma jener, die die
Hilfe der Kräfte des Lichts zurückgewiesen und damit die ganze Verantwortung
für die Zukunft auf sich genommen haben! Es gab einzelne seltene Ausnahmen in
der Geschichte, wo die großen Führer eines Volkes die Hilfe anzunehmen
verstanden, wie die erstaunliche Entwicklung mancher Länder beweist. Aber in
unserer Zeit der totalen Verneinung und der höchsten Herrschaft des Goldes
verdeckt selbst eine kleine Münze die Sonne.
* * *
Ich
habe das gesammelte Material über Harmagedon durchgesehen. Wahrhaftig, eine
sehr eindrucksvolle Leistung, aber an die Behandlung dieses Themas muß man mit
Vorsicht herangehen. Es wäre günstiger, alle gesammelten Warnungen auf einige
wenige Seiten einzustreuen, als sie konzentriert zusammenzufassen; so könnten
sie die kleinen Bewußtseine ängstigen oder gar unerwünschte Wirkungen auslösen.
Die Menschen lieben es, mit rosigen Hoffnungen eingelullt zu werden und mögen
es nicht, wenn man ihnen bei nahender Gefahr die Augen rechtzeitig öffnet. Jede
rettende Warnung empfinden sie als persönliche Bedrohung. Darum rate ich, diese
sehr nützliche Zusammenstellung für innere Gewöhnung und zum Lesen zu behalten.
17.
Mai 1937
Ich
begrüße es sehr, wenn Sie einen Aufsatz über das Thema ”Die Rechte der Frauen“
schreiben. In der Tat, dieses Problem wird der Eckstein der Neuen Epoche sein,
und ohne die richtige Lösung dieser Frage wird es in der Welt keine Ordnung und
Ausgeglichenheit geben. Wenn Sie schreiben, so lauschen Sie der Stimme des
Herzens. Sogenannte Intuition oder die Stimme des Herzens ist in den Büchern
der Lehre der LEBENDIGEN ETHIK sehr genau als ”Gefühlswissen“ bezeichnet. Aus
meiner Erfahrung kann ich bestätigen, daß jede Erleuchtung gerade auf
Gefühlswissen gründet, das zu wahrem Wissen führt.
Mit
Recht sind Sie über einige Zeilen aus den Schriften der Apostel entrüstet. Man
könnte fragen, wo sich die Originale dieser Episteln befinden? Wer sie gesehen
hat und wann? Und wer kann dafür bürgen, daß die Glaubenseiferer nicht
Veränderungen in den Originalen vornahmen, sobald etwas nicht den herkömmlichen
Sitten und Regeln entsprach? Geschah dies nicht mit allen Werken der großen
geistig Schaffenden? Es heißt doch: ”Nicht ein Dokument des Altertums erreichte
uns ohne Entstellung.” Und welche Ungenauigkeiten erlaubten sich die Übersetzer
dieser Episteln! Man braucht nur drei Übersetzungen der Bibel durchzusehen: die
russische, französische und englische. Ich hatte mich bei der Übersetzung
bestimmter Werke damit auseinanderzusetzen; traten offenkundige Widersprüche
auf, so mußte ich zwei oder drei Übersetzungen zitieren.
Doch
warum sollten eigentlich die Apostel als unfehlbar gelten? Nicht nur im
Evangelium tritt es zutage, daß sie nicht jenes moralische Niveau besaßen, das
von den engsten Schülern Christi erwartet wird, sondern auch aus ihren
Schriften erkennt man bedauerlicherweise, wieviel Zwietracht und sündhafte
Schändlichkeit in diesen ersten Christengemeinden, aus denen die Kirchenväter
hervorgingen, an der Tagesordnung waren. Auch unter den Aposteln selbst gab es
viel Uneinigkeit. Denken wir zum Beispiel an den endlosen Wortstreit zwischen
Petrus und Paulus, der symbolisch die ganze Zwietracht unter den sogenannten
christlichen Glaubenseiferern, welche die alleinige Lehre Christi in
untereinander streitenden Sekten und Kirchen aufspalteten, überdauerte. Ich
empfehle Ihnen, das Buch von D. Mereschkowskij ”Paulus und Augustinus“ zu
lesen. Darin werden Sie interessantes Material finden. Dieser Verfasser bietet,
wie stets, einen vollendeten Schatz wertvollster Information.
Wollen
wir daher daran denken, daß nur ein erleuchtetes Herz oder ein durch das Licht
des Herzens erleuchteter Geist ein zuverlässiger Führer beim Lesen der Heiligen
Schriften sein kann. Religionsformen, welche die Erniedrigung und Versklavung
der Frau zuließen oder gar betätigten, sind zum Untergang bestimmt. Durch die
Erniedrigung der Frau dienten die späteren Religionsformen wirklich dem Satan;
der Fürst der Welt erkannte die Bedeutung der Frau bei der Erfüllung seines
Planes; vor allem schmiedete er Ränke, um sie – die Trägerin der höheren
Energie – zu erniedrigen.
Aber
als die Frau, die durch ein seltsames Paradoxon die Hauptstütze der Kirche war,
erwachte und verstand, nachdem durch Jahrhunderte hindurch ihre Unterdrücker
sich verbargen, setzte der Niedergang der Kirche ein. Religion, oder richtiger
die Suche nach dem Geist, wird in der Menschheit nie verlorengehen, und das
erwachte Bewußtsein wird nach neuen Formen und neuen Wegen, gewiesen von
geistigen Lehrern und Führern, verlangen.
Die
ältesten Lehren schätzten das weibliche Prinzip immer hoch, und sie erachteten
auch weibliche Gottheiten als das Heiligste. Spuren dieses ältesten Kultes
können wir heute unter den amerikanischen Indianern finden, deren
Priesterschaft eine Frau vorsteht; Frauen leiteten den Clan, und die ganze
Nachkommenschaft wird von der fraulichen Seite her geschätzt. Gleicherweise
gibt es in der Lehre Buddhas keinen Unterschied zwischen den beiden Uranfängen,
und sowohl die Frau als auch der Mann kann die Archatschaft erlangen. Und
selbst jetzt ist in Indien, trotz der Tatsache, daß die letzten Brahminen die
Frau aus Habgier und Egoismus erniedrigten, der Kult der Göttin Kali weit
verbreitet. Die letzten der bekannten Weisen Indiens, Ramakrishna und
Vivekananda, verehrten den Göttlichen Ursprung in seinem Aspekt der MUTTER DER
WELT. Wahrhaftig, durch die unwissende und habsüchtige Entstellung des
kosmischen Gesetzes ist die Frau unterjocht worden. Sicherlich, die Schuld für
die derzeitige Lage der Frau kann nicht allein dem männlichen Prinzip
zugeschrieben werden, auch die Frau selbst fehlte. Viele Frauen empfinden die
ständige Bevormundung als Beschützung, und genau das schwächt ihre Kraft und
stumpft ihre Fähigkeiten ab. Daher ist heute ein Wandel nötig. Die Frau muß den
Kampf mit den Hindernissen des Lebens aufnehmen, um ihre Kraft und offenbar
ihre wahre Natur zu stählen. Freilich, der Kampf um ihre eingebüßten Rechte
wird hart sein, aber durch Verfeinerung des Denkens und mit Hilfe der
Wahrnehmung der höheren psychischen Energie wird vieles leichter. Wahrhaftig,
ohne Vorhandensein des weiblichen Elements kann kein einziges höheres
Experiment mit den feinsten Energien durchgeführt werden. Der bekannte Stein
der Weisen kann ohne die Beteiligung der Frau nicht gefunden werden. So
bestätigen der Kosmos, die Natur das Gleichgewicht der beiden Uranfänge, selbst
in ihren höchsten Funktionen. Und man kann sagen: ”Rechte zu haben heißt noch
nicht, sie zu besitzen.”
Die
erste Aufgabe, der die Frau in allen Ländern gegenübersteht, ist, das volle
Recht der gleichen Bildung wie der Mann zu verlangen und bemüht zu sein, mit
ihrer ganzen Kraft die Denkfähigkeit zu entwickeln und darüber hinaus zu
lernen, auf eigenen Füßen zu stehen, ohne sich beim Manne anzulehnen. Im Westen
gibt es viele Gebiete, welche den Frauen offenstehen, und man muß zugeben, daß
sie sich in allen bewährt haben.
Es
ist unerläßlich, in der Frau selbst große Achtung vor ihrem eigenen Uranfang zu
wecken, sie soll ihre hohe Bestimmung als Trägerin der höheren Energie
erkennen. Wahrhaftig, die Intuition der Frau muß, wie in den besten Zeiten der
Geschichte, die Menschheit auf den Pfad des Fortschritts führen. Heute indes
kann man nur tief betrübt und mit unaussprechlicher Scham beobachten, wie sich
die Frau, in ihrem Wunsch, die Bewunderung des starken Geschlechts zu erlangen,
erniedrigt. Die Konstellation der Gestirne ist für das Erwachen der Frau
günstig, und ich hoffe, daß ein neuer Zustrom an psychischer Energie von den
Frauen für erhabene Aufgaben und das Suchen nach neuen Errungenschaften für das
Wohl der Menschheit genutzt wird. Möge das Feuer der Heldentat im Namen des
großen Dienstes in der Frau wirklich entzündet werden. Die Frau besitzt die
Eigenschaft der Selbstaufopferung, aber sie sollte es lernen, ihre
Selbstaufopferung nicht nur auf den engen Begriff des Lebens am häuslichen Herd
zu beschränken, der oft nicht mehr ist als Förderung des Egoismus der Familie –
sie sollte sie im Weltmaßstab anwenden. Ich glaube, daß die Frau sogar mehr
gebildet und kultiviert sein sollte als der Mann, denn in Wirklichkeit ist sie
es, die ihrer Familie die ersten Begriffe des Wissens, der Kultur und des
Verstehens der Staatsherrschaft einflößt.
Wenn
Sie Ihren Aufsatz geschrieben haben, so möchte ich ihn gerne lesen, und ich
hege keinen Zweifel, daß Ihr Herz Ihnen feurige Worte eingeben wird.
Ich
danke Ihnen für Ihre schönen Worte über Ihre Schüler. Herzenswärme ist jener
Magnet, der den ganzen Aufbau zusammenhält. Die Fähigkeit zur Ermutigung ist
die grundlegende Eigenschaft des Lehrens. Daher freue ich mich über Ihre Worte
betreffs der Arbeit Ihrer Schüler. Die erste Ermutigung ist besonders wichtig,
denn sie bestimmt weitestgehend den künftigen Pfad. Ist man bei der Beurteilung
der ersten Arbeit zu streng, kann man das Wachstum außergewöhnlicher
Fähigkeiten hemmen. Es geschieht sehr oft, daß die ersten unternommenen
Versuche eines Schülers nicht die erhofften Erfolge zeitigen, auf der anderen
Seite aber zeigt es sich oft, daß sich die ersten schwachen und sogar groben
Versuche später zu etwas Seriösem und Wichtigem entwickeln. Die in uns
schlummernden Fähigkeiten entwickeln sich zu verschiedenen Zeiten.
”Die
Glückseligkeit des Lehrers besteht darin, den Schüler zu Schönem zu ermutigen.
Lange Listen von langwierigen, stupiden Einfällen können nicht zu dieser
Errungenschaft verhelfen. Der Lehrer muß selbst entflammt sein, so daß allein
seine Nähe Feurigkeit auslöst. Diese tägliche Aufgabe ist schwer, jedoch die
Menschen werden besonders im Alltag geprüft, der die Schwester der
Unbegrenztheit ist.” – Darum freue ich mich über Ihr großmütiges Verstehen und
Verhalten gegenüber Ihren Schülern.
17.
Mai 1937
1.
Sie fragen, ”ob jeder Mensch einen ständigen Lehrer hat”? Sie müßten allerdings
erklären, was für einen Lehrer Sie meinen. Man kann sagen, daß fast jeder, ob
er es erkennt oder nicht, mehr oder weniger eine dauernde Führung aus den
überirdischen Sphären hat; diese Führer sind in bezug auf Qualität und Niveau
sehr verschieden. Darüber hinaus bringen diese Führer im gegenwärtigen Zustand
der Menschheit oft mehr Unheil als Nutzen. Es ist sogar schwer, sich die Zahl
der Bewohner überirdischer Sphären, die versuchen, sich in irdische
Angelegenheiten zu mischen, vorzustellen. Doch gelingt es einem Menschen, die
Flamme reinen Strebens zum Licht zu entzünden und ist in ihm Hingabe verankert,
dann wird sein Ruf zu den Älteren Brüdern der Menschheit gehört werden, und
ganz allein von ihm wird es abhängen, das heilige Band mit dem erwählten
Bildnis zu festigen. Nach unabänderlichem Gesetz wird sich der Schüler einer
Prüfung unterziehen müssen, deren Dauer ebenfalls völlig in seinen Händen
liegt.
2.
”Ihr müßt auf Erden zu Uns gelangen …”, – damit ist sicherlich gemeint, daß man
im irdischen Leben, durch Bewußtseinserweiterung und durch irdische
Errungenschaften, tatsächlich den Großen Lehrern näherkommen kann.
3.
Dem Geist steht es natürlich frei, das Geschlecht seiner Wiederverkörperung zu
wählen. Doch widmet sich ein Geist dem Großen Dienst, nimmt er die Inkarnation
an, die ihm vom Großen Lehrer zugewiesen wird. Außerdem ist es manchmal
notwendig, für eine bestimmte Inkarnation das Geschlecht zu wechseln, und zwar
wegen des Gesetzes des Großen Gleichgewichts, das mit dem Mysterium der
Existenz in Zusammenhang steht. Aber dieses Geheimnis wird vom Lehrer nur
gelüftet, wenn der Schüler die auferlegten Prüfungen bestanden hat.
4.
Sie fragen: ”Angenommen, ich möchte nicht mehr zur Erde zurückkehren, was kann
mich dazu veranlassen?” Die Antwort lautet: ”Das Kosmische Gesetz”. Wie Hunger
den Hungrigen zur Nahrung treibt, so nötigt das Gesetz der Wiederverkörperung
den bereiten Geist zur nächsten Wiederverkörperung. Ein Geist, der während des
irdischen Lebens eine große Umwandlung seiner Energien erlangt hat, ist
imstande, seinen Aufenthalt in den überirdischen Welten beträchtlich zu
verlängern, aber nur bis zu einem bestimmten Zeitpunkt – dann kommt der
Augenblick, in dem er die magnetische Anziehung für eine irdische Inkarnation
ganz stark fühlen wird; denn allein die Erde ist die Esse, in der unsere
Energien umgewandelt werden können, und zwar durch Erneuerung und
Aufspeicherung neuer Energien.
Wir
können von der irdischen Inkarnation nur befreit werden, wenn sich unsere
gesamten Energien so sehr verfeinert haben, daß ein weiterer Verbleib auf Erden
uns nichts mehr bieten könnte. Genau gesagt, für einen Menschen endet eine
Karmarunde, wenn alle Elemente oder Energien, die in die Essenz seines Wesens
eingehen, in seinem Streben vereint werden und in dieser Spannung den für diese
Runde gebotenen Zustand der Vollendung erreicht haben.
Man
sollte sich vor keiner Wiederverkörperung ängstigen, im Gegenteil, ein wahrer
Schüler nimmt eine neue Erfahrung und neue Möglichkeiten zur Erlangung äußerst
wertvoller Aufspeicherungen mit Freuden an. In der Tat, die Schüler der Weißen
Bruderschaft gehen den kürzesten Weg, und mit Hilfe der Älteren Brüder
beschleunigen sie ihre Wiederverkörperungen, um ihr Karma auszuleben und ihren
zurückbleibenden Brüdern zu helfen.
5.
”Was sollte man tun, um nicht für immer die Lehre zu verlassen und kein
Verräter zu werden?” Die Antwort ist in allen Büchern der Lehre gegeben:
Festigen Sie in Ihrem Herzen die Fundamente der Liebe und der Hingabe, und
wenden Sie die Lehre im täglichen Leben an.
6.
Es gibt so viele Bewußtseine als es Erscheinungen gibt. Daher hat jeder das
Recht, seine Gefühle völlig individuell zu äußern.
7.
Sie haben ganz richtig verstanden, daß es ungehörig ist, dann zum Höchsten um
Hilfe zu flehen, wenn wir unser eigenes Können aufbieten sollten. Außer einem
schrecklichen Mangel an Vergleichbarkeit vereiteln wir nicht nur alle
Möglichkeiten, sondern stumpfen durch solch ein Warten auf Hilfe auch in
unseren Fähigkeiten ab und schwächen uns damit. Ohne unaufhörliche Anstrengung
im Festigen unserer Fähigkeiten und der Geschicklichkeit, Hindernisse zu
überwinden, kann es auf der geistigen Ebene keinen Fortschritt geben. Nicht
Verlaß ist nötig, sondern volles Vertrauen zum Lehrer und das Wissen aus seinem
ganzen Wesen, daß, wenn die Grenze der Anstrengung erreicht ist, Hilfe kommt,
indem sich uns die Möglichkeit bietet, unsere Anstrengungen auf neue und höhere
Errungenschaften zu richten. Ohne dieses selbständige Überwinden von
Hindernissen ist die Umwandlung unserer Energien nicht möglich. Nur wenn die
Grenze höchster Anspannung erreicht ist, kann sich die gesegnete Verfeinerung
einstellen. Die Gesetze sind in allem die gleichen.
8.
”Was ist die Eins, und ist sie nicht eine konstante Größe?” Vom metaphysischen
Standpunkt her ist die Eins das Symbol der Einheit, die alles in sich beinhaltet,
folglich ist sie das Absolute, oder mit anderen Worten: sie ist eine konstante
Größe.
9.
”Was ist eine Zahl?” Eine Zahl ist ein Symbol der Teilbarkeit, folglich ist sie
Bewegung und Rhythmus und ein offenbares Bewußtsein.
10.
Alle und jedwede Schuld muß bezahlt werden, denn eine Schuld ist eine
Verpflichtung für den Geist.
11.
Karma wird durch Gedanken gewoben. Der Gedanke kann eine karmische Wirkung
entweder abschwächen oder verstärken. Geläutertes Denken befreit vom schlechten
Karma, denn es läßt keine bösen Wirkungen entstehen. Gedanke und Wille sind die
Herrscher von Karma.
12.
Nur das Herz wird die Wahl des irdischen Lehrers treffen.
13.
”Kann man auf Erden, noch in diesem Leben, die Bruderschaft erreichen?” Das hängt
allein vom Menschen ab, von seinen früheren Aufspeicherungen und in manchen
Fällen auch von der von ihm vor der Verkörperung übernommenen Aufgabe.
14.
Immer und bei allen Taten ist Gefühlswissen das einzige Kriterium. Aber wenn
unmittelbares Gefühlswissen nur schwer wahrnehmbar ist und erst leise anklopft,
dann sollte jede Tat auf der Waage des Herzens gewogen werden, Gefühlswissen
ist dem Herzen am nächsten.
15.
Der Pfad wird in den Büchern der Lehre gewiesen; ohne Anwendung der Grundlagen
der Lehre im Leben gibt es keinen Zugang zur Bruderschaft.
16.
”Wann kommt der Zeitpunkt, an dem es keine Rückkehr mehr gibt?” Wenn die Feuer
der Zentren entflammt sind und sich der Kristall der psychischen Energie
gebildet hat.
17.
”Wie kann man bewußt auf anderen Seinsebenen arbeiten und sich im physischen
Körper daran erinnern?” Durch Befolgen der Lehre und durch Üben sich solcher
Arbeit bewußt zu erinnern. Doch im physischen Körper ist es nicht immer
möglich, sich der Tätigkeit seines feinstofflichen Körpers zu erinnern, weil
die Dimensionen der Feinstofflichen Welt mit unseren nicht übereinstimmen und
das physische Gehirn oft, ohne Schaden zu erleiden, diese feinsten Schwingungen
nicht vermitteln kann. Nur Medien erinnern sich auf Grund ihrer besonderen
Anlagen häufig an solche Tätigkeiten, aber man sollte sie nicht darum beneiden!
18.
Ihr Streben möge daher von Dauer sein und weiter ansteigen. Doch sollten Sie
immer wieder Ihre Beständigkeit prüfen. Geduld ist eine der wichtigsten
Eigenschaften, die man auf dem Pfad des Dienens erringen muß.
19.
”Wie kann man den Großen Brüdern helfen?” Durch Anwendung der LEHRE im
täglichen Leben, so daß man für andere ein Beispiel gibt. Das persönliche
Beispiel ist die überzeugendste Tat.
20.
”Wovon sollte man sich noch befreien?” Der schädlichste Wurm und der
unmerklichste ist der Egoismus. Prüfen Sie sich daher öfter, denn dieser Wurm
bemäntelt sich mit den ausgeklügeltsten Rechtfertigungen. Unter manchen
Umständen mag Egoismus nicht so offensichtlich sein, doch in dem Augenblick, da
die Umstände sich ändern, macht dieser Wurm sich bemerkbar.
21.
”Wie sollte man handeln, um das Vertrauen des Großen Lehrers zu gewinnen?” Man
sollte die Lehre im Leben anwenden und stets bereit sein, mutig alle
Hindernisse hinzunehmen und dies auch durch die Tat zu beweisen.
22.
Wenn die LEHRE angewendet wird, wenn Geduld unverbrüchlich ist, wenn Mut,
Furchtlosigkeit und Hingabe mit einer unauslöschlichen Flamme in Ihrem Herzen
brennen, dann werden Sie Ihr Ziel erreichen, und der Große Lehrer wird nicht
versäumen, sich auf irgendeine Art zu offenbaren.
23.
Wenn Sie die Anwesenheit einer unsichtbaren Wesenheit fühlen, sollten Sie
völlige Ruhe bewahren, denn sinnlose Furcht kann das Sperrnetz der Aura
schwächen. Wenn sich die Wesenheit, die Sie fühlen, mit bösen Absichten nähert,
kann die Furcht dazu beitragen, Ihnen Schaden zuzufügen. Aus diesem Grunde
bestehen alle Lehren so sehr darauf, die Furchtlosigkeit zu entwickeln. Bei
völliger Selbstbeherrschung kann einem kein Astralwesen Schaden zufügen. Ich
rate, sich in solchen Fällen auf das Große Bildnis des Herrschers zu
konzentrieren und seinen Namen siebenmal auszusprechen. So umgeben Sie sich mit
einem undurchdringlichen Panzer des Lichts.
Und
nun zu den Fragen aus Ihrem zweiten Brief:
1.
Zweifellos ist die Herausgabe der BÜCHER DER LEHRE eine große Hilfe für den
Aufbau der Neuen Welt. Wozu sind die Bücher gegeben worden, wenn nicht für
weite Verbreitung?
2.
Natürlich können Bestrebte, die aufrichtig suchen, aber die Bücher nicht
bezahlen können, sie unentgeltlich bekommen. Doch gibt es ihrer viele? Aus
langjähriger Erfahrung wissen wir, daß alles, was unentgeltlich gegeben wird,
nicht geschätzt wird. Die meisten, die unentgeltlich ein Buch erhalten, werden
sich kaum bemühen, es aufzuschlagen. Doch sobald sie wissen, daß etwas schwer
zu bekommen ist, werden sie danach suchen, und es hat Fälle gegeben, wo
Menschen Nächte nicht schliefen, um die BÜCHER DER LEHRE abzuschreiben. Großer
Nutzen geht von jedem kleinen Hindernis aus. Es ist besser, das für die Bücher
eingenommene Geld für weitere Veröffentlichungen aufzuwenden, als sie
unentgeltlich abzugeben und ohne jeglichem Nutzen die Möglichkeit einzubüßen,
weitere Ausgaben für jene herauszubringen, die darauf warten.
3.
Der Geist überwindet physische Krankheiten. Oft befähigen gerade körperliche
Gebrechen den Geist, sich zu erheben.
Ich
freue mich von ganzem Herzen, daß Sie den Wunsch verspüren, die Qualität Ihrer
Arbeit zu verbessern. Darin liegt bereits ein Unterpfand für Fortschritt und
Erfolg. Wer immer auf Qualität bedacht ist, versteht, daß Vervollkommnung ein
führendes Prinzip ist, und er befindet sich bereits auf dem Pfad.
In
der Tat, durch das Streben des Herzens kann alles erreicht werden, aber
vergessen Sie die wesentlichste Eigenschaft nicht – Geduld! ”Ein großer Mensch
ist, wer streng ist im Üben von Geduld.”
Wenn
Sie erkennen, daß jedes Hindernis ein Nutzen für das Wachsen des Geistes ist,
sind Sie bereits auf dem Pfad. In der LEHRE heißt es: ”Laßt uns mit Bedauern
auf die allgemein angenommene Vorstellung über Komfort und Sicherheit Bezug
nehmen. Darin birgt sich Gefühllosigkeit und Leere. Wir lernen, alle Gedankenkeime
zu begrüßen, und Wir schätzen immer den Drang voranschreitenden Strebens. Viele
Beispiele können über physischen und mechanischen Druck als bewegende Kraft
angeführt werden. Für viele ist es nicht leicht, zuzugeben, daß Drang nur die
Pforte zum Fortschritt ist. Doch sobald die Menschen die Wahrheit erkennen,
werden sie damit auch die Bedeutung des Fortschritts verstehen. Vom Standpunkt
solcher Erkenntnis ist es nicht weit zur Bruderschaft.”
Ich
schätze es, daß Sie dafür Verständnis haben, wie sehr überlastet ich durch
meine Arbeit bin. In der Tat, wenn ich nicht antworte, so nur deshalb, weil es
oft nicht möglich ist, doch sonst bin ich immer gerne bereit, Fragen zu
beantworten. Ich mag keine bedeutungslosen Briefe. Gibt es Fragen, so bedeutet
es, darüber nachzudenken, was für die Entwicklung des Geistes besonders
wertvoll ist; scharfes Denken bringt uns dem Höheren Bewußtsein näher und große
Zusammenarbeit ist gegeben.
4.
”Was versteht man unter einer verantwortungsvollen Aufgabe, deren Zurückweisung
Karma besonders belastet?” Es gibt viele solcher Zurückweisungen. Der üblichste
Fall ist, daß eine Person, die sich der LEHRE näherte, sich an die Großen
Lehrer wandte, sie anflehte, in das Haus der Neuen Welt eingelassen zu werden –
und dann nach kurzer Zeit aus irgendeinem Grund enttäuscht ist und abfällt.
Doch es gibt noch andere sehr schmerzliche Fälle, wenn z. B. der Geist eines
sehr fortgeschrittenen Studierenden, der sich Jahre für die Durchführung einer
bestimmten Tätigkeit oder Aufgabe vorbereitete, plötzlich die übernommene
Verpflichtung und auch die aufgewendeten Jahre bereut. Das nennt man
Zurückweisung einer Aufgabe; denn jemand, der bereut, ist gänzlich unfähig, das
zu erfüllen, womit er betraut wurde. Nachtrauern erstickt das Feuer, das jedem
Erfolg zugrunde liegt. Solches Bedauern grenzt bereits an Verrat und belastet
das Karma sehr.
Mein
junger Freund, aus allen Ihren Fragen ist klar zu entnehmen, daß Sie den Pfad
des Großen Dienstes beschreiten wollen. Prüfen Sie daher ernsthaft ihre Kräfte.
Dienen erfordert große Selbstlosigkeit und Anspannung aller Kräfte. Das
irdische Glück wird ausgetauscht für Erkenntnis der Weisheit höherer
Glückseligkeit, die den Studierenden nur in seltenen Lichtblicken zuteil wird.
Verfolgung, Verleumdung, Hindernisse nehmen zu im Verhältnis zum Fortschritt,
denn der Diener des Lichts beleuchtet die dunklen Verstecke der Knechte der
Finsternis. Es gibt keine größere Heldentat als den Dienst für das Wohl der
Menschheit, noch gibt es eine schwierigere. Sind Sie stark im Geiste, dann Heil
Ihnen!
Natürlich,
auch eine teilweise Annäherung an die LEHRE DER LEBENDIGEN ETHIK erweitert das
Bewußtsein, und wenn die Grundlagen der Lehre im Leben vernünftig angewendet
werden, wird der irdische Pfad erleichtert. Doch denken Sie daran, daß Hingabe
an den Dienst der Menschheit völlige Selbstaufopferung erfordert – nämlich
wahre Heldentat. Gibt es viele, die imstande sind, die Last der Welt zu tragen?
Prüfen Sie sich daher in allen Lebenslagen.
Sind
Ihre Absichten lauter, werden die Heimsuchungen nicht ausbleiben, und Sie
werden vielen psychologischen Problemen gegenüberstehen, die Sie selbst werden
lösen müssen. Wie es heißt: ”Wie Wasser in ungelöschtem Kalk Hitze erzeugt, so
bringt die LEHRE jede im Schüler schlummernde unvermutete Potentialität heftig
in Tätigkeit.” Genau gesagt, jeder Keim des Guten wie auch des Bösen wird sich
in ihm offenbaren. Wenn Sie daher einen festen Entschluß gefaßt haben, so
halten Sie sich für Prüfungen bereit.
28.
Mai 1937
Ich
bezweifle nicht, daß Sie mit Ihrem neuen Buch genauso Erfolg haben werden wie
mit dem ersten. Bevor jedoch solch ein Werk in Angriff genommen wird, wäre es
ratsam, ihm die größte Sorgfalt zu widmen und das Gebot der LEHRE des Neuen Lebens
im Auge zu haben: ”… Auf dem Pfad zur Bruderschaft muß man die Gewohnheit der
Herabsetzung aufgeben … Es möge selbst aus Unwissenheit kein Schaden entstehen
…” Die gesammelten historischen Fakten werden deutlich für sich selbst
sprechen.
Die
Anhänger der Lehre des Neuen Lebens sollten nur emporheben und bestätigen. Ihr
Standpunkt, der keinesfalls eine Herabsetzung ist, wird sich durch weitere
Erklärung von selbst offenbaren. Von den Aspekten der Dreieinigkeit, im
philosophischen Sinn gesprochen, stellt jedes menschliche Wesen an sich, da
Makrokosmos und Mikrokosmos eins sind, nicht nur den ersten, zweiten oder
dritten Aspekt der Dreieinigkeit dar, sondern enthält in sich die ganze
Dreieinigkeit, denn wie sonst kann man die Triade von Atma, Budhi und Manas in
ihm verstehen? Man kann nicht den Sohn der Ewigkeit auf ein Bildnis der
Trinität beschränken. Wahrhaftig, diese Teilung des Unteilbaren offenbart
völliges Unverständnis.
In
Ihrem neuen Werk sollten Sie die Unwissenheit und Mißhelligkeiten, die unter
den meisten selbsternannten Autoritäten und Führern des menschlichen
Bewußtseins herrschen, besonders unter die Lupe nehmen. Und dann bestätigen Sie
die allen alten Lehren wie auch den neuesten Errungenschaften im
Gedankenbereich und der Wissenschaft zugrunde liegende Einheit aller
Religionen, aller Philosophien oder Lehren sowie die Größe ihrer Heralde und
Begründer.
* * *
Gewiß,
das Göttliche Element durchdringt alles Bestehende, durch seine Macht vermag es
ganze Welten zu schaffen und zu zerstören. Daher muß sich das menschliche
Bewußtsein zur geistigen Wahrnehmung auf dieses Niveau erheben, damit in voller
Harmonie mit dieser Macht gute Ursachen geschaffen werden können. Jede
Verletzung guter Gesetze zieht schwere Folgen nach sich. Ja, alles hat
Bedeutung; der Wert jedoch besteht nicht in der äußeren Erscheinung oder
Anwendung, sondern allein darin, daß er vom Bewußtsein erfaßt wird.
Ich
gebe zu, daß die Worte Jesu <>”Wenn einer zu mir kommt und nicht seinen
Vater, die Mutter, das Weib, die Kinder usw. haßt …” grausam klingen. Sollten
wir dieses Wortgefüge aber nicht jenen zuschreiben, die es niedergeschrieben
oder übersetzt haben? Dennoch ist sein tiefer Sinn klar. Wenn der Mensch seiner
Familie mehr dient als dem Geist der Lehre des Guten, was wird ihm da wohl
Gutes widerfahren? In der Lehre der LEBENDIGEN ETHIK wird auf den Unterschied
zwischen Blutsverwandtschaft und geistiger Verwandtschaft hingewiesen. Wann und
wo ist jener, der Licht bringt auf einem Gebiet, von seiner Familie oder
Zeitgenossen anerkannt worden? Man nenne ihn! Sind es im täglichen Leben nicht
jene Nächsten, die uns sehr oft mißverstehen und herabsetzen? Wegen ihrer
physischen Blutsbande verfügen sie über uns. Die Menschen wollen nicht
begreifen, daß es über alle irdischen Verwandtschaften hinaus eine geistige
Bindung gibt, und es ist ein Segen, wenn diese beiden Verwandtschaften, die
geistige und die Blutsverwandtschaft auf Erden zusammentreffen, doch das ist
sehr selten der Fall. Oft werden in einer Familie Geister mit gänzlich
unterschiedlichen Aufspeicherungen zusammengeführt.
* * *
Genau
wie die Worte Christi ”Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden
nicht vergehen” die Wahrheit seiner Lehre beweisen (weil Wahrheit und Ewigkeit
synonym sind), so weist ein anderer Ausspruch Christi ”… Was immer ihr auf
Erden binden werdet, wird auch im Himmel gebunden sein, was immer ihr auf Erden
lösen werdet, wird auch im Himmel gelöst sein” auf das Karmagesetz hin. Wie
kann klarer ausgedrückt werden, daß wir hier auf Erden jedweden Zank mit
unseren Nächsten zu schlichten und beizulegen haben und nicht in der
Feinstofflichen Welt oder im Himmel. Was wir hier säen, werden wir dort ernten.
Dieser Ausspruch wurde allerdings anders ausgelegt, nämlich so, als wenn
Christus den Aposteln die Macht verliehen hätte, zu binden und zu lösen, oder
mit anderen Worten, für immer und ewig zu bestrafen oder zu vergeben. Wie wir
wissen, beruht auf diesem Ausspruch die Macht der Kirche. Liest man jedoch
diesen Auszug im ganzen, so wird einem vieles klarer, denn man kann diese Worte
nicht anders auslegen als Erklärung des Gesetzes von Ursache und Wirkung oder
Karma.
* * *
Was
die Erlösung betrifft, so kann man nur im irdischen Sinn ein Erlösungsopfer bringen,
das heißt, indem wir die durch eine andere Person ausgelöste Wirkung auf uns
nehmen. Im geistigen Sinn jedoch wäre dies unmöglich, denn die von uns
geschaffenen Ursachen widerspiegeln sich primär in unserem inneren geistigen
Wesen. Daher kann allein geistige Wiedergeburt die Wirkung der von uns gelegten
Ursache wandeln oder abschwächen. Ein Hoher Geist kann einem Menschen bei
seiner geistigen Wiedergeburt nur helfen, wenn der Geist jenes Menschen den
festen Entschluß faßt, alles, was er getan hat, gutzumachen. Aber keine Gebete
einer Mutter können helfen, wenn ihr Geist nicht einen hohen Antrieb zur
Läuterung verspürt.
Nachdem
ich über Vergebung und Erlösung von Sünden schon öfter geschrieben habe, möchte
ich Ihnen diesen Auszug zitieren: ”Genauso wie ein chemischer Bestandteil das
ganze Wesen einer Substanz, die sich aus anderen Substanzen zusammensetzt,
verändern kann, so kann die Wirkung eines hohen Impulses oder einer wertvollen
Eigenschaft die Ergebnisse einer Wirkung, die von den niederen Eigenschaften
der menschlichen Natur herrühren, neutralisieren oder bewältigen und so den
Charakter des Menschen total verändern, sein Wesen verwandeln.” Und wie Sie
wissen, äußert sich die Umwandlung des inneren Wesens in der Veränderung der
Ausstrahlungen, die geläutert die Wirkungen der früher geschaffenen Ursachen
verschiedenartig beeinflussen. Der Mensch selbst ist der Schöpfer und zugleich
die lebendige Aufzeichnung jedes Motivs, jedes Gedankens oder jeder Tat; wer
könnte daher ohne seine persönliche und unmittelbare Teilnahme an seinem Wesen
etwas ändern?
* * *
Über
Inkarnation. In jeder neuen Inkarnation erhalten wir einen von dem allgemeinen
menschlichen Entwicklungsstand, von den karmischen Bedingungen sowie dem
vererblichen Einfluß der Vorfahren abhängigen beschränkten Organismus. Wir
werden gerade durch das Karma von jener für uns zugänglichen Umgebung
angezogen. Daher kann sich unser Geisteskorn trotz vieler Aufspeicherungen in
jeder neuen Hülle nur teilweise offenbaren. Man kann beobachten, daß ein
früherer Musikvirtuose in seinem neuen Körper zwar das Verstehen und mehr oder
weniger Hinwendung zu seiner Kunst beibehält, aber die notwendige Koordination
der Zentren für besondere musikalische Fähigkeiten nicht so weit aufbringt, um
ein Virtuose zu werden.
Die
von ihnen angeführte Stelle aus dem Matthäus-Evangelium ist schön, Sie sollten
die Toleranz und die Ausführlichkeit in der Lehre Christi unterstreichen. Auch
andere Stellen, mit ähnlichem Sinn kann man finden.
In
der ”Geschichte der Konzile“ kann man die Vorstellungen und Argumente der
Kirchenväter nicht immer klar verstehen. Dazu muß man sich im Geist in jene
Epoche versetzen, um die ganze Komplexität der Übergangsperiode, die sie schuf,
erfühlen zu können. Aufgrund einiger weniger Fragmente ist es schwer, sich ein
klares Bild davon zu machen, was sie ausdrücken wollten. Die Sprache sowie der
Symbolismus der Begriffe ändern sich schon im Laufe von wenigen Dekaden sehr
stark, weshalb man mit Auslegungen sehr vorsichtig sein sollte.
Die
Zitate des Athanasius des Großen sind vor allem reich an Schönheit, und wo
Schönheit ist, ist Wahrheit. So bestätigt seine Behauptung ”Gott wurde Mensch,
damit der Mensch Gott werden könne” die heilige Wahrheit, denn der Geist Jesu
Christi ist in seiner geläuterten feurigen Göttlichen Essenz für uns wahrhaftig
eine Verkörperung des Göttlichen Prinzips. Indem Er in einer ernsten Zeit des
Niedergangs und Verfalls geistiger Werte einen irdischen Körper annahm, um dem
menschlichen Geist einen neuen Impuls zu geben und so den Menschen an Seinem
göttlichen Wesen teilhaben zu lassen, vergötterte Er ihn. Wir vereinigen uns in
dem Maße mit dem göttlichen Wesen, als wir es in unser Bewußtsein aufnehmen.
”Wahrhaftig, durch das Sakrament des Geistes nehmen wir teil am Göttlichen
Wesen” und erreichen so den göttlichen Zustand.
Heißt
es nicht in der Lehre, zeitgemäß gesprochen, ”daß wir die höheren Energien nur
erreichen und beherrschen können, wenn wir sie ins Bewußtsein aufnehmen”.
* * *
Ebenso
wahr ist, daß wir uns durch Ablehnung des Geistes den finsteren Kräften öffnen,
der Besessenheit, Verführung u. a. ”Wer getauft wird, gibt den alten Menschen
auf, wer von oben geboren wird, wird erneuert durch den Segen des Geistes …” Wir
dürfen nicht vergessen, daß in den ersten Jahrhunderten des Christentums solche
Rituale wie Taufe und Kommunion eine große innere und geistige Bedeutung hatten
und erst später zu staatlichen Einrichtungen entarteten, durch deren
Nichtbefolgung man Rechte verwirkte. Taufe und Kommunion waren ursprünglich
Symbole der Teilnahme am geistigen Leben. Vor allem die Mysterien des Altertums
waren Rituale voll tiefer innerer Bedeutung, und die meisten der heutigen
christlichen Rituale wurden tatsächlich den Ritualen und Symbolen der
heidnischen Welt entlehnt. Alles hat jedoch nur eine geistige Bedeutung.
Mechanische Manipulationen können uns keine geistige Wiedergeburt bringen und
ohne Teilnahme des Geistes an etwas binden. Die Rituale dagegen trugen dazu
bei, bestimmte Zustände und Stimmungen herbeizuführen und befähigten den Geist,
leichter aufzunehmen und sich höher zu erheben. Selbst heute sollte man den
Menschen nicht der Kirche mit ihren ganzen Zeremonien berauben. Wirklich
notwendig ist eine Läuterung sowie geistiges Verstehen der Rituale, sie dürfen
nicht nur aus obligatorischen Gründen hingenommen werden. Möge der Geist seinen
Weg wählen. Wir dürfen nicht vergessen, daß das Ritual der Taufe in den
früheren Jahrhunderten des Christentums in vielen Fällen an erwachsenen Menschen
vollzogen wurde, die durch dieses Symbol ihren Bruch mit dem Alten
unterstrichen und das Verstehen des Neuen besiegelten. Als dieses Ritual später
obligatorisch und an Säuglingen, die naturgemäß noch des Bewußtseins ermangeln,
vollzogen wurde, verlor es jeglichen Sinn. Vor allem war es entsetzlich, daß
man die Leichen ungetaufter Säuglinge hinter die Friedhofsmauer verbannte.
Friedhöfe sollten überhaupt aufgelöst werden, da sie Brutstätten von aller Art
Epidemien sind.
Wenige,
sehr wenige Menschen erleben die Erhebung des Geistes und behalten sie in
Erinnerung, außer sie werden von etwas Sichtbarem und Fühlbarem daran erinnert.
Darum ist es die erste Pflicht, keine Tempel zu zerstören, sondern die Rituale
sowie die Grundlagen der großen Lehren zu läutern und neu zu erklären. Für die
Menschen ist es das wesentlichste, zu erkennen, daß ohne geistige Erhebung kein
Ritual für uns Bedeutung hat. Es ist notwendig, ständig daran zu erinnern, daß
Göttlicher Segen nur bewußt und freiwillig empfangen werden kann.
* * *
Den
alten Lehren gemäß erhalten die höchsten Kosmischen Vorstellungen ihre Form
oder verkörpern sich als Ebenbild Gottes im Menschen. So sind die Höchsten
Geistwesen Verkörperungen der höchsten Vorstellung. Die Sieben Kumaras, Sieben
Logoi, Sieben Feuer oder Flammen, Sieben Söhne der Vernunft, Sieben Söhne
Brahmas oder Gottessöhne – sie alle stellen diese Höchsten Geistwesen dar, die
(gleich den Avataren) einen menschlichen Körper annahmen, um das Bewußtsein der
Menschen zu erheben und seine Teilnahme an seinem Göttlichen Wesen zu
verwirklichen.
Es
ist nicht ganz richtig, zu behaupten, daß die Menschen früher – in diesem Fall
die Juden – ihre Sohnschaft oder das Gesetz der Reinkarnation nicht kannten und
daß Christus der Eine war, der den Juden den Sinn, wie er heute in der Bibel
steht, offenbarte. Freilich, den alten Lehrern des jüdischen Volkes war vieles
bekannt, zum Teil vielleicht mehr, als man heute weiß. Aber damals waren viele
Begriffe bereits getrübt durch die eifrigen Interpreten, die auf ihren Vorteil
bedacht waren. Die Pharisäer waren mit den Ideen der Auferstehung der Engel und
des Geistes vertraut, das geht aus der Apostelgeschichte hervor (23:6, 7, 8).
* * *
Jemand
behauptet, ”Man kann nur aus etwas etwas schaffen, aber nicht aus sich selbst
heraus. Gott ist überall und nichts ist außer ihm, daher ist es nicht richtig,
außerhalb seiner selbst zu schaffen.” Ich wundere mich warum? Erstens, wenn
Gott allgegenwärtig ist und nichts außer ihm besteht, so daß man sagen kann, Er
ist beides, Schöpfer und Substanz. Doch scheint es mir, daß es äußerst
unwesentlich ist, ob wir sagen, daß er zeugt und schafft; denn alle Begriffe
sind nur seine Offenbarungen. Aber auch jeder irdische Schöpfer schafft und
erzeugt gerade durch seinen Geist außerhalb seiner selbst. Der Mensch kann von
den auserlesensten Materialien umgeben sein, aber ist sein schöpferisches Feuer
schwach, so wird er nichts schaffen. Wahrhaftig, der Gedanke und die
Gedankenenergie schaffen. Denken Sie an die östliche Lehre von der
schöpferischen Kraft des Gedankens.
* * *
Die
Zeit ist gekommen, um aufzuzeigen, daß der große GOTT aller Menschen, der EIN
LEBENDIGER GOTT DER NATUR ist, die ALLEINIGE UNIVERSELLE GOTTHEIT – der GOTT
des UNWANDELBAREN GESETZES, der GOTT DER GERECHTEN VERGELTUNG, aber wahrhaftig
keine ”willkürliche Gnade“. Diese Hoffnung auf unverdiente Höhere Gnade dient
vielleicht als stärkster Stimulus für wiederholtes Vergehen.
* * *
Die
Antwort Christi an seine Jünger: ”Zerstöret diesen Tempel, und in drei Tagen
werde Ich ihn errichten” sollte richtig als seine Auferstehung im
feinstofflichen Körper, in dem er seinen Jüngern erschien, verstanden werden.
In fast allen alten Lehren wird der menschliche Körper mit einem Tempel Gottes
verglichen; und Christus meinte wohl kaum einen wunderbaren steinernen Tempel
als Beweis seiner Macht. Dies würde dem Geist Seiner Lehre gänzlich
widersprechen.
* * *
Zwischen
Erleuchtung und Erleuchtung gibt es einen Unterschied. Das Ausmaß unseres Bewußtseins
bestimmt den Wahrheitsgehalt unserer Visionen und Gefühle. Wir können nur durch
jene Symbole und Gefühle Erleuchtung erlangen, die uns vertraut sind und nicht
mehr. Beachten Sie die Visionen der Heiligen, wie genau entsprachen sie dem
Charakter und den Forderungen der Epoche. In gleicher Weise charakterisieren
Visionen am besten die sittlichen und geistigen Aspekte des Menschen. Wir
dürfen jedoch nicht vergessen, daß die Menschen oft nicht die wichtigste
Eigenschaft – Ehrlichkeit – besitzen und aufgrund dessen, was sie gehört oder
gelesen haben, vieles erdichten. Visionen kosmischen Charakters werden dem Auge
eines Hellsehers gesandt oder enthüllt; wenn in ihm Ehrlichkeit vorhanden ist.
Und der kennzeichnende Wesenszug solcher Visionen werden schlichte Schönheit
und Erhabenheit sein.
Sie
glauben, das Pascal ein hohes sittliches und geistiges Niveau besaß. Trotzdem
dürfte er keine geistige Synthese besessen haben, und das könnte ein Stein des
Anstoßes gewesen sein. Gibt es viele, die diese Fähigkeit erlangen? Große
Intellekte haben sie oft vermißt. Man kann intellektuell ein Riese sein, aber
dennoch keine Synthese besitzen.
* * *
Warum
erachten Sie den Vers der Korinther I (11:10) als so charakteristisch für den
Geist der Lehre des Paulus? Aufgrund von zahlreichen Beweisen müssen wir
zugeben, daß die Texte der Schriften dauernd entstellt wurden, und auch die
Möglichkeit späterer Entstellung oder Hinzufügung zu dieser Epistel müssen wir
einbeziehen. In der Tat, die Unterordnung der Frau und Sklaverei hatten sich im
Lauf der dekadenten Jahrhunderte so tief eingewurzelt, – und vor allem in der
Epoche intellektueller Finsternis, – daß es äußerst schwierig war, diese
Prärogative aufzugeben. Freilich, der Apostel Paulus war ein sehr hoher Geist, und
in seiner heiligen Botschaft konnte er diesen Barbarismus kaum geduldet haben.
Aber Sie wissen, daß die Bedingungen dieser Epoche Zugeständnisse erforderten.
Die ganze Wahrheit kann den Menschen nicht enthüllt werden, wenn sie nicht
angenommen und daher mehr Schaden als Nutzen bringen würde. Es ist nicht
zulässig, die unwissende Masse zu sehr zu verstimmen, da sie in ihrem Toben das
Wertvollste vernichten könnte.
Es
scheint mir, daß es ratsam wäre, die Erlasse der Ökumenischen Konzile, der
Reihe nach gesammelt, anzuführen. Sie enthüllen erstaunliche
Verständnislosigkeit und Widersprüche, die allmählich immer mehr zutage treten.
Die Erlasse wurden nicht von einzelnen klaren Geistern herausgegeben, sondern
von den Vertretern der unwissenden Mehrheit, und dieser Umstand sollte
besonders hervorgehoben werden, denn gerade die Erlasse wurden schließlich zu
Dogmen unserer gegenwärtigen Kirche. In der Tat, alle gegenwärtig verehrten
erleuchteten Geister unter den Kirchenvätern, wie Basilius der Große, Athanasius
der Große und Johann der Göttliche, wurden von ihren eigenen Priestern
verfolgt, weil sie sich mit den Erlassen nicht einverstanden erklärten.
Gleicherweise
mit einzubeziehen sind hier die Erlasse des Zweiten Konzils von Konstantinopel,
nach dem die Lehre der Wiedergeburt und der Präexistenz der Seele annulliert
wurde. Von Interesse sind auch die Bewegung der Bilderstürmer und alle
Streitfragen über das Kniebeugen und andere Zeremonien. Warum sollte man jene
Passagen aus dem Evangelium ausschließen, die auf die Reinkarnation klar
hinweisen?
Ihre
Auslegung der Seligpreisung ”Selig im Geiste sind die Armen …” spricht mich
sehr an. Diese Seligpreisung ist von tiefster Bedeutung. In der Tat, dieser
Ausspruch ist ein Hinweis auf die Notwendigkeit demütiger Selbstaufopferung,
der Ausmerzung jedweden Eigendünkels und der Selbstgefälligkeit, der
Überwindung im Bewußtsein und im Geist jeder Hab- und Besitzgier und des
Haftens an vergänglichen Dingen. Vor allem diese Entsagung im Bewußtsein haben
alle großen Lehrer des Altertums nachdrücklich gefordert.
Erinnern
Sie sich an das in der LEBENDIGEN ETHIK gegebene Beispiel von den beiden
Schülern? Einer besaß nichts, und dennoch tadelte ihn der Lehrer wegen seines
Haftens an den Dingen; der andere aber war von Dingen umgeben, wurde aber vom
Lehrer nicht getadelt.
* * *
Neugierige
werden vielleicht sagen: ”Erklären Sie uns das Bildnis Christi.” Darauf
antworten Sie mit den Worten der LEHRE: ”Man kann die fernen Welten nicht
messen. Wir können nur durch ihre Strahlung entzückt werden …” Die Geheimnisse
des Geistes sind so herrlich, daß man nur raten kann, über das Unaussprechliche
nicht zu sprechen. Allein das Herz kann vor Entzücken erbeben, wenn es von
Höchster Schönheit geistig berührt wird.
* * *
Sie
haben völlig recht, daß furchtsame Elemente nicht herangezogen werden sollten,
weil sie großen Schaden anrichten könnten. Nicht umsonst haben alle alten
Disziplinen zuerst die Überwindung der Furcht gefordert. Nur in Furchtlosigkeit
können wir uns dem Licht nähern und die gebotene Wahrheit in uns aufnehmen.
Jedes Manwantara oder jede Lebensrunde enthüllt neue Fazetten des Diamanten
Kosmischer Schönheit.
Und
so fahren Sie mit aller Fürsorge und Weisheit fort in ihrer nützlichen
Aktivität. Lassen Sie sich durch die vereinzelten Schreie der Finsternis nicht
beirren.
4.
Juni 1937
Sie
haben recht, die Menschen wandten sich mit Fragen über den KELCH DES OSTENS an
mich. Jedoch unter ihnen gab es einige, die meinten, sie wären durch dieses
Buch in ihrer Anschauung verletzt; manche waren sogar entrüstet.
Seien
Sie bitte gelassen und geduldig, denn es ist nicht so leicht, Ihren Brief zu
beantworten. Erstens, wie ich bereits geschrieben habe, ist es zum klaren gegenseitigen
Verstehen notwendig, über einen annähernd gleichen Bewußtseinsgrad zu verfügen,
aber dieser besteht noch nicht. Zweitens stellen Sie keine direkten Fragen,
sondern kritisieren einfach einzelne, dem Zusammenhang entnommene Sätze und
stützen Ihre Bestürzung außerdem auf Beispiele aus täglichen Geschehnissen, die
für die Themen, die diese ”Briefe“ behandeln, nicht immer anwendbar sind.
Weiter
möchte ich Sie daran erinnern, daß der KELCH DES OSTENS leider nur ein kleiner
Teil des großen Bandes ”Briefe der Mahatmas“ an A. P. Sinnett ist. Oft sind
einem ausführlichen Brief nur einige Stellen entnommen, und das bereitet einem
unvorbereiteten Leser unvermeidlich Schwierigkeiten, die Antwort auf die vielen
Themen, die berührt werden, zu verstehen. Darüber hinaus geben diese Briefe
wirklich Antwort auf individuelle Fragen, sofern die Fragesteller mit der
östlichen Philosophie schon etwas vertraut waren.
In
Beantwortung Ihrer Kritik möchte ich zum besseren Verständnis der Anordnung
Ihrer Behauptungen folgen und die Sätze, die Sie verwirrten, zitieren. Ich
werde auch die Übersetzung mit der englischen Ausgabe dieses Werkes, die ich
besitze, vergleichen.
1.
”… Und jetzt liegt es an Ihnen, für welchen Bereich Sie sich entschließen: für
die höchste Philosophie oder die einfachen Bekundungen okkulter Kräfte.” Der
Leser (in diesem Fall Sie selbst) antwortet: ”Ich wünsche beides, denn die
Erscheinung der okkulten Kräfte müßte ein für allemal ihr Vorhandensein
beweisen.”
Obgleich
mir Ihre Wünsche verständlich erscheinen, muß ich dennoch sagen, daß es
unzweckmäßig ist, anzunehmen, die Menschen ließen sich von jedweden Phänomenen
aus dem okkulten Bereich überzeugen, wenn sie ihnen zum erstenmal
gegenüberstehen und keine Vorstellung vom Okkulten oder den noch verborgenen
Gesetzen haben. Ich bin solchen Menschen noch nicht begegnet. Die ganze
unerwartete Erscheinung dieser Phänomene sowie die Bedingungen, unter denen sie
stattfinden, widersprechen der vorgefaßten Vorstellung und den Begriffen der Beobachter;
deshalb erwecken sie in ihnen Argwohn und Zweifel. Und die Vermutung, daß eine
hypnotische Kraft zur Anwendung kommt, hat darin ihren Grund. Es wäre für Sie
von Nutzen, das Buch von Sinnett ”Die okkulte Welt“ zu lesen, in dem er die
vielen bedeutsamen okkulten Manifestationen, die unter Mitwirkung von H. P.
Blavatsky stattfanden, beschreibt. Doch alle diese Erscheinungen haben nicht
einen überzeugt; im Gegenteil, H. P. Blavatsky ist wegen dieser Erscheinungen
des Schwindels, der Fälschung und ähnlicher anderer Machenschaften beschuldigt
worden.
Ihre
Frage: ”Ist nicht auch die höchste Philosophie eine Erscheinung der okkulten
Kräfte?” ist nicht ganz unberechtigt. Der einzige Unterschied liegt darin, daß
sich in der Philosophie diese Kräfte auf der entsprechenden geistigen Ebene
offenbaren, die Skeptiker indes meinen, die Erscheinungen müßten, um sie zu
beeindrucken, auf dem physischen Plan stattfinden. Weiter müßten sie den
unzugänglichen Bedingungen angepaßt und von den nach ihnen verlangenden
Skeptikern und Unwissenden festgehalten werden können, im Gegensatz zu den
Gesetzen, denen solche Erscheinungen feiner Energien unterliegen.
Bewußtseine,
die die Wirkung der verborgenen feinsten Kräfte oder Energien nicht verstehen,
wollen die Tatsache nicht wahrhaben, daß die feinstofflichen Kräfte auch den
gleichen feinen und exakt wissenschaftlichen Zugang erfordern. Leider gehen die
meisten Menschen an diese Erscheinungen gleichsam mit einer Axt heran und mit
ihren eigenen mechanischen Berechnungen. Doch auf dem Gebiet der feinsten
Energien ist jedwede physisch primitive Roheit unanwendbar. Darüber hinaus
sollten Sie wissen, daß nicht nur jede Seinsebene über ihre eigenen Gesetze
verfügt, sondern auch jeder wissenschaftliche Bereich gesetzlich gebunden ist
und für die erwünschten Ergebnisse entsprechende Bedingungen erfordert.
Jemand
könnte fragen: ”Ist die Verwandlung von Wasser in Wein nicht eine Suggestion?”
Oder: ”Wie kann ein Blinder sehen?” Aber solche Dinge fanden statt, finden statt
und werden immer wieder stattfinden. Eine völlig ungebildete Person versteht,
daß solche Phänomene geschahen. Wer will daher die ”Wunder“ Christi leugnen?
Und wissen wir nicht aus demselben Evangelium, daß ”… Er aus Ungläubigkeit
viele mächtige Werke nicht vollbrachte”? So bedurfte selbst Christus für die
”Wunderwirkung“ besonderer Bedingungen. Für uns jedoch bestehen die Wunder
Christi weniger in diesen Erscheinungen als in der erneuten
Bewußtseinsverschiebung und der erneuten Bestätigung der Heldentat!
Und
nun sagen Sie mir – gibt es derer viele, die sich vom Vorhandensein verborgener
Kräfte, wie sie sich auf unserem physischen Plan noch nicht bekundeten, gerne
überzeugen möchten und dazu die erforderlichen Ausstrahlungen (Aura) besitzen,
die geeignet sind, die wesentlichen Bedingungen zu schaffen? Meinen Sie nicht,
daß in den meisten Fällen die Ausstrahlungen der Menschen diese Möglichkeiten
ausschließen oder bestenfalls die Qualität der Phänomene mindern oder
entstellen? In den Auszügen aus dem Buch KELCH DES OSTENS ist im ersten Brief
deutlich erklärt, daß okkulte Erscheinungen zum Zweck der Überzeugung von
Menschen nutzlos sind.
Oft
vergessen jene, die an die feinstofflichen Erscheinungen mit einer Axt
herangehen, daß selbst eine Berührung mit der feinsten Energie sie veraschen
könnte.
In
unserer Zeit bestehen jedoch in vielen Ländern Gesellschaften für ”Psychische
Forschung”, in denen mit Hilfe eines Mediums die sogenannten spiritistischen
und parapsychischen Phänomene studiert werden. Gleicherweise werden in manchen
Ländern zum Zweck des Studiums psychischer Phänomene, Gedankenübertragung auf
Entfernung und ähnliches, an Universitäten Lehrstühle errichtet. Aber trotz
allem bezweifeln die meisten Menschen das Vorhandensein dieser Erscheinungen.
Es
gibt auch eine umfangreiche Literatur über Spiritualismus; allerdings nur in
Ländern, wo die Denk- und Gewissensfreiheit von eifrigen Verfechtern sowohl des
alten als auch des neuen Regimes weniger unterdrückt wird.
Da
Sie aber ”Martha in die Küche gesandt haben, um zu offenbaren”, möchte ich
Ihnen dazu ein Gleichnis aus der Weisheit des Ostens erzählen.
”Zu
Ihm, dem großen Erleuchteten, kam ein Schüler, der nach einem Wunder suchte:
‚Das Wunder wird mir Vertrauen einflößen.‘ Traurig lächelte der Lehrer und
enthüllte ihm ein großes Wunder. ‚Jetzt‘, rief der Schüler aus, ‚bin ich
bereit, unter deiner Führung die Stufen der Lehre zu durchschreiten.‘ Doch der
Lehrer wies ihm die Tür und sagte: ‚Ich brauche dich nicht mehr!‘” (AGNI YOGA,
§ 95).
2.
”Wir möchten den Theologen fragen, was seinen Gott daran hindert, da er der
angebliche Schöpfer alles Seins ist, die Materie mit der Denkfähigkeit
auszustatten”, und wenn beantwortet, ”daß Ihm das offensichtlich nicht zu tun beliebte
…” Sie merken wohl, daß ”das eine Antwort eines Verfassers wäre, der ein
beschränkter Theologe ist, weil ein kultivierter und gebildeter Theologe seinen
Gott nicht nur hindern würde, dies zu tun, sondern ihn ermutigen würde, so zu
tun.” Und Sie zitieren das Beispiel des Heiligen Sergius von Radonega, der mit
den Bären reden konnte, das Beispiel des Heiligen Franziskus von Assisi, der
mit den Vögeln sprach, und schließlich weisen Sie auf den Stein hin, der auf
Schwingungen reagiert. Zum Schluß führen Sie an: ”Dann würde das ganze künftige
Gebäude des Verfassers zusammenstürzen …” Aber gerade diesen Einsturz sehe ich
nicht, denn weder Sergius von Radonega noch Franz von Assisi waren Theologen.
Außerdem hatten die Mahatmas in Ihren ”Briefen“ nicht die außergewöhnlichen
Geistwesen oder die vereinzelt erleuchteten Geister unter den Theologen im
Sinn, die heute noch unter dem Kirchenbann stehen, sondern sie meinten den
Großteil der Theologen, die sich die Macht anmaßten zu belohnen und zu
bestrafen. Sie sind nämlich die Nachfolger jener Mehrheit, die an der
Herausgabe der Edikte, der Konzile beteiligt waren, die zu Dogmen der
gegenwärtigen Kirche wurden. Und das erstaunlichste dieser Dogmen ist jenes,
das Gott vom Universum trennt oder Ihn von der Materie absondert. Der östliche
Pantheismus wird vor allem von unseren Geistlichen gehaßt. Es freute mich zu
hören, daß es unter ihnen einige gibt, die die Herrlichkeit des Pantheismus,
der der östlichen Philosophie zugrunde liegt, mit ihrem Bewußtsein erfassen können.
Aber wenn jene, Ihnen bekannten aufgeklärten Geistlichen Gott als das in allem
vorhandene Göttliche Prinzip auffassen, so möchte ich wissen, wie sie sich zum
Alleinigen eingeborenen Sohn und dem zweiten Aspekt der Dreieinigkeit sowie der
Unbefleckten Empfängnis verhalten? Ich korrespondiere mit einigen Erzbischöfen,
und es würde mich interessieren, auch den Standpunkt Ihrer aufgeklärten
Theologen kennenzulernen.
3.
”Unsere Vorstellungen über das Böse. Das Böse hat keine Existenzberechtigung
und ist nur das Nichtvorhandensein des Guten …” Und später klingt in Ihrer
Frage in einigen Beispielen Ihre Bestürzung durch. Ich möchte Sie daran
erinnern, daß Sie den Wunsch äußerten, wegen der höchsten Philosophie zu Füßen
des Meisters zu verweilen, doch Sie bemühen sich kaum, dazu das nötige Wissen
zu erwerben. Ohne grundlegende Vorbereitung kann man nicht an die höhere
Mathematik herangehen; ebenso kann man höhere Philosophie nicht in alltägliche
Diskussionen einbeziehen. Um obige Feststellung über das Böse zu verstehen, muß
man sich das östliche Denken völlig zu eigen machen und die Grundprinzipien in
sich aufnehmen, nämlich die Existenz der EINEN (ABSOLUTEN) TRANSZENDENTALEN
REALITÄT, ihren dualen Aspekt in dem geoffenbarten Universum, und das Illusorische
oder die Relativität alles Offenbarten.
Wenn
Sie über diese Begriffe nachdenken, werden Sie verstehen, warum es Böses als
solches im höheren Aspekt des vollkommenen Seins nicht geben kann.
Unvollkommenheit oder Relativität wird nur in der ewigen Bewegung der Kräfte
des Lichts als die EINE – EWIGE REALITÄT wahrgenommen. Sie werden erkennen, daß
es nur an unserem Bewußtsein liegt, daß alle Erscheinungen die eine oder andere
Färbung und die eine oder andere Eigenschaft erhalten. Es gibt so viele Wissensgrade
und Eigenschaften von Erscheinungen, als es Bewußtseine gibt.
Aber
lassen Sie uns auf die Ebenen herabsteigen, die uns am nächsten liegen.
Unzweifelhaft besteht das Böse in der Welt des Menschen, und es entstand mit
dem ersten Aufleuchten des Bewußtseins. Unvollkommenheit des Bewußtseins
zusammen mit Willensfreiheit ließen alle Arten des Bösen entstehen. Und der
Begriff Opfer kommt der ersten Erscheinung des Bösen gleich. Ebenfalls ist es
wahr, daß es bewußte und unbewußte Opfer gibt. Aber dem von Ihnen gegebenen
Beispiel stimme ich nicht zu. Sicherlich, in der üblichen Auslegung könnte man
meinen, daß es ein Opfer der Bosheit und Unwissenheit gibt, aber der Mensch,
der die Wirkung unabänderlicher kosmischer Gesetze kennt, wird auch erkennen, daß
man ein Opfer seiner eigenen früheren Missetaten sein kann. Wahrhaftig, jede
Erscheinung hat mehrere Aspekte und wird daher unvermeidlich relativ.
4.
”Mit anderen Worten, wir glauben allein an die Materie …” und auch: ”Nur so und
nicht anders stärkt und verfeinert sie jene geheimnisvollen Bande der Sympathie
zwischen intelligenten Menschen, diese zeitweise getrennten Bruchstücke der
Weltseele und der kosmischen Seele selbst, versetzt sie in Entzücken und bringt
sie zur Einheit. Wird dies einmal angenommen, dann werden diese erweckten
Sympathien wahrlich dazu dienen, den MENSCHEN mit dem, was ich in Ermangelung
des europäischen wissenschaftlichen Wortes gezwungenermaßen mit mehr
kompetenten Gedanken auszudrücken versuche, als jene energetische (dynamische)
Kette, die den materiellen Kosmos verbindet.” ”Immaterieller Kosmos – welcher
Unsinn? Das ist wahrhaftig vernünftige Materie und endet mit einem Gebet nach
Ruhe für die Seele …” Soweit Ihre eilige Schlußfolgerung.
Sie
sind ungehalten, weil es Ihnen widersprüchlich erscheint, aber ist es wirklich
so schwer, den Standpunkt des Ostens, daß Geist und Materie dasselbe sind, zu
erfassen? Daß Materie nur eine Differentiation des Geistes ist und daß Geist,
der Materie beraubt, nicht in Erscheinung treten kann, oder mit anderen Worten,
nicht besteht? Wir können uns tatsächlich weder in Tätigkeit noch in Gedanken
von der Materie lösen; wir wenden uns immer der gleichen Materie des höchsten
oder gröbsten Aspekts zu. Materie oder die feinste Substanz – Geistmaterie –
ist in den Differenzierungen ihrer sichtbaren und unsichtbaren Erscheinungen
unbegrenzt, doch allein mit reinem Geist kann man nicht wirken. Unwissenheit
trennt und löst alles, das große Wissen des Ostens hingegen vereint und führt
alles zur Synthese. Das westliche Bewußtsein hat sich im Lauf von Jahrtausenden
daran gewöhnt, alles dermaßen in Materielles und Immaterielles oder Physisches
und Geistiges zu teilen, daß es schwer ist, in Gesprächen mit westlichen
Menschen deren Terminologie völlig auszuschließen. Der Verfasser des von Ihnen
besprochenen Briefes müßte sich genau der westlichen Mentalität des vergangenen
Jahrhunderts anpassen, was nicht nur durch die Annahme neuer Begriffe
Schwierigkeiten bereitet, sondern auch durch die Annahme der geeigneteren
Terminologie der alten Begriffe. Was die von Ihnen angeführte Stelle betrifft,
so bedienen wir uns anstatt des Ausdrucks ”immaterieller Kosmos“ der modernen
Sprache und sagen der ”Kosmos der feinen Substanzen oder Energien“. In der
heutigen Energetik des Universums hat Materie ihre ”Grobstofflichkeit“
verloren. In der Wissenschaft des Gedankens im Bereich der Philosophie war und
ist der Osten unser Lehrer.
Sie
sind durch das Wortgefüge des Autors ”Wird dies festgestellt …” verwirrt, aber
alle vorhergehenden Feststellungen in diesem Brief erklären das ”dies“
tatsächlich. Gerade auf der gleichen Seite des Briefes wird festgestellt, daß
ein Schüler sich mit den elementaren Regeln der Arithmetik vertraut machen
sollte, bevor er versucht, die höchsten Fragen des Euklid zu lösen. Und nur ein
Fortschritt im Erfassen der elementaren Grundlagen des Heiligen Wissens wird
ihn zum Verstehen des hohen östlichen Denkens führen. Und nur durch dauernde
Festigung und Verfeinerung des Bandes der Sympathie, oder mit anderen Worten,
durch Vereinigung der Bewußtseine der intelligenten und gelehrten Menschen kann
gegenseitiges Verstehen bis zum Einklang erlangt werden. Nur dann werden ihnen
die kosmischen Gesetze, die die physische Welt mit der feinstofflichen (oder
dem ”Jenseits“) verbinden, offenbar. Harmonie ist das Gesetz der Höheren Welt.
Der Mensch trägt drei Wesensarten in sich, und er muß alle drei vervollkommnen,
um die irdische Evolution zu erfüllen und Vollendung zu erlangen. Und dies wird
kommen, sobald er es lernt, durch diese drei Wesensarten auf allen drei
entsprechenden Seinsebenen bewußt zu handeln.
5.
”Die Natur ist weder gut noch böse; sie folgt nur unabänderlichen Gesetzen,
wenn sie Leben und Freude spendet oder Leiden und Tod sendet …” Hier schließen
Sie damit, daß, ”Wenn der Autor sagen will, daß Leben und Tod relative Zustände
sind, es keinen Tod gibt, denn nach unserer Vorstellung sollte es kein Leben
geben.” Wieder das gleiche; wenden wir uns daher nochmals dem bereits Gesagten
zu: Um Relativität zu begreifen, muß man wissen, daß die Welt der Relativität
das Ewige ES ist und daß jedwede Relativität immer durch Differentiation und
durch die endlosen Umwandlungen oder Veränderungen in der perpetuellen Bewegung
des geoffenbarten Seins entsteht. Könnten Sie den Tod als Austausch einer Hülle
durch die andere bezeichnen, das Erwachen zu einer verfeinerten, erweiterten
Tätigkeit? (Letzteres natürlich nur im Fall eines entwickelten und
vergeistigten Bewußtseins.) Und die Begriffe, die Sie nennen: Devachan, Kama
Loka und andere sind nur verschiedene Zustände unseres Bewußtseins.
6.
”Die Natur hat für jedes Gift ein Gegengift … Der von einem Vogel verschlungene
Schmetterling wird dieser Vogel …” Ich merke, daß Sie die kosmischen Gesetze
nicht erfaßt haben. Zwar stimme ich Ihnen zu, daß es vom menschlichen
Standpunkt aus in der offenbarten Natur viele Unvollkommenheiten und
Grausamkeiten gibt. Aber in den meisten Fällen von Grausamkeit und
Unausgeglichenheit in der Natur ist leider primär der Mensch, die sogenannte
”Krone der Schöpfung“, selbst schuld. Der Mensch ist zur Vervollkommnung
aufgerufen, zur Mitarbeit, zum steten Geben. Aber statt dessen sehen wir, daß
der Mensch seine ganze Kraft zwecks Uneinigkeit, Spaltung und Vernichtung
einsetzt. Die Zusammenarbeit der Menschen mit der Natur ist gestört und das
große Gleichgewicht verletzt. Könnten Sie vielleicht versuchen, die Ihnen
grausam erscheinenden kosmischen Gesetze zu erklären, von Ihrem Gesichtspunkt
aus, oder vom Gesichtspunkt des allbarmherzigen und allmächtigen himmlischen
Vaters?! Wir kennen nur ein Gesetz: das Gesetz von Ursache und Wirkung.
7.
”… und heute schneiden sich die Nachfolger Christi und Mohammeds im Namen ihrer
Meister für deren Ruhm beziehungsweise ihre Mythen die Kehlen durch.” Sie geben
doch wohl zu, daß der Niedergang der Religionsformen ein großes Übel ist?
Stimmen wohl auch zu, daß die Religionssysteme das größte Blutvergießen
verursachten und daß die meisten Diener der Religionsformen jeden Fortschritt
der Wissenschaft unterdrückten und jeden mutigen Gedanken, der die
Unermeßlichkeit des Wissens enthüllte, erstickten? Glücklicherweise sind jene
geschichtlichen Chroniken noch verwahrt!
Man
muß auch verstehen, daß der Verfasser dieses Briefes nur die entstellten,
abweichenden Religionsformen ins Auge faßte und nicht die Grundlagen der Lehren
der Großen Lichtträger. Sie werden mir doch beipflichten, daß einige
festgesetzte Dogmen und Handlungen der Kirchenvertreter sehr oft – und das bis
heute – nicht dem Geist der Lehren ihrer Gründer entsprechen. Sicherlich, wir
sollten nicht zurückgehen in die Geschichte der Konzile, bis zur Verfolgung
solch großer Kirchenväter der Christenheit wie Origenes, Clemens von
Alexandrien, Johann, das Goldene Sprachrohr, Gregor, Athanasius des Großen und
anderer durch ihre unwissenden Kollegen! Sollten wir in unseren Erinnerungen
die päpstlichen Chroniken mit all den Schrecken der Inquisition und der
Bartholomäusnacht wieder erstehen lassen? Gleicherweise wollen wir nicht
zurückdenken an die Vernichtung der buddhistischen Tempel und Gesellschaften
sowie an den Mord an Buddhisten, Brahminen, Mohammedanern und Chinesen oder an
die Feindschaft zwischen Hindus und Moslems, die wegen einer geschlachteten Kuh
oder eines in den Tempel geworfenen Schweins jährlich viele Leben dahinrafft!
Aber all das dauert an und wird sich fortsetzen, solange die besten Gemüter
unter den Geistlichen nicht erkennen, wo und wie grausam sie gegen die
Bündnisse der Großen Lehrer und Gründer verstoßen. Das Bewußtsein der
Menschheit kann nicht ungestraft in den Fesseln der Unwissenheit niedergehalten
werden. Der menschliche Geist wird früher oder später erwachen, aufbegehren und
alle Fesseln abstreifen. Rückblickend können wir die profunden Gründe, die den
Niedergang der alten Welt bewirkten, herausfinden. Das Ersticken des Geistes,
wie es in bestimmten Ländern vor sich geht, führte zwangsläufig zu
Wahnsinnstaten. Der Gedanke ist die Krone der Schöpfung, und seine Abtötung ist
das größte Verbrechen. Verfolgt erkannten die besten Kirchenväter dies seit
langem und erklärten, daß ”Unwissenheit die Hölle” sei.
8.
Sie sind ungehalten darüber, daß im KELCH DES OSTENS das ”Höchste Mysterium“
nicht enthüllt wird. Denken Sie jedoch selbst darüber nach – kann man
angesichts der Unbegrenztheit das Höchste Mysterium erfassen? Und wo ist jene
Synthese und jenes reine Bewußtsein, das die Schönheit des Höchsten Seins
aufnehmen kann? Einem unreinen und groben Bewußtsein sind die feinsten Begriffe
und Gefühle nicht zugänglich, es wäre geblendet durch die Annäherung an sie.
Mysterien, und nicht einmal die höchsten, werden nur durch Geistesflüge
enthüllt. Mögen daher Ihre Flügel wachsen!
9.
”Wenn wir die Welt von der Kenntnis unseres Wissens für Generationen
ferngehalten haben, so ist es ein Beweis für ihre absolute Unfähigkeit …” Dazu
fragen Sie: ”Wer sollte die Welt vorbereitet haben?” Darauf will ich Ihnen
antworten: Die äußersten Anstrengungen des menschlichen Geistes zwecks
Erkenntnis der großen Wirklichkeit. Die Höchsten Geistwesen haben auf der Erde
inkarniert, um das Bewußtsein der Menschheit zum Verstehen der kosmischen
Gesetze zu führen, was völlige Zusammenarbeit mit den zeitweise getrennten
Teilen der Einen Weltseele erfordert. Aber der freie Wille des Menschen trieb
ihn auf den Pfad beschränkter, isolierter Selbstsucht, zur völligen Entzweiung
und zum Ruin.
Weiter
zitieren Sie: ”… und wenn, ungeachtet aller Beweise, sie (die Menschheit) sich
noch weigert, die Offenkundigkeit zuzugestehen …” und gleichzeitig stellen Sie
die Frage: ”Beweise, worüber, welche, wo und wann?” Dazu möchte ich Ihnen
sagen: Machen Sie sich mit der Geschichte der Entwicklung menschlichen
Bewußtseins und Denkens selbst vertraut aus den Schriften der höchsten Geistwesen,
die oft mit ”ehrenvollen“ Titeln wie Häretiker und Scharlatane bedacht wurden.
Ihr letzter Satz: ”… dann werden wir am Ende dieser Runde ausscheiden.” Hier
spüren Sie eine Drohung, und wie Sie erklären, eine unverdiente. Doch zum
ersten besteht keine Drohung darin, daß die Hohen Lehrer die freiwillige
Abweisung des höheren Wissens seitens der Menschheit hinnehmen werden. In
diesem Falle würden die Meister ihr Wissen und ihre Energien für das Wohl
anderer Menschheiten auf anderen Planeten einsetzen. Ich meine, wenn man nur
etwas in das Ganze eindringt, kann man sich vorstellen, welchem Ende alles
zusteuert. Und wir wissen auch, daß es keine Wirkungen ohne Ursachen gibt; was
waren diese Ursachen und wo finden wir sie?
Nur
ein voreingenommenes Bewußtsein kann in den von Ihnen zitierten Worten eine
Bedrohung vermuten. Wäre dem so, dann könnte man jedes Warnzeichen bei einem
Bahnübergang (Achtung auf den Zug) u. dgl. als Bedrohung ansehen. Ein freies
Bewußtsein wird begreifen und jede Warnung dankbar entgegennehmen. Zum Schluß
Ihres Briefes schreiben Sie: ”Dieses Buch erweckt vor allem den Eindruck als
wäre es von Leuten verschiedener geistiger Entwicklungsstufen geschrieben
worden; ist es jedoch von einer Person geschrieben worden, so von einer, der
jedes Wissen ermangelte und die ganz selbstbewußt die aufgepickten Krumen des
Wissens auf einen Faden auffädelte, als wären es Perlen verschiedener Größe,
Farbe und Werte …” Ihre eigene Ausdrucksweise gebrauchend, könnte ich sehr wohl
sagen, daß Sie in diesem besonderen Fall jene für Ihre eigene Krankheit tadeln.
Es ist unerlaubt, den Großen Lehrern der Menschheit seine eigene Unwissenheit
und den Mangel an Verstehen zuzuschreiben.
Das
betreffende Buch wurde von den Höchsten Geistern geschrieben; unvorbereitete
Bewußtseine täten jedoch besser daran, es nicht zu berühren, denn das endet in
nichts anderem als in Gotteslästerung. Man kann vieles nicht wissen und einen
Großteil nicht verstehen, – das ist kein Verbrechen, aber zu lästern, das ist
unentschuldbar. Wer überall Widersprüche sieht, außer in seinem eigenen
Bewußtsein, enthüllt nicht nur seine eigene Unwissenheit, sondern auch seinen
Eigendünkel.
So
pflegte der Große Buddha bei der Wahl seiner Schüler, sie auf ihre
Begriffsfähigkeit hin zu prüfen, als wären sie Gegensatzpaare. Konnte ein
Schüler diese Fähigkeit nicht nachweisen, zog Buddha ihn für weiteres Wissen
nicht heran, da dies nicht nur nutzlos, sondern sogar schädlich gewesen wäre.
Das Vertrautsein mit der Wirklichkeit wird nur auf dem Wege ewigen Wandels und
durch Gegenüberstellung von Gegensatzpaaren erlangt.
Sie
werden nach dem Lesen meines Briefes wahrscheinlich empört sein, doch ich bin
an die Tatsache gewöhnt, daß jene Leute, die feine Geschichten erzählen und
damit alle möglichen Lästerungen über das Höchste, Heiligste und Teuerste von
sich geben, zu Feinden werden, wenn man sie zurechtweist. Es liegt mir nicht,
scheinheilige, süße Worte auszusprechen, um persönliche Schmähungen zu
übertünchen. Gleicherweise liebe ich keine billige Sentimentalität, die jede
Lüge beflügelt und zur Brutstätte der Ungerechtigkeit wird.
11.
Juni 1937
Jeder
Beweis der Einigkeit ist eine große Tat, und ihre Auswirkungen sind mit
irdischen Maßstäben schwer zu messen. So möchten wir aus tiefstem Herzen allen
jenen unsere Dankbarkeit aussprechen, die uns geistig nahestehen und am Tage
des Festes der Einigkeit ihre besten Gedanken übermittelten. LICHT und FREUDE
allen, möge in Einigkeit – Selbstlosigkeit den Lebensweg jedes wahren Dieners
des Guten zieren. Wir sind glücklich, daß Ihre Gruppe so rührig und aktiv ist.
Das Wichtigste ist, die Wasser umzurühren; nur dann werden Möglichkeiten
geboren. Oft erwartet man ein ganz bestimmtes Ergebnis, doch man muß bedenken,
daß dieses – wie man enttäuscht sieht – nicht immer eintrifft, sondern dafür in
eine andere, nicht minder wichtige Richtung neue Möglichkeiten gesät werden.
Daher wollen wir wachsam sein und die Möglichkeiten ergreifen, die uns durch
unsere Taten zugeführt werden, sei es durch Begegnung mit Menschen oder
anderes. Leben bedeutet Tätigkeit, Stagnation bedeutet Zersetzung. Daher seien
jene gesegnet, die der Tat zustreben.
Und
nun komme ich zu Ihren Fragen. Sie wollen mehr über psychische Energie wissen.
Wie
bekannt, ist die psychische Energie die URENERGIE; daher schließt sie alle
anderen Energien, die nur ihre Differenzierung sind, mit ein.
So
ist Parafohat die fundamentale oder ursprüngliche psychische Energie in ihrem
höchsten kosmischen Aspekt, und ihr nächster Aspekt im geoffenbarten Universum
ist Fohat. Dieselbe als Lebenskraft offenbarte psychische Energie ist überall
als Prana verstreut. Die Zeit ist gekommen, um die Bedeutung der Urenergie in
eine Einheit zu bringen.
Hier
ein Paragraph aus der LEHRE: ”Zweifellos seid ihr oft gefragt worden, wie man
die psychische Energie entwickelt und ihren Nutzen erkennt. Jedoch oft ist
schon gesagt worden, daß das Herz, das die höhere Lebensqualität anstrebt, der
Leiter der psychischen Energie sein wird. Keine gewaltsame, herkömmlich
beschleunigte Beweglichkeit zur Entwicklung der Herztätigkeit ist von Nutzen.
Das Herz ist ein sehr unabhängiges Organ; man möge ihm die Freiheit zum Guten
geben und es wird sich mit Energie füllen. Ebenso können die Früchte der vereinten
Energie nur in harmonischer Gemeinschaft sichergestellt werden. Dafür ist es
aber unumgänglich zu verstehen, was Übereinstimmung bedeutet” (Bruderschaft, §
290).
Psychische
Energie ist Heiliger Geist; psychische Energie ist Liebe und Streben;
psychische Energie ist die Synthese aller Nervenausstrahlungen; psychische
Energie ist das große AUM. Daher trägt vor allem unerschütterliches Streben zur
Vervollkommnung und zum Licht in allen seinen Erscheinungen zur Entfaltung
dieser lebenspendenden Energie bei. Denken Sie an den § 55 aus dem Buch
GEMEINSCHAFT: ”Streben ist das Boot des Archaten … Streben ist der Schlüssel zu
allen Höhlen … Streben ist die Zahl der Sterne.” Ich liebe diesen Paragraphen
so! Man kann sagen, daß überall dort, wo es kein Streben gibt, es auch keine
erhabene psychische Energie gibt.
Sie
haben recht, psychische Energie kann man sich nur aneignen, wenn die
Nervenzentren bereit sind, sie aufzunehmen. Sie kann weder aufgezwungen noch
abgerungen werden. Man kann eine bestimmte Menge seines eigenen Vorrats anderen
Personen übermitteln, aber nur, wenn diese sie aufnehmen können. Das erklärt
viele Wunderheilungen. Gleichfalls bedarf psychische Energie der Kraft aus dem
Raum, aber nur, wenn sie bereits die Eigenschaft der Anziehung besitzt. Alle
Phänomene, wie Telepathie, Gedankenübertragung auf Entfernung, Hypnose, Heilen,
Hellsehen, Hellhören, Psychometrie u. dgl. stehen in Zusammenhang mit den
Erscheinungen verschiedener Eigenschaften der psychischen Energie. Man muß auch
daran erinnern, daß die Eigenschaften der psychischen Energie in ihrer Vielfalt
unbegrenzt sind.
Kundalini
ist die gleiche Lebenskraft der psychischen Energie, die über das Zentrum am
Ende des Rückgrats wirkt. Aber bei hochentwickelten Geistern offenbart sie sich
über das Herz. In vergangenen Jahrhunderten wurde dem Zentrum Kundalini im
Hinblick auf die sichtbaren Ergebnisse der wirkenden psychischen Energie
besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Aber in der kommenden Epoche, in der die
Welten näher aneinanderrücken, wird besonders das Herzzentrum verstärkt werden.
Die Tätigkeit über das Kundalini-Zentrum ist im irdischen Zustand überzeugend
und real, wogegen es zur Erreichung der höheren Welten und für den Aufenthalt
dort wichtig ist, die Herzenergie zu verfeinern. Aus diesem Grunde spricht die
LEHRE soviel über das Herz, dieser ”Sonne der Sonnen“.
Psychische
Energie ist in der Vielfalt ihrer Eigenschaften und Erscheinungen unbegrenzt.
Sie ist, wie alles im geoffenbarten Universum, dual in ihren Aspekten, d. h.
sie kann sowohl zum Guten als auch zum Bösen verwendet werden. Daher kann man
von ihr – entsprechend ihren sehr unterschiedlichen Eigenschaften zu Zeiten der
Atlantis – auch in der Zeit der kommenden Epoche verschiedene Erscheinungen
erwarten. Jedenfalls ist zu hoffen, daß infolge des Erwachens höherer
Geistigkeit in der Menschheit, durch den Einfluß der neuen Raumstrahlen, die
unseren Planeten jetzt erreichen, die höheren Erscheinungen oder Eigenschaften
der psychischen Energie vorherrschen werden. Alles hängt von der geistigen
Entwicklung des Menschen ab, von der Beschaffenheit seines Herzens.
Nun
zu Ihrer nächsten Frage: ”Wie sind die Worte im Johannes-Evangelium zu
verstehen: ‚Wem immer ihr die Sünden nachlasset, dem sind sie nachgelassen, wem
immer ihr sie behaltet, dem sind sie behalten‘ (Joh. 20:23)?” Offensichtlich
sind diese Worte nicht genau überliefert. Wahrhaftig, es ist unmöglich,
anzunehmen, daß die Evangelien, deren erstes vor beinahe 100 Jahren nach dem
Tod Christi geschrieben wurde und später alle durch die Zensur so vieler
eifriger Hände gegangen sind, den Gedanken Christi klar bewahrten. Jedoch lege
ich diesen Ausspruch folgendermaßen aus: Wenn wir dem Schuldigen vergeben, so
belasten wir sein Karma nicht zusätzlich. Hegen wir hingegen Groll und
Unversöhnlichkeit in uns, erschweren wir sein Karma noch mehr und nützen dabei
auch uns nicht, ganz im Gegenteil!
Denken
wir daran, was im Buch ”Bruderschaft“ (§ 445) gesagt ist: ”Um den Begriff
Vergebung hat sich viel Unverständnis angesammelt. Wer jemandem vergeben hat,
meint, er hätte etwas Außergewöhnliches vollbracht, dabei hat er nur sein
eigenes Karma vor Erschwernis bewahrt. Der, dem vergeben wurde, denkt, daß
alles getilgt sei, das Karma jedoch bleibt bestehen. Freilich, derjenige, der
vergibt, mischt sich in das Karma dessen, dem er vergibt, nicht ein und
erschwert es somit auch nicht, aber das Karmagesetz bleibt für beide geltend.
Die Herren des Karma können dies bis zu einem gewissen Grad ändern, wenn das
Feuer der Läuterung hell auflodert, doch diese Flamme kann nicht leicht
entzündet werden. Zur Entfachung des Feuers sind große Opfer gebracht worden.
Das Gedenken an solch aufopfernde Taten muß man würdigen. Schönheit lebt in
solchen Rufen. Weder Zeit noch menschliche Wirren können die Rufe nach
Selbstaufopferung ersticken. Die Gebote der Bruderschaft besagen dasselbe. Es
ist schön, wenn der durch Zeitalter bestehende Begriff auch jetzt nicht
vergessen wird. Weisen wir selbst geringes Verständnis für den überirdischen
Pfad nicht zurück.”
Wenden
wir uns wieder Worten im Johannes-Evangelium zu, die oft mit den Worten aus dem
Matthäus-Evangelium (18:18) gemeinsam zitiert werden: ”Wahrlich, ich sage euch,
was immer ihr auf Erden bindet, wird auch im Himmel gebunden sein, und was ihr
auf Erden löset, wird auch im Himmel gelöst sein.” Wirklich, das sind die
Worte, nach denen die Kirche die Nachfolge der Apostel für sich in Anspruch
nimmt und auf die sie die Macht zu vergeben und zu bestrafen gründet,
einschließlich Exkommunikation. Ich habe darüber schon geschrieben und daher
möchte ich diese Zeilen jetzt für Sie wiederholen: ”Um die oben erwähnten Worte
Christi richtig zu verstehen, muß man die vorausgehenden Verse im selben
Kapitel (Matth. 18:15) lesen. Wahrhaftig, der 18. Vers ist sozusagen die Moral,
die aus dem obigen Gleichnis hervorgeht, denn er weist deutlich auf die Wirkung
des Karmagesetzes hin. Wahrlich, wir müssen unsere Auseinandersetzungen mit
unseren Nächsten hier auf Erden schlichten, in der Feinstofflichen Welt ist das
nicht möglich. Denn wir ernten in der Feinstofflichen Welt, was wir hier säen.
Aus diesem Grunde sollten wir immer versuchen, soviel Karma als irgend möglich
zu tilgen, – mit anderen Worten, unsere Beziehungen zu anderen zu schlichten,
solange wir hier auf der Erde weilen. Warum sollte die Anrede ”ihr“ im 18. Vers
sich allein auf die Apostel beziehen und nicht auf die Menschen im allgemeinen?
Sicherlich, es ist nicht schwer zu begreifen, warum diese Worte so ausgelegt
wurden, als wäre den Aposteln von Christus das Recht verliehen worden, zu
”binden und zu lösen“ oder anders gesagt, zu bestrafen und zu vergeben …
Wirklich,
selbst das Höchste Geistwesen kann keine Sünden vergeben, weil dies dem
Karmagesetz widerspräche. Es könnte Karma bis zu einem bestimmten Grad
erleichtern, aber das ist alles. Wenn der Mensch der alleinige Schöpfer und
Vollstrecker jedes seiner Motive, all seiner Gedanken und Taten ist, wer könnte
dann überhaupt in seinem Wesen etwas ändern, folglich an seinem Schicksal, ohne
seinen unmittelbaren Willen? Der Hohe Geist kann nicht mehr tun, als uns in
unseren Anstrengungen zu unterstützen, um unser inneres Wesen zu wandeln. In
allem ist in erster Linie Zusammenarbeit erforderlich.”
Zum
Abschluß meines Briefes würde ich Sie bitten, von Zeit zu Zeit alle jene, die
sich der LEHRE angeschlossen haben, daran zu erinnern, daß Prüfungen, wie Sie
wissen, unvermeidlich sind. Wahrlich, die Schüler müssen die Geisteskraft
aufbringen, die Feinde zu bewältigen, die allerdings vor allem in uns selbst zu
suchen sind, in Form von noch nicht ausgelebten Leidenschaften und
Gewohnheiten. Unter dem Druck äußerer Umstände und Verhältnisse erwachen diese
in unserem Herzen und vergiften unser Bewußtsein.
Weisen
Sie Ihre Freunde auf folgende Paragraphen im Buch BRUDERSCHAFT hin. (483): ”In
den Gemeinschaften des Altertums wurde jeder, der sich einer Prüfung unterzogen
hatte, beglückwünscht. Man behandelte ihn fürsorglich, denn es war bekannt, daß
es unerläßlich war, den Prozeß seines Erlebens gewaltsam zu unterbinden. Jede
Prüfung wurde als Schwelle zum Fortschritt betrachtet. Niemand konnte den
Verlauf der Wirkungen verwirren, doch brüderliche Ermutigung half ihm, seinen
Schritt, selbst vor den schrecklichsten Bildnissen nicht zu verlangsamen.
Natürlich, das in seiner entsetzlichen Häßlichkeit unvermeidliche Chaos
versucht, den Pfad jedes Geprüften zu behindern. Mögen jedoch diese Bildnisse
schrecklich sein – die Erscheinung des Entsetzlichsten ist an sich der Vorbote
des Endes der Prüfung.”
(529):
”Gewohnheit ist die zweite Natur, besagt ein weises Sprichwort und
verdeutlicht, wie sehr Gewohnheit den Menschen beherrscht. Gerade Gewohnheiten
machen den Menschen unbeweglich und unempfänglich. Gewohnheiten kann man unterdrücken,
aber es ist schwer, sie auszumerzen. Man kann immer wieder Menschen begegnen,
die sich rühmen, die Gewohnheiten besiegt zu haben. Beachtet jedoch den Alltag
dieser Sieger und ihr werdet finden, daß sie Gewohnheitssklaven sind. Sie sind
von Gewohnheiten derart befallen, daß sie gegenüber der Last dieses Jochs sogar
unempfindlich sind. Besonders tragisch ist es, wenn ein Mensch meint, von
Gewohnheiten frei zu sein, in Wirklichkeit aber an sie gefesselt ist. Es ist
äußerst schwierig, einen Kranken zu heilen, der seine Krankheit leugnet. Jeder
kennt solche unheilbaren Menschen. Doch um den Begriff Bruderschaft in sich
aufzunehmen, ist es unerläßlich, vorhandene Gewohnheiten zu meistern. Wenn Wir
von Gewohnheiten sprechen, so meinen Wir nicht den Dienst am Guten, sondern die
kleinen Gewohnheiten der Selbstsucht.
Bei
Uns ist es Brauch, jene, die sich der Bruderschaft nähern, durch das Ablegen
der Gewohnheit zu prüfen. Diese Prüfungen müssen unverhofft erfolgen. Am besten
ist es, mit kleinen Gewohnheiten zu beginnen. Der Mensch neigt oft dazu, diese
stärker als etwas anderes zu verteidigen. Man betrachte sie gleichsam als
Geburtsmerkmale, als natürliche Eigenschaften. Aber Neugeborene haben keine
Gewohnheiten. Atavismus, die Familie sowie die Schule fördern das Einwurzeln
von Gewohnheiten. In jedem Fall ist eine alltägliche Gewohnheit ein Feind der
Evolution.”
19.
Juni 1937
Ich
freute mich zu hören, daß Sie sich mit der psychischen Energie und der
Gedankenkraft befassen wollen. Zur Zeit sind das die dringendsten Fragen. Das
Bewußtsein der Menschen muß geweckt werden zur richtigen Bewertung der
Bedeutung des Gedankens. Die kommende Evolution beruht auf Zusammenarbeit und
der Bedeutung des Gedankens. Versuchen Sie daher, soviel Material als möglich
über praktische Errungenschaften auf dem Gebiet der Gedankenübertragung
zusammenzutragen. Welch beachtenswerten Prüfungen in der Menschenkenntnis Sie
unterzogen werden! Ich bin sicher, Sie werden diese Prüfungen siegreich
bestehen.
Laßt
uns daher Weisheit erlangen, indem wir verschiedene Persönlichkeiten
vergleichen. Erinnern wir uns an alle Persönlichkeiten, die bereits in kurzer
Zeit Legende wurden. Üben wir Zweckmäßigkeit! Es heißt in der LEHRE, daß ein
Mensch, der nicht weiß, was Angemessenheit ist, nicht als geistig gilt.
Angemessenheit ist der Goldene Mittelweg.
Mit
Bezug auf Buddha sagte Vivekananda, daß das Herz der Hohen Geistwesen so weich
ist wie Butter, aber sie es zu disziplinieren verstehen. Mit anderen Worten,
Sie wissen, was Angemessenheit ist. Wahrlich, Sie werden von Angemessenheit
geleitet. Angemessenheit grenzt an Zweckmäßigkeit, die im ganzen Kosmos
herrscht.
Ich
habe den beigelegten Brief durchgesehen und wäre dem Verfasser gerne
behilflich, ihn über seine Gedanken in bezug auf Komplexität des menschlichen
Wesens aufzuklären. Aber vorerst möchte ich hervorheben, daß die Buddhisten
nicht behaupten, daß der Mensch ”DAS“ oder der vollkommene und ewige Gott sei.
Diese Behauptung stammt von den Anhängern des Wedanta. Auch sollte man nicht
meinen, daß das in uns vorhandene Göttliche Prinzip oder die Verbindung mit ihm
Evolution sinnlos mache. Im Gegenteil, nur das Vorhandensein dieses ewigen
Prinzips in uns ermöglicht Evolution, denn das gesamte Universum, alles Sein
besteht nur durch dieses lebenspendende Prinzip. Wahrlich, die Vollkommenheit
und Ewigkeit dieses Göttlichen Prinzips in seinem Potential sind die Gewähr
dafür, daß sich der Mensch, sein Träger, ewig vervollkommnen kann. Indem die
Wedantisten die Unwandelbarkeit und Vollkommenheit des Göttlichen Elements
anerkennen, anerkennen sie auch die ganze Komplexität des menschlichen Wesens
als Widerspiegelung des Universums – diesen Komplex der Komplexe. Der
Makrokosmos befindet sich in einem perpetuellen Entfaltungsprozeß oder Werden,
ebenso wie der Mensch, der Mikrokosmos, unermüdlich neue Möglichkeiten entdeckt
und sammelt, eben wegen des in ihm vorhandenen ewigen Göttlichen Potentials.
Die Buddhisten leugnen das Vorhandensein einer unwandelbaren Seele im Menschen
und in allem Sein, denn sie sehen sowohl im Menschen als auch im gesamten
offenbarten Universum Unbeständigkeit und Vergänglichkeit oder – nach der
modernen Terminologie – die Evolution alles Seienden. Jedoch kein einziger
gelehrter Buddhist, dessen ontologische Vorstellungen dem gegenwärtigen auf
Energetik beruhenden Denken nahestehen, würde das Vorhandensein der Göttlichen
Energie im Menschen, die grundlegend ewig und unwandelbar ist, leugnen. Daher
ist es unwesentlich, ob wir diese Energie Gott, Geist oder Ewige Zeugenschaft
oder eben Göttliches Feuer nennen, ihr herrlicher transzendentaler Sinn bleibt
unverändert. Es ist von Nutzen, hier den § 275 aus dem Buch AGNI YOGA in
Erinnerung zu bringen: ”Wedanta stellt richtig fest, daß der Geist unverletzlich
bleibt. Das feurige Geisteskorn behält seinen ursprünglichen Bestand, weil das
Wesen der Elemente unveränderlich ist. Doch die Emanation des Korns ändert sich
in Abhängigkeit vom Wachstum des Bewußtseins. So kann man verstehen, daß das
Geisteskorn ein Teilchen des elementaren Feuers ist. Und die um das Korn
angesammelte Energie ist Bewußtsein. Das bedeutet, daß Wedanta sich mit dem
Korn befaßte, während Buddhismus von der Vervollkommnung der Körper sprach. So
vollkommen bedingen das Bewegliche und das Unbewegliche einander.
Es
ist durchaus verständlich, daß Buddha, der die Menschheit zur Evolution lenkte,
das Wesen der Beweglichkeit aufzeigte, während Wedanta die Grundlage erklärte.
Füget einer Flamme irgendeinen chemischen Bestandteil bei, und ihr werdet
bemerken, daß sich ihre Farbe und Größe verändert; aber das ursprüngliche Wesen
des Feuers wird unverändert bleiben. Ich sehe keinen grundlegenden Widerspruch
zwischen Wedanta und Buddhismus.”
So
vergleichen die Wedantisten die Evolution des Menschen gerne mit einem Halsband
– jede Perle davon ist eine der physischen Erscheinungen, aufgefädelt am Faden
des Geistes. Richtiger jedoch ist es, sich diese Evolution vom Standpunkt der
Buddhisten her als komplizierte Zusammensetzung vorzustellen, der mit jeder
neuen Erscheinung auf der irdischen Ebene ein neuer Bestandteil hinzugefügt
wird, der natürlich diese ganze Zusammensetzung verändert.
Manch
einer lehnt sich auf gegen die Teilung des Menschen in Geist und Materie.
Sicherlich, in ihrem letzten Zustand sind Geist und Materie eins (Materie ist
kristallisierter Geist); aber auf der Erscheinungsebene oder Differentiation
wandelt sich alles, und je näher an der grobstofflichen Sphäre, um so schärfer
wird die Differentiation oder Teilung. So ist in der Feurigen Welt
Differentiation zwischen Geist und Materie fast unfühlbar, weil Materie der
Erscheinung des Lichts bedarf, auf unserer irdischen Ebene erlangt sie jedoch
leider eine ungeheuerliche Vergröberung. Die Komplexität des menschlichen Organismus
macht es daher in vielen Fällen, um verstanden zu werden, notwendig, zu einer
Teilung von Geist und Materie Zuflucht zu nehmen.
In
der irdischen Lebensspanne lebt und wirkt ein feurig entwickeltes menschliches
Wesen auf zwei und sogar auf drei Ebenen; für jede Ebene hat es seine eigene
entsprechende Hülle, und so ist es natürlich, daß jene Hülle, in der der Mensch
auf der höheren Ebene wirkt, entsprechende Eindrücke erhält. Aber diese
Schwingungen können wegen ihrer Feinheit nur in den seltensten Fällen vom
groben Gehirn aufgenommen werden, weil das Gehirn der Spannung nicht
standhalten kann. In Ermangelung entsprechender Begriffe in unserer
Terminologie ist es daher üblich, vom Menschen als einem ”Geist“ zu sprechen,
wenn er sich in seiner feinstofflichen Hülle offenbart, wohingegen die
physische Hülle Materie genannt wird.
Kennen
wir außerdem nicht den KELCH der Aufspeicherungen, der in jeder Inkarnation nur
teilweise in Erscheinung tritt? Und sind diese Aufspeicherungen des KELCHES nicht
tatsächlich Wissen oder Energieablagerungen um das feurige Geisteskorn? Daher
gibt es keine Widersprüche, ob wir nun sagen, daß der Mensch ein unvollkommenes
geistiges Wesen ist, oder wenn wir bestimmte Aspekte des menschlichen Komplexes
analysieren, so nehmen wir Zuflucht zur Teilung in höhere und niedere
Erscheinungen dieses Komplexes.
Wir
wissen, daß der Geist ohne Materie nicht bestehen kann. Wo immer es Sein gibt,
gibt es Materie, selbst wenn sie für uns gänzlich unsichtbar wäre. Und der Mensch
ist genau ein Komplex von unbegrenzten Abstufungen in der Differentiation eines
Elements – GEIST-MATERIE.
Man
muß immer die zwei grundlegenden Beweisführungen des Geheimen Wissens ins Auge
fassen, nämlich 1. die Unteilbarkeit und Unveräußerlichkeit Gottes oder des
Göttlichen Elements aus dem Universum, und 2. die Einheit des Grundelements
Geist-Materie. Alle Mißverständnisse und Irrtümer kommen aus der
Nichterkenntnis und der Nichtannahme dieser grundlegenden okkulten Thesen.
Mit
dem neuen Verstehen der Materie seitens der Wissenschaftler und infolge des
Interesses an der Gedankenkraft wird die Lehre Buddhas in der kommenden Epoche
ihren gebührenden Platz einnehmen. Wirklich, Buddhismus macht keinen
Unterschied zwischen der physischen und der psychischen Welt. Die der
Gedankentätigkeit zugeschriebene Wirklichkeit ist von derselben Rangordnung wie
die Wirklichkeit von Dingen, die wir mit unseren Sinnen wahrnehmen.
Stehen
Sie als Krieger auf der Wacht, und denken Sie an die unvermeidlichen Prüfungen.
2.
Juli 1937
Das
gesamte Universum ist durchdrungen von dem Einen Göttlichen Element, dessen
sichtbares und unsichtbares Sein sich in der ewigen nie aufhörenden Bewegung
(Atem) offenbart, im ewigen Wechsel und im Entfaltungsprozeß dieses
unermeßlichen, unnennbaren, ewiglich unerkennbaren Mysteriums aller Mysterien,
alle neuen Differentiationen und Verbindungen hervorbringend.
Der
ganzen Schöpfung liegt ein starker Impuls oder das Streben nach Manifestation
zugrunde. Es ist derselbe Impuls oder Durst nach Sein, der den Menschen zum
Inkarnieren drängt. In seinem höchsten Aspekt ist es Göttliche Liebe und ebenso
sublimierte menschliche Liebe. Im grauen Altertum wurde Kama, der Gott der
Liebe, als der höchste Gott verehrt. Liebe ist der höchste Aspekt der Gottheit,
und in Liebe und durch Liebe enthüllt sich jede seiner Offenbarungen. Der
gesamte Kosmos wird durch den Kosmischen Magneten oder die Göttliche Liebe
innerhalb der Seinsordnung aufrechterhalten. So sagen Sie Ihren Freunden, daß
Göttliche Liebe alle Welten erschafft.
Im
Göttlichen Bewußtsein gibt es weder einen Anfang noch ein Ende, sondern nur das
ewige SEIN. Genauso wie man sich nicht vorstellen kann, daß Unbegrenztheit
einen Anfang hätte, so ist es ebenfalls unrichtig, von einem Schöpfungsbeginn
zu sprechen. Kann der menschliche Verstand sich nur eines der Großen
Manwantaren vorstellen, deren Zahl sich in Unbegrenztheit verliert? Aus der
Heiligen Lehre können wir uns eine gewisse Vorstellung machen von der Entstehung
unserer Planetenkette; und durch Analogie, mit Hilfe einiger vorhandener
Hinweise, können wir versuchen, einen Schatten von dem ganzen Entstehen der
Runde eines Sonnensystems zu erhaschen.
Sie
wissen auch, daß während der Zeit eines Pralaya oder der Erneuerung des
Planeten oder Sonnensystems die Höchsten Wesenheiten (die Jakobsleiter), die
gemeinsam die Kosmische Vernunft und das Schöpferische Element darstellen,
Wache stehen und den künftigen Lebenszyklus des Sonnensystems planen. Sie Selbst
werden die Hauptexekutoren dieser Pläne sein. Wie sonst könnten alle Legenden
über das Pantheon der Götter oder der Avatare und Gottmenschen erklärt werden?
In der Tat, das Hierarchische Prinzip ist das kosmische Gesetz, das führende
Prinzip. Daher gibt es ein Höchstes Geistiges Wesen oder einen Hierarchen, der
für die ganze Runde oder ein bestimmtes Manwantara die Verantwortung trägt.
Nach menschlicher Vorstellung wird solch ein Hoher Geist im Sinne eines
persönlichen Gottes oder gar Universellen Gottes verstanden.
* * *
Über
psychische Energie möchte ich nachfolgende Aussage aus dem Buch BRUDERSCHAFT
zitieren: ”Zweifellos seid ihr oft gefragt worden, wie man die psychische
Energie entwickelt und ihren Nutzen erkennt. Jedoch oft ist schon gesagt worden,
daß das Herz, das die höhere Lebensqualität anstrebt, der Leiter der
psychischen Energie sein wird. Keine gewaltsame, herkömmlich beschleunigte
Beweglichkeit zur Entwicklung der Herztätigkeit ist von Nutzen. Das Herz ist
ein sehr unabhängiges Organ; man möge ihm die Freiheit zum Guten geben und es
wird sich mit Energie füllen. Ebenso können die Früchte der vereinten Energie
nur in harmonischer Gemeinschaft sichergestellt werden. Dafür ist es aber
unumgänglich zu verstehen, was Übereinstimmung bedeutet” (§ 290).
So
empfehlen Sie Ihren Schülern, im ganzen Leben die Verbesserung der Qualität
anzustreben. Dies wird die besten Aufspeicherungen von psychischer Energie
ergeben.
Gefühlswissen
nannte man früher Intuition. Gefühlswissen wird aufgebaut aus Aufspeicherung
aus früheren Leben und wird im KELCH verwahrt. In der Tat, es ist kein
unmittelbares Wissen, sondern Gefühlswissen, weil unser gesamtes Wissen primär
auf Gefühl beruht. Es äußert sich stark im ganzen transzendentalen Erleben.
Gefühlswissen
wird zusammen mit der verstärkten Tätigkeit der psychischen Energie erweckt.
Wie Sie wissen, ist alles im wechselseitigen Zusammenwirken verwoben und alles
hängt voneinander ab.
6.
Juli 1937
Nun
zu Ihren Fragen:
Selbstmörder
halten sich gewöhnlich in den der Erde nächsten Schichten auf, weil sie die sie
an die Erde bindende Energie noch nicht ausgelebt haben. Ihr Äther- oder
niederer Astralkörper nimmt noch stark an den irdischen Empfindungen teil. Nur
bei außerordentlich hohen Geistwesen löst sich diese niedere Hülle auf, solange
sie noch irdisch einverleibt sind. Bewußtseinsklarheit dient solcher
Verklärung. In der Tat, die der Erde nächstliegende Sphäre ist sehr
grobstofflich, doch wenn der Geist während seines irdischen Lebens, wenn auch
nur zeitweilig, dem Lichte zustrebte, wird es ihm gelingen (sofern er seinen
Willen sammeln und lenken kann), auch in einem solchen Fall den Einfluß der
Höheren Kräfte zu finden, und mit ihrer Hilfe kann er seine Lage verbessern.
Aber meistens sind es gerade die Selbstmörder, die über die überirdischen
Bereiche nicht nachdachten, und so sind sie unfähig zu begreifen, was mit ihnen
geschah. War sein Bewußtsein während seines Lebens getrübt, dann wird diese
Unklarheit nach der Trennung vom physischen Körper noch verstärkt werden. Das
Bewußtsein in seinem höchsten Aspekt, psychische Energie, muß im irdischen
Leben sehr klar und aktiv sein, damit die Eindrücke und Ablagerungen der
Energien in die Zentren des feinstofflichen Körpers eingeprägt werden können;
andernfalls bleibt nach dem Wechsel der Hüllen die menschliche Essenz in der
Feinstofflichen Welt in einem Schlummerzustand.
Psychische
Energie ist beim Hinübergehen oder beim Wechsel von einem in den anderen
Zustand absolut notwendig. Unsere psychische Energie trägt uns in jene Sphäre,
die unseren Aufspeicherungen entspricht, und je stärker das Streben eines
Geistes vor dem Tod ist, um so höher wird er aufsteigen. Und falls der
fundamentale Vorrat und die Qualität seiner psychischen Energie es dem Geist
nicht gestattet, sich in den höheren Sphären aufzuhalten, wohin ihn die letzte
mächtige Woge trug, so wird er, wenn er sich dann in der seinen geistigen
Errungenschaften entsprechenden Sphäre aufhält, dennoch jene geistige Erhebung
für immer im Gedächtnis behalten. Das ist der Grund, warum man im Altertum um
den letzten Augenblick auf Erden so besorgt war und versuchte, ihn freudvoll zu
gestalten und zum Schönsten zu lenken. Jedoch die unglückseligen Selbstmörder
unterbinden gerade den Strom ihrer psychischen Energie. Die Verzweiflung, die
sie zu dieser Wahnsinnstat trieb, verursachte den totalen Abfluß der
psychischen Energie, und daher wird sie der Macht der irdischen Anziehung
ausgeliefert. Ihre Seelenqualen und Leiden werden bis zum Zeitpunkt des
vorgesehenen Todes andauern. In Ausnahmefällen, sofern das Bewußtsein durch die
schreckliche Verkettung der Umstände nur vorübergehend getrübt war, können
diese Unglückseligen sich an das Licht erinnern und so in sich ausreichend
Kraft entfalten, um sich der Höheren Hilfe zuzuwenden und nach Sühne zu
streben. Daher wird ein inniges Gebet des Herzens an die Kräfte des Lichts für
diese Gebrochenen nicht ohne Echo bleiben, vorausgesetzt jedoch, daß sie selbst
danach streben, sich im Geiste zu erheben.
Sicherlich,
die niederen Wesenheiten unter den Selbstmördern können alle Art von Exzessen
ausführen. Vampirismus ist kein seltenes Vorkommnis; die nicht ausgelebten,
noch nicht umgewandelten Energien zerren sie mit starker Kraft zu den irdischen
Empfindungen.
Alles,
was im KELCH DES OSTENS gesagt ist, beruht auf Wahrheit. Die Abtrennung der
Monade bedeutet Verlust des Erinnerungsvermögens der Persönlichkeit, nicht
jedoch der Individualität. Dagegen ist eine endgültige Abtrennung der Monade
oder von den anderen Prinzipien des Menschen wirklich ein schreckliches
Geschehen, das Ärgste was passieren kann, denn sie versperrt der Individualität
die Evolution für viele Jahrtausende. Solch eine Monade wird sich ein neues
Vehikel oder einen Leiter für sich aufbauen müssen und ist gezwungen, von neuem
die ganzen niederen Formen zu durchschreiten.
Sie
wollen etwas über den Tod wissen oder besser über den Zustandswechsel. Darüber
gibt es so viele Hinweise in den BÜCHERN DER LEBENDIGEN ETHIK. Welcher scheint
Ihnen nicht klar genug? Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, daß man
ernsthaft daran denken muß, daß die Qualität und die Dimensionen des irdischen
Zustandes zur Klarheit des Bewußtseins in der Feinstofflichen Welt beitragen.
Was immer hier noch nicht erkannt wird, wird auch in der Feinstofflichen Welt
nicht erkannt werden. Schlummernde Bewußtseine bleiben solche auch in der
Feinstofflichen Welt. Wir erlangen neue Energien für die Umwandlung nur durch
Erwerb von Wissen hier auf Erden. Daher ist jedes Streben nach Wissen, jede
Aufspeicherung besonders wichtig.
Wenn
wir hier auf Erden in unserem Ego nicht ein unwiderstehliches Sehnen nach
Wissen einlagern, woher soll es in der Feinstofflichen Welt kommen? Hier
herrschen Gedanken-Schaffenskraft und Geist-Schaffenskraft. Aber ist diese
Gedanken-Schaffenskraft leicht? Denken muß man zuerst hier auf Erden lernen;
denn es ist unmöglich, in der Feinstofflichen Welt jene Fähigkeit zu erwerben,
die wir in unserem irdischen Leben mißachtet haben.
Nach
allem, was oben gesagt ist, dürfte Ihnen nun die fundamentale und entscheidende
Rolle der Verfeinerung der psychischen Energie für den Körperwechsel
verständlich sein.
19. Juli 1937
”Berührt
die Knoten des Schicksals vorsichtig … und bedecken wir den Lauf des Karma mit
dem Eis des Verstehens.”
Sie
verstehen die Bedeutung dieser Worte nicht, aber mir erscheinen sie sehr klar.
Der bessere Teil unseres Wesens kann uns helfen, einen alten Schuldner oder
Gläubiger in unseren karmischen Begegnungen zu erkennen, und dann wird uns
unser Gefühlswissen zur Vorsicht mahnen und entsprechendes Handeln einflößen.
Doch gewiß, in den meisten Fällen berührt der Mensch gedankenlos seine
vergangenen vielfarbigen Verstrickungen und gibt sich erneut diesen oder jenen
Gefühlen hin, wodurch er sein altes Karma erschwert und in zahlreichen
Existenzen hinter sich herschleppt.
”Der
Lauf des Karma kann nur durch das Eis des Verstehens bedeckt werden”, oder mit
anderen Worten, seine Wirkung kann gemildert oder sogar ausgeschaltet werden.
Das erreichen wir durch die Umwandlung unseres inneren Wesens und durch die
Annäherung an die Hierarchie des Lichts. Wirklich, die Hierarchie des Lichts
hilft einem Schüler, die Begegnungen im Leben zu erkennen, damit er bei
karmischen Rückerinnerungen seine Gefühle beherrscht und sich entsprechend
verhält.
”Aber
hütet euch davor, diesen Schleier durch Unverstand oder durch Grausamkeit, was
unter Unserem Schild untersagt ist, zu zerstören.” Wenn uns der Höchste
Hierarch die Bedeutung unserer Begegnungen verständlich macht, wir aber unfähig
sind, unsere Gefühle zu beherrschen und ihnen freien Lauf lassen, das heißt,
entweder durch sinnloses Geben oder Selbstaufopferung oder durch Grausamkeit,
so werden wir uns selbst durch ein neues und noch schlimmeres Karma binden und
so, vielleicht für viele Zeitalter, des Vorrechts der Annäherung an die Großen
Lehrer berauben. Ein Mensch, der schwer mit Karma belastet ist, kann nicht
zugelassen werden. Es kann ihm beigestanden werden, aber Annäherung ist etwas
ganz anderes.
Man
sollte auch nicht meinen, daß die Höheren Kräfte uns Prüfungen senden. Das
Leben selbst ist reich an Prüfungen; und entschieden sind die gefährlichsten
Prüfungen jene, deren Wurzeln ins frühere Leben reichen. Die von den Großen
Lehrern auferlegten Prüfungen oder besser ihr Wachen über das Benehmen und die
Findigkeit des geprüften Schülers in allen Lebenserscheinungen besteht in
vielfach unbedeutenden äußeren Erscheinungen. Jedoch bedeutend oder unbedeutend
erscheint uns vieles nur nach unserer beschränkten irdischen Vorstellung.
”Da
die Welten geprüft werden, und zwar jeder Teil von ihnen, kann man voraussehen,
daß so mancher sich bei solcher Mutmaßung entsetzt. Aber nur unklugem Denken
kann das willkommene Gesetz der Evolution ungelegen sein. Durch Erweiterung des
Bewußtseins wachsen wir und man wird die unaufhörliche Bewegung liebgewinnen;
oder wäre es vielleicht besser, in dem unveränderten Gefängnis von Fehlern und
Irrtümern zu verharren? Im Gegenteil, es ist weit freudvoller, das ständige
Prüfen zu fühlen, da es das Verantwortungsgefühl entstehen läßt. Bei jeder
Zusammenarbeit auf dem Pfad zur Bruderschaft wird Verantwortlichkeit die
Grundlage des Fortschritts sein” (Bruderschaft).
Aber
gibt es derer viele, die die Bedeutung der Verantwortlichkeit erkennen? Die
Menschen sehen in der heiligen Verantwortung oft ihre größte
Freiheitsberaubung.
Ich
freue mich über Ihren mutigen Geist! Eine vorüberziehende Sturmwolke, die Gott
sei Dank keinen Schaden anrichtete, half Ihnen, die Tiefen Ihres Wesens zu
erschauen, und jetzt werden Sie für neue Begegnungen besser gewappnet sein;
diese werden Sie nicht mehr übermannen und Ihr Herz wird auf der Hut sein.
Erinnern Sie sich meines Hinweises, daß auf dem Pfad die Menschenkenntnis eine
unerläßliche herrliche Fähigkeit ist. Sie ist sehr schwierig, und wir werden
oft vor viele bittere Augenblicke gestellt, aber wir müssen unseren Mut und
Willen stählen und unsere Gefühle beherrschen.
Man
muß es lernen, jeder Person als dem X in einer Frage zu begegnen, jedoch
gleichzeitig sind weder mißbilligende Verachtung noch Gleichgültigkeit
zulässig. Wir treffen in unserem ganzen Leben, auf jeder Stufe, auf Widerstände
und müssen mit ihnen fertig werden. Die Wissenschaft, die Widerstände zu
bekämpfen und das Gleichgewicht zu finden, ist die größte Zucht auf dem Pfad
zur Bruderschaft, die jeder üben muß.
Streng
ist der Pfad der Annäherung an die Bruderschaft. Irdische Freuden schwinden,
jedoch viel höhere und tiefere Freuden nehmen ihren Platz ein. Doch man muß es
lernen, ihnen gewachsen zu sein – der Freude der Nähe der Weißen Bruderschaft,
der Freude der Möglichkeit der Zusammenarbeit mit Ihr, der Freude steter
Erweiterung und Vertiefung der Lebensauffassung sowie des Begreifens der
wirkenden kosmischen Gesetze. Nicht gering ist auch die Freude des Kontakts mit
harmonischen Herzen engster Freunde und Mitarbeiter.
”Könnten
die Menschen doch erkennen, daß es eine sichtbare und unsichtbare
Zusammenarbeit gibt, an der sie teilhaben können. Könnten die Menschen doch
erkennen, wie sehr sie durch Zusammenarbeit mit der Bruderschaft ihre Kraft
verstärken könnten. Würden sie über diese Zusammenarbeit, die sich jeden
Augenblick enthüllen kann, doch wenigstens nachdenken! Aber die Menschen denken
nicht nur nicht an die Bruderschaft, sondern sie erachten Gedanken an sie als
lächerlich.
Diese
Kraft kann jeden Augenblick angewendet werden, man muß nur daran denken, daß es
in den Höhen unaufhörliche endlose Arbeit der Hilfeleistung für die Menschen
gibt. Allein dieser Gedanke schafft einen Energiezustrom. Er wird das
Bewußtsein zum Dienst an der Menschheit vorantreiben. Er wird eingeben, daß
Liebe zur Menschheit möglich ist. Wegen der irdischen Bedingungen ist es oft
schwierig, sich die Möglichkeit solcher Liebe vorzustellen. Möge jedoch der
Gedanke an das Vorhandensein der Bruderschaft dazu beitragen, das Herz zu
öffnen. Dann wird Zusammenarbeit nicht als Pflicht erscheinen, sondern als
FREUDE. Und die Schweißtropfen und heiligen Schmerzen werden das Wissen krönen.
Betrachten
wir diese Worte nicht als Abstraktion, denn solch eine Verneinung würde das
beste Gefäß – das HERZ – verschließen. Jeder Schweißtropfen der Arbeit, jeder
Schmerz um die Menschheit lebt im Herzen. Heil dem umfassenden Herzen!”
So
will ich meinen Brief in der FREUDE erhebender Mitarbeit beenden. Seien Sie
erfüllt von dem Licht der Freude. Wandeln Sie den Pfad des Dienstes an der
Menschheit und legen Sie in allem und für alle das Maß des höchsten Pfades an;
verlieren Sie vor allem die Sicht der Angemessenheit nicht.
31.
Juli 1937
Wir
erhielten Ihren ausführlichen Brief mit den beigefügten Photographien und
danken Ihnen für beides. Ihre Schilderung der Lage in den verschiedenen Gruppen
und bestimmten Gesellschaftsschichten stimmt größtenteils mit dem überein, was
wir ebenfalls von anderer Seite hörten. So ließ uns auch unser Vorgefühl seit
langem alles von Ihnen geschilderte Unerfreuliche erahnen. Frank und frei
möchte ich Ihnen sagen, daß es mich schmerzt, wenn sich die von Ihnen erwähnte
Gruppe mit dem Lesen und der Auseinandersetzung über die BÜCHER DER LEHRE
befaßt. Wenn die Menschen dieser Gruppe nicht jene Bewußtseinshöhe erlangt
haben, sich miteinander zu vertragen, dann dürfen ihnen die BÜCHER DER LEHRE
nicht zugänglich sein. Wie kann man in einer Atmosphäre von Mißtrauen,
Reizbarkeit oder gar offener Feindschaft die ”Grundlagen der Ethik“ studieren?
Wahrhaftig, man sollte die LEHRE und die hohen Begriffe vor Lästerung bewahren.
Daher bitte ich Sie ernstlich, die LEHRE für sich zu behalten, und wenn diese
Ihr Herz anspricht, über das Gelesene nur mit Ihren engsten Freunden Gedanken
auszutauschen. Die LEHRE wird sich auf ”Unerforschlichen Wegen“ verbreiten. Aus
allen Teilen der Welt gehen uns und unseren Freunden Briefe von harmonischen
und entflammten Herzen zu. Warum sollten wir uns daher mit solch unzugänglichen
Bewußtseinen belasten? Ist es nicht nützlicher, unsere Zeit und Kraft für jene
aufzuwenden, die wirklich ein Wort der Erleuchtung benötigen? Wir wollen
niemanden bekehren und nehmen nur jene auf, die freiwillig zu uns kommen. Möge
jeder den für ihn nächsten Weg beschreiten.
Zu
Ihrer Frage: ”Warum weisen die Großen Lehrer nicht auf die vielen Irrtümer hin,
die begangen wurden und weiter begangen werden?” Darauf möchte ich mit dem § 14
aus dem Buch ”Feurige Welt III“ antworten: ”Man fragt, warum Wir den falschen
Quellen nicht Einhalt gebieten, warum Wir nicht jene ausschalten, die die
Sendungen entstellen? Antwortet: Würde man den Strom, in dessen Sog die
Menschheit vorantreibt, aufhalten, dann würde Fanatismus sich in Brutalität
verwandeln. So fließt das Böse frei wie Lava und verschlingt alle, die sich
gegen das Gute auflehnen, wie die Geschichte beweist. Sicherlich können
gewaltsame Erscheinungen für die Menschheit keinen rechtschaffenen Weg bahnen.
Daher können die feinstofflichen Energien nur von einem feurigen Bewußtsein
aufgenommen werden. So ist Duldsamkeit wirklich das Los des feurigen
Bewußtseins. Natürlich, angehäufter Kehricht muß beseitigt werden, und es ist
das Schicksal des feurigen Bewußtseins, die Mitteilungen aus dem Raum zu
läutern. Unter den angehäuften Seiten menschlicher Schriften wird man jene
verderblichen Mitteilungen beachten müssen, die sogar das Gehirn wohlgesinnter
Menschen getrübt haben. Darum muß man auf dem Pfad zur Feurigen Welt die große
Bedeutung der Wahrnehmung der höheren Energien und der feinstofflichen
Sendungen erkennen.”
Lesen
Sie auch die §§ 11, 12 und 15 desselben Buches.
Sie
fragen, warum die Großen Lehrer nicht auf die Bedeutung der NEUEN LEHRE
hinweisen? Sie weisen für jene darauf hin, die sie aufnehmen können. Dazu muß
man über ein aufgeschlossenes Bewußtsein verfügen. Dringen Sie in die Lehre ein
und vieles wird Ihnen verständlich sein. Jede Frage wird von vielen Seiten her
beleuchtet.
Ja,
die LEHRE DER LEBENDIGEN ETHIK gründet auf der VEREHRUNG DER HIERARCHIE des
Lichts und auf Anerkennung der hohen Autorität des Lehrers. Und je höher der
Geist, desto weiter und höher sein Verstehen des großen HIERARCHISCHEN
Gesetzes. Ich werde nicht müde zu wiederholen, daß das HIERARCHISCHE PRINZIP
das kosmische Gesetz ist. Das ganze Universum wird von diesem Gesetz
durchdrungen und durch dieses Prinzip aufrechterhalten. Jede Form im Universum
hat in ihrer Grundlage einen Kern, und jedes strebende Zentrum besteht auf dem
Hierarchischen Prinzip. Im Kosmos ordnet sich das Niedere dem Höheren unter.
Darauf beruht die Evolution. In den BÜCHERN DER LEHRE heißt es: ”Von allen
führenden Prinzipien ist das der HIERARCHIE das mächtigste. Jedes offenbare
Verschieben vollzieht sich nach dem Hierarchischen Prinzip. Wohin kann sich der
Geist ohne Führende Hand wenden? Wohin können das Auge und das Herz sich wenden
ohne Hierarchie … Das Geisteskorn ist vom Kosmischen Strahl des Hierarchen
durchdrungen …” Wahrlich, das Merkmal der Zugehörigkeit zur sechsten Rasse wird
die Annahme des Gesetzes der Höchsten Führerschaft sein, die Annahme der
Hierarchie in ihrem ganzen Umfang.
Überlasset
die Menschen ihrer eigenen uneingeschränkten Herrschaft, und sogleich wird sich
eine fürchterliche Involution durchsetzen. Heute lehnen sich die Menschen im
Westen besonders gegen jede Autorität auf, weil sie fürchten, ihre
Individualität zu verlieren, die sie in den meisten Fällen gar nicht besitzen,
denn sie sind an Vorurteile, Atavismus und Unwissenheit gefesselt. Viele
verfügen nur über ein ganz geringes geistiges Wissen und lassen sich im Leben
von der Stimme der niedersten Selbstsucht leiten, die sie mit Intuition
verwechseln. Sind wir nicht Zeugen der Folgen dieses Wahnsinns?
Zu
den Visionen und Einweihungsszenen, wie sie in manchen Büchern beschrieben
werden, habe ich bereits Stellung genommen und werde meine Worte sicher nicht
zurücknehmen. Darüber hinaus gibt es keine größere Lästerung als die
Behauptung, daß die Macht der Sakramente so stark sei, daß das sittliche Niveau
der Priester, die es vollziehen, ohne Bedeutung sei, solange die Form und der
Einweihungsrang voll beachtet werden … ”Wahrlich, das Feinste kann nur vom
Feinsten empfangen werden; für die Wirkung der feinsten Energien sind völlige
Harmonie und Übereinstimmung erforderlich. Unreines kann nichts Reines
hervorbringen. Niemals kann ein unreiner Diener eine reine Handlung vollführen.
Das überzeugendste Ritual wird den Diener nicht von unreinem Denken befreien.
So irren viele, wenn sie denken, daß ein äußeres Ritual die innere
Abscheulichkeit verdeckt … Ohne die Läuterung des Bewußtseins und entsprechende
gute Taten können die Sakramente weder jemandem helfen noch zu etwas Gutem
führen. Man sollte daran denken, daß alles allein im Bewußtsein ruht.” Ein
erweitertes und geläutertes Bewußtsein ist ein Allheilmittel wie ein ”geöffneter
Sesam“. Was die Geschichten über die verschiedenen Feste und Einweihungen
betrifft, denen sich gewisse Leute unterziehen, so wollen wir dies ihrer
persönlichen Verantwortung überlassen.
Sie
haben natürlich recht damit, daß es für die Menschen nicht leicht ist, in der
heutigen Zeit die vielen selbsternannten Adepten zu erkennen, und das ist der
Grund, warum die Grundlagen der Lehre der Weißen Bruderschaft durch H. P.
Blavatsky gegeben wurden – doch wer bemüht sich, sie zu studieren? Die Menschen
ziehen die vereinfachten und herkömmlichen Auslegungen vor, anstatt ihre
Aufmerksamkeit auf die fundamentalen Gebote zu konzentrieren. Ich bestätige,
daß H. P. B. der einzige Bote der Weißen Bruderschaft war, denn sie allein war
wissend. Nach ihr kam die beachtenswerte Lehre des Lehrers H. durch Francia la
Due. Doch kennen viele diese Lehre? Warum ist sie von einigen theosophischen
Gruppen verschwiegen worden. Warum wird diese Offenbarung nicht von jenen
erwähnt, die vorgeben, die Boten der Weißen Bruderschaft und Lehrer der
Sonnen-Hierarchie zu sein?
Das
Meer der Lehre der LEBENDIGEN ETHIK wird rechtzeitig gegeben; wer diese Lehre
studiert, wird für die künftige Reise gerüstet sein, weil
Bewußtseinserweiterung und Unterscheidungskraft seinen Lebenspfad begleiten
werden. Aber viele haben sich gegen diese Lehre bereits aufgelehnt.
Da
jede Lehre von dem Gezeter der Feinde begleitet ins Leben eingehen muß, damit
sie von den Menschen beachtet und nicht vergessen wird, wollen wir die Wirkung
dieses Gesetzes, das von dem niederen Entwicklungsgrad unserer irdischen
Menschheit zeugt, beachten. Noch für lange Zeit werden die Djins Tempel bauen
und die Menschen mit neuen Göttern beschenken. Die Kreuzigung Christi brachte
der Welt einen neuen Gott und eine neue Religion.
Sie
fragen, wie ein erhabener Geist die Menschen dadurch so täuschen kann, daß er
sich als Lehrer der Weißen Bruderschaft ausgibt? Sicherlich, kein einziger
Hoher Geist würde sich zum Betrug verleiten lassen, aber vorerst müssen wir das
Merkmal eines Lehrers der Weißen Bruderschaft bestimmen. Das irdische Merkmal
unterscheidet sich völlig von dem eines überirdischen oder höheren.
Heuchlerische Hingabe und geschmacklose, oft scheinheilige Höflichkeit sind
nicht die Merkmale geistiger Größe. Die Größe des Geistes läßt sich am besten
durch Duldsamkeit, Unermeßlichkeit und Großmut sowie durch aktive Widersetzung
gegen das Böse erkennen.
Erstaunlich
ist das menschliche Bewußtsein! Es ist bereit, jeder selbstgefälligen irdischen
Autorität Glauben zu schenken, ohne daß Beweise erhärten, ob die übermittelte
Botschaft aus der Höchsten Quelle stammt. Erweist sich jedoch diese Botschaft
als fruchtlose Blume, sorgt sich kein Anhänger, den Betrüger anzuklagen,
sondern man wird sich beeilen, die Höchste Quelle zu tadeln. Erneut möchte ich
fragen, warum sucht man in den Weisungen, die angeblich von den Großen Lehrern
kommen, nicht nach Irrtümern in den Taschen ihrer Übermittler?
Ja,
wir können aufzeigen, daß die Menschen die Großen Brüder der Menschheit für
finstere Kräfte halten. Wir können Fälle nennen, wo man ihnen die größten
Missetaten zugeschrieben hat und wie man sie der Gewalt und der Bedrohungen
beschuldigte. Vor allem beharrlich in ihren Anschuldigungen waren jene, die es
nicht der Mühe wert hielten, Ihre Worte zu hören. Die Menschen verstehen sich
zu solchem Ausmaß an Falschheit und Gotteslästerung, daß sie sogar behaupten,
die Großen Brüder lehnten Christus ab! Kann man solcher Gotteslästerung Glauben
schenken? Trotzdem sind viele Helfershelfer der Finsteren bereit, solche
Verleumdung zu verbreiten, um Uneinigkeit zu stiften; aber jeder, der den
Aufbau und die Gliederung der Bruderschaft kennt, wird über solche Verleumdung
entsetzt sein. In der Regel beruht Verleumdung auf Unwissenheit, aber selbst
gebildete Menschen sind nicht abgeneigt, offensichtliche Lügen zu wiederholen.
”Schande über euch, Unwissende! Schande über euch, Verbreiter der Uneinigkeit!”
Fragen
Sie sich selbst: ”Irre ich nicht? Aber die Unwissenden glauben nicht, sich je
irren zu können, denn sie beharren auf ihren Irrtümern und meinen, ihnen nicht
verfallen zu sein.”
Wirklich,
nach der Beurteilung der Menschen sind auch den Großen Brüdern Irrtümer
zugeschrieben worden. Verhören Sie solche Anschuldiger und Verneiner und Sie
werden feststellen, daß ihre Verneinung in Unwissenheit wurzelt. Gewöhnlich
kennen jene, die das Neue nicht annehmen, auch das Alte nicht. Ein aufmerksamer
scharfer Verstand wird in jedem täglichen Ereignis etwas Neues erblicken, aber
dieses Vorrecht eignet dem aufgeschlossenen Verstand, jedoch keinem
verneinenden. Jede Epoche bringt für die nächste Evolutionsstufe unerläßliche
neue Begriffe hervor; und diese besonderen Begriffe sind in den BÜCHERN DER
LEBENDIGEN ETHIK hervorgehoben: Mitarbeit und Zusammenarbeit, die
Frauenbewegung, die Bedeutung des Gedankens und das Studium der psychischen
Energie. Die besten und aufnahmefähigsten Geister reagieren bereits auf diese
Schwingungen, und wir sind glücklich, dies zu bemerken.
Feuer
und psychische Energie sind untrennbar, denn letztere ist eine Eigenschaft des
Feuers. Psychische Energie ist die uranfängliche Energie.
Es
ist auch wahr, daß für die richtige Aufnahme der Lehre innere Erkenntnis
unerläßlich ist. In der Tat, ist das Bewußtsein aufgeschlossen und frei von
Vorurteil und jedwedem Atavismus, so wird die Aufnahme entschieden leichter.
Doch in den meisten Fällen reden gerade durch Vorurteile versklavte Menschen
soviel über notwendige Aufgeschlossenheit, ohne zu bemerken, daß sie, von Angst
gefesselt, keine Autorität gelten lassen. In der Tat, Beschränkung und
Versklavung entspringen der Angst. Ein freier Geist fürchtet keine Versklavung,
da er für neue Aufspeicherungen aufnahmebereit ist.
Sicherlich,
alle bestehenden echten Lehren, Religionsformen und philosophischen Systeme
kommen genauso wie die LEBENDIGE ETHIK aus dem Osten oder waren das Echo
östlicher Gedanken. Kann man eine unabhängige westliche Philosophie oder
Religionsform nennen?! Selbst das Christentum kam aus dem Osten, und Christus
war ein Asiate!
Jene,
die sich weigern, das Vorhandensein der Weißen Bruderschaft anzuerkennen,
berauben sich der größten Idee und der höchsten Schönheit, die der menschliche
Gedanke je erfaßte. Die Weiße Bruderschaft ist der Traum der Menschheit, sie
ist ein Bollwerk des Wissens und eine Schatzkammer lebenspendender Energie.
Wahrlich, die ganze Welt nebst ihrer Menschheit wird nur durch diese Hüter
zusammengehalten!
Wer
nach der Verbindung des Großen Lehrers K. H. mit der Lehre der LEBENDIGEN ETHIK
fragt, erkennt offensichtlich nicht, was die Weiße Bruderschaft ist. Könnte es
sein, daß ein Bruder die von einem anderen Bruder gegebene Lehre verneint?
Wahrlich, die Menschen können nicht einmal den Begriff Bruderschaft begreifen!
Wir heißen nicht nur jene willkommen, die Christus allein als ihren Lehrer
erachten, ebenso die Anhänger Laotses, Konfuzius’, Buddhas, Krishnas,
Zoroasters und Maitreyas. Aber wir fragen sie, ob sie die Lehre Christi
wirklich studieren und im Leben anwenden. Wenn ja, so wird es keinen Grund für
Mißklang geben, denn wahrlich, alle großen Bündnisse kommen aus ein und
derselben Quelle. Erinnern Sie sich an den Ausspruch in der Lehre: ”Man wird
fragen: ‚Wer steht höher, Christus oder Buddha?‘ Antwortet, daß man die
entfernten Welten nicht messen kann. Wir können nur durch ihre Strahlung
entzückt werden …”
Ich
entsinne mich eines bezeichnenden Vorfalls, der sich in unserer Gegend zutrug.
Ein Moslem erbat sich das Evangelium, weil er mit der Lehre Christi vertraut
werden wollte. Nachdem er es gelesen hatte, bemerkte er ganz erstaunt: ”Ich las
das Evangelium aufmerksam, konnte jedoch nichts darin finden, was dem modernen
Christentum gliche.” Das sollten alle jene bedenken, die der wahren Lehre
Christi nachgehen.
Fragen
Sie gleicherweise jene Leute, die daran Anstoß nehmen, daß die kommende Epoche
die Epoche Maitreyas und nicht die Christi genannt wird, – ob sie die Bedeutung
dieser Namen wirklich verstehen? Wüßten sie mehr, könnten sie keinen Anstoß
nehmen. Die kommende Epoche wird unter dem Strahl der drei Herrscher –
Maitreya, Buddha und Christus – stehen. Immer wieder muß man bedauern, daß
jene, die so leicht Anstoß nehmen, mit den durch H. P. Blavatsky gegebenen
Grundlagen so wenig vertraut sind. Vielleicht können viele von ihnen dies alles
nicht ganz leicht verdauen, sie würden womöglich noch mehr lästern. Manche
Menschen werden von ungewöhnlichem Atavismus beherrscht. Ihr Verstand kann
einfach keinen neuen Pfad beschreiten, sie befinden sich auf gewohntem Gleis,
das jeden weiteren Fortschritt verhindert. Außerdem nehmen ihnen die als
Vorsichtsmaßregeln in Form von Dogmen und Verboten aufgesetzten
jahrhundertealten Scheuklappen jegliche weitere Sicht. Das erklärt, warum der
Evolutionsprozeß so langsam vor sich geht; das kosmische Gleichgewicht ist
gestört, und die Menschheit muß durch Erdulden von fürchterlichem Elend und
Aufständen für ihre Trägheit büßen.
Allen,
die sich nur treffen, um Kritik zu üben, und nicht um des ernsten Studiums der
gegebenen hohen Begriffe willen, kann mit den Worten der LEHRE begegnet werden,
mit denen geraten wird, Einigkeit zu bewahren: ”… solch eine Weisung wird nicht
allein eine moralische Lektion sein. Uneinigkeit gleicht abscheulichem
Mißklang. Nichts trifft den Raum so sehr wie Mißklang; sind die Menschen von
unheilvoller Uneinigkeit erfüllt, ergeben sich augenblicklich verheerende
Zerstörungen im Raum. Diese Menschen schaden sich nicht nur selbst, sondern
schaffen räumliches Karma, einschließlich jener, die ebenfalls so handeln. Es
ist entsetzlich, gegen dieses neu hervorgerufene Chaos anzukämpfen. Menschen,
die Uneinigkeit stiften, werden die Erzeuger des Chaos genannt. Schmerzlich
sind die durch diese üblen Lästerer geschaffenen Folgen, ihre Bekämpfung ist
anstrengender als der Zusammenstoß mit bestimmten räumlichen Strömungen. Wo
immer man auf den freien Willen des Menschen stößt, gibt es besondere
Energieverausgabung. Die Macht des freien Willens ist ungeheuerlich. Sie
gleicht den mächtigsten Energien. Boshafte Menschen können die astralen
Schichten vernichten. Welch ungeheuerlicher Anstrengungen bedarf es, um diese
räumlichen Wunden zu heilen! Wir müssen die Uneinigkeit bekämpfen. Es bedarf
keiner Psalmensänger mit Harfen, sondern der Arbeit und des Kampfes …”
Und
jetzt über die Großschreibung bestimmter Fürwörter in den BÜCHERN DER
LEBENDIGEN ETHIK. Das ist meine Schuld, sofern man von Schuld sprechen kann.
Ich tat es aus tiefster Verehrung und Liebe den Großen Bildnissen und Höchsten
Begriffen gegenüber. Ich bestätige Ihnen, daß es in den persönlichen Briefen
der Großen Lehrer diese Großschreibung nicht gibt. Aber welch eine Perle von
Unverstand ist die Behauptung einer gewissen ”Mißgunst“, die wissen will, daß
”selbst Christus es nicht gestattet hätte, das mit seinem Namen in Zusammenhang
stehende Fürwort großzuschreiben”. Ist das verbrecherische und grobe
Unwissenheit oder einfach eine unverschämte Wertbestimmung der eigenen Meinung?
Es wäre angebracht, diesem Unwissenden zu erklären, daß im Verstehen jedes
kultivierten Menschen Weisheit und Liebe das gleiche bedeuten. Aber Liebe ohne
Weisheit ist einfach eine Kandidatur für die Irrenanstalt. Gibt es Menschen,
die sich den Stumpfsinn dieser ”Mißgunst“ ruhig anhören können?
Nun
etwas anderes. Sicherlich, die Verteidigung seines Landes ist jedermanns
Pflicht. Gesegnet der Soldat des Landes, das nicht selbst angreift. Die
Verteidigung des Vaterlandes erfordert verschiedene Mittel und Maßnahmen, das
kann niemand leugnen. In jedem Fall jedoch sollte man völlige
Ausrottungsmethoden vermeiden, so z. B. Giftgase, die die Lebensfähigkeit des
ganzen Planeten vermindern. Für den verbrecherischen Wahnsinn des Angreifers
gibt es keine Rechtfertigung, welcher Art auch immer. Jene, die die ganze Welt
antreiben zur Erfindung von Mitteln allein für abscheuliche Vernichtung und
Verbrechen, verdienen es wahrhaftig nicht, Menschen genannt zu werden.
Erst
wenn die Menschen ihren Platz und ihre Bestimmung erkennen, erst wenn sie das
Gesetz der Wiederverkörperung und das Karmagesetz anerkennen, erst wenn sie die
Abhängigkeit alles Seienden und die entsprechende große Verantwortung des
Menschen erkennen, die überirdischen Welten und die Hierarchie des Lichts
anerkennen und wahrnehmen, den Gedanken als Hauptantriebskraft erkennen, der
geistigen Synthese im Staatsleben den Vorrang geben: dann werden Frieden,
Freiheit und Glückseligkeit des Menschen und der große Dienst am Allgemeinwohl
nicht mehr in den Bereich des Abstrakten verbannt sein. Aber der Geist des
Menschen wird so lange nicht aufschreien und sich nicht an die Höchste Führung
wenden, solange er nicht das ganze schreckliche Elend und die durch seinen
eigenen Wahnsinn verursachten Kataklysmen durchschritten hat. Wahrlich, in
diesem Wahnsinn schrecklicher Uneinigkeit und Unduldsamkeit, in dieser
Weigerung, die neue höhere Energie anzunehmen, welche die ganze Welt zur
nächsten Evolutionsstufe lenkt, ist der kosmische Grund und der Sinn allen
Unheils zu suchen, das unseren unglückseligen Planeten periodisch heimsucht.
Wollen
wir hoffen, daß die kommende Epoche mit ihren kosmischen Strahlen besonderer
Zusammensetzung zu neuem Erwachen des Bewußtseins führt und die neue Generation
das ganze Verbrechen der Anstifter der Selbstvernichtung erkennt, nicht allein
der Selbstvernichtung durch Kanonen und Gase, sondern hauptsächlich durch
Uneinigkeit und unzulässig böse und vernichtende Gedankensendungen. In der Tat,
es werden mehr Morde durch unheilvolle Gedankenübertragung verübt als durch
Kanonen. Aber auch diese Wahrheit ist der Menschheit noch unzugänglich.
Es
scheint mir, daß ich die meisten Ihrer Fragen beantwortet habe. Ihre Antworten
und Einwände sind richtig. Wenn Sie erst mit der LEHRE näher vertraut sind,
werden Sie auf alle Fragen selbst die Antwort finden, vor allem deshalb, weil
die Argumente der meisten Verneiner ziemlich die gleichen sind.
Zum
Abschluß möchte ich Ihnen sagen, werben Sie keine Anhänger, locken Sie
niemanden herbei, doch seien Sie zu allen aufrichtig Suchenden freundlich.
Jedes Aufdrängen kann den größten Schaden anrichten.
Ich
kann völlig verstehen, daß das Buch ”Die Grundlagen einer Neuen Weltanschauung“
nicht jedermanns Geschmack ist. Vielen ist es unangenehm, wenn ihnen jemand auf
die Zehen steigt.
Ich
will meinen ausführlichen Brief mit dem Wunsche beenden, daß Sie siegreich und
mutig durchs Leben schreiten mögen, denn durch die Anwendung der Prinzipien der
LEHRE wird im Alltag vieles erleichtert.
9.
August 1937
Mit
großem Interesse habe ich Ihren Aufsatz ”Die Frau in der Neuen Epoche“ gelesen.
Ich befürworte Ihre Idee, auf das Verhalten der großen Religionsstifter sowie
der philosophischen Schulen der Geschichte in dieser Frage hinzuweisen sowie
darauf, daß mit dem Verfall der Kultur diese Überlieferungen immer mehr und
mehr entstellt wurden. Gewiß, das ist ein sehr edler Gedanke, und diesem
geschichtlichen Rückblick sollten einige Seiten gewidmet werden. Ich würde
Ihnen jedoch nicht raten, Ihren Ansichten das Werk Schurés zugrunde zu legen.
Dieser Verfasser schreibt viele rührende Seiten, versteht es auch, in die große
Wahrheit Einblick zu gewähren, aber seine Phantasie trägt ihn weit hinaus über
die Grenzen historischer Glaubwürdigkeit. Seine Werke kann man in die gleichen
Rhapsodien eines St. Yves d’Alveidre einreihen. Fabre d’Olivier, den Schuré oft
zitiert, litt ebenfalls unter übertriebener Vorstellung auf Kosten
geschichtlicher Wahrheit.
Sie
fragen nach den Druiden. Die Druiden waren die Freimaurer des grauen Altertums.
Die authentische Mitteilung über diese erhabene Lehre, die wir bei den
griechischen Klassikern finden, wird mehr und mehr evident, wenn wir uns
gründlich mit den ältesten Epochen befassen, mit anderen Worten, je älter die
Aussagen, um so näher der Wahrheit. An der Spitze der Druiden stand eine Frau,
sie trug den Titel ”Mutter der Druiden“.
Die
Mitteilung von Schuré über Râma, den Held der indischen epischen Dichtung des
Râmâyana, ist völlig widersprüchlich. Râma war ein reiner Eingeborener des
alten Âryâvarta; er war der König von Ayodhyâ und hat Indien niemals verlassen.
Lange vor Râma kamen über Afghanistan aus den Steppen Zentralasiens die
Indo-Arier und ließen sich in den Tälern Indiens nieder. So war Râma kein
Druide und hatte auch nicht die geringste Beziehung zu den Kelten.
Ebenfalls
unrichtig ist die Behauptung, daß Krishna den Brahmanismus bejahte. Alle Großen
Lehrer gehörten der Kshatriya-Kaste an, die im Altertum als die höchste galt.
Es gibt viele Überlieferungen, nach denen die Brahminen von den Kshatriyas
lernten und nicht umgekehrt. Erst mit dem Verfall des hohen und heroischen
Geistes der Völker, die das alte Âryâvarta bewohnten, rissen die Brahminen die
Macht an sich. Diese Aneignung der Vorherrschaft war und ist für Indien sehr
schmerzlich.
Darüber
hinaus war Krishna von königlicher Geburt, er war selbst ein König und seine
ganze Lehre ist von edlem, mutigem Geist erfüllt, die sogar in der Form eines
sehr schönen Poems gipfelt, gewidmet der großen Schlacht auf dem Schlachtfeld
Kuruskhetra. Alle Legenden über Krishna den Kuhhirten, der in Gesellschaft von
Kuhhirten und Milchmädchen seine Zeit mit Tanz und Flötenspiel zubrachte, sind
eine spätere Entwicklung der Volksphantasie, die unter den Drawidenstämmen
ihren Ursprung nahm. Die Drawiden gehören der vierten Rasse an, und in der
heiligen Lehre gibt es Hinweise, daß die Basken Abkömmlinge nach Europa
ausgewanderter Drawiden sind. Auch die Zigeuner können Indien als ihre Heimat
ansehen, von wo sie vertrieben wurden.
Râma,
der Arier, kämpfte mit den Nachkommen der Atlantier von der Insel Lanka, und
seine Verbündeten waren die kriegerischen Drawidenstämme, unter denen sich eine
strenge Verehrung der Affen breitmachte. Diese Verehrung war ein Relikt des
alten Wissens über die Abstammung des anthropomorphen Affen vom Menschen. So
war dieses Wissen in Volkslegenden mit Phantasie verwoben, und Hanuman, der
Führer der Drawiden, nahm das Äußere eines Affen an.
Die
Bücher von Schuré können viele Bewußtseine stimulieren, aber man muß die nötige
Unterscheidungskraft aufbringen und die Ausschmückungen durch menschliche
Phantasie, die an die Schönheit der Wirklichkeit nicht heranreichen,
eliminieren. Auch Moses war kein Ägypter, sondern Jude; er konnte der Frau gegenüber
nicht feindlich eingestellt sein, denn er war ein Eingeweihter. Nehmen Sie Ihre
Aussprüche über Pythagoras in Ihr Buch mit hinein.
Ihrer
Behauptung, daß die hohe Lebenskenntnis von dem männlichen Prinzip ausging,
pflichte ich jedoch nicht bei. Die Lebenstragödie berührt die Frau mehr als den
Mann, und wir wissen, daß das Leid ein großer Lehrmeister ist. Verniedlichen
wir auch die Fähigkeiten und Talente der Frau nicht. Man ermögliche ihr eine
gründliche Bildung und lasse sie am Lebensaufbau teilhaben, und sie wird dem
”stärkeren“ Geschlecht in keiner Weise nachstehen. Der Definition eines
bestimmten Denkers gemäß besteht Genius zu einem Drittel aus Fähigkeit und zu
zwei Dritteln aus harter und systematischer Arbeit. Die Wunder eines Genius
sind größtenteils die Wunder der Arbeit, aber was in den Augen gewöhnlicher
Menschen harte Arbeit ist, bedeutet für den Genius Freude! Wo immer die
Bedingungen für solche Arbeit günstig waren, blieb die Frau im Vergleich zum
stärkeren Geschlecht in ihren Errungenschaften nicht zurück. Und jetzt haben
außenstehende Wissenschaftler entschieden festgestellt, daß es keinen Beweis
dafür gibt, daß sie, in welchen intellektuellen Fähigkeiten auch immer, hinter
denen des Mannes zurückstände. Logisch gesprochen, muß es so sein, denn der
Geist ist geschlechtlos, das Geschlecht gehört in den Bereich der Formen. Daher
ist jedwede Herabsetzung des einen Geschlechts ein Zeichen von Unwissenheit.
Allen jenen Spöttern wollen wir die Antwort Buddhas an eine seiner Schülerinnen
entgegenhalten. Sie fragte den Gesegneten, wie sie in dem beschränkten Geist
einer Frau den Zustand Nirwana erreichen könnte, der für den Weisen schwer zu
erreichen wäre. Er antwortete: ”Wenn das Herz ruhig ist, wenn das Bewußtsein
sich entfaltet, dann wird Wahrheit verspürt. Doch wenn jemand denkt, ich bin
eine Frau oder ich bin ein Mann, oder ich bin dies oder jenes, dann wird er
Mara anheimfallen. Die Tore der Unsterblichkeit stehen allen Wesen offen. Wer
Ohren hat, möge sich nähern, laßt ihn der Lehre lauschen und Glauben haben.”
Der
weibliche Organismus ist an sich eine Synthese, und so besitzt die Frau alle
kosmischen Energien sowie schöpferische Energie in höherem Maße. Es ist daher
unrichtig, zu meinen, daß der Frau die selbständige schöpferische Kraft
ermangele; für die Entwicklung aller Fähigkeiten sind jedoch ständige Praxis
sowie geeignete Umstände vonnöten. Übrigens sind Flüge zu den fernen Welten das
Hoheitsrecht der Frau. Vielleicht haben deshalb gegenwärtig so viele Frauen
Interesse an der Luftfahrt.
Auf
allen Wissensgebieten: in der Kunst, in der Sozialarbeit, in Regierungen hat
die Frau bewiesen, daß sie imstande ist, den höchsten Rang zu erklimmen, wenn
die Umstände günstig waren. Unter den von Ihnen genannten Frauen müßte auch das
mathematische Genie Sophie Kowalewsky, deren Bildnis mir sehr nahesteht, mit
einbezogen werden. Die Pariser Akademie ehrte sie mit dem Prix Bordin in einem
Wettbewerb, an dem alle bedeutenden Mathematiker teilnahmen. Die ihr gestellte
Aufgabe war: ”In einem wichtigen Punkt die Bewegungstheorie eines dichten
Körpers um einen unbeweglichen Punkt zu vervollkommnen.”
Dieselbe
Aufgabe ist von der Berliner Akademie sechs Jahre lang vorgelegt worden, doch
ohne ein Ergebnis zu zeitigen. Die Lösung von Mme. Kowalewsky war so
beachtlich, daß als Anerkennung außergewöhnlicher Verdienste für die
Wissenschaft der Wert des Preises verdoppelt wurde. Sophie Kowalewsky starb
1891 im Alter von 41 Jahren auf dem Gipfel ihres Ruhmes. Auch in ihrem eigenen
Lande – Rußland – wurde ihr durch die Wahl zum Mitglied der St. Petersburger
Akademie der Wissenschaften Anerkennung gezollt. Vergessen wir nicht, welche
Schwierigkeiten sie in diesem Zusammenhang zu überwinden hatte. Zu jener Zeit
waren die öffentlichen Vorlesungen an Universitäten für Frauen noch nicht
zugänglich, was Sophie Kowalewsky bewog, nach Heidelberg zu gehen und unter den
lokalen mathematischen Berühmtheiten privat zu studieren. 1874 verlieh ihr die
Universität in Göttingen den Doktorgrad in absentia als Anerkennung für ihre
drei eingesandten Dissertationen; eine davon – über die Theorie der
Teil-Differentialgleichungen – gilt als eine ihrer bedeutendsten Arbeiten. Die
Kowalewsky war nicht nur eine überragende Mathematikerin, sondern sie betätigte
sich auch schriftstellerisch. Ihre Romane: <>”Die Nihilistin Vera
Vorontzoff”, ”Die Schwestern Rajevski” sowie ihre Autobiographie (leider
unvollendet) zeugen von ihrer großen literarischen Begabung.
Vergessen
wir auch einen anderen Genius nicht – H. P. Blavatsky, die noch immer nicht
anerkannt wird. Auch Marie Sklodowska Curie, deren Tochter (Irene Joliot-Curie,
1897–1956) die Forschungen ihrer Mutter fortsetzte und bemerkenswerte
Ergebnisse erzielte. Und die vielen anderen begabten Frauen –
Schauspielerinnen, Malerinnen, Dichterinnen aller Nationalitäten! So viele
weise Führer, Krieger und große Heilige gibt es unter den Frauen! Das Bildnis
der Heiligen Therese aus Spanien gleicht in vielem dem des Heiligen Franz von
Assisi. Denken wir auch an die Zeit in der Antike, in der es, dessenungeachtet,
daß männlicher Egoismus die Errungenschaften der Frauen immer zu unterdrücken
suchte, immer einige erleuchtete Gemüter gab, sie sich dieser schmachvollen
Schwäche nicht fügten. Auch an das verleugnete Bildnis der Aspasia sollte man
erinnern. Sokrates pflegte sie als seine Lehrerin zu bezeichnen, und der große
Plato gedachte ihrer ehrerbietig in seinen Schriften. Auch die ägyptische
Königin Hatschepsut überragte durch ihre vielen nützlichen Reformen viele
Pharaone. Und sie war es, die dem durch seine weise Regentschaft später
siegreichen Tethmosis III. den Weg bahnte.
Der
Heiligen Lehre gemäß begann der Niedergang der Menschheit mit der Erniedrigung
des weiblichen Prinzips. Daher muß die Frau mit Beginn der Epoche der MUTTER
DER WELT erkennen, daß sie alle Kräfte in sich birgt, die durch Zeitalter
währende Hypnose ihrer willkürlichen Unterjochung und geistigen Unterlegenheit
abzustreifen und sich eine vielseitige Bildung anzueignen, um gemeinsam mit dem
Mann eine neue und bessere Welt zu schaffen. Fürwahr, es ist unerläßlich, daß
die Frau selbst die unwürdige und äußerst unwissende Behauptung über ihre
passive Empfänglichkeit und somit Unfähigkeit, selbständig zu schaffen,
widerlegt. Im gesamten Kosmos gibt es kein passives Element. In der Kette der
Schöpfung ist jede Erscheinung zweckentsprechend relativ passiv oder aktiv –
gebend oder empfangend. Der Kosmos bestätigt die Größe des schöpferischen
Prinzips der Frau. Die Frau ist die Verkörperung der Natur, und nicht der Mensch
lehrt die Natur, sondern die Natur lehrt den Menschen. So mögen alle Frauen die
Erhabenheit ihres Ursprungs erkennen und nach Wissen bestrebt sein. Wo Wissen
ist, da gibt es Macht. Alte Legenden schrieben der Frau die Rolle der Hüterin
heiligen Wissens zu. Möge sie daher auch jetzt an ihre geschmähte Stammutter
EVA denken und wieder der Stimme der Eingebung lauschen, nicht nur um den Apfel
zu pflücken, sondern sie möge so viele Bäume wie möglich pflanzen, die diese
Früchte der Erkenntnis von Gut und Böse tragen. Und wie sie früher ADAM seiner
stumpfen, sinnlosen Seligkeit entledigte, so möge sie ihn jetzt zur weiteren
Schau bewegen und in die majestätische Schlacht mit dem Chaos der Unwissenheit
für ihre göttlichen Rechte führen.
Ich
beschließe diesen Brief und möchte noch hinzufügen, daß die Frauen ohne
Verzögerung damit beginnen müssen, sich auf allen Gebieten zu vervollkommnen,
was mit einer flüchtigen Bemerkung nicht abgetan ist. Vor allem wir Frauen
haben soviel auszuhalten. Wollen wir darum vor allem Sinn für eigene Würde
entwickeln und uns mutig auf eigene Kraft und eigenes Wissen stützen, um für
den großen Aufbau des Allgemeinwohls einzutreten und dafür die Verantwortung zu
übernehmen.
16.
August 1937
So oft wir an unsere Vergangenheit denken, fühlen wir uns beschämt und traurig, weil uns die täglichen Sorgen des Lebens bedrückten und wir sie als unangenehm empfanden. Auf dem erwählten Pfad sollten unsere Herzen so gefestigt sein, daß uns Schwankungen in unserer Umgebung nicht aus der Fassung bringen können. Das bedeutet allerdings nicht, gleichgültig zu werden, sondern den Brennpunkt unser